WIRTSCHAFT 11

WIESBADEN IV

AUS ALLER WELT &blt;&blt;

SPORTRUNDSCHAU 15

KULTUR-TESTSEITE VI

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WIRTSCHAFT 12

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

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MAIN-KINZIG-KREIS II

FEUILLETON 10

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

KULTURSPIEGEL 31

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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 9. Oktober in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

WI-Mitte WI-Süd

SO2 0,02 (0,01) 0,02 (0,01) NO2 0,05 (0,04) 0,06 (0,05) Staub 0,04 (0,02) 0,05 (0,02) CO 0,8 (0,8 1,1 (0,8) - = kein Meßwert bekannt xx = Schadstoff wird dort nicht gemessen

(in Klammern Wert vom Vortag)

* Erklärung im Lokalteil Frankfurt

Hier veröffentlichen wir täglich, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im Stadtgebiet gemessen.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid, CO für Kohlenmonoxid. Diese Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben. SO2 und NO2 sind wesentlich am "sauren Regen" beteiligt. Staub ist nicht nur wegen verschiedener allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können viele weitere Schadstoffe wie Schwermetalle, aber auch Dioxine anhaften.

Die Grenzwerte betragen laut Smogverordnung in der Vorwarnstufe für SO2 0, 60 Milligramm je Kubikmeter (mg/m3), bei CO 30 mg und bei NO2 0, 60 mg.

In der ersten Alarmstufe: 1, 20 mg für SO2, 45 mg für CO und ein Milligramm für NO2. In der zweiten Alarmstufe: für SO2 1, 80 mg, für CO 60 mg und für NO2 1, 40 mg. Der Grenzwert für Staub beträgt 0,45 Milligramm nach einer Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).

(Alle Angaben ohne Gewähr)

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V

Proben + Treffen

Arbeiterwohlfahrt Oberrad: Die Mitglieder der Tanz- und Gymnastikgruppe des Ortsvereins treffen sich zur Übungsstunde jeden Donnerstag (19 bis 20 Uhr) in der Wiener Straße 128. Kontakt: Minni Bigall, Tel. 65 51 51. spt

Athletik-Sport-Vereinigung 1886 Süd: Das Training ist jeden Donnerstag, 19.30 Uhr (Jugendliche ab 18 Uhr), und montags zu den gleichen Zeiten in der Freiherr-vom-Stein-Schule in Sachsenhausen. Weitere Auskunft gibt Manfred Müller (Tel. 61 97 73). spt

Bürgerverein Oberrad: Zum gemütlichen Beisammensein treffen sich die Mitglieder jeden ersten Montag im Monat (ab 19 Uhr) im Cave De-Neuville, De-Neuvillestraße 40. spt

Carneval-Club "Blau-Rot" Niederrad: Die Mitglieder der "Knüller-Girls" proben mittwochs, 19 Uhr (20 Uhr die Show-Tanzgruppe), im Vereinsheim, Schwanheimer Straße 102. spt

DJK Sport-Club Süd: Die Mitglieder der Tanzsportabteilung proben jeden Montag ab 19 Uhr im großen Pfarrsaal der St.-Bonifatius-Kirche in Sachsenhausen, Holbeinstraße 70. Auskunft über alle Angebote der Abteilung geben Günter Dillenburger (Tel. 62 36 52) sowie Roman Rademacher (Tel. 62 94 08). spt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23). Auskunft kann jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). spt

DRK-Ortsvereinigung Niederrad: Die Ortsvereinigung bietet Gymnastikstunden jeden Dienstag von 16 bis 17 Uhr. Nähere Auskunft gibt es unter Tel. 67 25 37. spt

DRK-Ortsvereinigung in Schwanheim-Goldstein: Zum Bereitschaftsabend treffen sich die Mitglieder donnerstags ab 20 Uhr im DRK-Haus, Alt-Schwanheim 15. An einer ehrenamtlichen Mitarbeit interessierte Schwanheimer und Goldsteiner erfahren Näheres vom Vorsitzenden Willi Schmidt über Tel. 6 66 18 42. spt

Erstes Fanfarencorps Niederrad: Die Spielleute treffen sich zur Probe jeden Donnerstag und jeden Montag, 19.30 Uhr (Anfänger ab 18 Uhr), im Vereinsraum, Goldsteinstraße 33. spt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69, in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Informationen gibt Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. spt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). npt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. spt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). spt

Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad: Die Mitglieder der Frauenabteilung des Vereins treffen sich zur Gymnastik mittwochs, ab 19 Uhr, im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a. spt

Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus: Mitgliedertreffen sind jeden Mittwoch, 20 Uhr (Jugend 17 Uhr), und jeden Samstag, ab 19.30 Uhr (Jugend 17 Uhr), im Vereinshaus am Oberforsthaus. spt

Freiwillige Feuerwehr Oberrad: Die Wehr sucht noch Frauen und Männer (ab 17 Jahren) für den ehrenamtlichen Dienst in der Einsatzabteilung. Unterricht und Übungen sind alle 14 Tage donnerstags im Gerätehaus in der Offenbacher Landstraße 339. Die Jugendfeuerwehr nimmt Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren auf. Die Jugend trifft sich im Gerätehaus jeden Samstag, 15 Uhr. spt

Gesangverein Liederkranz Schwanheim: Der gemischte Chor probt jeden Donnerstag, 20 Uhr, in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. Die Sängerinnen und Sänger bereiten sich unter anderem auf kommende Gastspiele vor. Weiter Auskunft zur Vereinstätigkeit gibt Norbert Müller (Tel. 35 87 45). spt

Gesangverein Sängerlust Schwanheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven dienstags, 19.30 Uhr, in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. spt

Gesangverein Teutonia 1921 Schwanheim: Chorprobe ist jeden Montag (18.45 Uhr) in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. spt

Gesangverein Vielharmonie in Sachsenhausen: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven donnerstags, 20 Uhr, in der Carl-Schurz-Schule (Eingang Schneckenhofstraße). spt

Goldsteinchor "Freundschaft": Der gemischte Chor probt regelmäßig montags, 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein. Aufgenommen werden am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer. Kontakt zum Chor: Manfred Kleiber, (Tel. 38 29 29). spt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg", Glauburgstraße 80. spt

Karnevalverein "Die Schnaken" Sachsenhausen: Die Mitglieder der Tanzgarden trainieren jeden Montag (ab 17 Uhr die kleine Garde, ab 19 Uhr große Garde) in der Bergiusschule am Frankensteiner Platz. Weitere Informationen zum Vereinsgeschehen gibt die Geschäftsstelle unter Tel. 58 12 59. spt

Karnevalgesellschaft Wespen Oberrad: Die Tanzgarde des Vereins trainiert jeden Freitag (17 bis 21 Uhr) und jeden Dienstag (17 bis 20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a (am Buchrainplatz). spt

Karnevalgesellschaft Wespen Oberrad: Vereinsabend ist jeden zweiten Dienstag im Monat (20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357a (Clubraum 2). Am gleichen Ort tagt der gesamte Vorstand jeden ersten Dienstag im Monat (20 Uhr). spt

Karnevalverein "Goldsteiner Schlippcher": Der Vereinstreff ist jeden Dienstag ab 20 Uhr im Bürgerhaus Goldstein. Die Mini-, Midi- und Maxigarde proben dienstags und donnerstags (ab 17 Uhr) ebenfalls im Bürgerhaus. spt

Kleintierzuchtverein Goldstein: Zum Vereinsabend treffen sich die Mitglieder jeden zweiten Freitag im Monat (ab 20 Uhr) im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. spt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Joga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann (Tel. 39 17 78). spt

Laienspielgruppe Oberrad: Die Mitglieder der Laienspielgruppe treffen sich zur Probe jeden Samstag im Jugendkeller der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde (ab 14 Uhr die Jüngsten, ab 15 Uhr die größeren Kinder). Jeden Freitag (18 Uhr) sind weitere Proben und Basteln für Kinder und Jugendliche (ab 19.30 Uhr auch für Erwachsene) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a (Raum 1). Weitere Auskünfte zu allen Tätigkeiten der Laienspielgruppe gibt Marlies Rosenfelder (Tel. 65 21 70). spt

Musikzug "Blau-Gold" Schwanheim: Die Spielleute treffen sich zur Probe jeden Montag (20 bis 22 Uhr) im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2 (Bunker). Auskunft zur Ausbildung von Anfängern und Fortgeschrittenen gibt Sigmund Henrich unter Tel. 35 98 27. spt

Musikzug "Blau-Gold" Schwanheim: Der Verein nimmt noch Mädchen und Jungen in die Tanzgarden auf (Alter vier bis 20 Jahre). Die Ausbildung im Gardetanzsport erfolgt durch qualifizierte Trainerinnen. Geprobt wird jeden Dienstag (19 bis 22 Uhr) und Mittwoch (16 bis 22 Uhr) im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2a. Alle Kontakte über die Jugendwartin Margit Machka (Tel. 30 74 19). spt

Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim in der Gelnhäuser Straße 2. spt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurter: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). spt

Sachsenhäuser Akkordeonorchester: die Aktiven proben jeden Donnerstag, um 20.15 Uhr (2. Orchester ab 18.30 Uhr), in der Freiherr-vom Stein-Schule (Eingang Kaulbachstraße). spt

Sachsenhäuser Bergspatzen: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz (Klubraum). Am Mitsingen Interessierte können an der Probe teilnehmen. spt

Schützengesellschaft "Oberst Schiel" Niederrad: Die Aktiven treffen sich zum Training und Protokollschießen in den Disziplinen Luftgewehr, Luftpistole und Zimmerstutzen jeden Dienstag und Freitag (jeweils ab 19 Uhr), im Vereinszentrum, Golfstraße 17. Auskunft über alle Vereinsangebote gibt Alfred Solz über Tel. 67 23 85 und Tel. 28 41 90). spt

Singkreis "Frohsinn" Oberrad: Der Chor probt jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a. Kontakt über Christa Giar, Tel. 65 55 59. spt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. spt

Tanzsportkreis Goldstein: Die Aktiven treffen sich zur Übungsstunde jeden Montag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein. Geprobt werden Folkoretänze und lateinamerikanische Tänze sowie Standardtänze. spt

Turngemeinde Schwanheim: Der Verein bietet "Sport für jedermann"; montags von 20 bis 22 Uhr in der August-Gräser-Schule, Gerolsteiner Straße 2. spt

Turn- und Sportgemeinde Oberrad: Der Klub veranstaltet montags, mittwochs und freitags (jeweils 19 Uhr) "Lauftreffs für jedermann". Gelaufen wird in Leistungsgruppen vom Anfänger bis zum "Profi". Die Teilnehmer treffen sich am Parkplatz des Oberräder Waldfriedhofs (Buchrainstraße / Ecke Burgenlandweg). Auskunft über die Tätigkeiten des Vereins gibt Rolf Scondo unter Tel. 65 69 51. spt

Turn- und Sportvereinigung 1857 Sachsenhausen: Der Verein bietet Gymnastik für Frauen und Männer. Auskunft gibt Brigitte Schmidt, Tel. 61 88 61. sd/36

Verein der Briefmarkenfreunde Goldstein: Tauschtag des Vereins (Briefmarken und Münzen aus aller Welt) ist jeden zweiten Sonntag im Monat (9 bis 13 Uhr) im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. spt

Vogelfreunde 1962 Goldstein: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder jeden ersten Freitag im Monat, 20 Uhr, im Bürgerhaus, Goldsteinstraße 314. spt

Frankfurter Rundschau

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WIRTSCHAFT 10

Der australische "Gänsefuß" hat Frankfurt erobert Das Senckenberg-Institut forschte im Auftrag der Stadt und erstellte auf 877 Seiten eine Biotopkartierung

FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut.

Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können.

Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.

Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.

Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden.

So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden. Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten.

Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.

Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen. Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau-Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.

Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia

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Leitung: Birgit Buchner,

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine

redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion

behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

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SPORTRUNDSCHAU 14

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

MAIN-KINZIG-KREIS VI

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MRHEIN-MAIN 9

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IX

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II

HOCHTAUNUSKREIS

HOCHTAUNUS V

HOCHTAUNUS VII

Notdienste

MAIN-TAUNUS-KREIS

Ärzte Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztl. Wochenend- u. Feiertagsdienst: Auskunft bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Tierärzte Sa., So.: Jörg Sossenheimer, Hauptstraße 76,6239 Eppstein 2, Tel. 0 61 98 / 3 38 29; Verena Kunz, Rosengasse 6, 6236 Eschborn,Tel. 0 61 96/ 4 35 31. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Linden-Apotheke, Bahnstraße 2, 6231 Schwalbach, Tel. 10 93;

Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24,Tel. 0 61 90 / 36 51.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Herrnberg- Apotheke, Kapellenstraße, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 24 63.

So.: Paracelsus-Apotheke, Frankfurter Str. 1, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 33 77.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Brunnen-Apotheke, Fischbach, Kelkheimer Str. 10, Tel. 6 15 86; Brunnen-Apotheke, Liederbach, Alt-Oberliederbach 35, Tel. 30 20 16.

Hofheim, Kriftel. Sa.: Bonifacius-Apotheke, Kriftel, Taunusstraße 52, Tel. 0 61 92 / 2 49 40.

So.: Burg-Apotheke, Hofheim, Hauptstraße 49, Tel. 0 61 92 / 55 27.

Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.: Aubach-Apotheke, August-Ruf-Straße 18a, WI-Auringen, Tel. 0 61 27 / 65 60.

So.: Theißtal-Apotheke, Bahnhofstr. 25, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 23 79.

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Notdienste

Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstraße 42, Tel. 31 89 31. Ärzte Der ärztliche Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, ist unter der Sammel-Nummer 1 92 92 erreichbar.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265. Zahnärzte Erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71.

Tierärzte Sa., So.: Dr. Dichmann, Am Burghof 39a, Bonames,Tel. 50 58 93, priv. Tel. 0 61 01 / 4 17 45. Apotheken Sa.: Behring-Apotheke, Ffm.-Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; So.: Alexander-Apotheke, Ffm.-Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Eulen-Apotheke, Ffm.-Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

- ohne Gewähr -

Notdienste in Wiesbaden

Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Telefon 0 61 31 / 23 24 66.

Apotheken

Sa.: Brunnen-Apotheke, Bleichstr.26 (linke Seite), Tel. 30 21 31; Fortuna-Apotheke (Schierstein), Reichsapfelstr. 7,Tel. 2 23 23; Humboldt-Apotheke, Frankfurter Str. 7/Ecke Rheinstr., Tel. 30 72 80.

So.: Bären-Apotheke, Oranienstr. 50/Ecke M.-Claudius-Str.Tel. 30 52 22; Hubertus-Apotheke (Sonnenberg), Danziger Str. 48, Tel. 54 05 91; Germania-Apotheke, Rüdesheimer Str. 23, Tel. 44 48 38.

Augenärzte Dr. U. Häfner-Junior, Rheinstraße 45, Praxis: Tel. 30 53 18.

Doris Bachmann-Medick Kultur als Text Zur Diskussion um "Writing Culture" in der Ethnologie

"Wir kochten alle Köpfe und trockneten das Fleisch, um es dann nach Hause zu tragen." Dies ist das Ende der Geschichte einer Kopfjagd, wie sie von den Ilongot-Kopfjägern auf den Philippinen erzählt wird - aber erst der Anfang der ethnographischen Versuche, die fremde Kultur vom heimischen Schreibtisch aus als Bedeutungszusammenhang zu vermitteln. Zwischen den Geschichten der Kulturen selbst und den Texten ihrer wissenschaftlich-narrativen Darstellung spannt sich der weite Problemhorizont der "Writing Culture".

"Writing Culture" - dies ist nicht nur eine Formel für die neuesten Ansätze der Ethnographie, das Be-Schreiben fremder Kulturen auf seine unausgesprochenen Machtverhältnisse und Darstellungsstrategien hin selbstkritisch zu überdenken. "Writing Culture" ist vielmehr der Brennpunkt einen ganzen Diskurses der "Humanities", wie er sich bereits seit 20 Jahren vor allem in den USA entwickelt hat.

Nicht zuletzt die Rezeption der Frankfurter Schule und ihrer Positivismuskritik hat hier einen "cultural criticism" befördert, der die Human- und Sozialwissenschaften viel energischer als hierzulande auf das gemeinsame Projekt der Untersuchung von Kulturen, der fremden wie der eigenen, zusammengeführt hat. Heute nun steht man vor einem facettenhaften Diskurs - oder vielmehr mitten darin. Doch bei allem "postmodernen" Eklektizismus sind die Perspektiven der Ethnologie, Ethnographie bzw. Kulturanthropologie richtungsweisend für eine disziplinenübergreifende kulturwissenschaftliche Grundlegung dieses Diskurses.

Mit ihrer Einsicht in narrative und literarische Strukturen der ethnographischen Texte selbst hat die Ethnologie einen "literary turn" vollzogen. Doch nicht die "postmoderne" Beschwörungsformel von der unausweichlichen Teilhabe am universellen und intertextuellen Code der écriture ist ihr Hauptargument, sondern ein gezieltes "genre mixing".

Wenn philosophische Untersuchungen im Gewand von literarischen Essays erscheinen, wenn empirisch-wissenschaftliche Abhandlungen wie Schöne Literatur, Bekenntnisse oder Reiseberichte aussehen, ja wenn Ethnographien als Romane auftreten und umgekehrt, dann kommt stets eine Denkweise ins Spiel, welche die wissenschaftliche Erklärung über Analogien und Metaphern (Drama-, Spiel-, Textmetapher) vermittelt.

"Kultur als Text" ist die grundlegende hermeneutische Ausgangsmetapher für die Entwicklung der "Writing Culture"-Debatte. Mit ihr hat sich die interpretative Kulturanthropologie bereits in den 60er und 70er Jahren gegen die szientistische Ausrichtung der Ethnologie herausgebildet, gegen ihre Blickverengung auf linguistische Strukturen, behavioristische Verhaltensbeobachtung und strukturfunktionalistische Gesetzmäßigkeiten.

Mit einem entscheidenden Paradigmenwechsel wurde die Hermeneutik von der Kulturanthropologie entdeckt, zugleich jedoch weiterentwickelt. Denn die Konfrontation mit fremden Kulturen erzwingt die Frage: "Was wird aus dem Verstehen, wenn das Einfühlen entfällt?" Clifford Geertz, ein Vorreiter der interpretativen Kulturanthropologie, antwortet in seinem bereits klassischen Essay über den balinesischen Hahnenkampf: Das Verstehen kultureller Bedeutungen hat immer am Deuten gesellschaftlicher Ausdrucksformen anzusetzen, an Kunst, Literatur, Theater, Ritualen und Festen. Solche expressiven sozialen Praktiken haben für die Angehörigen einer Kultur selbst den Status eines "metasozialen Kommentars". Seien es Hahnenkämpfe oder Streichquartette, Stilleben oder Trauerspiele - hier werden die kulturellen Codes, Stereotypen und Leitbilder, Beziehungsmuster, soziale Unterscheidungen, aber auch die kulturspezifischen Vorstellungen von der Person "ablesbar", und zwar während sie öffentlich ausgebildet und als kulturelle Selbstauslegungen geradezu "vertextet" werden.

Da die interpretative Kulturanthropologie aus den "kulturellen Texten" das symbolische Bedeutungsgefüge einer gesamten Gesellschaft zu erschließen versucht, verliert sie allerdings die Dynamik des Bedeutungswandels sowie die Prozeßhaftigkeit sozialer Konflikte und Veränderungen leicht aus dem Blick. Erst Victor Turner leistet eine komparatistische Analyse des Verlaufsprozesses kultureller Darstellungen. Er untersucht gesellschaftliche Konflikte als "soziale Dramen" unter dem Aspekt ihrer textuell-narrativen Eröffnungs-, Übergangs- und Endphasen. Vor allem wirft er neues Licht auf die typische Verlaufsstruktur von Übergangsritualen (zum Beispiel Adoleszenz, Statusänderung, Stellenwechsel).

Entscheidend für Entstehung und Veränderung kultureller Symbolisierung ist die mittlere Phase eines Übergangsrituals in allen Kulturen, auch in komplexen Industriegesellschaften: die Schwelle, "an der die Vergangenheit für kurze Zeit negiert, aufgehoben oder beseitigt ist, die Zukunft aber noch nicht begonnen hat - ein Augenblick reiner Potentialität". Ein solch irritierender, "liminaler" Grenz- und Zwischenzustand - so Turner - bietet den Hauptspielraum für kulturelle Innovation.

Turners letzte Versuche (vor seinem Tod 1983), durch "performative Ethnographie" die Rituale fremder Gesellschaften regelrecht nachzuspielen, stellten "alternative", antihierarchische Experimente in der Darstellung fremder Kulturen praktisch "auf die Probe", noch bevor die jüngsten Ansätze der "Writing Culture"- Debatte das Problem der Darstellung von Kulturen theoretisch entfalten.

Diese Ansätze erweitern die Auffassung von Kultur als Text zur Einsicht in die "Writing Culture" der ethnographischen Texte selbst. Bereits die hermeneutische Kulturanthropologie à la Geertz und Turner befördert eine Dekonstruktion des ethnographischen Realismus, der bis dahin für alle klassischen und nachfolgenden Feldforschungen und Ethnographien maßgeblich war. So stellt Geertz in seinem jüngsten Buch Die künstlichen Wilden das Paradigma der teilnehmenden Beobachtung in Frage. Vielmehr gehe es um "teilnehmende Beschreibung", das heißt um das Problem, "den Prozeß der Forschung im Produkt der Forschung zu repräsentieren". Zerstört wird damit der Mythos von der Überzeugungskraft bloßer Beobachtungsdaten für den Eindruck von Authentizität.

Das neue Problembewußtsein rückt in den Blick, daß Ethnographien meist vorgeben, eine durch Feldforschung autorisierte Repräsentation einer fremden Kultur zu sein. In Wirklichkeit jedoch sind sie durchaus künstliche, das heißt mit literarischen Kunstmitteln hergestellte Konstrukte - zudem Glieder einer Kette intertextueller Vorprägungen und Vermittlungen. Geertz bestätigt dies in seiner Neuentdeckung der ethnographischen Klassiker als Schriftsteller, als fiktionalisierende Strategen der Kulturdarstellung - von der Augenzeugen-Ethnologie Malinowskis über die Laterna- magica-Ethnologie Evans-Pritchards bis hin zu den "symbolistischen" Texten von Lévi-Strauss in der Tradition von Baudelaire, Mallarmé und Rimbaud.

Über Geertz' und Turners interpretative Anthropologie hinaus ist jedoch erst die radikale Selbstreflexion der "Writing Culture" in der Lage, das Problem der ethnographischen Fiktionalität so zu reflektieren, daß damit das Problem der Autorität ethnographischer Darstellungen unweigerlich mitreflektiert werden muß. Genau dies haben sich die sogenannten "Metaethnographen" (James Clifford, Vincent Crapanzano, George Marcus, Michael Fischer, Stephen Tyler) zur Hauptaufgabe gemacht. Die von der Feldforschung unterstellte und in der ethnographischen Monographie beschworene Authentizität wird ganz und gar fraglich. Man beginnt vielmehr, sich ethnographische Texte als Texte anzusehen, statt durch sie hindurchzusehen auf eine vermeintlich textfreie Wirklichkeit.

Die Infragestellung der ethnographischen Autorität verdeutlicht die vielbeschworene Krise der Repräsentation, wie sie für die Humanwissenschaften gegenwärtig behauptet wird. Nach Meinung Stephen Tylers, eines ausgesprochenen Protagonisten postmoderner Ethnologie, ist durch Entkolonisierung die moralische Legitimationsbasis der ethnographischen Repräsentation erschüttert und diese als Form eines imperialistischen Herrschaftsdiskurses diskreditiert worden. Die Einbindung der Ethnographie in das globale Netz multikultureller Beziehungen und die gleichzeitigen Auflösungs- und Angleichungserscheinungen traditioneller Gesellschaften lassen die Dichotomien von Selbst und Anderen, Eigenem und Fremdem, Wilden und Zivilisierten auseinanderbrechen. Kultur ist für die Vertreter der "Writing Culture" keine empirische Wirklichkeit, die sich durch Beobachtung dekodieren ließe, sondern eine vielschichtige Konfiguration von Diskursen: Fiktion, Erfindung und die Wiederholung des immer schon Gesagten in einem Geflecht von Machtbeziehungen. Eine Reaktion darauf ist die Experimentierfreudigkeit des ethnographischen Schreibens selbst: das offene Bekenntnis zur Fiktion wird zum Leitprinzip neuer - wenn auch zumeist vager - Vorstellungen von veränderten Formen der Darstellung anderer Kulturen. Die Tendenz der experimentellen Anthropologie, sich dabei in Metareflexionen zu verselbständigen, stößt durchaus auf Kritik aus den eigenen Reihen. Ein Hauptkritiker, Edward Said, hat in seinem Buch Orientalism die abendländische "Erfindung" des Orients aufgrund hegemonialer Machtbeziehungen durchsichtig gemacht. Das Orientalismusproblem öffnet geradezu die Augen für die Krise der Ethnologie: deren Einbindung in hierarchische Diskurse, die eine unbefangene postkoloniale Feldforschung unmöglich macht. Jedoch: Eine Lösung des Dilemmas - so Said - liegt keineswegs darin, daß man die Flucht in textuell-rhetorische Selbst-Dekonstruktion antritt. Eine Verstärkung der historischen und dialogischen Perspektive könnte verhindern, daß sich die "politics of textuality" in eine unpolitische Rückzugsposition manövrieren.

Entsprechende kulturkritische Akzente setzt zum Beispiel der "dialogical turn" (Kevin Dwyer, Vincent Crapanzano) innerhalb der experimentellen Ethnologie. Er löst die Starrheit des Textmodells auf, indem er die Subjektivität des "Anderen" zum Sprechen bringt. Durch eine Gesprächsbeziehung zwischen dem eingeborenen Informanten und dem ethnologischen "Protokollanten" scheint die Interpretationsgewalt des Ethnologen relativiert zu werden: eine Utopie zwar angesichts realer Ungleichheit, dennoch eine Herausforderung, sich der Mehrstimmigkeit in der Begegnung zwischen verschiedenen Kulturen auszusetzen.

In Anlehnung an Bakhtins Modell des polyphonen Romans werden hier die vielschichtigen eigenen Stimmen einer Kultur betont, die sich gegen das ethnologische Synthesebestreben sperren. Plurale Autorschaft zu befördern, ist ein Hauptanliegen gegenwärtiger "Writing Culture". Das visuelle Paradigma des anthropologischen Realismus wird dabei entschieden durch ein diskursives Paradigma der kulturellen Vielstimmigkeit abgelöst. Hierdurch kommen unterdrückte Diskurse verstärkt in den Blick, auch die kollektiven Fiktionen, wie sie die Menschen in allen Gesellschaften zur Identitätsbildung ("self-fashioning") benötigen. Solche und andere Horizonterweiterungen des "literary turn" in der Ethnologie bleiben allerdings stets rückbezogen auf empirisch-historische Wirklichkeiten, auch wenn diese textuell vermittelt sind.

Die praktische Auseinandersetzung mit dem "Anderen" bleibt für die Ethnologie unverzichtbar. Diese Voraussetzung gilt für ihre Kritik an hegemonialen Diskursen, für ihre Versuche alternativer Kulturcollagen und ihre Ansätze einer kritischen Umlenkung der ethnographischen Forschungsaktivität auf westliche Industriegesellschaften. Dabei eröffnen sich neue Möglichkeiten, den "cultural criticism" weiterzuentwickeln und die Kulturanalyse gleichsam auf einen "neuen Realismus" hin zu verändern.

Wenn die Ethnologie damit aus rhetorischen Verselbständigungen und Sackgassen poststrukturalistischer Diskurse hinausführen könnte, bliebe auch ein solcher "neuer Realismus" im Feld der Humanwissenschaften auf die ethnographische Metareflexion, auf Diskursanalysen und Fiktionalisierungen angewiesen. Denn - so Clifford - "um zum Realismus zurückkehren zu können, muß man ihn erst einmal verlassen haben."

STADT UND KREIS OFFENBACH II

NSTADT UND KREIS OFFENBACH / KREIS GROSS-GERAU V

MEDIENRUNDSCHAU 18

HESSEN 19

Freie Aussprache

HESSEN 23

WAS - WANN - WO 33

Ein Ethnologe beim Hahnenkampf Clifford Geertz' hermeneutische Kulturanthropologie

"Die Ethnologie ist eine listige und trügerische Wissenschaft": Wenn sie vom Fernen und Fremden zu sprechen scheint, spricht sie in Wirklichkeit vom Nahen und Bekannten. Wenn sie die Probleme zu beschreiben versucht, mit denen die Fremden in ihrer Kultur konfrontiert sind, so stellt sie etwas dar, das auch uns betrifft, obwohl wir es anders benennen und beurteilen mögen.

Mit diesem Leitgedanken seines Werks möchte der Amerikaner Clifford Geertz auf eine unhintergehbare Voraussetzung aller Diskurse über geographisch entfernte und auf den ersten Blick vielleicht wildfremd anmutende Kulturen aufmerksam machen. Wer diese Voraussetzung ignoriert, wird aus der aktuellen Krise der Ethnologie leicht falsche Schlüsse ziehen. Die politische und methodische Fragwürdigkeit der Feldforschung hat eine Selbstreflexion ausgelöst, die dem Fach plötzlich ein avantgardistisches Flair verleiht. Man erkennt den Zusammenhang zwischen der bewußten oder unfreiwilligen Bereitstellung von Herrschaftswissen und dem latent ethnozentrischen Stil jener sehnsüchtigen oder melancholischen Szenarien, in denen die Welt der Fremden verklärt wird. Und man argwöhnt, daß jeder Versuch, andere Völker mit Kategorien darzustellen, die notgedrungen nicht ihre eigenen sind, die kolonialen Gewaltakte verlängert.

Abhilfe versprechen in dieser Situation, wie Geertz polemisch behauptet, jedoch weder die weitverbreiteten moralischen Selbstkasteiungen der Forscher noch die dekonstruktiven Angriffe auf die welt(ab)bildende Leistung der Sprache und schon gar nicht die paradoxen Versuche, in der Darstellung ethnographischer Unsicherheit eine neue Art subjektiver Authentizität zu erlangen.

Gegen diese "Nervosität" und ihre postmoderne Aura plädiert Geertz für eine Ethnographie, die sich die klassischen Texte (von Malinowski, Firth, Evans-Pritchard) als kraftvolle und einprägsame Wiedergaben fremder Wirklichkeiten zum Vorbild nimmt. Zugleich entblößt er durch seine Analysen aber auch deren betörende Schreibstrategien und ihre Bindung an einen als Autorität beglaubigten Verfasser. Geertz vertraut freilich darauf, daß es heute angesichts der postmodernen Tumulte möglich ist, breitenwirksam Texte herzustellen, die ihre eigene rhetorische Machart nicht verbergen:

Man kann jetzt die sprachlichen Techniken des Überzeugens offen vorführen, ohne damit zwischen dem Leser und der dargestellten Welt eine undurchdringliche Wand von Zeichen zu errichten, die nur auf sich selbst verweisen. Man muß die rhetorischen Manöver des Textes nicht länger als transparente Medien inszenieren, die einen scheinbar direkten Zugang zur Welt der Fremden bahnen. Gerade der reflexive und offenherzige Umgang mit den traditionellen Kniffen und Tricks vermag den zeitgenössischen Leser in die Kultur hineinzuversetzen, von der die Rede ist. Die Ehrlichkeit einer sich selbst offenbarenden Rhetorik birgt für Geertz jene überzeugende Kraft, die den Beteuerungen skrupulöser Völkerkundler mit Dostojewski und Derrida im Handgepäck abgeht.

Als Text, der den praktischen Wert dieser Auffassung demonstriert, kann Geertz' großer Essay über den balinesischen Hahnenkampf betrachtet werden (in: Dichte Beschreibung, Suhrkamp Verlag 1987). Daß er unter den Fachkollegen sowohl bewundernde Zustimmung als auch harsche Kritik erfahren hat, ist wegen der zugleich konventionellen und kühnen Anlage nicht überraschend. Geertz verdoppelt nämlich in seinem Essay, der eine ausgefeilte Metapherntheorie präsentiert, die Figur des Textes auf provozierende Weise. Einerseits liest er die Kultur der Balinesen als Text, der im Vokabular eines rituellen Sports exemplarisch niedergeschrieben ist. Andererseits führt er die bekannten Muster ethnographischer Schreibverfahren mit geradezu schamloser Direktheit vor und macht damit die Konstruktionspläne und Fallen des eigenen Feldberichts sichtbar.

So skizziert er etwa mit unnachahmlicher Ironie zu Beginn des Essays ein verstörtes Ethnologen-Ehepaar, das von den Einheimischen demonstrativ geschnitten wird, darüber dem cartesischen Zweifel an der eigenen Existenz verfällt und Selbstgewißheit bzw. Forscherautorität erst erlangt, als es während einer Hahnenkampf-Razzia sein Heil in solidarischer Flucht sucht und zum Lohn Aufnahme in die Dorfgesellschaft findet. Nach dieser Initiationsszene, die mit flatternden Hähnen, panischen Zuschauern, schießenden Polizisten, verwandelten Balinesen und anderen effekthascherischen Ingredienzen versehen ist, läßt Geertz seine Frau und das eigene erzählende Ich kurzerhand aus dem Text verschwinden. Er spricht fortan im Ton eines Eingeweihten von den Balinesen, die diese oder jene Eigenschaft besitzen, und bringt sich selbst nur noch als Koordinationszentrum von Wahrnehmungen und theoretischen Ansichten ins Spiel.

Die folgende Analyse und Interpretation des Hahnenkampfes erweitert dann Zug um Zug das anfängliche Bild einer von starken emotionalen Gegensätzen geprägten Kultur. Nur geht es jetzt nicht mehr um den jähen Umschlag von inszenierter Nichtbeachtung in freundliche Zuwendung, die naiven Fremden widerfahren kann, sondern um die Spannung zwischen den hochformalisierten alltäglichen Verhaltensweisen und jenen normalerweise verborgenen Leidenschaften, die als Grundbausteine des gesellschaftlichen Lebens dargestellt werden. Geertz ruft die sattsam bekannten Klischees über Bali auf, um sie mit einem verschlüsselten Bild zu konfrontieren, das die Einheimischen von sich selbst entwerfen. Gewöhnlich sind die Balinesen, so erfährt der Leser, "kontrolliert, gedämpft, zeremoniell", überdies "Meister der Unklarheit und Verstellung". Sie haben einen besonderen Sinn für verblümte Ausdrucksweisen (etwa versteckte Beleidigungen), und animalische Unmittelbarkeit gilt ihnen ästhetisch und moralisch als die "direkte Umkehrung des Menschseins".

Gleichwohl genießt der offiziell verbotene (für einheimische Frauen nicht zugängliche) Hahnenkampf unter den balinesischen Männern große Popularität, und die Eigentümer der Hähne betrachten die aufwendig gehegten und trainierten Tiere wie Garanten ihrer sexuellen Potenz. "Im Hahnenkampf verschmelzen", wie Geertz bemerkt, "Mensch und Tier, Gut und Böse, Ich und Es, die schöpferische Kraft erregter Männlichkeit und die zerstörerische Kraft entfesselter Animalität in einem blutigen Schauspiel von Haß, Grausamkeit, Gewalt und Tod."

Es gibt auf Bali freilich eine Reihe kultureller Ereignisse, deren Themen zu der notorischen Konfliktscheu der Inselbewohner in krassem Gegensatz stehen. Zu den interessantesten zählt die Rangda- Barong-Zeremonie, die den Kampf zwischen einer schrecklichen Hexe und einem sympathischen Ungeheuer darstellt. Das Ringen zwischen diesen beiden Mächten bleibt aber stets unentschieden, auch wenn die in Trance spielenden Darsteller gelegentlich in Raserei ausbrechen und wie Amokläufer den Unterschied zwischen Ritual und Realität niederreißen.

Im Hahnenkampf - und genau dies kennzeichnet seine Sonderstellung - wird der Rahmen, der die Balance rivalisierender Kräfte garantiert, gesprengt. Hier entwirft eine Kultur, die Höhepunkte und dramatische Entscheidungen gewöhnlich vermeidet und alles Exzessive mit strengen Verhaltensetiketten überformt, ein Bild der in ihr verborgenen Gewaltsamkeit, die sich keiner Regel sozialer Ausgewogenheit fügt, sondern der klaren Differenz von Sieg und Niederlage gehorcht. Die zeitlos fixierte Statushierarchie der Gesellschaft wird im Hahnenkampf als punktuell veränderbar simuliert. Triumph und Tod der Hähne, Gewinn und Verlust der Wettgelder symbolisieren die von vielen Balinesen insgeheim begehrten eminenten "Statussprünge", die die soziale Wirklichkeit nicht zuläßt. Volkstümliche Mythen berichten davon, wie Angehörige rangniedriger Kasten durch verwirrend komplizierte und grausame Siege ihrer Hähne die Königswürde erlangen, während doch in der profanen Realität zumeist nur die Tiere und Wetteinsätze rangähnlicher Personen aufeinandertreffen.

Wenn die Balinesen, wie Geertz zu zeigen versucht, sich im Hahnenkampf eine Geschichte über sich selbst erzählen und sich damit auf beunruhigende Weise eine heikle Dimension ihrer Subjektivität vor Augen führen, so tun sie dies dennoch innerhalb kulturkonformer Muster: Sie eröffnen sich den Zugang zu sich selbst nicht durch einen Akt buchstäblicher und direkter Aufklärung, sondern vermöge eines metaphorischen Spiels, das zahlreichen außerordentlich filigranen Regeln unterliegt. Sie geben mit dieser besonderen Ausdrucksform nicht bloß eine bereits bestehende Realität wieder, sondern sie entdecken und erschaffen damit zugleich die im Hahnenkampf als Beispiel des sozialen Lebens gelieferte Bedeutung.

Allein unter dem Blick und im Text des fremden Forschers wird beides sichtbar: der wortwörtliche Sinn des Hahnenkampfes als "Status-Blutbad" sowie die eigentümliche Verbindung von Schaffen und Entdecken, die den Hahnenkampf einem Kunstwerk gleichstellt, das die Empfindungen, die es thematisiert, überhaupt erst ins Leben ruft.

Diese Meta-Lesart eines als "Lesart balinesischer Erfahrung" betrachteten Kampfsports legt die Voraussetzungen des hermeneutischem Ansatzes, den Geertz vertritt, rückhaltlos frei. Einerseits wird vordringlich nicht mehr danach gefragt, "wie ein Volk sich verhält, sondern wie es die Dinge sieht", und andererseits wird in dieser selbst-interpretatorischen Sicht der untersuchten Kultur eine Ebene "nicht augenfälliger Bedeutungen" aufgespürt und in die buchstäbliche Rede des Ethnologen übersetzt.

Wenn Geertz das, was sich die Balinesen nicht unmittelbar sagen, sondern nur indirekt in Spiel und Ritus zu verstehen geben, aufdeckt und in den Kategorien seiner eigenen Kultur zur Sprache bringt, so versucht er nicht nur, die Tiefenstruktur einer fremden Kultur zu erfassen. Er gibt seinerseits dem Leser zu verstehen, daß er über das Leben der Fremden buchstäblich spricht, um Grundverhältnisse der eigenen Lebensform metaphorisch zu thematisieren. Wir können uns nicht selbst über die Schulter schauen, sondern brauchen dazu den Umweg über Texte, die uns von unserer eigenen Fremdheit erzählen, indem sie die Selbstdeutungen der Fremden entschlüsseln. LUTZ ELLRICH

Redaktion: Heitken Schwarzenau

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV

WIRTSCHAFT 13

Unterscheidungsvermögen

Weltreiche kommen und gehen, aber das antiklerikale Weltbild ist uner- schütterlich. Otto Kallscheuer hat jüngst in seinem Buch Glaubensfragen zu Recht auf eine typische aufklärerische Borniert- heit gegenüber Religion und Kirchen hingewiesen. Man klammert sich an einige schnell gelesene Sätze diverser Aufklärungsautoren von Voltaire über Marx bis Deschner, die mit den jeweils neuesten Kirchenskandalen, wie dem Fall Drewermann, illustriert werden. Bietet doch gerade die katholische Kirche, gegen die sich traditionell die wütenden Angriffe richten, genügend Stoff für diesen beliebten Small-Talk unter uns aufgeklärten Zeitgenossen:

Sei es in der Diskussion um die Abtrei- bung in Deutschland oder bei der Ein- setzung erzkonservativer Bischöfe in Österreich und der Schweiz. In den post- kommunistischen Gesellschaften, vor- nehmlich aber in Polen, versucht die katholische Kirche sehr direkt, jeden emanzipativen Befreiungsversuch von Frauen zu kriminalisieren. Die irische katholische Kirche befindet sich schein- bar immer noch in der Epoche der Inqui- sition. Die unverantwortliche Position der offiziellen Kirche gegenüber der Empfängnisverhütung ist auf allen Konti- nenten so starr wie nie zuvor. An dieser Kritik ist nichts zu relativieren.

Gleichzeitig gibt es aber auch eine Reihe gegenläufiger Tendenzen. Die Kritik des Papstes am liberalistischen Kapitalismus ist durchaus zitierfähig unter antiklerikalen linken Intellektuel- len. Was wäre die italienische Anti-Mafia- Bewegung ohne den Mut vieler linker Katholiken? In Lateinamerika sind Priester und Basisgemeinden aus den so- zialen Bewegungen gegen das weltweite kapitalistische Ausbeutungssystem nicht mehr wegzudenken. Und dann gibt es noch die ebenfalls wachsende Opposition innerhalb der katholischen Kirche gegen die konservative Hierarchie im Vatikan.

Auch in der Beurteilung des Katholi- zismus könnte den nach Orientierung suchenden säkularen Linken also ein "Unterscheidungsvermögen" (Negt/ Kluge) nicht schaden. Zum Beispiel wird man auf interessante Diskussionen innerhalb christlicher Zirkel in der jetzt schon im 26. Jahrgang erscheinenden internationalen Zeitschrift für Theologie Concilium stoßen. Hier schreiben die Köpfe der "Befreiungstheologie" wie Leonardo Boff, Gustavo Gutierrez und Johann Baptist Metz genauso wie Vertreterinnen der stärker werdenden "feministischen Theologie" oder wichtige konfessionslose Gesellschaftstheoretiker.

Aufklärung, die nicht differenziert und die jeweils Anderen verschweigt, verdient Mißtrauen. Dies gilt auch in der Ausein- andersetzung mit Pfaffen, Klerikern und sonstigen - angeblichen - Gegnern der Aufklärung. CARL-WILHELM MACKE

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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III

WETTERAUKREIS II

MAIN-TAUNUS-KREIS III

Aus dem Geschäftsleben: Zum Hirsch: Idylle unter der Kastanie

OBERRAD. Man schreibt das Jahr 1708. Ein Jahr wird es noch dauern, bis Böttger das Porzellan erfindet. Es ist das Zeitalter der Vernunft, der Aufklärung. In dem kleinen Dorf Oberrad kaufen wohlhabende Frankfurter Familien ein Gelände, um "alda jene Sinnen - und gemütserfreuliche Wonne" zu erleben, die sie in der Stadt vergebens suchten. Auf diesem Gelände entsteht ein Ausflugslokal, das Gasthaus "Zum Hirsch".

284 Jahre später ist die Gastwirtschaft immer noch eines der beliebten Ziele der Ebbelweifreunde. Dort kann der Gast von 11 bis 23 Uhr unter der riesigen Kastanie, geschützt von am Bretterzaun wucherndem Wein, plaudern, trinken und deftige Speisen verzehren: Vom "Lyoner Zweibelschnitzel" und bayrischer Leberknödelsuppe über die Salatschüssel "Schlanke Linie" bis hin zur gegrillten Schweinshaxe und traditioneller "Grüner Soße".

Die echten "aale Oberräder" hatten im Gasthaus "Zum Hirsch" immer schon ihren Stammtisch. Der Ebbelwei wurde selbst gekeltert, davon zeugt noch heute eine Apparatur im idyllischen Hinterhof nebst voluminösem Weinfaß. Auch an der Beschaulichkeit hat sich nicht viel geändert. Obwohl das Lokal direkt an der vielbefahrenen Offenbacher Landstraße liegt, nimmt man im Garten die Geräusche kaum mehr wahr. Der dörfliche Charakter, die "gemütserfreuliche Wonne" blieb erhalten. Alltag im historischen Gasthaus "Zum Hirsch", wo im ersten Stock der Männergesangverein probt.

Nur ein kleiner Tip für Weizenbiertrinker: Wer die letzte Runde um zwanzig vor elf bestellt, wird trotzdem pünktlich um elf hinauskomplimentiert. Schließlich gibt es ja eine Polizeistunde. Also: Es empfiehlt sich als Schlummertrunk dann doch der gute, alte Ebbelwei.

Das Gasthaus "Zum Hirsch" liegt in der Offenbacher Landstraße 289 und hat täglich von 11 bis 24 Uhr geöffnet. Am besten kommt man mit der Straßenbahn (die Linien 15 und 16, Haltestelle Bleiweißstraße) dorthin. jot

SPORTRUNDSCHAU 14

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Von warmen Tüchern und kaltem Stahl Wie das ist, wenn ein Mann sich noch nach allen Regeln der Kunst rasieren läßt Von Joachim Mohr

räzise gleitet die Klinge von mei- nem feuchten Kinn abwärts. Der Kehlkopf zeichnet sich rosa ab.

P Mein Kopf liegt wehrlos zwischen den Schultern. Millimeter für Millimeter rückt der fünf Zentimeter lange Stahl vor. Eine Hand packt mich im Gesicht. Die Haut strafft sich. Die Barthaare lassen ein Kratzen vernehmen. Das aufgeklappte Messer ist kaum zu spüren. Im Spiegel sehe ich das stoßweise Pulsieren des Blutes in der Halsschlagader. Eine schmerzlose Angelegenheit, denke ich noch. Ein letzter sauberer Schnitt - und am Hals ist mein Dreitagebart verschwunden. "Jetzt den Kopf zur Seite", lautet die Anweisung. Nochmal eine Portion Schaum, und weiter geht's an der Oberlippe. Ein paar Minuten später glänzt mein Gesicht wie frisch gewienert. Spannend und entspannend - so eine Rasur beim Friseur.

Henry Fonda schlug dabei die Beine übereinander, betrachtete seine staubigen Cowboystiefel und überlegte, wie er seinen Gegner wohl am besten zur Strekke bringt - der Mann hatte immer ein Ziel. Clint Eastwood zog seinen braunen Hut tiefer ins Gesicht, verfolgte das Geschehen im Spiegel und hielt dem Frieseur den Colt zwischen die Beine - der Mann ging nie ein Risiko ein. In den Mythen der Westernfilme war das Sich-rasieren-Lassen stets ein Symbol für Gefahr und Herausforderung, für Freiheit und Risikobereitschaft. Es gab feste Regeln beim Inszenieren: Die Friseursalons waren schmuddelig, die Haare des Friseurs fettig und die Luft stickig. Das Rasiermesser ein im diffusen Sonnenlicht blinkendes potentielles Mordwerkzeug.

Die Helden des Law-and-order reiten längst nicht mehr, und der Banker wie der Industriekaufmann greift morgens um zehn Minuten nach sieben zum akkubetriebenen Elektrorasierer oder dem platinveredelten, zweifach gefederten Naßrasierer mit Doppelschwingkopf. Eine gepflegte Klingenrasur beim Frieseur gehört der Vergangenheit an - von seltenen Ausnahmen abgesehen. Ein Beispiel: der Friseursalon Manuel in Bad Homburg. Dort wird dem Bart besonderer Kunden noch mit dem Rasiermesser zu Leibe gerückt.

"Wenn ich Zeit habe, rasiere ich gern", sagt Monika Pia Niemeyer, Mitinhaberin des kleinen Salons in der Louisenstraße. Gelernt hat die 37 Jahre alte Friseurin den Umgang mit dem scharfen Messer von einem älteren Kollegen, zum Unterricht während der Lehrzeit gehört das Rasieren schon lange nicht mehr. "Es gibt große Unterschiede: harte und weiche Bärte, sensible und robuste Haut", erklärt die Spezialistin. "Man muß bei jedem Kunden individuell vorgehen und aufpassen. Bei manchen Männern springt die Haut leicht unter der Klinge." Besondere Gefahr droht, wenn der Kunde zittert: "Der Kopf muß absolut ruhig gehalten werden."

Nachdem ich es mir auf einem alten Frisierstuhl bequem gemacht und den Hinterkopf auf der ledernen Nackenstütze plaziert habe, werden mir zuerst angenehm warme, dann heiße Handtücher aufs Gesicht gelegt. Haut und Bart sollen dadurch weich werden, die Poren sich öffnen. Die zarten Hände von Monika Pia Niemeyer massieren eine dünnflüssige Creme ein. "Die garantiert, daß die Klinge gut gleitet", erklärt sie dem blutigen Anfänger. Ich hoffe, sie spart nicht an der Emulsion. Mit kreisenden Pinselbewegungen schäumt sie mein Gesicht von den Ohren bis zum Hals ein. Ich probiere unfreiwillig, nein, der Schaum hat keinen Geschmack.

Jetzt folgt die entscheidende, sozusagen die kritische Phase: Quadratzentimeter für Quadratzentimeter kappt sie mit dem Rasiermesser meine Barthaare. An der Oberlippe und unterhalb der Backenknochen kratzt es beträchtlich, an den Wangen flutscht es nur so. Mit Daumen und Zeigefinger spannt sie meine Haut. "Halten Sie den Kopf bitte still!" Ich verharre völlig bewegungslos.

Nach zehn Minuten löst sich die Spannung in meinem Nacken und in mir. Das Messer verschwindet im Schrank. Ich gebe mich einer neuen Folge heißer Tücher und einer die Haut auflockernden Gesichtsmassage hin. Die Finger der Friseurin wandern von meinem Hals zur Stirn und zurück, sie klopfen, kreisen, pressen und streicheln - ein Hochgenuß. Eine frisch nach Zitrone riechende Creme steigert noch mein Wohlbefinden, ich könnte den Rest des Vormittags meinen Kopf hinhalten.

Eine gute halbe Stunde dauert die Prozedur normalerweise, 25 Mark berechnet die Friseurin Niemeyer dem Kunden. "Das ist natürlich zu billig, wenn man die Arbeitszeit und den Aufwand mit den heißen Tüchern und Cremes rechnet", sagt sie. Aber wer möchte schon 40 oder 50 Mark fürs Rasieren in der Frühe bezahlen? Die meisten Friseurgeschäfte haben das Rasieren längst aus ihrem Angebot gestrichen.

Auch im Salon Manuel bekommt nicht jeder Anrufer einen Termin. Junge, in Saft und Kraft stehende Männer haben keine Chance, die müssen schon jeden Morgen selbst Hand an ihre Stoppeln legen. Monika Pia Niemeyer, die früher in der Altenpflege arbeitete, rasiert nur aus Gefälligkeit: "Eigentlich nehme ich nur ältere Männer, die Schwierigkeiten haben, sich selbst zu rasieren." Da hatten es Helden wie Henry Fonda und Clint Eastwood doch leichter. Sie brauchten nur eine Handvoll Dollar für den angenehmen Nervenkitzel.

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MEINUNG UND BERICHT 3

Menschen aus dem Stadtteil: Der Sportler und Gewerkschaftler Adolf Marx "Immer für die Kollegen dagewesen"

SACHSENHAUSEN. "Wir haben nicht viel gehabt - nur viel Arbeit." Adolf Marx weiß, wovon er spricht, denn die Arbeit hat sein Leben geprägt. Und doch blieb immer Platz für die "schönste Nebensache der Welt". Seit seiner Kindheit hat der Sport den Adolf Marx nicht mehr losgelassen und ihm viel Ehre und ebensoviele Auszeichnungen eingebracht.

70 Jahre alt ist der gebürtige Sulzbacher am 13. März geworden. Doch so richtig zur Ruhe gesetzt hat er sich eigentlich nicht. Vor fünfeinhalb Jahren offiziell pensioniert, ist er immer noch in der Gewerkschaft tätig. Die Posten als Schwimmwart im Turngau Frankfurt und als Mitglied im Landesschwimmausschuß des Hessischen Turnverbandes hat er zwar im vergangenen Jahr an Jüngere übergeben. Doch für Wettkämpfe holt er gerne noch seine Kampfrichtermontur hervor und verfolgt mit Stoppuhr und scharfem Blick die Schwimmer und Springer.

"Zwei Sportarten hat es in meinem Leben gegeben", berichtet Marx: "Schwimmen und Handball." Angefangen hat alles mit dem Handball. Eigentlich sogar zweimal. Als Sechsjähriger trat Marx bei den Freien Turnern Sulzbach ein. Er spielte sich durch die Jugendmannschaften und blieb auch in der Herrenmannschaft einer der Besten. Zahlreiche Einsätze in Kreis- und Bezirksliga sowie in Hessenauswahlteams belegen es.

Nach Krieg, der ihn an Ost- und Westfront verschlug, und Gefangenschaft - mit knapper Not und viel Glück konnte er die Amerikaner überzeugen, kein SS-Mann gewesen zu sein - wollte er eigentlich aufhören mit dem Sport. "Nachkriegszeit, zuviel Arbeit", da sei eigentlich kein Platz mehr für anderes gewesen. Doch es kam, wie es wohl kommen mußte.

Als Zuschauer stand er eines Tages bei einem Spiel der Kreisliga B. Die Turngemeinschaft (TG) 04 Sachsenhausen spielte - und verlor wieder einmal haushoch. Nach der Schlappe kam der deprimierte Trainer zu ihm und fragte den bekannten Auswahlspieler ganz schlicht: "Was machen wir falsch, Herr Marx?" Das hat er ihnen dann gesagt - so präzise, daß er 1954 Trainer wurde und die einstigen Verlierer bis in die Bezirksklasse führte.

Trainer und Abteilungsleiter der TG-Handballer blieb er bis 1964. Dann brach sich seine zweite Leidenschaft Bahn, das Schwimmen. "Angefangen hat das so um 1930, mit einem ,Wilden Wettkampf'." Nachwuchs versprach sich der Erste Sodener Schwimmclub von einem Sichtungsschwimmen, der Sieger sollte fünf Mark ("damals eine ungeheure Summe") erhalten: Mit "Hundeplatschen" - wie Marx seine Kraulversuche heute belächelt - schaffte er es.

Ähnlich abgestrampelt hat er sich 1964. Da gründete er die Schwimmabteilung der TG: "Das war ein Riesenerfolg. 50 bis 60 Kinder standen an jedem Abend auf der Matte." Einige von ihnen erkämpften später sogar Titel, Thomas Weißwange beispielsweise wurde Deutscher Meister. "Wir waren eine der erfolgreichsten Mannschaften hier im Turngau", berichtet der Pensionär über seine Amtszeit bis 1976. Auch für den Bau des Textorbades zeichnete er mitverantwortlich.

Der Einsatz wurde mit Edelmetall belohnt. Zuerst zeichnete ihn 1960 der Hessische Handballverband aus. Ab Mitte der siebziger Jahre kamen Silberne und Bronzene Ehrennadeln oder Ehrenbriefe hinzu, fast regelmäßig im Zweijahresrhythmus. 1986 erhielt Marx das Bundesverdienstkreuz.

Viel Aufhebens indes macht er nicht um seine "Sammlung". Die hängt ganz unscheinbar in einem kleinen Zimmer im ersten Stock seines Reihenhäuschens, das er vor 14 Jahren in Bad Vilbel gebaut hat. Auch sonst gibt das Haus, in dem er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Friedel Lang lebt, auf den ersten Blick nicht viel von der Vergangenheit preis. Schwere deutsche Möbel, Ledergarnitur, ein paar Ansichten von Frankfurt - wer wissen will, wer dort lebt, muß schon fragen.

Dann aber erzählt der Hausherr gern. Auch von der Arbeit. Schon 1946 trat er im Hauptamt der Frankfurter Verwaltung an. In Abendkursen erarbeitete sich der gelernte Gartenbauer das notwendige Verwaltungswissen. Er übernahm die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, baute das Presse- und Informationsamt auf und zeichnete für den ersten "Tag der offenen Tür" verantwortlich.

Dazu kam die Tätigkeit in der Gewerkschaft: Personalrat im Haupt- und Presseamt, Mitglied im Gesamtpersonalrat, 16 Jahre lang freigestellter Personalrat. Wie viele Überstunden er "gekloppt" hat, kann er nicht mehr sagen. Doch "wenn wir bis 22 oder 24 Uhr und länger getagt haben, da blieb fürs Privatleben kein Platz mehr". Deshalb habe er seine Lebensgefährtin auch nicht geheiratet - damals, vor 30 Jahren.

Am wichtigsten aber ist Marx der Posten als Vertrauensmann gewesen. "Immer für die Kollegen da" lautet sein Credo. Ihr Wohl lag ihm am meisten am Herzen, vor allem das der "kleinen Leute", die, "die sich nicht so gewählt ausdrücken können". Eigentlich, so sinniert er, müßte man in jedes Personalratszimmer einen roten Läufer legen: "Damit die Leute später keine Angst mehr haben vor den hohen Tieren." ALEXANDER KRAFT

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

Park-Tour à la Botanik Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten

FRANKFURT A. M. Was verbirgt sich hinter den seltsam anmutenden Hieroglyphen "Taxodium ascens Bronga, Acer cissifolium und Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren die etwa 60 Besucher, die einer Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" gefolgt waren und in den großen Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen vor den Toren Oberrads gekommen waren, um eine Führung mitzumachen.

Pater Rainer Koltermann, Professor für Naturphilosophie in St. Georgen und für Zoologie an der Universität Mainz, leitete durch die 8,3 Hektar große, durch Mauern abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte den historischen Abriß über die Hochschule und den Park.

1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging, der, wie vermutet wird, ein Abkömmling eines Hugenotten aus der Languedoc war. Wahrscheinlicher, berichtete Koltermann, ist aber, daß er einen deutschen Ahnherrn dieses Namens hatte.

St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastian Rinz - er ist der Erbauer der Festungsanlagen des heutigen Anlagenrings - den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.

1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten - 75 davon sind Doktoranden - aus vielen Ländern der Welt (unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen) studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.

Professor Koltermann pflegt den Park selbst; die lateinischen und deutschen Beschriftungen an den Bäumen und Sträuchern hat er angebracht. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.

Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. *jot

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SKREIS OFFENBACH VIII

SONDERSEITE III

FEUILLETON 7

Stadt plant Tier-Friedhof Anwohner sind wegen Verkehr gegen letzte Ruhestätten

FRANKFURT A. M. Wenn in Frankfurt der beste Freund des Menschen das Zeitliche segnet, geraten die Hinterbliebenen oftmals in die Bredouille. Den Leichnam einfach im Garten zu verbuddeln, verbietet das Gesetz, die Problemlösung per Tierkörperbeseitigungsanstalt das eigene Gewissen. Der Tierfriedhof in Bad Homburg ist seit Jahren überfüllt, eine vergleichbare Stätte gibt es in der Stadt Frankfurt nicht. Noch nicht: Schon in wenigen Monaten will die rot-grüne Stadtregierung am Heiligenstock einen Tierfriedhof anlegen.

Den Anstoß zu dem Projekt gaben Ende 1991 mehrere Hunde- und Katzenfreunde, die die Vorstellung unerträglich finden, ihre Vierbeiner könnten dereinst in Niederwöllstadt enden. Dort steht seit 1970 die für Südhessen zuständige Tierkörperbeseitigungsanlage. Und was darin mit den Tieren geschieht, findet Frank Heudorf "nicht sonderlich pietätvoll".

Heudorf ist Referent im Dezernat für Frauen und Gesundheit, das - so kurios es klingt - für den geplanten Frankfurter Tierfriedhof zuständig ist ("alle anderen haben sich davor gedrückt"). Nach einer parlamentarischen Anfrage machte sich das Dezernat Anfang 1992 auf die Suche - und wurde im Norden fündig: Auf einem 10 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen dem Friedhof Heiligenstock und der Stadtgrenze von Bad Vilbel soll der Tierfriedhof entstehen.

Das Areal wird derzeit noch von einem Landwirt beackert, den Pachtvertrag aber hat die Stadt "zum Sommer-Ende" gekündigt. "Theoretisch", sagt Heudorf, könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden - stünden da nicht "vier oder fünf Anwohner" im Wege.

Die Berkersheimer, die in unmittelbarer Nähe des geplanten Friedhofs wohnen, fürchten um ihre Ruhe: Durch permanente Bestattungen und Besuche werde es am Stadtrand zu "regem Verkehr" kommen. Das freilich bezweifelt Heudorf. Besucher müßten ihre Autos auf dem bereits vorhandenen Parkplatz am Heiligenstockweg abstellen, lediglich "ein oder zwei Behindertenparkplätze" sollen direkt am Tierfriedhof entstehen.

"Es wird keine exorbitante Belästigung geben", versichert der Referent, der zuversichtlich ist, daß die Bürgerproteste wieder abflauen werden. Im August oder September könne dann bereits die Trägerausschreibung beginnen - schon jetzt sind diverse "Tierschutzvereine und Gartenbaubetriebe" im Gespräch.

Wie genau der Tierfriedhof - der mitten im geplanten Grüngürtel liegt - aussehen wird, das vermag derzeit noch niemand zu sagen. Eines jedoch steht fest: "Die Anlage soll nicht zu sehr an einen menschlichen Friedhof erinnern." Große Denkmäler, wie etwa in Amerika oder Paris, wird es nicht geben, "höchstens kleine Grabsteine mit Inschriften". Gegen Kreuze will der Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef gar persönlich intervenieren - "das hat immerhin mit Glauben zu tun, und dazu sind Tiere ja nicht fähig".

Die Liegedauer am Heiligenstock soll "auf drei Jahre mit Verlängerungsoption" festgelegt werden. 150 bis 200 Mark werden die Herrchen und Frauchen dafür berappen müssen. "Die emotionale Bindung ans Tier" (Heudorf) hat eben ihren Preis.

Aber nicht jeder, der will, wird sein Haustier auf dem neuen Frankfurter Tierfriedhof begraben können. Vögel, Katzen und kleine Hunde werden in den Gräbern mühelos Platz finden.

Bei "Doggen und Bernhardinern" wird es dagegen schon schwierig. Heudorf: "Wer sich aber ein Nilpferd in der Badewanne hält, der wird auch am Heiligenstock "keine Chance" haben (siehe dazu auch unseren Kasten). *ind

Der Friedhof kommt Wohin Tierliebe auch führen kann

FRANKFURT-NORD. Tierliebe treibt bisweilen skurrile Blüten. "Wir hatten hier schon Leute", sagt Judith Wagner, "die ihrem toten Pudel für ein paar tausend Mark einen Marmorstein gekauft haben."

Manch ein Tierfreund habe seinen vierbeinigen Gefährten gar schon im selbstgezimmerten Sarg zu Grabe getragen. Kurios? Ja - aber längst kein Einzelfall auf dem Tierfriedhof in Mainz.

Von den 400 Gräbern, die die Landeshauptstadt ihren tierischen Einwohnern vor Jahren zubilligte, ist schon lange keines mehr leer. Hunde und Katzen sind es vor allem, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, aber auch von Wellensittichen und einem Zwergkaninchen künden die Inschriften auf den Mini-Grabsteinen.

Lediglich große Tiere werden in Mainz zum Problem - "Pferde", bedauert Tierpflegerin Judith Wagner, "passen hier nicht rein." Jene Herrchen und Frauchen dagegen, die ihre Haustiere sicher unter der Erde wissen, bleiben ihren haarigen und gefiederten Freunden meist über deren Tod hinaus treu.

Zu den herkömmlichen Ausgaben - das Grab selbst kostet 250, die Bestattung 80, der Friedhofsschlüssel zehn Mark - sorgen sie für reich geschmückte Gräber. "Unserem Liebling" steht dann auf den Steinen oder "Wir werden Dich nie vergessen".

Und manchmal verewigen die Hinterbliebenen den Verblichenen auch mit einem Polaroidfoto hinter Glas.

Über solcherlei Aufwand wundert sich Judith Wagner schon lange nicht mehr: "Manchmal", sagt sie, "ist das noch extremer als bei einer richtigen Beerdigung." *ind

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Purpur-Blumen für die Taylor Jerusalems legendäres King David Hotel

Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin war gerade eine Woche im Amt, da erhielt er bereits Besuch aus den USA. Außenminister James Baker traf zum zehnten Mal in seiner knapp vierjährigen Amtszeit in Jerusalem ein. "Es war praktisch, die Gespräche mit dem Gast aus den USA in Jerusalems King David Hotel zu führen", meinte Rabin anschließend, "denn ich war ja auch dort abgestiegen, weil ich noch nicht in die offizielle Residenz des Premiers einziehen konnte."

Jerusalems King David Hotel, nur einen Steinwurf von der sogenannten "grünen Linie", der Grenze zwischen West- und Ostjerusalem, gelegen, "ist die inoffizielle Residenz der politischen Besucher des Landes" - und gelegentlich auch der israelischen Politiker, beschreibt Fiona Semberg, zuständig für die Betreuung der Gäste, eine der wichtigsten Funktionen des Hotels. "Der Gast soll sich hier wie zu Hause fühlen", beschwört Fiona Semberg Gemütlichkeit. Dafür lassen die Sicherheitsbeamten auch mal die Terrasse räumen, so daß ihr Boss, James Baker, dort hemdsärmelig und mit den Füßen auf dem Tisch in Ruhe bei einer Tasse Kaffee die Zeitungen lesen und auf die Mauern der Altstadt von Jerusalem blicken kann. Der Gast genießt und schreibt. "Mein Stab und ich danken Ihnen wieder einmal für Ihr Verständnis und Ihre Aufmerksamkeit für jedes Detail während meiner letzten Reise nach Jerusalem", übermittelte Baker auf offiziellem Briefpapier an Yossi Heksch, den Generalmanager des Hotels.

Wie das "Who is who" der Weltpolitik liest sich die Gästeliste des King David: von Adenauer bis Kohl, Nixon bis Bush, Václav Havel, Gorbatschow, Mitterrand oder Maggie Thatcher. Große und kleine Geschichte wurde hier gemacht. Carlos Arana aus Guatemala oder José Ascona Hoyo aus Honduras hatten sich im King David einquartiert, als sie von den Israelis im Libanon erbeutete Waffen für ihre mörderischen Armeen oder die nicaraguanischen Contras einkauften. Die Südafrikaner John Vorster oder Willem de Klerk waren hier, um Israels Bande zu ihrem Apartheidstaat zu festigen. Am 16. Oktober letzten Jahres bezog James Baker den vierten Stock des Hotels, einen Tag später traf Boris Pankin, der vorletzte Außenminister der Sowjetunion, im fünften Stock ein, und am 18. Oktober gaben die beiden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in der dritten Etage Ort und Datum der Madrider Nahost-Friedenskonferenz bekannt.

In solchen Tagen verwandelt sich die Eingangshalle des Hotels in einen Hochsicherheitstrakt mit unauffällig bewaffneten Beamten und Leibwächtern, mit Sicherheitsschleusen und Metalldetektoren. Die Angestellten wurden zuvor genauestens überprüft, und die Hamburger- verwöhnten US-Mittelstandstouristen, die in Bermudashorts und quergestreiften T- Shirts zur Bar Mitzvah des Sohnes, zum Passah- oder Laubhüttenfest nach Israel kamen, betrachten den Sicherheitsaufwand eher als ein besonderes Angebot des Hotels denn als Belästigung und freuen sich über den Gesprächsstoff, den der Hauch der Weltpolitik nach der Rückkehr in die Heimat abgibt.

1931 erbaut, erlebt das King David Hotel seit 61 Jahren eine glitzernde Parade gekrönter Häupter, entthronter Tyrannen, respektverlangender Politiker, populärer Hollywoodstars und zionistischer Powerbroker. Gelegentlich diente das Hotel sogar als Asyl, etwa für Alfonso VIII. von Spanien, als dieser 1931 abdanken mußte. Kaiser Haile Selassie von Äthiopien, der "Löwe von Juda", wie er sich nannte, floh 1936 vor den italienischen Invasoren ins King David, und Georg II. von Griechenland richtete hier sogar seine Exilregierung ein, nachdem die deutschen Nazitruppen 1942 sein Land besetzt hatten.

Hier trug sich Lord Allenby, der Vorgesetzte des legendären "Lawrence von Arabien", ins Gästebuch ein, Winston Churchill, die ägyptische Königinmutter Nazli, Israels Staatsgründer Ben-Gurion und sein Kriegsheld Mosche Dayan, Deutschlands Richard von Weizsäcker und sogar Österreichs Kurt Waldheim - damals allerdings noch als UN-Generalsekretär.

Das King David ist ganz sicher das einzige Hotel der Welt, das einmal von einem späteren Ministerpräsidenten in die Luft gejagt wurde. Unter dem Kommando Menachem Begins führte die zionistische Untergrundorganisation Irgun am 22. Juli 1946 die "Operation Chick" durch (Chick ist der russische und jiddische Diminutiv für Hotel) und schmuggelte 500 Pfund TNT-Sprengstoff in Milchkannen in den Südwestflügel des Hotels, wo die Büros der britischen Mandatsregierung untergebracht waren. Um "zwölf Uhr 37", so erinnerte sich Begin später in seinen Memoiren "Der Aufstand": "Plötzlich schien die ganze Stadt zu erzittern. Die Kraft der Explosion war stärker als erwartet. Sechs Etagen Stein, Beton und Stahl, der ganze Flügel eines riesigen Gebäudes wurde wie mit einem Messer wegrasiert." 91 Menschen starben in den Trümmern.

Das Ereignis trug ebenso zu dem levantinischen Flair gefährlicher Intrigen bei wie die gemischte Gästeliste des Hotels. Emir (später König) Abdullah von Transjordanien etwa pflegte regelmäßig im "Orientalischen Salon" Kaffee zu trinken, während draußen die Kavallerie seiner Arabischen Legion hoch zu Kamel oder Roß alle Zugänge bewachte. Sein Enkel, König Hussein, "war noch nie hier", bedauert Avraham Weiner, der sich seit 1953 im King David vom Kellner zu einer Art Protokollchef hochgearbeitet hat, "aber ich hoffe, er kommt bald".

Nur ein Araber besuchte seit der Staatsgründung Israels das "beste Hotel des Nahen Ostens" (Weiner). An den historischen Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat im November 1977 erinnert sich der gebürtige Slowake, der Theresienstadt und Bergen-Belsen überlebt hat, noch gut. Einen Tag vor Sadats Ankunft wurde die erste Telefonverbindung zwischen Kairo und Jerusalem eingerichtet - in der Präsidentensuite des King David Hotels. Sadat brachte sein eigenes Personal mit, Butler, Koch, Sekretär etc. Aber "er war kein schwieriger, er war ein freundlicher Gast", erinnert sich Weiner. Überhaupt sei der Umgang "mit Politikern der leichteste Job".

Und die schätzen - ebenso wie die Touristen, die sich das nicht eben billige Vergnügen leisten wollen, wenigstens einmal für ein Wochenende im legendären King David gewohnt zu haben - den klassischen Stil des Hotels, der an die längst vergangene Epoche der Grand-Hotels der Jahrhundertwende erinnert. Die lachs- oder türkisfarbene Dekoration der Säulen und Decken mit ihren ägyptischen, assyrischen, hetitischen, phönizischen oder jüdischen Motiven aus der Zeit Davids und Salomos gibt der Empfangshalle, dem Restaurant, der Bar oder dem Café trotz des dunklen Holzes der Wände die eigenartige Eleganz des Nahen Ostens. "Wir sind sehr konservativ", gibt Weiner zu, "hier bedienen die Kellner sogar im Grillraum noch mit weißen Handschuhen, die Gläser sind aus Kristall, das Geschirr aus Porzellan und das Besteck aus Silber. Das ist Stil."

Dazu wollen die 300 Angestellten des Hauses ihren Gästen, "egal wie bedeutend oder einfach", betont Fiona Semberg - die intime Atmosphäre einer Familienzugehörigkeit vermitteln. "Heute ist das Hotelgewerbe Big Business, unpersönlich", sagt Heksch, der Generalmanager, "hier versuchen wir, jeden Gast kennenzulernen, um alle seine Wünsche erfüllen zu können." Dazu werden zahlreiche Daten in einen Computer eingespeist. Kehrt der Gast wieder einmal ein, dann reicht ein Blick auf den Monitor, um seine bevorzugten Speisen oder Getränke zu wissen, um das Alter der Kinder zu erfahren, ob ein Masseur oder eine Kinderschwester gewünscht werden könnte. Zur Vorbereitung auf den Besuch von Prominenz wird schon mal die Biographie gelesen, der dann zu entnehmen ist, daß etwa Elizabeth Taylor vernarrt in Blumen ist. Also staffiert einer der Pagen - während sich die Schauspielerin noch vor dem Frühstück im Garten ergeht - die Suite mit purpurfarbenen Blumen aus.

Und so wie das Personal dem Haus ungewöhnlich verbunden ist - mehr als die Hälfte aller Angestellten arbeitet schon über 20 Jahre bei der Firma - so bleiben es auch die Gäste. "Heute kommen die Kinder unserer Gäste der fünfziger und sechziger Jahre hierher", hat Weiner beobachtet, "sie kehren zu den Plätzen zurück, wo sie einst mit ihren Eltern waren."

Mit den Kindern sieht sich die Hotelleitung freilich auch mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die 258 konservativ ausgestatteten Zimmer sollen im Laufe der nächsten drei Jahre modernisiert werden. Funktelefone stehen zur Verfügung und Fax-Geräte. Neben dem Swimmingpool wurde ein Planschbecken für die Enkel der einstigen Gäste im Hotelgarten eingelassen, und im Keller soll ein Fitneß-Zentrum eingerichtet werden. "Aber wir werden den klassischen Stil des Hauses bewahren", verspricht Fiona Semberg, "schließlich ist dies das King David." ARMIN WERTZ

Die Verjüngungskur für den kranken Wald schlägt an Ein Aufforstungsversuch in Bayern setzt auf Düngung

Um den deutschen Wald ist es schlecht bestellt: Immerhin jeder vierte Baum ist hierzulande mittel oder sogar schwer geschädigt. Wie die neueste Waldschadenskarte für das Gebiet der Bundesrepublik zeigt, sind immer noch große Baumbestände schwer gezeichnet - und zwar sowohl von sogenannten "neuartigen Waldschäden", deren Ursachen bislang nicht genau geklärt sind, als auch von solchen mit bekannter Ursache. Viele Forschungsarbeiten zielen deshalb nicht nur darauf, den Gründen für diese Schäden nachzuspüren, sondern auch für eine vernünftige Wiederaufforstung zu sorgen.

Ein entsprechendes Forschungsprojekt, das die Möglichkeiten einer Verjüngung von Altbeständen in den betroffenen Gebieten auslotet, wurde bereits im Jahre 1985 am Lehrstuhl für Waldbau und Forsteinrichtung der Universität München begonnen. Damals richtete man in den Hochlagen der Wuchsbezirke Frankenwald, Fichtelgebirge und Mittlere Bayerische Kalkalpen Versuchsanlagen ein, um das Gedeihen von Jungpflanzen in Altbeständen zu beobachten. Außerdem ging man hier der Frage nach, inwieweit durch Düngung ode Unkrautbekämpfung das Wachstum der Pflänzchen begünstigt werden könnte. Verheerender saurer Regen

Die Ergebnisse dieser auch von der Stiftung "Wald in Not" mit rund 430 000 Mark geförderten Forschungsarbeit hat nun Franz Binder unter dem Titel "Aufforstung in Waldschadensgebieten - Untersuchungen zur künstlichen Verjüngung von Beständen im Frankenwald, Fichtelgebirge und in den Bayerischen Kalkalpen" in der Reihe "Forstliche Forschungsberichte München" veröffentlicht.

Auf den Versuchsflächen prüften die Forstwissenschaftler zunächst einmal, welche der Hauptbaumarten sich trotz der veränderten Umweltbedingungen verjüngen und welche waldbaulichen Maßnahmen zur Verfügung stehen, um die Vitalität der Bäume zu stärken. Besonders der saure Regen hat sich in den vergangenen Jahren verheerend auf die Wälder ausgewirkt: Zum einen greifen die Säuren direkt die Nadeln oder Blätter an, zum anderen verändern sie die Zusammensetzung der Mineralstoffe im Boden zu einer oft tödlichen Giftmixtur. Wegen der Wurzelschädigungen, die durch die oft tiefreichende Versauerung der Böden hervorgerufen wird, haben Jungbäume nur selten eine Überlebenschance.

Um der Säurebelastung des Bodens entgegenzuwirken, wird seit längerem schon die sogenannte Kompensationskalkung diskutiert. Tatsächlich ist es so bereits in anderen Forschungsprojekten gelungen, Nährstoffmangelsituationen bei Fichten in Hochlagen zu beheben. Auch die Düngung mit Kalium, Stickstoff und Phosphor zeigte etwa bei Fichte, Vogelbeere und Bergahorn im Harz positive Effekte. Um die Wirkung von Düngemaßnahmen auf Verjüngungspflanzen zu testen, wurde in den Versuchsparzellen der Münchener Forscher mit kohlensaurem Magnesiakalk gedüngt.

Für die Wiederaufforstung der Freiflächen wählte man Fichte, Tanne, Buche und Ahorn als Hauptbaumarten sowie je nach Versuchsgebiet auch noch Eiche, Douglasie, Lärche, Vogelbeere oder Grünerle. Alle drei Versuchsgebiete wurden deshalb zur Verjüngung ausgewählt, weil sie ganz deutliche Symptome von "neuartigen Waldschäden" und darüber hinaus auch mehr oder weniger große Bestandslücken aufwiesen.

Zunächst einmal mußten jedoch die Altbestände begutachtet werden, in denen später die Jungpflanzen aufgezogen werden sollten. Dabei zeigte sich bereits, daß im Fichtelgebirge fast jede zweite Fichte vom Schnee gebrochen oder vom Rotwild geschält worden war. Auch im Frankenwald war beinahe jeder vierte Baum durch Schnee geschädigt. Außerdem lagen die bei Nadelanalysen gemessenen Nährstoffwerte im Frankenwald und in den Kalkalpen für Stickstoff im oder in der Nähe des Mangelbereiches; und auch die Werte für Kalium, Kalzium und Magnesium pendelten sich gerade einmal im Bereich zwischen mangelhafter und ausreichender Versorgung ein. Alle drei Bestände gelten aufgrund dieser Ergebnisse als eine Art Spiegelbild des Gesundheitszustandes der Wälder in ihren Wuchsgebieten.

Und noch eine wichtige Beobachtung machten die Münchener Forstwissenschaftler in ihren Versuchsanlagen: Auch der Befall mit Insekten trägt zum Teil erheblich zur Schädigung der Wälder bei, wie etwa der Borkenkäfer im Fichtelgebirge. Allerdings standen die Bäume hier bereits unmittelbar vor dem Absterben, als sie vom Borkenkäfer besiedelt wurden. Damit kann man diesen nicht als Primär-, sondern nur als Sekundärschädling ansehen. Im Frankenwald hingegen ließen sich zahlreiche Baumschäden eindeutig auf den Rüsselkäfer zurückführen.

Auf den durch immerhin sehr unterschiedliche Ursachen geschädigten Versuchsparzellen sollte nun also eine Verjüngung durch das Aufziehen von Jungpflanzen erfolgen. Es zeigte sich, daß im Untersuchungszeitraum alle zur Wiederaufforstung verwendeten Baumarten angewachsen waren. Allerdings hatte im Fichtelgebirge der Ahorn und in den Kalkalpen die Buche jeweils die größten Schwierigkeiten, mit den Standortbedingungen zurechtzukommen. Im Frankenwald sorgte darüber hinaus der Rüsselkäfer für hohe Ausfälle bei der Fichte und der Douglasie. Schäden, die auf Nährstoffmangel beruhten, stellten die Forscher auch fest. So bewirkte Magnesium-Mangel Vergilbungen an Tanne und Fichte im Fichtelgebirge, wohingegen solche Erscheinungen an den Nadelhölzern in den Kalkalpen durch Stickstoff- und Phosphormangel ausgelöst wurden.

Derartige Schäden lassen sich mit gezielter Düngung allerdings vermeiden oder zumindest einschränken. So lebten auf den gedüngten Parzellen nach fünf Jahren immerhin noch 70 Prozent, auf den ungedüngten jedoch lediglich 31 Prozent der Pflanzen. Und auch die Vergilbungen an Fichten und Tannen im Fichtelgebirge konnten durch die Düngergabe abgemildert werden. Damit betrachten die Forscher diese im Fichtelgebirge auch als die erfolgreichste Maßnahme zur Erhaltung der dortigen Wälder. Die Unkrautbekämpfung dagegen hatte bis auf eine geringfügige Ausnahme keinen Einfluß auf die Überlebenschancen der Jungpflanzen. Freiflächen schaden

Am stärksten wirkte sich auf allen drei Standorten die Überschirmung durch Altpflanzen auf die Entwicklung der jungen Forstpflanzen aus, denn mit Ausnahme der Buche im Frankenwald, des Ahorns im Fichtelgebirge und der Vogelbeere in den Kalkalpen wuchsen die Pflanzen auf der Freifläche besser. Dabei lagen die anhand der Sproßlänge ermittelten Unterschiede immerhin zwischen 25 und 95 Prozent. Die Untersuchungsergebnisse der Münchener Forscher haben aber dennoch gezeigt, daß stark geschädigte Altbestände sofort wieder aufgeforstet werden sollten, um Freiflächen zu vermeiden. Dabei sei die Düngung - bei richtiger Anwendung - ein wichtiges Instrument, um die Vitalität der Jungpflanzen zu fördern, schreiben sie. Auf eine Unkrautbekämpfung könne dann allerdings weitgehend verzichte werden.

BETTINA RECKTER

Proben + Treffen

Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt

Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt

Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt

Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt

Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt

Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind immer willkommen. wpt

Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenberg 57. In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Alfred Krebs (Tel. 31 20 28). wpt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Nähere Informationen können außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden und zwar über Tel. 28 05 12. wpt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt

Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho (Tel. 46 12 85); Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. wpt

Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt

FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt

Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft über Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ-König, Damaschkeanger 158. wpt

Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vereins am Poststadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt

Rödelheimer Neuner: Der Chor probt dienstags (20.30 Uhr) im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt

Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt

Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt

Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt

Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag 9 Uhr). Belegwünsche: Geschäftsstelle dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt

Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt

Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" freitags (von 20 bis 22 Uhr) in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Informationen über den Verein gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt

Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold- Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt

Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt

Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch, um 19.30 Uhr, im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

SPORTRUNDSCHAU 34

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Namen + Notizen

NORBERT WILDHIRT, SPD-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat, wurde vom Höchster Ortsverein der Sozialdemokraten als Spitzenkandidat für die Kommunalwahl im nächsten Frühjahr nominiert. Ebenfalls für die Höchster SPD wird - an zweiter Stelle - der 44 Jahre alte Chemielaborant Dieter Schmidt ins Rennen um einen Sitz im Stadtteilparlament gehen. Stadtverordneter bleiben möchte der 50 Jahre alte Lehrer Dieter Knapp, der dort bereits im vergangenen Mai einen freigewordenen Platz einnehmen konnte. Geht es nach dem Willen des SPD-Ortsvereins, dann sollen von der nächsten Legislaturperiode an die 37 Jahre alte Gabriele Dehmer, Bauamtsleiterin im Römer, und Dieter Knapp die Interessen des Stadtteils im Parlament des Umlandverbandes vertreten. fws

HANS HÜBINGER hat die Goldene Ehrennadel des Hessischen Behindertensportvereins bekommen. Hübinger gründete vor zehn Jahren zusammen mit fünf Interessenten die OSC-Herzsportgruppe. Inzwischen sind es 200 Mitglieder, die dieser Tage ihr Jubiläum feierten. Auch die Stadt Frankfurt ehrte den Jubilar für seine Aufbauarbeit: OB von Schoeler überreichte ihm die Sportplakette. clk

GERLINDE RONNEBERGER soll neue Stadtbezirksvorsteherin von Nied-Süd werden. Die Mitgliederversammlung der Nieder Sozialdemokraten hat die 63jährige einstimmig für dieses Amt nominiert. Gerlinde Ronneberger tritt die Nachfolge ihres kürzlich verstorbenen Ehemannes Gerhard Ronneberger an. Die 63jährige gehört dem Vorstand des SPD- Ortsvereins seit Jahren als Beisitzerin an. Die Stadtbezirksvorsteherin, so SPD-Spressesprecher Uwe Wittemeier, soll die Verbindung zwischen Magistrat und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort halten. In regelmäßigen Sprechstunden können die Stadtteilbewohner der Bezirksvorsteherin ihre Fragen und Anliegen vortragen. Traditionell schlägt die stärkste Partei am Ort die Stadtbezirksvorsteherin vor. Gerlinde Ronneberger muß jetzt noch von der Stadtverordnetenversammlung bestätigt werden. lr

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 14

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine

redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion

behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

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Marktplatz Natursteinpflaster löst den Asphalt ab

UNTERLIEDERBACH. Was Autofahrern jetzt noch als Parkfläche für ihre blechernen Karossen dient, soll schon im Sommer kommenden Jahres die Aura eines "Stadtteilmittelpunktes" ausstrahlen. Zumindest hofft die Stadt darauf, daß sich die rund 1,1 Millionen Mark teure Umgestaltung des Unterliederbacher Marktplatzes derart auswirkt. Nach Walter Schäffner vom Straßenbauamt sollen die Arbeiten noch im Herbst beginnen.

Der alte, abgenutzte Asphalt kommt weg, statt dessen wird die Fläche an der Liederbacher Straße mit Natursteinen gepflastert. Mit einer anderen Idee, den gesamten Platz und den Straßenabschnitt auf Bürgersteighöhe "anzuheben", möchten die Planer gleich einen doppelten Effekt erreichen: Auf diese Weise sollen der Charakter eines Marktplatzes betont und gleichzeitig die Autofahrer zum Abbremsen gezwungen werden.

"Atmosphärische Beleuchtung" erhofft sich die Stadt von 30 neuen Glockenleuchten. Verschwinden werden dagegen die bislang offiziell gar nicht ausgewiesenen Parkplätze: Bewegliche Poller sollen die autofreie Zone garantieren. Nach Meinung der Verantwortlichen im Römer gibt's im Stadtteil genügend Parkraum.

Zu den vorhandenen Bäumen werden neue hinzukommen - keine botanischen "Frischlinge", sondern bereits zu ansehnlicher Größe herangewachsene "Hochstämme". Unter ihren Wipfeln könnten künftig - sofern die Unterliederbacher Bürgerinnen und Bürger diesen neuen Stadtteilmittelpunkt annehmen - Jahrmärkte und andere Feste einen Stammplatz finden. leo

Sankt Markus feiert Der Seniorenclub hilft gegen Isolation

NIED. Der Seniorenclub von Sankt Markus ist in die Jahre gekommen. Vor einigen Tagen feierten etwa 100 ältere Menschen im Gemeindesaal der katholischen Pfarrei in Nied das 25jährige Bestehen ihres Klubs: mit Bauchtanz, Gedichten, Kaffee, Kuchen und Liedern.

Bei "Oh, Donna Clara, ich hab' Dich tanzen gesehn" und "In einer kleinen Konditorei" - vorgetragen von den "Schwanheimer Schnudehobbelern" - leuchteten die Augen der Senioren, und alle sangen die Schlager aus der eigenen Tanzstundenzeit mit.

Mit dem Klub, so erinnerte die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva- Maria Nagel, fing es 1967 an. Zunächst waren es "nur" die Kaffeestunden, zu denen sich Frauen und Männer in Sankt Markus trafen. Erzählen ist auch heute noch ganz wichtig, hebt Ursula Franz, lange Jahre Leiterin des Klubs, hervor.

Hinzu kommt jeden Dienstag aber inzwischen ein richtiges Aktiv-Programm mit Gesellschaftsspielen, Gymnastik, Diavorträgen, Diskussionen und Ausflügen. Beliebt sind die Informationsgespräche mit Fachleuten, beispielsweise über Ernährung im Alter, die Rente, Kosmetik oder das Verhalten von Senioren im Straßenverkehr. Das Programm tüfteln die Klub-Chefinnen Monika Baumstieger und Vera Radtke mit ihrem Team aus.

"Die Begegnungen im Klub befreien viele aus der Einsamkeit und bringen so frische Farbe in die graue Alltäglichkeit", sagt Pfarrer Christoph Wurbs. "Denn jeder Zweite in Nied ist allein", weiß der Seelsorger. "Viele leben dann eine ganze Woche in Erwartung auf den Dienstag hin." tos

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RHEIN-MAIN-SEITE VI

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SPORTRUNDSCHAU 33

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WIESBADEN VI

Mit einer Anfrage an den Magistrat will die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) klären, wie der Weg zur Martin-Buber-Schule gesichert werden kann. Damit schwere Fahrzeuge ihren Einsatzort auf der Baustelle im Sachsenhäuser Landwehrweg erreichen können, wurde die Einbahnstraßenregelung im Letzen Hasenpfad geändert. Nach Ansicht der CDU wurde dadurch für Kinder und Anwohner ein "unzumutbarer Zustand" geschaffen. kan

Erleuchtung zur Rush-hour Bangkok als buddhistisches Lehrstück

Wer mit einem Hexenschuß in Bangkok ankommt - und das ist nicht schwer nach einem zwölfstündigen Aufenthalt im vollklimatisierten Flugzeug -, der liegt (oder steht) nicht verkehrt. Er kommt, leicht nach vorn gebeugt, dem Thai devot entgegen, wenn nur dieses schmerzverzerrte Gesicht nicht wäre! Doch morgens um vier blicken auch die Thais nicht freundlich. Vielleicht ist es die einzige Stunde, in der sich ihre Mundwinkel vom Dauerlächeln erholen.

Man überreicht mir wortlos eine Nummer und deutet auf einen noch stilleren Mann. Das ist der "Kutscher". Ja, es ist die Filmszene, mit der jeder Dracula- Film beginnt: Jonathan Harker auf dem Weg zum Schloß des Grafen, ein schwarz gekleideter Postillon peitscht auf die Pferde ein, so sitze ich im Fond des Taxis, das mich vom Don Muang Airport ins Zentrum bringen soll, der Rücken des Fahrers: eiskalt und uneinnehmbar, zwecklos mein freundliches Fragen, der alte Ford fliegt über die nächtliche Autobahn, als wolle er sagen: Fahr zur Hölle! Hier hast du sie, deine "One night in Bangkok!"

Dann hält der Wagen doch unvermittelt vor "meinem Hotel", der Alb ist für eine Sekunde unterbrochen, "Swan-Hotel" steht in gläsernen Buchstaben über der Tür, Drähte hängen aus dem S. Dies ist nicht "Swanns Welt" von Marcel Proust, sondern eine Empfehlung von Stefan Loose. Dieser alternative Fernostspezialist, mit seiner Vorliebe für alles, was "reichlich und billig" ist, führt uns in seinen zahlreichen Reiseführern mit sicherem Instinkt in die schmuddeligsten Hotels dieser Welt. Am Fuße der großen Mauer, die das beste Hotel der Welt, das "Oriental", von der gewöhnlichen Welt trennt, wirkt das "Swan-Hotel" wie ein Auffanglager für all die, die es nicht über die Mauer geschafft haben.

Noch ist die Stunde, in der man das auf dem Fußboden der Empfangshalle liegende Hotelpersonal besser nicht aus seinen Alpträumen reißt, zu leicht könnte es sich zum Mitspiel im eigenen Alptraum erheben. Schlafwandlerisch öffnet jemand, der sich als Portier ausgibt, die Tür zu einem stickigen Zimmer und deutet auf die Kakerlaken, die über die Betten flitzen, als wolle er sagen, seht ihr nicht, daß die Zimmer belegt sind? Dies ist der Augenblick, da man den im Gepäck befindlichen Reiseführer persönlich und mit Du anspricht: Stefan, wo führst Du uns hin?

Wieder stehen wir auf der Sukhumvit, die Hunde bellen uns zur nächsten Straßenecke; gibt es denn hier keine middle class? Im Dunkel der Nacht pulsiert das "Trocadero", von Stefan als First- Class-Hotel beschimpft. An den Wochenenden verwandeln sich die Nobelhotels Bangkoks in Kinderdiskotheken. Bangkoks Jugend tobt mit buddhistischer Hundertprozentigkeit, aber diszipliniert und vor langen Tischen. Man ißt, trinkt Unmengen Mekong, tanzt und johlt, und das alles gleichzeitig. Weil man sich aber nicht individuell daneben benimmt, sondern vorsätzlich und vereint, entsteht ein geradezu geordnetes und homogenes Gesamtbild. Das zu Tage tretende Unbewußte erweist sich als echte Lebensfreude, skandinavische Dumpfheit ist unbekannt. Die Sechzehnjährigen stehen abholbereit vor der Rezeption. Der innerthailändischen Freude und Ausgelassenheit folgt jene bedauerliche Fügsamkeit, mit der sie die Herren aus Braunschweig oder Stockholm auf die Zimmer begleiten.

Die Rache für die westlichen Begierden ist Bangkoks westlicher Standard. Wer seinen Hexenschuß über die Sukhumvit und vor den Hunden ins "Trocadero" gerettet hat, dem schießt jetzt das Tiefkühlgebläse der Klimaanlage ins Gesäß, so daß er, sollte er noch Lust dazu haben, sich ohnehin nicht mehr rühren kann. Jeder Raum in Bangkok, der etwas auf sich hält, ist tiefgekühlt. Und zwar nach der Devise: je kälter, desto luxuriöser. Im Erste-Klasse-Abteil des Expreßzuges reagiert der Schlafwagenschaffner irritiert, wenn man die Blaufärbung in den Fingerspitzen beklagt, schließlich habe man dafür bezahlt. Wer, aus Erfahrung klug geworden, in einem besseren Hotel nach einem Zimmer mit "Fan" fragt, kann nur ein armer Schlucker sein, denn, wer Geld hat, der friert auch.

Dem übertriebenen Genuß des Luxusguts Kälte folgt nicht selten eine mittelschwere Grippe. Wessen Influenza noch nicht voll ausgereift ist, dem gibt die Klimaanlage im Wartezimmer den Rest. Der Arzt gibt mir den Rat, nie mehr etwas zu heben, und eine Rechnung, die ich gleich begleichen muß.

Bangkok ist voll von Ärzten. Einige heißen gleich "Dr. Clinic", und eine "Dental Clinic" trägt den Namen "Happy Smile". Hier wird das richtige Lachen montiert, denn bekanntlich spielen die Zähle dabei eine wichtige Rolle.

Wirkliche Heilung verspricht nur die Massage. Es gibt, lasse ich mir sagen, keinen fundamentalen Unterschied zwischen der traditionellen Thai-Massage und der ausgedehnteren und berüchtigten Body-Massage. Beide sollen letztlich entspannen und behandeln lediglich unterschiedliche Details. Die historisch überlieferten Massageregeln findet man in einer hübschen Bilderfolge an einem der Tempel des Wat Po's, Bangkoks touristischster Tempelanlage. Sie soll die erste Universität für Massage beherbergt haben. Während man die Bilder betrachtet, beginnen schon ungefragt gelernte Finger an Nacken und Schultern zu nesteln, und leise versucht man sich mit meiner Frau zu verabreden, zu einem Hausbesuch.

Das unverschämt leuchtende Gold, das alle buddhistischen Tempelanlagen dominiert, ist, stelle ich fest, die einzige Farbe, die einem Gott würdig ist. Welch krasser Unterschied zu dem Trübsinn, der uns aus christlichen Kirchen entgegenbläst! Die Aussicht, unseren Herrn ständig gekreuzigt zu sehen, kann ja nun wirklich nicht hoffnungsvoll stimmen.

Der allgegenwärtige meditierende Buddha aus Gold lebt uns vor, was seinem betriebsamen Betrachter so entsetzlich abgeht: Glanz und Gelassenheit! Der 45 Meter lange und 15 Meter hohe, mit Goldplättchen verzierte "sterbende Buddha" scheint, den Kopf lässig aufgestützt, eher zu faulenzen und unter halb geschlossenen Lidern halblaut zu denken: Da kommen sie wieder, die Japsen, die Amis, die Germans, und können nicht genug kriegen von meinem Gold.

Erleuchtung zur Rush-hour 2

Der thailändische Buddhismus, auch wenn er Enthaltsamkeit lehrt, ist keine Religion, die den Blick für die Freuden des Lebens trübt. Sieht man einmal von der anschließenden Vermarktung ab, so ist es doch erst einmal eine Freude, festzustellen, wieviel Heiterkeit und Libido eine nicht repressive Religion freisetzt, besonders, wenn man gerade aus Jakarta oder Neu-Delhi angereist ist. Buddha behüte, daß mit dem gerechten Kampf gegen den Sex-Tourismus nicht auch die erotische Unbefangenheit bekämpft wird, die man durchaus als kulturelle Errungenschaft werten kann. Schließlich kann man nur dort Vermarktung begegnen, wo es ursprüngliche Qualitäten gibt. Die schönen Dinge des Lebens werden auch sonst dem Tourismus als Fraß vorgeworfen, dennoch würde niemand der touristischen Ausbeutung einer Landschaftsidylle mit deren Abschaffung zu Leibe rükken. Was soll ein Land machen mit einem solchen Reichtum an libidinöser Kraft, wo es doch überall in der Welt einen unstillbaren Hunger nach Liebe gibt?

Daß die amerikanische Marine nach ihrer erfolgreichen Rückkehr vom Golf mit 4000 Soldaten in Pattaya zum Koitus festmacht, wird, der "Bangkok Post" zufolge, eher als Wiedergutmachung verstanden, da das von der amerikanischen Regierung bei Beginn des Golf-Krieges angeratene Fernbleiben von amerikanischen Touristen in Pattaya zu einem wirtschaftlichen Desaster geführt hat.

In Bangkoks "Silom Center" spitzen sich thailändische Sinnesfreuden konzentriert und teuer auf den ausländischen Appetit zu. Hier rüsten sich die hochleistungsfähigen Japaner mit hochprozentigem Eiweiß, das sie aus den Lobstern saugen, während die gespreizten Finger der Lakhon Nay-Tänzerinnen ihnen den Weg zur benachbarten Patpong 1 und 2, Bangkoks "Großer Freiheit", zu weisen scheinen.

Auch die Japaner sind sanft in Thailand einmarschiert, um ihr erotisches Defizit auszubügeln und sich ökonomisch zu bereichern. Immerhin, stelle ich zufrieden fest, lassen sich die thailändischen Angestellten der Sushi- und Tempura- Schnellrestaurants nicht wie ihre indonesischen Kollegen in Kuta auf Bali dazu hinreißen, dem Gast im Kimono und auf Knien entgegenzurutschen.

Daß es bei der sextouristischen Penetration um eine geradezu militärische Angst vor einer Niederlage geht, erfahre ich von einem deutschen Augenarzt im "Haus München" auf der Sukhumvit. "Es gibt nur eins, was ein thailändisches Mädchen dir übelnimmt", verrät er mir vielwissend, "wenn du es nachts nicht mehr bringst!" Schon seit gut einem Jahrzehnt führe er regelmäßig nach Bangkok wie andere zur Kur. Ob ein gewisser Leistungsdruck dann nicht dem Kureffekt abträglich sei, wollte ich wissen. "Anderthalb Bier und kein Mekong", nennt er mir seine Strategie.

Den offenherzigen Umgang mit dem schönen Schein des Lebens verdankt Thailand der buddhistischen Weisheit, die nicht zwischen Schein und Wirklichkeit unterscheidet, weil für sie die Wirklichkeit selbst Schein ist. Dürfen wir uns also, einmal in diesen Schein hineingeboren, uns guten Gewissens seiner erfreuen?

Eine Ausstellung internationaler Schein-Heiligkeiten und Eitelkeiten, die sich in den Namen Gucci und Chanel und Benetton und Boss ausdrücken, finden wir in den großen Departement-Stores, dem Siam Center, dem Peninsula Plaza oder dem Robinson Department Store, ganz besonders natürlich im Mah Boonkrong Center. In dem großen Nirvana des buddhistischen Bewußtseins ist für jede Spielart menschlichen Gehabes Platz.

Es gibt, das weiß man in Thailand, bei dem westlichen Kunden eine Demutshaltung, eine Verbeugung vor dem angebotenen Hemd von Lacoste, von der er nur durch den Kauf erlöst wird. Dieselbe Erlösung finden wir, billiger, an jedem Straßenstand, sozusagen als Schnellkauf im Stehen. Hier werden uns die gleichen Produkte angeboten als perfekte Nachbildungen. Vier Rolex-Uhren für umgerechnet 40 Mark.

Der Klang, den diese Markennamen in Bangkok auslösen, wirkt, aus der Entfernung, an sich schon wie ein ironisches Zitat, am Straßenrand als Billigprodukt offeriert aber, wie ein buddhistisches Lehrstück über Schein und Sein. Der Handel und die Herstellung dieser Imitationen sind deshalb auch nur scheinbar verboten. Letztlich, so erkennt man, macht es keinen Unterschied, ob man die wahre Ware zum originalen Preis ersteht oder die perfekte Nachbildung, denn die ist nicht unechter als das Original. Haben alle diese Lektionen uns Abendländern nichts genützt, so empfiehlt sich nach getätigtem Einkauf das intensive Erlebnis der Rush-hour.

Man setze sich gegen sechs Uhr abends in einen der zu diesem Zeitpunkt in staubedingter yogaähnlicher Ruhe befindlichen Autobusse und genieße den wunderbaren Zustand, in dem nichts mehr geht. Nicht, daß unter den Fahrgästen jetzt Muße ausbräche oder verstärkt geplaudert würde. Es scheint eher, als saugten sie diesen absoluten Bewegungsstillstand mit erhöhter Aufmerksamkeit, einer Art pochender Geduld, die nur als Ergebnis jahrtausendealten Trainings verständlich ist, in sich auf.

Niemand stöhnt gequält oder blickt auf die Uhr. Es schießt auch keiner um sich. Die gesamte städtische Bewegung rotiert einsichtig auf der Stelle, als gehorche sie einem Naturgesetz oder lausche der Offenbarung des Allmächtigen. Das gleichmäßige Pfeifen der Verkehrspolizisten mit aufgesetzten Atemmasken mutet an, als pfeiften sie zur Ruhe oder intonierten im rituellen Räucherdunst der Dieselschwaden den allgemeinen Stillstand. Da immer noch Menschen in die stehenden Busse strömen, scheint es sich hier um eine Art Abendandacht zu handeln, um eine "Bus-Zeremonie".

Und, seltsam, nach einer Stunde Ausharren im Bus, ist auch der westliche Fahrgast, nachdem seine Absichten und Vorhaben für den Abend wie Seifenblasen geplatzt sind, irgendwie überzeugt, daß das Leben wohl so ist, wie es ist. Er sieht lächelnd auf die bewaffneten Ordnungskräfte herab, die in den Luxus-Konditoreien die Torten bewachen und amüsiert sich über die wuselnden, besser gekleideten jungen Thais mit den Funkpiepsern an den Gürteln, die aller Welt demonstrieren sollen, wie dringend man sie braucht. Und er beginnt genußvoll durch das offene Busfenster die Auspuffgase einzuatmen, als handele es sich um den Duft der Lotusblüte. Er ist mit dem Bus noch immer nicht weiter, aber der großen Erleuchtung ein Stück näher gekommen. FRIEDRICH-KARL PRAETORIUS (Bild: Herbert Fritz)

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Gefahren am Alleenring

NORDEND. Jedesmal ärgert sich FR-Leser Gerd S., wenn er mit dem Fahrrad den Alleenring zwischen Nibelungenplatz und Burgstraße entlangfährt. Die Radwege sind regelmäßig von parkenden Autos zugestellt, und was noch viel schlimmer ist: Die Autofahrer, die von der Nibelungen- und Rothschildallee nach rechts abbiegen, mißachten nach seiner Erfahrung aufs Gröbste die Vorfahrt der Radfahrer, für die es auf dieser Route entlang der stark befahrenen und zugeparkten Allee manchmal lebensgefährlich wird.

Regelrechte "Kleinkriege" hat der 56jährige deswegen bereits mit manchen Autofahrern ausfechten müssen. Ein Verkehrsteilnehmer habe ihn einmal sogar ein paar Kilometer weit mit dem Auto verfolgt, nachdem Gerd S. ihn - sozusagen in Notwehr - mit einem Faustschlag auf den Kofferraum seines Fahrzeuges darauf aufmerksam gemacht hätte, daß er ihm gerade die Vorfahrt genommen hätte, berichtete der Radfahrer aufgebracht. "Vor kurzem hat mich nur ein lauter spitzer Schrei davor bewahrt, von einem Auto überfahren zu werden", erinnert sich Gerd S.

Eine gesicherte Vorfahrt erhofft er sich jetzt, wenn die Fahrradwege ganz in Grün angelegt werden, wie er es in der Nordweststadt gesehen hat. Grüne Markierungen für alle Radwege hält allerdings der städtische Fahrradbeauftragte Peter Blöcher für kein "Allheilmittel", weil "die farbige Thermoplastik auch Nachteile hat". Bei Regen sei sie rutschiger und bei Dunkelheit schlechter zu erkennen als die weiße Markierung. Deshalb würde die Stadt nur an Unfallschwerpunkten die Fahrradwege farbig markieren. Generell werde jetzt in der ganzen Stadt die weiße Blockmarkierung mit den Fahrradsymbolen eingeführt.

Für eine gesicherte Vorfahrt der Radfahrer sei aber die freie Sicht der Autofahrer beim Rechtsabbiegen viel wichtiger als grüne Farbe auf der Straße, sagte der Fahrradbeauftragte und bestätigte damit die Ansicht von Gerd S. Deshalb will auch die Stadt demnächst den Falschparkern buchstäblich Steine in den Weg legen. "Die Adickesallee ist bereits komplett mit Bordsteinaufsätzen versehen worden, und die Nibelungenallee soll nun auch abgepollert werden", berichtete Stefan Blöcher.

Wenn das nicht helfen sollte, können Radfahrer aber auch nach Auskunft des Leiters der Verkehrsüberwachung und -regelung, Werner Hartwig, "bei konkreten Gefährdungen" einen Funkwagen unter der Telefonnummer 75 00 33 23 an Ort und Stelle rufen. mec

"Sind aktueller denn je" Die Friedensinitiative feiert ihr zehnjähriges Bestehen

ESCHERSHEIM. Die Mitglieder der Friedensinitiative Eschersheim fragen sich, ob das zehnjährige Bestehen ihrer Organisation ein Grund zum Feiern ist. Sprecherin Judit Pakh sagt: "Traurige Tatsache ist, daß wir aktueller sind denn je." Der Zusammenbruch des Sozialismus in Osteuropa habe den Frieden nicht sicherer gemacht. Statt dessen gebe es eine allgemeine Destabilisierung.

Es entstehe eine "neue" alte Weltordnung, die (wie im Balkan) an die Verhältnisse von 1914 erinnere. Frau Pakh und ihre Freunde sind der Ansicht, nur eine solidarische, auf Teilen und gegenseitige Hilfe aufbauende Weltordnung wäre für die friedliche Entwicklung eine sichere Grundlage.

Die Friedensinitiative Eschersheim ist in der Zeit des Protestes gegen die Stationierung von Atomwaffen auf Bundesgebiet entstanden. Damals organisierten Judit Pakh und ihre Freunde unter anderem eine Unterschriftenaktion. Sie fuhren zu Demonstrationen, nahmen am Ostermarsch teil. Im Haus am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 565-567, treffen sie sich jeden Monat einmal zu Diskussionen und Informationsabenden. Die Friedensinitiative wendet sich sowohl gegen Atomwaffen wie gegen konventionelle Rüstung. Kriege sind für sie nicht die Lösung der dringendsten Probleme auf der Erde. Die Friedensfreunde fragen, warum sie immer wieder begonnen werden und wer daran ein INteresse hat. Judit Pakh: "Wir wollen die Hintergründe aufzeigen. Wir sammeln Informationen für uns selbst und auch für die Außenstehenden." Nach dem Golf-Krieg habe man den angeblichen Kollaps der Friedensbewegung festgestellt, das treffe aber auf die Eschersheimer Gruppe nicht zu. Sie hätten ihre Treffen fortgesetzt, Mahnwachen abgehalten und zum Beispiel im März '91 im Stadtteil eine Protest- und Trauerdemonstration organisiert. Einiges sei bereits Tradition, so die Mahnwache am Hiroshima-Tag (6. August), wo an dem Brunnen am Weißen Stein ein Blumenmal ausgelegt und eine Mahnwache gehalten wurde. Frau Judit Pakh freute sich darüber, von einigen Passanten angesprochen worden zu sein: "Nicht alle sind vorbeigelaufen. Viele haben sich für unsere Unternehmungen interessiert."

Trotzdem fragen sich die Mitglieder der Friedensinitiaitive "Stehen wir auf verlorenem Posten?" Immer noch sind sie der Meinung, sie hätten die besseren Argumente. In der letzten Zeit, meinte Frau Pakh, "rücken die einzelnen Gruppen wieder näher zusammen". Das Informationsnetz sei verbessert worden, es gebe einen festen Mitgliederkern.

Die nächste Aktion unternahmen die Friedensfreunde beim Stadtteilfest "Eschersheimer Wochenende", bauten einen Stand auf und stellten ihre zehnjährige Geschichte in einer Dokumentation dar. Judit Pakh: "Wir werden jedenfalls weitermachen. Denn wer den Frieden will, muß ihn vorbereiten - auch in den Köpfen der Menschen." Kontaktadresse: Judit Pakh, Im Mellsig 26. li

Auslandsaufenthalte Au pair-Mädchen sind sehr gefragt

FRANKFURT A. M. Immer mehr junge Frauen entscheidem sich nach ihrem Schulabschluß für einen Auslandsaufenthalt als Au pair-Mädchen in Europa. Vor allem Großbritannien, Irland, Italien, Frankreich, Spanien, Dänemark und Griechenland sind bei den deutschen Au-pair-Mädchen sehr gefragt.

Die Voraussetzungen: Die Frauen sollten 18 bis 27 Jahre alt sein, Erfahrung in der Kinderbetreuung haben, den Führerschein Klasse III besitzen und gut englisch oder französisch sprechen. Die Arbeitszeit in einer Familie ist auf 30 Stunden in der Woche festgelegt. Dafür bekommen die jungen Frauen ein eigenes Zimmer und mindestens 380 Mark Taschengeld monatlich. Unbezahlbar sind vor allem die Sprachkenntnisse, die die Teilnehmerinnen erwerben können und die kulturellen Erlebnisse.

Organisiert werden Au pair-Aufenthalte von der Gesellschaft für Internationale Jugendkontakte, die im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit Au pair-Stellen, Praktika und Ferienjobs im Ausland vermittelt. Auch High-School-Aufenthalte in Australien und in den USA oder Sprach- und Ferienreisen werden angeboten.

Informationen gibt es schriftlich oder telefonisch bei der Gesellschaft für Internationale Jugendkontakte, Postfach 20 05 62, Am Gäßchen 4, 5300 Bonn, Telefonnummer 02 28 / 95 25 00. jd

Mike Beckmann trainiert Oberurseler Turnnachwuchs Kinder haben enormen Spaß Olympiateilnehmer sprang für neuen Trainer Berlinger ein

Einen besseren Trainer kann man sich für den Nachwuchs nicht vorstellen: Mike Beckmann, ehemaliger deutscher Kunstturn-Meister, Olympia- und Weltmeisterschaftsteilnehmer, betreut zur Zeit die jüngsten Turner der TSG Oberursel bei den Übungsstufen in der Sporthalle der Erich Kästner Schule - sehr zur Freude der Kinder, denen das Training bei Beckmann offensichtlich enormen Spaß bereitet.

Zur TSG Oberursel kam der 24jährige Weltklasse-Turner eher durch Zufall. Als TSGO-Geschäftsführer Dieter Himmelreich einen Nachfolger für den aus beruflichen Gründen kürzer tretenden Bernhard Kurz als Übungsleiter der Turner suchte, wurde er beim Sportlehrer (und ehemaligen Bundesliga-Turner) Mathias Berlinger fündig. Berlinger aber kann sein Traineramt erst am 1. November antreten und organisierte daher für die Übergangszeit den zweimaligen deutschen Zwölfkampfmeister Mike Beckmann (Titelträger 1989 und 1990, WM-Teilnehmer 1987 und 1989 sowie Olympia-Kämpfer 1988 in Seoul), damit die Nachwuchs-Förderung bei der TSG Oberursel nicht unterbrochen wird. Für Beckmann ist die zeitlich begrenzte Tätigkeit bei der TSGO eine willkommene Abwechslung zum harten Trainings-Alltag, denn der Student der Betriebswirtschaft verbringt im Normalfall täglich selbst rund sechs bis acht Stunden im Olympia-Stützpunkt Warendorf an den Geräten, die für ihn die (sportliche) Welt bedeuten. Die Arbeit mit den Oberurseler Kindern lenkt Mike Beckmann zugleich von den Verletzungsproblemen ab, die ihn die zweite Olympia-Teilnahme gekostet haben. Bei den deutschen Meisterschaften diesen Jahres in Duisburg zog sich Beckmann ein Blessur an der Schulter zu, die einen Start in Barcelona unmöglich machten.

Wegen dieser Verletzung ist Oberursels "Interims-Trainer" auch jetzt noch nicht wieder voll belastbar, sondern befindet sich im gezielten Aufbau- und Krafttraining. Spätestens im September aber, wenn die neue Bundesliga-Saison beginnt, will er im "Konzert der Großen" an den Geräten wieder kräftig mitmischen. Vom Heilungsprozeß hängt auch ab, ob er seine internationale Karriere fortsetzen wird. "1996 in Altlanta bin ich aber wohl zu alt", ist für den sympathischen Mike eine weitere Olympia-Teilnahme derzeit nicht vorstellbar. gst

"Fremde Federn"

Zu unserem Beitrag "Artischockenbrunnen auf gebührendem Platz" in der Stadtteil- Rundschau Süd schrieb uns FR-Leser Tom Orlowski, Große Rittergasse 18 (Sachsenhausen), folgende Zeilen:

Das Plätzchen vor dem Brunnen ist nun also autofrei. Als ich gelesen hatte, wer sich da alles mit fremden Federn schmückt, habe ich ganz schön staunen müssen. Ortsbeirat, Kerbegesellschaft - daß ich net' lach!

Es war die Arbeit eines einzigen Bürgers, der den Platz fotografiert hat und in einem Schreiben an das Straßenbauamt den Zustand schilderte, verbunden mit der Bitte um Abhilfe. Der Bitte ist, wie zu sehen ist, nachgekommen worden; inzwischen liegt auch ein Schreiben des Garten- und Friedhofsamtes vor, mit der Zusage, in Kürze die jetzt überflüssig gewordenen Baumschutzbügel zu entfernen und eine Sitzbank aufzustellen.

An der Effizienz der Ortsbeirats-Arbeit habe ich schon lange meine Zweifel, und die Kerbegesellschaft - das sind doch die, die jedes Jahr ein Volksfest ohne Volk veranstalten. Daß beiden daran gelegen ist, in der Öffentlichkeit auch mal ein Erfölgchen vorweisen zu können, verstehe ich ja. Nur sollten sie es sich dann auch selbst erarbeiten.

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII

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SPORTRUNDSCHAU 12

Sport am Mittwoch

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: u. a. BG Offenbach/Neu-Isenburg - FC Baunach (20 Uhr, Sporthalle im Sportpark Neu-Isenburg). FUSSBALL 2. Bundesliga: Hannover 96 - MSV Duisburg (20 Uhr).

LANDESLIGA MITTE: Grünberg - Burkhardsfelden (19 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA Frankfurt, Gruppe West: SG Rodheim - Vatan Spor Bad Homburg (20 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA Frankfurt, Gruppe Ost: FSV Bad Orb - Germ. Niederrodenbach (19 Uhr). HANDBALL

BUNDESLIGA: SG Wallau/Massenheim - TBV Lemgo (20 Uhr, Walter-Köbel-Halle, Rüsselsheim).LKALSPORTVIIDie Größe im Licht der Niederlage In St. Petersburg ist das Leben nicht leichter als in Leningrad

St. Petersburg, schrieb Fjodor Dostojewski, sei für ihn "eine Mischung aus etwas ganz Fantastischem und absolut Idealem und gleichzeitig langweilig, prosaisch und gewöhnlich". Zwei Seelen, ach, in einer Stadt? Der einen begegnet man gleich bei der Ankunft am Flughafen. Hunderte von Reisenden drängen sich um ein winziges Gepäckband. Am Zoll braucht es mehr als eine Stunde, bevor der Reisende endlich abgefertigt wird. Draußen auf dem staubigen Vorplatz spielt ein Drei-Mann-Orchester die deutsche Nationalhymne. Wenn Peter der Große bei der Gründung der Stadt 1703 noch von der kulturellen, politischen und sozialen Öffnung zum Westen geträumt hat, so träumen die Musiker hier vor allem von der Öffnung der West-Portemonnaies. Auch Visionen unterliegen dem Preis-Leistungs-Verhältnis. In St. Petersburg haben sie sich den Lebensumständen und dem wachsenden Touristenstrom angepaßt und sind gerade so dimensioniert, daß es zum Überleben reicht.

"Wo wart ihr schon überall?", fragt Sasha beim Mittagessen im Hotel Pribaltiskaja. Wir zählen auf: England, Thailand, Spanien, Italien, Holland . . . Er ist auch schon weit herumgekommen, war in China, in Polen. In der Mandschurei habe er Daunen- und Lederjacken gekauft. 25 Dollar das Stück. Hier in Petersburg hätten sie ihm dafür 10 000 Rubel, umgerechnet etwa 100 Mark bezahlt. Jetzt spart Sasha für einen weiteren Einkaufstrip.

Früher, erzählt der 26jährige, sei er Leichtathletik-Trainer gewesen, habe aber zu wenig verdient. 2000 Rubel (20 Mark) beträgt das Durchschnittseinkommen. 50 Dollar aber müsse er allein an Miete für die Zwei-Zimmer-Wohnung in der City zahlen, die er sich mit seiner Großmutter teilt. Natürlich hat er wie jeder St. Petersburger offiziell einen Arbeitsplatz in einem städtischen Betrieb nachzuweisen. Inoffiziell arbeitet er während unseres Aufenthaltes als unser Chauffeur, Bodyguard und Reiseführer. Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für den Touristen, der mit dem eigenen Auto anreist. Sasha weiß jene Straßen zu umfahren, deren Oberfläche nur mit einem Raupenfahrzeug zu bewältigen ist. Und er bewahrt den Wagen vor dem Schicksal der zahlreichen West-Autos, denen Scheibenwischer, Nummernschild und Fensterscheiben fehlen. Schließlich sorgt der Kampf der St. Petersburger um das tägliche Brot nicht nur für ein erhöhtes Aufkommen an bettelnden Kindern und alten Frauen. Auch die Kriminalitätsrate ist gestiegen.

Die Übergänge zwischen gesetzgeberischer Theorie und lebenserhaltender Praxis sind durchlässig geworden. Wo Arbeit allein nicht reicht, muß sich jeder seine Nische suchen. Auf dem Newski-Prospekt, der berühmten Petersburger Promeniermeile, sind die Nischen Legion. Früher hieß die viereinhalb Kilometer lange Straße "Große Perspektive", heute sind es eher die kleinen, die hier besichtigt werden können.

Auf Schritt und Tritt verfolgen uns die Vertreter der Petersburger Schattenwirtschaft. Anstecknadeln, Uniformen, Tücher, Lackschachteln für die Touristen; ein paar Schuhe, junge Katzen und Hunde, eine Bluse oder eine Schachtel Zigaretten für die Einheimischen - es wird verkauft oder getauscht, was auch nur irgendwie entbehrlich ist. Täglich schieben sich Hunderttausende durch die Prachtstraße, ausgerüstet mit dem wichtigsten Utensil der Petersburger, der Einkaufstasche. Man weiß ja nie, in welchem Hauseingang sich plötzlich eine günstige Einkaufsgelegenheit ergibt. Spaghetti zum Beispiel oder Bettdecken. Dann muß man bereit sein. Nichts spricht sich so schnell herum, wie die Öffnung einer offiziell als versiegt erklärten Warenquelle.

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Wir sind zum Tee geladen und verspäten uns. In St. Petersburg ist das jedoch keine Schande. Hier wird damit gerechnet. Vielleicht hat der Gast unterwegs ja ein Sonderangebot entdeckt oder sich in eine der politischen Debatten verwickeln lassen, die jetzt wieder ganz öffentlich auf der Straße ausgetragen werden. Valery und Diana sind jedenfalls nicht verärgert, als sie uns die Stahltür zu ihrer Wohnung öffnen. Obwohl der Hochschulprofessor und seine Frau nach westlichem Standard kaum mehr besitzen als ein durchschnittlicher Angestellter, sorgen sie sich um ihre Reichtümer. Drei Alarmanlagen und ein privater Sicherheitsdienst schützen das Hab und Gut der Familie. Banken haben in St. Petersburg schon längst keinen Vertrauensbonus mehr und überhaupt: Wer würde seine Ersparnisse schon in Rubeln anlegen, die morgen nur noch die Hälfte wert sein können. Krisenfeste Devisen werden ebenso zu Hause gehortet wie Wertgegenstände.

Was nach außen Wohlstand demonstrieren könnte, wird tunlichst unterlassen. So haben Valery und Diana kein Auto, tragen keinen Schmuck und vermeiden es, besser gekleidet zu sein als die Nachbarn. "Mafia" wird das Risiko ängstlich umschrieben. Die Würdenträger der expandierenden Petersburger Kriminalitätsrate sorgen für einen erhöhten Umsatz an Stahltüren, Alarmsystemen und für strenge Sicherheitskontrollen vor den großen Hotels.

Sogar die Wahl des Restaurants wird von der Frage bestimmt, wo sich die Mafia aufhält. Aber beim Essen gilt es nicht nur, schlechte Gesellschaft zu vermeiden, sondern wegen des günstigen Kurses auch einen Tisch in einem der Rubel-Restaurants zu ergattern. Mit Beziehungen, versteht sich. Ohne die geht nichts in St. Petersburg.

Unsere Beziehungen sorgen dafür, daß wir abends an einem reich gedeckten Tisch sitzen: Es gibt Kaviar, Lachs, rote Beete und Schweinebraten. Nur der Alkohol fehlt. Eine einzige Flasche Sekt darf der Wirt an uns ausschenken. Für den Rest haben wir selber zu sorgen. Keiner sagt etwas, als wir die drei mitgebrachten Flaschen auf den Tisch stellen. Strenge waltet lediglich beim Rauchverbot. In vielen Rubel-Restaurants und in allen öffentlichen Gebäuden ist das Rauchen untersagt.

Man gibt sich, trotz der schlechten Versorgung mit frischen Lebensmitteln, gesundheitsbewußt. Schon aus Tradition. Bereits im 18. Jahrhundert fand in St. Petersburg die erste Segelregatta Rußlands statt. Heute verfügt die Stadt über mehr als 2200 Sporteinrichtungen, davon 51 Stadien, drei Sportpaläste, 22 Schwimmhallen sowie Hunderte von Turnhallen, Sportplätzen und Fußballfeldern. Spitze des sportlichen Eisberges ist der "Klub der Walrosse", deren Mitglieder sich winters im Eiswasser der Newa freischwimmen, getreu dem russischen Sprichwort: Wenn du gesund sein willst, härte dich ab.

Natürlich gibt es in St. Petersburg seit neuestem auch Fitness-Center. Aber die beliebteste Sportart ist, was die Amerikaner mit ihrem unvergleichlichen Sinn fürs Zweckmäßige "Walking" betitelt haben. In St. Petersburg heißt es immer noch Flanieren. Erstens ist es das billigste Freizeitvergnügen und zweitens das mit dem meisten Unterhaltungswert. Nicht nur wegen der herrlichen Parkanlagen. Nirgendwo sonst sieht man so viele Liebespaare auf der Straße wie im "Venedig des Nordens". Und nirgendwo sonst ist man geneigt, dieses Phänomen der Atmosphäre der Stadt zuzuschreiben. Auch wenn Sasha erklärt, die öffentliche Romantik sei nichts als eine Folge der beengten Wohnverhältnisse. In St. Petersburg gehören Illusion und Realität, Schönheit und Tristesse, bitterste Armut und der hemmungslose Vormarsch privatwirtschaftlichen Durchsetzungsvermögens zusammen. Es ist, wie Pasternak schreibt: "Beide Aspekte des Lebens treten hervor, einerseits ist die Verarmung zu sehen, andererseits die Größe - im Licht der schon hervortretenden Niederlage." CONSTANZE KLEIS

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Die Kunst, über den Tag zu kommen, hat auch die Künstler auf den Plan gerufen. Vor der Eremitage, an der Peter- und-Paul-Kirche, in den Metro-Stationen - überall werden uns neben folkloristischen Devotionalien auch Bilder zu äußerst günstigen Preisen angeboten. Es sind lohnende Mitbringsel. Allerdings ohne die für den Zoll notwendigen Quittungen als Nachweis für den Umsatz der eingeführten Devisen. Deshalb empfiehlt sich für größere Anschaffungen der künstlerischen Art ein Besuch der Galerien am Newski-Prospekt. Hier sind die Kassen noch auf Prä-Glasnost-Zeiten eingestellt. 90 Rubel ist die höchste Summe, die eingegeben werden kann. Aber fast alles ist teurer geworden.

So klingen die Kassen wie bei uns nur an Weihnachten. Vortäuschung falscher Tatsachen. Potemkin, der berühmteste Blender der Weltgeschichte und Geliebte der Zarin Katharina, hätte seine Freude daran. Trotzdem: es ist auch vieles zumindest Blattgold, was glänzt. Und was mit den Jahren blaß geworden ist, wird wieder auf Hochglanz gebracht. Das Puschkin-Denkmal auf dem Platz der Künste beispielsweise. Oder die farbenprächtige Wiederauferstehungskirche. Auch das Russische Museum mit seinen mehr als 350 000 Kunstwerken und die Eremitage, eines der größten Kunstmuseen der Welt, halten einen Teil ihrer mehrere hundert Ausstellungssäle wegen Renovierung geschlossen. Selbst der Panzerkreuzer "Aurora", von dem am 25. Oktober 1917 der Startschuß zum Sturm auf den Winterpalast fiel, wird gerade runderneuert.

Es gibt viel zu tun in dieser Stadt, auch wenn sie es mit ihren Prachtbauten und ihrer einmaligen Silhouette trotz ihrer relativ jungen Jahre mit jeder alten europäischen Hauptstadt aufnehmen kann. Vom Wasser aus gesehen hat St. Petersburg sogar mehr Trümpfe zu bieten als Venedig oder Amsterdam. Auf 44 Inseln gebaut und von 86 Kanälen durchzogen, erschließt sie sich dem Besucher am besten vom Wasser oder von einer der 311 Brücken aus. Daß man mitten in St. Petersburg, am Strand der Neva, auch baden kann, ist für uns vom Main ein beinahe exotisches Vergnügen.

Ein billiges ist die Nachtfahrt mit einem gecharterten Boot. 25 Dollar kostet das einmalige Erlebnis und zwei Stunden Wartezeit. Es ist zwei Uhr nachts und die Brücken der Newa sind bereits gesperrt, als wir von Bord gehen. So sehen wir, wie sich die Brücken öffnen, um den großen Schiffen den Zugang zum Meer zu ermöglichen. An beiden Ufern sammeln sich Trauben von Menschen. Ein Saxophon-Spieler verschnörkelt "Yesterday". Natürlich gibt es auch andernorts ein Nachtleben. In den Devisen-Bars der großen Hotels Europa, Pribaltiskaja und Astoria zum Beispiel oder in Diskotheken, deren Standort sich so schnell ändert wie der Wechselkurs, weshalb man auch dort dazu übergegangen ist, die Eintrittspreise in inflationssicheren Devisen auszuhandeln. Aber am schönsten sind die Petersburger Nächte vom Ufer der Newa aus gesehen.

Am nächsten Tag stehen wir nicht über dem Wasser, sondern fahren mit der Metro drunter durch. Das wichtigste Verkehrsmittel der Stadt wurde schon Anfang des Jahrhunderts geplant, aber wegen des sumpfigen Untergrunds erst ab 1940 gebaut. Als die Würdenträger der orthodoxen Kirche 1901 von dem Vorhaben erfuhren, protestierten sie mit der Begründung, das sei "zu nah an der Hölle". Und wirklich beschleicht einen bei der rasanten Rolltreppen-Fahrt in die endlose Tiefe ein mulmiges Gefühl. Auch Stahltüren auf den Bahnsteigen, die sich nur zum Einstieg in die Metro am Newski-Prospekt öffnen, sind nicht gerade vertrauenerweckend. Gemessen jedoch am Zustand der Straßenbahnen, ist die Metro noch ein Luxusgefährt. Die Stationen sind sauber und mangels Straßencafés auch ein beliebter Treffpunkt.

Kinderbeauftragte hat nur wenig Rechte Sylvia Gräf hilft Kindern im Ortsbezirk 9 / "Grundlagen für die Arbeit fehlen"

FRANKFURT-NORDWEST. Sie hat keinen leichten Stand. Seit fast einem Jahr ist Sylvia Gräf, Leiterin der Kindertagesstätte 23, Kinderbeauftragte des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) - und damit die einzige in ganz Frankfurt, die weder dem Gremium selbst noch einer Partei angehört.

Proteste gab es deshalb zu Beginn ihrer Arbeit. Die SPD, die gerne ein Mitglied aus der eigenen Fraktion als Kinderbeauftragte gesehen hätte, tat sich mit der Entscheidung für Frau Gräf schwer. Sie gehört nicht zum Ortsbeirat und wohnt noch nicht einmal im Bezirk, lauteten die Argumente.

Sylvia Gräf, die zwar in Bornheim lebt, aber in Ginnheim arbeitet, findet es schlicht besser, wenn die Kinderbeauftragte nicht zu einer Partei gehört. "So darf ich die Dinge neutral sehen." Und schließlich möchte sie ja nur das: Die Interessen der Kinder im Dornbusch, in Eschersheim und Ginnheim vertreten und die Politiker sensibel machen für die Bedürfnisse der Schwachen, derjenigen, die sich nicht selbst zu Wort melden.

Doch so schön die Idee in der Theorie ist - in der Praxis gibt es Schwierigkeiten. "Kinderbeauftragte sind in einer Stadt wie Frankfurt unbedingt notwendig", sagt Frau Gräf. "Aber die Initiative wurde aus dem Boden gestampft, ohne daß Grundlagen geschaffen wurden."

So ist die Kinderbeauftragte zwar irgendwie Teil des Ortsbeirats - doch wie, weiß keiner so genau. "Wenn ich in der Sitzung was zu sagen habe, darf ich was sagen", erklärt die Diplompädagogin. Aber: "Dieses Einverständnis hängt vom Wohlwollen des Ortsbeirats ab." Eine offizielle Regelung fehlt; das Rederecht wird in jedem Stadtteilparlament nach anderen Kriterien erteilt.

Auch das Recht, einen Antrag zu stellen, hat die fraktions- und parteilose Kinderbeauftragte nicht. Ihre Vorschläge schickt sie an alle Fraktionen - in der Hoffnung, daß eine Partei daraus einen Antrag macht und dieser Antrag ihren Vorstellungen entspricht.

Ungeklärt ist auch die Finanzierung. Zumindest das Geld für Porto und Telefonate will die ehrenamtliche Kinderbeauftragte zurückbekommen. Ein bißchen schwierig gestaltet sich außerdem die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der pädagogischen Einrichtungen im Ortsbezirk. Zu den regelmäßigen Treffen, die Frau Gräf anleiert, kommen "fast ausschließlich Leute aus Ginnheim". Zu ihnen läuft der Kontakt jedoch schon allein durch Gräfs Arbeit in der Kindertagesstätte. "Woher soll ich dann wissen, was in den anderen Stadtteilen gemacht werden muß?", fragt sich Frau Gräf. Ihrer Meinung nach müßte es deshalb drei Kinderbeauftragte im Ortsbezirk 9 geben. "Sich ehrenamtlich um alle drei Stadtteile zu kümmern, ist unmöglich!"

Doch aufgeben wird sie dennoch nicht, denn einiges hat die Kinderbeauftragte schon erreicht. Für die Spielplätze des Ortsbezirks gibt es eine Mängelliste - eine Verbesserung der Plätze hat der Ortsbeirat inzwischen gefordert. Die geplante Ginnheimer Kindertagesstätte soll auch für Kleinkinder konzipiert werden. Auch dafür machte sich der Ortsbeirat auf ihre Initiative hin stark. Jetzt werden auch die Ampelphasen in allen drei Stadtteilen überprüft. Denn die sind nach Ansicht der Kinderbeauftragten zu kurz.

Ob sie weitermacht in einer neuen Legislaturperiode? Das weiß sie noch nicht. Aber klar ist: "Zu tun gibt es in jedem Fall genug!" sen

Zug um Zug als Sportart anerkannt Die Schachspieler müssen sich den Gesetzen des Deutschen Sportbundes beugen

FRANKFURT A. M. Hier kommt jeder zum Zug: Der Hessische Schachverband hatte die Freizeit- und Hobbyspieler kürzlich zu einem "Schachtreff" in die Sportschule, Otto-Fleck-Schneise 4, eingeladen. Die Spiele begannen schon morgens um 10 Uhr, doch die letzten Partien endeten gegen 18 Uhr: Schach ist erfahrungsgemäß ein Spiel, das viel Zeit in Anspruch nimmt.

Die Schachtreffs werden regelmäßig vom Referat Breiten- und Freizeitsport des Schachverbandes unter der Leitung von Elisabeth Staller-Rösel an verschiedenen Orten organisiert: mal auf dem Hessentag, mal auf dem Römerberg. In der Ferienzeit hatte Staller-Rösel beispielsweise zum "Schach im Bethmannpark" eingeladen, an dem täglich mehr als 20 Freunde des "königlichen Spiels" teilnahmen.

Obwohl viele Menschen Schach zur Zerstreuung spielen, haben die deutschen Schachverbände lange Jahre um die Anerkennung als "Sportart" kämpfen müssen. Immer noch überwiegt das Bild des stumm auf einem Stuhl hockenden Denkers, der dann und wann mit einer gelassenen Handbewegung einen nicht allzu schweren Spielstein bewegt - kurz: dem Spiel scheint ein dynamisches Element zu fehlen.

Doch das täuscht: In einer der Hallen der Sportschule hatten die Helfer von Elisabeth Staller-Rösel ein Freiluftschach aufgebaut und mit Holzfiguren einen kleinen Geschicklichkeitsparcours aufgebaut, den die Teilnehmer absolvieren mußten, wenn sie eine der kleinen Medaillen gewinnen wollten, die vom Schachverband verteilt werden.

Die Bewegung betonte auch der Ausbildungsleiter Joachim Gries, selbst Turnierspieler und Sportlehrer: "Beim Freiluftschach, da sieht man die Bewegung einfach mehr als beim Turnierschach." Gries mußte in den Räumen des Sportbundes ebenfalls wandern. An einem langen Tisch waren neun Schachbretter aufgebaut worden, an denen er gegen eine Reihe von Gegnern gleichzeitig - die Schachspieler sagen "simultan" - spielen konnte.

Zahlreiche Aufgaben konnten Schachspieler bewältigen, die Elisabeth Staller-Rösel an der Demonstrationstafel aufgebaut hatte: Ein Schachmatt mußte in einer bestimmten Stellung in zwölf Zügen erreicht werden, nur mit zwei Königen und einem Turm. Dies kann nur sicher bewältigen, wer regelmäßig spielt.

In den Vereinen versuchen sich in Hessen immerhin knapp 8000 Schachspieler an solchen oder ähnlichen Mattstellungen. Sie sind in 240 Vereinen organisiert, wobei die Trennung zwischen den Generationen weitgehend aufgehoben ist. "Es ist ja keine Seltenheit, daß ein zwölfjähriger gegen einen 50jährigen eine ernsthafte Partie spielt", erklärte Joachim Gries die besondere Integrationskraft des Schachspiels.

Auch körperlich Behinderte haben am Schachbrett keine Nachteile, selbst Blinde üben den Umgang mit Springern, Läufern, Damen und Bauern: Sie spielen auf speziell gestalteten Brettern, die es ihnen ermöglichen, die Spielsteine zu ertasten.

Der Schachsport muß sich den Gesetzen des Deutschen Sportbundes beugen, und der schreibt für die kommende Saison bei großen Veranstaltungen sogar Dopingkontrollen vor. "Das Zigarettenrauchen ist am schwarzweißen Brett ohnehin nicht erlaubt, demnächst wird vermutlich auch noch die Bierflasche verschwinden", machte sich Gries über die Ankündigungen des Schachverbandes ein wenig lustig.

Denn vielfach nehmen die Sportler am Brett eine Sonderstellung ein: "Es gibt hier keine Möglichkeit, den Gegner zu betrügen oder zu foulen", sagte StallerRösler. Auch das Verletzungsrisiko ist beim Spiel auf den 64 Feldern außerordentlich gering. kan

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Sonate mit Gewehrsalven Orgelkonzert: Programmusik in der Heiliggeistkirche

FRANKFURT A. M. Mit echtem Kanonendonner und Gewehrsalven würzte James Hewitt seine Orgelsonate "Die Schlacht von Trenton". Das Tongemälde schildert musikalisch eine berühmte Schlacht aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg am Weihnachtstag im Jahre 1776. Dieses wahrhaft bombastische Stück stand auf dem Programm der Frankfurter Orgeltage in der Heiliggeistkirche mit dem Organisten Franz Haselböck und Sprecher Alexander Eifler.

Im Dominikanerkloster mußte aber niemand hinter Kirchengestühl in Dekkung gehen, gespielt wurde nämlich nicht die Originalfassung. Heutzutage imitiert die Orgel den Schlachtenlärm.

Franz Haselböck, Organist aus Krems, hatte für sein Frankfurter Konzert tief in der Notenkiste gewühlt. Er widmete sein Konzert durchweg unbekannteren Komponisten. Dabei förderte er neben Interessantem auch Dinge ans Tageslicht, die heute allenfalls wegen ihrer Kuriosität es wert sind, gespielt zu werden. Haselböck hatte nach Werken gefahndet, die auch außermusikalische Inhalte haben: "Programmusik".

Das ist nichts Ungewöhnliches, mag man nun denken, Beethoven schrieb schließlich seine "Pastorale" und Smetana die "Moldau". Die meisten Stücke wurden von gelesenen Texten gegleitet. Das machte die Musik häufig noch plakativer, als sie ohnehin schon ist. So genügte es nicht, daß Johann Kuhnau, als Leipziger Thomaskantor Vorgänger Bachs, in seiner Sonate "Der Streit zwischen David und Goliath" den biblischen Kampf musikalisch schildert. Bevor Franz Haselböck nämlich in die Tasten griff, war Sprecher Alexander Eifler dran. In epischer Breite wurde die altbekannte Geschichte von David und Goliath erst einmal vorgelesen. Die musikalische Davidsgeschichte war dann schneller erzählt: Von der kurzen Charakterisierung der beiden Helden über ihren Kampf, den Tod Goliaths, der Flucht der Philister bis zur Siegesfeier der Israeliten. Und ständig wurde Kuhnaus Werk vom Sprecher unterbrochen, der den Text des jeweiligen Musikabschnitts verkündete. Phantasie des Hörers war dabei nicht gefragt, er bekam die des Komponisten vorgesetzt.

Nach gleichem Schema funktionierten die "Auferstehung Jesu" des schwäbischen Frühklassikers Justin Heinrich Knecht und das Tongemälde des französischen Romantikers Jules Blanc mit dem umständlichen Titel "Festprozession bei einem Kirchweihfest, von einem Gewitter überrascht": Der Musiker spielte, was der Sprecher sagte. Nur beim "Weltgericht" von Jean Baptiste Charbonnier ließ Eifler den Zuhörer mit seiner Phantasie und mit dem Orgelspiel allein.

Eine Rarität war Hewitts "Schlacht von Trenton". Da marschieren amerikanische Truppen unter George Washington gegen gekaufte Soldaten aus Hessen, und es kommt, wie es kommen muß: Nach heftigem Kampf müssen die Hessen schließlich kapitulieren, und die Amerikaner feiern ihren glorreichen Sieg mit Quickstep und Yankee-Doodle. Das Ganze klingt auf einer Kirchenorgel einigermaßen kurios. Und wenn einem, angesichts verherrlichendem Schlachtengetümmel, nicht ein etwas mulmiges Gefühl beschlichen hätte, wäre die Komposition heutzutage etwas zum Schmunzeln.

Unter dem Veranstaltungsmotto "Orgelmusik für Kenner und Liebhaber" hatte das Konzert in der Heiliggeistkirche durchaus seine Berechtigung. Der Grat zwischen Faszination und Banalität ist aber schmal. *ECKART BAIER

Die TSG 51 blufft derzeit Fußballspielerinnen fühlen sich in die Ecke gedrängt

FRANKFURT-NORDWEST. Ein friedliches Nebeneinander pflegen die Männer und Frauen der TSG 51 Frankfurt. Kein Wunder: Sie spielen ja auch Fußball. Natürlich nicht miteinander, sondern in verschiedenen Abteilungen. Bei den siebtklassigen Männern kam bislang kein Neid auf, obwohl die Frauen immerhin zweitklassig sind - sie kicken in der Oberliga Hessen. Deshalb gibt es auch keinen Neid auf die ungleich bessere Finanzierung der Frauen: 10 000 Mark stehen ihnen im Jahr zur Verfügung.

Was den Machern offensichtlich nicht ausreicht: "Die Frauenfußball-Oberliga ist sportlich eine Farce", stellt Jürgen Strödter, Trainer des Oberliga-Teams der TSG 51, fest. Er ist seit 14 Jahren im Frauen-Fußball engagiert, gehört mit der TSG seit zwei Jahren zur Oberliga und will mit dem Team den Klassenerhalt schaffen: "Flörsheim wird Meister, Schwarzbach Zweiter, und der Rest kämpft gegen den Abstieg". Das Niveau der Oberliga Hessen, sagen viele Fachleute, sei erschreckend schwach geworden.

In der Einführung der Bundesliga sieht Strödter die Gründe für den Niedergang. Die Qualität in der Breite leidet unter der Konzentration überdurchschnittlicher Spielerinnen in der höchsten Spielklasse. Die TSG 51 ist besonders davon betroffen, da in Frankfurt mit dem FSV und der SG Praunheim gleich zwei Bundesligisten dem Ball nachjagen.

Auch Spielerinnen, die noch nicht Bundesligaformat haben, wechseln oft zu diesen Klubs. Dort stehen nämlich mit den zweiten und dritten Mannschaften weitere Möglichkeiten offen. Beide Reserveteams sind mittlerweile bereits in der Landesliga Süd angesiedelt. Dies könnte höchstens der Verband mit einer entsprechenden Regelung verhindern, was Jürgen Strödter für angebracht hielte. Denn mit einem weiteren Aufrücken von zweiten und dritten Mannschaften würden die Chancen kleiner Vereine auf dem Spielerinnenmarkt weiter sinken. "Wir haben vor dieser Saison bei 50 Spielerinnen angefragt und fast ausschließlich Absagen erhalten."

Unter anderem entschieden sich zwei 15jährige Talente für die Bundesligisten, die zwar mit einer Sondergenehmigung im Seniorenbereich spielen dürfen, doch nur in der Ersten Mannschaft eines Vereins. Doch von ihrer Spielstärke und Konstitution her ist dies nicht sinnvoll. Selbst als Zwischenstation für künftige Bundesligaspielerinnen hat die Oberliga demnach kaum noch Chancen.

Auch die TSG mußte zum Ende der vergangenen Saison eine Spielerin an den FSV abgeben: Anette Unsleber, für die TSG noch als Anette Hamacher auf Torejagd gegangene Stürmerin, wollte das "Abenteuer" Bundesliga wagen. Da die Goalgetterin sich jedoch weder sportlich noch menschlich am Bornheimer Hang wohlfühlte, kehrte sie zur TSG zurück. Da sie in einem Testspiel für den FSV gespielt hatte, bleibt sie bis zum 1. November gesperrt. Für die TSG 51 ist sie so wertvoll wie ein "royal flash" beim Poker, lobt Strödter.

Darüber hinaus hofft der Coach, auf Torhüterin Stefanie von der Au und Stürmerin Brigitte Schuchert zurückgreifen zu können. Beide sind eigentlich "fußballmüde". Durch die Zugänge von Renate Noll (Oberrad), Evi Schuchmann (Klein-Gerau), Gabi Schwinger (VfB Rheine), Kerstin Becker und Sarah Lehmann (eigene Jugend) konnte der Kader zwar ergänzt, nicht aber verstärkt werden. Oberligatauglichkeit attestierte Strödter nach dem 0:4 gegen Aufsteiger Hungen in seinem Team nur drei Spielerinnen. Daß die TSG-Mannschaft, wie die Klubs Hintermeilingen oder Heppenheim, ganz von der Bildfläche verschwinden wird, glaubt der Trainer nicht. So viel Vetrauen hat er zumindest in sein Team. *jbp

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DOKUMENTATION 16

Historiker im Unternehmen?

KÖLN. Angesichts der schlechten Berufsaussichten im eigenen Fach streben Geschichtswissenschaftler immer häufiger in die Privatwirtschaft. Dies teilte jetzt das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln mit. Derzeit seien bereits rund 20 000 Historiker in deutschen Unternehmen beschäftigt. Mehr als zehn Prozent der Geschichtswissenschaftler arbeiten nach Angaben des Wirtschaftsinstituts als Journalisten, Lektoren, Übersetzer oder Dokumentare. Rund zwanzig Prozent sind demnach im Unternehmenssektor in einem Lehrberuf tätig. Weitere 25 Prozent üben einen Datenverarbeitungs- oder Büroberuf aus. AFP

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH VIII

"Für die Steuergelder, die der Römer von der Hoechst AG bekommt, könnten wir uns in Höchst Bürgersteige aus Marmor leisten. Des is' Finanzpolitik à la Frankfurt: goldene Kloschüsseln, aber kein Geld für Klopapier."Aufgebrachter Höchster Bürger, der während der Gründungsversammlung der "Bürgerinitiative Bolongarostraße" klagte, die Verantwortlichen im Rathaus behandelten den Frankfurter Westen stiefmütterlich.Stufenplan für die "Schranke"

HÖCHST. Norbert Wildhirt ist die Erleichterung deutlich anzumerken. "Viel Neues gibt's nicht, aber die dicke Luft ist jetzt wenigstens etwas raus", sagt der SPD-Chef im Frankfurter Westen und zieht damit eine Bilanz über das erste, "erstaunlich emotionslose" Gespräch zwischen seiner Partei und der neu gegründeten Bürgerinitiative "Bolongarostraße".

Wie die FR berichtete, hatten sich Anwohner der Altstadt vehement gegen das städtische Konzept zur Verkehrsberuhigung ausgesprochen. Die Kritik konzentrierte sich auf den Plan, die Bolongarostraße noch in diesem Jahr mit einer Schranke für den Individualverkehr zu sperren und lediglich Linienbussen und Radlern die Durchfahrt zu erlauben. Personenwagen sollen künftig den Umweg über Mainberg, Seilerbahn, Kranengasse in Kauf nehmen - oder die Höchster Stadtmitte meiden. Die aufbegehrenden Bürger befürchten lange Staus, wenn nicht zuvor die Leunabrücke mit dem Stra- ßennetz verbunden werde. Sie bewerten die vorgezogenen Maßnahmen als "Aktionismus" von Rot-Grün in Römer und Bolongaropalast, um bei den nächsten Kommunalwahlen etwas vorweisen zu können.

Das wichtigste Ergebnis des Gesprächs zwischen BI und SPD: Die umstrittene Schranke soll erst dann kommen, wenn sich die Zahl der durchfahrenden Autos weder durch Schwellen und Schikanen noch durch Aufpflasterungen deutlich verringert. Ein Stufenplan, der in Planungs- und Baudezernat ohnehin diskutiert wurde. "Vielleicht greifen wir auch den Vorschlag der Anwohner auf und drehen die Einbahnrichtung in der Bolongarostraße um", nennt Wildhirt eine Alternative. Auf alle Fälle sollen die Autofahrer dazu gebracht werden, statt des geraden Wegs durch Höchst die Südumgehung auf der gegenüberliegenden Mainseite zu benutzen.

Die SPD habe außerdem versprochen, so Wildhirt, "Tempo 30" in der Bolongarostraße häufiger als bislang durch Radarmessungen kontrollieren zu lassen. Der Fraktionschef hofft, die kritischen Bürgerinitiativler in Zukunft als "Verbündete" gewinnen zu können, "um gemeinsam Druck auf den Magistrat auszuüben".

Eine erste Kooperation deutet sich an: Nach den Worten von BI-Sprecher Bernd Schmude wollen die Anwohner in den demnächst mit der Höchster und der Schwanheimer Gruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sprechen und sie auffordern, auf die angekündigte Klage gegen die Süd-Anbindung der Leunabrücke zu verzichten - damit der Durchgangsverkehr in Höchst möglichst bald über das derzeitige Brücken-Torso abfließen kann. leo

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Im "Allgäu Ostafrikas" ist es schwer, Bauer zu sein Die Probleme eines Selbsthilfeprojekts in Njombe im Südwesten Tansanias

Njombe, der Hauptort des gleichnamigen Distriktes, liegt 750 Kilometer südwestlich von Tansanias Hauptstadt Daressalam. Die Region ist im Verhältnis zum Landesdurchschnitt relativ gut entwickelt. Njombe liegt an der einzigen ganzjährig befahrbaren Straße Richtung Süden. Relativ gut entwickelt heißt in diesem Fall, daß es in Makoga, einem 2000-Seelen-Dorf, 30 Kilometer westlich von Njombe, weder fließendes Wasser noch Elektrizität gibt.

Kommt man nach Makoga, muß man sein Bild vom heißen Afrika revidieren: Die Stadt liegt 2300 Meter hoch, die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 13 Grad Celsius (Daressalam: 28 Grad). In der Trockenzeit während des europäischen Sommers kann die Temperatur nachts unter den Gefrierpunkt sinken. Die Landschaft mutet eher lieblich europäisch an, weshalb sie auch das "Allgäu Ostafrikas" genannt wird.

Ende der siebziger Jahre bildeten sich im ganzen Land unter dem Eindruck der Unzulänglichkeit zentraler staatlicher Entwicklungshilfe Selbsthilfeorganisationen (NGOs). Der Status ist dem eines eingetragenen Vereins vergleichbar. In Njombe heißt die NGO "Njombe-Distrikt-Entwicklungsgesellschaft (NDDT). Alle Dörfer im Distrikt sind Mitglieder und führen Beiträge ab.

Ursprünglich wollte der NDDT die Lebensqualität in mehreren Bereichen verbessern. Zu den erklärten Zielen gehörten der Bau von Straßen und die Verbesserung der medizinischen Versorgung. Die Schwächen des tansanischen Schulsystems, das 99 Prozent der Schüler nur in Grundschulen bis zur sechsten Klasse ausbildet, sollten durch Eigeninitiative ausgeglichen werden. Aber wenn die Aufgaben zahlreich und die Mittel knapp sind, muß man Prioritäten setzen. Deshalb beschränken sich die Aktivitäten der Selbsthilfegruppe heute auf die Einrichtung und den Unterhalt von acht privaten, größtenteils landwirtschaftlich orientierten weiterführenden Schulen, die Weiterbildungsmöglichkeiten für interessierte und begabte Abgänger der staatlichen Grundschulen bieten sollen.

Die Schulen des NDDT finanzieren sich aus Spenden, Beiträgen und jährlich zu zahlendem Schulgeld in Höhe von zwei bis drei durchschnittlichen Monatslöhnen. Um den Schulbesuch erschwinglicher zu machen, die Ausstattung zu verbessern und mehr Lehrer einstellen zu können, entwickelte die Organisation ein Konzept mit zwei jeweils 40 Hektar großen kommerziellen Farmen. Die Durchschnittsgröße der regionalen landwirtschaftlichen Betriebe liegt bei etwa 21/2 Hektar. Diese Farmen sollen die Finanzlage der Schulen verbessern, Möglichkeiten zur praktischen Ausbildung der Schüler bieten und als Beratungsstelle für einheimische Bauern dienen.

Als Partner für das ehrgeizige Vorhaben wurden der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) und die Welthungerhilfe gefunden. Der DED entsendet für sechs bis acht Jahre zwei Landwirte, danach soll das Projekt voll in tansanischer Hand laufen. Die Welthungerhilfe übernimmt mit 80 000 Mark die Anschubfinanzierung für ein Jahr. Nach der ersten Saison sollen sich die Farmen selbst tragen, später wird eine Hälfte des Gewinns reinvestiert, die andere Hälfte kommt über die örtliche Selbsthilfeorganisation den Schulen zugute.

Von den ersten Planungen bis zur Ankunft von Max Stadler, einem diplomierten Landwirt aus Niederbayern, im September 1991 vergingen vier Jahre. Das Bild, das sich ihm damals bot, war entmutigend: Für das Farmhaus, das eigentlich schon hätte bezugsfertig sein sollen, war noch nicht einmal ein Bauplatz festgelegt. Ein Bauplan mußte erstellt werden - für einen Landwirt nicht gerade Routinearbeit. Auch landwirtschaftlich sah Max Stadler einige Probleme auf sich zukommen: Das Gelände war sehr hügelig und hatte stellenweise Erosionsprobleme. Der Boden lag teilweise brach, andere Flächen waren "wild" bewirtschaftet. Eigentlich hätte man besser gestern als heute mit dem Bestellen der Felder beginnen müssen, aber noch fehlten Arbeiter, Saatgut und Düngemittel.

Trotzdem konnten nicht zuletzt durch massiven Einsatz von bis zu 70 einheimischen Arbeitskräften die Kulturen und Versuchsfelder noch rechtzeitig angelegt werden. Heute sind 15 Afrikaner fest auf der Farm angestellt. In der Regenzeit, im Januar und Februar, hat es (was keinesfalls sicher ist) ausreichend Niederschläge gegeben. Die Kartoffel- und Gersteernten waren gut durchschnittlich und also gewinnbringend. Das gleiche ist für die Weizen- und Maiserträge im August/September zu erwarten. Die geplante Mechanisierung der Produktion mit zunächst zehn Ochsen konnte aus Zeitmangel in dieser Saison noch nicht begonnen werden, läuft aber auf der zweiten Farm mit Erfolg.

Ein Problem der Farm, das Gewinne beeinträchtigt, ist gleichzeitig auch ein volkswirtschaftliches Problem des ganzen Landes Tansania. Die Entfernung zwischen Produktionsort und Markt. Der Markt für die Farm des Njombe-Projektes liegt eine halbe Stunde entfernt von der Stadt, und diese halbe Stunde Transport (in der Regenzeit wird daraus eine Stunde) kostet Geld: Geld, das die Differenz zwischen Erzeuger- und Marktpreis entscheidend vergrößert. Als Beispiel für das ganze Land sei der Kartoffelanbau erwähnt. Einen Markt für dieses Grundnahrungsmittel gibt es in bevölkerungsreichen Gebieten, zum Beispiel im Großraum Daressalam. Kartoffeln werden aber in ländlichen Regionen angebaut - wie eben in Njombe. Also müssen die Kartoffeln nach der Ernte in ein bis zwei Tagen von Njombe nach Daressalam gefahren werden. Andererseits wird der Dünger, der zum Anbau benötigt wird, nur direkt nach Daressalam importiert. Und schon wird wieder ein Lastwagen auf die lange Reise geschickt . . .

Die Akzeptanz des Projektes bei der Bevölkerung ist, nachdem anfängliche Mißverständnisse beseitigt wurden, gut. Max Stadler hat immer ein offenes Ohr für Fragen und Probleme. Zweimal im Jahr organisiert er "Feldtage", zu denen er umliegende Bauern einlädt, damit sie sich ein Bild von der Farm machen können.

Einzig die Idee, auf der Farm praktische Ausbildungsmöglichkeiten für Sekundarschüler anzubieten, konnte bislang noch nicht verwirklicht werden. Dies ist auch nicht erstaunlich, denn zuerst muß einmal Geld vorhanden sein, um einen der sehr raren Landwirtschaftslehrer in das kalte Makoga zu locken. Jener fehlt nämlich noch in der (doch landwirtschaftlich orientierten) Schule. Er müßte dann den Schülern das passende theoretische Wissen vermitteln und zusammen mit Max Stadler einen an die Vegetationsperiode angepaßten Ausbildungsplan erarbeiten. Es gibt immer wieder neue Aufgaben in Makoga. MATTHIAS ENDERLE

Der Siegeszug der "Seelenfischer" in Lateinamerika Fundamentalistische Sekten aus den USA laufen der katholischen Kirche mehr und mehr den Rang ab Von Rita Neubauer (Mexiko-Stadt)

Der Kreuzzug beginnt auf dem Flughafen in Miami. Zwischen Kofferträgern und Ticketschaltern stehen dezent gekleidete Damen und Herren mit schmalen Heftchen in der Hand. "Haben Sie schon Bekanntschaft mit Gott gemacht?" fragen sie leise und versperren den Reisenden den Weg. Sie fassen vor allem Lateinamerikaner ins Auge, was nicht schwer ist. Denn Miami ist nicht nur die größte lateinamerikanische Enklave in den USA, von dort machen sich auch täglich Zehntausende von Reisenden auf gen Süden. Und um genau diese geht es den Vertretern evangelischer Sekten, die wie ihre Kollegen im Hochland von Guatemala oder im Amazonas Brasiliens nach Seelen "fischen."

Es ist ein Fischzug gewaltiger Dimensionen. Denn war Lateinamerika bislang ein Bollwerk des Katholizismus - von über 900 Millionen Katholiken weltweit leben immerhin 400 Millionen in Lateinamerika - so verliert die katholische Kirche immer mehr Anhänger. Sie wandern in Scharen zu meist radikalen und reaktionären Sekten aus den USA ab, die mit Wiedergeburts-Zeremonien, mit der Verkündung der Apokalypse, Wunderheilungen und Fernsehpredigen locken. Geht die Entwicklung so weiter wie in den vergangenen 15 Jahren, dann sind im nächsten Jahrtausend Guatemala, Honduras und Brasilien mehrheitlich evangelischen Glaubens.

Es ist eine stille Revolution, die weit weniger Schlagzeilen macht, als die internen Auseinandersetzungen der katholischen Kirchenhierarchie mit Anhängern der Theologie der Befreiung. Und doch wird sie ein zentrales Thema bei der Anfang Oktober in der Dominikanischen Republik stattfindenden lateinamerikanischen Bischofskonferenz sein. Das geht aus einem Arbeitspapier der lateinamerikanischen Bischofskonferenz hervor, das vergangene Woche in Kolumbien veröffentlicht wurde. Denn während die Befreiungstheologie, die die Schwächsten zu schützen und unterstützen sucht, von Rom als "kommunistisch" denunziert und deren Einfluß durch konservative Bischöfe unterminiert wird, so hat die katholische Kirche den Sekten relativ wenig entgegenzusetzen.

Deren Siegeszug begann schon in den 30er Jahren, als zum ersten Mal neben den traditionellen protestantischen Kirchen wie Lutheraner, Anglikaner und Methodisten, fundamentalistische Glaubensgemeinschaften in Lateinamerika auftauchten. Sie lehnten eine ökumenische Zusammenarbeit ab und legten den Schwerpunkt vor allem auf Missionstätigkeit unter einfachen Bauern und ethnischen Minderheiten. An Bedeutung gewannen sie schließlich durch die in den Vereinigten Staaten geschürten Ängste vor einer "kommunistischen Bedrohung" durch Befreiungstheologen sowie linksgerichtete Regierungen wie in Nicaragua.

Nicht selten vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt, sollten sie nach dem Strategiepapier von Santa Fé aus dem Jahr 1980 eine Gegenbewegung darstellen. Nicht alle Sekten sind jedoch ein Instrument reaktionärer Kreise. Die Sandinisten in Nicaragua benutzten progressive Sekten vielmehr, um die katholische Kirche zu schwächen.

Auch ist es häufig nicht deren politische Botschaft, die die Massen lockt, sondern der spirituelle Geist ihrer Veranstaltungen, ihr fröhlicher Singsang, und nicht selten handfeste Nahrung. In Guatemala schossen Sekten nach dem Erdbeben 1976 wie Pilze aus dem Boden und ein geflügeltes Wort lautete damals: anima por lamina - eine Seele für ein Wellblechdach.

Inzwischen ist das mittelamerikanische Land Heimat für über 400 Sekten mit rund 100 000 Gotteshäusern. Gehörten noch in den 60er Jahren 90 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an, so sind es heute weniger als 70 Prozent. Vorschub leistet auch der Umstand, daß Präsident Jorge Serrano selbst vom Katholizismus zur kleinen El Shadai-Sekte übertrat und sich als Messias sieht. So können sich die Sekten in Guatemala ungehindert ansiedeln, während El Salvador diese Entwicklung durch Visa-Pflicht für Nordamerikaner zu kontrollieren sucht.

Zwar ist Serranos Beziehung zu Guatemalas Bischöfen gut, aber jüngste Vorkommnisse schüren die Verschwörungs-Theorie gegen die katholische Kirche. So kam 1991 unter mysteriösen Umständen ein katholischer Priester ums Leben. Dann wurden 100 000 Bibeln von Zollbeamten gestohlen und ein Bombenattentat gegen den streitbaren Geistlichen Andres Giron verübt. Selbst wenn das in keinem Zusammenhang mit den Sekten steht, fürchten Beobachter, daß Guatemala sich in ein Sprungbrett für fundamentalistische Prediger verwandelt, die von dort ihren missionarischen Feldzug fortsetzen. Die katholische Kirche, deren goldenes Zeitalter vor 500 Jahren mit der spanischen Eroberung des Kontinents begann, ist in zweifacher Hinsicht der Verlierer im Kampf um lateinamerikanische Schäfchen. Auf der einen Seite laufen ihr die Sekten mit ihren spirituellen Zeremonien und ihren gekonnten Marketing-Techniken über das Fernsehen den Rang ab. Auf der anderen Seite büßte die Kirche auch ihre Rolle als Vorkämpfer für die Demokratie ein. Denn in den 70er und 80er Jahren der Militärdiktaturen in El Salvador, Chile oder Argentinien verteidigten viele Priester die Menschenrechte und stellten sich vor die Verfolgten. In den meisten lateinamerikanischen Ländern herrschen zwar immer noch keine demokratischen Verhältnisse, aber in immer weniger Staaten spielt die Kirche eine aktive Rolle. Selbst in Haiti, wo der Papst-Besuch 1986 maßgeblich zum Sturz von Diktator Jean-Claude Duvalier beitrug, werden die Stimmen immer leiser. So hielt sich die Kirchenhierarchie nach dem Putsch 1991 gegen Präsident Jean- Bertrand Aristide, einstiges Mitglied des Salesianer-Ordens und Anhänger der Befreiungstheologie, mit harscher Kritik zurück. Der Grund: Aristide gehört der Ti Legliz an, den kleinen Kirchen, die den meisten Bischöfen ein Dorn im Auge sind.

Zusätzlich tut sich beispielsweise in Brasilien, wo die Theologie der Befreiung noch relativ stark ist, ein mächtiger Graben zwischen den konservativen Kirchenoberen und den Priestern auf, die ihren Job nicht allein als Seelsorger sehen und immer mehr marginalisiert werden. Kein Wunder, daß sich Beobachter fragen, wo die neue Rolle der lateinamerikanischen Kirche liegt, wenn sie selbst auf drängende Fragen der Massenverelendung und der Umweltzerstörung wenig bis gar nichts zu bieten hat.

Wie weltfremd Teile der Kirche sind, zeigte der Erdgipfel der Vereinten Nationen im vergangenen Juni in Rio de Janeiro. Dort galt Roms größte Sorge zu verhindern, daß die Überbevölkerung der Erde in ursächlichen Zusammenhang mit Umweltzerstörung gebracht und damit das Dogma der Kirche gegen die Anwendung von Verhütungsmitteln in Frage gestellt werde.

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 4

Ein Hustenmittel, das von Heroin befreien kann Das Frankfurter Drogenreferat hofft auf Anerkennung von "Remedacen" / "Graue Substitution" Von unserer Mitarbeiterin Sabine Riedel

Die Fachwelt spricht von "grauer Substitution": Während sich derzeit rund 250 Frankfurter Drogenabhängige am geregelten Methadonprogramm der Stadt beteiligen, sucht eine größere Zahl Heroinabhängiger den Ausstieg aus der Sucht mit Hilfe einer Ersatzdroge, die offiziell als Substitutionsmittel nicht anerkannt ist. "Remedacen" lautet der Handelsname für ein Medikament, das ursprünglich der Behandlung schwerer Hustenattacken dienen sollte, seine Wirksubstanz ist Codein. Nach Schätzungen des Frankfurter Drogenreferats schlucken derzeit rund 300 Heroinsüchtige Saft oder Kapseln mit dem Morphinabkömmling Dihydrocodein. Der Nachteil der "grauen Substitution": Da die Krankenkassen grundsätzlich die Substitution mit Codein nicht anerkennen, müssen Süchtige diesen Ausstiegsversuch aus eigener Tasche bezahlen. Das soll sich ändern. Übereinstimmend berichten Drogenreferat und Sozialamt von "heftigen Diskussionen" darüber, wie sich der Abschied von der Szene via Ersatzdroge Remedacen künftig auch aus dem Etat der Sozialbehörde finanzieren ließe.

Substitution auf Privatrezept: Rund 400 Mark monatlich kostet einen Betroffenen die graue Substitution, mit der "eine gehörige Anzahl von Patienten wunderbar zurechtkommt", wie der Frankfurter Arzt Herbert Elias sagt, der nach eigenen Angaben 140 Patienten die "Ersatzdroge" Remedacen verschreibt. Teilweise notgedrungen, weil die Hürde zur Teilnahme an dem von Krankenkassen und Sozialamt finanzierten Methadonprogramm noch hoch ist: Nur schwerkranke Süchtige haben derzeit, ehe das von der Stadt geplante "niedrigschwellige" Programm startet, Aussicht auf einen positiven Bescheid ihres Antrags.

Daneben aber hat Remedacen aus ärztlicher Sicht für den Patienten auch klare Vorteile: Die Vergabe von Dihydrocodein stelle einen körperlich weniger belastenden Eingriff dar als die Behandlung mit Methadon. Für den Arzt hingegen dürfte diese Verschreibungspraxis eher Nachteile haben. Denn nachdem der medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen 1990 feststellte, daß "vom Grundsatz her" Remedacen als Substitutionsmittel "nicht geeignet" sei, melden sich Krankenkassen mit Regreßansprüchen bei Elias. Der hatte, angesichts der Mittellosigkeit seiner Patienten, das Präparat weiter hartnäckig auf Kassenrezept verschrieben.

Dabei könnte sich die Auffassung des medizinischen Dienstes der Krankenkassen bald als korrekturbedüftig erweisen. Eine im Auftrag des Drogenreferats erarbeitete Studie soll Erkenntnisse über die Effizienz von Remedacen als Substitutionsmittel wissenschaftlich belegen. Der Frankfurter Professor für Sozialpädagogik Hans-Holger Happel verschickte Fragebögen an Remedacen indizierende Ärzte und wertete die anonymisierten Angaben von 140 Patienten über ihre Erfahrungen mit dem Morphinderivat aus. Ergebnis seiner Studie, die voraussichtlich im Oktober dem Drogenreferat vorliegen wird: "Die beabsichtigten Effekte", sagt der Experte für Suchtproblematik, "sind in hohem Maße eingetroffen."

Viele Süchtige hätten wieder angefangen, kontinuierlich zu arbeiten. Ihr "Heroinhunger" habe abgenommen und damit auch der "Beschaffungsdruck". Auch schätzten Patienten die Mobilität, welche die sogenannte Take-home-Dosis erlaube.

Während bei der Vergabe von Methadon der Süchtige täglich in der Arztpraxis erscheinen müsse, könne der mit einer bestimmten Menge an Remedacen ausgestattete Patient innerhalb eines Zeitraumes seine Tagesdosis selbst bestimmen. Noch ein Pro-Argument für Happel: Unter 140 Teilnehmern haben es im Laufe der sechs bis sieben Jahre währenden Substitution nur einen neuen Fall einer HIV-Infektion gegeben. Happel: "Ein absolut überzeugendes Datum."

Die Ergebnisse der Studie, hofft das Drogenreferat, könnten die Kankenkassen bewegen, Substitution mit Dihydrocodein in ihren Leistungskatalog aufzunehmen. Dies wäre die Voraussetzung dafür, daß auch das Sozialamt die Kosten trägt, wenn der Süchtige in keiner gesetzlichen Krankenkasse ist. In Hamburg und Hannover wird dieses Modell bereits praktiziert. Die Position von Sozialamt und Drogenreferat ist klar. "Wir halten das", sagt Referatsleiter Werner Schneider, "für eine Möglichkeit der Drogentherapie." sar

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Wenn es der Sekundant einem Boxer in den Ring wirft, hat der verloren. Wenn Boris sich damit die schwitzende Stirn tupft, hat er wieder mal ein paar (Werbe-)Mark dazu gewonnen: Das Handtuch hat seinen Platz längst nicht mehr nur im Badezimmer. Und dennoch erschüttert uns eine Frage zutiefst: Wie kommt das Handtuch ins Gefrierfach des Redaktionskühlschranks? Wein und Wasser, Milch und Mettwurst - das sind wir gewohnt. Daß es auf anderen Regionen des Erdballs liebe Leute gibt, denen Regenwürmer, Was tut das Handtuch im Gefrierfach?" Heuschrecken und Schlangen schmecken - das haben wir gelernt. Aber Handtücher?

Braucht da einer etwas zum Reinbeißen, um seine Wut über die Flexibilität der Bonner SPD-Spitze abzureagieren? Oder liegt das eiskalte Tuch schon bereit, um steifgefroren einen im Streß erhitzten Schädel zu kühlen?.

"Ihr kommt der Sache schon näher", gesteht die Kollegin mit dem Informationsvorsprung: "Das habe ich neulich reingelegt, als ich meine schmerzende Wange kühlen wollte. Und dann habe ich es vergessen." Als die Kollegen, die den Schaden nicht haben, lauthals für den Spott sorgen, fügt sie hinzu: "Das mache ich zu Hause auch immer so." Womit die alte Redensart bewiesen wäre: Zahnschmerz geht über Weltschmerz. Selbst in der Redaktion einer kritischen Zeitung. che

Aus dem Geschäftsleben: Puppen - nicht nur für Kinder gedacht

SACHSENHAUSEN. Rita Seickel ist in ihrer Puppenstube von kleinen Kostbarkeiten umgeben, denen sie schon immer viel Zeit gewidmet hat. Seit 1991 verkauft sie im ersten und einzigen Puppenfachgeschäft Frankfurts in der Textorstraße 83 Sammlerstücke und edle Puppen für Kinder, und auf ihr Sortiment ist sie zu recht stolz.

Mit Kennermiene weist sie auf ein in Miniaturtrachten gekleidetes Paar aus der Schweiz: "Heidi und Peter sind handbemalt und natürlich mit echtem Haarschopf", führt die vielfache Puppenmutter aus, und zeigt gleich auf ein limitiertes Modell aus England, dessen Echtheit ein Zertifikat belegt.

Anerkannte Puppenkünstler entwerfen Porzellanrohlinge, die dann in kleiner Auflage von den Herstellern in Handarbeit ausgestattet werden. Diese luxuriösen Exemplare kosten von 500 Mark aufwärts, der Preis für die Porzellanpuppen liegt bei etwa 1000 Mark.

Bei den sogenannten Charakterpuppen werden die Porzellanköpfe alle zwei Jahre nach dem Vorbild lebender Kinder neugestaltet, eine der Künstlerinnen orientiert sich sogar jährlich an einer anderen Nationalität: Enzo, ein italienischer Junge mit braunen Augen und schwarzen Locken, trägt einen hellblauen Matrosenanzug aus Sizilien.

Die stets maßgeschneiderten Kostüme tragen nicht unwesentlich zu den hohen Preisen bei. So versteckt eine kleine Holländerin unter ihrer Tracht handgeklöppelte Unterröcke, der Kragenbesatz ihres Spielgefährten ist aus Brüsseler Spitze. "Diese Stücke sind natürlich nicht für Kinder gedacht", meint die passionierte Sammlerin voller Bewunderung, während sie die Puppen vorsichtig zurückstellt.

Für die gibt es Teddys wie den klassischen Herrmannbär, den Urvater aller Plüschtiere, oder auch vollwaschbare Schmusetiere. Zu Taschengeldpreisen, versteht sich. zol

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Nur vereinzelt als "Zwangspflegschaft" empfunden

In der FR vom 3. 9. 1992 ("Amtspflegschaft abgelehnt") nennt die parlamentarische Staatssekretärin Cornelia Yzer (CDU) die zur Zeit geltende gesetzliche Regelung für nichteheliche Kinder eine "durch nichts zu rechtfertigende Diskriminierung der Mütter mit nichtehelichen Kindern". Ihnen würden mit der Amtspflegschaft wichtige Teile des Sorgerechts entzogen.

Entwürdigend für die nichteheliche Mutter und ihr Kind war die Rechtssituation allenfalls bis zum Jahre 1970: Bis dahin wurde ihr nämlich ein Vormund vor die Nase gesetzt, der die elterliche Sorge für ihr Kind wahrgenommen hat.

Auf Intervention des Bundesverfassungsgerichtes sieht seitdem das neue Nichtehelichen-Recht nur noch den Eintritt einer Amtspflegschaft kraft Gesetzes vor. Ein echtes Hilfeangebot für die alleinerziehende Mutter, denn zum Aufgabenbereich des Amtspflegers gehört ausschließlich die Klärung der Abstammungsfrage (Vaterschaftsfeststellung), die Realisierung von Unterhaltungsansprüchen und die Regelung von Erb- und Pflichtteilsrechten, die dem Kinde beim Tod des Vaters und seiner Verwandten zustehen. Ansonsten hat die nichteheliche Mutter uneingeschränkt selbst die elterliche Sorge.

Der Wirkungskreis des Amtspflegers umfaßt im Grunde nur Angelegenheiten, die erfahrungsgemäß auch heute noch den Müttern eine unerfreuliche arbeitsintensive zusätzliche Belastung bringen würden. Denn nur die wenigsten Beziehungen zwischen unverheirateten Paaren funktionieren doch wirklich im Sinne nichtehelicher Lebensgemeinschaften.

Erst in der FR vom 29. 5. 1992 hat der Verband alleinerziehender Mütter und Väter in Mainz erklärt, daß Väter ihre nichtehelichen Kinder immer häufiger im Stich lassen. Von den jährlich rund 70 000 außerhalb der Ehe geborenen Kindern kenne die Hälfte ihren Vater nicht. Für Unterhaltsvorschußleistungen stelle der Staat jährlich zweistellige Millionenbeträge zur Verfügung, mit steigender Tendenz. Zwei Drittel des Geldes würde von den flüchtigen Vätern nicht zurückgezahlt! Der Verband warf den Politikern eine "Väterschonpolitik" vor.

Im übrigen hat die Mutter nach der gesetzlichen Regel jederzeit das Recht, bereits vor der Geburt den Nichteintritt einer Amtspflegschaft zu beantragen, wenn der Vater vorgeburtlich anerkannt hat und die Versorgung des Kindes gesichert ist. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Amtspflegschaft jederzeit nach der Geburt aufheben zu lassen, sofern die gleichen Voraussetzungen erfüllt sind.

Keine unbillige Forderung, denn jeder Mensch hat einen Anspruch darauf, zu erfahren, wer seine Eltern sind, und die Sicherung materieller Ansprüche des Kindes entspricht wohl ohne Zweifel ebenfalls dessen Schutzbedürfnis.

Nur in ganz wenigen Fällen wird die Amtspflegschaft von Müttern im Sinne einer "Zwangspflegschaft" empfunden. Nach einem Beratungsgespräch können die mißtrauischen Bedenken regelmäßig beseitigt werden.

Nicht selten scheitern Beziehungen schon im Stadium der Schwangerschaft oder kurz danach. Gerade die hiervon betroffenen Mütter sind froh, wenn ihnen von Amts wegen der mit leidvollen Trennungen nun einmal verbundene Beziehungsstreß wenigstens zum Teil abgenommen wird. Die Mütter erhalten nicht nur fachliche Beratung in ihrer besonderen Lebenslage von den Mitarbeitern einer Amtspflegschaft, hier hat man auch ein offenes Ohr für Seelenschmerz und Liebeskummer.

Frau Yzer sei gesagt: Selbst dann, wenn die Amtspflegschaft kraft Gesetzes nicht mehr eintreten würde, die Mehrzahl nichtehelicher Mütter nähme beispielsweise eine Angebotsbeistandschaft mit dem gleichen Wirkungskreis liebend gern in Anspruch, bedenkt man die traurige Realität um Vaterschaft und Unterhalt.

Zu befürchten ist allerdings beim freien Angebot einer Beistandschaft, daß zuviel wertvolle Zeit verstreicht, bis die Mütter nach einer Trennung den Weg zum Amt finden.

Wolfgang Wawrzyniak, Frankfurt am Main

Aus dem Ortsbeirat 10 Neue Baugebiete gegen Schul-Misere

FRANKFURT-NORD. Einige Grundschulen im Ortsbezirk 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) können sich vor Schülern kaum noch retten. In den Lehranstalten platzen die Säle schier aus den Nähten, Fachräume mußten bereits zu Klassenzimmern umgewidmet werden, die Klassenstärke übersteigt oft jedes pädagogische Maß. Das könnte sich in einigen Jahren ändern: Wenn die Baugebiete im Frankfurter Norden erschlossen werden, sollen dort auch neue Schulen entstehen.

In der Preungesheimer Beuge etwa plant der rot-grüne Magistrat 2500 neue Wohnungen. Etwa 6250 Menschen werden dann zwischen der Autobahn A 661 und der Karl-Kirchner-Siedlung eine neue Bleibe finden. "100 Kinder pro Jahrgang" prognostiziert die Stadtregierung in einem aktuellen Bericht für die Beuge - und für sie soll vor Ort eine vierzügige Grundschule gebaut werden.

In der Siedlung Frankfurter Berg sieht es nicht anders aus: Die Drake- und die Edwardskaserne wurden erst kürzlich von den letzten US-Soldaten geräumt, nach Ansicht des Magistrats sollten entlang der Homburger Landstraße nun etwa 1600 Wohnungen für 4000 Menschen entstehen. Die "60 bis 70 Kinder", die jährlich einen Betreuungsplatz suchen werden, werden dann nicht nur zwei Kindertagesstätten vorfinden, sondern auch eine dreizügige Grundschule.

Die soll es schließlich auch in dem noch heftig umstrittenen Baugebiet Bonames-Ost geben. Dort plant der Magistrat ebenfalls 1600 Wohnungen, die Grundschule ist in den Konzepten der Bauherrn fest verankert. Von der dreizügigen Lehranstalt erhoffen sich die Rot-Grünen im Römer eine "Entlastung" für die August-Jaspert-Schule. In diesem Zusammenhang, schreibt der Magistrat, sollen auch "die Grundschulbezirke neu festgelegt werden." ind

Blumen und Gesang für den Dirigenten

BORNHEIM. Mit Blumen, Geschenken und Gesang gratulierten die Aktiven des Concordia-Chors 1846 Frankfurt und der Turngemeinde 1860 Bornheim ihrem Chorleiter Reinhold Decker (64) zur 40jährigen Dirigententätigkeit. Gedeckt war der Geburtstagstisch für etwa 300 Festgäste in Deckers Heimatort Freiensteinau im Vogelsbergkreis. Der Jubilar zeigte sich bei den Gratulationen "seiner" Frankfurter sichtlich gerührt.

Für den Concordia-Chor gratulierten die Zweite Vorsitzende Martina Neuwirth und Schatzmeisterin Elli Bender. Als Geschenk überreichten sie einen historischen Stich von Bergen-Enkheim, wo Decker viele Jahre verbracht hatte. Die "Concordia-Sippe" hatte ein Bildmotiv aus Rußland mitgebracht. "Zur Erinnerung an frühere gemeinsame Reisen" wünschte Hans Martin Schneidmüller namens der "Sippe" dem Chorleiter "alles Gute, Glück und Gesundheit".

Für die Turngemeinde Bornheim übermittelten Andreas Fladung und Franz Roggia die Glückwünsche und überreichten dem Chorleiter ein Bild von Bornheim. Das Geburtstagsständchen, von Martina Neuwirth moderiert, geriet den Sängern unbeabsichtigt zu einem längeren Konzert, das bei allen Gästen großen Anklang fand. dixi

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"Verbitterung und Wut" Protest gegen Nieder-Eschbacher Stadtpark geht weiter

NIEDER-ESCHBACH. Die Bürgerinitiative Nieder-Eschbach läßt nicht lokker. Auch nach dem Votum der Mehrheit im Ortsbeirat 15 für den geplanten Stadtpark macht die Initiative gegen das Großprojekt im Frankfurter Norden mobil. Der rot-grüne Antrag, schreiben die Anwohner in einem offenen Brief an Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch, "ist geradezu eine Verhöhnung des Nieder-Eschbacher Bürgerwillens."

In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats hatte die Koalition ein Papier verabschiedet, indem sie den 150 Hektar großen Park zwischen Nieder-Eschbach, Bonames und Harheim "begrüßt und unterstützt". Das Areal werde "langfristig als Grünfläche und Freiraum für die öffentliche Erholung" gesichert. Mit dem Projekt, freuten sich die Fraktionsvorsitzenden Martin Bücher (SPD) und Michael Paul (Grüne), entspreche Umweltdezernent Tom Koenigs der Forderung "aller" Fraktionen und Bürger, die Freiflächen in den Grüngürtel zu integrieren.

Tatsächlich waren in der Vergangenheit immer wieder Befürchtungen aufgetaucht, nach dem Schlachthof und nach Bonames-Ost könnte noch mehr Grünland im Norden Wohnungsbau oder Gewerbe zum Opfer fallen. Mit dem Stadtpark will der Magistrat sämtlichen Absichten in dieser Richtung einen Riegel vorschieben - die Bürgerinitiative aber will dennoch nichts davon wissen.

Denn für sie ist der Park nichts weiter als ein "Ablenkungsversuch": Mit dem Projekt versuchten die Stadtherren lediglich, Nieder-Eschbach kurz vor den Kommunalwahlen für den Schlachthof zu entschädigen. Damit aber will sich die Initiative nicht abspeisen lassen, die nach eigenen Angaben inzwischen 2175 Unterschriften gegen den Park gesammelt hat.

Bei einer Umfrage im Stadtteil habe sich herausgestellt, "daß weit über 90 Prozent der angesprochenen Bürger einen Stadtpark sogar ganz ablehnen". Das alles aber lasse Sozialdemokraten und Grüne im Ortsbeirat kalt, obwohl sie "längst ohne Mehrheit in der Bevölkerung" seien. Unter den Stadtparkgegnern habe sich daher "Verbitterung und ohnmächtige Wut" breitgemacht.

In ihrem Brief appeliert die Bürgerinitiative eindringlich an Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch: Das Parkprojekt sollte - wenn schon nicht aufgehoben - zumindest aufgeschoben werden. Zwölf Monate, da sind sich die Bürger ganz sicher, werden reichen - bis dahin werde "die Schlachthofverlegung gekippt". ind

"Wildgarten" CDU-Fraktion stößt auf einhellige Kritik

SACHSENHAUSEN. Auf heftige Kritik von SPD und Grünen stieß die CDU mit ihrer Ablehnung des Magistratsberichtes zum Zustand des Abenteuerspielplatzes "Wildgarten" an der Stresemannallee in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad). Der Magistrat berichtete, daß von Verwahrlosung keine Rede sein könnte.

Davon hatte sich die CDU bei einer Ortsbegehung selbst ein Bild machen wollen (die Stadtteil-Rundschau berichtete), da sie um die Sicherheit der Kinder fürchtete.

Mit den Stimmen der Mehrheitsfraktionen von SPD und Grünenwurde der Bericht bei Enthaltung des fraktionslosen Ortsbeirates Hackhausen jetzt zur Kenntnis genommen.

Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtteilparlament, warf den Vertretern der Opposition insbesondere vor, die Kinderbeauftragte Elke Tafel bei der Begehung des Spielplatzes übergangen zu haben: "Nehmen sie die Kinderbeauftragte doch ernst", wandte er sich auch an die CDU-Stadtverordnete Ursula Gauls, die an der Sitzung des Stadtteilparlamentes teilnahm.

Helga Pusch (SPD) wies in der Aussprache darauf hin, daß der Abenteuerspielplatz "Wildgarten" selbst vom damaligen Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) eine Auszeichnung für die geleistete Arbeit erhalten habe. kan

Kommentar

Es mag ja sein, daß der geplante Stadtpark als Versöhnungsgeschenk an die Nieder-Eschbacher gedacht ist. Es mag ja sein, daß sich der rot-grüne Magistrat von dem großzügigen - und durchaus überlegenswerten - Projekt einige zusätzliche Wählerstimmen aus dem arg gebeutelten Norden erhofft. Wer auf die Pläne so reagiert, wie die Bürgerinitiative Nieder-Eschbach, der manövriert sich ins politische Abseits: Keiner nimmt ihn mehr Schlachthof-Rache ernst. Die Haltung der Stadtparkgegner erinnert an die eines trotzigen Kindes.

Rot-Grün hat uns den Schlachthof beschert, also kann nur schlecht sein, was von Rot-Grün kommt: So einfach, so simpel ist in der BI inzwischen die Rechnung, die immer mehr zur Abrechnung zu werden droht. Längst geht es im Norden nicht mehr um den Stadtpark - es geht um Genugtuung, um politische Vergeltung für den verhaßten Schlachthof.

Die BI - und mit ihr die Nieder-Eschbacher CDU - übersieht dabei, welche Chance der Stadtpark bieten könnte. Keiner der Gegner will mehr reden, schon gar nicht mit den rot-grünen Stadtherren, ein harsches "Nein" geht leichter über die Lippen als ein "Ja, aber". Die unüberlegten Attacken könnten indes schnell nach hinten losgehen: Wer weiß schon, was eine andere, eine neue Stadtregierung für die 150 Hektar große Fläche im Frankfurter Norden plant? JÖRG SCHINDLER

Ortsbeirat 5 fordert Kinder sollen Platz "zurückerobern"

SACHSENHAUSEN. Der Bolzplatz auf dem Oppenheimer Platz soll attraktiver werden: Der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) forderte den Magistrat einstimmig auf, dort einen Basketballkorb aufzuhängen und den Ausgang Launitzstraße durch Drängelgitter besser zu schützen. Weiterhin regt der Ortsbeirat auf Antrag der Kinderbeauftragten Elke Tafel an, deutlich sichtbare Hundeverbotsschilder anzubringen.

Der Spielplatz werde zuwenig von den Kindern genutzt, die lieber auf den angrenzenden Rasenflächen des Parks spielten, so die Beobachtung der Kinderbeauftragten. Die Ursache dafür sei in der zu geringen Ausstattung des Spielplatzes zu suchen. Durch den Basketballkorb könne eine "Zurückeroberung durch die Kinder" erreicht werden. kan

Am Affentorplatz Mehr Sicherheit für die Kinder gefordert

SACHSENHAUSEN. Die Straße "Am Affentorplatz" soll den Kindern des nahegelegenen Spielhauses Sachsenhausen mehr Sicherheit bieten. Durch die Schilder "Spielende Kinder - Schrittgeschwindigkeit" und "Durchfahrt verboten - Anlieger frei" wird die Sackgasse nach dem Willen des Ortsbeirats 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) demnächst gekennzeichnet. Dies beschloß das Stadtteilparlament in seiner jüngsten Sitzung auf Antrag der SPD-Fraktion einstimmig.

Da das Spielhaus nicht über eine eigene Freifläche verfügt, spielten die Kinder häufig "uff de Gaß", wie SPD-Fraktionsvorsitzender Gerhard Kadelbach den Antrag begründete. Viel Verkehr in der kleinen Straße werde durch Parksuchverkehr verursacht, dessen Ziel die Sachsenhäuser Altstadt sei. Daher sollte die Straße zur Anliegerstraße gemacht werden, um die Parkplatzsuchenden zu veranlaßen, nicht in die Straße "Am Affentorplatz" hineinzufahren. kan

Ortsbeirat aktuell

Job-Tickets für alle Landesbediensteten im Bereich des Ortsbezirkes 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) forderte der Ortsbeirat in seiner jüngsten Sitzung. Der Magistrat soll mit der Landesregierung darüber verhandeln, den Angestellten der Universitätskliniken, der Schulen und Polizeistationen so bald wie möglich die Karten für den FVV zur Verfügung zu stellen. Alle Fraktionen stimmten dem Antrag des fraktionslosen Ortsbeirates Winfried Hackhausen zu. kan

Einen zusätzlichen Fußgängerüberweg im Ziegelhüttenweg östlich der Beuthener Straße in Höhe der St.-Aposteln-Kirche möchte der Ortsbeirat 5 einrichten lassen. Auf seiner jüngsten Sitzung beschloß das Stadtteilparlament einen entsprechenden CDU-Antrag einstimmig. kan

Erziehung für Hundehalter: Sollen Spielplätze "für alle Zeiten" als Hundeklo mißbraucht werden?, fragt die Kinderbeauftragte des Ortsbezirkes 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad), Elke Tafel. Einstimmig beschloß der Ortsbeirat, beim Magistrat nachzufragen, ob es ein Konzept gibt, wie die Verunreinigung der Spielplätze und -wiesen zukünftig verhindert werden kann. Weiterhin wollen die Beiräte wissen, ob Aktionen geplant sind, mit denen Hundebesitzern die Probleme verdeutlicht werden sollen, weil Hunde "ihr Geschäft" in den Sandkästen der Spielplätze verrichten. kan

Rechnung oder Freiheit Beirat 5 sorgt sich um Graffiti-Künstler

FRANKFURT-SÜD. "Sie entlarven sich mit diesen Anträgen selbst", warf Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD, kürzlich den Vertretern der CDU-Opposition in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) vor.

Der Anlaß: Die CDU stellte zwar den Antrag, Graffiti-Künstlern im Bereich des Ortsbezirks 5 Flächen zur künstlerischen Betätigung zur Verfügung zu stellen - wollte aber andererseits vom Magistrat erfahren, inwieweit "Künstler", die sich bereits mit ihren Spraydosen am Museumsufer und auf Brückenpfeilern und Durchgängen "verewigt" haben, für die Reinigungskosten zur Rechenschaft gezogen werden können.

"Das ist die alte Law-and-Order-Manier", schimpfte Kadelbach in der Aussprache in Richtung der die Konservativen. Daraufhin räumte selbst der Antragsteller Constantin Westpahl sogar ein, daß die beiden gestellten Anträge doch "in einem gewissen Spannungsverhältnis" stünden.

Nach längerer Aussprache erzielten die Mitglieder des Ortsbeirates einen einstimmig beschlossenen Kompromiß: Die umstrittenen Anträge werden an den Magistrat nun zur "Prüfung und Berichterstattung" weitergeleitet. kan

Mainufergestaltung Brühlsche Terrassen als Vorbild nehmen

FRANKFURT-SÜD. Die Brühlschen Terrassen in Dresden sollten nach Ansicht der CDU im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) als Vorbild für die Gestaltung einer "zusammenhängenden Flanierzone" am Mainufer zwischen der "Main-Neckar-Brücke" im Westen und der "Deutschherrnbrücke" im Osten dienen. In dem Antrag, dem alle Mitglieder des Ortsbeirates zustimmten, wurde der Magistrat weiterhin aufgefordert, vor der Ufermauer des Theodor-Stern-Kais eine Promenade direkt am Wasser aufzuschütten.

Durch die Verbreiterung soll der Bereich vor der Universitätsklinik in die vorgeschlagene durchgängige Uferzone einbezogen werden. Hier verläuft bislang die Straße direkt am Main. Damit soll ein weiterer kleiner Schritt in Richtung eines "Mainuferparkes" gemacht werden, der nach Ansicht des mit Fachleuten besetzten "Consiliums Stadtraum Main" und verschiedenen Stadtplanungsbüros entscheidend mehr Lebensqualität für Frankfurt bringen soll. kan

Aus dem Ortsbeirat 5 Kieselrot-Flächen werden jetzt saniert

FRANKFURT-SÜD. Die mit dem dioxinhaltigen Kieselrot verseuchte Sportfläche an der Friedrich-Fröbel-Schule in Niederrad und die kontaminierte Hoffläche der Kindertagesstätte 11 an der Tiroler Straße in Sachsenhausen sollen noch in diesem Jahr entseucht werden. Ab November 1992 sollen die Gelände von den Schülern und Kindern wieder genutzt werden können. Dies teilte der Magistrat dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) jetzt mit.

Insgesamt sind im Stadtgebiet 25 Anlagen aufgrund der Gefahr durch Dioxine gesperrt. Die Sportanlagen und anderen Hofgelände werden nach einem langfristigen Plan entsorgt und nach der Wiederherstellung für den Publikumsverkehr freigegeben. Wegen der hohen Kosten der Entsorgung kann die Stadt in jedem Jahr nur wenige Flächen sanieren lassen.

Das verseuchte "Marsberger Kieselrot", ein Abfallprodukt bei der Kupfergewinnung, wird bei dem Entsorgungsvorgang abgetragen und in das Zwischenlager in der Schmickstraße gebracht. Über den endgültigen Lagerort des kontaminierten Materials können noch keine Aussagen gemacht werden, teilte der Magistrat jetzt mit - der sei von einer Grundsatzentscheidung der Landesregierung in Wiesbaden abhängig. kan

Aus dem Ortsbeirat 1 Neue Toleranzzone ist Thema Nummer 1

BAHNHOF. Die neue Toleranzzone im Bahnhofsviertel ist Thema Nummer 1 im zuständigen Ortsbeirat. In seiner jüngsten Sitzung verabschiedete das Gremium zwei Anträge, die der drohenden Mietervertreibung im Quartier entgegenwirken sollen.

Während die Grünen die ehemaligen und nun leerstehenden Bordelle im alten Sperrbezirk in Wohnungen umwandeln lassen will, versucht die SPD-Fraktion über rechtskräftige Bebauungspläne und eine Erhaltungssatzung für das Viertel die befürchteten Konsequenzen aus der Verkleinerung der Toleranzzone abzufangen (die Stadtteil-Rundschau berichtete).

Der Ortsbeirat brachte außerdem eine Liste von CDU und Grünen auf den Weg, in der der Magistrat aufgefordert wird, einige dringliche Fragen zu beantworten. So wollen die Grünen wissen, wie viele Bauscheine der Magistrat im neuen Rotlichtviertel erteilt hat und ob Fälle bekanntgeworden sind, in denen dort bauliche Umwandlungen ohne gültigen Bauschein vorgenommen wurden. Außerdem fragen die Grünen, ob es beabsichtigt ist, Baugenehmigungen davon abhängig zu machen, daß die betroffenen Mieter Ersatzwohnungen zugewiesen bekommen.

Die Unionspolitiker verlangen unterdessen Auskunft darüber, ob es dem Magistrat nicht möglich war, "trotz der langen Vorlaufzeit" die nun sichtbaren Folgen der Aktion rechtzeitig zu erkennen. Und sie wollen wissen, ob im Vorfeld der Einführung der Toleranzzone überhaupt irgendwelche Prüfungen hinsichtlich der zu erwartenden Konsequenzen unternommen wurden.

Schließlich fragen die Christdemokraten die Stadtregierung, ob die Einwände und Mahnungen "seitens der Polizei und der Opposition bedacht" worden seien. rea

TSV Ginnheim sucht weitere Mitglieder

GINNHEIM. Eine neue Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift TSV aktuell hat der Turn und Sportverein (TSV) 1878 Ginnheim herausgebracht. In der Zeitschrift werden in einer Chronologie noch einmal Planung und Ausführung des nördlichen Anbaus an das Vereinsheim Am Mühlgarten 2 geschildert; von der Bauvoranfrage am 22. Juli 1987 bis zur Eröffnung am 5. April 1992. Die Aufzählung läßt kaum erkennen, wieviel Streß und Schwierigkeiten der Anbau dem Verein bereitet hat. Pressewartin Doris Keil berichtet, wie erleichtert der TSV über das nun endlich gelungene Unternehmen ist.

Dem TSV stehen nun für seine vielfältigen Angebote genügend geeignete Räume zur Verfügung; vom Kleinkindturnen über Taekwon-Do bis zur Gesangsabteilung mit ihrem gemischten Chor. Insgesamt hat der Verein 17 Abteilungen, jeweils wieder gestaffelt nach Anfängern und Fortgeschrittenen, nach Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Letztes stolzes Ereignis war der Erfolg der Ersten Herrenmannnschaft der Kegelabteilung, die mit einem Vorsprung von vier Punkten Meister der Regionalliga wurde. Die Mannschaft wird nun in der Hessenliga spielen.

Der TSV, der zur Zeit 1024 Mitglieder hat, sucht aber immer noch für die einzelnen Abteilungen Zuwachs. Für Interessenten bietet Doris Keil die neue Mitgliederzeitschrift als gute Information über die Arbeit des Vereins an. "TSV aktuell" kann beim TSV, Am Mühlgarten 2, Frankfurt 50, bestellt werden. li

Seit es kaum Pferdeställe gibt, fehlen Vögeln Nahrung und Nistplätze

Immer weniger Schwalben im Taunus Nachtigallen fliegen bereits so gut wie keine mehr und der Kuckuck ruft seltener Von Hans Konanz

OBERURSEL. Bommersheim, das "Reiterdorf", war immer auch ein "Schwalbendorf". Der Zusammenhang ist klar: Pferdeställe boten den Rauchschwalben (das sind die mit dem rötlichen Brustgefieder) ideale Nistmöglichkeiten und Insektennahrung zuhauf.

Auch die Mehlschwalben (die mit der weißen Brust) bauten ihre Kugelnester mit Vorliebe unter Bommersheimer Dächern, die Landwirtschaft bot ihnen ein gutes Auskommen.

"Wir hatten immer Schwalben", sagen die älteren Leute und erinnern sich, wie sie geschäftig ihre Brut versorgten oder im Tiefflug durch die Gassen schossen. Heute kommen kaum noch Schwalben Hauptnahrung Mücken gibt es immer weniger nach Bommersheim. Für Landwirt Georg Braun in der Lange Straße ist das ganz logisch: "Esgibt doch keine Mücken mehr, nicht mal in den Pferdeställen".

Ungeachtet dieser Ernährungsprobleme und der fortgeschrittenen Landschaftsversiegelung - es gibt sie noch. Und der Stierstädter Hobby-Ornithologe Hans Grünewald ist zuversichtlich, daß die Schwalben auch künftig ihr Sommerquartier im Vortaunus aufschlagen .

Daß Kleingärtner und Landwirte zunehmend auf Herbizide verzichten, stimmt ihn optimistisch. Grünewald, zweiter Vorsitzender des Oberurseler Vogelschutzbundes, der sich seit der Vereinigung "Naturschutzbund Deutschland" nennt, ist von klein an ein begeisterter Vogelkundler. Eigentlich wollte er einmal Förster werden und ist dann im Druckereigewerbe gelandet.

Seit April ist er Rentner, einer, dem die Zeit nie lang wird. Er hält Vorträge und leitet ein gutes Dutzend vogelkundlicher Führungen im Frühjahr und Herbst, er betreut 60 Nistkästen im Wald und auf einer Oberstedtener Streuobstwiese und kümmert sich um das Vogelschutzgehölz in der Nähe der Oberhöchstädter Waldsiedlung. Sein Verein hat dort an den Rändern einer Wiese Heckenrosen und Vogelbeeren, Weißdorn, Schwarzdorn und Pfaffenhütchen angepflanzt und auch einen acht Quadratmeter kleinen Teich angelegt, in dem nun schon im zweiten Jahr viele Frösche und Kröten laichen. Heckenbraunellen, Zaunkönige, Rotkehlchen und allerlei Grasmückenarten haben sich angesiedelt. Und die Nistkästen werden bevölkert von Kohl- und Blaumeisen, vom Kleiber und Baumläufer, Laubsänger, Amsel, Drossel, Fink und Star.

Gibt es eigentlich noch Nachtigallen? Hans Grünewald schüttelt betrübt den Kopf. Ein Gehölz ist der Weingärtenumgehung geopfert worden, ein Nachtigallenpärchen wurde vertrieben. Aber an der verlängerten Nassauer Straße in Oberursel, auf einem kleinen Dreieck zwischen U- und S-Bahn, da hat er im April noch das Lied einer "Nachtsängerin" gehört. Und was macht der Kuckuck, gibt's ihn noch? "Leider immer weniger", weiß Grünewald.

Kuckucke sind, so wie die Schwalben, "Langstreckenzieher". Wenn sie die "Zugunruhe" packt, beginnt erst einmal das große Fressen. In wenigen Tagen wird aus dem 18-Gramm-Vögelchen ein Pummelchen. Vom Fettpolster hängt das Überleben auf der langen Reise ab. Bis zum Mittelmeer, das ist für sie ja noch eine Kleinigkeit.

Aber dann kommen 3000 Kilometer Sahara, die am Stück zu überqueren sind - am Ende landen sie abgemagert und ausgehungert in Mali, Nigeria oder im Kongo. In wenigen Tagen wird es so weit sein für den Aufbruch der Vortaunus-Schwalben. Sie ziehen, anders als Kraniche oder Graugänse, einzeln oder in kleinen Grüppchen los, sobald aus Nordost der richtige "Rückenwind" bläst. Drei Wochen etwa brauchen sie für die riesige Strecke. Den Rückweg nach Europa schaffen sie sogar in zwei Wochen, berichtet Hans Grünewald, sie haben es eilig, denn dann steht das Brutgeschäft bevor. Was früher zum Alltagserleben der Menschen gehörte, erzählt der Ornithologe jetzt in seinen Vorträgen. Zwei bis drei Wochen brüten die Schwalben, drei bis vier Wochen dauert die Aufzucht des Nachwuchses; Streß für die Eltern, die Nachwuchs ist "ewig hungrig" rastlos unterwegs sind, Sämereien aufpicken und im Flug Insekten jagen, um den ewig hungrigen Nachwuchs zu füttern. Am Ende, wenn die Kleinen schon ihr Flugkleid tragen und - im Mai und Juni - erste Ausflüge wagen, werden sie sogar noch auf Antennen und Leitungsdrähten verköstigt. Bei der "Letztbrut" im August und September wiederholt sich alles, nur schneller muß es gehen, die Brut wird früher flügge, es wird kühl, Afrika lockt.

Zehn Jahre dauert ein Schwalbenleben im Durchschnitt. Vieles gibt den Vogelkundlern noch immer Rätsel auf. Vor allem der unglaubliche Orientierungssinn der schnittigen Luftflitzer. "Sie kamen in jedem Frühjahr wieder und haben an der gleichen Stelle ihr Nest gebaut, und die Jungen daneben", erzählt eine alte Bommersheimerin und zeigt unters verwaiste Giebeldach. "Aber die Natur wird immer ärmer", fügt sie traurig hinzu.

Süßer Pausensnack hat oft bittere Folgen Sindlinger Schulprojekt ,Gesundheits- und Krebsprävention' ist EG-weit beispielhaft

SINDLINGEN. Der Orangensaft ist schon längst ausgetrunken, aber die Teller sind noch immer leer. Endlich geht's im Trippelschritt zur "rollenden Frühstücksbar": Paprika, Trauben, Zwetschgen, Tomaten, Käse, Quark, Milch, Brötchen und Vollkornbrot - auch ein Augenschmaus. Rebecca will Müsli, Xennya ein "Krossant", nur Stefanie kann sich einfach nicht entscheiden: "Sooo viele schöne Sachen."

So viele schöne Sachen zum Schulfrühstück sind die Mädchen nicht gewöhnt. Eine bringt sonst ein Salamibrot von zu Hause mit, die andere ein Brötchen mit Gurke; die dritte hat nur Geld in der Tasche und kauft sich davon "Schokolade, Wassereis und Kekse", wie sie sagt. Die Frühstücksbar sollte dagegen Appetit auf Leckeres und Gesundes machen - außerdem zugleich Interesse am Projekt "Gesundheitserziehung und Krebsprävention in der Schule" wecken. Denn das hat jetzt in der Sindlinger Grund- und Hauptschule begonnen - von der Europäischen Gemeinschaft und dem Land Hessen initiiert und auch weitgehend finanziert.

Frei nach dem Motto, je früher mit gesunder Ernährung und Raucherprävention begonnen wird, um so besser, stehen die Themen für zwei Jahre auf dem Stundenplan von vier Klassen. Aber nicht nur dort. "Wir wollen täglich gemeinsam frühstücken", sagt Claudia Frühauf, Klassenlehrerin der 2 a. Zehn Minuten außerhalb der regulären Pause, in denen sich die Kinder ganz aufs Essen konzentrieren können. Frau Frühauf hofft auf neugierige Blicke zum Nachbarbrot und wißbegierige Fragen, was das ist und wie es schmeckt. So sollen die Kleinen Lust auf Neues und auf abwechslungsreiche Kost bekommen - und es Mama und Papa sagen. Für Fragen sind die Lehrer gewappnet: Sie haben Lehrgänge besucht und bilden sich monatlich weiter fort.

Damit auch der Pausengang zur Colabude seltener wird, wollen die Pädagogen stets Mineralwasser oder Tee in der Klasse anbieten. Insgesamt sollen sich die "Eßgewohnheiten in Richtung weniger Süßes, aber mehr Obst, Vollkorn und Vitamreiches ändern", sagt Waltraud Schrader, Lehrerin in der 4 a.

Die Pädagogin ist keineswegs eine "Müsli-Fanatikerin", wie sie betont. Aber sie sieht, was die Kinder täglich mitbringen. Und da liege vieles im argen. Nicht zuletzt sehen die Lehrer die Folgen der mangelhaften Ernährung: Kinder sind unkonzentriert und können dem Unterricht schon am späten Vormittag kaum noch folgen. Nachmittags seien sie dann noch schlapper - was das Lernen in der Ganztagsschule nicht gerade einfacher mache. Langfristig sind die Auswirkungen noch viel gravierender: Experten führen etwa ein Drittel aller Krebsfälle auf schlechte Ernährung zurück.

Überzeugungsarbeit muß auch bei Eltern geleistet werden. "Da bestehen Vorbehalte, ob die Kinder das gesunde Essen überhaupt wollen", wundert sich Frühauf. Viele Mütter glaubten, ihr Kind möge nur Süßes in der Pause - und sonst nichts. Infoabende mit Ernährungsexperten von derAOK und vom Stadtgesundheitsamt sind vorgesehen.

Langfristig ist es mit einem besseren Frühstück alleine jedoch nicht getan. "Wir sind die einzige Ganztagsschule, an der es kein Mittagessen gibt", klagt Rektorin Frauke Schneider. "Bislang müssen wir die 326 Kinder von 13 bis 14.30 Uhr nach Hause schicken, weshalb wir nur Sindlinger Kinder aufnehmen können." Einzige Möglichkeit für einen warmen Mittagstisch sei bisher das Angebot der Stadtküche. Aber die Rektorin offen: "Das wollen wir nicht. Es ist bekannt, von welcher Qualität dieses Essen ist."

Abhilfe ist deswegen in frühestens zwei Jahren zu erwarten - bis dahin soll die Schule erweitert sein. Dann wird sie unter anderem über Küche und Cafeteria verfügen. Für Schüler (und Lehrer) brechen dann auch mittags gesündere und schmackhaftere Zeiten an - hofft die Leiterin. dis

Eine Chronik des TV Harheim 1882: Historische Fahne wird heute noch gezeigt Turner holten den Deutschlandpokal

HARHEIM. Das 5. Deutsche Turnfest im Juli 1880 zeigte seine Wirkung noch knapp zwei Jahre später in der damals selbständigen Gemeinde Harheim. Dort gründeten am 2. April 1882 22 Turnbegeisterte den Turnverein. Die jungen Männer trafen sich zur Übungsstunde zunächst einige Zeit auf dem Schulhof, ehe sie in den Garten des Gasthauses "Stern" überwechselten. 1894 erhielten sie eine Vereinsfahne, die heute noch bei allen Festen und Umzügen gezeigt wird.

Der Erste Weltkrieg brachte dem aufstrebenden Verein harte Rückschläge. Erst Anfang der zwanziger Jahre normalisierte sich der Turnbetrieb. Aufschwung gab nicht zuletzt ein Gauturnfest, das dem Verein 1919 zur Ausrichtung übertragen war. Ab 1923 stand den Aktiven der Sportplatz an der Mühlwiese zur Verfügung. Inzwischen hielt auch der Handballsport Einzug, außerdem gründeten einige der Mitglieder eine Gesangsriege.

Hatte der Vereinsbetrieb schon nach 1933 unter dem Druck der Nazis zu leiden, kam er dann im Zweiten Weltkrieg völlig zum Erliegen. Der Krieg riß auch im TV Harheim tiefe Wunden. 1946 wurde die Sportgemeinschaft Harheim aus der Taufe gehoben, der vorübergehend auch die Turner angehörten. Die Zusammenarbeit aller sporttreibenden Vereine wirkte sich so vorteilhaft aus, daß der Turngau 1951 das "5. Gauturnfest" nach Harheim vergab. Drei Jahre später drängten die Turner jedoch wieder zur Eigenständigkeit. Ende Mai 1954 faßten sie den Beschluß. Für den Turngau war dies Anlaß, dem Turnverein die Ausrichtung des Gaukinderturnfestes 1954 sowie des Gauturnfestes 1956 zu übertragen.

Zum 1. Vorsitzenden hatten die Mitglieder Jakob Fischer gewählt. Unter seiner Leitung erfüllten beide Turnfeste die Erwartungen des Turngauvorstandes. Eine Aufwärtsentwicklung zeichnete sich ab. 1962 wurde die Frauengymnastikabteilung gegründet, 1963 kam das Prellballspiel hinzu, 1974 Jedermannturnen mit Gymnastik und Volleyball.

Volleyball ist mittlerweile aus dem Übungsangebot wieder gestrichen. Geblieben ist die Erinnerung an Erfolge der einstigen Volleyball-Mädchenmannschaft (1982 Gausieger, 1984 Pokalsieger). Die Leichtathletikgruppe errang beim Deutschen Turnfest 1983 in Frankfurt im Vierkampf die Vizemeisterschaft. Mit Harheimer Leichtathleten im Aufgebot des Hessischen Turnverbandes gewann Hessen 1983 in Ludwigshafen den Deutschlandpokal. 1984, 1988 und 1989 stellte der TV Harheim mit Elisabeth Siering die Feldbergfestsiegerin. Auch im Geräteturnen gab es manchen Erfolg, hauptsächlich durch Nachwuchsturner.

Der Verein hat ein reichhaltiges Übungsangebot seiner Abteilungen Turnen, Prellball und Leichtathletik. Nach 1966 wurde der TV Harheim geführt von den Vorsitzenden Rudolf Ackermann, Harald Gastner, Manfred Pflaum und Peter Jakob. Heute steht Dr. Hans Rudolf Matthäi an der Spitze. Zum 100jährigen Vereinsbestehen 1982 erhielt der TV die Ehrenplakette des Deutschen Turnerbundes "Für 100 Jahre Turnen Dank und Anerkennung".

Zum damaligen Jubiläum gab es ein weiteres Gauturnfest in Harheim mit 32 Gau- und 37 Gastvereinen. Erfreulich auch, daß sich solche Großveranstaltungen wiederum außerordentlich positiv auf die Mitgliederstatistik auswirkten - die Zahl der Vereinsangehörigen hatte sich auf über 500 erhöht. dixi

Schützen laden ein: Winkelsee-Schießen

FRANKFURT A. M. Außer dem traditionellen Wäldchesschießen zum Frankfurter Wäldchestag (mit Kürung des Wäldcheskönigspaares) pflegt das Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus weitere Traditionen. So ruft der Verein wieder alle Frankfurter Schüler von zwölf bis 17 Jahren zur kostenlosen Teilnahme am "Hans-Winkelsee-Schießen" auf: am Samstag, 17. Oktober, 15 Uhr, auf den Ständen im Schützenhaus Oberforsthaus (gegenüber der Straßenbahnhaltestelle). Geschossen wird mit dem Luftgewehr über die Zehn-Meter-Distanz nach Sportordnung des Deutschen Schützenverbandes auf Apfel, Hirsch- und Wetterfahne.

Dem Sieger winken neben dem Titel "Hans Winkelsee 1992" noch eine Goldmedaille und eine Urkunde. Siegerehrung mit dem Präsidenten des Schützenkorps, Peter Jürgen Bender, ist um 17 Uhr.

Zwölf- bis 14jährige Schüler Niederrads ermitteln in einem eigenen Wettbewerb am gleichen Tag den "Tell von Niederrad 1992". Hier erhält der Sieger neben Goldmedaille und Urkunde ein Buchgeschenk der Sportdezernentin Sylvia Schenk mit Widmung. Außerdem werden die Jahrgangssieger geehrt. dixi

Wechselhaft / 11 bis 15 Grad

Satellitenbild vom 8. Oktober. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

Main-Kinzig-Bauern wollen organisch abbaubares Hydrauliköl Schmiermittel auf Raps-Basis forcieren Kreisslandwirt Friedhelm Schneider: "Sache ist ausgereift"/Kreistag Vorreiter Von Holger Klös

MAIN-KINZIG-KREIS. Organisch abbaubares Hydrauliköl auf Raps-Basis, schon seit Jahren wegen seiner Umweltfreundlichkeit geschätztes Schmiermittel im Forst (Motorsägen), soll nun auch bei den kommunalen Fuhrparks im Main-Kinzig-Kreis Einzug halten. Die Bauern der Region wollen dabei eine Vorreiterrolle einnehmen und das Thema in die Stadt- und Gemeindeparlamente tragen.

"Die Sache ist ausgereift", sagt Kreislandwirt Friedhelm Schneider. Auf seine Initiative hin wird sich der Kreistag mit der "Verwendung von Rapshydrauliköl" beschäftigen.

Für Bauernfunktionär Schneider liegen dabei die Vorteile auf der Hand: Öle und Schmierstoffe aus Rapsöl seien innerhalb von drei Wochen bis zu 95 Prozent abbaubar.

Die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Produkte würden gleichzeitig Resourcen schonen. Insbesondere in Wasserschutzgebieten seien dann Umweltgefährdungen durch defekte Hydraulikanlagen ausgeschlossen. So kam es schon vor, daß der Schlauch einer Baumaschine platzte und bis zu 300 Liter Schmieröl im Erdreich versickerten. Der verseuchte Bode mußte dann mühsam abgetragen werden.

Der Vorstoß des Kreislandwirts über die CDU-Fraktion im Main-Kinzig-Parlament zielt darauf ab, daß der Kreis in allen technisch umrüstbaren Fahrzeugen, Geräten und Maschinen Rapshydrauliköl verwenden soll.

Schneider geht noch einen Schritt weiter und wünscht, der Kreis solle bei der Vergabe von Bauaufträgen darauf achten, daß nur mit umweltfreundlichem Öl betriebene Baumaschinen eingesetzt werden. Seine Berufskollegen, die in den einzelnen Parlamenten sitzen, möchte der Kreislandwirt in die Aktion einspannen, damit sie ebenfalls Anträge dieser Art stellen.

Eine Firma gibt übrigens 200-Liter-Gebinde zum Preis zwischen vier und fünf Mark je Liter ab. Das ist kaum teurer als herkömmliches Öl.

Schneider will selbst mit gutem Beispiel vorangehen und seine eigenen Landwirtschaftsmaschinen umrüsten. Ihm zufolge kommen auch Kreiskrankenhäuser oder Wasserwerke, wo bei Generatoren auf herkömmliches Schmierfett zurückgegriffen wird, für das Umrüsten in Frage.

Dabei bringt der Kreislandwirt auch die Bundesbahn ins Gespräch, die im Jahr 40 000 Tonnen an Schmierfett für die Weichen benutze - "Verlustschmierung", die umweltschädlich sei.

Bei der Arbeit im Forst ist Rapsöl unverzichtbar. Der umweltfreundliche Stoff wird nach Auskunft des Leiters des Staatlichen Forstamtes Nidderau, Werner Schaaf, "fast ausschließlich" verwendet. Anlaufschwierigkeiten, die bei der Einführung vor zehn Jahren bestanden hätten, seien inzwischen behoben. Das Öl des auf "Verlustschmierung" ausgelegten Schneidesystem der Motorsäge dringt zum Großteil in den Waldboden ein. Nach groben Schätzungen werden bundesweit jährlich acht bis zehn Millionen Liter Kettenschmieröl verbraucht.

Kreislandwirt Schneider geht davon aus, daß seine Anregung im Main-Kinzig- Parlament auf breite Zustimmung stößt. Das soll aber nicht die einzige Initiative auf diesem Gebiet sein. Rapsmethylester - in Kurzform RME genannt - heißt dabei das Zauberwort. Aus dem leuchtenden Kreuzblütler läßt sich mit Additiven versetzter Treibstoff gewinnen. Ob RWE jedoch wirklich so umweltfreundlich ist und der großflächige Anbau von Raps die Bauern aus der Talsohle herausbringen kann, darüber scheiden sich allerdings die Geister. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Barbara Weiler - in ihren Bezirk fällt der Ostteil des Main-Kinzig-Kreises - hält dagegen: "Nachwachsende Rohstoffe, insbesondere sogenannte ,Energie- Pflanzen' können weder die Landwirtschaft noch die Umwelt sanieren." Die Sozialdemokratin vertritt diese Einschätzung angesichts des zunehmenden Raps- Anbaus und nach einschlägigen Betriebsversuchen in Fulda. Sie kritisiert die von den EG-Agrarministern gefaßten Beschlüsse, den Einstieg in diese Pflanzenproduktion über neue, massive Subventionen noch zu forcieren.

Für die Abgeordnete ist es ein "Unding", wenn beim Anbau von nachwachsenden Rohstoffen auf Stillegungsflächen dennoch die volle Stillegungsprämie von knapp 600 Mark pro Hektar gezahlt werden soll.

Die Befürworter des Dieselersatzes bringen ins Spiel, daß sich durch RME der Kohlendioxid-Ausstoß wesentlich verringern lasse. Barbara Weiler weist wiederum darauf hin, daß bei der Produktion von RME "andere klimarelevanten Gase" wie Methan und Lachgas freigesetzt würden. Auch sei die maximal für den Ölfruchtanbau verfügbare Fläche begrenzt. Selbst bei optimistischer Einschätzung könne "nur ein geringer Bruchteil des deutschen Dieselbedarfs so hergestellt" werden, meint die SPD-Abgeordnete.

Dennoch sieht Barbara Weiler "Chancen für Rapsöl in Nischenbereichen" - sowohl als Antriebs- wie als Bio-Schmiermittel. Die Anwendungsfelder für nachwachsende Rohstoffe müßten weiter entwickelt werden, was über den Treibstoffaspekt weit hinausgehe. Das - so gibt die Bundestagsabgeordnete weiter zu verstehen - könnten Fasern aus Zellulose, biologische Wirkstoffe oder pflanzliche Lieferanten von Stärke, Zucker und Fetten für chemische Produkte sein.

Senioren: Mit vollem Programm in den Herbst

MÖRFELDEN-WALLDORF. Herbstliche Langeweile kann im Mörfelder Seniorenclub der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Bürgerhaus, nicht aufkommen. Dafür sorgt ein prall gefüllter, bis in den Dezember reichender Terminkalender. Am Dienstag, 6. Oktober, steht von 14.30 Uhr bis 18 Uhr der Clubnachmittag im Untergeschoß des Bürgerhauses auf dem Programm - natürlich mit Bingo.

Eine Ausflugsfahrt ins Blaue sorgt am 20. Oktober für Unterhaltung. Am 3. November, 14 Uhr, steht der Bockbieranstich im Bürgerhaus an. Zwar fällt der Clubnachmittag am 17. November aus, dafür besteht tags darauf, am Buß- und Bettag, beim Basar der Arbeiterwohlfahrt im Bürgerhaus die Gelegenheit, nach ersten Weihnachtspräsenten zu gucken.

Zwei besonderere Clubnachmittage stehen im Dezember an. Am Dienstag, 1. Dezember, gibt's eine große Geburtstagsparty für alle, die seit dem 11. August ein Jahr älter wurden, am 15. Dezember, lädt die AWO zur Weihnachtsfeier ein.

Das Programm runden die wöchentlichen Spielenachmittage, bei denen Senioren freitags ab 14 Uhr Skat und Rommee spielen können. Wer's sportlich mag, ist beim Kegelclub richtig: Alle zwei Wochen mittwochs um 14 Uhr im Bürgerhaus. wal

Aus dem Geschäftsleben "Dorsch" eröffnete neuen Büro-Markt

SACHSENHAUSEN. Zur Eröffnung ihrer neuen Filiale hatte das Bürofachgeschäft Dorsch dieser Tage in die Gutzkowstraße 3 h eingeladen. Der ältesteBürofachhändler Frankfurts hofft in den großzügigen Räumen - ganz in der Nähe des Stammhauses in der Schifferstraße - mit dem Präsenzbestandlager seine Kunden noch zuvorkommender betreuen zu können. Da nun auf der Verkaufsfläche genügend Raum für eine Bürostuhlabteilung zur Verfügung steht, können neben hochwertig verarbeiteten Aktenschränken und Präsentationstafeln auch Schreibtischstühle in zukunftsweisendem Design angeboten werden.

Die Herstellernamen lassen auf beste Qualität schließen, vom Chefsessel bis zur stapelbaren Konferenzzimmerbestuhlung kann alles in kurzer Zeitspanne geliefert werden. Doch auch mit Bürobedarfsartikeln kann man aufwarten. Großabnehmer dürfen mit günstigen Kalkulationen rechnen, die Auslieferung erfolgt im neuen Lager nur gegen Barzahlung, um die Preise niedrig zu halten.

Eigene Produkte wie der Dorsch-Ordner oder die Dorsch-Prospekthülle vervollständigen das vielseitige Angebot. zol

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Es fehlt der Platz für ein Halleluja Dreifaltigkeitskirche ist zu klein / "Frankfurter Kirchenbesuche" waren zu Gast

FRANKFURTER BERG. Schlicht und keineswegs ergreifend streckt sich der flache Bau an der Homburger Landstraße, nicht einmal ein Turm war dem Gebäude vergönnt. Weder Renaissance noch Gotik beeinflußten die Architektur der Kirche der Gemeinde "Allerheiligste Dreifaltigkeit", eher die Not und die begrenzten Mittel der Nachkriegszeit.

Trotzdem ist Pastoralreferent Ralf Albensoeder ein bißchen stolz auf "seine" Kirche in der Siedlung Frankfurter Berg. Womit er nicht das Haus als solches meint, sondern vieles, was sich in der Katholischen Kirche des Stadtteils abspielt. Gelegenheit, die Gemeinde vorzustellen, hatte Albensoeder vor Teilnehmern der "Frankfurter Kirchenbesuche".

Seit über einem Jahr organisiert das Katholische Bezirksamt diese Besuche in den Frankfurter Gemeinden. Bürger können sich dabei über die geschichtliche, kunsthistorische und aktuelle Situation der Gemeinden informieren. Auf eine kunstgeschichtlich bedeutsame Vergangenheit kann die Dreifaltigkeitsgemeinde jedoch nicht zurückblicken.

Sie feiert dieses Jahr nämlich erst ihr 40jähriges Bestehen. Die Besiedlung des Hügels hatte nur wenige Jahre zuvor begonnen. Der Grundstein für die damals "Gauleiter von Sprenger" genannte Siedlung wurde im Dritten Reich gelegt, zuvor hatten auf dem Hügel Kasernen gestanden. In den 50er und 60er Jahren entstanden die Hochhäuser, kleine Reihenhäuser kamen hinzu. Bis heute wird fast die Hälfte des "Frankfurter Bergs" von amerikanischen Kasernen und den "Housing areas" eingenommen.

Doch zahlreiche Soldaten wurden mittlerweile abgezogen, weitere werden folgen. Wenn die freiwerdenden Gebäude als Wohnungen genutzt werden, wird sich laut Albensoeder die Zahl der 1800 im Stadtteil lebenden Katholiken verdoppeln.

"Dann wird die Kirche endgültig aus allen Nähten platzen", klagt er über die chronische Raumnot. Enger noch als beim Gottesdienst wird es im Pfarrsaal zugehen. "Da kommt man sich beim Kindergottesdienst schon jetzt wie in einem Wohnzimmer vor", schmunzelt der jugendlich wirkende Theologe. Da es seine Aufgabe sei, "den Zuziehenden eine Heimat in der Gemeinde zu geben", plant Albensoeder, die Kirche aufzustocken. Der Bauantrag ist schon gestellt.

Doch leicht gemacht wird es dem Pastoralreferenten nicht, seine Vorstellung von der einladenden Kirche zu verwirklichen. Der Stadtteil wird seiner Meinung nach sträflich vernachlässigt. Der hohe Anteil von Sozialhilfeempfängern und die Bausünden der Vergangenheit sind nur zwei Indizien dafür.

"6000 Anwohner können hier in nur neun Geschäften einkaufen, davon sind drei Videotheken. Gepflegt essen gehen kann nur im benachbarten Bonames oder Preungesheim", beschreibt er die Mißstände. Ein weiteres Problem: Viele Mieter sind nach dem Verkauf ihrer Sozialwohnungen an einen privaten Investor verzweifelt und vor allem ratlos. Albensoeder richtete deshalb zusammen mit der Evangelischen Gemeinde eine Rechtsberatung ein.

Ein anderes gemeinsames Projekt sind die "Hochhaus-Nachrichten", die laut Albensoeder bei den Lesern "sehr gut ankommen".

Obwohl die Kirchen die Jugendarbeit im Stadtteil nach Kräften fördern, droht die Gemeinde zu vergreisen. In vielen jungen Familien müssen beide Elternteile arbeiten. Daher ist es für sie außerordentlich schwierig, sich in der Kirche zu engagieren. Viele Gemeindemitglieder müssen zudem Schicht schieben - kirchliche Veranstaltungen passen deshalb kaum in den Terminkalender.

Mit diesen Problemen glaubt der junge Pastoralreferent noch fertig zu werden. Maßlos ärgert es ihn aber, "daß manche Leute regelrecht aus der Kirche hinausgeekelt werden", weil sie sich nicht als Sünder abstempeln lassen wollen. "Das Bedürfnis nach Kirche ist vorhanden, man darf die Leute nur nicht andauernd verschrecken", fordert er despektierlich mehr Toleranz für andere, moderne Ansichten, "auch wenn die theologisch nicht immer einwandfrei dem herrschenden Dogma entsprechen." gun

SPD-Fraktion stellte neue Kandidaten vor

GOLDSTEIN/SCHWANHEIM. Mit zwei neuen Kandidaten für die Stadtteile Goldstein und Schwanheim geht die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 6 in den Kommunalwahlkampf 1993. Sonja Gunkel aus Goldstein ist seit 1967 Mitglied bei den Sozialdemokraten und will sich im Falle ihrer Wahl vordringlich um den engeren Kontakt zwischen Bürgern und Ortsbeirat bemühen. "Kommunalplitik muß transparent und verständlich sein. So läßt sich auch Parteienverdrossenheit abbauen", erläuterte Sonja Gunkel. Die Unternehmensberaterin setzt sich für eine Tempo-30-Zone in ganz Goldstein ein, außerdem soll die Diskussion um die geplante Autobahnabfahrt "mit den betroffenen Bürgern weitergeführt werden".

Für Schwanheim steht Hans Spang auf der Kanditatenliste. Auch er will sich für Tempo 30 im gesamten Stadtteil einsetzen. Überdies soll nach seiner Auffassung die Schließung der Bahnstraße "nochmals in Ruhe übedacht werden". Die Sozialdemokraten wollen ihren Wahlkampf ohne Koalitionsaussagen führen, rechnen aber auch in der nächsten Wahlperiode mit der Zusammenarbeit der Grünen. hen

Symbole der gesellschaftlichen Lage Die Russische Galerie stellt bis Oktober Arbeiten dreier Moskauer Künstler aus

WESTEND. Vor einem Jahr eröffnete Wladimir Finogin die Russische Galerie. Ausschließlich Künstler aus Rußland sind in den Souterrainräumen zu sehen. Zur Zeit stellt der Galerist Exponate von drei Moskauer Künstlern aus: Wladimir Jurpalow, Swetlana Antoschkina und Nikolai Fursow (sie leben alle in Moskau) haben je einen Raum für sich.

Der 1955 geborene Wladimir Jurpalow studierte Grafik, bevor er sich der Malerei widmete. Zahlreiche Werke bezeugen dies. Mathematische Präzision vermischt sich mit phantasievoller Einbildungskraft wie im Bild "Komposition Nr. 4": hinter unzähligen geometrischen Figuren schimmern drei schmale Frauengesichter hervor; doch sie entpuppen sie sich als verschiedene Profile einer Frau.

Diese eine Frau - auffällig ist ihre sich nach unten verjüngende Gesichtsform - taucht in vielen Werken Jurpalows auf. Ob in den Bildern "Dame mit Blumen" und "Frau am Tisch" oder "Die Tänzerin": stets verbirgt sich hintern den dünnen, schwarzen Spinnenweben, die sich wie ein Geflecht über die Leinwand ziehen, dieser markante Kopf.

Die technische Meisterschaft - der Künstler malt ausschließlich mit Öl - Jurpalows ist beeindruckend. Er verwendet sowohl zarte Tönen als auch grelle, schreiende Farben wie im Bild "Katze mit Sektglas", das in seiner kraftstrotzenden Fülle etwas an Kandinsky erinnert. Etwas schade ist, daß durch die beengten räumlichen Möglichkeiten nicht alle Details des Werkes wahrzunehmen sind.

Swetlana Antoschkina (Jahrgang 1954) arbeitete lange an einem Moskauer Pantomimentheater als Bühnenkünstlerin. So ist es nicht verwunderlich, daß ihre Bilder den Eindruck eines (allerdings skurril verformten) Bühnenbildes vermitteln wie in den zyklischen, "Labyrinth" betitelten Exponaten. In Gassen umherirrende Menschen, kurvige Straßenzüge, ins Nichts führende Pfade, perspektivisch verschobene Häuserfronten, die alles erdrücken: die Künstlerin zeichnet symbolisch ein Bild der gesellschaftlichen Situation in ihrer Heimat (die Bilder entstanden in den letzten zwei Jahren).

Kein Ariadnefaden weist den Menschen den Weg; das Konstrukt, innerhalb dessen sie auf der Suche sind, steht auf spitzem Fuß und ist wackelig. Doch am Ende leuchtet in azurblauer Farbe ein Licht: die Hoffnung. Swetlana Antoschkina - sie hat sich mit indischer Religion beschäftigt - sieht einen Schimmer am Horizont, der das (maltechnisch faszinierende) düstere Chaos als Übergangsform erscheinen läßt.

Über die Qualität der Werke von Nikolai Fursow (geboren 1962) kann man streiten. Kitsch oder Phantasie, Naivität oder avantgardistische Pop-Art, nur Extreme werden den in vorwiegend zarten Pastelltönen( rosa, hellblau) gemalten Bildern gerecht. "Nachrömische Legende" zeigt eine Wölfin, die drei junge Frauen säugt, ein Mädchen liegt auf dem Rücken des Tieres. Die menschlichen Figuren sind verzerrt, die Gesichter verzogen. Das geht ins Karikaturistische hinein, ohne konsequent dort zu verharren.

Ähnlich im Bild "Fantasy mit Sinn": Eine Frau räkelt sich zwischen einer Dame in Blau und einem verschwommen am Rand, aber grimmig blickenden alten Mann. Fursow spielt mit den Körpern, als seinen sie knetbare Masse: die sich räkelnde Frau "trägt" ihre Brüste auf dem Rücken, der Kopf ist überdehnt. Überdimensional ist das Porträt des russischen Dichters Alexander Puschkin. Es zeigt ihn als zarten Jüngling mit großen blauen Augen, sein Gesicht läuft nach unten spitz zu (ein Zufall, sind Fursow und Jurpalow immerhin gute Freunde?).

Die Exponate sind noch bis 20. Oktober in der Russischen Galerie, Bockenheimer Landstraße 97-99, zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs von 15 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 12 bis 15 Uhr, samstags von 12 bis 14 Uhr, und sonntags von 15 bis 20 Uhr (sowie nach Vereinbarung). JÜRGEN OTTEN

Ortsbeirat 2 möchte S-Bahn-Verbindung

FRANKFURT A. M. Treppauf, treppab müssen sich am Hauptbahnhof jene Reisenden quälen, die vom Flughafen aus in den Norden Frankfurts wollen - eine direkte S-Bahn-Verbindung zwischen Flughafen und Bad Homburg, Bad Vilbel oder Friedberg gibt es nicht.

Das wird sich ändern, wenn es nach dem Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) geht. Er hat einstimmig gefordert, in dem neuen Generalverkehrsplan eine direkte S-Bahn-Verbindung Flughafen-Messe-Westbahnhof vorzusehen.

Die Verbindung würde die Fahrzeit zwischen Flughafen und nördlichen Umlandgemeinden erheblich verkürzen, begründete der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jürgen Bredtmann, seinen Antrag. Damit werde es für Pendler attraktiver, vom Auto auf die S-Bahn umzusteigen. Die Kosten für die Direktverbindung hielten sich in Grenzen, da die vorhandenen Gleise an der Galluswarte mit verhältnismäßig geringem Aufwand umgebaut werden könnten. mic

Schulumbau kostete fünf Millionen mehr

BOCKENHEIM. Der Umbau der Alten Liebig-Schule an der Sophienstraße ist teurer geworden als ursprünglich geplant: Statt 22,5 Millionen Mark hat die Renovierung etwa 27,4 Millionen Mark gekostet. Damit wurde der Voranschlag um knapp 22 Prozent überzogen. Das Gebäude beherbergt seit November 1988 das Max-Beckmann-Oberstufengymnasium.

Hauptursache der Kostensteigerung: Im Frühjahr 1986 und mithin wenige Monate, nachdem die Stadtverordnetenversammlung die Planung genehmigt hatte, war das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt worden. 3,5 Millionen Mark wurden daraufhin zusätzlich benötigt. Das Gebäude war 1913 gebaut, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach dem Auszug der Liebigschule von mehreren Frankfurter Schulen als Ausweichquartier genutzt worden.

Weitere Extras: Für 320 000 Mark mußten zusätzlich Betonteile saniert werden, für 150 000 Mark eine Bühne installiert, 315 000 Mark in die Änderung der Heizungs- und Lüftungsanlage gesteckt. Hinzu kommen 877 000 Mark für Preissteigerungen in der Zeit seit 1985 und zahlreiche kleinere Einzelposten. Den erhöhten Kosten von insgesamt sechs Millionen Mark stehen Einsparungen von 1,1 Millionen Mark gegenüber. mic

Im Wortlaut: Resolution gegen den Fremdenhaß "Das ist versuchter Mord"

Der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald und Westend) hat auf seiner jüngsten Sitzung eine "Resolution gegen den Fremdenhaß" verfaßt. Die Resolution wurde von Reinhard Baigger (Grüne) geschrieben und alle Fraktionen des Stadtteilparlaments haben sie unterstützt. Wir dokumentieren sie im Wortlaut.

Der Ortsbeirat 2 verurteilt die pogromartige Welle von Terror und Gewalt, mit der im Moment ausländische Flüchtlinge und in Deutschland lebende Ausländer überzogen werden.

Die Bilder von verängstigten oder unter Schockeinwirkung stehenden Flüchtlingen, der schwächsten Gruppe von Ausländern hier, von Fernsehjournalisten, die sich vor rechtsradikalen Gewalttätern auf Hausdächer flüchten müssen, sind unerträglich, ebenso wie die johlenden zustimmenden Sprechchöre "Hängt sie. Lyncht sie!". Das Werfen von Brandsätzen in Häuser, in denen Menschen schlafen, ist versuchter Mord.

Der Ortsbeirat erklärt seine Abscheu vor der ausgeübten rassistischen Gewalt und ihren offenen oder klammheimlichen Claqueuren. Jeder Mensch, unabhängig von Nationalität, Rasse oder Hautfarbe, hat Anspruch auf körperliche Unversehrtheit, Sicherheit und Schutz.

Die Sicherheitskräfte, denen der Schutz der angegriffenen ausländischen Mitbürger obliegt und die selbst Zielscheibe rechtsradikaler Gewalttäter werden, müssen in ihrer Arbeit unterstützt und bestärkt werden.

Im Ortsbezirk 2 leben viele ausländische Mitbürger, die zunehmend Angst empfinden, die Angriffe gegen Ausländer könnten auch auf Frankfurt übergreifen. Der Ortsbeirat versichert den ausländischen Bürgern seine Hilfe und Unterstützung gegen ausländerfeindliche Übergriffe oder Attacken. Es darf in dieser Stadt nicht so weit kommen, daß Wohnungen, Geschäfte oder Lokale von Ausländern angegriffen werden können.

Ausländische Mitbürger haben das gleiche Recht auf Sicherheit und Schutz wie deutsche. Ausländer sind dabei keine schlechteren oder besseren Menschen. Wo in den Stadtteilen Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Nationalität entstehen, will der Ortsbeirat in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Ausländervertretung vermittelnd und klärend eingreifen, wo dies möglich ist. Der Ortsbeirat ist selbstverständlich auch Adressat für berechtigte Kritik von Verhaltensweisen ausländischer Bevölkerungsgruppen.

Berechtigte Kritik muß rechtzeitig Gehör finden, um sich nicht in Vorurteilen zu verfestigen oder gar in Zustimmung zu rechtsradikaler Gewalt zu münden. Hierin sehen die demokratischen Parteien im Ortsbeirat 2 eine vordringliche Aufgabe.

Die Politik ist aufgerufen, Fremdenfeindlichkeit, die auch durch Zukunftsangst und Orientierungslosigkeit entsteht, den sozialen Nährboden zu entziehen.

KULTURSPIEGEL 22

Ausstellung Briefmarkenfreunde feiern 90. Geburtstag

RÖDELHEIM. Sein 90jähriges Bestehen feiert der Rödelheimer Verein für Briefmarkenkunde am ersten Oktoberwochenende mit einer großen Briefmarkenausstellung. Mußte der Verein seinen 80. Geburtstag aus Mangel an geeigneten Räumlichkeiten im Stadtteil noch außerhalb - im Volksbildungsheim in der Innenstadt - feiern, so gibt es jetzt in Rödelheim einen nahezu idealen Ausstellungsraum: die Empfangsgalerie der Firma "Michael Conrad & Leo Burnett" in der Alexanderstraße 65.

Auf historischem Boden - auf diesem Gelände standen früher die Torpedo-Werke ihre Fabrikhallen - werden Briefmarken aus aller Herren Länder zu den verschiedensten Themen gezeigt. Motivsammlungen wie "Die Welt der Vögel" oder "Astronauten und Raumfahrt" will der Jubiläumsverein ebenso wie die "Postgeschichte Rödelheims" den Besuchern präsentiert.

Eine Sonderschau dokumentiert die 1200jährige Geschichte der einstmals selbständigen Gemeinde und Stadt postalisch. Eine Festschrift beleuchtet die 90jährige Geschichte des Vereins für Briefmarkenkunde. Geöffnet ist die Ausstellung am Samstag, 3. Oktober, von 11 bis 18 Uhr und am Sonntag, 4. Oktober, von 10 bis 17 Uhr. *rw

Ein neuer VHS-Kurs "Eschersheimer" war mal eine schöne Allee

FRANKFURT-NORDWEST. Die Geschichte der Eschersheimer Landstraße erfahren - dazu bietet die VHS einen Kurs im Haus Dornbusch (Eschersheimer Landstraße 248) an. Peter Walny leitet den Kurs jeweils mittwochs (bis 9. Dezember) von 19 bis 20.30 Uhr, und am Samstag, 26. September, von 14 bis 16.15 Uhr. Mit alten Karten und Fotos wird verdeutlicht, wie sehr sich das Bild der Straße im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Einst ein kleiner Feldweg, entwickelte sich die Eschersheimer Landstraße zu einer der Frankfurter Hauptverkehrsstraßen, über die täglich Tausende von Autos donnern. Heute klagen viele Anwohner über mangelnde Lebensqualität.

Der Kurs will anregen, die aktuelle Verkehrsplanung zu hinterfragen. Die Teilnehmer sollen eine Ausstellung vorbereiten oder Ansätze für eine freundlichere Verkehrsplanung erarbeiten. Anmeldung: VHS, Eschersheimer Landstraße 2 (Telefon 21 24 00 59 / 21 23 57 43). *mp

Lebensretter-Team zeltete am Kattegat

NIEDER-ESCHBACH. Stürmisch war nicht nur die See im Kattegat; auch der Sturm rüttelte an den Zelten der Frankfurter Lebensretter. Fünf ihrer "Domizile" auf dem Campingplatz im nördlichen Dänemark wurden gleich in der ersten Nacht beschädigt. Ersatz beschaffte der Vorsitzende Horst Maier innerhalb weniger Stunden von einem Zeltehersteller in Hannover - die Situation war gerettet.

18 Tage zelteten 23 Angehörige der Ortsgruppe Nieder-Eschbach der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in einem Ausbildungs- und Ferienlager in Ebeltoft bei Arhust. Die Praxis stand im Vordergrund: Unterweisung über Gefahrenmomente an der Kattegat- Küste, Schnorcheltauchen, Rettungsübungen in bewegter See, Vorbereitung auf den Bootsführerschein.

Spaß gab's aber auch: Rundfahrten durch die reizvolle Landschaft, Besuche bedeutender historischer Stätten. "Dänische Vor- und Frühgeschichte" waren Themen bei Dia-Abenden.

Angeln im Meer sowie Kontakte mit dänischen Hilfsorganisationen ergänzten das Freizeitprogramm. Zur besseren Verständigung diente ein Einführungskurs in die dänische Sprache.

Einen echten Einsatz mußten die Nieder-Eschbacher kurz vor der Rückreise leisten: Im Dünensand steckte ein mit zwei Personen besetztes Auto, während die Flut kam. Mit Hilfe eines Geländewagens und vereinten Kräften zogen die "DLRGler" das Fahrzeug in letzter Minute aus dem Gefahrenbereich - danach ging's ab nach Hause. dixi

MTC Sachsenhausen Open-air-Konzert war "traumhaft"

SACHSENHAUSEN. Wer die Idee hatte? - egal. Hauptsache, schön war's. Aktive und Vorstandsmitglieder des Majoretten- und Tanzsport-Clubs (MTC) Sachsenhausen besuchten übers Wochenende ein Open-air-Konzert der "Zillertaler Schürzenjäger" und "stürzten" sich in Finkenberg, unterhalb der Grinberg-Spitze ins Getümmel von insgesamt rund 35 000 begeisterten Fans.

In Mayrhofen hatten die Sachsenhäuser Quartier bezogen. Die herrliche Umgebung und schönstes Wetter lenkten zunächst von dem Großereignis ab. Und so überbrückte man die Zeit bis zum Konzertauftakt mit Spaziergängen sowie einer Fahrt mit der beliebten Zillertalbahn. Schließlich folgte am Konzertplatz vier Stunden Warten auf die "Schürzenjäger".

MTC-Vorsitzender Peter Haidle hatte sich mit seiner Mannschaft einen günstigen Wiesenplatz gesichert. Auf der Freiluftbühne ließen Vorgruppen bei den wartenden Fans aber keine Langeweile bis zum Auftritt der "Zillertaler" aufkommen. Kommentar des MTC-Vorsitzenden nach insgesamt acht Stunden Open-air: "Ein traumhaftes Erlebnis!" Auf der Rückfahrt nahmen sich die Sachsenhäuser noch Zeit für einen Abstecher zum Weinfest in Volkach. dixi/37

Die alten Klischees werden nicht ausgepackt

Der junge Mann aus Rostock sieht nett aus, doch seine Augen sind stahlhart, als er ganz ruhig erklärt, daß Ausländer in Deutschland nichts zu suchen hätten. "Was sollen die hier? Warum kommen sie hierher?" "Vielleicht haben sie in ihrer Heimat Probleme", versucht der Reporter eine Erklärung. Wie aus der Pistole geschossen kommt die Erwiderung: "Und was geht das uns an?"

Szenen wie diese aus dem schwedischen Fernsehen füllen seit Wochen die Nachrichtenprogramme aller skandinavischen Medien. Steinwerfende Jugendliche vor brennenden Asylantenheimen, die haßerfüllten Rufe "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus", die unverhohlene Billigung der gewaltsamen Übergriffe durch die passiv Zusehenden und die Ohnmacht der Politiker, die, wie der Korrespondent des schwedischen Rundfunks formulierte, "so offensichtlich in einer anderen Welt daheim sind als die Menschen von Rostock" - all das prägt das neue, häßliche Deutschland-Bild, das den skandinavischen Medienkonsumenten nun Tag für Tag vorgesetzt wird.

Wie leicht wäre es da, die nie ganz verdrängten alten Klischees wieder auszupacken und sich selbstgefällig mit der Feststellung zurückzulehnen, daß die Deutschen eben nicht lernen wollten, und daß das demokratische Gesicht, das (West)Deutschland der Umwelt zeigte, nichts gewesen sei als eine Maske, die man sich nun, groß und stark geworden, wieder abreißt. Doch mit leichtfertigen Pseudo- Erklärungen begnügen sich die skandinavischen Medien seit dem Fall der Mauer und der Einigung Deutschlands nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei, in denen Storys aus Deutschland von einem rülpsenden Altnazi in Bayern oder einem Berufsverbot-Opfer handeln mußten, um den Weg in die Zeitung zu finden. Die dümmlichen Antigermanismen sind weitgehend aus der Berichterstattung verschwunden, und statt dessen hat der kompliziertere Versuch begonnen, den ungeliebten Nachbarn zu verstehen.

Und so muß nicht der "häßliche Deutsche", der sein "wahres Antlitz" zeigt, als Erklärung für die unentschuldbaren Übergriffe herhalten. Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot werden als Faktoren des Fremdenhasses ebenso ausführlich analysiert wie die Asylgesetzgebung, die Frustrationen junger Menschen in den neuen Bundesländern über Schulsystem und mangelnde Freizeitangebote, die Perspektivlosigkeit einer zu politischer Apathie erzogenen Generation, oder die hohlen Phrasen über internationale Solidarität und die mangelnde Aufarbeitung der Vergangenheit in der ehemaligen DDR. Fernsehen und Rundfunk stationierten ihre besten Journalisten in Bonn und Berlin und vermitteln ein Bild von Deutschland, das bei aller kritischen Distanz vielfältiger und objektiver ist als je zuvor.

Dazu mag beitragen, daß das, was nun in Deutschland erschreckt, kein isoliert deutsches Problem ist. Daß zum Beispiel, wie Berlingske Tidende schrieb, "der politische Einfluß der Rechtsextremisten in den deutschen Parlamenten gleich null ist", während dies in anderen europäischen Ländern nicht der Fall sei. Es wäre leicht, Deutschland und die Deutschen zu dämonisieren und die Unruhen mit dem Hinweis auf die Vergangenheit zu erklären, meinte das traditionell Deutschland-kritische Dagbladet in Oslo: "Dies wäre jedoch genauso gefährlich wie der Fremdenhaß selbst. Wir dürfen nie vergessen, daß Deutschland durchaus nicht das einzige Land war, in dem der Antisemitismus blühte. Auch jetzt ist der Fremdenhaß nicht einzigartig für Deutschland."

Selbst das Kopenhagener Boulevard- Blatt Ekstra-Bladet, das sich anti- deutsche Häme nur schwer verkneifen kann, mahnt, daß die Krawalle in Deutschland ein Warnsignal sein sollten: "Der Fremdenhaß hat seine Fratze auch schon bei uns gezeigt." Das Wissen, daß die Abneigung gegen Ausländer und vor allem gegen Asylbewerber nicht an der deutsch-dänischen Grenze endet, durchsäuert die Kommentierung in allen Medien. So dienen die Überfälle auf Flüchtlingsheime auch denen als Munition, die sich für eine Verschärfung der weit weniger liberalen skandinavischen Asylgesetze einsetzen. Die deutschen Bestrebungen, die Zahl der Asylbewerber zu begrenzen, finden demnach bei den nordischen Kommentatoren viel Verständnis. Nur Dänemarks sozialdemokratisches Fri Aktuelt ermannte sich zur Feststellung, daß eine Straffung gerade jetzt, gerade nach Rostock, nicht anders gedeutet werden könne denn als Kapitulation vor der rechten Gewalt.

Und Verständnis im Übermaß gibt es auch für andere Entwicklungen deutscher Politik. Als die SPD ihren Widerstand gegen die Beteiligung deutscher Soldaten an UN-Aktionen aufgab, wählte Kopenhagens Politiken den Aufmacher: "Deutsche dürfen Krieg im Ausland führen." Tags darauf im Leitartikel aber wurde der martialische Titel relativiert: "Soll die Welt erneut deutsche Soldaten außerhalb Deutschlands Grenzen erleben? Vielleicht; aber dies gibt nicht Anlaß für Furcht vor historischen Wiederholungen. Die Deutschen haben ihre Lektion gelernt." Und weiter: "Was sich anbahnt, ist eine Kursänderung der deutschen Außenpolitik - glücklicherweise mit dem Ziel, dem Frieden zu dienen."

Doch auch für das neue Verständnis, das dem neuen Deutschland in so reichem Maß entgegengebracht wird, gibt es Grenzen. Sie beginnen dort, wo die eigene Brieftasche betroffen ist. Die Deutschen mögen die Asylgesetze verschärfen, Soldaten ins Ausland schikken, sich einen Stammplatz im UN-Sicherheitsrat ergattern. Kein Problem. Wenn sie aber den Rest Europas mit ihrer Zinspolitik piesacken, dann werden die Skandinavier böse. Solange die deutschen Zinsen hoch sind, müssen die skandinavischen noch ein bißchen höher sein, mit Pleiten, höheren Kosten und Wirtschaftsflaute zur Folge.

So wie Politiken in einem ausführlichen Artikel beschrieb, wie Kanzler Kohl schuld daran sei, daß Familie Jensen nach ihrem Hauskauf nun viele Jahre lang monatlich 200 Kronen mehr an Kreditzinsen zu zahlen hat, so sehen auch andere Wirtschaftskommentatoren die Misere, die den skandinavischen Finanzsektor beutelt.

H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)

Frauen-Ruderverein "Freiweg" Erfolgreiche Saison mit Siegen beendet

NIEDERRAD. Mit einigen Siegen beim Städtewettkampf zwischen Frankfurt / Main, Budapest und Frankfurt an der Oder schloß der Frauen-Ruderverein "Freiweg" seine erfolgreiche Saison ab.

Im Frauen-Doppelvierer erkämpften sich die Frankfurter Ruderinnen Andrea Gesch, Andrea Kühn, Elena Kaltenschnee und Doris Kermer den ersten Platz. Andrea Kühn und Andrea Gesch gewannen auch im Doppelzweier, Elena Kaltenschnee und Doris Kermer holten sich im Zweier der Juniorinnen den Sieg.

Am zweiten Wettkampftag wiederholten die Ruderinnen ihre Ergebnisse vom Vortag. Jeweils den ersten Platz an beiden Tagen erreichten die "Freiweg"-Mädchen im Frauen-Doppelvierer in der Renngemeinschaft mit dem Frankfurter Ruderclub 1884. im

Ortsbeirat 4 beschließt: Obdachlosenzelte an die Weseler Werft

OSTEND. Die Zelte für Obdachlose sollen im kommenden Winter auf dem Gelände der Weseler Werft aufgeschlagen werden - dafür stimmten im Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) die Fraktionen von SPD, Grünen und CDU. Bislang waren diese Notunterkünfte für den Winter immer in der Obermainanlage auf dem Gelände der Stadtgärtnerei errichtet worden.

In Gesprächen hätten die Obdachlosen jedoch immer wieder den Wunsch geäußert, berichtete Antragsteller Klaus Dieter Jeske (SPD), daß die Zelte nicht mitten in der Stadt, sondern lieber etwas abseits aufgestellt würden. Der Grad der Nutzung sei auf der Weseler Werft deshalb sicher höher als im Anlagenring, betonte Jeske.

Das Stadtteilparlament regte außerdem an, die sanitären Anlagen in dem zur Zeit ungenutzten Gelände der Firma Emmerich den Obdachlosen zur Verfügung zu stellen. rea

Die Geister spukten im Klassenzimmer Geschwister-Scholl-Schulfest ließ Raummangel vergessen / Neubau verzögert sich

FRANKFURT-NORDWEST. Eine Schule geht auf Wanderung. Denn der Neubau an der Geschwister-Scholl-Schule wird erst ein halbes Jahr später fertig, als ursprünglich geplant, der Unterricht muß häufig in andere Schulen verlegt werden oder wird in Containern gehalten. Deshalb hieß das Motto des Schulfestes in der Hadrianstraße in der Römerstadt auch "Getrennt und doch zusammen".

Für das Fest hatten sich die Jungen und Mädchen eine ganze Menge einfallen lassen. Eine Geisterbahn der Klasse 5 c sorgte für einige Überraschungen im Klassenzimmer, es gab ein Raritätenmuseum und ein Video-Kino, bei dem die Sozialkunde-Schüler sich bei "Hurra, Deutschland" eine satirische Sicht ökonomischer Zusammenhänge machen konnten. Während manche sich in der "Disco", aus der monotones Techno-Gestampfe kam, den Kopf zudröhnen ließen, zog es ruhigere Besucher an Salatbars und portugiesische wie türkische Essensstände.

Eltern und ältere Schüler zogen den "Ebbelwei-Treff" vor, wo für wenig Geld das Frankfurter Nationalgetränk sowie "Süßer", Brezel und Schmalzbrote über den "Ladentisch" gingen. Für Wißbegierige lagen in der Ecke die aktuellen Ausgaben der drei Frankfurter Tageszeitungen, ein Schild erlaubte den kostenlosen Zugriff: "Zum Mitnehmen".

Keine Spuren der schlechten Situation, in der die Schule steckt, trübten die große Sause. Und manchen von den Kindern schien die Situation ihrer Schule auch gar nicht so schlimm: Der vierzehnjährige Murat aus Klasse 8 c muß selber nicht zu den Containern in der Nachbarschule "wandern". Doch er kennt Schüler, die das müssen. "Die finden das ganz normal, das sind doch nur drei, vier Minuten", versichert Murat, der "eigentlich sehr gerne auf die Geschwister-Scholl-Schule" geht. Er hat aber auch wirklich Glück: Murat gehört zu denen, die nicht einmal für den Sportkurs in die Reuter- Schule joggen müssen, sondern die kleine, alte Turnhalle im Schulhaus benutzen. Doch ohne Mikroskop wird wohl auch er im Biologie-Unterricht rein theoretisch über Faserstrukturen nachgrübeln müssen.

Noch ein halbes Jahr länger, als ohnehin geplant, werden die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule auf die Fertigstellung des Neubaus warten müssen, den die Schule dringend braucht. Wie die Schulleiterin Annerose Hanisch am Rande des Schulfestes mitteilte, hat die Koblenzer Firma, die mit dem Bau beauftragt war, Konkurs angemeldet.

"Jetzt muß die Stadt alles noch einmal ausschreiben", so Hanisch, "und das dauert mindestens ein halbes Jahr." So lange ist Ruhe am Bau. "Vielleicht können wir im Schuljahr 1994/95 umziehen", hofft die Rektorin und klagte über die jetzige Situation. Einige Klassen der Realschule sind in Containern auf dem Gelände der Römerstadt-Schule untergebracht, die Ernst-Reuter-Schule 1 stellt Sporthalle, Schwimmbad und Fotolabor zur Verfügung. "Wir sind eine Wanderschule", lacht Hanisch. Dann fügt sie etwas ernster hinzu: "Sowohl Lehrer wie Schüler müssen beispielsweise für naturwissenschaftlichen Unterricht von der Römerstadt-Schule hier in die Hadrianstraße kommen."

Und dort erwarteten sie auch keine optimalen Arbeitsbedingungen: In Biologie etwa können für 30 Schüler nur zwei Mikroskope benutzt werden - nicht aus Mangel an Geräten, sondern aus Mangel an Steckdosen. "So einfache, elementare Dinge fehlen", stöhnte die Schulleiterin, die nachmittags schon mal Kinder aus ihrem Bio-Unterricht einzeln durchs Mikroskop schauen läßt.

Der Neubau neben dem denkmalgeschützten Schulgebäude wird 14 Klassenräume beinhalten. Säle für die Fächer Biologie, Physik und Chemie sollen entstehen, eine Sporthalle, und für die Biologen ein Wintergarten und ein kleines Biotop. Über ein Novum freut sich Hanisch besonders: "Das neue Schulhaus wird behindertengerecht ausgestattet, mit Fahrstühlen und Rampen."

Ist das Haus fertig, wird erst einmal der Altbau geräumt, umstrukturiert und renoviert. Ist das alles dann fertig, könnte die Schule nach Einschätzung ihrer Rektorin sogar drei neue Klassen eröffnen. "Hoffentlich - denn gegenwärtig müssen wir leider immer wieder Schüler an die weiter entfernten Realschulen im Innenstadt-Bereich verweisen". *col

Beirat 11 will Ersatz für Linien 12 und 18

RIEDERWALD. Eine neue Buslinie, die den Riederwald künftig wieder direkt mit der Hanauer Landstraße verbindet, fordert die CDU im Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Seckbach, Riederwald). Der Antrag wurde in der jüngsten Sitzung einstimmig beschlosen. Vor allem der Abschnitt der "Hanauer" zwischen Ratsweg und Ostbahnhof soll wieder ohne Umsteigen zu erreichen sein. In den dortigen Betrieben seien viele Arbeitnehmer aus Fechenheim beschäftigt. Mit Bahn und Bus könnten sie zur Zeit nur sehr umständlich zu ihren Arbeitsplätzen gelangen.

Seit die U 7 bis zum Volkshaus Enkheim fährt, habe es für die Riederwälder "viele Verschlechterungen gegeben", meint die CDU. Vor allem der Verlust der Linien 18 und 12 sei ein Problem. Damals mußte die Stadt zugunsten der U-Bahn auf die Tram verzichten. Denn nur unter dieser Bedingung finanzierte der Bund den Weiterbau der U 7 zu 80 Prozent. Die "18" aber stellte damals eben diese nun wieder geforderte Verbindung zwischen Riederwald und Hanauer Landstraße her.

Daß auch die Linie 12 in diesem Frühjahr stillgelegt worden ist, war besonders für die älteren Bewohner der Siedlung ein Verlust. Denn mit der Tram fuhren diese bequem und ohne umzusteigen "nach Bornheim hoch". Viele von ihnen kauften ausschließlich dort ein. gap

Eine Sinfonie - in nur fünf Minuten Konzert in der Uni: Italienische Werke des frühen 17. Jahrhunderts faszinierten

FRANKFURT A. M. Was bei Beethoven wenigstens 30 Minuten dauert und bei Anton Bruckner schon einmal eine gute Stunde verschlingt, ist bei Salomone Rossi kaum fünf Minuten lang - die Sinfonie. Doch außer dem Namen haben Sinfonien der Romantik und des Frühbarocks wenig gemeinsam. Musik von italienischen Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts stand im Mittelpunkt des Konzerts mit dem kleinen Ensemble "La Fantasia" in der Aula der Johann Wolfgang Goethe- Universität.

Es waren nicht die bekannten Namen Gabrielis oder Monteverdis, die auf dem Programm standen. Uccellini, Marini oder Piccinini hießen die Komponisten. Ein Name tauchte dabei am häufigsten auf: Salomone Rossi, Komponist und Geiger jüdischer Herkunft, der die meiste Zeit seines Lebens am Hofe von Mantua verbrachte. Seine Kompositionen zogen sich wie ein roter Faden durch das Programm, wenngleich sein musikalischer Stil nicht eben unverwechselbar ist. Geigerische Virtuosität, instrumentales Motivspiel über einem stützenden Generalbaß und mehr oder weniger originelles Experimentieren mit unterschiedlichen Formen - typische Merkmale der Epoche. Die frappierende Ähnlichkeit vieler Stücke ermüdete zwar bisweilen, doch gab es auch viele spannende Momente im Konzert: Etwa Bernardo Storaces "Ciaconna für Cembalo", die an viel später entstandene, virtuose Werke Scarlattis erinnerte, oder Rossis "Sonata sesta", in der die beiden Intrumentengruppen - eine alte venezianische Tradition - wie bei einem Concerto Grosso auftraten.

Sonaten, Sinfonien, Canzone, Tänze und Toccaten - nicht weniger als 18 verschiedene Werke standen auf dem Programm in der Aula. Meist spielten die vier Musikerinnen und Musiker im Ensemble, doch bekam jeder Gelegenheit zum solistischen Auftritt. Herausragend dabei die Leistung von Rien Voskuilen. Er war nicht nur zuverlässiger Begleiter auf Orgel und Cembalo, sein Solo - Storaces "Ciaconna" - war auch Glanzstück an virtuosem Spiel und geschmackvoller Interpretation. Die anderen drei Musiker profilierten sich ebenfalls als Experten in Sachen Barockmusik. Toshinori Ozaki hatte meist die wenig spektakuläre Aufgabe, mit seiner Laute das Baßfundament zu legen. Nur in Alessandro Piccininis "Toccata" war er Solist. Anfangs wirkte sein Spiel noch etwas zaghaft und vorsichtig, später legte er diese Scheu aber ab. An Ozakis Körpersprache war abzulesen, wie sehr ihn sein eigenes Spiel mehr und mehr fesselte: Er wippte und schaukelte, brachte den ganzen Körper in das Spiel seiner Finger ein.

Einen unterschiedlichen Stil pflegten die beiden Geigerinnen Judith Freise und Eva Scheytt. Judith Freises Ton war strahlender, ihr Vibrato - ein in der Barockmusik nur sparsam eingesetztes Stilmittel - intensiver. Eva Scheytt musizierte zurückhaltender und intonierte oft eine Spur zu tief. Als Ensemble ergänzten sich die vier Musiker von "La Fantasia" hervorragend. Aufmerksam gingen sie aufeinander ein, ständig suchten sie den Blickkontakt mit den Partnern.

Die überakustische, kirchenhohe Aula der Universität war schuld daran, daß virtuose Läufe und leise Stellen oft zu einem undurchsichtigen Klangbrei wurden. Ein bewährtes Mittel gegen Überakustik ist ein vollbesetzter Saal, doch damit konnte das Publikum den Musikern leider nicht dienen. ECKART BAIER

Linnéschüler müssen

riskante Wege gehen

BORNHEIM. "Sehr gefährlich" ist nach Einschätzung von Peter Kämmerer der Schulweg, den die Kinder der Linnéschule benutzen müssen. Im Ortsbeirat 4 wies der Elternbeirat darauf hin, daß die Grundschüler wegen gemeinsamer Veranstaltungen häufig zur Dahlmannschule in der Rhönstraße laufen und dabei die Wittelsbacherallee überqueren müssen.

Dabei gibt es drei Punkte, die Eltern und Lehrern besonders riskant erscheinen: Die Straßenbahn in der Mitte der Wittelsbacherallee hat freie Fahrt; auf der ganzen Strecke ist keine Ampel, die die Tram zum Halten zwingt. Ein weiterer Gefahrenschwerpunkt sei die Ampel auf der "Wittelsbacher", die nur zwei Meter hinter der Kreuzung Scheidswaldstraße steht. Es komme immer wieder vor, so Kämmerer, daß Autofahrer, die aus der Seitenstraße nach rechts in die Wittelsbacherallee abbiegen, "die Ampel übersehen und trotz Grün für die Fußgänger Gas geben". Er bemängelte ferner die Situation in der Linnéstraße: Dort sei die Ampel seit fast einem Jahr ausgeschaltet.

Die Ortsbeiräte versprachen, sich für die Sicherheit der Kinder einzusetzen. Eine gute Nachricht konnte Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) sofort übermitteln: Die Linnéstraße soll noch innerhalb dieses Jahres umgebaut werden. Durch den Ausbau des Bürgersteiges wird die Fahrbahn von jetzt sieben Metern auf eine Breite von drei Metern verengt - "dann können die Kinder wenigstens hier die Straße gefahrlos überqueren", betonte der Ortsvorsteher. rea

Austritt überraschte FDP Liberale im Ortsbezirk 5 setzen nun auf Kommunalwahl

FRANKFURT-SÜD. Die FDP im Ortsbezirk 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) steht nach dem Parteiaustritt des einzigen liberalen Vertreters im Ortsbeirat, Dr. Winfried Hackhausen, nicht vor einer Zerreißprobe. "Ganz im Gegenteil", erklärte Klemens Empting, Vorsitzender der FDP-Ortsgemeinschaft, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Die Stimmung unter den rund 90 Mitgliedern sei gut. Der Austritt Hackhausens habe allerdings auch die Liberalen überrascht.

Hackhausen hatte auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates seinen Parteiaustritt öffentlich bekanntgegeben und zugleich deutlich gemacht, daß er sein Mandat behalten wolle. Seither gehört Hackhausen dem Ortsbeirat als fraktionsloses Mitglied an (die FR berichtete).

Die Entscheidung Hackhausens, das Mandat nicht an die FDP zurückzugeben, sorgt bei Empting für Verärgerung: Schließlich sei Hackhausen nicht direkt gewählt worden, sondern 1989 über die Liste in den Ortsbeirat nachgerückt, da der an Platz 1 gesetzte Liberale Thomas Heyden sein Mandat damals aus beruflichen Gründen nicht annehmen konnte. Empting vermutete, daß die Entscheidung einen Gegenkandidaten zu Hackhausen aufzustellen und die Mitgliederversammlung über die Kandidaten für den Listenplatz 1 bei der Kommunalwahl 1993 abstimmen zu lassen, den Parteiaustritt verursacht hätte. Inhaltliche Differenzen - die Hackhausen betont hatte - vermochte Empting nicht zu erkennen.

Die Liberalen beruhigen sich einstweilen mit dem Gedanken, daß der Ortsbeirat bis zur Kommunalwahl ohnehin nur noch wenige Male zusammentritt. Es sei nun besonders wichtig, mit Ständen dem Bürger liberale Positionen zu erläutern, erklärte Empting.

Noch im September wollen die Liberalen auf einer Mitgliederversammlung über die Kandidaten für den Ortsbeirat abstimmen und die Schwerpunkte des Wahlkampfes beschließen.

Die wichtigen Aussagen, über die die Mitgliederversammlung jedoch erst noch abstimmen muß: Der Flohmarkt am Mainufer soll in der jetzigen Form nicht bestehen bleiben. Gelänge es nicht seine Qualität zu verbessern, müsse er verlagert oder abgeschafft werden. Die Liberalen wollen keine Schlachthofverlagerung nach Nieder-Eschbach. Das Kneipenviertel in Sachsenhausen müsse durch mehr Geschäfte und Galerien aufgewertet werden. Zudem fordern die Liberalen mehr Ganztagsschulen und Kinderhorte und lehnen einen - hin- und wieder diskutierten - ICE-Bahnhof Sachsenhausen ab. Niederrad will die FDP mit dem öffentlichen Personennahverkehr besser erschließen und den Autobahnanschluß auf beiden Seiten der A 5 "endlich" ausbauen. In Oberrad setzt sich die FDP für eine Erschließung des Baugebietes "Am Metzel" ein. kan

Die Auswahl der Strecke ist schwierig Der Rad-Touristik-Club (RTC) bietet auch Strecken für Mountain-Bike-Fahrer an

FRANKFURT A. M. Der Rad-Touristik- Club Rödelheim (RTC) hat seit kurzer Zeit auch ein Angebot für Mountain-Bike-Fahrer im Touren-Programm: So strampelten kürzlich 112 begeisterte Radsportler vom Ausgangspunkt Eschborn auf einem etwa 50 Kilometer langen Rundkurs durch den Taunus.

Die Strecke erscheint gemessen an den Kilometerleistungen der Straßentourenfahrer nicht allzu lang. Doch um die Fahrleistung richtig einschätzen zu können, muß berücksichtigt werden, es waren auf der Strecke insgesamt 935 Meter Höhenunterschied zu bezwingen - ein tüchtiges Stück Arbeit.

Viel Aufwand hatten auch die etwa 100 Mitglieder des RTC getrieben, um "die Mountain-Bike-Fahrer einmal von der Straße runterzubekommen", wie Sportwart Conrad Gerhards erläuterte. Da mußten Startnummern vorbereitet werden und Streckenposten hatten an bestimmten Stellen die Radler zu kontrollieren. Wichtigste und schwierigste Aufgabe allerdings: die Auswahl der Strecke.

Dabei arbeiten die Mitglieder des RTC eng mit der Unteren Forstbehörde zusammen. Obendrein muß für die unterschiedlichen Interessen ein Ausgleich gesucht werden: So verabredete der RTC mit den Forstbeamten beispielsweise, nicht mehr als 200 Radfahrer zur gleichen Zeit in den Wald zu führen. Auch die Auswahl der Wege war zu besprechen, denn nur Feld- und Waldwege mit einem speziellen Belag sind für Radtourenfahrer geeignet, Wiesenwege mit Naturboden bleiben hingegen aus Umweltschutzgründen tabu.

Die Radfahrer dürften nicht durch Natur- und Waldschutzgebiete gondeln; der Verein achte darauf, daß die Wege tatsächlich eingehalten werden, erläuterte Gerhards die Bestimmungen. Als "Selbstverständlichkeit" bezeichnete er die Rücksichtnahme auf die Spaziergänger.

Doch die gemeinsame Nutzung der Wege im Taunus durch Zweiradfahrer und Wanderer bleibt problematisch: "Ich möchte, daß man die beiden Nutzungen ein bißchen trennt, es hat ja keinen Zweck, Ärger zu provozieren", meinte Gerhards, der sich dafür einsetzt, feste Touren im Taunus für Mountain-Bike-Begeisterte auszuschildern. Bei der Unteren Forstbehörde in Königstein habe er für dieses Anliegen bereits offene Ohren gefunden, freute sich der Sportwart des RTC: "Das ist sehr schön, wenn man Rückendeckung gekommt."

Der Radsportverein setzt sich jedoch nicht nur für die besonderen Bedürfnisse der Mountain-Bike-Spezialisten ein. Auch "normalen" Radlern werden Touren von verschiedener Länge angeboten: Die Standardstrecken sind 41, 71, 111 und 151 Kilometer lang und werden jeweils an einem Tag bewältigt. Außer der Förderung des Breitensportes organisieren die Mitglieder zweimal im Jahr auch ein klassisches Zeitfahren, bei dem nicht das Durchhalten und Ankommen entscheidend ist, sondern die Geschwindigkeit.

Öfter im Jahr steigen die Zweiradfahrer auch zu mehrtägigen Radwandertouren in den Sattel. Dabei würden Tagesetappen von bis zu 180 Kilometern zurückgelegt, wie Sportwart Gerhards stolz berichtete. Für die Frauen hat der RTC ein besonderes Angebot vorbereitet: Eine Drei-Tage-Tour bei einfach zu bewältigenden Distanzen zwischen 70 und 90 Kilometern: "Damit die Frauen auch mal Männer und Kinder zu Hause lassen können und die Gelegenheit erhalten, mit der Gruppe loszuziehen."

Obwohl der RTC in Rödelheim gegründet wurde, treffen sich die Mitglieder heute in der Gaststätte "Zum Taunus" in Sossenheim. Alle 14 Tage montags versammeln sie sich in dem Vereinslokal, um die Veranstaltungen nachzubereiten oder neue Touren auszuhecken. Doch die Themenpalette reicht noch weiter: "Wir hatten auch schon mal einen Arzt eingeladen, der uns über Ernährung aus sportärztlicher Sicht berichtet hat", erläuterte Conrad Gerhards. kan

Noch keine neue Verkehrslinie Ortsbeirat akzeptiert Nein der Stadt zur Busverbindung nicht

FRANKFURT-NORDWEST. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln werden die Ginnheimer auch in Zukunft nicht aus ihrem Stadtteil durch die Raimundstraße direkt in die City fahren können. Der Antrag des Ortsbeirats 9 vom April vergangenen Jahres wurde von der Stadt jetzt abgelehnt. Der Magistratsbericht lag dem Gremium in der jüngsten Sitzung vor.

Die Strecke von Ginnheim in die Innenstadt über die Raimundstraße entspreche dem Weg der alten Straßenbahnlinie 13, die vom Hauptbahnhof über den Reuterweg zum Weißen Stein fuhr, heißt es in dem Magistratsbericht, in dem die Stellungnahme des FVV zitiert wird.

Die Linie wurde eingestellt, als die U-Bahn auf der Eschersheimer Landstraße in Betrieb genommen wurde und der Abstand zwischen U-Bahn- und Straßenbahn-Gleisen nur wenige hundert Meter betrug. Dort, wo der Abstand zwischen U-Bahn und Straßenbahn größer war, sollte die Buslinie 30 pendeln. Die Endstationen der Linie waren Opernplatz und Bremer Platz. Die Resonanz bei den Fahrgästen blieb jedoch aus.

Eine alternative Idee des FVV: Eine Buslinie, die von der Innenstadt aus über die Platenstraße und die Raimundstraße bis zur Kreuzung zwischen der Raimundstraße und der Hügelstraße fahren sollte. Da diese Linie jedoch auch parallel zur Eschersheimer Landstraße und damit zu den U-Bahn-Linie 1, 2 und 3 gerollt wäre, verwarfen die Verantwortlichen ihre Idee wieder.

Außerdem: Gerade dort, wo der Abstand zwischen der U-Bahn und der Bushaltelinie groß war - nämlich in der Mitte der Raimundstraße - ist nach Ansicht des FVV die "Bebauung weniger dicht". Und da sich nichts verändert habe in den vergangenen Jahren, "sehen wir auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Realisierungsmöglichkeit einer neuen Linie zwischen Ginnheim und der Innenstadt", heißt es im Magistratsbericht.

Die Stadtteilpolitiker wollen sich mit der Antwort nicht zufrieden geben. Sie rechnen damit, daß immer mehr Menschen in die Raimundstraße ziehen oder dort arbeiten werden: Gerade im mittleren und nördlichen Teil der Raimundstraße, die am weitestens von den Haltestelle der U-Bahn entfernt liegen, werde eine "relativ dichte Wohnbebauung" vorbereitet, so der einstimmig angenommene Grünen-Antrag. Die beiden Berufsschulen an der Raimundstraße - die Wilhelm Merton- und die Franz Böhm-Schule - sollen erweitert werden. *sen

Aus dem Ortsbeirat 9 Keine Wendeschleife für den Dornbusch

DORNBUSCH. Die Wendeschleife, die der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) für die Straße Am Dornbusch gefordert hat, wurde vom Magistrat abgelehnt, wie er jetzt in einem Bericht bekanntgab. Damit die Busse der Linie 34 schneller werden und sich nicht mehr so oft verspäten, soll Am Dornbusch eine Busschleuse eingerichtet werden. Mit einer Wendeschleife lasse sich die geplante Schleuse nicht vereinbaren, heißt es in dem Bericht. Als Alternative schlagen die Mitarbeiter des Planungsamtes eine Blockumfahrt in der Henry- Budge-Straße vor.

Für die Stadtteilpolitiker ein harter Schlag: Die Wendeschleife sollte nach Vorstellung des Ortsbeirats nämlich die geplante Verkehrsberuhigung in der Dornbuschsiedlung absichern. Um dem Schleichverkehr durch das Viertel östlich der Eschersheimer Landstraße ein Ende zu setzen, sollen die Autofahrer nach Meinung des Ortsbeirates in der Mierendorffstraße nur noch rechts abbiegen können. Damit wäre die attraktive und viel genutzte Verbindung in die Bertramstraße unmöglich. Wer von der Mierendorffstraße gen Osten fahren will, sollte in der Schleife Am Dornbusch wenden.

Deshalb will das Gremium die Magistrats-Antwort auch nicht akzeptieren. In einer Anfrage wollen die Ortsbeiräte wissen, unter welchen Bedingungen die Wendeschleife mit der Busschleuse "möglicherweise doch vereinbar ist". Eine Schleife in der Henry-Budge-Straße komme nicht in Frage: Sie sei dafür einfach zu schmal und zu kurz, erklären die Grünen in ihrem Antrag, der einstimmig angenommen wurde. sen

Dickes Fell wird gebraucht im Ortsbeirat 9 "Die Bürgerfragestunde ist jetzt zu Ende"

FRANKFURT-NORDWEST. Gegen halb neun wird es Gerda Sklorz langsam zu turbulent. "Jetzt reicht es, meine Damen und Herren", stellt die nicht immer sehr diplomatische Vorsteherin des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Escherheim und Ginnheim) klar.

"Die Bürgerfragestunde ist jetzt zu Ende." Schon eine Stunde lang höre sich das Gremium nun die Sorgen der Bürger an, sagt die CDU-Frau und schaut genervt auf die Uhr. Und das, obwohl die Bürgerfragestunde eigentlich nur eine halbe Stunde dauerte. Und: "Etwas Neues gibt es zu diesem Thema ja auch nicht mehr zu sagen!"

Sollte da stören, daß nicht nur vier, sondern mehr Anwohner der Eleonore-Sterling-Straße in Eschersheim etwas zum Verkehr in ihrem Viertel zu sagen haben, um den es in der Sitzung schließlich gehen wird? Nein, Frau Sklorz stört das nicht, die Zeit drängt und Bürgerfragestunden sind ihr von jeher lästig.

Es ist besonders lästig, wenn der Raum im Haus Dornbusch so gefüllt ist wie heute; etwa 50 Leute sind gekommen und quetschen sich in den viel zu kleinen Clubraum 1. Freie Stühle gibt es schon kurz vor Beginn nicht mehr, Besucher sitzen auf den Tischen, rücken ihre Stühle hinter die Plätze der Politiker, stehen einfach oder lehnen am Türrahmen. Da müßte jeder Beobachter auf eine famose Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Ortsbeiräten schließen - jeder, der den Ortsbeirat 9 und dessen resolute Vorsteherin nicht kennt.

Denn die Wirklichkeit sieht anders aus. "Wir müssen schon wissen, wer sie sind und wo sie wohnen", fährt Frau Sklorz einen Bewohner an, der sich am Mikrofon nicht gleich vorstellt und noch nicht weiß, daß man hier halt ein dickes Fell braucht. Ein anderer wird mitten im Satz abgewürgt: "Ja, ja, das haben wir heute abend ja schon gehört!"

Fast beleidigt reagiert die Ortsvorsteherin auf die Frage der "Bürgerinitiative Kirchhainer Straße", die sich nach der Verkehrsberuhigung in ihrem Viertel erkundigt: "Ich weiß es doch auch nicht. Das Büro hat uns die Pläne angekündigt und sie liegen bis heute nicht vor. Ich weiß es nicht."

Rechenschaft ablegen, einen Sachstand erklären - das sind nicht gerade die liebsten Aufgaben der Ortsvorsteherin, ist zu merken.

Dann tuscheln die Bürger zu allem Überfluß noch miteinander und diskutieren ein bißchen: "Wir brauchen hier Ruhe! Ruhe bitte!" ruft Frau Sklorz. Um halb neun Uhr dürfen dann doch noch zwei Anwohner etwas sagen, weil sich Hans-Günther Müller (CDU) eingeschaltet hat und die Wogen etwas glätten will. Und Frau Sklorz läßt Gnade walten: "Aber nur zu einem anderen Thema, bitte!"

Dann ist sie endlich vorbei, diese lästige Stunde mit den geschwätzigen Bürgern, die das Stadtteilparlament so hartnäckig von der Arbeit abhalten. "Auf Wiedersehen, wir beginnen jetzt mit der Sitzung", sagt Sklorz und, plötzlich alle Regeln der Höflichkeit beachtend: "Vielen Dank, daß Sie gekommen sind." BETTINA SENGLING

Lkw-Nachtfahrverbot in Enkheimer Straßen

BERGEN-ENKHEIM. Für Lkw über 7,5 Tonnen Gewicht soll es künftig verboten sein, zwischen 22 und 5 Uhr von der Vilbeler Landstraße in die Leuchte, die Barbarossastraße und den Florianweg einzubiegen. So soll das Wohngebiet östlich der Vilbeler Landstraße vor nächtlichem Verkehrslärm verschont bleiben. Auch das Abbiegen von der Marktstraße in den Neuen Weg soll den Lastwagenfahrern in dieser Zeit verwehrt bleiben, um die Enkheimer Wohnstraßen auch nach Norden hin "abzuriegeln" - die Nachtruhe darf nicht mehr durch Lastwagen gestört werden, die zu später Stunde durch die engen Straßen des Stadtteils donnern.

Dafür setzt sich der Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) ein und beschloß jetzt einstimmig einen entsprechenden Antrag der SPD. Dieser Ortsteil von Enkheim sei "ein reines Wohngebiet" mit zum Teil sehr engen und steilen Gassen, heißt es in der Begründung. Das Straßennetz verglich Josef Geis (SPD) mit einem "Trichter", in dem immer wieder schwere Lastzüge steckenblieben. Die Folge davon seien aufwendige "Rangiermannöver" mit entsprechender Geräuschkulisse.

Zudem hätten sich Bewohner der Trieb- und der Barbarossastraße über den Lärm beklagt, der entsteht, wenn dort nachts die Geschäfte beliefert werden. Dies geschehe häufig zwischen zwei und drei Uhr morgens, berichtete Geis.

Ursprünglich sah der Antrag der SPD vor, das "Nachtfahrverbot" sogar auf die Zeit zwischen 20 und 6 Uhr auszudehnen. Rüdiger Konrad (CDU) hatte jedoch darauf hingewiesen, daß viele Supermärkte bereits vor 6 Uhr beliefert würden. Der Text wurde entsprechend geändert. gap

AW-Oberrad: Der Ortsverein ist sehr aktiv

OBERRAD. Temperaturen um 20 Grad Celsius, angenehm warmer Sonnenschein und nette Unterhaltung - was braucht man an einem Sonntagnachmittag sonst noch? "Wir wollten einfach noch einmal die Schönwetterperiode der letzten Tage ausnutzen und uns ein bißchen im Freien zusammensetzen und schwätzen," erzählt Erich Schlauch, Vorsitzender des Ortsvereins Oberrad der Arbeiterwohlfahrt (AW).

Gemeinsam mit den Bewohnern des Reha-Zentrums in der Wiener Straße fanden sich die Mitglieder der AW im Garten der Einrichtung ein, um dort den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen zu genießen.

"Die Verbindung zwischen der AW und dem Reha-Zentrum besteht schon seit einiger Zeit, schon deshalb weil ich auch der Leiter der Einrichtung bin", berichtet AW-Vorsitzender Schlauch. 94 psychisch Kranke ab 18 Jahren wohnen hier und nehmen gelegentlich an Ausflügen oder Kaffeenachmittagen der AW teil. Doch der Ortsverein ist auch noch anderweitig im Stadtteil aktiv.

So werden beispielsweise Busfahrten für alte Menschen oder die beliebten Kaffeenachmittage organisiert. Doch auch größeres haben die Mitglieder des Oberräder Ortsvereins schon in Angriff genommen. So konnten in den vergangenen Jahren zwei Bildungsurlaube in der Toskana und in Budapest angeboten werden.

"Wir können wirklich zufrieden sein mit dem, was wir erreicht haben, denn der Ortsverein Oberrad gehört nicht nur zu den aktivsten in Frankfurt, er konnte in den letzten Jahren auch einen sehr großen Zulauf an neuen Mitgliedern registrieren", erzählt Erich Schlauch nicht ohne Stolz.

Allerdings sei es für den Ortsverein nicht möglich, pflegerische Aufgaben im Stadtteil zu übernehmen, da nur ehrenamtliche Arbeit geleistet werde. Die Mitglieder seien aber auf jeden Fall bereit, Kontakte zu Hilfsorganisationen herzustellen.

Die nächste Unternehmung hat die AW aus dem Frankfurter Süden auch schon geplant: "Wir wollen im Herbst für ein Wochenende ins Elsaß fahren, und es uns dort gut gehen lassen, die Landschaft ansehen und erholen". jan

Keine rosigen Aussichten DRK-JHV: mehr Aufgaben, weniger Ehrenamtliche

FRANKFURT A. M. Mit 37 253 Mitgliedern bezeichnet sich das Frankfurter Rote Kreuz als größte Hilfsorganisation in der Stadt. Diese Zahl bezieht sich jedoch ausschließlich auf passive und fördernde Mitglieder. Nicht gerade verheißungsvoll vor dem Hintergrund stetig wachsender Aufgaben nimmt sich die Zahl von 573 in 15 Ortsvereinigungen ehrenamtlich Tätigen aus, ganz abgesehen von nur 233 im Jugendrotkreuz. In der Jahreshauptversammlung des Frankfurter Bezirksverbandes in der Stadthalle Zeilsheim wurde die Ehrenamtlichkeit in den einzelnen Bereitschaften gelobt.

Zwei der langjährigen Führungskräfte, Petra Reichenbach und Joachim Kreuzer, wurden vom Landespräsidenten Rudi Schmitt mit der Verdienstmedaille des Landesverbandes Hessen des Deutschen Roten Kreuzes ausgezeichnet.

Doch was mag in den Köpfen der Delegierten vorgegangen sein, als ihnen Schatzmeister Walter Bleuel eine Bilanzsumme von mehr als 27 Millionen Mark präsentierte? Sie durften sogar einen stattlichen Haushalt von 23 Millionen Mark für das Geschäftsjahr 1993 verabschieden, taten dies einstimmig. Damit sind die Weichen für das kommende Geschäftsjahr gestellt.

Doch in der Leistungsbilanz spiegelt sich wider, daß die Millionenbeträge vorwiegend von bezahlten Kräften erwirtschaftet wurden (Vollzeit- und Teilzeitkräfte sowie Zivildienstleistende).

Schatzmeister Bleuel sieht künftig keine anderen Möglichkeiten zur Bewältigung der gewaltigen Aufgaben, als den Ausbau der derzeitigen Dienstleistungs-Strukturen innerhalb des Frankfurter Bezirksverbandes. Er nennt es "modernes Management im Non-Profitbereich".

Der Rückgang ehrenamtlicher Helfer sowie fehlende "Zivis" hätten als Ausgleich die Einstellung bestimmter Leistungen zur Folge, sagte DRK-Vorsitzender Hans-Jürgen Moog Konsequenzen voraus: "Wenn es nicht gelingt, neue Kräfte zu gewinnen, wird in Zukunft nicht jede Sportveranstaltung, jede Messe, jedes Straßenfest oder eine ähnliche Veranstaltung auf den von den Genehmigungsbehörden vorgeschriebenen Sanitätsdienst hoffen können". Zurückgezogen hat sich das Frankfurter DRK bereits aus dem Hauptbahnhof mit der Schließung seiner jahrzehntelang bewährten Unfallhilfsstelle am 1. Juni 1992.

Diesen "Rückzug" begründete Vorsitzender Moog mit der finanziellen Negativbilanz. Habe man bisher jährlich im Durchschnitt schon 130 000 Mark draufgelegt, bewege sich dieser Betrag künftig bei 500 000 Mark. "Das kann uns niemand zumuten", beklagt das DRK die Haltung der Stadt Frankfurt und der Deutschen Bundesbahn, die sich geweigert hätten, ihren bisherigen Zuschuß für die Unfallhilfsstelle (je 35 000 Mark) anzuheben. "Noch bewältigen wir unsere Aufgaben", resümierte Moog, "wir sind auch bereit, zusätzliche Aufgaben im hauptamtlichen Bereich zu übernehmen.

Um in Zukunft die Hilfe des Roten Kreuzes finanzierbar zu gestalten, müssen wir jedoch unsere ganze Kraft daran setzen, daß zwischen ehrenamtlichem, zivildienstpflichtigen und hauptberuflichen Einsatzkräften eine für die Allgemeinheit sinnvolle Aufteilung der Aufgaben erfolgt".

Zum neuen Bereitschaftsführer wählten die Delegierten Werner Bell (Niederrad), Theo Brand (Bornheim / Nordend) zum Stellvertreter. dixi

Nachbarschaftshilfe bietet Deutschkurse

BORNHEIM. In einem Land zu leben und nur wenige Wörter der Sprache zu beherrschen bringt viele Probleme mit sich. Beim Fahren mit Bus und Bahn, am Arbeitsplatz oder beim Einkaufen ist es oft schwierig und manchmal gar unmöglich, sich zu verständigen. Wer solche Probleme mit der deutschen Sprache hat, kann etwas dagegen tun: Die "Nachbarschaftshilfe Bornheim" bietet in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) einen Kurs "Deutsch als Fremdsprache" an.

Die Diplom-Pädagogin Monika Achtmann von der VHS unterrichtet vom 10. Oktober bis 8. Januar, jeweils samstags von 11 bis 13.30 Uhr, in den Räumen der Nachbarschaftshilfe, Petterweilstraße 44. Geeignet ist der Kurs für Anfänger und Interessenten mit Vorkenntnissen.

Speziell für Frauen mit betreuungsbedürftigen Kindern ist der "Alphabetisierungskurs" der Nachbarschaftshilfe gedacht. Erste Grundkenntnisse in Wort und Schrift der deutschen Sprache vermittelt die Pädagogin Claudia Torra vom "Zentrum für deutsche Sprache und Kultur" den Müttern. Die Kinder werden während des Unterrichts von einer Betreuerin umsorgt.

Der Kurs läuft 15 Wochen lang jeden Dienstag von 8.30 bis 12.30 Uhr. Beginnen wird der Unterricht am 6. Oktober in der Petterweilstraße 44. Ab 13. Oktober wird er dann im Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Straße 40, fortgesetzt, bis die neuen Räume der Nachbarschaftshilfe bezugsfertig sind. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 46 81 46 anmelden und erhalten dort auch nähere Informationen. *mec

Musik - als klar gegliederte Sprache Der Gitarrist Daniel Estrada Diaz aus Chile spielte lateinamerikanische Klassik

NORDWESTSTADT. Künstler, die außerhalb des subventionierten und pompösen Kulturbetriebs auftreten, haben es bekanntlich sehr schwer. Besonders dann, wenn die "Frankfurter Feste" die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der chilenische Gitarrist und Komponist Daniel Estrada Diaz lockte (immerhin) 30 Zuhörer in die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde - und sie wurden nicht enttäuscht.

Estrada Diaz - es war sein erstes Konzert in Deutschland - präsentierte Werke lateinamerikanischer und spanischer Komponisten sowie folkloristische Tänze aus Südamerika. Gleich im ersten Stück, dem "Estudio Nr. XI" von Heitor Villa-Lobos, bestach er duch ausgefeilte Technik und musikalisches Gestaltungsvermögen. Die Musik geriet unter seinen Händen zu klar gegliederter Sprache; selbst schlichten melodischen Linien verlieh er Prägnanz und Ausdruck.

Das setzte sich in den folgenden Werken, die Diaz jeweils kurz erläuterte, fort. Ob die dynamische Bandbreite in Gustavo Becerras "Allegro" aus der Sonate II, der musikantische Gestus der "Batucada" von Isaias Savio aus Uruguay, oder der humoreske Charakter des "Danza des molinero" von Manuel de Falla: stets war der Interpret präsent, brillierte in perlenden Läufen und produzierte schöne Töne.

Leo Brouwers zeitgenössisches "Elogio de la Danza" gehört zum Repertoire fast jedes arrivierten Gitarristen. Das zweisätzige Werk - Lento und Obstinato - ist mit sparsamem Tonmaterial konzipiert. Beharrlich kreist die Musik um ein Zentrum, bricht plötzlich in eruptive Momente aus, um wieder zum Ruhepol zurückzukehren. Daniel Estrada Diaz bewies hohe gestalterische Qualität; anschaulich vermittelte er die Dualität, das Widersprüchliche dieser Komposition.

Das Original ist für Klavier, bekannter jedoch die Gitarrenfassung. "Asturias" des spanischen Komponisten Isaac Albeniz war das populärste und (vordergründig) effektvollste Stück des Abends. Ein perpetuum mobile, das nur unterbrochen wird von einem elegischen Mittelteil. Der Interpret verlieh auch diesem Klassiker scharfe Konturen; kleine Patzer sind ihm - bei dem gewagten Tempo, das er gewählt hatte - zu verzeihen.

Der zweite Teil des Konzerts stand ganz im Zeichen der Folklore. Sogenannte "Tradicionals" aus Argentinien, Brasilien, Chile, Peru und Venezuela zeigten ein Panorama des (musikalischen) Kontinents. Daniel Estrada Diaz war ganz in seinem Element, gelöst und locker interpretierte er die Volksweisen. Grifftechnische und textliche Nachlässigkeiten aufgrund mangelnder Konzentration fielen kaum ins Gewicht: die Freude an der Musik dominierte.

Folklore erzählt Geschichten: vom einsamen Hirten in der Pampa, traditionellen Riten in den Anden oder von traurigen Abschieden. Und sie zeigt, wie schwungvoll-unbeschwert der Samba getanzt und improvisiert wird. Daniel Estrada Diaz erwies sich als begabter und charmanter Erzähler; unter seinen Händen wurden die Geschichten lebendig.

Das Publikum war angetan von den Darbietungen des Gitarristen. Ohne mehrere Zugaben wurde er nicht entlassen. Da huschte sogar ein Lächeln über sein Gesicht: hatte er soviel Begeisterung nicht erwartet? Doch sei's drum - gehobene Kunst muß nicht unbedingt in großen Sälen ihr Podium finden. Auch im kleinen Rahmen kann der interessierte Musikliebhaber bisweilen Erstaunliches erleben. JÜRGEN OTTEN

Stadt soll mehr für Fechenheim-Nord tun

FECHENHEIM. Den sozialen Problemen im Fechenheimer Norden will der Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) mit Kulturveranstaltungen für Jugendliche entgegenwirken. Ohne Gegenstimmen beschlossen die Stadtteilpolitiker in ihrer jüngsten Sitzung dazu einen Antrag der SPD-Fraktion. Darin fordern die Sozialdemokraten, auch Fechenheim-Nord in das stadtweite Kulturprogramm des Jugendamtes aufzunehmen. Zudem soll der Etat für dieses Programm erhöht werden.

Die Siedlung, die durch die S- Bahn-Gleise und die Hanauer Landstraße vom Fechenheimer Ortskern abgeschnitten wird, leide an einer "insgesamt mangelhaften Infrastruktur", heißt es in der Begründung des Antrags. Schlecht bestellt sei es dort vor allem um die Kultur- und Jugendarbeit. Ein Mangel, der sich gerade in einem Stadtteil mit sehr "unterschiedlichen sozialen Strukturen" und entsprechenden Problemen besonders nachteilig auswirke. Die SPD-Fraktion bezeichnet Fechenheim-Nord gar als "sozialen Brennpunkt".

Bisher seien es die Caritas, die Konrad- Haenisch-Schule und die Kirchengemeinden, die sich in eigener Initiative um Jugendarbeit und Kultur im Stadtteil bemühen. Der Ortsbeirat will sich nun dafür einsetzen, daß zukünftig auch der Magistrat diese Arbeit - vor allem finanziell - unterstützt. Ein erster Schritt sei, das Kulturprogramm auf den nördlichen Ortsteil von Fechenheim auszudehnen.

Die Sozialdemokraten regen an, dort regelmäßig Theatervorstellungen und Konzerte für junge Leute zu organisieren. Geeignete Veranstaltungsorte gibt es bereits: Die Konrad-Haenisch-Schule und die Kirchengemeinden haben sich dazu bereit erklärt, Räume zur Verfügung zu stellen. gap

Der Spielplatz soll erweitert werden

OSTEND. Der Kinderspielplatz an der Dörnigheimer Straße soll erweitert werden, fordert der zuständige Ortsbeirat 4. In der jüngsten Sitzung wurde eine Anregung der Grünen verabschiedet, den Spielplatz zu vergrößern.

Der Vorschlag des Ortsbeirates: Der Platz, auf dem sich zur Zeit das Baulager für den Rohbau des U-Bahntunnels vom Zoo zum Ostbahnhof befindet, soll nach Beendigung der Bauarbeiten dem bestehenden Spielplatz in der Dörnigheimer Straße angegliedert werden. Dort gebe es zur Zeit nur eine Sandgrube mit einer Rutsche, so daß der Platz lediglich für Kleinkinder geeignet sei, sagte Christoph Becker-Schaum (Grüne).

Wenn man den Platz erweitere, so die Idee, könnten auch Spielangebote für größere Kinder geschaffen werden. rea

Ein Tag für die Gemeinde Dankeskirche feierte Familientag mit Umweltrallye

GOLDSTEIN. "Einfach zeigen, daß wir eine große Familie sind. Wenn das klappt, haben wir schon viel erreicht." So beschrieb Jugendbetreuer und Kirchenvorstandsmitglied Jürgen Frank die Intention des Familientages der evangelischen Dankeskirchengemeinde Goldstein. Der mittlerweile schon in langer Tradition stehende Sonntag für die ganze Familie bringt die Kinder und Jugendlichen der verschiedenen Gemeindegruppen mit Eltern und Kirchenmitgliedern in spielerischer Atmosphäre zusammen.

Nach einem gemeinsamen Jugendgottesdienst in der Dankeskirche brachen rund 100 Kinder und Erwachsene zu einer Umweltrallye durch den südlichen Stadtwald in den Carl-von-Weinberg-Park auf. Unterwegs mußten die Läufer an insgesamt sechs Stationen Aufgaben zur Umweltproblematik lösen. Aus reinen Naturmaterialien sollte beispielweise ein Häuschen gebaut werden, Pantomimedarstellungen wurden erraten, ein überdimensionales Kreuzworträtsel galt es zu lösen und einige knifflige Fragen zu beantworten.

"Gerade im Hinblick auf den kommenden Frankfurter Umwelttag ist unser Thema sehr aktuell", erklärte Jürgen Frank. Weniger in belehrendem Tonfall, mehr im Hinblick auf das Bewußtmachen von Umweltproblemen war die Rallye ausgerichtet. "Bei Sechsjährigen kann man noch nicht so ein differenziertes Denken erwarten, da steht auch mehr der Spaß im Vordergrund", meinte der Gruppenbetreuer. Pfarrer Dieter Steup war von der vergleichsweise niedrigen Teilnehmerzahl etwas enttäuscht: "Wenn man bedenkt, daß wir in den vergangenen Jahren bis zu 300 Kinder bei uns begrüßen konnten, ist das diesmal ziemlich schwach." Steup führt die rückläufigen Zahlen auf "Konkurrenzveranstaltungen" am Wochenende zurück.

Weitaus größere Sorgen als die Besucherzahlen des Familientages bereitet dem Pfarrer die geplante Fahrt in das Kinderheim nach Rumänien. Nachdem die Gemeinde bereits einmal mit einem Hilfskonvoi Kleider und Medikamente in das Heim nach Remeti gebracht hatte, war für Anfang diesen Monats ein weiterer Transport von Kleidern und Spielzeug geplant. Ein rumänischer Arzt, mit dem die Gemeinde in Kontakt steht, hat jedoch telefonisch vor einer weiteren Fahrt zum Kinderheim gewarnt. Was der Hintergrund für diese Warnung sein könnte, kann Dieter Steup nur vermuten.

"Entweder ist es dort durch Waffenlieferungen nach Ex-Jugoslawien zu gefährlich, oder unsere Kontaktperson wird staatlich überwacht." Trotz der angespannten Lage wollen die Goldsteiner Protestanten auf den Hilfstransport nicht verzichten. Zur Zeit ist im Gespräch, die Güter an ein anderes Krankenhaus in Rumänien zu liefern.

Pfarrer Steup gibt sich enttäuscht: "Es ist schon frustrierend, wenn man an einfacher menschlicher Hilfe gehindert wird, zumal die Fahrt nach Rumänien eine ganz schöne Strapaze ist." Zuversichtlich ist er dennoch, daß im Dezember zwei Fahrzeuge mit Hilfsgütern starten werden. "Dann heißt es wieder auf zur Abenteuerreise mit ernstem Hintergrund", scherzt Steup. hen

Im Norden sind Hände billiger Die beiden Koreas kommen sich wirtschaftlich immer näher Von Tina Stadlmayer

"Sie sind sind gut ausgebildet, clever, und beklagen sich wie wir über die Politiker", erzählt Hong Se Hee, Direktor des südkoreanischen Daewoo-Konzerns über seine nordkoreanischen Geschäftspartner. Seit einigen Monaten läßt Daewoo im kommunistischen Norden Büro-Uniformen nähen. Die Firma stellt Stoffe und Nähmaschinen zur Verfügung, nordkoreanische Textilarbeiterinnen schneidern die Uniformen zurecht. "Die Qualität der Ware ist hervorragend", schwärmt der Daewoo-Mann.

Die Löhne der Textilarbeiterinnen in Südkorea haben sich seit 1988 verdoppelt, die Firmen verlagern die Produktion deshalb immer mehr in billigere Länder: Thailand, China und jetzt auch Nordkorea. Dort verdient eine Arbeiterin etwa 80 Mark im Monat, in Südkorea bekommt sie zehn bis zwanzig Mal so viel. Seitdem der Norden mit dem Süden des geteilten Landes im vergangenen Jahr einen Grundlagenvertrag vereinbart hat, setzten viele südkoreanische Firmen auf Kooperation.

Der Daewoo-Vorsitzende Kim Woo Choong besuchte im Januar den bislang befeindeten Norden, um Investitionsmöglichkeiten auszuloten. Er plant mehrere Joint ventures im Textilbereich: In Nampo, einem Industriegebiet 40 Kilometer südlich der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang, soll zunächst eine Hemdenfabrik mit 400 Arbeitsplätzen entstehen. Daewoo plant weitere Produktionsstätten für Schuhe, Unterwäsche und Jacken. Auch der mächtige Samsung-Konzern läßt inzwischen im Norden produzieren: Baumwollhosen mit Markennamen "Countdown". Auf dem Etikett steht in Englisch: "Hergestellt in der Demokratischen Volksrepublik Korea."

Im Juli reiste der nordkoreanische Vize-Premierminister Kim Dal Hyon zu seinen kapitalistischen Nachbarn. Er besichtigte Textil- und Schuhfabriken und verriet seinen Gastgebern: Die kommunistische Regierung im Norden ist an Joint ventures mit dem Süden sehr interessiert. Kein Wunder: Die Staatswirtschaft des Diktators Kim Il Sung steckt tief in der Krise und braucht dringend Devisen. Textilfabriken können ohne großen Kapitaleinsatz gebaut werden und werfen schnell Profit ab. Allerdings fehlt bislang das grüne Licht der südkoreanischen Regierung für die Joint ventures. Sie besteht darauf, daß die Nordkoreaner erst einmal ihre Atomanlagen überprüfen lassen. Noch immer konnten die Kommunisten nämlich den Verdacht nicht entkräften, daß sie an der Bombe basteln.

Trotz des Streits um die Atomanlagen herrscht - von der Regierung im Süden nicht gefördert, aber toleriert - ein reger Austausch zwischen Süd und Nord. Der Großteil des innerkoreanischen Handels läuft über Hongkong und China, denn den direkten Handel lassen die beiden ehemaligen Kriegsgegner bislang nur in Ausnahmefällen zu. Südkorea importierte 1991 via Drittländer Stahl, Metalle, Braunkohle, Fische, Textilien und Chemikalien im Wert von rund 230 Millionen Mark aus dem kommunistischen Norden. Im Gegenzug verkaufte es seinen Nachbarn Chemiefasern, Reis und einige Farbfernsehgeräte (für privilegierte Parteifunktionäre). Gesamtwert: nur etwa 50 Millionen Mark. Im letzten halben Jahr nahm der innerkoreanische Handel über Drittländer um 30 Prozent zu.

Kim Hak Su, Nordkorea-Experte der südkoreanischen Regierung, sagt: "Der Norden ist in einer verzweifelten Situation. Auf der einen Seite braucht die Regierung Devisen, auf der anderen Seite befürchtet sie, daß Handelsgüter und Investitionen aus dem kapitalistischen Süden das kommunistische System bedrohen." Diese Befürchtung ist naheliegend: Früher oder später werden die Arbeiter im Norden die Frage stellen, warum sie die Produkte, die sie für den Export herstellen, in ihrem eigenen Land nicht kaufen können. Aber die Regierung scheint keine andere Wahl zu haben. Sie muß die Joint-venture-Fabriken vor den Toren ihrer Hauptstadt zulassen. Die Machthaber in Pjöngjang wollten das Industriegebiet lieber in großer Entfernung vor der Stadt anlegen. Sie fürchten, der kapitalistische "Bazillus" könnte die Bevölkerung anstecken. Doch der Daewoo-Konzern bestand darauf: Die Joint-venture-Fabriken werden in Nampo gebaut, wo es genügend Arbeitskräfte und einen funktionierenden Hafen gibt. Hunderte von Kilometern davon entfernt, an der Mündung des chinesisch-nordkoreanischen Grenzflusses Tumen soll außerdem eine gemeinsame Freihandelszone für Nord- und Südkorea, China und die Mongolei entstehen.

"Wenn die Nordkoreaner nicht bald mit uns ins Geschäft kommen, wird ihre Wirtschaft zusammenbrechen", sagt Wirtschaftsexperte Kim Hak Su voraus. Dann stünde Südkorea eine plötzliche "Wiedervereinigung nach deutschem Muster" ins Haus. Wissenschaftler errechneten, daß dies den Süden 400 Milliarden Mark kosten würde. Weil er seinen Landsleuten das ersparen will, sagt Kim Hak Su: "Wir müssen dem Norden jetzt helfen, wirtschaftlich auf die Beine zu kommen."

Die Hilfe läuft bereits an. Zu Beginn des Jahres reiste der Chef des südkoreanischen Daewoo-Konzerns Kim Woo Choong mit dem nordkoreanischen Vizepremier Kim Dal Hyon nach Deutschland. Gemeinsam versuchten der Unternehmer und der Kommunist, die Firmenleitung von Siemens zum Bau eines Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks in Nordkorea zu überreden. Eine Bürgschaft der südkoreanischen Regierung war im Gespräch. Das Engagement des DaewooKonzerns macht Sinn: In Nordkorea herrscht zur Zeit extreme Energieknappheit. Ein deutsches Kraftwerk könnte die geplanten südkoreanischen Joint-venture-Firmen mit Strom versorgen.

"Wir liefern die Technologie und das Wissen - Nordkorea die Arbeitskräfte. So werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern", so schwärmt Daewoo-Chef Kim Woo Choong über die Zukunft.

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Marathon durch die Ämter

NORDEND. Daß die Mühlen der Bürokratie oft langsam mahlen, hat sich inzwischen herumgesprochen. Daß sie dazu aber noch hochgradig kompliziert arbeiten, weiß FR-Leserin Rosemarie F. erst seit kurzem. Mit einem scheinbar harmlosen Ansinnen hatte sich die Frau aus dem Nordend vertrauensvoll an die Stadtverwaltung gewandt - was danach folgte, läßt sich mit dem Wort "Schildbürgerstreich" aber nur unzutreffend charakterisieren. Der Grund für Frau F.s Engagement: eine "wilde Müllkippe" am Friedberger Platz. Dort stand bis vor wenigen Monaten noch eine Tankstelle, die aber ist nun weg, das Gelände ist mittlerweile zum Parkplatz geworden.

"Alles schön und gut", findet Rosemarie F., würde die Ex-Tankstelle nicht auch noch als Müllhalde mißbraucht. Das "stinkende Ding", versichert die FR-Leserin, gehe nicht nur ihr schon lange auf die Nerven - das Stadtreinigungsamt, so ihre kühne Schlußfolgerung, könne dort Abhilfe schaffen.

Weit gefehlt: Denn bei einer fernmündlichen Anfrage bekam Frau F. die Auskunft, für die Abfallsünder sei die Polizei zuständig. Die freilich fühlte sich auch nicht kompetent und verwies flugs ans Ordnungsamt. In der Behörde schließlich wußte man sich nicht anders zu helfen, als Frau F. in die Telefonzentrale der Stadt zu verbinden, von wo aus wieder der Draht zum Stadtreinigungsamt geknüpft wurde.

Dort fand sich schließlich ein Zuhörer, der die Verantwortung des Amtes zwar nicht abstritt, Frau F. jedoch mit einem Kollegen vertrösten mußte, da "ausgerechnet an der Stelle" sein Zuständigkeitsbezirk ende. Den Kollegen wiederum bekam die ausdauernde Frau erst nach Tagen an die Strippe - und mit ihm das Versprechen, daß er sich um die Müllkippe kümmern werde. "Seither aber ist nix passiert", klagt die entnervte Nordend- Bewohnerin - die sich nicht ganz zu Unrecht fragt, "wer denn nun eigentlich zuständig ist".

Die Antwort kann kaum überraschen: Es ist tatsächlich das Stadtreinigungsamt. Das freilich konnte das Problem, obgleich es mittlerweile gut bekannt ist, noch nicht lösen. "Wir konnten das Gelände bei mehreren Anfahrversuchen nicht entsorgen", klagt Amtsleiter Manfred Morgenstern, "weil es ständig von parkenden Autos blockiert war." Deswegen werde das Straßenbauamt nun eine Kette vor dem Gelände anbringen - dann endlich werde die Forderung der Anwohnerin erfüllt.

Den Ämter-Marathon der FR-Leserin kann sich der Amtsleiter indes "nicht recht" erklären: Denn für "öffentliche Straßen, Plätze und Gelände" sei selbstverständlich sein Amt zuständig. Möglicherweise, rät Morgenstern, sei es "unklar" gewesen, wem denn die Ex-Tankstelle gehört. Auch darauf gibt es inzwischen eine Antwort: Der Müll-Tatort gehört dem Liegenschaftsamt. ind

Daß unser Hanauer Oberbürgermeister unserem Bonner Bundeskanzler nacheifert, hört sich recht unglaublich an, nicht nur, wenn man bedenkt, daß beide unterschiedliche Parteibücher führen.

Und doch: Jeder, der mag, kann den Beweis schwarz auf weiß nachlesen - im neuen "gewusstwo", dem "universellen Branchenadressbuch" von Ha- Auf Kanzlers Spuren nau. Die Schwierigkeiten Helmut Kohls mit Jahreszahlen sind spätestens seit zwei seiner Neujahrsansprachen bekannt.

Im "gewusstwo" versucht Hans Martin, es dem Oggersheimer Kohl gleichzutun. Denn das Geleitwort zur Ausgabe von 1992 ist zwar genauso nett und informativ wie eine Kanzleransprache, leider ist es aber ebenfalls drei Jahre alt. Auf Seite eins wird "auch für das Jahr 1989" wieder eine "Fülle von Informationen" aus Industrie, Handwerk und so weiter, angepriesen.

Bleibt zu hoffen, daß die wenigstens von diesem Jahr sind. mün

Erneut gegen Asylbewerber Uwe Becker denkt an den Wahlkampf

FRANKFURT-NORD. Uwe Becker ist besorgt um seine Nieder-Eschbacher. So besorgt, daß er den Menschen in dem nördlichen Stadtteil keine weiteren sozialen Spannungen zumuten will. Denn die gibt es wegen des "unverhältnismäßig hohen Ausländeranteils am Bügel" ja schon längst. Da versteht es sich von selbst, daß Becker - erster Mann der Nieder-Eschbacher CDU - Asylbewerberunterkünfte in Bonames "kategorisch ablehnt".

Nicht großes, sogar "größtes Unverständnis" hat der Konservative für die Idee der Hessischen Landesregierung, auf dem ehemaligen US-Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" Asylbewerber unterzubringen. Das "Schreckgespenst", fordert der besorgte Bekker, müsse mit allen Mitteln bekämpft werden. Das gebiete alleine schon die "besondere Situation" im Norden.

Die freilich hat mit Asylbewerbern so wenig zu tun wie Apfelmost mit Champagner. Der eigentliche Grund für Beckers Verbalattacke ist - wieder einmal - der Schlachthof: Der Magistrat, so die verquere Logik des Hobby-Politikers, gebrauche "Maurice Rose" wie auch den Schlachthofstandort "nur als Flächenreserve für die eigenen Politik-Visionen".

In seinem unheilverkündenden Schreiben spannt der christliche Demokrat kühn den Bogen von Asylbewerbern im Bonameser Süden über die Wohnsiedlung am Bügel bis zum Schlachthof im Gewerbegebiet. Das mag geographisch korrekt sein, thematisch hat das eine mit dem anderen nicht das Geringste zu tun.

Becker ficht das nicht an: Er sieht das Faß bereits überlaufen und warnt wortreich vor den "mehr als möglichen Folgen". Der Wahlkampf im Norden läßt grüßen. JÖRG SCHINDLER

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23

Die Balkone sind schief Die Mieter sind sauer auf Wohnheime-Gesellschaft

FRANKFURT-NORDWEST. Die Mieter in den Blocks 34-40 der Bernadottestraße sind sauer. "Uns wird gesagt, in den neuen Bundesländern seien Wohnhäuser verrottet und sanierungsbedürftig", so Frau K., "doch hier ist seit 30 Jahren ebenfalls nichts geschehen." Der Putz bröckelt von den Wänden im Treppenhaus, die Wände platzen teilweise auf und zum Vorschein kommen die einzelnen Platten der Plattenbauweise; eine Gebäudeverschiebung ist in allen Etagen sichtbar. Der Balkon neigt sich leicht nach vorne, der Putz blättert ebenfalls ab.

"Wir sind 1964 als die ersten Mieter hier eingezogen", versichern die Beschwerdeführer, "und seitdem ist am Gebäude außen nichts gemacht worden." Nur einmal sei das Treppenhaus mit Schaum gereinigt worden, zweimal wurden die Fensterläden gestrichen. "Ich kann nicht auf meinem Balkon sitzen und essen", schimpft eine ältere Mieterin, "da fällt mir der Putz auf den Teller."

Als sie zur Selbsthilfe griff und dem grauen Beton selber einen neuen Anstrich verpaßte, meldete sich prompt die sonst so zurückhaltende Eigentümerin, die "Gemeinnützige Gesellschaft für Wohnheime und Arbeiterwohnheime". Sie forderte das neuerliche Überstreichen des neuen Anstrichs: die Farbe passe nicht ins Gesamtbild des Hauses. "Denen ist es lieber, wenn hier alles grau ist", resigniert die Rentnerin.

Im Juni brannte der Altpapier-Container und wurde bis heute nicht ersetzt, auch zwei Glascontainer fehlen unterdessen, so daß sich der Müll vorm Haus stapelt. "Das wundert uns nicht", so einer der zehn Mieter, die sich in einer lockeren "Mietergemeinschaft" zusammengeschlossen haben, "denn wir wechseln schließlich sogar die Glühbirnen im Treppenhaus selber aus. Der Hausmeister macht gar nichts."

Zu diesen Vorwürfen kommt der Ärger mit den Abrechnungen hinzu, wie ihn in ähnlicher Form viele Mieter in der Nordweststadt haben. Das Kaltwasser wird nicht nach Verbrauch, sondern nach Quadratmetern berechnet, egal, ob in der Wohnung eine Frau oder - wie im Nachbarhaus nach Darstellung einer Mieterin der Fall - zehn Personen wohnen. "Manche haben Untermieter, deren Wasser dürfen wir dann mitbezahlen". Die Heizkosten werden nach Verdunstung berechnet und die Heizkörper selber zentral für die gesamten Blocks ein- und ausgeschaltet. "Wenn wir drei Wochen in Urlaub sind, müssen wir trotzdem die Heizkosten zahlen." Immerhin 160 Mark im Monat, Sommer wie Winter. Der Verdacht der Mietergemeinschaft: In ein paar Jahren könnte die Sozialbindung der Miethäuser ganz ablaufen. Die Vermieter - so der Verdacht weiter - könnten die Häuser einfach verrotten lassen, um sie dann, wenn es keine Sozialwohnungen mehr sind, restaurieren und teurer vermieten zu können.

Die Gesellschaft winkt ab: Vor der Jahrtausendwende, so war aus der Geschäftsleitung zu erfahren, liefe die Sozialbindung der vor 30 Jahren gebauten Häuser nicht aus. Hans-Jürgen Bosinger, stellvertretender Geschäftsführer, gab auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau zu verstehen, daß die Häuser, wenn es nötig ist, auch renoviert würden: "Ich denke, daß dort das Treppenhaus in absehbarer Zeit neu gestrichen wird." Und was die Heizung betrifft, so sei das bei Plattenbau-Häusern schlecht zu ändern. Die Umrüstung der gesamten Blocks verursache zu hohe Kosten.

"Alle sprechen vom Energiesparen", klagte ein Mieter. "Aber wie soll ich das machen, wenn ich auf Wasser- und Heizungsverbrauch keine Einfluß habe?" *col

Aber das ist nur die halbe Wahrheit

Ulrich Gottsteins Artikel "Belgrads Friedensbewegung braucht Hilfe" (FR vom 2. 9. 1992) weist auf die einzige Kraft hin, die imstande sein könnte, das grauenhafte Morden in Jugoslawien zu beenden. Mit Recht wird hervorgehoben, daß "wir im Westen so wenig" von dieser Antikriegsbewegung "wissen", und daß die Repression von Milosevic und seinen Anhängern dafür sorgt.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die friedliebende Rhetorik der EG-Staaten und vor allem der Bundesrepublik können nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie zuerst auf Milosevic, als Garanten von Recht und Ordnung - man denke an die Friedhofsruhe in Kosovo -, gesetzt hatten. Und als sich die staatliche Einheit Jugoslawiens als unrealistisch erwies, haben sie beschlossen, die verschiedenen Parteien erst einmal sich ausbluten zu lassen. Nicht Beendigung des Krieges, sondern das Warten auf die Zeit, wo sich deutsche Wirtschaftsinteressen an der Adria wie die anderen EG-Staaten bei ihren eigenen "Verbündeten" bedienen können, bestimmt ihre Politik - es sei denn, es dauere ihnen zu lange und sie sähen sich "gezwungen", planmäßig ein Aufräumen vorzubereiten. Wie solch eine internationale Intervention aussieht, sollte spätestens der Golfkrieg gelehrt haben.

Von dieser Seite ist natürlich keine Unterstützung der Antikriegsbewegung, oder auch nur angemessene Information über sie, zu erwarten. Hinzu kommt, daß zukünftige Kapitalanleger eine Menge gegen die "fragwürdige" Form der Antikriegsbewegung einzuwenden haben: Bewußtstein schaffende Demonstrationen in den großen Städten, wie Ulrich Gottstein sie für Belgrad schildert, haben eine gute Tradition, wie z. B. der "Aufstand für den Frieden" im Juli 1991 in . . . Sarajewo. Wie in Serbien, so auch in Kroatien und Slowenien, vor allem aber in Bosnien, ist (oder war) die Bewegung gegen den Krieg stark. In Sarajewo hatte sie "den entscheidenden Anstoß von der Bewegung der Soldatenmütter" erhalten, einer der zahlreichen engagierten Frauenbewegungen, von denen Ulrich Gottstein in seiner Liste der Opposition leider nicht spricht.

Eine umfassende Schilderung der Antikriegsbewegung und ihrer Hintergründe, sowie die Adressen der Bewegung in allen Provinzen, ist in dem Pocket von Catherine Samary "Krieg in Jugoslawien", Frankfurt/M., Mai 1992, zu finden. Sie macht auch auf "die fragwürdige ,unpolitische' Haltung" der Antikriegsbewegung aufmerksam. Die außerordentlich uneinheitliche Zusammensetzung, von der Zersplitterung in verschiedenen Provinzen ganz zu schweigen, trägt zu der Schwierigkeit einer gemeinsamen Plattform gegenüber den Konflikten bei.

Es geht aber doch meiner Meinung nach zu weit, wenn man die "Opposition gegen das Milosevic-System" kritiklos, wie es Ulrich Gottstein zu tun scheint, zur Friedensbewegung rechnet: so ist die von ihm erwähnte monarchistische Partei zweifellos zu einem großen Teil reaktionär und chauvinistisch, und in Opposition zu Milosevic befinden sich ebenfalls Anhänger eines Großserbiens.

"Eine wirkliche Friedensbewegung muß das Recht der Selbstbestimmung für jede Nation Jugoslawiens (wie der Albaner in Kososvo, der Serben Kroatiens usw.) anerkennen. Alle Konflikte müssen gleichzeitig beraten und nach einer Gesamtlösung gesucht werden." So zitiert C. Samary eine Forderung vom "Zentrum für eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit" in Slowenien (S. 82). Und nicht nur für Jugoslawien scheinen mir die Worte des Franziskanermönchs Marko Orsocio, eines Kroaten aus Bosnien, (S. 84) bedeutsam:

"Den Nationalismus auszunutzen, ist leicht, mit dem Nationalismus braucht man nicht zu denken, das Gefühl genügt." Und: "Das Regime hat die Leute bisher nicht zum Denken gestoßen . . . Zwischen Religionen und zwischen Sprachen werden Barrieren zu dem Zweck erstellt, Grenzen zu errichten oder sie zu verstärken. Wenn aber die Rechte respektiert werden, werden es die Grenzen auch . . . und verlieren ihre Bedeutung."

Rudolf Segall, Frankfurt am Main

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Die Kinder müssen warten

NORDWESTSTADT. Eine Zusage für die Neuaufnahme ihres Kindes in die Kindertagesstätte 109 am Hammarskjöldring 17 b für Anfang August hatte FR-Leserin Waltraud R. bereits frühzeitig erhalten. Wegen Umbauarbeiten mußte die Kindertagesstätte (KT) jedoch kurzfristig geschlossen werden. Im August erfuhr Frau R. aus einem Brief der KT-Leitung, daß die Sanierungsarbeiten länger als ursprünglich vorgesehen dauerten.

Wie ihr mitgeteilt wurde, seien alle Kinder der KT in die Heinrich-KromerSchule "ausgelagert" worden. Dort könnten sie auch von Erzieherinnen weiter betreut werden. Doch für ihr eigenes und die anderen neuangemeldeten Kinder war keine Unterbringung vorgesehen - was Frau R. nicht nachvollziehen kann. "Seit dem Brief habe ich nichts mehr von der Kindertagesstätte gehört und frage mich mit Müttern, denen es ähnlich geht, wann mein Kind endlich aufgenommen wird", wartet sie auf konkrete Zusage.

Wie der Leiter des Stadtschulamtes, Tom Stryck, auf Anfrage der StadtteilRundschau mitteilte, werden derzeit die Nachtspeicheröfen im Kindergarten ausgetauscht, da sie "keine zeitgemäße Energieform" mehr darstellten. Dadurch habe sich die Sanierung etwas in die Länge gezogen. Stryck bestätigte, daß alle Kinder der KT vorläufig in der Heinrich-KromerSchule betreut werden. "Unsere Kapazitäten sind damit erschöpft, für die neu angemeldeten Kinder haben wir derzeit leider keinen Platz mehr", versucht der Leiter des Schulamtes die derzeitige Situation zu erklären. Stryck rechnet jedoch fest damit, daß alle in diesem Jahr neu angemeldeten Kinder ab Anfang Oktober in die Kindertagesstätte 109 aufgenommen werden können.

Angebliche Asbestfunde, von denen Frau R. "aus Gerüchten" erfahren hatte, konnte Stryck nicht bestätigen; die Untersuchungen des Gesundheitsamtes hätten vielmehr ergeben, daß die Sanierung "völlig unbedenklich" sei.

Bei weiteren Nachfragen sollten sich die betroffenen Eltern direkt mit der KT-Leitung unter der Rufnummer 21 23 22 44 in Verbindung setzen. map

Die Götter Israels

Der Gott des Alten Testaments ist ein eifersüchtiger Gott. Er duldet keine ande- ren neben sich. Das Volk, das er zu sich genommen hat wie ein Mann seine Frau, hat ihm Treue versprochen. Wo es diese brach, hatte es mit Zorn und Strafe zu rechnen. Aber die Bindung an den einen Gott, der der einzige ist, adelt auch das erwählte Volk. Es hat die Zusicherung, daß der Schöpfer der Welt auch sein Erhalter ist; die Treuegarantie, die ihm dieser Gott gibt, ist ebenso einzigartig wie der Garantiegeber selbst.

Das Christentum bezieht dieselbe Garantie auf sich. Die Versöhnung, von der das Neue Testament spricht, ist ein Angebot desselben eifersüchtigen Gottes, der sich durch das Opfer seines eigenen Sohnes in seinem Zorn besänftigen, nicht aber von seinem Anspruch auf Einzigkeit abbringen läßt. Die drei Gestalten des Gottes - der eifersüchtige Vater, der ver- mittelnde Sohn und der Geist, der diese Vermittlung im Leben unmittelbar machen soll - stellen die All-Einzigkeit des Einen in einer Situation wirksam her, wo nicht die anderen Götter (wie im Alten Testament), sondern die Menschen Gegner Gottes geworden sind.

Ein Aufsatz des Heidelberger Assyrolo- gen und Alttestamentlers Manfred Weippert stellt dieses vertraute Szenario vom Beginn her in Frage. Jahwe, Gott Israels und Gott über allen Göttern, wurde dies erst aufgrund einer ver- blüffenden Karriere. Ursprünglich Mit- glied eines Götterkollegiums, dem Israel so zu treuen Händen übertragen worden war wie anderen Göttern andere Völker, arbeitet sich dieser Gott erst nach und nach zum obersten und anschließend zum einzigen Gott empor. Von der An- betung vieler Götter führt, so Weippert, ein langer, aber kontinuierlicher Weg über die Monolatrie (Anbetung nur eines Gottes) zum Monotheismus.

Weippert analysiert, wie der Mono- theismus sich als Ergebnis einer reli- gionsinternen Abgrenzung entwickelt, die die Funktion einer Abgrenzung derselben Religion nach außen erhält. Seine subtile, elegant vorgetragene Behandlung der Texte widmet sich der "Oppositions- literatur", die in den überlieferten Texten nur noch in überarbeiteten Bruchstücken erhalten ist: Die theologischen Sieger des Monotheismus haben die Spuren des Polytheismus meist sorgfältig getilgt.

Weipperts materialreicher Aufsatz macht damit in aller Knappheit weite Teile der hergebrachten Theologie des Alten Testaments zweifelhaft. Das kultur- kritische Potential seiner Skepsis bleibt aber nur angedeutet. Es trifft sich gleich- sam von ferne mit der Dogmenkritik Hans Blumenbergs, der die Verfestigung von erzählender Mythologie - die eo ipso polytheistisch ist - in monolithischen Sätzen der Lehre als Makel der abend- ländischen Kultur gegeißelt hat. Bereits der alttestamentliche Monotheismus ist ein - geschichtstheologisches - Dogma, das gegen seine eigene Herkunft und Geschichte "recht" behält.

HARTMUT KUHLMANN

Manfred Weippert: "Synkretismus und Monotheismus. Religionsinterne Kon- fliktbewältigung im alten Israel", in: Jan Assmann/Dietrich Harth (Hrsg): Kultur und Konflikt. edition suhrkamp, Frank- furt am Main 1990, S. 143-179.

Vorträge hören und in den Sternenhimmel gucken

BAD HOMBURG. In der Reihe der Sternführungen, die die Volkshochschule einmal im Monat mittwochs anbietet, sind folgende Vorträge geplant: am Mittwoch, 21. Oktober, "Trabanten im Sonnensystem - Reise zu 66 Monden"; "Radioastronomie - Mit großer Schüssel ins All gelauscht" am 11. November und "Der Stern von Bethlehem - Astronomisches zu einem biblischen Bericht" am 16. Dezember.

Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr im Volkshochschulgebäude, Elisabethenstraße 4-8. Im Anschluß an die Vorträge sind jeweils Himmelsbeobachtungen vorgesehen. off

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Auf dem Markt behaupten Praunheimer Werkstätten: Aufträge von Hoechst?

HÖCHST. Hätte ihm jemand prophezeit, daß er einmal einen mittelständischen Betrieb leiten und dabei ausschließlich geistig behinderte Arbeitnehmer beschäftigen würde, Klaus Thele hätte abgewunken. Doch seit etwas mehr als einem Jahr ist der gelernte Werkzeugmachermeister Chef der Praunheimer Werkstätten. Und beim Herbstfest der Einrichtung dieser Tage ließ er sich jetzt sogar von seinen Schützlingen mit kleinen Sandsäcken bewerfen. Allerdings nur symbolisch. Denn die Konterfeis der Führungskräfte dienten als Ziele bei einem Stand des Spieleparcours, den Mitarbeiter und Eltern im Hof der Werkstätten aufgebaut hatten.

Klaus Thele machte es sichtlich Spaß, sein Herbstfest zu feiern. Und auch die Behinderten dankten ihm die lustigen Stunden. Mit fröhlichen Gesichtern verabschiedeten sie sich einzeln per Handschlag, bevor sie den Heimweg antraten. Dabei hatte der 51jährige nach seinem Wechsel von der Braun AG zu den Praunheimer Werkstätten zunächst Umstellungsschwierigkeiten. "Im ersten halben Jahr habe ich gedacht, das pack' ich nicht", schildert er seine Bedenken. Doch inzwischen hat er seine Aufgabe gefunden. "Der Dank und die Liebe der Behinderten motivieren mich. Da guckt man nicht jeden Abend auf die Zeit."

Überwältigt war Thele auch von dem Engagement der Eltern, die bei den Vorbereitungen des Festes mitgeholfen haben und an den einzelnen Essens- und Spielständen standen. Unterstützung kam aber auch von Höchster Bürgern. Der spanische Elternverein bereicherte das Programm mit Tänzen und hatte eine riesige Paella gekocht, die portionsweise in die Münder der Besucher wanderte. Die Behinderten selbst trugen ebenfalls zum Programm bei. Unter Anleitung einer Sportpädagogin zeigten sie ihre Version der olympischen Disziplinen.

Wenn sie nicht feiern, arbeiten die 160 geistig und mehrfach Behinderten genauso wie ihre nichtbehinderten Altersgenossen. Denn für die Praunheimer Werkstätten gilt es, sich auf dem Markt zu behaupten. "Und da werden uns keine Almosen geschenkt", hat Klaus Thele erfahren. "Wir müssen die Aufträge genauso qualitätsbewußt und pünktlich erfüllen wie andere Betriebe auch." Der Werkstatt-Leiter ist darum oft unterwegs, um neue Kunden zu werben, die vor allem die moderne Abteilung für Mikroverfilmung in Anspruch nehmen.

Hier können beispielweise Daten des Einwohnermeldeamtes auf Film übertragen werden. In der Endkontrolle sei man sogar besser als professionelle Firmen, glaubt Thele. Denn während die oft nur Stichproben machten, werde in den Praunheimer Werkstätten jeder Filmzentimeter auf schadhafte Stellen abgesucht. Der Firmenleiter macht sich jedoch nichts vor: Konkurrenzfähig sei man auch dadurch, daß Unternehmen, die keine Behinderten beschäftigten, Aufträge statt dessen an Behinderten-Werkstätten vergäben. So könnten sie verhindern, daß die Ergänzungabgabe in voller Höhe fällig werde, weil 30 Prozent des Rechnungsbetrages auf die Abgabe anrechenbar seien. Unverhoffte Hilfe erhalten die Praunheimer Werkstätten in Höchst künftig auch von der Hoechst AG.

Bei einem Treffen mit Behinderten- Werkstätten aus anderen Ländern in der vergangenen Woche habe der Konzern zugesagt, nach Möglichkeit Aufträge an Thele und sein Team zu vergeben. set

NACHRICHTEN 2

Übersiedlerwohnheim Ein neuer Vorstoß, bisher ohne Wirkung

HÖCHST. Der Streit um das Übersiedlerwohnheim in der Adelonstrasse geht weiter. Anwohner, Pfarrer Hans-Georg Döring und die Lehrer aus der benachbarten Hostatoschule haben der Familienministerin geschrieben. Alle fordern unisono: Das Land soll das Wohnheim weiter anmieten, denn in Höchst seien die Familien inzwischen integriert.

Auch Willibald Saller will an Iris Blaul schreiben, diesmal einen offenen Brief. Der DRK-Geschäftsführer möchte seine Position als Vermieter nochmal verdeutlichen: "Wir sind bereit, die nächsten sieben Jahre zu den alten Bedingungen zu vermieten." Das heißt, zu dem seit drei Jahren gültigen Tagessatz von 22 Mark.

Den kann das Land nicht mehr bezahlen, da das Finanzministerium angewiesen habe, nur noch 16 Mark täglich pro Person auszugeben. Für das Höchster Heim gab das Familienministerium ein Kompromißangebot ab: 18 Mark.

Da sich das DRK darauf nicht einlassen wollte, hat das städtische Ausgleichsamt mit der Umverlegung der Einwohner begonnen. "Ich kann keine Plätze in anderen Frankfurter Wohnheimen leerstehen lassen. Und bevor ich freie Plätze an die Landeseinweisungsstelle in Gießen melde, bringe ich doch erstmal die Leute aus Höchst unter", sagt Manfred Heeg. Er ist für die Unterbringung der Übersiedler zuständig. Und Heeg wiederholt das Versprechen, das er auch den Bewohnern bei der Versammlung Anfang September gegeben hat: "Wir schmeißen niemanden raus, der aus guten Gründen ein anderes Angebot ablehnt."

Ob die Menschen in der Adelonstraße bleiben können, ist fraglich. Aus dem Familienministerium wird zwar Gesprächsbereitschaft signalisiert. Aus Wiesbaden kommt auch das Angebot ans DRK, für ein Jahr den alten Vertrag zu verlängern. Also nichts Neues. Das Rote Kreuz wird sich nach neuen Mietern umschauen. clk

Quasi präventiv ermordet

In der "Rezension" eines Buches über das Schicksal der Weimarer Reichstagsabgeordneten (FR vom 11. 9. 1992 "Verfolgt oder nicht") stellt "kp" zwei Abgeordnete exemplarisch vor: Adolf Hitler und Ernst Thälmann, den damaligen KPD-Vorsitzenden. Zu Thälmann fällt "kp" folgende Ungeheuerlichkeit ein: "Er wurde 1933 verhaftet und 1944 ermordet. Hätte er überlebt, hätte er sicher seinerseits Andersdenkende verfolgt."

Was "kp" uns hier unzweideutig sagen will ist, daß es mit Thälmann schon "den Richtigen" erwischt hat. Diese Art von Geschichts"aufarbeitung" liegt nun ganz auf der Linie des Historikers Ernst Nolte: So wie dessen Meinung nach Hitler den Überfall auf die UdSSR begangen haben soll, um angeblich nicht von ihr angegriffen zu werden, so ist nun also auch Thälmann quasi präventiv ermordet worden, um Schlimmeres zu verhüten.

Kann man einen Mann, der elf qualvolle Jahre in nationalsozialistischen Kerkern und Konzentrationslagern zu verbringen hatte, bis er kurz vor Kriegsende hinterrücks erschossen wurde, noch widerlicher beschimpfen?

Christoph Dettmann, Oldenburg

"Kulturwochen" abgesagt Bis 1994 keine Neuauflage / Bewerber wissen von nichts

FRANKFURT A. M. Nun steht es fest. In den nächsten beiden Jahren wird es keine "Stadtteilkulturwochen" geben. Nach eingehenden Beratungen ist das Kulturdezernat zu diesem Ergebnis gekommen. Damit sind auch die Hoffnungen der Bewerber Bornheim und Bockenheim, die Kulturwochen in ihrem Stadtteil ausrichten zu können, erst einmal zunichte gemacht.

Christiane von Wahlert, die persönliche Referentin von Kulturdezernentin Linda Reisch, erklärt den Aufschub so: "Die Kulturwochen 1992 im Gallus werden sich bis ins nächste Frühjahr hinziehen; einige Initiativen, die im Rahmen dieser Kulturwochen eingeleitet wurden, sind sogar längerfristig angelegt. Um die Ergebnisse eingehend und sinnvoll auszuwerten, brauchen wir danach eine Phase der Reflektion."

Auswirkungen und mögliche Verbesserungen im Gallus sollen analysiert werden, darüber besteht in den Fraktionen von SPD und Grünen Übereinstimmung. Wichtig sei es, erklärt die Reisch-Referentin, zu sehen, was für den Stadtteil auf Dauer bleibt. Und das sei ein langwieriger Prozeß. "Wenn solche Kulturwochen wie jetzt im Gallus einen positiven Effekt erzielen sollen, müssen wir genau schauen, was sinnvoll war und was nicht."

Die Entscheidung der Stadt ist bis zu den Bewerbern noch nicht vorgedrungen, selbst im Amt für Wissenschaft und Kunst weiß man nichts. Amtsleiter Frank Mußmann: "Wir sind nur ausführendes Organ, die Angelegenheit ist Sache der des Magistrats. Ich weiß nur, daß noch nichts entschieden ist." Ulrike Schöbel,Ortsvorsteherin des Ortsbezirks 2, aus dem sich Bockenheim beworben hat: "Ich habe die offizielle Information, daß die Kulturwochen noch nicht vergeben sind."

Franz Stein, Ortsvorsteher von Bornheim / Ostend, zeigte sich überrascht. "Bornheim hat sich offiziell für 1994 beworben, denn in dem Jahr wird der Stadtteil 800 Jahre alt." Im Ortsbeirat 4 hätten sich die Fraktionen durchgesetzt, die für die Bewerbung Bornheims votierten. Ein Grünen-Antrag, das Ostend vorzuziehen, um es als benachteiligten Stadtteil ins Rampenlicht zu rücken, wurde abgelehnt.

Entgegen anderslautenden Meldungen hat sich Heddernheim nicht beworben. Ortsvorsteher Helmut Gärtner meinte: "Meines Wissens nach hat weder der Ortsbeirat noch sonst irgendwer einen solchen Beschluß gefaßt." Das Gerangel ist also erstmal aufgeschoben. Überraschend ist nur, daß die Entscheidung des Kulturdezernates nicht bekanntgemacht wurde. jot

Wind pfeift durchs Gemäuer Gotischer Wohnturm soll geöffnet werden

SACHSENHAUSEN. Der gotische Wohnturm hinter den Gaststätten in der Paradiesgasse 15 und 17 soll für die öffentliche Besichtigung zugänglich gemacht werden.

Der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) beschloß auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine Anfrage der SPD-Fraktion, in der der Magistrat gebeten wird, zu prüfen, wie dieser denkmalgeschützte Turm einem größeren Publikum geöffnet werden kann.

Der Turm ist heute nur notdürftig gedeckt, die Fensterhöhlen starren den Betrachter an, und der Wind pfeift durch das Gemäuer. Da das Teilstück einer mittelalterlichen Mauer sehr versteckt auf dem Hinterhof eines Privatgeländes liegt, ist eine Betrachtung des Bauwerkes auch von außen nur möglich, wenn der Besitzer sein Einverständnis gibt.

Zusammen mit dem Kuhhirtenturm könnte der alte Wohnturm ein Ensemble bilden, mit dem die "Wehrhaftigkeit der alten Dorfstruktur Sachsenhausens" gezeigt werden könnte, erläuterte dazu Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat, den Antrag seiner Partei.

Unklar blieb jedoch in der Sitzung, welche Nutzung sich die SPD für das Gebäude künftig vorstellt. kan

Tatsächliches Alter Sachsenhausens ist unklar: 1193 erstmals erwähnt

SACHSENHAUSEN. Die erste urkundliche Erwähnung Sachsenhausens erfolgte am 29. März 1193. An diesem mittelalterlichen Frühlingstag schenkte Kaiser Heinrich VI. einem Hospital in der Nähe der "Alten Brücke" ein kaiserliches Gut am Frauenweg. Dieses Hospital war von dem Reichsbeamten Cuno von Münzenberg zusammen mit einer Kirche errichtet worden. Die Tatsache, daß es zu frühmittelalterlicher Zeit bereits ein Krankenhaus in Sachsenhausen gegeben hat, läßt auch die Vermutung zu, daß dort zu diesem Zeitpunkt schon eine größere Ansiedlung bestanden hat. In der ersten Urkunde Sachsenhausens ist ebenfalls erwähnt, daß die Hospitalbrüder seit jenem März jeden Tag einen Wagen voll "Urholz" aus dem Reichswald Dreieich entgegennehmen durften. Gemäß dieser Urkunde feiert Sachsenhausen 1993 800jährigen Geburtstag.

Über das tatsächliche Alter Sachsenhausens liegen aber keine gesicherten Daten vor. Die Historiker gehen jedoch davon aus, daß die linksmainische Vorstadt Frankfurts auf eine Zwangsansiedlung besiegter Sachsen durch Karl den Großen zurückgeht, also rund 400 Jahre älter ist. Auch die Legende, nach der Karl der Große auf der Flucht vor einigen siegreichen Sachsen einen Übergang durch den Main von einer Hirschkuh gewiesen bekam, enthält einen versteckten Hinweis auf Sachsenhausen: Denn die Sage könnte sich nach Ansicht der Frankfurter Historikerkommission um den Tatbestand ranken, nach dem die beiden Endpunkte der Furt am Main nach den beiden Volksstämmen benannt wurden, die sich am Mainufer gegenüberstanden: die Franken und die Sachsen.

Als "denkbar" sehen die Geschichtsforscher aber auch jene Version an, nach der der Name Sachsenhausens auf den königlich-fränkischen Gefolgsmann Saxo zurückgeht, der dort einen Adelshof bewirtschaftete. kan

Tengelmann Wenig Aussicht für die Kunden

FRANKFURT A. M. "Wir können nur an die Unternehmen appellieren, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken", sagte Gabriele Eick, Vorsitzende der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, auf Anfrage zu den Möglichkeiten der Stadt, Einfluß auf die Entscheidung der Tengelmann-Gruppe auszuüben, die einige der kürzlich aufgekauften Schade-Märkte zu Plus-Märkten umgebaut hat.

Anwohner in Praunheim, Höchst und Goldstein hatten sich über eine Abwertung des Sortiments beklagt und vor allem den Entschluß kritisiert, die Frischkäse- und Fleischtheken abzuschaffen. Von der Wirtschaftsförderung wird zur Zeit die Situation in den betroffenen Wohngebieten untersucht, erklärte Gabriele Eick weiter. Sie könne aber nur die Chancen bei dem Unternehmen ausloten, die Entscheidung zurückzunehmen, keineswegs jedoch das "unternehmerische Risiko" tragen.

Betroffen sind nach Kenntnis der Wirtschaftsförderung vor allem die Anwohner der Heinrich-Lübke-Straße in Praunheim und die Anlieger des Alemannen- und Langobardenwegs in Höchst. Besonders hart traf die Entscheidung der Tengelmann-Gruppe mit Sitz in Mülheim an der Ruhr jedoch die Anwohner in Goldstein Süd: Sie müssen nun wegen fehlender Nahverkehrsverbindungen entweder einen Fußmarsch von rund zwei Kilometern zum nächsten Supermarkt in Kauf nehmen oder für ihre Besorgungen bis nach Schwanheim oder Niederrad ausweichen. Für die Menschen in der Altenwohnanlage "Am Eiskeller" ist dieser Weg oft zu weit, sie müssen zwangsweise auf Frischware verzichten.

Im August hatte die Pressesprecherin der Tengelmann-Gruppe, Rosemarie Baumeister, Klagen über Versorgungsprobleme zurückgewiesen: "Das Plus-Sortiment bietet eine Reihe von vorgepackten Fleisch-, Wurst- und Käsewaren, die eine weitestgehende Versorgung abdecken", erklärte sie der Stadtteil-Rundschau auf Anfrage. kan

An Koordinierung fehlt es VHS-Kurs: Ideen für 800-Jahr-Feier Sachsenhausens

SACHSENHAUSEN. Die 800-Jahr-Feier der Gründung Sachsenhausens rückt unerbittlich näher, und bislang gibt es nur sehr wenig Ideen und Vorstellungen wie dieses Ereignis im Vorfeld der 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt begangen werden soll. "Sachsenhausen - näher betrachtet" ist der Kurstitel der Volkshochschule (VHS), deren Mitglieder seit einiger Zeit Ideen sammeln, wie das Fest gestaltet werden könnte. Unter dem Motto "Kooperation, Partnership und Sponsoring" wollen sie selbst einige ihrer Vorschläge umsetzen, wenn das große Fest tatsächlich zustande kommen sollte.

Unter der Leitung von Brigitte Jacobs wollen die Mitglieder des VHS-Kurses vor allem eine Reihe von Ausstellungen vorbereiten. Die Themen "Alt-Sachsenhausen" und "Türen und Tore in Sachsenhausen" sollen dem Publikum vorgeführt werden, eine weitere Schau soll an Gedenksteine und Gedenktafeln erinnern, und die Geschichte der Schweizer Straße könnte ebenfalls dokumentiert werden.

Schon seit einiger Zeit "basteln" die Kursteilnehmer an einem Kalender, der die Geschichte der drei "Sachsenhäuser Nationalgetränke" Wein, Apfelwein und Bier nachzeichnen soll (die Stadtteil- Rundschau berichtete). Weiterhin sind die VHS-Teilnehmer dazu bereit, einige Begehungen des Stadtteils vorzubereiten.

Doch die Kursteilnehmer hatten noch weitere Einfälle: So sollten in den Affentorhäusern Lesungen und Gespräche zu unterschiedlichen Themen und Fragestellungen möglich gemacht werden. In der Bezirksbibliothek am Lokalbahnhof könnte ein Fotoquiz unter dem Titel "Wer erkennt Sachsenhausen im Foto?" veranstaltet werden, und die Banken könnten aus ihrem Metier etwas beitragen: Es wäre für die Geldinstitute sicher leicht, eine Veranstaltung mit dem Titel "Die Anfänge des Geldgeschäftes im historischen Zusammenhang" vorzubereiten.

In der Sachsenhäuser Warte sollten Mundartlesungen an die sprachlichen Wurzeln der Einwohnerschaft von "Dribbdebach" erinnern, so lautet ein weiterer Vorschlag der Kursteilnehmer. Auch die Theater der Stadt Frankfurt könnten einige Stücke mit Sachsenhäuser Bezug in Form von sonntäglichen Matinees in den Spielplan aufnehmen: So würde der "Fettmilchaufstand" oder der "Sturm auf die Affentorhäuser" ein "Comeback" feiern. Selbstverständlich sollten die großen Frankfurter Museen vom Architekturmuseum über das Postmuseum bis zum Straßenbahnmuseum in ihren Fundus greifen und kleine Ausstellungen mit Sachsenhäuser Bezug vorbereiten, schlagen die Mitglieder des seit 1981 bestehenden Kurses vor.

"Die große Anzahl von Anregungen macht es aus unserer Einschätzung erforderlich, eine Koordinationsstelle einzurichten", meint Brigitte Jacobs. Doch eine derartige Instanz besteht zur Zeit nicht, klagen nicht nur die Teilnehmer des VHS-Kurses, und es hat sich bislang auch noch niemand bereit erklärt, diese Funktion zu übernehmen. Alle früheren Versuche, die 800-Jahr-Feier von "langer Hand" sorgfältig vorzubereiten, sind bislang im Sande verlaufen - jetzt werden Schnellschüsse fällig. kan

Aus dem Geschäftsleben: Cavallino Rosso Schnell wie ein Ferrari

NORDEND. Das Emblem über der Tür des "Cavallino Rosso", des neuen italienischen Bistro-Restaurants am Oeder Weg, noch in Sichtweite vom Eschenheimer Tor, kann seine Ähnlichkeit zum schwarzen Ferrari-Hengst nicht verleugnen. "Einer meiner Freunde fährt den 348 TS, das brachte mich auf die Idee des roten Pferdchens", schmunzelt Giancarlo Barattini, der Besitzer des Restaurants - stiller Teilhaber ist Benito Lauda, der die gleichnamige Gaststätte in der Freßgaß sein eigen nennt.

Im Cavallino werden ab 9 Uhr Panini zum Frühstück gereicht, ab 12 Uhr wartet der Mittagstisch, und die Zeit vom frühen bis späten Nachmittag bis zum Diner kann der Gast bei Kaffee und Kuchen verbringen - der Koch Giuseppe erfüllt von 18 Uhr bis 23 Uhr jeden Wunsch.

Umgeben von blütenweißen, gestärkten Tischdecken, dem glänzenden weißen Steinboden und einem weitläufigen, hellen Raum, begrüßt Giancarlo die Gäste meist persönlich, Anna und Franco sorgen für den freundlichen Service.

Das Cavallino will sich allerdings nicht als Nobelschuppen verstanden wissen. Trotz des ansprechenden Ambientes sollen gerade auch Gäste sich angezogen fühlen, die einen schnellen Espresso wollen oder den Hunger zwischendurch verspüren, daher der Beiname Bistro. "Niemand wird hier zu zwei Gängen gezwungen", versichert Giancarlo. Eher verführt, denn nach dem kleinen gemischten Salat, der ersten und alles entscheidenden Klippe jeder Küche, ist der Gourmet von der Frische der Zutaten und dem eleganten Dressing derart verzaubert, daß nur noch ein Ucceletto helfen kann, die kurzgebratenen Filetspitzen vom Rind und vom Kalb an Austernpilzen und jungen Bohnen - ein Gedicht.

Doch auch der Gourmand, eher am gutgefüllten Magen interessiert, kommt bei Giancarlo auf seine Kosten, die die Variation verschiedener Paste ist vortrefflich, die Saucen pikant bis perfekt. Ganz zu schweigen vom exzellenten Service.

Ähnlicher Ansicht sind offenbar die Kunden der telefonischen Vorbestellung. Wie mit dem Ferrari gekocht, kann alles auf der Karte in kürzester Zeit zum Mitnehmen bereitet werden, während man ein Schwätzchen mit dem Padrone hält. Die Pizzas bestechen durch den knusprigen Teig und deren breite Palette, von Frutti di Mare bis Salami.

An offenen Weinen empfiehlt sich der Pinot Grigio, Flaschenweine werden wöchentlich neu positioniert. Auch der Mittagstisch wechselt jeden Tag, und selbst persönliche Wünsche können berücksichtigt werden, ein Recht, das die Stammkunden seit einigen Wochen rege in Anspruch nehmen. Im übrigen sei bemerkt, daß Tiramisu süchtig machen kann. zol

Materialermüdungen führten zur Katastrophe Ein Jahr nach der Explosion eines Wasserstofftanks bei Heraeus steht die Unglücksursache fest

HANAU. Am frühen Samstagmorgen des 5. Oktober 1991 wurden die 90 000 Einwohner Hanaus - und auch die der weiten Umgebung - jäh aus ihrem Schlaf gerissen. Um 5.12 Uhr erschütterte eine Detonation die Innenstadt, deren gewaltige Druckwelle Dächer abdeckte; Tausende Fensterscheiben zerbarsten und ganze Häuserzeilen wankten. Die Explosion eines Wasserstofftanks bei der Heraeus Quarzglas, einem der weltweit führenden Lichtwellen- und Halbleiterproduzenten für die Elektronikindustrie, legte große Teile des Werksgeländes in Trümmer und verwüstete die benachbarte Wohngegend. 23 Menschen wurden damals verletzt und 340 zeitweise obdachlos. Seit gestern steht die Ursache fest: "Auffälligkeiten bei der Herstellung der Tanks" - kombiniert mit weiteren technischen Unwägbarkeiten und der Folge unerwarteter "Materialermüdung". Die Folgen der Explosion sind hingegen noch lange nicht beseitigt.

Ein Jahr lang dauerten also die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Hanauer Staatsanwaltschaft. Nach einem Gutachten des TÜV-Rheinland war auch das Berliner Bundesamt für Materialforschung (BAM) in die Untersuchungen eingeschaltet worden. Die erste Annahme, ein undichtes Ventil habe die Detonation ausgelöst, hatten die Experten schon bald verworfen. "Materialermüdung" des 16 Jahre alten Wasserstofftanks erschien von Anfang an wahrscheinlicher.

BAM und Hanauer Staatsanwaltschaft präsentierten am gestrigen Montag die Ergebnisse der aufwendigen Untersuchungen. Demnach hatte sich an einer Schweißnaht des zylinderförmigen Tanks "konstruktionsbedingt" ein wenige Millimeter langer Riß gebildet, der im Laufe der Zeit - 1500mal ist der Tank insgesamt befüllt worden - und auch bedingt durch eine chemische Reaktion von Wasserstoff und Stahl immer tiefer wurde und zum Schluß nahezu die gesamte, 22 Millimeter starke Haut des Tanks durchdrungen hatte. Insofern kam es zu der Detonation "ohne äußeren Anlaß". Das BAM-Gutachten wird nun an sämtliche Sozialministerien und TÜVs gehen, technische Vorschriften werden daraufhin vermutlich zu ändern sein.

Die Detonation hatte die 2,2 Zentimeter dicken Wände des Stahltanks, der 30 Minuten zuvor aufgetankt worden war, wie Papier zerfetzt. Die Druckwelle der nachfolgenden Explosion zerstörte 30 Prozent der Heraeus-Firmengebäude. Während der Nachtschicht hatten sich nur zwölf und nicht wie tagsüber 800 Mitarbeiter auf dem Werksgelände befunden. Uhrzeit und Tag - es war das verlängerte Wochenende nach dem "Tag der deutschen Einheit" - sind für Fritz Rindt noch heute eine Verkettung glücklicher Umstände, "die verhindert haben, daß noch mehr passiert ist". Der Leiter der Heraeus-Energieversorgung ist ebenso wie sein Kollege Werner Ponto, Chef des Bereichs Zwischenproduktion, seit einem Jahr mit dem Wiederaufbau beschäftigt.

Entgegen erster Firmenschätzung fiel der Schaden geringer als erwartet aus. Die Heraeus-Holding spricht heute von unter 100 Millionen Mark. Einen genauen Überblick hat die Firmenleitung jedoch noch nicht. Noch laufen die Reparaturarbeiten an Gebäuden und Maschinen. Einige zerstörte Hallen sind noch nicht abgerissen oder wiederaufgebaut. "Das wird noch zwei bis drei Jahre dauern, bis alles wieder steht", so Werner Ponto. Für einige Produktionsbereiche müssen neue Bau- und Bundesimmissionsschutzgenehmigungen eingeholt werden.

Direkt umorganisiert wurde allerdings die Versorgung mit Wasserstoff, der für die Quarzschmelze benötigt wird. Statt eines großdimensionierten Tankbehälters ist Heraeus nun auf eine Trailerlösung mit kleinen Wasserstoff-Flaschen umgestiegen. Betreiber und Lieferant ist wiederum Messer-Griesheim. "So ein Tank, wie er bei uns explodiert ist, wird nirgendwo mehr aufgestellt werden", ist sich Werner Ponto sicher. "Die Behörden sind sensibilisiert." In einem hessenweiten Crash-Programm der Landesregierung waren alle Tanks ähnlichen Typs nach Produktion ging weiter dem Unglück auf ihre Sicherheit geprüft worden. Eine Änderung der Genehmigungspraxis ist angekündigt.

"Der finanzielle Schaden hat Heraeus nicht erschüttert", sagt Firmensprecher Rolf Schrank. Ein Großteil ist durch Versicherungen abgedeckt. "Doch der Mehraufwand", so Werner Ponto, "um die Produktion weiterlaufen zu lassen und die Qualität zu halten, ist da nicht drin." Unklar ist heute noch, ob die Firma ihre bisherigen Anteile auf dem Halbleiter und Lichtfasermarkt halten konnte. Die Produktion stand zwar nicht still, weil einige Bereiche in Provisorien oder Zweigwerke der Umgebung und in die USA ausgelagert werden konnten, doch fürchtet man, daß sich einige Stammkunden nach der Explosion auch bei der Konkurrenz umschauten. Fritz Rindt: "Die Folgen werden erst in Monaten sichtbar werden."

Die lange ungeklärte Explosionsursache - die Prüfung der strafrechtlichen Konsequenzen beginnt erst jetzt - ließ nicht nur die Haftungsfrage unbeantwort, sondern auch die Regulierung der Schäden in der Umgebung nur schleppend vorankommen. 1415 Schadensmeldungen gingen allein bei der Hessischen Brandkasse nach dem Unglück bis heute ein. Das Ausmaß der Zerstörung im Hanauer Stadtgebiet schätzt die Versicherung auf rund 45,5 Millionen Mark. Die Abrechnung, so Sprecher Michael Grath, ist jedoch noch immer nicht abgeschlossen.

Wenn überhaupt übernahmen viele Versicherungen für die Schäden an Wohnungen und Gebäuden nur eine Zwischenfinanzierung. Die Frankfurter Wohnungsbaugesellschaft "Nassauische Heimstätte", die mit am stärksten von der Explosion betroffen war, beziffert ihre Gebäudeschäden auf mehrere 100 000 Mark. 40 Wohnungen der Gesellschaft waren zerstört.

Viele Mieter oder Besitzer beschädigter Wohnungen warteten zum Teil wochen- und monatelang auf die Reparatur von Fenstern und Türen, weil die Handwerker überlastet waren. Noch heute gibt es zahlreiche Streitigkeiten wegen Forderungen nach Mietminderungen.

Die Hanauerin Roswitha Fischer-Rosa, deren Sohn durch umherfliegende Glassplitter ein halbes Ohr verlor, kämpft wie zwei weitere Hanauer Bürger seit einem Jahr um Schmerzensgeldzahlungen. Ob sie Aussicht auf Erfolg haben, ist ungewiß. ASTRID LUDWIG

Aus dem Geschäftsleben Neue Verwaltung für deutsche Landwirte

RÖDELHEIM. Ihr neues Verwaltungsgebäude konnte dieser Tage die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft in der Eschborner Landstraße 122 in Rödelheim beziehen (die FR berichtete). Der Architekt Günter Meiler entwarf einen unaufdringlichen, sechsstöckigen Backsteinbau mit großen Fensterflächen.

Der 24 Millionen Mark teure Stammsitz bietet auf zwei Flügeln 16 000 Quadratmeter Fläche, Konferenzräume auf jedem Geschoß sowie einen Sitzungssaal für 170 Personen.

Bürgermeister Hans-Jürgen Moog begrüßte in seiner Festrede die Standortwahl der Gesellschaft. Frankfurt biete am Vorabend des europäischen Binnenmarktes ideale Bedingungen. Der Staatssekretär des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Scholz, beleuchtete dagegen die Bedeutung der DLG für die neuen Bundesländer und Osteuropa.

Die durchschnittliche Betriebsgröße werde zwar abnehmen, aber dennoch sehr erheblich über der im alten Bundesgebiet liegen: "Der Strukturwandel wird in beiden Teilen unseres Landes für einige Zeit mit umgekehrten Vorzeichen verlaufen, denn in den alten Bundesländern werden sich die Betriebe schneller als bisher vergrößern."

Hier liege eine Herausforderung für die Gesellschaft, deren Beratungskompetenz dringend benötigt werde. zol

Ambulante Krankenpfleger satteln um Am Stau vorbei zu den Patienten: ZAK Frankfurt schaffte zehn neue Fahrräder an

FRANKFURT A. M. Einen Spitznamen haben sie noch nicht. Anbieten würde sich beispielsweise "radelnde Krankenpfleger" oder "Pflegerinnen auf Pedalos", sogar ein Stabreim wäre möglich: "Sausende Schwestern". Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird, Tatsache ist: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der evangelischen Zentrale für ambulante Krankenpflege (ZAK) Frankfurt werden einen Teil ihrer Aufgaben künftig umwelt- und nervenschonend mit dem Fahrrad erledigen.

Kürzlich überreichte Dietrich Giehring vom Hessischen Sozialministerium der ZAK Frankfurt in Bornheim zehn neue Fahrräder. Die Zweiräder wurden zu 50 Prozent vom Land Hessen finanziert, die andere Hälfte steuerte der Evangelische Regionalverband bei. Aufgereiht vor dem Brunnen in Alt-Bornheim standen die zehn "Flitzer" mit Fünf-Gang-Schaltung, mit der es in der flachen City ebenso flott vorangeht wie an der gefürchteten Steigung am Sachsenhäuser Berg. Der "Dienst mit dem Fahrrad" ist für die Schwestern und Betreuer des ZAK nichts Ungewöhnliches mehr. Die mit Beinkraft betriebenen Fahrzeuge ergänzen bereits seit geraumer Zeit den Fuhrpark von 90 Dienstwagen der ZAK.

Damit wird nicht nur dem Umweltschutz Rechnung getragen. Inzwischen haben immer mehr Mitarbeiter das Fahrrad als rasches Fortbewegungsmittel schätzen gelernt: "In den Hauptverkehrszeiten düsen wir mit dem Rad an jedem Stau vorbei", versicherten die Schwestern. Bedingung ist natürlich, daß keine schweren Geräte transportiert werden müssen; gutes Wetter und kurze Wege sind zwar nicht zwingend notwendig, aber willkommen, geben die Radler zu.

Die Zentrale für Ambulante Krankenpflege wurde in Zusammenarbeit mit den einzelnen Kirchengemeinden und dem Evangelischen Regionalverband unter finanzieller Beteiligung der Stadt Frankfurt gegründet. Die Organisation betreut alte und kranke Menschen zu Hause, in der eigenen Wohnung. Da die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen alle ausgebildete Krankenpfleger sind, konzentrieren sich die Aufgaben der ZAK auch in erster Linie auf die medizinische Betreuung.

Zu dieser Hilfe zählen beispielsweise Waschen, Betten und Vorbeugemaßnahmen bei schwerkranken Patienten, die Schwestern der ZAK dürfen nach ärztlicher Verordnung Spritzen setzen und Verbände anlegen. Auch Kurse in häuslicher Krankenpflege und der Verleih von entsprechenden Hilfsmitteln - wie Rollstühlen, Badehilfen und ähnliches - gehören zum Angebot des Vereins.

Um das knappe, gut geschulte Personal möglichst effektiv einsetzen zu können, hat die ZAK ihre Hilfeleistungen allerdings klar begrenzt: Wohnung putzen, komplette Mahlzeiten kochen, Behördengänge übernehmen - all das sind Aufgaben, die von den ambulanten Pflegern nicht übernommen werden. "Wir arbeiten aber eng mit den anderen Sozial- und Pflegeverbänden in Frankfurt zusammen, so daß wir bei Bedarf die zuständigen Verbände einschalten können", betonte Edith Ziehn. *rea

Hyundai- Euro-Service

Obwohl der koreanische Automobilhersteller Hyundai erst seit Anfang dieses Jahres auch in Deutschland mit einem Importeur etabliert ist, gibt es ab sofort einen Europaumfassenden Pannendienst. Dieser garantiert Mobilität rund um die Uhr für alle Hyundais, die nicht älter als drei Jahre oder maximal 100 000 km Fahrleistung auf dem Tacho haben. Abschlepp-, Hotel- und Mietwagenkosten werden dabei bis zu einem bestimmten Höchstsatz erstattet. Detaillierte Informationen und Bedingungen gibt es beim Markenhändler. li

Nachrüst-Kat spart immer noch Steuern

Auch nach dem Stichtag 31. Juli 1992, als das Finanzamt den Steuersäckel für umweltbewußte Bürger geschlossen hatte, lohnt es sich immer noch, ältere Autos mit einem Nachrüst-Katalysator auszustatten. Zwar fallen die Umrüstprämien weg, aber der günstigere Steuersatz, der für Kat- Autos gilt (13,20 DM pro 100 ccm Hubraum), wird auch nach dem 31. Juli gewährt. Fahrzeuge ohne Katalysator zahlen den erhöhten "Straf"-Steuersatz von 26,60 DM pro 100 ccm Hubraum. Zudem ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt der Trend zu bemerken, daß für Nicht-Katalysator-bestückte Fahrzeuge erhebliche Preisabschläge zu verzeichnen sind. li

Scheiben klar

Nicht nur beim alljährlichen Frühlingsputz sollte man die intensive Reinigung der Windschutzscheibe selbst übernehmen. Das meint der Frankfurter Augenarzt und Rallyefahrer Dr. Werner Bokkelmann in seinem Buch "Auge, Brille, Auto". Er verlangt sogar: "Die Windschutzscheibe bedarf mindestens jeden zweiten Monat einer gründlichen Generalreinigung der Außen- und Innenseite!"Bei Tageslicht kaum wahrnehmbare Schmutzschleier, Fett- und Ölfilm verhindern nämlich bei Nachtfahrt drastisch das Kontrastsehen. Die Lichtstrahlen der Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge "erhellen" auf der Winschutzscheibe haftende kleinste Schmutzpartikelchen und die feinst verteilten Öltröpfchen. Es entsteht Streulicht: Vor den Augen des Fahrers liegt dann praktisch ein leichter Lichtschleier, durch den er hindurchblicken muß. Wasser genügt nicht zur totalen Reinigung. Öl- und Fettsubstanzen als Insektenrückstände oder von der Fahrbahn aufgewirbelt, haften penetrant auf der Scheibe. Dagegeben hilft am besten Bimsmehl (nicht zu verwechseln mit Bimsstein!), ein alkalisches Kreide- Putzmittel, das in jeder Drogerie zu haben ist. Mit einem trockenen Lappen über die Scheibe gerieben, vollbringt es wahre Wunder und entfernt selbst die hartnäckigsten Schmutz-, Öl- und Fettschichten, aber auch Nikotin- und Weichmacherkondensate auf der Innenseite der Scheibe. Doch zunächst wird die Windschutzscheibe ganz normal gewachsen , getrocknet und erst dann mit dem Bimsmehl behandelt. Möglichst feucht nachwischen. lin

Sicherheitstraining für junge Neuwagenkäufer

Die deutsche Automobilindustrie und auch die im VDIK zusammengeschlossenen Importeure bieten jedem jungen Neuwagenkäufer (zwischen 18 und 25 Jahren) ein kostenloses Sicherheitstraining an. Der Gutschein im Wert von 100,- DM berechtigt zur Teilnahme eines Verkehrssicherheitstrainings, das von den Automobilclubs, der Deutschen Verkehrswacht und dem TÜV Rheinland nach den einheitlichen Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrates durchgeführt werden. Besonderes Augenmerk wird dabei gelegt auf Bremsen- und Kurventechnik, vorausschauendes Fahren und Abschätzung von drohenden Gefahren. Der Gutschein (der von den jungen Käufern gezielt angefordert werden sollte) kann innerhalb von zwei Jahren nach dem Kaufdatum eingelöst werden. Zur Zeit stehen 45 feste Übungsplätze zur Verfügung und 16 mobile Einheiten (die in Kürze noch verdoppelt werden sollen). Die Initiative dieser Gutscheinaktion geht zurück auf die "Aktion Junge Fahrer", mit der die Deutsche Verkehrswacht e. V. Führerscheinneulinge für die Gefahren der Straße sensibilisieren wollen. Aber auch allen jungen Leuten, die sich kein neues Auto leisten können, sei die Investition eines Fahrerlehrgangs geraten: Nur wer die Gefahren erkannt hat, kann sie gut (und gesund) überstehen! G.S.B.

Gewicht kostet Kraftstoff

Wie der Automobilclub "Kraftfahrer- Schutz" feststellte, kosten je 10 kg zusätzliches Autogewicht auf 1000 km etwa einen Liter Kraftstoff. Für Umwelt- und kostenbewußte Automobilisten bedeutet das: keinen unnötigen Ballast im Auto mitschleppen. Auch der leere Surf-Träger auf dem Auto bringt im Herbst keinen Prestigegewinn mehr, sondern kostet - weil der die Aerodynamik stört - nur zusätzlich Kraftstoff und ist für störende Windgeräusche verantwortlich.

Es ist immer wieder erstaunlich, was sich alles im Sommer so im Fahrzeug ansammelt. Jetzt ist es an der Zeit, Unnötiges auszumustern. Das spart Kraftstoff. li

Zuviel Öl schadet dem Katalysator

Öl ist wichtig für die Schmierung des Motors, aber zu viel davon ist schädlich für den Katalysator. Die DEKRA empfiehlt, beim Ölwechsel oder Nachfüllen die Höchststand-Markierung auf keinen Fall zu überschreiten. Das "Zuviel" wird in den Brennraum gedrückt und kommt unverbrannt zum Katalysator. Dadurch wird die Edelmetallbeschichtung des Katalysators beschädigt, außerdem kann das Öl im Kat nachbrennen und ihn damit zerstören. li

Im Gänsemarsch

Ein erfindungsreicher Zeitgenosse soll ihn schon vor Jahren entwickelt haben, den zusammenklappbaren Parkplatz. Allerdings scheiterte die Erfindung letzten Endes an der schlichten Tatsache, daß man zum Aufklappen ein genügend großes Stück Straßenfläche benötigte . . . Spaß beiseite: Wer in dicht besiedelten Stadtteilen spät abends einen Parkplatz sucht, wünscht dem unbekannten Erfinder im nachhinein noch den Erfolg. Statt dessen registriert er zugeparkte Ekken und Bürgersteige, die von den sonst allgegenwärtigen Ordnungshütern stillschweigend toleriert werden. Hat sogar die Hilfspolizei in den citynahen Wohngebieten vor der Blechlawine kapituliert?

Man darf gespannt sein, wie sich die Anwohner-parkausweise bewähren, die allenthalben eingeführt werden.

Damit keine falschen Hoffnungen aufkommen: Ein Anrecht auf einen Parkplatz vor der Haustür erwirbt der Anwohner damit nicht, aber vielleicht besinnt er sich auf die eigenen Füße, die man zur Not auch mal für einen zehnminütigen Fußmarsch vom nächsten Parkplatz bis nach Haus benutzen kann. Manch einer bemerkt bei dieser Gelegenheit sogar, wie schwer sich eine Mutter mit Kinderwagen und Einkaufstüten tut, sich an rücksichtslos auf dem Gehweg geparkten Vehikeln vorbeizuquetschen, und anderen kommt gar die Erkenntnis, daß der nächste Familienspaziergang notgedrungen im Gänsemarsch stattfinden muß. gth

Bekannte Schäden nutzen nur der Versicherung

Wer bei der gesetzlich vorgeschriebenen technischen Hauptuntersuchung wegen "erheblicher Mängel" die begehrte Prüfplakette für das Auto nicht bekommen hat, sollte diese Mängel unverzüglich beheben lassen, auch wenn man bekanntlich zwei Monate Zeit hat, wieder vorfahren zu müssen. Darauf weist die DEKRA hin. Sollte nämlich aufgrund dieser Mängel (von denen der Fahrer dann ja sogar schriftlich Kenntnis hat) ein Unfall geschehen, sind die Versicherungen berechtigt, die Zahlungen zu verweigern oder stark einzuschränken.GSBEin Jahr nach dem Heraeus-Unglück: Spuren der gewaltigen Detonation sind noch immer sichtbar Frauen mußten monatelang winzige Bruchstücke des Quarzrohstoffs bei Neonlicht aussortieren/ Extreme Bereitschaft der Belegschaft/"Bei allen Gefühl des Zusammenhaltens geschaffen"

HANAU. Noch immer sind die meisten Gebäude eingerüstet, müssen Fenster eingebaut und Türen verglast werden. An vielen Hallen ersetzen Bretterverschläge herausgerissene Wände. Am Werkseingang zu Heraeus Quarzglas, rund 200 Meter vom Explosionsherd entfernt, sind die Spuren der Detonation noch immer sichtbar. Auch ein Jahr nach dem verheerenden Unglück in den frühen Morgenstunden des 5. Oktober sind nicht alle Schäden auf dem Firmengelände beseitigt. Bis alles wieder steht, schätzt Heraeus-Bereichsleiter Werner Ponto, werden noch zwei bis drei Jahre vergehen.

Die bei der Explosion vollständig zerstörte Versandhalle, das Gebäude für den Einkauf und das Graphit-Lager sind zum Teil noch gar nicht abgerissen oder wieder aufgebaut. Den Schwerpunkt legte die Firmenleitung nach dem Unglück auf die Wiederaufnahme der Produktion, um keine Kunden zu verlieren. Bei der Mutter WC Heraeus wurden für Produktionsprovisorien Räume zur Verfügung gestellt und Hallen im Umkreis angemietet. Die Filiale in Kleinostheim, die teilweise schon bezugsfertig war und eigentlich Ende 1991 neues Domizil für die Halbleiterherstellung werden sollte, mußte Lager und Versand aufnehmen.

So bietet das Areal am unmittelbaren Explosionsherd auch heute noch ein Bild der Zerstörung. Halbeingerissene Gebäudewände stehen auf planiertem Grund, der mit Bauschutt aufgefüllt wurde. Zum Teil ragen noch die Fundamente der Hallen heraus, die dort vor dem 5. Oktober einmal standen. Für die Mitarbeiter der Quarzrohstoff-Aufbereitung wurden Container aufgestellt. Doch ein Teil des Gebäudes ist schon wieder nutzbar. Für die 25 Frauen, die schon sechs Wochen nach der Detonation dort ihre Arbeit wieder aufgenommen haben, waren die vergangenen Monate vor allem durch Überstunden und erschwerte Bedingungen gekennzeichnet. Da alle Fenster zerborsten und mit Holz verkleidet waren, arbeiteten die Frauen bis vor vier Wochen ausschließlich bei Neonlicht, erzählt Renate Schäfer.

Eine für die Augen anstrengende Arbeit. Sie sortiert wie die übrigen Kolleginnen die winzigen Bruchstücke des Quarzrohstoffs aus, die nicht 100prozentig den Qualitätsanspruchen genügen.

Monatelanges überdurchschnittliches Engagement zeigten auch die Arbeiter der Betriebswerkstatt, für die es trotz zerstörter Halle keinen Arbeitsstopp gab. Sie mußten all die Maschinen reparieren, die die Explosion ohne Totalschaden überstanden hatten. Bis in den Mai hinein arbeitete Werner Langer, Vorarbeiter in der Kunststoffschlosserei, zehn Stunden am Tag, auch jeden Samstag. Er war bei den allerersten Aufräumarbeiten wenige Stunden nach der Explosion schon dabei. In den ersten Tagen, erzählt er, hatte er noch Angst, durch das Unglück vielleicht arbeitslos zu werden. Seit 25 Jahren ist Langer bei Heraeus beschäftigt. "Das Unglück und die Arbeit danach", meint er, "hat bei allen ein Gefühl des Zusammenhaltes geschaffen."

Werner Ponto und sein Kollege Fritz Rindt, Leiter der Betriebswerkstätten, loben die "extreme Bereitschaft der Mitarbeiter". Nachdem viele Mitarbeiter aufgrund der Zerstörungen zunächst nach Hause geschickt werden mußten, waren 90 Prozent der Belegschaft in Februar wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Die Kollegen, die in der Rotosil-(Quarzsand-)Schmelze arbeiten, sind seit Mai wieder zu den normalen Bedingungen tätig. Ihr Gebäude wurde vollständig saniert und zugleich modernisiert. Zusatzinvestitionen, die durch den "Knall", so Ponto, in nicht unerheblichem Ausmaß bei Heraeus anfallen. Viele Modernisierungsarbeiten standen ohnehin an, aber laut Rindt "nicht so schnell und nicht alle auf einmal". Die Versicherung zahlt in diesem Fall nicht. Auch nicht die Kosten, die durch technische Neuauflagen anfallen. So war etwa der zerstörte Lagerbereich für die Säuretechnik zwar nach der alten Genehmigung noch erlaubt, aber nicht mehr Stand der Technik. Neu zu beantragende Genehmigungsverfahren kosten Heraeus jetzt Zeit und auch Geld. ASTRID LUDWIG

Hände weg von der Bremsflüssigkeit

"Alkohol und Auto - nie", so prangt es von manchem Kneipen-Plakat. Richtig - aber es gibt auch Alkohol im Auto, der sehr wichtig für die Fahr-Sicherheit ist. Die Bremsflüssigkeit. Sie besteht vorwiegend aus Alkoholen mit leicht schmierenden und pflegenden Zusätzen. Sie hat die Aufgabe, den Bremsdruck vom Bremspedal auf die Bremsbacken oder -klötze zu übertragen, wobei sehr hohe Temperaturen entstehen. Leider ist diese Spezialflüssigkeit stark hydroskopisch und verliert mit der Zeit seinen hohen Siedepunkt (290 Grad). Dann wird's brenzlich: Beim Bremsen verdampft das eingedrungene Wasser, bildet Dampfblasen im System, die sich komprimieren lassen und deshalb kaum noch Druck übertragen. Der Erfolg: Man tritt wie in einen Wattebausch.In der Regel sollte man die Bremsflüssigkeit spätestens alle zwei Jahre vom Spezialisten, sprich der Fach-Werkstatt, auswechseln lassen.

Laien-Do-it-Yourselfer seien gewarnt: Bremsflüssigkeit ist durch seine Zusätze nicht gerade gesundheitsfördernd und ein starkes Lösungsmittel. Bremsflüssigkeitstropfen oder Spritzer auf dem Lack, Kleidung und Haut können zwar (sofort) mit viel fließendem Wasser schadlos entfernt werden, aber Spritzer im Auge richten großen Schaden an. lé

Die Großraum-Limousine Voyager bietet die Voraussetzungen für den Umbau zum Behinderten-Fahrzeug. Dabei kann der Umbau für aktiv oder passiv fahrende Behinderte erfolgen. Nach dem Umbau für mitfahrende Behinderte läßt sich der hintere Teil des Wagens elektrohydraulisch absenken, über die zusätzlich eingebaute Fahrrampe kann der Rollstuhlfahrer mühelos "ein- oder ausrollen". Durch die (elektrische) Verstellmöglichkeit des Fahrersitzes macht auch das Umsteigen vom Rollstuhl zum Arbeitsplatz des Fahrers dem behinderten Selbstfahrer keine Mühe. Alle zusätzlich notwendigen Bedienelemente und Fahrhilfen können eingebaut werden. (Foto: Chrysler)

Do it yourself - Kleine Pannenhilfe

Ladekontroll-Lampe leuchtet auf: Tip: Anhalten und nachsehen. Ursachen: Keilriemen locker oder gerissen. Selbsthilfe: Nachspannen bzw. ersetzen. Weiterfahrt nur nach Reparatur möglich, da der Keilriemen meist die Kühlung antreibt. Der zusammengeknotete Nylonstrumpf hilft notfalls auch.

Öldruck-Kontroll-Lampe leuchtet auf: Tip: Sofort anhalten, Ölstand prüfen. Ursachen: eventuell Ölpumpe defekt, zu wenig Öl - speziell wenn die Leuchte im Leerlauf brennt. Selbsthilfe: Öl nachfüllen, die Sorte ist zunächst egal. Wenn Ölstand o.k. und Ursache nicht feststellbar, besteht Gefahr für den Motor. Abhilfe: Nicht weiterfahren! Sofort Pannendienst oder nächste Werkstatt benachrichtigen.Motor wird heiß, Temperaturanzeiger im Warnbereich: Tip: Heizung einschalten und anhalten, wo es Wasser gibt. Selbsthilfe: 1. Kühlwasserstand prüfen. Vorsicht! Verbrühungsgefahr! Erst abkühlen lassen, dann Lappen über Einfülldeckel, langsam öffnen und erst Druck ablassen, bevor der Deckel abgenommen wird. Wasser nachfüllen, Motor laufen lassen. Auf lecke Stellen und undichte Schläuche achten.2. Wenn Wasserstand gut ist, Ölstand prüfen, dann Öleinfülldeckel öffnen. Bei braunem Schaum am Deckel: Kopfdichtung defekt - Pannenhilfe rufen, nicht weiterfahren.3. Keilriemen locker oder gerissen. - Nachspannen bzw. ersetzen.

Anlasser dreht nicht durch: Tip: Hupe oder Licht probieren. Hupe und Licht gehen nicht: Batterie leer. Selbsthilfe: 1. Wagen im 2. Gang mit eingeschalteter Zündung anschieben, Kupplung schnell kommen lassen (gilt nicht für Wagen mit automatischem Getriebe); oder Batterie aufladen lassen. 2. Batterieanschluß oxydiert oder locker. Anschlußklemme lösen, Klemme und Pole säubern, befestigen und fest verschrauben. 3. Hupe und Licht gehen: auf Magnetschalter klopfen, Schraubenschlüssel oder Hammer, sonst: Anlasser defekt, der Wagen muß in die Werkstatt.

Anlasser dreht durch, Motor springt nicht an: Selbsthilfe: 1. Tank leer. Kontrollieren ggf. nachfüllen. 2. Motor "abgesoffen". Gaspedal voll durchtreten, nicht pumpen, anlassen, nach Anspringen Fuß sofort weg vom Gaspedal. 3. Kraftstoffmangel im Vergaser, z. B. nach längerem Stillstand. Anlasser hintereinander mehrmals betätigen. Gaspedal nur kurz betätigen. 4. Bei Einspritzern: Benzinpumpe fördert nicht. Zündung einschalten, gut hinhören, ob Pumpe summt. Wenn nicht, Sicherung prüfen, ggf. ersetzen. 5. Zündkabel lose. Zuerst an den Kerzen, dann am Verteiler und an der Spule prüfen und ggf. befestigen. 6. Feuchter Zündverteiler. Feuchtigkeit mit trockenem Lappen beseitigen, zuerst außen, dann nach Öffnen der Clips auch innen. Vorsicht: empfindlicher Kohlestift im Verteilerdeckel! 7. Feuchte Zündkerzen. Zündkerzen herausdrehen, Motor mit Anlasser durchdrehen, Zündkerzen mit Lappen oder Feuerzeug trocknen, wieder einbauen, starten.

Stromversorgung ausgefallen: Tip: Warnblinkanlage einschalten, an sicherer Stelle stehenbleiben. Geht der Warnblinker nicht, liegt der Fehler bei der Batterie.Selbsthilfe: 1. Batteriekabel abgesprungen: aufstecken und festziehen. 2. Bei allen anderen Elektrikproblemen zuerst den Sicherungskasten öffnen und Sicherungen überprüfen. Bei defekter Sicherung zuerst den zugehörigen Verbraucher und die Zuleitungen prüfen. Dann Sicherung ersetzen. Falls keine Sicherung zur Hand, tauschen, zum Beispiel heizbare Heckscheibe anstelle der Beleuchtung. Niemals überbrücken - Brandgefahr!

Gaszug gerissen: Tip: Ruhe bewahren und Auto an sicherer Stelle ausrollen lassen. Selbsthilfe: Mit einer Lüsterklemme kann man den Zug entweder wieder zusammenfügen, oder Blumendraht, Wäscheleine, Schnur damit verbinden. Das Gas wird dann von Hand durchs Seitenfenster bedient.Kupplungsseil gerissen. Tip: Wenn es während der Fahrt passiert, im entsprechenden Gang weiterfahren. Vorsichtig probieren, beim Gaswegnehmen den Gang herausnehmen. Mit etwas Übung und viel Gefühl kann man sogar schalten, vorausgesetzt, man gibt beim Herunterschalten Zwischengas und wartet beim Heraufschalten das Absinken der Drehzahl ab.

Wischer defekt: Tip: Bleibt der Wischer stehen, unbedingt anhalten und Sicherung Wischer herausziehen - sonst Brandgefahr, weil der Motor durchschmort. Selbsthilfe: Einen Apfel durchschneiden und mit der Schnittfläche über die Scheibe wischen. AvD

"Jazz for Kids" trat mit Dinosauriern auf

PREUNGESHEIM. Eine Zeitmaschine landete im Saal der evangelischen Kreuzgemeinde Preungesheim - glücklicherweise waren genügend Kinder zugegen, um sich von "Jazz for Kids" in die Urzeit zu den Dinosauriern "beamen" zu lassen. Begeistert ahmten rund 30 Kinder die Geräusche des Urwalds nach, später wurden sie auf der Bühne in die Zukunft versetzt. Dort sangen sie gemeinsam das Lied vom kleinen Raumschiff - und zwar aus vollem Halse.

"Das Wetter hat uns heute einige Besucher gekostet, normalerweise treffen sich hier über hundert Kinder", erklärte Anneliese Gad, Schriftführerin des Vereins "Kinder in Preungesheim" (KiP). Er wurde von 15 Eltern im Juni 1991 gegründet, um ein kulturelles Freizeitangebot im Stadtteil anzubieten. Heute zählt der Verein 40 Mitglieder und bietet zusammen mit dem Angebot der Stadt, "Frankfurter Flöhe", alle vier Wochen einen Termin für Kinder von vier bis zwölf Jahren an. Und die sind begeistert.

"Preungesheim ist ein wenig vernachlässigt, was Kinderprogramme betrifft", führte Anneliese Gad aus, während ihre Tochter Fides fasziniert dem Bühnengeschehen folgte. "Wir bemühen uns, mit anderen Anbietern, etwa dem Kinderbehandlungszentrum oder dem Kinderhaus der ArbeiterwWohlfahrt, ein Ergänzungsprogramm zu organisieren."

Jede Veranstaltung der "Frankfurter Flöhe" koste 300 Mark, die aus Eintrittsgeldern und Vereinsbeiträgen bestritten werden. Doch auch Spenden sind willkommen. Außerdem soll bald ein Informationsheft über das Kinderprogramm im Stadtteil herausgebracht werden.

Wer an den Angeboten des Vereins "Kinder in Preungesheim" interessiert ist, kann sich bei der Vorsitzenden Beate Lilling unter Telefon 54 31 33 melden. zol

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KULTURPANORAMA 4

Übergriffe aud Ausländer Beirat 14 verurteilt die Ausschreitungen

HARHEIM. Der Ortsbeirat 14 (Harheim) hat die Übergriffe auf Ausländer in der Bundesrepublik scharf verurteilt. "Dagegen muß man doch etwas machen", empörte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Matthias Perez. Seinen Worten ließ der Liberale Taten folgen: Er verfaßte eine Resolution gegen Ausländerfeindlichkeit, die von SPD, CDU, FDP und Grünen unterschrieben wurde. Obwohl die Stellungnahme als Dringlichkeitsantrag erst kurz vor der jüngsten Sitzung allen Ortsbeiräten vorgelegt wurde, entbrannte keine kontroverse Diskussion.

Die gemeinsame Resolution soll eine Intitialzündung haben: "Vielleicht haben Harheimer Bürger und Bürgerinnen weitere Ideen." Derzeit wird überlegt, ob das Papier auch als Flugblatt verteilt werden kann, "um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen", sagte Perez.

Die Stadtteilpolitiker stiegen nicht in die Asyldebatte ein, sondern riefen "alle demokratischen Kräfte auf, mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln, Randalierern und Radikalen entgegenzutreten". Die Ausschreitungen würden einer Menschenverachtung entspringen, "die an eine schlimme Epoche der deutschen Geschichte erinnert."Die Unterzeichner verurteilen vor allem "die Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit und das Leben von Menschen". tin

Die Stadt erwärmt sich für Sonnenkollektoren Zuschüsse bis zu 4000 Mark beim Einbau in Einfamilienhäusern

HANAU. Die Hanauer Stadtwerke unterstützen das vom Land Hessen aufgelegte Programm, um mit Sonnenenergie Warmwasser zu bereiten. Herzstück dieser Anlagen sind Sonnenkollektoren, die auf dem Dach montiert oder im Dach eingelassen werden. Wegen günstigerer Kosten und Anwendbarkeit hoffen die Stadtwerke auf eine größere Resonanz als beim abgeschlossenen Tausend-Dächer-Programm des Bundes. Dabei wandeln Zellen auf dem Dach Solarenergie direkt in Strom um.

Kollektoren funktionieren so, daß die darin erwärmte Flüssigkeit (Wasser/Glykol) eine Umwälzpumpe durch einen geschlossenen Kreis in Umlauf bringt und über einen Wärmetauscher die Energie an den Warmwasserspeicher abgibt. Reicht das Strahlungsangebot der Sonne nicht aus, wird über die konventionelle Heizung mit einem zweiten Wärmetauscher nachgeheizt. Ein eingebauter Temperaturregler entscheidet automatisch, welche Energiequelle jeweils genutzt wird.

Falk Auer von der Hanauer Sektion der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie bestätigte der FR auf Anfrage, daß als Solarflüssigkeit Propylenglykol zu empfehlen sei statt Ethylenglykol, das nierenschädigend wirkt. Für die Röhren, durch die das Glykol fließt, Aluminium zu verwenden, hält Auer für weniger problematisch als beispielsweise die Zeitschrift "Öko-Test", die das Herstellen des Aluminiums im vergangenen Mai als zu energieaufwendig kritisiert hatte. Der Langenselbolder Fachmann hingegen meint, der Stromaufwand bei der Bauxit-Aufbereitung für Aluminium sei gesunken, obgleich er immer noch höher sei als bei anderen Metallarten. Aluminium werde im Kollektorenbau mittlerweile aber weit weniger eingesetzt als Kupfer, um die Korrosionsgefahr zu mindern, erklärt der Fachmann.

Für die Speicherdämmung gibt es Alternativen mit eingefaßter Mineralfaserwolle, so daß gesundheitsschädlicher Polyurethanschaum (PU) nicht mehr nötig ist. Dieser PU-Schaum entsteht aus giftigen und allergieauslösenden Ausgangsstoffen.

Auer geht davon aus, daß sich der für den Kollektorbau nötige Energieaufwand nach drei Jahren amortisiert hat. Dabei nimmt er an, daß Kollektoren 20 Jahre halten.

Das Land Hessen fördert thermische Solaranlagen wie die von den Stadtwerken favorisierten Kollektoren mit maximal 30 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Das sind bei Einfamilienhäusern bis zu 3000 Mark und bei Wohnungen bis zu 1500 Mark. Dazu gewähren die Hanauer Stadtwerke noch einmal einen weiteren Zuschuß in Höhe von einem Drittel des Landeszuschusses.

Dieser Finanzierungszuschuß ist bei der städtischen Bauverwaltung im Rathaus zu beantragen. Für den Zuschuß der Stadtwerke genügt ein formloser Antrag. Merkblätter sind in der Abteilung Kundendienst Gas/Wasser der Stadtwerke zu erhalten.

Die Stadtwerke erteilen lediglich eine Finanzberatung. Geht es um fachspezifische Fragen, verweisen sie an Solarbau- Fachbetriebe. Dabei handelt es sich meist um kleine Firmen, die wirtschaftlicher anbieten können als ein High- Tech-Betrieb wie beispielsweise der Solarzellen-Hersteller Nukem. him

Regionalverband hilft gegen Sekten

FRANKFURT A. M. Immer mehr Anfragen um Hilfe bei religiösen und weltanschaulichen Problemen - beispielsweise mit Sekten oder dubiosen Psycho- Unternehmen - registrierte der Evangelische Regionalverband in jüngerer Zeit. Um der zunehmenden Arbeitsbelastung in der zuständigen Stelle Herr zu werden, ging der Leiter Kurt-Helmuth Eimuth einen ungewöhnlichen Weg: Er hat Privatpersonen und Firmen aufgerufen, als Sponsoren für die befristete Finanzierung einer Stelle auzutreten.

Mit Erfolg: Ab Oktober kann die Theologin Claudia Allmann für ihre Beratungstätigkeit mit festen Bezügen rechnen. Zusagen für ein monatliches Sponsering über 1000 Mark liegen für zwei Jahre vor; zudem sind Spenden in Höhe von 7000 Mark eingegangen. Die verbleibende Finazierungslücke wird durch Mittel der Arbeitsgemeinschaft (AG) "Neue religiöse Gruppen" gedeckt.

Dennoch sind weitere Mittel von privaten Spendern notwendig, um die Arbeit erfolgreich fortsetzen zu können. Die Kontonummer der AG bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft (Bankleitzahl 500 605 00) lautet 4 10 11 20. Weitere Informationen sind bei der Stelle für Öffentlichkeitsarbeit des Evangelischen Regionalverbandes (Saalgasse 15) unter Telefon 28 35 21 zu erhalten. ak

Respekt und Anerkennung

"Ballon-Fahrer! Woher diese nur im deutschen Sprachraum verbreitete Besonderheit kommt, ist unbekannt." So schreibt "Zg" in der Frankfurter Rundschau (FR vom 14. 9. 1992 "Parade der Ballons"). Dem ist nicht so.

Bei allem, was sich in der Luft bewegt und leichter ist als Luft, spricht man von "fahren", zum Beipsiel Luftschiffe und eben Ballons. Wir sagen ja auch nicht "Ich laß' einen fliegen!"

Im übrigen: meinen Respekt und meine Anerkennung über den guten, fachlich fundierten Artikel über einen Teilbereich der "Allgemeinen Luftfahrt". Liest man doch sonst allgemein, wenn's um die "Sportfliegerei" geht, nur meist von Abstürzen und tieffliegenden Rowdys. Beides sind jedoch - leider oft effekthaschende - Ausnahmen. Weiter so.

Peter G. Thiele (Berufspilot, Fluglehrer), Berlin

Kinderfete mit echtem Pony "Krawallschachtel" zeigte Zirkuszauber

NIEDER-ERLENBACH. Höchste Stufe der Geheimhaltung: Drei Wochen haben die Hortkinder der "Rosa Krawallschachtel" ihr Zirkusprogramm in Eigenregie vorbereitet. Den Erzieherinnen wurde Einblick in das Erstlingwerk gewährt, als die Produktion schon fertig war. "Wir haben nur beratende Funktionen übernommen", beschrieb Gudrun von der Lahn ihre Rolle. Alles andere haben die Kleinen selbst organisiert: Programmzusammenstellung, Kostüme, Schminke, Verpflegung. Süßigkeiten wurden vom eigenen Taschengeld gekauft und eine Woche im Hort versteckt. Die Pädagoginnen mußten während der Veranstaltung lediglich Kaffee kochen und Waffeln backen.

Von den Bildern im Fernsehen aufgeschreckt, wollten die Hortkinder Spenden für Somalia sammeln. Rund 50 Eltern und Kinder besuchten den Freiluft-Zirkus. Genau 202,11 Mark kamen zusammen. "Das Geld wird die Tage von allen gemeinsam auf die Bank getragen", sagte Wolfgang Gutschmidt, Elternbeiratssprecher der Kindertagesstätte 95.

Mut und Selbstbewußtsein bewiesen die Kleinen: Radschlagend führte ein weiblicher Harlekin durch das Programm. Und auf einem Klettergerüst postiert, kündigte der Moderator die jeweiligen Künstler an: Gewichtheber, Turnerinnen, Turmspringer, Skateboard-Akrobat, Tänzer und Patrick, der Flöter. Unüberhörbarer Höhepunkt des Kinderzirkus war ein kleines Pony. Laut wiehernd und sichtlich aufgeregt nahm es dann doch die (niedrige) Hürde über eine quergelegte Stelze. Spontan hatten die Besitzer der Nieder-Erlenbacher Schiener-Ranch das Tier ausgeliehen.

Nach einer Stunde war der Zauber vorbei. Mit glänzenden Augen nahmen die jungen Besucher die Eindrücke des Spektakels mit nach Hause. Den Bauch voller Süßigkeiten und gut gelaunt - so ist die Welt doch noch in Ordnung. tin

Laßt Euer Licht leuchten . . . Da dieser biblische Spruch auch der allgemeinen Verkehrssicherheit dient, haben Bundesverkehrsminister Prof. Dr. Günther Krause und ZDK-Präsident Bernhard Enning die 36. Internationale Beleuchtungsaktion, die im Oktober stattfinden wird, eingeläutet. Die Aktion wird vom ZDK und seinen Mitgliedern (Autofachwerkstätten), sowie der Deutschen Verkehrswacht organisiert. Die Autofahrer können vom 1. bis 31. Oktober ihre Fahrzeugbeleuchtung kostenlos kontrollieren lassen (Arbeiten an der Lichtanlage und Birnchen allerdings werden von der Werkstatt berechnet). Ist alles o.k., bekommt man den Aufkleber für die Windschutzinnenseite. Das Plakat und die Plakette fürs Fahrzeug, das in einem bundesweiten Wettbewerb ermittelt wurde, hat übrigens Thomas Glas aus Darmstadt entworfen. (Foto: H. Linke)

Immer häufiger hört man von zusätzlichen Seitenschutz-Elementen im Automobil. Man sieht sie zwar nicht, aber immer mehr Automobilhersteller haben sich jetzt dazu durchgerungen, bei ihren neuen Fahrzeugen Extra-Verstärkungen in die Türen einzubauen. Dieser Flankenschutz verbessert die passive Sicherheit des Fahrzeuges erheblich. Nicht nur bei Seitenkollisionen wird dem Unfallgegner mehr Stabilität entgegengesetzt, sondern auch beim Frontal-Aufprall ist die Fahrgastzelle dadurch noch besser geschützt. (Foto: Volvo/li)

Schnittzeichnung eines Van-Magnum Spezial-Stoßdämpfers (Federbein): 1 Obere Befestigung mit Gewinde 2 Hochtemperatur-Mehrfach- Lippendichtung 3 Kolbenstangenführung 4 Verchromte Kolbenstange 5 Federsitz 6 Mehrstufiges Ventilsystem 7 Reibungsarme Kolbenringe 8 Untere Befestigung mit Klammer (Foto: Monroe/li)

Schnittzeichnung eines Van-Magnum Spezial-Stoßdämpfers (Federbein): 1 Obere Befestigung mit Gewinde 2 Hochtemperatur-Mehrfach- Lippendichtung 3 Kolbenstangenführung 4 Verchromte Kolbenstange 5 Federsitz 6 Mehrstufiges Ventilsystem 7 Reibungsarme Kolbenringe 8 Untere Befestigung mit Klammer (Foto: Monroe/li)

Schulgesetz als Chance Elternbund Hessen informierte über die Änderungen

FRANKFURT A. M. "Alles in allem ist das neue Gesetz doch eine Chance für uns", fand eine Mutter am Ende eines Informationsabends in der Bonifatiusschule in der Hamburger Allee 43 zum neuen hessischen Schulgesetz (HSG). Der Schulelternbeirat der Grundschule hatte in Zusammenarbeit mit dem Elternbund Hessen alle betroffenen Eltern, Lehrer und Schüler zu einem Gesprächsabend eingeladen. Die wichtigsten Paragraphen erklärte Hannah de Graauw-Rusch, Vorsitzende des Elternbundes.

"Die Öffnung und die Autonomie der Schule sind zwei Schwerpunkte des neuen Gesetzes", so die Vorsitzende. Mehr Projektwochen, die Zusammenfassung von mehreren Fächern als "Gesellschaftslehre", die Möglichkeit, den Unterricht etwas anders zu gestalten - die gebe das neue hessische Schulgesetz. Die neuen Paragraphen ersetzen insgesamt acht Einzelgesetze zur Gestaltung der Schule. Kompakt in einem Band können die Regeln jetzt nachgeschlagen werden.

Wichtigste Erneuerung des Gesetzes: die Schulkonferenz, geregelt in den Paragraphen 128 fortfolgende. Hannah de Graauw-Rusch: "Die Schulkonferenz muß ab Inkrafttreten des HSG im nächsten Jahr als Gremium an jeder hessischen Schule eingerichtet werden. Je nach Größe der Schule treffen sich hier zwischen elf und 25 Lehrer, Eltern und Schüler." Eine elfköpfige Schulkonferenz beispielsweise teile sich auf unter Rektor, fünf Lehrern und fünf Eltern oder Schülern. "Wobei jede Schule selbst entscheiden kann, ob sie Schüler in der Schulkonferenz zuläßt. Für die Grundschule gibt es diese Alternative nicht."

In der Schulkonferenz sollen Lehrer, Eltern und Schüler künftig gemeinsam über wichtige Angelegenheiten der Schule beraten und entscheiden. Entscheidungsrechte gibt es beispielsweise für die Verteilung des Unterrichts auf sechs statt auf fünf Wochentage, die Zusammenfassung von Fächern zu Lernbereichen, die Durchführung besonderer Schulveranstaltungen.

Ob denn dadurch nicht die Elternmitbestimmungsrechte eingeschränkt würden, wollte ein Vater auf der Informationsveranstaltung in der Bonifatiusschule wissen. Doch Frau Graauw-Rusch konnte ihn beruhigen: "Der Elternbeirat bleibt wie er ist, seine Rechte werden nicht angerührt. Die Schulkonferenz ersetzt nicht den Schulelternbeirat, höchstens schränkt sie die Rechte der Gesamtkonferenz ein wenig ein."

In dem neuen Gremium könnten auch Eltern mitarbeiten, die in keinem Beirat vertreten seien. Es gebe eigens Wahlen dafür. "Eine tolle Chance für die Schulen", freute sich die Vorsitzende des Elternbundes Hessen.

Weiterhin sieht das neue HSG eine Zusammenarbeit der Schulen mit Vereinen und Musikschulen vor, die Grundschulen könnten selbst entscheiden, ob sie künftig auch in der dritten Klasse noch keine Noten geben. "Das Gesetz führt nicht so sehr Neuigkeiten ein, sondern kodifiziert Entwicklungen", stellte Frau Graauw- Rusch fest.

Auf die lakonische Bemerkung eines Vaters am Ende der Veranstaltung in der Bonifatiusschule hatte die Vorsitzende allerdings auch keine Antwort: "Projektwochen, fächerübergreifender Unterricht - mit dem neuen Schulgesetz werden unheimlich viele Türen geöffnet. Aber das meiste wird ja doch wieder am fehlenden Geld scheitern." mug

Fußweg soll gesperrt werden "Fluchtabstand" für Nidda-Nachtigallen

FRANKFURT-NORDWEST. Ein 200 Meter langes Stück des Spazierweges zwischen dem Ufer der Nidda und dem Vogelschutzgebiet hinter der Praunheimer Brücke im sogenannten Nachtigallenwäldchen soll vom Magistrat geschlossen werden.

Diese Anregung beschloß der Ortsbeirat 7 in seiner jüngsten Sitzung einstimmig. Der Fußweg soll zur Sicherung eines Vogelschutzgehölzes auf der 200 Meter langen Strecke geschlossen werden, da es in geringem Abstand bereits einen parallel verlaufenden Weg gibt.

"Erst ein ausreichender Abstand zwischen Gewässer und Naherholung sichert einen intakten Lebensraum in der Aue", hieß es in der Begründung. Durch die Schließung des Weges solle der Natur die Chance gegeben werden, sich zu erholen. Viele Tierarten seien auf einen ausreichenden "Fluchtabstand" zu den Fußgängern angewiesen.

Im Zuge der Bundesgartenschau war damals der Zaun um das Vogelschutzgehölz entfernt und der schmale Fußpfad entlang der Nidda zu einem Hauptweg ausgebaut worden. Nach dem Ende der Gartenschau übernahm der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) die Patenschaft für das Vogelschutzgehölz.

Im März dieses Jahres pflanzten Mitarbeiter der Naturschutz-Organisation an den Eckpunkten des Gehölzes Bäume, um das Schutzgebiet nach außen hin zu begrenzen.

"Die Anregung des Ortsbeirates ist für den Naturschutz ein kleiner, aber wichtiger Beitrag", freute sich Ingolf Grabow vom Ortsverband West des BUND. "Im Praunheimer Nachtigallenwäldchen kann nun ein ungestörter Uferbereich zwischen Nidda und Auengehölz wieder zusammenwachsen und bietet eine Heimat für viele Vogelarten wie Sumpfrohrsänger und Nachtigall." Für Erholungssuchende sei der Gesang der Vögel im Fühjahr schließlich ein Erlebnis, für das er bestimmt gerne ein paar Schritte um das Nachtigallenwäldchen herumlaufe. mug

Die "Rotznasen" unterlagen nur knapp Bockenheimer "Youngster"-Fußballturnier lockte mehr als 130 lärmende Kinder an

BOCKENHEIM. Ein buntes, lärmendes Knäuel aus etwa 130 Kindern hat sich an den Sportanlagen an der Ginnheimer Landstraße zusammengefunden. Die wilde Schar teilt sich erst dann in kleine Gruppen auf, als Ingrid Sommer auf eine Bank steigt und von dort aus die "Mannschaftsaufstellungen" verkündet. Ein Unterfangen, bei dem Nervenstärke und Übersicht gefragt sind.

"Die Bockenheimer Kinder sind sehr spontan", kommentiert die Pädagogin vom Stadtteil-Arbeitskreis Bockenheim den unerwarteten Ansturm der Jungs und Mädchen auf das "große Fußballturnier für Youngster". Obwohl die Listen, in die sich die Kicker eintragen konnten, schon seit einigen Tagen auslagen, kommen die meisten Kinder schließlich direkt zum Sportplatz. Am Ende wollen 70 von ihnen mitspielen.

Nach einiger Zeit sind die Mannschaften gebildet, und Schiedsrichter Erçan Basaran pfeift bei herrlich warmen Wetter das erste Spiel an. Die Gesten des Mannes in Schwarz wirken profesionell, was nicht verwundert, spielt der Pädagoge vom Kindertreff doch wochenends für seinen Verein F.C. Gençler Birligi, bei dem er in der Ersten Mannschaft steht. Auch die viel zu großen roten und blauen Trikots, in denen die Kinder stecken und die bei jedem Schritt wieder aus der Hose rutschen, hat Basaran von seinem Verein mitgebracht.

Das rote Hemd mit der Nummer 6 der "Roten Falken" wirbelt besonders auffällig durch den Strafraum: Im Stile eines Rudi Völler, dribbelt und trickst darin der 12jährige Nermin mit dem Ball am Fuß. Der große Eintracht-Fan ist ein geübter Balltreter, spielt der flinke Bosnier doch in der Jugend von VFR und Star Bockenheim. Mit Nermins Toren gewinnen die "Roten Falken" schließlich auch das Finale gegen die "Rotznasen" knapp mit 2:1.

Um mögliches Konkurrenzdenken einzuschränken und den Spaß am Spielen in den Vordergrund zu rücken, sind alle Teams gemischt worden. Kinder unterschiedlicher Altersstufen kicken genauso mit- und gegeneinander wie Mädchen und Jungen. "In den Mannschaften spielen Kinder aus ganz verschiedenen Einrichtungen zusammen, um sich so kennenlernen zu können", erklärt Frau Sommer den pädagogischen Hintergrund.

"Das gibt's doch nicht - ich dachte, der geht ins Tor", kommentiert einer der munteren Zuschauer eine vergebene Torchance. Mit lautstarken Anfeuerungsrufen, Kommentaren und Applaus vergnügen sich die kleinen Zuschauer und spielfreien Akteure am Spielfeldrand. Wer sich dagegen vor dem Match noch stärken möchte, greift zu mitgebrachten Käsebroten und Kartoffelsalat oder erfrischt sich mit Wasser und Saft.

Organisiert hat das Turnier der Stadtteil-Arbeitskreis Bockenheim, in dem der Kinderladen "Rasende Schultüte", das Kinderhaus am Weingarten, die Stadtteilbücherei Bockenheim, der Kindertreff des Internationalen Familienzentrums und der Verein "Hamburger Allee" zusammengefaßt sind. Dieter Lobert vom Arbeitskreis war trotz der Mitwirkung so vieler Institutionen mit der Ausrichtung nicht ganz zufrieden. "Die tatsächliche Organisation bleibt mal wieder bei einigen wenigen hängen", beklagte sich Lobert über das mangelnden Engagement.

Der ausgelassenen Stimmung bei den Kindern konnte dies jedoch überhaupt nichts anhaben. In der kommenden Woche können sich die Hobbykicker sogar auf dem Bildschirm bewundern. Anläßlich der Siegerehrung mit Übergabe des "Kinderhauswanderpokals" an die "Roten Falken" wird auch ein Videofilm vom Turnier zu sehen sein. Dann lassen sich Nermins Tore nochmal in Zeitlupe bewundern. map

SCHLUSSWORT

"Nur, wenn ich zum Grand Prix von Japan muß. Da sind die Betten zu klein." Weltmeister Nigel Mansell auf die Frage, ob er Probleme in der Formel 1 hätte.

Bei Rot über die Ampel Verkehrsinitiative kritisiert die Straßenbahnfahrer

OBERRAD. Die Straßenbahnlinie 16 sorgte in der jüngsten Sitzung der Verkehrsinitiative "Dalles" für Gesprächsstoff. Diesmal stand das Verhalten der Fahrer der Schienenfahrzeuge im Kreuzfeuer der Kritik: Sie würden viel zu häufig bei "Rot" über die Ampeln fahren, kritisierte Volker Hartmann, Specher der Verkehrsinitaitive, der sich in den vergangenen Wochen ein halbes Dutzend neue Mitglieder angeschlossen haben.

"Wir werden einen Brief an die Fahrdienstleitung schreiben", erläuterte Hartmann, denn die Mitglieder der Bürgerinitiative hätten auch beobachtet, daß die Straßenbahnen nicht bis zu den "Haltenägeln" vorfahren würden. Dadurch käme es zu unfallträchtigen Situationen. An der Bleiweißstraße beispielsweise würde durch dieses "disziplinlose Verhalten" der Fußgängerüberweg blockiert. Gerade an dieser Einmündung sei der Haltepunkt vor einigen Jahren schon einmal um 30 Meter Richtung Sachsenhausen zurückverlegt worden, um den Kreuzungsbereich zu entlasten. Jetzt müsse überlegt werden, ob die Haltestelle nicht noch weiter zurückgenommen werden müsse.

Die hohen Geschwindigkeiten der Autos auf der Offenbacher Landstraße zwischen Oberrad und Sachsenhausen bildeten einen zweiten Schwerpunkt der Diskussion. Demnächst die Initiative ihre Wünsche nach fest installierten Radaranlagen auf der "Rennstrecke" dem Ortsbeirat 5 darlegen.

"Wir werden konkrete Vorstellungen für die Radaranlagen vortragen", sagte Hartmann. "Es gibt Untersuchungen aus Köln und anderen Städten, aus denen hervorgeht, daß die Unfallrate an solchen Punkten auf nahe Null gesunken ist, nachdem feste Radaranlagen eingerichtet wurden." Erst kürzlich waren in der Nähe des Breulsweg zwei Studenten der Philologisch-Theologischen Hochschule St. Georgen durch einen rasenden Autofahrer getötet worden (die FR berichtete).

Eine gute Nachricht gab's zum Schluß: Der Plan für die Verkehrsberuhigung des westlichen Teils der Offenbacher Landstraße soll im Verkehrsamt fertig vorliegen und demnächst dem Ortsbeirat 5 nochmals zur Abstimmung vorgestellt werden. Der Plan war bereits im Januar 1992 von Mitarbeitern des Amtes für kommunale Stadtentwicklung dem Ortsbeirat 5 erläutert worden. Das seither niemand etwas über den Plan in Erfahrung bringen konnte, machte die BI mißtrauisch: "Wir haben festgestellt, daß es Teil unserer Arbeit ist, festzustellen, wo solche Pläne bleiben", sagte Hartmann.

Die Verkehrsinitiative trifft sich das nächste Mal zu ihrem regelmäßigen "Meeting" am Dienstag, 6. Oktober, um 19 Uhr in der Reha-Werkstatt, Wiener Straße 124. kan

Der Platz ist eine Gefahr für Kinder Eltern fordern Renovierung

OBERRAD. Der Spielplatz an der Spatzengasse ist den Eltern ein Dorn im Auge: Die letzte Renovierung liege Jahre zurück, die Spielgeräte verfielen zusehends und stellten mittlerweile eine Gefahr für die Kinder dar. Mit einer Unterschriftenaktion wollen sie nun die Stadt zum Handeln zwingen.

Antonie Klein hat die Nase voll: Die vielen Hundehaufen im Sandkasten des Spielplatzes an der Spatzengasse stinken ihr gewaltig. Auch von den Klettereinrichtungen an der "Villa Bonn" - so der Oberräder Name - ist der Lack ab: Die Splitterchen bohren sich den Kindern schmerzhaft in die Hände, die hölzernen Spielgeräte vermodern und verfallen langsam, und die Halterungen der Wippen aus den 60er Jahren sind gebrochen. "Die Klettereinrichtungen stellen eine gesundheitliche Bedrohung dar. Wenn überhaupt, sind sie nur laienhaft repariert worden", stellte Antonie Klein, Mutter von zwei Kindern empört fest. Sie hat nun zusammen mit anderen Eltern eine Unterschriftenaktion gestartet.

Ziel der Elterninitiative: Der einzige Spielplatz westlich des "Dalles" soll möglichst schnell mit neuen Geräten ausgestattet werden, damit die Kinder zwischen Spatzengasse und Hansenweg wieder sicher spielen können. Immerhin liegt die letzte Renovierung lange zurück: "Ich kann mich daran erinnern, daß der Spielplatz schon so ausgesehen hat, als ich ein Kind gewesen bin", erläuterte die 27jährige Antonie Klein. Auch eine neue Füllung für den Sandkasten verlangen die Eltern, denn der Sand sei in diesem Jahr noch gar nicht ausgewechselt worden, berichtete Anne Färber, ebenfalls eine betroffene Mutter. Gerade das sei aber unbedingt erforderlich, denn nicht nur Hundebesitzer würden ihre Hunde dort "Gassi führen", auch von den Besuchern der Kerb würde das Spielfeld der Kinder als Pissoir mißbraucht.

Ebenfalls voller "Tretminen" liegt ein Fußballrasen oberhalb des Spielplatzes, auf dem auch die Oberräder Kerb gefeiert wird. "Den Bolzplatz kann man völlig vergessen", meinte Anne Färber achselzuckend, denn jeden Tag würden mindestens 30 Hundebesitzer ihre Tiere dort ein Geschäft verrichten lassen - zum Bedauern der Eltern: Auf der weiträumigen und übersichtlichen Anlage könnten sie ihre Kinder auch einmal unbeaufsichtigt laufen lassen. Hundebesitzer verhielten sich regelmäßig uneinsichtig: Hinweise auf die "Hundeverbots-Schilder" hätten sie den ignoriert.

Um wenigstens die Unfallgefahr zu verringern, hatten die Eltern bereits im vergangenen Herbst zur Selbsthilfe gegriffen: Herausstehende Schraubenteile und Nägel wurden mit großen Zangen herausgezogen oder mit dem Hammer in das Holz hineingetrieben. Doch jetzt wollen die Eltern Unterstützung von der Stadt: "Wir werden einen Brief an das Garten- und Friedhofsamt schreiben, sobald wir genügend Unterschriften gesammelt haben", erklärte Antonie Klein. Allein an einem Nachmittag auf dem Spielplatz sammelten sie 15 Namenszüge. kan

"Unzumutbar"

Zu unserem Bericht "Kinder sollen einfach ,schulverteilt' werden" in der Stadtteil-Rundschau Nord vom Donnerstag, 10. September, schreibt uns Alexander F. Zabler, Schulelternbeiratsvorsitzender der August-Jaspert- Grundschule in Bonames, den folgenden Leserbrief:

Überschrift und Inhalt Ihres Artikels zu den Problemen der August-Jaspert- Schulgemeinde führen den unbedarften Leser schlicht in die Irre und sind deshalb äußerst ärgerlich:

1). Wir empfinden unsere Situation einhellig als nunmehr sechszügige Grundschule mit 500 Schülern als pädagogisch unerträglich und nicht zumutbar.

Unsere Schule ist schülerzahlmäßig immer weiter gewachsen, während gleichzeitig die ohnhin nicht üppigen Außenflächen verkleinert wurden (zuletzt durch den Turnhallen-Neubau) und das Raumangebot auf ein Mindestmaß schrumpfte. Die für unsere Stadtteil- und Schulinfrastruktur sinnvolle Einrichtung einer kombinierten Stadtteil- und Schulbibliothek in der August-Jaspert-Schule wird abgelehnt, weil an unserer Schule nicht genügend Raum ist; ein Mangel wird mit dem nächsten begründet und unsere Situation noch mehr verschärft.

Vor vielen Monaten haben wir bereits dem Schuldezernent die Problematik mitgeteilt, auch nochmals mit der Bitte, Lösungen, die unmittelbar greifen, in den Schulentwicklungsplan mit aufzunehmen. Auch ein Gesprächsangebot vor Ort, wurde nicht aufgegriffen. Es gab lediglich einen Hinweis auf die unbestimmte Zukunft einer neuen Grundschule in "Bonames-Ost". 2). Der Akzent des Artikels, uns fehlten Lehrer, ist falsch: Wir wollen für unsere Kinder eine überschaubare, kindgemäße Grundschule mit einem ausreichenden Freiflächen-Raumangebot, nicht mehr und nicht weniger.

3). Wir wollen nicht anderen Schulen und Stadtteilen Aufnahmevorschriften machen, sondern gemeinsam nach Lösungen suchen, die für alle Kinder des Frankfurter Nordens erträglich sind. Das erfordert aber auch Anstrengungen der politisch und administrativ Verantwortlichen. Insofern ist der Versuch, von der SPD- Fraktion im Ortsbeirat, mitgetragen von CDU und FDP, überhaupt etwas weiterzubewegen, sehr lobenswert.

Das alternativlose Neinsagen des Ortsbeiratsgrünen hilft unseren Kindern am wenigsten. Pfarrer Wolter sollte im übrigen ruhig ab und zu unsere Schulelternbeiratssitzungen und Gesamtkonferenzen besuchen, dann würde er zu unseren Problemen möglicherweise ein realistisches Verhältnis bekommen und ein konstruktiveres Miteinander wäre möglich.

Wir brauchen Lösungen für diesen Stadtteil und seine Kinder, die bald greifen, keine utopischen Hinweise für das Jahr 2000.

"Was jetzt noch kommt ist Flickwerk" 800-Jahr-Feier Sachsenhausens 1993: Noch gibt es keine konkreten Vorstellungen

SACHSENHAUSEN. Gerhard Busch ist sauer: "Wenn nicht innerhalb der nächsten drei Minuten was passiert, dann schmeiß' ich den Kram auch noch hin", droht der Vorsitzende des Vorbereitungsausschußes für die 800-Jahr-Feier Sachsenhausens, der vom Vereinsring eingesetzt wurde.

Seine Reaktion ist verständlich, denn bereits 1985 hat er erste Schritte unternommen, um das Jubiläumsfest in einem Stadtteil zu einem aufsehenerregenden Ereignis werden zu lassen, der auf sein kulturelles Eigenleben stets stolz gewesen ist. Doch mittlerweile rückt der Termin im Jahr 1993 immer näher und bislang gibt es noch keine konkreten Vorstellungen, wie dieses Fest in Szene gesetzt werden soll.

"Was jetzt noch kommt, ist Flickwerk", meint Busch mit Blick auf die verstrichene Zeit traurig, "im Grunde genommen, ist jetzt alles zu spät." Von den aufwendigen Plänen hat er innerlich schon lange Abschied genommen. Sein Einsatz gilt nun vor allem einem Umzug der Vereine, der in das traditionelle Brunnenfest der Kerbegesellschaft im August des kommenden Jahres integriert werden soll.

Dabei könnten historische Bezüge zur Geschichte Sachsenhausens und Frankfurts die Selbstdarstellung der Vereine prägen. Von den "Germanen" über die "Geschichte der Zünfte" bis zum "Biedermeier" und dem "Leben heute" könnten die Beschreibungen der Historie gehen, schlug Gerhard Busch in einem Brief vom April '92 an den Vereinsring vor.

Doch ob dieser Umzug jemals zustande kommt, ist ebenfalls unklar: die Finanzierung eines solchen Marsches durch Sachsenhausen ist noch völlig ungesichert. Mit einer Tombola beim Schweizer Straßenfest wollte der Vereinsring rund 2500 Mark erwirtschaften. Sie sollten eine erste Basis für die kalkulierten Kosten des Umzuges in Höhe von 15 000 Mark bilden. Doch das Ordnungsamt der Stadt machte den Organisatoren da einen kräftigen Strich durch die Rechnung: Von der städtischen Behörde werden keine kommerziellen Glücksspiele unter freiem Himmel erlaubt.

Jetzt ist "Land unter": Die Eigenmittel des Vereinsrings reichen nicht aus, lediglich 3000 Mark können aus dessen Kasse fließen. Der Verkauf von Zugplaketten müßte erst noch angeleiert werden, brächte aber auch nicht mehr als 2000 Mark in den Topf der 800-Jahr-Feier. Das tollste Stück: Ein Zuschuß in Höhe von 5000 Mark bei der Stadt Frankfurt ist noch nicht einmal beantragt worden. So fehlen heute noch zwei Drittel der benötigten Summe für das Fest in seiner reduzierten Form.

Mittlerweile müht sich Gerhard Busch mit einem dritten Vorstoß, eine Planung des historischen Ereignisses anzustoßen. 1985 schrieb er bereits einmal an die Vertreter der Parteien und den Vorsitzenden des Vereinsrings, doch es kam keine Reaktion. Ein zweiter Anlauf zwischen 1987 und 1989, über den Vereinsring ein Konzept zu entwickeln, verlief im Sande: "Jeder hat sich die Scheibe aus dem Kuchen herausgesäbelt, die ihm am besten gepaßt hat", klagt der Vorsitzende des Vorbereitungsausschußes noch heute über den fehlenden Sinn für praktische Erfordernisse.

Selbst die Gestaltung eines einheitlichen Logos für die Veranstaltungsreihe sei damals gescheitert, obwohl ein Sachsenhäuser Designer seine Bereitschaft erklärt hatte, einen Entwurf für nur 500 Mark auszuarbeiten.

Selbst wenn Buschs Bemühungen erfolgreich sein sollten, ein Organisationskomitee zusammenzustellen, das die einzelnen Veranstaltungen koordiniert, wird die Kraft der Vereine nicht ausreichen, eine 800-Jahr-Feier auf die Beine zu stellen, die das Ereignis das ganze Jahr über immer wieder in Erinnerung bringt. "Wir können nur noch schwerpunktmäßig tätig werden", vermutet Gerhard Busch. kan

Geschäftsleben: Die Sparkasse hilft Einrichtungen 10 000 Mark gespendet

ESCHERSHEIM. Anstatt eine "Jubelfeier" zu organisieren, feierte die Geschäftsstelle der Frankfurter Sparkasse Am Weißen Stein 1 ihr 25jähriges Bestehen mit der feierlichen Übergabe von insgesamt 10 000 Mark als Spende für drei örtliche Schulen sowie zwei Kirchengemeinden. Filialleiter Rudolf Schickedanz, der die Geschäftsstelle seit ihrer Gründung 1967 leitet, übergab jeweils einen Scheck über 2000 Mark an Vertreter der Johann-Hinrich-Wichern-Schule, der Peter-Petersen-Schule, des Ziehengymnasiums sowie der evangelischen Emmaus- und der katholischen St. Josefsgemeinde.

In einem kurzen Rückblick beschrieb Schickedanz die Geschichte der Zweigstelle. "Einige unserer Kunden kannte ich schon, als es noch Kinder waren", erinnerte er sich. Günther Heller, Direktor des Geschäftsstellenbezirks Dornbusch, Eschersheim und Eckenheim, hob die besondere Bindung der Sparkassen zu den Stadtteilen und deren Institutionen hervor. "Früher waren wir mit unserer Filiale noch auf der anderen Seite der Eschersheimer Landstraße, seit Anfang der 80er Jahre hier. Jetzt muß die andere Hälfte unserer Kunden über die große Straße", lachte Schickedanz und nannte den "wahren Grund" für den Umzug hinterher: "Der Hausherr wollte zu viel Miete - das lohnte sich für uns nicht."

Die Spenden werden für verschiedene Zwecke verwendet. Pfarrerin Waltraud Frodien von der Emmausgemeinde kündigte an, das Geld würde je zur Hälfte einer Flüchtlingsfamilie aus dem ehemaligen Jugoslawien, die im Gemeindezentrum untergebracht ist, und Renovierungsarbeiten zugute kommen. Der Direktor der Peter-Petersen-Schule wird einen Computer für die Verwaltung kaufen: "Der Etat für soetwas ist begrenzt."

Die Wichern-Schule, eine Schule für lernbehinderte Kinder, möchte sich nach den Worten von Rektorin Ina Jakober Kassettenrecorder für den Unterricht mit Schülern, die Sprachschwierigkeiten haben, zulegen. Das Ziehengymnasium, von dem die Vorsitzende des Elternbeirates, Dr. Hannelore Boecker-Lissa, erschienen war, wird Lernmittel kaufen. Auch Bernhard Merten vom Kirchenvorstand der Gemeinde St. Josef bedankte sich und versicherte, das Geld werde der Gemeinde zugute kommen.

Die drei Schulen überreichten dem Filialleiter als Dankeschön je ein Bild, das im Kunstunterricht entstand. col

Telefon Bargeldlos nach Hause

Wer im Ausland ausgeraubt wurde, keinen Pfennig Geld mehr hat oder auch aus weniger dramatischen Gründen sein Urlaubs-Budget schonen muß, kann mittlerweile aus 32 Ländern der Erde an jedem beliebigen Telefon kostenlos mit den Lieben daheim Kontakt aufnehmen. Diese müssen allerdings, wenn dann über die rund um die Uhr besetzte "Deutschland direkt Dienst"-Vermittlungsstelle in Frankfurt a. M. ein Gespräch zustande kommt, für die Gebühren geradestehen: Je nach Entfernung liegen die Verbindungspreise zwischen 15,50 Mark und 22,50 Mark für die ersten drei Minuten sowie zwischen 1,15 Mark und 3,22 Mark für jede weitere Minute. Wer im Ausland eine Telekom-Karte oder eine Air-Plus- Karte der Deutschen Lufthansa zur Hand hat, kann die Gebühren freilich auch über die eigene Telefonrechnung abbuchen lassen.

Möglich ist der "Deutschland direkt Dienst" aus folgenden Ländern (Rufnummer in Klammern): Australien (00 14 88 14 90), Belgien (0 78 11 00 49), Brasilien (0 00 80 49), Chile (00 03 49), Dänemark (80 01 00 49), Dominikanische Republik (180 07 21 21 49), Finnland (9 80 01 04 90), Frankreich (19 00 49), Großbritannien (08 00 89 00 49), Hongkong (8 00 00 49), Irland (18 00 55 00 49), Island (99 90 49), Italien (1 72 00 49), Japan (0 03 94 91), Kanada (1 80 04 65 00 49), Luxemburg (08 00 00 49), Neuseeland (00 09 49), Niederlande (0 60 22 00 49), Norwegen (05 01 99 49), Portugal (05 05 00 49), Saudi- Arabien (18 00 30), Schweden (0 20 79 90 49), Schweiz (1 55 45 49), Singapur (8 00 49 49), Spanien (9 00 99 00 49), Süd-Korea (0 09 00 49), Taiwan (00 80 49 00 49), Thailand (00 19 99 49 10 00), Tschechoslowakei (00 42 00 49 49), Türkei (9 98 00 49 11 49), Ungarn (00 80 00 49 11), USA (18 00 02 92 00 49 / 1 80 07 66 00 49 / 1 80 09 27 00 49). tdt

SPORTRUNDSCHAU 35

Stadtteil-Lesertelefon: "Die Straßenbahnen klingeln ohne Grund"

SACHSENHAUSEN. FR-Leserin Maria V. ist nicht die einzige, die durch nächtliches Straßenbahn-Geklingel, lautstarkes Hupen und Beschimpfungen von Autofahrern über Lautsprecher tagsüber gestört wird (die Stadtteil- Rundschau Süd berichtete bereits am Donnerstag, 20. August darüber). FR- Leser Hans S., der in der Gartenstraße ein Geschäft hat, bestätigt die Aussagen: "Die Straßenbahnfahrer fangen bereits aus weiter Entfernung an zu klingeln und zu hupen, und dies ohne ersichtlichen Grund."

Des weiteren würden, beklagt sich der FR-Leser, die Fahrer bei geöffneten Türen durch aggressives Verhalten auffallen. Er habe sich, als er sie darum bat, das laute Hupen und Klingeln zu unterlassen, übel beschimpfen lassen müssen. Hans S: ",Halt dein dämliches Maul' ist da das harmloseste."

Frank Döbert, Pressesprecher der Stadtwerke, die für die Straßenbahnen zuständig sind, kann nach eigenen Worten die Vorwürfe weder bestätigen noch dementieren. "Die Entscheidung, wann er durch Hupen oder Klingeln warnen muß, liegt beim Fahrer. Und der hat nun mal keine andere Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen."

Eine andere Anwohnerin hat derweil den Grund des Übels erfaßt. "Die Straßenbahnfahrer kommen hier mit völlig überhöhter Geschwindigkeit angebraust und müssen deswegen klingeln", meint FR-Leserin Gina L. Es habe gerade an der unübersichtlichen Stelle Ecke Schweizer / Gartenstraße bereits Unfälle durch Verschulden eines Straßenbahnfahrers gegeben. "Ich habe ja Verständnis dafür, daß sie sich manchmal durch Klingeln bemerkbar machen müssen, aber sie könnten es wesentlich kürzer tun", meint Gina L.

Pressesprecher Frank Döbert versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. "Wir können Mitarbeiter in Zivil vor Ort postieren, um stichprobenartig die Situation zu überprüfen." Ansonsten, ist sein Tip, sollten die Betroffenen sich die Wagennummer und Uhrzeit notieren. Anhand dieser Fakten könne der Fahrer ausfindig gemacht werden.

Anscheinend hat die erste Beschwerde (die FR berichtete) bereits Wirkung gezeigt. Das nächtliche Klingeln hat etwas nachgelassen, berichtete FR-Leserin Maria V. auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. jot

Toiletten als Sündenfall Kleingärtner-Werbetag: Kanalanschlüsse zu teuer

FRANKFURT A. M. Sünden der Vergangenheit an der Natur in den Frankfurter Kleingartenanlagen sind (wenn überhaupt) nur noch mit erheblichen finanziellen Investitionen, über einen langen Zeitraum hinaus zu egalisieren. Bei der Erschließung einer Neuanlage sollte nicht nur die Versorgung, sondern auch die Entsorgung mitgeplant werden, fordert die Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner. Was früher gang und gäbe war (Fäkalien und Spülwasser wurden über den Kompost in die Böden eingebracht), sei heute nicht mehr machbar.

"Es gilt, die entsprechende Entsorgung sicherzustellen, Toiletten sollten Bestandteil jeder Kleingartenanlage sein", erklärte Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer in einer Diskussionsrunde mit Gästen bei Kaffee und Kuchen im KGV Niederrad 1893. Schon seit Jahrzehnten ist es Brauch, daß Kleingärtner, politisch Verantwortliche und Behördenvertreter zu Besichtigungen und Gesprächen im Rahmen eines Kleingärtner-Werbetages zusammenkommen.

Besucht wurden diesmal Anlagen im Westen und Südwesten der Stadt (die FR berichtete). Den Frankfurter Magistrat vertrat Stadträtin Lilli Pölt, Heinz Lietz und Helmut Grohmann kamen als Vertreter der SPD-Fraktion, Dr. Uta-Maria Bodenstedt und Oswald Zöttlein von der CDU-Fraktion im Römer. Steinhauer begrüßte noch Gartenbaudirektor Walter Löw, den für die Kleingärtner im Garten- und Friedhofsamt zuständigen Sachbearbeiter Otmar Gerlach sowie den Kleingärtner-Landesvorsitzenden Winfried Müller.

Zunächst besichtigten die Teilnehmer die jüngste Kleingartenanlage des Vereins "Teutonenweg", gegründet im Januar 1992. Bei dieser Anlage wurde von vorneherein ein Kanalanschluß berücksichtigt ("sie hat uns schon zwei Millionen Mark gekostet", so Löw). Die meisten der 230 Kleingartenanlagen (108 Vereine) sind nicht ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen. Die Kosten sind den Vereinen meist zu hoch. Es müssen andere Lösungen gefunden werden, um das Problem auch nur annähernd zu bewältigen.

Die Vorsitzende des Kleingärtnervereins Niederrad, Irene Gerth, berichtete von extrem hohen Abfuhrgebühren bei der Entsorgung der Grube am Vereinshaus. Oswald Zötlein, selbst Kleingärtner, Integration kein Thema bezifferte die Entsorgung in seinem Gallusverein auf monatlich 600 Mark. Bezirkssprecher Karl Schnarr wies auf die Öffnung der Gartenanlagen für Besucher hin: "Ihnen muß man die Möglichkeit bieten, eine Toilette aufzusuchen." Er regte an, wenigstens die Kosten für zwei Grubenentleerungen im Jahr als Zuschuß den Vereinen zurückzugeben. Derzeit werden von der Stadtgruppe Erhebungen in Sachen Entsorgung angestellt.

Gesprochen wurde auch über die Integration von Ausländern. "Sie ist für uns Kleingärtner schon lange kein Thema mehr", so Steinhauer. Die Niederräder Vorsitzende berichtete, daß sich auch in ihrem Verein Italiener, Türken, Spanier, Koreaner und Belgier wohl fühlen. dixi

Veranstaltungsreihe im Gallus Mythologie rund um den Erntedanktag

GALLUS. Der "Erntedanktag im Gallus" soll mehr bieten als Musik- und Champagnerkonsum. Bevor das Fest am 4. Oktober beginnt, werden Vorträge und Diskussionen die Geschichte und Mythologie dieses Festes beschreiben.

So kommen am Donnerstag, 1. Oktober, 19 Uhr, gleich drei Referenten: Dr. A. Quamar (Masirischer Nordafrika-Verein) zeigt im Diavortrag "Agrar-Riten in Nordafrika" die Grundelemente afrikanischer Kulturen, die stark in griechischer, spanischer und römischer Tradition verwurzelt sind.

Dr. Dieter Kramer (Museum für Völkerkunde) stellt sich der Frage, welche Rolle Wertesysteme und die eigene Kultur spielen, um in Zeiten des Umbruchs und Krisen das gesellschaftliche Fortleben zu sichern.

Und Dr. Hildegard Simon-Hohm (Gastprofessorin in Kassel für Interkulturelle Pädagogik) schildert Hintergedanken von Märchen und Mythen, die wie es heißt, die "Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies" ausdrücken.

Alle Veranstaltungen sind im Saal der Versöhnungsgemeinde an der Sondershausenstraße 51. tin

Rarität für Frühaufsteher DRK Schwanheim/Goldstein organisierte Flohmarkt

SCHWANHEIM. "Wer ausgefallene Stücke haben will, muß rechtzeitig da sein", rät Elisabeth Schmidt vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Schwanheim/Goldstein den Besuchern des Flohmarkts. Denn wer zuerst da ist, habe durchaus die Chance, ein antikes Stück oder eine Rarität zu erwischen, fuhr die Schatzmeisterin fort. Nach einer sechsmonatigen Sommerpause gibt es jetzt alle vier Wochen wieder einen Flohmarkt für Haushaltsgegenstände beim Roten Kreuz Schwanheim. Für wenig Geld gibt es Brauchbares für den täglichen Bedarf. Im kleinen Vereinshaus des DRK stapeln sich an Samstagnachmittagen Geschirr, Kleidung, Bücher, Fotoapparate, Wandbilder, Schmuck und vieles mehr.

Die ersten Besucher standen am vergangenen Samstag pünktlich zur Öffnungszeit vor der Tür. Die besten Stücke, eine Wanduhr und ein Filmprojektor, wechselten sofort den Besitzer. "Wir haben bestimmte Leute, die wir regelmäßig ansprechen, ob sie nicht was für den Flohmarkt haben. Außerdem geht vieles über Mundpropaganda", erläuterte Elisabeth Schmidt. So komme alle vier Wochen ein recht stattlicher Haufen Gegenstände zusammen, der sonst vielleicht auf dem Sperrmüll landen würde.

Da die Artikel den Veranstaltern umsonst zur Verfügung gestellt werden, bleiben die Einnahmen als Reingewinn übrig. Pro Nachmittag kommen um die 300 Mark, manchmal auch mehr, zusammen. Schmidt: "Kleinvieh macht auch Mist."

Das Geld verwendet der Ortsverein für seinen Sozialdienst. In den beiden Stadtteilen kümmern sich Helfer vor allem um ältere Menschen. "Die meiste Arbeit bereitet die Altenbetreuung und die Versorgung von Bettlägerigen", berichtete die Schatzmeisterin. Zusätzlich übernehmen die Rotkreuzler Amtsgänge für ältere und behinderte Bürger. In einem Verleihdepot verwaltet der Ortsverein medizinische Geräte und Hilfsmittel wie Rollstühle und Krankenbetten. "Das muß alles finanziert werden und dazu trägt der Flohmarkt seinen Teil bei", erläuterte Elisabeth Schmidt.

Das Schwanheimer DRK hat im Gegensatz zu anderen Bezirksgruppen keine Nachwuchssorgen. Rund 30 junge Leute sind als Helfer und Sanitäter aktiv. Dem Vereinsheim angeschlossen ist eine rund um die Uhr besetzte Rettungswache, die Krankentransporte in die Frankfurter Kliniken übernimmt.

"Das Klima bei uns ist sehr kameradschaftlich. Allein der Flohmarkt ist immer ein Spaß für sich", erzählte die Schatzmeisterin. Ein Mitglied konnte den Spaß nicht mitmachen: Zu Hause war "leider" Geburtstagsfeier angesagt. "Das haben wir richtig bedauert", scherzte Schmidt. Der nächste Flohmarkt ist am Samstag, 10. Oktober, von 14 bis 18 Uhr beim DRK, Alt-Schwanheim 15. hen

Schüttenhelmweg soll beruhigt werden

GOLDSTEIN. Die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 6 hat wechselseitige Haltezonen für den Schüttenhelmweg gefordert. Der Antrag geht auf eine Unterschriftensammlung von Goldsteiner Bürgern zurück, das Stadtteilgremium hat ihn in der vergangenen Sitzung einstimmig verabschiedet.

Die Anwohner der Straße begründen ihr Anliegen damit, daß die Autos in der Straße zu schnell fahren, seit vor einigen Jahren die Einbahnstraßenregelung aufgehoben wurde. Vor kurzem trat diese Regelung wegen einer Baustelle kurzzeitig wieder in Kraft und brachte "mehr Wohnqualität in die Straße", heißt es in dem Brief der Bürger.

"Einfache Fahrbahnmarkierungen würden völlig genügen und wären nicht kostspielig", setzte sich Bernhard Mertens (CDU) für die Anwohner ein: "Auch im Hinblick auf eventuelle Tempo-30-Zonen in Goldstein paßt das versetzte Parken ins Konzept." hen

Elternbeirat ist gewählt KT 95 fordert Erhalt der Krawallschachtel

NIEDER-ERLENBACH. Der neue Elternbeirat der Kindertagesstätte 95 ist dieser Tage gewählt worden. Die erste Amtshandlung der offiziellen Vertreter der Elternschaft war ein Schreiben an das Stadtschulamt, in dem noch einmal der Erhalt des Hortcontainers "Rosa Krawallschachtel" gefordert wurde. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) formulierten die Stadtteilparlamentarier eine entsprechende Initiative: Der Hortcontainer soll auch nach Abschluß der KT-Erweiterung unter der Leitung des Kindergartens bleiben. Der Antrag wurde von SPD, CDU, FDP und Grünen einstimmig angenommen.

Die Zahl der Schulkinder, die im kommenden Schuljahr einen Hortplatz wollen, steigt stetig. "Mittlerweile stehen über 20 Kinder auf der Warteliste", sagte Wolfgang Gutschmidt, wiedergewählter Sprecher des KT-Elternbeirats. Und der Bedarf wird wachsen, da kein Kind im nächsten Sommer die jetzige Hortgruppe verlassen wird. Aus pädagogischer Sicht "ist es wünschenswert, daß beide Hortgruppen unter einer Leitung verbleiben", heißt es in dem interfraktionellen Antrag.

Viele Eltern und die in der KT 95 beschäftigten Erzieherinnen sind sich darin einig, daß eine Betreuungschule keine Alternative, sondern nur ein Kompromiß sei. "In den Ferien ist diese Einrichtung geschlossen", sagte auch die Grundschulleiterin Ursel Eichholtz. Und während der Schulzeit würden die Schüler lediglich von 7 bis 15 Uhr betreut.

Sollte dem Wunsch des Elternbeirats entsprochen werden, dann stünde die KT Nieder-Erlenbach mit 140 Plätzen an absoluter Spitze in Frankfurt, was die Platzzahl betrifft. Außerdem müßten dann zwei neue Erzieherinnenstellen vom Personalamt genehmigt werden. tin

Die Linie 16 verlängern SPD Oberrad sammelte Unterschriften für den Erhalt

OBERRAD. Rund 50 Unterschriften für den Erhalt der Straßenbahnlinie 16 über die Stadtgrenze hinaus hatten die Sozialdemokraten aus Oberrad bereits gesammelt, an einem einzigen Vormittag kamen weitere 30 Namenszüge hinzu. Unter den Schirmen vor dem SPD-Laden am "Dalles" hatten sich die Genossen vor dem Nieselregen untergestellt, dennoch war es leicht, die Oberräder in Gespräche zu verwickeln. "Hopp, ihr zwei Finken - ihr seid doch auch für den Erhalt der Linie 16", Karl-Günter Schneider, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Oberrad, traf den richtigen Ton, um die vorbeieilenden Passanten anzusprechen.

"In Frankfurt bleibt die Linie 16 erhalten, das hat der Oberbürgermeister von Schoeler auf unserem Stadtteilfest kürzlich wieder bestätigt", erläuterte Schneider; es sei jedoch wichtig, auf die Offenbacher Druck auszuüben, damit die Linie nicht doch noch an der "Landesgrenze" gekappt werde.

Die Offenbacher hatten vor einiger Zeit für Unruhe gesorgt, als Pläne bekannt wurden, die "16" auf Offenbacher Stadtgebiet durch einen Bus zu ersetzen. 700 000 Mark im Jahr könnten dadurch gespart werden, rechneten die Offenbacher vor. Mittlerweile ist auch der Hintergrund dieser Ankündigung bekanntgeworden: Offenbach will den Beitritt zum FVV hinauszögern. Der Grund: Der FVV fährt ein höheres Defizit ein, als die eigenen Stadtwerke. Dieses Defizit wollen die Offenbacher aufgrund ihrer desolaten kommunalen Finanzlage nicht mittragen, sie versuchen daher den Anschluß an den Verkehrsverbund so lange wie möglich hinauszuzögern. Erst wenn der Verkehrsverbund Rhein-Main besteht, dessen Gründung zur Zeit vorbereitet wird, wollen die Offenbacher auch dem Frankfurter Verkehrsverbund beitreten.

Zur Zeit gibt es eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Nachbarstädten über die Höhe der "Ausgleichszahlung", die bereits seit Jahren an die Offenbacher für den Betrieb der Linie 16 gezahlt wird: Im Augenblick sind es rund 500 000 Mark, aber die Offenbacher verlangen eine Erhöhung. "Die Unterschriftenaktion richtet sich daher auch an den Frankfurter Magistrat, denn wir wollen den Offenbachern nicht die Kosten aufladen, für die Frankfurt geradestehen muß", erläuterte Hans-Christian Neckel, Vorstandsmitglied der Oberräder SPD. Denn immerhin führen vor allem die Oberräder nach Offenbach zum Einkaufen. Dafür gibt es gute Gründe: "Kleiner und billiger als Frankfurt", erläuterte eine Passantin am SPD-Laden, "und vor allem: schneller."

Die Wünsche der Oberräder Genossen gehen aber noch weiter: Sie möchten die Verlängerung der Linie 16 über die bisherige Endhaltestelle "Marktplatz" hinaus bis zum Bieberer Berg. kan

"Gebrauchtwagen" mit Schiebedach St. Wendelgemeinde richtete Kinderflohmarkt aus / Guterhaltenes zu Billigpreisen

SACHSENHAUSEN. Ein Kuchen war der Preis für einen Stand auf dem Kinderflohmarkt der katholischen St. Wendelgemeinde, Altes Schützenhüttengäßchen 6. Evamaria Zinn, Leiterin des Kindergartens und Organisatorin des Trödelmarktes, konnte immerhin 21 Kuchen in Empfang nehmen, die dann - säuberlich portioniert - zum Stückpreis von einer Mark verkauft wurden. Der Erlös aus dem Verkauf von Kuchen und Kaffee sollte der Bücherecke des Kindergartens zugute kommen. Rund 50 Prozent der Bilderbuchsammlung von etwa 100 Exemplaren müssen nach der Erfahrung der Leiterin jedes Jahr ausgetauscht werden, denn Kinderhände hinterlassen doch ihre Spuren. Für den Austausch der angegriffenen Werke muß der Kindergarten jährlich eine erhebliche Summe aufwenden.

Doch auch die Besucher hatten einen Gewinn: Kleidungsstücke und Spielzeug, zumeist für Kinder im Vorschulalter, wechselten in großen Mengen die Besitzer, denn vieles war ausgesprochen günstig: ein Rock für eine Vierjährige für vier Mark, ein Pullover für ein etwas älteres Kind für acht Mark auch Schuhwerk und Regenkleidung waren im Angebot. Dazu gab es jede Menge Bücher und Kartenspiele für weniger als zehn Mark - kein Wunder, daß der Pfarrsaal der Gemeinde ständig überlaufen war.

Schon um 14 Uhr hätten die ersten "Schnäppchenjäger" den Saal gestürmt, berichtete Gudrun Brill, die mit ihren Umsätzen an diesem Tag dennoch nicht zufrieden war: "Im letzten Jahr war es besser."

Zweimal im Jahr organisieren die Erzieherinnen den Flohmarkt, wobei sie sorgfältig darauf achten, daß sie nicht in "Terminkollisionen" mit vergleichbaren Veranstaltungen anderer Gemeinden geraten. "Wir sind in diesem Jahr die ersten im Umkreis, die einen Flohmarkt für Kinderartikel organisieren. Daher ist der Zulauf auch so groß", erläuterte Evamaria Zinn das Interesse an dem Flohmarkt.

Diese Flohmärkte für Kinderartikel werden für die Kleinfamilien immer wichtiger, denn es fehlt oft am Nachwuchs, der die meist noch gut erhaltenen Kleidungsstücke auftragen könnte. Auch bei Kinderwagen erscheint es angesichts der hohen Preise, die für ein solches Gefährt zu zahlen sind, unsinnig, sie in der Ecke stehen zu lassen, wenn kein weiterer Nachwuchs zu erwarten ist: Ein Kinderwagen, Neupreis über 650 Mark, war als "Gebrauchtwagen" mit Schiebedach und Feststellbremse für 350 Mark auf dem Trödelbasar zu haben.

Nicht nur die Eltern der rund 50 Hortkinder konnten ihre überschüssigen Kleidungsstücke und Spielgeräte verkaufen: "Wir haben überall Zettel verteilt, der Flohmarkt ist für jedermann", stellte Leiterin Zinn fest. Weil das Interesse an den angebotenen Waren so lebhaft war, blieb das Ende des Trödelmarktes unbestimmt: "Man sieht, wenn es nicht mehr läuft, dann packt man ein", sagte sie. kan

Aus dem Ortsbeirat 13 Dreckiger Bach ist laut Analyse sauber

NIEDER-ERLENBACH. Die Antwort des Stadtentwässerungsamtes kam spät und wurde vom Ortsbeirat 13 (Nieder- Erlenbach) als unzureichend empfunden. Im März 1992 wurde beantragt, die Wasserqualität des Erlenbachs zu kontrollieren, denn Mitglieder des Nieder-Erlenbacher Anglersportvereins (ASV) spielten mit dem Gedanken, im Gewässer Fische auszusetzen. Niemand will das Risiko eingehen, daß die ausgesetzten Jungfische bei schlechter Wasserqualität nicht lange leben. Man rechnete mit dem schlimmsten Ergebnis, "zumal das Wasser oft extrem trüb ist", sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt.

In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats zeigte man sich dann überrascht und amüsiert zugleich: die chemisch-physikalische Gewässeranalyse belege, daß der Erlenbach nur gering belastet sei, hieß es in dem Antwortschreiben vom 24. August 1992. Und: "Bei ordnungsgemäßen Betrieb der Kläranlage bestehen gegenüber dem Fischbesatz keine Bedenken."

Genau da liegt aber der Knackpunkt. "Wir haben von Mitarbeitern der Kläranlage Bad Homburg/Ober-Erlenbach erfahren, daß die Rückhaltebecken zu klein sind", erklärte Otfried Reinhardt. Bei heftigen Regenfällen "läuft die Kloake dann ungeklärt in den Bach".

Zwar versicherte das Stadtentwässerungsamt, daß die Rückhaltebecken ausreichend groß seien. Doch: "Wir sehen mit eigenen Augen, wie dreckig das Wasser ist", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Es komme öfter vor, daß beunruhigte Anwohner nach starken Regengüssen die Ortsbeiratsmitglieder alarmieren. Aufklärung über die Funktionstüchtigkeit der Rückhaltebecken wird es erst in den nächsten Wochen geben: dann will man die Kläranlage Bad Homburg/Ober- Erlenbach von innen sehen. tin

Konservative waren gegen Spielstraße SPD, FDP und Grüne sprachen sich aber für den Erhalt der Riedhalsstraße aus

HARHEIM. "Ihre Politik erschöpft sich in der Sorge um das ungeborene Leben", sagte eine betroffene Mutter erbost. CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Kölling wies den Vorwurf, seine Partei sei kinderfeindlich, erregt zurück. Dennoch waren die Konservativen in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 14 (Harheim) gegen den Erhalt der Spielstraße - sie forderten die Wiederöffnung der Riedhalsstraße für den Verkehr.

Mit Einschränkungen, denn die "Riedhalsstraße kann in dem jetzigen Zustand für den Verkehr nicht freigegeben werden", sagte Kölling. Der Asphalt müßte zunächst vom Unkraut befreit und die Straße verkehrsberuhigt werden. Der Vorschlag stieß auf Kritik. Mit den Stimmen der SPD, FDP und den Grünen wurde der CDU-Antrag abgelehnt. Die Spielstraße bleibt erhalten. Jetzt soll die Spielfläche "für die Kinder und Jugendlichen attraktiver gestaltet werden", sagte Ortsvorsteher Herbert Staude.

Die Spielfunktion der umstrittenen Straße widerspreche dem Renaturierungskonzept des angrenzenden Rest- Rieds, lautete die Argumentation der CDU. Tatsächlicher Hintergedanke des Antrages war jedoch der Erhalt der Riedhalsstraße als Durchfahrtsweg. Denn noch immer rechnen einige Harheimer mit dem Bau einer Sporthalle, obwohl kein Zeitpunkt für den Baubeginn bekannt ist. Die Halle soll nördlich der Harheimer Bezirkssportanlage, direkt am Ried errichtet werden. Dann müßte auch ein neuer Parkplatz angelegt und die Riedhalsstraße für den Verkehr wieder geöffnet werden, da "bei großen Veranstaltungen mit 150 bis 200 Autos gerechnet werden muß", sagte Kölling.

"Die Sporthalle ist Zukunftsmusik", kam Kritik aus den Reihen der anwesenden Bürger. Und Ortsvorsteher Herbert Staude fragte, ob der Bau einer Sporthalle direkt neben einem "Landschaftsschutzgebiet überhaupt noch sinnvoll erscheint?"

Derzeit erstellt das Umweltamt einen vorläufigen Landschaftsplan für Harheim, der im Frühjahr 1993 dem Ortsbeirat 14 vorgelegt wird. Das wird ein Fachplan, "der zu Konflikten führen kann", sagte Matthias Muncke (Umweltamt) auf Anfragen der Stadtteil-Rundschau. Es könne durchaus passieren, daß "dem Ortsbeirat ein anderer Standort für die Sporthalle empfohlen wird". Zumal auch in der Nachbargemeinde Nieder-Erlenbach im Rahmen des aktuellen Landschaftsplans die langfristige Verlegung der Sportanlage diskutiert wird, um das angrenzende Feuchtbiotop fachgerecht zu pflegen und zu erhalten. Die Frage nach dem alternativen Standort für die geplante Halle drängt sich um so mehr auf, da die Stadt Frankfurt weitere Mittel zur Pflege des Rest-Rieds bereithält.

Im Investitionsplan sind zusätzlich 150 000 Mark zum Erhalt des Feuchtbiotops veranschlagt. In den Jahren 1994 und 1995 soll die Quelle freigelegt, ein Amphibienteich angelegt (sechs auf fünf Meter) sowie der Weg vom Römerbrunnen verlegt werden.

Die meisten der anwesenden Eltern folgten der CDU-Argumentation nicht. Sie sprachen sich eindeutig für den Erhalt der Spielstraße aus: "Wo sollen Kinder ungestört Fahrrad oder Skateboard fahren?" Und: "Spielplätze sind nur für Kleinkinder geeignet." Daß die Maßbornstraße durch "die Öffnung der Riedhalsstraße entlastet wird, ist ein Gerücht", sagte Helmut Seuffert, Vater einer vierjährigen Tochter. Denn: Eine Entlastung sei lediglich die Umgehungsstraße, die 1986 eröffnet wurde.

Der zweite Antrag der CDU wurde mit ihren eigenen Stimmen und denen der FDP angenommen. Darin wird der Magistrat aufgefordert, den "überwuchernden Unkrautbewuchs" auf Bürgersteig und Straßenrändern "fortlaufend" beseitigen zu lassen. tin

Sternenhimmel im Oktober

Für den Sternenfreund bietet der Herbstmonat Oktober gute Beobachtungschancen. Schon mit dem bloßen Auge kann man den Andromedanebel, ein uns benachbartes Milchstraßensystem, als schwaches Lichtwölkchen am Osthimmel ausmachen. Abends dominieren die hellen Planeten Venus und der Ringplanet Saturn. In den Abendstunden des 28. Oktober bieten Mond und Venus dazu eine nahe Begegnung. Die Sonne bewegt sich im Oktober durch die Sternbilder Jungfrau und Waage, am 31. geschieht der Übertritt in das Sternbild der Waage.

Am Abendhimmel rückt die Sternkonstellation des Sommerdreiecks im Oktober aus ihrer dominierenden Südstellung in den westlichen Himmelsabschnitt. Halbhoch findet man noch den Adler mit seinem Hauptstern Atair, darüber stehen Schwan und Leier mit ihren hellen Hauptsternen Deneb und Wega. Im Süden erreicht das charakteristische Herbststernbild des Pegasus seine Höchststellung und ist an seiner Kastenform sofort zu erkennen. Oberhalb des Pegasus erstreckt sich in östlicher Richtung die Sternkonstellation der Andromeda mit dem Andromedanebel.

Im östlichen Himmelsraum erscheinen im Oktober die ersten Vorboten des winterlichen Fixsternhimmels, das Sternbild des Stieres mit seinem roten Hauptstern Aldebaran und den beiden großen Sternhaufen der Hyaden und Plejaden überwindet seine horizontnahe Stellung. Schon ein kleiner Feldstecher zeigt diese beiden Sternhaufen als prächtige Sternansammlungen. Dazu gesellen sich Perseus mit seinem veränderlichen Hauptstern Algol und Fuhrmann mit der funkelnden Kapella. Der große Himmelswagen beherrscht den nördlichen Himmelsabschnitt.

Merkur, der sonnennächste Wandelstern, kann im Oktober nicht beobachtet werden. Venus ist strahlender Abendstern, und die Helligkeit nimmt noch zu. Gegen 22 Uhr erscheint der rote Planet Mars am Osthorizont, nach dem Fixstern Sirius ist Mars dann hellstes Objekt am Nachthimmel. Der Riesenplanet Jupiter erscheint im ersten Monatsdrittel erstmals wieder am Morgenhimmel, die neue Sichtbarkeitsperiode beginnt. Der Ringplanet Saturn ist am westlichen Abendhimmel im Sternbild des Steinbocks zu beobachten.

Im Oktober kann man die beiden Sternschnuppenströme der Orioniden und Draconiden beobachten. Der Schwarm der Orioniden, dessen Ausstrahlungspunkt im Sternbild des Orions liegt, wird seine größte Schnuppentätigkeit um den 21. am Morgenhimmel erreichen. (dpa)

Trinkfest sind sie auch Senioren-Kerweburschen ließen Fete nicht "sterben"

NIEDER-ERLENBACH. Ein Kerbebursch sollte trinkfest sein, singen und tanzen können, die Geselligkeit lieben und unverheiratet sein. Der letztere Maßstab ließ sich an keinen der 15 Kerbeburschen anlegen. Sie alle sind schon in die Jahre gekommen und hätten sich wohl bis vor kurzem nicht träumen lassen, ihr "Kerbeburschen-Revival" zu erleben. Nachwuchsmangel macht es möglich: diese Kerb organisierten die Senioren-Kerbeburschen.

So ersparten sie sich auch den obligatorischen Vorbereitungs-Rummel. Üblich ist es nämlich, "daß zehn bis zwölf Wochen vor dem Fest die Trinkfestigkeit und das Singen geübt wird", erzählte ein ehemaliger Kerbebursch jüngeren Semesters. Das haben die Senioren nicht nötig, kennen sie ihre Pflichten doch noch im Schlaf. "So schön haben schon lange keine Kerbeburschen in Nieder-Erlenbach gesungen", kam Lob aus der Bevölkerung. Gelernt ist gelernt: beim ersten Anlauf stand auch der Kerbebaum - kerzengerade und ohne Lieschen. Die improvisierte Feier war im Feuerwehrgerätehaus: ein kleines Festzelt war aufgestellt, der Tresen aufgebaut worden.

Glück hatten die Veranstalter auch mit der Kapelle "Wolf R.E.M.", denn "die meisten Bands sind um diese Jahreszeit restlos ausgebucht", sagte Hans Reitzammer, der von 1954 bis 1956 Kerbebursch war.

Am Nachwuchsmangel ist "die Wohlstandsgesellschaft schuld", spekulierten einige heftig. Und die Absprachen mit dem Pächter des Nieder-Erlenbacher Bürgerhauses schien diesmal auch nicht zu funktionieren: Parallel zur Kerb organisierte dieser zwei Hochzeiten, "obwohl er sonst die Kerb unterstützt und zum Teil mitfinanziert hat" (Reitzammer).

So bot sich neben dem Bürgerhaus ein trauriges Bild: trotz der Schwierigkeiten im Vorfeld hatte man den Schaustellern nicht abgesagt. Die standen dann verloren und wenig beachtet auf dem Festplatz umher.

Man rettete, was zu retten war und bekam dabei tatkräftige Unterstützung. Zum Transport des selbstgeschlagenen Kerbebaumes stellte ein Landwirt einen Leiterwagen spontan zur Verfügung; vom Aussiedlerhof "Erlenhof" kamen hübsche Sonnenblumen, die die Gäste schon vor dem Festzelt freundlich begrüßten. Kein feucht-fröhliches Fest war angesagt, eher ein gemütliches Beisammensein mit Musik und Tanz. Sollte ein Erlös erwirtschaftet werden, dann wird er an die Kinderkrebshilfe überwiesen. tin

Kerweborsch sind für ihr Fest schon gut gerüstet In wenigen Tagen steht die "Merfeller Kerb" ins Haus / Karten für Kerwetanz im Vorverkauf

MÖRFELDEN-WALLDORF. Für die 15 aktiven Kerweborsch läuft der Countdown: Nur noch ein paar Tage dauert es, dann wird in Mörfelden die Kerb gefeiert. Am Samstag, 17. Oktober, ist es soweit. Und bis zum Dienstag, 20. Oktober - die Kerb wird abends wieder an der Wernertanne "begraben" -, sind die Kerweborsch permanent im Einsatz. Am Ende müssen sie das Engagement im Dienste der Kerb meist mit dem vorübergehenden Verlust der Stimme bezahlen.

Den Auftakt zum Kerwe-Spektakel bildet am Freitag, 16. Oktober, der traditionelle Eröffnungsabend im Schützenhof. Aber so richtig los geht es dann erst einen Tag später am Samstag, dem 17. Oktober. Nachdem der Kerwebaum geschlagen und geschmückt ist, steht um 13.30 Uhr ein Umzug durch Mörfelden an, der gegen 15 Uhr am Bürgerhaus endet, wo der Kerwebaum aufgestellt und die "Kerweredd" verlesen wird.

Wie groß der Zug sein wird, wissen die jungen Männer noch nicht so genau: "Um die 15 Zugnummern", schätzt Holger Fritz, Vorsitzender des Vereins der Mörfelder Kerweborsch, "das hängt immer Alte Post als Motiv vom Wetter und von der Lust der Gruppen ab." Finanziert wird der Umzug aus dem Verkauf der Kerwekrüge, die diesmal als Motiv die alte Post in der Langgasse haben. Mit Deckel kostet das gute Stück 25 Mark, ohne Deckel müssen zehn Mark hingeblättert werden.

Richtig rund, im wahrsten Sinne des Wortes, geht es dann vor allem abends beim Kerwetanz, der um 20 Uhr im Bürgerhaus beginnt. Die Karten kosten zwölf Mark im Vorverkauf (15 Mark an der Abendkasse) und sind bei der TSM-Tankstelle, der Buchhandlung Ziegler und natürlich bei den Kerweborsch selbst zu haben.

Am Sonntag steht außer dem Schubkarrenrennen um 14 Uhr am Bürgerhaus zwar keine Festivität an, dafür aber am Montag, 19. Oktober. Da treffen sich Bürger und Kerweborsch zum Frühschoppen und feiern noch mal so richtig ihr Fest, das am Dienstag, 20. Oktober, endgültig vorbei ist, wenn die "Kerwebobb" gegen 19 Uhr an der Wernertanne verbrannt wird.

Die "Bopp" gehört dazu, auch "wenn viele das gar nicht mehr machen, weil die immer wieder geklaut und nur gegen Lösegeld wieder rausgerückt wird", berichtet Kerwevadder Klaus Nowka. Aber eine Kerb ohne die Puppe können sich die Mörfelder genauso wenig vorstellen wie eine Kerb mit Kerwemädchen, die es beispielsweise bei den Walldorfern gibt.

"Kerwemädchen hat's bei uns noch nie gegeben", sagen sie einstimmig und betonen, daß die auch gar nicht erst eingeführt werden. Dafür gibt's bei den Mörfeldern einige Ehemänner unter den Aktivisten - ein Umstand, der zwar nicht überall, aber doch bei einigen Gruppen verpönt ist. Dort gilt die Regel, daß ein Kerweborsch ledig zu sein hat. Die Mörfelder sehen das nicht so eng. Außerdem: "Wenn wir das einführen würden, wäre wohl bald keiner mehr dabei." wal

Die Kinder pinselten nach Herzenslust Die Werkstatt Mick feierte ihr traditionelles Sommerfest mit spannenden Aktionen

SACHSENHAUSEN. Julia wartete ungeduldig auf den Ton, um endlich mit dem Modellieren anfangen zu können: "Ich wäre auch schon um neun Uhr gekommen", sagte die Achtjährige und hüpfte in der pädagogischen Werkstatt "Mick" aufgeregt von einem Bein aufs andere. Barbara Mick, die Leiterin der privaten Einrichtung zur Förderung der künstlerischen Kreativität bei Kindern und Jugendlichen, hatte erst für 12 Uhr zu ihrem Sommerfest eingeladen: Julia mußte warten. Bis das Fest richtig losging, konnten sich die Gäste die "Produkte" des letzten Jahres ansehen, die überall an den Wänden hingen oder in den Nischen und auf Fensterbänken standen.

Natürlich konnte an diesem Nachmittag nach Herzenslust gemalt, getöpfert und gespielt werden. Besondere Attraktion war "das längste Bild von Sachsenhausen": Die Kinder hatten die Möglichkeit, mit Pinsel und Farbe eine dicke Rolle Rauhfasertapete zu bemalen. War der erste Streifen ganz bunt, wurde die Rolle einfach ein wenig weiter ausgelegt. "Wir gehen damit bis auf die Straße und wenn der Platz dann immer noch nicht reicht, legen wir auch noch eine zweite Bahn aus", erläuterte die Innenarchitektin und Sonderschullehrerin Barbara Mick. Selbstverständlich hatte sie auch mit frischem Vollkornbrot, Butter, Radieschen und anderen frischen Köstlichkeiten aus dem Garten für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt.

Die Werkstatt Mick in der Schulstraße 3 besteht seit 1984. Als private Einrichtung erhält sie keinerlei Zuschüsse der Stadt. Sie fördert vor allem Kinder zwischen vier und 18 Jahren. Etwa 50 Sprößlinge besuchen regelmäßig die Kurse, die in dem rund 110 Quadratmeter großen Kunstatelier angeboten werden. Dabei gibt es bei den verwendeten Materialien und den angewandten Techniken keinerlei Einschränkungen: Stoffe werden gefärbt und zu Kostümen weiterverarbeitet, mit Ton wird modelliert, Gipsmasken können entstehen und es wird mit verschiedenen Farben gemalt: "Wir toben auch manchmal nur rum, oder arbeiten mit Fingerfarben an der Malwand. Viele Dinge entstehen hier im Stehen, denn die Kinder sitzen in der Schule genug herum", stellte Barbara Mick fest.

Die Motive für die Arbeiten der Kinder werden zumeist im spielerischen Umgang erarbeitet: Mit Rollen- und Bewegungsspielen schaffen sich die Kinder einen Zugang zu einem selbstgewählten oder vorgegebenen Thema. Die so gewonnenen Eindrücke setzten die Kinder später in ihren Bildern um. Dabei kann der Nachwuchs auch seine eigenen Phantasien einmal ausleben und sichtbar gestalten: "Alles was ein Kind am Tag oder in seinen Träumen erlebt, soll im Umgang mit den verschiedenen Materialien ausgedrückt werden", erläuterte Barbara Mick ihr pädagogisches Konzept.

Neben ihrer Hochschulausbildung hat sich Barbara Mick zusätzlich durch den Besuch von zahlreichen Spezialseminaren, beispielsweise für Farbpsychologie, Theater-, Spiel- und Bewegungspädagogik auf ihre Arbeit mit Kindern vorbereitet. Vielfach sind es Übungen der Feinmotorik oder einfache Wahrnehmungsübungen, die für die Entwicklung der Kinder wichtig sind und ihnen zu neuem Selbstbewußtsein verhelfen: "Die Kinder sind heute so überflutet von den Dingen, die können Unterschiede kaum noch wahrnehmen", meint die Leiterin Mick, die mit ihrem Kursangebot an diesem Punkt Abhilfe schaffen will. kan

Moshe und die drei gerechten Schwestern vom Wanner-Hof Begegnung in Jerusalem: Ein litauischer Jude überlebte die Nazi-Zeit mit Hilfe einer bayerischen Familie Von Armin Wertz (Jerusalem)

oshe Prusak ist mächtig aufge regt. Mit einem dicken Blumen strauß läuft er nervös vor den

M Zollabfertigungsschaltern des Flughafens auf und ab. Einen Freund, der ansonsten dafür zuständig ist, Staatsgäste schnell und unbehelligt an den Einreiseformalitäten vorbeizuschleusen, hat er überredet, sich einmal um weniger prominente Besucher zu kümmern, um zwei alte Damen aus Deutschland, auf die er wartet. Ein anderer Freund hat es übernommen, die Koffer ins Hotel zu bringen.

"Wir mußten uns um gar nichts kümmern", ist Viktoria Wanner nachher froh. Schließlich ist sie keine Globetrotterin. Sie ist bisher erst einmal geflogen, das war nach Lourdes, dem katholischen Wallfahrtsort in Frankreich. Aber "er hat alles organisiert", staunt sie. Sogar die einheimische Presse ist vertreten, um die Begrüßung, die Umarmungen und Küsse zu fotografieren. Und im Hotel gibt's erst mal Kaffee und Apfelstrudel.

Und dann kommt Moshe ins Erzählen. "Ohne diese beiden würde ich heute nicht leben", sagt er, und Tränen der Dankbarkeit rollen ihm über die Wangen. Für Maria Walch ist das eine "Selbstverständlichkeit, wenn man Leben retten kann. Das hätte ich mit jedem gemacht." So selbstverständlich war die gute Tat der Familie Wanner nun wieder nicht, schon gar nicht im damaligen Nazideutschland. Zudem "war damit die ganze Familie gefährdet", betont Moshe. "Sie haben einen Juden praktisch unter den Augen deutscher Offiziere versteckt gehalten."

Moshe hatte Glück, daß er auf seiner Flucht im Frühjahr 1945 just an die Wanners geraten war. Mit den Nazis hatte der Bauer Ulrich Wanner nichts am Hut. "Wenn der Krieg gewonnen ist", so hatten sie ihm wiederholt im Dorf gedroht, weil er den Hitlergruß nie erwiderte, "dann hängen wir dich auf."

Moshe, der 1930 im litauischen Lazdaj geborene Sohn eines Rabbis, hatte "viel mazel", Glück, daß er jene Jahre überlebte. Kurz nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion wurden Moshes Eltern in einem Blutrausch deutscher SS- Einsatztruppen und litauischer Hilfsmilizen erschossen. "Danach zog ich durch Slobodka, um Bekannte zu finden, bei denen ich wohnen könnte", erzählt er. "Aber jeden, den ich kannte, hatten sie ermordet." Schließlich kam er bei einer Familie in der Finero-Straße unter. Ein paar Wochen später sperrten die Nazis alle jüdischen Bewohner der Region in ein Ghetto in Kovno. Dort "lebte ich in beständiger Angst. Jeden Tag holten sie Leute ab, die nie wieder zurückkehrten", erinnert er sich.

Damals, im Sommer und Herbst 1941, hatten die Nazis ihre Tötungsmaschinerie noch nicht mit Gasöfen automatisiert und perfektioniert. Damals erschossen sie ihre Opfer noch oder erschlugen sie: "Am 4. Juli ermordeten litauische Milizen auf deutschen Befehl 416 jüdische Männer und 47 jüdische Frauen in Kovnos VII. Festung", berichtet der US-Historiker Martin Gilbert in seiner minuziös recherchierten "Geschichte der Juden Europas im Zweiten Weltkrieg". In Kovno stünden "ausgebildete" Litauer in "ausreichender Zahl" zur Verfügung, berichtete SS- Oberst Karl Jäger nach Berlin. Die hätten die Stadt praktisch in "ein Schießparadies" verwandelt. So konnte der Chef des SS-Einsatzkommandos 3 am 1. Dezember nach Berlin melden, daß "nur noch 15 Prozent des litauischen Judentums" lebten.

Der elfjährige Moshe arbeitete damals auf dem nahe gelegenen Flugplatz von Alksot, "wo das Leben ein Alptraum war", erinnert er sich. "Dort trafen wir russische Kriegsgefangene, die von den Litauern und Deutschen ausgehungert und zu Tode geprügelt wurden. Das waren nur noch Skelette." Anfang 1942, als "die Deutschen damit begannen, das Ghetto Straße für Straße zu vernichten", beschloß Moshe, ins Arbeitslager Schat überzuwechseln. "Das rettete mich davor, nach Auschwitz deportiert zu werden", wie die anderen Kinder des Ghettos.

In Schat traf er seinen ersten Retter. Max Hirsch, ein Deutscher aus Litauen und Chef des Bekleidungsamtes des dortigen Militärstützpunktes, hatte Mitleid mit dem Kleinen und "sorgte dafür, daß ich eine leichte Arbeit bekam". Moshe mußte die Wohnung des Lagerkommandanten sauberhalten. "Das ging ein Jahr lang ganz gut", meint er. Doch "mit dem Vormarsch der russischen Armee begann 1943 die Auflösung und Zerstörung der Arbeitslager in Litauen". Eines Tages wurden sie alle in Frachtzüge gestopft, "hundert in einem Waggon", und nach Deutschland gebracht, die Männer nach Dachau, Frauen und Kinder nach Kaufering bei Landsberg am Lech, einem KZ- Arbeitslager, dessen Insassen im sogenannten "Jägerstab-Programm" eingesetzt wurden: Albert Speers Plan, jüdische Sklaven zum Bau unterirdischer Flugzeugfabriken heranzuziehen.

Als die traurige Fracht im bitterkalten Dezember des Jahres 1943 dort ankam, wurden die Frauen und Kinder zunächst in eigens ausgehobenen Erdlöchern untergebracht. "In jedem Loch", erzählt Moshe, "lagen etwa fünfzig Leute, dichtgedrängt neben- und übereinander. Der Boden war mit etwas Papier gepolstert, zwei Decken schützten uns kaum vor der Kälte." Inmitten eines nahe gelegenen Waldes mußten die Gefangenen in einer unterirdischen Militärfabrik die fehlenden Lasttiere ersetzen und "Maschinenteile auf schweren Karren" transportieren: "Zwei Mann Gespann schleppten, der Rest der Mannschaft hatte zu schieben, von hinten wie auch von der Seite", beschrieb Sam Berger, ein Leidensgenosse Prusaks, in seinen Erinnerungen "Die unvergeßlichen sechseinhalb Jahre meines Lebens" die Arbeit im "Lager 3". Der inzwischen zwölfjährige Moshe, der zu schwach für diese Schinderei war, arbeitete in der Küche.

Dort fand Moshe einen weiteren Retter. Eines Tages warnte ihn der Küchenchef, ein deutscher politischer Häftling: "Heute abend gehst du nach der Arbeit nicht ins Lager zurück, sondern bleibst hier und wirst im Keller Kartoffeln schälen." Anderntags nämlich, so hatte der Deutsche in Erfahrung gebracht, sollte der SS-Oberaufseher über alle Arbeitslager von Dachau eintreffen, um die Kinder unter den Gefangenen auszuselektieren und nach Auschwitz zu schicken. "Von dort kommt niemand lebend zurück", wußte der Deutsche. Also blieb Moshe zwei Tage lang in der Küche.

Im April 1945 standen US-Truppen bereits in Bayern. "Die Deutschen aber wollten uns nicht im Lager zurücklassen, wo uns die Amerikaner befreit hätten", berichtet Moshe von der Gefahr, nach all den durchlebten Strapazen in den letzten Kriegstagen doch noch im Inferno des Holocaust unterzugehen. "So steckten sie alle, die noch nicht zu schwach waren, aufrecht stehen zu können, wieder einmal in Viehwaggons, diesmal für den Abtransport ins Konzentrationslager Dachau. Wer nicht transportfähig war, wurde erschossen." An beiden Enden des Zuges brachten die Deutschen Sprengstoffladungen an, um "ihn auf dem Weg nach Dachau in die Luft zu jagen. Danach hätte das ausgesehen, als sei ein Militärzug von alliierten Bomben getroffen worden."

"Als Soldaten die Sprengvorrichtungen brachten, dachte ich, das ist mein Ende", sagt Moshe. Aber die Türen waren noch nicht verschlossen, und so "sprangen alle ab, um der Explosion zu entfliehen". Sofort feuerten die Soldaten auf die Flüchtigen. "Da starben viele", erinnert sich Maria Walch, "überall lagen Tote." Heute steht dort ein Gedenkstein. "Um mich herum hagelte es Kugeln", erzählt Moshe, "aber ich hatte wieder Glück und entkam in ein nahe gelegenes Feld."

Irgendwann traf er deutsche Soldaten auf der Flucht vor der näherrückenden Front. "Sie sagten mir, daß etwa zehn Kilometer geradeaus ein Dorf liege", berichtet Moshe: "Weill." Im ersten Haus, das beleuchtet war, klopfte er an. Den beiden jungen Frauen, die ihm öffneten, Maria und Viktoria Wanner, stellte er sich in seiner blau-weiß gestreiften Sträflingsuniform als "Moritz" vor, wie sich Maria erinnert. Die Amerikaner seien nicht mehr weit, schon in München und Landsberg, beruhigten sie den Flüchtigen. Weil aber im Nachbarhaus deutsche Luftwaffenoffiziere einquartiert seien, müßten sie ihn verstecken: "Wenn die Sie sehen, bringen sie Sie um." Also richteten sie ihm im Pferdestall im Heu ein Versteck her, brachten ihm warmes Wasser, Seife sowie frische Wäsche und verbrannten die verräterische Sträflingskleidung.

"Unter ihrer guten Obhut gewann ich in zwei Wochen mein Gewicht und meine Kraft zurück", sagt Moshe. Sie hätten ihm eben gegeben, "was da war", wehrt Maria, die keckere der drei Wanner-Töchter, bescheiden ab. Das hätten andere auch getan. So hätte eine ganze Reihe jener Flüchtigen des Transportes aus Kaufering überlebt. Der Mutter ihres Schwiegersohns "haben die Nazis schon früher den Friseurladen in Erding zusammengeschossen, weil sie Juden und ausländischen Zwangsarbeitern oft etwas zu essen zusteckte".

Die US-Truppen brachten Moshe dann in ihr Militärlager in Landsberg, wo sie alle befreiten Häftlinge medizinisch versorgten. Am 29. April 1945 endlich nahmen US-Verbände Dachau und befreiten Moshes wenige überlebenden Landsleute. Der Anblick, der sich ihnen bot, war schrecklich: "Er verfolgt dich noch, wenn du längst zurück im Presselager bist", schrieb der Journalist Sam Goldsmith. "Auf einem Abstellgleis stehen 50 Waggons - alle voller furchtbar ausgemergelter toter Körper, gestapelt wie die verbogenen Äste gefällter Bäume." Unter den 33 000 Überlebenden von Dachau befanden sich 2539 Juden, die meisten von ihnen aus Litauen, "die Überreste des Ghettos von Slobodka", fand Goldsmith heraus, selbst Litauer, der vor dem Krieg nach England geflohen war.

Moshe erklärte den US-Offizieren, er habe Verwandte in Jerusalem. Also steckten sie ihn in eine britische Uniform und brachten ihn nach Bari in Süditalien. Hier erwähnte ein US-Soldat, er habe einmal mit einem gewissen Zev Prusak aus Jerusalem gearbeitet - einem Onkel Moshes, den sie sofort informierten, daß ein Mitglied der Familie die deutsche "Endlösung" überlebt hat. Im November 1945 erhielt er mit 400 jüdischen Frauen und Kindern ein Einwanderungsvisum für Palästina. Nach Abschluß der Schule (1947) "trat ich natürlich in die Hagana ein", die jüdische Untergrundorganisation, erklärt Moshe, warum der Kontakt zu seinen Rettern in Weill unterbrochen wurde, "und nach der Staatsgründung kämpfte ich bis 1950 als regulärer Soldat im Unabhängigkeitskrieg".

Moshe blieb in Israel, besuchte die Landwirtschaftsschule und arbeitet heute als Ingenieur im Zivilschutzbereich. 1964 heiratete er eine "Sabra", eine in Israel Geborene. Inzwischen hat der 62jährige eine Tochter, zwei Söhne und Enkel. Anna und Maria Wanner heirateten und haben heute ebenfalls Kinder und Enkelkinder. Viktoria "übernahm den Hof" in Weill und blieb ledig.

Erst durch die zufällige Bekanntschaft mit einem Lehrer aus Landsberg konnte Moshe die Verbindung zu seinen einstigen Rettern wieder herstellen. Und so tauchte im vorigen Jahr plötzlich ein kräftiger, weißhaariger, älterer Herr vor dem Wanner-Hof in Weill auf. "Die Erste, die ich traf, war Maria", erzählt Moshe begeistert. "Ich lief gleich rein und rief Viktoria, ,schau mal, wer da ist'", unterbricht Maria Walch hastig die langsame Schilderung in Moshes gebrochenem Deutsch, das mehr und mehr in die Erinnerung zurückkehrt. Danach hat er noch das Grab seiner Eltern in Slobodka aufgesucht: "Es ist ein Massengrab."

Jetzt überschüttet Moshe die beiden alten Damen mit seinem Dank. Nur Anna kam nicht, "sie ist zu alt für die Reise", erklärt Maria. Tiberias am See Genezareth, Bethlehem, Jerusalem, das Tote Meer, Rachels Grab, Haifa, Jaffa - "drei Viertel von Israel", so Maria, hat er ihnen schon gezeigt. "Und wir dürfen kein Geld ausgeben", lacht Viktoria, mit 66 die Jüngste der Schwestern, "er will alles bezahlen." Den Rest, so verspricht Moshe, "zeige ich euch das nächste Mal."

Dann werden die Wanner-Töchter wohl vom israelischen Volk als "Gerechte unter den Nationen" anerkannt sein. 1953 erließ das Parlament ein Gesetz, daß es die Pflicht des Staates Israel sei, die Arbeit von Nichtjuden anzuerkennen, die zur Rettung jüdischen Lebens geführt hat. Ihnen wird im Namen des jüdischen Volkes eine Ehrung erteilt. Der Nachweis für eine solche Tat muß von einem Geretteten, wie in diesem Fall von Moshe Prusak, erbracht und von einem Komitee aus 18 Richtern und Experten geprüft werden. Jeder so geehrte Nichtjude pflanzt in der "Allee der Gerechten" beim Holocaust-Denkmal "Yad Vashem" in Jerusalem in seinem Namen einen Baum. 10 069 Menschen hat der Staat Israel bisher so geehrt, darunter 265 Deutsche.

Trödel für das Spielhaus KT 38 finanziert das Lieblingsspielzeug ihrer Kinder

DORNBUSCH. Über den regen Besuch des Flohmarktes der Kindertagesstätte (KT) 38 in der Fritz-Tarnow-Straße freute sich Ursula Courtney: "Das war schon fast ein Straßenfest. Draußen im Hof und hier drinnen in den Räumen und Gängen hatten wir ständig Betrieb." Kinder und Erwachsene umstanden die Verkaufsstände, an denen die verschiedensten Waren angeboten wurden: neben Kinderkleidung und Spielzeug auch Geschirr, Nippes, Handarbeiten und allerlei Gebrauchsgegenstände.

Die Leiterin der Tagesstätte, Marianne Fiebe-Lubuta, empfing die Gäste am Kaffee- und Kuchenstand. Eine Mutter freute sich: "Fast hätten wir Pech mit dem Wetter gehabt, aber jetzt scheint die Sonne, und wir können ins Freie. So ist viel mehr Platz."

Für die Kinder hatten die Mitarbeiter einige "Aktionsecken" vorbereitet. In einer wurden aus Stoffresten Wandbilder gewebt. Aus Tapeten und Papprollen entstanden in einem anderen Raum Windmühlen. Selbstgefertigte Perlen aus Papier konnten die Kleinsten zu Ketten zusammenfügen. Sogar Musikinstrumente wurden gebastelt - so entstanden aus Zigarrenkisten und Drähten Gitarren und Xylophone. Ein Kasperletheater war zu Besuch und lockte die Kinder vom Tisch mit den frisch gebackenen Waffeln fort.

Wie Ursula Courtney berichtete, betreut die Kindertagesstätte zur Zeit drei Kindergarten- und drei Hortgruppen mit insgesamt 90 Kindern. Vor kurzem hat die KT ein Spielhaus angeschafft. Es steht in der Eingangshalle und ist bei den Kindern sehr beliebt: Ein Schreiner hat es nach den Wünschen der Erzieher hergestellt. Das Haus hat verschiedene Räume und sogar eine Hundehütte, auch ein Kaufladenfenster gehört dazu. Alle Türen und Fenster lassen sich öffnen, schließen und verriegeln.

Der Erlös des Flohmarktes, so hofft Frau Courtney, wird es möglich machen, den Rest der Kaufsumme für das wunderschöne Spielhaus zu bezahlen, denn sowohl aus den Tischgebühren wie auch beim Kaffee- und Kuchenverkauf gab es an diesem Nachmittag gute Einnahmen. li

Keine Altenwohnanlage US-Gelände ist nicht geeignet

SCHWANHEIM. Auf dem Gelände "Eichanlage" der US-Streitkräfte in den Schwanheimer Wiesen wird auch nach dem Truppenabzug keine Altenwohnanlage entstehen. Dies geht aus einem Magistratsbericht auf eine entsprechende Anregung der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 6 hervor. Im März des Jahres hatten die Christdemokraten in einer Sitzung des Stadtteilgremiums vorgeschlagen, nach dem Freiwerden des Areals eine Altenwohnanlage mit angeschlossener Altenpflegestation zu errichten. Nach einer Abstimmung der Stadtverordnetenversammlung im Juni ging nun ein Bericht an den Orstbeirat, in dem die Anregung verworfen wird.

Grundsätzlich bestehe zwar "Bedarf für den Bau einer weiteren Wohnanlage mit 50 Wohneinheiten in Schwanheim", so ist dem Magistratspapier zu entnehmen. Da das vorgeschlagene Gelände jedoch außerhalb der normalen Bebauung liegt und somit keine ausreichende Infrastruktur gegeben sei, wäre es für eine Wohnanlage ungeeignet.

Unter anderem fehle ein Anschluß an den öffentlichen Nahverkehr, außerdem liegen die Schwanheimer Wiesen im Bereich des Frankfurter Grüngürtels und kämen somit nicht für eine Bebauung in Frage, begründet das Baudezernat die Ablehnung.

Als "leichtfertig" bezeichnete CDU- Stadtverordneter Helmut Heuser die Entscheidung des Parlaments in einer Pressemitteilung. Die Grüngürtelargumentation hält Heuser für vorgeschoben und sieht den wahren Grund der Ablehnung in der "ideologisch verbohrten Grünpolitik von Rot-Grün".

Der Stadtverordnete kritisierte weiter, daß der Magistrat zwar den Bedarf einer Altenwohnanlage in Schwanheim sehe, aber keine Lösungsvorschläge parat habe. Durch die Entscheidung des Magistrats sei die "Verbesserung der Infrastruktur in Schwanheim verhindert worden". hen

Service nicht ausdünnen Sparüberlegungen für Bibliotheken stoßen auf Kritik

SCHWANHEIM. Die städtische Finanznot scheint sich jetzt auch auf den Betrieb der Stadtteilbibliotheken negativ auszuwirken. Das glaubt jedenfalls der Kreis Schwanheimer Mütter. Nach dessen Informationen gibt es Überlegungen im Amt für Wissenschaft und Kunst, die Mittel für die Büchereiangebote in Schwanheim drastisch zu kürzen. Im einzelnen sollen die Öffnungszeiten mit sogenannten Schließtagen eingeschränkt und Beratungspersonal eingespart werden. Darüber hinaus denke das zuständige Dezernat auch daran, die kulturellen Angebote der Bücherei zu reduzieren.

Der Kreis Schwanheimer Mütter will gegen dieses Vorhaben mit einem offenen Brief an die Stadtverwaltung protestieren und die Verantwortlichen zum Umdenken auffordern. "In einer Zeit, in der das Lesen durch Fernsehberieselung zurückgedrängt wird, ist eine funktionsfähige Stadtteilbücherei unverzichtbar", heißt es in dem Schreiben der Mütterinitiative. Auch der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) hat in seiner jüngsten Sitzung einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion verabschiedet. Die Christdemokraten befürchten "eine Verarmung des kulturellen Lebens", falls die genannten Vorhaben Realität würden.

Barbara Purbs, Leiterin der Stadtbücherei, versuchte die Gerüchtewogen zu glätten: "Die Überlegungen sind bisher reine Planspiele, in denen wir uns Gedanken machen, was passiert, falls weitere Stellen gekürzt werden." Vom Magistratsbeschluß, die Stellenanzahl auf 88 Prozent zu kürzen, seien auch die Büchereien betroffen. Da vakante Stellen nicht neu besetzt werden dürfen, müssen viele Büchereien bereits mit Aushilfskräften auskommen, erklärte Barbara Purbs.

Im Einvernehmen mit Kulturdezernentin Linda Reisch würden jetzt beim Personalamt sogenannte Ausnahmenanträge gestellt, um den weitern Stellenabbau in den Büchereien zu stoppen. "Frau Reisch ist darum bemüht, den Bürgerservice nicht auszudünnen", sagte Purbs. Die Leiterin der Stadtbücherei geht nicht davon aus, daß die Sparüberlegungen Wirklichkeit werden. hen

Der giftige Skorpion biß Organistin Angela Boeckh gastierte in Schwanheim

SCHWANHEIM. Ein Werk des zeitgenössischen Komponisten Karl-Heinz Stockhausen, auf der Orgel gespielt: das hört man nicht unbedingt alle Tage. In der evangelischen Martinuskirche interpretierte die Berliner Organistin Angela Boeckh dessen 1977 entstandenen "Tierkreis - 12 Melodien der Sternzeichen", der nicht speziell für Orgel komponiert ist; er kann auf beliebigen Instrumenten gespielt werden.

Der Zyklus - es sind kleine Miniaturen - beginnt mit dem Zeichen Wassermann. Der mögliche Grund: wegen der Erdachsenbewegung stehen wir am Beginn des Wassermannzeitalters. Angela Boeckh charakterisierte eigenwillig, aber logisch. Durch differenzierte Registrierung stellte sie die Hauptmerkmale jedes Zeichens heraus.

Ein zwischen zwei Polen hin- und herspringender ostinater Bass: das ist der Löwe; hoch, schwebend, mit dünnen Pfeifen, der Fisch; dünnhäutig, in offenen Linien, der Krebs; fast kakophon, die Jungfrau; giftig, beißend, mit herben Dissonanzen, der Skorpion; hell, transparent im Klang, fast kantabel, die Waage. Stets bricht die "Melodie" ab, wird zerrissen. Die Künstlerin nutzte die Facetten der neuen Schuke-Orgel klug aus, und hielt einen Spannungsbogen bis zum Schluß.

Begonnen hatte das Konzert mit der Komposition "Ut re mi fa sol la" des englischen Spätrenaissancemeisters William Byrd (1543-1623). Das Werk, dessen Titel die Tonskala von C bis A umfaßt, zeichnet sich durch sperrige, fast moderne Melodik aus. Anfangs ruhig, verdichtet sich über der im Pedal gespielten Grundlinie der Klang zusehends. Angela Boeckh erwies sich auch hier als Könnerin ihres Fachs.

Überbordende Fülle: so muß man die "Sonate Nr. 4 in a-Moll ,tonus peregrinus' op. 98" des Spätromantikers Joseph Rheinberger wohl charakterisieren. Dem dreisätzigen Werk liegt ein Kirchenthema zugrunde: ein Psalmton, der im frühen Mittelalter neben den acht regulären Psalmtönen entwickelt wurde. Um dieses Zentrum herum webt sich ein zunehmend verschachteltes Figurations- und Akkordwerk.

Die Organistin hastete, die Tempobezeichnung Moderato mißachtend, durch den ersten Satz; so blieb vieles unklar und verschwommen. Die dramatische Entwicklung allerdings konnte sie treffend nachbilden. Schön war die schlichte Melodie des "Andantino" überschriebenen Intermezzos. Der Schlußsatz, ein großangelegtes Konstrukt, erinnert in der sich zuspitzenden Polyphonie der vierstimmigen, chromatischen Fuge an Bach, doch löst sich Rheinberger bald aus dem starren Muster; die einzelnen Linien verschwinden im Klangwust: eine Schwäche des Komponisten. Vielleicht hätte Angela Boeckh hier dünner, durchleuchtender registrieren sollen.

Das beherzigte sie im folgenden Werk von Johann Sebastian Bach, "Präludium und Fuge D-Dur". Ein technisch wie gestalterisch höchst anspruchsvolles Stück, das ihr alles abverlangte. Schnelle Sechzehntelläufe, rhythmisch komplizierte Figuren, vielstimmige Passagen: stets beherrschte sie die Schwierigkeiten (kleine Schnitzer fielen nicht ins Gewicht) und spannte einen musikalischen Bogen bis zum Schluß; eine Meisterleistung.

1932 schrieb Olivier Messiaen (1908- 1992) "Apparition de l' Eglise Eternelle" (Erscheinung der ewigen Kirche). Das Tonmaterial (der Komponist verwendete sogenannte "Modi") ist gering. Eine sehr langsam aufwärts schreitende Linie, die crescendierend immer konzentrierter und machtvoller wird. Anfänglich herbe Sekundreibungen, die die Interpretin "auskostete", gehen in einen choralartigen Fluß über, aber stets bleibt es eine düstere Erscheinung, fast transzendental.

Alte und neue Musik in einem Konzert: die Synthese gelang. Angela Boeckh erhielt für ihre starke Leistung verdienten Beifall; doch wären die Organisatoren gut beraten gewesen, den Zuhörern eine kurze Pause zu gönnen. JÜRGEN OTTEN

34 Teams spielten im Park um die Wette

NORDEND. Mehr als 300 Kinder zwischen neun und 13 Jahren verwandelten vor einigen Tagen den Günthersburgpark in einen großen Kinderspielplatz. Auf Einladung des evangelischen Jugendwerks Frankfurt versammelten sie sich dort bei Sport und Spiel zum großen Jungschartreffen. 34 Mannschaften aus ganz Südhessen traten zu insgesamt zehn fröhlichen Wettkämpfen an. Neben bekannten Sportarten wie Volleyball und Hockey wurde auch ein Computerspiel in witzig abgeänderter Form angeboten - "Pac Mouse": Dabei spielen zwei an den Füßen zusammengebundene Kinder die Katze, die in möglichst kurzer Zeit ihr "Opfer", die Maus, fangen muß.

Wolfgang Boldt, einer der Organisatoren des Treffens, nannte denn auch das Motto des Treffens: "Weg vom einzelnen, hin zur Gruppe." Sieger und Verlierer gab's trotzdem: Nur ganz knapp geschlagen geben mußte sich die Jungschargruppe Heilsberg hinter einem siegreichen Team aus Darmstadt. Bereits im Vorlauf waren Tränen geflossen, schieden doch die Mädchen der evangelischen Johannes-Gemeinde Bornheim nur ganz unglücklich aus.

Für die Besten gab es Pokale und kleine Geschenke. Absoluter Knüller war der Gewinn einer Freifahrt mit einem "Trike", einem dreirädrigen Chopper-Motorrad, um den ganzen Park herum. Umrahmt wurde die Preisübergabe mit einer Abschlußfeier für Eltern und Kinder. map

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Ein Beispiel

Die Betonung von zu teuren Mieten als eine der Hauptursachen für die Entwicklung zu einer "neuen Armutsbevölkerung" in der Caritas-Studie ist sicherlich berechtigt (FR vom 9. 9. 1992 "Wohnungsnot stürzt immer mehr Menschen in Armut"). Weitere Hauptursachen sind demnach die Folgen von Arbeitslosigkeit und Scheidungen.

Um einmal konkret zu verdeutlichen, was die Kombination zweier Ursachen bedeuten kann, möchte ich im folgenden ganz offen und ehrlich meine eigene finanzielle Situation darstellen - sicherlich nur e i n Beispiel für viele gleich Betroffene:

Mein Einkommen beträgt 3546 Mark monatlich netto (StKl. I). An Unterhalt habe ich zu zahlen 1660 Mark. Für meine Wohnung (mit Kinderzimmer) muß ich monatlich 1179 Mark (inkl. Nebenkosten) aufbringen.

An die Gerichtskasse muß ich monatliche Raten von 180 Mark zahlen (vergeblicher Versuch, das Sorgerecht zu erhalten).

Die Krankenversicherung verlangt monatlich 384 Mark. Telefon kostet ca. 50 Mark, die Monatsfahrkarte 150 Mark.

Meinem Einkommen von 3546 Mark stehen also feste Verpflichtungen von mindestens 3603 Mark gegenüber. Lebensmittel, Kleidung, Zeitung usw. müssen anderweitig finanziert werden. Das interessiert weder Gericht noch Sozialamt (Berechnung nach Nettoeinkommen). Mittlerweile bin ich hoch verschuldet, gehe in der Verwandtschaft betteln.

Um mein Kind (Grundschulalter) relativ häufig sehen zu dürfen, finanziere ich ohne Einspruch das Studium meiner Ex-Frau, die sich zwecks Erlangung des Sorgerechts (= Unterhalt) erfolgreich arbeitslos gemacht hat. Ganz legal natürlich.Georg Guballa, Dülmen

Skandalöse Unterstützung von Mord und Terror

Den Zuschriften in der "Freie Aussprache" vom 1. 9. 1992, deren Verfasser sich angewidert mit den Pogromen in Ostdeutschland und den Anschlägen im Westen befassen, können wir nur zustimmen. Nicht einige hundert krimineller Skins aus Ost und West sind der Skandal. In einer komplexen Gesellschaft sind einige paranoide Randgruppen und ein Bodensatz von intellektuell und emotional verflachten Menschen leider eine soziale Realität.

Skandalös ist die breite Unterstützung für Mord und Terror in der ostdeutschen Bevölkerung und offensichtlich auch in Verwaltung und Politik.

Wer immer den unsäglichen Satz ausgesprochen hat, "er empfinde es als Schande, daß deutsche Polizisten gegen deutsche Demonstranten eingesetzt würden, um Ausländer zu schützen" (Zitat: Leserbrief P. Palacios, FR 1. 9. 1992), sollte sich ebenso wie die 70 % Betriebsangehörige, die gegen Ausländer sind (FR vom 15. 9. 1992), folgendes klar machen:

Wir gehören zu der großen Zahl der westdeutschen Nachkriegsgeneration, welcher der Anschluß der DDR aus nationaler Sicht völlig gleichgültig ist. Trotzdem tragen wir durch Zwangsbesteuerung und andere Einschränkungen die Hauptlast der sog. Wiedervereinigung. Unser Kontostand interessiert uns erheblich mehr als unsere nationale Identität. Es beruhigt uns, in unserem Bekanntenkreis tüchtige Ostdeutsche zu wissen, die das ähnlich sehen. Nationalstolz ist der Stolz der Versager, die sonst nichts vorzuweisen haben.

Die DDR war für uns lange Zeit Ausland im strikten Sinne; gefühlsmäßig ist sie es bis heute geblieben. Gelegentliche Reisen in die frühere DDR haben ein beklemmendes Gefühl der Fremdheit eher noch bestärkt. In den Ländern, gegen deren Bürger man nun Front macht, wurden wir oft mit großer Gastfreundschaft behandelt, obwohl dort z. T. Armut und Unfreiheit herrschten. Die Demokratiebewegung in der DDR haben wir begrüßt und unterstützt. Mit Anteilnahme haben wir den Kampf der Menschen für Freiheit und Demokratie verfolgt. Den Anschluß an die Bundesrepublik haben wir ohne nationale Begeisterung hingenommen, die zusätzlichen Kosten bezahlt. Es entsetzt uns, wenn in Ostdeutschland Politiker und Bürger gegen Ausländer und eine angebliche Überfremdung wettern.

Lohnabhängige im Westen, Deutsche und Ausländer, tragen die Hauptlast des Anschlusses. Die Gehälter von Herrn Kupfer und anderer Ostpolitiker werden von den Ausländern im Westen miterwirtschaftet. Diese Politiker sind gerade erst dazugekommen und schämen sich nicht, Menschen aus unserer Gesellschaft auszugrenzen, die schon lange hier Steuern zahlen. Der Identitätswahn richtet sich ja nicht nur gegen Flüchtlinge, sondern auch gegen unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen.

In den Pogromstädten Rostock, Quedlinburg u. a. braucht man sich nicht zu wundern, wenn angesichts einer Bevölkerung, die Terror und Brandstiftung duldet oder begrüßt, Investitionen ausbleiben. Einigen Quedlinburger Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Bürgermeister muß man großen Mut zugestehen, in erfreulicher Ausnahme den Verfolgten beigestanden zu haben. Dennoch ist die Stadt heute "ausländerfrei".

Wir sorgen uns nicht wie unsere Politiker um das Ansehen der Bundesrepublik im Ausland. Für dieses Ansehen hielt es ja der Kanzler für sinnvoll, einen massiven Polizeieinsatz gegen Bürgerinnen und Bürger zu rechtfertigen, die in München von ihrem Recht Gebrauch machten, ihre Politiker auszupfeifen.

Wir sorgen uns um die Einhaltung der Menschenrechte, die zu schützen die vornehmste Aufgabe des Staates in einem freien Land sein sollte. Die Menschenrechte stehen grundsätzlich jedem zu, auch wenn er sich z. B. illegal in der Bundesrepublik aufhält. Alle Menschen, die sich auf dem Gebiet der Bundesrepublik aufhalten, haben Anspruch darauf, daß der Staat ihre körperliche Unversehrtheit gegen Angriffe von Terrorgruppen und Pöbel schützt. Dies gilt auch, das muß nicht nur Herr Kupfer noch lernen, wenn es sich um deutschen Pöbel handelt.

Dr. Renate Dohmen-Burk und Thomas Burk, Ludwigshafen

"Ionenselektive Elektrode für Eisen" entwickelt

Nicht für den Elfenbeinturm, sondern für die Praxis wollen viele Frankfurter Forscher arbeiten. Daß dies bisweilen auch gelingt, zeigt nach Ansicht der Johann Wolfgang Goethe-Universität ein Ergebnis jahrelanger Forschung am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie.

Professor Erich-Walter Grabner hat dort mit seinen Mitarbeitern eine "Ionenselektive Elektrode für Eisen" entwickelt. Das Gerät kann dabei helfen, auch geringe Konzentrationen von Eisenionen genau zu bestimmen. Das habe große Bedeutung für die Analyse von Boden, Grund- und Trinkwasser, und spiele auch bei Blutuntersuchungen oder frühzeitiger Erkennung von Korrosionsschäden an Stahl eine bedeutende Rolle, meldet die Universität.

Weil solche Ergebnisse der Grundlagenforschung mithin einen entsprechenden "Marktwert" haben, präsentiert Professor Grabner seine "Ionenselektive Elektrode" in dieser Woche auf der "Interkama"in Düsseldorf. luf

Umlandverband regt mit einer nicht unrealistischen Utopie die Fantasie der Menschen an Fahrgäste sollen per Magnet entschweben Ringverkehr naht - aber vermutlich herkömmlich

HOCHTAUNUSKREIS. Beinahe lautlos rauscht der Zug durch die Felder bei Steinbach. Leise zischend fährt das aerodynamisch geformte Gefährt mit seinen verglasten Scheiben in Oberursel und Bad Homburg ein und spuckt einen großen Strom von Berufspendlern aus. Aus den Nachbarkreisen sind sie mit der Magnetschwebebahn zu ihrem Arbeitsplatz gefahren. Für den Umlandverband (UVF) ist das keine Utopie mehr. Kürzlich stellte der UVF-Planungsdezernent Alexander von Hesler (CDU) eine Studie vor, die einen Ringverkehr rund um Frankfurt mit einer Magnetbahn vorschlägt. Die Trasse soll auch durch den Hochtaunuskreis führen. Volker Sparmann, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), ist skeptisch, ob sich das Projekt verwirklichen läßt. "Zu teuer", so sein Urteil. Denn nach von Heslers Schätzung wird die Magnetbahn 2,62 Milliarden Mark kosten.

Für Alexander von Hesler dagegen ist die Magnetbahn keine Vision mehr. Doch in jedem Fall werden wohl noch "ein paar Jährchen" ins Land gehen, bis eine Magnetbahn durch die Städte zischt und die Bad Homburger, Steinbacher und Oberurseler auf komfortable Weise zum Frankfurter Flughafen oder auch nach Hofheim befördert. In 15 Jahren, also im Jahr 2010, könnten die ersten Streckenabschnitte in Betrieb gehen (wir berichteten in der Frankfurter Stadtrundschau).

Die Studie untersuchte vier Varianten für die Trasse, 65 bis 100 Kilometer lang. Die kürzeste führt vom Frankfurter Flughafen über Höchst und Eschborn Richtung Oberursel. Später soll sie Bad Homburg erreichen und über Bad Vilbel, Offenbach und Neu-Isenburg wieder zum Flughafen führen. Eine Alternativlinie geht von Eddersheim via Hofheim, Schwalbach nach Steinbach.

"Tangentialverkehr" heißt das Zauberwort, das hinter dem Magnetbahnkonzept steckt. In den vergangenen 20 Jahren ist im öffentlichen Personenverkehr ein Netz entstanden, das sternförmig auf Frankfurt zuläuft. Das ist das sogenannte Radial-System. Alles geht über die Main-Metropole. Wer beispielsweise von Oberursel zum Rhein-Main-Airport will, muß über den Frankfurter Hauptbahnhof fahren. "Daß es aber auch tangentiale Verkehre gibt - also Pendler, die in die kleineren Städte der Region wollen -, wurde vergessen", erläutert Hansjörg Röhrich von der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft.

Und der Tangentialverkehr wird in den nächsten Jahren noch wachsen. Nach den Prognosen des Umlandverbandes wird die Bevölkerung im Ballungsraum weiter zunehmen. Für Röhrich steht fest: "Mit den bestehenen Systemen können wir den zusätzlichen Verkehr nicht bewältigen." Die Folge: Das Rhein-Main-Gebiet verliert an Attraktivität, Firmen wandern ab. Deshalb müsse eine ringförmige Erschließung der Region her.

Das meint auch Volker Sparmann, RMV-Geschäftsführer. "Mit den Strekkenvorschlägen des UVF stimme ich überein." Allerdings fragt er sich, ob es ausgerechnet die teure Magnetbahn sein muß. Auf den gleichen Strecken könnten auch die guten alten Rad-Schiene-Züge fahren. Die RMV erarbeitet gegenwärtig ein Konzept für eine konventionelle Ringbahn mit Namen "Städte-Expreß". Die hätte den Vorteil, daß dafür die schon bestehenden Trassen genutzt werden könnten.

Die Strecken müßten teilweise ausgebaut werden, erläutert Sparmann; außerdem seien einige neue Verbindungsstükke notwendig. Auch könnten S-Bahn-Stationen und Bahnhöfe genutzt werden. "Denn da sind überall noch Kapazitäten frei."

Der große Vorteil des Städte-Expreß: "Er ist zwar nicht so schnell wie die Magnetbahn, wird aber erheblich billiger." Und das schlägt letztlich auch bei den Fahrpreisen durch. Eine genaue Kostenschätzung gibt es noch nicht. Doch Sparmann verspricht: "Ende des Jahres haben wir die Zahlen."

Mit der Magnetbahn setzt von Hesler dagegen auf das modernste öffentliche Verkehrsmittel, das gegenwärtig zu haben ist. Sie fährt vollautomatisch, ohne Chauffeur und wird über einen zentralen Rechner gesteuert. Auf drei Meter hohen Ständern sollen die Bahnen schweben; sie können aber auch ebenerdig oder in Tunneln fahren.

Eine solche Magnetbahn existiert bereits. Sie ist in Berlin zwei Jahre ausprobiert worden, bis die Stelzen nach dem Fall der Mauer wieder abgebaut werden mußten. Die Kabinen sind zwölf Meter lang und 2,30 Meter breit. Die Einheit, die mit zwei weiteren zusammengekoppelt werden kann, bietet 28 Sitz- und 52 Stehplätze und kann bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell sein. Das Fahrzeug selbst hat keinen Antrieb. Es ist mit Dauermagneten ausgerüstet, die es auf dem Fahrweg schweben lassen. Waagerechte und vertikale Rollen sorgen für Stabilität. Der Antrieb erfolgt durch ein elektromagnetisches Wanderfeld im Fahrweg. Jede Einheit hat eine Sprechanlage zur Zentrale. Wie bei der Pariser Metro können Fahrgäste den Bahnsteig erst betreten, wenn die Kabine angehalten hat. hm/fw/stk

"Fremdenhaß gibt es für Christen nicht"

GRIESHEIM. Die Arbeitsgemeinschaft der Pfingstkirchengemeinde und der Sankt Hedwigsgemeinde in Griesheim veranstaltete am zweiten Septembersonntag ihr traditionelles Kinderfest. Das Motto lautete "Der Globus quietscht und eiert", das von den Kindern als fröhlicher Hintergrund für Spiele aus allen Erdteilen diente.

ür die Erwachsenen waren die jüngsten Ausbrüche von Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik Anlaß, an eine vom Gemeindearbeitskreis schon vor 16 Jahren formulierte Grundsatzerklärung zu erinnern: "Fremdenhaß kann es für Christen nicht geben."

Zahlreiche alte und junge Besucher waren beim Mittagessen und dem sich anschließenden fröhlichen Treiben bei Spiel und Spaß in der spätsommerlichen Sonne dabei. zol

Langes "Sündenregister" CDU Dornbusch begann Wahlkampf mit Vorwürfen

FRANKFURT-NORDWEST. Eine "Bilanz der rotgrünen Politik" hatte der Vorsitzende des CDU-Stadtbezirksverbandes Dornbusch und Landtagsabgeordnete Hans Burggraf seinen Mitgliedern und Freunden versprochen, und die bot Gastrednerin Helga Gräfin Haller von Hallerstein auch. Die CDU-Stadtverordnete für den Dornbusch hatte für die rot-grüne Koalition im Römer kein lobendes Wort.

Sie begann ihre Vorwürfe mit Versäumnissen in der Schulpolitik und nannte den neuen Schulentwicklungsplan der Koalition im Vergleich zu den vorangegangenen "subtiler", hielt ihn dennoch für zerstörerisch. "Gymnasien werden darin zwar nicht mehr verteufelt, gegen deren Überfüllung wird jedoch nichts getan", kritisierte sie. Ihrer Ansicht nach blieben nur deshalb viele Schüler an Gesamtschulen, weil sie wegen der überlasteten Gymnasien resigniert hätten.

Die Debatte über die Schlachthof-Verlegung nach Nieder-Eschbach bezeichnete Frau von Hallerstein als unsinnig; die auf dem alten Gelände geplanten Wohnungen würden entweder teure Spekulationsobjekte oder müßten von der Stadt "heruntersubventioniert" werden. Das SPD-Wahlversprechen, pro Jahr 4000 Wohnungen im Raum Frankfurt zu realisieren, sei gebrochen worden: Einige Pläne seien vor 2005 nicht zu verwirklichen.

Auch das Bahnhofsviertel ließ sie nicht aus. Weder sei die Verquickung von Prostitution, Drogen und schwerer Kriminalität aufgelöst worden noch sei die B-Ebene gesichert worden. Die Gräfin räumte aber auf Nachfrage eines Zuhörers ein, daß auch die CDU der wachsenden Gewalt wenig entgegenzusetzen hätte: "Hierbei handelt es sich wohl um ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem in einer Legislaturperiode nicht abzuhelfen ist, und das mit Geld allein nicht zu lösen ist." Im März 1993 aber, falls der Machtwechsel mit Petra Roth gelinge, werde die CDU vor einer leeren Kasse stehen.

Das sei hauptsächlich auf die schlechte Haushaltspolitik der regierenden Parteien zurückzuführen. So habe der Frauenausschuß nur dazu gedient, eine "Grüne zur Vorsitzenden zu machen". Der CDU sei es zu verdanken, daß darin überhaupt Männer vertreten seien, und trotzdem habe der Ausschuß bislang nur einen einzigen Magistratsentwurf vorgelegt. Scharfe Angriffe galten der Stadträtin Margarethe Nimsch, deren Gutachtenaufträge unter anderem "eine völlig unvernünftige Befragung der Frauen in Nizza" umfaßt hätte. Die Frauendezernentin sei auch maßgeblich bei der Anmietung des Möbelhauses Hess an der Konstablerwache beteiligt gewesen. Das Gebäude koste die Stadt eine Million Mark im Jahr und sei wegen Baumängeln als Standort für ein Gesundheitsamt ungeeignet. Wegen des leeren Stadtsäckels fordere die CDU eine "vernünftige Prioritätensetzung".

Auch am Verkehrsberuhigungskonzept der Stadt fand die Stadtverordnete etwas auszusetzen: "Blumenkübel und gemalte Striche helfen nicht gegen den Verkehrsinfarkt." Die Versäumnisse gerade auf diesem Gebiet seien unverzeihlich. zol

SPD fordert zusätzliche Ampel

HANAU. Eine zusätzliche Ampel an der Bruchköbeler Landstraße in Höhe der Dekalin fordert der SPD-Ortsverein Nordwest. Ein solches Lichtzeichen würde zwar den Verkehrsfluß behindern, doch dies sei "den Autofahrern zuzumuten, zumal der Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr erleichtert werden sollte", schreiben die Sozialdemokraten in einer Mitteilung.

Für Bewohner des Wohngebiets zwischen Bruchköbeler Landstraße, Alter Rückinger Weg und Marköbeler Straße sei es "schlichtweg unmöglich, über die stark befahrene Brucköbeler Landstraße die Bushaltestelle an der Dekalin zu erreichen".

Eine dort installierte Ampel würde auch eine Alternative für den bisherigen Schulweg bieten.

Derzeit führe dieser über die Lichtanlage Ecke Bruchköbeler Landstraße / Alter Rückinger Weg, die die SPD als "verkehrspolitisches Fossil" bezeichnet. Fußgänger müßten dort nacheinander einen Zebrastreifen, zwei voneinander unabhängige Fußgängerampeln sowie einen weiteren Zebrastreifen überqueren. "Was für Erwachsene schon nicht leicht ist, wird für die ABC-Schützen zur totalen Überforderung", schreibt der Ortsverein. jur

Rehabilitation für Herz-Kreislauf-Patienten Die Stützung der Gesundheit steht beim "Verein für Sport und Gesundheit" im Mittelpunkt

HANAU. "Das Holz haben wir vor vierzig Jahren noch selbst mitgebracht, um damit in der Kesselstädter Turnhalle den Kanonenofen zu heizen. Und zum Schwimmen hat uns nach Frankfurt ein Holzvergaser gebracht." So erzählt Ehrenvorsitzender Eckart Fischer-Defoy aus der Anfangszeit des "Verein für Sport und Gesundheit in Hanau", der jüngst auf dem Gelände seines Freizeitheims am Rodfeld in Neuses 40jähriges Bestehen feierte.

Sieben Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges als reine Versehrtensportgruppe gegründet, hat die Gemeinschaft ihr Gesicht im Laufe der Zeit entscheidend geändert. Längst stehen mit der Turnhalle der alten Hohen Landesschule, der Main-Kinzig-Halle sowie dem Stadtbad umfassende und komfortable Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung. Und längst bilden die Kriegsbeschädigten, denen der Sport bei der körperlichen Rehabilitation helfen sollte, nicht mehr den Großteil der 237 Mitglieder. Den stellen mittlerweile die Herz-Kreislauf-Patienten, die erstmals 1978 Aufnahme im Verein fanden, nachdem dessen Mitgliederspektrum bereits Anfang der siebziger Jahre um Behinderte und Unfallgeschädigte erweitert worden war. Aus diesem Grund erfuhr die einstige "Versehrtensportgruppe für Hanau Stadt und Land" auch ihre Umbenennung in den "Verein für Sport und Gesundheit".

Dreißig Kriegsversehrte aus der Anfangszeit sind heute noch dabei; vonihnen sind allerdings die meistens nicht mehr sportlich tätig. Geführt wird die Gemeinschaft jedoch immer noch von drei Gründern: dem Ehrenvorsitzenden Eckart Fischer-Defoy, dem seit 1967 amtierenden Vorsitzenden Wilhelm Nix sowie seinem Stellvertreter Wolfgang Günzel. Alle drei erhielten für ihre Verdienste um den Versehrten- und Behindertensport bereits den Ehrenbrief des Landes Hessen und andere ungezählte Ehrungen; bei der Jubiläumsfeier kamen weitere hinzu, darunter die Verdienstmedaille des Hessischen Behindertensportverbandes für Wilhelm Nix.

Hervorgehoben wurde von den Festrednern die von Profilierungszwang freie idealistische Grundhaltung der Führungsriege, ihr Engagement für einen Sport, der bis vor kurzem noch auf wenig Öffentlichkeit hoffen durfte. Anerkennung - und Zuschauer - finden behinderte Sportler erst in jüngster Zeit, doch immer noch sind ihre Wettkämpfe selbst auf höchster Ebene, wie die Paralympics in Barcelona, eher Randereignisse in den Medien.

Der "Verein für Sport und Gesundheit" bietet die Möglichkeit, das Deutsche Sportabzeichen unter Behindertenbedingungen zu erwerben. Den Schwerpunkt bilden jedoch nach wie vor Rehabilitation und anschließende Stützung der Gesundheit, sportlicher Ehrgeiz ist eher eine "Folgeerscheinung". Die Bewegung soll zunächst einmal helfen, das Zutrauen zum eigenen Körper wieder aufzubauen, mit den Einschränkungen umzugehen lernen.

"Wir helfen behinderten Menschen, motorische Alltagsbewegungen wieder zu erwerben oder zeigen ihnen Kompensationstechniken", erklärt Übungsleiter Hubert Bretz, der seit mehr als dreißig Jahren bei dem Verein tätig ist und dafür zum Jubiläum die Goldene Ehrennadel des Hessischen Behindertensportverbandes erhielt.

Außerdem biete die Beschäftigung in der Gemeinschaft die Möglichkeit, drohender Passivität und Isolation entgegenzuwirken. Herz- und Kreislaufgeschädigte sowie Infarktpatienten würden durch die Übungen an die künftige Lebensführung herangeführt. Ihre Belastbarkeit steigere sich durch das behutsame Training allmählich wieder.

"Koronarsport ist heute neben der medikamentösen und der chirurgischen Behandlung zur dritten Säule der Therapie geworden", erläutert Bretz weiter. Das Bewegungsangebot des "Vereins für Sport und Gesundheit" umfaßt heute Gymnastik, Ballspiele, Schwimmen, Wassergymnastik, Radfahren, Wandern und Kegeln. Für die Herzsportgruppen gibt es drei spezielle Trainingsprogramme, die der individuellen Belastbarkeit angepaßt sind. Überdies ist in jeder Übungsstunde die Anwesenheit eines für den Notfall ausgebildeten Mediziners gefordert.

Zehn Ärzte wechseln sich mit der Aufsicht ab. Voraussetzung, um als Patient überhaupt teilnehmen zu können, ist eine ärztliche Verordnung. Eine Herzsportgruppe zu unterhalten, ist für einen Verein nicht gerade eine kostenarme Angelegenheit, denn für den Notfall müssen stets entsprechende Apparate zur Wiederbelebung und Medikamente bereitstehen. Bei bis zu 80 000 Mark liegt der Wert der Geräte im Vereinsbesitz. Runde 17 000 kostet allein ein Defibrilator, ein Apparat, mit dem das Herz wieder in Gang gebracht werden kann.

Der Verein erhält die notwendigen Finanzen dafür hauptsächlich über Zuschüsse sowie über Beiträge und Spenden - und hofft, derart angeweisen auf den "Goodwill" anderer, daß im Rahmen allgemeiner Einsparungen nicht der Rotstift angesetzt wird. pam

Fokus auf den Stummfilm Pläne und Entwicklungen des Filmmuseums

Zwei große Wechsel-Ausstellungen pro Jahr, dazwischen kleinere "Galerie-Ausstellungen" bei freiem Eintritt - mit diesem langfristigen Konzept versucht das Deutsche Filmmuseum, sich mit der Haushalts-Krise der Kommune zu arrangieren. "Vom Team her schaffen wir nicht mehr", erklärt Direktor Walter Schobert; die Personaldecke ist dünn. Eine Rolle dürften auch die Ausstellungskosten spielen: Jede größere Schau schlägt mit einem Betrag zwischen einer Viertelmillion und 350 000 Mark zu Buche - und frißt damit ein Zehntel vom gesamten Etat des Hauses. Außerdem will Schobert bei den Publikationen und Sonderveranstaltungen verstärkt nach Ko- Produzenten und Sponsoren suchen. Die langfristige Planung scheint durch den Sparkurs kaum beeinträchtigt zu sein: Besonders zum Thema "Deutscher Stummfilm", einem der Schwerpunkte der bisherigen Museumsarbeit, kündigt Schobert eine Folge von Ausstellungen und Filmreihen an.

Stummfilm nicht als entlegenes Sachgebiet für eine Handvoll Spezialisten zu präsentieren, sondern auch als populären Unterhaltungsfilm: Diesen Ansatz setzt das Filmmuseum zugleich in seinen Retrospektiven fort. Derzeit werden Plakate aus der Stummfilmzeit gezeigt - nicht nur zu den altbekannten Klassikern von Murnau und Lubitsch. Schobert betont: "Es tauchen auch ganz unbekannte Filmtitel auf, Plakate, die überhaupt noch nicht in Ausstellungen zu sehen waren". Dazu zählt eben auch die Dutzendware des Kino-Geschäfts. Triviales, Reißerisches, Alltägliches, wie es die Filmlandschaft stets prägte - viel stärker als die zu "Höhepunkten" der Filmgeschichte stilisierten Kunststücke. Dabei wurde auch für kleinere Produktionen mit teils großformatigen Grafiken geworben. Neben eigenen Beständen veröffentlicht das Museum viele Plakate aus dem ehemaligen Staatlichen Filmarchiv der DDR.

Aus dem gleichen Zeitraum stammen die Stummfilme, die unter dem Titel "Deutscher Episodenfilm" von Januar an im Kommunalen Kino laufen. Schobert verspricht "richtige Soap-Operas", aber auch Vorläufer des Abenteuer- und Gangsterfilms. Darunter Fritz Langs Fortsetzungsfilm "Herrin der Welt" und die Serie mit dem Film-Detektiv Stuart Webbs. Damit versucht das Filmmuseum einerseits, "ein filmhistorisches Defizit zu beseitigen". Gleichzeitig ist Schobert auch gespannt, "ob die Filme heute noch funktionieren" als spannende Unterhaltungsware.

Im Anschluß soll - nach einigen Verschiebungen - endlich das Ausstellungs- Projekt "Sergej Eisenstein und seine Beziehung zur Kunst" eine endgültige Form erhalten. Neben einer Retrospektive will das Museum auch Zeichnungen des sowjetischen Avantgarde-Filmers zeigen und in den Kontext der konstruktivistischen Kunst seiner Zeit stellen.

Und schließlich schmieden die Mitarbeiter Schoberts bereits Pläne für das Jahrhundert-Jubiläum des Mediums Film. Zum 100. Jahrestag der ersten Filmvorführung will sich das Museum am internationalen Ausstellungs-Reigen beteiligen. Einer der geplante Beitrag der Frankfurter: eine Dokumentation zur bewegten Kino-Geschichte der Stadt. Ende 1994 soll die Schau den Auftakt zu den darauf folgenden Jubiläums-Veranstaltungen bilden.

Zwischen diesen größeren Projekten aber werden kleinere (Foto-)Ausstellungen die Schaufläche des Hauses füllen. Bilder zu Filmthemen zwar, aber nicht unbedingt mit dem Anspruch einer gründlichen wissenschaftlichen Aufarbeitung. Denn kosten darf und soll es möglichst nichts - weder das Museum noch das Publikum. Derlei Dekorationsware war schon in den vergangenen anderthalb Jahren zu sehen - man wird sich daran gewöhnen müssen, als Kompromiß zwischen den Ansprüchen des Filmmuseums und dem Geldmangel im städtischen (Kultur-)Haushalt.

Immerhin ist das Kommunale Kino von der kurzfristigen Haushaltssperre, die Kämmerer Martin Grüber (SPD) im vergangenen Jahr verhängte, verschont geblieben. Vielleicht aus der Einsicht heraus, daß da kaum noch etwas zu kürzen ist - und daß das Kino mit seinem filmhistorischen Programm ein publikumswirksames Aushängeschild der Frankfurter Kulturlandschaft darstellt.

So wird sich auch an den thematischen Filmreihen wenig ändern. Das Kinderfilm-Festival ist für 1993 und 1994 fest im Terminkalender eingeplant. Die Reihe mit Schauspieler-Porträts, vor anderthalb Jahren begonnen, "ist das am besten besuchte Programm", sagt Schobert. Im Oktober laufen darin zahlreiche Filme mit der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve - Schoberts einziger Änderungsvorschlag: "Mein Traum ist es, solche Leute auch mal nach Frankfurt einzuladen" - dafür bräuchte er aber dann doch "den passenden Sponsor". two

Zinsloses Darlehen für Elsa-Brändström-Straße Sanierung des denkmalgeschützten Doppelhauses kommt teurer als Neubau von Wohnungen

HANAU. Die Hanauer Stadtverordnetenversammlung hat ein zinsloses Darlehen über 500 000 Mark für die Renovierung der Häuser in der Elsa-Brändström-Straße beschlossen. Die Hanauer Baugesellschaft wird in der ehemaligen städtische Liegenschaft, die durch die Hausbesetzung für Schlagzeilen sorgte, für insgesamt 1,6 Millionen Mark sechs Wohnungen mit insgesamt 490 Quadratmeter Wohnfläche einrichten.

Das sanierungsbedürftige Anliegen sollte ursprünglich als Frauenhaus genutzt werden. Nachdem sich die Verantwortlichen angesichts der hohen Umbaukosten jedoch für den Abbruch entschieden hatten, besetzte eine Gruppe junger Leute das leerstehende Haus. Eine erneute Prüfung ergab dann, daß das Gebäude aus Denkmalschutzgründen nicht abgerissen werden darf. Daraufhin entschied sich die Stadt, das Haus zu renovieren.

Die Baukosten von rund 1,6 Millionen Mark sollen zu 600 000 Mark über Wohnungsbaufördermittel des Landes sowie zu 500 000 über Eigenmittel der Baugesellschaft gedeckt werden.

Um die für die Bewilligung der Landesmittel erforderliche Kostenmiete von 7,75 Mark einzuhalten, muß die Stadt das Darlehen zu günstigen Konditionen gewähren. Außerdem werden niedrigere Erbbauzinsen als üblich erhoben. Aufgrund der hohen Umbaukosten liegt der städtische Anteil mit 83 000 Mark pro Wohnung höher als bei Neubauten. res

"Ihr Wessis seid gar nicht so schlimm" Zum ersten Mal machten Höchster Azubis ihren Bildungsurlaub in Ostdeutschland

HÖCHST. Auf der Leinwand erscheinen die Villen. Doch schnell werden die bunten Fassaden abgelöst von zerbrochenen Fensterscheiben, vernagelten Türen, einem Schild: Vorsicht Baustelle. Blicke auf "Eine Stadt im Umbruch", Blicke von westlichen Jugendlichen auf Rostock, zusammengestellt in einer Ton-Dia-Show, die sie selbst aufgenommen haben. Lange bevor die Stadt zum traurigen Synonym für Ausländerfeindlichkeit in Deutschland wurde, hatte sich die Arbeitsgemeinschaft für außerschulische Bildung Rostock als Tagungsort ausgesucht.

Doch als die Reise losging - die schrecklichen Bilder waren gerade über die Mattscheibe geflimmert - war es vielen Jugendlichen ganz schön mulmig. "Ich hatte schon Angst, als wir Ende August losfuhren", sagt Simone Müller. Sie ist eine von zehn Auszubildenden, die eine Woche auf Bildungsurlaub in Rostock weilten.

Zusammen mit zwei weiteren Teilnehmern verbringt sie die Mittagspause im Jugendcafé Zenit, der Kontaktstelle der Arbeitsgemeinschaft. Ihre Kollegin Ellen Pelzl - ebenfalls angehende Chemielaborantin bei der Hoechst AG - pflichtet ihr bei: "Ich wußte auch nicht, wie ich reagieren soll, wenn uns Skins oder andere Radikale begegnen."

Vor allem hatten die Teilnehmer wie die anderen drei Seminarleiter Angst um Souleymane Bombaye. Der Schwarzafrikaner aus dem Tschad betreute die Arbeitsgruppe Schwarzweiß-Fotografie. Bombaye berichtet von einer Situation, als er allein in eine Kneipe kam und sofort mit "Ausländer raus"-Parolen beschimpft wurde.

Im Rückblick sieht es Bombaye so: "Die Stimmung dort ist nicht aggressiver als anderswo." Das bestätigen auch weitere Mitfahrer nach einer Woche Rostock. Ausländerfeindlichkeit ist aber nicht mehr das erste oder gar einzige Stichwort, das ihnen zu den neuen Bundesländern einfällt. Auch nicht mehr "Fremdes Land", "Ossis", "unbekannte Welt", wie auf den Karteikarten des Vorbereitungstreffens zu lesen ist.

"Anfangs war schon eine total gezwungene Stimmung, ich habe so richtig gemerkt, die Jule hat keinen Bock auf Wessis, da war eine unheimliche Distanz", erzählt Simone Müller vom ersten Kaffeetrinken in der evangelischen Akademie. Das Team vom Jugendcafé Zenit hatte sich die Akademie zum Partner gewählt, allerdings konnten nur sechs Ostjugendliche teilnehmen, da es in den neuen Bundesländern noch keinen Bildungsurlaub gibt.

Simones erster Eindruck von den Teilnehmern aus Rostock und Umgebung war denn auch keineswegs so falsch: Am Ende der Woche gestand ihr Jule: "Ihr Wessis seid ja gar nicht so schlimm, wie wir uns das vorgestellt haben." Und die Meinung der Frankfurter nach einer Woche Rostock: "Am Anfang hatte ich nur kaputte Häuser und Baugerüste im Kopf, aber was in den Leuten vorgeht, davon hatte ich keine Ahnung", sagt Fabian Jessen, der eigentlich nur einen Kritikpunkt an der ganzen Reise hat: "Es waren zu wenig Ost-Jugendliche, in der Ton-Dia-Gruppe war kein einziger."

Einen kleinen Eindruck dessen, was die Menschen im Osten denken, vermitteln die Interviews, die die Höchster für die Ton-Dia-Show aufgenommen haben: "Ich dachte, in einer Demokratie könnte ich mehr einbringen als in einer Diktatur, aber man ist wieder ohnmächtig", lautet das Resümee.

"Für uns war das ein Kernsatz: Die Menschen dort sind keine Jammerlappen, sondern stecken in einer tiefen Identitätskrise", sagt Leiterin Susanne Magnus. Simone, Fabian und Ellen nicken: "Aber wenn deine Klassenkameraden fragen: ,Ist es dort wirklich so schlimm?' kannst Du das nicht vermitteln", sagt Ellen. Auch Simone glaubt, das nur eins hilft: Selbst hinzufahren und mit den Menschen sprechen. "Aber nicht als Touri, der nur die Sehenswürdigkeiten anschaut, sondern mit einem anderen Ziel."

Deshalb haben Susanne Magnus und ihre Kollegen Reinhard Becker und Joachim Sattler beschlossen, nächstes Jahr wieder einen Bildungsurlaub in den neuen Bundesländern anzubieten. Um den typischen Westblick ein bißchen zu korrigieren: Denn den mußten sie sich vorwerfen lassen, als sie ihre Ton-Dia- Show in Rostock uraufführten: Bei dem Dia voller Bananen und Kiwis ernteten sie nur Gelächter. clk

Franziskus-Haus sucht ehrenamtliche Helfer

HANAU. Das Franziskus-Haus in der Breslauer Straße sucht ehrenamtliche Mitarbeiter. Am Wochenende können die Helfer ihren Einsatz von 7 bis 13 Uhr oder von 13 bis 19 Uhr gemeinsam mit Zivildienstleistenden verrichten.

Die Tagesstätte der Ökumenischen Nichtseßhaftenhilfe für Menschen ohne Wohnung hat bisher einen Stamm von 20 Ehrenamtlichen, die sich mit dem Verteilen von Essen und Kaffee beschäftigen, sich aber ebenso in Gesprächen mit den Obdachlosen auseinandersetzen und den Betrieb mitgestalten. Wer Interesse hat, kann einen Termin zu einem Informationsgespräch vereinbaren.

Ansprechpartner sind Manfred Giersch und Julius Reitz, die montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr im Franziskus-Haus unter Telefonnummer 18 11 99 zu erreichen sind. mün

Radball-Landesliga Hessen-Mitte Triumph für Hochstadt

Welch ein Bilanz: 21:3 Punkte, 58:16 Tore und keine einzige Niederlage. Stolz kehrten die Radballer des RV 1925 vom zweiten Spieltag der Landesliga Hessen- Mitte zurück und präsentierten ihre außergewöhnliche Ausbeute. Ob alt, ob jung - die Radballer des RV liefen zur Höchstform auf. Auf Rang vier der Tabelle hat sich das Team Hochstadt I vorgeschoben. Harald Wenke (44 Jahre) und Rainer Wölfel (43) erleben gerade ihren zweiten Radball-Frühling und zeigten den Teams aus Steinfurth, Wölfersheim und Bergeen was eine "Harke" ist. Den einzigen Punktverlust quittierten sie gegen Wölfersheim III mit einem 2:2. Mit insgesamt 16:6 Zählern rangieren sie nur einen Punkte hinter den drei führenden Teams und dürfen sich auf ihre "alten Tage" noch Aufstiegshoffnungen machen.

Dabei könnten sich die beiden "Oldies" eigentlich beruhigt zurückziehen, denn auch der Nachwuchs präsentiert sich in toller Verfassung. Patrick Roog und Thorsten Puth haben spätestens seit dem vergangenen Spieltag den Durchbruch in der Landesliga geschafft. Auch diese beiden erzielten 7:1 Punkte. Lediglich zum Auftakt gegen Wölfersheim II (4:4) taten sich die beiden etwas schwer, doch dann drehten Patrick und Thorsten gehörig auf. In der Tabelle verbesserten sie sich vom 11. auf den 7. Platz.

Hochstadt II mit Gerhard Heussener und Frank Sonntag wollte da nicht zurückstehen. Obwohl Frank Sonntag grippegeschwächt an den Start ging, erzielten auch sie 7:1 Punkte und machten den Hochstädter Triumph perfekt. Heussener und Sonntag sind mit nur 17 Gegentreffern in den bislang absolvierten elf Spielen das abwehrstärkste Team. Wenn bei den beiden auch noch im Angriff der "Knoten" platzt, dann werden sie ganz oben dabeisein. Auf Rang sechs ist der Aufstiegszug für sie noch lange nicht abgefahren. Endgültig die Weichen gestellt werden erst am 14. November in Krofdorf. jbp

FTG bietet "Funk Power" Der Verein hat viele interessante Kurse im Programm

BOCKENHEIM. Die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft bietet in ihrem neuen Programm wieder viele Workshops und Kurse an. An alle, die Freude an Bewegung und Tanz haben, wenden sich die Kurse "Jazztanz", "Funk Dance Power" - erlernt werden Bewegungen aus den Tänzen Funk, Afro Dance und "Rock'n'Roll" mit Musik aus den 60ern.

Für die Jüngsten gibt's Ballettkurse und "Kreativer Kindertanz", bei dem es um natürliche Bewegungsabläufe und Körperkontrolle geht. Im Jonglier-Workshop lernen Zehn- bis 14jährige Techniken der Jonglierkunst kennen. Im Angebot sind auch die Gymnastikkurse zur Stärkung von Wirbelsäule sowie Bauch- und Beinmuskeln. Für alle, die ihre Beweglichkeit und Kondition verbessern wollen, sind die Stretching-Kurse gedacht. Neu ist der Gesundheitssport "Stepping" - eine die Gelenke schonende Art des Aerobic. Entspannungsübungen wie Yoga, Meditation und autogenes Training helfen, vom Alltag abzuschalten. Der Kurs "Bewußte Entspannung für Körper und Geist" zeigt, wie man sich selbst mehr Ruhe gönnen kann.

Eine Anmeldung für die Kurse bei der FTG Frankfurt, Marburger Straße 28, ist erforderlich. Weitere Auskünfte gibt es unter der Rufnummer 77 49 29. map

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel Ein Rückblick auf Hollywoods Kinosommer (vulgo: Ausblick auf den deutschen Herbst)

LOS ANGELES. Zahlen lügen nicht, mag man ihnen auch keinen rechten Glauben schenken. Es war die dritterfolgreichste Kino-Sommersaison aller Zeiten, meldeten die amerikanischen Zeitungen Mitte September: 1,8 Milliarden Dollar Gesamteinnahmen gegenüber 1,6 im Vorjahr, wenn auch weniger als im legendären "Bat Year" 1989, von dessen Umsätzen die Industrie heute noch träumt. Vier Filme durchbrachen die 100-Millionen- Dollar-Schallmauer (drei waren es im Vorjahr): "Batmans Rückkehr", "Lethal Weapon 3", "Sister Act", eine Komödie mit Whoopie Goldberg als Nonne, und "Eine Klasse für sich", ein nostalgisches Damen-Baseball-Abenteuer mit Geena Davis und Madonna. Die zehn erfolgreichsten Filme erwirtschafteten mehr als die Top Ten des Vorjahrs. Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Rezession sei das Ergebnis "nicht so schlecht", resümierten die Auguren.

Dennoch blieb ein merkwürdiges Unbehagen. "Wie heiß war Hollywoods Sommer?" fragte die "Los Angeles Times" und begründete ihre Skepsis eher verschämt im Nebensatz. Die Sommersaison, die vom Memorial Day Ende Mai bis zum Labor Day Anfang September reicht, war 1992 eine Woche länger. Zieht man diese Woche ab, so bleibt Stagnation - und der Eindruck, einer Milchmädchenrechnung aufgesessen zu sein.

Mißtrauen gegen die Rechenkünste Hollwoods wurden im übrigen auch von anderer Seite genährt. Über den Fall Art Buchwald vs. Paramount Pictures erhitzten sich die Medien. Der bekannte Publizist zieh das alteingesessene Studio des Plagiats. Aus einem alten Treatment von ihm, so behauptete Buchwald, habe die Firma den Film "Der Prinz von Zamunda" gemacht, Eddie Murphy dabei das Credit "nach einer Story von" eingeräumt und Murphys Lieferung eines zweiseitigen Entwurfs mit einer halben Million Dollar honoriert. Guten Mutes zog Buchwalds Anwalt vor Gericht und verlangte für seinen Klienten eine Beteiligung an den Nettoprofiten des Films.

Paramount bestritt das Plagiat gar nicht ernstlich, argumentierte vielmehr, der Film sei nie in die schwarzen Zahlen gelangt. Das verwunderte so manchen, der sich der damaligen Box-Office-Ergebnisse entsann. Ein hartnäckiger Richter ließ gründliche Nachforschungen anstellen, um der Öffentlichkeit vorzuführen, was man in Hollywood längst weiß: Wer prozentuale Beteiligung an Nettoprofiten aushandelt, wird kaum einen Cent gewinnen, da die Studios mit Krokodilstränen behaupten, gar keinen Profit gemacht zu haben. "Monkey Points", "Affenpunkte" nennen Schauspieler wie Murphy diese Form der Einnahmenbeteiligung längst verächtlich.

Für die Studios hat solche Bilanzartistik mirakulöse Wirkungen: Sie prosperieren, obgleich der Verlust den Gewinn übersteigt. Der weniger wundergläubige Richter sprach Buchwald nach sorgfältiger Prüfung eine Entschädigung von fast einer Million Dollar zu. Paramount gibt sich damit erwartungsgemäß nicht zufrieden, steht doch mehr als nur eine sechsstellige Summe auf dem Spiel, wenn andere Buchwalds Beispiel folgen und die "lethal weapon", die "tödliche Waffe" ziehen.

Derlei Jonglieren mit Zahlen und Bilanzen überdeckte zugleich die kulturelle Rezession im amerikanischen Kino. Kaum ein Film unter den Top Ten ist weiter erwähnenswert, sieht man einmal von Clint Eastwoods Spätwestern "Erbarmungslos" ab, dessen Erfolg die große Überraschung dieses Sommers bildete. Artige Belanglosigkeiten neben feel good movies, hybride High-Tech-Gebilde neben herzerweichenden Kostümschinken, wenig Ärgerliches neben Filmen, an die man sich eine Stunde nach Verlassen des Kinos kaum mehr erinnert.

Man kann die täglichen Kinoanzeigen, die fast ein Drittel der "Calendar"-Seiten, des Kulturressorts der "Los Angeles Times", füllen, von A bis Z studieren, ohne nach einem Drittel der Lektüre noch fündig zu werden. In Greater Los Angeles, einem Areal, das ein Mehrfaches des Rhein-Main-Gebiets umfaßt, findet man zwar mehr Leinwände als in Frankfurt, Berlin und Hamburg zusammen, doch schwerlich ein breiteres Angebot. 42 Filme, von einer Handvoll minoritärer Cineasten-Programme abgesehen, waren es in der ersten Septemberwoche (zum Vergleich: 43 Filme boten am vergangenen Wochenende die Frankfurter Kinos).

Die mangelnde Angebotsvielfalt hat jedoch nicht nur ästhetisch unerfreuliche, sondern auch ökonomisch ungesunde Konsequenzen: Wo ein Film wie "Batmans Rückkehr" mit 2800 Kopien startet, ist die Neugier des Publikums schon in der ersten Woche befriedigt, da die flächendeckende Versorgung nahezu jede Gemeinde in den USA und Kanada mit dem schwarzen Ritter beglückt. Das gute alte kapitalistische Prinzip des gesteigerten Konsumanreizes durch Angebotsverknappung, das in diesem Fall zugleich geringere Materialkosten durch weniger Kopien garantierte, hat man vor lauter Angst & Gier offenbar vergessen.

Diese Bunkermentalität trübt naturgemäß den Blick der Industriekapitäne. "Entweder sind die Leute darauf programmiert, nur zwischen Memorial Day und dem 4. Juli ins Kino zu gehen, oder wir im Filmbusiness machen nicht genügend gute Filme, um den Sommer auszufüllen", wunderte sich Joe Roth, Chairman der Twentieth Century Fox, um mit geradezu schülerhafter Arglosigkeit zu ergänzen: "Wir dachten, wir hätten eine funktionierende Kampagne für ,Buffy the Vampire Slayer', doch offenbar hatten wir sie nicht." Von ähnlicher Luzidität waren die veröffentlichten Diagnosen seiner Kollegen. Da mußte schon der Börsenspezialist des Branchenblattes "Variety" die Hand auflegen und erklären, die bisherigen Einnahmen seien nur "der Auftakt für die fünf- bis siebenjährige Lebenszeit der Filme" auf Video- und Fernsehmärkten.

Ein Film wie das Tom-Cruise-Vehikel "In einem fernen Land", der mit knapp 60 Millionen Dollar in den USA kaum seine Herstellungskosten einspielte, ist daher noch längst kein hoffnungsloser Fall. Die Überseemärkte, die für Hollywood immer größere Bedeutung gewinnen, werden's schon richten. Das Tempo, in dem die Filme den Atlantik überqueren, nimmt deshalb zu: Bis Ende Oktober wird auch der letzte der amerikanischen Top Ten dieses Sommers in Deutschland gestartet sein.

Getreu der alten Herberger-Devise "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel" nimmt man in Hollywood ohnehin lieber das Herbstgeschäft ins Visier. 60 neue Filme sind zwischen Mitte September und Weihnachten terminiert. "Hollywood '92: A Happy Ending?" fragte sogleich die "Los Angeles Times" und erging sich in altbekannten "Oscar"-Spekulationen: Je später der Start im Jahr, desto höher die "Oscar"-Chancen, weil die Mitglieder der preisvergebenden Academy vergeßliche Leute sind, die sich im Frühjahr 1993 nur mühsam noch an einen Clint Eastwood erinnern. Mit Bush-würdigem Optimismus und den analytischen Fertigkeiten eines Dan Quayle schaut die Branche in die nahe Zukunft. Vor allem das kommende Sequel zu "Kevin - Allein zu Haus" (der 1990 285 Millionen Dollar einspielte) läßt schon jetzt die Augen der Kinobesitzer glänzen wie die von Kindern unterm Weihnachtsbaum.

Damit das Fest der Liebe nicht von gottlosen Querulanten gestört wird und die Kassen so süß klingeln wie die Glokken, ist man auch Eingriffen ins freie Spiel der Kräfte nicht grundsätzlich abgeneigt. Im südlich von Los Angeles gelegenen Orange County, traditionell wohlhabend und konservativ, sorgt man sich bereits jetzt um Spike Lees neuen Film "Malcolm X".

"Ich glaube, in dem Film steckt ein gutes Geschäft. Doch ich mag mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, einen Film zu spielen, für den man eine Schutztruppe anheuern muß", ließ sich der Eigner der größten Kinokette im lieblichen County prophylaktisch vernehmen.

PETER KÖRTE

Das "Zenit"-Programm Neue Seminare über Wasser und Ozon

HÖCHST. Seit gut einem Jahr verbringen Auszubildende der Firma Hoechst AG ihre Mittagspause auf den schwarzen Stühlen des Jugendcafés an der Adolf-Haeuser-Straße: Der "Zenit" liegt gegenüber dem Ausbildungszentrum der Chemiefirma. Aber alle Lehrlinge können das Programm nutzen.

Der nächste Bildungsurlaub geht an den Rhein. Dort wird ein Thema bearbeitet, das im Sommer Schlagzeilen machte: "Wasser". Vom 16. bis 20. November sollen die Teilnehmer an Ort und Stelle mit Kamera und Tonband recherchieren. Außerdem stehen Gespräche mit Experten und Computersimulationen auf dem Programm.

Außer den Bildungsreisen gibt es auch fixe Treffpunkte im "Zenit": Dienstags ab 17 Uhr treffen sich junge berufstätige Frauen. An sie richtet sich auch ein Rhetorikkurs, der Mitte Januar in Kronberg läuft. Das Fotolabor im Leunabunker ist an jedem Mittwoch ab 16.30 Uhr geöffnet.

Folgende Kurse stehen bis Ende des Jahres auf dem Programm: Ein Computer-Workshop, bei dem sich die Teilnehmer während des letzten Oktoberwochenendes mit dem Betriebssystem MS-DOS vertraut machen können.

Außerdem wird es eine Vortragsreihe zum Ozonloch geben: 12. und 19. November sowie 3. und 10. Dezember. clk

Die Schlachtung des Ego Cham, ritueller Tanz aus Tibet, ist in Bergen-Enkheim zu erleben

Ihre Gesichter sind zu Fratzen entstellt. Die krallenartigen Hände und bleichen Rippen verheißen Ungutes, trophäenartig schmücken kleine Schädel ihre Stirn. Im Hintergrund steigern sich Trompeten, Langhörner und Becken zu einem scheppernden Donnerhall. Der Yogi-Priester jedoch bleibt unberührt; selbstversunken und mit starrem Blick schlägt er Handtrommel und Glocke. Er hatte die tobenden Skelette herbei gerufen, um Egoismus und Unwissenheit der Menschen zu zerstören - die Unwissenheit darüber, daß alles nur in Abhängigkeit voneinander existiert und daher nichts und niemand ein eigenständiges "Ich" besitzt. Die "Herren der Friedhöfe" sind nicht zimperlich: Beim rituellen "Cham"-Tanz aus Tibet wird die nur scheinbare Persönlichkeit der Menschen regelrecht geschlachtet.

Wer trotzdem am Ego festhält, ruft nach buddhistischer Philosophie unweigerlich Haß, Begierde und Verblendung hervor - da überhaupt nur ein solches "Ich" diese Empfindungen haben kann. Die nötige Medizin hierfür ist der Cham-Tanz. Mögen die "Friedhofsherren" hier noch so martialisch mit Speeren und Hackmessern zu Werke gehen: Es sind beschützende Gottheiten, die dem Erbarmen des Buddha entspringen und Hindernisse im Leben der Menschen beseitigen. "Ihr Wesen beruht auf Mitgefühl und tiefster Weisheit. Sie sind nur deshalb grimmig, weil man Haß ja nicht immer mit einem Lächeln bezähmen kann", sagt Lama Gonsar Tulku, Abt des Klosters "Zongkar Chöde", aus dem die Mönche stammen.

Gonsar Tulku ist Vorsteher von 80 Mönchen, deren ursprüngliches Domizil chinesische Truppen im Jahre 1959 bei der Besetzung Tibets zerstörten. Das schon im neunten Jahrhundert gegründete Kloster wurde dann im südindischen Exil neu errichtet, seine Mönche leben hauptsächlich vom Maisanbau. Weil der Boden aber nicht genügend abwirft, sah sich der Abt zum Kulturexport gezwungen: Werden die Tänze im allgemeinen nur als Dankgebet zum Jahresende aufgeführt, tragen sie nun zum Unterhalt der Mönche bei. Durch eine Tournee vor vier Jahren gelang es so, Wasserbehälter und Pumpen anzuschaffen.

Die Sorge jedoch über den unvermeidlichen Konflikt mit dem eigentlichen Sinn dieses uralten Rituals ist Gonsar Tulku anzumerken. Er weiß nur zu gut, daß "Cham" leicht als kommerzieller Mummenschanz oder Folklore-Show made in Tibet aufgefaßt werden könnte - vergleichbar dem Gefühl, das ein Katholik bei der Aufführung der Passionsspiele in Disney-World empfinden würde.

Um die Mißverständnisse gering zu halten, erklärt der 43jährige deshalb die Symbolik der Tänze während der Aufführung. Da zerhackt der König der Vögel eine giftgrüne Schlange (die das Greifen der Menschen nach einer unabhängigen Persönlichkeit verkörpert), um nach getaner Arbeit kokett mit dem Hintern zu wackeln. Da zerfleischt die Schutzgöttin Palden Lhamo einen Menschen - nicht etwa Kannibalismus, sondern Symbol für das Befreien aller Wesen aus der leidvollen und endlosen Kette von Wiedergeburten durch Verhaftung am "Ich".

Anzustreben ist vielmehr das Nirvana: ein friedvolles Sein ohne Haß und Gier. Die Mönche trainieren dies im Tanz; erst nach monatelanger Meditation trauen sie sich zu, mit den Masken auch in die Gottheit zu schlüpfen. Bei der Aufführung sind sie dann so von der Gottheit beseelt, daß sie problemlos mit den schweren Kostümen über die Bühne wirbeln.

Abt Lama Gonsar hingegen hat dieses Streben nach Erkenntnis so vervollkommnet, daß die Tibeter ihn mit dem Titel "Tulku" auszeichneten: einem, der bereits erlöst ist und seine Wiedergeburt frei bestimmen kann. Sein Handeln ist im buddhistischen Sinn von außergewöhnlichem Mitgefühl für die Menschen geprägt - schließlich müsse jemand, der freiwillig wieder Geburt annimmt, auch von Liebe durchdrungen sein.

Und so läßt sich vielleicht erklären, daß sein Kommentar zu der Forderung "Free Tibet" etwas anders ausfällt, als es von einem Heimatvertriebenen zu erwarten wäre: "Die Chinesen haben uns Schwierigkeiten bereitet, an denen wir lernen können. Dafür gebührt ihnen Dank." Spricht's und betet für den Frieden unter den Zuschauern - und unter den Chinesen (11. Oktober, 20 Uhr, Stadthalle Bergen-Enkheim). JÜRGEN DICKHAUS

Schüler schauen drei Wochen lang Polizisten über die Schultern / Ein neues Pilotprojekt Anders als im Fernsehen Vielleicht später als Beruf

Für drei Wochen drücken sie nicht die Schulbank, sondern pendeln zwischen fast allen Dienststellen der Frankfurter Polizei: Willi Möller und Oliver Müller, beide 15 Jahre alt und Schüler einer zehnten Klasse der Wöhlerschule. Reviere, Kripo, Polizei-Hundestaffel, Verkehrsunfalldienst sind nur einige der Stationen, die auch acht weitere Schüler im Rahmen eines Betriebspraktikums absolvieren.

Streß ist angesagt. Willi und Oliver wird Polizeiarbeit "live" geliefert. Die Beamtinnen und Beamten, die auf Anweisung des Hessischen Innenministeriums erstmals bei der Frankfurter Polizei dieses Pilotprojekt durchführen, versuchen trotz angespannter Personallage, den jungen Leuten einen möglichst gründlichen Einblick zu geben.

Am Dienstag war im Präsidium eine Einführung in die Arbeit des Erkennungsdienstes dran. Die "Kids", die Polizeiarbeit nur gestylt aus privatem und öffentlichem Fernsehen kennen, trafen auf Oberkommissar Jürgen Lux. Der 35jährige, der seit 15 Jahren bei der Polizei ist, dokumentierte ihnen, wie anders Tatortarbeit tatsächlich aussieht. Das mühsame Geschäft, bei Wohnungseinbrüchen Fingerabdrücke und andere Spuren zu sichern, die technischen Hilfsmittel, mit denen die Überführung von Tätern überhaupt erst möglich wird.

Für 15jährige ist es eine schwierige Sache, mit der Kriminalität im Rhein- Main-Gebiet per Augenschein im Revier oder auf einem Kommissariat konfrontiert zu werden. Willi und Oliver überlegen sich beide, ob sie nach ihrem Abitur zur Polizei gehen. "Das interessiert uns schon", meinten sie. Geduldig ließen sie sich zu Demonstrationszwecken auch von Reinhard Globig, kriminaltechnischer Angestellter beim Erkennungsdienst (unser Bild), probeweise ihre Fingerabdrücke nehmen. Sie brauchen allerdings nicht, wie echte Ganoven, zu befürchten, daß diese Abdrücke nun für die Ewigkeit im Präsidium aufbewahrt werden. Die Blätter bekamen sie mit, um sie Freunden zeigen zu können.

Am heutigen Freitag soll nach den Worten von Karlheinz Feister, Polizeioberrat bei der Polizeischule in Wiesbaden, bei einem Abschlußgespräch mit den Schülern Bilanz ihrer Erfahrungen gezogen werden. Ob das Pilotprojekt fortgesetzt wird, ist noch offen. "Auf jeden Fall", so Feister, "müssen wir offensiv diese Altersgruppe, zumal in der Pubertät, ansprechen."

Eines jedoch wurde Willi und Oliver klar: Die Arbeit ist hart und die Bezahlung bescheiden. enk

Bad Sodener Tiefbrunnen müssen saniert werden

BAD SODEN. Wasser wird in der Kurstadt schon immer großgeschrieben, und gemäß dieser Tradition investiert die Verwaltung nun auch 97 000 Mark, um die drei Tiefbrunnen am Wasserwerk in der Sulzbacher Straße zu sanieren.

Rund 600 Kubikmeter Wasser fördern die Pumpen jeden Tag aus ihnen ans Tageslicht - ihre Kapazität gäbe jedoch weit mehr her, sind sich die Fachleute einig.

Die vergangenen 28 Jahre gingen allerdings nicht spurlos an den Wasseradern vorbei. In den Filterrohren hat sich der Schlamm teilweise bis zu drei Meter hoch angestaut und ist mit den Jahren durch Kalk und Mangan verkrustet. Diese "Schalen" sollen nun radikal entfernt werden.

Erster Stadtrat und Baudezernent Rainer Dennig (FDP) und der technische Betriebsleiter der Stadtwerke, Wolf, versprechen sich dadurch, eine tägliche Fördermenge von rund 1200 Kubikmetern Wasser pro Tag zu erreichen. ana

Selbstverteidigung in einem Monat lernen

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Der Gewalt entgegenwirken - Selbstverteidigung muß für jede Frau erlernbar sein" heißt das Motto des Selbstverteidigungskursus, den die Gleichstellungsstelle des Main- Taunus-Kreises für Frauen jeden Alters ab Dienstag, 20. Oktober, im Kinderheim Vincenzhaus, Vincenzstraße 29, in Hofheim anbietet.

Einen Monat lang spielt Kursleiterin Kern-Zekert dienstags und freitags ab 18 Uhr verschiedene Situationen und Methoden durch, wie Frauen angegriffen oder belästigt werden. Und: Wie sie die Angriffe schnell und wirkungsvoll abwehren können.

Anmeldungen bei der Gleichstellungsstelle des Kreises, Tel. 0 61 92 / 201-717. Die Gebühr beträgt 60 Mark. ana

Bekanntlich muß man den Brüsseler EG-Gestaltern scharf auf die Finger schauen. Sonst würden sie einen europäischen Einheitsbrei anrichten, in dem unsere kulturelle Vielfalt untergeht. Zum Glück opfern sich die deutschen Bundesländer. Sie unterhalten in Brüssel mehr oder weniger prächtige Verbindungsbüros, in denen eigene Beamte mit Argusaugen aufpassen, daß aus den Elfenbeintürmen der Bürokraten kein Unheil droht.

Obgleich diese Büros einiges kosten, ist das Geld gut angelegt. So konnte jüngst der Freistaat Bayern sogar den kühnen Versuch unternehmen, den seit drei Jahrhunderten fort- Schön deutsch schreitenden Verfall der deutschen Sprachkultur zu redressieren - und das via Brüssel!

Unscheinbarer Anlaß war die geplante EG-Kosmetikrichtlinie für den Binnenmarkt. Hochmögenden Staatsdienern in München war aufgefallen, daß Deutsch im Kosmetikwesen vom Untergang bedroht ist. Zwar nicht erst seit gestern, aber immerhin: Parfum, Deodorant, Gel, Aftershave, Eau de Cologne, Creme für Tag und Nacht, Rouge für die Bäckchen und so weiter.

Nach dem nicht ganz hochdeutschen Motto "mir san mir" soll nun die deutsche Sprache in die Schönheitspflege wieder Eingang finden, just dank Europa. Beamte der deutschen EG-Botschaft zerbrechen sich seit Wochen den Kopf, wie die Dinge benannt werden sollen. München hat offenbar konkrete Weisungen nicht geliefert. Im Gespräch sind dem Vernehmen nach neben dem altdeutschen "Riechwässerchen" neue Wortschöpfungen wie Achselschweißstopper, Haarkleber, Hinterrasierwasser, Tag- und Nachtschmier, Wangenrot und dergleichen. Bei Eau de Cologne ist das Problem, daß es Französisch als internationale Gattungsbezeichnung gilt, aber als "Kölnisch Wasser" unter Markenschutz einer bekannten Firma steht.

Da EG-Macher immer voraus denken, sind auch Folgewirkungen des Münchner Kulturbewußtseins schon im Gespräch. "Deutsche Fleischfabriken müssen sich mit dem Gedanken vertraut machen, Corned beef künftig als Mischfleisch zu verkaufen", moserte ein zur Deutschtümelei verurteilter Beamter. Offenbar vergessen wurde bisher, daß auch noch das Wort Kosmetik im Titel der Richtlinie übersetzt werden muß.

Da bleibt nur der plattdeutsche Stoßseufzer: denn man tau. Anregungen nimmt sicher dankbar die Münchner Staatskanzlei entgegen. ha

Auf dem "Schwarzen Platz" Kulturverein feiert wieder Oktoberfest

NORDWESTSTADT. Vier Tage lang, von Freitag, 9., bis einschließlich Montag, 12. Oktober, feiert der Kultur- und Geselligkeitsverein Nordweststadt auf dem "Schwarzen Platz" am Nordwestzentrum sein traditionelles Oktoberfest. Die Schausteller bauen einen Vergnügungspark auf, im Festzelt gibt's Unterhaltung. Zur offiziellen Eröffnung am Samstag, 10. Oktober, 16 Uhr, übernimmt Schirmherrin Gudrun Schaich-Walch den obligatorischen Faßanstich im Festzelt. Es spielt der Musikzug des TV Stierstadt. Ab 17.30 Uhr spielte die Gruppe "Vis à Vis & Prescilla" aus Harheim.

Los geht's bereits am Freitag auf dem Rummelplatz mit Angeboten der Fahrgeschäfte und Buden. Im Festzelt ist ab 15 Uhr Kindernachmittag mit Kasperletheater. Um 19.30 Uhr spielen die "Steps" im Festzelt Melodien die 50er und 60er Jahre ("Musik of the 50's").

Sonntag, 11. Oktober: 12.30 Uhr Frühschoppen im Festzelt mit der "Bernd Schütz Band" (Hits der 60er und 70er Jahre); 14 Uhr Festplatzrummel.

Montag, 12. Oktober: 14 Uhr Festplatzrummel; 17 Uhr Familiennachmittag (bis 17.30 Uhr ermäßigte Preise auf den Fahrgeschäften); 20 Uhr große KGV-Abschlußtombola im Festzelt. dixi

". . . und hunderte von Arbeitern lägen auf der Erde" Von Explosionen und Rohrstöcken: Wolfgang Thaetner hat Griesheims Geschichte in Handschriften archiviert

GRIESHEIM. Als Wolfgang Thaetner 1952 als Lehrer der 4. Klasse in die Boehle-Schule berufen wurde, sprachen einige der Schüler ihn noch mit "Ihr" an. Da der Pädagoge die Geschichte Griesheims nicht kannte, beauftragte er seine Klasse mit einer besonderen Aufgabe: Sie sollten zu Hause oder auch im Ort nach dem Griesheim der Jahrhundertwende forschen, sollten Großeltern und Eltern nach ihren Erinnerungen ausfragen und sie dann aufschreiben.

Als Wolfgang Thaetner die Früchte der Schülerarbeit zu Gesicht bekam, war er überrascht, denn alles in allem hatte er ein kleines Geschichtswerk vor sich. Deshalb beschloß er, die einzelnen Aufsätze in einer Kladde zusammenfassen zu lassen - auf vergilbtem Papier leuchten heute verschiedene Schüler-Handschriften in Tintenblau, dazwischen sorgfältig eingeklebt Schwarzweißfotos mit dem gezackten Rand, der vielen noch von alten Familienbildern bekannt ist.

Das fragile Quartheft trägt den Titel "Griesheim um 1900 - Ein Bericht von Schülern der Klasse 4 b der Boehle-Schule, zusammengestellt im März 1952", und beginnt mit der Erzählung von Großmutter Hafner, die ihrem Enkel Volker berichtet, wie sie als 17jähriges Mädchen am Beginn des Jahrhunderts in den Ort kam: "Griesheim war ein richtiges Bauerndorf. Es gab noch keine asphaltierten Straßen und keine Straßenbahn. Die einzige Verkehrsverbindung mit der Stadt Frankfurt am Main war die Eisenbahn. Die Bauernhöfe hatten nach der Mainseite ihre Scheunen und Gärten. Hinter diesen Gärten, am Mainufer entlang, standen große Rüsterbäume." Diese Bäume verhinderten mit ihrem dichten Wurzelwerk, daß bei den alljährlichen Mainüberschwemmungen das gute Erdreich fortgetragen wurde. "Das letzte Haus von Alt-Griesheim war am Brennhaus", fährt die Großmama fort: "Weiter ostwärts war alles noch Feld, nur die Wachstuchfabrik war schon da."

Ein paar Seiten weiter werden die Einwohnerzahlen des Ortes um 1860 erwähnt: 1132 Griesheimer waren damals registriert, davon 696 evangelisch, 414 katholisch und 18 jüdischen Glaubens, die allesamt unter der Regierung des Grafen von Hanau standen. "Erst im Jahr 1866 wurde Griesheim preußisch und bekam ein neues Steuergesetz", schreibt der damals zehnjährige Schüler Wolfgang Gallas. 1873 erhielt das Dörfchen eine Postagentur und 1879 eine Telegraphenstation, die Einteilung der Gemarkung in Ober-, Mittel- und Unterfeld stammt aus dem Jahr 1871.

Eckard H. Reitz klärt den Ursprung des Ortsnamens auf, der sich aus dem mittelhochdeutschen "griez" für Sand und dem gotischen "haimes" zusammensetzt, was dann soviel wie "Sandheim" ergibt. Entscheidend für den Wandel des Bauerndorfes zum Industriestandort war die Entscheidung des Geheimrats Baist, die spätere Chemische Fabrik Griesheim Elektron aus Bockenheim ans Griesheimer Ufer zu verlagern, um die Möglichkeit zum schnellen Warenumschlag zu nutzen. 1863 hat die Fabrik ein Aktienkapital von 100 000 Gulden, um 1900 werden etwa 2000 Arbeiter beschäftigt.

Und dort ereignet sich am 25. April 1901 um 15.30 Uhr die folgenschwere Explosion, bei der 26 Menschen starben und mehr als 200 Arbeiter verletzt wurden: "In Griesheim vernahm man einen donnerähnlichen Knall, und dann fühlte man einen gewaltigen Luftdruck. Nach einigen Minuten wiederholte sich der Vorgang in noch stärkerem Maße, Fensterscheiben klirrten und die Türen flogen aus dem Rahmen. Wenige Augenblicke später kamen die Arbeiter der Fabrik und meldeten, in der Fabrik habe eine furchtbare Explosion stattgefunden, hunderte von Arbeitern lägen auf der Erde, teils tot, teils verwundet und ein Teil der Fabrik wäre völlig zerstört. (. . .) Sofort blies man Alarm, weil jeden Augenblick eine neue Explosion stattfinden konnte. Griesheim mußte geräumt werden, und jeder flüchtete nach Frankfurt."

Der Schaden belief sich auf 4 Millionen Goldmark, eine damals gigantische Summe, denn ein junger Kaufmann verdiente beispielsweise im Monat 90 Mark. Ein Laib Brot kostete 38 Pfennig, Brötchen drei Pfennig, ein Pfund Butter gab es für eine Mark, und das Pfund Zucker bekam man für 38 Pfennig.

Die Geschichte der Griesheimer Zeitung begann 1894: Der "Griesheimer Anzeiger" war ein vier Seiten starkes Wochenblatt, das Abonnement kostete 25 Pfennig im Monat. "Als es noch keine Zeitung gab, ging ein Ortsdiener, der eine große Schelle hatte, von Straße zu Straße, schellte erst laut, daß es die Leute hörten, dann sprach er mit lauter Stimme die neuesten Nachrichten. Als nun die erste Zeitung erschien, war das ein großer Vorteil. In die Zeitung konnte man viel mehr schreiben, als der Ortsdiener bekanntgeben konnte", erzählt Walter Bechtolt.

Auch zur alten Schule finden sich Kommentare. Johann Grob schreibt: "Wenn es dem Rektor Jungmann an einem Stock fehlte, ließ er sich vom Schüler Damm eine Bohnenstange holen, diese reichte über 5 bis 6 Bänke." Nach diesem rüden Pädagogen ist die Jungmannstraße benannt. "Heute dürfen die Lehrer nicht mehr schlagen", endet der Bericht erleichtert.

Der 72jährige Wolfgang Thaetner ist seit 1970 Lehrer im Ruhestand. Er wird die einzigartige Handschriftensammlung dem Stadtarchiv vermachen. zol

Kein Platz mehr für die 22. Grundschulklasse Kirchnerschule leidet unter großer Raumnot

Im Musikraum lernen die Kinder rechnen und schreiben, einen Werkraum gibt es erst gar nicht, und die Lehrer finden in der engen Schule kaum Platz für ihre Sammlungen.

Wenn im kommenden Jahr noch eine 22. Klasse in der Kirchnerschule in Bornheim dazukommt, weiß Schulleiterin Renate Di Michiel überhaupt nicht mehr, wo sie die vielen Jungen und Mädchen unterbringen soll.

Die Bornheimer Grundschule leidet seit Jahren unter Raumproblemen. Weil 1993 die Zahl der Schüler erheblich steigen wird, zeichnet sich für die Elternbeiratsvorsitzende Barbara Keppler inzwischen eine "Katastrophe" ab.

Obwohl seit längerem bekannt sei, daß die Schule jetzt keinen Quadratmeter Raum mehr für eine zusätzliche Klasse biete, habe die Stadt Lehrer und Eltern "immer nur vertröstet", aber keine konkreten Schritte zur Abhilfe genannt. Auch der jüngste Magistratsbericht zur Raumsituation der Schule bietet der Schulgemeinde keine erfreuliche Perspektive.

Einzig und allein eine Änderung der Schulbezirksgrenzen könne "kurz- und mittelfristig" die Schule entlasten, heißt es in dem Magistratspapier. Das neue Zuschneiden des Einzugsgebietes einer Grundschule lasse sich aber nicht auf die Schnelle bewerkstelligen, räumt dazu auch der stellvertretende Amtsleiter Masche ein.

Die Änderung müsse erst vom Stadtparlament beschlossen und anschließend vom Regierungspräsidenten in Darmstadt auf der Grundlage des Schulentwicklungsplanes genehmigt werden. "Das dauert länger." Wo bis dahin die zusätzliche 22. Klasse unterkommen soll, vermag jetzt noch keiner im Stadtschulamt zu sagen.

Einem Um- und Ausbau der Kirchnerschule gibt der Magistrat dagegen keine Chancen. Der Ausbau von Kellerräumen, wie ihn der Ortsbeirat vorgeschlagen hatte, erscheint der Stadtregierung nicht sinnvoll. Der erhebliche finanzielle Aufwand stünde in keinem Verhältnis zum geringen Nutzen.

Außerdem fehle ein zweiter Fluchtweg für die Kinder, durch die kleinen Fenster fällt zu wenig Licht und die Gebäude seien nicht ausreichend gegen Feuchtigkeit isoliert.

Auch ein Ausweichen auf das benachbarte Grundstück ist nach Meinung des Magistrats nicht machbar. Das Areal hat bereits vor drei Jahren der dort ansässige Fahrradhändler gekauft, und er hat bereits den Antrag für einen Neubau eingereicht. Angesichts der Enge in Bornheim sieht der Magistrat auch sonst keine Möglichkeiten zur baulichen Erweiterung.

Viele in der Schule empfinden es angesichts solcher Nöte als ärgerlich, daß die ebenfalls beengte Kindertagesstätte 2 seit Jahren einen Raum im ersten Stock beansprucht. Die beiderseitigen Raumnöte haben inzwischen zu einer "eisigen Atmosphäre" zwischen Schule und Kindertagesstätte geführt, sagt Elternbeirätin Keppler. luf

Mit dem Auto in Urlaub fahren und das Fahrrad "huckepack" nehmen - immer mehr Bundesbürger entscheiden sich für diese Kombination. Doch so praktisch und umweltfreundlich dies auch ist, beim Transport heißt es vorsichtig zu sein, denn mit "Rad drauf und los" ist es nicht getan. Die Räder sollten sorgfältig nach Gebrauchsanweisung auf dem Dachträger befestigt werden. Viele Autohersteller bieten Dachgepäckträger-Systeme speziell zu ihren Modellen an. Zusätzlich kann man stabile Halterungen anbringen. Das Fahrverhalten muß auf jeden Fall der Last angepaßt werden. Das bedeutet: keine Höchstgeschwindigkeit fahren und beim Einscheren, Abbiegen etc. kein Risiko eingehen. Bei schlechten Witterungs- oder Straßenverhältnissen zusätzlich mit dem Tempo heruntergehen. Im übrigen schadet es bestimmt nicht, die Halterung gelegentlich zu überprüfen, um sicher mit dem "Radl" anzukommen. (Foto: Renault/HP)

Eine Klangwolke quillt durch das doppelte Fenster Die Hochhäuser am Unterliederbacher Cheruskerweg: Stumme Zeugen des Verkehrsstroms an der Autobahn

UNTERLIEDERBACH. "Wer sagt, daß er wegen des Lärms nicht schlafen kann, der lügt." Luise Jordan (Namen auf Wunsch der Gesprächspartner geändert, d. Red.) darf das behaupten, denn sie weiß, wovon sie spricht. Seit nunmehr fast 20 Jahren wohnt die Rentnerin im Cheruskerweg - "und zwar gern", wie sie versichert.

Vor allem Autofahrer werden das nur schwer nachvollziehen können. Sie kennen zwar die Adresse nicht, aber die Häuser sind den meisten ein Begriff: Es sind die siebenstöckigen Gebäude direkt an der Autobahn A 66 neben der Tankstelle, unweit der Anschlußstelle Höchst. Und auch wenn die in verschiedenen Farben bemalten Treppenhäuser von außen den tristen Eindruck zu vertreiben suchen, fragt man sich im Vorbeirauschen: Wie kann man da nur leben?

Man kann. Immerhin etwa 290 Mietparteien wohnen in diesen Häusern, deren Abstand zur vierspurigen Autobahntrasse nicht viel mehr als zehn Meter beträgt. Dazwischen wachsen Bäume, deren Kronen bis zum fünften Stock reichen und die Schockwirkung beim Anblick der Häuser für die Wageninsassen auf der A 66 etwas mildern: zusammen mit den Häusern stumme Zeugen eines Verkehrsstroms, der nur des Nachts abschwillt.

Doch auf der autobahnabgewandten Seite sehen die Wohnklötze schon ganz anders aus. Balkone, auf denen üppige Geranienbüsche um die Wette blühen, bedecken die etwa hundert Meter lange Cherusker-Front.

Wie merkwürdige Lebewesen recken von jedem zweiten Balkon schwarze oder weiße Satellitenschüsseln ihr Metall zum Horizont. Bewohner stehen geschützt auf ihren "Drei-Quadratmeter-Biotopen" und beobachten die spielenden Kinder. "Tag Frau Schmidt, was macht die Arbeit?" "Danke, es geht."

Luise Jordan hat gerade ein Pfund Kaffee von der Nachbarin abgeholt. Daß Leute glauben, man lebe schlecht in den Autobahnhäusern, kann sie gar nicht verstehen. "Ich hör' nix von den Autos", beteuert sie, aber Zweifel bleiben.

Im Aufzug, auf dem Weg zu ihrer Wohnung, dringt kein dumpfes Rauschen ans Ohr des Besuchers, und auch im Stockwerksflur kann man nur bei genauem Hinhören etwas vernehmen. Für ein paar Sekunden aber öffnet die Unterliederbacherin eine Fensterklappe - schon quillt die Klangwolke durch den Spalt. Der Sound ist's, den man sich als vorbeifahrender Autofahrer auf der A 66 ausmalt.

In ihrer Sozialbauwohnung hat es die Rentnerin jedoch ruhig, denn die Räume liegen zur anderen Seite, zum Cheruskerweg hin. Deswegen war sie auch nicht erschrocken, als das Sozialamt ihr damals vor 20 Jahren die Zimmer anbot. "Ich fühl' mich wohl hier", sagt sie. So wohl, daß sie nach dem Herzinfarkt sogar den Umzug zum Bruder nach sieben Wochen wieder rückgängig machte. Nur die Einkaufsmöglichkeiten seien schlecht, seit der letzte Supermarkt vor ein paar Monaten dichtmachte. "Jetzt muß ich immer bis zur Königsteiner", bedauert die fast 70jährige Rentnerin.

Dafür sind es nur ein paar Schritte, wenn der Hund von Sabine Lingg mal raus muß. "Ich habe keine Zeit, um bis ins Feld zu gehen", entschuldigt sie - gegen den Verkehrslärm anbrüllend - den Kurzausflug mit dem Vierbeiner auf den Grünstreifen zwischen Häusern und Autobahn.

Nur schwer kann man sich vorstellen, daß es sich hier länger als ein paar Minuten aushalten läßt. "Ooch, wir grillen hier im Sommer schon mal", berichtet Luise Jordan. "Wie bitte? Hier?" "Ja. Den Lärm hören wir nicht mehr. Manche hängen auch ihre Wäsche hier auf." Hhmm. Ob die Bäume die Schadstoffe gut genug abschirmen?

Sabine Lingg ist mit ihren Kindern ebenfalls freiwillig hierher gezogen. Im Gegensatz zu Luise Jordan, die nie ein Auto besessen hat, kannte sie den Anblick der Wohnsilos von der Autobahn. Aber die Spielstraße vor dem Haus war ihr wichtiger. Daß das Küchen- und eines der Wohnzimmerfenster zur Autobahn A 66 weisen, stört sie gar nicht. "Ich schlafe sogar im Wohnzimmer", erläutert sie und bestätigt damit , die Meinung ihrer Nachbarin.

Nicht eine normale Doppelverglasung schützt sie vor dem Dauerrauschen, sondern zwei Fenster mit jeweils eigenem Rahmen halten den Krach ab. Unglaublich, aber wahr: Fast nichts dringt ans Ohr. "Und das Küchenfenster macht man ja nur auf, wenn mal ein Kuchen verbrannt ist", beschreibt Frau Jordan wie die Hausbewohner am Cheruskerweg mit den gläsernen Nischen umgehen, hinter denen die mobile Gesellschaft je nach Tageszeit zum Arbeitsplatz oder dem Heim entgegenbraust.

Während auf der einen Seite alles im Fluß ist, herrscht eben auf der anderen Seite eine gemächlichere Gangart - wenngleich nicht unbedingt leiser. "Die Kinder auf dem Spielplatz machen mehr Krach als die Autos", findet Luise Jordan und guckt über das Balkongeländer. Aus dem hohen Stockwerk ist das wie Fernsehen, aber live. set

Das Skelett tanzt munter auf dem Cover umher Toto mit Simon Phillips als Drummer in der Festhalle

Es ist wohl Geschmackssache, ob man das tanzende Skelett auf der neuen Toto- LP als originelle Trauer-Bekundung oder makabren Scherz betrachtet. "Kingdom Of Desire" (Sony Music) kam kurz nach dem Tod von Schlagzeuger Jeff Porcaro auf den Markt - das Cover-Motiv ließ sich nicht mehr austauschen, allein für eine Widmung auf der Rückseite blieb noch Platz. Toto-Manager Larry Fitzgerald hat den Herztod auf ein Schädlingsbekämpfungsmittel zurückgeführt, das Porcaro im Garten versprüht hatte. Eine Autopsie brachte dagegen zutage, daß der Drummer an den Folgen seiner Kokain-Sucht gestorben ist.

Aber solch negative PR ist nach wie vor unerwünscht - zumal die "Jeff Porcaro Memorial"-Tournee, wie man sie nun eiligst umbenannt hat, mit Ersatztrommler Simon Phillips über die Bühne gehen wird. "So kommt noch etwas Geld für Jeffs Familie zusammen, die hat uns auch ermutigt, es so zu Ende zu bringen", seufzt Toto-Sänger und Gitarrist Steve Lukather, der sich noch nicht klar ist, wie und ob es mit der Band überhaupt weitergehen wird.

"Simon wird vielleicht ein paar andere Ideen einbringen, aber er steigt nicht als festes Mitglied ein. Ich denke, nach dieser Tour ist es vorbei mit Toto", sagt er und fügt, wohlwissend, daß solche Ankündigungen meist doch nicht eingehalten werden, hinzu: "Ganz sicher ist das natürlich nicht."

Es wäre zumindest kein schlechter Zeitpunkt zum Abdanken, denn die US- Mainstream-Combo hechelt seit Jahren nur noch den alten Erfolgen wie "Africa" oder "Hold The Line" hinterher. Auch die neue Scheibe weist keinen Weg aus dem Dilemma. Nach dem Verschleiß von vier Sängern ("Wir haben eben nie den richtigen gefunden"), hat Lukather nun die Rolle vorm Mikro mit übernommen.

Nach den ersten vier Songs könnte man zunächst noch glauben, die Band hätte sich vom schnulzigen Ballast befreit. "Never Enough" oder "Don't Chain My Heart" sind erdige, schnörkellose Heavy-Songs, wie man sie von Toto lange nicht mehr gehört hat. Doch das Hoch hält nicht an: Auf dem Rest der LP bleibt das Quartett im balladesken Einerlei stecken. Und den seichten Schmus haben sie nun wirklich schon so oft wiederaufbereitet, daß es mittlerweile fast peinlich wirkt.

Nach 15 Jahren im Geschäft scheint das Konglomerat von Session-Musikern ausgebrannt. Kritiker haben ihnen immer wieder vorgeworfen, sich mit anderen Projekten zu sehr zu verausgaben. Seit Band-Gründung waren die Toto-Musiker ständig als teure Gäste bei Michael Jackson, Christopher Cross, Roger Waters oder zuletzt auch Bruce Springsteen im Studio. "Eine zeitlang war das ganz angenehm. Wenn wir mit Toto pausierten, hatte ich genügend Zeit, andere Aufträge anzunehmen. Ich habe oft in zwei Wochen auf zehn LPs gespielt, in drei Stunden mein Solo aufgenommen - das war's", erinnert sich Lukather, "aber das ist jetzt vorbei, das machte mir keinen Spaß mehr, ich hätte dabei fast meine Identität verloren."

Das wirft er auch seinem Ex-Kollegen Bobby Kimball vor. Der Ex-Toto-Sänger hatte vor zwei Jahren die alten Hits mit dem Orchester des Hessischen Rundfunks neu eingespielt. Eine blamable Vorstellung, wie Lukather meint. "Der Typ ist ein Arschloch, der schlachtet die Band aus, so gut er kann", mault er.

Der zornige Gitarrist hat andere Perspektiven: Er will eine neue Band zusammenstellen, und eine Solo-LP aufnehmen. "Es hat keinen Sinn, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und zu jammern. Ich muß mich zusammenreißen und weitermachen." Ein gemeinsame Tournee mit Jeff Beck, mit dem er seit Jahren befreundet ist, gibt er als Wunschprojekt an. Da hat er sich viel vorgenommen.

Am Sonntag, 18. Oktober, kommen Toto in die Frankfurter Festhalle. Am 17. Oktober sind sie noch in Hamburg zu sehen, am 22. Oktober beenden sie ihre Tournee in Böblingen. MARTIN SCHOLZ

Ein fröhliches Winken war der Anfang einer ungewöhnlichen Freundschaft Die Oberurselerin Sylvia Keady setzt sich für die türkische Familie Celebi ein, die von Abschiebung bedroht ist / Von den Kindern "quasi adoptiert"

OBERURSEL. Der Beginn ihrer Freundschaft hat ein genaues Datum. Ende März war es, als Sylvia Keady am Fenster ihrer Wohnung in der Alfred-Delp-Straße stand und die drei Kinder sah. Die Schwestern Gurbet und Cahide, 13 und 11 Jahre alt, schlenderten zusammen mit dem kleinen Palästinenserjungen Nasser am Haus vorbei, winkten fröhlich, lachten, folgten neugierig und schüchtern der spontanen Einladung in die Wohnung. "Von da an hatten sie mich quasi adoptiert", schmunzelt Sylvia Keady.

Gurbet und Cahide kamen fortan täglich, erzählten von Eltern und Geschwistern und ihrem Leben in den beiden Containerräumen um die Ecke, von ihren Erinnerungen an das südostanatolische Dorf und der Flucht, die vor zwei Jahren in Oberursel endete. Und irgendwann auch von der großen Sorge, die die Familie Celebi bedrückt.

Abdurrahim Celebi, 30, und seiner Familie droht die Abschiebung. Der Asylantrag wurde abgelehnt, Widerspruch eingelegt. Sylvia Keady, die schon immer ein waches Gefühl für Unrecht hatte, beschloß, aktiv zu werden: "Es reicht nicht, sich aufzuregen und darüber nachzudenken, was in der Welt fürchterlich ist, man muß konkret was tun!"

Sie begann sich über die Lage in der Türkei zu informieren, verfolgte die Schreckensnachrichten über die Verfolgung der Kurden, schrieb an amnesty international und medico, studierte Gesetzestexte und die Vernehmungsprotokolle der Behörden. Eines war ihr schnell klar: "Wenn Abdurrahim Celebi abgeschoben wird, wird er sofort an der türkischen Grenze verhaftet und landet im Gefängnis." So wie es seinem Bruder Mehmet bereits ergangen ist.

Von ihm weiß amnesty international, daß er gefoltert wurde. Der ältere Bruder hält sich in den Bergen um die Stadt Mardin versteckt, seit das Heimatdorf evakuiert und seine 70 Familien in alle Winde verstreut wurden.

1988 hatten die Probleme angefangen, als die Regierung "Dorfschützer" zu rekrutieren begann (Sylvia Keady: "Wie die Blockwarte bei den Nazis") und Abdurrahim sich weigerte, dabei mitzumachen und gegen seine eigenen Leute zu kämpfen. Viermal wurde er inhaftiert. Bei der Anhörung im Schwalbacher Sammellager mußte er sich dann diese Frage gefallen lassen: "Dann hat also die erste Inhaftierung keinen besonderen Eindruck auf Sie gemacht?"

Den Celebis ging es zu Hause besser als ihren meisten Nachbarn. Abdurrahim besaß einen Bagger und einen Tanklastwagen für Öltransporte - ein Kleinunternehmer mit gesichertem Auskommen. Das ist inzwischen alles futsch. 20 000 Mark haben ihn die falschen Pässe gekostet, 22 000 Mark kassierte die Schlepperorganisation, die die Familie außer Landes brachte.

"Man kann doch diese Menschen nicht einfach zurückschicken", empört sich Sylvia Keady. Bis der Fall, der alles andere als ein Einzelfall ist, geklärt sein wird, will sie weiter Informationen sammeln, Briefe schreiben und hoffen, daß ihr "Glaube an Menschlichkeit und Gerechtigkeit nicht zugrunde geht". Und natürlich mit ihren kleinen Freundinnen Gurbat und Cahide plaudern. "Es gibt doch noch gute Menschen" sagt Vater Celebi dankbar. HANS KONANZ

Qualifikation verbessern Diskussion zum Geburtstag des "Bildungsschuppens"

HÖCHST. Der Mensch soll sich als Handelnder begreifen - das Motto der Erwachsenenbildung stand im Zentrum der Gesprächsrunde zum zehnjährigen Bestehen des "Höchster Bildungsschuppens". Dazu hatte die freie Bildungseinrichtung Vertreter verschiedener Parteien eingeladen. Zur Diskussion standen Themen wie Politikverdrossenheit, Zukunftsangst und Vereinzelung der Menschen. Und die Frage, wie Erwachsenenbildung dem begegnen kann.

Jutta Ebeling, Dezernentin für Schule und Bildung (Grüne), war ebenso gekommen wie die Stadtverordneten Inge Holler-Röder (SPD) und Dr. Karl-Leo Schneeweis (CDU). Für das Paritätische Bildungswerk saß Helmut Schoele mit auf dem Podium, Ilse Weißert repräsentierte den "Höchster Bildungsschuppen".

Unter dem Eindruck der ausländerfeindlichen Übergriffe sieht Jutta Ebeling "eine gesellschaftliche Krise". Diese Krise führe aber nicht nur zu Orientierungslosigkeit bei Jugendlichen, sondern sei durch applaudierende Erwachsene bei den Überfällen auf Asylbewerberunterkünfte bedrohlich. Gewalt statt Demokratie - das ist für sie ein Zeichen für Politikverdrossenheit. Viele Menschen sehen "kein Feld, sich einzubringen und mitzubestimmen". Deshalb sei Erwachsenenbildung ein wichtiges Feld, auf dem man demokratisches Handeln lernen könne.

Auch die anderen Redner betonten, wie wichtig die Erwachsenenbildung beim Abbau der Zukunftsangst und der Vereinzelung ist. Wer einen qualifizierten Schulabschluß vorweisen könne, erhöhe auch seine Chance, die eigene Existenz besser abzusichern. Und bei der steigenden Zahl der Einzelhaushalte sei der persönliche Kontakt durch die Gruppenarbeit ein ebenso wichtiger Aspekt, um die Isolation der Menschen aufzubrechen.

Daß Erwachsenenbildung unverzichtbar ist, darin waren sich alle rasch einig. Angesichts der Ebbe in den öffentlichen Kassen schieden sich jedoch die Geister, wie die Arbeit finanziert werden soll. Karl-Leo Schneeweis setzte auf ehrenamtliches Engagement - ein Vorschlag, mit dem er aber bei den anderen Diskussionsteilnehmern nur Protest erntete.

Gerade weil die Erwachsenenbildung so wichtige Aufgaben habe, seien auch professionelle Kräfte unbedingt erforderlich. Frau Ebeling wies zudem auf den schalen Beigeschmack von Almosen hin, den ehrenamtliche Tätigkeit hinterlasse, wenn "jemand, der es sich leisten kann, auf jemanden zugeht, der es sich nicht leisten kann".

Bei all den wohlmeinenden Aussagen über Bildungsarbeit platzte einem Zuhörer dann doch der Kragen. Er stellt die provozierende These auf, für den "Bildungsschuppen" könne trotz Jubelfeier in einem Jahr das "Aus" kommen, weil er finanziell nicht genügend unterstützt werde. "Jeder ist für Volksbildung, aber man tut nichts dafür" meinte er.

Eine Garantie für die sichere Existenz des "Bildungsschuppens" wollte zwar niemand abgeben. Aber Jutta Ebeling versicherte, ein möglicher finanzieller Schnitt würde nicht nur die frei organisierten, sondern alle Anbieter treffen. mok

Ein Ferser aus Wiran Ali Renanis Ausstellung in der Kulturwerkstatt Germaniastraße

". . . Ich bin ferser/ ich esse gerne pirsische/ die Kerne von pirsische perstecke ich im boden vom poetenland/ mit poffnung, daß einmal euren paspfalt zerpsprengt/ und ein pirsischpaum rauswächst/ das fleisch esse ich wie ein pannipale/ und die haut der pirsische ziehe ich ab wie ein chirurg-pünstler/ und daraus mach ich parbplecke auf mein platt/ und verkaufe ich euch aus rache . . ." "Ein Ferser in Poetenland", nennt Ali Renani dieses Selbstporträt in Zeilenform, das er als Einladung zu seiner Ausstellungseröffnung in der Kulturwerkstatt Germaniastraße verteilt hat.

Tatsächlich hat der in Frankfurt lebende und aus Iran eingewanderte Künstler, der an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert hat, zwei Sommer lang Pfirsiche gehäutet und diese feine, saugfähige Membrane der süßen Frucht in seinen Bildern verarbeitet.

Entstanden sind braune, beige, rötliche, gelbliche Flecken in zahlreichen Variationen und Kombinationen, arrangiert zum Thema "Flucht", "Asyl", "Ausgrenzung" und "Iran". Der "firsisch" steht für den Menschen, namenlos, zusammengeballt, getrieben, strömend, auseinandertobend oder auseinandergesprengt.

"Nur noch Pigment" bleibt von der Haut, wenn man sie auf das Papier auflegt, sagt Ali Renani. "Das Papier saugt alle Säfte in sich auf." Ausgelaugt, aber formstark also - zwei Gegensätze, die in Renanis Bildern immer wieder zum Ausdruck kommen. Er benutzt Materialien wie Plastiktüten, Einkaufsnetze, Stoffreste, unterlegt damit Papier und bearbeitet es anschließend mit Natur- und Synthetikfarben. So ergibt sich die Grob-Struktur für seine Bilder: Muster, Formen, Linien, Brüche, Verdichtungen, die er durch teilweise übermalte Pfirsichhautfetzen zu Themen und Stimmungen präzisiert. Die Struktur- Farb- und Objektcollagen untermauert er mit Wortspielen: "flucht der flucht aus flucht", "pirsisches Reich" oder "flucht und rückkehr der flucht". Letzeres Bild erinnert an eine der Luftaufnahmen während des Beschusses von Bagdad: Braune Wüstentöne, schemenhafte Konturen, Schatten, die sich in eine Richtung fortbewegen, ohne Ziel, ohne Ausgangspunkt. Größenwahn, Allmachtsphantasien, pervertierte männliche Gewalt sind die Beiworte zu seinen Iran-Bildern. "pirsisch, pirsisch über alles" ist wie eine öde Wüstenlandschaft, in der Ruinen im Sand versinken, auseinandergebrochene Straßen herumliegen.

"flucht der ferser aus wiran" gleicht einem explodierenden dunklen Erdball, der Brocken ins All schleudert. "Wiran" ist das persische Wort für Ruine und kann sowohl ein zerstörtes Haus meinen als auch eine untergehende Kultur.

Ali Renanis malerische und graphische Gestaltungen sind meditativ. Sein "Pausländer"- und "Ferser"-Dasein bearbeitet er durch assoziative und persiflierende Wortspiele. Man braucht Zeit, um seine Bilder, die er "Trassagen" nennt, auf sich wirken zu lassen.

Zeit, sie in der "Waggon" Etage in der Kulturwerkstatt zu sehen, hat der interessierte Kunstfreund voraussichtlich bis Ende Oktober. Danach wird eine weitere Ausstellung von Renani in der Produzentengalerie in Höchst gezeigt.

ANGELIKA BURKHARD

Lächeln KÖNIGSTEIN. Zu einer Theaterfahrt zum "Land des Lächelns" in der Jahrhunderthalle nach Höchst lädt die Kur-Gesellschaft am Sonntag, 18. Oktober, ein. Abfahrt ist um 19.15 am Parkplatz Georg- Pingler-Straße. Anmeldungen bei der Kurverwaltung, Tel.06174 / 20 22 51.

Für Senioren BAD HOMBURG. Ein Kammerkonzert für Seniorinnen und Senioren veranstaltet die Stadt Bad Homburg am Mittwoch, 14. Oktober, um 15 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz. Friedemann Koge (Querflöte) und Wolf-Rüdiger Sänger (Gitarre) spielen Werke unter anderem von Carl Philipp Emanuel Bach, Agustin Barrios Mangore und Mauro Giuliani. Durch das Programm führt Günter Jacob. Der Eintritt ist frei.

"Fichtegickel" KRONBERG. Der Karnevalverein Oberhöchstadt lädt zu zwei Aufführungen seiner Theatergruppe "Die Fichtegikkel" ein: und zwar am 31. Oktober und am 7. November, jeweils um 20 Uhr, steht im Haus Altkönig die Komödie "Good Morning, Mister Mayer" auf dem Programm. Die Gruppe studiert einmal im Jahr ein Stück ein, unabhängig von den karnevalistischen Aktivitäten des Vereins.

Kirche feiert ihre Kirche Französisch-reformierte Gemeinde ist 200 Jahre alt

FRANKFURT A. M. Seit 205 Jahren ist sie nun offiziell in Frankfurt erlaubt: die evangelische französisch-reformierte Gemeinde. Fünf Jahre später - vor 200 Jahren, am 16. September 1792 - feierte die Gemeinde ihren ersten Gottesdienst in der neugebauten Kirche am Goetheplatz. Die gibt es mittlerweile nicht mehr: sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das neue Gotteshaus steht mittlerweile an der Eschersheimer Landstraße 393. "Aber anläßlich des ersten Gottesdienstes in Frankfurt ist das heute trotzdem ein Festtag", freute sich Pfarrer Peter Balser.

Mit einem Festgottesdienst in französischer und deutscher Sprache beging die Gemeinde diesen Feiertag und Balser erinnerte sich an die Anfänge seiner Kirche. "Wir waren eine Flüchtlingsgemeinde und kamen 1554 aus Belgien nach Frankfurt. Dort durften wir in der ersten Zeit unserer Gottesdienste in der evangelischen Weißfrauenkirche halten." Doch das wurde bald von der Stadt verboten. Die französisch-reformierte Gemeinde mußte in eine Scheune nach Bockenheim ausweichen, die mehrmals abbrannte. Balser.

"Erst 1787 haben wir dann die Genehmigung bekommen, eine eigene Kirche zu bauen und am 16. September 1792 wurde der erste Gottesdienst in der Kirche am Goetheplatz gefeiert." Einen Turm durfte das neue Gebäude laut Stadtverordnung allerdings nicht haben: Nicht-Gemeindemitglieder sollten es nicht als Kirche erkennen.

1951 baute die Gemeinde ihre neue Kirche an der Eschersheimer Landstraße im Dornbusch. "Das alte Grundstück war mittlerweile verkauft und wir hatten hier in der Nähe während des Krieges unsere Gottesdienste abgehalten", berichtete Balser. Noch bis 1916 hatte die gesamte Gemeinde Französisch gesprochen. "Das wurde dann aber abgeschafft", erklärte der Pfarrer. "Denn die armen Gemeindemitglieder konnten sich keine Gouvernante leisten, die ihren Kindern Französisch beibrachte."

Nur einmal im Monat gibt es deshalb heute noch ein Gottesdienst in französischer Sprache. "Auch wenn die meisten Franzosen katholisch sind und dort lediglich zwei Prozent der reformierten Kirche angehören, kommen doch immer ein paar in unserer Gemeinde." Aber auch viele Deutsche, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen wollten, seien darunter.

Die 250 Mitglieder der Gemeinde haben ihr "eigentliches Kirchenjubiläum" bereits vor fünf Jahren gefeiert. Balser: "Damals gab es viele Veranstaltungen; Vorträge von Historikern und Juristen zur Rechtslage der Kirche vor 200 Jahren." In diesem Jahr laufe alles ein wenig ruhiger und beschaulicher ab. "So können wir uns mehr auf die Inhalte konzentrieren." mug

Radler kritisierten Wentz AG-Sprecher verläßt aus Protest Verkehrskommission

RÖDELHEIM. Der Parkplatz rund um den Bahnhof war vollgestellt - mit Autos. Fahrradfahrer waren nicht zu sehen. Vereinzelt fielen Tropfen auf das unebene Pflaster. Ungemütlich kalt war es an diesem Samstag vormittag um kurz nach elf. Doch das konnte nicht der einzige Grund für die magere Beteiligung an der Fahrraddemonstration gewesen sein, zu der die "Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung Rödelheim" anläßlich des Deutschen Umwelttags in Frankfurt aufgerufen hatte.

Schließlich fanden sich doch etwa zehn Radler am Treffpunkt ein, um gemeinsam zur Bockenheimer Warte zu fahren, wo die anderen Teilnehmer der Demonstration erwartet wurden, die vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) , Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen organisiert worden war.

"Die Leute sind zu bequem, gerade am Samstag haben viele etwas anderes vor", suchte Ingrid Kruske, Sozialbezirksvorsteherin im Stadtteil, Gründe für die geringe Teilnehmerzahl. Hinzu komme, daß die Werbung (Plakate und Handzettel) viel zu spät angelaufen sei.

Dies hinderte die zehn Radfahrer allerdings nicht, sich auf den Weg zu machen. Und an der Bockenheimer Warte stießen sie zu einer wesentlich größeren Gruppe, die am Römer gestartet war; insgesamt rund 300 Radler nahmen den Kurs über den Alleenring ins Nordend, weiter nach Bornheim und den Riederwald bis zum Ostpark in Angriff. Dort war am frühen Nachmittag die Abschlußkundgebung. Auch zwischendurch stiegen die Demonstranten zu Zwischenkundgebungen vom Fahrrad. An der Friedberger Landstraße in Höhe der Fachhochschule Nibelungenplatz und an der Berger Straße wurden kurze Reden gehalten.

"Wir wollen insbesondere den Menschen, die an Hauptverkehrsstraßen wohnen, zeigen, daß es Initiativen gibt, die für eine bessere Verkehrspolitik kämpfen", erklärte Peter Gärtner von der Arbeitsgruppe den Grund dieser Zwischenstopps. Man wolle ein Zeichen setzen, um die Politiker im Römer, die nach Ansicht des ADFC, des VCD und der Arbeitsgemeinschaft (AG) zu wenig tun, zum Handeln zu zwingen.

Willy Loose von der AG erklärte aus Protest gegen die Verkehrspolitik des Magistrats auf der Abschlußkundgebung seinen Rücktritt aus der Verkehrskommission im Römer. Er warf Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) vor, kein Gesamtkonzept für die Verkehrsberuhigung zu haben. Der geplante Bau des Riederwaldtunnels und der Ausbau der A 661 seien Beweise dafür, daß den Autofahrern immer noch mehr Rechte eingeräumt würden.

Dieser Ansicht ist auch Peter Gärtner: "Zwar hat der Magistrat einige positive Maßnahmen eingeleitet, aber das ist viel zu wenig." Ein Umdenken sei angesichts der zunehmenden Umweltbelastung dringend erforderlich. Der erste Schritt müßte aber wohl sein, die Menschen im Stadtteil dazu zu bewegen. jot

Alle Spielernaturen sind zum "Spinat" eingeladen Vier junge Männer laden jeden dritten Samstag im Monat zu einem Spielenachmittag ein

FRIEDBERG. "Tja, dann zählt mal eure Punkte." Triumphierend blickt Marcus Kuhn (21) in die Runde. Wieder einmal hat der Zivildienstleistende aus Nieder- Wöllstadt gewonnen. Kein Wunder: Der 21jährige, Mitglied der Spiele-AG des Friedberger Stadtjugendrings, ist ein Experte für Gesellschaftspiele. Von klein auf hat er über 200 Schachteln mit bunten Figuren, Karten, Würfeln und Spielbrettern gesammelt und jedes dieser Spiele schon einmal mit Begeisterung gespielt. Aus Ärger über allzu umständlich formulierte Regeln begann er als Jugendlicher Anleitungen neu zu schreiben, und schließlich entwickelte er ein eigenes Spiel. Das Ziel, wie bei so vielen: Punkte machen.

Seit Mai bietet Marcus gemeinsam mit seinem Bruder Oliver (20) und dessen ehemaligen Klassenkameraden Karsten Esser (20) und Marcus Ludwig (21) an jedem dritten Samstag im Monat einen Spielenachmittag in den Räumen des Friedberger Stadtjugendrings, Gärtnerweg 1, an. Dort verrät er bereitwillig Tips und Kniffe beim Spielen. Marcus nennt auch den Grund, warum die vier Freunde den Spielenachmittag ins Leben riefen: Wenn man die Taktik seiner Gegner erst einmal kenne, werde es langweilig, mit ihnen zu spielen. Doch die Hoffnung der Initiatoren, mit ihrem Spielenachmittag, dem sie die einprägsame Abkürzung "Spinat" verliehen haben, auf großes Interesse unter Gleichgesinnten zu stoßen, hat sich nicht erfüllt. Zum ersten auf über 100 Plakaten und 200 Handzetteln angekündigten Treffen, erinnert sich Marcus Ludwig, "hatten wir für 18 Leute Stühle aufgebaut". Gekommen seien jedoch nur vier Spieler. Und bei dieser geringen Besucherzahl ist es seitdem geblieben, obwohl die Spiele-AG alle Wetterauer, die älter als neun Jahre sind, zum "Spinat" einlädt.

Warum es so schwer ist, Mitspieler zu motivieren, ist auch den wenigen Stammgästen ein Rätsel. "Ich könnt' nur daheim rumliegen und fernsehen oder was lesen", meint Christoph Schmidt (20), Jura- Student aus Butzbach, der schon zum dritten Mal gekommen ist. Und Jürgen Hirsch (25) aus Florstadt, erstmals dabei, fügt begeistert hinzu: "Wenn man privat spielt, muß man erst mal sieben Leute zusammenbringen."

Auf solche Mundpropaganda hoffen nun die Organisatoren. Außer Marcus Kuhns privater Spielesammlung stehen rund 30 Spiele zur Verfügung, die mit Geldern des Stadtjugendrings gekauft wurden, darunter Karten-, Würfel- und Brettspiele. Allein kriegsverherrlichende lehnen die vier Initiatoren ab. Sie selbst beschäftigen sich am liebsten mit sogenannten Fantasyspielen, bei denen die Mitwirkenden Charaktere in einer fiktiven Welt zugewiesen bekommen. In die Rollen von Elfen, Dämonen, Druiden und Magiern geschlüpft, müssen die Mitspieler dann auf vorgegebene Ereignisse reagieren, selbst Phantasie entwickeln, wie die Figuren handeln könnten.

Außerdem informiert sich die Spiele- AG ständig über Neuigkeiten auf dem Markt. So wollen die vier Freunde gemeinsam mit allen Interessierten vom 22. bis 25. Oktober die Spiele-Messe in Essen besuchen. Um möglichst viele der Neuerscheinungen für ihren Friedberger Treffpunkt einkaufen zu können, haben sie einen Großteil der 100 Mark, die sie jeden Monat vom Stadtjugendring zur Verfügung gestellt bekommen, gespart. Allerdings dürfe man bei der Suche nach einem möglichst kurzweiligen Gesellschaftsspiel nicht nur dem neuesten Trend folgen, weiß Spieleexperte Marcus Kuhn.

Zum Spielenachmittag bei Chips und Bier treffen sich Marcus und seine Freunde wieder am Samstag, 17. Oktober. Beginn: 14.30 Uhr. Das Ende ist offen. Weitere Informationen unter Tel. 0 60 31 / 6 19 61. JÖRN KOPPMANN

"Spürbare Verbesserung" SPD-Vorsitzender Sieghard Pawlik zu Gast im Gallus

GALLUS. "Kommunalpolitik muß Vorgaben machen wie sich eine Stadt entwickeln kann." Nach kurzem Streifzug durch die aktuelle Wohnungsbaupolitik (Westhafen, Schlachthofgelände, Bankenviertel) erläuterte der Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik im Pfarrsaal St. Gallus vor meist älteren, Zuhörern eine dieser Leitlinien - die verkehrspolitische. Er sprach auf Einladung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB).

Die Sozialdemokraten hätten es sich seit der Amtsübernahme zur Aufgabe gemacht, eine umweltgerechte und bürgernahe Verkehrspolitik zu machen und dafür gesorgt, daß das Herz der Innenstadt nicht nur mit dem Auto zu erreichen sei.

Dabei wies der Frankfurter SPD-Vorsitzende auf "spürbare Verbesserungen und einen Attraktivitätszuwachs des öffentlichen Nahverkehrs" hin. Beleg dafür, so der Kommunalpolitiker, sei der Anstieg der FVV-Fahrgastzahlen auf 236 Millionen Mark im vergangenen Jahr.

Die Verkehrsprobleme in Frankfurt sind noch nicht gelöst, räumte Pawlik ein, gab dafür aber der vormaligen CDU-Regierung die Hauptschuld: "Zehn Jahre Rückstand können nicht in drei Jahren aufgeholt werden, bis 1989 wurde die Verkehrspolitik verhöhnt und verspottet."

Auch in der Wohnungspolitik gab Pawlik der CDU eine Mitschuld. Der Kommunalpolitik seien die Hände gebunden, solange es kein Zweckentfremdungsgesetz gebe, mit dem eine Umwandlung von preiswerten in teuren Wohnungraum gesetzlich verhindert werden könne. Trotz der "verantwortungslosen Bonner Wohnungspolitik", habe die SPD beträchtliche Erfolge im Kampf gegen Spekulation und Wohnraumvernichtung zu vermelden.

Erfolgreiches sei auch in der Sicherheitspolitik geleistet worden, auf die Pawlik im Pfarrzentrum in größerem Umfang einging. "Sicherheit hat in erster Linie etwas mit den sozialen Umständen und den Lebensbedingungen der Menschen zu tun", geht Pawlik davon aus, daß Kriminalität meist eine Folge individueller Perspektivlosigkeit ist.

So exponierte Brennpunkte wie die B-Ebenen der Haupt- und Konstablerwache seien nur durch permanente Kontrollen zu sichern. Da es dafür nicht genug Polizeibeamte gebe, kümmerten sich jetzt private Institute um die öffentliche Sicherheit. Ein Erfolg der Maßnahmen sah Pawlik darin, daß beispielsweise die Hütchenspieler am Bahnhof kein Thema mehr sind (die FR berichtete). "Bestimmte Formen der Straßenkriminalität sind rückläufig, der Polizeipräsident wird eine deutliche Reduzierung der Straftaten bekannt geben können", ist sich der Sozialdemokrat sicher. Deutlich wurde Sieghard Pawlik auch beim Reizthema Asyl: "Unbegrenzte Zuwanderung ist nicht verträglich zu gestalten, politischer Zuzug aber muß im Rahmen des Asylrechts möglich sein." Nach Ansicht des Politikers ist die Asylregelung jedoch mit dem derzeitigen Grundgesetz vereinbar, "man muß nichts daran verändern".

Verständnis zeigte der Frankfurter SPD-Vorsitzende für den Ärger mancher Bürger, die sich über den Mißbrauch des Asylrechts erregten. "Wenn jemand eine Straftat begeht und ruft dann Asyl, treibt mir das den Blutdruck hoch", sagte Sieghard Pawlik. Aus diesem Grund müsse bei schweren Straftaten auch eine sofortige Ausweisung möglich sein. map

(Siehe untenstehenden Kasten)

"Die längsten zwölf Jahre" der Eltern Frankfurter Alltag im "Dritten Reich"

Von den "längsten zwölf Jahren" im Leben seiner Eltern erzählt der pensionierte Königsteiner Lehrer Oswald Stein - Jahre, in denen seine Eltern nicht wissen konnten, "daß sie am Ende noch einigermaßen glimpflich davonkommen würden".

Die Ehe von Steins Eltern galt im Jargon der Nationalsozialisten als "privilegierte Mischlingsehe": privilegiert, weil die Mutter und nicht der Vater Jude war. Die Geschichte seiner Eltern hat Oswald Stein auf 131 Seiten niedergeschrieben unter dem Titel "Abgebaut - Eine Familie erlebt das Dritte Reich" (Haag und Herchen-Verlag 1992, 19,80 Mark).

Was er zu berichten habe, schreibt Stein, sei nicht sensationell, aber es ist ein Stück Frankfurter Alltagsgeschichte im "Dritten Reich": die Geschichte einer Verweigerung, einer inneren Emigration. Oswald Stein, Jahrgang 1926, erzählt von seinem Vater Gottfried (1893-1969), einem Frankfurter Lehrer, Freund Ernst Jüngers, der als Mitglied der SPD, des republikanischen Lehrerbundes und als Ehemann einer jüdischen Frau 1933 seine Anstellung im Staatsdienst verlor. Als freier Journalist für die "Frankfurter Zeitung" und Schriftsteller brachte er seine Familie recht und schlecht durch die "zwölf längsten Jahre".

Von seiner Mutter schreibt Oswald Stein wenig: Sie habe als Jüdin während der der Nazi-Jahre immer mehr im Hintergrund gestanden.

Oswald Stein wuchs in Ernst Mays Reformsiedlung Römerstadt auf, Vater Gottfried unterrichtete an der reformpädagogischen Musterschule. Noch in der materiellen Not blieb für die Familie das Hausmädchen eine Selbstverständlichkeit. Gottfried Stein, der Sozialdemokrat, blieb ein Bürger im besten Sinne des Wortes; er scheute sich nicht, in der Schulaula das Wort wider den Revanchismus zu ergreifen. Römerstadt, Musterschule und Steins liberales Bürgertum - diese Beispiele zeigen das Reformpotential der ersten deutschen Republik auf.

Der Alltag der Familie änderte sich auch unter der NS-Herrschaft nur langsam. Die Bewohner der Römerstadt gaben dem Staat, was des Staates ist, Aufmärsche und Schulungsabende, und lebten ansonsten wie eh und je, so lange, bis durch Bombenkrieg und Holocaust der permanente Ausnahmezustand zur Norm wird. Selbst der Vater Gottfried hatte für alle Fälle eine Hakenkreuzfahne in der Schublade liegen. "War es nicht klüger doch zu flaggen, um nicht aufzufallen?" fragt der Sohn heute.

Ausgerechnet der damals zehn Jahre alte Oswald hatte die Fahne zum 1. Mai 1936 heimlich aus dem Fenster gehängt, wohl um "das Gefühl der Ausgeschlossenheit" zu bekämpfen, meint der 66jährige heute, denn die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend blieb dem Sohn versperrt.

Am 7. Juli 1939, wenige Wochen vor Kriegsausbruch, verabschiedete die Familie Stein zwei ihrer drei Söhne, die als Halbjuden ständig latent bedroht waren, nach England. Über den Korrespondeten der "Frankfurter Zeitung" im neutralen Lissabon, Pfeiffer-Belli, hielten die Steins Kontakt zu ihren Kindern, bis die Zeitung 1943 eingestellt wurde. Zensierte Rot- Kreuz-Briefe blieben bis Kriegsende das einzige Mittel der Kommunikation zwischen kriegsführenden Staaten.

Die jüdische Mutter, inzwischen zum Katholizismus konvertiert, überlebte den Krieg in einem kleinen Eifeldorf. Eines der letzten Worte des Berichts gehört ihr, die sonst so sehr im Hintergrund stand. Als im März 1945 US-Truppen in die Eifel einrückten, erinnerte sich Johanna Stein ihres Schulenglischs und begrüßte den er sten amerikanischen Panzerfahrer mitden Worten: "We are very glad to see you." Der sah sie nur verständnislos an. mku

Schweigen oder Schwerhörigkeit

Von Jutta Roitsch

Sich über die Geschwätzigkeit mancher Kommentatoren in diesem deutschen Herbst aufzuregen, lohnt sich eigentlich nicht. Wie heißt doch das Sprichwort: Papier ist geduldig. Wenn aber mit Penetranz Falsches behauptet werde, dann wird diese Geschwätzigkeit zu einem politischen Ärgernis. Die Formel, die gebetsmühlenartig wiederholt wird und sich zunehmend auch in Festreden von Politikern (zum Beispiel des Außenministers) wiederfindet, lautet: Seit dem Zusammenbruch der sozialistischen und kommunistischen Welt schweigen die kritischen Intellektuellen, die linken Wissenschaftler. Triumphierend spitzen diejenigen, denen der Streit mit akademischen Intellektuellen "der" Linken ohnehin zu mühselig und anstrengend war, ihre Federn: Sie haben nichts mehr zu sagen, diese "68er", die immer alles (besser) wußten. Keine Wortwahl wird ausgelassen, die Verachtung ausdrückt.

Die Wahrheit ist eine andere: Das angebliche Schweigen "der" Linken und ihrer kritischen Köpfe ist ein gemachtes und mutmaßlich gewolltes. Ihre Texte, ihre Vorträge, ihre Papiere oder gar Bücher werden kaum noch angesehen, gewürdigt, ausgewertet. Totschweigen nennt man das. Oder ein wenig freundlicher ausgedrückt: Was kri- tische Wissenschaftler oder "Linke" zu sagen und zu schreiben haben, wird nicht mehr zur Kenntnis genommen oder von vornherein mit dem Etikett der Nichtbefassung versehen. Der abgewirtschaftete Sozialismus macht's möglich.

Beachtlich sind die Ignoranz und die Vorurteile, die aus der Vorzeit der späten sechziger Jahre überliefert oder vererbt wurden. Ein kleines Beispiel: Da wird behauptet, niemand aus der Wissenschaft habe den Unsinn der Politiker nebst ihren Wirtschaftsverbänden zurechtgerückt, daß es gegenwärtig mehr "Mundwerker" (Studenten) als "Handwerker" (Lehrlinge) gebe. Nicht nur "linke" Bildungsforscher, sondern stocknüchterne Statistiker haben diese bewußte Diffamierung der Studenten, die mindestens doppelt so lange in der Ausbildung sind wie die Lehrlinge, auseinandergenommen. Nur: Gelesen, gedruckt oder verarbeitet wurden die Analysen praktisch nicht.

Da wird ferner vorwurfsvoll gefragt, was denn eigentlich die linken Feministinnen, die sich (wohl zu Unrecht?) Lehrstühle und Positionen ergatterten, seit der deutschen Vereinigung zu sagen hätten. Die Liste läßt sich ergänzen mit den Ökonomen, den Ökologen, den Friedensforschern, der gesamten alternativen Szene. Doch fundierte Warnungen vor Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen, die seit der deutschen Vereinigung vorgelegt worden sind, begründete Forderungen zu mehr Phantasie und neuen Politikmodellen stammen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die getrost zur intellektuellen Linken in der Bundesrepublik zu zählen sind (wenn auch nicht zur literarischen). Insbesondere die Frauen haben sich das Denken und Schreiben nicht verbieten lassen.

Wer will, kann sich sachkundig machen. Das gilt für die Situation der Frauen auf dem deutsch-deutschen Arbeitsmarkt wie für die Frage, ob Großorganisationen wie die Gewerkschaften den Ost-West-Spagat aushalten und damit als gesellschaftliche Kraft überleben können. Klare Analysen zur unendlichen 218-Debatte schrieben "linke" Frauen, wache Beobachtungen über die rechtsradikalen Intellektuellen in Rußland, hellsichtige Einschätzungen zur Gewalt und neuen Feindbildern ebenfalls. Kurz: Mutige und an wissenschaftlichen Maßstäben gemessen "saubere" Nachfragen an die gegenwärtige Entwicklung, an den Zustand von Demokratie und Industriegesellschaft stammen von linksintellektuellen Frauen. Ein Blick in die Zeitschriften der Szene, die ja (immer noch) auf dem Markt sind und deren Lektüre nicht verboten ist, genügt. Es herrscht weder das gesammelte Schweigen, noch jammerndes Schmollen oder Selbstmitleid über den Moskauer Heimatverlust.

Was allerdings zunehmend in Deutschland fehlt, ist das Bedürfnis nach Klärung (ja, Aufklärung), Wissen und nach einem öffentlich geführten Diskurs über die "großen" Themen: Zukunft der Sozialpolitik, der ökologische Generationenvertrag, die ökonomische Umverteilung. Hier gibt es unter linken Wissenschaftlern mehr Phantasie als unter rechten, deren intellektueller Zustand eher jammervoll ist. Doch evangelischen Akademien und gewerkschaftlichen Bildungsstätten - diese einst wichtigsten Plattformen geistiger "Gegenmacht" und demokratischer Streitkultur - stehen als öffentliche Foren immer seltener zur Verfügung: Zu sehr überwiegen die eigenen Probleme.

Wie aber können sich linke Intellektuelle Gehör verschaffen: gegen eine "Zunft", die selbst nicht geistreich ist, gegen eine taube und denkträge Öffentlichkeit? Diese Frage bewegt die Querdenker seit Jahrhunderten. Und setzt sie in Bewegung: Nur - im deutschen Fall - wann?

Arbeitsgruppe für den Niederräder Verkehr

Eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Vertretern der Bürostadt-Firmen in Niederrad und städtischen Ämtern soll jetzt die Lösung der Verkehrsprobleme und den Anschluß an das überregionale Autobahnnetz rund um Frankfurt vorantreiben.

Unter Federführung der Wirtschaftsförderungs-GmbH mit deren Geschäftsführerin Gabriele Eick hat der Arbeitskreis jetzt erstmals getagt. Von seiten der Stadt gehört dem Expertengremium neben Baudezernent Hanskarl Protzmann und der kommissarischen Leiterin des Straßenbauamtes, Gabriele Dehmer, auch das Stadtplanungsamt an. Im Arbeitskreis vertreten ist ebenfalls die Industrie- und Handelskammer mit ihrem Verkehrsexperten Herbert Ferger.

In der ersten Sitzung des Arbeitskreises wurden nach Darstellung von Christian Papendorf, Sprecher der in Niederrad ansässigen Unternehmen, alle seit "Jahren unerledigten Verkehrsprobleme in und um die Bürsostadt Niederrad" erörtert.

Die Arbeitsgruppe hat sich unter anderem vorgenommen, eine Erhebung über "Art und Umfang der Verkehrsströme von und nach der Bürostadt Niederrad" durchzuführen. gang

Harheim feiert Volksfest 559. Kerb unterhält mit Spaß und Musik

HARHEIM. Mit der 559. Harheimer Kerb von Samstag, 3., bis Montag, 5. Oktober, geht die Kirchweihsaison im Frankfurter Norden zu Ende. Während die Schausteller mit einem kleinen Vergnügungspark "Auf der Bleiche" gastieren (geöffnet täglich ab 14 Uhr), gibt's Unterhaltung am und im Bürgerhaus, In den Schafgärten 21. Nach dem Einholen des Kerwebaums mit dem Musikzug des Katholischen Jugendvereins wird das Kerwesymbol am Samstag, 15 Uhr, am Bürgerhaus aufgestellt. Danach gibt's Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.

Offizielle Eröffnung des Volksfestes ist um 20 Uhr im Bürgerhaussaal mit anschließendem Kerwetanz un der Showkapelle "Vis à Vis". Am Sonntag, 14 Uhr, ist das Bürgerhaus Ausgangspunkt eines Umzuges der Kerweburschen mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr. Um 16 Uhr ist im Bürgerhaus ein volkstümliches Konzert mit dem Musikverein 1913. Ab 19 Uhr ist Kerwetanz.

Am Montag, 10 Uhr, steht der obligatorische Frühschoppen mit dem Musikverein 1913 auf dem Programm (Freibier gibt's ab 11 Uhr). Nach dem "Gickelschmiß" (16 Uhr) wird das Harheimer Kerbemädchen gekürt. Kerweausklang ist ab 20 Uhr im Bürgerhaus mit der Kapelle "Vis à Vis". Zu allen Veranstaltungen ist der Eintritt frei. dixi

Jede Waffe bedeutet Tote

Es hat mich etwas gefreut aber auch traurig gemacht, daß meine schriftlichen Proteste gegen Waffenproduktionen und Exporte bestätigt wurden (FR vom 18. 9. 1992 "US-Waffen an Diktaturen" und FR vom 19. 9. 1992 "In zehn Jahren wurden 1,5 Millionen Kinder in Kriegen getötet"). Ich hoffe, daß nun auch die Kritik noch stärker wird.

Jede Waffe die produziert wird, bedeutet mehrere Tote, viele Asylanten und noch mehr Flüchtlinge. Wir werden sie aufnehmen müssen, denn wir, die Europäer und Amerikaner sind für die Kriege dieser Erde verantwortlicht.

So kann das Asylrecht erst dann geändert werden wenn die Produktions- und Exportgesetze geändert wurden. Die Parteien wären gut beraten, wenn sie dies an die Änderung des Asylrechts koppeln würden.

Wenn wir weiter mit Waffen leben müssen, dann auch mit Asylanten und Flüchtlingen. Schließlich leben wir auch ganz gut davon.

A. Gundel, Hamburg

Gewalt - der Durchbruch archaischer Triebe?

Herr Peter Schulz-Hageleit schreibt angesichts der weit verbreiteten Bereitschaft zur Gewalttätigkeit von der "unaufhaltsam weiterwuchernden kollektiven Destruktivität", die auf den Durchbruch archaischer kollektiver Triebe zurückgeführt wird (FR vom 19. 9. 1992 "Eine Gesellschaft auf der Couch?"). Der Mensch ist eine brutale Bestie, ein "wildes Tier", wenn er sich selbst nicht beherrscht und sein naturhaftes Erbe im Zaum hält.

Vergessen bleibt dabei ganz offensichtlich, daß gerade in der Ausbreitung der technisch-rationalistischen Zivilisation mit ihren Anstrengungen zur "Humanisierung" der Menschen, Gewaltverherrlichung, Gewaltpotentiale und Gewaltanwendung als wesentliche Fundamente eben dieser Zivilisation immer weiter fortgeschritten sind.

Während in der vom "zivilisierten" Menschen so verfemten Natur Destruktivität und Sadismus um ihrer selbst willen nicht vorkommen, sind sie in der auf totale Selbstbeherrschung, Naturbeherrschung und Beherrschung anderer Menschen gerichteten zivilisatorischen Ordnung oft "unvermeidbar" oder gar idealisierter Selbstzweck. Ein merkwürdiger Widerspruch.

Ist es nicht selbstverständlich, daß in einer Gesellschaft, deren höchste Repräsentanten in Politik, Wissenschaft und Industrie ein so gewaltiges Potential zur Vernichtung von Menschen und Lebendigem unter den vor Bewunderung und Schrecken erstarrten Augen der Öffentlichkeit geschaffen haben und noch weiter schaffen, auch die Masse der Menschen in den Bann gewalttätigen Denkens und Handelns gerät?

Wer den Idealen des von Gewalt und Herrschaft dominierten und bis zum heutigen Tag in der Praxis und in unzähligen Filmen und anderen Medien propagandierten abendländischen Zivilisationsverständnisses nicht folgt, wird automatisch als Spinner und Fortschrittsfeind stigmatisiert.

Wenn schon in Rom der Krieg der Vater aller Dinge war, ist es nicht verwunderlich, daß im Fortschreiten der heute die Welt beherrschenden antik-biblisch geprägten Denkweisen, verbunden mit rasanter technologischer Entwicklung, der Krieg zum Dauerzustand und Gewaltverhältnisse zu zentralen Pfeilern der Gesellschaftsordnung geworden sind ("Gleichgewicht des Schreckens"). Dies spiegelt sich im Denken des einzelnen wider.

Vor diesem Hintergrund mutet es hilflos bis aberwitzig an, den so stark verleugneten unbewußt-emotionalen Teil des Menschseins als Verkörperung unbeherrschter und deshalb gewalttätiger und böser Natur zum Grundübel zu erheben. Da Destruktivität als Selbstzweck in der Natur nicht vorkommt, muß sie folglich aus der Zivilisation selbst hervorgehen.

Michael Jünemann, Göttingen

Abgekartetes Spiel

Wirklich ein geschickt abgekartetes Spiel der Erben Willy Brandts: Oskar Lafontaine, ohnehin am Ende der Karriereleiter, der deshalb nichts mehr zu verlieren hat, mimt den Reaktionär, der á la CDU/CSU/Republikaner auch gleich das einklagbare individuelle Grundrecht auf politisches Asyl abschaffen möchte (FR vom 17. 9. 1992 "Lafontaine rückt bei Asyl näher an CDU").

Dagegen wirkt dann das Mehrheitsvotum des SPD-Vorstands zur "lediglichen" Abschaffung des Artikels 16 GG geradezu liberal, ja fortschrittlich. Und das ist ja auch bezweckt: Durch Lafontaines (und Heinemanns etc.) Äußerungen soll die SPD-Parteibasis in den Schoß der populistischen CDU-Engholm-Vorstellungen eingebettet werden.

In der Illusion, nunmehr progressiv gehandelt zu haben, werden die Parteitagsdelegierten im November entsprechend den Petersberger SPD-Armenhausbeschlüssen abstimmen: Das Asylrecht ist abgeschafft.

Die SPD hat sich - wer will dem widersprechen? - damit endgültig überflüssig gemacht.

Volker Adam, Köln

Verhüllung, nicht Enthüllung von Herrschaft

Claussens Rezension von Kowalskys Buch "Rechtsaußen und die verfehlten Strategien der Linken" ist symptomatisch für die Beschäftigung mit dem Antifaschismus in Deutschland. Der Rezensent bietet die platte Kritik des juste milieu und damit die hierzulande vorherrschende Interpretation (FR vom 19. September 1992 "If you can't beat them, join them?"). Demgegenüber sind Kowalskys Ausführungen immer anregend und von nonkonformistischer Frische.

Da Claussen und seinen Freunden die Perspektive der Revolution wie die einer sozialistischen Strukturreform entschwunden ist, und da sie den Sozialismus weder aktivistisch wollen noch resignativ-heroisch bewahren können, verwandeln sie sich in hemmungslose Verteidiger und schamlose Repräsentanten der modernen liberal-kapitalistischen Massendemokratie. Es ist wahrlich nicht ohne Komik zu sehen, wie ehemalige Marxisten und Revolutionäre nun unaufhörlich ihre Verfassungstreue beteuern.

Die radikale Rechte, die gegenüber dieser verkniffen-depressiven Idylle die grausame Wahrheit des Politischen enthüllt, ohne dies mit der Verheißung einer gesellschaftlichen Emanzipation zu verkuppeln, wird von Claussen und seinen Getreuen nicht als hinzunehmende geistige Konkurrenz, sondern als bösartigster Feind aufs äußerste bekämpft.

Kowalskys Verdienst ist es, mit seinem Buch die rührende Idylle einer Nation als Antifa-Seminar erheblich ins Trudeln gebracht zu haben. Natürlich gefährdet der Wegfall von Denkverboten, Tabus und Zensurmaßnahmen den antifaschistischen Grundkonsens der Linken, und Claussen entlarvt sich mit seiner polemischen Schärfe als jemand, der sich in der Defensive weiß.

Während Kowalsky die Quarantäne über die radikale Rechte aufheben möchte, geht bei Claussen sofort die antifaschistische Warnflagge hoch. Auf diese Weise ist aber weder Gespräch noch Auseinandersetzung oder wenigstens Lernen vom Gegner möglich. Was bleibt, ist eine trübe Mischung von Re-education-Kultur und antifaschistischen Banalitäten.

Eine Linke aber, die ressentimentgeladen und antifaschistisch "gezähmt" unterwegs zur Resignation ist, gerät unweigerlich in die bedrohliche Nähe der Hüter des Status quo. Deren Handwerk ist jedoch - zumindest dies sollte Claussen noch wissen - , immer die Verhüllung, nicht die Enthüllung von Herrschaft.

Klaus Fischer, Mainz

Eight Dayz "Nothing To Lose" (Our Choice/Rough Trade), das dritte Album des Gütersloher Gitarrenquartetts, präsentiert zeitlos- schöne Songs als griffigen Pop mit Einflüssen aus Sixties-Beat und Westcoast- Sound. Ein überaus homogenes Album mit einer stilvollen Überraschung: Der Rock Choir Of The Royal Air Force Kings School begleitet die Jungs beim hymnenhaften "The Kids Next Door". dk

Phish Phish, nicht zu verwechseln mit Ex-Marillion-Stimme Fish, heißt ein wildes Quartett aus Burlington, Vermont. Ungewöhnliche Stilmixe, wie ihr Album "A Picture Of Nectar" (wea) offenbart, kennt man in der Rockgeschichte bestenfalls von Figuren wie Frank Zappa und Captain Beefheart. Der definitive Big Band- Sound der Neunziger enthält Elemente aus Rock'n'Roll, Hillbilly, Swing Jazz, New Orleans-Sound und Latin-Rhythmen als gesamtamerikanisches Klangkunstwerk, das sich durchweg funky-groovig präsentiert. dk

The Nijinsky Style Gefühlsüberschwang in Freud und Leid - ähnlich wie die multinationalen Berliner von Poems For Laila, inszeniert auch das Kieler Duo Tina Sanudakura und Andy A. Schwarz alias The Nijinsky Style seine Musik zum Tanzen und Träumen mit Tango-, Walzer-, Polka-Rhythmen und Stilelementen aus arabischer, mediterraner und der reichen Balkan-Folklore. Nachzuprüfen auf dem Album "Memories To Come" (Funambules Records). dk

Säumige müssen zahlen

OFFENBACH. FR-Leserin Renate K. aus Neu Isenburg-Gravenbruch

hält die neue Mahngebühren- Satzung der Offenbacher Stadtbücherei für unsozial und wenig kundenfreundlich. Ihr Sohn hatte sich als Schüler der der Bücherei benachbarten Gewerblich- Technischen Schulen einen Leseausweis besorgt. Jetzt versäumte er den Rückgabetermin eines Buches um zwei Tage. Das kostete fünf Mark. Der Jugendliche zahlte und gab verärgert seinen Leseausweis zurück. Die Bücherei hat einen Kunden verloren.

Renate K. erwartet von der Bücherei eigentlich etwas mehr Kulanz angesichts einer so kurzen Überschreitung der Ausleihzeit: "Fünf Mark sind sehr viel Geld für junge Leute."

Das sieht auch Büchereileiter Ernst Buchholz so und kritisiert: "Sozial- und volksbildnerische Gesichtspunkte haben bei Magistrat und Stadtverordnetenversammlung bei der Gebührensatzung leider keine Rolle gespielt."

Die Versäumnisgebühr beträgt generell fünf Mark, die erste Mahnung kostet bereits zehn Mark, die zweite 20 und die dritte 30 Mark. Buchholz verweist darauf, daß Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 14. Lebensjahr nur die Hälfte der Mahngebühren bezahlen müssen.

Kann die Bücherei bei einer nur kurzen Überziehung der Ausleihzeit durch einen jugendlichen Leser nicht ein Auge zudrücken? Buchholz erinnert daran, daß die Fristen nun mal festgelegt sind und deshalb auch eingehalten werden müssen. Auf die Frage, ob die Bücherei weiterhin die kleinen verträumten und saumseligen Leser zwingen werde, das schmale Taschengeld in Versäumnisgebühren zu investieren, sagt der in Pädagogik erfahrene Buchholz sibyllinisch: "Selbstverständlich haben wir einen Ermessensspielraum." lz

Nachrüst-Kat spart immer noch Steuern

Auch nach dem Stichtag 31. Juli 1992, als das Finanzamt den Steuersäckel für umweltbewußte Bürger geschlossen hatte, lohnt es sich immer noch, ältere Autos mit einem Nachrüst-Katalysator auszustatten. Zwar fallen die Umrüstprämien weg, aber der günstigere Steuersatz, der für Kat- Autos gilt (13,20 DM pro 100 ccm Hubraum), wird auch nach dem 31. Juli gewährt. Fahrzeuge ohne Katalysator zahlen den erhöhten "Straf"-Steuersatz von 26,60 DM pro 100 ccm Hubraum. Zudem ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt der Trend zu bemerken daß für Nicht-Katalysator-bestückte Fahrzeuge erhebliche Preisabschläge zu verzeichnen sind. li

Mutti meint: Wie Mozart Die Sound-Trips des Pop-Duos The Orb

"Orb" ist nicht etwa ein Laut, der beim Aufstoßen entsteht, sondern der Name eines britischen Pop-Duos. "The Orb", wie sie sich genau nennen, das sind Alex Paterson und Trash. Von beiden hat man bisher kaum etwas gehört. Seit sie mit ihrer Doppel-LP "U. F. Orb" (Ariola) über Nacht auf Platz eins der britischen Charts vorstießen, werden sie nun als "Propheten eines innovativen Klangverständnisses" irgendwo zwischen "Woodstock und Disco" gefeiert.

Man kennt das, je größer der Erfolg, desto größenwahnsinniger die Lobgesänge darauf. Gewiß, in Zeiten der kurzlebigen Hit-Häppchen ist es schon ungewöhnlich, wenn sich eine Gruppe traut, eine 40minütige Single ("Blue Room") zu veröffentlichen und auch die Instrumental-Songs der LP zwischen zehn und 17 Minuten in die Länge zieht. Pioniere sind sie deshalb nicht. Das hat's schließlich alles schon gegeben. Die Monumental-Epen wurden bereits von Pink Floyd auf "Umma Gumma" und später von Elektronik-Freaks wie Kraftwerk und Klaus Schulze kultiviert.

Orb treten nur in die Fußstapfen ihrer erklärten Vorbilder. Sie mischen mit Gästen wie Steve Hillage und Yah Wobble hier und da ein paar House- und Reggae- Rhythmen oder einen bellenden Hund (siehe Pink Floyd) unter ihre tranceartigen Langstrecken-Songs und füllen die LP so mühelos aus.

"Experimentieren und keine Langeweile verbreiten", hat sich Paterson auf seine Fahne geschrieben. Auf "U. F. Orb" jedoch reicht es nur zu einer Gratwanderung zwischen anschmiegsamen Sound-Trips und einschläfernder New-Age-Berieselung. Aber Kritik kümmert den Erfolgsverwöhnten im Moment nicht sonderlich. "Ich habe von der LP in Großbritannien 100 000 Stück verkauft, und keiner weiß, warum. Jetzt kann ich machen, was ich will", prahlt er.

Angefangen hatte er 1979 als Roadie von Killing Joke, später war er Tontechniker auf den Tourneen von James Brown und Run DMC, bevor er schließlich als Talent-Scout für eine Londoner Plattenfirma auf Band-Suche ging. Das hat ihn, wie er sagt, "ziemlich schnell angeödet". So gründete er The Orb, wurde vor zwei Jahren für das Debüt-Album "A Huge Ever Growing Pulsating Brain That Rules From The Centre Of The Ultra- World" eher belächelt, und ist nun froh, es allen anderen gezeigt zu haben.

"In der Branche geht es doch nur um Geld und Ruhm, und das ist mir völlig schnurz", versichert er, "Alben verkaufen sich heute doch nur noch, wenn du zwei, drei Hit-Singles hast, so wie Michael Jackson. So etwas wie ,Dark Side Of The Moon' gibt's doch nicht mehr. In diesem Umfeld ist unser Album eine Ausnahme."

Das sei sogar seiner Mutter aufgefallen, die den aufgeschlossenen Sohnemann gar schon "mit Mozart vergleicht". Wer groß rauskommen will, muß dick auftragen, und dafür ist sich Paterson, bei aller Unangepaßtheit, nicht zu schade.

Im November will er The Orb mit mehreren Gast-Musikern verstärken und auch zu vier Konzerten nach Deutschland kommen. Klappstühle nicht vergessen! Im Stehen döst sich's schlecht. art

"Es war schön, in der ,MO' zu arbeiten!"

OBERURSEL. "Es war schön, in der Motorenfabrik zu arbeiten!" Heinrich Bott erinnert sich gern an seine Zeit bei der "MO". Der 92jährige ist der älteste noch lebende Jubilar der Firma: 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, hat er bei der "MO" angefangen.

Heinrich Bott ist ein waschechter "Orscheler", im Juli 1900 in der Altstadt geboren. Nach der Schule begann er eine Lehre in der Schuhmaschinenfabrik Dittmar Heinson, die aber zwei Jahre später schloß. Er fand Unterschlupf in der Motorenfabrik, wo er mit der Montage von Motoren beschäftigt war - zwölf Stunden am Tag, den Samstag miteingeschlossen. "Von sechs bis sechs hab ich in Wechselschicht gearbeitet", erinnert er sich, "und abends und an den Wochenenden noch manchmal im ,Deutschen Haus' in der Ackergasse gekellnert."

1923 zog er mit seiner Frau nach Oberstedten, 1926 wurde Tochter Rut geboren. 1932, als die "MO" für eine Zeitlang schließen mußte, sollte er mit nach Köln zu Humboldt-Deutz. Doch er beließ es bei einer Umschulung, wollte lieber im Taunus bleiben.

Am Fließband wurden fortan die Zylindermotoren für den Export montiert. Wieviel Arbeiter die Fabrik auch entlassen mußte, Heinrich Bott war nie dabei. Auch in den Krieg mußte er nicht ziehen, er wurde zurückgestellt und blieb bei der Werksfeuerwehr. Das war ihm nur recht. Die Tochter war herangewachsen, ein Haus in der Rotbornstraße wurde gebaut, damals noch von Gärten umgeben. "Das schönste Stück Land hab' ich mir ausgesucht", schwärmt er heute noch.

Bis 1965 arbeitete er noch an seinen Rohrleitungen, dann ging Heinrich Bott in Pension. Bei den Ausflügen der Jubilare war er bis vor zwei, drei Jahren noch dabei. Beim Festakt zum 100jährigen Bestehen der "MO" war er natürlich eingeladen. Ob das nicht ein tolles Gefühl war, vor allen ausdrücklich begrüßt zu werden? "Och ja, schon", meint er verschmitzt, "ganz normal eigentlich." esi

Kontaktbörse für Medienschaffende "Kino im Bunker": Bornheimer Medienwerkstatt zeigte Filme und informierte

FRANKFURT A. M. Ein warmer Sommerabend, eine leichte Brise weht durch die Germaniastraße, Menschen sitzen im Freien und sehen einen Film, projeziert auf die gegenüberliegende Hauswand. Passanten verharren für einen Moment, Autofahrer halten an und beobachten die bunten, bewegten Bilder. Es war der Film "Food" von Jan Svankmajer, der im Rahmen des Programmes "Kino im Bunker" dieser Tage in der Medienwerkstatt Bornheim gezeigt wurde. Er war an diesem Abend jedoch nur einer von vielen, die auf der Straße oder im voll besetzten Saal im Bunker gezeigt wurden.

"Wir wollen zur Verbesserung der Infrastruktur im Medienbereich beitragen", erklärte Werner Rosmaity, Geschäftsführer der Werkstatt und Organisator des Abends, das Ziel seiner Arbeit. Außer ihm sind noch Oliver Rothländer (zuständig für Technik) und Michael Jöckel (Spezialist für Computer) hauptberuflich in der Medienwerkstatt tätig. Unterstützt werden sie von 22 freien Mitarbeitern. "Wir wollen im Kino im Bunker bekannteren, aber auch unbekannteren Filmemachern die Gelegenheit geben, ihre Arbeiten vorzustellen", sagte Rosmaity gegenüber der Stadtteil-Rundschau. Es stehen Filme an, die schon als "Kleines Fernsehspiel" im ZDF liefen, aber auch Kurzfilme von Schülern der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach.

Die Werkstatt gilt auch als Kontaktbörse für Medienschaffende. Hier gehen Musiker, Regisseure und andere im Medienbereich Tätige ein und aus. Auch an diesem Abend hatten sich etwa 70 Mitarbeiter, Fachleute und Interessierte in dem Weltkriegsbunker eingefunden.

Der Zuschauer konnte außer professionellen Produktionen wie Svankmajers "Food" auch einige Streifen mit der gewöhnlichen Video-Kamera sehen. "Der Abend ist wieder ein großer Erfolg für alle", betonte Susanne Walter, zuständig für Pressearbeit und Gestaltung in der Medienwerkstatt. Das fand auch die hessische Filmförderung im letzten Jahr und honorierte die Arbeit der Werkstatt mit 7000 Mark. Auch das Kulturamt Frankfurt ließ 4000 Mark als zusätzlichen Lohn in die Kasse fließen.

Doch auch die Medienwerkstatt ist nicht frei von Sorgen. Bis zum heutigen Tag hat sie sich selbst verwaltet und mit finanzieller Hilfe der Stadt und eigenen Mitteln die Miete bezahlt. Nun hat die Kommune den Zuschlag zum Kauf des Bunkers vom Vermögensamt erhalten.

"Wir wollen den Benutzerkreis und die Miete langfristig mit der Stadt vertraglich festgelegt wissen", brachte Rosmaity seine Forderungen auf den Punkt. Die Aufgabe der "Mewi" soll weiter sein, Interessierten, unabhängig von finanziellen Mitteln, die Möglichkeit zum Kontakt mit Ton und Film zu bieten. Doch die Gespräche mit der Stadt sind zur Zeit ins Stokken geraten, die Höhe der künftigen Miete ist ungewiß.

Außer dem Programmkino hat die Medienwerkstatt noch mehr zu bieten. Rosmaity und seine Kollegen haben noch vor der Wende enge Kontakte nach Dresden geknüpft und dort den Aufbau einer ähnlichen Filmproduktion gefördert. Nicht als Besser-Wessies, sondern als tatkräftige Unterstützer sind sie dort aufgetreten. Als eine Art Patenschaft verstehen sie bis heute ihre Hilfe und Unterstützung für die sächsischen Kollegen.

Aber auch über den Mangel an Aufträgen kann sich Rosmaity nicht beklagen. "Mitlerweile müssen wir jede dritte Anfrage ablehnen", so der Geschäftsführer. Nächstes Projekt wird ein Promotion- Film in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Thema "Umweltschutz" sein. Wer jedoch denkt, daß sich die Medienschaffenden auf ihren Lorbeeren ausruhen, liegt falsch. "Knüppelharte Aufbauarbeit würde mich reizen", schwärmte Rosmaity. Ein Stadtteil mit noch brachliegender Kultur sollte es sein, er denkt dabei an Griesheim. Doch dies ist Zukunftsmusik und ob des akuten Geldmangels in städtischen Kassen vorerst nur ein Traum.

Das Programm "Kino im Bunker" läuft noch bis Mitte Dezember, weitere Termine sind: der 13. Oktober mit "Zander" und "Living Room" von Stephan Lenzen, der 16. November mit Helmut Bergers "Nie im Leben" und der 15. Dezember mit Filmen aus Georgien. *geb

Kontaktbörse für Medienschaffende "Kino im Bunker": Bornheimer Medienwerkstatt zeigte Filme und informierte

FRANKFURT A. M. Einige Menschen sitzen im Freien und sehen einen Film, projiziert auf die gegenüberliegende Hauswand: "Food" von Jan Svankmajer, der im Rahmen des Programmes "Kino im Bunker" dieser Tage in der Medienwerkstatt Bornheim gezeigt wurde. Er war an diesem Abend jedoch nur einer von vielen, die auf der Straße oder im vollen Saal im Bunker gezeigt wurden.

"Wir wollen zur Verbesserung der Infrastruktur im Medienbereich beitragen", erklärte Werner Rosmaity, Geschäftsführer der Werkstatt und Organisator des Abends. Außer ihm sind noch Oliver Rothländer (zuständig für Technik) und Michael Jöckel (Spezialist für Computer) hauptberuflich in der Medienwerkstatt tätig. Unterstützt werden sie von 22 freien Mitarbeitern. "Wir wollen im Kino im Bunker bekannteren, aber auch unbekannteren Filmemachern die Gelegenheit geben, ihre Arbeiten vorzustellen", sagte Rosmaity der Stadtteil-Rundschau. Es stehen Filme an, die schon als "Kleines Fernsehspiel" im ZDF liefen, aber auch Kurzfilme von Schülern der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.

Die Werkstatt gilt auch als Kontaktbörse für Medienschaffende. Hier gehen Musiker, Regisseure und andere im Medienbereich Tätige ein und aus. Auch an diesem Abend hatten sich etwa 70 Mitarbeiter, Fachleute und Interessierte in dem Weltkriegsbunker eingefunden.

Der Zuschauer konnte außer professionellen Produktionen wie Svankmajers "Food" auch einige Streifen mit der gewöhnlichen Video-Kamera sehen. "Der Abend ist wieder ein großer Erfolg für alle", betonte Susanne Walter, zuständig für Pressearbeit und Gestaltung in der Medienwerkstatt. Das fand auch die hessische Filmförderung im letzten Jahr und honorierte die Arbeit der Werkstatt mit 7000 Mark. Auch die Stadt ließ 4000 Mark zusätzlich in die Kasse fließen.

Doch auch die Medienwerkstatt ist nicht frei von Sorgen. Bis zum heutigen Tag hat sie sich selbst verwaltet und mit finanzieller Hilfe der Stadt und eigenen Mitteln die Miete bezahlt. Nun hat die Kommune den Zuschlag zum Kauf des Bunkers vom Vermögensamt erhalten.

"Wir wollen den Benutzerkreis und die Miete langfristig mit der Stadt vertraglich festgelegt wissen", brachte Rosmaity seine Forderungen auf den Punkt. Die Aufgabe der "Mewi" soll weiter sein, Interessierten, unabhängig von finanziellen Mitteln, die Möglichkeit zum Kontakt mit Ton und Film zu bieten. Doch die Gespräche mit der Stadt sind zur Zeit ins Stokken geraten, die Höhe der künftigen Miete ist ungewiß. Außer dem Programmkino hat die Medienwerkstatt noch mehr zu bieten. Rosmaity und seine Kollegen haben noch vor der Wende enge Kontakte nach Dresden geknüpft und dort den Aufbau einer ähnlichen Filmproduktion gefördert. Nicht als Besser-Wessies, sondern als tatkräftige Unterstützer sind sie dort aufgetreten. Als eine Art Patenschaft verstehen sie bis heute ihre Hilfe und Unterstützung für die sächsischen Kollegen.

Aber auch über den Mangel an Aufträgen kann sich Rosmaity nicht beklagen. "Mitlerweile müssen wir jede dritte Anfrage ablehnen", so der Geschäftsführer. Nächstes Projekt wird ein Promotion- Film in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Thema "Umweltschutz" sein. Wer jedoch denkt, daß sich die Medienschaffenden auf ihren Lorbeeren ausruhen, liegt falsch. "Knüppelharte Aufbauarbeit würde mich reizen", schwärmte Rosmaity. Ein Stadtteil mit noch brachliegender Kultur sollte es sein, er denkt dabei an Griesheim. Doch dies ist Zukunftsmusik und ob des akuten Geldmangels in städtischen Kassen vorerst nur ein Traum.

Das Programm läuft bis Dezember, weitere Termine sind: der 13. Oktober mit "Zander" und "Living Room" von Stephan Lenzen, der 16. November mit Helmut Bergers "Nie im Leben" und der 15. Dezember mit Filmen aus Georgien. *geb

Kontaktbörse für Medienschaffende

"Kino im Bunker": Bornheimer Medienwerkstatt zeigte Filme und informierte

FRANKFURT A. M. Ein warmer Sommerabend, eine leichte Brise weht durch die Germaniastraße, Menschen sitzen im Freien und sehen einen Film, projeziert auf die gegenüberliegende Hauswand. Passanten verharren für einen Moment, Autofahrer halten an und beobachten die bunten, bewegten Bilder. Es war der Film "Food" von Jan Svankmajer, der im Rahmen des Programmes "Kino im Bunker" dieser Tage in der Medienwerkstatt Bornheim gezeigt wurde. Er war an diesem Abend jedoch nur einer von vielen, die auf der Straße oder im voll besetzten Saal im Bunker gezeigt wurden.

"Wir wollen zur Verbesserung der Infrastruktur im Medienbereich beitragen", erklärte Werner Rosmaity, Geschäftsführer der Werkstatt und Organisator des Abends, das Ziel seiner Arbeit. Außer ihm sind noch Oliver Rothländer (zuständig für Technik) und Michael Jöckel (Spezialist für Computer) hauptberuflich in der Medienwerkstatt tätig.

Unterstützt werden sie von 22 freien Mitarbeitern. "Wir wollen im Kino im Bunker bekannteren, aber auch unbekannteren Filmemachern die Gelegenheit geben, ihre Arbeiten vorzustellen", sagte Rosmaity gegenüber der Stadtteil- Rundschau.

Es stehen Filme an, die schon als "Kleines Fernsehspiel" im ZDF liefen, aber auch Kurzfilme von Schülern und Schülerinnen der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach. Die Werkstatt gilt auch als Kontaktbörse für Medienschaffende. Hier gehen Musiker, Regisseure und andere im Medienbereich Tätige ein und aus. Auch an diesem Abend hatten sich etwa 70 Mitarbeiter, Fachleute und Interessierte in dem Weltkriegsbunker eingefunden.

Der Zuschauer konnte außer professionellen Produktionen wie Svankmajers "Food" auch einige Streifen mit der gewöhnlichen Video-Kamera sehen. "Der Abend ist wieder ein großer Erfolg für alle", betonte Susanne Walter, zuständig für Pressearbeit und Gestaltung in der Medienwerkstatt. Das fand auch die hessische Filmförderung im letzten Jahr und honorierte die Arbeit der Werkstatt mit 7000 Mark. Auch das Kulturamt Frankfurt ließ 4000 Mark als zusätzlichen Lohn in die Kasse fließen.

Doch auch die Medienwerkstatt ist nicht frei von Sorgen. Bis zum heutigen Tag hat sie sich selbst verwaltet und mit finanzieller Hilfe der Stadt und eigenen Mitteln die Miete bezahlt. Nun hat die Kommune den Zuschlag zum Kauf des Bunkers vom Vermögensamt erhalten.

"Wir wollen den Benutzerkreis und die Miete langfristig mit der Stadt vertraglich festgelegt wissen", brachte Rosmaity seine Forderungen auf den Punkt. Die Aufgabe der "Mewi" soll weiter sein, Interessierten, unabhängig von finanziellen Mitteln, die Möglichkeit zum Kontakt mit Ton und Film zu bieten. Doch die Gespräche mit der Stadt sind zur Zeit ins Stokken geraten, die Höhe der künftigen Miete ist ungewiß. Außer dem Programmkino hat die Medienwerkstatt noch mehr zu bieten. Rosmaity und seine Kollegen haben noch vor der Wende enge Kontakte nach Dresden geknüpft und dort den Aufbau einer ähnlichen Filmproduktion gefördert. Nicht als Besser-Wessies, sondern als tatkräftige Unterstützer sind sie dort aufgetreten. Als eine Art Patenschaft verstehen sie bis heute ihre Hilfe und Unterstützung für die sächsischen Kollegen.

Aber auch über Mangel an Aufträgen kann sich Rosmaity nicht beklagen. "Mitlerweile müssen wir jede dritte Anfrage ablehnen." Nächstes Projekt wird ein Promotion-Film in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund zum Thema "Umweltschutz" sein. Wer jedoch denkt, daß sich die Medienschaffenden auf ihren Lorbeeren ausruhen, liegt falsch. "Knüppelharte Aufbauarbeit würde mich reizen", schwärmte Rosmaity. Ein Stadtteil mit noch brachliegender Kultur sollte es sein, er denkt dabei an Griesheim. Doch das ist Zukunftsmusik und ob des akuten Geldmangels in städtischen Kassen vorerst nur ein Traum.

Das Programm "Kino im Bunker" läuft noch bis Mitte Dezember, weitere Termine sind: der 13. Oktober mit "Zander" und "Living Room" von Stephan Lenzen, der 16. November mit Helmut Bergers "Nie im Leben" und der 15. Dezember mit Filmen aus Georgien. *geb

Bartholomäus wieder am Platz Die Dom-Renovierung soll bis zur 1200-Jahr-Feier beendet sein

Gütig lächeln sich die beiden Dompatrone an: Karl der Große und Bartholomäus stehen wieder an ihren angestammten Plätzen im Hochchor des Frankfurter Doms. Mit Hilfe der Spendenkampagne konnten an den Figuren die Übermalungen aus den fünfziger Jahren und die Verschmutzungen der vergangenen Jahrzehnte entfernt werden.

An den schon seit vergangenen April in warmem Sandsteinrot gestrichenen und weißgefugten Chorwänden stehen nun außerdem der restaurierte Grabstein derer von Thurn & Taxis sowie das Grabmal Günther von Schwarzburgs. An diesem Relief wird noch retuschiert, da die älteren Fassungen nur teilweise erhalten sind. Auch am Hochaltar werden noch Restarbeiten an Figuren und Reliefs vorgenommen.

"Bei den Restaurierungen soll der Chor als Gesamtkunstwerk im Vordergrund stehen, nicht hier und da ein paar Quadratzentimeter Mittelalter erhalten werden", sagte Heinz Schomann, Leiter des Städtischen Denkmalamtes, bei einer Besichtigung. Der Chor sei nun "ästhetisch auf einen Nenner gebracht", bei der gesamten Restaurierung habe man sich an die Farbgebung der Zeit nach dem Brand im Jahre 1876 gehalten. Schomann: "Hier ist nichts aus der Tiefe des Gemüts heraus entstanden."

Mit rund 4,6 Millionen Mark Kosten für die gesamte historische Ausstattung - bei einer geschätzten Gesamtbausumme von knapp 30 Millionen Mark - soll der Dom bis zur 1200-Jahr-Feier der Stadt im Jahr 1994 in neuem Glanz erstrahlen. Wirft man einen Blick hinter die riesige Staubwand, welche die Westöffnung des Chors ins Mittelschiff hinein verschließt, mag man den Planungs-Prognosen kaum Glauben schenken.

Ein riesiger Gerüst-Gitter-Wald erstreckt sich derzeit unter den Dachgewölben der Seitenschiffe und des Langhauses, wo bald die warme Atmosphäre des Hochchors herrschen soll. Arbeiter in Blaumännern schlagen den Putz von den Wänden, weißbekittelte Schutzmaskenträger reinigen im Wirbelstrahlverfahren die roten Mainsandsteine von der Farbe der fünfziger Jahre.

Unweit des Standortes der Hauptorgel, die sich derzeit zur technischen Instandsetzung in einer Bonner Orgelbaufirma befindet, hängen lange Plastikbahnen in den glaslosen Fensterrahmen. Handwerker der Münchner "Mayer'schen Hofkunstanstalt" haben drei große Kirchenfenster am Südquerhaus ausgebaut und die Einzelteile unter den Gerüsten gestapelt - über den Winter sollen sie in München renoviert werden.

An der Außenseite des Nordquerhauses stehen drei bayerische Kunstglaser auf einem Gerüst und reinigen mit Stahlbürsten die löchrigen Fenster, die erst nach 1950 eingesetzt wurden.

Die Grabungsschächte im Langhaus - wo unter anderem ein Kindergrab aus der Merowingerzeit freigelegt wurde - sind längst wieder zugeschüttet; nebenan, im Eingangsbereich des Nordquerhauses, werden die Schächte für die Heizungsanlage gemauert: Sie wird in den Fußboden eingelassen und soll für eine regelmäßige und schonende Erwärmung des Innenraumes sorgen. Auch das Entwässerungssystem des Doms ist defekt und wird überholt, ebenso die Elektrik.

Nach Ostern 1993 wollen die Restaurateure die Wahlkapelle erneuern. Wenn alles nach Plan geht, wollen sie damit bis zum August 1993 fertig sein. Zum Karlsamt, Ende Januar 1994, soll aus der Baustelle wieder ein Gotteshaus geworden sein, sollen statt den bisherigen unscheinbaren tütenförmigen Leuchtern offene und festliche Lichtquellen erstrahlen. Nur die Hauptorgel wird aller Voraussicht nach erst im Mai oder Juni 1994 zu hören sein, weil bis dahin noch renoviert wird und die Orgel keinen Staub verträgt. THOMAS BERTSCH

Die Großraum-Limousine Voyager bietet die Voraussetzungen für den Umbau zum Behinderten-Fahrzeug. Dabei kann der Umbau für aktiv oder passiv fahrende Behinderte erfolgen. Nach dem Umbau für mitfahrende Behinderte läßt sich der hintere Teil des Wagens elektrohydraulisch absenken, über die zusätzlich eingebaute Fahrrampe kann der Rollstuhlfahrer mühelos "ein und ausrollen". Durch die (elektrische) Verstellmöglichkeit des Fahrersitzes macht auch das Umsteigen vom Rollstuhl zum Arbeitsplatz des Fahrers dem behinderten Selbstfahrer keine Mühe. Alle zusätzlich notwendigen Bedienelemente und Fahrhilfen können eingebaut werden. (Foto: Chrysler)

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Ein Haltestellen-Wunsch

ECKENHEIM. Die geplante Verlegung der Bushaltestelle der Linie 34 von der Kreuzung Eckenheimer Land- straße/ Marbachweg hin zum Sozialzentrum Marbachweg (die Stadtteilrundschau berichtete bereits darüber) möchte FR-Leser Helmut Engler noch einmal überdacht wissen.

Der 60jährige lebt mit seiner Frau schon seit 1954 in der Schwabstraße, und etwa 70 Prozent der rund 4000 Anwohner der 50er-Jahre-Bauten zwischen Schwabstraße, Flensburger Straße und Rohleder Straße sind im Pensionsalter. "Da wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben", sagt der schwerbehinderte Helmut Engler, der vollstes Verständnis für die Bedürfnisse der Bewohner im Sozialzentrum hat.

Er weist aber darauf hin, daß diese den Halt der Linie U 5 direkt vor der Tür haben; auch die Bushaltestelle der Linie 34 in Richtung Bornheim liege in unmittelbarer Nähe.

Engler schlägt vor, die Bushaltestelle an der US-amerikanischen Kaserne von der Gießener Straße an das Sozialzentrum zu verlegen. So sei allen Parteien gedient, und nur die US-Amerikaner hätten einen etwas längeren Weg.

Dem "Königsweg", einer zusätzlichen statt einer verlegten Haltestelle, verschließen sich die Stadtwerke: dies sei aus verkehrstechnischen Gründen nicht möglich. Helmut Engler hofft nun darauf, daß die Entscheidung des Chefs der Straßenverkehrsbehörde, Joachim Vandreike (SPD), neu überdacht wird.

Viele der Bewohner aus der Schwabstraße haben allerdings schon resigniert: "Die denken, da ändert sich sowieso nichts mehr." zol

Die "Oase Falk" wächst Kultusminister Holzapfel besuchte die Schule im Gallus

GALLUS. Die "Oase Falk" gewinnt Gestalt: Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) war eigens aus Wiesbaden angereist, um mit den Schülern der "Grün-AG" einige Knöteriche auf dem tristen Falk-Schulhof in der Ludwigstraße zu pflanzen. Noch ist der Hof der Realschule überwiegend von Asphalt bedeckt und erinnert mit seinen Mauern und hohen Maschendrahtzäunen an einen "Gefängnishof", wie Projektleiterin Gudrun Stoltenberg sagt. Doch ein Anfang ist gemacht: Acht kleine Pflanzen konnten die Schüler auf dem Hof in frischen Mutterboden einsetzen, weitere werden folgen.

"Sobald Geld zur Verfügung steht, kann der Schulhof immer weiter zu einer grünen Insel entwickelt werden", stellte Gudrun Stoltenberg zufrieden fest. Einige Vorstellungen werden die zwölf Mitglieder der "Grün-AG" demnächst schon umsetzen können: Mit einer Reihe einfacher Bänke aus Baumstämmen entstehen auf dem Pausenhof Ruhezonen. "Das wird eine schöne Ecke hier", ist Frau Stoltenberg vom Erfolg der Bemühungen überzeugt, ein wenig Grün in den innenstadtnahen Bereich des Gallus zu bringen.

Die ehemalige Westend-Mittelschule liegt in einem "schwierigen Umfeld", meinte Schulleiter Manfred Timpe bei der Begrüßung des Kultusministers. Die Wohnbevölkerung werde verdrängt, die Industriebetriebe müßten die Produktion vor die Tore der Stadt verlagern, und die Schule selbst sei zwischen Polizeipräsidium, Messeturm und den Banken des Westends eingeklemmt. In dieser Gegend sei "nicht viel Grün vorhanden".

Auch Kultusminister Holzapfel würdigte die Anstrengungen der Schüler: "In einer ländlichen Umgebung mögen die Anstrengungen um jede einzelne Pflanze zur Begrünung eines städtischen Schulhofs kaum nachvollziehbar erscheinen, doch in einer Region wie rund um die Falkschule gewinnt das geringste Engagement in Sachen ,Grün aus Grau' eine nicht zu unterschätzende Wirkung." Solche Bepflanzungen seien nicht nur eine "Dekoration der Schule", sondern zeigten, daß sich Einstellungen verändern, erklärte Minister Holzapfel weiter.

Christel Götz und Harald Kaden, Mitglieder des Elternbeirates der Falkschule, nutzten die seltene Gelegenheit, um den Kultusminister auf das Problem der ansteigenden Klassenstärken hinzuweisen: Mittlerweile würden im Durchschnitt 27 Kinder unterrichtet, in einer fünften Klasse seien es sogar 31. "Dabei beträgt der Ausländeranteil in dieser Klasse rund 90 Prozent", erläuterte Frau Götz.

Doch Holzapfel konnte den besorgten Eltern wenig Hoffnungen machen: "In den nächsten zehn Jahren wird in Deutschland eine Senkung der Klassenstärken nicht möglich sein." kan

Rosbach will Äcker in der Feldpreul nicht kaufen Magistrat befürwortet neuen Bodenbevorratungsvertrag mit der Hessischen Landgesellschaft

ROSBACH. Zu teuer wäre es, wenn die Stadt die insgesamt etwa 40 Hektar Grundstücke in der Feldpreul zu 3,2 Millionen Mark kaufen würde. Günstiger ist, die Bodenbevorratung für das neue Stadtzentrum weiterhin der Hessischen Landgesellschaft (HLG) zu überlassen.

Es besteht Entscheidungsbedarf, weil für den Bebauungsplan Feldpreul zwar ein Aufstellungsbeschluß gefaßt wurde, ein Satzungsbeschluß für das heftig umstritte Baukonzept aber in den Sternen steht.

Im Januar 1978 hatte die Stadt einen ersten Bodenbevorratungsvertrag für zehn Jahre mit der HLG geschlossen. Weil kein Baurecht geschaffen wurde, mußte der Vertrag verlängert werden. Diese Verlängerung lief zum 30. Juni dieses Jahres aus. Wiederum gibt es kein Baurecht.

Würde die Stadt die in der Zwischenzeit von der HLG erworbenen 40 Hektar ankaufen und für fünf Jahre selbst "bevorraten", entstünden ihr an Kapital- und Zinskosten bis zum 1. Oktober 1997 Kosten von 4,55 Millionen Mark, also 115,48 Mark pro Quadratmeter.

Die Hessische Landgesellschaft aber muß nicht wie die Stadt mit Effektivzinsen von über acht Prozent kalkulieren, sondern nur mit fünf Prozent. Das macht trotz entstehender Verwaltungskosten und Gebühren bis Oktober 1997 Gesamtkosten von 4,11 Millionen Mark, also 104,38 Mark pro Quadratmeter. Die Empfehlung des Magistrats für den Abschluß eines Bodenbevorratungsvertrags mit der HLG für weitere fünf Jahre liegt somit auf der Hand, zumal die Stadt nun nicht jetzt schon mit den Zinsen für die Finanzierung des Grundstückskaufs belastet würde. Die Stadtverordneten haben in der nächsten Sitzung über eine entsprechende Magistratsvorlage zu beschließen.

Wie der Magistrat mitteilt, sind von der HLG in den vergangenen 15 Jahren die etwa 40 Hektar Land zum Festpreis von 40 Mark je Quadratmeter angekauft worden. Weitere zwei Hektar Land, darunter Grundstücke, die als Zufahrt für das geplante Baugebiet benötigt werden, gehören der HLG noch nicht. Wie mehrfach berichtet, sperren sich die Eigentümer nicht einmal so sehr gegen den Einheitspreis von 40 Mark in Zeiten, wo Bauland in Rosbach zu 600 Mark und mehr gehandelt wird. Sie wenden sich vor allem gegen die Zerstörung eines letzten, ausgedehnten Grüngebietes im Herzen der Stadt.

Die Hessische Landgesellschaft hatte ohnehin einen Teil der Grundstücke nur unter der Bedingung erwerben können, daß den Grundstücksverkäufern etwa ein Drittel ihres Ackerlandes nach Rechtskraft des Bebauungsplans als Bauland wieder zufällt. Das betrifft sechs Eigentümer. Ihnen stehen insgesamt 0,6 Hektar Bauland zu, das sie zu insgesamt 3,7 Millionen Mark weiterverkaufen könnten, den heutigen Preis von 600 Mark zugrundegelegt.

Wenn diese sechs Eigentümer heute schon auf der Rückübertragung ihrer Grundstücke beharren sollten, dann würde dies den Verzicht auf die erhebliche Wertsteigerung bedeuten. Der vom Magistrat vorgelegte Vertragsentwurf sieht vor, daß bei der Rückübertragung lediglich jene 40 Mark gezahlt werden, die beim Ankauf durch die HLG in Rede standen. hm

"Menschenschutz"

Auf die Zuschrift von FR-Leser Gerhard Budde zum Thema Praunheimer Ortsumfahrung (Stadtteil-Rundschau West vom 17. September) reagiert Joachim Seubert aus der Praunheimer Landstraße zustimmend:

Der Leserbrief von Herrn Budde spiegelt genau die Erwartungen und Sehnsüchte vieler Bürger wider. Hoffentlich sind die Parteien endlich in der Lage, im Falle der Praunheimer Umfahrung zu konkreten Lösungen zu kommen, die dann auch in die Tat umgesetzt werden.

Vor allem die kleinen Bürgersteige (teilweise nur 60 Zentimeter) in Alt-Praunheim stellen eine Gefahr dar, da sie von Autos Tag und Nacht zugeparkt werden. Die Leute, darunter auch viele Frauen mit Kinderwagen, müssen die gefährliche Straße benutzen. Dabei wird meist vergessen, daß die entsprechenden Autofahrer ein Bußgeld bis zu 150 Mark bezahlen müssen, wenn die Fußgänger gefährdet werden oder sich verletzen.

Aus Gründen des Umweltschutzes wird es wohl wieder großen Widerstand gegen das Projekt geben.

Umweltschutz ist notwendig und richtig. Aber die Menschen sind doch auch ein Teil der Natur und schutzbedürftig. Unredlich ist es aber dagegen, Umweltschutz gegen Menschenschutz auszuspielen, so wie es des öfteren geschieht.

So weit darf es diesmal nicht wieder kommen.

Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion " . . . sind immer auch Opfer von Gewalt"

Dieser Arrest ist für manchen wirklich ein Hammer" war ein Bericht der FR in der Ausgabe vom 17. September überschrieben, in dem über die Praxis des Jugendarrests in der Wetterau berichtet wird. Dazu der folgende Leserbrief:

"Ich bin Pädagoge und arbeite seit 7 Jahren mit mehrfach straffällig gewordenen Jugendlichen. Die Einrichtung, in der ich tätig bin, befindet sich in Frankfurt und hat zum Ziel, mit den betroffenen Jugendlichen mögliche Ursachen und Hintergründe ihrer Straffälligkeit zu finden und ihnen alternative Handlungsstrategien für ihre alltägliche (Über-)lebensbewältigung aufzuzeigen, anstatt, wie es in dem Artikel dargestellt wird, sie mit der Holzhammermethode dazu zu bewegen, innerhalb von 40 Stunden in einer Zelle über ihr bisheriges Leben nachzusinnen.

Straftaten von Jugendlichen sind eine Reaktion auf sehr unterschiedliche und komplexe Problemlagen. Hierzu zählen neben familiären und persönlichen Defiziten und Fehlentwicklungen vor allem die sozialökonomischen Benachteiligungen und die von den Jugendlichen sehr massiv erlebten Ungerechtigkeiten in dieser Gesellschaft. Jugendliche, von denen Gewalt ausgeht, sind immer auch Opfer von Gewalt, auch von struktureller Gewalt. Daß Jugendliche sich aufgrund starker Ablenkung der Gesellschaft nicht mehr auf sich selbst besinnen können, liegt ja wohl nicht an den Jugendlichen, sondern an der mangelnden Integrationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen durch die Gesellschaft. Mir scheint, daß diese Gasellschaft (zumindest bestimmmte gesellschaftliche Interessengruppen) eher daran interessiert ist, Kinder und Jugendliche als Konsumenten der Konsum- und Freizeitindustrie zu gewinnen, als ihnen die Möglichkeit zu bieten, verantwortlich und selbstgestalterisch an der gesellschaftlichen Fortentwicklung teilzuhaben.

Hinzu kommt, daß insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, man spricht auch sinnigerweise von Randgruppen, mit den immer komplizierter werdenden Anforderungen und Rahmenbedingungen völlig überfordert sind.

An dieser Stelle ist eine Jugendhilfepolitik gefordert, die die gesetzliche Grundlage, wie sie im neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) § 1 formuliert ist, ernst nimmt: 'Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit'.

Ich meine, daß die strafrechtlichen Mittel, wie Jugendarrest oder auch Arbeitsdienste, ich denke da immer an Zwangsarbeit, nicht geeignet sind, um Fehlentwicklungen bei jungen Menschen zu korrigieren. Kriminalpolitische Untersuchungen haben nämlich ergeben, daß beim Jugendarrest eine Rückfallquote von ca. 80 Prozent besteht. Auch eine Verschärfung strafrechtlicher Reaktionen, man könnte ja meinen, daß dies die Lösung aller Probleme sei, führt meiner Meinung nach zu einer verstärkten Ausgrenzung und Marginalisierung von vor allem benachteiligten Jugendlichen. Vielleicht sollte im Rahmen von Umwelt- und Wirtschaftskriminalität, Steuerhinterziehung und Korruption über eine Verschärfung nachgedacht werden. Vielleicht würde hier eine 40stündige ,Selbstbesinnung' hinter Schloß und Riegel den gewünschten Effekt bei den Betroffenen eher erzielen.

Folgende Lösungsansätze sollten aus meiner Sicht verfolgt werden:

- Einen sensibleren Umgang mit den betroffenen Jugendlichen und mehr Verständnis (im Sinne von Verstehen) für deren Problemlagen.

- Ziel jeder kommunalen Jugend- und Sozialpolitik muß sein, die Integration von Benachteiligten und weitergehend die Partizipation an öffentlichen Entscheidungen.

- Erheblich mehr Jugendfreizeiteinrichtungen und die erforderlichen Jugendhilfemaßnahmen (Beratungsstellen, Jugendwohngruppen, etc.)

- mehr Risikobereitschaft und Flexibilität im Umgang mit Jugendlichen.

- Eine Neudefinition des politischen Interesses an Jugendarbeit und Jugendhilfe." Stefan Leifert

Diplom-Pädagoge

Westliche Ringstr. 30, 6367 Karben

Konradsdorf: "Die SPD traut sich nicht" Die Auseinandersetzung über die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Gesamtschule in Konradsdorf ist mit dem ablehnendem Votum der SPD auf ihrem Butzbacher Parteitag noch nicht beendet, wie die Briefe von engagierten Lesern und Leserinnen belegen:

"Hat sich die SPD von ihrem bildungspolitischen Ziel verabschiedet?

Diese Frage muß ich mir stellen, nachdem die Delegierten auf dem SPD-Parteitag in Butzbach die gymnasiale Oberstufe für Konradsdorf abgelehnt haben. In ihrer Begründung weist die ablehnende Mehrheit darauf hin, daß noch Prüfungen durch den Schuldezernten Pollmar vorgenommen werden müßten. Seit März hat er die dazu notwendigen Unterlagen von Konradsdorf. Im August erhielt er sogar von der SPD-Fraktion den Auftrag zu prüfen. Offensichtlich traut er sich nicht - vielleicht aus Angst, er könne nicht allen gerecht werden - das Prüfungsverfahren abzuschließen. Auch war er bisher noch nicht selbst in Konradsdorf, um sich vor Ort zu überzeugen, daß hier noch Unterrichtsräume leerstehen. Pollmar bezieht sich in seinen ablehnenden Äußerungen lieber auf ein Gutachten vom staatlichen Schulamt; doch auch von dieser Stelle war nach Aussagen von Direktor Lang nie ein Gutachter in Konradsdorf selbst erschienen. Auch wird seine vorgegebene Sorge um die Finanzierung der Oberstufe von vielen SPD-Größen des Kreises geteilt. So der Bürgermeister von Karben: Er warnte, daß kein neues Faß aufgemacht werden dürfe, "von dem wir nicht wissen, was es kostet". (Zitat aus der Frankfurter Rundschau vom 28.9.92). Wie gut, daß vor dieser Erkenntnis des Bürgermeisters die gymnasiale Oberstufe in Karben für das Schuljahr 1994 schon beschlossen war.

Es bleibt zum Schluß einfach das Gefühl, daß sich die SPD nicht traut, auch für Konradsdorf die gymnasiale Oberstufe zu beschließen. Zwar beteuert Pollmar, daß er mit dem Herzen für Konradsdorf sein. Aber was heißt das? Ein Politiker, der nur mit dem Herzen bei der Sache ist, hinterläßt bei mir einen unsicheren Eindruck. Heißt das, daß er nicht ganz bei der Sache ist? Ein ganzer Mensch ist mit Herz und Kopf bei der Sache. Vielleicht haben sich auch im Vorfeld der Auseinandersetzungen manche SPD-Politiker so festgelegt, daß sie heute bei einer Entscheidung für Konradsdorf ihr Gesicht zu verlieren glauben. Es ist schade: Das gesamtpolitische Ziel einer Partei scheitert nun im Einzelfall. Die Politiker trauen sich nicht, daß Konzept ihrer eigenen Partei in die Tat umzusetzen.

Betroffen sind die Schülerinnen und Schüler. Sie haben hohe Erwartungen in die Zukunft ihrer Schule gesetzt. Daß sie jetzt enttäuscht sind - ich erlebe diese Enttäuschung an der eigenen Tochter - liegt nicht an politischen Unmöglichkeiten, sondern am politischen Wollen."

Hans-Bernd Berkler,

Lindheim,

Düdelsheimer Straße 11.

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Internationales Zentrum Ein Flohmarkt ohne Streß mit den Kleinen

BOCKENHEIM. Vor allem bei den ausländischen Mitbürgern fand der Flohmarkt für Kinderkleidung und Spielzeug des Internationalen Familienzentrums an der Adalbertstraße regen Anklang. "Wir hatten hier den ganzen Nachmittag über eine sehr schöne Atmosphäre", fand Eleonore Demmer-Gaite, die zusammen mit Karin Greiner-Degenhart den Auf- und Abbau der Tische koordinierte.

Bei frischgebrühtem Kaffee und dem Duft von Waffeln fanden guterhaltene Kleidungsstücke für die Kleinen einen geradezu reißenden Absatz. "Im Gegensatz zu den meisten Flohmärkten in den Gemeinden können die Anbieterinnen und die Käuferinnen ihre Kleinen getrost in der Spielecke abliefern", meint die Sozialpädagogin Demmer-Gaite. "So können die Mütter in Ruhe das Angebot überblikken, und es bleibt auch noch die Zeit für einen gemütlichen Plausch."

Das Internationale Familienzentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Isolationsprozessen der Ausländer und deren Problemen mit der fremden Kultur entgegenzuwirken.

Seit 14 Jahren bietet der Verein Beratungs- und Bildungsmöglichkeiten und ist kompetenter Partner auch für Deutsche, die Hilfe oder Rat suchen.

In fünf Beratungsstellen im Frankfurter Stadtgebiet können insbesondere Kinder und Jugendliche in Kindertreffs oder auch bei den Hausaufgaben betreut werden. Im Internationalen Familienzentrum in der Bockenheimer Adalbertstraße 10 a treffen sich Eltern jeden Mittwoch von 15 bis 18 Uhr mit ihren Kleinen im Eltern- Kind-Café. zol

Berg: Beispielhaftes Angebot entstanden Sozial- und Rehabilitationszentrum eröffnet

SACHSENHAUSEN. Jetzt können im Hühnerweg 22 nicht nur 177 alte Menschen wohnen und gepflegt werden: Auch den Bewohnern des Stadtteils steht das neue Sozialzentrum offen. Sozialdezernent Martin Berg (SPD) eröffnete dieser Tage den zweiten Bauabschnitt des Bürgermeister-Gräf-Hauses. In einer Bauzeit von insgesamt fünf Jahren wurde das alte Alten- und Pflegeheim mit einem Aufwand von rund 46 Millionen Mark in das moderne Sozial- und Rehabilitationszentrum Süd umgebaut (die FR berichtete). Im Bürgermeister-Gräf-Haus, das vom Frankfurter Verein für Alten- und Behindertenpflege betrieben wird, sind verschiedene Einrichtungen entstanden: Ein geriatrisches und gerontopsychiatrisches Tagespflegeheim mit 40 Plätzen, ein Rehabilitationsbereich mit einer Beschäftigungstherapie und eine Krankengymnastik. Von den Bewohnern Sachsenhausens kann auch der medizinische Badebetrieb in Anspruch genommen werden, und es ist eine Beratungsstelle für mobile soziale Dienste eingerichtet worden. Zudem gibt es im neuen Sozialzentrum eine Caféteria und eine vollautomatische Kegelbahn, die dem Heim gestiftet wurde. "Kommunikation wird groß geschrieben", meinte Berg und wies darauf hin, daß durch das integrative Angebot auch Vorurteile und Ängste gegenüber Älteren und Behinderten abgebaut werden könnten. 140 Mitarbeiter sollen sich künftig um die pflegebedürftigen Bewohner kümmern, die jetzt in 75 Einzel- und 51 Zweibettzimmern untergebracht werden können. Das alte Bürgermeister-Gräf-Heim war lange nicht so komfortabel: In den 1958 errichteten Gebäuden, die nach dem sozialdemokratischen Bürgermeister Eduard Gräf benannt wurden, der in den 20er Jahren die Geschicke der Stadt Frankfurt bestimmte, mußten 80 alte Menschen mit Vierbettzimmern vorliebnehmen. Zudem gab es keine Duschgelegenheiten in den einzelnen Räumen, und das Rehabilitationsangebot blieb gemessen an heutigen Ansprüchen sehr unbefriedigend. Dieses Angebot hat sich durch den Neu- und Umbau stark verbessert, und auch die technische Ausstattung wurde auf den neuesten Stand gebracht: Es gibt nun Hubböden in den Badewannen und elektrisch verstellbare Betten, um die Arbeit der Pflegekräfte bei der Versorgung zu erleichtern. Eine "Naßzelle" in jedem Raum gehört mittlerweile ebenfalls zum Standard. "Hier ist ein beispielhaftes und zukunftsweisendes Angebot entstanden", erläuterte Sozialdezernent Berg den Gästen der Eröffnungsfeier. In den nächsten Jahren soll das Angebot für die Senioren im Stadtteil weiter verbessert werden: An der Stelle des ehemaligen Kinderheims soll auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Gelände am Hühnerweg eine Wohnanlage mit altengerechten Wohnungen entstehen.

Während der Eröffnungsfeierlichkeiten gab es jedoch auch Kritik: Die ÖTV demonstrierte gegen den Pflegenotstand. "Neues Haus - welch ein Skandal - leere Betten und kein Personal" war auf den Plakaten der Gewerkschafter zu lesen. Auch die Vorsitzende des Betriebsrates des neuen Sozialzentrums, Malies Ritter, wies auf die Probleme durch den Mangel an Fachpersonal hin: "Wir fragen uns, wo die Pflegekräfte herkommen sollen." Ritter kritisierte zudem die Schichtarbeit als familienfeindlich und erwiesenermaßen gesundheitsschädlich. Sozialdezernent Berg gab zu, "daß wir Probleme haben, Pflegepersonal in ausreichender Zahl und Qualifikation zu finden". Er wolle mit Imagewerbung dafür sorgen, daß die Pflegeberufe in der Bewertung durch die Bevölkerung eine Aufwertung erfahren. Berg: "Der Pflegeberuf verdient es, in der Werteskala ganz oben zu stehen."

Nach Aussage des Geschäftsführers des Frankfurter Vereins für Alten- und Behindertenpflege, Alfred Viola, fehlt zur Zeit noch Personal für zwei Pflegestationen. Da die Einrichtung aber nur "Zug um Zug" in Betrieb genommen werden könnte, blieben noch rund zwei Monate Zeit, weitere 20 Mitarbeiter zu finden. "Es ist heute einfacher zu bauen, als Personal zu finden", mußte aber auch Viola zugeben. kan

Platten auflegen genügt nicht Fresh-Family sorgt für frischen Wind im Eschborner Juz

ESCHBORN. "Dance now" - "Tanze jetzt!" So lautet die Aufforderung, auf die der Besucher im Jugendzentrum stößt, wenn er den farbigen Fußspuren durch den großen Aufenthaltsraum folgt. "Dance now", das ist nicht nur eine Aufforderung: Für die "Fresh Family" ist es Programm. In den Sommerferien offiziell als "Disco-Gruppe" entstanden, sind die sieben jungen Leute im Alter von 15 bis 18 Jahren ab sofort für die Gestaltung der Juz-Feten verantwortlich.

Ihr gelungenes Debut haben Timur Günel, Nicole Haas, Nicole Richard, Davut Salih, Rosi Schulz, Zoran Tomic und Nadja Valguarnera am vergangenen Freitag gegeben. "4 U" heißt das Programm - ausgesprochen: "For you" und auf Deutsch "Für Euch". Auf den ersten Auftritt hat sich die "Fresh Family" bestens vorbereitet: Das Einmaleins des DJ-Handwerks hatten sie in zwei Kursen während der vergangenen Wochen gelernt. Denn so ganz einfach mit "Leg' mal 'ne Platte auf und mach die Lichtorgel an" ist es nicht getan. Die Technik von zwei speziellen Plattenspielern, dem CD- Player und der großzügig ausgestatteten Lichtanlage will erst mal beherrscht sein. Und vor allem: Wie schwer es ist, im richtigen Moment das Richtige zu sagen, merkt erst der, dem nichts mehr einfällt, sobald das Mikrofon eingeschaltet ist, um die nächste "Ansage" abzufahren.

"Seit fast 20 Jahren, seitdem es das Juze gibt, hatten wir immer auch eine Feten-Gruppe", erzählt Hermann Woratschek, einer von zwei hauptamtlichen Betreuern. Doch im Mai ist das alte Team auseinandergegangen. "Die waren total zerstritten", meint Nadja Valguarnera. So etwas soll der neuen Gruppe nicht passieren; fast schon seit der Sandkastenzeit kennen sie sich. Die Aufgaben bei den Feten haben sie sich genau eingeteilt: Immer in Zweiergruppen werden Kasse und die "Schaltzentrale" der Fete, die DJ- Kabine, besetzt; die anderen haben Pause. Nur beim Aufräumen, da müssen alle zupacken. Mit einer kleinen "Anschubfinanzierung" für Platten und anderes Material hat das Juz den sieben einen guten Start verschafft. Doch in Zukunft will die "Fresh Family" mit ihrem eigenen Geld wirtschaften. Damit soll das Musikprogramm "auf dem laufenden" gehalten werden.

Für die nächsten Monate sieht Woratschek allerdings einige Probleme auf das Projekt zukommen. "Unser Haus wird umgebaut." Das sei gerade "in dieser Situation des Nauanfangs ärgerlich". Dennoch teilt er den Optimismus, mit dem der DJ-Nachwuchs an die Sache geht. Bestes Zeichen dafür: So wie in der Gruppe Jugendliche mehrerer Nationalitäten vertreten sind und harmonisch zusammenarbeiten, so gemischt geht es auch sonst in der Jahnstraße 3 zu. Wenn also zwischen Rap, Tecno und Hip-Hop auch italienische und türkische Musik läuft, dann ist nur noch eines angesagt: "Dance now". ask

Eichborn-Verlag jetzt im Bahnhofsviertel

Das mittelständische Gewerbe kann in Frankfurt wieder seine Nischen finden: Nach zahllosen Abwanderungen in den vergangenen Jahren, insbesondere von Agenturen und Verlagen, kann sich der sanierungsvertriebene Eichborn-Verlag jetzt in der Kaiserstraße 66 niederlassen. Verleger Vito von Eichborn frotzelte in den neuen Räumen wie gewohnt: "Ein guter Standort, mitten im Leben. Vorneraus zur Kaiserstraße hui, seitlich zur Moselstraße pfui - genau wie mein Verlagsprogramm."

Seit einem halben Jahr arbeitete das Unternehmen im Meßmer-Haus in der Hanauer Landstraße 175 in einer unsicheren Zukunft: Dem riesigen alten Geschäftshaus, in das man vor über zwei Jahren eingezogen war, steht ein Totalumbau bevor. Der Verleger ließ alle Kontakte zu Magistrat, Verwaltung und Wirtschaftsförderung spielen und begab sich auf den Markt. Dort scheiterte er, der sich bei einem Quadratmeterpreis von 20 Mark an der Grenze seiner Möglichkeiten sah, zunächst an Forderungen um die 40 Mark je Quadratmeter.

Jetzt hat er für einen Preis von 22 Mark von einem Münchener Immobilienkonzern die 680 Quadratmeter einer konkurs gegangenen Computerschule bekommen. Ein Glücksfall, möglicherweise ein gutes Zeichen. Denn "oberhalb von 30 Mark" sind die Mieten, so Eichborn, in einem halben Jahr "deutlich gesunken".

An der neuen Lage im Rotlichtviertel, den Bahnhof vor Augen, ist dem Verleger "die Atmosphäre wichtig". Das Unternehmen dort allerdings für Veranstaltungen oder Lesungen zu öffnen, liegt ihm zunächst einmal fern: "Das ist nicht Verlagssache." clau

"Reisen für ältere Menschen" Der Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe Darmstadt bietet noch zwei Reisen für ältere Menschen an, die gerne in christlicher Gemeinschaft ihre Ferien verbringen. Es geht vom 10. bis 31. Oktober nach Königsfeld in den Schwarzwald und vom 28. Oktober bis 18. November nach Bad Orb im Spessart. Ältere, auch Ehepaare, die Interesse haben mitzufahren, können sich beim nächsten Diakonischen Werk anmelden. Nähere Auskunft gibt der Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe, Zweifalltorweg 10, 6100 Darmstadt, Telefon 0 61 51/8 62 89.

Leser-Forum

Fahrrad-Falle an der Vilbeler Landstraße Seckbacher FDP auf Erkundungstour / "Fahrradbeauftragter ist ein Feigenblatt"

FRANKFURT-OST. "Der Fahrradbeauftragte der Stadt ist doch nur ein Feigenblatt", ärgerte sich Albrecht Reinhard, FDP-Mitglied im Ortsbeirat 11, über die rot-grüne Verkehrspolitik. Noch deutlicher wurde Theo Dechert: "Pedal-Eunuche", schimpfte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frankfurter FDP-Ortsbeiräte, über die seiner Ansicht nach mangelnde Effektivität des Fahrradbeauftragten. Kritik übten die Liberalen insbesondere an Sicherheitsmängeln und Gefahrenstellen auf den Radwegen.

Um diese Punkte zu überprüfen, lud die FDP Seckbach dieser Tage zu einer Radwege-Erkundungstour durch Seckbach, den Riederwald und Fechenheim ein - doch außer der zehnjährigen Sonja, Tochter des Ortsgemeinschaftsvorsitzenden Detlef Stange, war niemand am Treffpunkt vor dem alten Rathaus erschienen. "Klar ist das frustrierend, aber mittlerweile sind wir es gewohnt", gestand Stange die Enttäuschung über das mangelnde Interesse der Seckbacher ein.

Kurz hinter dem Ortsausgang erwartete die radelnden Liberalen die erste gefährliche Stelle: An der Kreuzung Gelastraße / Flinschstraße endet der Fahrradweg; man muß auf der Straße weiterfahren, ohne daß Autofahrer auf die Zweiradfahrer hingewiesen werden. Nach Ansicht der Liberalen könnte hier ein Schild "Achtung, Radfahrer kreuzen" für Abhilfe sorgen.

Wenige Minuten später hieß es Geduld bewahren: Zweiradfahrer, die aus der Kruppstraße kommend in den Fechenheimer Wald weiterfahren möchten, müssen erst die vielbefahrene Borsigallee überqueren. "Ohne die Regelung durch eine Ampelanlage sind die Fahrradfahrer hier Freiwild", meinte Detlef Stange.

Auch auf der Vilbeler Landstraße herrschte an diesem Tag zeitweilig Rallye-Atmosphäre. Ein Todesfall an der Kreuzung Schwarzer Weg / Vilbeler Landstraße hatte im Januar auf traurige Art und Weise die Gefahr für Fahrradfahrer an dieser Stelle deutlich gemacht. "Autofahrer, die sehr schnell in Richtung Mainufer unterwegs sind, können einen Zweiradfahrer erst sehen, wenn sie bereits auf der Kuppe sind, doch um dann noch anhalten zu können, ist der Bremsweg zu kurz", verdeutlichte Detlef Stange das Problem. Abhilfe kann nach Meinung des FDP-Vorsitzenden nur eine Ampelanlage oder eine Unterführung schaffen.

Nach mühseliger Überquerung der Omega-Brücke erwartete die kleine Gruppe in Fechenheim ein Schildbürgerstreich: Der Fahrradweg auf der Hanauer Landstraße stadtauswärts endet unvermittelt an der Ernst-Heinkel-Straße - ein Hinweisschild aber fehlt. Wer weiterkommen möchte, muß absteigen und das Rad auf abgeflachten Treppen durch eine Unterführung schieben. "Ein Produkt des autogerechten Straßenbaus aus den 60erJahren", sagt Albrecht Reinhard, der den Bau eines Übergangs für Fußgänger und Fahrradfahrer fordert.

An der Lahmeyerbrücke, die über die Gleise zurück nach Seckbach führt, hatte die kleine Sonja so ihre Schwierigkeiten. Die Treppenstufen sind zu steil, und die Fahrradrinne, in der das Rad hochgeschoben werden kann, ist zu schmal. Vorschlag der Liberalen: Die Stadt sollte die Treppe abflachen, da für ältere Menschen und Kinder sonst der Weg kaum zu bewältigen ist.

Nach eineinhalb Stunden war die Erkundungstour durch Seckbach und Umgebung beendet und der Ausgangspunkt am Rathaus wieder erreicht. Fazit der FDP-Politiker nach 15 Kilometern Radrundfahrt: "Die Strecke durch Fechenheim, am Main entlang zum Riederwald ist wunderschön, aber einige der im offiziellen Radfahrplan der Stadt ausgewiesenen Wege sind lebensgefährlich." map

Stadtteil-Lesertelefon Steine des Anstoßes am "Weißen Stein"

ESCHERSHEIM. Rudolf Schiffke findet an der U-Bahnhaltestelle Weißer Stein seit längerer Zeit nicht nur einen Stein des Anstoßes, sondern gleich einen ganzen Haufen. Der Treppenaufgang der Unterführung zum Weißen Stein ist seiner Ansicht nach nicht mehr sicher begehbar, weil sich durch die Erschütterungen der U-Bahnen Bruchstükke mit bis zu dreißig Zentimeter Seitenlänge aus der Decke gelöst haben. Besonders ältere Menschen können die Handläufe an der Treppenseite deshalb nicht mehr erreichen.

Die Angestellten der Stadtreinigung kümmern sich nicht darum, obwohl sie fast jeden zweiten Tag die Abfälle aus den Papierkörben am Weißen Stein entfernen. Rudolf Schiffke hat die Stadtwerke vom Zustand der Treppe zur U-Bahn bereits mehrfach unterrichtet.

Bislang tat sich noch nichts, außer daß vor kurzem Arbeiter die Wände und Dekken der Unterführung neu gestrichen haben. "Die herumliegenden Brocken haben die glatt liegenlassen", berichtet Rudolf Schiffke, der nun zusammen mit einigen Nachbarn gespannt darauf wartet, wann das Räumkommando kommt.

Aber: Es wird etwas unternommen. Das bestätigten zumindest die Stadtwerke auf die telefonische Anfrage der Stadtteil-Rundschau. zol

Italiens Arbeitswelt als Thema eines Seminars

Unterschiedliche Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland und Italien sind das Thema eines zweitägigen Seminars an der Universität. Angesichts der bevorstehenden Europäischen Einigung wollen Fachleute am 19. und 20. Oktober Verfassung, Arbeits- und Sozialrecht beider Länder untersuchen. Ziel der Tagung sei es, auf mögliche Defizite bei der Angleichung der Lebens- und Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. luf

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18

Poller sollen die Autofahrer in der Tempo-30-Zone südliches Bockenheim von den Gehwegen fernhalten. Die Fahrer steuern, das haben die Fraktionen im Ortsbeirat 2 festgestellt, über Grundstückseinfahrten auf die gerade durch die Tempo-30-Zone freigeräumten Gehwege. Poller bei den Grundstückseinfahrten Homburger Straße 26 und 34, zwischen Kreuzung Adalbertstraße und der ersten Parkflächenmarkierung, der Einfahrt Emil-Sulzbach-Straße 26 und an der Kreuzung Emil-Sulzbach-/ Georg-Voigt- Straße sollen das künftig verhindern. mic

An Informationen scheint es nicht zu fehlen, aber irgendwo setzt da ein überlebenswichtiger Mechanismus aus

Mit größtem Interesse verfolge ich die ausführliche Berichterstattung der FR über den Umwelttag (FR vom 22. 9. 1992 "Pils, Pinguin und Pinkepinke"). Zwei Lügen oder Irrtümer tauchen auch dort in den verschiedensten Beiträgen immer wieder auf.

Die erste ist die Lüge von dem reichen Norden. Reichtum und Wohlstand sind zwei verschiedene Dinge. Der Wohlstand des Nordens beruht auf drei Säulen: seinem technisch-naturwissenschaftlichen Know-how, den Ressourcen der Erde und auf seiner Skrupellosigkeit. Reich ist der Norden nur an ersterem und letzterem, die Ressourcen aber besitzt er gar nicht, jedenfalls bei weitem nicht in dem für seinen Wohlstand notwendigen Maß. Sie befinden sich vielmehr fast ausschließlich in den Händen der Dritten Welt (Erdöl, mineralische und organische Rohstoffe).

Der Norden ist in Wirklichkeit ein armer Hund. Man stelle sich nur einen Augenblick vor, der Norden könnte aus der Dritten Welt nichts mehr beziehen und er müßte von seinen eigenen Ressourcen leben - da wäre es noch heute aus mit seinem Wohlstand. Die Situation des Nordens ähnelt vielmehr der eines Raubritters, der sich mit Waffengewalt seinen Wohlstand von den Armen des Landes holt.

Ganz anders sähe es doch aus, wenn der Norden selbst die materiellen Mittel für seinen Wohlstand besäße. Dann würde er sich wahrscheinlich nicht sträuben, den Armen dieser Erde unter die Arme zu greifen, und die Dritte Welt könnte sich nicht ausgebeutet fühlen. So aber muß der Norden immer wieder scheinheilige Tricks erfinden, damit sein Wohlstand nicht gefährdet wird und er trotzdem großzügig scheint. Klappt das nicht, dann wird er deutlich (Golfkrieg, oder Präsident Bush: "Unser Lebensstil ist kein Diskussionsthema").

Das zweite Märchen ist das von der Möglichkeit eines "Wohlstands für alle", und das in einem ökologischen Gleichgewicht mit der Erde. Angesichts solcher Naivität möchten einem die Tränen kommen. Schematisieren wir ein wenig: 20 Prozent leben im Wohlstand, 80 Prozent haben praktisch nichts. Da die 20 Prozent schon drauf und dran sind, die Erde zu ruinieren, kommt eine intensivere Ausbeutung der Ressourcen nicht in Frage. Bleibt also nur Teilen des Besitzes. Bei "gleichem Wohlstand für alle" bedeutet dies aber über den Daumen gepeilt, daß die reichen Nationen sich mit einem Fünftel ihres jetzigen Besitzes zufriedengeben müßten. Entschuldigung, aber da muß ich losprusten.

Ich würde mir gern erklären lassen, wie die "unisono von einem Vertreter des BDI, vom DGB-Chef, einem Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium und von einem offiziellen Umweltschützer" als notwendig befundene "Begrenzung der Nutzung der Ressourcen . . . durch die Industriegesellschaften" aussehen soll, "so daß die Regenerationsfähigkeit der Natur nicht überfordert wird."

Abgesehen von der Trivialität, daß eine Regeneration von Erdöl- und anorganischen Rohstoffvorkommen damit sicher nicht gemeint ist, - obwohl auch deren Erschöpfung in Sichtweite rückt - würde ein so behutsamer Umgang die Gesellschaft wohl in die Nähe des vorindustriellen Zeitalters rücken. (Der CO2-Anteil in der Atmosphäre steigt ja schon seit dem letzten Jahrhundert, und damals standen noch alle Urwälder.) Hohe Steuern auf energie und niedrige Steuern auf Arbeit scheint in die richtige Richtung zu zielen, aber ob das in unserer auf dem Konkurrenzprinzip basierenden Marktwirtschaft in dem notwendigen Umfang durchsetzbar ist, wage ich nicht zu bejahen.

Sehen wir uns doch unsere Industriegesellschaft einmal völlig unbeschönigt an:

Präsident Bush: "Die Erhaltung der Arten ist zu teuer und würde amerikanische Industriezweige schwächen."

Unserem Bundesverkehrsminister sind die Erklärungen der BRD über die CO2- Reduktion scheißegal, er redet noch nach Rio (und wird es auch nach Frankfurt tun) von 10 000 km neuen Straßen und Autobahnen.

Wenn auch der Autoverkehr nicht der alleinige Sünder ist, so bildet er doch einen Test auf die Verzichtbereitschaft des Bürgers. Aber keine Spur von freiwilliger Geschwindigkeitsbegrenzung oder Bevorzugung kleinerer Automobile. (Weder zum einen noch zum anderen bräuchte er die Politiker.)

Eine SPD geht bei der Wahl baden mit ihrem Programm "Fortschritt 90", in dem sie mit einem ökologischen Umbau der Industriegesellschaft auftritt.

Jedes Opfer zugunsten der Umwelt läßt sich der Bürger mit Steuervorteilen kompensieren - Umwelterhaltung muß "rentabel" sein - wie rentabel ist es eigentlich, die Erde zu erhalten für unsere Nachkommen?

Ich fürchte, der Durchschnittsbürger ist von der anstehenden Problematik hoffnungslos überfordert (und daher auch die von ihm gewählten Politiker). An Information scheint es nicht zu fehlen, aber eine Erhöhung der mittleren Temperatur um 2 Grad oder eine mörderische UV-Dosis durch das Ozonloch sagt ihm nichts. Irgendwo setzt da ein überlebenswichtiger Mechanismus aus.

Das Problem liegt offenbar sehr tief. Man ist erinnert an die Computersimulation "Tanaland", nachzulesen in H. v. Ditfurth "So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen", S. 312 ff: eine einfache, aber lebensfähige Gesellschaft "industrialisiert" sich, erlebt eine Wohlstandsblüte und bricht unweigerlich zusammen.

In unserer Realität aber spielt die Zeit die entscheidende Rolle. Es geht ja nicht darum, den irgendwann fälligen Weltuntergang abzuwenden, aber bis jetzt lassen sich nicht einmal im Ansatz ernst zu nehmende global wirksame Maßnahmen erkennen, die wenigstens den für das kommende Jahrhundert wahrscheinlichen katastrophalen Folgen unseres Wirtschaftens entgegensteuern würden.

Ich wünschte, ich würde mich irren.

Prof. Dr. E. Trübenbacher, Mainz

Warum legt Stolpe nicht alle Karten auf den Tisch?

Im Gegensatz zu vielen anderen renommierten Blättern findet der Fall Stolpe in der Frankfurter Rundschau praktisch nicht statt. Wenn denn einmal ein Bericht wie jüngst aus der Feder von Jörg Weis (FR vom 17. 9. 1992 "Aber dann ist die Sache mit dem Orden gekommen") erscheint, dann denkt er leider mehr zu als auf. Ist gerade die FR sonst sehr schnell bei der Hand, Affären und Skandale öffentlich zu machen, so fällt im Fall Stolpe eine merkwürdige Zurückhaltung auf. Das hat doch sicher nichts damit zu tun, daß Stolpe der SPD angehört und die früheren "abgehalfterten" Ministerpräsidenten Duchac, Gies und Gomolka zufällig CDU-Mitglieder waren.

Von einem Blatt mit dem kritischen Anspruch und dem Niveau der FR müßte man eigentlich in den allmählich immer unappetitlichere Formen annehmenden "Dauerbrenner" Stolpe erwarten, daß es unerbittlich den Finger auf die offensichtliche Wunde legt und die bekannt strengen moralischen Maßstäbe anlegt. Denn andernfalls leisten auch Sie der jetzt viel beklagten Politik- und Politikerverdrossenheit Vorschub.

Das scheint allerdings Manfred Stolpe nicht zu "jucken", denn sonst hätte er längst seine bekannte Salami-Taktik, immer nur das scheibchenweise zuzugeben, was gerade Neues über ihn enthüllt wurde und bewiesen ist, aufgegeben. Zu seiner Taktik gehört auch jeweils die Ankündigung, jetzt endgültig in die Offensive zu gehen und den mißliebigen Medien - wie beispielsweise dem "Spiegel", gerichtliche Schritte anzudrohen, auf die man dann vergeblich wartet. Wenn er doch ein so gutes Gewissen hat und sich nichts vorwerfen muß, warum legt er dann nicht endlich alle Karten auf den Tisch, bevor auch der letzte Rest seiner Glaubwürdigkeit verspielt ist?

Sollten aber die ungeheuerlichen Vorwürfe von Pfarrer Eppelmann und der anderen führenden Dissidenten zutreffen, dann war Stolpe möglicherweise doch ein Mann der Stasi in der Kirche und nicht nur ein Kirchenmann, der sich äußerst weit mit der Staatssicherheit eingelassen hat, um für seine Kirche neue Freiräume zu schaffen und den von der DDR Verfolgten mehr Schutz zu gewähren.

Wie auch immer - Manfred Stolpe sollte jedenfalls dringend den Rat des Präsidenten des 59. Deutschen Juristentages, Dr. Harald Franzki, beherzigen, den dieser vergangene Woche in Hannover allen gegeben hat, die zu eng und intensiv mit dem DDR-Unrechtssystem zusammengearbeitet haben: "Wer dem Teufel zu nahe gekommen ist, der ist gebrandmarkt. Und er sollte eine Zeitlang seine Brandwunden ausheilen lassen, bevor er sich in der Öffentlichkeit wieder zeigt."

Heinrich Harth, Hanau

Amtseid verletzt

Seit fast zwei Jahren läuft diese unselige Debatte über Art. 16 Abs. 2 GG. Kein Mensch, kein Medium hat bisher auf Art. 19 Abs. 2 GG verwiesen: "In keinem Fall darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden."

In keinem Fall antasten heißt, übersetzt aus der Juristensprache, Finger weg von Grundrechten.

Genau so verhält es sich mit Art. 19 Abs. 4 GG. Die sog. Rechtswegegarantie gilt für alle Menschen im Zuständigkeitsbereich des GG, nicht nur für Zuwanderer.

Der deutsche Bundestag hat kein Mandat zur Veränderung von Grundrechten. Andernfalls gibt es keine Grundrechte.

Dazu noch die Hessische Verfassung im Art. 26: "Grundrechte sind unabänderlich, sie binden den Gesetzgeber, den Richter und die Verwaltung."

Wenn nun ein hessischer Ministerpräsident Grundrechte für disponibel hält, dann hat er mindestens seinen Amtseid verletzt.

Eugen Wicker, Frankfurt am Main

Halbwahrheiten

Es wundert nicht, daß sich der vorteilsdenkende niedersächsische Landesverband der Sinti mit Halbwahrheiten zu Wort meldet (FR vom 17. 9. 1992 "Sinti fühlen sich benutzt"). Was Recht ist, muß Recht bleiben, auch dann, wenn sich die Sinti des Landesverbandes scheuen, selbst das Wort zu ergreifen, statt dessen ihren Hausjuristen L. Oehle in die Öffentlichkeit schicken. Mit genau der gleichen Taktik soll die Realität, daß tausende Romas aus Rumänien nach Deutschland einströmen, verschleiert und verwischt werden.

Vor noch weniger als 10 Jahren waren eben diese Roma den "Vereinspäpsten" der Interessenvertretungen deutscher Sinti willkommenes Werkzeug, Ansprüche bis hin zum staatlich finanzierten Heidelberger Sinti-Kulturzentrum auf politischer Ebene zu erwirken.

Jetzt in der Phase des Überkochens und kurz vor der Eskalation ist es äußerst beschämend, sich auf diese Weise der Stammverwandtschaft zu den "Ursari" (rumän/bulgar./jugosl. Zigeuner) zu entledigen, statt hinzureisen und eben diese Verwandten vor alldem zu warnen, was sie im neuen Großdeutschland erwartet. Auch eine solche Handlung trägt dazu bei, aktiv den Zustrom zu minimieren. Gelänge es obendrein, Gruppierungen tschechischer Sinti vom Schleusertum auf andere Erwerbsmöglichkeiten zu verweisen, ist schon viel von dem, was Rechtsradikalismus Nahrung gibt, entzogen.

Ich selbst habe 1987 in meinen Publikationen die damals entstehende und heute extreme Problematik aufgezeigt und darauf hingewiesen, daß den Roma nur in ihrer gewohnten Umgebung sinnvoll, und zwar mit einem Minimum dessen, was er hier als erfolgloser Asylant kostet, erfolgreich geholfen werden kann. Dies sollten auch Politiker bedenken, statt über den Bruch des Grundgesetzes nachzudenken.

Josef Wunschel, Chemnitz

Bürger befürchten regen Autoverkehr Eschersheimer kritisieren Planierung eines Spazierweges / Amt gibt Entwarnung

ESCHERSHEIM. Die Anwohner der Eleonore-Sterling-Straße 6-36 in Eschersheim sind seit einigen Tagen beunruhigt, weil eine Baufirma mit der Planierung des Spazierweges im Kleingartengebiet Eschersheimer Feld begonnen hat. "Es besteht die Möglichkeit, daß mit der meines Erachtens völlig unnötigen Erneuerung der Teerdecke eine Tatsache geschaffen wird, die später eine Freigabe des Weges für Autos enorm erleichtert", meint FR-Leser Hubert Bullach, "denn der Kleingartenweg war in einem ausgezeichneten Zustand."

Klaus-Hermann Reitzig vom Straßenbauamt Abteilung Mitte / Süd erklärte auf Anfrage, daß es sich bei der neuen Teerdecke lediglich um eine normale Straßenerneuerung "ganz ohne Hintergrund" handelt. Er will sich aber in das Thema einarbeiten und sich auch mit dem Ortsbeirat in Verbindung setzen. Reitzig: "Auch die zahlreichen Anrufe der Anwohner bestätigen mir, daß es sich offenbar um eine heikle Angelegenheit handelt."

Einen Antrag der Grünen in der September-Sitzung des zuständigen Ortsbeirats 9, in dem eine Öffnung des Weges für den Durchgangsverkehr zurück zur Kirchhainer Straße vorgeschlagen wurde, lehnten die Ortsbeiräte ab (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Die Anwohner der Eleonore-Sterling-Straße und der Straße Hinter den Ulmen befürchten nun, daß der Verkehr im Bereich der Kleingartenanlage zunimmt - bisher haben nur die Gärtner den "Schleichweg" in eine Richtung befahren, obwohl die Hauptzufahrt zur Anlage über die Amöneburger Straße führt.

In einem Rundbrief an die Nachbarn schreibt Hubert Bullach: "Bei Öffnung des Spazierweges hinter unseren Wohnhäusern würde eine für uns alle absolut unnötige und unzumutbare Belastung entstehen." Die meisten Schlaf- und Kinderzimmer der angrenzenden Häuser lägen in Richtung des Spazierweges, der Spielplatz am Haus Nummer 24 in der Eleonore-Sperling-Straße wäre genau zwei Meter von der künftigen Durchgangsstraße entfernt.

Die Anwohner wehren sich. In einem Brief an den Magistrat wollen sie vor einer möglichen Entscheidung ihre Argumente vorbringen. So soll die Rechtslage bezüglich der Bebauungsgrenze überprüft werden; es sei fraglich, ob ein nachträglich entstehender Fahrweg für Fahrzeuge juristisch statthaft ist. Überdies komme es im Bereich Hinter den Ulmen schon heute, bedingt durch die Garagenbenutzer und kreuzende Autos der Kleingärtner, "zu kritischen Situationen". Die Straße sei in dem Jahr, als die anliegenden Grundstücke gebaut wurden, nur als Zufahrt zum Garagenhof geplant worden.

Bullach schlägt vor, den Gärtnern eine Anfahrt vom Berkersheimer Weg bis zum Fernmeldeamt zu schaffen: durch eine Fläche, die zu beiden Straßenseiten fast unbebaut ist. Die Idee findet bei den Kleingärtnern ein offenes Ohr. Anna Habach appelliert in einem Schreiben an das Straßenverkehrsamt für eine Beibehaltung des Amtsbeschlusses vom 30. März 1978. Der bestätigt, daß die Zufahrt vom Berkersheimer Weg her ursprünglich für die Anlieger vorgesehen war. Dassei für alle Parteien akzeptabel.

Der Ortsbeirat verabschiedete eine Anfrage von CDU und SPD: das Verkehrsaufkommen um den Burgholzer Platz soll erfasst werden. Zudem wurde das Planungsbüro Retzko & Topp aufgefordert, umgehend ein Konzept für die Verkehrsberuhigung des Gebiets vorzulegen. zol

Ost-Firmen streben in die Selbständigkeit

los FRANKFURT A. M. Nahezu jede dritte Beschäftigungsgesellschaft in den neuen Bundesländern will zumindest mittelfristig ein selbständiges Wirtschaftsunternehmen werden. Das hat eine Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung unter 127 derartigen Betrieben in Ostdeutschland ergeben. Ein zusätzliches Drittel will sich in Zukunft in einen autonomen Bildungs- oder Beratungsträger umwandeln. Etwa jede sechste Gesellschaft wird sich nach eigener Einschätzung auflösen, wenn die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und Umschulungen beendet sind.

Ziemlich frostig ist es der Umfrage zufolge um das Verhältnis zur Treuhand bestellt. Nur 16 Beschäftigungsgesellschaften wollten die Zusammenarbeit mit "gut" bewerten. 45 hingegen gaben die Noten "mittelmäßig" oder "schlecht". Reibungsloser verläuft offenbar die Kooperation mit den Arbeitsämtern - 66mal wurde die Note "gut" vergeben - und örtlichen Verwaltungen (54 "gut").

Aufschluß gibt die Umfrage auch über die Arbeitsschwerpunkte der Firmen. Mehr als jede zweite von ihnen ist demnach im Umweltschutz und in der Sanierung von verseuchten Betriebsflächen aktiv. Die restlichen Gesellschaften arbeiten vor allem im Sozialwesen.

Die Einsicht in den literarischen Charakter kulturwissenschaftlicher Texte hat in der Ethnologie eine breite Debatte ausgelöst. Doris Bachmann-Medick verfolgt ihre Entwicklung, und Lutz Ellrich zeigt, was man sich konkret unter dem neuen Ansatz vorzustellen hat.

In Bad Nauheims thüringischer Partnerstadt Bad Langensalza wird geplant, gerackert und geschimpft - und es geht aufwärts Überall werden die Millionen "vergraben" Besucher aus der Wetterau werden als gute Freunde immer willkommen geheißen Von Horst Schüßler

BAD LANGENSALZA. "Wissen Sie", beginnt der ältere Herr auf der Ruhebank vor der Bergkirche zu philosophieren, als er merkt, daß ich "von drüben" bin, "die Partnerschaft mit Bad Nauheim muß funktionieren wie eine Wanduhr". Ihre Teile verwandelt mein Nachbar in Allegorien. Die verschwisterten Kommunen sieht er in den beiden Gewichtssteinen. Sie halten das Uhrwerk, die Idee, in Gang. Die Bürger sind das Pendel. "Und es muß schwingen", spinnt er seinen Gedanken zu Ende "hin und her . . . hin und her . . ."

Und wie es schwingt! Im Straßenbild der thüringischen Kreisstadt gehören Autos mit FB-Kennzeichen längst zum Alltag. Die ansässigen Gastronomen haben Besucher aus der Wetterau schätzengelernt, gleich, ob sie in Bussen anreisen oder auf eigene Faust die Stadt durchstreifen, an den Umsätzen macht es sich bemerkbar. Viele treibt inzwischen die Neugierde aus der Wetterau nach Bad Langensalza, um zu sehen, "ob es vorangeht", andere waren noch nie in der Kurstadt und hatten sich vorgenommen, "mal zu schnuppern", so wie es Dr. Weitzel, ehemaliger Chef des Kreisgesundheitsamtes, mit Ehefrau plante. Die blieben gleich fünf Tage.

Daß es vorangeht in der Partnerstadt, merken besonders die motorisierten Touristen. Dröhnte vor Jahresfrist noch die Karosse vom rauhen Basaltpflaster auf der B 84, so rollt seit einiger Zeit der Wagen fast lautlos über eine Asphaltdecke - glatt wie ein Babypo.

Gebuddelt und gebaut wird überall in der Kurstadt. Bald werden sich die Leute in Bad Langensalza fragen, wo die Millionen geblieben sind. Sie verschwinden unter der Erde. In der Langen Straße lagern mächtige Betonrohre. Symbol für die Erneuerung der maroden Kanalisation. Ebenso verschwinden kilometerlang neue Gasleitungen, Telefon- und Fernsehkabel im Erdreich. Wohlstand, der aus der Tiefe kommt.

Das Zauberwort heißt: Weststandard. Im ehemaligen Volks- und Kulturhaus gegenüber dem Landratsamt ist der Begriff offenbar ein wenig ausgeufert. Der frühere Bürgertreff, zu DDR-Zeiten schlicht gestaltet, wurde mit Millionenaufwand in einen aufwendigen Palast "umsaniert". Nicht so sehr die Restaurant-Preise halten die Einheimischen jetzt von einem Besuch ab, sondern das Ambiente. Das Haus will nicht in die noch immer biedere Umgebung passen, ein architektonisches Kontrastprogramm ist es, allenfalls geeignet für Spesenritter aus dem Westen.

Weststandard bietet das gerade eröffnete Alpha-Hotel, auf einem Grundstück zwischen Frederiken-Schlößchen und Schwefelbadehaus. Ein Frankfurter Universitätsprofessor hat den Rohbau, der ein Finanzamt werden sollte, erworben und in eine Nobel-Herberge umgestaltet. Sie ist vorerst konkurrenzlos im Beherbergungsgewerbe weit und breit: Zimmer mit allem Komfort, das Personal, ausnahmslos junge Menschen aus der Gegend, erscheinen piksauber und zuvorkommend. Der Besitzer hat den Laden im Griff und belebt, da meist ausgebucht, die Fremdenverkehrsstatistik von Bad Langensalza.

Hobby-Fotografen müssen sich auf der Suche nach historischen Fassaden vorerst in Geduld üben. Ganze Häuserzeilen sind von Gerüsten und Schutzplanen verdeckt. Es wird saniert und restauriert, und, im Gegensatz zu den Mißgriffen auch in der Wetterau, nach Möglichkeit rekonstruiert. Schließlich soll man eines Tages Bad Langensalza wiedererkennen.

Der Bauboom hat auch seine Kehrseite: auf den Bautafeln tauchen weitgehend die Adressen von Architekten und Planungsfirmen aus den neuen Bundesländern auf. Ihnen stehen die als kompromißlos bekannten thüringischen Denkmalpfleger manchmal schmerzhaft auf den Füßen. Von Kopf bis Fuß ist auch der Jahrmarkter-Turm am Rande des Stadtkerns von Bad Langensalza in eine Schutzplane gehüllt. Die Baufirmen, die daran arbeiten, verdanken ihre Aufträge einem Gewitter. Kürzlich schlug der Blitz in die Turmspitze und setzte den Dachstuhl in Brand.

Wie alle Thüringer, sind die Einheimischen in der Partnerstadt als hilfsbereit und gesprächsfreudig bekannt. Nur, fragt man sie in dieser Zeit nach dem Wege, grübeln sie stumm vor sich hin. Reihenweise erhielten Straße und Plätze neue Namen oder ihre historischen Bezeichnungen zurück. Schließlich fühlen sich Obst- und Fischhändler, die nach Prinzipien der freien Marktwirtschaft feilschen, auf einem "Platz der sowjetischen Freundschaft" deplaziert. Wer wollte auch heute noch über eine "Stalinpromenade" flanieren? Der "Thälmannplatz" im Stadtzentrum zum Beispiel trägt neuerdings wieder den Namen des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt, Oskar Wiebeck (1886 bis 1919 ). Ihm wurde kürzlich gegenüber dem früheren Hotel "Zum Schwan" ein Denkmal gesetzt. Wiebeck ließ zu Beginn dieses Jahrhunderts die erste Kanalisation verlegen, war aber in den Augen der SED eine Unperson. Wiebeck wurde es angelastet, daß Bad Langensalza noch vor dem I. Weltkrieg Garnison wurde und ausgedehnte Kasernen entstanden. "Deswegen hatten wir nach dem II. Weltkrieg die vielen Russen hier", witzeln die Leute in der Stadt.

Ein Informationsbus des Bundestages nahm dieser Tage fast die gesamte Fläche des Platzes vor dem Rathaus ein. Es fiel auf: Die Hostessen im Bus blieben unter sich. Nur die Journalisten der Lokalpresse interessierten sich für sie - von Berufs wegen. Passanten gingen desinteresiert an dem Bus vorüber und murmelten abfällig: "Alles nur Propaganda!"

Im Stadtbild ist das Zeichen der HO (ehemals Handelsgenossenschaft) noch immer nicht völlig verschwunden. Besonders an den Auslegern einiger Gaststätten hält es sich trotzig. Ein Merkmal auch für die Unsicherheit, die noch zahlreiche "Objekte", auf denen die Treuhand die Hand hält, umgibt.

Ein Beispiel, warum die Menschen der Treuhand so wenig trauen: Der langjährige Pächter vom "Ratskeller" bewarb sich um das Objekt. Den Zuschlag erhielt jedoch ein Schweizer Bürger. Der hat sich bis heute im "Ratskeller" noch nicht sehen lassen, und der Wirt hat keine Ahnung, was er und wie er den Betrieb führen soll. Zürnt ein Kollege von der Redaktion der Thüringer Allgemeinen: "Würden die doch endlich mal entscheiden, damit sich endlich mal was bewegt". Er blickt dabei durchs Fenster auf das frühere Hotel "Zum Schwan" gegenüber. Eine HO-Klitsche, die offenbar niemand haben will. Die Fassade ist denkmalgeschützt, doch für den Investor, bemerkt der Kollege, wäre ein Neubau billiger als das Auskernen

Kommunalpolitik schlägt in der (Noch) Kreisstadt hohe Wellen. Wegen der Gebietsreform sind die Parteien zerstritten. Entweder wird Bad Langensalza vom nahen Kreis Mühlhausen oder von Erfurt einverleibt. Die "Außerparlamentarischen" vermuten hinter vorgehaltener Hand, Erfurt habe die größten Chancen, angeblich weil der Landrat zwischen Bad Langensalza und Gotha ein Haus baut, gleich in der Nähe eines großen Freizeitparks, wofür ein Scheich das Areal erworben haben soll.

In einer Stadt mit so viel historischer Substanz wie Bad Langensalza soll Kultur demnächst einen noch höheren Stellenwert erhalten. Die ehemalige Wäscherei Schröder, in der die "Blaumänner" der Arbeiter für 50 Pfennig gereinigt wurden, wird saniert, baulich erweitert und mit Kosten von rund zwei Millionen Mark in ein Kulturzentrum umgestaltet. Ein Café, Schauwerkstätten der Kunsthandwerker, Ausstellungsräume und Wohnungen sind vorgesehen. Der 300 Jahre alte Bau in der Neuen Gasse 1 wurde als Wäscherei bis 1980 genutzt. Dann ließ die Stadt einen Anbau abreißen, wobei die Giebelfront des Gebäudes schwer beschädigt wurde. Doch nicht die Stadt als Verursacherin wollte den Schaden ersetzen, der Hausbesitzer wurde zur Kasse gebeten. Da verkaufte er wutentbrannt den ramponierten Bau zum Spottpreis von 20 000 Mark an die Stadt. Die leistet jetzt zum hundertfachen Betrag quasi städtebauliche Wiedergutmachung.

Zurück zum Weststandard, dem vielbeschworenen. In Bad Langensalza ist die Aufholjagd in vollem Gange. An der Spitze liegt der Rat der Stadt. Seitdem Gebührenautomaten in der Innenstadt montiert sind, bleiben Parkplätze frei. In Anbetracht der geforderten Preise kein Wunder, daß hier überwiegend Fahrzeuge mit westlichen Kennzeichen abgestellt sind. "Bei Gehältern und Löhnen werden wir mit 60 Prozent abgespeist", so ein Einwohner ärgerlich, "aber bei Gebühren sind wir mit 100 Prozent dabei".

Unsere Mitmenschen in der Partnerstadt haben eingesehen, daß auf dem Wege zum Weststandard Aus- und Fortbildung wichtige Stationen sind. Ich suche das "Steakhaus" gleich neben dem Stadtpark auf und erhalte eine Tasse Kaffee, obwohl "eigentlich schon geschlossen ist". Der junge Mann, der mich zwischen Aufräumungsarbeiten nach der Essenszeit bedient, hat noch vor der Wende die Kellnerlehre begonnen. Jetzt will er in die Touristikbranche umsteigen, nachdem er erfahren hat, wie "schrecklich" die Löhne in der Hotelerie sind. "Wir müssen alle noch sehr viel lernen", weiß er inzwischen. Zum Beispiel in Weinkunde hat er Bildungslücken entdeckt. "Früher kannten wir hier nur das süße Zeug aus Ungarn und Bulgarien", entschuldigt er sich. Nun kredenze er den Gästen Kerner und Rießling, Silvaner und Spätlese. "Da haben wir doch, wie fast in allen Dingen , noch einen großen Nachholbedarf".

Kurz notiert

Dieter Mayer-Simeth wurde für seine einstündige Hörfunk-Sendung "Parfum. Etüden über ein duftendes Thema" mit dem Ernst-Schneider-Preis der Deutschen Industrie- und Handelskammer ausgezeichnet. Die Jury lobte, daß Mayer-Simeth seinen Beitrag unter Einsatz aller funkischen Mittel und mit vielen feuilletonistischen Akzenten so unterhaltsam komponiert habe, daß auch bei wirtschaftlichen Laien die Neugier im Laufe der Sendung nicht erlahme. Das Feature, eine Co-Produktion des Bayerischen Rundfunks mit RIAS Berlin und dem ORF, wurde bereits im Frühjahr mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis ausgezeichnet.

Kuratoriumsvorsitzender Berndt wird 70 Jahre alt

Dieter Berndt, der Vorsitzende des Kuratoriums kulturelles Frankfurt, wird am 6. Oktober 70 Jahre alt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten leitet Berndt den 1957 gegründeten Verein, der sich mit Vorträgen, Führungen, Diskussionen und Veröffentlichungen um das kulturelle Leben in der Stadt verdient gemacht hat.

Neben vielen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten sitzt Dieter Berndt auch im Kuratorium der Blindenanstalt und ist Mitbegründer des "Frankfurter Forums für Stadtentwicklung". 1982 wurde Berndt mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt und 1988 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. mku

Namen + Notizen

IVAR RABENECK, Filmjournalist, Filmemacher, Gründer des Studententheaters an der Frankfurter Universität und auch Gründer des Filmstudios an der Uni, feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. 1922 in Berlin geboren, kam Ivar Rabeneck 1949 zum Germanistikstudium nach Frankfurt. Seinen Wunsch, Schauspieler zu werden, hatte er sich nach einer schweren Kriegsverletzung nicht mehr erfüllen können. Statt dessen wirkte er fünf Jahre lang an der Studio-Bühne der JohannWolfgang-Goethe-Universität, arbeitete danach viele Jahre lang als Fachjournalist und beim Werbefernsehen, und drehte Kulturfilme. Seit seiner Pensionierung engagiert er sich in freien Theatergruppen wie dem "Theater in Bornheim" (TiB). ck

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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Heidi und Peter (15.30 Uhr); Erbarmungslos (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Der Rasenmähermann (20.15 Uhr). - Turmstudio: In einem fernen Land (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Vorträge / Kurse Offenbach. Vortrag: Bürgerhäuser um die Jahrhundertwende, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais.

Seligenstadt. Computerkurs für Jugendliche, 17 bis 19 Uhr, Jugendbegegnungsstätte, Steinheimer Straße 47. Parteien / Parlamente Offenbach. Mitgliederversammlung der Grünen, 20 Uhr, Deutscher Hof am Wilhelmsplatz. Dietzenbach. CDU-Veranstaltung zum Thema Ausländer und Asylpolitik in Deutschland und Europa, 20 Uhr, SG-Vereinshaus.Verschiedenes Hainburg. Beginn der Herbstferienspiele, Treffen täglich bis Freitag 10.30 Uhr am Kirchplatz in Hainstadt. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstraße 16: 13 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind: Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Lauterborn, Richard-Wagner-Straße 115.

Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich- Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.

Hainburg. Mädchentreff für 11- bis 13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

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Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Konzert: Ernst Mosch und seine Original Egerländer, 20 Uhr, Walter-Köbel-Halle.

Büttelborn. Emile Zielinger & Pi- ano, um 21.30 Uhr, Altes Backhaus Worfelden.Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Hydrotoxin (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Boomerang (20 Uhr). - Fantasia: Salz auf unserer Haut (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien.

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Alien III (20 Uhr). - Bambi: Brennpunkt L.A. - die Profis sind zurück (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Geschlossen. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Kursbeginn: Erste Hilfe am Kind, 19.20 Uhr, BEK, Frankfurter Straße 132-134.

Mörfelden-Walldorf. Vortragsreihe über den Jakobspilgerweg, 20 Uhr, kath. Pfarrgemeindezentrum Walldorf, Flughafenstraße 20.

Groß-Gerau. Rockmusik-Workshop, 17 Uhr, Jugendzentrum Anne Frank.

Diskussionsveranstaltung: Wieviel hilft Entwicklungshilfe?, 19 Uhr, Kulturcafé. Parteien / Parlamente Dreieich. CDU-Götzenhain: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgertreff Götzenhain.

Egelsbach. Juso-Informationsveranstaltung zum Thema Asyl, 19.30 Uhr, im Arresthaus. Kelsterbach. Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, 18.30 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Dreieich. Bremer-Schoppen, ab 19 Uhr, Tennis-Clubhaus in Buchschlag. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.

Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Sprendlingen, Zimmer 309, Tel. 06103 / 601-242.

Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.

Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Mütterberatung Stadtteil Walldorf von 13 bis 15.30 Uhr im Gemeinschaftsraum des Altenwohnheimes, Schwarzwaldstr. 13-17.

Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.

Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Frauengruppe, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.

Mütterberatung in Berkach, 13 bis 14 Uhr, Schule, Rathausstraße 13.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.

Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.

Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.

Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 /6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim / Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

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Theater / Musik / Literatur Trebur. Lesung mit Rosemarie Buri: Dick und Dumm, 20 Uhr, im Vereinsheim. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Der Störenfried (19.30 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Vortrag der Rheuma-Liga: Tips und Anregungen zum Blumenstecken, 17 Uhr, Altenhilfezentrum Mörfelden, Schubertstraße 23-27. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. DRK-Blutspendetermin 18 bis 21 Uhr, DRK-Mörfelden, Annastraße 27. Ausstellungen Rüsselsheim. Vernissage zur Ausstellung mit der Bilderbuchillustratorin Lilo Fromm, 20 Uhr, Stadtbücherei. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Abhängige, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.

Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

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Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Hydrotoxin (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Boomerang (20 Uhr). - Fantasia: Salz auf unserer Haut (20 Uhr). Vereine / Organisationen Langen. Briefmarkensammlerverein: Tauschtreffen, 19 Uhr, Stadthalle.

Langener Forum: Zusammenkunft, 20 Uhr, Stadthalle. Verschiedenes Neu-Isenburg. Musikalischer Seniorennachmittag, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck. Ausstellungen Dreieich. Musik und Malerei: Gemälde von Arturo Mojica, Konzert mit Marisa Anales und Ana Maria Tradatti, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.

Jugendmusikschule: Sprechstunden des Leiters, 10 bis 12 Uhr, Kronengasse 18.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Big-Band-Probe, 20.15 Uhr, St.-Franziskus-Gemeindesaal, Bahnhofstraße 218.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Stillgruppe: Offener Treff für Eltern, 15 bis 17 Uhr, Wießgäßchen 27.

Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

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Kinos / Filme Dietzenbach. Kommunales Kino: Komm und sieh das Paradies (20 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Der Rasenmähermann (20.15 Uhr). - Turmstudio: Basic Instinct (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.30 Uhr). Vorträge / Kurse Rödermark. Vortrag: Die Bevölkerung im alten Ober-Roden - Anthropologische Untersuchungen am Skelettmaterial, 20 Uhr, Rothaha-Saal der Stadtbücherei. Parteien / Parlamente Rödermark. SPD-Bürgersprechstunde, 18 bis 19 Uhr, Rathaus Urberach. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11; Treffen der Angehörigengruppe psychisch Kranker, 18 bis 19.30 Uhr. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.

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Theater / Musik / Literatur Offenbach. Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, 15 Uhr, Jugendbücherei, Herrnstraße.

Obertshausen. Autorenlesung Silvio Blatter: Avenue America, 20 Uhr, im BücherTreff.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Heidi und Peter (15.30 Uhr); Erbarmungslos (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Diavortrag: Skelette erzählen, 20 Uhr, Stadtmuseum, Parkstraße 60. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47.

Psychologische Beratungsstelle, Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Mütterberatung, Ernst-Reuter-Schule, Kurhessenstraße 5.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Privatinitiative Singles/Alleinerziehende, 20 Uhr, Ludwigstr. 180 A, Tel. 81 29 23.

Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Blau-Kreuz-Gruppe, Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstr. 36, Stadtmission.

Umweltbündnis Offenbach, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstr. 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.

Mühlheim. Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Pavillon Rathäuschen.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle, Kreis Offenbach, Paulstr. 49, 9-12 und 14-16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

Beratung Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengem. Frankfurter Str. 80, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Offenbach. Treffen der Grünen Jugend, 20 Uhr, Taverne Sorbas, Bismarckstr.6.

Der Ortsbeirat 12 tagt CDU: Zisterne am Sportzentrum bauen

KALBACH. Den Bau einer Zisterne für das Sport- und Freizeitzentrum am Martinszehnten fordert die CDU-Fraktion in einem Antrag, über den der Ortsbeirat 12 in seiner nächsten Sitzung am heutigen Donnerstag, 1. Oktober, um 20 Uhr im Bürgertreff Kalbach (Am Weißkirchener Berg 3) beraten wird.

Die Unions-Fraktion begründet ihren Antrag mit dem in diesem Sommer erstmals ausgerufenen Wassernotstand. Grünanlagen und Tennisplätze hätten nicht bewässert werden können, weil es keinen Regenwasser-Speicher im Sportzentrum gab.

Einige Ergänzungen zum FVV-Nahverkehrskonzept für den Frankfurter Norden schlägt ein Antrag der Grünen-Fraktionen vor. So soll der Feldweg, der die Bonifatiusstraße in Richtung Heddernheim verlängert, nicht bis zum neuen Mertonviertel verlängert werden.

Bedenken melden die Grünen aus Sicherheitsgründen auch gegen eine Teilverlegung der U-Bahn-Haltestelle Kalbach auf den schlecht beleuchteten P+R- Parkplatz an. ck

Die KAB lädt ein: Künftig "Politik aus erster Hand"

GALLUS. "Politik aus erster Hand", so der Titel einer Gesprächsreihe, die die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Gallus und die katholische Pfarrei Sankt Gallus ins Leben gerufen haben.

Dazu wollen KAB und Pfarrei in unregelmäßigen Abständen Politiker aller im Rathaus vetretenen Parteien ins Pfarrzentrum (Mainzer Landstraße 293) einladen. "So können sich die Bewohner rechtzeitig vor den nächsten Kommunalwahlen (im März 1993, d. R.) über Positionen und Parteien informieren", erläutert Sieghard Nagel, Vorsitzender der KAB Gallus, Sinn und Zweck der Veranstaltungsreihe.

Deren thematische Schwerpunkte werden das Wohnen und Arbeiten im Gallus sowie die Drogen- und Sicherheitspolitik in Frankfurt sein. Die Gäste aus der Politik sollen aber auch zu bundespolitisch bedeutsamen Themen, wie der möglichen Grundgesetzänderung, Stellung beziehen.

Doch nicht allein den Vertretern der Parteien soll Rederecht eingeräumt werden - die Gallus-Anwohner können den Referenten Fragen stellen oder einfach ihrem Unmut freien Lauf lassen. Die Runde eröffnete kürzlich der Vorsitzende der SPD-Frankfurt, Sieghard Pawlik. Auf die kommenden Gesprächstermine wird die StadtteilRundschau rechtzeitig hinweisen. map

Mehr Hilfen für Ex-Pfarrersfrauen Arbeitskreis tagte in Bad Homburg

BAD HOMBURG. Die oft schwierige Lage der getrennt lebenden und geschiedenen Frauen von Pfarrern zur Sprache zu bringen, war Ziel des 4. Koordinierungstreffens der Arbeitskreise "Überleben und Leben". Dabei ging es auch um die besonderen Schwierigkeiten der in den neuen Bundesländern lebenden geschiedenen Frauen von Pfarrern.

Bei dem Treffen der Gruppen aus fast 20 Landeskirchen vor kurzem in Bad Homburg zeigten Beispiele aus Thüringen, Brandenburg und Sachsen, daß den nach DDR-Recht geschiedenen Frauen nicht einmal der Versorgungsausgleich zusteht.

Erreichen wollen die Arbeitskreise einen Nachteilsausgleich in sozialer und finanzieller Hinsicht. Angesichts der erheblichen Unterschiede in den einzelnen Landeskirchen wird angestrebt, modellartige Vorgehensweisen - beispielsweise aus dem Rheinland und Bayern - auch für die übrigen Landeskirchen zu übernehmen. Dies betrifft insbesondere Hilfen bei der Wiedereingliederung in den Beruf, wie Landeskirchenrätin Margret Kempgen (Düsseldorf) anhand eines 60 000-DM- Notfonds der rheinischen Kirche erläuterte. Als Arbeitsauftrag nahmen alle Delegierten von dieser Tagung mit, sich verstärkt bei den einzelnen Kirchenleitungen für die Belange der ehemaligen Pfarrfrauen einzusetzen. epd

Reinigungsexpedition per Kanu Paddler zogen 16 Reifen und 100 Tennisbälle aus der Kinzig

HANAU. Reinen Tisch machten Sportler der Ski- und Kanugesellschaft Hanau (SKG) auf der Kinzig. Zwischen dem Rückinger Feuerwehrhaus und der Mündung in den Main säuberten sie ihren "Hausfluß" von wild abgekipptem Müll. Was die sieben Kanuten dabei fanden, zeichnet ein beschämendes Bild vom Umweltbewußtsein vieler Bürger.

Allein 16 Autoreifen stapelten sich letztendlich auf den Booten. Dazu kam eine Reihe von Kanistern. Aus einem lief Öl direkt ins Wasser.

Schwierigkeiten hatten Karl-Heinz Schütz, Fritz-Ulrich Weidert, Gerfried und Traute Burdack, Klaus Hofmann, Bernhard Daniels, Wolfgang Busch und der elfjährige Jan-Henning Buchholz bei ihrer Aktion besonders in der Bulau. Wegen des dichten Baumlabyrinths auf dem sechs Kilometer langen Stück mit vielen querliegenden Stämmen, mußten sie sich "im Zickzackkurs üben", berichtete Gerfried Burdack.

Doch am Ende konnten sie eine stolze und traurige Bilanz ziehen: Wegwerfverpackungen und -behälter aller Art, wie Bierdosen, fischten sie aus dem Fluß. Matratzen, Autoreifen und Kanister zählten ebenso zu der Ausbeute wie rund hundert Tennisbälle und Styropor. Die SKG wollte mit ihrer Aktion die Haltung der Kanuten zum Thema Naturschutz deutlich machen. Der gesammelte Müll landete schließlich in einem von der Stadt aufgestellten Container. Was allerdings mit dem ungewöhnlichsten Fund geschah, einer Flaschenpost mit anzüglichen Striptease-Passagen, das war von den Paddlern nicht zu erfahren. mün

Anschluß-Frage: Bitte warten Kommt Homburgs Stadtbus zum FVV, wird das Fahren teurer

BAD HOMBURG. "Teurer wird das Busfahren in Bad Homburg bei einem Anschluß an den FVV auf jeden Fall", ist Verkehrsdezernent Heinrich Gerhold (FDP) überzeugt. "Wir werden es nicht schaffen, die Fahrkarten auf die jetzigen Homburger Fahrpreise herunterzusubventionieren."

Die Entscheidung, ob die Bad Homburger ihr Stadtbusnetz an den Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund (FVV) anschließen, wird aber nach Gerholds Worten noch einige Zeit auf sich warten lassen. Zuerst müsse allen Beteiligten klar sein, daß eine Fahrpreis-Erhöhung unumgänglich sei, begründet der Politiker seine Ansicht.

Verschiedene Subventionsmodelle seien bisher durchgerechnet worden: Die Subvention von Zeitkarten, von Einzelfahrscheinen und von beidem. Diesbezügliche Einzelheiten will Gerhold aber erst im Verkehrsausschuß in der Sitzung am 20. Oktober verraten.

Sicher scheint bisher nur, daß die in Homburg gebräuchliche Sammelkarte wegfallen wird, da es sie auch im FVV nicht gibt.

Dennoch begrüßt der Verkehrsdezernent eine Anbindung an den FVV. Die Stadt werde sich trotz Subvention der Fahrkarten finanziell nicht schlechter stehen.

Denn die Anbindung an den FVV werde zu einem erhöhten Fahrgastaufkommen führen, ist Gerhold überzeugt, und damit auch zu mehr verkauften Fahrkarten. teb

Kurz gemeldet

"Trommeln nützt was" Mit einem umfangreichen Festprogramm wird die Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen (IAF) am Samstag, 10. Oktober, 15 bis 24 Uhr, im Ökohaus am Westbahnhof ihr 20jähriges Bestehen feiern. Motto: "Trommeln nützt was".

EDV-Kurs für Frauen

Das Zentrum für Weiterbildung bietet am Freitag, 16., und Samstag, 17. Oktober, wieder einen EDV-Einführungskurs für Frauen an. Das Seminar beginnt am Freitag um 17 Uhr in der Schulungsstätte, Elbinger Straße 1, und wird am Samstag von 9 bis 16 Uhr fortgesetzt. Interessierte Frauen können sich unter der Nummer 707 42 61 anmelden. Treff für Alleinstehende Der Treff für Alleinstehende informiert am Dienstag, 6. Oktober, 19 Uhr, 30 im Haus am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 565, über sein Kursangebot. Interessenten können sich unter der Nummer 530 22 36 informieren. Musik und Filme Die Gruppe "Neurosis" wird bei einer Benefizveranstaltung für das Café Exzess am Freitag, 9. Oktober, zu hören sein. Die Veranstaltung in der Leipziger Straße 91 beginnt um 18 Uhr mit dem Film "Out of the Blue". Eine Woche später, am Freitag, 16. Oktober, ist dort von 22 Uhr an der australische Film "Ghosts of the civil dead" zu sehen.

Kleine Lokalrundschau

Zum Todestag von Che Guevara RÜSSELSHEIM. Zum 25. Todestag des lateinamerikanischen Revolutionärs Ernesto Che Guevara zeigt der Verein "Freiwerk" am Donnerstag, 8. Oktober, in seinen Räumen in der Waldstraße 52 ein Video. Beginn: 19.30 Uhr. Tanz an den Bauwagen RÜSSELSHEIM. Einen "Sommernachttanz" mit Musik von Punk bis Hardcore gibt es am Samstag, 10. Oktober, an der Bauwagen-Siedlung nahe des Stadion-Schwimmbads. Beginn: 23 Uhr. Spätkolonialismus in Schwarzafrika GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Als gelungene Darstellung sozialistischer Ideen mit künstlerischen Mitteln wird der Film "Der Löwe mit den sieben Köpfen" beschrieben, den das Kommunale Kino der Mainspitze am Dienstag, 6. Oktober, in den Burglichtspielen Gustavsburg zeigt. Thema: Die Ausbeutung der dritten Welt, die hier am Beispiel Schwarzafrikas aufgezeigt wird. Der Film, frei ab 16 Jahre, beginnt um 20 Uhr. Kultfilm im Koki GROSS-GERAU. Fast schon ein Kultfilm ist Rainer-Werner Fassbinders "Angst essen Seelen auf". Die Liebesgeschichte der deutschen Putzfrau Emmi und des weitaus jüngeren marokkanischen Gastarbeiters Ali sorgte Anfang der 70er Jahre für Furore und ist anläßlich des zehnten Todestages des Regisseurs am Dienstag, 6. Oktober, noch einmal im Programm des Kommunalen Kinos zu sehen. Die Vorstellungen beginnen um 17.45 Uhr und um 20.15 Uhr. Kulturinitiative zieht Bilanz MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Kulturinitiative lädt am Mittwoch, 7. Oktober, zur Jahreshauptversammlung ins Mörfelder Jugendzentrum ein. Ab 20 Uhr steht nicht nur die Bilanz des Gründungsjahres sondern auch die Programmplanung für 1993 an. Vom Lebenswandel einer Dame GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Jeanne Moreau spielt die Hauptrolle in Laurent Heynemanns Film "Die Dame, die im Meer spazierte". Der Streifen, der die Story einer alternden Dame erzählt, die sich durch gerissene Gaunerstückchen auszeichnet, ist am Donnerstag und Freitag, 8./9. Oktober, jeweils um 20 Uhr, im Kommunalen Kino in den Gustavsburger Burglichtspielen zu sehen. Bücherei stellt aus RÜSSELSHEIM. Eine Ausstellung mit originalen Bilderbuchillustrationen von Lilo Fromm hat die Stadtbücherei in ihren Räumen am Treff vom 7. bis 31. Oktober vorbereitet.

Hochzinsphase unbeschadet überstanden Bürgermeister: Nachtragsetat zeigt, daß im Rathaus solide Finanzpolitik betrieben wird

ERLENSEE. Die Details des Nachtragshaushaltes für das laufende Finanzjahr hat Bürgermeister Manfred Heller den Gemeindevertretern in der jüngsten Parlamentssitzung vorgestellt. Das Zahlenwerk wurde an die Ausschüsse verwiesen. Wie berichtet, kann sich der Kämmerer über unerwartete Mehreinnahmen bei Gewerbe- und Einkommenssteuer freuen. Weil gleichzeitig mehrere große Baumaßnahmen zurückgestellt werden mußten, kann die Neuverschuldung um 2,2 auf 1,65 Millionen Mark verringert werden.

Im Verwaltungsteil des Haushaltes, der die laufenden Ein- und Ausgänge, etwa Steueraufkommen, Umlagen und Personalkosten, bezeichnet, liegt das Plus bei rund 900 000 Mark.

Den wesentlichsten Anteil hat das Gewerbesteueraufkommen (+600 000), gefolgt von der Einkommensteuer, deren Anteil um 300 000 auf 8,3 Millionen Mark steigt. Dafür verringert sich allerdings die Schlüsselzuweisung, eine Unterstützungsleistung vom Land, die von der Steuerkraft einer Kommune abhängt, um 115 000 Mark.

Bei den Ausgaben machen sich Abweichungen von insgesamt 280 000 Mark bei den Personalkosten bemerkbar. Die Steigerung ist auf den Tarifabschluß im öffentlichen Dienst und auf die Neueinstellungen für den Kindergarten in der Friedrich-Ebert-Straße zurückzuführen. Dort arbeiten zukünftig drei Betreuerinnen, davon eine halbtags. Außerdem wird Reinigungspersonal benötigt.

Bei den Ausgaben für Gebäude- und Straßenunterhalt hat die Verwaltung 600 000 Mark gekürzt. Dafür muß sie für die Aufgaben des Kreises knapp 300 000 Mark mehr hinblättern als ursprünglich veranschlagt, nämlich insgesamt 5,2 Millionen. Summa summarum erhöht sich die Zuführung an den Vermögenshaushalt, also der Überschuß auf 1,55 Millionen Mark.

Dort werden Mehrausgaben von 550 000 Mark verbucht, vor allem für Kanalerneuerungen (+230 000) und den Ausbau der ehemaligen Metzgerei Ditzel zum Kinderhort (+160 000). Die Ausgaben für die Sanierung des Schlößchens (60 000) und Baumaßnahmen an den Gemeindehäusern (100 000) werden gestrichen, weil sie erst im nächsten Jahr gebraucht werden. Ebenso verhält es sich mit den veranschlagten Mitteln für das Feuerwehrgerätehaus Langendiebach, die Erneuerung der Gehwege in der Langendiebacher Straße, der Sanierung der Eugen-Kaiser- Straße, dem Bau von Regenwasserentlastungsanlagen und der Bauhoferweiterung. Diese Posten bedeuten eine Reduzierung der Ausgaben um eine runde Million. Den Nachtragshaushalt wertet Bürgermeister Manfred Heller als Zeichen dafür, daß im Rathaus eine solide Finanzpolitik betrieben werde. Somit habe die Gemeinde ein weiteres Mal eine Hochzinsphase unbeschadet überstanden. In den kommenden Jahren gelte es, klare Prioritäten zu setzen und bei wünschenswerten Investitionen immer auch die Folgekosten zu berücksichtigen. hein

Teebeutel als Geschenk Junge Fußballer aus Birmingham zu Gast am Main

FRANKFURT A. M. Artig standen die jungen Fußballer im blau-gelben Sportanzug in einer Reihe; umgeben von kaiserlichen Porträts, als gelte es, sich auf das gleich beginnende Spiel zu konzentrieren. Dem aber war nicht so. Das "Kings Heath Concorde" Team, eine Jugendmannschaft - die Akteure sind zwischen zwölf bis 13 Jahre alt - aus der Partnerstadt Birmingham war zu Gast im Römer. Sportdezernentin Sylvia Schenk begrüßte im Kaisersaal die Gäste im Namen des Magistrats und von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler.

In ihrer kurzen Rede, die von einer Dolmetscherin ins Englische übersetzt wurde, betonte sie die gute Verbindung zwischen den beiden Städten; sie wünschte sich, daß demnächst auch der Gegenbesuch folgen werde.

Als Erinnerungsgeschenk überreichte Frau Schenk dem englischen Delegationsleiter Stewart Daniels einen Teller der Stadt Frankfurt. Um die Wichtigkeit der Partnerschaft zu verdeutlichen, waren auch Stadtverordnete mehrerer Parteien und der Kreisfußballjugendwart Helmut Strunz zum Empfang gekommen.

Vier Tage waren die jungen Kicker von der Insel zu Besuch am Main. Strunz und seine Helfer hatten dafür gesorgt, daß sie in Gastfamilien untergebracht wurden.

Die Hauptsache wurde dabei natürlich nicht vergessen. Das Kings Heath Concorde Team trug zwei Spiele aus. Fazit: ein Sieg, eine Niederlage - die allerdings gegen eine starke Kreisauswahl. Daniels betonte in seiner Gastrede dann auch, nicht das Gewinnen, sondern die Verständigung zwischen den jungen Menschen habe Vorrang.

Er bedankte sich für die Gastlichkeit der Familien und lud die Frankfurter zum Gegenbesuch nach Birmingham ein. Als Dankeschön übergab Mannschaftskapitän Ben Howards der Sportdezernentin ein Paket Teebeutel. Bei kleinen Erfrischungen klang der Empfang beschaulich aus. Die Jungen aber warteten gebannt darauf, daß es endlich losgehen könne: Shopping war angesagt, die erste Station (natürlich) ein Sportkaufhaus. jot

"Alte Herren" siegten Hummel feierte bei Regatta in Villach sein Comeback

OBERRAD. Zahlreiche Siege holte sich die Frankfurter Ruder-Gesellschaft Oberrad (FRGO) 1879 bei der internationalen Regatta in Villach und der Regatta in Schierstein. In Villach, wo Ruderer aus mehr als 20 Nationen starteten, waren besonders die Alten Herren (AH) des Vereins erfolgreich.

Klaus-Peter Hummel, der in den sechziger Jahren seine Rudererkarriere startete, feierte ein beachtliches Comeback. Zusammen mit seinem Vereinskameraden William Clapp belegte er in Villach dreimal den ersten Platz. Nach zwei Siegen im Vierer mit Steuermann gewannen die Oberräder in Renngemeinschaft mit dem RC Lindau den Doppelvierer ohne Steuermann. Christoph Kaiser, erfolgreichster Ruderer der Grün-Weißen in dieser Saison und fünfter bei den deutschen Jugendmeisterschaften, holte sich beim Einer-Rennen einen souveränen Sieg.

Auf der Regatta in Wiesbaden Schierstein setzten die jüngsten Mitglieder der Oberräder Ruder-Gesellschaft die Erfolge von Villach fort. Zoran Martincevic, Hendrik Buchholz, Marc Jaqemin und Stephan Buchwald gewannen zweimal den Doppelvierer ohne Steuermann der 17- bis 18jährigen.

Andy Wesemann erreichte an beiden Wettkampftagen den ersten Platz im Einer-Rennen der Jugendklasse. Sein Bruder Tarek gewann eine Medaille im Einer-Rennen der 14- bis 15jährigen. In der nächsten Abteilung der gleichen Altersklasse sicherte sich Hendrik Buchholz den Sieg. Beim Einer-Rennen der 14- bis 15jährigen Juniorinnen belegte Christiane Braun für die FRG Oberrad den ersten Platz.

Die Frankfurter Ruder-Gesellschaft Oberrad 1879 trainiert montags, dienstags, mittwochs, donnerstags und samstags im Rudererdorf, Mainwasenweg 32. Der Verein ist stolz auf seine niedrigen Beitragssätze: jährlich 360 Mark für die ganze Familie, 240 Mark für Ehepaare und 120 Mark für Jugendliche. Weitere Auskunft gibt Manfred Kissel, Kochstraße 65, Telefon 0 61 96 / 97 91 64 und 65 25 82, oder Dieter Baier, Wiener Straße 125, Telefon 21 23 59 91 oder 65 79 11. im

Es gibt Probleme beim Denkmalschutz Kirche als Gemeindezentrum: Die Petersgemeinde macht mit ihrem Konzept Ernst

INNENSTADT. Das Interesse bei den Mitgliedern der evangelischen St. Petersgemeinde in der Bleichstraße am geplanten Umbau der Kirche zu einem Gemeindezentrum (die Stadtteil-Rundschau berichtete) ist anscheinend nicht sehr groß. Nur etwa 30 vorwiegend ältere Pfarrangehörige waren zur der eigens zu diesem Thema organisierten Gemeindeversammlung gekommen, um über die geplanten Umbauten zu diskutieren.

Pfarrer Rudolf Weber wies anhand einer Statistik noch einmal auf den starken Rückgang bei den Mitgliederzahlen hin. Jährlich scheiden etwa 200 Menschen aus der evangelischen Innenstadt- Gemeinde aus. Tod, Umzug und Austritt sind die Hauptursachen, sinkende Einnahmen aus den Kirchensteuern die Folge - die Gemeinden können sich einiges einfach nicht mehr leisten. Beispielsweise - wie die Petersgemeinde bislang - drei verschiedene Gemeinde-Treffpunkte in der Bleichstraße, der Fichardstraße und der Jahnstraße.

Im Jahr 2000, sagte er voraus, werde die Petersgemeinde nur noch 1400 Mitglieder haben. Die steigenden Kosten und gekürzte Zuwendungen tun ein übriges: Die Finanzlage der Gemeinde ist nicht rosig. Für den Kirchenvorstand ist das Anlaß zu der Überlegung, zwei Gemeindehäuser aufzugeben und das Geschehen in der Kirche zu konzentrieren. Bei den Teilnehmern der Diskussion regte sich im Prinzip kein Widerspruch gegen die geplante Umgestaltung. Das Konzept sieht folgende Struktur im künftigen Gemeindezentrum vor: Neben dem Gottesdienstraum und der Sakristei soll es ein Büro, eine große Küche, Seminar-, Besprechungs- und Materialräume sowie ein Lager geben. Weiter sind ein "Kommunikationsort" mit Theke und Sitzplätzen, ein Amtszimmer für den Gemeindepfarrer und ein Raum für die Gebäudetechnik vorgesehen.

Um den Zugang zu den Räumen vor allem für Senioren zu erleichtern, beabsichtigen die Planer den Bau eines Aufzugs und behindertengerechte Sanitäranlagen. Diese Vorhaben stießen bei den Anwesenden auf Zustimmung; allerdings fragten sie, wie das künftige Gemeindezentrum beleuchtet werden soll. Da die Kirche unter Denkmalschutz steht, ist es verboten, die Außenwände aufzubrechen, um Fenster zu installieren. Dazu Pfarrer Uwe Kunz: In den meisten Räumen wird künstliches Licht nötig sein.

Eine Teilnehmerin wollte wissen, wie der Umbau finanziert wird. Das konnte der Pfarrer noch nicht sagen. Der Kirchenvorstand ist mit der Stadt im Gespräch. Kunz: "Bis jetzt gibt es noch kein konkretes Angebot." Klar ist jedoch, daß die umgebaute Kirche von mehren Gruppen genutzt werden soll. Die evangelische Gethsemanegemeinde in der Eckenheimer Landstraße hat bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert.

Die Architekten haben sich in der Kirche bereits umgesehen und festgestellt: Der Umbau ist machbar. Aber bis zur Verwirklichung wird es noch eine Weile dauern: Denn die Zustimmung der Stadt Frankfurt als Eigentümerin der Kirche fehlt noch. jot

Verletzung und Schmerz Ramon Canet Retrospektive im Bürgerhaus Bornheim

BORNHEIM. Nicht alle Tage kommt man in den Genuß, eine Retrospektive zu sehen, die einen (relativ) detaillierten Blick auf das Schaffen des Künstlers über fünfzehn Jahre hinweg freigibt. Werke des mallorquinischen Malers Ramon Canet sind jetzt zum ersten Mal in Deutschland zu sehen: die Saalbau GmbH präsentiert die Werkschau, die das Katalanische Kulturbüro in Zusammenarbeit mit dem Inselrat von Mallorca und der Stadt Palma ermöglicht hat.

"Abstraktionen" ist der Titel der Ausstellung. Canet hat verschiedene Phasen durchlaufen, doch abstrakt ist er immer geblieben. Sein Material: Vinyl, Graphit, Acryl, Tusche und Kreide. Die frühen Arbeiten gleichen festen, düsteren Blöcken; Blicke aus einem "Fenster" oder einem Kabinett auf einförmige Flächen vergegenwärtigen das fest umrandete, in eine Form gepreßte Leben - Symbol der Eingeschlossenheit.

Dabei steht der malerische Akt, das Farbauftragen im Vordergrund; Canet verweigert sich dem Detail, er konzipiert simple Strukturen, die in ihrer Ganzheit wirken. Deutlich ist dies in den 1977 bis 1980 entstandenen Bildern: "Weiße Streifen", "Weiß 3" oder "Hommage für Motherwell" (die Zwischenstreifen sind pure Leinwand). Man steht vor einem Mauerwerk oder eine Gardine, mit Kratzern; als hätte jemand seine Wut in eine Mauer geritzt. Da "spricht" Canet von Verletzung und Schmerz.

In den nächsten Jahren variiert der Mallorquiner diese Grobflächigkeit und nähert sich dem Figürlichen an. Jetzt dominiert das Hieroglyphenhafte auf kräftig aufgetragenem und farbintensivem Grund (wie in dem Bild "Ohne Titel, 1980" das tiefe Blau). Striche, Linien, Dreiecke, unförmige Kleinigkeiten vermischen sich zu scheinbar Chaotischem, doch hier und da deutet sich eine zarte Gegenständlichkeit an.

Immer mehr entwickelt Canet sich in dieser Richtung. Die Exponate, deren Farbbehandlung (gelb, blau, rot und schwarz) und mikroskopische Sicht (Spiralen, Krakeleien, Strichfiguren) bisweilen stark an Joan Miró erinnert (der berühmte Katalane lebte lange auf Mallorca, wo er auch starb), zeigen Köpfe; diese sind verformt, nach allen Seiten hin geöffnet, nicht determinierbar. Das Blau dominiert; der Hintergrund ist oft blaßgrau, manchmal braun.

Wie ein Kosmos unter einem genau eingestellten Mikroskop erscheinen diese Bilder. Das Minutiöse wird offengelegt. Jeglicher Formalismus - die frühen Arbeiten Canets sind noch sehr steif - ist aufgelöst zugunsten einer subtilen Beschreibung dessen, was sichtbar sein kann. Jedes Detail spricht aus sich selbst, erfährt Beachtung. Vielleicht das eindrucksvollste Bild in dieser Reihe ist das 1988 entstandene Werk "Ohne Titel", eine Gouache auf Papier.

Die Ausstellung im Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) ist noch bis 7. Oktober täglich von 10 bis 22 Uhr zu sehen. Der Inselrat hat anläßlich der Retrospektive einen Katalog zusammengestellt. Er ist im Bürgerhaus erhältlich und kostet 15 Mark. jot

Eine harsche, grelle Welt Galerie "Experimente Kunst" zeigt Michael Sperlich

BOCKENHEIM. Die Galerie "Experimente Kunst" ist bekannt dafür, Extravagantes zu zeigen und Nachwuchskünstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet die Möglichkeit zu bieten, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nun sind im Hinterhof der Großen Seestraße 42 Arbeiten des Offenbachers Michael Sperlich - seine erste Ausstellung - aus den letzten zwei Jahren zu sehen.

"Fragmente" ist der Titel der Werkschau. Jedes Bild ist ein herausgebrochener Teil des Lebens, der Welt. Es ist eine harsche, grelle und verrückte Welt, die Michael Sperlich subjektiv sieht und malt. Eigentlich malt er nicht, er konstruiert, er werkelt, bastelt. Dies tut er mit einem vielschichtigen Forschertrieb, was Form, Inhalt und Material anbelangt.

Hauptwerk der Ausstellung ist das Bild "The Inheritance of one Pair of Factors", was soviel heißt wie "Das Erbe einer Anzahl von Umständen". Fünf säulenhafte Figuren mit gerahmten Spiegelköpfen und Bildtafeln um den Hals. Polyesterharz, Sand, Alufolie und Öl- oder Aquarellfarben aus Pigmenten: das ist das Material, das Sperlich benutzt. Dadurch entsteht der Eindruck einer reliefartigen Mehrflächigkeit.

Die Figuren sind nicht organisch; überall wird die Form durchbrochen. Der Mensch als ambivalentes Wesen? Es könnte sein. Ebensogut aber auch aufgerichtete Grabsteine oder Standbilder, Statuen. Die Wirklichkeit läßt mehrere Interpretationen zu. Die Sicht des Künstlers muß nicht die des Betrachters sein. Das Exponat wimmelt von Symbolen und angedeuteten Strukturen. Das setzt sich in den anderen, "Q-Fragmente" betitelten Arbeiten Sperlichs fort. Collagierte Flächen, Dimensionen, die - wie im Q-Fragment IV - an das Figürliche heranreichen und bei genauerer Betrachtung (verschwommene) Gestalten erkennen lassen: das Bild bewegt sich, strebt einer Veränderung entgegen.

Andere Fragmente sind reine Flächen, aber auch hier dominiert der formale Aspekt. Und immer wieder ist ein Tapeziereffekt zu beobachten, der Bruchstükke entstehen läßt. Zwei Ebenen sind übereinandergelagert und versperren gegenseitig den Blick auf etwas Einheitliches, der Raum der Leinwand ist zerrissen. Schön zu sehen ist das im "Q-Fragment III".

Die 24 kleinen Formate bilden Überreste, winzige, stark konzentrierte Ausschnitte. Hier zeigt sich die Schwäche der Exponate. Michael Sperlich legt zu großen Wert auf das Material, und somit auf den Effekt, der durch solche Vielschichtigkeit erzielt wird. Zu plakativ ist ein Teil dieser Bruchstücke geraten, weil zu konstruiert, gemacht.

Die Dichte überschlägt sich und nimmt so den Reiz weg. Das Überbordende verhindert die nuancierte, feine Darstellung der Weltausschnitte, die der Künstler anstrebt. Die Polarität, die er demonstrieren will, erfährt einen Bruch. Trotzdem: eine zumindest interessante und widersprüchliche Werkschau eines jungen Künstlers.

Die Ausstellung in der Bockenheimer Galerie "Experimente Kunst", Große Seestraße 42 (Hinterhof) ist noch bis 7. November zu sehen. Die Öffnungszeiten sind donnerstags 15.30 bis 20.30 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr, oder auch nach Vereinbarung. JÜRGEN OTTEN

Kinderwagen-Stau im Haus der Volksarbeit

NORDEND. Zufrieden an seiner Milchflasche nuckelnd, wurde der Insasse des gestreiften Kinder-Buggies in den Hinterhof des Hauses der Volksarbeit in der Eschenheimer Anlage 21 geschoben. Dort im großen Saal wartete der Kinderkleiderflohmarkt des katholischen Familienbildungswerkes, und davor stauten sich die abgestellten Kinderwagen. Auch die Saaltür ließ sich nicht öffnen, weil die Massen der zum Verkauf stehenden Kinderwagen von innen her den Türflügel blockierten.

Hinter dieser Hürde mußte der Suchende nur noch an den johlenden Kinderhorden vorbeikommen, die ihm entgegenkobolzten, um zu einem reichhaltigen Angebot von Schnullern, Strampelhöschen, Babyrasseln und Kinderwäsche zu gelangen. Ganz zu schweigen von preiswerten Tragetaschen, in denen der Nachwuchs auf Wanderungen sicher verstaut werden kann.

"Mami, ich will ein Skateboard", krähte ein Knabe, die Mutter blickte gen Himmel und schaffte es gerade noch, den zukünftigen Skater mit einem Stück Schokolade abzulenken - das geschickte Manöver beugte möglichen künftigen Knochenbrüchen dann auch zunächst einmal vor.

Am Tisch gegenüber ließ sich ein acht Monate alter Knabe in stoischer Ruhe von Papi die vierte Strampelhose überstreifen. Die paßte schließlich und wechselte für zwanzig Mark den Besitzer. Ein braunes Schaukelpferd sollte fünzig Mark kosten, und ein Xylophon, das natürlich erst lautstark ausprobiert werden mußte, war für nur fünf Mark zu haben.

Nach dem Feilschen um Spielsachen und Klamotten konnten die Mütter dann in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken - zu dem die Kuchen der Organisatorinnen vorzüglich schmeckten. zol

UVF hilft Schulen mit Kompostiergeräten

HOCHTAUNUSKREIS. Kostenlos können die Schulen im Kreis jetzt zu einem Kompostiergerät kommen. Dieses Angebot macht der Umlandverband Frankfurt (UVF). Angeschrieben hat er 56 Schulen. Die halbgeschlossenen 660- Liter-Gefäße sind für das Freiland geeignet und gewährleisten laut UVF eine geruchlose und hygienische Rotte. Der Verband schlägt vor, sie in Verbindung mit der Pflege von Schulgärten einzusetzen oder für Bioabfall.

Die Kompostier-Aktion für Schulen sei im Frühjahr bereits im Kreis Offenbach erfolgreich gelaufen. Sie soll bis 1994 alle Schulen im UVF-Gebiet erfassen.

Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich bei einer zentralen Veranstaltung über die Kompostierung informatieren. Ansprechpartner sind zudem unter den Rufnummern 069 / 2577 741 und -740 zu erreichen. stk

Das Hinschauen lernen Sicherheit in Frankfurt: Fechenheimer SPD diskutierte

FECHENHEIM. "Die Innere Sicherheit ist unser Thema Nummer Eins", erklärte die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Frankfurter SPD-Vorsitzende Rita Streb-Hesse bei einer öffentlichen Diskussion der Fechenheimer SPD. Zwar waren nur etwa 20 Bürger in das Fechenheimer Rathaus gekommen, dennoch entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Die Besorgnis der Fechenheimer galt der mittlerweile als alltäglich empfundenen Gewalt in U-Bahnhöfen oder auf offener Straße.

Dabei ging es auch um die Frage, ob es der Magistrat mit der Auflösung der offenen Drogenszene ernst meine. "Oder nimmt die Polizeipräsenz in der Taunusanlage am 7. März 1993 um 18.01 Uhr wieder ab?" spielte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Jürgen Rollmann auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Änderung der Drogenpolitik und dem näherrückenden Kommunalwahltermin an.

Rita Streb-Hesse entgegnete, abgesehen von den Polizeieinsätzen in der Taunusanlage sei die Veränderung der Drogenpolitik lange Zeit vor dem Wahlkampf diskutiert und auch begonnen worden. "Und die Räumung ist erst notwendig geworden, weil statt 200 plötzlich fast 800 Personen die Szene bevölkerten." Von den Süchtigen seien etwa zwei Drittel keine Frankfurter.

Die größte Aufgabe der Politik sieht die SPD-Abgeordnete darin, die Arbeit der Polizei attraktiver und effektiver zu gestalten. Erste Hürden seien dabei schon genommen, denn das Land Hessen habe die zweigeteilte Laufbahn (mittlerer und gehobener Dienst) und Stellen für reine Verwaltungsarbeiten eingeführt. In jedem Jahr dieser Wahlperiode würden damit 150 neue Planstellen geschaffen.

Weil vom 1. Januar 1993 an nicht mehr die hessische Bereitschaftspolizei, sondern der Bundesgrenzschutz am Frankfurter Flughafen Dienst tut, könnten die Reviere wieder besser besetzt werden. Sicherheitskanzeln in Haupt- und Konstablerwache, private Schutzdienste in U-Bahnhöfen und die Einrichtung von Frauenparkplätzen in Parkhäusern hätten in der Stadt einiges bewirkt. "Letztlich wird die Sicherheit dadurch nicht nur in den Problemgebieten, sondern auch in den Stadtteilen erhöht", gab Frau Streb-Hesse zu bedenken.

Erste Erfolge hätten sich auch schon eingestellt. Die Hütchenspielerszene sei völlig aus dem Bahnhofsviertel verschwunden und die Drogenszene in der Taunusanlage sei nicht mit Hilfe von Razzien, sondern durch ständige Polizeipräsenz kleingehalten worden. "Die Zahl der Raubstraftaten im ersten Halbjahr 1992 ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 1991 um 23 Prozent gesunken", gab Frau Streb-Hesse bekannt. Ein Zuhörer forderte allerdings, neben Statistiken auch das Sicherheitsempfinden der Bürger in die Diskussion einzubeziehen.

Neben der Stärkung von Kontrolle und Polizei forderte Rita Streb-Hesse auch Vorsorge gegen Kriminalität: "Jugendarbeit und Integration von Problemgruppen müssen sich mit den polizeilichen Maßnahmen die Balance halten." All diese Einzelmaßnahmen wirkten letztlich aber nur, wenn die Bürger wieder lernten, beispielsweise bei einem Überfall hinzuhören und hinzusehen. "Auch wenn an jeder Ecke ein Polizist steht, sorgt das nicht für ein sicheres Gefühl", plädierte die Politikerin für das Engagement und die gegenseitige Hilfsbereitschaft der Zuhörer. gun

Römer-CDU kritisiert Jubiläums-Finanzierung

Horst Hemzal, CDU-Fraktionsvorsitzender, hat dem Magistrat vorgeworfen, die Kosten für die 1200-Jahr-Feier Frankfurts durch "sogenannte Schattenhaushalte zu verschleiern". Oberbürgermeister Andreas von Schoeler handele "unwürdig", monierte Hemzal, "wenn er auf Pump und auf haushaltsrechtlich bedenkliche Art diese Feier finanzieren möchte".

Die Feier erfordert Zuschüsse der Stadt in Höhe von 18 Millionen Mark. ing

"Leben wird erstickt" Ein Tag lang "Erntedank" in der Versöhnungskirche

GALLUS. Zum Auftakt des Erntedankfestes werden die Musikstudenten Almut Heil (Blockflöte) und Peter Trobisch (Cembalo) ein Konzert mit Kompositionen von Anne Danican Philidor, Ryohei Hirose, William Babel geben. Die jungen Künstler musizieren am Samstag, 3. Oktober, um 19 Uhr, in der evangelischen Versöhnungskirche im Gallus, Sondershausenstraße 51.

Das Festprogramm am 4. Oktober beginnt um 10.30 Uhr mit einer kirchlichen Feier in der Versöhnungsgemeinde. Unter dem Leitmotiv "Leben wird erstickt" sprechen Hermann Müller, Pfarrer Hans Josef Wüst sowie Pfarrer Ulrich Weg unter anderem über Öko-Krisen und die Verständigung zwischen den Religionen. Um 12 Uhr wird dann zum gemeinsamen Mittagessen ins Festzelt auf dem Gelände der Versöhnungsgemeinde eingeladen.

Ebenfalls ab 12 Uhr können sich die kleinen Festgäste auf dem Rummelplatz, aufgebaut auf dem Gelände des Kleingartenvereins "Ackermann" an der Sondershausenstraße, austoben. Mit dabei ist das Theater "Fliegende Kiste" (16 Uhr).

Im großen Gemeindesaal der Versöhnungskirche entfaltet sich von 14.30 bis 18 Uhr eine Mischung aus Lesung, Musik und Tanz. Salim Alafenisch, Achab Nassiba und Elisabeth Kopp, Katharina Schmölzer, Nikolaus Büchel erzählen Märchen aus Marokko, West- und Südafrika, Lateinamerika sowie dem europäischen Kulturraum.

Im weiteren tritt die sardinische Tanzgruppe "Amicos Sardos", der Aztekentänzer Matlaltotol sowie ein Tänzer aus Nordghana auf. Musikalisch wird das Programm vom Herchenröder Quartett und dem Chor der Lokbediensteten eröffnet. Und Alexandors Karozas präsentiert seine "Hommage an Kavafis".

Ab 20 Uhr lädt der Ernte-Dance-Floor ein: Ins Haus Gallus an der Frankenallee 111. Dort gestalten die traditionelle senegalesische Band "N'Gewl Saf Sap" sowie die brasilianische Gruppe "Fernando Cruz & Banda Tempero" den musikalischen Abschluß des Festtages. tin

IHK: keine Tendenzwende

Befragung zeigt weitere wirtschaftliche Unsicherheit auf

Selbst wenn die Zahl der Arbeitslosen in Frankfurt im August im Vergleich zum Juli etwas zurückgegangen sei, bedeute das "noch keine Tendenzwende". Dies habe sich jetzt bei der Befragung der Unternehmen gezeigt, berichtet die Industrie- und Handelskammer (IHK). Denn vorgesehen seien von der Industrie für das kommende Jahr weitere, von den Unternehmen des Baugewerbes gar "drastische Einsparungen". Auch beim Handel sowie im Verkehrs- und Gastgewerbe nehme die Zahl der Betriebe zu, die Personal abbauen wollen.

Anders würden sich die Beschäftigtenzahlen bei Banken, Versicherungen, in der Medienwirtschaft, bei Reisebüros und Unternehmensberatungen entwickeln: Dort werde sich die Mitarbeiterzahl "leicht erhöhen". Die Phase, in der sich die Entwicklung der Preise beruhigt habe, heißt es in der IHK-Umfrage weiter, sei nur kurz gewesen: Erhöht werden sollen vor allem die Preise des Einzelhandels. "Weitere Gefahren für die Geldwertstabilität" drohen nach Ansicht der IHK dadruch, daß Gebühren, Tarife und Versicherungsbeiträge angehoben werden. "Wenn dann noch von seiten der Lohn- und Gehaltsforderungen Signale der Mäßigung ausbleiben", resümiert die Kammer, "schwindet der Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik vollends". Kurzum: Die "Konjunkturumfrage" habe gezeigt, daß "die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin unsicher ist". ing

WOLFRAM SCHUEFFEL (54), Leiter der Abteilung Psychosomatik am Zentrum für Innere Medizin der Philipps-Universität Marburg, ist mit der Hippokrates-Medaille für Verdienste um die Allgemeinmedizin geehrt worden. Die Auszeichnung, die ihm beim 15. Deutschen Hausärztetag in Bad Homburg verliehen wurde, erhielt er nicht nur für seine Leistungen in der Psychosomatik (Wechselwirkung von Psyche und Körper bei Erkrankungen), sondern auch, weil er 1988 nach dem Explosionsunglück in der Borkener Zeche Stolzenbach beispielhafte Arbeit geleistet habe.

Wer weiß, wann er raucht, gibt es vielleicht auf

OFFENBACH. Nach zehn Wochen Training unter Anleitung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sollen Raucher und Raucherinnen keine Lust mehr auf eine Zigarette haben. Zwölf Leute können an dem Kurs teilnehmen, der am Dienstag, 13. Oktober, 17.30 und 19.15 Uhr beginnt (DRK, Spessartring 24, Offenbach).

Niemand muß das Rauchen gleich aufgeben. Zunächst wird notiert, bei welchen Gelegenheiten er oder sie raucht - erst dann wird versucht, schrittweise davon abzukommen. Wer's versuchen möchte: Heute, Montag, 5. Oktober, 18.30 Uhr können sich Raucher/innen zu einem Infoabend beim DRK-Kreisverband im Spessartring 24 einfinden. Anmeldungen zum Kurs unter Telefon 8 50 05-221. buc

Frauen nehmen sich die Stadt bei Nacht

FRANKFURT A. M. Zu ungewöhnlichen Zeiten an ungewöhnlichen Orten: Eine "Moonlight"-Fahrradtour unternehmen Nachtschwärmerinnen am heutigen Donnerstag, 1. Oktober. Treffpunkt ist um 24 Uhr an der Konstablerwache. Die Radtour führt durch Frankfurter Betriebe und endet im "Tigerpalast".

Wie geht es Künstlerinnen in Frankfurt? Ein "Mitmachkunstwerk" am Sonntag, 4. Oktober, 11 Uhr, vor der Schirn am Römer soll zur theoretischen und praktischen Auseinandersetzung anregen.

Abends joggen die Frauen über das Buga-Gelände. Treffpunkt ist um 18 Uhr am Sportplatz der Sport-Uni an der Ginnheimer Landstraße 39 in Bockenheim. tin

Umbauten in Tempo-30-Zonen Erprobung ist beendet / Schwerpunkt in Bornheim

In den Tempo-30-Zonen im Stadtgebiet werden jetzt nach und nach unverrückbare Tatsachen geschaffen. Nachdem bislang die Quartiere zumeist mit Pollern, Abmarkierungen oder Blumenkübel nur provisorisch als Langsamfahrzonen eingerichtet waren, beginnt in Bockenheim, Bornheim und Alt-Heddernheim jetzt der endgültige Um- und Ausbau. Die einjährige Erprobungsphase ist nach Einschätzung des Magistrats "mit sehr positiven Ergebnissen" abgeschlossen und durch die "Reduzierung der Geschwindigkeit in den Wohnstraßen die Sicherheit für die Anwohner erheblich erhöht worden".

Fortan werden keine Kübel mehr gerückt, sondern Bordsteine versetzt, Fahrbahnen verengt und Bäume gepflanzt.

Die Bauarbeiten beginnen nach Angaben des Straßenbauamts am heutigen Montag und werden voraussichtlich bis zum 18. Dezember beendet sein. Insgesamt werden Kosten von rund 2,5 Millionen Mark entstehen.

Der Schwerpunkt der Maßnahmen liegt eindeutig in Bornheim-Mitte. Dort wird unter anderem der Kreuzungsbereich der Wiesenstraße mit der Petterweilstraße neu gestaltet, werden Bürgersteige wie eine Nase künftig in den bisherigen Straßenraum reichen und zusätzlich Pflanzbeete den Straßenquerschnitt verengen. Umgekrempelt wird auch die Einmündung der Linnéstraße in die Wittelsbacherallee. Dort werden die Fluchten der Bordsteine neu gesetzt, die Kurvenradien verengt und Bäume gepflanzt.

Betroffen von den Baumaßnahmen sind folgende Bereiche: In Bockenheim das Quartier zwischen Adalbertstraße, Gräfstraße, Sophienstraße, Ginnheimer Straße, Rödelheimer Straße und Schloßstraße. Bornheim zwischen Höhenstraße, Wittelsbacherallee, Freiligrathstraße, Saalburgallee und Burgstraße. In Alt- Heddernheim wird zwischen der Heddernheimer Kirchstraße, Dillenburger Straße, Alt-Heddernheim und In der Römerstadt umgebaut. Baudezernent Hanskarl Protzmann, die zuständigen Ortsvorsteher sowie die Mitarbeiter des Straßenbauamtes haben in den vergangenen Tagen bei drei Veranstaltungen in den Stadtteilen die Bürger informiert. gang

Die Brieftauben gehörten zur Gattung Mensch Von innen gesehen: Walter Pabst, sein früherer Chef Stolpe und die DDR-Kirchenarbeit Von Karl-Heinz Baum (Berlin)

Wenn der pensionierte Oberkirchenrat Walter Pabst zu erzählen beginnt, verblüfft er auch Leute, die sich in der DDR- Kirchengeschichte gut auskennen. Wer weiß heute noch, was sich hinter Stichwörtern wie "Tauben" oder "casa locarno" verbirgt.

"Tauben" spielten nach dem Mauerbau 1961 im Verhältnis der West- und Ost- Kirchen eine besondere Rolle. Sie gehörten nicht zur Gattung Vögel, sondern zur Gattung Mensch. Es waren Vikare westdeutscher Landeskirchen, die für einen Monat nach Berlin abgeordnet waren; den heimischen Reisepaß hatten sie mitzubringen. Mit dem Paß konnten sie wie andere Westdeutsche jederzeit die DDR- Grenzkontrollstellen in Richtung Ost- Berlin passieren; sie erhielten dort ein "Tagesvisum für Bürger der BRD zum Betreten der Hauptstadt der DDR".

Wie Brieftauben haben die jungen Leute damals Informationen der Leitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an die ostdeutschen Bischöfe übermittelt. Ihr Weg führte sie zum Oststadtteil Prenzlauer Berg in die Kuglerstraße 15, in die 1962 eingerichtete "Geschäftsstelle der Konferenz der evangelischen Kirchenleitungen in der DDR", die 1969 nach der Gründung des Kirchenbundes in das "Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR" umgewandelt wurde. Dort spulten sie bis zu zwanzig Punkte herunter. "Geschriebenes hatte keiner bei sich", erzählt Pabst, "die Konterbande war im Kopf". "Konterbande", das war in der DDR das Schimpfwort für "verbotenes" Schrifttum.

Der im thüringischen Oppurg geborene Walter Pabst, der im September seinen achtzigsten Geburtstag feierte, hatte damals eine Schlüsselstelle bei den evangelischen Kirchen in Deutschland inne. Der Greifswalder Bischof Friedrich Wilhelm Krummacher hatte 1964 für den Oberkirchenrat ein eigenes Amt durchgesetzt, den "Ökumenischen Beauftragten der Bischöfe in der DDR". Pabst sollte sich um die Auslandsbeziehungen der Ostkirchen kümmern, die mit dem Mauerbau auf Null geschrumpft waren. Sein Amt wurde in die "Geschäftsstelle" eingegliedert, Pabst damit Stellvertreter Manfred Stolpes, der die Geschäftsstelle leitete.

Anderthalb Jahre lang mußte Pabst den zweifellos wichtigsten Teil der Arbeit Stolpes übernehmen: die Gespräche der Ostkirchen mit dem Staat. Das war im Frühjahr 1966, nach der Wahl Kurt Scharfs zum berlin-brandenburgischen Bischof. Damals war die SED verärgert, daß ausgerechnet der Mann Nachfolger des scheidenden Otto Dibelius wurde, den man unmittelbar nach dem Mauerbau am 31. August 1961 als "Leiter einer friedensfeindlichen und illegalen Organisation" aus der DDR "ausgesperrt" hatte. Die SED und damit die DDR-Regierung setzte nach der Bischofswahl alle Kontakte mit der West-, Ost-Berlin und Brandenburg umfassenden Kirche aus. Der Bannstrahl traf auch Stolpe.

Für Pabst ist die damalige Ausgrenzung Manfred Stolpes durch die DDR ein gewichtiges Indiz, das den wegen angeblich allzu intensiver Stasi-Kontakte in die Schlagzeilen geratenen Ministerpräsidenten Brandenburgs jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt entlastet: "Wäre er Stasi- Mitarbeiter gewesen, für den ihn heute manche halten, hätte die DDR nicht auch mit ihm den offiziellen Kontakt abgebrochen." Zudem hätte die DDR Stolpe aus dem Bannstrahl herausnehmen können, ohne Argwohn zu erwecken; zwar war jener bei der brandenburgischen Kirche angestellt, als Leiter der Geschäftsstelle aber vertrat er alle Ost-Kirchen.

Daß die DDR gerade im heiklen Geschäft der Staat-Kirche-Verhandlungen ohne Not "auf den eigenen (Stasi-)Mann" verzichtete und sie seinem Vertreter überließ, mag Pabst nicht glauben. "Das macht nur Sinn, wenn Stolpe nicht für die Stasi arbeitete." Er, der 16 Jahre an Stolpes Seite tätig war, sagt: "In dieser Zeit hatte ich nicht ein einziges Mal Anlaß anzunehmen, Stolpe handelte nicht im kirchlichen Auftrag."

Studiert hat Pabst Theologie in Jena, Greifswald, Tübingen und Berlin. Die deutsch-christliche Leitung der thüringischen Kirche entließ ihn 1936 fristlos aus dem Vorbereitungsdienst, weil er zur "Bekennenden Kirche" gehörte. Darauf arbeitete er als illegaler Vikar in Neunhof bei Eisenach, von 1939 bis 1941 im hessischen Herleshausen an Thüringens Grenze. Nach dem von der NSDAP ausgesprochenen Amtierungsverbot für ganz Thüringen übernahm ihn die Landeskirche Kurhessen-Waldeck und versetzte ihn, zunächst kommissarisch, als Pfarrer nach Kleinelmerode bei Witzenhausen. Dort erlebte er das Kriegsende.

Er radelte bis Eisenach; die neue thüringische Kirchenleitung stellte ihn ein. Doch es dauerte zwei Jahre, bis er mit Genehmigung sowjetischer und amerikanischer Behörden von Witzenhausen nach Eisenach umziehen durfte. Viele, die es in die Gegenrichtung zog, staunten. Pabst wurde Studentenpfarrer in Jena. Mit den staatlichen Stellen kam er zunächst ganz gut zurecht: "Ich galt als Antifaschist; das schützte mich." Bis die SED 1952 in den Kampf gegen die "Junge Gemeinde" zog. Er erinnert sich, wie damals die Jenaer Kirche mit Hunden umstellt war und Claqueure brüllten: "Wer die Veranstaltung der Kriegshetzer besucht, stellt sich auf deren Seite."

Er wurde bald aus Jena abberufen und Superintendent in Gotha. "Da hat es wohl manches Staat-Kirche-Gespräch wegen mir gegeben. SED und Eisenacher Kirchenleitung wollten wohl einen Skandal in meinem Beritt vermeiden", vermutet Pabst. Er hatte jedenfalls keinen Zweifel gelassen, daß er an der Seite der verfolgten Studenten stand. Seine Berufung 1964 von Gotha nach Berlin galt als besonders heikel, lehnte die DDR doch Gespräche mit Vertretern der EKD, des lutherischen Kirchenbundes VELKD und der Evangelischen Kirche der Union (Dachverband der ehemals preußischen Kirchen EKU) wegen deren Westbindungen ab. "Es gelang Herrn Stolpe, mir den Zugang zu den staatlichen Stellen zu vermitteln", sagt Pabst noch heute dankbar.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere DDR-Pfarrer Rainer Eppelmann hatte kürzlich dieses Stolpe-Gespräch mit dem Vertreter des DDR-Staatssekretariats für Kirchenfragen als "Überschreitung von Stolpes Kompetenzen" bezeichnet. "Stolpe meinte, daß Oberkirchenrat Pabst, obgleich er eigentlich von der VELKD-Stelle bezahlt würde, sich im guten Sinne hier in seiner Arbeit anließe und sehr bemüht wäre . . ., sich nicht mehr als nötig mit dem VELKD-Zentrum zu liieren", heißt es in der damaligen Aufzeichnung. Natürlich stimmte das nicht, meint Pabst heute dazu; aber es war der gelungene Versuch, für ihn um gut Wetter zu bitten und ihm staatliche Türen zu öffnen. Der Oberkirchenrat hat jahrelang alle Schreiben an offizielle Stellen nur unter persönlichem Briefkopf verschickt, galten EKD, VELKD und EKU der SED doch als "feindliche Agenturen".

Neben der Vertretung Stolpes hatte Pabst "die ganze Mühe der Visabeschaffung für Ein- oder Ausreisen". Zum einen mußte er dafür sorgen, daß Kirchenvertreter aus der Bundesrepublik (nach DDR-Lesart Ausland), aus Europa oder der Dritten Welt dienstliche Einreisevisa in die DDR erhielten. Nur dann konnten sie auf Kirchenveranstaltungen reden oder in Kirchen predigen, also die von der Außenwelt abgeschnittenen DDR- Christen mit der Welt verbinden. 1980, im Jahr, als er ausschied, hat er immerhin 2000 solcher Einreisen organisiert. Am schwierigsten war, Einreisen für Bewohner West-Berlins zu beschaffen.

Pabst hatte aber auch Ausreisevisa für DDR-Christen zu besorgen. Dem Staat wäre am liebsten gewesen, die Kirche hätte ebenso wie offizielle Organisationen "Reisekader" benannt, Menschen, die einmal überprüft wurden und dann immer (meist Richtung Westen) reisen durften. "Das System der Reisekader hat die Kirche immer abgelehnt", sagt Pabst. "Wir wollten möglichst viele Menschen und nicht nur kirchliche Amtsträger auf Dienstreisen schicken." Das Problem war nur, daß das zuständige Staatssekretariat bei jedem neuen Namen stets "die örtlichen Organe", also die Stasi, befragte.

Für Delegationen galt kirchenintern das Prinzip: Wird einer abgelehnt, verzichten alle. Wenn er solchen Verzicht dem zuständigen Staatsvertreter mitteilte, hörte Pabst häufig den Vorwurf: "Erpressung". Der SED-Staat drohte oft, künftig keinen mehr reisen zu lassen. Osteuropäische Kirchen galten als Vorbild: Jene benannten dem Staat bei anstehenden Westreisen mehrere Personen zur Auswahl und meistens Bischöfe.

Die DDR-Ausreise war nicht die letzte Hürde für die DDR-Kirchenvertreter. "Unsere Leute fuhren als Bettler", sagt Pabst. Flugreisende mußten über Prag mit CSSR-Maschinen oder über Moskau fliegen, um den Flugschein mit Ostgeld bezahlen zu können. "In einem Prager Hotel haben wir für unsere Dienstreisenden Westgeldbeträge von den Westkirchen hinterlegen lassen", erzählt Pabst. Das geschah, nachdem ihm selbst DDR- Zöllner hundert DM abgenommen hatten.

Was war mit "casa locarno"? In Locarno unterhält der Weltkirchenrat eine Begegnungsstätte. Auch die DDR-Kirchen konnten sie nutzen. "Die SED hätte am liebsten gesehen, wenn dort Bischöfe mit Ehefrauen Urlaub gemacht hätten. Wir haben dorthin nur Leute geschickt, die einen Erholungsaufenthalt im Tessin dringend brauchten: Schwerkranke in der Genesungszeit, Tbc-Kranke oder Rekonvaleszenten nach einem Schlaganfall. Das hat der SED nie gepaßt."

Walter Pabst kann noch eine ganze Latte solcher Ost-West-Geschichten erzählen, die spätere Generationen wohl kaum noch verstehen werden. Wie weit die DDR-Staatssicherheit von diesen verdeckten Aktivitäten der Kirchen in Deutschland mitbekam, werden erst die Stasi-Akten aufzeigen. An ihnen besteht bisher offenkundig wenig Interesse.

Auf der Müllkippe liegen Knöpfe und Schuhe Die Tage und Nächte in Mostar sind von Angst und Mißtrauen erfüllt Von Rupert Neudeck

In der Nacht zweimal durch das Gedröhn von einschlagenden Granaten geweckt. Ich habe in einem Privathaus in der Nähe der berühmten alten Brücke geschlafen, aber Angst frißt den Schlaf auf. Die Träume sind wirr, von Mörsern und Stalinorgeln durchschossen. Um sechs Uhr aus dem Haus, ich will zu einem Telefon, mit dem ich in Köln den Deutschlandfunk anrufen kann. Wir rasen durch die Stadt, die in einem verräterischen Sonnenlicht liegt. Gerade zwischen sechs und sieben Uhr wachen die Serben in den Bergen auf und richten dann meist zur "Begrüßung" die Kanonen auf die Stadt Mostar, die wunderbare.

Die Fahrt geht glimpflich ab. Wir erreichen das Hochhaus in der Nähe der Stadion-Ruine. Um 6.30 Uhr gibt es den morgendlichen Alarm. Das bedeutet, in drei Minuten geht es los. Ein Volltreffer kracht in unmittelbarer Nähe, ein anderer in weiter Ferne. Das Geräusch geht durch Mark und Bein, eine Explosion weit entfernt, dann ein Raketengeräusch mit einem infernalisch summenden Ton, der dröhnende Einschlag - mitten in der Stadt. 110 000 sind jetzt endgültig wach. Einen Toten gibt es statistisch bei einem solchen Angriff immer. Die Bewohner haben sich an die unregelmäßigen Granaten- und Stalinorgel-Überfälle gewöhnt. Sie sind es leid, immer in den Keller oder einen Bunker zu gehen. So sterben mehr als früher (täglich meist zehn oder mehr Tote!).

Wir wollen an diesem Vormittag auf die "Leva strana", auf die linke Neretva- Seite. Da alle 13 Mostar-Brücken (bis auf die eine alte) gesprengt sind, muß uns ein Auto auf der anderen Seite mitnehmen. Wir treffen den Kommandanten der Armee Bosnien-Herzegowina. Es tobt neben dem wirklichen ein Krieg der Symbole und Buchstaben - "BH" gegen "HB". Die Armee von Bosnien- Herzegowina (BH) steht neben der von Herzeg Bosna (HB). Das bedeutet, die muslimische Armee der Regierung von Sarajewo und die kroatische HVO der hier in Mostar residierenden Regierung von Herzeg Bosna. Völkerrechtlich ein Unikum. Von keiner Regierung der Welt anerkannt, bedeutet dieses Staatlein in der West-Herzegowina eine Bedrohung für die Muslime. Sie erleben sich eingezwängt zwischen dem serbischen Bosnien und dem kroatischen Herzeg Bosna, zwischen dem Führer der serbischen Bosnier, Radovan Karadzic, und dem Führer der kroatischen Bosnier, Mate Boban. Wir erfahren den Konflikt auch gleich brühwarm. Der Kommandant der bosnischen Territorialarmee der linken Mostar-Seite, Mustafa Isovic, ein hochgebildeter Professor, führt mich durch die völlig ausgebrannte linke Seite von Mostar. "Hier sind durch die Jahrhunderte viele Armeen durchgezogen, aber alle haben unsere Kunstdenkmäler geschont. Erst die Serben haben hier gehaust wie die Vandalen." Er sagte es nicht eifernd, sondern traurig.

Die Moschee ist bis auf die Grundmauern mit Phosphorgranaten traktiert worden, die Häuser sind alle ausgebrannt. Wir gehen bis zur Neretva. Das Hotel "Neretva" ist zerstört wie das berühmte Bad und die Musikschule. Alles unwiederbringlich zerbombte Baudenkmäler.

Wir fahren weiter zur Müllkippe Uborak in der Nähe des Neretvadamms. Der Damm wird beschossen, die serbischen Einheiten können in das Tal hineinschauen und beschießen den Damm, können ihn aber offenbar nicht zerstören. Dann wäre die Wasserversorgung gefährdet. Wir müssen uns im Schutz von Sträuchern bewegen. Als wir an den letzten Checkpoint kommen, erlebe ich die politische Realität - zwischen den beiden Verbündeten. Man erinnert sich: Franjo Tudjman und Alija Izetbegovic haben sich verbündet - zur Verteidigung der territorialen Integrität Bosniens. Aber hier ist sogar der Kommandant der bosnischen Armee, Mustafa Isovic, nur zweite Garnitur. Es muß erst beim HVO-Hauptquartier (Hrvatsko Viece Obrane) angerufen werden, dann dürfen wir durch. Wir kommen in die Nähe der Müllkippe. Hier waren über 200 Leichen verscharrt, die man erst vor zehn Tagen ausgegraben hat. Leichengeruch über der Gegend.

Über Mostar geht um 13 Uhr der dritte Raketenangriff nieder. Wir erleben ihn aus der Ferne, 20 km außerhalb. Auf den Damm wird mit scharfer Munition geschossen. Wir sehen auf der Müllkippe Knöpfe und Schuhe, die Leichen wurden auf den Friedhof umgebettet. Es sind noch nicht alle identifiziert. Ein 16jähriger hat die Massenexekution überlebt, sich drei Tage und Nächte in dem Dickicht verstecken können und dann hungrig wie ein Wolf den Weg nach Mostar geschafft.

Zurück ins Zentrum, wo uns einige der "Minister" der Regierung von Herzeg Bosna erwarten, alle in Uniform. Vizepräsident Stoja Vrljic ist die Uniform lästig. Er ist Philologe und will, wie alle Mostaris, irgendwann mal wieder "normal" leben. Er erzählt, daß er jüngst draußen in dem berühmten Franziskaner-Ort Siroki Brijeh war. Er konnte nicht einschlafen, weil die Granatengeräusche fehlten.

Tycho Maric, ebenfalls Professor, übersetzt simultan in wunderschönem Deutsch. Auch er ein Ziviler, der gegen seinen Willen in einer Uniform steckt. Wir sitzen im Hauptquartier einer Regierung mit Land, Herzeg Bosna existiert nicht de jure, dafür de facto, mehr, als es vielen in Zagreb und Sarajewo lieb ist. Die Kroaten der kroatischen Armee HVO haben diesen Teil bis hin nach Mostar freigekämpft, jetzt wollen sie das Ruder nicht aus der Hand geben.

In Sarajewo die andere Regierung ohne Land, Bosnien-Präsident Alija Izetbegovic hat, so empört sich Stojan Vrljic, neues Geld gedruckt. "Und was hat er darauf als Symbol gedruckt?" Etwa eine Moschee aus Sarajewo? Nein, "die Brücke von Mostar", die unsterbliche, die ein Baumeister nach zweimaligem vergeblichem Anlauf 1566 geschaffen hat.

Mißtrauen überall. Jeder mißtraut jedem. Die Kroaten argwöhnen, die Muslime würden ihre Flüchtlinge nur deshalb scharenweise in die Stadt bringen, weil sie die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Muslime ändern wollen. Die Muslime befürchten, daß sie zwischen den mächtigen Serben und den starken Kroaten irgendwie aufgerieben werden. Jeder hört nach 150 Tagen Beschuß Tag und Nacht die Mäuse husten. Das verdummende Gift des Mißtrauens und des Chauvinismus hat sich auch bei vernünftigen Menschen wie Tycho Maric eingegraben. Widersprüche, hier in dieser Stadt: Mate Boban, der Präsident von Herzeg Bosna, ist ein furchtbarer Kommißkopf. Dennoch, die Kroaten helfen den Muslimen, nehmen die Flüchtlinge aus dem Osten auf.

17.30 Uhr. Ins Büro der neuen Hilfsorganisation "Cerweni Polumjesec" kommt eune Frau, aufgelöst, tränenüberströmt. Ihr elfjähriger und einziger Sohn, sie hat noch drei Töchter, hat Granatsplitter in den Schultern und an der Wirbelsäule. Sie weint. Die Ärzte haben ihn unter dem Messer, er ist schwerverletzt, wird wahrscheinlich den Rücken gelähmt behalten. Man braucht Blut einer bestimmten Blutgruppe, das es in Mostar nicht gibt. Er wird auf gefährlichem Krankentransport nach Split gebracht werden müssen. Man ruft in Split an. Ja, er soll kommen. Auch diese Flagge der Menschlichkeit weht, wann immer etwas ist. Die kroatischen Hospitäler sind jederzeit und immer für Notfälle bereit und fragen nicht nach dem Ethnien- Buch.

Eine Stunde lang hält das an, dann trauen wir uns wieder heraus. Zigaretten werden hier geraucht wie nirgendwo auf der Welt. Mirza Hadiomerovic (Chef des Roten Halbmonds) legt mir wieder eine Packung "Duell" auf den Tisch. In Mostar arbeitet weder die große Flugzeugfabrik Soko mehr noch irgendein anderer Betrieb.

Wir hören die Nachrichten von Radio Sarajewo. Es ist später Abend. Es gab heute in Bosnien-Herzegowina 90 Tote, die registriert wurden. Es gab einen Luftangriff auf Jajce, es gab Granateneinschläge in Bihac und in Sarajewo, in Mostar, in Kupres. Ich erzähle, daß die Deutschen am 12. September mit der Nachricht ins Wochenende gingen: Ab Mittag werden die schweren Waffen unter der Kontrolle der UN sein. Reaktion: Galgenhumor!

Am nächsten Tag gehen wir nach dem morgendlichen Granaten-Angriff "grenadieren", sagt die Dolmetscherin Kimeta Delberovic immer) in ein Altenheim, in dem 1300 Flüchtlinge untergebracht sind. Alle ebenfalls rauchend, viele krank, nervös. Das habe ich noch nicht erlebt: Flüchtlinge sollen ja nach der Genfer UNHCR-Konvention möglichst 20 Kilometer vom Verfolger-Staat untergebracht werden. Hier stehen sie mitten im Granatfeuer. Es gibt Einschüsse auch in diesem Haus, nach der Einschußseite sind die Räume freigelassen. Die 30 000 Flüchtlinge in Mostar sind untergebracht. Aber sie bekommen nur zweimal am Tag etwas zu essen. In der Besprechung schimpft ein Vertreter der Hausgemeinschaft los.

Eine andere Frau, aus Gacko, sagt: "Wir sind drei Wochen im Wald herumgeirrt, haben uns nur von Wurzeln ernährt, dann mußten wir uns den Tschetniks ergeben. Die haben uns dann irgendwo weggehen lassen. Ich kann nichts mehr von Politik hören", schreit diese Frau und kreuzt die Arme über dem Kopf. Sie weint, wie viele Menschen hier schnell weinen. Die 120 Babys im Haus brauchen Kindernahrung, die brauchen warme Kleidung, die brauchen Wärme, wenn es hier kalt wird. Ich verspreche einfache Hilfe. Was denn sonst?

Wir sind draußen. Wieder rasen wir, dieses Mal zum Krankenhaus. Dort liegen im Keller die stöhnenden Kranken an den Wänden. Chefarzt Dr. Petr Jelsic erzählt uns, daß dieses Krankenhaus besonders oft und gezielt "grenadiert" wurde. Einmal kam den Operateuren die Decke herunter, als sie gerade einem Patienten den Bauch geöffnet hatten.

Wir fahren zurück. Der Gastgeber, Chef der muslimischen Organisation, sieht mich verschmitzt an: "Malo Slivovic?" Ob ich einen "kleinen Sliwowitz" trinken will? Immer, wenn mir Muslime einen Sliwowitz anbieten, werde ich den trinken.

Ruprecht Neudeck ist Vorsitzender des Komitees Cap Anamur/Notärzte in der Bundesrepublik und Redakteur beim Deutschlandfunk.

Schwule wollen Steuergelder Steuergelder vom Land will ein Schwulen-Verband, der jetzt in Fulda gegründet worden ist. Der Verband strebt nach Angaben seines Organisationskomitees eine politische Vertretung der Interessen von 15 hessischen Schwulengruppen mit etwa 300 Mitgliedern an. Als langfristiges Ziel bezeichnete es der Sprecher der Organisationskomitees, Josef Sturm, etwa 300 000 Mark für Projekte vom Land zu erhalten. Damit sollten Notruftelefone für Homosexuelle in Frankfurt eingerichtet, Forschungsprojekte bezahlt und Kulturveranstaltungen finanziert werden.

Stiftung für Frauen in Not gefordert Der hessische Hausfrauenbund will eine Stiftung für Frauen in Notsituationen gründen. Das Stiftungskapital von 100 000 Mark sollen die Ortsverbände ansparen, über die Vergabemodalitäten will der Verband 1993 entscheiden. Die Organisation umfaßt in Hessen 46 Ortsverbände mit 10 000 Mitgliedern.

Untergrund macht fit

TOKIO, 9. Oktober (AFP). Der Streß in der U-Bahn zur Hauptverkehrszeit stählt die Japaner. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler, die im Auftrag des Tokioter Erziehungsministeriums geforscht hatten. Japanische Männer zwischen 30 und 59 Jahren, die den Großteil der Angestellten ausmachen, seien gesünder als ihre Altersgenossen vor zehn Jahren, heißt es in der Studie, die am Freitag veröffentlicht wurde. Vor allem bei Ausdauer- und Beweglichkeitstests seien sie den auf dem Land lebenden Japanern deutlich überlegen. Ein Grund dafür sei der stressige Alltag der Stadtbewohner, der eine widerstandsfähigere Spezies geschaffen habe. Die Ausweichmanöver in den verstopften U-Bahn-Gängen seien vergleichbar mit dem Dribbling und Zur- Seite-Springen beim Basketball, sagte der Leiter des Wissenschaftlerteams.

D 2972 A

Azubis sind nicht mehr so "pubertär" Hoechst-Ausbildungszentrum: Mehr als 2400 Besucher beim Tag der offenen Tür

HÖCHST. Wenn der Vater mit dem Sohne auf ein Gebäude des Chemiekonzerns deutet und sagt: "Da hinten, Junge, da hab' ich mal angefangen, als ich 15 war" - dann ist Tag der offenen Tür im Ausbildungszentrum der Hoechst AG. Im Labor experimentieren, die Körpergröße per Ultraschall messen lassen, Azubis ausfragen, das Modell der biologischen Abwasser-Aufbereitungsanlage angucken oder die "Lasershow" bestaunen: das und mehr konnten Eltern, Schüler, Nachbarn und Neugierige - offene Türen in Laboratorien, Werkstätten und Unterrichtsräumen, um transparent zu machen, was in ihnen geschieht.

Eine Stunde vor Schluß hatten schon 2400 Besucher das Informationsangebot genutzt. Besonders beliebt: der "Schnuppertest", bei dem die Lehrlinge von morgen ausfüllen konnten, ob sie lieber Werbekampagnen planen oder logisch denken wollen, ob sie Bürotechnik mehr interessiert als eine elektrische Schaltung. Wer alles angekreuzt hatte, fand heraus, ob er eher für die kaufmännische, technische, naturwissenschaftliche Ausbildung oder für die Industrie-Informatik geeignet ist. Bei der Hoechst AG verdienen Lehrlinge im ersten Jahr 932 Mark.

Daß die "demographische Entwicklung nach unten geht", wie Ausbildungsleiter Ulrich Gruber sagt, bekommt auch der Chemiekonzern zu spüren. Wurden Mitte der 80er Jahre noch mehr als 1000 Lehrlinge eingestellt, haben im August und September dieses Jahres "nur" 703 Auszubildende den Schritt in die Arbeitswelt gemacht: sie wurden unter 2781 Bewerbern ausgewählt.

Als zweiten Grund des Rückgangs nannte Gruber das veränderte Bildungsverhalten: "Immer mehr Abiturienten und Schulabgänger gehen direkt zur Hochschule." Dadurch seien die Azubis älter geworden und "nicht mehr so pubertär". Lag das Durchschnittsalter vor zehn Jahren bei 15,5 Jahren, liegt es heute bei 17,5. Im Stammwerk arbeiten derzeit 28 000 Beschäftigte und 2200 Lehrlinge.

Der Tag der offenen Tür wurde dazu genutzt, Werbung für einen Beruf zu machen, in dem Verantwortung für Leitungen und Kessel übernommen werden muß: Chemikant. 99 Lehrlinge begannen in diesem Jahr die dreijährige Ausbildung. Gruber: "Wir hätten gerne 120 eingestellt." Qualifizierte Bewerber fehlten, so daß sich das Unternehmen verstärkt um "gute Haupt- und Realschüler" bemühe. 1992 sei "praktisch jeder zweite Lehrling ein Hauptschüler."

In diesem Jahr werden 541 von 794 Auszubildenden übernommen. Der Leiter der Aus- und Weiterbildung bezeichnet die Chancen auf Weiterbeschäftigung als "insgesamt gut". Viele erfolgreiche Prüflinge würden auch zur Hochschule wechseln. Gab es noch vor zehn Jahren Probleme bei den Laboranten, hätten heute verstärkt die Techniker dafür zu kämpfen, nach der Lehrzeit übernommen zu werden.

Im naturwissenschaftlichen (356 Azubis) und kaufmännischen Bereich (207 Azubis) sind die Übernahme-Chancen zur Zeit sehr gut. Erst im zweiten Jahr werden bei der Hoechst AG Kaufleute für Bürokommunikation ausgebildet - 59 junge Frauen und Männer. Und schon immer habe es bei den Industriekaufleuten "Bewerbungen aus der ganzen Welt gegeben", sagte der Leiter der kaufmännischen Ausbildung, Dr. Wolfgang Habermann.

Relativ neu jedoch sei die internationale Klasse, in der seit 1988 auf Vorschlag der Hoechst-Tochtergesellschaften junge Leute aus zehn Nationen unterrichtet werden. Zur Zeit sind es 18.

Trotz Strukturschwäche läßt die "Technikbegeisterung" laut Helmut Hofmann nicht nach. "Zu uns kommen Schul- und Theoriemüde." Das Spektrum reiche vom Industriemechaniker bis zum Prozeßleitelektroniker, ebenfalls ein Beruf mit Zukunft. Dr. Josef Hahn begrüßte die "Computer-Freaks": Der Leiter des Computerlernzentrums bildet 40 neue Industrie-Informatiker aus und wurde beim Schnuppertag von PC-Fans bestürmt. pms

Sport-Tribüne

"Wir müssen an die Zukunft unserer Kinder denken." Die Politikerfloskel, zu allen Gelegenheiten aus der Wörterkiste gekramt, können nur diejenigen verwenden, die keine Kinder haben. Folglich müßte der Großteil der Politiker und Politikerinnen kinderlos sein, denn offensichtlich wissen sie weder aus eigener noch aus sonstiger Erfahrung, wie die jüngsten Bürger in deutschen Landen leben, weil sie für deren bessere Lebensqualität ziemlich wenig tun.

Die Gegenwart ist für Kinder, besonders für diejenigen in Großstädten und städtischen Regionen, nicht gerade attraktiv. Dem Fetisch Auto werden menschliche Bedürfnisse geopfert, Stadtplaner denken an optimale Auslastung und minimale Kosten, wenn sie Wohnungen bauen, Anlagen gestalten oder neue Straßen planen, aber sicher nicht an Kinder. Schadstoffe aus Autos und Chemiekonzernen, dazu mehr Lärm von weiter wachsendem Verkehr - diese Belastungen werden als "notwendige Nebenwirkungen" industriellen Wachstums und gesellschaftlichen Wohlstands klaglos hingenommen. Wohlstand statt Wohlbefinden: Immer mehr Allergien, Atemwegserkrankungen, Haltungsschäden sowie motorische und Verhaltensstörungen treten besonders bei Kindern auf, die elementare Bewegungserfahrungen kaum noch sammeln können.

"Betreten verboten, Zutritt verboten, Spielen verboten, Bewegen verboten, Lachen verboten . . ." Durch den üblichen Schilderwald haben sich die Störenfriede Kinder von klein auf gefälligst still zu bewegen, sich an Ordnung und Gehorsam zu gewöhnen. Und wehe, einer der kleinen Wichte verstößt dagegen, wagt in den Mittagsschlaf des Nachbarn mit einem springenden Ball oder einem gesungenen Abzählreim einzudringen: Da ist das Hüpfspiel mit einer lautstarken Gardinenpredigt, die über den Hinterhof hallt, schnell beendet. Viele von uns Erwachsenen scheinen sich nicht mehr daran zu erinnern, daß sie auch einmal Kind waren, "Auslauf" sprich Bewegungsraum brauchten.

Doch im Asphaltdschungel der Städte ist das Entdecken des Körpers und der Bewegung fast schon ein seltenes Abenteuer. Spiel- und Sportplätze ebenso wie Pausenhöfe sind aus Für Kinder ist Sport besonders wichtig unterschiedlichsten Gründen für viele Kinder unerreichbar: Zu bestimmten Zeiten sind die Anlagen geschlossen, Rutschbahnen oder Sandkästen oft verdreckt mit Hundekot oder Fixerspritzen. Und viele Plätze sind einfach zu weit entfernt.

Nur wenige Interessenvertreter machen sich in unserer Gesellschaft für die Kinder stark, darunter auch der Sport, der seit Jahren für eine bessere Bewegungsschulung im Kindergarten, mehr qualifizierten Sportunterricht in Schulen und Berufsschulen plädiert. Und auch die Forderung des Deutschen Sportbundes (DSB) nach dem Sportplatz um die Ecke ist gleichzeitig die Forderung nach mehr Spiel- und Bewegungsraum für Kinder.

Doch diese Forderungen verhallen meist ungehört. Beim Deutschen Umwelttag in Frankfurt veranstaltete die Hessische Sportjugend kürzlich mit dem "Verein zur bewegungs- und sportbezogenen Sozialarbeit" ein Bewegungsraumfest, um auf die Problematik und ihre Bewältigung aufmerksam zu machen. Bundesweit wurden immer wieder Projekte gestartet, doch meistens blieben es nur befristete "Bewegungsspiele", die häufig aus "Geldmangel" gestrichen wurden.

Auch in Frankfurt hat die rot-grüne Stadtregierung wenig Herz für Kinder, die keine Lobby haben - trotz Kinderparlament. Obwohl die Koalition gerade mit dem Anspruch angetreten ist, kinderfreundliche Politik in den Vordergrund zu stellen. Es wird auch hier von der Sportdezernentin hauptsächlich über Leistungssport und Vereinsbezuschussung, Großprojekte und attraktive Profi-Veranstaltungen laut nachgedacht, aber wenig für familienorientierte Sportstätten oder attraktive sportliche Jugendangebote außerhalb der organisierten Sportwelt geredet, geschweige denn getan. Auch die eine oder andere Skateboardanlage ändert daran nichts.

"Mehr Lebensqualität" war ein Slogan, mit dem die Sozialdemokraten in den 70er Jahren warben. Heute ist er vor allem aus Kindersicht aktueller denn je, denn Video und Fernsehen, Batman oder Rambo sind kein Ersatz für eigene Erfahrungen, wie das Klettern auf Bäume, das Herumtollen auf einer grünen Wiese, in guter frischer Luft, ohne Angst, unter eines der stinkenden und rasenden Blechungeheuer zu geraten, einen Nachbarn zu nerven, in einen Hundehaufen zu treten.

Bewegung macht frei und macht Spaß und ist auch ein wohliges Baumeln für die Kinderseele.

BIANKA SCHREIBER-RIETIG

Die Krawatte abgesäbelt Beim Oktoberfest der Fidelen Nassauer ging's lustig zu

HEDDERNHEIM. Unter weißblauer Dekoration feierte im vollbesetzten Clubhaus Heddernheim eine große Gemeinde "25 Jahre Oktoberfest der Fidelen Nassauer". Unter den Gästen waren der Bundestagsabgeordnete Joachim Gres (CDU), Ortsvorsteher Helmut Gärtner, "Berjermaaster" Dieter Luwe und andere Stadtteil-Persönlichkeiten.

"Babbelschwestern" und Mitglieder des blaugelben Gardecorps stellten das "Wies'n"-Personal. Zufrieden ob des guten Besuchs zeigte sich Lothar Riedel, Vorsitzender der Fidelen Nassauer, während Vergnügungsausschuß-Vorsitzender Manfred Krichbaum als Moderator gleich zu Beginn den obligatorischen Faßanstich ankündigte. Damit hatte der Bundestagsabgeordnete Gres keine Probleme. Beim Wettsägen aber, als er sich im Eifer des Gefechts zu weit nach vorne beugte, säbelte er den eigenen Schlips ab. Sein Team wurde Zweiter. In 33 Sekunden gewannen Jürgen Schreuer und Lorenzo Santangelo diesen lustigen Wettbewerb.

"An die Böcke, fertig - los!" Und schon glühte das Sägeblatt unter Frauenhänden. In hervorragenden 42 Sekunden hatte das Siegerpaar Brigitte Köchling und Elisabeth Lauer den etwa 20 Zentimeter dicken Baumstamm durchgesägt.

Große Stimmung herrschte im Saal, dafür sorgten auch die 20 Musikanten der ausgezeichneten Trachten- und Showkapelle "Die fröhlichen Franken". Sie spielten für alle Geschmacksrichtungen und lockten nicht nur Paare aufs Tanzparkett. Auch zum Schunkeln animierten sie: "Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier . . ." Aber Radi präsentierten die "Fidelen" ihrem Publikum, ofenfrische Brezeln, Blumen als Tombolalose, eine originelle "Enzian-Hütte" mit Alex Gruber und Egon Neuschützer sowie als Gaudi einen Jodelwettbewerb.

Wettmelken entfiel diesmal. "Unsere Kuh ist davongelaufen", witzelte Peter Horz, der Zweite Vorsitzende. Von drei Geburtstagskindern im Saal durfte zwischendurch Dagmar Scholle die Kapelle dirigieren. Beifall und Glückwünsche waren der jungen Frau sicher. dixi

Wer keine Quittung hat, muß Bußgeld zahlen

"Halt", ruft die Verkäuferin, läßt die Kasse im Stich und stürzt dem Kunden hinterher: "Ihre Quittung!" Eine Quittung? Wer die früher verlangte, erntete bei den griechischen Einzelhändlern, Tavernenwirten und Handwerkern grimmige Gesichter. Jetzt aber werden einem die Belege förmlich aufgedrängt. Und man sollte sie nicht achtlos in den nächsten Papierkorb werfen. Denn es könnte sein, daß ein paar hundert Meter weiter die Damen und Herren von der Steuerfahndung nach dem Papierstreifen aus der Registrierkasse fragen.

Um ungewöhnliche Ideen bei der Jagd auf die Steuersünder ist Griechenlands Wirtschafts- und Finanzminister Stefanos Manos nicht verlegen. Jetzt hat er die Verbraucher gewissermaßen zu Helfern der Steuerfahndung gemacht: wer keinen Beleg verlangt, macht sich der "Beihilfe zur Steuerhinterziehung" schuldig. Seit kurzem schwärmen die Steuerbeamten aus und kontrollieren auf der Straße, ob die Einkäufer im Besitz von Quittungen sind.

Der Athener Syntagmaplatz beispielsweise an einem Tag: zwei junge Männer sitzen in einem der Straßencafés und mustern interessiert den regen Betrieb ringsum. Am Nebentisch verzehrt eine Touristenfamilie Souvlaki, Pommes frites und griechischen Salat. Als die gesättigten Urlauber bezahlt haben und sich erheben, stehen auch die beiden jungen Männer auf, zücken ihre Dienstausweise und stellen sich als Steuerfahnder vor. Ob sie denn eine Quittung bekommen hätten, fragen sie die verdutzten Touristen. Die verneinen. Damit beginnt für den Wirt eine peinliche Überprüfung: ganze 11 000 Drachmen, umgerechnet 88 Mark, sind an diesem Tag bisher durch die Registrierkasse gelaufen. In der Kasse allerdings finden sich über 70 000 Drachmen. "Wechselgeld", stammelt der Wirt mit hochrotem Kopf, "ich muß schließlich Wechselgeld in der Kasse haben . . ."

Bereits am ersten Tag ihres Fischzuges verzeichneten die Steuerfahnder einen reichen Fang: 50 Streifen überprüften insgesamt 4000 Einkäufer - jeder fünfte hatte keine Quittung erhalten. Vorerst beließen es die Finanzbeamten bei Ermahnungen. Jetzt aber wird es ernst. Wer nun den Steuerfahndern mit prall gefüllter Einkaufstüte, aber ohne Beleg in die Arme läuft, muß mit einem Bußgeld von bis 100 000 Drachmen, umgerechnet 800 Mark, rechnen. Nur bei Einkäufern, die jünger als 18 oder älter als 70 Jahre sind, soll ein Auge zugedrückt werden. Auch ausländische Touristen dürfen darauf hoffen, daß ihnen das Bußgeld erspart bleibt.

Die Griechen aber werden nirgendwo vor den Fahndern des Fiskus sicher sein: weder auf den Wochenmärkten, wo die Händler bisher erfahrungsgemäß einen Großteil der Umsätze vor dem Finanzamt zu verschleiern wissen, noch in Griechenlands traditionellen Nachtlokalen, den "Bouzoukia". Bereits am vergangenen Wochenende mischten sich die Beamten in einer Großaktion unerkannt in 80 Nachtklubs unter die ausgelassenen Gäste. Die teueren Überstunden seiner Fahnder, einschließlich der Spesen für die zwecks Tarnung zweifellos konsumierten Drinks, lohnten sich für den Finanzminister: in 64 Etablissements stellten die Beamten 350 Verstöße fest.

GERD HÖHLER (Athen)

Ein Verdienst von Hoet

Nun hat niemand erwartet, daß Peter Iden vom "Rummelplatz der Beliebigkeiten" (FR vom 21. 9. 92 "Schon Vergessen") am Ende der documenta 9 seiner Überzeugung untreu wird, oder zur Arbeit von Jan Hoet außer einer Bekräftigung seines (Vor)Urteiles Neues zu berichten hat.

Auf einmal hat die neue politische Situation im Osten zum unerwarteten Besuchererfolg geführt. Hat er ja vorher alles gewußt (aber jetzt erst verkündet).

Der Versuch, breitere Schichten mit der aktuellen Kunst vertraut zu machen, sie zu begeistern und damit die Toleranz zwischen den Menschen zu fördern, ist mit ein Verdienst von Hoet und scheint mir gerade in der heutigen Zeit wichtiger zu sein, als eine Kunstschau für ein elitäres, den Ansprüchen von Kunstkritikern genügendes Publikum zu produzieren.

Manfred Beinhauer, Kassel

Ein neues Abenteuer

Leider hat die Abstimmung in Frankreich nun doch nicht das erforderliche Nein für den Vertrag von Maastricht gebracht (FR vom 21. 9. 1992 "Äußert knappes Ja zu Maastricht").

Nachdem uns unsere Bundesregierung im Rahmen der Wiedervereinigung mit Unwissenheit, absichtlichen Falschinformationen und Lügen in ein Finanzloch ohne absehbares Ende geritten hat, geht es nun in ein neues Abenteuer, dessen finanzielle Auswirkungen nicht absehbar sind. Über den Inhalt des Vertrages gibt es keine umfassenden Informationen für die Bundesbürger. Nur bruchstückhaft kommen Teile an das Tageslicht (siehe hier auch EG-Normen über Schlachthöfe). Die Landkreise und Gemeinden sind pleite (Frankfurt am Main, Wetteraukreis usw.), da immer mehr Kosten auf sie abgewälzt werden.

Aber immer weiter voran, hinein in den europäischen Bundesstaat. Man fühlt sich dabei stark an den Zug der Lemminge erinnert. Und was sagt die SPD dazu? "Man kann ein Volk von 70 Millionen nicht durch Volksentscheide lenken."

Und da wundert man sich landauf und landab bei unseren Politikern über die wachsende Staatsverdrossenheit.

Bernd Weber, Reichelsheim

Die Frauen lernen, sich zu verteidigen

BOCKENHEIM. Im Rahmen der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" wird am heutigen Donnerstag, 1. Oktober, von 12 bis 17 Uhr am Eingang der Ladengalerie in der Leipziger Straße ein Infostand organisiert, an dem sich unter anderen die "Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung" (Agisra) beteiligt.

Die Initiatorinnen wollen einen Einblick in die Arbeit von Frauenprojekten und Initiativen ihres Stadtteils geben.

Ebenfalls heute informiert ein Mitarbeiter des "Infodienstes der Polizei", wie sich Frauen präventiv gegen Gewalttaten oder auch Wohnungseinbrüche schützen können. Treffpunkt ist die Altenbegegnungsstätte, Am Weingarten 18-22, von 17.30 bis 19 Uhr.

Ab Montag, 5. Oktober, bietet der Verein "Frauen in Bewegung" einen sechswöchigen Selbstverteidigungskurs an. Jeweils montags treffen sich die Teilnehmerinnen von 17.30 bis 19.30 Uhr in den Räumen der Lehrerinnenkooperative, Kölner Straße 58 im Gallus.

Wer sich anmelden möchte, wendet sich an die Organisatorinnen unter der Telefonnummer 7 38 28 63 . tin

Kleider für gute Zwecke Der Flohmarkt in St. Katharinen hat schon Tradition

WESTEND. Die ältere Frau packt mit zufriedenem Gesicht einen Judoanzug in ihre Tasche. "Das ist übrig geblieben, sonst ist alles weg", erzählt sie lächelnd. Sie unterstütze den Kinderkleidermarkt gern, meint sie. Da komme die Gemeinde auch außerhalb des Gottesdienstes für einen guten Zweck zusammen.

Der Elternkreis der evangelisch-lutherischen Katharinengemeinde im Westend organisiert jeweils am letzten Wochenende im März und September einen Kinderkleidermarkt. Der Erlös aus den Standgebühren und die Spenden werden einem guten Zweck zugeführt.

Die Eltern haben die Möglichkeit, gebrauchte, aber noch gut erhaltene Kleidung zu verkaufen, oder ein neues Stück für das eigene Kind zu erwerben. Das Angebot reichte von Pullovern über Bademode bis hin zu Büchern und Spielen. Auch einige Kinder beteiligten sich an der Aktion und verkauften Kassetten oder ihren Malkasten.

Seit fünf Jahren gibt es den Kleidermarkt. Er ist zu einer festen Institution geworden und auch Eltern anderer Frankfurter Stadtteile besuchen ihn regelmäßig. Der Elternkreis, der sich einmal im Monat trifft, kümmert sich darum, daß die Spenden auch gezielt eingesetzt werden. Eine Mutter: "Am Anfang haben wir das Geld der Kinderkrebsstation der Universitätsklinik gespendet."

In diesem Jahr kaufen die engagierten Mütter Lebensmittel und senden sie mit Hilfe der Johanniter in ein Dorf in der Ukraine. Das habe bereits im März dieses Jahres gut geklappt, meint eine der Organisatorinnen.

Eine Teilnehmerin erklärt, warum sie sich am Kleidermarkt beteiligt: "Meine Kinder sind aus der Kleidung herausgewachsen, also verkaufe ich Sachen und spende einen Teil davon. Ich bin die Sachen los, aber ich helfe auch damit; und das finde ich gut."

Der Kinderkleidermarkt der Katharinengemeinde ist zu einer beliebten Einrichtung geworden. Die Eltern unterstützen durch ihre Spende Menschen in Not und gewährleisten, daß der Erlös auch wirklich dort eingesetzt wird, wo Geld benötigt wird.

Wer Fragen zum nächsten Kleidermarkt hat, bekommt im Gemeindebüro unter den Telefonnummern 72 80 94 und 72 83 83 Informationen. sil

Rudererinnen pullten gegen den Strom Bei der Regatta des Frauen-Rudervereins Freiweg stand der Spaß im Vordergrund

NIEDERRAD. Die Ruderinnen des Frauen-Rudervereins "Freiweg" hatten es sich auf dem Steg am Niederräder Mainufer gemütlich gemacht: Bei der internen Regatta des Vereins stand der Siegeswille nicht im Vordergrund. "Es geht mehr darum, daß die Leute Spaß an der Sache haben", erklärte Karin Schönherr, Jugendwartin von Freiweg, das Ziel dieser Vereinsmeisterschaft.

Zum Vergnügen der Zuschauer traten in den Rennen der Einer dann auch höchst unterschiedliche Leistungsklassen an: Marlies, eine ehemalige Regattarudererin, trat gegen Dagmar an, die erst vor wenigen Monaten den Umgang mit Boot und Skull gelernt hatte. Um das Rennen dennoch einigermaßen ausgeglichen zu gestalten, gewährte die ehemalige Rennruderin ihrer jungen Kollegin einen gewaltigen Vorsprung. Dabei hatte sie sich aber ein wenig verkalkuliert und verlor das Rennen trotz hohem Einsatz mit zwei Bootslängen.

Rund 30 Frauen hatten sich zur internen Ruderregatta angemeldet, und sogar nach dem offiziellen Meldeschluß waren noch einige Anmeldungen eingegangen. Gestartet wurden neben den Einer-Rennen auch noch ein Rennen der Zweier, und weil so viele Vereinsmitglieder die Teilnahme angekündigt hatten, konnten gar zwei Vierer-Rennen ausgetragen werden.

Natürlich gab es bei dieser "Spaßregatta" auch einige Geschicklichkeitswettbewerbe: Beim Kinderrennen mußte nicht nur das Boot stromaufwärts gerudert werden, sondern es sollte auch auf der Stelle gewendet werden, was eine gute Technik verlangt. Auch ein Elternrennen wurde gestartet: "Die Mütter und Väter sollen einmal die Gelegenheit erhalten, zu sehen, was die Kinder in den Booten so machen", sagte Regattaleiterin Claudia Beverlin zu dem Wettbewerb.

Durch den Verkehr der Berufsschiffahrt mußte die Regatta häufig unterbrochen werden, und auch mit den Seglern des Schwimmclubs Niederrad, der ein wenig stromabwärts eine Wettfahrt organisiert hatte, mußten sich die Ruderinnen arrangieren.

Diese Unterbrechungen werden in den nächsten Jahren zunehmen: "Die Prognosen gehen von einem 25prozentigen Zuwachs des Schiffsverkehrs auf dem Main durch die Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals aus", erläuterte die Erste Vorsitzende von Freiweg, Martha Gumbrecht. "Im nächsten Jahr sehen wir alle geküßt aus", meinte sie sorgenvoll.

Das Nachwuchsproblem des Rudervereins hofft Martha Gumbrecht jetzt durch eine Kooperation mit der Salzmann- Schule lindern zu können. Bis zu 14 Schüler im Alter zwischen elf und 13 Jahren werden sich nach den Herbstferien bei den Frauen von Freiweg vorstellen, um dort das Rudern zu lernen. "Ich bin überglücklich, daß diese Kooperation zustande gekommen ist; der Nachwuchs wird dringend gebraucht", erläuterte Gumbrecht das Interesse des Vereins an der Zusammenarbeit.

In den letzten Monaten konnte die Zahl der Mitglieder zwar auf 160 gesteigert werden, doch dieser Zuwachs ist vor allem einem Anwachsen der Seniorengruppe zu verdanken, die in den letzten Monaten etwa 20 Frauen für den Rudersport gewinnen konnte.

Um jungen Müttern die Möglichkeit zu geben, ihrem Interesse an sportlicher Betätigung auf dem Wasser nachzugehen, bietet der Verein mittwochs ab 15.30 Uhr ein Mütterrudern mit Kinderbetreuung an. Im Augenblick nutzen erst drei Frauen das Angebot. Jugendwartin Schönherr sprach von einem "Baby-Projekt", das erst noch wachsen muß.

Das nächste "Großereignis" im Frauenruderverein ist schon fest terminiert: Am Samstag, 14. November, werden einige Jubiläen gefeiert: 65 Jahre besteht "Freiweg" dann, das Vereinshaus wurde vor 25 Jahren errichtet, und es gibt einige 50jährige Vereinsmitgliedschaften zu würdigen.

Auch die Erste Vorsitzende Martha Gumbrecht wird geehrt: Sie arbeitet seit 55 Jahren im Vorstand mit und leitet die Geschicke des Vereins seit 40 Jahren als Vorsitzende. kan

Substanzlos und ignorant

Unserer Meinung nach war die Berichterstattung der Frankfurter Rundschau auf den Kulturseiten über die documenta IX durchgehend substanzlos und ignorant. Einen Höhepunkt stellt der verweigerte Nachruf am 21. 9. 1992 dar (FR vom 21. 9. 1992 "Schon vergessen"). Da stammelt der allseits eigentlich für seine Formulierungskünste bekannte P. I. nur noch taschenrechnerisches DaDa herunter und bemüht qualvoll eine andere Zeitung für einen Schlußwortverschnitt, als würde die FR kulturell nur noch die Gartenzwerge in Zeilsheimer oder Seckbacher Schrebergärten versorgen.

Ihre Leser müssen ja, falls sie nicht selbst auf der documenta IX waren, aus der alleinseligmachenden Froschperspektive von P. I. den Leiter Jan Hoet für einen Schwachsinnigen und die ganze Ausstellung für einen Schrottplatz halten - sowie, nebenbei bemerkt, alle bekannteren dort vertretenen Künstlerinnen und Künstler gleichsam über Nacht für ästhetisch impotent geworden . . .

Wir möchten daran erinnern, daß alle vorausgegangenen documentas genauso "scharf mißbilligt" wie diese wurden - auch wenn Ihr Schreiber das mittlerweile vielleicht vergessen hat. Wir möchten ebenfalls daran erinnern, daß Ihre Zeitung in den letzten Monaten einiges zum Thema Entgrenzung oder Ausweitung der Kunst veröffentlicht hat. Mit diesem Material hätte auch eine solide Auseinandersetzung über das diesjährige documenta-Konzept und seine gelungene bzw. temporär verunglückte Realisierung geführt werden können.

Stattdessen fällt momentan das Feuilleton der FR zur Gegenwartskunst in einen hervorragenden Theorieteil und geschwätzige, besserwisserische Kolportage auseinander.

Jan Hoet sagte in einem Interview, daß diese documenta konzipiert sei "für Leute, die zur Beobachtung offen sind und für Leute, die auf der Suche sind nach neuen Werken . . .".

Für jemanden wie P. I., der offenbar alles schon weiß und alles schon kennt, mußte dieses Ereignis dann wohl ein harter knock-out sein: Vielleicht sollte er (auch) das Boxen lernen und das Geschwätz lassen.

Hanswerner Kruse, Frankfurt a. M., und Hanna Wölfel, Schlüchtern

MAIN-KINZIG-KREIS VII

Dreirad-Piloten rasten durch die Gänge Der Flohmarkt der Evangelischen Familienbildung bot alles, was Kinder begehren

SACHSENHAUSEN. "Es ist riesig was los, das liegt an dem guten Wetter und den günstigen Angeboten", erklärte Hans Stapelfeld, Fachgruppenleiter der Evangelischen Familienbildung, den starken Besucherstrom, der sich durch das Erdgeschoß der Einrichtung in der Darmstädter Landstraße 81 zwängte. 28 Anbieter hatten ihre Stände aufgebaut und etwa 300 Kunden waren gekommen, um für ihren Nachwuchs aus dem großen Angebot von Kleidungsstücken und Schuhen etwas passendes auszuwählen.

Doch damit nicht genug: Viele Spielsachen stapelten sich auf den Tischen. Während die Jüngsten frisch erworbene Dreiräder in den Gängen zur Probefahrt ausführten, testeten andere die Qualitäten eines Tischfußballspiels. Bauklötze und Plastikmobilsysteme standen zum Verkauf, und Fahrradsitze sowie Kinderfahrräder suchten neue Eigentümer.

Ein Werbeplakat versprach: "Fast alles reine Baumwolle". Ehrlicherweise hatte der Standbesitzer die Vorzüge seiner Kleidungsstücke ein wenig eingeschränkt. Damit die leiblichen Bedürfnisse befriedigt werden konnten, wurde Kaffee ausgeschenkt und Kuchen verkauft.

Die evangelische Familienbildung hat einen guten Zugang zu jungen Familien, denn sie betreut mehr als 20 Eltern- Kind-Gruppen, an denen jeweils zehn Eltern teilnehmen können.

An diese Zielgruppe von etwa 200 Personen hatte Hans Stapelfeld Einladungen verteilt und darüber hinaus viele Werbezettel verteilt. "Kinderkleidung ist heute wahnsinnig teuer; vor allem junge Familien sind daher daran interessiert, Ware aus zweiter Hand zu günstigen Preisen zu kaufen", erläuterte Stapelfeld das Interesse am Trödelmarkt. Richard Menzel, Vater einer Tochter und eines Sohnes, bestätigte: "Hier sind gut erhaltene Sachen zu einem Viertel des Neupreises zu erhalten. Ich verkaufe hier Sachen, die unseren Kindern zu klein geworden sind." Er hatte schon nach wenigen Stunden die Hälfte seines Angebotes unter die Leute gebracht.

Die evangelische Familienbildung bietet nicht nur zweimal im Jahr den Trödelmarkt an, sondern ihre Hauptaufgabe ist die Unterstützung der Väter und Mütter durch verschiedene Bildungsangebote. Geburtsvorbereitungen, Koch- und Nähkurse gehören zum Standardangebot. Hinzu kommen ein kreativer Kurs mit Malunterricht und Möglichkeiten zum Theaterspielen. Seit mehr als zehn Jahren baut die Familienbildung ihren Frauenbildungsbereich aus: "Vor allem Rhetorikkurse sind zur Zeit sehr gefragt, die Frauen wollen wissen, wie man sich durchsetzt", erläuterte der Fachgruppenleiter Stapelfeld das Kursangebot.

Die Eltern-Kind-Gruppen richten sich in erster Linie an junge Mütter, deren Isolation im Haushalt aufgebrochen werden soll. Für den Fall, daß die Ehe oder Beziehung scheitert, bietet die Familienbildung auch Seminare für Personen an, die sich mit einer Trennung auseinandersetzen müssen.

Aber auch immer mehr Männer fühlen sich durch das Angebot angesprochen: "Es gibt ja immer mehr Männer, die sich in der Kindererziehung engagieren wollen", stellte Stapelfeld fest. Mit ihren Sorgen und Ängsten können sich die Interessenten in mehreren Männergruppen beschäftigen, die seit 1987 angeboten werden. "Mann begegnet sich - mit Männern ins Gespräch kommen", "Arbeitsteilung in der Partnerschaft", "Macht und Ohnmacht in Beziehungen" lauten einige der Themen, mit denen sich die Männer auseinandersetzen können.

Nähere Informationen gibt die Evangelische Familienbildung in der Darmstädter Landstraße 81. Sie ist unter der Telefonnummer 61 03 08 zu erreichen. kan

Die Ritterburg ,versilbert' Ostergemeinde: Kinderflohmarkt fand regen Zuspruch

SACHSENHAUSEN. Die beiden Kinder von Claudia Caldero sind mittlerweile aus dem Säuglingsalter heraus, die zu kleinen Kleidungsstücke für die Sprößlinge werden nicht mehr benötigt. Daher nutzte sie die Gelegenheit und veräußerte auf dem Kinderflohmarkt der evangelischen Ostergemeinde in der Stresemannallee einiges aus der Garderobe ihrer Jüngsten: Jäckchen, Hosen, Kinderschuhe, aber auch Bücher mit Tips für die richtige Säuglingspflege und Spielzeug hatte sie im Angebot, vieles davon lediglich für einen Bruchteil des Neupreises.

Andere Eltern boten Badewannen für Kleinstkinder, Warmhaltevorrichtungen für das "Fläschchen" oder Kinderwagen zum Verkauf an. Auch die Kinder waren gekommen, um vor dem Eingang zum Gemeindehaus ihre Kollektion an Mikkey-Maus-Heften zu "verhökern" und Ritterburgen mit Phantasie-Spielfiguren zu "versilbern".

Rund 400 Kauflustige prüften die Waren zwischen den mehr als 30 Ständen im Gemeindesaal. "Der Saal war von Anfang an voll", sagte die Elternvertreterin des Kindergartens, Ruth Schmidtke, die den Flohmarkt organisierte und durch Plakatwerbung in den Kindergärten von Oberrad bis Goldstein für den kräftigen Besucherstrom gesorgt hatte. Zweimal im Jahr lädt die Ostergemeinde zum Trödelmarkt ein, dabei ist als "Standgebühr" ein Kuchen zu entrichten. Der wird zum Stückpreis von einer Mark verkauft - ein Gewinn, der dem Kindergarten der Gemeinde zugute kommt. Damit die Kasse auch wirklich stimmte, sollten die Eltern zudem zehn Prozent vom Gesamtumsatz abgeben. "Im letzten Jahr hat die Elternvertretung damit eine Puppentheateraufführung unterstützt und einen Besuch der Kinder im Opelzoo bezahlt", berichtete Schmidtke. Wohin die Reise in diesem Jahr gehen wird, vermochte sie noch nicht zu sagen - die Entscheidung darüber wird erst auf der nächsten Sitzung des Kindergartenausschusses fallen.

Wie Schmidtke berichtete, würden zunehmend auch die Kleidungsstücke des etwas älteren Nachwuchses auf dem Flohmarkt verkauft: "Die Eltern der Kinder, die früher den Kindergarten besucht haben, rufen mich sogar an, um nachzufragen, wann denn der nächste Kinderflohmarkt ausgerichtet wird", sagte Schmidtke, die auf den regen Zuspruch stolz war.

Dennoch blieben die Umsätze bei manchen Anbietern hinter den Erwartungen zurück: "Wir hatten sonst mehr Einnahmen", stellte eine Mutter fest. Bei Ingrid Friedrich lag der Grund auf der Hand: "Wir haben schon auf dem Frühjahrsflohmarkt ganz toll verkauft, jetzt haben wir nicht mehr so viel anzubieten, denn die Kinder sind in der Zwischenzeit nicht viel gewachsen." kan

Jugendcafé eröffnete in neuen Räumen Nach Zwangspause haben die Jugendlichen wieder einen Treffpunkt / Etat gekürzt

OBERRAD. Das Jugendcafé Oberrad ist wieder geöffnet: Zu einem Fest mit viel Kaffee und selbstgebackenem Kuchen hatten die drei Sozialarbeiter und der Vorstand des selbstverwalteten Jugendzentrums die Heranwachsenden in die neuen Räume in der Wiener Straße 57 eingeladen. Rund 100 Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich über die Angebote der Einrichtung zu informieren und den Tischfußballautomaten, den neuen Billardtisch und den renovierten Sportkeller in Augenschein zu nehmen. Mehr als ein dreiviertel Jahr lang war die Einrichtung nach der Kündigung der alten Räume in der Offenbacher Landstraße 368 geschlossen gewesen, da die Mitarbeiter zunächst die Räume der ehemaligen Sparkasse für ihre Bedürfnisse umbauen mußten.

Bei den Umbauten waren die Sozialarbeiter vor allem auf ihre eigenen handwerklichen Talente angewiesen - die Stadt hatte dem Trägerverein des Jugendcafés keine Mittel für Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. "Wir sind jetzt handwerklich alle ziemlich fit", stellte Sozialarbeiterin Sylvia Werner lachend fest. Sie wies darauf hin, daß ohne die Mithilfe des Vorstandsmitgliedes Claus-Dieter Futh viele Arbeiten nicht fachgerecht hätten ausgeführt werden können. Besonders um die neue Theke an der Längsseite der ehemaligen Schalterhalle hatte Futh sich verdient gemacht: "Die Theke ist hervorragend gelungen, ohne den Claus-Dieter hätte wir die Arbeit nicht geschafft, der ist wirklich ein Allroundtalent", meinte Werner.

Jetzt steht das Jugendcafé Kindern im Alter zwischen zehn und 14 Jahren für die Hausaufgabenbetreuung dienstags bis freitags von 14 bis 16 Uhr offen. Für die Beaufsichtigung der Schularbeiten erheben die Sozialarbeiter einen Unkostenbeitrag von fünf Mark monatlich. "Wir nehmen das Geld nicht, weil wir glauben, damit tatsächlich unsere Kosten decken zu können, sondern dieser Beitrag soll die Verbindlichkeit der Anmeldung erhöhen", erläuterte Werner. Die allgemeinen Öffnungszeiten für Kursangebote und den "offenen Bereich", mit dem die Jugendlichen ab 13 Jahren angesprochen werden sollen, sind dienstags bis freitags von 16 bis 21 Uhr. Neben dem Billardtisch, dem Kicker und den verschiedenen Sportgeräten steht den Heranwachsenden auch ein Fernsehraum und eine Küche zur Verfügung. Allerdings erfuhr das Freizeitangebot des Jugendcafés aufgrund von Mittelkürzungen einige Einschränkungen. So kann beispielsweise der Plan nicht verwirklicht werden, nach der langen "Durststrecke", in der das Jugendcafé geschlossen war, den Jugendlichen eine "Entschädigungsfahrt" ins "Eurodisney" bei Paris anzubieten. Der Preis von 600 Mark für die dreitägige Reise erschien den Mitarbeitern zu hoch, da die Stadt keinen Zuschuß zahlen wollte. "Das ist zuviel, das können wir den Jugendlichen nicht zumuten", erklärte Sozialarbeiterin Werner, die die Entscheidung bedauerte.

Auch am regulären Freizeitangebot mußten Abstriche gemacht werden - der Etat für Veranstaltungen, Arbeitsmittel und Inventar wurde um 60 Prozent gekürzt. Kinoangebote und Schwimmkurse beispielsweise können nicht mehr im gewohnten Umfang angeboten werden. Selbst die Küche bleibt jetzt häufiger kalt: Bislang konnten die Jugendlichen mehrmals in der Woche gemeinsam kochen, künftig kann nur noch ein- bis zweimal eine schmackhafte Alternative zur "Cola-und-Chips-Diät" geboten werden, die viele Kinder ansonsten konsumieren. Und der Oberräder Bürgertreff "Depot" steht den Besuchern des Jugendcafés für Veranstaltungen im Rahmen des Kinderkulturprogramms künftig nur noch viermal im Jahr offen - bislang konnten dort bis zu sechs Theateraufführungen organisiert werden.

Für Fragen zu den einzelnen Angeboten steht das Sozialarbeiterteam während der Öffnungszeiten zur Verfügung. Das Jugendzentrum ist unter der Telefonnummer 65 71 70 zu erreichen. kan

Nachtkonzessionen Entscheidung im Einzelfall

SACHSENHAUSEN. Es wird eine Reihe von neuen Nachtkonzessionen für Gaststätten in Alt-Sachsenhausen geben. Am Rande des 1. Sachsenhäuser Kelterfestes bestätigte Ordnungsdezernent Joachim Vandreike (SPD) entsprechende Gerüchte, die seit einiger Zeit für Unruhe bei Wirten und der Bürgerinitiative (BI) Alt-Sachsenhausen sorgen. Wie viele Nachtkonzessionen die Stadt erteilen wird, konnte Vandreike jedoch nicht sagen: "Es gibt keine feste Zahl, wir entscheiden das im Einzelfall."

Kenner Alt-Sachsenhausens gehen davon aus, daß sechs weitere Konzessionen erteilt werden sollen, Getränke nach der "Polizeistunde" um ein Uhr nachts auszuschenken. Bis vier Uhr morgens kann mit einer derartigen Schankerlaubnis die Gaststätte geöffnet bleiben.

Ordnungsdezernent Vandreike sieht diese verlängerten Öffnungszeiten als einen weiteren Versuch, die Belastungen der Wohnbevölkerung durch den Lärm des Besucherstroms zu reduzieren und das angeschlagene Image des Viertels zu verbessern.

Vandreike: "Es bringt eine Entzerrung des Publikumsverkehrs, besonders wenn wir nicht alle Gaststätten bis vier Uhr konzessionieren." Zudem sei die Verlängerung der Öffnungszeiten auf sechs Monate befristet, so daß diese Erlaubnis auch problemlos wieder eingezogen werden könne.

"Das widerspricht unserem Konzept", stellte Thomas Barthelmann, Sprecher der BI Alt-Sachsenhausen, auf Anfrage fest. Die BI begreift sich als Lobby der Anwohner des Stadtteils. Die Mitglieder wollen das Viertel vor allem am Tag "wiederbeleben". Sie fordern, in erster Linie die Einrichtung von Lebensmittelläden und andere Einkaufsmöglichkeiten für die Bewohner, aber auch Souveniergeschäfte für Touristen und Wohnraum soll geschaffen werden. Heute suchen in der Altstadt Sachsenhausens mehr als 120 Gastwirtschaften ihre Kunden. kan

Bizonale Siedlung Beim Straßenfest besser kennengelernt

GRIESHEIM. Bei strahlendem Sonnenschein feierten die Mitglieder und Freunde des Bürgervereins zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung ihr erstes Straßenfest in der Jägerallee. Die Gäste genossen Kaffee und Kuchen oder ließen sich heiße Würstchen und kühles Bier schmecken. Für die Kinder waren einige Spiele und für die Erwachsenen eine Tombola arrangiert worden.

Der Griesheimer Bürgerverein besteht seit etwa zwei Jahren; er kümmert sich um die Erhaltung der Siedlung, die 1947 errichtet wurde. Inzwischen ist die Zahl der Mitglieder auf mehr 400 gestiegen.

Manfred Braun, der Zweite Vorsitzende des Vereins, erklärte, wie die Idee zu dem Straßenfest entstand: "Wir möchten unsere Nachbarn in einem geselligen Rahmen auf unsere Arbeit aufmerksam machen und sie zu einem Erfahrungsaustausch anregen." Die Öffentlichkeitsarbeit des Bürgervereins sei in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen, meinte Braun weiter, "das wollen wir gern ändern".

Das schöne Wetter hatte sicherlich auch dazu beigetragen, daß sich Nachbarn und Vereinsmitglieder trafen; so lernten sich viele Besucher in geselliger Runde besser kennen. Auch Gäste aus angrenzenden Stadtteilen waren willkommene Gäste.

Ein Berater des Wohnbundes Frankfurt stand interessierten Bürgern zur Verfügung und beantwortete ihre Fragen zur Entwicklung der Siedlung.

"Auch im nächsten Jahr wird es bestimmt wieder ein Straßenfest geben", resümierte Manfred Braun. "Wir haben so etwas zum ersten Mal gemacht, aber es hat sich gelohnt." sil

Lesezauber 1992: "Wir zaubern uns in tiefe Meere"

BORNHEIM. "Wir zaubern uns in tiefe Meere", ist das Thema der Aktion "Lesezauber" in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek in der Arnsburger Straße 24. Das in jedem Herbst wiederkehrende Projekt beginnt am Dienstag, 6. Oktober, und dauert bis zum 31. Oktober.

Am Freitag, 2. Oktober, dürfen Kinder ein Unterwasserplakat für den "Lesezauber" gestalten. Zum Abschluß der Aktion gibt es am 4. November ein großes Fest mit Clowntheater und Preisen für alle Kinder, die teilgenommen haben.

Die Bibliothek ist Dienstag bis Freitag von 13 bis 19 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. im/39

Überwältigender Andrang Der Rosenkranz-Flohmarkt wurde förmlich überrannt

SECKBACH. In dem kleinen Raum im Keller der katholischen Rosenkranzgemeinde in Seckbach konnte man sich erst am Nachmittag wieder etwas freier bewegen, so groß war der Ansturm auf den Klamottenmarkt gewesen, den Christiane Hassenteufel zusammen mit einigen anderen Frauen der ehemaligen "Krabbelrunde" der Gemeinde auf die Beine gestellt hatte.

Seit vier Jahren bietet sich hier jeweils im Herbst und im Frühjahr die Gelegenheit, Hosen, Schuhe und Pullis zu verkaufen, aus denen die eigenen Sprößlinge längst herausgewachsen sind. Sieben Mark müssen die Amateur-Händler für den Tisch bezahlen, auf dem sie ihre Waren ausbreiten wollen. Zusätzliche Gebühr: ein Kuchen. Die Tischgebühren und der Erlös, den die Flohmarkt-Initiatorinnen mit dem Verkauf von Kuchen und Kaffee erwirtschafteten, sollten diesmal an den "Elternverein Kinderkrebshilfe Frankfurt" gehen.

Da Christiane Hassenteufel bereits mit einem größeren Besucherandrang gerechnet hatte, hatte sie - das schöne spätsommerliche Wetter ließ es zu - vorsorglich auch noch ein paar Tische in den Garten gestellt. Doch auch so ließ sich der größte Ansturm nicht ganz abfangen. "Zwischen 14 und 15 Uhr war es hier so voll, daß man kaum noch durchkam", freute sie sich.

Tauschaktionen, Flohmärkte für gebrauchte Kinderbekleidung und ausrangiertes Spielzeug, die meist unter dem Sammelbegriff Kinderklamottenmärkte zusammengefaßt werden - sie sind in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Ihre wachsende Beliebtheit läßt sich leicht erklären: Einerseits kann man dort eine Menge Geld sparen, da tadellos erhaltene Kleidungsstücke meist zu einem Bruchteil des oft sehr hohen Neupreises angeboten werden.

Andererseits ist der Flohmarktbummel schon zu einer regelrechten Freizeitbeschäftigung geworden, und auch die Verkäufer verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen. Bei Kaffee und Kuchen hält man ein Schwätzchen, tauscht Erfahrungen aus und findet immer ein offenes Ohr für die alltäglichen "Problemchen". Gleichzeitig entledigt man sich dabei alter Pullover, Jäckchen oder Kinderwagen, die sonst in irgendeiner Kiste auf dem Speicher oder im Keller einstauben würden und dafür viel zu schade sind.

"Ich hätte fast 40 Tische vermieten können", sagte Christiane Hassenteufel. Doch wäre es ein erheblicher Aufwand gewesen, die sperrigen Möbel in den Garten zu schleppen. Und auch so kamen immerhin rund 600 Mark in die Kasse, die nun dem Elternverein überwiesen werden. gap

"Keimzelle" war die Wagner-Werkstatt 90 Jahre im einst rein evangelischen Seckbach: Maria Rosenkranz feierte Jubiläum

SECKBACH. Die Geschichte der ersten katholischen Pfarrgemeinde in Seckbach, Maria Rosenkranz, begann am 21. Januar 1902, als Pfarrvikar Günther in der Werkstatt eines evangelischen Seckbacher Wagners (Wagenbauer) den ersten katholischen Gottesdienst seit der Reformation im Jahre 1550 abhielt. Eine kleine Gruppe von meist aus der Umgebung stammenden Knechten und Mägden, die bei Seckbacher Bauern und Haushalten angestellt waren, erhielt so die Möglichkeit, ihre Messen abzuhalten.

Das 90jährige Bestehen der Gemeinde nahmen die Mitglieder am vergangenen Wochenende zum Anlaß, beim Oktoberfest vor der Kirche in der Wilhelmshöher Straße 67 an die lange Gemeindegeschichte zu erinnern. Bei strahlendem Sonnenschein kamen mehr als 300 Menschen im Festzelt zusammen - umsorgt vom Seckbacher "Männerkochclub" - und feierten gemeinsam, bis der Zeitpunkt für das abendliche Konzert in der Kirche nahegerückt war.

Die umfangreiche Gemeindechronik hat Josef Heun zusammengestellt, der am Tag vor der Grundsteinlegung des Kirchengebäudes im Jahr 1952 nach Seckbach gezogen war. "Ich habe meine Kur in diesem Jahr zur Sichtung der Dokumente und Fotografien genutzt. Seit Februar versuche ich, die Sammlung zu strukturieren, es gibt aber noch große Lücken darin", meint der 72jährige schmunzelnd. Ganz so groß können diese jedoch nicht mehr sein, denn die vier Ordner, in der die Chronik aufbewahrt wird, sind wohlgefüllt und reich bebildert.

Die Wagner-Werkstatt, der erste Treffpunkt der Gemeinde im Ort, stand noch bis vor fünf Jahren in der Triebstraße 2 und diente als Autowerkstatt. Durch Spenden gelang es der Gemeinde, die Villa im Heimgarten zu kaufen, die bis 1953 den Versammlungsraum, eine Kapelle und die Pfarrwohnung für sechs Amtsnachfolger beherbergte, von denen Theodor Weidner nach Ansicht des Chronisten vielleicht der beliebteste war. "Die Villa gehörte vorher übrigens einem evangelischen Pfarrer im Ruhestand, was für das gute Verhältnis der beiden Konfessionen in Seckbach spricht", meint Josef Heun.

1951 wurde dann das heutige Kirchengelände gekauft, die Grundsteinlegung der Kirche Maria Rosenkranz erfolgte 1952, und die Kirche konnte bereits ein Jahr später von Bischof Walther Kampe geweiht werden. Der Bau, hauptsächlich in schweißtreibender Eigenregie von den männlichen Gemeindemitgliedern ausgeführt, hatte sich zunächst durch den Einbruch von Sickerwasser verzögert. "In dieser Region sind solche Grundwassereinbrüche ein typisches Phänomen, der Name Seckbach kommt von diesen unterirdischen Sickerbächen", weiß der Gemeindechronist.

Das Altarbild der Kirche gestaltete Hannes Schultz-Tattenbach, den Taufbrunnen stiftete der Frankfurter Steinmetz Karl Koch noch für die Villa im Heimgarten; Koch gestaltete bis zur Machtergreifung die meisten jüdischen Grabsteine in Frankfurt. Auch die Monstranz ist von kunsthistorischer Bedeutung - der Frankfurter Goldschmied Albert Welker schuf sie im Jahre 1954. "Der interessanteste Kunstgegenstand der Kirche dürfte aber ein Kruzifix im Vorraum sein, das Wilhelm Ohly nach einem Vorbild aus dem Jahr 1480 goß, das im Dom zu Erfurt hängt." zol

Auch die Heinestraße droht mit Klage Bewohner blockierten neuen Nordend-Schleichweg / Bis zu 500 Autos pro Stunde

NORDEND. Freitagnachmittag im Berufsverkehr: Stadtauswärts stauen sich die Autos auf der Eschersheimer Landstraße. Die Ortskundigen unter den Pendlern wissen natürlich längst, wie man dem Stau doch noch umfahren kann. Wie seit Wochen gewohnt setzt der Wagen mit Bad Homburger Kennzeichen den Blinker nach rechts, um in die Heinestraße abzubiegen - und tritt abrupt auf die Bremse, weil ein großes Transparent, das quer über die Straße gespannt ist, die Durchfahrt versperrt.

"Abgastod - uns reicht's!" Mit diesen drastischen Worten wollten die Anwohner von Heine-, Lersnerstraße und Bornwiesenweg auf den unerträglichen Zustand vor ihren Haustüren aufmerksam machen. Am vergangenen Freitag sperrten sie zur Hauptverkehrszeit die Heinestraße und hatten damit "seit Wochen zum ersten Mal wieder Ruhe", sagten die Anwohner.

Seit die Zufahrt von der Großen Eschenheimer Straße zum Oeder Weg geschlossen und die Finkenhofstraße in ihrer Einbahnrichtung "gedreht" wurde, haben sich die Autofahrer die nächste Möglichkeit, von der Eschersheimer Landstraße nach rechts abzubiegen, gesucht: Wer zum Oeder Weg und von dort weiter zum A 661-Anschluß in Eckenheim will, "schleicht" durch die Heinestraße, fährt ein Stück Bornwiesenweg, dann die Lersnerstraße und biegt von dort in den Oeder Weg ein - die Blechlawine wälzt sich mitten durchs Wohngebiet.

"400 bis 500 Fahrzeuge pro Stunde", berichtet eine aufgebrachte Bürgerin, habe sie zu Spitzenzeiten gezählt. Einhellig klagen die Anrainer, die sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben, über Raserei, Lärm und Abgase in ihrem Wohngebiet. Die Initiative fühlt sich vor allem vom zuständigen Ortsbeirat 3 im Stich gelassen. "Auf unsere Beschwerden im Verkehrsausschuß gab es keinerlei Reaktion", sagen die Anwohner verärgert. Sie hatten mehrfach verlangt, eine der drei betroffenen Straßen so zu verändern, daß der Schleichweg unterbrochen wird.

Doch diese Forderung wurde von Armin Eikenberg, SPD-Verkehrsspezialist im Ortsbeirat, zurückgewiesen: Man könne nicht jede Straße entlang der Eschersheimer drehen, wies er den Vorschlag zurück. Er versprach nur, daß in diesem Gebiet die nächste Tempo-30-Zone eingerichtet werde: "Das wird die Autos wieder verdrängen", versicherte er.

Die Bewohner sind davon nicht überzeugt. Auf Unverständnis stößt vor allem die Tatsache, daß die Finkenhofstraße nach den ersten Beschwerden der Anwohner sofort "gedreht" wurde (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Der Ortsbeirat vertrete anscheinend den Standpunkt, daß es reiche, an einer Ecke eine Korrektur vorzunehmen, "die anderen müssen jetzt sehen, wie sie mit dem Verkehr fertig werden", vermuteten die Anwohner.

Dabei machte die Initiative jedoch deutlich, daß sie nicht unbedingt für die Rücknahme der Sperrung des Oeder Weges ist. Auch die Anwohner des Oeder Weges hätten ein Recht auf Verkehrsberuhigung, betonten sie. Sie wollten eine Lösung, die allen Bewohnern des Viertels zugute komme. Mit dieser Aussage distanzierte sich die Bürgerinitiative ausdrücklich von der Nordend-FDP.

Während der Demonstration war es zu einem kleinen Eklat gekommen, weil die FDP mit einem Transparent und Handzetteln auftrat. Das sei entgegen jeglicher Absprache gewesen, ärgerten sich die Mitglieder der Bürgerinitiative, die die gesamte Demonstration eigenständig organisiert hatten. "Wir lassen uns nicht für den Wahlkampf mißbrauchen", warfen einige Bürger der FDP vor.

Die Initiative will jetzt versuchen, auf dem Rechtsweg eine Änderung der Situation zu bewirken. Ein Rechtsanwalt wurde beauftragt, der die Straßenverkehrsbehörde aufgefordert hat, schnellstens verkehrsberuhigende Maßnahmen in die Wege zu leiten. rea

Sperrung des Oeder Wegs bleibt bestehen FDP-Unterschriften auch aus Bad Homburg

NORDEND. "Der Versuch am Oeder Weg wird nicht vorzeitig abgebrochen." Armin Eikenberg (SPD), Verkehrsexperte seiner Fraktion im Ortsbeirat 3, erteilte der Forderung von Geschäftsleuten des Oeder Wegs und Bewohnern der Heine- und Lersnerstraße eine klare Absage; ebenso den Ortsbeirats-Fraktionen von CDU und FDP. Damit entspricht die SPD allerdings dem Wunsch anderer Ladeninhaber, Anwohnern des unteren Oeder Weges und vielen Radfahrern, erst das Ende des Versuches abzuwarten. Das Thema Oeder Weg hat die Anwohner in zwei Lager gespalten: Pro und Contra halten sich etwa die Waage, 1000 Unterschriften von Gegnern der Teilsperrung stehen 1000 Leute entgegen, die die neue Verkehrsregelung begrüßen.

Die Sperrung des Oeder Weges hatte in den vergangenen Wochen heftige Debatten ausgelöst. Dabei mischten sich berechtigte Klagen - beispielsweise der Anwohner von Heine- und Lersnerstraße, die von massivem Schleichverkehr betroffen sind - mit Wahlkampfpolemik.

Vor allem die Nordend-FDP nutzte die Gelegenheit zum Vorwahlkampf und meldete wöchentlich 100 weitere Unterschriften für den Abbruch des Versuchs. Ein Blick auf die Unterschriftenlisten zeigt allerdings, daß sich dort auch zahlreiche Eckenheimer, Eschersheimer und sogar Bad Homburger gegen die Sperrung ihrer gewohnten Abkürzung in Richtung A 661 ausgesprochen haben. Franz Zimmermann, Vorsitzender der Nordend- FDP, findet das völlig legitim: Leute aus Eschersheim und Bad Homburg hätten dieselbe Berechtigung, sich zum Oeder Weg zu äußern, wie die Anlieger selbst.

Auch Michael Fella, CDU-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 3, konstatierte bereits vier Wochen nach der Einführung der geänderten Verkehrsführung: "Die Sperrung des Oeder Weges ist gescheitert." Der Verkehr sei nur in die benachbarten Wohngebiete verschoben worden.

Tatsache ist: Die findigen Autofahrer suchten sich ihre Abkürzung zunächst durch die Finkenhofstraße. Hier reagierten Ortsbeirat und Straßenbauamt prompt - die Finkenhofstraße ist inzwischen "gedreht" und bleibt seitdem wieder von der Blechlawine verschont. Die wälzt sich mittlerweile durch Heine-, Lersnerstraße und Bornwiesenweg. Hier will die Ortsbeirats-Mehrheit trotz heftiger Klagen der Anlieger keine Drehung der Einbahnrichtung vornehmen. Dafür soll dort die Tempo-30-Zone schneller eingerichtet werden. "Wir erhoffen uns davon eine Beruhigung der Situation", erklärte Armin Eikenberg.

Nicht zuletzt wehrt sich auch ein Teil der Geschäftsleute im Oeder Weg gegen die Teilsperrung. 54 Ladenbesitzer haben unterschrieben, daß sie "deutliche Umsatzrückgänge" zu verzeichnen hätten. Für sie liegt die Ursache auf der Hand: Berufspendler, die bisher auf dem Heimweg in den Geschäften des Oeder Weges eingekauft hätten, "tun dies nunmehr häufiger im Umland", heißt es in einem Brief an den Oberbürgermeister. Von Schoeler hatte bereits beim Straßenfest Anfang September versichert, daß die Sperre nicht gegen den Willen der Geschäftsleute aufrechterhalten bleibe.

Das rief nach langem Stillschweigen inzwischen auch die Gegenseite auf den Plan: Jochen Vielhauer gründete eine Initiative "Verkehrsberuhigtes Nordend", die auf Anhieb ebenfalls eine stattliche Unterschriftenliste zusammenbekam - diesmal für die Beibehaltung der Sperrung. Seit der neuen Verkehrsführung sei es erstmals möglich, daß auch ältere Menschen und kleine Kinder ungefährdet den Oeder Weg überqueren könnten. Was Vielhauer besonders ärgert, sind die Prioritäten, die der Oberbürgermeister gesetzt hat: "Warum geht es nur um das Interesse der Geschäftsleute? Warum kann man nicht die Interessen aller Bewohner berücksichtigen?" Die Geschäftsleute müßten auch sehen, wer tatsächlich bei ihnen einkauft - die Kunden des Oeder Wegs seien die Anwohner, "nicht der Durchgangsverkehr".

Mittlerweile hat sich auch Ortsvorsteher Rainer Prewo (SPD) geäußert. In einem Rundschreiben an die Anlieger unterstreicht er, daß der Oeder Weg nie als Autobahnzubringer gedacht war. Dennoch habe die Straße in den letzten Jahren diese Funktion erfüllt. Nicht nur Anwohner, sondern "auch viele Geschäftsleute" hätten dies als Nachteil gegenüber den Geschäften der City betrachtet. Die Schließung der Zufahrt habe der Wohn- und Geschäftsstraße Oeder Weg ein Stück Lebensqualität zurückgegeben, betont der Ortsvorsteher. Erfahrungen aus anderen Einkaufsstraßen belegten, daß sich Verkehrsberuhigung auszahlt.

In seinem Brief weist der Ortsvorsteher außerdem darauf hin, daß einige Verbesserungen für den südlichen Oeder Weg aus Kostengründen während der Probephase noch nicht möglich seien. Das betrifft unter anderem das Linksabbiegen in die Jahnstraße und die Öffnung der Querstraße - bislang eine Einbahnstraße - in beide Richtungen.

Die Entscheidung über die künftige Verkehrsführung im Oeder Weg müsse alle Erfahrungen von Anwohnern und Geschäftsleuten einbeziehen, meint Prewo. Deshalb wird der Ortsbeirat im Oktober eine Anhörung zu diesem Thema organisieren. Der Termin stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. rea

Mehr Waffen heißt auch immer mehr Tod

Es ist zwar zu spät darüber zu reden, wie der Krieg in Bosnien-Herzogewina verhindert werden konnte. Nun, es schadet nicht, wenn man den Verantwortlichen - den Genscheristen - die Wahrheit ins Gesicht sagt.

Alle jugoslawischen Republiken, mit Ausnahme Sloweniens, haben dieselben Einwohnerstruktur. Es leben dort seit Gedenken dicht neben- und miteinander verschiedene slawische und nichtslawische Völker und Volksstämme. Unter den letzten verstehe ich längst vergessene Nationen, wie z. B. Russinen, Zinzaren, Walachen, etc. In der Gemeinde Prnjavor in Bosnien leben seit Menschengedenken 25 Nationen. Bunt gemischt und in Eintracht.

Alle diese Menschen haben eine doppelte Identität. Sie sind Jugoslawen und Russen oder Deutsche zugleich.

Meine deutsch-katholische Mutter und mein russisch-orthodoxer Vater haben mir eine wunderbare Heimat geschenkt. Die ist leider durch die ehrgeizigen Politiker à la Genscher für lange Zeit zerstört. Übrigens, jeder fünfte Jugoslawe ist ein Mischling. Warum dann diese Zerstörung?

Über den Leidensweg der Serben seit der türkischen Eroberung, dann ihre Vertreibung, über die Rolle der Deutschen um 1. und 2. Weltkrieg kann ich nichts berichten. Aber eins kann ich sagen: Trotz manchem Vorurteil waren die Serben unter Titos kroatisch-slowenischer Clique in Jugoslawien relativ zufrieden. Wenn behauptet wird, sie hätten sich wie die Herrenmenschen verhalten, dann ist das nicht wahr. Sie waren eher sklawisch dem Jugoslawentum ergeben.

Wie hätte der Krieg verhindert werden können? Ganz einfach. Die frühe Anerkennung Kroatiens war der erste Fehler H. D. Genschers. Er trägt die Hauptschuld. (Ich habe gelesen, man hat ihm auf der Insel Brac ein Denkmal gesetzt, "Danke Deutschland").

Aber der entscheidende Fehler war die Anerkennung B.-H. Es ist doch absurd B.- H. anzuerkennen und Jugoslawien zu zerstören. In B.-H. leben proportionell genau so viel Völker und Religionsgemeinschaften wie in Jugoslawien, nur auf dem kleinem Raum. Wer ist dann schuld am Krieg in Jugoslawien? Der Westen. Teils aus Habgier, teils aus Angst vor Nationalismen im eigenen Haus.

Lieber Herr Igor Schrempf, mehr Waffen heißt immer mehr Tod (FR/FRA vom 9. 9. 1992 "Waffen, aber keine Soldaten nach Bosnien"). Außerdem stammen Ihre Kenntnisse eindeutig aus der deutschen vereinheitlichten Medienlandschaft. Aber ich bin überzeugt, daß Sie es gut gemeint haben. Bemühen Sie sich um eine weitere Informationsquelle.

Sergije Bjeloborodov, Göttingen

Weitere KT für Bockenheim Aber: Zwei Jahre Bauzeit

BOCKENHEIM. Nach einer mehr als einjährigen Verfahrenszeit hat der Magistrat dieser Tage beschlossen, in Bockenheim eine weitere Kindertagesstätte (KT) mit zwei Horten einzurichten. Es handelt sich dabei um das Anwesen Falkstraße 39, ein städtisches Gebäude, das bisher als Schule diente.

Damit erhält Bockenheim neben den Kindertagesstätten in der Pfingstbornstraße, Marburger Straße, Falkstraße 60, Lötzener Straße (Industriehof) und Werrastraße, eine sechste KT. Wie Michael Damian, persönlicher Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling, erläuterte, hat Bockenheim dann die städtische Versorgungsquote an Hortplätzen (19,5 Prozent) sogar übertroffen.

Ziel der Stadt ist es, 30 Prozent der Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren einen Hortplatz anzubieten.

Damian geht davon aus, daß mit den Bauarbeiten noch in diesem Jahr, spätestens jedoch Anfang 1993 begonnen werden kann. Derzeit leben in dem Haus in der Falkstraße zehn Jugendliche, denen diese Unterkunft von der evangelischen "Wohnraumhilfe" vermittelt wurde.

Die Bauarbeiten werden voraussichtlich zwei Jahre dauern, da das Gebäude bis auf das Kellergeschoß vollständig entkernt werden muß. Die Umbaukosten werden mit 3,1 Millionen Mark veranschlagt. Warum dann nicht gleich ein Neubau? Trotz intensiver Suche, so Michael Damian, wurde kein geeignetes Grundstück gefunden, auf dem hätte neu gebaut werden können.

Nach dem Umbau sollen zwei Hortgruppen mit insgesamt 30 Kindern im ersten und zweiten Obergeschoß des Hauses einziehen. Insgesamt sechs Mitarbeiter werden in der KT Arbeit finden. "Unser Hauptproblem ist, daß nicht genug Erzieherinnen vorhanden sind. Das hängt damit zusammen, daß sie schlecht bezahlt werden und es schwer haben, billigen Wohnraum zu finden."

Mit einem "Zukunfts-Projekt" möchte die Stadt mithelfen, das Unterkunftsproblem zu lösen: Die Erzieherinnen der neuen Bockenheimer KT werden dort nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen können - im Dachgeschoß. map

Freiräume für die Frauen Nach Spaziergängen gefährliche Ecken angeprangert

BOCKENHEIM. In der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" startete das Frauenreferat der Stadt Frankfurt eine Reihe von Aktionen, die den Bürgerinnen dieser Stadt Angst und Unsicherheit nehmen sollen und sie dazu ermutigen, sich selbstbewußt ihre Umwelt neu zu erschließen. Die Volkshochschule hatte zu diesem Thema drei Spaziergänge in der Frankfurter City - von Frauen für Frauen organisiert.

Nach "Grünräume in Frankfurt - Freiräume für Frauen" und "Wenn es dunkel wird in Frankfurt . . .", ging's beim letzten Rundgang um das Thema Frauen leben, wohnen und arbeiten in ihrem Stadtteil.

Monika Treske, Heike Klamp, Ute Hünlein und Stephanie Bock haben die Stadtbegehungen ausgearbeitet und zeigten völlig neue Ansichten eines Stadtteils. Die vier Geographinnen kennen sich bereits seit ihrer Studentenzeit und gründeten vor fünf Jahren den "Arbeitskreis Frauenräume".

1990 stellten sie eine Fotodokumentation mit dem Titel "Frauenangsträume" vor (der Ausstellungskatalog ist erhältlich bei Monika Treske, Ostendstraße 11).

Sie wollen mit ihrer Aktion zeigen, wie sehr das Umfeld der Frauen von Männern geplant und beeinträchtigt wird. "Wir als Fachleute wollen die Laien auffordern, ihre Stadt für sich zu verändern", sagt Monika Treske.

Die Frauen sehen ihre Aufgabe darin, die Bürgerinnen zur Selbständigkeit anzuregen und sie für Kritik offener zu machen. Während des Spaziergangs beschäftigten sich die Teilnehmerinnen mit mehreren Schwerpunkten. Sie diskutierten über Verkehr und Grünräume, Frauen in der Öffentlichkeit und Fraueninfrastruktur. Oft kommen sich die Frauen ausgegrenzt vor, wenn Männer wie selbstverständlich die Lebensräume in der Öffentlichkeit einnehmen. Es war den Organisatorinnen jedoch wichtig, auf positive und negative Aspekte hinzuweisen. Sie wollten auch die Ansätze zu Veränderungen zeigen.

Das Ziel dieser Veranstaltung ist es, Frauensolidarität zu zeigen. "Es wäre schön, wenn viele Frauen sich gemeinsam neue Wege überlegen und den Mut haben, gegen die Dominanz der Männer anzukämpfen", sagt Monika Treske. Zeichen dafür ist ein Button, der an Informationsständen des Frauenreferats erhältlich ist. Er soll den Frauen den Kontakt zu anderen erleichtern und gegenseitige Unterstützung symbolisieren.

Auch im Oktober gibt es wieder zahlreiche Veranstaltungen für Frauen. Informationen über das Programm gibt es im Frauenreferat der Stadt Frankfurt, Walter-Kolb-Straße 9-11 (Sachsenhausen), oder unter Telefon 21 23 01 15 und 21 23 01 08. Die vier engagierten Frauen des Arbeitskreises Frauenräume hoffen, daß sie den Frankfurter Bürgerinnen in ihrer Angst vor Dunkelheit und einsamen Plätzen ein wenig helfen konnten. sil

Geschick ist gefragt bei der Auto-Rallye

HEDDERNHEIM. Ein Ereignis jagt das andere beim Karneval-Club "Fidele Nassauer". Kaum ist das Oktoberfest vorbei, wird schon eine Auto-Rallye für Samstag, 31. Oktober, vorbereitet. Anmeldeschluß ist am Donnerstag, 8. Oktober: Lothar Kilian, Telefon 78 69 40.

Auf den Sieger wartet ein Super-Wanderpokal aus Glaskristall. Gefragt sind Geschicklichkeit im Umgang mit dem Auto. Daneben sollten die Teilnehmer Karten lesen können und etwas über Frankfurt wissen.

Startberechtigt sind alle, die Spaß am Autofahren haben, "aber auch Leute, die sich beim Autofahren recht dusselig anstellen", so die Veranstalter: "Schließlich brauchen wir auch Kandidaten für die letzten Plätze." Sie bekommen ebenfalls einen Preis.

Zwei Tage vor dem Start ist am Donnerstag, 29. Oktober (20 Uhr), Fahrerbesprechung mit Rennleiter Dieter Böcher im Clubhaussaal, Wenzelweg 21. dixi

300 Aktive machten das Sportabzeichen

HEDDERNHEIM. Mit 23 Übungs- und Abnahmeterminen war die Sportabzeichensaison 1992 bei der Turnerschaft 1860 Heddernheim recht erfolgreich. Durchschnittlich kamen 15 bis 25 Bewerber an den Übungsabenden auf die Sportplatzanlage Brühlwiese.

In der Leichtathletik wurden insgesamt etwa 300 Einzelleistungen gemessen oder gestoppt, berichtete Gruppenleiter und Sportabzeichenabnehmer Rudi Rienecker. Hervorragend sei mit 58 Personen auch die Teilnahme an drei Schwimm-Übungsabenden in der Titus- Therme im Nordwestzentrum gewesen. Dort konnte der Verein nach langer Schwimmpause wieder zwei Bahnen benutzen.

Ende Oktober beginnt die Hallensaison in der Vereinsturnhalle in der Habelstraße 11. Dort treffen sich die Mitglieder der Sportabzeichengruppe jeden Donnerstag ab 20 Uhr. dixi

Deutschland-Tourismus Rückgang wegen Randale

Der Deutsche Reisebüroverband (DRV) fürchtet "negative Auswirkungen auf das Reiseverhalten der ausländischen Touristen nach Deutschland" wegen Ausschreitungen Rechtsradikaler gegen Ausländer und Asylbewerber. Die Arbeitsgruppe "Incoming" des DRV formulierte auf ihrer jüngsten Sitzung in Frankfurt a. M. die Befürchtung, "die anhaltenden rechtsradikalen Krawalle" könnten dem Ansehen Deutschlands in der Weltöffentlichkeit nachhaltig schaden. tdt

Brodelnde Leidenschaft Attraktives Varieté-Programm für Bergen-Enkheim:

BERGEN-ENKHEIM. Als "Beginn einer brodelnden Leidenschaft" bezeichnete Dieter Burow die Zusammenarbeit der städtischen Saalbau GmbH mit der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim. Das neueste Unternehmen beider Institutionen: Varieté und Tanz im Saalbau. Einmal im Monat wird künftig in der Stadthalle Bergen-Enkheim ein Varieté-Abend angeboten. Die Reihe läuft vorerst bis Sommer 1993, soll aber - wenn sie erfolgreich ist - fortgesetzt werden.

"Zwei Gesellschaften können solche Veranstaltungen besser tragen", sagte Joachim Netz, Geschäftsführer der Kulturgesellschaft. Mit der Auswahl der Künstler sind die Anbieter zufrieden: Unbekannte bis international anerkannte Künstler wurden engagiert. "Das kostet alles viel Geld", so Netz. Denn außer Varieté wird auch Tanzmusik der Bands "Sound Emotion" und "Countdown" geboten. Für echte Varietéstimmung soll auch die Saaldekoration sorgen. Jeder Abend wird deshalb etwa 10 000 Mark kosten. "Mit der Summe ist dann aber auch alles abgedeckt", sagte Joachim Netz.

Auch die Saalbau profitiert von der Zusammenarbeit. Eine gute Organisation sei für den Erfolg außerordentlich wichtig. Burow: "Hier werden Überstunden gemacht, ohne daß darüber diskutiert wird." Ziel sei es nicht, Gewinne zu erwirtschaften: "Wir wollen Kultur in die Stadtteile tragen." Mit dem neuen Programm will man an alte Frankfurter Varieté-Zeiten anknüpfen. Für die Organisatoren kein leichtes Unterfangen. Sie mußten zunächst Künstler ausfindig machen, ihr Programm anschauen, Verträge aushandeln. "Die Auswahl war nicht einfach", sagte Joachim Netz. Es gibt viele "gute Leute im Varieté". Absolutes Primat: abwechslungsreiches Abendprogramm und niedrige Eintrittspreise.

Das ist offenbar gelungen: 15 Mark kostet die Karte im Vorverkauf, 20 Mark an der Abendkasse. "Das kann sich auch eine Familie einmal im Monat leisten", sagte Burow. Erhältlich sind die Karten in der Verwaltungsstelle Bergen-Enkheim, Marktstraße 30, und bei der Saalbau, Eschersheimer Landstraße 23.

Auftakt von "Varieté und Tanz" war am 26. September. Der nächste Varieté- Abend ist für Freitag, 23. Oktober, geplant. Die "Jeane Herberts Show" bietet dem Publikum Schwarzes Theater. Comedy, Kabarett und Musik verknüpfen "Die Bengels" miteinander - eine Truppe, "die fast alles verarscht" (Netz). Zum Tanz spielt "Sound Emotion" auf.

Ihrem Wunsch, Akrobatik und Trapezkunst zu fördern, werden die Veranstalter am 13. November gerecht. Die "Compagni Curioso" zeigt Hebe-Akrobatik, eine Seifenblasen- und Feuershow, Perpetuum mobile. Christina Astori, Compagni-Mitglied, zeigt ihre Trapezkunst und Rütli Polter komische Jonglage.

Am 11. Dezember werden die Veranstalter einem Publikumwunsch gerecht: "The Chrazy'z" treten mit ihrer Travestie- Revue auf. Wer hierfür Karten haben möchte, sollte sich rechtzeitig bemühen. Wie die Erfahrung schon einmal in Bergen-Enkheim lehrte, "sind solche Veranstaltungen schnell ausverkauft" (Netz). tin

Fest unterm Kerwebaum Die Berkersheimer feierten an drei Tagen ihre 226. Kerb

BERKERSHEIM. Was macht der Frankfurter, dem die Dippemess' zu laut und das Mainfest zu voll ist? Er geht zur Kerb nach Berkersheim. Keine Menschenmassen, keine zugeparkten Gehwege, kein lärmender Rummel. Familiär, beinahe beschaulich ging es bei der 226. Auflage der Berkersheimer Kerb zu. Noch am Samstag nachmittag wirkte der Ort wie ausgestorben. Dabei sollte doch gleich der Festumzug beginnen.

Der Ortsfremde hatte Mühe, den Festplatz überhaupt zu finden - und kaum jemand war auf der Straße, den man nach dem Weg fragen konnte. Wenigstens an der Kreuzung überhalb der Kirche standen zwei Dutzend Leute herum - Berkersheimer, die auf "ihren" Festzug warteten.

Einige Minuten nach 15 Uhr war es dann soweit: Angeführt vom Harheimer Musikcorps rückte der Umzug an. Ein Wagen mit dem Berkersheimer Fußballnachwuchs obendrauf, einer mit der traditionellen "Kerwelies", die Jugendfeuerwehr, sechs Pferde. Das war's fast schon, doch dann kam er - der mit buntem Papier geschmückte Kerbebaum.

Über zwanzig Meter war das Prachtexemplar lang. Kritisch wurde es in den engen Kurven: "Absägen" rieten ganz Schlaue am Straßenrand als der Baum hoffnungslos zwischen Häusern und Autos verkeilt schien. Doch mit Augenmaß und kräftigem "Hauruck" wuchteten die Kerweburschen ihn um alle Ecken herum. Richtig ernst wurde es dann vor dem Festzelt.

Einen Kerwebaum aufzustellen sieht zwar gefährlich aus, doch braucht man nur fünfzehn kräftige Burschen und ein halbes Dutzend unterschiedlich langer Leitern. Stück für Stück wurde der Kerwebaum in die Vertikale geschoben, gehoben und gezerrt. Das Publikum hatte an der Plackerei einen Heidenspaß und gab jede Menge Ratschläge und Kommentare. Denn selbstverständlich weiß es der Zuschauer - wie im Fußballstadion - immer am besten wie's gemacht werden muß.

Schließlich stand er aber doch. Fest und gerade ragten 22 Meter Kerwebaum in den strahlend blauen Berkersheimer Himmel. Unter Applaus und einem schneidigen Marsch der Harheimer Musikkapelle ging es dann zum gemütlichen Teil auf dem Festplatz über.

Hatten die Kerweburschen Baum und Festzelt auf dem Turnplatz am Ortsrand aufgebaut, waren die Mädchen dagegen für die "Kerwelies" zuständig. Die lebensgroße Stoffpuppe gehört zur Tradition der Kerb wie Baum und Ebbelwei. "Die Lies ist eine Art Schutzpatronin", klärte ein Bursche den ahnungslosen Besucher auf, nachdem er die Puppe in halber Höhe an den Baum gehängt hatte. Zwei Tage schaute sie dem Treiben aus luftiger Höhe zu. Montag um 24 Uhr schlug dann das letzte Stündchen der Kerwelies: Sie wurde verbrannt, wie ihre 225 Vorgängerinnen auch - so will es der Brauch.

Seit Juni liefen die Vorbereitungen für die Berkersheimer Kerb. Ein dreitägiges Fest will eben organisiert sein. Manchem brummte bereits am Samstag nachmittag der Schädel von einer feuchtfröhlichen Disco-Nacht mit anschließendem Frühschoppen. Dabei hatte das Festwochenende mit Tanz, Lampionumzug und Kerwetreiben gerade erst begonnen. bai

Der Ortsbeirat 3 tagt Anträge gegen die Kneipen-Monokultur

NORDEND. Mit der "Kneipen-Monokultur" im Nordend wird sich der Ortsbeirat 3 in seiner nächsten Sitzung beschäftigen. Das Stadtteilparlament tagt am Donnerstag, 1. Oktober, um 19 Uhr im Bürgerhaus Philanthropin (Hebelstraße 17). Nachdem die Verkehrsberuhigung ins Rollen gebracht wurde, richten die Politiker nun ihr Augenmerk auf ein weiteres dringliches Problem im Stadtteil. Sowohl CDU als auch Grüne stellen Fragen zu den neuen Kneipen im Nordend.

Im Viertel mehrten sich nach Ansicht von Michael Fella (CDU) die Zeichen, daß die bestehende Einzelhandelsstruktur "immer mehr und gezielt" durch Gastronomiebetriebe durchbrochen würde, die über die Bedürfnisse der Anwohner hinausgingen. Auch die Grünen sprechen von "zunehmend negativen Folgen" der rasanten Entwicklung von Kneipen und Restaurants. Während die CDU wissen will, wie viele Anträge für die Errichtung von weiteren Gaststätten im Viertel derzeit vorliegen, wollen die Grünen in einem Forum klären, welche rechtlichen und politischen Möglichkeiten es gibt, die Kneipenflut einzudämmen.

Weitere Themen der Tagesordnung: Die SPD fragt nach Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen. Außerdem gibt es verschiedene Anträge zur Verkehrsführung in der Neuhof-, Lenau- und Lortzingstraße. rea

Ein abgerundeter Klang Alte Nikolaikirche: Wolfgang Zerer an neuer Orgel

FRANKFURT A. M. Seit einem halben Jahr steht die neue Orgel in der renovierten Alten Nikolaikirche. Die Paulsgemeinde ist zu Recht stolz auf das schöne Instrument aus der Oberlinger Werkstatt. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, sich bei einem Orgelkonzert vom warmen, abgerundeten Klang zu überzeugen. Auch der Solist Wolfgang Zerer lobte die neue Orgel in der Kirche am Römerberg. In die allgemeine Euphorie mag er aber nicht einstimmen: "Um wirklich außergewöhnlich zu sein, fehlt dem Instrument noch das gewisse Quentchen in Abstimmung und Intonation."

Auf dem Programm in der Nikolaikirche stand vor allem Barockmusik. Bach, Buxtehude, Couperin und - György Ligeti. Zwischen Messe, Toccaten und Sonaten ragte das 1969 entstandene Stück "Coulee" des ungarischen Avantgardisten heraus: Extrem schnell gespielte Einzeltöne verschwammen zu einer flimmernden Klangwolke. Mit ein wenig Phantasie hörte man einen großen Insektenschwarm, der mal laut, mal leise, in tiefer und hoher Lage umherschwirrte.

Was die Oberlinger-Orgel zu bieten hat, demonstrierte Wolfgang Zerer bereits zu Beginn seines Konzerts: Dietrich Buxtehudes "Toccata in F" wurde durch Zerers einfallsreiche Registrierung zu farbiger und spanndender Barockmusik. Ungewöhnlich, beinahe unbefriedigend für unsere, an Dur- und Moll-Tonarten gewöhnten Ohren, klang Francois Couperins "Messe solemnelle": Der Franzose komponierte die Messe in der phrygischen Kirchentonart, und die Sätze enden nicht auf dem Grundton, sondern in einem Halbschluß der vierten Stufe.

Federleicht und elegant, in beinahe rokokohafter Manier spielte Wolfgang Zerer den ersten Satz von Johann Sebastian Bachs Triosonate G-Dur. Im Lento-Satz war seine Registerwahl nicht ganz geglückt: Der Baß brummte in dumpfer, undefinierbarer Tiefe vor sich hin. Bachs C-Moll-Fantasie mit anschließender Fuge war dagegen ein Beispiel für intelligentes und transparentes Spiel. Trotz der komplizierten Struktur des Stücks waren Themen und Motive jederzeit zu hören. Erst 31 Jahre ist der aus Passau stammende Organist Wolfgang Zerer alt. Umso beeindruckender die bisherige Bilanz seiner Karriere: Studium an den Musikhochschulen in Wien und Stuttgart, Cembalounterricht bei Ton Koopman in Amsterdam, Preisträger bei internationalen Orgelwettbewerben, Konzerte und Rundfunkaufnahmen. Und als Krönung der Blitzkarriere wurde Wolfgang Zerer im zarten Alter von 28 Jahren zum Professor für Orgel an die Hamburger Musikhochschule berufen.

Auch das Konzert in der Nikolaikirche bot Ungewöhnliches: Selten gibt es in der Kirche Zugaben - doch das Publikum entließ den Solisten an diesem Abend nicht ohne Dreingabe. ECKART BAIER

Optimisten segelten um "Blechdibbe" Schwimmclub Niederrad richtete seine Regatta aus / Verein ohne Nachwuchssorgen

NIEDERRAD. Träge flatterten die Segel an den Masten der Boote vor dem Vereinsheim des Schwimmclubs Niederrad 04 (SCN): Es war beinahe windstill. Schlechte Voraussetzungen für die Segelregatta um den traditionellen Pokal des Vereins, den "Blechdibbe". "Wir werden heute nur kurze Strecken segeln können", erläuterte der Erste Vorsitzende des SCN, Armin Balzer, und wies die Streckenposten an, die Wendebojen zwischen der Main-Neckar-Brücke und der Niederräder Eisenbahnbrücke auf dem Main auszulegen.

Seit 1985 richtet der SCN die "Blechdibbe"-Regatta aus, deren Name auf eine "Jux-Geschichte" zurückgeht: Für den Sieg bei einer Fußgängerrallye wurde als Preis ein einfacher Blecheimer vergeben. Dieser "Urblechdibbe" befindet sich noch heute im Besitz des SCN und wird in jedem Jahr als Wanderpokal an den besten Segler des Vereins vergeben. Doch auch siegreiche Gäste erhalten eine Trophäe: Für sie wurde ein neuer Edelstahleimer als Preis besorgt.

Die Wettfahrt am Niederräder Mainufer wurde in diesem Jahr in mehreren Bootsklassen ausgefahren: Zunächst gingen die jungen Segler bis zwölf Jahre mit ihren als "Badewannen" verspotteten Booten der "Optimisten"-Klasse an den Start. Später folgten die Jollen, die nochmals in Gruppen unterteilt werden: Mehrere "Schwertzugvögel", "Laser" und "Finn-Dinghys" wurden für die Regatta zu Wasser gelassen. Auch Segelsportler der "470er" - immerhin eine olympische Klasse - waren an den Start gegangen, und zum Schluß folgten die "Dickschiffe", wie die Yachten mit Kajüte im Seglerjargon genannt werden. Trotz der vielen unterschiedlichen Leistungsklassen war Armin Balzer mit dem Zuspruch nicht zufrieden: "Wir haben rund 30 Meldungen zu der Regatta erhalten. Das ist etwas weniger als im vergangenen Jahr, denn damals gingen 49 Boote an den Start."

Damit die Berufsschiffahrt nicht den Regattabetrieb der motorlosen Wasserfahrzeuge störte, verhängte die Strompolizei für die Zeit der Wettfahrt eine "Schiffahrtssperre", und die "dicken Pötte" mußten stromabwärts hinter der Schleuse Griesheim ein wenig warten. Die Notwendigkeit, den schnellen Motorschiffen ausweichen zu müssen, und die oft sehr geringen Windbewegungen in Frankfurt machen den Main nicht gerade zu einem begehrten Segelrevier. "Es ist eng auf dem Main, daher ist ein ständiges Kreuzen erforderlich", beschrieb Balzer ein weiteres Manko. Vielfach weichen die Vereinsmitglieder daher an das Steinhuder Meer, den Chiemsee oder an den nordhessischen Edersee aus.

Der SCN wurde 1904 als Schwimmverein gegründet. Damals konnten die Vereinsmitglieder noch im Main schwimmen und Wasserballwettkämpfe ausrichten. Damit war 1961 Schluß: Die Wasserqualität des Mains war so weit gesunken, daß die Schwimmer ins Sachsenhäuser Textorbad ausweichen mußten. Dort trainieren sie heute unter der sportlichen Leitung von Helmut Neubig vor allem das Synchronschwimmen in einer eigenen Kunstschwimmriege. Doch die Mitglieder des SCN wollten vom Mainwasser nicht lassen: Sie gründeten Ende der 70er Jahre eine Segelabteilung, die heute das große Vereinsgelände mit ihren Booten in Beschlag nimmt.

Etwa 350 Mitglieder zählt der SCN heute, und Vereinsvorsitzender Balzer kann sich über Nachwuchsprobleme nicht beklagen: "Wir haben im Jugendbereich viel Zulauf, unsere sechs vereinseigenen Optimisten sind viel zu wenig." Allein im letzten Jahr hat der Verein drei neue Boote angeschafft, was mit erheblichen Kosten verbunden war: Ein neuer Segler kostet etwa 4000 Mark. kan

Rasante Jonglage und ehrliche Magier Neue Reihe "Varieté und Tanz im Saalbau": Der Auftakt war vielversprechend

BERGEN-ENKHEIM. Die Kulisse war vielversprechend: Frankfurts Skyline, der "Ginnheimer Spargel", darüber ein Sternenhimmel und glitzernde Lichterketten. Vom Leben über den Wolken sangen die vier jungen Musiker der Band "Countdown" zu Beginn und - in Anlehnung an die Türme im Hintergrund? - "New York, New York" von Frank Sinatra.

Die erste gemeinsame Unternehmung der Saalbau GmbH und der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim unter dem Motto "Varieté und Tanz im Saalbau" bot ein vielfältiges Angebot an Attraktionen. Der charmante Magier Nanou ("ich bin der ehrlichste Zauberer Mittelhessens") führte als Conferencier durch das in drei Blöcke aufgeteilte Programm und zeigte nebenher kleine Tricks.

Mal ließ er ein unsichtbares Seidentuch verschwinden und wieder auftauchen, vermehrte auf seltsame Weise kleine Blumensträuße, um sich dann als gewitzter Quizmaster zu betätigen, der zudem die Gabe besitzt, aus Luftballons Hunde zu formen und die Kandidatin - er kannte sie - in der Luft schweben zu lassen.

Höhepunkt des Abends war sicherlich der Tempojongleur und Robotermensch Andreas Waschneck. Nahezu unglaublich, wie er zu Musik von Michael Jackson über Boogie-Woogie bis hin zu Rimsky-Korssakow mit Bällen, Keulen, Schirm oder dem Hut jonglierte - und dies, technisch perfekt, in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Nebenher balancierte er brennende Zigarren oder Kämme auf dem Kopf: Es war ein Genuß, ihm zuzusehen. Auch als "Juggling Robot" versetzte Andreas Waschneck das Publikum im Saal in Erstaunen. Minutiös abgestimmte Bewegungen, die hohe Körperbeherrschung voraussetzen, paarten sich mit lupenreiner Jonglage; klug gewählt war hier der rhythmisch harte Beat. Fast konnte man glauben, einen Maschinenmenschen bei der monotonen, aber zugleich künstlerischen Arbeit zu erleben: Riesenbeifall.

David Tabatsky hatte es anschließend etwas schwer, an das hohe Niveau anzuknüpfen. Zu nahe war seine Comedy-Show an der Platitüde, sein trockener englischer Wortwitz - "if you have a personal problem with english, ask your neighbour" oder "I'm glad to see Franktown" - reichte nicht aus, um den Zuschauern Beifallsstürme zu entlocken.

Vielleicht hatte er sich mit seinen Gags auch das falsche Terrain ausgesucht: seine Erzählung von New York, wo er ständig das "Fuck you" höre, stieß eher auf Mißfallen beim bürgerlichen Publikum. Nur die Jüngeren konnten über die Scherze lachen. Auch Tabatskys Jonglage hielt mit der von Waschneck den Vergleich nicht aus; lediglich mit sieben Bällen konnte er überzeugen, das aber nur deswegen, weil jeweils drei zusammenklebten: ein mittelmäßiger Gag.

Das Jazzduo "Life in the wind" in der ungewöhnlichen Besetzung Harfe (Ulrike Maier) und Bass (Earl Hope) präsentierte Neubearbeitungen bekannter Rock-, Pop-, und Jazzstandards sowie eigene Kompositionen. Populäre Titel wie "Lay down Sally" mischten sich mit melodiös vorgetragenen Liedern.

Das Hauptgewicht des Abende lag jedoch auf dem Tanz. Zu den Songs der Gruppe "Countdown" wagten sich die Besucher aufs Parkett. Ob Poptitel, Schlager aus der guten alten Zeit ("Rote Lippen soll man küssen") Instrumentaleinlagen oder A-cappella-Gesang: Die Tanzfläche war stets gut gefüllt, und einige Paare bewiesen hohe Improvisationskunst.

Der erste gemeinsame Abend der beiden Gesellschaften war insgesamt ein großer Erfolg; lediglich die Besucherzahl ließ Wünsche offen. Für die Zukunft können die Organisatoren dennoch hoffnungsvoll sein: So etwas spricht sich in Bergen-Enkheim schnell herum. jot

Aus dem Ortsbeirat 15 Keine Altenplätze auf dem Festplatz

NIEDER-ESCHBACH. Der Ortsbeirat 15 sieht auch weiterhin keine realistische Chance, Altenpflegeplätze im Ortskern einzurichten. Ein entsprechender Antrag der FDP-Fraktion wurde mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, CDU und Grünen abgelehnt.

Die Liberalen schlugen vor, bei Verhandlungen des Magistrats mit einem potentiellen Privat-Investor darauf hinzuwirken, Altenwohnungen und Kurzzeitpflegeplätze in die Planung einzubeziehen, um die Situation für ältere Menschen im Ort zu verbessern.

Die CDU ist nach wie vor der Ansicht, daß der Platz in der Ortsmitte als Festareal erhalten bleiben muß. Gertrud Saam: "Die Vereine haben bereits gegen eine Umwandlung interveniert." Zudem sei die Lärmbelastung bei Festen für die Anwohner schon jetzt enorm: "Älteren Menschen ist das nicht zuzumuten."

Die Grünen vermuteten hinter dem Antrag einen "populistischen Schnellschuß". Über die Einrichtung von Altenpflegeplätzen im Ortskern müsse qualifiziert diskutiert werden, sagte Christa Griebenow. Die SPD-Fraktion lehnte den Antrag mit der Begründung ab, daß ausreichend Infrastruktur - Arztpraxen, Geschäfte und Freiflächen - für ein solches Projekt vorhanden sein müsse. Das sei aber nicht der Fall. jot

Stadtpark Nieder-Eschbach Jetzt sollen Experten an den runden Tisch

NIEDER-ESCHBACH. Fachleute und ortsnahe Gremien sollen über den geplanten Stadtpark in Nieder-Eschbach "fachgerecht diskutieren" und Lösungen erarbeiten. Das fordern SPD und Grüne aus dem zuständigen Ortsbeirat 15. In einem gemeinsamen Antrag schlugen sie vor, einen "runden Tisch pro Grün" einzurichten, damit das "sinnvolle Projekt nicht zerredet wird und in den verschiedenen Planungsphasen nicht hängenbleibt".

SPD und Grüne reagierten damit auf die zahlreichen Debatten im Ortsbeirat über den umstrittenen Stadtpark. Der Antrag wurde gegen die Stimmen von CDU und FDP angenommen. Die beiden Parteien haben sich in der Vergangenheit stets gegen den Park ausgesprochen.

Die FDP vermutete hinter dem Antrag eine "typisch grüne Beschäftigungspolitik". Kommentar der CDU im Ortsbeirat: "Das kostet nur Geld und ist vollkommen überflüssig." jot

Getuschel über Entdeckung Amerikas Evangelische Friedenskirche: Ein Vikar informierte mit Dias "aus erster Hand"

HARHEIM. Für Diethelm Meißner ist die Entdeckung Amerikas nicht das "Ei des Kolumbus". In seinem Vortrag "1492 - Kolumbus entdeckt Amerika/500-Jahr- Feier - von was eigentlich?" berichtete er über die weitreichenden Folgen der Entdeckung des Kontinents. Meißner, Vikar aus Kassel, der durch persönliche Kontakte für den Vortrag gewonnen werden konnte, sprach auf Einladung der evangelischen Friedenskirche.

Diethelm Meißner lebte einige Zeit in Mittelamerika. Nach dem Theologiestudium arbeitete er eineinhalb Jahre in El Salvador und Costa Rica und besuchte Guatemala sowie Nicaragua - für die meisten der etwa 50 Besucher im Gemeindesaal fremde Länder. Auf einer Landkarte erläuterte Meißner zunächst geographische Lage und Größe der mittelamerikanischen Staaten.

Den Sinn der ungewöhnlichen Sitzordnung - die Zuhörer saßen sich in kleinen Grüppchen gegenüber - verriet der junge Vikar auch: "Ich möchte, daß sie sich in ihrem Kreis über bestimmte Themen kurz unterhalten", forderte er zur Diskussion auf. Kaum hatte er wissen wollen, wann zum ersten Mal der Boden Amerikas betreten wurde, entwickelte sich sofort Geplapper und Getuschel. Nachdem sich Meißner wieder Gehör verschaft hatte, nahm er lächelnd die Antworten entgegen - sie reichten vom Azteken bis zum Wikinger.

Gezielt streute Meißner Informationen ein, immer wieder ließ er zuerst die Anwesenden zu Wort kommen. Lebhaft diskutiert wurde der Zusammenhang zwischen Entdecken und Gewalt. Eine ältere Frau meinte: "Entdecken geschah meist mit dem Schwert." Der Vortrag in der Kirche setzte sich auch kritisch mit dem christlichen Missionsdrang auseinander.

Trotz technischer Schwierigkeiten konnte Meißner dann seine Dias zeigen, die er in Mittelamerika gemacht hatte. Die Fotos zeigten nicht die touristischen Sonnenseiten, sondern dokumentierten unter anderem die schleichende Zerstörung der einheimischen Eßkultur durch internationale Schnellimbiß-Ketten, die Ausbeutung von Arbeitskräften und die weiträumige Vernichtung von Natur und Umwelt.

Der Mittelamerika-Abend war nur der Auftakt einer Gesprächsreihe, die mit Vorträgen über Brasilien und dem Verbleib von Spendengeldern fortgesetzt werden soll. Die zum evangelischen Dekanat Bad Vilbel gehörende Harheimer Friedenskirche mit ihren 1131 Mitgliedern feierte 1990 ihr 25jähriges Bestehen. Seit 1982 steht Claudio Stief der Gemeinde Am Wetterhahn vor.

Wie Kirchenvorsteherin Renate Stübbe berichtete, habe die Kirche einen "bemerkenswert guten Kontakt zur katholischen Kirche im Stadtteil". Aus dieser Zusammenarbeit entstand auch der ökomenische Frauenkreis, der einmal im Monat unter der Leitung von Ursula Etz und Magrit Stief zusammenkommt. Auch für Kinder und Jugendliche wird viel geboten: Jeweils einmal in der Woche treffen sich zwei Kinder-, eine Jugend- und die Konfirmandengruppe. Anfang Oktober bietet die Gemeinde wieder die ökumenischen Kinderbibeltage an.

Für aktive Gemeindemitglieder gibt's Bastelkurse (Blumenstecken, Batik, Töpfern) und einen Singkreis, den hauptsächlich Frauen besuchen. "Wir suchen noch Männerstimmen", fordert Frau Stübbe "Herren der Schöpfung" zum Mitsingen auf. Das nächste Ausflugsziel steht auch schon fest: "In naher Zukunft wollen wir nach Mainz fahren, um die Chagall-Fenster zu besichtigen", ergänzte Pfarrer Stief das umfangreiche Angebot der kleinen Kirche in Harheim. map

Wer an den Angeboten des Vereins "Kinder in Preungesheim" interessiert ist, kann sich bei der Vorsitzenden Beate Lilling unter Telefon 54 31 33 melden. zol

Abend der Vereine Tischtennisball im Bierkrug

SCHWANHEIM. Wie kommt ein Tischtennisball in einen Bierkrug? Ganz einfach: Der Tischtennis-Club 1986 Schwanheim bringt seine "lustige Tischtennisvorführung" in einem Festzelt auf die Bühne, und es dauert nicht lange, bis eine der kleinen Plastikkugeln im Humpen landet. So geschehen beim Abend der Vereine im Festzelt der Schwanheimer Kerb. Der nichtsahnende Biertrinker schaute einen Moment verdutzt, fischte dann aber grinsend den Ball aus dem Glas, um einen ordentlichen Schluck zu nehmen.

Der Genießer des Hopfengetränks war nicht der einzige, den die Sportler trafen. Ein wahrer Ballregen ergoß sich als Abschluß der Demonstration über das Publikum, das am Eröffnungsabend der Kerb kaum Zeit zum verschnaufen hatte; immerhin standen 17 Punkte auf dem Unterhaltungsprogramm. Der Vereinsring hatte zu Ehren des 25jährigen Bestehens des Musikzugs Blau-Gold eine abwechslungsreiche Show zusammengestellt. Das siebenköpfige Organisationsteam unter der Leitung der zweiten Vositzenden Hannelore Liesum war den ganzen Sommer mit der Koordination des Abends befaßt. "Wir zeigen heute abend, daß innerhalb des Vereinsrings ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl besteht", sagte Vorsitzender Reinhold Daub. Insgesamt acht der 36 Vereine beteiligten sich am Bühnengeschehen. Von Gesangsdarbietungen der Chorgemeinschaft über Gardetanz von Blau-Gold, einer Jongliereinlage des Jugendhauses Schwanheim/ Goldstein bis zum Männerballett des Karnevalclubs wurde den Gästen ein bunter Querschnitt durch das Schwanheimer Vereinsleben geboten. Musikalisch begleitet vom Orchesterverein und flott moderiert von Benny Maro feierten die rund 1500 Schwanheimer bis in die Nacht. Auch die Prominenz stattete der Festgesellschaft einen Besuch ab: Petra Roth (CDU) und die Goldsteiner Rosenkönigin Michaela I. (sie regierte noch 24 Stunden, dann wurde ihre Nachfolgerin gekrönt), feierten kräftig mit.

Nicht zu jeder Kerb wird der Abend der Vereine organisiert. "Nur zu besonderen Anlässen gibt es das große Vereinsspektakel", informierte Reinhold Daub. Im kommenden Jahr wird es mit Sicherheit ebenso turbulent zugehen. Dann nämlich feiert der Vereinsring seinen 25. Geburtstag. "Es kommen immer wieder neue Vereine in unsere Organisation. Das läßt sich am Baum der Vereine ablesen, an dem regelmäßig ein zusätzliches Schild angebracht wird", erzählte der Vorsitzende. "Und das ist auch gut so, denn wenn ein Baum nicht wächst, ist er tot", fuhr Daub fort.

Nächstes Mitglied könnte die kroatische Gesangsgruppe "Klapa Ferali" werden, die am Jubiläumsabend einen typischen Männergesang aus Dalmatien vortrug. "Das wäre ein aktiver Beitrag zur besseren Integration unserer ausländischen Mitbürger", meinte Daub. "Denn über das Miteinander leben, reden bringt nicht viel, man muß es einfach tun." hen

,Biertempel' auf der Wiese Musikzug Blau-Gold feierte sein 25jähriges Bestehen

SCHWANHEIM. "Laßt euch mal was einfallen, haben wir vor etwa zwei Jahren den Mitgliedern gesagt, als es darum ging, unsere Jubiläumsfeier zu planen", erzählte Dietmar Tietzmann, Geschäftsführer und Pressewart beim Musikzug Blau-Gold Schwanheim. "Naja, und das ist dann halt dabei herausgekommen", grinst er und deutet auf das 2500 Personen fassende Festzelt an der Mainwiese.

Die Schwanheimer Kerb stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des 25jährigen Bestehens des Musikzuges. Dessen Mitglieder ließen sich gar nicht erst auf Kompromisse ein und scheuten auch nicht die Arbeit für die Festvorbereitungen. "Das ist das erste Mal, daß überhaupt so ein großes Festzelt hier auf der Schwanheimer Kerb steht", erklärte der Geschäftsführer. Der "Biertempel" sei in Eigenarbeit innerhalb einer Woche aufgestellt worden.

"Vorher gab es aber einigen Ärger mit den Behörden", berichtete Dieter Tietzmann. Da die Schwanheimer Mainwiesen im Bereich des Frankfurter Grüngürtels liegen, wehrte sich die Stadt zunächst gegen das große Zelt. Mit der Auflage, die Wiese im ursprünglichen Zustand wieder zu verlassen, gab es dann doch die Zustimmung des Gartenamtes. "Wie wir das hinkriegen, ist mir noch nicht ganz klar, aber da lassen wir uns noch was einfallen", sagte Tietzmann.

Vorerst war der Musikzug auch mit Wichtigerem beschäftigt. So lag die Bewirtung der vielen hundert Kerbbesucher in den Händen von Blau-Gold. Ein buntes Programm über die Festtage verteilt bot für alle Besucher etwas. Am Samstagnachmittag gab es für die Senioren einen Plausch im Festzelt, anschließend lief der bunte Abend unter der Regie von Blau-Gold. Am Sonntag nahmen die rund 20 Musiker des 300 Mitglieder starken Vereins am Festumzug durch Schwanheims Straßen teil, der sich bei strahlendem Spätsommerwetter zwei Stunden lang mit etwa 400 Aktiven durch den Stadtteil schlängelte, seinen krönenden Abschluß im Festzelt fand.

Während die älteren Semester am Samstagabend mit "Elmar Wolf und den neuen Egerländern" feierten, pilgerte die Jugend in die Schwanheimer Turnhalle zur "ersten Kerbedisco", wo es etwas fetziger zuging. "Der Kerbeball lief in den letzten Jahren nicht mehr so gut, da haben wir halt mal eine Disco organisiert", war vom Kerbevadder Seppl Henrich zu erfahren. "Wir haben mit so etwas noch keinerlei Erfahrung. Wenn es klappt, wird die Disco zur Dauereinrichtung", meinte der Kerbevadder. Die Idee scheint bei den Jüngeren Anklang zu finden: Pünktlich zur Öffnungszeit standen die ersten ungeduldig vor der Tür. "Hier geht wenigstens noch was ab. Außerdem muß man im Festzelt heute abend 18 Mark Eintritt zahlen", erklärte ein Discobesucher. hen

Marion I. führt das Zepter Neue Rosenkönigin gekrönt / Abschied von Michaela I.

GOLDSTEIN. Viel Geduld mußten die Gäste bei der Krönungsfeier der neuen Goldsteiner Rosenkönigin mitbringen. Erst nach eineinhalb Stunden wurde das gut gehütete Geheimnis gelüftet: Die Nachfolgerin von Michaela I. heißt Marion Schaller. Vom Schirmherr Ernst Schäck von der Frankfurter Sparkasse wurde die 25 Jahre alte Goldsteinerin, die als Versicherungskauffrau tätig ist, im festlichen Rahmen mit den Regierungsutensilien Zepter, Krone und Schärpe ausgestattet.

Bis es jedoch soweit war, "mußten" sich die Festbesucher die Zeit mit einem Glas Sekt und einem Schwätzchen vertreiben. Wer zur neuen Königin gekrönt werden könnte, war natürlich das Thema, das alle beschäftigte. "Nur fünf Personen wissen vorher, wer die Glückliche ist", bestätigte Fritz Leonhard vom Vereinsring Goldstein. Die noch amtierende Königin Michaela konnte die Aufregung vor der Inthronisierung sichtlich nachfühlen. "Das war bei mir nicht anders", sagte sie.

Michaela Molzberger blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf ihre Amtszeit zurück. Besondere Höhepunkte waren für sie die Auftritte auf den großen Festen außerhalb Frankfurts, beispielsweise beim Büdesheimer Laternenfest oder beim Stadtfest in Oberursel. "Standfestigkeit, Ausdauer und die Bereitschaft, auf Freizeit zu verzichten, muß man mitbringen, sonst klappt es nicht", war von Michaela zu erfahren. "Auch eine Familie ist eher hinderlich für die gewissenhafte Ausführung des Amtes", fuhr sie fort.

Bei immerhin 43 Auftritten im Jahr bei Karnevalssitzungen und Stadtfesten bleibe kaum Zeit für ein Privatleben. "Trotzdem war es eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte", sagte Michaela. Vor allem die Kontakte zur Prominenz seien eine schöne Erinnerung an die Amtszeit. "Ich habe beispielsweise Heinz Riesenhuber und Andreas von Schoeler kennengelernt", berichtete Michaela stolz.

In Zukunft will sie sich wieder stärker bei den "Goldsteiner Schlippcher" engagieren. Dort leitet sie eine Kinder- und eine Jazztanzgruppe. "Die mußten im vergangenen Jahr öfters ohne mich auftreten. Das war für mich immer sehr beunruhigend."

Seit 1982, aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der Siedlung Goldstein wird die Rosenkönigin gekrönt. Damals wurde eigens eine Rosenart zum Geburtstag gezüchtet und die erste Königin ernannt. Marion Schaller ist mittlerweile die siebte und freut sich darauf, "Goldstein repräsentieren zu dürfen", wie sie sagte. hen

Sonderkonto eingerichtet Vogelfreunde feierten "30." / Spende für Krebskranke

GOLDSTEIN. "Eigentlich bin ich ein bißchen enttäuscht", beklagte sich Helmut Enders, Vorsitzender der Vogelfreunde Goldstein. Denn zur Feier des 30jährigen Bestehens waren weniger Vereinsmitglieder ins Bürgerhaus Goldstein gekommen als erwartet. Übel nehmen sollte man das den Ferngebliebenen jedoch nicht. Bei prachtvollem Spätsommerwetter lockte schließlich die Schwanheimer Kerb zum Schlendern über die Mainwiese.

Leer geblieben ist der große Saal des Bürgerhauses dennoch nicht. Zum sonntäglichen Frühschoppen bei Ebbelwei und Brezeln fanden sich nicht nur Vogelzüchter ein, auch Vertreter der anderen Goldsteiner Vereine gratulierten zum dreißigsten Geburstag. Dabei wurde auf das übliche Übergeben von Tellern, Pokalen oder ähnlichem verzichtet. "Wir haben uns diese Art von Geschenken ausdrücklich verbeten", sagte Helmut Enders. Statt dessen richtete der Verein ein Sonderkonto ein und sammelte Geld für die Kinderkrebshilfe der Universitätsklinik Frankfurt. Bis zum Mittag des Festtages waren immerhin schon mehr als 1000 Mark für den guten Zweck zusammengekommen.

Da das 25. Jubiläum wegen einer Vogelschau nicht gefeiert wurde, "holen wir das jetzt nach", erläuterte Enders. 1962 hatten Mitglieder des Kleintierzuchtvereins Goldstein eine eigene Sparte für die Vogelzucht gegründet, die vorher schon lange Zeit innerhalb der Kleintierzüchter betrieben wurde. "Wir wollten uns nicht abspalten, sondern einfach einen eigenständigen Verein gründen", berichtete der Vorsitzende. Auch heute noch pflegen die Vogelfreunde einen engen Kontakt zu den Kleintierzüchtern. Bereits zur Gründung des Vereinsrings Goldstein waren die Gefiederzüchter dabei. Seit 1981 ist der Verein als gemeinnütziger Verein eingetragen und zählt zur Zeit knapp 70 Mitglieder.

"In unseren besten Zeiten waren es über 100. Heute ist es beonders schwierig, die Jugend für dieses Hobby zu begeistern", meinte Enders. Verordnungen des Artenschutzes erschweren das Züchten und Halten exotischer Arten, jedes Tier muß beim Veterinäramt gemeldet werden. "Wenn jemand nur ein Wellensittichpärchen halten will, muß es beringt und ärztlich untersucht sein. Verständlich, daß diese Mühen kaum jemand auf sich nehmen will", so der Vorsitzende. Waren in früheren Zeiten nur Goldsteiner bei den Vogelfreunden aktiv, so kommen heute die Mitglieder auch von weiter her, beispielsweise aus Rüdesheim, Bischofsheim und Bornheim. Die Tiere hält jeder selbst zu Hause. "Das ist übersichtlicher und sicherer", erläuterte Vorsitzender Enders.

Gemeinsam unternehmen die Mitglieder Ausflüge und Wochenendfahrten in den Schwarzwald oder in Vogelparks vor allem nach Holland. Auf dem Goldsteiner Weihnachtsmarkt verkauft der Verein traditionell Vogelfutter. Der Erlös fließt in die Aktion "Goldsteiner helfen Goldsteinern", die sich um alte und kranke Menschen im Stadtteil kümmert. Im November, zwischen dem Buß- und Bettag und dem Totensonntag, präsentieren dann die Vogelfreunde bei ihrer Jubiläumsschau die ganze Federpracht der Öffentlichkeit. hen

Ärger in der beruhigten Nordendstraße "Neue Parkplätze bringen Gefahr für Kinder" / Anwohner wollen vor Gericht gehen

NORDEND. "Was hier gemacht wurde, ist kompletter Unsinn", machte Abraham Teuter seinem Ärger Luft. Mit kräftigem Applaus stimmten etwa 25 Bewohner der Nordendstraße diesem Satz zu. Die Gruppe hatte sich getroffen, um ihrem Unmut über die neue Verkehrsführung in ihrer Straße Luft zu machen: Hier sei eine "Verkehrsbeunruhigung" geplant worden.

Die Nordendstraße war früher eine Einbahnstraße, die vom Alleenring zur Eckenheimer Landstraße führte. Mit der Tempo-30-Zone kam die Änderung, die jetzt für Ärger sorgt: Die Nordendstraße ist nun zwischen Gluckstraße und Lenaustraße gesperrt, die verbleibende Fahrbahn in beide Richtungen geöffnet. Um die Straße zu verengen, wurden auf beiden Seiten Schrägparkplätze und ein zusätzlicher Parkstreifen in der Fahrbahnmitte eingerichtet.

Was die Bürger auf die Barrikaden treibt: Kinder, die die Straße überqueren wollen, müssen jetzt nicht nur mit Verkehr aus beiden Richtungen rechnen, sondern werden beim Überqueren gleich mehrfach von parkenden Autos verdeckt. "Das ist eine ständige, sinnlose Gefährdung für das Leben unserer Kinder"; die Änderung sei völlig "absurd". Außerdem habe der Verkehr durch die Öffnung in beide Richtungen deutlich zugenommen.

Zweitens sei den Kindern durch das beidseitige Parken auf dem Bürgersteig Platz genommen worden. "Früher konnte man hier Federball und sogar Fußball spielen", klagten viele Eltern. Durch das reichhaltige Parkplatzangebot würden jetzt außerdem noch mehr Studenten der Fachhochschule in die Straße gelockt. Auch die zwei durch die Sperre geschaffenen Sackgassen hätten keine Beruhigung gebracht, im Gegenteil: "Die Autofahrer fahren trotzdem hinein, suchen einen Parkplatz, rangieren wie die Weltmeister" und träten nach erfolgloser Suche "frustriert das Gaspedal durch".

Die Straße sei von Hauswand zu Hauswand 27 Meter breit, durch die Veränderungen seien die Fahrspuren nun auf jeweils vier Meter reduziert worden, erläuterte Armin Eikenberg (SPD). Die Erfahrung habe gezeigt, daß Autofahrer sich nicht an Tempo 30 halten, wenn die Fahrbahn nicht eingeengt würde, begründete der SPD-Verkehrsexperte aus dem Ortsbeirat 3 die Veränderungen.

Die Erfahrungen der Anwohner sind allerdings anders: Die Nordendstraße habe sich als Einbahnstraße für den Schleichverkehr nicht geeignet. Die Behauptung, daß hier gerast worden sei, sei "schlicht falsch". Abgesehen von Kneipenbesuchern und Fachhochschülern, die alles zugeparkt hätten, "war hier unter Verkehrsgesichtspunkten gut leben". Sinnvoll wäre nur die Einführung von Tempo 30 und Parkplaketten gewesen.

Die Bewohner der Nordendstraße - unter ihnen auch Jörg Harraschain, Mitglied der Grünen im Ortsbeirat und selber "sehr unzufrieden" über die Regelung - haben noch andere grobe Schnitzer entdeckt: So werden die Fahrzeuge, die vom Alleenring kommen, jetzt um den Nordendplatz herum direkt am Krankenhaus vorbeigeleitet - Überwege oder Aufpflasterungen, auf denen die Kinder sicher zum Spielplatz kommen, gibt es nicht. Allerdings ist nach Angaben von Eikenberg die Gestaltung am Nordendplatz und in der Brahmsstraße noch nicht abgeschlossen.

Das änderte die Meinung der Anwohner nicht: Die Verkehrspolitik, die hier betrieben worden sei, sei "sicher nicht falsch gewollt", aber völlig falsch geplant worden. Ihre einstimmige Forderung: Die Einbahnstraßenregelung soll wieder hergestellt, zum Nordendplatz müssen überpflasterte Wege geschaffen werden, die Sperre und der Parkstreifen in der Mitte sollten entfernt werden.

Zumindest beim SPD-Vertreter Eikenberg stießen sie auf taube Ohren: Es sei zwar grundsätzlich möglich, die Umbauten rückgängig zu machen, sagte er: "Das passiert aber nicht, bevor die Straße komplett fertig ist." Die Bewohner überlegen deshalb, vor Gericht zu gehen. rea

Ansturm auf Flohmarkt Der Jugendverein spendet Erlös an die Kinderkrebshilfe

NIEDER-ESCHBACH. Geschäftig wuselten die Damen umher - hier ein Strampelhöschen zurechtgerückt, da ein Puzzlespiel hingestellt. Am Mittag war es soweit. Der Ansturm der Nieder-Eschbacher auf den Kleiderflohmarkt konnte beginnen. Insgesamt 40 Stände organisierten die Frauen vom Nieder-Eschbacher Kinder- und Jugendverein in der großen Aula der Otto-Hahn-Schule am Urseler Weg. Außer Baby- und Kinderbekleidung, Skateboards, Barbiepuppen und den vielen anderen Sachen, die Kinder- und Mütterherzen höher schlagen lassen, wurde auch verführerischer Kuchen und frischer Kaffee gereicht.

Der Erlös aus den Standgebühren von jeweils sieben Mark und der "Freßecke" kam der Kinderkrebshilfe zugute.

Den Kinder- und Kleiderflohmarkt gibt es schon seit zehn Jahren. Bis vor zweieinhalb Jahren hatten ihn die ortsansässigen SPD-Frauen organisiert. Für die Kinderkrebshilfe wurden jedesmal zwischen 400 und 500 Mark eingenommen.

Der Basar, der zweimal im Jahr aufgebaut wird, ist aber nicht das einzige Projekt des Kinder- und Jugendvereins, der seit 1990 besteht. Nach zwei Jahren hartnäckigen Bemühens und unzähligen Briefwechseln setzte der Verein durch, daß die zum Teil sehr gefährlichen Spielplätze der Wohnungsbaugesellschaft Nassauische-Heimstätte abgerissen wurden. Die Wohnblocks entlang der U-Bahn-Station Nieder-Eschbach haben inzwischen einen neuen, vollständig sanierten Spielplatz im Wert von 15 000 Mark erhalten. Weitere sollen folgen.

Auch in der Verkehrsberuhigungs AG des Ortsbeirates engagiert sich der Zusammenschluß aus 40 Familien. Sie wollen erreichen, daß die Straßen im Stadtteil kindersicherer werden. Mittlerweile haben die tatkräftigen Vereinsmitglieder noch eine neue Aufgabe gefunden. Bis zum kommenden Frühling möchten sie einen Kinderstadtteilplan herausbringen. Ansprechend illustriert wird er die für "Kinder wichtige Infrastruktur Nieder- Eschbachs aufzeigen". Gemeint sind damit Vereine, Spielplätze, und Radwege. dil

Geld für die Rutschbahn Die Nazarethgemeinde hatte zweiten Kinderflohmarkt

ECKENHEIM. Es war der zweite Kinderflohmarkt der evangelischen Nazarethgemeinde in Nord-Eckenheim in diesem Jahr. Mit fünf Mark Standgebühr war ein jeder Verkäufer dabei. Im Gemeindesaal boten Mütter ihre Waren feil. Zu kaufen gab es guterhaltene Baby- und Kinderkleidung, niedliche Accessoires und buntes Spielzeug. Dazu im "Rahmenprogramm": Eine Mark kostete ein Stück Kuchen, 50 Pfennig die Tasse Kaffee - alles erschwingliche Preise.

Die Eckenheimer, ob Gemeindemitglied oder nicht, erschienen zahlreich. Es war nicht schwer, ein Schnäppchen zu machen. Hochwertige Kindersachen waren billig zu erstehen. Die Erwachsenen genossen auf der Terrasse das schöne Wetter, während ihre Zöglinge sich auf dem Spielplatz des gemeindeeigenen Kindergartens austobten.

Die Einnahmen, etwa 400 Mark aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen und Standgebühren, waren auch für den Kindergarten gedacht. Die Kleinen haben sich eine Rutschbahn gewünscht - und die wird sicherlich einige tausend Mark kosten.

Der Kindergarten, in dem viele verschiedene Glaubensrichtungen vertreten sind, sei es nun islamisch, buddhistisch, katholisch oder evangelisch, fällt durch seine unkonventionelle Betreuung auf. Statt feste Kindergruppen zu bilden, hat man sich in Anlehnung an das Reggio- Konzept aus Italien etwas anderes ausgedacht.

Durch die großzügigen Räume des Kindergartens bedingt, können die Kleinen in verschiedenen Zimmern unter Beaufsichtigung der Erzieher selbst entscheiden, was sie machen wollen. Im Obergeschoß vergnügen sie sich im Mal-und Bastelraum, in der Cafeteria, im kuscheligen Leseraum oder im Rollenspielatelier, das in liebevoller Kleinarbeit an freien Wochenenden von den Pädagogen hergerichtet wurde.

Im Souterrain geht es ein bißchen lauter zu. Die sogenannte "Bewegungsbaustelle" bietet auf 50 Quadratmetern genügend Platz für "Jux und Dollerei". Der gekachelte "Matschraum" gestattet es den Kindern, aus Herzenslust und schön wild herumzuschmieren und zu -panschen.

Schließlich sei noch der Musikraum erwähnt, in dem einmal pro Woche ein Musiklehrer Unterricht in rhythmisch-musikalischer Erziehung erteilt.

Im Kinderausschuß, der sich aus Elternbeirat, Gemeindevertretern und Erziehern zusammensetzt, wird nur Positives über den "etwas anderen Kindergarten" berichtet. Innerhalb der Kindertagesstätte, die täglich von 7.30 bis 17 Uhr geöffnet ist, werden auch eine Vielzahl von Projekten angeboten; eins davon heißt "Essen und Trinken". Hedi Friedrich, selbst im Elternbeirat, meinte: "Es geht darum, daß die Kinder alle fünf Sinne einsetzen und dadurch so simple Dinge wie Essen und Trinken ganz anders erfahren. Außerdem wollen wir das Gruppengefühl, die gemeinsame Arbeit und das Selbstbewußtsein stärken."

Die Kindergartenplätze sind auch in der Nazarethgemeinde rar. Wer die monatlichen 173 Mark für einen Ganztagsplatz inklusive Frühstück und Mittagessen aufbringen kann und Interesse an dem Konzept zeigt, sollte sich schnell auf die Warteliste setzen lassen. dil

Ohne den Kokain-Anbau verdienen die Bauern nichts Drogendiskussion der SPD Nordend / Experten: Der Weltmarkt zwingt Südamerika zur Rauschgiftproduktion

NORDEND. "Es geht nicht darum, ein Patentrezept gegen Drogenmißbrauch zu finden", sagte Uli Zimmer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Nordend II, gleich zu Beginn des Abends. Vielmehr wolle die SPD über dieses "angstbesetzte Thema" aufklären, um Angst "mit Hilfe von Wissen abzubauen". Am zweiten von vier Info-Abenden sollten die Gäste vor allem etwas über die Situation in den Kokainanbau- und Erzeugerländern erfahren. "Herkunft der Drogen" war der Titel der Diskussion, mit der die SPD ihre Reihe über ein Thema fortsetzte, das gerade in Frankfurt eine traurige Aktualität hat.

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Reinhold Strauß, einem Mitglied des Ortsvereins. Als Referenten hatten die Sozialdemokraten diesmal Experten eingeladen, die ihre Erfahrungen im Ausland gesammelt haben: Ilse de Manrique, Mitarbeiterin der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat 25 Jahre in Peru gelebt. Der Agrarwissenschaftler Dr. Hans Äppli arbeitet für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW). Die KFW ist unter anderem an Projekten in Südamerika beteiligt, die Alternativen zum Anbau des Kokastrauches suchen, aus dem Kokain gewonnen wird.

Hans Äppli versuchte zunächst, die Lebensumstände der Kokabauern in den Regenwäldern Perus und Boliviens zu erklären. Nur in diesen beiden lateinamerikanischen Ländern wird Kokain in nennenswerten Mengen produziert. Doch sei der Anbau des Kokastrauches kein lukratives Geschäft, mit dem die Bauern dieser Länder große Gewinne machen. Die Arbeit sei hart und bringe nicht mehr Geld als die herkömmliche Landwirtschaft. Der Unterschied liege für die Bauern vor allem darin, daß die Produkte regelmäßig abgenommen werde, berichtete der Wissenschaftler.

Ziehe man alle Kosten für Transport, Dünger und Pflanzenschutzmittel ab, erhalte ein Kokabauer für einen harten Arbeitstag nicht mehr als umgerechnet etwa fünf bis sieben Mark, sagte Äppli. Dies entspreche dem Gewinn, der in diesen Ländern auch mit dem Anbau von Kaffee erzielt werden könne. Dennoch seien nahezu alle Versuche, die Kokabauern wieder zu herkömmlicher Landwirtschaft wie etwa dem Gemüseanbau zu bringen, bis auf wenige Ausnahmen gescheitert.

Erfolg brachte beispielsweise ein neues Bewässerungssystem in Bolivien. Dort ist der Gemüseanbau wieder ausgeweitet worden, die Bauern kehrten aus den Kokainbaugebieten in ihre Heimat zurück, wo sie nun wieder ein erträgliches Einkommen haben.

Ilse de Manrique berichtete von einem anderen Versuch, das Problem des illegalen Kokainanbaus zu bewältigen: Im Auftrag der GTZ untersucht derzeit ein Biologe die Inhaltsstoffe des Kokablattes. Langfristiges Ziel dieser Studie soll es sein, alternativ zur Kokainherstellung andere, beispielsweise medizinische Verwendungen für die Pflanze zu finden. Der in Peru seit Jahrtausenden als Heilpflanze verehrte Strauch ließe sich dann als Nutzpflanze legal anbauen und auf dem Weltmarkt verkaufen, so die Hoffnung der GTZ.

Äppli meinte, daß die gegenwärtige Wirtschaftspolitik der weltweiten Überschußproduktion den Bauern armer Länder grundsätzlich keine Chance lasse, mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt zu konkurrieren. Das Problem des Drogenmißbrauchs führte er auf Mißstände in der modernen Gesellschaft zurück.

Der Agrarwissenschaftler schlug vor, auch die Drogenpolitik grundlegend zu ändern. Nach seiner Ansicht sollte der Konsum legalisiert werden, um dem illegalen Handel weltweit den Markt zu entziehen. Nur die ärztlich kontrollierte Abgabe von Drogen und der "differenzierte" Umgang mit dem Problem werde es auf lange Sicht auch verringern. gap

Geld geht nach Kroatien St. Sebastiangemeinde sammelte für Waisen in Zagreb

NORDWESTSTADT. Zum Abschluß der Pfarrfestwoche der katholischen St. Sebastiangemeinde ließen es sich die Nordweststädter noch einmal so richtig gut gehen. Viele reservierten sich vorsichtshalber gleich ihre Plätze. Tatsächlich mußten zusätzliche Tische aufgebaut werden, damit alle 150 Besucher Platz fanden. Es gab Cevapcici und Duvecreis zu niedrigen Preisen; gestiftet und vorbereitet hatte das Essen Ruza Cevkovic.

Die Bekannte des Pfarrers Artur Gäßner ist auch verantwortlich für die Koordination der Hilfsaktion "Hilfe für Kinder im ehemaligen Jugoslawien". Die Gemeinde hat während ihrer Pfarrfestwoche Geld zusammengetragen, um notleidende Waisenkinder in einem Heim in Zagreb ein wenig zu unterstützen.

Statt des alljährlichen Theaterstücks war die Attraktion des Abends der Auftritt des kroatischen Männerchors "Die Laterne". Die Männer lösten wahre Begeisterungsstürme aus. Ruza Cekovic, die als Krankenschwester im Elisabethenkrankhaus arbeitet, fühlte sich beim Klang der heimischen Lieder "ein bißchen komisch, denn als ich anfing, Hilfsaktionen zu organisieren, hatte ich das Gefühl, daß die Menschen in Kroatien und Bosnien allein gelassen werden." Keiner habe sich für die Aktionen interessiert.

"Nun möchte ich mich aber recht herzlich bei Pfarrer Gäßner und seiner Gemeinde bedanken, die viel für uns getan haben. Es werden auch immer mehr Menschen, die helfen wollen und dieses persönliche Engagement ist am wichtigsten", sagte die gebürtige Bosnierin mit bewegter Stimme.

Ruza Cekovic hat bereits ein neues Projekt im Auge. Im Lokal "Eigenheim" in Langen / Egelsbach will sie einen gemütlichen Abend organisieren. Der Termin steht noch nicht fest, aber nähere Informationen sind unter der Telefonnummer 0 61 03 - 4 96 25 zu erhalten. dil

Wucherungen am Obstbaum sofort behandeln

Der Obstbaumkrebs ist eine äußerst gefährliche Pilzkrankheit. Schon durch kleinste Gewebeöffnungen, z. B. nach dem Blattfall, oder bei Verletzungen der Baumrinde nach der Schnittpflege, kann der Schadpilz in das Baumgewebe eindringen.Er verursacht immer größer werdende Wucherungen an Stamm oder Ästen. Diese schnüren das Transportsystem des Baumes ein. Wasser und Nährstoffe können nicht mehr fließen. Stamm- und Zweigpartien, die oberhalb von Obstbaumkrebs-Wucherungen liegen, werden folglich nicht mehr versorgt. Sie sterben in letzter Konsequenz ab. Sorgfältiges Ausschneiden befallener Stellen ist deshalb unerläßlich. Da Krebswucherungen zu jeder Jahreszeit ausgeschnitten werden können, sollte man beim Auftreten der ersten Anzeichen sofort handeln. Mit einem scharfen Baummesser ist bis auf das gesunde Holz zu schneiden. Die sorgfältig ausgeschnittene Befallstelle wird anschließend mit Wundverschlußmittel behandelt. Das Mittel wirkt desinfizierend und enthält Stoffe, die eine rasche Wundheilung fördern. ps

Kartoffeln im Keller nach Sorten lagern

Nicht alle Kartoffelsorten sind gleich gut lagerfähig. Festkochenden Sorten, die in der Gunst der Verbraucher an erster Stelle liegen, wird beispielsweise eine bessere Lagerfähigkeit nachgesagt als mehligkochenden. Folglich sollte bei der Vorratshaltung für den Winter darauf geachtet werden, daß die verschiedenen Kartoffelsorten nach Kochtypen getrennt gelagert werden. Festkochende Sorten eignen sich beispielsweise besonders gut für Kartoffelsalat und Bratkartoffeln, während mehligkochende Sorten ideal für Pell- und Salzkartoffeln sowie für Püree sind.

Grundsätztlich sollten jedoch alle Kartoffeln, die gelagert werden, gut ausgereift, trocken und gesund sein. Ideale Räume sind kühle, dunkle Keller mit guter Belüftung, in denen Temperaturen von etwa plus vier bis sechs Grad vorherrschen. Wärme und Licht dagegen begünstigen das frühzeitige Keimen, das sich jedoch durch ein Keimhemmungsmittel, das beim Einkellern lagenweise auf die Kartoffeln gestreut wird, verhindern läßt. Eine Keimhemmung ist angebracht, wenn Kartoffeln über die natürliche Keimruhe hinaus gelagert werden sollen, die in der Regel nur bis November/Dezember anhält. pp

Blüten in zarten Farben Vom Herbst an schmücken Heidekrautgewächse den Garten

Mit der Heide verbindet man Volkslieder, Heidschnucken und die Bücher des Dichters Hermann Löns. Aber das berühmte Heideblühen kann jeder ganz nah entweder auf dem Balkon oder im Garten erleben. Denn die eigene Heide blüht überall, wo die Sonne hinscheint.

Die vielen Sorten der Pflanzengattungen Erica und Calluna blühen zu ganz verschiedenen Jahreszeiten. Bei geschickter Bepflanzung muß also zu keiner Jahreszeit eine Blühpause eintreten. Die vielen Sorten der Sommerheide (Calluna) blühen bis hin zu verschiedenen Rosa-, Rot- und Lilatönen. Und sogar die Blätter färben sich: Orangerot, goldgelb, bronzefarben oder silbern leuchten sie.

Wer Besonderheiten schätzt, sollte die Callunen mit den ebenfalls vom Sommer bis zum Herbst blühenden Glocken- oder Grauheiden zusammenpflanzen oder Vielfalt schaffen mit den Englischen, den Cornwall- oder Irischen Heidearten, die in ungewöhnlichen Farben blühen.

Im späten Herbst beginnt die Blüte der großen Zahl von Winter- oder Schneeheiden, die dann von Dezember bis Mai in voller Blüte stehen. Frost und Nässe kann ihnen nichts anhaben. Von diesen Erikagewächsen gibt es zahlreiche rote, weiße, rosafarbene und lilarosa Namenssorten.

Der große Vorteil aller Heidegewächse ist der, daß man sie in voller Blüte kaufen und pflanzen kann. Zudem werden sie im Garten steinalt, wenn man sie jährlich nach der Blüte nicht zu zaghaft zurückschneidet.

In einen Heidegarten gehören aber auch Gehölze wie Säulenwacholder oder schwachwachsende Kiefernarten wie die Mädchenkiefer. Auch Besenginster und niedrigwachsende Birken vermitteln echte Heideatmosphäre. Sogar einige Stauden passen in das Heidebild des Gartens, so zum Beispiel der blaublütige Ehrenpreis, Glockenblumen, Lavendel, Sonnenröschen und Ziergräser wie Seggen, Schwingel, Hainsimsen und Blaustahlhafer. Auch Königskerzen, Silberdisteln, Heidenelken und die fette Henne sorgen dafür, daß im Heidegarten immer etwas blüht, im frostkalten Winter ebenso wie im kühlen Frühling oder dem heißen Sommer oder Herbst, dem eigentlichen Höhepunkt des Heidegarten-Jahres. bub

"Wenn man es wagt und seinem Vaterland entsagt" Auf Seglern und Dampfschiffen zogen sieben Millionen Deutsche nach Amerika / Antonius Holtmann zum Problem "Passagierlisten"

"Heil Dir Columbus, sei gepriesen", Sei hochgelobt in Ewigkeit, Du hast uns einen Weg gewiesen, Der uns aus harter Dienstbarkeit Erretten kann, wenn man es wagt und seinem Vaterland entsagt."

Das wurde zu Beginn der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts im Königreich Hannover gesungen, und die Polizei hatte die Strophen des Liedes zu konfiszieren.

Kolumbus zu folgen und seinem Vaterland zu entsagen versprach religiöse, soziale und politische Freiheiten, ein besseres Leben als in der Heimat und auch die Möglichkeit, sich "die Welt zu besehen" und "sein Glück zu machen".

Gut sieben Millionen Deutsche sind in die USA ausgewandert. Sie wurden auf Seglern und Dampfschiffen verfrachtet, die meisten im Massenquartier im Zwischendeck.

Fast alle "Frachtbriefe" sind als Passagierlisten erhalten. Sie waren bisher nur in wenigen Archiven und Bibliotheken in den USA auf Mikrofilm zugänglich. Seit 1992 befinden sich die des 19. Jahrhunderts auch in der Bibliothek der Universität Oldenburg (1820-1895).

Die Passagierlisten mit deutschen Einwanderern zwischen 1850 und 1893 dokumentieren bisher 22 Bände (1850-1868) des Editionsvorhabens "Germans to America" von Ira A. Glazier und P. William Filby vom Tample-Balch Institute Center for Immigration Research in Philadelphia. Eine Fundgrube für Genealogen und Historiker beiderseits des Atlantiks hätte daraus werden können, aber nicht mehr als unzulängliche vorläufige Informationen sind daraus geworden, die Wichtiges unterschlagen oder gar falsch informieren.

In dem USA, aber auch in Deutschland, ist die Suche nach den "Wurzeln" und die Suche nach Auswanderern in Familien und Gemeinden populär geworden. Historiker benötigen die Listen, um Einzel- und Gruppenschicksalen auf die Spur zu kommen und die Transporte biographisch und sozialhistorisch untersuchen zu können. Die Bände könnten uns Deutschen eine historische Erfahrung zum Verständnis heutiger Migration in Europa nahebringen: als Deutsche Fremde waren . . .

Genealogen und Historiker haben sich bei Glazier/Filby auf Fallstricke gefaßt zu machen.

I.

Tote gehen an Land

August Dreseler und Carl Sieveking haben im Februar und März 1854 den Eltern in Herford in ihren Briefen die schlimmen Zustände auf der "New England" geschildert und von 65 Toten bis zum 16. November und 110 Toten bis zur Ankunft in New Orleans am 27. Dezember berichtet. Wer überlebt hatte, wollten wir in unserer "Forschungsstelle Niedersächsische Auswanderer in den USA" (NAUSA) an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg wissen. Bei Glazier/Filby wurden wir fündig und legten eine Fotokopie der Liste zur Publikation. Wir setzten voraus, daß die auf See Verstorbenen fehlten, denn sie waren ja nicht "angekommen": "Informationen über Todesfälle sind in diesen Bänden nicht enthalten".

Das ist schon eine bedenkliche Entscheidung, weil Todesangst und Todesfälle zur Sozialgeschichte der Auswanderung gehören und Genealogen sinnlos beschäftigt werden, wenn sie nicht erfahren, daß z. B. Margarethe Lising (24) und Hinrich Budden (30) auf See verstorben sind. Es wäre schon besser gewesen, die auf See Verstorbenen zu kennzeichnen.

Seit Januar 1992 stehen in Oldenburg 1586 Filmrollen der National Archives in Washington D. C. für das 19. Jahrhundert zur Verfügung. Wir wollten wissen, ob der Kapitän nicht doch Verstorbene registriert hatte, wie es die Hafenbehörden in den USA verlangten. Er hatte es getan. Eine "List of Passengers that dies on the Passage" mit 64 Namen ist der mit den 380 Überlebenden angefügt, abgezeichnet vom Kapitän Isaac Orr. Es sind die 64 letzten Namen der Passagiere bei Glazier/Filby, "die in den USA angekommen sind".

Wer immer eine Person bei Glazier/Filby findet, kann nicht sicher sein, ob sie die USA erreicht hat: er sollte zumindest anhand der Mikrofilme überprüfen, ob Glazier/Filby Tote an Land gehen lassen. Es reicht, daß auch den Kapitänen nicht zu trauen ist: einigen können wir schon nachweisen, daß sie den Behörden in den USA Todesfälle verschwiegen haben.

II.

Jakob Schramm ist gestrichen

Jakob Schramm war Hopfenhändler in Sachsen, emigrierte 1835 nach Indiana und wurde ein wohlhabender und erfolgreicher Farmer in der Nähe von Indianapolis. Er schickte Briefe nach Hause, und seine Söhne schrieben 8000 Seiten Tagebuch und die Lebensgeschichte dieses aufgeklärten Hausvaters, zu dessen Urenkeln der Schriftsteller Kurt Vonnegut gehört. Mehrfach bereiste er Europa, erstmals 21 Jahre nach seiner Auswanderung, als amerikanischer Staatsbürger.

Ein Kooperationsvertrag mit der Indiana Historical Society erleichtert uns die Auswertung des Materials. Wir wollten z. B. Reisebedingungen und Reisegefährten von 1856 herausfinden. Bei Glazier/Filby fällt Jakob Schramm aber Veränderungen (ab Bd. 10, 1856ff.) zum Opfer, die Genealogen und Historiker nicht weniger düpieren als die bisherigen Auswahlkriterien. Wurden in den Bänden 1-9 (1850-1855) nur Schiffe mit mehr als 80 Prozent Deutschen berücksichtigt, so werden von nun alle Listen ausgewertet, stillschweigend aber Nicht-Deutsche gestrichen: "Nur die sich selbst Deutsche nennen, sind . . . aufgeführt". "Deutsche Einwanderer . . . aus solchen Ländern wie Frankreich, Schweiz oder Luxemburg werden berücksichtigt."

Auch dies ist eine bedenkliche Entscheidung, denn deutsche Namen garantieren nicht deutsche Nationalität und Schweizer sind keine Deutschen, und einige Franzosen (Elsaß-Lothringer) waren nur Deutsche von 1871-1918. Was ist mit Österreichern seit 1866?

Glazier/Filby können nur selten herausfinden, welche nichtdeutschen Passagiere sich "Deutsche" genannt haben: nur ganz wenige Listen enthalten den Herkunftsort und den Herkunftsstaat bzw. das Land oder die Region. Ein "Deutscher" aus Straßburg ist eben eine Franzose und ein "Franzose" aus Berlin ein Deutscher, sofern nicht "Deutschland" oder "Frankreich" eingetragen ist. Mehr gibt das Material nicht her.

Jakob Schramm ist seit 1841 Amerikaner. Die Hamburger Liste registriert ihn mit Herkunftsort "Cincinnati" (er lebte aber bei Indianapolis), die New Yorker Liste nur mit "United States" als Herkunftsland. Glazier/Filby streichen drei von den sieben Passagieren in der "Ersten Kajüte": die Dänin Anina Hansen, den Norweger Th. Bjerk und den Amerikaner Jacob Schramm. (. . .)

Schiffe, die seit 1850 aus Hamburg kamen, lassen sich gründlicher untersuchen. Die Hamburger Auswanderer-Protokolle und Listen enthalten die Herkunftsorte und oft detaillierte, nicht schon vereinfachte Berufsangaben. Häufig sind Namen und Orte besser zu lesen. Glazier/Filby geben sich z. B. mit der New Yorker Liste der "Hermann" (1850) zufrieden, deren Handschrift außerordentlich schwer zu lesen ist und die auf der ersten Seite nur Farmer, von der zweiten an nur Mechaniker enthält und als Herkunft nur "Germany". Gerrit Aust vom Hamburger "Historical Emigration Office (HEO)" hat die Glazier/Filby-Version mit den Hamburger Auswanderer-Protokollen verglichen: 95 Prozent der Namen sind falsch geschrieben. Wäre die Hamburger Liste berücksichtigt worden, hätte man viele Namen lesen, hätte jede Person ihren Herkunftsort und jede auch ihre Berufs- bzw. ihre Statusbezeichnung bekommen können.

Glazier/Filby drucken zwei Listen der "Hermann": die sehr mangelhafte vom 16. Juli 1850 (auf dem Mikrofilm ist sie mit dem Datum 11. Juli 1850 versehen) und eine zweite mit dem Ankunftsdatum 10. Juli 1850, die auch Berufe und Herkunftsorte enthält. Sie ist nicht mit den Hamburger Eintragungen identisch und enthält, nach Gerrit Aust, immer noch eine Fehlerquote von 36 Prozent.

Glazier/Filby weisen nicht darauf hin, daß es sich um unterschiedliche Listen desselben Schiffes handelt; sie scheinen es nicht bemerkt zu haben. Sie weisen in der Einleitung nicht darauf hin, daß die Hamburger Protokolle und Listen auf Mikrofilm verfügbar sind. Sie haben die Hamburger Listen nicht verwertet, und sie haben auf Vergleiche und Korrekturmöglichkeiten verzichtet. Sie haben aber nicht nur vor der außerordentlich schlechten Lesbarkeit kapituliert; sie täuschen Lesbarkeit und Korrektheit vor, anstatt sich ihres den Personennamen zugeordneten Code "---" für "Buchstaben unleserlich" zu bedienen.

III.

Passagiere verlieren "ihre" Liste

Die Geschwister Ludwig und Charlotte Schreiber aus Quakenbrück im Königreich Hannover haben in einem "Tagebuch" ihre Reise auf der "Goethe" von Bremerhaven nach Baltimore beschrieben. Ursula Feldkamp hat es annotiert herausgegeben, ohne die Passagierliste, die dazu gehört: die Kleinstädter blicken aus der Kajüte heraus recht verächtlich auf ihre ländlichen Nachbarn aus Vörden und Neuenkirchen, Damme und Vechta, die im Zwischendeck hausen, herab. Unsere Suche nach der Liste blieb bei Glazier/Filby erfolglos, nicht aber auf den Mikrofilmen des Nationalarchivs: dort sind die beiden und vier Mitreisende aus Minden, Bremen und Clausthal als "Cabin Passengeres" registriert, mit "Nams - Adg - Pla of Bird - Ocupation", abgesetzt von den "Steragh Passengiers". Nur Deutsche waren an Bord.

Glazier/Filby haben die Liste übersehen oder sie haben nur die Originale, nicht aber die Mikrofilme benutzt, nach deren Anfertigung Originale verschwunden sein können. Ein zweiter Fall stützt diese Vermutung. Für eine heimatgeschichtliche Edition suchen wir die Liste der "Columbia", die am 13. Juli 1850 in New York angekommen ist. Fehlanzeige bei Glazier/Filby, nicht aber auf dem Mikrofilm der National Archives: da fanden wir den "Doctor M. Marmet" aus "Ostbevern" mit seiner Frau und sieben Kindern, von denen zwei Söhnen ebenfalls die "Occupation" "Doctor", einem der Beruf des "baber" und vier Töchtern die Tätigkeit als "Apotheker" zugeschrieben wird; sie reisten "Cabin". Wir fanden nur Deutsche an Bord.

IV.

Herkunftsort geht verloren

Der Tagelöhner Heinrich Brandes hat 1862/63 aus dem Bürgerkrieg 20 Briefe an seine Frau Catharina in Oldenburg/ Indiana geschrieben. Wir wollen diese sehr schlichten, aber gar nicht hilflosen Zeugnisse des Gottvertrauens, der Zuneigung zu seiner Frau, der Sorge um seine Familie und der Ablehnung des kriegerischen und der Bejahung des friedlichen Amerika in die Lebensgeschichten des Schreibers und seiner Familie einbinden und veröffentlichen.

Wir wußten aus einer lateinischen Geburtsbescheinigung vom 10. Februar 1854, daß Catharina Brock am 18. Juli 1821 in Warendorf geboren ist. Ob sie dort zuletzt noch gelebt hat, war unsicher. Die Passagierliste könnte einen Hinweis geben. Bei Glazier/Filby wurden wir fündig: "Catharina Brack" stand im Register, und in der abgedruckten Liste dann noch Alter und Geschlecht, Beruf "unbekannt" und für die Herkunft der Code "GR000", d. h. "Deutschland, Ort unbekannt"; also doch eine Fehlanzeige.

Heinrich zur Oeveste bereitete die nächste Enttäuschung. 81 Briefe, in Rieste bei Bramsche auf dem 1350 erstmals erwähnten Hof der Familie Schütte gefunden, werden für eine Edition vorbereitet. Mit 17 wanderte er 1863 aus. Ein Brief gibt als Ankunft in New York Ende Oktober an. Mit wem und wie und mit welchem Schiff er gereist war, wollten wir wissen. Der entsprechende Band von Glazier/Filby gab nichts her: die Liste schien verloren zu sein.

Seit Januar 1992 haben wir die Mikrofilme der National Archives in der Bibliothek der Oldenburger Universität: sie strafen Glazier/Filby Lügen. "H. v. Oeveste" ist auf dem Dampfer "New York" als Zwischendeckpassagier Nr. 127 und als "Kaufmann" aus "Riste" registriert, zusammen mit "Herm. Piepmeier" aus "Riste" (Nr. 124) und "Marie C. Breker" aus "Voerden" (Nr. 126). Weil Amerikaner seit 1856 von Glazier/Filby nicht mehr geduldet werden, muß die Nr. 128 verschwinden: "Hy. Kettler", 23 Jahre, "Kaufmann" aus "New York". Heinrich zur Oeveste mag aus Versehen in diesen Sog geraten sein.

Catharina Brock bekommt nun doch dank der Mikrofilme ihren Herkunftsort "Varendorf" und ihre Berufsbezeichnung "Girl". Und wir erfahren darüber hinaus, daß ein Gepäckstück registriert wurde: die roh zusammengezimmerte Kiste mit Tauringen als Tragegriffe und eingeritztem Namen auf dem flachen Deckel steht heute in Oldenburg/Indiana in der Wohnung der Enkelin Emma Walpe. Sie hat nun eine Fotokopie der Passagierliste. Die Kopie aus Glazier/Filby verschwand im Papierkorb.

191 Passagiere waren auf der "Marianne", jeder mit seinem Herkunftsort. Bei Glazier/Filby haben ihn 57 von 166 verloren (82 von 191, wenn durch "Dto." gekennzeichnete Orte mitgezählt werden). Da steht dann der Code "GR000" mit der Bedeutung "Deutschland: Ort unbekannt", ein Code, den Glazier/Filby verwenden, wenn die Listen keine Ortsangaben enthalten, z. B. die der "New England" mit den 64 Toten, die in New Orleans an Land gegangen sind, oder die der "Hermann", die nur Farmer und noch mehr Mechaniker transportierte, oder die der "Elbe", von der Jakob Schramm als Amerikaner gestrichen wurde.

Glazier/Filby haben die Todsünde aller Datenverarbeitung begangen, nämlich ein und denselben Code mehrfach vergeben: er steht stillschweigend auch für "Deutschland: Ort für uns nicht lesbar". Es wäre leicht gewesen, dafür einen eigenen Code anzugeben, und es wäre notwendig gewesen, diesen Fehler nicht bis in den letzten Band (21), der uns zur Ver-

Gartennotizen für Oktober

Mit Beginn des Monats Oktober ist es endgültig, daß der Sommer Abschied nimmt und der Herbst Einzug hält. Darüber täuscht auch die Farbenpracht der Staudenbeete nicht hinweg. Die Blätter der Sträucher und der Bäume verfärben sich immer mehr und verwelken.

Die sonnigen Herbsttage sollte der Hobbygärtner nutzen, um die frostempfindlichen Knollengewächse, wie Canna, Dahlien, Gladiolen und Knollenbegonien, ins geschützte Winterquartier zu bringen und noch terminfällige Gartenarbeiten vorzunehmen. Wer Auspflanzungen ausführt oder Samen aussät, sollte vor allem die fachmännischen Ratschläge beachten.

Die Pflanzzeit für Rosen setzt Mitte Oktober ein und dauert bis Ende November. Dabei sind einige Grundregeln zu befolgen: Den Wurzelstock zunächst in einen Eimer mit Wasser stellen und vollsaugen lassen. Vor dem Einpflanzen in das etwa 30 Zentimeter tiefe Erdloch, das mit Humus und Sand angereichert wird, die Wurzeln um ein Drittel und die Triebe um zwei Drittel kürzen. Die angehäufelte Erde muß gut angetreten und ausreichend gewässert werden, damit die Wurzeln Fuß fassen und keine Hohlräume entstehen. Die Veredelungsstelle soll etwa eine Handbreit unter der Erdoberfläche liegen.

Oberirdische Triebe sollten vor dem Austrocknen durch Sonne und Wind und auch vor einsetzendem Frost lokker mit Erde angehäufelt werden. Zu empfehlen ist auch rechtzeitiges Abdecken mit Tannen- oder Fichtenzweigen oder Stoh.

Immergrüne Laub- und Nadelgehölze, Sträucher und Stauden werden bei günstigem Wetter bis Mitte Oktober gepflanzt. Wichtig ist, daß diese Pflanzen bei Trockenheit ausreichend gewässert werden müssen. Auch andere immergrüne Pflanzen werden in den Boden gesetzt: Rhododendron, Moorbeetpflanzen, Ilex, Kirschlorbeer, Scheinbeeren, Heidekräuter und andere.

Auf freigewordenen Blumenbeeten, die unkrautfrei sein sollen, können Vergißmeinnicht, Stiefmütterchen, Tausendschön und die Zwiebeln von ersten Frühjahrsblumen gepflanzt werden.

Winterspinat und winterharte Erbsen sind bis Mitte Oktober auszusäen. Das Saatgut sollte etwa drei Zentimeter tief in der Erde liegen und bis zum Aufgehen feucht gehalten werden. Als vorteilhaft gegen Schadinsekten empfiehlt es sich, jetzt zwischen die Erdbeerreihen Knoblauchzehen zu stekken.

Wer bei nachlassenden Tagestemperaturen Feldsalat aussät, sollte das Beet anschließend mit einem Folientunnel überspannen. Die dadurch gespeicherte Wärme beeinflußt das Wachstum der Pflanzen günstig. Die Aussaat von Möhren ist von Ende Oktober bis Ende November möglich.

Meerrettich, der zwar winterhart ist, wird meist schon ab Oktober geerntet. Die vergilbten Blätter lassen auf die Erntereife der Wurzelteile schließen. Zur Vorratshaltung werden die Stangen und Wurzeln im Keller in feuchtem Sand eingelagert.

Wo es Probleme mit unreifen Tomaten gibt, kann man den Reifeprozeß günstig beeinflussen. Die gesamte Pflanze - frei bleibt die Gießfläche am Wurzelstock - wird mit einer durchlöcherten Plastikhaube überzogen. Dadurch kann tagsüber bei Sonne Wärme gespeichert und nachts Kälte abgehalten werden. Wo sich dazu keine Möglichkeit bietet, sollten die grünen Früchte in der Wohnung auf der Fensterbank oder auf dem Küchenschrank zum Ausreifen gelagert werden. Um Fäulnisbefall zu verhindern, dürfen die Tomaten sich gegenseitig nicht berühren.

Zur Bekämpfung des Frostspanners werden um die Stämme der Obstbäume Leimringe gelegt. Diese verhindern, daß die flügellosen Frostspannerweibchen in die Baumkronen aufsteigen und dort ihre Eier ablegen können. Die Nachkommen eines Frostspannerweibchend sind, wenn nichts dagegen unternommen wird, in der Lage, einen Baum ganz kahlzufressen. Ende des Monats steht der letzte Rasenschnitt vor dem Wintereinzug an. Darauf achten, daß keine Mährückstände und auch kein Laub auf der Rasenfläche liegenbleiben, denn diese begünstigen Fäulnis und Pilzbefall. Fachleute empfehlen eine Rasendüngung im Spätherbst. Einmal kräftigen sich die Rasengräser beträchtlich und werden widerstandsfähiger, zum anderen haben Moos und Unkräuter dann keine Chance, sich auszubreiten. Wer Gemüse einlagert, sollte die Überwinterung in einer Miete nutzen. Dafür eignen sich Kohl, Rote Bete, Möhren, Schwarzwurzeln und Sellerie. Um Rosmarin über den Winter zu bringen, sollte man ihn in einen großen Topf umpflanzen und an einem frostfreien Platz unterbringen. Wichtig ist, daß die Pflanze ab und zu begossen wird.

Bei drohenden Nachtfrösten werden die Kübelpflanzen im Winterquartier untergebracht. Den Anfang machen Granatbäumchen, Bleiwurz und Yucca. Sobald höhere Minusgrade zu erwarten sind, folgen auch Oleander und Agaven. Zur Überwinterung der Kübelpflanzen sind helle Kellerräume bei sechs bis acht Grad Celsius ideal. e

FR-Serie und FR-Expertengespräch über die Folgen der zwangsweisen Stillegung von Äckern in der Wetterau Aus Landwirten werden bald "Schreibwirte" Ausgleich über EG-Geld oder noch mehr Produktivität

WETTERAUKREIS. Disteln wuchern jetzt zwischen Ober-Rosbach und Ockstadt, wo einst Weizenfelder wogten. Der Löwenhof, dessen Felder sich hier erstrecken, ist der größte landwirtschaftliche Betrieb in der Wetterau, der für EG-Prämien seine Flächen stillgelegt hat. 3200 Hektar Ackerland wurden auf diese Weise insgesamt aus der Wetterauer landwirtschaftlichen Produktion genommen, neben dem Löwenhof von 564 weiteren, meist kleinen Betrieben. Im kommenden Jahr werden noch viel mehr Flächen stillgelegt. Der freiwilligen Stillegung folgt die zwangsweise. Die EG will mit dieser ökologisch zweifelhaften Methode die Produktion von Getreide und Ölsaaten senken.

Seit 1988 können Bauern freiwillig ihre Äcker gegen Prämien der Europäischen Gemeinschaft stillegen. Vor allem kleinere Betriebe am Rande der Wetterau, an den weniger fruchtbaren Ausläufern des Vogelsberges und des Taunus, haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, berichtet der Leiter des Landwirtschaftsamtes in Friedberg, Dr. Werner Schaaf. Von den insgesamt 565 Betrieben bewirtschaften nur fünf mehr als zehn Hektar, die meisten haben nur 1 bis 1,5 Hektar.

Vom kommenden Jahr an soll das anders werden. Dann soll die Flächenstillegung nur noch die großen Höfe treffen. An die Stelle der freiwilligen Stillegung tritt im Zuge der EG-Agrarreform die zwangsweise. Von einer bestimmten Größe an müssen Betriebe 15 Prozent ihrer Anbaufläche für Getreide und Ölsaaten stillegen, wollen sie nicht EG-Gelder verlieren. Die Europäische Gemeinschaft wird die garantierten Erzeugermindestpreise für Getreide und Ölsaaten von 1993 an kontinuierlich senken und statt dessen einen "Einkommensausgleich", bezogen auf die bewirtschaftete Fläche, zahlen.

Dr. Schaaf schätzt die Gesamtfläche der in Frage kommenden Wetterauer Betriebe auf 20 000 Hektar. 15 Prozent davon, also 3000 Hektar, kommen für die zwangsweise Stillegung in Frage. Mit den vorerst noch freiwillig stillgelegten Flächen (die freiwillige Stillegung läuft erst in den kommenden Jahren aus) könnten die gesamten brachliegenden Äcker 1993 auf 6000 Hektar anwachsen, bis sie sich in den folgenden Jahren wieder auf etwa 3000 Hektar einpendeln.

Es ist allerdings fraglich, ob tatsächlich 3000 Hektar zwangsstillgelegt werden, denn so zwanghaft ist die neue Stillegung nicht. Für die Landwirte in der fruchtbaren Wetterau könnte es durchaus lukrativ sein, auf den an die Stillegung gebundenen Einkommensausgleich zu verzichten und statt dessen intensiv anzubauen. Der durchschnittliche Ertrag der hessischen Felder, der Berechungsgrundlage für den Einkommensausgleich ist, wurde auf 5,6 Tonnen pro Hektar festgelegt.

Der so errechnete Einkommensausgleich beträgt 324 Mark pro Hektar. In der Wetterau können aber sieben Tonnen und mehr erwirtschaftet werden, und damit kann mehr verdient werden als an Ausgleich gezahlt wird. (Der Einkommensausgleich erhöht sich allerdings 1994 auf 451 Mark und 1995 auf 583 Mark.) Es ist allerdings risikoreich, wenn die Bauern auf die höhere Produktion setzen. "Wehe, wenn ein trockener Sommer kommt", warnt Kreislandwirt Karl Bausch.

Den Bauern und dem Landwirtschaftsamt in Friedberg beschert die neue Regelung eine Menge Arbeit. Anbaupläne für die einzelnen Äcker, Katasterauszüge für die Grundstücke, genaue Lageangaben der stillgelegten Flächen und Dokumente müssen vorgelegt und vom Landwirtschaftsamt überprüft werden. Die Landwirte werden zu "Schreibwirten", wird schon gewitzelt.

"Die Ölsaatenregelung in diesem Jahr hat uns einen kleinen Vorgeschmack gegeben, was durch die EG-Agrarreform auf uns zukommt", sagt der Chef des Landwirtschaftsamts, Dr. Schaaf. 600 Anbauer beantragten Beihilfen für den Ölsaatenanbau.

Die Behörde hat nicht nur die Anträge zu bearbeiten, sie muß auch deren Einhaltung kontrollieren. Schon bei der bisherigen freiwilligen Flächenstillegung hat es Verstöße gegeben. Die Felder dürfen nicht genutzt werden, nicht einmal Schafe dürfen dort Weiden. Das Gras, das einmal im Jahr gemäht werden muß, um Samenflug auf die benachbarten Äcker zu verhindern, darf nicht verfüttert werden, sondern muß liegenbleiben. Dr. Schaaf: "Wenn bewußt dagegen verstoßen wurde, kann das ein Fall für die Staatsanwaltschaft werden."

Bei ihren Überlegungen, die Flächenstillegung möglichst effektiv zu kontrollieren, setzt die EG im wahrsten Sinne des Wortes zu Höhenflügen an: In Brüssel wird eine Satellitenkontrolle der Felder erwogen.

Der ökologische Wert der Flächenstillegung ist gleich null. Es wird mindestens genausoviel gespritzt und gedüngt werden wie bisher. In der fruchtbaren Wetterau wird es wahrscheinlich zu einer Intensivierung der Produktion auf den verbleibenden Flächen kommen. Die am Produktionswachstum interessierte Raiffeisengenossenschaft rät den Wetterauer Landwirten: "Auf die EG-Agrarreform mit ihren Preissenkungen nicht ungeprüft mit extensiver Produktionstechnik reagieren."

Statt der wahllosen Stillegung vereinzelter Äcker ist "aus umweltpolitischer Sicht die Verminderung der Bewirtschaftungsintensität auf der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche dringend erforderlich, denn nur auf diese Weise können vor allem die zunehmenden stofflichen Belastungen von Boden und Wasser tatsächlich vermindert werden", heißt es in einer im Auftrag der hessischen Landesregierung erstellten Studie zu den Auswirkungen der EG-Agrarreform unter dem Punkt Flächenstillegung. Die Gutachter des Landes Hessen befürchten außerdem durch die wahllos stillgelegten Flächen "negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Kulturlandschaft" und "mangelnde Akzeptanz der Flächenstillegung bei der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung und schließlich auch bei den Landwirten selbst, weil sie langfristig keine Perspektive darstellt".

BRUNO RIEB

Ruhezeit: Pflanzen sammeln Wachstumskräfte

Während der Ruhezeit sammeln die Pflanzen Kraft für die nächste Wachstumsperiode. Die Pflanze wächst jetzt nur noch langsam. Ein kühlerer Standort und wenig Wassergabe unterstützen diese Ruhephase. Auf keinen Fall sollte in der Ruhezeit gedüngt werden, da durch Düngen das Wachstum unnötig angeregt wird. bbh

fügung steht, durchzuhalten. Sie täuschen die Benutzer, die sich auf ihre Edition verlassen (müssen), weil sie ihnen die zweite Bedeutung vorenthalten.

Glazier/Filby haben den Code "000" noch dreimal vergeben: er steht in den Bänden 1-3 auch für "Obermoellrich" (Oh, Null, Null), in den Bänden 4-7 darüber hinaus für "Oberdorf" (Oh, Null, Oh). In den Bänden 8 und 9 kommt noch "Oberhof" dazu (Null, Null, Oh). Die Bände 10-21 führen die drei Orte nicht mehr in der Codierungsliste. Ob dort die Auswanderung zumindest bis September 1868 gestoppt wurde?

Wer bei Glazier/Filby auf den Ortscode "000" stößt, und das geschieht sehr häufig, muß anhand der Mikrofilme überprüfen, ob der Ort auf der Liste fehlt, ob Glazier/Filby den Ortsnamen nicht lesen konnten, ob es sich vielleicht doch um Obermoellrich, Oberdorf oder Oberhof handelt.

Zurück zur "Marianne". Da können Glazier/Filby "Bielefeld" und "Schencklengsfeld" nicht lesen, nicht "Schroek" und "Altona", nicht "Schwarzenhasel" und "Westenbuchau", nicht "Schützingen", nicht "Glashütte", nicht "Marburg" und "Varendorf"; Orte, die nicht weniger sauber geschrieben sind als die entzifferten "Crainfeld" und "Mühlhausen" und "Ulmbach" und "Freckenhorst". Das Selbstbewußtsein des Glazier/Filby-Team ist ungebrochen: was sie nicht lesen können, wird bei den Ortsnamen nicht einmal generalisierend für "illegible = unleserlich" erklärt, sondern für "unknown - unbekannt": es wird Herkunftsorten gleichgesetzt, die auf der Liste fehlen.

Die Liste der "New York" von 1863 zeigt vollends das Debakel dieser Edition. Auch hier haben alle Passagiere auf dem Original ihren Herkunftsort, einige ihr Herkunftsland, niemand nur "Deutschland". 400 Personen sind registriert. Glazier/Filby streichen stillschweigend 101 Nicht-Deutsche. Und von den verbleibenden 299 verlieren 235 ihren Herkunftsort.

Da werden "Simmern" und "Benrath" entziffert, nicht aber "Marl" und "Tübingen". "Newhavn" und "Springfield" werden zu "bekannten" Orten in Deutschland und "London" und die "Schweiz" zu "unbekannten" deutschen Gemeinden ("GR000). Aus der Stadt "Baden-Baden" wird der Staat "Baden", und aus der Stadt "Meiningen" wird "Sachsen-Meiningen". Wir erfahren nicht, wo "First Cabin Lower Saloon" anfängt und wo das "Zwischendeck" beginnt.

Wir erfahren nicht den Anteil der Ausländer, vor allem Deutsch-Amerikaner, an den Reisenden in diesen drei Klassen. Und "Mrs. L. Dumont", die laut Mikrofilm-Liste als "merch." im "Upper Saloon" reist und aus "france" kommt, wird bei Glazier/Filby zu "L. Durwont", zwar aus Frankreich, aber doch als "Deutsche" berücksichtigt. Woher weiß man heute in Philadelphia, daß sie sich so genannt hat?

Die Liste enthält nur "france", wo ansonsten die Ortsnamen stehen; sie dürfte sich also als Französin zu erkennen gegeben haben und eben nicht als Deutsche. Gut, daß sie nicht über Le Havre ausgereist ist, da hätten Glazier/Filby sie nicht als Deutsche erkannt.

L. Dumont aus Frankreich wird zur Deutschen erklärt, Reisende aus Böhmen werden schon vor 1866 zu "Nicht-Deutschen": Gustav Heller und Elisabeth Klinisch und Joseph und Marie Wirth und Marie und John Perina. "Ferd. Fritsch" aus "Bregenz" bleibt Deutschland erhalten als "Ferd. Iritsch" aus einem "unbekannten Ort". "Agst. Schöft" aus "Wien" ist für Glazier/Filby schon vor 1866 kein Deutscher mehr: sie haben ihn gestrichen.V.Bände, die kein Vertrauen verdienen

Glazier/Filby haben sich nicht irre machen lassen. Auf den letzten Seiten des 21. Bandes ihrer Edition drucken sie die Passagierliste des Dampfschiffes "Hermann" mit einem Gemisch aus Ortsnamen, Regionen und Staaten in der Rubrik "The country to which they severally belong". Sie haben die zweifache Vergabe des Code "000" immer noch nicht bemerkt oder sie wollen es nicht eingestehen oder sie sind der Überzeugung treu geblieben, daß Orte, deren Namen sie nicht lesen können oder die ihnen unbekannt sind, niemand lesen könne und jedem unbekannt seien.

Die Liste ist vorbildlich sauber geschrieben, enthält aber doch noch bei 447 berücksichtigen Personen 100 Herkunftsangaben, die Glazier/Filby "unbekannt" nennen. "Frankreich" wird zum "unbekannten Ort" in Deutschland. Mit "Oberfranken", der "Rhein-Pfalz", der "Rhein- Provinz", "Niederbayern" und dem "Reg.- Bez. Coblenz" können sie nichts anfangen. "Bremervörde" verschwindet und "Altenburg" und "Twelbäke", und selbst das "S. S. Hermann", der Geburtsort eines bei der Ankunft in New York erst 13 Tage alten Kindes.

Bei all den Stichproben, die sich aus unseren Projekten ergaben, fanden wir die Personennamen z. T. erstaunlich korrekt gelesen bei gleichzeitiger Hilflosigkeit im Umgang mit den Ortsnamen. Es mag daran liegen, daß man bei Personen mehr Mut hatte, Mehrdeutigkeiten durch Eindeutigkeit zu beseitigen, weil eindeutige Nachweise kaum vorliegen. Bei den Ortsnamen war man wohl vorsichtig oder nicht willens, zeitraubend in Ortsverzeichnissen des 19. Jahrhunderts nachzusehen, die Gewißheit hätten geben können.

Die Mängel bei den Namen sind zumeist verständlich. Da wird "Weizeberg" zu "Weinberg", "Oehlerts" zu "Ochlert", "Meyersohn" zu "Cheyersohn" ("Marianne") und "Schaaf" zu "Schoof", "Wynekken" zu "Wynecker", "Fritsch" zu "Iritsch" und "Huntiger" zu "Hirnziger". Ganz selten wird "Buchstaben unleserlich" signalisiert: "Sa--ee" steht da z. B. für "Samuel" ("New York", 1863). Berufsangaben bereiten Schwierigkeiten, wenn sie in deutscher Sprache gegeben sind. Die Liste der "Copernicus" (1852) liefert Beispiele: aus einem "Schuhmacher" wird ein "Schäfer", aus einem "Maurer" ein "Steinmetz", aus einem "Schlosser" ein "Schleifer". Wo die Entzifferung selbst falsch nicht gelingt, steht "unbekannt", wie auch dort, wo gar nichts angegeben ist.

Oder man wird selbst mit den von Deutschen geschriebenen englischsprachigen Berufsangaben nicht fertig: auf der Liste der "Marianne" (1854) sind als Nr. 92 "Minna S. Breitenbach" als "Servantgirl" aufgeführt, und direkt darunter "Nikolaus Weining" (Nr. 93) und "Joh. Hartmann" (Nr. 94) als "Do.man" d. h. als "Dienstmann" oder "Diener" ("Do" oder "Dto." ist ein in den Listen übliches Gleichheitszeichen.).

Glazier/Filby geben aber vor, beider Beruf sei "unbekannt". Auf der Glazier/ Filby-Liste der "Marion" (1853) werden Ehefrau und Schwester und die beiden elf- und dreizehnjährigen Töchter zu Lehrern, während deren sechs jüngeren Geschwister "Kinder" bzw. "Kleinkind" bleiben dürfen. Die Liste auf dem Mikrofilm führt nur "Rudolph Schweichle" als "Teacher" auf, und die übrigen zehn Zeilen bleiben in bezug auf die "Occupation" frei. Auf der "Koophander" (1854) haben Glazier/Filby außer (Klein-)Kindern nur "Farmer-Mechaniker", also wohl "Agrar- Techniker" gefunden. Auf dem Mikrofilm ist aber nur beim ersten Passagier "Farmer or Mechanics" eingetragen und dies dann für alle Nachfolgenden geltend gemacht. Die Liste der "Geo Canning" (1853) enthält senkrecht an den Namen entlang geschrieben den Eintrag "farmer, mecanics or laborer". Bei Glazier/Filby wird daraus "FMR-MECH".

Das Glazier/Filby-Team hat auf den Listen der "Copernicus" zunächst viermal den weiblichen und männlichen Angehörigen auch die Berufe der zuerst aufgeführten (männlichen) Person gegeben. Sie werden zu "Schuhmachern" und "Klempnern", "Land-" und "Kaufleuten", obgleich das Original jeweils nur einen langen waagerechten Strich enthält, also "keine Angabe". Beim 15. Passagier wird der Fehler bemerkt - und dann auch nicht mehr gemacht, aber bei den vier Fällen zuvor auch nicht korrigiert.

Der 16. Passagier ist "Wilhelm v. Quitzo", Offizier aus "Rostock". Bei Glazier/ Filby wird er zu "Wilhelm Vonomitzo", Offizier aus "Hessen". . . ("Wilhelm von Quitzow" heißt er im Hamburger Auswanderer-Protokoll).

In der Codierungsliste für Berufe steht "BCR" für "Bicycle Ryder" (Bände 1 und 2) und "Bicycle Rider" (Bände 5-9). Wir haben nach dem Berufsradfahrer - das Veloziped hat P. Michaux erst 1867 in Frankreich erfunden - gefahndet und einen auf der "Harvest" (1853) gefunden: "John Reger" aus "Bayern" erhielt von Glazier/Filby den Code "BCR". "Bucher" (butcher = Metzger) steht in der Mikrofilm-Liste. Also nur ein Schreibfehler (BCHR)? Oder hat sich da eine studentische Hilfskraft einen Spaß erlaubt, der gar nicht mehr auffällt?

VI.

Ein Nachtrag

Irgend jemandem im Glazier/Filby- Team muß doch etwas aufgefallen sein!

Diese Hoffnung hat auch beim 22. Band getrogen, der gerade auf den Schreibtisch kommt. Wer immer z. B. die sehr sauber geschriebene Passagierliste des Dampfers "Main" (1869) entziffert hat: das ausgedruckte Ergebnis ist Trauerspiel und Posse zugleich. Wieder verschwindet "Tübingen" als eine "unbekannte" Stadt in Deutschland (GR000), auch "Einsiedel" und "Holtenau", während "Göttingen", "Heiligenstadt" und "Stolzenau" richtig gelesen werden. "Papenburg" wird entziffert und Deutschland zugewiesen, nicht aber "Westerrauderfehn" (Westrhauderfehn), zehn Kilometer nordöstlich davon: der Ort wird als "unbekannt" in einem "unbekannten" Land angesiedelt (UN000).

Die "Rhein-Provinz" wird zu Deutschland erweitert und "Hockenheim" geht als "unbekannter Ort" in "Baden" unter (BD000). Reisende aus Böhmen und Wien werden als Nicht-Deutsche von der Liste gestrichen, Schweizer dagegen akzeptiert, aber recht unterschiedlich behandelt: "Chur" und "Basel" werden zu "unbekannten" Städten in der Schweiz (SR000), "Zürich" zur "bekannten" Stadt in Deutschland (GRZ03), "St. Gallen", das es in der Schweiz und Österreich gibt, wird deutsch (GRSH3), "Menzingen", ein Schweizer, aber auch ein deutscher Ort, als "unbekannt" allein der Schweiz zugeschlagen (SR000). Wehe aber denen, deren Herkunftsorte in der Liste als "Czanikow, Mieczkow, Wodian, Bracolin, Junozewo" oder "Nedrachitz" eingetragen sind. Bei Glazier/Filby sind "Samuel" und "Kreisel", "Arnstein" und "Farkoroski", "Penkowska" und "Besehta" zwar Deutsche, aber in "unbekannte Orte" in "unbekannten Provinzen" verwiesen (UN000).

Weinkenner gibt es im Glazier/Filby- Team nicht. Die hätten "Randersakker" nicht als "unbekannt" in Deutschland aufgelöst (GR000), sondern als "bekannten Ort" in Württemberg belassen (WM).

Die Bilanz

"Germans to America", Bde. 1-22, herausgegeben von Ira H. Glazier und P. William Filby, sind für Wissenschaftler und Genealogen nicht vertrauenswürdig brauchbar, wie es sich für verläßliche, also zitierwürdige Quelleneditionen gehört. Sie eröffnen einen vorläufigen Zugang zu den auf Mikrofilm verfügbaren Passagierlisten: wer fündig wird, muß nachprüfen; wer nichts findet, muß es auch. Und wer Migration ("mikrohistorisch") studieren will, muß eh die Mikrofilme benutzen.

Wer auch nur einen Ortscode in einer Liste bei Glazier/Filby findet, muß besonders mißtrauisch sein: in der Regel enthalten die Listen nur Orte oder zahlreiche Orte, vermischt mit Staaten (z. B. "Bayern" oder "Preußen") oder nur Staaten oder nur "Deutschland", dann also durchgehend den Code "GR 000".

Ist die Glazier/Filby-Liste mit Orts-Codes durchsetzt, besteht der dringende Verdacht, daß sich Orte hinter "GR 000" verbergen. Noch im 22. Band gilt dies auf den ersten 100 Seiten z. B. für sechs von 15 Schiffen von Bremerhaven nach New York (Ankunft 2. Oktober bis 16. November 1868): für die Dampfer "Deutschland" (10. Oktober 1868), "Rhein" (17. Oktober 1868), "Hansa" (24. Oktober 1868), "Amerika" (2. November 1868), "Weser" (9. November 1868) und "Hermann" (16. November 1868), deren Originallisten auf den Microfilm-Rollen 202 und 203 vorliegen und auch leicht zu lesen sind.

Das Glazier/Filby-Team gerät vor allem ins Schleudern, sobald es um Herkunftsorte geht. Und die sind bis Ende der sechziger Jahre reichlich auf den Listen registriert. Gerade an denen sind viele Historiker und Genealogen interessiert. Die Herausgeber hatten versprochen, "Individuen und Familien von ihren Herkunfts- bis zu ihren Bestimmungsorten folgen" zu können . . .

Die Bibliothek der Carl von Ossietzky- Universität in Oldenburg/Oldbg. besitzt die amerikanischen Passagierlisten des 19. Jahrhunderts auf Mikrofilm und das Historical Emigration Office (HEO) in Hamburg die Hamburger Protokolle und Listen ab 1850, ebenfalls auf Mikrofilm.

Wir besitzen auch Glazier/Filby: Germans to America. Das Abonnement läuft weiter. Wir geben die Hoffnung nicht auf.

Ein vorläufiger Zugang ist auch hilfreich.Auf der Insel der Ruhe im Paradiesgarten Erntedank- und Gemeindefest der Lukasgemeinde bot Besinnliches und Heiteres

SACHSENHAUSEN. "Ich hab' die Kirche schon lange nicht mehr so voll erlebt", stellte Pfarrvikar Hans-Ulrich Dallmann von der evangelisch-lutherischen Lukasgemeinde begeistert fest. Rund 350 Besucher hatten sich schon zum Gottesdienst am Morgen des Gemeinde- und Erntedankfestes eingefunden. Die Gemeinde hatte die Feier kurzfristig um eine Woche vorverlegt. Der Grund: "Wir haben die Erfahrung gemacht, daß beim Erntedankfest in den Herbstferien viele Familien mit Kindern im Urlaub sind", erläuterte Pfarrvikar Dallmann die Entscheidung. Die Überlegung erwies sich als richtig: Dallmann war sehr zufrieden mit dem Zuspruch, den das Gemeindefest fand.

Das Thema "Paradiesgarten" war der "rote Faden", der sich durch die verschiedenen Aufführungen des Festes zog: Schon im Gottesdienst hatten sich sowohl die Kindergartenkinder mit einem kleinen Theaterstück als auch die achtköpfige Pantomimengruppe der Lukasgemeinde mit dem Motto auseinandergesetzt. Eine Ausstellung mit Bildern, Collagen, Fotografien und Siebdruckarbeiten jüngerer und älterer Gemeindemitglieder nahm den Faden nach dem gemeinsamen Mittagessen der Besucher wieder auf. "Wir hatten überlegt, wie man das Erntedankthema in Bilder übersetzen kann", erklärte Dallmann den Anlaß, die Arbeiten auszustellen. 25 Exponate waren zusammengestellt worden, die den Wunsch nach einer besseren Umwelt mit bunten Bildern thematisierten.

Bunt war auch das Nachmittagsprogramm: Der Flötenkreis trug drei Tanzstücke vor, und der Chor lud die Gäste zu einem gemeinsamen Singen ein. Der Kinderchor debütierte mit dem Singspiel "Der Zauberer Konrinthe" und der Handpuppenspieler Thomas Diemer, selbst Pfarrvikar, zog die Kinder mit einem "Mitmachtheater" um eine Geschichte mit biblischen Motiven in seinen Bann.

Es gab aber auch ernste Töne: Hermann und Susanne Trautmann organisieren seit einiger Zeit Hilfe für die Menschen in Rumänien. "Im Norden und Nordosten Rumäniens herrschen unvorstellbare Not und Elend. Die Menschen sind gebeugt von Lethargie und Hoffnungslosigkeit", berichtete das Ehepaar. Fünf Hilfstransporte hatte das Sachsenhäuser Ehepaar bereits nach Rumänien begleitet. Sie nutzten die Gelegenheit, um auf dem Gemeindefest über ihre Erfahrungen zu berichten und Spenden zu sammeln. Auch die Lukasgemeinde gab Geld für die Menschen in Rumänien: Die gesamten Einnahmen des Nachmittages sollten der Initiative "Hilfe für rumänische Kinder" zugute kommen.

Mehr als drei Monate lang hatte der Vorbereitungsausschuß unter der Leitung der Gemeindepädagogin Ingeborg Hauptmeier und der Leiterin des Kindergartens, Iris Meyer-Regenbrecht, die einzelnen Aufführungen des Gemeindefestes organisiert. Dazu gehörte auch die Einrichtung einer "Insel der Ruhe": In einem stillen Raum konnten sich Streßgeplagte ein wenig zurückziehen: "Das ist ein Ort, an dem man mal in Ruhe ein Buch lesen kann, wenn einem der ganze Trubel zu viel wird", erläuterte Dallmann.

Das Gemeindefest fand seinen Ausklang mit einer Andacht in der Kirche. Doch schon bereitet der Jugendkreis der Gemeinde eine neue "Delikatesse" vor: Die Rockband "Acceptance of live" (Lebensbejahung) wird am 6. November in der Lukasgemeinde auftreten. Im Oktober will Pfarrvikar Dallmann jedoch keine weiteren Veranstaltungen vorbereiten, sondern ein wenig durchatmen: "Danach beginnt ja schon die Weihnachtszeit." kan

Blick geht nach Westen Die FDP fahndet mit Checkliste nach Bürgerwünschen

FRANKFURT A. M. Seit elf Jahren "sind wir in der Kommunalpolitik schwach vertreten", klagte Theo Dechert, FDP-Stadtteilpolitiker im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel). 1981 bei den Kommunalwahlen rausgeflogen und seitdem nicht mehr im Römer vertreten, rüsten sich die Liberalen jetzt zum Kommunalwahlkampf '93. Der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde soll endlich gelingen, nachdem die FDP bei der letzten Wahl knapp mit 4,8 Prozent gescheitert war. Auf einer Pressekonferenz dieser Tage gab's ein Resümee über die Arbeit der FDP-Ortsbeiräte der vergangenen drei Jahre - der Blick reichte aber auch in die Zukunft.

"Unsere Chance liegt im Westen Frankfurts", sagte Dechert. Westwärts - hinein in das Stadtgebiet, in dem die FDP traditionell seit Jahren am schlechtesten abschneidet. Dem soll Michael Kallweit, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Griesheim und westliche Stadtteile, abhelfen. Als Liberaler im Ortsbezirk 6 "kämpfe ich dafür, daß Verwaltung und Bürokratie in unserer Stadt wieder durchsichtiger werden", läutete der Versicherungskaufmann sein Engagement ein.

Die FPD probt Bürgernähe und Transparenz in der Stadtpolitik. Als "Bindeglied zwischen dem Bürger und einer gewaltigen Verwaltung" (Dechert) will man auftreten. Pflegeversicherung, Asylpolitik, öffentliche Sicherheit und die sogenannte "Politik vor der Haustür", das interessiere den Wähler. Die aktuellen Sorgen der Bürger sollen in den Ortsbeiräten aufgestöbert werden. Deshalb bekommt dieser Tage jedes Ortsbeiratsmitglied eine vierseitige Checkliste in die Hand gedrückt: zum Durchforsten seines Stadtteils.

Der FDP gelang der Sprung in die Ortsbeiräte 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) und 6 (Griesheim, Goldstein, Sossenheim) nicht. Neuerdings haben die Liberalen auch im Ortsbeirat 5 (Nieder- und Oberrad, Sachsenhausen) keinen Mann mehr. Anfang September trat Winfried Hackmann aus der FDP aus. Am 20. Oktober werden die Kandidaten für die Ortsbeiräte gewählt.

"Wir haben Probleme benannt, Anträge formuliert, die dann von anderen als ihre Ideen verkauft wurden", klagte Dechert. Dabei geben sich die Liberalen alle Mühe, eine Vorreiterrolle zu spielen. Die vergangenen drei Jahre stimmten sie für abmarkierte Freiflächen für Graffitis, (Nordweststadt), für Skateboardbahnen, Betreuungsschulen, Sicherheit in U- und S-Bahnen, Trinkwasseruntersuchungen.

Und wenn sie dann den Magistrat zu "Fleißarbeit anregen konnten" (Dechert), war man rundherum zufrieden, etwa im Falle einer Studie über die Situation älterer Menschen in Frankfurt: "Meistens werden unsere Anfragen im Magistrat nämlich abgebügelt." tin

Vor Jungfernfahrt schon Sieg errungen Mehrere hundert Besucher bei FRGO-Regatta / Zwei Bootstaufen im Rudererdorf

OBERRAD. Die Entenfamilie schaute verdutzt, dann trat sie unter schnatterndem Protest die Flucht nach vorne an. Das war nicht ihr Tag am Oberräder Mainufer - viel zu viele Menschen standen am Fluß und brachen in unregelmäßigen Abständen in ein lautes Gebrüll aus: Vereinsregatta der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad (FRGO) 1879. Elf Rennen und zwei Bootstaufen mit Jungfernfahrt hatten an einem sonnigen Herbsttag mehrere hundert Besucher und Neugierige zu dem Spektakel am Rudererdorf gelockt - und die Enten zeitweise vertrieben.

Das wichtigste waren für den Verein die Jungfernfahrten. Dazu hatte der Verein Vertreter aller Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung und deren Vorsteher Hans Busch eingeladen. Für die Sozialdemokraten ruderte Reinhard Wegner, die CDU war mit Dr. Hans-Jürgen Hellwig und Edwin Schwarz vertreten, die Grünen schickten Ulrich Baier ins Rennen. Gelenkt von Steuermann Hans Busch gelang die Fahrt - wenn auch etwas feucht - ohne ernsthafte Zwischenfälle. Zuvor wurde der Vierer (mit Steuermann) auf den vielversprechenden Namen "Skyline Frankfurt" getauft. Ein Novum bei dem 22 000 Mark teuren Boot: Der Sitzplatz für den Steuermann kann umgeklappt werden, dann haben fünf Ruderer Platz.

Ein weiteres Boot - der Zweier "Neue Horizonte" - wurde vom neuen Altherren-Weltmeister Bernd Wirbel und dessen Kollegen aus früheren Zeiten, Lutz Bethke, getauft. Nur die Jungfernfahrt war "eigentlich keine", wie der FRGO- Vorsitzende Dieter Baier augenzwinkernd zugab: Das Boot war einen Tag zuvor bei der Altherren-WM in Köln als eines von 6000 Booten an den Start gegangen und mit Bernd Wirbel als Ruderer auch als erstes im Ziel angekommen. Für "Neue Horizonte" war es also der zweite Wasserkontakt.

Den ganzen Vormittag über wurden die verschiedensten Regatten gefahren, und, wie Vorsitzender Baier betonte, die Bereiche Leistungssport und Breitensport abgedeckt. Da gab es das "Gaudi-Vierer"- Rennen, mehrere Pokale, die meist von Oberräder Ruderern gespendet wurden, und eine Fahrt, bei der nur Mitglieder aus einer Familie in einem Boot Platz nehmen durften.

Vereinsmeister im Einzelrennen wurde Thomas Bender, beim traditionellen "Konrad-Weiss-Gedächtnis-Achter", eine Erinnerung an den langjährigen Vorsitzenden der FRGO, unterlag das Boot "Deutschland" der "FRC".

Bei seiner Begrüßung lobte Dieter Baier die Frankfurter Kommunalpolitiker und freute sich, "das alle drei demokratischen Römer-Fraktionen" vertreten seien. Er unterstrich die Vielfältigkeit der "interessanten Stadt" aus seiner Sicht: "Frankfurt ist Spannung zwischen Hochhäusern und Idylle". Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch betonte den Konsens aller Parteien über die Vereinsförderung: "Da ziehen alle an einem Strang." Nach einem Auftritt des Konzertchors des "Sing- und Spielkreises" unter der Leitung von Heinz Marx ging es zur Jungfernfahrt, und wackelnd stachen die Neu-Skipper in See. Dem Passagierschiff "Wikinger 2" konnten sie ebenso elegant ausweichen wie dem Feuerlöschboot, daß zu Ehren des Vereins aufgekreuzt war und mit Hupen und Wasserstrahlen ein ansehnliches Spektakel vorführte. "Ich habe noch nie eine Bootstaufe mitgemacht", versicherte der Stadtverordnetenvorsteher. Dafür lag das Boot der Römerfraktionen erstaunlich sicher im Mainwasser. Keiner wollte, wie weiland Bundesumweltminister Klaus Töpfer im Rhein, ausprobieren, ob im Main wieder geschwommen werden kann. col

Es ging immer um den letzten Pfennig Hartnäckige Kunden beim Kleiderdienst-Flohmarkt / "Wir brauchen die Erlöse"

BORNHEIM. Eines hat Maria Simm, Leiterin des Ökumenischen Kleiderdienstes in der Freiligrathstraße 37, schon ein wenig genervt: "Es mußte unbedingt immer um den letzten Pfennig gefeilscht werden - dabei wußten die Leute doch, daß das Geld nicht in irgendwelche dunklen Kanäle fließt, sondern einem guten Zweck zugute kommt."

Dreimal im Jahr stellt der Kleiderdienst, dessen Träger der evangelischen Regional- und der katholische Caritasverband sind, einen Flohmarkt auf die Beine. Dort gibt es beispielsweise tadellos erhaltene Markenjeans für 15 Mark, die normalerweise im Geschäft 150 Mark gekostet hätten. "Aber das ist den Leuten dann immer noch zuviel, denn sie wissen ja, daß wir die Kleider normalerweise verschenken."

Bedürftige aus Frankfurt, das heißt: Wohnungslose, Sozialhilfeempfänger und Besitzer des Frankfurt-Passes können bei ihrer Gemeinde einen Berechtigungsschein beantragen und bekommen damit dann vom Ökumenischen Kleiderdienst kostenlos etwas zum Anziehen. Maria Simm: "Da wir uns aber nur durch Spenden finanzieren, müssen wir dreimal im Jahr Flohmarkt machen. Ohne diese Einnahmen könnten wir diesen Dienst schon lange nicht mehr aufrechterhalten."

Einer der Gründe, warum sie sich ärgert, wenn sie die Jeans, für die der Kleiderdienst eigentlich 15 Mark bekommen sollte, für zehn Mark an einen nörgelnden Käufer weggeben muß. "Viel zu teuer, alles viel zu teuer", habe es auf dem Flohmarkt ständig geheißen. Pullover für vier Mark, Socken für zwei Mark - alles war den Leuten "viel zu teuer". Zwischen 2500 und 3000 Besucher seien durch Hof und Halle des Kleiderdienstes gelaufen, schätzte Frau Simm. Die Preise wurden stets an einer der sieben Kassen ausgehandelt.

Am besten gingen Wollpullover und Übergangsjacken weg - kaum verwunderlich bei der bevorstehenden kalten Jahreszeit. Kinderkleidung und Unterwäsche für Männer hatte die Leiterin des Kleiderdienstes gar nicht erst beim Flohmarkt angeboten. "Davon haben wir immer zu wenig, das braucht unsere eigentliche Klientel am nötigsten, und die wirklich Bedürftigen gehen natürlich vor."

70 Prozent der Benutzer des Kleiderdienstes sind nach Angaben von Maria Simm Männer: "Überwiegend kommen Obdachlose zu uns. Da brauchen wir Unterwäsche und Schuhe am nötigsten." Zwischen 90 und 120 Kunden müssen die Mitarbeiter des Ökumenischen Kleiderdienstes im Durchschnitt wöchentlich bedienen. "Leider sind zu wenig alleinerziehende Frauen dabei", bedauerte Frau Simm.

Die Leiterin wird von einer anderen hauptamtlichen Kraft untersützt; daneben arbeiten im Kleiderdienst noch drei Zivildienstleistende, ein Mitarbeiter der Werkstatt Frankfurt, eine weitere Halbtagskraft und zahlreiche ehrenamtliche Helfer. 400 000 Mark kostet der Dienst jährlich, der mit dem in Höchst untergebrachten Möbeldienst gemeinsam betrieben wird.

"Glücklicherweise ist die Spendenfreundlichkeit bei den Leuten noch recht hoch", freute sich Frau Simm. Viele Frankfurter würden auch guterhaltene Kleidung vorbeibringen, statt sie in Secondhandläden zu verkaufen. Auch verschiedene Großhandelsmärkte verschenken oft alte Kollektionen. Maria Simm bedauerte allerdings, daß es für eigene Ankäufe keinen Etat gebe. "Auch Unterwäsche für eine Mark das Stück können wir uns nicht leisten."

Wer beim Ökumenischen Kleiderdienst Sachen abgeben möchte, kann das täglich von 7.30 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr in der Freiligrathstraße tun. Ausgabe ist jeweils am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr, und freitags zusätzlich von 13 bis 15.30 Uhr. mug

Wer nett ist, zahlt weniger Flohmarkt-Spaß im Ostend / Erzieherin fehlt weiterhin

OSTEND. Nein, wegen des Geldes stehen Helga und Horst Claus eigentlich nicht hier auf dem "Zwergenflohmarkt" des Kindergartens der Allerheiligengemeinde in der Thüringer Straße 29 - vielmehr ist es der Spaß an der Sache. "Das ist doch lustig, die alten Klamotten zu verkaufen, während die Kinder spielen und selbst wieder etwas kaufen", findet Horst Claus, Vater einer siebenjährigen Tochter und eines zehnjährigen Sohnes.

Horst Claus handelt gerne mit den anderen Eltern, und wenn jemand nett ist, dann geht er "schon mal eine Mark oder auch zwei im Preis runter". Zweimal jährlich, jeweils an den letzten Samstagen im März und im September, ist im Kindergarten der Allerheiligengemeinde Flohmarkt. Für die Organisation zuständig war in diesem Jahr Waltraud Stolz, die Vorsitzende des Elternbeirates. "Von den Standgebühren und den Einnahmen aus Kaffee- und Kuchenverkauf wollen wir uns Kindersofas anschaffen", erklärte sie. Auf drei nagelneuen bequemen Sitzgelegenheiten, für jede Gruppe eine, sollen die 70 Kinder des Kindergartens künftig toben können.

Viel wichtiger als die Sofas wäre jedoch für Waltraud Stolz eine weitere Erzieherin. "Wir finden einfach keine, obwohl die Kirchen das Gehalt meines Wissens seit diesem Sommer an das einer Erzieherin der Stadt Frankfurt angepaßt haben." Schuld daran sei höchstwahrscheinlich die Wohnungsmisere in Frankfurt: "Welche Erzieherin kann sich hier schon eine Wohnung leisten?"

32 Aussteller und rund 150 Besucher fanden den Weg zum "Zwergenflohmarkt". Kinderspiele, Strampelanzüge und Zubehör für Kinderwagen - das Sortiment an den Ständen war breitgefächert. "Am besten aber", schmunzelte Frau Stolz, "am besten gingen die Bockwürstchen weg." Schon nach zwei Stunden war keines mehr übrig.

"Viele Aussteller und Gäste hatten mit dem Kindergarten gar nichts zu tun", hat Frau Stolz außerdem festgestellt. Doch auch für Fremde ist der Kindergarten immer offen: "An unseren Workshops kann jeder teilnehmen, der möchte." Ab Mitte Oktober wird montags im Kindergarten ein Teddybär gebastelt, und im November stehen kleine Weihnachtsbasteleien auf dem Programm. mug

Der "Sheriff" muß die Petticoats prüfen Der Frankfurter Square Dance Club "Beaux und Belles" hat keine Nachwuchssorgen

FRANKFURT A. M. Er hat eine ganz besondere Aufgabe - der "Sheriff" vom Square Dance Club "Beaux and Belles" in Ginnheim: Er muß kontrollieren, ob die Tänzerinnen die langen Spitzenhöschen, die sie laut Kleiderordnung unter ihren Petticoats tragen müssen, auch anhaben. Gudrun Schell, Vize-Vorsitzende des Clubs, findet den Gedanken daran höchst amüsant. "Es ist doch alles nur ein Spaß", meint sie schmunzelnd.

Um die Kleiderordnung mußte sich der Vereinssheriff bei dem großen Autumn Jubilee (Herbstfest) der "Beaux and Belles" im Ginnheimer Clubhaus, allerdings keine Sorgen machen. Die 50 Tänzerinnen waren streng nach Vorschrift angezogen und auch bei ihren Partnern gab's keinerlei Reklamationen.

Anzughosen mit langärmeligen Westernhemden gehören auch für sie zur Etikette; das hat seine Gründe. "Da müssen die Frauen keine schwitzenden Männerarme anfassen", erklärt Frau Schell. Damit auch die Hände des Mannes beim Tanzen schön trocken bleiben, trägt er am Gürtel stets ein Handtuch bei sich.

"Diese Regeln stammen alle noch aus Amerika, wo der Square Dance auch ursprünglich herkommt", sagt Frau Schell. Daß heißt, eigentlich komme er ja von den europäischen Einwanderern. "Die brachten alle ihre Tänze aus der alten Heimat mit: die Deutschen das Menuett, die Franzosen die Quadrille - und daraus entstand später der Square Dance."

Weil aber genauso wenig Leute damals, wie heute, den Mumm gehabt hätten, den ersten Schritt auf's Parkett zu wagen, gebe es den "Caller". Der war damals einer der Mutigen, die in den Lokalen aufstanden und den tanzfaulen Gästen Anweisungen zum Tanzen gaben.

"Daraus entstanden die Standardfiguren", von denen es 68 gibt. Gut ein halbes Jahr braucht ein Tänzer durchschnittlich, um darin firm zu werden. Grenzen sind allerdings keine gesetzt, der höher hinaus will: weltweit gibt es insgesamt 6000 Bewegungsfolgen. Gudrun Schell: "Es sind überall die gleichen. Wer einmal seine Prüfung abgelegt hat, kann in jedem der 270 Clubs auf dem europäischen Festland tanzen."

Deshalb bleibt auch Englisch die internationale Sprache der Square Dancer. Auch wenn heute kaum noch Amerikaner bei den "Beaux and Belles" mittanzen (die den Club 1954 ursprünglich gegründet haben), gibt der Caller die Anweisungen immer in Englisch.

"Zwar haben wir mal versucht, ein paar Befehle ins Deutsche zu übersetzen", erläutert Frau Schell. Aber das sei dann doch nichts Richtiges geworden. Statt "Swing your partner" habe Caller Kenny Reese auf einmal "Schwinge deinen Teilhaber" gerufen und damit lediglich für einen Lacherfolg gesorgt. Viele Wörter sind einfach nicht zu übersetzen. "Die Square Dance-Sprache ist ja ein Mischmasch aus allen möglichen Sprachen."

"Alemend Left and right and left grand" hieß es deshalb auch auf dem Autumn Jubilee der Square Dancer. Die Nicht-Eingeweihten verstehen nur wenig. Die spontanen Formationen machen den Reiz des Tanzes aus, für den alle auf dem Parkett sehr viel Konzentration benötigen. Gudrun Schell: "Beim Square Dance muß man einfach abschalten, seine Alltagssorgen vergessen, sonst klappt nichts und der ganze Square steht still." Um die Figuren tanzen zu können, müssen die Tänzer nicht besonders musikalisch sein: Square Dance besteht fast nur aus Drehungen und Armbewegungen.

Nachwuchssorgen braucht sich der Vorstand der "Beaux and Belles" (auf Englisch ausgesprochen heißt das Wortspiel übrigens "bows and bells" - Schleifen und Glocken) keine zu machen. "Unsere 100 Mitglieder sind zwischen 14 und 70 Jahre alt."

Der nächste Anfängerkurs beginnt am Sonntag, 3. Oktober, um 20 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2. Der Kurs läuft bis zum Mai des nächsten Jahres und kostet 150 Mark. mug

Mit Pfunden gewuchert TC Schwarz-Weiß richtete Dicken-Doppel-Turnier aus

SACHSENHAUSEN. Der Tennis-Club Schwarz-Weiß hatte am vergangenen Wochende zum 31. Dicken-Doppel-Turnier auf dem Clubgelände am Riedhof eingeladen.

Bei schweißtreibenden Temperaturen erzielten die wendigen Teilnehmer, denen das Übergewicht kaum anzumerken war, zahlreiche Asse, zwangen ihre Gegenüber in Tie-Breaks und stärkten sich in den Matchpausen und zwischen den einzelnen Duellen mit Eintopf und Bier, Kaffee und Kuchen.

Bedingung für die Anmeldung war ein Mindestlebendgewicht der beiden Partner von 360 Pfund, die außerdem zusammen nicht älter als 66,6 Jahre sein durften. Daß das Endspielteam dann doch zumindest dem Augenschein nach nur sehr knapp mit den erforderlichen Pfunden wucherte, war bestimmt auf die anstrengenden Ausscheidungsspiele zurückzuführen, die zum Gewichtsverlust der behenden Spieler beigetragen haben dürften.

Vor Turnierbeginn hatten deswegen alle Teilnehmer - wie bei der Dopingkontrolle - "in Tenniskleidung ohne Mantel und Tennistasche" auf der imposanten und frisch geeichten Vereinswaage anzutreten, die am Abend des entscheidenden Doppels ihren Schatten bedrohlich über den Sandplatz warf, akribisch bewacht und bedient von Wiegemeister Günther Fiebelkorn.

Die Turnierleitung hatten Hans Hartmann, Gertrud Oberndorfer und Sylvester Wilhelmi inne, Schirmherr des Dikken-Doppel-Turniers war der Erste Vorsitzende des Tennisbezirks Frankfurt am Main, Manfred Schülz.

Gespielt wurde mit Slazenger-Bällen nach den Bestimmungen des Deutschen- Tennis-Bundes, das Nenngeld betrug 30 Mark pro Spieler, entscheidend war der Gewinn des "langen Satzes."

Nach einem souveränen Sieg nach Sätzen konnten die beiden Gewinner Bernd Völbel und Fred Oftenmeier die Siegertrophäen, die Sachsenhäuser Schinken, glücklich entgegennehmen.

Am Samstagabend wurde zur "Gewichtserhaltung" ein Oktoberfest mit Bier vom Faß gefeiert, und ab 20 Uhr wurde zum Tanz im Clubhaus gebeten, den "Die Steps" mit heißen Rhythmen begleiteten.

Es bleibt fraglich, ob die Doppel-Trainer die abendliche Lustbarkeit vor dem Endspiel begrüßten. zol

Die Liebe im Mittelpunkt Literaturkreis nahm sich des ewig jungen Themas an

NORDEND. "Der Mensch existiert nur für und wegen der Liebe, und seine einzige Daseinsberechtigung ist die Liebe." Mit diesem Satz von Ernesto Cardenal, dem Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, beendete das "Transparente Theater" seine Vorstellung, in deren Mittelpunkt "sie" stand: die Liebe. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Ökumenischen Literaturkreises Frankfurt spielte und las die Schauspieltruppe Szenen und Texte, die sich alle um das ewig junge Thema drehten.

Im Pfarrsaal der Gemeinde St. Bernhard im Nordend verfolgten die annähernd 150 Mitglieder des Literaturkreises begeistert die ungewöhnliche Reise quer durch die Weltliteratur. Ob im Hohen Lied des Königs Salomo, in der Bibel, ob Walther von der Vogelweide, Franz von Assisi oder Thomas von Aquin - überall ist dieses menschliche Phänomen beschrieben. Fast jeder Schriftsteller hat sich mit den verschiedenen Arten der Liebe auseinandergesetzt.

Unter der Leitung von Eva Zeidler, die aus zahlreichen Fernsehserien bekannt ist, verwandelten Roland Krebs, Oliver Behrens, Anette Scharper, Wenke Mayer, Christiane Blumenberg sowie Karl-Heinz Flach und Silke Specht auch Erzählpassagen in kurze Dramen. Oft noch mit dem Text in der Hand improvisierten sie kurze Spielszenen auf der Bühne und machten reine Leseliteratur anschaulich.

Die Wanderung durch die Liebesliteratur der verschiedenen Jahrhunderte führte von Martin Luther, über Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Bertolt Brecht und bot einen Überblick über die anscheinend unendlichen Variationen des Themas. Musikalisch umrahmt wurden die Stücke von zwei Schülerinnen der Adolf-Reichwein-Schule.

"Texte rund um die Liebe erschienen uns besonders passend für unser Jubiläum", betonte Gabriele von Altrock, die gemeinsam mit zwei anderen Frauen den Literaturkreis leitet. Genaugenommen war's eine verspätete Feier, die Leserunde besteht bereits seit 27 Jahren. Im Jahre 1965 fanden sich evangelische und katholische Frauen zusammen, um gemeinsam nach dem Menschenbild oder der Weltsicht in den Texten bekannter und weniger bekannter Autoren zu fragen.

Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Christentum steht im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Mitglieder des Kreises, die sich einmal im Monat im Dominikanerkloster treffen, beschäftigen sich dabei auch mit Autoren, die das Christentum auch einmal ankratzen, wie Brecht oder Dürrenmatt. In der Auseinandersetzung könne man die eigene Position bestimmen, bei Bedarf den Standort auch korrigieren, betonte Gabriele von Altrock: "Wir verstehen uns als kritisierbare Christen." rea

Der Hort am Hang hofft auf Entlastung Mit 24 Kindern begann Margret Kreckels Arbeit: Tagesstätte 98 feierte 20jähriges

BERGEN-ENKHEIM. Auch wenn es der Gründerin Margret Kreckel vorkommt, als wäre es erst gestern gewesen: Die Kindertagesstätte 98 in Bergen-Enkheim feierte bereits ihr 20jähriges Bestehen. Vielleicht kam der "Hortnerin mit Leib und Seele" diese Zeitspanne ja deshalb so kurz vor, weil sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten hier so viel getan hat. Der heutige Alltagsbetrieb ist nicht mehr zu vergleichen mit dem Provisorium aus der "Gründerzeit". Früher sorgte Margret Kreckel ganz allein für 24 Kinder. Und die kamen auch nur provisorisch in den freigewordenen Räumen der "Grundschule am Hang" unter.

Mittlerweile halten 75 Kinder sechs Vollzeitkräfte und noch einige Praktikanten und Hauswirtschaftskräfte auf Trab. Obwohl die Kapazität der KT 98 so stark Immer noch fehlt Platz erweitert worden ist, hätte die Leiterin in diesem Jahr noch 30 Kinder mehr aufnehmen können, wenn sie nur Platz gehabt hätte. Doch auf dem heutigen Gelände ist eine Erweiterung nicht möglich, und für den benötigten Neubau wurde noch kein passendes Grundstück gefunden. Eine Betreuungsschule, in der etwa 20 Schulkinder spielen und zu Mittag essen können, befindet sich gerade im Aufbau und wird die Kindertagesstätte demnächst entlasten.

Bei einem so großen Betrieb verwundert es nicht, daß der Schulhof bei der Jubiläumsfeier von jetzigen und ehemaligen Hortkindern, ihren Eltern und den Erziehern völlig in Beschlag genommen wurde. Sogar aus der Turnhalle hallten viele helle Kinderstimmen. Dort verfolgten die Kleinen begeistert, wie "Oskar, der Puppenspieler" vom Frankfurter Kindertheater bei seiner Zugabe mit einem Pfau über die Puppenbühne rockte und dabei dessen Federn im Takt zittern und beben ließ.

Auf dem Hof wurde unter dem Motto "Äktschen im Hort" ein Spieleparcours dargeboten. Beim Torwandschießen, Schubkarrenrennen, Frage-Antwort-Spiel und anderen Attraktionen galt es, möglichst viele Punkte zu sammeln. Ein formidabler Teddybär, der wohl nur noch ohne Kind ins Kinderbett paßt, sorgte als Hauptgewinn für den nötigen Ehrgeiz.

Insgesamt kamen die Kleinen mit den kniffligen Aufgaben erstaunlich gut zurecht. So auch mit dem "Klingelspiel": Gebannt schauten sie zu, ob ein metallener Ring und der Draht, um den dieser Ring geführt werden mußte, einander berührten. War dies der Fall, ertönte ein schrilles Ringen, was das Punktekonto belastete und die Aussichten auf den Teddy schwinden ließ. Wie zu Boden gegangene Boxer wurden die Akteure bei jedem Klingeln von den sichtlich faszinierten Zuschauern angezählt.

Auch beim Radfahren auf dem Geschicklichkeitsparcours hatten die wenigsten Kandidaten Probleme - selbst wenn der kleine Marc auf seinem großen Klapprad nur sehr knapp die tückische Wippe traf und drei Meter weiter erst einmal einen Pylonen umfuhr. Dem fre- Heino kickt nicht chen Koli ging das trotzdem eine Spur zu langsam. Er bemängelte die Fahrweise seines Konkurrenten: "Ey, Marcus, du bremst ja!"

Beim Frage-Antwort-Spiel rauchten nicht die Fahrradreifen, sondern die Köpfe. Hier galt es beispielsweise zu erraten, ob der Begriff "Neandertaler" ein altes Goldstück oder das Skelett eines Urmenschen bezeichnet. Erstaunlicherweise beanwortete die wirklich winzige Carmela diese Frage richtig und sackte kräftig Punkte ein. Nur Heino tat sie - je nach der persönlichen Sichtweise - ein bißchen unrecht. Gefragt, ob dieser ein Mitglied des Denver-Clans, ein Sänger oder ein bekannter Fußballspieler sei, schätzte sie dessen sportliche Qualitäten offensichtlich höher ein als seine Sangeskunst. Damit allerdings hatte Carmela alle Chancen auf den Teddy schon wieder verspielt. gun

Ratlos über Jugoslawien "Tag des ausländischen Mitbürgers": Die Angst geht um

FECHENHEIM. Zum Spiegelbild der internationalen Politik geriet eine Diskussion zwischen Mitgliedern der katholischen Fechenheimer Herz-Jesu-Gemeinde und Nemad Stefanov, einem Vertreter des Projekts "Bosnienhilfe" der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität. Zum "Tag des ausländischen Mitbürgers" hatte die Gemeinde zum Gespräch in ihr Zentrum geladen.

Wie ein roter Faden zog sich die Frage "Was sollen wir machen?" durch die fast zweistündige Diskussion. Angesichts der heillos verworrenen Situation im ehemaligen Jugoslawien und der vielfältigen Probleme warf jede Antwort neue Fragen auf. Nur daß der Krieg möglichst schnell beendet werden sollte, war allen klar. Welcher Weg dorthin führen könnte, blieb aber angesichts der Gemengelage aus ethnischen, religiösen und sozialen Konflikten im Dunkeln.

"Bosnienhilfe"-Vertreter Stefanov informierte über die von der Hilfsorganisation "medico international" und vom Allgemeinen Studenten-Ausschuß (ASTA) unterstützte Initiative. Ihr gehören deutsche und aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawien stammende Studenten an. Sie organisieren Diskussionen in der Bundesrepublik und unterstützen die Betreuung von bosnischen Flüchtlingen in Zagreb. Zudem halten sie Kontakt mit der serbischen Opposition und der Friedensbewegung.

Die Eindrücke der Kriegsberichterstattung und das Wissen um die eigene Ohnmacht dominierten die Diskussion. Vielen der etwa 20 italienischen und zehn deutschen Besucher hatte die Schilderung der anscheinend ausweglosen Situation die Sprache verschlagen. Die mehrheitlich katholischen Kroaten waren nicht zu dem Gespräch gekommen. Stefanov, ein in Serbien aufgewachsener Bulgare, glaubt ihre Gründe zu kennen. Er selbst überlege sich sehr gut, wo er öffentlich auftrete, da es in Deutschland schon zu gewalttätigen Übergriffen gekommen sei.

Auch Pfarrer Rainer Petrak konnte bestätigen, daß in Deutschland lebende kroatische Katholiken sich fürchten und deshalb ihre Nationalität verleugnen. Er selbst wurde einmal wegen seines Vollbarts für einen serbischen Priester gehalten. Traditionell tragen nur die orthodoxen serbischen Geistlichen und nicht die katholischen kroatischen Priester einen Vollbart. Aus Furcht wollte sich ein Kroate ihm nicht anvertrauen, bis ihn Petrak überzeugt hatte, daß er zu keiner der beiden Volksgruppen gehört. gun

Durststrecke beendet: Neues Café eröffnet Ein Projekt der Georg-August-Zinn-Schule

GRIESHEIM. Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam. Nicht selten verlaufen sinnvolle Aktionen im Sande, weil die Initiatoren müde wurden. Nicht so im Fall der Georg-August-Zinn-Schule. Vier Jahre hatten Schüler, Eltern und Lehrer immer wieder das eine gefordert: die Einrichtung eines Schulbistros.

Eine sinnvolle Idee, zumal mittwochs ein Großteil der Schüler und Schülerinnen obligatorisch Nachmittagsunterricht haben und dann bis 16 Uhr in der Schule sind. "Der Bäcker kommt nur in der ersten großen Pause auf den Schulhof", sagte eine junge Schülerin. Die Pennäler müssen sich mit Pausenschnitten für den ganzen Tag eindecken, da es sonst keine Gelegenheit zum Einkaufen gibt.

Die Durststrecke hat ein Ende. Jeden Mittwoch von 12.30 bis 14 Uhr öffnet fortan die Klasse 10 c die Tür zum Bistro. Ein ehemaliger Kunstraum mit angrenzender Küche wurde für den Cafébetrieb umgebaut. "Das war der einzige Raum mit Wasseranschluß", sagte Schuldirektor Georg Bernhardt.

Er lobte den Einsatz des Vorbereitungsausschusses, in dem außer Lehrern, Elternbeirat teilweise die Schülervertretung eingebunden war. "Wenn die nicht alle zusammengehalten hätten, wäre nichts realisiert worden", meinte auch Erika Rech vom Elternbeirat der Griesheimer Gesamtschule.

Der Kunstsaal sollte auf keinen Fall wie ein Schulraum wirken. Also wurde er neu gestrichen, Bistro-Möbel für 16 000 Mark aus einem Sonderetat des Stadtschulamts finanziert, Pflanzen aufgestellt, bunte Gardinen genäht, eine kleine Theke aufgebaut.

Sobald weiteres Geld zur Verfügung steht, werden die wackligen, alten Heizkörper ausgetauscht, moderne Lampen installiert und eine kleine Bühne gebaut. Denn das Bistro soll mehr sein, als die Abfütterungsstelle der Schule. Hier sollen sich Schüler treffen, reden, Spiele austragen, Theaterauftritte organisieren.

60 Prozent der Schüler sind ausländischer Herkunft. Jugendliche aus 32 Nationen besuchen die Gesamtschule Griesheim. Interkulturelle Erziehung? "Das ist bei uns kein Konzept, sondern schon lange Realität", sagte Schuldirektor Bernhardt. Das Bistro ist eine Facette mehr.

Auch das Griesheimer Jugendbüro engagiert sich im Bistro. Die Mitarbeiter wollen den Kontakt zu den Schülern und Schülerinnen pflegen. Zur Eröffnungsfeier hatte Ursula Haas (Jugendbüro) Spiele mitgebracht und tatkräftig in der Küche geholfen. "Wir kannten die Klasse vorher nicht", sagte die Sozialpädagogin. Jetzt wird regelmäßig zusammengearbeitet.

Professionell haben die Jugendliche ihre Arbeit aufgeteilt. Zwei Gruppen gehen abwechselnd einkaufen oder übernehmen den Thekendienst. Und auch der "Speiseplan" verrät den Elan der Engagierten: Brötchen mit Käse, Wurst oder Kasseler, Joghurt, Obst der Saison, Kaffee, Milch, Kakao, Zitronentee sowie Cola und Limo. Alles wird zum Einkaufspreis verkauft. "Wir wollen schließlich keinen Gewinn machen", erläuterte die Schülerin Sibel Sen aus der 10 c.

"Wo ist denn der Mülleimer?", fragte ein junger Bistro-Gast. Ihr neues Café werden die Besucher pfleglich behandeln, darüber hegen die Pädagogen keinen Zweifel. tin

Peter Knopp in Superform Frankfurter bowlte erneut die 300 Pins

FRANKFURT A. M. Wieder einmal ohne den Hauptgewinn - ein Auto - blieb Frankfurts erfolgreicher Bowler Peter Knopp von I-Bahn 34 bei den Esslinger Stadtmeisterschaften mit seinem sechsten 300er Spiel in diesem Jahr. Da Knopp eine Profi-Lizenz besitzt, konnte er den Mittelklasse-Wagen nicht in Besitz nehmen. Auf der Stuttgarter Bahn passierte ihm das nun schon zum zweiten Mal. Bereits beim Pfingstturnier war Knopp dort ein 300-Pin-Spiel gelungen.

So bleibt Peter Knopp, der in diesem Jahr schon mehrere international bedeutende Turniere gewann, nur der Trost, in Australien noch ein 15 000 Mark-Boot zu besitzen, das ihm ein Turniersieg dort vor sechs Wochen einbrachte. "Da die Transportkosten enorm sind, versuche ich es in den nächsten Wochen zu verkaufen. Das hat Zeit bis Weihnachten. Da steigen die Preise noch", meint Knopp. Er sei drei Wochen vor Beginn der Bundesliga müde von den zahlreichen Turnieren.

Mit seinen Vereinskameraden Altmann und Zabel sprang in Stuttgart nur der dritte Platz heraus. "Das 300er war gleich das erste Spiel, nachher lief's nicht mehr so gut." Im übrigen freut er sich, daß in der ersten Bundesliga sowohl er als Topmann von I-Bahn 34 als auch seine Frau Michaela spielen, die mit dem BC Nordwest Frankfurt den Aufstieg schaffte. bm

Felsen und Netze für den neuen Spielplatz Das Areal am Fasanenweg ist nun eröffnet

KALBACH. "Jetzt ist der Stadtsäckel wohl bald leer", meinten einige Gäste, als kürzlich der Kinderspielplatz am Fasanenweg offiziell eröffnet wurde (die FR berichtete). Insgesamt 400 000 Mark hat die hochmoderne Spielstätte gekostet. "Dabei liegen wir sogar mit rund 80 000 Mark unter dem veranschlagten Etat", freute sich Rainer Zimmermann vom städtischen Garten- und Friedhofsamt.

Die Planer hatten sich mächtig ins Zeug gelegt: Auf dem einst abschüssigen Gelände entstanden mehrere Terrassen. Die aufgeschüttete Erde wird von 18 Felsblöcken abgestützt, die gleichzeitig Verankerung für zahlreiche Kletternetze sind.

Der Spielplatz soll ein Freizeitort für mehrere Altersgruppen sein: Kleinkinder haben Sandkisten, Größere können auf Holzburgen toben und noch ältere Kinder können auf der direkt anschließenden Spielstraße mit Skateboards oder Mountainbikes rasante Fahrten unternehmen.

Dennoch: Auch Kritik wurde beim kleinen Eröffnungsakt laut. "Vier Jahre sind eine halbe Kindheit", sagte Regina Otto, Vorsitzende des Kalbacher Kindervereins. Solange mußten nämlich die Kleinen im Wohngebiet "Wirschel" auf den Spielplatz warten. 1989 war der ursprüngliche Baulücken-Spielplatz im Fasanenweg abmontiert worden. Kurz darauf stellte sich heraus, daß das Gelände arsenverseucht war. Die Kinder wichen auf die heutige Spielplatzfläche aus. Dort waren damals noch Erdmassen zwischengelagert, die zum Bau der Umgehungsstraße abgetragen wurden.

"Das war ein richtiges Kinderparadies", erinnerte sich Kindervereinsvorsitzende. Doch auch das blieb von den Baggern nicht verschont und wurde bald planiert. Den Betroffenen platzte der Kragen: sie forderten offiziell einen Spielplatz. Die Kinder telefonierten nach Bonn, riefen im Römer an und platzten in eine Ortsbeiratssitzung. Das Engagement der Kleinen wurde schließlich auch vom Architekten Dirk Schelhorn aufgegriffen: er übernahm in seinen Entwurf zahlreiche Ideen der Kinder. Und die machten große Augen, als der Spielplatz fertig war.

Fachkundige Unterstützung erhielten die Planer auch vom Kinder- und Jugendbüro, das eine Spielgeräteliste zusammenstellte. "Wir wollten keine industriell angefertigen Billigspielzeuge", sagte Jutta Ebel. Die Anwohnerin hatte sich ebenfalls für die Sperrung eines Teils des Habichtsweg zur Spielstraße stark gemacht.

Im Mai 1992 wurde mit dem Bau begonnen. Zuvor mußte allerdings noch der Kalbacher Ortsbeirat beim Hessischen Straßenbauamt intervenieren - das Amt wollte einen Spielplatz in der Nähe der Umgehungsstraße nicht zulassen. Ein Erdwall und ein Zaun verhindern heute, daß Kinder auf die Straße laufen können.

Auch Kalbacher Tradition wurde gewahrt: ein Bärenkopf aus Holz thront über der Anlage und behütet die Nachwuchsgeneration der "Kalbacher Bärchen". Der Aufruf des ehrenamtlichen Stadtrats Anton Bretz (er vertrat Stadtrat Tom Koenigs bei der Spielplatz-Eröfnung), "die Jugendlichen sollen mit dem Spielpatz sorgfältig umgehen", dürfte überflüssig gewesen sein. Immerhin ist es das Verdienst der Kinder, daß Kalbach um ein kleines Paradies reicher ist. tin

Benefiz für Werkstätten Fest-Gewinn der "Schwarzen Elf" geht an Behinderte

FECHENHEIM. Nicht nur zur närrischen Zeit sind die Mitglieder des Karnevalvereins "Schwarze Elf" Fechenheim aktiv. Wie in jedem Frühherbst organisierten die Karnevalisten dieser Tage wieder ein Garten- und Sommerfest zugunsten des Fechenheimer Zweigbetriebs der Praunheimer Werkstätten. Schon zum 15. Mal feierte die "Schwarze Elf" ihr Fest, das im Fechenheimer Terminkalender einen festen Platz belegt.

"Das Fest hat in all den Jahren viel zum gegenseitigen Verständnis zwischen Behinderten und Nichtbehinderten beitragen", macht Pressesprecher Dieter Herbert deutlich; manche Barriere konnte abgebaut werden. Weiteres Engagement sei jedoch nötig. In den vergangenen Jahren waren zahlreiche Stadtteilvereine mit von der Partie. Diesmal wirkten einmal mehr der Fechenheimer Musikzug und die Kunstradfahrer mit. Die Fechenheimer Judoka mußten ihre Zusage wegen einer Terminüberschneidung mit Meisterschaftswettbewerben wieder zurückziehen. Bei schönem Wetter kamen viele Besucher zur Feststätte hinter der Linne, begrüßt von Dieter Herbert für die "Schwarze Elf" (er moderierte auch) und dem Leiter der Praunheimer Werkstätten, Eduard Deeg. Zu den Besuchern gesellten sich unter anderem Ortsvorsteher Peter Reinwart (SPD) und der CDU-Vorsitzende Bernhard Pfender.

Groß war wieder der Ansturm auf die von Willi Schul arrangierte Tombola mit attraktiven Preisen. Die Lose gingen weg wie "warme Semmeln". Auch mit dem Umsatz bei Speisen und Getränken waren die Karnevalisten zufrieden. Großartige Open-air-Darbietungen der "Schwarze-Elf"-Minigarde (Ralph Bendix' "Babysitter-Boogie" und "Lieber Gott, laß die Sonne wieder scheinen"), von der Trainerin Karin Methfessel einstudiert, fanden ebenso Anklang wie nebenan die Radvorführungen der "Solidarität" und das Kunstradfahren im kleinen Saal am Mainbörnchen.

Musikalisch unterhielten neben dem Fechenheimer Musikzug vor allem die Kapelle "Countdown" (ehemals Sierra-Combo) und die Hauskapelle Otto Ziegenhain und Gerd Woitke. Dem schönen Brauch folgend, zur Eröffnung der närrischen Kampagne bei einer Feier den Erlös einem Vertreter der Werkstätten zu überreichen, trifft sich die "Schwarze Elf" dazu am 14. November (19.11 Uhr), im Rathaussaal, Pfortenstraße 1. dixi

Wissenschaftlerinnen holen auf

BONN, 5. Oktober (dpa). Frauen haben vom Hochschulsonderprogramm II des Bundes und der Länder profitiert. So wurde im vergangenen Jahr mehr als jede fünfte zusätzliche Hochschullehrerstelle mit einer Frau besetzt. Von den 300 zusätzlichen Habilitationsstipendien (zur Erlangung des Professoren-Titels) ging jedes dritte an eine Nachwuchswissenschaftlerin. Der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal liegt in den alten Bundesländern noch unter fünf Prozent.

Der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) liegt in Bonn ein Erfahrungsbericht über das Hochschulsonderprogramm II vor. Bund und Länder äußerten sich zufrieden. Mit dem Programm soll die Ausbildung von zusätzlichen Nachwuchswissenschaftlern gefördert werden. Ab Mitte der 90er Jahre wird fast jeder zweite Hochschullehrer wegen Erreichens der Pensionsgrenze ausscheiden.

Fuchstanz-Gärtner stets dabei Die Schreberin Elvi radelte doch zu flott

RÖDELHEIM. Nicht nur vom Gemüseanbau und Blumenziehen verstehen die Kleingärtner vom KGV Fuchstanz in Rödelheim etwas - sie pflegen auch das Radfahren im Familienkreis als Breitensport. Bei der "Tour de Rödelheim" der Ebbelweikelterei Possmann stellten sie das stärkste Teilnehmerfeld und wurden zunächst mit zwei Kästen des Stöffchens belohnt.

Als Günther Possmann die Namen von 66 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (die jüngste war Sandra Großmüller mit acht Jahren, der älteste Rudolf Hanel mit 74 Jahren) sah, spendierte er spontan einen dritten Kasten an das von Gisela Pusch und Gustav Rüttinger betreute "Fuchstanz-Team".

Gefeiert wurde die Auszeichnung am Nachmittag auf dem Vereinsgelände zwischen Holzweg und Reifenberger Straße. Und dabei wurden aber auch "Wunden geleckt":

Die Familie Sacher hielt mit zwei Pannen den "Plattenrekord" und Elvi Baum fuhr zu schnell in den Kontrollpunkt hinein - und muß jetzt mit einem Gipsarm durch die Gegend laufen. Aber sonst war's schön . . . rw

Namen + Notizen

WILHELM LANDVOGT, Vater des Fußballs in Praunheim und Ehrenpräsident der Sportgemeinschaft, starb einen Monat vor seinem 100. Geburtstag am 24. September. Trotz des hohen Alters kam sein Tod plötzlich. Bis zuletzt nahm er in geistiger Frische regen Anteil am Sportgeschehen. Im Jahre 1911 machte der 18jährige die Abteilung Fußball bei der Turngemeinde selbständig und gründete den FSV Praunheim, den Vorgänger der heutigen SG. Er spielte nicht nur selbst auf den meist "holprigen Äkkern", sondern war gleichzeitig Präsident des FSV. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn war er Schiedsrichter und in verschiedenen Vorstandsämtern aktiv. Als er Fußballschuhe und Schiri-Pfeife endgültig an den Nagel hing, widmete er sich wieder mehr dem Turnen bei der FTG, in der sich die Praunheimer Turngemeinde mit mehreren Turnvereinen zusammenschloß. Für seine vielfältigen Verdienste ehrte ihn die FTG mit dem Titel Ehrenpräsident. Die SG Praunheim trauert um einen großzügigen Gönner und Förderer. rw

"Zwölf Räuber" im Saal Die Liederkranz-Sänger besuchten das Frankenland

PRAUNHEIM. Der sagenumwobene Spessart war die erste Etappe des traditionellen Vereinsausflugs des Männerchors Liederkranz Praunheim. Nebelschwaden lagen in den frühen Morgenstunden über der Landschaft, die Sonne blinzelte durch Wolkenschleier. Unbeschadet fanden die Praunheimer das Gut Dürnhof zum "erweiterten Frühstück".

"Sagenhaft", so Vorsitzender Wilfried Roth, war jedenfalls das Brunchbüfett, an dem sich die Sängerfamilie für "den Rest des Tages" stärkte. Während die Busse auf einer Höhenstraße nach Würzburg fuhren, verhüllte die Täler eine dichte Wolkendecke. In der fränkischen Stadt lernten die Praunheimer bei einer ausgedehnten Stadtbesichtigung nicht nur die prunkvollen Räume der Residenz kennen, sondern auch idyllische Winkel sowie historische Bauten und urige Weinkneipen. Nach den Strapazen der Weinproben und des Pflastertretens schien die Weiterfahrt durch den Spessart Richtung Taubertal allen wie eine schöpferische Pause.

Krönender Abschluß des Vereinsausflugs war das gemütliches Beisammensein in der Sporthalle in Dörlesberg, dem Heimatort des Praunheimer Sängers Kurt Busch. An das ausgiebige Abendessen - es gab Spezialitäten des Taubertals - schloß sich das Freundschaftssingen mit dem Dörlesberger Gesangverein Frohsinn von 1903 an.

Unter der musikalischen Leitung von Gerhard Steubner grüßten die Dörlesberger unter anderem mit "Wir haben gepflügt" und "Von der Tonne in das Faß und in die Kehle". Musikalisch antworteten die Praunheimer unter Vizedirigent Wolfgang Schäffer "Zum festlichen Tag", "Wenn es Tag wird in den Bergen" und anderen Liedern.

Die Happy-Singers mit ihren Solisten Wolfgang Weilguny und Wilhelm Horst beschlossen mit einem bunten Melodienreigen wie "Girls, Girls, Girls" und den "Zwölf Räubern", die musikalisch in den Saal einzogen, den rundum gelungenen Vereinsausflug. Der endete zu Hause in Frankfurt erst am frühen Morgen.

"Nur gut, daß uns das Ende der Sommerzeit eine zusätzliche Stunde Nachtruhe schenkte", freuten sich einige Sängerfrauen. rw

Petrus hatte ein Einsehen Die Obst- und Gemüsegärtner feierten am Biegwald

RÖDELHEIM. Clown Fridolin war eine der Attraktionen beim Kinder- und Gartenfest des Rödelheimer Obst- und Kleingartenvereins auf dem Gelände am Biegwald. Mit seinen Späßen fesselte er nicht nur die Kinder, sondern brachte auch die Großen zum Schmunzeln. Schon früh am Vormittag hatten die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, mit flehenden Blicken zum düsteren Himmel, ein wahres Spieleparadies aufgebaut und den Festplatz an der Vereinskantine dekorativ geschmückt.

Doch pünktlich um 15 Uhr hatte Petrus ein Einsehen mit den Sorgen der Kleingärtner und schickte vom azurblauen Himmel die herrlichsten Sonnenstrahlen auf den Festplatz. Viel Spaß machte den Kleinen das Büchsenwerfen und vor allem das Mohrenkopfessen. Die Flecken auf den frischgewaschenen T-Shirts nahmen die Mütter gelassen hin. Sie versuchten sich indessen beim Ringewerfen um Sektflaschen oder beim Boccia.

Erst nach spannenden und nervenaufreibenden Kämpfen wurde der Sieger mit einem großen Freßkorb belohnt. Andere hatten ebenso Glück: sie konnten einen der vielen Tombolapreise mit in die Gartenlaube nehmen.

Für die Gaumenfreuden am Nachmittag sorgte ein riesiges Angebot an selbstgebackenen Kuchen. Zur abendlichen Grillzeit war dann Deftigeres gefragt, beispielsweise lockten saftige Steaks, Spare-Ribs, Würstchen und Salate zum fröhlichen Schmaus.

Mit Einbruch der Dunkelheit versammelten sich alte und junge Kleingärtner zum traditionellen Lampionumzug durch die Anlage am Rande des Biegwaldes. Für den Nachwuchs war das der krönende Abschluß des Tages. Die Großen dagegen saßen in fröhlicher Runde noch bis in die frühen Morgenstunden zusammen.

"Es war wieder ein gelungenes Fest", freute sich Vereinsvorsitzender Manfred Lopinski und bedankte sich bei den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern für deren selbstlosen Einsatz. In der Chronik des 1895 gegründeten Vereins wird später das rauschende Fest auf der Freilichtbühne einen hervorragenden Platz einnehmen. rw

Nüsse - frisch vom Baum Die Harheimer Grundschule richtete Kleiderbasar aus

HARHEIM. Die Konkurrenz war groß. "Diesmal gab es in Frankfurt viele Kleiderbasare", meinte eine engagierte Mutter etwas enttäuscht. Das merke man am Kaufverhalten und den Besucherzahlen. Die war nicht umwerfend. Dennoch: Der Verkauf von Kuchen und Kaffee mitsamt Standgebühren brachte den Organisatoren des Kleidermarktes in der Harheimer Grundschule knapp 400 Mark ein. Das Geld kommt der Vorschulklasse der Schule zugute. "Davon finanzieren wir Ausflüge, Geschenke, Spielzeug", erläuterte Lehrerin Roswitha Probst-Ketzel.

Zum dritten Mal richteten Eltern und Lehrer den Kleider- und Spielzeugbasar aus. Wer mitmachen wollte, zahlte eine Standgebühr von fünf Mark und einem Kuchen. Nicht nur Harheimer beteiligten sich. "Wir haben sogar Verkäufer aus anderen Stadtteilen", hieß es. In Bonames, Eschbach und Kalbach war plakatiert und auf Handzetteln geworben worden. Der Erfolg stellte sich ein: trotz des herrlichen Wetters waren 27 Stände besetzt.

Die Eltern gaben sich alle Mühe, den Verkäufern einen guten Service zu bieten. Niemand mußte mit Tapeziertisch anreisen, denn den Auf- und Abbau der Tische übernahm das Organisatorenteam. "Die Verkäufer müssen nur noch ihre Ware ausbreiten", sagte Ute Kreckel, Sprecherin des Schulelternbeirats.

Wegen des guten Wetters wollte ohnehin niemand glauben, daß bald kältere Tage kommen sollen - so ging eher Spielzeug als Kinderkleidung über den Tresen. Mitten im herrlichen Altweibersommer einen Schneeanzug kaufen? Das war dann doch nicht angesagt. Sweatshirts oder Hosen waren eine andere Sache: "Es wurde viel gehandelt", sagte die Lehrerin der Vorschulklasse. Manche Verkäufer verzichteten gleich auf ein Preisschild und ließen sich bereitwillig auf Vorschläge potentieller Käufer ein.

Nüsse aus Eigenproduktion - auf dem Schulhof der Harheimer Grundschule steht ein alter Nußbaum. Der war abgeerntet und die Früchte kiloweise verkauft worden. Die Kinder kontrollierten die Waage und machten beim Verkauf mit - und das war ihr Beitrag zur Klassenkasse. tin

"Hier steht Ihne Ihrn Mann un heult" 1294 radelnde Teilnehmer und "Kaiserwetter" bei der "18. Tour de Rödelheim"

FRANKFURT A. M. Vor Schlaglöchern auf dem holprigen Fahrradweg in der Eschborner Landstraße warnt kein Schild. Dort, wo der Belag in Ordnung ist, war der Radweg ab Haus Nummer 121 mit Autos zugeparkt. Angenehmer radelte es sich hier jedenfalls auf der Fahrbahn, wo Motorisierte sich in Rücksichtnahme übten. Der Linienbus 55 überließ den "Pedalrittern" nahe der Westerbachstraße sogar die Vorfahrt.

Und dazu noch Kaiserwetter zur "18. Tour de Rödelheim". Auf dem Zehn-Kilometer-Rundkurs über Garten-, Feld- und Waldwege sowie Straßen, von Rödelheim zum Niedwald und zurück, wimmelte es nur so von Radlern (die FR berichtete). Mit insgesamt 1254 Teilnehmern behauptet Deutschlands größtes und volkstümlichstes Volksradfahren weiterhin seine Spitzenposition.

"Des is uns in 18 Jahrn noch net bassiert: da suucht doch en Mann sei Fraa - eine Frau Koch", meldete sich die Stimme von Liesel Christ über die Lautsprecheranlage. Die Volksschauspielerin moderierte - wie gewohnt - an Start und Ziel die Veranstaltung, unterstützt von Heinz Deisenroth. Zwischendurch gab die Volkstheater-Chefin Autogramme, "fahndete" aber immer wieder nach der gewissen Frau Koch: "Melde Se sich hier bei mir, hier steht Ihne Ihrn Mann un heult".

Der Aufruf wurde erhört, die Vermißte schloß ihren Angetrauten glücklich in die Arme. Dieser "Fall" war erledigt, schon folgte eine "Schnuller-Arie": "Hier is bei mir en Schnuller abgegewwe worn; des arme Kind, das den verlorn hat".

Eine halbe Hundertschaft Helferinnen und Helfer des Radsportvereins "Henninger" Sossenheim, mit dem langjährigen Vorsitzenden Hermann Moos an der Spitze, sowie Kräfte von Günter Possmann sorgten für eine relativ rasche und reibungslose Abwicklung der gemeinsamen Veranstaltung.

Ihr Ruf geht längst über die Stadtgrenze hinaus. Heute kommen Fahrradfreunde aus dem Taunus, Offenbach, Wiesbaden, Mainz und Hanau. Am stärksten vertreten waren diesmal die Stadtteile Rödelheim (versteht sich), Heddernheim, Praunheim, Bonames, Bornheim und Sachsenhausen.

Unentwegte waren schon lange vor dem offiziellen Start gekommen. Auf dem Keltereihof waren noch die letzten Vorbereitungen im Gange. Dann hatten Sigrid Baumgärtner, Rita Blatter, Waltraud Simsch, Lieselotte Sprenger und Erika Redenz bei der Startkartenausgabe Hochbetrieb. Entsprechend auch der Andrang zu den Kontrollstellen am Start, wo Schülertrainer Kurt Janke und Dieter Baumgärtner die Startkarten stempelten. Die Stempelstelle "Neufeld" am Wendepunkt war mit Hans-Peter Roß und Hans Worms besetzt. Herbert Fay verteilte dort schmackhafte Äpfel.

Karl Bangert, pensionierter Schneidermeister aus Rödelheim, passierte "Neufeld" schon zum zweiten Mal. Der 88jährige war der älteste Teilnehmer. Zu den ältesten Frauen auf dem Rad zählte Irmgard Richter (72) aus dem Ostend. Nicht nur sie lobte die Strecke und die Organisation der Veranstaltung, die um die Mittagszeit in ein Riesen-Volksfest überging.

Das Rote Kreuz Rödelheim fuhr einen Einsatz zum Krankenhaus, andere Stürze gingen glimpflich ab. Drei junge Helfer der "Mobilen Hilfsstaffel", die in ihrer Freizeit auch "Pannenhilfe von Radfahrer für Radfahrer" leisten, hatten mehr zu tun. Michael Dechert, Dennis Hogg und Sebastian Abel berichteten von 17 Reifenpannen.

Glücksfee spielte bei der Verlosung von zwei Fahrrädern die Ebbelweikönigin Christiane I. aus Sachsenhausen. Sie zog orangefarbene Lose mit den Nummern 513 und 820, zwei Frauen waren im Besitz der Papierchen.

Die stärkste Teilnehmergruppe bildeten mit 66 Enthusiasten die Kleingärtner des KGV Fuchstanz, Rödelheims Feuerwehr belegte mit 48 jungen Brandschützern den zweiten Platz. dixi

Eine Infrastruktur fehlt "Klemata" trat in der Carlo-Mierendorff-Schule auf

PREUNGESHEIM. Sie wollen gegenhalten - mit christlicher Tradition, mit Liebe für Fremde und Feinde. Pfarrvikar Eberhard Pausch, seit einem halben Jahr in der evangelischen Kreuzgemeinde beschäftigt, will den Jugendlichen "auf liebevolle Art" begegnen. Er kennt die spezifischen Probleme der Karl-Kirchner-Siedlung: Arbeitslosigkeit, Drogenprobleme und Ausländerfeindlichkeit. Fährt man die Wegscheidestraße entlang, ist der "soziale Sprengstoff" schier greifbar. An fast jeder Hauswand stehen dumpfe, ausländerfeindliche Parolen und rechtsradikale Sprüche.

Eberhard Pausch weiß von Rechtsextremen in der Siedlung. Sein Mittel gegen rassistische und soziale Konflikte: "Wir müssen unbedingt die Infrastruktur verbessern", sagte der engagierte, junge Vikar. Als er seine Arbeit in Preungesheim aufnahm, "gab es nichts hier oben".

Mittlerweile hat er eine Spielstube für Kinder eingerichtet. Mittwochs von 17 bis 19.30 Uhr treffen sich die Zehn- bis 13jährigen in den Räumen der evangelischen Kreuzgemeinde in der Weinstraße 37. Die Gruppe ist mittlerweile auf 25 kleine Besucher angewachsen.

Auch für Ältere will Pausch aktiv werden. So organisierte er jetzt ein Konzert mit der christlichen Pop-Rock-Band "Klemata". Um gemeindeübergreifend Publikum anzuziehen, wurde das Konzert in die Carlo-Mierendorff-Schule gelegt.Doch die Rechnung ging nicht auf: Zwar war das Publikum bunt gemischt, aber nur etwa 70 Besucher kamen am frühen Abend in die Schulaula.

"Klemata" (das griechische Wort für Weinrebe) ist eine recht professionelle Band. Stilistisch sind die acht Musiker vielseitig: sie spielen Pop, Rock, Funk und ruhige Balladen. Laut Pressemitteilung ist "Klemata" eine der "beliebtesten christlichen Bands", die schon viele Konzerte vor bis zu 4000 Zuhörern gegeben hat. Ob sie aber die Sprache der Jugendlichen aus der Karl-Kirchner-Siedlung sprechen, deren Lebensfrust auch nur erahnen können?

Sören Kahl singt mit einer Stimme, die irgendwo zwischen Marius Müller-Westernhagen und Herbert Grönemeyer liegt, "wenn nichts mehr geht, hilft eigentlich nur ein Gebet". Er wettert gegen Ellenbogen-Gesellschaft eine menschenverachtende Leistungsgesellschaft, in der man Ellenbogen braucht, "willst du nach oben". Freunde, Liebe, Gottesfürchtigkeit bleiben in einer Luxusgesellschaft "auf der Strecke". Mehr Zeit zur Besinnung braucht der moderne Mensch - eine zentrale Botschaft von "Klemata".

Die Musiker, Helge Raab (Synthesizer, Saxophon), Kristian Furch (Piano), Thomas Weidner (Gitarre), Michael Rubbel (Baß), Thomas Schmidtke (Schlagzeug) und Bettina Kahl (Backgroundgesang), sind von Beruf aus privilegiert: Marketing-Manager, Studenten, Diplomkaufmann, Tontechniker. Ob ihre Lebenserwartungen und -ängste dieselben sind wie die der Unterprivilegierterten? tin

Das Metrum stolperte Kantorin Andrea Berkler spielte Werke des Barock

ESCHERSHEIM. Nicht Bach und Buxtehude, sondern Maichelbeck, Kolb und Lederer standen auf dem Programm der Orgelvesper in der evangelischen Andreaskirche. Momente, in denen man die Kompositionen der bekannten Meister wieder schätzen lernt, denn Maichelbecks "Sonata Quarta" oder Carlmann Kolbs "Präludium Octavum" sind von den Qualitäten Bachscher Werke weit entfernt. Die Stücke waren oft langatmig und wenig originell, und auch Andrea Berklers Orgelspiel machte die Sache nicht viel interessanter.

Manchmal fehlte ihrem Spiel einfach ein wenig der Schwung. Gewiß, die Zeit, die ein Musiker für ein Werk benötigt, ist nicht unbedingt Gradmesser für eine gelungene Interpretation. Andrea Berkler spielte viele Stücke aber einfach zu langsam. Franz Anton Maichelbecks Sonate zog sich dadurch in die Länge wie Kaugummi, brav und betulich kamen Allemande, Gavotte, Bouree und Menuett daher.

Außerdem irritierte Andrea Berklers Eigenheit, beinahe bei jedem Ende einer musikalischen Phrase das Tempo etwas zu verzögern. Die Musik geriet dadurch ständig ins Stocken, das Metrum stolperte. Agogik - das feine Verzögern und Beschleunigen des Tempos - ist ein Mittel, um Musik interessanter zu machen. Ständig und stereotyp verwendet, erreicht man damit aber das genaue Gegenteil.

Besser glückte der Kantorin der Andreaskirche Johann Pachelbels Partiten über den Choral "Was Gott tut, das ist wohlgetan". Die gewählten Register klangen attraktiv und ließen die Choralmelodie gut hervortreten. Justinus Heinrich Knecht ist heute allenfallls noch durch seine programmatischen Kompositionen bekannt: "Die Auferstehung Jesu" oder "Die durch ein Donnerwetter unterbrochene Hirtenwonne" lauten die umständlichen Titel. Bei der Orgelvesper in der Andreaskirche war aber keine Programm-Musik des Schwaben Justinus Heinrich Knecht, sondern ein kurzes Rondo in F-Dur angesagt. Der Reiz lag vor allem im Kontrast zu den vorherigen barocken Werken: Der heitere, beschwingte Charakter des Rondos erinnerte an die bezaubernde Leichtigkeit vieler Werke Joseph Haydns. ECKART BAIER

SCHNIF'SNE? Gesundheit, möchte man da wünschen. Was sich in Wahrheit hinter diesem Titel verbirgt (eine jener ostdeutschen Redensarten gar, deren etymologische Ursprünge dem Besserwessi ewig verborgen bleiben werden), darüber klärt nun das "Gripskasten Kabarett" auf. Nach dem Gastspiel des Dresdner Kabarett Stammtischs kommt damit eine Kabarett-Gruppe aus Rostock ins Neue Theater Höchst. Es sind junge Leute zwischen 15 und 19 Jahren, die ihren persönlichen Wende-Alltag kabarettistisch verarbeiten wollen. Ihr Programm "Schnif'sne" verstehen sie als "Alternative zu Schwarzwurzeln, Kohlsuppe und grünem Plattsalat". Das Programm der Woche Donnerstag, 1. Oktober, 11 Uhr: "Käthi B. oder: Die Einsamkeit der Pinguine", ein Phantasie-Spiel mit dem Institut für Plötzliche Bewegung für Besucher ab acht Jahren, im Freien Theaterhaus (Schützenstraße 12).

20 Uhr: "Schnif'sne" mit dem Rostocker Gripskasten-Kabarett im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a). 20.30 Uhr: "Prall aus dem Leben", die dramatischen Comic- Szenen aus dem schwulen Alltag der "Tolleranzen", inszeniert von Markus Baumhaus, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55).

Freitag, 2. Oktober, 11 Uhr: "Käthi B." im Freien Theaterhaus. 20 Uhr: "Schnif'sne", Neues Theater Höchst.

20.30 Uhr: ". . . und durch Deutschland geht ein tiefer Riß", das neue Programm der Frankfurter Bänkelbarden mit Texten von Tucholsky, Brecht und Kästner, Romanfabrik (Uhlandstraße 21); "Bitte leise zum letzten Bild", enthüllendes Theater über das Theater hinter dem Vorhang, von und mit Georg Weber, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Prall aus dem Leben" im Gallus Theater.

Samstag, 3. Oktober, 15 Uhr: "Zum In-die-Luft-Gehen", ein Puppenspiel für Kinder ab fünf Jahren, Gastspiel des Bochumer "NaDu-Figurentheaters" im Gallus Theater.

20.30 Uhr: "Der Sieger", psychologische Tour-de-force mit Georg Weber nach Gogols "Aufzeichnungen eines Verrückten", im Philanthropin; "Prall aus dem Leben" im Gallus Theater.

Sonntag, 4. Oktober, 15 Uhr: "Die Nähmaschine", eine Erzählung "maßgeschneiderter Geschichten" für Kinder ab drei Jahren mit dem Klappmaul-Theater im Freien Theaterhaus.

16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die neue und zwölfte Produktion im Neuen Theater Höchst mit dem komischen Akrobaten-Duo "Las Piranhas", dem Slapstick-Clown "Mister Buick" und dem Conny-Scheffel-Trio.

20 Uhr: "Perugia - 1 perverser Mafiaroman", vorgestellt vom Wiener Autor Ernst Petz in der Romanfabrik. 20.30 Uhr: "Prall aus dem Leben" im Gallus Theater.

Dienstag, 6. Oktober, 21 Uhr: "Der grüne Punkt", eine musikalische Performance mit dem Duo "Name Vaughn" und Stefan Knauer im Freien Theaterhaus. Mittwoch, 7. Oktober, 20 Uhr: "Harakiri à go go", die neue, aberwitzige Nummern-Revue der Stuttgarter Comedy-Rocker "Shy Guys" im Neuen Theater Höchst. two

Das aktuelle Oktober-Programm im "mal seh'n" Road-Movies - aber neu

NORDEND. Mit dem Filmteam "on the road" zu drehen, fernab der Künstlichkeit der großen Studios - das stellte in den späten 60ern ein Bekenntnis zu einer alternativen Filmkultur dar. Dennis Hoppers "Easy Rider" markierte sicher einen Höhepunkt dieser Bewegung. Die typischen Motive des Road Movie sind hier bilderbuchschön versammelt. Auch, wenn es die Nachfolger nie zu vergleichbarer Berühmtheit brachten, hat das Sub-Genre seither nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im Oktober-Programm stellt das Werkstattkino "mal seh'n" zwei Road Movies neueren Datums vor, als Frankfurter Erstaufführungen.

Untrennbar ist der Road Movie mit der Ikonographie der Alternativ-Kultur der späten 60er verbunden. Mit Räucherstäbchen und psychedelisch gemusterten Batik-T-Shirts kann man Filmcharaktere 1992 freilich kaum mehr ausstatten. In Abbe Wools' Regiedebüt "Roadside Prophets" klingt diese Kultur nur noch in ironischen Zitaten an: Die Protagonisten seines filmischen Selbsterfahrungstrips fahren natürlich Harley-Davidson; auf den Stationen ihrer Reise treffen sie die Veteranen der Hippieszene wieder: Arlo Guthrie und Timothy Leary zum Beispiel, die immer noch den Geist von '68 beschwören. "Roadside Prophets" läuft vom 8. bis 14. Oktober jeweils um 17.45 und 19.45 Uhr; anschließend bis 21. Oktober in der 22-Uhr-Vorstellung.

Ebenfalls mit einem Zitat aus der Blütezeit des Road Movie betitelt der Kanadier Bruce McDonald seinen Film "Highway 61". Den Soundtrack zu seiner "LowBudget-Ballade mit schrägem Humor" liefert allerdings nicht Bob Dylan. The Ramones, Bachmann Turner Overdrive und der Violinen-Quäler Nash the Slash begleiten den absurden Auto-Trip McDonalds (vom 8. bis 14. Oktober um 22 Uhr).

Unter dem Titel "Szene Frankfurt" zeigt das Kino ab heute ein aktuelles Dokumentarvideo über die Stadt: "Die andere Seite des Lebens". Andreas Bürger und Dieter Hansen haben Jugendliche rings um die Konstablerwache aufgesucht, mit ihnen geredet, sie um ihre Meinung gebeten. Die Bilder und Worte aus erster Hand sollen einen Beitrag zur nicht immer sachkundigen Diskussion um die "Jugendszene" in der City leisten. Der dreiviertelstündige Film ist vom 1. bis 7. Oktober um 17.45 Uhr sowie um 18.45 Uhr zu sehen.

Außerdem im Oktober-Programm: die poetischen Film-Epen des chinesischen Regisseurs Zhang Yimou - "Rotes Kornfeld", "Judou" und "Rote Laterne" - zu sehen ab 29. Oktober. Jeden Samstag und Sonntag um 13.45 Uhr wird die Reihe "Dada und andere Experimente" fortgesetzt, diesmal mit einem Double Feature: Luis Buñuels "Un chien andalou" (1928) und ein Film über Salvador Dalí, den der Regisseur Jean-Christophe Averty 1971 drehte: als "Reise durch das kreative Unterbewußtsein" des Surrealisten. two

Reiter blasen am Samstag zur Jagd

FLÖRSHEIM. Zu seiner Reitjagd bläst der Wickerer Reit- und Fahrverein am Samstag, 10. Oktober. Nach der Hubertusmesse in der Pfarrkirche um 10.30 Uhr schwingen sich die Reiter gegen 13 Uhr am Johanneshof, Steinmühlenweg, in die Sättel und brechen auf zur Jagd. Das große Halali mit Jagdfeuer stimmt die Bläsergruppe aus dem französischen Marmoutier gegen 16 Uhr im Johanneshof an. Anschließend gibt es eine Erbsensuppe. kkü

Sankt-Jakobs-Chor Abschiedskonzert der Dirigentin

BOCKENHEIM. Ein Jahrhundert lang Chormusik in der Bockenheimer evangelischen St.-Jakobs-Gemeinde war am Sonntag Anlaß für das große Festkonzert in der Kirche mit anschließendem Empfang im großen Saal der Gemeinde in der Grempstraße.

Chorleiterin war Susanne Fey, die zum letzten Mal am Dirigentenpult stand. Sie nahm an diesem Abend offiziell Abschied vom Chor St. Jakob. Vor 13 Jahren hatte die Kirchenmusikerin ihr Amt angetreten. Frau Fey, die aus Offenbach stammt, hat ihre musikalische Ausbildung in Frankfurt erhalten; sie kam mit 21 Jahren nach Bockenheim.

In dieser Zeit war sie maßgeblich für das Programm und die Stimmbildung des Kirchenchores verantwortlich und gestaltete so aktiv das Gemeindeleben mit.

Nach den Gründen für ihren Abschied befragt, meint die passionierte Musikerin: "Wenn man Mitte dreißig ist, sollte man sich beruflich verändern." Sie weiß allerdings noch nicht, wohin sie sich orientieren wird. "Ich will mir alle Wege offenlassen."

Beim Konzert waren Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Dietrich Buxtehude und Georg Schmidt-Arzberg, einem Amtsvorgänger von Susanne Fey, zu hören. Zu dem Empfang waren an die 200 Personen gekommen. zol

Der Nachwuchs soll sich vor allem treffen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Aus der neu besiegelten Städtepartnerschaft zwischen Wageningen und Mörfelden-Walldorf sollen auch Kinder und Jugendliche Nutzen ziehen können. Darauf verständigten sich Stadtoberhaupt Bernhard Brehl und sein holländischer Amtskollege Michel Jagers. Demzufolge sollen Begegnungen des Nachwuchses initiiert, gefördert und organisiert werden.

Das einzige Problem dabei: Jugendarbeit wird in Wageningen vor allem von Stiftungen und Organisationen wahrgenommen. Nur ein kleiner Teil dieses Bereiches wird in städtische Regie erledigt, während in Mörfelden-Walldorf die Stadt alleinverantwortlich ist.

Brehl hat gebeten, daß der Wageninger Rathauschef zumindest in die Vermittlerrolle schlüpft und Kontakte herstellt, damit "im nächsten Jahr mindestens eine Kinder- und/oder Jugendfreizeit in Wageningen durchgeführt werden könnte", hat Brehl in einem Brief an seinen niederländischen Kollegen geschrieben.

Brehl favorisiert eine Sommerfreizeit, die ähnlich wie die Freizeiten aufgebaut werden soll, die schon in Verbindung mit der französischen Partnerstadt Vitrolles angeboten wurden. Dabei sollen neben kreativen Aktivitäten "vor allem Begegnungen mit Kindern, Jugendlichen und generell mit Menschen in der Stadt oder dem Land möglichst umfangreich stattfinden".

Brehl fände es auch erstrebenswert, einen praxisbezogenen Erfahrungsaustausch für das Personal der Kindertagesstätten in Angriff zu nehmen: "Meine Vorstellung wäre, daß im Jahr 1993 eine Gruppe von sechs Mitarbeiterinnen aus der Kinderbetreuung für eine Woche in Wageningen in verschiedenen Einrichtungen der Stadt oder von Stiftungen und Organisationen praktisch tätig werden." Brehl hat ein derartiges Angebot auch dem Wageninger Erziehungspersonal vorgeschlagen. wal

Vor 100 Jahren gründete der junge erfindungsreiche Ingenieur Wilhelm Seck die Motorenfabrik Oberursel Als sich der "Rote Baron" persönlich seine Flugzeugmotoren aussuchte Auch die Wirren zweier Weltkriege konnten den Aufschwung nicht verhindern Von Thomas Eberding

OBERURSEL. "Es darf sich kein Arbeiter beschäftigungslos in der Fabrik umhertreiben & weder seine Mitarbeiter durch Neckerei stören, noch Zank & Streit veranlassen." Solch hehre Verhaltensregeln formulierte man im April 1892 bei der Gründung der "Motorenfabrik Oberursel" in der Fabrikordnung. Vor kurzem konnte nun das 100jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür gefeiert werden. Der Triebwerke-Hersteller ist damit praktisch so alt wie der erste erfolgreiche Flug eines Menschen: 1891 legte Otto Lilienthal in der Nähe von Potsdam ganze 15 Meter in der Luft zurück. Seit der Gründung des Oberurseler Unternehmens hat sich vieles verändert.

In der väterlichen Mühlenbauwerkstatt versuchte sich anno 1890 der gerade 22 Jahre alte Ingenieur Wilhelm Seck mit der Konstruktion eines Petroleummotors - mit Erfolg. Bereits zwei Jahre später konnte die "Motorenfabrik W. Seck & Co." gegründet werden. Der kleine "GNOM", wie Seck seinen Motor nannte, kam ganz groß raus, die Nachfrage war riesig. 1896 wurde die Motorenfabrik in eine GmbH umgewandelt. Kurz darauf verließ Seck die Firma - er fand für seine Pläne, einen Kraftwagen zu bauen, bei den Gesellschaftern kein Gehör.

Doch in Oberursel verdiente man nicht nur am "Gnom", der bald auch mit Benzin, Spiritus oder Leuchtgas betrieben werden konnte. Auch größere Rohölmotoren wurden entwickelt. Die Feldbahn- und Grubenlokomotiven wurden beim Bau des Böcksteintunnels an der Tauernlinie und der Bagdadbahn eingesetzt.

Aufgrund der gutgehenden Geschäfte entschloß sich die Geschäftsleitung zu vergrößern. Das nötige Kapital beschaffte man sich 1898 mittels einer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Ein Großbrand zerstörte im darauffolgenden Jahr den nördlichen Teil der Fabrik. Zu dieser Zeit waren etwa 250 Arbeiter in der "MO" beschäftigt. Ihr durchschnittlicher Monatslohn, so berichtet Dr. Helmut Petran in seinem Buch "Ursella II", schwankte zwischen 90 und 100 Mark.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Jugendstil-Verwaltungsgebäude in der Hohemarkstraße fertiggestellt. Die ständig wachsende Firma wollte schließlich in repräsentativen Räumlichkeiten untergebracht sein. Kurz vor Kriegsbeginn wurde in Oberursel mit der Serienherstellung von Flugzeugmotoren begonnen. Ein Motor aus Oberursel hielt übrigens auch den Jagdflieger Manfred von Richthofen in der Luft. Der "Rote Baron" suchte sich seine Motoren persönlich aus, wie es in der Firmenchronik heißt.

Aufgrund des großen Bedarfs an Flugzeugmotoren wuchs das Unternehmen während des Krieges weiter: Von 750 Beschäftigten im Jahre 1914 auf 2000 bei Kriegsende. Dann kamen ernste Schwierigkeiten: Der Versailler Vertrag verbot auch die Produktion von Flugzeugmotoren. Die Belegschaft schrumpfte. Die Folge: Die Motorenfabrik wurde in die Gasmotorenfabrik Deutz AG eingegliedert. Man stellte die Produktion auf Diesel- Zweitakter um, kehrte aber nach wenigen Jahren zu Flugzeugmotoren zurück.

Auch im sozialen Bereich änderte sich einiges. Mitte der 20er Jahre brachte der damalige Direktor Helmut Stein neue Ideen von einer USA-Reise mit: Auf dem Werksgelände wurden Blumenbeete angelegt, eine Werkskapelle und ein Sportverein wurden gegründet. Auch ein Schwimmbad für Werksangehörige entstand, damals im Umkreis von mehreren Kilometern das einzige.

Die Weltwirtschaftskrise holte 1932 auch die Motorenfabrik ein: Das Werk mußte geschlossen werden. Ein Teil der Belegschaft ging nun nach Deutz, lediglich fünf Mann blieben als Wache zurück. Doch bereits zwei Jahre später konnte die "MO" wieder eröffnet werden. Viele Oberurseler, die nach Deutz gegangen waren, konnten nun in den Taunus zurückkehren. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wuchs die Belegschaft auf rund 900 an. 1938 ging Humboldt-Deutz mit der Firma Klöckner eine Fusion ein, so daß eine erneute Namensänderung fällig wurde: "Klöckner-Humboldt-Deutz- AG, Werk Oberursel". Das Werk wurde zum "Musterbetrieb" erklärt und galt später als kriegswichtiger Betrieb, so daß viele Abteilungen erhalten blieben und nicht mehr als 70 Fremdarbeiter in den Kriegsjahren beschäftigt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sah es ähnlich desolat wie 1918 aus. Die Demontage von Rüstungsbetrieben machte auch vor dem Oberurseler Unternehmen nicht halt. Zeitweise nutzten die US-Streitkräfte das Gelände als Reparaturwerkstatt für Panzer. Es dauerte bis zu Beginn der 60er Jahre, bis in der "MO" wieder Flugzeugtriebwerke produziert wurden. Zunächst für das Kampfflugzeug Fiat G 91, dann für einen amerikanischen Hubschrauber. Auch der Tornado flog mit Hilfe aus Oberursel. In die zivile Luftfahrt stieg man erst 1987 ein.

Im Juli vor zwei Jahren brachte die BMW AG die ehemalige Motorenfabrik, die die Münchener erst kurz zuvor übernommen hatten, in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der englischen Gesellschaft Rolls-Royce ein: Die "BMW Rolls-Royce GmbH" war geboren. Langjährige Erfahrung mit Flugantrieben konnten beide Unternehmen vorweisen: Die Bayerischen Motorenwerke stellten anfangs Flugmotoren her. Deutlich wird dies noch heute im BMW-Logo: Ein rotierender Propeller wurde zum allseits bekannten blau-weißen Kreis stilisiert. Und bei Rolls-Royce werden Triebwerke serienmäßig seit den 40er Jahren hergestellt.

Mit dem Namen änderten sich auch die Ziele: Das Unternehmen will den Umsatz von über 230 Millionen Mark (1991) und 1100 Beschäftigten langfristig auf über eine Milliarde Mark heraufschrauben und bis Ende der 90er Jahre über 2000 Leute beschäftigen. Neben Oberursel und den Werken Lohhof (bei München), Derby und Bristol (Großbritannien) soll dazu auch der neue Standort in Dahlewitz (südlich von Berlin) beitragen, an dem die Arbeitsplätze entstehen sollen. Die ehemalige "MO" hat einen weiten Weg zurückgelegt.

Auschwitz-Broschüren informieren besser

Ein Ziel haben Sigmund Sobolewski und die von ihm 1988 mitgegründete "Auschwitz Awareness Society" in Alberta/Kanada inzwischen erreicht: In den Broschüren, die beim Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz über die Tötungsmaschinerie der Nazis informieren, wird über die Vernichtung der Juden nicht länger geschwiegen. "Zumindest in der englischsprachigen Ausgabe", berichtete Sobolewski, komme nun auch die Ermordung der Juden zur Sprache.

Sobolewski, ein polnischer Katholik, war zwischen 1940 und 1945 in Auschwitz inhaftiert. Der ehemalige Häftling, der heute in Kanada lebt, war dieser Tage im Palais Jalta zu Gast.

Warum in den Broschüren bislang nie die Rede von Menschenversuchen an Juden gewesen sei, versteht Sobolewski nicht. Gerade bei diesem Thema "muß man doch sensibler sein". Noch immer werde auf den Informationstafeln im Todesblock 11 kaum ein Wort über Vernichtung der Juden verloren.

Einem zweiten Ziel ist Sobolewski, Vize-Präsident der "Auschwitz Awareness Society", mittlerweile auch ein Stück nähergekommen: Die Society schaffte für 23 000 Dollar einen Reisebus an und stellte ihn dem Museum in Auschwitz zur Verfügung. "Damit wird es möglich", sagt er, daß die Besucher des Museums anschließend auch das Lager Auschwitz-Birkenau erreichen können. Birkenau liegt etwa vier Kilometer entfernt. ing

Musik als Vision vom Weltuntergang Organist Frank Hoffmann überzeugte in der Heiliggeistkirche mit Bach und Reger

INNENSTADT. Zwei höchst anspruchsvolle und schwer zugängliche Werke zweier Großmeister der Orgel an einem Abend: Das könnte für manchen Zuhörer zuviel des Guten sein, bewegen sich doch Johann Sebastian Bachs "Präludium und Fuge e-Moll" und Max Regers "2. Sonate d-Moll" op. 60 an der Grenze formal erkennbarer Strukturen.

Daß die Besucher dennoch nicht überfordert wurden, verhinderte der Organist Frank Hoffmann, der im Rahmen der Frankfurter Orgeltage in der Heiliggeistkirche im Dominikanerkloster auftrat. Bach und Reger als Rahmen, dazwischen hatte der Künstler kleinere Kompositionen von Karg-Elert, Norman Cocker und Maurice Duruflé gestellt: Kontraste bestimmten das Konzert.

Bereits das Präludium der Bachschen Komposition entpuppte sich als dickes Geflecht, dem Frank Hoffmann Konturen zu verleihen bemüht war; figurative Einlagen durchbrachen immer wieder das punktierte Akkordmuster; Baß-Ostinati liefen knarrend quer zu melodischem Diskant. Das setzte sich in der Fuge (ein Thema, das höchst unkantabel daherkommt) fort. Kontrapunkt in vollendeter Manier, ein polyphones Gerüst mit vielen Irrwegen. Dieser Bach war nur schwer zu vermitteln und der Organist machte Fehler: zu duchgängig musizierte er, ließ den Strom nie abreißen, um zu atmen - wie eine nicht enden wollende Schnur zog sich die Fuge hin.

Kontraste boten die sich anschließenden Choralvorspiele "Wenn wir in höchsten Nöten sein" und "Liebster Jesu, wir sind hier" - zarte melodiereiche Gebilde, denen Hoffmann mit dünner, diskantbetonter Registrierung und schöner Phrasierung entgegenkam.

Völlig gegensätzlich dann drei Choralimprovisationen von Sigfried Karg-Elert (1877-1933). Zwei davon waren wuchtige, die Tonalität ausreizende Klanggemälde; deren Schattierungen zeichnete der Organist gewagt, aber schlüssig nach. Aber auch die pastorale Kantilene des "Alles ist an Gottes Segen" vermochte er treffend zu charakterisieren.

Norman Cocker, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebte, gehört zu den Komponisten, die niemand (außer den Eingeweihten) kennt. Und das zu Recht. Seine "Tuba tune D-Dur" ist, kurz gesagt, schwach und unbedeutend. Das "Prelude op.5" des Franzosen Maurice Duruflé (1902-1986) hingegen vereint in kongenialer Weise Debussysche Impressionen mit Lisztscher Düsterkeit (erinnert sei an das Klavierstück "Der heilige Franziskus über die Wogen schreitend"). Ein geheimnisvoll im Baß angelegtes Motiv wird in mannigfaltiger Art variiert und schwillt von Takt zu Takt bis hin zum Höhepunkt, um am Schluß in einem lichten Moment zu verharren.

Frank Hoffmann gestaltete dies, und das war die Glanzleistung des Abends, ähnlich einem Erzähler, der seine Zuhörer in den Bann zieht, hochgradig spannend; das Apokalyptische dieser Vision wurde nachfühlbar. Danach konnte nichts Feinsinniges mehr kommen. So war die Wahl der Reger-Sonate klug. Ein Werk, das dem Organisten alles abverlangte, technisch wie interpretatorisch.

Die Keimzelle dieser Komposition ist die Sekunde. Aus ihr entwickelt Reger ein polyphones Gewebe, das die Harmonik und Kontrapunktik eines Bach ausweitet und an die Grenzen treibt. Der Interpret artikulierte da, wo es ging, gut. Die virtuosen Passagen (manches bleibt dem Hörer im Gewühl verborgen) beherrschte er. Ein kleiner Tadel: das Tempo drängte hier und da etwas nach vorne. Ansonsten: vorzüglich. JÜRGEN OTTEN

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

Hoffen auf das neue Juka Der Jugendklub Sossenheim will sein Konzept ändern

SOSSENHEIM. Ein lebensgroßes Cowboy-Graffiti prangt an der Wand. Statt eines Revolvers hält er eine Spraydose in der Hand: "In memory of Juka" steht neben der grün und pink gekleideten Figur. Doch noch ist es nicht nötig, daß der "Juka", der Jugendklub Altsossenheim, an sich erinnert. Ein knappes Jahr wird er noch in der ehemaligen Videothek, direkt an der Hauptstraße, bleiben. Die künftigen Räume im Volkshaus werden noch umgebaut.

"Hier sitzen wir direkt auf dem Präsentierteller", sagt Wolfgang Moritz. Der Pädagoge hat seinen provisorischen Arbeitsplatz an der Altsossenheimer Straße. "Die Leute können durchs Fenster sehen, was hier wirklich läuft", sagt Moritz und spielt auf ein uraltes Vorurteil an: Der Jugendklub als Drogenumschlagplatz. "Die Nachbarn haben uns bestätigt: So schlimm seid ihr gar nicht."

Trotzdem freuen sich die Leiter des Jugendklubs auf den Umzug: In den neuen Räumen soll auch ein neues Konzept realisiert werden: "Wir wollen weg von der ausschließlich offenen Jugendarbeit", sagt Andrea Beudt, die wie Moritz eine feste Stelle hat. Über die Woche verteilt kommen 100 Jugendliche in die Altsossenheimer Straße, neunzig Prozent sind Jungen. "Die hängen dann oft nur rum", sagt Kollege Rolf Ränker. Was kein Vorwurf sein soll. Ein Blick ins Provisorium zeigt, daß ihnen nichts anderes übrig bleibt: ein Tischfußball, Flipper, eine Dartscheibe und eine Sitzecke, notdürftig durch ein Regal abgetrennt.

"Auf den Einfall mit dem Graffiti kamen die Jungs sofort, als sie die kahlen Wände sahen", sagt Andrea Beudt. Durch die Umgebung auf neue Ideen kommen - darauf setzen die drei Pädagogen nach dem Umzug: "Wenn zum Beispiel Musikinstrumente da sind, haben sie vielleicht Lust, eine Musikgruppe zu gründen", hofft Rolf Ränker. Gleiches gilt fürs Fotolabor. Außerdem soll es in den drei Gruppenräumen regelmäßige Veranstaltungen geben. Beispielsweise eine Mädchengruppe, für die es einen extra Raum geben soll.

Zur Zeit finden kaum Mädchen in den Jugendklub: "Wir führen das darauf zurück, daß wir keine Disko mehr anbieten können", sagt Wolfgang Moritz. Denn das Provisorium muß um 20 Uhr schließen, aus Rücksicht auf die Nachbarn. "Aber im neuen Zentrum, da können sie dann ohrenbetäubenden Lärm machen", freut sich Moritz. An der Rückseite des Gebäudes kommt nämlich ein neuer Raum dazu. Für Musikveranstaltungen, Theater, Tanz - kurzum alles, was den Jugendlichen Spaß macht. Wie ihr Programm sein wird, wissen die drei Leiter auch noch nicht: "Wir verstehen unsere Veranstaltungen als Angebot. Wenn es nicht angenommen wird, müssen wir im Gespräch mit den Jugendlichen neue Ideen entwikkeln", sagt Moritz.

Deshalb fahren Rolf, Andrea und Wolfgang in den Herbstferien auch mit neun Jugendklubbesuchern weg, um "Wünsche und Vorstellungen abzuklären". Vor allem wollen sie mit den Jugendlichen über die Möbel des Jugendcafés sprechen.

Bisher steht nur fest, daß es ein 60 Quadratmeter großer und heller Raum sein wird - der Innenarchitekt hat die Wünsche des Teams weitgehend erfüllt. Gleiches wollen die Pädagogen jetzt mit den Wünschen der Jugendlichen tun. Denn davon versprechen sie sich viel: "Wir hoffen, daß sie sich dann besser damit identifizieren und auch weniger kaputtgeht." clk

Briefe an die Redaktion

"Einseitige Darstellung"

Zu dem Bericht "Da wächst längst kein Gras mehr" (FR vom 25. September) über die Mountainbiker im Taunus schreibt uns ein Leser folgende Zeilen:

Mit Bedauern habe ich Ihren Bericht "Wenn die Mountainbiker vom Weg abkommen, hinterlassen sie tiefe Spuren im Boden - ,Da wächst kein Gras mehr'" zur Kenntnis genommen. Mit Bedauern deshalb, weil er kaum dazu beiträgt, den beschriebenen Konflikt zwischen Mountainbikern, Wanderern und Förstern zu lösen. Im Gegenteil: Durch Ihre recht einseitige Darstellung (wo kommt denn mal "der Mountainbiker" zu Wort?) wird ein so dringend nötiger Dialog eher behindert. Die einen werden in ihrer Meinung bestätigt und erkennen wieder nicht, daß auch sie umdenken müssen, und die Biker resignieren gegenüber der ständigen Schelte.

Im ersten Absatz werden Mountainbiker für "wild entstandene" Pfade verantwortlich gemacht, wobei völlig übersehen wird, daß eigentlich alle Wege irgendwann einmal "wild" entstanden sind. Oder sollten die Wanderer etwa schon vergessen haben, daß sie es waren, die vor gar nicht allzu langer Zeit für solche Schäden (z. B. Klettern auf den Ringwällen am Altkönig) die Prügel einstecken mußten - als es noch keine Mountainbikes gab? Wer aufmerksam am Taunuskamm entlanggeht, kann viele, teils tief eingeschnittene Gräben sehen. Das sind alte, fast vergessene Handelsstraßen über den Taunus (bekannt sind vielleicht noch der Weber- oder der Metzgerpfad). Auch diese sind irgendwann einmal durch die Landschaft gebahnt worden, genauso wie alle anderen Wege, Straßen und Autobahnen. (. . .)

Und es gefällt mir auch überhaupt nicht, die von Bikern, Wanderern, Reitern oder Waldarbeitern verursachten Schäden gegeneinander aufzurechnen. Es bringt nämlich nichts, wenn jeder dem anderen die Schuld in die Schuhe schiebt, oder wenn abgewiegelt und auf die "schwarzen Schafe" verwiesen wird. (Dabei würde mich interessieren, wie Herr Heitmann deren Anteil so genau mit 15 bis 20 Prozent angeben kann.)

So ist auch der Hinweis, daß in der Fahrradzeitschrift BIKE "der Naturpark geradezu enthusiastisch als ideales Biker-Gebiet geschildert" wird, ziemlich fehl am Platz. Das tun Taunusklub und Naturpark Hochtaunus auch, um Erholungssuchende anzulocken. Und warum denn nicht? Schließlich ist der Taunus ja wirklich eine wunderschöne Gegend und jeder, der dort Erholung sucht, sollte auch die Möglichkeit dazu haben.

Deswegen halte ich auch nichts von Verboten. Dies würde viele Biker in den Bereich der Illegalität treiben und der Sache nicht dienen. Die Idee, am Fuchstanz einen Informationsstand aufzubauen, gefällt mir da schon wesentlich besser. Wenn ich dort aber nur klargemacht bekomme, wie wenig umweltbewußt ich bin, werde ich auch weiter einen großen Bogen um den Fuchstanz machen!

Besser wäre es, wenn man dort ins Gespräch kommen könnte, sich gegenseitig(!) Tips geben würde und sich somit besser verstehen lernen würde (. . .) Wenn wir aufhören, aufeinander herumzuhakken, und beginnen, unsere Sichtweisen und Erfahrungen auszutauschen, könnte eine gute Koexistenz daraus entstehen.

Frank Bernhardt (Biker und Wanderer) In den Brühlwiesen 37 6380 Bad Homburg

"Reine Privatsache" Zur Wiedereröffnung des Kronberger Recepturkellers an den Freitagabenden:

Seit über einem Jahr verfolge ich extrem amüsiert den Streit um den Freitagabend in der Receptur. Nachdem Politiker sämtlicher Parteien über ein halbes Jahr debattierten, bis sie bemerkten, daß sie gar nichts entscheiden können (bei dieser Debatte war ich Zuschauer im Rathaus und habe sehr gelacht), bringt die Junge Union Kronberg jetzt den absoluten Hammer. Die JU hat es bisher nicht geschafft, die Tatsache hinzunehmen, daß die Ruhetage des Kellers reine Privatsache des Pächters sind. Dieses Thema auch noch zum Wahlkampfthema zu machen, ist in Anbetracht der Rechtslage schon ziemlich blöd. Und jetzt, anstatt sich zu freuen, daß der Keller an Freitagen wieder offen ist, sind sie beleidigt, daß die SPD 1x mehr in der Zeitung erwähnt wurde als sie.

Hendrik Räcker Hünerbergstraße 10 6242 Kronberg Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Ein Basar wie im Orient Sancta-Familia: 1000 Besucher kamen zum Flohmarkt

FRANKFURT-NORDWEST. "Es ist kaum zu glauben", sagte Organisatorin Brigitte Seeger, "aber wir haben offensichtlich noch immer aufsteigende Tendenz." Der Basar für gebrauchte Kinder- und Jugendkleidung der katholischen Sancta-Familia-Gemeinde erfreute sich wieder starken Käuferinteresses.

Etwa 1000 bis 1500 Besucher kamen, schätzte Seeger, "und das ist bestimmt nicht hoch gegriffen". Nicht nur der große Gemeindesaal und der geräumige Parkplatz waren mit Verkaufstischen vollgestellt, sondern auch der Bürgersteig vor der Kirche. "Fast schon orientalische Verhältnisse", lächelte eine Besucherin.

Das warme Wetter machte diese Ausbreitung des Marktes möglich, der sich immer noch zunehmender Beliebtheit erfreut. Trotz des Sonnenscheins verkauften sich Wintersachen und Skikleidung besonders gut.

Gefragt waren vor allem warme Jacken der Größen 134 bis 152 für etwa Sechs- bis Zehnjährige. Die aber waren, bedauerte Seeger, kaum im Angebot. Störend an dem ansonsten angenehmen Marktklima fanden die Organisatoren ein häufig beobachtetes Käuferverhalten: Es wurde sehr stark gehandelt, und die Preise gedrückt: "Das hat viele Verkäufer so sehr verärgert, daß sie die Ware lieber behielten oder zu den Spenden für das Frauenhaus gaben."

Die Organisatorin wunderte sich, wie "radikal da oft gefeilscht wurde, durchaus von Leuten, die so aussahen, als ob sie sich auch höhere Preise leisten könnten". Trotzdem blieb die Stimmung auf dem Basar gut. Viele der Kunden haben sich schon den Termin für den nächsten Basar im März vorgemerkt. Auch Verkäufer wollten schon Tische bestellen. "Aber das machen wir nicht", sagte Frau Seeger. "Anmeldungen nehmen wir erst vier Wochen vorher an."

Pfarrer Heinrich Abel beobachtete erstaunt den Trubel rund um seine Kirche. Er war tags zuvor 50 Jahre alt geworden. Das sprach sich schnell herum und viele der Besucher gratulierten ihm.

Die Organisatoren hatten sich für diesen Basar zwei neue Angebote ausgedacht. Im Gemeindehaus war eine Malecke für Kinder eingerichtet worden. Die Cafeteria war mit Marmortischen aus dem Jugendheim und roten Lackstühlen aus dem Kindergarten der Gemeinde ausgestattet worden. Das wirkte heimelig und lockte viele Besucher an.

Der Kuchenverkauf übertraf alle Erwartungen: Gegen Ende des Basars war fast alles verkauft, obwohl es "unwahrscheinlich viele" Kuchenspenden gegeben hatte. Zu den hausgemachten Leckereien kamen noch Spenden von Lebensmittelketten in Wiesbaden und Rosbach sowie einer Großbäckerei in Fechenheim. "Die haben eigens in der Nacht zuvor für uns gebacken", berichtete eine der Helferinnen hinter der Kuchentheke.

"Wir haben auch etwas für die Umwelt getan", ergänzte Seeger. "Statt Plastikgeschirr zu benutzen, haben wir Teller, Tassen und Gläser verliehen." Und dankbar: "Wir hätten das alles kaum geschafft ohne die zahlreichen, freiwilligen Helfer. Auch die Väter haben eifrig mitgeholfen, schließlich sogar den Hof gekehrt."

Der Erlös des erfolgreichen Basars kommt wieder der Gemeindearbeit und dem Kindergarten zugute. Nebenbei wurde - das ist schon Tradition - für Frankfurter Frauenhäuser gesammelt. Kleidung und Spielsachen stapelten sich in einem Nebenraum.

Die dankbaren Empfänger schätzten, einen kleinen Bus damit füllen zu können. Die Sachen stehen dann Frauen zur Verfügung, die mit ihren Kindern in diesen Häusern aufgenommen werden, aber oft kein Gepäck mitnehmen konnten. li

In der Turnhalle ging's rund Flohmarkt-Treiben brachte TVE Geld

ESCHERSHEIM. Einen Flohmarkt alten Stils organisierte wieder die Gymnastikabteilung des Turnvereins Eschersheim (TVE) dieser Tage. Die Turnhalle in der Maybachstraße war am Sonntagmorgen mit Verkaufstischen vollgestellt. Etwa 40 Verkäufer boten ihre Waren feil.

Es gab fast alles: gebrauchte Kleidung für Kinder und Erwachsene, Sportartikel von Skiern bis zu Rollschuhen, Spielsachen, Bücher, Geschirr, Schmuck, Nippes und vieles andere mehr.

Nach einem kurzen starken Andrang (das war gleich nach der Öffnung des Saales) flaute das Geschäft allerdings etwas ab. Während die Organisatorinnen von der Gymnastikabteilung mit dem Betrieb recht zufrieden waren, meldeten einige Verkäufer nur schleppende Geschäfte. Zudem handelten viele der Käufer konsequent die Preise herunter, auch bei Beträgen von wenigen Mark, so zum Beispiel bei bunten Murmeln, die das Stück zwanzig Pfennig kosten sollten.

Fast alle Anbieter waren TVE-Mitglieder - so hielt sich schließlich eine gemütliche, fast familiäre Atmosphäre.

Keinerlei Absatzschwierigkeiten gab es bei Kaffee und Kuchen. Die Caféteria konnte schließlich ihren ganzen Vorrat an selbstgebackenen Köstlichkeiten verkaufen. Was an Tischgebühren und Caféteriaverkauf eingenommen wurde, soll einmal der Gymnastikabteilung zugute kommen.

"Für gemeinnützige Zwecke", sagte eine der Organisatorinnen nach dem Basar, "werden wir dann beim Weihnachtsbasar wieder vieles verkaufen." li

Der TSV Ginnheim trauert Hans Klautke ist plötzlich gestorben

GINNHEIM. "Wir sind wie vor den Kopf geschlagen", klagt Doris Keil, Schriftführerin des Turn- und Sportvereins (TSV) Ginnheim. Die Nachricht vom unerwarteten Tod des Zweiten Kassierers des TSV, Hans Klautke, hat seine Vorstandsfreunde erschüttert.

Der 61jährige Klautke wurde aus einem arbeitserfüllten Leben gerissen. Vom Arbeitsgericht Frankfurt war er mit mehreren Pflegschaften betraut. Für den TSV, dem er am 1. Januar 1979 beigetreten war, wirkte er seit 1987 bis zu seinem Tod als Zweiter Kassierer.

Doris Keil erinnert sich, wie "tipptopp" immer seine Bücher geführt waren. "Es hat in all' den Jahren keine einzige Beanstandung gegeben. Wir verließen uns alle absolut auf ihn."

Klautke hatte in der Karnevalabteilung angefangen und dann innerhalb der Abteilung vor acht Jahren einen Schießclub gegründet. Die Schießsportgruppe ist heute eine eigene Abteilung des Ginnheimer Traditionsvereins.

Die Förderung dieses TSV-Zweiges und die Errichtung der Schießbahnen hatte er sich zur Aufgabe gemacht. Er widmete sich besonders der Betreuung der Jugendsportschützen. Darüber hinaus war er für viele "TSVler" ein guter Freund.

Hans Klautke hinterläßt eine Frau und einen Sohn. "In die Reihe der Vorstandsmitglieder des TSV", so sagte Vorsitzender Dieter Feller, "reißt sein plötzlicher Tod eine schmerzliche Lücke." li

Die "Amischen" sind ihre Vorbilder Schau schöner Quilt- und Patchworkarbeiten in der Markusgemeinde Bockenheim

BOCKENHEIM. Unermüdlich nähen, sticken und steppen sie. Sie zerschneiden Tuchbahnen und fügen Stoffe zu neuen, geometrisch strengen oder kunstvoll- labyrintischen Mustern zusammen. Nun haben die Teilnehmerinnen der Volkshochschul-Kurse "Patchwork und Quilt-Making" ihre Kunstwerke, nach zwei Jahren intensiver Hobby-Arbeit, zum ersten Mal der Frankfurter Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert.

Überraschend groß war trotz des schönen Spätsommerwetters die Resonanz auf die Einladung der VHS-Kursleiterinnen Gisela Hafer und Heide Stoll-Weber zur "Patchwork-Quilts"-Show in der Bokkenheimer Markusgemeinde: An die hundert Besucher, schätzten die Organisatorinnen, fanden kürzlich den Weg zur Ausstellung im großen Gemeindesaal in der Falkstraße.

Dabei sind die Begriffe "Quilt" und "Patchwork" hierzulande noch ziemlich unbekannt. "Quilt" - so heißen auf englisch die farbenfrohen, meist geometrisch gemusterten Steppdecken, die als Bettüberwurf oder als Wandbehang dienen. "Patchwork" bezeichnet die Technik, aus unterschiedlichen Stoffen ein neues Textil-Kunstwerk zusammenzusetzen. In Bockenheim konnten nun die Besucher Bett- und Überwurfdecken bestaunen - alle made in Frankfurt.

Manche der etwa dreißig, oft doppelbettgroßen Decken und Wandbehänge trugen rätselhafte, an moderne Kunst erinnernde Titel wie "Cast Four" und "Baby Blocks und inner City". Man merke deutlich, sagte dazu VHS-Kursleiterin Heide Stoll-Weber, wie sich die Frankfurter Hobby-Quilterinnen auch bei der Anfertigung solcher Gebrauchsgegenstände "künstlerisch herausgefordert" fühlten. Dabei hätten die Künstlerinnen "erstaunliche Sicherheit" bei Farbauswahl und Formgebung gezeigt.

Aus mehreren hundert Einzelstücken ist ein Quilt zusammengesetzt und genäht. Etliche Gestalterinnen wagten sich bei ihrer Stepparbeit sogar an komplizierte optische Täuschungseffekte, wie sie etwa das Werk des niederländischen Grafikers und Malers Maurits Cornelius Escher auszeichnen.

Dabei hat die Quilt- und Patchworkkunst eher fromm und brav begonnen, vor etwa 200 Jahren und in den Pioniertagen Amerikas. Meisterinnen in der Anfertigung farbenfroher Decken waren die Frauen der "Amish", einer ursprünglich in der Schweiz, der Pfalz, dem Elsaß und später in den Niederlanden beheimateten Gruppe radikaler Reformatoren, die vor der religiösen Verfolgung im absolutistischen Europa einst nach Amerika auswanderten.

Noch heute halten die etwa 130 000 "Amischen", wie sie sich selber nennen, an ihrer mönchischen Lebensführung in Arbeit, Demut, Langmut und Schlichtheit fest. Sie kleiden sich in alte Trachten und verschmähen die ihrer Auffassung nach zweifelhaften Segnungen der modernen Technik.

Historische Amish-Quilts wurden unlängst im New Yorker "Museum of Modern Art" gezeigt. Ihre Kunst beeinflußte namhafte zeitgenössische Maler wie Sol Lewitt und Frank Stella.

In Bockenheim erinnerte an diese "Ahnen" ein ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großer Bettüberwurf mit dem Titel "Amish Nine-Patch". Andere Frankfurter Hobby-Quilterinnen aber haben sich von den althergebrachten Formen längst gelöst.

Die Frankfurter VHS-Quilterinnen verstehen das moderne Leben auch in seiner schrillsten Form texilkünstlerisch zu verarbeiten. Das belegte beispielweise eine Bettdecke namens "Lisa": In deren Zentrum fand sich als Hauptmotiv das gleichnamige Gör mit dem Dreieckskopf und der mißmutigen Schnute aus der Fernsehserie "Die Simpsons".

In hektischer Nachtarbeit hatte VHS-Kursteilnehmerin Doris Bachmann ihr Gebrauchskunstwerk gerade fertiggestellt. Jetzt bekamen die Besucher in der Markusgemeinde das farbenfrohe Stück somit noch vor dem eigentlichen Adressaten zu sehen - dem elfjährigen Sohn Django, für dessen Kinderbett "Lisa" gedacht ist.

Ergänzt wurde die Ausstellung in der Markusgemeinde durch Anwendungsbeispiele von Quilt- und Patchwork-Techniken zur Anfertigung von Kleidungsstükken. Patchwork-Kurse veranstaltet die Volkshochschule Frankfurt und Höchst wieder ab Anfang Oktober. ehry

Heute zu Schumacher

"Das Städel ist ein Haus, das öffentlich in sich ruht", verkündete Linda Reisch bei der Eröffnung der retrospektiven Emil-Schumacher-Ausstellung. ". . . aber hoffentlich nicht schläft", dachte Margret Stuffmann, die Leiterin der Graphischen Abteilung, laut. Während Städel-Direktor Klaus Gallwitz sich in seiner Laudatio um Vergleiche mit außerkünstlerischen Leistungen ("Der entschlossene Griff des Malers beim Schließen des Fensters ist der entschlossene Griff des Malers bei der Malerei") und Künstlerkollegen mühte, sich bis zu Kubin und van Gogh verstieg, war Schumachers Freund Bernhard Minetti als Lobspender eher ein Bauchredner. Der langjährige Freund des Malers gestand: "Es ist nicht das Mindeste von Quatscherei über Kunst, wenn wir beisammen sind" - und fand dann doch, fern von kunsthistorischer Verblasenheit, treffende Begriffe. Schumacher schaffe Formen, die von "Unheimlichkeit und Verwunderung und Sehnsucht und Forschung nach den Urgewalten" sprächen. Allein mit sich und seinem Material drücke der Achtzigjährige "Welt und Umwelt" aus. Der Künstler hält Erklärungen für "völlig überflüssig". Die Zusammenschau gibt ihm recht: Die Leinwände sind purer emotionaler Ausdruck, strahlende Blau- und Rothäute und niemals intellektuelle Bleichgesichter (bis 10. Januar). bab

Leise Wiederentdeckung Cage als Zeichenkünstler / Zwei Ausstellungen in Wiesbaden

Das Jahr seines Todes wird zum Jahr seiner Wiederentdeckung. Während John Cage, der am 12. August kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag starb, derzeit als Komponist - in Frankfurt vorwiegend durch die Veranstaltungen der "Frankfurt Feste" - gewürdigt wird, liefern der Nassauische Kunstverein in Wiesbaden und die hier ansässige Galerie Ressel ein ganz anderes Bild des Avantgardisten.

Sie feiern Cage nicht als modernen Klangkünstler, sondern setzten sich mit seinem bildkünstlerischen Werk auseinander, einer in Europa weniger bekannten Facette seiner Kreativität. Sie erscheint still und leise, sehr meditativ. Und: ideengeschichtlich keineswegs so revolutionär und formal nicht so experimentell wie vielleicht er erwarten wäre.

Dennoch sind es diese zurückhaltenden Arbeiten, die Aufmerksamkeit verdienen, während Wiesbaden angestrengt lautstark das Lied von den Fluxus-Anfängen singt, viel Wind um teils wenig sehenswerte Kunst macht und beflaggt ist wie vielleicht zu Kaisers Zeiten.

Die beiden Cage-Ausstellungen dürfen als die zentralen Schauen der hochgespielten Gesamtveranstaltung gelten. Zwar hatte der Kunstverein zunächst vor, "junge" Fluxus-Kunst zu zeigen - so es sie gibt. Man wollte ursprünglich, wie es der Aufgabe einer solchen Institution entspricht, lieber die Nachkommen als die Väter präsentieren. Doch Rene Block, verantwortlich für das Konzept des Festivals, plädierte für Cages Papierarbeiten. Auf diesem Gebiet betätigte sich Cage kontinuierlich seit 1978. In Wiesbaden zieht man aber erst 1988 den Vorhang.

Bühne frei also für Cage, den Zeichenkünstler. Es verwundert nicht, daß der Musiker auch in seinen Notaten auf Papier dem Zufall alle Optionen überläßt. Darin vergleichbar einem ebenso berühmten amerikanischen Kollegen, der im selben Jahr geboren wurde, und mit dem Cage bekannt war: Jackson Pollock.

Die Resultate sind allerdings völlig verschieden. Bezieht sich Pollock auf die Sandbilder der Indianer, so wendet sich Cage dem Zen-Buddhismus zu und dem I- Ging, dem chinesischen Buch der Wandlungen. Zwar fesselt ihn die Sandmalerei wegen ihres Performance-Charakters, aber aus seiner nicht musikalischen Kompositionskunst sperrt er das Ereignishafte ganz und gar aus. Ist Pollock ein Aktionsmaler, so offeriert Cage seine sanft gestische Bildkunst eher als Angebot zur Kontemplation.

Die Arbeiten aus den vergangenen vier Jahren, die man in Wiesbaden sieht, gehören unterschiedlichen, doch ineinander greifenden Zyklen an. Sie bilden im Wortsinne "beschauliche" Serien. Schnell ist da die Verbindung zu Jawlensky hergestellt, der lange in der Kurstadt lebte. Man kostet es begreiflicherweise aus, daß Cage ihn verehrte. 1935 erwarb der Amerikaner eine der "Meditationen" des Russen und teilte ihm glücklich mit: "Ich schreibe Musik. Sie sind mein Lehrer."

Cages Bleistiftwerke setzen häufig einen japanischen Steingarten, den "Ryoanji" in Kyoto, auszugsweise ins Bild. Das geschieht, indem nach Zufallsprinzipien Umrißzeichnungen von Steinansammlungen geschaffen werden.

In der Aquarell-Serie der "New River Watercolor" erscheinen ähnliche Formfindungen in kolorierter Version. Der Bildraum wird präzisiert: manchmal schweift eine horizontartige Linie über die vorwiegend in der unteren Bildhälfte angehäuften steinernen Wälle. Daneben gibt es "Stones"-Werke, bei denen die Gebilde wie Ballons über die Fläche tanzen. Hochromantisch schließlich die Folge der "River Rocks & Smoke", bei denen Papier "geräuchert" wurde. Die Dokumente aus Ruß und Dampf wirken wie die geheimnisvollen Nebelschwaden und Dunstschleier in den Gemälden Turners.

Seit 1950 handelt Cages Werk von der Gleichheit allen Seins, steht im Katalog geschrieben. Das führt in die Irre. Man sollte besser von der Einheit allen Seins sprechen. Cage verweist in seinen Papierarbeiten ausdauernd auf Elementarbeziehungen (Kunstverein, Wilhelmstraße 15: bis 18. Oktober, Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: bis 1. November).

DOROTHEE BAER-BODENSCHÜTZ

Verkehrsforum des SPD-Stadtverbands

HANAU. "In dieser Stadt wird nicht diskutiert", ist Stadtbaurat Jürgen Dressler aufgegangen, speziell wenn es um eine neue Verkehrspolitik gehe. Um den Diskussionsprozeß anzukurbeln, lädt der SPD-Stadtverband zu einem Verkehrsforum ein am Mittwoch, 14. Oktober, um 19 Uhr im Gelben Foyer der Hanauer Stadthalle.

Daran beteiligt sich Dressler selbst mit einem Referat über "Verkehrsentwicklungsziele in Hanau". Zuvor spricht Professor Hartmut Topp von der Universität Kaiserslautern über das Thema "Von der autogerechten Stadt zum stadtverträglichen Verkehr - die Verkehrsentwicklung der Zukunft". him

"Regenwasser endlich nutzen" Florstädter Grüne: Wassernotstand ist vermeidbar

FLORSTADT. Schon vor Jahren hätten die Kommunen die Anlage zur Regenwassernutzung in Häusern fördern müssen, dann wäre es nicht zum Wassernotstand gekommen. Davon gehen die Florstädter Grünen aus, wie Fraktionsvorsitzende Roswitha Krum in einer Pressemitteilung schreibt. Der tägliche Wasserverbrauch von etwa 140 Litern pro Person sei für ihre Partei schon lange nicht mehr verantwortbar.

Wegen der sichtbaren Zeichen von Grundwassermangel im hessischen Ried und Vogelsberg hätten die Grünen schon vor Jahren Anträge gestellt, die zum Wassersparen führen sollten, und gaben Ökotips wie Sparschalter an der Toilettenspülung sowie Dusch- und Waschtischventile. Außerdem hätten die Florstädter Grünen Anträge zur Bezuschussung von Regenwasseranlagen gestellt, die dann von der Gemeinde abgelehnt worden seien, bis in der vergangenen Sitzung ein solcher Antrag endlich behandelt worden sei.

Inzwischen würde in vielen hessischen Gemeinden Regenwassernutzungsanlagen gefördert, leider hätten die Florstädter Grünen die Mehrheitsfraktion nicht überzeugen können. Rechtliche Bedenken seien vorgeschoben und der Gemeinde womöglich entgehende Kanal- und Wassergebühren beklagt worden, obwohl andere hessische Gemeinden keine Probleme damit haben.

Es sei daher weiter ein wichtiges Anliegen der Grünen, daß für die Nutzer/-innen von Regenwasser keine zusätzlichen Abwassergebühren von der Gemeinde erhoben werden. Die derzeitigen Abwassergebühren für Florstadt betragen nach den Worten von Frau Krum 4,85 Mark je Kubikmeter. Müßten für das Regenwasser noch Abwassergebühren bezahlt werden, so sehen die Grünen jeglichen Anreiz und die Überzeugungsarbeit für den Bau der Anlagen gefährdet. Die Grünen fordern daher, daß keine Abwassergebühren für häusliche Regenwassernutzungsanlagen erhoben werden, bis die Satzung entsprechend geändert ist.

Frau Krum weist darauf hin, daß der Einbau eines Gebührenzählers für Regenwasser keine Landesvorschrift sei, im Gegenteil: In der Broschüre über "Nutzung von Regenwasser" aus dem Umweltministerium werde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß in vielen Gemeinden keine Abwassergebühren für genutztes Regenwasser erhoben werden. de

EIS: Ferienspiele im Spielhaus am Park

SACHSENHAUSEN. Die Herbstferien haben begonnen, und damit auch die Ferienspiele der Elterninitiative Sachsenhausen (EIS). Bis 16. Oktober ist das Spielhaus Brückenstraße montags bis freitags jeweils von 11 bis 18 Uhr wieder Treffpunkt für die Kinder des Stadtteils.

Mit Speckstein und Bast wird am Donnerstag, 8. Oktober, gearbeitet; am Freitag, 9. Oktober, mit "Naturschmuck". Für die zweite Ferienwoche hat sich die EIS noch mehr ausgedacht: Neben einem Ausflug am Mittwoch, 14. Oktober, zur "Schlitzer Tierfreiheit", gibt's Basteln mit Gips, Laternen und Fensterbilder und eine gemeinsame Fahrradreparatur mit anschließender Maintour.

Außerdem können Kinder montags, donnerstags und freitags, ab 14 Uhr, für eine Stunde mit der EIS zum Schwimmen in das Textorbad. *jh

Aus der Chronik: Die ersten Christen waren Römer Ur-Gemeinde in der Garnison

SECKBACH. Daß es schon im ersten Jahrhundert nach Christus in Seckbach Christen gab, erwähnt die Chronik der katholischen Gemeinde Maria Rosenkranz fast nur nebenbei: "Damals waren in der römischen Garnison, von der sich heute noch Münzen im Seckbacher Boden finden, einige Urchristen als Soldaten stationiert. Diese wurden vom heidnischen Kaiser Trajan nach Armenien strafversetzt, wo sie den Märtyrertod starben."

Und um die Jahrtausendwende wurde auf der Seckbacher Anhöhe für die 18 Gemeinden des Gerichtsbezirks Bornheim die Bergkirche gebaut, deren Ruinen erst 1757 als Steinbruch für die Peterskirche verwandt wurde. Die Bergkirche war um 1350 in der Pestzeit ein bedeutender Wallfahrtsort gewesen.

Im Jahre 1214 gibt es eine urkundliche Erwähnung des frommen Frankfurter Bürger Ulrich Lugers und seines Eheweibes Gertrud, die dem Zisterzienserkloster in Hain ihr Bauerngut vermachten. Dessen Hauptgebäude ist noch heute in der Hofhausstraße 3 in Seckbach zu finden, und hatte vor der Modernisierung des Fachwerkbaus zellenartige Räume, in denen die Laienbrüder wohnten, um ihrer landwirtschaftlichen Arbeit nachzugehen.

Um 1550 bestimmte der lutheranische Landgraf von Hanau den Glauben seiner Untertanen, und erst nach dem Augsburger Religionsfrieden vom 25. September 1555 an durften die Reformierten aus der Stadt Frankfurt auch in Seckbach zum evangelischen Gottesdienst, obwohl sie die volle Gleichberechtigung erst nach dem westfälischen Frieden erhielten.

Daß das Verhältnis der Konfessionen in Seckbach heute ausgesprochen friedlich ist, bewiesen die beiden evangelischen Pastoren, die das 90jährige Bestehen der Gemeinde einträchtig mit den Katholiken begingen - zunächst mit Ebbelwoi und später bei Kaffee und Kuchen. zol

Der Ortsbeirat 8 tagt CDU ist gegen Dorf für die Asylbewerber

FRANKFURT-NORD. Der Magistrat soll "schnellstmöglich das US-Militärgelände in der Römerstadt vom Bundesvermögensamt übernehmen" und einen Bauplan für das Areal ausarbeiten. Das fordern die Grünen im Ortsbeirat 8 (Nordweststadt, Niederursel, Heddernheim) in einem Antrag, den die Stadtteilpolitiker in ihrer Sitzung am heutigen Donnerstag, 1. Oktober, besprechen werden. Das Gremium tagt um 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller- Platz, Nidaforum 2. Die Grünen fordern mehrgeschossige Wohnblocks.

Um Wohnungsbau geht es auch der SPD in einem Antrag. Der Magistrat soll prüfen, ob auf dem freien Gelände zwischen dem Sportplatz der Ernst-Reuter- Schule I und dem Praunheimer Weg Wohnungen und Tiefgaragen gebaut werden können. Das städtische Grundstück werde "lediglich als wilder Parkplatz" benutzt, kritisieren die Sozialdemokraten.

Warum ruhen seit drei Monaten die Bauarbeiten an der neuen Kindertagesstätte in der Heddernheimer Oranienstraße? Das will die CDU vom Magistrat wissen und fragt außerdem, ob die Finanzierung der KT gesichert ist und wann sie eröffnet wird.

In einem anderen Antrag äußert sich die CDU deutlich zu den geplanten Unterkünften für Asylbewerber auf dem Niederurseler Hang. Die Konservativen wollen "kein Sammellager". Ihre Begründung: Frankfurt habe mit "25 Prozent der Bevölkerung den höchsten Ausländeranteil aller deutschen Großstädte". mo

Hattersheimer Stadthalle als Forum für die Kunst

HATTERSHEIM. Ein Forum für die Kunst wird die Hattersheimer Stadthalle vom 8. bis zum 18. Oktober. In dieser Zeit zeigen vier Maler aus Deutschland und Frankreich einen Querschnitt ihres Schaffens.

Mit von der Partie ist der Bildhauer und Maler Rico Blass. Der gebürtige Breslauer lebt in Frankfurt und hat sich an zahlreichen internationalen Ausstellungen beteiligt.

Als Vertreter der Ecole de Paris gilt Jacques Courtade. Ebenfalls aus Frankreich stammt Odile de Schwilgué. Die gebürtige Straßburgerin hat schon einmal in Hattersheim ausgestellt. Vierter im Bunde ist Paul Struck. Er präsentiert seine phantastische Malerei. Die Ausstellung ist täglich von 15 bis 20 Uhr geöffnet. kkü

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Hard Rock: Vin Jaska, 21 Uhr, Cadillac an der B 44. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Grüne Tomaten (20 Uhr). - Bambi: Die total verrückte Nuß (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Fatale Begierde (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15 Uhr); Housesitter (17.45, 20.15 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Boomerang (18, 20.30 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Kleine Haie (19.30 Uhr); Alien 3 (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspie- le: Die Dame, die im Meer spazierte (20 Uhr). Parteien / Parlamente Groß-Gerau. Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, 19 Uhr, Rathaus Dornheim.Sonstiges Rüsselsheim. Video: Zum 25. Todestag von Che Guevara, 19.30 Uhr, Freiwerk, Waldstraße 52. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.

Bürgersprechstunde der Stadt, 17 bis 18 Uhr, Kirchgasse 18, Mörfelden.

Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr. 5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, VHS am Marktplatz.

Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Beratung zur Kriegsdienstverweigerung, 17 Uhr, Ev. Dekanatsjugendpfarramt, Godesberger Straße 34.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Musikraum Hugenottenhalle: Die Fliege II (20 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (20 Uhr). - Fantasia: Boomerang (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Langen. Diavortrag von A. Kolbe: Andalusien, 14.30 Uhr, im Siedlerheim. Vereine / Organisationen Neu-Isenburg. Meckerschoppen der FWG, 19.30 Uhr, Restaurant der Hugenottenhalle. Thema: Kritik in eigener Sache.

Langen. Zusammenkunft des Tierschutzvereins, 19.30 Uhr, Klubraum der Stadthalle. Verschiedenes Dreieich. Senioren-Singnachmittag, 15 Uhr, Haus Falltorweg, Buchschlag.

Egelsbach. Seniorentanz, 17.15 Uhr, im Bürgerhaus. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Mutter-und-Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für Einsteigerinnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Bürgersprechstunde der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr.2-

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr, auch Beratung von Zivildienstleistenden, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler-Gemeinschaft: 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Café, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15-17 Uhr, 0 61 03 / 5 33 44 .

Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84. (Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (16, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Der Rasenmähermann (16 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Keine Vorstellung. Vorträge / Kurse Dietzenbach. BUND-Referat zum Thema: Ein Landschaftspflegeverband für den Kreis Offenbach, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Rodgau. Naturschutzbund Dudenhofen: Diavortrag über den Schwarzspecht, 20 Uhr, Gasthof Krone. Parteien / Parlamente Dietzenbach. Dämmerschoppen der SPD, 19 Uhr, Alt-Dietzenbach, Marktstraße 21. Verschiedenes Dietzenbach. Erstes Treffen des Senioren-Tanzkreises, 18 Uhr, Reinhard-Göpfert-Haus.Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.

Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Gesprächskreis zu Erziehungsfragen der Arbeiterwohlfahrt, 20 bis 22.15 Uhr, Familienbildungsstätte der AWO, Wiesenstraße 9.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Mütterberatung in Nieder-Roden, 14 Uhr, Sozialzentrum.

Frauentreff Rodgau: Offener Treff, ab 20 Uhr, Gartenstraße 20-24, Jügesheim.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.

Selbsthilfegruppe "Kopf hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Klappmaul-Kindertheater: Die Nähmaschine, 15 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße.

Klingende Geschichten mit Jörg Weigand, 20 Uhr, Bücherturm, Herrnstraße.

Kinos / Filme

Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

- Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (15.30 Uhr); Fatale Begierde (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (15.30, 19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45 Uhr). - Zeitlos: Peter Pan (15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr).

Vorträge / Kurse

Mühlheim. Nähkurs für Kinderbekleidung, 20 Uhr, Frau-Mutter-Kind Haus, Lessingstraße 25.

Parteien / Parlamente Obertshausen. Treffen der Grünen Jugend, 20 Uhr, Rathaus Beethovenstraße. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Infos: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.

Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Diakonisches Werk: Allg. Lebensberatung, 13 - 16 Uhr, Wilhelmstr. 13, Tel. 22 81 500.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Kaiserstraße 67: Termine nach Vereinbarung von 9 - 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Diabetiker-Selbsthilfe, Treffen 19 Uhr, Andréstr. 102.

Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.

Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.

Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.

Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach für Familien, Erzieher und Jugendliche, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS), Treffen, 14 bis 16 Uhr, in den Räumen der Elternschule der Arbeiterwohlfahrt. Mühlheim. Interessengemeinschaft für Behinderte Mühlheim/Offenbach-Land, Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Fährenstraße 2: Treff, 14.30 Uhr.

(Ohne Gewähr)

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Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Fado-Abend mit der Gruppe Pimenta, 20 Uhr, im Goldenen Apfel, Langgasse 45.

10. Walldorfer Nachtmusik, 21.21 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Ludwigstraße.

Groß-Gerau. Dance Floor Disco, 19 Uhr, Jugendzentrum Anne-Frank.

Rüsselsheim. Rafik Schami liest: Der ehrliche Lügner, 20 Uhr, Saal der Stadtkirchengemeinde. Das Rind: Eröffnungsveranstaltung mit Wild Pumpkins at Midnight und Joe Geia, 21 Uhr, Mainstraße 11.

Raunheim. Konzert: Clandestinus, 21 Uhr, Planlos im Juz-Perla.

Büttelborn. Puppentheater Fata Morgana: Die Bremer Stadtmusikanten, 15 Uhr, Café Extra, Schulstraße 17. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Grüne Tomaten (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Grüne Tomaten + Die total verrückte Nuß (21.30 Uhr). - Bambi: Die total verrückte Nuß (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Schneewittchen und die sieben Zwerge (15 Uhr); Fatale Begierde (17.30, 20, 22.30 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15 Uhr); Housesitter (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Boomerang (18, 20.30, 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Batmans Rückkehr (17.15 Uhr); Kleine Haie (19.30 Uhr); Alien 3 (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Die Dame, die im Meer spazierte (20 Uhr). Verschiedenes Rüsselsheim. Eröffnung der Kinsteerer Kerb, 20 Uhr, Sportheim Alemannia, Königstädten. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping- Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

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Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Grüne Tomaten (20 Uhr). - Fantasia: Boomerang (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Diavortrag von Erich von Däniken: Die Spuren der Außerirdischen, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle. Verschiedenes Dreieich. Herbstflohmarkt, 14.30 bis 17 Uhr, Kita Erich-Kästner-Straße.

Bunter Nachmittag zu den Seniorentagen, ab 14 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Ausstellungen Langen. Eröffnung: Werke von Karin Porath: Die Geschichte einer Wanderung, 20 Uhr, Altes Rathaus, Wilhelm-Leuschner-Straße 3.

Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Revue-Kabarett mit Gabi Heleen Bollinger und Wolf Giloi: Paradies, 20 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (15, 17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Broadway: Schneewittchen und die 7 Zwerge (15.30 Uhr); Fatale Begierde (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (15.30, 19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45 Uhr). - Zeitlos: Peter Pan (15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr). Vorträge / Kurse Mühlheim. Bastelkurs: Kasperpuppen nach Waldorfart, 20 Uhr, Frau-Mutter- Kind Haus, Lessingstraße 25. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Treffen für stillende Mütter, evangelische Familienbildungsstätte, Ludo-Mayer-Straße 1, 15 bis 16.30 Uhr.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 12 bis 14 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.

Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.

Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende, 20 Uhr, Ludwigstr. 180 A.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie), 17 bis 18.30 Uhr.

Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Münster. Live-Concert: Animal New One, im BKA, Frankfurter Straße 26. Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (20.15 Uhr). - Turmstudio: In einem fernen Land (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Emil und die Detektive (15 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Alien III (20.30 Uhr). Verschiedenes Rodgau. Square-Dance-Club: Clubabend, 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.

Dietzenbach. Senioren-Gesprächskreis, 15 Uhr, Seniorenzentrum Steinberg. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr.

Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

VEF-Kleinkinderspielkreis für Kinder von 15 Monaten bis drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Oberbürgermeister weist Kritik energisch zurück

RÜSSELSHEIM. Oberbürgermeister Norbert Winterstein hat Vorwürfe des Ausländerbeirates zurückgewiesen, die Stadt baue zu wenig Wohnungen und Ausländer würden bei der Wohnungsvergabe benachteiligt. Er halte es nicht für dienlich, deutsche gegen ausländische Familienschicksale auszuspielen. Der Ausländerbeirat übersehe wohl, daß viele Deutsche meinten, Ausländer würden bei der Wohnungsvergabe bevorzugt. Außerdem baue keine Stadt in Hessen so viele Wohnungen wie Rüsselsheim. Es sei bedauerlich, daß trotzdem Menschen unter Wohnungsnot leiden müßten. cas

Namen + Notizen

JOSEF LACH, Landrat des Kreises Offenbach und Sozialdemokrat, ist vom Aufsichtsrat der Energieversorgung Offenbach zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt worden. Er tritt die Nachfolge von Friedrich Keller an, der seit Juli Mitglied des EVO-Vorstandes ist. Keller war nicht nur Lachs Vorgänger im Aufsichtsrat der EVO, sondern auch im Landratsamt. pmü

MICHAEL KRAUSS, bisher Beamter beim Deutschen Postmuseum in Frankfurt, ist neuer Sachbearbeiter im Mühlheimer Kulturamt. Der junge Mühlheimer wird künftig für Sport- und Vereinsangelegenheiten zuständig sein. Zu erreichen ist er im Rathaus unter Telefon 06108/601-605. hf

Das Paradies beginnt in der norddeutschen Tiefebene "Liederjan" gastiert in Friedrichsdorf / Spielbauer tobt in Oberursel / Ernst und Humor in Kronberg

FRIEDRICHSDORF. "Land in Sicht" heißt das neue Programm der kabarettistisch-komödiantischen Gruppe "Liederjan", mit der am Sonntag, 11. Oktober, 11 Uhr, im Rathaus die Matinée-Reihe im städtischen Kulturprogramm eröffnet wird. Die "Andrew-Sisters der norddeutschen Tiefebene", wie die drei Liederjans Anselm Noffke, Jörg Ermisch und Edzard Wagenaar auch genannt werden, tuckern seit 17 Jahren durch die Lande. Die Zuschauer möchten sich beim ersten Hinhören eigentlich ganz dem Zauber der Musik hingeben . . ., doch unvermutet zerbröselt mit einer ironischen oder satirischen Textzeile das Gebäude der Harmonie und alles endet in Gelächter. Die Gruppe hat viele Kleinkunstpreise gewonnen und zahlreiche Platten herausgebracht.

Karten für die Veranstaltung gibt es an der Informationsstelle im Rathaus für 12 Mark (Jugendliche und Senioren 8 Mark).

Zwei Amerikaner präsentieren am Donnerstag, 15. Oktober, 20 Uhr, im Bürgerhaus Köppern ein Weltklasse-Comedy- Spektakel. "Hot Shots" nennen sie sich und wollen mit Spaß, intelligentem Witz und Clowenerie eine geballte Ladung Komik abschießen. Die "Dandys mit Charme" versprechen ein Feuerwerk aus Gags mit Sekt, Chapeau Claque und Seifenblasen, gewürzt mit einer Menge Phantasie.

Karten für die Schau gibt es an der Informationsstelle im Rathaus, Erwachsene zahlen 15, Jugendliche und Senioren 10 Mark.

OBERURSEL. Peter Spielbauer, Andreas Giebel und Christian Überschall machen im renovierten Saal des Jugendcafés "Kabarett am Freitag". Der Verein "Kunstgriff" hat die Kabarettisten eingeladen und startet die neue Veranstaltungsreihe am Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr.

Dann behauptet Peter Spielbauer "Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne zu scheinen". Der Artist, Jongleur, Improvisateur und Literateur spricht, tanzt, schreit und prügelt auf leerer Bühne zunächst seinen philosokomischen Monolog über das Alltagsleben auf die Bretter.

30 Minuten später erleben drei Bierbänke wunderliche Methamorphosen und schließlich erschüttern 36 große und kleine Skulpturen die Seh-, Hör- und Denkgewohnheiten des Publikums. Spielbauer federt durch die skurrilen Bauten, setzt dramatische und plastische Mittel ein. Andreas Giebel wird am 13. November auftreten, Christian Überschall am 11. Dezember.

KRONBERG. Das "Paradies" können die Zuschauer am Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, im Recepturkeller erleben. Gabi Heleen Bollinger singt, tanzt und steppt ein jiddisch-deutsches Revue-Kabarett nach der Musik von Wolf Gioli. Sie bringt "Die wunderleiche Lebensbaschreibung fun Schmuel Abe Aberwo" nach "Dos Buch fun Gadn Edn" von Itzig Manger. Ernst und Humor seien kaum besser auf die Bühne gebracht worden, loben Kritiker die Revue-Kabarett. nau

Buch "Demokratischer Sozialismus" als Thema

SCHMITTEN. Ein Seminar zum "Demokratischen Sozialismus" bietet die SPD in Zusammenarbeit mit dem Bildungs-Arbeitskreis des SPD-Unterbezirks Hochtaunus am Samstag, 10. Oktober, von 9 bis 17 Uhr an. Als Referent spricht Horst Heimann, dessen Buch zum "Demokratischen Sozialismus" die Seminargrundlage bildet.

Die Veranstaltung findet in der Bildungs- und Familien-Erholungsstätte Oberreifenberg, Alter Königsteiner Weg 1, statt. Anmeldung unter der Telefonnummer 0 61 72 / 2 40 34. cn

• Wintersemester 1992/93: Intensivkurs "Umwelt und Gesellschaft",Veranstalter: Institut für Soziologie der TH Aachen, Kármán-Forum, 5100 Aachen. Informationen: Tel.: 0241/80 60 96, Professor Hörning.

• 14. bis 16. Oktober Lausitz wohin? - Schöpferische Vielfalt - Strukturen für eine tragfähige Zukunft. Tagung in Cottbus. Info: Grüne Liga Cottbus, Straße der Jugend 155, O-7500 Cottbus.

• 22. bis 25. Oktober: Naturinfarkt im Binnenmarkt, 1. Europäischer Jugendumweltkongreß in Aachen. Infos: BUND- Jugend, Graf-Adolf-Straße 7-9, 4030 Ratingen 1, Tel.: 0 21 02 / 91 06 25.

• 23. Oktober: Umwelt 2000 - Globale Herausforderungen und unternehmerische Antworten, Veranstalter: Prognos AG. Ort: Europäisches Welthandels- und Kongreßzentrum in Basel. Anmeldung und Infos: 00 41 / 61 / 32 73 - 2 00.

• 23. Oktober: Global Haushalt, Seminar in Frankfurt/Main. Thema: Stoffströme - Feminisierung von Verantwortung. Veranstalter: Institut für sozial-ökologische Forschung mit Umwelt-Forum Frankfurt. Ort: Camera, Gräfstraße. Infos: Christoph Potting, Tel. 069 35/49 87.

• 16. und 17. November: Ökologischer Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen: Umweltmanager und Umweltschützer im Dialog, Jahreskongreß des Wissenschaftszentrums NRW in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg. Unterlagen bitte schriftlich anfordern: Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, Michael Henze, Reichsstraße 45, 4000 Düsseldorf.

Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den

"Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.

&blt; Schmiedinger liest Tabori

Im Rahmen der Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum Thema "Aufklärungen. Lichtenberg und seine Zeitgenossen" liest heute abend Schauspieler Walter Schmiedinger Texte aus dem Werk von Büchnerpreisträger George Tabori. Der Autor und Regisseur wird anwesend sein; die Lesung in der Orangerie Darmstadt, Bessunger Straße 44, beginnt um 19.30 Uhr. Weitere Informationen unter Tel. 061 51 / 40 920. &blt; "Glückliche Tage" in der Uni Die Studiobühne der Universität, Senkkenberganlage 27, meldet sich heute um 20.30 Uhr mit dem Stück "Glückliche Tage" von Beckett in die Frankfurter Theaterlandschaft zurück. Weitere Vorstellungen sind geplant für den 10., 16. und 17. Oktober. &blt; Fest im Exzess Eine "Benfizveranstaltung" für das Café Exzess, Leipziger Straße 91, findet heute in den Räumen des Cafés statt. Eröffnet wird der Abend um 18 Uhr mit dem Film "Out of the Blue", danach kann zu Raggamuffin Musik getanzt werden. Um 21 Uhr präsentiert das Theater Antagon, zusammen mit der Frankfurter Combo B. L.A., Aktionstheater. Im Anschluß daran, um 22.30 Uhr, spielt die Band Neurosis aus San Francisco. &blt; Hispaniola und Christoph Kolumbus Einblicke in die Geschichte der Dominikanischen Republik vermittelt eine Ausstellung, die bis zum 25. Oktober auf der Airport Gallery des Frankfurter Flughafens zu sehen ist. Auf 20 historischen Plakaten wird die Geschichte der Insel während der Jahre 1492 bis 1542 dargestellt. Geöffnet ist die Schau täglich von 11 bis 18 Uhr. &blt; Kinder im Museum Das Museum für Vor- und Frühgeschichte, Weißfrauenstraße 3, bietet für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren zwei Ferienveranstaltungen an, in denen es um Schmuck aus frühen Zeiten geht. Heute von 11 bis 15 Uhr lernen die Kinder Kleider und Trachtenschmuck aus der Vorgeschichte kennen. Am Samstag, 17. Oktober, geht es zur gleichen Zeit um das frühe Mittelalter. Treffpunkt ist jeweils das Erdgeschoß. &blt; Frauen in Osteuropa Vom 9. bis zum 11. Oktober findet in Frankfurt, Philipp-Jakob-Spener-Haus, Dominikanergasse 5, eine Tagung mit dem Titel "Frauen in Osteuropa" statt. Eröffnung ist am Freitag um 20 Uhr mit einer Lesung von Hanna Krall. Am Samstag von 9.30 bis 18.30 Uhr finden Vorträge und Diskussionen zum Thema "Selbstbilder osteuropäischer Frauen" und zur Frage "Gibt es eine weibliche Stalinismuskritik?" statt. Abgerundet wird das Programm mit der Filmvorführung "Die orangenen Westen". Fortgesetzt werden die Diskussionen am Sonntag ab 9.30 Uhr zum Thema "Verschüttete weibliche Traditionen" und "Frauen im Ost-West-Streit". &blt; Konzert für Orgel und Horn In der Justinuskirche in Höchst musizieren Rolf Henry Kunz (Orgel) und Soichiro Ohno (Horn) heute um 19.30 Uhr. Auf dem Programm stehen Werke von Bach, Rossini, Reichel u.a.

Samstag, 10. Oktober: Woodstock-Fieber in der Alten Oper bei Crosby, Stills & Nash. Die Guitar Crusher & the Cadillac Bluesband rocken im Sinkkasten, Fanny Hill (auch Sonntag) im Jazzlife, Game Over in der Werkstatt, Mallet im Spritzehaus. In der Brotfabrik: Yanomani (Großer Saal) und Thomas Ripphahn (Hands On The Wheel), Dave Meaney (Irish Folk) und Third Man Lost im Theatersaal. Rat Race und Selfmade rocken im Bürgerhaus Wehrheim, Marlow Makar bringt Chansons in der Krone Darmstadt, Riddim Posse Reggae im Klimperkasten Aschaffenburg. Im Jazzkeller Hanau rokken Touch of Glass.

Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof mit Wheap. Abends: Mangala Tiwari mit indischem Gesang und Tabla in der Brotfabrik, Guitar-Songs von Kristoffer Stone in der Werkstatt, Merlins Fantasy Farm (15 Uhr) und Murphy & The Magic Tones (21 Uhr) im Spritzehaus. Die Neville Brothers gastieren in der Alten Oper.

Montag: The Immaculate Fools (siehe Toptip) sind mit englischem Folkrock in der Batschkapp zu Gast, die Swingstars im Jazzlife, Duett (auch Dienstag) in der Werkstatt. Im Cooky's gibt's Dancefloor- Jazz von The Mojo Club. Sechaba jazzt in der Krone Darmstadt, Babik (Djangos Sohn) Reinhardt im Cicero Wiesbaden. Im Kuz Mainz ist (auch Dienstag) John McLaughlin (siehe Szene) angesagt.

Dienstag: Agricantus bringt sizilianische Folklore in der Alten Oper. At the Crossroads rocken (auch Mittwoch) im Jazzlife. Im Klimperkasten Aschaffenburg machen Die Fantastischen Vier Station. Bootlegin' Hobos sind (auch Mittwoch) in der Krone Darmstadt angesagt.

Mittwoch: Melissa Etheridge tritt in der Stadthalle Offenbach (und am Dienstag im Musensaal Mannheim) auf. Im Frankfurter Hof Mainz jazzen Greetje Bijma und das Heldsingen Trio. The New Living Blues spielen im Sinkkasten, Souled American im Negativ und All Colours (auch Donnerstag) in der Werkstatt.

Donnerstag: In der Batschkapp gibt's britischen Ohrwurm-Pop von Mega City Four, die mit Bone Club aus Minneapolis auftreten. All about the Blues im Jazzlife, und Sadus mit Cyclone im Negativ sind auf Achse. Piano George klampft in der Krone Darmstadt, die Luquid Hips bringen's Heavy im Aschaffenburger Klimperkasten; Afro-Jazz-Funk von Angelique Kidjo gibt's im Frankfurter Hof Mainz.

Freitag: Bib Bubbles House Party im Cooky's mit Dr. Baker, Marvin Gardens und DJ Ricardo (KLF). Im Sinkkasten spielen Die 12 Apostel (siehe Szene), Rollsplitt im Jazzlife, die Runners in der Werkstatt, The Gypsys im Spritzehaus. In der Brotfabrik jazzen Heckstall-Smith und die Ehtheridge Group. Reinhard Mey singt in der Alten Oper. In der Krone Darmstadt erklingen Oldies von Funny Hill, im Jazzkeller Hanau rocken Scan, Cowlan folkt im Posthof Hattersheim. ric

Redaktion: Ric Folz

Aktion "Lesezauber" "Wir zaubern uns ins tiefe Meer"

GRIESHEIM. "Wir zaubern uns ins tiefe Meer" ist das Motto einer Veranstaltungsreihe der Stadtteilbücherei Griesheim (Schwarzerlenweg 57), zu der alle Kinder eingeladen sind: Am heutigen Donnerstag, 1. Oktober, um 15 Uhr können die kleinen Leute eine Meerescollage basteln.

Dias über Meerestiere gibt es am Dienstag, 6. Oktober, um 15 Uhr zu sehen. Am Mittwoch, 7. Oktober, um 15 Uhr können die Kleinen über Geschichten von "Meermädchen und Wassermännern" staunen.

Außerdem sind die Kinder zwischen Donnerstag, 1. Oktober, und Samstag, 31. Oktober, dazu aufgerufen, ein Buch zum Thema "Meer" auszuleihen, es zu lesen und das Gelesene in irgendeiner Form - als Bastelei, Bild oder Nacherzählung - wiederzugeben.

Weitere Auskünfte über den "Lesezauber" unter Telefon 38 16 17. map/39

Der Terror wird quasi "politikfähig" gemacht

Wie kann ein Mensch nur glauben, eine Änderung der staatlichen Politik gegenüber Nicht-Deutschen könnte dem faschistischen Terror, der sich gegenwärtig vor den Flüchtlingsheimen abspielt, den Wind aus den Segeln nehmen?

Selbstverständlich würde die menschenverachtende Gewalttätigkeit sich, wäre Deutschland völlig ausländerfrei, gegen Linke und gegen Juden, gegen Behinderte und gegen Obdachlose, gegen Fixer, gegen Schwule und Lesben, gegen Frauen, usw. usw. richten. Ansätze sind doch bereits reichlich erkennbar.

Das Verhängnisvolle ist, daß der Terror, der das Gegenteil von Auseinandersetzung, von Politik ist, durch Zuschreibung politischer Ziele und Motive quasi "politikfähig" gemacht wird: der Faschismus und Terrorismus wird zu einer, sicher nicht von allen geteilten, aber doch "dazugehörenden" Meinung im deutschen politischen Spektrum.

"Verlegt" der Staat demnächst auch, um dem "Volkszorn" Genüge zu tun, Linke, Juden, Behinderte . . . aus den Städten hinaus, wie die Flüchtlinge aus Rostock, Weimar . . .?

Das klingt polemisch, aber: wird das linke Jugendzentrum in Neustrelitz oder Rendsburg, wenn es eine Woche lang allnächtlich von Faschos mit Steinen und Brandsätzen angegriffen wird, geschlossen? Inzwischen muß ich fast fürchten: ja!

Hans-Otto Prade, Hamburg

SCHNIF'SNE? Gesundheit, möchte man da wünschen. Was sich in Wahrheit hinter diesem Titel verbirgt (eine jener ostdeutschen Redensarten gar, deren etymologische Ursprünge dem Besserwessi ewig verborgen bleiben werden), darüber klärt nun das "Gripskasten Kabarett" auf. Nach dem Gastspiel des Dresdner Kabarett Stammtischs kommt damit eine Kabarett-Gruppe aus Rostock ins Neue Theater Höchst. Es sind junge Leute zwischen 15 und 19 Jahren, die ihren persönlichen Wende-Alltag kabarettistisch verarbeiten wollen. Ihr Programm "Schnif'sne" verstehen sie als "Alternative zu Schwarzwurzeln, Kohlsuppe und grünem Plattsalat". Das Programm der Woche Donnerstag, 1. Oktober, 11 Uhr: "Käthi B. oder: Die Einsamkeit der Pinguine", ein Phantasie-Spiel mit dem Institut für Plötzliche Bewegung für Besucher ab acht Jahren, im Freien Theaterhaus (Schützenstraße 12).

20 Uhr: "Schnif'sne" mit dem Rostocker Gripskasten-Kabarett im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a). 20.30 Uhr: "Prall aus dem Leben", die dramatischen Comic-Szenen aus dem schwulen Alltag der "Tolleranzen", inszeniert von Markus Baumhaus, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55).

Freitag, 2. Oktober, 11 Uhr: "Käthi B." im Freien Theaterhaus. 20 Uhr: "Schnif'sne", Neues Theater Höchst.

20.30 Uhr: ". . . und durch Deutschland geht ein tiefer Riß", das neue Programm der Frankfurter Bänkelbarden mit Texten von Tucholsky, Brecht und Kästner, Romanfabrik (Uhlandstraße 21); "Bitte leise zum letzten Bild", enthüllendes Theater über das Theater hinter dem Vorhang, von und mit Georg Weber, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Prall aus dem Leben" im Gallus Theater.

Samstag, 3. Oktober, 15 Uhr: "Zum In-die-Luft-Gehen", ein Puppenspiel für Kinder ab fünf Jahren, Gastspiel des Bochumer "NaDu-Figurentheaters" im Gallus Theater.

20.30 Uhr: "Der Sieger", psychologische Tour-de-force mit Georg Weber nach Gogols "Aufzeichnungen eines Verrückten", im Philanthropin; "Prall aus dem Leben" im Gallus Theater.

Sonntag, 4. Oktober, 15 Uhr: "Die Nähmaschine", eine Erzählung "maßgeschneiderter Geschichten" für Kinder ab drei Jahren mit dem Klappmaul-Theater im Freien Theaterhaus.

16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die neue und zwölfte Produktion im Neuen Theater Höchst mit dem komischen Akrobaten-Duo "Las Piranhas", dem Slapstick-Clown "Mister Buick" und dem Conny-Scheffel-Trio.

20 Uhr: "Perugia - 1 perverser Mafiaroman", vorgestellt vom Wiener Autor Ernst Petz in der Romanfabrik. 20.30 Uhr: "Prall aus dem Leben" im Gallus Theater.

Dienstag, 6. Oktober, 21 Uhr: "Der grüne Punkt", eine musikalische Performance mit dem Duo "Name Vaughn" und Stefan Knauer im Freien Theaterhaus. Mittwoch, 7. Oktober, 20 Uhr: "Harakiri à go go", die neue, aberwitzige Nummern-Revue der Stuttgarter Comedy-Rocker "Shy Guys" im Neuen Theater Höchst. two

Maßstab und Legitimation

Nicht einfach, Bundespräsident Richard v. Weizsäcker in der Frankfurter Rundschau doppelt (FR vom 23. 9. 1992 "Warnung vor Liste 7 für die Umweltpolitik").

Umwelttag Frankfurt am Main: seine Rede zum Thema Umwelt sicher ein Maßstab, sicher ein weiterer Anstoß, denn es gilt in den Gesellschaften der reichen Industrienationen angesichts der durch sie verschuldeten globalen Umweltkrise nicht nur über eine Ökologie der Mittel zu diskutieren - sie muß durchgeführt werden. Partei- und wirtschaftpolitische Denkbegrenzungen alten Stils sind diesen Ansatz schon lange Zeit im Wege.

Und fast im gleichen Atemzug legitimiert der gleiche Bundespräsident mit seinem Besuch der Eröffnungsfeierlichkeiten des Rhein-Main-Donau-Kanals ein Bauwerk großtechnologischen Fortschrittglaubens mit den damit verbundenen Profitinteressen.

Einem Bauwerk also, das dann, wenn es unter dem Aspekt einer Ökologie der Bedürfnisse betrachtet würde erst recht keine Berechtigung hätte.

Roland Engel, Erkrath

§ 53 gewährt einen gewissen Abschiebungsschutz

Was die Anzahl der abgeschobenen abgelehnten Asylsuchenden betrifft (FR/FRA vom 23. 9. 1992 ",Ausländer raus' betrifft ja nicht nur Hilfesuchende"), sollte folgendes beachtet werden: Die Anerkennungsquote erhöht sich durch gerichtliche Anerkennung auf über 10 Prozent. Abgelehnte Asylsuchende dürfen keineswegs ohne weiteres abgeschoben werden. § 53 Ausländergesetz gewährt z. B. bei drohender Folter oder Todesstrafe (was keine Asylgründe sind) einen gewissen Abschiebungsschutz.

Zur Zeit dürfen etwa 50 Prozent der abgelehnten Asylsuchenden aus diesen Gründen nicht abgeschoben werden, weil ihnen in ihrem Herkunftsland Folter, Todesstrafe oder andere Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit bevorstehen. Dies einzuhalten, ist die Bundesrepublik Deutschland auch aufgrund der Genfer Flüchtlingskonvention verpflichtet.

Leider wird es kaum in der öffentlichen Debatte über Asyl berücksichtigt, daß weit mehr als die Hälfte aller, die um Asyl bitten, Gründe haben, die sie berechtigen, hier zu bleiben.

Maren Deininger, Trier

Frist für Ex-Vertragsarbeiter

ERFURT, 5. Oktober (AP/FR/epd). Thüringen hat die Aufenthaltsfrist für Vertragsarbeiter, die auf Grund einer zwischen der DDR und "befreundeten sozialistischen Staaten" wie Vietnam, Angola und Mosambik einst getroffenen Vereinbarung ins Land kamen, bis zum 31. Januar 1993 verlängert. Damit solle den etwa 2100 "Ausreisepflichtigen" Gelegenheit gegeben werden, die Heimkehr gründlich vorzubereiten, sagte Regierungssprecher Hans Kaiser in Erfurt.

"Wir konnten uns für ein Dauerbleiberecht deswegen nicht entscheiden, weil dies eindeutig bundesrechtlichen Bestimmungen zuwidergelaufen wäre", sagte Kaiser. Das Bundesland Brandenburg will nach Angaben des Potsdamer Innenministeriums im Bundesrat ein Dauerbleiberecht für die Vertragsarbeiter durchsetzen. Für ein dauerhaftes Bleiberecht sprach sich in Leipzig auch die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP), aus.

Erste Verhandlung im Osten

KARLSRUHE, 5. Oktober (AFP). Das Bundesverfassungsgericht wird erstmals in seiner Geschichte für eine Verhandlung in die neuen Bundesländer reisen. Die Karlsruher Richter wollen am 27. Oktober in Stendal (Sachsen-Anhalt) über den zwischen westdeutschen Stromunternehmen und der DDR-Regierung im Sommer 1990 geschlossenen Stromvertrag verhandeln. In dem Verfahren zwischen rund 200 ostdeutschen Kommunen und westdeutschen Stromunternehmen (Bayernwerke, RWE, Preußenelektra) geht es um Milliardenbeträge.

Die Ost-Gemeinden klagen für eigene Stadtwerke und gegen die von der DDR- Regierung vereinbarten Bestimmungen des Einigungsvertrages und des Stromvertrages.Ein starkes Stück

Es ist schon ein starkes Stück, daß jüngst im Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft (EG) Schwangerschaft mit Krankheit gleichgesetzt wurde (FR vom 25. 9. 1992 "Droht in der EG-Frauenpolitik eine Eiszeit?"). Anders ausgedrückt muß dies wohl heißen: Frauen sind krank (etwa im Kopf?), wenn sie ein Kind bekommen. Es ist diesem Satz sogar etwas Wahres abzugewinnen. Denn bei aller Belastung durch Erziehung und Beruf, durch gesellschaftliche Benachteiligung kann man fast glauben, daß Frauen (und Männer), die das alles auf sich nehmen, wirklich "krank" sind.

Noch ein anderer Aspekt: Soll ein werdendes Kind etwa eine "Krankheit" sein? Wann wird es "gesund"? Etwa dann, wenn es einmal unsere Renten bezahlt? Aber was ist mit der Zeit davor, welche Chancen geben wir einem Kind?

Mir bleibt nur der Schluß, daß eine Gesellschaft, in der nur das Wohl des einzelnen Egos zählt und die schon mit ihren werdenden Kindern so umgeht, wohl selbst ziemlich krank sein muß.

Allen voran die verantwortlichen Politiker.Dr. Monika Zickwolff, Hofheim/Ts.

SPD in akuter Gefahr

Mit Sorge und Empörung nehme ich zur Kenntnis, daß starke Kräfte in der SPD dabei sind, die Artikel 16 und 19 des Grundgesetzes zu verändern, in denen die Erfahrungen der Nazidiktatur besonders ihren Niederschlag gefunden haben.

Ich, Jahrgang 1926, bin 1945 in die SPD eingetreten in der Hoffnung, dort einen menschlichen Sozialismus zu finden. Mitte der 60er Jahre habe ich dann diese Partei wegen der Notstandsgesetze wieder verlassen und mich seither noch weiter von ihr entfernt. Sie ist in der akuten Gefahr, wieder einmal wie bei der Zustimmung zu den Kriegskrediten 1914 oder bei der Bestellung des Kriegsministers Noske der Reaktion in die Hände zu arbeiten.

Sollte dies geschehen, würde ich den letzten Rest von Achtung vor dieser Partei verlieren.

Dr. Lutz Rosenkötter, Frankfurt am Main

Nur das Datum fehlte

Nicht nur, daß der Einsatzleiter der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern öffentlich kundgibt, daß eine Razzia gegen Rechtsextremisten, ähnlich der in Sachsen, stattfinden soll, nein, er erzählt auch noch, was gesucht wird (FR vom 22. 9. 1992, "Erneut Ausschreitungen gegen Ausländer").

Warum nicht noch das genaue Datum, vielleicht die Adressen der Verdächtigen, damit die gewohnte Effizienz gegen den Rechtsextremismus so richtig gezeigt werden kann.

Axel Klein, Frankfurt am Main

Unerhörter Vorgang

In diesen Tagen, wo die Asylfrage, und jetzt aktuell, die beabsichtigte Ausweisung bzw. Abschiebung von Asylsuchenden wie Sinti und Roma ins Gespräch gekommen ist (FR vom 24. 9. 1992 ",Illegale' zurück nach Rumänien"), mag es zum besseren Verständnis der aufgeworfenen Probleme führen, an den ähnlich gearteten "Abwehrkampf gegen Ausländer", nämlich den Kampf des Bismarckreiches gegen den "Polonismus" Ende des letzten Jahrhunderts, zu erinnern.

So wurden im Jahre 1885 32 000 Polen und Juden vorwiegend russischer Staatsangehörigkeit von den preußischen Behörden in den deutschen Ostgebieten ausgewiesen. "Das war ein bis dahin international - nicht nur wegen der Schroffheit der Durchführung - ganz unerhörter Vorgang", berichtet Th. Nipperdey in seinem letzten Band über "Deutsche Geschichte 1866-1918".

Die damalige aggressive antipolnische Eindämmungspolitik im Rahmen eines zunehmenden Nationalismus entsprach nach Bismarcks Auffassung dem "Kampf ums Dasein".

Es sieht so aus, als ob wir heute - 100 Jahre später - mit unserem Asylproblem ebenfalls wieder in krude sozialdarwinistische Vorstellungen zurückfallen, die zudem noch besonders in wirtschaftlichen und sozialen Lebensbereichen immer deutlicher und ungehinderter Einzug halten.

Dr. Rolf Gmelich, Neu-Isenburg

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Abschwünge in den Mythos, anders und doch komplementär Zwei Antikenprojekte: Aischylos' "Prometheus, gefesselt" und "Sieben gegen Theben" sowie Sophokles' "Antigone"

DÜSSELDORF. Die Frauen des Chors kommen beidemal tief ausgeschnitten daher. Die Töchter des Okeanos in der Aischylos-Tragödie "Prometheus, gefesselt" erscheinen mit hochtoupiertem Haar und tütühaft aufgebläht kurzen Röcken; die thebanischen Jungfrauen in desselben Autors "Sieben gegen Theben" dagegen in langen, reichverzierten Kleidern, unter denen schwere Schnürstiefel hervorlugen - sie gehören weniger einer Partygesellschaft als den Partisanen im Kampf für Frieden an.

Der Zufall brachte zwei grundverschiedene Antikenprojekte innerhalb einer Woche im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspiels zusammen: die hauseigene Inszenierung des Prometheus-Stücks und einen durch die "Antigone" des Sophokles thematisch sinnvoll gerundeten Doppelabend des Roma-Theaters "Pralipe", das - integriert in Mülheims Theater an der Ruhr und subventioniert durch das Kultusministerium NRW - vom Düsseldorfer Schauspielhaus großzügige Produktionshilfe erhielt.

Beide Aufführungen sind unvergleichbar und doch komplementär in ihrer Annäherung an den Mythos. Für das Düsseldorfer Schauspielhaus hat Herbert König den "Prometheus" in der Übersetzung von Peter Handke inszeniert. Anders als Klaus-Michael Grüber bei der Salzburger Festspielpremiere 1985 und der Berliner Schaubühnenübernahme in eine Messehalle spielt König nicht mit der Größe des Raums, vielmehr zieht er ihn zum Bild zusammen.

Der Berliner Maler und Bildhauer Dieter Hacker hat die Ausstattung besorgt, als stamme sie von Richard Serra. Ein Podium mit rostfarbenen Eisenplatten ist die Hauptspielfläche, aus einem quadratischen Loch in dieser ragt im selben Materialanschein eine gut dreißig Stufen hohe Leiter bis in den Bühnenhimmel. Auf ihr wird durch göttliche Schergen der von Zeus wegen seiner Menschenliebe verstoßene Prometheus brutal hochgezerrt und angekettet. Für Bernt Hahn ist der gefährlich luftige Spielort Anlaß zu einem gedächtnistechnisch und artikulatorisch gleichermaßen imponietenden Parforceritt durch die Klippen des Texts.

Leider bleibt das die einzig bemerkenswerte Leistung. Dieter Hacker hat als unfreiwillige Vorgabe auch das Leitbild für die Aufführung gemalt: eine Figur, die sich gewalttätig-kühn von einem Reck in eine rote Fläche abschwingt. Trefflicher kann das Mißlingen des Unterfangens nicht vermittelt werden. Denn Herbert König versteht es nicht, aus dem Text inszenatorische Funken zu schlagen. Schmählich mißlingt sogar der einzige Regieeinfall: den Chor (die Töchter des Okeanos) nach dem Vorbild von Christof Nels Frankfurter Sophokles-"Antigone" 1979 als heutige Banausen einer Konsumgesellschaft zu zeigen, die mit dem Mythos kollidieren. Allzu unbedarft und unkontrolliert wird da mit Sprache und Gestik (das gilt abgeschwächt auch für den Okeanos von Ulrich Beseler und die Io von Dagmar Cron) umgegangen, ein Spannungszusammenhang stellt sich nie her.

Das Ganze endet mit dem totalen Materialsieg von Dieter Hacker über das Theater, dessen Protagonisten sich am Ende kleinlaut mit dem Kafka-Wort davonmachen, man müsse den Mythos (die Sage) im Unerklärlichen enden lassen. Warum dann nur die ganze Anstrengung, ihn zu erklären?

Auch das Antikenprojekt des Roma- Theaters gewinnt keinen zwingenden Zugang zum Stoff. Allerdings sind hier die Voraussetzungen ganz anders. Kurz bevor in Berlin und Umgebung Kulturtage der Sinti und Roma stattfinden, auf denen nicht zuletzt ein gemeinsames Alphabet für die Romanés-Sprache entwickelt werden soll, fallen zwei Dinge schmerzlich auf. Einmal hat das aus Skopje stammende einzige Roma-Theater der Welt, das in Mülheim eine symbolisch gegen den aufbrechenden Fremdenhaß in Deutschland stehende Heimstätte fand, hierzulande kein sprachlich ansprechbares Publikum. Die meisten der wenigen Stammes- und Leidensgefährten werden zur Zeit, wenn sie nicht - wie gerade in der protestantischen Kölner Antoniter-Gemeinde - ein Kirchenasyl finden, nach Makedonien und Serbien abgeschoben. Und zum anderen ist die Sprache der Roma mit ihrem authentischen Wortschatz von gut 1200 Wörtern kaum ein ideales Transportgefäß für die Dramen des Aischylos und Sophokles.

Die Konsequenz daraus liegt auf der Hand: Flucht in ein Bildertheater. Doch die Ästhetik des Theaters, das mit der "Bluthochzeit" von Garcia Lorca bei der Kritik ein begeistertes Echo fand und mit Shakespeares "Othello" deutlich an seine Grenzen stieß, programmiert nun einen Absturz in den Mythos. Im Fall der "Antigone", die auf dreiviertel Stunde Spielzeit eingestampft wird, ist außer dem durch anfängliche Verkehrshinweise auf den Dauerstau bekundeten Gegenwartsbezug im Heulgesang der Titelfigur (Elizabeta Kocoska) und ihrer Schwester Ismene (Rujis Mustafa) sowie dem Dauergebrüll des zum schwarzen Othello maskierten Kreon (Sãban Bajram) nichts zu konstatieren, was auf eine zielgerichtete Probenarbeit schließen ließe.

Der Einfall, den lethargischen Darsteller des ohne Autorisierung durch den Text in "Sieben gegen Theben" geschmuggelten Teiresias (Umer Djemail) im selben Kostüm mit einer Tonkugel in der Hand erneut auftreten zu lassen, kann nur als Täschungsversuch bezeichnet werden, ein armes Theater als ein schon sinnstiftendes auszugeben. Eine Aufführung wie diese würde, von einem einheimischen Ensemble dargeboten, gnadenlos ausgebuht werden. In Düsseldorf gab es, sicher weniger aus primär künstlerischen Gründen, sehr freundlichen Beifall.

Im Fall der "Sieben gegen Theben" ist er eher nachvollziehbar, obwohl auch hier die Struktur der Tragödie mit ihrem Wechselbezug von Doppelchörigkeit und Dialoggegensätzen zerstört ist. Dominiert wird der Ödipus-Sohn Eteokles (Sami Osman), der in Theben den Sturm seines Bruders Polyneikes und der mit ihm verbündeten Fürsten erwartet, von Teiresias, der wie ein schweigender Buddha in orientalisierendem Kostüm mit einer Tonkugel in der Hand und Schoß auf dem Boden sitzt - leider weiß man nicht, was er sagt. Die Dialoge des Eteokles mit dem Boten (Suncica Todic) sind auf ein Minimum gestutzt, doch er versteht es, mit den zur Verteidigung der sieben Stadttore herangeschleppten Schilden und Schwertern ein rituelles Körpertheater vorzuführen. Zum Kampf stürzt er durch eins der berstenden Stadttore davon.

Beeindruckend auch der Frauenchor, dem hier sinnvollerweise das letzte Wort bleibt: Klagegesänge über eine in Krieg und Terror führende Männerherrschaft. Da scheint für Augenblicke etwas von der Realität des Kriegs in der Heimat des Theaters auf - auch, wenn die Frauen mit dem Wischen palmartiger Zweige, die sie in Weihwasser tauchen, das von Eteokles an der Stadt- und Klagemauer (Bühne: Marina Cuturilo) durch Schwert- Kreuze symbolisch durchgeführte Ausstreichen von Feinden rückgängig zu machen versuchen.

Aber es sind nur wenige Augenblicke, in denen die Regie von Rahim Burhan solche szenische Plausibilität gewinnt. Ein schierer Knalleffekt ist es, wenn der meist flüsternde Teiresias die von ihm gehaltene Tonkugel auf dem Boden bersten läßt und sie in der "Antigone" wieder mitbringt, wo sie dem Kreon als Spielball dient: ein falsches Bild der Aufkündigung des auf dem Geschlecht der Labdakiden liegenden Fluchs. In den "Choephoren" des Aischylos beschreibt Elektra mit dem Gleichnis vom Korken, der das (für das Schicksal stehende) Fischernetz vor dem Absinken bewahrt, die Funktion der Nachgeborenen in diesem Mythos: Sie können den auf den Ahnen liegenden Fluch durch das Bewahren und Gedenken lösen, Trauerarbeit als wahres Antikenkprojekt. Doch den Töchtern des Ödipus wird am Ende von "Sieben gegen Theben" die Teilnahme am Leichenzug ihrer Brüder verweigert. Dieses die beiden Stücke verbindende Moment einer Solidarität, das mit der Bewahrung des Fluchs im Gedächtnis den Aufstand gegen eine engherzige Staatsmoral begründet, ist gestrichen - und damit eine der wenigen vom Text her gegebenen Möglichkeiten, bildhaft-rituelles Theater zu zeigen.

In diesen Aufführungen, die immerfort das Argumentieren an pentatonisch gefärbte Musikfetzen mit elektronisch aufgedonnertem Maultrommel- und Panflötenkolorit delegieren (man denkt an die deutschen Karl-May-Filme), ist der Teiresias-Darsteller mit seinen drei Kopfmasken von vornherein zu schwach, um als Mahnmal des Mythos für die Ödipus-Kinder zu fungieren. So kommen diese weder psychologisch noch dramaturgisch zu sich selbst, bleiben tönende Larven. Dahinter mag man eine Analogie zu einem früher mit sich einigen Staatswesen sehen, das heute in mörderische Separationsbewegungen geraten ist. Doch rechtfertigt eine inhumane Wirklichkeit eine schwache Ästhetik? Die Flucht der Düsseldorfer vor einer Deutung des Mythos im "Prometheus" und der Mehrwert der Mythen durch das künstlerisch nie vermittelte Schielen auf Partikel heutiger Wirklichkeit beim Roma-Theater sind komplementäre Bestandteile eines ästhetischen Reduktionismus. Er kann dem Theater nicht weiterhelfen.

ULRICH SCHREIBER

(Weitere Aufführungen geplant: "Prometheus" für den 16., 20., 28. Oktober und 2. November; "Theben/Antigone" für den 17. und 18. Oktober im Mülheimer Raffelberg-Theater, für den 30. Oktober in Düsseldorf.)Auch in Suhl will die Treuhand dichtmachen

los FRANKFURT A. M. Die Treuhandanstalt will nach ihrem angekündigten Rückzug aus Schwerin und Halle nun auch im thüringischen Suhl ihre Arbeit bis zum Jahresende einstellen. Das teilt der Sprecher der dortigen Niederlassung, Hans Homeyer, mit. Lediglich für die Verwaltung und die Abwicklung der bestehenden Verträge solle weiterhin Personal der Breuel-Behörde vor Ort bleiben.

Der Rückzug der Firmenverkäufer hat einen Haken: Für 38 Treuhand-Unternehmen in Suhl ist bislang kein Investor gefunden worden. Etwa 20 von ihnen will die Berliner Anstalt zwar noch auf die schnelle losschlagen. Wer sich vom kommenden Jahr an um den verbleibenden "Bodensatz" (Homeyer) der nicht verkauften Firmen kümmern wird, ist jedoch unklar. Wahrscheinlich müssen die Treuhand-Zentrale oder benachbarte Niederlassungen in Thüringen die Ladenhüter unter ihre Fittiche nehmen.

Insgesamt warten in Thüringen noch 695 Unternehmen auf einen Käufer. Vor allem Betriebe aus den Branchen Maschinen- und Werkzeugbau sowie Elektrotechnik sind noch zu haben. Im gemessen an der Einwohnerzahl kleinsten neuen Bundesland wurden bislang 675 Firmen ganz und 956 in Betriebsteilen privatisiert.

Ein Lehrer sucht Tischtennistalente Mini-Meisterschaften der Anna-Schmidt-Schule: 260 Kinder spielten an den Platten

WESTEND. Seit den großen Erfolgen der Tischtennis-Asse Roßkopf und Fetzner erfreut sich die Sportart mit dem kleinen weißen Plastikball einer immer größeren Beliebtheit. Vielleicht werden Jo Aylor oder Ralf Seinecke auch einmal den Bekanntheitsgrad der beiden deutschen Weltklassespieler erreichen. Die beiden Youngsters gewannen mit tollen Leistungen dieser Tage die Tischtennis- Mini-Meisterschaften der Anna-Schmidt- Schule (Gärtnerweg / Westend.

Insgesamt 165 Jungen und 95 Mädchen im Alter zwischen sieben und elf Jahren waren zum großen Turnier an zwölf Tischen in der Turnhalle der Schule angetreten. Für die Endrunde qualifizierten sich 24 Kinder, die im K. O.-System die Sieger ermittelten. Weiter kam, wer zuerst zwei Sätze mit jeweils elf Punkten gewonnen hatte. "So wird ein Spiel zuschauerfreundlich, und die Kinder brauchen sich nur fünf Minuten lang zu konzentrieren", erläuterte der stellvertretende Studienleiter Jürgen Diefenhardt, der das Turnier organisiert hatte, den Zweck des Reglements.

Bei den Mädchen setzte sich die elfjährige Jo Aylor gegen Kristina Scheiber aus der 5. Klasse durch. Das Endspiel der Jungen gewann der ebenfalls elfjährige Ralf Seinecke gegen den ein Jahr jüngeren Moritz Hagen. Die beiden Gewinner freuten sich über einen Pokal und eine Goldmedaille, überreicht von Schulleiter Herbert Weidlich. Die Nächstplazierten gewannen Tischtennisschläger und andere Sachpreise.

Organisiert werden die Mini-Meisterschaften jedes Jahr vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB). Daran teilnehmen dürfen alle Kinder, die nicht älter als elf Jahre sind, noch nicht bei einer offiziellen Veranstaltung des DTTB dabei waren oder für einen Verein spielen. "Eine tolle Möglichkeit, Kindern bereits frühzeitig Wettkampf-Atmosphäre zu vermitteln", meinte Jürgen Diefenhardt, der die Schüler auch trainiert.

Der Mathematik- und Physiklehrer, der seit seinem zehnten Lebensjahr Tischtennis spielt und seit 15 Jahren beim TuS Hausen als Trainer arbeitet, ist sogar Inhaber der A-Lizenz und könnte damit auch Bundesligaspieler trainieren. Viele seiner Schüler betreut der Lehrer außerhalb der Schulzeit auch in seinem Hausener Verein. "Ich sehe es als meine Aufgabe an, Talente zu sichten und über den Verein dem Tischtennissport zur Verfügung zu stellen", sagte Diefenhardt.

Allerdings räumt er seinen Schützlingen keine großen Chancen ein, die nächste Runde zu erreichen oder gar bis ins Bundesfinale vorzustoßen, das Juni 1993 in Potsdam ausgetragen wird: "In Frankfurt haben wir große Erfolge, aber gegen Mannschaften auf Kreis- und Bezirksebene ist es sehr schwer zu gewinnen, weil viele der Schüler von Sportinternaten kommen."

Ähnlich begeistert wie von den Mini-Meisterschaften ist Diefenhardt von der Einrichtung "Jugend trainiert für Olympia". Im Mai erreichte die Tischtennismannschaft der Anna-Schmidt-Schule einen beachtlichen fünften Platz in Hessen. "Bei solchen Veranstaltungen wird das Image der Schule nach außen getragen", meint der Studienleiter.

Die Anna-Schmidt-Schule feierte 1986 ihr 100jähriges Bestehen; die Privatschule unterrichtet derzeit am Gärtnerweg und in ihrer Nieder-Erlenbacher Dependance etwa 1000 Schüler. Für Jürgen Diefenhardt steht fest, daß die nach den Montessori-Prinzipien lehrende Schule einiges anders macht als andere Lehranstalten: "Wir haben weniger Schulausfall, und durch einen geringeren Ausländeranteil läßt sich der Unterricht effektiver durchführen." *map

Die "Amischen" sind ihre Vorbilder Schau schöner Quilt- und Patchworkarbeiten in der Markusgemeinde Bockenheim

FRANKFURT A. M. Unermüdlich nähen, sticken und steppen sie. Sie zerschneiden Tuchbahnen und fügen Stoffe zu neuen, geometrisch strengen oder kunstvoll-labyrinthischen Mustern zusammen.

Nun haben die Teilnehmerinnen der Volkshochschul-Kurse "Patchwork und Quilt-Making" ihre Kunstwerke, nach zwei Jahren intensiver Hobby-Arbeit, zum ersten Mal der Frankfurter Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert.

Überraschend groß war trotz des schönen Spätsommerwetters die Resonanz auf die Einladung der VHS-Kursleiterinnen Gisela Hafer und Heide Stoll-Weber zur "Patchwork-Quilts"-Show in der Bokkenheimer Markusgemeinde: An die hundert Besucher, schätzten die Organisatorinnen, fanden kürzlich den Weg zur Ausstellung im großen Gemeindesaal in der Falkstraße.

Dabei sind die Begriffe "Quilt" und "Patchwork" hierzulande noch ziemlich unbekannt. "Quilt" - so heißen auf englisch die farbenfrohen, meist geometrisch gemusterten Steppdecken, die als Bettüberwurf oder als Wandbehang dienen. "Patchwork" bezeichnet die Technik, aus unterschiedlichen Stoffen ein neues Textil-Kunstwerk zusammenzusetzen. In Bockenheim konnten nun die Besucher Bett- und Überwurfdecken bestaunen - alle "made in Frankfurt".

Manche der etwa dreißig, oft doppelbettgroßen Decken und Wandbehänge trugen rätselhafte, an moderne Kunst erinnernde Titel wie "Cast Four" und "Baby blocks and inner city". Man merke deutlich, sagte dazu VHS-Kursleiterin Heide Stoll-Weber, wie sich die Frankfurter Hobby-Quilterinnen auch bei der Anfertigung solcher Gebrauchsgegenstände "künstlerisch herausgefordert" fühlten.

Dabei hätten die Künstlerinnen "erstaunliche Sicherheit" bei Farbauswahl und Formgebung gezeigt.

Aus mehreren hundert Einzelstücken ist ein Quilt zusammengesetzt und genäht. Etliche Gestalterinnen wagten sich bei ihrer Stepparbeit sogar an komplizierte optische Täuschungseffekte, wie sie etwa das Werk des niederländischen Grafikers und Malers Maurits Cornelius Escher auszeichnen.

Dabei hat die Quilt- und Patchworkkunst eher fromm und brav begonnen, vor etwa 200 Jahren und in den Pioniertagen Amerikas. Meisterinnen in der Anfertigung farbenfroher Decken waren die Frauen der "Amish", einer ursprünglich in der Schweiz, der Pfalz, dem Elsaß und später in den Niederlanden beheimateten Gruppe radikaler Reformatoren, die vor der religiösen Verfolgung im absolutistischen Europa einst nach Amerika auswanderten.

Noch heute halten die etwa 130 000 "Amischen", wie sie sich selber nennen, an ihrer mönchischen Lebensführung in Arbeit, Demut, Langmut und Schlichtheit fest. Sie kleiden sich in alte Trachten und verschmähen die ihrer Auffassung nach zweifelhaften Segnungen der modernen Technik.

Historische Amish-Quilts wurden unlängst im New Yorker "Museum of Modern Art" gezeigt. Ihre Kunst beeinflußte namhafte zeitgenössische Maler wie Sol Lewitt und Frank Stella.

In Bockenheim erinnerte an diese "Ahnen" ein ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großer Bettüberwurf mit dem Titel "Amish Nine-Patch". Andere Frankfurter Hobby-Quilterinnen aber haben sich von den althergebrachten Formen längst gelöst.

Die Frankfurter VHS-Quilterinnen verstehen das moderne Leben auch in seiner schrillsten Form texilkünstlerisch zu verarbeiten. Das belegte beispielweise eine Bettdecke namens "Lisa": In deren Zentrum fand sich als Hauptmotiv das gleichnamige Gör mit dem Dreieckskopf und der mißmutigen Schnute aus der Fernsehserie "Die Simpsons".

In hektischer Nachtarbeit hatte VHS- Kursteilnehmerin Doris Bachmann ihr Gebrauchskunstwerk gerade fertiggestellt. Jetzt bekamen die Besucher in der Markusgemeinde das farbenfrohe Stück somit noch vor dem eigentlichen Adressaten zu sehen - dem elfjährigen Sohn Django, für dessen Kinderbett "Lisa" gedacht ist.

Ergänzt wurde die Ausstellung in der Markusgemeinde durch Anwendungsbeispiele von Quilt- und Patchwork-Techniken zur Anfertigung von Kleidungsstükken. Patchwork-Kurse veranstaltet die Volkshochschule Frankfurt und Höchst wieder ab Anfang Oktober. ehry

Astrid Hölscher Steinmännchen am Platz der Hexen Eine Herbstwanderung im und rund um das Sarntal in Südtirol

Zwei Sorten von Menschen gibt es, ganz klar. Am Berg, ab 2000 Höhenmeter etwa, scheiden sie sich: hie Flachlandtiroler, da Alpinisten. Die Gangart war ein Indiz, als wir alle noch im Nebel stolperten, gerade mal die nächste Umgebung wahrnehmend: Heidekraut, Preiselbeeren, Latschen und Steine, viele Steine. Die beanspruchten denn auch vollends die Aufmerksamkeit der einen. Die Augen zum unebenen Boden gesenkt, allzu große Lücken zwischen den Felsbrocken meidend; der Abgrund, von weißen Schwaden gnädig verhüllt, entfaltete gleichwohl seinen Schrecken in der Imagination. Dagegen die anderen: Vorneweg, den Blick in die Ferne gerichtet, zuweilen vom Wanderpfade abweichend, um hier noch eine Kassian-, da eine Jakobsspitze zu erklimmen, gleichsam im Vorübergehen, der Ruf des Berges sollte nicht unerhört verhallen.

Dann aber zeigen die Nebelwände Risse. Zunächst ein Himmelskörper, ein fahles Rund, wirklich die Sonne oder doch nur Vollmond? Schließlich, kein Zweifel mehr möglich, strahlender Sonnenschein, klare Fernsicht. Einzelne graue Nebelfetzen vermögen nichts mehr zu verbergen, nicht die Berge, die noch zu überwinden sind, auch nicht die Distanz zwischen Nachzüglern und Vorhut der Gruppe.

Und hier unterscheiden sich die Wanderertypen erneut, offenbart sich, was mancher zuvor mit forschem Schritt zu verheimlichen trachtete. Der Blick ist es, der sie verrät. Der in die Weite schaut, gen Nordnordwest zum Beispiel ("die Stubaier!"), der rechte Bergmensch, kennt seine Alpen, weiß schneebedeckte Höhen zu benennen, während der Flachländer, auch wenn er weder Halbschuhe noch Sandalen trägt, fernab der friesischen oder Frankfurter Heimat, seine Herkunft leicht erkennen läßt. Er schaut nicht geradeaus, nicht ringsumher, sondern hinab. Nicht auf die Steine diesmal, sondern weiter, tausend Meter tief. Unten im Tal lockt der See, dunkles Blau, eingebettet in sattgrüne Matten, ein winziges Dorf, schlank ragt die Kirchturmspitze empor. "Schön", seufzen die einen wie die anderen, und die Ziele ihrer Sehnsucht trennen Meilen und Höhenmeter.

Etwa 140 Gipfel, zwischen 2000 und 2800 Meter hoch, umschließen, einem Hufeisen gleich, das Sarntal. Mitten in Südtirol gelegen, zwischen Sterzing im Norden und Bozen im Süden, wird es jedoch von den großen Touristenströmen kaum berührt. Die Natur hat das Tal von der Außenwelt geschieden, der moderne Straßenbau hat daran nicht allzu viel ändern können. Über viele Windungen und niemals zur Winterszeit gelangt der Motorisierte über das Penser Joch dorthin. Diesen Weg nahmen vermutlich ab dem 7. Jahrhundert auch bajuwarische Siedler, die das Tal urbar machten.

Die ersten Menschen waren sie wohl nicht, die das Sarntal auf ihren Wanderungen zumindest streiften. Vereinzelte Spuren der Besiedelung, an den Übergängen zu den Nachbartälern zumal, weisen bis in vorchristliche Zeitrechnung: Rastplätze mittelsteinzeitlicher Jägergruppen etwa, Beile aus der Bronzezeit oder die "Stoanernen Mandln". Solche Steinmänner, dünne, aufeinandergetürmte Steinplatten, mögen andernorts in den Alpen Hirten oder Wanderer zum Zeitvertreib und als Orientierungspunkte errichtet haben. Bei jener Figurenansammlung auf der "Hohen Reisch" aber, westlich des Hauptortes Sarnthein nach anderthalbstündigem Anstieg zu erreichen, soll es sich um eine heidnische Kultstätte handeln. Und um einen Hexentanzplatz, folgt man Sarntaler Überlieferung und erhaltenen Prozeßakten aus dem Jahre 1540.

In mondhellen Donnerstagnächten sollen sie sich dort versammelt haben, die berittenen Weiber, die auf ihren Besenstielen (wie auch sonst in diesem unwegsamen Gelände) sogar von Meran angeflogen kamen, und ihr großer Hexenmeister, der Lienhard, der unterhalb des Schlosses in Terlan hauste. Und da lebte - die Sarner boten eben nicht nur zugereisten Zauberern eine Kultstatt, sondern hatten selber einiges an Schwarzer Magie zu bieten - auf dem Bachlerhof in Windlahn die Bäuerin Barbara. Die war sozusagen erblich vorbelastet, denn Mutter Stöckelin galt den Nachbarn auch schon als arg verdächtig. Barbara brauchte bloß mit der Hand gedankenverloren in einem Brunnen zu planschen, schon braute sich Unwetter zusammen über der Sarntaler Scharte. Wenn Kinder starben, eine Kuh abstürzte, die Ernte verhagelte, die "Bachlerzottl" war schuld. Im August 1540 wurde der armen Bäuerin der Prozeß gemacht. Sie wurde aufgrund ihres durch Foltern erpreßten Geständnisses verurteilt und im Galgenanger verbrannt, auf demselben Wiesenfleck, auf dem man sieben Jahre zuvor einige Anhänger der Wiedertäufer-Sekte gehenkt hatte.

Stimmungen gibt es freilich im Sarntal, da erscheint jeder Hexen- und Aberglaube geradezu natürlich. Wenn etwa die Berge, die sonst Schutz verheißen gegen fremde Bedrohung und unerwünschten äußeren Einfluß überhaupt, im Frühdunst verhangen liegen. Wenn kein profaner Anblick real existierender Alpengipfel die Phantasie beeinträchtigt. Da ist man geneigt, an Berggeister zu glauben, und daran, daß der Penzlbauer, der durch List und Lüge einst Grundbesitz ergaunerte, noch heute nächtens auf feurigem Pferd über die Rittner Alm galoppiert.

Oder auch bei klarer Sicht, wenn weit Entlegenes nah erscheint und dennoch unwirklich. Morgens gegen fünf bei der Flaggerschartenhütte etwa, 2481 Meter über dem Meeresspiegel und fast tausend Meter über dem Durnholzer Tal. Im Dachgeschoß des Schutzhauses kann, wer einmal erwacht, an Schlaf nicht mehr denken: dreißigstimmige Schnarchlaute vom Matratzenlager, dazu ein unbezähmbares Bedürfnis nach frischer Bergluft. Also vorsichtig hinaus im Schein der Taschenlampe, leise, die Schläfer nicht zu stören. Und dann jener Sonnenaufgang, der für viel mehr Stunden verlorenen Schlafs entschädigen würde. Vorn der karge Fels, nachtschwarz noch und von herber Schönheit, im Osten eine bizarre Steinlandschaft, in türkis- bis lilafarbenes Licht getaucht, seltsam unirdisch. Gewiß, der Bergmensch weiß es, der Kartenleser errät es, das sind die Dolomiten. Aber es könnte eine Welt sein, wie von Tolkien erschaffen, in der kleine Hobbits jederzeit schreckliche Schattenreiter aus Mordor zu gewärtigen haben.

Von der Flaggerscharte aus könnten wir weiter der "großen Hufeisentour" folgen, die dem gut konditionierten Höhenwanderer in sieben Tagesetappen das Halbrund ums Sarntal erschließt, über Wandstufen, Rinnen und Almen bis zur Staatsstraße am Penser Joch. Doch wählen wir die den Flachlandtiroler freundlicher anmutende Alternative, und die heißt allemal: hinab ins Tal, aus karger Felslandschaft in fruchtbarere Gefilde, durch ein mit Steinblöcken bedecktes Kar, dann in steilen Serpentinen einen Schutthang hinunter. Links vom Wege, in südlicher Richtung, liegt das Tellerjoch, das wir gestern passiert haben, mühsam, über Stein und Geröll. Dazwischen wenig anheimelnde Schilder, die vor "explodierenden Bomben" warnen. Die nicht vollkommen gelungene, aber anschauliche Übersetzung verweist auf etwaige Blindgänger. Das italienische Heer veranstaltet hier Anfang Oktober seine jährlichen Herbstmanöver. Zwischen Felsen verstreute Granatenteile zeugen vom temporären Nachrang des Fremdenverkehrs.

Die Landschaft wird lieblicher, der Schritt federnder. Eine Feuchtwiese senkt sich mählich vor uns, von schmalen Bachläufen getränkt. Still ist es an diesem frühen Morgen. Nur ab und zu klikkert ein Steinchen, vom Wanderer losgetreten, vernimmt der Verharrende ein Rascheln, vielleicht von Murmeltieren, das Glucksen der Rinnsale. Silbrige Wasserbänder, glitzernd in der Morgensonne, lösen sich von den Hängen, um sich später zum Seebbach zu vereinigen. Dann Anzeichen der Zivilisation. Kuhglocken tönen, leise noch, herauf, drunten auf der Seebalm weiden Haflinger, die zähen, blonden, kleinwüchsigen Pferde, die überall im Sarntal gezüchtet werden.

Erste Frühaufsteher kommen den Absteigern entgegen: Eine kräftig ausschreitende Frau mit schwerem Gepäck - die Hüttenwirtin von der Flaggerscharte hat erzählt, daß sie ihre Schwiegertochter mit Proviantnachschub erwarte. Ein Ehepaar aus Köln, "frisch verrentet", das sich als Tagestour einmal Gipfel und zurück vorgenommen hat. Zwei junge Mailänder, zünftig mit riesigen Tourenrucksäcken ausgerüstet, entbieten brav der Landessitte folgend ihr "Grüß Gott", womit der deutsche Wortschatz erschöpft wäre. Eine Unterhaltung ist, trotz mangelnder italienischer Sprachkenntnisse andererseits, möglich, zumal die Aufsteiger von den Absteigern immer nur das eine wissen wollen: Wie weit es noch sei. Halb so schlimm, lügt man beherzt diesseits der Baumgrenze, nur keinen entmutigen.

Die Bergwanderung wird zum Wald- und Wiesenspaziergang, 1800 Höhenmeter, 1700, 1600. Nun braucht's keine alpine Kondition mehr, der Flachländer kann sich ganz der Lust an der Landschaft hingeben. Noch eine Wegbiegung, und vor uns liegt, von nahem so idyllisch wie wir's vom Gipfel aus erahnten, der Durnholzer See. Sanfte Hügel umgeben das Hochtal, malerisch verstreut ein paar Höfe. Hart ist die Landwirtschaft in diesem nordöstlichen Ausläufer des Sarntals, der keinen Flecken ebener Erde aufweist. Aber der Tourist ahnt nichts davon, am See herrscht Kuratmosphäre. Rentner promenieren am Ufer, Reisebusse parken vor der Durnholzer Zufahrt, die für Autos gesperrt ist. In den wenigen Häusern neben der schlank aufragenden Kirche sind noch Fremdenzimmer frei.

Nein, Spektakuläres bietet diese Gegend nicht, keine Dreitausender, keine Gletscher, nur Einsamkeit und eine weitgehend ursprüngliche Landschaft. Jahrhundertelang blieben die Menschen hier für sich. Die Bajuwaren prägten das Leben im Tal. Noch die jüngste italienische Volkszählung von 1981 weist für das Sarntal ein halbes Dutzend Ladiner, knapp 60 Italiener und gut 6000 deutschsprachige Bewohner aus. Landwirtschaft und Handwerk bestimmen den Alltag, der Fremdenverkehr kam spät hinzu. Kein Wunder, denn zum Süden hin verschloß sich das Sarntal. Erst die Staatsstraße, 1935 bis 1937 durch die enge Porphyrschlucht entlang der Talfer gebahnt, verband die Sarner mit der Stadt Bozen.

Als eigenbrötlerisch gelten die Menschen, Anekdoten über Sarner Originale hören Besucher allenthalben, und wer an alten Trachten interessiert ist, braucht nicht auf den großen Umzug beim Sarner Kirchtag Anfang September zu warten; beim Sonnenwirt in Astfeld etwa versammeln sich die Männer allsonntäglich zum Frühschoppen, vom 18- bis 80jährigen jeder im alten G'wand.

Doch mehr noch als die Histörchen vom "Sarner Toni" vermitteln zuweilen kleine Begebenheiten die Abgeschiedenheit dieser Welt. Ob die Milch auch frisch sei, fragt eine Hamburgerin die Wirtin droben in der Getrumhütte. Die druckst herum, schaut auf die Uhr, elf vorbei. Nein, eigentlich nicht, kuhwarm jedenfalls nicht, "vom Morgen halt". Dem städtischen Begriff von Frische mag's genügen.1Kleine FR

Ausschuß berät über Altenheim KELSTERBACH. Das künftige Altenwohn- und Pflegeheim steht im Mittelpunkt der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, der am Montag, 12. Oktober, 18 Uhr, im Rathaus tagt. "Barravento" in den Burg-Lichtspielen GINSHEIM-GUSTAVSBURG. "Barravento" ist der Titel des brasilianischen Films, den die Volkshochschule Mainspitze innerhalb ihrer Südamerika-Reihe am Dienstag, 13. Oktober, um 20 Uhr in den Burg-Lichtspielen Gustavsburg zeigt. Kolpingfamilie zeigt Bodenseedias KELSTERBACH. Dias und Bilder von einem viertägigen Ausflug an den Bodensee zeigt die Kelsterbacher Kolpingfamilie am Mittwoch, 14. Oktober, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum. Obstbauern treffen sich KELSTERBACH. Zu seinem nächsten Monatstreff lädt der Obst- und Gartenbauverein für Donnerstag, 15. Oktober, ins Gasthaus "Zum schwarzen Bock" an der Gerauer Straße ein. Von 19 Uhr an sind auch Nichtmitglieder willkommen. KoKi präsentiert Liebesfilm GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Die Geschichte von den "Liebenden von Point- Neuf", gibt's im Kommunalen Kino Mainspitze am Donnerstag und Freitag, 15. und 16. Oktober, jeweils um 20 Uhr in den Burg-Lichtspielen Gustavsburg. Bibelausstellung KELSTERBACH. Zu einer Bibelausstellung lädt die evangelisch-lutherische Christus-Kirchengemeinde ein. Von Donnerstag, 15., bis 21. Oktober wird im Gemeinderaum in der Albert-Schweitzer- Straße das Buch der Bücher vorgestellt und die älteste Privatbibel der Stadt gesucht. Geöffnet: täglich, 15 bis 17 Uhr.

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Im Wortlaut: Resolution gegen den Fremdenhaß "Das ist versuchter Mord"

Der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald und Westend) hat auf seiner jüngsten Sitzung eine "Resolution gegen den Fremdenhaß" verfaßt. Die Resolution wurde von Reinhard Baigger (Grüne) geschrieben und alle Fraktionen des Stadtteilparlaments haben sie unterstützt. Wir dokumentieren sie im Wortlaut. Der Ortsbeirat 2 verurteilt die pogromartige Welle von Terror und Gewalt, mit der im Moment ausländische Flüchtlinge und in Deutschland lebende Ausländer überzogen werden.

Die Bilder von verängstigten oder unter Schockeinwirkung stehenden Flüchtlingen, der schwächsten Gruppe von Ausländern hier, von Fernsehjournalisten, die sich vor rechtsradikalen Gewalttätern auf Hausdächer flüchten müssen, sind unerträglich, ebenso wie die johlenden zustimmenden Sprechchöre "Hängt sie. Lyncht sie!". Das Werfen von Brandsätzen in Häuser, in denen Menschen schlafen, ist versuchter Mord.

Der Ortsbeirat erklärt seine Abscheu vor der ausgeübten rassistischen Gewalt und ihren offenen oder klammheimlichen Claqueuren. Jeder Mensch, unabhängig von Nationalität, Rasse oder Hautfarbe, hat Anspruch auf körperliche Unversehrtheit, Sicherheit und Schutz.

Die Sicherheitskräfte, denen der Schutz der angegriffenen ausländischen Mitbürger obliegt und die selbst Zielscheibe rechtsradikaler Gewalttäter werden, müssen in ihrer Arbeit unterstützt und bestärkt werden.

Im Ortsbezirk 2 leben viele ausländische Mitbürger, die zunehmend Angst empfinden, die Angriffe gegen Ausländer könnten auch auf Frankfurt übergreifen. Der Ortsbeirat versichert den ausländischen Bürgern seine Hilfe und Unterstützung gegen ausländerfeindliche Übergriffe oder Attacken. Es darf in dieser Stadt nicht so weit kommen, daß Wohnungen, Geschäfte oder Lokale von Ausländern angegriffen werden können.

Ausländische Mitbürger haben das gleiche Recht auf Sicherheit und Schutz wie deutsche. Ausländer sind dabei keine schlechteren oder besseren Menschen. Wo in den Stadtteilen Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher Nationalität entstehen, will der Ortsbeirat in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Ausländervertretung vermittelnd und klärend eingreifen, wo dies möglich ist. Der Ortsbeirat ist selbstverständlich auch Adressat für berechtigte Kritik von Verhaltensweisen ausländischer Bevölkerungsgruppen.

Berechtigte Kritik muß rechtzeitig Gehör finden, um sich nicht in Vorurteilen zu verfestigen oder gar in Zustimmung zu rechtsradikaler Gewalt zu münden. Hierin sehen die demokratischen Parteien im Ortsbeirat 2 eine vordringliche Aufgabe.

Die Politik ist aufgerufen, Fremdenfeindlichkeit, die auch durch Zukunftsangst und Orientierungslosigkeit entsteht, den sozialen Nährboden zu entziehen.

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Neue Krabbelgruppe im Mütterzentrum

KARBEN. "Gerade in den ersten Lebensmonaten der Babies entstehen oft Unsicherheiten, und viele Fragen kommen auf Eltern zu", berichtet Andrea Kemper. Sie ist im Mütterzentrum für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Das Zentrum ist dabei, in den Räumen einen neuen "Babytreff" einzurichten. Vor allem für hinzugezogene Eltern sei es wichtig, Kontakt mit anderen Müttern und Väter zu bekommen. Wer Interesse an einer Krabbelgruppe hat, kann sich melden bei Anne Franke, Tel. 0 60 39 / 4 17 60. de

Die Nordweststadt feierte ein zünftiges Oktoberfest und wählte ihre erste Titus-Königin

Die Sparsamen sind die Dummen Individuelle Wasserabrechnung nur im Einverständnis

"Wer wenig Wasser verbraucht und Müll vermeidet, wo er kann, ist eigentlich der Dumme." FR-Leserin Ellen B. stört sich an dem Abrechnungsmodus in ihrer Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Bad Soden-Neuenhein. Die Leserin zahlt jeden Monat eine Pauschale von 300 Mark Abschlag für Kaltwasser und für Müll - "eine Summe, die mir in dieser Höhe niemals begegnet war".

Ellen B., die allein lebt, wäscht nur alle zehn Tage einmal, ihr Abfall besteht gerade aus zwei bis drei kleinen Mülltüten und zehn Wochen im Jahr steht ihre Wohnung leer. Trotzdem zahlt sie die Umlage von 300 Mark, da Wasserverbrauch und Müllgebühren nach Quadratmetern Wohnfläche pauschal abgerechnet werden.

"Ich zahle die gleiche Summe wie eine fünfköpfige Familie", meint die Leserin, "dieser Abrechnungsmodus gibt keinen Anreiz für ein sparsames Umgehen mit Wasser und Müll."

Der Eigentümer des Hauses war laut Ellen B. bereit, die Wohnungen mit Wasseruhren für die einzelnen Mieter nachzurüsten. "Das scheiterte aber am Widerstand einiger weniger Mitbewohner, die ein begreifliches Interesse an der Beibehaltung der anonymen Abrechnung haben", berichtet Ellen B. Stellt sich nur ein Mieter bei der Nachrüstung von Kaltwasserzählern quer, ändert sich am Status quo nichts.

"Es gibt ja einige Leute, für die eine solche Nachrüstung von Nachteil sein kann", weiß auch Helmut Koyk, Abteilungsleiter bei der "Gemeinnützigen AG für Angestellten-Heimstätten", die die Wohnungen verwaltet.

Das Hessische Wohnungsbauministerium, an das sich Ellen B. mit einer Petition gewandt hatte, teilte ihr mit: Es sei richtig, daß dieser Abrechnungsmodus nicht dazu anhalte, den Wasserverbrauch oder das Müllaufkommen zu reduzieren. Allerdings könne die geltende Vereinbarung, Wasserverbrauch und Müllgebühren über einen Pauschale abzugelten, "nur einvernehmlich zwischen allen Mietern einerseits und dem Vermieter andererseits geändert werden".

Derzeit entwirft das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen eine Neufassung der Hessischen Bauordnung: Dieser Entwurf sieht bei Neubauten eine obligatorische Ausstattung der Häuser mit Wasseruhren vor.

Sollen Altbauten mit den Wasserzählern nachgerüstet werden, müssen auch in Zukunft alle Mieter unterschreiben. mku

"Ein Indio darf den Tag nicht verschlafen"

SCHWALBACH. "Ein Indio darf den Tag nicht verschlafen." So heißt der Titel eines Kinder-Musicals, das am Sonntag 18. Oktober, um 16 Uhr im Schwalbacher Bürgerhaus aufgeführt wird. Veranstalter ist der Schwalbacher Kulturkreis.

Erzählt wird die Geschichte eines Jungen aus Bolivien, der vom Dorf in eine große Stadt zieht, sich dort einer Kinderbande anschließt, die aus geklauten Autoreifen Sandalen macht. Das Musical schildert Armut, aber auch Lebensfreude in dem südamerikanischen Land.

Das Singspiel ist keine der üblichen Schultheateraufführungen. Die Musik wurde eigens für das Stück von Rudi Federspiel, Musiklehrer am Oberurseler Gymnasium, komponiert. Regisseur Michael Gonszar aus Sulzbach hat das Musical mit 10- bis 17jährigen Schülern aus verschiedenen Schulen und Schulformen einstudiert. Die Proben laufen schon seit Monaten. Uraufführung des Indio-Musicals war in der Oberurseler Stadthalle. fw

Mütterzentrum informiert über "Vollwerternährung"

KARBEN. Einen Kursus zu vitalstoffreicher Vollwerternährung bietet das Karbener Mütterzentrum freitags ab dem 23. Oktober im neuen Haus in der Hauptstraße von Okarben an.

Täglich erkranken mehr Menschen an ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten: Rheuma, Arthrose, Fettsucht oder Verstopfung. Statistisch werden die Menschen zwar älter, aber immer häufiger und in jüngeren Jahren von Krankheiten geplagt, heißt es in der Ankündigung des Mütterzentrums. Diese Krankheiten sind oft ernährungsbedingt.

Eine vitalstoffreiche Vollwerternährung kann diesen Gefahren vorbeugen - vor allem im Kindesalter. Vollwerternährung ist keine Diät, sondern die beste und schmackhafteste Art, die Gesundheit zu erhalten. Wie man sich im "Dschungel" von "Bio, Natur, Reform" zurechtfindet, vermittelt der Kursus. Informationen dazu gibt es bei Elke Süßkoch unter der Telefonnummer 0 61 87 / 2 18 05. de

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Wasser läßt Landrat nicht kalt Die Situation ums kostbare Naß ist Thema bei der Verwaltung

KREIS GROSS-GERAU. Die Grundwassersituation im Kreisgebiet beschäftigt sowohl die Untere Wasserbehörde als auch weitere Verwaltungs- und Fachbehörden im Landratsamt eingehend. Dies erklärte Landrat Enno Siehr auf eine Initiative des Naturschutzbundes (DBV) hin.

Man habe sich darauf eingestellt, beispielsweise durch Bewirtschaftungspläne, denkbare negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Landrat Siehr macht sich in dem Schreiben ebenfalls auch für ein allgemeines Umdenken beim Umgang mit Niederschlags- und Trinkwasser stark.

Ziel müsse sein, das zur Verfügung stehende Wasserpotential möglichst schonend und dennoch optimal zu bewirtschaften.

Dabei setze er in erster Linie auf freiwillige Verhaltensänderungen bei den Bürgerinnen und Bürgern, betonte der Landrat. In Ausnahmefällen könnten sich allerdings auch verschärfte behördliche Auflagen wie zum Beispiel die Wassernotstandsverordnung vom August diesen Jahres als unvermeidlich erweisen.

Darüber hinaus ging Enno Siehr auch auf die Anregung des Naturschutzbundes ein, der eine Überprüfung angeregt hatte, inwieweit in Rüsselsheim eine Wiederversickerung von entnommenem und gereinigtem Grundwasser im Bereich der Adam-Opel-AG erfolgen könne.

Entsprechende Pläne seien mit dem Automobilkonzern längst erörtert worden, war von Landrat Enno Siehr zu erfahren. Noch in diesem Jahr solle die erste Teilversickerung beginnen. Wenn die begleitenden Untersuchungen gute Resultate zeigten, stehe einer vollständigen Versickerung auf dem Opel-Gelände gereinigten Wassers bis Ende 1993 nichts im Wege. cas

MÖRFELDEN-WALLDORF. Oberflächen- und Brauchwassernutzung durch Sportvereine wird finanziell vom Land Hessen gefördert. Darauf verwies der SPD-Landtagsabgeordnete Jürgen May. Vereine, die durch Errichtung von Tanks oder Zisternen sowie andere Techniken wertvolles Trinkwasser einsparten, könnten mit einer schnellen und unbürokratischen Hilfe rechnen.

Ein formloser Antrag ans hessische Ministerium des Inneren und für Europaangelegenheiten genüge. cas

Alter des Kuchens ungeklärt Handelskette bestreitet doppeltes Mindesthaltbarkeitsdatum

Zwei Päckchen Streuselkuchen haben FR-Leserin Heide W. gründlich den gemütlichen Kaffee-Nachmittag mit ihrer Mutter verdorben. Ihr Befund, als sie den Kuchen anschneiden wollte: "staubtrocken und knochenhart". Als sie die beiden Päckchen näher unter die Lupe nahm, habe sie unter den Aufklebern mit dem Haltbarkeitsdatum ein weiteres Datum entdeckt, berichtet Heide W., und zwar den 26. Juni 1990. Mehr als zwei Jahre, so ihre Vermutung, könnte der Kuchen schon alt sein. Die beiden Päckchen schickte Heide W. an die Geschäftsleitung der Firma Tengelmann in Wiesbaden, verbunden mit der Aufforderung, "doch mal selbst zu probieren".

Dieter Rosenschon, Bereichsverkaufsleiter der Firma Tengelmann, bestreitet Heide W.s Darstellung rundweg; ein zweites Datum gebe es nicht. Die Lieferanten würden regelmäßig die Regale in den Märkten überprüfen, Ware mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum austauschen. Ein zwei Jahre alter Kuchen wäre überdies "mittlerweile grün vor Schimmel". Heide W.s Vermutung könne außerdem schon deswegen nicht zutreffen, weil Tengelmann mit dem betreffenden Großbäcker erst seit einem halben Jahr im Geschäft sei. Und überhaupt, so Rosenschon weiter, "könnten wir uns solche Nachlässigkeiten gar nicht erlauben".

Zuständig für die Lebensmittelkontrolle ist das Staatliche Veterinäramt. Dessen Leiter Fritz Merl erklärte, daß sein Amt bei regelmäßigen Überprüfungen in Frankfurter Geschäften hin und wieder Produkte von nicht einwandfreier Qualität feststelle. Solche Mängel seien jedoch, insgesamt gesehen, die Ausnahme. Geschäfte, die mit verdorbenen Waren auffallen, würden verstärkt kontrolliert.

Merl empfiehlt Kunden, die Beanstandungen haben, sich an die Marktleiter zu wenden. "Nach unserer Erfahrung regeln sich die meisten Fälle auf diese Art und Weise", inklusive Umtausch der Ware und Entschuldigung.

Hinweise bei Beanstandungen nimmt jedoch auch das Staatliche Veterinäramt entgegen. vo

In Butzbach arbeitet eine Bundesbehörde, die angeblich niemand kennt und die es eigentlich nicht gibt Wer lüftet das Geheimnis vom Speckweg? Die spärlichen Hinweise weisen in die Richtung des Geheimdienstes in Pullach

BUTZBACH. Wer hätte gedacht, daß man Geheimnisse anrufen kann! Im Butzbacher Telefonbuch steckt ein mächtiges Mysterium auf Seite 190, zweite Spalte, hinter der Nummer 0 60 33 / 41 33. Es heißt "Bundesstelle für Fernmeldestatistik". Die Behörde residiert am Speckweg zwischen Butzbach und Hoch-Weisel. Sie liegt dort auf freiem Felde in der Nähe des Heldenfriedhofs, hinter einem Bretterzaun. Neben zwei Häuschen ragen Antennen in die Höhe. Die FR wollte genau wissen, wozu die gut sind. Sie bekam auf ihre Nachfragen jede Menge Abfuhren, wolkig-unbestimmte Antworten und drei Hinweise auf den Bundesnachrichtendienst in Pullach.

"Meßstelle, guten Tag!" wünschte die freundliche Telefonistin am Speckweg dem neugierigen Anrufer. Er fragte den Dienststellenleiter Schumacher, was die Fernmeldestatistiker so machen. Statistiken vielleicht, wie oft die Wetterauer telefonieren? "Nein", sagte Herr Schumacher. "Mit Telefonen haben wir gar nichts zu tun. Wir machen Statistiken über Fernmeldeanlagen und ähnliches." Die Tätigkeit seiner Behörde sei überregional. "Es werden halt alle Fernmeldeanlagen, die es in der Bundesrepublik gibt, statistisch erfaßt. Ob ziviler Natur oder behördlicher Natur, da muß es ja irgendwelche Unterlagen drüber geben. Über die Art und so weiter."

"Sie sind also ein Inventar-Amt?", fragte der FR-Redakteur. "Ja, so könnte man es in etwa bezeichnen." Die Meßstelle achte darauf, daß beispielsweise Funkamateure die ihnen zugewiesenen Frequenzen nicht verlassen.

Ob sein Amt zur Telekom gehöre? "Ja," sagte Herr Schumacher, "da gehören wir zu". Aber nicht nur. "Wir werden von anderen dirigiert", sagte der Chef von angeblich sieben Bediensteten auf penetrantes Nachfragen. Ihm war partout nicht zu entlocken, wer sein oberster Dienstherr sei.

Bei der Bundespost sind die Fernmelde-Statistiker unbekannt. "Hab ich noch nie gehört", hieß es im Bonner Bundespostministerium. "Das ist sicherlich keine Geschichte der Telekom", meinte der Pressesprecher der Frankfurter Oberpostdirektion. "Vermutlich gehört das Ganze zum Bundesinnenministerium". Aber dort war ebenfalls fernmeldestatistische Fehlanzeige. "Uns ist das auf jeden Fall nicht unterstellt", versicherte eine Dame in der Pressestelle des Herrn Seiters.

Im Mainzer Bundesamt für Post und Telekommunikation sitzen die regulären Frequenzwächter der Republik. Sie unterhalten 55 Außenstellen, aber keine am Butzbacher Speckweg. Die nächsten Stützpunkte des Funkmeßdienstes sind nach Auskunft eines Mainzer Bundesamt-Bediensteten in Eschborn, Kassel und Fulda.

Wo bleibt da die Butzbacher Bundesstelle für Fernmeldestatistik? "Es gibt doch so drei Geheimdienste", sagte der sachkundige Gesprächspartner. "Die horchen rein, was sich so im benachbarten Ausland tut. Eventuell auch im Inland". Derartige Stationen hätten vor der Wiedervereinigung in Richtung DDR gehorcht. Beispielsweise zum "Kanal fünf - Inselberg". Dieser Berg in Thüringen habe einst als Relaisstation für Polizei- und andere Mobilfunkdienste der DDR gedient.

Die Antennen der Butzbacher Fernmeldestatistiker müssen hochempfindlich sein, erinnert sich der ehemalige Polizist und jetzige Butzbacher Bürgermeister Klaus-Jürgen Fricke. Zweimal habe die Bundesstelle Feuer im Bereich Butzbach gemeldet, da die Hitze offenbar den Empfang gestört habe. Falls jemand in die Meßstelle einzubrechen versuche, gehe in der Butzbacher Polizeiwache ein automatischer Alarm los. Als stellvertretender Polizeichef und jetzt als Bürgermeister wurde Fricke niemals über die genaue Funktion der Butzbacher Bundesstelle eingeweiht. Sie habe etwas mit "Pullach" zu tun, vermutet er.

Im Camp King bei Oberursel gründete der US-Geheimdienst CIC Ende 1946 die "Organisation Gehlen", erfuhr der Bad Homburger Historiker Bernd Vorlaeufer- Germer bei seinen Recherchen für ein Buch über die Militärgeschichte im Hochtaunuskreis. Im Dezember 1947 habe man die einst für Hitler tätigen Geheimdienstler unter Gehlens Kommando nach Pullach versetzt. Mitte der fünfziger Jahre sei ihre Dienststelle in "Bundesnachrichtendienst" (BND) umbenannt worden. Eine Filiale sei offenbar als "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" etwa 15 Jahre lang im US-Militärstützpunkt auf Schloß Kransberg bei Usingen ansässig gewesen. Danach, so Vorlaeufer-Germer, wirkte sie angeblich bei Butzbach. Die BND- Leute hätten von dort Funkkontakt zu ihren Agenten in der DDR gehalten.

Die DDR gibt es nicht mehr. Was machen die vermeintlichen Geheimdienstler am Speckweg jetzt? Hören sie etwa Telefongespräche ab, die vom Steinkopf-Fernsehturm abgestrahlt werden? Der Fachmann vom Mainzer Bundesamt für Telekommunikation glaubt nicht, daß sich die Leute vom Speckweg in den Richtfunkstrahl mit seinen 960 parallelen Telefonverbindungen einschalten können. Aber vielleicht wisse ja das Bundeskanzleramt Genaueres über die Fernmeldestatistiker.

Natürlich nicht. Die Dame in Helmut Kohls Pressestelle fand nur eine Bundesstelle für Büroorganisation in der Übersicht der Regierungs-Dienststellen. Doch immerhin rückte sie die Telefonnummer des Pullacher Bundesnachrichtendienstes heraus. Wenn man dort anruft, meldet sich der Pressereferent mit seiner Durchwahl: "Hier 089 / 793 010, guten Tag?"

"Guten Tag", sagte der Anrufer von der FR. "Ich wüßte nur gern, ob die Butzbacher Bundesstelle für Fernmeldestatistik zu Ihrer Behörde gehört." Der Geheimdienstler gab sich freundlich zugeknöpft: "Wenn Sie's nicht wissen, weiß ich es auch nicht. Dazu kann ich Ihnen überhaupt nichts sagen."

In Bonn fand die Fernsprechauskunft übrigens eine weitere Bundesstelle für Fernmeldestatistik. "Wir sind nur die örtliche Bauleitung" beschied die Dame am Telefon dem Anrufer. Wo denn die zentrale Dienststelle liege? In 8035 Gauting 2, bei München, Wanneystraße 10. Hoffnungsfroh wählte der Journalist die angegebene Nummer: 089 / 85 03 684. Doch die Telefonistin weigerte sich, den Kontakt zum Dienststellenleiter oder einer vorgesetzten Behörde herzustellen. Einen Pressesprecher habe man nicht: "Wir geben keine Antwort. Sie müssen schreiben, wenn Sie was wollen. Vielleicht kriegen Sie dann eine Antwort . . ."

KLAUS NISSEN

Vom Leben im Konflikt Petr Rezek über Dissidenten

Viele sozialkritische Intellektuelle im "Westen" haben gehofft, daß die Revolutionen im "Osten" auch den arrivierten Demokratien westlichen Typs neue Impulse geben würden. Die polnischen "Bürgerkomitees", die ungarischen "Freien Demokraten" und das tschechoslowakische "Bürgerforum" erschienen ihnen als Vorbilder für spontane, nicht bürokratisierte und nicht professionalisierte politische Zusammenschlüsse. Kein Wunder also, daß bei der Vortragsreihe "Denken ohne Geländer. Wege in die Freiheit und Verantwortung - Erkundungen über die Demokratie" auch dem tschechischen Philosophen und Dissidenten Jan Patokka eine Veranstaltung gewidmet wurde.

Patocka wurde 1939 von den Deutschen, 1948 von den Kommunisten von der Prager Universität, an der er lehrte, vertrieben und erhielt erst während des Prager Frühlings einen Lehrstuhl an der Karls-Universität. Bereits 1970 wurde er zwangsemeritiert. Als Spiritus rector im Untergrund tätig, wurde der Philosoph einer der Sprecher der "Charta 77". Im März 1977, unmittelbar nach langen harten Verhören, starb Patocka 69jährig.

Der Prager Philosoph Petr Rezek warnte jetzt bei seinem Frankfurter Vortrag davor, Patockas Philosophie der Gedichte als eine Theorie der politischen Dissidenz zu verstehen. Patockas Ideal vom "Leben in der Wahrheit" meinte eigentlich eine ganz unpolitische, rein kontemplative Existenz. Dem "Leben in der Wahrheit" geht es Patocka zufolge um das Erscheinen der Dinge, nicht aber unmittelbar um die Erscheinungen, also die Sachen selbst.

Doch auch Václav Havels Vorstellung vom "Leben in der Wahrheit" ist, wie Rezek meint, unpolitisch. Havel geht es um die authentische, verantwortliche, individuelle Existenz. Für Rezek birgt Havels pathetische Vorstellung vom ganz und gar wahrhaftigen politischen Engagement die Gefahr eines elitären Moralismus in sich. Wenn der Dissident sich als denjenigen versteht, der "in der Wahrheit" lebt, dann leben die, die sich bloß durchwurschteln und sich mit den Verhältnissen arrangieren, in der "Lüge".

Nicht in der Wahrheit, meint Rezek, leben die Dissidenten, sondern im Konflikt. Mit leisem Sarkasmus zerstört Rezek das Bild vom Widerstandskämpfer, der im Bewußtsein höchster moralischer Werte und mit größtem Verantwortungsbewußtsein den politischen Kampf auf sich nimmt. Man könne auch rein zufällig mit dem System in Konflikt geraten, oder aus Abenteuer- und Risikofreude, oder aber aus angeborener Renitenz.

Die pathetische und elitäre Selbststilisierung der ehemaligen Dissidenten bringt für Rezek Gefahren mit sich für ihr Verhalten unter "normalen", demokratischen politischen Bedingungen. Im Unterschied zu Patocka und Havel habe Hannah Arendt die politische Sphäre zutreffend beschrieben: als einen Raum des In-Erscheinung-Tretens der vielen und individuell verschiedenen Menschen, die sich gegenseitig als Freie anerkennen. ANDREAS KUHLMANN

Multivisionsschau, Vortrag und Börse

NIDDERAU. Die "Fischknipser Köln" sollen unter Eingeweihten eine Sensation sein. Die tauchenden Fotograf(inn)en vom Rhein sollen dieses Jahr auch den "aquaristischen Sonntag" des Nidderauer Vereins "Aqua-Terra" zu einer attraktiven Sache machen.

Er wird am 18. Oktober, 10.30 Uhr, eröffnet. Neben ihrer Multivisionsschau "Lebensraum Süßwassser" werden an diesem Tag in der Schloßberghalle Windecken auch noch ein Lichtbild-Vortrag gezeigt ("Nach Mexiko und nicht nur der Fische wegen") und nachmittags eine Börse eröffnet, bei der Vereinsmitglieder Fische und Pflanzen aus eigener Nachzucht anbieten.

Die Schau "Lebensraum Süßwasser" arbeitet mit 16 Diaprojektoren. Zuschauer(innen) werden dabei auf eine Reise durch Flüsse und Seen der ganzen Welt mitgenommen, die nicht nur in ihrer Schönheit gezeigt werden.

Auch die zunehmende Zerstörung dieser Unterwasser-Paradiese durch den Menschen soll dabei aufgezeigt werden. Ul

Überraschungen auf dem Bauernmarkt

BAD VILBEL. Überraschungen gibt es beim Bauernmarkt auf dem Hof der Stadtschule beim Herbstmarkt am Samstag, 10. Oktober, 9 bis 12 Uhr. Die Bauern werden Futterrüben mitbringen, so daß Kinder an Ort und Stelle Dickwurzlaternen schnitzen können. Blechkuchen und Kaffee gibt es auch. Die Markt-Beschicker starten eine Umfrage, um sich noch besser auf die Wünsche der Verbraucher/-innen einzustellen. Eine Tombola gibt es auch.

Ausflüge und ein Theaternachmittag

BAD VILBEL. Ausflüge und einen Theaternachmittag bietet die Jugendpflege in den Herbstferien an. Am Dienstag, 6. Oktober, wird das Erlebnisbergwerk Merkers in Thüringen besucht.

Abgefahren wird um 9 Uhr am Spieliglu Heinestraße. Die Teilnahme kostet 20 Mark.

Am selben Tag gastiert das Offenbacher Figurentheater um 15 Uhr in der Alten Mühle. Der Eintritt kostet fünf Mark.

Am Mittwoch, 7. Oktober, können Kinder ab sieben Jahren in das Postmuseum nach Frankfurt fahren (7 Mark). Treffpunkt ist 12.30 Uhr am Spieliglu Heine- straße.

Der dritte Ausflug ist für Donnerstag, 8. Oktober, vorgesehen. Kinder ab neun Jahren könne den Panoramapark Kirchhunden im Sauerland besuchen. Kosten 20 Mark. Abfahrt um 8 Uhr. Anmeldungen Tel. 602-312. hm

1. Hanauer THC schloß Hockey-Feldrunde als Sechster ab "Darauf kann man aufbauen" Mit jungem Team in der zweiten Bundesliga gut mitgehalten

Mit einem ausgeglichenen Punktekonto schlossen die Hockeyspieler des1. Hanauer THC die Feldsaison der 2. Bundesliga als Rangsechster ab. Zum Abschluß mußten sie auf eigenem Platz noch zwei Niederlagen hinnehmen, boten aber durchaus ansprechende Leistungen. "Es war eine positive Saison für uns, mit vielen guten Spielen", resümiert Spielertrainer Harald Koch, der im Verlauf der Runde fünf Nachwuchsspieler in sein Team integrierte. Zwischen 18 und 19 Jahre alt sind Sören Mertens, Niels Höra, Christian Josenhans sowie Jens und Joachim Ritter, die aller erstmals zum Stamm der Mannschaft gehörten. "Darauf kann man aufbauen", meint der Coach, dessen Team gegen Ende der Saison von Verletzungspech geplagt wurde.

Unter anderem hieran lag es, daß auch der Saisonausklang erfolglos verlief. Doch auch ohne die verletzten Harald Koch und Joachim Ritter wäre für die Hanauer gegen die Zehlendorfer Wespen mehr "drin" gewesen als das unglückliche 2:3. Sören Mertens hatte die Gastgeber nach 20 Minuten in Führung gebracht, die Zehlendorf durch einen berechtigten Siebenmeter ausglich. Der Führungstreffer der Gäste (38.) resultierte jedoch aus einem völlig unverständlichen Siebenmeter, dessen Ursache wohl nur für die Schiedsrichter auszumachen war. Christian Eberhardt schaffte zwar den Ausgleich (56.), doch ein Konter der Berliner führte zwei Minuten darauf zum 2:3-Endergebnis. Diesem Tor soll ein Foul vorangegangen sein. Zum Glück ging es für die Hanauer um nichts mehr, die ein mindestens ein Remis verdient gehabt hätten.

Gegen den HC Lichterfelde verlor das Team von Harald Koch tags darauf allerdings völlig zurecht mit 1:3. Den Führungstreffer von Harald Tauchert (8.) verwandelten die Gäste innerhalb von vier Minuten (28./32.) in ein 1:2, nachdem Carsten Eimer die Latte getroffen hatte (16.) und knapp gescheitert war (18.). "Dann ging nichts mehr bei uns, wir konnten uns nicht mehr aufbäumen", gesteht Koch zu, daß sein Team sich nicht mehr so recht motivieren konnte. Motivieren wollen sich die Hanauer nun für die anstehende Hallenrunde in der Regionalliga. Die Vorbereitung beginnt bereits zwei Wochen nach den letzten Spielen. Der Trainer ist optimistisch, in der Halle besser abzuschneiden: "Wir haben viel dazugelernt. Wenn wir vom Verletzungspech verschont bleiben, können die Aufstiegsrunde zur Bundesliga schaffen."

1. HANAUER THC: Christian Josenhans - Wolfgang Lenz - Harald Tauchert, Marco Jankowsky, Michael Bergmann (Christian Eberhardt) - Wolfgang Koch, Sören Mertens, Gunther Schoppe (Andreas Gick) - Jens Ritter (Peter Gerst), Carsten Eimer, Niels Höra ina

Metropole aus weiblicher Sicht "Frauenstadtbuch Frankfurt", ein besonderer Wegweiser

Der Über-Frankfurter erfährt wenig Respekt. Mit "unnachahmlicher Umständlichkeit" habe er sich über seine unglückliche Schwester ausgelassen, heißt es da über Goethe. Cornelia G. steht für all die Frankfurterinnen, die im Schatten ihrer Männer, Väter, Brüder verkümmert sind. Gut 200 Jahre später melden sich jene zu Wort, die Parks als "Toleranzzonen" empfinden, in denen sie sich zumindest bei Tageslicht ungeniert bewegen können. Mit allem anderen, was assoziativ mit Frankfurt verbunden ist - Hochhäuser, Verkehrsknoten, Kulturtempel und Rotlichtviertel - haben sie wenig zu tun, die Frauen, die 52,6 Prozent der Einwohner stellen. Ihnen will das neu erschienene "Frauenstadtbuch Frankfurt" ein Wegweiser sein.

Herausgegeben wurde das Taschenbuch von WEIBH, dem Verein zur Förderung weiblicher Erkenntnisse in Hessen. Dessen Mitglieder setzen zunächst auf Stärkung des weiblichen Selbstbewußtseins, indem sie in 13 Beiträgen aufdröseln, was Frauen hier geleistet haben - auch wenn sie, wie die verdienstvolle Jenny Apolant, längst vergessen sind. Ebenso wie die unbekannten Verfasserinnen des Slogans "Befreit die revolutionären Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen", die 1968 mit dem "Weiberrat" das Zeitalter der neueren Frauenbewegung eingeläutet haben.

Die Arbeitswelt von Frauen bildet den zweiten Schwerpunkt. Hier sind 14 Arbeiten zusammengefaßt, von der Bestandsaufnahme über Behinderung von Frauen im Beruf bis zu Berichten über Frauenbetriebe. Unter der Überschrift "Überleben in der Metropole" bekommen Wohnungsfragen, Alleinerziehende, Alte, Behinderte und Ausländerinnen ein Forum, und in all diesen Bestandsaufnahmen wird die weibliche Sicht deutlich. Dort ist beispielsweise nicht von fehlenden Wohnungen nahe der Arbeitsplätze die Rede. Andersherum: Vermißt werden Arbeitsplätze nahe der Wohnung.

Universität und das gepriesene Frankfurter Kulturleben kommen mit ihren Beiträgen für Frauen nicht gut weg, deshalb wird breiter Raum eingeräumt für Frauenprojekte und die Darstellung kulturschaffender Frauen, von der Kabarettistin Cornelia Niemann bis zu Lia Wöhr.

Kaum ein Lebensbereich ist ausgeklammert in diesem Nachschlagewerk mit der bisweilen etwas spröden Sprache, das keineswegs zum Flanieren durch die Stadt animiert, aber eine Vielzahl sachlicher Informationen bietet - auch über Frauenthemen, die abseits der "Bewegung" liegen.

Das Handbuch ist zum Preis von 29,80 Mark erhältlich im Buchhandel oder beim Frauenbuchversand, Postfach 52 66, 6200 Wiesbaden. abi

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Giftmüll unter den Apfelbäumen Eine Journalistin aus Hermannstadt beschreibt einen deutsch-rumänischen Skandal

Seit Monaten gibt es einen deutsch-rumänischer Giftmüllskandal. Fässer, gefüllt mit Giftmüll aus den Bundesländern Saarland, Sachsen und Sachsen- Anhalt, wurden von skrupellosen Exporteuren in der Gegend von Sibiu (Hermannstadt) "entsorgt". Bekannt wurde der Skandal hierzulande durch die Umweltorganisation Greenpeace, die jetzt eine Gift-"Probe" nach Deutschland zurückbrachte. Freilich stoppten die deutschen Behörden den Laster an der Grenze und schafften die Giftfässer in ein Zwischenlager in Meerane (Sachsen). Hessen hat sich mittlerweile bereit erklärt, einen Teil des Giftmülls aufzunehmen. Über die Vorgeschichte des Skandals informiert der folgende Bericht, verfaßt von der Journalistin Veronika Muntean-Berger, die bei der deutschsprachigen Hermannstädter Zeitung arbeitet.

Es sollte ein "symbolischer Rücktransport an den Absender" sein: "Zwölf Fässer, gefüllt mit deutschem Giftmüll aus den Bundesländern Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt, schafft die Umweltschutzorganisation Greenpeace jetzt aus Sibiu/Hermannstadt nach Deutschland zurück", bekundete die Umweltorganisation. Man wolle die Bundesregierung und die Umweltminister der betroffenen Bundesländer "zwingen, ihre seit dem 26. Mai wiederholten Versprechungen einzulösen, die illegal exportierten Giftabfälle nach Deutschland zurückzuholen und zu Hause unschädlich zu machen". Eine Stunde später fuhr ein Großlaster in Richtung Miercures Sibiului (Reußmarkt) los.

In Reußmarkt und den beiden Nachbarorten, Apoldu de Sus (Großpold) und Dobirca (Dobring), waren die ersten illegalen Müllexporte vor einem Jahr eingetroffen. Den Ortsbewohnern, die das Abladen der Fässer verfolgt hatten, sagte man damals, es sei "Wirtschaftsgut", das dort gelagert werde - Herbizide und Pestizide, nützlich für die Landwirtschaft. Man schloß ihnen den Mund mit Versprechungen, sie bekämen von der Ware auch genügend ab.

Hätte die vielgelesene rumänische Tageszeitung Romania Libera nicht Monate später, nämlich am 28. Januar, unter dem Titel "Müllverbrennungsanlage!" einen Bericht veröffentlicht, wäre die ganze Müllaffäre wahrscheinlich noch lange unter der Decke geblieben. Aus dem Bericht ging hervor, daß drei Verbrennungsanlagen für je 120 000 Jahrestonnen Importmüll aus Westeuropa in der Nähe der Städte Drobeta-Turnu-Severin, Temeswar und Hermannstadt gebaut werden sollten. Das saarländische Unternehmen "Tyre Recycling Industrie" (TRI) wolle die Anlagen von der französischen Firma INOR errichten lassen. Chemiker aus Hermannstadt kritisierten die Pläne in einer Stellungnahme in der Hermannstädter Zeitung: "Eine düstere Zukunft steht uns bevor, wenn tatsächlich in Hermannstadt 120 000 Tonnen Abfälle aus Westeuropa pro Jahr über eine Zeitspanne von 15 Jahren verbrannt werden sollen . . . Die Präfektur des Kreises Mehedinti hat den Vertrag mit der französischen Firma bereits unterzeichnet. Der Bau einer Müllverbrennungsanlage wird 85 Millionen Dollar kosten, die die ausländische Firma begleicht . . . Wie werden diese Anlagen effektiv betrieben werden?"

Am 12. Dezember vergangenen Jahres hatte das rumänische Industrieministerium - vertreten durch Professor Dolphi Drimer, der auch Vizepräsident der ökologischen Bewegung (!) war - das entsprechende Absichtsprotokoll unterzeichnet. Natürlich war keiner in Rumänien so naiv zu glauben, daß nur Hausmüll aus dem Westen in den Anlagen entsorgt werde. Schon in den Jahren 1986 und 1987 sollen nach Greenpeace-Recherchen "mindestens 6000 Tonnen Giftmüll aus Italien . . . unter anderem nach Sulina in Rumänien gelangt" sein. Aber wer hätte nach dem erwähnten Zeitungsartikel in der rumänischen Tageszeitung gedacht, daß schon längst Giftmüll im Kreis Hermannstadt lagerte? Die Bauern in Reußmarkt, Großpold und Dobring jedenfalls sagten nichts.

Wiederum Monate später, am 15. Mai, kam es dann zum großen Skandal. 99 Chemikalienfässer à 200 Kilo wurden im Hof des Maschinenbaubetriebs Indes in Hermannstadt beschlagnahmt. Greenpeace hatte den Hinweis gegeben. Die Fässer waren zum Teil verbeult, angerostet, manche leck. Ein Faß war ausgelaufen und hatte danebengelagerte verätzt. 20 Behälter "zierte" ein Totenkopf und die Aufschrift "hochgiftig".

Die Vorgeschichte: Die Firma Indes hatte einen Vertrag mit Rußland über die Lieferung von Maschinen abgeschlossen, ihre fehlte aber Farbe für die Lackierung. Eine Firma namens Pine- Park, die von zwei ehemaligen Securitate-Offizieren geleitet wird, bot sich an, diese günstig aus dem Ausland zu besorgen. Im Januar wurde der entsprechende Vertrag abgeschlossen. Die "Ware" kam dann mit vier Transportern an und wurde im Fabrikshof gelagert.

Am 4. Mai versiegelte die Polizei die Fässer und konfiszierte von Pine-Park den Erlös durch den Farbenverkauf. Bei einer weiteren Kontrolle entdeckten das Umweltamt, die Gesundheitsbehörde und der Zivilschutz des Militärs hatten nämlich unter den Farben auch noch 52 Fässer alte Rostschutzmittel, Kisten mit Rattengift und Insektiziden sowie Spachtelmasse ohne Herstellerdatum in großen Mengen. Am 17. Juni wurden Vertreter der Firmen Pine-Park und TRI wegen Verstößen gegen das Handelsgesetz zu je 60 000 Lei Bußgeld verurteilt. Beide legten Berufung ein, der Verhandlungstermin wurde vom Stadtgericht für den 24. Juni festgelegt und dann auf Dezember vertagt.

Der Mai war für die Hermannstädter 1992 wahrlich kein Wonnemonat: In den umliegenden Orten Reußmarkt, Großpold, Dobring, Saliste und Großau entdeckte man die Fässer mit Pestiziden und Herbiziden. Es handelt sich dabei um 600 Tonnen, die in Scheunen, in Lagerhallen, in Kellern oder gar unter freiem Himmel unbewacht liegen. Ein halbes Jahr lang war fast wöchentlich ein Transport aus der Bundesrepublik angekommen. Greenpeace vermutet, daß insgesamt mehr als 2000 Tonnen Giftmüll abgelagert wurden. Im Brunnenwasser von Reußmarkt sind unterdessen hohe Werte an Chlorkohlenwasserstoffen gemessen worden.

Besorgt verfolgt die Bevölkerung des Kreises Hermannstadt nun über Parabolantenne, was mit der Greenpeace-Mannschaft weiterhin geschieht und hofft, daß dem "zynischen Spiel auf Zeit" (Greenpeace-Experte Andreas Bernstorff) endlich ein Ende gesetzt werde. Die Bevölkerung gibt sich entschlossen, ihrer Unzufriedenheit durch weitere Protestaktionen Ausdruck zu verleihen und es nicht bloß bei Schweigemärschen (wie im Mai in Hermannstadt) oder bei Blockaden der Europastraße, die durch Reußmarkt und Großpold führt, zu belassen. Niemand hat vergessen, was das "Demokratische Forum" der Deutschen in Rumänien schon im Mai bekanntgegeben hat: "Die weitere Lagerung auf ungewisse Zeit und unter unzulänglichen Bedingungen dieser giftigen Substanzen, deren Gültigkeit längst abgelaufen ist, stellt eine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen dar, die unvorsehbare Folgen haben kann . . ."

VERONIKA MUNTEAN-BERGER

CDU für neues Parkhaus in der Innenstadt

OFFENBACH. Auch nach dem Rückbau der Berliner Straße müßten dort genügend Parkplätze vorhanden sein, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Günther Hammann zu Gerüchte, wonach dann nur noch 35 Parkplätze in jeder Fahrtrichtung existieren sollen. Die CDU habe dem Rückbau nur unter den Prämissen zugestimmt, daß die Nordumgehung bleibt, die B 448 über den Bieberer Berg weitergebaut werden kann und ausreichend Ersatzparkplätze geschaffen werden. Deshalb müsse in der Kante Berliner-/Bahnhof-/Kaiserstraße ein Parkhaus gebaut werden. Der Individualverkehr dürfe nicht durch Parkplatzverknappung aus der City verdrängt werden. pmü

Das Thema Asyl für die Wahlen "mißbraucht"

HANAU. Der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Hans Heimerl hat der Hanauer CDU-Chefin Margret Härtel vorgeworfen, mit ihren Ausführungen das Thema Asyl "für die Kommunalwahl mißbraucht" zu haben (die FR berichtete). Wenn sich Härtel zu mehr als der Hälfte ihrer Redezeit vor dem Parteitag mit Asylbewerbern beschäftige, zeuge das von mangelnder kommunalpolitischer Kompetenz. Denn in Hanau gebe es genug andere Themen wie Stadt- und Verkehrsentwicklung, Wohnungsbau, Schulen und Kitas.

Das Thema Asyl im Wahlkampf zu mißbrauchen, hält Heimerl für "fatal". Damit erhielten die rechten Parteien das Podium, "auf dem sie ihre abstrusen Vorstellungen präsentieren können". Kommunen hätten im wesentlichen die Aufgabe, für menschenwürdige Flüchtlingsbleiben zu sorgen. him

Gesund heißt nicht auch geschmacklos

GELNHAUSEN. Auch gesundes Essen kann eine Gaumenfreude sein. Dies soll ein Kursus aufzeigen, den die Ernährungsberaterinnen der AOK Main-Kinzig in der Gelnhäuser Geschäftsstelle anbieten. Der Lehrgang bietet praktische Tips zum Einkauf von Lebensmitteln und schmackhafter Zubereitung, die den "vollen Wert" so weit wie möglich erhält.

Kursbeginn ist Mittwoch, 7. Oktober, um 18 Uhr. Insgesamt sind drei Abende zu jeweils drei Unterrichtsstunden geplant. Anmeldungen erbittet die AOK unter der Telefonnummer 0 60 51 / 82 02 29. lex

Kleine FR

Bücherei geschlossen MÜHLHEIM. Bis zum Donnerstag, 8. Oktober, ist die Bücherei-Zweigstelle Lämmerspiel in den Herbstferien geschlossen.Betriebsausflug OFFENBACH. Das Bauverwaltungsamt unternimmt am Freitag, 9. Oktober, seinen Betriebsausflug. An diesem Tag sind deshalb keine Sprechstunden. Flohmarkt in Waldhof OFFENBACH. Bis zum morgigen Mittwoch, 7. Oktober, können sich Teilnehmer des Flohmarktes am 10. Oktober noch bei der städtischen Kindertagesstätte in Waldhof, Im Kleewasem 1, anmelden. Der Erlös des Marktes, der um 13 Uhr beginnt, kommt den Mädchen und Jungen der Kita zugute. Vortrag im Stadtmuseum OFFENBACH. Innerhalb der Ausstellung "Skelette erzählen", die noch bis zum 25. Oktober im Stadtmuseum an der Parkstraße zu sehen ist, hält der Offenbacher Anthropologe Peter Blänkle am morgigen Mittwoch, 7. Oktober, einen Vortrag über Menschen der Frühzeit im Spiegel der Anthropologie. Der Wissenschaftler hat selbst die Ausstellung bearbeitet und zusammengestellt. Das Referat mit Dias beginnt um 20 Uhr. Unterstützung OFFENBACH. Einen Zuschuß von 40 000 Mark für die pädagogische Arbeit im "Gelben Haus" hat Sozialdezernent Stefan Grüttner in Form eines Schecks an den Träger der Einrichtung, die Caritas, überreicht. Im Gelben Haus wird Jugendlichen ohne Berufsausbildung unter anderem eine Chance gegeben, eine Ausbildung nachzuholen. Noch Plätze frei OFFENBACH. Bei der Gesprächsgruppe "Trennen oder bleiben", die von der Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstraße 32-34, angeboten wird, sind noch Plätze frei. An zehn Abenden treffen sich die Frauen unter der Leitung von Brigitte Schlich-Heinze. Die Teilnahme kostet 50 Mark. Erster Treff ist am 20. Oktober. Info unter Telefon 069 / 81 65 57.

Bildaufbau mit Stift und Gummi Stadt Flörsheim bietet Kurse in "Künstlerischem Gestalten" an

FLÖRSHEIM. "Künstlerisches Gestalten" hat die Stadt Flörsheim eine Reihe von Kursen betitelt, die in den nächsten Tagen beginnen. Auftakt ist am Montag, 19. Oktober, mit Zeichnen und Malen um 19 Uhr in der Graf-Stauffenberg-Schule. Ellen Harbering-Hespos lehrt die Teilnehmer, wie ein Bild aufgebaut wird. Malblock, Bleistift und Radiergummi sind mitzubringen.

Tücher, Kissen und Bilder bekommen in den Seidenmal-Kursen von Brigitte Basler einen frischen Anstrich. Ein Seminar für Anfänger beginnt am Donnerstag, 22. Oktober; Fortgeschrittene machen sich ab 12. November ans Werk, jeweils von 19 bis 22 Uhr im Clubraum der Stadthalle.

In die Tiffany-Technik weiht Heinz Blaschke die Teilnehmer eines Kurses ein, die sich erstmals am Dienstag, 20. Oktober, um 19 Uhr im Pavillon der Stauffenberg-Schule treffen. Im Basteln von Porzellanpuppen unterrichtet Heidi Heger ab Mittwoch, 21. Oktober, 14.30 Uhr in der Weilbacher Grundschule.

Vasen, Tassen und Schalen töpfern Anfänger und Fortgeschritten gleichermaßen in einem Kursus mit Manfred Schneider. Das erste Treffen ist am Donnerstag, 22. Oktober, um 19 Uhr in der Stadthalle.

Auskunft zu sämtlichen Kursen erteilt das Kulturamt, Pfarrer-Münch-Straße 4, Telefon 0 61 45 / 5 03 31. Dort werden auch Anmeldungen entgegengenommen. kkü

CDU: "Feminisierung" wichtiger als Hilfe?

"Fragwürdigen Umgang mit Steuergeldern" rügt die Römer-CDU als das Ergebnis von drei Jahren kommunaler Frauenpolitik. Angesichts zahlreicher Gutachten, die das Frauenreferat in Auftrag gegeben habe, argwöhnt die CDU eine "Unterbeschäftigung" der Referentinnen. Die "Feminisierung des Regierungs- und Verwaltungshandelns" sei wohl für das Frauenreferat wichtiger als Hilfe für die Frauen. luf

Neuer Schulleiter der Gutenbergschule

Der gelernte Schriftsetzer und Berufsschullehrer Winfried Wienand ist neuer Schulleiter der Gutenbergschule. Der 47jährige hatte die Berufsschule für Drucktechnik in Bockenheim bereits seit mehr als einem Jahr kommissarisch geleitet. Der neue Schulleiter will sich vorrangig für eine bessere Ausstattung der Schule einsetzen. luf

Der mehr als peinliche Festakt zum Jahrestag des ersten Versuchsstarts einer V 2-Rakete am 3. Oktober in Peenemünde ist ja nun leider durch in- und ausländische Proteste und vor allem durch die Einmischung der Lügenbolde von Presse und Fernsehen verhindert worden. Da aber einer der Betreiber der Feierlichkeiten, der Staatssekretär im Bonner Wirtschaftsministerium, zum Glück nicht dadurch zu beindrucken ist, welch schreckliche Erinnerungen manche Zeitgenossen an Hitlers Wunderwaffe haben, sind zu späterem Zeitpunkt noch viele schöne Feierstunden zu erhoffen. Da mögen noch so viele meinen, man könne angesichts Tausender Opfer nicht einfach die wissenschaftliche Pioniertat würdigen, ohne des Leids der Häftlinge im Schacht des KZs Dora oder der Toten in England zu gedenken.

Daten stehen in Fülle zur Verfügung: Man könnte beispielsweise an jedem 20. April in Braunau am Inn - in Anwesenheit des FPÖ-Chefs Jörg Haider - mit einer symbolischen Bücherverbrennung des Geburtstags einer großen Persönlichkeit der europäischen Zeitgeschichte gedenken.

Oder am 30. Jahrestag des Einmarschs der Roten Armee, also am 21. April 1998, auf dem Prager Wenzelsplatz - nein nicht an den Tod von Jan Palach erinnern -, sondern die geniale Erfindung des Panzers T 64 mit einer Wiederaufführung der schönsten Ereignisse dieses Tages würdigen. Kriegsgerät aus der Zeit der ruhmreichen Sowjetunion müßte ja noch irgendwo herumdümpeln, falls nicht schon alles an die sogenannte Dritte Welt verscherbelt worden ist.

Auch der 26. April 1996 ist ein gut geeignetes Datum. Alle, die schon nicht mehr wissen, daß an diesem Tag vor zehn Jahren in einem Atomkraftwerk zu Tschernobyl der erste Super- GAU der friedlichen (!) Nutzung der Atomkraft stattfand, werden zu einem Tag der offenen Tür in allen Atomkraftwerken dieses netten Planeten zur öffentlichen Übergabe von So ein Tag Brennstäben eingeladen. Bestimmt wird das ein strahlender Tag werden.

Ein besonderer Leckerbissen könnte der 50. Jahrestags des Abwurfs der ersten Atombomben werden. Am 6. und 9. August 1995 wird jener Männer und Frauen gedacht, die in Hiroshima und Nagasaki umgekommen sind? Nein, sorry, jener Männer und Frauen, deren nimmermüdes Schaffen die Erfindung und den Bau der Atombombe möglich machte. Und um die Sache ein wenig nachdenklicher zu gestalten, könnte man ja tatsächlich Delegationen aus den beiden japanischen Städten dazu einladen. Zu Makaber? Weit gefehlt. Irgend jemand (und sei es ein Staatssekretär von der CSU) wird schon eine Begründung für solch Scherze-Treiben mit Entsetzen finden. Im Zweifel der Riedl Erich. df

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Persönlichkeitstraining - Ein Weg zum Erfolg Rollenspiele für arbeitssuchende Akademiker / Selbsterkenntnis steht am Anfang

Die Augen quadratisch oder tellergroß; Ohren, die neben dem Scheitel oder knapp oberhalb des Kinns sitzen; mit gewagten Strichen angedeutete Münder, aus denen Reptiliengebisse ragen - befinden wir uns in einer Werkschau unentdeckter Avantgarde?

Nein, um Kunst im herkömmlichen Sinn geht es nicht. Die 23 Teilnehmer des Seminars für Managementtraining sollen eine andere Fertigkeit erlernen: die Kunst der Selbsterkenntnis, die zur Erweiterung der Persönlichkeit führt. Eine der ersten Aufgaben - jeder porträtiert sein Gegenüber. Diese "Aufwärm"-Übung lockert die Gruppe nicht nur auf, sondern führt auch zu der Einsicht, wie sehr die Einschätzung einer Person abhängig ist von eigenen Erfahrungen, Einstellungen und Erwartungen.

Ein unerwarteter Einstieg für das, was die 18 Männer und fünf Frauen in den folgenden acht Wochen gemeinsam erarbeiten. Bei den Trainingskursen der Wiesbadener Firma Excellence Seminare, die diese seit Jahren im Auftrag des Arbeitsamtes für stellensuchende Akademiker und Führungskräfte anbietet, stehen die Persönlichkeit des einzelnen und die Interaktion im Team im Mittelpunkt: Stärken und Schwächen sollen erkannt, die Stärken gefördert, die Schwächen beseitigt werden.

In den acht Modulen - Bewerbungstraining, Zeitmanagement, Gesprächsführung, Rhetorik, Konfliktlösungsstrategien, Kooperation, Kreativität, Präsentationstechniken - sind ständig Rollenspiele angesagt. Die Teilnehmer erleben sich im Video und bekommen "Rückmeldungen" vom Trainer und den anderen Mitgliedern. Training ist das Leitmotiv. Gerade Persönlichkeitsveränderungen können nicht als abgehobener Lernstoff eingepaukt, sondern müssen geübt werden: je größer die eigene Aktivität am Lernprozeß, desto größer der Erfolg.

Welche Erfahrungen nehmen Kursteilnehmer mit nach Hause? Eva, studierte Publizistin: "Ich war aufgrund eines langjährigen Auslandsaufenthalts nie kontinuierlich berufstätig. Jetzt, nach meiner Scheidung, bin ich auf der Suche nach einem Job, in den ich mich und meine Lebenserfahrungen einbringen kann. Mir fehlten bisher die zündende Idee und auch die notwendige Portion Selbstbewußtsein. Im Kurs hatte ich die einmalige Chance, Verhalten regelrecht ausprobieren zu können. Wo sonst wird einem ein Spiegel vorgehalten und gesagt, wie man auf andere wirkt? Im Alltag erlaubt sich das niemand, jedenfalls nicht so offen und konstruktiv." Die 45jährige hat die größten Fortschritte gemacht. Wo sie sich vorher überhaupt nicht oder nur leise und schüchtern zu Wort meldete, sagt sie jetzt deutlich, was sie denkt. In der Abschlußpräsentation eines in Kleingruppen erarbeiteten Themas am letzten Tag brilliert sie mit einer frei und selbstbewußt vorgetragenen Rede und erzählt stolz, daß sie endlich gelernt habe, aktiv auf Menschen zuzugehen, ihre Zeit besser einzuteilen und Prioritäten zu setzen. Folglich habe sie schon mehrere Eisen im Feuer. "Wahrscheinlich aber werde ich eigenverantwortlich einen Fotoband über mein Lieblingsland Chile produzieren. Den Mut dazu und das Vertrauen in meine eigene Kraft - das ist mein persönlicher Gewinn aus diesem Seminar."

Es erfordert eine gehörige Portion Engagement, eingeschliffene Verhaltensweisen zu verändern. Der Erfolg der Teilnehmer ist nicht nur abhängig von der Bereitschaft, sich generell einem Erkenntnisprozeß auszusetzen, sondern auch von der Art der beruflichen Erfahrungen. Dem 48 Jahre alten Udo, früher Vertriebsmanager eines großen Konzerns, sind viele Verhaltensregeln aufgrund seiner Praxis nicht neu: "Trotzdem hat mir das Seminar wertvolle Einsichten über mich vermittelt. Ich weiß jetzt beispielsweise, daß ich manchmal weitaus weniger engagiert und deshalb zurückhaltender wirke, als ich tatsächlich bin. Das liegt an meiner Art zu sprechen. Meine Ausdrucksweise muß dynamischer und lebendiger werden - das wirkt motivierender und mitreißender."

Zudem hat Udo kapiert, daß er seine Stellensuche nicht regional begrenzen darf, um eine interessante Position zu finden - für ihn als Endvierziger sowieso schon schwierig genug. Weitere individuelle Lernergebnisse: Nicht immer zu dominieren und auch andere zum Zug kommen zu lassen, Vorgesetzten durchaus mal die Stirn zu bieten oder Konflikte an Ort und Stelle anzusprechen, statt sie auf die lange Bank zu schieben.

Sind diese Erkenntnisse nicht eigentlich Binsenwahrheiten? Mag sein. Warum ist es denn trotzdem so schwer, sie aus dem eigenen Handlungsrepertoire abzurufen? Der Kreis schließt sich: Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, und dann hilft nur noch Übung. Mangels Lehrfach "Persönlichkeitsentwicklung für Führungskräfte" an den Universitäten haben zahlreiche Firmen die Marktlücke schon vor Jahren erkannt: das Angebot an solchen Kursen ist riesig.

Je mehr aber die Seminarinhalte mit individueller Persönlichkeitsentwicklung zu tun haben, desto problematischer ist die Meßbarkeit ihres Erfolgs. Subjektive Einschätzungen sind nicht quantifizierbar, anders als beispielsweise Verkäuferschulungen, deren Nutzen an der Umsatz-Meßlatte abzulesen ist. Die Analysen der eigenen Fähigkeiten und Schwächen brauchen Zeit, um im beruflichen Alltag zu greifen. Umstritten ist, inwieweit sich die Erkenntnisse aus Rollenspielen, Analysen des eigenen Lebens und Zukunftsvisionen "draußen" aufrechterhalten lassen. Ein wiederholtes Training in regelmäßigen Abständen führe mit Sicherheit zu stabileren Erfolgen, meint Winfried Volz, Geschäftsführer der Excellence Seminare: "Ich hoffe, daß sich die Idee der Persönlichkeitsschulung so etabliert, daß entsprechende Kurse für Führungskräfte - egal, ob sie mitten im Arbeitsleben stehen oder momentan ohne Aufgabe sind - zur Selbstverständlichkeit werden."

Daß die stellensuchenden Akademiker Denkanstöße und Handlungsimpulse erhalten haben, ist nicht nur aus ihren persönlichen Berichten abzulesen. Am letzten Seminartag hatten elf der 23 Teilnehmer einen Job in Aussicht oder fest in der Tasche. ULRIKE SEIBERT

Häckseler kann gemietet werden

WEHRHEIM. Um dem Holz im Garten Herr zu werden, kann der Gärtner zur Häckselmaschine greifen. Da die nicht immer zur Hand ist, bietet die Gemeinde Wehrheim einen mobilen Häckseldienst an. Der kann nach Voranmeldung bei der Gemeinde am Freitag, 23. Oktober, in Anspruch genommen werden.

Als Anhänger an einen Traktor kommt die Häckselmaschine in solche Gärten gefahren, deren Einfahrt mindestens drei Meter breit ist.

Doch auch auf Streuobstwiesen oder großen Grünflächen kann die Maschine eingesetzt werden. Die Gärtner dürfen sie allerdings nicht selbst bedienen. Das Personal der Firma, die von der Gemeinde beauftragt wird, bedient auch die Maschine.

Das Gerät verarbeitet Gartenabfälle bis zu einer Stärke von rund 15 Zentimeter Durchmesser. Je nach Stärke können pro Stunde bis zu zehn Kubikmeter gehäckselt werden. Als Mindestmenge sollten drei Kubikmeter zu häckseln sein, sonst lohnt der Einsatz der Maschine nicht. Das Holz darf nicht zusammen mit Kunststoffen oder Metall gebündelt sein. Es kann zur Abdeckung von Beeten verwendet werden. Die Häckselmaschine kann bis zum 15. Oktober bei der Gemeindeverwaltung unter Tel. 06081 / 589 31 gemietet werden. Die Gebühr beträgt je angefangene halbe Stunde zehn Mark. ca

Es ist alles gesagt - nur, es geschieht nichts

Warum sind sie nicht gekommen, die erwarteten 100 000 Besucher zum großen Dialog zwischen Ökonomie und Ökologie auf dem Deutschen Umwelttag in Frankfurt am Main? Warum eigentlich hätten sie denn kommen sollen, müßte man vielleicht richtiger fragen. Was sollte denn der Sinn dieser Debatte sein (FR vom 22. 9. 1992 "Pils, Pinguin und Pinkepinke")?

Es ist nichts mehr zu besprechen. Die Ökologen und alle, die sich mit dem Thema befaßt haben - vom Club of Rome bis zum World-watch-Institute -, haben es bereits unmißverständlich formuliert: Wenn wir die Erde retten wollen, müssen wir schleunigst umsteuern, müssen Abfälle und Emissionen gegen null reduzieren, müssen uns - Verzicht inklusive - den Naturgesetzen unterwerfen. Auch was das konkret heißt, ist mittlerweile in Fachkreisen (auch der Wirtschaft) nicht mehr strittig: Im Energiebereich beispielsweise, daß wir die entsprechenden Systeme effizienter gestalten (Sparauto, Kraft-Wärme-Kopplung, Niedrig-Energie-Häuser) und alsbald auf umweltverträgliche Energieträger umsteigen (solarer Wasserstoff zum Beispiel).

Es ist alles gesagt - nur, es geschieht nichts. Nach zwei Jahren absoluter Untätigkeit von Politik und Auto-Wirtschaft in Sachen der vollmundig versprochenen Co2-Reduzierung haben offenbar auch die letzten Umweltbewegten begriffen, daß sich das auch zukünftig nicht ändern wird. Solchermaßen enttäuschte Hoffnungen schaffen keine Dialogbereitschaft.

Die Umweltverbände wären gut beraten, zunächst einmal in einer internen Strategiedebatte die Konsequenzen aus dem nunmehr schon fast 20jährigen Mißbrauch ihrer Institutionen und Ideen durch Politik und Wirtschaft zu ziehen. Eine härtere Gangart mag da vielleicht angesagt sein oder aber eine konsequente Verweigerung, damit die Akteure, beziehungsweise Saboteure wenigstens morgens wieder in den Spiegel schauen können.

Dr. Erich Schöndorf (Arbeits- kreis Klima im BUND Hessen), Frankfurt am Main

Dem Rechtsstaat scheinen die Fesseln des Völkerrechts lästig zu werden

In der Debatte zur Bewältigung des Flüchtlingsproblems wird behauptet, wenn man den individualrechtlichen Charakter des Asylgrundrechts beseitige, könne man Asylbewerber an der Grenze unmittelbar oder zumindest nach einem Kurzverfahren entsprechend Länderlisten zurückweisen, in denen im vorhinein bestimmte Staaten als "verfolgungsfrei" eingestuft werden. Das entspreche den völkerrechtlichen Verpflichtungen der Bundesrepublik aus der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951/1967 (GFK). So auch Ferdos Fordustan in der Frankfurter Rundschau (FR vom 17. 9. 1992 "Im Blickpunkt: Genfer Konvention - Mehr Inhalte, weniger Schutz"). Ist das richtig?

Die genannte Konvention verpflichtet die Vertragsstaaten, einer bestimmten Kategorie von Flüchtlingen. deren Merkmale näher beschrieben sind, ein Bleiberecht (Asyl) zu gewähren und ihnen während dieser Zeit einen Status einzuräumen, der weitgehend dem anderer Ausländer entsprechen soll, wobei ein gewisser Mindeststandard nicht unterschritten werden darf. Flüchtlingen, die nicht den Kategorien der Konvention entsprechen, haben grundsätzlich kein Bleiberecht. Allerdings darf ein solcher Flüchtling nicht in Staaten zurückgewiesen werden, "in denen sein Leben oder seine Freiheit wegen seiner Rasse, Religion, Staatsangehörigkeit, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung bedroht sein würde." (Art. 33)

Es erscheint fraglich, ob dieser Verpflichtung des sog. non-refoulement dadurch entsprochen wird, daß pauschal alle Flüchtlinge aus einem Land, das nach einer Länderliste "verfolgungsfrei" ist, an der Grenze zurückgewiesen werden. Zunächst muß einmal festgestellt werden, ob es sich um Flüchtlinge handelt, die den Kategorien der Konvention entsprechen, oder solchen, die herausfallen. Das ist schon nicht ganz einfach und bedarf eines geschulten Personals mit Kenntnissen, die die eines einfachen Grenzbeamten überschreiten. Aber auch dann, wenn die Staatsangehörigkeit bzw. das Herkunftsland des Flüchtlings festgestellt ist, kann wohl kaum nach den bestehenden Länderlisten zurückgewiesen werden.

Es mag ja sein, daß die Verfolgung wegen der Gründe, die in Art. 33 genannt sind, im vorhinein auf längere Zeit listenmäßig ausgeschlossen werden kann, obwohl das schon nicht zweifelsfrei ist. Wie will man aber eine Bedrohung wegen politischer Überzeugung feststellen, ohne die politische Überzeugung des einzelnen betroffenen Flüchtlings genauer zu kennen?

Kurzum, um eine Individualprüfung kommt man nicht herum. Diese Feststellung bedarf einer gewissen Zeit und vor allem geschulten Personals, das sich in den listenmäßig erfaßten Staaten auskennt. Andernfalls artet das Verfahren zur Farce aus und entspricht damit nicht dem Mindeststandard der Menschenrechte, die jedem Flüchtling einzuräumen sind.

Aber auch dann, wenn dieses Prüfungsverfahren qualifiziert verläuft, ist es fraglich, ob es den Anforderungen des non-refoulment-Prinzips und den allgemeinen völkerrechtlichen Verpflichtungen, vor allem dem erwähnten Mindesstandard an Menschenrechten, genügt. Denn jedem Menschen, der sich auf dem Territorium aufhält - und hier zudem noch legal, denn wenigstens während der Zeit der notwendigen Überprüfung hat der Flüchtling ein Bleiberecht -, muß Zugang zu den Gerichten gewährt werden. So auch Art. 16 GFK. Es ist mehr als bedenklich, wenn ihm dieser Weg gegenüber anderen Ausländern verwehrt oder unverhältnismäßig verkürzt wird.

Will man diesem Vorwurf durch die verbesserte Qualität des Überprüfungsverfahrens ohne richterliche oder verkürzte Nachprüfung vorbeugen, hat man kaum etwas gewonnen, wie gerade das oft beschworene Schweizer Beispiel zeigt, das zwar "effektiv und schnell" sein mag, aber sehr aufwendig und völkerrechtlich nicht zweifelsfrei ist. Man gerät mitten in den circulus vitiosus der Debatte um die Beschleunigung des Asylverfahrens, der man entrinnen wollte, weil es bislang aus Gründen des Mangels an Personal und Ausstattung so ineffektiv war.

Kurzum, die Reduzierung des Asylgrundrechts auf den Kern der völkerrechtlichen Verpflichtung der Bundesrepublik aus der GFK schafft nicht die Abhilfe, die man sich erhofft. Bleibt also nur die Kündigung der GFK oder der offene Völkerrechtsverstoß, damit die Bundesrepublik sich endlich so verhalten kann, wie es der Schweiz gegenüber den Flüchtlingen aus Nazi-Deutschland vorgeworfen wurde, wie es Italien gegenüber den Albanern exekutiert hat und wofür sich viele Italiener schämen und was wohl heute nicht nur CDU-Politiker, sondern auch die jungdynamische SPD-Spitze aus welchen Gründen auch immer anstreben.

Dem auf deutsch zurechtgetrimmten Rechtsstaat scheinen die Fesseln des Völkerrechts lästig zu werden, vom Art. 16 Abs. 2 S. 2 GG gar nicht zu reden, dessen Norminhalt am Erfahrungshorizont der Nazivergangenheit ausgerichtet ist.

Prof. Dr. Gerhard Stuby, Universität Bremen

Feldbahnmuseum feiert Feldbahnfest

FRANKFURT A. M. Das Feldbahnmuseum am Rebstockpark (Am Römerhof 15 a) zeigt zum "Frankfurter Feldbahnfest" am Samstag/Sonntag (10./11. Oktober), jeweils von 10 bis 17 Uhr, eine große Fahrzeugparade. Auf der Strecke im Rebstockpark werden 20 typische Feldbahnzüge rollen - vom Ziegelei-Wagen bis zum "richtigen" Kleinbahnzug, und das mit fünf Dampflokomotiven, neun Dieseltriebfahrzeugen, Sonderfahrzeugen und 35 Wagen - dazu ein Pferd.

Die Zuggarnituren werden ganztägig gezeigt; um 14.30 Uhr beginnt die Vorführung. Auf dem Betriebsgelände wird rangiert, außerdem ist dort eine personenbefördernde Dampf-Minibahn auf 5-Zoll- Gleisen zu sehen. Im Ausstellungsraum des Museums präsentiert der Verein Modelle, historische Fotos, Dokumente und Originalstücke von der einstigen Bedeutung der Feldbahn, unter anderem als sogenannte "Trümmerbahn". Durch den Mangel an Lastern und wegen Treibstoffknappheit waren damals zur Schuttbeseitigung Feldbahnen in Betrieb.

Für Essen und Trinken ist auch an beiden Tagen gesorgt. dixi

Personalnotstand im forstlichen Außendienst

Vor der Landtagswahl '91 wurde seitens der SPD eine Vermehrung der forstlischen Außendienststellen um jährlich 25 Stellen angekündigt, um das seit 1973 (!) bestehende Personaldefizit abzubauen und die Einführung einer sicherlich notwendigen und begrüßenswerten "Naturgemäßen Waldwirtschaft" zu ermöglichen.

Tatsache ist, daß die Regierungskoalition direkt nach der Wahl begonnen hat, dem forstlichen Außendienst bis zum heutigen Tag 25 Stellen durch den Stellenpool zu kürzen. Der totale Notstand ist entgegen der Meinung der Sprecherin des Forstministeriums bereits tatsächlich ausgebrochen, da während Urlaubs- und Krankheitsvertretungen z. B. eine ordnungsgemäße Aufarbeitung von Borkenkäferholz nicht gesichert ist, da ein Revierleiter in der Regel dann die doppelte Arbeit zu bewältigen hat (FR vom 25. 9. 1992 "Zur Demo mit dem Jagdhorn").

Tatsache ist, daß noch bis in die jüngste Vergangenheit Verantwortliche der Forstverwaltung die Fachhochschulen, an denen die Diplom-Forstingenieure ausgebildet werden, aufgesucht und die Studenten für einen Dienst im Lande Hessen angeworben haben. Nun, nachdem die Studenten diesem Ruf gefolgt sind, werden sie nach Beendigung der Ausbildung von Hessen auf die Straße gesetzt und können den Weg zum Arbeitsamt antreten (andere Bundesländer, z. B. Bayern, nehmen in Hessen ausgebildete Jungförster nicht auf, weil unsere Landesregierung entgegen ihrer Zusagen die Zugehörigkeit der Forstbeamten zum technischen Dienst bisher verhindert hat).

Tatsache ist auch, daß sich nun die von der SPD wählerwirksam angekündigte Umstellung auf "Naturgemäße Waldwirtschaft" als ein billiger Wahltrick entpuppt, denn von allen Seiten ist unbestritten, daß diese Umstellung ohne Personalerhöhung im Außendienst nicht möglich ist.

Es bleibt festzuhalten, daß in den letzten 12 Jahren die Stellenzahl im forstlischen Außendienst um 20 Prozent gesunken ist, während die im gleichen Zeitraum in den sogenannten Stabsstellen, also z. B. im Ministerium, den Regierungspräsidien usw. um 80 Prozent gestiegen ist! Die Bekämpfung des Waldsterbens, die Aufarbeitung von Windwurf, Käfer- und nicht zuletzt von Immissionsschadensholz sowie die Einführung des naturgemäßen Waldbaues lassen sich jedoch nicht vom Schreibtisch aus durchführen.

Zusammenfassend kann man sagen, daß derzeit die massivste Wählertäuschung der letzten 25 Jahre im Forstbereich im Gange ist.

Heinrich Lämmert, Hess.-Lichtenau

Ganz ohne Meßgeräte

Der von der Frankfurter Rundschau bemühte Kinderarzt Musinow (FR vom 5. Februar 1992 "Im Gespräch: Kinderarzt aus Kasachstan - hilflos angesichts der Opfer von Atomtests") behauptet zum Beispiel, daß es genetische Veränderungen gibt. Das Problem der genetischen Veränderungen war für Jahre Thema anerkannter Kapazitäten. Zur Überraschung der Wissenschaftler stellte sich aber heraus, daß vermutete genetische Effekte auch bei relativ hohen Dosen nicht feststellbar waren. (Zur Klärung: Hohe Dosen in diesem Sinne sind sehr gering im Vergleich zu den Dosen, die angewandt werden, um Mutationen, z. B. im Pflanzensektor, bewußt zu erreichen.),

Er behauptet, daß neurologische Krankheiten durch Strahlung verursacht werden. Neurologische Effekte wurden zwar nach dem Unfall in Three Mile Island beschrieben; sie beruhten aber auf dem Schüren der Angst vor Kernenergie.

Musinow beheuptet weiterhin, daß keine Geräte vorhanden gewesen wären, um die Stahlung zu messen. Wie kann er dann behaupten, daß die Strahlung 4000 Mikroröntgen in der Stunde betragen hat? Ganz ohne Meßgeräte?

Ein Hinweis auf mögliche Zielsetzungen des Herrn Musinow könnte die Passage bieten: "Doch die Sowjetunion ist zerfallen, nun muß Kasachstan mit der Situation selbst fertig werden." Könnte es nicht sein, daß man durch kräftiges Überzeichnen ein etwas größeres Stück von dem erwarteten Entschädigungskuchen bekommt?

Otto Wildgruber, Dormitz

Die weitere Eskalation ist angesagt

Man kommt aus der Fassungslosigkeit, der Wut und Empörung einfach nicht mehr heraus seit jenem brutalen Rostokker Fanal neudeutschen Ungeistes. Da werden über Wochen hinweg nahezu permanent Flüchtlinge an Leib und Leben bedroht, die Präambel des Grundgesetzes ("Die Würde des Menschen ist unantastbar" - nicht etwa: ". . . des Deutschen") mit Füßen getreten, und die verantwortlichen Politiker überbieten sich in Haltet- den-Dieb-Reaktionen: Schleunigst sollen diejenigen bestraft werden, die die Opfer der Menschenjagden sind, denn schließlich sind sie ja wohl selbst schuld, wenn sie hierher flüchten und sich blauäugig auf (noch) grundgesetzlich verbriefte Rechte berufen; sie könnten es ja auch lassen, dann müßten diese Rechte auch nicht abgeschafft oder bis zur Unkenntlichkeit verändert werden (FR vom 24. 9. '92 "Neuer Koalitionsstreit um Asyl-Artikel").

So aber gilt: Wer verbriefte Rechte in Anspruch nimmt, muß damit rechnen, daß dies in diesem Lande ab einer beliebig festlegbaren Quantität der Inanspruchnahme zur Abschaffung derselben führt. Maßstab sind dann nicht mehr irgendwelche Grund- und Menschenrechte, es bedarf nur eines brutalst-gewaltbereiten Mobs, des Beifalls der zuschauenden Sympathisanten aus der friedvollen Bürgerschaft respektive Wählerschaft, sowie der wohlwollenden Duldung der Gewaltakte durch die Repräsentanten des Staates, um letztlich die Opfer zu Tätern zu machen, ihre Rechte einzuschränken oder abzuschaffen und so die eigenen (parlamentarischen) Pfründe zu sichern, indem man sich den Beifall der Wählerschaft zurückholt, der man zuvor eifrigst aufs Maul geschaut hat.

Daß die Engholm-SPD allem Anschein nach nunmehr bereit ist, diesen rechtsstaatlichen Ausverkauf mitzutragen, sollte sie der Aufrichtigkeit halber veranlassen, den ersten Buchstaben aus ihrem Parteinamen zu tilgen.

Wer geglaubt hat, dieser Staat müßte, nachdem die neonazistischen Auswüchse schon weit über einen Monat fortdauern, zumindest willens und in der Lage sein, dem Minimalanrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit der Flüchtlinge Geltung zu verschaffen, sieht sich getäuscht, zumindest was den Willen angeht, denn die Fähigkeit und Effizienz, Leute von der Straße zu prügeln, einzukesseln oder gar nicht erst auf dieselbe vordringen zu lassen, wurde gegen Linke auch bei nichtigsten Anlässen sattsam unter Beweis gestellt.

Doch den Staatsorganen vorzuwerfen, sie täten nicht das Geringste gegen die Rechtsradikalen, wäre grundfalsch - sie tun das Geringste. Eine volle Woche lang fahren die Neonazis und Skinheads ihre Angriffe gegen das Asylbewerberheim in Wismar. Dann endlich zeigt der Staat Flagge - die weiße. Wie schon an anderen Orten zuvor, werden die Angegriffenen aus der Stadt expediert. Vollzug kann gemeldet werden: Wismar ist asylantenfrei! Welcher Neonazi fühlte sich da nicht ermuntert, sein Treiben um so stärker fortzusetzen? Welcher bislang vielleicht noch heimliche Sympathisant fände da nicht leichter den Mut zum aktiven Einsteigen? Die weitere Eskalation ist angesagt, wenn die Duldung und Ermutigung durch Politik, Polizei und Justiz (strahlende Neonazis mit triumphierend dargebotenem Hitlergruß unmittelbar nach der Urteilsverkündung) nicht aufhören.

Nur: Wie soll das gehen, wenn die meisten von denen innerlich in den Reihen der in Rostock und anderswo beifallklatschenden "Normalbürger" zu suchen sind oder sich dahin bewegen (s. Engholm & Co), um ein paar Wählerkreuzchen - Grundgesetz hin, Grundgesetz her - weniger an die Rechten abtreten zu müssen? Manfred Wagner, Hanau

Stadtteil-Fenster

Kleingärtnerverein 1917 Heddernheim: Am Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, feiern die Schreber mit Mitgliedern und Freunden einen Jubiläumsabend im Clubhaus am Wenzelweg anläßlich des 75jährigen Vereinsbestehens. nd/40

Skigymnastik und Frauen-Selbstverteidigungs-Kurse bieten die Titus Thermen im Nordwestzentrum (Walter-Möller- Platz) an. Skigymnastik beginnt am Donnerstag, 8. Oktober, und dauert bis 17. Dezember, jeweils von 19.30 bis 20.30 Uhr. Der Frauen-Selbstverteidigungs-Kurs beginnt am Dienstag, 3. November, und läuft sechs Monate lang jeweils dienstags von 18 bis 19.30 Uhr. Anmeldung unter Tel. 95 80 56 51 oder 95 80 56 03. mad/40

Die Kolpingfamilie Heddernheim lädt ein am Dienstag, 6. Oktober, 20 Uhr, ins "Messina" (Heddernheimer Kirchstraße 24) zu einem Frauenabend. mad/40

Kleingärtnerverein Eschersheim: Für 40jährige Vereinstreue wurde den Gartenfreunden Gerhard Obuch und Rolf Leinweber die goldene Ehrennadel des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner (mit Halbkranz) verliehen. Die Ehrung erfolgt zum Erntedankfest des Vereins am Samstag, 24. Oktober, 20 Uhr, im Vereinsheim, Nußzeil. nd/40

Carneval- und Theater-Club "Die Krätscher" Eckenheim: Ab sofort können Eintrittskarten für die Eröffnungssitzung (14. November, 19 Uhr, Altentagesstätte Frankfurter Berg) bestellt werden bei Jürgen Spengler (Tel. 52 19 32) und Silvia Stock (Tel. 5 07 14 87). nd/40

1. Frankfurter Gardecorps: Der Vereinsvorstand gratulierte den langjährigen Mitgliedern Florentine Viel zum 70. und Karl Keller zum 80. Geburtstag. nd/40

Karnevalverein "Die Bodentrampler": Der Nieder-Erlenbacher Verein bietet Jazztanzgymnastik und Büttenrednerschulung für Nachwuchskräfte. Interessierte können sich wenden an Christine Burkardt (Tel. 45 09/4 28 17) oder an Norbert Emde (Tel. 45 09/4 81 95). nd/40

Verein für Polizei- und Schutzhunde Preungesheim: Die nächsten Übungstage sind am Samstag, 10. Oktober (ab 16.30 Uhr), Sonntag, 11. Oktober (ab 10 Uhr), und Dienstag, 13. Oktober (ab 17.30 Uhr), auf dem Übungsgelände in der Oberwiesenstraße o. Nr. Interessierte sind eingeladen; Auskunft: Tel. 5 48 76 95. nd/40

Rassekaninchenzuchtverein Eschersheim: Die Preisrichtergruppe-Leistungsschau ist am Samstag, 10. Oktober, 15 Uhr, und am Sonntag, 11. Oktober, von 9 bis 17 Uhr, jeweils in der Zuchtanlage Eschersheim, Im Uhrig. nd/40

Karneval-Club "Fidele Nassauer" Heddernheim: Der Verein lädt ein zum Tanzkreis für Gesellschaftstanz (Anfänger und Fortgeschrittene). Ein neuer Kurs ist am Sonntag, 11. Oktober, 19.30 Uhr, im Clubhaus, Wenzelweg 21. nd/40

Freiwillige Feuerwehr Heddernheim: Die Mitglieder der Einsatzabteilung treffen sich zur Ausbildung am Dienstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, im Gerätehaus, Dillgasse 8 ("Knoten und Stiche"). nd/40

Philosophie am Vormittag gibt es in einem VHS-Gesprächskreis, der ab 20. Oktober dienstags von 9 bis 11.45 Uhr in Bonames angeboten wird. Ausgehend von aktuellen Fragestellungen sollen verschiedene philosophische Denkmodelle beleuchtet werden. Weitere Informationen erteilt das VHS-Stadtteilzentrum Nord unter Tel. 21 23 18 14. im/41

Der einzige Unterschied

Der einzige Unterschied beim "Parteifunk" ist der, daß die Union die Sache gegenüber den Sozialdemokraten weitaus geschickter anstellt (FR vom 25. 9. 1992 "Auf dem Weg zum Parteifunk"). Peter Voss, Heinz-Klaus Mertes, Günter von Lojewski, Wolf Feller, Sabine Christiansen, Gerhard Fuchs, Manfred Schell und der Kohl-Intimus Udo Reiter sind nur ein paar Namen. Es gibt viele andere Radio- und Fernsehjournalisten, die eine Politik verkaufen, die im Grunde unverkäuflich geworden ist: die Helmut Kohls.

Die journalistischen Parteigänger der SPD, es gibt sie genug, huschen meist gut getarnt über die Bildschirme und den Äther. Das ist so gut gelungen, daß kaum einer weiß, wer den Sozialdemokraten wohlgesonnen bzw. dort Mitglied ist. Das geht manchmal bei den Journalisten bis zur Selbstverleugnung. Natürlich bestätigen Ausnahmen auch hier die Regel.

Toleranz gegenüber dem Andersdenkenden gibt es bei dieser Spezis nur auf der einen Seite, der linken. Die rechten Parteigänger dreschen ohne Ansehen der Person, mehr oder weniger gefühlvoll allerdings, auf Solzialdemokraten (allerdings sind gute Sozioaldemokraten immer diejenigen, die nicht mehr leben), Grüne, Bündnis 90, PDS und - wenn es sein muß - auch auf Freidemokraten ein.

Kritischer Journalismus, der ja eigentlich das Wesensmerkmal dieses Genre ist, wird einfach nicht ausgeübt. Warum dies so ist, ja über diese Frage mache ich mir schon sehr lange Gedanken. Heiligt hier etwa der Zweck die Mittel.

Karl Schirmer, Ainring

In die 30er Jahre zurückversetzt

Lange wurde das zentral im Karpatenbecken gelegene Land als ein Operettenland angesehen, wo, bitte schön, Milch und Honig fließt. Es war ein Königreich ohne König, beherrscht von einem Admiral ohne Meer und Flotte. Das imposante Parlamentsgebäude am Donauufer in Budapest eignete sich gut zu phantastischen Aufführungen, und auch die Regierungsmannschaft trat gern in altungarischer Operettentracht auf.

Weil bei den Parlamentswahlen das Landvolk seine Stimme vor den Dorfoberen offen abgab, konnte parteipolitisch nicht viel schiefgehen. Wohl hatte das Land Hader mit fast allen seinen Nachbarn, denn auf den Landkarten wurde seine Fläche gern auf das dreifache vergrößert, aber es träumte liebevoll von der alten Herrlichkeit.

Aus den Träumen schien wieder Wirklichkeit zu werden, als in Deutschland ein Mann an die Spitze der Regierung trat, der das Ergebnis des Ersten Weltkrieges ebenfalls rückgängig machen wollte. Von den Staats- und Regierungschefs des Auslandes war Ungarns Ministerpräsident Julius Gömbös der erste, der dem neuen deutschen Führer 1933 seine Aufwartung machte. Nach gemeinsamen Interessen mußte nicht gesucht werden. Gemeinsam war auch der Antisemitismus - und mit Stolz konnte die ungarische Führung darauf verweisen, daß in Ungarn bereits in den 20er Jahren den Juden (wieder) Beschränkungen auferlegt wurden.

Zunächst schien alles gut zu gehen. Die Tschechoslowakei und Jugoslawien wurden zerschlagen und Ungarn bekam einen Teil der Beute. Rumänien mußte ebenfalls ein Gebiet an seinen westlichen Nachbarn abtreten. Doch die Herrlichkeit war nur von kurzer Dauer - und das Land schrumpfte bei Kriegsende wieder zusammen. Schnell mußten die Nationalisten ihr Mäntelchen drehen und die bisherigen Freunde zu Feinden erklären. Ungarn war der einzige Verbündete des Deutschen Reiches, der einen Teil seiner eigenen Staatsbürger enteignete und nach Deutschland vertrieb: einen Großteil der Ungarndeutschen.

Mit den grausam dezimierten Juden trieben die ungarischen Nationalisten nach dem Krieg ein Doppelspiel. Es fehlte nicht an Umarmungen und Beteuerungen, daß an allem nur die bösen Deutschen die Schuld tragen würden. Im Friedensvertrag von 1947 wurde wohl bestimmt, daß die den Juden enteigneten Werte ihnen oder bestimmten jüdischen Organisationen wieder zurückzuerstatten seien. Aber nur ein Teil der enteigneten Werte wurde entschädigt.

In der ungarischen KP hüteten sich die aus der Moskauer Emigration heimgekehrten jüdischen Spitzenpolitiker, spezielle jüdische Interessen zu vertreten. Nach und nach verließen viele der heimgekehrten Juden wieder Ungarn - und gingen teils nach Palästina, teils nach Amerika und Westeuropa. 1956 waren namhafte Juden (u. a. Julius Háy, Tibor Déry, Tamás Aczél, Tibor Méray) auf der Seite des Aufstandes und flohen ins Ausland. Viele der 1945 wiedergegründeten jüdischen Gemeinschaften zerfielen und die meisten Synagogen wurden wieder verlassene Objekte, von denen ein Teil dann zu Kulturpalästen umgestaltet wurde.

Als Ungarn sich im "Gulaschkommunismus" Schritt für Schritt zum Westen öffnete, flossen vermehrt westliche Gelder in das Land, die aber zu einem großen Teil nicht für Investitionen, sondern für die Hebung des Wohlstandes verwendet wurden. Weil der IWF das Geld zurückfordert, suchen die nationalistischen Führer nach Sündenböcken, denen man die Schuld an der Misere in die Schuhe schieben kann.

An Konflikten mit den Nachbarn fehlt es nicht und die wachsende Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik wollen einige Nationalisten mit einer neuen Wende begegnen. Liest man den Programm-Entwurf von István Csurka, Schriftsteller und stellvertretender Vorsitzender der größten Regierungspartei, so fühlt man sich in die 30er Jahre zurückversetzt (FR vom 16. 9. 1992 "Nichts anderes ist heilig, nur das nationale Interesse"). Im Mittelpunkt seiner Tiraden stehen wieder die Juden.

Für den Amerikaner Tom Lantos, der aus Ungarn stammt, waren Csurkas Ausführungen Grund genug, um den ungarischen Antisemitismus im amerikanischen Kongreß zur Sprache zu bringen. Auch die deutschen Politiker sollten gegenüber nationalistischen ungarischen Politikern auf mehr Distanz gehen. Statt Milch und Honig fließt in Ungarn durch das Wirken der Nationalisten wieder sehr viel Intoleranz.

Josef Wirth, Burgrieden

Immer noch nichts begriffen

Soviel Ignoranz, wie die des Kommentators "seg" ist wirklich bemerkenswert und gleichzeitig ein Teil des politischen Problems, das Hildebrandt in seinem "Scheibenwischer" in der gebotenen Schärfe ansprach (FR vom 26. 9. 1992 "Abgesang"). Oberflächlich an Kabarett- ästhetischen Problemen herumzumäkeln, wo Hildebrandt dramatisch zeigt, daß eben in der jetzigen Situation mit den immanenten Mitteln des Genres nicht mehr ans Ziel zu kommen ist, macht die Unfähigkeit des Kommentators deutlich, die Dramatik der gegenwärtigen Situation in unserem Lande zu begreifen.

Nun kann es ja sein, daß er keine ausländischen oder jüdischen Freunde hat und deren nervenaufreibend zugespitzten Ängste und Alpträume nie mitgeteilt bekommt, daß er aber seine eigene Zeitung nicht liest, in der ja auch darüber berichtet wird, kann ich eigentlich nicht glauben.

Wie bei so vielen anderen Deutschen ist das Bewußtsein über die Gefahr, in der auch wir, denen Demokratie etwas wert ist, schweben, bei ihm noch nicht in tiefere Schichten gedrungen: die Zuspitzung von rechts, die bequeme Abdeckelung nahezu aller akuten gesellschaftlichen Probleme mit der Asyldiskussion, die konkrete Bedrohung der demokratischen Errungenschaften der letzten zwanzig Jahre. Die Ausländer, das sind ja immer die anderen.

Da war es schon ein "coming out", als Konstantin Wecker zugab, sich in den letzten Jahren hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt zu haben und dies nun ändern zu müssen. Vielleicht sollte "seg" da auch mal ein wenig nachdenken und auch darüber, daß damals - wir konnten den Spruch von Niemöller ja alle nicht mehr hören - zunächst die Kommunisten geholt wurden etc.

Jetzt sind zunächst die Ausländer dran und zu wenige stehen auf. Eine Behindertenschule in Stendal wurde auch schon überfallen, weil es sich um "nutzlose Esser" handele. Und der Kommentator hat immer noch nichts begriffen. Vielleicht hat ihn gestört, daß Hildebrandt auch die SPD kritisierte . . Fragt sich also, wessen Abgesang der Kommentator war.

Bernd Overwien, Berlin

Sportrundschau 30

Kulturelles Leben

Fotoarbeiten von Johannes Brus Eine Ausstellung mit Fotoarbeiten von Johannes Brus zeigt der Marburger Kunstverein im Haus Markt 16. Die bis zum 29. Oktober dauernde Ausstellung ist Dienstag bis Samstag von 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, sonntags von 11 bis 13 Uhr zu sehen. Mannheim zeigt Manet Zur Ausstellung "Edouard Manet - Vom Umgang mit Geschichte" (25. Oktober bis 17. Januar 1993) können Kunstfreunde ein Wochenend-Arrangement mit einer, zwei oder drei Übernachtungen buchen. Die Preise liegen je nach Unterkunft zwischen 95 und 527 Mark. Die Ausstellung entstand aus der Idee, die verschiedenen Fassungen der "Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko" des Malers Manet gemeinsam zu präsentieren. Auskunft: Touristik-Information, Kaiserring 10-16, 6800 Mannheim, Telefon 06 21-10 10 11.

Binnenzollamt dicht Früherer "Checkpoint" jetzt Geistersiedlung

HERLESHAUSEN. Mit der Schließung des Binnenzollamts am ehemaligen deutsch-deutschen Grenzübergang Herleshausen (Werra-Meißner- Kreis) hat sich nun der einst gefürchtete "Checkpoint" der DDR in eine Geistersiedlung verwandelt.

Wo früher in Spitzenzeiten 120 Grenzbeamte den Transitverkehr zwischen Ost und West kontrollierten und wo sich im November 1989 Zehntausende DDR-Bürger in langen Trabi- und Wartburg-Schlangen zu einer ersten Stippvisite gen Westen aufmachten, wurde jetzt die letzte verbliebene Behörde - eine Außenstelle des Hauptzollamtes Kassel - geschlossen.

Zuletzt waren dort nur noch drei Beamte beschäftigt. Auf die Gebäude wartet die Abrißbirne. lhe

MANFRED B. STÜTING ist zum 1. Oktober aus der Chefredaktion des Gießener Anzeigers ausgeschieden. Die redaktionelle Verantwortung werde künftig allein von WOLFGANG MAASS getragen, teilte das Druck- und Pressehaus Brühl in Gießen mit. Dieser, der auch Geschäftsführer des Druck- und Verlagshauses ist, hatte bisher gemeinsam mit Stüting die Redaktion geleitet.

HANS JOACHIM SPECHT ist neuer wissenschaftlicher Leiter der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt. Der 56jährige Physikprofessor tritt die Nachfolge von PAUL KIENLE an, der seit 1984 wissenschaftlicher Geschäftsführer der GSI war. Das teilte das Bundesforschungsministerium mit. - Die GSI betreibt Grundlagenforschung in der Kern- und Schwerionenphysik. Sie verfügt in Darmstadt über eine weltweit einzigartige Ionenbeschleuniger-Anlage.

Taunus-Zeitungen nun täglich Der Oberurseler Kurier und die Kronberger Zeitung erscheinen seit 1. Oktober täglich. Wie der Taunus Verlag Wagner Druck, Usingen, mitteilte, wurden die beiden Blätter seit Anfang der siebziger Jahre zweimal, seit 1991 dreimal pro Woche herausgegeben. Den redaktionellen Mantel beziehen beide Lokalzeitungen von der Redaktionsgemeinschaft deutscher Heimatzeitungen (RdH).

Grüne haben eine dritte Variante Stadt soll die alte "Mutter Krauss" behalten / Kleines Hotel

SCHWALBACH. In die Debatte um die Zukunft der Gaststätte "Mutter Krauss" haben sich nun die Grünen eingeschaltet. Sie sehen - außer den beiden Konzepten, die Bürgermeister Faeser (SPD) vorgelegt hat - eine dritte Möglichkeit: "Das historische Haus soll im Besitz der Stadt bleiben und maßvoll durch einen kleinen Hotelbetrieb ergänzt werden", schlägt Arnold Bernhardt vor.

Damit beschreiten die Grünen einen Mittelweg zwischen beiden Magistratsvorschlägen. Die sehen entweder eine Sanierung auf Kosten der Stadt mit anschließender Nutzung als kulturellem Zentrum vor oder den Verkauf an einen Investor, der - das befürchten die Grünen - aus dem Anwesen einen Hotel- Großbetrieb machen könnte.

Bürgermeister Horst Faeser favorisiert aus finanziellen Gründen den Verkauf. Zwei Angebote lägen vor: Die Bauherrengemeinschaft M. Schulnick und Werner Haardt wolle 950 000 Mark investieren, die Grundstücksgemeinschaft Erika und Peter Ewald 600 000 Mark. Sollte die Stadt der Bauherrengemeinschaft den Zuschlag geben, kann sie dennoch nur mit Einnahmen von etwa einer halben Million Mark rechnen: Sie müßte die Sanierung mit 450 000 Mark bezuschussen. So steht es in der Magistratsvorlage, in der die Sanierungskosten auf 5,8 Millionen Mark beziffert werden.

Entschließt sich die Stadt dagegen, "Mutter Krauss" selbst zum Kulturzentrum umzugestalten, ist laut Magistrat zwar mit Renovierungskosten von "nur" drei Millionen Mark zu rechnen. Doch davon müßte Schwalbach 1,28 Millionen tragen. Noch nicht eingerechnet jährliche Folgekosten von etwa 300 000 Mark.

Die Ökopartei macht den Stadtvätern nun eine andere Rechnung auf: Die 1,28 Millionen seien gewiß kein Pappenstiel. Doch andererseits verbleibe das Haus im städtischen Besitz und könne als kleiner Hotelbetrieb über die Pacht wieder Erträge abwerfen. Hinzu kommt laut Bernhardt: Saniert die Stadt, so wird sie vom Land mit 1,64 Millionen Mark unterstützt. Ein privater Bauherr könne nur mit 450 000 Mark Landesmitteln rechnen. "Diesen Vorteil sollte die Stadt nutzen." Schließlich sei beim Verkauf zu befürchten, so Bernhardt, daß "übermäßig viel Verkehr" in die enge Altstadt dränge.

Daß der Grünen-Vorschlag zumindest "eingehend geprüft wird, bevor das Haus vorschnell verkauft" ist, ist im Bauausschuß bereits verabredet. Ein Ortstermin soll weitere Klarheit schaffen. ask

Der Countdown für die Winterspiele 1994 im norwegischen Lillehammer läuft Das Olympia-Emblem prangt selbst auf den Kanaldeckeln Kosten für das ursprünglich als billig angepriesene Sportereignis sind auf das Vierfache angeschwollen / Tickets werden verlost Unser Korrespondent Hannes Gamillscheg berichtet aus Lillehammer

"Zweitausendzweihundert" ruft der Mann mit der Kuhglocke, dreht und wendet sich, damit kein Schaulustiger seinem Blick entgeht. "Wer bietet mehr?" Als er einem beleibten Mann in blauem Overall fast schon den Zuschlag gibt, rafft sich die Frau in den Vierzigern, die seit den ersten Angeboten tapfer mitgesteigert hat, doch noch auf: "2250". Es ist ein weißes T-Shirt mit dem Olympia-Symbol, das für stolze 570 Mark in der Fußgängerzone der norwegischen Kleinstadt Lillehammer feilgeboten ist. Doch eine aufgedruckte Zahl macht das Baumwollhemd zur gefragten Rarität: Sie zeigt die Tage bis zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele an, und von jeder Zahl gibt es nur ein einziges Exemplar, seit mit dem Tausender der Countdown begann.

Bei mehr als 14 000 Kronen liegt der Rekord der täglichen Versteigerung. So hoch muß die Frau diesmal nicht bieten. Für 2350 Kronen ersteigert sie schließlich das Souvenir, das sie, weil sie aus Lillehammer stammt, jetzt aber im Ausland lebt, unbedingt mit nach Hause nehmen wollte. Die Kronen fließen in den Olympia-Topf und machen ihn nicht fett: Bei einem Budgetrahmen von mittlerweile sieben Milliarden Kronen (rund 1,75 Milliarden Mark), der nur zu einem Drittel durch die erwarteten Einnahmen gedeckt ist, kann auch das sensationellste Versteigerungsergebnis die Olympia-Finanzen nicht retten.

Für einfache Spiele hatte die norwegische Stadt vor vier Jahren in Seoul geworben, für billige Spiele, für Spiele der kurzen Abstände. Ein "Sport- und Volksfest" in bester norwegischer Tradition sollte es werden. Für dieses Projekt hatte Lillehammer den Zuschlag bekommen. Jetzt ist das damalige Budget auf das Vierfache angeschwollen, gigantische Sportanlagen wachsen aus den Felsen und Hängen, und die Abfahrer werden 35 Kilometer und die Eisläufer 58 Kilometer von Lillehammer entfernt um die Medaillen kämpfen. Die 123 Kilometer von Oslo, dem nächsten Flughafen, zur Olympiastadt, die man laut ersten Angaben in "einer guten Stunde" bewältigen zu können glaubte, dauern heute mit dem Zug mehr als das Doppelte und mit dem Auto noch länger.

Doch so ist das mit Olympischen Spielen: Wenn das, was bei der Eröffnung gilt, schon in den ersten Bewerbungsschreiben gestanden hätte, wäre noch kein Olympia-Projekt verwirklicht worden. Hätten die Norweger gewußt, wie teuer die Spiele sie zu stehen kommen würden, hätten weder die Stadt Lillehammer noch das Osloer Parlament zugestimmt, räumt Informationsdirektor Aage Enghaug ein. Und wenn sie damals schon erfahren hätten, daß eine fast dreistündige Bus- oder Zugreise auf sie wartet, hätten die greisen Herren des Internationalen Olympischen Komitees wohl kaum für Lillehammer gestimmt.

Doch nun ist, kaum sind Albertville und Barcelona vergessen, das nächste Olympia-Fest nur noch 490 Tage entfernt. Erstmals in der olympischen Geschichte dauert eine Olympiade - der Zeitraum zwischen zwei Spielen - nicht mehr vier Jahre. Um die Winterspiele von der erdrückenden (Werbe-)Konkurrenz der Sommerspiele zu befreien, hat das IOC sie in die "Zwischenjahre" gelegt. Lillehammer macht 1994 den Anfang. Das gibt Probleme und Vorteile. "Man muß den Leuten erst erzählen, daß 1994 ein Olympia-Jahr ist", sagt Enghaug. Doch dann hat man den Kuchen für sich alleine.

Die Hauptsponsoren freilich kaufen Winter- und Sommerspiele weiterhin im Paket. Entsprechend groß war der Jubel in Lillehammer, als Atlanta den Zuschlag für 1996 bekam: Die amerikanische Cola-Stadt lockt die Werbekunden, und Lillehammer kassiert mit. Da die US-Fernsehgesellschaft CBS sich die Übertragungsrechte für die Winterspiele 320 Millionen Dollar (rund 480 Millionen Mark) kosten läßt, wovon der Veranstalter drei Fünftel erhält, ist ein Teil der prognostizierten Einnahmen schon im Säckel, noch ehe das erste der 1,5 Millionen Tickets für zwischen 100 und 825 Kronen (25 bis 206 Mark) verkauft wird.

Die 900 000 davon, die man in Norwegen loswerden möchte, werden in einer landesweiten Tombola angeboten. Jede Familie bekommt einen Bestellschein und kann ihre Wünsche ankreuzen. Dann wird gelost. Wer Glück hat, bekommt einen Tribünenplatz für die Langlaufstaffel der Männer, für die skibegeisterten Norweger das höchste der Sportgefühle. Wer Pech hat, muß sich den Rodel-Doppelsitzer oder Biathlon für Frauen angukken. "Würden wir die Karten frei zum Verkauf anbieten, würden die Norweger schon eine Woche vorher vor den Verkaufsstellen übernachten", meint Enghaug.

So groß die Erwartungen in Norwegen sind, daß die Sportler die sensationellen Erfolge von Albertville in eigenen Arenen nochmals übertreffen, so gespalten ist die Stimmung in der Olympiastadt selbst. "Kupferschloß" nennen die Leute in Lillehammer verächtlich das schmucke Haus, in dem das nationale Olympische Komitee untergebracht ist. Die Veranstalter und ihre internationalen Gäste fallen in das Städtchen ein und verlassen es fluchtartig wieder, sobald sie können.

Das Leben der 20 000 Einwohner aber haben sie kräftig durchgerüttelt: mit Baumaschinen, die auch nach Einbruch der Dunkelheit weiterdröhnen, mit Tausenden neuen Hotelbetten und mit Restaurants, die selbst an normalen Wochentagen zum Bersten voll sind, mit Sportanlagen, die alle neu sein müssen, weil keine der bestehenden Gnade vor den Augen der Olympier fand, und mit dem Olympia-Emblem selbst auf den Deckeln der Kanalisation. 30 000 Gäste - Sportler und Trainer, Berichterstatter und Zuschauer, Ehrengäste und Möchtegern- VIPs - werden sich in Lillehammer drängeln, und viele Einwohner haben für die Zeit vom 12. bis 27. Februar 1994 schon einen Charterurlaub gebucht, weit weg vom olympischen Trubel.

Und wenn die Spiele dann vorbei sind, hat Lillehammer neben der alten Sporthalle eine riesige neue mit Platz für 10 000 Leute, die nie mehr voll sein wird. In Gjövik wird eine unterirdische Eishokkeyarena in den Felsen geschlagen, und in Hamar wachsen gleich zwei Eishallen, von denen eine, mit den Formen eines umgedrehten Wikingerschiffes, die Riesenmaße eines internationalen Fußballfeldes bekommt. Dort sollen einst Weltmeisterschaften und Rockkonzerte stattfinden. Als ob sich die Rockstars um Galaauftritte in Mittelnorwegen reißen würden. Am Hunderfossen wird eine 200 Millionen Kronen teure Bob- und Rodelbahn errichtet, obwohl es in ganz Skandinavien nur eine Handvoll Schlittensportler gibt, und die Norweger witzeln, daß man die 1760 m lange Betonröhre nachher zum Beerensammeln brauche könne: Pflücken im Startraum, um die Beeren dann in ein am Ziel aufgestelltes Marmeladeglas zu rollen.

Die teuerste aller neuen Anlagen aber wird das Fernsehzentrum sein, und das ist typisch für Olympia. Das Fernsehen bestimmt. Für die Kameras werden Ehrentribünen gebaut und Wälder gerodet. Allein CBS nimmt mit 1500 Mann Lillehammer ein, und die Zahl der TV-Techniker übertrifft die der Sportler. Auch den Vorschlag, die protzige Eröffnungsshow zu streichen, und die dafür veranschlagten 85 Millionen Kronen für die Opfer des Bürgerkrieges in der Ex- Olympiastadt Sarajewo zu spenden, vereitelt das Fernsehen. "Da würde uns CBS 15 Millionen Dollar an Übertragungsgebühren streichen", so Pressechef Rolf Övrum.

Das Nach-Olympia-Lillehammer wird mit der verträumten Kleinstadt von zuvor nicht mehr viel gemein haben. "Wir geben der Region einen Schubs", sagt Övrum. "Was sie daraus macht, ist dann ihre Sache." 1994 aber soll die Olympiastadt der weltweiten Vermarktung Norwegens dienen, und auf gutes Design legt man dabei besonderen Wert: Holz, Stein, satte Farben. Einen Volltreffer landeten die Olympia-Arrangeure mit den Logos für die einzelnen Wettbewerbe. Statt der gewohnten Computer-Strichmännchen entwarf die Grafikerin Sara Rosenbaum Sportler nach dem Vorbild einer 4000 Jahre alten Höhlenzeichnung, die - im nordnorwegischen Rödoy entdeckt - einen Skifahrer zu zeigen scheint. Jetzt rasen die Höhlenmenschen mit Sturzhelm die Super-G-Piste hinab oder üben sich mit keck gestreckten Stöcken im Skiballett.

Das offizielle Maskottchen hingegen sind die blonden, rotbackigen Kinder Kristin und Hakon, und sie haben ihre eigene Geschichte. Der erste Hakon, mit dem Lillehammer für die Olympiabewerbung warb, war ein kleiner Disney-Wikinger, vom Mexikaner Javier Ramirez entworfen. Er gefiel den Norwegern gar nicht. So wurde Hakon "norwegisiert" und bekam im Zeichen der Emanzipation eine Kristin zur Seite. Zwar passen die niedlichen Kinder nicht ganz zum hochklassigen Designprofil der Lillehammer-Spiele. Aber ganz wollte man auf Ramirez' Idee doch nicht verzichten. Javier Ramirez ist nämlich Sohn des mexikanischen IOC-Mitglieds, und ein so hochrangiges Mitglied der "olympischen Familie" vergrätzt eine Olympia-Stadt nicht gern.

Hoffen auf Klarheit bis zum Jahresende

GROSS-GERAU. Vermutlich Ende diesen Jahres wird geklärt sei, wie es mit Klärbeiträgen in Kommunen weitergeht. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs mit Innenminister Dr. Herbert Günther, das Manfred Hohl zusammen mit seinen Amtskollegen Rudolf Zaich (Nauheim) und Horst Gölzenleuchter (Büttelborn) über das Thema, das in vielen Kommunen ein "heißes Eisen" sei, geführt habe: Müssen für Neubauten oder Erweiterungen von Kläranlagen spezielle Klärbeiträge bei Bürgern erhoben werden - oder ist dies ganz oder teilweise auch durch Gebühren möglich?

Bei der Zusammenkunft sei erklärt worden: Beitragserhebung sei derzeit nach dem Kommunalen Abgabegesetz der zulässige Weg zur Finanzierung. Aber es verstoße nicht gegen das Gesetz, wenn einige Investitionsteile über Gebührenerhöhungen abgewickelt würden.

Hohl habe sich dafür ausgesprochen, daß Kommunen in eigenständiger Verantwortung entscheiden sollten, ob Kläranlagen durch höhere Beiträge und/oder Gebühren finanziert werden sollten. Gemeinsam hätten sich die Bürgermeister auch für eine Anpassung der bestehenden Gesetze an die Praxis sowie einen Vergleich und eventuelle Anpassung an Regelungen anderer Bundesländer ausgesprochen. cas

Hera Lind liest aus ihren Bestsellern

HOFHEIM. Auszüge aus ihren Romanen "Ein Mann für jede Tonart" und "Frau zu sein bedarf es wenig" liest Bestsellerautorin Hera Lind am Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr, im Kleinen Kulturzentrum (Hauptstraße 38).

Im Mittelpunkt der beiden Romane: die "durchschnittliche Karriere der Chor- und Opernsängerin Pauline" - und ihre komplizierten Beziehungen zu zwei Männern. Die Story wird auch verfilmt: mit Uwe Ochsenknecht und Gudrun Landgrebe. pms

Schlimmer als der Tod war das Knochenbrechen Ein neues Buch beschreibt die Jagd und Bestrafung der Räuber, die einst durch die Wetterau vagabundierten

WETTERAUKREIS. Als Heinrich Bröder aus Ober-Hörgern bei Münzenberg am Nachmittag des 31. Januar 1809 zusammen mit seiner Familie sein Haus verließ, um Verwandte zu besuchen, schloß er den Hof sorgfältig ab. Vergeblich, wie sich herausstellen sollte, denn die Räuberbande des "Schoden- Heinrich" lauerte in den nahen Wäldern darauf, das verlassene Gehöft aufzubrechen. Des Nachts pirschten sich Schoden-Heinrich, Hessen-Heinrich, Heiden- Peter und ihre Spießgesellen an den verwaisten Hof heran. Mit Flinten, Pistolen, Stecken und Prügeln war es ihnen ein leichtes, das Tor zu knacken. Die mitgebrachten Kisten füllten sie mit Kleidern, Tuch und Kupfergeschirr. Als Schoden-Heinrich gerade die Geldkassette plündern wollte, hörten die Räuber einen Pfiff von Heiden-Peter, der vor dem Hof Schmiere Vorm Ertrinken gerettet stand. Die Bande floh, aber es gelang den Bauern, die den Raub entdeckt hatten, Schoden-Heinrich bis an die Wetter zu verfolgen und dort in die Enge zu treiben.

Schoden-Heinrich stand vor der Wahl: Entweder ließ er sich fangen oder er machte seinem Leben ein Ende und stürzte sich in die Fluten. Mutig entschied er sich für Tod. Sein Glück oder Pech war allerdings, daß er sich in einem Netz verfing, das ein Fischer an dieser Stelle ausgelegt hatte, so daß die Bauern ihn darin kurz vorm Ertrinken aus dem Fluß ziehen konnten. Nachdem sie ihn ordentlich verprügelt hatten, brachten sie ihn ins Gefängnis nach Nieder-Weisel, wo er nach sechs Tagen wieder ausbrach.

Wild, roh und grausam ging es zu in den "guten alten Zeiten" in Oberhessen. Die Landschaft zwischen Marburg im Norden und Friedberg im Süden gehörte Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zu den ärmsten Regionen in Deutschland. Die Napoleonischen Kriege und Hungersnöte setzten dem Land schwer zu. Jede Gemeinde war verpflichtet, für ihre Armen zu sorgen. Weil die Menschen in den Dörfern sich jedoch selbst kaum ernähren konnten, jagten sie Kriegskrüppel und verarmte Bauern davon. Die Ausgestoßenen verlegten sich zunächst aufs Betteln, dann aufs Rauben und Stehlen. So begannen die Räuber- und Gaunerkarrieren, denen Reinhold Neeb ein Buch gewidmet hat, in dem er bekannte Räuber aus der Wetterau und dem Vogelsberg vorstellt.

Die Begebenheiten, die Neeb historischen Quellen entnommen hat, räumen gründlich auf mit der Legende vom edelmütigen Räuber, der den Reichen das Geld abnimmt und unter die Armen verteilt. Viel lieber verpraßten sie die Beute bei ausschweifenden Gelagen in dunklen Spelunken. Um 1800 schätzte ein Gießener Kriminalrichter die Zahl der Personen, die in der Wetterau und im Vogelsberg von Raub und Diebstahl lebten, auf 300 bis 350. Und es waren brutale und unbarmherzige Gesellen, die die Bauern beraubten, folterten und auch vor einem Mord nicht zurückschreckten.

Die Bande des berüchtigten "Großen Galantho" zum Beispiel, die bereits Anfang des 18. Jahrhunderts in der Wetterau ihr Unwesen trieb, prügelte einen Schweinehirten zu Tode, der sie bei einem Raub gestört hatte. Nachdem die Bande der etwas "thumben Obrigkeit" mehrere Male entwischt war, gingen im Jahr 1726 in der Nähe von Butzbach 34 Mitglieder der "Galantho-Bande" einem tüchtigen Landleutnant und seiner hundert Mann starken(!) Truppe ins Netz. Keiner der 24 überlebte das grausige Gericht, das in Gießen über sie gehalten wurde. Doch der Tod war bei weitem nicht das Schlimmste, was man Gefangenen zu dieser Zeit antun konnte. Die "peinliche Halsgerichtsordnung" von Karl V. kannte noch drakonischere Strafen: Das Gericht empfahl, die beiden Anführer "durch Zerstoßung ihrer Glieder von oben herab zu radbrechen und ihre Körper aufs Rad zu flechten."

Um 1820 ging das Jahrhundert der Räuberbanden langsam zu Ende. Die Kleinstaaten in Hessen rangen sich endlich dazu durch, die Räuber grenzübergreifend zu verfolgen und dabei zusammenzuarbeiten. Teile der Geheimsprache, der sich die Räuberbanden bedienten, leben allerdings bis heute in unserer Sprache weiter. Worte wie Kaff für Dorf, bammel für Angst, ausbaldowern für auskundschaften oder Stuß für Unsinn gehören zum kulturellen Erbe, das uns die einstmals gefürchteten Räuberbanden hinterlassen haben.

SABINE KLEIN

Mehr über die Untaten der Räuber in der Wetterau und im Vogelsberg steht in dem Buch "Räuber, Gauner und Vagabunden. Kriminalität im alten Oberhessen." von Reinhold Neeb. Es ist im Buchhandel erhältlich und kostet 22.80 Mark.

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Warten auf das Kindergeld In ungeklärten Fällen kann das Arbeitsamt stornieren

Seit einem Jahr zahlt das Frankfurter Arbeitsamt FR-Leserin Adriana R. kein Kindergeld mehr. Adriana R. lebt getrennt von ihrem Ehemann; über das Sorgerecht für ihre gemeinsame Tochter hat noch kein Gericht entschieden. "Mein Ehemann hat vor Gericht Widerspruch gegen den Kindergeldbescheid eingelegt", erzählt die Leserin, "jetzt zahlt das Arbeitsamt nicht mehr - und das, obwohl die Kleine immer bei mir war." Adriana R. hat nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Laut Tadeusz Olszowski, Gruppenleiter beim Arbeitsamt Frankfurt, kann die Auszahlung des Kindergeldes bei getrennt lebenden Ehepartnern in zwei Fällen storniert werden: "Wenn die Eltern sich nicht einigen können oder noch kein Sorgerechtsbeschluß vorliegt." Im Falle von Frau R. hat das Gericht noch nicht über das Sorgerecht für die Tochter entschieden. Deshalb müsse das Arbeitsamt erst prüfen, welcher Ehepartner den überwiegenden Teil der Unterhaltsleistungen für das gemeinsame Kind erbringe. "Diese Entscheidung hängt aber nicht davon ab, bei welchem Ehepartner das Kind lebt", stellt der Beamte klar.

Leiste der Ehemann Unterhalt und überstiegen diese Zahlungen die Betreuungsleistungen der Frau, führt Olszowksi aus, dann werde das Kindergeld bis zur Scheidung an den Mann ausgezahlt - obwohl das Kind weiterhin bei der Mutter lebe. Die "Betreuungsleistungen" werden nach folgendem Schlüssel ausgerechnet: "Das ist das Gehalt, das eine Betreuungsperson, zum Beispiel ein Kindermädchen, kassieren würde", erklärt Olszowski, "wenn sie sich um das Kind kümmert." Dazu addiert das Arbeitsamt noch den Aufwand für Wohnen, Kleiden oder Verpflegung. Überstiegen die Zahlungen des Vaters die Leistungen der Mutter für die Kindererziehung, erhalte die Mutter bis zur Scheidung kein Kindergeld mehr.

Im Falle von Adriana R. jedoch hat ihr Rechtsanwalt inzwischen dem Arbeitsamt mitgeteilt, daß der Vater überhaupt keinen Unterhalt leiste. Die Folge erklärt Olszowski: "Frau R. bekommt für die letzten Monate das Kindergeld nachgezahlt." Einfacher liegt der Fall bei minderjährigen Kindern, sobald das Gericht über das Sorgerecht entschieden hat. Dann erhält in jedem Fall der oder die Sorgeberechtigte, meist die Mutter, das Kindergeld: 50 Mark für das erste und 70 Mark für das zweite Kind im Monat. mku

Tips für das Sarntal

BESTE REISEZEIT: Für Wanderungen empfehlen sich die Sommermonate Juni bis September, auch wenn es in den Mittagsstunden etwas heiß werden kann. Anfang Oktober finden oberhalb von Durnholz Herbstmanöver statt. Wintersport ist von Mitte Dezember bis Anfang April möglich.

ANREISE: Mit dem Auto vom Norden über Brenner und Penser Joch (nur zwischen Mai und Oktober geöffnet) oder ganzjährig von Bozen durch die Talferschlucht. Bahnreisende steigen in Bozen in den Linienbus, der über Sarnthein und Astfeld bis nach Pens fährt.

UNTERKUNFT: Politisch ist das Sarntal eine einzige Gemeinde, mit 30 250 Hektar die größte Südtirols. Tatsächlich gliedert es sich in 29 Dörfer und Flecken, die "Fraktionen". Die meisten Hotels und Gasthöfe, zwischen 20 und 60 Betten, findet man im Hauptort Sarnthein und im angrenzenden Astfeld; Übernachtung mit Frühstück kostet zwischen 25 und 50 Mark. Kleinere Pensionen und Privatzimmer gibt es überall im Tal; Preise um 20 Mark.

ESSEN UND TRINKEN: Wie so viele Grenzregionen bietet die Sarntaler Küche eine reiche und meist preiswerte Auswahl, traditionelle alpenländische Küche vermischt sich mit italienischer. Pizza und sauer eingelegter Kalbskopf, Speckknödel und Carpaccio, Spinatnokken und Kaiserschmarren mit Preiselbeeren. Dazu roten Vernatsch-Wein oder Sankt Magdalener (in der Qualität freilich sehr unterschiedlich), und wenn's zuviel des guten Essens war, einen Trester.

AUSFLÜGE: Über 300 Kilometer markierte Wanderwege gibt es zwischen 1000 und 2800 Höhenmetern, Höfe und Reitschulen vermieten Haflinger, fischen kann man im Durnholzer See. Im Sommer Bustouren nach Meran, Venedig oder zum Gardasee. Im Winter bietet das Skigebiet Reinswald Sessellifte und 15 Kilometer Pisten (Fünf-Tages-Karte: rund 90 Mark), eine Loipe erstreckt sich über 30 Kilometer im Penser Tal.

GELD: Währung ist natürlich die Lira, aber mit D-Mark kommt man weit.

AUSKUNFT: Verkehrsverein Sarntal, I-39058 Sarnthein/Sarentino, Tel. 04 71 /62 30 91 (Vorwahl aus Deutschland: 00 39 471). ah

Namen + Notizen

HANS KAISER, bisheriger Leiter der Apotheke im Hanauer Stadtkrankenhaus, ist in den Ruhestand verabschiedet worden.

Der 65jährige Pharmaziedirektor studierte Volkswirtschaft und Pharmazie. Schon während des Studiums entstand der Kontakt zum Stadtkrankenhaus.

ALBERT SCHNEIDER, langjähriger Rektor der Klein-Auheimer Friedrich-Ebert-Schule, erhält die Rudolf- Krammig-Medaille für seine Verdienste um Schule, Gesangverein Concordia und Geschichtsverein.

Er führte die CDU-Fraktion im Stadtteil auch nach der Eingemeindung im Ortsbeirat bis 1985.

Wenn die berufstätige Mutter ihr behindertes Kind zu Hause betreut Als "faire Alternative" zum Heim im Gespräch / Fachtagung über familienentlastende Dienste mit Experten aus ganz Europa

MARBURG. Es ist paradox. Da will eine alleinerziehende Mutter ihr geistig und mehrfach behindertes Kind nicht in ein Heim geben. Sie möchte Berufstätigkeit und Betreuung unter einen Hut bekommen, indem sie stundenweise einen familienentlastenden Dienst der "Lebenshilfe" in Anspruch nimmt. Die kommunalen Behörden aber lehnen eine Bitte um finanzielle Unterstützung ab. Die Frau müsse schließlich nicht arbeiten, sondern könne ja von Sozialhilfe leben. Ein Heimaufenthalt des Kindes werde aber selbstverständlich finanziert . . .

"Kein Einzelfall" sind derartig begründete Ablehnungen von Kostenübernahmen nach Erfahrung von Ursula Johann und vieler ihrer Kolleginnen und Kollegen aus den familienentlastenden Diensten (FeD). "Es wird zwar öffentlich viel vom Vorrang der ambulanten Hilfen geredet", sagt Ursula Johann, "aber die Realität sieht anders aus". Und das, obwohl der Bedarf offenbar groß ist: In den letzten Jahren sind im Bundesgebiet 200 solche Dienste wie Pilze aus dem Boden geschossen, 140 davon in Trägerschaft der Lebenshilfe.

Der als Lobby für geistig Behinderte wirkende Verband veranstaltete jetzt in Marburg, dem Sitz seiner Bundeszentrale, eine europäische Fachtagung, um angesichts dieses noch jungen Angebots Erfahrungen auszutauschen und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Der Andrang aus Deutschland und acht anderen europäischen Ländern war so groß, daß die 140 Teilnehmer und Referenten ins Bürgerhaus Cappel statt in die eigene Fortbildungsstätte geladen wurden.

"Häufig sind FeD-Mitarbeiter Einzelkämpfer und suchen deshalb Anregungen und Austausch", erklärt Johannes Schädler von der Lebenshilfe das starke Interesse. Außerdem müsse man nicht überall in Europa das Rad neu erfinden, wo es doch bereits funktionierende Modelle gebe. Hilfreich dürften die Beispiele aus Westeuropa gerade für die sogar aus der Ukraine, Slowenien, Polen und Litauen angereisten Gäste sein, wo vieles im Bereich der Behindertenhilfe noch im Aufbau ist.

Da gibt es in Großbritannien und Irland etwa das Modell der Gastfamilien, die immer wieder für kürzere Zeit geistig behinderte Kinder und Jugendliche aufnehmen, um deren Eltern Verschnaufpausen von der Betreuung rund um die Uhr, Zeit für eigene Interessen oder auch einmal für einen Urlaub zu verschaffen. In Dänemark hingegen existiert schon länger ein System von Einrichtungen zur Kurzzeitpflege. Weniger entwickelte Länder wie Portugal setzen schon deshalb auf Familienhilfe, weil es kaum Einrichtungen für geistig Behinderte gibt, und in Italien versuchen familienentlastende Dienste vor allem in Richtung Integration zu arbeiten.

In Deutschland gehen die Dienste vor allem direkt zu den Familien und übernehmen dort für Stunden oder Tage die Betreuung der behinderten Kinder und Jugendlichen. Auch gruppenweise Betreuung außerhalb der Familie, Angebote für das Wochenende oder manchmal auch die Kurzzeitunterbringung in darauf spezialisierten kleinen Heimen ("zweites Zuhause") gehören zur Palette. Man will sich flexibel an den Bedürfnissen der Familien orientieren. In der Regel heißt dies, die anhaltende alltägliche Überlastung vor allem der Mütter zu verringern. Aber es kann auch bedeuten, in akuten Krisen zu helfen oder bei Erkrankung der Eltern einzuspringen.

Gemeinsam ist allen derartigen europäischen Diensten eine prekäre Finanzsituation. Und das, obwohl sie von den Eltern nicht gewünschte und wesentlich teurere Heimaufenthalte vermeiden helfen. Der Bedarf ist zumeist größer als das zur Verfügung stehende FeD-Angebot. Die Eltern sind zudem oft finanziell überfordert, wenn sie etwa für eine Tagesbetreuung 175 Mark aufbringen sollen, wie in Marburg.

"Die häusliche Pflege muß eine faire Alternative werden", fordert deshalb Johannes Schädler von der Lebenshilfe. Der Eigenbeitrag der Familien dürfe nicht so groß sein, daß die zeitliche Entlastung durch die finanzielle Belastung wieder aufgehoben wird.

Eine Rechtsgrundlage für die Inanspruchnahme von FeD gibt es auch in Deutschland nicht. Die Formulierungen des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) zum Vorrang ambulanter Hilfen sind bisher so schwammig, daß sich die Kommunen und Kreise (als vom Gesetz vorgesehene Finanziers dieser Hilfen) oft aus der Verantwortung stehlen können. Wenn dann, wie es derzeit geschieht, ABM-Maßnahmen oder Anschubfinanzierung durch die "Aktion Sorgenkind" auslaufen, mit denen vielerorts FeD aufgebaut wurden, sieht die Zukunft düster aus. In den neuen Bundesländern sind die Schwierigkeiten doppelt so groß, weil es dort noch viel schwieriger ist, qualifiziertes Personal zu bekommen.

Eine Novellierung des BSHG steht nun jedoch an. Der Entwurf soll bald verabschiedet werden. In ihn wurden auf Drängen von Behindertenverbänden wie der Lebenshilfe auch klare Formulierungen aufgenommen, die einen Rechtsanspruch auf familienentlastende Dienste festschreiben. Bei der Lebenshilfe sieht man aber Anlaß zu der Befürchtung, daß diese Passagen wieder aus dem Gesetzestext getilgt werden könnten. Die mit Terminschwierigkeiten begründete plötzliche Absage einer Vertreterin des Bundesfamilienministeriums wurde in Marburg so ausgelegt, daß man sich in Bonn in dieser Frage nur ungern festnageln lassen will.

Zumindest in Hessen (wie auch in Bayern und Baden-Württemberg) deutet sich eine Lösung des Dilemmas an: Nachdem der Landeswohlfahrtsverband als überörtlicher Sozialhilfeträger schon vor drei Jahren ein Finanzierungkonzept für die familienentlastenden Dienste erarbeitet hatte, das Land sich bisher aber beharrlich sträubt, gemeinsam mit dem LWV 50 Prozent der Personalkosten zu übernehmen, hat jetzt das Sozialministerium von Heide Pfarr (SPD) signalisiert, daß es dafür im nächsten hessischen Haushalt Gelder geben werde.

ANDREA TERSTAPPEN

"Africa" und "Hold The Line" waren ihre größten Hits - aber das ist lange her. Toto laufen ihren alten Erfolgen nun schon seit Jahren hinterher. Und auch ihre neue LP "Kingdom Of Desire" weist keinen Weg aus der Bedeutungslosigkeit. Es wird wohl ihre letzte Platte sein. Denn vor wenigen Wochen ist Toto-Schlagzeuger Jeff Porcaro an einem Herzschlag gestorben. Mit Simon Phillips als Ersatzmann gehen die drei restlichen Totos in diesem Herbst auf Abschieds-Tour.

Nachbarn solidarisch mit Aussiedlern Bewohner des Wohnheims Adelonstraße protestierten gegen schnelle Umverlegung

HÖCHST. Roland Frischkorn schaut in die Menschenmenge, die ihn bedrängt: "Ich denke, die Hausbewohner wollten mir ihre Probleme mitteilen. Aber ich höre nur Anlieger." Referent Frischkorn hat seinem Sozialdezernenten Martin Berg (SPD) den schweren Gang abgenommen: Er steht den Bewohnern des Übergangswohnheims in der Adelonstraße Rede und Antwort. Eigentlich ist es mehr ein Anschreien und Verteidigen. Immer wieder skandieren die Bewohner: "Wir bleiben hier"; die Nachbarn klatschen Beifall.

Am Montag hatten 36 Bewohner ein Schreiben in ihrem Briefkasten, daß sie zum 28. Bescheid geben sollen, ob sie mit der Umverlegung in andere Wohnheime einverstanden wären - also binnen 24 Stunden. Absender: Martin Heeg vom städtischen Ausgleichsamt, der für die Unterbringung der Aussiedler zuständig ist. Dabei hatte ihnen Heeg in der ersten Bewohnerversammlung am 9. September versichert: "Alles wird gemütlich und sozialverträglich gehen."

Christopher Kobus erinnert sich noch gut an das Versprechen: "Warum haben wir dann jetzt zwei- bis dreitägige Fristen? Warum können sie uns verlegen, als ob wir irgendwelche Dinge wären? fragt er im Namen der Bewohner, die zuvor beschlossen einmütig hatten, nicht auszuziehen.

Das müssen sie auch nicht. Wenigstens vorläufig. Sozialdezernent Martin Berg hatte am gleichen Tage von den kurzfristigen Umverlegungen - da die Bewohner keinen Miet-, sondern nur einen Nutzungsvertrag haben, sind es keine Kündigungen - erfahren. Berg ließ sofort alle Umverlegungen stoppen. Denn: "Ein Umzug innerhalb von zwei Tagen kann nicht sozialverträglich sein", sagt Roland Frischkorn.

Martin Heeg entschuldigt sich für die Schreiben: "Das ist unglücklich gelaufen, die Briefe sind zu spät raus. Wir werden niemand rauswerfen." Heeg will seine Briefe als Angebot verstanden wissen, ob die Bewohner mit der vorgeschlagenen Umverlegung einverstanden seien.

Das kam bei den Menschen in der Adelonstraße anders an. Vor allem, nachdem sie die Woche davor von der landesweiten Mieterhöhung erfahren hatten. "Wir sollen in ein schlechteres Wohnheim und dann noch mehr dafür zahlen", empört sich Regina Klarner, die mit ihren zwei Kindern in die Bolongarostraße umziehen sollte. "Und wenn wir nicht umziehen, müssen wir die doppelte Miete bezahlen: Über 1000 Mark für ein Zimmer."

Die ebenfalls versammelten Nachbarn des Wohnheims schimpfen auf Frischkorn ein: "Wenn wir als Private das wagen würden. Das ist doch Mietwucher." Solidaritätsrufe, die es Frischkorn schwer machen, die betroffenen Bewohner aufzuklären. Deren Angst vor der doppelten Miete war entstanden, weil eine - übrigens alte - Klausel besagt, daß "bei Ablehnung einer zugewiesenen Wohnung ohne ausreichende Begründung" ein hundertprozentiger Aufschlag möglich ist.

"Die Leute sind total verunsichert und eingeschüchtert" sagt Wiltrud Pohl, die als ehrenamtliche Betreuerin das "Hick- Hack um die Adelonstraße" seit Wochen verfolgt. Durch sie erfuhr auch der Oberbürgermeister von den kurzfristigen Umverlegungen und schaltete den Sozialdezernenten ein. Der hat nicht nur veranlaßt, daß zum 1. Oktober niemand ausziehen mußte, sondern daß die Menschen eine Art Schonfrist bekommen: "Alle Bewohner haben erstmal nichts zu befürchten", sagt Roland Frischkorn.

Also auch die Menschen, die in die Bolongarostraße umverlegt werden sollten. Ein Umzug, der noch als sozialverträglich gilt - besonders für Familien mit Kindern, da der Rektor der Hostatoschule, Klemens Wieck, versichert hat: "Die Kinder können bei uns bleiben."

Bleibt das Problem, daß Manfred Heeg auf seinen Listen kaum persönliche Notizen über die Bewohner hat. Eine Frau nutzt deshalb Frischkorns Besuch, um wenigstens ihn aufzuklären: "Ich bin hochschwanger, wenn ich jetzt umziehe, ist das Zimmer nach zwei Monaten wieder zu klein." Frischkorn hat die Information inzwischen an Heeg weitergegeben. Die Frau kann wie alle anderen Betroffenen bis auf weiteres in der Adelonstraße bleiben.

Am liebsten wäre es Frischkorn, das Heim bliebe erhalten: "Die Übergangswohnheime sind bei der Wohnungsnot nicht mehr nur Übergang, sondern alternative Wohnprojekte. Und da ist die Adelonstraße noch die humanste." Freie Plätze in anderen Heimen gibt es genug: 150 allein im Frankfurter Raum. "Ich kann die auch nicht leerstehen lassen, das kostet trotzdem täglich Geld", sagt Manfred Heeg. Denn das Land - als Mieter - garantiert allen Trägern eine 80prozentige Belegung.

Ein Grund mehr für Roland Frischkorn, im Fall der Adelonstraße die Konfliktparteien an einen Tisch zu bekommen: Das Land zahlt 255 Tagessätze, obwohl nur noch 245 Menschen in der Adelonstraße leben. Frischkorn dazu: "Das ist ein Nullsummenspiel, ich glaube nicht, daß das Land auf diese Art und Weise viel spart." Clk

SL glaubt Schäfer überführt Jounalist bestätigt das Interview mit dem Vize-Rathauschef

LANGENSELBOLD. Für die Freie Wählergemeinschaft Langenselbold, Selbolder Liste (SL) steht nun endgültig fest, daß Vize-Bürgermeister Emil Schäfer (DKP) in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung, in der der Mißbilligungsantrag und die Rücktrittsaufforderung an Schäfer mit der Mehrheit von SPD und DKP abgelehnt wurde, die Unwahrheit gesagt hat. Der Kommunist hatte abgestritten, gegenüber der konservativen Tageszeitung "Die Welt" ehrabschneidende Äußerungen über den Bundesgrenzschutz gemacht zu haben.

Schäfer war von der Springer-Tochter, so die SL in einer Pressemitteilung, sogar "teilweise wörtlich zitiert worden". Der DKP-Politiker habe indes "die Aussagen und das Interview glattweg abgestritten und den Antrag der Wählergemeinschaft mit Zeiten, in der Andersdenkende kriminalisiert und verfolgt wurden" verglichen und dadurch "die SL mal schnell in die rechte Ecke gestellt", heißt es weiter.

Daß Schäfer gelogen habe ergab eine "Recherche bei der Welt-Redaktion in Frankfurt und dem Journalisten, der den Artikel verfaßt hatte": Der Welt-Journalist habe sich, so die SL, bei Schäfer für das Interview telefonisch angekündigt, sei von ihm dann im Rathaus empfangen worden und anschließend in das Sitzungszimmer des Magistrats gebeten worden, wo das etwa einstündige Gespräch stattgefunden haben soll. Schäfer hingegen behauptete, daß "man ganz zwanglos" auf dem Rathausgang geplaudert habe (wir berichteten). Der Welt- Mann sei auch jederzeit bereit zu beeiden, "daß Schäfer die ihm zugerechneten Zitate tatsächlich gemacht hat", schreibt die SL. Beweisen könne er dies mit "Stenoblock-Notizen" und "Gesprächsaufzeichnungen".

Das der DKP-Mann die Unwahrheit gesagt hat, stehe somit fest. Für die SL stellt sich dabei jedoch die Frage, ob bei ihm "ein unbewußter Verdrängungsvorgang eingesetzt hat", der bei ihm das Erinnerungsvermögen in Mitleidenschaft gezogen hat. Oder ob er "vorsätzlich dem Parlament die Unwahrheit gesagt hat, um sich aus der Affäre zu ziehen und dabei sein kommunistisches Gedankengut darstellen" wollte. Flei

Turner feiern mit großem Programm

HOFHEIM. Zum Familienabend des Turnvereins 1860 sind nicht nur die Sportler geladen, sondern auch die Eltern der Turnerinnen und Turner: Gefeiert wird am Samstag, 17. Oktober, 20 Uhr, im Saal der Turnhalle (Zeilsheimer Straße).

Zum Tanz spielt die Kapelle "Main- City-Dance-Band" - außerdem wird ein Unterhaltungsprogramm geboten. pms

Die "Aktion Eschersheimer Landstraße" kämpft Kleines Chaos ausgelöst

ESCHERSHEIM. Die "Aktion Eschersheimer Landstraße", eine Initiative des Schulverbandes Dornbusch, hat sich zum Ziel gesetzt, für die U-Bahn-Haltestelle Fritz-Tarnow-Straße auf Höhe der gleichnamigen Straße einen sicheren, behindertengerechten und ebenerdigen Zugang zu schaffen.

Der Zusammenschluß von Schülern und Pädagogen von Heinrich-Steul-Schule, Anne-Frank-Schule, Wöhler-Schule und der Kindertagesstätten 38 und 76 organisierte am Deutschen Umwelttag eine Demonstration, bei der etwa 200 Teilnehmer ihren Forderungen Nachdruck verliehen (die FR berichtete).

Die Demonstranten überschritten den Fußgängerüberweg unter polizeilicher Aufsicht und sorgten für ein mittleres Verkehrschaos. "Bei einer Ampelphase von nur acht Sekunden ist es schon schwierig, eine Kindergruppe über die Straße zu bringen, da werden mindestens vier Aufsichtspersonen benötigt", sagte Christian Kretschmer, Leiter der Hermann-Herzog-Schule für Sehbehinderte. "Obwohl wir von den Polizeibeamten beim Überqueren der Straße abgesichert wurden, kam der Verkehr völlig zum Erliegen. Die Bahnsteige sind dort außerdem so schmal, daß keine zwei Mütter mit Kinderwägen Platz haben, von zwei Rollstuhlfahrern ganz zu schweigen."

Um den U-Bahn-Halt Fritz-Tarnow-Straße zu ebener Erde zu erreichen, müßte ein Kinderwagen vier Ampeln passieren und fünf Straßen überqueren, die geplagte Mutter, aus dem Dichterviertel kommend, würde zu einem Umweg von einem Kilometer gezwungen.

"Die gesamte Infrastruktur des Viertels liegt - von der U-Bahn-Linie abgeschnitten - auf der gegenüberliegenden Seite. Wir benötigen lediglich eine Bedarfsampel, dann wäre wenigstens dieses Problem gelöst", sagte Christian Kretschmer. Der Standort dieser Fußgängerampel läge südlich der Haltestelle Fritz-Tarnow- Straße, an der Linksabbiegerspur von der Eschersheimer Landstraße. "Auch die U- Bahn müßte nur eine Ampelphase länger anhalten, durch den Abbiegerverkehr aus der Fritz-Tarnow-Straße muß die Fahrt ohnehin unterbrochen werden." zol

Bürgermeister Felix besucht die Stadtteile

HOFHEIM. Bürgermeister Rolf Felix (CDU) sieht sich weiterhin in den Stadtteilen um: Die Außenstelle Diedenbergen ist am Freitag, 9. Oktober, Treffpunkt einer Ortsbegehung mit dem Ortsbeirat. Der Rundgang beginnt um 16 Uhr.

Am Samstag, 10. Oktober, ist der Rathauschef bei einer Ortsbegung mit dem Ortsbeirat Langenhain unterwegs. Treffpunkt um zehn Uhr ist diesmal das Jagdhaus Langenhain. Zu beiden Informationstouren sind auch interessierte Bürgerinnen und Bürger einladen. pms

Gleitzeiten am Ende des Arbeitslebens

HANAU. Wenn ab 1993 das Arbeitsförderungsgesetz wieder in der Form geändert werde, daß das Arbeitsamt nicht mehr die Kosten für Vorruhestandswillige ab 58 Jahren übernimmt und die Unternehmensleitungen nicht dafür finanziell einzuspringen bereit seien, gingen Arbeitsplätze verloren. Diese Sorge trug Betriebsratsvorsitzender Heinz Krick dem SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter und dessen Landtagskollegen Ronald Battenhausen vor, als beide der Heraeus Holding in Hanau einen Besuch abstatten. Die Folge sei, daß junge Arbeitnehmer noch weniger Arbeitsplätze fänden und ein weiterer Ruck nach rechts programmiert werde.

Heraeus-Finanzchef Erich von Haenisch bezeichnete es als "wahnsinnigen volkswirtschaftlichen Luxus", wenn arbeitswillige 58jährige heimgeschickt würden. Es gebe genug neu zu verteilende Arbeit für Jüngere und Ältere, sagte er, ohne das zu konkretisieren. Er widersprach Krick und Battenhausen, Vorruhestand sei oft eine Folge des Verschleißes der Arbeitnehmer, mit der Aufforderung, "nicht so wehleidig" zu sein.

Battenhausen sprach sich dafür aus, das Ende des Arbeitslebens nicht mehr so abrupt zu gestalten wie bisher, sondern Gleitzeiten einzuführen. him

Feldbahnfest auf dem Rebstockgelände

Dampflokfreunde sollten sich den 10. und 11. Oktober in ihrem Kalender anstreichen: Mit einer Fahrzeugparade aus 20 typischen Feldbahnzügen feiert das Frankfurter Feldbahnmuseum an diesem Wochenende wieder sein traditionelles Fest auf dem Rebstockgelände. Neben fünf Dampflokomotiven, wie sie einst bei Wald-, Bau und Industriebahnen eingesetzt wurden, rattern auch ein Dieseltrieb- und ein Pferdewagen zwischen 10 und 17 Uhr über das Gelände am Rebstockbad.

Außerdem haben die Hobby-Eisenbahner eine Mini-Damfbahn auf Fünf- Zoll-Gleisen aufgebaut, mit der auch die Besucher ein Stück Eisenbahngeschichte nacherleben können. Das Programm ergänzt eine Tombola, und auch für das leibliche Wohl will das Feldbahnmuseum sorgen.

Erwachsene zahlen zwei Mark, Kinder eine Mark Eintritt. mku

Stadtbücherei bietet in den Ferien Kurzweil

FRIEDRICHSDORF. Herbstferien: Kinder und Jugendliche haben mehr Zeit - die Stadtbücherei reagiert mit erweiterten Öffnungszeiten. Zudem lockt sie mit einem kleinen Ferienprogramm.

So liegen in der Bücherei Rätsel für sechs- bis 13jährige Mädchen und Jungen aus. Der Startschuß zum Lösen fällt am Dienstag, 6. Oktober, um 10 Uhr. Abgabeschluß ist der Donnerstag, 15. Oktober. Die Ehrung der Buchgewinner folgt zum Ferienende am Freitag, 16. Oktober.

Kinder ab vier Jahren lockt zudem am Freitag, 9. Oktober, eine Bastelstunde. Von 15 Uhr an können sie mit ihren mitgebrachten Scheren und Klebern Fensterbilder aus Tonkarton basteln (Anmeldung bis Mittwoch, 7. Oktober).

Wie in den Sommerferien erweitert die Bücherei wieder ihre Öffnungszeiten. Die Türen stehen dienstags bis samstags auch von 10 bis 12 Uhr offen. stk

Kleiner FR

Auftrag erteilt KELSTERBACH. 20 386 hat der Magistrat für die Ingenieurarbeiten zum Ausbau des Mainufer-Radweges zwischen Okrifteler Fähre und Staustufe Eddersheim bereitgestellt. Flohmarkt geplant GROSS-GERAU. Einen Flohmarkt - voraussichtlich den letzten in diesem Jahr - hat das Kulturcafé für Samstag, 10. Oktober, ab 10 Uhr auf dem Gelände am alten Amtsgericht vorbereitet. Wanderer treffen sich KELSTERBACH. Die TuS-Wanderabteilung lädt für Samstag, 10. Oktober, 17 Uhr, ins Vereinsheim "Hinkelstein" ein. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Zusammenstellung des Wanderplanung 1993. Herbstball bei "Sängerlust" GERNSHEIM. Herbstball heißt es am Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr, beim Gesangverein "Sängerlust" in der Turnhalle der Peter-Schöffer-Schule. Gäste aus Frodsham KELSTERBACH. Eine Delegation aus dem britischen Frodsham weilte an der Gesamtschule zu Besuch. Seit zehn Jahren gibt es Schüleraustausch zwischen der IGS Kelsterbach und Frodsham, und das soll auch künftig so sein, kam man überein. Ausflug vorbereitet BÜTTELBORN. Eine Wanderung über den Rheinhöhenweg haben die Naturfreunde für Sonntag, 11. Oktober, vorbereitet. Start ist um 9 Uhr am evangelischen Gemeindehaus Büttelborn. Jugendpflege unterwegs BÜTTELBORN. Das Rebstockbad in Frankfurt ist Ziel einer Fahrt der Jugendpflege am Donnerstag, 15. Oktober. Mitmachen können junge Leute ab zwölf Jahren bei einem Teilnehmerbeitrag von acht Mark. Anmeldezettel gibt's bei der Jugendpflege im Rathaus.

Textverarbeitung bei der Volkshochschule

HOFHEIM. Die Kreis-Volkshochschule (vhs) bietet an zwei Wochenenden eine Einführung in das Textverarbeitungsprogramm "WordPerfect" an: Am 23./24. und 30./31. Oktober werden Grundkenntnisse vom Formatieren bis zum Ausdrucken von Texten vermittelt. Grundkenntnisse in MS-DOS sind nötig. Der Kursus in der Pfarrgasse 38 ist freitags von 18 bis 21.15 Uhr und samstags von 8.30 bis 17.30 Uhr.

Die Gebühr beträgt 150 Mark, Interessenten sollten sich schriftlich bis 16. Oktober anmelden. pms

Studenten fragen: Was ist 'Heimat' im Vogelsberg?

SCHOTTEN. Was ist Heimat? Wie entsteht Heimatgefühl oder "regionale Identität"? Das erforschen Studenten vom Frankfurter Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie vom 5. bis 14. Oktober in Schotten und fünf anderen Orten des Vogelsbergkreises. Sie werden nach Auskunft der KreisPressesprecherin Gabriele Brott mitFragebögen nach dem Zufallsprinzip an Haustüren klopfen und dort Interviews führen. Die daraus gewonnenen Daten wollen die Jung-Wissenschaftler aus Frankfurt durch Expertengespräche, Dokumentenanalyse, Medien-Auswertung und Statistiken anreichern. In zwei Jahren erscheint dann eine zusammenfassende Dokumentation. Die Hessische Sparkassenstiftung finanziert die Heimatforschung.

Der Vogelsberger Landrat Hans-Ulrich Lipphardt ließ sich bereits interviewen. Er liebe das Land, weil er dort groß geworden sei. Zum anderen sei er fasziniert "von der unendlich schönen Vogelsberger Landschaft". Lipphardt begrüßte die Heimatforschung der Kulturanthropologen. Denn das wissenschaftlich erstellte regionale Profil sei hilfreich, "um Maßnahmen zur regionalen Identitäts- oder auch Kulturentwicklung zu fördern". nes

Mit eigenen Kräften gegen Erkältungen

BAD HOMBURG. Die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen, ist Thema eines Kurses, den die AOK jetzt anbietet: am Montag, 5. und 12. Oktober, jeweils von 20 bis 21.30 Uhr im AOK- Haus, Basler Straße 2.

Dabei sollen Informationen über natürliche Behandlungsweisen von Erkältungskrankheiten und Möglichkeiten zur Stärkung der körpereigenen Abwehr vermittelt werden. Interessierte können sich unter Tel. 2721 anmelden. off

Pragmatischer Minimalismus Die sechste Folge von "Sequenz - Magazin für audiovisuelle Projekte"

Anfangs bekam Charly Steiger Einladungen zu Presse-Vorführungen. Der neue Name war in der Tat irreführend: "Sequenz - Magazin für audiovisuelle Projekte". Presseberichte veröffentlicht Charly Steiger darin nicht, sondern Kunstwerke. 24 Künstlerinnen, zumeist in Frankfurt lebend, haben das 1989 enstandene Magazin seither gefüllt, mit einmaligen Installationen.

Der Titel "Magazin" ist zweifach irritierend: Der kleine Ausstellungsraum ist kein Ort des Hortens, des Konservierens von Einzelstücken. Die Geschlossenheit, die der Name assoziiert, liegt allein im Beharren Steigers auf ihrer konzeptionellen Linie - deren Prinzip nicht das hermetische Kunststück ist, sondern die progressive Reihe. Jetzt begann die sechste "Sequenz".

Die inhaltliche Konzeption ist für regelmäßige Magazin-Besucher in der Hohenstaufenstraße 8 zwar spürbar, sichtbar und hörbar. Nur beschreiben läßt sie sich wieder mal so schwer. Charly Steiger hasst platte Formulierungen. Zu Anfang ließ sie sich noch zu Statements hinreißen, die im Rückblick sehr treffend wirken: "Sequenz soll aktuelle, zeitbezogene Arbeiten von zeitgenössischen, jungen Künstlerinnen (. . .) vorstellen", schrieb sie Anfang 1990. Besonders das Eigenschafts-Wort "zeitbezogen" hat sie seither in seinen Tiefenschichten ausgelotet.

Steiger zeigt jeweils drei bis vier Installationen in kurzer Folge. Vielleicht werden so die (gewünschten) Wechselwirkungen zwischen den einzelnen, zeitlich begrenzten Projekten deutlicher. "Man soll die Arbeiten nicht als Absolutes sehen, sondern auch die Zwischenräume mitnehmen", sagt Steiger - das gilt besonders für die Zeit-Räume zwischen den Bildern, Plastiken und Multimedia-Installationen einer Sequenz.

Das Material "Zeit" wird auch in den einzelnen Werken bearbeitet. Die Zeit des Sehens, des Hörens wird zum zentralen Thema, vor allem bei den Video- und Klang-Installationen. Wo die Künstlerinnen ihre Bild- und Ton-Informationen äußerst knauserig herausrücken, werden die Betrachter auf eigene Fähigkeiten (und Grenzen) in der Wahrnehmung zurückgeworfen. Alexandra Trencsenis Installation "Die Orte der Reise" beschränkte sich auf eine Reihe kleiner, grauer Kunststoff-Felder an der Wand und den Klang eines Metronoms, im Largo den gemächlichen Takt schlagend, das Tempo für die Zeitreise zwischen den Ohren. Trencsenis Reiseziel: "eine Örtlichkeit, die nicht durch Lineale konstruierbar ist".

Dieser pragmatische Minimalismus gilt für Einzelwerke, für Sequenzen, aber auch für die Konzeption Steigers. "Man muß aussuchen, auswählen, sich entscheiden - versuchen, zu verdichten", sagt sie. Konzentrierte Aussagen wie die Piktogramm-Reihen Karin Hörlers passen gut ins Programm. Entsprechend schwer haben es opulentere Formen der Repräsentation. Fotografien böten sich beim Thema "Sequenz" geradezu an. Aber mit ihrer eingebauten Illusions-Wirkung erscheinen sie Steiger "oft zu plakativ".

Ebenso prägend für ihr Programm ist der reale Ort des Magazins - die Frankfurter Frauenschule. Diese verleiht Steiger auch den nötigen finanziellen Rahmen: 60 000 Mark stehen im Jahr für die "Sequenz"-Projekte zur Verfügung - Raummiete und Gehalt inklusive. Das ist nicht viel für sechs Installationen pro Jahr. Aber es sichert einen unkommerziellen Freiraum.

Bedingung: Nur Frauen dürfen diesen künstlerischen Freiraum nutzen (das Publikum ausgenommen). Allerdings geht es Steiger weder um eine dezidiert feministische Kunst-Theorie noch um "Sozialarbeit" für die im Kunstgeschäft benachteiligten Frauen. Das Magazin sei "keine feministische Enklave, kein außerzeitlicher Schonraum". Steiger geht es vor allem "um die Frage, wo die ästhetische Arbeit von Frauen in der Theorie und Praxis auftaucht". In der "Sequenz" hat diese Arbeit einen repräsentativen Platz gefunden, der auf gestenreiche Repräsentation gut verzichten kann.

In der sechsten "Sequenz"-Reihe ist noch bis zum 9. Oktober eine Klang- und Video-Installation von Cornelia Franke zu sehen; es folgen Objekte von Hildegard Wagner (ab 19. Oktober) sowie eine Installation von Dorothea Hartmann (ab 23. November). THOMAS A. WOLFF

Wort des ehemaligen Bürgermeisters gilt nicht / Betroffene fühlen sich von der Gemeinde "auf's Kreuz gelegt" Galgenfrist für die Hütten der Kleingärtner Bis 1995 müssen die "Schwarzbauten" verschwinden Von Holger Münch RODENBACH. Wer die Oberrodenbacher Kleingartenkolonie "Im Kautengewann" sucht, hat es schwer. Einheimische reagieren hilflos auf die Frage nach dem Weg dorthin. Selbst vom angrenzenden Weg aus ist von Hütten und Gärten kaum etwas zu sehen. Dicht sind die Gebäude von Büschen und Bäumen umstanden. Und doch erregte das unscheinbare Gelände nun das Interesse des Verwaltungsgerichtshofes in Kassel. Die dort stehenden 14 Hütten, die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre gebaut wurden, sind ohne Genehmigung aufgestellt worden. Die Bauherren hatten sich nach eigenen Angaben zwar bei der damaligen Gemeindevertretung erkundigt und Bürgermeister sowie Bauamtsleiter, so die Betroffenen, ihr mündliches Einverständnis gegeben. Doch waren sie nicht die zuständige und maßgebliche Stelle.

Nur das Kreisbauamt darf Baugenehmigungen erteilen. Was die Gemeinde sagt, ist nicht relevant. Hätten die Häuslebauer das bedacht, wäre ihnen viel Ärger erspart geblieben. So aber erließ die Bauaufsicht eine Abrißverfügung. Bei einer Erörterung im Bürgerhaus schlossen die beiden gegnerischen Parteien jetzt einen Vergleich. Bis zum 31. Januar 1995 müssen Hütten, Zäune und künstlich angelegte Teiche verschwunden sein. Da hilft es auch nichts, daß der Berichterstatter des Verwaltungsgerichtshofes Kassel, Rainer Hepp, einräumte, daß die "Gemeinde einen gewissen Vorschub geleistet hat".

Weil ihnen keine Wahl blieb, willigten die Kleingärtner aus dem Kautengewann ein. Doch zufrieden sind sie nicht. Sie fühlen sich von der Gemeinde "auf's Kreuz gelegt", so einer der Prozeßbeteiligten. Er kann einfach nicht verstehen, wie so etwas passieren konnte. Auf das Wort des Bürgermeisters habe man sich damals verlassen: "Wenn der gesagt hat, so läuft das, dann wurde es so gemacht." Der kann dazu jedoch nicht mehr befragt werden, denn er ist längst gestorben.

Noch weniger verstehen es die "Schwarzbauer", daß andere bei der ganzen Sache ungeschoren davonkommen sollen, obwohl sie es den Betreffenden gönnen. "Außenrum stehen doch noch viele solche Grundstücke. Da wird nichts abgerissen", regt sich ein Rentner aus Erlensee auf. Ein ähnlicher Fall könnte günstig für den Beklagten ausgehen. Er hatte eine Bauzeichnung beim Kreisbauamt eingereicht. Und gegen die zweimaligen Abrißverfüngungen jedesmal Widerspruch eingelegt, dem auch stattgegeben wurde. Dadurch entstand eine Art "Vertrauenstatbestand", auf den sich sein Rechtsanwalt berief, wie er der FR mitteilte. Das könnte aller Voraussicht nach die Hütte seines Mandanten vor dem Abriß retten. Das Urteil wird für Anfang des kommenden Jahres erwartet. Dieser Sonderfall hat aber keinen Einfluß auf den Fortbestand der Nachbarhäuser.

Da die betreffenden Grundstücke mittlerweile zu einem Landschaftsschutzgebiet gehören, ist eine nachträgliche Genehmigung durch das Kreisbauamt nicht mehr möglich. Auf die Besitzer, die nicht gerade zu den Einkommensstarken gehören, kommt daher ein bisher nicht abschätzbaren Aufwand an Kosten und Arbeit für den Abriß zu. Einige werden bei der Beseitigung auf fremde Hilfe zurückgreifen müssen: "Ich bin schwer herzkrank, ich kann körperlich nicht mehr so wie früher", sagt ein Betroffener.

Einzig ein Beschluß der Gemeinde könnte dafür sorgen, daß die überwiegend von Rentnern genutzten Hütten stehenbleiben. Das Rodenbacher Parlament müßte in seinem neuen Flächennutzungsplan das Gebiet zur kleingärtnerischen Nutzung freigeben. Der Plan ist gerade im Beschluß, doch eine Freigabe ist nicht vorgesehen und wäre "einfach gegen unseren Willen", so Bürgermeister Karlheinz Seikel. Er hat den rund hundert Schwarzbauten in der Gemarkung den Kampf angesagt. "Etwas, was rechtswidrig ist, kann man nicht akzeptieren", meint der Rathauschef und argumentiert damit, daß dann bald jeder eine Hütte bauen würde, wenn es so aussähe, als würde nichts gegen die Schwarzbauten unternommen.

Versäumnisse der damaligen Gemeindevertreter kann Seikel nicht erkennen. Außerdem sei das vor seiner Amtszeit gewesen. Eine Stellungnahme sei deshalb nicht möglich. Daß die Betroffenen behaupten, sie hätten Bauzeichnungen eingereicht und schriftliche Genehmigungsanträge gestellt, weiß das Gemeindeoberhaupt zwar, doch entsprechende Akten "sind mir nicht bekannt", sagt er. "Ich kann doch nicht in den Keller rennen und nach irgendwelchen alten Akten suchen", so Seikel, der daran erinnerte, daß dies nichts an der Rechtslage ändern würde: "Auch Unwissenheit schützt vor Strafe nicht".

"Seit -zig Jahren" sei allgemein bekannt, daß man eine Genehmigung braucht, um etwas bauen zu können, so das abschließende Urteil des Bürgermeisters, der nicht so recht an die Unkenntnis der "Schwarzbauer" glauben mag. Die zeigen sich angesichts der Vorwürfe fassungslos. Daß sie einmal wie Kriminelle angesehen würden, hätten sich die Betroffenen damals vor 20 Jahren nicht träumen lassen, als sie für ihre Familien in der Ruhe des Waldes eine Zuflucht vor dem Alltag errichteten. Nun rächt sich die Gutgläubigkeit der Menschen, die die Gemeinde eigentlich an das Kreisbauamt hätte verweisen müssen, das ihnen wahrscheinlich nie eine Genehmigung erteilt hätte.

Doch selbst wenn ein Versäumnis auf seiten der damaligen Verantwortlichen festgestellt werden könnte, würde das nichts nützen. Sollten die zuständigen Stellen Fehler begangen haben, so sind diese bereits seit geraumer Zeit verjährt. Auf die Frage, wie es nun weitergehen soll, meint einer der Hüttenbauer: "Darüber denke ich am besten gar nicht nach."

Schachen-Gelder lassen die Stadtkasse klingeln

GROSS-GERAU. Vor allem die Erlöse aus dem Verkauf des Schachen-Geländes lassen derzeit die Stadtkasse kräftig klingeln. Die Kommune hatte auf ihr Rückkaufsrecht für Geländeteile der Zuckerfabrik verzichtet - dafür profitiert sie nun an dem Grundstücksverkauf an andere Firmen.

Eingetroffen sind laut Bürgermeister Manfred Hohl inzwischen 9,95 Millionen Mark. Weitere 2,84 Millionen Mark würden in den nächsten zehn Tagen erwartet. Die Verhandlungen für den Verkauf der letzten 5800 Quadratmeter im Schachen-Gelände liefen gut, so daß die Stadt mit weiteren Geldern in diesem Jahr rechnen könne.

Aufs Konto der Stadt überwiesen sind laut Hohl zudem 1,6 Millionen Mark, die Unternehmen als Ablöse für Kläranlagen zu zahlen hatten. cas

Kursus über Hofleben in der Stauferzeit

HOFHEIM. Mit dem Hofleben der Stauferzeit beschäftigt sich ein Wochenendkursus der Volkshochschule (vhs) Main-Taunus. Am Freitag, 23. Oktober (19 bis 21.30 Uhr), und Samstag, 24. Oktober (neun bis 16 Uhr), wird in der Pfarrgasse 38 in der Historie gegraben.

Die Kursgebühr beträgt 24 Mark. Schriftliche Anmeldungen bis zum 16. Oktober bei der vhs in Hofheim. pms

The Sweet Süßigkeiten aus den 70er Jahren haben das Zerfallsdatum eigentlich längst überschritten, also weg damit in den Mülleimer. Andy Scott setzt dagegen auf konsequentes Recycling und streut seine klumpigen Sweets immer noch unter die Leute - wenn denn welche kommen. Der Gitarrist ist als einziges Gründungsmitglied von der Hit-Maschine Sweet übriggeblieben und versucht mit vier jungen Musikern an seiner Seite, noch einmal am alten Glanz zu polieren. Was auf der neuen LP "A" (SPV) dabei herauskommt, ist weder "Wig Wam Bam" noch "Ballroom Blitz" und würde den "Fox" tatsächlich "On The Run" bringen. Die lieblos heruntergeleierten Hard Rock-Riffs kann man getrost vergessen. Wer's trotzdem braucht: Am Sonntag, 18. Oktober, kommen Andy Scott's Sweet nach Frankfurt, in die Batschkapp. art

Jetzt Stände anmelden für den Weihnachtsmarkt

KELSTERBACH. Im Rathaus werden jetzt schon die Weichen für ein wichtiges Ereignis gestellt: "Wer macht mit beim Kelsterbacher Weihnachtsmarkt?" heißt es in einem Aufruf des Magistrats an die Bürgerschaft. Die traditionelle Veranstaltung rund um den Marktplatz ist geplant vom 4. bis 6. Dezember. Gesucht werden dazu Anbieter mit typisch weihnachtlichen Artikel wie beispielsweise Weihnachtsschmuck, Kunsthandwerk, Wachswaren, Holz- und Glasarbeiten. Bis spätestens Freitag, 16. Oktober, müssen Bewerbungen an den Magistrat der Stadt Kelsterbach, Kultur- und Öffentlichkeitsamt, MörfelderStraße 33, 6092 Kelsterbach, gerichtet sein. cas

12 Apostel In München, der Stadt anerkannt guter Braukunst, trafen sich die Musiker aus ganz Deutschland, um die 12 Apostel zu gründen. Darunter auch Ex-Möller-Gitarrist Uli Heitzenröder und der ehemalige EDV-Drummer Corni Bartels aus Frankfurt. Lange ließen sie sich Zeit, um ihrem exzentrischen Sänger Olaf Claudepierre (gesanglich immer kurz vorm Kollaps oder der Hysterie) ein Soundkorsett maßzuschneidern. Leider nahm mit Münchener Freiheit-Produzent Armand Volker auch ein Mann maßgeblichen Einfluß auf die Produktion, der immer die neueste Studiotechnologie wie das Goldene Kalb anbetet. Das nahm den frechen deutschen Texten und dem musikalischen individuellen Ansatz letzten Endes viel von seinem ursprünglichen Charme und Charakter. Typisch Deutschland. Auf der Bühne des Sinkkasten am Freitag, 16. Oktober, können sie sich hoffentlich von den Fesseln befreien. dk

Immaculate Fools

"Ich bin total altmodisch", grinst Kevin Weatherill, der Kopf der Immaculate Fools. "Ich setzte mich mit der akustischen Gitarre hin und schreibe meine Lieder, hab' ein einfaches Motiv im Kopf, bastele die Akkorde drumrum, lasse mir eine Melodie dazu einfallen und natürlich einen Text." Eine simpel aufgenommene Demo genügt dann der Band als Anreiz, drauf einzusteigen. "So enstehen dann die Rhythmen und Grooves und gemeinsame Ideen dazu. In der Feinarbeit geht es dann um die Atmosphäre, die ganze Stimmung des einzelnen Liedes."

Diese Arbeitsweise bedingte beispielsweise auch den sehr folkigen Charakter des Albums "Another Man's World": sehr akustisch, eine Beinahe-Straßenmusik, dezent elektrisiert, dazu eine Lovesong-Kollektion. Auf dem aktuellen Werk, "The Toy Shop", geben die vor allem in Spanien sehr beliebten Engländer wieder mehr Gas. E-Gitarren-lastiger, lauter, aggressiver sind die Fools diesmal auch in der textlichen Aussage wieder politischer, wütender, leidenschaftlicher.

Da kommt der alte Dylan-Fan durch. Die Musik gegen politische Tyrannen, die die Welt mit Atomwaffen und anderen tödlichen "Spielzeug" bedrohen, ist trotz der ernsten Inhalte geradezu poetisch. Weatherill schafft souverän diese Allianz und Balance, was ihn zu einem der bedeuterenden Songschreiber dieser Ära macht. Am Montag, 12. Oktober, spielen die Immaculate Fools in der Frankfurter Batschkapp. DETLEF KINSLER

John McLaughlin Der Name des 50jährigen Gitarristen John McLaughlin steht im Jazz-Rock-Fusion-Bereich für ständige Innovation. Mit dem Mahavishnu Orchestra spielte er sein Publikum in einem wahren Geschwindigkeitsrausch schwindelig, um dann die Taumelnden in den Kissen meditativer fernöstlicher Klänge weich aufzufangen. Im Duett mit Carlos Santana huldigte er seinem damaligen Guru. Mit indischen Musikern adaptierte er bei Shakti formal strenge Raga-Techniken. Und mit Paco deLucia und Al diMeola tauschte er sich über jeglichen Stilgrenzen hinaus aus. Längst hat McLaughlin auch ein klassisches Concerto geschrieben: das spanisch angehauchte "The Mediterranean", das er zusammen mit dem London Symphony Orchestra unter Michael Tilson Thomas realisierte. Ebenfalls auf dieser schönen CD: die "Duos For Guitar & Piano" mit seiner Partnerin Katia Labeque. Wenn John nun mit seinem Trio (am Bass Dominique di Piazza, am Schlagzeug Trilok Gurtu) am Montag und Dienstag (12. und 13. Oktober) zweimal im Kulturzentrum Mainz auftritt, werden vor allem Kompositionen von seinem aktuellen Album im Repertoire sein. Die Musik auf "Que Alegria" (Polydor) lebt von sämtlichen Elementen, die je für McLaughlin wichtig waren. dk

Kartenhaus als Symbol Tom Robinson mit TV Smith im Sinkkasten

Als Tom Robinsons aktuelles Album "Living In A Boom Time" kürzlich in England in die Läden kam, ging gerade das Pfund in den Keller. Das lange vorher ausgewählte Fotomotiv auf dem Cover, ein wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzendes Gebäude, gewann dadurch nur an Symbolkraft. Während Politik und Wirtschaft in den westlichen Industrienationen allenthalben den wirtschaftlichen Aufschwung, sprich Boom, propagieren, sieht die Wirklichkeit anders aus. Da gehen einstmals stabile Währungen am Stock, ganze Industriezweige darben, der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Der Kollaps droht. Boom als Geräusch des Zusammenbruches. Ein bissiges Wortspiel.

"Klar, das ist alles total ironisch gemeint", bestätigt Tom Robinson diese Doppeldeutigkeit. Man kennt den Engländer, der zu Punkzeiten mit seiner Tom Robinson Band mit "2-4-6-8 Motorway" und "Glad To Be Gay", seiner Bekennerhymne, große Hits landete, als guten Beobachter und Chronisten der sozialen Wirklichkeit. Er fühlte sich immer verantwortlich für soziale Randgruppen, Nicht-Privilegierte und kämpfte musikalisch gegen Ungerechtigkeit und Vorurteile. An diesen Inhalten und seiner Verantwortlichkeit hat sich in all den Jahren nichts geändert. Sein Protest mag stiller, auch reifer geworden sein. Aber zu Wut und Zorn gesellten sich in Robinsons Musik schon immer Wärme und Zärtlichkeit. Und als "Entertainer" lag ihm immer an Kommunikation und Austausch mit seinem Publikum. Deutlicher als auf allen Studioaufnahmen wurde das bei einem ganz speziellen Konzertmitschnitt: "Glad To Be Gay - Cabaret '79".

Eine ähnliche Intensität erreicht nun auch die neue Platte "Living In A Boom Time" (Cooking Vinyl/Rough Trade), ebenfalls live, diesmal bei Konzerten in Irland mitgeschnitten. "Ich bin ein bigotter, verkleideter Heavy-Metal-Musiker" beginnt er das Konzert mit einer nicht ernstzunehmenden Positionierung. Und singt dann all seine neuen Stücke wie "Blood Brother" und "War Baby" zur schlichten Akustikgitarre oder Keyboardbegleitung. Tom Robinson back to the roots: ein Folksänger mit Liedern über Menschen für Menschen? "Ich singe Balladen, richtig", bekennt er. "Aber eben nicht wie Frank Sinatra, sondern im klassischen Sinne als Storytelling, als alternative Informationsquelle zu den einseitigen Massenmedien, mit Impulsen und Denkanstößen, aber ohne konkrete Schlußfolgerungen, gar Antworten. Die muß mein Publikum selber finden." Robinson hat genug an sich selber zu arbeiten.

"Je älter wir werden, desto mehr irritiert uns die Welt", erinnert Tom an einen T. S. Eliot-Spruch. Und mit der Zeit kommt mit Frust und Resignation auch das Phlegma, das Vergessen. Man gibt die eigenen Ideale Stück für Stück auf, verkauft sich, wechselt schlimmstenfalls die Seiten. "Wir laufen immer Gefahr, so zu werden wie die Leute, die wir einmal haßten", singt er in seiner Adaption des Jacques Brel-Chansons "Les Bourgeois", das bei Robinson "Yuppie Scum", "Yuppie-Abschaum" heißt. Die Feindbilder scheinen klar umrissen. Doch von tumber Schwarz-Weiß-Malerei hält der Songschreiber nichts. Er benutzt beim Texten eine Filmtechnik, wechselt die Seiten von der subjektiven zur objektiven Kamera, zwingt den Hörer in verschiedene Positionen und macht deutlich, wie leicht man selber von der einen in die andere Rolle fallen kann. "Du darfst bei allen die Menschlichkeit nicht außer Acht lassen", betont Robinson. "Bei Brel wußtest du nie, wo er steht, rechts oder links. Er war vor allem immer er selbst, ein Individualist. Und er haßte vor allem Heuchler."

Am Sonntag, 18. Oktober, tritt Robinson zusammen mit TV Smith, einem Geistesverwandten, im Frankfurter Sinkkasten auf. DETLEF KINSLER

Große Hessenschau der Philatelisten

HOFHEIM. Kleine bunte Marken stehen von Freitag, 9., bis Sonntag, 11. Oktober, in der Stadthalle im Mittelpunkt: Der Philatelisten-Verein Hofheim und die Landesgruppe Hessen der Deutschen Motivsammler-Gemeinschaft laden zur Hessischen Postwertzeichen-Ausstellung 1992 (HEPA '92) ein. 126 Aussteller aus Deutschland und den Benelux-Staaten konkurrieren mit ihren Exponaten - das Spektrum reicht von der klassischen bis zur thematischen Philatelie. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Bundesforschungsminister Dr. Heinz Riesenhuber (CDU).

Bei einem Sonderpostamt der HEPA '92 können sich Besucher ihre Post abstempeln lassen. Weitere Sammelobjekte: Sonderumschläge und Wertzeichen.

Am 10. und 11. Oktober ist auf dem Chinonplatz vor der Stadthalle außerdem die Sonderschau "Hilfe, Schutz und Sicherheit" zu sehen. Polizei, Deutsches Rotes Kreuz und Freiwillige Feuerwehr Hofheim stellen historische und moderne Geräte und Fahrzeuge aus. In einem Beratungsbus der Kriminalpolizei werden alle Fragen rund um die "Sicherheit im privaten Bereich" beantwortet. pms

Jetzt gibt es auch den roten Punkt Wie in der Wetterau Kühlschränke und -truhen entsorgt werden

WETTERAUKREIS. Rund 7000 Kühlschränke und Gefriertruhen wurden voriges Jahr in der Wetterau ausrangiert. Dieses Jahr dürften es noch mehr werden, schätzt Rainer Schittler von der Friedberger Entsorgungsfirma "Recycling und Dienstleistungen Wetterau". Zwei Angestellte sind im Auftrag des Kreises täglich unterwegs, um die Schrott-Schränke einzusammeln. Sie werden laut Schittler per Bahn zu einer Firma nach Bad Hersfeld gebracht und dort demontiert. Nur etwa drei von 30 Kilo Kühlschrank blieben am Ende als Restmüll übrig.

Ab sofort setzt der Wetteraukreis rote, selbstklebende Entsorgungsmarken ein, damit die ökologische Verwertung der alten Kühl-Kästen noch besser klappt. Wer sein Gerät ausrangieren will, muß sich bei seiner Stadt- oder Gemeindeverwaltung melden. Die schickt einen Brief zurück, in dem das Abholdatum und die rote Marke stecken. Sie muß auf den alten Kühlschrank geklebt werden - sonst lassen ihn die Entsorger liegen.

Ein Grund für die neue Regelung liegt in der Abrechnung: Während die meisten Wetterauer Kommunen die Kosten der Kühlgeräte-Entsorgung (immerhin 85 Mark pro Stück) in die allgemeinen Müllabfuhr-Gebühren umlegen, berechnen manche Gemeinden das Kühlschrank-Recycling den Haushalten separat. Rainer Schittler: Da sei es schon mal vorgekommen, daß zwei Geräte zur Abholung bereitstanden, obwohl nur eins angemeldet war. Manche Haushalte haben die Postkarte mit der Entsorgungs-Mitteilung (die bisher ohne roten Punkt von der Gemeindeverwaltung verschickt wurde) auch für Werbung gehalten und weggeworfen - obwohl sie ans abzuholende Gerät zu hängen war. Dieses Verfahren habe zu "Mißverständnissen und Schummeleien geführt", berichtete zum Beispiel der Hirzenhainer Gemeindevorstand. Da sei nun der rote Punkt vor. nes

Den "Anschluß verpaßt"

Zur Messe ein Buch über Armut - auch in Frankfurt

Frankfurt - ein Kapitel für sich im neu erschienenen Buch "Anschluß verpaßt" (Dietz-Verlag) über Armut in Deutschland. Die Autoren Gabi Gillen und Michael Möller waren "am Rande des Wohlstands" durch die Republik unterwegs - auch bei den Obdachlosen und Trinkern der unterirdischen Frankfurter Schnellbahnhöfe, im Zelt wohnungsloser Männer im Ostpark, in einer Absteige Gelbehirschstraße. "Nirgendwo", so ihre Resümee, das vom "Lobby"-Verein für Wohnsitzlose und Arme vorgestellt wurde, "konzentrieren sich Randexistenzen so wie in Frankfurt".

Das Spektrum der Menschen, die die beiden Journalisten zu Wort kommen lassen, die Orte weisen aus, daß sie sich dieses Urteil erlauben können.

Die Hoffnungen des von seinem Arbeitsplatz Wegrationalisierten, das Warten des Obdachlosen vor der Suppenküche, die Schuldgefühle des Langzeitarbeitslosen, die geladene Stimmung dort, wo noch Familien da sind - das sind die Themen ihrer Reportagen.

Ebenso der Abstieg alleinstehender Mütter, von überschuldeten Schuldnern, von Invaliden, von Strichmädchen und -jungen. Dazu werden die Stimmen derer eingefangen, die helfen oder überwachen. "Armut", sagt eine Sozialarbeiterin, "ist der Schrott. Ich bin die, die ihn sortiert."

Und die beiden Wachmänner aus Cottbus und Frankfurt an der Oder, die für zwölf Mark die Stunde für Sicherheit in den Frankfurter B-Ebenen sorgen sollen, bedauern "zutiefst", daß sie keine Waffen tragen dürfen.

"Armut", so wird ein Resümee irgendwo in diesem Band formuliert, "ist der Verlust an Zugehörigkeit". clau

Angler fahren für fünf Tage nach Fehmarn

BAD HOMBURG. Der Frankfurter Fischereiverein, der seine Geschäftsstelle in Bad Homburg hat, veranstaltet wieder eine Fahrt zur Ostsee. Von Samstag, 24. Oktober, bis Mittwoch, 28. Oktober, geht es auf die Insel Fehmarn.

Vorgesehen sind vier Übernachtungen und drei Ausfahrten auf dem Angelkutter MS Christa. Weitere Informationen über die Tour sind beim Vereinsvorsitzenden Günter Vogler (Tel. 42645 in Bad Homburg) oder bei Karin Herget (42762) zu bekommen. off

Kurse für Entspannung und gesündere Ernährung

HOCHTAUNUSKREIS. Das Deutsche Rote Kreuz und die Allgemeine Ortskrankenkasse veranstalten in den nächsten Monaten wieder in Zusammenarbeit Kurse für eine gesunde Ernährung und zur Entspannung. Im Kursprogramm finden sich auch Veranstaltungen zum Thema Krankenpflege in der Familie.

Eine Broschüre faßt alle Details über die Kurse zusammen. Erhältlich ist sie in allen AOK-Geschäftsstellen, in den Rathäusern der Städte und Gemeinden und beim DRK-Kreisverband in Bad Homburg.

Die Kurse sind auch für Nichtmitglieder offen; AOK-Versicherte haben lediglich den Vorteil, daß sie die Kursgebühr erstattet bekommen, wenn sie regelmäßig teilnehmen. off

Wer möchte mitmachen beim Volleyball-Spiel?

KARBEN. Die Turngemeinde Groß-Karben lädt Frauen und Männer zum Volleyball-Spiel ein. Die Freizeitmannschaft von Frauen und Männern ab 17 Jahren trainiert jeden Donnerstag von 19 bis 20.30 Uhr in der alten Sporthalle der Kurt-Schumacher-Schule, Karbener Weg 38.

Die Männer-Mannschaft nimmt noch Spieler ab 17 Jahren mit Vorkenntnissen auf zum Training freitags zwischen 18 und 20 Uhr in der neuen Sporthalle der Kurt-Schumacher-Schule.

Die Trainingszeit der Schüler und Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahren mit und ohne Vorkenntnisse liegt montags zwischen 16.30 und 18 Uhr Uhr in der neuen Sporthalle.

Nähere Informationen sind erhältlich bei Thorsten Stückrath, Telefon 0 60 39 / 37 91, oder bei Andreas Jacob, Telefon 0 60 39 / 4 39 46. de

Lustspiel zugunsten der Selbsthilfe-Kontaktstelle

HANAU. Die Theater-AG der Otto- Hahn-Schule lädt für Montag, 12. Oktober, 20 Uhr, gemeinsam mit den Hanauer Soroptimistinnen zu einer Theateraufführung ins Comoedienhaus Wilhelmsbad ein. Gespielt wird ein Lustspiel von Walter Hasenclever "Der bessere Herr". Der Erlös der Veranstaltung ist für die Gelnhäuser Selbsthilfe-Kontaktstelle Sekos gedacht, die in Hanau nun endlich Beratungsräume anmieten konnten. Die Einrichtung koordiniert Selbsthilfegruppen und arbeitet mit Fachkräften sozialer und gesundheitlicher Dienste zusammen. Die Mehrzahl der Mitarbeiter arbeitet ehrenamtlich.

Der Autor des Lustspiels, den sich die Theater-AG der Otto-Hahn-Schule unter der Leitung von Wolfram Hanreich ausgesucht hat, lebte in den 20er Jahren als Korrespondent in Paris und war ein engagierter Kriegsgegner.

Er mußte 1933 Deutschland verlassen. Seine Bücher wurden von den Nazis verbrannt. res

Gewalt verdrängt heile Welt In Friedrichsdorf zeigt amnesty Frauenbilder

BAD HOMBURG. Landschaften, Stilleben und Architekturmotive aus der oberitalienischen Heimat sind die favorisierten Motive des Künstlers Franco Gnocchi. Für die Ausstellung, die nun in der Galerie Blaszczyk zu sehen ist, hat er allerdings nur Blumenmotive aus seinem Schaffen ausgewählt. Insgesamt neun Bilder des Künstlers, der mit einer ganz eigenen Technik in Öl malt, sind zu sehen.

Die Ausstellung dauert noch bis zum 10. Oktober. Geöffnet ist die Galerie täglich außer montags.

Die Fotoserie, die Nicola Kutzmann von Proben und Aufführungen der Kinderoper "Gretel und Hänsel" während des Bad Homburger Sommers gemacht hat, sind bis zum 31. Oktober in der Stadtbibliothek ausgestellt.

FRIEDRICHSDORF. Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet haben für amnesty international einer ihrer schönsten Bilder gestiftet. Sie werden im Friedrichsdorfer Rathaus ab Freitag, 9. Okober, 20 Uhr gezeigt. Die Ausstellung dauert bis Sonntag, 18. Oktober, an diesem Tag werden die Bilder ab 17 Uhr durch den Schriftsteller Herbert Heckmann versteigert. Auch während der Öffnungszeiten können die Bilder gekauft werden. Der Erlös dient ausschließlich der Hilfe für politische Gefangene in aller Welt und ist für die Menschenrechtsarbeit von amnesty bestimmt. Als Ausstellung in der Ausstellung zeigen vier Frauen aus drei Ländern Arbeiten zum Thema "Gewalt und Menschenrechte": Sholeh Kashizadeh und Maryam Sadri Ardekani kommen aus dem Iran, Jasna Matic aus dem ehemaligen Jugoslawien und Renate Weber aus Deutschland.

Öffnungszeiten der Ausstellung sind montags bis donnerstags 8 bis 16 Uhr, freitags 8 bis 12 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr.

OBERURSEL. Die Malgemeinschaft "altelier", in der sich Maler und Zeichner unterschiedlichster Richtungen zusammengeschlossen haben, eröffnet am Samstag, 10. Oktober, 18 Uhr in der Stadtbücherei die Herbstausstellung. Sie dauert bis zum 21. Oktober.

Die Volkshochschule Oberursel, die in diesem Jahr die Betreuung des kulturellen Austauschs mit der Partnerstadt Epinay sur Seine übernommen hat, zeigt gemeinsam mit der Künstlervereinigung aus Epinay Arbeiten, die in den verschiedenen Abteilungen der VHS entstanden sind. Darunter auch Collagen, die in der Malschule unter der Leitung von Elisabeth Reichert angefertigt wurden.

Die Ausstellung ist bis 15. Okober geöffnet. STEINBACH. Das Leben und das musikalische Wirken von Margarethe Ilse Mock werden in einer Ausstellung dokumentiert, die bis zum 12. Dezember im Heimatmuseum Steinbach zu sehen ist. Die Musikpädagogin und Chorleiterin, die 1966 aus Frankfurt nach Steinbach kam, ist trotz ihrer unermüdlichen Arbeit mit Schülern in Vergessenheit geraten. Sie arbeitete beim Hessischen Rundfunk sowie in zahlreichen Chören im Taunus. Vor gut einem Jahr, am 17. Oktober 1991, starb Ilse Mock und hinterließ nicht nur drei ungeordnete Testamente, sondern auch wenig Dokumente, die etwas über ihr Leben berichten können. So hat das Heimatmuseum das Material über die Frau zusammentragen müssen.

Die Ausstellung ist mittwochs von 18 bis 20 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung zu besichtigen.

KRONBERG. Arbeiten aus der Werkstadt von Elisabeth Reichert sind ab Donnerstag, 8. Oktober, bis 27. Oktober im Altkönigstift in Oberhöchstadt zu sehen. Die Ausstellung wird heute von S. Gleiser um 16 Uhr geöffnet.

In der Receptur sind Bilder von Henning Schrader zu sehen. Der Maler ist Autodidakt (er arbeitet als Richter in Frankfurt). Seine Motive findet er in Kronberg und im Taunus. Die Ausstellung dauert bis zum 18. Oktober, geöffnet ist mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 18 Uhr.

In der Reihe der Jubiläumsausstellungen zum 25jährigen Bestehen der Galerie Hellhof in der Königsteiner Straße stellt die Museumsgesellschaft Kronberg eine Schau mit "Bildern, die man nicht sieht", vor. Das ist kein Verwirrspiel: Gezeigt werden Gemälde der Kronberger Malerkolonie, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Die Ausstellung ist bis zum 11. Oktober zu sehen. Geöffnet ist der Hellhof mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Motive aus dem Hochtaunuskreis zeigen die Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz, die in der Filiale der Frankfurter Volksbank (Hainstraße 4) gezeigt werden. Die Künstlerin hat den Hochtaunuskreis-Kalender für 1993 gestaltet. Die Bilder sind bis zum 16. Oktober in der Bankfiliale während der Schalterstunden zu sehen.

KÖNIGSTEIN. Dem informellen Bereich ordnet Anne Reichardt ihre Bilder zu, die vom Sonntag, 11., bis 25. Oktober im Kurhaus zu sehen sind. Die farbintensiven Eigenkompositionen entstanden alle Anfang der 90er Jahre und sollen zu neuem Denken anregen.

Die Vernissage ist am Sonntag, 11. Oktober, 11 Uhr. Ansonsten sind die Bilder montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr; montags, dienstags und donnerstags auch von 15 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

Malerei und Graphik von Wolfgang Defant zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtstraße 12. Defant - der 1957 geborene Österreicher lebt seit 1961 in Kiel -, hat der Druckgraphik in seinem Schaffen neben der Rohrfederzeichnung immer einen hohen Stellenwert eingeräumt. Seine Arbeiten sind weitgehend literarisch stimuliert und in eigenständiger Bildsprache formuliert. Sie zeigen psychologisches Einfühlungsvermögen in die Werke der Weltliteratur.

Defants Bilder sind in der Galerie im Haus Bender bis zum 19. November zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. ca / nau

Ärgernis mit fremden Scheck Pendler muß den Wechsel seinem Kreditinstitut schicken

HANAU. Daß er seine Bankgeschäfte nur noch vor dem Geldautomaten und dem Kontoauszugsdrucker erledigen kann, stört FR- Leser Carsten F. nicht weiter. Er arbeitet seit zwei Monaten in Hanau und pendelt schon am frühen Morgen in die Brüder-Grimm-Stadt. "Doch neulich habe ich mich schon ein bißchen geärgert, daß ich nicht mehr zum Bankschalter in meiner Heimatstadt Miltenberg gehen kann", sagt er. "Weil ich - obwohl ich Kunde bei der Sparkasse bin - in Hanau nicht einen Euroscheck angerechnet bekam."

Der junge Mann hatte einen Freund getroffen, der bei ihm - mittels Euroscheck vom Postgiroamt Frankfurt - seine ausstehende Schuld von 60 Mark beglich. Als der FR-Leser diesen dann von der Sparkasse in Hanau auf sein Girokonto in Miltenberg überwiesen lassen wollte, teilte man ihm mit, dies sei nicht möglich. "Wie kommt denn jetzt das Geld auf mein Konto, wenn ich erst am Abend nach Hause fahre und meine Bank zu hat", fragt Carsten F. ratlos.

"Das ist grundsätzlich nicht möglich und da ist die Sparkasse Hanau auch nicht die Ausnahme", so Engelbert Thiele, Abteilungsdirektor bei der Sparkasse Hanau auf Anfrage der FR. Schecks von einem anderen Kreditinstitut würden Banken nicht in bar auszahlen. Das Geld könne nur über das persönliche Girokonto eingezogen werden, fährt Thiele fort.

Dem Pendler empfiehlt der Abteilungsdirektor, den Scheck entweder seinem Kreditinstitut mit einem kurzen Vermerk zuzusenden oder dort persönlich vorbeizubringen. Da sich Carsten F. zu den Banköffnungzeiten nicht in Miltenberg aufhält, empfiehlt Thiele dem Pendler, ein Girokonto in Nähe seines Arbeitsplatzes zu eröffnen. Flei /nen. Flei / jur

Unfallschwerpunkt und Verdichtungsgebiet: Im Bereich Marienbader Platz/Basler Straße soll etwas geschehen Linksabbieger und andere Verkehrsprobleme Planer erwägen weitere Verbindung zum Hessenring

BAD HOMBURG. 25 bis 30 Unfälle im Jahr sind inzwischen die Regel. Der Verkehrsknoten Marienbader Platz / Hessenring ist Spitzenreiter der polizeilichen Unfallstatistik fürs Bad Homburger Stadtgebiet. Hauptverursacher der Karambolagen: Linksabbieger. Etwa vier Millionen Fahrzeuge rollen im Jahr über den kritischen Punkt. Wird ein Bebauungsplanentwurf über das Gebiet zwischen Stadthaus und Bahndamm Realität, ist dort mit noch mehr Verkehr zu rechnen. Aber für diesen Fall soll eine neue Straße gebaut werden: der Durchstich von der Basler Straße zum Hessenring.

Stadthaus, Post und Bahn, Basler Versicherung und Bundesschuldenverwaltung sind im Moment die Hauptmagneten. Weitere Verkehrsströme zielen zur Autobahn, zum Hindenburgring, in die Stadt. In der Unfalltypenstatistik der Polizei hat der Marienbader Platz Kennzeichen "D". Polizeichef Horst Wenderoth erläutert kurz und bündig: "Seit Jahren wegen hoher Unfallzahlen auffällig, aber wir sind mit unserem Latein am Ende." Hauptverursacher der zahlreichen Unfälle: die Linksabbieger in die diversen Richtungen.

Für den Leiter der Bad Homburger Polizeistation gibt es "nur eine Lösung", die wiederum in der Konsequenz zu neuen Problemen führe: Für Linksabbieger müßten an den Kreuzungen entlang des Rings eigene Ampelphasen geschaltet werden. Doch spezielle Linksabbieger- Schaltungen würden den gesamten Verkehrsfluß bis zur Dietigheimer Straße stören, sagt Wenderoth. So bleibt die Überlegung nicht nur für ihn zunächst lediglich Theorie.

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jürgen Stamm, von Beruf Polizist, bestätigt die Auffassung seines Dienstvorgesetzten: "Da die Optimierung der Ampelschaltung ohne Verzicht auf eine funktionsfähige Grüne Welle im Hessen-/Hindenburgring nicht möglich ist, muß baulich verändert werden", leitet Stamm eine Initiative der SPD ein, über die demnächst im Verkehrsausschuß beraten werden soll.

Begründet wird der Antrag zum jetzigen Zeitpunkt damit, daß auf den ehemaligen Grundstücken von Eli Lilly und Klinik Baumstark ein Behördenzentrum geplant ist. "Bis dahin muß der Raumbedarf für einen Umbau der Straße geklärt sein", argumentiert Stamm und will einen Gang zulegen. Wichtig für ihn auch deshalb, weil mit der Fertigstellung des Verwaltungszentrums gegenüber des Stadthauses mit mehr Verkehr gerechnet werden müsse.

Verkehrsdezernent Heinrich Gerhold freilich tritt gegenüber der SPD-Initiative auf die Bremse. Er setzt seine Hoffnung auf den Bau einer neuen Straße: die Verlängerung der Basler Straße zum Hessenring und damit den Anschluß an die Straße Am Hohlebrunnen. Sie könnte dazu betragen, den Verkehrsknoten Marienbader Platz/Hessenring zu entwirren.

Die Straße ist Teil des Bebauungsplans Nummer 85 "beidseits der Basler Straße". Dort ist - auf der Grundlage des vom Stadtparlament beschlossenen Rahmenplans - vorgesehen, eine verdichtete Bebauung zu betreiben. Die momentane Ausnutzung der Flächen, so heißt es in der Erläuterung des Plans, sei im Verhältnis zu den Qualitäten des Standorts zu gering. Der Rahmenplan geht von weiteren Büros und Dienstleistungsbetrieben aus. Von einem "Büropark" für Bad Homburg ist die Rede. Unter anderem ist von der Höhe der AOK längs des Hessenrings eine "geschlossene Randbebauung" - lediglich unterbrochen durch den Anschluß der Verlängerung der Basler Straße - bis an den Bahndamm geplant. Im Moment steht der neuen Straße jedoch das Gebäude der Basler Versicherungen im Weg. Das Unternehmen müßte auf einer eigenen Grünfläche hinter dem Verwaltungssitz neu bauen.

Zwischen Post und Basler soll zudem noch eine Rampe zum Bahngelände gebaut werden, um das Gelände vor dem Bahnhof möglichst von Lastwagen freizuhalten.

An dem Auslegungsentwurf des Bebauungsplanes wird derzeit im Stadtplanungsamt "gestrickt". off

Aktionskreis bittet um Spenden für Kleidung

HANAU. Der Aktionskreis Bosnienflüchtlinge bittet um Spenden für Winterkleidung. Sie werden ab Montag, 5. Oktober, bis Samstag, 11. Oktober, von 15 bis 19 Uhr in der evangelischen Kreuzkirchengemeinde Hanau, Karl-Marxstraße 43, entgegengenommen. Gebraucht werden gut erhaltene warme Sachen für alle Größen und Altersstufen. Auch Bettwäsche, Handtücher, Federbetten und gut erhaltene feste Schuhe sind gefragt. res

Keinem erspart er die Wahrheit Aus der Laudatio auf Amos Oz / Von Siegfried Lenz

Kein Schriftsteller der Gegenwart - da bin ich mir sicher - läßt seine erfundenen Personen so oft Nachrichten hören wie Amos Oz. Vor welche Tagesprobleme er sie auch stellt, welche Heimsuchungen er ihnen bereitet, was er sie auch erleben und erleiden läßt: plötzlich läßt er sie alle Hypotheken ihres privaten Schicksals vergessen und setzt sie ans Radio, vor's Fernsehen. Als hätte sie ein Appell erreicht oder als folgten sie der schreckhaften Erinnerung, eine lebensentscheidende Medizin einnehmen zu müssen, hören seine erfundenen Personen schnell noch die letzten Nachrichten. Der Zwang ist so bemerkenswert, daß sie sogar ihren Schlaf unterbrechen, um nicht die 23-Uhr-Nachrichten zu versäumen.

Hungrig auf das Neueste, bedürftig nach dem letzten Stand der Dinge, scheinen sie sich Klarheit darüber verschaffen zu müssen, ob die bevorstehende Nacht problemlos sein wird. Sie möchten vorbereitet sein, möchten nicht überrascht werden, von einer befürchteten Katastrophe ebensowenig wie von einem lange ersehnten Wunder, z. B. dem Wunder ungefährdeter Existenz. "Wer weiß", heißt es einmal, "welche Berechnungen da im Dunkel der Nacht angestellt werden, welche Lagebewertungen, welche schwindelerregenden Möglichkeiten die Feldherren und die Experten flüsternd diskutieren, ebenso wie es Mann und Frau im nächtlichen Schlafzimmer tun: Was wird werden."

Es ist klar: wo die Realität zu wünschen übrig läßt, wachsen Träume, blühen Visionen. Sie entstehen wie von selbst, sie sind Antwort, sie sind Gegenentwurf, sie sind aus Notwehr geborene Korrekturmodelle für ein annehmbares Dasein. Was ihnen zugrunde liegt, ist das Eingeständnis: So kann es nicht bleiben; und was von ihnen ausgeht, ist ein Plädoyer für Veränderung, ist eine Überredung zum Wandel. Auch wenn wir wissen, daß die Träume scheitern, die Visionen nie einlösbar sind - wir riskieren es wieder und wieder, sie einer ungenügenden Wirklichkeit entgegenzusetzen, ähnlich wie die handelnden Personen im Werk von Amos Oz, seine Lehrer und Kibbuzniks, seine Aussteiger und Studenten und weltberühmten Gelehrten.

All diese von der Realität enttäuschten Zeitgenossen scheitern nicht allein deshalb, weil ihre Träume zu monumental sind, sondern weil es in der grundsätzlichen Beschaffenheit der Träume liegt, zu zerfallen, sobald sie verwirklicht werden. Der große Geschichtenerzähler Amos Oz beweist es uns mit den epischen Berichten aus seinem Land, aus Israel.

Doch schon sein Großvater, der aus Odessa stammte, gab ein Beispiel dafür, daß es sich ohne Träume nicht leben läßt, ohne den phantastischen Entwurf, der die Realität zurückweist. Im fernen Odessa schrieb er Gedichte auf Jerusalem, sentimentale, süße Gesänge, wie Amos Oz erzählt, in denen eine Stadt gefeiert wird, in der "die Straßen mit Smaragden gepflastert sind und Engel an den Straßenecken herumstehen". Er schrieb auf russisch. Als es ihn dann selbst nach Jerusalem verschlug, als er sich der Wirklichkeit der heiligen Stadt ausgesetzt fand, fragte ihn sein Enkel, ob es nicht an der Zeit sei, sein Bild von Jerusalem zu korrigieren. Der alte Dichter war empört: "Was zum Teufel weißt du über das echte Jerusalem," brüllte er, "das echte Jerusalem ist das meiner Gedichte."

Israels Träume sind aus Sorge, aus Not, aus Angst geborene Träume. Was sie erklärt, ist die jahrtausendalte jüdische Geschichte mit ihren Zeugnissen von Leiderfahrung und Exil, von Hoffnung und Tränen, von Sehnsucht und endlicher Sicherheit. Denn Jude sein, heißt es in Black Box, das bedeutet einstecken und durchstehen und unverwandt weiterschreiten auf unserem uralten Pfad. Das ist die ganze Thora auf einem Bein: sich überwinden und durchstehen. Und auch sehr gut begreifen, weswegen das Leben dich geschlagen hat . . . "

Einmal, im Kibbuz Hulda, sagte mir Amos Oz: Wenn du Israel verstehen willst, wenn du die Seele des Landes wirklich erfahren willst, dann geh nachts durch die Straßen. In der sommerlichen Hitze der Nacht schlafen viele Leute auf ihren Balkonen. Wer still geht, hört sie in ihren Angstträumen seufzen und stöhnen und wimmern, sie träumen in mehreren Sprachen, überwältigt von Vergangenheiten, die nicht aufhören wollen . . .

Auch seine eigene Familie, die aus Rußland und Polen stammt - überzeugte, kosmopolitisch denkende Europäer -, blieb nicht verschont von den Delirien der Zeitgeschichte, mußte Wahn und Gewalt weichend, auf den "uralten Pfad", der Rettung, der Überleben versprach. Amos Oz' Vater, ein namhafter Literaturwissenschaftler, der sechzehn europäische Sprachen beherrschte, wurde nicht, wovon er träumte - Professor an der Hebräischen Universität -, doch er fand eine Stelle als Bibliothekar in Jerusalem. Die Bücher, die er schrieb, werden mit Hochachtung genannt. Hier, in dieser Stadt der Könige und Propheten, der Weltverbesserer und Schmerzensmänner wurde Amos Oz geboren, und wann immer er sie beschreibt: erstaunlich oft stellt er sie im Regen dar, nur selten beschwört er sie in ihrem einzigartigen Licht: "Jerusalem, das Wunschziel vieler Generationen in den dunklen Tiefen der Diaspora."In dem imponierenden, dem sprachmächtigen Werk von Amos Oz hat mir manches zu denken gegeben; ganz besonders aber die dargestellten Entscheidungsnöte von Menschen, die sich dem Zwang ausgesetzt sehen, ein neues Leben zu planen. Gewiß, sein Werk spiegelt sehr viel mehr: es zeigt die Spannungen und Gefährdungen der israelischen Gesellschaft, es zeigt die Krisen, die hochgestimmten Aufbrüchen folgen, es begründet den Antagonismus zwischen Kollektiv und Individuum und stellt die Frage, ob Kriege auch vergebens gewonnen werden können.

Mich aber berührten immer wieder die Situationen, in denen der Autor seine Personen dahin bringt, ein neues Leben zu planen. Wo ein neues Leben geplant wird, geplant werden muß, möchte man das verflossene wohl als vergangen, als mißglückt und überholt ansehen. Aber ist das möglich? Kann man sich von einer Vergangenheit amputieren? Kann man, den neuen Lebensentwurf im Blick, den bedrückenden Fundus der Erfahrungen übergehen? Amos Oz gibt uns zu verstehen, daß gewisse Vergangenheiten nicht enden und daß eine übermächtige Gegenwart Einspruch erhebt gegen allzu bedenkenlose Pläne. Seine gefundenen Personen, die sich verheißungsvolle Ziele wählen, werden irgendwann zurückverwiesen auf die Forderungen einer unbarmherzigen Wirklichkeit, zu der die Komplexität alltäglichen Lebens ebenso gehört wie die permanente Bedrohung durch den Feind an den Grenzen. " . . . denn hier ist doch alles Heer und Militär" heißt es im Perfekten Frieden, "das ganze Volk Armee, das ganze Land Front." Dennoch - und vielleicht gerade darum - hören sie nicht auf, ein neues Leben zu planen - vor allem die Jungen, die sich vom Enthusiasmus und der Ausdauer der Gründerväter kaum noch verpflichten lassen.

Die Wirklichkeit hat verschiedene Aspekte, kann verschieden ausgelegt werden; nicht interpretierbar aber ist die Tatsache, daß Israel seit siebzig Jahren unter einer Todesdrohung lebt: arabische Führer haben keinen Zweifel daran gelassen, welch ein Schicksal sie dem Land und den Menschen bereiten möchten. Unter solch einer Drohung zu leben, kann nicht folgenlos bleiben, es beeinflußt die Mentalität, die Psyche, es nötigt zu Skepsis und Hellhörigkeit und hält die Ängste wach.

Niemand kann die Tragik der Situation übersehen, zumal, wenn man diese lange Existenzbedrohung Israels vor dem Hintergrund jüdischer Geschichte bewertet. Wie reagiert ein Schriftsteller auf diese Lage? Welche Forderungen stellt er - angesichts eines kollektiven Todesurteils über sein Volk - an sich selbst? Was bewirkt er, der auf den unterwandernden Einfluß von Wörtern vertraut, auf die Überzeugungskraft der Sprache? Amos Oz, der Mann, den wir heute ehren, hat ein Beispiel dafür gegeben, was ein Schriftsteller tun kann, um den Frieden in einem Land zu bereiten, in dem Verblendung, Vorurteil und Haß unentwegt Opfer fordern.

Daß er in all seinen Romanen auf das israelisch-arabische Verhältnis eingeht, ist nur selbstverständlich. Sein inständiges Werben für Verständigung ist unüberhörbar. Er, dessen Selbstversetzung in andere Charaktere oft erstaunen läßt, weist unermüdlich auf die Gottesebenbildlichkeit des Menschen hin. Er, der Erzähler, mahnt und beschwört, überredet und klagt an, wo es nottut. Keinem erspart er die Wahrheit. Geschieht etwas, das er für eine Schande hält, dann spricht er von "unserer Schande".

Wenn eine seiner epischen Personen in den Nachrichten hört, daß ein junger Araber von einem Plastikgeschoß tödlich getroffen wurde, dann läßt er sie sich über das Passiv in öffentlichen Verlautbarungen ereifern. Und wenn eine andere Person erfährt, daß ein Kibbuzmitglied von einem Araber erschossen wurde, dann quittiert sie diese Tat mit dem Bekenntnis: Nicht die Araber sind unsere Feinde, sondern der Haß. Ihm, dem scharfsinnigen Beobachter, bleibt bewußt, daß die Selbstbeschuldigung zum jüdischen Wesen gehört - im Unterschied, wie er feststellt, zu deutscher Art, denn hierzulande wird die Schande vornehmlich als eine Sache der anderen angesehen.

Amos Oz zögert nicht, seinen Landsleuten Selbstgerechtigkeit gegenüber den Arabern vorzuwerfen; andererseits weist er die Araber darauf hin, daß sie sich darin gefallen, ein vom Vorurteil verdunkeltes Bild Israels zu pflegen. Seine Bücher sind auch Einladungen zu einem Erkenntnisprozeß: Gemeinsam sollten beide Seiten zunächst versuchen, einander sehen zu lernen - ohne Trugbilder, ohne Ideologie.

Es ist klar, daß im Werk eines israelischen Schriftstellers der Gegenwart von Deutschland die Rede sein muß. Wer nicht gelitten hat, hat nicht gelebt, heißt es in einem frühen Roman von Amos Oz, und als Bewahrer und Erinnerer hat der Schriftsteller keine andere Wahl als durchlebtes Leid aufzuheben. Er kann es nicht übergehen, wenn er die Menschen seines Landes in ihrer Eigenart darstellt. Als traumatische Erfahrung wirkt das Leid fort: es erklärt Obsessionen und Weigerungen, es begründet die Gebrochenheit eines Charakters, es macht die Sehnsüchte und die schweren Träume verständlich. Immer wieder - und wir sind nicht überrascht -, begegnen wir in diesem Erzählwerk Menschen, die, wenn sie ihre Biographie überdenken, nach Deutschland blicken müssen; denn hier liegt der Erklärungsgrund für unfaßbares Schicksal. Hier liegt die Antwort auf verzweifeltes Fragen. Hier stößt sich die suchende Erinnerung immer von neuem wund.

Vielfältig sind die Lebensäußerungen und Erfahrungen, die unwillkürlich auf Deutschland verweisen: sie tun es bereits, wenn eine alte Frau ein mangelhaftes Hebräisch mit polnischem Akzent spricht, und sie drücken sich in der selbstverständlichen Achtung aus, die man einem Überlebenden des Holocaust entgegenbringt. Beiläufig manchmal, doch unüberhörbar, zeigt Amos Oz, welch eine Verantwortung Deutschland hat für die Existenznot vieler Menschen in Israel. Und da es so ist, kann es nur eine Konsequenz geben: Die Existenz des jüdischen Volkes ist auch ein deutsches Problem. Gewiß sind wir verpflichtet, uns gegen jede genozide Politik aufzulehnen, gleich, wo in der Welt sie erkennbar wird; doch wenn die Existenz Israels bedroht ist, sind wir es in besonderem Maße. Unsere Erbschaft läßt uns keine Wahl.

Der Erzähler Amos Oz klärt uns darüber auf, daß es im Hebräischen kein Äquivalent für das Wort "Glück" gibt; es gibt das Wort Freude, aber keine Entsprechung für "Glück". Diese Tatsache, scheint mir, trägt in nicht unerheblichem Maß zum Verständnis seines bewundernswerten Werks bei. Hier nämlich erzählt einer, der, bedrängt von Wirklichkeit, auch selber verstehen möchte, warum es den Menschen so oft mißlingt, Frieden bei sich selbst zu finden. Er stellt sie mit ihren Idealen vor, teilnahmsvoll oder jedenfalls mit Langmut schildert er ihre Versuche zur Selbstbefreiung aus unerträglicher Lebenslage, er verschafft ihnen eine Gelegenheit zur Erkenntnis und läßt sie scheitern - an ihresgleichen oder an sich selbst . . .

Erinnerungen Uraufführung: Klaus Arp

Die Musiker, die sonst im Orchester hinten sitzen, bestritten jetzt in der Alten Oper ein eigenes Programm. Aus einer reinen Bläsergruppe besteht das Ensemble Musica, benannt nach ihrem Stammsitz in Mainz. Die Villa Musica ist eine vor allem vom Land Rheinland-Pfalz finanzierte Institution, in der vielfältige musikalische Richtungen erprobt werden.

Neben Klassik möchte der künstlerische Leiter Klaus Arp auch musikalische Zwischenbereiche ausfüllen, will zudem Neue Musik, Folklore und auch Jazz noch viel mehr vertreten sehen. Einen Beitrag dazu lieferte er gleich selbst. Klaus Arps "Mémoires" (Erinnerungen) für Flöte und Bläserensemble wurde uraufgeführt. Anstoß dazu gab ihm der Flötist Jean-Claude Gérard, der in dem Stück nun die führende Rolle spielte. Die von der Flöte vorgestellten Motive werden von Instrument zu Instrument aufgenommen und weiterentwickelt - als Erinnerung an gerade Gehörtes. Zuweilen erinnert Arp auch an anderweitig Bekanntes.

Außerdem riefen die Bläser sehr selten gespielte Stücke von Richard Strauss, Vincent d'Indy, Jaques Ibert und Antonin Dvôrak wieder ins Gedächtnis. Sie entwickelten dabei einen wenn auch etwas spröden, so doch durchaus orchestralen Klang. Die Solisten, Cellist Martin Ostertag und Kontrabassist Wolfgang Güttler, paßten hervorragend in das bestens aufeinander eingespielte Bläserteam. S.O.

Kriminalstück im Comoedienhaus HANAU. Das Kriminalstück "Die Strategie der Schmetterlinge" von Esther Vilar wird am Montag, 5. Oktober, und Dienstag, 6. Oktober, im Comoedienhaus Wilhelmsbad bei der Volksbühne gezeigt. Es geht um Liebe und Haßliebe zwischen den Geschlechtern.

Der Film "Lisa" auf einer Großbildleinwand

HANAU. Jungen und Mädchen ab 12 Jahren können sich am Montag, 5. Oktober, und Montag, 12. Oktober, im Gemeindezentrum Waldsiedlung den Film "Lisa - der helle Wahnsinn" auf Video und einer Großbildleinwand ansehen. Die Vorführungen beginnen jeweils ab 15 Uhr und bieten auch Gelegenheit den "Offenen Keller" kennenzulernen, ein Angebot zum Spielen und Quatschen. res

Johannes Höckel ist tot Der Geistliche starb 82jährig

HOECHST. Im Alter von 82 Jahren ist dieser Tage der ehemalige Pfarrer von St. Justinus, Johannes Höckel, gestorben. Höckel war von 1949 bis 1952 Kaplan der Gemeinde St. Josef. Anschließend ernannte ihn der Limburger Bischof zum Rektor der Filialgemeinde St. Justinus.

Hier wirkte Höckel bis zu seiner Pensionierung 1975, unterrichtete Religion am Leibniz-Gymnasium und war einige Jahre lang auch Krankenhaus-Seelsorger.

Dekan Werner Meuer würdigte den 1910 in Flörsheim geborenen Höckel als "fortschrittlichen und für seine Zeit mutigen Theologen". Bereits während des Zweiten Vatikanischen Konzils habe der Flörsheimer die liturgischen Reformen in der Justinuskirche in die Tat vollzogen.

Als andere Priester die Messe noch mit dem Rücken "zum Volk" feierten, machte Höckel bereits eine Kehrtwendung, schaute den Christen ins Angesicht. "Er hat das Leben geliebt und genossen und andere an seiner Lebensfreude teilhaben lassen", sagt Meuer. "Er war ein väterlicher Typ, ein Seelsorger vom alten Schlag."

Auch nach seinem Ruhestand blieb der Geistliche in Höchst wohnen und unterstützte Pfarrer Schäfer von St. Josef in der Seelsorge. tos

Namen + Notizen

ACHIM GRAEZ rückt in Groß-Gerau auf der SPD-Liste ins Parlament nach. Er ist Nachfolger des zurückgetretenen Richard Malz. cas

HELMUT GRIESSER, ehrenamtlicher SPD-Stadtrat in Groß-Gerau, ist Wahlleiter bei der Kommunalwahl 1993. Grießer bewirbt sich weder bei der Gemeinde- noch bei der Kreiswahl am 7. März. Sein Vize ist Arthur Barthel vom Ordnungsamt. cas

FRITZ HERBERT, Groß-Gerau, bleibt weitere vier Jahre Jagdberater des Kreises Groß-Gerau. Landrat Enno Siehr folgte damit einem Vorschlag des Kreisjägervereins und verpflichtete bei einer Zusammenkunft im Landratsamt Herbert formell durch Handschlag. Dessen Stellvertreter ist Günther Wetzelberger, Riedstadt. cas

WILHELM HERRMANN wurde vom Groß-Gerauer Parlament erneut zum Schöffen für das Ortsgericht I Groß-Gerau benannt. cas

HEIKE MITTELSTEDT, Kreisvorsitzende der Frauenunion im Kreis Groß-Gerau, wurde wieder in den Landesvorstand der Frauenunion als Beisitzerin gewählt. cas

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21

Seniorennachmittag über "Alter im Herbst"

NIEDERDORFELDEN. "Alter im Herbst" ist das Motto des nächsten Seniorennachmittags der Niederdorfeldener Arbeiterwohlfahrt.

Am Dienstag, 6. Oktober, ab 15 Uhr sind im Gemeinschaftsraum des Bürgerhauses herbstliche Gedichte und gemeinsame Herbstlieder geplant.

Vor allem gibt es aber auch Tips, wie ältere Menschen die beginnende kalte Jahreszeit gut überstehen können, heißt es in der Ankündigung.

So soll ein Ausgleich für die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und für Ernährungsbestandteile gesucht werden, die normalerweise nur im Sommer zur Verfügung stehen. mün

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 26

Caritasverband warnt

MAIN-KINZIG-KREIS. Vor dem Kauf von "Behindertenprodukten" an der Haustür warnt der Caritasverband für die Diözese Fulda. Bei den Anbietern handele es sich meist um unseriöse Geschäftemacher. Der Verband empfiehlt Produkte aus eigener Herstellung.

Die Caritas-Werkstätten für Behinderte haben sich zu der Marketing-Gesellschaft "Cap Handy" zusammengeschlossen und vertreiben ihre Produkte über einen Katalog. Die Palette reicht von Holzspielzeug über Büroartikel, Textilien und Haushaltswaren bis zu Produkten für Hobby, Freizeit und Garten. Der Katalog ist ab sofort kostenlos erhältlich beim Caritasverband für die Diözese Fulda, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Wilhelmstraße 2, 6400 Fulda. mün

Noch zeigt der Wasserturm den Jugendlichen eine Perspektive Rostocker Projekt kümmert sich um Arbeitslose / Heranwachsenden fehlt oft Schulabschluß / Geld wird knapp

Der Turm ist alt, rot und ziemlich kaputt. Fast 40 Jahre stand er leer und gammelte vor sich hin, obwohl das 1903 erbaute Backstein-Gemäuer eigentlich ein Wahrzeichen seiner Stadt ist. Keine Frage: Es stand schlecht um den Rostokker Wasserturm. Nun ist sein langes Siechtum beendet: Das 51 Meter hohe hanseatische Denkmal unweit der Innenstadt wird restauriert - und zwar von einem Bautrupp besonderer Art.

Es sind ehemals arbeitslose Jugendliche, die hier - unter der Anleitung ehemals erwerbsloser Handwerker und Facharbeiter - hämmern und zimmern, alte Mauern abreißen und neue Wände hochziehen, Betonböden gießen und Tausende von Steinen in die Architektur einfügen. Acht Etagen wollen sie in das Gebäude hineinbauen. Nach deren Fertigstellung sollen hier unter anderem das städtische Kulturamt und ein Museum untergebracht werden.

Gemeinsamer Arbeitgeber von Jung- Restauratoren und Alt-Handwerkern ist das Arbeitsförderungs- und Fortbildungswerk Schiffahrt (AFW), eine von rund 330 Beschäftigungsgesellschaften in den neuen Bundesländern. Getragen vom Rostocker Senat und zwei örtlichen Reedereien versucht das AFW seit November 1990, Erwerbslosen in der Region neue Perspektiven zu geben - durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), berufliche Qualifizierung und Umschulung in neue Jobs.

Im Gegensatz zu anderen Beschäftigungsgesellschaften kümmert sich das AFW dabei auch um eine häufig vernachlässigte Zielgruppe - arbeitslose, schwer vermittelbare Jugendliche. Mit Projekten wie der Wasserturm-Renovierung sollen sie "von der Straße geholt werden", sagt AFW-Sprecherin Anne Jesper. Als ABM-Kräfte arbeiten die Heranwachsenden 18 Monate lang auf der Wasserturm- Baustelle, lernen dabei allerlei Handgriffe und sollen letztendlich zu einer anschließenden Handwerkslehre motiviert werden. Und, was für viele der derzeit 73 Teilnehmer noch wichtiger ist: Betreut von zwei Sozialpädagogen können die jungen Leute, die häufig der Schule allzu früh den Rücken gekehrt haben, im Rahmen ihrer Arbeitszeit den Hauptschulabschluß nachholen.

Zum Beispiel Falko. Er ist 16 und lebt in Rostock-Groß Klein, einer ausnehmend häßlichen Betonwüste im Norden der Hansestadt. Ein Abschlußzeugnis hat er nicht, denn das siebte Schuljahr ist für ihn das letzte gewesen. Dann wurde er herausgeworfen. Grund: "Ich bin da nie hingegangen." Ein Abgang ohne Abschluß: In einer Stadt wie Rostock, in der sich die Arbeitslosenquote mittlerweile den 20 Prozent nähert, ist dies wahrlich keine besonders gute Voraussetzung, einen Job zu finden.

Jetzt hat Falko plötzlich "wieder ein bißchen Bock". Vormittags werkelt er am Wasserturm herum (Monatslohn: rund 900 Mark), nachmittags geht er zur Penne - und zwar mit mehr Engagement als früher. "Ich will jetzt erstmal das achte Schuljahr nachmachen", sagt er. "Und wenn das geklappt hat, kommt der Hauptschulabschluß an die Reihe."

Ob es das AFW mit seinen rund 550 Beschäftigten dann noch in der jetzigen Form geben wird, ist allerdings fraglich. Die Zukunftsaussichten der Rostocker Beschäftigungsgesellschaft sind nicht gerade rosig. Finanziell hängt die gemeinnützige GmbH am Tropf der Bundesanstalt für Arbeit. Das Problem: Viele der von der Nürnberger Behörde bezahlten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen laufen demnächst aus, und niemand weiß derzeit so recht, wie es weitergehen soll - zumal die ABM-Ausgaben der Anstalt nach dem Willen der Bonner Regierungskoalition drastisch gesenkt werden sollen. Erste Auswirkungen für das AFW zeichnen sich bereits ab: Die soziale Betreuung der Jugendlichen durch die beiden Sozialpädagogen wird 1993 wegfallen müssen. Anne Jesper: "Das Arbeitsamt will diese Stellen nicht weiter finanzieren."

Kein Wunder, daß auch bei AFW- Hauptgeschäftsführer Christoph Schilde die Stimmung ziemlich gereizt ist: "Wir schwimmen und strampeln, um hier in der Region etwas aufrechtzuerhalten - und die Politik wirft uns Knüppel zwischen die Beine", klagt er. So würde es für seine Gesellschaft zum Beispiel immer schwerer, langfristige Projekte zu planen, da "ständig die Förderungsrichtlinien verändert werden und unsere Finanzierung infolgedessen zusammenbricht". Auch dem Diplom-Ökonom ("Jeder Wirtschaftsbetrieb ist leichter zu führen als so eine Beschäftigungsgesellschaft") bereiten die geplanten Änderungen des Arbeitsförderungsgesetzes Sorgen. Schilde: "Die vorgesehenen Einschränkungen hätten für uns verheerende Folgen."

BERT LOSSE

Wer will mitarbeiten bei Telefonseelsorge?

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Telefonseelsorge in Hanau gibt es seit über 15 Jahren. Die ökumenische Einrichtung bietet Menschen, die von sich aus nicht mehr weiter wissen, Tag und Nacht unter der Telefonnummer 1 11 01 sachkundige Hilfe an. Das Angebot ist anonym, kostenlos und offen für Menschen jeder Weltanschauung. Anfang November startet ein neuer Ausbildungskurs der Telefonseelsorge. Dabei sind noch Plätze frei, teilt der Leiter, Pfarrer Ulrich Hoffmann mit.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter müssen eine gründliche psychologische und praktische Ausbildung absolviert haben. Praxisbegleitende, weiterbildende Seminare helfen ihnen, sich selbst besser verstehen zu lernen. Nur so können Gedankenlosigkeit und Frustration vermieden werden. Denn die Menschen, die bei der Telefonseelsorge anrufen, wollen ernst genommen werden. Sie verlassen sich darauf, daß am anderen Ende der Leitung jemand sitzt, der sich Zeit für sie nimmt und sich auf ihre Probleme wirklich einläßt.

Meist geht es nicht um Selbstmordgedanken oder andere existentielle Krisen. Vielmehr stehen Familien- und Partnerschaftsprobleme im Vordergrund, Krankheiten oder seelische Krisen, Trauer um Angehörige. Erfahrungen, die jeder Mensch einmal bewältigen muß und die doch in Einsamkeit und Anonymität der Umwelt manchmal unlösbar erscheinen.

Es ist keine leichte Aufgabe für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Viel Kraft, Engagement und Zeit müssen die Männer und Frauen dafür aufwenden. Doch nur so ist ein kontinuierliches und qualifiziertes Beratungsangebot zu gewährleisten.

Wer sich für die Mitarbeit und den Ausbildungskurs im November interessiert, erfährt näheres unter Telefon 1 11 01 oder 8 30 03 oder schriftlich über die Adresse: Ökumenische Telefonseelsorge, Postfach 1932, 6450 Hanau 1. mün

Briefe "Der Multiabgeordnete ist beleidigt"

",Grüner' Wandel" überschreibt ein FR-Leser seine Anmerkungen zu den Berichten über die Niederlage des Grünen- Politikers Horst Burghardt bei der Aufstellung der Grünen-Kreistagslisten:

"Das klang alles noch sehr vielversprechend, Anfang der 80er Jahre, bei den Grünen: Keine Ämterhäufung und keine Erbhöfe sollte es geben, keine abgehobenen Politprofis die Mandate auf Dauer in Beschlag nehmen.

1992 scheint sich wenigstens die Parteibasis daran erinnert zu haben und hat einem ,grünen' Multiabgeordneten (gleichzeitig in Stadtparlament, Kreistag und Landtag) die ,rote' Karte gezeigt und ihn für den Kreistag nicht wieder an vorderer Stelle nominiert.

Wie reagiert der grüne Multiabgeordnete: Er ist beleidigt. Er verzichtet nicht nur auf seine Nominierung für die nächste Kreistagswahl, er legt auch noch gleich sein laufendes Mandat nieder.

Wie gut, daß er doch wenigstens als Landtagsabgeordneter weiter 1. Klasse in der S-Bahn fahren darf."

Jürgen Müller-Wolff Dreieichstraße 42 6382 Köppern

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Briefe an die Redaktion

"Vorwürfe gegen die Lufthansa falsch" Zur FR-Meldung "Tschernobyl-Kinder noch da, Rückflug ausgebucht" vom Mittwoch, 23. September, über den verzögerten Rückflug der ukrainischen Gäste in Friedrichsdorf schreibt einer der Gastgeber: "Als Gasteltern haben wir vier Wochen lang Tschernobyl-Kinder mit großem persönlichem und auch finanziellem Einsatz betreut. Dieser Ferienaufenthalt hat uns, den anderen Gasteltern und natürlich den Kindern selbst sehr viel Freude bereitet. Daß die Rückflüge der Kinder nicht wie vorgesehen am Dienstag, sondern erst am Donnerstag stattfinden konnten, hat zwar zu etwas unvorhergesehenem Mehraufwand bei uns geführt, war aber letztlich kein Beinbruch.

Mit Vorwürfen gegen die Fluggesellschaft zu reagieren und die Presse einzuschalten anstatt Dankbarkeit zu zeigen, halte ich für falsch. Denn ohne die Freitickets der Deutschen Lufthansa hätte es die Ferien für die 20 Tschernobyl-Kinder in Westen überhaupt nicht gegeben. Dem Organisator (Johanniter-Unfallhilfe) war doch klar, daß bei Stand-By-Tickets, wie sie bei Freiflügen üblich sind, zahlende Passagiere den Vortritt haben. Hätte der Organisator die Gasteltern darüber informiert, wäre die ganze Aufregung vermieden worden.

Übrigens: Der Versuch, die Kinder noch vor dem Donnerstagsflug von Lufthansa mit Aeroflot nach Hause zu bringen, scheiterte bei den Russen schon am Stationsleiter: Es hätte zwar genügend Platz für die kleinen Landsleute bei Aeroflot gegeben, aber nur gegen 960 Mark Flugkosten pro Person . . ." Christian Orlowski Rosenweg 21 6382 Friedrichsdorf

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Wohnprojekt ist gefährdet Frankfurter "Initiative gemeinsames Leben" ohne Räume

Gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen gefährden den Fortbestand des Wohnprojekts der "Initiative für gemeinsames Leben" (IGL). Nach den Plänen des Magistrats soll in der Falkstraße 39 in Bockenheim ein neuer Kinderhort entstehen, die zehn jugendlichen Mitglieder der Initiative müssen deshalb bis zum 31. Dezember das Gebäude räumen. Sie fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen und fürchten, zum Jahresende wieder auf der Straße zu stehen. Es wäre das Ende des aus ihrer Sicht einmaligen Wohnprojektes dieser Art in Frankfurt.

Das Jugendamt weist allerdings die Vorwürfe zurück. "Wenn uns ein schlüssiges Konzept vorliegt, sind wir bereit, darüber zu reden", versicherte Amtsleiter Matthias Mann.

Doch genau daran scheint es zu hapern. Beim evangelischen Verein für Wohnraumhilfe, der nach einer Vereinbarung mit der Stadt das Domizil in der Falkstraße vermittelte, ist man auf die Jugendgruppe jedenfalls nicht gut zu sprechen. Ihr seien zwei Häuser als künftige Alternative angeboten worden, sagte der Geschäftsführer des Vereins, Conrad Skerutsch. Ein Ausweichquartier in der Hanauer Landstraße hätte drei Jahre lang genutzt werden können, ein Domizil in Griesheim eventuell sogar auf Dauer. "Beide Häuser wurden von der Gruppe abgelehnt", berichtete Skerutsch, der als Grund hierfür "überzogene Ansprüche" der Jugendlichen ausmacht.

Alexandra Dubuque, eine der Bewohnerinnen der Falkstraße 39, macht dagegen geltend, daß das angebotene Quartier in der Hanauer Landstraße "zu klein und zu laut" ist. Und die Offerte in Griesheim - "eine Doppelhaushälfte mit Kleinfamilien-Mentalität drumherum" - sei "für unser Projekt nicht geeignet". Mit dem Evangelischen Verein, so Alexandra Dubuque, gebe es zur Zeit keine Zusammenarbeit mehr. Jetzt versuche man, gemeinsam mit der Wohnrauminitiative Frankfurt ein neues Domizil zu finden. Bislang allerdings ohne Erfolg.

Der fünfte Umzug innerhalb eines Jahres steht jedenfalls bevor: Erst kampierten die Jugendlichen im Günthersburgpark, dann ließen sie sich im Stadtteilladen der Nordend-Grünen nieder, besetzten ein Haus in Eschersheim und bekamen schließlich das Haus in der Falkstraße. "Irgendwann", sagt Alexandra Dubuque, "hat man keinen Bock mehr." vo

Bayern bald ohne RTL plus-Programm?

Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) erwägt, das nationale Programm von RTL plus von der Ausstrahlung im Freistaat ganz abzusetzen. Die BLM sähe sich dazu möglicherweise durch zwei Rechtsprechungen des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom 16. und 25. September juristisch gezwungen. Der Verwaltungsgerichtshof hatte nach Artikel 111a der bayerischen Landesverfassung die öffentlich-rechtliche Trägerschaft auch für privaten Rundfunk in Bayern durch die BLM betont. Die Verbreitung des bundesweiten RTL-plus-Programms sei deshalb verfassungswidrig, urteilten die Verwaltungsrichter. Die BLM sieht sich nun durch die obergerichtliche Rechtsprechung gebunden und hat RTL plus mit Schreiben vom 25. September aufgefordert, "zur Frage der Abschaltung des Programms RTL plus als Konsequenz" aus den beiden Gerichtsbeschlüssen schriftlich Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme hat den Stellenwert einer förmlichen Anhörung.

Die Gerichtsurteile waren durch einen Streit um die zeitliche Einspeisung der bayerischen Lokal- und Regionalfenster in das RTL-plus-Programm ausgelöst worden. BLM und bayerische "Altanbieter" einerseits sowie RTL plus andererseits hatten hierin unvereinbare Positionen vertreten und wechselseitig die Gerichte angerufen. Seit Freitag, 25. September, werden die bayerischen Lokalfenster nun wieder an ihrem angestammten Sendeplatz von 17.45 bis 18.45 Uhr in das Programm von RTL plus eingespeist. Da aber gleichzeitig eine geeignete Schnittstelle fehlt, führt diese Einspeisung zu einer plötzlichen Unterbrechung der RTL-plus-Sendung "Der Preis ist heiß", die täglich ab 17.30 Uhr läuft. Bayerische Fernsehzuschauer können damit nur die erste Viertelstunde dieser Spielshow sehen. Es wird damit gerechnet, daß diese Regelung mindestens bis Ende der Woche beibehalten wird. Spätestens Anfang nächster Woche wird in dieser Sache eine weitere Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs erwartet. epd

Eine "zerrüttete Familie" Betriebsratsopposition: Bereits 1449 Stellen abgebaut

HÖCHST. "Früher, da waren die Leute stolz, Hoechster zu sein, da haben Opa, Sohn und Enkel in der Fabrik gearbeitet, und alle haben das Werk draußen verteidigt. Heute haben viele die Schnauze voll, die wollen nur raus, kassieren die Abfindung und gehen." Ein Hoechster - "33 Jahre dabei" - gibt die Stimmung im Unternehmen wider. "So etwas hab' ich in all den Jahren noch nicht erlebt, sagt der Mann im Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde St. Josef.

Zum letzten von vier "Sozialethischen Gesprächen" unter dem Thema "Weltkonzerne im Wandel" sind nur etwa 15 Leute gekommen. Im Blickpunkt an diesem Abend: die Strukturanalyse bei der Höchst AG. Leergeblieben sind auch die Stühle, die für Vertreter aus der Chefetage des Konzerns reserviert waren.

Die Einladung wollten Geschäftsleitung wie Betriebsrat aus unterschiedlichen Gründen nicht annehmen.

Lediglich Hans-Werner Krauss und Karl Worell von der Betriebsratsopposition sind zum Reden bereit. Exakt 1449 Arbeitsplätze hat die Strukturanalyse ihnen zufolge bislang gekostet. Soviel Stellen sind von Januar 1991 bis Juli 1992 unter den Tarifbeschäftigten abgebaut worden - immerhin 7,3 Prozent der Gesamtbelegschaft im Stammwerk.

Getroffen habe es vor allem die älteren und gesundheitlich angeschlagenen Kollegen. "Viele sind für 'nen Appel und 'en Ei gegangen", sagt Krauss. Der mit der Betriebsratsmehrheit ausgehandelte Sozialplan habe ein schlechtes Niveau. "Ein Arbeiter mit 20 Dienstjahren nimmt da durchschnittlich zwischen 20 000 und 25 000 Mark mit nach Hause", rechnet Krauss vor. "Es muß doch ein Schlag ins Gesicht der Höchst AG sein, wenn gerade die älteren Mitarbeiter, auf die das Unternehmen immer gezählt hat, selbst miese Abfindungen akzeptieren, nur um gehen zu können." Nur wenige unter den in "Vorruhestand geschickten" hätten es als "Sauerei" empfunden, "auf Kosten der Sozialkasse abgeschoben worden zu sein", sagen Krauss und Worell.

Die schlechte Stimmung im Betrieb bestätigen an dem Abend alle fünf Hoechst- Beschäftigten. "Es tut weh, mitanzusehen, wie ganze Abteilungen zerschlagen werden", sagt eine Frau. "Die Motivation sinkt, und die Leute werden krank."

Das Ende der "Entschlackungskur" mit dem Ziel, rentabler zu wirtschaften, sehen Krauss und Worell vom Forum für durchschaubare Betriebsratsarbeit noch lange nicht gekommen. Bis zu 8000 Arbeitsplätze, vermuten sie, könnten der Strukturanalyse noch zum Opfer fallen.

Die Zahl sei von der Unternehmensleitung nie dementiert worden. In vielen Bereichen werde geprüft, ob Fremdfirmen nicht billiger arbeiten würden. Außen vor seien noch die kaufmännischen Abteilungen, in denen Krauss das größte "Rationalisierungspotential" vermutet.

Schwere Zeiten sieht Karl Worell für die westlichen Stadtteile heraufziehen. "Wenn Hoechst, Opel, FAG und Lufthansa weiterhin Stellen abbauen, droht uns ein sozialer Sprengstoff, über den sich viele noch wundern werden." Bei Wahlen müßten die Politiker auch mit bis zu 20 Prozent Rechtswählern rechnen. Selbst Unruhen seien nicht auszuschließen.

Am Ende des Abends mit bedrückenden Perspektiven bemühte ein der Hoechster mit den 33 Dienstjahren das in früheren Tagen gern gebrauchte Bild der "großen Familie". Heute, sagte der Mann, ist sie "zerrüttet". tos

Jeder muß selbst für trockenen Keller sorgen

HEUSENSTAMM. "Bei den verheerenden Gewittern vor kurzem hat halb Heusenstamm unter Wasser gestanden", sagt Bürgermeister Josef Eckstein (CDU). Doch wenn die Keller voll laufen, sei daran nicht die Stadt wegen zu klein dimensionierter Kanäle schuld, wies er Kritik zurück. Wie Bauamtsleiter Lothar Schmitz erklärte, können die Kanäle eine Niederschlagsmenge schlucken, wie sie alle 50 oder 100 Jahre fällt. Das sei vom Gesetzgeber so vorgegeben.

In seinem eigenen Haus müsse jeder Besitzer selbst dafür sorgen, daß der Keller trocken bleibt, mittels Ventilen oder Pumpen. Eine Nachrüstung sei immer möglich, erklärte Schmitz, die Stadt stehe gerne mit Rat zur Verfügung. pmü

Redaktion: Klaus Morgenstern, Ingrid Scheithauer

Straßenumbau soll vom Kreis bezahlt werden

WEHRHEIM. Bei der Umgestaltung der B 456 (alt) vom Ortseingang zum Verkehrsknotenpunkt Wehrheim-Süd sind Finanzierungsprobleme aufgetaucht. Statt des Straßenbauamtes Weilburg soll nun der Hochtaunuskreis die Lasten tragen. Begründung: Seit Januar 1991, als die Straße Kreisstraße wurde, sei der Hochtaunuskreis als Baulastträger zuständig. Das betonten Vertreter der Straßenbauämter Wiesbaden und Weilburg in einem Gespräch mit der Gemeinde und dem für die Flurbereinigung zuständigen Landwirtschaftsamt Wiesbaden.

An der Zuständigkeit des Kreises ändere auch der Umstand nichts, daß während des Baus der Umgehungsstraße nicht eindeutig festgestellt worden sei, wer zahlen müsse. Die Straße soll von derzeit drei auf zwei Fahrbahnen reduziert werden sowie einen Radweg und Begrünungen bekommen. Die Behördenvertreter versicherten, sich um den baldigen Umbau zu bemühen. Verhandlungen mit dem Kreis sollen nun aufgenommen werden. cn

Erster Umweltpreis am ersten Umwelttag

HEUSENSTAMM. 1990 wurde er beschlossen, am 28. Oktober soll er erstmals über die Bühne gehen, der Heusenstammer Umwelttag. Wie Kurt Hartmann aus dem Rathaus erklärte, wird er sich des Themas Wasser annehmen, "des wertvollsten Lebensmittel, das wir haben".

Geplant sind Führungen für Schulklassen im Wasserwerk, außerdem wird die Stadt Filme zum Thema entleihen und den Heusenstammer Schulen zur Verfügung stellen.

Im Rathaus wird eine Ausstellung des Naturschutzzentrums Wetzlar mit dem Titel "Wasser, Quell des Lebens" aufgebaut, und für Kindergartenkinder wird morgens um 9.30 Uhr im Sitzungssaal ein Wassertheater aufgeführt.

Schließlich veranstaltet die Stadt ein Umweltquiz, bei dem es einiges zu gewinnen gibt. Abends um 19 Uhr wird es im Rathaus eine Podiumsdiskussion und ein Referat zum Thema Wasser geben.

Während dieser Veranstaltung soll auch erstmals der mit 1000 Mark dotierte Heusenstammer Umweltpreis überreicht werden. Er wird dem bekannten Heusenstammer Ornithologen Waldemar Schläfer übergeben.

Wie wichtig es ist, Wasser zu sparen, machte Bauamtsleiter Lothar Schmitz deutlich. So werde die Ausweisung eines neuen Baugebietes wie an der Hohebergstraße mittlerweile stärker von der gesicherten Wasserversorgung abhängig gemacht. Weil der Wasserzweckverband aber nicht noch mehr Wasser fördern kann, müsse so viel Wasser eingespart werden, wie in dem Neubaugebiet dann später verbraucht werde. Unter dem Strich bliebe dann die von Heusenstamm derzeit benötigte Wassermenge gleich.

pmü

Wetterauer können Flüchtlingen helfen

WETTERAUKREIS. Was tut die Friedensbewegung? Sie versucht, den Menschen im ehemaligen Jugoslawien in vielen kleineren Aktionen konkret zu helfen, berichten Heidi und Klaus Schoennagel aus Altenstadt. Das Ehepaar erbittet Hilfe für die Kriegsflüchtlinge. Möglich sei die zeitlich begrenzte Unterstützung von Flüchtlingslagern oder eine Patenschaft für "Freiwillige". Informationen über das waffenlose Engagement geben die Schoennagels unter Tel. 0 60 47 / 20 32.

Pflegeversicherung: Nur möglich durch einen Karenztag?

FRIEDBERG. Zur einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Muß die Pflegeversicherung durch einen Karenztag finanziert werden?" laden die DGB-Senioren für Donnerstag, 8. Oktober, ab 15 Uhr ins Alten- und Pflegeheim St. Bardo, An der Seewiese, in Friedberg ein. Hier diskutieren ältere Leute, die von der Pflegeversicherung unmittelbar betroffen würden, mit Politikerinnen und Politikern. SPD- Landtagsabgeordneter Gerhard Bekker, die Stellvertretende Vorsitzende der CDA Hessen, Eika Pfreudschuh, und Gertrund Amrein von den Grünen werden den Besucherinnen und Besuchern Rede und Antwort stehen. skl

FR-Expertengespäch Vom Chemiebauern zum Landschaftspfleger

WETTERAUKREIS. Was bringt die Agrarreform der Europäischen Gemeinschaft den Wetterauer Landwirten. Dieser Frage geht die Frankfurter Rundschau in einer Serie nach, an deren Ende eine hochkarätig besetzte Expertenrunde steht. Am Freitag, 6. November, diskutieren ab 16 Uhr im Bürgerhaus in Reichelsheim-Weckesheim: Willi Görlach (SPD-Europaabgeordneter), Rolf Praml (Staatssekretär im Hessischen Landwirtschaftsministerium), Heinz Christian Bär (stellvertretender Vorsitzender des hessischen Bauernverbandes und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes), Karl Bausch (Kreislandwirt), Wolfgang Schott (Biobauer, Bundes- und Landesvorstandsmitglied von "Bioland"), Dr. Werner Schaaf (Leiter des Landwirtschaftsamtes in Friedberg) und Dr. Burkhard Olberts (Geschäftsführer des Naturschutzfonds Wetterau). Thema der Expertenrunde: "Rüsten die Landwirte ab? Vom Chemiebauern zum Landschaftspfleger - Wandel der Wetterauer Landwirtschaft". ieb

Luftverschmutzung

Da die Ozon-Werte seit dem 1. Oktober nicht mehr gemessen werden, stellen wir unsere tägliche Rubrik Luftverschmutzung bis zum Frühjahr ein. FR

Landwirte erfahren etwas über Zuschüsse

GELNHAUSEN / SCHLÜCHTERN. Weniger ist mehr beim Extensivierungsprogramm für Landwirte. Es gibt noch Zuschüsse für Bauern, die sich beteiligen wollen, teilt das Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung mit.

Vors Extensivieren und Kassieren hat der Staat die Bürokratie mit ihren Antragsformularen gestellt, deren Sinnhaftigkeit sich zumeist nur den Eingeweihten in voller Tragweite erschließt. Besser, man läßt sich gleich von Kundigen beraten.

In Schlüchtern beim Bauernverband, Schloßstraße 22, wird von 18 bis 20.30 beraten, und zwar an den kommenden drei Montagen (5., 12. und 19. Oktober) und Mittwochen (7., 14. und 21. Oktober). In Gelnhausen wird die Extensivierung im Amt für Landwirtschaft, Alter Graben 6-10, ebenfalls von 18 bis 20.30 Uhr, dreimal dienstags (6., 13. und 20. Oktober) und donnerstags (8., 15. und 22. Oktober) erklärt. Allerdings finden diese Sprechstunden nur statt, wenn sich Besucher unter der Telefonnummer 0 60 51 / 82 30 26 angemeldet haben. lex

Taunusbahn kommt vielleicht teurer

WEHRHEIM. Wird die Taunusbahn für die Gemeinde teurer als geplant? Mehrkosten von 145 000 Mark sind "plötzlich" aufgetaucht, so Bürgermeister Helmut Michel (CDU). Vertreter des Verkehrsverbandes Hochtaunus und der Hessischen Landesbahn hätten telefonisch mitgeteilt, daß die Signalanlagen an drei Bahnübergängen teilweise erneuert werden müßten.

Außerdem wurde eine überarbeitete Planung für die P+R-Anlagen mit Bushaltestellen vorgelegt. Über beide Angelegenheiten soll die Gemeinde in Kürze um Stellungnahme gebeten werden.

Wehrheim beteiligt sich bereits mit rund 550 000 Mark an den Kosten für die Taunusbahn. cn

Hoffnung für die Aussiedler in Höchst?

Die Aussiedler in der Adelonstraße können hoffen: Die Stadt hat sich im Streit um das Übergangswohnheim eingeschaltet. Sozialdezernent Berg hat am Dienstag verfügt, daß alle Umverlegungen gestoppt werden. 36 Bewohner hatten am Montag eine Aufforderung im Briefkasten, bis zum 28. September mitzuteilen, ob sie mit einer Umverlegung in ein anderes Heim einverstanden wären. Absender: Manfred Heeg vom städtischen Ausgleichsamt. "Wir wollen niemand unter Zeitdruck setzen, es hat nur so lange gedauert, bis die Post draußen war", sagt Heeg. Das kam bei den Bewohnern anders an. Sie haben die Briefe als Kündigung aufgefaßt. "Alle Bewohner haben erstmal nichts zu befürchten", versichert Roland Frischkorn. Der Referent hatte sich am Mittwoch mit den Bewohnern getroffen, um ihnen die Entscheidung seines Stadtrats mitzuteilen.

Der Träger DRK und das Land konnten sich bisher nicht auf einen Tagessatz einigen, nachdem das hessische Finanzministerium verfügt hatte, künftig nur noch 16 Mark pro Aussiedler und nicht mehr 22 Mark zu zahlen. clk

Ein Gutschein für den lesehungrigen Florian Die neue Kinder- und Jugendbücherei Oberhöchstadt hat schon 100 Mitgliedskarten ausgestellt

KRONBERG. Seine Hobbies sind Lesen und Schiffe. Ein Buch über Schiffe war auch der Grund, warum der elfjährige Florian Kruszynski in die Kinder- und Jugendbücherei nach Oberhöchstadt radelte, wo ihm in der noch jungen Bücherei die 100. Familien-Lesekarte ausgestellt wurde. Das Sachbuch "Die Suche nach der Titanic", das er sich auslieh, verhalf dem erfreuten Jungen so zu einem Buch-Gutschein im Wert von 40 Mark.

Florian ist nicht der einzige in der Familie, der gerne liest. "Meine Schwester liest noch mehr", erzählt der Sechstkläßler, der auf die Bischof-Neumann-Schule in Königstein geht und sich außer für Schiffe für "technische Sachen" begeistert. Auch die Mutter liest sehr viel, erfährt man weiter, nur der Papa hat "weniger Zeit".

Die Kinder- und Jugendbücherei, die im alten Oberhöchstädter Rathaus untergebracht ist, wurde erst im April eröffnet. Mehr als 600 Bücher, rund 300 Kassetten und 15 Zeitschriften stehen hier zum Ausleihen bereit. Neu im Angebot sind die etwa 50 Spiele, die sich bereits zum großen Renner entwickelt haben, erläutert die Bibliothekarin Barbara Neubert- Deinhardt.

Die Kinder können sie ausleihen, oder auch gleich an Ort und Stelle ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen. Eine gemütliche Leseecke lädt zum Bleiben ein. Das Angebot richtet sich vor allem an Sechs- bis Zwölfjährige.

"Unsere Erwartungen wurden bei weitem übertroffen" stellt Bürgermeister Wilhelm Kreß im Hinblick auf die rege Ausleihe fest. Da die Lesekarten für Familien ausgestellt werden und auf jede Karte nach Erfahrung zwei bis drei Leser kommen, kann man von etwa 250 Lesern ausgehen. Und beinahe jeden Tag gibt es weitere Anmeldungen.

"Kinder brauchen heute Bücher" meint Barbara Neubert-Deinhardt. Die Besuchszahlen zeigten, daß ein solches Angebot auch genutzt werde. In der Stadtbücherei in der Receptur gibt es allerdings nur eine kleine Kinderecke, während in Oberhöchstadt ein aktuelles und breites Angebot an Kinder- und Jugendliteratur vorhanden ist.

Deshalb wurde der kleine Florian, der im Neubaugebiet in Kronberg wohnt, auch von der Receptur in die neue Bücherei geschickt: "Ich wollte etwas über Schiffe, da haben sie mir gesagt, ich soll hierher kommen", meint der kleine Blondschopf etwas verlegen.

Jeden ersten Freitag im Monat ist in der Oberhöchstädter Bücherei "Äktschen" angesagt: Im November zum Beispiel wird eine Spielpädagogin Neues aus der Spielewelt vorstellen. Die Kinder- und Jugendbücherei ist jeden Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. teb

Keine Genehmigung für

Büros statt der Opelvilla

Die Neubaupläne für das Grundstück an der Mörfelder Landstraße 277 sind "nicht genehmigungsfähig". Dies teile Michael Kummer, persönlicher Referent von Planungsdezernent Martin Wentz, am Mittwoch auf Anfrage der FR mit. Denn geplant sei, die "Opelvilla" abzureißen und dort einen Neubau zu errichten, in dem vorwiegend Büros angesiedelt werden sollen.

Diesem Bauantrag, den der Besitzer der "Opelvilla", der Immobilienmakler Bernd Lunkewitz, im Sommer eingereicht hatte, will die Stadt nicht zustimmen, da das Vorhaben von den ursprünglichen Plänen für einen Neubau auf dem Areal am Stadtrand abweiche: In einer ersten Fassung des Bauantrages sei das Projekt noch "als Wohnhaus mit Geschäftsräumen" beschrieben worden.

Das erste Vorhaben, sagte Kummer, sei für die Stadt "genehmigungsfähig gewesen", denn bei einem Neubau auf diesem Grundstück müsse "überwiegend eine Wohnnutzung vorgesehen werden". Auch an den Einwänden des Naturschutzbeirats wäre das Projekt dann nicht gescheitert: Für den Neubau als Wohnhaus mit einem Büro liegt nach Angaben Kummers ein Erlaß aus dem hessischen Ministerium für Landesentwicklung, Wohnungsbau und Naturschutz vor, mit dem der Abriß und ein Neubau in den Dimensionen der jetzigen "Opelvilla" hätte bejaht werden können.

Das Projekt an der Mörfelder Landstraße hatte den Naturschutzbeirat Mitte August verstimmt: Die Mitglieder hatten sich darüber beklagt, daß das Vorhaben rechtswidrig gebilligt werde, da es in einem sogenannten Außenbereich vorgesehen sei. Als Außenbereich gelten baurechtlich Flächen, für die es keinen rechtskräftigen Bebauungs- und Flächennutzungsplan gibt. Die Kritik des Naturschutzbeirats wird mittlerweile auch von dem CDU-Stadtverordneten Günther Pfaff geteilt: Er lehnte Pläne ab, "ein Büro- und Geschäftshaus errichten zu lassen". Nach Ansicht des Christdemokraten dürfe die Fläche am Stadtwaldrand "nicht weiter versiegelt werden". ing

CDU: Bettenhaus ist unverzichtbar

HOCHTAUNUSKREIS. Mit Kritik an Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) reagiert Robert Becker, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, auf die Streichung von 5,7 Millionen Mark Landesmitteln zum Bau eines neuen Bettenhauses für die psychiatrische Klinik in Köppern. Die Entscheidung der Ministerin sei "zumindest bedenklich". Die CDU werde sich weiterhin für die Einrichtung eines neuen Bettenhauses in Köppern einsetzen, sagte Becker.

Darüber hinaus müsse eine Tagesklinik im Hochtaunuskreis errichtet werden, um das Konzept der gemeindenahen Psychiatrie zu verwirklichen.

Die stationäre Versorgung stehe mit dem Waldkrankenhaus Köppern, der Klinik Hohemark in Oberursel und dem psychiatrischen Krankenhaus Weilmünster "auf einem soliden Fundament", so Becker. Die CDU wolle den Kreisausschuß bei seinen Bemühungen um eine psychiatrische Tagesklinik uneingeschränkt unterstützen. kop

Treber will auch ohne die Fraktion im Amt bleiben Grüner Stadtrat äußert sich zu GBL-Rücktritten / Hoffen, daß der Zwist doch beigelegt wird

MÖRFELDEN- WALLDORF. Als sehr bedauerliche Entwicklung wertet der grüne Stadtrat Dirk Treber (Bild) die Rücktritte der vier Stadtverordneten der Grünen Bürgerliste (GBL), Matthias Steidl, Dagmar Fischer, Wilma Frühwacht-Treber und Oliver Koban. Es werde jetzt darum gehen, ob "sich eine ökologische und soziale Reformpolitik im Rahmen einer Koalition mit der SPD durchsetzen läßt oder ob die Grünen sich künftig darauf beschränken wollen, ihre inhaltlichen Forderungen zu hundert Prozent und kompromißlos darzustellen", erklärte Treber in einer schriftlichen Stellungnahme.

Gegenwärtig sei beim Grünen-Ortsverband - dessen Fraktion künftig mit sieben Mandaten im Stadtparlament vertreten sein wird, weil sie die vier freigewordenen GBL-Plätze besetzen darf - nicht erkennbar, ob eine ökologische und soziale Reformpolitik fortgesetzt und weiterentwickelt werden solle. "Unter diesen Umständen sehe ich für mich keine Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Fraktion "Die Grünen" und dem Ortsvorstand", schreibt Treber. Denn "eine Alternative zu einer ökologischen und sozialen Reformpolitik ist für mich nicht denkbar". Als versteckte Rückzugsankündigung will er diese Aussage nicht verstanden wissen, erklärte Treber auf Nachfrage. Zwar räumte er ein, daß ihm durch die Auflösung der GBL-Fraktion der parlamentarische Rückhalt fehle, doch daß dies direkte Auswirkungen auf seine Arbeit haben werde, "kann ich nicht erkennen", sagt der hauptamtliche Stadtrat, dessen sechsjährige Amtszeit noch bis 1995 läuft. Er stehe zu den Koalitionsvereinbarungen mit der SPD und werde dem auch nicht entgegenhandeln.

Außerdem handle es sich um einen parteiinternen Konflikt, von dem er hoffe, daß er doch noch beigelegt werde. Er will weitermachen. Treber: "Ein Rücktritt von mir aus, also, da müßte schon was ganz Außergewöhnliches passieren."

Des grünen Stadtrates fehlende Hausmacht ist ein Punkt, der auch dem Ortsvereinschef des Koalitionspartners von der SPD, Hans-Jürgen Vorndran, zugleich auch Erster Stadtrat, beschäftigt. Gleichwohl ist er der Ansicht, daß eine Zusammenarbeit mit Treber auf Dezernentenebene auch weiterhin möglich sei. Und was die Koalition mit den Grünen angehe, meinte Vorndran, daß man das Ergebnis der Kommunalwahl im März 1993 abwarten müsse: Dann "wird neu verhandelt und aufgrund eines Sachprogramms auch die personelle Seite abgeklärt".

Die veränderte politische Situation in Mörfelden-Walldorf beschäftigt indes auch Mitglieder des Kreisvorstandes der Grünen. Dirk Langolf und Ozan Ceyhun bedauern die Ereignisse, erklärten aber ihr Verständnis für die Haltung der GBLer und "hoffen auf eine weitere Arbeit in den politischen Zusammenhängen der Grünen sowie in anderen gesellschaftlichen Gruppierungen der ausgeschiedenen GBL-FraktionärInnen". Die beiden Kreisvorstände sehen in diesem Rückzug "einen wichtigen politischen Schritt, der einen eventuellen Neuanfang der grünen Bewegung in Mörfelden-Walldorf bedeuten könnte". Doch da müsse man abwarten, weil sich das erst noch "durch die weitere politische Arbeit des Grünen Ortsverbandes bestätigen" müsse. (wal / FR-Archivbild: Keber)

Ein Turm, nur für die Frauen Scholtz hofft auf Initialzündung für Treff im Rathaus-Foyer

SCHWALBACH. Frauenhäuser und Frauenbeauftragte kennt fast jeder. Doch ein Frauen-Info-Turm, das ist neu. Erste Stadträtin und Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Scholtz hat ihn im Foyer des Rathauses aufstellen lassen. Die Idee dafür kam vom jüngst gegründeten "Arbeitskreis Frauen."

Schwalbacherinnen, die etwas mitzuteilen haben, können ihre Neuigkeiten an den Turm heften. Erlaubt ist alles, was für Frauen interessant ist: Veranstaltungshinweise in und um Schwalbach, Suchanzeigen oder Hinweise auf Mitfahrgelegenheiten.

Die Frauen-Mitteilungen sollten auf ein Papier, höchstens so groß wie eine Postkarte, geschrieben werden. Sie müssen im Büro von Ulrike Scholtz, Zimmer 115, abgegeben werden. Die Aushänge bleiben maximal vier Wochen am Turm. Ulrike Scholtz hofft, daß mit dem Turm ein Frauen- Treff im Rathaus-Foyer entsteht. fw

"manager magazin" schreibt: Hoechst wird 10 000 Angestellte entlassen

HÖCHST. Bis zu 10 000 Arbeitsplätze sollen nach Informationen des "manager magazins" bei der Hoechst AG in den nächsten zwei Jahren abgebaut werden. Darüber berichtet die Zeitschrift in ihrer Oktober-Ausgabe. "Bei Hoechst . . .soll eine neue Organisationsstruktur die Overhead-Kosten drastisch verringern", schreibt das Magazin. "Künftig sollen die operativen Einheiten als weitgehend eigenverantwortliche Business Units nur noch dann mit Kosten der zentralen Verwaltung belastet werden, wenn sie entsprechende Leistungen beispielsweise von der Personalabteilung verlangt haben." Das Kostensenkungsprogramm, heißt es weiter, solle in zwei Jahren abgeschlossen sein. "Der erhoffte Effekt: bis zu 20 Prozent höhere Produktivität und bis zu 10 000 weniger Mitarbeiter."

Das "manager magazin" beruft sich bei seinen Angaben auf einen Kreis von zehn Wirtschaftsmanagern, dem auch ein Mitglied der Zentralen Direktionsabteilung der Hoechst AG angehören soll.

Hoechst-Sprecher Hans-Bernd Heier bezeichnete die Zahl gestern als "reine Spekulation". Heier: "Das ist höchstens eine Schätzung. Solange die Strukturanalyse noch läuft, können wir nicht verläßlich sagen, wieviele Stellen abgebaut werden." tos

Freie Aussprache

"Schikane bei VHS" Die Volkshochschule Frankfurt hat ihre Organisationsstruktur geändert (FR vom 15. 8.). Ziel war Enthierarchisierung und Demokratisierung. Das soll zu mehr Effektivität und Bürgernähe führen. Daß dabei hierarchisch Höhere niedriger werden müssen, ist plausibel. Im Fall Dr. Renate Reiske ist das geschehen, aber auf menschlich erniedrigende Art (von der Abteilungsleiterin Sprachen insgesamt zur Leiterin des kleinsten Sprachenbereichs). Kein Wunder: Frau Reiske hat prozessiert - und gewonnen. Zur Strafe also, ordentlich hierarchisch von oben eine Kaltstellung für die hessenweit verdienstvolle Sprachenspezialistin. Wo die Hierarchie beseitigt werden sollte, herrscht jetzt offensichtlich die blanke Schikane. Vielleicht auch zur Abschrekkung der beiden anderen Kläger, deren Prozesse noch ausstehen.

Gero Fuhrmann, Helga Niederndorfer, Norbert Bender (VHS Bad Homburg); Harald Schott (VHS Wiesbaden); Marie-Josee Carroux (VHS Hanau); Dr. Ahmad Marandi (VHS Gießen); Wolf-Dieter Heidorn (VHS Wetterau); Fachbereichsleiter Sprachen, VHS Bad Homburg. "Geld gut angelegt" Zur Anfrage der CDU nach dm Verbleib des Geldes für den Abenteuerspielplatz, FR 24. 9. 1992: Wir wohnen in der Nähe des Abenteuerspielplatzes Wildgarten und können versichern, daß er nicht nur von den Kindern aus ganz Sachsenhausen genutzt wird. Die Kinder haben hier nicht nur Spielmöglichkeiten, sondern auch Betreuer, Ansprechpartner, die sie kennen und die Spielangebote machen. Regelmäßig werden hier im Sommer größere Feste gefeiert, die sehr beliebt sind und sehr gut besucht. Kinder jeder Altersgruppe haben hier die für sie passenden Spielmöglichkeiten, weil vorhandenes Material und Anzahl der Betreuer kreative Entfaltungsmöglichkeiten ermöglichen. Die Kinder des anliegenden Kinderhortes, der nach der Arbeitszeitverkürzung seine Öffnungszeiten reduzieren mußte, können hier die Zeit überbrücken, bis ihre berufstätigen Eltern nach Hause kommen. So bietet dieser Spielplatz ein Stück Vertrautheit und Geborgenheit für Kinder, von denen einige vielleicht den ganzen Nachmittag über sich allein überlassen wären. Das Geld ist also im Sinne sozialer und sozialpädagogischer Prävention gut angelegt. Aber vielleicht spart die CDU ja lieber an solchen Einrichtungen und zahlt dann die Folgekosten, die durch vernachlässigte und alleingelassene Kinder entstehen.

Jeanette Breddemann, Frankfurt "In Stoltzes Namen" Wenn ich den Bericht "Festakt in Stoltzes Namen" richtig verstanden habe, ist der Stadtrat Martin Wentz gern der Pflicht der Namensgebung für das nun auch stadtamtlich Friedrich Stoltze gewidmete Geviert nahe der Katharinenkirche nachgekommen. Vor Monaten noch hatte Herr Wentz Bedenken, diesem Platz Stoltzes Namen zu verleihen. Was mag nur seine Befürchtungen zerstreut haben? Weil es nun amtlich nicht Stoltzeplatz, sondern Friedrich-Stoltze-Platz heißt? Der Volksmund wird Stoltzeplatz sagen, ohne Bindestrich, wie er auch Goetheplatz sagen würde, hieße der Johann- Wolfgang-Goethe-Platz. Für wie doof halten die amtlichen Bedenkenträger die Menschheit, das gemeine Fußvolk? Hat sich früher jemand - zum Beispiel Herr Wentz - darüber ausgelassen, daß es in Frankfurt eine Waldstraße und eine Wallstraße gibt, eine Vogtstraße und eine Woogstraße, eine Schreinerstraße und eine Schreyerstraße, eine Schmidtstraße und eine Schmickstraße, eine Frauenlobstraße und eine Frauenhofstraße: alles Namen, die sich am Telefon auch von Menschen, die guten Willens sind, leicht verwechseln lassen.

Und warum durfte zunächst dem Friedrich Stoltze zunächst nicht recht sein, was Gallus mit "Anlage" und "Warte", Taunus mit "Straße" und "Blick", Schleusen mit "Weg" und "Straße" billig war? Manfred Römer, Königstein Schülerprotest Den Protesten des Stadtschülerrates gegen die Ausschreitungen von Rostock gebührt eine differenzierte Betrachtung. Proteste sind richtig, aber diese Art von Protest bedarf der Kritik. Die Polizei in Rostock blieb viel zu passiv gegenüber den Randalierern. Auf einem Flugblatt des Stadtschülerrates wird nun aber ein Bild gezeigt, wo eine Faust neben einem Skinhead auch einem Polizisten und einem Politiker ins Gesicht schlägt. Wahrscheinlich soll nun mit Gewalt gegen Polizisten und Politiker vorgegangen werden. Gewalt läßt sich nicht durch neue Gewaltakte beenden!

Diese naive Ansicht findet ihre Erweiterung darin, daß die alleinige Schuld der Politik der Regierung und den Politikern zugeschrieben wird, die eine Änderung des Artikels 16 verlangen. Sie alle werden in eine rechtsradikale, rassistische Ecke gedrängt.

Walter C. Seubert, Michael Blüchardt, Frankfurt "Kein Semester-Ticket" Der FVV wurde 1973 gegründet, um den ÖPNV in der Region Frankfurt attraktiver zu gestalten und Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen. Heute könnte man meinen, der FVV hätte die gegenteilige Aufgabe. Anstatt ständig das Angebot zu verbessern und zu optimieren, werden regelmäßig nur die Fahrpreise angehoben. Fortschritte gibt es aber kaum. So brauchte es elfjährige(!) Verhandlungen für den Beitritt der Königsteiner Kleinbahn zum FVV, die Verbindung der SL 12 mit der Altstadtstrecke wurde behindert und ein Semesterticket für Frankfurter Studenten durch überzogene Preisvorstellung im Keim erstickt. Heute kostet eine Monatskarte für Studenten (gelb) 49 Mark.

Der Preis eines Semestertickets entspräche also 3,6 Monatskarten. Die Berechnung geht also davon aus, daß über 50 Prozent der Studenten ganze sechs Monate lang den FVV benutzen. Dies kann ich aber nicht ganz glauben, zumal die Vorlesungszeit nur zwischen knapp vier und fünf Monaten beträgt. Wäre es nicht möglich, daß sich viele Auto-/Radfahrer von dem FVV-Fragebogen nicht angesprochen fühlten?

Stephan Kyrieleis, Frankfurt "Sippenhaft" Zu dem Artikel "Ich kenne das Vaterland schlechter als Deutschland" in der FR vom 19. 9. 1992: Da gibt es in der weltoffenen Stadt Frankfurt zwei engagierte Frauen, die angesichts der erschreckenden Ereignisse in Rostock und anderen Städten den Versuch starten, mit einem Buch gegen die wachsende Fremdenfeindlichkeit vorzugehen. Anne Teuter und Ulrike Holler wollen mit den Berichten von ausländischen Jugendlichen, die hier leben, Betroffenheit und Verständnis erreichen, um das herrschende Stimmungsbild zu wenden zugunsten eines Klimas von Toleranz und Solidarität. Unterstützt werden sie dabei von der Schuldezernentin Jutta Ebeling, die das Buch "Wir leben hier" den Frankfurter Schulen als Arbeitsmaterial gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß zur Verfügung stellen will. Für dieses engagierte Vorgehen sollten eigentlich alle aufgeklärten Eltern, aber auch Journalisten dankbar sein. Aber, wie könnte es anders sein, sofort regen sich Stimmen, die in der Tatsache, daß Ulrike Holler die Frau des Frankfurter Oberbürgermeisters ist, eine besondere "Verkaufsförderung" oder "Verfilzung" sehen. Auf diese Weise soll eine kompetente und kritische Journalistin, die an dem Verkauf des Buches an Frankfurter Schulen nachweislich nichts verdient, in Sippenhaft genommen und diffamiert werden. Wir hätten von dem Elternvertreter des renommierten Goethegymnasiums erwartet, daß er sich hinter diese Aktion stellt und den guten Willen für mehr Aufklärungsarbeit unterstützt, statt darüber zu jammern, daß in diesem Jahr 20 bis 25 ausgewählte Schüler und Schülerinnen nicht nach Japan fliegen können.

Irmgard Meyer, Mitglied im Bundes- vorstand der IG Bau, Steine, Erden; Brunhilde Hoffmann, Bundesfrauen- sekretärin der IG Bau, Steine, Erden Asylrecht Wenn es erst einmal wahr wird, daß Neo-Nazis mit brutalen Gewaltaktionen Grundrechte abschaffen wollen, dann wird es auch nicht mehr lange dauern, bis deutsche Flüchtlinge vor den Toren ihrer Nachbarländer stehen und um die Rechte betteln, die sie heute den Flüchtlingen aus anderen Ländern verweigern wollen. Es kann doch nicht wahr sein, daß so kurze Zeit, nachdem Deutschland die Welt in Flammen gesetzt hat, heute sich schon wieder das gleiche anbahnt. Auch der Stadtrat Daniel Cohn-Bendit muß sich fragen lassen, ob er wirklich glaubt, durch eine Grundgesetzänderung unter Vorbehalt der Gewalt Einhalt gebieten kann, oder ob er sie im Gegenteil dadurch heraufbeschwört.

Michael Reuther, Frankfurt

Noch kein Käufer für Teilgelände gefunden

KÖNIGSTEIN. Mit einer "mittleren Feier" will die Seeger-Orbis GmbH nach den Worten ihres Geschäftsführers Bernd Lattemann am 26. Oktober ihr 75jähriges Bestehen feiern. Ob bis dahin klar sein wird, was mit den 20 000 Quadratmetern geschieht, die das Unternehmen in Schneidhain verkaufen will, sei ungewiß, sagte Lattemann. Es gebe Verhandlungen, aber keinen Zeitdruck. Ihm sei ebenso wichtig wie der Stadt, "daß der Käufer die Erwartungen erfüllt".

Für Bürgermeister Bertram Huke ist die "Teilflächenveräußerung ein großer Glücksfall". Seit vielen Jahren stehe damit in Königstein erstmals wieder eine größere Gewerbefläche für eine Neuansiedlung zur Verfügung. hko

Die Wunschliste der Sindlinger Jugend

SINDLINGEN. Eine Skateboardbahn mit Sprungschanzen, Computer in den Jugendzentren, ein Schwimmbad im Ortskern und jede Menge Ballspiele: So sieht die Wunschliste der Sindlinger Jugendlichen aus. Zumindest der 400 zehn- bis 15jährigen, die sich an der Fragebogenaktion des Jugend- und Kinderforums beteiligt haben. "Wir waren ganz erschrocken über die Arbeit, die wir uns damit aufgehalst haben", sagt Uta Acker- Wild, vom Forum. Bei der Auswertung haben deshalb Studenten der Fachhochschule für Sozialarbeit mitgeholfen.

Die hatten mit den Jugendlichen eins gemeinsam: Den Frust über den langen Weg zwischen Wunsch und Wirklichkeit. "Wir haben schon vor drei Jahren eine Skatebahn gefordert", kommentiert Schülersprecher Christian Einzinger die Ergebnisse. Eduard Metz (SPD) erwidert: "Ich wäre dankbar, wenn sie mir bei der Suche nach einem Standort helfen würden." Laut Wolfgang Eck vom Frankfurter Kinderbüro, sollten Jugendliche nicht nur bei der Suche, sondern auch beim Bau einbezogen werden: "Wir haben bei Spielplätzen gute Erfahrungen gemacht, wenn Eltern und Kinder mitanpacken."

Erlebnispädagogik heißt das Schlagwort, das auch aus der finanziellen Not geboren wurde. Wenn die öffentlichen Gelder knapp werden, ist Eigeninitiative gefragt. Das Jugendforum will seine Vorschläge deshalb auch nicht nur als Forderungen, sondern auch als Angebote verstehen.

Zum neuen Konzept gehöre auch, daß städtische, kirchliche und freie Träger intensiver zusammenarbeiten. Sei es bei der sinnvollen Nutzung von Computern oder bei der Suche nach einer Gruppenleiterin, die Sport für muslimische Mädchen anbieten würde - auf den Fragebögen ebenfalls ein vielzitierter Wunsch.

Die Ergebnisse werden am 29. Oktober vorgestellt. "Dann bekommt auch jeder Teilnehmer einen Brief", versichert Uta Acker-Wild. Schließlich möchte sich das Jugendforum nicht die gleichen Vorwürfe einholen, die die Schüler den Kommunalpolitikern machten: keine Rückmeldung. Und was den Frust über lange Planungen betrifft, hat das Jugendforum sogar ein Gegenbeispiel: Der Magistrat hat die Vorschläge zur Umgestaltung des Sindlinger Kreisels angenommen. Das heißt: einspurige Verkehrsführung, eine zusätzliche Ampel und eine Verkehrszählung. Clk

Elektrogeräte werden recycelt Auf dem Bauhof steht ein Container für Getrenntsammlung

SULZBACH. Kaputte Fernsehgeräte und Monitore läßt die Gemeinde Sulzbach seit diesem Monat getrennt einsammeln. Der Elektroschrott wird zusammen mit alten Kühlschränken und Gefriertruhen abgefahren. Wer seine Alt-TV loswerden will, muß sich beim Mülltelefon der Gemeinde, Tel. 0 61 96 / 7 41 00, anmelden.

Früher konnten die Flimmerkisten via Sperrmüll auf der Deponie Wicker abgeladen werden. Das hat der Umlandverband seit dem 1. Juli verboten. Die Bildröhren der Geräte sind mit schwermetallhaltigen Stoffen beschichtet. Deshalb ist auch eine besondere Entsorgung notwendig.

Die Gemeindeverwaltung macht bei Fernsehern und Bildschirmen nicht halt. Ab 1994 gilt die Elektronikschrott-Verordnung. Die verbietet, auch sämtliche Elektro-Haushaltsgeräte auf die Kippe zu werfen.

Im Vorgriff auf das neue Gesetz läßt die Gemeindeverwaltung auch Mixer, Bügeleisen, Toaster und andere Gerätschaften getrennt sammeln und gibt sie an eine Recyclingfirma weiter. Die Bürger können ihren Elektromüll ab sofort in einen 800-Liter-Behälter werfen, der auf dem Bauhof - An der Schindhohl 15 - steht. Mit der Getrenntsammlung, heißt es in einer Pressemitteilung, würden wertvolle Stoffe wie Eisen oder Aluminium, aber auch Elektromotoren und Platinen in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt. fw

Hubert Faßbender soll zum Namensgeber werden

KÖNIGSTEIN. Eine Straße oder ein Platz - Genaues ist noch nicht klar - wird den Namen des ersten Königsteiner Bürgermeisters nach dem Krieg, Hubert Faßbender, bekommen. Die Stadtverordneten haben dies auf Antrag der CDU einstimmig beschlossen. Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Kramer hat eine ausführliche Würdigung seiner Persönlichkeit zu Papier gebracht. hko

"Keine 60 Millionen für Leunabrückenanbindung"

Stadtrat Hanskarl Protzmann hat der Behauptung der CDU-Fraktion im Verkehrsausschuß widersprochen, wonach die Anbindung der Leunabrücke an die B 40 a knapp 60 Millionen Mark kosten werde. Der Baudezernent bezeichnete die Angaben des christdemokratischen Stadtverordneten Helmut Heuser, allein für die Sanierung kontaminierten Bodens müßten 20 Millionen Mark einkalkuliert werden, als "rein spekulativ".

"Diese Zahlenspielerei entbehrt jeder realistischen Grundlage", erklärte das Magistratsmitglied. Die Trassenführung sei unter dem Gesichtpunkt festgelegt worden, das Problem der Altlasten möglichst gering zu halten. Bislang existiere keine Kostenschätzung für die Entsorgung belasteter Schichten.

Protzmann hob hervor, die von der CDU bevorzugte Straßenführung von der Leunabrücke zur Schwanheimer Brücke koste nicht - wie behauptet - zwölf, sondern 40 Millionen Mark. habe

Eltern möchten Rat für Säuglinge nicht missen Kreis hält fest an seinem Angebot von 40 Beratungsterminen im Monat

KREIS OFFENBACH. Mütter und Väter im Kreis Offenbach lassen sich gerne beraten, wenn es um ihren Nachwuchs geht. Während in vielen hessischen Kreisen die Eltern- und Säuglingsberatung eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr angeboten wird, ist die Nachfrage im Raum Offenbach so groß, daß das Gesundheitsdezernat des Kreises dieses Angebot beibehalten will. Bis zu 20 Kinder mit ihren Eltern suchen etwa in Hainburg den Rat einer der sechs Ärztinnen des Gesundheitsamts. Gerade in dieser Gemeinde ist die Zahl der Infektkrankheiten bei den Neugeborenen sehr hoch, hat eine der Mitarbeiterinnen festgestellt.

Allerdings: Nicht immer müssen die Kinder gleich krank sein, wenn Eltern zur Säuglingsberatung kommen. Viele Mütter - selten auch Väter - wollen sich nur vergewissern, daß sich ihr Sprößling richtig entwickelt.

Oft geht es um ganz praktische Fragen. Etwa welches Sonnenöl die Kinderhaut am besten verträgt oder welche Stoffe Allergien auslösen können. Ob Tragetücher eine sinnvolle Alternative zum sperrigen Kinderwagen sind und welche Autositze man am besten anschafft - auch darauf versuchen die Beraterinnen eine Antwort zu geben.

Natürlich kommen medizinische Untersuchungen nicht zu kurz. Die Kinder werden gewogen, gemessen, die Zähne werden kontrolliert und die Eltern an Impftermine erinnert. "Oft ist die Unsicherheit der Eltern beim ersten Kind sehr groß", hat eine der beratenden Ärztinnen festgestellt. Und ein niedergelassener Kinderarzt habe meistens wenig Zeit für ausführliche und genaue Erklärungen. Gerade bei der Ernährung wissen viele nicht, was am besten ist. Da gilt es, mit überkommenen Vorstellungen aufzuräumen - dem "guten Rat" von Freunden und Verwandten. Für viele Mütter ist es wichtig, einmal einen kompetenten Gesprächspartner außerhalb der Familie zu finden; und sich mit anderen jungen Eltern direkt austauschen zu können. Oft wird bei den Treffen auch über Ängste gesprochen, die durch Medienberichte über Umweltgefahren oder verunreinigte Nahrung entstanden sind.

40 Beratungstermine bietet das Kreisgesundheitsamt jeden Monat an. Eigentlich richtet sich die Beratung an Familien mit Kindern bis zum Alter von einem Jahr, aber auch bei Problemen mit älteren Kindern helfen die Beraterinnen gelegentlich, etwa wenn es um die Erziehung geht. "Unsere Beratungstermine sind grundsätzlich für alle Eltern offen", heißt es im Gesundheitsamt. "Eine Anmeldung oder ein Krankenschein werden nicht gebraucht." Sollte eine Behandlung nötig werden, wird auf einen Haus- und Kinderarzt hingewiesen.

Auskünfte über die Eltern- und Säuglingsberatung erteilt das Kreisgesundheitsamt in Offenbach, Berliner Straße 60, Telefon 069/8068486. fuh

Aus dem Geschäftsleben

Mit Spanien zu Tisch In Spanien hat man staatliche Hotels in Burgen, Schlösser und alten Herrensitzen untergebracht. Sie heißen "Paradores" und sollen spanische Lebensart und Geschichte vermitteln.

Aus jenen Paradores kommen vier Meisterköche in den Frankfurter Hof und kochen dort vom 6. bis 15. Oktober Kulinarisches nach altüberlieferten Rezepten. Gespeist wird im Hofgartenrestaurant. Das landestypische üppige Bufett am Mittag kostet 52 Mark. Die Bandbreite spanischer Küche wird abends aufgetischt. Das Drei-Gang-Menü kostet 62 Mark. Rot- und Weißweine spanischer Winzer stehen auf der Weinkarte. E-S

Flugticket-Verkauf Das Reisebüro-Unternehmen IRD in Frankfurt/Main Borsigallee 45 (gegenüber Haltestelle U 7 Hessen-Center) hat neue Büroräume als LH City-Center eröffnet. Bis zu 150 weitere solche LH Reisebüro City Centers sind in Deutschland geplant. Infolge des Zusammenbruchs des IATA Preiskartells fällt der Vertrieb ihrer Flugscheine über IATA-Reiseagenturen zu gleichen Preisen im Wettbewerb mit anderen Luftfahrtgesellschaften weg. Unterschiedliche Flugscheinpreise sollen auch nach dem Willen der EG für mehr Wettbewerb unter den Luftfahrtgesellschaften sorgen.

Werkzeug für die VHS Werkzeuge im Wert von rund 10 000 Mark hat die Black & Decker GmbH Idstein der Volkhochschule (VHS) Frankfurt gespendet. Die VHS will das Werkzeug in ihren Heimwerker-, Handwerker- und Gartenpflegekursen sowie im Lehrgang "Technik für Frauen" einsetzen. Bislang, so VHS-Programmbereichsleiter Peter Gah erfreut zur Sachspende, habe den Teilnehmern oft nur veraltetes Werkzeug unterschiedlicher Qualität in geringer Zahl zur Verfügung gestanden. ki

Freie Aussprache

Bush-Veto hat Bestand

WASHINGTON, 4. Oktober (AP/D). Dem US-Kongreß ist es nicht gelungen, das Veto von Präsident George Bush gegen eine Gesetzesvorlage zu überstimmen, mit der das Ausmaß der Handelsbeziehungen mit China von deren Menschenrechtspolitik abhängig gemacht werden sollte. Bei der Abstimmung im Senat wurde die dazu notwendige Zweidrittelmehrheit verfehlt. Lediglich 59 der 100 Senatoren stimmten gegen den Einspruch des Präsidenten. Zwar hatte sich das Repräsentantenhaus am Vortag mit der erforderlichen Mehrheit gegen das Veto gewandt, doch zur Überstimmung ist die Mehrheit beider Häuser nötig.

16 Filme für den "Felix"

BERLIN. Die Auswahljury für den Europäischen Filmpreis hat 16 Produktionen für den "Felix 92" nominiert. Anfang November wird die Endjury aus den Vorgeschlägen die Preisträger in den Einzelkategorien auswählen und jeweils drei Filme für die beiden Hauptpreise nominieren. Nominiert wurden u. a. "Il Capitano" von Jan Troell (Schweden), "Edes Emma, Draga Böbe" von Istvan Szabo (Ungarn), "Europa" von Lars von Trier (Dänemark) und "Il ladro di bambini" von Gianni Amelio (Italien), "The Long Day Closes" von Terence Davies (Großbritannien), "Van Gogh" von Maurice Pialat (Frankreich) und "La vie de bohème" von Aki Kaurismäki (Finnland). dpa

Zur Person:

NORBERT BLÜM, Bundesarbeitsminister, hat das Urteil des Amtsgerichts Flensburg als "juristischen Skandal" bezeichnet, das die Anwesenheit Behinderter im Hotel als Grund für die Minderung des Reisepreises anderer Gäste anerkannt hatte. Blüm (Bild: Heinz) warf den Richtern "zynische Unbekümmertheit" vor. Das "Forum behinderter JuristInnen für Gleichstellung" forderte ein Antidiskriminierungsgesetz für Behinderte. Auch die Justiz müsse zur Achtung der Rechte Behinderter verpflichtet werden und dürfe nicht länger tätige Behilfe zu deren gesellschaftlicher Ausgrenzung leisten, sagte ein Forumssprecher in Kassel. Nach dem Urteil des Flensburger Amtsgericht sei "doch klar, daß alle Behinderten nunmehr noch größere Schwierigkeiten haben werden, eine Urlaubsunterkunft zu finden, weil sich die Reiseveranstalter nicht den Regreßforderungen anderer Reisender aussetzen wollen." Der Forums-Sprecher sagte, durch dieses Urteil würden behinderte Menschen "auf die gleiche Stufe gestellt mit defekten Wasserrohren, verschimmeltem Essen, Baulärm und verdreckten Stränden". (dpa/KNA/wn)

Neue Krise in Nicaragua

MANAGUA, 5. Oktober (dpa). Ein Streit zwischen Regierung und Kongreßführung hat Nicaragua in eine neue innenpolitische Krise gestürzt. Präsidentin Violeta Chamorro wies Regierung und Behörden jetzt an, die seit Anfang September vom Parlament verabschiedeten Beschlüsse nicht zu beachten. Sie stellte sich damit gegen große Teile der Koalition, mit der sie nach der Wahl vom Februar 1990 die linksgerichteten Sandinisten abgelöst hatte.

Parlamentspräsident Alredo Cesar, in den 80er Jahren Kommandant der von den USA gestützten Contra-Rebellen, hatte am 2. September in einer umstrittenen Prozedur die Wahl zweier Direktoren der Volksvertretung durchgesetzt. Ein Gericht erklärte die Wahl für ungültig. Knapp die Hälfte der 92 Abgeordneten, darunter die mit 39 Sitzen stärkste Fraktion der Sandinisten, boykottiert seitdem die Arbeit. Cesar setzte die Sitzungen des Parlaments mit 47 Abgeordneten der Regierungskoalition fort. Cesar ignoriere ein Urteil des Obersten Gerichtshofes, sagte Frau Chamorro und teilte mit: "Die Exekutive und die Behörden werden die Beschlüsse (des Parlaments) weder bearbeiten noch befolgen."

Brecht-Woche in Bourges

BOURGES. Unter dem Thema "Brecht heute" finden in der mittelfranzösischen Stadt Bourges, der Partnerstadt von Brechts Geburtsort Augsburg, vom 22. bis 30. Oktober ein Brecht-Festival und ein internationales Kolloquium statt. Absicht der Veranstalter ist es, die nach den Umwälzungen in Osteuropa "besonders starke Aktualität" des Werkes zu beleuchten. Zum Kolloquium "Brecht in der heutigen Welt" kommen Theater- und Literaturexperten aus mehr als zwanzig Ländern.

dpa

Antonello für 42 Millionen Francs

PARIS. Der französische Staat hat für das Louvre-Museum in Paris das Gemälde "Il Christo a la colonna" des italienischen Malers Antonello da Messina (um 1430-1479) für 42 Millionen Francs (12,6 Millionen Mark) aus Lady Brenda Cooks Privatsammlung erworben. Es war 1989 auf einer Versteigerung bei Christie's unverkauft geblieben. afp

Müllabfuhr entsorgte Kunstwerk in der City

DARMSTADT. Offenbar aus mangelndem Kunstverständnis hat das Darmstädter Fuhr- und Reinigungamt ein Kunstwerk in der Innenstadt weggeschafft und zu einer Recyclingfirma gebracht. Mitarbeiter des Ordnungsamts hätten vier Stahlschränke für Schrott gehalten und die Müllabfuhr gerufen, bestätigte eine Sprecherin der Stadt.

Die abgenutzten Metallschränke waren von Meyer in der Fußgängerzone anläßlich des 425jährigen Bestehens des Landgerichts Darmstadt aufgestellt worden. Mit der Installation sollte auf die "namenlosen Opfer der Justiz" aufmerksam gemacht werden. Als der Künstler sich an die Vollendung seines Werks machen wollte, war die Müllabfuhr schneller gewesen. Bernhard Meyer nimmt das Fehlurteil des städtischen Ordnungsamts mit Humor: "Die Leute haben eben ihren Job getan." Greifarme eines Krans hätten die Schränke aber irreparabel beschädigt.

Meyer hofft jetzt, andere Stahlspinde für sein Projekt zu bekommen. lhe

EG will angeblich Ausgaben für Dritte Welt kürzen

BRÜSSEL, 4. Oktober (Reuter). Die Europäische Gemeinschaft (EG) will nach Angaben der grünen Regenbogenfraktion im Europaparlament ihre Ausgaben für Entwicklungshilfe um mehr als zehn Prozent kürzen. Die Fraktion veröffentlichte jetzt Auszüge aus einem vertraulichen Papier über Haushaltsverhandlungen der EG, wonach 1993 die Ausgaben für die ärmsten Länder um rund 450 Millionen Mark gekürzt werden sollen.

Noch im Juni habe die EG beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro zugesagt, das neue Programm der Vereinten Nationen für umweltverträgliche Entwicklung mit drei Milliarden ECU (rund sechs Milliarden Mark) zu unterstützen, betonten die Abgeordneten. Nun habe sie dieses Versprechen offensichtlich fallengelassen. Den Angaben zufolge sind von den geplanten Kürzungen Hilfen zum Schutz des Regenwaldes, für die energiepolitische Zusammenarbeit sowie für Bildungsprogramme im Umweltschutz betroffen.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Alien 3" (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz: "Batmans Rückkehr" (15 Uhr).

"Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück" (20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Boomerang" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" (15 Uhr). "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit Junior" (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2:"Alien 3" (17, 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr). Ausstellungen

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25.10.). Workshop mit F. Eberwein: 5. bis 10.10. 14 Uhr.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic) Sprechstundenzeiten.

Hochheim. Rathaus, Burgeffstraße 30: "Landschaften und Blumen" (Radierung, Öl, Acryl) von Ingeborg Seidel (letzter Tag).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung.

Rathaus, Foyer: "Empfindung und Ausdruck" von Margret Christ und Josep Relats, 9 bis 12 Uhr (bis 11.10.). Vorträge / Kurse

Bad Soden. Kurcafé Quellenpark: Lichtbildervortrag von Roland Werner, Hamburg, "Elbfahrt durch Sachsen", 19.30 Uhr.

Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 19 bis 22 Uhr. Beratung / Selbsthilfe

Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.

Anonyme Alkoholiker, Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr (jeden 1. Montag im Monat offenes Treffen).

Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung des Caritasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96.

Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englischer Gesprächskreis, 15.15 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Kegeln in der Keglerklause (14.15 Uhr); Senioren-Café (14.30 Uhr). Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr. Workshop mit dem Modellbauer Franz Eberwein, 14 bis 16 Uhr (bis 10.10.) Papier und Pappe mitbringen.

Hattersheim. Stadthalle: Theater TAMBAMBULA: "Vom Flötchen, das zaubern konnte", für Kinder ab 4 J., (10.30 Uhr).

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr.

WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Jahrhunderthalle, Russisches National Orchester unter Michail Pletnjow: Glinkas Ouvertüre "Ruslan und Ludmilla", Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 und die Sinfonie Nr. 5 Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 20 03.

Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 Uhr und 14 - 17 Uhr, Kasinostr. 15; Tel. 0 69 / 30 72 41.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, 18.30 Uhr, Johannes-Busch-Haus, Hospitalstraße 42.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalgasse 48: Psychosoziale Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 10 bis 12 Uhr.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.

Turnverein: Ski-Gymnastik für jedermann, 19 bis 20 Uhr, Turnhalle, Hospitalstraße 34 (bis zu den Osterferien).

Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße.Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderklub mit Hausaufgabenbetreuung, 13.30 bis 16.30 Uhr, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2.

WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Endstation Sehnsucht", 19.30 Uhr. Filmspiegel Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: "Indiskret" (17.30 Uhr); "Der Tod in Venedig" (19.30 Uhr); "Katzenmenschen" (21.30 Uhr).

Beta im Kinocenter, Moritzstraße 6: "Alien 3" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück" (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr) ab 16 J.

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Rote Laterne" (17.15, 19.45 Uhr) ab 12 J.; "Housesitter" (engl. Orig.), 22.30 Uhr. Ausstellungen Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30.10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Schloßpark Biebrich: "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 9 bis 18 Uhr (bis 11.10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz (bis 31.10.). Vorträge / Kurse Kurhaus: Vortrag vom Bund der Steuerzahler, 19 Uhr. Lesungen Kurhaus-Kolonnade: Lesung und Podiumsdiskussion mit Amos Oz, 19.30 Uhr.

Cicero, Kirchg. 50: Autorenles. mit dem Österreicher Norbert Gstrein, 20.30 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aidsberatung, 16 bis 18 Uhr.

Aidshilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, 12 bis 14 Uhr persönliche Beratung ohne Terminvereinbarung, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: "Sorgentelefon für Kinder", Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Pro Familia, Langgasse 3: offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 0 6 11 / 94 94 35 6.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr. Sonstiges Kurhaus: Modetournee der Friseur-Innung Wiesbaden, 20 Uhr.

- ohne Gewähr -

Landwirte und Landschaftsmaler heißt der Diavortrag, zu dem der Rödelheimer Heimat- und Geschichtsverein für Donnerstag, 15. Oktober, 19.30 Uhr, ins Auguste-Oberwinter-Haus, Reichsburgstraße, einlädt. Eine Kunsthistorikerin berichtet über die "Wöhlers aus Rödelheim" und die "Frankfurter Morgensterns". rw/41

Wassersparen leichter gemacht Zwei Broschüren informieren über praktikable Möglichkeiten

WETTERAUKREIS. Die Wetterauer verbrauchen noch immer mehr Trinkwasser, als in der Natur entsteht. Daran hat der vom Regierungspräsident in Darmstadt verkündete Wassernotstand nur wenig geändert. Damit die Bürger weiter Trinkwasser sparen, hat die Wetterauer Umweltdezernentin Gila Gertz jetzt zwei Broschüren des Landes vorgestellt, die ab sofort beim Landratsamt und in den Wetterauer Rathäusern von jedermann kostenlos erhältlich sind.

Nach Berechnungen des hessischen Umweltministeriums verbraucht jeder Hesse rund 145 Liter Trinkwasser pro Tag. Mehr als die Hälfte rauscht davon durch die Toilette, der geringste Anteil wird zum Trinken und Kochen verwendet.

Mit den praktischen Spartips der Broschüren ist eine Reduzierung des Trinkwasserverbrauches um die Hälfte möglich - ohne auf Komfort und Hygiene zu verzichten. Gila Gertz: "Damit wird nicht nur der Wasserhaushalt, sondern auch die Brieftasche der Verbraucher entlastet, die durch relativ einfache Maßnahmen pro Jahr und Person bis zu 200 Mark an Wasser- und Kanalgebühren sparen können."

Die zweite Broschüre informiert gezielt über die Nutzung von Regenwasser in privaten und öffentlichen Gebäuden. Neben allgemeinen Informationen enthält das Heft detaillierte Planungsunterlagen für den Bau von Brauchwasseranlagen an Ein- und Mehrfamilienhäusern.

Deutlich machen die Autoren, daß sich Regenwasser aus hygienischen Gründen nicht zur Körperreinigung oder gar zum Trinken eignet. Abgeraten wird auch davon, das Regenwasser zum Wäschewaschen zu nutzen - besonders jenen Menschen, die durch Allergien und Hautkrankheiten gefährdet sind. Bedenkenlos kann es jedoch zum Spülen der Toiletten und zum Bewässern der Gärten eingesetzt werden. So können in privaten Gebäuden etwa die Hälfte und in öffentlichen Gebäuden wie Schulen oder Bürogebäuden sogar bis zu 80 Prozent des Wasserbedarfs aus Regenwasser gespeist werden.

Gertz: "Die Regenwassernutzung stellt somit eine wirkungsvolle Möglichkeit zur Einsparung von wertvollem Trinkwasser dar - eine Einsparmöglichkeit, die angesichts der entstandenen Schäden durch den sorglosen Umgang mit Grundwasser nicht vergeben werden sollte." str

Eigene Kräfte; und welche! "Hoffmanns Erzählungen" zumal mit ganz jungen Sängerinnen

GIESSEN. Jost Miehlbradt, Ende der Spielzeit aus seinem Amt scheidender Intendant des Stadttheaters Gießen, hat in den Jahren seines Wirkens Beachtliches zustandegebracht. Er verschaffte dem Haus besonders im Bereich des Musiktheaters ein leistungsfähiges Ensemble, das in Zusammenarbeit mit kreativen Regisseuren immer wieder mit prägnanten, gleichermaßen sorgfältig wie inspiriert gestalteten Produktionen überraschte, Raritäten und Repertoirestücke mit vielen Reizen des Besonderen versehend.

Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen", die erste Opernpremiere der letzten Miehlbradt-Saison, konnte bei zwei Gästen (Constance Heller als Muse/Niklaus, Eleanor James als Giulietta) mit eigenen Kräften besetzt werden. Die allerorts, keineswegs nur in der "Provinz" grassierenden Tenorsorgen hat man am Gießener Theater nicht - hier ist Dariusz Walendowski, der laut Anordnungen des ansonsten eher konservativ einfallsreichen Robert Hoyem als durchweg schwankende, mit wiederholtem hastigen Griff zum Flachmann auffallende Gestalt zu agieren hat und gesanglich bis zum Ende souverän und sensibel auftritt.

Im von Jürgen Aue mit Treppe und Podesten praktikabel, mit dunkelblauen, roten und giftgrünen Farb-Akzenten ansehnlich ausgestatteten Bühnenraum ebenfalls markant: der unter neuer Leitung (Martin Gärtner) pointiert singende und teils (Herrenchor) mit maliziöser Verve, teils in makaber insektenhafter Emsigkeit (Spalanzani-Gesellschaft) szenisch eindrucksvoll präsente Stadttheater-Chor. Mit schwarzer Skurrilität zeichnet Christian Hees die Diener und Intriganten, in den Bösewicht-Partien bewährt sich Juan Carlos Mera-Euler mit finsterer Solidität.

Frauengestalten, produziert von Männerphantasien, sind nicht immer dankbare Rollen für musikdramatisch ambitionierte Sängerinnen. Elsbeth Reuter, aus einer musisch aktiven Familie kommend, strebte schon früh vom Instrumentalen ins Theatralische. Ihr Gießener Engagement bekam sie bereits vor dem Konzertexamen an der Kölner Musikhochschule, konnte, beflügelt von beständigem Erfolg, als Norina, Despina, Nanetta, Rosina und Christel von der Post mit fulminanter Bühnenpräsenz und temperamentvoller Koloraturvirtuosität brillieren.

Als abschnurrender Gesangsautomat will Elsbeth Reuter, die sich für historische Gesangskultur begeistert (Rosa Ponselle, Maria Callas . . . ) nicht auftreten; sie interessiert, welche Emotionen mit dem Koloraturgesang freigesetzt werden können. Offenbachs Olympia: anders als Lulu, Zerbinetta, Lucia . . . keine Wunschpartie, allenfalls brauchbar als Bestätigung der Gewißheit, über alle stimmtechnischen Mittel verfügen zu können. Eine Puppe, die vergeblich Natürliches imitiert, als einen leerlaufenden, scheiternden Mechanismus will Elsbeth Reuter darstellen; sie fasziniert mit tragikomisch repetierten Posituren und starrem Blick, aufbewahrt in engem Gehäuse.

"Man bleibt sehr leer" - als Olympia hat die selbstbewußte, zukunftsfreudige Sängerin keine Möglichkeit, Vitalität, übersprudelnde Lebensfreude, brisante Befindlichkeiten darzustellen. Ihr Faible für exaltierte Lyrismen wüßte die am Gießener Theater als "lyrische Koloratursoubrette" eingeteilte, sich auf dem "Sprungbrett" noch Wohlfühlende besser bei der Darstellung der am Singen sterbenden Antonia aufgehoben.

Dorothea Geipel, etwa gleichzeitig mit Elsbeth Reuter nach Gießen engagiert und seitdem als Smetanas Verkaufte Braut, Massenets Cendrillon, in Zimmermanns "Die weiße Rose", Hartmanns "Simplizius", Hindemiths "Neues vom Tage" und als Fiordiligi mit intelligenter Emphase, oft auch mit dezidierter Sprödigkeit agierend, steht ihrer Partie indes eher distanziert gegenüber: sie wurde auf dem Weg zur Regisseurin Sängerin und kann, mit sensiblem Blick für die Umgebung, nicht singend über andere Dinge des Lebens hinwegsehen.

Sie ist fasziniert vom therapeutisch- meditativen Potential des Gesangs: Singen, um mehr über sich selbst zu erfahren. In Opernrollen (sie wünscht sich Alban Bergs Marie, Tatjana, Arabella, Elisabeth, Octavian und Fidelio, freut sich jetzt auf den "Ariadne"-Komponisten) spürt sie den Charakterzügen nach, die ihr nahe, verwandt sind. Eine "schöne Stimme" käme bei der Ergründung von Persönlichkeitsfacetten nicht weiter, außer auf dem gefälligkeitsorientierten Musikmarkt: der ist für ernsthafte, unprätentiöse, gewissenhafte und eigenwillige Interpretinnen wie Dorothea Geipel wenig durchlässig. Der Gießener Intendant ist da in seinem Gespür für Besonderes eine wohl leider große Ausnahme.

Antonia, mit verschatteten Augen, stumpfschwarzem Haar, bleichem Gesicht und Gewand erscheinend, ist keine lyrisch Leidende, sondern eine sich dem Wahnsinn anheimgebende, sich ins Verderben stürzende Verlorene, vom Komponisten in eine heikle Stimmlage gebracht, deren Anfälligkeiten und Mühsamkeiten Dorothea Geipel nicht kaschiert. Viel Beunruhigung, Verstörung geht von dieser Figur aus, die so aus dem Korsett der Männerphantasie ausbricht.

Im Orchestergraben wird dagegen Ruhe und Ordnung bewahrt, Generalmusikdirektor David de Villiers ist kein Mann exponierter Emotionen. Er wird die Miehlbradt-Ära überdauern - wohl eher ein schwacher Stabilitätsfaktor für kommende Veränderungen, die dem so überaus erfreulichen derzeitigen Erscheinungsbild des Gießener Theaters wohl besser erspart blieben. VERA LUMPE

(Nächste Termine: 23., 31. 10.; 17. 11.)

"Nicht schweigen, wenn Wehrlose bedroht werden" Grass stellte "Frankfurter Aufruf" gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus vor

Die Rechtsradikalen sind keineswegs mehr nur "eine isolierte Gruppe", die sich aus der Gesellschaft ausgrenzen lasse. Den Neofaschisten ist es nach Ansicht von Günther Grass vielmehr gelungen, "Fuß zu fassen". "Wir sind mittendrin in der Misere", warnte der Schriftsteller im Literaturhaus.

Dort wurde der "Frankfurter Aufruf" vorgestellt, in dem dazu aufgefordert worden ist, "der Ausländerfeindlichkeit und dem Rechtsextremismus entgegenzutreten". Die Unterzeichner des Appells verlangten zugleich, "das Drama der weltweiten Flüchtlingsbewegung nicht zur Aushöhlung der geltenden Verfassungsgarantien zu mißbrauchen". Der Aufruf ist in den vergangenen fünf Tagen bereits von 700 Menschen unterschrieben worden.

Jetzt komme es darauf an, betonte Grass, daß "trotz des Versagens der Parteien und der Opposition Widerstand aufgebaut wird". Auch die Weimarer Republik sei nicht zuletzt deshalb zugrunde gegangen, da "nicht genug Bürger im Sinne der Citoyens Widerstand geleistet haben".

Schon einmal in der Nachkriegsgeschichte der Republik, in den 70er Jahren, erinnerte der Schriftsteller, seien die Rechtsradikalen erstarkt. Doch nur kurzzeitig, fügte er hinzu, denn damals habe "die Linke bereit gestanden". Diese demokratische Linke aber "gibt es nicht mehr".

Gefragt sei in diesen Zeiten "kirchliches Engagement", bemerkte Pröpstin Helga Trösken: Zusammen mit dem katholischen Stadtdekan Klaus Greef hatte sie aus Anlaß der Woche des ausländischen Mitbürgers zu mitmenschlichem Handeln aufgefordert.

Denn wenn "wehrlose Menschen bedroht werden, dürfen, können und werden wir nicht schweigen". Schließlich sei es "allmählich ja so", sagte die Erstunterzeichnerin des "Frankfurter Aufrufs" im Hinblick auf die geplante Änderung des Grundgesetzes, "als sollten Stammtisch- Parolen in praktische Politik umgesetzt werden".

Auf diesem Hintergrund solle mit dem Appell erreicht werden, erklärte Wilhelm von Sternburg, Chefredakteur Fernsehen des Hessischen Rundfunks, "das wir nicht schweigen" und deutlich machen, daß "jetzt der falsche Zeitpunkt ist, über die Änderung des Grundgesetzes zu diskutieren". Eigentlich sei doch inzwischen bekannt, daß die Änderung des Artikels 16 "nichts helfen wird". Vielmehr würden die Gewalttäter durch die gegenwärtige Debatte um das Grundgesetz "in ihrem Handeln bestärkt", wurde in dem Aufruf moniert.

Die Änderung des Grundgesetzes bringe "eine unheilvolle Dynamik mit sich", gab Micha Brumlik von der jüdischen Gemeinde zu bedenken: Wird neben dem Artikel 16 auch der vierte Absatz des Artikels 19 geändert und an der Rechtswegegarantie gerüttelt, "wird auch das Recht jedes einzelnen beschnitten", betonte Brumlik. Zu Wort melden, sagte von Sternburg, "muß sich jetzt der Bürger". Ob er "auch gehört wird, müssen wir abwarten". ing

Eine offene "ökologische

linke Oppositionsliste"

Die Ökologische Linke wird sich an den Kommunalwahlen im März 1993 beteiligen. Für die Kandidatur soll eine offene "ökologische linke Oppositionsliste" zusammengestellt werden: "Diese Liste verstehen wir als ein Angebot an alle Initiativen, die Interesse an einer radikalökologischen, antikapitalistischen, antirassistischen und antipatriarchalen Stadtopposition haben", erklärte Manfred Zieran. Was genau damit gemeint ist, werde Mitte Oktober in Leitlinien für die Wahlen zum Stadtparlament festgeschrieben.

Ein Bündnis mit anderen Parteien wird von den Ökologischen Linken abgelehnt: Für die offene Liste sollen nach Auskunft Zierans "keine Repräsentanten von Parteien" aufgestellt werden. Damit haben die Radikalökologen einem Parteienbündnis mit der PDS / Linke Liste für eine gemeinsame Kandidatur eine Absage erteilt. Zusammen mit der PDS und anderen linken Gruppierungen hatten die Ökologischen Linken kürzlich über die Perspektiven "eines offenen Bündnisses" beraten. "Ein entsprechendes Angebot der PDS", sagte Zieran, werde abgelehnt. Doch davon, hielt der PDS-Landesgeschäftsführer Harri Grünberg entgegen, sei "nie die Rede gewesen".

Die "PDS / Linke Liste" machte ihre Entscheidung über die Kandidatur von den Absichten der Ökologischen Linken abhängig. Nun bemüht sie sich um eine Beteiligung an der offenen Liste ohne das Bündnis von Parteien, teilte Grünberg mit. Gleichzeitig aber werde die PDS eigenständig ihre Kandidatur anmelden, um bei den Wahlen anzutreten, wenn es nicht zu einem Bündnis kommen sollte. Als Spitzenkandidatin einer offenen Liste "wünschen wir uns Jutta Ditfurth", sagte Grünberg. Ditfurth hatte die Ökologische Linken mitgegründet. Sie steht nach Auskunft Zierans für eine Kandidatur zur Verfügung. Berücksichtigt wissen will die PDS ihren Landesvorsitzenden Jakob Moneta. Allerdings müsse er einen guten Listenplatz erhalten, betonte Grünberg: "Verhandlungsfähig" wäre der zweite Platz auf der Liste. ing

Babylon und Menschenrechte Fischer und Cohn-Bendit präsentierten ihren neuen Bücher

Die Geschichte ist zu Ende. Hat Francis Fukuyama behauptet. Zumindest die Geschichte einiger Staaten: Sie haben sich von der Historie verabschiedet, glaubt Fukuyama, denn sie haben die Demokratie nach westlichem Vorbild errichtet. Schluß, aus, Ende, das Paradies errichtet und alles vorbei? Joschka Fischer hat da doch Zweifel. Nein, sagt er, lehnt sich zurück und streicht mit dem Zeigefinger über seine Krawatte, vom Ende der Geschichte könne keine Rede sein. Klar sein müsse vielmehr, daß die Ereignisse der vergangenen Jahre "über einen Epochenbruch hinausgehen". Es sei vielmehr "ein Orientierungsbruch" gewesen, die radikale Infragestellung bis dahin gültiger Leitideen der sozialistischen Linken: Deswegen hat sich der hessische Umweltminister nun auf die Suche nach der Frage gemacht, wie sich die Linke neu bestimmen kann.

"Die Linke nach dem Sozialismus" ist der Titel seines neuen Werkes, das pünktlich zur Buchmesse erschienen ist. Ebenso wie das Buch, das der ehrenamtliche Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit, und der Essayist Thomas Schmid gemeinsam geschrieben haben: "Heimat Babylon", Untertitel: "Das Wagnis der multikulturellen Demokratie". Zusammen präsentierten die drei Autoren und einstigen Aktivisten, vorgestellt vom Chefredakteur des Hessischen Rundfunks, Wilhelm von Sternburg, ihre beiden Bücher im Presseclub.

Fischer braucht Theorie. Gerade jetzt. Ein Politiker, der nach Motiven sucht. In Zeiten, in denen sich "der wesentliche Teil der Volksparteien als unfähig erwiesen hat, dem Rechtsradikalismus eine Absage zu erteilen". Was bleibt, ist also zunächst einmal der Blick zurück. In die Geschichte. Schritt für Schritt zurück. Denn nur dann könne sich "die Linke vergegenwärtigen, wie weit sie in dem realsozialistischen Debakel steckte". Ist das geleistet, will Fischer weiter vorstoßen, 200 Jahre zurück. Was bleibt, ist das unerfüllte Programm der Aufklärung: die Menschenrechte.

Der einzige Anknüpfungspunkt. In unübersichtlichen Zeiten. In denen nun endlich gesehen werden müsse, verlangt Thomas Schmid, was zur Wirklichkeit gehört: Nicht länger dementiert und ignoriert werden dürfe nun endlich, daß die Gesellschaft in Deutschland "eine Einwanderungsgesellschaft ist". Das zählen Schmid und Cohn-Bendit zur Realität dieser Republik. Und das sollte "Deutschland anerkennen". Erst dann lasse sich auch die Frage stellen, betont Cohn-Bendit, "wie man eine pluralistische Gesellschaft macht". ing

Es gibt Fälle, die keiner vergessen kann Aufgaben und Arbeitsweisen der beiden Ortsgerichte in Mörfelden-Walldorf

MÖRFELDEN-WALLDORF. Alle Kommunen haben eins - Mörfelden-Walldorf hat sogar zwei: Eins für jeden Stadtteil. Und beide achten streng darauf, daß sie sich nicht ins Gehege kommen: Die Ortsgerichte. Laut Lexikon ein "Gericht mit eng umgrenztem Aufgabenbereich in der Freiwilligen Gerichtsbarkeit".

Ein Laiengericht also, das sich aus dem Ortsgerichtsvorsteher, seinem Stellverteter sowie den Ortsgerichtsschöffen zusammensetzt und vor allem mit Nachlaßsachen, Beglaubigungen und Schätzungen zu tun hat. Das Ortsgericht ist eine vollkommen eigenständige Einrichtung mit gesetzlich definierten Rechten und Pflichten. Und die Mannschaft wird auf Vorschlag des Parlamentes für zehn Jahre vom Amtsgericht bestellt. Das Team besteht in Walldorf aus Vorsteher Hans-Jürgen Vorndran, seinem Stellvertreter Manfred Wilhelm und den Schöffen Günter Becker, Horst Wirkner und Dagmar Fischer. In Mörfelden: Bürgermeister Bernhard Brehl mit Vize Edmund Dammel, der mit Ludwig Kunz und Wilhelm Siegel auch als Schöffe tätig ist.

Nicht immer ist der Job angenehm. Das gilt vor allem für die Nachlaßgeschichten. Vorndran, seit etwa zweieinhalb Jahren Justitias Unterhändler in Walldorf, hat diesbezüglich zwar noch nicht viel erlebt, doch Günter Becker - seit 37 Jahren Ortsgerichtsschöffe - graust es noch heute, wenn er an den Fall denkt, als er zwecks Nachlaßsicherung in eine Wohnung kam, wo der Verstorbene schon geraume Zeit lag.

Ebenfalls unvergessen blieb der Fall eines Nachlasses, der in der Hauptsache aus einer Figurensammlung bestand: "Der hatte lauter kleine Figürchen, Indianer und so was, die überall in der Wohnung verteilt waren", erinnert sich Manfred Wilhelm. Weil kein Erbe ausfindig gemacht werden konnte, landete die Sammlung im Keller des Rathauses. "Aber wir verkauften die Figuren später auf dem Flohmarkt", sagt Vorndran.

Nachlaßsicherungen sind die wohl zeitaufwendigste Arbeit der Laienrichter. Sie stehen immer dann an, wenn der Verstorbene alleinstehend war und von Angehörigen nichts bekannt ist. "Dann gehen wir in die Wohnung, holen die Wertsachen raus und versiegeln die Wohnung", erklärt Wilhelm. Das so gesicherte Hab und Gut - egal, ob Familiensilber, Sparbücher oder Bares - wird peinlich genau registriert, dann geht's daran, potentielle Erben ausfindig zu machen. Was meistens auch gelingt, sagt Wilhelm. Fälle, in denen der Staat der Erbe von Geld und Wertsachen wird, sind eher selten - 1991 gab es das einmal, heuer noch gar nicht.

Weitaus häufiger sind da schon die Alltagsgeschäfte - Beglaubigungen von Unterschriften, Fotokopien, Grundbuchsachen oder Sterbefällen.

Was ebenfalls in den Aufgabenbereich des Ortsgerichtes fällt, sind Schätzungen. Dann treten die Laienrichter immer im Trio auf. Die Zusammensetzung ist beliebig. Hauptsache, es sind drei inklusive dem Vorsteher. Meist sind es Vorndran, Becker und Wirkner, die ein Haus oder Grundstück auf ihren Wert taxieren. Gänzlich freie Hand haben sie dabei allerdings nicht: Es gibt vom Regierungspräsidium vorgegebene Richtwerte, an denen sich die Laienjuristen orientieren müssen, auch wenn die örtlichen Grundstückspreise natürlich mit einfließen. "Es kommt natürlich auch auf Zustand und Lage an", sagt Günter Becker. Und mittels eines "Cross-Checks" - Vergleich mit dem Feuerversicherungswert - "kommen wir meistens zu einem reellen Wert", erklärt Vorndran.

Im Hintergrund solcher Schätzungen stehen meist privatrechtliche Angelegenheiten wie Scheidung oder Erbschaft. Und - wenn die Parteien sich nicht einigen können - wird das Ortsgericht auch vom Kadi zwecks Schätzung bestellt. Zu einem Preis, der allemal günstiger ist als die Expertise eines vereidigten Gutachters: Für die Schätzung eines Hauses im Wert von 500 000 bis 520 000 Mark berechnet das Ortsgericht rund 194 Mark, und auch die Schätzung der Luxusvilla für eine Million Mark liegt mit 394 Mark noch "im bezahlbaren Rahmen", meint Vorndran. CHRISTINA WALLENDA

Beim Agit-Prop ging Poesie verloren Kölner Theater entwickelte aus Märchenspiel ein Stück mit kosmopolitischem Anspruch

HANAU. Es war einmal eine absolutistische Königin, die träumte eines nachts, daß ihr Land gelb sei. Als sie aufwachte, befahl sie alles in ihrer Traumfarbe einzufärben, auch die Menschen sollten nur noch gelb tragen. Andere Farben waren nicht mehr erlaubt.

Die Untertanen waren der Gelbsucht ihrer Herrscherin hilflos ausgeliefert und vergaßen langsam, daß ihr Leben einmal bunt gewesen war. Im Nachbarland regierte ein despotischer Sultan, im Gegenzug zum "Gelbfieber" ordnete er an, daß Land und Leute blau uniformiert werden. In ihrem Hegemoniestreben attackierten sich Königin und Sultan und es kam zum Krieg zwischen den beiden Völkern. Mitten im Kampf begann es zu regnen, die Farben verwischten und vermischten sich und am Himmel erschien ein Regenbogen.

Da entdeckten die Menschen die Schönheit der Farben wieder und wagten einen Aufstand. Während ein ehemaliger Blaumann und eine Gelbfrau heirateten, wurden Königin und Sultan in die Wüste geschickt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen die Befreiten immernoch: "Gelb, blau, rot, grün und orange, uns gehören alle Farben . . ."

Es war einmal das Arkadas-Theater in Köln, das entwickelte aus dem Märchen "Es lebe der Regenbogen" ein deutsch-türkisches Theaterstück mit emanzipatorischem und kosmopolitischem Anspruch. Regisseur und Ensemble hatten eine Menge guter Ideen. So wurde der Part im Reich der Königin vorwiegend in deutsch gesprochen, im Einzugsbereich des Sultans fast ausschließlich türkisch.

Nachdrückliche Körpersprache sollte für zusätzliches Verständnis sorgen, orientalische und europäische Musiken und Tanzlieder Interesse für die jeweils "andere" Kultur wecken. Um die kleinen Zuschauer/innen mit der sozialpolitischen und humanistischen Botschaft nicht zu überfordern, wurde das ganze mit Situationskomik zubereitet: obendrein gab es jede Menge Verfolgungsjagden und Versteckspiele.

Im Endeffekt sah sich das Publikum mit einer plakativen Parabel konfrontiert, deren Message von Aktionismus und effekthaschendem Klamauk konterkariert wurde. Die Crux: aus unerfindlichen Gründen konnten oder wollten sich die sieben Mimen um Regisseur Necati Sahin nicht auf den epischen Charakter des Märchens einlassen, sondern tracktierten ihn atemlos nach der Hau-den-Lukas-Methode mit dem Holzhammer.

Es war einmal ein Märchen, dem ging beim Agit-Prop bis auf einige, wenige Momente (wie den Auftritten des Dromedars) die Poesie verloren. RUTH DRÖSE

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: KK: Angst essen Seele auf (17.45, 20.15 Uhr). - Bambi: Brennpunkt L.A. - die Profis sind zurück (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Der Störenfried (19.30 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Der Löwe mit den sieben Köpfen (20 Uhr). Vorträge / Kurse Groß-Gerau. Schweißworkshop für Anfänger/innen, 15 Uhr, Jugendzentrum Anne Frank. Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Seniorenclub Mörfelden: Clubnachmittag mit Bingo, 14.30 Uhr, im Bürgerhaus. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.

Rathaus Walldorf: Ausstellung - 500 Jahre Kolumbus, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 9. Oktober.

Kreissparkasse Walldorf: Ausstellung und Dekoration: Portugiesische und spanische Gebrauchsgegenstände, zu den Sparkassen-Öffnungsz., bis 16. Oktober.

Volksbank Mörfelden: "Keramik aus Portugal - Puppen aus Spanien", während der Schalterstunden, bis 9. Oktober.

Pfarrgemeindezentrum Walldorf, Flughafenstraße: Der Jakobspilgerweg, zu den Gemeindezentrum-Öffnungszeiten, bis 20. Oktober.

Rüsselsheim. Museum in der Festung, Hauptmann-Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Umweltamt: Ökosystem Wattenmeer - Erst stirbt der Seehund und dann der Mensch, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 30. Oktober.

Groß-Gerau. Stadtmuseum, Marktplatz 3: Die neue Zeit und ihre Folgen, geöffnet dienstags bis sonntags 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr, bis 1. November.

Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Plakatausstellung zum Thema Rauchen, zu den Café-Öffnungszeiten, bis Ende Oktober. Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.

Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule, Auf Esch.

Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.

Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).

Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150, 10 bis 12 Uhr, Telefon 0 61 42 / 56 15 53.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Theatergruppe Kaleidoskop: Das große Massakerspiel, 20 Uhr, Hugenottenhalle.

Dreieich. Operette: Der Vogelhändler, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Salz auf unserer Haut (20.30 Uhr). - Viktoria: Hydrotoxin (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Boomerang (20 Uhr). - Fantasia: Salz auf unserer Haut (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30). Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Referat: Schwierigkeiten bei der Pflege von Angehörigen, 16 Uhr, Bansamühle. Vereine / Organisationen Dreieich. Deutsch-Amerikanische Begegnung: Clubabend, 19 Uhr, Falltorhaus.

Langen. Turnverein 1862: Seniorenwanderung, Treffen 14.15 Uhr, am Forsthaus. Kunsttage Dreieich Dreieich. Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Skulpturen von Wolfgang Höft und Heiner Thiel, veranstaltet von der Städtischen Galerie, Mo. bis Sa., 15-19 Uhr, So. 11-17 Uhr, bis 11. Oktober.

Kunstraum Habernoll, Götzenhain, Friedensstraße 5: Rauminstallationen von Jürgen Wegener, Mo. bis Fr., 10-14 Uhr, Do., 17-19 Uhr, Sa. und So., 15-18 Uhr und nach Vereinbarung, bis 9. Oktober.

Volksbank Dreieich, Sprendlingen, Offenbacher Straße 2: Neue Plastiken von Wanda Pratschke, Mo. bis Fr., 8 bis 12.30 Uhr, Mo. und Do., 14 bis 18 Uhr, Di. und Fr., 14 bis 16 Uhr, bis 15. Oktober.

Bürgerpark Sprendlingen, Wiese zwischen Kindergarten und Ricarda- Huch-Schule: "Plastik im öffentlichen Raum" der Ricarda-Huch-Schule. Ausstellungen Neu-Isenburg. Rathaus-Foyer, Hugenottenallee 53.: Ein Netz, das trägt - Ambulante soziale Dienste stellen ihre Arbeit vor, bis 16. Oktober.

Haus zum Löwen, Löwengasse 24: Mitglieder des Klöppeltreffs Oberrad zeigen ihre Arbeiten, geöffnet montags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, bis Jahresende.

Galerie Patio, Waldstraße 115: Bürolandschaft - Installation, Objekte und Photographien von Marion Gülzow, heute 16 bis 20 Uhr; freitags 19 bis 22 Uhr, samstags 16 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 13 Uhr, bis 25. Oktober.

Foyer der Hugenottenhalle: Ausstellung der Kunstlosen, geöffnet montags bis freitags 10 bis 18 Uhr und bei Veranstaltungen, bis 10. Oktober.

Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Handgearbeitete Puppen von Helga Nass, übliche Öffnungszeiten, bis 17. Oktober.

Quartier IV, Luisenstraße 18: Lebenslagen älterer Menschen - Fotografien von Stefan Morgenstern, montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 16. Oktober.

Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Monotypien und Ölbilder von Zdenêk Kindl, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 31. Oktober.

Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.

Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Grabhügel - Geschützte Kulturdenkmäler, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, bis 22. November.

Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50: Neue Masken von Heide Ellinghaus, dienstags bis sonntags 14.30 bis 19.30 Uhr (laufende Ausstellung).

Volksbank Dreieich, Offenbacher Straße 2: Neue Plastiken von Wandra Pratschke, zu den banküblichen Öffnungszeiten, bis Ende Oktober.

Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.

Museum für Zeitnössische Glasmalerei im Alten Rathaus: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.

Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen-Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Sprechstunde von Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Diabetiker-Selbsthilfegruppe: Treffen, 19.30 Uhr, Quartier IV, Luisenstr.18.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Baby-Treff für Babys ab vier Monaten und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 16 bis 18 Uhr, Rathaus Sprendlingen, Zimmer 309, Tel. 601-242.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Der Rasenmähermann (20.15 Uhr). - Turmstudio: In einem fernen Land (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Saalbau-Kino: AsF-Frauenfilm: Abschied vom falschen Paradies (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Rödermark. Stadtverordnetenversammlung, 19.30 Uhr, Halle Urberach. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Str. 11, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.

Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: Karin Bartling - Großformatiges in Mischtechnik, montags und samstags 9.30 bis 11.30 Uhr, dienstags bis freitags 9.30 bis 11.30 und 16 bis 18 Uhr, bis 31. Oktober.

Seligenstadt. Galerie im Alten Haus, Frankfurter Straße 13: Werke von Uschi Zepter, samstags, sonn- und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 25. Oktober.

Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.

Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).

Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Schloß Fechenbach, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Sommergalerie: Bilder von Ekkehard R. Schlesinger, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 30. Oktober.

Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.

Museum Gruberhof; Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: Göffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.

Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Schlachten, (bis 25. Oktober); Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; Hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.

Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Treffen der Angehörigengruppe, 19 bis 21 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober- Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.

VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.

Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Housesitter (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Heidi und Peter (15.30 Uhr); Erbarmungslos (17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). - Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Vortrag: Bürgerhäuser um die Jahrhundertwende, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais. Parteien / Parlamente Offenbach. Bürgerversammlung zum Gelände Bieberer Straße/Großer Biergrund, 19 Uhr, im Rathaus-Saal 1.

Obertshausen. Treffen der Jusos, 19.30 Uhr, im Rathaus. Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: Vicente Rojo - 40 Jahre Graphik-Design in Mexiko (bis 1. November); "Die alte Bibel neu" (bis 1. November); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen - Anthropologische Forschungen (bis 25. Oktober); Spielzeug-Ausstellung (bis auf weiteres); Schmuck aus Menschenhaar (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André, geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.

Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Handschuhausstellung, geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr, bis 15. November. Rathausfoyer, Berliner Str. 100: Gartenkunst und Gartenlust - Historische Parks und Gärten in Hessen, zu den Rathaus- Öffnungszeiten, bis 15. Oktober.

Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.

Stadtbücherei, Herrnstraße 84: Ausstellung zur 500-Jahr-Feier der Entdeckung Lateinamerikas, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 30. September.

Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Skulpturen des russischen Bildhauers Walerij Michejew, Dienstag und Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr.

Frei-religiöse Gemeinde, Schillerplatz 1: "Gralssuche" - mit einem Zyklus von Monotypien von Christine Eckert, während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes, bis 1. November.

Honeywell AG, Kaiserleistraße 39: Aquarelle und Ölbilder von MitarbeiterInnen und RentnerInnen, montags bis freitags 7 bis 18 Uhr, bis 14. Oktober.

Mühlheim. Stadtmuseum, Marktstraße 2: Landschaften von Heidrun Heinzelmann, geöffnet mittwochs 14 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 16 Uhr.

Rathaus-Foyer, Friedensstraße 20: Aquarelle von Hanneke Sadgui, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 5. November.

Heusenstamm. Galerie Rekus, Ludwigstraße 7: Bilder von Inga Mihailovic, montags und donnerstags 17 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 17. Oktober.

Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, sonntags von 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.

Aids-Hilfe-Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 69, Tel. 80 064 - 230.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Anne-Frank-Schule, Eberhard-von-Rochow-Straße 43.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.

DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).

Rheuma-Liga, Beratung, Friedrichsring 2 (AOK-Haus), 10 bis 12 Uhr.

Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.

Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstr. 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.

Aktionsbündnis gegen Rassismus, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus).

Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Alien 3" (20 Uhr).

Flörsheim. "Flörsheimer Keller", Hauptstr. 43: Kinderfilmnachmittag: "Kevin - allein zu Haus" (15 Uhr); Abend des guten Films: "Cyrano von Bergerac" (19.30 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz: "Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück" (20.15 Uhr).

Taunussaal Eddersheim: "Der tapfere kleine Toaster" Zeichentrickfilm für Kinder ab 3 Jahre (10 Uhr). "Ein Hund namens Beethoven" (15 Uhr).

Hochheim. Open-air-Kino im Hummelpark: "Das Pony vom ersten Stock" (15.30 Uhr); "Robin Hood - König der Diebe" (20 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Boomerang" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit Junior" (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: "Lawrence of Arabia" (Orig. m. Untertiteln), 17.30, 20 Uhr.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm (15 bis 18 Uhr).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25.10.). Workshop mit F. Eberwein: 5. bis 10.10. 14 Uhr.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic) Sprechstundenzeiten.

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung.

Rathaus, Foyer: "Empfindung und Ausdruck" von Margret Christ und Josep Relats, 9 bis 12 Uhr (bis 11.10.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 18 bis 22 Uhr. Parteien / Parlamente Bad Soden. Die Grünen: Stammtisch, Sportklause Kluge, Brunnenstraße, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Frauenselbsthilfe nach Krebs. Kontakt unter Tel. 06196 / 37 46.

Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene, AOK, Kronberger Straße 2, 15 bis 17 Uhr.

Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum-Initiative: Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 Uhr.

Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr;

Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.

Senioren

Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2, Stiftstheater: Lichtbildervortrag "Am schönen Saalestrand" (18 Uhr).

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Kegeln.

14.15 Uhr, Keglerklause ; Senioren-Café, 14.30 Uhr.

Kelkheim. Haus Sindlinger Wiesen, Görlitzer Straße 2: "Café der offenen Tür" für alle Bürgerinnen und Bürger über 50 Jahre; Seniorenkapelle, Oktoberfest mit Weißwurst und Bier, 15 Uhr.

Kinder / Jugendliche

Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Hausaufgabenhilfe und/oder Aktionsmalen, 14 bis 15 Uhr; Mädchengruppe I, 15 bis 16 Uhr; Sprechstunde mit Susanne Wiedemann, 16 bis 17 Uhr; Treffen für 13- bis 18jährige, 18 bis 20 Uhr.

Sonstiges

Hochheim. "Umweltschutz - ein Schöpfungsauftrag-Seminar (I)"; Vereinshaus der Kolpingfamilie, Wilhelmstraße, 20 Uhr.

WESTLICHE STADTTEILE

Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: "Die Liebenden von Pont Neuf" (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 10 bis 12 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.

DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 16 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.

Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr.

Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Gemeindeparty "Wir ab 50", 14 bis 19 Uhr, Wartburgstraße 1 ; WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die drei Musketiere" 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Das Dschungelbuch" 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Komponistenportrait Francesco Pennisi (Konzert in Anwesenheit des Komponisten) 20.30 Uhr.

Kurhaus: Konzert "Carlo Bergonzi", 20 Uhr. Filmspiegel Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: "Der Zug in die Station Himmel" (15.30 Uhr); "Filme für Joseph Beuys" (19.30 Uhr); Körperkino: "Love stinks" (Vorfilm "Between"), 21.30 Uhr.

Beta im Kinocenter, Moritzstraße 6: "Alien 3" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück" (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr) ab 16 J.

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Rote Laterne" (17.15, 19.45 Uhr) ab 12 J.; "Housesitter" (engl. Orig.), 22.30 Uhr. Ausstellungen Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30.10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Schloßpark Biebrich: "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 9 bis 18 Uhr (bis 11.10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz (bis 31.10.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77: 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 15 bis 18 Uhr.

- ohne Gewähr -

Für den Nahverkehr BUND gegen Umgehung

HÖCHST. Der "Alptraum Auto" bereitet dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) der westlichen Stadtteile Kopfschmerzen und Atembeschwerden. In einer Pressemitteilung weisen Lydia und Hans Peter Kreutner auf die mit 351 Mikrogramm "extrem hohen" Sommerozonwerte der letzten Wochen hin.

Die Belastung der Atemluft mit Schadstoffen stamme zum Großteil aus den Auspuffrohren der Autos. Deshalb wendet sich der BUND gegen den Neubau der Umfahrung Süd, und fordert den Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs.

Die Lösung Leunabrücke mit Anschluß an die B 40a und die Westumgehung sei noch immer in der Diskussion, obwohl der Straßenbau "auch den letzten Freiraum für Erholung und Natur unwiederbringlich zerstört". Im Ballungsraum Frankfurt und in den westlichen Stadtteilen seien ausreichend Straßen vorhanden, meint der BUND.

Der Verein schlägt eine großräumige Verkehrsentlastung vor, die ohne Leunabrücke und ohne Westumgehung Unterliederbach möglich ist. Zunächst soll im gesamten Stadtgebiet nur noch Tempo 30 gefahren werden; "unsinnige" Einbahnstraßen sollen umgedreht werden; ein sicheres und Pförtnerampeln attraktives Radwegenetz und Fahrradspuren auf der Fahrbahn sollen zum Umsteigen auf das Zweirad verlocken und Pförtnerampeln die Einfallstraßen unattraktiv machen, indem sie mit ausgesprochen kurzen Grünphasen den einströmenden Verkehr verringern helfen.

Die Vorteile liegen nach Meinung des BUND auf der Hand: Die westli- chen Stadtteile werden durch weniger Autos mehr Lebensqualität gewinnen. Zudem seien die Vorschläge weitaus billiger als neue Asphaltbänder. kug

"Alle Mieter können in ihrer Wohnung bleiben" Fragebogen-Aktion über Sozialwohnungs-Belegung

Das Wohnungsamt hat damit begonnen, den insgesamt 80 000 Sozialmieter-Haushalten in Frankfurt die Fragebogen zur Fehlsubventionierungsabgabe zuzuschicken, in denen sie Antwort über die Einkommenssituation ihres Haushalts geben müssen. Danach wird geprüft, inwiefern die Subventionen zur Verbilligung ihrer Mieten noch zu Recht bestehen.

Sozialdezernent Martin Berg, zuständig auch für den Wohnungsbau, und Klaus Miehrig, Leiter des Amtes für Wohnungswesen, machten vor der Presse klar, daß sie "Fehlbelegungsabgabe" für den falschen Ausdruck halten. "Alle Mieter, die wir anschreiben, sind nach wie vor berechtigt, in ihren Wohnungen zu bleiben", baute man da und dort aufgetauchte Ängste ab.

Laut Gesetz ist, wer eine Sozialwohnung hat und inzwischen über ein Einkommen verfügt, das die für den sozialen Wohnungsbau geltenden Einkommensgrenzen "erheblich" - genauer: Um mehr als 40 Prozent - übersteigt, zur Zahlung der Ausgleichabgabe verpflichtet. Das kann beispielsweise bei 50 Quadratmetern zwei Mark pro Quadratmeter ausmachen. Dies wären 1200 Mark mehr Miete im Jahr. Wobei in Frankfurt die höchste Mietstufe, 4, berechnet wird.

Dennoch sei kein Grund zur Unruhe gegeben, wurde betont: "Etwa 80 Prozent der Sozialmieter werden nicht betroffen sein". Miehrig: "Der Sozialmieter mit dikkem Mercedes vor der Tür ist die Ausnahme!" Die Überprüfungen finden alle drei Jahre erneut statt. Die Mieterhöhungen treten ab 1. Juli 1993 in Kraft. "Die dadurch erzielten Einnahmen kommen dem sozialen Wohnungsbau in dieser Stadt zugute", betonte Berg.

Die Höhe der Ausgleichszahlung richtet sich nach dem Einkommen aller zum Haushalt zu rechnenden Personen; auch vorübergehend Abwesende zählen dazu. Daneben sind Größe der Wohnung, Ausstattung und das Baujahr des Hauses ("beim Hausherrn zu erfragen") wichtig.

"Es ist sichergestellt", heißt es, "daß in keinem Fall durch die Ausgleichszahlung Gesamtkosten für die Wohnung entstehen, die über denen einer vergleichbaren Wohnung liegen, die nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde".

Die den Mietern geschickten Vordrukke müssen innerhalb von vier Wochen zurückgeschickt werden. Eine Verdienstbescheinigung des Arbeitgebers muß beiliegen. Sind Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger oder Leute mit Wohngeldzuschuß betroffen, so genügt eine Fotokopie der Ämter als Nachweis, auch sie fallen von vornherein weg. Im übrigen ist die gesamte Prozedur in einem beigelegten Informationsschreiben erläutert.

Das Wohnungsamt hat im Zuge der Umstellung auf EDV Möglichkeiten der Gegenkontrolle. So weiß man um das Alter der Bausubstanz, kennt auch die Sozialhilfeempfänger. Nur verbot es der Datenschutz, Zugriff per Computer zu nehmen und sich so "viel Arbeit zu sparen".

Man rechnet "mit einem regelrechten Ansturm von Fragen". Deshalb wurde ein Auskunftsbüro im Wohnungsamt unter der Nummer 212-3 09 11 eingerichtet. Zehn Prozent der erwarteten zusätzlichen Mieteinnahmen von 20 Millionen Mark per anno dürfen als Verwaltungskosten verwendet werden. Wer sich weigert, zu antworten oder falsche Angaben macht, kann nicht nur mit der Höchstabgabe von neun Mark pro Quadratmeter veranlagt werden, sondern muß auch mit einer Strafe rechnen.

Wichtig zu wissen: Es werden in den Stadtteilen demnächst Informationsveranstaltungen und Sprechstunden stattfinden, deren genaue Termine noch bekanntgegeben werden. Auch werden die Sozialbezirksvorsteher geschult, damit sie ebenfalls Auskunft geben können. -vau

FR-Interview: Remer zum Kulturentwicklungsplan "Keine utopischen Ziele"

HANAU. Nach langem Warten liegt nun endlich der Hanauer Kulturentwicklungsplan vor, ein 400seitiges Werk, das wenig neue Erkenntnisse bringt. Die FR-Redakteurin Regine Schlett sprach mit dem städtischen Kulturdezernenten Klaus Remer über den umstrittenen Entwurf. FR: Der Kulturentwicklungsplan ist seit Juli fertig und wurde bisher außer mit vereinzelter Kritik kaum beachtet.Glauben Sie, das ändert sich noch?

Remer: Kultur hat derzeit leider wenig Konjunktur. Trotzdem ist gerade in Zeiten knapper Finanzen eine Entscheidung gefragt, wieviel Geld künftig dafür übrig bleibt. Ich hoffe, daß über diese Frage nun in Hanau diskutiert wird, auch öffentlich. Wenn nicht, besteht die Gefahr, daß stillschweigend gekürzt wird. Ich will nach der Kommunalwahl eine Fortschreibung des Plans vorlegen, in der alle Anregungen aufgenommen werden. Dazu sollten auch Aspekte von Stadtentwicklung gehören.

FR: Warum haben Sie dann nicht gleich eine umfassendere Untersuchung in Auftrag gegeben?

Remer: Ich wollte zunächst einen bescheidenen Anfang ermöglichen. Die Bereitschaft für solche Analysen Geld zur Verfügung zu stellen, muß in Hanau noch entwickelt werden, auch in meiner Partei. Der Entwurf darf jetzt nur nicht in der Schublade verschwinden.

FR: Den meisten Platz nimmt die Begeisterung über das städtische Angebot ein. Freie Träger kommen kaum vor. Liegt das an den Vorgaben?

Remer: Das ist doch eine falsche Betrachtungsweise. Da ist keine Begeisterung drin, sondern eine Bestandsaufnahme. Das städtische Angebot war von den Quellen her besser zugänglich. Außerdem wird auch die freie Kulturszene angesprochen.

FR: Aber nur in einem verschwindend geringen Ausmaß . . .

Remer: Das kann man so nicht sagen. Die Untersuchung ist in dieser Richtung sicherlich erweiterungsbedürftig. Aber viele Informationen waren nicht da. Die Kapazitäten reichten nicht aus, eine umfassendere Bestandsaufnahme zu machen. Das liegt auch an den Grenzen einer einzigen Person. Wenn jemand Wert darauf legt, stärker berücksichtigt zu werden, ist dies sein gutes Recht. Zielvorstellungen wurden sicherlich mit mir abgesprochen. Ich habe aber nicht irgendetwas diktiert. Frau Dr. Randa hat durchaus eigene Wertungen eingebracht.

FR: Nach welchen Kriterien haben Sie die Autorin ausgewählt?

Remer: Das hat doch keine große Bedeutung. Ich will nur dazu sagen, daß es schwer ist, Personen zu finden, die in der Lage sind, diese mühselige Arbeit zu machen, nämlich Fakten zusammenzutragen, und dazu noch einen Bezug zur Region haben.

FR: Und daß Dr. Sigrid Randa eine ehemalige Schülerin von Ihnen ist . . .

Remer: Das spielte keine Rolle.

FR: Die wenigen Zukunftsausblicke, die formuliert werden, konzentrieren sich auf Forderungen, die Sie bereits öffentlich verfechten. Ich will als Stichpunkte dazu nur den Theaterbau und die Orangerie des Schlosses Philippsruhe nennen. Hat sich der Kulturdezernent mit der Untersuchung in erster Linie Munition für den Verteilungskampf um knapper werdende öffentliche Mittel bestellt?

Remer: Das ist eine gute Frage. Es wäre eine falsche Vorstellung, daß ein solcher Plan etwas bringen kann, über das die ganzen Jahre nie gesprochen wurde.

FR: Also keine neuen Ideen . . .

Remer: Der Kulturentwicklungsplan geht zunächst von dem aus, was ist. Man kann daher keine revolutionären Erkenntnisse erwarten. Ich finde es richtig, daß keine utopischen Ziele formuliert sind. Hier werden keine neuen Museen, ein eigenes Theaterensemble oder drei freie Kulturzentren gefordert, die vielleicht wünschenswert wären. Ich habe von Anfang an Grenzen gesetzt, in denen aber auch Wünsche der freien Träger wie beispielsweise die Pumpstation enthalten sind.

FR: Die Autorin teilt die Einsicht, daß die Förderung privater Initiatien künftig eines der wichtigsten Ziele einer zukunftsorientierten Kulturpolitik sein muß. In Hanau erhalten sie pro Jahr 200 000 Mark von einem Kulturetat, der allein in den Sachausgaben bei etwa fünf Millionen Mark liegt. Werden sie künftig stärker unterstützt?

Remer: Das klingt im Verhältnis natürlich gering. Es gibt allerdings keine Stadt, bei der 80 Prozent des Kulturetats an freie Träger fließen. Beides ist wichtig. Ein städtisches Angebot ist auch künftig unverzichtbar. Außerdem wurden die Mittel für freie Initiativen trotz der Etatkürzungen in diesem Jahr noch erhöht. Die Gewichtung muß sich noch weiter verschieben. Es wird eine ständige Steigerung solcher Zuschüsse geben. Man muß aber auch sehen, daß außer in die Renovierung des Schlosses Philippsruhe nach dem Brand in den vergangenen Jahren kaum in Kulturbauten investiert wurde, obwohl dies dringend nötig gewesen wäre.

FR: Kommt der Kulturentwicklungsplan also zu spät?

Remer: Es ist sicher ein Nachteil, daß er gerade zu einem Zeitpunkt fertig wird, in dem gespart werden muß. Ich allerdings hätte auch selbst schon vor einigen Jahren stärker darauf drängen müssen, daß Investitionen vorangebracht werden.

FR: Als Sie noch allein für Kultur zuständig waren, ernteten Sie insbesondere mit dem Ausbau der Kleinkunst viel Lob. Inzwischen werfen Ihnen Kritiker Konzeptlosigkeit vor, die auch auf den Arbeitsanfall durch das Sozialdezernat zurückgeführt wird. Sind Sie dieser Doppelbelastung gewachsen?

Remer: Ich bin damit nicht überfordert und sehe auch diese Kritik nicht so. Aber es gibt derzeit kein Geld für große Konzepte. Außerdem eröffnet die Zusammenarbeit der Dezernate auch neue Chancen beispielsweise mit sozialpolitischen Themen bei Theaterveranstaltungen. FR: Sie birgt allerdings noch mehr Zielkonflikte.

Remer: Das ist richtig. Die Notwendigkeiten in der Sozialpolitik sind mir durchaus bewußt. Ich kann daher nicht einfach Millionen für den Kulturbereich fordern. Und in der Gewichtung muß das Pendel natürlich eindeutig auf der Seite der sozialen Aufgaben liegen. Ich erledige diesem Bereich nicht mit der linken Hand. Daher habe ich auch weniger Zeit für die Kultur.

Der Kinderverein bietet betreuten Spielkreis an

NIDDERAU. Der Kinderverein Nidderau bietet ab 20. Oktober dienstags in seinen Räumen bei der Schloßberghalle Windecken einen betreuten Spielkreis an. Neunmal soll dieser vorerst zusammenkommen. Die dritte Erzieherin, die dem Verein ansonsten Urlaubs- und Krankheitsvertretungen abnimmt, will die Gruppe für Zwei- bis Dreijährige leiten.

Mitglieder des Kindervereins zahlen für die Teilnahme ihrer Kinder an dem bis in die Weihnachtszeit laufenden Kreis 50, Nichtmitglieder 70 Mark.

Thomas Strack vom Vereinsvorstand zufolge wären die Räumlichkeiten im ehemaligen Ordnungsamt durchgehend ausgelastet, wenn der Kreis zustande kommt. Krabbeltreff, Stillgruppe, Krippenbetrieb füllen den Terminkalender aus.

Mit der Stadt kommt der Verein offenbar inzwischen sehr gut zurecht; sie hat dem Verein offenbar auch zugesagt, die beiden noch verbliebenen Teppichböden gegen eine Linoleumbeschichtung auszutauschen.

Mit dem Personalkostenzuschuß, der den Tariferhöhungen angepaßt wird, ist man auch zufrieden. Ul

Perfekt: Stadtwerke werden zur GmbH

NEU-ISENBURG. Jetzt ist es perfekt: Am 1. Januar 1993 werden die Stadtwerke in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt. Diesen Beschluß faßte die Mehrheit der Isenburger Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung. Unter dem neuen Verwaltungsdach sollen nicht nur die bislang unter städtischer Regie laufende Versorgung mit Gas, Wasser und Strom sowie der Busbetrieb, sondern auch das Hallen- und Freibad einen Platz finden.

Die GmbH wird, so hofft der Magistrat, zum einen ihre Geschicke flexibler lenken können als dies innerhalb der Stadtverwaltung möglich war. Zum anderen sollen höhere Gehälter die Mitarbeit bei den Stadtwerken wieder interessanter machen. Schließlich prognostizierte ein von der Stadt beauftragter Wirtschaftsprüfer Steuervorteile von bis zu 250 000 Mark jährlich.

Da SPD und Grüne an letzterem zweifeln, stellten sie den Antrag, so lange mit der Umwandlung zu warten, bis das Finanzamt die Einsparungen zugesichert habe. Doch dieser Vorschlag wurde mit den Stimmen von CDU, FWG und FDP abgelehnt. leo

Zur Sache: Bauarbeiten im Hardtwald

BAD HOMBURG. Die asphaltierte Baustraße durch den Wald auf dem Bad Homburger Wingertsberg hat schon so manchen Spaziergänger stutzig gemacht. Soll die Reha-Klinik, für deren Bau bereits 1966 das romantische Wingertsbergschlößchen abgerissen worden war, etwa erweitert werden? "Nein. Wir verändern uns von den Umrissen her um keinen Zentimeter", gibt Claus Plachetta Entwarnung, Verwaltungschef der Klinik im Besitz der Berliner Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA).

Die Straße werde zum Anliefern von Baumaterial für den Umbau im Innern des 227-Betten-Hauses benötigt. In den nächsten anderthalb Jahren soll jedes Zimmer eine "Naßzelle" erhalten. Auf dem Betriebsgelände sei das Gebäude lediglich um ein Parkdeck erweitert worden, das zunächst als Lager für das Baumaterial diene. Plachetta will Mißverständnissen vorbeugen: "Wir bauen nur den bereits vorhandenen Patientenbereich um."

Dank der großzügigen Architektur des 1979 errichteten Gebäudes, so Plachetta, könne die Klinik nach dem Einbau von Duschen und Toiletten noch 220 Betten anbieten. Die Bauarbeiten, die jetzt beginnen, sollen nacheinander in jeweils einem der beiden Gebäudeflügel verrichtet werden. So kann während der Bauzeit die Hälfte der Betten weiterhin mit Patienten belegt werden, die an Herz- und Kreislauf- oder Verdauungsproblemen leiden.

Die Waldwege, so der Verwaltungschef, "werden nach Beendigung des Umbaus wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt." Diese Auflage haben Rathaus und das Bad Homburger Forstamt laut Günter Berg vom städtischen Umweltamt gemacht.

Die 25 Zentimeter dicken Teerschichten sorgen seit Anfang des Jahres für Ärger - auch politisch. So hatte sie der Umweltbeirat abgelehnt. Die Grünen und die SPD kritisieren noch heute die "Unmengen Müll", die durch das zeitlich befristete Asphaltband anfallen: 100 Kubikmeter Teer pro 100 Meter Baustraße, wie Grünen-Stadtverordneter Michael Korwisi vorrechnete. Der Umweltausschuß hat deshalb kürzlich den Magistrat gebeten, dafür zu sorgen, daß der Teerbelag nicht auf einer Mülldeponie landet, sondern wiederverwendet wird. kop

Pantomime-Seminar im Bonifatiushaus

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Grundlagen der Pantomime können junge Erwachsene vom 7. bis 11. Oktober kennenlernen. Vier Plätze sind noch frei beim Pantomime-Seminar im Bonifatiushaus in Fulda. Unter der Leitung von Manfred Pomorin aus Osnabrück können die Teilnehmer darstellerische Fähigkeiten ausprobieren und weiterentwickeln.

Anmeldungen mit Altersangabe beim Bonifatiushaus, Neuenberger Straße 3-5, 6400 Fulda, Telefon 0 66 1/83 98-117. mün

Gang durch historischen Garten in Kesselstadt

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Führung durch den Schloßpark in Hanau bietet die Naturkundestelle des Kreises am Samstag, 10. Oktober an. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Historische Gärten und Parkanlagen im Main-Kinzig-Kreis" können sich Interessenten unter fachkundiger Leitung über die geschichtliche Entwicklung, die ökologische Bedeutung und den außergewöhnlichen Gehölzbestand dieser historischen Grünanlage informieren. Treffpunkt ist um 15 Uhr vor dem Haupteingang des Schlosses Philippsruhe in Kesselstadt. mün

Einführung in Arbeit mit Personalcomputern

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Einführung in die Arbeit mit Personalcomputern bietet die Kreisvolkshochschule in Form von Wochenendseminaren an. Vom 30. Oktober bis 1. November können die Teilnehmer in der Dietrich-Bonhoeffer- Schule in Maintal-Dörnigheim von Freitag bis Sonntagabend die Möglichkeiten und Grenzen eines PC's kennenlernen.

Die Teilnahmegebühr beträgt 175 Mark. Anmeldungen nimmt die Kreisvolkshochschule, Hauptstelle Hanau, Rückertstraße 10, entgegen. mün

Standing ovations für Walldorfer Sänger Konzertreise nach Cheshire geriet zum vollen Erfolg / Bald Sängeraus England zu Gast?

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Absolut beeindruckend" lautet unisono die Bilanz, die die Sängerinnen und Sänger des Walldorfer Gesangvereins "Liederzweig Frohsinn" aus ihrer einwöchigen Konzertreise durch die englische Grafschaft Cheshire zogen. Für die Aktiven war die Reise in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg.

Nicht nur, daß die Liederzweig-Sänger sich rühmen dürfen, der einzige Chor zu sein, der den Landkreis Groß-Gerau, der seit Jahren vor allem im schulischen Bereich sehr intensive Kontakte zu Cheshire unterhält, bei der 900-Jahr-Feier der Kathedrale von Chester repräsentieren durfte. Die Sängerinnen und Sänger, die sich, obgleich Amateure, auch viel mit geistlicher Chormusik beschäftigen, bekamen auch die Gelegenheit, in der Kathedrale aufzutreten. Und das ist nach Auskunft von Diplom-Kapellmeister Bernhard Seelbach, der die Frohnsinn-Aktivisten musikalisch betreut, für einen reinen Laien-Chor normalerweise gar nicht drin.

Die Walldorfer schafften es nicht nur, sondern überzeugten mit einem aus geistlichen Werken, Bruckners Choralmesse und zwei deutschen Volksliedern von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Friedrich Silcher das Publikum in der vollbesetzten Kathedrale so sehr von ihrem Können, daß es sogar "Standing ovations" gab.

Dabei hatten sich die Sänger, die ihren ersten Auftritt in der Gemeindekirche "St. Mary's" in Nantwich bestritten, ein Programm vorgenommen, das "für einen Laienchor ein fast unlösbares Problem ist", so Dirigent Seelbach. Solche Partituren seien meist mit Berufs- und Kammerchören besetzt. "Aber in zäher Arbeit haben wir das bewältigt und zum guten Erfolg geführt", erklärte der Chorleiter.

Immerhin fast zwei Jahre hat's gedauert, bis es soweit war. "Aber die Mühe hat sich gelohnt", meinen die Sänger einmütig, die die Konzertreise auch dazu nutzten, ihre Vorstellungen von England und seinen Menschen etwas zurechtzurücken. Vor allem die Sache mit dem Regen, schmunzelt Doris Schneider-Coutandin, habe man überdenken müssen. Statt Nebel und Grau in Grau gab's nämlich Sonne satt. Manchmal "kamen wir uns wie an der Riviera vor", beschreiben die Choristen ihre Eindrücke von der Grafschaft an der wallisischen Grenze.

Die Walldorfer hoffen jetzt auf den Gegenbesuch eines englischen Chores. Heinz-Günter Höltermann vom Arbeitkreis Schulpartnerschaft ist auch schon an der Sache dran: "Wir sind dabei, möglichst auch einen Chor nach Walldorf zu bringen", erklärt er und denkt an einen Chor aus Chester. Nur werde das Projekt einige Vorbereitung kosten und wohl erst in zwei Jahren zu realisieren sein. Dann ist sich Höltermann mit den Sängern einig, solle es auch ein Gemeinschaftskonzert geben, für das vielleicht auch noch Chöre aus den Partnerstädten Vitrolles oder Wageningen gewonnen werden können. wal

Endlich kommt der neue Kinderhort - aber auch eine Erhöhung der Gebühren Nachdem ein Zuschuß des Landes feststeht, rechnet Großkrotzenburg mit Baubeginn noch im Dezember / Klemm (SPD) schlägt Kooperation mit Betrieben vor

GROSSKROTZENBURG. Das knapp ein Jahrzehnt andauernde politische Hick-Hack um den Kinderhort hat ein Ende. Anfang Dezember soll der Bau neben der Geschwister-Scholl-Schule in Angriff genommen werden. Dies kündigte Bürgermeister Klaus Reuter anläßlich eines Besuchs von SPD-Landtagsabgeordneten in Großkrotzenburg an. Diese versprachen ihre Unterstützung, mögliche Hemmnisse in der Verwaltung aus dem Weg zu räumen. Großkrotzenburger Eltern müssen mit einer Erhöhung der Kindertagesstätten-Gebühren rechnen.

Noch vor dem Kommunalwahlen will der Rathauschef die entsprechende Vorlage im Parlament zur Diskussion stellen. Seit rund zwölf Jahren müßten Eltern 45 Mark für einen Kindergartenplatz pro Monat zahlen: "Das ist nicht mehr leistbar." Ab kommenden September werde vermutlich auch wieder eine soziale Staffelung der Gebühren möglich sein, informierte SPD-Landtagsabgeordneter Ronald Battenhausen.

Vor rund zwei Wochen hatte der Jugendhilfeausschuß des Kreises die Prioritätenliste festgesetzt. Auf Rang drei rangiert das geplante Projekt in Großkrotzenburg. Lothar Klemm (SPD) geht davon aus, daß die Gemeinde mit "hoher Wahrscheinlichkeit" in den Genuß der finanziellen Zuwendungen kommt, die Wiesbaden bei der Verabschiedung des Nachtraghaushalts vor zehn Tagen für Betreuungseinrichtungen bereitgestellt hat. Die Höhe der Zuschüsse belaufe sich zwischen 2,3 und 3,3 Millionen Mark für den Main-Kinzig-Kreis. Außerdem könne die Stadt Hanau mit 720 000 bis 970 000 Mark rechnen.

Um die bürokratischen Wege zu verkürzen, erstelle Wiesbaden auf Wunsch der Landkreise neue Richtlinien. Letzteren obliegt künftig die Entscheidungskompetenz, welches Projekt wann bezuschußt wird. Laut Klemm sei die Wahl des Jugendhilfeausschusses, die jetzt der Kreisausschuß bestätigt hat, richtig ausgefallen. Die "Übergangslösung", das Hort-Provisorium im Bürgerhaus, müsse beendet werden. Außerdem habe der Bürgermeister signalisiert, sobald der Bewilligungbescheid vorliegt, mit dem Bau zu beginnen. Noch in dieser Woche will die Gemeindeverwaltung das Projekt auschreiben. Rund vier Wochen wird die Frist dauern, meint Reuter. Ende nächsten Jahres könnte mit den rund 20 Kindern, die derzeit auf der Warteliste stehen, eine neue Gruppe eröffnet werden. Das Gebäude soll so errichtet werden, daß mit wenigen baulichen Veränderungen eine dritte Gruppe später dort Platz findet. Außer vom Land hofft Reuter auch auf finanzielle Zuwendungen vom Kreis. Nach seinen Angaben liegt ein entsprechender Antrag bereits im Landratsamt.

Klemm sprach auch das Thema Kooperation mit Betrieben an. Das in Großkrotzenburg angesiedelte große Energieunternehmen könnte sich beispielsweise an der Finanzierung von Kinderbetreuungseinrichtungen beteiligen und im Gegenzug einige Plätze für den Nachwuchs seiner Mitarbeiter erhalten. jur

Stadtbüchereien ohne Leute - Stellensperre

Elf unbesetzte Stellen am 1. August, 15 Vakanzen am 1. September, 19 Mitarbeiter weniger am 1. Oktober - "wie", so fragen die Mitarbeiter der Frankfurter Stadtbüchereien, "sollen wir das verkraften?"

Schneller offenbar als in anderen städtischen Dienststellen schlägt die vom Magistrat beschlossene Wiederbesetzungssperre auf freiwerdende Stellen in den Häusern der Stadtbücherei durch. Denn es herrscht eine hohe Fluktuation, die die Mitarbeiter einerseits auf eine schlechte Bezahlung, andererseits auf den hohen Frauenanteil bei ungünstigen Arbeitszeiten zurückführen.

Laut einem offenen Brief an Kulturdezernentin Linda Reisch und Planungsdezernent Achim Vandreike, der jetzt in einer Personalversammlung einstimmig verabschiedet wurde, sehen sich die Mitarbeiter "in einer unzumutbaren, offensichtlich perspektivelosen Situation".

Anspielend auf die Zusage des Magistrats, trotz der Kürzungen werde der Service für den Bürger uneingeschränkt aufrechterhalten, blättern sie auf: "Wir erbringen wöchentlich 890 Öffnungsstunden" - mit Zentralbibliothek, Zentraler Kinder- und Jugendbibliothek, 19 Stadtteilbüchereien, sieben Bibliotheken in Schulen und zwei Bücherbussen. Und zwar mehrmals wöchentlich bis 19 Uhr und oft auch an Samstagen.

"In unserem bürgernahen Amt", so die Argumentation, "ist es unvereinbar, den Personalbestand auf 88 Prozent abzusenken und gleichzeitig den vielfältigen Bürgerservice aufrechtzuerhalten." Die Stadtbücherei müsse deshalb von der Wiederbesetzungssperre ausgenommen werden. clau

DRK bietet Anti-Streß-Kursus an HANAU. Des guten Erfolges wegen bei den bisherigen Anti-Streß-Kursen bietet der Kreisverband Hanau des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nun einen Aufbau-Lehrgang an. Er beginnt am Montag, 19. Oktober, um 19 Uhr im DRK-Zentrum in der Feuerbachstraße 47-49. Um Voranmeldung wird unter der Telefonnummer 0 61 81 / 1 06 20 gebeten.

Hermann Prey singt für die "Germania"

SINDLINGEN / HÖCHST. Mit Hermann Prey feiert der Gesangverein Germania am 1. November seinen 120. Geburtstag. Der traditionsreiche Chor konnte den Kammersänger für ein Festkonzert in der Jahrhunderthalle engagieren. Prey wird volkstümliche Balladen singen und gemeinsam mit den Germania-Sängern Arien aus populären Opern anstimmen. Das Konzert leitet Diplom- Kapellmeister Hans Schlaud.

Wer sich das große Geburtstagskonzert um 17 Uhr nicht entgehen lassen möchte, sollte sich Karten im Vorverkauf reservieren. Tickets gibt's an der Kasse der Jahrhunderthalle, bei Sandrock in der B- Ebene unter der Hauptwache und im Samenhaus Schmitt, Farbenstraße 41. tos

Vogler will nicht mehr "ventilieren" Der für stilblütenreiche Reden bekannte CDU-Mann verläßt Parlament Von Wolfgang Heininger

ERLENSEE. Es bedarf manchmal schon eines Dudens, um den gestylten, oft stilblütenreichen Reden des Erlenseer Oppositionsführers zu folgen, etwa wenn er davon spricht, dies und jenes müsse sorgfältig ventiliert - eines seiner Lieblingswörter; laut Meyers Wörterbuch: lüften, sorgfältig überlegen - werden, ehe man darüber abstimmen könne. Der Hang zu Fremdworten des Hans-Jörg Vogler färbt sogar manchmal auf so bodenständige Gewächse wie den Ersten Beigeordneten Heinz Schäfer ab. Wurde er, der doch lieber "babbelt" als die Hochsprache zu strapazieren, schon bei eben dieser Formulierung erwischt.

Die blumenreiche Sprache des Herrn Vogler dürfen die Besucher von Parlamentssitzungen nur noch bis zum März nächsten Jahres goutieren. Dann nämlich verabschiedet sich der Fraktionsvorsitzende nach zehn Jahren in dieser Position von der örtlichen Politik. Nur bei gelegentlichen Auftritten im Kreistag wird der 42jährige noch zu hören sein. Dort aber will er sich ganz besonders um die Erlenseer Belange kümmern, versichert er all' denen, die seinen Abschied bedauern. Mehr aber sei aufgrund seiner beruflichen Belastung nicht drin.

"Die Zahl unserer Mandate ist nicht ausreichend, entscheidende Veränderungen für die Gemeinde zu beschließen", hat der Christdemokrat in aller Offenheit und ohne Scheu in der Bütt dokumentiert. Vielleicht ist diese blitzartige Erkenntnis - die CDU verfügt gerade noch über sechs von 37 Mandaten - mit ein Grund für den jetzt angekündigten Rückzug. Schließlich hat er es in 15 Jahren als Gemeindevertreter nicht bewerkstelligen können, die satte SPD-Mehrheit anzukratzen. Da half ihm selbst die Beteuerung nichts, daß auch "unserer Köpfe durchaus in der Lage sind, wichtige Impulse zu geben."

Aus Anlaß seines bevorstehenden Rückzugs aus der Gemeindepolitik sollen einige dieser Impulse rekapituliert werden. Wer anders als Hans-Jörg Vogler hätte beispielsweise das unheilvolle Zusammenspiel winterlicher Verhältnisse mit dem Bumms einer Glasflasche, die in einen Container geworfen wird, so schonungslos mit der Formel: je kälter desto klirr, offenbart. Da staunte nicht nur die SPD, sondern auch die eigene Fraktion.

Auch die folgende Voglersche These darf in ihrer überragenden Bedeutung nicht verschwiegen werden: "Vor dem Hintergrund der weiter drastisch steigenden Müllgebühren ist die Verkehrsbelastung in unserer Gemeinde durch Fahrzeuge nicht vertretbar." Da werden doch endlich einmal die Zusammenhänge deutlich, wie sie wirklich sind. Wer die noch immer nicht begriffen hat, dem schleudert der Christdemokrat entgegen, Erlensee drohe zu einem "El Dorado großer Fuhrwerke" zu werden. Und außerdem: "Was den Straßenverkehr angeht, so muß die derzeitige Konfusion ein Ende haben!" Wohl gesprochen.

Neben seinen sprachlichen Fähigkeiten ist Hans-Jörg Vogler zweifellos ein Finanzgenie, etwa wenn er fordert, "Geldmittel zu generieren" (Meyers: erzeugen, hervorbringen, produzieren) und dem hohen Haus klarmacht: "Wir können nicht akzeptieren, daß das Land die Schlüsselzuweisungen für die Gemeinde kürzt!", als sei es unabänderlich, daß die Sonne am Abend untergeht. Nicht alle, aber viele dieser bahnbrechenden Einsichten haben ihn offenbar die "Kontakte zu einem levantinischen (Meyers: halbseiden) Tuchhändler" gelehrt.

Pfiffikus Vogler gibt sich auch gerne als praktizierender Physikus, etwa wenn er den Kollegen im Rund erklärt, wie auf der Heizung im Friedhofsklo (ca. 60 bis 70 Grad Celsius) Würstchen gebraten werden können oder etwa, wenn die Diskussion um die Umgehungsstraße ins Stocken kommt, weil sich das "Schallgefüge etwas verteilt hat". Wer wollte solchen Fundamentalsätzen widersprechen.

Hans-Jörg Vogler ist dabei ein selbstkritischer Mann. Nennt er sich doch einen Hardliner, der sich wegen seiner beißenden Kritik an den in Erlensee Herrschenden nicht nur Freunde gemacht habe. An dieser Stelle ist allerdings entschiedener Widerspruch anzumelden: Es war - für Freund und Feind - immer ein Genuß, ihm zuzuhören. Und wenn er jetzt genervt durch innerparteiliche Zwistigkeiten, das Wechseln von zwei Fraktionsmitgliedern zur SPD und die Mandatsniederlegung des langjährigen Parteivorsitzenden Wess, das Handtuch wirft, so ist dieser Schritt zu bedauern.

Wenn sich bewahrheitet, was Prophet Vogler dem Hanauer Anzeiger steckte, nämlich daß Parteichef Werner Cwielong und der kommende Fraktionsvorsitzende Heinz-Dieter Winter, ein "Duz-Freund von Bürgermeister Heller", zukünftig nur noch auf "Schmusekurs" mit der SPD setzen, dann wird die politische Landschaft in Diebach und Rückingen verarmen.

Denn wer wollte dem Rathauschef dann noch einen Gartenzwerg mit Schubkarre zur Mahnung daran überreichen, "daß auf dem Hofgut Erlensee die Personalkosten ins Kraut geschossen sind und es schon gestaltender Hand bedarf, das überschüssige Kraut mit dem Schubkarren zum Bahnhof zu fahren, wenn dort die Gartenabfälle eingesammelt werden."

Hans-Jörg Vogler wird den Erlenseer Parlamentariern fehlen. Und es gibt keine Hoffnung auf Rückkehr in absehbarer Zeit. Nicht einmal als Bürgermeister will der Meister des Wortes kandidieren. Schade.

Bernd Reuter erläutert seine Asylposition

SCHÖNECK. "Asyl = Terror und Gewalt?" schreibt die SPD Schöneck als Titel über eine Diskussionsveranstaltung, zu der sie am Montag, 26. Oktober, ab 20 Uhr in den Bürgertreff Kilianstädten einlädt.

Seine Position in der Asyldebatte wird dabei Bundestagsabgeordneter Bernd Reuter erläutern.

Neueste Technik und guter Geschmack Das INTEF in Darmstadt besteht seit 40 Jahren / Jubiläumsausstellung in Lyon

Was das Darmstädter Landesmuseum betrifft, so wurde es von seiner Kommune in jüngerer Zeit nicht gerade verwöhnt: Daß wochenlang die Telefone der am Museum beschäftigten Wissenschaftler ausfallen, scheint noch eher als eine verkraftbare Betriebsstörung. Andere Ereignisse aber gehen eher an die Substanz, an den Charakter des Hauses. So zum Beispiel vor kurzem der Verlust von exquisitem Besitztum wie der expressionistisch geprägten Sammlung Frank.

Fast schon vergessen ist, daß Darmstadt noch immer Sitz des 1971 nach Berlin abgewanderten Bauhaus-Archivs sein könnte. Zehn Jahre lang war es an der Mathildenhöhe ansässig. Walter Gropius hatte bereits die Neubaupläne in der Tasche. Allein, es fehlte an Geld und entschlußfreudigen Sachverwaltern.

Ganz anders das Klima vor vierzig Jahren, in der Aufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg: "Um 1950 hatten wir gute Politiker", erinnert sich Ingeborg Schneider, die Mutter von Michael Schneider, dem jetzigen Leiter des Institutes für Neue Technische Form. Sein Vater, ein gelernter Buchhändler, hatte das INTEF, das heuer seinen 40. Geburtstag feiert, gegründet. "Mensch und Technik", eines der seinerzeit bedeutungsvollen und inzwischen legendären "Darmstädter Gespräche", bewog ihn zum Umsatteln.

Das INTEF existiert heute in Symbiose mit der "Braun Design Sammlung" und dem "Design Zentrum Hessen", das die mittelständische Industrie berät und dem das INTEF als Mitglied angehört, unter einem Dach. Alle drei Einrichtungen beschäftigen Überlegungen zur großen Koalition von ausgeklügelter Technik und gutem Geschmack.

Gegenwärtig ist das ein von Designern, Werbefachleuten und Wissenschaftlern aufwendig untersuchtes Kapitel. Zur Zeit der Institutsgründung wurden die Zusammenhänge zwischen industrieller Fertigung und individueller Formgebung gemeinhin weniger beachtet. Da übernahm das INTEF Pionierarbeit zur Bewußtseinsschulung.

Rechtsform des INTEF ist der eingetragene Verein; die Ziele des Familienunternehmens sind - in Abstimmung mit dem Design Zentrum Hessen - hochgesteckt. Es zählt die Darstellung und Förderung der "interfakultären Beziehungen zwischen Design, Technik, Architektur, Kunst und Gesellschaft" ebenso zu seinen Aufgaben wie den fachspezifischen Dialog mit Industrie und Wirtschaft und die Nachwuchsförderung.

Schon immer gab es im Alfred-Messel-Haus, einer 1908 errichteten Privatvilla, die das INTEF von Anfang an bewohnte, regelmäßig Sonderausstellungen. Arbeiten, die sich schon am Markt durchgesetzt haben, werden hier präsentiert, große Designer gewürdigt, aber man bietet auch jungen Erfindern ein Forum. Zu Jahresbeginn hatte das Frankfurter Designerpaar, das unter dem Firmenzeichen "io" (Interdisziplinäre Objekte) auftritt, Gelegenheit, hier seine Möbel ausgestellt.

Die Jubiläumsschau, die an 40 Jahre Arbeit im Dienst der anspruchsvollen Formgestaltung und an die klugen Köpfe hinter den gut gestylten Produkten erinnert, wird allerdings in Lyon gezeigt (bis 17. Oktober, Informationen in Darmstadt: 06151/48008). bab

Kirche feiert ihre Kirche Französisch-reformierte Gemeinde ist 200 Jahre alt

FRANKFURT A. M. Seit 205 Jahren ist sie nun offiziell in Frankfurt erlaubt: die evangelische französisch-reformierte Gemeinde. Fünf Jahre später - vor 200 Jahren, am 16. September 1792 - feierte die Gemeinde ihren ersten Gottesdienst in der neugebauten Kirche am Goetheplatz. Die gibt es mittlerweile nicht mehr: sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das neue Gotteshaus steht mittlerweile an der Eschersheimer Landstraße 393. "Aber anläßlich des ersten Gottesdienstes in Frankfurt ist das heute trotzdem ein Festtag", freute sich Pfarrer Peter Balser.

Mit einem Festgottesdienst in französischer und deutscher Sprache beging die Gemeinde diesen Feiertag und Balser erinnerte sich an die Anfänge seiner Kirche. "Wir waren eine Flüchtlingsgemeinde und kamen 1554 aus Belgien nach Frankfurt. Dort durften wir in der ersten Zeit unserer Gottesdienste in der evangelischen Weißfrauenkirche halten." Doch das wurde bald von der Stadt verboten. Die französisch-reformierte Gemeinde mußte in eine Scheune nach Bockenheim ausweichen, die mehrmals abbrannte. Balser.

"Erst 1787 haben wir dann die Genehmigung bekommen, eine eigene Kirche zu bauen und am 16. September 1792 wurde der erste Gottesdienst in der Kirche am Goetheplatz gefeiert." Einen Turm durfte das neue Gebäude laut Stadtverordnung allerdings nicht haben: Nicht-Gemeindemitglieder sollten es nicht als Kirche erkennen.

1951 baute die Gemeinde ihre neue Kirche an der Eschersheimer Landstraße im Dornbusch. "Das alte Grundstück war mittlerweile verkauft und wir hatten hier in der Nähe während des Krieges unsere Gottesdienste abgehalten", berichtete Balser. Noch bis 1916 hatte die gesamte Gemeinde Französisch gesprochen. "Das wurde dann aber abgeschafft", erklärte der Pfarrer. "Denn die armen Gemeindemitglieder konnten sich keine Gouvernante leisten, die ihren Kindern Französisch beibrachte."

Nur einmal im Monat gibt es deshalb heute noch ein Gottesdienst in französischer Sprache. "Auch wenn die meisten Franzosen katholisch sind und dort lediglich zwei Prozent der reformierten Kirche angehören, kommen doch immer ein paar in unserer Gemeinde." Aber auch viele Deutsche, die ihre Sprachkenntnisse auffrischen wollten, seien darunter.

Die 250 Mitglieder der Gemeinde haben ihr "eigentliches Kirchenjubiläum" bereits vor fünf Jahren gefeiert. Balser: "Damals gab es viele Veranstaltungen; Vorträge von Historikern und Juristen zur Rechtslage der Kirche vor 200 Jahren." In diesem Jahr laufe alles ein wenig ruhiger und beschaulicher ab. "So können wir uns mehr auf die Inhalte konzentrieren." *mug

"Stellvertreter" stehen bald überall Zwei Tempo-30-Zonen werden am 22. Oktober in Bürgerversammlung diskutiert

NIEDER-ESCHBACH. Die Verkehrsberuhigung im nördlichen Stadtteil nimmt konkrete Formen an. Eine Woche lang konnten sich die Bürger über die Ergebnisse der Tempo-30-Planung für die Bereiche Heinrich-Becker-Straße/Alt-Niedereschbach/Glockengasse (Zone 3) und An der Walkmühle/Niedereschbacher Stadtweg (Zone 4) informieren. In den Räumen der Fankfurter Sparkasse an der Deuil-la-Barre-Straße 47 hatte das beauftragte Ingenieurbüro Dieckmann detallierte Pläne ausgehängt.

Die gemeinsam mit dem Ortsbeirat 15 ausgearbeitete Verkehrsberuhigung sieht folgendes vor: In der Heinrich-Bekker-Straße wird die Fahrbahn durch eine Verkehrsinsel zwischen Bathgartenweg und Deuil-la-Barre-Straße verengt. An der Ecke Albert-Einstein-Straße/Deuil- la-Barre-Straße und auf der gegenüberliegenden Seite werden die Kurven durch "Stellvertreter" (große Beton-Poller) verengt; im weiteren Verlauf der Deuil- la-Barre-Straße machen Fahrbahnmarkierungen auf Tempo 30 aufmerksam.

Die Straße Alt-Niedereschbach wird durch "Stellvertreter" verkehrsberuhigt; an der Verbindung Hofgasse über Deuil-la-Barre-Straße zur Glockengasse wird eine Fußgängerampel installiert, um das Überqueren der Straße zu erleichtern. Entlang des Oberen Kirchwiesenweges sollen Markierungen und Stellvertreter am Fahrbahnrand die Raser bremsen.

In der Zone 4 ist eine Verkehrsberuhigung auf dem Niedereschbacher Stadtweg durch Markierungen geplant. Weitere Verbesserungen betreffen die Bereiche vor der Michael-Grzimek-Schule (zwischen Prager Straße und An der Walkmühle) und vor der Kindertagesstätte (KT) in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Die Sicherheit der Schüler soll künftig durch Poller (Ecke Prager Straße/Urseler Weg) und Zebrastreifen an den unübersichtlichen Stellen (Ecke Urseler Weg/An der Walkmühle) und direkt vor der Grundschule gewährleistet sein.

Die Rudolf-Breitscheid-Straße wird im Bereich der KT mit sogenannten Kölner Tellern (runde Hindernisse auf der Fahrbahn) ausgestattet. Zusätzlich sorgt eine Fahrbahnverengung direkt vor der KT für Sicherheit. Künftig ist die Durchfahrt zum Tannenweg verboten; der Urseler Weg soll, von der Rudolf-Breitscheid-Straße kommend, Einbahnstraße werden.

In einer Bürgerversammlung am Donnerstag, 22. Oktober, 19.30 Uhr, in der Aula der Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg, können die Nieder-Eschbacher mit den Ingenieuren und dem Ortsbeirat diskutieren; ihre Bedenken und Anregungen sollen gegebenenfalls in der Planung berücksichtigt werden. jot

Ein rundes Bild des Schreckensszenarios Frankfurter Journalisten beschreiben die Mafia

Das organisierte Verbrechen hat in Frankfurt ein "festes Netz" geknüpft. Daran gibt es für die beiden heimischen Journalisten Jürgen Roth und Marc Frey, der für eine Serie zu diesem Thema in der FR den "Wächterpreis" erhalten hat, keinen Zweifel. Was das bedeutet, haben die Co-Autoren in ihrem Buch "Die Verbrecher Holding" beschrieben, das auf der Buchmesse vom Piper-Verlag vorgestellt wurde: Am Main dominieren vor allem die neapolitanische Camorra und die berüchtigte "Jugo-Mafia".

Roth nennt das Paperback ein "Schreckensszenario". Das klingt nach Übertreibung, doch davon kann nach Meinung von Insidern keine Rede sein. Frankfurts stellvertretender Kripochef, Kriminaldirektor Peter Walter, um den man sich im In- und Ausland als Referent über Organisierte Kriminalität (OK) reißt, spricht von einem "runden Bild", das auf den mehr als 400 Seiten gezeichnet wird. Der Oberstaatsanwalt Peter Köhler, Chef der Abteilung für Schwerpunktkriminalität, sagt, das Buch sei nichts anderes als "die ungeschminkte Wahrheit".

Für den damals CDU-dominierten Magistrat enthält es starken Tobak. In dem Kapitel "Vom Volk gewählt, von der Mafia gekauft" werden die Geschäfte der Stadt mit dem "König des Bahnhofsviertels", Hersch Beker, beschrieben. Die Immobilien-Transaktionen zur Säuberung des Quartiers und der durch geänderte Mehrheitverhältnisse gescheiterte Versuch, Beker in der Breite Gasse ein Bordellmonopol zu verschaffen, "belegt" für die Autoren, "wie eine Stadtregierung, in der politische Moral ein Fremdwort ist, zum Handlanger des organisierten Verbrechens wurde".

Einen der Topmänner der "Holding" haben die Verfasser ebenfalls in Frankfurt ausgemacht. Der Name wird nicht genannt, "weil solche Drahtzieher nicht mehr angreifbar sind", wie es Jürgen Roth formuliert. Doch Marc Frey ist davon überzeugt, "daß in Frankfurt nichts gebaut wird, wenn der nicht ,Ja' gesagt hat".

Die starke Aussage, wonach Kriminelle längst das politische Handeln bestimmen, kommentierte Kripomann Walter mit dem Hinweis, wie schwer er sich dabei tut, "das Phänomen der Organisierten Kriminalität in die Köpfe der Politiker reinzubringen". Sein Erklärungsversuch: "Da herrscht noch viel Blauäugigkeit."

Die "Verbrecher Holding" agiert nicht allein in Frankfurt. Die Autoren sind ein Jahr lang durch die halbe Welt gereist und haben ihre Recherchen in Kapiteln über die Drogenkartelle in Kolumbien und die italienische Mafia niedergeschrieben. Sie berichten über die Praktiken der Geldwäsche und stellen kriminalpolitische Forderungen zur Bekämpfung der "Krake" OK für ganz Europa. habe

Die "Amischen" sind ihre Vorbilder

Schau schöner Quilt- und Patchworkarbeiten in der Markusgemeinde Bockenheim

FRANKFURT A. M. Unermüdlich nähen, sticken und steppen sie. Sie zerschneiden Tuchbahnen und fügen Stoffe zu neuen, geometrisch strengen oder kunstvoll-labyrintischen Mustern zusammen. Nun haben die Teilnehmerinnen der Volkshochschul-Kurse "Patchwork und Quilt-Making" ihre Kunstwerke, nach zwei Jahren intensiver Hobby-Arbeit, zum ersten Mal der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert.

Überraschend groß war trotz des schönen Spätsommerwetters die Resonanz auf die Einladung der VHS-Kursleiterinnen Gisela Hafer und Heide Stoll-Weber zur "Patchwork-Quilts"-Show in der Bokkenheimer Markusgemeinde: An die hundert Besucher fanden kürzlich den Weg zur Ausstellung im großen Gemeindesaal in der Falkstraße.

Dabei sind die Begriffe "Quilt" und "Patchwork" hierzulande noch ziemlich unbekannt. "Quilt" - so heißen auf englisch die farbenfrohen, meist geometrisch gemusterten Steppdecken, die als Bettüberwurf oder als Wandbehang dienen. "Patchwork" bezeichnet die Technik, aus unterschiedlichen Stoffen ein neues Textil-Kunstwerk zusammenzusetzen. In Bockenheim konnten nun die Besucher Bett- und Überwurfdecken bestaunen - alle made in Frankfurt.

Manche der etwa dreißig, oft doppelbettgroßen Decken und Wandbehänge trugen rätselhafte, an moderne Kunst erinnernde Titel wie "Cast Four" und "Baby Blocks und inner City". Man merke deutlich, sagte dazu VHS-Kursleiterin Heide Stoll-Weber, wie sich die Frankfurter Hobby-Quilterinnen auch bei der Anfertigung solcher Gebrauchsgegenstände "künstlerisch herausgefordert" fühlten. Dabei hätten die Künstlerinnen "erstaunliche Sicherheit" bei Farbauswahl und Formgebung gezeigt.

Aus mehreren hundert Einzelstücken ist ein Quilt zusammengesetzt und genäht. Etliche Gestalterinnen wagten sich bei ihrer Stepparbeit sogar an komplizierte optische Täuschungseffekte, wie sie etwa das Werk des niederländischen Grafikers und Malers Maurits Cornelius Escher auszeichnen.

Dabei hat die Quilt- und Patchworkkunst eher fromm und brav begonnen, vor etwa 200 Jahren und in den Pioniertagen Amerikas. Meisterinnen in der Anfertigung farbenfroher Decken waren die Frauen der "Amish", einer ursprünglich in der Schweiz, der Pfalz, dem Elsaß und später in den Niederlanden beheimateten Gruppe radikaler Reformatoren, die vor der religiösen Verfolgung im absolutistischen Europa einst nach Amerika auswanderten.

Noch heute halten die etwa 130 000 "Amischen", wie sie sich selber nennen, an ihrer mönchischen Lebensführung in Arbeit, Demut, Langmut und Schlichtheit fest. Sie kleiden sich in alte Trachten und verschmähen die ihrer Auffassung nach zweifelhaften Segnungen der modernen Technik. Historische Amish-Quilts wurden unlängst im New Yorker "Museum of Modern Art" gezeigt. Ihre Kunst beeinflußte namhafte zeitgenössische Maler wie Sol Lewitt und Frank Stella.

In Bockenheim erinnerte an diese "Ahnen" ein ungefähr zweieinhalb mal zweieinhalb Meter großer Bettüberwurf mit dem Titel "Amish Nine-Patch". Andere Frankfurter Hobby-Quilterinnen aber haben sich von den althergebrachten Formen längst gelöst.

Die Frankfurter VHS-Quilterinnen verstehen das moderne Leben auch in seiner schrillsten Form texilkünstlerisch zu verarbeiten. Das belegte beispielweise eine Bettdecke namens "Lisa": In deren Zentrum fand sich als Hauptmotiv das gleichnamige Gör mit dem Dreieckskopf und der mißmutigen Schnute aus der Fernsehserie "Die Simpsons".

In hektischer Nachtarbeit hatte Kursteilnehmerin Doris Bachmann ihr Gebrauchskunstwerk gerade fertiggestellt. Jetzt bekamen die Besucher in der Markusgemeinde das farbenfrohe Stück noch vor dem eigentlichen Adressaten zu sehen - dem elfjährigen Sohn Django, für dessen Kinderbett "Lisa" gedacht ist.

Ergänzt wurde die Ausstellung in der Markusgemeinde durch Anwendungsbeispiele von Quilt- und Patchwork-Techniken zur Anfertigung von Kleidungsstükken. Patchwork-Kurse veranstaltet die Volkshochschule Frankfurt und Höchst wieder ab Anfang Oktober. *ehry

Kleine FR

Machen Schmierstoffe krank? FRIEDBERG. "Kühlschmierstoffe und Hauterkrankungen" ist das Thema eine Informationstagung der IG Metall am 22. Oktober von 9.30 bis 15.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Bruchenbrücken.

Schule und "Eine Welt" FRIEDBERG. Wie Kinder und Erwachsene mit der Welt umgehen, damit haben sich Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse der Adolf-Reichwein-Schule in Friedberg in ihrer Projektwoche "Eine Welt" befaßt. Ergebnis: schlecht. In knapp vier Stunden haben die Jungen und Mädchen den Friedberger Burggarten aufgeräumt und 20 Säcke Müll gesammelt. Bei einer Verkehrszählung in der Saarstraße registrierten sie 595 Autos und 148 Lastwagen, die durch ihren Lärm das Öffnen der Schulfenster unmöglich machen.

Nachmittag für Senioren HIRZENHAIN. Zum Seniorennachmittag am Mittwoch, 7. Oktober, ab 14.30 Uhr lädt die Gemeinde ins Bürgerhaus von Hirzenhain ein. Hannelore Siefert von der Volkshochschule wird einen Vortrag über gesunde Ernährung im Alter halten. Die Gemeinde setzt an diesem Nachmittag Busse in den Ortsteilen ein. In Merkenfritz fährt der Bus an der Haltestelle "Im Obergarten" um 14 Uhr ab, in Glashütten fünf Minuten später an der Haltestelle "Bürgerhaus".

Finanzspritze der Stadt macht Kindergarten froh

MAINTAL. Der Kindergarten des Elternvereins Bischofsheim in der Rhönstraße erhält eine erheblich verbesserte Förderung. Der Magistrat der Stadt hat beschlossen, sich zu einem Drittel an den jährlichen Betriebskosten zu beteiligen. Damit erhält die 38 Plätze umfassende Einrichtung doppelt soviel Haushaltsmittel aus dem Stadtsäckel wie bisher.

Die Finanzierung der Personal- und sonstigen Betriebskosten war nicht mehr gesichert, die Unterbringung der Kinder schien gefährdet. Nun kann der Elternverein neues Personal zu neuen Tarifen einstellen. Und die Stadt ist froh, daß sie durch ihre Finanzspritze der Gefahr ausgewichen ist, den Kindern womöglich selbst Plätze besorgen zu müssen. Das hätte angestanden, wenn das Projekt in der Rhönstraße gescheitert wäre.

Stadträtin Priska Hinz (Die Grünen) sieht in der Vereinbarung ein Signal für mögliche andere freie Träger, die in der Stadt Betreuungsplätze bereitstellen. Mit mehreren Interessenten würde bereits verhandelt, so Hinz. In keinem der Fälle seien jedoch die Größenordnungen mit denen der städtischen Einrichtungen zu vergleichen. mün

Planung soll zügig vorangehen Stadt hofft auf Landesmittel für Platz am Quellenpark

BAD SODEN. Die Bürger der Kurstadt können sich bis voraussichtlich 1996 noch an Brötchen und Kuchen aus der Bahlmann-Backstube am Quellenpark erfreuen. Das ergibt sich indirekt aus einem Beschluß, den die Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit faßten. Er sieht vor, die Planung für die Platzgestaltung am Quellenpark zügig voranzutreiben. Außer dem Heimatmuseum ist darin auch das Haus der Bäckerei berücksichtigt, deren Pachtvertrag mit der Stadt nächstes Jahr ausläuft. Durch die jetzt getroffene Regelung ergibt sich für die Weitervermietung ein gewisser zeitlicher Spielraum.

Finanzieller Hintergrund für den Beschluß ist: Wäre er zu einem späteren Zeitpunkt gekommen, hätte die Stadt auf Landesmittel verzichten müssen. Die aber sind bei einem Kostenvolumen, das laut Magistratsvorlage je nach Modell zwischen 3,7 und 4,5 Millionen Mark umfaßt, nicht zu verachten. Ob dann tatsächlich auch unverzüglich gebaut wird, ist eine andere Frage.

Um in den Genuß der Landesbeteiligung zu kommen, die jedoch keinesfalls über 50 Prozent liegen wird, sind den Stadtverordneten 50 000 Mark Planungskosten pro Modell nicht zuviel. Die Unterlagen könnten laut Karl Thumser, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, Anfang 1993 vorliegen. Die gesamte Umgestaltung, zu der auch die Gestaltung der Kurcafé-Terrasse gehört, könnte dann theoretisch bis 1994 abgeschlossen sein. Sein Kommentar zum Zeitplan allerdings: "Es gibt Wichtigeres als die Kosmetik am Quellenpark." ask

Seligenstadt erlebt in der Bezirksoberliga einen Fußballboom Aufgestiegene Sportvereinigung lockt die Fans Sportfreunde schielen ein wenig neidisch zum Nachbarschaftsrivalen / 1800 kamen zum Derby

Was macht den Seligenstädter Fußballhunger 92/93 aus? Zum einen spielen die beiden Traditionsklubs Sportfreunde und Sportvereinigung erstmals seit zwei Jahrzehnten gemeinsam in einer Klasse, erstmals jedoch auf der Plattform der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost, die für die Sportvereinigung 1912 (1. Seligenstädter Fußballclub) damit Neuland bedeutet. Ein anderer wesentlicher Faktor: Die übrigen Vereine aus der Einhardstadt (inklusive den Stadtteilen Klein-Welzheim und Froschhausen) gehören maximal der Kreisliga A an. Dort peilt der TuS Klein-Welzheim allerdings den direkten Wiederaufstieg zur Bezirksliga Offenbach an.

Der Türkische SV Seligenstadt und TuS Froschhausen gehören dem Mitttelfeld der zweiten Kreisklasse an. Im direkt angrenzenden Mainhausen "erwischte" es vor dieser Runde die TSG Mainflingen, die ebenfalls der A-Liga angehört, während der SV Zellhausen als einziger Klub dieser Region in der jetzt "derbylosen" Bezirksliga Offenbach spielt. Im Ostkreis hat sich lediglich Germania Klein-Krotzenburg über die Seligenstädter gestellt, was jedoch auf die beiden Bezirksoberligisten offenbar keinen sonderlichen Einfluß nimmt.

Aufsteiger Sportvereinigung 1912, der im Alltag stets rund 400 Fans begrüßen kann, hat durch die absolute Rekordquote von zirka 1800 Zuschauern gegen die Sportfreunde seine Gesamtzahl auf über 3100, faktisch mehr als 750 pro Heimspiel, angehoben. Werte, die nicht nur in dieser Klasse einmalig sind, sondern auch in der Landesliga Süd selten erreicht werden. In dieser Runde hat lediglich Umsiedler FC Bayern Alzenau ähnliche Größenordnungen zu vermelden, auch der SV Bernbach kann bei optimalem Saisonverlauf derartige Zahlen erreichen. Die Bezirksoberliga kann durch den Höhenflug in Seligenstadt - die Sportfreunde haben nach ihrem Scheitern im Meisterschaftsrennen 91/92 von diesem Boom bisher weniger verspürt, müssen offenbar auch dem Zustrom beim Nachbarn Rechnung tragen - bereits auf eine Gesamtzahl von über 22000 Fans verweisen, was dem ausgezeichneten Mittelwert von fast 300 pro Begegnung entspricht. Derartige Zahlen gab es in den achtziger und neunziger Jahren noch nicht. Sie treten dem allgemein rückläufigen Trend im Amateurfußball entgegen.

Das Geheimnis bei der Sportvereinigung 1912? "Die zwischenmenschliche Wärme im Verein, die gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen, unsere Anlage mit fast allen Trainingsvoraussetzungen, die Vereinsatmosphäre insgesamt", bringt es Fußball-Lehrer Hellmuth Zajber auf den Punkt. Da sind beispielsweise im vereinseigenen Gebäude optimale Umkleideräume, ein moderner Sanitärtrakt, aber auch ein Jugendraum und ein Geschäftszimmer mit zeitgemäßer Computerausstattung vorhanden, die einem Oberligisten zur Ehre gereichen würden. Da auch die Jugendarbeit großgeschrieben wird, die Rahmenbedingungne für die Fans in jeder Beziehung stimmen, "boomt" es an der Zellhäuser Straße. Die mit ihrem Terrain angrenzenden Sportfreunde schielen von der "Aschaffenburger Straße", wie ihre Anlage heißt, derzeit etwas neidisch zum Lokalrivalen. Allerdings haben die Sportfreunde sportlich die besseren Karten und können mit einem Erfolg in der Meisterschaft bald wieder zur klassenmäßigen Nummer eins in der Landesliga avancieren. Allerdings hat auch der Newcomer in dieser Klasse noch einige Pläne in der Schublade, kann sich im Aufstiegsjahr im oberen Drittel etablieren.

"Applaus ist nun mal das Brot des Amateurs", freut sich Zajber über die großartige Fanunterstützung. Mit Pauken und Trompeten wird die Mannschaft von den jugendlichen Fans (Mädchen und Buben) kräftig unterstützt. "Im Derby hatten wir gleich drei Sieger, denn nicht nur beide Mannschaften, sondern auch der Schiedsrichter Hallstein aus Darmstadt verdiente sich ein Sonderlob", resümierte Zajber. Vom Erfolgsdruck kommt allerdings auch ein profilierter Spieler und Trainer wie der Mühlheimer Polizeibeamte nicht ganz los. Er hatte sich im vorletzten Heimspiel gegen den TSV Lämmerspiel mit dem Schiedsrichter Englert (Schwalheim) angelegt, zudem hatte der Aufsteiger Einspruch gegen die Spielwertung (1:4) wegen angeblicher Regelverstößen des Unparteiischen eingelegt. Ohne Erfolg. Nicht nur das 1:4 wurde vom Bezirks-Rechtsausschuß bestätigt, sondern auch die Verhandlungskosten sowie 200 Mark Geldstrafe für den Verein sowie 350 Mark für den Fußball-Lehrer wurden fällig.

Dies kleine Entgleisung ändert nichts am tollen Einstand der Sportvereinigung, die zusammen mit den Sportfreunden derzeit den gesamten Offenbacher Ostkreis in puncto Fußball in die Schlagzeilen bringt. HANS-DIETER PUTH

Die VHS wagt neue Wege "Stichwort: Eltern": Väter und Mütter sollen mitarbeiten

Wenn die Kinder mehr Lust auf Videos statt auf den Unterricht haben, wenn Eltern vergeblich einen Kindergartenplatz im Stadtteil suchen oder wenn keine Väter und Mütter mehr zu den Elternabenden kommen - auch für solche Fälle will die Volkshochschule (VHS) die Bürger besser wappnen. Mit einer Veranstaltungsreihe "Stichwort: Eltern" will die VHS in nächster Zeit die Probleme von Vätern und Müttern aufgreifen und sie für die Mitarbeit in Schulen und Kindergärten motivieren. Das Projekt solle das Interesse von Eltern für die Schule und die Berufsfindung ihrer Kinder wecken und neue Kreise für die Bildungsangebote der Volkshochschule erschließen, sagte VHS-Leiter Alfred Pfeil am Donnerstag.

Denn noch immer nutzten viele Eltern nicht ihre Mitspracherechte. Vor allem ausländische Väter und Mütter gehen kaum zu Elternabenden, sagte die Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf-Almanasreh. "Wir kommen schwer an die Eltern ran." Das ämterübergreifende Projekt "Stichwort: Eltern" soll auch helfen, Barrieren abzubauen und den Vätern und Müttern Wege aufzuzeigen, wie sie ihre Sache selbst in die Hand nehmen können.

Dazu wenden sich die Veranstaltungen im Gallus und in Rödelheim an Eltern von Schul- und Kindergartenkinder mit ihren spezifischen Problemen. Die Alternativen beim Mangel von Kindergartenplätzen, die Hilfen gegen Schulfrust oder die Information über weiterführende Schulen sollen dort besprochen werden.

Weil diese Eltern für die "mittelschichtspezifischen" Angebote der VHS schwer zu erreichen seien, bemühe man sich um neue Wege. Gemeinsam mit dem Multikultur- und dem Schulamt geht die VHS in die Stadtteile, in Zusammenarbeit mit Lehrern, ausländischen Vereinen oder den Kirchengemeinden will die Bildungsinstitution Hemmschwellen abbauen.

Nach einer ersten Experimentierphase im Gallus und in Rödelheim werde die VHS mit diesem Projekt dann auch in andere Stadtteile gehen, um dort noch mehr Kontakte zu sozial benachteiligten Schichten zu bekommen. Die nächsten Veranstaltungen von "Stichwort: Eltern" beschäftigen sich mit Gewalt, (21. Oktober, 17.30 Uhr, Arndtschule), der anderen Gestaltung eines Elternabends (29. Oktober, 19.30 Uhr, Sulzbacher Straße 16) und dem Schulfrust (26. November, 19.30 Uhr, Sulzbacher Straße 16). luf

Kein Kind muß sich langweilen

Gemeinsame Fahrradtouren, Videokurse oder betreute Ferienspiele auf dem Merianspielplatz - die freien Jugendinitiativen und das Frankfurter Jugendamt haben für die Herbstferien wieder ein umfangreiches Programm vor, um den Kindern und Jugendlichen die Wochen nicht lang werden zu lassen.

Ein besonderes Bonbon dürfte der "Jonglage-Workshop" der Nachbarschaftshilfe Bornheim sein. Unter Anleitung eines Jongleurs sollen die Kinder das Spiel mit Tüchern, Bällen und Keulen, das Balancieren von Tellern oder Schleudern des Diabolos erlernen.

Der dreitägige Jonglage-Workshop beginnt am Dienstag, 13. Oktober. In der ersten Ferienwoche bietet die Nachbarschaftshilfe am Montag und Dienstag auch noch einen Tennis-Workshop, außerdem geht's mit den Jugendlichen in den Taunus und ins Schwimmbad. Information und Anmeldung unter der Telefonnummer 46 81 46.

Im Kinderhaus Nied, Telefon 39 85 25, werden die Kinder mit Cassettenrekorder und Fotoapparat der "Gewalt auf der Spur" sein. Unter diesem Projekttitel wollen Jungen und Mädchen ab zwölf ihren Stadtteil durchstreifen und eine Ton-Dia- Show zusammenstellen.

Jeden Tag unterwegs ist auch der Kinderkeller in der Böttgerstraße. Gemeinsam fahren die Kinder ab sechs Jahren zur Burg Königstein oder auf dem Main herum. Sie unternehmen Ausflüge in Schwimmbäder und den Frankfurter Zoo und feiern am Mittwoch, 14. Oktober, eine Kinderdisco im Keller. Information und Anmeldung unter der Telefonnummer 4 69 27 28.

Einzelheiten über das Programm aller 14 offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen nennt der Zusammenschluß, Zehnmorgenstraße 64, Telefon 52 01 38.

Erstmals in den Herbstferien bietet das Jugendamt Ferienspiele auf dem Merian- Spielplatz an. luf

Der Durchgangsverkehr soll bleiben Diskussion über eine neue Verkehrsführung in der Dornbuschsiedlung

"Bedanken" wollte sich der Anwohner der Carl-Goerdeler-Straße für die "sorgfältige Planung" des Ingenieursbüros. Aber: "Mir ist völlig schleierhaft, wie der Durchgangsverkehr gestoppt werden soll!"

Angelika Klein, Ingenieurin des Büros BGS, blieb nicht anderes übrig, als diese Ahnung zu bestätigen: "Durchgangsverkehr werden Sie möglicherweise weiterhin haben." Der zuständige Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) hatte das Büro zwar beauftragt, Pläne zur Verkehrsberuhigung in der Dornbuschsiedlung auszuarbeiten - aber ohne die Verkehrsführung zu verändern. "Wir haben Vorschläge gemacht, doch der Ortsbeirat wollte, daß diese Vorschläge nicht weiter verfolgt werden", machte Frau Klein den Bewohnern klar, die zur Anhörung gekommen waren. Die Arbeit der Planerin beschränkte sich deshalb darauf, den Verkehr durch Aufpflasterungen in der Carl-Goerdeler-Straße, der Fritz-Tarnow-Straße und der Mierendorffstraße durch Fahrbahn-Verengungen an den Kreuzungen, erweiterte Bürgersteige und Schrägparkplätze zu bremsen.

Der Durchgangsverkehr, der von der Eschersheimer Landstraße durch die Carl-Goerdeler-Straße und die Mierendorffstraße in den Marbachweg und in umgekehrter Richtung durch die Mierendorffstraße durch die Fritz-Tarnow-Straße in die Eschersheimer Landstraße rollt, kann aber auch durch die verkehrsberuhigte Siedlung fahren.

Genau das paßt den Anwohnern nicht. Sie schlugen darum vor, die Fritz-Tarnow-Straße sperren zu lassen, um den beliebten Schleichweg zu kappen. Dadurch könnten zwar auch die Anwohner selbst nicht mehr von der Eschersheimer Landstraße in ihr Viertel fahren und müßten einen Umweg bis zum Alleenring in Kauf nehmen. "Aber wer auf sein Auto nicht verzichten will, der muß sowas auch verkraften", sagte ein Anwohner unter dem Applaus der 80 Besucher.

Die Ortsbeiratsmitglieder hörten sich die Vorschläge der Bewohner schweigend an. Sie erklärten nur, warum die Verkehrsführung in Mierendorffstraße nicht so verändert werden kann, daß Autos aus der Mierendorffstraße nur noch nach rechts in den Marbachweg einbiegen können. Die dazu benötigte Wendeschleife in der Straße Am Dornbusch wurde von der Stadt nicht genehmigt.

Warum aber die Vorgaben an die Planerin eine veränderte Verkehrsführung von vornherein nicht zuließen - auf diese Frage blieben die Politiker den Bürgern eine Antwort schuldig. sen

Locker vom

Klavierhocker

Alte Oper im Oktober

Die Frankfurt Feste sind passé - es darf wieder gelacht werden. Kaum sind die Tage der "musica seria" vorbei, da gibt sich die Alte Oper mit dem Oktober-Programm redlich Mühe, im Niveau eine Etage tiefer zu rutschen, locker vom Klavierhocker, sozusagen. Schließlich muß man wieder etwas für die Kasse tun und für die, die weniger zuhören als unterhalten werden wollen. Also greift man zur bewährten Mischung von Jazz, Blues, Soul und Country, zum Chanson, zitiert wieder das legendäre Woodstock-Fieber oder tätschelt wohlgefällig das breitbürgerliche Jazzverständnis mit "400 Jahren Modern Jazz Quartet" (oder sind es wirklich nur 40?), was so viel mit Jazz zu tun hat wie Jacques Loussier mit Johann Sebastian Bach. Da paßt Justus Frantz so gut rein wie Reinhard Mey, das Golden Gate Quartet wie Peter Hoffmann oder die Dubliners.

Spaß beiseite: Es bleiben ja immer noch ein paar Häppchen für die E-Musik-Fans übrig, die anscheinend nie genug kriegen können von ihrem Kram: Ensemble Modern, Colorado String, Chamber Orchestra of Europe, Christian Tetzlaff, Irina Edelstein, Drottningholm Baroque Ensemble, Dmitri Hvorostovsky, Martha Argerich und Erich von Däniken. Was, singt der auch? Nein, er spielt nur absolut virtuos seinen Part auf dem Instrument der Publicity. Das sollte man sich doch wirklich mal in natura anhören, denn wie gesagt: Es darf wieder gelacht werden. wp

Friedberg hat ab 1993 eine neue Stiftung

FRIEDBERG. Mit einem mit 2000 Mark dotierten "Herbert-Sagert-Preis" will die neugegründete Herbert-Sagert- Stiftung alljährlich Bürger und Gruppen finanziell und ideell unterstützen, die bemerkenswerte Leistungen für das Gemeinwohl erbringen. Vorsitzender der Stiftung ist der frühere Friedberger CDU- Landtagsabgeordnete Horst Geipel. Der Preis soll 1993 erstmals vergaben werden.

Herbert Sagert war ein 1907 in der Ukraine geborener Rußlanddeutscher, der nach Kanada auswanderte, in Alberta lebte und zu Vermögen kam. Immer wieder zog es ihn nach Deutshland. In Friedberg fand er persönliche Beziehungen. Eine Teil seines Nachlasses bestimmte er dem Gemeinwohl. ieb

Beitrag zur Wahrung der Lebenswelt Energieversorgung Offenbach gibt in Hochstadt Auskunft über Einsparungsmöglichkeiten

MAINTAL. Steigender Energieverbrauch und Verschwendung wertvoller Ressourcen sind eine der Ursachen zunehmender Umweltzerstörung: Wer Energie spart, leistet deshalb einen wichtigen Beitrag zur Wahrung der Lebenswelt und schont darüber hinaus den eigenen Geldbeutel.

Was und wie gespart werden kann, darüber geben Mitarbeiter der Energieberatung Offenbach, einer Gemeinschaftseinrichtung der Energieversorgung Offenbach und der Stadtwerke Langen, Dreieich und Mühlheim am Dienstag, 6. Oktober, und eine Woche später, am 13. Oktober, in der Zeit von 13 Uhr bis 17 Uhr in der Stadtverwaltung Hochstadt (Klosterstraße 6) Auskunft.

Die Fachleute geben Tips und Informationen zum Thema Sparen, zu Förderprogrammen und staatlichen Hilfen. Ferner stehen die kundigen Menschen ihren Gesprächspartern zu Einzelgesprächen bereit. Ein Fragebogen, der die Wünsche und Themen des Beratungsgespräches auflistet, kann bei der Stadtverwaltung in Maintal unter der Telefonnummer 0 61 81 /400 401 angefordert werden. Außerdem informiert eine Ausstellung im Hochstädter Verwaltungsgebäude über Möglichkeiten der Energieeinsparungen etwa durch Isolierungen der Decken und Wände oder durch den Einbau von Thermofenstern.

"Unser Klima braucht Hilfe", fordern die Fachleute auf. Wissenschaftler gingen von einem weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur als Folge des von den Menschen verursachten Treibhauseffektes aus. "Das bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas entstehede Kohlendioxid trägt dazu mit einem Anteil von etwa 40 Prozent bei", heißt es in einer Stellungnahme der Fachleute. Deshalb gelte es, den Energieverbrauch deutlich zu reduzieren. Da die Energiepreise derzeit sehr niedrig seien, ist es nach Ansicht der Energieberater vernünftig, diesen finanziellen Spielraum zu nutzen, um das Haus oder die Wohnung energiesparender auszurüsten.

Zahlreiche Förderprogramme der öffentlichen Hand unterstützen darüber hinaus den Einbau von Einrichtung zum Einsparen von Energie und Wasser. So fördert die Stadt Maintal den Bau von Regenwassernutzungsanlagen. Bei Modernisierungen erhält ein Antragsteller darüber außerdem unter bestimmten Voraussetzungen Geld vom Land Hessen. Stadt und Land geben ferner die Nutzung der Sonnenkraft Gedler aus dem "solarthermischen Förderprogramm". schu

Eigenes Blut statt der Spende Krankenhäuser bei der Versorgung nach Operationen entlastet

Bei der Blutversorgung gehen Frankfurter Krankenhäuser neue Wege: Immer häufiger können die Kliniken bei Operationen auf sogenannte "Eigenblutspenden" zurückgreifen. Seit einigen Monaten sind Ärzte dazu verpflichtet, ihre Patienten bei anstehenden Operationen darauf hinzuweisen, daß sie das für den Eingriff notwendige Blut selbst spenden können. Von dieser Möglichkeit wird in erheblichem Umfang Gebrauch gemacht, wie der Blutspendedienst Hessen und die Krankenhäuser bestätigen.

Eine gewisse Vorreiterrolle hat dabei die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik (BGU) übernommen. Bereits seit zwei Jahren wird dort der Einsatz von Eigenblut "ganz intensiv betrieben", erklärte der Ärztliche Direktor Martin Börner. Mittlerweile sei dies bei 95 Prozent aller planbaren Operationen der Fall. "Von unseren Patienten", so der Ärztliche Direktor weiter, "wird das sehr gut angenommen." Aus medizinischen Gründen von dieser Regelung ausgenommen sind laut Börner lediglich Herzkranke und Karzinom-Patienten. Nach wie vor muß die BGU bei Unfällen und dringenden Operationen jedoch auf Fremdblut zurückgreifen. 912 Blutkonserven wurden hierfür von Januar bis August diesen Jahres verbraucht. Auch in der Uni-Klinik und im Städtischen Krankenhaus Höchst weist die Kurve der Eigenblutspenden nach oben.

Sie machen zwar nach Angaben von Siegfied Seidl, dem Leiter des Blutspendedienstes Hessen, erst 1,5 Prozent des Gesamtverbrauchs aus, doch gebe es seit kurzem einen "deutlichen und erfreulichen Aufwärtstrend, nachdem wir lange Zeit nur mit sehr mäßigem Erfolg dafür geworben haben". Erfreulich sei dieser Trend nicht etwa, weil es ernsthafte Engpässe in der Blutversorgung gäbe, machte Seidl deutlich. Zwar stelle man saisonale Schwankungen in der Spendebereitschaft fest, die beispielsweise im Sommer deutlich abnehme, insgesamt sei jedoch jederzeit genügend Blut verfügbar.

Die Vorteile der Eigenblutspende liegen auf der Hand. Für die Patienten ist das Risiko praktisch ausgeschlossen, etwa mit Aids oder Hepatitis infiziert zu werden. Auch Patienten mit seltenen Blutgruppen können auf dem Wege der "Selbstversorgung" ihre Operation sicherstellen. Denn für sie wird nach den entsprechenden Blutkonserven "zum Teil bundesweit gefahndet" (eine Laborleiterin). Den Krankenhäusern ist darüber hinaus aus finanziellen Gründen daran gelegen, den Bedarf zu drosseln: "Blut ist ein Riesen-Kostenfaktor", erklärte dazu ein Sprecher der Uni-Klinik, der den Verbrauch in den ersten sechs Monaten diesen Jahres auf 20 000 Konserven bezifferte. Und Eigenblut koste schließlich kein Geld. vo

Sparkasse ist sparsam mit den Rohstoffen

FRIEDBERG. Die Sparkasse Wetterau recycelt ihre Kreditkarten. Ab Oktober, mit der Ausgabe der neuen Eurocheque- Karten mit Gültigkeit bis 1994, kommt die umweltfreundliche Wiederverwertung zum Einsatz. Karteninhaber können ihre alte Plastikkarte bei den Sparkassen abgeben. Weit über 100 000 an Kunden ausgegebene Karten mit unterschiedlichen Ablaufdaten sind davon betroffen. Die Karten werden von den Sparkassen-Bediensteten entwertet, gesammelt, an das Recycling-Unternehmen geliefert und dort zu neuen Produkten verarbeitet, teilt Sparkassendirektor Gröb mit. Die Sicherheit sei gewährleistet, da der Transport der entwerteten Karten bis hin zum Mahlen in in der Recyclingfirma von Mitarbeitern der Sparkasse überwacht werde.

Gröb weist darauf hin, daß die Sparkasse Wetterau sich auch in anderen Bereichen umweltschonend verhalte. So werde Papier dem Rohstoffkreislauf zugeführt. Es werde ausschließlich chlorfrei gebleichtes Fotokopierpapier verwendet.

Defekte Leuchtstoffröhren wanderten ebensowenig in den Hausmüll wie Farbbänder von Druckern und Schreibmaschinen. Toner-Kartuschen von Kopierern und Laser-Druckern werden ebenfalls dam Rohstoffkreislauf zugeführt. 95 Prozent der Briefumschläge bestünden aus recyceltem Material. ieb

Zur Zeit zwei ,Mädchen für alles' Klaus Mellenthin übergibt Deponie-Leitung an Ernst Borsbach

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Deponie Wicker hat zur Zeit zwei technische Leiter. Der Grund dafür ist simpel: Bevor der alte Chef geht, soll der neue eingearbeitet werden. Klaus Mellenthin, mehr als 15 Jahre für den Betrieb verantwortlich, geht zum Jahresende in Pension. Sein Nachfolger wird Ernst Borsbach.

Was vernünftig ist, im öffentlichen Dienst gestaltet es sich schwierig, schilderte Erster Kreisbeigeordneter und Abfalldezernent Gerd Mehler (SPD). Die Doppelbesetzung auf Zeit war kompliziert: Denn der Stellenplan mußte zunächst erweitert, um zu Beginn des nächsten Jahres dann wieder gekürzt zu werden.

Die drei Monate will Mellenthin nutzen, seinen Nachfolger mit der Deponie vertraut zu machen. Schließlich, sagte der alte Chef, "ist man hier Mädchen für alles": Vom Tor an der Einfahrt, dem Fangnetz für Plastiktüten, den Entwässerungsgraben bis hin zum Fuhrpark - die Aufgaben summieren sich.

Doch dafür hat der neue Mann laut Mehler die "optimalen Voraussetzungen". Borsbach, als Ingenieur für Verfahrenstechnik lange Jahre in der chemischen Industrie tätig, kennt sich auch mit Genehmigungverfahren aus. Neben zwei Fachleuten für Deponiebetrieb und kaufmännisches Geschäft sowie 24 Deponiearbeitern wird der künftige Leiter von 1993 an auf einen weiteren Experten zurückgreifen können. Der soll sich in Eigenkontrolle um den ordnungsgemäßen Betrieb kümmern. Die Auflagen seien inzwischen so hoch, daß dafür unbedingt eine Fachkraft erforderlich sei, sagte Mehler.

Der komplette Eigenbetrieb Abfallentsorgung wird mit Beginn des neuen Jahres weiter wachsen: Vier zusätzliche Stellen sind geschaffen. So soll sich ein Berater um den Gewerbeabfall kümmern. Außerdem soll ein Projektbetreuer eingestellt werden. Dies sei erforderlich ob der Pläne für Biomüllkompostierung, Wertstoffsortierung und Kläranlage für das Reinigen von Sickerwasser. Neu im Stellenplan sind auch zwei Bedienstete in der Verwaltung. Damit wird es beim Eigenbetrieb künftig 44 Stellen geben. kkü

Wo Monster aus Büchern springen Was ist das: Pop-Ups und Packagers?

Wie nie zuvor springen sie dem Betrachter entgegen: Dinosaurier, Monster, Krokodile und andere tierische, aber auch menschliche Wesen. Da gibt es Drehscheiben und Laschen zum Daran- Ziehen. Da darf um- und aufgeklappt werden. Da entfalten sich ganze Szenarien zum Anfassen und fordern einen beinahe zum Ins-Buch-Hineinspazieren auf. Und beim Umblättern können manchmal sogar Töne erklingen: Pop-Up-Bücher machen Spaß. Es gibt sie für den Beatles- Fan, den Städte-Reisenden oder den Freund menschlicher Anatomie.

Lothar Meggendörfer, einer der Urväter des Pop-Ups, brachte 1878 sein erstes Ziehbilderbuch mit dem Titel "Lebende Bilder" in Deutschland heraus. Heute sind die Pop-Up-Macher vor allem in den USA und Großbritannien zu finden, und sie überbieten sich an Einfällen und Raffinesse. Sie seien weder ein Verlag noch eine Agentur, versichert Wally Hunt von Intervisual Books. "Wir sind Packagers! Wie kreieren die Bücher, wir lassen sie nach unseren Vorgaben herstellen und wir tragen die Verantwortung für die pünktliche Lieferung bei den jeweiligen Verlagen in der ganzen Welt. Die Verlage kaufen so ein fertiges Buch in der jeweiligen Sprache ihres Landes. Für einen Verlag würde sich die Herstellung nicht lohnen. Denn Pop-Up-Bücher sind teuer und nur aufwendig herzustellen.

Mindestens 50 000 Bücher müssen weltweit von einem Titel produziert werden, damit sich der Druck rentiert. Davon verkaufen sich allein zwei Drittel an Verlage in den USA und Großbritannien. Manche Bücher, wie "Haunted House" (Geisterhaus) von Jan Pienkowski, erreichen Millionenauflage - weltweit. "Pakkagers" arbeiten mit Illustratoren und Textern ebenso zusammen wie mit den "Paper engineers", die für die Herstellung sorgen, und die finden sie unter anderem in Kolumbien, Hongkong oder Singapur, eben dort, wo die Produktion so billig wie möglich ist.

Warum er Pop-Up-Bücher mache, frage ich Graham Brown, Packager in London: "Ich denke visuell, und ich denke wie ein Fünfjähriger. Man braucht nicht viele Worte, und man kann auf begreifbare Weise Pädagogik und Spiel miteinander verbinden." Bücher also für lesefaule und fernsehpassive Kinder? Nicht nur. Denn Pop-Ups kurbeln auch die Phantasie an und fordern zum kreativen Spiel auf.

JULIANE SPATZ

Parlament genehmigte den Nachtragsetat

BÜTTELBORN. Gebilligt wurde der erste Nachtragshaushalt 1992 durchs Gemeindeparlament mit großer Mehrheit von SPD und CDU, bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen bei der GLB. Der Verwaltungsetat der Großgemeinde hat ein Volumen von 24,5 und der Vermögensetat von 14,3 Millionen Mark.

Für die CDU empfahl Kurt Sauerborn, sich frühzeitig auf möglicherweise einmal weniger gut sprudelnde Steuerquellen einzustellen.

Armin Neumann sah ironisch auf diese Weise die in der Vergangenheit immer vorsichtige Haltung der Sozialdemokraten in Finanzfragen bestätigt, was gelegentlich auch den Unions-Vorwurf des "Zweckpessimismusses" nach sich gezogen habe. cas

Saubere Motorik Dreimal "Alte Musik" an Frankfurter Musikschulen

Seit Hans Martin Linde zu Beginn der Sechziger Jahre die Blockflöte und deren angestammtes Repertoire aus Renaissance und Barock wiederentdeckt und der Dirigent Nikolaus Harnoncourt die legendäre "Oboe da caccia" neu gefunden hatte, konnte sich die sogenannte "Alte Musik", genauer: "Historische Musik", neu etablieren, im Konzertsaal wie in der Musikpädagogik, die die Machbarkeit alter Musik, auch für Schüler, bald zu integrieren wußte. Hier kann man sich als Spieler, auch als Dilettant, bald einfühlen, bald mitgehen und ein dankbares Repertoire zügig umsetzen. Technische Anforderungen lassen sich fast schon ad hoc angehen und bewältigen.

Innerhalb kurzer Zeit gab es an Frankfurter Musikinstituten gleich drei Konzerte historischen Charakters. In der Jugendmusikschule realisierte man unter der Leitung des Musikpädagogen Ulrich Stoll ein recht ausgefallenes Programm mit Werken Giorgio Mainerios, Palestrinas, Monteverdis und Orlando di Lassos. Daß die Jugendmusikschule von jeher historische Musik konsequent betrieben hat, wurde nicht nur durch ein ausgefeiltes Repertoire, sondern auch durch die stilistisch klar abgegrenzte Diktion angesichts einer oft schwierigen Interpretationslage bewußt.

In der neuen St. Nikolai-Kirche musizierten die Lautenistin Sigrun Richter, der Geiger Thomas Pietsch und Studierende des Dr. Hoch'schen Konservatoriums, Werke von Monteverdi, Caccini, Purcell und Telemann. Die im Aufbau befindliche Abteilung für Alte Musik am Konservatorium bietet auch eine Ausbildung für "Alte Instrumente".

Zudem war im Konservatorium selbst Musik für Viola da Gamba und Cembalo zu hören. Die Gambisten Pierre Pitzl und Marcy Jean Bölli sowie Wolfgang Glüxam am neuen Cembalo des Instituts musizierten in feinschwebendem, elegant ausgestrichenem Ton, dessen Sinnlichkeit differenziert zur Geltung kam. Dezent "ausgesungene" Melodik, gerade in der einleitenden "Sonate, op. 1" Francesco Geminianis, bot Intensitäten, historisch besonderer, mild akzentuierter Natur. Daneben entfaltete das Consort saubere Motorik, schnell, klanglich verfeinert, wenn auch nicht gänzlich "egal" im Laufwerk. Ob Geminiani, Bach oder Couperin: der Abend hatte inneren Antrieb wie positive Ausstrahlung.

ALEXANDER ULLMANN

Der (doppelte) Druck aufs Frauenhaus wächst In Oberursel fehlt Geld, und in Homburg stockt das Projekt / Übergangslösung im Gespräch

BAD HOMBURG. Im Frauenhaus in Oberursel ist Tag um Tag kein Platz mehr frei. Das Dilemma, in dem der Verein "Frauen helfen Frauen" auch bei der Finanzierung steckt, ist den Bad Homburger Stadtverordneten wohl bekannt. Im April letzten Jahres setzte das Parlament ein erstes Signal in Richtung Frauenhaus in der Kurstadt. Wenn es nach dem Willen der Vorsitzenden der CDU-Mehrheitsfraktion, Gudrun Hofmann, geht, soll das von allen Fraktionen beschlossene Frauenhaus im nächsten Jahr eröffnet werden. Denn das Gebäude ist vorhanden und in städtischem Besitz.

Woran es klemmt, ist verwaltungsintern begründet. Das Hochbauamt hat im Moment keine ausreichenden Kapazitäten, um den Umbau voranzutreiben. Gudrun Hofmann ist entschlossen, dafür zu sorgen, daß das Frauenhaus nicht länger verzögert wird. "Dann muß halt die Sanierungsplanung nach außen vergeben werden". Im Haushaltsplanentwurf des Magistrats ist für Planung und Sanierung jedoch nicht eine Mark vorgesehen. Entsprechende Initiativen werden freilich ohnehin von den Fraktionen erwartet.

Geplant ist, das Frauenhaus vorübergehend in einem städtischen Haus am Mühlweg einzurichten. Gebäude und Gelände wurden von den Mitgliedern der Kommission, in der alle Fraktionen vertreten sind, für geeignet befunden. Die Unterkunft soll nur befristet sein. Der Gemeinderechnerhof wird nach wie vor von der Frauenhaus-Kommission favorisiert. Voraussichtlich wird es jedoch noch Jahre dauern, bis die Stadt durch das von ihr betriebene Zwangsversteigerungsverfahren über das Gebäude verfügen kann.

In den Reihen der SPD herrscht wegen der Eröffnung des Frauenhauses im nächsten Jahr Ungläubigkeit. So lange es in Bad Homburg kein eigenes Frauenhaus gibt, soll die Stadt deshalb über einen entsprechenden Haushaltstitel verankern, daß der Einrichtung in Oberursel jährlich eine Summe gezahlt wird, die den Verein "Frauen helfen Frauen" davon entbindet, Jahr um Jahr um Zuschüsse zu betteln. Um die Finanzmisere, in der das Frauenhaus in Oberursel steckt, zu lindern, sollen kurzfristig zudem aus dem städtischen Budget 10 000 Mark an den Verein gezahlt werden.

Dazu Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP): 10 000 Mark hat der Verein "Frauen helfen Frauen" für das Oberurseler Frauenhaus bereits vor Monaten bekommen; weitere 5000 Mark wurden am 15. September als Nachzahlung angewiesen. Wenn am Jahresende in dem Zuschußtopf noch Geld verblieben ist, sei an einen weiteren Nachschlag zu denken, stellte Gerhold in Aussicht. off

Heiteres und auch Ernstes "Kultur mal vier" und "Funtasie" in Maintal angesagt

MAINTAL. "Kultur mal vier" und "Funtasie" (nicht zu verwechseln mit Fantasie) sind in Maintal angesagt. Heiteres und Ernstes steht auf dem Veranstaltungskalender der Stadt. "Die Röte" von Fernando de la Jara" ist bis zum 7. Oktober verlängert worden.

Im Historischen Rathaus in Hochstadt ist die Ausstellung des peruanischen Künstlers samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr und donnerstags von 18 bis 20 Uhr zu sehen.

"Maria durch ein Triebwerk ging" heißt es am Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Bürgerhaus Bischofsheim. Miki Malör, Trägerin des deutschen Kleinkunstpreises von 1986, bietet komisches Theater mit den Mitteln der Artistik, der Musik, der Körpersprache, der Improvisation und des Gesangs.

Ihr neues Programm ist die Auseinandersetzung mit dem Objekt Maschine gegen die Sinnlichkeit. "Sie führt die Maschine vor als tiefgekühlten Tanzbären des Herrscherpaares Perversion und verehelichte Dreistigkeit", heißt es im Programmheft. Der Eintritt kostet 15 Mark, bei Ermäßigung zwölf. Vom 6. bis 29. November sind im Historischen Rathaus Hochstadt Werke der Teilnehmer der internationalen Sommerakademie Moosburg Maintal 1992 zu sehen.

Die Eröffnung ist am Freitag, 6. Oktober, 19 Uhr.

Eine Matinee Classique bieten die Querflötistin Kosima Sponner und die Pianistin Dominique Finas am Sonntag, 15. November, 11 Uhr, im Bürgerhaus Wachenbuchen.

Auf dem Programm stehen Werke von Mozart, Schubert, Bach und Dick. Der Eintritt ist frei.

Eva Maria Hagen ist keine Unbekannte. Die Mutter von Nina und ehemalige Partnerin von Wolf Biermann singt Lieder über das schöne donnernde Leben mit undeutscher Selbstironie.

Brecht, Biermann und viel Eigenes gehört zum Repertoire von "Evas Piep Show".

Wer einen Blick dorthinein werfen möchte, muß 15 Mark bezahlen, ermäßigt zwölf. mün

Die Idylle ist bedrohlich Galerie "Klang in Form" zeigt Bilder Mathias Erbes

SACHSENHAUSEN. Wer die Einladung des satten Grüns annimmt und einen Spaziergang durch die vordergründig idyllischen Landschaften wagt, spürt schnell die Bedrohung. Der junge Maler Mathias Erbe traut seinem "leiblichen Auge" nicht über den Weg. Der erste Eindruck ist trügerisch. Und so hält es Erbe lieber mit den Worten Caspar David Friedrichs: "Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge zuerst siehst dein Bild." Die Wahrheit liegt im Dunkeln. Erbe kommt es darauf an, sie von innen nach außen zu kehren.

Erbe bezeichnet sich selbst als "Renaissancekünstler". Bewußt kehrt er der abstrakten Malerei den Rücken zu und verschreibt sich dem Sujet der Landschaftsmalerei. Als Hof- und Hausmaler, wie eines seiner "Vorbilder", Thomas Gainsborough (1727-1788), hätte er allerdings keine Chance. Denn seine Bilder, in der Galerie "Klang in Form" zu sehen, sind expressionistischer Art. Sie wirken bissig und zynisch, bisweilen düster.

Der Frankfurter Künstler verfremdet Gegenstände - dezent, im Detail, wirkungsvoll. Schaut man genauer, so hinterlassen seine Wälder den Eindruck von lebenssatten, tiefgrünen, wabernden Schwämmen. Die Oberflächenstruktur gleicht der von Brokkolistauden. Seine "Brokkoliwälder" überwuchern die Leinwand, formen Hügel und Tiefebenen, bilden ein unendliches grünes Meer, das dichtgestrickt pulsiert. Da weht keine erfrischende Brise durch die Blätter.

Erbe malt keine Lobeshymne an die Natur. Und der Wald ist auch kein Ort der Erholung, vielmehr ein Platz des Schweigens. Wir wissen nicht, was alles unterhalb der Oberfläche verborgen liegt. Selten gewährt uns der Maler Einblick in seine düstere Welt: Dann reißt an einer Stelle der wuchernde Grünteppich auf und zeigt Männer in braunen Hemden und Schaftstiefeln. Faschisten, die wir bei Schießübungen beobachten. Oder es stürzen brennende Autos ins Bild, liegen abgestürzte Flugzeuge auf der Wiese.

Der in Frankfurt geborene Künstler wuchs im Spessart auf. "Eigentlich eine schöne Landschaft", meint er. Als er 1974 mit 15 Jahren wieder in seine Geburtsstadt umzieht, spürte er plötzlich die Enge dieser übersichtlichen und idyllischen Welt. Er studiert ein Semester an der Zeichenakademie Hanau, bevor er 1977 mit dem Studium am Städel beginnt.

Matthias Erbe ist noch auf der Suche. Neben seiner Vorliebe für alte Meister wie Gainsborough oder Rembrandt orientiert er sich auch an Vertretern der Pop-Art oder Subkultur. Und so wirkt die Ausstellung bisweilen wie eine Collage: Landschaftsbilder, Porträtstudien, Ikonen der Subkultur. Ein aufklappbarer Holzkasten verbirgt psychedelische Visionen: eine Frau, "Angel in Devils boots", schwebt über einer Waldlandschaft, in der rechten Tür sieht man Ausschnitte aus einem Underground-Cartoon von Erbe und kleine Plastikfiguren als Fetische, links in der Ikone schließlich das Selbstporträt des Malers. Über allem liegt ein Hauch Apokalypse. Erbe will die Katastrophe erahnen, lange bevor sie eintritt.

Die Ausstellung in der Galerie "Klang in Form", Brückenstraße 31, kann bis 20. Oktober (montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr) besucht werden. CHRISTINE PETERS

Elternbeirat verlangt mehr Geld für Schulen

WETTERAUKREIS. Gegen die Streichung sämtlicher Gelder für den Schulneubau im Wetteraukreis protestiert der Kreis-Elternbeirat in einer einstimmig beschlossenen Resolution an den Kreisausschuß des Wetteraukreises. Eine gute Bildung und Ausbildung der Kinder sei "das wichtigste Kapital zum Erhalt unseres Wohlstandes und unserer Gesellschaft", heißt es in der Resolution. Wenn Eltern die Pflicht haben, ihre Kinder beschulen zu lassen, "so können sie ihrerseits erwarten, daß das Land sich in der Lage zeigt, die tatsächliche Beschulbarkeit seiner Kinder notwendigerweise durch geeignete Räumlichkeiten zu ermöglichen", meinen die Elternvertreterinnen und -vertreter. Sie bestehen "weiterhin auf der Bereitstellung von Mitteln einschließlich der Planungsgelder für Neubauten und Sanierungen der Schulen im Wetteraukreis. Es könne nicht angehen, daß Schülerinnen und Schüler "menschenunwürdig untergebracht oder ganz und gar abgewiesen werden". Der Kreis- Elternbeirat fordert "deutliche Zahlen" für Schulbauten und Schulsanierung in den künftigen Haushalten. ieb

Warten auf Odysseus Tanztheater "Utopia" aus Mexiko gastiert im Mousonturm

Wie eine Mixtur aus Schönbergs Opernmonodram "Erwartung" und dem zweiten Akt vom Ballett "Giselle" legt die Gruppe "Utopia" (Mexiko) ihr einstündiges Tanztheater "Ulises (en espera de . . . )" an. Vorn rechts ist ein Schwert als Grabkreuz in den Boden gerammt. Davor steht ein Mann mit langem, grauem Mantel, eine Goldkrone auf dem Haupte, und beugt sich vornüber, als suche er die Totenruhe. Die Szene wabert in geheimnisvoller Ambivalenz. Drei Frauen in beigen Hosen und darüber lässig hängenden Blusen tanzen auf das Grab zu in der Hoffnung, ihr Held kehre zurück.

Choreograph und Leiter des Ensembles Marco Antonio Silva hält das Stück in rätselhafter Schwebe. Die Frauen erwarten sehnsüchtig, aber scheinen gleichzeitig zu spüren, daß Odysseus nicht wiederkommt. Ihre Männerkleidung kann aber auch symbolisieren, sie selbst seien Odysseus, zumal eine zwischenzeitlich Mantel und Krone von ihm anzieht. Am Ende verdämmert das Werk. Die Zuschauer sollen sich selbst phantasieren, wie das Problem zu lösen sei.

Die Tänzerinnen Martha Castillo, Vivian Cruz und Emma Cecilia Delago wirbeln mit mimischem Expressivo und modernem Tanz in Limóntechnik über die Bühne. Jede leidet isoliert. Nur selten finden sie zu flüchtiger Kommunikation. Körper winden sich, versperren ihre Sinnesorgane wie die drei Affen, springen verzweifelt auf oder irren durch eine dämonische, nebelschwadig wie bei "Giselle" ausgeleuchtete Szenerie.

Mal zünden sie in flüchtiger Hoffnung orientierende Signallichter an oder verbrennen Papierschiffchen als Zeichen der Resignation. Aus Verzweiflungsgesten schrillt hysterisches Lachen. Sprachfetzen, Samplerrhythmen, minimalistische Klänge und barocke Pergolesimusik strukturieren die Bewegungen.

Am Schluß der ergreifenden Reise steht keine Lösung. Spannung bleibt. Ein geheimnisvolles Mysterienspiel um eine antike Gestalt spukt in den Köpfen begeisterter Zuschauer weiter. Wir haben fremdartiges, faszinierendes Tanztheater aus dem fernen Mexiko erlebt. ROLAND LANGER

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20, und Burg-Apotheke, Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.

Oberursel/Steinbach. Columbus-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16.

Usinger-Land. Feldberg-Apotheke, Neu-Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Str. 16.

Wo sich 1860 Regierungsrat Wiesenbach seinen Schloß-Traum erfüllte, verbessert jetzt die BfA-Klinik die Infrastruktur der Zimmer Wehmütig denken Ältere noch an die Zinnen Bauwerk wurde 1966 abgerissen / Kein Denkmalschutz Von Jörn Koppmann BAD HOMBURG. "Wir spüren, daß manche Bad Homburger Bürger nicht so glücklich sind, daß das Wingertsbergschlößchen wegkam." Claus Plachetta, Verwaltungschef der Wingertsbergklinik, bemerkt noch immer die Wehmut, mit der viele an das Schlößchen zurückdenken, das bis 1966 auf dem Gelände des Sanatoriums stand. Wo sich seit dem Krankenhausbau im Jahr1979 auf sechs Etagen eintönige Fensterfronten übereinander reihen, waren mehr als 100 Jahre lang Erker mit spitzbogigen Fenstern, Zinnen und Türmchen zu sehen gewesen. Viele ältere Bürgerinnen und Bürger erinnern sich noch an den romantischen Anblick vom Kurpark aus. Mit seiner eigenwilligen Mischung verschiedener Architektur-Stile bot das Schlößchen als Hintergrund zum Denkmal vor dem Kaiser-Wilhelm-Bad den weitaus schöneren Anblick als das 24 Meter hohe Krankenhaus, das heutzutage das Bild dort bestimmt. Regierungsrat Wiesenbach hatte sich 1860 mit dem verspielten Bau den Traum vom eigenen Schloß erfüllt. Den Wingertsberg, so benannt wegen des Weinanbaus, der dort einst betrieben worden war, wählte der Schloßherr aufgrund des Panoramas aus. Von dort konnte er seinen Blick weit über die Hänge des Taunus bis in die Wetterau und zur Mainebene schweifen lassen.

Und in dem parkähnlichen Garten wuchsen große Bäume, in deren Schatten ein Gewächshaus und das sogenannte "Kutscherhaus" standen; darin wohnte der für den Fuhrpark des Schloßherrn zuständige Bedienstete.

Einige Jahre zuvor hatte Geheimrat Müller den idyllisch gelegenen Ort mit dem grandiosen Ausblick entdeckt. Am höchsten Punkt des Wingertsbergs hatte er sich einen Holztempel errichten lassen. Die Laube hatte zuvor als Überdachung des Ludwigsbrunnens gedient.

1888 kaufte der Amerikaner Reggio das Schloß. Um die Jahrhundertwende wechselte es erneut den Besitzer: Die italienische Familie Giulini erwarb das Gebäude. Von 1911 bis 1959 wurde es von einem Major Hübsch aus Straßburg bewohnt. Danach fiel es an die Erben Giulini, die 1960 einen Teil des Geländes als Baugrundstücke verkauften.

Das Schlößchen selbst bot damals schon einen heruntergekommenen Anblick. Da es nie gründlich renoviert worden war, wurde es zunehmend baufällig: Zinnen und Stuck brachen ab, der Putz bröckelte. Seit 1964 drohte dem leerstehenden Gebäude zunehmend akute Einsturzgefahr. Die Denkmalschützer hielten die Ruine nicht für erhaltenswert - eine Ansicht, die heute vermutlich nicht mehr geteilt würde -, und so konnte die Berliner Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) das Gebäude mit 10 000 Quadratmetern Grund kaufen. Die BfA ließ das Schlößchen abreißen und an gleicher Stelle für 15 Millionen Mark das Sanatorium errichten, das nun gerade umgebaut werden soll.

(Lesen sie dazu auch den nebenstehenden Kasten.)

Stadtrat Keller: Friedhof kann erweitert werden

BAD NAUHEIM. In der nordöstlich gelegenen Ecke des Erweiterungsgeländes für den Nieder-Mörler Friedhof befand sich eine etwa 700 Quadratmeter große Lehmgrube, die mit Hausmüll, Schutt und Schrott aufgefüllt und dann mit Bodenmaterial abgedeckt wurde. Das teilte Umweltdezernent Peter Keller jetzt auf eine Anfrage der FDP mit. Die Angaben von Keller beruhen auf denen des ehemaligen Grundstückseigentümers.

Nach seiner Meinung kann der Friedhof bis auf den Bereich der alten Müllkippe erweitert werden. Keller: "Nach dem derzeitigen Kenntnisstand steht dem nichts entgegen." str

Aktionsbündnis fühlt sich von Bonn ignoriert und weist Vorwürfe der CDU zurück Brief an den Staatssekretär, der mit Hubschrauber in Erlensee gelandet war: keine antiamerikanischen Neigungen / Sozialdemokraten kritisieren Hardliner Wilz

ERLENSEE. In einem offenen Brief hat sich das Aktionsbündnis gegen den Fliegerhorst an den Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Bernd Wilz, der in den vergangenen Tagen in Erlensee zu Gast war, gewandt und ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, daß eine Schließung des US-Stützpunktes nach wie vor nicht zur Debatte steht. Als ärgerlich empfindet die Initiative, daß die Bevölkerung zu dem Gespräch mit dem Staatssekretär nicht eingeladen wurde: "Wir hätten Ihnen gerne einmal direkt erzählt, wie es sich anfühlt, wenn Kampfhubschrauber mitten in der Nacht im Abstand von wenigen Metern unsere Häuser überfliegen."

Daß Wilz selbst mit dem Hubschrauber "nach Erlensee hereingeknattert" kam, spreche wohl nicht für dessen Sensibilität in dieser Frage, meinen die Briefschreiber. Schließlich sei die Umgebung durch den Übungsbetrieb der Army schon zur Genüge genervt.

Antiamerikanische Neigungen, wie sie der Landtagsabgeordnete Aloys Lenz bei der Gruppe ausgemacht haben will, weist das Bündnis zurück: "Unsere Forderung bezieht sich vielmehr auf die Feststellung, daß die Bevölkerung jahrzehntelang die Lasten des Kalten Krieges zu tragen hatte und nach dessen Ende durch Entlastung, Verlegung oder Schließung der Einrichtung endlich erlöst werden will. Der Betrieb ohne Überfliegen von bewohntem Gebiet ist aufgrund der Lage des Fliegerhorstes unmöglich, wie Sie bei Ihrem Besuch wohl erkannt haben."

Die Initiative verspricht dem Staatssekretär, daß sie in ihren Bemühungen nicht nachlassen und in Erlensee keine Ruhe einkehren werde, wenn die nicht von den Amerikanern selbst ausgehe: "Diese Proteste jedoch als antiamerikanisch zu bezeichnen, hieße, die vom Fluglärm Betroffenen für ihre Leiden auch noch zu beschimpfen."

Im gleichen Tenor wie das Aktionsbündnis haben sich auch die Landes- und Bundestagsabgeordneten Ronald Battenhausen und Bernd Reuter (beide SPD) geäußert. Bei Licht betrachtet habe Wilz nichts für die betroffene Bevölkerung in Erlensee und Umgebung zu bieten außer einigen Allgemeinplätzen, kritisieren die Politiker in einer Presseerklärung. Während der Hardliner Wilz auf einem Fortbestehen des Stützpunktes beharre, hätten die US-Streitkräfte bereits eingeräumt, daß dem Fliegerhorst mittlerweile keine strategische Bedeutung mehr zukomme. Der Staatssekretär müsse sich somit fragen lassen, ob er aus "Unwissenheit oder Berechnung" die Schließung desavouiere. hein

Wo bitte, ist die Schmusemaschine?

HATTERSHEIM. Jule irrt durch den Haushalt. Da stehen neben zahlreichen Geräten auch die Waschmaschine und die Spülmaschine. Aber wo bitte, fragt sie, ist die Schmusemaschine? Dabei könnte sie gerade jetzt so gut eine gebrauchen, wo die Mama in Kur ist und der Papa kaum Zeit hat.

Wie Jule zu ihrer heißersehnten Schmusemaschine kommt, erfahren Kinder ab sechs Jahren bei der nächsten Vorlesestunde am Mittwoch, 7. Oktober, 15 Uhr, in der Hattersheimer Stadtbücherei am Markt. kkü

Verhaltene Sensibilität Mitsuko Shirais Liederabend mit singenden Instrumenten

Ein Liederabend, bei dem auch Instrumente sangen: mit Mitsuko Shirai und Hartmut Höll musizierten im Mozart- Saal Tabea Zimmermann (Viola) und Eduard Brunner (Klarinette). Alle vier konnten (außer zum Entgegennehmen stürmischen Beifalls) nicht zusammenkommen - man trat in verschiedenen Triobesetzungen auf. Zuerst mit Robert Schumanns "Märchenerzählungen" aus dem Jahre 1853. Klarinette, Klavier und Viola erzählen Idyllisches, Unheimliches, zarte und dramatische Begebenheiten - die besonders in Tabea Zimmermanns und Eduard Brunners beredter Klanggestik fast schon "anschaulich" wurden.

Alban Bergs "Vier Stücke für Klarinette und Klavier" und auch Igor Strawinskys "Elegie für Viola solo" behalten ihre von den Interpreten mit viel expressiver Intensität artikulierten Geheimnisse unter den bei Berg teilweise furios ausbrechenden oder mysteriös verschatteten, bei Strawinsky in nostalgischer Noblesse verharrenden Tönen. György Kurtág hingegen verrät, wovon seine "Hommage à Sch." erzählt: "Merkwürdige Pirouetten des Kapellmeisters Johannes Kreisler - E: der begrenzte Kreis - wieder zuckt es schmerzlich F. um die Lippe - Eine Wolke war ich, jetzt scheint die Sonne - In der Nacht - Abschied (Meister Raro entdeckt Guillaume de Machaut". Kurze Dauern, konzentrierte Hintergründigkeiten, Sekundendramen. Nicht nur für Klarinette, Viola und Klavier, sondern auch mit einer großen Trommel, deren einziger, von Eduard Brunner emphatisch-behaglich ausgeführter Schlag die sich ins Finstere wegschleichende Musik beendet. Eine andere Art des Trios verwendete Hermann Reutter (1900-1985) für seine 1943 komponierten Fünf antiken Oden nach Gedichten der Sappho für Gesang, Bratsche und Klavier - in Sentiments- Wallungen und agitierten Figurationen vibrierende Natur- und Stimmungsbilder, die von Tabea Zimmermann mit stürmischer, von Mitsuko Shirai mit verhaltener Sensibilität getönt wurden.

Shirais geschmeidige, besonders in der Mittellage präsente Stimme bekam ihre Instrumental-Umrahmung in Louis Spohrs Opus 130 - "Sechs deutsche Lieder" von der Klarinette. Zumeist dekorativ, auch illustrativ (im "Wiegenlied" umspielt sie luftig das Säuseln des Windes vorm Fenster). Allein mit Hartmut Höll interpretierte die klug und einfühlsam für Inhalts- und Ausdrucksvaleurs mit ihrer Stimme umgehende Sängerin Anton Weberns lyrisch verhangene George-Lieder op. 4 und eine Auswahl nach steigendem Helligkeitsgrad angeordneter Brahms-Lieder, bei deren letztem ("Ständchen") Schelmisches auch vom Klavier zwinkerte. "Gestillte Sehnsucht": leider nur eines der von Johannes Brahms mit wunderbarer Violabegleitung versehenen Lieder war als Zugabe zu hören: sanfter Ausklang eines überaus enflammierenden Konzerts. VERA LUMPE

Gehwege vor Kindergärten sollen gesichert werden

BAD SODEN. Straße und Gehweg vor dem evangelischen Kindergarten in Neuenhain sind für die jüngsten Verkehrsteilnehmer ein gefährliches Pflaster. "Da wird wild geparkt", monierte Karl Thumser, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Bad Sodener Sozialdemokraten.

Die Stadtverordneten haben deshalb beschlossen, die Gehsteige von Drei-Linden- und Haingrabenstraße sowie den gesamten Kurvenbereich vor dem Ausgang zu sichern. Das könnte beispielsweise mit Pollern oder Ketten geschehen.

Der Magistrat hat darüber hinaus angekündigt, auch für die anderen Kindergärten im Bad Sodener Stadtgebiet zu prüfen, ob auch dort zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. ask

Toll, das ist jetzt meine neue persönliche Referentin.

Handball-Pokal, Frauen und Männer Spiele auf Bezirksebene wurden gestartet

Nach den Pokalspielen auf Kreisebene kommt es in diesem Monat zur ersten Bewährungsprobe der Handball-Mannschaften im Frankfurter Bezirkspokalwettbewerb 92/93. Den Anfang machten die Frauen am Wochenende, während die Männer eine Woche später nachziehen.

Im Frauen-Bezirkspokal zogen die beiden Griesheimer Klubs DJK Schwarzweiß und Turnerschaft ein Freilos, während die Offenbacher Kreisvertreter höchst unterschiedliche Gegner aus dem Topf zogen. Mit der SG Rosenhöhe Offenbach (gegen den TV Altenhaßlau), TSV Klein-Auheim (gegen Artemis Sport Frankfurt), TG Nieder-Roden (gegen SG Wehrheim/Obernhain), SV Zellhausen (im Derby gegen die TG Hainhausen), HSV Götzenhain (gegen SG Dietesheim/ Mühlheim) und dem SV Dreieichenhain (gegen die TG Dietzenbach) freuen sich ein halbes Dutzend Teams über interessante Heimspiele.

Bei den Männern ist dieser Kreis weniger stark vertreten: Die SG Dietzenbach erwartet den ranghöheren Erst-Bezirksligisten VfL Goldstein, der HSV Götzenhain muß im "Klassentreffen" der Bezirksliga I zum BSC 47 Kelsterbach, die Sport-Union Mühlheim trifft auf TuS Zeppelinheim, die TG Hainhausen muß zur Frankfurter TG.

BEZIRKSPOKAL FRANKFURT (Frauen), erste Runde: TG Sachsenhausen - TGS Niederrodenbach, SG Rosenhöhe Offenbach - TV Altenhaßlau, TSG Nordwest Frankfurt - TuS Steinbach, FSV Frankfurt - SG Hainburg, TSV Klein- Auheim - Artemis Sport Frankfurt, TG Nieder-Roden - SG Wehrheim/Obernhain, MTV Kronberg - SV Erlensee, TG Zellhausen - TG Hainhausen, Usinger TSG - TV Bad Vilbel, HSV Götzenhain - SG Dietesheim/Mühlheim, SG Riederwald - TuS Nieder-Eschbach, TV Gelnhausen - TV 1892 Niedermittlau, VfL Goldstein - TSG Neu-Isenburg, SV Dreieichenhain - TG Dietzenbach.

BEZIRKSPOKAL FRANKFURT (Männer), erste Runde: SG Wehrheim/Obernhain: TV 1860 Petterweil, TV Bad Vilbel - TV 1886 Langenselbold, SV 20 Seulberg - TSG Oberursel, TV Kesselstadt - TuS Nieder-Eschbach, MTV Kronberg - TSG Ober-Eschbach, SG Bruchköbel - TG Dörnigheim, SG Dietzenbach - VfL Goldstein, Freie Turner Dörnigheim - TV Altenhaßlau, HC Friedrichsdorf - Eintracht Frankfurt, BSC 47 Kelsterbach - HSV Götzenhain, SV Erlensee - SG 1877 Nied, Frankfurter TG - TG Hainhausen, TG Schwanheim - TG 1837 Hanau, Kickers Offenbach - TSG Nordwest Frankfurt, Sport-Union Mühlheim - TuS Zeppelinheim. Freilos: TGS Niederrodenbach. ppa

Kleine FR

Kinderkleiderbasar BAD VILBEL. Einen Kinderkleiderbasar kündigt die evangelische Heilig- Geist-Kirchengemeinde für Samstag, 17. Oktober, von 14 bis 15.30 Uhr im Gemeinderaum auf dem Heilsberg an. Interessierte wenden sich an die Telefonnummer 8 32 76 (Frau Klause). Angeboten werden gut erhaltene Kinder- und Jugendbekleidung für Herbst oder Winter sowie Spielsachen und Babyzubehör. Referat über Bahai-Religion ROSBACH. Aus Leben und Werk des Stifters der Bahai-Religion referiert Christopher Sprung am Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Nieder-Rosbach. Flohmarkt im Mütterzentrum KARBEN. Einen Flohmarkt mit Baby- und Kinderbekleidung veranstaltet das Mütterzentrum am Samstag, 10. Oktober, von 14 bis 17 Uhr in der Hauptstraße 84. Anmeldungen bis 6. Oktober bei Andrea Kemper, Telefon 0 60 39 / 4 22 73. Finanzausschuß Rosbach tagt ROSBACH. Der Haupt- und Finanzausschuß tagt am Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus Rodheim und berät über den Abschluß eines weiteren Bodenbevorratungsvertrags mit der Hessischen Landgesellschaft in der Feldpreul.Neue Heizung für die Schule ROSBACH. Die Heizungsanlage in der Grundschule Ober-Rosbach ist dringend erneuerungsbedürftig. Die 25 Jahre alten Heizungskessel werden im nächsten Jahr durch eine umweltfreundliche Erdgasheizung erneuert, wie jetzt Schuldezernent Joachim Pollmar mitteilt. Die Kosten gibt er mit 125 000 Mark an.

Es ist schon merkwürdig, wenn ausgerechnet Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), der sich im Vergleich zu seinen europäischen Kollegen als außerordentlich progressiv betrachtet, gescholten wird, er bleibe mit seinem Entwurf für ein Umweltinformationsgesetz hinter den Vorstellung der EG-Kommission zurück. Warum das so ist, läßt sich leicht ausmachen.

Damit der Entwurf überhaupt zur Beratung in den Bundestag gelangen kann, braucht Töpfer zuerst einmal die Zustimmung seiner Kabinettskollegen - wie bei allen anderen Gesetzesvorhaben auch. Diese Hürde zu nehmen, erweist sich für den Umweltminister als zunehmend schwierig. Wie so oft ist es auch diesmal der Wirtschaftsminister, der sich erfolgreich als umweltpolitischer Bremser betätigt. Das freilich kann für Töpfer nicht als Entschuldigung gelten, einen reichlich ambitionslosen Gesetzentwurf vorzulegen, der sich wie eine Pflichtarbeit liest.

Dabei wäre es eine dankbare Aufgabe, ein Gesetz zu schaffen, das den Bürgerinnen und Bürgern das uneingeschränkte Recht einräumt, Informationen über die Umweltsituation in ihrem Lebensbereich zu erhalten - über den Zustand der Luft, des Wassers, des Bodens. Es würde dem gestiegenen Umweltbewußtsein der Bürger Rechnung tragen und zudem Licht in Dschungel mehr Transparenz in den häufig undurchdringlich, ja fast geheimnisvoll erscheinenden Behördendschungel bringen.

Das alles hätte schon längst geschehen können. Die entsprechende Richtlinie, die allen Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft (EG) die Schaffung eines Umweltinformationsgesetzes vorschreibt, gibt es seit zwei Jahren, der Vorschlag der EG-Kommission ist bereits seit vier Jahren bekannt. Wie es aussieht, wird die Bundesregierung, die sich soviel auf ihre umweltpolitische Vorreiterrolle einbildet, die Richtlinie erst mit Verspätung in nationales Recht umsetzen. Der Termin 31. Dezember 1992 wird wohl kaum zu halten sein.

Wenn denn das Umweltinformationsgesetz erst so spät kommt, dann sollte es zumindest über die von der EG vorgeschriebenen Regelungen hinausgehen. Ein solches Gesetz könnte ein erster Schritt für die Schaffung weiterer Auskunftsrechte sein, die nicht auf die Umweltsituation beschränkt sind. Das würde zwischen Bürgern und Behörden Verständnis schaffen und Mißtrauen abbauen. Mehr Mitwirkungs- und Kontrollrechte des Bürgers - und darum geht es letztlich - wären auch ein geeignetes Mittel, die bisher folgenlos kritisierte Politikverdrossenheit zu bekämpfen.

CHARIMA REINHARDT (Bonn)

Polizei fragt nach Verbleib eines Mercedes

GROSSKROTZENBURG. Noch immer sucht die Polizei nach einem blauen Mercedes 300 SE mit dem Kennzeichen HU- RZ 638, der bereits am 12. September in der Tilsiter Straße in Großkrotzenburg gestohlen worden war. Einbrecher hatten nicht nur den Wagen, der einen Wert von 90 000 Mark hat, mitgenommen, sondern auch mehrere Oszillographen und anderes. Ingesamt richteten sie einen Schaden von rund 170 000 Mark an.

Die Polizei fragt nun nach dem Verbleib des Mercedes, außerdem möchte sie wissen, ob irgendwo die elektronischen Meßgeräte aufgetaucht sind. Hinweise werden unter der Telefonnummer 0 61 81/ 100-470 erbeten. az

Mitarbeiter für Denkmalpflege gesucht

GRÄVENWIESBACH. Die Arbeitsgemeinschaft der Heimatvereine im Hochtaunus möchte die Denkmäler in Zukunft mit ehrenamtlichen Kräften pflegen. Wie das aussehen soll, erörterten die Geschichts- und Heimatvereine, die in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen sind, während einer Tagung in Grävenwiesbach.

Dort wurden hierzu aber nur die ersten Ideen gesammelt. Ein weiteres Treffen im Kreisarchiv in Oberursel soll im November dann schon konkrete Ergebnisse bringen. Die Mitglieder der Geschichtsvereine hoffen hierbei auch auf Unterstützung aus der Bevölkerung.

Der andere Schwerpunkt der Tagung war der Austausch. Die Tagung bietet allen Vereinen, die sich im Hochtaunus- Kreis mit dem Thema Geschichte befassen, die Möglichkeit, Fragen und Probleme zu erörtern, die unter den Mitgliedern der einzelnen Vereine auftauchen.

Wer Interesse an der Mitarbeit im archäologischen Bereich hat oder in einem Verein mitmachen möchte, kann sich an das Kreisarchiv in Oberursel unter der Telefonnummer 06171 / 580 370 wenden. Dort gibt es auch nähere Informationen über das Treffen im November. ca

Zur Sache: Etat in Zahlen

Der Haushaltsplan 1993 von Büttelborn sieht im Verwaltungsetat ein Volumen von 25,873 und im Vermögensetat 17,811 Millionen Mark vor. Der Gesamtbetrag der Kredite ist auf 900 000 Mark festgesetzt, darunter eine halbe Million aus dem hessischen Investitionsfonds.

Die Steuersätze machen aus bei der Grundsteuer A (land- und forstwirtschaftliche Betriebe) 300 Prozent und bei der Grundsteuer B (andere Grundstücke) 180 Prozent. Gewerbesteuersatz: 350 Prozent. Freier Spielraum im Etatwerk 93: 3,829 Millionen Mark.

Geschätzte Gewerbesteuereinnahmen 2,5 Millionen (1992: 2,7). Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer: 9,7 ('92: neun). Schlüsselzuweisungen des Landes: 2,7. Kreisumlage: 4,85.

Geplante Projekte und Aufgaben: Renovierung des historischen Rathauses Klein-Gerau (30 000 Mark), Renovierung alte Schule Klein-Gerau (10 000), Ausbau Heinrich-Engel-Straße (770 000), Baustraßen Wasserlauf (600 000), Neubau Kläranlage (6,5), Kanalhauptsammlung (eine). cas

Waldwirtschaftsplan für Bad Vilbel genehmigt

BAD VILBEL. 173 000 Mark müssen im Jahr 1993 voraussichtlich aus dem städtischen Haushalt für die Waldbewirtschaftung ausgegeben werden. Dieses Defizit ergibt der Waldwirtschaftsplan 1993, den die Kommission für Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft einstimmig gebilligt hat.

Der Plan ist mit dem üblichen Holzeinschlag von 500 Festmetern kalkuliert. Es wird mit einem Erlös von 90 Mark je Festmeter gerechnet. Geplant ist, 50 Eichen-Heistern und 240 Sumpfpflanzen zu setzen. Zu je einem Drittel sollen die Teiche entkrautet und entschlammt werden.

Dickster Ausgabeposten im Waldwirtschaftsplan '93 sind wiederum die Personalkosten der Waldarbeiter in Höhe von 261 000 Mark. Da diese aber auch im Karbener Wald eingesetzt werden, werden von der Nachbarstadt voraussichtlich 97 000 Mark bezahlt. Für die Beschäftigung von Fremdfirmen etwa beim Rükken des Holzes oder bei der Sicherung von Waldsäumen sind 26 000 Mark Kosten kalkuliert. hm

Neue Kurse des Juz

am Grafik-Computer

FECHENHEIM. Das "ultimative Programm für Kenner" - mit diesem Slogan wirbt das Jugendzentrum Fechenheim Nord. Das Juz in der Borsigallee 8 - 10 ist montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr geöffnet und bietet Jugendlichen ab 13 Jahren ein Repertoire von der Video-Gruppe über regelmäßiges Fußballtraining bis zum Computerkurs.

Das Programm des Monats ab Montag, 12. Oktober: Um 14 Uhr trifft sich die Video-Gruppe, außerdem stehen Spiele auf dem Plan. Dienstag ist Musiktag (ab 15 Uhr), mittwochs wird ab 18 Uhr auf dem Sportplatz an der Birsteiner Straße Fußball gespielt, und donnerstags bietet das Jugendzentrum ab 15 Uhr einen GrafikComputerkurs an. Wer am Computer lieber spielt anstatt daran zu arbeiten, sollte am Freitag um 14 Uhr ins Juz kommen. Abends ab 18 Uhr trainieren dann wieder die Fußballer.

Für die Woche von Montag, 19. Oktober, bis Donnerstag, 22. Oktober, gelten dieselben Daten und Angebote wie oben. Einzige Ausnahme und Höhepunkt des Monats: Am Freitag, 23. Oktober, steigt ab 18 Uhr die große Juz-Party. In der letzten Oktoberwoche (26. bis 30. Oktober) gilt dann wieder der normale "Fahrplan". Für weitere Informationen steht das Team des Zentrums unter der Telefonnummer 41 80 30 zur Verfügung. rea

Sprechstunden des Stadtbaurats HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler ist am Dienstag, 6. Oktober, ab 17 Uhr im Rathaus-Neubau (Zimmer 195) zu sprechen und ab 19 Uhr im Kaminzimmer des Nachbarschaftshauses Tümpelgarten. Am Mittwoch, 7. Oktober, nimmt er sich ab 19 Uhr im kleinen Saal der Reinhardskirche der Sorgen Kesselstädter Menschen an.

Zwei Schulen sollen Betreuung anbieten

BAD HOMBURG. Die Stadt soll die Personalkosten übernehmen, damit aus der Hölderlin- und der Friedrich- Ebert-Schule sogenannte betreute Grundschulen werden. Das fordern die Bad Homburger Grünen. Sie kündigen einen entsprechenden Antrag für die nächste Sitzung des Sozialausschusses an.

Die beiden Schulen haben beim Kreis bereits die Aufnahme in das Programm "Betreute Grundschule" beantragt. Es soll während unterrichtsfreier Zeit am Vormittag eine durchgehende Betreuung der Mädchen und Jungen sicherstellen. Der Magistrat sieht bisher ein solches Angebot vom Schuljahr 93/94 an nur an den Grundschulen Dornholzhausen und Ober-Erlenbach vor. stk

EG soll Lärm durch Jetboote eindämmen

HANAU. Als "unbefriedigend" hat SPD-Landtagsabgeordneter Ronald Battenhausen die Antwort des hessischen Naturschutz-Ministeriums bezeichnet, in der es auf seine Anfrage hin um Lärmbelästigungen und Umweltzerstörung durch Jetbootfahrer am Untermain ging. Aus der Antwort geht hervor, daß sich aus rechtlichen Gründen die Lärm- und Schadstoffausstöße grundsätzlich nur über die EG begrenzen ließen. Eine entsprechende Regelung strebe Bonn an. Derzeit würden Untersuchungen vorbereitet. Battenhausen meinte dazu, das Verschieben der Probleme auf die höhere EG-Ebene entspreche nicht den Erwartungen der Bevölkerung und fördere EG- und Politikverdrossenheit. him

Henkel an nachrichtenredaktion

Personalie

BIGGI BENDER, Landtagsabgeordnete der Grünen in Baden-Württemberg, hat die Prüfung von Disziplinmaßnahmen gegen einen Stuttgarter Staatsanwalt verlangt. Der Anklagevertreter hatte in einem Strafprozeß ein Pärchen, das zwei ältere Eheleute in ihrer Wohnung überfallen und zur Finanzierung von Drogenkäufen ausgeraubt hatte, als "Gelumpe" bezeichnet und erklärt, es wäre besser, solche Rauschgiftsüchtigen setzten sich einen tödlichen "Goldenen Schuß", als daß sie derartige Verbrechen begängen.Die Überfallenen waren einige Tage später binnen weniger Minuten nacheinander an Herzversagen gestorben. Die Grünen-Politikerin sprach von einem "bisher einmaligen Vorgang in der Rechtsgeschichte des Landes". Der Richter hatte die Äußerungen des Vertreters der Staatsanwaltschaft ungerügt gelassen. In ersten Stellungnahmen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft wurde keine Notwendigkeit für die Einleitung von Disziplinarmaßnahmen gesehen.

(he)

Richtig sitzen will gelernt sein Die AOK bietet im Wetteraukreis eine "Rückenschule" an

WETTERAUKREIS. Eine "Rückenschule" bietet die AOK Wetteraukreis all jenen an, die erste Verspannungen spüren und etwas unternehmen möchten, bevor es zu einer Verschlimmerung kommt, die durch ihren Arzt wissen, daß sie dringend etwas tun müssen, die nach einer ärztlichen oder krankengymnastischen Behandlung weitere Unterstützung suchen, die keine Beschwerden haben, aber vorbeugen wollen.

Rückenleiden gehören laut AOK zu den häufigsten Krankheiten. 90 Prozent der Bevölkerung seien irgendwann im Laufe ihres Lebens einmal davon betroffen. Würden nur die Symptome behandelt und nicht die Ursachen wie Bewegungsmangel, einseitige und falsche Belastungen oder Streß, könnten die Beschwerden kaum auf Dauer behoben werden.

Nicht geeignet ist die Rückenschule für Personen, die an einem akuten Bandscheibenvorfall oder schweren Herz- oder Kreislauferkrankungen leiden oder die gerade erst operiert wurden. Wer unter akuten Schmerzen leidet, sollte die Teilnahme mit seinem Arzt abstimmen, rät die AOK.

In der Rückenschule wird die richtigen Haltung beim Sitzen, Stehen, Heben und Tragen gelehrt, die Beweglichkeit soll verbessert, die Muskulatur entspannt, gestreckt und gekräftigt, das Körperbewußtsein erhöht werden.

Die Rückenschule beginnt am Donnerstag, 5. November, um 18.30 Uhr in Büdingen. Der Kursus geht über sechs wöchentliche Treffen à 90 Minuten.

Im neuen Jahr werden weitere Kurse in Friedberg, Butzbach und bei Landfrauenvereinen angeboten. Weitere Informationen gibt die AOK-Bewegungsfachkraft Susanne Grundwald unter der Rufnummer 0 60 42 / 8 41 08. ieb

Stellplatzsatzung HANAU. Der Struktur- und Umweltausschuß der Hanauer Stadtverordnetenversammlung beschäftigt sich in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 7. Oktober, um 15 Uhr im Rathaus-Altbau (Zimmer 298) mit dem Nachtrag zur Stellplatzsatzung.Etat '93: Weiter Sparsamkeit und Zurückhaltung Büttelborner Haushaltsplan-Entwurf: Auf die Kommune kommen große Aufgaben zu

BÜTTELBORN. "Die Finanzen der Gemeinde Büttelborn sind - wie es schon immer war - wohl geordnet, und sie werden es auch bleiben." So kommentierte Bürgermeister Horst Gölzenleuchter bei der Einbringung des Entwurfs des Haushaltsplanes 1993 (siehe "Zur Sache") vor der Gemeindevertretung die Finanzlage. Für ihn persönlich war dieses Ereignis in der Klein-Gerauer Sporthalle übrigens ein kleines Jubiläum: Zum nunmehr zehnten Mal brachte er den Büttelborner Etat ein.

Gölzenleuchter betonte, daß weiterhin "Sparsamkeit und Zurückhaltung" in der Kommunalpolitik angesagt sei. Schließlich zähle Büttelborn nicht zu den reichen Gemeinwesen. Der Bürgermeister sagt: "Aus diesem Grund müssen wir auch oft härtere Diskussionen führen über freiwillige Leistungen".

Wie der Bürgermeister im einzelnen ausführte, steigt das Etatvolumen 1993 mit 25,78 Millionen Mark im Verwaltungshaushalt und 17,81 im Vermögenshaushalt gegenüber dem im Nachtrag 1992 festgeschriebenen Betrag von 39 Millionen. Auf die Kommune kämen große Aufgaben zu, insbesondere im Abwasserbereich. Die Palette der Projekte reichte vom Regenüberlaufbecken über Zentrum für Gemeinschaftshilfe bis zur Sporthalle Worfelden, war im einzelnen zu hören.

Daher gelte es, klaren finanzpolitischen Kurs zu halten, betonte Gölzenleuchter. Die Rahmenbedingungen seien nicht gerade günstig, auch wenn Büttelborn 1993 noch einmal mit guten Steuereinnahmen und Zuweisungen rechnen könne. Die Personalkosten rangierten mit 7,5 Millionen Mark bei 29 Prozent. Gölzenleuchter: "Da stehen wir gut da, auch beim Steuerzahlerbund."

Büttelborn habe rund 11,1 Millionen Mark Schulden, doch seien davon letztlich 1,4 Millionen Mark sogenannte "unrentierliche Schulden".

Der Bürgermeister nannte als wichtige Aufgabe der Zukunft die Finanzierung der Abwasseraufgaben. Dies erfordere die Akzeptanz aller drei Fraktionen. Dazu liege auch ein SPD-Vorschlag vor, der sich als eine mögliche Diskussionsgrundlage verstehe.

Gölzenleuchter berichtete der Gemeindevertretung auch über ein Gespräch mit dem hessischen Innenminister Dr. Herbert Günther über den Modus zur Finanzierung eines Kläranlagenneubaus. Das Ergebnis: Klärbeiträge seien zur Finanzierung nach wie vor gesetzeskonform und richtig. Zugesagt worden sei eine Überprüfung und Vergleich mit der Regelung in anderen Bundesländern.

Der Bürgermeister erwartete, daß auch der Finanzspielraum Büttelborns enger werde, beispielsweise durch die 1994 anstehende Neuverteilung der Umsatzsteuer, wenn auch die neuen Bundesländer hinzukämen. Außerdem wirkten die großen Herausforderungen der Zeit bis in die Kommunalpolitik hinein, so die Bewältigung der deutschen Einheit, die schwierige wirtschaftliche Situation und das Flüchtlingsproblem.

Bei alledem sei nicht nur die Politik gefragt, sondern alle sollten sich mühen, um in einer offenen Diskussion vernünftige und allgemeinverständliche Lösungen zu finden. Entgegenzuwirken gelte es auch dem Anwachsen radikalen Handelns und der damit verbundenen Mißachtung von Leib und Leben von Menschen sowie fremden Eigentums. cas

Gemeinsame Schul- und Stadtbibliothek geplant In drei Jahren soll es soweit sein / Bergen-Enkheimer Modell besichtigt, aber verworfen

MAINTAL. Bibliotheken haben ihre Bedeutung als Orte des Aufruhrs schon lange verloren: Geist und Wissen gehen unter dem Diktat der Warenwelt ohnehin getrennte Wege. Was sie, zu Büchern aufbereitet, zu entdecken erlauben, ruht häufig unbeachtet zwischen den Leinendekkeln ungezählter Werke: Die Konami-Generation geht ihren Weg der elektronischen Dauerzerstreuung.

In Maintal vertrauen die Verantwortlichen gleichwohl auf die Faszination jener antiquierten Software, die bei Liebhaberinnen und Liebhabern immer noch "Buch" heißt: In drei Jahren wollen Stadtverwaltung und die Leitungen der Erich-Kästner und Albert-Einstein-Schule eine gemeinsame Schul- und Stadtbibliothek mit vielfältigem Angebot übergeben. Die neue Einrichtung soll ihren Platz in den Räumen der Erich-Kästner- Schule finden. Eine Gruppe von Vertreterinnen und Vertretern der Kommune und der Schulen hat deshalb die kombinierte Schul- und Stadtbibliothek in Bergen- Enkheim besucht. Bei der Stippvisite im benachbarten Frankfurter Stadtteil wollten sich die Gäste aus Maintal über den Aufbau der Bibliothek informieren.

Das Interesse der Besucherinnen und Besucher galt vor allem dem inneren Aufbau der kombinierten Einrichtung und der Frage der Koordination zwischen den Lehrkräften. Darüber hinaus erörterten die Gäste aus Maintal die Frage des Betriebes der Bibliothek zwischen Kommune und Schule. Nach Auskunft von Priska Hinz, Leiterin der Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern von Stadt, Schulen und Kreis, erfuhren die Besucherinnen und Besucher etwa, daß die Bergen-Enkheimer Bibliothek von Lehrern als Unterrichtsraum genutzt werde.

Vormittags ist die Einrichtung deshalb der schulischen Nutzung vorbehalten, während an den Nachmittagen die Räume für die Bevölkerung geöffnet werden.

Für Maintal hat Stadträtin Hinz das Bergen-Enkheimer Modell allerdings verworfen. "Wir sind bisher der Ansicht, daß die Projektarbeit von Schülern in der kombinierten Bücherei auch in abgetrennten ruhigen Zonen stattfinden kann."

In den Stadtteilbüchereien habe man feststellen können, daß spezielle Besuchergruppen das Vormittagsangebot der öffentlichen Büchereien nutzten, die in Maintal nicht ausgeschlossen werden sollten. Als Beispiel nannte Hinz Mütter mit kleinen Kindern und ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen.

Bestätigt wurde die Arbeitsgruppe nach Worten von Priska Hinz in der Annahme, daß die Räume der Erich Kästner Schule groß genug für die Einrichtung einer kombinierten Bibliothek seien. Dort stehe etwa doppelt so viel Raum zur Verfügung wie in der Bergen-Enkheimer Einrichtung. Nun soll das Projekt einer gemeinsamen Bibliothek in Maintal ausgearbeitet und dem Parlament zur Grundsatzentscheidung vorgelegt werden. schu

Die SP Reifenwerke sparen eifrig Wasser

HANAU. Der vom Regierungspräsidium Darmstadt ausgerufene Wassernotstand hat die SP Reifenwerke zum Hinweis veranlaßt, daß sie seit 20 Jahren bereits den Kühlwasserverbrauch zurückgeschraubt haben. Waren es 1971 noch mehr als 1,8 Millionen Kubikmeter jährlich gefördertes Brunnenwasser, nahm die Menge 1981 auf knapp 700 000 Kubikmeter und im Jahre 1991 sogar auf 308 000 Kubikmeter ab. Das Regierungspräsidium hat der Firma 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr genehmigt.

Wasser ist in der Reifenproduktion unverzichtbar, um die Zwischenprodukte beim Verarbeiten des Rohkautschuks zu kühlen. Es wird aus fünf Brunnen auf dem Werksgelände gefördert. Bereits Ende der 70er Jahre begann die Firma, das Wasser mehrfach zu nutzen. him

Energiesparer bekommen städtische Zuschüsse

MÜHLHEIM. Um umweltfreundliche Technologien zu fördern, mit deren Hilfe Wasser und Energie gespart werden können, hat die Stadtverordnetenversammlung Richtlinien für Zuschüsse zum Bau solcher Anlagen verabschiedet. Danach unterstützt die Stadt Privatpersonen, die ihre Wäsche mit Regenwasser waschen wollen oder es für die Toilettenspülung benutzen, mit 50 Prozent der Kosten einer entsprechenden Einrichtung, maximal jedoch mit 2000 Mark.

Wer Regenwasser-Rückhalte- und -Versickerungseinrichtungen baut, kann mit einem Zuschuß bis maximal 1500 Mark rechnen. Den Bau von Solaranlagen will die Stadt mit 30 Prozent der Kosten, maximal mit 3000 Mark in Einfamilienhäusern und 5000 Mark in Mehrfamilienhäusern unterstützen.

Für das nächste Jahr hat die Stadt erst einmal nur 20 000 Mark an Fördermitteln bereitgestellt. "Wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt", sagte erster Stadtrat Horst Lehr. Mit den Stadtwerken will die Stadt verhandeln, daß sie sich die Förderrichtlinien ebenfalls zu eigen machen und die Energie- und Wassersparmaßnahmen als eigene Aufgabe übernehmen. pmü

Namen + Notizen

JOSEPH K. LESIEW (54) ehemaliger Bürgermeister der Stadt Eldoret in Kenia hat sich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Eldoret in einem Brief an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bad Vilbel für die Gastfreundschaft während der Kenia-Tage Mitte September bedankt. Der "Vater" der von Bad Vibel und Huizen in Eldoret finanziell unterstützten Schule für geistig und körperlich behinderte Jugendliche dankt für die zehn Jahre lang gewährte Hilfe und die Gelegenheit zu gegenseitigen Besuchen. Lesiew: "Im Namen unserer Delegation sage ich, wir werden immer Erinnerungen haben, die sehr wertvoll sind. Wir haben sehr viel gelernt von unserer schönen Schwesterstadt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Kenia."Rückenschule der DAK ab 21. Oktober

BAD VILBEL. Gegen Rückenschmerzen empfiehlt die DAK Bad Vilbel die "Rückenschule" mit Monika Schneider ab 21. Oktober, um 18 Uhr, in der Turnhalle der Stadtschule. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon 82 68.

Kulturentwicklungsplan spiegelt Remers Vorstellungen wider Untersuchung konzentriert sich neben der weit umfangreicheren Bestandsaufnahme auf wenige bereits bekannte Perspektiven

HANAU. Was Kritiker von Anfang an befürchteten, hat sich bestätigt: Der Hanauer Kulturentwicklungsplan spiegelt im wesentlichen die Vorstellungen des Hanauer Kulturdezernenten wider. Über zwei Jahre lang arbeitete die Kunsthistorikerin Dr. Sigrid Randa an dem über 400seitigen Werk, das die öffentlichen Diskussion anstoßen soll. Die Untersuchung, die rund 50 000 Mark kostete, konzentriert sich dabei neben der weit umfangreicheren Bestandsaufnahme auf wenige bereits bekannte Perspektiven: Den Bau eines Theatersaals, einer Theaterfabrik in der ehemaligen Orangerie des Schlosses Philippsruhe, die Renovierung des Olof-Palme-Hauses und die Herrichtung der "Pumpstation" für freie Träger.

Über die Hälfte der Arbeit nimmt die Schilderung der städtischen Kulturpolitik ein. Bis ins Detail beschreibt die Autorin Veranstaltungsreihen von Kultursommer bis zum Kinderkino, die Museen samt Bestand und Räumlichkeiten, Stadtbibliothek und klassische Konzerte. Ausführlich werden die Märchenfestspiele untersucht, freie Träger wie Vereine oder Künstlergruppen dagegen kurz abgehandelt. Das "autonome Kulturzentrum Metzgerstraße" kommt überhaupt nicht vor, obwohl Dr. Randa bei einem Zwischenbericht im vergangenen Jahr noch zugesagt hatte, auch dieses bei der Untersuchung der freien Kulturszene zu berücksichtigen.

Statt dessen wertete sie viel Sekundärmaterial aus. Ein Großteil der Informationen wurden nicht neu ermittelt, sondern aus anderen Publikationen und Unterlagen zusammengetragen. Aufgebläht wirkt das Werk auch mit Banalitäten, wenn Dr. Randa beispielsweise bei der Beschreibung einer klassischen Konzertreihe analysiert, daß sich das Publikum aus "klassisch interessierten Besuchern" rekrutierte. Ansonsten findet eine Analyse der Besucher nicht statt. Fakten über Publikumsstruktur, über Kritik oder einen Wandel der Kulturkonsumenten fehlen ganz.

Bei den Zielvorstellungen im zweiten Teil werden ebenfalls viele allgemeine Forderungen formuliert. So führt sie beispielsweise aus: "Aufgabe von Kulturpolitik hat es auch zu sein, die vorhandene kulturelle Infrastruktur zu fördern und zu stärken." Dr. Randa beschränkt sich außerdem auch bei den Perspektiven weitgehend auf das städtische Angebot, das sie größtenteils erhalten oder auch ausbauen will. Die Hanauer Christdemokraten hatten schon im Frühjahr dieses Jahres nur vernichtende Kritik für die zögerliche Ausarbeitung der Untersuchung übrig. Sie offenbare "die ganze Hilflosigkeit des Dezernenten", erklärte deren Vorsitzende Margret Härtel.

Kulturdezernent Klaus Remer denkt schon an einen umfassenderen zweiten Entwurf, der die Defizite des ersten ausgleichen soll (siehe auch Interview auf Seite V). Bisher wurde der Kulturentwicklungsplan lediglich dem Magistrat vorgestellt. Remer plant auch öffentliche Diskussionsveranstaltungen. Verschiedene Kulturträger sollen ihre Wünsche einbringen. Bis der endgültige Plan dann beschlossen werden könnte, schätzt der Kulturdezernent, werden mindestens noch ein bis zwei Jahre vergehen. res

Ein Umwelt-Wachhund ohne Zähne? Die neue Öko-Kommission der UN soll die Beschlüsse des Erdgipfels von Rio umsetzen Von Uwe Hoering

Lebt der Geist von Rio noch? Diese Frage wird die UN-Generalversammlung, die seit Mitte September in New York tagt, in den nächsten Wochen beantworten können. Denn sie soll entscheiden, wie die Beschlüsse, die auf der UN-Konferenz Umwelt und Entwicklung (UNCED) im Juni in der brasilianischen Metropole gefaßt wurden, umgesetzt werden. Und die Nagelprobe, wie lebendig der Geist von Rio noch ist, wird die Diskussion über die "UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung" (UNCSD) sein.

Für William Pace war die Zustimmung der Staatschefs in Rio zu der neuen UN- Kommission einer der "stillen Siege" des Erdgipfels. Den Sieg führt der Vorsitzende der US-amerikanischen Nicht-Regierungsorganisation "Intglim", die für rechtliche und institutionelle Reformen des UN-Systems eintritt, auf die "nahezu einhellige Unterstützung dieser Idee durch nicht-staatliche Gruppen aus Nord und Süd" zurück. Die meisten Regierungen hatten sich dagegen nur zögernd mit der Idee einer Institution, die ihnen bei der Einlösung ihrer vollmundigen Rio- Versprechungen auf die Finger schauen soll, angefreundet. Ernst Ulrich von Weizsäcker begrüßt die Kommission auch als "Forum, das die Staaten zwingt, Rechenschaft zu geben", auch wenn sie "die Probleme nicht wirklich wird lösen können".

Der neue Wachhund soll, so heißt es in der Agenda 21, die wirksame Umsetzung der Beschlüsse von Rio sicherstellen, die internationale Zusammenarbeit fördern und über die Verwirklichung der in der 700 Seiten starken Agenda 21 beschlossenen Maßnahmen durch UN-Organisationen und Mitgliedsstaaten wachen - wahrlich eine umfassende Herausforderung. Die UN-Generalversammlung soll diese Aufgabenstellung nun präzisieren, zwischen Themen wie Jugoslawien, UN- Reform und Neuer Weltordnung.

Es muß nicht nur geklärt werden, wer die Kommissions-Mitglieder sein sollen, welche Beziehungen zu anderen UN-Organisation bestehen, welche Rolle die Nichtregierungsorganisationen spielen dürfen und wie oft und wo - New York oder Genf? - die Kommission tagen soll. Zentrale Frage wird sein: Welche Macht wird der Kommission eingeräumt? Wie unabhängig wird sie agieren können? Und wieviel Geld bekommt sie? Insbesondere Nichtregierungsorganisationen setzen große Hoffnungen auf die Kommission. Die Rio-Konferenz hat ihnen Geschmack gemacht am "Lobbying" im UN- System. Unter Berufung auf die Agenda 21, wo die Regierungen eine "Stärkung der Rolle nichtstaatlicher Organisationen" als Partner für eine nachhaltige Entwickung befürworten, legte zum Beispiel die UNCED-Projektstelle in Bonn Vorschläge für eine "effektive Partizipation" der Nichtregierungsorganisationen in der Kommission vor. Danach sollten unter anderem "alle interessierten Nichtregierungorganisationen" einen Beobachterstatus haben, mit dem Recht, selbst Themen für die Tagesordnung vorzuschlagen. Voraussetzung dafür wäre allerdings eine grundlegende Neubestimmung der Rolle nichtstaatlicher Organisationen im UN-System.

Thoretische konnte UNCSD zumindest für größere Transparenz umwelt- und entwicklungspolitischer Entscheidungen sorgen. So soll sie zum Beispiel die Bereitstellung finanzieller Ressourchen für Umwelt und Entwicklung unter die Lupe nehmen. Mitarbeiter nichtstaatlicher Organisationen hoffen, damit sozusagen durch die Hintertür die Kreditvergabe der Weltbank, dem großen Gewinner von Rio im Tauziehen um die Finanzen für internationale Umweltpolitik, auf ihre Umweltauswirkungen hin abklopfen zu können. Ob solche Hoffungen in Erfüllung gehen, das werden allerdings erst die Debatten im UN-Palast an New Yorks East River zeigen.

Solange konkretere Hinweise auf die Zukunft der Kommision fehlen, mag ein Blick in die Vergangenheit helfen. Auch die UN-Umweltkonferenz 1972 in Stockholm beschkoß die Bildung einer neuen Institution; das UN-Umweltprogramm UNEP, das seinen Sitz (als Zugeständnis an den Süden) in Kenias Hauptstadt Nairobi bekamm. Als "zentraler Katalysator" sollte es die Aktivitäten innerhalb des UN-System, die mit Umwelt zu tun haben, "koordinieren und vorantreiben".

In der Praxis blieb UNEP, finanziell kurzgehalten, allerdings ein weithin unbekanntes Mitglied der UN-Familie. Zwar griff es frühzeitig brisante Themen wie Giftmüll-Export, Ozonloch, Klimaveränderungen und die Zerstörung der Tropenwälder, der Meere und Küstenzonen auf, und trug da mit zum geschärften internationalen Umweltbewußtsein bei. Doch den Koloß UN auf Umweltkurs zu bringen ist ihm nicht gelungen. Zunehmend geriet UNEP zudem ins Kreuzfeuer der Kritiker, nicht zuletzt aufgrund der kompetenten, doch selbstherrlichen Ein- Mann-Show seines seit 16 Jahren amtierenden Direktors Mostafa Tolba.

Bereits vor zwei Jahren klagte Tolba öffentlich und lauthals über "Verschwörungen" gegen UNEP, gesteuert besonders aus den USA. Finanzielle Knebelung, Beschneidung von Aufgaben, angebliche Pläne, den Sitz von Nairobi nach Genf zu verlegen - die Liste der Klagen und Verdächtigungen war lang. Dieses Jahr nun wurde UNEP ein Opfer der Rotstift-Politik des neuen UN-Generalsekretärs Butros Butros Ghali. Während die Rolle der Tolba-Behörde geschwächt wurde, wuchs die Macht internationaler Finanzierungssorganisatioen in Umweltfragen, die Umweltabteilung der Weltbank ist heute größer und mächtiger als es UNEP jemals war. Für die Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigt diese Entwicklung, daß das UN-System "einer der großen Verlierer von UNCED" ist. Mit der UNSCD bahnt sich weitere Konkurrenz für UNEP an. Und die Aufgabengebiete werden sich überschneiden.

Anders als in Rio wird bei der UN-Generalversammlung das Thema Umwelt und Entwicklung im Schatten anderer Probleme stehen - keine guten Voraussetzungen für den Geist von Rio. Bereits jetzt zeichnet sich ab, daß die neue Kommission ebenso wie UNEP kaum wirkliche Einflußmöglichkeiten auf UN- Organisationen, geschweige denn nationale Regierungen, haben wird. Ihre Kompetenzen, soweit sie bislang umrissen sind, beschränken sich auf das Sammeln, Sortieren und Bündeln von Informationen, auf die Registrierung von Entscheidungen, die anderswo gefällt wurden. Und sie darf "Empfehlungen an die Generalversammlung" formulieren - ein Wachhund, der mehr oder weniger laut anschlagen, aber wohl kaum Zähne haben wird.

Hirzenhain: Spaß auch in den Herbstferien

HIRZENHAIN. Ein Mal-und Bastelnachmittag bildet den Auftakt zu den Hirzenhainer Herbstferienspielen am Donnerstag, 8. Oktober. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Hirzenhain. Kinder, die mitbasteln wollen, sollten ein altes Hemd oder eine Schürze sowie eine Schere mitbringen. Die Veranstalter bitten um telefonische Anmeldung unter der Nummer 377.

Am Montag, 12. Oktober, wird das Ferienprogramm um 19 Uhr mit dem Film "Arielle, die kleine Meerjungfrau" ebenfalls im Feuerwehrgerätehaus Hirzenhain fortgesetzt. Für die Kinder aus Hirzenhain und Merkenfritz bieten die Jugendfeuerwehren der Gemeinden kostenlose Mitfahrmöglichkeiten an. Treffpunkt ist um 18.45 Uhr in Merkenfritz vor dem Feuerwehrhaus und in Glashütten am Bürgerhaus. Zum Abschluß der Herbstferienspiele bieten die Veranstalter eine Wochenendfreizeit vom 16. bis 18. Oktober an. Der Ausflug soll auf den "Eisenberg" bei Bad Hersfeld gehen. Alle interessierten Kinder und Jugendlichen können sich unter Tel. 377 für die Freitzeit anmelden. Die Fahrt kostet 20 Mark. skl

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 9. Oktober in Milligramm je Kubikmeter Luft.

Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,00) 0,02 (0,01) 0,01 (0,01) CO (50) 0,09 (0,05) 0,04 (0,03) NO2 (0,20) 0,06 (0,04) 0,04 (0,03) Staub (0,45) 0,05 (0,03) 0,04 (0,01)

- = kein Meßwert bekannt (in Klammern Werte vom Vortag)

SO2 = Schwefeldioxid

CO = Kohlenmonoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

* nach VDI-Richtlinie 2310

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt.

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

Bedarf an Kindergärten

GROSSKROTZENBURG. Den Bedarf an Plätzen in den drei Kindergärten am Ort ermittelt derzeit die Gemeinde. Eltern, deren Nachwuchs bis Ende August 1993 das dritte Lebensjahr vollendet hat, können sich im Rathaus oder den Kindergärten die entsprechenden Vordrucke abholen.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Grüne Tomaten (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Central: Erbarmungslos (15, 17.30, 20).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (14.30, 17, 20).

Kino II: Fast Food Family (14.45 Uhr); Alien III (17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (16, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Tom und Jerry (15, 17 und 19 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in Dir (20.30 Uhr).

Bürgerhaus Großauheim: Kinderkino: Michel muß Männchen machen. (14.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Die neue Cannes-Rolle (19.45 Uhr); Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Grüne Tomaten (20.15).

Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Housesitter (20.30); Peter Pan (15.30 Uhr).

Casino: In einem fernen Land (20.15). Kulturmix Hanau. Katholische Kirche St. Elisabeth, Kastanienallee: Orgelkonzert mit Naoko Imai, 20 Uhr.

Comoedienhaus Wilhelmsbad: Strategie der Schmetterlinge - Theaterstück von Esther Vilar, 20 Uhr.

Eröffnung der Spanischen Woche in der Kulturhalle Steinheim: Werke spanischer Schüler zum Thema "500 Jahre Kolumbus", 17.30 Uhr

Langenselbold. Galerie "Kunstform", Gartenstraße 5: Ausstellung "Stein-Zeichen" von Reneé Pfister, wochentags außer Mi. 10 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 13 Uhr.

Bad Orb. "Der kleine Prinz", Lesung und Gespräch mit Reinhilde Rieger, Badehaus am Quellenring, 15.30 Uhr. Vorträge / Diskussionen Bad Soden-Salmünster. Kleiner Konzertsaal: Rund um Bad Soden-Salmünster, Dia-Ton-Schau von Otto Hansmann, 19 Uhr.

Bad Orb. "Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates", Vortrag von Dr. T. Muthorst, Lesehalle, 19.30 Uhr.

"Balkonschmuck durch das ganze Jahr" - Vortrag von Gärtnermeister E. Engel, Lesehalle, 19.30 Uhr. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4 a: Gymnastik nach der Geburt, 20 Uhr.

Familienbildungsstätte der AW, Mittelstr. 23 : Keine Kurse während der Herbstferien.

Maintal. Hobbythekkurse der evangelischen Kirchengemeinde, Berliner Straße 58: Nähkursus, 19 bis 20 Uhr; Ölmalereikursus, 19.15 bis 21.30 Uhr.

Rodenbach. Englischkurse im Bürgerhaus, Vereinsraum: Anfänger, 9 bis 10 Uhr; Fortgeschrittene, 10 bis 11 Uhr. Parteien / Parlamente Nidderau. Treffen der Grünen, 20 Uhr, Schloßbergahalle Windecken.

Großkrotzenburg. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr, Bürgerhaus. Beratung / Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfekontakt-Telefon, 17 bis 20 Uhr, 25 55 00.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 19.30 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt- Tel.0 61 81 / 8 12 31 oder 3 97 26.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer durch die kirchliche Beratungsstelle, 17.30 bis 19 Uhr, Sozialhaus im Bangert.

Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten (montags bis freitags) 9 bis 18 Uhr, Tel. 2 20 26 und 2 48 71, Salzstr. 11.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Tel. 1 58 56.

Sprechstunde Pro Familia, Vor dem Kanaltor 3, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Tel.2 18 54.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch die Guttempler, Pavillon im Schulhof der "Alten Hola", Julius-Leber-Str., Kontakt- Tel. 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe Hanau im Franziskus-Haus, Breslauer Str. 23: Tagesstätte, 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr.

LAWINE-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, Nürnberger Str. 11, Tel. 25 66 02, 10 bis 12 Uhr.

Beratung für Frauen und Mädchen, Frauen helfen Frauen e. V., Tel. 2 68 67.

Jugend- und Drogenberatung des diakonischen Werkes, Gustav-Hoch-Str. 10, Tel. 8 20 08, 11 bis 16 Uhr.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien und Jugendberatung, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, Bruchköbeler Landstr. 39 a, Tel. 8 48 00, 10 bis 16 Uhr.

Maintal. Beratung in Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienstfragen, 18 Uhr, Wachenbucher Straße 2, Hochstadt, Tel. 44 13 68.

Bürgersprechstunde, Rathaus Hochstadt, 17 bis 18 Uhr.

Bruchköbel. Gesprächskreis für pflegende Angehörige, Seniorentreff Mitte, 20 Uhr.

Gelnhausen. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Romanisches Haus, Am Untermarkt, Kontakt-Tel. 0 60 55 / 56 52 oder 0 60 51 / 7 27 63.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 13 bis 16 Uhr, Berliner Str. 45, Tel. 0 60 51 / 44 78.

Gymnastik der Frauenselbsthilfe nach Krebs, 14 Uhr Mehrzweckhalle Haitz.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 7 45 77, 16 bis 20 Uhr.

Schlüchtern. Rosengarten - Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, Weitzelstr. 11, 9 bis 12 Uhr. Initiativen Hanau. Treffen der Friedensinitiative, 20 Uhr, DGB-Jugendheim, Freiheitsplatz.

Treffen der Initiativgruppe Umweltschutz, 20.30 Uhr, Nähefahrtsweg 5, Steinheim, Tel. 6 13 39.

Treffen der Gruppe "besorgte Bürger - Leben ohne Atom", 20 Uhr, ev. Gemeindezentrum, Klein-Auheim, Kontakt-Tel. 6 00 39.

Treffen der Nicaragua-Initiative, 20.30 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Am Goldschmiedehaus.Vereine / Organisationen Erlensee. Skat der Arbeiterwohlfahrt, Hanauer Str. 11, ab 14 Uhr. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, altes Bürgerhaus: Kindertreff für Kinder ab 5 Jahren, 15 Uhr; Hobby-Gruppe, 19.30 Uhr.

Spendenwoche für Winterkleidung an Flüchtlinge aus Bosnien, ev. Kreuzkirchengemeinde, Karl-Marxstr. 43, 15 - 19 Uhr.

Evangelischer Kirchenbezirk Am Limes, Gemeindezentrum Waldsiedlung: Offener Keller des Jugendclubs mit Film nach Wahl, 15 bis 17 Uhr; KiKel, 15 Uhr; Fan' 70 Videogruppe, 18 Uhr; Ökum. 3. Welt e. V., 20 Uhr.

Großkrotzenburg. GZ des ev. Kirchenbezirks am Limes: Frauenkreis, 15 Uhr; Hobbytheke, 20 Uhr.

Rodenbach. Übungsstunden der Rentnerband, ehemaliger Schützenhof OR, 10 bis 11 Uhr.

Seniorentreff, Bürgerhaus, 14.30 Uhr.

Langenselbold. Kostenlose Hausaufgabenbetreuung im Jugendraum des Schlosses, 15 bis 16 Uhr.

DRK-Seniorengymnastik und -tanz in der Turnhalle der Gründauschule, 14.30 bis 16 Uhr.

Seniorentreff Uferstraße: Offener Betrieb, 14 bis 17 Uhr; Handarbeitsgruppe, 18.30 bis 20.30 Uhr; Handarbeitsnachmittage für SchülerInnen im Bastelraum, 15 bis 17.15 Uhr.

Gelnhausen. Beratung und Information im Frauenzentrum, Kuhgasse 8, Tel. 0 60 51 / 1 50 03, 9 bis 12 Uhr.

Bad Orb. Gradierwerk: Spielstube für Brett- und Kartenspiele, 15 Uhr; Hobbymalen, 16 Uhr; Seidenmalerei, 19.30 Uhr;

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, Hofgut Büdesheim: Umwelt AG für Jungen und Mädchen ab 12 Jahren, 14.30 bis 16 Uhr.

Maintal. Sprechstunde des Bürgermeisters, Rathaus Hochstadt, 17 bis 18 Uhr.

Hammersbach. Elterninitiative, Rüdigheimer Str. 6: Spielkreis für Zwei- bis Dreijährige, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Grüne Tomaten (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Central: Erbarmungslos (15, 17.30, 20).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (14.30, 17, 20).

Kino II: Fast Food Family (14.45 Uhr); Alien III (17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (16, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Tom und Jerry (15, 17 und 19 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in Dir (20.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Die neue Cannes-Rolle (19.45 Uhr); Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Grüne Tomaten (20.15).

Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Housesitter (20.30).

Casino: Keine Vorstellung. Kulturmix Hanau. Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6: Werke von Hildegard Risch und "Schmuck im Plural", Di. bis So. 10 - 12 und 14 - 17 Uhr, bis 1. November.

Museum Hanau, Schloß Philippsruhe, Di. bis So., 11 bis 18 Uhr: 40 Jahre Simplicius - Hanauer Kunst der Nachkriegszeit, bis 8. November.

Hessisches Puppenmuseum, Hanau- Wilhelmsbad, Parkpromenade 4: Di. bis So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr: "Japanische Puppen", bis 25. Oktober.

Comoedienhaus Wilhelmsbad: "Strategie der Schmetterlinge" - Theaterstück von Esther Vilar, 20 Uhr.

August-Schärttner-Halle, Martin-Luther-King-Str. 48: Flippers Gala-Show, 20 Uhr.

Steinheim, Ludwigstraße: Spanische Woche: Ausstellung von Arbeiten spanischer Schülerinnen und Schüler, täglich 9 bis 18 Uhr, bis 09.10.; Diavortrag in spanischer Sprache, ab 19 Uhr.

Maintal. QNSD-Galerie der Ateliergemeinschaft Mozartstraße 3, Dörnigheim: "Der Quadrant" - Bilder von Joachim Bachmann und Ralf Vandamm, Di. und So. 17 bis 19 Uhr, Do. 20 bis 21.30 Uhr.

Galerie Katz, Kennedystraße 88: Werke von Alina und Peter Muschalik, Di. bis Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 10.30 bis 13 Uhr.

Nidderau. Lichtbildervortrag des schweizer Schriftstellers Erich von Däniken, Berta-von-Suttner-Schule, Nidderau-Heldenbergen, 20 Uhr.

Langenselbold. Galerie "Kunstform", Gartenstraße 5: Ausstellung "Stein-Zeichen" von Reneé Pfister, wochentags außer Mi. 10 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 13 Uhr.

Bad Soden-Salmünster. "Das närrische Alter" - Theaterabend, Konzerthalle, 19.30 Uhr. Vorträge Großkrotzenburg. Vortrag über das Steuerrecht der KAB im Pfarrheim, 19.30 Uhr.

Gelnhausen. Dia-Vortrag "Australien" , bei "Richter & Janz Präsentationen", Waldstr. 37, 20 Uhr.

Bad Orb. "Bedeutung der Angst" - Vortrag in der Lesehalle, 19.30 Uhr. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4 a: Kunterbunte Ferienküche, 9.30 Uhr; Modellieren mit Ton, 10 Uhr; Bewegungsgym. f. Senioren, 10.30 Uhr; Spielen u. Turnen m. dem Baby, 14 und 15 Uhr; Gymnastik zur Geburtserleichterung, 19 Uhr; Gymnastik nach der Geburt, 20.15 Uhr.

Familienbildungsstätte der AW, Mittelstr. 23 : Wegen der Herbstferien keine Kurse.

Maintal. Hobbythekkurse der evangelischen Kirchengemeinde, Berliner Straße 58: Nähkursus, 15 bis 18 Uhr; Klöppelkursus, 19.15 bis 21.30 Uhr.

Gelnhausen. Deutschkursus f. ausländische Frauen im Frauenzentrum Gelnhausen, Kuhgasse 8, 14 bis 17 Uhr. Parteien / Parlamente Maintal. Treffen der SPD-Seniorengruppe, "Frankfurter Hof", Dörnigheim, 14.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, vormittags, KAB-Geschäftsstelle, Im Bangert 2, Tel. 2 15 66.

Altenberatung 10 bis 12 Uhr, Martin-Luther-Stiftung, Ernst-Sopp-Haus.

Cafeteria des Vereins Lebensgestaltung in Zusammenarbeit mit dem psychiatrischen Krankenhaus, 17 bis 20 Uhr, Julius-Leber-Str. 2, Tel. 29 68 39.

Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe, Breslauer Str. 23: Tagesstätte, 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr.

LAWINE-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, Nürnberger Str. 11, Tel. 25 66 02, 14 bis 16 Uhr.

Beratung für Frauen und Mädchen, Frauen helfen Frauen e. V., Tel. 2 68 67.

Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werkes, Gustav-Hoch-Str. 10, Tel. 8 20 08, 9 bis 19 Uhr.

Beratung f. Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, Bruchköbeler Landstr. 39 a, Tel. 8 48 00: Beratung und Treff f. Mädchen und junge Frauen, 10 bis 17 Uhr.

Maintal. Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 17 bis 19 Uhr, evangelische Kirche Hochstadt, Ringstr. 13, Tel. 43 17 47.

Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 14 Uhr, Berliner Str. 45, Tel. 0 60 51 / 44 78.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 7 45 77, 9 bis 12 Uhr.

Bad Orb. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 20 Uhr Martin- Luther-Haus, Kontakt-Tel. 0 60 52 / 56 62 oder 28 63.

Schlüchtern. Kontakt- und Beratungsstelle "Rosengarten", Weitzelstr. 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14, 15 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung. Initiativen Hanau. Gruppenabend der amnesty international-Gruppe Hanau, Martin-Luther-Haus, Körnerstr. 19, 19.30 Uhr.

Nidderau. Treffen des BUND-Ortsverbandes, ev. Gemeindehaus, Windecken, 20 Uhr. Vereine / Organisationen Erlensee. Frauen-Nachmittag der Arbeiterwohlfahrt, Langendiebach, Hanauer Str. 11, ab 14 Uhr. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, altes Bürgerhaus: Offene Frauengruppe, 20 Uhr.

Kinderstunde im Hessischen Puppenmuseum, Parkpromenade 4: "Wir basteln einen Clown", 15 Uhr.

Spendewoche "Winterkleidung für Flüchtlinge aus Bosnien" in der ev. Kreuzkirche, Karl-Marx-Str. 43, 15 bis 19 Uhr.

Evangelischer Kirchenbezirk am Limes, Großauheim, Waldsiedlung: KiKel, 14.30 Uhr; Fan' 70 - Mädchentreff, 17 Uhr; Singkreis, 19.30 Uhr; Ikebana, 20 Uhr.

Jugendzentrum in der Bahnhofstr. 4: Feriencafé, 11 bis 12.30 Uhr.

Jugendzentrum Schlußstraße, 15 bis 22 Uhr.

Rodenbach. DRK-Haus, Ahornweg 3: Handarbeitsgruppe, 14.30 bis 17.30 Uhr; Bastelgruppe, 14.30 bis 17.30 Uhr.

DRK-Gymnastik, Gemeinschaftshaus Südhanghalle, Oberrodenbach, 15 - 16 Uhr.

Langenselbold. Hausaufgabenbetreuung im Jugendraum des Schlosses, 15 bis 16.30 Uhr.

Behinderten-Treff, Dragoner Bau im Schloß, 19 Uhr.

Veranstaltungen für SeniorInnen im Haus Gründautal, Uferstraße: Atem- und Entspannungsübungen, Gruppe I: 9.15 bis 10.15 Uhr, Gruppe II: 10.30 bis 11.30 Uhr; Handarbeitsgruppe, 13.30 bis 17 Uhr; offener Betrieb, 14 bis 17 Uhr.

Bad Orb. Altstadtführung, Treffpunkt: Lesehalle, 14 Uhr.

Bibelgesprächskreis im Badehaus am Quellenring, 15.30 Uhr.

Gradierwerk: Beratungsstunde für Kurgäste, 15 Uhr; Töpfern, 15 Uhr; Treffen der Schachfreunde, 16 Uhr.

Maintal. Jugendzentrum der ev. Kirchengemeinde Dörnigheim, Hermann-Löns-Str. 2 a, 16 bis 21 Uhr offenes Haus mit Discobetrieb.

Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13: Ferienprogramm des Jugendkellers, ab 10 Uhr.

Seniorentanz im Bürgerhaus Hochstadt, 15 Uhr.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, altes Hofgut, Büdesheim: Offener Treff, 15 bis 22 Uhr.

Spiel- und Krabbelgruppe Büdesheim im ev. Gemeindehaus, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Bruchköbel. Ev. Kirchengemeinde: Spiel- und Bewegungsgruppe, 9 Uhr; Geschichten aus der Bibel, 15 Uhr; Elterntreff, 20 Uhr.

Hammersbach. Krabbelkreis f. Kinder ab 1 Jahr der Elterninitiative, Rüdigheimer Str. 6, Tel. 0 61 85 / 16 28, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Niederdorfelden. Seniorennachmittag im Bürgerhaus der Arbeiterwohlfahrt, 15 Uhr.

Renovierung im Programm des Jugendzentrums

GROSSKROTZENBURG. Renovierung steht in der ersten Herbstferienwoche auf dem Programm im Jugendzentrum: Billardraum und Theke benötigen einen neuen Anstrich.

Das "Feriencafé" ist am Dienstag, 6. Oktober, und Donnerstag, 8. Oktober, jeweils zwischen 11 und 12.30 Uhr, geöffnet. Dort können sich die Helfer auf die Arbeit einstimmen.

In das Frankfurter Rebstockbad führt ein Ausflug am Freitag, 9. Oktober, ab 18 Uhr; falls geeignete Gemeindefahrzeuge zur Verfügung stehen. Wer mitfahren möchte, kann sich in ausliegenden Listen eintragen. Eine Woche später, am Freitag, 23. Oktober, flimmert ab 19.30 Uhr der Streifen "Der mit dem Wolf tanzt" auf der Leinwand. Eine Spielewoche mit Turnieren an der Tischtennisplatte, dem Tischkicker und Billardtisch ist für die letzte Oktoberwoche geplant.

Heavyfans und Independent-Freunde sollten sich den 6. November und 4. Dezember vormerken. Dann spielen "Silent Depression" und "Taste of Time" im Jugendzentrum. jur

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Kinos Hanau. Arabella: Grüne Tomaten (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).

Central: Erbarmungslos (15, 17.30, 20).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (14.30, 17, 20).

Kino II: Fast Food Family (14.45 Uhr); Alien III (17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (16, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Tom und Jerry (15, 17 und 19 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in Dir (20.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Die neue Cannes-Rolle (19.45 Uhr); Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Grüne Tomaten (20.15).

Zeitlos: Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Housesitter (20.30); Peter Pan (15.30 Uhr).

Casino: In einem fernen Land (20.15). Kulturmix Hanau. Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6: Werke von Hildegard Risch und "Schmuck im Plural", Di. bis So. 10 - 12 und 14 - 17 Uhr, bis 1. November. Museum Hanau, Schloß Philippsruhe, Di. bis So., 11 bis 18 Uhr: 40 Jahre Simplicius - Hanauer Kunst der Nachkriegszeit, bis 8. November.

Hessisches Puppenmuseum, Hanau- Wilhelmsbad, Parkpromenade 4: Di. bis So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr: "Japanische Puppen", bis 25. Oktober.

Steinheim, Ludwigstraße: Spanische Woche: Ausstellung von Arbeiten spanischer Schülerinnen und Schüler, täglich 9 bis 18 Uhr, bis 9.10; spanische Folklore ab 19 Uhr.

Bad Orb. "Der flotte Johnathan" - Lustspiel; Konzerthalle, 19.30 Uhr.

Maintal. QNSD-Galerie der Ateliergemeinschaft Mozartstraße 3, Dörnigheim: "Der Quadrant" - Bilder von Joachim Bachmann und Ralf Vandamm, Di. und So. 17 bis 19 Uhr, Do. 20 bis 21.30 Uhr.

Galerie Katz, Kennedystraße 88: Werke von Alina und Peter Muschalik, Di. bis Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 10.30 bis 13 Uhr. Vorträge Hanau. "Traumstraßen der Welt - von Alaska bis Feuerland", Begegnungsstätte Tümpelgarten, 20 Uhr.

Bad Orb. "Vollkorn ein Baustein", Lesehalle, 19.30 Uhr.

Bad Soden-Salmünster. 3-D-Dia- Ton-Schau zum Thema Thüringen, Kleiner Konzertsaal, 19 Uhr. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4 a: Kunterbunte Ferienküche, 9.30 Uhr; Modellieren mit Ton, 10 Uhr; Geburtsvorbereitung f. Paare, 19 Uhr; Gymnastik nach der Geburt, 20.15 Uhr.

Familienbildungsstätte der AW, Mittelstr. 23 : Keine Kurse während der Herbstferien.

Maintal. Hobbythekkurse der evangelischen Kirchengemeinde, Berliner Straße 58: Nähkursus, 9 bis 12 Uhr; Patchworkkursus, 19.15 bis 21.30 Uhr; Puppen,19.15 bis 21.30 Uhr; Aquarell und Zeichnen, 19.30 bis 21.45 Uhr.

Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13: Sprachkursus f. AsylbewerberInnen im Gemeindehaus, 18 Uhr. Parteien / Parlamente Hanau. Kindergruppe der Falken, Nachbarschaftshaus Tümpelgarten, 16 bis 18 Uhr.

Großkrotzenburg. Treffen der Jusos, Jugendzentrum, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia, Vor dem Kanaltor 3, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 18 54.

Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatungsstelle, 17 bis 19 Uhr, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch die Guttempler, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der "Alten Hola", Julius-Leber-Str., Kontakt-Tel. 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe im Franziskus-Haus, Breslauer Str. 23: Tagesstätte, 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr.

LAWINE-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, Nürnberger Str. 11, Tel. 25 66 02, 14 bis 16 Uhr.

Beratung für Frauen und Mädchen, Frauen helfen Frauen e. V., Tel. 2 68 67.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, Tel. 1 58 56, 15 bis 17 Uhr.

Beratung f. Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, Bruchköbeler Landstr. 39 a, Tel. 8 48 00: 17 bis 19 Uhr, offener Treff.

Gruppe "verwaiste Eltern", Albert-Schweitzer-Kinderhort, Lamboystr. 33 a, 19 Uhr.

Erlensee. Treff der Selbsthilfe Körperbehinderter, Erlenhalle, Erlensee-Langendiebach, 15 bis 19 Uhr.

Gelnhausen. Sprechstunde der SEKOS, 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 7 45 77.

Schlüchtern. Kontakt- und Beratungsstelle "Rosengarten" f. Menschen mit seelischen Problemen, Weitzelstr. 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14, offener Treff, 15 bis 20 Uhr; Wissens- und Hobbybörse, 14 bis 18 Uhr. Initiativen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Str. 10. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, altes Bürgerhaus: Mütter-Väter-Kinder-Treff, 10 Uhr; Theatergruppe für Erwachsene, 10 Uhr.

Spendenwoche für Winterkleidung an bosnische Flüchtlinge, ev. Kreuzkirchengemeinde, Karl-Marxstr. 43, 15 bis 19 Uhr.

Jugendbibelkreis der Adventgemeinde, Frankfurter Landstr. 64, 20 Uhr.

Evangelischer Kirchenbezirk am Limes, GZ Waldsiedlung: Frauengymnastik, 9 und 10 Uhr; Fan' 70-Schülercafé, 15 Uhr.

Großkrotzenburg. Ev. Kirchengemeinde, Kinder-Hobbytheke im GZ, 14.30 Uhr.

Jugendzentrum Schlußstraße, 15 - 22 Uhr.

Rodenbach. Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohlfahrt für ältere BürgerInnen, Bürgerhaus, 14 bis 17 Uhr.

Altennachmmittag im Pfarrzentrum St. Michael, Niederrodenbach, 14 - 17.30 Uhr.

Veranstaltungen für ältere BürgerInnen im DRK-Haus, Ahornweg 3: Gymnastikgruppe, 15 bis 16 Uhr; Tanzgruppe, 15 bis 16 Uhr.

Übungsstunden der Rodenbacher Rentnerband, ehemaliger Schützenhof Oberrodenbach, 15 bis 17 Uhr.

Langenselbold. Veranstaltungen für ältere BürgerInnen im Haus Gründautal, Uferstr.: Seniorennachmittag, 14.30 bis 17 Uhr; offener Betrieb, 14 bis 17 Uhr.

Gelnhausen. Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung, 14.30 bis 17 Uhr im Frauenzentrum Kuhgasse.

Bad Orb. Heimatkundliche Wanderung mit dem Spessartbund, Treffpunkt Kurparkstr., Busparkplatz, 14 Uhr.

Veranstaltungen im Gradierwerk: Skatspielen, 15 Uhr; Seidenmalerei, 19.30 Uhr.

Badehaus am Quellenring: Meditativer Gesprächskreis, 15.30 Uhr.

"Ich singe Dir mit Herz und Mund" - meditieren mit Chorälen, Martin-Luther- Haus, 19.30 Uhr.

Maintal. Ev. Kirchengemeinde, Dörnigheim, Hermann-Löns-Str. 2 a, offenes Haus mit Discobetrieb, 16 bis 20 Uhr.

Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13: Ferienprogramm des Jugendkellers, 11 Uhr.

Seniorengymnastik im Bürgerhaus Bischofsheim, 9.15 und 10.30 Uhr.

Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe Büdesheim im ev. Gemeindehaus, 15 bis 17 Uhr.

Bruchköbel. Ev. Kirchengemeinde, Martin-Luther-Str. 2: Spiel-Bewegungsgruppe, 9 Uhr; Krabbelgruppe, 10 Uhr; Kindergruppe f. 7 bis 9 jährige, 16 Uhr; Frauenkreis, 19.30 Uhr.

Fußball-Bezirksoberligist SG Nieder-Roden setzt auf seine jungen Talente Die "Teenager-Abwehr" ist eine der stabilsten Vier 19jährige halten dicht / Trainer Frank Laber kommt mit seiner jungen Truppe gut aus

76 Jahre alt ist die Abwehrreihe des Fußballbezirksoberligisten SG Nieder- Roden und damit der jüngste Defensivblock der Liga. Nieder-Rodens Trainer Frank Laber hat die verantwortungsvolle Aufgabe, die gegnerischen Angreifer am Toreschießen zu hindern, vier 19jährigen übertragen, und diese vier "Youngsters" rechtfertigten bislang das in sie gesetzte Vertrauen in vollstem Maße. Nach dem Abstieg aus der Landesliga Süd rangiert das Team auf dem sechsten Platz der Bezirksoberliga Frankfurt Ost und hält den Anschluß an die Spitzengruppe.

Nach einem Abstieg stehen Fußballklubs in der Regel an einem Scheideweg, und die Verantwortlichen der SG Nieder- Roden scheinen die sinnvollste Richtung eingeschlagen zu haben. Eine komplette Auflösung des Kaders konnte verhindert werden, das Gros der Landesliga-Stammkräfte wurde gehalten.

Zu diesem Stamm holten sich die Nieder-Rodener einige junge Talente, und sie griffen offenbar in die Glückskiste. Torwart Frank Ungefroren, von den Offenbacher Kickers gekommen, hat - ganz unverfroren - trotz seiner zarten 19 Lenze den Sprung ins Tor der SG geschafft, erhält derzeit den Vorzug vor Achim Schmidt. Den Libero-Posten bekleidete zunächst "Routinier" Fredy Bogisic (26), doch nachdem er am 13. September des Feldes verwiesen wurde und vier Wochen pausieren muß, wurde er den Posten an Hasan Yilmaz los. Diesen 19jährigen aus der SG-Jugend hatte eigentlich niemand auf der Rechnung, die aber bekanntlich nicht ohne den Wirt gemacht wird. Wie ein alter "Hase" spielt Yilmaz den Abwehrchef und ist mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Für frischen Wind sorgt auch Andreas Wind, natürlich 19 Jahre alt, aus der eigenen Jugend und ein zuverlässiger Manndecker. Dies gilt auch für Thomas Siebert, den vierten im Bunde der "Teenager-Abwehr".

Dieser Abwehrverband ist einer der stabilsten in der Bezirksoberliga, und wenn es bei den Nieder-Rodenern überhaupt irgendwo mangelt, dann im Sturm. Ralf Paul ist mit vier Treffern bislang bester Schütze und "eigentlich der einzige echte torgefährliche Spieler, den wir haben", bestätigt Spielausschußvorsitzender Manfred Krapp. Neben Paul stürmt Andre Zäh, dem mit seinen - wie könnte es anders sein - 19 Lenzen noch die Ruhe und Kaltschnäuzigkeit fehlt. Im Mittelfeld stellen die beiden "Oldies" Stefan Dries (27) und Carsten Rössner (28) die Verbindung her. Rössner wurde vom BSC Offenbach zurückgeholt, um Frank Laber zu ersetzen, der sich voll auf seine Aufgaben als Trainer konzentriert. Diese Aufgabe löst der A-Lizenz-Inhaber zur vollsten Zufriedenheit des SG-Vorstandes: "Laber kann mit jungen Leuten umgehen. Wir planen langfristig mit ihm", erklärt Krapp, daß Frank Laber nicht labert, sondern fundiert arbeitet.

Mannschaftskapitän Stefan Dries lenkt das Spiel der SG und versorgt die Stürmer mit Vorlagen. Unterstützt werden die beiden von Thomas Weskamp und Andre Schildbach. Erst ab 1. November kann Dennis Reichenauer (21) eingreifen, der vom KV Mühlheim keine Freigabe erhielt. Das Durchschnittsalter des derzeitigen des Teams liegt bei 22 Jahren. Kein Wunder, daß Manfred Krapp den Druck von dieser jungen Mannschaft nimmt: "Der Aufstieg ist erst in zwei bis drei Jahren wieder ein Thema. Zunächst wollen wir uns in der Bezirksoberliga etablieren." Was bislang prima gelang. "Klar, solange die Kräfte reichen, wollen wir oben mitmischen", ist Krapp aber kein Zweckpessimist. Zumal er noch einige Trümpfe in der Hinterhand hat: Jörg Glasenhardt, 21jähriger Bruder des zum OFC abgewanderten Rene, der einen gelungenen Saisonstart hatte, aber seit zwei Wochen an einer Herzmuskelentzündung laboriert und zwangspausiert. Markus Roth (28), der sich in der vergangenen Saison einen Bänderriß zuzog und zur Rückrunde wieder erwartet wird. Und Volkmar Bölke, jener Mann, der mit seinen 31 Jahren den Altersschnitt der SG in "schwindelnde Höhen" treiben wird. Er hatte sich die Achillessehne gerissen, ist auf dem besten Weg, bald wieder zum Team zu stoßen. "Zur Rückrunde, wenn unseren Jungen vielleicht die Kraft ausgeht, können wir diese Leute gerade gut gebrauchen", freut sich Krapp.

Bis dahin wollen die Nieder-Rodener auch ihren Zuschauerschnitt auf 250 gebracht haben. "Zunächst waren die Leute skeptisch, aber mittlerweile honorieren sie unsere Leistungen und glauben an die junge Mannschaft", glaubt Krapp, daß auch die Fans bald wieder in größeren Mengen das Spielfeld säumen. Zum Beispiel, wenn am 18. Oktober (15 Uhr, Sportzentrum Hainburgstraße) die SG Bruchköbel anreist. Zunächst müssen die Nieder-Rodener am Sonntag zum Büdinger Aufsteiger KSG Ober-Seemen. Der Kassenschlager steht am 22. November ins Haus, wenn Ortsnachbar und Titelfavorit Sportfreunde Seligenstadt in der Hainburgstraße gastiert. Die Seligenstädter, Teutonia Hausen und Lämmerspiel zählt Krapp zum Favoritenkreis im Kampf um den Titel. Doch egal welche Mannschaft sich in Nieder-Roden vorstellt, eines müssen alle beachten: Gegen die Nieder-Rodener "Teenie"-Truppe kann man ganz schön alt aussehen, wenn man nicht aufpaßt. INA SCHNEIDER/jbp

Die Metzger fürchten sich vor dem Trend "weg vom toten Tier" Ernährungswissenschaftler begrüßen dagegen maßvolle Fleisch-Abstinenz / Schwein schwindet zugunsten von Geflügel

Des einen Freud, des anderen Leid: Von 66 auf 64 Kilogramm pro Jahr ist der Fleischkonsum der Deutschen in den letzten 12 Monaten zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 1992 mußten die deutschen Metzger Einkommensverluste von 3,7 Prozent hinnehmen. "Das trifft uns natürlich hart", klagt Alois Böhm, Geschäftsführer des hessischen Fleischerverbandes. Professor Claus Leitzmann, Ernährungswissenschaftler an der Universität Gießen, dagegen freut sich: "Wir empfehlen den Leuten schon seit Jahren, weniger Fleisch zu essen."

Vor allem der Absatz von Schweinefleisch ist in den letzten Jahren ständig zurückgegangen. "Wir verkaufen inzwischen mehr Hähnchenfleisch", erzählt der Rödelheimer Metzger Hans Eckart, "die Leute meinen wohl, Hähnchen sei gesünder."

Auch Elvira Heiniger, die am Liebfrauenberg eine Metzgerei führt, registriert eine Verdrängung von Schweinefleisch zugunsten von Geflügel. "Was sehr viel verlangt wird", berichtet die Fleischerin, "ist Putenwurst oder Hähnchenfleisch - vor allem von jüngeren Leuten." Alte Frauen dagegen kauften immer noch regelmäßig ihren Rinder- oder Schweinebraten. Der Fleischer Werner Borst aus dem Gallusviertel sieht gar den generellen Trend weg vom toten Tier. "Die Älteren essen viel Fleisch", meint Borst, "die Jüngeren weniger."

Für den Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann liegt die Abkehr der Deutschen von ihrem liebsten Kind, dem Sonntagsbraten, in der "oft schlechten Qualität des Schweinefleisches" begründet. "Die Leute sind gesundheitsbewußter geworden." Das sieht Alois Böhm von der Fleischerinnung natürlich anders: "Wir geben uns Mühe, den Leuten klarzumachen, daß Fleisch ein sehr gesun- des Lebensmittel ist." Die Fleischerinnung will deshalb vom 12. Oktober an mit einer Kampagne in hessischen Fachgeschäften für dieses "Lebensmittel" werben.

"Weniger Fleisch, dafür besseres Fleisch und höhere Preise" empfiehlt dagegen der Ernährungsfachmann Leitzmann den Metzgern und Bauern, "die Leute sind bereit, für Qualität mehr zu bezahlen - und Schweinefleisch steht ja vom Geschmack her weiterhin an erster Stelle." Den Trend zur Qualitätsware, weg von der Packwurst aus dem Supermarkt, sieht auch der Rödelheimer Metzger Eckert. Er verkauft in letzter Zeit mehr Hausmacherwürste wie den Preßkopf. "Vieleicht kaufen die Leute ja keine Wurst mehr", hofft er, "die schon Jahre im Kühlhaus gelegen hat."

Hat der hohe Anteil moslemischer Mitbürger in Frankfurt einen Einfluß auf die Zusammensetzung des Fleischkonsums? "Keinen allzu großen", anwortet Alois Böhm von der Fleischerinnung. "Die meisten Mohammedaner essen ja kein Fleisch, an dem ein Unreiner mit dem Messer dran war." Sie kauften meist bei ihren eigenen Metzgereien ein, die nicht der Fleischerinnung angeschlossen seien.

Der Ernährungswissenschaftler Leitzmann verzeichnet leichte Zuwächse bei Lamm- oder Hammelfleisch. "Die Deutschen sind ja weiterhin sehr reiselustig", sagt Leitzmann, "und deshalb eher bereit, mal in ein arabisches oder türkisches Restaurant zu gehen." Große Marktanteile seien das nicht, meint der Experte, "aber faszinierend zu beobachten". mku

Die Aschenbahn wird abgedeckt

MÜHLHEIM. Es mache keinen Sinn, jetzt 90 000 Mark für die Abdeckung der mit dem dioxinhaltigen Kieselrot belasteten Aschenbahn der "Sport-Union" auszugeben, erklärte Rainer Priester-Krutzinna von den Grünen in der Stadtverordnetenversammlung. Besser sei es, das Zeug gleich für eine halbe Million Mark zu entsorgen, denn in fünf oder zehn Jahren werde man das zu diesem Preis nicht mehr bekommen. Aufgeschoben sei nicht aufgehoben, machte er deutlich, daß eine Sanierung irgendwann kommen werde, spätestens dann, wenn das Gelände anders genutzt werden soll.

Die Grünen setzten sich damit jedoch nicht durch. Mit ihrer Mehrheit beschloß die SPD-Fraktion die Abdeckung der Fläche. Weil sich die Wissenschaftler noch darüber stritten, ob vom Kieselrot überhaupt eine Gefahr ausgehe, sei es besser, die Bahn jetzt abzudecken und abzuwarten, sagte Jürgen Ries (SPD). Der Vorteil: Der Platz der Sport-Union sei bald wieder bespielbar. pmü

Kleine FR

Kein Frauentreff

KRONBERG. Der monatliche offene Frauentreff im Grünen Wald fällt diesmal aus Urlaubsgründen aus. Nächster Treff ist am Dienstag, 3. November, 20 Uhr; Thema: "Umweltschutz im Haushalt".

Sommerabschlußfete

OBERURSEL. Volles Haus hatten die Jungen Liberalen bei ihrer Sommerabschlußfete. Die Band "Yesterday People" sorgte mit Oldies für gute Stimmung, und auch sonst hatten die JuLis alles aufgeboten, was zu einer guten Party gehört. Taunusklub wandert

OBERURSEL. Ganz in der Nähe bleibt der Taunusklub diesmal: Am Sonntag, 11. Oktober, ist um 10 Uhr Treffpunkt am Bahnhof Oberursel zur Fahrt nach Friedrichsdorf. Dort beginnt unter Leitung von Heinz Völker eine zweistündige Wanderung.Kleine Lokalrundschau

SPD steht Rede und Antwort DIETZENBACH. Der SPD-Ortsverein lädt für Donnerstag, 8. Oktober, 19 Uhr, in die Gaststätte "Alt Dietzenbach" an der Marktstraße zum Dämmerschoppen ein. Bürgermeister Jürgen Heyer und andere SPD-Kommunalpolitiker stehen Rede und Antwort.

Ballett beim Turnverein BABENHAUSEN. Der Turnverein bietet für Anfänger ab vier Jahren und für Fortgeschrittene, die älter als sechs Jahre sind, Unterricht in klassischem Ballett an. Dabei stehen Spaß an der Bewegung im Vordergrund und keine Spitzenleistungen. Infos gibt es bei der Geschäftsstelle, Erlochweg 2.

Bürgertreff geschlossen RÖDERMARK. Bis zum Sonntag, 11. Oktober, ist der Bürgertreff geschlossen. Das Betreuungsteam der städtischen Einrichtung macht bis dahin Urlaub.

Englisch am Rennsteig KREIS OFFENBACH. Am Rennsteig im Thüringer Wald veranstaltet die Kreisvolkshochschule vom 29. November bis 4. Dezember einen Bildungsurlaub "Englisch". Wer teilnimmt, muß bereits fünf Jahre lang die Sprache in der Schule gelernt haben. Infos: 069/8068-571.

Rohrnetz wird gespült RÖDERMARK. Der Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg spült routinemäßig das Wasserrohrnetz in Messenhausen - am 7. Oktober zwischen 7 und 16 Uhr - und in Waldacker am 7. und 8. Oktober zur gleichen Zeit. Dabei sind Druckschwankungen, kurzfristige Unterbrechungen der Wasserversorgung oder Eintrübungen des Wassers möglich. VHS-Kurs "Bodendenkmäler" SELIGENSTADT. Für den VHS-Kurs "Bodendenkmäler - Zeugnisse unserer Vergangenheit", der am Mittwoch, 21. Oktober, um 19.30 Uhr im Hans-Memling-Kolleg des "Riesen" beginnt, werden noch unter der Nummer 069 / 8068 584 Anmeldungen entgegengenommen.

Straßensperrung genehmigt SELIGENSTADT. Polizei und Straßenbauamt sind damit einverstanden, daß die Landesstraße 2310 als Ortsdurchfahrt von Froschhausen am vierten Adventssonntag gesperrt wird - für einen Weihnachtsmarkt. Auch der Magistrat will zustimmen. Junge Union und Gewerbeverein hatten die Sperrung beantragt. Nachtragsetat eingebracht MÜNSTER. Bürgermeister Karl Grimm (CDU) hat den Nachtragsetat eingebracht. Die Einnahmen und Ausgaben im Verwaltungshaushalt steigen um 1,8 auf 21,7 Millionen Mark, die im Vermögensetat von 8,6 auf 9,5 Millionen Mark. Die Gewerbesteuereinnahmen erhöhen sich um 700 000 auf drei Millionen Mark. Langstädter feiern Dorffest BABENHAUSEN. Die Einwohner des Stadtteils Langstadt feiern am Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr, im Jugendheim das 725jährige Bestehen des Ortes. Im alten Bahnhof Weinlokal geplant MÜNSTER. Im alten Bahnhof von Münster, den die Kommune vor einigen Jahren erworben hat, soll ein Weinlokal eingerichtet werden. Das Gebäude wurde inzwischen verpachtet. Den angrenzenden Schuppen will der Verein "Radsport" zu einer Trainingshalle umbauen. Aufträge vergeben SELIGENSTADT. Der Magistrat hat weitere Aufträge zur Erweiterung des Kindergartens Froschhausen vergeben. Die Stadtverwaltung geht davon aus, daß die neuen Räume im ersten Halbjahr 1993 bezogen werden können. Zuschüsse an Vereine SELIGENSTADT. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft erhält einen städtischen Zuschuß von fast 700 Mark für ein Stromaggregat. Das Kunstforum erhält indes 10 000 Mark, damit ein Defizit, das 1991 entstanden war, reduziert werden kann. Die KAB kann sich über etwa 7000 Mark freuen. Das Geld soll für den Bau der "Franziskus-Insel", einer Holzhütte neben der katholischen Kirche, verwandt werden.

Auf einen Blick

Seite II Der amtierende Stadtverordnetenvorsteher Hagen Behrens führt die SPD Reichelsheim 1993 in den Wahlkampf. Seite III Nach dem Brand im Vilbeler Balkan-Grill: Offensichtlich haben mehrere Behörden versagt. Seite IV Lokalsport: Der personelle Schuh drückt beim Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim.

Rotes Kreuz sammelt gebrauchte Kleidung

MAIN-KINZIG-KREIS. Die nächste Altkleidersammlung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist am Samstag, 10. Oktober. Gesammelt wird in der Hanauer Kernstadt sowie in den Stadtteilen Großauheim, Klein-Auheim und Steinheim, in Bruchköbel, Hammersbach, Neuberg, Nidderau, Rodenbach, Ronneburg und Schöneck-Büdesheim.

Die Textilien sollen am Sammeltag möglichst ab 8 Uhr gut sichtbar bereitgestellt sein. Darüberhinaus kann Kleidung rund um die Uhr im DRK-Kreisverband Hand, Feuerbachstraße 47-49, abgegeben werden. mün

CDU moniert Abwesenheit der Dezernenten

Weil die Stadtverordneten in letzter Zeit immer häufiger ohne die zuständigen Magistratsmitglieder diskutieren müßten, sind die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Römer, Wolfgang Stammler und Edwin Schwarz, jetzt auf die Palme gestiegen. In einem Brief an den Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch (SPD) beklagen sie die "Mißachtung des Stadtparlamentes". Als eine solche werten die CDU-Stadtverordneten das Desinteresse und die Abwesenheit der zuständigen Dezernenten in Sitzungen des Stadtparlamentes und der Ausschüsse.

Ganz besonders unangenehm ist der CDU dabei Oberbürgermeister Andreas von Schoeler aufgefallen. Weil der OB auch Wirtschaftsdezernent ist, müsse der eigentlich in den regelmäßigen Sitzungen des Wirtschaftsausschusses Rede und Antwort stehen. Bisher sei von Schoeler aber gerade in fünf der 36 Sitzungen des Ausschusses anwesend gewesen. Die anerkannt "wichtige Diskussion" über die Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderung habe deswegen verschoben werden müssen.

Aber auch im Bau- und im Verkehrsausschuß hätten wichtige Tagesordnungspunkte vertagt werden müssen, weil die Dezernenten Protzmann und Wentz nicht da waren.

Die CDU will sich das nicht mehr gefallenlassen. Stadtverordnetenvorsteher Busch solle den Magistrat auf seine Verpflichtungen nach der Hessischen Gemeindeordnung hinweisen. Die CDU überlegt unterdessen, ohne die Dezernenten künftig nicht mehr zu verhandeln und die Sitzung bis zu deren Erscheinen unterbrechen zu lassen. luf

Fahrt zur Kreiserntedankschau GROSSKROTZENBURG. Zur Kreiserntedankschau nach Ostheim fährt der Obst- und Gartenbauverein am Sonntag, 11. Oktober. Die Abfahrt mit Privatwagen ist um 14.30 Uhr am Rathaus. Es bestehen Mitfahrmöglichkeiten.

Kreis fördert Beratung für psychisch Kranke

KREIS OFFENBACH. Die Betreuung von psychisch Kranken und Behinderten im Kreis Offenbach ist weiterhin gesichert. Der Kreisausschuß hat beschlossen, den beiden Kontakt- und Beratungsstellen in Rödermark und Neu-Isenburg je rund 40 000 Mark für die laufende Arbeit zur Verfügung zu stellen. Damit beteiligt sich der Kreis mit 15 Prozent an den Gesamtkosten dieser Einrichtungen, deren Träger das Diakonische Werk Hessen-Nassau ist.

In Zusammenarbeit mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises sorgen die Kontaktstellen für eine gemeindenahe Versorgung. Die Mitarbeiter versuchen, den psychisch Kranken praktische Lebenshilfe zu geben und sie aus ihrer Isolierung in der Gesellschaft zu befreien. fuh

Ferien in Altenstadt: Kino, Theater, Tennis und Squash

ALTENSTADT. Damit in den Herbstferien keine Langeweile aufkommt, veranstaltet die Gemeinde Altenstadt auch in diesem Jahr wieder ein Ferienprogramm. Täglich um 16 Uhr zeigen die Apollo-Lichtspiele Filme für Kinder und Jugendliche. Noch bis zum 7. Oktober ist der Film "My Girl - meine erste Liebe" zu sehen. Vom 8. bis zum 14. Oktober bringt das Ferien-Kino Walt Disneys neuesten Zeichentrickfilm "Bernhard und Bianca im Känguruhland". Disney verfilmte ebenfalls den Abenteuerroman "Wolfsblut", der vom 15. bis 21. Oktober um 16 Uhr zu sehen sein wird. Vom 15. bis 18. Oktober um 18 Uhr gibt es den Film "Nick Knattertons Abenteuer".

Doch die Gemeinde Altenstadt hat nicht nur Kino in ihrem Ferienprogramm. Vom 5. bis zum 9. Oktober können sich Kinder ab 8 Jahren, Jugendliche und Erwachsene unter der Telefonnummer 0 60 47 / 51 74 zu einem Selbstverteidigungskurs in einer Jugendherberge in der Rhön anmelden. Der Kurs kostet 260 Mark.

Am Samstag, 10. Oktober, um 16 Uhr gastiert das Hammelsbacher Kasperle-Theater in den Apollo-Lichtspielen mit zwei lustigen Stücken für Kinder ab drei Jahren. Der Eintritt kostet 5 Mark.

Kinder, die sich für Tennis und Squash interessieren, sind am 16. Oktober zu einem Erlebnistag im Tennis- und Squashcenter in der Waldsiedlung eingeladen. Für drei Mark können sie Tennis und Squash spielen, außerdem gibt es Getränke, Mittagessen, Spiele und Überraschungen. Wer daran Interesse hat, sollte sich im Rathaus den Teilnahmeschein für drei Mark besorgen. Es hat montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und Montag nachmittag von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. skl

Tierschützer verurteilen Quälereien im Labor wie übertriebene Liebe zur Kreatur Kampf gegen "Bärentanz" und Versuche Woche des Tierschutzes Von unserem Redaktionsmitglied Hermann Lammert Der Tierschutz, dem jetzt eine ganze Woche gewidmet ist, hat sich mit den extremen Beziehungen zwischen Mensch und Tier auseinanderzusetzen: Überzüchtungen zu Schoßhündchen mit fatalen körperlichen und psychischen Schäden ebenso wie die Quälerei durch Tierversuche oder todbringende Transporte exotischer Vögel. Das Tier wird nach wie vor schamlos vermarktet, und die Gesetzgeber tun sich schwer. Dennoch: Die Welttierschutzwoche verläuft bislang brav mit Mahnungen, Sammelbüchsen auf den Straßen oder einem peinlichen Tanz von Menschen im Bärenfell - als Protest des Deutschen Tierhilfswerkes gegen das Abrichten von Tanzbären in der Türkei, wo man Jungbären fängt und dabei die Bärenmutter töten muß. Auf heißen Metallplatten bringt man den Tieren das "Tanzen" zu Musik bei; hunderte solcher Tiere sollen die Touristen ergötzen. In Frankfurt hingegen werden nach einer Statistik vom Juli dieses Jahres 15 600 Hunde "gehalten", große und kleine, zahme und bissige - in Hütten und in Wohnungen. Gemessen am Kot auf Bürgersteigen, Kinderspielplätzen gar oder in Grünanlagen möchte man glauben, Frankfurt sei eine Stadt voller Hunde. Irrtum: Zwar bringen diese Vierbeiner dem Stadtkämmerer annähernd zwei Millionen Mark jährlich ein, doch kommen, statistisch gesehen, auf 1000 Frankfurter nur 24 Hunde. Damit ist die Rhein- Main-Metropole das Schlußlicht unter vergleichbaren deutschen Großstädten. Das Fazit: Entweder sind die Frankfurter weniger von Tierliebe befallen als anderswo oder es entziehen sich viele der Steuerpflicht.

Die Hundebesitzer-Lobby hat dennoch Gewicht im Frankfurter Römer: Auf ihr Betreiben hin ist das Anlegen eines Hundefriedhofs im Gespräch. Mancherlei extrovertierte Tierliebe hierzulande läßt ahnen, daß manch ein Frauchen, alt geworden mit ihrem einzigen verbliebenen Begleiter einsamer Tage, dem Verschiedenen eine Ruhestätte gestalten lassen wird, die in mancher Grabzeile herkömmlicher Gottesäcker ihresgleichen sucht.

Irmela Czarnetzki vom Tierschutzverein Frankfurt spricht vom "Wahnsinn überzüchteter Hunde", die auf Schößen oder Couchen ihrer Besitzer und durch die Überzüchtung hüftkrank werden. Oder, wird man ihrer überdrüssig, wandern sie von Hand zu Hand, werden ängstlich oder sind eines Tages von Psychosen befallen. Der Tiere Schicksal ist in fataler Weise abhängig von der psychischen Konstruktion, dem Egoismus, der Brutalität, der Oberflächlichkeit ihrer Be-

(Fortsetzung auf Seite 22)

Kongreßzentrum mit Büros und Hotel auf der Messe

Alte Halle wird abgerissen / Holländischer Investor Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert Die Tage der aus dem Jahre 1954 stammenden Kongreßhalle auf dem Messegelände sind gezählt. Spätestens im Frühjahr 1994 wird der Flachbau neben der Festhalle abgerissen. An seiner Stelle werden ein neues Kongreßzentrum sowie ein Bürokomplex mit 20 000 Quadratmetern und ein 500-Betten-Hotel entstehen. Dies haben Aufsichtsrat und Messe-Gesellschafter beschlossen. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sagte, das Projekt werde 500 Millionen Mark kosten. Investor des von Kritikern längst totgesagten Vorhabens ist ein holländischer Konzern. Gewinner des jetzt ausgehandelten Deals ist vor allem die Messe. Die Holländer werden der Messegesellschaft das Kongreßzentrum schlüsselfertig übergeben. Das "Geschenk" ist der Preis dafür, daß die Niederländer in exponierter Lage neue Büros und ein Hotel erstellen dürfen. Die Nobel-Herberge wird vermutlich vom englischen Hotel-Konzern Forte betrieben. Unter dessen Leitung steht unter anderem das Dom-Hotel in Köln.

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wertete das Votum des Aufsichtsrats als "eine der wichtigste Entscheidungen der letzten Jahre für Frankfurt". Mit ihr werde ein bedeutender Schritt zur "Verbesserung der Infrastruktur der Stadt und der gesamten Region" getan. Messe, Flughafen und Börse seien "unsere Wachtums- und Wohlstandsmotoren". Angesichts des verschärften Wettbewerbs in Europa sei der Komplex eine "Investition in die Zukunft".

Ebenso wie Messe-Chef Eike Markau betonte auch von Schoeler, Frankfurt habe bis auf die Alte Oper, die "zu diesem Zweck aber gar nicht gebaut worden ist", bislang keinen Tagungsort für größere nationale und internationale Kongresse. Andererseits aber sei der Trend, Messen mit Fachkongressen zu verbinden, weiter ungebrochen.

Das direkt an der Theodor-Heuss-Allee gelegene Zentrum verwirklicht nach Darstellung von Messe-Geschäftsführer Hans Dethloff die Philosophie von "Tagen, Wohnen und Ausstellen unter einem Dach". Das Raumprogramm entspreche allen Anforderungen. So biete das Kongreßhaus auf drei Ebenen Konferenzräume für 50 bis 2250 Teilnehmer. Der große

(Fortsetzung auf Seite 14)

Langlaufabend von Spiridon Start zum Endspurt in der Bahnlaufsaison

FRANKFURT A. M. Für Schüler, Jugendliche, Frauen und Männer veranstaltet der Verein "Spiridon" Frankfurt am Freitag, 9. Oktober, 17 Uhr, einen Langlaufabend im Frankfurter Waldstadion.

Ausgeschrieben sind verschiedene Wettbewerbe über 2000 bis 10 000 Meter. Mit dieser Veranstaltung beendet "Spiridon" die Bahnlaufsaison 1992. Die Teilnehmer können testen, ob sie für den Frankfurt-Stadtmarathon am Sonntag, 25. Oktober, fit sind. Daran beteiligt sich "Spiridon" als zahlenmäßig stärkster Verein. Außer den Läuferinnen und Läufern stellt "Spiridon" an der Marathonstrecke mehr als 100 Helfer. Weitere Auskunft gibt Albert Junker, Telefon 65 41 97. dixi

Stadtteil-Fenster

Turn- und Sportgemeinschaft 1860 Fechenheim: Letzte Sportabzeichenabnahme dieses Jahres in der Leichtathletik am Freitag, 9. Oktober (18 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Fechenheim, Pfortenstraße. Platzobmann ist Gerhard Götze (Tel. 42 31 82). od/40

Geflügelzuchtverein 1917 Riederwald: Der Verein lädt ein zur traditionellen Lokalschau und Jubiläumsausstellung zum 75jährigen Bestehen am Samstag, 10. Oktober (ab 14 Uhr), sowie am Sonntag, 11. Oktober (ab 9 Uhr), in die Farmanlage in der verlängerten Motzstraße. od/40

Karnevalgesellschaft "Stutzer" 1910 Bornheim: Der Verein unternimmt am Samstag, 10. Oktober, seinen traditionellen "Stutzer-Familienausflug ins Blaue". Abfahrt ist um 15.15 Uhr am Postamt 60 in der Saalburgallee. od/40

Kanarien-Klub Frankfurt: Mitgliederversammlung am Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17. od/40

Frankfurter Ensemble: Die Theatergruppe des Vereins gastiert am Sonntag, 11. Oktober, (15.30 und 20 Uhr), mit dem Stück "Herzspezialist" im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24. od/40

Saalbau Frankfurt: Caféhausmusik zum Tanzen und Träumen mit Tanzkapellen und Schellackplatten am Dienstag, 13. Oktober, 15 Uhr, im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24. od/40

Karnevalabteilung "Meckerer" Seckbach: Die aktiven Mitglieder (Elferrat, Vorstand, Vortragende) treffen sich am Dienstag, 13. Oktober, ab 20 Uhr, in der Turnhalle (Am Schießrain 2). od/40

Bornheimer Karnevalgesellschaft "Stutzer" 1910: Zur Vorbereitung der Kampagne 1992/93 trifft sich der Arbeitsausschuß am Diensstag, 13. Oktober, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17 (Clubraum 6). od/40

VdK Bergen-Enkheim: Mitgliedertreffen zum Hinterbliebenen-Nachmittag am Mittwoch, 14. Oktober, um 15 Uhr, in der Gaststätte "Schöne Aussicht", Im Sperber 24. od/40

Der Film "Die Mitte der Welt" wird am Mittwoch, 14. Oktober, um 15.30 Uhr im Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Straße 40, gezeigt. Geeignet ist der Film über ein Mädchen aus Ecuador für Kinder ab sechs Jahren; die Regisseurin Antje Starost ist anwesend. ck/40

Ein Jazzfrühschoppen mit "Fitzroy & friends" beginnt am Sonntag, 11. Oktober, um 11 Uhr im Café des Nachbarschaftszentrums Ostend, Uhlandstraße 50. ck/40

Um "immer denselben Ärger" am Arbeitsplatz oder in privaten Beziehungen geht es in einem Kurs der evangelischen Luthergemeinde im Nordend. Unter dem Titel "Das hat System!" will der Kurs ab Samstag, 31. Oktober (10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr), an vier Wochenenden klären helfen, woran es liegt, daß Menschen so häufig nicht verstehen, warum sich ein anderer so und nicht anders verhält. Nähere Informationen unter Tel. 44 00 26. ck/40

Lokal- und Leistungsschau Die Kleintierzüchter zeigen "Viecherl"

HEDDERNHEIM. Nach der erfolgreichen gemeinsamen Jungtierschau der Heddernheimer Kleintierzüchter 1898 und des Vereins zur Förderung der Geflügelzucht 1902 Heddernheim richten die Kleintierzüchter am kommenden Wochenende, Samstag, 10. Oktober (ab 14 Uhr), und Sonntag, 11. Oktober (ab 9 Uhr), ihre traditionelle Lokal- und Leistungsschau aus.

Ausgestellt werden in der Farmanlage im Zeilweg Großhühner, Zwerghühner und Kaninchen verschiedener Rassen und Farben.

Die Ausstellung steht auch im Zeichen des 90jährigen Bestehens des von Karl Schlicher geleiteten Förderervereins, der seit Anfang diesens Jahres eng mit dem Nachbarverein (Vorsitzender Fritz Hofmann) zusammenarbeitet.

Züchterfleiß wird mit Preisen belohnt. Unter anderem stehen für die erfolgreichsten Züchter mehrere gestiftete Pokale zur Verfügung. Die Übergabe erfolgt bei der Preisverteilung Anfang Dezember bei einer Feier im kleinen Saal der Turnhalle Habelstraße.

Am Samstag/Sonntag, 24./25. Oktober, zeigen die Heddernheimer Kleintierzüchter im Nordwestzentrum (Nordweststadt) eine weitere Ausstellung. dixi

Seit zweieinhalb Jahren wohnt und arbeitet die Bildhauerin Dorothee Schäfer in dem Steinbruch Michelnau Am liebsten würde sie in einer Steinhöhle hausen Der Tuffstein regt sie zu phantastischen Formen an Von Jörn Koppmann

NIDDA. "Mit archaischen Werkzeugen arbeiten, das gefällt mir gut." Dorothee Schäfer (28) läßt das Beil in ihrer Hand baumeln. Die Bildhauerin ist glücklich, wenn sie mit Hammer und Schlageisen den Tuffstein bearbeitet, wenn von ihrer hochgelegenen Werkstatt rote Staubwolken über das Dorf Michelnau wehen: "Ich weiß auch nicht. Mit der Zeit komme ich in so einen Klopf- und Haurhythmus rein." Ob üppige Frauenleiber, Fabelwesen oder karikaturengleiche Fratzen - Dorothee Schäfer zwingt den Lavatuff meist in menschliche Formen. Ihre Erklärung: "Der Stein hat so was Fleischiges".

Am liebsten würde die gebürtige Berlinerin in dem stillgelegten Steinbruch über dem Niddaer Stadtteil in einer Höhle hausen. Seit zweieinhalb Jahren wohnt sie direkt neben dem Felsen, in den ehemaligen Arbeiterwohnungen des Steinbruchs. Von ihrer Werkstatt, einem selbstgebauten Unterstand an den Geleisen der Lore, schaut sie über die roten Ziegeldächer Michelnaus und die sanften Hügel der Wetterau, Ausläufer des einst vulkanisch aktiven Vogelsbergs. "Eine ganz altmodische Landschaft", so der Eindruck der Bildhauerin.

"Der Zufall" habe sie in die Wetterau gebracht, erzählt die 28jährige: In Bochum ging sie zur Schule. Nach dem Abitur zog sie nach München. Dort begann sie Kunstgeschichte zu studieren, habe aber "mehr oder weniger nur rumgelungert".

Nachdem Dorothee Schäfer ihren plötzlichen Wunsch, in einer Eisengießerei zu arbeiten, nicht verwirklichen konnte ("die haben keine Frau genommen"), ließ sie sich in drei Jahren zur Steinmetzin ausbilden. Im ersten halben Jahr mußte sie dem Meister beweisen, daß auch eine Frau Treppenstufen setzen und Fensterbänke schleppen kann. Nebenbei erlernte die Abiturientin die Umgangsformen, die ihr noch heute helfen, die Arbeiter im Steinbruch um einen Gefallen zu bitten. "Da stell' ich 'ne Kiste Bier hin."

Erst durch die Lehre, sagt Dorothee Schäfer, sei sie in die Arbeit mit dem Stein "hineingewachsen". Nach anfänglichen Versuchen im Garten der Eltern habe sie sich von einem Münchner Bildhauer in die "begleitenden Techniken", wie das Anfertigen von Gipsabgüssen und das Modellieren mit Ton, einweisen lassen. Bei der Teilnahme an einem Künstlertreffen in Ettinghausen bei Lich war die junge Bildhauerin dann losgefahren, um in der näheren Umgebung nach geeignetem Material für ihre Arbeit Ausschau zu halten. In Michelnau fand sie den Tuffstein.

Zu Beginn diesen Jahres folgte ihr Ehemann Lutz Other (28) in das Wetterau-Dorf. Seit fünf Monaten ist Sohn Paul auf der Welt.

Dorothee Schäfer blickt an ihrer roten Schürze aus grobem Leinenstoff hinunter auf die abgestoßenen Stahlkappenschuhe. "Jetzt ist alles viel schwieriger", stellt die junge Mutter fest. Der Verkauf ihrer Werke und der von ihrem Mann entworfenen Möbel muß den Lebensunterhalt der Familie sichern. Die Folge: "Ich mache auch Dinge, die gar nicht meinem Geschmack entsprechen." So fertigt die Künstlerin Grabsteine und flickt Treppenstufen von restaurierten Fachwerkhäusern. Reizvoller sei da schon der Auftrag der Stadt Nidda, einen Trinkbrunnen für den Marktplatz zu entwerfen. Von ihren sechs Arbeiten pro Jahr, so Dorothee Schäfer, seien etwa die Hälfte Auftragsarbeiten. Und trotzdem sei der Verkauf jedes Werks . . ., die unkomplizierte 28jährige sucht nach den richtigen Worten, "ein bißchen wie ein Kind wegzugeben." Auch die Preise für ihre bislang etwa 20 Werke richteten sich neben Größe und der aufgewendeten Arbeitszeit danach, wie sehr sie daran hing: zwischen 1500 und 20 000 Mark. Viele Kunden der Bildhauerin wohnen in München - alte Bekannte aus der Studienzeit. In Michelnau steht nur eines ihrer Werke: das lebensgroße Abbild eines buckligen, glatzköpfigen Maurers. Vorbild für die überspitzt verschrobene Gestalt war ein Nachbar. In dessen Garten steht nun die Figur.

"Witzig" sollen Dorothee Schäfers eindeutige und gegenständliche Arbeiten sein und den Betrachter "überraschen". Ideal erscheinen der Künstlerin halbverborgene Standorte hinter Blumen und Büschen: Heimelige Ecken, wie sie sich im verwilderten Steinbruch zuhauf finden. Kein Wunder, daß die 28jährige zufrieden feststellt: "Hier werden die Arbeiten so, wie ich will."

Weitere Auskünfte erteilt Dorothee Schäfer unter Tel. 0 60 43 / 43 27.

Stille-Wasser-Politik in Hofheim GOHL kritisiert Informationspraxis der Verwaltung

HOFHEIM. Über die Wasserpolitik des Hofheimer Magistrats erbost sich die Grüne Offene Hofheimer Liste (GOHL). Hintergrund: eine Anfrage der CDU in der vergangenen Stadtverordnetenversammlung habe an den Tag gebracht, daß der Grundwasserspiegel im Bereich der Wassergewinnungsanlage Viehweide seit 1984 jährlich um 1,68 Meter gesunken sei. Marianne Knöß von der GOHL: "Völlig unverständlich bleibt, daß die Stadtverordnetenversammlung nicht mit einer Silbe auf diese Entwicklung im Verlauf von acht Jahren hingewiesen wurde." Es gebe keine Vorschläge von der Verwaltung, diesen Prozeß zu stoppen.

Ein Antrag der GOHL im vergangenen Jahr, ein Konzept zur Trinkwassereinsparung in öffentlichen Gebäuden zu entwickeln, sei von einer Mehrheit im Parlament abgelehnt worden.

Marianne Knöß kritisiert zudem, daß beim Umbau der Stadthalle Wasserarmaturen installiert wurden, "die man nicht regulieren, ja nicht einmal abstellen kann. Da sprudelt der Wasserhahn noch immer, wenn man den Waschraum schon verlassen hat."

Wie berichtet, werden im kommenden Jahr erneut die Wasserpreise erhöht. Die Grünen-Politikerin fragt sich, "bei welchem Wasserpreis die Bevölkerung zu murren beginnt, damit auch in Hofheim die Verwaltung Ideen entwickelt, wie wir mit unserer wichtigsten Ressource - dem Grundwasser - sparsamer umgehen". pms

Tagestip: Eigentumswohnung Vor dem Kauf an Pflichten denken

Makler und Vermieter reiben sich die Hände über die derzeitige Lage am Wohnungsmarkt. Doch des einen Freud ist des anderen Leid: Die Mieten scheinen zu explodieren, und wer deshalb selber zum Häuslebauer werden will, wird meist von hohen Zinsen und Kaufpreisen abgeschreckt. Kein Wunder, daß immer mehr Leute für eine Eigentumswohnung sparen. Das traute Etagenheim im Haus ist gut und schön, doch in der gesamten Anlage ziehen auch noch andere Parteien ein. Und da liegt häufig das Problem: Oft gibt es Streit zwischen den unter einem Dach lebenden Wohnungsbesitzern. Wer etwa ist für die Instandhaltung der Zentralheizung verantwortlich, wer kümmert sich um kaputte Dachziegel, wer erledigt den Verwaltungskram, und wer zahlt wieviel für den Strom im Treppenhaus?

Auf diese und andere Aspekte geht eine neue Broschüre mit dem Titel "Die Eigentumswohnung" ein, die von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) sowie den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vorgelegt worden ist. Die Schrift stellt auf 88 Seiten zusammen, warum es Ärger im Haus geben kann - und wie man ihn vermeidet. Wichtig, betonen die Verbraucherschützer, sei vor allem eine ausreichende Information vor dem Wohnungskauf - zum Beispiel über laufende Kosten, anfallende Nebenkosten, die Zusammensetzung der Eigentümergemeinschaft oder besondere Bestimmungen der Hausordnung.

Traurig, aber wahr: Auch ein Wohnungseigentümer ist nicht völlig sein eigener Herr. Er hat Pflichten, muß sich etwa anteilig an allgemeinen Instandhaltungskosten des Hauses beteiligen. Zu beachten hat er außerdem eine ganze Reihe von rechtlichen Bestimmungen, die zum Beispiel Verkaufsbeschränkungen oder Sondernutzungsrechte betreffen können. Der neue Ratgeber der Verbraucherverbände gibt daher auch einen Überblick über die wichtigsten Bestimmungen des Wohnungseigentumsgesetzes.

Das Heft "Die Eigentumswohnung" (Preis: 9,80 Mark, inklusive Porto und Versand) gibt es von sofort an gegen Rechnung beim AgV-Broschürendienst (Postfach 11 16, 5787 Olsberg). In Nordrhein-Westfalen kann die Schrift zudem für 7,50 Mark bei allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale abgeholt werden. los

Hilfsaktion für Caromb gestartet

GLASHÜTTEN. Die jüngsten schweren Unwetter in Südfrankreich haben auch die Partnergemeinde von Glashütten, Caromb in der Provence, heimgesucht. Wasserschäden machten viele Wohnungen unbewohnbar und zerstörten Einrichtungsgegenstände. Schlammassen schütteten ganze Straßenabschnitte zu. Auch die Weinberge blieben nicht von Schäden verschont, so daß die Winzer mit großen Ernteverlusten rechnen. Paris erklärte auch die Region um Caromb zum Katastrophengebiet.

Glashütten hat deshalb beschlossen, den Partnern sofort mit einer Spende von 10 000 Mark zu helfen. Das Geld soll dazu beitragen, die schlimmsten Schäden zu beheben. Zusätzlich hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis der Partnerschaft eine "Hilfsaktion für Caromb" ins Leben gerufen. Die Organisatoren bitten die Bevölkerung um tatkräftige Unterstützung.

Folgende Spendenkonten sind unter dem Stichwort "Hilfsaktion für Caromb" eingerichtet: Volksbank Königstein, Kontonummer: 7 07 17 01; Nassauische Sparkasse Königstein, Kontonummer: 2 19 00 47 88 oder VR-Bank Idstein, Kontonummer: 17 63 70 10. cn

In den Herbstferien Angebote für Kinder

FRANKFURT A. M. Der Zusammenschluß freier Kinder- und Jugendeinrichtungen in Frankfurt bietet in den Herbstferien in allen Stadtteilen interessante Aktionen für Kinder und Jugendliche, die auf der Flucht vor der Langeweile sind.

So bietet die Kinderwerkstatt Bockenheim (Florastraße 27) Ausflüge ins Schwimmbad, eine Druckwerkstatt und Fußballspiele an. Ab Montag, 12. Oktober, gibt es am Kirchplatz ab 14.30 Uhr ein offenes und kreatives Programm mit Malen, Zeichnen und Basteln.

Höhepunkt des Angebotes der Nachbarschaftshilfe Bornheim (Petterweilstraße 44) ist ein Jongleur-Workshop, der ab Dienstag, 13. Oktober, drei Tage lang jeden Nachmittag ab 14 Uhr aus Anfängern kleine Artisten machen will - ein "echter" Jongleur wird die hohe Kunst des Werfens und Fangens mit Tüchern und Bällen unterrichten und die Fortgeschrittenen weiter zu Tellerbalancen und Diabolospielen führen.

Der Kinderkeller in Niederrad (Böttgerstraße 20) unternimmt jeden Donnerstag einen Ausflug ins Rebstockbad; am Freitag, 9. Oktober, geht's in den Frankfurter Zoo; am Dienstag, 12. Oktober, besichtigen die Kleinen das Kindermuseum, und am Mittwoch, 13. Oktober, wird eine Bootsfahrt auf dem Main angeboten. Treffpunkt ist immer im Kinderkeller, jeweils um 13 Uhr.

Das Jugendzentrum Fechenheim-Nord (Borsigallee 8-10) hat während der Ferien montags bis freitags von 15 bis 22 Uhr geöffnet. Jeden Donnerstag gibt es dort einen Computer-Graphik-Kurs, außerdem kann man die Woche über Musik machen oder Videos drehen.

Das Jugendzentrum Oberrad feiert in den Ferien ausgiebig die neuen Räume in der Wiener Straße 57 (geöffnet ist zwischen 16 Uhr und 21 Uhr).

Auskünfte beim Zusammenschluß Freier Kinder- und Jugendeinrichtungen: Telefon 52 01 38. zol

Jetzt für verbilligtes Bauland bewerben

WEHRHEIM. Die Gemeindevertretung von Wehrheim hat auf ihrer letzten Sitzung die Vergaberichtlinien für verbilligtes Bauland geändert. Jungen Wehrheimern soll das Bauen erleichtert werden.

Alle, die gerne bauen möchten, haben die Möglichkeit, die neuen Richtlinien in der Bauabteilung einzusehen und sich bis Dienstag, 20. Oktober, für das Bauland zu bewerben. Die Gemeinde erklärt, daß alle nach den neuen Richtlinien eingegangenen Bewerbungen berücksichtigt werden.

Informationen bei der Gemeindeverwaltung, Tel. 0 60 81 / 58 90. ca

Neue Satzung verabschiedet

BÜTTELBORN. Einstimmig verabschiedete die Gemeindevertretung die neue Kanalbeitrags- und Gebührensatzung. Danach wird noch im Oktober 1992 die Gebühr von derzeit 3,10 Mark je Kubikmeter Abwasser auf 3,50 erhöht. Weitere Erhöhungen um jeweils 40 Pfennige folgen am 1. Januar 1993, 1994 und 1995. Auch wenn sich alle Fraktionen einig waren, vermittelte die Debatte einen ersten Eindruck von der kommenden Diskussion über die Finanzierung der Kläranlage. Für die Grüne Liste Büttelborn (GLB) bekannte sich Peter Best in einem ersten Durchgang zum Verursacherprinzip. Bürgermeister Horst Gölzenleuchter wandte sich gegen eine vorgezogene Debatte des Themas und warb für ausgiebige Diskussion in den Ausschüssen. cas

AOK erhöht Beitrag auf 13,4 Prozent

Nach der Barmer Ersatzkasse und der DAK hat jetzt auch die AOK ihre Beitragssätze kräftig erhöht. Ab 1. November müssen die Arbeitnehmer 13,4 Prozent von Lohn oder Gehalt an die Krankenkasse abführen, die Hälfte zahlt allerdings der Arbeitgeber.

Bisher hatte der Satz bei 12,2 Prozent gelegen. Als Ursache für die drastische Erhöhung gibt die AOK die "anhaltende Kostenexplosion im Gesundheitswesen" an, die Wirkungen der "Jahrhundertreform" im Gesundheitswesen von Minister Blüm seien offenbar nach zwei Jahren bereits "verpufft", eine grundlegende Strukturreform sei nun nötig.

Die Wirkungslosigkeit der Blüm-Reform konnten die aus Arbeitgebern und Versicherten zusammengesetzte Vertreterversammlung anhand von Zahlen ersehen.

Obwohl die "Grundlohnsumme", das durchschnittliche Jahreseinkommen der AOK-Mitglieder, in den vergangenen drei Jahren um mehr als 17 Prozent gestiegen sei, schnellten die Ausgaben für die Gesundheit im gleichen Zeitraum um mehr als 30 Prozent in die Höhe. Besonders teuer die Kosten für Krankenhausaufenthalte, Arzneien und Ärzte, die jeweils um mehr als ein Drittel zulegten.

Zwar hatten die AOK-Vertreter im Frühjahr noch gehofft, den Beitragssatz das ganze Jahr stabil zu halten. Weil die Ausgaben im zweiten Quartal aber nochmals in die Höhe gingen, sei das nicht möglich gewesen. Als Grund nennt eine Mitteilung der AOK die hohen Ausgaben im zweiten Quartal 1992. Im ersten Halbjahr 1992 habe die AOK 15,5 Pozent mehr ausgegeben als im Vorjahreszeitraum, aber nur 2,1 Prozent mehr eingenommen.

Auch jetzt fallen wieder besonders die Krankenhauskosten ins Gewicht. Sie erhöhten sich im Vergleichszeitraumn um 17,8 Prozent. Für Arzneien mußte die Kasse 9,8 Prozent mehr, für Heil- und Hilfsmittel 14,8 Prozent mehr und für Zahnersatz 14,7 Prozent mehr ausgeben als im ersten Halbjahr 1991. Die Ärzte erhielten 17,2 Prozent mehr. luf

Grüne mißtrauen Dualem System Parlament beschließt Vertrag mit Entsorgungsunternehmen

MÜHLHEIM. Das Duale System wird vom 1. Januar an auch in Mühlheim eingeführt. Wie die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung gegen die Stimmen der Grünen beschloß, soll spätestens bis zum 31. März Glas in neu aufgestellten Containern getrennt nach den Farben Weiß, Braun und Grün eingesammelt werden. Das Altpapier wird weiterhin bei monatlichen Straßensammlungen abgeholt. Für die sogenannten Leichtfraktionen, also Kunststoffe und Metalle (Dosen), sollen den Haushalten zwei 90- Liter-Säcke pro Monat gegeben werden, die monatlich eingesammelt werden. Die Container für Dosen bleiben stehen.

Die Stadt behält es sich in ihrem Vertrag mit einer Bietergemeinschaft zweier Entsorgungsunternehmen (Knöss & Anthes in Egelsbach und Wolf aus Büdingen) vor, dieses Sammelsystem auf Kosten des Dualen Systems zu verändern, beispielsweise durch die Einführung einer Papiertonne und einer Tonne für Plastik und Metall. Auch bei der Häufigkeit der Abholtermine will die Stadt ein Wort mitreden, sollte sich herausstellen, daß öfter abgefahren werden muß. Durch die Abfallbeseitigung durch das Duale System erhofft sich die Stadt eine Einsparung von 180 000 Mark pro Jahr.

Bei den Grünen stieß die Vereinbarung auf Kritik. Hans-Georg Klauer bemängelte, daß in Mühlheim erkämpfte ökologische Fortschritte wieder aufgegeben worden seien. Wurden bisher Aluminium und Weißblech in Containern gesammelt und dann einer garantierten Wiederverwertung zugeführt, so verpflichte sich jetzt das Duale System nur höchstens 25 Prozent wiederzuverwerten. Der Rest lande in Müllöfen, meinte Klauer. Er kritisierte, daß der Umlandverband, der die Rahmenvereinbarung mit dem Dualen System abgeschlossen hat, unter die nun auch Mühlheim fällt, nicht darauf gedrungen habe, die Entsorgung von Kunststoffverpackungen vom Nachweis einer sachgerechten Wiederverwertung abhängig zu machen.

Um ihre Position deutlich zu machen, hatten die Grünen einen Änderungsantrag vorgelegt, in dem sie unter anderem forderten, die Stadt solle darüber informieren, daß der "Grüne Punkt" kein Umweltgütezeichen sei, sondern lediglich ein Lizenzzeichen. Der Grüne Punkt koste jeden Haushalt mindestens 200 Mark im Jahr, die er in den Geschäften zahlen müsse, erklärte Klauer. Er kritisierte eine Aussage des Magistrats, den Bürgern entstünden durch Einführung des Dualen Systems keine Mehrkosten. Die SPD lehnte den Änderungsantrag ab. pmü

Fortbildung für Pflegekräfte

MAIN-KINZIG-KREIS. Das zentrale Thema der diesjährigen Fortbildung für Pflegekräfte in Sozialstationen und Heimen ist der Schlaganfall.

Zweimal veranstaltet der Kreis das zweitägige Seminar.

Am ersten Tag benennt Prof. Dr. Ohlenschläger von der Universität Frankfurt Risikofaktoren.

Anschließend berichtet Dr. Roswitha Hefner von der Frankfurter Universitätsklinik über das Krankheitsbild und Therapien.

Am zweiten Tag stehen Rehabilitationsmöglichkeiten auf dem Programm. Nach dem Bericht einer betroffenen Patientin wird die psychosoziale Situation von Schlaganfallpatienten dargestellt sowie über ergo- und psychotherapeutische Möglichkeiten berichtet.

Anmeldungen für die beiden Seminare am 14. und 22. Oktober nimmt die Leitstelle für ältere Bürger, Gartenstraße 5-7, in 6490 Schlüchtern entgegen.

Der Hessenpark verfällt in einen Winterschlaf Ab November dicht / Vollzeit-Öffnung nicht bewährt

NEU-ANSPACH. Wer am 1. November den Hessenpark besuchen möchte, wird vor verschlossenen Türen stehen: Anders als in den beiden vergangenen Jahren legt der Hessenpark in diesem Jahr wieder eine Winterpause ein, wie übrigens fast alle anderen Freilichtmuseen auch. Die beiden Winter 1990/91 und 91/92 dienten lediglich als Probelauf.

Der hat nun gezeigt, daß es sich wirtschaftlich nicht vertreten läßt, den Park auch im Winter geöffnet zu lassen. "Als Landesunternehmen sind wir gehalten, die Kosten so gering wie möglich zu halten", begründet Joachim Renz, Geschäftsführer im Hessenpark, die Entscheidung. Ohnehin muß der Hessenpark als GmbH wie ein privatwirtschaftliches Unternehmen arbeiten. Und die beiden Winter bescherten dem Museum rote Zahlen.

Im Gegensatz zu bis zu 30 000 Besuchern, die von März bis Oktober monatlich in das Freilichtmuseum kommen, stellten sich im Winter pro Monat zwischen 1400 und 3800 Besuchern ein. Was dabei aber nicht abnahm, waren die Kosten für Personal und Heizen. Mitarbeiter des Museums mußten wie gewohnt Dienst an der Kasse, im Verkauf und in der Aufsicht tun. Zumal im Winter zusätzliche Sicherheitsrisiken auftreten: Der Teich braucht, wenn er zufriert, besonderes Augenmerk, damit niemand einbricht und die Fische keinen Schaden nehmen. Und wenn Schnee fällt, muß das Gelände geräumt werden.

Letztlich bedeutet die Winteröffnung mehr Arbeit für die Mitarbeiter, die im Grunde schon während der Sommermonate - durch die langen Öffnungszeiten - soviel gearbeitet haben, daß sie während der vier Monate, die der Park geschlossen ist, die Überstunden abfeiern können. "Und dann ist es einfach auch trist für unsere Mitarbeiter, an der Kasse zu sitzen und zu warten, bis da jemand kommt", gibt Renz zu bedenken.

Der Hessenpark nutzt statt dessen die Winterruhe nun als kreative Pause. Mehr und mehr wolle man sich, so Renz, darauf konzentrieren, an Sommer-Wochenenden zusätzliche Veranstaltungen anzubieten, um dem Besucherschwund, der allen Museen zu schaffen macht, zu begegnen. Renz macht vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten dafür verantwortlich, daß nicht mehr so viele Menschen in das Museum kommen. Doch auch die Konkurrenz durch immer mehr Feste setzt der Einrichtung zu.

Der allgemeine Trend - zehn Prozent weniger Besucher - hat auch den Hessenpark nicht verschont. Mit Lesungen, Kinderfesten und anderen Ereignissen will das Freilichtmuseum versuchen, die Zahlen im kommenden Jahr zumindest zu halten. "Das wäre schon viel", weiß der Geschäftsführer. Damit komme einiges an Arbeit auf den Hessenpark zu. Doch zunächst einmal schließt er die Tore zum Winterschlaf: vom 1. November bis zum 28. Februar. ca

Fachmesse für Beschilderungsbranche Die "5. Sign Europa International"-Messe informiert vom 15. bis 17. Oktober in den Wiesbadener Rhein-Main-Hallen über neue Techniken und Trends in der Beschilderungsbranche. Die Schau für Fachbesucher ist an den ersten beiden Tagen jeweils von 10 bis 18 Uhr, am dritten bis 17 Uhr geöffnet.

Jubiläumsgrüße aus Hochstadt Evangelischer Posaunenchor hat nun eine CD aufgelegt

MAINTAL. Mit dem "Tusch für 20 Trompeter", 1806 von Carl Maria von Weber geschrieben für die Hoftrompeter des Kurfürsten von Sachsen, eröffnet der Evangelische Posaunenchor Hochstadt das Programm auf seinen jüngsten "Tonträgern" (CD und Kassette), die er anläßlich seines 25jährigen Bestehens produziert hat. Das offizielle Jubiläumskonzert fand am gestrigen Erntedank-Sonntag in der Hochstädter Kirche statt.

"Das Zeitalter der Schallplatte ist vorbei", kommentiert Pfarrer und Chorleiter Hermann Langheinrich die Entscheidung, sich nach der Produktion von drei Schallplatten - seit 1977 in schöner Regelmäßigkeit zu jedem Fünfer-Jubiläum - auf die zeitgemäßere Form der Präsentation einzulassen. Der Geistliche ist mit dem neuen Produkt sehr zufrieden: "Das Studio hat sich sehr viel Mühe gegeben."

Gemeint ist das Studio für Chor und Volksmusik Friedrichsdorf, das "um Ostern herum" für zwei Tage zu den Aufnahmen im Hochstädter Gemeindehaus war. Für Aufnahme und Mischung zeichnet Oliver E. Krings verantwortlich. Aber bei Mix und Schnitt der Choralmusik - für die erste Seite - war Langheinrich "viele, viele Stunden dabei".

Der Erfolg rechtfertigt den Einsatz des Geistlichen. Die Aufnahmen der insgesamt 19 Beiträge sind überwiegend transparent und in den einzelnen Stimmführungen derart präzis zu unterscheiden, daß auch minimalste Unsicherheiten - es sind nur wenige - offenbar werden.

Das Produkt wird seine Käufer finden, gerade wegen der weiterhin durchgehaltenen "Zweiseitigkeit" im Angebot. "Die erste Programmhälfte ist geprägt von Lob- und Dankliedern in verschiedenen Sätzen, immer wieder unterbrochen von freier Bläsermusik des 17. und 18. Jahrhunderts", heißt es im knappen Begleittext. "Die zweite Programmhälfte bietet echte Unterhaltungsmusik und geht mit dem Geburtstagsständchen von Paul Lincke und den Jubiläumsgrüßen von Frantisec Manas auf den aktuellen Anlaß ein."

Die Gestaltung des Titelblattes besorgten Hanns Brähler und Rudolf Lotz. Dominant ist die abstrahierende Zeichnung, die Rudolf Lotz, ehemals Klinikpfarrer in Hanau und seit 1977 Mitglied im Posaunenchor, einst für die "Hochstädter Turmbläser" anfertigte und die seither auf allen Plakaten des Posaunenchores zu sehen ist, eine Art Markenzeichen. Der kreisförmige Schriftzug aus stilisierten Instrumenten-Buchstaben war von Lotz schon 1987 zum 20. Jubiläum entworfen worden.

Die "Jubiläumsgrüße aus Hochstadt" sind für 25 Mark (CD) beziehungsweise 20 Mark (Kassette) im Pfarrhaus, Ringstraße 13, zu haben. pom

Kleine Lokalrundschau

Ausflug ins Mittelalter FLÖRSHEIM. "Südfrankreich in Mittelalter und Neuzeit" ist der Titel eines Vortrages, den Bernd Blisch am Mittwoch, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im Flörsheimer Keller hält. Oktoberfest à la Bavaria FLÖRSHEIM. Bayerisch gewandet gibt sich der Flörsheimer Keller am Samstag, 10. Oktober. Um 20 Uhr steigt dort ein Oktoberfest mit Bier, Brezeln und Leberkäs. Mit von der Partie: die "Original Riedgreunern" mit Trachtenmusik.

Dostojewski und der Großinquisitor SCHWALBACH. "Dostojewski und der Großinquisitor - auch in heutiger Zeit noch gültig". Über dieses Thema wird der Göttinger Slawist Gerd Zimmermann am Freitag, 16. Oktober, im Schwalbacher Bürgerhaus reden. Beginn um 20 Uhr. Sprechtag des Versorgungsamtes HOFHEIM. Das Versorgungsamt Frankfurt hat am Dienstag, 20. Oktober, im Zimmer 407 (vierter Stock) des Hofheimer Rathauses Sprechstunde. Von 14 bis 18 Uhr wird über das Bundesversorgungs-, Soldatenversorgungs-, Zivildienst-, Opferentschädigungs-, Häftlingshilfe-, Schwerbehinderten- und Bundeserziehungsgesetzes informiert.

Kursus in Seidenmalerei

HATTERSHEIM. Der Verein für Volksbildung reagiert auf die große Nachfrage und bietet einen zusätzlichen Kursus in Seidenmalerei an. An fünf Abenden wird unterrichtet, wie Stoffe ein buntes Aussehen bekommen. Das Seminar beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, 19 Uhr im Posthof. Anmeldungen im VfV-Büro, Schulstraße 13, Tel. 0 61 90 / 80 81 32.

Ausflug ins Theater FLÖRSHEIM. Einen Ausflug ins Mainzer Staatstheater zu "Annie get your gun" bietet das Kulturamt am Samstag dem 31. Oktober, an. Anmeldung unter Telefon 5 03 33. Vergleich der Systeme FLÖRSHEIM. Seinen letzten Vortrag des Kompakt-Seminars Frankreich hält Bernd Blisch am Dienstag, 20. Oktober. Um 19.30 Uhr vergleicht er im Flörsheimer Keller die politischen Systeme von Frankreich und Deutschland.

Schau im Umweltamt: Ökosystem Wattenmeer

RÜSSELSHEIM. "Ökosystem Wattenmeer" ist das Thema einer neuen Ausstellung im Umweltamt der Stadt Rüsselsheimer in der Mainzer Straße 7.

Bis zum 30. Oktober wird dort vom Ortsverband der "Naturfreunde" zusammengestelltes Material über die ökologische Bedrohung des als einzigartig geltenden Naturraumes Wattenmeer präsentiert.

Geöffnet ist das Umweltamt montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 16 bis 18 Uhr und darüber hinaus am Samstag, 24. Oktober, 9 bis 12 Uhr. cas

Jugendclubs können auf Förderung hoffen

MAIN-KINZIG-KREIS. Auf Förderung können Jugendinitiativen und Jugendclubs hoffen.

Gruppen, deren Ziel selbstbestimmte Jugendarbeit ist und die keinem Jugendverband oder sonstigen Organisationen angehören, sollten sofort Anträge auf Bezuschussung ihrer Arbeit stellen.

Förderungsfähig sind Seminare, Kurse, Veranstaltungen und Begegnungen zum Erfahrungsaustausch, fachliche Beratung, Material, das der Jugendbildungs- und Freizeitpädagogik dient und Veranstaltungen zur Jugendbildung.

Die formlosen Zuschußanträge müssen allerdings bis spätestens 15. Oktober an das Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises, Sachgebiet Jugendarbeit, in den Sauren Wiesen 17 in 6490 Schlüchtern geschickt werden.

Kurzdarstellungen der Gruppe, Programme, Presseartikel, Originalbelege sowie genaue Adressen, Bankleitzahlen und Kontonummern gehören dazu, teilt das Sachgebiet Jugendarbeit mit. mün

Frederik Vahle singt im Hochheimer Hof

HOCHHEIM. Seine Lieder von Anne Kaffeekanne, vom Katzentatzenspiel oder vom Friedensmaler stimmt Kinderliedermacher Frederik Vahle am Donnerstag, 15. Oktober, im Hochheimer Hof an. Das Gastspiel beginnt um 15.30 Uhr.

Für die Älteren steigt Vahle am Abend um 20 Uhr auf die Bühne mit einem neuen Programm aus Liedern und Gedichten, Heiterem und Melancholischem. Karten für beide Auftritte gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung Eulenspiegel und in der Stadtbibliothek. kkü

Für Liebhaber des Landlebens

MAIN-KINZIG-KREIS. Ferien auf dem Bauernhof, und noch dazu in den Alpen, das wünscht sich mancher mehr als Surfen an den Stränden Hawaiis. Da der rustikale Geheimtip immer mehr Freunde findet, hat die Zentrale für Landurlaub in Bonn ein Verzeichnis herausgegeben.

Rund 300 Alpenhöfe zu Preisen, die sich laut Pressemitteilung noch jeder leisten kann, sind in dem Büchlein enthalten. Von der Ausstattung der Zimmer über das Freizeitangebot der Umgebung bis hin zu den Preisen. Für 8,50 Mark bekommen Liebhaber des Landlebens den Wegweiser im Buchhandel oder bei der Zentrale für Landurlaub, Heerstraße 73 in 5300 Bonn 1. mün

Gebrauchte Kleidung für die Diakonie

HOFHEIM. Die evangelische Kirchengemeinde Lorsbach sammelt gebrauchte Kleidung: Bis zum 23. Oktober soll zusammengetragen werden, was nutzlos in den Kleiderschränken hängt, aber anderen Menschen noch eine Freude sein könnte. Die Hosen, Pullis oder Jacken sind für Geistig- und Körperbehinderte in den Anstalten der Diakonie bestimmt.

Die Spenden werden im evangelischen Gemeindehaus (Alt Lorsbach 12, Telefon 5138) entgegengenommen. Dort liegen auch leere Kleidersäcke bereit. pms

Erst Kevin, dann Cyrano

FLÖRSHEIM. Gleich zweimal hebt sich die Leinwand am Dienstag, 6. Oktober, im Flörsheimer Keller. Um 15 Uhr läuft dort fürs junge Publikum ab 12 Jahren der Streifen "Kevin - allein zu Haus".

Mit Feder und Degen wirbelt Gérard Depardieu als "Cyrano von Bergerac" am Dienstag um 20 Uhr über die Leinwand.

Aufgespießt

"Auf Wunsch des Verstorbenen findet keine Beerdigung statt." Aus einer Traueranzeige des Unternehmens "Energieversorgung Schwaben" in der Schwäbischen Zeitung.

Kleine Rad-Champions sind jetzt ermittelt

HANAU. "Wer wird Meister auf zwei Rädern?" Diese Frage stellten der Automobilclub Hanau (AMC) im ADAC und die Allgemeinen Ortskrankenkassen Main-Kinzig (AOK) acht bis 15 Jahre alten Schülern. Nun stehen die Sieger des Fahrrad-Turnieres fest.

In der Gruppe der Acht- und Neunjährigen gewann Steffi Strauch. Bei den Zehn- und Elfjährigen schnitten Sabine Achilles und Ersoez Uenal am besten ab. Die Riege der zwölf- bis 15jährigen führen Nadine Reuth und Ersoez Uemit an.

Bei den drei Turnieren in der Tümpelgarten- und der Erich-Kästner-Schulemußten die Teilnehmer einen aus acht Aufgaben bestehenden Parcour bewältigen. Sicheres Anfahren, Spurwechsel, Slalom und ein "Achter" gehörten zu den Übungen, die ein Bremstest abschloß, bei dem die Schüler zielgenau halten sollten.

Die Hanauer Stadtmeister werden am 1. November am Hessischen Landesturnier in der August-Schärttner-Halle teilnehmen. Den Veranstaltern geht es darum, daß Schüler die sichere Beherrschung des Rades, Kenntnis und Beachtung der Regeln im Straßenverkehr und ein Bewußtsein für Verkehrssicherheit lernen, um Unfällen vorzubeugen. mün

Bildungsurlaub im Oktober Thema ist das Leben der Juden in Höchst

HÖCHST. Mit dem Leben der Juden in Höchst zwischen 1900 und 1945 können sich Bildungsurlauber von Montag, 19. Oktober, bis Freitag, 23. Oktober, im Höchster Bildungsschuppen beschäftigen.

1933 gab es in Höchst etwa 200 Menschen jüdischen Glaubens. Wie sie mit der christlichen Bevölkerungsmehrheit in der Zeit scheinbarer Harmonie vor 1933 zusammenlebten, soll ebenso untersucht werden, wie die Veränderungen nach 1933, als die Nazis begannen, Juden auszugrenzen und zu verfolgen.

Gearbeitet werden soll nach Auskunft der Referenten Waltraud Beck und Josef Fenzl mit stadtteilspezifischen Materialien und Dokumenten. Wer möchte, kann auch eigene Nachforschungen anstellen.

Der Kurs kostet 160 Mark, Arbeitslose und Auszubildende sind mit 100 Mark dabei. Anmeldungen nimmt der Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49, unter der Rufnummer 31 19 92 entgegen. tos

SPD Bad Nauheim fordert: "B 3 a nach Friedberg bald weiterbauen"

BAD NAUHEIM. Um einen weiteren Anstieg der ehedem schon stark vom Verkehr belasteten Schwalheimer und Homburger Straße zu verhindern, drängt jetzt die Bad Nauheimer SPD auf den Weiterbau der Bundesstraße B 3 a von Bad Nauheim nach Friedberg.

Zur nächsten Sitzung des Stadtparlamentes beantragt die SPD, daß die B 3 a im Süden Bad Nauheims vom Knoten I. B. Hofmann aus in Richtung Friedberg schnellstmöglich gebaut wird. Wagner: "Sollte kurzfristig die dafür erforderliche Westumgehung von Friedberg nicht gebaut werden können, muß dafür gesorgt werden, daß vom Knoten I. B. Hofmann an die B 3 a weitergeführt und außerhalb von Bad Nauheim an vorhandene Bundes-, Landes- und Kreisstraßen angebunden wird."

Wagner begründet den SPD-Antrag damit, daß nach der Fertigstellung der B 3 a und dem anschließenden Rückbau der bisherigen Hauptdurchgangsstraße die Verkehrsbelastung in der Schwalheimer und Homburger Straße erheblich ansteigen wird. str

Zum Geburtstag Filme, nonstop, selbstgedreht

BAD HOMBURG. Mit einem "Nonstop-Filmprogramm" feiert der Filmclub Taunus am Samstag, 10. Oktober, von 9.30 bis 16 Uhr sein 25jähriges Bestehen. Zudem veranstaltet er eine Tombola zugunsten des Bad Homburger Kinderheims "Landgräfliche Stiftung".

Die Tombola wird Ende des Monats fortgesetzt, wenn der Filmclub am Wochenende 31. Oktober / 1. November im Stadthaus die 25. Hessischen Filmfestspiele ausrichtet. Die Super-8-, 16mm- und Video-Filme laufen jeweils von 9 bis 17 Uhr.

Beim Nonstop-Filmprogramm kommenden Samstag erwarten die Besucher im Kurhaus 22 Filme - von "Bad Homburg, Deine Türme" über "Indonesien" und "Andalusien" bis zu "Karlchen" und "Das Duell". Der Eintritt ist frei. stk

Presseseminar für Vereinsleute geplant

KELSTERBACH. Ein Presseseminar für die in Vereinen mit Öffentlichkeitsarbeit Beauftragten und sonstige an dieser Materie Interessierte bereitet die Kelsterbacher Volkshochschule mit dem städtischen Presseamt gemeinsam vor. Von Montag, 26. Oktober, an, sind vier Abendveranstaltungen - jeweils 18 bis 20 Uhr - in der Gesamtschule angesetzt. Referenten des gebührenfreien Kursangebots sind Hartmut Blaum und Hans Schlüter. cas

Ein Schulfest reicht nicht aus Mehr als 200 Pädagogen kamen zum Eine-Welt-Tag der GEW

RÜSSELSHEIM. Großes Interesse fand der Eine-Welt-Tag des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wisenschaft (GEW). Mitveranstalter war der Elternbund Hessen. Mehr als 200 Lehrer/innen aus dem Kreis Groß-Gerau und der Nachbarschaft nahmen nach Auskunft des GEW-Kreisvorsitzenden Harald Freiling teil.

Im Mittelpunkt der als Fortbildungsveranstaltung für die Pädagogen deklarierten Zusammenkunft in der Alexander-von-Humboldt-Schule Rüsselsheim standen Fragen der interkulturellen Erziehung. Laut Freiling will der Kreisverband seit geraumer Zeit mit solchen Veranstaltungen gezielt wichtige Themen aufgreifen. Durch die Ausschreitungen in Rostock und anderen Städten habe das Thema dieses Treffens leider an Aktualität gewonnen.

In Rüsselsheim sprach unter anderem der Marburger Erziehungswissenschaftler Professor Georg Auenheimer und wies den Vorwurf zurück, die Schule sei für wachsende Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit. Die Schule könne allein das Problem nicht lösen. Die Lehrer(innen) seien gefordert, die eigene Praxis zu überprüfen. Eine aktuelle Stunde zum Thema Ausländerfeindlichkeit und ein Schulfest seien nicht ausreichend.

In 15 Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmer über interkulturelle Erziehung. Die Themen reichten von der Lebenssituation ausländischer Kinder über Deutschunterricht für Seiteneinsteiger bis zu Schulpartnerschaften mit der Dritten Welt. Als besonderer Erfolg der Veranstaltung wurde die Beteiligung von Lehrer(innen) aller Schulstufen und -formen gewertet. Ausdrücklich begrüßt wurde von Freiling auch die Teilnahme außerschulischer Experten wie beispielsweise die der Evangelischen Flüchtlingshilfe. cas

Modenschau auch mal mit Brillen

HOFHEIM. Mode für Mollige, fesche Klamotten für den Nachwuchs, peppige Frisuren und ausgefallene Brillen sind am Mittwoch, 7. Oktober, in der Kleinen Schwarzbachhalle zu sehen. Ab 20 Uhr steht dort alles auf und rund um den Laufsteg unter dem Motto: "Bühne frei für die aktuelle Herbst- und Wintermode."

Karten für den Abend, zu dem die CDU einlädt, können unter den Rufnummern 4 31 99 und 4 32 13 reserviert werden. Der Eintritt kostet sieben Mark. pms

Obstbaum-Pflanzaktion startet am Montag

FREIGERICHT. Die diesjährige "Obstbaum-Pflanzaktion" der Gemeinde Freigericht startet am Montag, 5. Oktober. Ab dann sollen sich interessierte Bürger unter der Rufnummer 8 88 - 36 beim zuständigen Umweltsachbearbeiter im Zimmer 24 des Rathauses melden.

Im Angebot sind verschiedene Steinobstbäume. Teilnahmebedingung ist, "daß sich die betroffenen Grundstücke im Außenbereich (Feldflur) befinden". tja

Klubraum des Sportheims bleibt vorerst gesperrt

BAD NAUHEIM. Wegen erheblicher Brandschutzauflagen darf der Klubraum des städtischen Sportheimes in der Bad Nauheimer Altstadt nicht mehr bewirtschaftet werden. Nach Angaben von Bürgermeister Dr. Werner Flach müßte ein separater Fluchtweg geschaffen werden.

Flach: "Hierzu müßte entweder eine Außentreppe angelegt oder das vorhandene Treppenhaus abgeschottet werden." Die Kosten für die Außentreppe schätzte Flach auf mindestens 20 000 Mark. 100 000 Mark würde nach seinen Angaben der Umbau des Treppenhauses kosten. str

Gediegener Charme, Ende des 20. Jahrhunderts Eindrücke vom international-regionalen Musikfestival Montreux-Vevey

MONTREUX. Unter der künstlerischen Leitung von Yves Petit de Voize präsentiert sich das 47. Festival de Musique Montreux/Vevey überaus schwungvoll. Um internationales Flair braucht man sich am Genfer See keine Sorgen zu machen - immer wieder lassen sich auch die großen Stars des Musikbetriebs gerne hier sehen und hören.

Für den Musikfreund von weither ist es indes noch reizvoller, daß er eine Fülle von französischer und schweizerischer (insbesondere französisch-schweizerischer) Musik geboten bekommt. Auch bei den herangezogenen Orchestern dominieren die aus der Schweiz, Frankreich und Italien. Die Konzertprogramme verraten durchweg eine glückliche Hand. Üblicher Reiseorchester- oder -solistenroutine begegnet man an diesem Platz kaum. Die Künstler werden vom Veranstalter offenbar ermutigt, auch Raritäten zu bringen.

Manchmal sind es wenigstens Einzelakzente, die aus dem Rahmen fallen. So dirigierte Vladimir Ashkenazy (mit dem RSO-Orchester Berlin) neben Mendelssohnschen "Sommernachtstraum"-Auszügen und der 2. Symphonie von Brahms auch die spröde und geistvoll-profunde Orchesterstudie "Falstaff" von Edward Elgar, ein auf dem Kontinent nur wenig geläufiges Werk, das eher die tragikomischen als die burlesken Seiten der Shakespearefigur erfaßt, wobei Falstaff sich noch mehr dem anachronistisch- scheiternden und verklärten Don Quijote annähert.

Ebenfalls eine vorzügliche Programmidee war die Aufführung der gesamten Beethovenschen Ballettmusik "Die Geschöpfe des Prometheus" durch das Symphonieorchester Basel und den Kasseler GMD Georg Schmöhe. Effektvoll, aber auch ein wenig bescheuert mutete dagegen ein Wagnerprogramm mit den Pittsburgh-Symphonikern und Lorin Maazel an, wo dieser auch seine philharmonische Walt-Disney-Kreation "Der ,Ring' ohne Worte" vorführte.

Farbig und resolut geriet ein Abend mit dem Orchestre de la Suisse Romande und dem energisch zupackenden dirigentischen Altmeister Armin Jordan. Zu Beginn erklang die 3. Symphonie von Albert Roussel, deren dichte neoklassizistische Stimmverstrebungen in der Akustik des engen Maison de Congrès (opulentere Räumlichkeiten sind im angrenzenden, bereits im Rohbau fertigen Kogreßzentrum am Seeufer für künftig zu erwarten) fast furchterregend massiv daherkamen. Jordans Nachdruck (auch bei der grimassierend promenadenmusikhaften Final-Schlußwendung) war aber auch ein plausibler Appell, diese nervige, eminent "gebaute" Musik nicht allzu leicht und unterhaltsam wirken zu lassen. Ravels Klavierkonzert für die linke Hand (als Solist klangvoll: Leon Fleisher) und Janaceks "Sinfonietta" loteten weiter in dunkle und hellstrahlende Ausdrucksbezirke hinein.

Ein Höchstmaß an programmatischer Extravaganz erreichte der junge Dirigent Franz Welser-Möst mit dem Orchestre de Chambre de Lauanne und dem Sextett aus Richard Straussens "Capriccio", dem "Blumine"-Satz, den Gustav Mahler nachträglich aus seiner 1. Symphonie verbannte, und der Schönbergschen Kammerfassung des Mahlerschen "Lied von der Erde".

Maurizio Pollini mit Schubert und Debussy oder Alfred Brendel mit Haydn- und Beethovensonaten kann man auch andernorts hören, doch die sechs Solosuiten von Johann Sebastian Bach, an zwei Abenden gespielt von dem unvergleichlichen Violoncellisten Yo-Yo Ma, durchbrachen den Rahmen flüchtiger Star- Auftritte.

Ein weiterer beispielhafter Kammermusiktermin war dem ungarisch-japanischen Team Andras Schiff (Klavier), Yuuoko Shiokawa (Violine), Nobuko Imai (Bratsche) und Mìklos Porényi (Violoncello) zu verdanken. Das Streichtrio interpretierte Mozarts anspruchsvolles Divertimento KV 563, und anschließend erwies sich Schiff vom Klavier aus als souveräner spiritus rector beim Tempo- und Klangintensitätsanheizen von Brahms' Opus 25. Bezaubernd auch das Vorhaben einer Reihe von Solisten, den 80. Geburtstag des Piano-Virtuosen Nikita Magaloff (in tätiger Anwesenheit des Jubilars und unter Berücksichtigung einer seiner Kompositionen) öffentlich zu feiern.

Schauplatz vieler Kammermusikkonzerte (wie auch einer Aufführung der "Fairy Queen" von Henry Purcell) war das Museumsgebäude der Fondation Pierre Gianadda in Martigny (Wallis), wo man zwischen den Exponaten einer spektakulären Georges Braque-Ausstellung promenieren konnte. Zu weiteren pittoresken Veranstaltungsorten gehörte die romanische Abtei in St. Maurice (im unteren Rhonetal). Hier war Luigi Cherubinis F-Dur-Messe zu hören, ein monumentales Werk in der ehern klassischen (besser: klassizistischen) Diktion der Jahre kurz nach 1800, temperamentvoll vorgetragen vom Radio-Chor und -Orchester der italienischen Schweiz und dem Dirigenten Angelo Campori.

Zeitgenössische Musik tauchte in vielen Konzerten des Festivals mehr oder weniger profund auf. Ein Wochenende indes war geballt "Meisterwerken des 20. Jahrhunderts" vorbehalten. Dieser Veranstaltungszyklus hatte den Charakter einer breiten Retrospektive, die zwischen Debussy, Szymanowski, Ives, Honegger, Webern auf der einen und Avo Pärt, John Adams, Maurice Ohana und Philip Glass auf der anderen Seite einen großzügigen Schnitt durch die Moderne legte. Dabei ergaben sich wohl auch überraschendere, zündendere Konstellationen als bei stur avantgardistisch ausgerichteten Präsentationen, so etwa, wenn der Pianist Alain Neveux Skrjabins letzte (zehnte) Klaviersonate dem Klavierstück 10 von Stockhausen gegenüberstellte und diesen komplementär-kontroversen Werken die postmodernen "Phrygian Gates" von John Adams folgen ließ.

Vom Publikum wird dies, Altes und Neues, gleichermaßen verständig und engagiert angenommen. Internationale Kulturbummler bilden, zumindest in den Festspieltagen, die in den Herbst hineinreichen, eine wenig auffällige Minderheit. Das große bodenständig-regionale Zuhörerreservoir gibt dem Ganzen einen unverkennbar gediegenen westschweizerischen Charme.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

Laienspielgruppe nimmt sich Allen-Komödie an

FREIGERICHT. Es darf gelacht werden - bei "Vorsicht Trinkwasser" nach einer Komödie von Woddy Allen, die noch aus der Zeit vor seiner Filmkarriere stammt. Die Freigerichter Laienspielgruppe "The Onyms" präsentiert das Stück am 17., 18., 24. und 25. Oktober, jeweils um 20 Uhr im Sturmiushaus in Somborn. Premiere ist am Samstag, 17. Oktober. Eintrittskarten zum Preis von sieben Mark gibt es in verschiedenen Freigerichter Läden sowie bei Andreas Parr unter der Rufnummer 0 60 55 / 8 17 79.

Das Stück dreht sich um eine bornierte amerikanische Familie, die hinter dem damals noch vorhandenen Eisernen Vorhang festgehalten wird und auf die Hilfe eines trotteligen Botschafters angewiesen ist.

Das Laientheater "The Onyms" hat sich in den vergangenen sechs Jahren nicht nur mit Komödien einen Namen gemacht.

Auch Nachdenkliches wie "Die Physiker" oder "Die zwölf Geschworenen" findet sich im Programm. tja

Fotos aus Thüringen

BAD NAUHEIM. Der Eisenacher Fotograf Olaf Koch zeigt am Dienstag, 6. Oktober, ab 19.30 Uhr im Konzertsaal der Trinkkuranlage Bad Nauheim Bilder aus dem südwestlichen Teil Thüringens.

Präsentiert werden die Bilder in der seltenen Technik der 3-D-Raumbildprojektion. Der Eintritt kostet 7 Mark, Inhaber der Kurkarten brauchen nur 5 Mark zu zahlen. str

Mit dem BfV zu "Endstation Sehnsucht"

KRIFTEL. Für Dienstag, 13. Oktober, lädt der Bund für Volksbildung (BfV) zur Theaterfahrt nach Wiesbaden. Im Hessischen Staatstheater wird die Neuinszenierung von Tennessee Williams' Welterfolg "Endstation Sensucht" gezeigt. Der Amerikaner schrieb dieses tiefenpsychologische Drama im Jahre 1947.

Wer es sehen will, sollte sich Karten unter den Rufnummern 4 56 80 und 4 24 03 reservieren. pms

Grüner Stammtisch

BAD SODEN. Zum Stammtisch laden die Bad Sodener Grünen für Dienstag, 6. Oktober, ein. Das Treffen, bei dem auch Nicht-Parteimitglieder willkommen sind, ist um 20 Uhr in der Sportklause Kluge (Brunnenstraße). ask

Stadt gibt zehn Mark pro Baum Damit werden in Bad Bad Nauheim Streuobstwiesen gesichert

BAD NAUHEIM. Preiswerte Obstbäume gibt es nur noch bis zum 10. Oktober bei der Naturschutzgruppe Bad Nauheim. Das Angebot können alle privaten Eigentümer und Besitzer von Grundstücken nutzen, die außerhalb der bebauten Ortslage liegen. Die Stadt steuert für jeden hochstämmigen Apfel-, Birn-, Kirsch-, Zwetschgen-, Mirabellen- oder Walnußbaum zehn Mark bei.

Jeder Baum kostet den Pflanzwilligen somit nur 25 Mark. In diesem Preis ist bereits der erforderliche Pflanzpfahl und die Drahthose gegen Wildverbiß enthalten. Eile tut gut, denn wenn die Nachfrage nach den subventionierten Bäumen den derzeitigen finanziellen Rahmen sprengt, werden die restlichen Interessenten auf eine Warteliste gesetzt und im nächsten Jahr vorrangig behandelt.

Mit der Pflanzaktion will die Naturschutzgruppe Bad Nauheim einen Beitrag zur Erhaltung und Neuanlage der ökologisch sehr wertvollen Streuobstwiesen leisten, denn Obstwiesen gehören seit altersher in das Landschaftsbild der Bad Nauheimer Gemarkung. Sie verbessern das regionale Klima und stellen einen wichtigen Lebensraum für viele mittlerweile bedrohte Tier- und Pflanzenarten dar.

Weitere Informationen geben:

• Wolfgang Köhler, Kolpingweg 1,

Tel. 0 60 32 / 8 57 74,

• Gertrud Walenda, Theresienstraße 1, Tel. 0 60 32 / 8 36 96 und

• Alfred Kuhn, Am Haingraben3, Tel. 0 60 32 / 8 46 58.

Bei diesen drei Personen können Bad Nauheimer auch die Bestellungen aufgeben. str

Mit dem Theaterbus kostenlos zu "Hair"

HOFHEIM. Protest der Jugend gegen Krieg, Intoleranz, Brutalität und Entmenschlichung - der wird im Musical "Hair" formuliert. Am Dienstag, 24. November, ist die Originalversion beim Gastspiel der "Broadway Musical Company New York" zu sehen. In der Wiesbadener Rhein-Main-Halle sind Star-Solisten aus New York und London, aber auch Ballett, Orchester und Chor zu sehen.

Der Bund für Volksbildung bietet eine bequeme Möglichkeit, hinzukommen: den Theaterbus. Die Fahrt ist kostenlos, der Eintritt kostet 30 Mark. Vorbestellungen unter Tel. 4 56 80 und Tel. 4 34 03. pms

Gifte in Holzschutzmitteln Auslöser vieler Symptome Toxikologe erläutert Gericht Wirkung von PCP und Lindan

Mit einem Auto, das mit Vollgas im Leerlauf läuft, hat der toxikologische Gutachter Max Daunderer aus München die Auswirkung des Holzschutzmittel-Inhaltsstoffs PCP auf den menschlichen Organismus verglichen. Wie er im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß aussagte, störe Pentachlorphenol die Energieversorgung in jeder Zelle. "Es ist keine Power da, aber die Maschine wird heiß." Diese Wirkungsweise von PCP erkläre die immer wieder von Holzschutzmittelpatienten geäußerten Symptome wie Müdigkeit, Mattigkeit, Antriebsschwäche, nächtliche Schweißausbrüche.

Der Holzschutzmittel-Inhaltsstoff Lindan störe und blockiere dagegen die Übertragung von Nervenimpulsen. Die geschilderten Symptome: Krämpfe, Zittern und unkontrollierbare Muskelzukkungen. Die unterschiedlichen Symptome von Allergien bis Zittern, die im Lauf des Prozesses vor allem von der Verteidigung immer wieder problematisiert worden waren, seien über den biochemischen Wirkmechanismus der einzelnen Gifte zu erklären, sagte der Toxikologe.

Dabei setzte er Grenzwerte früherer Gutachter, wonach erst ab einem PCP- Blutwert von 20 Mikrogramm pro Kilogramm Vergiftungserscheinungen auftreten könnten, deutlich herab. Bereits ab vier Mikrogramm PCP im Blut könne es zu Vergiftungen kommen. Der damalige Grenzwert hatte bei 70 Mikrogramm gelegen. Die Festlegung von Grenzwerten sei im übrigen "rein politischer Natur". Vom medizinischen Standpunkt aus sei dies nicht zulässig, da Risikogruppen wie Kinder, Schwangere und Allergiker mit diesen Grenzwerten nicht erfaßt würden. "Außerdem", so Daunderer weiter, "gibt es für Kranke keine Grenzwerte, Grenzwerte gibt es nur für Gesunde." Nicht derjenige mit der höchsten Giftkonzentration werde krank, sondern der Labilste. Die Schäden und Risiken von PCP- Kontaminierungen vor allem über die Haut und die Atemwege seien schon Anfang der 70er Jahre in wissenschaftlichen Veröffentlichungen ganz deutlich beschrieben worden. Anders als Arzneimittelfirmen, die ersten Meldungen von Nebenwirkungen mit "großem Aufwand" nachgingen, sei dies bei anderen chemischen Präparaten, den Publikumspräparaten, nicht der Fall. Dabei müßte man nach Ansicht des Toxikologen, der insgesamt etwa 3000 Patienten mit allen möglichen Holzmittel-Vergiftungen behandelt hat, mit ihnen genauso umgehen wie mit Arzneimitteln. Dies gelte besonders "für Präparate, die über die Holzdecken in Schlafzimmern rund um die Uhr wirken".

So hätten die verantwortlichen Manager der Firma "Desowag" daraus denn auch keine Konsequenzen gezogen und sich auf "völlig untaugliche Versuchsergebnisse" gestützt, als sie sich 1977 für den weiteren Vertrieb ihrer unveränderten Holzschutzmittel entschieden hätten, sagte Daunderer vor Gericht. Raumluftmessungen seien nämlich zur Feststellung einer möglichen Vergiftung nicht geeignet, da sie bezüglich der tatsächlichen Giftaufnahme irrelevant seien.

Der Prozeß wird am 12. Oktober fortgesetzt. sol

"Toto, der Held" läuft im Kurtheater

BAD SODEN. "Toto, der Held" heißt der Film, den das Bad Sodener Filmforum am Mittwoch, 7. Oktober, zeigt. Der Streifen von Jaco van Dormael ist um 20 Uhr im Kurtheater zu sehen. ask

Wir gratulieren

Herrn Karl Wehner aus Hanau-Steinheim zum 100. Geburtstag am Montag, dem 5. Oktober 1992.

Herrn Wilhelm Wörner aus Maintal-Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Montag, dem 5. Oktober.

Magistratsbericht ist für die CDU null und nichtig

Ein Magistratsbericht zu den Zahlungen an den früheren OB-Referenten Jan von Trott ist für den CDU-Stadtverordneten Albrecht Magen "nichtig". Der "Un- Bericht" habe so gar nicht beschlossen werden dürfen, weil eine "Interessenskollision" des Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler vorgelegen habe. Paragraph 25 der Hessischen Gemeindeordnung untersage, daß Magistratsmitglieder in eigener Sache mitentscheiden dürften.

Mit seinem Bericht antwortet der Magistrat auf eine Anfrage zu den "unzulässigen Zahlungen" an von Trott. In der Anfrage zielte die CDU auch auf die Rolle, die der frühere Personaldezernent und heutige OB Andreas von Schoeler in der Angelegenheit gespielt habe. Die CDU fragte, wie der Magistrat die Rechtslage "im Hinblick auf Schadensersatzansprüche" gegen von Schoeler sehe. Die lapidare Antwort: "entfällt", "gez. von Schoeler".

Daß hier einer abstimme, obwohl er betroffen sei, stehe in klarem Widerspruch zur HGO, sagte Magen im Personalausschuß. Damit sei der Beschluß nichtig.

"Das können wir rechtlich nicht überblicken", meinte Pusch (SPD). Der Ältestenausschuß ist nun an der Reihe. luf

Der Palmengarten zeigt Eriken - und Chrysanthemen dort, wo sonst die Rosen blühen Abschied vom Blumenjahr Schau bis November

Der Palmengarten lädt ein zum Chrysanthemenfestival. Keine Ausstellung in der Blütengalerie, in der man Pflanzen als Kunstwerke bewundert, sondern eine Besitzergreifung von Sommerblumenbeeten, Rosengarten und Haus Rosenbrunn seitens der Gewächse aus den Gärten Asiens bringt neues Leben in den herbstlich vergilbenden Garten. Und wenn das Wetter so anhält, wird es für viele Besucher eine Überraschung sein, daß im schönen Haus Rosenbrunn, bisher nur für Rosenausstellungen genutzt, gelbe und weiße Chrysanthemen von den Wänden nicken, sich in den Rosenbeeten die vielen Arten mit goldbraunen und violetten Blüten tummeln, die stabilen Topfpflanzen den hochgezüchteten Schnittblumen konkurieren. Die einen zeigen weiße Pompon-Formen mit dickem gelben Punkt. Die Spinnen-Chrysanthemen züngeln gefährlich.

5000 Sorten kennt man insgesamt. Alle gezeigten Pflanzen sind "Palmengartengewächse". Als Kurztagspflanzen blühen sie erst bei Unterschreitung einer bestimmten Tagelichtlänge. Die Palmengartengärtner mußten nach der Uhr verdunkeln. Die Gestaltung der blühenden Pracht, auch in den großen Amphoren, lag bei Rolf Waltz. Die gute Idee, den Garten selber als Ausstellungsfläche einzubeziehen, hatte Enno Dorscht.

"Eriken", die Mehrzahl von Erika, dem Blümlein auf der Heide, sind zur Zeit die Freilandflächen des Eingangsschauhauses an der Siesmayerstraße vorbehalten. Wie es schon zum guten Brauch im Palmengarten gehört, haben die Azaleen- und Eriken-Betriebe aus dem Rhein- Main-Gebiet (Acerca-Süd) 1200 stattliche Pflanzen zur Verfügung gestellt und sie zu rot, lila, rosa und weiß schimmernden Teppichen gepflanzt.

Da gibt es kugelige Büsche und erstaunliche Hochstämme. Die Besenheide zeigt gelbgoldenes Laub. Ihr Standort ist der Heidegarten. Gräser, Koniferen und Rhododendron sind ihre liebste Gesellschaft. Sie ist pflegearm. Nur Wasser braucht sie ausreichend. Es ist ein Irrtum zu glauben, daß Heidekraut im Trockenen gedeiht. Schneeheide und Besenheide sind winterhart. Nur die Tropfheide, auf den schönen Namen "Erika gracilis" hörend, blüht nur einmal vom September bis tief in den Winter. Wie gut sie sich zur Bepflanzung von Schalen, Kübeln, Kästen eignet, wird demonstriert.

Die Chrysanthemen sind bis zum 1. 11., die Eriken bis 15. 10. als Abschied an das Palmengarten-Blumenjahr zu sehen. E-S

Namen + Notizen

KARIN HASSELBACH, Mitglied des Deutschen Frauenrings in Bad Homburg, vertritt jetzt dessen Landesverband im Gesamtdeutschen Ausschuß auf Bundesebene. Die Bad Homburger Frauen haben damit eine zweite Vertreterin beim Bundesverband: URSULA KELLER-KUHLMANN arbeitet bereits seit langem im Ausschuß für Soziales, Gesundheit, Alter mit.

Gemeinde ändert ihr Kindergartenkonzept

GRÄVENWIESBACH. Die Gemeinde hat ihr Kindergartenkonzept geändert. Der Ganztagskindergarten, der ursprünglich für Mönstadt geplant war, soll nun in Grävenwiesbach entstehen. Der Ortsbeirat Mönstadt hatte sich für einen "normalen" Kindergarten mit einer Gruppe ausgesprochen. Einstimmig befürworteten die Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung den SPD/FWG-Antrag, das neue Konzept zu entwickeln.

Für den Kindergarten in Grävenwiesbach sind drei Gruppen, davon eine Ganztagsgruppe, vorgesehen. Außerdem will die Gemeinde im Rahmen der Planungen den Bedarf an Kindergarten- und Kindertagesstättenplätzen ermitteln. Das geltende Bundesrecht, das von 1996 an jedem Kind ab drei Jahren den einklagbaren Anspruch auf einen Kindergartenplatz zubilligt, hat die Planung wesentlich beeinflußt. Die Gemeinde kann beim derzeitigen Platzangebot diesen Anspruch nicht erfüllen. cn

Kleine FR

"Spitzen-Techniken" NEU-ISENBURG. Europäische "Spitzen-Techniken" gleich in doppeltem Sinne zeigt der Klöppeltreff Oberrad bis zum 12. Dezember im Haus zum Löwen in der Löwengasse 24. Die Ausstellung mit den kunstvollen Kragen und Decken ist donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Ausnahme: immer am ersten Samstag jeden Monats ist geschlossen. Kriminalität im Rhein-Main-Gebiet LANGEN. Die CDU-Sozialausschüsse laden am Mittwoch, 7. Oktober, 20 Uhr, zu einer Veranstaltung mit dem Titel "Innere Sicherheit" in die Stadthalle ein. Kriminaldirektor Peter Walter spricht über Rauschgiftkriminalität und organisiertes Verbrechen im Ballungsraum Rhein-Main. Junge Bäume an der Rollschuhbahn LANGEN. Auf dem Gelände der Rollschuhbahn am Schwimmstadion wurden eine Pappel und eine Robinie gefällt, die beim Sturm Anfang September Schaden gelitten hatten. Die Stadt will demnächst für Ersatz sorgen. Flohmarkt rund ums Kind DREIEICH. Die Kita Erich-Kästner-Straße macht am Freitag, 9. Oktober, 14.30 Uhr bis 17 Uhr, einen Flohmarkt mit Kinderkleidung und Spielsachen. Der Erlös soll dem Kinderschutzbund zugute kommen. Container für Gartenabfälle LANGEN. Die Stadt stellt für die Zeit vom 10. Oktober bis 28. November wieder Container für Gartenabfälle auf, die bei Bedarf täglich geleert werden.

Caféhaus-Nachmittage mit Modenschauen

"Caféhaus unterwegs" heißt eine Veranstaltungsreihe, mit der die städtische Saalbau GmbH die "Wiener Caféhausatmosphäre" der Jahrhundertwende wiederbeleben möchte; zusammen mit einer Modefirma wird die Saalbau in Zukunft Damenmoden vorführen.

Die Mannequins stellen hierbei die Besucherinnen der Plaudernachmittage selbst, moderiert werden die Modenschauen von der Frankfurter Journalistin Jutta W. Thomasius.

Der nächste Caféhaus-Nachmittag mit Modenschau findet am 13. Oktober im Bürgerhaus Bornheim um 15 Uhr statt. Der Eintritt kostet fünf Mark. mku

Untersuchungen über Zufahrtsbeschränkungen in die Innenstadt Verkehrsforum bei der Industrie- und Handelskammer diskutierte über das Machbare und Nahverkehrs-Alternativen

Baudezernent Hanskarl Protzmann hat im Rahmen eines Forums der Industrie- und Handelskammer (IHK) das Verkehrsprojekt "Fruit" vorgestellt. "Fruit" steht für "Integriertes Verkehrs- System-Management der Stadt Frankfurt", mit dessen Hilfe die massiven Verkehrsprobleme in den Griff bekommen werden sollen. Ziel des Projektes sei es, "den Autoverkehr zu beschränken" und "den Vorrang der Schiene" zu gewährleisten, sagte Protzmann.

Zur Zeit wird eine "Machbarkeitsstudie" erarbeitet, um überhaupt die Möglichkeiten auszuloten, mit denen die Verkehrsströme beeinflußt werden können. Die Kosten der Studie - rund 1,2 Millionen Mark - teilen sich die Stadt, das Land Hessen und die Europäische Gemeinschaft. Das Land hat ein ähnliches Projekt namens "Rhapit" für die Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet initiiert.

In der Frankfurter Studie werden sechs Teilaspekte untersucht. So wird beispielsweise geprüft, ob Zufahrtsbeschränkungen und Straßenbenutzungsgebühren eingeführt werden können. Nach Protzmanns Angaben soll geklärt werden, "ob eine Zufahrtsbeschränkung für die Innenstadt technisch machbar ist". Klärungsbedürftig sei unter anderem, welche Folgen dies für die Wirtschaft und für das Verkehrsaufkommen in anderen Stadtteilen habe. In puncto Gebühren hält Protzmann ein gestaffeltes System mit einer inneren und äußeren Innenstadtzone für denkbar. Wie die Gebühren eingezogen werden können, sei noch unklar. "Mautstellen" an der Stadtgrenze soll es jedenfalls nicht geben.

Zugleich sollen die Park-and-ride-Anlagen in das Parkleitsystem integriert werden, mit dem Ziel, Autofahrer mehr als bisher zum Umstieg auf Busse und Bahnen zu bewegen. In diesem Zusammenhang untersuchen die Planungsexperten, wie das Angebot im öffentlichen Nahverkehr ausgeweitet und der Betrieb beschleunigt werden kann. Im Gespräch ist auch eine Scheckkarte, um den Kauf von Fahrkarten zu vereinfachen.

Geprüft werden schließlich auch die Möglichkeiten, wie Autofahrer über hochmoderne Bordcomputer an Staus und Engpässen vorbei zu ihrem Ziel gelotst werden können. Der Bordcomputer erhält dabei über ortsfeste Sender oder Mobilfunk ständig aktuelle Verkehrsinformationen. Abrufbar wären zum Beispiel auch die Abfahrtszeiten von Bussen und Bahnen am nächstgelegenen Park- and-Ride-Platz.

Diese technische Neuerung favorisiert vor allem die Industrie, die an den Projekten "Fruit" und "Rhapit" beteiligt ist. Kritiker bemängelten jedoch während des Forums, daß mit dieser Technik "auch noch die letzten Lücken auf den Straßen mit Autos gefüllt werden". IHK-Präsident Frank Niethammer bemängelte dagegen die für die Innenstadt erwogenen Zufahrtsabgaben. vo

Wenn Sternstunden schlagen . . . Wie Römerpolitiker die Presse auf sich aufmerksam machen

Klappern gehört zum Handwerk. Auch bei den Politikern. Gute Taten oder bahnbrechende Ideen wollen unter die Leute gebracht werden. Die Frankfurter Volksvertreter bedienen sich bisher der üblichen Mittel. Sozialdemokraten und Grüne versenden sechs Seiten lange Presserklärungen, in denen schon jahrelang verkündete Absichtserklärungen des rot-grünen Magistrats auf das entschiedenste begrüßt und als fulminanter kommunalpolitischer Durchbruch gefeiert wird.

CDU-Bundestagsabgeordnete lassen die Redaktionen gern wöchentlich per Fax und schon fachgerecht aufbereitet ("130 Zeilen à 36 Anschläge, keine Sperrfrist") aus Bonn wissen, daß sie die Politik Helmut Kohls für absolute Klasse halten und daß sie sich einen besseren Kanzler gar nicht vorstellen können.

Solcherart herkömmlicher PR bringt nicht immer den gewünschten Erfolg bei den Medien. Da sinnen gewitzte Politiker über innovative Methoden nach. Ein Frankfurter CDU- Stadtverordneter ruft neuerdings bei den Zeitungen an und bittet um pünktliches Erscheinen der Berichterstatter zu den Ausschußsitzungen oder Plenarversammlungen, wenn er beabsichtigt, schon beim ersten Tagesordnungspunkt das Wort zu ergreifen. Damit das Wesentliche des Abends für die Öffentlichkeit nicht verlorengeht. Wo es notwendig erscheint, erläutert der Mann schon mal vorab am Telefon seine griffige Argumentationslinie - und auch die zu erwartenden bläßlich-hilflosen Reaktionen der politischen Konkurrenz.

Das hilft den Journalisten natürlich ungemein. Ohne diese Erläuterungen kämen sie vielleicht zu ganz falschen Berwertungen. Die anderen Römerpolitiker müssen sich da mal was einfallen lassen. cg

Alle fünf Varianten wurden verworfen SPD will Verkehr gerecht verteilen

BAD SODEN. Der SPD-Anregung, den "innerörtlichen Verkehr gerechter zu verteilen", hat das Stadtparlament eine Absage erteilt. Die Sozialdemokraten hatten vorgeschlagen, die untere Dreilindenstraße als Verbindung zwischen Neuenhain und Bad Soden zu öffnen. Laut Magistrat sind fünf Varianten geprüft und allesamt verworfen worden. Die Vorschläge seien bis auf einen zu teuer. Und außerdem "stellen alle Lösungen das Gegenteil der üblichen Planungspraxis dar, Schleichwege in Wohngebieten zu verhindern".

Gegen diese Lesart wehren sich die Antragsteller. Laut stellvertretendem Fraktionschef Karl Thumser geht es in Soden nicht wie beispielsweise in Frankfurt darum, den Pendler-Schleichverkehr aus Wohngebieten herauszuhalten. Vielmehr sollte die "innerörtliche Verkehrslast nicht nur die Anwohner der Königsteiner Straße treffen".

Er warf den Bürgern des betroffenen Gebietes um Dreilinden-, Schlicht-, Freiligrath-, Schiller-, Kleist- und Kronberger Straße "egoistisches Verhalten" vor, da sie dem Ansinnen ablehnend gegenüberstünden. Thumser kündigte an, seine Fraktion werde die Kosten für das Vorhaben "nochmals genau durchrechnen". Gleichzeitig räumte er ein, sollte der Ausbau teuer und lediglich für ein paar Dutzend Verkehrsteilnehmer interessant sein, "so nehmen wir sofort Abstand von der Idee". ask

Kongreß- Zentrum mit Büros und Hotel . . .

(Fortsetzung von Seite 13)

Kongreßsaal ist technisch so ausgelegt, daß er in kürzester Zeit auch in Räume für 850 und 1200 Personen aufgeteilt werden kann. Zwei mittlere Säle bieten Platz für jeweils 500 Menschen, 13 weitere Tagungsräume sind für 50 bis 200 Besucher ausgelegt. Diese "räumliche Gesamtkonzeption", so Dethloff, "bedeutet, daß Frankfurt künftig nach Berlin in Deutschland über das größte kombinierbare Raumprogramm für Kommunikationsveranstaltungen verfügen wird".

Nach Ansicht von Schoelers wird der Komplex "nicht nur eine interessante städtebauliche Ergänzung zum Messeturm und der Festhalle" sein, sondern darüber hinaus "wichtige Impulse für die Stadtentwicklung um das Messegelände geben". Welcher Architekt das Projekt planen und bauen wird, ist nach Darstellung des OB noch offen.

Nach Informationen der FR wird wahrscheinlich der Deutsch-Amerikaner Helmut Jahn den Zuschlag erhalten. Er hat bereits den 256,5 Meter hohen Messeturm sowie die attraktive Messehalle 1 entworfen und auch für den Kongreß-, Hotel- und Bürokomplex erste Studien abgeliefert.

Für den Hoteltrakt haben Investoren, Messe und Stadt eine maximale Höhe von 65 Metern vereinbart. Die Traufhöhe orientiert sich damit am benachbarten Poseidon-Haus zwischen Theodor- Heuss-Allee und Hamburger Allee. Der Bürotrakt wird sich als flacher Flügel an der Theodor-Heuss-Allee entlangziehen, das künftige Congress-Centrum Frankfurt (CCF) wird schräg gegenüber der Festhalle liegen.

Der niederländische Investor "NV Bouwfonds Nederlandse Gemeenten" erhält das gesamte Areal in Erbpacht auf 99 Jahre. Anstelle des für die ersten 35 Jahre fälligen Erbpachtzins wird er das Kongreßzentrum unentgeltlich schlüssel- und betriebsfertig der Messe übergeben. Hotel und Büros bleiben im Eigentum der Holländer. Berhard Boks, Geschäftsführer des holländischen Geldgebers, begründete die Entscheidung seines Unternehmens, in Frankfurt zu investieren, mit der Wirtschaftskraft der Stadt und deren Entwicklungschancen im künftigen EG-Markt.

Von Schoeler sagte als Folge des multifunktionalen Kongreßzentrums beachtliche Kaufkraftzuwächse für Frankfurt voraus. Ein von der Messe beauftragtes Institut habe jährlich 160 000 Besucher und damit verbunden zusätzliche Umsätze für Gastronomie, Taxigewerbe oder Hoteliers prognostiziert. 1991 lag das Umsatzvolumen im Frankfurter Kongreß- und Tagungsgeschäft bei rund 320 Millionen Mark.

Nach den derzeitigen Planungen wird der Komplex in einer Tiefgarage rund 450 Parkplätze haben. Die Erschließung ist über die Theodor-Heuss-Allee vorgesehen. Denkbar ist allerdings auch, daß die Abfahrt über einen neu zu bauenden Autotunnel zum Hemmerichsweg erfolgt. Die Röhre zwischen Theodor-Heuss-Allee und Hemmerichsweg würde rund 20 Millionen Mark kosten und müßte von der Messe selbst finanziert werden. Vorsorglich hat der Messe-Aufsichtsrat deshalb nach Darstellung von Schoelers auch beschlossen, in den Jahren 1994 und 1995 auf die Gewinnausschüttung an die Gesellschafter zu verzichten. Zum Vergleich: 1991 hatte die Messe immerhin 15 Millionen Mark Gewinn an Stadt und Land überwiesen.

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 30

Freie Aussprache

Ungeprüfte Beschuldigungen Zu dem Verfahren, das ich gegen den österreichischen Bürger Schafranek angestrengt habe: Es geht darum, daß ich Schafranek wegen Verleumdung verklagt habe, da er ungeprüft in einem Buch Beschuldigungen gegen mich verbreitet hat, die seit 48 Jahren - seit Juli 1945 - immer von neuem gegen mich vorgebracht und die immer wieder als haltlos befunden wurden. Keiner der Professoren, die Schafranek "als Wissenschaftler" in Schutz nehmen, hat sich je mit der Materie vertraut gemacht oder gar meine Erklärungen zur Kenntnis genommen. Dagegen haben mich meine ehemaligen Kameraden aus Israel, den USA, Kanada und ganz Europa, die mich aus Buchenwald kennen, immer von neuem in die Leitung unseres Internationalen Komitees gewählt.

Emil Carlebach, Frankfurt

Jetzt ist wieder "Zeit für Lyrik"

WIESBADEN. "Zeit für Lyrik" heißt eine Veranstaltungsreihe der Stadtbibliothek, die am Donnerstag, 8. Oktober, um 17.30 Uhr mit einer Lesung fortgesetzt wird. Die Lyrikerin Vera Lebert-Hinze wird ihr neues Buch vorstellen: "Kinder des Windes". maf

Fotos von Land- und Stadtbewohnern

WIESBADEN. "Leute vom Land - Leute aus der Stadt" heißt das Thema einer Ausstellung, die bis Ende des Jahres im Bürgerzentrum in der Adlerstraße gezeigt wird. Lev Borodovskii, ehemaliger Fotograf in Moskau und seit eineinhalb Jahren Mitglied der Jüdischen Gemeinde Wiesbadens, ist mit Senioren des Bürgerzentrums durch den Taunus gewandert. Deren Kontakte mit den Land- und den Stadtbewohnern hat er in einer Fotoserie dokumentiert. Die Ausstellung wird am Montag, 5. Oktober, um 15 Uhr eröffnet. Sie kann montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr besucht werden. maf

Teurer Spaß

Wissen Sie noch, was Sie an diesem ersten Oktoberwochenende vor genau zehn Jahren gemacht haben? Helmut Kohl wird es wahrscheinlich wissen, und ich jedenfalls weiß es noch ganz genau: Ich bin nach dem Frühstück losgezogen und habe die teuerste Zeitung meines Lebens gekauft. Genauer gesagt: eine dicke Wochenendausgabe der "Süddeutschen Zeitung" - für umgerechnet mehr als zwölf Mark. Soviel kostete nämlich das per Luftfracht angelieferte Blatt in einem Hotel-Zeitungskiosk in Hongkong.

Aber wenn man wenige Tage zuvor in Urlaub geflogen ist, im Bewußtsein, einen neuen Bundeskanzler zu bekommen, ohne daß man als Wähler dabei mitzureden hatte, also, da muß man doch einfach wissen, was zu Hause passiert ist, oder?

Und abends bin ich dann in die Kneipe gegangen und habe mir einen angetüdelt . . . Ihr Bastian

"Darüber ist kein Zweifel: Der Feind steht rechts"

Es erscheint mir mehr als unbegreiflich, heute wieder einen wirksamen skrupellosen und fanatischen deutschen Rechtsradikalismus erleben zu müssen.

Ich stimme dem zu, was der Pfarrer H. Fleischmann in seinem Leserbrief (FR / FRA vom 30. 9. 1992 "Wir sind ein Volk für Demokratie und Recht" u. a. schreibt:

"Das Grundgesetz und die politische Ordnung der Bundesrepublik bieten starke geistige und reale Kräfte, jedem Versuch der Straße und Ewiggestriger zu widersprechen und zu widerstehen, die Mordversuche beklatschen und Verbrechen an Minderheiten, Andersdenkenden und Fremden zur erlaubten Selbstverständlichkeit machen."

Gerade jetzt, wo sich ein stärker werdender Rechtsradikalismus in Deutschland breit macht, sollte man sich an die große Rede erinnern, die der Reichskanzler in der Weimarer Republik und Zentrumsabgeordnete Dr. phil. Jos. Karl Wirth im Reichstag am 25. 6. 1922 aus Anlaß des Mordes an Rathenau gegen die schwarzweißroten Mörder und ihre Hintermänner gehalten hat und die mit den Worten schloß:

"Da steht der Feind, wo Mephisto sein Gift in die Wunde eines Volkes träufelt, da steht der Feind, und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts."

Dr. Wirth war aufrechter Katholik und aktiver Freund des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, das er begeistert unterstützte. Mögen die Worte "der Feind steht rechts" eine Mahnung an die Staatsmänner der Welt sein, und mögen sie endlich begreifen, daß Rechtsradikalismus und militärische Auseinandersetzungen nicht die geeigneten Mittel sind, den Frieden in der Welt zu erhalten:

"Demokratie bedeutet ein soziales, wirtschaftliches und politisches System., Sie ist sicherlich die einzige Hoffnung für die Menschheit."

Josef Hemmerle, Offenbach

Der Ministerpräsident und der Karikaturist

EDITH NIEHUIS, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familie und Jugend, hat gefordert, in den Grundgesetzartikel 6 über Ehe und Familie auch nichteheliche Lebensgemeinschaften aufzunehmen. Im Saarländischen Rundfunk wies die SPD-Politikerin darauf hin, daß dem Statistischem Jahrbuch zufolge die Zahl der Ehen ohne Trauschein 1990 auf über 960 000 gestiegen sei. Sie sprach sich dafür aus, rechtliche Benachteiligungen nichtehelicher Lebensgemeinschaften zu beseitigen. "Ich würde mir wünschen, wir würden es bei der anstehenden Verfassungsdiskussion im Artikel 6 auch schon mal andeuten, daß wir nicht nur von Ehe und Familie reden, sondern auch von Lebensgemeinschaften ohne Trauschein." Niehuis kritisierte außerdem, daß das Bürgerliche Gesetzbuch Ehen ohne Trauschein immer noch nicht vorsehe und damit viele Ungerechtigkeiten entstünden. So werde bei der Sozialhilfe das Einkommen und Vermögen des Partners angerechnet. Eine gemeinsame Sozialwohnung bekomme eine nichteheliche Lebensgemeinschaft aber nicht, auch wenn jede Person einen eigenen Anspruch darauf habe. (AP)

Rühe lobt militärische Einheit

LEIPZIG, 4. Oktober (AP). Die Bundeswehr gibt dieses und nächstes Jahr fast zehn Milliarden Mark für die militärische Einheit Ost- und Westdeutschland aus. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) sagte am Freitag in Leipzig, damit sei die Bundeswehr ein wichtiger Faktor im Aufbauwerk Ost. Zudem hätten die Soldaten aus Ost und West vom Gegeneinander zum Miteinander gefunden und damit "geschafft, was für viele Deutsche noch Zukunftsvision ist".

Die gesamte Bundeswehr habe heute weitgehend den gleichen Leistungsstandard; der Truppen- und Verwaltungsaufbau sei praktisch abgeschlossen, sagte Rühe. Er ernannte die ersten 20 Offiziere der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) zu Berufssoldaten der Bundeswehr. Insgesamt sollen 3600 frühere NVA-Offiziere auf Dauer in der Bundeswehr bleiben.

Serben spalten Sarajewo Eigene Verwaltung eingesetzt / Luftbrücke wieder aufgenommen

SARAJEWO/ZAGREB, 4. Oktober (AP/ dpa/Reuter/AFP). Die bosnischen Serben haben nach sechsmonatiger Belagerung die Teilung von Sarajewo beschlossen und einen eigenen Magistrat in den von ihnen beanspruchten Gebieten eingesetzt.

Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete am Wochenende, Serbenführer Radovan Karadzic werde für den serbischen Teil der bosnischen Hauptstadt einen Bürgermeister einsetzen. Sein Zuständigkeitsbereich umfasse folgende Viertel und Vorstädte: Altstadt, Hadzici, Ilidza, Ilijas, Mitte, Neusarajewo, Pale, Rajlovac, Vogosca.

Nicht erwähnt ist der Ortsteil Grbavica, in dem das Rote Kreuz am Donnerstag massive Vertreibungen von Moslems durch serbische Milizen festgestellt hatte. Das Präsidium der bosnischen Serben räumte ein, daß es zu Vertreibungen und Geiselnahmen gekommen sei.

Die am Wochenende nach einmonatiger Unterbrechung wieder aufgenommene internationale Luftbrücke für Sarajewo wurde durch schlechtes Wetter behindert. Anstelle von sieben geplanten Landungen von Transportflugzeugen mit Hilfsgütern konnten am Sonntag lediglich vier Maschinen in Sarajewo landen. Eine fünfte Maschine sei unmittelbar nach dem Start in Split wieder umgekehrt, sagte ein Sprecher des Koordinationsstabs des UN-Flüchtlingswerks (UNHCR) in Zagreb. Mit einer der Maschinen sei ein Teil einer neuen Radar- Ausrüstung eingeflogen worden, mit der in Zukunft der Flugbetrieb auch bei schlechtem Wetter aufrechterhalten werden könne. Während der Landung der Flugzeuge wurde im nahe des Flughafens gelegenen Stadtteil Butmir gekämpft.

Die Luftbrücke war erst am Samstag wieder aufgenommen worden. Eine US- Maschine hatte erstmals einen Versorgungsflug gewagt, seit am 3. September ein Transportflugzeug der italienischen Luftwaffe beim Landeanflug von einer Rakete abgeschossen worden war.

Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Sadako Ogata, sagte in Genf, die Wiederaufnahme der Luftbrücke sei ein gutes Zeichen. Doch könne eine Katastrophe im Winter nur gemildert werden, wenn die ganze internationale Gemeinschaft helfe. Das UN-Kinderhilfswerk befürchtet wegen des Winters ein "massenhaftes Kindersterben". Ein Hilfskonvoi erreichte am Sonntag auf dem Landweg Sarajewo. Die Bundesluftwaffe ist noch dabei, ihre Transportflugzeuge für die Luftbrücke mit Schutzeinrichtungen gegen Raketenangriffe auszurüsten.

Schulbus verunglückte im Nebel Gegen Böschung geprallt / 17 Kinder verletzt / Bremsen versagt?

FRANKFURT A. M., 4. Oktober (AP/ Reuter). Erneut ist es in Deutschland zu zwei Busunfällen gekommen. Am Freitag prallte ein Schulbus mit 25 US-amerikanischen Kindern auf der Bundesstraße 279 bei Wildflecken im nordbayerischen Landkreis Rhön-Grabfeld in einer Kurve im Nebel gegen eine Böschung. Laut Polizei wurden 17 Kinder im Alter von rund zwölf Jahren und der 41jährige deutsche Fahrer verletzt.

Laut Polizei ereignete sich der Schulbusunfall auf einer Gefällstrecke. Der Bus sollte die Kinder von US-amerikanischen Eltern von dem Truppenstandort Wildflecken nach Fulda zur Schule bringen. Ein Polizeisprecher sagte, zur Unfallzeit sei die Straße naß gewesen. Wegen Nebels habe die Sichtweite nur etwa 100 Meter betragen. Der Busfahrer gab in einer ersten Vernehmung an, daß die Bremsen versagt hätten. Das Fahrzeug wurde von der Polizei sichergestellt.

Am Samstag fuhr ein mit 74 Menschen besetzter Reisebus aus Berlin am Brunnthaldreieck südlich von München mit 100 Stundenkilometer gegen einen liegengebliebenen Wagen auf dem Sonderstreifen der Ausfahrt Hofolding. Von den beiden Insassen wurde einer getötet und einer schwer verletzt.

Bei der Kontrolle von Reisebussen in Nordrhein-Westfalen sind in der Hauptreisezeit von Polizei und Gewerbeaufsicht erneut schwerwiegende Verstöße gegen Lenk- und Schichtzeiten festgestellt worden.

Nach dem Jahresbericht der Gewerbeaufsichtsämter gaben von den in NRW im vergangenen Jahr überprüften knapp 1100 Bussen über 40 Prozent Grund zur Beanstandung. 20 Busse wurden zeitweise stillgelegt. Vor allem wurden erhebliche Überschreitungen der Lenk- und Schichtzeiten festgestellt.

Verkehrsteilnehmer leben nach einer am Samstag veröffentlichten Untersuchung in Belgien gefährlicher als in allen anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft. Wie eine in Paris angesiedelte Forschungsstelle für Versicherungsfragen ermittelte, kommen in Belgien auf 10 000 Autos 203 Verkehrstote oder -verletzte, berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga. Die größte Sicherheit auf seinen Straßen bietet demnach Dänemark: Dort wurden 59 Tote oder Verletzte pro 10 000 Autos gezählt. In Portugal liegt die Rate bei 168, in Deutschland bei 138 und in Großbritannien bei 136.

Als Ursache für die hohen Unfallzahlen in Belgien nennen die Pariser Forscher die hohe Bevölkerungsdichte und das feuchte Klima.

Michael Jackson vor 70 000 im Bukarester Stadion

BUKAREST, 4. Oktober (AP). Der US- Popstar Michael Jackson hat bei seiner Premiere in Rumänien 70 000 Menschen im Bukarester Nationalstadion zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Die Presse überschlug sich am Freitag förmlich vor Lob. Das Blatt Realitatea Romanesca schrieb, das Jackson-Fieber sei bereits in dem Moment ausgebrochen, als der Star seinen Fuß auf rumänischen Boden gesetzt habe.

Unter den Gästen des Konzerts waren auch Ministerpräsident Theodor Stolojan sowie 100 Minister, Abgeordnete und Botschafter.Haft für Kanaldeckelwerfer

MÜNCHEN, 4. Oktober (AP). Ein 20jähriger Münchener ist jetzt vom Landgericht München I wegen versuchten Mordes in drei Fällen sowie wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßen- und Bahnverkehr zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der Heranwachsende hatte 1990 und 1991 vierzehnmal Kanaldeckel und andere schwere Gegenstände auf Schienen gelegt oder von Brücken auf vielbefahrene Straßen geworfen. Drei Autoinsassen waren schwer verletzt worden.

Vor Verbüßung seiner Strafe wird der laut Gutachten an der Grenze zur Geisteskrankheit stehende Angeklagte in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht.NGG präsentiert Kandidaten

HAMBURG, 4. Oktober (AP). Nach dem Verzicht der designierten Vorsitzenden Jutta Kaminsky will jetzt der Hauptkassierer der Gewerkschaft Nahrung-Genuß- Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, für den Chefsessel der 400 000 Mitglieder starken Organisation kandidieren. Der NGG-Hauptvorstand beschloß seine Nominierung am Freitag in Hamburg einstimmig.

Die bisherige Kandidatin Kaminsky war aus "persönlichen, familiären Gründen" als stellvertretende NGG-Vorsitzende und als Bewerberin für den Vorsitz zurückgetreten. Daraufhin hatte der Chef des Landesbezirks Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Manfred Werske, in der Frankfurter Rundschau von einem "Intrigenspiel" gegen Kaminsky gesprochen und seine eigene Kandidatur ins Spiel gebracht. Der NGG-Vorstand mißbilligte "auf das Schärfste die Vorgehensweise" Werskes. Der Bundesfrauenausschuß der NGG forderte bei einer Sitzung in Kassel nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen den gesamten Geschäftsführenden Hauptvorstand wegen der Kandidatenernennung zum Rücktritt auf.

FDP hält an Wehrpflicht fest Kinkel: In Phase des Umbruchs keine weitere Verunsicherung

BREMEN, 4. Oktober (AP). Die FDP hält an der allgemeinen Wehrpflicht fest. Der Bremer Parteitag der Liberalen lehnte sowohl die Forderung nach einer Berufsarmee als auch nach einer Wahlfreiheit zwischen Bundeswehr, Zivildienst, Entwicklungsdienst, Sozialdienst und Arbeit im Umweltbereich mit breiter Mehrheit ab.

Außenminister Klaus Kinkel sagte zuvor in der Debatte, in einer Phase des Umbruchs in Deutschland und Europa könne man sich "nicht weitere Verunsicherung leisten" durch die Umstellung von der Wehrpflicht auf eine Freiwilligenarmee. Auch seien für eine Berufsarmee mindestens 50 000 Berufsanfänger pro Jahr nötig, schon heute aber seien beim Bundesgrenzschutz 5000 Stellen frei, und die Polizei finde keinen Nachwuchs.

Bauministerin Irmgard Schwaetzer plädierte dagegen für eine Freiwilligenarmee. Wer behaupte, damit werde der Bürger von der Armee abgegrenzt, der diskriminiere die Berufssoldaten von heute. Die FDP-Nachwuchsorganisation Junge Liberale hatte eine Berufs- oder Freiwilligenarmee gefordert. Die Juli- Vorsitzende Birgit Homburger meinte, gerade die angestrebten UN-Einsätze erforderten spezialisiertes Personal. Südwest-SPD für Blauhelm-Einsätze

he UNTERENSINGEN. Für eine Grund- gesetzänderung, die der Bundeswehr eine Teilnahme an "friedenserhaltenden Blauhelm-Einsätzen" der UN ermöglichen soll, hat sich der Sonderparteitag der baden- württembergischen SPD in Unterensingen am Ende mit deutlicher Mehrheit ausge- sprochen. Der entscheidende Passus eines entsprechenden Antrags des Landesvorstands war allerdings in einer Vorabstimmung nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 149 gegen 145 Delegiertenstimmen gebilligt worden. Zugleich wird klargestellt, daß für solche Einsätze nur Freiwillige in Frage kommen und der Bundestag mit Zweidrittelmehrheit zustimmen muß. Keiner Grundgesetzänderung werde die SPD zustimmen, heißt es, die den Einsatz der Bundeswehr "unter dem Dach der UN" beziehungsweise "durch Ermächtigung der UN nach dem Muster des Golf-Krieges ermöglicht".

Die interessante Sportnotiz

Steeb wechselt von Stuttgart nach Essen Carl-Uwe Steeb wird in der Tennis-Bundesliga 1993 für den Deutschen Vizemeister Etuf Essen spielen. "Mit meinem Freund und Daviscup-Partner Eric Jelen möchte ich noch einmal ins Finale um die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft", begründete der 25jährige den Wechsel von Stuttgart ins Ruhrgebiet.

Über 400 000 Mark pro Spiel für Johnson

Der am Aidsvirus erkrankte amerikanische Basketball-Star "Magic" Johnson, der am Diensstag seinen Comeback-Beschluß bekanntgab, erhält für die Vertragsverlängerung bei den Los Angeles Lakers eine in der Welt einmalige Gage: Der Kontrakt für die Saison 1994/95 sichert ihm eine Gage von 14,6 Millionen Dollar (20,5 Millionen Mark). Wie die "Los Angeles Times" berichtet, wird die Summe gezahlt, ob er spielt oder nicht.

Rallye-WM 1993 ohne Lancia

Die zum Fiat-Konzern zählende Firma Lancia gab in Turin den Rückzug aus der Rallye-Weltmeisterschaft 1993 bekannt. Lancia errang allein zehnmal den Titel in der Markenwertung, in diesem Jahr sogar vor Abschluß der WM Ende November in Großbritannien. Das Mailänder Team "Jolly-Klub" soll ab 1993 die Wagen vom Typ Delta HF Integrale übernehmen. Die Japaner sind jetzt unter sich.

Capelli steigt vorzeitig bei Ferrari aus

Mit sofortiger Wirkung verläßt der Italiener Ivan Capelli den Formel-1-Rennstall Ferrari. Der 29jährige, dessen zum Saisonende auslaufender Vertrag ohnehin nicht verlängert werden sollte, wird in den letzten beiden Läufen zur WM in Japan (25. Oktober) und Australien (8. November) durch seinen Landsmann Nicola Larini (28) ersetzt. Als Nachfolger Capellis hatte der Österreicher Gerhard Berger einen Zwei-Jahres-Vertrag bei den Italienern unterschrieben.

Fischer und Spasski wieder Remis

Beim Schach-Match zwischen Bobby Fischer (USA) und Boris Spasski (Frankreich) in Belgrad endete am Samstag die 14. Partie nach dem 32. Zug mit einem Remis. Fischer führt mit 5:3 Punkten.

Tanz-Triumph für Geschwister Jörgens Die Hamburger Geschwister Jens Jörgens und Kerstin Jörgens-Neubert wurden in Augsburg Deutsche Meister der Professionals in den Standardtänzen. Peter Müller und Elke Maibauer aus Mannheim sowie Norman und Dagmar Beck aus Ludwigsburg belegten die Plätze zwei und drei. Die Hamburger gewannen alle fünf Tänze und die Kürwertung. Dennis Hulme starb hinterm Lenkrad Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Denis Hulme ist am Sonntag während eines Automobil-Langstreckenrennens im australischen Bathurst an den Folgen einer schweren Herzattacke gestorben. In der 33. von 161 angesetzten Runden kam der 56jährige Neuseeländer, 1967 Champion in der Königsklasse, aus unerfindlichen Gründen von der Strecke ab und prallte gegen die Streckenumrandung. Fair-Play-Trophäe für Hockey-Team Der deutschen Hockey-Nationalmannschaft der Männer, die in Barcelona die Goldmedaille gewann, wurde auf dem Kongreß des Internationalen Hokkey-Verbandes (FIH) die Fair-Play-Trophäe verliehen. Bei den Wahlen wurde DHB-Vizepräsident Michael Krause (Dortmund) in das Council, den Obersten Rat des FIH, aufgenommen. Dem aus dem Council ausgeschiedenen Ehrenpräsidenten Jürg Schaefer (Frankfurt) wurde der höchste FIH-Orden verliehen. Eishockey-Profis in Rußland Der erste Eishockey-Profiklub hat in Rußland den Spielbetrieb aufgenommen. Der 38jährige Unternehmer Wladimir Smirnow hat dafür 25 junge Spieler aus den verschiedenen Teilen Rußlands nach Rjasan - 180 Kilometer von Moskau entfernt - geholt. Nach fünf Spieltagen der russischen Meisterschaft liegt "Wjotitsch" Rjasan ungeschlagen an erster Stelle. Erste Niederlage für Rollhockey-Frauen Im vierten Spiel mußte die deutsche Rollhockey-Nationalmannschaft der Frauen bei der Weltmeisterschaft in Springe ihre erste Niederlage hinnehmen. Vor 800 Zuschauern unterlagen die Gastgeberinnen nach Siegen gegen die USA, Südafrika und England dem Team aus Portugal 2:3 (1:1).

"Deutsche rüsten Nahost auf"

HAMBURG, 4. Oktober (dpa). Mehrere Länder im Nahen Osten werden laut einer im Nachrichtenmagazin Der Spiegel veröffentlichten US-amerikanischen Studie mit Hilfe deutscher Unternehmen hochgerüstet. Der Studie zufolge seien an rund 100 von 300 "hochsensitiven" Exporten nach Libyen, Syrien und Iran deutsche Unternehmer beteiligt gewesen. Der Bundesnachrichtendienst habe das rund 130 Seiten starke Dossier für die Bundesregierung ausgewertet. Es basiere auch auf Berichten der israelischen, britischen und US-Geheimdienste. Die Details der US-Studie seien laut BND "im allgemeinen zutreffend".

Dem US-Bericht zufolge sind deutsche Unternehmen vor allem an der Raketenverbesserung und dem Bau von Kampfstoffanlagen beteiligt. Beispielsweise hätten 23 von insgesamt 31 Lieferungen für Raketentechnik nach Libyen einen deutschen Bezug. Die in das irakische Aufrüstungsprogramm verwickelte Firma H+H-Metalform soll noch nach dem Ende des Golf-Krieges eine Anlage für die Herstellung von Artillerieraketen nach Libyen geliefert haben.

Bei den deutschen Behörden habe es, wie es heißt, erhebliche Aufklärungsdefizite gegeben. Der BND schreibe in seiner Expertise für das Kanzleramt, daß die überwiegende Zahl der in der US-Studie genannten deutschen Fälle in Bonn nicht erfaßt worden seien. Aber auch beim Bundesnachrichtendienst würden Lieferungen nach Syrien oder Iran erst seit 1991 systematisch ausgewertet.

Ministerbüro-Leiter entlastet

FRANKFURT/MAINZ, 4. Oktober (dpa). Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen im Müllschieberskandal gegen den Büroleiter der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Klaudia Martini (SPD), Werner Theis, eingestellt. Es seien keine Beweise für den Verdacht der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit Müllschiebereien gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Frankfurt mit. Die Untersuchungen gegen rund 30 Mitarbeiter von Gemeinden und Firmen gehen weiter.

Peking filzt Buchstände

PEKING, 4. Oktober (dpa). Mit Blick auf den bevorstehenden 14. Parteitag der KP Chinas haben die Behörden die Vorkehrungen in Peking verstärkt. Die Polizei ging gegen "illegale Publikationen" vor und schloß laut einem Bericht der Pekinger Abendzeitung vom Freitag mehr als 40 Buchstände, die keine Lizenzen vorweisen konnten. Rund 11 000 Bücher und Hefte seien beschlagnahmt worden. Ein Mann, der solche Publikationen vertrieb, sei festgenommen worden.

Mit "illegalen Publikationen" ist Literatur gemeint, die meist obszönen und vulgären Inhalt hat.

Fußball/Europapokal .. spor inla ausla Stimmen zwei (Hamburg)

UEFA-Pokal: Eintracht Frankfurt - Galatasaray Istanbul:

Dragoslav Stepanovic (Trainer Eintracht Frankfurt): "Istanbul ist ein sehr gutes Los, eine lösbare Aufgabe und für die Zuschauer eine attraktive Begegnung. Dort unten wird es ein Hexenkessel, und auch bei uns wird das Stadion gut gefüllt sein. Die gute Atmosphäre hilft beiden Mannschaften. Für uns ist es aber egal, wo wir spielen, wir spielen auf jeden Fall unseren Stil. Das Wiedersehen mit Kalli Feldkamp ist schön, birgt aber keine besondere Brisanz." folgt Stimmen drei dpa ei

Fußball/Europapokal .. spor inla ausl Stimmen vier (Hamburg)

UEFA-Pokal: Eintracht Frankfurt - Galatasaray Istanbul

Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein: "Ein Traumlos, das wir uns insgeheim auch gewünscht hatten. Sportlich können wir die dritte Runde erreichen und auch finanziell dürfte Istanbul ein attraktiver Gegner sein, der viele türkische Zuschauer ins Waldstadion lockt"

Geschäftsführer Reiner Schäfer: "Wir freuen uns aus dreierlei Gründen über das attraktive Los. Erstens können wir mit sehr vielen türkischen Zuschauern rechnen. Zweitens freuen wir uns auf das Wiedersehen mit unserem ehemaligen Trainer Kalli Feldkamp und drittens ist Istanbul auch sportlich interessant". folgt Stimmen fünf dpa ei

Flandern und Niederlande 1993 Buchmesse-Thema

FRANKFURT A. M. Nach der Mexiko- Präsentation dieses Jahres stehen 1993 Flandern und die Niederlande im Mittelpunkt der Frankfurter Buchmesse. Zur Vorbereitung der Selbstdarstellung aus dem holländisch-belgischen Sprachgebiet wurde eine Stiftung gegründet. Der Messe-Aufrittt wird mit rund sechs Millionen Mark veranschlagt. "Gemeinsam mit den Niederlanden muß Flandern verhüten, daß im Labyrinth Europa verlorengeht, woran Generationen gearbeitet haben", sagte der Vizepräsident der Stiftung, Guido Verhaegen.

Unter dem Motto "Flandern und die Niederlande: weltoffen" wird eine Fülle von Veranstaltungen vorbereitet. Auf dem Messegelände sind Autorenlesungen, Diskussionen und Vorträge aus dem Verlags- und Bibliothekswesen vorgesehen. Frankfurter Museen zeigen während der "Holland-Buchmesse" Arbeiten von niederländischen und flämischen Künstlern. Eine große Ausstellung in der Kunsthalle Schirn wird die Malerei des 17. Jahrhunderts aus den Niederlanden und Flandern zum Inhalt haben. dpa

Mazedonien befürchtet Krieg

GENF, 4. Oktober (dpa). Der mazedonische Außenminister Denko Maleski hat am Freitag in Genf vor einem weiteren Krieg auf dem Balkan gewarnt. Er verwies auf die zugespitzte Lage in seinem Land, dessen Öl weiter von Griechenland blockiert werde. Dies könne katastrophal auf die Wirtschaft Mazedoniens wirken und grenzüberschreitende soziale Unruhen nach sich ziehen. Auch Grenzveränderungen auf dem Balkan könnten einen endlosen Kampf um Grenzen im früheren Jugoslawien bis hin zu einem "totalen Krieg" mit sich bringen, sagte der Außenminister des von acht Ländern anerkannten Mazedonien.

Mazedonien sei ein kleines Land mit nur 2,2 Millionen Einwohnern und ohne militärisches Potential, das Griechenland gefährlich werden könne. Sein Land lehne jedoch die Forderung Athens ab, seinen Namen Mazedonien abzulegen, der Teil seiner Geschichte und Kultur sei.

ALEXANDER KOGAN, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Brandenburg, hat schwere Vorwürfe gegenüber den brandenburgischen Sicherheitsbehörden Mehrfach habe er ohne Erfolg beim Potsdamer Polizeipräsidium und Innenministerium um Polizeischutz für religiöse Veranstaltungen gebeten, sagte Kogan. Trotz Anmeldung einer Feier am 30. August sei die Polizei nicht gekommen, berichtete der Arzt. Vor etwa drei Wochen habe eine "antizionistische Aufsichtsbehörde" die Gemeinde telefonisch aufgefordert, binnen 48 Stunden ihre Räume zu verlassen. Erst nach mehrfachen Anrufen habe die Polizei reagiert. Vor zwei Wochen sei ein Hakenkreuz auf seinem Briefkasten gewesen, der inzwischen völlig demoliert worden sei. Potsdams Polizeipräsident Detlef von Schwerin sagte eine Untersuchung zu. (dpa)

Fußball/Europapokal .. spor inla ausl Stimmen sieben (Hamburg)

UEFA-Pokal: Eintracht Frankfurt - Galatasaray Istanbul:

Trainer Karlheinz Feldkamp (Galatasaray): "Es ist ein kleiner Vorteil für uns, daß das erste Spiel in Frankfurt stattfindet und wir einen Gegner aus meinem Land zugelost bekommen haben. Wir haben eine Chance auf ein Weiterkommen."

Erdal Keser, früherer Bundesliga-Kikker von Borussia Dortmund: "Das ist ein gutes Los. Unser Trainer, ich und viele meiner Mitspieler kennen Eintracht Frankfurt gut und glauben fest an einen Erfolg." dpa ei

Rulfo-Literaturpreis an Arreola

FRANKFURT A. M. Der mexikanische Schriftsteller und Publizist Juan José Arreola erhält den mit rund 150 000 Mark ausgestatteten Juan-Rulfo-Literaturpreis für Lateinamerika und die Karibik 1992. Die hohe literarische Auszeichnung wurde vor zwei Jahren auf Initiative des Nationalen Rats für Kultur und Kunst und der Universität in Guadalajara ins Leben gerufen. Erster Preisträger war 1991 der Chilene Nicunor Parra. dpa

Ab März 1993 im Amt Weise wird Trainer von Liechtenstein

Der 58jährige Dietrich Weise ist als Nationaltrainer Liechtensteins verpflichtet worden. Dies bestätigte der Vizepräsident des Fußball-Verbandes, Otto Biedermann, am Freitag gegenüber dpa. Weise wird danach vom 1. März 1993 an bis zum 31.Dezember 1995 für das Land tätig sein.

Sein Aufgabenbereich beinhaltet vor allem die fachgerechte Ausbildung der Vereinstrainer, die im Jugendbereich arbeiten, aber auch die Betreuung der Nationalmannschaft. Liechtenstein hat sieben Vereine, die wiederum rund 50 Jugendteams haben. Otto Biedermann: "Bisher war bei uns die Fachkompetenz in der Nachwuchsarbeit nicht gegeben. Das Umfeld soll von Dietrich Weise neu strukturiert werden."

Weise war früher u.a. bei den Bundesliga-Vereinen Kaiserslautern, Frankfurt und Düsseldorf als Cheftrainer tätig. sid

Schnelle Eingreiftruppe der NATO gegründet Soldaten können auch außerhalb Europas eingesetzt werden / Protestdemonstration in Bielefeld

BIELEFELD, 4. Oktober (dpa/FR). Als Kernstück einer neuen NATO-Militärstrategie ist am Freitag in Bielefeld die "Schnelle Eingreiftruppe" des westlichen Verteidigungsbündnis gegründet worden. Das rund 100 000 Soldaten starke "Allied Command Europe Rapid Reaction Corps" (ARRC), wie die Truppe offiziell heißt, wird möglicherweise auch außerhalb ihres europäischen Kommandobereichs eingesetzt.

"Ich könnte mir vorstellen, daß Teile dieses Korps an Militäraktionen der KSZE oder UN wie jetzt im ehemaligen Jugoslawien teilnehmen", sagte NATO-Generalsekretär Manfred Wörner auf einer Pressekonferenz. Die in die Eingreiftruppe integrierten Bun- deswehreinheiten von voraussichtlich 40000 Mann blieben nach gegenwärtiger Verfassungslage jedoch auf Einsätze innerhalb des Bündnisgebietes beschränkt.

Wörner nannte das ARRC "das Herzstück der neuen NATO-Militärstrategie". Mit der Aufstellung dieser Truppe beweise die Allianz ihre Fähigkeit, auf die veränderte politische und militärische Situation in der Welt zu reagieren. Hauptaufgabe des hochmobilen Militärverbandes sei die Verteidigung der Mitgliedsländer im Krisenfall.

Nach Angaben des NATO-Oberbefehlsha- bers in Europa, US-General John Shali- kashvili, soll die Eingreiftruppe aber auch humanitäre Hilfe leisten oder sich an frie- denssichernden Maßnahmen beteiligen.

Bis 1995 wollen zwölf der 16 NATO-Mitgliedsstaaten zehn Heeresdivisionen mit rund 100 000 Soldaten aufstellen. Im Ernstfall sollen aber nur maximal vier Divisonen eingesetzt werden, je nach Art der Krise und Einsatzgebiet. Die Bundeswehr wird eine nationale Division und für die multinationale Division vermutlich eine Luftlandebrigade stellen. Die Einheiten werden erst im Krisenfall der NATO unterstellt; im Frieden bleiben sie unter nationalem Kommando. Erster Kommandeur der "Schnellen Eingreiftruppe" ist der britische Generalleutnant Sir Jeremy Mackenzie (51). Das Hauptquartier seines Führungsstabes wird 1995 von Bielefeld nach Rheindalen bei Mönchengladbach verlegt.

Zum Schutz der Gründungsveranstaltung in der britischen Ripon-Kaserne waren fünfhundert Polizisten und Soldaten im Einsatz. Mehrere Straßen waren den ganzen Tag gesperrt. Vor dem Kasernentor demonstrierten rund 120 Menschen gegen die Aufstellung der "Schnellen Eingreiftruppe". Sie warfen der NATO vor, künftige Krisen militärisch statt politisch lösen zu wollen. Die Eingreiftruppe solle die Macht- und Wirtschaftsinteressen der reichen Industrieländer durchsetzen. Die Beteiligung deutscher Soldaten verstoße gegen das Grundgesetz.

Gewalt bei Protesten in Rom

ROM, 4. Oktober (dpa). Bei einer Protestdemonstration gegen die Sparpolitik der italienischen Regierung ist es am Freitag in Rom zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen radikalen Gruppen und der Polizei gekommen. Etwa 100 000 Menschen waren dem Aufruf der Gewerkschaften zur Kundgebung gegen die am Vortag vom Kabinett verabschiedeten Einschnitte ins soziale Netz gefolgt. Die Polizei setzte Tränengas gegen einige Gewalttäter ein, 20 Personen wurden in Krankenhäusern behandelt. Die Zahl der Randalierer wurde auf wenige hundert geschätzt.

Simonenko regiert Ukraine

MOSKAU, 4. Oktober (dpa). Der bisherige stellvertretende Regierungschef Walentin Simonenko soll die Übergangsregierung der Ukraine führen. Nach Angaben der Agentur Interfax ernannte Präsident Leonid Krawtschuk den 52jährigen am Freitag zum Nachfolger des zurückgetretenen Witold Fokin. Zuvor hatte das Parlament in Kiew allen verbliebenen Ministern der Regierung Fokin das Mißtrauen ausgesprochen und das Kabinett damit zum Rücktritt gezwungen. Bis zur Bildung einer neuen Regierung sollen die gegenwärtigen Minister aber ihr Amt geschäftsführend ausüben.

Berlin ändert Ehrenbürger

BERLIN, 6. Oktober (dpa). In die bis zum Jahr 1813 zurückreichende Ehrenbürgerliste Berlins werden sieben Persönlichkeiten aufgenommen, die nach der Spaltung der Stadt 1946 vom Ost-Berliner Magistrat ausgezeichnet wurden. Das gab der Senat jetzt nach Zustimmung des Abgeordnetenhauses bekannt. Zu ihnen gehören die Schriftstellerin Anna Seghers, die Maler Otto Nagel und Heinrich Zille sowie der DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn, erster Deutscher im All.

17 Namen aus der Ost-Berliner Liste wurden gestrichen, darunter Walter Ulbricht sowie Friedrich Ebert, der von 1948 bis 1967 Oberbürgermeister im Ostteil der Stadt war. Als nächster soll Bundeskanzler Helmut Kohl die Auszeichnung erhalten.

Auslosung zum Europapokal Frankfurt freut sich auf Galatasaray

Die deutsch-britischen Fußball-Duelle finden in der zweiten Runde der europäischen Pokal-Wettbewerbe am 21. Oktober und 4. November eine Fortsetzung. Falls der VfB Stuttgart im Meister-Wettbewerb im dritten Spiel Leeds United ausschaltet, müssen die Schwaben gegen Glasgow Rangers antreten. Im UEFA-Cup bestimmte das Los Sheffield Wednesday zum Gegner vom 1. FC Kaiserslautern, Borussia Dortmund bekommt es mit Celtic Glasgow zu tun. Pokalsieger Werder Bremen hat Sparta Prag zugelost bekommen, Eintracht Frankfurt spielt im Hinspiel im Waldstadion zuerst gegen Galatasaray Istanbul.

Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein freute sich über die Auslosung: "Ein Traumlos, das wir uns insgeheim auch gewünscht hatten. Sportlich können wir die dritte Runde erreichen, und auch finanziell dürfte Istanbul ein attraktiver Gegner sein, der viele türkische Zuschauer ins Waldstadion lockt." sid/FR

Landesmeister:

Glasgow Rangers - VfB Stuttgart/Leeds United, IFK Göteborg - Lech Posen, Slowan Bratislava - AC Mailand, Dinamo Bukarest - Olympique Marseille, FC Brügge - Austria Wien, FC Sion/Schweiz - FC Porto, AEK Athen - PSV Eindhoven, ZSKA Moskau - FC Barcelona.

Pokalsieger:

Werder Bremen - Sparta Prag, FC Luzern - Feyenoord Rotterdam, AS Monaco - Olympiakos Piräus, Aarhus GF - Steaua Bukarest, Trabzonspor/Türkei - Atletico Madrid, Admira Wacker Wien - Royal Antwerpen, Spartak Moskau - FC Liverpool, AC Parma - Boavista Porto/Portugal.

UEFA-Cup:

1. FC Kaiserslautern - Sheffield Wednesday, Borussia Dortmund - Celtic Glasgow, Eintracht Frankfurt - Galatasaray Istanbul, Vitoria Guimaraes/Portugal - Ajax Amsterdam, SSC Neapel - Paris St. Germain oder PAOK Saloniki, Frem Kopenhagen - Real Saragossa, Panathinaikos Athen - Juventus Turin, Hearts of Midlothian - Standard Lüttich, AJ Auxerre - FC Kopenhagen, Real Madrid - Torpedo Moskau, Vitesse Arnheim - FC Mechelen, AS Rom - Grasshoppers Zürich, Fenerbahce Istanbul - Sigmar Olmütz, FC Turin - Dynamo Moskau, Benfica Lissabon - Izzo VAC/Ungarn, RSC Anderlecht - Dynamo Kiew.

USA stoppen Atomtests

WASHINGTON, 4. Oktober (dpa). US- Präsident George Bush hat sich dem Willen des Parlaments gebeugt, alle unterirdischen Atomwaffentests im Herbst 1996 einzustellen. Er unterzeichnete am Freitag ein Gesetz, das den Teststopp als Gegenleistung für die Bewilligung eines Teilchenbeschleunigers in Texas vorsieht. Bush verzichtete damit offensichtlich aus Wahlkampfgründen auf sein angedrohtes Veto, um die 517 Millionen Dollar für das umstrittene Forschungsprojekt in seinem Heimatstaat zu bekommen.

Beide Häuser des US-Kongresses hatten in dem Gesetz festgelegt, Atomtests von sofort an für neun Monate auszusetzen, danach auf höchstens fünf jährlich zu begrenzen und am 1. Oktober 1996 ganz zu beenden. Danach dürfen Tests nur wieder aufgenommen werden, wenn dies vorher ein anderes Land tut.

100 Verlage gegen Ausländerfeindlichkeit

Mehr als 100 Verlage haben sich auf der Frankfurter Buchmesse gegen Ausländerfeindlichkeit ausgesprochen. Damit solle ein sichtbares Zeichen gegen den praktizierten und tolerierten Fremdenhaß gesetzt werden, heißt es in einem am Freitag auf der Buchmesse verteilten Papier.

Zum Abschluß des weltweit größten Buchmarktes sollen Strategien und Aktionen zu der anhaltenden Diskriminierung gegen Ausländer formuliert werden.

Bereits im Vorfeld der Buchmesse hatten 30 Verlage mit Unterstützung des Börsenvereins an alle Bürger appelliert, sich der Kette aus Ressentiments, Verleumdung und Gewalt entgegenzustellen.

Einige Demonstranten meldeten sich am Freitag am Ausstellungsstand des Ullstein-Verlages (Berlin) kritisch zu Wort. Sie protestierten gegen das Erscheinen des Titels "Asyl - Ein mißbrauchtes Recht" des ehemaligen Berliner Innensenators Heinrich Lummer (CDU), den sie als "rassistisch" bewerteten. Die internationale Buchmesse sei kein Platz für derartige Veröffentlichungen. Verlage, die solche Bücher ausstellten, sollten sie "wieder einpacken", formulierten die Demonstranten. dpa

Autodiebe mögen Golf GTI

PARIS, 5. Oktober (dpa). Der Volkswagen Golf GTI ist nach einer Dokumentation der französischen Versicherer das meistgestohlene Auto in Frankreich. Von 1000 Autos dieses Typs, die in Frankreich verkehren, werden 185 gestohlen. Volkswagen insgesamt "bringt es" auf 55. In der jetzt veröffentlichten "Hitliste" der Autodiebstähle folgen BMW mit 39, Alfa Romeo und Lancia mit 35 sowie Audi und Porsche mit 30. Erst danach kommen französische Wagen.

Leuze: Lauschangriffe denkbar

STUTTGART, 4. Oktober (dpa). Die Datenschutzbeauftragten aus Bund und Ländern haben sich gegen sogenannte Lauschangriffe auf Privatwohnungen im Zuge der Strafverfolgung ausgesprochen. Zugleich halten sie unter strengen Bedingungen "Lauschangriffe" auf Räume, die allgemein zugänglich sind oder beruflichen beziehungsweise geschäftlichen Tätigkeiten dienen, für denkbar. Dies teilte Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragte Ruth Leuze zum Abschluß einer Konferenz mit ihren Kollegen aus Bund und Ländern jetzt in Stuttgart mit. Gegen eine entsprechende Entschließung habe nur der bayerische Datenschutzbeauftragte gestimmt.

Als Beispiele für Räume, die bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens für Lauschangriffe in Frage kämen, nannte die Konferenz Hinterzimmer von Kneipen, Spielcasinos, Saunaklubs und Bordelle. Das Abhören müsse aber unter einem strikten Richtervorbehalt stehen. Berufs- sowie besondere Amtsgeheimnisse müßten gewahrt werden.Neuer Senatschef in Paris

PARIS, 4. Oktober (dpa). Der französische Senat, die zweite Parlamentskammer, hat am Freitag den Zentrumspolitiker René Monory (69) zu seinem neuen Präsidenten gewählt. Er tritt die Nachfolge von Alain Poher an, der dieses Amt seit 1968 innehatte. Monory (Bild: AP) wurde im zweiten Wahlgang mit 200 von 320 Stimmen gewählt. Sein stärkster Konkurrent, der Neogaullist und Maastricht-Gegner Charles Pasqua, war im ersten Wahlgang unterlegen und hatte dann seine Kandidatur zurückgezogen. Im Senat haben die bürgerlichen Parteien die Mehrheit. Der Senatspräsident übernimmt gegebenenfalls übergangsweise das Amt des Staatspräsidenten.

Wenige Stunden zuvor war die sozialistische Regierung von Premierminister Pierre Bérégovoy umgebildet worden. Regierungssprecher Martin Malvy löste Michel Charasse als Budgetminister ab, der in den Senat gewählt wurde. Der ehemalige Arbeitsminister Jean-Pierre Soisson kehrte als Chef des Landwirtschaftsressorts in die Regierung zurück.

"Gentechnik erleichtern"

BONN, 4. Oktober (dpa). Die SPD hält wie die Bonner Regierungsparteien eine Lockerung des Gentechnikgesetzes von 1990 für notwendig, um die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet in Deutschland zu erleichtern und international stärker wettbewerbsfähig zu machen. Dies machte ihr forschungspolitischer Sprecher Josef Vosen am Freitag in Bonn deutlich. Als Voraussetzung nannte er allerdings, daß bei den erforderlichen Änderungen die wissenschaftlich anerkannten Sicherheitsstandards beibehalten werden.

Die Forschung in den Hochschulen und entsprechende Arbeiten in der Industrie würden durch "überflüssige Reglementierungen behindert", die Genehmigungsverfahren dauerten zu lange, die zuständigen Behörden seien überfordert, und industrielle Investitionen erfolgten zunehmend im Ausland, meinte Vosen. Er forderte auch, die EG-Richtlinien so zu ändern, "daß sie einer breiten und raschen Nutzung der Gentechnik nicht mehr im Wege stehen". Es gehe darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, die mit denen der USA und Japans als Hauptkonkurrenten vergleichbar seien.

Zur Person:

HARALD RINGSTORFF, Vorsitzender des SPD-Parteirats, hat den Vorwurf als absurd zurückgewiesen, er habe die Rednerliste der jüngsten Sitzung des Gremiums manipuliert. Er habe nicht seine ganze Kraft in die friedliche Revolution der DDR eingesetzt, "um nun mit manipulierten Rednerlisten die demokratische Meinungsbildung innerhalb der SPD zum Thema Asyl zu beeinflussen", sagte Ringstorff, der auch Vorsitzender der SPD in Mecklenburg-Vorpommern ist, in Schwerin. Ihm war vom Sprecher des "Frankfurter Kreises" der Parteilinken, Detlev von Larcher, "Manipulation" beim Führen der Rednerliste und der öffentlichen Darstellung der Sitzungsergebnisse zum Thema Asyl vorgeworfen worden. Ringstorff sagte, er habe "lediglich meine persönliche Einschätzung des Diskussionsverlaufs" vertreten. (dpa)

Wechsel bei Flugsicherung

BONN, 5. Oktober (dpa). Wenige Wochen vor der Privatisierung der Flugsicherung hat es noch einen Wechsel an der Spitze der zuständigen Bundesanstalt gegeben. Wie das Bonner Verkehrsministerium jetzt mitteilte, wurde ihr bisheriger Präsident Joachim Lischka zur Abteilung Luft- und Raumfahrt des Ministeriums versetzt. Nachfolger wurde der designierte Geschäftsführer der künftigen Deutschen Flugsicherung-GmbH (DFS), Dieter Kaden. Durch seine Berufung solle die Überführung der Bundesanstalt in die neue privatrechtliche Organisationsform zum 1. Januar 1993 erleichtert werden.Einigung über US-Militäretat

WASHINGTON, 5. Oktober (AFP). Beide Kammern des US-Parlaments haben sich jetzt auf einen Verteidigungshaushalt in Höhe von 274,3 Milliarden Dollar (rund 388 Milliarden Mark) für das kommende Etatjahr geeinigt. Senat und Abgeordnetenhaus legten fest, daß die US-Truppen in Europa bis 1996 auf 100 000 Mann reduziert werden sollen. Die Regierung von US-Präsident George Bush wünscht für diesen Zeitpunkt aber eine Stärke von 150 000 Soldaten. Gleichzeitig werden die Ausgaben für die US- Basen im Ausland um 500 Millionen Dollar gekürzt; die Verbündeten sollen sich stärker an den Kosten beteiligen.

2,7 Milliarden Dollar des Etats sind für den Bau von 20 Tarnkappenbombern vom Typ B-2 und 755 Millionen Dollar für die Entwicklung des Senkrechtstarters V-22 bestimmt. Für das Weltraumrüstungsprogramm SDI einigten sich die Kammern auf 4,05 Milliarden Dollar; Bush fordert 5,4 Milliarden Dollar. Weitere 2,2 Milliarden Dollar sollen für die Entwicklung des Kampfflugzeuges F-22 ausgegeben werden.

Jelzin erlaubt Landverkauf

MOSKAU, 4. Oktober (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Freitag per Dekret den Verkauf von Landstücken bei Moskau genehmigt und damit erstmals seit der Oktoberrevolution von 1917 privaten Grundbesitz für zulässig erklärt. Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, soll es Moskauer Bürgern ermöglicht werden, im Bezirk Ramenski Privathäuser zu errichten. Dadurch solle zugleich ein Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in Moskau geleistet werden. Die Grundstücke sollen in Moskau versteigert werden. Es handle sich um ein "Pilot-Projekt".

Zur Straffung der Regierung schafft Rußland 15 Ministerien, Komitees und Regierungsbehörden ab. Unter anderem werden das Ministerium für Industrie, das staatliche Preiskomitee und das Ministerium für Architektur und Wohnungsbau künftig nicht mehr existieren.

Polen erkennt Menschenrechte an

WARSCHAU, 4. Oktober (AFP). Das polnische Parlament hat mit 347 gegen sechs Stimmen die Ratifizierung der Europäischen Menschenrechtskonvention beschlossen. Damit verpflichtet sich Polen als 25. Staat, die dort festgelegten Normen in seiner nationalen Gesetzgebung zu verankern.

Kurz gemeldet: Wahlen in Slowenien am 6. Dezember

LJUBLJANA, 4. Oktober (AFP). Die ersten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Slowenien seit der Unabhängigkeit werden am 6. Dezember abgehalten. Das Parlament soll dann aus zwei statt bisher drei Kammern bestehen und nach dem Verhältniswahlrecht gewählt, die Zahl der Sitze in der Nationalversammlung von 240 auf 90 reduziert werden. Für den Einzug ins Parlament braucht jede Partei mehr als drei Prozent der Stimmen.

"Maastricht eher nachbessern"

KREUTH, 4. Oktober (AFP). Der Maastrichter Europa-Vertrag muß nach Auffassung der Bundesländer früher als vorgesehen nachgebessert werden. Die neugegründete Europaministerkonferenz der Länder plädierte jetzt nach einem Treffen im oberbayerischen Wildbad Kreuth dafür, den Vertrag unverändert bis zum Jahresende zu ratifizieren. Danach sei jedoch eine Revision und Weiterentwicklung möglichst schon 1994 sinnvoll, sagte der erste Vorsitzende des Gremiums, der rheinland-pfälzische Europaminister Florian Gerster (SPD). Im Vertrag selbst ist 1996 als Zeitpunkt einer Überprüfung festgelegt worden. Eine Volksabstimmung über Maastricht auch in der Bundesrepublik lehnten die Minister mit dem Hinweis auf die fehlende verfassungsrechtliche Grundlage ab.

An erster Stelle forderte Gerster eine gemeinsame Asyl- und Einwanderungspolitik der EG. Beides müsse baldmöglichst als europäische Gemeinschaftsaufgabe definiert und entsprechend verankert werden. Ähnliches gelte für die Drogenabwehr.Guerillachef vor Gericht

LIMA, 4. Oktober (AFP). Vor einem peruanischen Militärgericht hat der Prozeß gegen den Führer der linksgerichteten Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad" begonnen, wie der Anwalt des Angeklagten, Alfredo Crespo, am Freitag mitteilte. Der Prozeß gegen Guzman, der füralle Verbrechen seiner Organisation vorantwortlich gemacht wird, wird unter Ausschluß der Öffentlichkeit von anonymen Militärrichtern geführt und findet auf dem Marinestützpunkt San Lorenzo, einer Insel vor Lima, statt. Guzman erschien den Angaben zufolge in einer Gitterzelle vor Gericht, während die Richter das Gesicht verhüllt hatten. Zwei Anwälte aus Europa und drei aus den USA nehmen als Beobachter teil.

Staatspräsident Alberto Fujimori sprach sich dafür aus, den Prozeß abzukürzen. Es genüge, so Fujimori, zwei oder drei Verbrechen Guzmans herauszugreifen und ihn dann zu verurteilen. Die Anklage lautet unter anderem auf "Verrat am Vaterland". Der Anwalt Guzmans beschränkt seine Verteidigung darauf, die Kompetenz des Militärgerichts in Frage zu stellen. Nach kürzlich von Fujimori erlassenen Dekreten zählt Terrorismus jedoch als "Vaterlandsverrat", wofür Militärgerichte zuständig sind. Nach Ansicht von peruanischen Anwälten reicht ein politisches Geständnis Guzmans vom 21. September aus, ihn zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Guzman hatte eine Erklärung unterschrieben, in der er zugibt, der Anführer des "Leuchtenden Pfades" zu sein.

In Drogenhandel verstrickt

PANAMA, 4. Oktober (AFP). Eine Parlamentskommission Panamas hat Verbindungen zwischen dem internationalen Drogenhandel und Justizorganen des Landes aufgedeckt. Das gab der Vorsitzende der Anti-Drogenkommission bekannt. In den Drogenhandel sollen unter anderem der Staatsanwalt Rogelio Cruz verwickelt sein, der Drogenbeauftragte der Staatsanwaltschaft, Ariel Alvarado, sowie der Vorsitzende des panamaischen Komitees für Menschenrechte, Roberto Troncoso.

Rollstuhltaugliches Wohnmobil für Urlaub

ESCHBORN. Der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands (VdK) stellt Rollstuhlfahrern von diesem Monat an an ein speziell ausgerüstetes Wohnmobil zur Verfügung.

Das Fahrzeug hat eine Hebebühne, Rückhalteschienen im Wohnbereich, rollstuhlgerechte sanitäre Anlagen, ein elektrisch verstellbares Bett und andere Hilfen. Das ganze Fahrzeug sei durchgängig mit dem Rollstuhl befahrbar, heißt es in einer VdK-Mitteilung.

Das Wohnmobil kann für 120 Mark pro Tag - Nichtmitglieder zahlen 40 Mark mehr - für einen maximal dreiwöchigen Urlaub gemietet werden kann. Anmeldungen nimmt die VdK-Geschäftsstelle in Frankfurt, Elsheimer Straße 10, entgegen. Die Kosten für das Wohnmobil gab der VdK mit rund 150 000 Mark an. lhe

Aufruf zu "Aktion gegen Rechtradikalismus"

DARMSTADT. Die Stadt Darmstadt will eine "Aktionsgemeinschaft Darmstadt gegen Rechtradikalismus" gründen. Damit solle ein Zeichen gegen die Welle der rechtsradikalen Gewalt in Deutschland gesetzt werden.

Zur Mitgliedschaft bei diesem Bündnis seien "alle demokratische Kräfte" sowie alle Bürger aufgerufen, sagte Darmstadts Stadtverordneten-Vorsteher Eike Ebert (SPD) am Freitag in Darmstadt.

Die Aktion solle eine "dauerhafte Organisation" werden, die mit Aufklärungsarbeit und Demonstrationen Widerstand gegen rechtsradikale Gewalt deutlich machen will. Die jüngsten Ausschreitungen, beispielswiese gegen Asylbewerberheime, nehmen "Formen an, daß der Bevölkerung gezeigt werden muß, daß hier Parallelen zu den dreißiger Jahren bestehen", sagte Ebert. lhe

Videothek-Angestellte von Räuber schwer verletzt

KASSEL/BAUNATAL. Bei einem Raubüberfall auf eine Videothek in Baunatal (Kreis Kassel) ist eine 19jährige Angestellte schwer verletzt worden, wie die . Kasseler Polizei mitteilte.

Nach den Ermittlungen erhielt die Frau, die zum Zeitpunkt des Überfalls alleine arbeitete, von hinten einen Schlag auf den Kopf. Von dem Räuber, der ungefähr 600 Mark erbeutet haben soll, fehlt jede Spur. lhe

Ehrlicher Finder rettete den Urlaub

GIESSEN. Ein ehrlicher Finder hat den geplanten Urlaub einer Gießener Rentnerin gerettet. Wie die Polizei berichtete, hatte die 68jährige auf einer Bank in Gießen rund 3000 Mark abgehoben, um damit einen Ferienaufenthalt zu finanzieren. Auf dem Heimweg habe sie, wie jeden Tag, an einem Teich Enten gefüttert und dabei ihre Geldbörse verloren.

Wenige Stunden später habe ein 31jähriger Gießener das Portemonnaie gefunden und bei der Polizei abgeliefert.

Die Beamten, von der Frau über ihren Verlust wie auch über ihr regelmäßiges Entenfüttern informiert, fanden die Frau an ihrem Lieblingsplatz am Teich. "Man händigte ihr das kleine Vermögen aus und ließ eine glückliche Frau bei ihren gefiederten Freunden zurück", berichtete ein Polizeisprecher. lhe

Auto prallte gegen Baum Zu schnell in die Kurve: Drei Tote

WITZENHAUSEN/ESCHWEGE. Drei Menschen sind bei einem Verkehrsunfall am frühen Freitag morgen nahe der nordhessischen Stadt Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis) getötet worden. Nach Mitteilung der Polizei kam um 2 Uhr ein Wagen mit drei Insassen - vermutlich aufgrund überhöhter Geschwindigkeit - in einer Rechtskurve von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum.

Das Fahrzeug sei sofort in Flammen aufgegangen, berichtete die Polizei. Zwei Insassen in dem Auto seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der dritte Insasse - ein 24jähriger aus Witzenhausen - starb ebenfalls noch an der Unfallstelle. lhe

&blt; Filme mit Catherine Deneuve

Filme mit der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve zeigt das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt noch bis zum 31. Oktober. Es stehen Filme von Roman Polanski, Luis Buñuel und Francois Truffaut auf dem Programm. &blt; Modern Jazz Quartet 40 Jahre Mit einem Jubiläumskonzert feiert das "Modern Jazz Quartet" heute in der Alten Oper sein 40jähriges Bestehen. Die aus Milt Jackson (Vibraphon), John Lewis (Piano), Percy Heath (Baß) und Connie Kay (Schlagzeug) bestehende Formation gilt als eines der populärsten Jazz-Ensembles. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. &blt; Norbert Gstrein liest Der österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein, derzeit mit seinem Roman "Das Register" im Gespräch, liest heute um 20 Uhr im Café Cicero, Kirchgasse 30 in Wiesbaden. &blt; Konzert mit Ivo Pogorelich Das russische National-Orchester unter Michail Pletnjow spielt heute zusammen mit Pianist Ivo Pogorelich um 20 Uhr in der Jahrhunderthalle Hoechst Werke von Glinka und Tschaikowsky. &blt; Ursprünge mexikanischer Musik Yolanda Morno Rivas hält heute um 20 Uhr im Philanthropin, Hebelstraße 17, einen Vortrag über "Ursprünge und Entwlicklungen in der mexikanischen Musik". &blt; "Stadtpromenade" mit Stoltze "Frankfort werd nie unnergeh!" ist das Motto einer "Stadtpromenade" in Form einer szenischen Lesung mit Friedrich Stoltzes Texten, die vom 5. bis 9. Oktober täglich um 19.30 im Forum der Frankfurter Sparkasse zu erleben ist. Werner O. Fey hat die Texte zusammengestellt, Liesl Christ, Wolfgang Kaus (auch Regie) und Hans Zürn vom Volkstheater spielen. &blt; Ferdinand Leitner dirigiert Der Dirigent Ferdinand Leitner tritt am 18. Oktober mit dem Sinfonieorchester der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in der Alten Oper in Frankfurt auf. Auf dem Programm des um 20 Uhr beginnenden Konzerts stehen Haydns Sinfonie Nr. 98 und Bruckners Neunte Sinfonie. Bei der Produktion mitwirken werden 20 Studenten des St. Petersburger Konservatoriums. &blt; Ölgemälde von Jürgen Grafe Ölbilder und Aquarelle des 1940 geborenen Malers Jürgen Grafe sind vom 8. Oktober bis zum 14. November in der Maingas-Galerie in Frankfurt zu sehen. Während der ersten drei Tage will der aus Dresden stammende Künstler in den Ausstellungsräumen an einem neuen Bild arbeiten. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr offen.

Basilika im Kloster Eberbach geschlossen Die Basilika in der Klosteranlage Eberbach im Rheingau wird voraussichtlich bis September 1993 für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Wie das Finanzministerium in Wiesbaden mitteilte, wird in dieser Zeit ein Teil des Daches für rund 2,5 Millionen Mark saniert.

Schuldenberg zu hoch: Bergmann als Bankräuber

FULDA. Zu zweieinhalb Jahren Gefängnis hat das Landgericht Fulda einen 31jährigen Mann aus Herfa (Kreis Hersfeld-Rotenburg) wegen schwerer räuberischer Erpressung verurteilt.

Der geständige Angeklagte hatte im September vergangenen Jahres eine Bankfiliale in der Nähe von Hünfeld (Kreis Fulda) überfallen und 2600 Mark geraubt. Bei dem Überfall hatte der Mann einen Kunden mit einer umgebauten Schreckschußpistole bedroht.

Als Tatmotiv gab der Bankräuber vor Gericht akute Geldnot an: Er saß auf einem Schuldenberg von mehr als 35 000 Mark, den er mit seinem Einkommen als Bergarbeiter nicht mehr abtragen konnte. Aufgrund eines anonymen Anrufs war der Vater von zwei kleinen Kindern bald festgenommen worden. lhe

Darmstädter Kunstpreis geht an Henk Visch

Den Kunstpreis der Stadt Darmstadt 1992 hat der niederländische Künstler Henk Visch erhalten. Dem Bildhauer sei die mit 10 000 Mark dotierte Auszeichnung zuerkannt worden, da seine Arbeit "sowohl in den Niederlanden wie auch im internationalen Rahmen höchste Beachtung findet", sagte Darmstadts Kulturreferent Klaus Wolbert: Das Werk des 41jährigen, in Eindhoven lebenden Visch entziehe sich den "traditionellen Kunstkategorien zugunsten einer größeren Freiheit und Individualität in der Formulierung seiner Werkgedanken". Der Preis ist mit einer Ausstellung verbunden. lhe

Parlamentsboykott beendet

SEOUL, 4. Oktober (Reuter). In Südkorea haben die Oppositionsparteien nach mehr als sechs Monaten ihren Parlamentsboykott beendet. Alle 299 Abgeordnete nahmen am Freitag am Plenum teil, wie ein Parlamentssprecher mitteilte. Auf der Tagesordnung stand die Wahl der Ausschußvorsitzenden. Die Parteien waren den Sitzungen bis auf die Wahl des Präsidiums am 29. Juni seit März ferngeblieben. Sie hatten gegen die Weigerung von Präsident Roh Tae Woo protestiert, Kommunalwahlen abzuhalten.

Österreich will Strafzoll auf Minivans anfechten

BRÜSSEL/WIEN (rtr). Die EG-Kommission hat die Vorlage für einen Zehn- Prozent-Strafzoll auf in Österreich gebaute Minivans des US-Herstellers Chrysler dem Ministerrat zum Beschluß weitergeleitet. Ein Sprecher der Brüsseler Behörde erklärte, man habe sich so entschieden, weil die Gespräche mit der Regierung in Wien über eine Senkung des Investitionskostenzuschusses für die Autofabrik bei Graz keine Einigung gebracht hätten. Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel kritisierte die Pläne scharf und kündigte an, Wien werde die Entscheidung gegebenenfalls anfechten.

Österreich hat den Bau des Autowerks, an dem der Steyr-Konzern zu 50 Prozent beteiligt ist, mit einem Drittel der Investitionskosten in Höhe von umgerechnet rund 600 Millionen Mark subventioniert. Die EG-Kommission hält dies für zu hoch und befürchtet Wettbewerbsverzerrungen. Auch die später von Wien angebotene Verringerung der Beihilfe auf 20 Prozent ist für Brüssel nicht akzeptabel. Die Kommission könnte mit einer Quote von acht Prozent "leben". Schüssel nannte den Vorschlag des Gremiums "sachlich merkwürdig und rechtlich fragwürdig".

KZ-Gedenkstätte beklagt mangelhafte Förderung

NORDHAUSEN/PEENEMÜNDE, 4. Oktober (Reuter/dpa). Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora im thüringischen Nordhausen hat sich über mangelhafte Förderung durch das Land und den Bund beklagt. Bis heute werde die Gedenkstätte, in der an 20 000 ermordete Juden und Zwangsarbeiter erinnert wird, ausschließlich vom Landkreis unterstützt, sagte das Gedenkstättenkuratorium am Freitag in Nordhausen. Die Kommune sei aber an ihre Grenzen gelangt. Die Landesregierung müsse den Ausbau der Gedenkstätte endlich als ihre kulturpolitische Verantwortung anerkennen. Die Häftlinge von Mittelbau-Dora mußten unter Tage Hitlers V-2-Raketen zusammenbauen.

Erst der Streit um den Festakt der Raumfahrtindustrie anläßlich des ersten Starts eines V-2-Vorläufers vor 50 Jahren in Peenemünde habe die Öffentlichkeit wieder an das Sterben von 20 000 Menschen in Mittelbau-Dora erinnert, hieß es.

Nach der Absage des Festaktes durch die Bundesregierung besuchten an diesem Wochenende dennoch mehrere tausend Menschen das reduzierte Jubiläumsprogramm im Historisch-Technischen Informationszentrum von Peenemünde auf der Insel Usedom.

"23 Tote bei PKK-Überfall"

BITLIS, 4. Oktober (Reuter). Bei einem Überfall der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) auf ein Dorf im Südosten der Türkei sind nach jüngsten Angaben der türkischen Behörden 23 Menschen getötet und 18 verletzt worden.

Der Gouverneur der Provinz Bitlis teilte weiter mit, über 100 PKK-Rebellen hätten Donnerstag abend die Ortschaft Cevizdali angegriffen und sieben Dorfwächter und 16 Zivilisten getötet, darunter Säuglinge und Kinder. Gouverneur Fethi Tunc sprach von einem Massaker. Die Dorfwächter hätten sich nach einem Gefecht den Angreifern ergeben, seien dann aber auf dem Marktplatz kaltblütig erschossen worden. Als die Rebellen das Feuer sich nähernder Regierungstruppen gehört hätten, hätten sie das Feuer auf die Bewohner eröffnet und 14 Häuser in Brand gesetzt.

Bei Gefechten zwischen PKK-Guerilleros und türkischen Sicherheitskräften sind amtlichen Angaben zufolge am Sonntag in der Nähe von Dereler neun Kurden ums Leben gekommen.

Italiens Libero will nicht mehr in der Nationalelf kicken Franco Baresi sagt "Ciao" Mailänder möchte kürzer treten / "Schock" für Trainer Sacchi

"Ich bin noch nicht müde, ich habe lediglich das Bedürfnis, in Zukunft etwas leiser zu treten." Nach 63 Länderspielen und zehn Jahre nach seinem ersten Einsatz für die "Azzurri" am 4. Dezember 1982 gegen Rumänien hat Franco Baresi, Weltklasse-Libero des AC Mailand, völlig unerwartet seinen Abschied aus Italiens Nationalelf angekündigt.

Für Nationaltrainer Arrigo Sacchi war die Nachricht ein Schock. Denn in zwei Wochen bestreitet der dreimalige Weltmeister Italien sein erstes Qualifikationsspiel für die WM 1994 in den USA gegen die Schweiz. In den letzten beiden Testspielen der "Squadra Azzurra" gegen Holland und den FC Zürich war Baresi wegen Verletzung nicht zum Einsatz gekommen, und vor allem gegen die Niederländer hatte sich sein Fehlen stark bemerkbar gemacht.

"Franco ist eine starke Persönlichkeit. mit ihm verliert die Nationalmannschaft ihren Leader", befand auch Juventus Turins Coach Giovanni Trapattoni, von der Presse auf den angekündigten Rücktritt angesprochen.

Baresi will sich fortan ganz auf den AC Mailand konzentrieren und mehr Zeit für seine Familie aufbringen. "Michel Platini hat mit 32 Jahren die Fußballschuhe an den Nagel gehängt, und ich will mit 32 Jahren weniger Verpflichtungen haben, was ist daran so außergewöhnlich?" fragte der Mailänder die ihn fassungslos anstarrenden Journalisten.

Franco Baresi kann ohne Zweifel zu den weltbesten Spielern der letzten Jahre gezählt werden. Daß es ihm nie gelungen ist, zu "Europas Fußballer des Jahres" gewählt zu werden, weil ihm in den letzten drei Jahren immer ein anderer vorgezogen wurde (Marco Van Basten 1989, Lothar Matthäus 1990 und Jean-Pierre Papin 1991), empfand der frühere Nationaltrainer Azeglio Vicini als eine "Ungerechtigkeit".

Das Jahr 1992 scheint im Hause Baresi ein Jahr der wichtigen Entscheidungen zu sein. Bereits im Juli war Francos Bruder Giuseppe nach 16 Jahren bei Inter Mailand zum Zweitligisten Modena gewechselt.

"Noch zwei oder drei Jahre" will Baresi Milan spielen, mit dem er Meister, Europa- und Weltpokalsieger wurde, mit dem er aber auch zweimal in die zweite Liga abstieg (1980 und 1982).

Derweil hofft Nationalcoach Sacchi auf einen Sinneswandel seines Liberos, aber Baresi will sich die Sache genauestens überlegt haben. "Mein Entschluß ist unwiderruflich", sagte er.

Der AC Mailand hat damit wieder einen Nationalspieler weniger. Erst kürzlich hatte der Niederländer Ruud Gullit seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft angekündigt. Und nach dem Ausschluß Jugoslawiens aus der WM-Qualifikation kann sich auch der Montenegriner Dejan Savicevic keine Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschafts-Endrunde 1994 in den USA machen. sid

SEGELN DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in der olympischen Flying-Dutchman-Klasse auf dem Bodensee, 1. Wettfahrt: 1. Batzill/Lang (Schlier/Bühl am Alpsee), 2. J. Oetken/S. Oetken (Wolfsburg), 3. Nocke/Oess (Rastatt), 4. Wiesner/Diestelmann (Erlangen), 5. U. Lehmann/J. Lehmann (Schwerin), 6. Schuchardt/Russ (Schwerin).

Zehnkampf Streit zwischen Athleten und Steinbach

Zwischen der Leistungssportabteilung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und den deutschen Zehnkämpfern steht eine Machtprobe mit unabsehbaren Folgen an. "Jetzt heißt es nur noch: Er oder wir", kommentierte Zehnkampf- Bundestrainer Claus Marek seine nicht zuletzt auf der Basis des neuen Strukturpapieres von DLV-Sportwart Professor Dr. Manfred Steinbach beruhende Gehaltskürzung um 60 Prozent.

Der ehemalige Weltklasse-Weitspringer Steinbach sieht ein Jahr vor den Weltmeisterschaften im eigenen Land in seiner Konzeption keinen Platz für einen eigenständigen Block Mehrkampf und wies auf einer Klausurtagung in diesem Zusammenhang unter anderem darauf hin, daß die Beteiligten angeblich zerstritten seien. "Eine absolute Fehlinformation. Ich habe noch vor der Tagung mit dem zuständigen Siebenkampf-Disziplintrainer Klaus Baarck drei Tage lang zusammengesessen und gearbeitet", stellte Marek klar.

Marek und die Mitglieder des "Zehnkampf-Teams" sehen in der Marschrichtung des DLV eine klare Kampfansage gegen ihre Gruppe, deren Wirken auch im Bereich der Doping-Bekämpfung "einigen schon lange ein Dorn im Auge ist" (Marek). Erster Höhepunkt der Auseinandersetzungen zwischen dem "Zehnkampf-Team" und Steinbach war in letzten Jahr ein Artikel in der vereinseigenen Zehnkampfzeitung, in dem Sportwart Steinbach und dem damals noch zuständigen Cheftrainer im Bereich Mehrkampf, Wolfgang Bergmann, Unfähigkeit vorgeworfen worden war.

Marek sieht das Strukturpapier von Steinbach als "völlig sinnlos" an. "Von Anfang an hat er alle Trainer bewußt in die Defensive gedrängt. Und obwohl selbst die Cheftrainer im nachhinein Kritik angemeldet haben, bastelt jeder weiter vor sich hin." Der Bundestrainer denkt momentan zwar nicht an einen Rücktritt, will diesen aber vollziehen, wenn die "entsprechenden Kräfte weiter die Oberhand behalten. Entweder bleiben wir am Ende übrig oder die Leistungssportabteilung mit Steinbach und Leistungssport-Direktor Blattgerste." sid

sp/Fußball/ Europacup/Galatasaray . Europacup-Cup-Gegner im Porträt (4)

Galatasaray Istanbul

FRANKFURT (sid).Galatasaray Istanbul ist das Aushängeschild des türkischen Fußballs. Zwar haben Lokalrivale Besiktas als Meister und Fenerbahce Istanbul als Tabellenzweiter den "Rot Gelben" in der letzten Saison noch den Rang abgelaufen, doch Galatasaray will in dieser Spielzeit wieder zur Nummer eins am Bosporus werden. Dafür soll nicht zuletzt Trainer Karl Heinz Feldkamp (58) sorgen, den es vom Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern in den Orient zog.

"Galatasaray hat in der Türkei einen Stellenwert wie Bayern München bei uns", weiß Feldkamp. Die Türken können auf eine Reihe von Titeln zurückblicken: Achtmal wurden sie bisher Meister, neunmal Pokalsieger ihres Landes. Erfolgreiche Trainerjahre erlebte Jupp Derwall bei Galatasaray: Zwischen 1985 und 1987 führte der frühere Bundestrainer den Klub zu einem Pokalsieg und zwei Meisterschaften.

Mit deutschen Klubs machte Galatasary Istanbul schlechte Erfahrungen: Unvergessen das 0:6-Debakel in der ersten Rundes des Landesmeister-Wettbewerbs 1972/73 gegen Rekordmeister Bayern München. Im Pokalsieger-Wettbewerb 1991/92 scheiterten die Türken in der dritten Runde am späteren Titelträger Werder Bremen mit 1:2 und 0:0. Gegen Uerdingen schied man 1985/86 in der zweiten Runde aus.

Die erste UEFA-Cup-Hürde in diesem Jahr übersprang die Mannschaft um Torjäger Tanju Colak locker mit 3:0 und 4:0 gegen GKS Kattowitz. Gegenwärtig belegt Frankfurts UEFA-Cup-Gegner in der Türkei den fünften Tabellenplatz. sid bl fg

Handball-Nationalmannschaft Bundestrainer Emrich setzt auf Talente

Armin Emrich, bis zur Amtsübernahme von Arno Ehret nach der Weltmeisterschaft 1993 in Schweden Bundestrainer der deutschen Handballer, setzt nach der Olympia-Pleite nun auf Talente. Für das Vierländerturnier in der CSFR (23. bis 25. Oktober), wo die deutsche Auswahl auf den Gastgeber, Dänemark und Holland trifft, benannte der 41jährige 13 Spieler, die nicht im Olympia-Team von Ex-Bundestrainer Horst Bredemeier standen.

"Es ist Zeit, junge Spieler an den internationalen Level heranzuführen. Dazu eignet sich dieses Turnier hervorragend. Hier können wir testen", erklärte Emrich. Erfahrenste Spieler sind Klaus-Dieter Petersen vom VfL Gummersbach mit 70 Länderspielen und der Großwallstädter Bernd Roos (50). Ohne Länderspielerfahrung ist Volker Mudrow vom TBV Lemgo. Hinter dem Einsatz seines Teamkollegen Volker Zerbe steht aufgrund dessen Fußverletzung ein Fragezeichen. Er wurde als Reservemann nominiert.

Das DHB-Aufgebot für die CSFR: Tor: Jens Kürbis, Jan Holpert, Jürgen Brandstaeter. - Linksaußen: Jean Baruth, Torsten Löffler, - Rückraum links: Karsten Kohlhaas, Jürgen Hartz, Steffen Stiebler, - Rückraum Mitte: Mark Nagel, Volker Mudrow, - Rückraum rechts: Hendrik Ochel, Jörg Kunze. - Kreis: Christian Schwarzer, Thomas Knorr, Klaus-Dieter Petersen. - Rechtsaußen: Bernd Roos, Holger Löhr. - Reserve: Volker Zerbe: sid

Thomas Weiß trifft ins Tor und scheidet mit Wadenbeinbruch aus Auswärtsieg eröffnet ungeahnte Perspektiven 98er werden in den nächsten 14 Tagen neue Stürmer holen / Chemnitz - Darmstadt 0:1 (0:1)

"Fußball ist schon ein hochinteressantes Geschäft." Uwe Wiesinger, Schatzmeister und starker Mann beim Zweitligisten SV Darmstadt 98, wurde sich dieser Tatsache in diesen bewegten Zeiten mal wieder deutlich bewußt. Da krebst sein Team, von vielen belächelt, weit abgeschlagen am Ende der Tabelle herum, so als ginge sie das Ganze kaum mehr etwas an. Doch dann fahren sie, desillusioniert, schier chancenlos, zum besten Klub der Zweiten Liga, dem SC Freiburg, und holen einen Punkt. Dann verpflichten die 98er, beinahe schon zu spät, einen neuen Trainer, den in ganz Fußball-Deutschland keiner kennt, und prompt gewinnen die Südhessen gleich mit 4:0. Und jetzt fährt die auswärts so ungefährliche Mannschaft nach Chemnitz - und gewinnt 1:0. Thomas Weiß war es, dessen Treffer in der 30. Minute nach feinem Doppelpaß mit Bakalorz den dritten Saisonsieg für Darmstadt 98 besiegelte. "Es ist Ordnung im Team", glaubt Wiesinger einen Grund für den Erfolg gefunden zu haben. Die Ausstrahlung des neuen Trainers Alexander Mandziara, der "positive Elemente reingebracht hat", sei ein weiterer.

Mit diesem neuerlichen Erfolg und insgesamt 5:1 Punkte (und 6:1 Tore) aus den letzten drei Spielen unterstrichen die "Lilien" zudem ihren Aufwärtstrend unter Trainer Mandziara. "Der Sieg", freute sich der 52jährige denn auch beim Nachkarten, "geht in Ordnung". Gegen die besonders im Angriff harmlosen Gastgeber, die eine ausgesprochen harte Gangart einschlugen, war sogar ein noch deutlicheres Ergebnis möglich. Denn in der 52. Minute steuerte Weiß nach einer mißglückten Abseitsfalle des FC allein auf das Tor zu, traf jedoch nur die Latte. Dabei freilich prallte der Stürmer unglücklich mit Torhüter Hiemann zusammen und erlitt einen Wadenbeinbruch. Erst nach der Winterpause wird Weiß den Darmstädtern zur Verfügung stehen.

Weiß vergrößert damit die ohnehin nicht gerade geringen Verletzungssorgend der "Lilien": Eichenauer mußte mit einer Zerrung schon nach 22 Minuten gegen Simon ausgetauscht werden, Täuber erhielt einen Schlag gegen das Sprunggelenk und konnte lediglich unter großen Schmerzen weiterspielen. Libero Igor Bragin, der mit dem defensiven Gerd Kleppinger zu den stärksten an diesem Abend zählte, konnte nach einer Verletzung im Leistenbereich nur mit zusammengebissenen Zähnen durchhalten.

Deshalb kommt den Verantwortlichen die Pokalpause gelegen. In der Zeit wollen die "Lilien" ihren Kader verstärken. Ab Dienstag sollen neue Leute zum Probetraining geladen werden. Am Freitag wird um 19.30 Uhr im Freundschaftsspiel beim Oberligist Kickers Offenbach der eine oder andere mit Gastspielerlaubnis zum Einsatz kommen. Uwe Wiesinger steht weiter in engem Kontakt mit Eintracht Frankfurt, die im Zuge der Kooperationsvereinbarung zugesagt haben, dem Nachbarn Anfang Oktober mit einem Spieler auszuhelfen. Edgar Schmitt, den die Darmstädter gerne möchten, will die Eintracht nicht abgeben, "und Jörn Andersen bringt uns nicht weiter", winkt Wiesinger ab. Dennoch ist der Schatzmeister optimistisch. Schließlich "steht die Eintracht bei uns im Wort". kil

Chemnitzer FC - SV Darmstadt 98 0:1 (0:1)

Chemnitz: Hiemann - Barsikow - Mehlhorn, Laudeley - Köhler, Veit, Neuhäuser (46. Bittermann), Heidrich, Renn - Schweizer (55. Zweigler), Boer.

Darmstadt: Eilers - Kleppinger - Heß, Kowalewski - Baier, Bragin, Havutcu, Täuber, Bakalorz - Weiß (53. Malz), Eichenauer (22. Simon).

Schiedsrichter: Harder (Lüneburg).

Tor: 0:1 Weiß (30.). - Zuschauer: 3600.

Gelbe Karten: - Havutcu, Kleppinger.

Eishockey

Bundesliga vom Sonntag Schwenninger ERC - EC Ratingen 4:3 (1:1, 0:1, 3:1). Tore: 1:0 Schreiber (2:06), 1:1 Nowosjolow (15:59), 1:2 Kohmann (22:05), 2:2 Hardy (47:03), 2:3 Wikulow (53:14), 3:3 Berwanger (55:47), 4:3 Martin (56:26). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Schwenningen 2 - Ratingen 6.

ESV Kaufbeuren - Krefelder EV 4:3 (2:1, 1:0, 1:2). Tore: 1:0 Lukes (05:16), 1:1 Sills (13:16), 2:1 Klaus Birk (16:55), 3:1 Lubina (24:19), 3:2 Micheller (47:33), 4:2 Pohl (49:04), 4:3 Walker (51:08). - Schiedsrichter: Radosai (Landshut). - Zuschauer: 3610. - Strafminuten: Kaufbeuren 8 - Krefeld 15.

EV Landshut - Mannheimer ERC 4:3 (0:0, 3:2, 1:1). - Tore: 0:1 Lala (20:54), 1:1 Hantschke (21:07), 2:1 Schneider (22:56), 2:2 Heidt (29:23), 3:2 Boiger (34:31), 4:2 Schneider (40:28), 4:3 Kretz (54:03). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 4100. - Strafminuten: Landshut 6 - Mannheim 6.

Fünf Tote bei Seemanöver US-Rakete traf türkischen Zerstörer / Ursache noch ungeklärt

ANKARA, 4. Oktober (AP). Militärexperten der NATO haben bis Sonntag nicht feststellen können, wie es zu dem tödlichen Mänoverunglück in der Ägäis kam, das fünf türkische Seeleute das Leben kostete. Wie die Nachrichtenagentur Anatolia unter Berufung auf einen Offizier des US-Flugzeugträgers "Saratoga" meldete, ist die Abwehrrakete "Sea Sparrow", die den türkischen Zerstörer "Muavenet" traf, möglicherweise zu früh gestartet worden.

Nach Angaben von US-Vizeadmiral Philip Durr wird bei Kampfeinsätzen normalerweise die Startautomatik der Raketen aktiviert. Bei Seemanövern werde dagegen mittels Knopfdruck manuell gefeuert - nach zweimaligem ausdrücklichem Befehl des zuständigen Offiziers.

Genau hier sahen US-Zeitungen eine Fehlerquelle, die zu dem Unglück in der Nacht zum Freitag geführt haben könnte. Wie die "New York Times" am Samstag schrieb, ist es vorstellbar, daß die Marinesoldaten an Bord der "Saratoga" den türkischen Zerstörer ins Radarvisier nahmen und einen Raketenangriff simulierten, aber erst zu spät feststellten, daß die Startautomatik nicht abgestellt worden war. Die "Washington Post" berichtete unter Berufung auf gut informierte Kreise, die todbringende Rakete sei von einer Teileinheit der Schiffsbesatzung abgefeuert worden, ohne daß ein Befehl der obersten Kommandoebene vorgelegen habe. Beide Zeitungen hielten eine technische Panne für unwahrscheinlich und machten menschliches Versagen für das Unglück verantwortlich. Die "Muavenet", deren Kommandobrücke zerstört worden war, wurde am Samstag aus der Ägäis zum türkischen Marinestützpunkt Gölcuk, etwa 110 Kilometer östlich von Istanbul, abgeschleppt. Die Särge mit den fünf getöteten Seeleuten, darunter auch der Kapitän, waren bereits am Freitag in die türkische Hafenstadt Izmir geflogen worden. US-Präsident George Bush sprach dem türkischen Staatspräsidenten Turgut Özal und Regierungschef Süleyman Demirel sein Beileid aus und versprach "eine volle und umfassende Untersuchung dieses tragischen Unfalls".

Ein US-Soldat wurde in dem Manöver bei einem Unfall getötet, als ihn der Propeller eines Hubschraubers traf.

Bagdad spricht von "Bankraub" UN-Sicherheitsrat beschlagnahmt irakische Auslandsguthaben

NEW YORK/TEHERAN, 4. Oktober (AP/AFP). Der UN-Sicherheitsrat hat am Freitag die eingefrorenen Auslandsguthaben des irakischen Staates beschlagnahmt. Mit diesem auf eine Milliarde Dollar geschätzten Vermögen sollen Opfer der irakischen Besetzung Kuwaits entschädigt, die kurdische und schiitische Opposition gegen Staats- chef Saddam Hussein unterstützt und die UN-Inspektionen in Irak finanziert werden.

Die in der Geschichte der UN bisher einzigartige Entscheidung wurde bei Stimmenthaltung Chinas einstimmig angenommen. In Bagdad sagte der irakische Informationsminister Hamed Jusef Hamadi am Samstag: "Die Entscheidung des Sicherheitsrats ist ein illegaler Akt der Enteignung, eine Abart des Bankraubs im Stil von Texas." Außenminister Mohammed el Sahaf bezeichnete den Beschluß als ungerechtfertigt und illegal. Die Entschädigung könne gewährleistet werden, wenn die UN einen Rohölverkauf im Volumen von vier Milliarden Dollar genehmigen würden, sagte er.

Mit seinem Beschluß zog der Weltsicherheitsrat die Konsequenz aus dem bislang gescheiterten Plan, die von Irak im Waffenstillstandsabkommen eingegangene Entschädigungsverpflichtung durch den einmaligen Rohölexport im Volumen von 1,6 Milliarden Dollar zu erfüllen. Die Regierung in Bagdad hat diesen Vorschlag abgelehnt.

Die Resolution sieht nun vor, daß die UN in jedem Staat bis zu 200 Mil- lionen Dollar aus den im Ölhandel erzielten Auslandsguthaben Iraks beschlagnahmen könnnen. Saudi-Arabien und Türkei erhalten ferner die Erlaubnis, irakische Ölbestände zu verkaufen, die vor der Besetzung Kuwaits im August 1990 importiert worden waren. Der Verkaufserlös soll ebenfalls den UN zufließen.

Schiiten-Gebiet bombardiert Die irakische Armee bombardierte am Freitag Gebiete in Südirak mit schwerer Artillerie. Wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA am Samstag meldete, konzentrierten sich die Angriffe besonders auf die von Schiiten bewohnten Sumpfgebiete der Region al-Amara. Die Explosionen seien bis nach Howeisah im Südosten Irans zu hören gewesen.

Emirat Katar fordert Rückzug Saudiarabische Truppen sollen Grenzposten erobert haben

DOHA/KATAR, 4. Oktober (AP/AFP). In dem seit Mitte der Woche schwe- lenden Grenzkonflikt zwischen Saudi- Arabien und dem Emirat Katar hat die katarische Regierung am Wochenende den Rückzug saudiarabischer Truppen von einem angeblich eroberten Grenzposten gefordert. Wie die amtliche katarische Nachrichtenagentur QNA meldete, wurde der saudiarabische Botschafter zum Außenminister Scheich Hammad ibn Dschassim ibn Schabr al Thani bestellt, der ihm eine Protestnote überreichte. Die Botschafter Rußlands, der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Chinas seien über den Vorfall informiert worden.

Der katarische Außenminister teilte der Meldung zufolge mit, sein Land fordere baldige Verhandlungen zur endgültigen Festlegung des Grenzverlaufs zwischen den beiden Staaten. Er bekräftigte, daß Katar den Konflikt mit Saudi-Arabien friedlich beilegen wolle. Saudi-Arabien hatte von einer Übertreibung des Vorfalls von seiten Katars gesprochen und erklärt, ihm liege an einer freundschaftlichen Beilegung der Differenzen.

QNA hatte am Donnerstag gemeldet, saudiarabische Einheiten hätten einen Grenzposten erobert und dessen Besatzung vertrieben. Zuvor hatte Katar nach einem blutigen Zwischenfall vom Mittwoch, bei dem es zwei Todesopfer gegeben haben soll, einen Vertrag aus dem Jahre 1965 außer Kraft gesetzt, der den Grenzverlauf zwischen beiden Ländern regelt. Riad interpretierte den Zwischenfall als Schießerei zwischen saudiarabischen und katarischen Beduinenstämmen auf seinem Territorium und dementiert den späteren Überfall auf den Grenzposten.

Die iranische Zeitung Teheran Times schrieb am Samstag, sie verurteile die Gewaltanwendung Saudi-Arabiens gegenüber Katars. Iran sei bereit, die Staaten der Region gegen Saudi-Arabien zu verteidigen. Iran befindet sich seinerseits in einem Grenzkonflikt mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die beiden Staaten streiten sich um drei Inseln an der Zufahrt zum Persischen Golf. Am Freitag hatte der iranische Sicherheitsberater Mohammed Dschawad Laridschani die arabischen Nachbarstaaten davor gewarnt, "mit dem Schwanz eines Löwen" zu spielen. Die Existenz der arabischen Nachbarn beruhe lediglich auf der "unrechtmäßigen Aggression der britischen Kolonialmacht", hatte Laridschani gesagt.

Offiziere in Irak hingerichtet ?

NIKOSIA, 4. Oktober (AP). Iraks Staatschef Saddam Hussein habe den prominenten General a. D. Abdul Wahid Schanan el Rabat hinrichten lassen, berichteten aus Bagdad kommende Diplomaten und Reisende am Samstag in Zypern und Jordanien. Andere Gewährsleute sagten, auch seien 30 Offiziere erschossen worden, die verdächtigt worden seien, in Opposition zum Präsidenten zu stehen. Offenbar habe der General versucht, in der schiitischen Bevölkerung im Süden des Landes, aus dem er selbst stammte, eine Oppositionsbewegung zu organisieren.Türkei gibt nicht mehr Wasser

DAMASKUS, 4. Oktober (AP). Ohne Einigung ist am Samstag ein fünftägiges Expertentreffen zwischen Syrien, Irak und der Türkei über die Aufteilung des Wassers von Euphrat und Tigris zu Ende gegangen. Wie Diplomaten mitteilten, war das Ergebnis für die beiden arabischen Staaten enttäuschend. Sie hatten von der Türkei gefordert, die bislang über die beiden Flüsse in ihre Länder fließende Wassermenge zu erhöhen.

In einem Abkommen hatten sich Syrien und Irak 1987 mit der Türkei auf die Menge von 500 Kubikmetern Wasser pro Sekunde geeinigt. Ankara zeigte sich allerdings nicht bereit, den 70 Kilometer nördlich der syrischen Grenze gelegenen Atatürk-Staudamm weiter zu öffnen. Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel hatte kürzlich gesagt, Syrien habe überhaupt kein Anrecht auf Wasser aus Euphrat und Tigris.

Weiter Kontakte mit FPÖ

BREMEN, 4. Oktober (dpa). Die FDP will ihre Beziehungen zur Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) nicht abbrechen. Ein Antrag, wegen des umstrittenen rechtsorientierten FPÖ-Chefs Jörg Haider alle offiziellen Kontakte abzubrechen, wurde vom FDP-Parteitag in Bremen mit großer Mehrheit abgelehnt.

FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff und Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann argumentierten, in der FPÖ gebe es auch anerkennenswerte Liberale. Sie alle könne man nicht wegen Haider mit einem Kontaktverbot bestrafen.

Die Befürworter des Antrages hatten erklärt, Haider habe in der FPÖ in den vergangenen Monaten ein "autoritäres Führerprinzip" durchgesetzt und alle liberalen Kräfte an der Spitze der Partei ausgeschaltet. Damit sei die FPÖ für die FDP kein Partner mehr.

Auch Titel-Inflation verhalf Ralf Rocchigiani nicht zur Krone Kinnhaken und milde Gaben vom "Tempel der grausamen Lust" Merkwürdiger "WM-Kampf" in der Berliner Deutschlandhalle / Booze blieb WBO-Weltmeister / Manager Sauerland auf Distanz

Auch die Titel-Inflation bei den Weltmeistern im Berufsboxen verhalf Ralf Rocchigiani am Freitag abend in der Berliner Deutschlandhalle nicht zu höchster sportlicher Würde. Der Berliner, der zum Ende seiner Karriere auf fast wundersame Weise zu einem Titelkampf gekommen war, scheiterte vor 4200 Zuschauern trotz großer Gegenwehr an Leichtschwergewichts-Weltmeister Tyrone Booze (USA) einstimmig nach Punkten. Der 33jährige Amerikaner vertritt die World Boxing-Organization (WBO), den unbedeutendsten der vier größten Welt-Boxverbände der Profis, die sich zur Zeit 65 Weltmeister in 17 Gewichtsklassen leisten.

Eine neue Berliner Veranstaltergruppe, die am Freitag Nachtklubbesitzer und deren Anhang in noch nie gesehener Dichte als Zuschauer begrüßen konnte, hatte Rocchigiani den Kampf - Titelverteidiger Booze erhielt 80 000 Dollar - spendiert. Sportlich sprach nicht viel für seine WM-Chance: Vier der letzten sechs Kämpfe hatte der 29jährige Berliner, der 1986 und 1989 schon zweimal an Europameisterschaftsaufgaben gescheitert war, verloren.

Aber auch der Rekord des Weltmeisters, der sich den Titel vor zwei Monaten in England von Derek Angol, nebenbei Rock-Gitarrist, geholt hatte, war alles andere als angsteinflößend: Von 28 Kämpfen hatte Tyrone Booze zehn verloren. Trotz dieser eher durchwachsenen Empfehlungen boten beide Boxer einen beherzten Kampf. "Ich kann nicht fassen, was der Deutsche alles genommen hat. Der fiel einfach nicht um", staunte Booze, der den Bruder des Ex-Weltmeisters Graciano Rocchigiani besonders mit mächtigen Aufwärtshaken malträtierte. "Rocky II", von seinem Bruder sekundiert und bekanntermaßen nicht gerade ein Temperamentsbündel, wuchs bei seiner vielleicht letzten großen Chance als Preisboxer fast über sich hinaus. Ralf Rocchigiani machte einen der stärksten Kämpfe seiner wechselvollen, neunjährigen Karriere. Aber es reichte nicht - alle Punktrichter errechneten Vorteile für den Titelverteidiger. Kleiner Trost für den Berliner: Die eingegangenen Spenden, etwa die des Besitzers des "Tempels der grausamen Lust" (Anzeigentext im offiziellen Programm), dürften bei weitem seine Minigage überstiegen haben. Nach den zwölf heißen Runden hatte Ralf Rocchigiani in der Kabine eine Hoffnung, die die Trostlosigkeit in den Niederungen dieses Geschäfts ausdrückt: "Besser eine WM verlieren als eine EM. Da hat man eine größere Chance, vielleicht noch einmal an eine Europameisterschaft heranzukommen." Nach seinem beherzten Kampf sollte ihm ein kleiner Zahltag noch gegönnt sein.

Um sehr große Summen wird es am 18. oder 19. Dezember gehen, wenn Olympiasieger und Amateur-Weltmeister Henry Maske (Frankfurt/Oder) in einer "richtigen" WM gegen den WBA-Titelträger Virgil Hill (USA) boxen soll. "Die Amerikaner fordern für den Kampf, den ich in Berlin oder Halle veranstalten will, 500 000 Dollar. Ich prüfe zur Zeit die Finanzierbarkeit, bin aber optimistisch, daß es nach zwei Absagen für Henry endlich klappt. Ich will die WM noch in diesem Jahr über die Bühne bringen", erklärte Maske-Manager Wilfried Sauerland.

Der in der Schweiz lebende Geschäftsmann aus Wuppertal hatte am Freitag abend in der Berliner Deutschlandhalle eine große Sorge: Daß man ihn mit der Veranstaltung und deren Umfeld in Verbindung bringen könnte. "Ich setzte mich lieber ganz nach hinten", sagte Sauerland. dpa

Noras Hotel Unbekannte Joyce-Erzählungen

LONDON. Ein irischer Wissenschaftler hat nach britischen Presseberichten ein bislang unbekanntes Buch von James Joyce (1882-1941) gefunden. "Finn's Hotel", eine Sammlung von sieben Kurzgeschichten, soll 1923 entstanden sein. Joyce-Forscher Danis Rose, der an einer kritischen Ausgabe von Joyces "Finnegans Wake" arbeitet, will die kompletten Texte in bislang unveröffentlichten Unterlagen des berühmtesten irischen Schriftstellers gefunden haben. Die Geschichten hätten mit der Mythologie und Geschichte Irlands zu tun und reichten von Legenden um den Heiligen Patrick bis zur Erzählung von Tristan und Isolde.

",Finn's Hotel' ist nicht in der dichten, kaum durchdringbaren Sprache des ,Wake' oder gar des ,Ulysses' geschrieben", zitiert die britische Zeitung "The Independent" den Forscher, "es ist vielmehr klar und sehr lesbar". Teile der Geschichten wurden nach seinen Angaben in "Finnegans Wake" verarbeitet.

Das neu entdeckte Buch soll im nächsten März vom Verlag Viking veröffentlich werden. Der Titel der Geschichtensammlung bezieht sich auf ein Hotel, in dem Nora Barnacle, die spätere Frau des Schriftstellers, tätig war. Das Buch sei als Ehrung für sie gedacht gewesen. dpa

"Vernebelung" beklagt

LEIPZIG, 4. Oktober (dpa). Die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit ist nach Ansicht des Bürgerrechtlers und Bundestagsabgeordneten der Grünen/ Bündnis 90, Gerd Poppe, bislang von Vernebelung und Legendenbildung gekennzeichnet. Die Diskussion drehe sich bisher nur um die Handlanger des SED-Regimes, lasse aber die eigentlich Verantwortlichen wie die führenden Parteifunktionäre außer acht und trage kaum dazu bei, die Strukturen des Unterdrückungsapparates aufzudecken, sagte Poppe am Samstag in Leipzig zur Eröffnung der ersten Arbeitskonferenz des "Forums zur Aufklärung und Erneuerung".

Auch das Forum habe bislang nicht die Hoffnungen erfüllen können, die es bei seiner Gründung im März weckte. So gebe es weder arbeitsfähige Strukturen noch werde der Verein seiner Koordinierungs- und Vermittlungsaufgabe gerecht, sagte Poppe.

Vorwürfe gegen Tunis

PARIS, 6. Oktober (dpa). Der Führer der tunesischen Moslempartei En-Nahdha, Rached Ghannouchi, hat Staatschef Zine el Abidine Ben Ali vorgeworfen, unter dem Vorwand der Bekämpfung des "sogenannten religiösen Extremismus" den gesamten Demokratisierungsprozeß in Tunesien gestoppt zu haben. "Man hat unsere Bewegung liquidiert, wie man zuvor die tunesische Gewerkschaftsbewegung liquidiert hat", sagte Ghannouchi der französischen Zeitung Libération.

Ghannouchi, der in Tunesien in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist, bekräftigte, daß seine Partei "die Macht auf politischem Wege" anstrebe und für ein "echtes Mehrparteiensystem" eintrete, in dem auch nicht-islamische Parteien zugelassen seien. "Eine Partei, wie die unsrige, die 80 Prozent der Bevölkerung hinter sich hat, braucht keine Gewalt anzuwenden", sagte er.

Nach zwei Massenprozessen gegen Anhänger der En-Nahdha-Partei, die mit hohen Haftstrafen endeten, hatten tunesische Zeitungen jüngst mehrfach von neuen Festnahmen tunesischer Fundamentalisten berichtet.

Zur Person:

WERNER VON SCHEVEN, General und ranghöchster Vertreter der Bundeswehr in Ostdeutschland, ist wegen vorsätzlicher Beleidigung und übler Nachrede angezeigt worden. Scheven, Befehlshaber des Territorialkommandos Ost, hatte in einem Brief an den Bürgermeister der Stadt Rheinsberg (Brandenburg) eine Ausstellung über den Schriftsteller Kurt Tucholsky im Schloß Rheinsberg heftig kritisiert. Er warf dem Autor der Ausstellung einen Mißbrauch Tucholskys "für die Agitation des SED-Staates gegen die Bundesrepublik und die Bundeswehr vor der Vereinigung in derart penetranter und primitiver Machart" vor, "daß es den westdeutschen Besucher - zumindest - unverhofft und peinlich mit der DDR-Wirklichkeit konfrontiert". Der Autor der Ausstellung, der Schriftsteller und Tucholsky-Experte Richard von Soldenhoff, erstattete deshalb Strafanzeige gegen den General. (dpa)

Solidarität für Gorki-Intendant Hetterle

BERLIN. Mehrere hundert Theaterleute haben gegen Pläne des Berliner Innensenators Dieter Heckelmann (CDU) protestiert, den Vertrag des Intendanten Albert Hetterle vom Berliner Maxim-Gorki- Theater gegen das Votum des Kultursenators nicht zu verlängern, da er zur "Kadernomenklatura" der SED gehört habe. Hetterle habe vielmehr den aufrechten Gang praktiziert. In einem Brief an Bürgermeister Diepgen heißt es: "Albert Hetterle ist einer der verdienstvollsten Theaterleiter; der Abbruch seiner Arbeit wäre eine große Schädigung des Berliner Theaterlebens." dpa

Die Kriegsbeute wird ausgestellt Rußland bestätigt erstmals Existenz der Bremer Kunstschätze

MOSKAU. Erstmals haben russische Regierungsstellen offiziell bestätigt, daß wertvolle Kulturschätze aus Bremen in Rußland lagern. Sie waren nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsbeute in die Sowjetunion gebracht worden. Wie die "Komsomolskaja Prawda" berichtete, sollen rund 300 Zeichnungen von Rembrandt, Dürer, van Gogh, van Dyck und anderen herausragenden Künstlern in diesem November in der Eremitage in St. Petersburg ausgestellt werden. Der Zeitung zufolge war die Existenz der sogenannten Bremer Sammlung in der Sowjetunion mehr als 50 Jahre ein Staatsgeheimnis, auch wenn Fachleute in der Vergangenheit entsprechende Angaben gemacht hatten.

Die Kunstwerke, die bislang niemand habe sehen dürfen, lagern dem Blatt zufolge in Magazinen der Eremitage und anderer russischer Museen. Die Entscheidung, jetzt amtlich die Existenz zu bestätigen, sei gefallen auf der ersten Sitzung der staatlichen russischen Kommission zur Rückerstattung von Kulturgütern, die in den Wirren des Krieges in die Sowjetunion gebracht worden seien. Geleitet wird die Kommission vom russischen Kulturminister Jewgeni Sidorow. Über eine mögliche Rückführung der Kulturgüter nach Deutschland werde vom Ministerium derzeit jedoch nicht beraten, schreibt die "Komsomolskaja Prawda".

"Die Legalisierung von Kunstwerken, die als Kriegsbeute genommen wurden, ist nur Teil unseres Jobs", zitiert das Blatt den Minister. "Mit Hilfe unserer westlichen Partner werden wir erst eine vollständige Liste unserer Verluste während des Zweiten Weltkrieges erstellen. Erst danach werden wir in der Lage sein, Verhandlungen zu führen über die Rückgabe der Schätze, ihren Austausch, über Zahlungen oder Wiedergutmachungen", sagte Sirodow. Er sprach sich dafür aus, dieses langwierige Problem auf Regierungsebene zu lösen.

Die Bremer Kunsthalle hofft seit mehr als zwei Jahren auf die Rückgabe des Kunstschatzes. Sie geht von 364 Originalen aus, unter denen sich Gemälde von Dürer und Goya sowie Zeichnungen und Aquarelle von Corot, Degas, Delacroix, van Gogh, Rubens und Rembrandt befinden sollen. Die Werke waren Teil eines insgesamt 4000 Exemplare umfassenden Kunstschatzes der Bremer Kunsthalle, der 1943 zum Schutz vor Luftangriffen in ein Notdepot nach Brandenburg evakuiert worden war. Das Depot wurde 1945 von sowjetischen Truppen geplündert. Die Überreste entdeckte später der russische Offizier Viktor Baldin, der 364 der wichtigsten Werke heimlich nach Moskau schmuggelte.

Baldin, der später ein Moskauer Museum leitete, versteckte die Bilder dort aus Angst vor politischer Verfolgung über mehrere Jahrzehnte. Erst unter dem gewandelten innenpolitischen Klima der Gorbatschow-Ära berichtete er 1990 im sowjetischen Fernsehen über den Schatz und äußerte dabei den Wunsch, die Werke an die Bremer Kunsthalle zurückzugeben. Gespräche der Bremer Landesregierung mit russischen Stellen blieben ohne Erfolg. Nach Angaben der Bremer Kunsthalle hat Bonn die Gespräche inzwischen fortgeführt, um eine generelle Regelung über die Rückgabe von im Krieg erbeuteten Kunstschätzen mit anderen Staaten zu erreichen. dpa

MOTORSPORT BUNDESLIGA-FINALE im Speedway: 1. und Deutscher Mannschaftsmeister MSC Olching 44 Punkte (Adorjan 11, Barth 10, Maier 9, Schapfl 6, Meggle 6, Hasler 2), 2. AC Landshut 35 Punkte (Riss 11, Shirra 11, Schroeck 6, Rieder 6, Schäfferer 1, Kolros 0), 3. MSC Brokstedt 22 Punkte (Balfranz 5, Jasper 5, Wehrle 4, J. Pingel 4, H. O. Pingel 3, Clausen 1), 4. MSC Diedenbergen 19 Punkte (Lausch 8, Kessler 7, Szewczyk 2, Zapf 1, Domes 1, Schäfer 0).

JUDO BUNDESLIGA, Männer, 7. Kampftag, Gruppe Nord: JCS Bremen - PSV Braunschweig 3:4 Kampfpunkte, 30:35 Unterpunkte, JC 90 Frankfurt/Oder - SU Witten-Annen 5:1/47:10, TV Falkenberg - VfL Wolfsburg 0:6/0:44, Braunschweiger JC - TSV Stellingen 2:4/20:28, JC Grieth - 1. SC Berlin 2:3/15:27.

BUNDESLIGA, Männer, 7. Kampftag, Gruppe Süd: JC Zweibrücken - JC Wiesbaden 3:2 Kampfpunkte, 18:17 Unterpunkte, SC Leipzig - TSV Abensberg 3:4/20:35, TSV Großhadern - 1. SC Groebenzell 6:1/48:10, JC Rüsselsheim - JC Randori Heilbronn 6:1/55:7, VfL Sindelfingen - MTV Ingolstadt 1:5/3:37.

GEWICHTHEBEN SACHSENPOKAL in Meissen, Männer: 1. Weller (Duisburg) 196 Punkte (405 kg), 2. Wolczaniecki (Polen) 186 (360), 3. Siemion (Polen) 178 (340), 4. Steinhöfel (Chemnitz) 170 (315), 5. Malak (Polen) 169 (369), 6. Huster (Meissen) 168,5 (332,5).

Frauen: 1. Kirilowa 282,56 Punkte/182,5 kg, 2. Jankowa (beide Bulgarien) 276,70/160, 3. Stühler (Schweinfurt) 262,05/120, 4. Takacs (Ungarn) 257,14/192,5, 5. Walentin (Sindelfingen) 247,06/187,5, 6. Hahn (Stuttgart) 229,61/147,5.

Gejagt, getötet, vermarktet Welttierschutzwoche eröffnet / "Konsumgewohnheiten ändern"

GIESSEN. "Wir Tier-, Umwelt- und Naturschützer legen ein politisches Bekenntnis ab zur Toleranz gegenüber anderen Völkern und Rassen." Mit diesem Appell eröffnete Hansjochen Sperber, Vorsitzender des Landestierschutzverbands Hessen, am Samstag in Gießen die Welttierschutzwoche 1992. Die Ellenbogenmentalität, die sich in dieser Zeit des Ausländerhasses und der Intoleranz offenbare, sei unvereinbar mit demokratischem Verständnis, sagte Sperber.

Unkultur zeige sich auch im Umgang mit Tieren. Sie würden ausgesetzt, gejagt, zu Tode gehetzt, vermarktet und zu Testzwecken in Laboratorien umgebracht. Jeder, der zu Ungerechtigkeiten gegen Mensch und Tier schweige, mache sich mitschuldig, sagte er. Zur sittlichen Ordnung für das Miteinander der Menschen gehöre untrennbar auch ein verantwortlicher Umgang mit Tieren.

Hessens für den Tierschutz zuständige Familienministerin Iris Blaul (Grüne) kritisierte den Umgang der Menschen mit Tieren als "erschreckend verantwortungslos". Verantwortung für das Tier setze eine Änderung der Konsumgewohnheiten und die Bereitschaft aller voraus, Mehrkosten zu tolerieren, sagte sie während der Veranstaltung unter dem Motto: "Macht Hessen frei von Tierquälerei".

Das forderte auch Rollo Gebhard, der Vorsitzende der Gesellschaft zur Rettung der Delphine. Er kritisierte die Fischerei mit 150 Kilometer langen Treibnetzen. Mit diesen zur Kostenersparnis eingeführten Fangmethoden würden die Weltmeere leergefischt. Zumindest in der Europäischen Gemeinschaft sei ein Importverbot für Fisch nötig, der in Treibnetzen gefangen worden sei.

Für überzeugenden Einsatz im Tier- und Naturschutz wurde Günther Peter, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Artenschutz, vom Landestierschutzverband mit dem "Goldenen Hessen-Löwen" ausgezeichnet. Mit dieser erstmals in diesem Jahr verliehenen Anerkennung ihrer Arbeit für den Tierschutz ehrte der Verband auch Hessens früheren Sozialminister Armin Clauss (SPD), den Beauftragten des Deutschen Tierschutzbunds für die neuen Bundesländer, Gerd Fischer, sowie die Medienvertreter Manfred Karremann, Claudia Ludwig, Harvey T. Rowe und Barbara Siehl. lhe

1. Preis für Leibniz- Schüler aus Offenbach

FRANKFURT A. M. Der Hessische Schüler- und Jugendzeitungsverein (hsjv) hat sieben hessische Schülerzeitungen ausgezeichnet. Die Preise wurden am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse verliehen. Der 1. Preis, eine Reise nach Bonn, ging an die Zeitung "Gottfried" des Leibniz-Gymnasiums in Offenbach. Den 2. und 3. Preis erhielten "Denkmal" von der Albert-Einstein-Schule in Groß-Bieberau (Kreis Darmstadt-Dieburg) und die Goethe-Schule Kassel für "Umlauf".

Als beste Zeitungen der Haupt-, Real- und Gesamtschulen wurden "Blitz" der Clemens-Brentano-Schule in Lollar und die Schülerzeitung "Maulwurf" der Schiller-Schule, Offenbach, ausgezeichnet.

Mit einem Besuch einer Hamburger Journalistenschule wurden die 18jährige Susanne Neufeldt aus Kassel und die 21jährige Sabine Ellenberger aus Büdingen (Wetteraukreis) für ihre Artikel belohnt. Die Zeitung "Asche" des Kasseler Engelsburg-Gymnasiums erhielt den 1. Preis für ihr Layout. Auf Platz zwei landete "Spektrum" vom Gelnhäuser Grimmelshausen-Gymnasium.

Rund hundert hessische Schülerzeitungen hatten sich an dem dritten Wettbewerb des HSJV beteiligt. lhe

Achse Paris-Bonn befürchtet?

LONDON/BONN/BREMEN, 4. Oktober (Reuter/AFP/AP/dpa). Der niederländische Ministerpräsident Ruud Lubbers hat sich laut einem Bericht der britischen Zeitung Daily Telegraph in einem Brief an den britischen Premierminister John Major besorgt über eine deutsch-französische Dominanz innerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) geäußert.

Das Blatt berichtete unter Berufung auf britische und niederländische Regierungskreise, Lubbers befürchte, daß Abmachungen zwischen den großen EG- Ländern zu Lasten der kleineren Mitglieder gehen könnten. Lubbers Brief widerspiegele Befürchtungen über eine "deutsch-französische Achse" und ein "Europa der zwei Geschwindigkeiten" in den Niederlanden.

Die niederländische Regierung trat am Sonntag abend diesen Berichten entgegen. Zwar habe Ministerpräsident Lubbers an Major ein Schreiben zum Maastricht-Vertrag geschickt, doch habe er darin keine Beunruhigung über eine deutsch-französische Achse geäußert. Bundesaußenminister Klaus Kinkel geht davon aus, daß nach dem jüngsten deutsch-britischen Währungsstreit die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern wiederhergestellt sind. "Es gab im Zusammenhang mit den Währungsfragen ein paar Turbulenzen. Das haben wir wieder ins Lot gebracht", sagte Kinkel im ZDF. (Siehe auch Wirtschaftsteil)

Alte Autos waren wichtiger

TOKIO, 4. Oktober (Reuter). Die Mannschaft eines russischen Schiffes hat in Japan 93 Zirkustiere zurückgelassen, um an Bord Platz für Gebrauchtwagen zu schaffen. Wie die Tageszeitung Mainichi jetzt berichtete, blieben Bären, Leoparden, Papageien und andere Tiere im Hafen von Yokohama zurück. Die Besatzung des Frachters "Rus" habe statt dessen alte Autos mit nach Wladiwostok genommen. Die Wagen seien in Japan praktisch wertlos, in Rußland aber heißbegehrt.

Seite warnt vor nachträglicher Verklärung der SED-Herrschaft Bundesratspräsident: Enttäuschte Ost-Bürger könnten diktatorisches System zurücksehnen / Ausländerfeindlichkeit angeprangert

FRANKFURT A. M., 4. Oktober (Reuter/ AP/dpa/AFP/FR). Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) hat zum zweiten Jahrestag der deutschen Einheit vor einer Verklärung der SED-Diktatur gewarnt und alle Demokraten zum Kampf gegen radikale Kräfte aufgerufen. Beim zentralen Festakt der Bundesrepublik Deutschland sagte Seite am Samstag in Schwerin, es wäre angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den neuen Ländern verhängnisvoll, wenn die Menschen aus Enttäuschung über noch nicht erfüllte Erwartungen das alte diktatorische System zurücksehnten.

Der Bundesratspräsident verurteilte die ausländerfeindlichen Krawalle, die Ende August in seinem Bundesland ihren Anfang genommen hatten. Sie hätten dem Ansehen Deutschlands im Ausland geschadet. Handlungsunfähigkeit der Politiker und ein Verlust an Glaubwürdigkeit seien die Ursache für die um sich greifende Politikverdrossenheit. "Wir müssen verlorengegangenes Vertrauen zurückgewinnen, wir müssen das Recht durchsetzen, wenn nicht die Akzeptanz unseres freiheitlichen demokratischen Rechtsstaates leiden soll", sagte Seite.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) rief in einer in Bonn veröffentlichten Erklärung dazu auf, das Ziel der inneren Einheit trotz Versagen und Enttäuschungen nicht aus dem Auge zu verlieren. An die Stelle von Resignation und Aggression, Ohnmacht und Gewalt müsse die "positive Energie der gemeinsamen Anstrengung" treten, meinte sie.

Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm sagte in Bonn, für viele Menschen stehe der "Tag der Deutschen Einheit" im Zeichen der Ernüchterung und teilweise der tiefen Enttäuschung. Aus der Freude über den Sieg der Freiheit dürfe aber nicht Resignation werden. "Deshalb ist eine gründliche Kurskorrektur in der Politik für den Aufbau Ostdeutschlands nötig." Notwendig sei eine Politik, die industrielle Verödung verhindere, Investitionshindernisse beseitige und die wegbrechenden Ostmärkte wiederbelebe. Notwendig sei auch eine Politik der sozialen Gerechtigkeit: "Wenn wir den sozialen Frieden nicht wahren, gerät unsere Demokratie in Gefahr", sagte Engholm und verwies auf Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus und Gewaltbereitschaft. "Wir brauchen eine Offensive der anständigen Deutschen gegen den Terror von rechts", forderte der SPD-Chef.

Vor Schaden für die deutsche Wirtschaft durch Ausländerhaß und rechtsradikale Gewalt warnte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, in Bild am Sonntag. Wenn Rechtsradikale so weitermachen, "kostet uns das Milliarden - Aufträge werden storniert, Touristen und Investitionen bleiben aus". Etwa jeder zweite Arbeitsplatz hänge davon ab, "daß Menschen in anderen Ländern, mit anderem Glauben und einer anderen Geschichte unsere Waren kaufen".

CSU-Chef Theo Waigel zog eine insgesamt positive Zwischenbilanz der wirtschaftlichen und sozialen Vereinigung Deutschlands. Der Lebensstandard in den jungen Bundesländern sei spürbar höher als in der ehemaligen DDR. Im Handel- und Dienstleistungsbereich sowie im Handwerk sei eine deutliche Aufwärtsbewegung zu verzeichnen. Dies betonte der Finanzminister am Freitag abend bei einem Festakt der CSU zum Tag der Einheit und zum Gedenken an den vierten Todestag von Ministerpräsident Franz Josef Strauß in Augsburg. "Der Wiederaufbau der Industrie im Osten wird aber aller Voraussicht nach länger dauern und kostspieliger werden, als wir ursprünglich erwartet hatten", räumte Waigel aber auch ein.

Nur 13 Prozent der Westdeutschen sind nach einer repräsentativen Umfrage der Ansicht, die deutsche Einheit habe mehr Vorteile als Nachteile für sie gebracht. Dagegen glauben in den neuen Ländern 47 Prozent der Ostdeutschen an mehr persönliche Vorteile, wie das RTL- plus-Frühmagazin am Freitag über eine von ihm in Auftrag gegebene Umfrage des Forsa-Instituts berichtete. Die Mehrheit der 1520 befragten Deutschen (53 Prozent) kam zwei Jahre nach der Vereinigung jedoch zu dem Schluß, weder Vor- noch Nachteile für sich aus der Einheit gezogen zu haben.

Savimbi droht mit Bürgerkrieg

LUANDA, 4. Oktober (Reuter). Der frühere angolanische Rebellenchef Jonas Savimbi hat am Wochenende der Regierung Wahlbetrug vorgeworfen und indirekt mit der Wiederaufnahme des Bürgerkriegs gedroht. Nach Auszählung von rund der Hälfte der 4,8 Millionen abgegebenen Stimmen entfallen auf die Regierungspartei MPLA von Präsident Jose Eduardo dos Santos rund 60 Prozent, auf Savimbis UNITA nur 30 Prozent. Die Vereinten Nationen und die USA, einst Förderer der Rebellenbewegung UNITA, forderten Savimbi auf, Beweise vorzulegen, daß es bei den Wahlen am 29. und 30. September zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei.

Savimbi sagte im Rundfunk, die MPLA habe die Wahlen manipuliert. Diese Manöver könnten die UNITA zu einer Haltung zwingen, die die Situation im Lande erschüttern könnte. Den internationalen Wahlbeobachtern stritt er die Fähigkeit ab, über die Rechtmäßigkeit der Wahl zu urteilen.

Die Wahlen werden von rund 800 internationalen Wahlbeobachtern begleitet. Bei diesen herrscht Übereinstimmung, daß sie fair verlaufen sind.

BOXEN WELTMEISTERSCHAFT der Profiboxer in der Berliner Deutschlandhalle, Leichtschwergewicht, WM der WBO (12 Runden): Titelverteidiger Booze (USA) einstimmiger Punktsieger (116:112, 114:113, 116:113) über Rocchigiani (Berlin).

Schwergewicht (6 Runden): Schießer (Berlin) einstimmiger Punktsieger über Machain (USA).

Super-Mittelgewicht (8 Runden): Allen (USA) einstimmiger Punktsieger über Marks (Berlin).

Halbschwergewicht (8 Runden): Maske (Frankfurt/Oder) Sieger durch Technischen K. o. 2. Runde über Minton (USA).

Schwergewicht (8 Runden): Schulz (Frankfurt/Oder) einstimmiger Punktsieger über Parkey (USA).

Stimmung im Werks-Duell Saftig sucht die Schuld beim Schiedsrichter

Uerdingen - Leverkusen 2:1 (1:0)

Der Stachel saß tief bei Leverkusens Trainer Reinhard Saftig. Der Ärger des 40 Jahre alten Fußballehrers richtete sich nach der ersten Saisonniederlage seiner Mannschaft beim 1:2 (0:1) im Werks-Duell bei Aufsteiger Bayer Uerdingen hauptsächlich gegen die "schlechte" Leistung von Schiedsrichter Bernd Heynemann (Magdeburg). Die Erregung des sonst so moderaten Trainers war aber eher Resultat der enttäuschenden Leistung seiner Elf, die nie an die Leistung des 6:1 gegen Schalke anknüpfen konnte.

Aufsteiger Uerdingen, der mit den verletzten Stephan Paßlack, Libero Heiko Peschke und Sergej Gorlukowitsch die komplette etatmäßige Abwehr ersetzen mußte, feierte den ersten Heimsieg der Saison. sid

Uerdingen: Dreher - Jüptner - Posch, Rahner - Klein, Bremser, Sassen (87. Krümpelmann), Kutschera, Kranz - Laessig, Bittengel (68. Hartenberger).

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer (62. Nehl), Scholz, Lupescu, Hapal, Hoffmann (80. Herrlich) - Thom, Kirsten.

Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).

Tore: 1:0 Sassen (32.), 2:0 Sassen (84.), 2:1 Kirsten (88.). - Zuschauer: 10 000.

Gelb-Rote Karte: Hapal wegen wiederholten Foulspiels (35.).

HSV hat Coordes-Syndrom überwunden Für Möhlmann zählten nur die beiden Punkte

Hamburg - Bochum 2:0 (1:0)

Der Hamburger SV hat sein Egon- Coordes-Syndrom überwunden. Im zweiten Spiel unter der Regie des neuen Cheftrainers Benno Möhlmann kamen die Hanseaten im neunten Spiel der laufenden Bundesligasaison zum ersten Sieg mit 2:0 (1:0) gegen den VfL Bochum. Der klarste Erfolg seit August 1991 war zwar keine spielerische Offenbarung, aber immerhin ein Neuanfang. "Darauf können wir jetzt aufbauen, um in Zukunft besseren Fußball zu spielen. Es gibt noch viel Arbeit", sagte der 38 Jahre alte HSV- Coach.

Der VfL Bochum, der jetzt in sechs Spielen in Folge sieglos (2:10 Punkte) ist, fiel durch die Niederlage in der Tabelle hinter den HSV zurück. "Es war frustrierend, wie wir aufgetreten sind", brachte Trainer Osieck die Leistung der Mannschaft auf eine treffende Kurzformel. sid

Hamburg: Golz - Rohde - Hartmann, Kober - Bode, Letschkow, von Heesen (46. Matysik), Eck, Schnoor - Bäron (79. Dotschew), Bester.

Bochum: Zumdick - Kempe - Reekers, Dressel - Wosz, Bonan, Herrmann, Heinemann, Christians (68. Schwanke) - Kim, Klauß (46. Milde).

Schiedsrichter: Boos (Friedrichsdorf).

Tore: 1:0 Hartmann (14.), 2:0 Bester (89.).

Zuschauer: 16 650.

Gelbe Karten: Hartmann - Herrmann, Christians, Reekers.

Köln feiert Sieg und Unentschieden am Eishockey-Wochenende Die Bundesliga-Torhüter glänzten mit hervorragenden Paraden Frütel glänzender Ersatz für de Raaf / Hedos verfolgt die Düsseldorfer / KEC besiegt Preussen und holt Punkt in München

In der Eishockey-Bundesliga hält der Siegeszug des Meisters Düsseldorfer EG und des Neu-Rivalen EC Hedos München an. Nach sechs Spieltagen haben die Kufenstars von der Brehmstraße (7:0 in Ratingen) makellose 12:0 Punkte als Tabellenführer auf ihrem Konto, doch auch das "Bavarian Dreamteam" (5:2 in Krefeld) schaffte bis zum 2:2-Unentschieden gegen Köln 10:0 Zähler in Folge und rangiert auf Rang zwei.

Geprägt wurde die sechste Runde von zahlreichen überragenden Torhüterleistungen. In Köln wurde Nationalkeeper "Peppi" Heiß nach dem 3:1-Erfolg über den Berliner SC Preussen mit "Standing Ovations" gefeiert. Beim 1:1 im Schwarzwald-Derby zwischen dem EHC Freiburg und dem ERC Schwenningen standen der 42jährige Jiri Crha (Freiburg) und Matthias Hoppe (Schwenningen) im Mittelpunkt. Eine überragende Leistung bot auch DEG-Ersatzkeeper Christian Frütel in Ratingen, er war ein glänzender Vertreter für Deutschlands Nummer eins Helmut de Raaf, den Trainer Hans Zach häufiger als bisher schonen will. "Frütel soll praktisch jedes dritte Spiel zum Einsatz kommen", erklärte Zach.

Eine Supervorstellung von Münchens Zerberus Karl Friesen erlebten die knapp 6000 Fans in der Krefelder Rheinlandhalle. Der Ex-Nationaltorhüter stach seinen Gegenüber Karel Lang, der grippegeschwächt ins Spiel gegangen war, klar aus und avancierte zum Matchwinner für Hedos. Die Garanten für die Heimsiege ihrer Teams waren auch Rupert Meister beim 4:1 des Aufsteigers EHC Eisbären Berlin über den EV Landshut und "Beppo" Schlickenrieder, der beim 5:4-Sieg des Mannheimer ERC über den ESV Kaufbeuren überzeugte.

In Ratingen hätten neben DEG-Keeper Frütel auch die Anhänger der "Löwen" einen Sonderpreis verdient gehabt. Trotz der "Heimpackung" für ihr Team unterstützten sie frenetisch die Mannschaft von Trainer Alexander Barinew und skandierten noch eine halbe Stunde nach Spielende so lautstark, daß die Ratinger Truppe nochmals aus der Kabine aufs Eis kommen mußte. "Doch leider nutzt dies wenig, wenn unterm Strich immer weniger zu den Heimspielen der Ratinger kommen", kommentierte Zach, der einst selbst in Ratingen gearbeitet hatte. Nach zuletzt fünf Niederlagen in Folge rangiert der Neuling auf dem letzten Platz.

In Krefeld hatte Hedos-Coach Hardy Nilsson zunächst einige Bedenken, nachdem sein Team frühzeitig mit 0:1 in Rückstand geraten war. "Wir haben unser Soll mehr als erfüllt", meinte der Schwede später. Die Kölner "Haie" unterstrichen gegen Berlin ihre Heimstärke und kamen schon zum dritten Heimerfolg, während die KEC-Cracks auswärts noch ohne Punktgewinn sind. "Das war ein Superspiel, das teilweise NHL-Niveau hatte", erklärte Kölns russischer Trainer Wladimir Wassiljew freudestrahlend und teilte die ersten beiden Sätze seines Resümees in deutscher Sprache mit - führte danach allerdings wieder in russisch aus: "Wir haben viel Glück gehabt." Eklatant bei den Preussen war die schwache Chancenauswertung.

Der Lokalrivale, die Eisbären, konnte sich nicht nur über die beiden Punkte gegen Landshut, sondern auch über eine weitere finanzielle Entlastung freuen. Aus Ratingen wurde signalisiert, daß in Kürze die noch fällige Ablösesumme für Bielke und Kienaß in Höhe von 294 000 Mark gezahlt wird. Daran beteiligt ist auch die DEG, die damit schon im Vorgriff die Ablöse für Kienaß begleicht. Ab der kommenden Saison soll der hochtalentierte Verteidiger den Dreß des Meisters tragen.

Auf der Jagd nach dem Deutschen Meister Düsseldorfer EG hat der EC Hedos München Federn lassen müssen. Vor 7500 Zuschauern in der Münchener Olympiahalle kam das "Bavarian Dreamteam", das sich diesen Titel mittlerweile rechtlich schützen ließ, nur zu einem 2:2 (1:0, 1:2, 0:0) gegen den Kölner EC.

Für die "Haie", die noch bis zur vergangenen Saison vom jetzigen Hedos-Trainer Hardy Nielson betreut und dreimal zur Meisterschaft geführt wurden, war es der erste Auswärtspunkt. Bis zum 1:0 durch Vogel (8.), der Kölns ansonsten sicheren Torwart Peppi Heiß mit einem Bauerntrick überlistete, war es eine rasante Partie, die anschließend allerdings zusehens verflachte. Auch nach dem Ausgleich durch den brandgefährlichen Chaidarow (26.) war viel Kampf und Krampf im Spiel. Dabei wirkten die Gäste in ihren Aktionen überlegter als die ideenlosen Münchener, die sich immer wieder auf ihren Torhüter Karl Friesen verlassen mußten.

Die erneute Führung der Bayern durch Franz (32.) fiel wie aus heiterem Himmel, doch schon 31 Sekunden später kamen die "Haie" zum Ausgleich durch Sikora, der den ansonsten überragenden Friesen im Münchener Gehäuse mit einem verdeckten Weitschuß überwandt. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Kölner bereits führen können, doch schoß Lupzig in der 28. Minute einen Penalty weit neben das Münchener Tor. sid

REITEN PRIX ZINO DAVIDOFF, Galopper-Preis der deutschen Einheit, in Hoppegarten bei Berlin, Rennen der Europagruppe III über 2.000 Meter (Dotierung 520.000 Mark, Sieg 280.000 Mark): 1. Perpendicular (Ryan), 2. Arastou (Helfenbein), 3. Goofalk (Dubroeucq), 4. Apis (Schick), 5. Iron Fighter (Schiergen). - Richterspruch: leicht 1 1/2 Längen, 3 1/2, Kopf. - Siegerzeit: 2:00,9 Minuten (Bahnrekord).

GOLF GERMAN MASTERS in Stuttgart-Mönsheim (Par 72/600.000 Pfund), Stand nach dem dritten Tag: 1. Woosnam (Wales) 202 Schläge (68+68+66) und Rocca (Italien) 202 (65+69+68), 3. Karlsson (Schweden) 203 (63+72+68), 4. Langer (Anhausen) 204 (65+71+68) und Lane (England) 204 (71+67+66), 6. O'Connor (Irland) 205 (67+66+72), Torrance (Schottland) 205 (65+70+70), Ballesteros (Spanien) 205 (68+70+67) und Davis (Australien) 205 (67+69+69), ... 27. Giedeon (Hamburg) 212 (73+69+70), ... 39. Couples (USA) 214 (70+71+73), ... 44. Thül (Köln) 215 (72+71+72), ... 60. Cejka (Offenbach) 217 (67+78+72), ... 64. Strüver (Hamburg) 218 (72+72+74).

sp/Fußball/ BL/Schemenzusammen fassung .

Hamburger SV - VfL Bochum 2:0 (1:0)

Hamburg: Golz - Rohde - Hartmann, Kober - Bode, Letschkow, von Heesen (46. Matysik), Eck, Schnoor - Bäron (79. Dotschew), Bester

Bochum: Zumdick - Kempe - Reekers, Dressel - Wosz, Bonan, Herrmann, Heinemann, Christians (68. Schwanke) - Kim, Klauß (46. Milde)

Schiedsrichter: Boos (Friedrichsdorf)

Tore: 1:0 Hartmann (14.), 2:0 Bester (89.)

Zuschauer: 16.650

Beste Spieler: Rohde, Letschkow - Kim, Kempe

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Hartmann - Herrmann, Christians, Reekers

FC Schalke 04 - Karlsruher SC 2:2 (1:1)

Schalke: Gehrke - Güttler - Linke (69. Eigenrauch), Freund - Hey (53. Christensen), Schlipper, Spanring, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic, Sendscheid.

Karlsruhe: Kahn - Bogdan - Metz, Reich - Schütterle, Nowotny, Rolff, Bender, Wittwer - Krieg (62. Schmarow), Kirjakow (90. Carl).

Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).

Tore: 1:0 Büskens (14.), 1:1 Kirjakow (21.), 1:2 Krieg (46.), 2:2 Mihajlovic (67.).

Zuschauer: 34 100.

Gelbe Karten: Freund - Rolff, Nowotny, Kirjakow. Bayer Uerdingen - Bayer Leverkusen 2:1 (1:0)

Uerdingen: Dreher - Jüptner - Posch, Rahner - Klein, Bremser, Sassen (87. Krümpelmann), Kutschera, Kranz - Laessig, Bittengel (68. Hartenberger).

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer (62. Nehl), Scholz, Lupescu, Hapal, Hoffmann (80. Herrlich) - Thom, Kirsten.

Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg). Tore: 1:0 Sassen (32.), 2:0 Sassen (84.), 2:1 Kirsten (88.).

Zuschauer: 10 000.

Gelb-Rote Karte: Hapal wegen wiederholten Foulspiels (35.).

Gelbe Karten: Posch, Kranz - Wörns, Herrlich. 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nürnberg 2:0 (1:0)

Kaiserslautern: Ehrmann - Kadlec - Funkel, Schäfer - Haber, Ritter, Hotic, Witeczek, Wagner - Kuntz, Vogel (46. Goldbaek).

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Oechler (65. Bustos), Fengler, Wolf, Dorfner, Olivares - Rösler, Eckstein (54. Wück).

Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).

Tore: 1:0 Funkel (45., Foulelfmeter), 2:0 Hotic (85.).

Zuschauer: 33 797.

Gelbe Karten: Hotic, Ritter - Dorfner, Brunner. SG Wattenscheid 09 - Borussia Dortmund 1:3 (1:2)

Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Langbein, Bach - Moser, Emmerling, Fink, Kula, Prinzen (72. Ibrahim) - Lesniak (69. Tschiskale), Sane

Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Franck (76. Karl) - Povlsen, Zorc, Rummenigge, Zelic, Reinhardt - Mill (84. Sippel), Chapuisat

Schiedsrichter: Weber (Essen)

Tore: 0:1 Chapuisat (5.), 0:2 Mill (6.), 1:2 Prinzen (28.), 1:3 Chapuisat (66.)

Zuschauer: 30.000

Beste Spieler: Prinzen, Neuhaus - Klos, Reuter, Chapuisat

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Langbein - Franck, Zelic, Povlsen, Mill, Reinhardt

Bes. Vorkommnis: Klos hält Foulelfmeter von Sane (36.)

Bayern München - Borussia Mönchengladbach 2:2 (0:1)

München: Aumann - Thon - Kreuzer, Reinhardt (46. Scholl) - Sternkopf (80. Czerny), Matthäus, Wouters, Schupp, Helmer - Labbadia, Wohlfarth.

Mönchengladbach: Heyne - Schulz - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Mölby, Pflipsen (76. Nielsen), Schneider, Steffen (90. Max) - Dahlin, Criens.

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Tore: 0:1 Criens (26.), 1:1 Thon (52., Handelfmeter), 2:1 Helmer (90.), 2:2 Max (90.).

Zuschauer: 64 000 (ausverkauft).

Gelb-Rote Karte: Mölby wegen wiederholten Foulspiels (45.).

Gelbe Karten: - Criens, Schneider. 1. FC Köln - 1. FC Saarbrücken 4:2 (2:1)

Köln: Illgner - Jensen - Baumann, Higl - Keuler, Rudy, Littbarski, Heldt, Weiser - Steinmann (46. Lehmann), Ordenewitz (75. Sturm).

Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Stratos (36. Stickroth), Hönerbach, - Lange, Wuttke, Kristl, Bürger (62. Krätzer) - Wynalda, Sawitschew.

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).

Tore: 1:0 Steinmann (7.), 1:1 Wynalda (26.), 2:1 Rudy (29.), 3:1 Lehmann (58.), 3:2 Sawitschew (68.), 4:2 Sturm (90.).

Zuschauer: 22 000.

Gelbe Karten: Steinmann, Ordenewitz - Stratos, Wuttke, Eichmann, Hönerbach. 1. FC Dynamo Dresden - Werder Bremen 2:3 (0:2)

Dresden: Müller - Mauksch - Schößler, Melzig - Hauptmann, Pilz, Gütschow, Stevic, Kmetsch - Jähnig, Rath

Bremen: Reck - Bratseth - Votava, Beiersdorfer - Wolter, Bockenfeld, Herzog (86. Harttgen), Eilts, Hermann - Bode, Rufer

Schiedsrichter: Dardenne (Mechernich)

Tore: 0:1 Herzog (8.), 0:2 Beiersdorfer (13.), 1:2 Gütschow (48.), 1:3 Bode (83.), 2:3 Schößler (88.)

Zuschauer: 14.000

Beste Spieler: Schößler, Rath - Eilts, Votava

Rote Karten: keine

Gelb-Rote Karten: keine

Gelbe Karten: Hauptmann, Gütschow - Wolter sid nj

Wer schoß die Tore - wer waren die Besten?

Carl Zeiss Jena - FC St. Pauli 1:0 (0:0) Jena: Bräutigam - Szangolies - Wentzel, Bliss - Gerlach, Celic, Eschler (46. Molata), Holetschek, Fankhänel - Akpoborie, Klee (87. Löhnert). St. Pauli: Thomforde - Surmann - Schwinkendorf, Nikolic - Olck, Gatti, Knäbel, Sievers (75. Jeschke), Hollerbach - Manzi, Ottens (62. Aerdken). Schiedsrichter: Strigel (Horb).

Tor: 1:0 Akpoborie (74.).

Zuschauer: 4283.

Beste Spieler: Bräutigam, Szangolies - Schwinkendorf, Sievers.

Gelbe Karten: Fankhänel, Szangolies, Akpoborie - Knäbel, Sievers, Olk.

VfL Osnabrück - Unterhaching 1:1 (1:1) Osnabrück: Dreszer - Wijas - Baschetti, Sievers - Karp (56. de Jong), Hofmann, da Palma, Golombek, Wollitz - Grether, Balzis (81. Greve).

Unterhaching: Häfele - Pfluger - Santl, Zwingel - Bogdan, Renner, Emig, Urosevic (78. Garcia), Lemberger - Leitl, Hangl (63. Bergen).

Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).

Tore: 1:0 Sievers (21.), 1:1 Hangl (23.).

Zuschauer: 5000.

Beste Spieler: Dreszer, Golombek - Hangl, Pfluger.

Gelbe Karten: de Jong, Wijas - Leitl, Lemberger.Oldenburg - Fortuna Köln 0:1 (0:0) Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Zajac, Machala (46. Claaßen) - Gerstner (18. Jack), Brand, Gehrmann, Steinbach, Schnell - Drulak, Linke.

Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Seufert, Brandts (66. Azima), Köhler, Römer, Lottner - Deffke (67. Mink), Präger.

Schiedsrichter: Kiefer (Baunatal).

Tore: 0:1 Azima (78.).

Zuschauer: 7000.

Beste Spieler: Schnell, Steinbach - Lottner, Präger.

Gelbe Karten: Drulak - Deffke.

Remscheid - Hertha Berlin 2:1 (0:0) Remscheid: Stocki - Tilner - Schiermoch, Hausen, Sturm - Putz (77. Schmidt), Bridaitis, Pröpper, Kröning - Ebersbach (46. Gemein), Sedlacek.

Berlin: Sejna - Basler - Zimmermann, Scheinhardt - Winkhold, Feinbier (81. Lehmann), Kovacs, Gries, Klews (87. Meyer) - Lünsmann, Demandt.

Schiedsrichter: Kuhne (Hamburg).

Tore: 1:0 Sedlacek (52.), 2:0 Sedlacek (71.), 2:1 Gries (86.).

Zuschauer: 2500.

Beste Spieler: Sedlacek, Pröpper - Lünsmann, Feinbier.

Gelbe Karten: Bridaitis, Schiermoch - Scheinhardt.SC Freiburg - Leipzig 1:0 (1:0) Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Vogel, Seeliger - Braun, Kohl, Zeyer (89. Buric), Todt, Maximilian Heidenreich (52. Fincke), Freund - Spies.

Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Hans-Jürgen Heidenreich, Bredow (64. Gyamfi), Hecking, Anders, Engelmann (46. Turowski) - Rische, Hobsch.

Schiedsrichter: Witke (Meckesheim).

Tor: 1:0 Freund (24.).

Zuschauer: 8500.

Beste Spieler: Schmidt, Seeliger - Kischko, Anders.

Gelbe Karten: Schmidt - Kracht, Hobsch, Gyamfi, Hans-Jürgen Heidenreich. Stuttg. Kickers - Wuppertal 4:1 (1:1) Stuttgart: Reitmaier - Kuhn - Keim, Neitzel - Shala, Schwartz, Berkenhagen (46. Gora), Bobic, Imhof (46. Tuchel) - Epp, Palumbo.

Wuppertal: Albracht - Pusch - Balewski, Voigt - Ksienzyk, Schmugge, Zilles, Pröpper, Vogt (70. Glavas) - Hartwig, Müller (70. Klein).

Schiedsrichter: Brandt-Cholle (Berlin).

Tore: 1:0 Bobic (27.), 1:1 Hartwig (39.), 2:1 Shala (65., Foulelfmeter), 3:1 Epp (78.), 4:1 Bobic (84.).

Zuschauer: 3745.

Beste Spieler: Reitmaier, Shala - Hartwig, Pusch.

Gelbe Karten: Imhof, Schwartz, Kuhn, Shala - Pröpper, Pusch.

Düsseldorf - Hansa Rostock 1:1 (0:0) Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Drazic, Backhaus - Hutwelker, Schütz, Buncol, Breitzke, Albertz - Degen (60. Winter), Cyron (81. Strerath). Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Dowe, Lange (71. Bodden), Persigehl, Schlünz, Wahl - Schmidt (64. Kubala), Chalaskiewicz.

Schiedsrichter: Werthmann (Hagen).

Tore: 1:0 Drazic (65.), 1:1 Bodden (72.).

Zuschauer: 3800.

Beste Spieler: Loose, Drazic - Chalaskiewicz, Dowe.

Gelbe Karten: Backhaus, Buncol - März.

Wolfsburg - Braunschweig 4:1 (1:0) Wolfsburg: Kick - Brunner - Trautmann, Kleeschätzky - Dammeier, Holze, Ballwanz, Akrapovic, Ewen - Reich (86. Ockert), Frackiewicz (72. Dermech).

Braunschweig: Lerch - Mahjoubi - Hoffart (62. Kretschmer), Möller - Geilenkirchen, Heskamp, Buchheister, Metschies, Probst (62. Löchelt) - Aden, Butrej.

Schiedsrichter: Habermann (Weißensee).

Tore: 1:0 Reich (20.), 2:0 Frackiewicz (48.), 3:0 Reich (78.), 4:0 Dermech (82.), 4:1 Aden (87.).

Zuschauer: 8987.

Beste Spieler: Akrapovic, Frackiewicz - Mahjoubi, Butrej.

Gelbe Karten: Trautmann, Kleeschätzky - Geilenkirchen, Löchelt.

Englische Meisterschaft Blackburn schockt Sieg für Liverpool

Die Form der Blackburn Rovers in der ersten englischen Fußball-Liga wird langsam beängstigend: Der Aufsteiger demontierte am elften Spieltag Norwich City mit 7:1 und löste damit den Gegner zugleich als Tabellenführer ab. Jeweils zwei Tore erzielten der englische Nationalstürmer Alan Shearer und Roy Wegerle. Für die weiteren Treffer der Gastgeber sorgten Sherwood, Cowans und Ripley bei einem Gegentor von Newman. Norwich liegt in der Tabelle jetzt einen Punkt hinter Blackburn auf Rang zwei.

Meister Leeds United träumte bei Ipswich Town offenbar vom Verbleib im Europapokal. Der Erstrunden-Gegner des Deutschen Meisters VfB Stuttgart verlor beim UEFA-Cup-Sieger von 1981 2:4. Vor 21 000 Zuschauern sorgten Kiwomya und zweimal Wark für eine 3:0-Pausenführung der Gastgeber. Dozzell steuerte Treffer Nummer vier für Ipswich bei. Für die Gäste von der Elland Road waren Chapman und Speed, die am Mittwoch auch gegen Stuttgart trafen, erfolgreich.

Nach langer Durststrecke hatte Rekordmeister Liverpool wieder ein Erfolgserlebnis: Die "Reds" gewannen an der Anfield Road vor 35 000 Zuschauern durch ein Tor von Hutchinson gegen Kaiserslauterns kommenden UEFA-Pokal- Gegner Sheffield Wednesday 1:0.

Zahlen

ENGLAND, Premier Division (11. Spieltag): FC Arsenal - FC Chelsea 2:1, Blackburn Rovers - Norwich City 7:1, Coventry City - Crystal Palace 2:2, Ipswich Town - Leeds United 4:2, FC Liverpool - Sheffield Wednesday 1:0, Manchester City - Nottingham Forest 2:2, FC Middlesbrough - Manchester United 1:1, Queens Park Rangers - Tottenham Hotspur 4:1, Sheffield United - FC Southampton 2:0, FC Wimbledon - Aston Villa 2:3, Oldham Athletic - FC Everton am Sonntag. - Die Tabellenspitze: 1. Blackburn Rovers 24:9 Tore/24 Punkte, 2. Norwich City 20:19/23, 3. Coventry City 14:10/21, 4. Queens Park Rangers 17:10/20.

ENGLAND, First Division: Bristol Rovers - Notts County 3:3, Cambridge United - Derby County 1:3, Charlton Athletic - Southend United 1:1, Grimsby Town - Peterborough United 1:3, Leicester City - FC Barnsley 2:1, Luton Town - FC Portsmouth 1:4, Oxford United - Birmingham City 0:0, FC Sunderland - FC Millwall 2:0, Swindon Town - FC Watford 3:1, Tranmere Rovers - Bristol City 3:0. - Die Tabellenspitze: 1. Newcastle United 20:5 Tore/24 Punkte, 2. Charlton Athletic 14:3/22, 3. Wolverhampton Wanderers 18:7/19, 4. Swindon Town 20:15/18.

Pfälzer verteidigten Bastion mühevoll Das Niveau ist Trainer Zobel momentan egal

Kaiserslautern - Nürnberg 2:0 (1:0)

Den Spielern des 1. FC Kaiserslautern müssen reihenweise Steine von den Herzen gepurzelt sein. Das Pfeifkonzert der Fans beim glanzlosen 4:0-Sieg am Mittwoch im UEFA-Pokal-Rückspiel gegen Fram Reykjavik und in der Bundesliga eine Auswärtsniederlage nach der anderen im Nacken, verteidigten die Pfälzer ihre Heimbastion am Betzenberg mit einem 2:0(1:0)-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg. "Unsere Heimspiele stehen momentan auf keinem hohen Niveau, aber das ist mir egal", ließ auch Trainer Rainer Zobel Erleichterung spüren.

Ein Strafstoß von Kapitän Wolfgang Funkel (45.) und ein Tor von Demir Hotic (85.) sorgten dafür, daß die "Roten Teufel" auch im 24. Spiel in Folge zu Hause unbesiegt blieben. Ein weiterer Elfmeter blieb den Platzherren verweigert: "Die meisten Spieler lassen sich fallen und spielen dann sofort weiter. Damit sollen nur die Zuschauer gegen uns Schiedsrichter aufgehetzt werden. Das kann nicht so weitergehen", sagte Referee Manfred Führer aus Steinhagen nach einem vermeintlichen Foul des Nürnbergers Wolf an Vogel. Dennoch hätte das Ergebnis für Kaiserslautern noch höher ausfallen können, aber einigen Spieler versagten die Nerven. "Das liegt daran, daß wir zu Hause nicht verlieren dürfen. Wenn wir auswärts endlich wieder punkten, kehrt auch hier wieder Ruhe ein", wußte Zobel den Grund.

Zwei Wochen bleiben den Lauterern, um sich auf das nächste Auswärtsspiel am 17. Oktober in Leverkusen vorzubereiten. Große Diskussionen wird es bis dahin nicht geben. Zobel: "Wir wissen ja, woran es hapert. Unsere Probleme kennen wir seit der Verletzung von Tom Dooley und Jan Eriksson. Ich hoffe, daß sich beispielsweise Haber, der mir heute gut gefiel, von Spiel zu Spiel wieder steigern kann." Stellvertretend für seine Mannschaftskameraden setzte Kuntz die zukünftige Marschroute: "Langfristig wollen wir Platz fünf erreichen. Unser kurzfristiges Ziel kann aber nur heißen, endlich auswärts etwas zu machen."

Der Nürnberger Trainer Willi Entenmann nahm die erste Niederlage seit vier Spielen gelassen hin. "Der Sieg geht in Ordnung, wir hatten nicht den Mut, in der ersten Hälfte mehr nach vorne zu spielen. Auf dem Betzenberg reicht eben nicht nur eine gute Halbzeit." Für eine "echte Alternative im Sturm" (Entenmann) hat sich Christian Wück empfohlen, der für den formschwachen Dieter Eckstein ins Spiel gekommen war (65.) und eine gute Leistung bot. sid

Kaiserslautern: Ehrmann - Kadlec - Funkel, Schäfer - Haber, Ritter, Hotic, Witeczek, Wagner - Kuntz, Vogel (46. Goldbaek).

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Oechler (65. Bustos), Fengler, Wolf, Dorfner, Olivares - Rösler, Eckstein (54. Wück).

Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).

Tore: 1:0 Funkel (45., Foulelfmeter), 2:0 Hotic (85.).

Zuschauer: 33 797.

Gelbe Karten: Hotic, Ritter - Dorfner, BrunnerEigene Spieler verdarben Bongartz die Geburtstagsfete Schlafmützen in kurzen Hosen Chapuisat trifft wieder / Wattenscheid - Dortmund 1:3 (1:2)

Hannes Bongartz feierte Geburtstag und Stephane Chapuisat seine "Wiederauferstehung". Mit seinen Saisontoren Nummer zwei und drei in der fünften und 66. Minute beim 3:1 (2:1) von Dortmund über Wattenscheid 09 beendete Borussias Torjäger seine Ladehemmung und vermieste Bongartz dessen 41. Wiegenfest am Samstag gründlich.

"Endlich hat es wieder geklappt. Die Tore waren wichtig für mein Selbstvertrauen und für die Mannschaft", freute sich der Schweizer Nationalspieler und kippte ein kühles Pils - mehr allerdings, um die fällige Dopingprobe zu beschleunigen. Ein Gläschen wollte sich auch Dortmunds Kapitän Michael Zorc gönnen, "weil wir den Anschluß an die Spitze gewahrt und die Bayern einen Punkt abgegeben haben". Im Oktober mit dem Spielen im DFB-Pokal in Ulm, den Heimspielen gegen Hamburg und Gladbach sowie um UEFA-Cup gegen Celtic Glasgow werden nach Ansicht von Zorc die "Weichen für die Zukunft gestellt".

Feststeht: Die Borussia verriet wieder Aufstiegstrend, nicht nur, weil sie einen überragenden Torhüter Stefan Klos hatte oder einen Frank Mill im "vierten Frühling", der sein fünftes Saisontor (6.) zum 2:0 erzielte, sondern weil die Schwarz- Gelben in der zweiten Halbzeit des Revier-Derbys wieder Disziplin und Selbstvertrauen verrieten.

Nach dem Anschlußtor von Roger Prinzen (28.) wirkte sie allerdings vorübergehend zu passiv und machte den Gegner stark. Der vergab zu allem Überfluß die Chance zum 2:2, als Souleyman Sane mit einem Foulelfmeter (36.) an Klos scheiterte. Daß Bongartz das Gefühl hatte, "niemand wollte die Verantwortung beim Elfmeter übernehmen", wertet er als symptomatisch für seine Mannschaft. Besonders die "extreme Schlafmützigkeit" in der Anfangsphase bereitet dem Wattenscheider Coach, der auch im fünften Bundesliga-Duell mit Dortmund sieglos blieb, Kopfschmerzen: "Ich habe keine Erklärung dafür, warum wir erst aufwachen, wenn wir Backpfeifen in Form von Gegentoren bekommen."

Bongartz ist derzeit mehr als Psychologe gefordert, denn spielerisch und kämpferisch will er gute Ansätze erkannt haben. "Die Verfassung war schon besser als beim 2:2 gegen Hamburg", kommentierte er. Nur 7:11 Zähler stehen für seine heimschwache Truppe derzeit zu Buche. Folglich ist in den nächsten Spielen in Gladbach und gegen Saarbrücken punkten Pflicht.

Daß die Partie auch leicht hätte kippen können, wußte Bongartz freilich auch. Souleyman Sane scheiterte mit seinem Elfmeter nach 36 Minuten an Torhüter Klos, der seinen Fehler beim Anschlußtreffer damit wieder wett machte. Sane war untröstlich: "Ich war mir sicher, daß ich den Ball glatt reinhauen würde. Als Klos den Ball dann hielt, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Jetzt bin ich leider der Buhmann." Selbstkritisch analysierte er, daß er seine Chance wohl vergeben habe, sich für einen Stammplatz zu empfehlen. sid/dpa

Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Langbein, Bach - Moser, Emmerling, Fink, Kula, Prinzen (72. Ibrahim) - Lesniak (69. Tschiskale), Sane.

Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Franck (76. Karl) - Povlsen, Zorc, Rummenigge, Zelic, Reinhardt - Mill (84. Sippel), Chapuisat.

Schiedsrichter: Weber (Essen).

Tore: 0:1 Chapuisat (5.), 0:2 Mill (6.), 1:2 Prinzen (28.), 1:3 Chapuisat (66.).

Zuschauer: 30 000.

Gelbe Karten: Langbein - Franck, Zelic, Povlsen, Mill, Reinhardt.

Bes. Vorkommnis: Klos hält Foulelfmeter von Sane (36.).

HANDBALL

Bundesliga VfL Gummersbach - TV Niederwürzbach 23:23 (13:10). Tore: Erland (8/2), Dörhöfer (7/1), Plohmann (3), Derad (3), Lehnertz (2) für Gummersbach - Kordowiecki (8/4), Hartz (6/3), Schmidt (4), Schwarzer (2), Bohrmann (1), Grundel (1), Olsson (1) für Niederwürzbach. - Zuschauer: 1500.

THW Kiel - TuS Schutterwald 22:19 (9:6). Torschützen: Schwenke (10/5), Lüdtke (4), Knorr (3), Zehe (2), Ahrens (2), Bech (1) für Kiel - Andersson (10/4), Bohn (3), Derr (2), Armbruster (1), Schilling (1), Schmidt (1), Heuberger (1) für Schutterwald - Zuschauer: 7000 Zuschauer (ausverkauft).

SG Leutershausen - TSV Milbertshofen 19:17 (12:10). Torschützen: Kunze (4), Löhr (4/3), Greu (3), Grupe (3), Löffler (2), Nagel (2), Uli Roth (1) für Leutershausen - Ochel (5/4), Rastner (4), Löhr (2), Ladigin (2), Sahm (2), Michaeler (1), Neitzel (1) für Milbertshofen. - Zuschauer: 2500.

VfL Fredenbeck - Bayer Dormagen 18:18 (11:9). Tore: Heinemann (5), Pleitz (4), Tluczynski (2), Neitzel (2), Koch (2), Baruth (2), Schmidt (1) für Fredenbeck - Spross (5), Springel (5/2), Andersson (2), Klemm (2), Nowak (2), Fitzek (1), Schmidt (1) für Dormagen. - Zuschauer: 2000.

SG/VfL Hameln - HCE Rostock 24:16 (13:9). Tore: Lache (5), Hauck (5), Köring (4), Gyurka (3/3), Mävers (3), Fegter (2), Tempelmeier (1), Wahl (1) für Hameln - Borchardt (6/1), Ganschow (4), Stüwe (2), Wegner (2/1), Schmidt (1), Langhoff (1) für Rostock. - Zuschauer: 2200.

TV Großwallstadt - TuRu Düsseldorf 23:14 (12:10). Tore: Lakenmacher (6), Bjarnason (5/4), Hein (3), Ross (2/1), Liesegang (2), Karrer (2), Jann (1), Hochhaus (1), Lehmann (1) für Großwallstadt - Rothenpieler (4), Gilsson (3/2), Ratka (3/1), Metzke (2), Schulz (1), Sonnefeld (1) für Düsseldorf. - Zuschauer: 1300.

TUSEM Essen - SG Flensburg-Handewitt 21:20 (13:10). Tore: Fraatz (9/3), Seidel (3), Menke (3), Töpfer (2), Tutschkin (2), Arens (1), Harting (1) für Essen - Leidreiter (6/1), Coordes (5), Menzel (3), Schneider (2), Jörgensen (2), Wiemann (1), Schäfer (1) für Flensburg. - Zuschauer: 2500.

SC Magdeburg - TV Eitra 15:15 (9:5). Tore: Jankevicius (4), Küster (4/4), Winselmann (2), Triepel (2), Michel (1), Stiebler (1), Benecke (1) für Magdeburg - Wörner (4), Jarak (3), Zlattinger (3), Edleditsch (2), Beck (2), Kemmler (1) für Eitra. - Zuschauer: 2000.

Basketball

Bundesliga vom Sonntag TSV Bayer 04 Leverkusen - Tübinger SV 95:86 (42:46). Beste Werfer: Koch (22 Punkte), Welp (21), Wheeler (16) Deuster (12), Kleine-Brockhoff (10) für Leverkusen - Key (26), Schomers (23), Sciano (15), Reisewitz (12) für Tübingen. - Zuschauer: 450.

Brandt Hagen - TTL Basketball Bamberg 74:80 (37:39). Beste Werfer: Neuhaus (26), Dinkins (19), Hollis (14) für Hagen - Jackel (21), Swearengen (18), Nürnberger (14) für Bamberg - Zuschauer: 1500.

SVD Dortmund - TVG Trier 68:67 (31:35). Beste Werfer: Pernell (19), Truskowski (17), Radegast (12) für Dortmund - Johnson (21), Belostenny (15) für Trier - Zuschauer: 500.

ALBA Berlin - MTV Gießen 81:72 (39:27). Beste Werfer: Baeck (24), Primorac (23), Blab (15) für Berlin - McDonald (21), Villwock (17) für Gießen - Zuschauer: 1200.

BG Stuttgart/Ludwigsburg - TUS Bramsche 111:99 (43:54). Beste Werfer: Montgomerie (28), Jochum (23), Kujawa (22), Baker (17), Koch (12) für Stuttgart/Ludwigsburg - Wendt (22), Behnke (20), Shields (17), Dölle (14), Perwas (11), Ruddigkeit (11) für Bramsche. Zuschauer: 1600.

SSV Ulm - SG FT/MTV Braunschweig 96:79 (48:45). Beste Werfer: Walker (26), Oldham (20), Knörr (16), von Waaden (14), Sauer (10) für Ulm - Miglinieks (24), Switek (17), Pelkowski (16), Stein (14) für Braunschweig. - Zuschauer: 2000.

RINGEN BUNDESLIGA, 6. Kampftag, Gruppe Nord: RSV Frankfurt/Oder - SC Luckenwalde 8,5:18, ASV Mainz 88 - RWG Mömbris/Königshofen 8,5:28, AC Goldbach - VfK Schifferstadt 19,5:8, KSV Witten - KSV Elgershausen 28,5:6. - Tabellenspitze: 1. RWG Moembris/Königshofen 147,0:42,0 Mannschaftspunkte/12:0 Punkte, 2. AC Goldbach 118,5:49,0/12:0, 3. VfK Schifferstadt 106,5:63,0/8:4.

BUNDESLIGA, Gruppe Süd: KSV Aalen - SC Leipzig 29:2, AV Reilingen - KSV Wiesental 6:23, KSC Graben-Neudorf - SV Hallbergmoos 13:15,5, AC Bad Reichenhall - ASV Lampertheim 6:19. - Tabellenspitze: 1. KSV Wiesental 140,5:33,5 Mannschaftspunkte/12:0 Punkte, 2. KSV Aalen 128,5:40,5/10:2, 3. ASV Lampertheim 86,5:68,5/8:4.

OBERLIGA HESSEN, 7. Kampftag: Goldbach II - Rimbach 22,5:14,5, Großostheim - Elgershausen II 12:19, Haibach - Mömbris/Königshofen II 15:14,5, Fahrenbach - Kahl 24,5:8,5, Obernburg - Gailbach 11:22,5.

UEFA ließ Gnade vor Recht ergehen VfB darf noch einmal gegen Leeds spielen

Der deutsche Fußball-Meister VfB Stuttgart ist noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen: Die Europäische Fußball-Union (UEFA) verzichtete am Samstag nach einer fast viereinhalbstündigen Sitzung darauf, die Schwaben vom Europapokalwettbewerb der Landesmeister auszuschließen. Die Disziplinar- und Kontrollkommission der UEFA wertete das Rückspiel der Stuttgarter am Mittwoch beim englischen Titelträger Leeds United (1:4), bei dem der VfB durch den Einsatz von vier ausländische Spielern gegen UEFA-Statuten verstoßen hatte, mit 3:0 für die Engländer und belegte die Schwaben mit einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Schweizer Franken.

Da Stuttgart das Hinspiel mit dem gleichen Ergebnis gewonnen hatte, wird laut UEFA-Sprecher Rudi Rothenbühler ein drittes Spiel auf neutralem Boden erforderlich. Zeitpunkt und Austragungsort stehen noch nicht fest. Beide Mannschaften haben noch bis zum kommenden Dienstag eine Einspruchsfrist. Die Klubführung von Leeds hat angekündigt, in die Berufung zu gehen. Manager Howard Wilkinson: "Der VfB hätte die rote Karte verdient, aber die UEFA hat ihm nur Gelb gezeigt." Nächster Gegner des Siegers ist Schottlands Meister Glasgow Rangers.

Durch das ausgesprochen milde Strafmaß der Kontroll- und Disziplinarkommission der UEFA sind beim VfB die befürchteten finanziellen Verluste in Millionenhöhe zunächst abgewendet. Nicht zuletzt Vereinspräsident Gerhard Mayer-Vorfelder konnte mit seiner Selbstanzeige vom Donnerstag ("In der Hoffnung auf ein mildes Urteil") die Disqualifikation verhindern.

Erleichtert nahm VfB-Manager Hoeneß in Zürich das Urteil auf: "Es ist hart, aber damit können wir leben. Wir haben nun wieder die Möglichkeit, uns sportlich zu qualifizieren", meinte der ehemalige Nationalspieler. Sowohl Hoeneß auf Stuttgarter Seite als auch Vertreter von Leeds United waren von dem Gremium gehört worden. VfB-Coach Christoph Daum meinte nach dem Urteilsspruch: "Wir haben das Schlimmste verhindern können, nun werden wir mit einer außergewöhnlichen Leistung in die nächste Runde einziehen."

Das Fiasko des VfB Stuttgart nahm am vergangenen Mittwoch eine Stunde vor dem Anpfiff der Partie in Leeds seinen Lauf. Bereits auf dem Spielberichtsbogen tauchten mit Dubajic, Sverrisson, Knup und Simanic vier Akteure auf, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Laut den Statuten der UEFA ist schon dies nicht erlaubt. Im Verlaufe der Begegnung wechselte VfB-Trainer Christoph Daum mit dem Schweizer Adrian Knup den dritten Ausländer ein (80.). Dubajic und Sverrisson waren von Anfang an dabei.

Den endgültigen "Offenbarungseid" leisteten sich Daum und Manager Dieter Hoeneß, als sie in der 83. Minute den Jugoslawen Simanic für Gaudino auf den Rasen schickten.

Auf der Tribüne sah VfB-Direktor Ulrich Ruf das Unheil kommen. Noch im Vorfeld der Partie hatte Ruf eine Kopie der UEFA-Statuten auf den Schreibtisch vor Hoeneß gelegt mit der Bitte, diese Unterlagen eingehend zu studieren. "Ich verstehe das nicht", sagte Ruf, "aber auf der Tribüne war ich machtlos."

Es war das fatale und unentschuldbare Versäumnis von Dieter Hoeneß und Christoph Daum, das Regelwerk schlicht ignoriert zu haben. "In jedem anderen Wirtschaftsunternehmen würden in einem solchen Fall die Köpfe rollen", meinte VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der aber zumindest im Moment noch nicht an persönliche Konsequenzen für Daum und Hoeneß denkt. MV: "Eine Entlassung der beiden steht derzeit nicht zur Debatte." sid/dpa

Schiff mit deutschen Touristen auf dem Nil beschossen

KAIRO, 4. Oktober (AP). Ein mit deutschen Touristen besetztes Kreuzfahrtschiff ist auf dem Nil beschossen worden. Von den Reisenden kam niemand zu Schaden, mindestens zwei der ägyptischen Besatzungsmitglieder wurden aber verletzt. Das Unternehmen Phoenix Reisen in Bonn, das das Schiff gechartert hat, teilte mit, der Zwischenfall habe sich am Donnerstag gegen 14.00 Uhr ereignet. Auf der "Nile Elite", mit der 100 Deutsche auf einer 14tägigen Kreuzfahrt von Kairo nach Assuan seien, hätten ein ägyptischer Reiseleiter und ein Steward leichte Verletzungen davongetragen.

Nach dem Vorfall bei Tel el Amarna fuhr das Schiff nach Assiut weiter, wo die Touristen von Provinzgouverneur Hassan el Alfi empfangen wurden. Die Polizei dort teilte mit, die vier Täter seien bereits festgenommen worden. Gouverneur Alfi erklärte aber später, das Boot sei offenbar von Querschlägern eines Zwists zwischen zwei verfeindeten Familien getroffen worden.

Polnische Skins töten Deutschen Hunderte Anwohner gedachten des Opfers am Tatort mit Blumen

WARSCHAU, 4. Oktober (AP). Hunderte Einwohner des Krakauer Industrievororts Nowa Huta haben am Samstag des deutschen Fernfahrers gedacht, der am Freitag nach einem Überfall polnischer Skinheads seinen schweren Verletzungen erlegen war. Wie die Warschauer Nachrichtenagentur PAP berichtete, legten die Trauernden am Tatort Blumen nieder und stellten Kerzen auf.

Laut Polizeiangaben waren drei Deutsche von mit Knüppeln und Messern bewaffneten Jugendlichen angegriffen worden, als sie am späten Donnerstagabend ein Restaurant in Nowa Huta verlassen wollten. Bei dem Getöteten handelt es sich um einen 35jährigen Fernfahrer. Ein zweiter Deutscher liegt auf der Intensivstation eines Krankenhauses, der dritte wurde ambulant behandelt. Die Polizei nahm am Freitag zehn mutmaßliche Täter und am Samstag einen weiteren Verdächtigen fest. PAP berichtete, die zehn am Freitag Festgenommenen hätten angegeben, sie seien von Fernsehberichten über Angriffe auf polnische Touristen in Deutschland angestiftet worden.

Die polnische Regierung sprach der deutschen Botschaft in Warschau ihr Bedauern über den Vorfall aus und sicherte die konsequente Bestrafung der Verantwortlichen zu, wie die diplomatische Vertretung mitteilte. Botschaftssprecher Mathias Fischer sagte dem Warschauer Rundfunksender Radio Zet, in Polen und Deutschland müsse alles getan werden, um eine Eskalation der Angriffe gegen Ausländer zu verhindern.

Am Freitag abend kam es in Krakau zu einer Straßenschlacht zwischen Skinheads und der Polizei. Etwa 100 mit Stökken, Steinen und Teilen zertrümmerter Parkbänke bewaffnete Jugendliche hätten sich in der Nähe des Altstadtzentrums zusammengerottet, den Verkehr behindert und Autos beschädigt, teilte ein Polizeisprecher mit; zwölf Jugendliche seien festgenommen worden.

Drei überlebten Ausbruch nicht

LUGANO, 4. Oktober (AP/FR). Beim bisher blutigsten Ausbruch aus einem Schweizer Gefängnis sind am Samstag im Tessin drei Menschen getötet und zwei schwer verletzt worden. Unter den Toten befindet sich ein junger Wärter, der verdächtigt wird, als Fluchthelfer gedient zu haben.

Wirbelsturm über Florida

TAMPA, 4. Oktober. Die USA sind am Wochenende zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen von einer Unwetterkatastrophe heimgesucht worden. Wirbelstürme mit Windgeschwindigkeiten bis zu 145 Kilometern pro Stunde rasten am Freitag und Samstag über die Bucht von Tampa hinweg.

Wie die Polizei mitteilte, kamen vier Menschen in Siedlungen mit transportablen Häusern ums Leben. Ein Polizeisprecher sagte, die Bucht von Tampa habe an einigen Stellen ausgesehen, als seien dort Bomben eingeschlagen.

Mahnungen an die Deutschen Weizsäcker geißelt Rassismus / Opferbereitschaft gefordert

SCHWERIN, 4. Oktober (AP/dpa). Am zweiten Jahrestag der deutschen Einheit hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum Kampf gegen den Extremismus aufgerufen und mehr Opferbereitschaft in Ost und West gefordert. Der Bundespräsident nannte das Verhalten gegenüber Ausländern während einer Feierstunde in Schwerin einen Prüfstein für die demokratische Ordnung. Weizsäkker mahnte zu Sparsamkeit und Realismus und legte den Westdeutschen einen fünfjährigen Verzicht auf Lohnzuwachs nahe. Er nannte drei "Orientierungspunkte": Die Arbeitslosigkeit im Osten sei zu unerträglich, als daß sie noch weitere fünf Jahre hingenommen werden könne. Die finanziellen Anforderungen an den Westen seien zu groß, als daß die Menschen dort in dieser Frist "eine über den Inflationsausgleich hinausgehende nennenswerte Realeinkommenssteigerung" erwarten dürften. Außerdem sei die Angleichung der Lebensverhältnisse ein zu großes Ziel, als daß sie schon für die nächsten fünf Jahre glaubwürdig versprochen werden könne.

Übergriffe gegen Ausländer nannte Weizsäcker unerträglich. "Rassistische antisemitische Angriffe empören uns", sagte er. Der Name der Nation dürfe nicht mißbraucht werden.

Bundeskanzler Helmut Kohl sagte in einer Fernsehansprache, die Lebensverhältnisse in Ostdeutschland hätten sich erheblich verbessert, er wisse aber heute, daß die wirtschaftliche Gesundung länger dauere und auch teurer werde, als er angenommen habe. Auch er geißelte in seiner Rede Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus als eine "Schande für Deutschland".

Vor Beginn der Feierstunde in Schwerin hatten etwa 50 Angehörige der autonomen Szene Weizsäcker und Kohl mit Pfiffen und "Lügner"-Rufen empfangen.

(Weitere Berichte auf dieser Seite sowie auf den Seiten 3 und 4)

Kohl schlägt Zusatzerklärung zum Maastrichter Vertrag vor

BONN, 4. Oktober (AP). Bundeskanzler Helmut Kohl will auf dem Sondergipfel der EG am 16. Oktober in Birmingham eine Zusatzerklärung zum Vertrag von Maastricht über die Begrenzung der Kompetenzen der europäischen Behörden vorschlagen. Kanzleramtsminister Friedrich Bohl sagte am Sonntag in Bonn, Kohl habe bei seinem jüngsten Aufenthalt in Paris eine solche "interpretierende Erklärung" mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand besprochen.

Bohl erläuterte, im Maastrichter Vertrag heiße es, daß die Europäische Gemeinschaft nur dort tätig sein soll, wo ihre Ziele auf der Ebene der Mitgliedsstaaten nicht ausreichend erreicht werden könnten und wo Maßnahmen wegen ihres Umfangs oder ihrer Wirkung besser auf Gemeinschaftsebene durchzuführen seien. Dies sei eine klare Absage an ein zentralistisches Europa, an einen "bürokratischen Moloch in Brüssel". Die europäischen Behörden müßten sich auf das beschränken, was auf europäischer Ebene unbedingt geregelt werden müsse. Alles andere müsse auch in Zukunft den nationalen und regionalen Körperschaften überlassen bleiben.

Waffenstillstands-Abkommen für Mosambik unterzeichnet

ROM, 4. Oktober (AP). Nach zweijährigen Verhandlungen ist am Sonntag in Rom ein Waffenstillstandsabkommen für Mosambik unterzeichnet worden, das dem afrikanischen Land nach 16 Jahren Bürgerkrieg mit etwa 500 000 Toten Frieden bringen soll. Für die Regierung unterschrieb Präsident Joaquim Chissano, für die Rebellenbewegung deren Chef Renamo Afonso Dhlakama.

Schwierigster Punkt der Abschlußverhandlungen war nach Angaben der katholischen Kirche die Zusammensetzung der örtlichen Verwaltungsgremien in der Übergangszeit bis zu freien Wahlen, die innerhalb eines Jahres stattfinden sollen. Ein Kompromiß erlaubt es der Renamo, in den von ihr kontrollierten Regionen ihre Vertreter in den Ämtern zu belassen.

Nach Billigung des Abkommens seitens der Nationalversammlung Mosambiks sollen die Truppen aus dem Nachbarland Simbabwe abziehen. Diese hatten die ehemals marxistische Regierung in Maputo jahrelang gegen die Rebellen unterstützt, die wiederum eine Zeitlang von Südafrika Zuwendungen erhielten. Die Armee Mosambiks und die Kampfeinheiten der Renamo sollen unter UN- Aufsicht gestellt und so weit demobilisiert werden, daß nur noch eine kleine Armee mit je 15 000 Soldaten aus beiden Gruppierungen übrigbleibt.

Ölpest erreichte Malaysia

KUALA LUMPUR, 5. Oktober (AP). Zwei Wochen nach dem Zusammenstoß eines japanischen Tankers und eines Hongkonger Containerschiffs ist am Sonntag die von dem Unglück ausgelöste Ölpest an der Küste mehrerer malaysischer Inseln in der Straße von Malakka angelangt. Die Inseln, darunter Ko Tarutau, liegen rund 400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kuala Lumpur. Die malaysische Nachrichtenagentur Bernana zitierte Mitarbeiter des Katastrophenschutzes mit der Angabe, es handele sich um fünf Ölflecke von jeweils mehr als einem Kilometer Länge.

Nach dem Zusammenstoß des mit 40 000 Tonnen Rohöl beladenen Tankers "Nagasaki Spirit" mit der "Ocean Blessing" hatten beide Schiffe noch sechs Tage lang gebrannt.

Celle

25jähriger

gesteht

Kindermorde

CELLE, 5. Oktober (AP). Die beiden im Frühjahr verübten Kindermorde im Bereich der niedersächsischen Stadt Celle sind aufgeklärt.

Wie ein Polizeisprecher am Sonntag abend mitteilte, hat ein 25jähriger Mann aus dem Landkreis Celle gestanden, am 18. März den neunjährigen Rudolf Brökkel aus Celle und am 30. Mai den sechsjährigen Michael Reinecke aus Sanne in Sachsen-Anhalt entführt, sexuell mißbraucht und später erstochen zu haben.

Der Täter hatte am vergangenen Freitag einen siebenjährigen Jungen in der bayerischen Stadt Hof entführt und war mit ihm zum Münchner Oktoberfest gefahren.

Er verständigte jedoch die Eltern telefonisch und sagte, sie könnten ihren Sohn am Abend in München abholen. Bei der Übergabe wurde er festgenommen. Nach Angaben der Polizei gibt es Hinweise, daß auch der Siebenjährige sexuell mißbraucht wurde.

Weizsäcker ruft zur Hilfe auf

BONN, 4. Oktober (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat die Bundesbürger zur Hilfe für die hungernden Menschen in aller Welt aufgerufen. Anläßlich der Woche der Welthungerhilfe wies der Bundespräsident am Sonntag darauf hin, Hunger und Armut seien heute in der Welt bedrohlicher denn je. Sie verhinderten eine menschenwürdige Entwicklung und beschleunigten den Raubbau an der Natur. Über ein Viertel der Weltbevölkerung lebe zur Zeit in absoluter Armut. In Afrika würden Tag für Tag 10 000 Kinder vor Hunger sterben. Millionen Menschen würden in Asien, Afrika und Lateinamerika vor Hoffnungslosigkeit und vor Kriegen fliehen.

"Ohne Druck sind wir schlecht" "Dynamo"-Batterien waren schnell leer

Dresden - Bremen 2:3 (0:2)

Jede Serie geht einmal zu Ende. In Dresden waren es am Samstag abend gleich zwei. Mit einem 3:2-Sieg vor 14 300 Zuschauern stoppte Werder Bremen nicht nur die eindrucksvolle Heimbilanz der Sachsen (letzte Niederlage beim 1:2 gegen Mönchengladbach am 6. März 1992), sondern schaffte im fünften Auswärtstreffen der Saison auch den ersten Erfolg auf Gegners Platz.

"Ich habe früher selbst viele Europacup-Spiele absolviert und weiß, wie schwer es ist, so einen Kraftakt innerhalb von drei Tagen zu verdauen. Diesen Umstand wollten wir uns eigentlich zunutze machen und gegen die Bremer noch zwei Punkte einfahren", sagte Dynamo-Trainer Klaus Sammer. Doch nicht die Hanseaten hatten von Beginn an Blei in den Füßen, sondern die Elbestädter. Katastrophale Fehler in allen Mannschaftsteilen, vor allem aber in der Abwehr, ließen die Gäste zu zwei schnellen Toren durch die in letzter Zeit geschmähten Herzog (8.) und Beiersdorfer (12.) kommen.

Von da an lief bei den Dresdnern erst recht nichts mehr. "Es ist immer wieder dasselbe: Wenn wir ohne nervlichen Druck aufspielen können, sind wir schlecht", schimpfte Detlev Schößler, der an seinem 30. Geburtstag noch der Beste im gelb-schwarzen Dreß war. Wo der entscheidende Fehler der Dynamos lag, läßt sich aus der Aussage von Sven Kmetsch herleiten: "So stark hatten wir Bremen nicht erwartet." Damit schmeichelte er den Gästen, denen eine solide, abgeklärte Partie genügte, um die Dresdner zu verunsichern.

"Eigentlich hatte ich ja geglaubt, daß wir sowohl nach der 2:0-Führung als auch nach dem 3:1 die Sache im Kasten haben. Aber wie schon in Karlsruhe zeigte sich, daß wir noch nicht in der Lage sind, bei einem sicheren Vorsprung die verstärkten Angriffsbemühungen des Gegners zu unterbinden. Da spielten sich vor unserem Tor noch schreckliche Szenen ab", erklärte Werder-Coach Otto Rehhagel verwirrt.

Zunächst hatte Torsten Gütschow nach einem Reck-Fehler das 1:2 erzielt (48.) und schließlich nach Marco Bodes 3:1 (83.) Schößler mit einem kapitalen Schuß (87.) noch einmal alles offen gemacht. Manndecker Jens Melzig vergab in der Nachspielzeit die dicke Chance zum Ausgleich, der den Spielverlauf allerdings auf den Kopf gestellt hätte. "Normalerweise hätte ich den Reck noch fragen müssen, in welche Ecke er den Ball haben will", schilderte der Unglücksrabe die spielentscheidende Situation, in der die Werder- Abwehr wirklich alles andere als gut aussah. dpa

Dresden: Müller - Mauksch - Schößler, Melzig - Hauptmann, Pilz, Gütschow, Stevic, Kmetsch - Jähnig, Rath.

Bremen: Reck - Bratseth - Votava, Beiersdorfer - Wolter, Bockenfeld, Herzog (86. Harttgen), Eilts, Hermann - Bode, Rufer.

Schiedsrichter: Dardenne (Mechernich).

Tore: 0:1 Herzog (8.), 0:2 Beiersdorfer (13.), 1:2 Gütschow (48.), 1:3 Bode (83.), 2:3 Schößler (88.).

Zuschauer: 14 000.

Gelbe Karten: Hauptmann, Gütschow - Wolter.Der Ausflug des Debütanten Dirk Heyne verdarb den Bayern noch das Wies'n-Finale Als die Partie gelaufen schien, ging der Torwart erfolgreich fremd Ribbeck war patzig: "Situation hat sich verschlechtert / Furiose Schlußminuten / München - Mönchengladbach 2:2 (0:1)

Das Oktober-Festspiel ist dem FC Bayern München gründlich verdorben worden. Aus den angekündigten Krachern zum Wies'n-Finale wurde ein Schuß vor den Bug des Bundesliga-Primus. "Unsere Situation hat sich verschlechtert", gestand Bayern-Trainer Erich Ribbeck nach dem 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach. Die Lust aufs Bierzelt war ihm nicht ganz vergangen, "aber es wird ruhiger zugehen, ohne Ruckizukki und Tirolerhut".

Kollege Jürgen Gelsdorf freute sich mit seiner Mannschaft, die in einem furiosen Endspurt und mit einem Torwart als Torjäger zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder einen Punkt aus München entführt hatte, auf die Einlösung der Erfolgsprämie: "Die Jungs haben sich den Oktoberfestbummel redlich verdient."

Die über 90 Minuten vor den 64 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion waren eher ein Gewaltmarsch für die Gladbacher gewesen. Spätestens nach dem Schock durch das Kopfballtor von Criens (26.), bei dem Bayern-Schlußmann Aumann keine glückliche Figur machte, setzte der Rekordmeister den Gegner unter Dauerdruck. Thons verwandelter Handelfmeter mußte zum Ausgleich herhalten, weil den Bayern selbst in Überzahl gegen die nach der "Ampelkarte" für Mölby (45.) auf zehn Mann dezimierten Borussen die spielerischen Mittel fehlten, um die Beton-Abwehr vor Gladbachs Torwart-"Riesen" Heyne zu knacken.

Nach dem 2:1 von Helmer (90.) schien die "schwarze Serie" der in 27 Bundesligajahren in München sieglosen Gladbacher besiegelt. In der turbulenten Nachspielzeit aber verloren die Bayern den sicher geglaubten Punkt, als der kurz zuvor eingewechselte Max den an Aumann und dem Pfosten abgeprallten Schuß des nach vorne gepreschten Heyne in die Maschen setzte. "So etwas darf nicht passieren. Das 2:1 hätten wir halten müssen", kritisierte Ribbeck. "Das war ein völlig unnötiger Punktverlust", klagte Bayern-Manager Uli Hoeneß, "wir haben die Chance verpaßt, den Vorsprung an der Spitze auszubauen."

Während sich die respektlosen Borussen trotz aller Abstiegssorgen prächtig verkauft hatten, schienen die Bayern erneut von einer Heim-Blockade befallen zu sein. Weil das Starensemble zu Hause bisher nicht voll zufriedenstellen konnte, forderte Hoeneß: "Wir müssen daran arbeiten, nicht nur auswärts zu überzeugen." Ribbeck hingegen, dem gegen die "intensive Abwehr" des Gegners Spieler mit Biß, Zweikampfstärke und spielerischen Qualitäten abgingen, befürchtet sogar das Ende der Bayern-Herrlichkeit auf fremden Plätzen und meinte, "daß wir noch den einen oder anderen Rückschlag erleiden werden".

Mit gestärktem Rückgrat konnte Gelsdorf das Oktoberfest feiern. Sehr glücklich war er über den "unerwarteten Punkt". Seine Schützlinge hätten laut Anordung ihre Chance gesucht und gefunden: "Das ist uns mit einer kompakten Abwehr, Zweikampfstärke und gesundem Selbstvertrauen eindrucksvoll gelungen." Damit dürfte die Debatte um seinen Trainerstuhl vorerst wohl beendet sein.

Derweil war Dirk Heyne, der gefährliche Torhüter, in aller Munde. 34 Jahre ist er alt, neun Länderspiele hat er bestritten, zahlreiche Europapokalschlachten geschlagen und am Samstag sein Debut in der Fußball-Bundesliga gegeben. Dirk Heyne, 1991 vom FC Magdeburg zu Borussia Mönchengladbach gewechselt, hat lange auf die erste große Bewährungsprobe nach seiner Karriere in der Oberliga der ehemaligen DDR gewartet und seine Chance genutzt. Weil Uwe Kamps, Borussias Torwart Nummer eins, eine Formkrise durchmacht, schickte Trainer Jürgen Gelsdorf den 1,97 m großen und 102 kg schweren Nationaltorhüter der ehemaligen DDR als Turm in die Schlacht im Münchner Olympiastadion.

Heynes Einstand beim 2:2 der Gladbacher im Traditions-Schlager beim FC Bayern München hätte denkwürdiger kaum verlaufen können. 90 Minuten lang hatte er glänzend gehalten, konnte den 1:2-Rückstand indes nicht verhindern. Also machte er sich in der Nachspielzeit à la Radenkovic auf den Weg in den Münchner Strafraum. "Was sollte ich denn machen? Wir lagen doch hinten, und von unserer Bank kam keine gegenteilige Anweisung", erzählte Heyne.

Als er vor dem Kasten seines Kollegen Raimond Aumann angekommen war, verblüffte er nicht nur die eigenen Mitspieler, sondern auch die gesamte Abwehr der Bayern. Ecke Gladbach, Heyne lief sich frei, hämmerte den Ball an den Pfosten, Martin Max staubte ab.

"Sowas muß man nicht trainieren, das macht man intuitiv. Und ein bißchen Fußballspielen kann ich ja schließlich auch", erklärte die Gladbacher Torwart- und Sturmentdeckung. "Da kommt dieser Riesenkerl angerannt, an den man gar nicht richtig rankommt. Gerade den hätten wir volle Pulle abschirmen müssen", ärgerte sich Münchens Thomas Helmer. Wäre der Schlußmann nach dem 2:2 vor Freude nicht kreuz und quer über den Platz, in Gelsdorfs Arme und schließlich in Richtung Gladbacher Fanblock gerannt, seine Mitspieler hätten ihn im Jubel wahrscheinlich erdrückt. Dirk Heyne hat die Gunst der Stunde genutzt. dpa

München: Aumann - Thon - Kreuzer, Reinhardt (46. Scholl) - Sternkopf (80. Czerny), Matthäus, Wouters, Schupp, Helmer - Labbadia, Wohlfarth.

Mönchengladbach: Heyne - Schulz - Klinkert, Eichin - Kastenmaier, Mölby, Pflipsen (76. Nielsen), Schneider, Steffen (90. Max) - Dahlin, Criens.

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Tore: 0:1 Criens (26.), 1:1 Thon (52., Handelfmeter), 2:1 Helmer (90.), 2:2 Max (90.).

Zuschauer: 64 000 (ausverkauft).

Gelb-Rote Karte: Mölby wegen wiederholten Foulspiels (45.).

Gelbe Karten: - Criens, Schneider.

"Geißböcke" rechnen sich selbst zum Absteiger hoch Nackte Angst in Müngersdorf Nerven lagen blank / 1. FC Köln - Saarbrücken 4:2 (2:1)

Das Abstiegsgespenst hat in Köln Gestalt angenommen. "Wir haben im Trainingslager alle zusammen eine Hochrechnung bis zum Saisonende gemacht und sind nach realistischer Einschätzung unserer momentanen Verfassung nur auf ganze 25 Pluspunkte gekommnen - damit wären wir Absteiger", stellten FC-Kapitän Pierre Littbarski und sein Stellvertreter Bodo Illgner nach dem 4:2 (2:1)-Sieg über den 1. FC Saarbrücken ernüchtert fest.

"Diese beiden gewonnenen Punkte sind in unserer Kalkulation enthalten. Zur Rettung brauchen wir 30 Punkte." Die Euphorie zu Saisonbeginn ist bei den Kölner Profis nackter Existenzangst gewichen. Die Knockouts im DFB-Pokal und im Europacup haben ein übriges getan. "Ich bin jetzt vorsichtig wie nie zuvor", sagte Littbarski. "Mein Optimismus hat einen schweren Schlag erlitten."

Nationaltorwart Illgner, der mit Prachtparaden hinter einer konfusen Abwehr gegen die Saarländer den Sieg sicherte, ergänzte: "Ich garantiere für nichts mehr. Anzeichen zur Besserung sind immer nur aufgeblitzt. Wir müssen im kämpferischen Bereich noch Herkules-Taten bei der Aufarbeitung vollbringen. Bei vielen fehlte dazu bisher die Bereitschaft. Spielerisch können wir mit den anderen Klubs mithalten."

Die Einsichten ausgerechnet nach den beiden ersten Saisonsiegen hintereinander sind bemerkenswert. Sie kommen spät, aber vielleicht nicht zu spät. "Die 90 Minuten gegen die guten Saarländer waren nichts für schwache Nerven. Man hat gesehen, daß einige meiner Spieler die Nerven blank haben", urteilte Trainer Jörg Berger, der nach der katastrophalen Blamage von Glasgow von einem "veränderten Verhältnis zu etlichen Spielern" sprach. "Das haben wir bereits zu spüren bekommen", bestätigte Littbarski, neben Illgner, Heldt, Rudy und Weiser Aktivposten der Kölner. Die 22 000 Zuschauer im Müngersdorfer Stadion erlebten erneut ein Wechselbad der Gefühle. Die Gastgeber führten nach Toren von Steinmann (7.), der mit Muskelfaserriß ausscheiden mußte, Rudy (29.) und Lehmann (57.) bei einem Gegentreffer von Wynalda (27.) bereits mit 3:1, als mit dem Anschlußtor von Sawitschew (67.) wieder das große Flattern begann.

Erst das kuriose 4:2 kurz Schluß befreite Köln aus der Not: Saarbrückens zwei Meter langer Torwart Brasas hatte sich in den Angriff eingeschaltet, hätte fast per Kopfball das 3:3 erzielt, als der eingewechselte Sturm an den Ball kam und aus 40 Metern ins leere Gehäuse traf.

Saarbrückens unerschrockener Trainer Peter Neururer ("Wir steigen nie und nimmer ab") unterstützte den Ausflug seines Torwartriesen nachdrücklich: "Er ist unser kopfballstärkster Mann. Und da wir mit der Brechstange noch zum Punktgewinn kommen wollten, war sein Vorpreschen absolut richtig. Außerdem hatte die spektakuläre Aktion auch einen beträchtlichen Unterhaltungswert." Zudem hat Neururer seinen Jungs, die im nächsten Spiel gegen Bayern München spielen, schon ein neues Ziel gesteckt: "Dann sind wir eben die ersten, die die Bayern schlagen werden." dpa

Köln: Illgner - Jensen - Baumann, Higl - Keuler, Rudy, Littbarski, Heldt, Weiser - Steinmann (46. Lehmann), Ordenewitz (75. Sturm).

Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Stratos (36. Stickroth), Hönerbach, - Lange, Wuttke, Kristl, Bürger (62. Krätzer) - Wynalda, Sawitschew.

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).

Tore: 1:0 Steinmann (7.), 1:1 Wynalda (26.), 2:1 Rudy (29.), 3:1 Lehmann (58.), 3:2 Sawitschew (68.), 4:2 Sturm (90.).

Zuschauer: 22 000.

Gelbe Karten: Steinmann, Ordenewitz - Stratos, Wuttke, Eichmann, Hönerbach.

Basketball-Europapokal Leverkusen erneut in der Europaliga

Ohne Probleme hat Basketball-Rekordmeister TSV Bayer 04 Leverkusen zum dritten Mal die lukrative Europaliga erreicht. Auch die stärker eingeschätzten Letten vom Broceni BC Riga vermochten die Erfolgsserie der seit Jahren leistungsstärksten deutschen Mannschaft in der zweiten Qualifikationsrunde nicht zu stoppen. Mit 126:103 und 119:88 im Rückspiel am Samstag fielen die Ergebnisse sogar deutlicher als erwartet aus, nachdem sich die finanzschwachen Balten das Heimrecht für die zweite Begegnung abkaufen ließen.

Nach dem zweiten Sieg vor 1700 Zuschauern versuchte Leverkusens Trainer Dirk Bauermann die Leistung seiner erneut wie aus einem Guß aufspielenden Mannschaft zu relativieren. "Das sah zwar alles sehr locker aus, doch ich hoffe, daß niemand vergißt, wieviel Arbeit dahintersteckt."

Wie ausgeglichen der Leverkusener Spielerkader auch in dieser Saison besetzt ist, zeigte sich vor allem in der zweiten Begegnung, als sich gleich neun von zehn Spielern in die Scorerliste eintrugen: Koch (21), Wheeler (18), Meyer (16), Deuster (14), Harnisch (14), Kleine-Brockhoff (12), Johnson (11), Welp (9) und Wucherer (4). dpa

Kunstturn-Bundesliga Dreikampf an Spitze, Eintracht in Nöten

In der Turner-Bundesliga zeichnet sich bereits nach zwei Wettkampftagen ein Dreikampf zwischen Titelverteidiger SC Cottbus, dem Vizemeister TK Hannover und dem erstarkten Team vom SV Halle an. Die Anhaltiner übernahmen mit einem souveränen Auswärtserfolg in Frankfurt/Main (224,50:214,05 Punkte) die Tabellenführung. Das Rekordergebnis des Tages ging jedoch an den Titelverteidiger aus der Lausitz, der sich beim Sieg über den mehrfachen Deutschen Meister WKTV Stuttgart sogar 228,20 Zähler erturnte. Der TK Hannover war dem SC Berlin (224,35:219,40) gleichfalls deutlich überlegen.

Wie schon am ersten Wettkampftag turnte Deutschlands derzeit erfolgreichster Athlet Andreas Wecker (SC Berlin) mit 58,20 Punkten den besten Sechskampf. Für seine Reck-Darbietung erhielt der dreifache Olympiamedaillengewinner die Tageshöchstnote von 9,85 Zählern. Hingegen war Ex-Weltmeister Sylvio Kroll, ansonsten Leistungsträger des Cottbuser Teams, diesmal mit einigen Patzern ein Unsicherheitsfaktor.

Die jüngeren Karsten Oelsch mit 56,65 Punkte im Mehrkampf und Andre Hempel mit 9,75 Zählern an den Ringen konnten diesmal den Altmeister in die Schranken weisen. Dank ihrer Leistungen entschieden die Lausitzer bis auf den Sprung alle Geräte-Wertungen zu ihren Gunsten.

Das Hallenser Team besticht derzeit vor allem durch Ausgeglichenheit. Nachdem in der Vorwoche Olympia-Teilnehmer Mario Franke das Topresultat verbuchte, war in Frankfurt/Main der 21jährige WM-Dritte am Boden, Maik Krahberg, mit 55,65 Punkten der stärkste Athlet. Aufsteiger Frankfurt/Main schwebt nach der zweiten klaren Niederlage - die Hessen konnten gegen Halle nicht eine Geräte-Wertung für sich entscheiden - bereits wieder in akuter Abstiegsgefahr.

Bei der Eintracht erreichten im neuen Sportzentrum in Frankfurt-Kalbach vor 150 Zuschauern allenfalls Jörn Bargob (53,0 Punkte) und Wolfgang Tittel (52,80) wenigstens halbwegs Normalform. Die beste Einzelwertung schaffte mal wieder Ledek Höfer, der am Reck eine 9,55 bekam. Gegen Oliver Walther (Ringe) sowie Mario Franke und Jens Milbradt (beide Pauschenpferd), die jeweils mit 9,7 bewertet wurden, freilich hatte er keine Chance. Dem Wettkampf am kommenden Samstag gegen den WKTV Stuttgart kommt von daher schon so etwas wie eine Vorentscheidung um den Klassenerhalt zu.

In einem "Duell der Mitte" kam der OSC Potsdam gegen den Chemnitzer SC mit 222,75:218,35 Punkten zum ersten Saisonerfolg. Die Potsdamer lagen vom ersten Gerät an in Führung, obwohl die meisten Aktiven mit Standunsicherheiten bei Doppelsalti zu kämpfen hatten. Die Gäste konnten nur das Seitpferd zu ihren Gunsten entscheiden.

Bester Einzelturner war der Chemnitzer Kay-Uwe Temme mit 55,60 Punkten. Glanzpunkte an den Ringen und am Reck setzte erneut Sprung-Exweltmeister Jörg Behrend (Potsdam). dpa/kil

Reiseverbot für Gorbatschow

MOSKAU, 4. Oktober (dpa). Der Konflikt zwischen dem früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und dem russischen Verfassungsgericht ist eskaliert: Das russische Außen- und das Sicherheitsministerium untersagten Gorbatschow auf Bitten des Gerichts, Rußland zu verlassen. Das Verbot soll so lange gelten, bis er als Zeuge im Prozeß über das Verbot der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) ausgesagt hat. Gorbatschow, früher KPdSU-Generalsekretär, verlangte daraufhin von den Ministerien Aufklärung über die Rechtsgrundlage des Verbots. Er hatte nach Südkorea reisen wollen.

Gorbatschow hat mehrfach abgelehnt, in dem Verfahren als Zeuge aufzutreten, das er als "politischen Prozeß" kritisiert. Das Verfassungsgericht soll klären, ob das vom russischen Präsidenten Boris Jelzin im November vergangenen Jahres verhängte endgültige Verbot der KPdSU rechtmäßig war. Vertraute Gorbatschows kritisierten das Ausreise-Verbot als "gefährlichen Präzedenzfall für die Entwicklung der Demokratie". Die Verfahrensfrage zwischen dem Gericht und Gorbatschow werde als Anlaß genommen, die bürgerlichen Freiheiten eines russischen Bürgers zu begrenzen, hieß es.

Saisonbeginn in der nordamerikanischen Eishockey-Liga Viel Arbeit für die Kufenprofis Die Spielzeit wird nur zweimal unterbrochen / Mehr Klubs

Vorhang auf für das größte Eishockey- Spektakel der Welt: Am Dienstag beginnt die 76. Saison in der nordamerikanischen Profiliga (National Hockey League/NHL). Der neue Präsident Gil Stein, der nach dem Spielerstreik in der vergangenen Saison zum Nachfolger von John Ziegler gewählt worden war, darf sich freuen. Mit einer Fülle von Superlativen soll die Liga, die seit der Gründung im Jahre 1917 erstmals mit 24 statt bisher 22 Mannschaften an den Start geht, sportliche Glanzlichter setzen und zum Riesengeschäft werden.

Durch die Teilnahme der Tampa Bay Lightnings und Ottawa Senators, die sich für jeweils 50 Millionen Dollar in die NHL eingekauft haben, sind bis zum 15. April 1993 erstmals 984 Vorrundenspiele zu absolvieren, in denen die je vier Playoff-Teams aus den vier Divisionen ermittelt werden. Die Spielzeit wird nur zweimal unterbrochen: Am 24. und 25. Dezember wegen Weihnachten, und vom 4. bis 7. Januar wegen des alljährlichen All-Star-Matches. Ansonsten wird fast täglich gespielt. Das Fernsehen hat sich für ein Honorar von 80 Millionen Dollar die Übertragungsrechte gesichert.

Die 21 Klubs mit einer großen Halle werden jeweils zwischen 17 und 20 Millionen Dollar aus Zuschauereinnahmen und weitere fünf Millionen Dollar aus dem Rundumgeschäft (Imbiß, Getränke, Souvenirartikel) einnehmen. Nur die zwei Klassenneulinge und die im Vorjahr aufgenommen San Jose Sharks müssen kleinere Brötchen backen, da ihre Hallen nur 10 000 Zuschauer fassen. Die Auslastung der Stadien liegt derzeit bei 90 Prozent. Ausverkauft sind fast alle Spiele der Playoff-Runde um den Stanleycup, die sich bis in den Juni hineinziehen werden.

Die Großverdiener stehen schon fest. Der erst 19 Jahre alte Eric Lindros, der bei den Philadelphia Flyers pro Jahr mit 3,5 Millionen Dollar entlohnt wird, hat in der Gehaltsliste Wayne Gretzky (Los Angeles Kings/3,1 Mio) von Platz eins verdrängt. Die Rangfolge wird sich aber bald wieder ändern, denn Gretzky steht laut Vertrag immer die höchste Gage der Liga zu, so lange er spielt. Hinter Lindros und Gretzky liegen Mario Lemieux (2,9 Mio) von den Pittsburgh Penguins sowie Mark Messier und Brian Leetch (beide New York Rangers) mit je 2,7 Millionen. Der Kölner Uwe Krupp, einziger Deutscher in der NHL, kassiert bei den New York Islanders eine halbe Million Dollar. dpa

Ringer-Bundesliga AC Goldbach legte Schifferstadt aufs Kreuz

Titelverteidiger AC Goldbach legte am sechsten Kampftag der Ringer-Bundesliga den Vizemeister VfK Schifferstadt mit 19,5:8 aufs Kreuz. Der erstmals eingesetzte Weltmeister und Olympia-Zweite Rifat Yildiz schulterte dabei vor 600 Zuschauern den Schifferstädter Alexanian nach 3:10 Minuten. Spitzenreiter in der Nord-Staffel bleibt jedoch die gleichfalls unbesiegte Vertretung der RWG Mömbris-Königshofen, die gegen Mainz beim 28,5:8 kaum Probleme hatte.

Im Süden bleibt der KSV Wiesental die einzige verlustpunktfreie Mannschaft, nachdem Reilingen im Lokalderby nach 19:0-Zwischenstand mit 23:6 bezwungen wurde. Aalen (10:2 Punkte) wies den SC Leipzig beim 29:2 in die Schranken.

Im brandenburgischen Duell behauptete sich der 1. Luckenwalder SC bei Hansa Frankfurt/Oder mit 18:8,5. Nach dem dritten Saisonsieg haben die Luckenwalder nun sogar die Chance, als Viertplazierter noch die Endrunde zu erreichen. Der KSV Witten liegt mit 6:6 Punkten nur aufgrund der günstigeren "kleinen" Punkte vor den Luckenwaldern. dpa

SCHACH BUNDESLIGA, Frauen: TSV Schott Mainz - Hamburger SK v. 1830 2,0:4,0, SV 1920 Hofheim a.TS. - SSV Rotation Berlin 3,5:2,5, Krefelder SK 1851 - Univers. SV Potsdam 3,5:2,5, Elberfelder SG 1851 - VdS Buna Halle 4,0:2,0, Svg Leipzig 1899 - SC 1903 Weimar 2,0:4,0, PSV Dresden - TSG Metall Gera 4,5:1,5.

Meisterschaftsfinale im American Football Panther nicht zu zähmen Vierter Düsseldorfer Titel / Führungskrise im Verband

Die wilden Cowboys aus München konnten die schwarzen Panther aus Düsseldorf nicht zähmen. Beim 14. German Bowl, einem stimmungsvollen Spektakel um Raumgewinn und Touchdowns, siegte Cleverneß vor Wagemut. Knapp mit 24:23 gewannen die Düsseldorf Panther gegen die Munich Cowboys am Samstag vor nur 8000 Zuschauern in Hannover das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft im American Football und schlossen mit dem vierten Titelgewinn zu Rekordmeister Berlin Adler auf.

"Das war Spannung hoch drei. Kompliment an die Cowboys. Sie haben voll auf Sieg gespielt", lobte Düsseldorfs Hauptpunktesammler Andreas Motzkus (12) den Gegner. Beim Showdown pokerten die Cowboys wie Westernheld John Wayne: Statt eines sicheren Ein-Punkte-Tritts, der beim Stand von 23:24 zwei Minuten vor Schluß den Gleichstand und die Verlängerung bedeutet hätte, wählte Münchens Obercowboy Franz Beyer eine riskante Versuchsvariante, die zwei Punkte und den Sieg bedeutet hätte. Doch der Paß kam nicht an.

"Das ist unser Prinzip. Wir hatten zuvor 16 Spiele ohne Niederlage absolviert und wollten auch diesmal gewinnen. Es hätte auch anders kommen können", verteidigte Münchens Trainer seine umstrittene Maßnahme. Das riskante Paßspiel von Cowboy-Quarterback Phil Hickey war zwar spektakulär, das sichere Laufspiel der jungen Düsseldorfer aber erfolgreicher. Außerdem hatten die Panther mit Franceco Mavaro einen "Rammbock" in ihren Reihen. Er wurde zum "wertvollsten Spieler" gewählt.

"Während Sieger und Besiegte gemeinsam mit den Fans noch eine wilde Party feierten, ging es hinter den Kulissen hart zur Sache. Die Ankündigung des American Football Verband Deutschland (AFVD), aus dem europäischen Verband auszutreten und aus finanziellen Gründen die Nationalmannschaft zu stoppen, brachte nicht nur die Panther auf die Palme. "Das ist eine absolute Frechheit und motiviert uns Spieler nicht. American Football entwickelt sich zurück", klagte Gerald Olszewski. AFVD-Vizepräsident Reinhard Rücker (Hannover) versuchte die Wogen zu glätten: "Es handelt sich um eine Absichtserklärung. Inzwischen liegen neue Erkenntnisse über mögliche Sponsorengelder vor."

Die Führungskrise im Verband gefährdet auch die angestrebte Mitgliedschaft im Deutschen Sportbund (DSB). Die magere Zuschauerresonanz in Hannover drückte ebenfalls auf die Stimmung. dpa

Kind zum Oktoberfest entführt

HOF, 4. Oktober (dpa). Ein siebenjähriger Junge aus Hof/Saale ist am Freitag von einem 25jährigen Mann aus Hambühren bei Celle auf das Münchner Oktoberfest entführt worden. Der Täter wurde am Freitag abend in München festgenommen. Das Kind wurde seinen Eltern zurückgebracht. Eine Lösegeldforderung hat der Mann nicht gestellt. Gegen den 25jährigen wurde Haftbefehl beantragt.

Laut Polizei war der Junge auf dem Nachhauseweg von der Schule von dem Mann angesprochen worden. Er führte den Schüler zu seinem Auto und zwang ihn unter Androhung von Gewalt einzusteigen. Anschließend fuhr er mit ihm nach München zur Wies'n. Gegen 19.30 Uhr meldete die Mutter ihren Sohn bei der Polizei als vermißt. Kurz darauf rief der Entführer den Vater an und vereinbarte, daß die Eltern ihren Sohn gegen Mitternacht in München abholen könnten. Der 25jährige wurde am Übergabeort geschnappt.

Mercedes-Beschäftigte müssen länger pausieren

STUTTGART (dpa/VWD). Die rund 185 000 im Inland beschäftigten Männer und Frauen des Autoherstellers Mercedes-Benz werden zur Jahreswende 1992/93 eine verlängerte Weihnachtspause einlegen. Begründet wird dieser Schritt mit der konjunkturellen Lage in der Branche. Vom 21. Dezember 1992 bis 4. Januar 1993 fallen demnach sieben arbeitsfreie Tage an, für die Urlaub oder Freischichten genommen werden müssen. In der Sparte Nutzfahrzeuge bleibt es nach Firmenangaben bei der angekündigten "Betriebsruhe" am 19. und 20. November im Anschluß an Buß- und Bettag. Betroffen sind davon etwa 90 000 Leute in den Werken Wörth, Gaggenau, Mannheim, Kassel und Düsseldorf. Kurzarbeit sei aber für Mercedes in diesem Jahr kein Thema mehr.

Die Mercedes-Mutter Daimler-Benz teilt ferner mit, daß sich der Stuttgarter Konzern am viertgrößten südkoreanischen Autofabrikanten, Ssangyong Motor, mit fünf Prozent beteiligt. Im Januar 1991 hatten Mercedes und Ssangyong eine Kooperation vereinbart, nach der die Südkoreaner von 1994 an Mercedes- Transporter (MB 100) in Lizenz fertigen.

Hermann Kant: Kein Stasi-IM Der Schriftsteller bestreitet "Spiegel"/Gauck-Vorwürfe

BERLIN. Der langjährige und einflußreiche Präsident des DDR-Schriftstellerverbandes, Hermann Kant, hat laut "Spiegel" fast zwei Jahrzehnte lang für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Nach Angaben des Magazins wurde der heute 66jährige unter dem Decknamen "Martin" geführt. Ein Sprecher der Berliner Gauck-Behörde bestätigte die Einsichtnahme des "Spiegels" in die Akten, ohne sich jedoch über Inhalt und Umfang zu äußern, da "ein Untersuchungsergebnis behördenintern nicht vorliegt". Kant soll von 1957 bis 1976 Studenten, Schriftsteller, Journalisten und Lektoren in beiden Teilen Deutschlands bespitzelt und darüber Stasi-Mitarbeitern ausführlich in sogenannten "Treffprotokollen" berichtet haben. Eine schriftliche Verpflichtung habe es nicht gegeben.

Kant bestritt auf dpa-Anfrage energisch, jemals "Inoffizieller Mitarbeiter" der Stasi gewesen zu sein, "weder als Martin noch als Martinsgans". Der "Spiegel" müsse sich "warm anziehen". Kant war bisher gegen ähnliche Vorwürfe gerichtlich vorgegangen. "Ich kriege die Klappe nicht wieder zu", meinte er zu den jetzigen Veröffentlichungen.

Kant räumte ein, wie er es bereits in seinen Memoiren ("Abspann") getan hatte, daß es Gespräche und Anwerbunsgversuche der Stasi "und anderer Geheimdienste" gegeben habe. "Aber meine Haltung hat sich nie geändert - ich habe denen immer gesagt: Ihr macht euren Kram und ich den meinen. Mag schon sein, daß die MfS-Mitarbeiter das anders gesehen haben, dafür kann ich nichts." Allerdings habe er dem Ministerium, das er wie die SED als "Teil dieses Staates" angesehen habe, "meine Sachen nicht vorenthalten, wenn ich der Meinung war, es geht der Republik an den Kragen".

Der "Spiegel" veröffentlicht in seiner heutigen Ausgabe unter anderem einen Stasi-Aktenvermerk vom 10. Februar 1963 über die "Werbung des Kandidaten Kant, Hermann, als GI" (Geheimer Informant), in dem es heißt: "Der Kandidat brachte zum Ausdruck, daß er weiterhin bestrebt sein wird, mit dem MfS zusammenzuarbeiten." Seit dem 4. Oktober 1962 arbeite er unter dem Decknamen "Martin".

Laut "Spiegel" besorgte Kant Protokolle, übergab Briefe und fertigte Personenporträts. So soll er unter anderem über Günter Grass, Uwe Johnson, Stefan Heym, Stephan Hermlin, Franz Fühmann und Heiner Müller der Stasi berichtet haben. Dazu Kant heute: "Über Grass und Johnson zum Beispiel habe ich mich stets öffentlich geäußert, da brauchte ich nicht konspirativ zu berichten." 1976 wurde Kant vom MfS für die Stasi-"Medaille der Waffenbrüderschaft" vorgeschlagen. Auch davon wisse er nichts, sagt Kant heute dazu.

Stephan Hermlin, der Kant seit 40 Jahren kennt und nach eigenen Worten auch heftige Differenzen mit ihm gehabt hat, betonte auf Anfrage von dpa, er habe zwar von dem Verdacht gewußt und auch mit Kant darüber gesprochen, er glaube aber "bis zum Nachweis des Gegenteils" daran, daß sich Kant ihm gegenüber "nicht schäbig verhalten hat". Er könne das einfach nicht glauben, und er traue Kant das auch nicht zu. dpa

Rollkunstlauf-WM Überhaupt keine Medaille in Tampa

Die deutschen Rollschuh-Kunstläufer geraten zusehens "von der Rolle". Bei den Weltmeisterschaften, die am Samstag in Tampa/USA abgeschlossen wurden, setzte sich der negative Trend der letzten Jahre fort: Dieses Mal blieben sie sogar ohne eine einzige Medaille. Die beste Placierung erreichten noch Nicole Friedel/Thomas Löhe (Freiburg) mit dem vierten Platz im Paarlauf; sie hatten bei der Europameisterschaft im September in Porto noch Silber gewonnen.

Erfolgreichste Nation war wie schon bei den letzten Weltmeisterschaften in Sydney Italien, das von den sechs Titeln allein fünf gewann. Nur im Rolltanz wurde die italienische Hegemonie, die sich schon in Porto mit dem Gewinn von 18 der 24 Medaillen dokumentierte, durch die Amerikaner Monahan/Waite durchbrochen.

Das Heilbronner Paar Friedel/Löhe hatte in einer hochkarätigen Entscheidung nur knapp das Nachsehen im Kampf um Bronze. Trotz einer ausgezeichneten Kürleistung mit vielen Höchstschwierigkeiten mußten sie mit 495,90 Punkten dem US-Paar Salas/DeMotte (501,00) den Vortritt lassen. Bei den Männern blieb für Markus Kaiser (Freiburg) nach dem Bronze der WM in Sydney und der EM in Porto dieses Mal nur der siebte Platz: Eine Enttäuschung. Erfreulich dagegen der fünfte Rang von Gabriele Otten (Hamburg) bei den Damen. Mit Nicole Weimer (Bochum) in Porto Bronzemedaillengewinnerin - als Achte und Ingrid Fromann (Darmstadt) als Neunte kamen somit alle drei deutschen Frauen unter die ersten Zehn. dpa

"Preis der deutschen Einheit" Im Hoppegarten war der Totalisator unter Dampf

Die berühmte Rennbahn der Vergangenheit, Hoppegarten vor den Toren Berlins, hat einen weiteren großen Schritt in die Zukunft getan. Rekordumsatz und Rekordzeit beim Preis der deutschen Einheit (Davidoff-Preis): Zum ersten Mal legten die Wetter knapp eine Million Mark am Toto zusammen, genau 1 076 692,50 Mark. Mit der Zeit von 2:00,9 Minuten über die zwei Kilometer im Hauptrennen des 3. Oktober vor offiziell rund 30 000 Zuschauern sorgte der Sieger, Perpendicular unter Jockey Willie Ryan (26), für den zweiten Rekord. Der 86jährige Sponsor Zino Davidoff überreichte den Preis, 280 000 für den Sieger, gutgelaunt höchstpersönlich. Insgesamt hatten 520 000 Mark im Topf gelegen. Ein großer Renntag in Hoppegarten.

Die meisten der dicht an dicht auf dem Rasen vor der Bahn stehenden Besucher hatten Vorjahressieger George Augustus auf ihrer Wettrechnung gehabt. Doch der 22:10-Favorit spielte im Elferfeld nicht mit. Bei seinem zweiten Start nach langer Pause wirkte der Topfavorit müde, kam nie richtig in Schwung und landete nur auf dem sechsten Platz. Da nutzte es auch nichts, daß sein Besitzer, Scheich Mohammed, Jockey John Reid einen Privatjet zur Verfügung stellte, weil dieser den Flieger in England verpaßt hatte.

Es wurde eine Galavorstellung des 52:10-Mitfavoriten. Vom Start bis ins Ziel kontrollierte das Paar das Geschehen, allen Angriffsversuchen der Gegner - insbesondere auf der Zielgeraden - zum Trotz. Erst eineinhalb Längen hinter Perpendicular zeigte die deutsche Stute Arastou prächtige Form und holte sich das zweite Geld. Noch in der Vorwoche mußte die Familie Ostermann kräftig "bearbeitet" werden, Arastou für das Rennen in Berlin im letzten Moment nachzumelden. Es hat sich gelohnt, auf einen Schlag sind die Besitzer inklusive aller Prämien um knapp 200 000 Mark reicher.

Noch 80 000 Mark mehr kassierte Lord Howard de Walden (79) für Perpendiculars Erfolg. Howard de Walden gilt in England als renommierter Pferdebesitzer, ihm gehören zwei Gestüte. Henry Cecil, die schrillste Persönlichkeit und zugleich nobelste Adresse des englischen Turfs, ist der Trainer des Siegers. Goofalik belegte den dritten Platz vor Apis und Iron Fighter.

Bei seiner zweiten Austragung hat der Prix Zino Davidoff - mehr als noch bei der Vorjahrespremiere - gezeigt, wie wichtig es für den Galoppsport insgesamt ist, Hoppegarten in seiner Entwicklung zurück zum Glanz vergangener Jahre zu unterstützen. Dazu gehört aber auch, daß der immer noch schwelende Rechtsstreit zwischen dem Union-Klub als ehemaligem Besitzer und dem Land Brandenburg über die Eigentumsfrage geklärt wird. dpa Subotica gewinnt "l'Arc de Triomphe"

Der vierjährige Hengst Subotica gewann unter Jockey Thierry Jarnet den mit 1,5 Millionen Dollar dotierten Prix de "l'Arc de Triomphe" in Paris nach einem Photofinish vor User Friendly unter George Duffield und Vert Aamande unter Eric Legrix.

Mandela zu Besuch in Peking

PEKING, 4. Oktober (dpa). Zu seinem ersten China-Besuch ist der südafrikanische Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, am Sonntag in Peking eingetroffen. In der Großen Halle des Volkes kam er mit Staatschef Yang Shangkun zusammen.

Siemens-Mitarbeiter in Algier an Straßensperre erschossen

ALGIER, 4. Oktober (dpa). Ein Mitarbeiter der Siemens AG ist an einer Straßensperre in Algier von Sicherheitskräften erschossen worden. Das Auswärtige Amt bestätigte am Samstag abend den Vorfall, ohne Einzelheiten zu nennen.

In Algier kursierten widersprüchliche Berichte über den Tod des 29jährigen in der Nähe der französischen Botschaft. Anwohner sagten aus, der als Landeskenner geltende Deutsche habe an einer der zahlreichen Straßensperren aufgeblendet und beschleunigt, statt wie üblich abzublenden und zu halten. Er sei daraufhin von Polizisten von Kugeln durchsiebt worden. Gerüchte, denen zufolge er betrunken war und Beifahrer hatte, ließen sich weder bestätigen noch dementieren.

Frauen-Handball-Europapokal BFV Frankfurt steht im Achtelfinale

Mit einer überzeugenden spielerischen Leistung qualifizierte sich die Frauen- Handballmannschaft des BFV Frankfurt/ Oder für das Achtelfinale im Handball- Europapokal.

Das Team besiegten am Sonntag in der heimischen Oderlandhalle die SG Landhaus/Post Wien, den elffachen Landesmeister Österreichs, mit einem eindrucksvollen 29:9 (18:4), nachdem sie bereits das Hinspiel in Wien mit 28:17 für sich entschieden hatten. Für die Frankfurterinnen war es im 50. Europapokalspiel immerhin schon der 28. Erfolg.

Der deutsche Meisterschaftsdritte erwies sich den Wiener Spielerinnen, sie waren in der vergangenen Saison zuletzt Dritter der österreichischen Staatsliga, in allen spielerischen Belangen klar überlegen. Vor allen Dingen Karen Heinrich und Manuela Fiedel kurbelten das Angriffspiel der Gastgeberinnen von Frankfurt an der Oder an.

Im zweiten Abschnitt der Partie gelang es den Gästen von der SG Landhaus/Post, ein "Waterloo" abzuwenden. An der allerdings nur rein äußerlichen Ergebniskosmetik hatte vor allem Torhüterin Danuta Zaleska-Stampfeh, die für Polen 22mal in der nationalen Auswahl spielte und 117 Länderspiele für Österreich bestritt, den größten Anteil. dpa

Nach Eklat ist der Präsident unter Druck Eichberg führt Schalke "nach Gutsherrenart"

Schalke - Karlsruhe 2:2 (1:1)

Präsident Günter Eichberg ist beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 unter Druck geraten. Der 46 Jahre alte Vorsitzende des Traditionsklubs sorgte nach dem 2:2 gegen den Karlsruher SC am Freitag abend im Gelsenkirchener Parkstadion für einen Eklat, als er zunächst angetrunken vor laufenden Fernsehkameras Schiedsrichter Wieland Ziller (Lausnitz) in rüder Form beleidigte und später die Konfrontation mit dem Schalker Verwaltungsratsvorsitzenden Dr. Volker Stuckmann suchte. Ausgerechnet vor der heutigen Jahreshauptversammlung der "Königsblauen" ist der Betreiber von Privatkliniken nervös geworden.

Eichbergs weinselige Ausfälle gegen den ostdeutschen Unparteiischen Ziller, den er als "Null", "Luscher", "Amateur unter Profis" bezeichnete und jegliche Erstliga-Tauglichkeit absprach, werden Folgen haben. Der Kontrollausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat derartige Beleidigungen in der Vergangenheit mit saftigen Geldstrafen geahndet. Zudem sieht Eichberg der Mitgliederversammlung mit gemischten Gefühlen entgegen. Obwohl keine Wahlen anstehen, muß der in Düsseldorf lebende Westfale kritische Fragen einer neuen Opposition fürchten. Ihm wird vor allem vorgeworfen, er habe wie "ein Sonnenkönig" alle Macht im Verein an sich gerissen.

"In Schalke ist alles außer Kontrolle." Dieser Satz machte in diesen Tagen in Gelsenkirchen die Runde. Zwar kann Eichberg bei der Klubsitzung ein finanziell ausgeglichenes Resultat präsentieren. Vom 1. Juli 1991 bis zum 30. Juni 1992 erzielte der Verein eine Rekordeinnahme von rund 24,7 Millionen Mark, der Ausgaben von etwa 24,5 Millionen entgegenstehen. Die Kritik der wachsenden Opposition zielt jedoch auf die Tatsache, daß mittlerweile viele Geschäfte über die Schalker Marketing GmbH abgewickelt werden, deren einziger Gesellschafter Günter Eichberg ist.

Eichberg konterte derartige Vorhaltungen mit dem Hinweis: "Ich bin nicht bereit, mit jedem über 2,50 Mark zu diskutieren", löste jedoch damit neue Vorhaltungen aus. Tatsache ist, daß die Marketing GmbH, die auch Spieler kauft und verkauft, praktisch einen Schattenhaushalt für den Klub führt. Gefordert wird mehr Transparenz von Eichberg, der Schalke nach "Gutsherrenart" führe. dpa

Schalke: Gehrke - Güttler - Linke (69. Eigenrauch), Freund - Hey (53. Christensen), Schlipper, Spanring, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic, Sendscheid.

Karlsruhe: Kahn - Bogdan - Metz, Reich - Schütterle, Nowotny, Rolff, Bender, Wittwer - Krieg (62. Schmarow), Kirjakow (90. Carl).

Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).

Tore: 1:0 Büskens (14.), 1:1 Kirjakow (21.), 1:2 Krieg (46.), 2:2 Mihajlovic (67.).

Zuschauer: 34 100.

Gelbe Karten: Freund - Rolff, Nowotny, Kirjakow.Junioren-WM der Boxer Lutz Brors holte zum ganz großen Schlag aus

Der 18jährige Duisburger Lutz Brors wurde am Samstag in Montreal Junioren- Weltmeister im Boxen. Der aus Halle stammende Weltergewichtler bezwang in der ersten Finalveranstaltung der Titelkämpfe den Russen Gusein Kurbanow deutlicher nach Punkten, als es das 15:13 am Ende aussagt. Für den Deutschen Amateur-Boxverband (DABV) war dies die erste WM-Goldmedaille überhaupt.

Der Berliner Mittelgewichtler Thomas Ulrich konnte seine Silbermedaille hingegen nicht vergolden. Er verlor seinen Endkampf in der ersten Runde wegen sportlicher Überlegenheit seines Kontrahenten Ismail Arsangaljew. Als dritter DABV-Boxer steht Halbweltergewichtler Roko Fröhlich (Berlin) am Sonntag abend (Ortszeit) in der zweiten Finalveranstaltung im Ring. Im Halbfinale waren zuvor mit Rene Schultz (Berlin), Europameister Frank Brennführer (Frankfurt/ Oder), Europameister Steven Küchler (Halle), Oliver Knabe (Halle), Peer Müller (Schwerin) und Timo Hoffmann (Halle) sechs deutsche Boxer ausgeschieden. dpa

Bei Gesundheitsreform Kompromiß erreicht Koalition und SPD über Eckwerte einig

LAHNSTEIN, 4. Oktober (dpa). Die Gesundheitsexperten der Bonner Regierungsparteien CDU/CSU und FDP haben sich mit der SPD auf Eckwerte für eine gemeinsam getragene Gesundheitsstrukturreform geeinigt.

Nach einer viertägigen Klausurtagung unter Leitung von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) in Lahnstein nannten am Sonntag beide Seiten die Beschlüsse eine Grundlage für die umfassendste Umgestaltung und Modernisierung von Krankenversicherung und Gesundheitswesen seit 1945. Auf der Grundlage dieser Beschlüsse, die den bisherigen Gesetzentwurf Seehofers wesentlich verändern, soll nun ein gemeinsames Gesetz erarbeitet werden, wenn die beteiligten Parteien zustimmen.

Die von Seehofer ursprünglich vorgesehenen höheren Zuzahlungen der Patienten für ihre Behandlung werden durch den Kompromiß verringert. Die SPD stimmte den Zuzahlungen bei Medikamenten entgegen ihrer früheren Haltung zu, weil darin Steuerungseffekte für die verordneten Mengen enthalten seien. Statt zehn Prozent, wie Seehofer wollte, sollen gestaffelte Zuzahlungen von drei bis höchstens sieben Mark fällig werden. Die Zuzahlung im Krankenhaus von elf Mark pro Tag (acht Mark in Ostdeutschland) soll nicht unbegrenzt gelten wie im Seehofer-Entwurf, sondern wie bisher 14 Tage. Die vom Minister geplante Aufteilung der Kassenleistungen beim Zahnersatz in Regel- und Wahlleistungen fällt weg. Jedoch soll der damit geplante Einsparungseffekt durch die Streichung medizinisch umstrittener Zahnersatzformen aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen dennoch erreicht werden.

Die SPD setzte in den Verhandlungen eine Organisationsreform der Krankenkassen zur Einebnung der Beitragssatzunterschiede durch, die derzeit zwischen acht und 16,8 Prozent vom Bruttoeinkommen schwanken. Auch sollen Arbeiter und Angestellte ihre Krankenkassen künftig frei wählen dürfen.

Am Sonntag stimmte der Geschäftsführende Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion dem Lahnstein-Kompromiß bereits zu. In der ZDF-Sendung "Bonn direkt" zeigten sich Minister Seehofer und der SPD-Verhandlungsführer Rudolf Dreßler gleichermaßen hochzufrieden mit dem Kompromiß. (Weiterer Bericht auf Seite 4)

Diebe raubten 648 000 Mark vor einem Einkaufszentrum

MÖNCHENGLADBACH, 4. Oktober (dpa). Der Überfall auf einen Geldtransport, bei dem am Freitag abend in Mönchengladbach unbekannte Täter 648 000 Mark erbeutet haben, war offenbar schon der zweite Coup der Gangster. Laut Polizei vom Sonntag gleichen Vorbereitung und Tathergang einem Überfall auf einen Geldboten im Februar in Krefeld so genau, daß von denselben Tätern ausgegangen wird. Damals fielen den Räubern 320 000 Mark in die Hände. Von den flüchtigen Tätern fehlte auch am Sonntag noch jede heiße Spur.

Auf dem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums war am Freitag abend ein 30jähriger Angestellter des Geldtransport-Unternehmens beim Verlassen des Gebäudes von einem maskierten und bewaffneten Mann überfallen worden. Ein zweiter Täter entriß dem Überrumpelten den mit den Supermarkt-Einnahmen gefüllten Metallkoffer. Im Trubel der vielen Kunden auf dem Gelände gelang den beiden Männern die Flucht, obwohl sie zunächst vom Hausdetektiv noch einige Kilometer mit dem Auto verfolgt wurden.

Drei Palästinenser erschossen

JERUSALEM, 4. Oktober (dpa). Bei Zusammenstößen zwischen Israelis und Palästinensern sind am Wochenende im Westjordanland drei Menschen getötet worden. Ein 15jähriger Junge wurde am Freitag in Si'ir in der Nähe Hebrons von Angehörigen der israelischen Armee erschossen, als er sich an einer Solidaritätsdemonstration für die hungerstreikenden Palästinenser in israelischen Gefängnissen beteiligte. Ein 23- und ein 27jähriger Palästinenser wurden am Samstag in Kabatiyeh von israelischen Soldaten erschossen, nachdem aus der Gruppe von Demonstranten mit Steinen nach Polizisten geworfen worden war.

Am Sonntag kam es in Jerusalem zu Unruhen, als Polizeikräfte versuchten, mit Tränengas und Knüppeln eine weitere Solidaritätskundgebung für die Gefangenen zu zerstreuen. Die Demonstration wurde von Faisal el Husseini angeführt, dem Leiter der Palästinenser-Delegation bei den Nahost-Friedensgesprächen. Ob Menschen verletzt wurden, war zunächst nicht bekannt.

Hagen Faustball-Europapokalsieger

Der deutsche Faustball-Meister TSV Hagen holte sich in Grevenbroich zum vierten Mal den Europapokal für Vereinsmannschaften. Das Team aus Westfalen bezwang am Sonntag im Finale Askö Linz Waldegg aus Österreich in zwei Sätzen mit 15:9, 16:14. Platz drei in der Sechser-Endrunde ging an Titelverteidiger Wacker Burghausen, der den Schweizer Meister STV Heiden 2:0 besiegte.

Grand-Prix-Turnier der Frauen in Leipzig Graf gewann zum dritten Mal 6:3, 1:6, 6:4-Finalsieg im Tennis-Krimi gegen Jana Novotna

Wimbledonsiegerin Steffi Graf hat zum dritten Mal in Folge das Grand-Prix-Turnier der Frauen in Leipzig (225 000 Dollar) gewonnen. In der Neuauflage des Vorjahresendspiels gewann sie im Finale gegen Jana Novotna (CSFR) in einem wahren Tennis-Krimi nach 2:11 Stunden mit 6:3, 1:6, 6:4. Es war Steffi Grafs fünfter Turniersieg in diesem Jahr und der 66. ihrer Karriere überhaupt.

Das Finale gegen die Weltranglisten- Elfte Jana Novotna war für Steffi Graf das erwartet schwere Match. Im ersten Satz boten die beiden besten Aufschlagspielerinnen des Turniers den 6000 Zuschauern eine verkehrte Tenniswelt. Insgesamt fünf Breaks waren Ausdruck der Nervosität beider Finalistinnen. Das entscheidende Break zum 5:3 gelang schließlich der Weltranglisten-Zweiten aus Brühl, die den ersten Satz nach 42 Minuten mit Verwandlung ihres dritten Satzballes nach Hause brachte.

Im zweiten Satz kam Steffi Graf dann aus dem Rhythmus. Ihre Vorhandschläge gegen die aggressiv ans Netz vorrückende Jana Novotna verloren ihre gewohnte Präzision, so daß die 24jährige aus Brno immer wieder zu gelungenen Angriffsschlägen kam. Zwei Breaks zum 3:1 und 5:1 brachten die Tschechoslowakin klar auf die Siegerstraße. Mit einem As sicherte sie sich den zweiten Durchgang nach 36 Minuten mit 6:1. Es war der erste Satzverlust Steffi Grafs in Leipzig seit Bestehen des Turniers.

Im entscheidenden Satz konnte zunächst keine Spielerin einen Vorteil für sich verbuchen. Die Entscheidung fiel im zehnten Spiel, als Steffi Graf beim Stande von 5:4 das entscheidende Break zum Matchgewinn gelang. 45 000 Dollar Siegprämie waren verdienter Lohn für ein großes Tennismatch, das die Zuschauer mit Standing Ovations belohnten.

"Wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden. Auch wenn nach wie vor der wirtschaftliche Erfolg eher bescheiden ist", konnte Turnierdirektor Ivan Radosevic bilanzieren. Dafür hagelte es allenthalben Komplimente für die Turnierleitung. Steffi Graf sprach dabei stellvertretend für die 38 angereisten Spielerinnen: "Die Organisation war perfekt. Es lohnt sich einfach, nach Leipzig zu kommen."

Als Leipzig 1990 für Mahwah/New Jersey in die Bresche sprang, äußerten sich viele Insider skeptisch über die vor allem von Peter Graf organisierte Pioniertat in einer Region, in der 40 sozialistische Jahre lang Tennis als Elitesport eines verkommenen Systems galt. Aber das Interesse der Sachsen wächst beständig, auch wenn an den Vorrundentagen noch viele Plätze auf den Tribünen frei blieben.

Längst ist keine Rede mehr von einem schnell zerplatzenden Versuchsballon. Im Gegenteil: Im nächsten Jahr wird das Preisgeld von 225 000 auf 375 000 Dollar aufgestockt. Die US-Spitze um Martina Navratilova und Jennifer Capriati hat schon Interesse bekundet, die Spanierin Arantxa Sanchez, die diesmal fehlte, will 1993 ebenso in Leipzig spielen wie Steffi Graf, die schon am Samstag für kommendes Jahr zusagte.

Für den Deutschen Tennis-Bund (DTB) brachte Leipzig nicht das erhoffte Ergebnis, denn die Weltranglisten-Neunte Anke Huber aus Heidelberg scheiterte wie im Vorjahr im Viertelfinale. Dabei hatte die bis dahin glänzend spielende 17jährige, die in Leipzig an Nummer drei gesetzt war, das Match gegen Katerina Maleewa (Bulgarien/Nr.7) beim 6:1 und 3:0 schon fast gewonnen, wurde dann aber Opfer ihrer zu schwachen Nerven.

Zu allem Unglück hatte das Los Huber zuvor gegen Barbara Rittner (Leverkusen) und Claudia Porwik (Heidelberg) geführt, so daß Damen-Teamchef Klaus Hofsäss beizeiten seine Beobachtungen in Richtung Federation-Cup-Team abbrechen mußte. dpa/sid

Grand-Prix-Turnier der Männer in Basel Boris Becker sammelt Punkte Dritter Endspielsieg im laufenden Jahr gegen Petr Korda

Der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker ist nach einer langen Durststrekke auf den Erfolgsweg zurückgekehrt. Der 24jährige aus Leimen gewann am Sonntag das mit 775 000 Dollar dotierte Grand-Prix-Turnier von Basel und feierte damit seinen dritten Turniererfolg in diesem Jahr nach den Siegen im Frühjahr in Brüssel und Rotterdam. Der Weltranglisten-Achte, der ab Montag im ATP-Computer wieder als Nummer sechs der Welt geführt wird und damit wichtige Punkte für das ATP-Finale in der Frankfurter Festhalle sammelt, besiegte in knapp zwei Stunden den Tschechoslowaken Petr Korda mit 3:6, 6:3, 6:2, 6:4.

"Es wurde Zeit, daß ich mal wieder ein Turnier gewinne", sagte Becker nach dem Triumph, der im ersten Turnier mit dem neuen Trainer Günther Bresnik gelang. "Daß das an Günther lag, glaube ich nicht. Aber er war ein gutes Omen", meinte der Deutsche, der seine Leistungssteigerung "auf Training, Training" zurückführte, "mit dem ich ab Juni, Juli wieder so angefangen habe, wie ich muß".

Becker kam nach dem glänzenden Spiel beim Halbfinal-Sieg über den Schweizer Olympiasieger Marc Rosset (6:2, 6:4) zunächst nur sehr schwer in Tritt. Die Folge war das Break von Korda zum 4:2 und der Durchmarsch des Weltranglisten-Siebten zum 6:3-Satzgewinn. Der Tschechoslowake spielte in dieser Phase genauso wie Becker es vorausgesagt hatte: "Korda kann von der Grundlinie sehr viel Druck machen." Im zweiten Durchgang übernahm Becker schnell das Kommando, ein Break zum 2:0 bedeutete schon den Satzgewinn. Bis zum 6:3 für den Deutschen gewannen beide Spieler ihre Aufschläge. "Der Gewinn dieses Satzes war entscheidend", meinte Becker, "vor allem, daß ich trotz eines 0:40 im siebten Spiel meinen Aufschlag durchgebracht habe."

Korda, der im Halbfinale den früheren Weltranglisten-Ersten und ehemaligen Landsmann Ivan Lendl (USA) mit 6:4, 6:3 ausgeschaltet hatte, verlor danach immer mehr seine Linie. Fast im Schnelldurchgang gewann Becker dadurch nach zwei Breaks den dritten Satz mit 6:2.

Im vierten Satz schien Korda den Spieß nach einem schnellen Break zum 2:0 noch einmal umdrehen zu können. Doch Becker gelang das Rebreak zum 3:4 und das entscheidende Break zum 5:4. Danach resignierte der Tschechoslowake, Becker konnte den 34. Turniersieg bei seinem 51. Endspiel und 97 200 Dollar Preisgeld feiern.

Vor 9000 begeisterten Zuschauern hatte Becker im Halbfinale gegen Rosset eine in jeder Hinsicht überzeugende Vorstellung gezeigt. Den ersten Satz im Treffen der Olympiasieger gewann Boris schon nach 25 Minuten und auch im zweiten Durchgang des ersten Halbfinales von Basel fand der Schweizer keine Einstellung zu dem druckvollen Spiel des Leimeners.

"Ich habe wohl eine falsche Taktik gewählt und bei seinem zweiten Aufschlag zuviel riskiert", sagte der klar geschlagene Marc Rosset. "Ansonsten habe ich mir nicht allzuviel vorzuwerfen, denn Becker war heute einfach zu stark."

Im ersten Satz gelangen Becker Breaks zum 1:0 und 3:0, im zweiten Durchgang gelang das Break zum vorentscheidenden 3:2. Im Viertelfinale hatte der an Nummer sieben gesetzte Israeli Amos Mansdorf dem 24 Jahre alten Leimener noch alles abverlangt, doch Becker holte sich die "big points".

"Mein Start war perfekt, ich habe von Anfang an sehr gut returniert, und das war sicherlich entscheidend", freute sich Becker nach dem Sieg gegen Rosset. "Seit Wimbledon geht es mit mir konstant aufwärts. Ich freue mich schon jetzt auf die kommenden Turniere in Tokio, Stockholm und Paris." dpa/sid

Attentäter erpreßt Hannover Spur zum Bombenleger / Stimme über Telefon zu hören

HANNOVER, 4. Oktober (dpa). Die beiden Bombenanschläge in Hannover beim Altstadtfest und vor einer Gaststätte, bei denen innerhalb eines Monats 23 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, gehen offenbar auf das Konto eines Erpressers. Bereits zwischen April und Juni 1990 forderte ein Unbekannter in elf Briefen von Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) neben Bargeld und Brillanten im Wert von zehn Millionen Mark auch Waffen, Munition, Ferngläser und Kleinfunkgeräte. Dies teilte der Leiter der zuständigen Abteilung der Kriminalpolizei, Bernd-Jörg Neubauer, am Sonntag in Hannover mit.

Laut Angaben von Neubauer hatte der Erpresser mit Bombenattentaten gedroht. Schließlich sei im Oktober 1990 in einem Schließfach im Hauptbahnhof von Hannover eine wenig brisante Sprengvorrichtung verpufft. Die Polizei sei von Anfang an auf die Vorstellungen des Mannes über die Erfüllung seiner Forderungen eingegangen. Zu einer direkten Kontaktaufnahme sei es allerdings nicht gekommen, da der Mann diese nicht mehr weiterverfolgt habe, sagte Neubauer. Die Kriminalpolizei geht weiter davon aus, daß der Sprengstoffanschlag von Mitte September in einem hannoverschen Kaufhaus von einem anderen Erpresser verübt wurde.

Vom Oktober 1990 bis Mitte diesen Jahres sei es um den Erpresser der Landeshauptstadt plötzlich still geworden, berichtete Neubauer weiter. Nach den beiden Anschlägen seien allerdings erneut Erpresserschreiben aufgetaucht, daß letzte am 28. September dieses Jahres. Am vergangenen Freitag schließlich fanden Spaziergänger in einem Gebüsch in der Nähe einer Kleingärtneranlage Kisten mit elektronischen Bauteilen, Patronenhülsen, mehreren Kilo Sprengstoff und Rohren und sogar einer Schreibmaschine.

Die Ermittler gehen davon aus, daß der Bombenattentäter die Kriminalpolizei so dicht auf den Fersen fühlte, daß er alle Beweismittel vernichten wollte.

Die Stimme des Mannes konnte bereits bei einem Anruf im Jahr 1990 aufgezeichnet werden. Sie kann von diesem Montag an in Norddeutschland sowie in Frankfurt/Main und Berlin unter der Telefonnummer 11 66 beziehungsweise 0 11 66 abgehört werden. Nach der Stimmenanalyse dürfte der Mann zwischen 20 und 30 Jahre alt sein und aus Hannover stammen. Der Gesuchte ist vermutlich ein Waffennarr und ist oder war Soldat.

Studienabbrecher ist Reichster

WASHINGTON, 5. Oktober (dpa). Der Computerunternehmer William Gates, der sein Studium abgebrochen und die Microsoft Corporation gegründet hatte, ist der reichste US-Amerikaner. Mit 6,3 Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Mark) Privatvermögen ist der 36jährige Geschäftsmann der bisher jüngste Spitzenreiter der am Sonntag veröffentlichten Liste des "Forbes"-Magazin über die 400 reichsten US-Amerikaner.

Der texanische Milliardär Ross Perot, der als unabhängiger Präsidentschaftskandidat antritt, wird nach "Forbes"- Schätzungen mit 2,4 Milliarden Dollar eingestuft und erreicht nur Platz 19 unter den 73 Milliardären auf der Liste.

Um in der Gruppe der oberen 400 mitzumischen, ist ein Vermögen von mindestens 265 Millionen Dollar erforderlich. Alle zusammen gerechnet, kommen 300 Milliarden Dollar zusammen.

BADMINTON BUNDESLIGA, 4. Spieltag: OSC Düsseldorf - BSC Eintr. Südring Berlin 2:6 Spiele/5:12 Sätze, TV Mainz-Zahlbach - FC Bayer Uerdingen 3:5/7:12, SV Fort. Regensburg - FC Langenfeld 3:5/7:10.

HANDBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: EHV Aue - VfL Heppenheim 31:23 (15:7), Frisch Auf Göppingen - VfL Günzburg 22:20 (13:8), TV Gelnhausen - VfL Pfullingen 22:26 (7:13), CSG Erlangen - SC Leipzig 23:21 (13:10), TSG Oßweil - TuS Fürstenfeldbruck 22:22 (11:8), TuS Dansenberg - Eintracht Wiesbaden 20:16 (10:6), TsV Rintheim - SG Stuttgart- Scharnhausen 28:28 (14:13).

In der Eishockey-Bundesliga ziehen die Stars von der Brehmstraße unbeirrt ihre Bahn Meister Düsseldorf profitiert von Münchens Ausrutscher Nach 5:3-Sieg über Freiburg Tabellenführung ausgebaut / Hedos gab in Köln einen Punkt ab / Mannheim unterliegt in Landshut

Die Düsseldorfer EG droht der Konkurrenz davonzuziehen. Der deutsche Eishockey-Meister baute mit dem 5:3 über den EHC Freiburg am siebten Bundesliga-Spieltag seinen Vorsprung an der Tabellenspitze auf drei Punkte aus, da Verfolger Hedos München beim 2:2 am Sonntag gegen den Kölner EC einen Punkt abgab.

Der ERC Schwenningen übernahm mit dem 4:3 über das "Schlußlicht" der Liga, dem EC Ratingen, Platz drei vor dem Mannheimer ERC, der beim EV Landshut mit 3:4 unterlag. Der ESV Kaufbeuren machte mit dem 4:3 über den Krefelder EV einen Platz gut. Knapp an einer Blamage vorbei rutschte Preussen Berlin beim 3:3 im Lokalderby gegen Klassen- Neuling EHC Eisbären.

Schwerstarbeit mußte die DEG gegen die Freiburger und deren 42 Jahre alten Teufelskerl Crha im Tor leisten. Mit dem 0:1 durch Benda (11.), das Brockmann (18.) ausglich, und dem 1:2 durch Reichel (21.) lag der Titelverteidiger sogar zum ersten Mal in dieser Saison zu Hause zurück. In der hart und unsauber geführten Partie im Stadion an der Brehmstraße gelang dem müde wirkenden Spitzenreiter durch Lay (27.) und Lee (31.) das 3:2, aber Hejma (45.) gelang der Ausgleich. Auch nach den Toren von Schmitz (48.) und Jooris (53.) zum 5:3 mußte die DEG noch zittern, doch der überragende de Raaf im Tor rettete der DEG den schwer erkämpften Sieg.

Auf der Jagd nach dem Deutschen Meister Düsseldorfer EG hat der EC Hedos München Federn lassen müssen. Vor 7500 Zuschauern in der Münchener Olympiahalle kam das "Bavarian Dreamteam", das sich diesen Titel mittlerweile rechtlich schützen ließ, nur zu einem 2:2 (1:0, 1:2, 0:0) gegen den Kölner EC.

Für die "Haie", die noch bis zur vergangenen Saison vom jetzigen Hedos-Trainer Hardy Nielson betreut und dreimal zur Meisterschaft geführt wurden, war es der erste Auswärtspunkt. Bis zum 1:0 durch Vogel (8.), der Kölns ansonsten sicheren Torwart Peppi Heiß mit einem Bauerntrick überlistete, war es eine rasante Partie, die anschließend allerdings zusehens verflachte.

Auch nach dem Ausgleich durch den brandgefährlichen Chaidarow (26.) war viel Kampf und Krampf im Spiel. Dabei wirkten die Gäste in ihren Aktionen überlegter als die ideenlosen Münchener, die sich immer wieder auf ihren Torhüter Karl Friesen verlassen mußten.

Die erneute Führung der Bayern durch Franz (32.) fiel wie aus heiterem Himmel, doch schon 31 Sekunden später kamen die "Haie" zum Ausgleich durch Sikora, der den ansonsten überragenden Friesen im Münchener Gehäuse mit einem verdeckten Weitschuß überwandt. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Kölner bereits führen können, doch schoß Lupzig in der 28. Minute einen Penalty weit neben das Münchener Tor.

Eine peinliche Vorstellung boten die Preussen. Nach einem 1:3-Rückstand sicherten sich die "Gastgeber" erst mit einem energischen Endspurt einen Punkt. Im enttäuschenden Preussen- Team ragte nur Kapitän Rentzsch als dreifacher Torschütze aus. Für die Eisbären hatten Stumpf, Moeser und Schertz getroffen. In Kaufbeuren versuchte Krefeld, den Hausherren mit Ruppigkeiten aus dem Tritt zu bringen, aber Lukes (6.), Birk (17.), Lubina (25.) und Pohl (50.) schossen den zweiten Heimsieg der Allgäuer heraus. Für Krefeld waren Sills (14.), Micheller (48.) und Walker (52.) erfolgreich.

In Schwenningen mußte Ratingen die sechste Niederlage in Folge hinnehmen. Der Aufsteiger steckte zunächst das 1:0 der Schwarzwälder durch Schreiber (3.) weg und ging durch Nowosjolow (16.) und Grossmann sogar in Führung, nahm auch 2:2 durch Hardy (48.) hin und ging durch Wikulow (54.) erneut in Führung. Als Ratingens Kräfte nachließen, schossen Berwanger (56.) und Martin (57.) Schwenningen zum knappen Sieg.

Der Mannheimer ERC ist durch die 3:4 (0:0, 2:3, 1:1)-Niederlage beim EV Landshut vom dritten auf den vierten Tabellenplatz abgerutscht. Nach dem torlosen ersten Drittel überschlugen sich vor 4100 Zuschauern im Mittelabschnitt die Ereignisse.

Die Begegnung mußte für zehn Minuten unterbrochen werden, nachdem sich Schiedsrichter Schnieder mit seinen Schlittschuhen verhakte und unglücklich auf das harte Eis fiel. Nach ärztlicher Behandlung konnte der Unparteiische die Partie jedoch weiter leiten.

Lala erzielte mit seinem neunten Saisontreffer das 1:0 für Mannheim (21.). Hantschke (22.) und Schneider (23.) besorgten die Führung der Gastgeber. Nach dem Ausgleich durch Heidt (30.) trafen Boiger (35.) sowie erneut Schneider (41.) zum 4:2. Kretz gelang lediglich eine Resultatsverbesserung (55.). Schiedsrichter Schnieder verhängte gegen beide Teams jeweils sechs Strafminuten. dpa/sid

Algier verschärft Gesetze

ALGIER, 4. Oktober (AFP). Die algerische Regierung hat am Samstag neue Anti-Terror-Gesetze beschlossen. In dem Dekret hieß es, jedem, der terroristische Akte gegen den algerischen Staat und dessen Symbole verübe oder mit solchen Terroristen sympathisiere, müsse mit lebenslanger Haft rechnen. Ebenfalls lebenslange Haft drohe Gründern von terroristischen Gruppen. Mitglieder solcher Gruppierungen, auch wenn diese im Ausland aktiv seien und nicht gegen Algerien gerichtet seien, müßten mit bis zu 20 Jahren Haft rechnen. Die Strafmaße träten rückwirkend zum 1. Oktober in Kraft; die Strafmündigkeit werde von 18 auf 16 Jahre herabgesetzt.

Drei Sondergerichte sollen sich mit allen Delikten der "Subversion und des Terrorismus" befassen. Die Namen der Richter sollen geheim gehalten werden; wer sie veröffentliche, werde mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft. Solche Sondergerichte waren 1989 mit einer Verfassungsreform abgeschafft worden, die nach blutigen Unruhen vom Oktober 1988 angenommen worden war. Das Drucken oder Aufzeichnen von Texten, die Terrorismus unterstützten, werde mit fünf bis zehn Jahren Gefängnis bestraft.

Eritrea entläßt politische Gefangene

NAIROBI, 4. Oktober (AFP). Die Behörden der autonomen äthiopischen Region Eritrea haben 90 politische Gefangene entlassen. 40 von ihnen waren unter dem ehemaligen äthiopischen Präsidenten Mengistu Haile Mariam wegen "Verbrechen gegen das Volk" inhaftiert worden.

111 Tote bei Häftlingsmeuterei Aufstand in Sao Paulo / Größtes Gefängnis Lateinamerikas

SAO PAULO, 4. Oktober (AFP/rey). Bei der Niederschlagung eines Gefängnisaufstandes in Sao Paulo sind am Freitag 111 Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden. Das teilte der Staatssekretär für Öffentliche Sicherheit des Bundesstaates Sao Paulo, Pedro Franco de Campos, mit. Unter den Verletzten sind auch 25 Polizisten.

Über die Ursache der Unruhen gab es unterschiedliche Angaben. Nach Darstellungen von Franco de Campos planten die rund 7300 Häftlinge im Gefängnis Carandira eine Massenflucht. Die größte Haftanstalt Lateinamerikas ist eigentlich nur für 3500 Gefangene vorgesehen. Die Häftlinge wollten sich nach Angaben des Sekretärs die wegen der Kommunalwahlen am Samstag verringerten Sicherheitsmaßnahmen in der Haftanstalt zunutze machen.

Gefängnisdirektor Ismael Pedrosa gab als Ursache für die Ausschreitungen einen Bandenkrieg in Block neun des Gefängnisses an, in dem mehr als 2000 Häftlinge leben. Der Konflikt sei durch einen Streit zwischen den beiden Anführern über die Kontrolle des Drogenhandels entstanden. Beide Banden zündeten daraufhin Matratzen an und zerstörten das Mobiliar. Drei Stunden nach Beginn der Auseinandersetzungen rückten 340 Polizisten gegen die Gefangenen an. Einige Häftlinge verbarrikadierten sich in den Badezimmern oder flüchteten sich auf das Dach, von wo aus sie Gasbomben gegen die Polizisten warfen. 13 Häftlinge schossen nach Angaben der Polizei mit Pistolen auf die Polizisten.

Der Gouverneur von Sao Paulo, Luiz Antonio Fleury, verteidigte das Vorgehen der Polizei, deren Aufgabe es gewesen sei, die Unruhen zu beenden. Der Vorsitzende der brasilianischen Anwaltskammer, Jose Batochio, kündigte die Teilnahme einer Menschenrechtsgruppe an der Untersuchung der Unruhen an. Es sei unbegreiflich, daß ein Bandenkrieg so viele Opfer fordere, sagte Batochio. Der Anwalt kritisierte den "Machtmißbrauch" der Polizei.

In ersten amtlichen Angaben über die Niederschlagung der Unruhen war von acht Toten die Rede gewesen. Die wirkliche Bilanz wurde erst bekanntgegeben, nachdem am Samstag abend die Lokale für die Kommunalwahlen geschlossen worden waren.

In den überfüllten Gefängnissen Brasiliens kam es in den vergangenen Jahren schon häufiger zu Unruhen. 1987 wurden im Zentralgefängnis von Sao Paulo 60 Gefangene getötet, als die Polizei 30 Geiseln befreite.

Stichwahl in Rumänien nötig

BUKAREST, 4. Oktober (AFP). Die Zentrale Wahlbehörde in Bukarest hat am Sonntag das amtliche Endergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen vom 27. September in Rumänien bekannt gegeben. Danach entfielen auf den noch amtierenden Staatspräsidenten Ion Iliescu von der Demokratischen Front zur Nationalen Rettung (FDSN) 47,34 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der oppositionellen Demokratischen Konvention, Emil Constantinescu, errang 31,24 Prozent. George Funar von der Partei der Nationalen Einheit kam auf 10,88 Prozent. Iliescu und Constantinescu müssen jetzt sich einer Stichwahl stellen, die für den 11. Oktober vorgesehen ist.

Brasiliens Börse verunsichert Unbekannter wurde Finanzminister im neuen Kabinett Franco

RIO DE JANEIRO, 4. Oktober (AFP/ rey). Der brasilianische Vize-Präsident Itamar Franco hat am Freitag die Regierungsgeschäfte von Fernando Collor de Mello übernommen, gegen den ein Amtsenthebungsverfahren wegen Korruption eingeleitet wurde. Franco ernannte 17 neue Minister, das Wirtschaftsministerium wurde in ein Finanz- und ein Planungsressort aufgeteilt. Die Nominierung des weitgehend unbekannten Abgeordneten Gustavo Krause zum Finanzminister löste auf den Finanzmärkten des Landes Unsicherheit aus. Die Börsen in Sao Paulo und Rio de Janeiro verzeichneten Kursverluste von bis zu acht Prozent. Krause und der neue Planungsminister Paulo Haddad sagten, daß es keine einschneidenden Änderungen des Wirtschaftsprogramms geben werde. Der 62jährige Franco versprach bei der Amtsübernahme, daß in seiner Regierung kein Platz für korrupte Politiker sei.

Der Übergangsregierung unter Franco gehören Politiker der Partei der Brasilianischen Sozialdemokratie (PSDB), der Partei Liberale Front (PFL), der Demokratischen Arbeitspartei (PDT) sowie parteilose Mitglieder an. Die Arbeiterpartei (PT) und die Partei der Demokratischen Bewegung Brasiliens (PMDB) wollen zwar nicht direkt in der Regierung mitarbeiten, unterstützen jedoch Franco. Der Übergangspräsident sagte nach der Regierungsbildung, mehrere "bedeutende" Persönlichkeiten hätten ihre Mitarbeit in der Regierung verweigert. Neuer Außenminister wird Fernando Henrique Cardoso von der PFL, das Justizressort übernimmt Mauricio Correa (PDT).

Die neuen Minister für Planung und Finanzen beteuerten angesichts der Kursstürze an der Börse, daß die bisherige Wirtschaftspolitik beibehalten werde. Die Privatisierung staatlicher Betriebe werde fortgesetzt und die Verpflichtungen gegenüber den internationalen Finanzinstitutionen würden eingehalten, hieß es. Krause und Haddad kündigten eine Steuerreform an und setzten sich die Bekämpfung der Inflation zum Ziel.

Das brasilianische Abgeordnetenhaus hatte am Dienstag ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Staatschef beschlossen, der unter Korruptionsverdacht steht. Collor muß nun innerhalb von 20 Tagen seine Verteidigungsschrift beim Senat vorlegen.

"Neonazis in der DDR aktiv"

BONN, 5. Oktober (AFP). In der DDR gab es nach Informationen der ZDF-Sendung "Bonn Direkt" seit Ende der 70er Jahre neonazistische Aktivitäten, die zum Teil vom Westen aus gesteuert wurden. "Bonn direkt" beruft sich in seiner Sendung am Sonntag auf bislang unbekannte Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die der Berliner Gauck- Behörde vorliegen sollen. Aus Geheimberichten des MfS gehe ferner hervor, daß es bis Ende der 80er Jahre in der DDR massive neonazistische Ausschreitungen, auch gegen Ausländer, in Ost-Berlin, Rostock und Dresden gegeben habe. Der Versuch der Stasi, die Gruppierungen durch inoffizielle Mitarbeiter auszuforschen und zu zerschlagen, sei offenbar erfolglos geblieben.

Rechtsradikale zogen mit "Ausländer-raus"-Rufen durch Dresden Demonstration vom Verwaltungsgericht genehmigt / Anschläge auf Asylbewerberheime / Zwei jüdische Friedhöfe geschändet

BERLIN, 4. Oktober (AFP/AP/Reuter/ dpa). Im Bundesgebiet, vor allem in den neuen Ländern, hat es am Wochenende zahlreiche Aktionen und Anschläge Rechtsradikaler gegeben. An einer Demonstration der "Nationalen Offensive" in Dresden nahmen rund 600 Personen teil. Sie forderten in Sprechchören "Deutschland den Deutschen" und "Ausländer raus". Die Veranstaltung war von der Stadt zunächst untersagt, am Freitag aber durch das sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen genehmigt worden. Das Gericht hatte die Sicherheitsbedenken der Stadtverwaltung zurückgewiesen, weil sie nicht genügend Belege für eine Gefährdung dargebracht habe.

Im südbrandenburgischen Massen kamen am Samstag zu einem Rockkonzert rechtsradikaler Gruppen 1500 Skinheads aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen. Wie die Polizei in Cottbus mitteilte, wurden 42 Rechtsradikale wegen Waffenbesitzes, Widerstands oder Sachbeschädigung festgenommen. Auf das Asylbewerberheim in Greifswald-Ladebow warfen Unbekannte zwei Brandsätze, die jedoch rasch gelöscht wurden. Auch in Rostock- Schmarl flogen zwei Molotowcocktails gegen ein Asylbewerberheim. Die Polizei stellte die Personalien der jugendlichen Täter fest. Im brandenburgischen Zehdenick nördlich von Berlin wurde aus einem Auto ein Brandsatz auf ein Asylbewerberheim geworfen. Auf einem jüdischen Friedhof in Strausberg rissen vier Personen Blumen aus den Grabanlagen. Auch der jüdische Friedhof in Stuttgart Bad-Canstatt und der Jüdische Ehrenfriedhof in Dortmund wurden geschändet. Grabsteine wurden mit Hakenkreuzen und "Sieg Heil" beschmiert.

In Höhnstedt in Sachsen-Anhalt griffen vier Unbekannte in der Nacht zum Sonntag ein Wohnheim für polnische Arbeiter mit Betonplatten an. Nach Angaben der Landespolizeidirektion in Magdeburg zerstörten sie mehrere Fenster, traten die Tür des Gebäudes ein und kippten einen Eimer mit Asche in den Flur. Die 50 Bewohner des Heims blieben unverletzt.

Schwere Kopfverletzungen erlitt eine junge Frau bei einer Prügelei zwischen etwa 60 Rechts- und Linksradikalen in Halle. Die Prügelei hatte nach der Vorführung eines Films über Rechtsradikalismus begonnen. Nach Angaben des Innenministeriums mußten mehrere Verletzte ärztlich behandelt werden. Die Kinoeinrichtung und fünf Autos wurden demoliert und vier Randalierer vorläufig festgenommen.

Im thüringischen Saalfeld nahm die Polizei in der Nacht zum Sonntag 13 Skinheads fest, die einen Angriff auf das dortige Asylbewerberheim planten. So hätten sie in Gaststätten Handzettel mit der Aufforderung "Auf zur letzten Entscheidungsschlacht" verteilt.

Im Kampf gegen die wachsende Gewalt von rechts befürwortet Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) auch Verbote gewalttätiger Gruppierungen. Seiters wolle sich bei der Sonderkonferenz der Innen- und Justizminister von Bund und Ländern am kommenden Freitag dafür einsetzen, die Möglichkeit solcher Verbote prüfen zu lassen, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Roland Bachmeier, am Sonntag.

Polizei und Staat gehen nach Ansicht des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, nicht mit der notwendigen Härte gegen rechtsradikale Gewalttäter vor. Bubis berichtete in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung von Drohungen und Schmähbriefen, die ihn nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Zentralrats erreicht hätten. Im Gegensatz zu früher seien solche Briefe oft nicht mehr anonym, sondern trügen Name und Adresse des Absenders, sagte Bubis.

Skins und Punks Liebesspiel im Theater

WARSCHAU, 5. Oktober (AFP/dpa). Eine Theatergruppe aus Nowa Huta bei Krakau - wo am Donnerstag ein deutscher Lkw-Fahrer erschlagen wurde - ist am Sonntag nach Berlin gereist, um dort Shakespeares "Romeo und Julia" mit rivalisierenden Punk- und Skinhead-Gruppen auf die Bühne zu bringen. Regisseur Jerzy Federowicz rechtfertigte die geplanten Aufführungen als "eine Lektion der Liebe, der Ablehnung von Haß". Diese Botschaft bleibe "angesichts der Tragödie, die sich in Nowa Huta zugetragen hat, gültig", fügte Federowicz hinzu. Bei den Akteuren des Ludowy-Theaters aus Nowa Huta handelt es sich um Amateurschauspieler - Punks und Skinheads, die die Fehde zwischen den Veroneser Adelsfamilien der Montagues und Capulets aktualisieren sollen.

Eine Gruppe von Skinheads hatte am Donnerstag in Nowa Huta drei deutsche Lkw-Fahrer aus Eisenhüttenstadt angegriffen und zusammengeschlagen. Einer der drei erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Vier polnische Skinheads waren am Samstag in Krakau in Haft genommen worden. Die Rechtsradikalen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwischen 15 und 21 Jahren alt.

Eine Gruppe randalierender Jugendlicher stürmte im mecklenburgischen Kreis Sternberg am Sonntag abend ein Asylbewerberheim. Bei dem Überfall in der Ortschaft Kiez wurde ein Ausländer im Asylbewerberheim schwer mißhandelt. Nach Polizeiangaben erlitt er eine Nasenbeinfraktur. Die Polizei konnte drei tatverdächtige Jugendliche ermitteln.

Zu einer Massenschlägerei zwischen rechtsradikalen Jugendlichen und Asylbewerbern kam es am Sonntag abend vor dem Asylbewerberheim in Eilenburg (Sachsen). Nach Polizeiangaben waren 70 Jugendliche zum Heim gezogen und hatten ausländerfeindliche Parolen gerufen.

Öl-Leck an Condor-Maschine

FRANKFURT A. M., 4. Oktober (lhe). Wegen eines Triebwerkschadens an einem Flugzeug des deutschen Charterfliegers Condor sind 250 Passagiere zwei Tage später von ihrem Afrikaurlaub zurückgekommen als geplant. Wie eine Sprecherin der Gesellschaft berichtete, war am Donnerstag beim routinemäßigen Zwischenstopp zum Auftanken am Kilimandscharo an der aus Mombasa (Kenia) kommenden zweimotorigen Boeing 767 ein Ölleck an einem Triebwerk festgestellt worden. Die Fluggäste saßen so zwei Tage lang fest, ehe aus Frankfurt eine Ersatzmaschine eintraf. Für die Flugzeuginsassen habe zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden, weil der Pilot das Leck rechtzeitig bemerkt habe.

Herbst kommt jetzt mit Regen und Kälte

Ein Tief bringt den Herbst nach Deutschland: "Windig, regnerisch, ungemütlich und kalt", so beschrieb der Deutsche Wetterdienst am Sonntag das Wetter der nächsten Tage. Die Temperaturen sollen zwischen zehn und 15 Grad schwanken. Spätestens Mittwoch fällt die Quecksilbersäule sogar unter die Zehn- Grad-Marke. Eine Besserung sei nicht in Sicht, hieß es beim Wetterdienst. Das Schmuddelwetter wird sich halten.

(Wetterbericht heute auf Seite 16)

Mann von Auto erfaßt und getötet - Fahrer flüchtete

HESSISCH-LICHTENAU. Ein 53jähriger Mann ist am frühen Sonntagmorgen in Großalmerode (Werra-Meißner-Kreis) von einem Auto erfaßt und getötet worden. Wie die Polizei in Hessisch Lichtenau mitteilte, wurde der Mann 160 Meter mitgeschleift, "bis der Wagen ihn wieder freigab". Bremspuren seien an der Unfallstelle nicht zu sehen.

Der Fahrer des Autos, vermutlich ein BMW, flüchtete nach dem Unfall. Der Wagen ist vermutlich am Kühlergrill beschädigt. lhe

RADSPORT "RUND UM DEN INSELBERG", Relegation zur Bundesliga (176 km): 1. Lehmann (RSG Frankfurt/Main) 5:26:08, 2. Zemke (RSG Frankfurt/Main) 34 s zurück, 3. Ullrich (Hamburg) 2:36 min zurück, 4. Wartenberg (RSG Frankfurt/Main) 5:28, 5. Labbe (RSG Westfalen) 7:26, 6. Meyer (Worringen), 7. Tinius (RG Berlin) beide gleiche Zeit, 8. Grabsch (Hamburg) 9:45, 9. Nestler (LG Frankfurt/Main) 13:47, 10. Roth (LG Frankfurt/Main) 13:58. - Endstand der Relegation: 1. RSG Frankfurt/Main 60 Punkte, 2. RG Hamburg 56, 3. RG Berlin 48, 4. LG Frankfurt/Main 44, 5. Team Stützpunkt Büttgen 43, 6. Bayer Worringen 42, 7. RG Hameln- Preetz 39 - alle für die Bundesliga-Saison 1993 qualifiziert -, 8. LV Bayern 38.

KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: FTV Falkeneck Ffm. - RW Walldorf 2119:1989, Gut Holz Ingelheim - SC Offenbach 2069:2062, Bl-Weiß Plankstadt - AN Ffm-Riederwald 2059:2007, BW Dossenheim - Fortuna Kelsterbach 1981:1895, TSV Schott Mainz - RW Viernheim 2022:1876.

Hunderte bei Brand evakuiert

DÜSSELDORF, 4. Oktober (Reuter). Nach einem Großbrand in einer Kunststoffabrik im westfälischen Lengerich sind in der Nacht zum Sonntag rund 900 Menschen evakuiert worden. Ein Sprecher des Katastrophenschutzes teilte am Sonntag mit, bei dem Brand sei Salzsäure frei geworden, und es habe sich eine Wolke aus giftigen Gasen gebildet. Acht Feuerwehrmänner erlitten Rauchvergiftungen und Atemwegsverletzungen; drei kamen auf die Intensivstation. Die Ursache des Feuers war noch unklar.

Bundesbank will nicht in Lombardfalle tappen Nur ein kleines Signal der Währungshüter / Britisches Pfund weiter schwach / Italien beantragt Ecu-Kredit

SCHWERIN/FRANKFURT A. M. (rtr/ dpa/vwd/FR). Gelassenheit demonstrierten die meisten Aktien- und Devisenhändler nach der Entscheidung des Zentralbankrats der Bundesbank, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Die eher verhaltene Reaktion bei den Marktteilnehmern kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß weiterhin zahlreiche Währungen unter Druck stehen. Im Geldhandel wurde vor allem das kleine zinspolitische Signal beachtet, das die deutschen Währungshüter auf ihrer Sitzung in Schwerin aussandten.

Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger (siehe AP-Foto) sagte, sein Haus strebe einen Geldmarktzins von knapp unter neun Prozent an. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis werde die Notenbank in der kommenden Woche zu Wertpapierpensionsgeschäften mit einer Laufzeit von 14 Tagen übergehen. Schlesinger wies erneut Gerüchte zurück, er wolle wegen der Kritik an seiner Rolle während der Krise des Europäischen Währungssystems (EWS) zurücktreten.

Obwohl die Bundesbank den Geldmarktzins niedriger ansiedeln wolle als vor dem Höhepunkt der Turbulenzen im EWS habe sie Diskont- und Lombardsatz bei unverändert 8,25 beziehungsweise 9,5 Prozent belassen. Schlesinger erklärte, es sei für seine Behörde angenehmer, wenn sie eine ziemlich große Bandbreite habe, da sie in diesem Fall auch nicht so leicht "in die Lombardfalle" laufe. Beim derzeitigen Abstand zwischen Diskont- und Lombardsatz befinde sich die Notenbank in einer "vergleichsweise bequemen Situation".

Schlesinger bezifferte das Volumen der Interventionen der Bundesbank am Devisenmarkt seit Anfang September auf 92 Milliarden Mark. Der größte Teil davon entfiel auf die italienische Lira und das britische Pfund, die seit dem 16. September aus dem Festkurssystem ausgeschieden sind, sowie auf den französischen Franc, der vor und kurz nach dem Maastricht-Referendum in Frankreich in den Bann der Spekulation geraten war.

Aufgrund der hohen Devisenzuflüsse der vergangenen Wochen wurde der Anteil des normalerweise über Wertpapierpensionsgeschäfte gedeckten Zentralbankgeldbedarfs der Kreditinstitute stark reduziert. Die Anpassung an die veränderten Verhältnisse sei zunächst durch den Ausfall zweier Geschäfte vorgenommen worden. Bei den Wertpapierpensionsgeschäften wird die Bundesbank laut Schlesinger in dieser Woche vorerst zu Laufzeiten von 14 Tagen übergehen, nachdem diese bisher auf vier bis acht Wochen befristet waren. Die derzeit noch laufenden vier- bis achtwöchigen Geschäfte würden bei Verfall in 14tägige umgewandelt.

Das britische Pfund sackte am Freitag nach der Sitzung des Zentralbankrates weiter ab. Es notierte in Frankfurt mit 2,4530 nach zuvor 2,4780 Mark erneut auf einem Tiefststand. In London rutschte das Pfund sogar auf 2,4290 Mark ab. Ebenfalls unter Druck stand die italienische Lira. Das irische Pfund fiel auf seinen unteren Interventionspunkt im EWS mit 2,619 Mark, doch mußte die Bundesbank nicht stützen, da zum Mittelkurs auch ohne sie ein Marktausgleich zustande kam.

Der Dollarkurs pendelte am Freitag nachmittag bei 1,40 Mark. Zuvor war er in Frankfurt mit 1,4135 Mark "gefixt" worden. In New York schloß der Dollar mit 1,4055 Mark.

MAILAND (dpa/vwd). Italiens Regierung hat bei der EG-Kommission einen Ecu-Kredit beantragt. Sie begründete dies mit der Absicht, trotz der derzeitigen Turbulenzen an den Devisen- und Kapitalmärkten auch weiterhin alle Stufen der Wirtschafts- und Währungsunion mitmachen zu wollen. In Kreisen des Finanzministeriums in Rom hieß es, der Kredit solle der Abstützung des Zahlungsverkehrs mit dem Ausland dienen und dazu beitragen, die zuletzt zusammengeschmolzenen Devisenreserven wieder aufzufüllen. Gerechnet wird in Italien mit einem Kreditvolumen von zehn Milliarden Ecu (etwa 19,7 Milliarden Mark). Die Regierung nannte keine Summe.

Rußland droht Georgien für den Fall der Beschlagnahme von Waffen "Bewaffneter Zusammenstoß möglich" / Schwere Kämpfe gegen abtrünnige Abchasier / Schewardnadse sieht keinen Ausweg

MOSKAU, 4. Oktober (Reuter). In den Konflikt zwischen Georgien und seiner abtrünnigen Schwarzmeerregion Abchasien droht jetzt auch Rußland hineingezogen zu werden. Nach dem Beschluß des georgischen Staatsrats, die Waffen der russischen Stationierungstruppen zu beschlagnahmen, warnte der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschow am Sonntag, dies könne zu einem "bewaffneten Zusammenstoß" führen. Der georgische Staatschef Eduard Schewardnadse sagte nach der Eroberung der abchasischen Stadt Gagra durch Rebellen, er habe keine Hoffnung mehr auf eine friedliche Beilegung des Konflikts.

Gratschow erklärte der Nachrichtenagentur ITAR-TASS zufolge, Georgiens "einseitige Entscheidung" sei eine grobe Verletzung aller früheren Abkommen über die Aufteilung des Besitzes der Streitkräfte der ehemaligen Sowjetunion. Die russischen Einheiten hätten den Befehl, die gewaltsame Aneignung ihrer Ausrüstung und ihrer Gebäude zu verhindern. Die russischen Stationierungstruppen stammen noch aus der Zeit, als Georgien Mitglied der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) war. Nach deren Auflösung hatte sich Georgien der nachfolgenden Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) nicht angeschlossen.

Der Beschluß des georgischen Staatsrats vom Samstag wird Presseberichten zufolge damit begründet, daß Georgien in einen Krieg um Abchasien gezogen worden sei: "Jetzt brauchen wir das Gerät, um ihn zu führen", hieß es zur Begründung der Entscheidung. Rußland hat bislang vergeblich versucht, in dem Konflikt um die Region, die zu Zeiten der UdSSR ein selbstverwaltetes Gebiet war, zu vermitteln.

Der frühere sowjetische Außenminister Schewardnadse erklärte am Samstag vor Journalisten, erstmals in seinem Leben müsse er sagen, daß er keinen Ausweg sehe. Die Rebellen hätten die Friedensvereinbarungen vom September nicht umgesetzt. Rußland heiße diesen Betrug auch noch gut. Die neuerlichen Kämpfe seien durch eine Erklärung des russischen Parlaments von der vergangenen Woche ausgelöst worden, in dem der Abzug der georgischen Sicherheits- kräfte aus Abchasien gefordert worden war. Bei einem Flug über Abchasien wurde Schewardnadses Hubschrauber beschossen.

Die abchasischen Separatisten hatten am Freitag nach rund 24stündigen Kämpfen den Schwarzmeerort Gagra erobert. Regierungsangaben zufolge wurden sie dabei von Einheiten aus Südrußland unterstützt. Das russische Fernsehen berichtete, bei den Kämpfen seien 15 abchasische Soldaten ums Leben gekommen und 40 verletzt worden. Ein georgischer Kommandeur sprach von sechs Toten und 82 verwundeten Soldaten in seiner Truppe. Die georgische Luftwaffe setzte daraufhin nach Angaben des Staatsrats in Tiflis erstmals in dem Konflikt Kampfflugzeuge und Hubschrauber gegen die Rebellen ein.

Der russische Präsident Boris Jelzin drohte mit einer Intervention zum Schutz der Russen in Georgien, die durch den Konflikt in Gefahr geraten seien. Der Konflikt in Abchasien brach aus, nachdem das örtliche Parlament im Juli seine Unabhängigkeit erklärt hatte.

Siemens-Mitarbeiter in Algier an Straßensperre erschossen

ALGIER, 4. Oktober (Reuter). Ein leitender Angestellter der Siemens AG ist nach Angaben der deutschen Botschaft in der algerischen Hauptstadt Algier von der Polizei erschossen worden; er habe mit überhöhter Geschwindigkeit eine Kontrollstelle der Polizei passiert. Ein Kollege des Toten sagte, dieser habe die am Straßenrand gelegene Kontrollstelle möglicherweise übersehen.

Die Straßen-Kontrollstellen wurden nach Beginn einer Welle von Anschlägen vermutlich fundamentalistischer Moslems gegen die Sicherheitskräfte im Februar eingerichtet. An Autofahrer erging die Aufforderung, langsam an die Kontrollstellen heranzufahren und verdächtiges Verhalten zu vermeiden.

Fracht-Jumbo-Jet stürzte auf Amsterdamer Vorstadt Polizei rechnet mit bis zu 200 Toten / Triebwerkschaden?

AMSTERDAM, 4. Oktober (Reuter/AP/dpa). Bis zu 200 Menschen sind beim Absturz eines Frachtflugzeugs vom Typ Boeing 747 am Sonntag abend in einer Amsterdamer Trabantenstadt ums Leben gekommen. Der Jumbo- Jet der israelischen Fluggesellschaft El Al war in Wohnblocks gerast und nach Augenzeugenberichten in einem riesigen Feuerball explodiert. Die Gebäude gingen in Flammen auf. Nach Angaben der Polizei kamen zwischen 100 und 200 Menschen in der Feuersbrunst um. Kurz vor dem Absturz hatte die Besatzung Feuer in zwei Triebwerken gemeldet.

Eine Sprecherin der niederländischen Luftfahrtbehörde erklärte, es gebe keine Anzeichen dafür, daß die Maschine in der Luft explodiert sei. In ersten Berichten war der Verdacht eines Bombenanschlages geäußert worden. Israels Außenminister Schimon Peres sagte im israelischen Rundfunk, die Absturzursache sei noch nicht geklärt.

Der Jumbo-Jet war um 18.22 Uhr vom Amsterdamer Flughafen Schiphol nach Tel Aviv gestartet. Um 18.32 Uhr setzte die Besatzung einen Notruf ab, nachdem sie Feuer in zwei der vier Triebwerke entdeckt hatte. Das niederländische Fernsehen berichtete, die Maschine habe um die Erlaubnis zu einer Notlandung gebeten. Der Pilot habe den Jumbo über einen nahen See geflogen, um Treibstoff abzulassen, und dann versucht, nach Schiphol zurückzufliegen. Vier Minuten später raste die Maschine im Sturzflug in zwei miteinander verbundene neungeschossige Wohnblöcke mit insgesamt 480 Wohnungen im Vorort Bijlmermeer.

Noch Stunden nach der Explosion brannten die Gebäude lichterloh. Die Amsterdamer Stadtverwaltung teilte mit, 50 Wohnungen seien direkt getroffen worden, in der Stadt wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Die vier Menschen an Bord der Maschine seien auf der Stelle tot gewesen. Stunden nach dem Unglück waren etwa 40 Tote geborgen.

Gefängnisausbruch per Hubschrauber

PARIS, 5. Oktober (Reuter). Drei Kriminelle sind am Sonntag mit dem Hubschrauber aus einer Haftanstalt nahe Paris geflohen. Die Behörden teilten mit, die drei Männer seien auf einem nahegelegenem Sportplatz gelandet, hätten dort einen Wagen gestohlen und ihre Flucht fortgesetzt. Nach Angaben der Gefängnisleitung brach nach Bekanntwerden der spektakulären Flucht Unruhen in der Anstalt Bois d'Arcy südwestlich der französischen Hauptstadt aus. Der Hubschrauber war am Morgen in den Gefängnishof eingeschwebt. Der Helikopter war von einem Mann in einem Fliegerverein gemietet worden. Mit der Waffe in der Hand habe er den Piloten zum Flug auf das Gefängnis gezwungen, teilte die Anstaltsleitung mit.

KUNSTTURNEN BUNDESLIGA, zweiter Wettkampftag: OSC Potsdam - Chemnitzer SC 222,75:218,35, Eintracht Frankfurt - SV Halle 214,05:224,50, TK Hannover - SC Berlin 224,35:219,40, SC Cottbus - WKTV Stuttgart 228,20:223,45.

Gieseler fordert Hansen zum Handeln auf "Solidaritäts-Fonds der West-Klubs für Osten"

Der "Tag der deutschen Einheit" hat das alte Duell zwischen DSB-Präsident Hans Hansen und Karlheinz Gieseler neu belebt. Der ehemalige Generalsekretär des Deutschen Sportbundes (DSB) kritisierte das Verhalten der deutschen Sportführung im Vereinigungsprozeß und brachte mit seiner Forderung nach einem Solidaritätsbeitrag der westdeutschen Vereine für den Ost-Sport eine neue Qualität in die Diskussion.

Im Deutschlandfunk äußerte der 1989 aus DSB-Diensten geschiedene Gieseler Unverständnis an der Haltung von Hansen, "der unentwegt 75 Millionen Mark für den Aufschwung Ost von der Bundesregierung fordert und nicht merkt, wie gut es für seinen Wunsch in Bonn und für die emotionale Kraft bei den Ostdeutschen wäre, wenn er selbst mit einem Solidaritäts-Fonds des westdeutschen Sports voranginge".

Rückblickend auf zwei Jahre deutsche Vereinigung bedauerte Gieseler, daß die Führung des Deutschen Sportbundes unmittelbar nach der Wende in der DDR kein eigenes, von der Politik unabhängiges Konzept verfolgt habe. Hansen müsse nun den Mut haben, einen Solidar- Fonds bei den 20 Millionen DSB-Mitgliedern in den alten Bundesländern durchzusetzen. Die Ostdeutschen hätten die schwere Last der Einheit zu tragen. Gieseler: "Die Einheit, die wir wollen, ist die Einheit der gegenseitigen Leistung." Es müsse möglich sein, "von jedem westdeutschen Vereinsmitglied eine Mark für den Anschub des ostdeutschen Sports zusammenzubringen". Der Ertrag: 20 Millionen Mark für den Auf- und Ausbau des Ostsports.

Hansen unterstrich dagegen in Mecklenburg-Vorpommerns Hauptstadt Schwerin, der Sport habe "in den zwei Jahren seit der Vereinigung Deutschlands sehr viel mehr für das menschliche Miteinander geleistet" als andere Bereiche der Gesellschaft. Nicht zufrieden äußerte sich der Sportführer "mit der Entwicklung in den Vereinen und im Bereich des Breitensports in den neuen Ländern". Das größte Problem des Sports in den neuen Ländern seien weiterhin die maroden Sportstätten. Für den Spitzensport forderte Hansen am Tag der deutschen Einheit professionellere Führung und Gestaltung.

Auf seiner Jahrespressekonferenz bekräftigte der Deutsche Sportbund (DSB) am Freitag abend seinen Kampf gegen den Drogenmißbrauch innerhalb der bundesweiten Aktion "Keine Macht den Drogen". Am Samstag war die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern Schauplatz des zentralen Trimm-Festivals des DSB, an dem sich einige tausend Besucher aktiv beteiligten.

"Wir werden alles tun, um den Maßnahmen der Bundesregierung im Rahmen der Initiative ,Keine Macht den Drogen' zum Erfolg zu verhelfen", sagte Hansen auf der Jahrespressekonferenz. Sportler seien nachahmenswerte Vorbilder, die durch ihre persönliche Ausstrahlung demonstrativ eine gesunde Lebensführung dokumentierten, meinte Hansen.

Das traditionelle Trimm-Festival, an dem seit dem Gründungsjahr 1972 weit über 20 Millionen Bundesbürger teilnahmen, fand erstmals in den neuen Bundesländern statt. Unter dem Motto "Sport sehen, probieren, erleben" gab es in unmittelbarer Nähe des Schweriner Schlosses den ganzen Tag über bei strahlendem Sonnenschein ein buntes Treiben, zu dessen Gelingen 18 Schweriner Sportvereine beigetragen hatten. Insgesamt wurden 31 Sportarten vorgestellt. sid/dpa

Handball-Bundesliga der Männer Schwere Zeiten für den VfL Gummersbach

Für den VfL Gummersbach bricht die schwerste Zeit in seiner ruhmreichen Vereinsgeschichte an. Der deutsche Rekordmeister, mit 27 Titeln der erfolgreichste Verein der Welt, steckt in einer tiefen Krise, trägt nach dem 23:23 gegen den TV Niederwürzbach mit 1:7 Punkten weiter die "Rote Laterne" und kämpft in dieser Saison ums nackte Überleben. Nach dem schlechtesten Bundesligastart aller Zeiten wackelt der Stuhl von Trainer Hrvoje Horvat bedenklich. Vizepräsident Albrecht Lenz, der starke Mann in Gummersbach, forderte eine Krisensitzung: "Dabei muß auch über die Trainerfrage nachgedacht werden."

Horvat, seit Juni 1992 im Amt und bis 1994 unter Vertrag, wird mangelnde Motivation und zu lasches Training vorgeworfen. Der VfL Gummersbach steht ganz unten - der THW Kiel ganz oben. Der Traditionsverein von der Förde, der seit 1963 einem Titel hinterherläuft, verdrängte durch einen 22:19-Sieg über Schutterwald bei 8:2 Punkten den spielfreien TBV Lemgo (6:0) von der Spitze.

Super waren vor 7000 Zuschauern die Auftritte von Wolfgang Schwenke (10/5) und Torhüter Michael Krieter, der die "big points" hielt und von Schutterwalds Coach Spasoje Skercevic über den grünen Klee gelobt wurde. sid

SCHWIMMEN SCHWIMMFEST in Biberach, Männer, 100 m Freistil: 1. Michael (Neckar-Enz) 54,20 Sekunden, 2. Engler (Riedlingen) 55,40, 3. Herbst (Leipzig) 57,40.

100 m Brust: 1. Ludwig (Cannstatt) 1:07,10 Minuten, 2. Müller (Biberach) 1:12,80, 3. Tschistjakow (Leipzig) 1:16,20.

100 m Schmetterling: 1. Wailakis (Cannstatt) 1:00,60 Minuten, 2. Kriedel 1:01,60, 3. Engler 1:02,00.

100 m Rücken: 1. Wailakis 1:03,50, 2. Engler 1:03,70, 3. Herbst 1:04,80.

Frauen, 100 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 56,70 Sekunden, 2. Renner (Biberach) 58,70, 3. Stolze (Berlin) 1:01,30 Minuten.

100 m Brust: 1. Brendel (Berlin) 1:12,50, 2. Helm (Berlin) 1:16,30, 3. Swetlik (Cannstatt) 1:17,30.

100 m Schmetterling: 1. Lehm (Leipzig), Renner beide 1:04,00, 3. Knödl (Berlin) 1:06,60.

100 m Rücken: 1. van Almsick 1:03,20, 2. Stolze 1:04,20, 3. Renner 1:08,10.

ROLLKUNSTLAUF WELTMEISTERSCHAFT in Tampa/Florida, Männer, Endstand: 1. Guerra 1035,40 Punkte, 2. Kokorovec (beide Italien) 996,40, 3. Planiol (Spanien) 944,30, 4. Sutcliffe (Australien) 943,20, 5. Smith (Großbritannien) 939,70, 6. Sanchez-Cisneros (Spanien) 931,10, 7. Kaiser (Freiburg) 929,90, 8. Taylor (Großbritannien) 929,70, 9. Tietjen (Frankfurt) 916,80, 10. Deen (Neuseeland) 866,60, 11. Molinari (Argentinien) 851,30, 12. Blondel (Frankreich) 850,30, 13. Cheng-Che (Taiwan) 833,10, 14. Bayford (Kanada) 832,00, 15. Monadier (Frankreich) 829,60.

Frauen, Endstand: 1. del Vinaccio (Italien) 1032,20, 2. Dayney (USA) 1002,90, 3. Allori (Italien) 974,20, 4. Bourguignon (Frankreich) 923,80, 5. Otten (Hamburg) 896,00, 6. Keagan (Kanada) 879,30, 7. Martinez (Spanien) 882,50, 8. Weimer (Bochum) 866,20, 9. Frommann (Darmstadt) 861,90, 10. Haylett (Großbritannien) 846,60, 11. Barten (Niederlande) 832,60, 12. Obana (Japan) 829,30, 13. Alegre (Argentinien) 825,80, 14. Blackler (Neuseeland) 813,30, 15. Cabezuelo (Frankreich) 811,50.

Paarlauf, Endstand: 1. Ferri/Venerucci (Italien) 537,40, 2. Davidson/Fetro 528,10, 3. Salas/ de Motte (alle USA) 501,00, 4. Friedel/Löhe (Heilbronn) 495,90, 5. Mancini/Zocca (Italien) 489,20, 6. Acree/Castellano (USA) 484,90, 7. Mugica/Fissolo (Argentinien) 467,80, 8. Torrente/ Forero (Kolumbien) 411,90, 9. Music/Music (Kroatien) 408,60.

Rolltanz, Endstand: 1. Monahan/Waite 537,00, 2. Friday/Patten (alle USA) 528,75, 3. Rinaldi/ Borsarini (Italien) 523,75, 4. Graney/Cabral (USA) 514,75, 5. Lanzoni/Stanzani (Italien) 487,80, 6. Worner/Sampson (Großbritannien) 484,95, 7. Culcasi/Culcasi (Italien) 474,90, 8. Gebauer/Haber 473,60, 9. Walter/Karbowski (alle Kiel) 463,60, 10. Chivers/Hales (Großbritannien) 452,80, 11. Geen/Hickman (Kanada) 446,65, 12. Armstron/Gill (Australien) 440,15, 13. Chardon/ Nogues (Frankreich) 436,80, 14. Lopez/Agrelo 418,80, 15. Lazzerini/Porce (alle Argentinien) 404,50.

Deutschlands Stürmer bestätigt Rücktritt von DFB-Elf Rudi Völler sagt "tschüs" Marseille schlägt AC Monaco / Klinsmann arg gefoult

Beifall brandete auf, als Rudi Völler nach dem 1:0(0:0)-Sieg von Olympique Marseille im französischen Spitzenspiel gegen AS Monaco das Vereinsrestaurant "Maracana" im Stadion von Marseille betrat. Zwar hatte der Torjäger kein Tor erzielt, doch hatte Völler durch seinen kämpferischen Einsatz nicht unwesentlich zum Sieg vor 43 000 Zuschauern im ausverkauften Stadion beigetragen.

Das "Tor des Tages" gelang in der 76. Minute Didier Deschamps mit einem Flachschuß aus 25 Metern, der Ex-Nationaltorhüter Jean Luc Ettori, der bis dahin mit Superparaden aufgewartet hatte, bei durch einsetzenden Regen klitschig gewordenen Rasen, über die Hand rutschte. Titelverteidiger Marseille liegt jetzt punktgleich mit Nantes an der Tabellenspitze vier Punkte vor Monaco.

Jürgen Klinsmann war die aktuelle Situation nach Spielschluß völlig gleichgültig. Er erregte sich immer noch über ein Foul von Basile Boli. Der Abwehrchef von Marseille und der französischen Nationalmannschaft hatte ihm in der 66. Minute den Ellenbogen gegen die Halsschlagader gerammt. Klinsmann: "Härte in einem Spitzenspiel ist eins, aber das war ein ganz häßliches Foul, weil der Ball schon weg war. Ich bin normalerweise nicht nachtragend und denke nicht an Revanche, aber zu dem habe ich schon gesagt, daß wir uns in Monaco wiedersehen werden." Bleibt die Frage, ob Boli genug deutsch versteht, um die Warnung beherzigen zu können.

Rudi Völler, der sich sofort um seinen Landsmann kümmerte - Klinsmann lag minutenlang, nach Luft hechelnd, am Boden - bestätigte, daß es in Frankreich gerade gegen die Spitzenmannschaften oft hart zur Sache geht: "Das ist wie in der Bundesliga, nur werden in Deutschland die Spieler viel besser geschützt. Unglaublich, was die Schiedsrichter hier manchmal durchgehen lassen."

Völler, der bei Nieselregen minutenlang auf seinen Auftritt im Aktuellen Sportstudio des ZDF warten mußte, bestätigte noch einmal seine Absicht, mit dem Länderspiel am 14. Oktober gegen Mexiko in Dresden seine internationale Karriere zu beenden: "Zehn Jahre Nationalmannschaft sind genug. Berti Vogts hat mit Kalle Riedle eine Bank im Sturm, und ob sich neben ihm Jürgen Klinsmann oder Andreas Thom durchsetzt, werden die nächsten Länderspiele zeigen. Ich glaube, Deutschland braucht mich nicht mehr."

Gleichzeitig verriet Völler, wie sehr er sich auf ein Abschiedsspiel freut. Ein letztes Mal die "Ruuudi"-Sprechchöre zu hören, wirkt auf ihn wehmütig. Völler: "Ich habe in der letzten Woche mit dem DFB telefoniert, 25 000 Tickets sind schon verkauft. Jetzt hoffe ich nur, daß nicht irgendwelche idiotischen Radaubrüder meinen Abschied beschmutzen."

Jürgen Klinsmann akzeptiert klaglos, gegen Mexiko für Völler auf die Bank zu müssen: "Dresden, das ist Rudis Spiel. Ihm gebührt ein bombiger Abschluß nach all dem, was er für den deutschen Fußball geleistet hat." sid

Zweite Bundesliga bleibt spannend "Luftholen zur Schlußattacke" Freiburg auf Höhenflug nicht zu bremsen / Köln immer besser

Die Freiburger sind auf ihrem Höhenflug in der Zweiten Fußball-Bundesliga einfach nicht zu stoppen. Nach 17 Runden ziehen sie an der Tabellenspitze ungerührt ihre Kreise und fertigten die Mitfavoriten reihenweise ab. Der VfB Leipzig wurde mit 1:0 geschlagen auf die Heimreise geschickt, und nur Bundesliga-Absteiger MSV Duisburg könnte mit einem Sieg im Nachholspiel am Mittwoch in Hannover wieder bis auf zwei Punkte Tuchfühlung halten.

"Ausgeglichenheit und Formkonstanz sind unsere Trümpfe, und auch die Pokalpleite gegen Hertha BSC hat uns nicht aus der Bahn geschmissen", kalkuliert der 44jährige Trainer Volker Finke cool. "Im Gegenteil, jetzt machen wir wegen der Pokalpause erst einmal vier Tage nichts: Luftholen zur Schlußattacke in der Hinrunde. Der Aufstieg bleibt unser Ziel, aber es sind erst 17 Runden gespielt, da ist weiter volle Konzentration nötig."

"Wundermann" Jürgen Sundermann konnte mit seinen Sachsen in Freiburg außer der schönen Reise nicht viel positives verbuchen. "Wir wollten vorn dranbleiben, aber der eine Treffer wurde uns zum Verhängnis. Es war mehr drin, aber in der ersten Hälfte haben wir viel zu wenig gemacht, und mit Durchschnitt kann man nicht ganz vorn mitspielen."

Mannschaft der Stunde bleibt Fortuna Köln, die sich anschickt, wie Phönix aus dem drohenden Ruin eine neue Erfolgsgeschichte zu schreiben. In der Vorsaison praktisch schon abgestiegen und nur durch den Lizenzentzug von Blau-Weiß 90 Berlin in die Relegation gerutscht, mischen die Jungs von Gerd Roggensack durch Erfolge zu Hause wie auswärts ganz vorn mit und verdrängten mit dem 1:0-Sieg in Oldenburg sogar Absteiger und Mitfavorit FC Hansa Rostock vom dritten Rang.

Die Hanseaten, 13 Spiele in Folge unbesiegt, sicherten sich bei Mitabsteiger Fortuna Düsseldorf den achten Auswärtszähler und bleiben auf Kurs Wiederaufstieg. Während die Rheinländer vor der Minuskulisse von 3.800 Zuschauern nach dem 1:1 auch noch die "Rote Laterne" übernahmen, sprach Coach Aleksandar Ristic vom "besten Spiel der letzten Zeit".

Er verteilte artig Blumen: "Acht Rostocker waren aus der Bundesliga-Zeit dabei, bei uns muß die Truppe ganz neu zusammenwachsen, da muß man Geduld haben und gegen Rostock auch mit einem Punkt zufrieden sein." sid/dpa

Tischtennis-Ranglistenturnier Roßkopf und Nemes Beste der Top 12

Titelverteidiger Jörg Roßkopf aus Düsseldorf und Olga Nemes aus Dülmen gewannen am Sonntag das nationale Tischtennis-Ranglistenturnier "Top 12" in Marburg. Der 24 Jahre alte Jörg Roßkopf, drei Wochen durch ein Überbein am linken Handgelenk außer Gefecht gesetzt, besiegte im Finale den Mülheimer Hans- Jürgen Fischer souverän in nur 20 Minuten 21:16, 21:15, 21:13. Im Frauen-Endspiel setzte sich Olga Nemes gegen die viermalige deutsche Meisterin Nicole Struse 21:19, 16:21, 21:16, 21:13 durch.

"Ich hatte mit meiner Hand keine Probleme und bin nach meiner Pause mit der Form zufrieden", sagte Roßkopf nach dem Finale, in das er wie sein Kontrahent Fischer ungeschlagen gegangen war. Dies galt auch für die Finalistinnen.

Unerwartet schwach hatten sich zwei Akteure aus dem Favoritenkreis präsentiert. Georg-Zsolt Böhm aus Grenzau, nach den verletzungsbedingten Absagen der Nationalspieler Peter Franz aus Lübeck (Schulter) und Steffen Fetzner aus Düsseldorf (Oberschenkel) mit hervorragenden Aussichten, kassierte in den fünf Vorrundenspielen drei Niederlagen und zog gerade noch als Vierter seiner Gruppe ins Viertelfinale ein. In der Runde der letzten acht traf er somit auf Gruppensieger Jörg Roßkopf. Trotz einer deutlichen Leistungssteigerung mußte sich Böhm jedoch in fünf Sätzen geschlagen geben.

Ähnlich erging es in der Frauen-Konkurrenz, in der die an der Schulter verletzte Vorjahressiegerin Elke Schall (Dülmen) nicht am Start war, Christiane Praedel. Die Deutsche Meisterin aus Glane verlor drei Vorrundenspiele und schied im Viertelfinale gegen die Gruppenerste Nicole Struse in vier Sätzen aus. sid

Nach Zuschauer-Ausschreitungen POAK Saloniki für zwei Jahre gesperrt

Die Disziplinar-Kommission der Europäischen Fußball-Union UEFA hat den griechischen Klub PAOK Saloniki für zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Im UEFA-Cuspiel gegen Paris St. Germain hatten Zuschauer nach der 2:0-Führung der Franzosen randaliert, Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen, die Tribüne in Brand gesteckt und eine Schlägerei mit der Polizei angezettelt.

Der niederländische Schiedsrichter Blankenstein brach in der Halbzeit die Begegnung ab. Paris, das bereits das Hinspiel mit 2:0 gewonnen hatte, wurde zum 3:0-Sieger erklärt. Nächster Gegner von St. Germain ist in der zweiten Runde der SSC Neapel.

sp/Fußball/Türkei/Erg.

TÜRKEI (6. Spieltag): Ankaragücü - Kocaelispor 0:3, Altay Izmir - Fenerbahce Istanbul 0:1, Bakirköyspor - Kayserispor 0:0, Sariyerspor - Gencler Birligi 1:1, Konyaspor - Besiktas Istanbul 2:2, Galatasaray Istanbul - Trabzonspor 1:1.

"German Masters" der Golfer Langer verpaßte den dritten Heimsieg

Golf-Profi Bernhard Langer hat seinen dritten Heimsieg nur knapp verpaßt. Der 35 Jahre alte Titelverteidiger und Mitveranstalter des mit 600 000 Pfund dotierten "German Masters" in Stuttgart-Mönsheim mußte sich wie schon 1990 mit insgesamt 274 Schlägen (65+71+68+70) mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Gemeinsam mit dem Australier Rodger Davis (67+69+69+69) und dem Waliser Ian Woosnam (68+68+66+72) lag der Anhausener zwei Schläge hinter Überraschungssieger Barry Lane aus England (71+67+66+68). Während Lane eine Prämie in Höhe von 100 000 Pfund kassierte, blieben für Langer, Davis und Woosnam noch etwa 45 000 Pfund.

Nach einem starken Auftakt am Donnerstag, als Langer mit 65 Schlägen seine beste Runde in Mönsheim spielte, fehlte dem Weltranglisten-Dritten, der diese Position festigte, zum Schluß ein wenig das Glück. Gleich mehrfach hatte Langer am Sonntag Birdie-Chancen, doch häufig rollte der Ball knapp am Loch vorbei.

Lane übernahm die Führung, nachdem am Donnerstag Robert Karlsson (Schweden) und am Freitag Christy O'Connor (Irland) an der Spitze gelegen hatten. Vor dem Finale hatten Ian Woosnam (Wales) und Costantino Rocca (Italien) die beste Ausgangsposition.

Achtbar schlugen sich die übrigen deutschen Teilnehmer. Torsten Giedeon (Hamburg), vor einer Woche Dritter in Belgien, benötigte 284 Schläge (73+69+70+72) und belegte den 30. Platz. Der Kölner Heinz-Peter Thül kam auf 286 Schläge (72+71+72+71) und Rang 42. Auch der Hamburger Sven Strüver (287/72+72+74+69) und Alexander Cejka aus Offenbach (288/67+78+72+71) auf den Plätzen 49 und 52 behaupteten sich unter den weltbesten Profis, die mit ihrer Kritik an den Bedingungen in Mönsheim nicht hinter dem Berg hielten. Bernhard Langer beklagte sich ebenfalls über den schlechten Zustand des Platzes: "Hier zu spielen, macht nicht den Spaß, den es machen sollte." sid

Zahlen

RUMÄNIEN (9. Spieltag): Electroputere Craiova - FC Ploiesti 2:1, Dinamo Bukarest - Otelul Balatz 2:1, Sportul Bukarest - Steaua Bukarest 0:3, Progesul Bukarest - FC Bacau 0:0, ASK Reschitzka - Universitatea Cluj-Napoca 0:2, Dacia- Unirea Bukarest - FC Brasov (Mittwoch), Politehnica Timisoara - Rapid Bukarest 2:2, FC Farul Constanta - Universitatea Craiova 0:3, FC Inter Sibiu - Gloria Bistrita 1:0. - Die Tabellenspitze: 1. Steaua Bukarest 25:5 Tore/ 15:3 Punkte, 2. Dinamo Bukarest 21:7/14:4, 3. Universitate Craiova 19:8/12:6, Rapid Bukarest 13:8/12:6.

Entscheidung fiel vor der Pause 05er schafften wieder den Anschluß

Mainz - Meppen 3:0 (2:0)

Der FSV Mainz 05 hat den SV Meppen im oberen Tabellendrittel der Zweiten Fußball-Bundesliga durch einen 3:0(2:0)- Erfolg im direkten Vergleich überholt und nach zuletzt 1:7 Punkten wieder zur Spitzengruppe aufgeschlossen. Für Meppen war es die erste Niederlage nach acht Spielen.

Vor 4200 Zuschauern fiel die Entscheidung zugunsten der Gastgeber bereits in der ersten Halbzeit, als Herzberger (11.) und Wagner (36.) die Feldüberlegenheit der Mainzer nutzten und einen sicheren Vorsprung herausschießen konnten. Buvac erhöhte in der 86. Minute auf 3:0.

Die bislang sehr auswärtsstarken Meppener waren trotz einer ansprechenden zweiten Hälfte nicht in der Lage, die verbleibende Zeit zu nutzen, um die drohende Niederlage noch abzuwenden. Beim Sieger gefielen Libero Müller und Herzberger, auffälligtse Akteure auf seiten der spielerisch gleichwertigen, aber im Abschluß schwachen Gäste waren Vorholt und Thoben. sid

Mainz: Kuhnert - Müller - Kasalo, Herzberger - Schäfer, Schuhmacher, Buvac, Weiß, Hayer - Jaworek (46. Zampach), Wagner (66. Klopp).

Meppen: Kubik - Böttche (78. Lau) - Vorholt, Faltin - Helmer, Gartmann, Marell, Menke, Brückner (53. Rauffmann) - Bujan, Thoben.

Schiedsrichter: Frey (Neu-Ulm).

Tore: 1:0 Herzberger (11.), 2:0 Wagner (36.), 3:0 Buvac (86.).

Zuschauer: 3500.

Gelbe Karten: Jaworek, Herzberger - Vorholt.

sp/Fußball

ITALIEN, 5. Spieltag: AC Brescia - US Foggia 4:1 (2:0), US Cagliari - AS Rom 1:0(0:0), AC Florenz - AC Mailand 3:7 (1:4), FC Genua - Ancona Calcio 4:4 (3:2), Inter Mailand - Atalanta Bergamo 1:0 (0:0), Lazio Rom - AC Parma 5:2 (4:2), SSC Neapel - Juventus Turin 2:3 (0:1), AC Turin - Sampdoria Genua 2:2 (1:1), FC Udinese - AC Prescara 5:2 (2:1).

Zahlen

NIEDERLANDE (7. Spieltag): FC Volendam - MVV Maastricht 1:2, PSV Eindhoven - Feyenoord Rotterdam 1:1, Sparta Rotterdam - Willem II Tilburg 1:0, Go Ahead Eagles - FC Groningen 0:0, SVV Dordrecht '90 - FC Twente 1:3, FC Utrecht - Fortuna Sittard 4:0, Cambuur Leeuwarden - Vitesse Arnheim 1:3, RKC Walwijk - Ajax Amsterdam 0:5, Roda JC Kerkrade - BVV Den Bosch 4:1. - Die Tabellenspitze: 1. PSV Eindhoven 20:3 Tore/11:1 Punkte, 2. FC Twente Enschede 14:6/11:3, 3. Feyenoord Rotterdam 16:5/10:4, FC Utrecht 12:7/10:4.

Subotica gewinnt "l'Arc de Triomphe"

Der vierjährige Hengst Subotica gewann unter Jockey Thierry Jarnet den mit 1,5 Millionen Dollar dotierten Prix de "l'Arc de Triomphe" in Paris nach einem Fotofinish vor User Friendly unter George Duffield und Vert Aamande unter Eric Legrix.

Auslandsfußball

BELGIEN (9. Spieltag): FC Lüttich - Standard Lüttich 2:3, SK Beveren - Germinal Ekeren 2:0, RC Genk - RSC Anderlecht 1:3, KV Mechelen - FC Boom 1:0, FC Antwerpen - SC Lommel 2:0, Cercle Brügge - Lierse SK 5:1, SV Waregem - AA Gent 5:1, RWD Molenbeek - SC Charleroi 1:1, SK Lokeren - FC Brügge 0:1. - Die Tabellenspitze: 1. RSC Anderlecht 26:11 Tore/15:3 Punkte, 2. Standard Lüttich 19:10/15:3, 3. FC Brügge 12:4/13:3, 4. SC Charleroi 22:15/11:7.

ITALIEN (5. Spieltag): AC Brescia - US Foggia 4:1, US Cagliari - AS Rom 1:0, AC Florenz - AC Mailand 3:7, FC Genua - Ancona Calcio 4:4, Inter Mailand - Atalanta Bergamo 1:0, Lazio Rom - AC Parma 5:2, SSC Neapel - Juventus Turin 2:3, AC Turin - Sampdoria Genua 2:2, FC Udinese - AC Prescara 5:2. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 15:7 Tore/8:0 Punkte, 2. AC Turin 11:5/7:3, 3. Juventus Turin 10:6/7:3, 4. Inter Mailand 9:6/7:3.

TÜRKEI (6. Spieltag): Ankaragücü - Kocaelispor 0:3, Altay Izmir - Fenerbahce Istanbul 0:1, Aydinspor - Bursaspor 0:1, Bakirköyspor - Kayserispor 0:0, Gaziantepspor - Karsiyakaspor 1:0, Sariyerspor - Gencler Birligi 1:1, Konyaspor - Besiktas Istanbul 2:2, Galatasaray Istanbul - Trabzonspor 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. Bursaspor 14:2 Tore/16 Punkte, 2. Kocaelispor 21:7/15, 3. Trabzonspor 13:3/14.

48 Treffer sind Rekord in Italien Spielt Catenaccio-Liga plötzlich ohne Torhüter?

Im italienischen Fußball purzeln die Rekorde: Die früher als Defensiv-Strategen und Catenaccio-Künstler verschrieenen Kicker jenseits der Alpen gingen am fünften Spieltag voll in die Offensive und pulverisierten den Torrekord aus der Saison 1930/31. 42 Tore bedeuteten seither die Bestmarke an einem Spieltag, aber diesmal griffen die Torhüter der 18 Klubs insgesamt 48mal hinter sich.

Den Vogel in Form des AC Florenz schoß Tabellenführer AC Mailand ab, der Effenberg, Laudrup und Co. vor 45 000 Zuschauern mit 7:3 (4:1) blamierte. Effenberg traf einmal zum 2:4. Am Ende waren jedoch Ruud Gullit und Marco van Basten mit jeweils zwei Treffern die größten Stützen. Milan blieb auch im 39. Spiel in Folge ohne Niederlage, die Florentiner schafften seinerzeit 40 Begegnungen ohne doppelten Punktverlust.

Diese Serie zu stoppen, kommt am 18. Oktober auf Lazio Rom zu, das am Sonntag auch ohne seinen deutschen Weltmeister Karlheinz Riedle auskam. Trotzdem gelang der erste Saisonsieg, und Lazio um den überragenden englischen Nationalstürmer Paul Gascoigne steuerte ein 5:2 (4:2) gegen den AC Parma zum Rekordspieltag bei. "Riedle hat eine leichte Adduktorenzerrung im rechten Oberschenkel. Sein Einsatz wäre zu riskant gewesen", meinte Lazios Mannschaftarzt Claudio Bertolini und verordnete dem Stürmerstar ein Sondertraining.

Dagegen hat Juventus Turin mit den überzeugend spielenden Jürgen Kohler und Andreas Möller im erstmals ausverkauften Hexelkessel vom SSC Neapel vor mehr als 70 000 Tifosi mit 3:2 die Oberhand behalten. sid

Maradona scheidet verletzt aus

Die Premiere von Diego Armando Maradona in der ersten spanischen Fußball- Liga blieb ohne Happy-End: Der kleine Argentinier verlor mit seinem neuen Verein FC Sevilla beim Heynckes-Klub Athletic Bilbao 1:2 (1:0) und mußte nach 72 Minuten mit dickem Knöchel ausgewechselt werden.

Frankfurt: Stein - Binz - Roth, Bindewald - Okocha (46. Bein), Penska, Wolf, Weber, Studer - Kruse (83. Reis), Yeboah.

Stuttgart: Immel - Dubajic - Buchwald, Schäfer - Buck (72. Golke), Sverrisson, Strunz, Kögl, Frontzeck - Walter, Gaudino (46. Knup).

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 1:0 Yeboah (33.), 2:0 Yeboah (61.), 3:0 Kruse (64.), 4:0 Studer (80.).

Zuschauer: 25 000.

Gelbe Karten: Kruse - Sverrisson, Schäfer, Strunz.

EISHOCKEY 6. Spieltag: SV Bayreuth - EHC Nürnberg 80 7:4, ES Weißwasser - EC Hannover 6:6, Augsburger EV - SC Memmingen 14:0, SC Riessersee - EC Kassel 1:3, EC Bad Nauheim - SB Rosenheim 1:4, EHC Essen-West - ECD Sauerland 3:8.

Umweltschutz ist kein Luxusartikel

Wer mit Umweltschutz Politik macht, sollte die Goethe-Erkenntnis "Die Natur spielt nicht! - Sie ist immer ernst und - die Natur hat immer recht" sorgfältig beachten. Denn der Natur sind die Spielregeln der Politik gleichgültig, noch handelt sie nach den Gesetzen der Marktwirtschaft. Die Umweltbewegung muß sich deshalb an den Unbedingtheiten der Natur orientieren (FR vom 29. 9. 1992 "Mit Total-Opposition kommt die Umweltbewegung nicht weiter").

Umweltschutz ist kein Luxusartikel, sondern unabdingbare Voraussetzung für das Überleben der Menschheit. Ein bißchen Umweltschutz ist so lachhaft wie ein bißchen schwanger. Mag die Öffentlichkeit unserer Kritik überdrüssig sein, die Rolle der Kassandra war schon immer undankbar. Doch so ernst wie die Warnerin den Untergang von Troja nahm, so ernst nehmen auch wir unsere Verantwortung.

Mit Nachdruck bestreite ich den Umweltämtern, daß sie ihre Verantwortung wahrgenommen haben. Nicht die Umweltbewegung, sondern die amtlichen Umweltdoktoren sind für das schlechte Image des Umweltschutzes verantwortlich. Viel Geld, schlimmer, viel Idealismus wurde durch den von Anfang an falschen Weg verschwendet. Der Appell, nun mit in die falsche Richtung zu gehen, löst nicht ein einziges Umweltproblem. Dahinter versteckt sich vielmehr die Erkenntnis, am Ende des Holzweges angelangt zu sein.

Wer hat uns denn die unselige Grenzwertdiskussion aufgezwungen? Wer hat dabei jeden vernünftigen Wert amtlich verwässert? Bis ins kleinste bürokratisch geregelt ist die Zerstörung unseres Ozonschildes. Durch die staatliche Energiepolitik wird das Weltklima zusätzlich aufgeheizt, und wie steht es mit der amtlich so geliebten Müllverbrennung?

Damit kommen wir zum springenden Punkt, dem Grünen Punkt. Dieser Versuche, die Glaubwürdigkeit der Umweltbewegung auf die staatliche Umweltpolitik zu übertragen, zeigt die verlorene Glaubwürdigkeit des amtlichen Umweltschutzes. Damit wurde jede Zusammenarbeit mit uns zerstört.

Wir können die Zerstörung von großen Teilen des Umweltbewußtseins in der Bevölkerung nicht noch mit einer Belohnung beantworten. Von der Industrie wird dieser angenehme Nebeneffekt christlicher Politik doch bereits ausreichend honoriert.

Dafür trägt nicht zuletzt Herr Wicke die Verantwortung. Doch eines sollten alle unsere Kritiker nicht vergessen: Kassandra sprach die Wahrheit!

Hilmar Schneider, Tröstau

Eishockey-Zweitligist Bad Nauheim Fehler wie vom Fließband Die Badestädter verloren gegen Kassel und SB Rosenheim

Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim liegt auch nach dem sechsten Spieltag als einiges Team ohne Gewinnzähler mit 0:12 Punkten hinter den übrigen Vereinen. Die stark ersatzgeschwächten Badestädter, ohne den verletzten Stammkeeper Greb und den gesperrten Kanadier Poddubuy, unterlag vor knapp 2000 Zuschauern dem aus finanziellen Gründen aus der ersten Liga abgestiegenen Ex-Meister, SB Rosenheim mit 1:4 (0:2, 1:1 0:1).

Die Nauheimer Fans tobten angesichts der katastrophalen Leistungen von Schiedsrichter Brill (Zweibrücken), der gleich reihenweise Nauheimer Spieler vom Eis verwies und die hart einsteigenden Oberbayern fast ungeschoren ließ. Alleine sieben Zeitstrafen gab es bis zum 1:3-Zwischenstand. So mußten die Nauheimer das vorentscheidende dritte Rosenheimer Tor durch Elters mit nur drei Feldspielern hinnehmen. Auch einen bösen Ellenbogencheck von Heinold am Ex-schwenninger Emminger ließ der Unparteiische ebenfalls ungeschoren. Emminger mußte mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus gebracht werden. Nauheim kämpfte einmal mehr aufopferungsvoll, zeigte sich aber im Abschluß zu unentschlossen. So reichte es nur zum 1:2-Anschlußtreffer durch Kühnl (23.). Von den einstigen Glanzzeiten der Erstliga-Duelle zwischen Nauheim und Rosenheim war auf beiden Seiten nichts mehr zu spüren

An dem armen Frank Riede lag es sicherlich nicht, daß Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim seinen Ruf als derzeitige "Schießbude der Liga" beim Hessenderby in Kassel untermauerte. Der EC- Ersatzkeeper, für den voraussichtlich noch einige Zeit ausfallenden Stammtorwart Carsten Greb (schwere Rippenprellung) eingesprungen, bekam sogar beim Hessenderby am Freitag abend in Kassel noch als einziger Gästeakteur ein Lob von seinem Trainer Rudolf Sindelar zu hören. "Riede hat seine Sache gut gemacht, aber die Abwehr hat schwere individuelle Fehler am Fließband produziert", stöhnte Sindelar nach der 5:13 (3:4, 0:5, 2:4)-Abfuhr in Nordhessen.

Sage und schreibe 0:12 Punkte und bereits 60 Gegentore (ein Schnitt von zehn Treffern pro Match) stehen für die leidgeprüften "Roten Teufel" nun zu Buche. Vor 4000 Zuschauern reichte die Kraft und Konzentration wieder einmal nur für das Eröffnungsdrittel. jo

Bauteam sucht Aktive, die zupacken wollen SKV liegt bei "Sattler"-Renovierung gut im Zeitplan

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Es wird jetzt langsam fertig", freut sich Reinhold Dechert, Vorsitzender der Sport- und Kulturvereinigung (SKV) Mörfelden, über den Fortschritt der Renovierung des Vereinsheims.

Und dies ist berechtigt: Denn jetzt sieht man doch schon erheblich besser und mehr, wie das imponierende Eigenhilfe-Projekt des größten örtlichen Vereins Gestalt annimmt in der einstigen Traditionsgaststätte "Ludwigshöhe" - im Volksmund nur "Sattler" genannt - und dem angrenzenden Kinobau. Das Vereinsheim in der Langener Straße wird laut Dechert vermutlich zur Kerb 1993 fertiggestellt sein und eröffnet werden.

Der Verein liege gut mit den Umbauarbeiten im Zeitplan, zog der Vorsitzende eine Zwischenbilanz. Im Mai 1985 hatte die SKV mit den umfangreichen Renovierungsarbeiten begonnen. Weitgehend in Eigenhilfe entsteht ein Vereinsheim in zentraler Lage, ein Glücksfall für den Verein. Nicht nur auf Schnelligkeit und einen drängenden Zeitplan, sondern auch auf Qualität beim Umbau vom Keller bis zum Dach wurde großer Wert gelegt.

Das Ziel: Wo Generationen von Mörfeldern ihr Stöffche schlürften oder die Abenteuer der großen weiten Welt über die Leinwand flimmern sahen, soll der Großverein sein neues Domizil haben. Nur durch den unentwegten Einsatz vieler Aktiver in der Freizeit - vor allem an Wochenenden - kam es, so Dechert, zu diesem Werk. Das Bauteam wünsche sich allerdings zur Zeit wieder einmal mehr Zuspruch und Mithilfe aus der Mitgliedschaft. Fleißige Hände seien ständig gefragt. Der harte Kern des Bauteams bestehe aus etwa zehn Mann. Ziel ist auch für die letzte Umbauphase, möglichst viel durch eigene Leute zu realisieren. Nur da wo unbedingt nötig, sollen Firmen verpflichtet werden.

Aufgaben gibt es für Helfer bis zum Spätjahr 1993 noch genug. So werden jetzt nach der ansprechenden Gestaltung der Außenseiten in der Langener Straße sowie in der Seegasse auch die rückwärtige Fassaden des "Sattlers" verschönt. Im Inneren stehten beispielsweise nach weitgehender Fertigstellung der Damen- Toiletten der Ausbau der Herren-WC an. Aber auch Fußboden und Wände im Saal, sowie die weitere Innengestaltung - etwa im Saal des Obergeschosses - sorgen dafür, daß Reinhold Dechert und sein Team auch in den kommenden Monaten noch genügend zu tun haben werden. cas

Paß vergessen: Polizei faxte kopierten Ersatz

MÖRFELDEN - WALLDORF. Von einem weiteren Kapitel aus der Reihe "Dein Freund und Helfer" erzählt die städtische Polizeistation. Diesmal war's ein Mörfelder, der kurz vor dem Start in den sonnigen Süden am Flughafen bemerkte, daß er seinen Paß zu Hause vergessen hatte.

Vom Bundesgrenzschutz aus informierte er seinen Nachbarn zwecks Hilfestellung. Der konnte den Paß aber rein zeitlich nicht nach Frankfurt schaffen und erschien, knapp zehn Minuten vor Abflug der Maschine, mitsamt Paß bei der Polizei, damit sie irgendwie dem Nachbarn aus der Klemme helfen solle. Das gelang denn auch, denn "jetzt kam man auf eine der wenigen technischen Errungenschaften der Polizei, das Telefaxgerät", heißt es im Bericht. Der BSG wurde telefonisch vorgewarnt, der Paß kopiert und zum Flughafen gefaxt, wo der Urlauber einen Ersatz ausgestellt bekam und somit seine Ferien antreten konnte. wal

Restaurativer Tanzplüsch Der neue Ballettdirektor Ben van Cauwenbergh startet konservativ

WIESBADEN. Nach nicht immer geglückter Avantgarde mit dennoch bisweilen aufregendem Tanztheater von Pierre Wyss, der nach Braunschweig geht, hat mit dem neuen Ballettdirektor Ben van Cauwenbergh im Staatstheater der hessischen Landeshauptstadt jetzt eine restaurative Ära begonnen. Wie zu Zeiten von Imre Keres (1962-76) wird altem Tanzplüsch mit Bravouraeinlagen gehuldigt. Der Belgier van Cauwenbergh steht in der Nachfolge von Valerie Panov, dem berüchtigsten russischen Ballett-Kitschier. Er zeigt nun im Großen Haus einen Dreiteiler aus seinem jüngsten Repertoire, für das "schöne Theater" und konservatives Publikum aufpoliert.

Bereits im Eingangswerk zu "Ungarischen Tänzen" von Johannes Brahms zeichnet sich die Richtung ab. In silbrigem Talmi posiert die Gruppe wie Porzellanfiguren, aber noch unsauber gereiht. Dazwischen schiebt der Choreograph solistische Einlagen in gefälliger, klassischer Technik. Immerhin gefällt ein stupendes Trio der Brüder Ben und Tom van Cauwenbergh mit Ballerina Nadia Deferm, während ihr erster Solist Alexander Monachov aus Moskau seine Variationen bei outrierter Gestik schmiert.

Im zehnminütigen Herrenspektakel "Percussion" zum Schlagwerk-Quintett von Sven-David Sandström zieht die Choreographie alle Register klassischen Imponiergehabes. Wie in militärischem Drill wirbeln acht Männer mit schwarzen Stiefelhosen und nackten Oberkörpern über die Bühne. - Beim gut einstündigen Titelstück des Abends, "Die drei Musketiere" nach Alexandre Dumas' Historienroman, treibt Ben van Cauwenbergh die Handlung in burlesken Bildsequenzen voran wie aus sattsam bekannten Filmschwarten à la Hollywood. Die plumpe Dramaturgie holpert mit unlogischen Überraschungseffekten durch die Story, keine Gelegenheit für billigen Klamauk wird ausgelassen. Gabriel Sala zappelt als betrogener Bonacieux wie ein Fisch am Angelhaken eines Kronleuchters, Dienerin Planchette (eindrucksvoll Eri Iwasaki) dient als Wurfgeschoß.

In einer Kneipenszene nehmen zwei Animiezen nacheinader alle drei Musketiere wie Sandwiches vulgär zwischen wackelnde Hüften. Ihre Partner (Tom van Cauwenbergh, Antonin Michna und Vladimir Liakan) stolzieren tumb, aber kraftvoll springend und drehend durch die Handlung. Ihr Vierter im Bunde (Monachov als gestelzter D'Artagnan) gefällt sich zusehr als eitler Schönling ohne Präzision bei seinen Variationen. Gleiches gilt für das schlecht trainierte Corps de ballet. Lediglich Lisi Grether gibt ihrer Lady de Winter prägnante Statur.

Die vorwiegend plüschigen Kostüme hat Franziska Kneubühl entworfen, Bill Krog gleichermaßen für die possenhafte Mantel-Degen-Geschicht dekoriert. Alles wirkt altmodisch, abgestanden.

Immerhin gelingt dem Orchester unter präziser Leitung von Michael Hofstetter eine luzid-dynamische Interpretation der jeweiligen Musiken. Des Schweizers Jean Daetwylers oberflächliche Programmklänge für "Die drei Musketiere" erhalten eine leidliche Struktur mit sauberen Bläsersoli.

Wenngleich das künftige Wiesbadener Ballettprogramm mit "La Sylphide" in der Version von Peter Schaufuß auch solide Klassik verspricht, zeichnet sich unter Ben van Cauwenbergh veralteten Choreographiemanierismen eine langweilige Perspektive ab. Nicht alle Solisten sind derart vorzüglich, wie es der Direktor eitel meint. Lediglich er, sein Bruder, Neffe Lars mit natürlich-stupender Tanzbegabung und die wenigen alten Ensemblemitglieder besitzen veritable Qualität. In der oft aus ihrer Reihe tanzenden Gruppe muß noch viel korrigiert und gerichtet werden. ROLAND LANGER

Kinder werden zu Museums-Künstlern

GROSS-GERAU. Für Kinder von acht bis zwölf Jahren ist die Museums-Künstler-Werkstatt "Explora" gedacht, die von Montag, 12., bis Freitag, 16. Oktober, im evangelischen Gemeindezentrum im Stadtteil Nord eingerichtet wird. Die Arbeiten sollen im Februar nächsten Jahres im Stadtmuseum ausgestellt werden. Wer mitmachen und tolle Sachen basteln und entwerfen will, kann sich bei der Versöhnungsgemeinde oder bei der evangelischen Jugend im Dekanat Groß-Gerau, Telefon 76 78, anmelden, Kosten entstehen keine. wal

Kirschgärten mit Früchten außerhalb der EG-Norm An Christoph Schroths interessantem Cottbuser Theater ein Tschechow fast als Farce

COTTBUS/BERLIN. "Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah ( . . . ). Die Früchte fallen reif vom Baum." Ironisch, sogar bitter zitiert man nun Mörikes Gedicht angesichts brandenburgischer Obstplantagen, die nicht mehr abgeerntet werden, weil die Früchte der EG-Norm nicht entsprechen. Und auch dies ward schon gesichtet: radikale Abholzung, Kahlschlag, eine Folge der "Treuhand"- Wirtschaft.

"Der Kirschgarten", Anton Tschechows Komödie von 1904, unversehens ein aktuell bezügliches Drama? Saisonauftakt in Cottbus.

Das Theater der Stadt in der Niederlausitz, ein Mehrspartenbetrieb (großes Schauspiel, Kammerspiel, Oper, Operette, Musical, Ballett, Konzerte) mit dem Großen Haus in immer noch originalem Jugendstil, wurde, besserer Finanzierungschancen wegen, zum Staatstheater erhoben. Neuer Intendant ist mit dieser Spielzeit Christoph Schroth.

Er hatte als Schauspieldirektor in Schwerin Furore gemacht, zuletzt - 1989 - mit einer politisch brisanten "Wilhelm Tell"-Inszenierung. Er ging als Oberspielleiter ans Berliner Ensemble, wo ihm bereits 1980 ein vor allem junge Leute animierender "Renner" gelang: "Blaue Pferde auf rotem Gras" von Michail Schatrow über Lenins Kritik an bolschewistischen Bürokraten um den ehrgeizig aufstrebenden Stalin.

Die Cottbuser Wahl von Schroth fiel einstimmig aus, weil, so der brandenburgische Kulturminister Enderlein, "neben der unbedingte Priorität genießenden künstlerischen Qualität des Kandidaten ein Bewerber aus dem Osten von der Findungskommission bevorzugt worden" war. Ihm will als Chefdramaturg Klaus Pierwoß folgen, der schon zu einer Zeit, als dies noch gar nicht gang und gäbe war, von West nach Ost ans Berliner Maxim-Gorki-Theater kam, Vorsitzender der nun auch längst vereinten Dramaturgischen Gesellschaft.

Die erste Premiere unter neuer Leitung inszenierte die finnische Regisseurin Anu Saari, den "Kirschgarten" also, im Bühnenbild von Joachim Vogler, der mit zwei großen tüllweißen Gardinen operierte. Russische Seelengestimmtheit wie dereinst bei Wolfgang Heinz am Deutschen Theater Berlin und Peter Stein an der Schaubühne hält sich in Grenzen.

Ein Jüdisches Orchester zieht um und mitten durch die Szenen; in geradezu rasantem Tempo vollzieht sich das Drama um die total verschuldete Gutsherrin Ranjeskaja (Barbara Hütten), die ihren weithin berühmten Kirschgarten, den Stolz der Familie seit Generationen, nicht verkaufen will. Aber mit dem aufkommenden Kapitalismus, verkörpert in dem Kaufmann Lopachin (Michael Becker), wird das Geld zur beherrschenden Macht - der Kirschgarten wird verkauft, wird abgeholzt. Lopachin spekuliert auf Baugrund. Die Wirklichkeit verdrängend, tanzen die Gutsleute wie verrückt durchs Haus.

Anu Saari kann sich auf Tschechow berufen, der sein Stück "eine Komödie, stellenweise sogar eine Farce" nannte und sich über den Uraufführungsregisseur Konstantin Sergejewitsch Stanislawski beschwerte: "Wie ist das schrecklich! Ein Akt, der 12 Minuten Maximum dauern soll, läuft bei Euch 40 Minuten. Ich kann nur das eine sagen: Stanislawski hat mein Stück ruiniert. Nun ja, Gott mit ihm . . . " In Cottbus erscheint das Stück, das nun ja doch deutlich tragische Momente besitzt, stellenweise im Spielstil einer Operette. Obgleich sich darin eine bewußte Entscheidung kundtat, ist dies nun doch das andere Extrem, und die verborgene Aktualität, die in der Sache steckt, kommt kaum zum Ausdruck. Man muß sie sich hinzudenken. Bemerkenswert, daß sich ein großer Teil des Premierenpublikums vor der Turbulenz der Aufführung entgegen möglicher Erwartung nicht verführen lassen mochte. Also, die Erwartung war wohl falsch.

JÜRGEN BECKELMANN

So wird's gemacht

Zwei Beispiele aus der Normalität des (Musik-)Theatergeschäfts:

Eine international renommierte Regiekapazität wird von einem ihr persönlich gut bekannten Opernkomponisten der mittleren Generation zur Uraufführungsspielleitung seines neuen Bühnenwerkes gewonnen. Die Kapazität trifft mit dem das Werk betreuenden Opernhaus eine Vereinbarung dergestalt, daß sie die Novität unter der Bedingung inszeniert, wenn sie am selben Haus auch noch die Gelegenheit zur Einstudierung einer großen Verdi-Oper bekommt, die sie schon immer einmal in einem gediegenen Rahmen machen wollte.

Natürlich sind alle hocherfreut einverstanden. Sodann entledigt sich die Kapazität ohne weiteres der vermutlich lästigen Aufgabe der Uraufführungsregie (findet auch nicht die Zeit, dem Komponisten ihre Absage anzuzeigen oder zu kommentieren) und wendet sich umstandslos dem Verdi-Projekt zu, das vom betroffenen Theater ursprünglich als "Zukauf" zur primär avisierten Uraufführung akzeptiert worden war. Der Komponist (er muß sich dann mit einer zweitrangigen Regie begnügen) fühlt sich von der Kapazität, der er mit seinem Werk doch immerhin ein gutes Entree verschafft zu haben glaubte, menschlich einigermaßen düpiert.

Selbstverständlich sind nicht nur die Künstler skrupellose trickreiche Spieler um persönliche Chancen, niemals darum verlegen, Kollegen als Bauernopfer ihrer strategisch durchgezogenen Karrierepartien von den Spielbrettern zu schmeißen. Die Theatermanager tun's genauso und erst recht und mit in der Regel viel geringerem Risiko. An einem für groß geltenden Opernhaus wurde mit einem berühmten Regisseur ein Vertrag über eine Mozart-Oper abgeschlossen.

Inzwischen wechselte die Intendanz. Die neue Leitung hat, wie das so ist, ihre eigenen Pläne. Da paßt das fixierte Mozart-Vorhaben, ein künstlerisch unbestreitbar eminent vielversprechendes, offenbar nicht mehr hinein. Der Regisseur erfährt aus der ihm zufällig zugespielten Jahresvorschau des Opernhauses, daß er ausgebootet wurde. Niemand von der Theaterleitung hielt es für nötig, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, etwa Alternativen oder eine Verschiebung des Projekts zu besprechen.

Das Management sieht der prozessualen Klärung des Falles anscheinend mit zynischer Gefaßtheit entgegen. Geld ist an gewissen Häusern ja genügend verfügbar (siehe Horst Köpkes Glosse "Schluß mit dem Größenwahn" in der FR vom 26. September). Wen schert es demnach im Kontext eines flagranten Mißverhältnisses von Hochdotiertheit und Output, wenn noch einmal und immer wieder fünf- bis sechsstellige DM-Summen für unproduktive Abstandsgelder verschwendet werden?

Eine winzige Hoffnung ist vielleicht die sich verschärfende Not der Ex-DDR- Theater, die als Besen für verantwortungsloses Geschäftsgebaren im Westen fungieren könnten. Denkbar ist aber auch Schlimmeres: Daß bei gründlicher Flurbereinigung im Osten (Eliminierung aller kleineren Häuser) die verbleibenden Großen "drüben" sich haargenau die "westlichen" Sitten aneignen (was sich, Triumph des Marktgedankens, schon abzeichnet). H.K.J.

Noch fehlt das Grün auf Löwenplatz

Die Neugestaltung des Löwenplatzes in der Rüsselsheimer City nimmt Gestalt an. Die Freifläche über der Tiefgarage soll hübsch hergerichtet werden. Ursprünglich sollte der Löwenplatz - nach den Planungen der 70er Jahre - eher als spröder Platz die Fußgänger zu den Einkaufszonen Bahnhof- und Marktstraße hinführen, gewann dann später als Freifläche in zentraler Lage doch größere Bedeutung. Auch gab es immer wieder Klagen über den Zustand dieses Platzes. Das soll mit der derzeitigen Umgestaltung behoben werden, unter anderem ist künftig auch eine attraktive Bepflanzung des Platzes vorgesehen.

Die Arbeiten werden nach Auskunft der Stadt Mitte / Ende November abgeschlossen sein.

(cas/FR-Bild: Keber)

Genuß- und spielfreudig bis in den Tod hinein "Die Etrusker in Europa": eine große Ausstellung, gegenwärtig in Paris, später dann dann in Berlin zu sehen

PARIS. Bereits zu Beginn dieses Jahres hatte das Grand Palais in Paris eine kulturgeschichtliche Ausstellung gezeigt, die die gesamteuropäische Ausstrahlung des Gegenstandes zum Thema hatte. Die Wikinger waren auf diese Weise ins Licht gestellt worden. Mit 650 Exponaten aus rund 100 Museen holt nun die Ausstellung "Die Etrusker und Europa" eine uralte Kultur samt ihrer räumlichen Ausbreitung aus dem Dunkel. Das ist wörtlich aufzufassen. Die vom italienischen Ministerium für Kulturbesitz patronierte, von Fiat sowie dem Palazzo Grassi in Venedig gesponserte Schau rückt aus nachtblauem Dämmer der Säle in Leuchtkästen die Objekte vors Auge. Bei kleinen Objekten zweifellos eine geschickte, modisch inspirierte Inszenierung.

Was aus der Tiefe des 9. vorchristlichen Jahrhunderts auf uns gekommen ist, sind zuerst die kleinen Figuren der Villanova- Kultur, die sich in der Emilia entwickelte. Die Stammlande der Etrusker erstrecken sich danach vom nördlichen Arnotal bis zum Tiber, von der Adria bis zur Campagna. Die Etrusker profitieren also sowohl von fruchtbarem, vulkanischem Boden, der Getreide hervorbringt und den aus Griechenland später importierten Olivenbäumen und Reben ebenso freundlich gesinnt ist, wie von den darunter verborgenen Bodenschätzen wie Eisen, Mangan, Zinn und Kupfer, die Bronzehestellung erlauben. Seefahrer sind sie aber auch, und zwar in Doppelgestalt als Kaufleute und als Piraten. Bald erweist sich Etrurien als richtiggehende kulturelle und kommerzielle Schaltstelle, die Novitäten aus dem Orient wie aus Griechenland sich aneignet und weiterleitet. Jene Frühzeit charakterisiert ein orientalisierender Stil, dessen Ornamente sich auf metallenen Schilden niederschlagen. Ihre eigenen Produkte vertreiben die Etrusker rund ums Mittelmeer und nordwärts der Alpen. So gelangen nicht nur Beispiele ihrer geometrischen, figurenreichen Kultwagen aus Bronze bis nach Graz und nach Slowenien, sondern auch die Kenntnis des Weinanbaus nach Südfrankreich und Spanien. Vom 8. Jahrhundert an beobachtet man ein Zusammenrücken der bislang verstreuten Wohnstätten, Dörfer bilden sich heraus, später Städte, die unter der Herrschaft von Königen stehen. Verhängnisvoll wird sich 500 Jahre später der praktisch inexistente Zusammenschluß der etruskischen Städte dem zentralisierenden Rom gegnüber auswirken. Am Ende des 4. Jahrhunderts beginnt die Romanisierung.

Was Sitten, Lebensweise und Kunst anlangt, erscheinen die Etrusker in zweifachem Gewand. Sie lieben eindeutig geselligen Zusammenklang. Spielfreude und Genußseligkeit offenbaren etwa die aus Grabstätten freigelegten Vasen, Weinkrüge, Schnabelkannen und Trinkgefäße aus Bronze, aber auch Mischkrüge aus Ton, dessen Bearbeitung sie früh schon mittels der Töpferscheibe verbessert hatten. Diese Produkte schwärmten über Europa aus: in Südschweden, Polen, auch auf den britischen Inseln fanden sich dafür Belege. Die im Fest Vereinigten bildeten ein Symposion, an ihnen nahmen ungleich römischem Brauch vollberechtigt die Frauen teil. Aristokratische Verfeinerung zeigt sich auch in den "Situla", nach unten sich verjüngenden Bronzevasen, die mit Reliefbändern reich verziert wurden.

Etruskische Form trägt aber auch Grobstämmigkeit in sich, eine gewisse Derbheit der Züge, denen wir heute gutmütige Genußsucht zuschreiben möchten, die aber in Wahrheit auf gewisse schematische Formung zurückgeht. Beide Merkmale finden wir vereinigt in dem, was in Europas Erinnerung zuerst aufsteigt, kommt auf sie die Rede: ihre doppelfigurigen Grabdenkmäler, die seit dem 15. Jahrhundert aus den Grabhügeln von Cerveteri, Vulci, Tarquinia u. a. ans Tageslicht traten, üben eine ungebrochene Faszination aus. Sie sind lebensgroße Sarkophagdeckel, in kleinerem Format bedecken sie auch Totenurnen, dann meist einfigurig.

Aus dem Besitz des Louvre wird eines der berühmtesten Ehepaarmonumente vorgestellt. Mann und Frau ruhen mit aufgestütztem Oberkörper auf einem farbigen Marmorbett. Schwarze Zöpfe rahmen den Kopf der versonnenen Frau ein. Hinter ihr der Mann, der sie aufgerichtet überragt. Die untere Partie ihrer Leiber samt Füßen sind vom Bildhauer summarisch behandelt. Unverkennbar eine stereotype Lösung. Die Aussage ist voll und ganz auf Gesicht und Hand konzentriert. Sanft legt der Mann seinen Arm auf die Achsel der Frau: so bezeugen sie in feierlicher Zartheit Einigkeit und Unvergänglichkeit.

An den Wänden der Grabkammern traten in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Fresken zutage, die Totengedenken in Form von schimmernden Vergnügungen heraufbeschworen. Hochgewachsene Menschen in weich fallenden Hemdkleidern sitzen bei Flötenspiel zusammen um einen Tisch oder tanzen mit ausgestreckten Händen aufeinander zu. Eine unverkennbare Stilisierung hat sie, die sich in der Musik wiegen, in eine Reihe eingebunden. Schwerelos, wie sie sich unserem Gedächtnis einprägen, stellen sie uns die Frage: galt ihnen der Tod als Durchgang zu intensiverer Fortsetzung des Lebens?

Die vielfachen kulturgeschichtlichen Gründe, die dieser zeitenfernen und heute dennoch fesselnden Kunst zu ihrem Echo verhalfen, sucht die Ausstellung ebenfalls zu erforschen. Ihr zweiter Teil trägt deshalb die Überschrift "Europa und die Etrusker". In ihrer Rivalität mit Rom verlängern die Medizäer vermeintlich etruskische Abkunft zurück bis zu Noah; Annius von Viterbo untermauert 1498 in den "Antiquitates" solche Herrschaftsideologie. 1553 wird im etrurischen Arezzo ein großer bronzener Löwe ausgegraben: sprungbereit mit erhobenem Schwanz. Meisterliche Gestaltung tierischer Spontaneität. Cosimo di Medici, "Magnus Dux Etruriae", wie er sich betitelte, verleibt ihn seinem Schatz ein.

Aufgezeigt wird nun in der Ausstellung, wie das Interesse an dieser Kultur nicht nachläßt, sie Europas Künstler, Kunstgeschichtler, Architekten und Konservatoren beschäftigt. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird die Ausbeute immer reicher, die bemalten Grabkammern öffnen sich den Forschern, ihre Fresken werden kopiert, vervielfältigt. Romantisches Lebensgefühl, eben noch dem Gotischen auf der Spur, denkt sich in noch tiefer zurückreichende Fluchtlinien der Zeit ein. In London und Paris, selbstredend in Rom, werden Sammlungen etruskischer Kunst angelegt. Die Fälscher machen sich an die Arbeit und finden als Zeugen des Zeitgeschmacks auch in den großen Museen, in London beispielsweise, Aufnahme. Etruskischer Schmuck wird nachgemacht.

Spurlos ist dies mittelitalische Volk nicht untergegangen. Es ist, da wir seine Schrift zwar zu lesen, nicht aber zu verstehen vermögen, in sehr vielem ein Rätsel geblieben und hat doch mit seiner Lebensart, wie sie sich in Kunstbeispielen niederschlug, eine Fiber in Europas Sensibilität geweckt, die zum Ausgangspunkt dieser Ausstellung wurde. Der reichdokumentierte und nicht fachsimpelnde Katalog (520 Seiten, 450 Franc) zitiert als moderner Bewunderer der aus Grabestiefe auftauchenden Kultur d. H. Lawrence. Begeistert durchforschte er, was seine Sammlung 1932 posthum erschienener Reiseberichte "Etruscan Places" nannte. Seine Intuition, die er zum Kampf gegen die Fachwissenschaft anzustacheln liebte, zeichnete ihm ein Bild überschwänglicher Natürlichkeit unter diesen Menschen, die selbst nach dem Tod zu springen und tanzen wußten, in sinnlicher Harmonie mit der Natur: "Sie hinterlassen uns den Eindruck von Freiheit, Freude und Lebensfülle." Offensichtlich befestigt an diesem Volk und seiner Kultur jede Zeit und jeder Betrachter seine eigenen Wünsche und Idealvorstellungen (bis 14. Dezember in Paris, ab 25. Februar 1993 im "Alten Museum", Berlin).

GEORGES SCHLOCKER

Juso-Vorstand kritisiert die Rüsselsheimer SPD

KREIS GROSS-GERAU. Kritisiert hat der Vorstand des Juso-Unterbezirks die Rüsselsheimer SPD, weil die bei der Kandidatenaufstellung für die Kommunalwahl 1993 den Juso-Kandidaten Alfons Metschkoll auf einen als aussichtslos geltenden 40. Platz gesetzt habe.

Offensichtlich seien kritische Fraktionsmitglieder nicht erwünscht, meint der SPD-Nachwuchs. Metschkoll gehöre dem Rüsselsheimer Stadtparlament bereits an und habe sich des öfteren kritisch gegenüber Partei und Fraktion geäußert. Insbesondere sei er ein Gegner der am Ort bestehenden großen Koalition mit der CDU. Vor dem Hintergrund dieser Entscheidung des Ortsverein sei auch der Beschluß der Rüsselsheimer Juso-AG allzu verständlich, sich am Kommunalwahlkampf 1993 nicht zu beteiligen, hieß es in der Erklärung des Unterbezirkvorstandes der SPD-Junioren. cas

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Schnaufpause vom Alltag: Donnerstags öffnet das Frauen- und Müttercafé "Schnaufpause" seine Türen. Seite III OBERURSEL. Die Firma Braas baut an und schafft mit dieser Erweiterung 200 neue Arbeitsplätze. Seite IV SPORT. Handballerinnen der TSG Ober-Eschbach gewannen das Taunus-Derby in der Regionalliga .

Zu großen Debatten kam es nicht Erste Lesung Etatentwurf '93

MÖRFELDEN-WALLDORF. Knapp eineinhalb Stunden brauchten die Mitglieder des Haupt- und des Bauausschusses im Mörfelder Rathaus, dann war die erste Lesung von Verwaltungs- und Vermögenshaushalt des Etatentwurfes 1993 abgehakt.

Große Debatten blieben aus, wenn auch die Parlamentarier sich gleich zu Beginn am Thema EDV festzubeißen drohten. CDU-Fraktionschef Hugo Jung warf die Frage auf, ob die Umstellung der Verwaltung auf EDV auch Auswirkungen auf den Stellenplan hätten - und zwar so, daß künftig weniger Personal benötigt werde. Kämmerer Hans-Jürgen Vorndran geht eher vom Gegenteil aus. Zwar bringe die Technik Erleichterung, aber durch Zuständigkeitsverlagerungen von Bund und Land hin zu den Gemeinden könne letztendlich auch mit EDV am Personal nicht gespart werden.

Ein weiterer Diskussionspunkt war das im Haushalt im Einzelplan 4 "Soziale Sicherung" angeführte Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe". Das vom Kreis getragene, im städtischen Haushalt daher als Durchlaufposten geführte 600 000-Mark- Projekt läuft etwa ein Jahr und zielt darauf ab, langzeitarbeitslose Sozialhilfeempfänger mit Unterstützung von Fachkräften wieder in einen geregelten Arbeitsprozeß zu integrieren. Ursula Kuppert (Die Grünen) wollte den Stand der Dinge wissen und Hugo Jung (CDU) warf die Frage auf, ob die Maßnahme etwa am Ende darauf hinauslaufe, die zehn Leute, die im Rahmen des Projektes für die Stadt arbeiten sollen, am Ende in ein städtisches Beschäftigungsverhältnis übernommen werden sollten.

Stadtrat Dirk Treber erläuterte, daß der eigens für die Maßnahme eingestellte Projektleiter bereits da sei und erste Aufgaben besprochen worden seien. Vorndran verneinte Jungs Frage und sagte, es gehe in erster Linie darum, die Leute wieder ins Berufsleben zurückzubringen.

Kritik an Kämmerer Vorndran gab's ob seines eher pessimistischen Ansatzes in Sachen Gewerbesteueraufkommen. Rund 22 Millionen Mark hat er eingesetzt, doch sowohl Werner Schmidt (SPD) als auch Hugo Jung meinen, das sei zu niedrig kalkuliert. Beide gehen von 24 Millionen Mark Einnahmen aus. Das hofft auch Vorndran, warb allerdings für Verständnis bezüglich seines Ansatzes, denn die anstehenden Gesetzesänderungen ließen Fragen offen, so daß er vorsichtig kalkuliere und lieber hinterher einen Überschuß verbuche.

Insgesamt schien das Zahlenwerk, die Parlamentarier zufrieden zu stellen. Ob sie es tatsächlich sind, werden aber erst die Etatanträge zeigen, die jetzt in den Fraktionen erarbeitet werden. wal

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. Electronic theatre, Sa., 20 Uhr, Jugendzentrum Anne Frank.

Rüsselsheim. Geschichten und Gespräche in Mundart mit Irmgard Schäfer, Sa., 14 Uhr, Walter-Köbel-Halle.

Das Rind: Beef-Dance-Disco, Sa., 21 Uhr, Mainstraße 11.

Drama von Schiller: Wallenstein, Sa., 20 Uhr, Stadttheater.

Sommernachtstanz von Punk bis Hardcore, Sa., 23 Uhr, an den Bauwägen.

Büttelborn. Konzert mit Mirka Mörl: Streifzug durch die Musicals, So., 20 Uhr, Café Extra, Schulstraße. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Feivel im Wilden Westen (Sa., So., 15 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., 19.30 Uhr; So., 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Grüne Tomaten + Die total verrückte Nuß (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Die total verrückte Nuß (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Schneewittchen und die 7 Zwerge (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.30, 15 Uhr); Fatale Begierde (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Rex II: Steinzeit Junior (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.30, 15 Uhr); Housesitter (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr, Sa., 22.30 Uhr). - Cinema: Tom und Jerry - Der Film (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.30, 15 Uhr); Boomerang (Sa., So., 18, 20.30 Uhr, Sa., 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Batmans Rückkehr (Sa., So., 17.15 Uhr); Kleine Haie (Sa., So., 19.30 Uhr); Alien 3 (Sa., So., 21.45 Uhr); Rübezahl - Herr der Berge (So., 15 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Jorinde und Joringel (So., 15 Uhr).

Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. DRK-Mörfelden: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Sa., 10 bis 18 Uhr, DRK-Zentrum, Annastr. 27.

Groß-Gerau. Computer-Workshop, Sa., 12 Uhr, Jugendzentrum Anne Frank.

Rüsselsheim. Vortrag von Dr. Winfried Scharlau, So., 17.30 Uhr, Stadttheater. Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Radrundwanderung mit den Grünen zum Radwegekonzept, Treffen So., 10 Uhr, am Naturfreundehaus Mörfelden. Verschiedenes Groß-Gerau. Flohmarkt im Garten des Kulturcafés, Sa., 10 Uhr.

Nauheim. Nachkerb im Feuerwehrgerätehaus, Sa., 19 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Dr. Becker, Walldorf, Donaustr. 13, Tel. 0 61 05 / 4 34 01.

Südlicher Bereich: Dr. Nikfarjam, Kelsterbach, Rüsselsheimer Str. 38, Tel. 0 61 07 / 45 54; priv. 0 61 03 / 7 94 48.

Südliches Ried. Sprechzeiten: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Sa. und So.: Dr. Siegl- Müller, Alsbach-Hähnlein, Am Weilerweg 8, Tel. 0 62 57 / 6 20 79; priv. 0 62 57 /24 92. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Bahnhof-Apotheke, Walldorf, Farmstr. 20 a, Tel. 0 61 05 / 60 82.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach /Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Einmündung Heinestraße von heute an geschlossen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Kraftfahrzeuge dürfen von heute Montag, 5. Oktober, an die Einmündung zur Heinestraße von der B 44 nicht mehr als Ein- oder Ausfahrt benutzen. Die Maßnahme soll der Verkehrsberuhigung dienen und für Fußgänger durch eine Überquerungshilfe über die B 44 ergänzt werden.

Zudem soll die Vorfahrt in der Heinestraße zugunsten einer Rechts-vor-Links- Regelung aufgehoben werden. Daher werden die Kreuzungsbereiche Liebknechtstraße und Feldstraße verengt. wal

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Lieder- und Arienkonzert mit Stefani Smits, Michael Wissenbach und Peter Ahlborn, Sa., 19 Uhr, Haus zum Löwen.

Münchner Lach- & Schießgesellschaft: Reich ins Heim, Sa., 20 Uhr, Hugenottenhalle. Konzert: Zouk Konekchen' Band, Sa., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße 50.

Dreieich. Literatur und Musik zur Dämmerstunde, Sa., 17 Uhr, Café an der Stadtbücherei Sprendlingen.

Langen. Großes Country-Fest mit Blueberry Pancke, Sa., 18 Uhr, An der Rechten Wiese.

Konzert des Gesangvereins Frohsinn, Sa., 19 Uhr, Stadthalle.

Jazzkonzert: Milan Svoboda Quintett, Sa., 20.30 Uhr, Alte Ölmühle, Fahrgasse 5.

Forum Neue Musik: Helmut Oesterreich, So., 20 Uhr, Stadthalle.

Egelsbach. Wiesbadener Hinterhaus- Kabarett: Irre Aussichten, Sa., 20 Uhr, Eigenheim-Saalbau.Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Sa., So., 16 Uhr); Salz auf unserer Haut (Sa., So., 20.30 Uhr). - Viktoria: Erbarmungslos (Sa., 20.30 Uhr; So., 18, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Erbarmungslos + Salz auf unserer Haut (Sa., 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Peter Pan (Sa., So., 15 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Fantasia: Boomerang (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 23 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien.

Vereine / Organisationen Dreieich. OWK-Sprendlingen: Start zur Radtour, So., 9.30 Uhr, am Hooscheboa-Brunnen. Piè Veloce: Volkslauf für die Familie, Start So., 10 Uhr, am Freibad Sprendlingen.

Langen. Odenwaldklub: Treffen zur Weinwanderung, So., 8 Uhr, am Bahnhof.

Verschiedenes Dreieich. Seniorentag, Sa., ab 14 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Langen. Kulturpreisverleihung der Stadt, Sa., 10 Uhr, Rathaus, Südliche Ringstraße. Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Kummer, Langen, Elisabethenstr. 12, Tel. 0 61 03 / 2 39 21.

Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Neue-Apotheke, Bahnhofstraße 21, Tel. 2 24 28; So.: Hugenotten-Apotheke, Frankfurter Straße 132, Tel. 3 33 51.

Dreieich. Sa.: Brunnen-Apotheke, Dreieichenhain, Fahrgasse 5, Tel. 8 64 24; So.: Breitensee-Apotheke, Sprendlingen, Hegelstr. 62, Tel. 37 37 14 und Offenthal-Apotheke, Offenthal, Mainzer Str. 8-10, Tel. 0 60 74 / 71 51.

Langen / Egelsbach. Sa.: Apotheke am Lutherplatz, Langen, Lutherplatz 9, Tel. 0 61 03 / 2 33 45; So.: Braun'sche-Apotheke, Langen, Lutherplatz 2, Tel. 0 61 03 / 2 37 71.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.

Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf dem Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Bereitschaftsdienst: Sa. und So. Tel. 40 39. Sondermüll Neu-Isenburg. Sperrmüll-Abfuhr (brennbar) im gesamten Stadtgebiet, Montag bis Freitag, am jeweiligen Abfuhrtag ab 7 Uhr. (Ohne Gewähr)

Bürger sauer: Politiker sollen Hausaufgaben machen Versammlung in der vollen Stadthalle drehte sich um Wasser- bzw. Abwasser-Gebühren und Korruptionsgelder

USINGEN. Es begann wie eine Belehrung des unmündigen Bürgers durch die Regierenden. Doch das ließen sich die Usinger, die am Donnerstag zahlreich wie noch nie zu einer Bürgerversammlung gekommen waren, nur knapp 20 Minuten lang bieten. Dann drehten sie den Spieß um ("Wir sind Staatsbürger und haben das Recht auf erschöpfende Auskunft"), lasen Verwaltung und Volksvertretern die Leviten. Die Wut über die "unfähigen Politiker" gipfelte in der unter Bravorufen und donnerndem Applaus vorgebrachten Forderung: "Das Stadtparlament soll geschlossen seinen Hut nehmen und zurücktreten!"

Aufklärung über die Wasser- und Abwassergebühren, die in Usingen mit neun Mark fast doppelt so hoch sind wie in Frankfurt, hatte die Stadt versprochen. Doch statt Klarheit versprühten der Bürgermeister Detlef Ortmann, Stadtverordnetenvorsteher Günther Drexelius und Steuerberater Klaus Dieter Hartmann nur haushaltsrechtliche Nebelschwaden - bis aus den Reihen der rund 250 Zuhörer in der überfüllten Stadthalle die ersten Zwischenrufe drangen: "Was soll das denn? Das interessiert doch keinen!" - "Das ist Blabla!" - "Zur Sache kommen!".

Die "Sache" war für das Publikum ganz einfach: "Wir wollen um die fünf bis sechs Mark bezahlen wie die anderen. Warum sind unsere Gebühren so hoch?" Für die Zuhörer war es klar, daß darin Korruptionsgelder stecken müssen. Die Bürgerinitiative "Ehrliche Gebühren" warf der Stadt mangelnde Kontrolle vor: "Sie muß gewußt haben, daß ihre Gebühren in Hessen an der Spitze liegen. Nachdem der Hessische Rechnungshof schon 1985 Unregelmäßigkeiten in Usingen festgestellt hat, wäre eine gesteigerte Aufsicht Pflicht gewesen - wenn man die Sache ernst meint." Die Bürgerinitiative schlug vor, die letzte Erhöhung der Wasser- und Abwasserpreise um 30 Prozent, die das Parlament vor den Verhaftungen beschloß, bis zur Aufklärung der Korruptionsaffaire auszusetzen.

Die Stadt will den Vorschlag prüfen. Ansonsten zeigte sich Ortmann ratlos ("Was sollen wir anders anstellen?"). Bis heute habe sie ihre Informationen nur aus der Presse, da die Frankfurter Staatsanwaltschaft noch keine Akteneinsicht gewährt habe. Daher stehe nicht fest, wohin die Gelder gelaufen seien. Immerhin räumte der Bürgermeister erstmals öffentlich ein: "Es steht fest, daß Gelder geflossen sind."

Zu deren Auswirkungen auf die Gebühren hatte der Vertreter des Steuerberatungsbüros, von der Stadt mit der Prüfung der Gebührenentwicklung der letzten zehn Jahre beauftragt, ein fiktives Rechenbeispiel parat. Ergebnis: Der Einfluß von Korruptionsgeldern sei vernachlässigbar. Die Kalkulation unterstellt, 2,5 Millionen Mark überhöhte Kosten seien in fünf Jahren abgerechnet worden. Übertragen auf den Usinger Wasserverbrauch müßten die Bürger so bis zu 30 Pfennig im Jahr mehr bezahlen.

Konkret brachte die Stadt zur Begründung der Gebührenhöhe nur eine Zahl vor: Sie habe hier in den letzten zehn Jahren rund 30 Millionen Mark investiert. Jeder Vergleich mit anderen Kommunen, den das Publikum forderte, könne daher nur hinken. "Ein Vergleich ist keine leichte Arbeit", sagte Steuerberater Hartmann. Ein Zuhörer schlug vor, sich in einem Monat wiederzutreffen: "Sie machen bis dahin ihre Hausaufgaben, und wir erhalten eine Antwort auf unsere Fragen." Diskussionsleiter Drexelius ging auf diesen Vorschlag nicht ein.

Die Kritik der Bürger richtete sich auch gegen die "exorbitant hohen" Erschließungskosten in Usingen (80 Mark pro Quadratmeter), einzelne Kanalbaumaßnahmen und die Projekte Rathausneu- und Schloßplatzumbau. Nicht zuletzt prangerten einige Zuhörer das "skandalöse" Verhalten der Stadt bei der Aufarbeitung der Korruptionsaffäre, wie zum Beispiel bei der Sicherung der Schadensersatzansprüche, an. "Fast ein Jahr ist seit den Geständnissen ins Land gegangen, und es ist nicht viel passiert", sagte ein Bürger. "Aber wenn ich heute in Usingen falsch parke, habe ich übermorgen den Strafzettel." CLAUDIA NENNINGER

Beihilfe für Ex-Arnoul- und Waldenserschüler

MÖRFELDEN-WALLDORF. Studierende, die die Wilhelm-Arnoul-Schule oder die Waldenserschule besucht haben, können eine Beihilfe aus der Wilhelm-Arnoul-Stiftung kriegen. Auskünfte über die Höhe der Beihilfe - höchstens 200 Mark pro Monat - und Voraussetzungen für die Gewährung erteilt das Hauptamt, Telefon 72 815 oder 72 813.

Die Anträge auf Stiftungsförderung während des Wintersemesters müssen bis spätestens 31. Oktober 1992 eingereicht werden. Die entsprechenden Formulare sind im Walldorfer Rathaus erhältlich. wal

Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Rodgau. Lustspiel: Rache ist süß, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.

Hainburg. Chimgauer Volkstheater: Der Hallodri, So., 18 Uhr, Kreuzburghalle, Klein-Krotzenburg. Kinos / Filme Dietzenbach. Kommunales Kino, Bürgerhaus: Der Club der toten Dichter + Herr der Gezeiten (Sa., 21 Uhr); Mary Poppins (So., 15 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Steinzeit Junior (Sa., So., 14, 16.15, 20.15 Uhr); Der Rasenmähermann (Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Duck Tales - Jäger der verlorenen Lampe (Sa., 14, 16 Uhr; So., 14 Uhr); In einem fernen Land (Sa., 20 Uhr; So., 16, 20 Uhr); Ein charmantes Ekel (Sa., 22.30 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: In einem fernen Land (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Alien III (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Vereine / Organisationen Dietzenbach. Tell-Schützen: Königsschießen, Sa., 16 Uhr, Schützenhaus.

SG-Turner: Volkswandern, So., 9 Uhr, ab SG-Halle, Offenthaler Straße.

SC-Steinberg: Stadtlauf, Treffen So., 10 Uhr, Sportanlage Limesstraße.

Rodgau. AGV Sängerkranz + Germania: Äppelwoiabend, Sa., 20 Uhr, Radsporthalle Jügesheim.

Herbstbasar des Tierschutzvereins, Sa. und So., im Sozialzentrum Nieder-Roden. Verschiedenes Dietzenbach. Flohmarkt auf dem Rathausplatz, Sa., 8 bis 14 Uhr.

Herbstfest, Sa., 15 Uhr, im Reinhard- Göpfert-Haus. Ausstellungen Rödermark. Eröffnung: Die Kreativitätstheorie - Designcollagen von Martin Fieber, So., 11 Uhr, Stadtbücherei, Trinkbrunnenstraße 8. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Praxis Jakobi, Schaafheim, Schlierbacher Weg 3, Tel. 0 60 73 / 94 29.

Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Orthwein, Hainburg, Friedrich-Ebert- Str. 112, Tel. 0 61 82 / 46 68. Apotheken Dietzenbach. Sa.: Bieber-Apotheke, Steinberg, Gallische Str. 2-4, Tel. 3 19 17; So.: Stern-Apotheke, Taunusstr. 24, Tel. 2 69 50.

Rodgau. Sa.: Adler-Apotheke, Nieder- Roden, Puiseauxplatz 1, Tel. 7 27 67; So.: Burg-Apotheke, Hainhausen, August- Neuhäusel-Str. 5, Tel. 42 39.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Bahnhof-Apotheke, Seligenstadt, Bahnhofstr. 19, Tel. 35 02; So.: Greifen- Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen-Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00.

Babenhausen. Sa. und So.: Turm-Apotheke, Schaafheim, Langstädter Str. 20, Tel. 0 60 73 / 94 55.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: St. Georgs-Apotheke, Münster, Altheimer Str. 7, Tel. 3 11 86 und Sonnen-Apotheke, Groß-Zimmern, Wilhelm-Leuschner-Str. 31, Tel. 4 13 04; So.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).

Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Godela Dürrschmidt, Tel. 36 16; priv. 069 / 89 75 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Viele Bedenken gegen S-Bahn-Tunnel Bürgerversammlung: Kommunalpolitiker kündigen "erneutes Nachdenken" an

RODGAU. Mit einer gewissen Fassungslosigkeit registrierten Kommunalpolitiker und Vertreter der Stadt den Protest und die oft polemische Agitation der Bürger gegen die geplanten acht S-Bahn-Unterführungen bei der Informationsveranstaltung am Donnerstag in Dudenhofen. Seit zehn Jahren wird über die Bahn diskutiert, seit langem ist die Absicht der Bundesbahn bekannt, einen Teil der vorhandenen schienengleichen Übergänge durch Untertunnelungen zu ersetzen. Nachdem nun die Stadtverordneten ihre Zustimmung zu den Bauvorhaben gegeben haben, formiert sich plötzlich Widerstand. Fazit der mehrstündigen Debatte in Dudenhofen, formuliert von Bürgermeister Paul Scherer: "Wir müssen noch mal darüber nachdenken."

Die Planung befindet sich zur Zeit in einem Vorstadium. Das Planfeststellungsverfahren wurde bisher lediglich für die Streckenführung eingeleitet - da können bis zum 26. Oktober die Unterlagen im Rathaus Jügesheim eingesehen und eventuelle Einwände und Bedenken formuliert werden.

Für die sogenannten "Bahnübergang- Beseitigungsmaßnahmen" beginnt dieses Verfahren erst im Januar. Die Stadtteilversammlungen und Bürgeranhörungen werden im Frühjahr folgen. Dort kann sich dann der Protest der Bürgerinnen und Bürger, der inzwischen laut geworden ist, konkret in Einsprüchen gegen die Planung äußern.

Die Mehrzahl, der über 150 Bürgerinnen und Bürger, die ihre Meinung in der Versammlung am Donnerstag loswerden wollten, möchte allerdings schon jetzt Druck auf die Kommunalpolitiker ausüben. "Wir wollen Alternativvorschläge!" forderte Dieter Stein, der eine Bürgerinitiative "Rodgau gegen Tunnelröhren" gegründet hat und zur Zeit Unterschriften für dieses Ziel sammelt.

Hauptargumente der Gegner, wie sie auch jetzt in der Bürgerversammlung immer wieder geäußert wurden: "In den Tunnelröhren drohen Überfälle. Behinderte und Mütter mit Kinderwagen haben Probleme mit den steilen Rampen. Bei starkem Regen ersaufen die Unterführungen."

Für die Bundesbahn suchte Thomas Koch diese Bedenken zu entkräften. "Die Rampensteigungen können auch von Rollstuhlfahrern gut bewältigt werden. Entwässerungsprobleme gibt es bei unseren Unterführungen nicht."

Zum Thema "Kriminalität im Tunnel", das die Bürger/innen offensichtlich besonders bewegt, meinte Bürgermeister Scherer: "In der seit zehn Jahren existierenden Unterführung in Weiskirchen ist noch nie was passiert." Er sagte jedoch zu, daß bei den Stadtteilanhörungen auch Vertreter der Polizei eingeladen und zu den möglichen Gefährdungen gehört werden.

Die Bundesbahn-Planer versicherten, daß es sich bei den acht Untertunnelungen - teilweise nur für Radfahrer und Fußgänger gedacht - keineswegs um finstere Röhren, sondern eher um luftige Brücken handele. Sie wurden dann jedoch mit Vorwürfen konfrontiert, daß auch dann die S-Bahn-Trasse mit ihren schnellfahrenden Zügen im Zehn-Minuten-Takt einzelne Stadtteile geradezu halbiere und mit ihren Betonschluchten keineswegs den Eindruck von Umweltfreundlichkeit vermittle. Die Planer versprachen, tiefeingeschnittene Absenkungen zu verhindern und mit viel Grün die Böschungen zu bepflanzen.

Einzige Alternative zu den Unterführungen, die zum Teil neue Straßenführungen zur Folge haben (aus ruhigen Wohnstraßen werden Durchgangsstraßen), ist die Erhaltung der bestehenden Übergänge - ergänzt durch moderne Sicherungen. Jeder zweite schienengleiche Übergang auf den beiden S-Bahn-Strekken von Offenbach nach Dietzenbach und Ober-Roden bleibt ja bestehen, bekommt allerdings eine Lichtzeichenanlage und Halbschranken.

Die Nachteile: Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer ist geringer als bei Unterführungen. Außerdem gibt es natürlich immer wieder Staus, wenn sechsmal stündlich für anderthalb Minuten die Schranken geschlossen werden.

Die Tunnel-Gegner wischten diese Argumente jedoch ebenso vom Tisch wie den Hinweis, Schranken bedeuteten für die Anwohner mehr Autoabgase und mehr Lärm: Sie wollen offensichtlich den Status quo beibehalten und in Rodgau keine einzige Unterführung haben. hf

Früher war das Alltagsgeschirr Kostbare "Offenbacher Fayencen": jetzt auch im Katalog

OFFENBACH. Holländer waren es, die in Deutschland die ersten Fayence-Manufakturen gründeten, und zwar im Rhein-Main-Gebiet. In Hanau entstand die erste 1661, Heusenstamm folgte 1662 und Frankfurt 1666. Erst an 33. Stelle kam Offenbach; dort gründete sich die erste Manufaktur im Jahr 1739.

Knapp 100 Jahre hielt sich dieser Wirtschaftszweig in Offenbach, bis er durch die Erfindung des Porzellans durch Böttger in Meißen im Lauf des 18. Jahrhunderts immer mehr an Beachtung verlor.

Anschaulich wird in dem neuen Katalog der Stadt Offenbach, der jetzt in einer Auflage von 2000 Stück erschienen ist, die Geschichte des keramischen Erzeugnisses Fayence - ein Ersatzporzellan wesentlich bestehend aus Ton - und seine Bedeutung für Offenbach beschrieben.

Kulturstadträtin Dr. Ursula Beul sagt: "Im Unterschied zu früheren Katalogen dokumentieren wir hier nicht nur den Bestand, sondern stellen den Bezug zum historischen Umfeld der damaligen Wirtschafts- und Sozialgeschichte dar."

Der Katalog ist als Ergänzung und Vertiefung gedacht zu der Dauerausstellung "Offenbacher Fayencen", die im Stadtmuseum zu bestaunen ist.

Die Offenbacher Fayencensammlung umfaßt heute 284 Exemplare. In dem neuen Katalog werden insgesamt 208 Fayencen abgebildet - davon 95 als Farbbilder - und beschrieben, und zwar solche, die entweder durch ihre Fabrikmarke ihre Offenbacher Herkunft belegen oder als unmarkierte Fayence nach dem Urteil der Experten Offenbach zugeschrieben werden können.

Wie die Autoren - Gerd Vollmer (Leiter des Stadtmuseums), Hans-Georg Ruppel (Leiter des Stadtarchivs) und Historiker Karl Schafft - beschreiben, gibt es keine typischen Formen bei den Fayencen für Offenbach. Die erhaltenen Bestände zeigen im wesentlichen einfache Gebrauchsgüter und Gegenstände des täglichen Bedarfs.

In Offenbach wurde an Geschirrteilen alles hergestellt, was für die bürgerlichen Eß- und Trinkgewohnheiten notwendig war, wie Krüge, Schüsseln, Platten, Teller, Tassen. Während Enghalskrüge nicht bekannt sind, haben sich Birnkrüge in größerer Zahl erhalten. Tassen und Kannen gehörten zu den bevorzugten Geschirrteilen, weil sich um 1700 der Genuß von "heißen Getränken" wie Kaffee, Tee und Trinkschokolade in Europa breitmachte.

Grundlage zur Herstellung der Fayence war der örtlich vorkommende Ton, dessen Zusammensetzung für die Haltbarkeit im Brand und das Anhalten der Glasur wichtig war. Offenbach bezog den Ton aus Bürgel und den Sand aus Büdingen.

Wie bei vielen anderen Manufakturen erfreuten sich auch in Offenbach die sogenannten Spruchteller großer Beliebtheit. Sie galten wohl eher als Zierteller, wie die Autoren beschreiben. Denn sie seien im Gegensatz zu den Tassen noch in großer Zahl erhalten. Die im Spiegel oder von Blattzweigen umrahmten Sprüche geben meist Volkweisheiten wieder:

Ich Lieb den Freund, ders Redlich meynt.

Über das läydige Geld, Geschieht vieles in der Welt.

Die Herstellung des Katalogs "Offenbacher Fayencen" hat 91 000 Mark gekostet. Ein Teil der Druckkosten konnten, so Stadträtin Ursula Beul, durch 150 Subskriptionen vorfinanziert werden. Allein die Frankfurter Sparkasse hat bereits 50 Exemplare abgenommen.

Der Katalog ist zum Preis von 59 Mark in Offenbacher Buchhandlungen, im Stadtmuseum sowie im Klingspor-Museum erhältlich. dok

Oberlinden: Auch das Parlament streitet weiter

LANGEN. Die Diskussion um die Verkehrsberuhigung von Oberlinden reißt nicht ab. Im Parlament plädierte die FWG-NEV erneut dafür, den Umbau der Straßen zu stoppen. Die Verkehrsberuhigung war im März 1988 einstimmig beschlossen worden. Die übrigen Fraktionen sahen zu einer Kursänderung keinen Anlaß. Aber: auf Antrag der Freien Wähler wird der Bauauschuß erneut darüber beraten. Auch die FDP, die nicht im Parlament sitzt, hat sich geäußert: "In Oberlinden wird erneut demonstriert, wie blinder Straßenrückbau zu verminderter Verkehrssicherheit führt." Doch grenzt sich die FDP von der FWG ab: Sie vergieße Krokodilstränen über ein Kind, das sie mit in den Brunnen geworfen habe. dac

Ein Kino soll ins alte Schwimmbadrestaurant

NEU-ISENBURG. Mit einem greifbaren Ergebnis endete bei der Bürgerversammlung in der Hugenottenhalle die Diskussion über die künftige Nutzung des alten Schwimmbadrestaurants. Die Stadtverordneten auf dem Podium versprachen, eine Anregung aufzugreifen: Mehrere Bürger hatten vorgeschlagen, in dem Gebäude ein Kino einzurichten - und zwar unabhängig davon, ob zusammen mit dem Ensemble der "Spottlichtern" oder als Ergänzung zu einer Kleinkunstbühne mit wechselnden Gruppen oder gar "solo". leo

Keine Bestandsaufnahme versiegelter Böden

OBERTSHAUSEN. Der Grundwasserspiegel sinkt, die Bevölkerungszahl steigt, meinte Mechthild Koch (Grüne) in der Stadtverordnetenversammlung. Damit das Regenwasser nicht in Kanälen verschwindet, die letztlich im Main münden, sondern statt dessen im Boden versickert und das Grundwasser wieder anreichert, beantragten die Grünen, der Magistrat solle zusammentragen, welche stadteigenen Flächen versiegelt sind - um dann zu überlegen, ob die Flächen wasserdurchlässig gemacht werden könnten.

Während der Vorschlag die Zustimmung der SPD-Fraktion fand, lehnten CDU und FDP mit ihrer Mehrheit ab. Gerhard Keller von der FDP gab zu bedenken, es koste sehr viel Geld, einen Platz aufzureißen und den Asphalt zu beseitigen. Brunhilde Waldschmidt von der CDU berief sich auf Bürgermeister Josef Seib, der gesagt hatte, die Stadt halte sich an das Naturschutzgesetz. Danach ist es nämlich verboten, Boden ohne zwingenden Grund zu versiegeln, befand wiederum Mechthild Koch. pmü

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Hard-Rock-Party: Doc Love - Mistres, Sa., 20 Uhr, F 63, Frankfurter Straße 63. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Boomerang (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Housesitter (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Jagd auf einen Unsichtbaren (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr).

Broadway: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Sa., So., 15.30 Uhr); Fatale Begierede (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Steinzeit Junior (Sa., So., 15.30, 17.15, 19 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So., 20.45 Uhr). - Zeitlos: Peter Pan (Sa., So., 15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (Sa., So., 19.45 Uhr); Die neue Cannes-Rolle '91 (Sa., So., 17.45, 22 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Historischer Spaziergang: Wohnhäuser für Arbeiter im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Sa., 14 Uhr, ab Feld-/Ecke Wilhelmstraße. Vereine / Organisationen Offenbach. Egerländer Gemeinde: Kirchweihfest, Sa., 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.

Mühlheim. DLRG und Tauchsportclub: Tag der offenen Tür mit Disco, Sa., 9 bis 22 Uhr, im Hallenbad.

Verschiedenes Offenbach. Flohmarkt in der Kita 14, Sa., ab 13 Uhr, im Kleewasem 1.

Mühlheim. Basar für Erstlingsausstattung und Umstandsbekleidung, Sa., 10 bis 15 Uhr, Haus Frau-Mutter-Kind, Lessingstraße 25.

Obertshausen. Amateur-Flohmarkt, Sa., 8 bis 13 Uhr, Bürgerhaus Hausen. Beratungen / Offene Treffs Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock, Gesprächstreff (GesKa e. V.), So., 18 bis 19.30 Uhr. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa. und So.: Dr. Brunner, Offenbach, Kaiserstr. 29, Tel. 88 71 07, priv. 88 77 88 oder 87 35 66.

Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Dichmann, Frankfurt-Bonames, Am Burghof 39 a, Tel. 50 58 93; pr. 0 61 01 / 4 17 45.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Dr. Trillig, Obertshausen-Hausen, Tel. 0 61 04 / 7 54 70 und Dr. Fuhrig, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 36 64. Apotheken Offenbach. Sa.: City-Apotheke zum Löwen, Frankfurter Str. 35, Tel. 81 36 85 und Lauterborn-Apotheke, Hugo-Wolf-Str. 10/12, Tel. 84 29 99; So.: Paracelsus-Apotheke, Kaiserstr. 28, Tel. 88 89 87 und Jahn-Apotheke, Bürgel, Langstr. 3, Tel. 86 14 16.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Birkenwald-Apotheke, Hausen, Birkenwaldstr. 13, Tel. 7 33 88.

Mühlheim. Sa. u. So.: Main-Apotheke, Dietesheim, Hanauer Str. 15, Tel. 7 39 14. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02. Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro- Seitz, Hanau-7, Ludwigstr. 99, Tel. 0 61 81 / 65 07 13.(Ohne Gewähr)

Asyl - Stimmen der Nächstenliebe Umschwung bei der jüngsten Bürgerversammlung in Hanaus Innenstadt Von Joachim Haas-Feldmann

HANAU. Die höchstens 120 Asylbewerber, die in Hanaus Innenstadt auf dem umzäunten Betriebsgelände der Pumpstation und an der Frankfurter Landstraße (nahe der Kreuzung zur Kastanienallee) eine Herberge finden sollen, können vielfacher Hilfe der Bevölkerung sicher sein. Das zeigte die letzte Bürgerversammlung zum Thema in der Stadthalle. Mit Recht war Oberbürgermeister Hans Martin "erfreut über die Stimmen des Verständnisses und der christlichen Nächstenliebe". Sein Aufruf zur Bürgerhilfe war so zu verstehen, daß Helferkreise die Polizei unterstützen sollten, die Asylsuchenden vor einer möglicherweise angreifenden "gesetzesbrecherischen Minderheit" zu schützen.

Ins Abseits stellten sich an diesem Abend außer einem versprengten Lamboy-Republikaner nur die Vertreter der Otto-Hahn-Schule. Schulleitung und Eltern massierten ihre ängstliche Abwehrhaltung gegen die Asylsuchenden: War in der ersten Bürgerversammlung vor einigen Wochen noch die Angst vor kriminellen Übergriffen durch die fremden Menschen auf Schüler/innen das Hauptargument, stand diesmal die Furcht vor rechtsextremen Gewalttätern nahe der Schule im Vordergrund.

Elternbeiratsvorsitzender Ernst- Georg Zimmermann polemisierte gegen den zuvor gehörten Appell zur Nächstenliebe der vom Standort betroffenen Evangelischen Johanniskirchengemeinde: "Ausschreitungen sind geplant und kommen, daran ändern auch Bibelzitate nichts." Schulleiter Peter Erber malte sich aus, wie der Polizeischutz vor der Asylherberge nicht ausreichen könne.

Ein ehemaliger spanischer Abiturient der Schule forderte dazu auf, diese Angst auch zu verarbeiten und nicht nur zu artikulieren. Er unterstützte das vorher gehörte Argument des Lehrerausbilders Hubert Zilch, an der Otto-Hahn-Schule sei Ausländerfeindlichkeit keineswegs selten. Wie "Mitte rechts" das politische Klima unter den Lehrenden dort sei, hätten Kommentare gezeigt, das Benehmen von Ausländerschülern passe in die Hauptschule. Ein anderer ehemaliger Abiturient rief in Erinnerung, daß vor 15 Jahren schon Jugendliche von der Schule hätten fliegen sollen wegen einer Schülerinitiative.

Uta Henningsen, Elternbeiratsvorsitzende der Lindenau-Gesamtschule, sagte unter dem Beifall der meisten, bei einem Klima wie an der Otto- Hahn-Schule hätte sie ihr Amt längst aufgegeben. In Großauheim zählten viele Eltern zum Asyl-Helferkreis.

Warum die Schulvertreter kein Wort gegen die Rechtsrassisten verlören, wunderte sich ein Redner. Mehrere warfen den Schulvertretern vor, die machten die Opfer von Krieg und Verarmung zu Schuldigen. Er fühle sich nicht von den Ausländern bedroht, sondern von autoritären Charakteren wie denen an der Otto-Hahn-Schule, erboste sich ein "Lamboyaner". Mehrmals wurde die Frage gestellt, wie es wohl in den 40er Jahren auf Flüchtlinge gewirkt hätte, wenn Einheimische in Hanau sie schon im Vorfeld denunziert hätten. Wiederholt auch die Aufforderung, Fälle zu benennen, wo Fremde belästigt hätten. - Solche Beispiele blieben aus.

Pfarrer Hen Donath forderte die Otto-Hahn-Schule auf, "Strategien zu überlegen, wie mit den Fremden umzugehen ist". Ein Bewohner aus der Bachstraße berichtete, er betrachte die Asylherberge nicht als Last, obschon er im Vergleich zur Otto- Hahn-Schule viel näher wohne. Die Aufnahme von gerade mal einem Promill der Hanauer Bevölkerung sei doch nicht davon abhängig zu machen, was sich Unglaubliches am rechten Rand tue, sagte ein besonnener älterer Mann.

Ein anderer rief zur Zivilcourage auf und erntete dafür starken Beifall. Er habe keine Angst vor den Asylsuchenden, sondern vorm rechten Mob. Gegen den gelte es sich zu wenden. Darauf OB Martin: "Das hat den Nagel auf den Kopf getroffen".

Ebeling braucht Zeit für Betreuungsschulen

Die "langwierige Umsetzung politischer Entscheidungen" ist nach Auffassung der Schuldezernentin Jutta Ebeling dafür verantwortlich, daß die für dieses Schuljahr angekündigten Betreuungsschulen immer noch keine Betreuer haben. Damit setzt sich die Stadträtin gegen Vorwürfe zur Wehr, die neuen Betreuungsschulen voreilig angekündigt und dann nur "schludrig" verwirklicht zu haben.

Eine Verwaltung benötige "klare Verfahrensregeln und Mitbestimmungsrechte", das koste mitunter Zeit. So habe der notwendige Magistratsbeschluß erst nach den Ferien gefällt werden können. Für die Ausschreibungen der Stellen sei eine neue Abstimmung mit dem Personalrat erforderlich gewesen, weil sich die Rahmenbedingungen des Kultusministers geändert hätten.

Die Konzepte der neuen Betreuungsschulen und die Bestellungen für deren Ausstattung seien auch erst Ende August im Amt eingegangen. Vor diesem Hintergrund sei es ein "Mißverständnis" gewesen, die Betreuungsschulen bereits für den 1. August zu erwarten. Nach den ersten Einstellungsgesprächen in den Herbstferien sollten die Schulen aber sobald wie möglich mit der Betreuung beginnen. luf

Open-air-Kino wird fortgesetzt

MÖRFELDEN-WALLDORF. Das Open- air-Kino - in diesem Sommer von der Kulturinitiative mit städtischer Unterstützung als Probelauf gestartet - wird fortgesetzt. Das versicherte Erster Stadtrat und Kulturdezernent Hans-Jürgen Vorndran, der dieser Tage die Abrechnung des sommerlichen Freiluft- Film-Vergnügens an der Bertha-von-Suttner-Schule vorlegte.

Das Angebot ist zwar ein Zuschußgeschäft, da die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern von 4065 Mark (es wurden fünf Mark erhoben) bei weitem nicht ausreichten, die Gesamtkosten von rund 12 350 Mark zu decken.

Dickste Brocken auf der Ausgabenseite: die Miete und Versicherung für Leinwand-, Projektor- und Tonanlage mit 5130 Mark sowie die Honorare für das Vorprogramm mit 3700 Mark. Vorndran räumte wohl ein, daß die Honorarkosten hoch seien, erinnerte aber daran, daß es die örtlichen Gruppen gewesen seien, denen hier ein Forum geboten worden sei.

Alles in allem mußten zum Open-air- Kino etwa 8270 Mark aus dem Stadtsäkkel zugebuttert werden. Doch Vorndran meinte, daß die Kosten die Sache wert seien, immerhin kamen insgesamt 813 Besucher - macht bei vier Open-air-Veranstaltungen durchschnittlich 203 Besucher pro Filmabend. Und das, so der Kulturdezernent - der ausgerechnet hat, daß die Stadt pro Nase etwa 10,17 Mark zugeschossen hat -, sei für den Anfang wahrlich nicht schlecht. wal

Kindergärten erhalten 795 000 Mark Zuschuß

OBERTSHAUSEN. 795 000 Mark wird die Stadt den kirchlichen Kindergärten in diesem Jahr zuschießen. Das beschloß die Stadtverordnetenversammlung. Das Geld dient zur Bestreitung der laufenden Geschäftskosten und für die Unterhaltung der Einrichtungen. Aufgeteilt auf die einzelnen Gemeinden bedeutet dies: Die Kirchengemeinde St. Thomas Morus bekommt 296 000 Mark, die Herz-Jesu-Gemeinde 207 000 und die Kirchengemeinde St. Josef / St. Pius 291 645 Mark. pmü

Den Glühwein gibt's aus Plastikbechern

HEUSENSTAMM. Beim diesjährigen Nikolausmarkt zwischen Torbau und Schloß wird der weihnachtlich gestimmte Besucher seinen Glühwein aus einem Plastikbecher aus Polysterol schlürfen. Um die Umwelt zu schonen und den Riesenaufwand klein zu halten, das Gelände nach dem Markt wieder zu säubern, hat sich der Magistrat in Abstimmung mit den Vereinen dazu entschlossen, beim Weihnachtsmarkt nur Plastikgeschirr zuzulassen.

"Dieses Plastikgeschirr wird im Unterschied zu den Pappbechern im vergangenen Jahr nicht nach der Benutzung verbrannt, sonder voll recycelt," erklärte hierzu Bürgermeister Josef Eckstein (CDU). Um dies zu gewährleisten, erhält der Gast des Nikolausmarktes seinen Becher oder Teller nur gegen eine Mark Pfand. Er wird somit gezwungen, das Geschirr wieder abzugeben, will er sein Geld zurückhaben. Die Pfandmarken wird die Stadt den Vereinen zur Verfügung stellen. Sie sammeln das gebrauchte Geschirr in Behältern, es wird dann von der Mainzer Firma, die es liefert, auch wieder abgeholt.

Vereine oder Privatinitiative die noch einen der 140 Stände für den Nikolaussmarkt am 5. und 6. Dezember mieten wollen, müssen dies bis spätestens 22. Oktober im Rathaus, Telefon 607-283 oder 607-205 anmelden. pmü

Nachprüfbare Zahlen: Unerläßlich oder überflüssig wie ein Kropf? Langen erstellt Umweltbilanz

LANGEN. Wieviel Kilometer Straßen und Radwege es in Langen gibt, wieviel Wasser verbraucht wird und ob die Müllberge steigen: Auf solche Fragen wird künftig eine Stadt- und Umweltbilanz Antwort geben. Dafür hat sich das Parlament mit den Stimmen von SPD und Grünen am Donnerstag entschieden. Aus Sicht von CDU und FWG wurde damit eine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Verwaltung" beschlossen.

"Ohne statistische Basisdaten ist eine effektive Verwaltung nicht möglich", meinte Eberhard Heun (SPD). Da auch Entwicklungen dargestellt werden sollen, sieht er in der Bilanz eine Erfolgskontrolle: "Die Bilanz zeigt uns beispielsweise, ob unsere Wohnungspolitik erfolgreich ist oder nicht."

Nach Ansicht von Michael Brehm (Grüne) dient der Jahresbericht auch der "Rechenschaft nach draußen". Die Parteien müßten sich an ihren Aussagen messen lassen. An die Adresse der CDU meinte er: "Gäbe es in Bonn eine Umweltbilanz, würden alle erkennen, daß trotz Katalysator die Vergiftung durch das Auto weiter zugenommen hat."

"Zu viele Daten, zu aufwendig, zu kostenintensiv": So begründete Heinz-Helmut Schneider (CDU) die Ablehnung seiner Fraktion. Die Bilanz sei "überflüssig wie ein Kropf" und werde "zu 50 Prozent für den Papierkorb produziert".

Auch der Magistrat hatte Bedenken. Nicht für alle Bereiche seien Daten vorhanden, hieß es. Sprecher der SPD meinten dagegen, daß sich die Verwaltung auch anderer Einrichtungen bediene könne, in denen wiederum Statistiken immer weiter vervollständigt würden. dac

Blumenstrauß, ohne Grußkarte Van Morrison in der Alten Oper

Van Morrison schreibt seit einem Vierteljahrhundert in Noten und Texten hinreißende Rockgeschichte, er mischt sämtliche neuen musikalischen Stile und wäre auch als Lyriker - nicht nur zu Messezeiten - eine Exegese wert. Er hat mit seinem Publikum noch nie außermusikalisch "kommuniziert". Weder sagt er Nummern an, noch verkauft er professionell den Titel seiner neuen LP. Einzig zwei "Dankeschöns" am Ende des Konzertes verlassen Brust, Kehle, Lunge und Lippen des begnadeten Sängers ohne vokalistische Intonation. Der Mann stellt sich einfach da oben hin, singt, spielt Gitarre und bläst gelegentlich ins Saxophon, er bewegt sich kaum und läßt selbst Pausen zwischen den Songs gar nicht erst zu.

Vielleicht ist Morrison - der sein Heil im Laufe der 80er Jahre vergeblich in obskuren Lehren wie Scientology suchte - wirklich nur öffentlichkeitsscheu. Er mutet seiner Band und dem Publikum ein festgezurrtes musikalisches Paket zu, Porto drauf und ab die Post, ohne Grußkarte; wer die Nummern nicht kennt, soll sie kennenlernen, das war's, mehr gibt's nicht, und was bei anderen vielleicht als arrogant ausgelegt werden könnte, wirkt bei ihm wie die radikale Einlösung jenes Versprechens, das er 1986 zum programmatischen Titel einer seiner besten LPs machte: "No Guru, No Method, No Teacher".

"Why must I always explain?" singt er mit Inbrunst. Seine Stimme ist hier wie anderswo weder dem Rock noch dem Soul noch dem Blues noch dem Folk zuzuordnen, sondern kann nur in das gemeinsame Terrain dieser Stile vergattert werden, in dem Notation und Werktreue etwa soviel bedeuten wie Parkverbotsschilder und Fahrbahnbegrenzungen in der Straßenverkehrsordnung.

Um so erstaunlicher ist es, daß er mit klassisch gebildeten Musikern auftritt. Die beiden Frauen in der Band (sax/cla/ voc und vib/perc/fl/voc) spielten eher brav denn mitreißend und konnten mit den Herren an Baß, Drums, Keyboards und vor allem mit dem hervorragenden Gitarristen Ronnie Johnson nur hie & da mithalten.

Dennoch war der irische Musikblumenstrauß gut sortiert und gebunden. Neues und Altes, Lautes und Leises, Jazz und Rock, Blues und Folk koexistierten so spannend, wie es man von Morrisons Schalllatten kennt, und ein Gassenhauer wie "Gloria" (Zugabe, natürlich) wirkte nur wie das laute Nebelhorn auf einer Kreuzfahrt in der Irischen See, die sonst mit frischem Wellengang die Geburtsinsel des Ausnahme-Komponisten Morrison umspült. Daß er sich auch von der Lightshow nicht ins große Licht rücken ließ, verdeutlichte nur: Hier gab's seine Musik, sonst nichts.

WOLFGANG SPINDLER

Flüchtlingen eine Heimat geben Sozialarbeiterinnen wenden sich gegen jüngste Ausschreitungen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Weltflüchtlingstag am 2. Oktober stand Pate bei der gemeinsamen Erklärung, in der sich die Sozialarbeiterinnen der Christlichen Flüchtlingshilfe und der Stadt gegen die jüngsten Ausschreitungen, die Fremdenfeindlichkeit und gegen Änderung des Artikel 16 im Grundgesetz wenden. Seit Monaten seien Flüchtlinge Ziel gewalttätiger Angriffe, die von Teilen der Bevölkerung offen oder insgeheim gutgeheißen würden, verbreite sich die Meinung, die Flüchtlinge seien schuld an den Problemen im Land.

Anstatt ihnen "Schutz und körperliche Unversehrtheit zu gewähren, wird in aller Öffentlichkeit über die Abschaffung eines im Grundgesetz garantierten Rechtes gestritten", kritisieren die Sozialarbeiterinnen und weisen auf die Hintergründe hin, die seinerzeit zur Aufnahme des Asylrechtes ins Grundgesetz geführt hätten. Weltweit seien derzeit etwa 30 Millionen Menschen (von denen nur ein Bruchteil die Industrienationen überhaupt erreiche) auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Diktaturen, Hunger, Naturkatastrophen oder wirtschaftlicher Not, so die Sozialarbeiterinnen unter Hinweis darauf, daß auch eine Änderung des Asylrechtes diesen Sachverhalt nicht wandeln könne. Denn "solange die Ursachen für Flucht bestehen, werden Flüchtlinge zu uns kommen und Schutz suchen." Deshalb sei es eine, wenn auch nicht immer einfache Verpflichtung, diese Menschen aufzunehmen und sie menschenwürdig unterzubringen, um ihnen dadurch auch eine minimale Integration zu ermöglichen. Die Sozialarbeiterinnen appellieren an Toleranz und Verständnis, denn "die vielen kleinen täglichen Begegnungen als Nachbarn, als Eltern, als Kollegen können den Flüchtlingen in unserer Stadt ein kleines Stück Heimat geben und zeigen, daß sie nicht überall unerwünscht sind." wal

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Ein Fall für TKKG-Drachenauge (15 Uhr); Housesitter - Lügen haben schöne Beine (17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Go Trabi Go II - Das war der wilde Osten (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (17 und 19 Uhr); Ein Mann, eine Frau, eine Waffe - My New Gun (21 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Brennpunkt L. A: - Die Profis sind zurück (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (15.30 und 18 Uhr).

Stadthallen-Kino II: In einem fernen Land (15.30 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Grüne Tomaten (20.15 Uhr).

Theater/Musik Oberursel. Stadthalle: Konzert mit klassischer mexikanischer Musik und folkloristischen Elementen mit Ana Maria Tradatti und Marisa Canales, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus: 14. Große Ikonen-Ausstellung der Ikonengalerie Brenske, 11 bis 20 Uhr. Vorträge/Kurse Königstein. Königsteiner Forum: "Das Deutschlandbild der Franzosen", Referent: Dr. Joseph Rovan, Luxemburger Schloß, 19.15 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde, 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Abfahrt zum Omnibusausflug, 12.30 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Gedächtnistraining ab 10 Uhr, Beratung bei Frau Ruf, 10 bis 11 Uhr, Tanz, 14 bis 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr, Aquarellkurs ab 14.30 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag, 14 bis 18 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Spielen wie im alten Rom - Was Kinder schon vor 2000 Jahren spielten", 10 bis 12 Uhr.

Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg Gartenfeldsiedlung, 14 bis 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Standort des Spielmobils "Wilde Hilde": Römerhof/Ecke Houillerplatz, 14.30 bis 17 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 13 km.

Gastspiel des Moskauer Staatszirkus, Heuchelbach-Platz, 15.30 und 19.30 Uhr.

Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.

Noch mehr Frankfurt-Pässe Sozialdezernat erkennt größere Zahl von Berechtigten an

Ein Jahr nach der Einführung des Frankfurt-Passes sollen noch mehr Frankfurter den Ausweis für preiswerte und kostenlose Unternehmungen in der Stadt erhalten. Dagegen bleiben Studenten, die mit Jobs ihr Studium selbst finanzieren müssen, weiterhin vom Kreis der Berechtigten ausgeschlossen. Wenn die Stadt noch einen Großteil der mehr als 40 000 Frankfurter Studenten einbeziehen und aufwendig deren Einkommen prüfen müßte, würde das den "finanziellen Rahmen" des Frankfurt-Passes sprengen, sagte am Montag Inge Köhler, die Referentin des Sozialdezernenten.

Bisher müsse die Stadt mit zwölf Millionen Mark und viereinhalb Planstellen zur Vergabe der Pässe und Prüfung der Einkommensverhältnisse der Antragsteller auskommen. Das sei nur bei einem "einfachen Verfahren" möglich, unterstrich Köhler.

Künftig sollen auch Studenten den Ausweis erhalten, wenn sie anstelle von Bafög ein Stipendium erhalten. Schließlich sollten mit dem Frankfurt-Paß "hilfsbedürftige und leistungsbereite Studenten" gefördert werden, heißt es dazu in einem Bericht des Magistrats. Dies treffe für die Stipendiaten zu - zumal sich die Stiftungen bei der Vergabe der Stipendien am Bafög-Höchstsatz orientierten. Bei der Berechnung der Einkommen - den Paß erhalten Frankfurter mit einem Nettoeinkommen von 1500 Mark oder darunter, hinzu kommen 500 Mark für jeden Familienangehörigen - sollen künftig "zweckbestimmte Leistungen" nach dem Bundessozialhilfegesetz - etwa Pflegegeld - nicht mehr berücksichtigt werden. Anders sehe das mit dem Erziehungsgeld aus, sagt Köhler. Das diene durchaus zum Lebensunterhalt und werde weiter angerechnet. Die Römer-CDU hatte in einem Antrag gefordert, Erziehungsgeld künftig nicht mehr auf das Einkommen anzurechnen.

Inzwischen haben mehr als 45 000 Frankfurter den Paß, der kostenlosen oder verbilligten Eintritt in Museen, Schwimmbäder, ins Theater oder bei der Volkshochschule ermöglicht. Damit habe sich die Zahl bei der erwarteten Größenordnung eingependelt, sagte Köhler.

In den kommenden Wochen rechnet das Sozialdezernat mit längeren Wartezeiten bei der Vergabe des Ausweises. Nach einem Jahr Gültigkeit stehen die ersten Verlängerungen des Frankfurt-Passes an. Den Ausweis erhalten Frankfurter montags bis freitags von 8 bis 12.30 Uhr in der Barckhausstraße 1. luf

"Wohnheim" ehrte Sieger im Blumenwettbewerb

Der seit nunmmehr 34 Jahren von der "Gemeinnützigen Gesellschaft für Wohnheime und Arbeiterwohnungen mbH", kurz "Wohnheim", durchgeführte Blumenschmuckwettbewerb unter den Mieterinnen und Mietern ist für dieses Jahr abgeschlossen. In nahezu allen Wohnbereichen beteiligten sich daran die Mieter durch besondere Gestaltung von Terrassen, Vorgärten und Balkonen. Eine Jury mußte wieder rund 3000 Teilnehmer und deren zum Teil prachtvolle Blumen-Arrangements beurteilen.

Am Ende wurden nun 300 davon am Sonntag vormittag in den Palmengarten zu einer Feierstunde eingeladen. Wobei seitens der Geschäftsleitung herausgestellt wurde, daß sich zunehmend auch ausländische Mitbewohner beteiligt haben. Die "Wohnheim" ist Eigentümerin von über 14 000 Wohnungen, darunter 2500 für alte Menschen. Darüberhinaus besitzt sie Flüchtlings- und Asylbewerberwohnheime mit rund 2000 Plätzen und etwa 100 weitere Objekte, wie Kindergärten, Altentages- und Begegnungsstätten und andere. Die Gewinner des Wettbewerbs, die mit Geschenken bedacht wurden, sind diesmal: Helene Kuboth, Johanna-Melber-Weg 15, Hildegard Dierig, Straßburger Straße 47, und Walter Funke, Dürkheimer Straße 37. -vau

Nach 15 Jahren muß der Jazzclub Ortenberg seinen Stammplatz im Saal Hirzel verlassen Jazzfans aus der Region hoffen auf einen Ersatz Damit die kulturelle Szene in Mittelhessen bunt bleibt

ORTENBERG. Etwa 15 Jahre hat der Ortenberger Jazzclub gebraucht, um durch beharrliche Arbeit einen Stamm von Zuhörern und Helfern aufzubauen, die allein das Interesse an guter Jazzmusik verbindet. Jetzt steht der Club vor der schwersten Entscheidung seines Bestehens: Der Mietvertrag für den bisherigen Saal in der Ortenberger Altstadt wurde ihm zum 30. Juni des nächsten Jahres gekündigt. Damit ist die weitere Existenz des Clubs in Frage gestellt.

In einem Hilferuf wendet sich der Vorstand des Jazzclubs in diesen Tagen an die Öffentlichkeit, um in der näheren Umgebung ein geeignetes neues Domizil für den Jazzclub zu finden.

Das wird nicht einfach sein. Der bisherige Raum war den Fans durch seine Größe von 100 Plätzen gerade recht. Er hat eine kleine Bühne, die für die meisten Gruppen genau die richtigen Maße hat, um ein gutes Zusammenspiel zu ermöglichen. Die Ausstattung ist spartanisch und genügt teilweise nicht mehr den heutigen Anforderungen. Das hat der Atmosphäre aber in der Regel nicht geschadet. Das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. So ist im Grundsatz die Entscheidung des Ortenberger Magistrats auch zu verstehen, das Gebäude im Rahmen der Altstadtsanierung zu kaufen und in ihm Wohnungen einzurichten. Andererseits müßten die Ortenberger Politiker und Politikerinnen ein Interesse daran haben, den für die Stadt wichtigen Kulturträger Jazzclub in ihrer Stadt zu halten. Nicht wenige Besucher kamen aus über hundert Kilometer Entfernung nach Ortenberg, um sich hier anspruchsvolle Konzerte zu erschwinglichen Preisen außerhalb der Jazz-Metropole Frankfurt anzuhören. Die Jazz-Fans schätzen am Altstadtsaal Hirzel, der von ihnen liebevoll "Sousaphon" getauft wurde, die ungekünstelte Atmosphäre und den ungezwungenen Umgang mit den Musikern. Neben dem ebenso bekannten "Fresche Keller" mit seinem Kleinkunstprogramm waren es vor allem die Jazz-Fans, die mit ihren Konzerten Gäste in die Altstadt brachten. Der Jazzclub war ursprünglich Teil des Ortenberger "Kulturkreis Altes Rathaus", hatte sich im Dezember 1988 aber selbständig gemacht. Die Unterstützung durch die Stadt Ortenberg war zu Beginn beachtlich. In dem Maße, wie der Club autonomer und das Geld in der Stadtkasse knapper wurde, zog sich die Stadt zurück. Nur einmal im Jahr zum Kalten Markt fördert sie eine Jazzveranstaltung.

Die Liste der Jazz-Konzerte in Ortenberg seit 1979 ist lang. Sie liest sich wie eine Zusammenstellung der Jazz-Größen der letzten Jahre: Art Hodes Trio, Harlem Blues and Jazz Band, Jacques Loussier, Jazz Train, Barrelhouse Jazz-Band, Clifford Jordan Quartett, Barbara Dennerlein Trio, Pasadena Roof Orchestra, Louis Armstrong All Stars (spielten nur in München und in Ortenberg!), Tribute on Count Basie, Woody Herman All Stars, Dr. Jazz Ambulanz und bisher dreimal der "Carneval of Jazz" mit verschiedenen Bands.

Unvergessen sind auch die Konzerte mit Katie Webster, Trevor Richards und dem Häns'che Weiß Trio. Auch die vielen Bands aus Polen, Dänemark und den Niederlanden fanden hier ihr Publikum. Auf der anderen Seite bietet der Jazz-Club Ortenberg neben Rödermark in Südhessen gerade auch weniger bekannten Gruppen eine Bühne, um sich bekannter zu machen. Für jüngere Musiker ist das zugleich eine Art Bewährungsprobe.

Ortenbergs Bürgermeister Otto Emrich bemüht sich nach eigener Aussage um Raumersatz. Aber in der "Kernstadt" von Ortenberg sind Gebäude dieser Größenordnung rar. In dem ehemaligen Amtsgericht hat sich der Wetteraukreis eine Möglichkeit geschaffen, eine Vorschulklasse unterzubringen, in der ehemaligen "Toga", in der zwischenzeitlich mal eine Näherei, dann bis vor kurzem ein Lager untergebracht war, sollen Kindergartengruppen betreut werden. So bleiben nur vage Hoffnungen für den Club.

Deshalb bittet der Vorstand alle Jazzfreunde um Hinweise auf einen Saal in Ortenberg oder in der näheren Umgebung als Ersatz für den Saal Hirzel.

Der Wunschtraum des Clubs wäre natürlich ein fester eigener Saal, der zu Konzerten wie zu anderen Vereinsaktivitäten nutzbar ist, unter anderem zu Workshops für Nachwuchsmusiker. Ob sich solche Träume verwirklichen lassen, steht in den Sternen. Ein über die Wetterau weit hinaus bekannter Kulturträger kämpft ums Überleben . . . HELMUTH SCHIMANOWSKI

Klingeln gegen die Angst 14 Frauen auf Tour durchs nächtliche Frankfurt

Die Eroberung der Stadt begann mit hochgeschlagenem Jackenkragen: Gerade, als die 14 Neugierigen, die sich auf Einladung des Frauenreferats zur "Moonlight-Tour" per Fahrrad um Mitternacht an der Konstablerwache getroffen hatten, fing es an zu regnen. Zum Glück war die zentrale Betriebsüberwachung der Stadtwerke an der Vilbeler Straße nicht weit. Hier wurde Klaus Schäfer ausgefragt über die Arbeit an den Monitoren: Wie die U- Bahn-Stationen überwacht werden, was die Kameras alles überblicken können, wie der Notruf funktioniert. Für Frauen, die sich aufgemacht hatten, die nächtliche "Faszination des Unheimlichen" zu erkunden, wie es Gabriele Wiebelitz als Veranstalterin versprochen hatte, sind die Radlerinnen von beachtlichen Sorgen geschüttelt beim Benutzen der unterirdischen Verkehrsanlagen.

Die Eschenheimer Anlage als einer der Orte, an die sich die 31jährige Karin beispielsweise nachts niemals alleine hintrauen würde, lag verlassen wie ein Kinderspielplatz in der Provinz. Nur der Schäferhund eines Obdachlosen protestierte energisch, als der Konvoi praktisch durchs Schlafzimmer fuhr. Schillerstraße, Goetheplatz, Taunusstraße gegen ein Uhr morgens - das einzig Lebendige in dieser Stadt sind die Autos.

Das ändert sich schlagartig mit Einfahrt ins Bahnhofsviertel. Drei junge Männer im Auto mit dem Kennzeichen "MTK" lassen sich nur mit Mühe überzeugen, daß dies keine sportlichere Variante des Straßenstrichs ist. Überall Männer, die starren, feixen, pfeifen, blöde Bemerkungen machen. Frauen sind nicht zu sehen. Die radelnde Kohorte verfällt auf uralte Kriegstaktik und macht Krach. Das leise "Ding-Ding" der eigenen Glocke ist viel zu schwach, um den Ärger auszudrücken. Die da vorne, mit der schrillen Radlaufklingel, die hat's gut!

Weniger beneidenswert erscheint den Besucherinnen das Arbeitsleben der Beschäftigten im Postamt Hafenstraße. Pakete auf Förderbänder verteilen, Briefe einsortieren, die halbe Nacht Päckchen-Weitwurf. Fünf, zehn, 20 Jahre lang für 1500 Mark netto im Monat, tagsüber die Familie versorgen, zwischendurch ein paar Stunden Schlaf. Gesund sieht kaum eine der Frauen aus, darüber trösten auch die Informationen der technischen Superlative des Pressesprechers Dieter Heinbuch und die Erklärungen der Frauenbeauftragten Birgit Dettmer- Voerste nicht hinweg. Heike, die mitgeradelt ist, weil sie Arbeitsplätze sehen wollte, die sie als Privatperson nie zu Gesicht bekäme, ist betroffen.

Gegen halb drei Uhr geht es mit Juhu durch den Hafentunnel - der Regen hat längst aufgehört, und die Straße gehört den Frauen. Vorletzte Station ist das 4. Polizeirevier am Wiesenhüttenplatz. Kommissarin Hallstein erzählt vom Berufsalltag so interessant, daß die Besucherinnen über die (weiblichen!) Pinup-Nackedeis hinter der Tür zum Aufenthaltsraum mit leichtem Blinzeln hinwegsehen. Auch die Kommissarin, wie tröstlich, macht privat einen großen Bogen ums Bahnhofsviertel. Der Abschluß-Umtrunk im Tigerpalast lockt. Die Frauen lassen die Beamtin zurück. Sie hat noch eineinhalb Stunden Zeit bis zum täglichen "Fünf-Uhr-Raub". abi

Bei Methadon müssen die Frankfurter Ärzte "Wissen aufholen" Rat kommt aus der Schweiz und den Niederlanden / Kassenärztliche Vereinigung hatte zu einer Diskussion geladen

Als der Züricher Arzt André Seidenberg die Methadon-"Zapfstelle" in seiner Ambulanz schilderte, löste er im Publikum ungläubiges Staunen aus. Einen 30- Liter-Kanister mit dem flüssigen Medikament hat Seidenberg in der Praxis, so daß für Heroinabhängige die entsprechenden Mengen auch fürs Wochenende und die Ferien abgefüllt werden können. Wenn es um Methadon-Programme für Drogenabhängige geht, blicken Frankfurter Ärzte und Drogenberater schon geraume Zeit voller Neid zu den Nachbarn in den Niederlanden und in der Schweiz. Dort wird schon viel länger als in Frankfurt Methadon an Drogenabhängige abgegeben. Grund genug für die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) und das städtische Drogenreferat, den Erfahrungsaustausch mit den ausländischen Experten voranzutreiben. "Wir Ärzte müssen ganz schnell Wissen aufholen", mahnte Fritz Braumann von der KVH- Bezirksstelle Frankfurt jetzt bei einer Diskussion.

Die Methadon-Therapie wirft Probleme für die Frankfurter Ärzte auf, die erst seit kurzem das Medikament an Heroinabhängige abgeben dürfen. Auf eine langjährige Praxis und entsprechende Erfahrung kann dagegen Gil van Brussels, Chef der Drogenabteilung im Amsterdamer Gesundheitsamt, zurückblicken. Dort wird an mehrere tausend Heroin-Konsumenten Methadon verabreicht, und zwar sogar ambulant in Polizeirevieren, was hierzulande kaum vorstellbar ist. Als gravierendes Problem nannte van Brussels den Umstand, daß Heroinabhängige neben Methadon teilweise noch Drogen, Psychopharmaka oder Alkohol konsumieren. Um das zu verhindern, müßten die Ärzte Methadon "angemessen" dosieren, was im Einzelfall recht schwierig sei. Sein Züricher Kollege Seidenberg empfahl deshalb für stabile Patienten Dosierungen bis zu 100 Milligramm. Und Wolf-Dieter Hofmeister-Wagner, Vorsitzender der Hessischen Substitutionskommission, riet den anwesenden Medizinern dringend davon ab, ihren Patienten Psychopharmaka zu verschreiben.

Ebenfalls weit entfernt von den hiesigen Verhältnissen war die Schilderung Seidenbergs über das Züricher Therapiemodell. "Da werden wir in absehbarer Zeit nicht hinkommen", kommentierte Hofmeister-Wagner den Bericht über die "Zapfstelle". Er wäre schon froh, wenn die rigiden Vorschriften für die Verschreibung von Betäubungsmitteln gelokkert würden.

Der ungezwungenere Umgang mit Methadon in der Schweiz kommt nicht von ungefähr. Dort ist das Medikament schon seit 20 Jahren im Einsatz. Zur Zeit betreuen allein in Zürich rund 400 Ärzte 3000 Patienten. Zum Vergleich: In Frankfurt sind momentan 250 Heroinabhängige in das Methadon-Programm integriert, 20 Ärzte dürfen das Medikament an Drogenkranke verschreiben.

Von den praktischen Erfahrungen in den Niederlanden und der Schweiz werden nun auch Frankfurter Ärzte profitieren. Ein Mediziner vom Amsterdamer Gesundheitsamt wird in Kürze seine Kollegen hier in Sachen Methadon beraten. Das Drogenreferat konnte noch eine weitere Neuigkeit verkünden. Für Ärzte, die Fragen haben, wurde eine "Hotline" eingerichtet. Ein mobiles Telefon, das zwischen 9 und 17 Uhr unter der Nummer 01 61-264 33 91 angewählt werden kann. vo

Ganovenehre

Mit Fahrrädern hatte ich noch nie viel Glück. Drei Räder besaß ich, alle wurden geklaut. So suchte ich nach einem weniger gefährdeten Fahrzeug. Ein alter Drahtesel, für 70 Mark gebraucht zu haben, schien das richtige. Allein schon die altersschwache Nabenschaltung mußte jedem Dieb den Spaß verderben: Der angeblich dritte Gang erwies sich als Leerlauf, der zweite als der dritte - und einzige, denn der erste Gang läßt sich überhaupt nicht schalten. Wer nimmt so was mit?

Vergangene Woche fand ich mein am Hauptbahnhof geparktes - und natürlich abgeschlossenes - Rad abends an einer Stelle, wo ich es morgens nicht hingestellt hatte. Das Zahlenschloß aber war fein säuberlich versperrt, die Gangschaltung stand auf "drei" - im Leerlauf also.

Kombiniere: Der Langfinger fingert das Zahlenschloß ohne große Mühe auf, macht eine Probefahrt - und entscheidet sich dann gegen dieses Modell.

Korrekt hat er das Rad wieder angeschlossen. Sonst wäre es am Ende noch weggekommen. Ihr Bastian

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- OST: FSV Bad Orb - FC Germania Niederrodenbach (Mi., 19 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SG Rodheim - TSV Vatan Spor Bad Homburg (Mi., 19 Uhr).

BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SV Orleshausen - SV Mittel-/Nieder-Seemen (Mi., 19 Uhr).

KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: SG Alemannia Hutten - TSV Weichersbach (Fr., 19 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: SV Olympia Bergheim - FSV Glauberg, KSG Usenborn - SG Wolferborn/Michelau (Mi., 19 Uhr),

KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SV Merkenfritz - SG Eintracht Ober-Mockstadt (Mi., 19 Uhr), TSV Geiß-Nidda - KTSV Borsdorf/Harb (Donnerstag, 19.30 Uhr), SC Teutonia Kohden - KSV Bobenhausen (Fr., 19.30 Uhr in Geiß-Nidda).

hdp

KREISLIGA A FRIEDBERG: SG Stammheim - KSG Bönstadt (Do., 19.30 Uhr). bo

Frauen

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Hammersbach - SG Rosenhöhe Offenbach (Mi., 20 Uhr).

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: SG Melbach - SV Phönix Düdelsheim (Di., 20 Uhr). hdp

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: FSV Bad Orb - FC Germania Niederrodenbach (Mittwoch, 19 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SG Rodheim - TSV Vatan Spor Bad Homburg (Mittwoch, 19 Uhr). hdp Frauen

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Hammersbach - SG Rosenhöhe Offenbach (Mittwoch, 20 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: FC Rimhorn - SKG Walldorf (Mittwoch, 19.30 Uhr). hdp

Fußball-Termine

BEZRIKSPOKAL FRANKFURT, 1.Runde: Spvgg. 05 Bad Homburg - KSV Klein-Karben S(Mittwoch, 19.30 Uhr).

KREISPOKAL MAIN-TAUNUS, 4. Runde: TuRa Niederhöchstadt - Sportfreunde Schwanheim (am heutigen Dienstag, 18.30 Uhr), 1. FC Lorsbach - FC Sportfreunde Schwalbach (am heutigen Dienstag, 19 Uhr), DJK Schwarz- Weiß Flörsheim - SG 01 Höchst (Donnerstag, 18.30 Uhr). hdp

Fußball-Bezirkspokal Frankfurt Kickers-Gegner wird morgen ermittelt

Der Halbfinalgegner des Oberliga-Spitzenreiters Kickers Offenbach im Frankfurter Bezirkspokal-Wettbewerb 92/93 wird am morgigen Mittwoch (19.30 Uhr, Sandelmühle) zwischen dem Klassenkonkurrenten Spvgg. 05 Bad Homburg und dem Landesliga-Spitzenklub KSV Klein-Karben ermittelt. Der OFC, der sich bei seinem knappen 1:0-Erfolg in Nidda (Bezirksliga Büdingen) nicht mit Ruhm bekleckerte, setzt auf die Homburger. Zum einen ist die Elf von der Sandelmühle zugkräftiger, zum anderen wollen sich die Schützlinge von Trainer Lothar Buchmann für ihre 1:2-Heimniederlage im Punktspiel revanchieren.

Aber selbst ein weiterer Erfolg bedeutet noch nicht das Erreichen des Viertelfinales um den Hessenpokal, da der Bezirk Frankfurt in diesem Jahr nur seinen Sieger unter die letzten acht bringen wird.

Für den OFC Kickers bedeutete Nidda zwar das Weiterkommen und das Spiel bescherte bei zirka 800 Zuschauern auch eine gute Kasse, aber Werbung betrieb der Verein in dieser Fußball-Diaspora nicht. Wolfs frühes Tor (4.) war zu wenig und reichte gegen den ängstlichen Gegner auf dem holprigen Hartplatz dennoch aus. "Dieser Platz ähnelte eher einer Pferderennbahn", sagte Lothar Buchmann, der allerdings nicht nur allein wegen des Spielfeldes keine positiven Erkenntisse über seine "Bankspieler" sammeln konnte.

René Glasenhardt wurde von seinem Heimatverein nur einmal ernsthaft geprüft. Daß die Hessenauswahlspieler Günter Albert und Michael Hartmann fehlten, Torwart René Keffel pausierte sowie die verletzten Stefan Schummer und David Behlil nicht dabei waren, konnte aufgrund des großen Kickers-Potentials nur bedingt als Entschuldigung herangezogen werden. Eher schon die nicht optimalen Platz- und Flutlicht-Verhältnisse. hdp

Friseure zeigen die neuen Winter-Haartrends

GROSS-GERAU. Ob wilde, kurze Mähne oder sanfte Locken - erlaubt ist, was gefällt. Welche Tollen gefallen sollen, zeigen die Haarkünstler der Friseurinnung Groß-Gerau am Montag, 12. Oktober, in der Jahnturnhalle.

Der Trend ist indes eindeutig: Die Konzentration aufs Wesentliche ist angesagt. Wer sich über die neu gestylten Köpfe, die im kommenden Winter angesagt sind, informieren will: Die Modeproklamation beginnt um 19 Uhr. wal

Fußball-Bezirkspokal Homburg heute gegen Klein-Karben

Fußball-Oberligist Spvgg. 05 Bad Homburg greift am heutigen Mittwoch in die erste Runde um den Bezirkspokal Frankfurt ein. Die "Nullfünfer" treffen auf den KSV Klein- Karben (19.30 Uhr, Nordwest-Stadion) und müssen im Falle des Weiterkommens im Halbfinale in Offenbach antreten. Der Oberliga-Spitzenreiter setzte sich vor einer Woche mit 1:0 beim Büdinger Bezirksliga-Vertreter SC Viktoria Nidda durch. Neben dem Freilos-Inhaber FSV Bad Orb muß der vierte Klub im Vergleich zwischen dem Frankfurter Pokalsieger (FSV oder SG Rot-Weiß) und dem Hanauer Cupsieger Eintracht-Sportfreunde Windecken (ebenso wie Bad Orb der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost angehörend) am 18. November (14 Uhr) ermittelt werden. Der Sieger dieser Partie empfängt die Orber. Die beiden Halbfinals sollen noch im Dezember ausgetragen werden.

"Wir müssen in diesem Jahr einen Bezirkspokalsieger ermitteln, denn nur der Sieger des Bezirks Frankfurt ist im Hessenpokal vertreten", verweist Pokalspielleiter Richard Storck auf den turnusgemäßen Wechsel, wonach der Bezirk Frankfurt einmal mit zwei und dann wieder nur mit einem Klub ins Viertelfinale auf Landesebene vorstoßen kann. Der Bezirk Gießen/Marburg stellt 92/93 zwei Klubs.

Das Viertelfinale ergab folgende Auslosung: Vertreter Gießen/Marburg I - Frankfurt, Darmstadt - Fulda, Wiesbaden - Kassel I, Kassel II - Gießen/Marburg II.

Damit steht fest, daß die Bad Homburger im Falle eines Erfolges gegen Klein-Karben nicht nur die hohe Hürde am Bieberer Berg, sondern auch noch diejenige im Finale überwinden müssen, um in diesen erlauchten Kreis im Hessenpokal vorzustoßen. Und auch auf Landesebene müssen zwei Siege errungen werden, um endlich in den begehrten DFB-Pokal vorstoßen zu können. Dort setzte es bekanntlich vor kurzem eine Niederlage der Spvgg. Bad Homburg gegen Eintracht Braunschweig. Es war also nichts mit dem großen Gegner und großen Geschäft. "Auf ein Neues", lautet die Devise hinsichtlich des Pokal-Engagements an der Sandelmühle. hdp

Schweinwerfer werden kostenlos überprüft

Während der "Internationalen Beleuchtungswochen" vom 1. bis 31. Oktober stellt auch der gewerkschaftliche "Club Europa" (ACE) seine Prüfanlagen zum Testen und zur Korrektur der Scheinwerfer zur Verfügung. Auto- wie Motorradfahrer können in den Hof des Gewerkschaftshauses, Wilhelm-Leuschner-Straße 69 bis 77, fahren, wo montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr, mittwochs von 8 bis 12 und von 13 bis 14.30 Uhr die Überprüfungen vorgenommen werden. Wie es heißt, haben heute drei Viertel aller PKW falsch eingestellte oder gar defekte Scheinwerfer und gefährden so den Straßenverkehr.

Nach der (kostenlosen) Kontrolle gibt es als Aufkleber die Plakette "Licht-Test 92". -vau

Hanauer Fußball-Kreispokal Bezirksoberligisten hatten große Mühe

Am heutigen Dienstagabend (18.30 Uhr) soll das letzte Zwischenrundenspiel im Hanauer Fußball-Kreispokalwettbewerb 92/93 zwischen den beiden Bezirksligisten KSV 45 Eichen und KSV Langenbergheim ausgetragen werden. Nachdem bereits die SG Bruchköbel Mühe beim 2:0 gegen die TSG Niederdorfelden hatte, benötigte der ebenfalls in der Bezirksoberliga Frankfurt angesiedelte 1.FC Hochstadt nicht nur eine Verlängerung, sondern sogar ein Elfmeterschießen, um dabei mit 6:5 gegen den A-Klassisten FC 66 Büdesheim die Oberhand zu behalten. Damit stehen der 1.FC Hochstadt, die SG Bruchköbel, SG Marköbel, Eintracht Oberissigheim, Germania Niederrodenbach, Eintracht-Sportfreunde Windecken und der FSV Ravolzhausen im Viertelfinale. Als achter Klub wird sich Eichen oder Langenbergheim qualifizieren.

Zwar fehlte Hochstadts Stammkeeper Detlef Schwäbig, der in der Punktrunde zum großen Rückhalt avancierte, und war Andreas Krämer nicht dabei, dennoch hätte der in der Bezirksoberliga Frankfurt-West für Furore sorgende Maintaler Verein die Hürde "Am Schloß" in 90 Minuten nehmen müssen. Der im Kreis Hanau populäre Torjäger Detlef Müller (beim FCH kannte ihn offenbar keiner) legte bereits nach zehn Minuten zwei Treffer vor. Nach einer Stunde hatte der Favorit das Blatt gewendet, aber fünf Minuten vor Schluß ließ Jüngling die Lila-Weißen "alt aussehen". Als Ersatzkeeper Thomas Leue in der 107.Minute außerhalb des Strafraums mit der Hand spielte, war eine rote Karte durch Schiedsrichter Hyngar (Rockenberg) fällig. Feldspieler Andreas Brüderlein stand in den restlichen 13 Minuten sowie beim Penalty-Kick zwischen den Pfosten. Er sicherte gegen Ferstl das Weiterkommen. Ausgerechnet Jüngling schoß zudem vorbei. FC 66 Büdesheim - 1.FC Hochstadt 5:6 im 11m-Schießen (3:3,2:1). Tore: 1:0 und 2:0 Müller (3./10.), 2:1 Rothmeier (23.), 2:2 Krapf (52.), 2:3 Keilholz (59.), 3:3 Jüngling (85.). - Tore im 11m-Schießen: Müller, Betaj, Frank, Leist, König (B) sowie Kraft, Soare, Walker, Keilholz, Brüderlein und Krapf. - Zuschauer: 80. hdp

Schützenkreis Hanau Hochstadt/Dörnigheim mit bestem Kollektiv

Die SG Tell Hochstadt/Dörnigheim dominierte die Sportpistolen-Landesrundenkämpfe im Schützenkreis Hanau: Mit 18:2 Punkten wurde die Schützengemeinschaft aus den beiden Maintaler Stadtteilen souveräner Rundenkampfsieger. Mitbewerber Tell Rückingen fehlten trotz geringem Ringe-Unterschied vier Punkte. Allerdings stellten die Erlenseer in Fred Damss (277 Ringe) den erfolgreichsten Einzelschützen in der höchsten Kreisklasse. Dennoch war er damit nicht bester Aktiver im Kreis, denn Grundklassen-Schütze Hans-Jürgen Zaade (Niederrodenbach) schoß noch einen Ring mehr.

Hochstadt/Dörnigheim hatte keinen Topschützen, dafür jedoch das beste Kollektiv und die besten Nerven in den entscheidenden Kämpfen. Die Mannschaft von 1895 Großauheim war mit 10667 Ringen deutlich stärker als Hochstadt/Dörnigheim (10518), was jedoch in Anbetracht schwacher 10:10 Punkte nichts nutzte. Mit Andreas Bernhardt (274 Ringe) und Hartmut Scheuring (271) plazierten sich gleich zwei Großauheimer Sportpistolenschützen unter die besten fünf. Meister Hochstadt/Dörnigheim hatte in Patrick Leonhardt (271 Treffer) seinen besten Einzelschützen. Harausragend ferner die 275 Zähler von Thoomas Schnabel ( Hubertus Bischofsheim) in der 2. Kreisklasse. Den souveränen Rundenkampfsiegen von Tell Hochstadt/Dörnigheim (Kreisklasse) und des SV Hubertus Niederrodenbach (Grundklasse I) stand ein Zittersieg des SV Hubertus Mittelbuchen (12:8 Punkte/10164 Ringe) in der Grundklasse II gegenüber. Dort muß der Ronneburger SV (8:12)trotz 10081 Ringen absteigen. SCHÜTZENKREIS HANAU, Sportpistolen-Kreisklasse: 1. Tell Hochstadt/Dörnigheim 18:2 Punkte /10518 Ringe, 2. Tell Rückingen 14:6 /10502, 3. 1895 Großauheim 10:10 /10667, 4. Hubertus Mittelbuchen I 6:14 /10478, 5. Hubertus Hüttengesäß 6:14 /10268, 6. Niederdorfeldener SC 6:14 /10209. dip

Gemeinde fordert Kuppenabdichtung Einstimmiger Beschluß: RP soll ehemalige Deponie als Altlast anerkennen Von Wolfgang Heininger NEUBERG. Wenn sich die Neuberger schon nicht den Kopf über die drohende neue Mülldeponie des Kreises zerbrechen, dann sorgt die Altlast "Auf der Stein" für Gesprächsstoff. Nachdem nun endlich das abschließende Gutachten über die ehemalige Hausmüllkippe vorliegt, will sich die Gemeinde nicht länger mit der Sanierung gedulden. Kreis und Regierungspräsidium (RP) sollen endlich Dampf machen und zumindest die Kuppenabdichtung, für die die Pläne schon längst in Darmstadt liegen, schnellstens in Angriff nehmen. Einstimmig beschlossen die Gemeindevertreter in der jüngsten Parlamentssitzung eine von DKP und SPD erarbeitete Resolution, womit der RP aufgefordert wird, die Kreismülldeponie als Altlast anzuerkennen und sofort Landesmittel zu bewilligen. Die Planung für die Oberflächenabdichtung sei umgehend zu genehmigen und der Kreis anzuweisen, unverzüglich mit den Arbeiten zu beginnen. Auch sei die Kommune zu veranlassen, sogleich die hydraulische Sanierung - damit ist unter anderem das Abpumpen des verseuchten Wassers im Untergrund gemeint - einzuleiten.

Im Gegenzug verlangt Neuberg vom Kreisausschuß, sich im gleichen Sinn an den RP zu wenden. Außerdem müßten zusätzliche Untersuchungen veranlaßt werden, um die Risiken für das Trinkwasserschutzgebiet in der Hammersbacher Gemarkung herauszufinden. Die Gemeinde will regelmäßig über die laufenden Grundwasseruntersuchungen informiert werden und pocht schließlich darauf, daß die Deponiegase schnellstmöglich gefaßt werden.

Während Werner Funk (DKP) in der Debatte darauf hinwies, seine Fraktion fordere diese Schritte schon seit sieben Jahren, aber immer wieder werde die dringend notwendige Sanierung auf die lange Bank geschoben, und es müsse jetzt endlich gehandelt werden, stellte Elmar Stracke (SPD) für seine und die CDU-Fraktion klar, daß alle Parteien sich darum bemüht hätten. Die jetzt vorliegende Untersuchung gebe Anlaß zur Sorge. Gleichzeitig sei aber davor zu warnen, Schreckensnachrichten zu verbreiten.

Das Institut für Industriellen und Geotechnischen Umweltschutz in Gießen (IGU) hat am 4. August seinen Abschlußbericht vorgelegt. In der Zusammenfassung des für den Laien undurchsichtigen Zahlenwerks werden frühere Begutachtungen untermauert, daß gefährliche Stoffe im Deponiekörper durch eindringende Niederschläge und Sickerwässer ausgelaugt werden und in das Grundwasser gelangen. Weiter fließen diese Stoffe unterirdisch nach Westen bis hin nach Rüdigheim.

Unter anderem wurden dabei erhöhte Konzentrationen von leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKWs), Mineralöl, Nickel, Bor und mehrere organische Verbindungen festgestellt. Die privaten Brunnen in der Umgebung sind davon bislang nicht oder nur in Spuren betroffen. Die Verwendung des Wassers ist - noch - unbedenklich. Die Deponieinhaltsstoffe werden als "hausmülltypisch" bezeichnet. Die Palette reicht von Lösungsmitteln mit "deutlicher Belastung" bis zum berüchtigten FCKW aus alten Kühlschränken.

Die IGU empfiehlt daher "hydraulische Sanierungsmaßnahmen", eine Kuppenabdichtung mit Ableitung des Oberflächenwassers, um das Eindringen des Regens und somit die Auswaschung der Giftstoffe zu stoppen, und schließlich die "aktive Fassung" des Deponiegases, das zuletzt abgefackelt wurde.

Angesichts dieser Aussagen ist Neubergs Bürgermeister Uwe Hofmann mit seiner Geduld am Ende: "Für uns ist es nicht ausreichend, daß sich ständig irgendwelche Gremien mit dem Problem beschäftigen müssen, aber nichts weiter geschieht. Deshalb muß die Deponie im Altlastenkatalog höchste Priorität bekommen. Wir können auch nicht solange warten, bis die letzten Details, etwa die Bezuschussung, geklärt sind. Natürlich darf und soll sich der Kreis um Landesmittel bemühen, muß aber gleichzeitig mit den Arbeiten beginnen, auch wenn der Zuschuß verloren geht."

Hofmann kündigte im Gespräch mit der FR an, daß zu diesem Thema am Dienstag, 20. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus Rüdigheim eine Informationsveranstaltung mit dem derzeitigen Abfalldezernenten des Kreises, Erich Pipa, stattfinden soll.

Nach Angaben seines Vorgängers, Dr. Harald Friedrich, wurde die Deponie "Auf der Stein" bereits in die Altlastenliste des Regierungspräsidiums aufgenommen. Dort lägen auch schon die fertigen Pläne für die Abdichtung, die noch unter seiner Ägide erarbeitet wurden, seit geraumer Zeit zur Genehmigung vor. Fraglich sei, wie hoch der Zuschuß des Landes ausfallen werde. Bekannt sei lediglich, daß es einen Grundstock von 50 Millionen Mark gebe, aus dem derartige Maßnahmen finanziert würden.

Der Sprecher des Regierungspräsidiums, Gerhard Müller, erklärte dazu am Freitag auf Anfrage, die IGU-Untersuchung sei inzwischen an die Fachberhörden zur Stellungnahme weitergeleitet worden. Erst danach könne die Deponie offiziell in die Altlastenliste aufgenommen und ein abschließender Bescheid erteilt werden. Ein Vorziehen der Kuppenabdichtung sei nicht möglich. Die gesamte Sanierung müsse als Paket behandelt werden. Die Behörde hoffe aber, das Verfahren noch in diesem Jahr abschließen zu können.

Amerika in den Köpfen "So long", das neue Tanztheater von Vivienne Newport

Am entlegenen, westlichen Ende des Gallusviertels, in der Kommunikationsfabrik, zeigt die "Company Vivienne Newport" ihr neuestes Tanztheater "So long", ein Abschied und zugleich kritische Auseinandersetzung mit jenen Segnungen, die uns von den Vereinigten Staaten vermittelt sind. Der Titel ist im uns lieb gewonnenen schnörkligen Schriftzug der Cokeflasche gehalten: ein Symbol.

Der Theatersaal in der Kommunikationsfabrik hat ein hohes Zuschauerpodium mit guter Sicht auf die tiefe Bühne. In deren Vordergrund sind Wohnutensilien mit staubfangenden Tüchern bedeckt, dazwischen ein paar Metallsäulen, dahinter viel freier Raum, den Vivienne Newport geschickt für den Tanz nutzt.

Drei Paare begegnen sich zu flüchtigen, rasch wechselnden Kontakten. Sie sprechen belanglose Dialoge und reden aneinander vorbei. Dabei ergeben sich witzige Konstellationen und hinreißende Tanzbewegungen.

Die Musik wird vom Band eingespielt und changiert zwischen Schlagersound, einlullendem Bargeklimper, Opernpathos à la Met, einem Schuß "Romeo und Julia" von Sergej Prokofjew und seiner von Leonard Bernstein popularisierten Musicalform "West Side Story", eben Amerika, das alles in Digestmanier etwas lockerer nimmt als wir in Good Old Europe.

Im ersten Teil tragen die Tänzer elegante Abendroben und agieren gestelzt, eine eher westeuropäische Gesellschaft, der die USA nur in den Köpfen spukt. Die Auseinandersetzung mit jenem Phänomen Amerika geschieht ambivalent. Begeisterung wechselt mit Angst. Das Stück regt an und stimmt nachdenklich. Nach knapp anderthalb Stunden wird es von einer Pause zerrissen. Nun finden sich nur zwei gelbe Kunststoffsessel und ein Telefon auf weiter Fläche, Metapher für Wohnluxus. Echte amerikanische Protzmentalität wird kritisch analysiert.

Grundidee und reichliche, elegische Tänze sind Choreographin Newport glänzend gelungen. Nur der zweite Akt dehnt sich überlang mit wiederholten Beliebigkeiten. Etliche markante Schlußposen werden verpaßt. Am Ende einer fabelhaft ausgeleuchteten Szenerie verdämmert einfach das Bild. Dem eigentlich heiter- gelassenen "So long" mit seinen hinreißenden Tanzsequenzen und Nachdenklichkeit bekäme eine gestrafftere Form gut (noch einmal vom 7. bis 11. Oktober, Beginn jeweils 20.30 Uhr , Kommunikationsfabrik, Schmidtstraße 12).

ROLAND LANGER

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.

LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.

Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.

Aidsberatung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homb. Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 u. 14.30 Uhr; Raucherentwöhnungstherapie, 15 Uhr; Kurseelsorge: "Wohin mit meiner Wut", 16.10 Uhr.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr; Rechtsberatung, 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.

Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe-Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 48 139.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert-Bosch-Straße. Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher- von-Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Offener Treff für interessierte, engagierte Frauen, 20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.

Parteien / Parlamente Florstadt. Die Grünen: Friedensgespräch zum Thema "Vorurteile und Ablehnung der Einwohner gegenüber den in Nieder-Mockstadt untergebrachten Flüchtlingen", Goldbachhalle, 20 Uhr.

Kurse / Vorträge Friedberg. Ev. Frauenhilfe: "Nähen in den Herbstferien" für Jungen und Mädchen ab 13 Jahre, vom 5. bis 9. Oktober, jeweils 9.30 bis 12.30 Uhr, Kaiserstr. 167.

Altenstadt. Ferienspiele: Kurs für Selbstverteidigung, Jugendherberge Oberbernhards, Rhön, vom 5. bis 9. Oktober. Bad Vilbel. "Kinderkochkurs" für Kinder von 8 bis 14 Jahren, vom 5. bis 9. Oktober, jeweils 10.30 bis 13.30 Uhr, Ev. Christusgemeinde, Grüner Weg 4-6.

Büdingen. Mädchenseminar der Stadtjugendpflege und Jugendbildungswerk zum Thema "Wie stelle ich mir meine Zukunft vor", Jugendgästehaus Hubertus. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.

FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.

Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

Verein für Briefmarkenfreunde: Monatsversammlung, 19.30 Uhr, Tauschabend, 20 Uhr, jeweils Altes Rathaus.

Bad Vilbel.Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J., 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr; Damenstammtisch, 20 Uhr, Schützenhalle. Karben. Mütterzentrum: Babytreff, 14-17.30 Uhr, Selzerbrunnen.

Altenstadt. Jugenclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Verschiedenes Bad Nauheim. "Mit dem Förster durch den Wald", Treffpunkt: Forstamt, 15 Uhr.

Ausstellungen Bad Nauheim. Günther Körner und J. v. Jablonski: Ansichten, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 11. Oktober).

Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr, zusätzlich an allen Kirmestagen, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Niddatal. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November).Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wolfsblut (15 Uhr); Boomerang (20.15 Uhr). - Blende: Housesitter (15, 20.15 Uhr). - Studio: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr). - Keller: Erbarmungslos (15, 20 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Alien 3 (20 Uhr). - Bambi: Keine Vorstellung.

Bad Vilbel. Kino Alte Mühle: Otto - der Liebesfilm (17.45 Uhr); Wayne's World (20.15 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: My Girl - meine erste Liebe (16 Uhr); Reihe Glücksfall: Die Liebenden von Pont-Neuf (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Steinzeit Junior (20 Uhr) - Princess: In einem fernen Land (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Die neue Cannes Rolle (19.45 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Angst essen Seele auf (19.30 Uhr); Der Mann nebenan (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)

Grünes Licht für blaue Tonne und gelben Sack Abfallbeseitigung: Neues System greift von Januar an / Über die Gebühren wird später geredet

LANGEN. Mit den Stimmen von SPD und CDU hat das Parlament einer Vereinbarung zwischen der Stadt und einem Abfallunternehmer zugestimmt, die die Einführung des Dualen Systems regelt. Damit steht einem Vertrag nichts mehr im Wege. Von Januar an werden Papier und Kartons in blauen Tonnen, Kunst- und Verbundstoffe in gelben Säcken gesammelt. Bei Metall und Glas bleibt's beim Bringsystem: Sie müssen weiterhin zu Containern gebracht werden.

"Obwohl es so aussieht, als sei alles optimal geregelt", hat das neue Abfallsystem nach Ansicht von Renée Arons (Grüne) erhebliche Mängel. "Müllsparen und -vermeiden bleiben auf der Strecke", prognostizierte sie. Der Grüne Punkt täusche Umweltfreundlichkeit vor, wo es sich um Materialverschwendung handle.

Die illegalen Mülltransporte nach Frankreich führte die Stadtverordnete als Beleg für die Behauptung an: "Wege und Endlagerung der Abfälle sind undurchschaubar." Außerdem müßten die Änderungen mit neuen Gebühren einhergehen: Wer viel Restmüll habe, solle mehr zahlen, als jene, die wenig haben.

Die SPD teilt nach Worten von Eberhard Heun die Bedenken gegen den Grünen Punkt, stellt diese aber angesichts der "Verbesserungen durch das Holsystem bei Papier und Kunststoff" zurück. Über eine Gebührenänderung lasse sich später reden.

Dietmar Donner (CDU) warnte: "Wenn wir aus dem Dualen System aussteigen, bezahlt der Bürger zweimal." Er zahle für den Grünen Punkt beim Einkaufen und "über die Stadt", da diese dann ihr eigenes System erweitern müßte.

Die Freien Wähler verweigerten ihre Zustimmung mit dem Argument, die Vorbereitungszeit sei zu kurz gewesen. Der Fraktion sei an mehr Aufklärung gelegen. Dr. Werner Schneider sagte: "Wir sollten nicht etwas einführen, womit die Leute nicht gleich zurechtkommen." dac

Musikschule: Als sei's der Turmbau zu Babel Bürgerversammlung: Viele Worte, wenig Erkenntisse / Unverständnis auch beim Stadt-Marketing

NEU-ISENBURG. Biblische Zeiten in Neu-Isenburg: "Als der Herrgott verhindern wollte, daß die Menschen einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht, hat er ihnen verschiedene Sprachen gegeben. Und schwups, nichts lief mehr. Ganz so wie in unserer Stadt." Das Nicken rundum im kleinen Saal der Hugenottenhalle zeigten dem Mann in der dritten Sitzreihe, daß er mit seinem Vergleich zu Babel richtig lag. Als es bei der Bürgerversammlung, zu der der Stadtverordnetenvorsteher eingeladen hatte, um die Zukunft der Jugendmusikschule ging, herrschte blankes Unverständnis. Hier die Politiker und der Bürgermeister, dort Eltern und Dozenten - sie alle schienen verschiedene Sprachen zu sprechen.

Das Thema barg reichlich Zündstoff: Die Stadt hat dem Bund für Volksbildung (BfV) wegen eines Lochs in seinem Etat den Zuschuß von 240 000 Mark zum 1. Januar 1993 gestrichen. Das Geld wird erst dann wieder fließen, wenn sich die Bereiche Erwachsenenbildung und Jugendmusikschule getrennt und neu organisiert haben.

Daraufhin kündigte der BfV vorsorglich allen Mitarbeitern. Doch auch drei Monate vor dem Tag "X" hat ein eigens dafür gebildetes Gremium des Vereins noch keine Entscheidung über die neuen organisatorischen Strukturen getroffen. Damit hängen derzeit dreißig Musiklehrer/innen und rund 700 Schüler/innen in der Luft.

Angesichts der Empörung im Saal betonten Abgeordnete aller Parteien, daß niemand daran denke, die Musikschule zu schließen. "Warum wurde den Mitarbeitern denn dann gekündigt, wenn die Schule weiterbestehen soll und es nur ums Konzept geht", fragte eine Mutter mit aufgeregter Stimme.

Eine Dozentin entwarf ein düsteres Szenario: "Bis sich der BfV und die Stadt zu einer Lösung durchgerungen haben, wird die Musikschule keine Lehrer mehr haben. Denn weil wir überleben wollen, schauen wir uns natürlich nach anderen Brötchengebern um. Und dann sind 15 Jahre musikalische Erziehung in Neu- Isenburg zum Teufel."

Musikschulleiter Christof Sänger forderte Bürgermeister Robert Maier (CDU) auf, direkt mit Eltern und Dozenten über eine Lösung des Problems zu verhandeln: "Zumindest sollten die Stadt für eine Übergangszeit die Trägerschaft übernehmen. So lange, bis ein fertiges Konzept vorliegt."

Der Verwaltungschef wich aus. Zwar gebe es eine "moralische Verpflichtung" für die Stadt, aber verantwortlich sei nun mal der BfV. "Und was der tut, um die Sache voranzutreiben, ist seine Sache", sagte Maier.

Theo Wershoven (CDU) schlug Eltern und Musiklehrern vor, zunächst einen Verein zu gründen und danach erst mit der Stadt über Zuschüsse zu verhandeln: "Wenn sie diese Eigeninitiative nicht aufbringen und immer nur nach Hilfe schreien, dann tut's mir eben leid." Spätestens mit diesem Einwurf des CDU-Mannes war das schwierige Gespräch praktisch beendet - keiner hörte mehr dem anderen zu.

Die Eltern befürchten, die höheren Kursgebühren für einen separaten Musikverein nicht zahlen zu können. Und die Dozenten wollen feste Arbeitsplätze. Doch die kann ihnen allein die Stadt bieten, wenn die Schule ans Kulturamt angegliedert würde. Obwohl mehrfach ausgesprochen, wurde darüber nicht geredet. Zumindest nicht miteinander.

Ebenso wie beim Thema Jugendmusikschule gab's bei der Bürgerversammlung auch beim "Stadtmarketing" Verständigungsprobleme: Schon der Versuch von Wolfgang-Hans Müller, klarzumachen, daß es um ein attraktiveres Stadtbild gehe, scheiterte. "Wir wollen sie in die Lage versetzen, nicht mehr so diffus über ihre Stadt daherzureden", sagte der Projektleiter der von der Stadt beauftragten Wirtschaftsberatung Wibera und erzählte von "Methodik", "Potentialen" und "Problemlösungen".

"Was meint der damit?", schallte es ihm entgegen. Ein anderer Bürger wurde deutlicher: "Alle vier Jahre wird gewählt, damit der Geist des Volkes den Geist der Politiker beflügelt. Wofür brauchen wir dann noch Stadtmarketing?"

Als Müller zu verzweifeln schien und auch Sozialdemkraten und Grüne über das Wibera-Projekt schimpften, sprangen Abgeordnete von CDU, FWG und FDP in die Bresche. "Wir Hobby-Politiker sind einfach überfordert, bei den täglichen Entscheidungen den Überblick zu behalten", sagte Freidemokrat Alexis Taeger. Theo Wershoven von der CDU setzte die "Meßlatte" noch tiefer an: "Wer glaubt, alles selbst entscheiden zu können, bitte sehr - ich bin nicht so klug." GERHARD BAYER

Gestaltungsideen für Neubau Beirat stellt Vorschläge für das Kaufhaus am Marktplatz vor

HANAU. Der Hanauer Beirat für Stadtgestaltung sieht im Neubauvorhaben von Peek & Cloppenburg an der Ecke Am Markt / Römerstraße "eine große Chance", am Marktplatz "die stadtgestalterische Situation zu verbessern". Um das zu erreichen, gab der Beirat in seiner jüngsten Sitzung einige Empfehlungen.

Wie aus einer Presserklärung hervorgeht, könne der Neubau nicht losgelöst von den Nachbarhäusern betrachtet werden. Daher sei straßenseitig die jetzige Trauf- und Firstlinie zu erhalten. Im Erdgeschoß empfiehlt der Beirat Pfeiler, die Fensterfassaden sollten einheitlich sein. Übertrieben elegante Flächengestaltungen fügten sich nicht ins Umfeld ein. Roter Natursandstein passe gut in Fenstereinfassungen und am Erdgeschoßsockel.

Das beabsichtigte Glaselement zur Römerstraße hin sei zu begrüßen. Fürs Dachgeschoß favorisiert der Beirat Gauben, für die Flachdächer im Hofbereich fordert er Dachbegrünung. him

Kneipenflut bereitet Sorgen Ortsbeirat für das Nordend verabschiedet Fragenkatalog

Die "Kneipenmonokultur" im Nordend ist dem Ortsbeirat 3 ein Dorn im Auge. Das Gremium sucht jetzt nach Möglichkeiten, die ungeliebte Entwicklung zu stoppen.

In seiner jüngsten Sitzung verabschiedete der Ortsbeirat zwei Anträge von CDU und Grünen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

In den letzten Jahren seien im östlichen Nordend - im Gebiet zwischen Friedberger Landstraße, Berger Straße und Bornheimer Landstraße - zahlreiche Kneipen entstanden, sagte Jörg Harraschain (Grüne). Diese Entwicklung zeige zunehmend negative Folgen: Zusätzlicher Verkehr und Lärm belaste die Anwohner; außerdem würden immer mehr Läden und andere Kleingewerbe durch die Gaststätten verdrängt.

Bei der Frage, wie man diese "Kneipenwucherung" bremsen kann, waren die Stadtteilpolitiker allerdings ratlos. "Die rechtlichen Möglichkeiten sind äußerst begrenzt", betonte Arndt Peter Koeppen (CDU).

Um sich einen Überblick über die Situation im Viertel zu verschaffen, legte die CDU einen Fragenkatalog vor: Wie viele Anträge auf Nutzungsänderung von Geschäftsräumen in Gastronomiebetriebe in den letzten drei Jahren gestellt worden seien, will der Ortsbeirat wissen, und wie viele davon genehmigt wurden. Weiterhin: Ob eine Erhaltungssatzung ein Instrument wäre, die unerwünschten Nutzungsänderungen zu verhindern.

All diese Fragen und weitere Punkte sollen auch bei einer Anhörung diskutiert werden, zu der der Ortsbeirat betroffene Bürger und Vertreter der zuständigen Ämter einladen will. rea

Kulturspiegel

Vom 7. bis 13. Oktober

MÖRFELDEN-WALLDORF. Fado erklingt am Freitag, 9. Oktober, im Gewölbekeller des "Goldenen Apfels". Die Gruppe "Pimenta", wird von 20 Uhr an Lieder dieser portugiesischen Volksmusik vortragen, die von Melancholie getragen sind: Fado kommt vom lateinischen "fatum", was soviel bedeutet wie Schicksal oder göttlicher Wille. Der Auftritt von "Pimenta" - dem Nachnamen der miteinander verheirateten Bandmitgliedern Ana Maria und Bernardino - gehört zur städtischen Reihe "Begegnungen mit Spanien und Portugal". Karten zum Preis von fünf Mark gibt es auch im Vorverkauf in beiden Rathäusern.

KREIS GROSS-GERAU. Die Abenteuer der Bremer Stadtmusikanten werden in dieser Woche viele Kinder ab vier Jahre beschäftigten: Das Puppentheater Fata Morgana gastiert mit dem Märchen der Brüder Grimm am Freitag, 9. Oktober, im Büttelborner Café Extra (Schulstraße), am Samstag, 10. Oktober, im Nauheimer Saalbau Ruhland (Bahnhofsstraße) und am Dienstag, 12. Oktober, im Groß-Gerauer Kulturcafé. Die einstündige Aufführung beginnt jeweils um 15 Uhr. Der Eintritt kostet vier Mark. Das Theaterensemble gastiert zudem am Montag, 12. Oktober, 15 Uhr, nochmals im Café Extra: Diesmal mit dem Stück Jorinde und Joringel.

BÜTTELBORN.. Zum Streifzug durch die Musicals lädt das Kulturamt für Sonntag, 11. Oktober, um 20 Uhr ins Café Extra. Dort konzertiert Mirka Mörl. Karten kosten an der Abendkasse zehn und im Vorverkauf sieben Mark.

RÜSSELSHEIM. Zur Saal-Eröffnung von "Das Rind" in der Mainstraße (ehemaliges Kulturcafé) gibt es am Freitag, 9. Oktober, 21 Uhr, einen australischen Abend. Es spielen die Folk-Pop-Formation "Wild Pumpkins at midnight" und als special guests "Joe Geia". Eintritt: 15 Mark. Am Montag, 12. Oktober, 21 Uhr gastiert dort "The Soft-Parade - a tribute to the Doors" zum "einzigen Auftritt im Rhein-Main-Gebiet".

Wallenstein kommt am Samstag, 10. Oktober, auf die Bühne des Stadttheaters. Das Drama nach Friedrich von Schiller beginnt um 20 Uhr. Zum Vormerken

BÜTTELBORN. Im Café Extra spielen Paddy Goes to Holyhead am Samstag, 31. Oktober, Irish Music. Am Montag, 16. November, kommt die Simon & Garfunkel Revival Band. Kabarett für und um Heinz Erhardt präsentieren Brainstorming am Sonntag, 8. November. Für Freitag, 11. Dezember, hat sich Kabarettist Erwin Grosche angesagt. Die Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr, Karten im Vorverkauf gibt es unter anderem im Rathaus.

RÜSSELSHEIM. Gerhard Polt und die Biermösl-Blosn präsentieren ihr musikalisches Kabarett am Dienstag, 27. Oktober, 20 Uhr, im Stadttheater - am dortigen Vorverkaufsschalter gibt es schon jetzt die Karten. lis

Waldenser in Hofgeismar dabei Quartiere gesucht für Sänger von "Coro Alpino Valpellice"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit einer kleinen Gruppe waren auch die Walldorfer beim Deutschen Waldensertag in Hofgeismar vertreten, wo es unter anderem ein Laienspiel zu sehen gab, das in mehreren Szenen auf die leidvolle Geschichte der Ansiedlung von Waldenserfamilien an der Weser einging. Um auf deren Vergangenheit und heutige Situation aufmerksam zu machen, sei auch Hofgeismar als Versammlungsort gewählt worden, so Roland Jourdan von den hiesigen Waldenserfreunden.

Die Walldorfer, die es sich auch nicht nehmen ließen, die Sonderausstellung im Hofgeismarer Stadtmuseum zu begutachten, waren natürlich auch bei der offiziellen Festveranstaltung dabei, wo unter anderem der italienische Professor Paolo Ricca über die Probleme der Waldenser als einer Minderheitenkirche in Italien referierte.

Wie es mit den italienischen Waldensern steht, können die Walldorfer indes bald aus erster Hand erfahren. Vom 23. bis 26. Oktober erwartet der Waldenserfreundeskreis den rein männlich besetzten "Coro Alpino Valpellice". Für sie suchen die Waldenserfreunde noch Quartiere. Wer bereit ist, den italienischen Gästen Unterkunft zu gewähren, kann sich mit Reinhold Jakob, Telefon 4 49 23, in Verbindung setzen. Etwa 50 Personen - um die 35 Sänger und einige Familienangehörige - haben sich angesagt, um in drei Konzerten piemontesische, italienische und europäische Chorwerke zu präsentieren.

Die Sänger wollen unter anderem auf der Besucherterrasse des Flughafens und im Bürgerhaus von Oberramstadt die Stimmen erheben. Höhepunkt vor Ort wird das gemeinsam mit dem Walldorfer Gesangverein "Liederzweig Frohsinn" bestrittene Konzert am Freitag, 23. Oktober, in der Stadthalle sein. Ab 20 Uhr treten die Italiener in Aktion, um gemeinsam mit den Walldorfer Sängern die Gäste mit anspruchsvoller und unterhaltsamer Musik zu verwöhnen. wal

Offenbach sucht 700 Wahlhelfer Erfrischungsgeld soll von 45 auf 60 Mark erhöht werden

OFFENBACH. Obwohl erst im nächsten Jahr, im März, die Kommunalwahl ansteht und erst 1994/95 zur Landtags- und Bundestagswahl aufgerufen wird, will die Stadt bereits darauf aufmerksam machen, daß sie 700 Wahlhelfer sucht. Wie der städtische Pressesprecher Matthias Müller erklärt, bereite es dem Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Wahlen immer größere Schwierigkeiten, genügend Wahlhelfer für die Tätigkeit im Wahlvorstand zu finden. Gerade für den City-Bereich sähe es, so zeige die Erfahrung, ganz mies aus. Zwar sei diese Tätigkeit ein Ehrenamt, das nur aus triftigen Gründen abgelehnt werden kann, doch die einschlägigen Bestimmungen seien so weit gefaßt, daß sie von "Nichtwilligen" leicht umgangen werden könnten.

Um einen größeren Anreiz zu schaffen, hat der Magistrat beschlossen, das Erfrischungsgeld für die Mitglieder im Wahlvorstand von 45 auf 60 Mark zu erhöhen.

Aber städtische Mitarbeiter(innen), die bei der Wahl helfen, sollen künftig statt eineinhalb Tagen Urlaub nur noch einen Tag Urlaub oder 60 Mark erhalten. Damit, so Müller, sollen sie der finanziellen Situation der Stadt Rechnung tragen. Auch sei angestrebt, den Urlaub für städtische Bedienstete bei künftigen Wahlen sukzessiv zu reduzieren.

Außerdem geht der Magistrat davon aus, daß Führungskräfte in der Verwaltung auf Anforderung den Wahldienst wahrnehmen und sich für die Möglichkeit "Geld statt Urlaub" entscheiden. Diese Bedienstete stünden, so meint Müller, in einem besonderen Verantwortungsverhältnis zur Stadt Offenbach.

Wer Interesse hat, Wahlhelfer(in) zu werden, kann sich unter der Rufnummer 069 / 8065-2461 oder 2761 vormerken lassen. dok

Kleine FR

Lesung mit Rosemarie Buri HANAU. Rosemarie Buri liest am heutigen Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr in der Hanauer Reinhardskirche aus ihrer Autobiographie "Dumm und dick", die in der Schweiz zu einem Bestseller geworden ist. Veranstalter ist die Esoterische Bücherstube Hanau. Information über den Islam HANAU. Fünf Abende umfaßt der Kursus "Der Islam und der Fundamentalismus", den die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert ab 21. Oktober anbietet. Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81/2 23 12. Kursus über Vollwerternährung HANAU. Die Familienbildungsstätte startet am Montag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr in der Mittelstraße 23 einen über sechs Montagabende gehenden Basiskurs Vollwerternährung. Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81/ 5 44 28. Stadt verleiht Strommeßgerät LANGENSELBOLD. Wer wissen möchte, wieviel Energie der Fernseher, die Waschmaschine oder der elektrische Dosenöffner verbraucht, kann sich jetzt ein Strommeßgerät ausleihen. Vier Wochen lang verleiht Stadtbiologe Matthias Wissel das Gerät kostenlos. Anmeldungen nimmt er unter der Rufnummer 8 02 57 im Rathaus entgegen.

102 neue Wohnungen MAIN-KINZIG-KREIS. Es wird rege gebaut im Kreis. Im Juni hat die Bauaufsicht 305 Bauscheine ausgestellt. Darin enthalten sind die Genehmigungen zum Bau von 220 Wohnungen. 102 Wohnungen werden im Kreis Hanau, 73 im Altkreis Gelnhausen und 45 im Altkreis Schlüchtern entstehen. Alleinerziehende im Gespräch HANAU. Ab 20. Oktober bietet die Katholische Familienbildungsstätte im Bangert jeden ersten und dritten Dienstag im Monat einen Gesprächskreis für Alleinerziehende an. Informationen und Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81 / 2 23 12. Kammerkonzert in der Stadthalle HANAU. Das Kammerorchester des Rimski-Korsakow-Konservatoriums gastiert auf Einladung der Frankfurter Sparkasse am Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr in der Hanauer Stadthalle. Auf dem Programm stehen ab 20 Uhr Werke von Vivaldi, Purcell, Corelli, Rossini und Tschaikowsky. Der Eintritt ist frei. Stadt verteilt Kletterpflanzen LANGENSELBOLD. Kletterpflanzen gibt die Stadt am Samstag, 10. Oktober, zwischen 10 und 12 Uhr vor der Turnhalle des Sportvereins 1886 am Hinserbrühl ab. In den Genuß kommen nur die Bürger, die bestellt haben oder einen Gutschein vorweisen können.

Hilfe auch vom "Kapital" Sozialarbeiter diskutierten über "Sozial-Sponsoring"

Die "Staatsknete" ist knapp, die Probleme steigern sich - Beschäftigte im sozialen Bereich müssen sich verstärkt nach Geldgebern umsehen, damit sie ihre Projekte überhaupt realisieren können. Deutliche Vorbehalte waren den Sozialarbeitern und -Pädagogen anzumerken, die sich dieser Tage auf Einladung der VHS über "Sozial-Sponsoring" informierten; haben sie als systemkritische Menschen es doch überwiegend mit den Verlierern der Marktwirtschaft zu tun, und nun sollen sie mit "dem Kapital" kooperieren, um die Schäden möglichst klein zu halten?

Peter A. Philipp, bei Daimler-Benz für Soziale Förderprojekte zuständig, nahm kein Blatt vor den Mund. Sponsoring sei ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Gruppen und Initiativen, die nach eigener Einschätzung nicht wie große Wohlfahrtsunternehmen wohlversorgt am Tropf der öffentlichen Fördermittel hängen, brauchen Geld. Unternehmen sind bereit, dieses Geld zu geben, wenn sie dafür öffentlich gewürdigt werden. In den USA sei diese Form der Image-Pflege inzwischen so sehr Alltäglichkeit, daß Kunden mit Handbüchern einkaufen gingen und sich für Produkte von Firmen entschieden, die eine ihnen genehme Form des Sponsoring betreibt. In Deutschland stünden bundesweit für Sozial- und Ökologie- Sponsoring jeweils 200 Millionen Mark bereit, für Kultur 400 Millionen und für den Sport 1,4 Milliarden.

Marita Haibach, Wiesbadener Spezialistin für "fundraising", empfahl drei Möglichkeiten. Für kleinere Projekte das Sammeln von Spenden beim mittelständischen Gewerbe, das die Empfänger zu nichts verpflichtet, das Bewerben um Stiftungsgelder oder eben das Sponsoring. Klinkenputzen, das Ausarbeiten qualifizierter Konzepte und viel Engagement gehörten in jedem Fall dazu. Gabi Mankau, die Leiterin des Frankfurter Kinderbüros, steuerte praktische Erfahrungen bei. Auf jeden Fall müßten Projekt und Sponsor zusammenpassen.

Philipp ließ den Einwand nicht gelten, daß gerade kleine Verbände und Initiativen so stark in die Arbeit eingebunden seien, daß für derartige Anstrengungen keine Zeit bliebe. Etwa zehn Prozent der gebündelten Arbeitskraft müßten für die Geldbeschaffung freigestellt werden - andernfalls könnten sie ja ihre Arbeit garnicht tun. Und die Erwartungen der Sponsoren gingen ja nicht so weit, daß sich die Empfänger mit Haut und Haaren verkaufen. "Bei uns brauchen die Sozialarbeiter keinen Mercedes-Stern auf dem Kopf zu tragen." Aber sie müßten beispielsweise in der Presse deutlich machen, daß ihr Projekt ohne die Unterstützung der Firma niemals zustandegekommen wäre.

Philipp machte allerdings auch deutlich, daß dieses Sponsoren-Geld kein sanftes Ruhekissen sei. Wenn die Gewinne schwinden, würde als erstes beim Sponsoring gestrichen. Es eigne sich also niemals als Dauer-Finanzierung, sondern sei Hilfe zur Selbsthilfe. abi

Asbest im Straßenverkehr

Asbestfasern können Krebserkrankungen auslösen. Das haben wissenschaftliche Untersuchungen zweifelsfrei bewiesen. Unter anderem wegen seiner hervorragenden Hitzebeständigkeit kommt der unheimliche Stoff in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz. So auch im Kraftfahrzeugbau. Jahrzehntelang war Asbest Bestandteil der meisten Kupplungsbeläge. Auch heute ist es für die Automobil- und Kfz-Teile-Produktion leider noch keine Selbstverständlichkeit, Produkte mit asbestfreien Belägen herzustellen.

Das Umweltministerium in Bonn empfiehlt sowohl beim Neuwagenverkauf, gerade aber auch bei der Anschaffung neuer Brems- und Kupplungsbeläge, asbestfreie Produkte zu verlangen.

Messungen an Verkehrsknotenpunkten deutscher Großstädte haben teilweise hohe Belastungen der Luft durch Asbestfasern ergeben. Schuld sind die zahllosen Brems- und Kupplungsvorgänge mit asbesthaltigen Belägen. Beläge, die ohne den heimtückischen Stoff auskommen, sind im Regelfall teurer, haben dafür aber auch eine um 30 Prozent höhere Lebenserwartung. Sie sind also wirtschaftlicher und gesundheitlich unbedenklicher. Bessere Argumente gibt es nicht. FR

FDP-Plädoyer für Tiefgarage Spitzenkandidat Morlock hält nichts vom geplanten Parkdeck

HANAU. Nach einem Gespräch mit der Spitze des Einzelhandelsverbands hat der Hanauer FDP-Spitzenkandidat Gerhard Morlock das vom Magistrat geplante Parkdeck am Heinrich-Fischer-Bad als "eklatante Fehlplanung" kritisiert. Das Ziel des Magistrats, den Individualverkehr aus der Innenstadt zu verdrängen, laufe dessen Beteuerungen entgegen, die Entwicklungschancen Hanaus als Einkaufsstadt stärken zu wollen. Daher setze sich die FDP für eine Tiefgarage unter dem Freiheitsplatz ein.

Wie deutlich die Attraktivität Hanaus als Einkaufsstadt geschwunden sei, zeige die gesunkene Kaufkraftkennziffer und eine Erhebung des Einzelhandelsverbands, wonach 60 Prozent der Geschäftsinhaber gleichbleibende oder stagnierende Umsätze erwarten. Die pessimistischen Ausblicke würden begründet mit "Verkehrsproblemen und schlechteren Parkmöglichkeiten gegenüber den Einkaufszentren".

Umfassende und bequem erreichbare Einkaufsstätten sind nach FDP-Ansicht ebenso notwendig wie das Kulturangebot, weiterführende Schulen und Krankenhäuser. Ohne citynahes Parkangebot wanderten die Kunden weiter zu Einkaufszentren im Umland ab. Daher sei das geplante Parkdeck am Heinrich-Fischer-Bad "völlig ungeeignet". Die Planung sei daher einzustellen, ehe Millionen Mark in den Sand gesetzt würden.

Die FDP unterstütze Pläne, einen Wettbewerb für die Gestaltung des Freiheitsplatzes auszuschreiben. Der Bau einer Tiefgarage sei dabei "zu prüfen". Mit Peek & Cloppenburg als neuer Marktplatz-Anlieger seien zusätzliche Parkplätze für auswärtige Kunden nötig.

Nach FDP-Ansicht reicht es aus, zwischen Marktplatz-Südseite und Freiheitsplatz-Nordseite den Individualverkehr auszuschließen. Alles Weitergehende "vertreibt mit den Autos auch die Kunden". him

Trompetenspiel kommt teuer Leiter der Musikschule stöhnt: "Wir können nicht anders"

OFFENBACH. "Die Musikschule verlangt für ihren Unterricht mittlerweile mehr als ein Privatlehrer", klagt Harald M. "Das kann sich ja keiner mehr erlauben." Der Vater von vier Kindern hat Anfang des Jahres zwei seiner Sprößlinge, Tochter und Sohn, in den Trompetenunterricht geschickt. Weil zunächst getestet werden sollte, ob den Kindern das Instrument auch liegt, vereinbarte er mit der Schule, daß sich beide einen Einzelunterricht von 25 Minuten zu 67 Mark Honorar teilen. Als sich bei einem Klassenvorspiel Ende August zeigte, daß beide begabt sind, stellte sich die Musikschule auf den Standpunkt, die Probezeit ist vorbei, jetzt muß voll gezahlt werden. 46 Mark pro Nase und Monat sollten es sein, minus Geschwisterrabatt von zehn Prozent, wobei die Kinder wie zuvor im Gruppenunterricht die Trompetentöne erlernen sollten. 82 Mark statt zuvor 67 - Harald M. kam das zu teuer vor. Er fragte bei Privatmusiklehrern nach und erfuhr, dort kosten 45 Minuten Unterricht nur 40 Mark pro Nase. Harald M. bat, die Jugendmusikschule möge doch beim alten Preis von 67 Mark für beide Kinder bleiben, ansonsten müsse er passen.

Rolf Engel, Vorsitzender der Jugendmusikschule, stöhnt: "Wir können nicht anders." Die Schule erhalte nur 50 000 bis 60 000 Mark im Jahr vom Land, die Stadt schieße in diesem Jahr 490 000 Mark zu, aber "unser Etat liegt bei 1,3 Millionen Mark, wovon 90 Prozent Personalkosten sind. Der Rest muß über das Schulgeld reinkommen." Engel wäre es am liebsten, wenn man wie bei Kindergärten zu einer Drittelfinanzierung (je Stadt, Land, Eltern) käme. Der Vergleich mit einem Privatlehrer hinke, biete die Schule doch mehr Leistungen an: zum Beispiel das Spiel in der Big Band oder die Vorspielnachmittage, alles kostenlos. Und er blieb hart. Eine probeweise Teilnahme des Sohnes am Unterricht der Tochter ist nicht mehr möglich. pmü

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Spielautomaten aus Kiosk geschleppt ERLENSEE. Einen Spielautomaten schleppten in der Nacht zum Dienstag Einbrecher aus einem Kiosk in der Dieselstraße in Rückingen. Um sich für den Transport zu stärken, bedienten sich die Täter zuvor an kräftigenden Speisen und Getränken. Konzept für Sozialstation ERLENSEE. Mit der organisatorischen Gestaltung der Sozialstation und der Anmietung der dafür notwendigen Räume befaßt sich der Sozialausschuß der Gemeinde bei seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im Rathaus. Behindertentelefonzelle kommt NEUBERG. Die Bundespost plant, im Ortsteil Rüdigheim eine behindertengerechte Telefonzelle anstelle der jetzigen aufzustellen. Das teilte Bürgermeister Uwe Hofmann in der jüngsten Parlamentssitzung auf Anfrage der DKP mit. Für Ravolzhausen sei ein Umtausch nicht geplant, weil das dortige Häuschen noch gut in Schuß sei. Wenn die Gemeinde auch dort eine solche Einrichtung haben wolle, müsse sie 10 000 Mark zuzahlen. Ob sie das tut, soll bei den anstehenden Etatberatungen abgestimmt werden. Gelbem Müllsack zugestimmt NEUBERG. Die Gemeindevertreter haben dem Angebot des Dualen Systems Deutschland (DSD) zugestimmt, wonach im kommenden Jahr alle vier Wochen ein gelber Müllsack abgeholt wird, in den Verpackungen gesteckt werden können. In der Folge soll die Restmülltonne nur noch alle zwei, die Papiertonne alle vier Wochen entleert werden. Die geplante Einführung von Komposttonnen wurde zurückgestellt, weil es derzeit keine Verwertungsanlage im Kreis gibt, die den organischen Abfall aus Neuberg annehmen könnte. Sie soll erst noch in Langenselbold errichtet werden. Kein Appell an Tankstellenbetreiber NEUBERG. Von SPD und CDU abgelehnt wurde in der jüngsten Gemeindevertretersitzung ein Antrag der Kommunisten, auf den örtlichen Tankstellenbetreiber einzuwirken, daß er das Austreten des krebserregenden Benzols beim Tanken abstellt. Werner Funk hatte auf die Gefahren dieses Stoffes hingewiesen. Die Palamentsmehrheit entgegnete, daß es zur Durchsetzung dieses prinzipiell richtigen Anliegens keine rechtliche Handhabe gebe. Deponieplanung zieht sich NEUBERG. Die Planung für die neue Kreisdmülldeponie "Hohestein / Eckenberg" in Verbindung mit dem dazu notwendigen Raumordnungsverfahren für die Verkehrsanbindung wird sich nach Auffassung des Neuberger Bürgermeisters Uwe Hofmann noch Jahre hinziehen. Auf Anfrage der DKP sagte Hofmann in der Parlamentssitzung am vergangenen Freitag, allein für den erforderlichen Straßenbau werde eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich, die im Untersuchungsraum sämtliche Vegetationsphasen erfassen, also rund ein Jahr dauern müsse. Selbst wenn die Expertise bereits in Auftrag gegeben sei, könne mit der eigentlichen Trassenplanung erst Ende 1993 begonnen werden.

Wir gratulieren

Frau Helene Grunwald, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.

Frau Agathe Lanz, bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Hildegard Gilbert, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Hedwig Michalik, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Emma Röder, Groß-Karben, zum 77. Geburtstag.

Herrn Karl Rapior, Okarben, zum 72. Geburtstag.

Frau Katharina Defache, Okarben, zum 84. Geburtstag.

Karnickel ist für die Züchter ein Schimpfwort Südhessenschau bei den Walldorfer Kleintierzüchtern Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Manche liegen faul herum oder zeigen den Besuchern respektlos die Kehrseite. Andere sind ganz aufgeregt und stemmen sich an den Gitterstäben hoch, sobald ihnen jemand Aufmerksamkeit schenkt. Die Rede ist von Kaninchen. Fast 1200 Tiere - vom Deutschen Kleinsilber bis hin zu einer neuen Schecken-Rasse bevölkerten am Wochenende die Stadthalle, wo der Walldorfer Kleintierzuchtverein mittlerweile zum 14. Mal die Südhessenschau für Rassekaninchen ausrichtete. Als die Besucher am Samstag und Sonntag die Blauen Wiener, Havannas, Hasen, Chinchillas, Widder, Deilenaar, Thüringer, Weißgrannen und wie sie alle heißen, begutachten konnten, war der Kampf um die schönsten und besten Kaninchen allerdings schon gelaufen: Bereits am Donnerstag waren die rund 280 Züchter von 90 Vereinen aus fünf verschiedenen Bundesländern in Walldorf zugange. Noch an diesem Tag wurden die Tiere eingesetzt und gewogen, freitags war es an den 21 Wertungsrichtern, die besten Exemplare auszusuchen.

Das machen die Züchter schon vorher. Allerdings sind sie nicht immer objektiv. "Es kommt schon vor, daß einer sein Tier für das schönste hält und die Mängel gar nicht sieht", sagt Helmut Körbs, Vorsitzender der Walldorfer Kleintierzüchter.

Manchmal sind es scheinbar banale Kleinigkeiten, die ein Kaninchen aus der Konkurrenz werfen: weiße Haare im Fell zum Beispiel. Drei Stück gelten als Büschel, und mit solch einem "Fehler" fällt das Tier aus der Wertung.

Kahle Stellen im Fell, Körperbau, Gewicht, die rassentypische Augenfarbe - all das sind Kriterien, die der Laie nicht sieht, die, wenn's nicht ganz hinhaut, dem Züchter aber den Erfolg vermiesen. Da kann's schon passieren, daß die Bewertungsurkunde am Käfig ein "nicht befriedigend" ausweist, weil das Tier gewogen und für zu leicht befunden wurde. Oder sich am Lauf das Fell weggekratzt hat.

Doch meist können die Züchter schon ganz gut einschätzen, mit welchem ihrer Tiere sie Lorbeeren einheimsen können. Die Erfahrung und die Spezialisierung macht's. Schließlich gibt es an die 60 Arten - ohne die zahlreichen unterschiedlichen Farbschläge in jeder einzelnen Rasse. "Da muß man sich schon auf eines konzentrieren, sonst verliert man den Überblick", sagt Körbs.

Die meisten Züchter haben jahrelange Erfahrung mit ihrer Rasse auf dem Bukkel. Und viele Familien nicht weniger. Kleintierzuchtvereine sind nicht selten eine Art Familienbetrieb. Auch in Walldorf. "Die Familie muß mitziehen", sagt auch Helmut Körbs, "sonst kann man das nicht machen." Kaninchen zu züchten, das heißt viel Zeit aufwenden und Verantwortung für ein lebendiges Wesen zu übernehmen. Durchschnittlich 50 Tiere nennt ein Züchter sein eigen. "Das dauert schon, bis die alle gefüttert und saubergemacht sind", sagt Körbs und berichtet, daß bei ihm, wenn Großreinemachen der Käfige angesagt ist, locker ein ganzer Tag draufgeht.

Auf die Frage, warum er Kaninchen züchte, antwortet Körbs wie aus der Pistole geschossen: "Aus Liebe zum Tier." Die Liebe geht indes nicht so weit, daß die Kaninchen Namen bekommen. "Das läuft alles über die Tätowierung im Ohr", erklärt der Vereinschef, verhehlt aber nicht, daß man als Züchter natürlich trotzdem eine Beziehung zu den Langohren aufbaut. Zwar landen nicht wenige am Ende ihres durchschnittlich fünfjährigen Lebens in der Zucht doch im Kochtopf, aber "Tiere, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, sterben bei mir einen natürlichen Tod", schmunzelt Körbs.

Doch auch dann ist ihr Leben noch nicht ganz zu Ende. Das Fell wird zum Gerben weggebracht und von den Frauengruppen, die in den meisten Kleintierzuchtvereinen einen festen Platz haben, weiterverarbeitet. Sie machen daraus Sitzkissen, Teppiche, Lederjacken oder stricken und sticken beispielsweise mit Angorawolle. Arbeiten, die bei Ausstellungen dann auch prämiert werden und nicht selten noch mehr bewundert werden als die Lieferanten des Rohstoffes - die Kaninchen.

Doch die Langohren, die man in Gegenwart eines Züchters lieber nicht als "Karnickel" bezeichnen sollte, weil das "ein richtiges Schimpfwort ist", wie Körbs sagt, waren am Wochenende vor allem bei den Kleinen die absoluten Stars. Die fanden's toll, sich die Tiere mal aus nächster Nähe ansehen zu können. Zwar suchte so mancher Dreikäsehoch verstohlen nach Papas oder Mamas Hand und hielt lieber etwas Abstand, wenn ein Kaninchen die Nase zu vorwitzig durch die Gitterstäbe steckte, doch dafür mußten andere schon mal ermahnt werden, nicht zu dicht ranzugehen und um Gottes willen die Käfigtüren zuzulassen.Vorsicht - Schlangengrube Madeleine Martin, Hessens neue Tierschutzbeauftragte

WIESBADEN. Sie ist vor allem vorsichtig in dieser ersten Pressekonferenz ihres Lebens. Sie bekennt, daß der Tierschutz "Zukunftsvisionen und Idealvorstellungen" braucht, betont daneben dennoch die "praktische Umsetzung", das "Einschätzungsvermögen für zeitgemäße Durchsetzungsmöglichkeiten" und bietet allen Beteiligten "Dialog" an. Aber Madeleine Martin weicht bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt in Hessen (fast) jeder Frage danach aus, was sie konkret in Hessen durchsetzen will. Erst mal einarbeiten, heißt die Devise.

Das ist, nach all dem Gerangel der vergangenen zwei Jahre, sicher klug. Kein Feld der Landespolitik gleicht derart einer Schlangengrube wie der Tierschutz - nachdem das Thema in der Schlußphase der Regierung Wallmann durch die publikumswirksame Berufung des "weltweit ersten" staatlichen Tierschützers Ilja Weiss politisiert worden war und danach fast jeder gegen jeden focht: Regierung gegen Opposition, Tiernutzer gegen Tierschützer, Veterinäre gegen neue politische Vorgaben, Tierschützer gegeneinander. Zwischen Ideal und Realität war noch lange keine tragfähige Linie gefunden, und die neue rot-grüne Mehrheit hatte ihm seinen Einstieg unter Wallmann noch lange nicht verziehen, als Weiss wieder ging (viele sagen: gegangen wurde). Und die Stimmung in den tierschutzinteressierten Kreisen ist bis heute gereizt bis aggressiv.

Von November an wird nun eine 32jährige promovierte Tierärztin (Dissertation über die Entwicklung des Tierschutzes) auf dem für Weiss geschaffenen Posten sitzen. Die Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) lobt die Neue in der gemeinsamen Pressekonferenz einen Tag vor Beginn der "Welttierschutzwoche" wegen vielfältiger Praxiserfahrungen - von der Tierarztpraxis bis (zuletzt) zu einem rheinland-pfälzischen Veterinäramt. Das klingt nach "Praxis statt Ideologie", und tatsächlich loben CDU und FDP später auch trotz Seitenhieben auf Blaul Dialogangebote und "Chance des personellen Neubeginns".

Sie sehe sich nicht als "Gralshüterin", habe nicht den Anspruch "absoluter Wahrheiten", hat Madeleine Martin vorher gesagt. Sie wolle auf mehr Sensibilität setzen, etwa auch an den Berufsschulen, die Metzger ausbilden. Und überhaupt: Nicht das Tier im Privathaushalt ist für sie das größte Problem, sondern Massentierzucht und sonstige Nutztierhaltung. Was das konkret für die hessische Tierschutzpolitik bedeutet, will oder kann sie jetzt noch nicht sagen. Auch die Ministerin antwortet auf die Frage nach politischen Schwerpunkten ja nur mit Benennung der Fragenkomplexe (etwa: "Schlachttiertransporte"), nicht aber mit präzisen Zielen. Der hessische Tierschutz übt sich im Jahre 1 nach Weiss in öffentlicher Zurückhaltung. Die neue Beauftragte erwähnt eigens, daß sie, obwohl als Tierschützerin aktiv, "lange" die Mitgliedschaft in einer der untereinander zerstrittenen Tierschutzorganisationen vermieden hat. Dabei lobt sie, mit Blick noch von außen, durchaus ihr künftiges Amt als "in der ganzen Bundesrepublik einzigartig" - auch wenn es (im Unterschied zu Wallmanns Endzeiten) jetzt in die Veterinärabteilung des Blaul-Ministeriums eingebunden ist.

Die "Interessensvertretung der Tiere" (Martin über ihre neue Aufgabe) habe in Hessen bessere Voraussetzungen als anderswo. Und die neue Stelleninhaberin sagt nach der Pressekonferenz, sie traue sich auch eine andere hier nötige Qualifikation zu: Sie sei "hart im Geben und im Nehmen".

Was das Geben und Nehmen in finanzieller Hinsicht betrifft, so ist eines der Probleme schon in der Pressekonferenz deutlich geworden: Die neue Tierschützerin hat, als sie mal konkreter wurde und ein "Vollzugsdefizit" beim Auslauf für Schweine feststellte, den Personalmangel in den Veterinärämtern beklagt. Die Ministerin hat über geplante Aufstockungen nicht berichten können.

Wenn Tierschutz nicht nur ein PR- Gag sein soll, führt auch er zu zusätzlichen staatlichen Aufgaben. So gesehen ist das Thema nun auf dem Boden der Realität gelandet - wo auch viele andere schon auf das Geld warten, das nach den schönen Ideen folgen müßte. RICHARD MENG

Neue Therapie-Wege bei Aids-Erkrankungen

Der Immunologe und Biophysiker Jakob Segal wird am 6. Oktober von 20 Uhr an im Club Voltaire (Kleine Hochstraße 5) über neue Wege in der Therapie von Aids-Erkrankungen berichten. Segal kommt in seinen Forschungen zu dem Ergebnis, daß Einseitigkeiten in der Behandlung von Aids überwunden werden müssen.

Seiner Ansicht nach müßten die Viren bekämpft werden, solange das Immunsystem noch intakt ist. Durch eine spezielle Frühtherapie könnte der Ausbruch der Krankheit verhindert werden, Infizierte könnten unter Umständen sogar völlig gesunden. Auch die Kosten betragen nach Auffassung des Immunologen nur ein Bruchteil dessen, was für konventionelle Therapien ausgegeben wird.

Im Anschluß an den Vortrag steht Segal im Club Voltaire für Fragen zur Verfügung. vo

Bei Schulversagen sind die Eltern zuerst in der Pflicht Privatschule klagte mit Erfolg auf Schulgeld Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Eltern können nicht die Schule dafür verantwortlich machen, wenn bei ihrem Kind eine schon zu Beginn der ersten Klasse vorhandene Lese- und Rechtschreibschwäche erst Jahre später entdeckt wird. Dies entschied das Frankfurter Amtsgericht in einem dieser Tage veröffentlichten Urteil. Denn, so heißt es in der Urteilsbegründung, selbst wenn die Schule "es versäumt haben sollte, hinsichtlich einer möglichen Legasthenie des Kindes eine Untersuchung zu veranlassen", so würde dies "gegenüber dem überwiegenden Mitverschulden der Eltern nicht mehr ins Gewicht fallen" (Az.: 32 C 2137/92-19). Die Eltern eines heute 13 Jahre alten Jungen hatten an die von diesem besuchte Privatschule kein Schulgeld mehr gezahlt, nachdem erst in der sechsten Gymnasialklasse nach sieben Schuljahren eine "schwere Legasthenie" bei ihm festgestellt worden war. Der Junge war zudem wegen seiner schlechten Leistungen nicht in die nächste Klasse versetzt worden. Als die Eltern auch nach wiederholten Aufforderungen nicht zahlten, klagte der Direktor der Schule für den letzten Monat des betreffenden Schuljahres (Juli 1991) auf Zahlung der monatlichen Schulkosten von 425 Mark.

Die Eltern werfen der Schule dagegen eine Pflichtverletzung vor. "Spätestens nach Beginn der zweiten Hälfte des ersten Schuljahres", so die Einlassung der Eltern, "sobald Leistungsschwächen beim Lesen und Schreiben festgestellt worden seien", hätte die Klassenlehrerin eine psychologisch-pädagogische Untersuchung veranlassen müssen. Nach den Grundsätzen der Kultusministerkonferenz zur Förderung von lese- und schreibschwachen Kindern sei sie dazu verpflichet gewesen. Einen frühen Verdacht der Eltern in der zweiten Klasse, ihr Sohn leide womöglich an einer Legasthenie, habe die damalige Klassenlehrerin ausgeschlossen.

Wie die Eltern argumentierten, hätten sie 20 000 Mark Schulgeld sparen können, wenn die Legasthenie ihres Sohnes rechtzeitig erkannt worden wäre und sie ihn auf eine andere Schule hätten schikken können. Wie der Schulleiter aussagte, habe jedoch "zu keinem Zeitpunkt ein Verdacht auf Legasthenie bestanden", wohl aber habe er den Eltern geraten, den Jungen aufgrund seiner schwachen Leistungen nicht in die Gymnasialstufe, sondern in die Realschule wechseln zu lassen. Dem stand jedoch der Ehrgeiz der Eltern entgegen, die ihn überredeten, "es noch einmal mit dem Jungen zu versuchen". Um ihn auf dem Gymnasium zu halten, verordneten sie ihrem Sohn dauernden Nachhilfeunterricht.

Das Gericht gab der Klage des Schulleiters recht. Da die Eltern von Anbeginn des Schulbesuches den Verdacht gehegt hätten, ihr Kind könne an einer Legasthenie leiden, sei es nicht nachvollziehbar, "warum sie ihrerseits nichts unternommen haben, um eine Untersuchung zu veranlassen". Dies sei "umso eher zu erwarten gewesen", als die Mutter des Jungen selbst Lehrerin ist, und ihr "offensichtlich die Grundsätze zur Förderung von lese- und schreibschwachen Kindern bekannt waren". Wenn die Eltern nun die zu spät erkannte Lese- und Rechtschreibschwäche ihres Kindes der Schule zur Last legen, so heißt es in der Urteilsbegründung, "scheinen sie zu verkennen, daß sie als Eltern in erster Linie die Verantwortung für das Wohlergehen, die Erziehung und die Ausbildung ihres Kindes trifft". sol

Proteste aus der Lenaustraße SPD im OBR 3 beantragen eine neue Verkehrsregelung

Der Protest von Bewohnern der Lenaustraße fand Gehör: In seiner jüngsten Sitzung verabschiedete der Ortsbeirat 3 (Nordend) einstimmig einen Antrag der SPD, die Verkehrsregelung in diesem Gebiet erneut zu verändern. Die SPD griff einen Vorschlag der Anwohner auf, auf der Friedberger Landstraße eine weitere Linksabbiegespur einzurichten.

Der Magistrat soll prüfen, ob Autos, die von der City kommen, nach links in die Glauburgstraße einbiegen können. Bisher könne man zwischen Koselstraße und Alleenring nach links nur in die Neuhofstraße abbiegen. Dadurch würden Neuhof- und Lenaustraße quasi eine Erschließungsfunktion für das Wohngebiet rechts der Glauburgstraße übernehmen, begründete die SPD ihren Vorschlag.

Außerdem soll ein Linksabbieger von der Glauburgstraße eine direkte Zufahrt in die Lortzingstraße ermöglichen. Zur Zeit wird die Lortzingstraße ebenfalls via Neuhof-, Lenau- und Glauburgstraße angefahren. Von beiden Regelungen verspricht sich der Ortsbeirat eine Entlastung der Lenaustraße, deren Anwohner seit der geänderten Verkehrsführung in der Tempo-30-Zone über erhöhtes Verkehrsaufkommen klagen. rea

Parlament beschließt Nachtragsetat einstimmig

NEUBERG. Einstimmig haben die Gemeindevertreter am vergangenen Donnerstag den Nachtragshaushalt für das laufende Finanzjahr beschlossen. Die Vorgaben der ursprünglichen Planung wurden weitgehend eingehalten, so daß sich das Zahlenwerk kaum von seinem Vorgänger unterscheidet.

Der Verwaltungshaushalt steigt um 200 000 Mark auf 8,8 Millionen Mark, der Investitionsteil um 150 000 Mark auf 8,1 Millionen Mark.

Erfreulich entwickelten sich die Einnahmen: 200 000 Mark mehr als veranschlagt und damit insgesamt 4 Millionen Mark konnte der Kämmerer bei der Einkommenssteuer verbuchen.

Dafür sanken allerdings die Schlüsselzuweisungen vom Land um 90 000 Mark auf 4,4 Millionen Mark und die Gemeinde muß 75 000 Mark mehr, nämlich 1,75 Millionen Mark an den Kreis als Umlage überweisen. Ansonsten weist der Verwaltungshaushalt nur kleinere Umschichtungen auf.

Ähnlich verhält es sich bei den Investitionen. Dort wurden zusätzlich 100 000 Mark für die Planung des neuen Feuerwehrhauses, 80 000 Mark für die Kanalisation, 60 000 Mark für Grundstückskauf und 140 000 Mark für den neuen Festplatz veranschlagt. Die Erdarbeiten für dieses Projekt im Ortsmittelpunkt laufen bereits. Der Platz wird gerade planiert, berichtete Bürgermeister Uwe Hofmann und dementierte damit Gerüchte, dort solle eine Siedlung für Asylbewerber errichtet werden.

Hofmann wies außerdem Unterstellungen der DKP zurück, das verwendete Ausgleichsmaterial sei mit Schadstoffen belastet.

Weil die Gemeinde einiges mehr ausgibt als vorauszusehen, kann sie ihre Rücklage nicht wie gewollt aufstocken. Die Zuführung von 340 000 Mark wurde gestrichen. hein

Stadtteilbücherei Bockenheim Dichter und Denker gab's für Spottpreise

BOCKENHEIM. Für 50 Pfennig den ledergebundenen Briefwechsel von Paul Claudel und Jacques Rivière gefällig, dem Dichter und dem Denker? Oder zum selben Preis Evelyn Waughs "Decline and Fall"? In der Stadtteilbücherei Bockenheim in der Leipziger Straße 11 c waren solche Schnäppchen neben Kunstbänden und Klassikerausgaben aus den Bibliotheksbeständen während des einwöchigen Bücherflohmarktes keine Seltenheit.

Daß die Buchbestände nun wegen der geleerten Magistratskasse verkauft werden mußten um die Personalkosten zu decken, bestritt die Biblothekarin Doris Wenzel energisch. Zwar sei der Aktionsradius aller Stadtteilbibliotheken stark eingeschränkt, aber in Bockenheim schätzt sie die Probleme als "vergleichsweise gering" ein.

"An manchen Tagen sind wir in der Bücherei nur zu zweit eingesetzt, da weiß man am Abend, was man geleistet hat", seufzte die Leiterin der Bücherei, während sie die herumtobenden Kinder sanft aber bestimmt zur Ruhe anhielt.

Denen schienen die vollen Bücherregale ein willkommener Spielplatz zu sein: "Hier ist wenigstens was los" meinte ein kleiner Racker, etwas im Widerspruch mit der üblichen Atmosphäre in einer Bibliothek, aber er fügte hinzu: "Und wenn von meinen Freunden keiner kommt, dann kann ich ja lesen."

Trotz des Personalmangels - in Bokkenheim sind sieben Stellen besetzt, eine Angestellte befindet sich gerade im Mutterschaftsurlaub - gelingt es, den Kindern zweimal wöchentlich Vorlesestunden, Bastelkreise oder Spielnachmittage zu bieten: ein Programm, das sich großer Beliebtheit erfreut. Der Lesezauber für Kinder ist immer dienstags um 15 Uhr. zol

Fußball-Kreispokal Main-Taunus Noch mit drei A-Ligisten Schon heute Niederhöchstadt gegen Sportfreunde Schwanheim

Zwei Knüller und ein durchaus interessanter A-Klassen-Vergleich sollen in der vierten Runde um Fußball-Pokal im Main-Taunus-Kreis endlich für die erhofften Einnahmen garantieren. Pokalleiter Horst F. Raab kann eine gelungene Klassenmischung präsentieren, denn mit der SG 01 Höchst ist der favorisierte Landesliga-Spitzenreiter noch im Rennen, die Bezirksoberliga Wiesbaden wird durch den FC Sportfreunde Schwalbach repräsentiert, der 1. FC Lorsbach will die Ehre der Bezirksliga Main-Taunus retten, während überraschend drei A-Ligisten den Sprung unter die letzten Sechs geschafft haben. Einer kommt unter die letzten Drei und ist damit möglicherweise Finalpartner.

Die Crux: Im Main-Taunus-Kreis wurde keine Zwischenrunde eingeschoben, wodurch es am Ende zur ungeraden Zahl und zur unbefriedigenden Lösung kommt, daß einer der letzten drei mittels Freilos ins Finale marschieren darf.

Zunächst sind die Kreisliga A-Vertreter TuRa Niederhöchstadt und Sportfreunde Schwanheim am heutigen Dienstag (18.30 Uhr) um das Weiterkommen bemüht. Eine halbe Stunde später wollen der 1. FC Lorsbach und der FC Sportfreunde Schwalbach anstoßen, während das dritte Spiel der vierten Pokalrunde zwischen dem A-Klassisten DJK Schwarz-Weiß Flörsheim und der SG 01 Höchst am Donnerstag (18.30 Uhr) ausgetragen werden soll.

Die besten Karten hat TuRa Niederhöchstadt, das mit einem Heimsieg entweder im Finale steht oder ein lukratives Halbfinale absolvieren darf. Den Kassierer wird es auf jeden Fall freuen. Gegen die Schwanheimer Sportfreunde wird es keinen Reibach geben, werden vermutlich gerade die Schiedsrichter-Kosten und ein Kasten Bier (alkoholfrei) herausspringen. In Lorsbach und Flörsheim sollte es hingegen für die beteiligten Klubs einen ordentlichen Überschuß geben. ppa

Schweizer Straße ab heute teilweise gesperrt

Im Griesheimer Bingelsweg wird am heutigen Montag die Einbahnregelung umgedreht. Polizei und Straßenverkehrsbehörde erwarten sich davon eine spürbare Verkehrsberuhigung, weil Schleichfahrten in Zukunft entfallen und der Weg nur mehr von Anliegern befahren werden wird. Das bislang hohe Verkehrsaufkommen hat in diesem Jahr bereits zu sechs Unfällen geführt, bei denen Fußgänger verletzt wurden.

Mit erheblichen Behinderungen des Verkehrs muß außerdem von heute an in der Schweizer Straße in Sachsenhausen gerechnet werden. Wegen Gleisarbeiten wird der Abschnitt zwischen Schweizer Platz und Ziegelhüttenplatz stadtauswärts bis zum 23. Oktober gesperrt. Als Umleitungsstrecke werden Textorstraße, Holbeinstraße und Oppenheimer Landstraße beschildert. habe

"Die Angst der Menschen nehmen wir sehr ernst" Ortsbeirat 8 diskutierte Asylbewerber-Unterkünfte

Die Mehrheitsfraktionen von SPD und Grünen im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) sprachen sich vergangene Woche erneut für die geplanten Unterkünfte für Asylbewerber auf dem Niederurseler Hang aus. "Auch der Ortsbezirk 8 muß seinen Beitrag für die Asylbewerber leisten", appellierte die SPD-Fraktionsvorsitzende Helga Diehl an die Opposition von CDU und FDP.

Doch Christdemkokraten und der liberale Abgeordnete Theo Dechert blieben bei ihrem Nein zum Sammellager. In einem von SPD und Grünen abgelehnten Antrag schreibt die CDU, die Stadt Frankfurt habe mit "25 Prozent der Bevölkerung den höchsten Ausländeranteil aller deutschen Großstädte". Gegen Unterkünfte auf dem Hubschrauber-Landeplatz in Bonames hatten Hans-Willi Blomen (CDU) und sein Fraktionsvorsitzender Thomas Rätzke allerdings nichts einzuwenden.

Der FDP-Abgeordnete Theo Dechert schlug - wie schon in den vorangegangenen Sitzungen des Ortsbeirats - als möglichen Standort die Drake- und Edwards-Kaserne auf dem Frankfurter Berg vor, ohne zu wissen, daß der Architektur-Wettbewerb für das Wohngebiet auf dem dortigen Gelände längst abgeschlossen ist.

Für SPD und Grüne ist klar: CDU und FDP "handeln nach dem St.-Florians- Prinzip". Asylbewerber ja, aber nicht im eigenen Ortsbezirk. So argumentierten die Christdekmokraten in ihrem Antrag auch mit der Angst der Niederurseler Bürger: Das Sammellager auf dem Hang "dürfte seitens der Bevölkerung wenig Akzeptanz finden". Proteste der Bürger blieben bislang allerdings aus. Die CDU prophezeite zudem Zustände "wie in Slums oder einem Ghetto". Und schließlich werde das Gelände auf dem Hang "dringend" für Studentenwohnheime benötigt.

Für die gibt es jedoch noch keine konkreten Pläne, sagte Roland Frischkorn, Referent des Sozialdezernenten, auf Anfrage der FR. "Warum also soll man den Niederurseler Hang übergangsweise nicht für die Asylbwerber-Unterkünfte nutzen?"

Insgesamt bezeichnete Frischkorn die Argumentation von CDU und FDP als "Angst vor Fremden". Als Widerspruch bezeichnete er, einerseits die Beschleunigung von Asylverfahren zu fordern, andererseits "nirgends Unterkünfte bauen zu lassen". Dann dürfe man sich auch nicht wundern, "wenn die Hessiche Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach überfüllt ist".

Frischkorn will eine der nächsten Sitzungen des Ortsbeirats besuchen, um über das Sammellager zu diskutieren. Denn: "Die Angst der Menschen nehmen wir sehr ernst." cob

Unselds Belvedere im Visier Nachbarschafts-Ärger / Denkmalschützer im Ortsbeirat

Der Vergleich war völlig unangebracht und schoß weit übers Ziel hinaus: "Das Ding sieht aus wie ein KZ-Wachturm", sagte Herbert Wiegand. Nach massiven Protesten seitens des Ortsbeirates entschuldigte er sich zwar für die mißglückte Wortwahl, beharrte aber darauf: "Es sieht aus wie ein Wachturm, egal welcher Kategorie."

Die Rede ist von dem Belvedere im Holzhausenviertel, das seit kurzem die denkmalgeschützte Villa des Verlegers Siegfried Unseld "ziert".

Der Ortsbeirat 3 (Nordend) hatte den Leiter des Denkmalamtes, Heinz Schomann, eingeladen, damit dieser den Ortsbeirat und die erbosten Nachbarn über die "unglaublichen Vorgänge" aufklären sollte.

Hintergrund: Der prominente Verleger Unseld hat einen neobarocken Prachtbau mit einem Glaskasten "gekrönt", der, so räumte Denkmalschützer Schomann ein, "ästhetisch nicht befriedigend ist". Die Anwohner der Hynsbergstraße, darunter auch Herbert Wiegand, dessen Großvater die Villa gebaut hatte, waren deutlicher: Der Aufbau sei "häßlich" und verschandele das gesamte Viertel; "hier hat die Denkmalpflege versagt".

Vermutungen, daß der Name Unseld bei der Baugenehmigung eine Rolle gespielt habe, wies Schomann ener- gisch zurück: Ihm sei "unbekannt" gewesen, wer Bauherr und künftiger Nutzer des Belvederes sein würde, versicherte er.

Auch die Befürchtungen der Anwohner, einen Präzendenzfall geschaffen zu haben, der "Begehrlichkeiten" wecken könnte, versuchte der Denkmalpfleger zu beschwichtigen: "So ein Fehler", sagte Schomann, "passiert uns kein zweites Mal." rea

Im Blickpunkt: Transplantationsgesetz Bewegung auf Länderebene

In die jahrelange Debatte über gesetzliche Regelungen zur Organverpflanzung ist Bewegung gekommen. Auf der Tagesordnung der nächsten Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern Anfang November steht ein Musterentwurf für ein "Transplantationsgesetz", der auf Ebene der Fachbeamten vorbereitet worden ist. Weil nach einem Gutachten des Bonner Justizministeriums der Bund nur für strafrechtliche Verbote des Organhandels zuständig ist, richten sich die Länder jetzt darauf ein, daß in einem Länder-Staatsvertrag einheitliche Kriterien für die geplanten Landesgesetze festgelegt und danach in den Landtagen vergleichbare Regelungen beschlossen werden sollen. Häufig quer zu den Parteigrenzen wird aber in vielen Ländern noch kontrovers über die Details diskutiert.

Bei der Entnahme und Transplantation von Organen gibt es in der Bundesrepublik im Unterschied zu vielen Nachbarländern immer noch viele Grauzonen und rechtsfreie Räume. In den Ländern des Gebiets der ehemaligen DDR gilt die sogenannte Widerspruchsregelung bei der Organentnahme (wo Patienten zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen haben, ist Entnahme zulässig), im Westen fehlen Gesetzesbestimmungen.

Völlig ungeregelt sind die Kriterien, nach denen entnommene Organe Kranken zugeteilt werden. Fachleute wie der frühere hessische Sozialminister Armin Clauss (SPD) fordern eine schnelle Gesetzesregelung auch, um einem Trend zum Organhandel entgegenzutreten und beim aktuellen Organmangel die Bevorzugung bestimmter Patientengruppen (zum Beispiel Privatpatienten) auszuschließen.

Auf Ebene der Fachbeamten ist zwischen den Bundesländern jetzt ein Mustergesetzentwurf ausgearbeitet worden, der sich teilweise an den Vorschlägen der Arbeitsgemeinschaft der Transplantationszentren orientiert. Danach setzen die Länder künftig auf ein sogenanntes "Einwilligungsmodell": Organentnahme nach dem Gehirntod soll zulässig sein, wenn Verstorbene zu Lebzeiten ausdrücklich eingewilligt haben oder - falls keine Willenserklärung vorliegt - die Angehörigen (wer das ist, soll klar definiert werden) ihr Einverständnis geben.

Damit wäre die ostdeutsche Widerspruchsregelung, die die neuen Länder gerne behalten hätten, vom Tisch. Ebenfalls als unrealistisch gilt aus praktischen Gründen inzwischen ein älterer Vorschlag, wonach für alle eine Art Ausweis eingeführt werden sollte, aus dem im Todesfall der Wille des Verstorbenen ablesbar wäre. Die hessische Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne), zur Zeit Vorsitzende der Konferenz der Gesundheitsminister, setzt jetzt auf den Aufbau einer zentralen Datei, in der für alle volljährigen Bundesbürger ein im Notfall abrufbares Votum gespeichert werden soll (für oder gegen Organentnahme bzw. Offenlassen), das bei Beantragung von Personalausweis bzw. Reisepaß eingeholt werden soll.

Die Probleme des Datenschutzes bei einer solchen Zentraleinrichtung gelten laut Blaul als technisch lösbar. Falls die Rückfrage in der Zentraldatei keinen klaren Willen erkennen läßt, müssen nach dem Musterentwurf der Fachbeamten in jedem Fall die Angehörigen einer Organentnahme zustimmen. Von den Ärzten müsse dann ein "direktes und sensibles Gespräch" (Blaul) verlangt werden, keinesfalls würden "irgendwelche schriftlichen Vordrucke" ausreichen.

Gesetzlich festgeschrieben werden soll nach dem Musterentwurf auch die Praxis, daß unabhängig voneinander zwei Ärzte den Hirntod feststellen müssen, bevor ein Körper mit künstlich aufrechterhaltenen Kreislauffunktionen zur Organentnahme freigegeben werden kann. Diese Ärzte wiederum dürfen nichts mit Transplantationsvorhaben zu tun haben. Während dieser Punkt auch bei den Transplantationsmedizinern unstrittig ist, rechnen die Gesundheitspolitiker mit Widerständen bei manchen Ärzten an einer anderen Stelle: Sie wollen vorschreiben, daß bei der Weiterverteilung entnommener Organe künftig generell die optimalen medizinischen Bedingungen (vor allem: Gewebeverträglichkeit) Vorrang bekommen sollen.

Damit würde untersagt (was nach Expertenansicht immer noch häufig stattfindet), daß Organe für bestimmte Personen reserviert werden, anstatt über nationale und internationale Datenbanken den Patienten mit den optimalen Voraussetzungen zu ermitteln. Außerdem sieht der Musterentwurf erstmals so etwas wie eine überörtliche "Qualitätskontrolle" nach den Operationen vor.

Auch wegen des Mangels an transplantierbaren Organen hatten zuletzt die Transplantationszentren auf eine schnelle und klare gesetzliche Regelung gedrängt. Mitte September hat das "Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation" dringend ein Gesetz gefordert, um den "Schwebezustand" in den neuen Bundesländern zu beenden und "Rechtssicherheit" herzustellen. RICHARD MENG (Wiesbaden)

Polizeinachwuchs gegen Ausländerfeindlichkeit

Die "Junge Gruppe", Nachwuchsorganisation in der Gewerkschaft der Polizei, hat am Freitag am Mahnmal für die Opfer des Naziterrors einen Kranz niedergelegt. Damit wollte Bundesvorsitzender Reinhard Soll an der Paulskirche "ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit" setzen.

An den beiden Tagen zuvor hatte sich die Junge Gruppe bei ihrer Jahrestagung in Oberursel ausführlich mit dem Thema Rechtsextremismus und mit den Anschlägen auf die Asylbewerberheime auseinandergesetzt. Die Delegierten machten als Ursachen für die Gewalt nicht alleine den Rechtsextremismus, sondern "eine allgemeine Perspektiv- und Orientierungslosigkeit, Dauerarbeitslosigkeit und Wohnungsnot" verantwortlich.

Die jungen Polizisten verlangten Arbeitsplatzinitiativen, mehr Jugendeinrichtungen und Streetworker in den Trabantenstädten. Außerdem befürworteten sie die Schaffung von "Begegnungsstätten mit Ausländern". habe

Hier Erleichterung, da Hilfsangebote Bürgerversammlung in Wehrheim zum Flüchtlingslager zeigte breites Spektrum

WEHRHEIM. Die Menschen in der vollen Saalburghalle schienen erleichert: "Diese Veranstaltung steht ja auch unter einem guten Stern." Staatssekretär Alexander Müller, der am Donnerstag abend nach Obernhain gekommen war, um mit den Bürgern über das Notaufnahmelager am Hessenpark zu sprechen, hatte am Morgen offiziell erklärt, das Lager am Hessenpark sei keine Dauerlösung, die Zelte würden bis zum Wintereinbruch abgebaut (die FR berichtete).

Trotzdem wurden bei der Diskussionsveranstaltung die Ängste deutlich, mit denen sich die Bürger/innen durch das Lager am Hessenpark konfrontiert sehen. 500 Männer auf einmal, Fremde im Ortsbild, Angst vor Kriminalität - solche diffusen Vorbehalte schwirrten durch den Raum. An diesem Abend war es möglich, das ganze Spektrum der Meinungen zu hören - was bei manchen Besuchern allerdings auch offenes Entsetzen hervorrief. Auf das Zuhören mußte jedoch aus dem Publikum erst hingewiesen werden: "Wenn wir hier nicht auch diese Meinungen gelten lassen, werden sie unterdrückt und kommen dann plötzlich raus wie vor 50 Jahren", meinte ein junger Mann. Bei den Ressentiments, die von Zeit zu Zeit gegen die Flüchtlinge laut wurden, kam Applaus aus einer sonst sehr schweigsamen Ecke, hinten rechts im Saal. Ansonsten überwog der Wille, sich zu informieren, zu verstehen, was die Landesregierung bewog, so zu handeln. Die Bürgerinitiative hatte den Abend auch so angelegt: Nicht das Asylrecht wolle man diskutieren, nicht in die laufende Diskussion eingreifen, sondern sehen, wie die Bürger vor Ort mit dem Lager umgehen könnten, wie man helfen könne. Die Konzentration auf die Notunterkunft nahm dem Abend denn auch einiges an Brisanz, die das Thema sonst hat.

Nach dem Austausch an Meinungen, an Erfahrungen, über die etwa Rudolf Trey, Dekan aus Butzbach - dort leben in einer Kaserne 500 Flüchtlinge - berichten konnte, kamen gegen Ende der Veranstaltung auch konstruktive Vorschläge, wie den Flüchtlingen zu helfen sei. Neben dem Appell, "sie anders sein zu lassen", stehen auch schon konkrete Projekte. Die Frauen der Bürgerinitiative wollen eine Teestube einrichten; Angebote für Deutschunterricht gibt es schon, die Gemeinde Wehrheim will die Flüchtlinge das Obst an den gemeindeeigenen Bäumen ernten lassen. Und schließlich betonte auch Uwe Schlegelmilch, der Leiter des Notaufnahmelagers, immer wieder, daß er sich über Besuch freue - über solchen Besuch, der am Gespräch mit den Menschen im Lager interessiert sei.

Was die Veranstaltung aber auch zeigte: Die Lage der Landesregierung bleibt schwierig, denn sie ist nach wie vor gezwungen, Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden. Deshalb stehen auch Plätze im Hochtaunuskreis zur Debatte. Das machte Alexander Müller deutlich. Mit der Entscheidung, das Lager am Hessenpark bis zum Winter abzubauen, setze man sich "unter Zugzwang". Man versuche, die Flüchtlinge in Kasernen unterzubringen. "Wenn nun aber auf einen Schlag 100 000 neue Flüchtlinge kommen, dann werden wir auch wieder nach neuen Lösungen suchen müssen." ca

Delegation verläßt die Türkei Abgeordnete klagt über Behinderung bei Informationsreise

aud FRANKFURT A. M., 4. Oktober. Eine deutsche Beobachterdelegation, an der unter anderen die PDS/LL-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke teilgenommen hatte, ist vorzeitig aus der Türkei abgereist. Sie hatte sich im Südosten des Landes über die Lage der Kurden informieren und Berichten auf den Grund gehen wollen, wonach gegen die Zivilbevölkerung dort auch deutsche Waffen eingesetzt würden.

Wie Frau Jelpke mitteilte, wurde sie nahe der Stadt Diyarbakir angehalten und festgenommen. Ihr Gepäck sei durchsucht und das Buch "Kurdische Tragödie" von Bahman Nirumand beschlagnahmt worden. Ihr sei vorgeworfen worden, der Besitz dieses Buches über die kurdische Geschichte sei "Separatismus" und in der Türkei strafbar. Im kurdischen Teil des NATO-Lands kämpft die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) für einen eigenen Kurden-Staat.

Jelpke schreibt, sie sei wegen der Berichte über das Massaker unter Bewohnern der Kurdenstadt Sirnak angereist. Dabei habe sie festgestellt: "Die Menschen in der Region sind ihres Lebens nicht mehr sicher." Der türkische Staat versuche, sie zu vertreiben. Mit eigenen Augen habe die Delegation gesehen, wie Dörfer bombardiert, Häuser und Arbeitsstätten niedergebrannt, Ernte und Vorräte geraubt worden seien.

"Wir haben die deutschen Waffen, z. B. NVA-Schützenpanzer, deutsche Militärtransportfahrzeuge, deutsche G 3-Gewehre mit eigenen Augen im Einsatz gesehen", berichtete die Gruppe. Sie fordert ein sofortiges Waffenembargo. Die türkische Armee könne sich offensichtlich nicht gegen die PKK-Einheiten durchsetzen und gehe deswegen mit brutaler Gewalt gegen die Zivilbevölkerung vor.

Die türkischen Behörden hätten mitgeteilt, für bestimmte Reisen sei eine Genehmigung des Gouverneurs nötig. Man werde ab sofort ausländische Delegationen nicht mehr dulden, die "Separatisten unterstützten". Bei verbotenen Kontakten mit der Bevölkerung drohe Ausweisung.

Die türkische Botschaft in Bonn teilte mit, es sei nur ein Buch Frau Jelpkes beschlagnahmt worden. Ein Sprecher wies aber darauf hin, daß im Kurdengebiet Ausnahmerecht herrsche und es "möglich" sei, daß Gouverneure Reisen von Genehmigungen abhängig machten.

Bei der Feier für das Frankfurter Flughafen-Terminal blieben viele Konflikte unerwähnt Bilanz beim

großen

Richtfest

800 Millionen verbaut

Von unserem Redaktionsmitglied Hermann Lammert "Was wir bauen, wird immer aufgewertet, und wir werden immer abgewertet." Diese für den Veranstalter peinliche Einschätzung von Bauarbeitern erlaubte sich freimütig während des Richtfestes des Terminal Ost auf dem Frankfurter Flughafen ein Sprecher der "Blaumänner" in einem Interview mit Moderator Günther Jauch. FAG-Sprecher indessen bescheinigten den Bauleuten eine hervorragende Bedeutung. Erwartungsgemäß brachte die Veranstaltung eine Bilanzierung des Erreichten, Mahnungen für politische Fehleingriffe in die Ausbau-Konzeption und Lob natürlich für das neue Terminal. Wohl als Replik und Provokation gleichermaßen angesichts vergangener Scharmützel zwischen der im Aufsichtsrat vertretenen Landesregierung und dem FAG-Vorstand wegen des aufwendigen Ausbaus nannte FAG-Chef Horstmar Stauber in seiner Rede das Bauwerk "unaufdringlich und unauffällig". Stauber rechtfertigte die großzüge Architektur im gleichen Atemzug als einen Ort, der "jeden Anfliegenden mit offenen Armen aufnehmen" und ihm wegen seines "Wiedererkennungswertes" unvergeßlich bleiben werde.

Gequält dagegen gestaltete sich ein inszenierter Mikrofon-Dialog während der Rede Staubers mit seinem "alten" Gefährten und Vorstandsmitglied Thomas Norweg. In Rahmen eines teilweise lockeren und vorgefertigten Frage- und Antwortspiels geriet der Flughafen zu einem "Ort des Geselligkeitsproduktes und Baustein des Lebensgefühls" schlechthin. Auf Norwegs Frage nach der Zukunft rechnete Stauber sarkastisch mit Landespolitikern und deren Umgang mit dem Flughafen ab: Das sei wohl zu handhaben wie eine übervoll geratene Party: "Da stellen wir einfach ein paar Stühle zu." Frankfurts OB Andreas von Schoeler hob erneut die bedeutende Rolle hervor, die der Ausbau des Flughafens für die wirtschaftliche Dynamik habe. Wachstumsperspektiven müßten es auch der Lufthansa ermöglichen, aus ihren Schwierigkeiten herauszukommen. Hessens Finanzministerin und Aufsichtsratvorsitzende Annette Fugmann-Heesing stellte die Querelen der letzten Zeit im Aufsichtsrat mit Stauber, der inzwischen die Konsequenz gezogen hat und zum Ende des Jahres ausscheidet, ohne eine Spur des "Nachkartens" nur am Rande dar: Es seien "intensive Diskussionen" geführt und "Festlegungen getroffen" worden im Sinne einer positiven Unternehmensentwicklung. Deutlicher wurde Wilhelm Knittel, Vertreter der Bundesregierung im Aufsichtsrat. Dieser meinte unumwunden, es gelte, den Flugplatz Egelsbach zu erweitern und "nahe gelegene Militärflughäfen zu gewinnen". Er vergaß nicht, die Ansicht des Bundes zu erwähnen, wonach der Flughafen-Ausbau allein aus FAG-Mitteln zu erfolgen habe.

FAG-Hausarchitekt Helmut Joos ersparte sich gleichfalls deutliche Hinweise auf anfängliche Kritik von Kollegen, die seine ersten Konzepte kritisiert und eine Ausschreibung für das Terminal gefordert hatten. Joos sah an diesem Tag die Anwürfe als "ausgeprägte öffentliche Diskussion", in der Emotionen überwogen hätten und der "Drang nach Selbstverwirklichung" überwogen habe. Er stattete dem Bauherrn Dank ab, der besonders in der "Phase kontroverser Diskussion" die Kooperation nie in Frage gestellt habe.

Während einer Pressekonferenz versicherte Thomas Norweg, bis heute seien 800 Milllionen Mark wie geplant verbaut "und nicht in den Sand gesetzt". Er erinnerte an die Erwartung des damaligen Bundesverkehrsministers Georg Leber bei der Einweihung des Terminal Mitte, dieses reiche bis Ende dieses Jahrhunderts, und an die Prognose Rudi Arndts später, in der Region sei ein zweiter Flughafen vonnöten. Im übrigen warte man auf Post aus Brüssel, wann sich die Schlagbäume öffnen werden. Eine gemeinsame Paß- und Zollabfertigung benötige dann geringfügige Umbauten.

(Siehe auch Kasten unten)

"Wenn Sie mich aufmerksam betrachten: Ich werde gar nicht rot, weil ich nicht lüge." Bürgermeister Detlef Ortmanns Antwort, um zu bekräftigen, daß die Stadt - im Gegensatz zu den üblichen Geschäftsgepflogenheiten - keine Kopien der Akten habe, die die Staatsanwaltschaft sicherstellte. "Wissen Sie, Ihre Art gefällt uns nicht, wie Sie mit uns Bürgern sprechen." Kommentar einer Zuhörerin zu Ortmann.

In Weißkirchen wurde am Wochenende das Jubiläum "25 Jahre Aktion Puquio" gefeiert Eine Hilfe, die nicht versiegt Pater Wacker berichtete

OBERURSEL. Das Klischee paßt überhaupt nicht: Kein Rauschebart, keine Mönchskutte - Pater Dieter Wacker aus Peru trägt einen Pulli aus Alpaca-Wolle und eine bequeme Cordhose und entspricht auch sonst nicht den Vorstellungen vom frommen Missionar auf Heimaturlaub. Der 49jährige, dem ab und zu ein spanisches Wort in den Münsterländer Dialekt gerät, erzählt nüchtern wie ein Manager von seiner Arbeit im peruanischen Hochland. Und es gibt ja auch jede Menge zu managen: eine Berufsschule und eine Produktionsgenossenschaft mußten aufgebaut werden, Trinkwasserleitungen waren zu verlegen, Stationen zur medizinischen Betreuung und eine Schule für Behinderte mußten aufgebaut, qualifizierte Dorfhelfer ausgebildet werden und, und, und . . .

Pater Wacker lebt und arbeitet seit 23 Jahren in Puquio, 12 000 Einwohner, 3400 Meter hoch zwischen Cusco und der Küste gelegen. Puquio, das ist ein Begriff in Oberursel und Steinbach, in Kirdorf und Wernborn. Seit 25 Jahren leisten die Katholiken Hilfe beim Aufbau der Infrastruktur - und wie! 700 000 Mark, kaum zu glauben, haben sie in dieser Zeit gespendet. Den Staudamm "Pachaya", gemeinsam mit misereor gebaut, gäbe es nicht, wenn nicht die Wernborner jedes Jahr runde 10 000 Mark von ihrem Weihnachtsbasar oder die Kirdorfer zweimal im Jahr den Erlös ihrer Kindersachenverkaufsaktionen überweisen würden.

Franz Schneider, einer der Initiatoren der Aktion, die damals aus den Reihen der katholischen Jugend in Oberursel entstand, sorgt bis heute unermüdich dafür, daß die Hilfe für die Indiostadt nicht versiegt. Daß das Geld auf den Pfennig genau dort ankommt und keinerlei Verwaltungskosten abgezogen werden, ist sicher ein Grund für den Erfolg der langlebigen Spendenbereitschaft.

An der Stierstädter Gesamtschule (wo Schneider unterrichtet), hat die "Aktion Puquio" neue Förderer gefunden. Die Kinder der Klasse 8 b haben sich intensiv mit Peru beschäftigt und beim Schulfest gezeigt, wie gut sie Bescheid wissen. Während der Projektwoche hatten sie zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Ulrike Goeke die Behindertenwerkstatt in Oberursel besucht und danach ihr Taschengeld zusammengelegt, um den Bau der Behindertenschule in Puquio zu unterstützen. 201 Mark überreichten sie nun stolz Pater Wacker, der ihnen Interessantes über Peru erzählte und viele Fragen zu beantworten hatte. "Wie ist das mit den Frauen, sind die viel wert bei Ihnen?" wollte zum Beispiel Schüler Attila wissen . . .

Eine gute Frage, fand der Pater, und erzählte von den Schwierigkeiten der Frauen in einer Macho-Gesellschaft und von ihrem stärker werdenden Selbstbewußtsein: "Sie lesen, sie reden mit, und immer mehr werden zu Bürgermeisterinnen gewählt." Auch im "Leuchtenden Pfad", der Rebellenbewegung, sind Frauen dabei. Puquio hat schlimme Erfahrungen mit dem Terror dieser Aufständischen gemacht: "Im Januar wurde die Stadt heimgesucht und 20 staatliche Büros in die Luft gesprengt, die haben vier Stunden lang die Armee in Schach gehalten." Der aberwitzige Fernsehauftritt des gefangenen Commandante Gonzalo im Käfig hat auch Pater Wacker entsetzt: "Er trug einen maßgeschneiderten Sträflingsanzug, sonst gibt's diese Anzüge nirgends in Peru."

Alle drei bis vier Jahre kommt Dieter Wacker mal kurz in die Bundesrepublik. Dann reitet er nicht über die Dörfer, fährt nicht mit dem Landrover über staubige Pisten, sondern staunt über das hierzulande Selbstverständliche: "Gestern saß ich in einem Mercedes, da drückt man irgendeinen Knopf, und das Fenster geht auf, es ist wie ein Kulturschock."

Am Wochenende wurde in Weißkirchen "25 Jahre Aktion Puquio" gefeiert; daneben auch das zehnjährige Bestehen des "Eine-Welt-Ausschusses" Weißkirchen. Zuvor war mit einem eindrucksvollen Konzert des Chores "Cantate" kritisch an "500 Jahre Lateinamerika" erinnert worden. In St. Crutzen war auch Margrit Kurz dabei, die 1967 den Anstoß für die Hilfsaktion gegeben hatte. Sie war damals als Entwicklungshelferin nach Peru gegangen und hatte die katholische Jugend in Oberursel mit ihren Briefen zum Handeln motiviert. HANS KONANZ

Eine Feier der Superlative FAG ließ bei Richtfest Tafel für 750 000 Mark auffahren

Nein, ein ganz normales Richtfest war es wahrlich nicht. Das merkten die 2500 - in Worten: Zweitausendfünfhundert - geladenen Gäste spätestens beim Anblick der Tafel. Wo ab 1994 Passagiere in alle Welt abfliegen werden, hatte die Flughafen AG dekken lassen. Zehn Tischreihen nebeneinander, 120 Meter lang. Horstmar Stauber hatte geladen, als sei es bereits sein Abschiedsfest.

Dabei gab sich Thomas Norweg, Vorstandsmitglied für den technischen Bereich und seit Jahren Weggefährte des ende Dezember ausscheidenden Staubers, zuvor vor der Presse noch alle Mühe, das Ereignis als Alltäglichkeit abzutun. Der Spitzenmanager griff zum Vergleich: "Wer Richtfest für ein Einfamilienhaus feiert, bezahlt 150 Mark. Wir lassen es uns angesichts der Investitionen von 2,5 Milliarden Mark entsprechend mehr kosten." Die 750 000 Mark, die für Bier und Wein, arabisches Lammgosht, französisches Ratatouillegemüse, tschechische Schweinekeule und deutsche Schnippelbohnen mit Speck, für Artisten, japanische Trommler und Musikkapellen ausgegeben wurden, waren für Norweg schlicht "angemessen". Immerhin, hatte der Chefplaner auf zwei Stellen hinter dem Komma ausrechnen lassen, seien dies ganze 0,03 Prozent der Bausumme - und immerhin waren ja auch 1800 Bauarbeiter eingeladen.

Auf dem Airport ging es dennoch um Superlative und Rekorde. Zwar wollte der Diplomingenieur Norweg jede "Protzerei und Großmannssucht in Zahlen" vermeiden, zwei Sätze weiter tat er'qs aber doch. In das Terminal 2 passe der Eifelturm der Länge nach sogar zweimal, innerhalb des neuen Abflug- und Ankunftgebäudes einschließlich der mehrstöckigen Tiefgarage hätten sich 4500 Einfamilienhäuser unterbringen lassen.

Gefragt waren Superlative. Für Architekt Helmut Joos war die Dachkonstruktion "spektakulär", für Horstmar Stauber wird das neue Terminal den "Wiedererkennungswert Frankfurts in der Welt deutlich machen", für Frankfurts OB Andreas von Schoeler wird der "gleichermaßen funktional wie ästhetisch anspruchsvolle Bau" die "Schrittmacherfunktion des Flughafens für die Wirtschaftsregion Rhein-Main" weiter stärken.

Da wollte trotz aller Differenzen mit dem Flughafen-Management während der letzten Monate selbst Hessens Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing nicht zurückstecken. Rhein-Main, sagte sie, habe unter den Flughäfen der Welt eine "herausragende Funktion" und das Terminal 2 sei ein Signal dafür, "daß der Flughafen nicht am Ende seiner Kapazitäten ist".

Was der letzte Teil des letzten Satzes zu bedeuten hat, darüber grübeln seit dem Fest viele Luftverkehrs-Manager heftig nach. gang

Beruf und Familie müssen "unter einen Hut" Lebhafte Podiumsdiskussion: Sozialministerin Heide Pfarr fordert neue Arbeitszeitmodelle

STEINBACH. Eine "Anpassung der Erwerbsbedingungen" angesichts der Doppel- und Dreifachbelastungen berufstätiger Mütter forderte die hessische Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Heide Pfarr (SPD), zum Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" im Bürgerhaus. Nicht die Wahlfreiheit zwischen Beruf und Familie sei das Ziel, sondern die Möglichkeit, beides zu vereinbaren. Zwischen den rund 70 Zuhörern und dem Podium entspann sich eine rege Diskussion.

Zu erreichen sei eine solche Vereinbarkeit nur mit neuen Arbeitszeitmodellen, erklärte die Ministerin. Teilzeitarbeit für Männer und Frauen müsse selbstverständlich werden - ohne berufliche oder rentenrechtliche Nachteile.

Etwas Unruhe kam im Saal auf, als Benita von Stechow, freiberuflich tätig und Mutter dreier Kinder, auf dem Podium forderte: "Die Emanzipation der Frau endet beim Wohl des Kindes." Durch den Anspruch der Frauen auf Gleichberechtigung biete sich bei einer Umschichtung von bezahlter und unbezahlter Arbeit für die Kinder die Chance, ihre Väter zurückzugewinnen, konterte Heide Pfarr. Denn: "Die Kinder leiden am Fehlen der Väter." Und eine Ganztags-Betreuung von Kindern fördere deren Selbständigkeit und sei gerade für Einzelkinder sehr wertvoll.

"Wir müssen den Weg über Teilzeitmodelle und Arbeitsteilung gehen", forderte auch der Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes des Groß- und Außenhandels für Hessen, Paul-Ulrich Schaller. Eine Verkürzung der Arbeitszeit sei aus volkswirtschaftlichen Gründen aber nicht bei vollem Lohnausgleich möglich.

Doch gerade hier liegt das Problem, war man sich im Saal einig. "Mit Teilzeitarbeit stellen sich Männer außerhalb des Normalen", berichtete ein Mann aus dem Publikum von persönlichen Erfahrungen. Ein teilzeitarbeitender Mann werde von den Berufskollegen nicht für voll genommen. "Das ist das verteufelte bei der Arbeitszeitverkürzung", bekräftige die Ministerin.

Thematisiert wurde auch der Wiedereinstieg ins Berufsleben nach mehreren Jahren Pause, der bislang für Frauen wie für Männer mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. "Warum ruht das Arbeitsverhältnis nicht einfach für die Zeit der Erziehung?", fragte die Ministerin.

"In der Gewerkschaft ist dies noch ein sehr schleppendes Thema", erklärte der Betriebsratsvorsitzende der Flughafen AG, Wolfgang Bödicker, der ebenfalls auf dem Podium saß. Einvernehmen herrschte bei den Anwesenden, daß die Männer immer noch lernen müßten, umzudenken. Im Publikum wurde dies auf eine griffige Formulierung gebracht: "Männer arbeiten bei der Geburt zwar noch kräftig mit, aber dann geht ihnen die Luft aus." teb

Deutsche Autos markieren in Japan eine dicke Bremsspur Volkswagen will künftig zweigleisig fahren / Alle Hersteller müssen deutliche Einbußen hinnehmen

VW und Audi haben in Toyohashi ihren ersten japanischen Exportstützpunkt eingeweiht. Mit beträchtlichem Aufwand versuchen die Wolfsburger, den Auto-Verkauf in Nippon wieder auf Touren zu bringen. VW war bisher die im fernöstlichen Inselreich am meisten vertretene Marke, wird sich aber umorientieren müssen, weil die langjährige Zusammenarbeit mit dem Großimporteur Yanase Ende des Jahres endet.

Die bald Geschiedenen führen für die Trennung "unüberbrückbare Gegensätze" in marktstrategischen Überlegungen an. VW-Chef Carl Hahn hatte vor einiger Zeit in Tokio bis Mitte der neunziger Jahre einen Absatz von 100 000 Fahrzeugen pro anno als Ziel genannt - eine Verdoppelung bisheriger Spitzenwerte. Davon ist man weit entfernt. Für die Volkswagen-Leute, die bisher in Japan lediglich 25 eigene und fünf gemeinsame Händler mit Toyota verpflichten konnten, droht sogar eine schlimme Durststrecke. In den ersten neun Monaten wurden nicht einmal 20 000 Fahrzeuge verkauft.

Auch für Mercedes Benz und BMW laufen die Geschäfte durchaus nicht wie gewünscht. Mitte vergangenen Monats lagen sie mit 20 530 und rund 19 350 Neuzulassungen ebenfalls deutlich unter den Vorjahrswerten und ihren eigenen Prognosen. Gemessen an der Stückzahl büßten die süddeutschen Nobelkarossen rund ein Zehntel ein, erhebliche Preiszugeständnisse an die Kunden lassen aber auf einen viel stärkeren Umsatz- und Ertragseinbruch schließen.

Die Bemühungen, mit den japanischen Herstellern zu einer beiderseitig befriedigenden Kooperation zu kommen, waren nicht eben von Erfolg gekrönt. Vor einigen Jahren versuchte Volkswagen ein Techtelmechtel mit Nissan. Doch daraus entstand nicht viel, weshalb die Wolfsburger auf Toyota umgestiegen sind und im Frühjahr sogar ihr Tokioter Hauptquartier in die Nähe des größten japanischen Autokonzerns verlegt haben.

Bisher brachte die Anbiederung nur wenig positive Effekte. Ganze 3000 VW verkaufte Toyota über sein firmeneigenes Händlernetz. Dies schürt wieder einmal die Diskussion darüber, wie abgeschottet oder offen der japanische Markt für ausländische Autokonzerne eigentlich ist. Mercedes-Benz bezeichnet ihn als "nicht verschlossen". Damit ist wohl vor allem gemeint, daß es keine Importquoten gibt, besonders schikanöse technische Vorschriften in den vergangenen drei Jahren abgebaut wurden und inzwischen die gleiche Mehrwertsteuer für importierte wie heimische Wagen gilt.

Auf keinen Fall wollen die Stuttgarter, daß "Bundeskanzler Helmut Kohl jemals in Japan für die deutschen Autohersteller bitten muß", wie es US-Präsident Bush im Januar bei seiner Staatsvisite bis zur Peinlichkeit tat. Vorstandsmitglied Eberhard Herzog meint, daß es schon die Aufgabe der Exporteure und nicht der Politiker sei, ihr Produkte in Nippon erfolgreich zu plazieren. Was den Japan-Markt aber kompliziert macht, ist das Eindringen in ein schwer durchschaubares Vertriebsystem. Und wer neu anfängt, ist zudem mit beträchtlichen Investitionskosten durch die enormen Bodenpreise konfrontiert. Ferner stößt man immer wieder auf feine Varianten des Protektionismus.

Diese Erfahrung muß selbst die japanische BMW-Niederlassung machen, die als "Hätschelkind" der Tokioter Regierung gilt und sich im Zweifelsfall auf ihre guten Drähte verlassen kann. BMW bemüht sich bisher vergeblich, seine Autos und Motorräder den Behörden schmackhaft zu machen. Vor allem bei der Polizei bekäme man gern ein Bein in die Tür, was die Konkurrenz bisher aber zu verhindern wußte. RAINER KÖHLER (Tokio)

Rockabilly mit dem Regler Die Stray Cats beim Konzert in der Music Hall

Vor 13 Jahren fanden in New York drei Jungs im zarten Alter von nicht mal zwanzig Jahren zusammen und ließen eine Musikrichtung aufleben, die schon als vergessen galt. Mit halbakustischer Gitarre, Kontrabaß und Minischlagzeug interpretierten die "Stray Cats" Rockabilly, die in den fünfziger Jahren im Süden der USA entstandene Mixtur aus schwarzem Rhythm 'n' Blues und weißem Hillbilly. Vor allem in Europa konnte sich das Trio etablieren und Anfang der Achtziger Jahre sogar Hits landen. Reklame machten die Drei standesgemäß als Rebellen mit bunten Tätowierungen und in Lederjacke auf schweren Maschinen.

Heute hat jeder von ihnen ein nettes Häuschen in Los Angeles, kümmert sich mitsamt Lebensgefährtin um die Erziehung des Nachwuchses. Skeptiker, die von den Stray Cats nicht mehr viel erwarteten, könnten vom Gegenteil überzeugt worden sein, als die "Stray Cats" jetzt in der proppevollen Frankfurter Music Hall auftraten .

Dort bewies das Trio, das nach vier Jahren sein sechstes Album (Choo choo Hot Fish) veröffentlicht hat, daß Rockabilly keineswegs ein alter Hut ist. Allen voran Brian Setzer an der Gitarre sorgte mit seinem Improvisationstalent für die nötige Dynamik. Er spielt seine Halbakustische nicht, er bearbeitet sie. Ständig wird an den Reglern gedreht, um verblüffende Klangeffekte aus dem alten Stück zu kitzeln. Dabei schreckt der Setzer, der auch die Songs der Gruppe schreibt und inzwischen zwei Soloplatten einspielte, auch nicht vor Hendrix-verdächtigen Rückkopplungen und Faxen wie "Gitarre über Kopf" zurück.

Zusammen mit "Lee Rocker" am Standbaß und Drummer "Slim Jim" haben Stray Cats eine technische Virtuosität entwickelt, die nie in Routine abzugleiten droht. Alte Nummern werden nicht runtergeleiert, sondern neu arrangiert. Die Spielfreude auf der Bühne überträgt sich auf die Zuhörer; allerdings erhielten die sehr kommerziell produzierten Stücke des neuen Albums vom Frankfurter Publikum nur zaghaften Applaus: Was haben schließlich auch Synthesizergeigen und ein drumcomputergestütztes Schlagzeug bei Rockabilly zu suchen? HENNING EICHLER

Deutschland reif für eigene Center Parcs? Das holländische Unternehmen expandiert weiter

Die Deutschen sind bei Center Parcs, dem Veranstalter für Kurzreisen in firmeneigene Bungalowparks, geliebt und gehaßt zugleich. Während nämlich bereits jeder sechste der 2,8 Millionen Gäste in der Saison 1991/92 aus Deutschland kam und der Umsatz aus den alten und neuen Bundesländern gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent gesteigert werden konnte, ist es dem holländischen Unternehmen, trotz verschiedener Anläufe, bisher noch nicht gelungen, auch einen Bungalowpark in Deutschland zu bauen.

Viel weniger Mühe macht es offensichtlich, in übrigen europäischen Landen zu expandieren. 13 Ferienparks mit "subtropischem Schwimmparadies" gibt es bereits in Holland, Belgien, Frankreich und England zusammengenommen, weitere drei sind im Bau. Im Dreiländereck in der Nähe von Maastricht wird gerade mit Unterstützung der EG und der belgischen Regierung auf einem Stück Brachland ein Naturpark eingerichtet, in dem im nächsten Jahr dann mit dem Bau einer Anlage begonnen werden soll. In Frankreich hat sich der Veranstalter ein Areal bei Chaumont-sur-Tharonne, in der Nähe der berühmten Loire-Schlösser, zur Bebauung gesichert, und in England schließlich entsteht in der Grafschaft Wiltshire ebenfalls ein neues Bungalowdorf.

Nur die Deutschen machen Schwierigkeiten, wie es heißt, und selbst die Hoffnung, im neuen deutschen Osten auf weniger Widerstände durch Naturschützer und strenge Gesetze zu stoßen, hat sich bisher nicht bewahrheitet. So ist der erste Center Parc in den neuen Bundesländern zwar geplant, aber noch längst nicht genehmigt. Für die Anlage in Köselitz bei Dessau sei, so Deutschland-Direktor Robert Weijhenke, das Raumordnungsverfahren positiv abgeschlossen. Mit dem Baubeginn an den 650 Bungalows und einem Hotel sei aber frühestens im nächsten Jahr zu rechnen. Trotz gerichtlich erwirktem Baustop bei dem geplanten Park in der Lüneburger Heide geben die Holländer auch in Westdeutschland nicht auf: In Morbach bei Trier, in Nordhessen, in der Nähe von Köln und bei Kaiserslautern wollen sie, wenn alle Umwelt-, Bauplanungs- und Gesetzeshürden überwunden sind, mit dem Bau von Freizeitparks beginnen. Weijhenke: "Deutschland ist reif für den ersten eigenen Center Parc."

Der Erfolg jedenfalls scheint den Veranstaltern recht zu geben. 70 Prozent der Urlauber, meist Familien mit Kindern, auf die das Produkt auch zugeschnitten ist, sind Stammgäste. us

Der Deutsche Reisebüroverband (DRV) fürchtet "negative Auswirkungen auf das Reiseverhalten der ausländischen Touristen nach Deutschland" wegen Ausschreitungen Rechtsradikaler gegen Ausländer und Asylbewerber. Die Arbeitsgruppe "Incoming" des DRV formulierte auf ihrer jüngsten Sitzung in Frankfurt a. M. die Befürchtung, "die anhaltenden rechtsradikalen Krawalle" könnten dem Ansehen Deutschlands in der Weltöffentlichkeit nachhaltig schaden. tdt

Bahnübergang gesperrt wegen Gleisbauarbeiten

MAINTAL. Der Bahnübergang "Eichenheege" zwischen den Stadtteilen Dörnigheim und Hochstadt ist wegen Gleisbauarbeiten von Montag, 5. Oktober, bis einschließlich Mittwoch, 7. Oktober (voraussichtlich bis 17 Uhr), für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt.

Für Fußgänger wird ein Überweg eingerichtet, wie das Ordnungsamt mitteilt.

Anliegerverkehr bis zur Baustelle ist möglich. Der Verkehr in das Industriegebiet wird über die Querspange im Zuge der Landesstraße 3195, Edmund-Seng- Straße und Philipp-Reis-Straße umgeleitet. pom

Der OB hatte Heimspiel Andreas von Schoeler besuchte die Kuhwald-Siedlung

KUHWALD. "Ich freue mich, daß Oberbürgermeister Andreas von Schoeler heute als Rentner - Entschuldigung - als Redner zu uns gekommen ist." Mit diesem Versprecher begrüßte Anneliese Scheurich, Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes Bockenheim 3, die Gäste des Diskussionsabends mit dem Stadtoberhaupt im Kuhwaldhaus. Von Schoeler konnte jedoch das spontane Gelächter aus dem Publikum schnell bremsen. "Das hat bei mir noch etwa 20 Jahre Zeit", rechnete er der Genossin vor und widmete sich gleich ernsteren Themen.

Anhand von vier Schwerpunkten verdeutlichte der OB seine Vorstellungen von Kommunalpolitik in Frankfurt. In kurzen Abrissen zur Wirtschafts-, Sicherheits-, Wohnungs- und Kinderpolitik zog von Schoeler Bilanz über das bisher Geleistete und blickte in die Zukunft der Arbeit im Römer.

Als "Verstärkung" stellten sich die Stadtverordnete Inge Holler-Röder sowie der Fraktionsvorsitzende der SPD Bokkenheim 3, Bernd Scherf, den Fragen der Bürger. Der Saal war mit knapp 100 Gästen gut gefüllt. Die meisten waren wohl SPD-Mitglieder oder zumindest Anhänger der Partei, denn Kritik am Magistrat wurde nicht geäußert.

Von Schoeler zählte (wohl den nahenden Wahlkampf im Auge) die Erfolge der rot-grünen Politik auf, ging aber auch selbstkritisch auf die einstigen Wahlversprechen ein. "Gerade im Wohnungsbau haben wir uns vieles einfacher vorgestellt", gestand er ein. "Man darf nicht vergessen, daß ein Neubau von der Planung bis zum Bezug mindestens vier Jahre braucht." Dennoch gelte es zu verhindern, daß Wohnen in Frankfurt für einfache Angestellte zum Luxus werde.

Kaum Themen der Stadtteile Bockenheim und Kuhwald kamen im Laufe des Abends zur Sprache. Lediglich ein paar Zwischenfragen zur Verkehrsplanung im Kuhwald stellten die Gäste den Politikern. "Wo bleiben die versprochenen Ampelanlagen? Wir wollen endlich sicher über die Straße kommen", klagte eine ältere Bürgerin. Bernd Scherf, auch SPD-Fraktionsvorsitzender im zuständigen Ortsbeirat 2, zeigte sich zuversichtlich, daß hier bald Abhilfe geschaffen würde. "Spätestens im kommenden Februar steht die Ampelanlage."

Im Vortrag des Bürgermeisters nahmen stadtweite Themen die meiste Zeit ein. Die jüngst begonnene "Säuberung" (von Schoeler) der B-Ebene im Hauptbahnhof und der Taunusanlage von Heroinabhängigen verlaufe sehr erfolgreich, das Abwandern der Süchtigen in die Stadtteile sei nicht zu befürchten. Ähnlich undramatisch wie der Redebeitrag des Stadtoberhaupts verlief dann auch die anschließende Diskussion.

Viele Fragen, die dem Podium gestellt wurden, waren schnell beantwortet. "Stimmt es, daß auf dem Rebstockgelände Container für Asylbewerber aufgestellt werden sollen?" Von Schoeler: "Nein, solche Planungen gibt es nicht." So war das als Diskussionsabend geplante SPD-Treffen eher ein Informationsabend und erste Vorbereitung auf den kommenden Wahlkampf. hen

Tage des Buches: Auftakt ist heute

TREBUR. Der Auftakt zu der Reihe "Tage des Buches, zu der Gemeinde und die Rüsselsheimer Buchhandlung "Bücherhaus" einladen, ist heute, 7. Oktober, 20 Uhr. Die Schweizerin Rosemarie Buri liest aus "Dick und Dumm", einem Lebensbericht, der von Gefühlskälte und Sadismus der Umwelt geprägt ist. Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Landfrauen findet im Vereinsheim in der Hauptstraße statt. Eintritt: fünf Mark.

Die Autorin und Erzieherin Hannelore Dirks hat Eindrücke aus ihrer Kindergarten-Praxis unter dem Titel "Meinst du denn, ich kann das nicht?" zusammengetragen und wird daraus am 20. und 21. Oktober in vier Kindertagesstätten vorlesen.

Der Berliner Autor Martin Klein erzählt am 11. und 13. November Banden- und Fußballgeschichten in den drei Grundschulen. Am 12. und 13. November liest Ghazi Abdel-Qadir in der Mittelpunktschule aus "Die sprechenden Steine": Die ersten Monate der Intifada aus Sicht eines elfjährigen Palästinensers. lis

In den Stadtteilen wird noch zu oft "gerast"

An die Schrittgeschwindigkeit von 10 Stundenkilometern in der Berger Straße hält sich nicht einmal jeder zweite Autofahrer. Das haben die regelmäßig durchgeführten Radarmessungen der Verkehrsüberwachung in der zweiten Septemberhälfte diesmal in der "Berger" ergeben. Bei der Kontrolle von 250 Fahrzeugen waren 144 - das entspricht 57,6 Prozent - zu schnell unterwegs. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 44.

In der Frankenallee scheinen dagegen die regelmäßigen Überwachungen langsam zu greifen: Die Zahl der Verstöße sank von bislang etwa 30 auf 20 Prozent. Gar nicht zufrieden war der Meßtrupp indes mit dem Ergebnis in der Gerauer Straße in Niederrad. Hier wurden von 582 Autos 219 geblitzt.

Die Verkehrsüberwachung ist in Frankfurt verstärkt mit Radarwagen unterwegs, um die Effizienz der Verkehrsberuhigungs-Programme in Wohngebieten und vor Schulen zu überprüfen. habe

Junge Menschen suchen Gehör Das Frankfurter Sorgentelefon braucht Mitarbeiter

Ein offenes Ohr sollten sie schon haben, auf die Probleme Jugendlicher nicht nur mit starren Vorurteilen reagieren, und sie sollten die "Bereitschaft zur Selbsterfahrung" mitbringen, sagt Ursula Kugel vom Verein Sorgentelefon. Weil immer wieder einige der ehrenamtlichen Helfer aufhören, sucht das Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche erneut Erwachsene, die bereit sind, sich einmal in der Woche den Problemen und Sorgen von Jungen und Mädchen zu widmen und in akuten Krisensituationen gemeinsam über Lösungen nachzudenken.

Seit 13 Jahren gibt es die Sorgennummer für Jugendliche, seit 13 Jahren sitzen an der 111 03 Erwachsene an der Strippe, die zuhören können und helfen wollen, wenn Jugendliche mal nicht mehr weiterwissen. Dreimal am Tag ist das - statistisch gesehen - der Fall. Mehr als 1000 Anrufe haben die 35 Helfer des Sorgentelefons im vergangenen Jahr erhalten.

Mal sind es nur "Testanrufe", mit denen die Jungen und Mädchen herausfinden wollen, ob sich da wirklich jemand meldet. Mal rufen aber auch verzweifelte Kinder und Jugendliche an, die mit ihren Problemen nicht mehr weiterwissen, und länger als eine Stunde über den Krach mit den Eltern oder den ernsten Streit mit Freund oder Freundin reden.

Weil das Gespräch garantiert anonym bleibt, weil die Kinder und Jugendlichen einhängen können, wann es ihnen paßt, sei es am Telefon oft leichter, die "Hemmschwelle" zu überwinden, berichtet Ursula Kugel vom Vorstand des Vereins. "Ich trau' mich sonst nicht, das jemandem zu erzählen", hören die Mitarbeiter immer wieder aus der Muschel.

Damit sie wissen, wie sie in solchen Gesprächen am besten reagieren, bereiten sich die neuen Mitarbeiter des Sorgentelefons vier Monate auf die Hilfe an der Strippe vor. In Rollenspielen üben sie die Gesprächssituationen. Aber nicht immer beschränkt sich die Hilfe aufs Zuhören am Telefon, häufig weisen die Mitarbeiter ihre Telefonpartner auf Beratungsstellen hin oder versuchen in geduldigen Gesprächen die "Selbstheilungskräfte" der Anrufer zu aktivieren.

Die neue Vorbereitungsgruppe beginnt Anfang November, Interessenten sollten bereit sein, einmal in der Woche eine Fünf-Stunden-Schicht am Telefon zu übernehmen und an der wöchentlichen Supervision teilzunehmen. Kontakt unter der Sorgentelefonnummer 111 03. luf

Heute Bürgersprechstunde MAINTAL. Die nächste Sprechstunde des Maintaler Bürgermeisters Dr. Walter Unger findet am heutigen Montag, 5. Oktober, von 17 bis 18 Uhr im Technischen Rathaus im Stadtteil Hochstadt, Klosterhofstraße, Erdgeschoß ZImmer 030, statt.

Gastfamilie für Flüchtlinge gesucht

NEU-ANSPACH. Wer stellt zwei Flüchtlingsfamilien aus Bosnien-Herzegowina vorübergehend eine Unterkunft zur Verfügung? Die Familien leben zur Zeit in einem abbruchreifen Haus ohne Heizung, Wasser und Strom. Der Ausländerbeirat sucht für die vier Erwachsenen und drei Kinder eine warme Bleibe für die kalte Jahreszeit, bis sie anderweitig untergebracht werden können.

Wer helfen möchte, wird gebeten, sich beim Ausländerbeirat unter der Telefonnummer 0 60 81 / 10 25 89 (bei der Gemeindeverwaltung) zu melden. cn

Ihre wöchentliche Zusammenkunft im Café Schnaufpause ist den Frauen lieb und wert Der Tag zum Treffen und Auftanken Seit 1991 in Neu-Anspach

NEU-ANSPACH. "Donnerstag ist mein Tag", sagt Monika Wust im Brustton der Überzeugung. Donnerstags erlebt die junge Mutter das Gefühl, "daß ich nicht isoliert bin und nicht zum Putzteufel werde." Auch für Edith Marschoun ist das kein Tag wie jeder andere. "Es macht mir Spaß, Leute zu treffen, und ich kann Energie tanken." Vorbei sind die Zeiten, als die dreifache Mutter, die in der Nähe des Feldbergcenters wohnt, zwei- oder dreimal am Tag zum Einkaufen ging - in der Hoffnung: "Vielleicht spricht mich jemand an." Die Hoffnung erfüllte sich aber nie: "Die Leute liefen vorbei."

Immer wieder donnerstags legen die beiden Neubürgerinnen zusammen mit einer Reihe "Leidensgenossinnen" eine Verschnaufpause ein - von 9.30 bis 11.30 Uhr im Café "Schnaufpause". Die wöchentliche Zusammenkunft in den Räumen des "Lerntreffs" in der Konrad-Adenauer-Straße feiert im nächsten Monat ihr einjähriges Bestehen.

"Die Idee ist aber schon älter", sagt Hedi Paul, die zu den Gründerinnen der Gruppe gehört. Als sie vor drei Jahren im Sommer mit ihrer Familie nach Neu-Anspach ("auf's Land") zog, machte sie sich so ihre Gedanken, als die Spielplatzsaison zu Ende ging. "Wo sollten sich die Mütter im Winter treffen können, um sich einmal zwanglos zu unterhalten?" Außer der Unterhaltung mußte auch der Spielplatz als Informationsbörse für Kinderärzte, -gärten und was sonst in der Gemeinde läuft, ersetzt werden. Hedi Paul besprach das Problem mit Christine Walter-Klix, der Pastoralreferentin der katholischen Kirchengemeinde. "Durch den Gottesdienst und den Kindergottesdienst sieht man sich und kommt so ins Gespräch", erklärt sie den Kontakt.

Die Pastoralreferentin griff die Idee auf, und der Kirchengemeinde gelang es nach knapp zwei Jahren, Räume zu finden. "Frau Klix ist selbst Mutter und versteht, daß wenn den Müttern die Decke auf den Kopf fällt, die Kinder dies zu spüren kriegen", erklärt Michela Brixius. Sie stieß kurz nach der Gründung zur Gruppe und betont, daß die Einrichtung überkonfessionell ist: "Niemand wird hier missioniert. Wir wollen alle Frauen ansprechen." Auf dem gedeckten Kaffeetisch liegen das katholische Gemeindemagazin und das Programmheft des "Frauentreffs" nebeneinander aus.

Einige Mütter gehören auch dem Frauentreff an; die Gruppe versteht sich nicht als Konkurrenz zum Neu-Anspacher Verein für Frauen. "Wir sind hier ein offener Treff, haben kein Programm und wollen kein Wissen vermitteln", beschreibt Hedi Paul den Unterschied. Das "Schnaufpause"-Konzept wendet sich gleichwohl an die Bedürfnisse der Frauen.

Ein fester Stamm von einem Dutzend Frauen wechselt sich in der allwöchentlichen Organisation ab. Dazu gehören das Vorbereiten der Kaffeetafel und das Betreuen der Kinder in einem Nebenraum - solange diese das zulassen. "Hier haben wir aber im Gegensatz zu einem Café die Sicherheit, daß es niemanden stört, wenn die Kinder rein- und rausrennen. Es macht auch nichts, wenn einmal ein Glas umkippt oder ein Kind schreit", sagt Edith Marschoun. Derzeit hilft auch der "Zivi" der Kirchengemeinde, Boris Dietz, die Kinder zu betreuen: als männlicher Spielpartner bei den Kleinen beliebt.

Während die Kinder versorgt sind, kommen die Mütter ins Gespräch. "Wenn man sich näher kennt, reden wir auch über nahegehende Probleme, wie den Tod der eigenen Mutter, einen Kindstod oder eine Fehlgeburt", sagt Michela Brixius. Einige Frauen dehnen die "Schnaufpause" sogar auf den Nachmittag aus.

Das Café Schnaufpause ist wieder vom 22. Oktober an geöffnet. cn

"Schönhof" feiert Jubiläum Neue Bande nach Thüringen knüpfen

BOCKENHEIM. Die Frankfurter Kleingärtner sollen Kontakte zu Gärtner-Kollegen im neuen Bundesland Thüringen knüpfen: Dies hatte der Landesverband Hessen der Kleingärtner im Juni dieses Jahres anläßlich des Landesverbandstages in Eschwege angeregt. Der Bockenheimer Kleingärtnerverein "Am Schönhof" in der Breitenbachstraße, der in diesen Tagen sein 50jähriges Bestehen begehen kann, hat diese Empfehlung bereits umgesetzt.

Mitglieder des Vereins, mit dem Vorsitzenden Hans Handstein an der Spitze, besuchten kürzlich die Kleingärtnervereinigung "Am Rieseninger Berg" im Thüring'schen Mühlhausen. Deren Vorsitzenden Peter Czerny wünschte sich: "Wir hoffen, daß sich aus dieser ersten Begegnung ein freundschaftliches Verhältnis auf Dauer entwickelt." Er überreichte ein Erinnerungspräsent.

Heinz Handstein übermittelte die Grüße des Frankfurter Stadtgruppenvorsitzenden Dieter Steinhauer, in dessen Namen er den Wimpel der Dachorganisation überreichte. Ein Gartenbuch der "Frankfurter Rundschau" gab es dazu, außerdem Geschenke des KGV "Am Schönhof": Sträucher, Pflanzen und eine Zinnprägung mit dem Römer als Motiv.

Die Thüringer zeigten den Gästen vom Main, mit denen sie auch ein reges Fachgespräch führten, ihre gepflegte Anlage und bei einer Stadtbesichtigung in Mühlhausen zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Bei der Verabschiedung hat Vorsitzender Handstein die Thüringer zu einem Gegenbesuch nach Bockenheim eingeladen. Vorab wird jedoch erst eine kleine Delegation an der 50-Jahr-Feier des KGV "Am Schönhof" teilnehmen.

Die Feier beginnt am Samstag, 10. Oktober, 17 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" (Schwälmer Straße 28). Zur Feier hat der Vorstand nicht nur die Kollegen aus Thüringen, sondern unter anderem auch Vertreter des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung, des Ortsbeirats sowie des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner und der Stadtgruppe Frankfurt eingeladen. Vom Landesverband ausgezeichnet werden zwei Jubilare für 25 und 50 Jahre Vereinstreue. dixi

Klage über zu hohe Mieten Wohnbericht 1991 / Es gibt immer mehr Einpersonenhaushalte

Ende Dezmber 1991 wurden in Frankfurt 12 467 Wohnungssuchende gezählt. Das waren 1759 mehr als ein Jahr zuvor, wie aus dem Jahresbericht 1991 der Kommunalen Wohnungsvermittlungsstelle hervorgeht. Dabei liegt bei den Antragstellern die Zahl der Einpersonenhaushalte mit 43 Prozent vorn, gefolgt von Zweipersonenhaushalten (14,3 Prozent) und Dreipersonenhaushalten (18,6). Der Anteil der Einpersonenhaushalte hat sich weiterhin erhöht "und stellt mit Abstand die größte Personengruppe der Registrierten dar", heißt es.

Bei den Dreipersonenhaushalten beträgt der Ausländeranteil mittlerweile über 50 Prozent aller Wounungssuchenden und steigt, mit zunehmender Haushaltsgröße, sogar auf 92,3 an. Das heißt, daß der Ausländeranteil insgesamt bei 40,5 Prozent liegt, "also weiter über dem Anteil, den sie an der Einwohnerzahl Frankfurts überhaupt haben", nämlich 25,6 Prozent Ende '91.

Echte Wohnungsnotstände wurden im genannten Zeitraum 23,5 Prozent gezählt, das sind 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr (22,2). Dabei liegen Bewohner von Obdachlosenunterkünften, Übergangswohnungen und Flüchtlingswohnheimen, Einrichtungen der Gefährdetenhilfe sowie sonstige Wohnheime mit 2537 Fällen ganz vorn.

Die Hauptgebiete in Frankfurt, in denen Wohnungssuchende leben und von dort weg wollen, sind in erster Linie die Innenstadt mit Bahnhofsviertel und das Gallusviertel. Danach folgen Bockenheim, Rödelheim und Hausen sowie Bornheim, Ostend, Riederwald, Fechenheim, Seckbach und Bergen-Enkheim.

Von den Wohnungsbewerbern suchen 731 Personen (5,9 Prozent) eine Altenwohnung. Bei ihnen werden vor allem Bornheim, Sachsenhausen, Bockenheim, Hausen und Ginnheim als Wohnsitz bevorzugt. Die Wünsche sind auf Qualität und Lage detaiiliert ausgerichtet. Das Hauptanliegen bei den meisten alten Mitbürgern ist aber, eine Wohnung mit Sonderausstattung (etwa rollstuhlgerecht) und Betreuung zu finden. Insgesamt wird bedauert, daß Wohnen zu teuer wurde und man billiger wohnen wolle.

Bei den Gründen, warum Einzelpersonen oder Familien den Stadtteil wechseln und sich etwas Ruhigeres suchen wollen, liegt die Klage über zu hohen Verkehrslärm mit an erster Stelle. -vau

Arbeitskreis Fechenheim Der Norden ist unterversorgt

FECHENHEIM. "Fechenheim-Nord ist nicht gleich Fechenheim": Auf dieser Formel basieren die Aktivitäten des Stadtteilarbeitskreises Kinder und Jugendliche Fechenheim-Nord. Die Initiative entstand im August 1991 nach einer Kinderanhörung im Haus Riederwald. Jungen und Mädchen hatten damals über mangelnde Angebote in ihrem Stadtteil geklagt. Das gilt insbesondere für den Stadtteil nördlich der Hanauer Landstraße, die "die reale Trennungslinie zwischen Alt-Fechenheim und FechenheimNord ist", betonte Petra Spöck vom Arbeitskreis (AK). Dem vielfältigen Angebot auf der einen stehe eine spürbare Unterversorgung auf der anderen Seite gegenüber.

Der AK Fechenheim-Nord, der sich aus Vertretern der Kindertagesstätte, der Grundschule, der Spiel- und Lernstube, der evangelischen Glaubenskirchen- gemeinde, des Jugendzentrums, der Sozialstation und den Elternbeiräten zusammensetzt, hat sich vorgenommen, die soziale Infrastruktur für Kinder und Jugendliche zu verbessern.

In einem Positionspapier nennt die Gruppe etliche Defizite im Viertel: Im Bereich der Ganztagsbetreuung für Kinder bis zwölf Jahre fehlen Plätze; es gebe kaum offene Freizeitangebote für Jugendliche, ein kulturelles Programm "fehlt ganz". Für die Gesamtbevölkerung des Stadtteils existierten außer den Angeboten von Kirchengemeinden und Vereinen keine Treffpunkte, auch gebe es kein Café, in dem sich Alt und Jung begegnen könnten. All diese Faktoren verhindern in Fechenheim-Nord ein lebendiges Miteinander und führen zur "Isolierung der verschiedenen sozialen Gruppierungen".

Der Arbeitskreis hat daher energisch die Initiative ergriffen, um der Angebotsmisere entgegenzuwirken. Sein erster Erfolg: Seit kurzem gibt es verschiedene Kurse für Kinder von zehn bis 14 Jahren, die vom Caritasverband finanziert werden; die Räume stellt die Konrad-Haenisch-Schule zur Verfügung. Auch der "Nord-Expreß", ein Programmheft, in dem sämtliche Kultur- und Freizeitangebote in Fechenheim-Nord aufgelistet sind, ist ein Produkt des Arbeitskreises. Um ein breiteres Publikum anzusprechen und vielleicht noch weitere ehrenamtliche Helfer zu finden, plant die Initiative als nächstes, sich mit einem Stand auf dem Fechenheimer Weihnachtsmarkt zu präsentieren. rea

"Der ehrliche Lügner" startet in der Kirche

RÜSSELSHEIM. Seine diesjährige Lesereise startet Rafik Schami am Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr, im Saal der evangelischen Stadtkirchengemeinde (Marktplatz).

Dorthin hat das veranstaltende "Bücherhaus" wegen des zu erwartenden Andrangs eingeladen. Denn bei er vergangenen Lesungen Schamis kamen um die 260 Besucher/innen. Der syrische Autor wird sein neuestes Werk "Ehrlicher Lügner" vorstellen und von der Jongliergruppe "Jumping Juggins" unterstützt, da der Roman vor allem im Zirkus spielt.

Mitveranstalter sind: der "Club der arabisch sprechenden Einwohner Rüsselsheims" und der "Türkische Lehrer- und Elternverein". Der Eintritt kostet acht Mark. lis

Schreiben wird zur Quelle Jugendliche trugen in Bibliothek ihre Gedichte vor

BORNHEIM. "Schreiben ist eine lang versteckte Quelle finden, die nun aus mir heraussprudelt, um den Durst anderer zu stillen": Die 16jährige Annelot Greß trug in der zentralen Kinderbibliothek selbstverfaßte Gedichte vor, zusammen mit ihren Mitschülerinnen einer zehnten Klasse der Kurt-Schumacher-Schule in Karben. Auch das Publikum bestand aus Jugendlichen, gleichaltrige Schüler von der Georg-Büchner-Gesamtschule. Sie lasen anschließend ihre Kurzgeschichten vor.

Den Anstoß zu kreativem Schreiben im Unterricht gab die Bibliothekspädagogin Linda de Voß: "So viele Jugendliche schreiben Tagebuch oder Gedichte, geben es aber nicht zu. Es gibt nur wenige Möglichkeiten für sie, ihre Texte an die Öffentlichkeit zu bringen." Bereits die Grundschullehrer sollten damit beginnen, den Kindern die Angst vor selbständigem Schreiben zu nehmen und sie anregen, ihre Phantasien in Worte zu fassen.

Die Schüler der Karbener Schule haben diese Scheu längst verloren. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Gabriele Winter gaben sie bereits zwei Bücher mit eigenen Gedichten und Kurzgeschichten heraus. Die Jungautoren verreisten gemeinsam, um sich, fern vom Schulstreß, auf das Schreiben konzentrieren zu können. Die Gedichtsammlung "Im Wirbel der Gefühle" entstand, gefüllt mit persönlichen Liebeserfahrungen und Alltagsproblemen. Einfühlsam entwarfen die Jungen der literarischen Klasse passende Illustrationen (das Buch ist in der Kurt- Schumacher-Schule erhältlich).

Weniger professionell, aber genauso engagiert, schrieben die Schüler der Georg-Büchner-Schule Kurzgeschichten zu den Themen "Deutscharbeit", "Besuch im Café" und "Betriebspraktikum". Der Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino gab im Unterricht praktische Tips. Eine Schülerin sagt: "Seitdem fällt mir wirklich mehr ein, ich habe gelernt, meine Ideen besser zu formulieren." Auch diese Texte handeln von Ängsten und Freuden im Schulalltag. Sprache und Ausdruck unterscheiden sich zwar, aber die Kernaussagen ähneln sich sehr.

Lehrer Dieter Rauch legt viel Wert darauf, daß der Unterricht durch das kreative Schreiben einen anregenderen Charakter bekommt. "Wenn die Kinder selbst Texte schreiben, wird es ihnen leichter fallen, fremde Geschichten zu interpretieren." Den Schülern hat das Projekt gut gefallen. Sie haben erlebt, daß es schwierig, aber auch befreiend sein kann, Gedanken in Worte zu fassen. sil

Sozialamt muß TV-Gerät zahlen Hessisches Obergericht wendet sich gegen bisherige Urteile

ari KASSEL, 4. Oktober. Auch Sozialhilfeempfänger haben Anspruch auf ein Fernsehgerät. Diese Auffassung hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in einer am Freitag veröffentlichten Entscheidung vertreten und damit dem Bundesverwaltungsgericht widersprochen: Nach der bisherigen Rechtsprechung haben Sozialhilfeempfänger nicht einmal Anspruch auf Beihilfe für die Anschaffung eines Schwarzweiß-Gerätes.

Die Kasseler Richter meinten offensichtlich, daß die Zeit für eine Änderung dieser Rechtsprechung reif sei. Sie stützten ihr Urteil unter anderem auf die geltenden Pfändungsvorschriften. Die werden laut VGH überwiegend dahingehend ausgelegt, daß jedenfalls Schwarzweiß- Fernsehgeräte unpfändbar seien, weil sie inzwischen zu den Gegenständen des täglichen Bedarfs gezählt werden, die "als Minimum zur Führung eines menschenwürdigen Lebens verbleiben" müßten.

Im übrigen verwiesen die Kasseler Richter auf die Tatsache, daß heute in fast jedem Haushalt ein TV-Gerät stehe und sich die Medienlandschaft verändert habe. Das Fernsehen habe dabei im Vergleich zu anderen Medien eine "überragende" Bedeutung in bezug auf Informations- und Unterhaltungsfunktion bekommen. Ein Fernsehgerät - gebraucht oder neu - dürfe deshalb auch Sozialhilfeempfängern nicht länger verweigert werden (Aktenzeichen: 9 TG 1488/92).

Die Eilentscheidung des VGH Hessen ist unanfechtbar. Ob sich andere Gerichtshöfe und auch das Bundesverwaltungsgericht der neuen Rechtsprechung anschließen werden, ist offen.

Kulturkalender

Kunsthandwerker aus ganz Deutschland sind noch bis Samstag, 17. Oktober, zu Gast im Nordwestzentrum in der Nordweststadt (am Walter-Möller-Platz). Mehr als 30 Meister präsentieren in dem Einkaufstempel ihre Arbeiten von handgenähter Kinderbekleidung, liebevoll gestalteten Kerzen über Bienenhonig bis hin zu originellen Keramikarbeiten und vielem mehr. Geöffnet ist der Kunsthandwerksmarkt zu den üblichen GeschäftsÖffnungszeiten. mad/40

Der Bombenopfer gedacht Den Haß fortlieben in unserer Zeit

OBERRAD. "Laßt uns den Haß fortlieben in unserer Zeit", stand auf dem Transparent, das die Friedensgruppe der Herz-Jesu-Gemeinde Oberrad am Freitag auf dem Buchrainplatz an einem Baumstamm anbrachte. Am Vormittag des 4. Oktober 1943 hatten alliierte Bomber einen verheerenden Angriff geflogen.

An die 529 Frankfurter, die dabei ihr Leben ließen, sowie an die Zerstörung des Stadtteils erinnert die Friedensgruppe am Jahrestag des Bombenangriffs seit 1983. Damals wurden in Deutschland die Mittelstreckenraketen stationiert.

Auch in diesem Jahr hatten die Gärtner Oberrads Rosen, Orchideen, Astern und eine Vielzahl anderer Blumen gespendet, die von den etwa fünfzehn Gemeindemitgliedern in Form eines Kreuzes auf den Boden gesteckt wurden. Danach gedachten sie in einer Schweigeminute im Gebet der Opfer des Luftkrieges.

Eine Passantin nahm das Gedenken zum Anlaß, aus ihren eigenen Erinnerungen an die Nachkriegszeit zu erzählen. Dann schwenkte sie plötzlich auf einen ganz anderen Kurs ein: "Uns hat damals auch niemand etwas geschenkt, heute kriegen die ganzen Asylanten von den Deutschen alles. Die sollen doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!" Sie schimpfte noch geraume Zeit weiter und bemerkte die erschrockenen Gesichter nicht, die sich längst von ihr abgewendet hatten. zol

Schüler fordern die schnelle Sanierung Hedwig-Heyl-Schule: Wo Pflanzen wachsen sollen, fallen Kacheln von der Wand

NORDEND. Ein großer Pausenhof, auf dem man zwischen den Unterrichtsstunden frische Luft schnappen, ein bißchen herumlaufen oder sich für ein Schwätzchen in eine Ecke zurückziehen kann - davon können die Schüler und Schülerinnen der Hedwig-Heyl-Schule zur Zeit nur träumen. In der Berufsschule in der Adlerflychtstraße sind derzeit große Teile des Pausenraumes wegen Verletzungsgefahr gesperrt: Sogenannte Verblendkacheln drohen von der Hauswand zu fallen. Die Stadt läßt gerade ein Gutachten erstellen, das die Auswirkungen auf die Statik des Gebäudes untersuchen soll. Bis auf weiteres bleiben deshalb große Flächen der Hedwig-Heyl-Schule unzugänglich.

Die Schülerinnen der Klasse FSO 2, der Fachschule für Sozialpädagogik, haben nun einen Brief an Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) geschrieben, in dem sie auf die schnelle Sanierung ihrer Schule drängen. Die Unzufriedenheit und Enttäuschung der Jugendlichen wird in dem Schreiben deutlich. Die Klasse wollte mit einem Projekt zur Begrünung des Innenhofes beginnen und damit an einem Wettbewerb teilnehmen.

Eine neue Innenhofgestaltung sei wegen des "verwahrlosten Zustandes" nötig geworden, schreiben die Schülerinnen. Außerdem biete der Hof ideale Bedingungen für eine "grüne Oase" in der Schule. Hinzu komme, daß viele Schüler in ihrem späteren Beruf ähnliche Projekte betreuen müßten: Mit ihrer Aktion hätten sie wertvolle Erfahrungen sammeln können, meint die Klasse.

Die Schüler trifft es gleich doppelt hart: Wegen dioxinhaltigen Schotterbelages (Kieselrot) mußte bereits der Sportbereich des Schulhofes gesperrt werden. Insgesamt ist etwa ein Drittel der Pausenfläche weggefallen, schätzt Schulleiterin Ingeborg Schroeder. "Und wegen Platzmangels gibt es in unserer Schule weder einen Raum für die Schülervertretung noch Ruhezonen", beklagen die Jugendlichen.

Michael Damian, persönlicher Referent von Jutta Ebeling, äußerte Verständnis für den Ärger der Schülerinnen. Gleichzeitig wies er energisch den Vorwurf zurück, die Stadt "verschleppe" die Instandsetzungsarbeiten. Im Gegenteil: "Die Sanierung steht auf der Prioritätenliste", versicherte Damian. Diesen Eindruck hat auch Direktorin Ingeborg Schroeder. Anfang des Jahres hatten sich die ersten Verblendkacheln von der Mauer des 30 Jahre alten Gebäudes gelöst. Die Stadt habe sehr schnell reagiert: "Von Verzögerung kann keine Rede sein", betonte die Schulleiterin.

Um die erforderlichen Reparaturen zu finanzieren, wird im Schulamt überlegt, das Geld, das für die Erneuerung der Fenster der Hedwig-Heyl-Schule gedacht war, zu verwenden. 450 000 Mark sind dafür bereitgestellt, die allerdings aufgestockt werden müßten - für die Instandsetzung der Hauswand werden 1,3 Millionen Mark kalkuliert. Bevor saniert werden könne, müsse allerdings erst der Bericht der Statiker vorliegen, betonte Michael Damian. Vielleicht noch Ende diesen Jahres, "spätestens aber im Frühjahr 1993" sollen die Bauarbeiten beginnen können. rea

"Stadt hat Handwerk auf ihrer Seite"

Die Stadt "hat das Handwerk auf ihrer Seite, wenn es darum geht, den Wirtschaftsstandort Rhein-Main und die hiesige Wirtschaftskraft zu erhalten und zu stärken." Dies betonte Horst Abt, der Präsident der Handwerkskammer Rhein- Main, jetzt in einem Gespräch mit Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler.

Zugleich beklagte sich Abt allerdings auch über fehlende Gewerbeflächen im Stadtgebiet und die Arbeit der Wirtschaftsförderungs-GmbH. Er habe den Eindruck, sagte der Kammer-Präsident, daß die Arbeit der Gesellschaft "verstärkt auf die Aquisition neuer Unternehmen und nicht genügend auf die Pflege hier ansässiger Betriebe" ausgerichtet sei.

Dem hielt Schoeler jedoch entgegen, 80 Prozent der Tätigkeit der Wirtschaftsförderung konzentriere sich auf "die Sorgen und Nöte" eben dieser Betriebe. Nur 20 Prozent der Arbeit bestehe in der Aquisitation neuer Unternehmen.

Die IHK betonte in einer Presseerklärung, das Gespräch mit dem OB sei aber dennoch in "angenehmer Atmosphäre" geführt worden. gang

Zauberhaft Kinder proben Varieté-Kunst

KÖNIGSTEIN. Daniel setzt mit kühnem Schwung einen Teller auf den Holzstab und läßt ihn auf der Fingerspitze kreisen. "Gut, oder?" fragt er fügt erklärend hinzu: "Ist natürlich aus Plastik, ich kann ja nicht gleich mit Porzellantellern arbeiten". Simon schwingt unterdessen den "Heulschlauch", der so irre Töne macht und erholt sich von der anstrengenden Übung mit den Keulen, die partout nicht so wollen, wie's der kleine Jongleur gerne hätte.

Und die Mädchen bereiten einen großen Auftritt vor. "Wir sind die Fakire aus Scherbenhaufen dem Morgenland", stellt Nina mit imposanter Geste die Truppe vor und breitet ein blaues Tuch auf dem Rasen aus. Nora schüttet Glasscherben drauf, und schon erscheint Anischa. Sie verbeugt sich tief und schreitet - das Publikum hält den Atem an - langsamüber den Scherbenhaufen. "Sehr gut, ausgezeichnet, Applaus!" schreit Uwe Mettlach und schaut nervös auf die Uhr: "Wir haben noch 45 Minuten bis zur Vorführung, das ganze noch einmal!" Vor der Kinderkunstwerkstatt an der Bischof-Kaller-Straße hat Uwe Mettlach seinen Requisitenkoffer ausgepackt. Die fünf Mädchen und Jungen, sieben bis zehn Jahre alt, stürzen sich begeistert auf die tollen Kleider, greifen nach Bällen, Ringen, Seilen und dem Zauberhut. Drei Stunden haben sie Zeit, um ein echtes Varietéprogramm einzustudieren, dann kommen nämlich die Eltern, um die Kunststückchen der Kinder zu bestaunen.

In Uwe haben sie einen begnadeten Lehrmeister, schließlich hat er eine solide spiel- und theaterpädagogische Ausbildung, ist selbst lange als Akrobat ("Viktor Wahnsinn") herumgetingelt, ist einfühlsam und geduldig.

Die zierliche Nina ist in eine schmucke Piratenuniform geschlüpft, Anischa hat sich in einen roten Schleier gehüllt, Nora trägt eine bunte Seidenhose und übt mit Uwe ihre Akrobatiknummer. "Das rote Bein hier auf meinen Oberschenkel", sagt er, "so, und jetzt mit einem Schwung das blaue Bein hierher" - und schon steht die Neunjährige, leicht schwankend, auf des Meisters Schultern. So einfach geht das.

Die Fakir-Show sitzt noch nicht. "Ja, die Verbeugung ist gut, aber nicht den Rücken zum Publikum, das ist sehr schlecht", korrigiert Uwe. Nina schwebt jetzt regelrecht über die Glasscherben, macht sogar einen Kopfstand drauf. Auf die Frage, ob das denn gar nicht weh tue, verrät sie flüsternd ein großes Geheimnis: "Die sind abgestumpft, aber das dürfen die Leute nicht wissen!"

Uwe Mettlach hatte eigentlich schon aufgehört, "Viktor Wahnsinn" zu sein. Er Heller Wahnsinn hat einen gut-bürgerlichen Beruf ergriffen, er ist - man staune - Polizeibeamter in Wiesbaden. Brigitte Mayr hat ihn quasi für die Kinderkunstwerkstatt reaktiviert, und da konnte er einfach nicht nein sagen. "Es ist einfach wichtig, den Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben, damit sie nicht auf der Straße rumhängen", sagt er, während Nora und Anischa mit Simsalabim, Hokuspokus spiritus und Abrakadabra einen Ball aus dem gerade noch leeren Zylinderhut zaubern. HANS KONANZ

"Im Prinzip eine gute Lösung . . ." Für und wider das Tagesmütter-Modell

"Das war mein Traumberuf seit eh und je", sagt Marion Gies (Namen aller Betroffenen auf Wunsch geändert). Seit zehn Jahren arbeitet die 46jährige gelernte Schneiderin schon als Tagesmutter. Anfangs hatte sie nur das Baby ihrer Schwägerin in Tagespflege genommen. Das war acht Wochen alt, als es kam und dreijährig, als es ging. Der Kleine wuchs zusammen mit Marions eigenen Töchtern auf. "Der war wie ein eigenes Kind." Später sind dann über das Jugendamt drei weitere Kinder zu ihr gekommen. Vor vier Jahren hat Marion Gies in ihrer Berliner Altbauwohnung im Stadtteil Grunewald eine "Großpflegestelle" aufgemacht. Heute betreut sie insgesamt sechs Kinder, von denen eines schon groß ist und erst nach Schulschluß kommt.

Marion Gies konnte sich quasi als "Ungelernte" ihren Wunsch erfüllen, mit Kindern zu arbeiten, weil Tagesmütter keine pädagogische Ausbildung brauchen. Tagesmütter, die über das Jugendamt vermittelt werden, müssen ein polizeiliches Führungszeugnis einreichen und eine Bescheinigung des Gesundheitsamtes, die besagt, daß die Bewerberinnen keine ansteckenden Krankheiten haben. Bei Neubewerberinnen für Tagespflege macht eine Sozialarbeiterin des Jugendamtes einen Hausbesuch, überprüft die familiären Verhältnisse und urteilt darüber, ob die Wohnung kindgerecht ist. Wird beides positiv beschieden, steht der Öffnung einer Tagespflegestelle nichts mehr im Wege.

In vielen Fällen funktioniert dieses Modell der Kinderbetreuung erstaunlich gut. Zum Beispiel bei Anna Kamp, der 38jährigen Übersetzerin und Mutter zweier Kinder. "Für mich war Tagespflege die Rettung, weil ich unbedingt im Beruf bleiben wollte", sagt sie heute. In eine Krippe hätte Anna ihre Kinder nicht geben wollen, diese Art der Betreuung schien ihr zu anonym. Außerdem standen damals wie heute gar nicht ausreichend Krippenplätze zur Verfügung. Anna Kamp gehört zu den Müttern, die bei der Auswahl ihrer Tagesmutter Glück hatten. Sie fand für Tochter Carline und Sohn Michel jeweils gestandene Frauen, die ihre eigenen Kinder schon großgezogen hatten, denen die Tagespflege einfach Spaß machte. Insgesamt sechs Jahre waren Carline und Michel bei ihren Tagesmüttern - eine Zeit, die für alle Beteiligten ohne Pannen verlief.

Aber es gibt auch negative Beispiele. Als die 35jährige Soziologin Julia Woltering und ihr Mann beim Jugendamt wegen einer Tagesmutter anfragten, hieß es: "Suchen Sie sich selber jemand." Zusammen mit einem befreundeten Paar gaben sie im Herbst 1990 Zeitungsannoncen auf. Sie suchten eine Tagesmutter, die bereit war, die Betreuung ihrer beiden einjährigen Töchter Katja und Ulrike zu übernehmen. Die Suche zog sich hin. Schließlich gerieten die Eltern unter Zeitdruck. "Wir waren dann nicht mehr in der Lage zu sagen, wir gucken uns noch andere Bewerberinnen an." Obwohl die Wolterings und auch das Freundespaar spürten, daß schon das erste Treffen mit der Tagesmutter unter keinem guten Stern stand, beschlossen sie, die kleinen Töchter in deren Obhut zu geben. "Dort sind zwei unterschiedliche Welten aufeinandergeprallt", sagt Julia Woltering heute. "Für die Tagesmutter, die selbst einem Arbeiterhaushalt vorstand, waren wir alternative Spinner."

Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die Erziehungsvorstellungen von Eltern und Tagesmutter weit auseinanderklafften. Die Tagesmutter hatte drei eigene Kinder, von denen das jüngste eifersüchtig auf die Tagespflegekinder reagierte. Konflikte, die sich zwischen ihren eigenen Kindern und den Tageskindern ergaben, führten zu einer ständigen Überforderung. Katja und Ulrike blieben dort nur wenige Monate, dann meldete die Tagesmutter sich krank. Zuletzt kam ein Brief, in dem sie schrieb, ihr Mann habe ihr verboten, weiter als Tagesmutter zu arbeiten.

Erst Wochen später fanden die Eltern eine Bewerberin, mit der sie auf Anhieb die gleiche Wellenlänge hatten. Diese Tagesmutter schien sehr verantwortungsbewußt, legte Wert auf einen geregelten Tagesablauf und gesunde Ernährung. Aber auch mit der neuen Tagesmutter stellten sich bald Spannungen ein. Sie war eifersüchtig auf die berufstätigen Mütter und suchte Freundschaften, die über die Tagespflegebeziehung hinausgingen.

"Natürlich gibt es schwarze Schafe unter den Tagesmüttern", sagt Eveline Gerszonovicz, Leiterin der Berliner Tagespflege-Beratungsstelle. "Wir kennen ja nur zehn, höchstens zwanzig Prozent der Tagesmütter, und die, die zu uns kommen, sind meistens die Engagierten, an Fortbildung und Professionalität Interessierten." Eveline Gerszonovicz hält Tagespflege im Prinzip für eine gute, kindgerechte Lösung. Die Nachteile dieses Modells kennt sie jedoch nur zu genau: "Das Abhängigkeitsverhältnis von Eltern und Tageseltern ist beträchtlich. Die Tagespflege ist insgesamt ein unkontrollierter Bereich, in dem so gut wie keine Aufsicht stattfindet." Nachdem die amtliche Aufsichtspflicht für privat engagierte Tagesmütter abgeschafft wurde, können nunmehr auch Bewerberinnen, die von den Behörden als nicht geeignet abgewiesen wurden, ungehindert auf eigene Faust arbeiten.

Für die Landschaftsplanerin Birgit Knauer standen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gerade besonders gut, als sie sich im September 91 entschied, für ihre zweijährige Tochter Sara eine Tagespflegestelle zu suchen. In ihrem Wohnbezirk wurde ihr eine Wartezeit von mindestens zwei Jahren in Aussicht gestellt. Im Nachbarbezirk waren noch Geldmittel für Tagespflege vorhanden. Die Suche nach einer geeigneten Person mußte Birgit selbst übernehmen. Die erste Bewerberin hielt Giftschlangen in einem Terrarium ihres Wohnzimmers. Von der zweiten Bewerberin Nadine war Birgit Knauer zunächst angenehm überrascht. Sie war jung, aufgeschlossen und ging mit den ihr anvertrauten zwei Tagespflegekindern lieb um. Nach dreiwöchiger Eingewöhnungszeit ließ Birgit Knauer Sara von morgens 9.30 Uhr bis nachmittags 15.00 Uhr zur Betreuung in Nadines Wohnung.

Kritisch wurde es, als Nadines Mann seine Arbeit verlor und sich täglich in der Wohnung aufhielt. Die Tageskinder störten ihn. Seit dieser Zeit durften sie sich nur noch in einem Raum der Wohnung aufhalten.

Die Krise braute sich innerhalb von zwei Monaten zusammen. Nadine versuchte Räume für eine Großpflegestelle anzumieten. Als diese Bemühungen scheiterten, gab sie auf. "Ich hatte gerade meine erste Arbeitsstelle angetreten. Das Planungsbüro lag ganz in der Nähe von Nadines Wohnung. Ich war glücklich!" erzählt Birgit Knauer. An diesem Tag kündigte Nadine den Eltern die Tagespflegestellen.

Die Kündigung von Tagespflegestellen in kurzer Frist kommt eher selten vor. Daß aber rein rechtlich diese Möglichkeit besteht und durch keine Maßnahme abgefedert wird, bedeutet für die berufstätigen Eltern eine Gratwanderung: Wird dem Kind die Betreuung gekündigt, sind sie selbst in Gefahr, ihre Arbeit zu verlieren. Julia Woltering und Birgit Knauer und ihre Ehemänner erfanden für die Zeiten nach der Kündigung ein hochkompliziertes Management. Alle vier Erwachsenen mußten trotz Schichtarbeit und großer beruflicher Belastungen die Kinderbetreuung selbst übernehmen. Nach mehreren Monaten fanden sie einen kleinen, von Erziehern geführten Kinderladen, in dem Katja und Ulrike sich wohl fühlten.

Andererseits ist Tagespflege auch für die Tagesmütter mit vielfältigen Anforderungen verbunden. "Vor drei Jahren war ich richtig ausgebrannt", sagt Tagesmutter Marion Gies. "Ich bin dann erst mal zur Kur gefahren und habe allmählich gelernt, Grenzen zu setzen." Jahrelang hatte sie die Kinder so lange gehütet, wie es den Eltern gefiel. Nicht selten nahmen diese sich dann die Zeit, nach der Arbeit einzukaufen oder zum Friseur zu gehen. Inzwischen beharrt Marion Gies auf festen Abholzeiten.

Stadtteil-Fenster

Zur Jahreshauptversammlung lädt die Arbeiterwohlfahrt Bornheim am Samstag, 10. Oktober, um 14.30 Uhr ins Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) ein. Dabei stehen die Vorstandswahlen im Mittelpunkt. Weil der Ortsverein in den vergangenen zwei Jahren einige Vorstandsmitglieder verloren hat, ruft er die Mitglieder dazu auf, sich im Vorstand zu engagieren. ck/40

Kulturwerkstatt Germaniastraße: Am Donnerstag 8. Oktober, 19 bis 21 Uhr, ist ein Percussion-Kurs mit abschließendem Wochenendworkshop. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen begrenzt. Weitere Auskunft gibt's unter Tel. 46 62 02 oder direkt in der Kulturwerkstatt Germaniastraße 89/91. mad/40

AW Westhausen: Herbstfahrt mit dem Bus an den Rhein

WESTHAUSEN. Herrliches Spätsommerwetter hatte sich die Westhausener Arbeiterwohlfahrt für ihre traditionelle "Busfahrt für jung und alt" ausgesucht. Zunächst fuhr der Bus der Reisegesellschaft durch den herbstlichen Taunus nach Bad Schwalbach. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt ging's weiter ins Wispertal zur historischen Laukenmühle. Hier hatte der Wirt für die 57 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine große Speisenauswahl parat - sie reichte von einem deftigen Hausmacherteller aus eigener Metzgerei bis zum Holzfällersteak und einem "leichten Seniorengericht".

Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang fuhren die Teilnehmer im Bus durchs romantische Wispertal zum - so das Motto der Fahrt - "alten Vater Rhein". In Kaub machten einige Westhausener einen Bummel durch die Straußwirtschaften des Weinstädtchens, andere nutzen den Aufenthalt zu einer Besichtigung der Burg Pfalzgrafenstein auf der Insel. Im Burghof improvisierte Ludwig Beltz eine kleine Weinprobe, bei der es den edlen Saft der Reben zu verkosten galt.

Ein geselliges Beisammensein bei Wein, Zwiebelkuchen und Federweißem sowie Unterhaltungsmusik beschloß in Östrich "einen gelungenen Tagesausflug, bei dem junge und alte Mitglieder sich näher kamen", freute sich Ortsvereinsvorsitzender Werner Zimmermann, der zusammen mit Kassierer Herbert Müller die Fahrt organisiert und im Bus kommentiert hatte. rw

Tempo-30-Probephase in Bornheim beendet Zone wird für 1,6 Millionen Mark ausgebaut

BORNHEIM. Die erste endgültige Tempo-30-Zone Frankfurts entsteht in Bornheim-Mitte: Am vergangenen Montag fiel der Startschuß für die Bauarbeiten, die die provisorischen Markierungen und "Stellvertreter" endgültig ablösen sollen. Die Gestaltung kostet 1,6 Millionen Mark; wenn alles planmäßig verläuft, sollen die Umbauten bis zum 18. Dezember abgeschlossen sein. In einer Pressekonferenz stellten Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) und Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) die Pläne vor.

Dickes Lob erntete der für Bornheim und das Ostend zuständige Ortsbeirat 4 von Lutz Sikorski, der die Grünen im Verkehrsausschuß der Stadt vertritt. Vor mehr als einem Jahr, als man sich entschieden habe, die Umsetzung der Tempo-30-Zonen den Politikern vor Ort anzuvertrauen, habe es durchaus Zweifel gegeben, ob die Ortsbeiräte eine solche Aufgabe leisten können, erinnerte sich der Stadtverordnete. Der "Vierer" habe die Skeptiker eines Besseren belehrt: "Der Ortsbeirat hat kompetent und sehr engagiert die Verkehrsberuhigung verwirklicht", sagte Sikorski.

Dabei herrschte bei der Einführung von Tempo 30 nicht nur "eitel Sonnenschein"; in manchen Ortsbeiratssitzungen hagelte es Proteste der Bürger. Insgesamt, konstatierte Wolfgang Schild (SPD), habe die Planung jedoch "Hand und Fuß gehabt". Nur in der Zone 1 - im Bereich Eichwaldstraße/Heidestraße - mußte man die Verkehrsführung noch einmal ändern. Die Behauptung, daß die Politiker Unterschriftenlisten der Anwohner ignoriert hätten, sei "schlicht falsch", entgegnete Schild einem entsprechenden Vorwurf. Er und der Ortsvorsteher widersprachen auch CDU-Fraktionsvorsitzender Manfred Friedrich, der behauptete, daß die jetzige endgültige Planung dem Beirat nicht zur Beschlußfassung vorgelegt worden sei.

Übrigens werden noch nicht alle Straßenzüge, die vor einem Jahr zunächst provisorisch verkehrsberuhigt worden waren, umgestaltet: Der Bereich Burgstraße / Petterweilstraße / Eichwaldstraße/ Germaniastraße wird in die jetzigen Umbauarbeiten nicht einbezogen. Wegen des geplanten Kinderhauses in der Petterweilstraße ist hier der Umbau vorläufig zurückgestellt worden. Der Ortsbeirat hofft, seine ursprüngliche Vorstellung durchsetzen zu können: Demnach sollen Petterweilstraße und Germaniastraße Sackgassen werden, um eine "breite Spielstraße zwischen Kinderhaus und Germaniaplatz zu schaffen", erklärte Ortsvorsteher Stein.

Nicht gebaut wird vorläufig auch in dem Karree zwischen Saalburgallee, Freiligrathstraße, Mainkurstraße und Ringelstraße - durch das Beschleunigungsprogramm der Stadt wird sich dort ohnehin bald eine neue Situation ergeben. rea

Hohe Belohnung für gestohlenen Schmuck

KÖNIGSTEIN. Eine Belohnung "bis zu 50 000 Mark" ist nach Angaben der Kripo in Bad Homburg "von privater Seite" für Hinweise ausgesetzt worden, die zur Wiederbeschaffung eines Schmuckkoffers führen.

Der braune Koffer, der einer Hutschachtel ähnelt, war am Mittwoch, 23. September, in der Kirchstraße aus dem weißen Daimler-Benz eines Schmuckhändlers gestohlen worten.

Der Täter hatte eine Scheibe eingeschlagen und war unerkannt mit dem Musterschmuck verschwunden. Tatzeit: zwischen 9.50 und 10.20 Uhr. Hinweise nimmt jede Polizeistation entgegen. hko

Turnerschaft 1856 Griesheim: Der Verein bietet Mitmach- und Übungsmöglichkeiten in Badminton, Frauen-, Senioren-, Jazz- und Wassergymnastik, Leichtathletik, Handball, Tischtennis, Turnen, Trampolin und Volleyball. Auskunft gibt die Geschäftsstelle jeweils montags und mittwochs (8 bis 12 Uhr) sowie donnerstags von 18 bis 20 Uhr (Tel. 39 11 34). wd

Linkshänder nicht "umerziehen"

Nachrichten aus der medizinischen Wissenschaft - insbesondere wenn sie aus dem vermeintlich fortschrittlichen Amerika kommen - sind bei weitem nicht immer so glaubwürdig, wie man bisher annahm. Das zeigt sich wieder einmal an der weitverbreiteten Behauptung, Linkshänder seien unfallgefährdeter als Rechtshänder und stürben auch früher. Wissenschaftler bewiesen, daß derartige Meldungen aufgrund oberflächlicher und falscher Berechnungen entstanden sind. Die allein hierzulande auf ungefähr 30 Prozent der Bevölkerung geschätzten Linkshänder wurden aber zunächst durch solche Alarmnachrichten erschreckt, und viele Eltern versuchten deshalb, ihre mit der linken Hand schreibenden und zufassenden Kinder verstärkt umzuerziehen. Den oft publicity-süchtigen Wissenschaftlern sei daher dringend größere Sorgfalt angeraten, mehr Verantwortungsbewußtsein und stärkere Zurückhaltung.

Ob jemand die rechte oder linke Hand bevorzugt benutzt, ist zumeist eine Sache der Erbanlagen. Von einer Gesundheitsstörung kann jedenfalls nicht die Rede sein. Leider hält sich aber vielfach noch der Irrglaube, Linkshändigkeit gehe mit einem Mangel an Intelligenz einher. Sogar charakterliche Schwächen werden solchen Menschen angedichtet. Tatsächlich ist der vornehmliche Gebrauch der linken Hand in keiner Weise krankhaft. Hält man jedoch ein Kind, das vorwiegend links Geschicklichkeit zeigt, ständig dazu an, die weniger geübte rechte Hand zu benutzen, kann im Gehirn ein Chaos mit schweren Koordinationsstörungen vor allem bei der Beweglichkeit (Motorik) der Gliedmaßen die Folge sein. Manchmal kommt es unter Zwang sogar zu Ausfallserscheinungen wie nach einem Schlaganfall. Gedächtnis und Konzentration lassen nach, in Einzelfällen tritt Stottern auf. Kurzum: Menschen, die ihre angeborene Linkshändigkeit nicht nur unterdrücken, sondern auch das Rechtshändig-sein erlernen müssen, sind oft überfordert.

So sparen Sie 150 Mark Im Test: Edelstahl-Kochtöpfe

In den meisten deutschen Küchen stehen Kochtöpfe aus Edelstahl. Sie sind robust, pflegeleicht und haben eine lange Lebensdauer. Die Stiftung Warentest hat 24 Modelle unter die Lupe genommen. Fazit: Die Qualitätsunterschiede waren gering, die Preisunterschiede groß.

Zwischen 43 und 205 Mark gaben die Warentester bei ihren Einkäufen für die Kochtöpfe aus. In der Endabrechnung schnitten alle mit einem guten Qualitätsurteil ab. Für den Konsumenten heißt das, daß er sich getrost am Preis orientieren kann, wenn es um den Kauf eines der Töpfe aus dem Testfeld geht.

Obwohl die test-Qualitätsurteile einheitlich "gut" waren, gab es doch einige Unterschiede in Details. Das galt vor allem für die Kochversuche, in denen wasserarmes Garen praktiziert wurde. Hier waren nicht alle Töpfe gleich gut, aber eklatante Unterschiede traten nicht auf. Außerdem ist die wasserarme Garmethode zwar besonders gesund, stellt die Töpfe aber auch auf eine harte Probe: Die Tester gaben ein Kilogramm geschälte Kartoffeln tropfnass in den Topf und fügten nur noch einen einzigen Eßlöffel Wasser hinzu. Einen dichtschließenden Dekkel und die richtige Kochmethode vorausgesetzt (rechtzeitiges Herunterschalten der Temperatur), reicht der Dampf aus dem wenigen Wasser völlig aus, um ein Gericht gar zu bekommen. Töpfe, die mit dem wasserarmen Garen nicht ganz so gut zurechtkamen, hatten leichtere Probleme mit dem Ansetzen. Aber schon etwas mehr Wasser, etwa eine Tasse voll, hätte ausgereicht, um auch diese Kochtöpfe "gut" aussehen zu lassen.

Natürlich untersuchten die Warentester auch, wie die Töpfe mit der teuren Energie umgehen. Dabei stellte sich heraus, daß zehn der 24 Fabrikate teilweise deutlich mehr Strom zum Aufheizen und Heißhalten verbrauchten als die übrigen Modelle. Es wird aber davor gewarnt, diesen Aspekt überzubewerten: Die größten Energieverschwender am Herd sind nicht Töpfe, sondern Koch und Köchin.

Nickel-Allergiker fürchten, daß bei bestimmten Lebensmitteln Nickel aus den Edelstahl-Kochtöpfen in die Nahrung übertritt. Auch dieser Aspekt wurde überprüft: Die Ergebnisse lagen unterhalb der Nachweisgrenze. Die Warentester empfehlen da eher, generell auf säurereiche Lebensmittel wie Spinat, Rhabarber oder Sauerkraut zu verzichten, weil darin schon von Natur aus höhere Nickelkonzentrationen enthalten sind.

Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test-Ausgabe 9/92).

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"Im Prinzip eine gute Lösung . . ." Für und wider das Tagesmütter-Modell

Durch Fortbildungen, Beteiligung an einer Supervisionsgruppe und regelmäßigen Austausch mit anderen Tagesmüttern hat sie gelernt, sich zu behaupten. Für diese Fortbildungen müssen Tagesmütter bis heute ihre Wochenenden, also dringend benötigte freie Zeit, opfern.

Wie können Eltern sich absichern bei der Wahl einer Tagesmutter? "Sie sollten mit anderen Eltern sprechen, die ihr Kind in Tagespflege gegeben haben und selbst gucken, wie die Tagesmutter mit den Kindern umgeht", rät Marion Gies.

Doch sowohl Kritiker als auch Befürworter des Tagespflegemodells plädieren für grundlegende Veränderungen. Mehr Unterstützung und Beratung für beide Seiten wird gefordert - für Tagesmütter wie für die Eltern. Die Tagespflege soll dabei keinesfalls in Konkurrenz geraten zur Einrichtung Krippe. "Es muß beides geben, und es muß beides so qualifiziert wie möglich geben", meint Eveline Gerszonovicz, Leiterin der Tagespflege-Beratungsstelle. Zusammen mit engagierten Tagesmüttern setzt sie sich deshalb dafür ein, daß aus Tagesmüttern Angestellte des Jugendamtes werden. Tagesmütter müßten ihrer Meinung nach Arbeitsverträge bekommen mit allen Rechten und Pflichten, dafür mit einer vernünftigen Bezahlung, mit sozialer Absicherung im Krankheitsfall und im Alter. "Die Tagespflege ist so ein unentschiedenes Modell", resümiert Julia Woltering ihre Erfahrungen. "Mehr Professionalität könnte nicht schaden." INGEBORG PAPENFUSS TAGESPFLEGE-BERATUNGSSTELLE im Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern, Geisbergstr. 30, 1000 Berlin 30, Telefon 0 30 / 2 11 10 67.

ARBEITSGEMEINSCHAFT TAGESMÜTTER, Postfach 3264, 4005 Meerbusch, Telefon 0 21 32 / 65 24.

"Keine neuen Mauern bauen" Vatikan ruft zur Solidarität mit 30 Millionen Flüchtlingen auf

sir ROM, 4. Oktober. Als "eine schmachvolle Wunde unserer Zeit" bezeichnet ein am Freitag in Rom veröffentlichtes Dokument des Vatikans das weltweite Flüchtlingsproblem. Das vom Päpstlichen Rat "Cor unum" und vom Rat "für die Seelsorge der Migranten und Menschen unterwegs" herausgegebene Papier analysiert die verzweifelte Situation von über 30 Millionen Menschen in aller Welt und fordert Solidarität.

Die katholische Kirchenführung setzt den jungen, von Herodes verfolgten Jesus gleich mit den "Boat People" unserer Zeit. Zwar werde allen Menschen, die wegen ihrer Rasse, Religion oder ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen oder politischen Gruppe verfolgt werden, völkerrechtlicher Schutz zugesichert; doch müßten ihnen auch "die Opfer von bewaffneten Auseinandersetzungen, falscher Wirtschaftspolitik oder Naturkatastrophen" gleichgestellt werden.

In Zeiten wirtschaftlicher Rezession sei "die Auferlegung bestimmter Aufnahmebeschränkungen (in einzelnen Staaten, Red.) verständlich", doch dürfe das Grundrecht auf Asyl niemals verweigert werden, wenn das Leben im Heimatland des Asylsuchenden ernsthaft bedroht ist.

Im Zusammenhang mit der Öffnung der Grenzen zu Mittel- und Osteuropa spricht der Vatikan die Hoffnung aus, "daß die abgerissenen Mauern nicht an anderer Stelle neu aufgebaut werden".

Der den Flüchtlingen gewährte Schutz dürfe sich nicht auf körperliche Unversehrtheit beschränken, sondern müsse "auf alle für ein menschenwürdiges Leben notwendigen Voraussetzungen erweitert werden". Außer Ernährung, Kleidung und Wohnung seien auch Bildung, medizinische Versorgung und (ohne Rücksicht auf Religionszugehörigkeit) ein Leben entsprechend der eigenen Tradition zu gewährleisten. Solidarität verlange die Überwindung des Egoismus und der Angst vor dem anderen. Vielmehr müßten "wir uns einem einfacheren Lebensstil zuwenden, um zum gemeinsamen Wohl beizutragen". Zu dem Schlagwort "Das Boot ist voll" meinte ein Kuriensprecher, Europa habe nur ein Prozent aller Flüchtlinge aufgenommen.

(Siehe Wortlaut auf dieser Seite)

Linkshänder nicht "umerziehen"

Später empfinden die nicht Umgeschulten ihre Linkshändigkeit zwar als gewisses Handicap, weil Haushaltsgeräte, Werkzeuge und technische Gegenstände meist für eine Bedienung mit der rechten Hand ausgelegt sind. Schließlich werden sie im Laufe des Lebens jedoch so geschickt, daß sie beidhändig arbeiten können. Das bringt Vorteile: ist eine Hand verletzt oder krank, so kann man die andere voll gebrauchen. Vor einer erzwungenen Umerziehung zum ausschließlichen Gebrauch der rechten Hand beim Schreiben muß indessen eindringlich gewarnt werden: sie gleicht einer Vergewaltigung und schafft fast immer Probleme.

Wer Linkshänder ist, soll es bleiben dürfen. US-Präsident Bush, Beethoven, Dürer, Leonardo da Vinci und Pablo Picasso sowie Julius Cäsar und unzählige andere Prominente haben nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt, weil sie mit der linken Hand schrieben oder malten. Die Eltern von Kleinkindern sollten daran denken, wenn sie merken, daß ihr Baby stets mit der linken Hand nach Spielzeug greift und sich beim Krabbeln auf ihr abstützt. Die Belehrung, immer das "schöne rechte Händchen" zu benutzen, ist Unsinn. Statt strikter Umerziehungsmaßnahmen oder gar Strafen sollte man schon ganz früh die ungeschickte rechte Hand spielerisch mittrainieren. Kindergärtnerin, Kinderarzt und Lehrer müssen erfahren, daß die Eltern keine Umstellung auf Rechtshändigkeit wünschen. Von den Malstiften bis zum Schreibenlernen, Basteln und Handwerken bedarf es einer liebevollen Anleitung.

Auskunft und Anregungen gibt es bei der einzigen Linkshänder-Beratungsstelle der Bundesrepublik in 8000 München 2, Sendlinger Straße 18, Tel. (0 89) 26 86 14, Frau Dr. Sattler. Überdies hat der Humboldt-Verlag ein nützliches Taschenbuch mit dem Titel "Linkshändig - ein Ratgeber" (DM 12,80) herausgebracht. Dr. med. HANNS H. WENK

Haben Sie schon ein Hobby? Bastelbögen

Bei einem Markt, den Hobbykünstler beschickten, wurde besonders ein Stand umlagert, auf dem Modelle aufgebaut waren: ein Jahrmarkt, ein Zirkus und ein Verkehrsspielplatz. Aus Karton geschnitten, geklebt und mit allerlei "Zubehör" wie Menschen, Tieren, Bäumen arrangiert. Besonderes Interesse fand dabei das Diorama "Urzeit" mit zehn Dinosauriern, mit Namen und Angaben über ihre Lebensweise, wie sie teilweise nach Funden im Senckenberg-Museum der Stadt Frankfurt zu sehen sind. Das Karussell auf dem Jahrmarkt entstand nach dem Vorbild historischer Pferdekarussells, welche die ersten Karussells überhaupt waren - Nachbauten sieht man heute wieder auf manchen Rummelplätzen. Über all dem schwebten viele Mobiles mit Pferden, Vögeln, Fischen und Häusern - ebenfalls aus Karton geschnitten.

Das Hobby, Kartenmodelle zu basteln, wurde deshalb so beliebt, weil hier die ganze Familie mitmachen kann: die leichte Arbeit für die Kleinen, schwierige Teile für die Großen. Denn ganz so leicht, wie es aussieht und auf manchen Bastelpackungen beschrieben wird, ist das eine oder andere Modell nicht. So etwa das originelle Karussell, das aus zehn Bastelbögen geschnitten und zusammengeklebt wird. Es dreht sich an einem Holzstäbchen in der Mitte der bunten Verkleidung.

Bastelbögen gibt es in Spielwaren- geschäften und Läden für Bastlerbedarf. Sie werden in großer Anzahl angeboten, von einfachen Modellen bis zu kunstvollen Dioramen. Notwendig für die Herstellung sind eine gute Schere, Kleber, wasserfeste Farbstifte und eine Platte aus Holz, Kunststoff oder Karton für die Montage und Aufstellung.

Wer einmal mit diesem Hobby begonnen hat, macht meist gerne weiter, da der Spaß auch relativ preiswert ist. Allerdings taucht dann ein Problem auf: genug Platz, um die schönen Modelle auch für sich und andere präsentieren zu können. GUSTL MÜLLER-DECHENT

Ein Buch zu diesem Thema: Bastelbögen der verschiedensten Art werden von mehreren Firmen angeboten; die genannten Modelle von der SKV-Edition, Postfach 5, 7630 Lahr 12, jeweils für 11,80 Mark.

Lokalverbot in der Lola-Bar Spiele der Woche: "Sekt oder Selters" und "Schatztaucher"

Stickig ist es in der Lola-Bar. Viel zu laute Musik. Außerdem ist die Kneipe gerammelt voll. Aber ich will 'rein! Wenn man ein bißchen drängelt, geht das schon. Der Dicke vor mir weicht nach hinten aus. Mit einiger Mühe habe ich mich schließlich an den engen Tischen vorbeigequetscht. Da vorne, gleich neben der Juke-Box, ist die Champagner-Theke. Da will ich hin. Ich nehme etwas Schwung, um mir den Weg freizukämpfen. Doch das war wohl etwas zuviel Anlauf, denn ehe ich recht begreife, was geschehen ist, öffnet sich die Hintertüre und ich lande unsanft auf der Straße.

Das wäre ja noch schöner! Schon bin ich wieder am Haupteingang. Stickig ist es in der Lola-Bar. Viel zu laute Musik. Außerdem ist die Kneipe gerammelt voll . . .

SEKT ODER SELTERS ist eine handfeste Würfelei. Der Wurf mit einem Würfel ist Pflicht. Dann kann der Spieler entscheiden, ob er weitermachen will. Der zweite Wurf erfolgt mit zwei, der dritte Wurf mit drei Würfeln. So wird es von Schritt zu Schritt schwieriger und riskanter, die Reichweite zu kalkulieren. Das Ziel ist der Platz an der Bar, der mit Sekt- oder Champagner-Karten honoriert wird. Jeder Spieler hat vier durchnumerierte Figuren. Diese Zahlen, zusammen mit dem Aufdruck der Karte, ergeben den jeweiligen Punktwert.

Auf dem langen Weg zur Bar stehen natürlich die Mitspieler im Weg. Die kann man aber nach Belieben vor oder zurück versetzen, wenn man auf ihren Platz kommt. Das bringt Pfeffer ins Spiel. Würze bringen allerdings auch die miesen Selterskarten, die bekommt, wer über das Ziel hinausschießt. Selterskarten bedeuten nämlich Punktverluste oder sogar Lokalverbot in der Form, daß die Figur ausscheidet. Das Spiel endet, sobald ein Spieler alle vier Figuren entweder auf punktebringenden Sektkarten plazieren konnte oder durch Lokalverbot eingebüßt hat.

SEKT UND SELTERS steckt in einer ansprechend aufgemachten Schachtel und ist solide ausgestattet. Mit der Spielregel kommt man problemlos klar.

In der gleichen Serie sind noch weitere Spiele erschienen. Eines davon beschäftigt sich mit dem Wassersport und läuft mit einer eigenwilligen Mechanik ab. Der Spielplan zeigt acht nach unten überlappend ausgelegte Ablagefelder für Spielkarten. Eine zweite Felderreihe zeigt an, wie die Karten auf den einzelnen Ebenen verteilt sind, damit die Spieler Chancen und Risiken ihrer Züge abschätzen können.

Das Ziel von SCHATZTAUCHER ist, eine Schatztruhe vom Meeresgrund an die Oberfläche zu bringen. Nacheinander sind die Spieler an der Reihe, Tauchgänge zu versuchen. Der Taucher spielt eine Karte für die erste Tauchtiefe. Die nächsten Spieler müssen nun, nach Anweisung des Tauchers, jeweils eine Karte legen, die den Taucher höher oder tiefer bringt. Das raffinierte dabei ist, daß auf den Rückseiten der Karten, die alle Mitspieler sehen können, die Ziffern aufgedruckt sind, die die Tauchebenen kenntlich machen. Doch die Qualität der Karte bleibt das Risiko. Das kann ein Haifisch oder eine böse Krake sein, genausogut aber auch ein Goldstück. Haie und Kraken müssen mit Harpunen abgewehrt werden. Gelingt das nicht, so ist der Tauchgang beendet und der nächste in der Runde wird zum Taucher. Kann der Taucher hingegen die Ablage der Karten so steuern, daß er unbeschadet wieder nach oben kommt, so streicht er alle ausgelegten Goldstücke ein und tauscht sie in neue Harpunen um.

Das Spiel geht manchmal flott von der Hand, manchmal zieht es sich auch über viele Runden, weil die Anfangsaussstattung mit Harpunen zu klein ist. Deshalb kann sich jeder Spieler zunächst nur ganz geringe Tauchtiefen leisten und muß schon wegen jeder einzelnen Goldmünze hastig auftauchen, um sie in Sicherheit zu bringen. Dem kann man abhelfen, indem man bei Spielbeginn etwas tiefer in die Vorratskiste greift. Nach einer gewissen Spieldauer ergibt es sich meist, daß ein Spieler einen solchen Vorrat an Harpunen hortet, daß er immer frecher in große Tiefen vorstoßen kann. Auch wenn sich nun die übrigen Spieler zusammenrotten, um ihm den Weg mit möglichst vielen Kraken und Haien zu verbauen, läßt es sich dann meist kaum mehr verhindern, daß ihnen der starke Taucher gezielt die kostbaren Goldkarten Stück für Stück aus der Hand zieht, angreifende Ungeheuer niedersticht und unbeschadet auftaucht. TOM WERNECK

SEKT ODER SELTERS von Franz-Josef Lamminger. 2 bis 4 Spieler.

SCHATZTAUCHER von Nik Sewell. 3 bis 6 Spieler.

Sala-Games im Vertrieb von Spiel Exklusiv Marlies Holzapfel, Postfach 1863, 4980 Bünde. Je ca. DM 29,95.

Die Kosten laufen davon Entschied Bürgermeister Göllner wieder ohne das Parlament

ALTENSTADT. Gegen die Stimmen der CDU und FWG beschloß das Gemeindeparlament am Freitagabend den um rund 700 000 Mark gewachsenen Nachtragshaushalt für 1992. Nach neuesten Berechnungen stehen der Gemeinde dieses Jahr rund 32,7 Millionen Mark zur Verfügung (davon 9,33 Millionen in dem für Investitionen wichtigen Vermögens-Etat). "Nicht gerade mit Freude" billige die SPD das Zahlenwerk, vermerkte der Fraktionsvorsitzende Heinrich Klarmann. Alle Fraktionen waren pikiert, weil die Verwaltung des Bürgermeisters Gerd Göllner ohne vorherige Anfrage 65 000 Mark für einen neuen Fußbodenbelag im Rathaus eingeplant hat. Erst vor wenigen Monaten gab es bereits Ärger, weil Göllner für einen mindestens fünfstelligen Betrag ungefragt das Rathaus sanieren ließ. Vergrätzt zeigten sich etliche Parlamentarier auch, weil die Heegheimer Dorferneuerung rund 420 000 Mark teurer wird als eingeplant. Insgesamt wird sie laut Verwaltung dieses Jahr mit 985 000 Mark zu Buche schlagen. "Die Dorferneuerung läuft vollkommen an der Gemeindevertretung vorbei", beschwerte sich Klarmann. Der Bürgermeister hörte es nicht; er fehlte in der Altenstadthalle.

Einige Zahlen zur aktuellen Finanzlage: 1,3 Millionen Mark hat die Verwaltung nach eigenen Angaben auf der hohen Kante. 614 000 Mark werden dieses Jahr noch abgehoben. Eine halbe Million stellten die Gemeindevertreter für den vorgezogenen Umbau der Höchster Gymnastikhalle bereit. Insgesamt sind 8,04 Millionen Mark für diverse Baumaßnahmen vorgesehen.

Der zweitgrößte Ausgabenposten sind die Personalkosten mit rund 4,4 Millionen Mark. Die Schulden der Gemeinde müssen mit 368 000 Mark verzinst werden.

Die Abwasserbeseitigung verschlingt dieses Jahr 2,65 Millionen, die Wasserversorgung 1,5 Millionen, die Müllabfuhr rund 1,25 Millionen Mark.

Auf 206 000 Mark belaufen sich die Sozialausgaben der Altenstädter, auf 214 000 Mark die Sportförderung. Vergleichsweise winzig sind die Ausgaben für Jugendarbeit (61 400), für Spielplätze (20 000), die Niddertaler Nahverkehr-Arbeitsgemeinschaft (11 000 Mark) und erstmals für die Zuschüsse zur Installation von Brauchwasser-Anlagen (10 000 Mark).

Die 25 000 Mark teure Erneuerung der Lautsprecheranlage in der Altenstadthalle verschob das Parlament auf später. Denn während der letzten Sitzungen gab es keine Radio-"Geisterstimmen" mehr, die sich wie früher penetrant in die Debattenbeiträge einmischten.

Die zu Jahresbeginn geplante Ausgabe von 880 000 Mark für den Oberauer Kindergarten-Neubau wird dieses Jahr nicht mehr kassenwirksam. Allerdings auch nicht der inzwischen gestrichene 300 000- Mark-Zuschuß des Kreises für das Projekt.

In wachsendem Maße sprudeln dagegen die Steuerquellen: Die Gewerbesteuer-Einnahme wächst um mehr als 300 000 auf 2,55 Millionen, die Einkommensteuer um eine halbe Million auf 6,7 Millionen Mark. nes

Kommentar

Spürbare Erleichterung in Wehrheim und Neu-Anspach: Das Lager am Hessenpark soll bis zum Winter abgebaut werden, die 500 Flüchtlinge werden an anderen Orten untergebracht. Man sollte die Gefühle, die zu dieser Erleichterung führen, ernst nehmen. Doch bedeutet das Aufatmen nicht, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen? Das Problem besteht weiter, und sei es anderswo. Daß der Strom nicht abreißt, ist deutlich.

Er sorgt für immer neue Aufgaben - nicht nur für die Landesregierung. Staatssekretär Alexander Müller machte es deutlich: Per Bundesvorgabe gehalten, immer wieder neue Unterkünfte für jeweils 500 Personen zu suchen, muß die Landesregierung weiter neue Plätze auftun - auch im Hochtaunuskreis. Der Standort am Hessenpark mag problematisch (gewesen) sein. Die Notunterbringung der Flüchtlinge kann nur Krisenmanagement sein. Doch wenigstens dies sollte gemeinsam erfolgen. Die Politiker sind dem Bürger hier schlechte Vorbilder: Von einer "gemeinsamen Front" der Kreistagsfraktionen gegen das Land spricht Gerd Krämer, Fraktionschef der CDU: Nur der standhaften Politik von Landrat Jürgen Banzer sei es zu verdanken, daß das Lager am Hessenpark aufgelöst werde.

Kein Wort darüber, daß das keine eigentliche Lösung ist. Auch bei ihm Das Problem bleibt ist die Rede von den demokratischen Parteien, die das Asylproblem nur gemeinsam lösen können. Doch alle warten, daß diese Worte mit Leben gefüllt werden. Die Zeit drängt, wie sich am Hessenpark und anderswo zeigt: Das Zögern der Politiker, die Unfähigkeit zu gemeinsamem Handeln und der Verlust an Solidarität mit Flüchtlingen - all dies führt bei den Bürgern, nicht nur in Wehrheim und in Neu-Anspach, zu Unsicherheit und Hilflosigkeit. CONSTANZE ANGERMANNHubert Müller: Der 3. Oktober soll "ein Tag der Freude" bleiben CDU-Landratskandidat mit "Denkanstößen" zur gesamtdeutschen Lage / Spektakulärer Unionsbrief zum Thema Asyl verteidigt

GELNHAUSEN/MAIN-KINZIG- KREIS. Mit einigen "Denkanstößen" zur Beurteilung der gesamtdeuschen Lage, einem Rückblick auf zehn Dienstjahre des Bundeskanzlers und Perspektiven für die Deutschen in einem vereinigten Europa hat der CDU-Landratskandidat und 1. Stadtrat von Gelnhausen, Hubert Müller, am Samstag in Gelnhausen-Roth thematisch gut die Hälfte eines Referats bestritten.

Die andere Hälfte von Zeit und Energie verwandte der Christdemokrat für "die lokalen Niederungen". Er geißelte die Personal-, Finanz- und Abfallpolitik der rot-grünen Kreisregierung und kam schließlich "zur Asylproblematik", die er wesentlich der SPD - bundesweit - anlastete. Mehrfach äußerte Müller auch "kritische Worte Richtung Bonn" und bemängelte besonders die Informationspoltik der Bundesregierung.

Der CDU-Ortsbezirk Roth im Stadtverband Gelnhausen hatte am "Tag der deutschen Einheit" zu einem Politischen Frühschoppen mit Hubert Müller im Restaurant "Kinzighalle" eingeladen. Knapp 30 Frauen und Männer waren um einen in künstlicher Dauerblüte stehenden Baum versammelt, der aus dem zentralen Rund-Tisch herausragt und das Lokal optisch dominiert. Christdemokraten fast unter sich, das anschließende "Schlachtschüsselessen zum CDU-Diskount-Preis von zehn Mark" schon bestellt, eine Art Familienfeier.

Fraktionsvorsitzender Hansgeorg Engels begrüßte als gastgebender Ortsverbandsvorsitzender und freute sich "über das zahlreiche Erscheinen - trotz Parteiverdrossenheit, an der die CDU am wenigsten Schuld ist". Referent Hubert Müller sprach von "einem geschichtsträchtigen Tag: Heute beginnt das dritte Jahr der deutschen Einheit". Der 3. Oktober sei zunächst einmal "ein Tag der Freude", und das solle er auch künftig bleiben. Um das zu gewährleisten, müßten aber alle Deutschen "die Ärmel hochkrempeln, gemeinsam die Folgen von 40 Jahren sozialistischer Mißwirtschaft ausräumen und den Leuten in den neuen Bundesländern so schnell es geht Lebensverhätnisse schaffen, wie wir sie uns in 40 Jahren aufgebaut haben".

Ausgehend vom desolaten Zustand der thüringischen Residenzstadt Altenburg leitete Müller den pauschalen Vorwurf - sozusagen an alle - ab, "nicht erkannt zu haben, in welchem Maße dieses Land ruiniert worden ist". Der Westen habe jahrzehntelang "nicht hinter die Kulissen gesehen und sich von Zahlen blenden lassen".

Entschieden lehnte Müller ab, von "Kosten der deutschen Einheit" zu sprechen ("das ist ein fürchterlicher Begriff"), und wiederholte, es gehe um "Kosten von 40 Jahren sozialistischer Mißwirtschaft". Parteiverdrossenheit entstehe auch deshalb, weil es die Bundesregierung versäume, die Bürger angemessen zu informieren, kritisierte Müller: "Man darf nicht nur sagen, daß den Leuten Geld weggenommmen wird, sondern man muß ihnen konkret sagen, wofür - und man muß dafür werben." Die Kirchen hätten dafür mit ihren Aktionen Brot für die Welt und Misereor positive Beispiele geliefert.

Mit Bezug auf "Leistungen" unter zehnjähriger CDU-Verantwortung - wozu der Referent weit ausholte - rief er dazu auf, den 3. Oktober "als Tag der Freude und als Tag des Stolzes anzusehen. Aber dabei muß der Wille da sein, von dem was wir - nicht im Überfluß, wohl aber reichlich - haben, auch abzugeben". Zum Beispiel sollte darüber nachgedacht werden, ob die westlichen Kläranlagen wirklich für Milliardenbeträge noch weiter ausgebaut werden müßten, statt zunächst einmal im Osten einen gewissen Standard der Abwasserklärung zu schaffen. Auch zum Thema vereintes Europa kritisierte Müller Richtung Bonn: "Die Regierung versäumt es, mit den Bürgern über die positiven und auch über die negativen Folgen zu reden und ihnen die Angst zu nehmen. Da besteht ein Informationsdefizit." Wenn Hansgeorg Engels von Parteiverdrossenheit rede, sei das falsch, da es eher um Politikverdrossenheit gehe, die unter anderem daher rühre, daß die Bürger zu wenig in Entscheidungsprosse einbezogen würden. Als Beispiel nannte Müller "Aufgaben nationaler Souveränität", die über "Volksabstimmungen" in den Ländern abgesichert werden müßten. Das lasse das Grundgesetzt aber nicht zu. Auch hier sei eine Änderung nötig.

Im zweiten Teil seines Vortrages ging der Landratskandidat im wesentlichen gegen seinen amtierenden Rivalen, Landrat Karl Eyerkaufer und die SPD-Kreistagsfraktion, vor. Ihr Vorschlag, ohne Mehrheit im Kreistag Vizelandrat Erich Pipa - den er persönlich sehr schätze und dessen enormer Fleiß zu loben sei - wiederzuwählen, dabei die Verantwortung der CDU einzufordern, der man doch immer Politikfähigkeit abgesprochen habe, zeuge hinreichend vom derzeitigen Zustand der Sozialdemokraten im Kreis.

Sie habe den Kreisbeigeordneten der Grünen, Dr. Harald Friedrich, zum Sündenbock gemacht; sie habe das Finanzdefizit des Kreises um 70 Millionen Mark erhöht, wesentlich durch Aufblähung der Verwaltung ("ein fürchterliches Personalunwesen"), und "erdreiste" sich nun, sich als "Sparkommissar" aufzuspielen . . .

Zum Thema Asyl sagte Hubert Müller sehr viel, aber nichts Neues. Daß mit dem spektakulären "Brief der CDU-Bürgermeister" (die FR berichtete) nun endlich "die Volksmeinung nach Bonn getragen" worden sei, ließ sich Müller in einer rund fünf Minunten währenden "Dikussion" von Gästen bestätigen, was ihm Gelegenheit bot, anderen ans Schienbein zu treten: "Von einigen Pressefritzen ist das ja negativ bewertet worden." HELMUT POMPLUN

Stets den Idealen der Aufklärung verpflichtet Der Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker erhielt den Bürgerpreis "Glas der Vernunft"

KASSEL. Es soll Transparenz und Offenheit symbolisieren, zugleich Zerbrechlichkeit und damit Gefährdung: das "Glas der Vernunft", ein von Nordhessen angeregter Bürgerpreis. Der Politiker Hans-Dietrich Genscher war der erste, der die gläserne Skulptur verliehen bekam. Am Wochenende wurde der Preis zum zweiten Mal vergeben, und nunmehr ging er an den Philosophen und Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker.

Als das "Glas der Vernunft" vor rund einem Jahr in den Händen des Kasseler Künstlers Karl Oskar Blase Gestalt annahm und schließlich dem ersten Preisträger übergeben wurde, war die Resonanz recht dürftig. Skeptische Zurückhaltung oder gar Ablehnung erfuhren die Initiatoren (unter ihnen der ehemalige Bundessozialgerichtspräsident Georg Wannagat und der Chefarzt der Kasseler Kliniken, Hansjör Melchior). Verständnisschwierigkeiten hatten viele auch mit den hochgesteckten Zielen.

Die Skulptur und damit gleichsam auch die mit ihr verbundenen Ideen schienen deshalb in der heute üblichen Fülle von Ehrungen und Huldigungen ein wenig unterzugehen: Das Zeichen, das mit dem "Glas der Vernunft" gesetzt werden sollte, wurde jedenfalls nur in kleinem Kreis gesehen und vielleicht auch noch falsch oder gar nicht verstanden.

Inzwischen scheint das Verständnis gewachsen zu sein - mit dem Selbstbewußtsein der Kasseler, die sich aus einer geographischen Randlage und damit auch vom ungeliebten Ruf der Provinzialität befreit sehen. Da kommt, das haben offensichtlich etliche unter ihnen erkannt, ein Preis mit hohen, eben nicht provinziellen, Ansprüchen gerade recht.

Auch inhaltlich hat die Auszeichnung aufgrund der politischen Entwicklung mehr Freunde gewonnen. Denn viele sehen mittlerweile die von den Stiftern erkannte Notwendigkeit, "gegen den häßlichen aufquellenden Strom von Irrationalität" zu schwimmen und "Kurs zu halten in Zeiten, in denen alle Orientierung brüchig geworden scheint".

Geehrt werden sollen deshalb Politiker, Geisteswissenschaftler und Künstler, die sich um die Maximen der Aufklärung verdient gemacht haben. Die in diesem Zusammenhang hehren (und häufig mißbrauchten) Worte wie Toleranz und Vernunft, Humanismus, Rationalität und Menschlichkeit sollen, so der hohe Anspruch, wieder mit Leben erfüllt werden - so, wie es in jüngster Vergangenheit mutige Bürger in Osteuropa gewagt hätten. Weiter zurückblickend, fand die "Gesellschaft der Freunde und Förderer des Kasseler Bürgerpreises" auch in ihrer Kommune eine Reihe von Persönlichkeiten, die - wie etwa Elisabeth Selbert, Philipp Scheidemann, Franz Rosenzweig, Karl Schomburg oder Georg Forster - "mutig für die Befreiung aus Unmündigkeit und gegen dumpfen Zeitgeist ankämpften".

Ungeteilte Zustimmung fand vor diesem Hintergrund die Entscheidung, den 80jährigen Carl Friedrich von Weizsäcker mit dem "Glas der Vernunft" zu ehren. Denn in seinem "Leben, Werk und Wirken" zeige sich "beispielhaft die Anstrengung, vernünftigen Prinzipien Geltung zu verschaffen". Weizsäcker stelle unangenehme Fragen und gebe darauf unbequeme Anworten, sagte Wibke von Bonin in ihrer Laudatio. Das Handeln, zu dem er immer wieder ermahne, und der aus seiner Sicht "unbedingt erforderliche Bewußtseinswandel im Namen der gemeinsam tätigen Vernunft" verlangten eine "Übernahme von Verantwortung von jedem einzelnen, wie er es uns vorgelebt hat".

Mit der Preisverleihung an Weizsäcker scheint gewissermaßem auch das "Glas der Vernunft" ein wenig stärker, stabiler geworden zu sein. Das Zeichen, das damit gesetzt wurde, ist dieses Mal wohl auch schon deutlicher gesehen worden. Langfristig, so das anspruchsvolle Ziel, soll der Kasseler Bürgerpreis ähnliche Wirkkraft für die Ideen der Rationalität und Humanität entfalten, wie sie beispielsweise der Aachener Karlspreis für den europäischen Gedanken hat. Auch an diesem Anspruch wird deutlich, daß das Selbstbewußtsein der Kasseler enorm gewachsen ist. ANNE RIEDEL

Nadelöhr verschwindet Ab heute drei Spuren auf der A 66 nach Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS. Schluß mit dem Engpaß auf der A 66: Bis Ende der Woche soll das Baustellen-Nadelöhr zwischen Wallau und Erbenheim verschwinden. In Richtung Wiesbaden können Autofahrer sogar schon von heute an auf drei Spuren Abstand halten. Schlag 10.30 Uhr wollen Vertreter des Wiesbadener Straßenbauamtes und des Hessischen Landesamtes für Straßenbau die Fahrbahn freigeben.

In Gegenrichtung allerdings müssen sich die staugewöhnten Pendler zwischen Wiesbaden und Frankfurt noch bis Freitag Stoßstange an Stoßstange drängeln. So lange werden die Markierungsarbeiten auf der Fahrbahn nach Auskunft des Hessischen Straßenbauamtes noch dauern.

Murren dürften die Autofahrer allerdings nicht, denn das 62-Millionen-Mark teuere Straßenbauprojekt sei "sehr zügig" vorangegangen, was die Verwaltungsvertreter unter anderem auf den "ausgeklügelten Bauzeitenplan", vor allem aber auf die sogenannte "Beschleunigungsvergütung" zurückführen. Die erhält die beauftragte Baufirma als Prämie für jeden Tag, den sie früher mit der Arbeit fertig wurde als geplant. So wurden von Anfang Februar 1991 bis jetzt nicht nur die Strecke dreispurig aus- und die Brücken umgebaut; insgesamt entstanden noch 1300 Meter Lärmschutzwände und 800 Meter Lärmschutzwälle. Nördlich der Autobahn wurde ein Rad- und Gehweg angelegt.

Für Kritiker, die jedweden Aus- und Neubau von Asphaltbahnen als umweltzerstörerische Verkehrspolitik verdammen, hat das Landesamt ein Trostpflästerchen parat: Entlang der Fahrbahn seien Schmutzwasserkanäle zum Schutz des Grundwassers installiert und alle Baustoffe des alten Straßenbelags und der demontierten Brücken wiederverwendet worden. Darüber hinaus wurde für die Fahrbahnmarkierung erstmals in Hessen eine lösungsmittelfreie Farbe verwendet. ana

SG Wallau/Massenheim, Handball-Bundesliga: Morgen gegen Lemgo in Rüsselsheim Mittwoch-Spiele bisher nur enttäuschend Martin Baumann noch nicht dabei / Kommen mehr Fans als im Europacup gegen Wien?

"Wir müssen nach dem tollen Europacup-Sieg gegen Wien ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Und die sehen im Bundesliga-Alltag nicht gerade rosig mit bisher 3:3- Punkten aus", hebt Wallaus Trainer Heiner Brand (Bild) warnend den Zeigefinger vor dem zweiten Meisterschafts-Heimspiel am Mittwoch (20 Uhr) gegen den noch immer verlustpunktfreien Zweiten TBV Lemgo. "Eine Niederlage und wir liegen bereits fünf Punkte hinter Lemgo zurück. Eine kleine Welt", weiß Brand um die Bedeutung des Schlüsselspiels.

Während Lemgo beim ersten Bundesliga-Auftritt des Meisters in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle nichts zu verlieren hat - Manager Kuchenbecker: "Wallau muß gewinnen. Wir haben unser Soll bisher mehr als erfüllt" - hilft Wallau nur ein Sieg weiter. "Mal sehen, wie die Spieler nun mit dem ständigen Drei- Tages-Rhythmus zurechtkommen", hofft Brand auf den ersten Mittwoch- Sieg in der dritten englischen Woche.

Bisher zeigte sich die SG sonntags von ihrer Schokoladenseite (Siege in Düsseldorf, Wien und nun zu Hause gegen die Donaustädter), gab es mittwochs nur Enttäuschungen (Remis gegen Leutershausen, Niederlage gegen Milbertshofen). Einer der Gründe für die schwankende Formkurve (Brand: "Ein Wellenbad") sah der SG- Coach in der "zu langen Pause".

Die Verantwortung für diese Pause weist indes Ex-Trainer Velimir Kljaic weit von sich: "Ich habe meinen Vertrag bis zum Ende mit allem Engagement erfüllt. Die Erfolge sprechen für meine Person. Für die lange Pause bin ich nicht mehr zuständig gewesen. Ich habe in Großwallstadt genug Probleme", meinte der sympathische Kroate in Anspielung auf einen Artikel in einer Boulevardzeitung. "Kljaic ist für diesen Abschnitt nicht mehr verantwortlich zu machen. Wir arbeiten hart, um wieder hundertprozentig in die Gänge zu kommen", meinte Brand, der gegen Lemgo einmal mehr auf Martin Baumann verzichten muß. "Baumann konnte noch nicht richtig trainieren, aber in Kürze rechne ich wieder mit ihm."

Die SG hofft auf wesentlich mehr Zuschauer in der Opelstadt als zuletzt (1600) gegen Wien. "Jetzt beginnt langsam die Handball-Zeit. Der Anfang war auch im Vorjahr zäh und schwerfällig. Wir haben doch eine tolle Werbung gegen Wien betrieben und gegen Lemgo werden die Weichen neu gestellt", setzt Manager Bodo Ströhmann auf die zur Etatdeckung benötigten 3000 Fans. Gegen die Riesen aus dem Lippischen Land benötigt die SG einen Torwart Hofmann in der Gala-Form vom Samstag. "Hoffentlich ist jetzt der Knoten bei den Spielern geplatzt. Der Kantersieg gegen Wien hat uns moralisch sicherlich aufgerüstet. Aber Lemgo ist eine ganz harte Nuß. Die haben nicht durch Zufall gegen Kiel, in Essen und gegen Gummersbach gewonnen. Drei Siege gegen Top-Teams", zeigt Brand großen Respekt vor den Gästen, die voraussichtlich auf Nationalspieler Volker Zerbe (Beinverletzung) verzichten müssen. Dem ungarischen Trainer Lajos Moscai, in seinem vierten TBV-Jahr, stehen jedoch genügend weitere hochkarätige Cracks zur Verfügung. Angefangen von seinem Landsmann und verlängerten Arm auf dem Spielfeld, Lazio Marosi, über Torwart Grosser und Nationalspieler Bezdicek. Aber auch der Kieler Neuzugang Henry Blatter und der abwehrstarke Ex-Nettelstedter Mudrow sind Garanten des bisherigen Höhenfluges. Kann die SG die langen Kerls aus Lemgo bremsen? Die Bundesliga drückt ausnahmsweise einmal der SG die Daumen, denn sonst droht ein Alleingang. jo

Dauer-Streit trübt die Erntedank-Idylle Pferdeflegerin auf Rettershof niedergeschlagen / Oestermann neuer Vorsitzender r

KELKHEIM. Gelangweilt wie eh und je dösten die Enten am Teichufer, wie immer fauchte der Truthahn mit zornesrotem Hals und gespreiztem Federkleid jeden zweibeinigen Zaungast an, der es wagte, zu nahe zu kommen. Wie immer tollten aufgedrehte Youngsters über den Hof, streckten ihre kurze Kinderfingerchen durch Maschendraht samtenen Schafmäulern entgegen, und über der trauten Idylle lag natürlich auch der obligatorische Bratwurstduft: Erntedankfest auf dem Rettershof; zwei Tage lang war der Vorzeigetreff der Kelkheimer Anziehungspunkt für Sonntagsausflügler. Doch die Idylle war getrübt: Die Kette mysteriöser Anschläge auf die Pferde im Hof und der Streit zwischen den Hofpächtern auf der einen, dem Reitverein sowie privaten Pferdehaltern auf der anderen Seite war Gesprächsthema Nummer eins an den Holztischen und -bänken. Ein Krimi, der zum Wochenende hin gefährliche Dimensionen erreichte: Die Pferdepflegerin wurde nachts von einem Unbekannten niedergeschlagen; zuvor waren erneut Tiere mit trockenen Rübenschnitzeln gefüttert worden und bekamen schwere Koliken. Das gleiche geschah nochmals in der Nacht zum Sonntag. Diesmal traf es drei Pferde, zu deren verschlossenen Boxen lediglich die Pächter und der Einsteller Zugang haben.

"Hier betreiben einige Leute gezielt einen Nervenkrieg gegen uns, um uns vom Hof zu drängen", sagt Pächterssohn Thomas Ernst. So unverhohlen sein Verdacht in Richtung der ehemaligen Einsteller zeigt, so spanisch kommt denen wiederum vor, daß der unbekannte "Fütterer" trotz der Sicherheitsschlösser und Videoanlage, die Hofverwalter Paul Ernst nach eigenen Worten im Stall installieren ließ, immer wieder Zutritt findet.

Zumindest auf Video ist der unbekannte Futterleger noch nicht zu sehen, denn die Anlage werde erst noch installiert, räumte die Pächterin Sigrid Ernst gestern ein. Ihm aufzulauern wiederum, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Er wurde zwar schon mehrmals überrascht, konnte jedoch immer in letzter Sekunde unerkannt entkommen. Thomas Ernst: "Offensichtlich ist er ziemlich schnell und kennt sich sehr gut auf dem Hof aus."

Auch beim jüngsten Zwischenfall in der Nacht zum Donnerstag habe die Pferdepflegerin nicht mehr wahrgenommen als einen "behenden Mann mit dunklen Haaren". Sie hatte bei ihrer letzten Stallrunde Geräusche gehört, sah die Silhouette eines Mannes, und spürte auf ihr Rufen hin plötzlich einen dumpfen Gegenstand auf dem Kopf. Die Polizei ermittelt - bislang ohne Ergebnis.

Unbeantwortet blieb bis dato auch die Frage, wie es mit dem Reitverein am Rettershof weitergehen wird - sollte Ernst die Drohung wahrmachen, keine Schulpferde mehr an ihn zu vermieten. Der Streit zwischen Verein und Ernst spitzte sich zu, nachdem Mitglieder schon vor Wochen ankündigten, Ernst als ihren langjährigen Vorsitzenden abzuwählen. Der kam ihnen jedoch zuvor und warf vor Tagen freiwillig das Handtuch.

Am Freitag nun wählten 41 der 49 stimmberechtigten Vereinsmitglieder den ehemaligen Einsteller im Rettershof, Norbert Oestermann, zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der ist fest entschlossen, "die Vereinsarbeit in nächster Zeit sogar noch zu intensivieren". Demnächst will er Gespräche mit der Pächterfamilie führen und "nach Wegen der Zusammenarbeit suchen". Ob er damit Erfolg hat, bleibt abzuwarten, denn Ernst kündigte am Samstag an, im Frühjahr auf eigene Faust einen neuen Verein zu gründen. "Wir arbeiten nicht mit Leuten zusammen, die uns öffentlich verleumden."

Vor einem zweiten Reitverein auf dem Rettershof hat Oestermann indes keine Angst, der für Vereinsarbeit zuständige Erste Stadtrat Hans Dieter Schirrmacher habe ihm bereits versichert, keine "Konkurrenzorganisation" zu akzeptieren. Die Stadt als Besitzerin des Rettershof werde in jedem Fall den jetzigen Vereinsmitgliedern die Nutzung der Reithalle und des -platzes sicherstellen. Sollte Ernst Schulpferde verweigern, so Oestermann, würden für Reitstunden übergangsweise Privatpferde zur Verfügung gestellt. "Notfalls werden wir auch Reitställe in der Umgebung nutzen." ANITA STRECKER

Patt bei der Umgehungsstraße Ein SPD-Abgeordneter verließ vor der Abstimmung den Saal

SELIGENSTADT. Entgegen den Erwartungen der Freien Wähler und der SPD wurde in der Stadtverordnetenversammlung am Freitag abend der Beschluß, eine innerstädtische Umgehung über die Ellenseestraße zu planen, nicht gefaßt. Winfried Rosenberger hatte vor der Abstimmung den Saal verlassen, so daß es zu einem Patt kam; damit war der Antrag abgelehnt. Durch das Ausscheren des SPD-Stadtverordneten steht nun die Vereinbarung über die Zusammenarbeit von FWS und SPD, in der die innerstädtische Umgehung enthalten ist, möglicherweise zur Debatte.

Einigkeit herrschte bei FWS und SPD darüber, für die Errichtung eines neuen Marktplatzbrunnens einen Gestaltungswettbewerb auszuschreiben. Drei Künstler sollen für ein Honorar von je 6000 Mark Vorschläge erarbeiten, die von einer Jury bewertet werden. Abschließend soll das Stadtparlament über den Sieger-Entwurf entscheiden. Die CDU- Fraktion hatte in einem Änderungsantrag die Beteiligung von fünf Künstlern gefordert, was von FWS und SPD als überflüssig und zu teuer abgelehnt wurde. Für den Brunnen sind insgesamt 280 000 Mark veranschlagt.

Bei einem Thema hoben die Abgeordneten der Freien Wähler ihre Hand nicht mit der SPD. Sie stimmten für den Antrag der CDU, in dem der Magistrat beauftragt wird, beim Regierungspräsidenten (RP) Auskünfte einzuholen, welche Kriterien zum Erlaß der Wassersparverordung in diesem Sommer geführt haben. Viele Bürger seien verunsichert, da sie nicht wüßten, ob es tatsächlich sinnvoll sei, wenn sie aufs Rasensprengen verzichten. Außerdem will die CDU vom RP wissen, warum das Sickerwasser aus den "Bongschen Tongruben" in Mainhausen nicht für die Trinkwasserversorgung Südhessens genutzt werde.

In einer namentlichen Abstimmung wurde ein CDU-Antrag zum Asylrecht abgelehnt, in dem sich die Stadtverordneten für eine Grundgesetzänderung aussprechen sollten. Schon zu Beginn der Sitzung hatte es Streit darüber gegeben, ob das Thema auf lokaler Ebene zu diskutieren sei.

Bei der späteren Aussprache, die nach drei Redebeiträgen durch einen von der SPD unterstützten Geschäftsordnungsantrag der FWS auf Ende der Debatte abgebrochen wurde, warnte SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhard Ehlerding vor dem "Mißbrauch der Diskussion über das Asylrecht" zu Wahlkampfzwecken. Ausländerhaß werde herbeigeredet, meinte auch Jürgen Kraft von der FWS. "Sie heizen hier etwas an", sagte er in Richtung CDU, "wovor wir alle Angst haben und wovon wir nicht wissen, wie es weitergehen wird." fuh

Für Nachrichtenredaktion

sp Hannover,S4.Oktober 1992. Vor dem Landgericht Magdeburg (Sachsen-Anhalt) beginnt in dieser Woche der Prozeß gegen fünf Skinheads, die unter der Anklage stehen, am 9. Mai gemeinsam mit etwa 70 anderen Skinheads eine Gruppe Punks überfallen zu haben, von denen zehn teilweise schwer verletzt wurden. Die etwa 30 bis 40 Punks hatten in dem Magdeburger Lokal "Elbterrassen" friedlich einen Geburtstag gefeiert. Einer von ihnen, der 23jährige Auszubildende Torsten L., starb zwei Tage später an den Kopfverletzungen, die ihm wahrscheinlich mit einem Baseballschläger zugefügt worden waren.

Der Hauptangeklagte Frank F. ist ein mehrfach vorbestrafter Westdeutscher. Er war aus Wolfsburg (Niedersachsen) nach Magdeburg angereist. Die anderen Angeklagten, unter ihnen ein Zeitsoldat der Bundeswehr, sind Magdeburger. Einige an dem Überfall beteiligte Skinheads wurden von der Staatsanwaltschaft nicht beim Landgericht, sondern beim Amtsgericht angeklagt.

Die Skinheads hatten sich in einer Diskothek getroffen. Dort verabredeten sie, wie die Ermittlungen ergaben, den Überfall auf die feiernden Punks, die im Gegensatz zu ihnen als linksgerichtet galten. In einer Kolonne von 15 bis 20 Autos fuhren die Skinheads, ausgerüstet mit Schlagstöcken, Baseballschlägernund anderen Schlagwaffen, eine halbe Stunde bis in die Näheder "Elbterrassen". Vor dem Lokal brachen sie Latten aus dem Zaun als zusätzliche Waffen heraus, mit denen sie sich dann auf die Punks stürzten. Torsten L. und andere Opfer befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Tanzfläche.

Wie sich aus den Aussagen der Angeklagten - nur der Hauptangeklagte F. hat bisher geschwiegen - und etlicher Zeugen weiter ergibt, verschossen die Angreifer in dem Lokal Leuchtmunition, warfen Steine und Flaschen, schlugen mit ihren Waffen den Opfern ins Gesicht, boxten und traten. Der Zeitsoldat, der inzwischen aus der Bundeswehr ausgeschieden ist, schoß nach eigenen Angaben mit einem Schreckschußrevolver - auch gezielt aus kurzer Entfernung - auf einen der Punks.

Nach Zeugenaussagen soll die Magdeburger Polizei vorgewarnt gewesen sein. Mehrere Beamte sollen sich während des Überfalls in unmittelbarer Nähe aufgehalten haben, aber erst nach dem Abzug der Skinheads in Erscheinung getreten sein. Die Beamten sollen sogar die in die "Elbterrassen" gerufenen Notärzte aufgehalten haben, wiedie Anwälte berichten, die im Namen der Mutter des getöteten Torsten L. Nebenklage erhoben haben.

Der Dümmer wird saniert

sp HANNOVER, 5. Oktober. Der Dümmer, zweitgrößter Binnensee Niedersachsens, soll nach einem Beschluß der Landesregierung in Hannover innerhalb der nächsten sechs Jahre für 120 Millionen Mark saniert werden. Der See droht zu verlanden, weil ihm große Mengen Gülle aus der Massentierhaltung im Kreis Vechta zufließen. Die Landesregierung will nun ein 4600 Hektar großes Naturschutzgebiet ausweisen, in dem die landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. In der Kernzone des Gebiets, die Teile des Ochsenmoors und des Osterfeiner Moors umfaßt, soll jedes Versprühen von Gülle verboten werden. Das Programm sieht weiter vor, daß das Land die gesamte Kernzone und einige angrenzende Flächen, insgesamt mehr als 2500 Hektar, ankauft. Mehrere landwirtschaftliche Betriebe werden umgesiedelt.

Umweltschützer beanstandeten, daß das Programm das Verursacherprinzip mißachte, wenn nicht diejenigen für die Reparatur eines Stücks Umwelt zahlen müßten, die den Schaden anrichteten, also die Großmästereien.

Warnow-Verkauf nach langen Querelen perfekt Treuhand muß Kvaerner nochmals Risiken abnehmen / Werften-Privatisierung wird teuer

wüp BERLIN. Der Verkauf des "Schmuckstücks" der ostdeutschen Schiffbaubetriebe, der Warnow-Werft in Rostock, an den Osloer Kvaerner-Konzern ist nach langem Hin und Her unter Dach und Fach. Genau fünf Minuten vor zwölf wurden sich in der Nacht zum Freitag die Norweger, die Treuhandanstalt und die Landesregierung Mecklenburg- Vorpommerns in Berlin einig.

Eigentlich sollte der Vertrag bereits am Donnerstag nachmittag unterzeichnet werden. Doch der Termin platzte. Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel vertröstete die geladenen Medienvertreter: "Einige Details" müßten noch geprüft werden.

Die Norweger hatten kurz vor Vertragsunterzeichnung weitere Zugeständnisse verlangt. Dabei ging es, wie die Treuhand spät in der Nacht nach Ende der Verhandlungen mitteilte, um Gewährleistungsansprüche für bereits in die ehemalige Sowjetunion gelieferte Schiffe. Nun muß die Breuel-Behörde auch noch für einen Teil der dafür nötigen Rückstellungen bereitstehen, damit sie die Werft endlich verkaufen konnte.

Die Norweger ließen die Treuhand monatelang zappeln und verlangten immer höhere Subventionen für den Einstieg in Rostock. Leisten konnten sie sich dies, weil sie sich nach der zunächst angepeilten, aber am FDP-Widerstand gescheiterten staatlichen Sanierung der Ostwerften und dem darauffolgenden schnellen Zuschlag durch die Treuhand in einer komfortablen Verhandlungsposition befanden. Zuletzt hatte Kvaerner im September nochmals 150 Millionen Mark an Nachschlag verlangt.

Treuhand-Vorstand Klaus-Peter Wild wich der Frage nach den Kosten des Warnow-Verkaufs für den Staat aus. Mehr als 1,3 Milliarden Mark, die in informierten Kreisen genannt werden, seien "zu weit oben" geschätzt. Experten bezweifeln diese Aussage jedoch. Denn tatsächlich trägt der Steuerzahler den Löwenanteil der von den Norwegern bis 1995 zugesagten Investitionen von bisher 575 Millionen Mark. 436,5 Millionen schießt die Treuhand zu, 73 Millionen das Land Mecklenburg-Vorpommern. Damit soll Warnow zu einer modernen Kompaktwerft ausgebaut werden.

Außerdem trägt die Breuel-Behörde bis zu 500 Millionen Mark an möglichen Verlusten aus in den nächsten vier Jahren zu schließenden Verträgen. Hinzu kommen informierten Kreisen zufolge außerdem noch Altkredite von 262 sowie Verlustausgleiche und Lasten aus Altkontrakten von 617 Millionen Mark. Dafür wird Kvaerner 2150 der noch rund 3100 Arbeitsplätze an der Warnow-Mündung sichern. Präsident Erik Tonsoeth wies in Berlin Vorwürfe zurück, man habe zu billig gekauft. Die Norweger bezahlen eine Million Mark als symbolischen Preis und investieren insgesamt 96 Millionen in die Werft und Rand-Sparten.

Perfekt ist nun auch der Einstieg des Bremer Vulkans (BV) an der Ostseeküste. Bei der Vertragsunterzeichnung zum Erwerb der MTW Schiffswerft in Wismar sowie des Dieselmotorenwerks in Rostock sagte BV-Vorstandschef Friedrich Hennemann, der Verkauf der Ostwerften an private Investoren sei die "mit Abstand günstigste Lösung für den Bund". Eine Sanierung der Betriebe in Staatshand hätte "die gleiche Summe oder weit mehr" erfordert, glaubt Hennemann. Der Einstieg der beiden Großkonzerne an der Ostsee sei angesichts der harten asiatischen Konkurrenz ein "Bekenntnis zum Schiffbau in Europa". Es entstünden die wettbewerbsfähigsten Werften Europas, "wenn nicht der Welt".

Der Vulkan wollte ursprünglich alle Ostwerften übernehmen, die nach der Wende in der Deutschen Maschinen- und Schiffbau (DMS) in Rostock zusammengefaßt wurden. Dies scheiterte aber an ordnungspolitischen Bedenken. Nun verhandeln die Bremer über den Kauf eines dritten DMS-Betriebs, der Rostocker Neptun-Werft. Die Chancen stünden "50 zu 50", so der Vulkan-Chef. Auch hier geht es um hohe Subventionen. Bei MTW und dem Motorenwerk wollen die Bremer 3100 Stellen sichern und 704 Millionen Mark investieren. Neben der Neptun- Werft muß die Treuhand noch die Elbe- Werft in Boitzenburg und die Volkswerft Stralsund verkaufen. Die Peenewerft in Wolgast übernahm die Bremer Hegemann-Gruppe.

Sowohl das Bonner Finanzministerium als auch die EG-Kommission, die über die europäischen Schiffbaukapazitäten wacht, müssen den jüngsten Vereinbarungen aber noch zustimmen. Klar ist schon jetzt, daß der Werftenverkauf jeden bisher üblichen Subventionsrahmen sprengt. Als die EG im Juni auf Drängen der Deutschen und gegen den Protest anderer Schiffbauländer den Ostwerften Sonderbedingungen einräumte, war von sechs Milliarden Mark an öffentlichen Zuschüssen für die Krisenbranche die Rede. Inzwischen werden in Kreisen der norddeutschen Werftenkonkurrenz bereits 7,3 Milliarden Mark an Kosten für den Steuerzahler genannt. Die Wirtschaftswoche hat vorgerechnet, daß der Erhalt jeder der knapp 8000 Stellen, die bis 1995 im ostdeutschen Schiffbau bleiben sollen, rund 820 000 Mark kostet.

Treuhand-Chefin Birgit Breuel bezeichnet solche Rechnungen als polemisch. Am Erhalt der Werften an der strukturschwachen Ostseeküste führe kein Weg vorbei. Kritiker geben Breuel in diesem Punkt zwar recht. Ihrer Ansicht nach aber ist die jetzt durchgeführte "Luxusprivatisierung" für den Staat teurer, als wenn die Werften zunächst wettbewerbsfähig gemacht und dann verkauft worden wären. Auch die Job-Bilanz, so meinen sie, wäre dann günstiger ausgefallen.

,Problem gemeinsam bewältigen' Pressekonferenz aller Fraktionen zur Flüchtlingsunterbringung

HOFHEIM. "Das ist unsere gesetzliche und humanitäre Pflicht." Gleich mehrmals war dieser Satz am Freitag im Sitzungssaal des Magistrats zu hören. Bürgermeister Rolf Felix (CDU) und die Fraktionsspitzen von SPD, CDU, FDP, GOHL und FWG hatten zu einer ganz besonderen Pressekonferenz geladen. Sinn der Veranstaltung: Die Kommunalpolitiker wollten Einigkeit demonstrieren. Viel war davon die Rede, daß man "das Problem gemeinsam bewältigen" wolle. Gemeint ist die Unterbringung von Asylbewerbern.

Seit Anfang letzter der Woche steht fest: Der Main-Taunus-Kreis wird auf der Drachenwiese, gegenüber des Landratsamtes, demnächst für 112 Flüchtlinge sieben "Mobile homes" aus Holz aufstellen - die erste größere Asylbewerber-Unterkunft in der Kreisstadt.

Felix ahnungsvoll: "Nicht in allen Teilen der Bevölkerung stößt das auf Verständnis." Und Brigitte Friedrich, Fraktionsvorsitzende der GOHL, glaubt, daß sich in der Nachbarschaft der Mobile-home-Siedlung "etwas organisiert". Als Beweis präsentierte sie einen fotokopierten Artikel einer Heimatzeitung über die geplante Unterkunft. "Das ist anonym in viele Briefkästen gesteckt worden."

Doch von solchen Aktionen will sich Wolfgang Vater, Fraktionsvorsitzender der CDU, nicht einschüchtern lassen. "Private Interessen dürfen wir da nicht bedienen." Denn die Stadt habe die Aufgabe, menschenwürdige Unterkünfte zu schaffen, ergänzte SPD-Fraktionschef Wolfgang Winckler.

Auch Karl Hommel von der FWG-Fraktion steht "voll" hinter dem Magistrat. Aber: "Unter dem Deckmantel des Asylanten kommen zwielichtige Gestalten in unser Land." Das führe zu Haß.

Das ging Achim Exler, stellvertretender FDP-Fraktionschef, trotz aller Einigkeit zu weit: "Dazu stehe ich im Widerspruch." Die Politiker seien aufgefordert, in der Bevölkerung um Verständnis für die Flüchtlinge zu werben. Denn die Stadt sei per Gesetz verpflichtet, die Unterkünfte bereitzustellen.

Bislang tut sie das nicht. Bei der Aufnahmequote ist sie in den Miesen. Für insgesamt 218 Asylbewerber muß Hofheim bis Ende des Jahres noch ein Dach über dem Kopf finden.

Neben den Mobile-Homes muß eine zweite größere Unterkunft für etwa 110 Menschen her. Sieben verschiedene Standorte sind laut Felix, dem Kreis vorgeschlagen worden. In den nächsten Wochen falle die Entscheidung für einen davon.

Der Bürgermeister gab zu, die frühere Linie nirgendwo mehr als 30 Flüchtlinge an einem Standort unterzubringen, "ist nicht mehr zu halten". Der Verwaltungschef versuchte, für die Flüchtlingsunterkunft auf der Drachenwiesen zu werben: Sich der Zuteilung zu verweigern, habe keinen Sinn. "Dann werden uns die Leute irgendwann mit Bussen vors Rathaus gebracht." Nach Felix' Ansicht wäre die Konsequenz, Turnhallen und vielleicht sogar die Stadthalle zwangsweise zu belegen. "Kultur- und Sportveranstaltungen müßten dann ausfallen." fw

Ülgeys haben wahnsinnige Angst vor Abschiebung Landesregierung wartet auf Antwort von Seiters / Kirche bangt um Sicherheit der türkischen Kurden

KELKHEIM. Hassan Ülgey hat Urlaub genommen. Doch in Ferienstimmung ist er nicht. Der Kurde hat Angst um Frau und Kinder. Denn seit die Bundesregierung die Verlängerung des Abschiebestopps für Kurden abgelehnt hat, muß er befürchten, daß deutsche Polizisten seine Frau, die Tochter und den Sohn mitnehmen - sie einfach in ein Flugzeug Richtung Türkei setzen. "Die Familie lebt in wahnsinniger Angst", sagt Sigurd Sartorius, Sozialarbeiter der evangelischen Paulusgemeinde in Kelkheim, die sich um die kurdischen Flüchtlinge kümmert und sich um deren Zukunft große Sorgen macht. Denn am 26. September ist in Hessen der Abschiebestopp für türkische Kurden ausgelaufen, deren Asylantrag abgelehnt wurde.

Gegenwärtig wird dennoch niemand in die Türkei zurückgeschickt. Hessens Innenminister, Herbert Günther, hat einen Brief an Bundesinnenminister Rudolf Seiters geschickt. Er fordert eine Verlängerung des Abschiebestopps, weil die Sicherheit der Kurden in ihrem Heimatland nicht gewährleistet sei. Die Landesregierung hat die Abschiebung solange ausgesetzt, bis eine Antwort aus Bonn eingegangen ist. Gleichzeitig hat Günther den Kreis jedoch angewiesen, Vorbereitungen für die Abschiebung zu treffen.

1990 sollte Hassan Ülgeys Frau schon einmal in die Türkei zurückgeschickt werden, als ihr Mann auf der Arbeit war. In letzter Minute wurde sie aus dem Flugzeug geholt - nachdem der Hessische Innenminister eingeschaltet worden war. "Das kann schon bald wieder passieren", ist Günter Adam vom katholischen Bezirksamt Main-Taunus sicher. Momentan lebten die Kurden in einer rechtsfreien Situation. Niemand wisse, was in den nächsten Wochen mit ihnen passiere. Adam: "Eine existentielle Bedrohung."

Das alles müsse nicht sein, sagt Rechtsanwalt Helmut Bäcker. Er erläuterte am Freitag bei einer Pressekonferenz von Paulusgemeinde und katholischem Bezirksamt, die von Günther in Bonn beantragte Verlängerung des Abschiebestopps sei überflüssig. "Der Innenminister könnte selbst einen neuen Abschiebestopp erlassen - ohne Seiters zu fragen." Als Begründung reiche der Hinweis auf die veränderte Sicherheitslage in der Türkei. Doch das wolle Günther offenbar nicht. Statt dessen versuche er, das Problem auf die Bundesregierung abzuwälzen. Eine Stellungnahme aus dem hessischen Innenministerium war am Wochenende nicht zu erhalten.

Am heutigen Montag läuft die Duldung von Hassan Ülgey ab. Eine Verlängerung hat die Ausländerbehörde des Main-Taunus-Kreises verweigert. Dennoch droht die Abschiebung nicht unmittelbar. Denn der Hessische Landtag hat noch nicht über eine Petition entschieden, die fordert, daß die Familie in Deutschland bleiben darf. Solange das noch aussteht, können die Ülgeys bleiben - das hat die Landesregierung versprochen. Aber: Ohne Duldung hat Hassan Ülgey keine Arbeitsgenehmigung. Sartorius: "Es besteht die Gefahr, daß er seinen Arbeitsplatz verliert." Die Folge: Die vierköpfige Familie müßte möglicherweise aus ihrer Wohnung ausziehen und wäre auf Sozialhilfe angewiesen.

Die Ülgeys leben seit 1984 in Deutschland, die beiden Kinder wurden hier geboren. "Die können sich nicht mehr vorstellen, in der Türkei zu leben", sagt Günter Adam. Ihr Heimatdorf wurde immer wieder von der Armee überfallen.

Der Familie Kara, die seit drei Jahren in Eppstein wohnt, geht es ähnlich. "Bei jedem Besuch werden wir gefragt, was mit ihnen jetzt passiert", sagt Cornelia Cychy von der deutsch-türkische Halay-Tanzgruppe. Die Asylanträge der Eltern sind abgelehnt, die der beiden Kinder noch nicht entschieden. Wenn die Abschiebung anstehe, bleibe der Familie letzten Endes nichts anderes als unterzutauchen, meint Cychy.

Gerd Petzke, Pfarrer in der Paulusgemeinde, wäre "grundsätzlich bereit" kurdischen Flüchtlingen wieder Kirchenasyl zu gewähren. Im März diesen Jahres wurde die Familie Cifci auf diese Weise vor der Abschiebung bewahrt. Die droht gegenwärtig nicht, denn ein Asylfolgeantrag ist gestellt. "Doch der Vater ist sich sicher, daß er totgeschlagen wird, wenn er in die Türkei zurückkommt", sagt Sigurd Sartorius.

Kein Einzelfall: Ingrid Rössel-Marxen vom Caritasverband der Diözese Limburg weiß, daß die Kurden schon am Istanbuler Flughafen von "Sicherheitskräften" in Empfang genommen werden. Laut "amnesty international" würden sie dort "oft mehrere Tage unter Schlägen verhört" und kämen dann ins Gefängnis. fw

"Viele wollen die Stimmung gar nicht ändern" Podiumsdiskussion in Hofheim / Kreis muß künftig alle zwei Wochen 66 Asylsuchende aufnehmen

HOFHEIM. Ist das Main-Taunus-Boot voll? Für Vize-Landrat Gerd Mehler (SPD) könnte es demnächst so weit sein. Bis zum Ende des Jahres muß der Kreis noch etwa 1000 Asylbewerber aufnehmen. Das sei nicht möglich, sagte Mehler am Freitag bei der Podiumsdiskussion "Flüchtlinge im Main-Taunus - ist das Boot voll?" in der Hofheimer Stadthalle.

Die Zahl 1000 setzt sich wie folgt zusammen: Der Kreis hat seine Quote nicht erfüllt. Er ist mit 400 Flüchtlingen im Rückstand. Die muß er noch in diesem Jahr aufnehmen. Außerdem hat Alex Müller (Grüne), Staatssekretär im hessischen Familienministerium, dem Vize- Landrat kürzlich mitgeteilt, demnächst werde die Quote noch heraufgesetzt. Künftig sollen dem Main-Taunus-Kreis alle zwei Wochen 66 Asylsuchende zugeteilt werden. Gegenwärtig sind es 44.

Auf Einladung des ökumenischen Arbeitskreises diskutierten am Freitag sieben Kommunalpolitiker, ein Rechtsanwalt und ein Pfarrer über die Asyl-Problematik. Anfangs tauschten die Politiker Statements aus, versuchten, sich nicht auf die Füße zu treten und den Zuschauern im etwas mehr als halbvollen Saal Übereinstimmung vorzuführen.

Für Helmut Koller, Kreistagsabgeordneter der Grünen, ist die Situation eindeutig: "Die Bundesrepublik ist kein Äppelkahn, sondern ein Luxusliner." Die Kapazitäten seien noch längst nicht erschöpft. Rechtsanwalt Reinhold Wendl (auch Magistratsmitglied der Grünen Offenen Liste in Hofheim) ergänzte, Deutschland liege in Europa nur an fünfter Stelle in der Aufnahmestatistik.

Harald Schuster, Stadtverordneter der Unabhängigen Liste in Schwalbach, schlug in dieselbe Kerbe und stellte Deutschland in den internationalen Vergleich. In der Bundesrepublik kämen auf einen Flüchtling 309 Einwohner. In Schweden sei das Verhältnis 1:40 und im bettelarmen afrikanischen Dschibuti gar 1:5. Nicht die Zahl, sondern die Bereitschaft, Menschen aufzunehmen, sei das Problem.

Das ging Berndt Baumgart vom FDP-Kreisvorstand zu weit: Angesichts der Flüchtslingsströme könne die Poltik nicht mehr souverän handeln. Es werde nur noch reagiert. Breche ein Bürgerkrieg in der ehemaligen Sowjetunion aus, habe man es mit 50 Millionen Flüchtlingen zu tun. Baumgart stellte sich hinter seinen Parteifreund Heiner Kappel, der in einem Antrag für die nächste Kreistagssitzung unter anderem die Änderung des Grundgesetzartikels 16, die Einrichtung von Sammellagern und die unverzügliche Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern fordert. Auch für Jörg Wiederhold vom CDU-Kreisvorstand steht fest, daß der Kreis nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen kann. Außerdem müsse man die Stimmung in der Bevölkerung beachten. Eine positive Haltung lasse sich nicht einfordern.

Harald Schuster (UL) schüttelte den Kopf: Immer nur auf die Volksstimmung verweisen, das ziehe nicht. Das Problem sei, daß es bislang an Bemühungen der Politiker fehle. "Viele wollen die Stimmung gar nicht ändern." Das Publikum applaudierte - die erste Regung nach über einer Stunde Diskussion.

Nach soviel Grundsätzlichem, Welt- und Bundespolitik wollte Rudolf Heine, Pfarrer in der evangelischen Thomasgemeinde in Hofheim, wissen, wie die Politiker mit den zu erwartenden Flüchtlingen umgehen wollen. Er schlug vor, die Vernetzung zwischen Kirche und Politik deutlich zu verbessern. Ähnlich wie bei der Höchster McNair-Kaserne müsse sich für die Drachenwiese in Hofheim eine Initiative bilden, die mit den Nachbarn spricht, noch bevor die 112 Menschen in die Holzhäuser einziehen. Auch fragte er, was mit der Infrastruktur werde, ob beispielsweise an Plätze für die Kinder in Schulen und Kindergärten gedacht sei.

Das ist für Sozialdezernent Mehler kein Problem. Durch die kreisweite Verteilung der Flüchtlinge könnten die Kinder problemlos in den Einrichtungen aufgenommen werden. Viel brisanter ist für ihn die Quartierfrage. "Wir haben nichts mehr." Kleine Pensionen, die man für Flüchtlinge anmieten kann, gebe es in Nordhessen, aber nicht im Main-Taunus. Und die Preise für Grundstücke und Wohnungen seien immens hoch. fw

Bau der Sulzbacher Turnhalle liegt im Zeitplan Grundstein für 8,8 Millionen Mark teures Projekt gelegt / Ein Kraftraum gehört auch dazu

SULZBACH. Wenn Archäologen eines fernen Tages am Ortsrand von Sulzbach bei Ausgrabungen auf einen seltsamen Fund stoßen, können sie ganz schön ins Grübeln kommen. Liegt da doch ein kupfernes Rohr mit eigentümlichem Inhalt: Geldstücke im Wert von 8,68 DM, Tageszeitungen von Freitag, 2. Oktober 1992, ein Schreiben von einem Sportverein mit Namen TSG Sulzbach, eine Zeichnung von einer Turnhalle und ein Foto von einer Feier. Das Rohr wurde während einer Feierstunde am Freitag in den Grundstein der neuen Sulzbacher Sporthalle eingemauert.

Am 8. Mai war der erste Spatenstich für die Halle. Damals prophezeite Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU), daß Ende September / Anfang Oktober die Grundsteinlegung sein werde. Er hat Recht behalten und betonte stolz: "Wir liegen im Zeitplan."

Die Bodenplatte für das Gebäude, in dem künftig sportliche Menschen ihre Körper trainieren, ist fast vollständig gegossen. Die Mauern für Umkleideräume, Duschen, Gymnastiksaal und Kraftraum sind schon zum großen Teil hochgezogen. Die Betonarbeiten für die Materialräume unter der Erde sind demnächst fertig.

Arbeiter aus Bulgarien haben die Sportstätte zwischen den Eichwaldhallen und der Gesamtschule übrigens hochgezogen.

Das ganze Projekt wird die Gemeinde satte 8,84 Millionen Mark kosten - diese Zahl hat der Bürgermeister in seinen Entwurf für den Nachtragshaushalt reingeschrieben. Davon war bis 1991 eine Summe von 650 000 Mark bereitgestellt worden. Uhrig: "In diesem Jahr werden Mittel in Höhe von 4,7 Millionen Mark erforderlich." Die restlichen 3,39 Millionen werden im Haushaltsplan 1993 veranschlagt. fw

Kein neuer Bebauungsplan CDU befürchtet Schadenersatzansprüche der Eigentümer

ESCHBORN. Für das Gewerbegebiet zwischen L 3005 und S-Bahn in Niederhöchstadt wird kein neuer Bebauungsplan aufgestellt. Einen entsprechenden Antrag der Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) lehnte die CDU/FDP-Mehrheit im Stadtparlament ab. Auch eine Veränderungssperre für das Areal wird es nicht geben. Die BGE wollte den umstrittenen Bürobau in der Rudolf-Diesel-Straße auf Eis legen. Der Magistrat hat den Plänen zugestimmt, obwohl sie vom Bebauungsplan nicht gedeckt sind.

In den Haupt- und Finanzausschuß überwiesen wurde ein Antrag der SPD, der unter anderem den Magistrat auffordert, seine Zustimmung zurückzunehmen. Ferner verlangen die Sozialdemokraten, daß künftig Bauvorhaben von wesentlicher Bedeutung vom Parlament entschieden werden.

Die Bayerische Hausbau GmbH plant ein 144 Meter langes und 25 Meter hohes Gebäude. Es soll fünf statt der im Bebauungsplan erlaubten vier Geschosse haben. Auf einem Areal, das laut Plan nicht bebaut werden darf, sind Parkplätze geplant. Die Genehmigung des Kreisbauamtes steht noch aus. Derzeit prüft der Regierungspräsident die Akten.

Nach Ansicht von Irmtraud Bottoms (BGE) bedeutet der Büroklotz für die Nachbarn im Frankenweg eine unzumutbare Belastung. Das Gebäude nehme ihnen Sonne weg, verstärke den Lärm der S-Bahnzüge. Die Bahntrasse liegt zwischen Gewerbegebiet und Frankenweg. Bottoms: "Der Magistrat hat seinen Ermessensspielraum eindeutig zu Gunsten eines Investors ausgenutzt."

Für CDU-Fraktionschef Christian Fischer läßt sich der Bebauungsplan nicht so einfach ändern. Es bestehe die Gefahr, daß die Grundstückseigentümer Schadenersatz fordern. Außerdem handele es sich um eine Angelegenheit, die vom Parlament gar nicht entschieden werden könne, sondern Sache des Magistrats sei.

"Die Planungshoheit hat das Parlament", widersprach Otto Jehn (SPD). Und SPD-Mann Willi Vöbel ergänzte, mit der Ausnahmegenehmigung sei de facto der Bebauungsplan abgewandelt worden. So etwas gehöre ins Parlament. fw

Parlamentsmehrheit für Erhalt der Beamtenstellen Antrag der Bürgergemeinschaft Eschborn abgelehnt / Kostenargument überzeugte nicht

ESCHBORN. Im Rathaus wird es auch in Zukunft Beamte geben. Mit großer Mehrheit wurde im Stadtparlament ein Antrag der Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) abgelehnt, der forderte, die Unkündbaren in den nächsten Jahren schrittweise gegen Angestellte auszutauschen. Nach Ansicht von Irmtraud Bottoms (BGE) könnte es neuen Schwung in die Verwaltung bringen, wenn qualfizierte Mitarbeiter schneller aufsteigen. Bei dienstlichen Verfehlungen seien Versetzungen oder Entlassungen außerdem relativ unproblematisch. Hinzu komme, daß Angestellte für die Stadt nach Bottoms' Rechnung billiger sind. Hohe Pensionen, lange Lohnfortzahlung bei Krankheit und Krankenkassen-Beihilfe fielen weg.

Bestes Beispiel für die teuren Beamten sei der unter Korruptionsverdacht stehende ehemalige Leiter des Bauamtes. Er sei seit langem krankgeschrieben und koste die Stadt rund 9000 Mark im Monat. Daß es auch ohne Staatsdiener gehe, zeigt laut BGE die Stadt Steinbach im Hochtaunus. Außer den Wahlbeamten, Bürgermeister und Erster Stadtrat, gibt es dort keinen einzigen Beamten. Bottoms' Fraktionskollege Helmut Stock erinnerte daran, daß bei Bahn, Post und Flugsicherung auch Beamte abgeschafft würden. "Das kann auch hier gehen."

Christdemokrat Müller, seit 35 Jahren Beamter, sah das anders. Alle Berechnungen zeigten, daß Beamte nicht teurer seien als Angestellte. "Das gleicht sich alles irgendwo aus." So seien die Pensionen zwar höher, aber Beamte im Ruhestand müßten Steuern zahlen, Rentner nicht. Müller erinnerte daran, daß "Beamter" ein besonderer Status sei. Das seien Personen, "auf die Verlaß ist, die sich dazu verpflichteten, ständig für den Staat da zu sein". Einige dieser Leute brauche auch Eschborns Verwaltung.

Auch Horst Fuhrländer (SPD) will, daß die Beamten bleiben. Nicht das Ethos des Staatsdieners, sondern ganz pragmatische Dinge führte er ins Feld. Der BGE-Vorschlag ist nach seiner Ansicht "haushaltsrechtlich" wenig durchdacht. Es werde schwer, Personal zu finden. Wenn ein Beamtenposten in eine Angestelltenstelle umgewandelt werde, sei der Bruttolohn zwar vergleichbar. Für die Stadtkasse ändere sich kaum was. Dem Angestellten würden aber anders als bei Beamten die Sozialabgaben abgezogen. Der Angestellte verdiene also unterm Strich weniger als sein Vorgänger. fw

Die Ergüsse des armen Heinrich Andreas Ceskas Ekel-Studie im Mousonturm

Ein dreckiger, schmuddliger, ekelhaft nach Alkohol stinkender Kerl, unrasiert, torkelnd, brabbelnd: Heinrich Beck, vom Leben deklassiert, nicht gerade ein Penner, aber kurz davor. Und im Kopf: noch mehr Schmutz als sein Aussehen vermuten läßt. "Dreckige G'schichten" erzählt der Schauspieler Andreas Ceska, und die kommen von Charles Bukowski. Was von dem zu erwarten ist, weiß das Publikum: ficken, ficken, ficken; in jedem zweiten Satz kommt das Wort vor, der Akt wird verbal tausendfach variiert, der Lust am derben Wort ausgiebig gefrönt.

Heinrich tritt auf. Leere Bierdosen hat er um, volle kippt er in sich. Mit der einen Hand umklammert er das Alu, mit der anderen knetet er ausgiebig sein Gemächt. Aus dem Mund geifert er, spuckt auf die Seiten des Buchs, aus dem er vorliest. Heinrich ist ein Ekel. Abstoßend, widerlich, zum Kotzen - das alles auch noch auf Wienerisch, mit rauch- und suffgeschädigter Reibeisenstimme.

"Das mit dem Ficken, das ist etwas, mit dem kannst Du Dich in jeder Sekunde von dem Scheißdreck Leben beschäftigen." Auch noch oder gerade im Delirium denkt Heinrich nur an das eine. Jetzt hockt er schon in der Badewanne, die mitten auf der Bühne steht. Zitternd ist er hineingekrabbelt, sein durchgeschwitztes T-Shirt hat er nach langem Kampf irgendwie über den Kopf gezerrt. Nun ist er in seinem Element, er kann mit Wasser spritzen, Zigaretten darin auslöschen und nach Lust und Laune herumspucken. Mehr als eine Stunde verbringt der Schauspieler in der Wanne und erzählt aus Heinrichs kaputtem Leben.

In Wien hat Andreas Ceska vom Theater "Stromboli" seine selbst inszenierte Aufführung in einem öffentlichen Pissoir gezeigt. Der Mousonturm ist natürlich ein ganz anderer Ort. Dennoch wirkt Ceskas Monolog genauso obszön, als würde er im Bahnhofsklo gespielt.

"Schiffen in der Nacht in die Badewanne, das kann ein richtiges Abenteuer sein." Mit solch philosophischen Ergüssen legt Heinrich, derweil er seine Körpersäfte absondert, seine seelische Verfassung bloß. Während des Wannenbads (wie hält der das bloß aus, so lange nackt im Wasser?) erzählt er von seiner Jugend. Von Schlüsselloch-Erfahrungen an der elterlichen Schlafzimmertür, von altjüngferlichen oder mütterlichen Lehrerinnen, deren fürsorglichem Verständnis er nur so zu begegnen weiß: "Na, wenn das so ist, dann ficken wir."

Wenn Heinrich sich den Fußschweiß von den Zehen lutscht, den Nasenpopel auf der Zunge zergehen läßt, obszön oder auch aggressiv exhibitionistisch agiert, was der Schauspieler konsequent und bis zum Schluß ausreizt, dann wird das gestörte - oder ganz normale? - Seelenleben des armen Heinrich deutlich. Bis an die Ekelgrenze wird der Zuschauer geführt; die Reduzierung auf die elementaren Bedürfnisse, die Gewaltphantasien werden von Andreas Ceska äußerst drastisch, aber überzeugend geschildert: Heinrich ist natürlich kein Widerling, sondern eine arme Sau. Ein Einsamer, Kaputter, den nichts mehr mit der Gesellschaft verbindet. Grunzen und Gröhlen sind die einzigen Lebensregungen, die er noch von sich geben kann. Andreas Ceskas Aufführung ist eine Provokation, geeignet, den Zuschauer an eigene Abgründe zu führen.

DIRK FUHRIG

Niedersächsische CDU plant Reform von Partei und Parlament Konzept sieht Begrenzung der Mandate und Funktionen vor / Wachsender Politikverdrossenheit soll vorgebeugt werden Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 5. Oktober. Angesichts zunehmender Politikverdrossenheit wollen die niedersächsischen Christdemokraten, die seit der Landtagswahl 1990 auf den Oppositionsbänken sitzen, die Intiative zu einer Partei- und Parlamentsreform ergreifen. Eine Arbeitsgruppe des CDU-Landesverbandes hat dafür ein Konzept fertiggestellt, mit dem sich nun der Landesausschuß am kommenden Wochenende befassen wird. In der Beschlußvorlage heißt es: "Die innerparteiliche Demokratie muß wieder ernst genommenn werden." Parteiämter und Parlamentsmandate seien so weit voneinander zu trennen, daß die Partei die für die inhaltliche Arbeit notwendige Eigenständigkeit zurückerhalte. Der "Trend vom Abgeordneten auf Zeit zum Parlamentarier auf Lebenszeit" dürfe sich keinesfalls fortsetzen.

Die vom Landtagsabgeordneten und CDU-Landesvorstandsmitglied Hans Ulrich Schneider geleitete Arbeitsgruppe weist zur Begründung ihrer Vorschläge darauf hin, daß das Interesse an der Ausübung demokratischer Rechte zurückgehe. Eine der Ursachen sei die zunehmende inhaltliche und personelle Verkrustung der Parteien und Parlamente. Zur Abhilfe empfiehlt die Arbeitsgruppe, Parteitage stärker der Diskussion zu öffnen und sie nicht nur dann zu veranstalten, wenn Wahlen anstehen. Zahl und Länge der Grußworte seien auf ein Mindestmaß zu beschränken. Besonderen Wert legt die Arbeitsgruppe auf eine lebendige Antragsberatung. Auf bisherigen Landesparteitagen der niedersächsischen CDU waren viele Anträge aus Zeitmangel einfach an den Landesvorstand überwiesen worden.

Die Beschlußvorlage für den Landesausschuß sieht vor, daß sich kein Christdemokrat in mehr als zwei überörtliche Vorstandsämter wählen lassen und nicht länger als acht Jahre in einem Vorstandsamt bleiben soll. Vor einer innerparteilichen Neuwahl soll der Rechenschaftsbericht Auskunft über die Teilnahme jedes Vorstandsmitglieds an Veranstaltungen geben. Im Landesvorstand einer Partei sollen Landtagsabgeordnete und Minister nicht in der Mehrheit sein; diese Regel soll sinngemäß auch auf anderen Parteiebenen gelten.

In einem Landkreis sollen die Funktionen des Kreisvorsitzenden der Partei, des Fraktionsvorsitzenden im Kreistag und des Landrats auf verschiedene Personen verteilt werden; auch dieser Grundsatz ist ebenso für die örtliche und für die Landesebene gedacht.

Weiter heißt es in dem Konzept, die Zahl der Mandate, die ein Parteimitglied übernehmen dürfe, müsse begrenzt werden. Neben einem Mandat auf Landes-, Bundes- oder Europa-Ebene soll künftig höchstens noch ein kommunales Mandat erlaubt sein. Nach Ablauf jeder Wahlperiode eines Parlaments soll ein Drittel der Abgeordneten ersetzt werden, so daß "im Regelfall" kein Abgeordneter einem Parlament länger als drei Wahlperioden angehören würde. Damit das Parlament gegenüber der Regierung unabhängig bleiben und sie wirksam kontrollieren kann, soll jedes Regierungsmitglied nach seiner Ernennung sein Mandat niederlegen.

Schließlich fordert die Arbeitsgruppe, zum Zweck der Gewaltenteilung im Bund das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs abzuschaffen.

Treuhand bietet Asyl-Heime an

wüp BERLIN, 4. Oktober. Die Treuhandanstalt hat den ostdeutschen Ländern Hilfe bei der Unterbringung von Asylbewerbern, Aussiedlern und Flüchtlingen angeboten. In Briefen an die jeweiligen Ministerpräsidenten und den Regierenden Bürgermeister von Berlin preist Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel insgesamt 49 Heime mit 9000 Plätzen zum Kauf an, die im Besitz der treuhandeigenen Liegenschaftsgesellschaft sind. Der Erwerb soll den Kommunen durch Stundungen oder Ratenzahlungen erleichtert werden. Der Preis soll "der neuen Zweckbestimmung angemessen" sein, heißt es bei der Staatsholding.

Im einzelnen bietet die Mammutbehörde elf Heime mit 4500 Plätzen in Berlin an, acht Heime mit 900 Plätzen in Sachsen, sechs Heime mit 880 Plätzen in Sachsen-Anhalt, elf Heime mit 2460 Plätzen in Brandenburg, vier Heime mit 350 Plätze in Thüringen sowie neun Heime mit 720 Plätzen in Mecklenburg-Vorpommern.Mut zum Reden und Überzeugen Frauen lernten in einem Seminar, sich zu Wort zu melden

KÖNIGSTEIN. Es gibt Diskussionen, da "verschlägt es mir die Sprache und Emotionen kochen hoch", erzählt Christine S. Das sind die Situationen, wo sie nichts mehr zu sagen wagt - und das möchte sie ändern. Zusammen mit elf anderen Frauen nimmt sie an dem Seminar "Frauen ergreifen das Wort" teil, das die Frauenbeauftragten im Hochtaunuskreis zusammen mit der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte organisiert haben und das von der Pädagogin Maria Ernst geleitet wird.

Die Frauen, die gekommen sind, arbeiten als Lehrerinnen, in der Werbung, sind im Betriebsrat ihrer Firma oder Hausfrauen, und sie sind nicht darauf aus, rhetorische Tricks zu lernen. Es geht ihnen darum, ihren Vorstellungen und Forderungen wirkungsvoll Ausdruck geben zu können und dabei auch Männer zu überzeugen. "Männer akzeptieren nie", faßt Seminarleiterin Maria Ernst zusammen, "daß Frauen anders sind." Für die Frauen komme es darauf an, sich ihrer eigenen Positionen bewußt zu werden, sie in Auseinandersetzungen "rüberzubringen", ohne dabei die Männer zu kopieren.

Das Seminar beginnt damit, daß jede sich eine Interviewpartnerin aussucht. Die Zweiergespäche bringen ein "Aha-Erlebnis": Schnell stellt sich Nähe zum Thema und zur Person ein und die Sicherheit, eigene Positionen zu vertreten. Diese Beziehungs- und Sachebene in gleicher Ausgewogenheit umzusetzen, wenn der Zuhörerkreis größer ist, ist das Übungsfeld, auf das die Frauen sich anschließend begeben.

Die Diskussion in größerer Runde zeigt, daß alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, wenn sie öffentlich das Wort ergreifen: Der Gedanke "wie wirke ich auf andere, und wie nehmen die mich wahr" hemmt die Überzeugungskraft. Bei der Probe aufs Exempel in Form von Fallbeispielen, die auf Video aufgenommen und danach analysiert werden, versuchen die Seminaristinnen, herauszufinden, weshalb sie nicht überzeugend wirken und wie sie das ändern können.

"Wichtig ist für mich hier", sagt Heide K., Lehrerin in Bad Homburg mit dem Wunsch, demnächst ins Stadtparlament einzuziehen, "mein Verhalten zu reflektieren." Etwas, was Männer ihrer Erfahrung nach nicht mehr tun: "Sie spielen nur ihre Rollen und hören nicht einmal mehr zu."

Kirsten J. aus Kronberg betreut Projekte der Entwicklungshilfe, interessiert sich für Kommunalpolitik und wünscht sich mehr Mut, in öffentlichen Zusammenkünften über politische Themen etwas zu sagen und auch bei persönlichen Angriffen "standfest" zu bleiben. "Beispielsweise bei Diskussionen über die neue Verkehrsführung in Kronberg - da ist es doch so wichtig, daß auch mal jemand sagt, daß das eine gute Sache ist." Sie hofft, im Seminar so viel zu lernen, daß es ihr gelingt, sich bei nächster Gelegenheit öffentlich zu diesem Thema äußern zu können, ohne die Courage zu verlieren.

Marion G., Hausfrau und Mutter von drei Kindern, fühlt sich oft in die Ecke gedrängt, wenn sie ihre "Nur-Hausfrauen-Position" verteidigt: "Andere werten das oft ab, aber ich will dagegenhalten. Ich mache meine Arbeit gern." Aber sie denkt auch an die Zukunft, wenn die Kinder erwachsen sind: "Dann muß ich darauf vorbereitet sein, wieder eine andere Arbeit zu machen." Sie will den Anschluß nicht verlieren und später den Anforderungen der Berufswelt gewachsen sein.

Fünf verschiedene Seminare haben Frauenbeauftragte und Erwachsenenbildungsstätte in diesem Jahr erstmals gemeinsam veranstaltet, alle mit dem Ziel, die Frauen dazu zu bringen, "sich einzumischen", für ihre Rechte einzutreten und Benachteiligungen abzubauen. Alle Veranstaltungen sind bisher ausgebucht gewesen. Für Maria Ernst sind es Fortbildungsseminare: "Alle Frauen haben Berufe, wo sie das, was sie hier erfahren haben, auch weitergeben können."

Das letzte Seminar der Reihe findet am 24./25. Oktober statt. "Zeit für mich" ist das Thema. Die Teilnehmerinnen können sich bei der Oberurseler Frauenbeauftragten Erika Krumbein (Telefon 06171-502369) anmelden. nau

Basarstimmung,

vorweihnachtlich

OBERURSEL. Die Kerzen, die aufflackerten, die gläsernen Kugeln und die bunten Seidentücher legten falsche Spuren: In der Stadthalle herrschte Basarstimmung, ein bißchen Weihnachten schimmerte auch schon durch - aber das war's nicht. Künstler-Markt nannte sich die Großveranstaltung, organisiert von einer Agentur aus Siegen in Westfalen. Geometrisches Silber, Blumengestecke, Puppen und Bären, Schmuck, Teppiche und ein paar Aquarell- und Ölbilder: Das bunte Angebot stand einem Weihnachtsmarkt in nichts nach - mit dem Unterschied, daß jeder Besucher vier Mark Eintrittsgeld berappen mußte. Die Künstler - oder besser die Kunsthandwerker - waren aus allen deutschen Landen gekommen. Eine bunte Mischung aus Profis und Amateuren, die meisten reiseerfahren. "Wir fahren von Kunstmarkt zu Kunstmarkt", erzählt eine Dortmunderin, ihr Mann malt die Bilder als Hobby: "Ich fahr' gerne mit, da sieht man mal was anderes."

Das Angebot präsentierte sich auf Dutzenden von Tischen, die Suche zwischen Silber-Ohringen, Tiffany- Glasstückchen und anderen hübschen Basteleien nach originellen Kunst- Stückchen gestaltete sich schwierig. "Ich hab gedacht, das sind alles Bilder", sagte ein Mann enttäuscht; "bei dem Durcheinander finde ich nie was." Er war auf der Suche nach einem Bild für sein Büro. Für seinen Geschmack war nichts dabei, und zu einem Trockenblumenstrauß als Alternative konnte er sich nicht entschließen . . . nau

Der dritte Partner

KRONBERG. Seit zehn Jahren gibt es freundschaftliche Kontakte zwischen Kronbergs Stadtteil Oberhöchstadt und dem italienischen Küstenort Porto Recanati (bei Ancona). Die in dieser Zeit gewachsene Freundschaft wird im nächsten Jahr partnerschaftlich festgeklopft, mit Urkunden und offiziellen Feiern als Städtepartnerschaft besiegelt: So sehen es der Freundeskreis der Oberhöchstädter Italien-Fans und der Magistrat, der eine Delegation aus Italien zu Gast hatte, an der Spitze Bürgermeister Guiseppe Giampaoli.

Gemeinsam wurde der Partnerschafts-Vertragstext formuliert, den die Stadtverordneten noch genehmigen müssen.

Die Einzelheiten der Verbrüderungsfeier sind noch nicht ausgehandelt. Für Guiseppe Giampaoli soll das Fest gleichzeitig mit der Jubiläumsfeier (100 Jahre Stadtrechte) des italienischen Ortes stattfinden.

Beim Empfang im Kronberger Rathaus zeigte sich, daß es - sieht man von den Sprachproblemen ab - keinerlei Schwierigkeiten gibt: Die Freundschaft steht fest, alles andere sind nur Formalitäten. Und die können die Italiener mit den Kronbergern schnell über die Bühne bringen. Giampaoli: "Kronberg kommt vor Argentinien dran, dort verhandeln wir auch noch mit einer Partnerstadt."

Mit Porto Recanati bekommt Kronberg die dritte Partnerstadt. Jeder Stadtteil hat für eine gesorgt: vor 20 Jahren Schönberg mit der französischen Stadt Le Lavandou, vor knapp fünf Jahren Kronberg mit Ballenstedt in der ehemaligen DDR und jetzt Oberhöchstadt mit Porto Recanati. Rivalitäten, versichert Bürgermeister Wilhelm Kreß, wird es unter den verschiedenen Partnerschaftsvereinen nicht geben. nau

Karstadt fühlt sich bedrängt Vorstandschef Deuss übt Kritik an Metro und WestLB

jk FRANKFURT A. M. "Vor Erwin Conradi muß man den Hut ziehen." Dies sagt nicht etwa ein glühender Bewunderer des Chefs der Düsseldorfer Metro-Gruppe, sondern einer, der eher mit zähneknirschender Ohnmacht die Winkelzüge und Expansionsgelüste dieses Managers verfolgt. Walter Deuss, als erster Karstadt- Mann immerhin der Boß des größten europäischen Warenhauskonzerns, fühlt sich offenbar zunehmend bedrängt von Conradi und dessen Imperium, das mit den Metro-Märkten, mit Massa, Primus/ Meister, mit Asko, Kaufhof und indirekt Horten (um nur einige Beispiele zu nennen), gerade dabei ist, eine für Außenstehende nicht mehr überschaubare Größenordnung anzunehmen.

Diese Entwicklung findet Deuss, wie er vor dem Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten betonte, zum einen unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten "nicht gut". Ferner stört ihn, "daß der gesamte Komplex nicht in einer einheitlichen Bilanz" dargelegt ist. Und schließlich stimmt für ihn "die Größe des Nukleus der ganzen Sache" - gemeint ist offenbar Metro - mit der Verantwortlichkeit nicht überein. Ebenso kritisch beäugt Deuss die neuesten Tendenzen im Touristikgeschäft, in dem die Karstadt- Leute mit ihrer Neckermann-Beteiligung ebenfalls kräftig mitmischen. Ohne sich auf Details einzulassen, meint der Essener Manager: "Irgendwo hört's auf." Was aufhören soll, ist nicht schwer zu erraten - die Bemühungen der unvermeidlichen Westdeutschen Landesbank (WestLB), die Charterfluggesellschaft LTU mit TUI und anderen Reiseveranstaltern zu einer den Markt dominierenden Gruppe zu verschmelzen.

Kopfzerbrechen bereitet Deuss und natürlich auch der gesamten Branche nicht zuletzt die Bundesregierung, genauer: Umweltminister Klaus Töpfer. Dessen geplante Elektronikschrott-Verordnung wird "auf unserem Rücken" ausgetragen, befürchtet Deuss, obwohl doch nicht die Händler, sondern die Verbraucher Elektronikschrott produzierten, in dem sie Fernseh- oder HiFi-Geräte ausrangierten. "Eine andere Lastenverteilung" mahnt Deuss mit Blick darauf an, daß "wir aufhören, Händler zu sein" und "multifunktionale Unternehmer" werden.

Klage gegen Türkei wegen Zypern Bewohner des besetzten Inselteils fordert Freizügigkeit Von unserem Korrespondenten Gerd Höhler

NIKOSIA, 5. Oktober. Erstmals seit der türkischen Invasion auf Zypern vor 18 Jahren hat jetzt ein Zypriote gegen die Türkei vor der Europäischen Menschenrechtskommission Klage erhoben. Ahmet Cavit, ein türkisch-zypriotischer Kinderarzt, der im türkisch besetzten Norden Nikosias lebt, will mit der Klage sein Recht auf Freizügigkeit durchsetzen. Bisher genehmigen die türkischen Behörden den im Norden lebenden türkischen Zyprioten nur in Ausnahmefällen Besuche im Süden der Insel.

Zypern ist geteilt, seit die Türkei im Sommer 1974 das nördliche Drittel der Insel besetzte. Die Invasion war eine Reaktion auf den Versuch der damals in Athen regierenden Obristenjunta, Zypern zu annektieren und die türkische Minderheit zu vertreiben. Der türkisch-zypriotische Volksgruppenführer Rauf Denktasch rief im besetzten Norden Ende 1983 seine nur von Ankara anerkannte "Türkische Republik Nordzypern" aus.

Anlaß für die Menschenrechtsklage des türkischen-zypriotischen Arztes war die Weigerung der türkischen Behörden, ihm am Freitag vergangener Woche einen Besuch im Süden Nikosias zu ermöglichen. Cavit wollte einer Einladung des deutschen Botschafters folgen und am Botschaftsempfang zum zweiten Jahrestag der deutschen Vereinigung teilnehmen.

Bereits in früheren Fällen, sagte der Arzt in einem am Wochenende veröffentlichten Gespräch mit der griechisch-zypriotischen Zeitung Phileleftheros, sei ihm untersagt worden, die türkische Besatzungszone zu verlassen. Nicht einmal zu medizinischen Kongressen habe man ihn reisen lassen. Cavit ist ein prominenter Gegner des Denktasch-Regimes. In dem Gespräch äußerte der Arzt die Befürchtung, man werde nun versuchen, ihn "zum Schweigen zu bringen". Nach Informationen des Blattes planen jetzt mindestens drei weitere türkische Zyprioten Menschenrechtsklagen gegen die Türkei.

Hans-Georg Brum als SPD-Spitzenmann gekürt

OBERURSEL. Hans-Georg Brum ist der Spitzenkandidat der SPD für die Kommunalwahlen im März '93. Bei der Kandidatenkür gaben 65 der 68 anwesenden Sozialdemokraten dem derzeitigen Fraktionsvorsitzenden ihr Ja.

Ähnlich eindeutige Zustimmung fanden alle Kandidaten auf der Liste. Die weiteren Spitzenpositionen wurden ebenfalls wieder mit den "bisherigen Führungskräften der Fraktion besetzt", wie Parteivorsitzender Heinz Köhler betont.

Brum folgen Gerda Hoffmann, Eggert Winter und Christiane Müllrich. Im weiteren Feld der als sicher geltenden ersten 16 Plätze gibt es allerdings auch einige neue Namen: Walter Breinl steht auf Platz 5. Der 41jährige Lehrer, Sprecher des Ortsbezirks Rosengärtchen, leitet schon lange die Arbeitsgruppe Kultur/ Jugend/Vereine. Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), die Lehrerin Jutta Niesel-Heinrichs (38), kandidiert auf Platz 6. Neu im Kandidatenkarussell sind außerdem die Rechtsreferendarin Yvonne Ott (29), die bei Jusos und AsF engagiert ist, auf Platz 8 und Ursula Schymura (39), Bankjuristin und Verkehrsexpertin, auf dem 14. Rang. Der Student Markus Schmidt (27), Sprecher der Jusos, kandidiert auf Platz 15, die Biologin Gudrun Koeniger (49) auf Platz 16.

Das Wahlprogramm wird erst in einigen Wochen diskutiert. nau

SV 09 Flörsheim, Frauen-Fußball Mit einem Punkt in Wölfersheim zufrieden

Das für den Samstag angesetzte Bezirkspokalspiel (Halbfinale) zwischen dem Fußball-Landesligisten Limburg- Lintern und dem klassenhöheren Oberligisten SV 09 Flörsheim wurde kurzfristig abgesagt und soll voraussichtlich am 14. Oktober ausgespielt werden. Limburg stellte eine Spielerin für die hessische Auswahl ab. Daher mußte die Partie verlegt werden. So konnte sich der SV 09 Flörsheim in aller Ruhe auf das anstehende Spitzenspiel der Frauen-Oberliga am Samstag (15 Uhr) beim noch verlustpunktfreien Spitzenreiter TSG Wölfersheim vorbereiten. Der Klassenneuling aus der Wetterau stellt das Sensationsteam der Liga dar, erzielte bei seinen vier Kantersiegen stolze 18:2-Tore. Flörsheim ist noch ohne Gegentor (7:1-Punkte wurden mit 6:0-Toren geholt).

Die "Minimalisten" vom Untermain bauen auch beim Gipfeltreffen auf ihre stabile Abwehr mit der überragenden Torhüterin Elke Ringel. Weiterhin fehlen wird Libera Billy Hense (Meniskusverletzung), die aber bisher von Heike Höntsch gut vertreten wurde. "Ein Punkt würde uns erst einmal reichen. In der Rückrunde haben wir dann die starken Vereine Hungen und Wölfersheim zu Hause", hofft Abteilungsleiter Karlheinz Hochgesand auf den ersten Fleck auf der Wölfersheimer Weste. Möglicherweise feiert Abwehrspielerin Fabiola van Heek ihr Comeback nach der Verletzungspause. jo

Gala am laufenden Faden Puppenspieler Stefan Blinn in der Alten Oper

Herrreinspaziert zur Gala-Vorstellung von François Gelati! Herrreinspaziert in die Alte Oper zu "Geschichten am laufenden Faden" mit Artisten aus 13 Nationen und vier Holzarten! Sogar der geschniegelte Conferencier Gelati, ein näselnd-parlierender Latin Lover, ist wie einst sein Landsmann Pinocchio hand- und holzgeschnitzt und erwacht erst unter den flinken Händen seines Herrn zu theatralischem Leben. Der steht im Smoking neben ihm auf dem Podium, ist Einsager, wenn Gelati den Faden verliert, ist Requisiteur, Dompteur in der Raubtiernummer, Kellner beim "Ball der einsamen Herzen", Sprecher und virtuoser Puppenspieler.

Höhepunkt an Höhepunkt reiht sich da in Stephan Blinns "Piccolo Szenario": aus Lindenholz gedrechselt feiert Josephine Baker Auferstehung, Leonard Wetzstein brilliert auf dem Pianoforte, der Gummimensch Tschu- Wing-Gam hebt die Gesetze der Anatomie auf, Rigo Geigari Gulasch läßt - nach Strich und Faden - die Violine schluchzen und "Mister Edelholz" stellt Muskelpakete zur Schau, wo kein normaler Mensch mehr eine Stelle hat. Geradezu sensationell ist der Zweirad-Equilibrist, der in sausender Fahrt auf der Lenkstange einen Handstand macht, sehr poetisch die Episode vom "Büblein auf dem Eis", das sich vom blutigen Anfänger zum Schlittschuhflitzer entwickelt.

Die Marionetten, die Blinn sich selbst auf die Hand gearbeitet hat, sind technische Wunderwerke mit drei und vier Fadenkreuzen. Außerdem sind sie Charakterstudien und parodieren Attitüden und Allüren ihrer menschlichen Vorbilder. Blinn nimmt sich da selbst nicht aus. Signor Gelati ist seinem Schöpfer wie aus dem Gesicht geschnitten und persifliert den Alleinunterhalter ungeniert.

Gänzlich verzaubert will das erwachsene Publikum die beiden gar nicht mehr ziehen lassen und beharrt kindlich auf einer Zugabe. Aber der große Meister sagt: "Schluß!"

RUTH DRÖSE

Rohrreinigung kann das Trinkwasser trüben

DIETZENBACH. Zu Trübungen des Trinkwassers kann es in den nächsten Tagen in Dietzenbach kommen. Heute, Montag, 5. Oktober, werden die Hauptleitungen des Wasserrohrnetzes auf dem Hexenberg gespült, am 6. und 7. Oktober sind die Rohre im Ortskern an der Reihe und am 8. und 9. Oktober in Steinberg.

Waschmaschinen sollten erst nach der üblichen Arbeitszeit, also frühmorgens oder abends, angeschaltet werden. Generell wird empfohlen, vor der Verwendung von Leitungswasser zu überprüfen, ob es verschmutzt ist. fuh

"Wer schweigt, ist Teil des Terrors auf der Straße" Keine Koordination: Zwei Demonstrationen fürs gleiche Ziel / Notruf-Telefon eingerichtet

OFFENBACH. Gleich zwei Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus und Neonazismus gab es nahezu zeitgleich am Freitag abend in der Offenbacher Innenstadt. Vor dem Rathaus trafen sich knapp hundert Menschen, darunter FDP-Fraktionsvorsitzender Ferdi Walther, zu einer Kundgebung. Eingeladen dazu hatten die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und ihre ausländischen Gemeinden.

Auf dem Marktplatz versammelten sich rund 400 Demonstranten, um anschließend durch die Innenstadt zu ziehen. Eingeladen dazu hatte das "Aktionsbündnis gegen Rassismus Offenbach". Bündnis-Sprecher Jens Winter begründete die mangelnde Koordination der beiden Veranstaltungen zum gleichen Thema mit "organisatorischen Schwierigkeiten".

So demonstrierte dann vor dem Rathaus das eher "bürgerliche Lager" für mehr Nächstenliebe und gegen die "Ausgrenzung von Ausländern", während das "gesamte linke Offenbacher Spektrum" vor allem die Gewalttätigkeiten der Neonazis und Rechtsradikalen gegen Asylbewerber verurteilten. An dieser Demonstration nahm auch die Autorin Saliha Scheinhardt, ehemals die Offenbacher Schriftstellerin im Bücherturm, teil.

Vor dem CDU-Parteibüro in der Luisenstraße betonte Dimitrios Chilas von der Griechischen Gemeinde, daß eine "gedankenlose und latente Ausländerfeindlichkeit im Alltag genauso gefährlich ist, wie die gewalttätigen Angriffe auf Wohnheime". Chilas warnte vor der Gleichgültigkeit und betonte: "Auch Worte können anstiften, ebenso Nichtstun und Zuschauen." Er berichtete von der zunehmenden Angst der Ausländer um ihre Unversehrtheit und um ihre Existenz und von ihrer Hofffnung auf den Schutz der Polizei und der deutschen Mitbürger.

Peter Paschke vom Aktionsbündnis mahnte in seiner Rede am Aliceplatz: "Jeder Mensch ist verantwortlich, der zur Gewalt schweigt. Die schweigende Mehrheit, die nichts weiß, nichts denkt, nichts fühlt, gab es schon viel zu oft. Wer schweigt, ist Teil des Terrors auf der Straße. Wir schauen dem nicht länger zu. Wir wollen Gewalt verhindern, die sich gegen Menschen mit einem andersfarbigen Papierzettel richtet, der sich Passport nennt."

Das Aktionsbündnis gegen Rassismus trifft sich jeden Dienstag um 20 Uhr im Internationalen Zentrum, Frankfurter Straße 63. Das Bündnis hat auch ein "Notruftelefon für Hilfe bei Überfällen auf Flüchtlinge und AusländerInnen" eingerichtet: tagsüber von montags bis freitags 069 / 88 70 90 und 069 / 82 43 70, nachts und an Wochenenden 069 / 70 33 37. lz

Bürger-Befragung über eine Stadtbus-Linie

DIETZENBACH. Wann fährt in Dietzenbach ein Stadtbus? Das hängt davon ab, wieviele Bürger ihn wollen. Der Magistrat verschickt derzeit einen Fragebogen an die Firmen in den Gewerbegebieten. Wann und mit welchen Verkehrsmitteln die Mitarbeiter in den Betrieb kommen und ob sie statt mit dem Auto lieber mit einem Stadtbus fahren würden, soll mit der Umfrage herausgefunden werden.

Der Stadtbus soll das Nahverkehrssystem verbessern und an die künftige S- Bahn-Linie gekoppelt werden; er könnte die Innenstadt und die Gewerbegebiete besser mit dem Bahnhof verbinden. fuh

Häufchen in der Tüte

IN SELIGENSTADT dürfen die Hunde nicht mehr dahin machen, wo es ihnen gefällt. Zumindest müssen die Herrchen und Frauchen dafür sorgen, daß die Haufen von der Straße und aus dem Rasen verschwinden, damit kein Spaziergänger versehentliche hineintritt. "Huko" macht's möglich, verspricht der Werbeprospekt einer Firma, die ein komplettes Kot-Beseitigungs-Set liefert. Fünf solcher Entsorgungsboxen sind im Stadtgebiet aufgestellt worden: am Mainufer zwischen Friedhof und Mainring, an der Fähre und am Containerstandplatz in der Eichendorffstraße. Klein-Welzheimer finden die grünen Tonnen am Festplatz und die Froschhäuser an der Friedensstraße / Ecke Mozartweg. Das sind alles Stellen, an denen die meisten "Tretminen" auf die Spaziergänger warten, wie die Mitarbeiter der Stadtreinigung und die Gärtner festgestellt haben.

Das Rundum-Entkotungs-System besteht aus dem Abfalleimer, in den ein Plastiktüten-Spender integriert ist; alles in ökologischem Grün-Anstrich. "Viele Gründe sprechen dafür!" Schließlich ist Huko "sofort einsatzbereit" und "sogar in Hemdtaschen mitzuführen" - natürlich ungefüllt. Zwei Pappgriffe am Tütenrand gewährleisten "hygienische, gründliche Entfernung von Hundekot", und das sogar "in allen Konsistenzen (auch weich)". Selbst wenn der kleine Liebling Verdauungsprobleme haben sollte: Ruck-zuck ist auch die flüssigste Mischung in die Tüte geschabt.

Der Umgang mit den Super-Tüten soll so einfach sein, daß Herrchen die Leine in der Hand behalten kann, während er den Haufen beseitigt. fuh

Appell zu einem Miteinander Die Kinder-Theatertruppe Mimikri räumt mit Vorurteilen auf

HANAU. "Ein anständiges Schweinemädchen spielt nicht mit einem flatterigen Körnerpicker!" grunzt es wichtigtuerisch aus dem Schweinekoben. "Ein ordentliches Huhn treibt sich nicht mit einem dicken Dreckschnüffler herum!" gackert es hochnäsig von der Hühnerleiter. Aber Ferkelchen Inge und Küken Philippine - beides behütete Einzelkinder -, langweilen sich und möchten sooo gerne mit einem anderen Kind spielen!

Als sie sich zum erstenmal auf dem Hof begegnen, beäugen sie sich mit anerzogenem Mißtrauen, im vorprogrammierten Streit fliegen Fetzen und Schimpfwörter: "Suppenhuhn!" hier und "Speckschwarte!" da. Aber dann merken die beiden, daß sie allen Unterschieden zum Trotz Gemeinsamkeiten haben und noch viel zusammen machen können. Sie musizieren, helfen sich beim Äpfelpflücken, besuchen sich gegenseitig und entziehen sich dem Gezeter der jeweiligen Eltern, indem sie für ein Weilchen aus deren Gesichtskreis verschwinden. In Sorge um ihre Tierkinder überwinden auch die Eltern ihre Ressentiments und sind "ganz stolz" auf ihre lieben Kleinen, die so einträchtig miteinander umgehen.

Inspiriert von F. K. Waechters Kinderbuch hat das Theater Mimikri für Menschen ab vier ein Kinderstück über Vorurteile, Freundschaft und Anderssein entwickelt. Den tierischen Stoff setzt es mit animalischen Charakterstudien, Körperbildern und symbolträchtigen Interaktionen um. Der pädagogische Anspruch ist integriert in lockeres, humorvolles Spiel, das den erhobenen Zeigefinger ebenso vermeidet wie blinden Aktionismus.

Die Darstellungsweisen von Lilli Schwethelm (Hühnermädchen Philippine) und Christiane Burkhard (Schweinemädchen Inge) sind gleichermaßen routiniert und lustvoll. Hinreißend auch, wie sie mit riesigen Stabfiguren und Handpuppen die Tiereltern ins Feld führen und fast übergangslos Stilmittel und Spielebenen wechseln.

Die Minis im Parkett quittieren das Programm dieses fünften Nachmittags der Kinderkulturwoche mit beifälligem Quieken, aufgeregtem Kikeriki und rückhaltlosem Vergnügen. Unter ihnen auch 20 bosnische Flüchtlingskinder, die wie schon an den Tagen zuvor dem Angebot des Kulturamtes gefolgt waren, kostenlos (Transfer und Vorbereitung durch einen Übersetzer inklusive) an den Veranstaltungen im Comoedienhaus Wilhelmsbad teilzunehmen. RUTH DRÖSE

Vorschlußrundenspiele um die Feldhockeymeisterschaft der Frauen RRK bedankt sich für Kunstrasen mit Finaleinzug Rüsselsheimerinnen ertmals im Endspiel / Eintracht Frankfurt fand in Leverkusen den Meister

Rüsselsheimer RK gegen den RTHC Leverkusen heißt das Finale um die 47. Deutsche Feldhockeymeisterschaft der Frauen. Das Endspiel findet am kommenden Sonntag (14.30 Uhr) am Rüsselsheimer Sommerdamm statt. Nach zwei vergeblichen Anläufen - jeweils 1:2-Niederlagen in Leverkusen 1990 und zu Hause gegen Club Raffelberg 1991 - erreichte der zweimalige deutsche und europäische Hallenmeister aus Rüsselsheim vor 500 Zuschauern durch ein 1:0 über Eintracht Braunschweig zum ersten Mal ein Feldhockey-Endspiel. Eintracht Frankfurt kann den Titel nicht verteidigen. Sie unterlag im zweiten Halbfinalspiel mit 0:2 beim RTHC Leverkusen, der nun nach 1982, 1983, 1985 und 1990 nach dem 5. Titel strebt.

"Jetzt haben wir endlich auch den Durchbruch auf dem Feld erreicht und wollen nun mit der Meisterkrone unserer Stadtverwaltung ,Dankeschön' für die herrliche Kunstrasenanlage sagen", freute sich RRK-Trainer Berti Rauth, der erst in den Schlußminuten, als die Braunschweigerinnen mit Mann und Maus stürmten, seine sonst ungewohnte Zurückhaltung aufgegeben und seine Mädels noch einmal kräftig motiviert hatte. Der Braunschweiger Trainer Ulrich Hasse (32), Bankkaufmann, trauerte den vergebenen Chancen nach: "Wenn man solche Möglichkeiten nicht nutzt, kann man nicht gewinnen. Die Rüsselsheimerinnen haben somit verdient gewonnen." Hasse dachte vor allem an die 57. Spielminute, als die Gäste ihre größte Ausgleichschance vergaben. Anja Mück, die RRK-Vorstopperin, servierte in der Mitte des Spielfeldes die Kugel auf den Schläger der Braunschweiger Angriffsführerin Irena Kuhnt. In einem wahren Sturmlauf überlief diese den sonst so großartig abwehrenden Libero Sabine Lersch, spielte auch noch die herausstürzende Nationaltorhüterin Bianca Weiß aus und legte der mitgelaufenen Nadine Ernsting-Krinke die Kugel einschußbereit vor - aber diese traf nur das Außennetz.

Es war die größte der von den Braunschweigerinnen vergebenen Chancen, die von dem agilen Kontersturm der Silbermedaillengewinnerinnen Heike Lätsch, Irena Kuhnt und Nadine Ernsting-Krinke, trotz glänzender Bewachung vor allem durch die beiden RRK-Außenverteidigerinnen Susanne Müller und Denis Klecker, erarbeitet wurden.

Die Rüsselsheimerinnen indessen gaben besonders vor der Pause den Ton an. Die Außenstürmerinnen Maja Busch und Sybille Breivogel trieben die Kugel wuchtig nach vorn, und trotz Konditionsschwächen der Nationalspielerinnen als Folge einer Magen-Darm-Infektion, die diese sich auf der Urlaubsreise der Medaillengewinner nach Djerba/Tunesien eingefangen hatten, brachten sie den Vorsprung, den Tanja Dickenscheid in der 25. Minute im Anschluß an die zweite RRK-Ecke nach Abspiel von Eva Hagenbäumer zum 1:0 erzielt hatte, dank der konsequenten Abwehr über die Zeit.

45 Minuten lang gab die Frankfurter Eintracht in Leverkusen klar den Ton an. "Ich war völlig überrascht, mit welch einem Elan meine Mannschaft das Spiel in der ersten Hälfte anging", wunderte sich Eintracht-Trainer Jürgen Fiedler über die Leistung seiner Schützlinge. Während die Frankfurterinnen mutig stürmten, erwarteten die Leverkusenerinnen fast ängstlich die Angriffe. Obwohl Natella Krasnikowa eng bewacht wurde, sorgte sie, dank guter Vorlagen von Dagmar Bremer, immer wieder für Chancen. Tore indessen blieben aus. Das sollte sich rächen. Ein Fehlpaß von Birgit Mensch eröffnete nach 45 Minuten dem RTHC, der Nationalspielerin Franziska Hentschel ersetzen mußte, eine Serie von Ekken, und nach 53 Minuten gelang Anja Brandes, nach zweimaliger Abwehr von Eintracht-Torfrau Jutta Hellendahl, der Führungstreffer. Sechs Minuten später entschied Stefanie Epp mit einem Rückhandschlenzer über Jutta Hellendahl hinweg mit dem 2:0 die Partie. ws

FDP und Asylrecht Eine Zierde, die zur Last wird

Das Wort wirkte eigenartig fehl am Platz. Als "Zierde" wollte Ignatz Bubis jenen Grundgesetz-Artikel verstanden wissen, über den so heftig gestritten wird, nicht nur auf dem Bremer FDP-Parteitag am Freitag und Samstag. Das Asylrecht - eine Zierde? Etwas Schmückendes also, darin vermochten noch einige Parteifreunde dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden zu folgen. Aber der Begriff der Zierde birgt mehr, vermittelt einen Eindruck von Schönheit, Leichtigkeit gar. Und geriet damit vollends zum Fremdwort in dieser vielstündigen Debatte.

Da war schließlich nicht nur jener sächsische Delegierte, auf den Bubis sich direkt bezog, der das "Asylproblem" als eine "alt-bundesdeutsche Altlast" charakterisiert hatte. Auch den anderen in der Arbeitsgruppe, die bei diesem Beitrag erschreckt zusammenzuckten, murmelnd aufbegehrten, wäre ein Wort wie Zierde wohl nicht in den Sinn, geschweige denn über die Lippen gekommen. Asyl, das ist ein verpflichtendes Erbe deutscher Geschichte (so Parteichef Otto Graf Lambsdorff), ein "Vermächtnis der Gründungsväter", das Hildegard Hamm-Brücher, die große alte Dame der Liberalen, "sehr sehr ernst zu nehmen" bat. Etwas Schweres also selbst in den Augen jener, die sich des Grundrechts nicht wie einer Altlast zu entsorgen trachteten.

Ein Thema überdies, das an den Nerv der Partei rührte. "Sind wir noch die Rechtsstaatspartei, die wir seit Jahrzehnten sein konnten?" fragte etwa ein Verwaltungsrichter, mit den praktischen Problemen der Anerkennungsverfahren bestens vertraut. Und beharrte vorsichtshalber nicht auf einer Antwort.

Vordergründig ging es in der Asyl-Arbeitsgruppe um Halbsätze und Spiegelstriche. Ob das Grundrecht schon auf Seite 1 des Antrags als ein "individuelles" zu kennzeichnen sei (abgelehnt) oder erst auf Seite 2 (angenommen). Der Konflikt zwischen liberaler Grundsatztreue und Von Astrid Hölscher (Bremen) den pragmatischen Anforderungen an eine Regierungspartei blieb latent, allenfalls Bubis, Hamm-Brücher und einige Jungliberale wagten ihn offen anzusprechen. Es war, als stünde das Parteitags-Motto "Die Einheit gestalten", eigentlich gemünzt auf Leitantrag und deutsche Wirtschaftssorgen, über allem: Nur keine Zwietracht säen in der Partei.

Dies sei "nicht die Zeit, liberale Positionen über Bord zu werfen", hatte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in einem kraftvollen, aber allgemein gehaltenen Beitrag im Plenum gesagt. Wenig später in der Arbeitsgruppe, da es ums Detail ging, klang die Justizministerin seltsam vage: Wenn die FDP am individuellen Anspruch auf Asyl festhalte, "verbauen wir uns nichts". Offen halten hieß die Parole.

So geriet die Debatte eher zu einer Anreihung von Deklarationen denn zum wirklichen Meinungsaustausch. Da warnte Bubis seine Partei, "unter dem Druck der Straße" zu entscheiden. Während ein Delegierter aus Thüringen angesichts wachsender Flüchtlingszahlen den Demokratiebegriff bemühte: "Die Menschen in unserem Lande wollen diesen Zustand nicht mehr", und eine freie, demokratische Partei müsse "ab und zu auf die Stimmen unserer Wähler hören". Da sprachen die einen vom Menschenrecht, das sie nicht "auf dem Altar der Koalition" zu opfern bereit seien (die Hamburgerin Barbara Bludau). Andere, Bremens Innensenator Friedrich van Nispen etwa, dachten an Unterbringungsnöte und Mißbrauch des Grundrechts "in Form des Sozialhilfebetrugs und des Drogenhandels".

Die Problematik, faßte Gerhart Baum die Diskussion der Arbeitsgruppe für das Plenum zusammen, entziehe sich "einfacher Antworten". Also versuchte sich der Parteitag in zweideutigen Beschlüssen, stellte schwerlich Vereinbares schlicht nebeneinander. Das Verfahren für Asylbewerber aus (vermuteten) "Nichtverfolger-Staaten" soll verkürzt werden - aber unter Wahrung von Einzelfallprüfung und Rechtsweggarantie. Die FDP erklärt sich zur Verfassungsänderung bereit, "ohne dabei das individuelle Grundrecht auf Asyl im Kern aufzuheben".

"Im Kern", wie immer der zu definieren wäre, der Parteitag ließ es offen. Warum nur will bei diesem Halbsatz, der doch die regierenden Pragmatiker bremsen soll in ihrem Eifer, das Grundrecht zu einem Gnadenakt des Staates umzumodeln, ein Bild nicht aus dem Kopf? Ein schiefes Bild, so unpassend wie das Wort von der Zierde. Das Bild eines Kirschkerns, der ausgespuckt am Boden liegt - und niemand hebt ihn auf.

Im Wortlaut: Vatikan Das Recht auf Asyl

Zur Flüchtlings- und Asylproblematik hat der Vatikan am Freitag ein Dokument herausgegeben. Auszüge aus einer Übersetzung der Katholischen Nachrichten-Agentur: "Obgleich man immer zwischen Flüchtlingen und anderen ,Menschen unterwegs' unterscheiden muß, ist es manchmal schwierig, eine genaue Trennungslinie zu ziehen, und gewisse willkürliche Auslegungen in dieser Frage werden oft zur Begründung für restriktive politische Verfahrensweisen herangezogen, die kaum mit der Achtung der Würde der Person im Einklang stehen. (. . .)

6. Trotz eines wachsenden Bewußtseins der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen den Völkern und Nationen bestimmen einige Staaten, entsprechend ihren eigenen Ideologien und besonderen Interessen, die Kriterien für die Einlösung internationaler Verpflichtungen recht willkürlich. Gleichzeitig gibt es heute in Ländern, die in der Vergangenheit zu einer großzügigen Aufnahme von Flüchtlingen bereit waren, eine besorgniserregend ähnliche Tendenz hin zu politischen Entscheidungen, die darauf abzielen, die Zahl der Asylsuchenden möglichst niedrig zu halten und Anträge auf Asyl zu erschweren.

Während Zeiten wirtschaftlicher Rezession die Auferlegung bestimmter Aufnahmebeschränkungen verständlich machen können, kann gleichwohl das Grundrecht auf Asyl niemals verweigert werden, wenn das Leben im Heimatland des Asylsuchenden ernsthaft bedroht ist. Es ist sehr beunruhigend, zusehen zu müssen, wie die für die Lösung des Flüchtlingsproblems bereitgestellten Mittel reduziert werden und wie die politische Unterstützung für die Strukturen, die gerade zum Zweck des humanitären Dienstes an Flüchtlingen geschaffen wurden, schwindet. (. . .)

9. Das Flüchtlingsproblem muß an seinen Wurzeln angegangen werden, das heißt auf der Ebene der wahren Ursachen für Vertreibung und Flucht. Das erste Kriterium darf dabei nicht das Interesse des Staates oder der nationalen Sicherheit sein, sondern allein der Mensch, so daß das Bedürfnis, in einer Gemeinschaft zu leben und sich zu einem Gemeinwesen, einem Land zugehörig zu fühlen, ein Grundbedürfnis, das sich aus der Natur des Menschen selbst ergibt, respektiert wird.

Die Menschenrechte, wie sie durch Gesetz, Vereinbarungen und internationale Abkommen definiert werden, zeigen den Weg auf, den sie gehen müssen. Eine dauerhafte Lösung des Flüchtlingsproblems jedoch wird dann erreicht werden, wenn die Völkergemeinschaft über die gesetzten Normen für den Schutz von Flüchtlingen hinaus deren Recht anerkennt, einem Gemeinwesen anzugehören. (. . .)

11. Jedes Land hat die Pflicht, die Rechte von Flüchtlingen zu achten und sicherzustellen, daß sie genauso respektiert werden wie die Rechte der eigenen Bürger. Wenn Menschen vor einem Bürgerkrieg oder einer militärischen Invasion fliehen, dann ist es zu ihrem Schutz erforderlich, daß sie als nichtkombattant angesehen werden. Sie wiederum müssen ausdrücklich auf den Gebrauch von Gewalt verzichten. (. . .)

14. Eine überaus genaue und gewissenhafte Beachtung des Prinzips der Freiwilligkeit der Rückkehr ist eine nicht verhandelbare Grundvoraussetzung für jede Verfahrensweise den Flüchtlingen gegenüber. Niemand darf in ein Land zurückgeschickt werden, wo er oder sie diskriminierende Handlungen oder ernste, lebensbedrohende Situationen zu befürchten hat. In den Fällen, in denen die zuständigen Behörden eines Landes beschließen, Asylbewerber nicht anzuerkennen, weil sie keine echten Flüchtlinge seien, sind sie moralisch verpflichtet, sicherzustellen, daß den Betroffenen eine sichere und freie Existenz anderswo garantiert wird. (. . .)

20. Ein Blick in die Welt im Geiste der Solidarität offenbart sofort die ethisch unannehmbare Tatsache, daß Millionen von Flüchtlingen unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Besonders die Bürger und Institutionen der demokratischen und wirtschaftlich entwickelten Staaten können angesichts einer derartig tragischen Situation nicht gleichgültig bleiben. (. . .)

24. Die Regierungen, die bereits so viel für die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen getan haben, sollten ihre diesbezüglichen Aktivitäten nicht einstellen und ihre Grenzen so lange nicht schließen, wie für viele Flüchtlinge die einzige Überlebenschance darin besteht, in einem dritten Land Zuflucht zu suchen. (. . .)"

Speedway-Mannschaftsfinale in Landshut Olching drehte mächtig auf Geschlauchter MSC Diedenbergen blickte in die Auspuff-Röhre

Ohne Chance auf den vor Saisonbeginn erhofften Meistertitel blieben die Speedway-Fahrer des MSC Diedenbergen. Vor knapp 2000 Zuschauern im Landshuter Ellermühlenstadion reichte es für den vom Verletzungspech arg gebeutelten letztjährigen Vizemeister im Mannschaftsfinale nur zum vierten und letzten Platz. Den Titel holte etwas überraschend der bayerische Außenseiter MSC Olching (44 Punkte) vor dem entthronten Titelverteidiger AC Landshut (35), dem Nordzweiten MSC Brokstedt (22) und dem MSC Diedenbergen (19).

"Angesichts der Ausfälle von gleich vier Stammfahrern konnten wir keine Wunderdinge erwarten. Unsere wahre Stärke haben wir in Bestbesetzung mit dem souverän errungenen Nordmeistertitel in der Bundesliga demonstriert", resümierte Diedenbergens Abteilungsleiter Horst Zahn. Der MSC mußte ohne die beiden ausländischen Könner John Davis (verletzt), Brian Karger (Start in England), den Frankfurter Mario Trupkovic (nach Kreuzbandriß droht ihm das Ende seiner Karriere) und Andreas Rahn (Prellungen) auskommen. Nachdem Junior Oliver Schäfer bereits im ersten Rennen gestürzt war und nicht mehr an den Start ging, war auch das Minimalziel dritter Platz nicht mehr zu realisieren. Beste Punktesammler für Diedenbergen waren Kapitän Klaus Lausch (8) und der immer stärker fahrende Robert Kessler (7). Dazu gesellte sich noch die schwache Ausbeute der vier restlichen Fahrer mit dem Polen Szewczyk (2), Zapf (1) und Domes (1). Punktlos blieb Schäfer.

Zwar besaß Gastgeber Landshut mit Nationalmannschaftsfahrer Gerd Riß (11) und dem Neuseeländer Shirra (11) zusammen mit dem Olchinger Zoltan Ardorjan die besten Einzelfahrer, aber auf den Positionen drei bis fünf war Olching eindeutig besser besetzt. Bei Landshut war die Enttäuschung nach dem verlorenen Titel riesengroß.

Für Diedenbergen gab es ein Trostpflaster, denn beim vorhergehenden Rennen der zweiten Liga qualifizierte sich das MSC-Team souverän für den Endlauf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Diedenbergen errang nach den vier Bundesligavorläufen den Südmeistertitel und gilt nun am kommenden Sonntag (Start 14 Uhr) beim krönenden Finale in Nordhastedt als leichter Favorit gegenüber den Mitbewerbern Olching, Ludwigslust (einziger Vertreter aus den neuen Bundesländern im Finale) und Gastgeber Nordhastedt. Diedenbergen tritt mit Kessler, Szewczyk, Theobald, Winter und Schäfer an. jo.

Alina mochte schon vorzeitig zum Einzug in die zweite Europapokal-Runde gratulieren Nur Torjägers Tochter unterbrach die Trefferflut Schwalb und Hofmann Garanten des Erfolgs / Wallau/Massenheim - HC Wien-West35:18

Der Pfiff der Schiedsrichter kam überraschend. Es waren gerade einmal fünf Minuten in der zweiten Hälfte des Europapokalspiels zwischen der SG Wallau/ Massenheim und dem HC Wien-West gespielt, als ein Angriff der Gastgeber durch die französischen Unparteiischen abrupt und scheinbar grundlos unterbrochen wurde. Aber die den Wallauern in zweifelhaften Spielsituationen durchaus zugeneigten Schiedsrichter hatten schon einen Anlaß. Ein Bewunderer des an diesem Samstag vor 1500 Zuschauern in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle überragenden Martin Schwalb (8/1) hatte sich auf die Socken gemacht, um dem Rückraumspieler vorzeitig zum Einzug in die zweite Runde zu gratulieren. Alina heißt der kleine Fan, ist anderthalb Jahre alt, und hat vom Vater den Handball-Sachverstand geerbt. Denn zu dem Zeitpunkt, als Martin Schwalbs Tochter die Nähe des Papas suchte, war die Partie entschieden.

Kurz zuvor hatte Mikael Kaellman (5/1) mit einem Wurf, der auch einem Kegler nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte, den 11:8-Vorsprung zur Halbzeit zum 16:10 ausgebaut. Zwölf Minuten, drei vor und fünf nach der Halbzeit, hatten das Spiel entschieden, aus einer knappen 9:8-Führung komfortable sechs Tore gemacht. Den größten Anteil an dem 35:18-Sieg hatte Wallaus Torhüter Peter Hofmann, der offenbar wieder zu seiner guten Form der vergangenen Saison zurückgefunden hat und seiner Mannschaft mit etlichen Paraden, darunter vier Siebenmetern - einen verwandelte er selbst zum 31:18 - den nötigen Rückhalt gab.

Anteil hatten aber auch die Wallauer Angreifer, die in den ersten Minuten allzu liederlich mit den vielen Ballverlusten der Wiener umgegangen waren, und Anteil hatte auch der Zusammenbruch der Wiener Deckung. Österreichs Nationaltorhüter Werner Möstl beschrieb seine Stimmung später als "auf der Suche nach einem Keller, in dem du dich verstecken kannst".

Dabei hatten die Gäste aus Wien alles andere vor, als sich beim Deutschen Meister zu verstecken. Mit einer recht harten Gangart in der Abwehr und extrem lang ausgespielten Angriffen ließen sie die Wallauer nicht ins Spiel kommen und führten sogar mit 3:1. Nach einer Viertelstunde hieß es zwar 4:3 für Wallau, aber das Konzept des mit Nationalspielern gespickten Meisters aus Österreich schien dennoch aufzugehen. Die Wallauer taten sich im Angriff gegen die 3-2-1-Deckung recht schwer, die Wiener kamen trotz offensichtlicher Probleme gegen die 6-0- Formation der Gastgeber immer wieder zu Torerfolgen.

Dies ging so lange gut, bis bei Wallau "der Knoten platzte", wie Trainer Heiner Brand sagte. Die junge Wiener Mannschaft konnte den plötzlich wie entfesselt aufspielenden Gastgebern nichts mehr entgegensetzen und produzierte Ballverluste am laufenden Band - die Wallauer schossen allein elf Tore nach Tempogegenstößen. Wiens Trainer Vinko Kandija sprach nach der Partie von einer "großen Katastrophe", die aber gegen die starke Wallauer Mannschaft keine Blamage gewesen sei. Immerhin hätten seine Spieler einiges lernen können. "Vor allem, wie man drei Jahre hintereinander mit Pauken und Trompeten aus dem Europapokal ausscheidet", sagte Möstl über seinen persönlichen Lernerfolg. In diesem Jahr war Wallau in der ersten Runde Endstation, im vergangenen Barcelona in der zweiten, davor Essen in der dritten.

Seine Gefühle nach der hoffnungsvollen Anreise faßte er ebenso knapp zusammen: "Ich bin fertig." Völlig im Gegensatz zu der Mannschaft aus dem "Ländche", ihrem Trainer Brand und SG- Manager Bodo Ströhmann, die durchweg erleichtert und zufrieden waren. Ganz zu schweigen von der kleinen Alina, die sich auf einen schönen Sonntag mit einem entspannten Papa freuen durfte.

ARND FESTERLING

Tore für Wallau: Schwalb (8/1), Stoschek (5), Kaellman (5/1), Fuhrig (4), Beuchler (4), Heckmann (3), Scholz (2), Oster (2), Schoene (1), Hofmann (1/1). Für Wien: W. Higatzberger (9/4), Frimmel (3), Uher (3), Dittert (2/1), Gangel (1).

Kreis fördert nochmals den Waldorfkindergarten

DIETZENBACH / KREIS OFFENBACH. Den Bau eines Waldorfkindergartens in Dietzenbach fördert der Kreis mit einem neuen Zuschuß von 57 000 Mark. Bisher hat der Trägerverein "Waldorfkindergarten und Schulverein Neu-Isenburg" bereits 110 000 Mark für dieses Projekt erhalten. In dem Kindergarten soll Platz für 60 Kinder in drei Gruppen sein. fuh

Neue Spielgeräte für Dietzenbacher Kinder

DIETZENBACH. Die Dietzenbacher Kinder dürfen sich freuen. Für insgesamt 25 000 Mark schafft der Magistrat neue Geräte für die Spielplätze an. Auf den sieben Anlagen im Stadtgebiet werden kaputte Geräte ersetzt, aber auch einige zusätzlich aufgestellt. fuh

Kosaken vom Don geben ein Galakonzert

ESCHBORN. Die Kosaken vom Don gastieren am Donnerstag, 19. November, mit einem festlichen Gala-Konzert in der Eschborner Stadthalle. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei Schreibwaren Kraft und bei Schreibwaren Schöne.

Auf dem Programm stehen russisch- orthodoxe Kirchengesänge und altrussische Volksweisen. Und natürlich werden die Männer vom Don auch ihre berühmten Kosakenlieder und Mitklatschlieder wie "Kalinka" singen. fw

Helmut Schmidt vermißt Führung Ex-Kanzler fordert von Regierung zahlreiche Korrekturen

sie FRANKFURT A. M., 4. Oktober. Einen rapiden Verlust von Glaubwürdigkeit und Ansehen der politischen Parteien und Politiker in Deutschland hat Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) am Samstag bei einer Feierstunde zum zweiten Jahrestag der Deutschen Einheit in der Frankfurter Paulskirche beklagt. Er warf der Bundesregierung mangelnde geistig-moralische Führung vor.

Gleichwohl gab sich Schmidt überzeugt, Deutschland könne die vor ihm liegenden Probleme bewältigen und die innere Einheit des Landes bewerkstelligen, falls die Bundesregierung "uns endlich reinen Wein einschenkt", Solidarität, Gemeinsinn und Pflichtbewußtsein der Bürger einfordere und Korrekturen an den "allzu vielen Fehlern der Jahre 1989 und 1990" anbringe. Die Bürger im Westen müßten sich auf lange Jahre ohne reale Einkommensteigerungen einstellen.

Als dringend notwendige Korrekturen bezeichnete Schmidt eine Aufgliederung und Entlastung der Treuhand, eine neue Priorität der "Entschädigung vor Rückgabe", um über Grund und Boden, Gebäude und Werkstätten verfügen zu können und Wohnraumsicherheit zu gewinnen. Entschädigungen könnten zu einem späteren Zeitpunkt gezahlt werden. Weiter bedürfe es einer drastischen Vereinfachung bürokratischer Abläufe und des unbedingten Vorranges steuerlicher Finanzierung der Einheit vor weiterer öffentlicher Kreditaufnahme. Schmidt nannte den Gewerkschaftswunsch, die Löhne in den neuen Ländern bis 1994 auf Westniveau zu bringen, ebenso unrealistisch wie falsch.

Der Ex-Kanzler forderte die Bundesregierung auf, gegen Ausländerhaß und Rechtsterrorismus ebenso unerbittlich vorzugehen, wie in den 70er Jahren gegen den RAF-Terrorismus vorgegangen worden sei. Die "klammheimliche Zustimmung" von Bürgern zu der Gewalt gegen Ausländer sei ein "moralischer Skandal".

Wer Holz sammeln will, braucht einen Schein

DIETZENBACH. Wer im Wald auf die Suche nach herumliegenden Ästen gehen will, braucht einen Holzleseschein. Für November bis März erteilt ihn das Amt für Umwelt, Tiefbau und Abfallwirtschaft, Theodor-Heuss-Ring 56, in Dietzenbach; jeden ersten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr. An den übrigen Donnerstagen gibt es die Scheine zur gleichen Zeit im Forsthaus Kohlgrube in Urberach. fuh

Die Wartburg, Turnvater Jahn und die Einheit Gewalt gegen Ausländer: Dezernentin Beul wundert sich über die Reaktionen des Staates

OFFENBACH. Dr. Ernst Badstübner ist Burghauptmann der Wartburg-Stiftung in Eisenach. Der Kunsthistoriker ist Hausherr jener Burg, die jährlich von über einer Million Menschen besucht wird. Badstübner kann sich gut vorstellen, daß das Deutsche Ledermuseum und auch das Buch- und Schriftkunst sammelnde Klingspor-Museum in der Wartburg ausstellen, um die historische Verbundenheit zwischen Hessen und Thüringen zu demonstrieren.

Dr. Badstübner ist ein alter Bekannter der Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul aus gemeinsamen Berliner Tagen. Zum "Tag der deutschen Einheit" hatte die Dezernentin deshalb den Kunsthistoriker zur offiziellen Feierstunde zum Tag der Einheit Deutschlands ins Offenbacher Rathaus geladen, um über das Thema "Die Wartburg als Geschichts- und Nationaldenkmal" zu sprechen.

Im Gegenzug fuhr Oberbürgermeister Wolfgang Reuter ins thüringische Pößneck zur Einigungsfeier, denn nach dem Fall der Mauer halfen die Offenbacher den Pößneckern beim Aufbau einer funktionierenden Stadtverwaltung. Die Stadt Offenbach will in den nächsten Monaten mit Ausstellungen, Konzerten und Diskussionsveranstaltungen die Begegnung zwischen Ost und West fördern.

Die Wartburg, auf der Luther das neue Testament ins Deutsche übersetzte und auf der Anfang des 19. Jahrhunderts die Burschenschaften den Nationalstaat forderten, gilt als nationales Symbol. Für Badstübner steht die Wartburg aber nicht nur in der Mitte Deutschlands, sondern in der Mitte Europas: "Die innerdeutsche Grenze war auch ein Riß durch Europa. Der Fall von Mauer und Grenze hat nicht nur die Einheit Deutschlands erneuert, sondern auch ein einheitliches Europa möglich gemacht."

Er warnte deshalb vor einer Verherrlichung der Burg als chauvinistisches Symbol und bezeichnete eine Gästebuch- Eintragung des Turnvaters Jahn am 24. Juli 1814 als "erschreckend aktuell": "Der Morgen der neuen deutschen Welt hat begonnen. Wir haben Unglaubliches erlebt und erlitten; so werden wir nun endlich an die Herrlichkeit des deutschen Gemüths glauben, die Ausländerei verbannen und unsere Volksthümlichkeit verstehen lernen. Überall wo deutsche Zunge redet, sehnt man sich nach einem Deutschen Reiche." Dr. Beul beklagte in der Feierstunde den Katzenjammer über die Schwierigkeiten des Zusammenwachsens. Für die aggressive Stimmung vor allem unter den Jugendlichen machte sie die Absahner schneller großer Geschäfte und "das systematische Kaputtsanieren der ostdeutschen Wirtschaft im Staatsauftrag" verantwortlich.

Beul sagte: "Fassungslos und in ratloser Ohnmacht stehen wir vor der Gewalttätigkeiten gegen Ausländer und Asylbewerber. Ich wundere mich sehr, wie stark der Rechtsstaat gegen trillerpfeifende Störer beim Weltwirtschaftsgipfel auftreten kann und welche Schwäche er zeigt, wenn er Asylbewerber schützen soll."

Ursula Beul beklagte, daß es neben diesen Gewalttätigkeiten auch "andere Wege gibt, auf denen neonazistische Haltungen schleichend in unsere Gesellschaft importiert werden - wenn eine demokratische Partei jede Menge Einladungen für Herrn Haider ausspricht und seinen Thesen ein Forum bietet, sie also quasi gesellschaftsfähig macht, dann halte ich das für nicht weniger gefährlich und verwerflich". lz

Weiße Männerroben und verordnete Wahlabstinenz Nur 15 Prozent der Kuwaitis dürfen heute an die Urnen Von Peter Gerner (Kuwait-City)

Das Innere des Festzeltes von Omariya, eines Außenbezirkes von Kuwait-City ertrinkt in strahlendem Weiß - dem Weiß der "dischdaschas", der knöchellangen Männerroben, wie sie an der arabischen Küste des Persischen Golfes getragen werden. Hunderte von Kuwaitis - weiche füllige Figuren mit Modellbrillen aus Paris und verwitterte Gesichter aus der Wüste - kauern im Schneidersitz auf dem teppichbelegten Sandboden und berauschen sich an dem einschmeichelnden Arabisch des Kandidaten der "Islamischen Verfassungsbewegung", Mubarak ad-Dueileh.

Draußen vor dem Zelt verfolgen einige weitere hundert auf dem Fernsehschirm die Rede Dueilehs, in der dieser mit metronomischer Regelmäßigkeit versichert, daß allein der Islam die Lösung für alle Probleme Kuwaits bringe, daß allein der Islam Sicherheit und eine friedliche Zukunft garantiere.

Bezeugt und symbolisiert werden die Versprechungen des zelotischen Bewerbers um einen Sitz im neuen, dem sechsten Parlament des Öl-Emirats allerdings nicht durch Zitate aus dem Koran etwa, der heiligen Schrift des Islam, sondern ironischerweise durch westliche Zeitgenossen, die man am allerwenigsten zu dieser Zeit an diesem Ort vermutet hätte: von vier Feldwebeln der amerikanischen Marine-Infanterie in voller Kampfuniform nämlich, auf Ehrenplätzen vorn, gut sichtbar, gleich links neben dem Kandidaten.

Vom Duweileh-Bruder, einem höheren Offizier der kuwaitischen Armee, wurden die vier, von denen keiner auch nur einer arabischen Silbe fähig ist, zu dieser letzten Wahlveranstaltung vor dem Votum am heutigen Montag eingeladen, angeblich, "um unser traditionelles Leben kennenzulernen", vermutlich aber, um den Anspruch zu unterstreichen, daß auch der politische Islam nicht unbedingt fremdenfeindlich oder anti-amerikanisch sein muß.

Mit den Frauen ist es freilich eine andere Sache. Als eine amerikanische Journalistin, deren uniformierten Geschlechtsgenossinen im Kuwait-Krieg immerhin zugemutet worden war, für die "Befreiung" des Emirats und seiner Einwohner im Zweifelsfall zu sterben, versucht, das Wahlzelt zu betreten, wird sie trotz ihrer züchtigen Bekleidung und ihres "hidschab", ihres extra angelegten Kopfschleiers, vom Ordnungsdienst höflich aber bestimmt nach draußen komplimentiert.

Kuwaitischer Realität dieser Art begegnet man indes auch auf der entgegengesetzten Seite des politischen Spektrums im Emirat, beim "Demokratischen Forum", unter dessen Sympathisanten aus der erstaunlich kompakten und hochqualifizierten Intellektuellenschicht die Forderung nach voller Demokratie, einschließlich des aktiven und passiven Wahlrechtes für die Frauen, am eindringlichsten gefordert wird und dessen Grundsatzprogramm, auf lokale Bedürfnisse abgestimmt, sich eindeutig an den Verhältnissen in jenen westlichen Ländern orientiert, in denen die Elite studiert hat - den Vereinigten Staaten und Großbritannien hauptsächlich.

Aber auch hier, bei einer Wahlveranstaltung an der "Straße der Demokratie" von Mischref im Süden Kuwait-Citys, herrscht strikte Geschlechtertrennung. Während der Kandidat Ahmed an-Nibari beispielsweise die volle Gleichberechtigung für seine Frau fordert, kann sie selbst, die nach letztem Chic gekleidete Ferial Freih, diese Forderung nur über einen Bildschirm im Frauenzelt vernehmen. Ferial und ihresgleichen fügen sich in diese Rolle, weil sie traditionsgebundene potentielle Wähler nicht verprellen und die ohnehin schwachen Erfolgsaussichten der Forumskandidaten auf diese Weise nicht noch weiter schmälern wollen. Lulua al Mulla, Frau eines prominenten Demokratie-Aktivisten, warnt denn auch: "Wir dürfen nichts überstürzen." Dennoch ist sie der Meinung, daß sie in nicht allezu ferner Zukunft ihrem Manne gleichberechtigt sein wird: "Das Recht darauf haben wir uns durch unsere Rolle im Widerstand erworben."

Der Widerstand, der irakische Überfall auf Kuwait am 2. August 1990, die Flucht der einen, das Ausharren der anderen, Besatzung, Terror, Notzucht, Mord, Lynchjustiz, Vertreibungen, wachsende Kriminalität, staatsbürgerliches Zweiklassensystem, wirtschaftlicher Niedergang, Korruption auf allen Ebenen - dies sind nur einige der Dauerthemen, auf deren offene Fragen die Kuwaitis während des Wahlkampfes plausible Antworten von 278 Kandidaten erwartet haben.

Insgesamt 50 Sitze sind in den 25 Wahlkreisen zu vergeben, in die das nur knapp 18 000 Quadratkilometer umfassende Fürstentum mit seiner Gesamtbevölkerung von derzeit 1,2 Millionen eingeteilt ist. Diskriminiert, ausgeschlossen vom aktiven wie vom passiven Wahlrecht, sind indes nicht nur die Frauen. Ihr Schicksal wird von knapp 86 Prozent der rund 600 000 kuwaitischen Staatsbürger geteilt - eine Anomalie, die permanent für böses Blut sorgt und die in den kommenden Jahren vermutlich auch korrigiert werden wird; denn stimmberechtigt sind nur 81 400 männliche Kuwaitis im Alter von über 21 Jahren, deren Familien bereits im Stichjahr 1920 im Emirat ansässig waren.

Allen anderen, und zwar den aktivsten und teilweise auch erfolgreichsten, wird per Gesetz Wahlabstinenz verordnet. Euphemistisch werden sie als Bürger "zweiter Kategorie" bezeichnet - wobei zusätzlich bis zu 150 000 sogenannter "biduun" (auf deutsch: ohne) eine Sonderrolle zukommt. Diese staatenlose Kuwaitis "ohne" Papiere füllten zwar und füllen wieder die Mannschaftsränge der kuwaitischen Armee und der Polizei, genießen jedoch keinerlei bürgerliche Rechte.

In elf, vorwiegend beduinisch geprägten Wahlkreisen wurden die künftigen Abgeordneten bei "Vorwahlen" durch die Stämme de facto schon bestimmt. Und nachdem auch in der Wüste eine Hand die andere wäscht, haben im Zuge dieser "Wahlen" einige Millionen Dinar ihren Weg aus der Schatulle des Herrschers, Emir Dschaber, und seiner Familie in die Kassen der diversen Beduinen-Notabeln gefunden. Zwar ließe sich diese Praxis auch als "Bestechung" bezeichnen; aber der "Kauf" von Stimmen hat im Orient Tradition - soweit der Ausgang von Wahlen nicht überhaupt auf eklatanten Fälschungen beruht oder durch Waffengewalt erzwungen wird.

Was Kuwait betrifft, so haben sich jedenfalls in den noch "offenen" Wahlkreisen auch Kandidaten der Opposition durch landesüblich üppige Festmähler oder goldene Werbegeschenke in die Gunst der Stimmberechtigten einzuschmeicheln versucht.

Nachdem es in Kuwait - noch - keine Parteien gibt, bewerben sich neben den Unabhängigen und den Repräsentanten zweier regierungstreuer Gruppierungen - den Beduinen und den ernannten Ex-Abgeordneten im bisherigen Marionetten-Parlament des "Nationalrates" - die Kandidaten von sechs oppositionellen Vereinigungen um die Wähler, wobei sich das Beobachterinteresse auf das Abschneiden der drei islamisch-fundamentalistischen Formationen konzentriert: zwei sunnitischen und der schiitischen "Nationalen Islamischen Koalition". Westliche Diplomaten und einheimische Analytiker der internen Entwicklung wie Jassim as-Saduun, ein führender kuwaitischer Wirtschaftsexperte, prognostizieren für die Islamisten immerhin zwischen zehn und zwölf Sitze und damit ein gutes Fünftel der Abgeordnetenkammer.

Wenngleich das Parlament seit der Unabhänigkeit Kuwaits 1961 schon zweimal per fürstlichem Dekret wegen Unbotmäßigkeit aufgelöst worden war, so durfte und darf das Emirat für sich in Anspruch nehmen, im Vergleich mit seinen konservativen bis reaktionären Nachbarn geradezu eine Oase der Freiheit zu sein. Jedenfalls gab und gibt es in keiner anderen Golf-Monarchie eine gewählte Volksvertretung von welchem Status und mit welchen Befugnissen auch immer. Diesen Zustand hätte auch das kuwaitische Herrscherhaus der Al Sabah nach Meinung seiner Kritiker nur zu gern aufrechterhalten, nachdem Emir Dschaber die Abgeordneten des kuwaitischen Parlaments zum letzten Mal 1986 nach Hause geschickt hatte.

Von den irakischen Invasoren ins saudische Exil vertrieben, mußte der bedrängte Emir im Herbst 1990 seinen Untertanen jedoch Parlamentsneuwahlen und damit ein erweitertes Mitspracherecht versprechen, "sobald die Heimat befreit ist". Als es Ende Februar letzten Jahres dann soweit war, hätten er und sein Bruder, Kronprinz und Premier Saad, diese Zusage allerdings nur allzu gerne vergessen - wenn sie nicht von ihren westlichen Alliierten mit dem Amerikanern an der Spitze daran gehindert worden wären; denn obgleich der Krieg am Golf letztlich ums Öl und das - anderorts im Nahen Osten souverän mißachtete - Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen geführt worden war, konnte US-Präsident Bush seiner Öffentlichkeit nicht zumuten, "amerikanisches Leben" aufs Spiel gesetzt und geopfert zu haben, nur um die abgewirtschafteten Al Sabahs wieder auf ihren Thron zu setzen.

Zu sehr durfte der Erfinder der "neuen Weltordnung" allerdings auch nicht auf die beschleunigte Abhaltung von Parlamentswahlen in Kuwait dringen; denn solange die wichtigsten Verträge zum Wiederaufbau des Landes noch nicht von US-Firmen an Land gezogen worden waren, hätten die Abgeordneten ärgerlicherweise eine Offenlegung der Finanzierung fordern und damit von ihrem Kontrollrecht Gebrauch machen können.

Diese Gefahr ist jetzt gebannt. Und mit welchem Ergebnis das Votum zum neuen kuwaitischen Parlament heute auch enden mag: zeitlich geradezu meisterhaft kalkuliert, wird sich Bush in den vier Wochen bis zur amerikanischen Präsidentschaftswahl nicht nur als Architekt der Befreiung Kuwaits, sondern auch als Herold der Demokratie am Golf feiern - wie brüchig, eingeschränkt und begrenzt diese Demokratie auch sein und bleiben mag. Dazu meint ein kritischer Kuwaiti verständnisvoll: "Aus seiner Perspektive ist die Fiktion jetzt wichtiger als die politische Realität im Emirat."

Kompost: Es fehlt an Abstand Stadt sucht vergeblich nach Standort für eine eigene Anlage

MÖRFELDEN-WALLDORF. Bei der ersten Lesung über den Etat-Entwurf 1993 stolperte die CDU in der gemeinsamen Sitzung von Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß sowie Haupt- und Finanzausschuß beim Stichwort Abfallbeseitigung über 60 000 Mark für Vergütungen an Fremdunternehmen zur Grünabfalleinsammlung. Die Union begehrte zu wissen, woher der Betrag komme.

Die Auskunft von Umweltdezernent Dirk Treber: Dafür schreddere eine Firma etwa einmal im Monat die Grünabfälle und bringe sie nach Bischofsheim zur Kompostierungsanlage. Die Union hakte nach, doch Treber konnte nur den alten Sachstand zur städtischen Kompostierungsanlage wiederholen: Der ehemalige Standort unweit der Bertha-von-Suttner- Schule ist aufgrund zu geringen Abstandes zur Wohnbebauung nicht mehr genehmigungsfähig. 250 Meter müssen's sein, 135 Meter sind es.

Zwar habe man nach neuen Standorten gesucht, doch noch nichts Passendes gefunden. Entweder hing's wieder an der Nähe zur Wohnbebauung oder die Kommune habe sich mit den Grundstückseignern nicht einig werden können, erläuterte Treber. Die Stadt werde sich vorerst weiterhin der Bischofsheimer Kompostierungsanlage bedienen müssen. wal

"Ich will mal schauen, wie die Leute hier leben" Gespräche und Informationen beim Tag des Flüchtlings im Grävenwiesbacher Wohnheim

GRÄVENWIESBACH. Am Freitag, am internationalen Tag des Flüchtlings, sollten die Türen besonders weit offen sein. Sie sind es zwar auch sonst im Wohnheim für Flüchtlinge in Grävenwiesbach, doch an diesem Tag hatten sich die beiden Sozialarbeiter vorgenommen, mit Informationen die Diskussion über das Asylproblem auch in ihrer unmittelbaren Umgebung in Gang zu bringen. Vor allem aber sollte es möglich sein, im Wohnheim mit den dort lebenden Ausländern das Gespräch zu suchen - ein Angebot, das nur von wenigen angenommen wurde.

Was auffiel: Vor allem Frauen kamen am Freitag in das Wohnheim, "um einmal zu schauen, wie die Leute hier leben". So etwa Lies Mevius aus Neu-Anspach, die mit ihrem Besuch ein Zeichen setzen wollte "gegen das, was in den letzten Wochen so passiert ist". Auch Elisabeth Empt aus Usingen will "nicht nur betroffen sein", sondern etwas tun. Der Hunger sei so weit weg. Am Schicksal derer, die in der Nachbarschaft leben, lasse sich das Problem leichter begreifen. Edey Sharif Ahmet etwa, die aus Somalia kommt, erzählt, daß ihre Brüder im Krieg umgekommen sind. Gemeinsam mit ihren fünf Kindern lebt sie in den Häusern am Forstweg, die sich derzeit 96 Flüchtlinge teilen. "Es ist alles kaputt in Somalia", sagt sie. Die Frage nach einer Rückkehr stellt sich für sie nicht.

Abrazion Waldesase aus Eritrea dagegen möchte zurück. Aber erst, wenn sie in Eritrea wieder leben kann. Sie kann, wie Sharif Ahmet, von ihrem Schicksal berichten, hat inzwischen Deutsch gelernt und hat auch deutsche Freunde. Doch die Heimat ist in Afrika. Das wollten die Flüchtlinge am Freitag auch zeigen: Essen aus ihrem Heimatland hatten sie zubereitet; Musik aus Afrika war zu hören, und die Frauen hatten ihre Landestracht angezogen.

Ungezwungen war möglich, wozu es sonst selten kommt: der Kontakt zwischen denen, die hier Zuflucht gesucht haben, und den Nachbarn. Doch sollten die Gäste nicht ohne Informationen weggehen: Der Freundeskreis des Wohnheims, der aus zehn Helfern besteht, hatte Papiere zum Tag des Flüchtlings zusammengetragen. Außerdem wurden Filme aus den Heimatländern der Flüchtlinge und Reiseberichte gezeigt. ca

Arbeitsgruppe sammelte Quellen der Hanauer Sozialdemokratie Am 1. Oktober 1867 gründete Matthias Daßbach Ortsverein / Ausstellung zeigt Stationen der Parteigeschichte auf

HANAU. Nach neuesten Forschungsergebnissen ist nicht auszuschließen, daß die Hanauer SPD schon 1863 ihre Geburtsstunde erlebte mit dem örtlichen Zigarren-Arbeitnehmerverein. Doch ehe das nicht gesichert ist, geht die Partei weiter vom 1. Oktober 1867 aus, als Matthias Daßbach mit Gleichgesinnten den Ortsverein des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gründete. Das und viele Stationen der folgende Parteigeschichte sind in einer Ausstellung zu sehen, die bis zum 16. Oktober im Historischen Rathaus aufgebaut ist (geöffnet werktags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 14 Uhr).

Bemerkenswert daran ist, daß eine Arbeitsgruppe aus der Partei die Quellen seit vergangenem März sammelte, ordnete und auf den Ausstellungstafeln zusammenstellte. Daß das mit "viel Kleinarbeit" verbunden war, wie Gruppensprecher Lothar Hain während der Eröffnung sagte, nahm ihm sicherlich jedes der überaus zahlreich erschienenen SPD-Mitglieder ab. Die Ausstellung soll einmal Ausgangspunkt für eine umfassende Dokumentation sein, wie Parteivorsitzender Hans Heimerl der FR sagte.

Die Ausstellung gliedert sich in einen historischen Rückblick, der viele interessante Dokumente zur Industrie- und kommunalpolitischen Geschichte der Stadt in sich birgt, und in Fotomaterial aus jüngeren Jahrzehnten, wo der Übergang zum SPD-Schulterklopfen ob des Erreichten in Hanau fließend wird. In diesem Part gruppieren sich um ein großes, buntes Wahlkampfplakat des Oberbürgermeisters Hans Martin von einst Schwarz-Weiß-Fotos zahlreicher Bauten, die in der SPD-Ära errichtet wurden.

Vielleicht bedarf es erst größeren zeitlichen Abstands, um auch das nicht mehr als parteipolitische Werbung zu werten, weil es doch die Stadt insgesamt vorwärtsgebracht hat. Ein guter Beleg für diese Annahme ist das historische Bild vom Saalbau in der Mühlstraße, dort wo heute die AOK steht. Aus Groschensammlungen der Arbeiterbewegung ent- stand diese Versammlungsstätte Ende des 19. Jahrhunderts und war Wahrzeichen für die Arbeiterstadt Hanau. Später wurde es Gewerkschaftshaus. Die Nationalsozialisten besetzten es 1933, bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerfiel es.

Unter den Dokumenten aus dem Dritten Reich beeindruckt die Passage, daß es den Nazis "trotz Demütigungen, ständigen Kontrollen und Verhaftungen" nicht gelungen sei, den harten Kern der Hanauer Sozialdemokratie von der "ablehnenden Haltung gegenüber den braunen Machthabern abzubringen". Mit Philipp Daßbach war es laut Ausstellungstext 1945 ein Sozialdemokrat, der nach der Kapitulation einen Ehrendienst organisierte, um mit 15 000 Helfenden die Trümmer zu beseitigen.

Ein Spruchband vor dem zerstörten Neustädter Rathaus trägt 1946 den Wahlslogan "Nicht Ost oder West, sondern Deutschland". Bei der ersten Kommunalwahl im Mai dieses Jahres erreichten SPD und CDU neun Mandate, die KPD sechs. Im September 1946 folgte eine Großkundgebung mit Kurt Schumacher vor dem Schloß Philippsruhe. Weitere SPD-Größen kamen später: Willy Brandt und Helmut Schmidt. Ein entscheidender Punkt in der Parteigeschichte stellt schließlich die Amtseinführung von Hans Martin im Januar 1972 dar.

Heute immer noch Verwaltungschef, eröffnete er die Ausstellung vor der roten Parteifahne mit der goldenen Inschrift "Brüder zur Sonne, zur Freiheit". Martin spannte einen Bogen vom Hochkommen der Nazis 1933 auf plötzlich 43,9 Prozent der Wahlstimmen in Hanau zur heutigen Zeit: Die Folgen dieser Niederlage der Demokraten "muß uns angesichts heutiger bedrohlicher Entwicklungen noch wachsamer und entschlossener machen". him

Bilder aus aller Welt Zwei Tschechen stellen aus

SULZBACH. "Bilder aus der Welt" ist der Titel einer Ausstellung von Dusan Spacil und seinem Sohn Ales im Sulzbacher Rathaus, die am heutigen Mittwoch um 18 Uhr von Bürgermeister Herbert Uhrig eröffnet wird. Die beiden tschechischen Künstler präsentieren Ölgemälde, Aquarelle und Federzeichnungen.

Dusan Spacil war bis 1889 Diplomat. Seine Stationen: Botschafter in Washington und Bonn sowie Vize-Außenminister der früheren CSSR. Er war maßgeblich daran beteiligt, daß noch vor der Wende in der Tschechoslowakei die Partnerschaft zwischen Sulzbach und Jablonec zustande kam.

Neben seinem Beruf malt Dusan Spacil seit 30 Jahren - und zwar ausschließlich Landschaften. Ales Spacil beschäftigt sich besonders mit Figuren-Kompositionen. Zusammen mit seinem Sohn betreibt der frühere Botschafter in einem kleinen Dorf im Riesenbegirge eine kleine Galerie. Der malende Ex-Diplomat hat bereits in Bremen, Konstanz und Wien ausgestellt.

Die Ausstellung im Rathaus dauert bis Sonntag, 11. Oktober. Kunstfreunde können sich die Bilder am Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, Freitag von 9 bis 12 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr ansehen. fw

Seit Freitag gilt die "Schweinehalle" des ehemaligen Schlachthofs als Hanaus neues Kulturzentrum Ein Provisorium im harten Kachelglanz Akustische Probleme mit der Übergangslösung Von Helmut Pomplun HANAU. "Willkommen in der Schweinehalle", steht in lässig hingeworfener Schrift auf einem großen Stück Industriepapier, sichtlich grob von der Rolle gerissen und an die Frontscheibe der leeren Pförtnerloge geklebt. Das trübe Licht aus der Glas-Schachtel weist den Weg über den dunklen Schlachthof zur Stahltür; dahinter hellgrell und nüchtern die Halle, die seit Freitag als Hanaus neues Kulturzentrum gilt. Grauer Estrichboden, weiße Kachelwände, Stahlträgerkonstruktionen, die kalte Ästhetik der Zweckmäßigkeit. Noch vor wenigen Monaten wurden hier Schweine geschlachtet. Die gleißenden Wände reflektieren nicht nur das Neonlicht, sondern auch den Schall, wie am Freitag abend bei einer Pressekonferenz vor dem Fest zur offiziellen Eröffnung der "Schweinehalle" mit einer kurzen Hörprobe aus den feuerroten Lautsprechertürmen überzeugend demonstriert wurde. "Wir haben einen Nachhall von fünf Sekunden und hoffen, auf zwei runterzukommen", kommentierte Andreas Kerl, Gitarrist der Gruppe "The Crow" und Beisitzer im Vorstand des "Trägervereins Kulturzentrum Pumpstation". Schalldämmung kostet Geld, laut Kerl rund 20 000 Mark, die der "Trägerverein" nicht hat und die die Stadt Hanau nicht investieren will: "Für zwei Jahre würde sich das nicht lohnen, hieß es." Und wenn man schlicht nur Stoffe vor die Wände hängen würde? "Die müßten nach Brandschuztvorschrift zumindest schwer entflammbar sein, und wie gesagt, das ist teuer . . ."

Ohne den harten Kachelglanz wäre auch der ästhetische Reiz der Halle im Eimer. Da wird man sich noch was einfallen lassen müssen. Doch zunächst sind erst einmal alle am Projekt "Schweinehalle" Beteiligten rundum zufrieden. "Wir mußten viel improvisieren am Anfang", sagte Trägervereins-Vorsitzender Thomas Giese (Junge Union) bei einem Rundgang mit der FR. "Der Teufel steckt im Detail, das fängt bei den Türgriffen an und hört beim Telefon auf, worauf die Feuerwehr besteht, das wir aber noch nicht haben." Das Datum sei ja etwas ungünstig: "Die Hanauer CDU feiert in der Reinhartskirche wegen der deutschen Einheit, und die SPD feiert sich selbst. Die Politiker werden also erst später kommen."

Einer von ihnen wurde schon vorher gefeiert, Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD). "Der Stadtbaurat machte den Vorschlag", berichtete Giese, "endlich mal keine Sonntagsreden, wie seit Jahren schon". "Seit zwölf Jahren", präzisierte sein Stellvertreter Heiner Nitzschke, Stadtverordneter der Grünen und Mitbetreiber des Hanauer Kultur-Basars (KuBa). "Seit Oktober 1990 sind Live-Auftritte im KuBa gerichtlich untersagt", erinnerte Thomas Giese. Anfang 1991 hat sich die Initiativgruppe zur Verbesserung der dürftigen Kulturangebote für Jugendliche in Hanau erstmals getroffen, die sich schließlich am 13. September dieses Jahres offiziell als "Trägerverein Kulturzentrum Pumpstation" etabliert hat. An der Vereinsgründung waren neben Grünen und Junger Union auch Mitglieder des Hanauer Kulturvereins, der Jungsozialisten und verschiedener Musikgruppen beteiligt. Der Name ist laut Giese bewußt gewählt: "Wir wollen hier nicht festliegen. Die ,Schweinehalle' ist ein Provisorium. Unser Ziel bleibt die Schaffung eines Jugend- und Kulturzentrums in der früheren Kanalpumpstation in Hanau-Kesselstadt." Zwischendurch war das "Projekt Orangerie" - auf dem Kögel-Gelände bei Schloß Philippsruhe - im Gespräch, aber das hat sich zerschlagen. Das "Projekt Pumpstation" ist duch städtische Nutzung blockiert, bis Ausweichräume - geplant beim Klärwerk - geschaffen sind. Aber das dauert mindestens noch zwei Jahre.

Exakt für diese Zeit hat die Stadt nun die "Schweinehalle" dem "Trägerverein" zur Nutzung kostenlos überlassen. "Wir wollen zwar gelegentlich auch selbst als Veranstalter organisieren, aber in erster Linie werden wir die Halle verwalten und mit Konzertveranstaltern, Bands und Vereinen Einzelmietverträge abschließen", erklärte Vereinskassiererin Anna Bopp. "Die Mietpreise werden gestaffelt. Zum Beispiel werden hier auch Schülerfeten stattfinden und kommerzielle Discos, schon daraus ergeben sich zwangsläufig sehr verschiedene Preise." Bei Veranstaltungen werden laut Bopp auch Getränke ausgeschenkt, aber einen regulären Kneipenbetrieb wird es nicht geben. Ein positiver Nebeneffekt: Die "Schweinehalle" wird Hanauer Musikgruppen für Proben zur Verfügung stehen, sogar mit der Möglichkeit zur Lagerung von Geräten. Wieviel Geld die Stadt zum Umbau der Halle investiert hat, wollte Stadtbaurat Jürgen Dressler auf Anfrage der FR nicht sagen: "Wenig, sehr wenig, aber meine Amtsleiter haben toll mitgezogen, und alle Leute haben sich unglaublich engagiert." Mit Jeans, schwarzem Rollkragenpullover und schwarzer Lederjacke angemessen bekleidet, war der Politiker am Freitag wieder einmal schneller als sein Parteigenosse und Magistratskollege Klaus Remer: Als der Kulturdezernent später erschien und dem "Trägerverein" einen Scheck überreichte, war dem Stadtbaurat schon gehuldigt worden. Nietzschke überreichte Dressler als Dank für sein schnelles und unbürokratisches Handeln ein Marzipan-Schweine-Paar und gab dabei auch preis, wie das neue Kulturzentrum zu seinem Namen kam: "So steht's doch im Vertrag: Die Stadt vermietet dem Trägerverein die Schweinehall."

Bundesliga-Kommentar Lex Stuttgart

Der Meister ist noch einmal davongekommen. Zumindest hat ihm die Disziplinar- und Kontrollkommission der UEFA sehr gnädig und großzügig eine Chance eingeräumt, davonzukommen. Ein drittes Spiel zwischen Leeds United und dem VfB Stuttgart soll nun darüber entscheiden, wer in die zweite Runde des Europapokals der Landesmeister einzieht.

Ein unerwartet mildes Urteil, von dem alle, auch die UEFA, zumindest finanziell profitieren. Vielleicht hat das die Richter so milde gestimmt. Vielleicht auch die Selbstanzeige des VfB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, die bewußt auf diese Milde hinzielte. Denn rechtens ist dieses Urteil nicht. Der VfB Stuttgart hat einen schweren Regelverstoß begangen. Der liegt nun einmal vor, wenn ein Spieler eingesetzt wird, der nicht spielberechtigt ist. Unwissen schützt vor Strafe nicht.

Es ist nicht vorsätzlich geschehen, daß nach dem Jugoslawen Dubajic, dem Isländer Sverrisson, dem Schweizer Knup auch noch der Jugoslawe Simanic eingewechselt wurde, der dann, wie Leeds argumentierte, kräftig mithalf, daß aus dem 1:4-Rückstand nicht das für den VfB tödliche 1:5 wurde. Weder Manager Dieter Hoeneß noch Trainer Christoph Daum hatten das Regelwerk studiert, obwohl es VfB-Sportdirektor Ulrich Ruf im Vorfeld der Partie Hoeneß auf den Schreibtisch gelegt hatte. Die Regeländerung, wonach nur noch drei statt vier Spieler anderer Nationalität spielberechtigt sind, hatten die beiden Verantwortlichen offenbar nicht verinnerlicht. Außer Ruf, der machtlos auf der Tribüne saß, hatte es niemand gemerkt, auch die Verantwortlichen von Leeds nicht, auch keiner der Journalisten und offiziellen Beobachter.

Ein Präzedenzfall aber darf es nicht sein. Wenn künftig irgendein Verein - Italiener und Belgier haben ja Ausländer im Überfluß unter Vertrag - zuviel Ausländer spielen läßt, dann können sie nicht mehr Unwissenheit oder eine Affekthandlung als Entschuldigung anführen, dann kann es nur den Ausschluß geben, der dem VfB vorerst erspart geblieben ist.

In Stuttgart aber muß man sich auch überlegen, wie lange noch der Bonus des "Meistermachers" die Serie der Fehlleistungen des nicht mundfaulen Trainers Christoph Daum ausgleicht. Denn da war ja noch sein Geschwätz über die Verwendung von Clenbuterol bei Rekonvaleszenten, sein zerstörender Fußtritt gegen eine Reklamewand in Uerdingen. Manager Dieter Hoeneß hat für sich persönlich schon einmal über Konsequenzen nachgedacht, und er wird es noch einmal tun, wenn der VfB das Entscheidungsspiel gegen Leeds verlieren sollte.

HELMER BOELSEN

Die Einheit liegt auch in der Vielfalt

GROSS-GERAU / RÜSSELSHEIM. Die "Einheit in der Vielfalt" demonstrierten am Samstag zahlreiche Tanz- und Musikgruppen im Groß-Gerauer Kulturcafé. Auch in Rüsselsheim wurde der "Tag der deutschen Einheit" am Berliner Platz mit einem multikulturellen Angebot gefeiert, bei dem einmal mehr deutlich wurde, daß fremdländische Akzente die eigene Kultur bereichern können.

Das fanden auch die Zuschauer, die sich - buntgemixt in Herkunft und Alter - bei beiden Festen zahlreich sehen ließen. Zwar litten beide Veranstaltungen unter dem regnerischen Wetter, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Während in Rüsselsheim Zeltdächer das Gröbste abhielten, waren die Veranstalter in Groß-Gerau, wo auf dem Marktplatz gefeiert werden sollte, von vornherein ins Kulturcafé ausgewichen. Dort gab es den ganzen Nachmittag über auf zwei Bühnen ein buntgemixtes, wahrhaft multikulturelles Programm, in dessen Verlauf mit der Gruppe "Adesa" sogar westafrikanisches Kulturgut vertreten war.

So ein Fest habe man schon länger machen wollen, sagte Sedat Cakir, Ausländerbeauftragter des Kreises, zum Groß-Gerauer Programm und erklärte, daß man den "Tag der deutschen Einheit" angesichts der Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate "ganz bewußt" gewählt habe, um so auch ein Zeichen zu setzen.

Gerade wegen der "unerfreulichen Tendenzen" sei es wichtig, aufeinander zuzugehen, so daß sich auch "nichtdeutsche Inländer" zugehörig fühlen könnten. Es sei an den Deutschen, den Ausländern eine Chance zu geben, "daß wir uns euch ein Stück zugehörig fühlen können".

Umgekehrt müßten aber auch die Ausländer sich einbringen und zur Wehr setzen, meinte Cakir. Es sei falsch zu glauben, daß man sich als Ausländer einfach ausklammern könne: Genau das sei es, was rechte Gruppen erreichen wollten, urteilte der Ausländerbeauftragte. Er appellierte an die Deutschen, sich so zu öffnen, daß dem Rechtsradikalismus der Boden entzogen und es wirklich ein geeintes Europa geben könne. wal

Einkaufsbummel in ungewohntem Stil "Palette '92": Mörfelder Gewerbetreibende präsentierten sich im Bürgerhaus

MÖRFELDEN-WALLDORF. Messestimmung im und ums Bürgerhaus: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Vom roten Sportflitzer, der bei Autonarren sehnsüchtige Blikke provoziert, über die neuesten, mit allen technischen und elektronischen Finessen ausgestatteten Waschmaschinen und schnieke Einbauküchen bis hin zur neuen Herbst- und Wintermode. Und wer glaubt, daß die Stereoanlage daheim nicht mehr den rechten Sound bringt - die "Palette '92" hatte den unzähligen Besuchern auch in diesem Bereich Alternativen anzubieten.

Im zweijährigen Turnus bieten die in der Gewerbegemeinschaft Mörfelden (GGM) zusammengeschlossenen Geschäftsleute allen Ehrgeiz auf, den Einwohnern der Stadt zu zeigen, daß Einkaufen auch vor Ort möglich ist, daß man auch über den täglichen Bedarf hinaus beinahe alles kaufen kann, was das Herz begehrt.

"Die Präsentation innerhalb der Gemeinschaft ist das Entscheidende", findet GGM-Vorsitzender Rolf Götz. Ziel der Gewerbeschau ist es, den Leuten zu zeigen, welche Branchen, welche Läden und Einkaufsmöglichkeiten am Ort vorhanden sind, die Kunden den einheimischen Anbietern zuzuführen und sie von deren Leistung zu überzeugen.

Der Erfolg ist nicht immer sofort spürbar. Es gebe Branchen, wie zum Beispiel Bekleidungsgeschäfte, die auch an den Ausstellungstagen ihre Ware an den Mann und die Frau bringen, sagt Götz. Andere haben eher das Nachfolgegeschäft im Auge und freuen sich, wenn Wochen später einer den Laden betritt, den das während der Gewerbeschau gezeigte Sortiment überzeugt hat. 108 eingeschriebene Mitglieder hat die GGM, etwa 60 Aussteller waren während der zweitägigen Veranstaltung am Wochenende dabei. Einige kamen auch aus Walldorf. Die haben zwar einen eigenen Verein, doch die Zusammenarbeit läuft gut, so daß Mörfelder bei den Walldorfern ausstellen können und umgekehrt. "Es gibt da keine Berührungsängste", schmunzelt Götz, "schließlich ist es im Ergebnis ja doch eine Stadt."

Die meisten Aussteller kommen auch wieder. Zwar gebe es hin und wieder Wechsel, sagt Götz und erklärt, daß die Teilnahme an einer Verkaufsschau wie dieser natürlich auch branchenabhängig sei. Die Ladengeschäfte seien indes fast alle dabei.

Erstmals präsent war auch eine Delegation aus Wageningen. "Wir haben die angesprochen, ob sie nicht mitmachen wollen", berichtet der GGM-Chef. Die Niederländer, mit den Mörfelden-Walldorfern seit knapp drei Wochen offiziell verschwistert, wollten und nutzten die Chance, den hiesigen Einwohnern die eigene Stadt informell näherzubringen. Auch eine Delegation aus Vitrolles sollte kommen, "aber die mußten leider absagen", bedauert Götz.

Doch in erster Linie ist es die Schau der einheimischen Anbieter. Für sie ist die Präsentation auch wichtig, um im Konkurrenzkampf mit den Großmärkten auf der grünen Wiese bestehen zu können. Denn die Großanbieter sind es, die vor allem kleinen und mittelständischen Geschäften das Leben schwermachen. Da sei es wichtig, das Angebot und die Leistungsfähigkeit herauszustellen, erklärt der GGM-Chef.

Die Werbung in eigener Sache lassen sich die Gewerbetreibenden auch etwas kosten. "Der Etat für diese Veranstaltung liegt bei 30 000 bis 35 000 Mark" und soll kostendeckend sein, sagt Götz. Trotzdem sind im Ausstellungsetat längst nicht alle Kosten erfaßt, die tatsächlich anfallen. Die gesamte Organisation im Vorfeld und während der Gewerbeschau machen der Vorstand und engagierte Mitglieder, "und darüber wird natürlich nicht Buch geführt". wal

Informationen über Tagespflege

Früher waren Tagespflegestellen Kindern vorbehalten, die aus Gesundheitsgründen als "nicht krippenfähig" galten. Erst seit Anfang der siebziger Jahre wurde das Tagespflegemodell auf alle Kinder im Krippen- und Kindertagesstättenalter ausgeweitet, deren Eltern berufstätig sind. Am 1. Januar 1991 trat das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) in Kraft, das die Rahmenbedingungen für Tagespflege neu regelte:

- Seit dem 1. Januar 1991 können Kinder auch im elterlichen Haushalt betreut werden.

- Eltern, die für ihr Kind ohne Vermittlung und Bezahlung durch das Jugendamt eine Tagesmutter engagieren, müssen künftig keine amtliche Pflege-Erlaubnis mehr einholen. Damit entfällt auch die Aufsichtspflicht des Jugendamtes.

- Nur für Tagesmütter/-väter, die über das Jugendamt vermittelt werden, bleibt die Aufsichtspflicht erhalten.

Die inhaltliche und finanzielle Umsetzung der Tagespflege in die Praxis ist Aufgabe der Kommunen. In den Bundesländern existieren daher die unterschiedlichsten Finanzierungsmodelle. Nur wenige bieten so gute Bedingungen wie das Land Berlin. Hier werden Tagesmütter/-väter vom Jugendamt bezahlt, die Eltern der Tagespflegekinder zahlen einen je nach Einkommen gestaffelten Betrag an das Jugendamt. Tagesmütter/-väter werden vertraglich verpflichtet, an die Eltern keine zusätzlichen Forderungen zu stellen.

Die Sätze (in den West-Bezirken) für "Einzelpflege" (bis zu drei Kinder von 0 bis drei Jahren) sind pro Kind und Monat: 322,70 DM Pflegegeld und 326,40 DM Erziehungsgeld.

Bei "Tagesgroßpflege" (mindestens vier Kinder von 0 bis sechs Jahren), gibt es pro Kind und Monat: 322,70 DM Pflegegeld und 544,- DM Erziehungsgeld. J. P.

Kampf gegen Vorurteile Anmerkungen zum "Tag des weißen Stocks"

"Der weiße Stock gilt auch in Mali als Symbol der Blinden. Jedes Jahr am 15. Oktober werden den Behörden weiße Stöcke übergeben, um an die Belange Blinder zu erinnern. Oft sind es einfache Stöcke, die mit weißer Farbe angestrichen worden sind", sagt Moussa Balla Keita, einer der drei Pädagogen, die vor zehn Jahren an der Humboldt-Universität in Berlin ein Sonderschulstudium absolvierten. Keita ist als Direktor der ersten Blindenschule Malis in der Hauptstadt Bamako tätig. 1991 veröffentlichte er in Berlin seine Dissertation zum Thema "Entwicklung der Blindenbildung in Mali und Probleme der sozialen Integration durch gemeinsame Erziehung von blinden und sehenden Schülern". Diese Schule wurde 1973 eröffnet. Inzwischen gibt es eine zweite Schule in Gao. Insgesamt wurden in dem Land bislang 200 blinde Kinder eingeschult.

200 von vielleicht 200 000 Menschen ohne Augenlicht allein in diesem armen Land. Um sie kümmert sich kaum jemand. Genausowenig wie in den anderen Ländern Afrikas, Asiens, Mittel- und Südamerikas. Da die meisten der nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde etwa 60 Millionen nichtsehenden Menschen auf der Welt in diesen Länder leben, verbringen sie - ohne Schulbildung und Berufsausbildung - ein Bettlerdasein. Dabei könnten sie - wie die Beispiele aus den USA, Skandinavien, Niederlande und der Bundesrepublik immer wieder belegen - bei ausreichender Hygiene, schulischer Förderung und der Versorgung mit Hilfsmitteln großartige Leistungen erbringen.

Daß manchmal sogar im hohen Alter erblindete Frauen und Männer das harte Los meistern, zeigt Antonie Übelhack aus Nürnberg. Mit 76 Jahren verlor sie die Sehkraft. Nach einer kurzen Überwindungsphase faßte sie Mut, besuchte einen Lehrgang für lebenspraktische Fertigkeiten und blieb sogar nach dem Tod ihres Mannes allein in ihrer Wohnung. Heute wird die 84jährige rüstige Frau von einer Haushaltshilfe, die zweimal in der Woche bei ihr nach dem Rechten sieht, und den Enkelkindern unterstützt. Sie hört Bücher auf Kassette, besucht Unterhaltungsnachmittage des Bayerischen Blindenbundes, bastelt, strickt und macht Urlaub in Blindenerholungsheimen. Wege, die sie gut kennt, geht Antonie Übelhack ohne Begleitung. Dazu hat sie bei dem Mobilitätstraining das Gehen mit dem Langstock geübt. Denn der Stock ist das wichtigste Hilfsmittel für Menschen, die nicht sehen können, im Straßenverkehr.

Wulf: "Haben kommenden Meister gesehen" Viel Lob für die Kickers / Schröder stark, Hübner ein Ausfall / Wehen - Offenbach 2:2 (2:1)

Zwar gaben die Kickers auf dem Halberg den zweiten Auswärtspunkt ab, aber sie wurden mit Lob überschüttet wie noch nie in dieser Saison. Wehens Trainer Wulf war auf der Pressekonferenz noch ganz beeindruckt von der Galavorstellung des Tabellenführers: "Man soll zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch keine Prognosen abgeben, aber ich bin sicher, daß wir heute den kommenden Meister gesehen haben." Und Massali, zur Zeit überraschend nur Ersatzmann bei den Gastgebern, schwärmte mit leichter Übertreibung: "Die Kickers waren doppelt so schnell und doppelt so aggressiv wie wir, und sie haben mit doppelt so viel Herz gespielt."

Tatsächlich spielten die Gäste vor allem in der ersten halben Stunde und zu Beginn der zweiten Hälfte auf einem beachtlichen Niveau. Libero Albert dirigierte seine Abwehr mit Ruhe und Umsicht, Figas war ein brillanter Lenker im Mittelfeld, und im Angriff entfachten die beiden 19jährigen Wolf und Behlil einen gewaltigen Wirbel.

Das Führungstor des OFC, durch Behlil mit Elfmeter nach Foul von Kornhuber an Figas erzielt, war ein viel zu schwacher Ausdruck einer klaren Überlegenheit. Erst ein Fehler des ansonsten glänzenden Albert, den Feyen zum Ausgleich ausnutzte, baute die bis dahin völlig eingeschüchterten Wehener auf und änderte etwas am einseitigen Geschehen. Mit einem blitzschnellen Konter, den Raab nach tollem Flankenlauf von Jakob mit einem Kopfballtor zum 2:1 abschloß, stellten die Gastgeber den Spielverlauf und die Kräfteverhältnisse zur Pause auf den Kopf - ihrem Jubel tat das freilich keinen Abbruch.

In der Kabine mußte danach Kikkers-Trainer Buchmann, auf den vor allem die jungen Spieler schwören, die passenden Worte gefunden haben. Seine Mannschaft legten nämlich mit dem gleichen Elan los wie zu Beginn des Spiels, und die Platzherren nahmen ihr nach dem Wechsel schon übliches Nickerchen. Erneut war es Behlil, der nach Vorarbeit von Wolf diese Schwächephase ausnutzte. Doch dann steigerte sich Wehen kämpferisch und spielerisch, so daß selbst Trainer Buchmann in sein Lob über die "absolut hochklassige Oberligapartie" ausdrücklich auch den Gegner einbezog. Doch die Offenbacher waren an diesem Tag so stark und selbstbewußt, auch einer guten Wehener Mannschaft standzuhalten. In der Schlußphase überstand der OFC sogar die beiden Zeitstrafen gegen Schummer (75.) und Schneider (83.) ohne Schaden - ein Wehener Sieg wäre allerdings auch nach Meinung von Trainer Wulf unverdient gewesen.

Bei den Platzherren war Schröder erneut der überragende Mann. Der lange Zeit sehr umstrittene Spieler sieht seine Entwicklung so: "Zwei Jahre lang hatte ich damit zu tun, daß ich nicht fit war, oder von der Mannschaft nicht akzeptiert wurde. Inzwischen aber fühle ich mich körperlich in Ordnung, werde von der Mannschaft angenommen und immer öfter angespielt." Neben ihm überragten Libero Kornhuber, der im Unterschied zu vielen Zuschauern den Elfmeter berechtigt fand, der solide Manndecker Süß sowie der von Spähern der Stuttgarter Kikkers und Bayer Uerdingen beobachtete Torwart Vogler. Ein Ausfall war dagegen Kapitän Hübner, an dem das Spiel völlig vorbeilief. PETER BUSCH

Wehen: Vogler; Kornhuber, Süß, Schmitt (75. Massali), Schröder, Hübner, Jakob, (62. Sauer), Boche, Brummer, Feyen, Raab.

Offenbach: Keffel; Albert, Schummer, Babicic, Koutsoliakos (68. Kruse), Gramminger, Figas, Hartmann, Aydin, Wolf, Behlil (73. Schneider). Schiedsrichter: Horschitz (Dillenburg).

Tore: Behlil (16., Fouelfmeter), 1:1 Feyen (24.), 2:1 Raab (33.), 2:2 Behlil (51.).

Zuschauer: 1600.

Pfadfinder informieren über ihre Arbeit

MAIN-TAUNUS-KREIS. Was treibt eigentlich der Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) im Main-Taunus-Kreis? Wer's wissen will, kann sich in einer kleinen Broschüre informieren, die der BDP jetzt herausgegeben hat. Sie ist für alle Jugendlichen, aber auch für Eltern, Lehrer und Jugendpolitiker gedacht.

In dem Heft steht ein kurzer Abriß der Geschichte des BDP. Die Projekte werden vorgestellt, Adressen und Ansprechpartner aufgeführt. Künftig soll sie jedes Jahr aktualisiert werden.

Die Broschüre gibt's beim BDP-Main- Taunus-Kreis, Jugend-Info-Laden, Schulstraße 29, 6231 Schwalbach. fw

Entgleisungen in hektischer Schlußphase Haub provozierte kräftig / Strack ohne Verständis / Bad Homburg - Aschaffenburg 3:3 (1:1)

Die wichtigste Erkenntnis sollte Aschaffenburgs Trainer Jürgen Strack erst nach dem Spiel über die Lippen gehen. "Wir haben uns jetzt alle wieder beruhigt", sagte er hernach und formulierte damit eine dringende Notwendigkeit. Denn wenige Minuten zuvor, in der hektischen Schlußphase eines vom Abstiegskampf geprägten Spiels, griffen die Herren, die sich da an der Seitenlinie austobten, teilweise in die unterste Schublade der Verbalinjurien und veranschaulichten eindrucksvoll, daß der Kampf um den Klassenerhalt die Nerven blank legt.

Immerhin hatten die Besucher nicht unter dem niederen Niveau zu leiden, bekamen sie in den letzten dreißig Minuten doch die gesamte Bandbreite des Fußballsports geboten. Wer zu spät kommt, der versäumt bisweilen eben nichts Wesentliches. Lange Zeit war die Partie geprägt von Freiräumen, die sich die Kontrahenten gegenseitig ließen. Bad Homburg nutzte sie zunächst zu gefährlichen Aktionen, die Haub und Sassenroth aber ohne Abschluß ließen. Aschaffenburg überwand seine Zurückhaltung trotz zahlreicher Fahrlässigkeiten in der gegnerischen Defensive erst mit dem überraschenden Führungstor. Zahn, dessen Bewachung Stoll hartnäckig verweigerte und der zusammen mit Kilian bei der Viktoria Spielwitz demonstrierte, visierte den Pfosten an, Parizon schob schließlich ein. Was keines der Teams freilich von mangelnder Intuition befreite. Lediglich Haubs Einzelaktion, die er mit einem abgefälschten Schuß abschloß, sorgte noch einmal für Begeisterung und folglich zum Ausgleich.

Also wartete die Minuskulisse von 300 Zuschauern geduldig auf den Endspurt in einem Spiel, in dem ein Vizemeister und ein Meister im Abstiegskampf zu verbissenen Mitteln, aber keineswegs grober Härte griffen. Die Gemüter beider Trainer erhitzte die zunehmend konfus werdende Leistung des Unparteiischen, der sich damit selbst um die Kontrolle der Begegnung brachte. Acht gelbe Karten, drei Zeitstrafen und ein Platzverweis für den Aschaffenburger Stumpf ließen beinahe vergessen, daß auch noch kräftig an den Pfosten und ins Netz geschossen wurde. Pasqualotto und Liebe trafen bei Bad Homburger Chancen nur das Aluminium, bevor man zum konsequenten Toreschießen überging.

Nach 73 Minuten wurden die Gäste mit Tor und Platzverweis gleich doppelt bestraft und Strack hatte in Bad Homburgs Stürmer Haub endgültig seinen Buhmann ausgemacht. "Ich fordere auch Aggressivität, aber was der Haub macht, geht doch zu weit", klagte der Aschaffenburger Trainer. Matz und Dalkilic mußten, nachdem sie Haub den Ball abknöpfen wollten, verletzt ausscheiden. Zahn klagte derweil über eine Platzwunde, und Stumpf flog schließlich vom Platz, als er Haubs Bewachung übernahm.

Doch die Viktoria bewies trotz Dezimierung und Rückstand entsprechende Moral, kämpfte nach Sassenroths und Stolls Führungstreffer unvermindert weiter und kam schließlich durch Kilian zweimal zum Ausgleich. Ein Lohn, der schließlich die Nerven beruhigen konnte.

CHRISTIAN FROMMERT

Bad Homburg: Muehlbach; Pasqualotto; Ossenbrink (46. Liebe), Kall, Stoll, Sassenroth, Gorges (60. Guht), Vitiello, Roeder, Dzihic, Haub.

Aschaffenburg: Weis; Borkenhagen; Matz (30. Kaschta), Dalkilic (46. Rickert), Gesslein, Stumpf, Kilian, Zürlein, Zahn, Kloss, Parizon.

Tore: 0:1 Parizon (21.), 1:1 Haub (31.), 2:1 Sassenroth (73.), 2:2 Kilian (78.), 3:2 Stoll (86.), 3:3 Kilian (90., Foulelfmeter).

Schiedsrichter: Steudter (Wiesbaden).

Zuschauer: 300.

Ein "Signal" gegen den Fremdenhaß Mehr als 10 000 Menschen demonstrierten am Tag der Einheit gegen Rassismus Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Die Demonstration durch die Frankfurter Innenstadt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, an der sich am Tag der deutschen Einheit mehr als 10 000 Menschen beteiligten, ist für Daniel Cohn-Bendit erst "der Anfang": Denn "solange ein Fremder Angst hat, müssen wir bereit sein, auf die Straße zu gehen", forderte der Grüne am Ende der Protestkundgebung auf dem Römerberg. Dort hatten am Samstag nachmittag zahlreiche Redner die Angriffe auf Flüchtlinge scharf verurteilt, sich für den Erhalt des Artikels 16 des Grundgesetzes eingesetzt und mit dem iranischen Schriftsteller Bahmann Irumand die Besinnung auf "zivile Tugenden" gefordert. Tags zuvor hatten nur etwa 400 Gewerkschafter bei einer Kundgebung des hessischen DGB auf dem Paulsplatz gegen die Angriffe auf "alles, was die deutschen Gewerkschaften seit 1946 auf sozialem Gebiet aufgebaut haben", protestiert. Sie betonten, "den Sozialabbau" nicht hinnehmen zu wollen. Samstag mittag, Tag der deutschen Einheit. Treffpunkt Opernplatz. Kurz vor 13.30 Uhr, es regnet noch immer und der Protestzug derer, die zu den Angriffen auf Flüchtlinge nicht länger schweigen wollen, setzt sich in Bewegung. Ein breites Bündnis von Grünen und Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und Bürgerinitiativen, Schülern und Hausfrauen auf dem Weg durch die City: Mehr als 10 000 Menschen sind unterwegs in Richtung Römerberg. Seit langem wieder einmal. Daniel Cohn-Bendit an der Spitze des Demonstrationszuges dreht sich um, wirft einen Blick über die Karawane der Menschen in Lederjacken und Friesennerzen. Noch am Freitag, erzählt der ehrenamtliche Stadtrat, sei den Grünen, die die zentrale Demonstration organisiert hatten, bescheinigt worden: Das werde nichts. Schließlich hätten nur wenige Plakate auf den Protestmarsch hingewiesen, die Herbstferien inzwischen begonnen. Wer sollte da auf die Straße kommen? Und jetzt ein nicht endenwollender Zug von Menschen, die dem Rassismus Einhalt gebieten wollen. "Das", sagt Cohn-Bendit, "ist ein klares Signal für die Republik."

Ausgesandt wird es am Samstag vom Römerberg. Dort erinnert der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft "Pro Asyl", Herbert Leuninger, an den Stellenwert des (Fortsetzung auf Seite 14)

ERMUNTERUNG von einem, der 1957 beim "Karenztage"-Streik in Schleswig-Holstein dabei war: Jetzt gehe es wieder darum, "zu begreifen, daß das, was auf uns zukommt", den sozialen Besitzstand angreife, sagte Georg Benz bei der Protestkundgebung des hessischen DGB am Freitag nachmittag auf dem Paulsplatz: Daher müßten sich die Arbeitnehmer gegen die Einführung der Karenztage verteidigen und für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle streiten, verlangte das frühere Vorstandsmitglied der IG Metall. Denn klar sein müsse, "daß wir von dieser Koalition von Kabinett und Kapital nichts zu erwarten haben". Daher ist es nach Ansicht des Vorsitzenden der IG Medien, Erwin Ferlemann, an der Zeit, "die Wende zu einer sozialen Politik in den alten und neuen Bundesländern zu fordern". Der hessische DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Jungmann verlangte "einen Ausbau, keine Einschränkung der grund- sätzlich garantierten Sozialstaatlichkeit". Zur Pflegeversicherung seien die Arbeitnehmer "bereit, unsere Hälfte zu bezahlen - aber nicht mehr!" Bei seiner Kritik an der Sozial-, aber auch an der Verteidigungspolitik hoffte Jungmann auch, daß der DGB-Bundesvorsitzende Heinz Werner Meyer "mit seinen Überlegungen zum Einsatz der Bundeswehr der einsamste Mensch in der Gewerkschaftsbewegung bleibt".

(ing / FR-Bild: Kumpfmüller)

Zehntausende demonstrierten gegen Rassismus und Fremdenhaß Kundgebungen in Frankfurt und Nürnberg / Absage an große Koalition, "die nach rechts rückt" / Gedenken in Sachsenhausen

FRANKFURT A. M., 4. Oktober (ing/ Reuter/AFP). Gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben etwa 50 000 Menschen am Tag der deutschen Einheit in mehreren ost- und westdeutschen Städten demonstriert. An den beiden größten Protestzügen beteiligten sich in Nürnberg und in Frankfurt am Main jeweils über 10 000 Menschen. Sie forderten den Erhalt des Artikels 16 des Grundgesetzes und warnten vor einer politischen Entwicklung nach rechts.

"Wir brauchen bei dem drohenden Rechtsruck keine große Koalition, die nach rechts rückt", sagte Herbert Leuninger, Sprecher der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft "Pro Asyl", am Samstag auf dem Frankfurter Römerberg, "sondern eine große Koalition aller gesellschaftlichen Kräfte gegen rechts."

Denn jetzt "geht es um die Grundfrage, ob Minderheiten als Sündenböcke zum Zweck der Mehrheitsbildung eingesetzt werden dürfen", sagte der hessische Umweltminister Joschka Fischer bei der Demonstration in Frankfurt, die von den Grünen organisiert und von zahlreichen Initiativen unterstützt worden war. Bei der Kundgebung griff Micha Brumlik von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt vor allem Bundesverteidigungsminister Volker Rühe scharf an und warf ihm vor, in seinem Amt als früherer CDU-Generalsekretär vor anderthalb Jahren bereits "die Hysterie" in der Debatte um das Asylrecht geschürt zu haben. Brumlik sprach in Vertretung des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, der sich auf dem Bundesparteitag der FDP für den Erhalt des Artikels 16 einsetzte, und nannte Rühe "einen Schreibtischtäter".

Daß derzeit "der Weg zu Notverordnungen und einem Ermächtigungsgesetz immer kürzer wird", befürchtete am Freitag nachmittag auf dem Frankfurter Paulsplatz der hessische DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Jungmann: Er kritisierte bei einer DGB-Protestkundgebung, zu der nur etwa 400 Gewerkschafter gekommen waren, "die soziale Wende".

Weitere Proteste der Gewerkschaften "gegen den Sozialabbau" kündigte am Freitag in Berlin vor etwa 10 000 Menschen der stellvertretende Vorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche, an.

Knapp eine Woche nach dem Brandanschlag auf eine jüdische Häftlingsbarakke demonstrierten am Sonntag mehr als 5000 Menschen an der Gedenkstätte des früheren Konzentrationslagers Sachsenhausen gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Die Kundgebung stand unter dem Motto "Nachdenken in Deutschland". Bundeskanzler Helmut Kohl verurteilte in einem Grußwort Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.

Zu den Teilnehmern gehörten die israelische Kultusministerin Shulamit Aloni, der israelische Botschafter in Bonn, Benjamin Navon, Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU), Frauenministerin Angela Merkel (CDU), der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse, SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose, der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Robert Guttmann und der Berlin-Brandenburgische Bischof Martin Kruse. Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) verteilten mehrere tausend Blumen. Auf Transparenten hieß es: "Wir fordern Schluß mit Rassismus und Rechtsextremismus", "Wir wollen kein neues 1933".

In seinem von Kanzleramtsminister Bohl verlesenen Grußwort verurteilte Kohl Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit als Akte der Barbarei: "Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus sind eine Schande für unser Land." Die Reaktionen der Bevölkerung auf den Anschlag und die fremdenfeindlichen Ausschreitungen hätten allerdings bewiesen, daß "die meisten Deutschen Terror zutiefst verabscheuen". Auch die Kundgebung sei ein Signal für Entschlossenheit gegen Extremisten. Kohl forderte nachdrücklich die Bestrafung der Täter. Extremistische Gewalttäter könnten nur abgeschreckt werden, wenn sie "unnachsichtig verfolgt werden und die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen". Sie ließen sich nur dann von der Aussichtslosigkeit ihres Tuns überzeugen, wenn sie auf unmißverständliche Ablehnung der Bevölkerung stießen.

Im Anschluß an eine Demonstration gegen Rassismus und Militarismus in Berlin war es am Samstag abend zu Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der Polizei vom Sonntag warfen Randalierer in den Bezirken Prenzlauer Berg und Kreuzberg Bauwagen um und versuchten erfolglos, die Wagen anzuzünden. Außerdem wurden bei einigen Läden Schaufensterscheiben eingeschlagen. Insgesamt 110 Personen wurden festgenommen, Verletzte gab es nicht. An der Kundgebung am Nachmittag hatten rund 6000 Menschen teilgenommen. (Weiterer Bericht im Lokalteil)

Nur in Bad Vilbel werden Grabsteine kurzerhand flachgelegt, andernorts ist die sanfte "Rüttelprobe" üblich Stadtrat Frank scheute Bürgerkontakt Dortelweiler bleiben dabei: Stadt ist für "Friedhofsschändung" verantwortlich

DORTELWEIL. Würden die empörten Dortelweiler den Stadtrat Jörg Frank verprügeln? "Ich hab ihm abgeraten, zu kommen", teilte Franks Parteifreund, der Ortsvorsteher Gerhard Manasek, der Protestversammlung am Freitag abend im überfüllten "Deutschen Hof" mit. Das Publikum murrte. Trotz aller Wut über die von Frank veranlaßte "Grabschändung" auf dem Dortelweiler Friedhof wären die 70 meist älteren Betroffenen dem jungen Herrn Frank doch nicht ans Leder gegangen. Sie wollten ihm nur die Meinung sagen. Frank (CDU) hatte vorletzte Woche rund 70 Grabsteine auf dem Dortelweiler Friedhof umlegen lassen. Die mit Videofilm und Einzelprotokollen festgehaltene Sicherheits-Aktion verkaufte er unter dem Motto: "Das Vilbeler Gartenamt bekämpft Pfusch und Betrug". In einem Pressetext verkündete er nach der Aktion: "Grabsteine wiegen bis zu sechs Zentner und können, wenn sie umfallen, Menschen schwerstens verletzen." Als man an die Dortelweiler Monumente mit 75 Kilopond zog, fielen die meisten um. Die Steinmetze hätten also gepfuscht.

Ein Sicherheitstest auf dem Friedhof sei in Ordnung, meinten die protestierenden Bürgerinnen und Bürger im Gasthof. Die Grabstein-Tester seien jedoch zu rabiat vorgegangen. Ein Dortelweiler: "Wie der Elefant im Porzellanladen, von Sensibilität keine Spur." Ein älterer Herr beschwerte sich: "Ich frag mich, warum man die Steine so radikal umschmeißen muß, mit dem Sockel in die Blumen rein!". Das sei pietätlos, sagte eine Dame. Beifall brandete auf. Der Grabstein seiner Familie sei trotz intakter Dübel mit dem ganzen Fundament ausgerissen worden, klagte ein junger Mann. Der Sicherungs-Trupp des Magistrats habe "die Erde auf die Mitte des Grabes raufgeworfen und drauf rumgetrampelt!"

Die Vorwürfe machten dem Ortsvorsteher zu schaffen. "Ich frage mich, warum ich mich so anfeinden lassen muß", rief Gerhard Manasek entnervt. Übers allgemeine Murren hinweg zitierte er die Friedhofsordnung von 1974 und Richtlinie 407 der Plattenbaugenossenschaft (derzufolge Grabsteine mit zwei Dübeln a 12 Zentimeter Länge zu sichern sind). "Nicht standfeste Grabmale sind zu sichern oder umzulegen!" rief Manasek. Darauf eine alte Dame, empört: "Wer gibt der Stadt das Recht, auf meinem Eigentum den Stein einfach umzulegen!" Beifall ertönte. "Wenn der Stein lose ist, dann muß ich angerufen werden!"

Der forsche Stadtrat Frank hat inzwischen eingeräumt, daß er den 75-Kilo- Test vorher genauer hätte erläutern müssen. "Da sind auch sicher Fehler gemacht worden", sagte Gerhard Manasek am Freitag. Die vom Magistrat engagierten Sachverständigen aus Bad Nauheim, Ober- Wöllstadt und Limeshain hätten auch neuere Grabmale umgelegt, mit der Begründung: "Man kann ja gar nicht von außen sehen, wie sieht's drunter aus!". Die städtischen Bediensteten hätten sich dabei herausgehalten. "Wenn Blumen beschädigt worden sind", versprach Manasek, "dann bezahlt sie die Stadt." Die Dortelweiler grummelten trotzdem. Werner Wagner: Jedes neue Grabmal müsse der Stadt doch mit Zeichnung und genauen Angaben gemeldet und von ihr genehmigt werden. "Die Stadt soll lieber gleich die Steinmetze überprüfen und den Leuten nicht hinterher die Steine umwerfen!."

Auf Anregung von Karl Schnepf, der zu der Protestversammlung eingeladen hatte, werden sich zwei Damen im Namen der Versammlung schriftlich beim Magistrat beschweren. Er werde die Sache im Magistrat zur Sprache bringen, verkündete ungefragt der SPD-Stadtrat Waldemar Kunath.

Eine so penible Grabstein-Prüfung wie in Bad Vilbel gibt es übrigens nicht in allen Wetterau-Gemeinden. "Die haben mit 75 Kilo an der Oberkante gezogen. Das gibt einen Mords-Hebelmoment", meinte der zuständige Experte im Bad Nauheimer Friedhofsamt im Gespräch mit der FR. In der Kurstadt prüfe man die Grabsteine mit 50 Kilo, indem eine Personenwaage gegen die Mitte des Steins gedrückt werde. Es gebe keine verbindlichen Regeln, wie die Sicherheit der Grabmale zu prüfen sei. Sie mitsamt der Fundamente umzulegen - "das halte ich doch für übertrieben". In Nidda rüttelt ein städtischer Bediensteter einmal jährlich an den Grabsteinen. "Ab und zu wakkelt's mal", so der Zuständige. "Die Leute werden dann von uns angeschrieben."

Auch auf den rund 3000 Friedberger Gräbern gibt es nur die normale "Rüttelprobe" per Hand. "Wir haben's in den letzten zwei Jahren nicht gemacht", erfuhr die FR. Im Frühjahr sei wieder eine Probe. Wenn dann Steine wackeln, "werden die nicht umgelegt; wir kleben da nur warnende Zettel drauf". KLAUS NISSEN

Mexiko - oh weh! Buchmesseautoren: in Schlangenbad gefangen

Schon im Vorfeld der Buchmesse rumorte es in Mexiko. Autoren fürchteten sich vor einem Literaturolympia der langen Wege, als sie vom 40 km entfernten Schlangenbad im Taunus als Messedomizil hörten. Verleger sahen sich durch einen nationalen Gemeinschaftsstand schlecht oder gar nicht vertreten.

Jetzt läßt sich in der Tat sagen: Die Adler sind abgestürzt. Wenn nämlich ein Schwerpunktthema die Literatur eines Landes ins Zentrum des Interesses rücken soll, dann hat das offizielle Mexiko kläglich versagt.

Ein üppiges Programm wurde zwar mit zehn Millionen Mark vorbereitet. Doch dessen Realisierung blieb weitgehend unter Niveau, was man gleich mit der Eröffnungsveranstaltung im Neckermann-Tourismusstil demonstrierte. Die Gründe: Arroganz der Funktionäre und zugleich technisches K. o. Mexikos. Eine Organisation in der Hand einer dem System ergebenen Bougeoisie reproduziert nur die Hohlformen ihrer Repräsentanz, verfestigt die Klischees von Mexiko, gegen die ja seine Schriftsteller in Frankfurt der lebendige Gegenbeweis sein sollten.

Mexiko hat eine große kulturelle Vergangenheit und eine weitaus interessantere und reichere Literatur als zum Beispiel gegenwärtig Spanien. Aber schon der Pavillon geriet ganz im Gegensatz zur Parole, mit der Mexiko angetreten war, nicht zu einem "offenen Buch", sondern zum Buch mit sieben Siegeln.

Hatten da doch die Spezialisten aus Mexiko-Stadt, von einem der schönsten anthroplogischen Museen der Welt, den Messepavillon in einen fast sakralen Saal verwandelt. Nur der Mexiko- und des Spanischen Kundige konnte verstehen, daß die Entwicklung von Schrift und Buch von den Mayas und Azteken (über die Codices) bis zur Massenproduktion und dem Buch als Objekt gezeigt werden sollte. Es fehlte fast jegliche Information.

Der mexikanische Verlagsstand in Halle vier nannte über 50 dort vertretene Verlage. Nachgezählt waren es keine vierzig, die je mit ein paar Büchern vorliebnehmen mußten. Ein so bedeutender Verlag wie "Cal y Arena" war nicht zu sehen. Statt dessen hatten zehn zu Gruppen gehörende kommerzielle Häuser eigene Stände. Da Geld offenbar keine Rolle gespielt hat, wenn es um die eingeflogenen teueren mexikanischen Köche der Spitzenklasse ging, hätte man die verlegerische Vielfalt Mexikos weitaus besser zeigen können.

Und wo waren die Schriftsteller Mexikos? In Schlangenbad gefangen. Letzter Bus zurück: 22 Uhr. Eine Reihe illustrer Autoren war erst gar nicht erschienen, als man von der Wegstrecke zur Messe erfuhr: Héctor Aguilar Camín, Juan José Arreola, Enrique Krauze, José Joaquín Blanco. Und die anderen? Im Bücherlabyrinth der Messe verschwunden.

Daß dann einige Podiumsdiskussionen (mit Publikum wenigstens am Wochenende ein voll besetzter Saal) im allgemeinen Palaver verliefen, war nur zum geringeren Teil die Schuld der beteiligten Autoren und Moderatoren, sondern lag im Konzept. Warum läßt man Lyriker, Romanciers meist nur über die Gattungen reden, statt diese authentischer mit Textproben vorzustellen? Die wenigen "Dichter zum Anfassen" saßen wegen des Bücherrummels ein wenig verwundert in den mexikanischen Stühlen in der Caféteria des Pavillons und nahmen ihre literarische Nicht-Präsenz gelassen mexikanisch. Sie stammten bis auf drei alle aus der Hauptstadt. Ein auch in Deutschland vielgelesener Romancier und Krimiautor, Paco Ignacio Taibo II, wurde wohl ob seiner heftigen Kritik an den "Staatslern" gar nicht erst eingeladen. Dies alles ist die Folge der zentralistischen Organisation.

Die eitle Selbstdarstellung des offiziösen Mexiko erreichte ihren Höhepunkt auf der Einladung der Stadt Frankfurt im Kaisersaal des Römers mit anschließendem "Frankfurter Buffet". Eine Begegnung mit mexikanischen Autoren wurde auch dies nicht. Die Funktionäre blieben unter sich, da die mexikanische Organisation die Einladung an die Schriftsteller nicht weitergereicht hatte.

Wohl darum machte ein bekannter literarischer Verleger nach dem Fototermin auf dem Absatz kehrt. Quetzalcóatl, die "gefiederte Schlange", der Schöpfergott der Azteken, war eben in Schlangenbad geblieben.

HANS-JÜRGEN SCHMITT

Acht starke Minuten reichen Langens Basketballern zum Sieg "Giraffen" halten Druck stand Aggressive Verteidigung / Langen - Karlsruhe 86:77 (38:36)

Es geht auch ohne "Erwin": Die "Giraffe", neues Maskottchen der Zweitliga- Basketballer des TV Langen, fehlte aus Vaterschaftsgründen, und dennoch landeten die Korbjäger im zweiten Heimspiel mit 86:77 den zweiten Sieg gegen den Telekom Post SV Karlsruhe. Dabei glich die Partie in der von ständig wechselnden Führungen gekennzeichneten ersten Hälfte einer Berg- und Talfahrt.

Die Langener erarbeiteten sich immer wieder knappe Punktvorsprünge und machten sich dann durch zahlreiche Ballverluste und überhastet abgeschlossene Aktionen selbst das Leben schwer. "In der Auszeit habe ich den Jungs gesagt, sie sollen erst sechs, sieben Pässe spielen. Und dann gehen sie raus und ziehen nach dem ersten Paß zum Korb", sagte Trainer Joe Whitney nach dem Spiel und konnte sich doch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Anders als in den letzten Begegnungen, wo sie in den letzten Minuten scheinbar sichere Führungen verschenkten, behielten die "Giraffen" diesmal kühlen Kopf. "Wir wollten den Gegner mit hohem Tempo unter Druck setzen, ohne jedoch die Kontrolle zu verlieren. Das ist uns diesmal gelungen", so Whitney.

Die Gäste aus Baden waren mit einigen Problemen angereist. Trainer Veselin Matik war erst vor Wochenfrist entlassen worden, als Übergangslösung wurde Hans Hendl, im Brotberuf Dozent an der Karlsruher Fachhochschule für Heilpädagogik, verpflichtet. "Wenn das Semester anfängt, werde ich dieses Engagement unmöglich fortsetzen können", sagte der Interims-Coach, der Ex-Nationalspieler und Senior Josef Waniek mangels Alternativen auf der Bank durchgehend einsetzte. Außer Waniek (12) zeichneten auf seiten der Gäste fast nur drei Akteure für die Punkte verantwortlich: Marcus Egin (13), Horst Wolf (17), ebenfalls Ex-Internationaler, sowie der US-Amerikaner Joe Robbisch (33), der das "Ausländer-Duell" mit Langens Frank Sillmon (27) knapp für sich entschied.

Die Hessen setzten sich in einem von aggressiver Verteidigungsarbeit und mehreren Ballgewinnen geprägten Zwischenspurt ab der zwölften Minute spielentscheidend ab. Die Auszeit der Gäste drei Minuten vor Schluß beim Stand von 69:78 kam zu spät. In der Endphase konnten sich die Routiniers Greunke (14) und Schiebelhut (16) sowie Aufbauspieler Heinichen (13) in Szene setzen. Ein Sonderlob ernteten Bernd Neumann, der nach seinem Bänderriß vor vier Wochen eine starke Partie bot, und Neuzugang Robert Wintermantel - bis zu seinem foulbedingten Ausscheiden Mitte der zweiten Hälfte stand er wie ein Fels in der Abwehr. CHRISTIAN WOLF

Streit zwischen dem Deutschen Tischtennis-Bund und den Bundesligisten ist längst eskaliert Konflikt wegen TV-Geldern löste weitere Forderungen aus Verband rügt "ultimatives" Vorgehen / Vereine verlangen doppelten Anteil an Fernseheinnahmen / Nationalkader-Boykott im Gespräch

Nichts geht mehr - und das seit einem Vierteljahr. Selbst in der jüngsten Ausgabe des offiziellen Verbandsorgans des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ist an exponierter Stelle die Rede davon, daß "der Haussegen schiefhängt". Ein Ende der Kontroverse um die Verteilung der TV-Gelder ist derzeit nicht in Sicht, die streitenden Parteien stehen sich unversöhnlich gegenüber, und ihre Wortführer werfen sich gegenseitig vor, dem positiven Image des Tischtennis-Sports in Deutschland erheblichen Schaden zuzufügen. Hier die DTTB-Oberen mit Präsident Hans Wilhelm Gäb und Sportwart Eberhard Schöler an der Spitze, dort die von ihren Sprechern Karl Kamps (Grenzau) und Rüdiger Lamm (Steinhagen) vertretenen Bundesliga-Vereine.

Es fing eigentlich alles ganz harmlos an. In einem routinemäßigen Schreiben von Karl Kamps im Auftrag der zehn Klubs der Männer-Bundesliga an Eberhard Schöler vom 23. April löste der dritte von acht Punkten einen Wirbel aus, der inzwischen zu solch verhärteten Fronten geführt hat, daß vorübergehend sogar der Boykott eines Nationalkader- Lehrgangs im Gespräch war. Lapidar heißt es darin in zwei Zeilen: "Die Vereine fordern die Erhöhung des Fernsehgeldanteils auf mindestens DM 30 000,- pro Verein/Jahr." Seitdem hat sich ein reger Briefwechsel entwickelt, dessen vorerst letztes Stück ein am 29. September von DTTB-Generalsekretär Klaus Weber verschicktes Schreiben ist.

Der Streit über die Verteilung des jährlichen Zuschusses eines von den DTTB- Verantwortlichen gemeinsam mit den Kollegen der Handball-, Volleyball-, Hokkey-, Leichathletik- und Turn-Verbände abgeschlossenen und bis Ende 1994 laufenden Vier-Jahres-Vertrages über die Vermarktung ihres Sportangebots in den öffentlich-rechtlichen Anstalten ist längst eskaliert. Die Tischtennis-Bundesligisten haben nach einer ersten Absage von Schöler auf die Vorstellungen Kamps' am 15. Juni einen Neun-Punkte-Katalog vorgelegt, in dem neben der Erhöhung der ausgezahlten TV-Einnahmen von 15 000 auf 30 000 Mark pro Verein und Jahr weitere gravierende Reformen gefordert werden. Unter anderem soll der DTTB dem Klub eines Nationalspielers pro Länderspiel-Einsatz 3000 Mark zahlen, bei Lehrgängen des Nationalkaders eine Abstellungsgebühr von 100 Mark pro Tag für jeden Spieler in die Vereinskasse überweisen und alle Bundesliga-Termine mit Rücksicht auf das Fernseh-Interesse der Sponsoren am Wochenende ansetzen. Um ihren Forderungen entsprechenden juristischen Nachdruck verleihen zu können, gründeten sie darüber hinaus am 18. August eine Vereinigung der Tischtennis-Bundesliga-Vereine (VTTB), der bisher elf von 20 Klubs angehören.

Wenn sie allerdings darüber klagen, daß der DTTB bisher keinerlei Gesprächsbereitschaft signalisiert hat, dann haben sie sich das in erster Linie selbst zuzuschreiben. Denn für Gäb und Schöler stellen sich die Vorstöße der Bundesliga-Sprecher als "ultimativ und daher unzumutbar" dar. Der Auslöser dafür ist ein vom 15. August datiertes Schreiben, in dem Gäb zwei Termine innerhalb von zwölf Tagen zur Klärung des Problems gesetzt wurden und unabhängig vom Ausgang der Gespräche für 31. August eine Pressekonferenz anberaumt wurde. Die Unterredung mit dem beruflich stark engagierten Gäb kam daraufhin erst gar nicht zustande, die Pressekonferenz fand dann am 15. September statt, und die DTTB-Oberen sehen sich seitdem in ihrer Meinung bestätigt, daß die Bundesliga-Vertreter auf Konfrontationskurs steuern, indem sie "irreführende und unrichtige Behauptungen" aufstellen.

Der Konflikt konnte zuletzt auch nicht durch die Tatsache entschärft werden, daß auf einen am 25. September abgeschickten persönlichen Brief Gäbs an einen größeren Kreis von Tischtennis-Verantwortlichen drei Tage später Kamps und Lamm ein Schreiben folgen ließen, in dem sie sehr moderate Töne anschlugen und ohne Vorbedingungen um ein Gespräch mit dem DTTB-Präsidenten über ihre im Inhalt unveränderten Vorstellungen baten.

Beim deutschen Ranglisten-Turnier "Top 12" am Wochenende in Marburg ging man sich erneut aus dem Weg. Für Kamps stellt sich die Situation derzeit so dar: "Die Bundesligisten müssen sich weiterhin als vom DTTB ausgenutzter Service-Betrieb empfinden, deren Finanzierungsgrundlage gefährdet ist, wenn sich gewisse Dinge nicht ändern. Wir gehen davon aus, daß unsere Forderungen bei Bedarf juristisch durchsetzbar sind." In Übereinstimmung mit Gäb argumentiert Schöler dagegen: "Sicherlich wollen die Bundesliga-Vertreter das Beste, aber sie sehen vieles zu einseitig aus ihrer Vereinsbrille und schaden damit dem Ganzen. Irgendwie müssen wir eine Lösung des Konflikts finden, aber gerade im Blick auf die finanziellen Vorstellungen der Klubs trennen uns Welten."

Neben der Bundesliga-Termingestaltung, bei der neuerdings auch Kamps als Vereinsvertreter mitwirkt, und einer ins Gespräch gebrachten Reduzierung der Männer-Klasse bleiben die spektakulären Fragen: Erhöht der DTTB den durch Leistungsprämien für den deutschen Titel- und Pokalgewinn sowie Europacup-Siege ergänzten Sockelbetrag aus den TV-Einnahmen von bisher 300 000 Mark auf 600 000 Mark für die 20 Bundesligisten und leitet damit 50 Prozent des 1993 von ARD und ZDF an ihn ausgezahlten TV-Geldes weiter? Werden zusätzlich Einsatz- und Abstellgebühren für Nationalspieler an die Vereine ausgezahlt, die nach vorsichtigen Schätzungen Schölers auf rund 400 000 Mark zu beziffern sind? Die Beantwortung fällt auch deshalb schwer, weil offensichtlich unterschiedliche Auswertungen der TV-Zeiten und -Zuschauerquoten existieren, jede Seite untermauert damit ihre Position. Zusätzlich delikat wird die Angelegenheit dadurch, daß der DTTB durchaus konsequent den Vereinen seine Ausgaben für die Ausbildung der Spieler in Form von Lehrgängen, Stützpunkt-Training, Trainer- und Schiedsrichter-Fortbildung aufgerechnet hat: Unter dem Strich steht eine Summe von über zwei Millionen Mark. HARALD STENGER

Franzi hier und Franzi da, Franziska van Almsick weiß, was Rummel bedeutet "Keinen Bock mehr" auf Interviews Nach Barcelona lernte die junge Schwimmerin auch die Nachteile der Popularität kennen

Franzi hier, Franzi da. Hier ein Lächeln, da ein Interview. Vor einer Woche ein Auftritt in "Wetten daß", davor beim Kanzlerfest. Franzi im Urlaub, zu Pferde in Mecklenburg, Franzi als Olympiabotschafterin für Berlin. Franziska van Almsick ist viel gefragt auch in der Werbung. Ihre Einnahmen erreichen fast die Millionengrenze. Am Wochenende kam die vierfache Olympiasiegerin von Barcelona in die oberschwäbische Provinz, nach Bieberach. Aus Anlaß des 20jährigen Geburtstages der Schwimmabteilung der TG Bieberach ging der neue "Megastar" des deutschen Schwimmsports an den Start. Zum Nulltarif. Obwohl sie dafür ohne Probleme eine vierstellige Summe hätte kassieren können. Möglich machte es Freundin Jutta Renner aus Bieberach. "Die Gegend finde ich total cool", freute sich das Großstadtkind über die Abwechslung. "Die letzten Wochen waren anstregend", gibt sie aber auch zu.

Nach Olympia ist ein gewaltiger Medienrummel über sie hereingebrochen. "Seit Barcelona hat sich in meinen Leben viel verändert", sagt sie. Die 14jährige ("In der Schule habe ich aber alles nachgeholt") hetzt von Termin zu Termin. Jeder will sich im Glanz der "Berliner Göre" sonnen. "Das geht mir manchmal schon gehörig auf den Keks", klagt die Schnodderschnauze. Auf Interviews hat sie mittlerweile "keinen Bock" mehr.

Ihr Metier ist das Wasser. Dieses zieht sie auch einem Auftritt in "Wetten daß" zehnmal vor. Fast hätte sie aber auch ihren Auftritt am Samstag verpaßt. Eingekeilt von einer großen Schar jugendlicher Fans mußte sie Autogramme geben und bekam gar nicht so richtig mit, daß ihr Rennen über 100 Meter Freistil vorgezogen wurde. "Mein Puls war schon auf dem Startblock ganz schön oben", hatte sie sich mehr als die respektablen 56,7 Sek. zugetraut. Über 100 m Rücken siegte sie in guten 1:03 Min.

Seit Mitte September läuft die Vorbereitung auf die neue Saison. Die "Hatz" geht im Schwimmbecken weiter. Das Ziel heißt eindeutig EM im August in Sheffield. Irgendwann muß auch noch ein Termin mit dem Sponsor eingeschoben werden. Der Bademodenhersteller will Werbeaufnahmen machen. In der Südsee, abseits des Medienrummels. Schon bei diesem Gedanken strahlen die Augen der Franziska van Almsick. PETER SICK

"Gegen das, was die Flüchtlinge durchmachen, ist das, was wir durchmachen, ein Klacks!" Eugen Ernst, der Leiter des Hessenparks, auf die Frage, ob sich das Freilichtmuseum durch das Notaufnahmelager beeinträchtigt fühlt. Seinen Worten in der Bürgerversammlung folgte donnernder Applaus.

Ein Tribunal gegen den Westen Die Nostalgie nach dem Sozialismus

Oft, wenn man Intellektuellen aus Ostmitteleuropa begegnet oder ihre Texte liest, ist man erstaunt darüber, daß die Verständigung ganz umstandslos vonstatten geht. Der Erfahrungshintergrund dieser Personen unterscheidet sich von dem eigenen zwar beträchtlich, um so überraschender ist es jedoch, daß die Maßstäbe zur Bewertung der aktuellen Entwicklungen gar nicht weit auseinanderliegen. Dieser Typus des Intellektuellen aus Ostmitteleuropa distanziert sich entschieden von den nationalistischen, populistischen, klerikalen Strömungen in seinem Heimatland. Er hofft auf die politische Demokratisierung und gesellschaftliche Liberalisierung nach dem Vorbild des Westens, schenkt aber der Propaganda der Apologeten des Manchester-Kapitalismus keinen Glauben; das schlichte Vertrauen auf die Wunder des freien Marktes überläßt er jenen, die gestern noch zu den orthodoxen Funktionären der Staatswirtschaft gehörten. Dieser Intellektuelle hofft auf so etwas wie die zivile Kraft der Gesellschaft zur Selbstorganisation, die dem "geschlossenen" nationalen Kollektiv ebenso entgegengesetzt wäre wie dem erbarmungslosen Kampf der einzelnen ums Überleben.

Als das "Palais Jalta" jetzt auf der Buchmesse zu einer Diskussion "Über die Nostalgie nach dem Sozialismus und ihre Quellen" lud, da war man vor allem auf eine kritisch-distanzierte Bilanzierung "regressiver" Tendenzen in den post kommunistischen Staaten gefaßt. Dieser Erwartung entsprach Martin Simecka (Bratislava): Der slowakische Nationalismus, so erläuterte Simecka, sei nichts anderes als die Maske, hinter der sich der Wunsch verberge, zu den übersichtlichen Verhältnissen unter dem kommunistischen Regime zurückzukehren. Simeckas Diagnose lautet, daß im Augenblick alle politischen Ideen gefährlich seien, daß allein die "Sehnsucht nach Eigentum" für die Gesellschaft produktiv sein könnte.

Schnell aber wurde die Veranstaltung zu einem Tribunal gegen "den Westen". Die grassierende "Nostalgie", die nicht näher beschrieben und analysiert wurde, erschien so als legitime Reaktion auf den Schock, den eine brutale "Verwestlichung" für die verunsicherten Gesellschaften Ostmitteleuropas bedeutet.

Der Westen, meint Istvan Eörsi (Budapest), habe dem Osten keine "Ideale" zu bieten und entbehre ebenso jeder Utopie wie die ungarische Gesellschaft nach 1956. Es sei ein Fehler gewesen, sich den Unterschied zwischen sowjetischem und US-amerikanischem System als einzige Alternative aufdrängen zu lassen; andere Perspektiven wurden dadurch versperrt.

Eörsi fragte, ob der Kapitalismus nicht mit Gemeineigentum zu vereinen sei, beteuerte aber zugleich, er wolle auf keinen "Dritten Weg" hinaus. Daran war zu spüren, wie bewußt sich Eörsi ist, daß man von den Gralshütern der "westlichen Werte" umgehend diskreditiert wird, wenn man auch nur darüber nachdenkt, ob es für Ostmitteleuropa nicht einen eigenen Weg hin zu einer liberaldemokratischen Gesellschaft geben könne.

Eörsis heftige Attacke konnte sich freilich nicht mit dem paranoiden Furor eines Alexander Sinowjew (München) messen. Die totale Enttäuschung über die Verwestlichung habe fast die gesamte russische Bevölkerung erfaßt. Nicht von Nostalgie müsse gesprochen werden, sondern von der Angst vor der Zukunft. Die heutige Entwicklung sei nichts anderes als eine Kolonialisierung Rußlands durch den Westen, und wenn die fortgesetzt werde, werde das russische Volk vernichtet. Sinowjews Anklage lautet: "Der Westen will Rußland zerstören."

Man muß das, was Istvan Eörsi sagt, von dem, was Sinowjew behauptet, unterscheiden. Eörsi ist nicht gegen "Verwestlichung", will diesen Weg aber im Lichte eigener Erfahrungen und angeleitet von starken Prinzipien ("Gerechtigkeit") gehen.

Wenn man auf solche kritischen Stimmen nicht hört, wenn man sie, den eingespielten Reflexen des Kalten Krieges folgend, dem Lager der Feinde der freien Welt zuschlägt, dann wird man nur jene stärken, die mit der Freiheit tatsächlich nichts am Hut haben und dem sei's sozialistisch, sei's nationalistisch formierten Kollektiv zustreben.

ANDREAS KUHLMANN

Allianz hält an Klammer zur Deutschen Bank fest

MÜNCHEN (rtr/dpa/VWD/FR). Der Allianz-Konzern will seine Verbindung zur Deutschen Bank nicht abbrechen, obwohl es einen Analysten-Streit zwischen beiden Häusern gibt und das Frankfurter Geldinstitut verstärkt in den Versicherungsmarkt drängt. Allianz-Aufsichtsratschef Wolfgang Schieren wies auf der Hauptversammlung des Assekuranz-Riesen die Forderung eines Aktionärs, der ehemalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Wilfried Guth, solle aus dem Kontrollgremium der Allianz ausscheiden, kategorisch zurück. Man wolle Guth "als Klammer" zwischen beiden Konzernen halten. Dies sei "zweckmäßig".

Die Allianz-Oberen mußten sich auf der Hauptversammlung mit Blick auf die Deutsche Bank einige Kritik anhören. Ein Anteilseigner schimpfte angesichts des Analysten-Streits: "Junge Theoretiker haben unser Kapital vernichtet." Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle, der auf einen Sanierungs- und Konsolidierungskurs eingeschwenkt ist, widersprach der Ansicht von Kleinaktionären, es gebe einen "Kampf der Giganten". Für das laufende Geschäftsjahr kündigte er eine unveränderte Dividende von 13,50 Mark an.

Wir gratulieren

Frau Amalie Makkeldey zum 85. Geburtstag am 5. Oktober.

Herrn Arthur und Frau Jutta Stein zur silbernen Hochzeit am 5. Oktober.

Bei der Rückverschwisterung zwischen Pérols und Flörsheim fehlte es nicht an Symbolen Erika strahlt in den Landesfarben Partnerschaft in Diensten des geeinten Europas

FLÖRSHEIM. Die frischgepflanzten Erika-Stauden auf der Anlage vor der Stadthalle mögen "ihren" Gärtnern die Farbsprüh-Aktionen verzeihen - aber eine Schwester bekommt man schließlich nicht jeden Tag, und um die deutsch-französische Freundschaft zu dokumentieren, läßt man sich auch schon mal schwarz- rot-gold beziehungsweise blau-weiß-rot besprühen. Überhaupt war die Symbolkraft der Rückverschwisterungs-Feier zwischen Flörsheim und der südfranzösischen Stadt Pérols am Wochenende wohl kaum zu überbieten: Am Jahrestag der deutsch-deutschen Vereinigung gaben sich auch Flörsheims Stadtoberhaupt, Bürgermeister Dieter Wolf (CDU), und sein französischer Amtskollege Christian Valette das "Ja" ihrer Kommunen, nun offiziell als Schwestern zu firmieren. Für Wolf der richtige Zeitpunkt, nicht nur auf die deutsche Einheit zu schauen, sondern auch dem Ziehkind "geeintes Europa" das Laufen beizubringen. Eine Aufgabe, die Dieter Janzen, Vorsitzender des deutsch-französischen Freundeskreises in Flörsheim, "aktuell wie selten zuvor" hält. Denn nach dem knappen "Ja" der Franzosen zu den Maastrichter Verträgen oder den ausländerfeindlichen Krawallen in Deutschland scheine das junge Europa noch auf recht wackeligen Beinen zu stehen. "Persönliche Kontakte sind unheimlich wichtig", betont Janzen, denn was auf der internationalen politischen Bühne als Affront gegen ein anderes Land erscheine, ließe sich in einfachen Gesprächen zwischen Bürgern verschiedener Nationen oft schnell aufklären und ins rechte Licht rücken. Bei ihm riefen oft mal französische Freunde an, sagt Janzen, die wissen wollten, was es mit Angriffen auf Flüchtlingswohnheime auf sich habe und ob in Deutschland faschistische Tendenzen Oberhand gewännen.

Just in diesem Punkt waren sich denn auch alle Redner einig - von den beiden Bürgermeistern angefangen über Landrat Jochen Riebel (CDU) bis hin zum Presseattaché des französischen Generalkonsulates, Michel Pirierros: Europa funktioniert nur, wenn sich die Völker kennenlernen. Dazu hatten die Flörsheimer und ihre 125 Gäste aus Pérols vier Tage lang Zeit: Ganz privat bei den Flörsheimer Gastfamilien zu Hause oder "offiziell" bei der Dampferfahrt auf dem Main, der Überlandfahrt im Planwagen, beim Fußmarsch nach Wicker und schließlich - als großes Finale - beim rauschenden "Abend der Begegnung" am Samstag abend.

Die "eigentliche Arbeit" aber, auch da waren sich die Festredner am Samstag alle einig, steht den beiden neuen Schwesterstädten erst bevor: "Eine Partnerschaft kommt nicht von allein", mahnte Michel Pirierros. Freundschaft und gegenseitiger Austausch seien schöne Worte, aber um sie auch mit Leben zu füllen, sei das Engagement eines jeden gefragt. ana

Neue Dämpfer für SPD-Spitze in der Asylfrage Parteitage in Baden-Württemberg und Pfalz gegen Verfassungsänderung / Zweifel an Statistik

UNTERENSINGEN/STUTTGART/ BONN/HANNOVER, 4. Oktober (he/gra/ spo/dpa). Nach mehreren anderen Landesverbänden, darunter Hessen und Bayern, hat nun auch die baden-württembergische SPD der Bonner Parteiführung auf ihrem neuen asylpolitischen Kurs die Gefolgschaft versagt. Mit klarer Mehrheit verwarfen die Delegierten eines Sonderparteitags in Unterensingen einen Leitantrag des Landesvorstands, der schon in diesem Gremium nur knapp angenommen worden war und sich mit einer Änderung von Artikel 16 Grundgesetz einverstanden erklärt.

Vergeblich hatte der Landesvorsitzende Uli Maurer darauf hingewiesen, daß der Individualanspruch auf Asylrecht mit der Vorlage nicht angetastet und durch eine Bekämpfung des Asylmißbrauchs "die Akzeptanz für das politische Asyl" in der Gesellschaft "wiederhergestellt" werden solle. Angenommen wurde nach mehrstündiger kontroverser Debatte hingegen ein Antrag, in dem es heißt, selbst eine gänzliche Streichung des Artikels 16 würde wegen der Vorschriften der Genfer Flüchtlingskonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention "an der Rechtslage in Deutschland wenig ändern". Nach den "bislang in Deutschland gültigen Standards" müsse ein europäisches Asylrecht formuliert werden.

Entsprechend den Mehrheitsverhältnissen verlief auch die Wahl der baden-württembergischen Delegierten für den Bundesparteitag in Bonn: 18 erklärte Gegner einer Grundgesetzänderung stehen zehn Befürwortern gegenüber.

Gegen eine Änderung des Grundrechtes auf Asyl sprach sich auch der Bezirksparteitag der SPD der Pfalz aus. Die Delegierten stimmten mit 149 gegen 126 Stimmen gegen eine Änderung des Grundgesetzes. Zuvor hatten der rheinland-pfälzische SPD-Landesvorsitzende und Ministerpräsident Rudolf Scharping und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Mainzer Landtag, Kurt Beck, zusammen mit weiterer pfälzischer SPD-Prominenz, darunter zwei Ministerinnen der Mainzer Landesregierung, vergeblich versucht, die Delegierten auf die Linie des SPD-Parteivorsitzenden Björn Engholm einzuschwören.

Nach einem Rückgang im August ist die Zahl der Asylbewerber im September wieder angestiegen. Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf registrierte im Sep- tember 45 779 Asylbewerber, teilte das Bundesinnenministerium am Freitag in Bonn mit. Dies ist der zweithöchste Stand in diesem Jahr: Nach 46 500 Asylanträgen im Juli hatte sich die Asylbewerberzahl im August auf rund 40 000 verringert. Insgesamt beantragten in den ersten neun Monaten dieses Jahres annähernd 320 000 Flüchtlinge Asyl, 150 000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Nach Darstellung der niedersächsischen Landesregierung leben vermutlich viel weniger Asylbewerber in der Bundesrepublik als statistisch erfaßt. Sprecher des Innenministeriums, des Ministeriums für Bundesangelegenheiten und des Justizministeriums in Hannover erklärten am Wochenende, nach niedersächsischen Erfahrungen verschwänden regelmäßig rund 25 Prozent der Asylsuchenden. Viele Flüchtlinge kehrten, wenn eine akute Gefahr vorüber sei, in ihre Heimat zurück. Die offiziell verbreiteten Flüchtlingszahlen würden dann aber nicht revidiert. Möglicherweise wandere ein Teil in andere Länder weiter. Wahrscheinlich gebe es aber auch manche Fälle, in denen sich Asylsuchende zunächst in einer Stadt gemeldet hätten und sich dann in einer anderen Stadt wiederum als Direktbewerber aufnehmen ließen. So erschienen sie zweimal in der Statistik.

Aufnahme von Flüchtlingen Land will Hanau entgegenkommen

HANAU. Wenn das Land die Hanauer François-Kaserne mit Erstaufnahme- Asylsuchenden belegt, will es bei Dauer und Zahl der Flüchtlinge dem Magistrat entgegenkommen. Diesen Eindruck haben Hanaus Oberbürgernmeister Hans Martin (SPD) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Carl Edward Günther von Gesprächen mit dem neuen zuständigen Staatssekretär Andreas Müller (Grüne) und mit Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) aus der Landeshauptstadt mitgebracht. Martin geht davon aus, daß bei einer Belegung der Kaserne dieser Flüchtlingsanteil angerechnet wird auf den, der auf die Stadt im normalen Verteilverfahren zukommt.

Beide sagten in einer Pressekonferenz, bei Staatssekretär Müller sei das Problembewußtsein gewachsen, daß das Lamboy-Viertel mit 4500 Ausländern und 11 000 Einwohnern schon sehr viel zu verkraften habe, so daß die François-Kaserne in diesem Quartier nur im äußersten Notfall zu nutzen sei. Martin forderte, kooperationsbereiten Kommunen wie Hanau dürften nicht schlechter behandelt werden als solche, die sich gegen die Asylaufnahme sperrten. Um gerechter verteilen zu können, wolle das Land in Städten ohne freie Kasernen Gebäude als Asylherbergen kaufen oder bauen. him

Burschen hoben Baum und Biere Gonzenheimer und Gäste feierten am Wochenende die Kerb

BAD HOMBURG. Der Kerbebaum war unter viel Ächzen und Stöhnen aufgestellt worden, die Gonzenheimer Neubürger waren getauft, die Arbeit der Kerbeburschen im Grunde getan. Doch was ein echter Kerbebursch ist, der muß durchhalten - viel Bier trinken nämlich. Das schränkt die Altersklasse, aus der die Kerbeburschen ihren Nachwuchs rekrutieren können, natürlich erheblich ein. "Leider erst ab 16" können junge Männer bei den Kerbeburschen mitmachen, wie Rainer Jaksch am Samstag denn auch prompt erklärte. Davon aber könnten die Burschen, wie er meinte, noch "fünf oder sechs oder sieben" gebrauchen.

Der Präsident der Kerbeburschen, die den 25 Meter hohen Baum aus dem Hardtwald geholt hatten, trug noch die Spuren der Arbeit. Doch bei der Kerb am Vereinshaus in Gonzenheim hatten nicht nur die Kerbeburschen viel Arbeit. Alle 16 Clubs, die im Vereinsring organisiert sind, hatten sich an der Kerb beteiligt, die Samstag und Sonntag für Leben in Gonzenheim sorgte.

Der Kaninchenzüchterverein ließ das Gewicht seiner Kaninchen raten, die Egerländer versorgten die Kerbgäste mit Karlsbader Oblaten, die Interessengemeinschaft Bahn hatte für die Kinder eine Mini-Autorennstrecke aufgebaut, bei der in vier Minuten möglichst viele Runden zu fahren waren. Der Rekord am Samstag nachmittag: 75 Runden.

Die Zahl der Biere bei den Burschen zur gleichen Zeit konnte nicht ermittelt werden. Sicher aber werden sie fleißig geübt haben, damit sie auf die Kerb im kommenden Jahr vorbereitet sind. ca

Montag, 5. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 495 09 69: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Stein (FM Einheit, Ulrike Haage, Katharina Franck) - Theatermusik.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 20.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung. Musik Oper Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, "New Sleep / Herman Scherman / Die Befragung des Robert Scott".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Modern Jazz Quartett - Milt Jackson, John Lewis, Percy Heath, Connie Kay.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Russisches National-Orchester & Ivo Pogorelich.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Alvin Lee & Band.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Norman Hartnet.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Ronja.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Runners.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano George.

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 21 Uhr, Flip Gehring Trio - Jazz.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Maceo Parker & Roots Revisitet.

Caféhaus Unterwegs: 15 Uhr, Schellackparty; Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz. Literatur Forum der Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!".Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".

Vorträge / Diskussionen Philanthropin, Hebelstr. 15-19: 20 Uhr, Vortrag "Influencias en la musica mexicana".

Portikus, Schöne Aussicht 2: 20 Uhr, Annemarie & Lucius Burckhardt - Vortrag "Die Würstchenbuden der Imagination".

Titania, Basaltstr. 23: 20 Uhr, Diskussion HWG "Sex ohne Grenzen - Prostitution in Europa".

Katholischer Deutscher Frauenbund: 18 Uhr, Vortrag "Eigenwillige Frauen im Alten Testament, die in Eigeninitiative den Willen Jahwes erfüllten"; Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21.

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 17.30 & 20 Uhr, Diavortrag "Australien" (Multivision).Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Single-Treff Ffm. Bornheim: 20 Uhr, offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Hausfrauen-Bund: Besichtigung der Fa. Merck Darmstadt; 13.10 Uhr, Abfahrt Südbahnhof Bus 972 (Info 62 26 21); 14 Uhr, Bridge Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Kegelnachmittag, Ginnheimer Turnhalle.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Nähen für soziale Zwecke.

Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 6. 10., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, dienstbereit:

Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Bock-Apotheke, Leipziger Straße 71, Bockenheim, Tel. 77 94 13; Dornbusch- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 240, Tel. 5 60 14 33;

Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnégraben 18, Tel. 39 46 19; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16;

Greif-Apotheke, Waldschmidtstraße 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 6, Tel. 57 02 14; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstraße 50, Tel. 25 23 43.

Ärztlicher Notdienst Der ärztl. Notdienst für das Stadtgebiet Ffm. ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierärztin Regina Braun, Alt-Sossenheim 70, Sossenheim, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 11103. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Umsichtiger Libero Zwilling Rote Karte für Meinhardt / Walldorf - Fulda 2:0 (2:0)

Nach fünf Spielen ohne Sieg konnten die Walldorfer wieder überzeugen und kamen dank einer starken ersten Halbzeit zum verdienten Sieg. In der unterhaltsamen Partie sorgten der agile Meszaros - er sorgte auf der rechten Seite für viel Druck - und der umsichtige Libero Zwilling bereits vor der Pause für die entscheidenden Tore. Nach anfänglichem Abtasten agierte Walldorf immer überlegener und durchdachter. Fulda wirkte im Defensivbereich hektisch und unkonzentriert, in der Offensive brachte man nichts Konstruktives zustande.

Die Folge war, daß Meszaros bei einem Zwilling-Vorstoß völlig freistand, den Ball auch erhielt und der Führungstreffer von Torwart Zeljko nicht zu verhindern war. Der Druck der Gastgeber hielt weiter an, und Zwilling markierte mit einem präzisen Freistoß das 2:0. Nach der Pause legten die Gäste einen Zahn zu, blieben aber meist in der gut postierten gegnerischen Abwehr hängen. Walldorf hätte mit seinen Kontermöglichkeiten bereits frühzeitig für klare Verhältnisse sorgen können, doch Suele und Richter waren oft zu eigensinnig.

In der Schlußphase sorgte der kleinlich leitende Schiedsrichter für Hektik. Erst schickte er den Fuldaer Meinhardt nach einer angeblichen Notbremse an Richter vom Platz, danach verwies er Trainer Sude auf die Tribüne, weil der über die Aberkennung eines Tores wegen Abseits protestierte. Positiv für Sude war, daß er danach nicht die schwache Leistung des Referees zur Entschuldigung heranzog, sondern nüchtern feststellte: "Wir hatten heute elf Minimalisten auf dem Feld." STEFAN HOFER

Walldorf: Gemeri, Zwilling, Plagnetz, Zimmer, Trageser, Meszaros, Ferreiro, Capitanovic (68. Meixner), Mihalic (60. Kotarac), Suele, Richter.

Fulda: Zeljko, Thomas, Michel, Meinhardt, Leffer (56. Reith), Hirsch, Diegmüller, Färber, Schlieck, Hack, Dreßel (75. Wichermann). Tore: 1:0 Meszaros (25.), 2:0 Zwilling (43.).

Schiedsrichter: Crass (Frankfurt).

Zuschauer: 500.

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Dritte-Welt-Haus, Westerbachstr. 40/ Rödelheim: tägl. 11 bis 18 Uhr, Yuan Shun - "Regenbogen - Rauminstallation" (bis 5. 10.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl., 10 bis 22 Uhr, Ramon Canet - "Abstrakt" (bis 7. 10.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Gabi Michel (bis 9.10.).

Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr, Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: tägl., 11 bis 19 Uhr, außer So. & Mo., Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl. 9. bis 13 Uhr, Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr, 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr, "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr, VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr, Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus-Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr, Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie-Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1.11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr, Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr, "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr, Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder-Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderaus- stellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 10., 11. und 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 8. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 9. & 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tägl. 11 bis 19 Uhr, Künstler der Galerie der Glücklichen (bis 6. 10.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Stefan Reusse (bis 6. 10.).

Galerie Sequenz, Hohenstaufenstr. 8, Tel. 74 56 74: Mo. bis Fr., 10 bis 15 Uhr, Cornelia Franke (bis 9. 10.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Thomas Dahmen - "Bilder & Holzobjekte" (bis 10. 10.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Georg Baselitz - Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Druckgraphik 1964-1988 (bis 10. 10.).

Galerie Schütz, Schöne Aussicht 6, Tel. 28 91 70: Di. bis Fr., 12.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Falkenhagen (bis 10. 10.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18, Sa., 10 bis 14 Uhr, Günther Förg/Meuser (bis 12. 10.).

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 4 94 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24.10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Johannes Heisig (bis 24.10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Werkschau F.K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr, Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31.10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18, Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr, Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung, Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967/68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Dritte-Welt-Haus, Westerbachstr. 40/ Rödelheim: tägl. 11 bis 18 Uhr, Yuan Shun - "Regenbogen - Rauminstallation" (bis 5. 10.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl., 10 bis 22 Uhr, Ramon Canet - "Abstrakt" (bis 7. 10.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Gabi Michel (bis 9.10.).

Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr, Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: tägl., 11 bis 19 Uhr, außer So. & Mo., Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl. 9. bis 13 Uhr, Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgas- se 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr, 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr, "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr, VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr, Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus-Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr, Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie-Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1.11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr, Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr, "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr, Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Oberliga Hessen

Die nächsten Spiele: SV Wiesbaden - Spvgg Bad Homburg, Vikt. Aschaffenburg - Rot-Weiß Walldorf (beide Fr., 19.30 Uhr), SG Egelsbach - FSV Frankfurt, VfR Bürstadt - Eintracht Haiger, Borussia Fulda - VfB Marburg (alle Sa., 15 Uhr), Bad Vilbel - SC Neukirchen, Rot- Weiss Frankfurt - SV Wehen, Eintracht Ffm. Amat. - KSV Hessen Kassel (alle So., 15 Uhr). Landesliga Süd Die nächsten Spiele: Bayern Alzenau - Vikt. Griesheim, Mörlenbach - Wolfskehlen, Dietesheim - Neu-Isenburg, Langenselbold - Bernbach (alle Sa., 15.00), Italia Frankfurt - Kl.- Krotzenburg, SG Riedrode - SGK Bad Homburg, Germ. Ober-Roden - Erbach, Jügesheim - Progres Frankfurt (alle So., 15.00). Landesliga Mitte Die nächsten Spiele: Höchst - Unterliederbach, Burkhardsfelden - Herborn, Biebrich 02 - Grünberg, Kirchhain - Gießen, Wehen II - Dillenburg, Steinbach - Battenberg, Wetter - Limburg 19, Würges - Vikt. Sindlingen (alle Sa., 15.00)., Kastel - Lich (So., 15.00). Landeslig Nord Die nächsten Spiele: Petersberg - Hessen Bad Hersfeld, Willingen - KSV Baunatal, Dillich-Nass.-Tro. - Bad Soden-Ahl, Eintr. Baunatal - Hönebach, Eiterfeld - Gilsa-Jesberg, Lohfelden - KSV Hessen Kassel II (alle Sa., 15.00), Flieden - Wattenbach, Herm. Kassel - Germ. Fulda (beide So., 15.00).

Montag, 5. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 495 09 69: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Stein (FM Einheit, Ulrike Haage, Katharina Franck) - Theatermusik.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 20.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung. Musik Oper Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, "New Sleep / Herman Scherman / Die Befragung des Robert Scott".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Modern Jazz Quartet - Milt Jackson, John Lewis, Percy Heath, Connie Kay.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Russisches National-Orchester & Ivo Pogorelich .

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Alvin Lee & Band.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Norman Hartnet.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Ronja.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Runners.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano George.

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 21 Uhr, Flip Gehring Trio - Jazz.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Maceo Parker & Roots Revisitet.

Caféhaus Unterwegs: 15 Uhr, Schellackparty; Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz.Literatur Forum der Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!".

"David" und "Goliath" wollen dicke Freunde werden Karben (20 000 Einwohner) und Luisenthal (1600 Einwohner) beschlossen am "Tag der Deutschen Einheit" Partnerschaft Von Hannes Mathias

KARBEN. "David" und "Goliath" haben sich am Tag der Deutschen Einheit "verbrüdert". Karben (über 20 000 Einwohner) und das thüringische Luisenthal (1600 Einwohner) haben am Samstag im Bürgerzentrum die Städtepartnerschaft besiegelt. Als Höhepunkt eines parlamentarischen Vormittags zückte Bürgermeister Detlev Engel (SPD) den Füllfederhalter und unterzeichnete die Verschwisterungsurkunde gemeinsam mit Luisenthals Bürgermeister Wolfgang Ortlepp (CDU).

Eine "Massenveranstaltung" war dies nicht gerade. Die Offiziellen und ein paar Interessierte, das war's. Aus Luisenthal waren nur acht Personen erschienen, Mitglieder der Gemeindevertretung.

Davon, daß "David" und "Goliath" gleichberechtigte Partner sein wollen, wie von Engel besonders hervorgehoben, war an diesem Vormittag noch wenig zu merken. Die Reden hielten die Vorsitzende des Stadtparlaments, Ulla Becker, und der Bürgermeister. Beiträge der Luisenthaler waren in der offiziellen Tagesordnung nicht vorgesehen. Worte von Bürgermeister Ortlepp und der Vorsitzenden des Luisenthaler Gemeindeparlaments, Claudia Marwede (CDU), wurden nach der Urkundenunterzeichnung außerhalb des Protokolls eingeschoben. Beide Gemeinden werden voneinander lernen können, hatte Engel gesagt. "Es gibt viel zu tun, nun machen mir was draus", hatte Ortlepp in seiner Version eines geflügelten Werbeslogans gesächselt. Bei der Aufstellung der Tagesordnung haben die Karbener an der Verwirklichung dieser guten Absichten wohl noch nicht gedacht.

Seine innere Bewegung darüber, daß, wie er sagte "zusammenwächst, was zusammengehört", hatte Wolfgang Ortlepp nicht verleugnen können. Er appellierte, die noch bestehenden Grenzen in den Köpfen zu entfernen. Er dankte auch dem früheren Karbener Bürgermeister Paul Schönfeld, der noch die Wege für das Zusammengehen geebnet hatte.

Ulla Becker wertete es als Glücksfall, daß es erst jetzt zu einer Verschwisterung mit einer Gemeinde der ehemaligen DDR kommt und zwar zu einer Zeit, in der der Run von Westgemeinden auf ostdeutsche Partner vorüber ist. Eine Vielzahl von schnell geschlossenen Partnerschaften nämlich seien inzwischen wieder in die Brüche gegangen.

Alle Redner bekräftigten, daß dieses Zusammengehen eines der Menschen beider Kommunen sein solle.

An diesem Morgen wurde deutlich, wie eng schon in der Vergangenheit Verbindungen zwischen diesen beiden Kommunen waren. Nicht nur ist die Partnerschaft über persönliche Verbindungen des Spielmann- und Fanfarenzugs Okarben überhaupt zustande gekommen. Jetzt wurde bekannt, daß der Nestor der Karbener CDU, Alfons Bachmann Senior, schon 1951 einen Kriegskameraden gefunden hatte, der als Hausmeister in Luisenthal tätig war und vor zwei Jahren verstorben ist. Er hat die Familie Bachmann 1953 regelmäßig besucht. Bachmann war 1969 erstmals in das Dorf im thüringischen Ohratal gereist. Bekannt wurde auch, daß der Vater des Petterweiler Sozialdemokraten Wolfhard Bornschein in der Nachkriegszeit lange Jahre evangelischer Gemeindepfarrer in Luisenthal war. Der heute 92jährige war just am vergangenen Samstag bei seinem Sohn zu Gast, konnte aber aus Altersgründen an dem Festakt nicht teilnehmen.

Ein Termin für die Urkundenunterzeichnung in Luisenthal steht im Moment noch nicht fest. Es ist aber zu hoffen, daß dann viele Karbener Bürger und insbesondere Vereine in das thüringische Dorf mit seinen vielen landschaftlichen Reizen reisen. In Luisenthal gibt es nach Angaben von Ortlepp nicht nur einen Spielmannszug, sondern auch einen Sportverein sowie Vereine der Feuerwehr und der Fußballer. Außerdem betreut der dortige Pfarrer einen Männerchor. In dem riesigen Trinkwasserreservoir der Ohratalsperre sind außerdem Angelsportler zugelassen.

Im Gespräch mit der FR am Rande des Festaktes hatten den Bürgermeister sehr schnell die Alltagsprobleme wieder gefangengenommen. Luisenthal "kämpfe" um die Erhaltung des alljährlich im Oktober stattfindenden Talsperrenfestes. Da durch Unbedachte, die ins Wasser springen, Umweltgefahren befürchtet würden, solle das Fest verboten werden - was in Luisenthal niemand versteht, solange das oberhalb gelegene Wintersportzentrum Oberhof sein gesamtes Oberflächenwasser in das 18 Millionen Kubikmeter große Wasserreservoir entsorgt. Da komme Streusalz und stickstoffhaltiger Kunstschnee der Bob-Bahn und der Sprungschanze in großen Mengen zu Tal. Was mache es da schon, wenn ein "unbedachter" Schwimmer ins Wasser pinkele, das nach den jüngsten Untersuchungen den Ansprüchen an destilliertes Wasser genüge.Das Mädchen aus St. Pauli und der Pullover

In der Boomtown Hamburg wird mehr Geld verdient als je zuvor - aber nicht überall Von Karsten Plog (Hamburg)

Das junge Mädchen aus St. Pauli hatte einen Ausflug in das Herz ihrer Stadt gemacht. Dorthin, wo zwischen Rathaus und Gänsemarkt, zwischen Jungfernstieg und Stadthausbrücke die Boutiquen und Bistros wie Waben ineinanderhängen. Das Mädchen ist nicht lange geblieben. Sie kam aufgelöst zurück und berichtete ihrer Lehrerin, dort, wo sie gewesen war, lägen Pullover im Schaufenster, die kosteten mehr, als ihre Mutter im Monat an Sozialhilfe bekomme.

Jutta Reinitzer, Leiterin der Schule Friedrichstraße in St. Pauli-Süd, erzählt die Geschichte ohne sichtbare Emotionen. Dennoch ist zu spüren, wie sehr sie diese Verletzung einer ihrer Schülerinnen trifft, welchen Zorn eine derartige Ungerechtigkeit bei ihr auslöst. Mittwoch mittag, die Schulleiterin sitzt in den Räumen der Initiative "Gemeinwesenarbeit St. Pauli-Süd" am Hein-Köllisch-Platz. An diesem Tag wird dort unentgeltlich Mittagessen ausgeteilt. Den Küchendienst leisten Bewohner der umstrittenen Häuser an der Hafenstraße, die hier bei den Anwohnern des Stadtteils zwischen Reeperbahn und Hafenrand übrigens gar nicht umstritten sind und deren Hilfsbereitschaft nicht nur von Jutta Reinitzer gerühmt wird.

St. Pauli zählte schon immer zu den armen Stadtteilen, sieht man einmal von Kiezgrößen und Baulöwen ab, die hier die schnelle Mark machen. Doch in den vergangenen Jahren haben sich die Probleme erheblich zugespitzt: wachsende Wohnungsnot, hohe Arbeitslosigkeit, Flüchtlinge aus aller Welt, Drogenkriminalität, Gewalt in den Familien und vor allem Alkohol. Die Toleranz, die die Bewohner immer ausgezeichnet hat, gerät an ihre Grenzen.

Die große Krise im Hafenbereich, vor allem der Werften, in den 70er und 80er Jahren traf St. Pauli besonders hart. Hinzu kam, daß ein erheblicher Teil der bisherigen Bewohner durch Sanierung und den Abriß ganzer Häuserzeilen aus dem Viertel vertrieben wurde. Viele ausländische Familien und Deutsche, die anderswo nicht mehr unterzubringen waren, kamen neu nach St. Pauli, wurden in noch nicht abgerissenen Gebäuden einquartiert. Sozialarbeiter beklagen eine "wachsende seelische Verelendung". Menschen würden auf wenigen Quadratmetern zusammengepfercht, oft drei Generationen in einer winzigen Wohnung. Das Sozialgefüge breche zusammen; die Folgen seien Abbruch von Beziehungen, Isolation durch Armut, Gewalt in den Familien und unter den Kindern.

Der Anteil der Alleinerziehenden ist in St. Pauli-Süd extrem hoch. Die Lehrer in der Friedrichstraße sorgen sich, weil immer mehr der 460 Schüler mit den Zeichen zunehmender Verwahrlosung zum Unterricht erscheinen. Die Schultasche bleibt zu Hause, das Paket mit den Frühstücksbroten fehlt, die Kleidung ist vernachlässigt, die Mitarbeit im Unterricht tendiert gegen Null. Ein Teil der Kinder fehlt häufig, niemand fragt, wie es ihnen in der Schule ergeht. Schulausflüge sind nur möglich, weil der Staat wegen der Armut der Eltern die Kosten übernimmt.

Auf den Bänken des Hein-Köllisch- Platzes, einer vor nicht langer Zeit neu gestalteten Steinwüste, sitzen viele Männer, die meisten von ihnen noch längst nicht im Rentenalter. Auf einem benachbarten Spielplatz steht verloren ein Kind und sucht nach Beschäftigung. Auf den Bänken neben dem Sandkasten wieder schlafende Männer; einige von ihnen sicher aus den mit Flüchtlingen dicht belegten früheren Kiez-Absteigen. Sie leben dort mit vier, fünf, manchmal noch mehr Menschen auf engem Raum, an Schlaf und Ruhe ist da nicht zu denken. Gleich neben dem Spielplatz beginnt der Kiez. Bis zur Reeperbahn mit seinen Sexshops und Spielhallen sind es wenige Meter.

St. Pauli ist ein Beispiel für die wachsende Armut in einer Stadt, in der mehr Geld verdient wird als je zuvor und die heute zu den reichsten Regionen nicht nur der Bundesrepublik, sondern ganz Europas zählt. In der "Boomtown" Hamburg beziehen gegenwärtig 9,3 Prozent der Einwohner Sozialhilfe (die Wohlfahrtsverbände schätzen die Zahl der Berechtigten erheblich höher ein); jedes fünfte Kind ist kurzfristig oder dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen. In dem Zeitraum von 1983 bis 1988 stiegen die Ausgaben der Stadt für Sozialhilfen von 874 Millionen auf fast 1,5 Milliarden Mark. Schätzungsweise 50 000 Hamburger sind obdachlos, ohne Wohnung oder nur unzureichend mit Wohnraum versorgt.

Während in den reichen Elbvororten statistisch gesehen jeder Einwohner pro Jahr 100 000 Mark versteuert, sind es in St. Pauli oder dem Stadtteil Dulsberg nicht einmal 30 000 Mark, in Altona-Nord oder Barmbek-Nord kaum mehr. Von 826 000 Hamburger Haushalten, schreibt die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände in ihrer Dokumentation über "Armutsentwicklung in Hamburg", wird rund ein Drittel zu der Gruppe mit niedrigen Einkommen gezählt.

Seit einigen Monaten hat sich nun auch der Hamburger Senat der sozialen Brennpunkte angenommen. Bürgermeister Henning Voscherau hatte bereits in der vorherigen Legislaturperiode darauf aufmerksam gemacht, daß wachsender Wohlstand seine Schattenseiten habe, nicht nur Reichtum, sondern auch Armut hervorbringe. Inzwischen hat die SPD- Fraktionsführung ihre Abgeordneten angehalten, in den besonders betroffenen Stadtteilen das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu suchen. Der sozialdemokratische Senat hat eine "Lenkungsgruppe" eingerichtet, der Staatsräte mehrerer Behörden angehören. Sie soll bis zum Frühjahr 1993 konkrete Vorschläge sammeln und daraus eine "wirksame soziale Großstadtstrategie" entwikkeln. Schließlich wurde im Haushalt für das kommende Jahr erheblich mehr Geld für Maßnahmen in den Problemvierteln bewilligt. "Nur wenn es gelingt, das Entstehen von Getto-Situationen in Hamburg zu verhindern, kann es eine gute Zukunft für die ganze Hansestadt geben", mahnte kürzlich Voscherau. Wenn der soziale Frieden "geknackt" werde, schade das schließlich allen.

Es ist in der Tat nicht die reine Nächstenliebe, die im Rathaus die Alarmglokken ausgelöst hat. Umfragen an der Elbe und in anderen Großstädten machen deutlich, daß der soziale Abstieg, der abschüssige Pfad etwa über Ehescheidung oder Arbeitslosigkeit, Vertreibung aus dem heimatlichen Stadtteil, Vereinsamung, Überforderung bis hin zur Resignation und Sucht für die etablierten Parteien schon bei der nächsten Bürgerschaftswahl erhebliche Nachteile mit sich bringen könnte. Zwar haben die St. Paulianer bei den jüngsten Wahlen den Rechtsradikalen noch eine klare Abfuhr erteilt und in großer Zahl lieber grün gewählt. Doch das könnte sich ändern. In anderen Vierteln mit größeren sozialen Problemen dürften Rechtsradikale längst einen fetten Nährboden gefunden haben.

Ob die gut klingenden Pläne von Bürgerschaft und Senat wirklich ausreichen, den Menschen in diesen Regionen zu helfen, wird im Kiez ganz erheblich angezweifelt. So hat zum Beispiel der Abriß der Häuser am Pinnasberg, die von der städtischen Wohnungsgesellschaft Saga vernachlässigt worden waren und seit zehn Jahren leer standen, bei sozialen Initiativen in St. Pauli-Süd, aber auch in der dortigen Kirchengemeinde und im zuständigen Bezirksparlament (das gegen den Abriß war) viel Resignation, Wut und Bitterkeit hinterlassen. Mitarbeiter mehrerer sozialer Einrichtungen in St. Pauli hatten 1990 einen Verein "Kinderhaus am Pinnasberg" begründet, um in einem Teil der Gebäude Wohnungen zu schaffen, in denen alleingelassene und mißhandelte Kinder in familienähnlichen Strukturen hätten betreut werden können. Schließlich fehlt es im Viertel nicht nur an Grün und an Kinderspielplätzen. Doch die Häuser am Pinnasberg werden abgerissen, Sozialwohnungen sollen dort gebaut werden.

Schulleiterin Jutta Reinitzer zog in einschnitt, einer vom "Hafenrandverein" herausgegebenen Textsammlung, ein bitteres Fazit: "Und dann schauen wir zu, wie sich wieder Stück für Stück, Baugrund für Baugrund, Haus für Haus die Stärkeren in der Stadt durchsetzen. Und damit es nicht so auffällt, baut neben dem ,Investor' auch die Stadt Sozialwohnungen, damit es ein paar Kinder mehr gibt . . ." Nicht Hilfe für die armen Leute von St. Pauli, so die Stadtteilinitiativen, sei das langfristige Ziel der Senatspolitik, sondern die Erweiterung der City, mit Platz vor allem für weitere Bürobauten.

Hamburgs Senat wird die Menschen in den Armutsgebieten selbst überzeugen müssen, daß er etwas für sie tun will und nicht im Sinn hat, diese Regionen lediglich zu beruhigen, indem dort Strukturen geschaffen werden, die zuletzt nur auf eine weitere Vertreibung der "Problemgruppen" hinauslaufen. Tatsächlich zeichnet sich seit geraumer Zeit deutlich ab, daß in den Stadtteilen, die nicht allzu weit von der City entfernt sind, die Sanierung von Häusern häufig zu einem starken Anstieg der Mieten führt oder zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, die zu teuren Preisen verkauft werden. Alteingesessene werden so verdrängt, gezwungen, an den Stadtrand auszuweichen, in Gebiete, wo sich die sozialen Probleme sowieso schon ballen.

"Fegefeuer" im Keller Heizöl brannte neben Gasleitung: Beinahe-Katastrophe

BAD VILBEL. 1200 Liter Heizöl brannten am Freitag abend im Keller der Gaststätte "Balkan Grill" in der Frankfurter Straße 9. "Das ist das Fegefeuer", sagte ein Feuerwehrmann. Das ganze Haus vibrierte, so heftig schlugen die Flammen gegen das Mauerwerk und die Holztür, als die Feuerwehr gegen 20 Uhr eintraf. Während 20 Personen aus der Gaststätte und dem mehrgeschossigen Gebäude befreit und die Nachbarhäuser aus Sicherheitsgründen ebenfalls evakuiert wurden, wagten die Brandschützer unter Einsatz ihres Lebens die Öffnung der Kellertür. Mit einem Schaumteppich wurden die Flammen "in einem angemessenen Zeitraum" - so Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel - erstickt. Ein Kunststofftank mit einer Kapazität von 2000 Litern, der noch mit 1200 Litern gefüllt war, war durch das Feuer zusammengeschmolzen. Das Öl hatte sich in 20 Zentimetern Höhe über den Kellerboden ausgebreitet. Der Boden besteht aus Ziegelsteinen, die in dem Lehmboden verlegt waren. Da das Öl mitten im Heilquellenschutzgebiet in das Erdreich versickerte, wurden die Untere Wasserbehörde und die zivile Umweltgruppe der Polizei alarmiert. Von diesen war nach Angaben von Stengel auch am Sonntag mittag noch kein Beamter zur Stelle gewesen.

Der Kunststofftank war nicht durch eine Auffangwanne geschützt. Einen halben Meter neben dem Tank befand sich eine unter Druck stehende Erdgasleitung, die undicht geworden war. Die Leitung brannte, bis der städtische Notdienst die Gaszufuhr absperrte.

Ursache des Brandes kann nach Angaben der Feuerwehr ein technischer Defekt sein, wahrscheinlicher aber sei Brandstiftung. Die Holztür des Kellers war nicht verschlossen. Es entstand Schaden von 20 000 Mark.

Bis zu einer halben Million Mark können aber die Folgeschäden kosten. Das Öl, das zunächst mit zwei Lastwagenladungen Holzspänen gebunden wurde, wurde aufgesaugt und in Fässer sowie eine Mulde abgepumpt. Anschließend wurde Ölbindemittel verwendet, um das weitere Versickern des Öls einzudämmen. Stengel lobte die Zusammenarbeit zwischen den 25 Feuerwehrleuten, den Stadt-Bediensteten und der Polizei. hm

Fraktion stützt Gertrud Amrein Ihr Zerwürfnis mit Vizelandrätin Gila Gertz ist heillos

WETTERAUKREIS. Gertrud Amrein (Bild), persönliche Referentin der Vizelandrätin Gila Gertz, muß sich einen neuen Schreibtisch suchen. Vielleicht wird ihr auch demnächst ein neuer Arbeitsplatz innerhalb der Kreisverwaltung zugewiesen. Oder die 42jährige gelernte Pflegedienstleiterin und studierte Sozialarbeiterin nimmt das aktuelle Angebot der Grünen-Fraktion im Kreistag an, halbtags für sie in der Grünen-Geschäftsstelle zu arbeiten. Sicher ist seit dem vergangenen Donnerstag nach einer langen Krisensitzung der Wetterauer Grünen lediglich, daß Gertz und Amrein nicht mehr miteinander zusammenarbeiten können und wollen (Die FR berichtete über das Zerwürfnis der beiden Frauen). Gertrud Amrein erwartet jetzt von ihrer Chefin Gertz einen Vorschlag für ihre weitere Beschäftigung in der Verwaltung gemäß ihrer beruflichen Qualifikation. Das Job-Angebot der Fraktion hat sie eigenen Angaben zufolge mit Genugtuung als politisches Zeichen der Solidarität zur Kenntnis genommen, gleichwohl sieht sie für sich keine Perspektive in der Annahme dieser noch nicht existierenden Halbtagsstelle.

In einer am Wochenende verbreiteten Erklärung versichert die siebenköpfige Kreistagsfraktion der Grünen Gertrud Amrein ihre Solidarität. Einerseits verwahrt sie sich dagegen, daß Landrat Gnadl angeblich unter Mißachtung des Datenschutzgesetzes Krankheitsangelegenheiten des eigenen Personals für politische Manöver verwerte, andererseits ist in ihrer Erklärung auch unübersehbar die Warnung an die Grünen-Politikerin Gertz herauszulesen, die Reputation Gertrud Amreins nicht noch weiter öffentlich zu beschädigen.

Gertrud Amrein arbeitet seit zweieinhalb Jahren in der Kreisverwaltung, wo sie direkt der Vizelandrätin zugeordnet ist. Seit vier Jahren leitet sie den BUND-Kreisverband. PETER GWIASDA

Kampf gegen Vorurteile2

Doch nicht mehr - wie noch vor zwanzig Jahren - der schwere Spazierstock, sondern der schlanke, der Körpergröße angepaßte Stab in weißer Farbe, verhilft heute immer mehr Menschen ohne Augenlicht zu größerer Selbständigkeit auf Straßen, in Bahnen und Bussen. Deshalb ist der "weiße Stock" in vielen Ländern als amtliches Schutzzeichen der Blinden im Straßenverkehr anerkannt.

Um diesem Symbol mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, proklamierte 1964 der damalige amerikanische Präsident Lynden B. Johnson den 15. Oktober in den USA zum "Tag des weißen Stocks". Rasch fand das Beispiel Nachahmung, so daß heute weltweit am 15. Oktober Blinde und ihre Organisationen in der Öffentlichkeit auf ihre Situation hinweisen.

In den Ländern der "Dritten Welt" sind es leider erst sehr wenige Projekte, die die Regierungen als Hilfsmaßnahmen vorweisen können. Hilfen, die sich fast immer wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein ausnehmen, gibt es nur von Privatpersonen oder von Wohltätigkeitsorganisationen. Häufig fehlt es an so einfachen Dingen wie einem Stock - von Büchern in Blindenschrift oder Uhren mit erhabenen Punkten auf dem Zifferblatt, die hierzulande selbstverständlich sind, gar nicht zu sprechen.

Völlig anders stellt sich die Lage der Nichtsehenden oder stark Sehbeeinträchtigten in unseren Breitengraden dar. Staat und Gesellschaft tun alles, was zur schulischen und beruflichen Ausbildung dieser Schwerstbehinderten nötig ist. Hilfsmittel, die ihre Behinderung soweit es geht ausgleichen, bekommen sie in der Bundesrepublik zumeist von Sozialleistungsträgern. Von den Entwicklungen in der Technik, Elektronik, Technologie und Medizin profitieren sie dabei besonders.

Hanauer SPD rechnet fest mit US-Kaserne als künftigen Wohnraum

Auch Wohnungen von US-Familien im Blickfeld der Partei / Ehrgeiziges Bauprogramm auf städtischen Grundstücken

HANAU. Auch wenn in der François- Kaserne im Lamboy Asylsuchende im Erstaufnahmeverfahren unterkommen sollten, die regierende Hanauer SPD rechnet mittelfristig fest mit diesem Wohnraum. Parteivorsitzender Hans Heimerl macht sich weitere Hoffnungen auf derzeit noch von der US-Armee genutzte Häuser: Gerüchte besagten, daß südlich der Chemnitzer Straße US-Wohnungen frei würden. Die Stadt solle sich bei der Bundesvermögensverwaltung daher möglichst rasch Belegungsrechte sichern.

SPD-Fraktionsvorsitzender Carl Edward Günther sagte in der Partei-Pressekonferenz, eine Asylherberge in der François-Kaserne behindere die städtischen Wohnungsbaupläne. Der vom Regierungspräsidium bereits angekündigte Umbau für Flüchtlinge dürfe nur für eine provisorische, zeitlich begrenzte Nutzung erfolgen. Daß freiwerdende Räume der US-Armee der Stadt "Entwicklungschancen" böten, betonte auch Oberbürgermeister Hans Martin.

Von der Bundesvermögensverwaltung erwarb die Stadt bereits die Wohnanlage in der Feuerbach-/Lenbach- und Cranachstraße. Durch mehr Geschosse als bisher soll dort die Wohnungszahl von 123 auf knapp 200 steigen. Stadtbaurat Jürgen Dressler versicherte, die dort lebenden Menschen sollten nicht vertrieben werden, wenn der dringend nötige Neubau in den kommenden Jahren erfolge. In dieser Übergangsphase will die ausführende Baugesellschaft die vom jeweiligen Abriß Betroffenen in anderen Wohnungen unterbringen.

Auf städtischem Grund strebt die SPD bis 1997 tausend Wohnungen an. In zehn nicht näher benannten Bereichen seien mehr als 500 Geschoßwohnungen und mindestens ebenso viele Eigenheime möglich.

Zusätzlichen Wohnraum auf Privatflächen verspricht sich Dressler von einem Baulückenkataster. Dieses soll bis zum Jahresende fertiggestellt sein und nach seinen Angaben einige Hektar umfassen. Auf die Frage, wie er privaten Bauwilligen auf die Sprünge helfen wolle, sagte der Stadtbaurat: "Manchmal gibt eine Auflistung schon Anlaß zum Handeln."

Die SPD ruft die Hanauer Wirtschaft auf, durch zinsgünstige Darlehen Betriebsangehörigen 20jährige Belegungsrechte in selbst erstellten Wohnhäusern zu verschaffen. Bisherige Umfragen, so Dressler, hätten aber einen "ernüchternden Nulleffekt" erbracht, obschon städtische Finanzhilfe auch in diesen Fällen vorstellbar seien. him

Haiger - Wiesbaden 1:1 (0:0) Haiger: Kässmann - Zeise - Hof, Weber, Kessler - Boller (72. Schuster), Schneider, Waldschmidt, Michel, Klein - Chr. Lang. Wiesbaden: Ingendae - Dirk Scherrer - Wolfgang, Weimer - Mudeyi, Bohr, Dembowski (36. Mühlroth), Richardson, Kirn, Klinkhammer - Weidner. Tore: 1:0 Lang (46.), 1:1 Richardson (68.). - Schiedsrichter: Schmidt (Mühlheim/Main). - Zuschauer: 400.

Baumlange Torhüter fühlen sich unterbeschäftigt und suchen eine neue Aufgabenstellung Der Präsident trinkt einen zuviel und rüffelt den Schiedsrichter Bedrückendes am Tag der deutschen Einheit aus Dresden / Landeplatz für Schwalben / Auf der Wies'n feiern die andern

TORWART ist laut Sport-Brockhaus "der Spieler einer Mannschaft, der zur Bewachung des eigenen Tores eingesetzt wird, um gegnerische Torerfolge zu verhindern". Dirk Heyne (Borussia Mönchengladbach) und Stefan Brasas (1. FC Saarbrücken), zwei baumlange Kerls, begnügten sich nicht mit dieser Aufgabenstellung. Mit unterschiedlichem Erfolg drangen sie in der Schlußphase ihrer Spiele in den gegnerischen Strafraum ein, um ihrer Mannschaft noch einen Punkt zu sichern. Heyne gelang das, Brasas nicht: Er mußte mitansehen, wie der Kölner Ralf Sturm aus 35 Metern in das von ihm verlassene Tor traf. Statt 3:3 also 2:4. Künstlerpech.

AMATEUR. "Als Amateur unter 22 Profis", beschimpfte Schalkes Präsident Günter Eichberg vor laufender Fernsehkamera ausgerechnet am "Tag der deutschen Einheit" Schiedsrichter Wieland Ziller aus Lausnitz. "Was dieser Luscher zusammengepfiffen hat, ist nicht tragbar. Er war überfordert und muß raus aus der Bundesliga." Das könnte natürlich auch für "Amateur" Günter Eichberg gelten, denn ein professioneller Präsident eines Bundesligavereins entgleist nicht derart. Zudem erscheint er wenigstens halbwegs nüchtern vor der Presse. Am Montag abend tritt Eichberg vor dem Verein bei der Jahreshauptversammlung auf. Prosit.

IRRTUM. Den Garderobe-Wechsel vom werbeträchtigen Trainingsanzug zum dunkelblauen Vereinsanzug erklärte Udo Lattek mit Vorsorge: "Ich wollte darin eigentlich den ersten Heimsieg meiner Mannschaft feiern." Er irrte, wie so oft in letzter Zeit.

STRAFRAUM. Warum heißt der Strafraum Strafraum? Daß er nur unter Strafandrohung betreten werden dürfte, ist im Fußball-Regelwerk nicht festgeschrieben. Aber die Strafen bei Vergehen fallen dort härter aus als außerhalb dieses Areals. In jüngster Zeit auch dann, wenn der Strafraum als "Landeplatz für Schwalben" mißbraucht wird. Der Däne Jan Mölby (Mönchengladbach) wurde erwischt, als er ohne Feindberührung elegant zu Boden segelte, sah dafür Gelb, und da er bald später noch ein Foul beging, war er der zwölfte Spieler der laufenden Runde, der mit der Ampelkarte Gelb-Rot vom Platz geschickt wurde.

GLÜCK UND PECH lagen für Rico Steinmann vom 1. FC Köln ganz dicht beieinander. Erst schoß er das 1:0, dann schied er mit einem Muskelfaserriß aus.

OKTOBERFEST-BONUS. Die Serie, daß Bayern München zu Zeiten des Oktoberfestes seine Heimspiele regelmäßig zu gewinnen pflegt, ist offenbar gerissen. Vor einem Jahr erkämpfte sich die Frankfurter Eintracht im Olympiastadion ein 3:3 und durfte ebenso fröhlich auf der Wies'n feiern wie in diesem Jahr Borussia Mönchengladbach nach dem 2:2 in letzter Sekunde, mit dem sie nach Wattenscheid als zweiter Verein deutlich machte, daß auch die bereits zum unbezwingbaren Favoriten hochstilisierten Bayern 92 verwundbar sind. Besonders in der Nachspielzeit.

BEDRÜCKENDE SIGNALE waren in Dresden zu hören. Nur einen Steinwurf vom Rudolf-Harbig-Stadion, wo Dynamo gegen Werder spielte, entfernt, marschierten am Tag der deutschen Einheit Rechtsradikale durch Dresden und grölten am "Tag der deutschen Einheit" ausländerfeindliche Parolen. Hämische Gesänge, wenn farbige Akteure am Ball sind, schallen darüber hinaus immer häufiger durch die Stadien. Deshalb, Dresden hat dies deutlich gemacht, sind der Sport im allgemeinen und der Fußball im besonderen gefordert, Beiträge zu Integrationskonzepten zu entwicklen. Der Fußball kann im Rahmen seiner Möglichkeiten sicherlich Signale setzen. "Keine Macht den Drogen", heißt eine Initiative des deutschen Sports. "Keine Macht dem Rechtsradikalismus" könnte eine andere heißen. FR

Aufgespießt

"3. - Samstag - Tag der deutschen Einheit (. . .) Ende der Woche des ausländischen Mitbürgers" Aus dem evangelischen Pfarramtskalender für dieses Jahr.

Die Bundesbahn verlor den Plumpsklo-Prozeß Fäkalienregen auf Grundstück unter Eisenbahnhochbrücke muß verhindert werden / Berufung angekündigt

ITZEHOE, 4. Oktober (AP/FR/dpa). Die Bundesbahn muß künftig dafür sorgen, daß auf der Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Hochdonn auf der Strecke zwischen Hamburg und Sylt Zugtoiletten nicht mehr einfach nach unten entleert werden. Das Landgericht Itzehoe verurteilte den Staatsbetrieb jetzt, durch "geeignete Maßnahmen zu verhindern", daß auf ein Grundstück unter der 2,8 Kilometer langen Brücke Hochdonn im schleswig-holsteinischen Kreis Dithmarschen "weiterhin Fäkalien fallen." Damit hat der 48jährige Gartenbesitzer und Antiquitätenhändler Dieter Schwohn die erste Runde in einem Verfahren von grundsätzlicher Bedeutung gegen die Bundesbahn gewonnen. Sein Anwalt Karl-Heinz Balzer bezeichnete das Urteil der Itzehoer Zivilkammer als "mutig, konsequent und bahnbrechend."

Seit Jahren plumpsen die Hinterlassenschaften der Bahnreisenden täglich aus 42 Meter Höhe in den Garten des Hochdonner Klägers. Das Gericht hatte sich vor Ort von dem "warmen Regen" überzeugt und kam jetzt zu dem Schluß: "Der Kläger kann sein Grundstück nicht nutzen, er kann keinerlei Gemüse anbauen und muß täglich Klopapier einsammeln." Und das, sagte der Kammervorsitzende Jenspeter Jensen weiter, sei eine "wesentliche Beeinträchtigung des Eigentums."

Nach Ansicht des Gerichts hat die Bundesbahn in dem Verfahren ihre Gegenargumente "zu pauschal" vorgetragen und lediglich mitgeteilt, daß eine Umrüstung von 13 000 Plumsklos in ihren Zügen zu teuer sei. Zivilrichter Jensen bezeichnete das als "nicht überzeugend." Das Gericht betonte, es gehe lediglich um die Wagen, die auf dieser Strecke verkehren.

Die Bahn will die Niederlage in diesem Verfahren nicht hinnehmen. Schon während des Prozesses hatte ihr Vertreter erklärt, daß sie in Berufung gehen werde, falls der Prozeß für sie negativ ausgehe. Zur Urteilsverkündung war der Bundesbahn-Jurist nicht erschienen. Rechtsanwalt Balzer meinte: "Die Bahn hat sich in diesem Grundsatzverfahren sehr zurückgehalten und es versäumt, sich als fortschrittliches Verkehrsmittel zu zeigen."

Bis ein endgültiges Urteil im Kampf des Hochdonner "David" Schwohn gegen "Goliath" Bundesbahn ergeht, wird der Schiet weiter von der Brücke in den Garten fallen. Der Eigentümer sagte nach der Urteilsverkündung: "Das ist natürlich nicht zu ändern. Wir werden das Ding jedenfalls durchziehen bis zum Ende."

Der Sprecher des Bundesbahnzentralamtes in Minden, Ulrich Montanus, sagte, daß Urteil habe sehr wohl bundesweite Bedeutung. Über die Folgen müsse der Vorstand der Bundesbahn entscheiden. Interrail-Ticket bietet bald weniger

FRANKFURT A. M. (dpa). Interrail, das europäische Bahn-Ticket für Jugendliche, soll erhalten bleiben. Es soll jedoch teurer werden (600 statt bisher 510 Mark) und nur noch eingeschränkt gelten, teilte Bundesbahn-Sprecher Gerhard Scheuber jetzt auf dpa-Anfrage in Frankfurt mit. Dies werde eine in Warschau tagende Arbeitsgruppe den Generaldirektoren der an Interrail beteiligten 26 Bahnen empfehlen. Die jungen Bahnkunden sollen mit dem nach wie vor einen Monat gültigen Freifahrtschein nur noch an 15 selbst wählbaren Tagen fahren dürfen.

Die Preiserhöhung oder eine neue Aufteilung der Einnahmen solle voraussichtlich den südeuropäischen Bahnen zugute kommen, so der Bahnsprecher. Die hatten eine ungerechte Kostenverteilung beklagt und gedroht, das Ticket abzuschaffen. Den spanischen Staatsbahnen solle gleichzeitig untersagt werden, an der Grenze eine zusätzliche Maut von zuletzt rund 80 Mark zu erheben.

Der Mann, der vielen Stimmen Gehör verschafft In der Paulskirche erhielt Amos Oz den Friedenspreis des deutschen Buchhandels

FRANKFURT A. M. Als einen "Friedenskämpfer, der bereit ist, die Waffe in die Hand zu nehmen", kennzeichnete Siegfried Lenz in seiner Laudatio den diesjährigen Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, Amos Oz. Allerdings gelte dies "niemals, wenn es um nationale Interessen, um Gebietsansprüche, um Prestige oder Ressourcen gehe".

Diese seine Position bestätigte der israelische Schriftsteller in seiner Dankrede, für die er in der vollbesetzten Frankfurter Paulskirche - vor ihm hatten noch Buchhandels-Vorsteherin Hess-Maier und Oberbürgermeister von Schoeler gesprochen - mehrfach Beifall erhielt: "Ich bleibe bei meiner Überzeugung, daß man Aggression niemals aus der Welt schafft, indem man ihr nachgibt, und daß nur zwei Dinge den bewaffneten Kampf rechtfertigen: das Leben und die Freiheit." Er werde wieder kämpfen, so fügte der Panzerkommandant der israelischen Streitkräfte in zwei Nahostkriegen hinzu, "wenn jemand versucht, mir oder meinem nächsten Nachbarn nach dem Leben zu trachten. Ich werde kämpfen, wenn irgend jemand versucht, mich zum Sklaven zu machen."

In den Begriff der Nachbarschaft bezieht Oz ausdrücklich die Palästinenser ein. Als Mitglied der ersten Stunde in der Peace-now-Bewegung und Verfechter der Zwei-Staaten-Lösung ist für ihn eine territoriale Übereinkunft mit den arabischen Nachbarn und Mitbewohnern des Landes unabdingbar. "Die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Pälästinensern ist ein tragischer Konflikt zwischen Recht und Recht, zwischen zwei sehr überzeugenden Ansprüchen". Lösen ließe er sich entweder durch die Vernichtung oder aber durch "einen traurigen, schmerzvollen Kompromiß, wodurch jeder lediglich etwas von dem erhält, was er ursprünglich wollte, so daß niemand vollständig zufrieden ist, aber jeder dem Sterben ein Ende bereitet und sich dem Leben zuwendet."

Beifall erhielt Oz, der englisch sprach, für seine Absage an überkommene staatliche Strukturen. "Obwohl ich mich für die Aufteilung eines kleinen Landes unter zwei Nationen einsetze, bin ich doch davon überzeugt, daß dies nur ein aus der Notwendigkeit geborener Schritt ist. Ich halte Nationalstaaten für schlechte, unzureichende Systeme." Oz präzisierte erneut seinen Standpunkt zur Position des politisch engagierten Schriftstellers. Autoren seien "Rauchmelder, die ersten, die eine unmenschliche Sprache wittern, und daher rührt ihre moralische Verpflichtung, 'Feuer!' zu rufen."

In der ihm eigenen Art, Widersprüche dialogisch zu behandeln, formulierte Oz: "Handelt ein Schriftsteller unmoralisch, wenn er seine Feder zur politischen Waffe macht, oder ist es unmoralisch, wenn er seine Feder nicht in ein Schwert der Polemik verwandelt?" Wenn er mit sich selbst hundertprozentig übereinstimme, dann schreibe er politische Artikel; wenn er mehrere Argumente und Stimmen in sich vernehme, dann schreibe er Geschichten, dann, "wenn ich mich mit verschiedenen, einander widersprechenden Forderungen identifizieren kann, mit einer Vielzahl moralischer Standpunkte, widerstreitender Gefühle."

Dieses Bedürfnis nach öffentlicher Debatte auch im inneren Monolog und Dialog arbeitete Siegfried Lenz in seiner Laudatio als Kennzeichen des schreibenden und politisch handelnden Zeitgenossen Amos Oz heraus. Immer wieder zeige er deshalb Menschen in ihren Entscheidungsnöten, in sein Werk seien eingegangen "die Spannungen und Gefährdungen der israelischen Gesellschaft, die Krisen, die hochgestimmten Aufbrüche, die Antagonismen zwischen Kollektiv und Individuum". Oz wolle selber verstehen, "warum es den Menschen so oft mißlingt, Frieden bei sich selbst zu finden." Den Erzähler in ihm geweckt hätten laut Oz selbst "immer das menschliche Elend, die Einsamkeit, der Verlust von Illusionen - das Scheitern". Im Spektrum seiner Romane spielen deshalb Abschiede eine wesentliche Rolle: Abschiede von der Gemeinschaft des Kibbuz, von Grundsätzen oder einem einst geliebten Partner.

Immer aber, so Lenz zusammenfassend - der von ihm Gepriesene verfolgte den Text häufig mit Lächeln und zustimmendem Kopfnicken -, vermittle Oz zusammen mit diesem Konfliktpotential "ein facetten- und metaphernreiches, ein authentisches Bild israelischer Realität."

In einem kurzen Einschub in seine schriftlich vorbereitete Rede nahm Oz Stellung zu aktuellen deutschen Realität. Die Deutschen müßten sich selbst gegen gewalttätigen Rassismus und Gleichgültigkeit verteidigen und hätten nicht nur die Pflicht, den Einwanderern Schutz zu gewähren und jüdische Gedenkstätten zu schützen. Der vor über 50 Jahren geborene Sohn einer Familie, die sich "in den frühen 30er Jahren aus Osteuropa auf den Weg nach Jerusalem machte, mit einer Wunde versehen, die niemals heilen sollte: sie hatten sich als Europäer betrachtet, während der größte Teil Europas in ihnen unerwünschte Kosmopolitten sah" - Amos Oz sagte: "Rassisten und Fanatiker gibt es auch andernorts, aber es stellt sich doch die Frage: Wo sind die Menschenmassen, die auf die Straße gehen, um dieses Land zu verteidigen? Der Brandanschlag auf die Gedenkstätte Sachsenhausen sollte wohl darauf zielen, die monströse Vergangenheit Deutschlands auszulöschen. Aber nicht die Vergangenheit wird in Sachsenhausen verbrannt - die Vergangenheit, Ihre wie auch unsere, kann man nicht verbrennen. Nein, in Gefahr, Feuer zu fangen, sind Deutschlands Gegenwart und Zukunft." HS

Auch Ex-Manager fliegen auf Continental Airlines

NEW YORK (dpa/VWD). Mehrere frühere Spitzenmanager der Continental Airlines haben eine Barofferte im Volumen von 425 Millionen Dollar für die unter Gläubigerschutz stehende US-Fluggesellschaft abgegeben. Damit liegen nun fünf Angebote für das Unternehmen vor. Die Lufthansa hat gemeinsam mit einem amerikanischen Investor 400 Millionen Dollar für Continental ausgelobt. In dieser Höhe bewegt sich auch die Offerte der Air Canada samt einem Partner. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Interessentengruppen.

Das jüngste Angebot stammt von der Benefit Concepts New York (BCNY), einer Firma, die sich auf die Übernahme von Gesellschaften durch ihre Bediensteten spezialisiert hat. Neben den finanziellen Aspekten betont BCNY-Chef Daniel Carpenter die Möglichkeit einer "strategischen Allianz" von Continental mit einem großen asiatischen Luftfahrtunternehmen, die der US-Airline zusätzliche Marktanteile in Asien bescheren soll. BCNY will am morgigen Dienstag bei einer Anhörung des Konkursgerichts auf Annahme der Offerte für Continental dringen.

Riesige Maschine machte den Kartoffelbergen Dampf Landwirtschaft zu Großvaters Zeiten / Vorführungen zum Erntedankfest im Freilichtmuseum Hessenpark

NEU-ANSPACH. Ein gleichmäßiges Stampfen ist zu hören; ab und zu zischt weißer Dampf aus den Ventilen. Die Luft auf dem Hof flirrt vor feinem Staub: Erntedank feierte der Hessenpark jetzt - und er tat das ganz praktisch. Maschinen aus der Landwirtschaft, wie sie bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges benutzt wurden, sollten zeigen, wie die Bauern früher ihr Getreide einbrachten und verarbeiteten. Etwa mit der Dreschmaschine, die durch ein Dampflokomobil angetrieben wird. Beide Geräte hatte man fürs Erntedankfest herausgeholt.

Die Dampfmaschine kann zwar andere Geräte antreiben, sich selbst bewegen aber kann sie nicht. Einer Lokomotive nicht unähnlich, steht sie da, als würden die acht Atü in ihrem Bauch ihr gar nichts anhaben können. "Der Druck wird nur über frisches Wasser oder die Klappen reguliert", erläutert Günter Ernst, Metallrestaurator im Hessenpark.

1982 kam die Maschine hierher, seitdem kümmert sich Ernst um sie. Im Freilichtmuseum erfüllt sie nur den Zweck, die Dreschmaschine anzutreiben. Jakob Hubert aus Butzbach hat sie auf seinem Hof noch benutzt. Auch jetzt ist sie noch funktionstüchtig, wie sie im Hessenpark wieder zeigte. "Wir wollten, daß die Leute die einzelnen Stadien der Getreideverarbeitung beobachten können", sagt Erhard Moos, Leiter der Abteilung Landwirtschaft im Museum. Deshalb habe man auf den Mähdrescher verzichtet.

An der Dreschmaschine sieht man, wie die Ähren ausgeschlagen und dann von eigens zugeführter Luft über Siebe geblasen werden. Die schweren Körner fallen dann herunter und werden gleich in Säkke abgefüllt; die leichtere Spreu wird durch ein Rohr in die Scheune geleitet.

Doch auch mit den Kartoffeln gingen die Landwirte früher anders um: Die "Dämpfkolonne" des Hessenparks, mehrere große Dampfkessel, verarbeitete die Kartoffeln zu Futtermasse. Die gegarten Kartoffeln wurden luftdicht in ein Silo eingestampft. Dort konnten sie bis zum Frühjahr gelagert werden und wurden dann, mit Kleie und Getreide vermengt, an die Schweine verfüttert.

Am Wochenende aber wurden die Kartoffeln in den großen Dampfkesseln zu Quellkartoffeln, damit die Besucher Erntedank auch kulinarisch feiern konnten. Die Kelter war ebenfalls bereits in Gang gesetzt, es gab frischen Most. Anders als in Vorjahren hatten die Mitarbeiter beschlossen, die Verarbeitung von Getreide, Kartoffeln und Äpfeln gemeinsam vorzuführen, obwohl in der Natur Kartoffeln und Äpfel nach dem Getreide dran sind.

Zusätzlich hatte der Hessenpark für die Feier eine Folkloregruppe aus der Walachei engagiert, die Tänze und Lieder zum Erntedank darbot. Dazu gehörte der Tanz mit der Axt genauso wie das Lied über den Ährenkranz. An zwei Nachmittagen zeigten die sechs Musiker und sechzehn Tänzer ihr Programm. ca

2. Bundesliga

Das nächste Spiel: Hannover 96 - MSV Duisburg (Mi.).

Der nächste Spieltag (16. bis 18. Oktober): Wuppertaler SV - SC Freiburg, VfB Leipzig - VfL Wolfsburg, FC Homburg - Mainz 05 (alle Fr.), SV Meppen - MSV Duisburg, FC Hansa Rostock - VfL Osnabrück, SpVgg. Unterhaching München - VfB Oldenburg, Fortuna Köln - Stuttgarter Kickers, Eintracht Braunschweig - Chemnitzer FC, Darmstadt 98 - FC Remscheid, Hertha BSC Berlin - FC Carl Zeiss Jena (alle Sa.), Fortuna Düsseldorf - Hannover 96, FC St. Pauli Hamburg - SV Waldhof Mannheim (beide So.).

Landesliga-Schlagerspiel

SG in Höchst-Form

Sindlingen - SG Höchst 0:5 (0:2) "Fröhliche Höchster überall" sang der Höchster Anhang in Abwandlung eines Weihnachtsliedes aus voller Brust, nachdem das dritte Tor für den Tabellenführer gefallen und der Sieg sichergestellt war. "Das waren herrlich herausgespielte Tore und unser bisher bestes Spiel. Ein Kompliment an meine Mannschaft". So schwärmte Trainer Schroda vom Auftritt seiner Truppe beim Derby am Sindlinger Kreisel. Und Sindlingens Coach Heinz Schmidt anerkannte neidlos die Überlegenheit der Gäste und fand sogar die Höhe der Niederlage als in Ordnung. Die Viktorianer hielten anfangs gut mit, zumal Fabrizius, Scheidt und Plattek frühzeitig die Höchster Angriffe störten und Libero Kroner seine Abwehr umsichtig dirigierte. Als sich dann aber Ludwig einmal freie Bahn verschaffte und Joch den Ball auf den Fuß legte, war das Höchster Führungstor fällig. Turjacanin, der für den angeschlagenen Sebastian kam (21.), forcierte noch mehr den Höchster Druck. Fast mit dem Pausenpfiff schoß er mit einem herrlichen Schrägschuß das 2:0. Sindlinger Störfeuer - Laub scheiterte an Torhüter Winkler und setzte einen Kopfball-Aufsetzer übers Tor - steckten die Gäste lässig weg. Auch als ihr Libero Andreas Schreier in der 53. Minute mit Verdacht auf Muskelfaserriß ausschied. Hau kam für ihn und fügte sich nahtlos in die Abwehr ein. Und nun verwöhnten Gotthardt, Joch, Ludwig, Turjacanin, Grabitsch, Peukert und Crally die Zuschauer erst recht mit ihren Tänzchen. Die Gegenseite hatte da längst aufgegeben. Libero Kroner und seine Manndecker Prokaski und Sieling (Zeitstrafe in der 89.) hatten keine Chance mehr. Höchst war zur Höchstform aufgelaufen. HEINZ BERZ

Tore: 0:1 Joch (30.), 0:2 Turjacanin (45.), 0:3 Peukert (76.), 0:4 Crally (87.), 0:5 Grabitsch (89.).

Schiedsrichter: Reitzner (Dillheim/Kreis Wetzlar).

Zuschauer: 700.

Vom Hochhaus stürzten Glasscherben in die Tiefe

Vom Hochhaus des Hotels "Holiday Inn" am Sachsenhäuser Berg stürzten am Sonntag morgen Fensterglas-Teile auf die Darmstädter Landstraße. Weil dadurch Passanten und Autofahrer gefährdet waren, sperrten Beamte des 8. Polizeireviers ab 10.04 Uhr die Fahrbahn.

Die Feuerwehr kam von innen nicht an die Schadensstelle heran. Deshalb fuhr ein Einsatztrupp mit einem Fensterputzer-Außenaufzug an der Fassade hoch bis zum 25. Stock. Dort entfernte die Wehr vom Aufzugkorb aus die Reste der beiden vier Quadratmeter großen Thermopen-Scheiben. Wie sich herausstellte, war das Sicherheitsglas durch den starken Wind zerborsten.

Die Sperrung der Darmstädter Landstraße bis 13 Uhr führte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. ric

Kampf gegen 3

Ihre Schwierigkeiten liegen in erster Linie in den aus der Ahnungslosigkeit vieler Mitmenschen resultierenden Vorurteilen - und zwar positiver wie negativer Art. Hinzu kommt die zunehmende Rücksichtslosigkeit der Nichtbehinderten, vor allem im Straßenverkehr. Die mit Autos, Fahrrädern, Plakatständern, kreuz und quer stehenden Einkaufswagen verstellten Bürgersteige machen den Sehgeschädigten, die sich alleine - den bis zur Brust reichenden Langstock vor dem Körper pendelnd - mühsam vorantasten, das Leben zur Qual.

Nichts kennzeichnet das Erfolgsgeheimnis der Bemühungen blinder Menschen in Mitteleuropa und Nordamerika um anspruchsvolle Arbeitsmöglichkeiten anschaulicher als das Sprichwort: "Not macht erfinderisch." Kümmerten sich die Regierungen bis zum Ersten Weltkrieg um blind geborene oder durch Krankheit blind gewordene Menschen nahezu überhaupt nicht, so forderte die Not von Millionen Menschen nach dem Krieg wirksame Maßnahmen. Insbesondere jüngere Schwerstbeschädigte, zu denen auch die Kriegsblinden gehörten, wollten menschenwürdig leben und arbeiten.

Rasch wurden Hilfsmittel entwickelt, Hilfskräfte bewilligt, Rehabilitationseinrichtungen geschaffen. So entstand 1916 in Marburg an der Lahn mit der "Blindenstudienanstalt" das erste Gymnasium der Welt für Blinde, gegründet von dem durch einen Unfall um das Augenlicht gebrachten Carl Strehl. Seinen lange gehegten Plan, eine höhere Bildungsstätte für Nichtsehende zu schaffen, konnte Strehl erst durch die Notwendigkeit, Kriegsblinde umzuschulen, verwirklichen.

Schiedsrichter-Schelte und Schwarzseher Kritik an Unparteiischen wächst wieder in dieser Saison / Gischler: "Nur eine Beschwerde"

"Die Schiedsrichter", stellte Hessen Kassels Trainer Karl-Heinz Wolf kürzlich fest, "die Schiedsrichter können dem Oberliga-Niveau einfach nicht mehr folgen." Nun wird seit jeher die Leistung des Mannes in Schwarz gerne zur Rechtfertigung herangezogen, sportliches Versagen im nachhinein zumindest halbwegs plausibel zu machen. Was sich aber in vereinzelten Klagen als ablenkende Taktik erweisen mag, wird in dieser Saison in der Summe zur kaum mehr überhörbaren Schelte. Kein Spieltag ist bisher vergangen, an dem nicht mindestens ein Team, ein Trainer oder ein Vorsitzender derb mit dem Unparteiischen ins Gericht gegangen ist.

Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellten bislang die Vorkommnisse vor zwei Wochen in Marburg dar, nach denen Rot-Weiss Frankfurt den Ausschluß von Schiedsrichter Ziegler (Waldkappel) forderte. Insgesamt vier "Platzverweise" für Spieler und Verantwortliche führten schließlich zu Tumulten, die sowohl den Oberliga-Rechtsausschuß als auch die ordentlichen Gerichte beschäftigen sollen. Konkrete Entscheidungen sollen darüber in den nächsten Tagen fallen. Bei aller Vorsicht angesichts der schweren Aufgabe verblüfft am meisten die Kontinuität, mit der die Unparteiischen zuletzt ins Gerede gekommen sind.

Sind also die Schiedsrichter den Anforderungen nicht mehr gewachsen? Den Anforderungen einer Oberliga, deren Vereine einen immer höheren finanziellen Aufwand betreiben, um sportlichen Lorbeer zu erringen, womit bei Trainern und Akteuren gleichermaßen der Druck und auch die Bereitschaft zum verbissenen Kampf wächst. Zur derben Auseinandersetzung ist es da oft nur ein kleiner Schritt. "Entschieden nein", antwortet Rudi Gischler, Schiedsrichter-Obmann des Hessischen Fußball-Verbandes."Außer einer Beschwerde nach dem Spiel in Marburg ist mir bisher nichts ins Haus geflattert." Was aber alleine daran liegt, daß die Erregung der Kicker und Verantwortlichen schnell abebbt und gemeinhin die Erkenntnis reift, daß weitreichende Kritik an Unparteiischen einem Kampf gegen Windmühlenflügel gleicht.

"Man darf diese Sache aber auch nicht verallgemeinern", mahnt Oberliga-Referee Gerhard Altvater und verweist gleichzeitig darauf, daß gute Leistungen lediglich still zur Kenntnis genommen, schlechte dagegen detailliert der Öffentlichkeit preisgegeben werden. Woran liegt es also nun, daß zumindest ein Teil der Schiedsrichter so hartnäkkig ein passendes Niveau vermissen läßt? Zum Teil an den Spielern selbst, die mit unterschiedlichsten Betrugsversuchen den Unparteiischen in die Irre führen. Aber genauso an den Schiedsrichtern selbst, die mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Kontrolle behalten wollen und sie gerade dadurch oft abgeben.

Jüngstes Beispiel ist die Leistung des Wiesbadener Unparteiischen Steudter beim Spiel zwischen Bad Homburg und Aschaffenburg. Zunächst offenbarte er eine eher liberale Einstellung zu vielen kleinen Fouls, später sprach er - teilweise ungerechtfertigt - wild Strafen aus, um schließlich wieder in Lethargie zu versinken. Einige Unparteiische gefallen sich aber auch in der Rolle des Buhmannes. Je lauter das Publikum auf die Pfiffe reagiert, um so mehr steigert sich die Lust an (wissentlich?) unpopulären und strittigen Entscheidungen, die Proteste, Strafen und Tumulte auslösen. Ein Kreislauf, der keine Gewinner offenbart. Allenfalls Irritationen.

Fehler im System? "Daran liegt es nicht", glaubt jedenfalls Rudi Gischler. "Der Beobachtungsbogen gibt genauen Aufschluß über die Leistung." Der Schiedsrichterbeobachter, meist Kollege aus früheren Jahren, als harter Zensor? Wer blickt ihm in den Bogen? "Da gibt es keine Freundschaftsdienste", sagt Gischler, nach dessen Auskunft auch die Beobachter sporadisch unter die Lupe genommen werden.

Doch auch wenn Kondition und Fachkenntnis der Referees nicht zur Diskussion stehen, was Aktive und Zuschauer gleichermaßen verstört, ist das oft zitierte "mangelnde Fingerspitzengefühl". "Das Wort höre ich gar nicht gerne", sagt Gischler und verweist darauf, daß es nichts aussage. "Menschlichkeit" ist für ihn der passendere Ausdruck. "Es nutzt nichts, wenn einer die Regeln kennt, topfit ist, aber keine Persönlichkeit darstellt", ist Gischler wohl am Kern des Problems angelangt. Im Wust von Regularien scheint der Schiedsrichter oft verloren, denn wo strikt nach Regeln gepfiffen wird, ist nur schwerlich eigenes Profil einzubringen und der Handlungsspielraum schnell begrenzt.

Doch bei aller Kritik muß auch Verständnis bleiben. Kaum einer will sich diesem undankbaren Geschäft verschreiben. Kein ehemaliger Fußballer ist bereit, die Rollen nach seiner Karriere zu tauschen. Außerdem gilt heute wie damals: Ohne Schiri geht es nicht.

CHRISTIAN FROMMERT

Nachrichten-Börse

Möllemann greift erneut nach Treuhand Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann hat erneut die Ausgliederung der Treuhandanstalt aus der Zuständigkeit des Bonner Finanzministeriums gefordert. Seiner Ansicht nach ist die gegenwärtige Regelung ein Strukturfehler. Bei der Treuhand-Gründung habe man irrtümlicherweise angenommen, die Holding werde die Bundeskasse füllen. Möllemann: "Davon kann heute ja wohl keine Rede mehr sein." Bundespapiere werfen weniger ab Die fünf Jahre laufenden Bundesobligationen der Serie 101 von 1992 werfen von heute an weniger ab. Die Rendite beläuft sich fortan auf 7,52 nach zuvor 7,63 Prozent, teilt die Bundesbank mit. Erster Weltbank-Kredit für Estland Die Weltbank gibt Estland einen Kredit über 30 Millionen Dollar. Die Mittel sollen der Gesundheitsvorsorge, dem Gütertransport und der Stromversorgung zugute kommen. Der erste Kredit der Weltbank an das baltische Land hat eine Laufzeit von 15 Jahren und ist mit einem variablen Zins ausgestattet.

Nur der

Auftakt war

spritzig

Die Ränge blieben leer

Als Personaldezernent Joachim Vandreike am Freitag abend im Stadtbad Mitte mit einem beherzten Sprung ins Wasser tauchte, waren die Organisatoren der Party zum Tag der deutschen Einheit noch guten Mutes. Mit kräftigen Zügen und zünftigem Badeanzug eröffnete Vandreike das 24-Stunden-Schwimmen, wünschte viel Erfolg und fand hinterher alles "ganz toll".

Doch nach dem spritzigen Auftakt, plaudernd eingeleitet von einer Wassernixe in engem, grünem Gewand, folgte bis Samstag abend eine veritable Durststrecke. Zwar hatte das Sport- und Badeamt zusammen mit den Vereinen ein ansehnliches Programm auf die Beine gestellt, doch kaum jemand interessierte sich dafür - das Fest fand weitgehend vor leeren Rängen statt.

Die 24-Stunden-Party zum Tag der Einheit sollte kein Staatsakt sein, sondern möglichst locker "den Übergang zur Normalität" symbolisieren. So umriß Sport- und Badeamtschef Harald Lochmann die Idee, mit der man allerdings ziemlich baden ging.

An der deutsch-deutschen Befindlichkeit hat es wohl nicht gelegen, vielmehr an Organisationsmängeln und einigen Pannen während der Veranstaltung, wie Lochmann nachdenklich einräumte: Der Termin wurde erst vor wenigen Wochen festgelegt. Außerdem fiel das Fest mit dem Beginn der Schulferien und vor allem mit der Buchmesse zusammen. Und dann blieb auch noch der Bus mit den Sportlern aus der Partnerstadt Leipzig im Stau stecken.

Während die Teilnehmer des Schwimm-Marathons unentwegt ihre Bahnen zogen, verfolgten nur wenige Zuschauer die Vorführungen der Wasserballer, Turmspringer und DLRG-Aktiven. Erst am späten Abend kam etwas Stimmung auf, als die Sportler aus Frankfurt, Leipzig und Frankfurt/Oder sich auf Luftkissen im Nichtschwimmerbecken vergnügten. Zuvor hatten der Band am Beckenrand nur die Bademeister applaudiert. In der Nacht mußten dann die Vereins- und DLRG-Mitglieder ins Wasser, damit die Kette der Schwimmer nicht abriß. 164 Teilnehmer konnten am Ende mit einer Urkunde nach Hause gehen.

Spaß hat es ihnen nach übereinstimmender Auskunft dennoch gemacht. Auch Badeamtschef Lochmann nahm eine kalte Dusche gelassen. Direkt neben ihm war unversehens ein Bauchplätscher eingeschlagen. "Das Wasser hat mich sehr erfrischt", sagte er. vo

Zeitungsverlage sehen sich unter Druck Klagen über Altpapierverordnung, Postgebühren und IG Medien / Auflagenentwicklung stabil

ptz BONN. Drei Risiken drücken den Zeitungsverlegern derzeit aufs Gemüt: Die Post droht mit höheren Gebühren im Zeitungsvertrieb, Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) will die Branche mit Recyclingkosten belasten, und zudem trübt sich die Konjunktur ein. Durch höhere Kosten und Druck auf die Erlöse gerieten insbesondere kleinere Blätter in Bedrängnis, warnt der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV).

Die von Töpfer vorgelegte Altpapierverordnung sei nicht zu akzeptieren, so BDZV-Hauptgeschäftsführer Michael Barton. Dies gelte für Fristen und Verwertungsquoten. Töpfer fordert von Juli 1993 an einen Recyclinganteil von 52 Prozent, der bis 1997 auf 60 Prozent steigen soll. Schon heute hätten die Verlage eine Wiederverwertungsquote von rund 50 Prozent erreicht, betont Barton. Es sei effektiver, weiterhin auf freiwillige Lösungen zu setzen. Der Aufbau eines Altpapiersammel- und Verwertungssystems werde die Zeitungsverlage 250 bis 300 Millionen Mark kosten. Das Monatsabonnement müßte Barton zufolge dann um 1,25 Mark verteuert werden. Der Verband will seine Sorgen erneut Kanzler Helmut Kohl vortragen. Sollte Töpfer sich durchsetzen, wollen die Verleger zusammen mit anderen ein eigenes Sammelsystem installieren. Dies zöge Barton einer Kooperation mit dem Dualen System (Grüner Punkt) vor.

Mit der Post wollen die Verlage nochmals über die Kosten im Zustelldienst verhandeln. Die Post wolle den Löwenanteil der im Schnitt 16prozentigen Gebührenerhöhung auf Zeitungen abwälzen. In Einzelfällen betrage die Mehrbelastung 35 Prozent. Die Branche insgesamt müßte 30 Millionen Mark aufbringen. Dies würde auf das Postzeitungsabonnement mit bis zu drei Mark durchschlagen.

Durch die Kumulation von Kosten sieht Barton die Existenz einiger Unternehmen bedroht. In unverantwortlicher Weise belasteten zudem die Gewerkschaften die Verlage. An die IG Medien appelliert er, "ihr Tarifritual" (hohe Forderungen und rascher Einstieg in den Arbeitskampf) nicht fortzusetzen.

Eigentlich seien die Zeitungsverlage "wirtschaftlich stark", sagt Verbandsgeschäftsführer Alexander von Kuk. Mit zehn Milliarden Mark Anzeigen- und Beilagenumsatz stellten sie den mit Abstand größten Werbeträger; und die Reichweite sei unschlagbar. Immerhin läsen 82 Prozent der über 14jährigen Tageszeitungen. 1992 könnten die Verlage mit einem befriedigenden Jahr rechnen, falls es zu keinem Konjunktureinbruch komme, erläutert von Kuk. Es gebe jedoch erste Warnsignale. Die Stellenanzeigen seien zuletzt mit zweistelligen Raten gesunken. Ähnliche Entwicklungen habe es in der Vergangenheit vor Rezessionen gegeben.

Das erste Halbjahr bescherte laut BDZV einen Gleichklang bei der Zunahme von Kosten und Erlösen. Begünstigt durch Preiserhöhungen, zogen die Anzeigeneinnahmen um fünf Prozent an. Der Juni brachte aber einen "atypischen Einbruch" bei den Inseraten; per Ende August entsprach der Anzeigenumfang dem des Vorjahres. Stabil war zuletzt die Zeitungsauflage, berichtet Barton. Nachdem der Golfkrieg die in Westdeutschland verkaufte Stückzahl im ersten Quartal 1991 auf 12,8 Millionen hochgetrieben hatte, pendelte die sich in der Folge wieder bei 12,1 Millionen pro Tag ein.

FDP zu Änderung des Asylartikels bereit Mehrheitsbeschluß nach scharfer Debatte auf dem Bundesparteitag in Bremen Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Metkemeyer

BREMEN, 4. Oktober. Die FDP hat nach heftigen Diskussionen ihren Widerstand gegen eine Änderung des Grundgesetzartikels 16 aufgegeben, der das Recht auf politisches Asyl festschreibt. Auf ihrem Parteitag in Bremen beschlossen die Liberalen am Samstag mit großer Mehrheit, an einer Änderung des Artikels 16 mitzuwirken. Dabei dürfe aber das individuelle Grundrecht auf Asyl im Kern nicht aufgehoben werden, forderten die rund 660 Delegierten.

Ziel des FDP-Beschlusses ist es, mittelfristig eine einheitliche Asylpolitik innerhalb der Europäischen Gemeinschaft durchzusetzen, wobei die Flüchtlinge und die durch sie verursachten Kosten gleichmäßig auf alle EG-Staaten verteilt werden sollen. Dazu solle die EG auch Länderlisten mit Nichtverfolgerstaaten aufstellen, an denen sich die Mitglieder der Gemeinschaft orientieren müßten, heißt es in dem Parteitagsbeschluß weiter.

Von der Bundesregierung fordert die FDP, eine Beschleunigung der Asylverfahren durchzusetzen sowie Anreize für "nicht politisch Verfolgte" abzubauen, in die Bundesrepublik zu kommen. Straffällig gewordene Asylbewerber müßten rasch in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Beibehalten werden müßten aber die Einzelfallprüfung sowie die Möglichkeit für Asylbewerber, Verwaltungsentscheidungen gerichtlich anzufechten.

In der Aussprache hatten einzelne FDP-Politiker scharf vor der Aufgabe liberaler Positionen gewarnt. Die frühere Bundestagsabgeordnete Hildegard Hamm-Brücher sagte, der aufkeimende Rechtsextremismus und die zunehmende Gewalt gegen Ausländer in der Bundesrepublik würden nicht dadurch erstickt, daß die FDP am Artikel 16 des Grundgesetzes "herumknabbert". Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis, rügte, daß sich die FDP dem "Druck der Straße" beuge, wenn sie einer Grundgesetzänderung zustimme.

Das eigentliche Motto des 43. Bundesparteitages "Freiheit braucht Verantwortung. Die Einheit gestalten" blieb in Bremen im Hintergrund. So verabschiedeten die Delegierten ohne Aussprache den Leitantrag des Bundesvorstandes, der im wesentlichen zum Ziel hat, die Herstellung der inneren Einheit der Deutschen in Ost und West zu beschleunigen sowie die schnelle Angleichung der Lebensverhältnisse in beiden Teilen der Bundesrepublik zu erreichen.

In seiner Grundsatzrede hatte sich FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff zu Beginn des Parteitages für eine Fortsetzung der Koalition mit der CDU/CSU ausgesprochen, obwohl die Liberalen für die Handlungsfähigkeit des Regierungsbündnisses bereits schmerzliche Zugeständnisse gemacht hätten. Ein Abrücken von liberalen Grundsatzpositionen komme aber nicht in Frage, meinte Lambsdorff. Er sagte: "Die Große Koalition ist nicht die Katastrophe oder der Weltuntergang."

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will noch in dieser Woche einen Initiativantrag mit der FDP zur Änderung des Asylrechts vereinbaren, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Johannes Gerster.

(Kommentar und weitere Berichte auf den Seiten 3 und 4)

Tödliche Schüsse durch die Autoscheibe

Auf dem Transport ins Krankenhaus starb am frühen Sonntag morgen ein 36jähriger Mann im Rettungswagen. Zuvor hatte ein bisher unbekannter Täter dem afghanischen Staatsangehörigen in Griesheim aufgelauert und mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert.

Der verheiratete Afghane hatte, so ergaben die Ermittlungen, um 4.50 Uhr kurz vor der Tat seine Wohnung in der Wilhelmshavener Straße 29 verlassen. Vor dem Haus bestieg er seinen Wagen, um zur Arbeit auf dem Frankfurter Flughafen zu fahren.

Wie Zeugen aussagten, trat in dem Moment, als der 36jährige seinen Wagen aus dem Parkplatz vor seinem Wohnhaus rangiert hatte, der Täter plötzlich ans Fahrzeug heran und feuerte durch die Autoscheibe auf sein Opfer. Es handelte sich bei dem Unbekannten um einen schwarzhaarigen, etwa 1,80 Meter großen Mann. Bekleidet war er mit einem hellbraunen, karierten Jackett. Unmittelbar nach der Tat hörten Anwohner Motorgeräusche eines davonfahrenden Autos. Eine Streife des 16. Reviers fand den 36jährigen mit lebensgefährlichen Schußverletzungen im Oberkörperbereich. Er kauerte hinter dem Lenkrad seines Wagens.

Ein "vermutlich privater Hintergrund" gilt als Motiv dieses Verbrechens, wie Polizeisprecher Manfred Feist sagte. Die Kripo sucht weitere Zeugen, die ab 4.30 Uhr im Bereich Wilhelmshavener Straße verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet. Um Hinweise bittet die Kriminalpolizei per Telefon 7 55-40 11 oder -40 40. ric

TRAMPOLINTURNEN DEUTSCHE MANNSCHAFTS-MEISTERSCHAFT in Villingen, Männer: 1. MTV Bad Kreuznach 287,6 Punkte, 2. TuS Vahrenwald Hannover 282,8, 3. TSG Wiesloch 267,4.

Frauen: 1. SV Brackwede 270,3, 2. SG Misburg 268,2, 3. TuRa Melle 258,9.

Kampf gegen Vorurteile4

Bald sah man kriegsblinde Regierungs- und Ministerialräte, Staatsanwälte, Telefonisten, Stenotypisten und Sachbearbeiter. Mit ihren Leistungen überzeugten sie von der Einsatzmöglichkeit der Nichtsehenden. Damit ebneten die Kriegsblinden auch jenen Schicksalsgefährten, die durch Krankheit oder Unfall das Sehvermögen eingebüßt hatten, den Weg zu qualifizierten Tätigkeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging diese Entwicklung zunächst verstärkt weiter. Doch je mehr Kriegsblinde aus dem aktiven Dienst ausschieden, desto schneller gerieten die Leistungen der Nichtsehenden allgemein in Vergessenheit. Und es gelang immer seltener, Blinde in so qualifizierte Positionen wie in der Zeit unmittelbar nach Kriegsende zu vermitteln. "Selbst die besten Leistungen vermögen nichts auszurichten, wenn der gute Wille bei den Arbeitgebern fehlt", sagt Karin Muhr, die sich als erblindete Vermittlerin jahrelang im Dienst der Bundesanstalt für Arbeit intensiv um die Unterbringung blinder oder sehbehinderter Akademiker bemühte.

Der am 19. Mai 1936 in Gerwisch in der Nähe von Magdeburg geborene Horst Cain verlor 1949, als er auf einem Acker spielte, durch die Explosion einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg sein Augenlicht. In der Blindenschule in Königs- Wusterhausen machte er als Bester sein Abitur und studierte an den Universitäten in Ost-Berlin, Marburg an der Lahn und Madrid Religionswissenschaft und Ethnologie. 1979 promovierte Cain "summa cum laude". Die 644 Seiten umfassende Doktorarbeit über die einheimische Religion von der Insel Samoa in Polynesien bewerteten die Professoren als "opus eximium" (das heißt: "besser geht es nicht!"). Die Arbeit gilt heute noch als Standardwerk.

Anschließend arbeitete Horst Cain als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft als wissenschaftlicher Angestellter am Berliner Museum für Völkerkunde. Danach unternahm er Reisen auf pazifische Inseln. 1989 wurde er für ein Jahr in Vertretung auf eine nach C-3 bezahlte Professurstelle an der Universität in München berufen. Bei seinen Bewerbungen um einen Dauerarbeitsplatz aber hat er trotz all diesen Leistungen bis heute nur Absagen bekommen. KEYVAN DAHESCH

Nein! Ein Wort zur Situation / Von Peter Härtling

Ich stehe hier, um das Elend unserer Geschichte, der einen und zwiefachen deutschen Geschichte, zu beklagen. Ich stehe hier, um in aller Kürze eine Geschichte zu erzählen, die uns dieses Elend klar machen kann, ein Bündel von Verdrängungen, Feigheiten, Aggressionen, Freßsüchten, Anmaßungen und Egoismen.

Ein paar Sätze dagegen. Ich fange mit einem ganz frühen an. Hier, zwischen ungezählten Büchern, die weniger vergeßlich sind als wir. Ich habe mich immer mit ihnen zu erinnern versucht, von Jahr zu Jahr trauriger und zorniger werdend.

1848, als das deutsche Parlament zusammentrat, um sich eine fortschrittliche Verfassung zu geben, hielt es ein Abgeordneter für unabdingbar nötig, vor den Artikel eins, der die Würde des Menschen benannte, seinen Artikel zu stellen. Er schrieb folgenden Antrag:

"Als Artikel 1 vor Artikel 1 des Entwurfs, der dann Artikel 2 würde, einzuschalten: Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei."

Hier bekommt die angesprochene Würde des freien Menschen einen leuchtenden Rahmen. Und der deutsche Boden ist nicht biedere, ideologisch verengte Heimat, sondern Zufluchtsgrund für jene, die frei sein wollen. Was für ein Angebot! Wie selbstverständlich wird da von Deutschland gesprochen, wie offen und ohne jede Krafthuberei, ohne jede Arroganz. So spricht der wirklich Freie. Jacob Grimms Antrag wurde von der Nationalversammlung mit einer Mehrheit von 13 Stimmen abgelehnt.

1945 war ich dreizehn Jahre alt. Der Krieg, der Zweite Weltkrieg, hatte mir meine Eltern genommen. Mein Vater hatte als Rechtsanwalt leise und beherzt Hitler widerstanden. Meine Mutter war "arisch" nicht in Ordnung. Und ich nahm mir als kleiner Nazi, als Pimpf, das falsche Recht, mich gegen meine Eltern zu behaupten. Als ich die Uniform noch trug, im Namen Hitlers und meines Volkes Millionen jüdischer Bürger umgebracht worden waren, Sintis, Romanis, Politische, Homosexuelle. Als der Krieg zu Ende war, machten mir die Erwachsenen vor, wie rasch und wie folgenlos das Vergessen sein kann. Aus meinen nazistischen Vorrednern wurden Patentdemokraten, bußfertige Christen - auf alle Fälle Erfolgreiche im aufblühenden Wirtschaftswunderland.

Mir sind diese schnellen Anverwandler unheimlich bis auf den Tag. Aber einige wenige erzählten unsere Geschichte weiter, und als die Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland, das Grundgesetz, geschrieben wurde, erinnerten sie sich - die Erfahrung brannte ihnen noch unter den Sohlen - an alle, die verfolgt wurden, an alle, die Asyl suchten, ins Exil gingen, und sie formulierten für den Artikel 16, Absatz zwei, einen großen, großmütigen Satz: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht."

Da öffnet sich ein Tor. Da nimmt eine Geschichte aus Gewissen ihr Recht wahr.

Dieser Artikel wurde nicht abgelehnt.

Er soll jetzt, nach dreiundvierzig Jahren Verfassungswirklichkeit, zerredet und gestrichen werden. Nach dem Wunsch von Demokraten, die Söhne und Töchter der Verfolger und mitunter auch der Verfolgten sind.

Ich hoffe, daß alle hier, die Geschichte denken und Geschichten erzählen, diesem ungeschichtlichen, uns demütigenden und tief beschämenden Vorsatz widersprechen. Nein, Ihr Verdänger, Ihr Vergeßlichen!

Nein, Ihr von den Erfolgen blankgeriebenen Egoisten!

Nein!

Und Nein auch gegen die Jungen, die von neuem in unserm Land Menschen verfolgen, Schwächere demütigen, Feuer legen.

Allerdings ein Nein, das Geschichte zusammenfaßt, wiederum unsere. Wenn diese Jungen sich auf Hitler berufen, dann gegen unser Verdrängen, gegen unsere Betriebsamkeit und gegen die Lügen, die sie ausgehalten haben, um identisch mit sich zu sein.

Den furchtbaren Kindern von Rostock und Wismar wurde weisgemacht, daß der Antifaschismus in der Gesellschaft Ost eine Patentrezept sei, so wie der Kapitalismus im Westen ein Patent für Gedächtnisverlust! Die Kinder wuchsen reglementiert auf und fielen in eine Freiheit, die ihnen niemand erklärte, womöglich - und das ist ein Menetekel für uns - niemand erklären wollte und konnte. So suchten sie, die schwach Gewordenen, ihre Feinde unter den Schwächsten, fanden ihre Parolen genau dort, wo die Väter und Großväter geschwiegen hatten.

Ich rufe uns auf, im Namen Jacob Grimms! Uns Freie auf einem freien Boden. Nicht, daß wir alles verschenken könnten und wollten, aber wir haben eine Menge zu vergeben! Und ein Stück unserer Würde zu verteidigen. Ich rufe uns auf, Menschen Zuflucht zu geben, die verfolgt werden von Folterern, von Ideologen, von Totschlägern, vom Hunger. "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht."

Sollte dieser Artikel gestrichen oder durch eine faule Floskel ersetzt werden, verliert Deutschland, das mühselig, aber gewiß nicht unglücklich wieder zusammengekommen ist, den Grund einer Geschichte, die uns in der Tat einigen könnte. Wir gäben denen nach, die entweder fett in sich selber ruhn oder die mordlustig darauf warten, uns von Rechts wegzuräumen. Nein! Ich bitte Sie, erinnern Sie sich. "Deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei."

Diese Rede hielt Peter Härtling während eine Kundgebung auf der Frankfurter Buchmesse. fr

2. Handball-Bundesliga Süd, Männer Im siebten Vergleich die siebte Niederlage

Gelnhausen - Pfullingen 22:26 (7:13)

Der VfL Pfullingen spielt gerne gegen Gelnhausen: Im siebten Vergleich siegte der "Alptraum von der Schwäbischen Alb" beim 26:22 (13:7) in der Kreisrealschulsporthalle zum siebten Mal. Es war der vierte Erfolg in Gelnhausen, der zugleich die erste TVG-Heimniederlage dieser Saison und mit 2:6 Punkten den Abstieg in den Tabellenkeller bedeutete.

"Die goldene 7" gilt nicht nur als Glücksspiel, sondern wurde für den VfL in mehrfacher Hinsicht zur Realität: Der 35fache isländische Nationalspieler Stefan Kristjansson verwandelte alle sieben Siebenmeter für den Gast, der zur Pause unangefochten mit 13:7 führte und auch von den sieben Zeitstrafen der Gelnhäuser profitierte. Beim Gastgeber gab es vor nur 550 Zuschauern selten ein Glücksgefühl, denn die beiden Schlußmänner Helge Bretschneider und Martin Malik konnten ihrem Kontrahenden Helge Stührmann nicht das Wasser reichen. Zu einem weiteren Debakel wurde der Auftritt der ehemaligen Nationalspieler Dariusz Maslanka und Gabriel Marian. Sie versagten im Rückraum völlig. Symptomatisch für die Unstimmigkeiten: Martin Coors (4 Tore) trat als Kapitän zurück, Karsten Krüger (3) übernahm diesen Part. Zu den Enttäuschungen gehörte auch Stefan Seidel (5), der erst traf, als die Entscheidung zugunsten der reiferen Gäste gefallen war. hdp

1. Handball-Bundesliga, Frauen Große Überraschung nur knapp verpaßt

Wiesbaden - Lützellinden 14:16 (6:10)

Lützellindens Coach Jürgen Gerlach war sauer. Sein Team hatte im Hessenderby beim Neuling eine schwache Vorstellung gegeben und war beim 16:14-Sieg an einer faustdicken Überraschung vorbeigeschrammt. Mit dem Mini-Aufgebot von sieben Feldspielerinnen und einer überragenden Melanie Günther zwischen den Pfosten entzückten die Schwarz-Weißen die rund 650 Zuschauer. Dreh- und Angelpunkt war Katrin Mietzner, die ohne Treffer blieb, aber mit Anspielen sowie in der Abwehr imponierte.

Die athletische Christine Hermann machte mit imponierender Wurfleistung (9/5 Tore) einen weiteren Schritt nach vorne. Als die Gastgeberinnen nach einer Viertelstunde mit 5:3 führten, glich die Halle am Elsässer Platz einem Tollhaus. Nach dem 6:6 nutzte der TVL jeden kleinen DJK-Fehler konsequent aus und schien zur Pause die Weichen zum erwartet deutlichen Sieg gestellt zu haben.

Dann kam der zweite Wiesbadener Schub; die Mannschaft von Beppo Brehm kämpfte wie besessen und drohte in der 40. Minute (10:11) das Spiel noch einmal zu kippen. Trotz Katja Kittler (5), Miroslava Ritskiavitchiene (4) und Marlies Waelzer (3) geriet der Angriffsmotor des Rangzweiten immer wieder ins Stottern. Aber Petra Ritter vergab beim Aufsteiger zwei Tempogegenstöße, die zum möglichen Remis ausgereicht hätten. hdp

Gäste waren im Frauen-Länderpokal hoffnungslos überfordert Rückenwind zu Sturm genutzt Mangelnde Chancenverwertung / Hessen - Sachsen 5:0 (3:0)

Hoffnungslos überfordert war die Vertretung Sachsens bei ihrem Auftritt in der ersten Vorrundenpartie des Frauen- Länderpokals gegen die Auswahl des hessischen Fußball-Verbandes. In Steinau bei Schlüchtern entledigte sich der Favorit seiner morgendlichen Pflichtaufgabe souverän und konnte neben dem glatten 5:0-Erfolg auch noch eine ganze Reihe erfreulicher Erkenntnisse sammeln.

So erwies sich Ute Schneider aus Langenselbold auf dem Liberoposten als hervorragende Vertreterin der Praunheimerin Lisa Häusler, die wegen einer Erkrankung kurzfristig absagen mußte. Auch Pia Wunderlich gefiel durch enormen Einsatz und steuerte zudem noch zwei Treffer bei. Bestnoten verdienten sich auch die FSV-Akteurinnen Sandra Minnert, die ein großes läuferisches Pensum absolvierte, und Angreiferin Katja Bornschein.

Dem Offensivdrang und dem daraus resultierenden Druck der Gastgeberinnen hatten die Sachsen lediglich eine exzellente Torhüterin entgegenzusetzen. Ahnat verhinderte mit ihrer starken Leistung eine noch höhere Trefferausbeute der hessischen Vertretung, die durch Bornschein immer wieder zu hochkarätigen Chancen kam. Doch der Stürmerin gelang lediglich ein Treffer und verdeutlichte somit auch das einzige Manko an diesem Tag - die Chancenverwertung.

Nachdem Pia Wunderlich den Gastgeberinnen zur schnellen Führung verhalf, markierten Birgit Funk und Katj Bornschein den Pausenstand. In der zweiten Hälfte begnügten sich die hessischen Fußball-Frauen, nun gegen den starken Wind anrennend, der effizientes Tun erheblich erschwerte, mit zwei Treffern durch Pia Wunderlich sowie Martina Walter. Bei der einzigen Möglichkeit der Gäste bewies die hessische Torhüterin Susi Becker ihre Klasse. In der zweiten Begegnung trifft die Mannschaft des hessischen Verbandstrainers Volker Piegarsky am 6. Dezember auf die Auswahl von Sachsen-Anhalt. fro

Hessen: Becker; Schneider; Kallenbach, Stumpf, Wunderlich, König (56. Häuser), Minnert (73. Heß), Immel (67. A. Walter), M. Walter, Funk, Bornschein (63. Trostel).

Tore: 1:0 Wunderlich (4.), 2:0 Funk (21.), 3:0 Bornschein (34.), 4:0 Wunderlich (65.), 5:0 M. Walter (70.).

Schiedsrichterin: Jung (Dillenburg).

Zuschauer: 300.

1. Handball-Bundesliga, Frauen Rote Laterne leuchtet am Main Grünweiß am Ende / Frankfurt - Magdeburg 23:24 (11:12)

Grünweiß Frankfurt trägt nach der 23:24-Heimniederlage gegen den SC Magdeburg die rote Laterne der Frauen- Handball-Bundesliga. Und dieser Fehlstart der Mannschaft von Trainer Volker Ligges, die im Umfeld von einer finanziellen Krise in die andere schlittert, dürfte sich noch weiter verschärfen: Am Mittwoch muß die Mannschaft zum TV Lützellinden, und am Samstag gastiert mit dem Deutschen Meister TuS Walle Bremen der zweite Klub ohne Minuszähler in der Fabriksporthalle.

Nach der dritten Niederlage binnen einer Woche schlagen bei den Frankfurterinnen 1:7 Punkte zu Buche, läuten auch sportlich die Alarmglocken. Daß die Schiedsrichter mit teilweise dubiosen Entscheidungen die Hektik vor der Stammkulissee von 200 Zuschauern zusätzlich schürten, änderte jedoch nichts an der schwachen Defensivleistung sowie den unmotivierten Ballverlusten im Angriff der Frankfurterinnen, die vom SCM durch Tempogegenstöße konsequent ausgenutzt wurden. Ein nervöser Auftakt (0:3 beziehungsweise 5:10) wurde durch erhöhten Einsatz wettgemacht, aber in der heißen Endphase fehlte nach der erstmaligen Führung (21:20) die Konzentration.

Magdeburg setzte sich wieder auf 23:21 ab. Und dennoch schien es für die Gastgeberinnen noch ein Happy-End zu geben, denn 15 Sekunden vor Schluß erzielte die überragende Heike Goslar mit ihrem 12. Tor (einem Siebenmeter) den 23:23-Ausgleich. Drei Sekunden vor Schluß rissen die Magdeburgerinnen mit einem gut herausgespielten Treffer die Grünweißen aus allen Punkteträumen. Michaela Geiger begann im Tor, wurde jedoch von ihrer Vorderleuten im Stich gelassen und bekam kein Bein auf die Erde. Die junge Marion Meyer bot vor der Pause eine gute Leistung, ließ später nach und konnte die erneute Niederlage nicht abwenden. Das gelang auch Hanne Koch (4) sowie den ebenfalls bereits international eingesetzten Sabine Quednau und Irena Staneva (je 3) nicht. Sandra Mielke blieb auf einem Treffer sitzen, und Jelena Tolkacheva verabreichte im zweiten Spiel ihre zweite Nulldiät.

Die von den Querelen im Umfeld besonders betroffene Liane Voge hatte weniger Spielanteile, blieb ebenso wie Ursula Unvericht, die nach etwa 20 Minuten eingesetzt wurde, Linksaußen Kathrin Höninger und Andrea Wiegand ohne persönlichen Erfolg. HANS-DIETER PUTH

Landesliga Nord

Drei-Minuten-Takt

Der FSV Germania Fulda (1:2 gegen den FSC Lohfelden) verpaßte in der Landesliga Nord den Sprung an die Tabellenspitze. Der spielfreie Ex-Oberligist Eintracht Baunatal führt weiterhin mit einem Zähler vor Fulda sowie zwei Punkten gegenüber seinem Lokalrivalen KSV Baunatal (6:1 gegen Neuling SG Dillich/Nassenerfurth/Trockenerfurth) und dem FSC Lohfelden. Die SG Bad Soden/Ahl fiel nach ihrer unerwarteten 3:4-Heimniederlage gegen den Hünfelder SV mit 10:10-Punkten auf Platz zehn zurück.

SG Bad Soden/Ahl - Hünfelder SV 3:4 (1:0). Ein Auftakt nach Maß führte durch Andic (11.), der mit einem Treffer mit dem Hinterkopf den HSV überraschte, zur positiven Bilanz der ersten Halbzeit. Die bereits zu diesem Zeitpunkt spielerisch überlegenen Gäste hatten durch Göbel und Fladung Latte beziehungsweise Pfosten getroffen. Erst nach der Pause zielten Hohmann (50.) und Göbel (61.) besser. Nach einem Foul an Gaul markierte Andic (67.) mit einem Elfmeter den Ausgleich. Nur 180 Sekunden danach gelang Rausch (70.) die erneute Hünfelder Führung, die Müller (73.) wiederum im Drei-Minuten-Takt ausbaute. Es war Müllers letzte Glanzleistung, denn er wurde in der 85. Minute vom Platz gestellt. Selbst die Sodener betrachteten diese rote Karte als Über-Reaktion von Schiedsrichter Wüst (Gladbach). Mit einem sehenswerten Alleingang gelang Gaul (89.) nur noch eine Ergebniskorrektur. Vor 400 Zuschauern verdienten sich Kloberdanz und Milijasevic (S) sowie Fladung und Hohmann (H) die besten Noten. hdp

Farbenreichtum Die tschechische Philharmonie gab zwei Konzerte am Main

Die Intendanz der Jahrhunderthalle hat es sich zur Gewohnheit gemacht, die Saison erst mit dem Abklingen der Frankfurt Feste zu eröffnen, ein Verfahren, das allen am Konzertleben Partizipierenden hilfreich ist. Vor nahezu ausverkauftem Haus absolvierte dort die Tschechische Philharmonie den ersten ihrer beiden Auftritte mit einem originellen Programm. Zu Beginn dirigierte Jiri Belohlavek Gustav Mahlers melancholisches Adagio aus der Sinfonie Nr. 10, hielt dabei das Stimmengeflecht in ständiger fließender Bewegung, die nur zuweilen von deutlichen Zäsuren gegliedert wurde. Die Steigerung in schrille hohe Streicherlage gelang vortrefflich, das schier endlos lange Verstummen am Ende des Satzes ebenso.

Eine Rarität, 1943 in New York komponiert, aber von dem tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu, stellt in deutschen Konzertsälen dessen zweites Violinkonzert dar. Ivan Zenaty, einst Tschaikowsky-Preisträger, nahm sich des virtuos-schweren, durchaus nicht immer dankbaren Soloparts mit überzeugender Geigentechnik und schwungvoller Musikalität an. Das Orchester - keineswegs in nur begleitender, sondern eher in sinfonisch durchkonstruierter Form - folgte unter Belohlaveks Impulse setzender Zeichengebung wach und willig.

Wann war Hindemiths "Mathis der Maler" zum letzten Mal in Frankfurt zu hören? Selten genug erklingt das Werk. Dabei ist es von belebender Frische, voll von Einfällen, ganz gewiß eines der besten Werke des gebürtigen Hanauers. Die Kulturbanausen des Dritten Reichs ließen sich dennoch (und trotz des Einsatzes von Furtwängler) nicht davon abhalten, Hindemiths Werke als "entartet" einzustufen und ihn in die Emigration zu zwingen. Vielleicht haben tschechische Musiker eine besondere Affinität zu einem unter bedrückenden Bedingungen geschriebenen Werk, jedenfalls spielten sie es mit solchem Einsatz, daß selbst das eher konservativ eingestellte Publikum sich zu Begeisterung hinreißen ließ, was ihm noch eine Zugabe einbrachte.

Einige Tage später konnte man die Tschechische Philharmonie ein zweites Mal erleben, diesmal in der Alten Oper. In kleiner Besetzung spielten die Musiker jenes Landes, das einen Mozart frenetisch feierte, als man in Wien (wieder einmal) nur gegen ihn intrigrierte, dessen Sinfonie in A-Dur. Sie spielten beschwingt, gleichwohl mit innerer Ruhe und Ausgeglichenheit, ein Idealbild Wiener Klassik entwickelnd.

Zum zweiten Mal binnen Wochenfrist stand dann Marie-Luise Neunecker als Solistin auf dem Podium, diesmal, um Mozarts Hornkonzert Es-Dur KV 495 zu spielen. Was sie alles kann, konnte sie in den Kadenzen zeigen (und sie kann ja soviel mehr . . . ). Das Erfreuliche war, daß das Orchester wiederum seine Begleitaufgabe so ernst nahm, so daß ein nachdrücklicher Eindruck von großer Prägnanz entstand.

Ihre besonderen Qualitäten kann die Tschechische Philharmonie immer dann zeigen, wenn es um das farbenreiche Abmischen romantischer Partituren geht. So wurde César Francks Sinfonie zum Höhepunkt des Abends. Belohlavek arbeitete sowohl die kontrapunktischen Strukturen wie die dunklen Farbwerte mit Akribie heraus, das Orchester zeigte einmal mehr, welch hervorragende Musiker es in allen Instrumentengruppen besitzt. KLAUS K. FÜLLER

Mexikanische Freundschaften Die 84jährige Steffie Spira erinnert sich an ihr Exil

"Anpöbelungen wie hierzulande hat es damals in Mexiko nicht gegeben." Das zu betonen ist ihr außerordentlich wichtig: Steffie Spira, die jetzt 84 Jahre alte Ostberliner Schauspielerin, wurde über die Grenzen der DDR hinaus bekannt am 4. November 1989, als sie auf dem Alexanderplatz die Altherrenriege der SED zum Rücktritt aufforderte. Steffie Spira ist Jüdin, seit 1931 engagiertes Mitglied der KPD, ein zweifacher Grund, vor den Nationalsozialisten fliehen zu müssen.

Auskunft zu geben über das Exilland Mexiko inmitten der zahllosen Buch- messe-Veranstaltungen, die doch mehr der Exotik eines fernen Landes huldigen, dazu hatte sie die Buchhandlung Hugendubel eingeladen. "Die Exilpolitik Mexikos war von dezidiert politischen Überlegungen bestimmt. Einwandern durften vor allem verfolgte Franco-Gegner und ein kleiner Prozentsatz vor allem von deutschen Kommunisten", erklärt Fritz Pohle vorab, Exilforscher aus Hamburg. Steffie Spiras Flucht führt über Frankreich, wo sie Theater spielt bis zur Verhaftung, über das Lager Rieucros und Marseille nach Mexiko.

Die Demütigungen bei der Jagd nach dem Einreisevisum, die Anna Seghers in ihrem Roman Transit beschreibt, hat auch sie erlebt. "Mexiko war etwas ganz besonderes mit seiner alten Kultur und den Indios" erklärt die Schauspielerin und kommt ins Erzählen, Zeitgeschichte in persönlichen Anekdoten.

Mit Anna Seghers war sie befreundet, die sich "sehr, sehr großzügig" verhalten habe, war sie doch seit dem Erfolg des "Siebten Kreuzes" Bestsellerautorin. Aber gestritten haben die beiden Damen auch. "Sie war nicht so laut wie ich". Und worüber? "Erziehungsfragen". Egon Erwin Kisch ist sie oft im legendären Heinrich-Heine-Club begegnet. "Er hat manchmal stundenlang vor einem Papier gesessen und an einem einzigen Buchstaben gemalt. Der rasende Reporter muß langsam arbeiten, hat er mir dann erklärt."

Daß sich im mexikanischen Exil Stalinisten und Trotzkisten erbitterte, mitunter tödliche Fehden lieferten, will sie heute nicht mehr recht wahr haben. "Die sogenannte Parteidisziplin hat mich nicht interessiert." Gustav Regler, den Spanienkämpfer, der 1940 mit der KP brach, habe sie immer noch gegrüßt. Und so wird Mexiko in der Erinnerung von Steffie Spira zu einem Land, in dem das Leben nicht ganz einfach, aber doch ganz schön war. URSULA MAY

Plastik und Platitüden Literatur im Römer

"Dieser ganze Literaturbetrieb kann einen kaputt machen", sagte der Mann im schwarzen Hemd und zog sich wieder hinter den Qualm seiner Zigarre zurück - Heiner Müller brachte die Dinge auf den Punkt bei der 17. Fernseh-Talkrunde von "Literatur im Römer". Seine Aussage galt für die 18 Gast-Autoren ebenso wie für die mehreren hundert Zuhörer in den während zweier langer Abende zum Studio umfunktionierten Römerhallen.

Die Autoren sahen sich mit der Aufgabe konfrontiert, auf Kettenfragen irgend etwas Sinnvolles in die Mikrofone zu sprechen, und innerhalb von 20 Minuten aus ihrem Werk Entscheidendes zu Gehör zu bringen. Die Zuhörer kämpften mit der Hitze zwischen gleißenden Scheinwerfen und harten Bierbänken.

Beide Gruppen, gleichwohl beim kulinarischen Genuß durch ein praktisches Holzgitter voneinander getrennt, verbündeten sich schnell gegen den Moderatoren und Rußlandexperten Klaus Bednarz. Zu Recht. Bednarz tappte ein ums andere Mal in die Schlingen seines eigenen Fragegeflechts. Zudem kündigte er Heiner Müller pathetisch als "bedeutendsten lebenden Dramatiker Deutschlands" an, aber da wurde sogar der selbstbewußte Müller blaß und widersprach.

Ein Höhepunkt des ersten Abends war sicher der Auftritt des 80jährigen Erwin Strittmatter. Der große alte Mann der DDR-Literatur äußerte sich verbittert über das Etikett des "Dorfgeschichtenerzählers", das ihm Kritiker immer wieder aufgeklebt hätten. Er las aus "Der Laden", der Vollendung seiner autobiographischen Trilogie. Der Text lotet präzise die Schrullen der Dorfbewohner aus, die in einer Kolonialwarenhandlung in der Niederlausitz aus- und eingehen.

Als Strittmatter sich erhob und noch einmal in den aufbrandenden Applaus winkte, legt sich über die schwitzenden Literaturfreunde im Saal eine Mischung aus Respekt und Ergriffenheit. Professionelle Bildschirmredner wie Wolfgang Thierse, Uta Ranke-Heinemann und Wolfgang Leonhard kamen ebenfalls an beim Publikum, auch wenn - oder gerade weil - sie genau das sagten, was alle von ihnen erwarten.

Der zweite Abend stand ganz im Zeichen der Sexualität. Moderatorin Gisela Marx und der Ex-68er Peter Schneider eröffneten den Literaturschnipsel-Reigen mit einem beschwingten Schlagabtausch über Schneiders Roman "Paarungen"; einen Vorgang, so der Verfasser, "den wir alle kennen". Eva Demski bekannte sich hernach selbstbewußt zu Frauen, die Freude haben am Sex.

Und Klaus Bednarz? Konnte Hans Joachim Schädlichs Buch "Schott" "einfach nicht verstehen". Schädlich wieder konnte ihm da auch nicht helfen und wurde vom Publikum für seine Schlagfertigkeit bejubelt. Je später der Abend, desto intensiver die Bemühungen namhafter Selbstdarsteller wie Konstantin Wekker, die Arena mit Sprüchen zu erheitern - die Literatur geht unter im Knirschen der Plastiktrinkbecher und Platitüden.

THOMAS BERTSCH

AMERICAN FOOTBALL DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Finale in Hannover: Munich Cowboys - Düsseldorf Panther 23:24.

Emotionen Uraufführung: Lothar Lämmer

In einer Veranstaltung der Frankfurter Dornbuschgemeinde wurden zwei Streichquartette des Frankfurter Komponisten, Dirigenten und Kirchenmusikers Lothar Lämmer uraufgeführt. Lothar Lämmer, der in den 50er Jahren bei Györgi Ligeti studierte, schreibt seine geradezu aphoristisch markant-kurzen Quartette in harter Expressivität. Verloren gestreute Akzente verdichten sich zu harscher Dissonantik, Aufruhr - momentan - verebbt, dem folgen Bewegungsspiele und nahezu "schockierende", tief sich vermittelnde Kantabilität.

"Die Vögel unter dem Himmel" heißt das erste Stück, das außerdem klar kalkulierte Rhythmen vorschreibt, aleatorisch wie Lämmer im FR-Gespräch betont: Motorismen, Filigranrhythmen werden vom Ensemble quasi improvisiert, von Mal zu Mal neu gestellt. Das alles hat kontemplative Momente wie hart gesetzte Deklamation.

So auch das zweite Stück, "Nach-Klänge", das Lämmer auf den Choral "O Welt, ich muß dich lassen" komponierte. Auch diese eine vision fugitive. Das hat Flageolett-Sensation, präsentiert eine "müde Welt" und erhellt - programmatisch bestimmt - den Requiem-Charakter dieser eigenwillig ausgefallenen Komposition. Die gibt sich fahl, gibt sich "abgewandt", bleibt aber klar und kompakt in ihren Klangspielen. Auch dieses Stück hat improvisatorischen Charakter. u. a.

TANZEN DEUTSCHE MEISTERSCHAFT der Professionals in den Standardtänzen in Augsburg: 1. Jörgens/Jörgens-Neubert (Hamburg) Platzziffer 6, 2. Müller/Maibuaer (Mannheim) 13, 3. Beck/ Beck (Ludwigsburg) 17, 4. Meißner/Weigert (Augsburg) 24, 5. Fürmeyer/Beinhauer (Norderstedt) 31, 6. Llambi/Llambi (Düsseldorf) 35.

Eishockey-Oberliga Ein erboster Langela und überlegene "Löwen"

Mit dem Erfolg steigen bekanntlich die Ansprüche. Von solchem Anspruchsdenken scheinen die Eishockeyfans in der Frankfurter Eissporthalle allerdings noch nicht berührt zu sein. Obwohl die Mannschaft des Frankfurter ESC "Die Löwen" gegen den Grefrather EV über zwei Drittel eine äußerst dürftige Vorstellung bot und der krasse Außenseiter fast zum 5:5 ausgeglichen hätte, gab es für die pomadige Spielweise der "Löwen" keine Pfiffe. Dafür durften sie sich hinterher wie gewohnt mit Ehrenrunde und Rockmusik von den 6000 feiern lassen. Das 7:1 im guten letzten Drittel hatte ja auch noch für einen standesgemäßen 13:5 (2:1, 4:3, 7:1)- Sieg des FSEC gesorgt, der damit erstmals die Tabellenspitze in der Oberliga übernahm.

Walter Langela wollte sich aber auch da noch nicht in die Feiergemeinde einreihen. Der Vereinsvorsitzende hatte sich angesichts der erfolgreichen Schlußoffensive zwar etwas beruhigt. Doch der Ärger, der ihn in der zweiten Pause wutentbrannt und im Sauseschritt zur Gardinenpredigt getrieben hate, war noch nicht ganz verflogen: "Von dieser hochbezahlten Mannschaft erwarte ich bedingungslose Leistungsbereitschaft. Was sie im letzten Drittel gezeigt hat, war in Ordnung. Aber beim nächsten Mal bitte von der ersten Minute an."

Der Unmut war verständlich. Erstmals hatte Teamchef Toni Forster seine Bestbesetzung zur Verfügung. Doch anstatt ein Feuerwerk abzubrennen, schienen einige "Löwen" im Tiefschlaf zu liegen. Und das gegen eine Mannschaft des Grefrather EV, die nach dem Konkurs des Grefrather EC auf die Schnelle zusammengewürfelt worden war und und gerade einmal vier Verteidiger und acht Stürmer zur Verfügung hatte. Vermutlich hatte das frühe Führungstor durch Wolf nach 25 Sekunden den Frankfurtern zu leichtes Spiel vorgetäuscht. "Ein Spiel von Profis gegen Amateure", wie der Grefrather Trainer Dave Sherlock meinte, erlebten die Zuschauer aber erst im letzten Drittel, als der Gast auch noch auf seinen verletzt ausgeschiedenen vorzüglichen Torwart Giovanakis verzichten mußte.

Die deutliche Überlegenheit, die das Frankfurter Spiel auch in der schwächeren Phase auszeichnete, hat nicht nur ihr Gutes. Sie verleitet die Verteidiger, lustig mitzustürmen und ihre eigentliche Aufgabe zu vernachlässigen. Immerhin nutzte besonders Tom Thornbury auf diese Weise erstmals die Chance, seinen hohen Wert für die Mannschaft wenigstens anzudeuten. Der Stareinkauf vom Kölner EC war ebenso zweifacher Torschütze wie Verteidiger-Kollege Grzesiczek, Wolf, Major und Nicholas; Erhardt, Waber und Forster trafen einmal. Sim.

Sonntags in die Oper zum flotten Friseur

Die Opera buffa will und kann nicht anders. Das Libretto schreibt Necken und Nasführen vor, einer muß der Genarrte sein und einer die Schaltstelle, bei der die Intrigenfädchen und das feine Liebesgarn zusammenlaufen. In Rossinis "Barbier von Sevilla" ist der Friseur Oberkomödiant.

Andrzej Dobber ist in der Inszenierung von Peter Mussbach, in die Rolle hineingeschlüpft und geht in ihr auf. Ihm zur Seite Kimberly Barber als Rosina; gegen beider Vitalität hat es der Conte Almaviva, der dem Dottore sein Mündel abluchst, schwer.

Frisch und spritzig inszeniert, mit viel Situationskomik und Slapstickelementen - eine Nummer für sich ist der leichtfüßige "stumme" Diener - geht das Stück über die Bühne. Freilich: Wagner zielt tiefer. "Die nackte, ohrgefällige, absolut melodische Melodie" hat er bei Rossini nicht ohne Wohlgefallen gehört, "die in die Ohren gleitet - man weiß nicht warum, die man nachsingt - man weiß nicht warum, die man heute mit der von gestern vertauscht und morgen wieder vergißt - man weiß auch nicht warum." Heine hatte Rossini gern im Ohr und richtete an den Maestro die Bitte: "Verzeih meinen armen Landsleuten, die dich lästern auf Schreibpapier und auf Löschpapier!" (Aufführungen am 11., 17., 23 und 25. Oktober, jeweils 19.30 Uhr.) bab

Verschüttete Traditionen Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden mit neuem Konzept

"Glanzvolle Arbeit" hat der in Wiesbaden ansässige Nassauische Kunstverein zuletzt in den zwanziger Jahren geleistet, seitdem aber schaut es trüb aus. So jedenfalls sieht es Kornelia von Berswordt- Wallrabe, Kustodin am Museum Wiesbaden und neuerdings mitverantwortlich für das Programm des Vereins, das bislang arg provinziell und geflickschustert ausschaute. Die Kunsthistorikerin, unter den Wissenschaftlern am Museum die einzige ihres Fachs, hat als Vorstandsmitglied des Kunstvereins kürzlich den lange überfälligen Beschluß herbeigeführt, eine Planstelle für einen Geschäftsführer zu schaffen. Dem steht zur Zeit bloß (?) Geldmangel im Weg.

Der konzeptionellen Wende geht die inhaltliche voraus. Berswordt-Wallrabe will an verschüttete Traditionen anknüpfen, erinnert an die Zeiten, als der Kunstverein "avantgardistische Arbeit" leistete und mutig Künstler wie Beckmann und Schlemmer ausstellte. In der Nazizeit begann der schleichende Leistungsabfall des Vereins. Auch die Ausstellungen, die in jüngster Zeit geboten wurden, hatten häufig ein eher durchschnittliches Qualitätsniveau, waren zudem mitunter lieblos aufbereitet. Eine klare Ausstellungspolitik gab es schon gar nicht.

Das soll sich nun ändern. Die laufende John Cage-Schau bildet den Auftakt, ist jedoch - aufgrund ihrer Anbindung an das Wiesbadener Fluxus-Fest - auch ein Sonderfall. Gleichwohl: Berswordt-Wallrabe, eine Wissenschaftlerin mit guten Galeriekontakten, konnte sich da auf Beziehungen stützen, die dem Kunstverein bisher fehlten, sie will auch künftig ihre Kontakte nutzen. Das Ausstellungsprogramm für das kommende Jahr sieht sechs Veranstaltungen vor, die zwar untereinander nichts verbindet, die jedoch meist aus dem altväterlichen Rahmen fallen, in den sich das Haus ohne rechte Überzeugung gezwängt hatte.

Im Januar gibt es ein Wiesbadener Wiedersehen mit der niederländischen Künstlerin Hendri van der Putten, die Berswordt-Wallrabe bereits in die "Künstlerinnen-Ausstellung" des Museums Wiesbaden vor zwei Jahren einbezog. Damals setzte sie auch die Teilnahme der Beuys-Schülerin Katharina Sieverding durch, einer noch immer ungenügend beachteten Künstlerin. Sie wird im Kunstverein mit neuen Arbeiten die Jahreswende 1993/94 markieren.

Eine Auswahl konkreter Kunst, eine Zusammenstellung junger Kunst aus Gent, eine Schau mit Theaterplakaten und eine kleine Retrospektive auf das Werk des Wiesbadeners Michael Post stehen zuvor auf dem Programm.

DOROTHEE-BAER-BOGENSCHÜTZ

Firmen-Telegramm

HBV wirft Magdeburger Wortbruch vor Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) wirft der Magdeburger Versicherungsgruppe wegen der Fusion mit den Vereinten Versicherungen Wortbruch vor. Jahrelang sei mitgeteilt worden, die Arbeitsplätze bei der Magdeburger seien sicher. Der Zusammenschluß der beiden Töchter der Schweizer Rück werde am Firmensitz Hannover zum Verlust von mindestens 300 Stellen führen, schimpft die HBV. Elf Atochem und Schering sind einig Das französische Chemieunternehmen Elf Atochem hat die rund 1000 Beschäftigte umfassende Sparte Galvanotechnik von Schering übernommen. Die Aufsichtsräte beider Firmen unterschrieben jetzt den entsprechenden Vertrag. Zweites Bosch-Standbein in der CSFR Der Elektrokonzern Bosch hat sein zweites Gemeinschaftsunternehmen in der CSFR gegründet. Partner in dem Projekt, das Bosch zu 76 Prozent kontrolliert, ist die Firma Motopal, mit 3800 Beschäftigten einer der großen Hersteller von Dieselausrüstungen in Osteuropa.

Ehrung bei der CDU: Feierstunde für verdiente Aktivisten

MÖRFELDEN-WALLDORF. Ursula Jung, Wilhelm Siegel, Hans Kohm, Leonhard Peez, Rudi Haselbach, Hugo Jung, Manfred Rutsch, Nick Schwarz und Hans-Jürgen Kremser - sie alle haben zwei Dinge gemeinsam: sie gehören zum Stadtverband der örtlichen Union und sind seit zwanzig und mehr Jahren Mandatsträger in der Stadt.

Sie mischen vorne mit - entweder im Magistrat oder im Parlament. Grund genug für die Union, sie einmal richtig zu feiern. Der Lohn für die Mühe: Eine Uhr mit Gesteinsteilen der wiederaufgebauten Dresdener Kreuzkirche und Präsente mit ganz individueller Note, die die Frauenunion den Jubilaren ausgesucht hatte und natürlich eine ganz auf die jeweilige Person abgestimmte Laudatio, die die Stationen ihres kommunalpolitischen Engagements Revue passieren ließ.

Anlaß und Rahmen der Ehrung bot am Samstag im Walldorfer Rathaus der "Tag der deutschen Einheit". Die Einheit war indes nicht das Thema. Auch Parteipolitik blieb weitestgehend außen vor. Im Mittelpunkt sollte das Engagement derer stehen, die im Laufe ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit unterm Strich immerhin auf eineinhalb bis zwei Jahre kommen, zählen sie all die Stunden zusammen, die sie von ihrer Freizeit für die Kommunalpolitik abgezwackt haben.

Dahinter stecke der Wille, "nicht gemacht zu werden, sondern selbst zu machen", meinte Hugo Jung. Eine Meinung, die auch Rudi Haselbach teilt. Denn zu der Zeit, als die Geehrten anfingen - vor 20, 30 Jahren - könne es nicht Profilierungssucht gewesen sein, die zum Eintritt motiviert habe, so Haselbach. Vielmehr sei es um aktive Mitgestaltung gegangen. Darum gehe es auch heute noch, meinte der örtliche Unionschef, der vehement für politisches Engagement warb. Wobei es ihm um die Parteien allgemein und nicht nur um seine eigene ging. wal

Die besondere Insel

Jetzt, wo niemand mehr nach Rügen muß, wollen plötzlich alle hin. Vor allem die Westler, genauer die West-Berliner. Rügen ist ständig voll, selbst in der Nachsaison. Aber warum nur? Klar, die Landschaft ist prima und höchst abwechslungsreich. Aber reicht das allein heute noch für den großen geographischen Erfolg? Wohl kaum. Da muß schon noch eine kleine Zugabe her, um das verwöhnte Publikum zum Hinrasen zu bringen - und das ist bei Rügen eindeutig der Trick: der mit der Insel.

Insel: Wir haben unseren festen Boden verlassen. Es gibt nichts mehr, was uns mit unserer Welt verbindet. Zwischen uns und unserem Leben: Wasser. Und Wochenende. Denn die Insel, von der hier die Rede ist, ist das Alltags-Abkoppelungs-Eiland für die geplagten Berliner schlechthin. Direkt zu erreichen über die B 96 in feierabendlichen drei Stunden für wochenendliche drei Tage, denn ernsthaften Urlaub macht man ja nicht in diesem Notaufnahmelager für Stadtflüchtlinge. Rügen ist also eine Art schnelles und dennoch radikales Antiberlin - eben schon wegen des Wassers. Und womöglich auch wegen Caspar David Friedrich. Nein, liebe Leser, erwarten Sie jetzt bitte nicht, daß ich Ihnen diese Kreidefelsen rezensiere! Natürlich sind sie auch in der Wirklichkeit erstaunlich wohlgelungen. Auch folgt die Natur ziemlich gekonnt dem Friedrichschen Bilde, das er bekanntlich gar nicht dort gemalt hat, sondern in Dresden, wohlgemerkt! Allein, was ich sagen wollte: Die Tatsache, daß es überhaupt so ein Bild gibt, und daß wir dorthin fahren können, wo dieses Bild verwirklicht wurde, ist ja schon exorbitant. Eine Reise nach Rügen kommt da doch glatt einer Reise zum Matterhorn, das wir ebenfalls aus Öl kennen, in die Südsee (uns wohlbekannt von der Fototapete) oder gar einer Einschiffung nach Kythera (vorgemalt von Watteau) gleich. Und das nach Dienstschluß! Was sind dagegen schon so triviale Gegenden wie die Märkische Schweiz (die ja doch nichts anderes ist als eine Piko- bzw. Märklin-Version des großen Vorbildes) oder das Havelland (geschmäcklerisch sich an den berühmten Dichter und Staatspräsidenten anbiedernd).

Und da haben wir dann auch die Erklärung dafür, warum in Rügen die Preise so gesalzen und die Suppen so fade, die Betten so eng und die Herzen so weit, die Autos so fett und die Bratkartoffeln auch, die FDBG-Heime so hoch und die Eindrücke so tief, die Hotels so voll und der Rügendamm auch, die Strände so lang und die Aufenthalte so kurz, die Zimmer wie von damals und die Rechnung wie von heute sein können, ja, sein müssen: weil Rügen so ganz besonders ist - abgekoppelt auch von den üblichen, schnöden, marktwirtschaftlichen, entzauberten Preis-Leistungs-Verhältnissen, wie wir sie jeden Tag auf dem Festland erleben. Oder noch einmal anders gesagt: Würden Sie sich etwa irgendwo anders in einen veritablen Strandkorb setzen? Sonst wäre Ihnen das doch wohl hoffentlich zu peinlich. Hier ist es einfach nur entspannend. GABRIELE RIEDLE

Den Durnholzer See tief drunten im Auge: Nur Flachländer und Esel gehen mit gesenktem Haupt. Die wahren Alpinisten erkennt man am in die Ferne gerichteten Blick. (Bild: Astrid Hölscher)

"Szenen einer gescheiterten Ehe" im Kreistag Die mißliebig gewordene Grüne Gerda Pfahl als Erste Beigeordnete abgewählt

HADAMAR. "Szenen einer gescheiterten Ehe", umschrieb der Abgeordnete Günther Schilling (SPD) das Szenario auf der Sondersitzung des Limburger Kreistages. Und treffend fügte er hinzu: "Auf niedrigstem Niveau." Was sich vor den vielen Schaulustigen in der Stadthalle zu Hadamar abspielte, war in der Tat kein kommunalparlamentarisches Glanzstück.

Viel Häme und Spott wurde da über eine Person ausgeschüttet, die nicht anwesend war, deren Anwesenheit fürderhin freilich von den meisten auch nicht mehr erwünscht ist. Am Ende schließlich ein Ergebnis, das an Eindeutigkeit kaum mehr zu überbieten ist: mit 60 Ja-Stimmen (bei sechs Gegenstimmen und einer Enthaltung) votierten die Abgeordneten für die Abberufung der Ersten Kreisbeigeordneten Gerda Pfahl (Grüne).

Das vorrangige Ziel, die für die Abwahl erforderliche Zweidrittelmehrheit, war somit erreicht. Mit einem Schulterschluß entledigten sich die drei im Kreistag vertretenen Parteien (SPD, CDU und Grüne) - wenngleich mit unterschiedlicher Argumentation - einer unlieb gewordenen Person. So richtige Freude wollte sich darüber allerdings nicht einstellen.

Etwas "betröppelt" standen die Abgeordneten der rot-grünen Kreisregierung noch Minuten nach der Entscheidung im großen Saal der Stadthalle. Die ablehnende Haltung Gerda Pfahl gegenüber sei innerparteilich nicht so groß, wie man es nach der Wahl vermuten könnte, meinte eine sozialdemokratische Kreisrätin. Und Fraktionschef Manfred Birko fügte hinzu: "Gerda Pfahl ist mittelmäßig gewesen, durchschnittlich, nicht besser, aber eben auch nicht schlechter." War die ganze Aufführung denn doch eher ein Possenspiel? Immerhin gingen die Mitglieder des Kreistages mit ihrer Umweltdezernentin und Beigeordneten in der fast zweistündigen Debatte derart ins Gericht, als "ob sie die Hände in der Kasse gehabt hätte", fand etwa Rolf Bartholomae (SPD). Was wunder, daß Manfred Langner, Fraktionsvorsitzender der CDU-Opposition, die Gunst der Stunde nutzte und in unterhaltsamster Wahlkampf-Manier schwadronierte und ironisierte. Rot-Grün zwinge die CDU, "zwischen zwei Übeln zu wählen", sagte er süffisant. Bleibe Gerda Pfahl im Amt, vermehre sie den angerichteten Schaden, werde sie abgewählt, habe der Kreis eine nicht unerhebliche Versorgung zu tragen. Und weil dies so sei, müsse die "notwendige Güterabwägung" zu dem Schluß kommen: "Abwahl ist das kleinere Übel."

Seit die Grünen vor dreieinhalb Jahren die gelernte Bibliothekarin vor allem wegen ihrer ausgewiesenen Gegnerschaft zur Bundesbahn-Schnellbahnstrecke von Bad Hersfeld an die Lahn holten, zermürbten sich die Mitglieder der Öko-Partei mit einer erstaunlichen Intensität. Kontroversen und erbitterte Auseinandersetzungen dominierten immer wieder das Verhältnis (oder soll man sagen: das Nicht-Verhältnis?) zwischen Fraktion und Umweltdezernentin.

Seit 1989 vervollkommneten die Grünen im Kreis Limburg-Weilburg zum Verdruß ihres Landesverbandes die Gabe zur öffentlichen Nabelschau. Fest steht längst, daß beide nicht mehr miteinander können. Sprecher Peter Albertz, dessen Fraktion schon lange eine Abwahl von Gerda Pfahl forderte, kritisierte denn auch die "fundamentale fachliche, organisatorische und menschliche Inkompetzenz" der Beigeordneten und sprach von einer "permanenten Überforderung". Nach dem Eklat (besser bekannt als grüne Ohrfeigen-Affäre) sei die Grenze des Zumutbaren endgültig überschritten worden. Die Abwahl, so Albertz, sei ein "Akt der Selbstachtung des Kreistags".

Manfred Birkos (SPD) Appell zu mehr Anstand und Fairneß untereinander wirkte da schon ein wenig antiquiert. Wohl schweren Herzens rang sich seine Fraktion dazu durch, den Antrag auf Abwahl zu unterstützen. "Um das Vertrauen in die Dialog- und Streitfähigkeit des Kreises wiederherzustellen", wie Birko nachdenklich betonte. Wohl wissend, daß die rot-grüne Kreisregierung nun vor einem Scherbenhaufen steht. Das Wort von der "Partei- und Politikverdrossenheit" machte die Runde.

Bis zum März bleibt wenig Zeit, die Wunden zu pflegen. Denn schließlich hatte der für den Rausschmiß erforderliche Schulterschluß mit der CDU seinen politischen Preis: Nur unter dem Zugeständnis, daß die Position bis zu den Kommunalwahlen auch vakant bleibt, stimmte die Union einer Abwahl zu. Am 13. November wird der Kreistag im vorgeschriebenen zweiten Wahlgang ein zweites und voraussichtlich letztes Mal über "den Fall Pfahl" abstimmen. Erst dann, so will es der Gesetzgeber, ist bei einem erneuten Zweidrittelvotum das kommunalpolitische Gastspiel der Beigeordneten in Limburg beendet. VOLKER TRUNK

Massenweise Unfälle - hier eine kleine Auswahl

BLEICHENBACH / DORHEIM. Ein 68jähriger Mann aus Zella-Mehlis wurde am Freitag abend vor der Gaststätte "Bierquelle" in Ortenberg-Bleichenbach von einem Auto überfahren. Er erlitt schwere Verletzungen, meldet die Büdinger Polizei. Ein Mitfahrer im Büdinger Auto erlitt leichte Verletzungen.

Mit schlimmen Blessuren landete am Freitag morgen auch eine Frau aus Wölfersheim im Krankenhaus. Sie hatte mit ihrem Vespa-Roller laut Polizeibericht zwischen Wölfersheim und Dorheim eine Autoschlange überholt. Sie kollidierte mit einem Dauernheimer Auto, dessen Fahrer sich von links aus Beienheim kommend in die Schlange einordnen wollte. Die Sozia auf dem Roller wurde ebenfalls verletzt.

Weh tat sich ebenfalls eine Mitfahrerin in einem Bad Nauheimer Wagen, der bereits am Donnerstag auf dem Ernst-Ludwig-Ring die Vorfahrt eines anderen Wagens mißachtet hatte. Gleich drei Fahrzeuginsassen verletzten sich am Sonntag kurz nach Mitternacht, weil der Fahrer auf der B 3 in Höhe des Bad Nauheimer Eisstadions gegen einen geparkten Wagen gekracht war. Die Polizei schätzt den Schaden auf 23 000 Mark.

Am frühen Freitag morgen hatte sich eine Autofahrerin aus Büdingen zwischen Dudenrod und Wolf verletzt. Sie bremste, weil vor ihr ein Reh über die Straße lief. Der Fahrer eines VW-Busses hinter ihr reagierte zu spät und fuhr auf.

Ohne Verletzungen endeten diverse andere Verkehrsunfälle im Kreisgebiet. Bei mehreren Karambolagen war Alkohol im Spiel, meldete die Polizei. nes

Bei Vollmond Kuhmist und Taubenkot Im Apothekenmuseum in Hofgeismar

Ein Hauch von Alchimie weht im Gewölbekeller - Glaskolben, Retorte, Alembik und Destillationsofen dienen heute jedoch nicht mehr einem jener sagenumwobenen Alchimisten bei seiner Suche nach dem "Stein der Weisen", sondern sie veranschaulichen dem Besucher unserer Tage die Jahrtausende alten Wurzeln der pharmazeutischen Kunst. Im Apothekenmuseum Hofgeismar wird der Weg durch die fünf Geschosse des ehemaligen Wehrhauses zu einem Gang durch die Geschichte des Apothekenwesens.

Seit Friedrich II. im 13. Jahrhundert den Beruf des Apothekers schuf, erlebte dieser eine stürmische Entwicklung vom Pillendreher zum Pharmazeuten. Im düsteren Keller des Museums mit seinem mächtigen Kreuzgewölbe fühlt man sich in das Zeitalter der Alchimisten zurückversetzt, die versucht hatten, unedle Metalle in Gold zu verwandeln. In ihren einfallsreichen Versuchen entwickelten diese Männer so grundlegende Arbeitsmethoden wie das Destillieren und das Sublimieren, und erfanden ganz nebenbei Schwarzpulver und Porzellan.

Neben den erhaltenen urtümlichen Großgeräten, Rübenpressen, Salbenmühlen und Extraktionspumpen vermittelt im ersten Stock eine reiche Sammlung graziler Waagen einen Eindruck von der Genauigkeit und Akribie, die durch die Jahrhunderte zum Anfertigen der Heilmittel aufgewendet wurde. Balkenhandwaagen, Tafelwaagen und Neigungswaagen sind ein Genuß für das Auge, eine harmonische Synthese von Schmuckstück und nützlichem Instrument. Pfund und Unze sind wohl noch bekannte Gewichte, doch wer hätte geahnt, daß beim Apotheker der Skrupel zwanzig Gran umfaßt und damit genau 1,2 Gramm wiegt?

Vorbei an einer Walrippe und einer großen Kiste voll unzähliger Korken gelangt man in die Chemikalien- und Drogensammlung. Der Apotheker früherer Zeit mußte an Geruch und Aussehen die unterschiedlichsten Blüten und Blätter, Wurzeln und Rinden erkennen. Mit den aufgestellten Mikroskopen kann sich der Besucher selbst auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Formen und Farben begeben.

Die Bibliothek enthält Folianten und farbige Kräuterbücher, die einen Einblick in die Vorstellungswelt unserer Vorfahren geben. Beim Studium der "Heylsamen Dreck-Apotheke" von 1734 erfährt der Leser dieses Jahrhunderts, daß die Heilung schwerster Krankheiten und sogar "bezauberter Schäden" mit Hilfe von speziellen Medikamenten gelingen kann. Diese skurrilen Rezepturen freilich beinhalten Kuhmist und Taubenkot, menschliches Knochenmehl und Knabenurin, die teilweise noch bei Vollmond und Mitternacht beschafft werden mußten. Wie viele Zeitgenossen durch solche Arzneien tatsächlich "glücklich curiret" wurden, wie das Buch verspricht, oder aber an Infektionen und Vergiftungen elendig eingegangen sind, bleibt offen. Da Krankheit als Strafe Gottes gesehen und akzeptiert wurde, fiel die Überprüfung der Heilerfolge der "Dreck-Apotheke" sicher nicht allzu streng aus, so daß sie viele Jahrzehnte ein populäres Werk blieb.

In den oberen Ausstellungsräumen sind die Verkaufsräume alter Apotheken des 18. und 19. Jahrhunderts rekonstruiert. Eine Vielzahl von Regalen und Gläsern, Schubladen und Fächern vermittelt die differenzierte Medikamentenvielfalt der Neuzeit. Diese Offizinschränke stammen aus der Originaleinrichtung der Hirschapotheke in Hofgeismar von 1801 und waren nahezu unverändert bis 1974 in Benutzung. Die Hirschapotheke ist seit 1706 im Besitz der Familie Sander, die in ununterbrochener Generationenfolge seit über 300 Jahren bis auf den heutigen Tag die Pharmaziekunst betreibt. Harald Friedrich Sander, der jüngste Sproß dieses Apothekerstammes, hat das Steinerne Haus vor dem Verfall gerettet und hier das bemerkenswerte Museum aufgebaut. MARTIN GLAUERT ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN: Apotheken-Museum Hofgeismar, Apothekenstraße 5, W-3520 Hofgeismar, Telefon 0 56 71 / 7 48, Öffnungszeiten sind zu erfragen, Führungen nach Vereinbarung.

Aus dem Ortsbeirat 10 Weg zum Friedhof ist zu gefährlich

ECKENHEIM. Seit mehr als drei Jahren ist der Magistrat aufgefordert, den Zugangsweg von der Engelthaler Straße zum Eckenheimer Friedhof erneuern zu lassen. Doch nichts ist bislang geschehen. Das war Grund genug für die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim), erneut einen Antrag zu stellen.

Das Straßenbauamt solle den gefahrlosen Zugang zum Friedhof für "naturgemäß altere Bürger" gewährleisten und einen der Würde des Ortes angemessenen "ästhetischen Anblick" des Weges schaffen, fordern die Christdemokraten. Zudem ist der Wildwuchs am Wegesrand der CDU ein Dorn im Auge.

Die Fraktionen einigten sich darauf, den Antrag zurückzustellen. Ortsvorsteher Hans Betz (SPD) meinte: "Das Straßenbauamt wollte mit den Arbeiten beginnen, aber es gab Proteste von Eckenheimer Bürgern. Die wollten an dieser Stelle parken. Deshalb hat das Straßenbauamt das Vorhaben zurückgestellt." Betz versprach aber, sich per Brief beim Straßenbauamt über den Stand der Dinge zu erkundigen und das Ergebnis auf der nächsten Sitzung des Gremiums zu präsentieren. jot

Sebastian war der Star des Abends Abschlußkonzert Liebigschule: beeindruckende Werke und Dirigenten-Debüt

WESTHAUSEN. Die interessantesten Ansichten über ein Konzert hört man doch meistens in der Pause. "Der hat noch viel mehr drauf, als er bis jetzt gezeigt hat", rief ein Schüler über den Platz. Er, das ist Sebastian Mickelthwate, 18 Jahre alt, Schüler der 13. Klasse, Geiger und Dirigent in einer Person.

Ihn herauszustellen ist notwendig, um das Abschlußkonzert in der Aula des Liebiggymnasiums im rechten Licht zu sehen und zu beurteilen. Was dieser, sich seiner Wirkung durchaus bewußte, junge Mann bewerkstelligte, war schon enorm. Als Konzertmeister des Schulorchesters half er seinen mitunter etwas blaß-biederen Mitstreitern über manch musikalische Klippe hinweg; ob es in der zarten Ouvertüre zu "Iphigenie in Aulis" von Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Rimskij-Korsakows "Tanz der Gaukler", oder dem feurigen "Ungarischen Tanz Nr. 5" von Johannes Brahms (1833-1897) war: Sebastian Mickelthwate führte den Klangapparat - fast hatte man das Gefühl, er stünde am Dirigentenpult.

Dort aber versuchte zunächst Musiklehrer Ulrich Hüsch sein Bestes. Was er nicht verhindern konnte: Die Bläsergruppe schien übernervös; Dissonanzen schlichen sich ein, es haperte an der Intonation und Abstimmung. Aber einem Schülerorchester ist das zu verzeihen, zumal die Vorbereitung unter einem ungünstigen Stern stand. "Durch den Wegfall des Samstagunterrichts sind wir gezwungen, am Nachmittag zu proben. Die Schüler haben dann aber bis zu acht Stunden Unterricht hinter sich. Die Aufmerksamkeit ist nicht mehr hundertprozentig", beklagte Ulrich Hüsch.

Solist des "Konzertes für Fagott und Orchester op. 75" von Carl Maria von Weber (1786-1826) war vor der Pause der Abiturient Martin Büttner. Er gefiel mit sonorer Tongebung in der kantablen Adagio-Introduktion und meisterte auch die technisch anspruchsvollen Läufe im "Rondo-Allegro". Das Orchester unter Leitung des Musikpädagogen begleitete dezent; vielleicht ein wenig zu sanft.

Einen schönen Beitrag leistete der Chor der sechsten Klassen. Margitta Fleischhammer, die demnächst aus dem Schuldienst ausscheidet, hatte mit den Jüngsten Erzählungen aus der Kantate "Der Struwwelpeter op. 49" des in Frankfurt geborenen Komponisten Kurt Hessenberg erarbeitet. Ihr Nachfolger Karl- Heinz Böhm begleitete sicher am Klavier. Mit viel choreographischer Phantasie und gesanglichem Können begeisterten die Schüler das Publikum. Heiter wurde es anschließend.

Das Collegium vocale Westhausen (ehemalige Liebigschüler bilden das Ensemble), interpretierte unter der Leitung von Margitta Fleischhammer (ihr Mann saß am Klavier) Arrangements der "Deutschen Tänze op. 33" von Franz Schubert (1797-1828). Der Chor entwickelte einen homogenen Klang; die humoristischen Texte von Gottfried Jarner wurden treffend charakterisiert. Nur an der Aussprache dürfen die jungen Sänger noch feilen.

Doch zurück zu Sebastian Mickelthwate. Ulrich Hüsch überließ ihm, jeweils am Ende der Abschnitte, den Dirigentenstab. Bearbeitungen des Finales der fünften Sinfonie von Ludwig van Beethoven und der Ouvertüre zu George Bizets Oper "Carmen". Zwei dankbare Werke. Der junge Musiker nahm die "Einladung" dankend an und legte sich ins Zeug. Kaum zu glauben, aber wahr: das Orchester spielte unter seiner dynamischen, gestenreichen Leitung eine Klasse besser.

Die Zuschauer waren begeistert, Bravorufe hallten. Sebastian Mickelthwate nahm die Huldigungen befriedigt, fast professionell, entgegen - er wußte, daß er der Star des Abends sein würde. Es sei ihm gegönnt. JÜRGEN OTTEN

Homburger wird jetzt eine Allee Tempo-30-Zone entsteht

PREUNGESHEIM. Der Frankfurter Norden bekommt eine neue Tempo-30-Zone. Auch in den Wohngebieten von Preungesheim wird den Rasern künftig das Leben schwergemacht. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion im zuständigen Ortsbeirat 10 wurde bei Stimmenthaltung der CDU angenommen.

Professor Rüdiger Storost von der Ingenieurgesellschaft IMB-Plan stellte auf der jüngsten Sitzung das Verkehrsberuhigungskonzept für die zweite Zone vor. Sie umfaßt das Gebiet zwischen Marbachweg östlich der Gießener Straße, dem unteren Teil der Homburger Landstraße bis zur Ronneburgstraße und grenzt im Norden an die A 661.

Grundsätzlich gilt in der Tempo-30 Zone Rechts vor links. Die Ein- und Ausfahrten in die Zone werden deutlich gekennzeichnet und verengt. Durch farbig abgesetzte Pflasterstreifen in der Fahrbahnmitte sollen die Autofahrer zur Vernunft gebracht werden. Storost: "Dem Autofahrer erscheint die Straße durch die Färbung enger, er drückt automatisch auf die Bremse."

Das konnte einige Preungesheimer Bürger nicht überzeugen. Sie meinen, daß die Raser vor allem spätabends keine Rücksicht auf die Tempo-30-Vorschrift nähmen. Und das verursache auf diesem Untergrund einen Riesenlärm. Storost versuchte die Bürger zu beruhigen: "Das Material ist - bei Einhaltung der Tempovorschrift - geräuscharm und nicht lauter als normaler Asphalt."

Eine besondere Rolle kommt dem unteren Teil der Homburger Landstraße zu. Sie ist Preungesheims wichtigste Straße. "Kleinkarierte Lösungen" wie wechselseitiges Parken kommen hier nach Meinung der Planer nicht in Frage. Deshalb sieht das Konzept folgende Änderungen vor: Die Fahrbahnbreite wird auf 6.50 Meter reduziert, der östliche Bordstein entsprechend versetzt. Lediglich an den Einmündungen der Nebenstraßen wird wegen der Abbieger die vorhandene Breite beibehalten.

In der Fahrbahnmitte wird ein Pflasterstreifen in Spurbreite eingebaut, dessen Enden durch bepflanzte Inselköpfe geschützt sind. Farbige Querpflasterungen erleichtern Fußgängern künftig das Überqueren der Straße. Zwischen den Einmündungen werden auf dem östlichen Gehweg Bäume gepflanzt, um den ehemaligen Allee-Charakter der Homburger Landstraße wiederherzustellen. Wenn möglich, sollen zwischen den Bäumen Parkplätze angeordnet werden.

Über die Kosten der Verkehrsberuhigung konnte Storost keine genauen Angaben machen. "Wir kennen den Preis für den Untergrund noch nicht. Erst dann können wir sagen, wie teuer es wird. Wir rechnen aber mit einem Quadratmeterpreis von 60 bis 200 Mark." Auf jeden Fall gebe es eine Erprobungszeit von einem Jahr für Tempo 30. jot

Der Ortsbeirat 10 will neue Wohnungen

ECKENHEIM. Auf dem Alten Eckenheimer Friedhof könnte eine kleine Anlage mit sozial gebundenen Wohnungen entstehen. Der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) hat angeregt, die Gebäude neben der bestehenden Gedenkstätte zu errichten. In einem Antrag der CDU fordert das Gremium den Magistrat auf, dieses Vorhaben zu prüfen und darüber einen Bericht zu erstellen.

In der Antragsbegründung heißt es wörtlich: "Seit Jahren ist es nicht möglich, trotz Ansätzen zu einer Wiederherstellung diesen Minipark in einem würdevollen Zustand zu erhalten und das dort vorhandene Mahnmal seinem Zweck entsprechend zu gestalten." jot

Aus dem Ortsbeirat 10 Keine Entscheidung über "Maurice Rose"

FRANKFURT-NORD. Rita Streb-Hesse (SPD) versuchte die Gemüter zu beruhigen: "Alle Standorte in Hessen werden auf ihre Verträglichkeit für beide Seiten, also sowohl für Asylbewerber als auch für die Bürger, untersucht." Die Landtagsabgeordnete war zur Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) erschienen, um in der Bürgerfragestunde Rede und Antwort zu stehen.

Anlaß zu den Fragen der Bürger ist die Überlegung der Hessischen Landesregierung, auf dem ehemaligen US-amerikanischen Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" Unterkünfte für Asylbewerber einzurichten. Rita Streb-Hesse wiegelte ab: "Wegen der Lage des Landeplatzes in einem Nebelgebiet glaube ich nicht daran, daß dort Menschen untergebracht werden. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen."

Das Land, betonte die Abgeordnete, wird im Vernehmen mit Parteien und Kommunen gemeinsam überlegen, welche Standorte günstig und verträglich sind. "Wir haben in Hessen 500 Erstunterbringungen pro Woche. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien und die Situation im ehemaligen Ostblock führt zu erheblich mehr Einreisewilligen als erwartet", warb sie um Verständnis.

Das seit Oktober 1991 bestehende Gesetz zur Beschleunigung von Verfahren über Asylanträge würde allerdings nicht greifen, meinte Streeb-Hesse. Grund dafür: es gebe zu wenig Personalstellen. jot

Der Ortsbeirat 10 tagt Kasernen-Bebauung steht zur Diskussion

FRANKFURT-NORD. Der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) lädt zu einer außerordentlichen Sitzung ein. Am kommenden Montag, 12. Oktober, 19.30 Uhr, tagt das Gremium in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule am Berkersheimer Weg 26.

Diskutiert werden die Pläne zur Bebauung des Geländes der Edwards- und Drake-Kaserne. Dazu war ein Architekten- Wettbewerb ausgeschrieben worden (die Stadtteil-Rundschau berichtete bereits). Interessierte Bürger können sich über die Vorschläge informieren. jot

ROLLHOCKEY WELTMEISTERSCHAFT der Frauen in Springe, 1. Spieltag: Deutschland - USA 3:2, Spanien - Südafrika 8:0, Italien - Australien 4:0, Neuseeland - Kanada 0:2, Niederlande - Indien 24:0, England - Portugal 2:6. - 2. Spieltag: Kanada - Italien 6:1, Portugal - Südafrika 12:0, Indien - Neuseeland 0:24, England - Niederlande 3:10, USA - Australien 3:2, Kanada - Spanien 5:2, Deutschland - Südafrika 7:0, Italien - Indien 25:0, Portugal - Neuseeland 1:3. - 3. Spieltag: Australien - Spanien 4:3, Deutschland - England 5:0, USA - Niederlande 1:7, Italien - Neuseeland 2:1, Südafrika - Indien 4:2, Kanada - Australien 5:2, Portugal - Deutschland 3:2, USA - England 4:0, Spanien - Niederlande 2:2, Deutschland - Indien 20:1, Neuseeland - Australien 4:2, Spanien - England 9:2. - Stand: 1. Kanada, 2. Deutschland, 3. Niederlande, 4. Italien, 5. Portugal, 6. Neuseeland, 7. Spanien, 8. USA, 9. Südafrika, 10. Autralien, 11. England, 12. Indien.

Mann starb, als Autos ineinander rasten

Ein 52jähriger Frankfurter kam ums Leben und fünf weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt: Dies ist die Bilanz eines Serienunfalls auf der A 5, direkt am Nordwestkreuz Frankfurt. Dort glich die Unfallstelle am Samstagabend einem Trümmerfeld. Wie ein Sprecher der Autobahnpolizei schilderte, war um 22.25 Uhr ein Honda infolge eines Reifenschadens gegen die Mittelleitplanke geprallt und wurde auf die beiden linken Spuren zurückgeschleudert.

Der Frankfurter stieß mit seinem Golf trotz scharfen Bremsens leicht dagegen und blieb ebenfalls quer auf der linken Spur stehen. In ihn raste ein Fahrer aus Groß-Gerau mit seinem Audi und schob den Golf in den Honda. Schließlich erfaßte noch ein Renault-Fahrer aus Nordhausen den Golf. Dessen Fahrer wurde aus dem Wrack geschleudert und erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Der Fahrer des Honda wurde mit schweren Augenverletzungen im Wrack seines Wagens eingeklemmt und mußte von der Feuerwehr befreit werden. Im Groß-Gerauer Pkw wurden der Fahrer und zwei Frauen schwer verletzt. ric

"Signal" gegen Rassismus . . .

(Fortsetzung von Seite 13) Artikels 16, der sich gerade aus den historischen Erfahrungen der Deutschen ableite: Der Artikel, sagt der Pfarrer, "ist ein Mahnmal gegen Rassismus, Pogrome und Flüchtlingsabwehr". Daher "lassen wir seine Demontage nicht zu". Leuninger warnt vor einer großen Koalition, "die zur Verhinderung des Rechtsrucks nach rechts rückt". Die Debatte um die Änderung des Asylrechts in der SPD sechs Wochen vor ihrem Sonderparteitag führe "an die Substanz der Partei, weil sie an die Substanz der Republik rührt".

Deswegen befürwortet Heidi Wieczorek-Zeul, SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der südhessischen SPD, auch, daß der Asyl-Artikel des Grundgesetzes "erhalten bleiben muß". Vor allem aber macht sie sich dafür stark, daß der Staat "seinen Sicherheitsapparat einsetzen muß", um gegen "potentielle Mörder" vorzugehen, die Brandsätze auf Asylbewerberheime werfen.

Eine Strategie, die Manfred Such von der Bundesarbeitsgemeinschaft der kritischen Polizisten nicht teilt, denn "wir brauchen nicht mehr Polizei, sondern schon lange eine andere Polizei". Ordnungshüter, "die endlich lernen, daß der Schutz der Schwächsten die polizeiliche Aufgabe ist". Als Polizist schäme er sich für die Polizei, "die nicht in der Lage ist, Gewalttäter in den Griff zu kriegen".

"Die Verzweifelten", fordert der DBG-Kreisvorsitzende Dieter Hooge, die vor ihren Unterkünften mit Steinen beworfen und mit Molotow-Cocktails beworfen werden, "brauchen nicht nur unsere Hilfe, sondern auch die Benennung der Ursache und der Verursacher". Nun müsse die Frage beantwortet werden, ob "der antifaschistische Konsens" unter den Demokraten der Nachkriegszeit "auch trägt, wenn die Konjunktur zurückgeht".

Gerade jetzt, betont der hessische Umweltminister Joschka Fischer, "verpflichten wir uns, für die Rechte von Minderheiten zu kämpfen".

"Unfrieden" wird für den hessischen DGB durch den "Sozialabbau" hervorgerufen: Einen Tag bevor der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt in der Paulskirche die Fehler beim deutschen Einigungsprozeß skizziert, demonstrieren rund 400 Gewerkschafter vor der Stätte der Demokratie. Ihr Protest richtet sich gegen die Einführung von Karenztagen zur Finanzierung der Pflegeversicherung sowie gegen "die eindeutigen Verstöße gegen das Sozialstaatsprinzip und die verfassungsrechtlich garantierte Tarifautonomie", wie der hessische DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Jungmann sagt. Nun müsse "Nein" gesagt werden "zur ungerechten Lastenverteilung, zu der Enteignung, Ausbeutung und Erniedrigung der Menschen im Osten, zu der Welle an Gewalt, die dabei ist, Freiheit, Leben und die Würde von Menschen zu verletzen".

(Siehe Kommentar)

"Delphin" ging auf die Jungfernfahrt Rudergesellschaft Germania taufte vier Boote / Regatta-Saison verlief erfolgreich

SACHSENHAUSEN. Carsten Geißler hatte die Ehre, dem neuen Renn-Einer der Frankfurter Rudergesellschaft Germania 1869 einen Namen zu geben: "Ich taufe dich auf den Namen ,Fighter', weil wir der Meinung sind, daß jeder, der in diesem Boot sitzt, kämpfen muß." Dann übergoß er sorgfältig den Bug des Rennbootes mit Sekt.

Noch weitere drei Mal konnten die Mitglieder des Rudervereins die traditionellen Formeln sprechen, denn insgesamt wurden vier neue Schiffe getauft: Ein Kunststoff-Vierer erhielt den Namen "Schiller-Schule", der Renn-Doppel-Zweier heißt nach einem verstorbenen Vereinsmitglied "Robert Kühlewein". Tanja Sand taufte einen weiteren Einer auf den Namen "Delphin". Nach der Zeremonie hieß es: "Hebt an", und die kleine Flotte wurde über den Schaumainkai zum Main getragen und ging bei einer internen Regatta zwischen Friedensbrücke und Holbeinsteg auf Jungfernfahrt.

Die Vereinsregatta war der Abschluß der offiziellen Rudersaison und bot den aktiven Ruderern nochmals die Gelegenheit zu einem Leistungsvergleich in einem guten Dutzend Rennen. "Da wird hart gekämpft", stellte Helmut Bense, Erster Vorsitzender der Germania, nach einem Blick auf den Wettkampf fest. Bense zeigte sich mit dem sportlichen Erfolg des Vereins in der abgelaufenen Saison sehr zufrieden: "Wir haben ziemlich viele Siege errungen." So konnten drei Siege bei den Deutschen Jugendmeisterschaften herausgefahren werden, und beim "Eichkranzrennen" der Senioren wurde eine weitere Medaille erkämpft. "Wir wünschen uns aber noch einige große Siege bei internationalen Veranstaltungen, denn wir wollen in der allerersten Spitze mitrudern", sagte Bense und wies auf die vielen Pokale hin, die von Vereinsmitgliedern im Laufe der 133jährigen Geschichte des Vereins gewonnen werden konnten.

Die Voraussetzungen für weitere Erfolge sind bei der Germania sehr gut: Rund 70 Schiffe liegen auf den Recken im Bootshaus. Um die Instandhaltung dieser Sportgeräte kümmert sich der gelernte Bootsbauer Richard Euler in seiner Funktion als Bootswart. 360 Mitglieder zählt der Verein heute. "Wir sind schon immer der größte Frankfurter Ruderverein gewesen", erläuterte Vereinsvorsitzender Bense.

Im 1926 erbauten Vereinshaus können die Ruderer auch einen Kraftraum und einen sogenannten "Ruderkasten" nutzen: Im Ruderbecken trainieren die aktiven Sportler vor allem im Winter, wobei sie im Keller des Gebäudes auf ganz normalen Rollsitzen Platz nehmen und die Ruder wie in einem Rennboot führen. Dabei treiben sie aber kein Boot vorwärts, sondern das von den Ruderern bewegte Wasser wird in einem Kreis geführt. Zur Ergänzung des Wintertrainings stehen den Sportlern zwei Turnhallen in der Umgebung offen.

Vier Ausbilder und drei Trainer bemühen sich um die Verbesserung der Leistungen und die Ausbildung des Nachwuchses bei der Germania. Dieses umfassende Angebot ist nicht ganz billig: 15 Mark kostet der Mitgliedsbeitrag für Jugendliche, Berufstätige zahlen 42 Mark. Bense verteidigte die Kosten: Immerhin könnten dafür alle Boote genutzt werden, und der Verein würde für die Ausbildung aufkommen. Im Vergleich zu Sportarten wie Tennis sei das sehr günstig.

Doch nicht nur die Leistungssportler sind willkommen: Mit Wanderfahrten auf Main, Mosel, Rhein, Donau und diversen Seen der näheren und weiteren Umgebung halten sich auch die Freizeitsportler fit. "Rund 130 000 Kilometer sind die Ruderer 1991 nach den Aufzeichnungen der Fahrtenbücher gefahren", erklärte Bense. Auch der Nachwuchs war mit dabei: 150 Jugendliche und 37 Kinder bis zum Alter von 14 Jahren sind Mitglied im Verein. Bense: "Die Situation beim Nachwuchs sieht gut aus, aber wir müssen uns ständig darum bemühen." kan

Zwist um Kalbacher Jugendhaus-Planungen

Der Ortsbeirat 12 (Kalbach) weigert sich, die Pläne des Jugendamtes für ein Kinder- und Jugendhaus auf dem Grundstück der alten Turnhalle am Grubweg zur Kenntnis zu nehmen: Ein Antrag des Vertreters der Grünen, Wolfgang Diel, den Magistrat zu bitten, das erarbeitete Raumprogramm und Grundlagenkonzept dem Stadtteilparlament einmal vorzustellen, wurde mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt.

Erst durch Hinweise aus der Bevölkerung war der Ortsbeirat auf die Planungsarbeiten des Amtes aufmerksam geworden. "Das Verhalten der Stadt ist unbegreiflich", kritisierte der Vertreter der FDP, Rainer Venino. Der Ortsbeirat 12 hatte sich bereits in einer der letzten Sitzungen darauf festgelegt, im Neubaugebiet Kalbach-Nord ein Grundstück für ein Jugendzentrum zu reservieren. kan

Verkehr: Kalbacher OBR einstimmig für Umbauten

Mit einem einstimmig beschlossenen Initiativantrag setzte sich der Ortsbeirat 12 (Kalbach) in seiner jüngsten Sitzung dafür ein, den Eingangsbereich des Stadtteils an der Kreuzung Kalbacher Hauptstraße/ Am Zedernholz/Bonifaciusstraße bevorzugt nach den Plänen des Verkehrsberuhigungskonzeptes für Kalbach umzubauen.

Dieser Plan sieht vor, im ganzen Ort eine Tempo-30-Zone einzurichten und die Autofahrer durch "sanfte Lösungen" - also ohne Kölner Teller oder Schwellen - zu zwingen, die Geschwindigkeit zu reduzieren. An den Straßeneinmündungen in der Nähe des neuen Sport- und Freizeitzentrums soll nun möglichst rasch ein Zebrastreifen mit Mittelinsel eingerichtet werden. In diesem stark befahrenen Kreuzungsbereich sei es in der letzten Zeit wiederholt zu schweren Unfällen mit Verletzten gekommen, begründete Ortsvorsteher Franz Syha den Antrag.

Zugleich kritisierte die CDU-Fraktion die Verzögerungen bei der Planung der Tempo-30-Zone für ganz Kalbach. Als "Schildbürgerstreich" bewertete der CDU-Fraktionsvorsitzende Schneider die Montage der Kölner Teller, die an verschiedenen Stellen im Ortskern angebracht worden waren und von der Stadtverwaltung schon nach einer Woche wieder entfernt werden mußten: "Ein Beispiel für ,Pleiten, Pech und Pannen' der Stadtregierung", nannte Schneider die Arbeiten, denn die Teller wurden auf der Straße befestigt, ohne daß der zuständige Ortsbeirat einen entsprechenden Beschluß gefaßt hatte. kan

"Ortsbeiräte als unmündige Vollidioten betrachtet" Kalbacher reklamieren Zuschüsse für ihre Vereine

Heftig reagierten die Mitglieder des Ortsbeirates 12 (Kalbach) in der jüngsten Sitzung vor dem langen Wochenende auf eine von Ortsvorsteher Franz Syha verlesene Antwort des Magistrates zu einer Anfrage des Stadtteilparlamentes: Der Ortsbeirat hatte wissen wollen, warum den etwa 15 Kalbacher Vereinen der jährliche Zuschuß in Höhe von jeweils 750 Mark noch nicht ausgezahlt wurde. Jetzt teilte der Magistrat dem Stadtteilgremium mit, daß der Betrag nicht ausgezahlt werden könne, da keine Nachweise über die Verwendung der Mittel des letzten Jahres erbracht worden seien. (Ortsvorsteher Syha brachte die Magistratsantwort nicht erst in den Umlauf, sondern verlas sie - mit dem Hinweis auf die Eilbedürftigkeit.)

Dieser von der Stadt geforderte Nachweis sei jedoch unnötig, so betonte das Stadtteilparlament einmütig: "Den Bedarf stellt der Ortsbeirat fest. Das Geld muß ausgezahlt werden, wenn wir dies beschließen", erläuterte der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Helmut Steinmann, die Rechtsauffassung der Kalbacher und verwies zur Begründung auf den Eingemeindungsvertrag. Auch Hans-Josef Schneider, CDU-Fraktionsvorsitzender, wandte sich gegen die Position des Magistrates: "Diese Antwort kann man nur in der Hinsicht interpretieren, daß die Ortsbeiratsmitglieder als unmündige Vollidioten betrachtet werden." Ortsvorsteher Syha wurde einstimmig beauftragt, mit dem Kämmerer Martin Grüber (SPD) ein klärendes Gespräch zu führen und auf die prompte Auszahlung der gesamten Summe von etwa 12 000 Mark zu dringen.

Im Eingemeindungsvertrag, der vor rund 20 Jahren zwischen der selbständigen Gemeinde Kalbach und der Stadt Frankfurt geschlossen wurde, findet sich folgender Absatz: "Die Stadt Frankfurt verpflichtet sich, für jugendpflegerische und vereinsfördernde Maßnahmen Zuschüsse zu gewähren und sich dazu der Empfehlung des Ortsbeirates zu bedienen." Aufgrund dieser Ausnahmeregelung blieben die Kalbacher Vereine auch von der 20prozentigen Haushaltssperre des letzten Jahres verschont. Es bestehe die Gefahr, daß die Vereine resignierten und die Mittel zukünftig erst gar nicht mehr für ihre Jugendarbeit beantragten, fürchtete Syha. kan

Pedale drehten sich für mehr Radwege

BAD HOMBURG. Rund 150 Schülerinnen und Schüler demonstrierten am Freitag für ein besseres Radwegenetz. Die Jugendlichen, die sich auch im Jugendparlament für ein Radwegekonzept einsetzen, sehen ihre Forderungen durch die Parteien nicht ausreichend vertreten.

Den wollten sie nun mit der Demonstration Nachdruck verleihen. Die Demo begann am Europa-Kreisel, wo die Autofahrer mit Transparenten und über Megaphon auf das Anliegen der Radler aufmerksam gemacht wurden. Quer durch Bad Homburg rollte die Kolonne dann zum Hessenring und Hindenburgring, den stark befahrenen Straßen. Am Hindenburgring präsentierten die Jugendlichen ihre praktischen Vorschläge: Mit einer Vorlage malten sie einen Radweg auf. Ein Gespräch der Jugendlichen mit dem Verkehrsdezernenten, Heinrich Gerhold, ging im Lärm unter.

Den Jugendlichen geht es, wie Klaus Hoffmann vom Radverkehrsausschuß des Jugendparlaments betont, nicht nur um mehr Sicherheit für Radler, sondern auch darum, daß das Radfahren attraktiver wird, so daß immer mehr Menschen umsteigen. ca

Amos Oz erhielt Friedenspreis

FRANKFURT A. M., 4. Oktober (FR). Der israelische Schriftsteller Amos Oz hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des deutschen Buchhandels entgegengenommen. Seine Dankesrede beschäftigte sich vor allem mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt und seiner Rolle als Autor dabei; ferner kam Oz auf die Brandanschläge in Deutschland gegen Asylheime und KZ-Gedenkstätten zu sprechen.

(Bericht und Wortlaute siehe Feuilleton und Dokumentation)

Paket für Bahnreform auf die Schiene gebracht

BONN (dpa/rtr). Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hat Vorschläge zur Strukturreform von Bundesbahn und Reichsbahn auf den Weg gebracht. Die von seinem Haus ausgearbeiteten Gesetzentwürfe, nach denen die Schienenunternehmen verschmolzen und in einer Aktiengesellschaft aufgehen sollen, leitete er jetzt an die anderen beteiligten Bonner Ressorts weiter. Das gesamte Gesetzgebungsverfahren soll bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein.

"Die Bahnreform zählt zu den wichtigsten und zugleich schwierigsten Aufgaben der Koalition in dieser Legislaturperiode", meint Krause. Es sei daher wichtig, die Reform energisch voranzubringen. Kernstück des vom Verkehrsministerium geschnürten Gesetzespakets ist eine Änderung des Grundgesetzartikels 87. Danach soll der Bund künftig darauf verzichten, "Eisenbahnverkehr durchzuführen". Statt dessen soll die Führung der bundeseigenen Bahn als Wirtschaftsunternehmen in privatrechtlicher Form in der Verfassung verankert werden. Das geplante Artikelgesetz umfaßt neben der Gründung der Deutschen Eisenbahn AG Änderungen in rund 130 anderen Gesetzen und Verordnungen.

2. Basketball-Bundesliga Süd, Frauen Zwischenspurt sichert ersten Saisonsieg

Eintr. Frankfurt - Freiburg 71:54 (36:27)

Zu einem eminent wichtigen Sieg kamen die Basketball-Frauen von Eintracht Frankfurt vor heimischer Kulisse gegen den USC Freiburg. Im Duell zweier bisher siegloser Mannschaften, das von entsprechender Nervosität geprägt war, siegte der Bundesliga-Absteiger mit 71:54.

Die Schützlinge von Trainer Usamedin Memed vergaben zwar zahlreiche Chancen bei Schnellangriffen, führten aber von der zweiten Minute an mit bis zu zehn Punkten. Einer kurzen Schwächeperiode, die die Gäste aus dem Breisgau bis auf 38:43 (27.) heranführte, ließen die Frankfurterinnen innerhalb einer Minute einen entscheidenden Zwischenspurt zum 52:38 folgen. Beste Werferin war Alexandra Kojic mit 22 Punkten, die jedoch in der Verteidigung nicht immer überzeugen konnte.

Am konstantesten agierte Steffi Wegeler (18) mit vier erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen. Die jüngste Mannschaft der Liga wird sich jedoch erheblich steigern müssen, will sie den Anschluß an höhere Tabellenregionen nicht verpassen. CWO

Handbremse angezogen - Auto schleuderte

KARBEN. Die Handbremse seines Autos hatte ein 19jähriger während der Fahrt am Donnerstag um 20.25 Uhr auf der B 3 zwischen Nieder-Wöllstadt und Okarben angezogen und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Das Fahrzeug schleuderte, drehte sich mehrmals und blieb im Straßengraben liegen. Der Fahrer wurde verletzt. Das Auto ist schrottreif.

Idee der Sperrung gefiel Ortsbeirat 9 band Planerin von vornherein die Hände

DORNBUSCH. Der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) hat einen Fehler gemacht. Dieser Meinung waren zumindest die 80 Bewohner der Dornbuschsiedlung, denen Pläne zur Verkehrsberuhigung in ihrem Viertel vorgestellt wurden (die FR berichtete.) Die Pläne stammten zwar aus dem Planungsbüro BGS, verantwortlicher Auftraggeber ist dennoch der Ortsbeirat. Und der hatte die Arbeitsmöglichkeiten der Planerin von vorneherein eingeschränkt: Die Verkehrsführung sollte sich nicht ändern.

Ingenieurin Angelika Klein stellte deshalb gleich klar: "Die Möglichkeit des Durchgangsverkehrs bleibt!" Sie schlägt "Kölner Teller", Aufpflasterungen, verengte Fahrbahnen, Schrägparkplätze und erweiterte Bürgersteige vor, damit Autofahrer langsamer und vorsichtiger fahren müssen. Der Schleichweg, auf dem die Autofahrer der Kreuzung zwischen der Eschersheimer Landstraße und dem Marbachweg ausweichen, bleibt - auch wenn die Siedlung nach den Plänen der Ingenieurin verkehrsberuhigt wird.

Die Planerin sieht in der Fritz-Tarnow- Straße zwei Aufplasterungen vor: eine vor und eine hinter der Kreuzung mit der Carl-Goerdeler-Straße. An beiden Kreuzungen (mit der Carl-Goerdeler-Straße und der Mierendorffstraße) soll die Fahrbahn der Fritz-Tarnow-Straße verengt werden. Auch in der Carl-Goerdeler-Straße werden zwei Aufpflasterungen die Autofahrer zwingen, auf die Bremse zu treten. Eine Aufplasterung ist hinter der Kreuzung mit der Fritz-Tarnow-Straße, eine zweite in der Mitte der Straße geplant.

Entscheidend soll sich die Kreuzung zwischen der Mierendorffstraße und der Carl-Goerdeler-Straße verändern. Damit die derzeit noch 15 Meter breite Fahrbahn schmaler wird, wird der Bürgersteig verbreitert. Außerdem werden Schrägparkplätze abmarkiert; die Fahrbahn wird nur sechs Meter breit.

Die Anwohner sind mit diesen Plänen nicht zufrieden. "Die Vorgabe, die Sie bekommen haben, ist falsch. Sie ist nicht im Interesse der Anwohner", sagte ein Besucher der Anhörung. Er schlug vor, die Fritz-Tarnow-Straße sperren zu lassen. Zwar müßten dann auch die Anwohner einen Umweg in Kauf nehmen, um in die Dornbuschsiedlung zu fahren, doch abzuschrecken schien das niemanden. "Bis zum Alleenring - das sind fünf Minuten mehr", verteidigte ein anderer Bewohner den Vorschlag.

Auf die Antwort der Politiker warteten die Bewohner aber an diesem Abend vergeblich. Sie hatten sich in ihren Sitzungen lediglich mit einer Variante beschäftigt, die inzwischen längst vom Tisch ist. Ihrer Meinung nach sollten die Autofahrer nur noch nach rechts aus der Mierendorffstraße in den Marbachweg einbiegen dürfen. Das würde den Schleichweg für jene unattraktiv machen, die in die Bertramstraße geradeaus weiterfahren wollen. Diese Idee ist allerdings am städtischen Planungsamt gescheitert. Das genehmigte die Schleife in der Straße Am Dornbusch nicht, in der die Autofahrer hätten wenden müssen.

Eine "Überlegung wert" sei der Vorschlag einer gesperrten Fritz-Tarnow- Straße sicherlich, verriet der Fraktionsvorsitzende der CDU, Hans-Günther Müller, nach der Anhörung. Er befürchtet allerdings schon jetzt, daß die Feuerwehr eine solche Sperre nicht billigen wird. sen

Kaninchen zeigen Krallen Der Zuchtverein "H 162 West" stellte seine Tiere aus

GINNHEIM. Sandra Frei ist ein erfahrenes Vereinsmitglied. Seit zehn Jahren schon gehört sie dem Ginnheimer "Kaninchenzuchtverein H 162 West" an, und das ist eine lange Zeit. Zumal Sandra erst in die vierte Klasse geht und genauso viele Lebens- wie Vereinsjahre hinter sich hat: Zehn.

Sechs Jahre lang war sie nur passives Mitglied, doch seit vier Jahren ist sie mit Eifer bei der Sache. Und weil so viel Frühförderung natürlich Früchte tragen muß, wurde die Zehnjährige bei der diesjährigen Vereinsausstellung zur Jugendmeisterin gekürt. Nicht nur das: Einen ihrer grauen Zwergwidder belohnte der Preisrichter mit der Züchter-Traumnote 97 - und dem Titel "Bester Rammler."

Diese Resultate konnte nur Helmut Reuter übertrumpfen, der mit seinen flauschig-weißen Hotots zum dritten Mal hintereinander Vereinsmeister wurde. Pflege, Sauberkeit, Farbe und Gewicht - das waren die Kriterien der Richter, die auf die 131 ausgestellten Tiere der 14 Vereinszüchter ein kritisches Auge warfen. Ein sehr kritisches Auge: Reuters Kaninchen mit dem "schwarzem Zippel am Ohr" wurde erst gar nicht begutachtet. "Das entspricht nicht den Merkmalen der Rasse", weiß Reuter. Die schwarze Augenfassung der Hotots darf nicht breiter sein als einige Millimeter.

Schönheitsfehler der Natur - die wollen die Züchter ausschließen. "Man nimmt eine Häsin und einen Rammler, die möglichst schon hohe Punktzahlen erreicht haben", beschreibt der Vereinsmeister sein Erfolgsrezept. "Man packt sie zusammen, und dann geht es los."

Für die Züchter aber zählt freilich nicht nur Fell, Farbe und Gewicht. "Jeder von uns hat auch sein Lieblingskaninchen", sagt Ausstellungsleiterin Marlene Altenbrandt. Auch wenn die putzigen Tiere längst sind so harmlos sind wie sie aussehen. "Einen Züchter erkennt man an seinen Armen", erklärt Frau Altenbrandt und zeigt ihre Unterarme, die ihr die Kaninchen beim Krallenschneiden völlig zerkratzt haben.

Ständiges Problem der Züchter ist jedoch ein anderes. Nicht alle Nachkommen der Rassetiere können die ambitionierten Züchter weiter versorgen. Dazu, sagt Reuter, hat jeder von ihnen zu viele Kaninchen; Reuter selbst besitzt etwa 30 Stallungen. Tiere mit Schönheitsfehlern werden darum verschenkt und verkauft. Oder sie landen, aller Kaninchenliebe zum Trotz, in der Pfanne. sen

US-Wahlkampf Ross Perot als Wahlkampffußnote

Von Rolf Paasch (Dallas)

Amerika ist ein freies Land, heißt es. Folglich kann sich hierzulande jeder um das Präsidentenamt bewerben, Müllmänner oder Milliardäre. So auch Ross Perot, jener dollarschwere Geschäftsmann aus Texas, der am Donnerstag in Dallas erneut seine Kandidatur als unabhängiger Präsidentschaftskandidat verkündet hat.

Als Ross Perot im April in einer TV- Talk-Show zum ersten Mal seinen überraschenden Eintritt in den US-amerikanischen Wahlkampf bekannt gab, sah die Sache sehr gut für ihn aus. Die Politikverdrossenheit im Land war so hoch wie das Ansehen der beiden etablierten Kandidaten niedrig. Perot trat gegen zwei geschädigte Mitläufer an: der eine durch die wenig attraktive Bilanz seiner bis dahin 3 1/2jährigen Amtszeit; der andere durch die zahlreichen Anschuldigungen in den Fragen seines persönlichen Charakters.

Deswegen und weil die wirtschaftliche Malaise des Landes so tief ist, schien die Zeit für einen unkonventionellen Präsidentschaftsbewerber gekommen: für einen Kandidaten mit geschäftlichem Sachverstand, gesundem Menschenverstand, Mitgefühl für die leidende Bevölkerung und der finanziellen Unabhängigkeit, es den etablierten Interessen endlich einmal zu zeigen. Einer Person wie Ross Perot halt.

Doch der Mann, der am Donnerstag im Hinterzimmer des "Doubletree Hotels" in Dallas vor die Nation trat, schien kaum noch etwas von jenen Qualitäten zu besitzen, die ihn im Frühjahr in den Meinungsumfragen nach vorne katapultiert hatten. An die Stelle des populistischen Helden schien plötzlich ein geltungssüchtiger Tyrann "auf dem Egotrip" (Newsweek) getreten. Für zwei Drittel aller Wähler verkörpert Ross Perot heute negative Werte. Sein plötzlicher Rückzug aus dem Wahlkampf Mitte Juli hat seine Glaubwürdigkeit selbst bei den enthusiastischsten "Perotistas" stark in Mitleidenschaft gezogen.

Bleibt allein das Geld. Ob das aber für eine ernst zu nehmende Kandidatur ausreichen wird, bezweifeln selbst die Werbefachleute. Schienen ihm die 100 Millionen Dollar, die Perot noch im Frühjahr für seinen Wahlkampf auszugeben bereit war, ursprünglich eine faire Chance einzuräumen, so glaubt heute kaum noch jemand an eine sensationelle Wirkung seiner geplanten halbstündigen TV-Werbung.

Kurzum, "The New Perot" hat keine Chance, die Wahl zu gewinnen. Und selbst der von ihm erwartete Beitrag zu einer inhaltlichen Diskussion "der wirklichen Themen", wird sich in Grenzen halten. Perot mag dafür sorgen, daß in den nächsten Wochen mehr über das 4-Billionen-Dollar-Defizit der USA geredet wird. Doch nachdem auch er die "faire Opferverteilung" seines Wirtschaftsplans - sprich Steuererhöhungen - angesichts der anhaltenden Rezession auf das Jahr 1994 verschieben will, unterscheidet sich Perots Programm kaum noch von dem des Demokraten Bill Clinton.

Die Wirkung seiner Kandidatur in den verbleibenden 30 Tagen des Wahlkampfes hängt allein von den Medien ab, die Perot im Frühjahr weit über seine eigentliche Bedeutung hinaus aufbauten. Und ausgerechnet die, hat der Computer-Milliardär mit seinem unwirschen und aggressiven Verhalten gegenüber der in Dallas versammelten Journalistenschar erneut verprellt. So waren die Berichte über seinen Wiedereintritt am Wochenende so gehässig wie im Juli, als er aus Frustration über die damals an ihm geübte Kritik aus dem Rennen schied.

Heute interessiert an Perot mehr die Frage, welchem der beiden anderen Kandidaten er denn mehr schaden wird, als sein eigenes Programm. Erste Meinungsumfragen deuten an, daß Kandidat Perot an der deutlichen Führung des Demokraten Bill Clinton über George Bush kaum etwas ändern wird. Am ehesten noch könnte der dritte Mann Präsident Bush einen Erfolg in den wichtigen Bundesstaaten Texas und Florida verwehren. Ob er auch Clinton den Wahlsieg in einigen heiß umkämpften Staaten des Mittelwestens verderben kann, hängt viel von Perots Auftreten in der für Mitte Oktober angesetzten Serie von drei Fernsehdebatten ab.

Wahrscheinlich aber wird sich das Perot-Phänomen auf eine Irritation der beiden etablierten Kandidaten beschränken. Wie so viele unabhängige Präsidentschaftsbewerber vor ihm, hat auch Ross Perot die von den Medien verstärkte Unzufriedenheit der Bevölkerung überschätzt. Denn trotz aller zur Schau getragenen Verdrossenheit über die politische Klasse in Washington sind die US-Bürger - wenn es um ihren Präsidenten geht - immer konservativ gewesen. Sie mögen kein Durcheinander, keinen Spielverderber, sondern wollen einen "Winner" wie am Ende jeden Baseball-Spieles. Alle diejenigen Kandidaten, die diese Erwartung zerstören, trifft meist nur Zorn, Verachtung oder Mißachtung. Trotz allen Geredes über den besonderen Charakter dieses Wahlkampfes, dürfte es am 3. November eine ganz gewöhnliche Wahl werden: ein traditionelles Zweierrennen, das diesmal vermutlich mit der Abwahl des Amtsinhabers enden wird. Ross Perot wird dagegen höchstens als Fußnote in die amerikanische Wahlkampfgeschichte eingehen.

Hawaii-Insel Kauai Von Iniki voll erwischt

Der Wirbelsturm Iniki blies bei seinem zerstörerischen Auftritt in Hawaii ausgerechnet Kauai vom touristischen Hocker, die Insel, die von den meisten als die schönste des Archipels bezeichnet wird. Das Ausmaß der Verwüstungen im "Garten Hawaiis", wie Kauai genannt wird, ist immer noch nicht abzusehen. Obwohl einzelne Hotels bereits im Oktober wieder öffnen wollen, rechnen Veranstalter wie etwa Branchenführer Meier's Weltreisen nicht vor nächsten Sommer mit Normalbetrieb. Die sechs anderen Hawaiinseln, und damit 90 Prozent der Tourismusanlagen, blieben von Iniki verschont. faf

FR-Leserin über ihre Bundesbahn-Erfahrungen: "Das ist der absolute Wahnsinn" Aufgegebener Koffer reiste auf umständlicher Route

KARBEN. Rosemarie Angrabeit aus Okarben hatte am Mittwoch vormittag ja nur wissen wollen, ob der Koffer ihres Mannes inzwischen im Bahnhof Friedberg eingetroffen ist. Sie wollte nicht umsonst gefahren sein, um das 40 Kilo wiegende Gepäckstück abzuholen. Aber sie hatte keinen Erfolg. Eineinhalb Stunden lang versuchte sie, unter der Friedberger Nummer 30 33 einen Anschluß zu bekommen. Entweder war die Nummer besetzt, oder es hob niemand den Hörer ab. Mit dem Leser/-innen-Telefon der Frankfurter Rundschau in Bad Vilbel hatte sie diese Probleme nicht. Sie wurde ihre Beschwerde über den offensichtlich eingeschränkten Service der Deutschen Bundesbahn los, und unverzüglich versuchte die FR ihrerseits ihr Glück.

Wir wählten mit dem gleichen Mißerfolg die Nummer 30 33. Laut Telefonbuch ist dieser Anschluß für die Auskunft reserviert. Wir versuchten deshalb noch die Nummer 28 63 für die - eigentlich zuständige - Gepäck- und Expreßgutabfertigung. Wir ließen es klingeln, ohne Erfolg.

Anruf unter 1 20 61, der Nummer der Vermittlung. Hier hob immerhin eine freundliche Dame das Telefon ab, aber es dauerte noch ein paar Stunden, bis in Gestalt des stellvertretenden Dienststellenleiters Peter Langsdorf ein Gespräch mit einer autorisierten Person über die Beschwerde zustandekam.

Nach Langsdorfs Angaben ist der Fahrkartenschalter, der auch die Gepäckabfertigung im Friedberger Bahnhof zu betreuen hat, in zwei Schichten jeweils mit einer Person besetzt. In der Auskunft sitzt eine weitere Person. Diese Personalausstattung entspreche dem ermittelten durchschnittlichen Arbeitsanfall. Das bedeute aber auch, daß es bei Spitzenbelastungen Probleme gebe. Wenn x Personen am Schalter stehen, die Fahrkarten kaufen, Geld wechseln möchten oder nach Anschlußzügen fragen und wenn dann auch noch Gepäck abzufertigen ist, dann müsse der Beamte das Telefon schon mal rappeln lassen. Ähnlich in der Auskunft: Wenn hier reger Publikumsbetrieb herrsche, dann könne ebenfalls nicht jeder Telefonanruf angenommen werden. Langsdorf bittet um Verständnis.

Was den Koffer betrifft, so rät der stellvertretende Dienststellenleiter, das Gespäckstück möglichst nicht selbst am Bahnhof aufzugeben und abzuholen, sondern den Haus-zu-Haus-Dienst der Bahn zu benutzen. Das koste zwar neun Mark mehr, also 25 Mark, sei aber erheblich bequemer. Leserin Rosemarie Angrabeit hätte diesen Service ja auch genutzt, wenn sie nicht einem Mißverständnis aufgesessen wäre. Sie hatte angenommen, der Haus-Service koste 25 Mark zusätzlich zu der Gepäckbeförderungsgebühr von 16 Mark. Das aber - so die Bundesbahn - sei ein Irrtum. Mit neun Mark hätte sich die Leserin ohnehin eine Menge Umstände ersparen können. In Okarben selbst besteht keine Möglichkeit, Gepäck aufzugeben. Die Gepäckannahme am Bahnhof GroßKarben ist von der Bahn eingestellt worden. Wer Gepäck aufgeben will, muß nach Bad Vilbel oder eben nach Friedberg fahren. Mit diesen - zugegeben wenig befriedigenden Aussagen - könnte die Geschichte enden. Wenn sie nicht noch einen anderen Aspekt hätte, der zu denken gibt.

Die Geschichte begann damit, daß dem Gatten der FR-Leserin ein Kuraufenthalt in Hoheleye im Hochsauerland bewilligt wurde. Er fuhr also nach Friedberg, stieg in den komfortablen Interregio nach Marburg, kletterte in den Schienenbus nach Frankenberg und kam dann mit DB-Bussen nach nochmaligem Umsteigen bis Winterberg. Dort wurde er vom Bus der Kurklinik abgeholt.

Der 40-Kilo-Koffer, der in Friedberg aufgegeben wurde, nahm einen anderen Weg. Er wurde von Friedberg per Lastwagen erst einmal nach Frankfurt befördert und von dort mit dem Zug über Friedberg nach Gießen. Dort wiederum wurde das Gepäckstück von einer Spedition übernommen, die ihn per Lastwagen bis Winterberg brachte. So war es auch auf dem Rückweg. Der Koffer landete zunächst per Straße in Gießen, reiste dann per Bahn nach Frankfurt, und der Bahnhof Friedberg wurde per Spedition bedient. Der stellvertretende Dienststellenleiter Langsdorf begründet den erstaunlichen Tatbestand, daß das Schienenunternehmen sein Gepäck auf langen Strecken per Straße befördert mit bahninternen Kalkulationen, die den Transport per Lastwagen als kostengünstiger ermittelt hätten. Alle redeten vom Milliardendefizit der Bundesbahn und - so nahm er mögliche Kritik vorweg - jetzt würden Kosten gespart, und dann sei's auch nicht recht.

Leserin Angrabeit geriet ins Grübeln. Was hätte sie sich doch für Umstände erspart, hätte sie ihren Mann mit dem Auto in die Kurklinik gebracht. Der Effekt, die Umwelt durch Nutzung der Schiene zu schonen, sei doch angesichts des Gepäcktransports per Lastwagen ziemlich in Frage gestellt. Es wurde gesagt: Diese Geschichte gibt zu denken.

Nachtrag: Auch am Montag war der Koffer, der am Dienstag vergangener Woche am Kurort aufgegeben worden war, nicht in Friedberg eingetroffen. Frau Angrabeit hat sich beim Bahnhof in Friedberg beschwert, und ihr ist geraten worden, in Friedberg zu erscheinen und einen Suchauftrag zu unterschreiben. Doch wie ein Wunder, auf einmal wurde der Koffer an der Haustür abgeliefert. Die Erklärung der Bahn: Jemand habe auf dem Kofferbegleitschein den "Bestimmungsbahnhof" mit der "Empfängeradresse" in Karben verwechselt und die Spedition von Frankfurt nach Karben bemüht. Kommentar der Leserin: "Das ist der absolute Wahnsinn." Recht hat sie. HANNES MATHIASIm Eschborn K: Film über Max Ernst

ESCHBORN. In den 20er Jahren war er Anhänger der Dada-Bewegung. Danach verschrieb er sich dem Surrealismus. Er lebte in New York und bei den Hopi-Indianern. Der Maler Max Ernst führte ein ruheloses Leben. Der deutsche Filmemacher Peter Schamoni hat den Künstler in einem Film porträtiert.

Am Freitag 9. Oktober, 20.15 Uhr, läuft "Max Ernst - Mein Vagabundieren - Meine Unruhe" im Eschborn K. fw

Teure Autos locken dreiste Ganoven

WETTERAUKREIS. Ein roter BMW 735 im Wert von 101 000 Mark ist vom Hof eines Autohändlers im Friedberger Industriegebiet Süd verschwunden. Der Diebstahl ereignete sich in der Nacht zum Donnerstag, meldete die Kriminalpolizei. Ein 28 000 Mark teurer Mitsubishi Pajero ist in derselben Nacht in Echzell gestohlen worden.

Billiger kam ein Diebstahl in derselben Nacht auf einem Betriebsgelände in der Altenstädter Waldsiedlung. Aus einem Opel Calibra und einem BMW 520i wurden zwei Autotelefone im Wert von 11 000 Mark gestohlen, außerdem ein tragbarer Computer und eine Plastikkiste mit Computer-Ersatzteilen im Gesamtwert von rund 10 000 Mark.

In der Nacht zum Freitag mißlang in Altenstadt der Versuch, zwei Autos zu stehlen. Bei einem VW-Golf hielt das Türschloß stand. Ein daneben stehender BMW wurde zwar aufgebrochen, doch beim Versuch, die Zündung kurzzuschließen, riß der Dieb das Lenkrad ab.

In der Nacht zum Sonntag ging auch ein Felgen-Diebstahl schief. In Wölfersheim-Södel schraubte ein Mann gegen halb vier die flachen Sportreifen und die glänzenden Alu-Felgen eines VW-Golf lose. Ohne Wagenheber riß er das rechte Hinterrad ab, weckte dabei jedoch einen Anwohner und türmte schleunigst. Die Polizei fand ihn nicht, sein Nummernschild war falsch. nes

Niederlande Guru plant Freizeitpark

Ein Park der transzendentalen Art soll im holländischen Elst entstehen. Für "Veda-Land", das Land des Wissens, will der Meditationsguru Maharishi Yogi mehr als 1,5 Milliarden Mark aufbringen. Geplant sind unter anderem ein Modell des Himalayagebirges, eine Reise durch eine Blume, ein schwebendes Haus und eine Tour durch das Universum. Die Planer mit einer Gläubigengemeinde von weltweit etwa dreieinhalb Millionen Mitgliedern rechnen bei einem Eintritt von umgerechnet 40 Mark mit zwei bis vier Millionen Besuchern im Jahr und Einnahmen von 200 Millionen Gulden, etwa 180 Millionen Mark. Der Stadtrat von Elst hat das Projekt, das 2000 Arbeitsplätze schaffen soll, noch nicht genehmigt, jedoch sieht Bürgermeister Heye Galama gute Chancen für die himmlische Antwort auf Euro Disney: "Wenn wir's nicht machen, dann macht's jemand anders." faf

Die Kinder unterstützten ihren "Dscho" Spielfest im "Wildgarten" / CDU wollte dem Betreuer Jo Mayer das Geld streichen

SACHSENHAUSEN. "Glücklicherweise ist es hier nicht jeden Tag so voll", seufzte Josef "Dscho" Mayer, Betreuer des Abenteuerspielplatzes Wildgarten, nach einem Blick auf das Gelände. Er hatte zu einer Begehung des Spielplatzes eingeladen, um eine CDU-Anfrage im Stadtparlament zu widerlegen: Nach Ansicht der Stadtverordneten Ursula Gauls (CDU) sind die städtischen Zuschüsse in Höhe von rund 160 000 Mark für die Einrichtung nicht gerechtfertigt, da - so die Behauptung - nur wenige Sprößlinge das Angebot tatsächlich nutzen würden.

Der Gegenbeweis hätte kaum eindrucksvoller erbracht werden können: Rund 200 Kinder waren dem Aufruf von "ihrem" Dscho gefolgt und nutzten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Spielnachmittag auf dem urigen Areal an der Stresemannallee. "Alle Kinder sind Wildgartenkinder, wir haben uns keine ausgeliehen", stellte "Dscho", der von dem Ansturm der Kinder selbst ein wenig überrascht war, ausdrücklich fest. Sogar "Oma" Schmidt aus dem gegenüberliegenden Altersheim war gekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Mayer: "Sie bekommt immer die Pflaumen vom Gelände. Sie ist auch ein ,Wildgartenkind.'"Der Nachwuchs unterstützte Mayer: "Ist voll korrekt der Spielplatz. Ich komme schon vier Jahre hierher", erklärte der elfjährige Salvatore, und auch Michel sprach sich für den Erhalt des Wildgartens in der Zukunft aus: "Wir wollen nicht, daß die Straße hier fertiggebaut wird." Damit erinnerte der zehnjährige daran, daß der Abenteuerspielplatz seine Existenz einem bislang nicht umgesetzten Beschluß der Stadtverordnetenversammlung verdankt, die Stresemannallee entlang der Heimatsiedlung auf vier Fahrspuren zu erweitern.

Während die Kinder Kartoffeln buken, mit Schubkarre und Schaufeln hantierten oder auf der alten Lokomotive "Omi" herumkletterten, versammelten sich etwa 50 Erwachsene, um ihre Solidarität mit dem Betreuer des Abenteuerspielplatzes auszudrücken. Beatrix Ruffert, Erste Vorsitzende des Mietervereins der nahegelegenen Heimatsiedlung: "Der Mieterverein besteht ausdrücklich darauf, daß dieser Spielplatz erhalten bleibt." Ein Vater zur Arbeit von Josef Mayer: "Der Dscho macht das hier sehr gut. Das ist hier ein echter multikultureller Spielplatz." Aus den Reihen der SPD sicherte Herta Pusch, Mitglied des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad), dem Wildgarten Unterstützung zu: "Wir sind diesem Platz hier sehr verbunden, immerhin haben wir geholfen, ihn einzurichten." Vom Jugendamt war Jugendpflegerin Silke Hohlstein gekommen: "Das ist eine Oase hier, wir schätzen die Arbeit von Dscho Mayer sehr hoch ein."

Zum Bedauern der Eltern nahm die CDU-Abgeordnete Ursula Gauls nicht an der Begehung teil. Sie war urlaubsbedingt verhindert, wie sie Mayer mitgeteilt hatte. Auch CDU-Ortsbeirätin Renate Schmittmann war zum Ortstermin eingeladen worden, da sie sich vor einiger Zeit in einer Sitzung des Beirats 5 kritisch über den Zustand des Spielplatzes geäußert hatte. Aber auch sie machte Ferien und konnte sich nicht vom regen Zustrom des Nachwuchses überzeugen. Um ihr Interesse zu demonstrieren, hatten die CDU-Politikerinnen den 13. Oktober als Ausweichtermin für eine weitere Besichtigung vorgeschlagen. "Raffiniert gemacht", stellte eine Mutter empört fest, "da ist Ferienzeit, und viele Familien sind mit ihren Kindern im Urlaub." kan

Treuhandanstalt Fieberhafte Suche nach Aufseher

Der Streit über die Zukunft der Stabstelle Recht, die bei der Berliner Treuhandanstalt und in deren Unternehmen kriminellen Machenschaften nachspürt, zieht immer weitere Kreise (die FR berichtete mehrfach). Die Breuel-Behörde sucht mittlerweile fieberhaft nach einem Nachfolger für den Leiter der Einrichtung, Hans Richter. Dieser kehrt auf eigenen Wunsch zum Jahresende zur Stuttgarter Staatsanwaltschaft zurück.

Ein Kandidat für den Job ist angeblich bereits gefunden. Doch Treuhand-Sprecher Wolf Schöde möchte den Namen nicht veröffentlicht wissen, da noch einige Details zu klären sind. Dem Vernehmen nach handelt es sich um einen Ministerialrat aus dem Bonner Justizministerium, der derzeit zur Bundesanwaltschaft abgestellt ist. Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel hat Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger schriftlich um Hilfe bei dem geplanten Wechsel gebeten.

In einem Brief an den Verwaltungsrats-Chef der Staatsholding, Jens Odewald, weist Breuel außerdem die zunehmenden Vorwürfe in der Öffentlichkeit zurück, die Anstalt schaffe sich mit Richter einen unliebsamen Ermittler vom Hals und plane, die Stabstelle aufzulösen. Dies sei nicht beabsichtigt, obwohl der Posten in einigen Ländern als "nicht unproblematisch" angesehen werde, heißt es in dem Schreiben. Die Treuhand-Kontrolleure sollen demnach künftig ihre Ermittlungen auf mögliche Straftaten in der Behörde beschränken, während die neu entstandenen Strafverfolgungsbehörden der Länder den Vergehen bei Treuhandfirmen nachspüren sollen. Die Einschränkung der Aufgaben der Stabstelle sei "in keiner Weise eine ,politische' Entscheidung", betont Breuel. Der Treuhand-Verwaltungsrat war von der Aufgabenbeschneidung des wichtigen Kontrollorgans offenbar erst durch die Medien informiert worden. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte bereits im Juli heftig gegen die künftige unbearbeitete Weitergabe von "Treuhand-Fällen" an sie protestiert. wüp

Lohn war eine Plüscheule 850 machten mit bei Volkssportfreunde-Wanderung

FRANKFURT A. M. Eine rekordverdächtige Beteiligung konnte Günter Brömer, Zweiter Vorsitzender des Vereins Wander- und Volkssportfreunde Frankfurt 1975, bei der jüngsten Mittwochswanderung registrieren: Rund 850 "Wandervögel" hatten sich vor der Kleintierzüchteranlage an der Bahnstraße in Schwanheim versammelt, um entweder zehn Kilometer zu marschieren oder eine 20 Kilometer lange Distanz durch den Stadtwald zu bewältigen. Ein herrlicher Altweibersommertag trug wohl dazu bei. "Die Beteiligung war hervorragend, es war auch nicht nur die Rentnerband am Start", stellte Brömer zufrieden fest.

Schon morgens um acht Uhr setzten sich die ersten Gruppen in Bewegung, und nachmittags um 16 Uhr trafen die letzten wieder am Start ein. Dort konnten sie eine kleine Plüscheule als Trophäe in Empfang nehmen, falls sie zum obligatorischen Startgeld von zwei Mark weitere 4,50 Mark für den Vogel entrichtet hatten. Nach Abschluß dieses großen Wandertreffs waren Günter Brömer und die 32 ehrenamtlichen Helfer des Vereins erleichtert, daß es keine Komplikationen gegeben hatte, und nutzten die Chance, im Vereinsheim der Kleintierzüchter den Tag mit einem Schlückchen ausklingen zu lassen - sie hatten es sich verdient.

Schon einen Tag vor der Wanderung hatten die Aktiven des 240 Mitglieder zählenden Wander- und Volkssportfreundevereins die Strecke markiert. Alle fünf Kilometer mußten sie gemäß den Vorschriften des Deutschen Volkssportverbandes einen Kontrollpunkt einrichten, an dem sich die Marschierer mit Verpflegung und Getränken versorgen konnten. Dort war auch Erste Hilfe verfügbar. Auch hatten sie sich mit den Förstern "kurzgeschlossen", um die Strecke abzusprechen und weitere Genehmigungen einzuholen. Dabei wurden sie von den Beamten nicht gerade mit offenen Armen empfangen.

Denn so viele Menschen in den Wald zu führen, findet keineswegs die uneingeschränkte Zustimmung der Mitarbeiter der Unteren Forstbehörde, wie Günter Brömer feststellen mußte: "Die Forstbeamten sind sehr zurückhaltend." So darf beispielsweise ein Kontroll- und Verpflegungspunkt aus Umweltschutzgründen nicht im Wald liegen. "Die sind tatsächlich der Meinung, daß sich die Vereine an derartigen Massenveranstaltungen bereichern", vermutete der Zweite Vorsitzende Brömer kopfschüttelnd. Doch die Arbeit sei mit einem Mitgliedsbeitrag von zwei Mark monatlich kaum zu bezahlen.

Aus Finanznot kann sich der Wander- und Volkssportfreundeverein auch kein eigenes Vereinsheim leisten, sondern lädt die Mitglieder einmal im Monat zum Treffen in das Volkshaus Enkheim ein. "Alles andere spielt sich in den Wohnzimmern der Vorstände ab", meinte Brömer lachend. In Mitgliederversammlungen wird auch über die Teilnahme an den großen Wochenendwanderungen entschieden, die das Vereinsleben noch stärker prägen, als die meist schlechter besuchten Mittwochswanderungen. Beinahe jedes Wochenende besuchen Mitglieder Gleichgesinnte im Umkreis von rund 100 Kilometern, um mit ihnen Strecken zwischen zehn und 42 Kilometern zu laufen. Brömer: "Dabei sind schon viele schöne Freundschaften entstanden."

Wandern ist gesund: Diese Volksweisheit werde jetzt durch neuere wissenschaftliche Untersuchungen erhärtet, die den Wert des Wanderns noch über den des Dauerlaufens stellten, erläuterte Brömer weiter. "Wandern fordert den Körper, ohne ihn zu überfordern." kan

Geld fehlt für Grün, Schulhof bleibt grau Willemerschule wird vorerst nicht bepflanzt

SACHSENHAUSEN. "Wir müssen den Asphalt irgendwie loswerden, erst dann können wir den Schulhof begrünen", stellte Dorothea Gräbner, Sonderschullehrerin an der Willemerschule, sehr nachdenklich fest. Seit Wochen grübeln das Lehrerkollegium und 15 Eltern vergeblich darüber nach, wie sich eine rund acht Zentimeter dicke Asphaltschicht auf einer Fläche von etwa 460 Quadratmetern vom Schulhof beseitigen läßt. "Es muß jemand gefunden werden, der uns mit einem Radlader das Bitumen herausnimmt und in einen Container befördert, oder wir brauchen einen Sponsor, der uns 10 000 Mark vorfinanziert", erläuterte der kommissarische Schulleiter Herbert Heinke die Sorgen der Willemerschule.

Die Schule in der Nähe der stark befahrenen Dreieichstraße ist eine der Schulen im Frankfurter Stadtgebiet, deren Schüler die weitesten Wege zu Grünanlagen zurücklegen müssen.

Das sollte jetzt anders werden: Aus dem Programm "Umweltlernen" des Stadtschulamtes wurden 20 000 Mark bereitgestellt. Mit dieser Summe wollten die Eltern und Lehrer zusammen mit den Schülern den Hof in Eigenregie begrünen. Kaum hatten die Eltern in die Hände gespuckt, Pläne gezeichnet und Kontakte zu Baufirmen hergestellt, da gab es unvorhersehbare Schwierigkeiten: Das Geld war zwar zugesagt, konnte aber aufgrund der schlechten Haushaltslage der Stadt noch nicht ausgezahlt werden.

Jetzt fürchtet die Schulgemeinde um die zugesicherten Finanzmittel: Denn wenn das Geld nicht noch in diesem Jahr ausgegeben wird, könnte sich das Stadtschulamt an die Versprechungen nicht mehr gebunden fühlen. "Ohne Baubeginn geschieht einfach nichts, kommt auch kein Geld", meinte Dorothea Gräbner.

Doch weder das Technische Hilfswerk noch die Feuerwehr konnten bei dem Versuch behilflich sein, den Asphalt loszuwerden. Die Eberhard-Borst-Lehrbaustelle führt keine "Tiefbauarbeiten" durch, und unter den Eltern gibt es niemanden, der einen - vom Maschinenverleih ausgeborgten - Bagger bedienen könnte.

Die Zeit drängt: Bald ist Winter, und dann können die notwendigen Arbeiten nicht mehr durchgeführt werden. Wenn der Asphalt nicht wäre, hätte die Gestaltung einer Pergola, einer Spielburg und einer Blumenwiese schon längst beginnen können. Die Vorbereitungen sind schon getroffen: Ein Modell des Schulgeländes im Maßstab 1 : 100 zeigt, wo sich die Kletterrosen und der schnellwachsende Knöterich demnächst an den Stäben eines Gitters emporranken könnten.

Auch über die Installationen tief unter dem Pausenhof wissen die Eltern und Lehrer schon lange Bescheid: Die Pläne der Maingas und der Stadtwerke liegen ihnen vor. Mittlerweile gibt es auch eine Zusage vom Forstamt, Eichenholz zur Verfügung zu stellen, damit die geplanten Hochbeete sauber eingefaßt werden können. Das Gartenamt will den Mutterboden kostenlos aufschütten, und eine Gruppe von Baufachschülern der Philip- Holzmann-Schule hat die Bereitschaft signalisiert, eine Unterrichtseinheit für die Schulhofgestaltung durchzuführen.

"Wir waren uns ganz sicher, daß wir den Hof bis zum Herbst aufhaben", erklärte Dorothea Gräbner, jetzt drohe die Motivation der Schulgemeinde "zusammenzufallen". kan

Es tut mir gar nicht leid

Mit Empörung habe ich den Bericht ", Ekel' brachte Preisnachlaß" in der FR vom 29. 9. 1992 gelesen. Da heißt es: "Urlauber fühlten sich durch Behinderte belästigt." Besondere Empörung löste die Begründung des Urteils aus: Wegen der ständigen Erinnerung an die Möglichkeit menschlichen Leides. Es ist aber so: Immer wieder werden Menschen leiden müssen (auch wenn wir es nicht wollen): C'est la vie.

Tut mir leid, nein: Es tut mir gar nicht leid, daß mein Anblick (ich bin seit mehreren Jahren Rollstuhlfahrer) meine Mitmenschen mit der Tatsache konfrontiert, daß es keine Garantie für ein leidloses Leben gibt.

Dr. Joachim Brenning, Wiesbaden

Im Kampf gegen die Vorurteile Das literarische Mexiko debattiert auf der Buchmesse: Thema Poesie

Nein, es bleibt dabei: "Mexico - un libro abierto" wird auch nach der Buchmesse eine Fiktion bleiben. Fünf Tage lang war in der Kongreßhalle auf dem Messegelände das Podium für mexikanische Romanschriftsteller, Erzähler und Lyriker. Fünf Tage lang haben sie gelesen und gesucht: Nach den Einflüssen der mexikanischen Kultur in ihren Werken. Nicht, weil sie wollten, sondern weil sie sollten: Die deutschen respektive schweizerischen Gesprächsleiter steuerten in ihren Diskussionen immer wieder konsequent auf diese Frage zu.

Die Antworten lauteten immer wieder gleich. "Also nein, ich habe eigentlich beim Schreiben nie an Mexico gedacht," sagte Salvador Elizondo, als es um den Roman ging. "Man muß sich nicht fühlen wie ein mexikanischer Schriftsteller, genausowenig wie man sich als Deutscher als deutscher Schriftsteller fühlen muß," sagte Héctor Manjarrez. Und Fernando del Paso brachte es auf den Punkt: "Wir sind Kosmopoliten von Geburt an." Damit war die Frage vom Tisch. Was soll man auch schon antworten auf solch professoral-beschauliche Fragen.

Allein die Autorin Esther Seligson war anderer Meinung. Sie habe ihren Freiraum als mexikanische Schriftstellerin gewonnen, behauptete sie. Der Ton sei einfach ein anderer. Welch netter Gemeinplatz.

Die Mexikaner wehrten sich gegen die Projektionen der Europäer, die bei lateinamerikanischer Literatur immer das Fremde suchen: Verbrämte Folklore.

Kein Wunder also, daß die sogenannte Literatur des "boom" immer wieder zum Gegenstand der Gespräche wurde. Spanische Verlage waren es, die damals, vor gut fünfzehn Jahren, dafür sorgten, daß Autoren wie Gabriel Garcìa Márquez oder Mario Vargas Llosa in Europa plötzlich berühmt wurden. Ein kommerzielles Phänomen sei das gewesen, auch und zuallererst: Das ist Konsens bei den meisten der Autoren, die in Frankfurt waren.Beim Begriff "Magischer Realismus" werden sie ungehalten: Ein Etikett, daß ihnen nicht gefällt, nicht für ihre und nicht für die Literatur anderer Lateinamerikaner.

Ein einziges Mal war es wirklich interessant. Als der Lyriker David Huerta exakt am 2. Oktober 1992 an den selben Tag vor 24 Jahren erinnerte: Das Massaker der mexikanischen Polizei auf dem Tlatelolco-Platz. Wieviele Studenten an diesem Tag umgebracht wurden, weiß bis heute keiner genau. Daß dieses Ereignis für die mexikanische Gegenwartsliteratur entscheidender war als alle prähispanischen Wurzeln: Das sagt in diesen Tagen keiner so deutlich und eindringlich wie Huerta.

Ansonsten war es wie immer: Geschichten hat man uns vorgelesen, Gedichte auch: Das was man halt so unters Volks bringt. Viel mehr als bei den üblichen Lesungen war es nicht, aber dafür kam es geballter: Dreizehn Autoren, der Power-Pack zum Schwerpunktthema.

Aufgeklappt das Buch, das mexikanische, reingeschaut, sich ein wenig ergötzt an dem, was einem in leicht verdaulichen Häppchen serviert wurde, und weitermarschiert. Hängengeblieben - da muß man kein Prophet sein - ist nichts. Und das offene Buch wird spätestens morgen wieder zugeklappt. Und übermorgen denkt schon keiner mehr dran (Siehe auch Glosse "Mexiko - oh weh!" im Feuilleton). JÖRG RHEINLÄNDER

GOLF MANNSCHAFTS-WELTMEISTERSCHAFT der Amateure in Vancouver/Kanada, Stand nach der dritten Runde (Par 70 auf beiden Plätzen): 1. USA 614 Schläge (206+205+203), 2. Neuseeland 616, 3. Frankreich 630, 4. Australien 631, 5. Großbritannien/Irland 633, 6. Schweden 637, 7. Taiwan 639, 8. Deutschland 643 (213+213+217. - Himmel/Olching 214, Eckhardt/St. Eurach 215, Schapmann/Wuppertal 216, Reiter/Braunschweig 218).

Die Postgebühren sollen im Frühjahr steigen

ptz BONN, 4. September. Die Bundespost baut voraussichtlich im kommenden Frühjahr ihr Tarifsystem im Postdienst grundlegend um. Die Preise für eine Reihe von Leistungen sollen erheblich erhöht werden. Unter anderem steigt das Porto für Postkarten um 20 auf 80 Pfennig. Die Gebühr für den Standardbrief bleibt mit einer Mark unverändert.

Postsprecher Gert Schukies bestätigte am Sonntag entsprechende Pläne des Vorstandes. Die Zustimmung des Aufsichtsrates soll noch in diesem Monat eingeholt werden. Laut Schukies soll die Neuordnung dem Unternehmen zu Mehreinnahmen von 2,6 Milliarden Mark verhelfen. Die Mittel würden benötigt, um die erhebliche Belastung durch Tarifabschlüsse und das Zusammenwachsen der Postbetriebe in Ost- und Westdeutschland aufzufangen. 1991 machte der Postdienst weit über eine Milliarde Mark Verlust, der durch das Schwesterunternehmen Telekom ausgeglichen wurde.

Wie zu erfahren war, will der Postdienst die Palette von derzeit 150 verschiedenen Formaten und Preisen straffen. Bei Briefen sind vier Basisarten geplant, der Standardbrief, der Kompaktbrief, der Großbrief und der Maxibrief.

Bei der SPD gab's nichts zu gewinnen

NIEDERRAD. Eher ein größerer Informationsstand mit Magistrats-Quiz als - wie angekündigt - ein "Fest der Niederräder SPD" erwartete Besucher vergangenes Wochenende am Bruchfeldplatz. Knapp eine Stunde nach offiziellem Festbeginn saßen drei Sozialdemokraten an einem Bierzelttisch und stellten erste Plakatwände auf. Unter ihnen die Ortsbeirätin Johanna Hoffmann, die auf die anderen angekündigten prominenten Sozialdemokraten, Professorin Anita Breithaupt und den stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteher Gerd Reinschmidt wartete.

Etwas später gab es zwar "Zwiwwelkuche" und "Ebbelwei"; doch Feststimmung kam so recht nicht auf. Plakate und Flugzettel sollten vielmehr die vorbeilaufenden Bürger über die "Erfolge des Magistrats" unterrichten: Bei einem sogenannten SPD-Quiz gab es für jeden Geschmack eine Frage, von deren Beantwortung sich die Sozialdemokraten Eigenwerbung versprachen: Wo zuerst Tempo-30-Zonen eingeführt worden wären, oder wieviel neue Kunden der FVV seit der Einführung des "Umwelttickets" dazugewonnen hätte.

Weiter wurde gefragt, wie viele Wohnungen auf dem Schlachthofgelände entstünden, oder wie viele Polizeikräfte zusätzlich durch die City patrouillierten. Es ging um Nachtbus und Frauenpolitik, Grüngürtel und Kinderbetreuung. Einziges Manko bei dem "Quiz": Zu gewinnen gab es nichts. col

Von der Würde

Das ist wirklich unerhört: Da wurde eine Familie in ihrem doch sorgen- und problemfrei zu bleibenden Urlaub mit Behinderten konfrontiert - verhinderte der von ihnen "verursachte Ekel" die "unbeschwerte Einnahme von Mahlzeiten" und erinnerte sie nur allzusehr an die "Möglichkeiten menschlichen Leidens", an die eigene Verletzlichkeit und Endlichkeit.

Tut doch diese Gesellschaft schon so viel für "ihre" Behinderten: Es gibt so schöne Sonder-Kindergärten, Sonder- Schulen, Sonder-Werkstätten, wo sie so gut aufgehoben sind und - vor allen Dingen - uns Nichtbehinderten nicht unter die Augen kommen und unangenehme Gefühle in uns auslösen.

Unser Gewissen kann dann sehr gut durch Spendenaktionen der Art "Aktion Sorgenkind" (die armen behinderten Sorgenkindchen) beruhigt werden. Hauptsache, sie bleiben dort, wo sie so schön betreut werden.

Vergessen wir dabei jedoch, daß gerade die Separierung in die vielen Sondermaßnahmen nicht zur Akzeptanz behinderter Menschen in unserer Gesellschaft beiträgt.

Nur wenn es selbstverständlich wird, daß Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam leben lernen im Kindergarten, in Schule, Beruf und Freizeit, wird der "typischerweise erwartete Urlaubsverlauf" ein solcher sein, in dem man auch mal behinderte Menschen sieht und mit ihnen zusammen ißt.

Das wahrhaft Skandalöse ist dieses Urteil (FR vom 29. 9. 1992 "'Ekel' brachte Preisnachlaß"). Jeglichen Integrations- und Eingliederungsbemühungen zum Trotz geben sich deutsche Richter immer wieder dazu her, den Klagen Nichtbehinderter zu entsprechen, die auf einer Ausgrenzung von Behinderten bestehen und damit die Rechte von Behinderten mit den Füßen treten.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar" - und die Würde des behinderten Menschen?

Monika Scholdei-Klie (2. Vorsitzende "Gemeinsam leben - gemeinsam lernen"), Frankfurt am Main

Bornheims Tempo-30-Zone Rondell als "Herzstück"

BORNHEIM. Wo bislang weiße Farbmarkierungen und sogenannte "Stellvertreter" die Fahrbahn zierten, werden voraussichtlich spätestens zum Jahresende breite Bürgersteige und Bäume das Straßenbild bestimmen. 36 neue Bäume werden im Rahmen der Verkehrsberuhigung in Bornheim gepflanzt.

Das "Herzstück" der ersten Tempo-30-Zonen in Bornheim Mitte, auf dessen Gestaltung der Ortsbeirat 4 besonders stolz ist, wird das Rondell im Bereich zwischen der Würzburger Straße, der Bornheimer Landwehr, der Eichwaldstraße und der Roßdorfer Straße.

Durch den Kreisverkehr wird die Kreuzung beruhigt, die auf dem Schulweg der Linnéschüler liegt und an der es aufgrund der Unübersichtlichkeit in der Vergangenheit immer wieder zu gefährlichen Situationen kam. Nach der Umgestaltung werden die Fahrbahnen an dieser Stelle nur noch 3,50 Meter breit sein. Außerdem soll dort eine Grünfläche angelegt werden.

In den nächsten Wochen werden in Bornheim Mitte folgende Bereiche umgestaltet: Mit Baumpflanzungen und Bordsteinveränderung sollen die Kreuzungen Wiesen- / Petterweilstraße; Petterweil-/Saalburgstraße; Heide-/Wiesenstraße; Freiligrathstraße/ Saalburgallee und Linnéstraße/Bornheimer Landwehr beruhigt werden.

Zusätzlich werden "Kölner Teller" - silberfarbene, etwa sechs Zentimeter hohe Metallnoppen, die im Asphalt fest verankert werden - in den Einmündungen Heidestraße / Saalburgstraße, Bornheimer Landwehr / Wittelsbacherallee / Freiligrathstraße / Linnéstraße / Wittelsbacherallee und Würzburger Straße / Habsburgerallee angebracht.

Ein gänzlich anderes Gesicht bekommt das Gebiet rund um das Bornheimer Uhrtürmchen: Der Bereich Arnsburger/Mainkurstraße wird in dem gleichen Muster wie der Uhrtürmchen-Platz aufgepflastert. Und auch an der Ecke Berger Straße/Habsburgerallee wird die Fahrbahn hochgepflastert. rea

"Geruch von Bevorzugung in der Luft" Zornige Bürger kritisierten den Ausbau einer Verleger-Villa im Holzhausenviertel

NORDEND. "Der Geruch von Bevorzugung eines bekannten Verlegers liegt in der Luft", stellten aufgebrachte Bewohner der Hynspergstraße nach einer halbstündigen Diskussion im Ortsbeirat 3 fest. Die Auskünfte von Denkmalschützer Heinz Schomann, nach welchen Kriterien das Denkmalamt die Baugenehmigung erteilt habe, klangen in den Ohren von Herbert Wiegand "wachsweich", die Antworten seien "völlig unbefriedigend". Vor kurzem hatte Siegfried Unseld, Leiter des Suhrkamp-Verlages, seiner denkmalgeschützten Villa in der Hynspergstraße ein Belvedere - oder auch "Belvedersche", wie die Frankfurter sagen - aufgesetzt (die FR berichtete).

Der Glaskasten, der stilistisch nichts mit den neobarocken Villen zu tun hat, ist den Anwohnern des Holzhausenviertels ein Dorn im Auge. Das "Gerät" sei "häßlich", schimpften sie und ließen sich in ihrem Zorn sogar dazu hinreißen, den Glasaufbau mit einem "KZ-Wachturm" (Herbert Wiegand) zu vergleichen. Ein verbaler Ausrutscher, für den sich Wiegand, dessen Großvater die Villa 1903 gebaut hatte, später entschuldigte.

Es blieb die Frage, warum das Amt für Denkmalschutz dem Belvedere seinen Segen erteilt hat. Schließlich hätte das Denkmalamt bei anderer Gelegenheit, als in der Hynspergstraße eine Gaupe (Dachfenster) ausgebaut werden sollte, sofort sein Veto eingelegt, berichteten die Nachbarn. Der Leiter des Denkmalamtes gab zwar zu, daß "das Ding keinesfalls eine Bereicherung" sei, bestritt aber energisch den Vorwurf, daß die Behörde für den prominenten Verleger einfach mal "beide Augen zugedrückt" habe. "Es war unbekannt, wer der künftige Nutzer und wer der Bauherr ist", sagte Schomann im Ortsbeirat.

Rein rechtlich sei das Verfahren "einwandfrei" verlaufen. Das Denkmalamt habe einen "Abwägungsprozeß formaler Art" vorgenommen, in dem "öffentliches und privates Interesse" einander gegenüber standen - und auf dem Papier sei der Aufbau akzeptabel erschienen, so Schomann. Der Denkmalpfleger räumte aber ein: "Meine Behörde hat nicht das Optimale geleistet."

Den ästhetisch empfindlichen Bewohnern des Holzhausenviertels nutzt das wenig, denn nun ist es da, das "Belvedersche". Immerhin zeichnete sich an dem Abend ein Kompromiß ab: Ein Angestellter des Suhrkamp-Verlages, der Siegfried Unseld vertrat, versicherte, daß der Bauherr selber "sehr erschrocken" über die heftige Reaktion seiner Nachbarn sei. Unseld biete an, zusammen mit den Bewohnern der Hynspergstraße nach einer "verträglicheren Lösung" zu suchen. rea

Ortsbeirat 3 fürchtet Umwandlungswelle

NORDEND. Das Urteil des Bundesgerichtshofes, das die Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen erleichtert, hat jetzt den Ortsbeirat 3 auf den Plan gerufen. Die Stadtteilpolitiker befürchten, daß gerade im Nordend eine "Umwandlungswelle" bevorsteht. Um exakte Zahlen über die Entwicklung im Viertel zu bekommen, hat das Gremium in seiner jüngsten Sitzung einstimmig einem Antrag der SPD-Fraktion zugestimmt, der entsprechende Auskünfte verlangt.

Der Ortsbeirat will wissen, wie viele Altbauten im Nordend in den Jahren 1982 bis 1991 von Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden, und wie die jüngsten Zahlen aussehen. Der Magistrat soll beantworten, wie viele Umwandlungsanträge im ersten Halbjahr 1992, und wie viele seit dem 1. Juli dieses Jahres eingegangen sind. Zusätzlich wird gefragt, wie viele der umgewandelten Wohnungen von den ehemaligen Mietern gekauft wurden. rea

Behindertenforum in Eschborn Diskussion, Fest und Filme

ESCHBORN. Das Eschborner VdK lädt für Freitag, 23. Oktober, und Samstag, 24. Oktober, zum zweiten Eschborner Behindertenforum ein.

Der Film "Mein linker Fuß", der die Geschichte eines körperbehinderten irischen Schriftstellers erzählt, läuft am Freitag ab 20 Uhr im Eschborn K.

Das VDK-Wohnmobil, das auch Rollstuhlfahrern einen Campingurlaub ermöglicht, wird am Samstag ab 14 Uhr vor dem Bürgerzentrum in Niederhöchstadt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wie die Stadt am Taunus behindertenfreundlich gestaltet werden kann, darüber werden Aktive des VdK am Samstag ab 15 Uhr mit Verantwortlichen der Stadt diskutieren. Die Veranstaltung "Leben und Wohnen als Behinderter in Eschborn" im Bürgerzentrum beginnt um 20.15 Uhr. Zur Einstimmung wird ein Videofilm gezeigt, der die Lebenssituation in Eschborn schildert. Zum Abschluß des Behindertenforums feiert der VdK am Samstag abend ab 20 Uhr im Eschborn K. Die "Flying Moskitos" haben sich angekündigt. Sie wollen Jonglage, Artistik und Klamauk zeigen. fw

Aus der Chronik des Kleingärtnervereins "Schönhof" Die "Societät" stand Pate

BOCKENHEIM. Was den Verantwortlichen in der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner und in den Mitgliedsvereinen Kopfzerbrechen bereitet, nämlich die Entsorgungsfrage in den Gartenanlagen, ist für den Kleingärtnerverein "Am Schönhof" kein Thema mehr. Vieles leisteten seine Gartenfreunde in Eigenhilfe: bei der Wasser- und Stromversorgung der gesamten Anlage sowie beim Anschluß an die städtische Kanalisation. So addierte sich die Eigenleistung allein beim Kanalanschluß auf mehr als 1600 Stunden.

Die frühere "Frankfurter Zeitung" stand Pate bei der Vereinsgründung, die am 21. August 1942 von der Betriebsgemeinschaft im Konferenzsaal der Zeitung in der Großen Eschenheimer Straße beschlossen wurde. Anfangs verfügten die Gründer über ein Gelände von 10 000 Quadratmetern Größe mit 33 Dauergärten. Die Namensgebung bereitete den 35 Mitgliedern einige Probleme. Vorgeschlagen war "Kleingärtnerverein Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH der Stadtgruppe Frankfurt am Main der Kleingärtner e. V. im Reichsbund deutscher Kleingärtner e.V.", und so lautete auch der erste Eintrag im Vereinsregister.

Bis zur heutigen Bezeichnung wurde der lange Vereinsname viermal geändert. Von der Gründung bis in die Jahre nach den Zweiten Weltkrieg erfüllten die Kleingärten vor allem eine Funktion der Familienselbsthilfe: Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten bereicherte in Notzeiten den häuslichen Küchenzettel.

Inzwischen stehen andere Ziele im Vordergrund. "Der Kleingarten ist heute für unzählige Menschen aller beruflichen Schichten weniger ein wirtschaftliches Nutzobjekt als vielmehr eine Oase der Erholung und ein Platz der Rückbesinnung auf die Natur", beschreibt Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer die Situation. "Die Kleingärtner leisten zudem in unseren Tagen einen wichtigen umweltpolitischen Beitrag."

Der "Goldjubilar" verfügt heute über 78 Parzellen. In den 50er Jahren begannen die Mitglieder mit Plänen für den Bau eines Vereinshauses, dessen erster Bauabschnitt 1961 fertiggestellt wurde. Bald danach folgte der weitere Ausbau und der Bau eines "Funktionshauses". Benannt wurde das Vereinsheim nach dem damaligen Vorsitzenden Otto Deyhs.

Seit der Jahreshauptversammlung 1988 leitet Hans Handstein den Verein, der in rund vier Jahren mit seinem Vorstand allerlei bewegte: Einbau von Thermo-Fenstern im Vereinshaus, Errichtung eines Lagerraums, Kanalbau mit Anschluß an den Abwasserkanal der Stadt, eine neue Schließanlage für das Gartengelände, Errichtung eines Funktionshauses, Anschluß der neuen Außentoiletten an den Kanal, Wegbefestigung um das Vereinshaus und anderes mehr.

Handstein zur Seite stehen im Jubiläumsjahr 1992 die Vorstandsmitglieder Helmut Schmidt (2. Vorsitzender), Rosemarie Schneider (Schriftführerin), Peter Schulz (1. Kassierer), Horst Schebb (2. Kassierer), Georg Schreiner (Pflanzenschutzwart) sowie die Obleute Reinhard Gutmann, Kurt Hüfner und Walter Stock. dixi

Das ist meine ernste Sorge

Mit seiner anfänglichen Bereitschaft, die Schirmherrschaft für das 50jährige "Jubiläum" der Peenemünder "V 2-Schützengesellschaft" zu übernehmen, hat Herr Riedl der allmählichen Wiedergeburt verflossener Nazi-Herrlichkeit Vorschub geleistet (FR vom 30. 9. 1992 "Lobbyist von hohem Rang".

Welches Bewußtsein muß eigentlich einem Menschen innewohnen, der nichts dabei findet, daß der Jahrestag des ersten Abschusses einer Vernichtungsrakete auf das Territorium eines Nachbarstaates, in Szene gesetzt von einem auf deutschem Boden herrschenden Verbrecher-Regime, feierlich begangen werden soll? Wegen dieser V-2-Vergangenheit und einer ganzen Reihe ähnlicher Untaten sollten wir Deutschen eigentlich in sämtliche verfügbaren Mauselöcher kriechen - doch weit gefehlt.

Herr Riedl und Konsorten glauben, daß inzwischen die Zeit wieder reif ist für ein Anknüpfen an vergangene Nazi-Untaten. Der ganze Nazi-Staat, die Juden- und Fremdenverfolgungen, der Zweite Weltkrieg und und und . . . waren eine Kette von Untaten und Unmenschlichkeiten. Solange Leute vom Schlage eines Riedl in hohen Staatsämtern bei uns sitzen, muß man sich in der Tat fragen, ob es sich bei der BRD um einen demokratischen Rechtsstaat handelt.

Allen, die Verbrechen unserer jüngsten Vergangenheit wieder feiern wollen, allen, die glauben, etwas zum Wohle Deutschlands zu tun, wenn sie Ausländer drangsalieren oder gar massakrieren, allen, die dazu noch Beifall klatschen - aber auch allen, die zu alledem schweigen, sei gesagt: Wenn wir auf diesem Wege weitergehen, landen wir alsbald wieder in einem Staatswesen, das dem verbrecherischen Hitlerregime in nichts nachsteht.

Das ist seit geraumer Zeit meine ernste Sorge.

(Name und Anschrift des Briefschreibers sind der Redaktion bekannt.) Red.

Das Wetter

Wetterlage Zwischen einem umfangreichen Tief vor Korsika und einer von Rußland über Skandinavien zum Seegebiet südlich von Island reichenden Hochdruckzone wird mit einer starken östlichen Strömung in Bodennähe Kaltluft nach Deutschland geführt. In der Höhe aufgleitende Warmluft führt zu unbeständigem Wetter.

Vorhersage bis Dienstag früh Im Küstengebiet anfangs noch aufgeheitert, später auch hier stark bewölkt bis bedeckt und zeitweise leichter Regen. Höchsttemperaturen zwischen 10 und 15 Grad. Tiefstwerte nachts um 9 Grad. Mäßiger bis frischer, zum Teil starker Wind um Nordost. Weitere Aussichten Im Südosten gelegentlich aufgeheitert und wärmer, sonst keine wesentliche Änderung. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

Gewitter 15 Amsterdam

leicht bewölkt 15 Barcelona

stark bewölkt 18 Bordeaux

wolkig 16 Brüssel

leicht bewölkt 14 Budapest

leicht bewölkt 16 Helsinki

wolkig 10 Innsbruck

stark bewölkt 14 Istanbul

leicht bewölkt 23 Kairo

leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 27 Las Palmas

leicht bewölkt 23 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

Regen 12 London

stark bewölkt 15 Madrid

leicht bewölkt 17 Malaga

leicht bewölkt 23 Mallorca

wolkig 16 Moskau

bedeckt 6 Nizza

Regen 16 Paris

stark bewölkt 11 St. Petersburg

stark bewölkt 7 Stockholm

stark bewölkt 11 Varna

stark bewölkt 20 Warschau

leicht bewölkt 12 Wien

stark bewölkt 17 Zürich

bedeckt 13

Deutschland

Berlin

wolkenlos 14 Dresden

leicht bewölkt 13 Feldberg/Ts.

wolkig 10 Feldberg/Schw.

in Wolken 5 Frankfurt/M.

wolkig 17 Garmisch

bedeckt 13 Hamburg

leicht bewölkt 14 Köln/Bonn

leicht bewölkt 18 Leipzig

leicht bewölkt 13 München

stark bewölkt 14 Norderney

leicht bewölkt 14 Rostock

leicht bewölkt 13 Sylt

wolkig 12 Zugspitze

in Wolken -1

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11-58 12 42

(Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.32 Uhr Sonnenuntergang 17.55 Uhr Mondaufgang 15.13 Uhr Monduntergang 0.47 Uhr

Vierfacher Triumph für RSG

Gleich die vier ersten Plätze belegten beim Rundstreckenrennen in der Marktstadt Schotten die Fahrer der RSG Wiesbaden. Dabei hatten Thorsten Fischer und Matthias Sterly das Feld auf dem 1,2 km langen Kurs überrundet und die 72 km in 1:55:45 Stunden zurückgelegt. Frank Egner und Jürgen Rodenbeck holten Platz drei und vier vor dem Geraer Moraner. Martin Fischer (MRW Frankfurt) wurde Achter. Auch im Jugendrennen überrundete Boris Müller die Konkurrenz und siegte nach 1:02:41 Stunden vor dem Bad Homburger Eberle und Weil aus Oppershofen. Boe

Jung verteilte Komplimente Aufsteigerserie gerissen / Neukirchen - RW Frankfurt 1:3 (0:1)

Die Gäste waren rundherum zufrieden. Spielausschußvorsitzender Schimmel lobte "den tollen Empfang" und "die tolle Atmosphäre" in der Knüllkampfbahn und Frankfurts Trainer Jung seine Mannschaft, der er nach den vielen Ernüchterungen im bisherigen Verlauf der Runde das bisher beste Saisonspiel bescheinigte. "Wir sind im Kommen", sagte er angesichts der Erfolgsserie von zuletzt hintereinander erzielten 8:2-Punkten, wollte das aber bei allem Ehrgeiz nicht als Kampfansage an den souveränen Spitzenreiter Offenbach gewertet sehen: "Die Chance auf den Titel haben wir wohl schon verspielt."

Ohne derlei Ambitionen spielt sich's scheinbar befreiter. Denn spätestens nach dem zu diesem Zeitpunkt noch etwas glücklichen Führungstor durch Schneidt offenbarten die "Roten" einen Siegeswillen, den ihr Trainer und das Umfeld vorher oft so schmerzlich vermißt hatten. Diesmal gab es jedenfalls keinerlei Gründe zum Hadern über eine dürftige Vorstellung. Statt sich auf dem knappen Vorsprung auszuruhen, setzten die Gäste energisch nach und hatten gegen einen ersatzgeschwächten Gegner schließlich nur noch wenig Widerstand zu brechen.

Die von Libero Hoßmang dirigierte Abwehr gewann fast jedes Kopfballduell, Pistauer, Wöber und Kraaz setzten im Mittelfeld die Akzente, und der zuvor häufig getadelte Stürmer Roth war ein dauernder Gefahrenherd im gegnerischen Strafraum. Die entscheidenden Treffer besorgten schließlich Pistauer und Kunz mit einem Doppelschlag nach einer Stunde.

Der bisher zu Hause noch ungeschlagene Aufsteiger Neukirchen war damit geschlagen. Trotzdem gingen beide Mannschaften weiterhin mit viel Engagement und Spielfreude zur Sache. Da verhinderte Torwart Ernst auf seiten der Platzherren bei guten Möglichkeiten für Schneidt (80.) und Brunetti (85.) eine noch höhere Niederlage. Dann gelang Meckbach kurz vor dem Abpfiff der Gegentreffer.

Der juckte den Sieger jedoch wenig. "Wir haben endlich auch mal auswärts voll auf Sieg gespielt", freute sich Trainer Jung und strebt nun statt der Meisterschaft "eine Serie" an. Sein Kollege Semlitsch dachte derweil schon an das nächste Auswärtsspiel in Bad Vilbel. Nachdem es zu Hause die ersten Minuszähler in der bis dahin stolzen Heimbilanz von 10:0 Punkten zu verbuchen gab, hofft er nun, daß auch die negative Auswärtsserie von 0:10 Punkten reißt. RALF OHM

Neukirchen: Ernst; Winkler, Englert, Stuckhardt, Schmier, Müller (46. Schneider), Sicaja, Rickert, Münn, Wendler, Meckbach.

Frankfurt: Wimmer, Hoßmang, Schur, Dahl, Klepper, Kraaz, Pistauer, Wöber (81. Brunetti), Kunz (76. Guerrera), Roth, Schneidt.

Schiedsrichter: Wüst (Griesheim).

Tore: 0:1 Schneidt (38.), 0:2 Pistauer (60.), 0:3 Kunz (61.), 1:3 Meckbach (89.).

Zuschauer: 1100.

Betrunkener rammte Polizei und flüchtete

FRIEDBERG. Samstag: Kurz vor zwei Uhr nachts krachte ein betrunkener Autofahrer gegen einen Funkstreifenwagen. Der Polizeiwagen hatte auf der B 455 zwischen Rosbach und Friedberg mit eingeschaltetem Blau- und Standlicht eine Unfallstelle abgesichert. Zwei Polizisten wurden beim Aufprall verletzt. Dennoch verfolgten sie den flüchtenden Unfallfahrer und stellten ihn. Er mußte seinen Führerschein abgeben. nes

Hirsch wurde angefahren und verschwand verletzt

GLASHÜTTEN. Ein Hirsch lief am Sonntag um 12 Uhr einem Auto vor die Räder: Der Fahrer konnte auf der Straße zum Feldberg zwischen Eselsheck und Rotem Kreuz nicht mehr rechtzeitig bremsen. Das verletzte Tier verschwand im Wald. s

Das Balkan-Morden und die Intellektuellen Schriftsteller als Kollaborateure und Kriegshetzer: Ost/West-Treffpunkt der Buchmesse

FRANKFURT A. M. Gegen die handelsübliche Selbstgerechtigkeit setzte Freimut Duve (früher Rowohlt, längst MdB), daß es eine "Position der absoluten Schuldlosigkeit" nicht mehr gebe, daß sich also die Intellektuellen nicht mehr wie in Zeiten des Kalten Krieges "auf den moralischen Olymp der Absolutheit schwingen" sollten. Aus naheliegenden Erkenntnissen hatte Micha Brumlik beispielsweise den friedensbewegten Befürwortern eines Embargos einen logischen Widerspruch vorgehalten: "Eins ist klar, wenn man es mit einem Embargo ernst meint, dann muß man es auch militärisch absichern."

Das hatte er allerdings schon beim Krieg vom vergangenen Jahr, dem am Golf, angemerkt. Wie aber sollte es damit bei dem andauernden Krieg, dem viel näheren, gehalten werden? Brumlik, der Erziehungswissenschaftler und Linke, blieb Antworten schuldig. Er sollte beim Ost/ West-Treffpunkt auf der Buchmesse eine Diskussion "über den Krieg auf dem Balkan und die Rolle der Intellektuellen" leiten und blieb einfach weg.

In der darum sprunghaften, etwas schrillen, aber recht aufschlußreichen Veranstaltung erzählte Jugoslawien-Experte Sven Mönnesland von einer Uni-Diskussion unter mehrheitlich linken Studenten in seiner norwegischen Heimat: Am Ende sollten zwei Resolutionen, eine über Rassismus in Deutschland und eine über "ethnische Säuberungen" in Bosnien, verabschiedet werden. Die erste sei glatt durchgegangen, die zweite habe keine Mehrheit gefunden. Die Studenten hätten die Verbindungen zwischen beiden Themen nicht erkannt, sagte Mönnesland. Und: "In den letzten zwei Jahren habe ich mehr über mein eigenes Land gelernt als über Jugoslawien."

Drago Jancar, Roman- und Essay-Autor aus Slowenien, beklagte - das war für ihn wohl die zurückhaltendste Formulierung - "Äquidistanz" europäischer Intellektueller wie György Konrad oder Hans Magnus Enzensberger gegenüber den Kriegsparteien. Er erinnerte daran, daß, was heute passiert, schon viel früher angekündigt worden ist. Er erinnerte an eine Auseinandersetzung zwischen dem serbischen und dem slowenischen Schriftstellerverband wegen des Kosovo schon vor fünf Jahren; ein Treffen zwischen den beiden Verbänden habe mit dem serbischen Schlußwort geendet: "Meine Herren, wir befinden uns im Krieg." Jancar beschrieb den Weg von der unangemessenen, überharten Sprache über das Klima der Gewalttätigkeit bis hin zu dem Wahnsinn in den Köpfen von Intellektuellen, etwa die Auslöschung von Vukovar gutzuheißen.

In dem Zusammenhang zwischen Sprache und der Realität des nahen europäischen Krieges hat Nenad Popovic, Verleger und Autor aus Zagreb, eine "letale linguistische Frage" ausgemacht. Die Sprachregelung, es gehe um eine "ethnische Auseinandersetzung", sei ungeheuerlich und beleidigend; sie beinhalte eine "Exotisierung": als seien da Stämme zugange, die den einen vernünftigen Staat Jugoslawien nicht mehr ausgehalten und damit der jugoslawischen Armee die Gelegenheit gegeben hätten, als "nichtethnische Kraft" aufzutreten. Für Nenad Popovic ein tödlicher, ein raffinierter Vorgang. Was aber ist es tatsächlich für ein Krieg? Der einer Interessengruppe.

Militärs kämpfen gegen die Demokratie "um ihren Job, ihre Sozialversicherung, all ihre elitären Privilegien". Und sie finden "Verbündete unter den schrecklichsten Politikern und den schrecklichsten Schriftstellern." Mit Verhetzung wird die Bevölkerung in den Krieg gehetzt, mit allen Mitteln der Manipulation, der Lüge.

Ist das also die Rolle der Intellektuellen: dem Mißbrauch der Sprache, der Bilder und überhaupt der Geschichte entgegenzutreten? Sollen sie das Gewissen der Politiker schärfen oder bilden, gar Ersatzpolitiker werden, wenn die Profis wie jetzt nicht weiterwissen? Eine moralische Instanz quasi als Haftpflichtversicherung der Politik?

Gegen Kollaboration und Schweigen trat Annie Lebrun, Essayistin und de-Sade-Biographin aus Paris, mit einem gewaltigen Zorn auf, den man der hervorragenden Jugoslawien-Kennerin, einer zarten Person, gar nicht zugetraut hätte. Der intellektuelle "Komfort" werde mit Blut erkauft: "Wie viele Menschen hätten überlebt, wenn die Intelligenz von Anfang an Druck auf die Regierenden gemacht hätte, um diese Konfrontation zu verhindern?" Eine Intelligenz, die sich von Tag zu Tag stärker diskreditiere. Annie Lebrun urteilte: "Ein Intellektueller, der nicht revoltiert, ist keiner."

Im Blick die vielen, die nicht revoltieren, sondern die mit- und sich unheilvoll dienstbar machen, kam Drago Jancar zu einem entgegengesetzten Schluß: Es sei nicht das Problem, daß die Intellektuellen schwiegen, sondern daß sie "zu oft und zu laut" redeten. Sie hätten in diesem Jahrhundert, das die Welt "in fürchterlichem Zustand" sehe, schon zu viel angerichtet. In der Tat sind in diesem Krieg in den verschiedenen Regionen des ehemaligen Jugoslawien fiebrige Apologeten der Gewalt aufgetreten, von denen derlei Texte vorher nicht zu erwarten gewesen waren.

Das gilt überhaupt nicht für Dragan Velikic, der aus Belgrad mit einiger Mühe zum Ost/West-Treffpunkt nach Frankfurt kommen konnte. Den Schutzzaun seiner Überzeugung, daß für den Künstler die "Kindheit das einzige Vaterland" sei, hat der in Kroatien aufgewachsene Serbe hinter sich gelassen und exponiert sich nun mutig, wie von Kennern der Situation versichert wird, mit einer regelmäßigen Kolumne gegen den Krieg. Er, der wieder die kulturelle Vielfalt Jugoslawiens pries, sagte, er wolle sich nicht hinter kultivierten, ausgeklügelten Worten verstecken. Grundsätzlich allerdings will er, wie er schrieb, nicht akzeptieren, daß die "Musen" in Kriegszeiten zu schweigen hätten. "Obwohl ich nicht schreibe - und wer weiß, wann ich wieder eine neue Geschichte oder einen neuen Roman beginne -, Gott Mars werde ich niemals dienen", verspricht Dragan Velikic.

Die Schwierigkeit, die Rolle der Intellektuellen beim Balkan-Krieg zu definieren, scheint keine spezifische Ohnmacht und Hilflosigkeit zu sein. Was aber wohl hinzukommt, ist die Enttäuschung über das Scheitern eines Landes, von dessen gesellschaftlichem Versuch, wo von Wissenschaft, insbesondere Philosophie viel Anregung und Hoffnung ausgegangen war. Obwohl zu diesem Land intensive Kontakte bestanden, waren die Vorboten der Katastrophe nicht wahrgenommen oder verdrängt worden.

Annie Lebrun ging noch einen Schritt weiter: Die französische, überhaupt die europäische Linke habe vierzig Jahre gegen den Faschismus demonstriert, aber "sie hat sich als unfähig erwiesen, ihn zu erkennen, als er vor ihren Augen aufkam." Als man die Zersplitterung Jugoslawiens habe bekämpfen wollen, habe man nicht gesehen, daß man ein "faschistisches Regime" unterstütze. "Noch viel skandalöser" als die deutsche Politik fand sie die französische, die nur aus "Schaumschlägerei, begleitet von humanitärer Heuchelei", bestehe.

Für die "Untätigkeit der Politiker" (Nenad Popovic) mußte dann Freimut Duve geradestehen. Er tat dies mit Unbehagen und dem (unterschiedlich aufgenommenen) Eingeständnis der Unsicherheit. Für sich jedenfalls nahm der SPD-Politiker in Anspruch, sehr früh schon auf den "Völkermord" hingewiesen und sich mit allen Zweifeln für die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens eingesetzt zu haben. "Persönlich", Duve wiederholte dies, "persönlich bin ich der Meinung, daß Europa in der Lage sein müßte, den dreifachen Mitteln eines Genozids auch militärisch zu begegnen." Er meinte damit die Tieffliegerangriffe, die Einkesselung von Städten und Dörfern und schließlich das, was Tschetniks in Gemeinden und Lagern täten.

PS: Ersatzmoderator Gerd Koenen berichtete, Micha Brumlik sei - an diesem Tag der deutschen Einheit - morgens auf der Demo gegen Fremdenhaß gewesen. Auch da - natürlich - eine Rolle für Intellektuelle. Harte, trübe Zeiten nicht nur für sie. ROMAN ARENS

Briefe werden den Trennungsschmerz lindern

BÜDINGEN. 44 Jungen und Mädchen aus der französischen Partnerstadt Loudeac sind zum Wochenende nach zwei Wochen in Büdingen wieder heimgereist. Sie waren zu Gast bei Gleichaltrigen aus der Mittelpunktschule und dem Wolfgang-Ernst-Gymnasium, meldet der Lehrer Dr. Volkmar Stein.

Viele Tränen seien beim Abschied geflossen. "Die kommenden Briefwechsel werden den Trennungsschmerz ein wenig lindern". Die jungen Bretonen hatten auch das Frankfurter Goethehaus, den Hessenpark, das Homburger Schloß, den Rhein und die Solmser Eisenerzgrube besichtigt.

Abseits des offiziellen Programms habe sich die Freundschaft zwischen jungen Deutschen und Franzosen verfestigt, so Dr. Stein. Beim Alltag in den Gastfamilien und Schulen sei wieder offenbar geworden, "daß sich Probleme und Wünsche diesseits und jenseits des Rheins kaum unterscheiden". nes

Es tobt neben dem wirklichen ein Krieg der Symbole und Buchstaben - "BH" gegen "HB". Die Armee von Bosnien-Herzegowina (BH) steht neben der von Herzeg Bosna (HB). Völkerrechtlich ein Unikum. Von keiner Regierung der Welt anerkannt, bedeutet dieses Staatlein eine Bedrohung für die Muslime.

Nachkrieg, Kapitalismus und Pluralismus Ein Galerienrundgang durch die Kunstszene im Frankfurter Westend

Wer durch das Westend flaniert, der kann auf seiner Promenade auf eine der zahlreichen Galerien dort stoßen. Das Ausstellungsangebot bietet sowohl für den Kunstkäufer als auch den interessierten Laien Reichliches. Schwerpunkt im Galerienprogramm ist derzeit die deutsche Nachkriegsmalerei der fünfziger und sechziger Jahre. Die vor zwei Jahren eröffnete und in Universitätsnähe gelegene Galerie Wolfhard Viertel zeigt frühe informelle Arbeiten des Düsseldorfer Künstlers Winfried Gaul, der sich in den sechziger Jahren zunehmend der Pop Art und den plakativen Darstellungen von Verkehrszeichen zuwandte. Ein Gegengewicht zu den expressiv dynamischen Arbeiten Gauls bilden die lyrisch abstrakten Naturdarstellungen eines anderen informellen Künstlers: Eugen Batz, Meisterschüler Paul Klees am Bauhaus und seit dreißig Jahren beständig als Entdeckung gefeiert, ist einer der Stillen unter den Kunstschaffenden. Die Galerie Ostertag bietet mit Aquarellen aus den Jahren 1959 - 1962 die seltene Möglichkeit einer Werkschau des sensiblen Koloristen.

In Rückbesinnung auf das Ausdrucksvermögen traditioneller Kunsttechniken wurde der Holzschnitt Anfang der achziger Jahre durch die Neuen Wilden wiederbelebt. Seitdem gehört er fest zum Ausdrucksvokabular deutscher Gegenwartskunst. Anlaß für das Graphische Kunstkabinett, seiner Entwicklung von 1950 bis heute nachzuspüren. Neben Farbholzschnitten unter anderem von Hann Trier und Gerhard Altenbourg werden mit Nagelbildern von Guenther Uecker und Kalligraphischem von Hans Hartung auch echte Raritäten vorgestellt.

Im Jahre 1964 fand in Rene Blocks Düsseldorfer Galerie die Ausstellung Kapitalistischer Realismus mit Künstlern statt, die sich als deutsche Antwort auf die amerikanische Pop Art ausdrücklich von der bisher dominierenden abstrakt- amorphen Gestik der informellen Malerei abzusetzen suchten. In realistischer Gegenständlichkeit setzten sie sich mit der konsumgeprägten, trivialen Alltagswelt der modernen Massengesellschaft auseinander: Graphiken von Peter Brehmer, Gerhard Richter, Wolf Vostell und Sigmar Polke zeigt die Galerie Slutzky.

Was gibt es nun Neues an aktueller Malerei im Westend? Pluralismus ist angesagt. Mit "Neuen Bildern" sind die Figurativen Rainer Wölzl und Friedemann Hahn in den Galerien Hilger und Rothe präsent. Wölzls aus monochromem Schwarz herausgearbeiteten, schemenhafte Torsi bilden in ihrer äußersten Reduktion einen reizvollen Gegenpol zu den plakativen Arbeiten Hahns, dessen Sujets wesentlich durch die Dynamik der Farbe und den malerischen Impetus dominiert werden. Ganz in der Nähe der Westend Galerie, in der Mario Morontis dynamische "Farbgewitter" Bilder zu sehen sind, ist ein anderer Abstrakter zu Gast. Altmeister Sam Francis, der bereits in den fünfziger Jahren mit seinen "Drip- Paintings" amerikanische Malereigeschichte schrieb, ist mit Bildern und Radierungen verschiedener Werkphasen in der Galerie Wild vertreten. Die Ausstellung gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die große Retrospektive 1993 aus Anlaß des 70. Geburtstages des Künstlers in der Bonner Bundeskunsthalle.

Bleibt anzumerken, daß bei so hochwertigem Kunstangebot die Freude des Westend-Spaziergängers nur durch eine Tatsache getrübt wird: sonntags sind die Galerien auch weiterhin geschlossen. (Ostertag bis 31.10. Hilger bis 31.10. Rothe bis Ende Oktober. Viertel bis 6.11. Graph. Kab. bis 7.11. Wild bis 14.11. Slutzky bis 25.11.)

MARTINA DILLMANN

"Wir sind drei Wochen im Wald herumgeirrt, haben uns nur von Wurzeln ernährt, dann mußten wir uns den Tschetniks ergeben. Ich kann nichts mehr von Politik hören." Die Frau aus Gacko schreit und kreuzt die Arme über dem Kopf. Sie weint, wie viele Menschen hier schnell weinen.

Aus dem Ortsbeirat 2 Breiter Bürgersteig statt breiter Straße

WESTEND/GALLUS. Die rechte Fahrspur auf der Hohenstaufenstraße soll verschwinden. Statt dessen soll zwischen Ludwigstraße und Friedrich-Ebert-Anlage der Bürgersteig um mindestens einen Meter verbreitert und ein Fahrradstreifen angelegt werden. Das hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) auf Antrag von SPD und Grünen jetzt dem eigentlich für dieses Viertel zuständigen Ortsbeirat 1 vorgeschlagen. Weiter regte der Ortsbeirat 2 an, die Kreuzung Hohenstaufenstraße/Friedrich-Ebert-Anlage für Fußgänger sicherer zu machen.

Bereits bei einer Ortsbesichtigung Anfang September war der Schulwegekommission und Mitgliedern des Ortsbeirats 2 die Gefahrenstelle aufgefallen. Derzeit drängten sich vor Schulbeginn und nach Schulende an der nahen Falkschule so viel Personen, daß die Gefahr, von einem Auto erfaßt zu werden, sehr groß sei. Die Autos würden die vier Fahrspuren an dieser Stelle nicht benötigen. Kinder müssen die Kreuzung Hohenstaufenstraße/Friedrich-Ebert-Anlage auf ihrem Weg zur Elsa-Brandström-Schule überqueren. "Der Schulweg ist in einem Zustand", kritisiert der Ortsbeirat, "der nur als äußerst gefährlich bezeichnet werden kann."

Durch Bauarbeiten an der neuen U-Bahn- Linie habe sich die Situation noch zugespitzt. Darum fordert der Ortsbeirat 2, daß die Fußgängerinsel auf der Friedrich- Ebert-Anlage verbreitert wird. mic

Radikalkomisch Werner Schwabs "Präsidentinnen" im Kammerspiel

FRANKFURT A. M. Nach dem Ruhestand. Eine österreichische Wohnküche, drei Frauen aus kleinstbürgerlichem Milieu empfangen den päpstlichen Segen für die Stadt und den Erdkreis, jede von ihnen soll an diesem Abend noch nach ihrer Fasson selig werden. Erna, die frömmelnde Mindestpensionistin, trägt eine kuriose Pelzhaube, die sie bei der Mülldeponie "aufgefunden" hat und schwärmt vom braven Fleischermeister Wottila, dem die Jungfrau Maria erschienen ist. Grete, mitleiderregend geschmacklos ausstaffierte Pensionistin, dient eine Perücke zum Kopfschmuck. Zwei gescheiterte Ehen haben ihr die Frohnatur immerhin nicht gänzlich austreiben können, sie gibt die Losung aus: "Man muß die Wörter sprechen wie sie heraus wollen und die Feste feiern wie sie herunterfallen." Deutlich jünger schließlich die Mariedl. Sie hält mehr auf die inneren Werte, was bei ihrer Lieblingsbeschäftigung nicht Wunder nimmt - "das Klo muß erst verstopft werden, das der Mariedl widerstehen kann." Ihr Stolz gründet darauf, daß sie für diese Praxis nicht eben reiner Nächstenliebe keine Gummihandschuhe benötigt.

Zum Saisonauftakt hat sich das Frankfurter Schauspiel eines der "Fäkaliendramen" des jungen österreichischen Autors Werner Schwab ausgesucht. Die Provokation hält sich in Grenzen, keiner verläßt den Saal. Schwab ist, um es in seiner Wörtlichkeit zu sagen, unser "zeitgenossenschaftlicher Jungmensch" des Jahres - für das um Nachwuchsautoren so bemühte deutschsprachige Theater zumindest. Das Personal seiner inzwischen zahlreichen, vielgespielten Stücke wird aus dem sozialen Milieu abgeholt und findet in Schwabs Kunstidiom eine neue Heimat.

Dies sogenannte "Schwabisch" ist Markenzeichen (und Masche). Sprachliche Deformation ohne Spiegelungsfunktion wie noch bei Kroetz, statt dessen freiwillig komisch, eine auf Effekt bedachte Mischung aus wohlkalkulierten Feldern, stilsicheren Blüten und harmlosem Pathos: "Mit festen Füßen muß man der Wahrheit in die Augen schauen, auch wenn die Füße geschwollen sind." Schwab inszeniert in den Texten seine Sprache, dabei überwiegt in den "Präsidentinnen" eine hilflos würdige Geschraubtheit, die laut Regieanweisung als "Arbeit" und "Anstrengung" spürbar werden soll. Von dieser Mühe ist in Frankfurt dank der glänzenden Spiellaune der Darstellerinnen wenig geblieben. Regisseur Anselm Weber läß "Radikalkomödie" spielen, daß einem oft das genauere Hinhören auf die Feinheiten dieser manieristisch überbordenden Sprachgroteske vergeht.

Im zweiten Teil, der Fernseher strahlt den Pausenton, gehen die drei Damen mit ihrem Gemeinschaftstraum, dem imaginierten Besuch eines Volksfestes, auf Sendung, fallen sich beim sprachlichen und gestischen Ausagieren ihrer je eigenen Lustbarkeit wie Kinder ins Wort. Die fromme Erna kommt dem Fleischer Wottila und damit dem Verheerenden der Geschlechtlichkeit durch den Genuß etlicher Selchfleischbrötchen ganz behutsam näher. Eleonore Zetzsche knottert diese Gestalt auf das hohe Niveau einer Bernhardschen Monomanin, während der anstrengende Kampf der Grete zwischen Koketterie und versorglicher Tugend - ein fescher Tubabläser muß auf Distanz gehalten werden - sich in Ingeborg Engelmanns Mimik widerspiegelt.

Judith Engel darf wieder eine heilige Jungfrau, schließlich gar Märtyrerin spielen. Eine schelmisch-raffinierte diesmal, die aus der Reserve ihrer scheinbaren Idiotie die Seifenblasen der anderen platzen läßt, was diese ihr verübeln. Ihre "Notschlachtung" am Schluß kommt bei Schwab nicht unerwartet, aber mit seinen Stücken, das lehrt die gelungene Frankfurter Inszenierung, kann man es auch so machen. MICHAEL GRUS

Schulamt: "Unzumutbar" Wieviel Unterricht fällt denn nun aus?

FRANKFURT-WEST. Das Staatliche Schulamt kann nicht angeben, wieviel Unterrichtsstunden an den Schulen im Ortsbezirk 2 ausgefallen sind. Eine entsprechende Auskunft sei in diesem Umfang nicht "zumutbar", teilte das Staatliche Schulamt dem Magistrat mit.

Bereits im vergangenen November hatte der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) wissen wollen, wie die Schulen mit Lehrern versorgt sind. Im Februar diesen Jahres hatten die Stadtverordneten einen Katalog mit neun Fragen erstellt. In welchem Ausmaß Fachunterricht fachfremd erteilt werden müsse, wollten die Politiker unter anderem wissen, und was getan werden solle, um Krankheiten und Schwangerschaften von Lehrerinnen nicht weiterhin "wie natürliche Katastrophen zu behandeln".

Das Staatliche Schulamt antwortete lakonisch: Die staatliche Schulverwaltung des Landes Hessen stelle eine pädagogischen Maßstäben genügende Lehrerversorgung sicher "nach den Vorgaben der vom Hessischen Landtag im Landeshaushaltsgesetz beschlossenen Finanzmittel." Die Formelsprache meint: Die Schüler werden von Vertretungskräften unterrichtet, solange das Geld halt reicht.

Das Staatliche Schulamt hat nach Auskunft des Dezernats Schule und Bildung vorsprochen, die Fragen der Stadtverordneten an das Kultusministerium weiterzureichen. mic

Freie Fahrt für Radfahrer Ortsbeirat 2 will die Lücke nun schließen

BOCKENHEIM. Freie Fahrt für Radfahrer auf der Schloßstraße fordert der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend). Heute endet der Radfahrstreifen an der Friesengasse und beginnt erst wieder auf der Breitenbachbrücke. Die Lücke soll nun geschlossen werden. Der gemeinsame Antrag der Fraktionen von SPD, CDU und Grünen wurde einstimmig verabschiedet.

Der Radfahrstreifen auf der Schloßstraße war Anfang des Jahres eingerichtet worden. Warum eine Lücke gelassen wurde an der Kreuzung zur Rödelheimer Straße? Gert Stahnke von der Straßenverkehrsbehörde im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau: "Wir hätten den Anschluß an die Breitenbachbrücke erst umbauen müssen." Zudem seien die Ämter überzeugt gewesen, daß für einen Radfahrstreifen an dieser Stelle eine Spur für die Autos hätte gestrichen werden müssen. Dies sei jedoch nicht möglich, für den Autoverkehr würden zwei Spuren benötigt.

Nach Ansicht der Stadtteil-Politiker hat jedoch ein Radfahrstreifen Platz, ohne daß eine Spur aufgegeben werden muß. Die Straßenverkehrsbehörde will das überprüfen. mic

Im Blickpunkt: Auflösung der CSFR Schwerer Abschied

Den gemeinhin selbstbewußten tschechischen Regierungschef Vaclav Klaus konnte man am Wochenende bei seinen Medienauftritten förmlich mit den Zähnen knirschen hören. Zum Ärger hat Klaus allen Grund. Der siegesgewohnte Politiker hat mit dem Scheitern des Gesetzes zur Auflösung der CSFR im Bundesparlament am Freitag eine Niederlage einstecken müssen, die ihm in seinem Bemühen um die Ungebundenheit tschechischer Politik noch viel Kopfzerbrechen bereiten wird. Dagegen ist der slowakische Premier Vladimir Meciar seinem Ziel einer losen Konföderation ein gutes Stück näher gerückt, nachdem das Bundesparlament eine Kommission zur Vorbereitung einer tschecho-slowakischen Union eingesetzt hat. Auch von den seiner Politik nahestehenden Prager Blättern mußte sich Klaus fragen lassen, ob er nicht vor allem Grund zum Ärger über sich selbst habe. Als "schwerer politischer Fehler" wurde ihm angekreidet, daß er seine Bürgerlich-Demokratische Partei ODS im Vorfeld der Abstimmung über das Auflösungsgesetz nicht auf Kompromißkurs gebracht habe. Denn angesichts der notwendigen Drei-Fünftel-Mehrheit für verfassungsändernde Gesetze war klar, daß die CSFR-Regierungskoalition der ODS und der Bewegung für eine Demokratische Slowakei HZDS den Weg zur Teilung der CSFR nicht alleine würden bestimmen können.

Schlauer war da der slowakische Premier Meciar vorgegangen. Seit Wochen hatte er Gespräche auch mit der tschechischen Opposition geführt. So war es keine Überraschung, daß der sozialdemokratische Vorschlag zur Einsetzung der Unions-Kommission nur angenommen werden konnte, weil auch ein Teil der HZDS-Abgeordneten dafür stimmte. Von seiten der tschechischen Regierungskoalition wurde daraufhin der HZDS vorgeworfen, damit habe sie die gemeinsamen Vereinbarungen gebrochen. Mit zufriedenem Lächeln wies CSFR-Parlamentspräsident Michal Kovac diese Beschuldigungen zurück. Zur Lösung der anstehenden Fragen reichten die Vereinbarungen der Mehrheitsparteien in den beiden Republiken eben nicht aus. Dazu sei nun einmal die Zustimmung eines breiteren politischen Spektrums notwendig, belehrte der Statthalter und das Sprachrohr der HZDS die Kritiker - wohl wissend, daß die jetzige Entwicklung genau in Richtung der HZDS-Vorstellungen geht.

Denn das Bundesparlament hat der Kommission bereits Zielvorgaben für die Architektur einer tschecho-slowakischen Union gemacht. Dazu gehört die Forderung nach einem gemeinsamen Präsidenten, einem Unionsrat, einem gemeinsamen Parlament und einem Unionsetat. Eben dies lehnt die tschechische Regierungskoalition als "Karikatur eines gemeinsamen Staates" und "völlig unannehmbar" ab. Klaus und seine politischen Freunde sehen in dieser Konstruktion die Gefahr verfassungsrechtlich festgeschriebener Verpflichtungen gegenüber der Slowakei, ohne auf deren wirtschaftlichen, politischen und militärischen Kurs als souveräner Staat Einfluß nehmen zu können. Kurz gesagt: Sie wollen nicht für die Kosten des slowakischen Emanzipationsprozesses aufkommen.

In der verfahrenen Situation stellt sich die Frage eines tschechischen Alleingangs. In diese Richtung zielen offensichtlich Äußerungen des früheren CSFR-Präsidenten Vaclav Havel. Der mögliche erste Präsident einer Tschechischen Republik schlug vor, im tschechischen Parlament mit einer Deklaration den Willen zur Eigenständigkeit zu unterstreichen - unter Verweis auf das Inkrafttreten der slowakischen Verfassung, die in einigen Punkten dem Bundesrecht widerspreche. Premier Klaus ist jedoch vorsichtig. Denn ohne die tschechische Opposition kann er auch im Republikparlament keine Drei-Fünftel-Mehrheit erzielen, die er zur Legitimation der noch in der Diskussion befindlichen tschechischen Verfassung braucht. Zudem könnte der tschechische Ausstieg aus der Föderation den Bruch mit der slowakischen Regierung bedeuten. Eine unkoordinierte Teilung kann sich jedoch auch die tschechische Seite weder wirtschaftlich noch mit Blick auf die angestrebte Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft leisten. Klaus, der am Sonntag bekräftigte, daß der ursprünglich vorgesehene Termin der Auflösung der CSFR zum 1. Januar 1993 bestehen bleibe, setzt weiter auf Verhandlungen zwischen Prag und Bratislava, doch hat Meciar bereits vereinbarte Regierungsgespräche erst einmal kurzfristig abgesagt. Jedenfalls ist die sanfte Teilung der CSFR in zwei souveräne Staaten erst einmal fraglich geworden.

ULRICH GLAUBER (Prag)

Aus dem Ortsbeirat 2 Neues Gesicht für die Tempo-30-Zone

BOCKENHEIM. Die Tempo-30-Zone im Kern von Bockenheim erhält ein neues Gesicht: Die acht Einfahrten in das Gebiet werden für 680 000 Mark umgebaut. Geplant sind nach Angaben der Frankfurter Aufbau AG (FAAG), die die Arbeiten koordiniert, einige neue Bäume zu pflanzen, Gewächskübel aufzustellen und die sogenannten Kölner Teller auf den Straßen zu installieren.

Die stählernen, tellergroßen Erhöhungen wirken wie eine Schwelle und zwingen die Autofahrer, zu bremsen. Bockenheim sowie Heddernheim und Bornheim sind die ersten drei Stadtteile, in denen die Einfahrten einheitlich gestaltet werden. Im Kern von Bockenheim gilt Tempo 30 seit Mitte 1990.

Schon im Tempo-30-Leitfaden, den die Stadt vor zweieinhalb Jahren herausgegeben hatte, war gefordert worden, die Einfahrten zu den Zonen deutlich zu kennzeichnen: "Hier liegt eine der wichtigsten Steuergrößen für das Verhalten der Autofahrer innerhalb der Tempo-30-Zonen." Denn die Schilder, fürchteten die Planer, würden von vielen Autofahrern übersehen.

Das wurde auch im Baudezernat erkannt - zumal immer mehr Ortsbeiräte aus Zeit- und Kostengründen dazu übergehen, in neuen Tempo-30-Zonen keine Einbahnstraßen-Richtungen zu ändern und nur Schilder aufstellen zu lassen. Eine einheitliche Einfahrt in alle Frankfurter Tempo-30-Zonen soll daher die Autofahrer auf Tempo 30 aufmerksam machen. Erst vor kurzem hatten Stadtrat Hanskarl Protzmann und die FAAG ein Grundmodell ausgearbeitet.

In Bockenheim werden die Bauarbeiter an den Einfahrten in das Gebiet zwischen Sophien-, Adalbert-, Schloß- und Ginnheimer Straße den Spaten ansetzen. An der Einfahrt Juliusstraße wird auf die Kölner Teller verzichtet.

Den einzigen Umbau innerhalb der neuen Tempo-30-Zone nennt Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD): Auf Höhe der Gaststätte "Heck Meck" an der Friesengasse werde eine Abbiegung entschärft, indem der Gehweg mit einer "Nase" verbreitert werde, damit die Autofahrer die Kurve nicht allzu schwungvoll nehmen können. mic

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die Aktienkurse an der New Yorker Börse sind am Freitag deutlich gefallen. Der Dow-Jones- Index rutschte um 53,76 auf 3200,61 Punkte ab, nachdem er schon tags zuvor 17,29 Zähler eingebüßt hatte.

Auch in Tokio ging es am Freitag an der Börse bergab. Der Nikkei-Index der 225 führenden Aktien schloß mit 17 324,07 (minus 45,84) Punkten.

TISCHTENNIS NATIONALES RANGLISTENTURNIER "TOP 12" in Marburg, Männer, Finale: Roßkopf (Düsseldorf) - Fischer (Mülheim) 21:16, 21:15, 21:13.

Frauen, Finale: Nemes (Dülmen) - Struse (Steinhagen) 21:19, 16:21, 21:16, 21:13).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: TTC Heusenstamm - TTC Püttlingen 9:4, TV Müller Gönnern - Darmstadt 98 9:1, TTC Herbornseebach - 1. FC Saarbrücken 6:9, TTC Elz - SV Bous 9:2.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TTC Assenheim - TSG Zellertal 8:3, KSV HessenKassel II - TSG Drais 8:2, TFC Wolfhagen - SC Klarenthal 7:7, TTC Schöstadt - TSG Zellertal 4:8, KSV Hessen Kassel II - SC Klarenthal 4:8, TTC Assenheim - TTC Pirmasens 8:2, TFC Wolfhagen - TSG Drais 8:2.

OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: TSG Sandershausen - Post SV Mühlhausen 7:9, TSG Wieseck - Electronic Eerfurt 9:1, TTC Asslar - Electronic Erfurt 9:4, TTV Schmalkalden - TSV Besse 4:9.

HESSENLIGA, Frauen: NSC Watzenborg- Steinberg - TuS Hornau 4:8, SpVgg. Hochheim - PPC Neu-Isenburg 8:5, KSV Hessen Kassel III - TTC Et. Pfungstadt8:1, TTC GW STaffel - SKV Hähnlein 8:4, TTC Hainstadt - SKG Frankfurt II 7:7, PPC Neu-Isenburg - Neuenhainer TTV 3:8, SKV Hähnlein - TTC Hainstadt 2:8, SKG Frankfurt II - TuS Hornau 4:8.

Wohnung in Flammen: 100 000 Mark Schaden

NIED. In einem sechstöckigen Haus an der Landauer Straße stand am Freitag im zweiten Stock eine Wohnung in Flammen. Das Wohnzimmer brannte völlig aus, die anderem Räume wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Den Schaden schätzt die Feuerwehr auf 100 000 Mark.

Die Brandursache ist noch unklar. Gewiß ist jedoch laut Pressebericht, daß ein Kind, das angeblich noch in der Wohnung gewesen sein sollte, sich nicht mehr darin befand. Ein extra herbeigerufener Löschzug mit Atemschutz-Ausrüstung suchte alles ab. ubk

Liebers-Tor stellte Geschehen auf den Kopf

Kassel - Bad Vilbel 2:1 (1:1)

So ungerecht kann mitunter das Schicksal zuschlagen: Am Ende war die Partie im Auestadion vollends auf den Kopf gestellt. Liebers' Freistoßtor in seiner mit Abstand besten Szene strafte die meist dominierenden Bad Vilbeler in der zweiten von vier Nachspielminuten für eine Reihe von Nachlässigkeiten in der Chancenauswertung. Ihr Trainer Rübenach stellte später mit gequältem Lächeln fest: "Selbst mit einem Punkt wäre ich hier nicht zufrieden gewesen." Wie auch sein Kollege Karl-Heinz Wolf attestierte: "Mit einem Unentschieden wäre ich schon hochzufrieden gewesen."

Doch die Dramaturgie dieser Partie kehrte sich von der ersten Minute an gegen den Aufsteiger, der mit seinem mannschaftlich kompakten Auftreten wahrlich nicht den Part des "Greenhorns" übernahm. Ehe die Gastgeber überhaupt wach wurden, hatte der treffliche Erk schon zwei Warnschüsse abgefeuert. Das erste Tor allerdings fiel bei der ersten nennenswerten Kasseler Aktion durch Mason. Daß die Bad Vilbeler indes trotz überlegener Spielweise auf ein Kopfball-Eigentor von Jordache angewiesen waren, demonstrierte fehlende Cleverneß und Kaltschnäuzigkeit - mit ihren Künsten waren sie in Strafraumnähe meist am Ende.

ULRICH FUHRMANN

Kassel: Kneuer - Dickhaut - Matys, Deppe - Arndt, Zimmermann (76. Matyjasczyk), Liebers, Jordache, Marco Mason (60. Kumpe) - Kistner, Cakici.

Bad Vilbel: Grüneisen - Rang - Sommer, Rodriguez - Pucher, Jung, Webert, Nix, Weber - Deuerling (60. Becker), Erk.

Schiedsrichter: Junk (Oberwalgern).

Zuschauer: 958.

Tore: 1:0 (10.) Mason, 1:1 (28.) Jordache (Eigentor), 2:1 (90.) Liebers.

Liberalität und Macht

Von Charima Reinhardt (Bremen)

Eine Sternstunde des Liberalismus war der Parteitag der FDP in Bremen nicht. Wer Wegweisendes erwartet hat, muß enttäuscht nach Hause gefahren sein. Statt dessen zeigte sich in Bremen auf beinahe deprimierende Art und Weise die Orientierungslosigkeit der Freien Demokraten. Die Sehnsucht nach einem unverwechselbaren Profil, das nach zehn Jahren Koalition mit der CDU/CSU bis zur Unkenntlichkeit verschwommen ist, schlug sich nieder in schön klingenden verbalen Bekenntnissen zu liberalen Grundwerten.

Dabei blieb es dann auch. In ihrem Beschluß zum Asylrecht versuchten die Liberalen bis an die Grenze zur Lächerlichkeit, die Treue zu den eigenen Grundsätzen mit den Zwängen in der Koalition in Einklang zu bringen.

In der Diskussion um das Grundrecht auf Asyl zeigte sich die Zerrissenheit der FDP wohl am deutlichsten. In einer mitreißenden Rede warnte Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vor der Gefahr, aus populistischen Gründen Eingriffe in den Kernbereich des Grundgesetzes zuzulassen. Gerade jetzt sei nicht die Zeit, liberale Positionen über Bord zu werfen.

Schöne, lang vermißte Worte, die bei vielen Delegierten gut ankamen. Wäre die Ministerin der von ihr selbst vorgegebenen Linie treu geblieben, hätte sie eine Grundgesetzänderung ablehnen müssen. Sie tat genau das Gegenteil.

Das versprengte Grüppchen der Aufrechten vermochte in Bremen nichts zu bewirken. Radikale Liberale wie Hildegard Hamm-Brücher wirkten wie Relikte aus vergangener Zeit. Man schmückt sich mit ihnen. Mehr nicht. Sie verkörpern liberales Denken in selten gewordener Konsequenz. Besonders den Freien Demokraten aus Ostdeutschland müssen jene, die grundsätzliche liberale Positionen gegen noch soviel Widerstand zu verteidigen bereit sind, wie eine exotische Spezies vorkommen: Wunderbar anzuschauen zwar, aber irgendwie nicht von dieser Welt.

Liberalismus als persönlichen Wertmaßstab ist den meisten ostdeutschen FDP-Politikern fremd. Sie können mit liberalen Vordenkern wie dem auf der Suche nach Orientierung in Bremen wieder mehrfach zitierten Karl-Hermann Flach in Wahrheit nicht allzu viel anfangen - auch nicht mit dem Rechtsstaat, der ihres Erachtens zwischen ehrbaren Bürgern und Kriminellen zu wenig unterscheidet.

Viele heutige FDP-Mitglieder gehörten in der DDR den Blockflötenparteien LDPD und NDPD an. Deren von Anpassung geprägte Gesinnung verstärkt die opportunistischen Tendenzen in der FDP. Sie ist durch die hektische Vereinigung von Ost- und Westliberalen ein weiteres Stück weniger weltoffen und weniger liberal geworden.

Der Noch-FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff reduziert den Begriff "liberal" auf die Wirtschaftspolitik. Hier liegt für ihn die politische Nische, die allein die FDP auszufüllen vermag. Folgerichtig bekämpft er sozialliberale Tendenzen in der eigenen Partei vehement. Innen- und rechtspolitische Wertvorstellungen sind für ihn Verhandlungsmasse in der Koalition, auf die Lambsdorff die FDP erneut verpflichtet hat. Sonderlich glaubwürdig ist es nicht, wenn er behauptet, den Preis der Selbstachtung sei er für den Erhalt der Koalition nicht bereit zu zahlen. Im Gegenteil führt die schrittweise Aufgabe lange Zeit als grundsätzlich postulierter Wertvorstellungen zur Einbuße von Selbstachtung.

Fatalerweise bedeutet die allzu große Bereitschaft zum Kompromiß auch einen Verzicht auf Kompetenzen. Lambsdorff bleibt eine Antwort auf die Frage schuldig, ob genügend Wähler bereit sind, einer Partei ihre Stimme zu geben, die ihre Gestaltungsmöglichkeiten derart selbst beschneidet, daß sie ausschließlich in der Wirtschaftspolitik als kompetent gilt. Nicht einmal diese Anerkennung ist ihr sicher.

Den Wähler von der Notwendigkeit der FDP zu überzeugen, wird nicht mehr Lambsdorffs Aufgabe sein. Von den Kanditaten um seine Nachfolge hat sich in Bremen keiner in besonderer Weise hervorgetan. Der große Hoffnungsträger Klaus Kinkel, Shooting- Star des Suhler Parteitags im vergangenen Jahr, verblaßte in Bremen zusehends. Das Amt des Außenministers verlangt ihm offenkundig alles ab. Da bleiben nicht mehr viele Reserven für den FDP-Vorsitz. Nichts aber braucht die FDP so sehr, wie einen mutigen Neuanfang. Sonst hat sie am Ende alles verloren: ihre liberale Identität und die Macht.

HANDBALL IHF-CUP, Frauen, Ausscheidungsrunde, Rückspiel: BFV Frankfurt/Oder - SG Landhaus/Post Wien 29:9 (18:4). - Hinspiel 28:17, damit Frankfurt/Oder weiter.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: SV Post Schwerin - SG Flensburg-Handewitt II 20:18, 1. SV Eberswalde/Britz - SV GW Wittbg. Piesteritz 20:13, FSV Magdeburg - VfL Bad Schwartau 20:25, Blau-Gelb Berlin - 1. SC Göttingen 05 20:33, SG Varel-Altjühreden - BSV Stahl Brandenburg 19:19, TSV GWD Minden - Blau Weiß Spandau 24:8.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Mitte: Dessauer SV ZAB - ThSV Eisenach 31:22, TV Emsdetten - HSG Dutenhofen-Münchholzhausen 27:28, TV 05/07 Hüttenberg - OSC 04 Rheinhausen 18:19, SV Versmold - HG 85 Köthen 22:18.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: EHV Aue - VfL Heppenheim 31:23, TV Gelnhausen - VfL Pfullingen 22:26, TPSG FA Göppingen - VfL Günzburg 22:20.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Mitte: TSV Erfurt - Bayer 04 Leverkusen II 17:16, ASC Spandau - Union Halle-Neustadt 19:15, GM/BTSV Berlin - SV Süd Braunschweig 24:19, MTV Moringen - BVB 09 Dortmund 14:23, TV Herrentrup - Gemania Lsit Hannover 19:17.

OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Nord: SSV Großenlüder - HSG Heringen/Obers. 16:15, SG Pohlheim - SVH Kassel 22:22, HSG Böddiger/Deute - TV Dipperz 19:25, SG Lollar/Ruttersh. - TV Holzheim 24:21, TV Eitra II - HSG Gensungen/Felsb. 20:16.

Im Kampf der Wertungen Das literarische Mexiko debattiert auf der Buchmesse: Thema Kritik

Gleich zu Anfang legte Diskussionsleiter Alberto Vidal aus Mexiko die Latte sehr hoch: "Cretica literaria", so der Literaturwissenschaftler, bedeute im spanischen Sprachgebrauch mehr als "nur" Literaturkritik - umfasse journalistische, essayistische und akademische Reflexion über Kultur, Geistesleben und Gesellschaft und verbinde traditionell Kritik und Kreation. Während er damit Ansprüche formulierte, denen die Diskussion nicht gerecht wurde (und denen die Teilnehmer auch nicht gerecht werden wollten), übten sich die versammelten Kritiker-Größen in Understatement und versuchten eher, die prekären Bedingungen wie ungewissen Fragen der Zunft zu formulieren.

Die Literaturwissenschaftlerin und Bestseller-Autorin Sara Sefchovich etwa, einem soziologisch-ideologiekritischen Ansatz verschrieben, wollte die Kritik aus dem akademischen Elfenbeinturm befreit sehen und forderte, über die philologische Beschäftigung mit "hoher Literatur" hinaus sich populärer Massen-Literatur zuzuwenden und nach den Gründen des Erfolgs von Groschen- und Foto-Romanen zu forschen. Auch Adolfo Castanon bezeichnete in diesem Sinne die Entwicklung der "Kritik" in Mexiko als eine Geschichte der Reduzierung: Literatur sei gegenüber anderen kulturellen Akteuren, wie etwa der Anthropologie, bevorzugt worden und auf "schrift-liche", mehr noch: schöngeistige "belles lettres", eingeengt worden - obwohl diese doch nur eine "Insel im Meer" aller literarischen Praktiken der mexikanischen Gesellschaft sei. Nach Castanon sei dies zugleich symptomatisch für ein autoritäres Staatsgefüge, das kulturelle Moderne oder Avantgarde mit einem paternalistisch-konservativen Konzept von Bürgerschaft verbunden habe.

Auch Kritikerkollege Guillermo Sheridan thematisierte den im vom PRI- Machtmonopol geprägten Mexiko stets akuten Konflikt zwischen literarischer und ideologischer Wertung. Der Staat habe die Literatur zum Aufbau einer "nationalen Identität" zu funktionalisieren versucht, was sich auch auf die Position der Kritiker ausgewirkt und zum permanenten Konflikt zwischen Protektion und Entmündigung geführt habe. Dieses ideologische Dilemma zermürbe wie ein "untergründiger Fluß" den Kritikergeist, sagte Sheridan und erinnerte zugleich daran, daß ihre Diskussion auf den Tag genau 24 Jahre nach jenem Tag stattfinde, an dem die Regierung dem Unmut von Intellektuellen und Studenten in einer "Sprache aus Blei und Blut" geantwortet habe.

Bei allem scheinbar einmütigen Problembewußtsein kam es jedoch hinsichtlich aktueller literarischer Wertungen zum Kritiker- und Geschlechter-Kleinkrieg. Während Sefovich den Erfolg der zeitgenössischen mexikanischen Frauenliteratur, für den Namen wie Angeles Mastretta und Laura Ezquivel stehen, als überfällige Gegenreaktion auf Schwere und feierlichen Tonfall der literarischen Tradition in Mexiko begrüßte, betrachtete Castanon diese als "literatura light" und lästerte Sheridan spitzzüngig über schreibende Frauen und alle "endlosen Versuche", der mexikanischen Identität auf die Spur zu kommen. Sefovich schließlich amüsierte sich darüber, daß Männer sich stets über den Erfolg der Frauen beklagten - und verbuchte die zunehmende Abwanderung des Publikums als schlagendes Argument für die These, daß die Kritik selbst einer Kritik bedürfe. STEPHAN HOLLENSTEINER

Es herrscht Ungleichheit im Land Carlos Monsivais' Bilanz des Buchmessenthemas Mexiko

Carlos Monsivais, 1938 in Mexiko-Stadt geboren, ist seit den sechziger Jahren einer der profiliertesten Journalisten und Kulturkritiker in Mexiko. Mit Monsivais, der in seinen scharfzüngigen Alltags- chroniken sowohl die ,US-Amerikanisierung' als auch den ,leeren' Nationalismus des in Mexiko herrschenden PRI-Regimes beklagt und auf der Buchmesse über Populär- und Volkskultur redete, sprach unser Mitarbeiter Stephan Hollensteiner.

Señor Monsivais, was bedeutet es für Sie, ein Intellektueller in Mexiko zu sein? Gibt es in Mexiko wirklichen Pluralismus?

Ja, Mexiko ist ein pluralistisches Land mit einer monolithischen Regierung, einem starren und autoritären Klerus und Intellektuellen, die relativ privilegiert sind. Außer im Fernsehen, in dem nicht die geringste Kritik erlaubt wird, gibt es keine größeren Probleme mit der Zensur. Aber das ist vielleicht nicht einmal das Problem. Entscheidend, auch als Intellektueller, ist die Einstellung eines jeden zum Begriff sozialer Gerechtigkeit. Wenn man angesichts der überwältigend großen Misere das soziale Gewissen verliert, läuft man Gefahr, von der PRI- oder Regierungsideologie ,assimiliert' zu werden. Meiner Ansicht nach ist die Ungleichheit das Hauptcharakteristikum der mexikanischen Gesellschaft, und demgegenüber - mehr als hinsichtlich der Meinungsfreiheit - haben sich die Intellektuellen zu definieren.

Ist dies in den Debatten auf der Buchmesse nicht ein wenig untergegangen?

Nein, darum ging es hier ja nicht. Aber obwohl in den Debatten um Literatur dieses Problem nicht zur Sprache kommen mußte, war es auf gewisse Weise doch immer präsent. Die Vorstellung eines Landes mit 50 Millionen armer Menschen, von denen 20 Millionen im Elend leben, ist eben sehr brutal.

Sie haben in einem Beitrag zum Katalog der Schirn-Ausstellung ,Imagen de Mexiko' 1987 das dekorative Kunst- und Kulturverständnis des mexikanischen Staates kritisiert. Hat sich daran etwas geändert?

Nein, weiter handelt es sich um ein dekoratives Konzept. Zwar gibt es ein wenig Unterstützung für die Künstler, wird deren Ausdrucks-Freiheit repektiert, aber es fehlt in großem Maße das Verständnis für die ,kulturellen Rechte' der Bevölkerung, also ihr Recht auf Kultur, Bildung und Erziehung. Der Staat ist mit seinem Bildungsprojekt in dem Sinne gescheitert, daß er es nicht geschafft hat, Kultur zu demokratisieren oder gerecht zu verteilen. Aber das Künstler- und Intellektuellenleben in Mexiko ist weiter das in Lateinamerika wohl reichste und vielfältigste.

Würden Sie die Kritik an diesem dekorativen Kunst- und Kulturverständnis auch auf die mexikanische Selbstdarstellung hier auf der Buchmesse beziehen? Ist Mexiko ,ein offenes Buch'?

Ja und Nein. Natürlich wird in Mexiko sehr wenig gelesen, geht es den Verlagen schlecht, und ist der ,funktionale Analphabetismus' sehr hoch. Aber auf der anderen Seite haben wir eine starke Verlagsindustrie, in der von öffentlicher wie privater Seite viele Anstrengungen gemacht werden. Aber es gibt immer weniger Leser, weil das Bildungsprojekt der Revolution gescheitert ist, weil die Bücher immer teurer werden, und weil Regierung wie Gesellschaft dem Lesen nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Mexiko ist daher nur für sehr wenige ein ,offenes Buch'.

Auf einer Diskussion ihrer Kritikerkollegen wurde auch der Akademizismus der Kritik beklagt, und auch eine ,Kritik der Kritik' gefordert . . .

Nur auf die Literaturkritik beschränkt, ist dies verlorene Zeit. Denn wer keine Kritik liest, wird auch nicht die Kritik der Kritik zur Kenntnis nehmen. Aber was wir bräuchten, ist eine umfassende Kulturkritik, und vor allem eine Kritik am Literaturunterricht bei uns. Um zu einer Kulturkritik zu kommen, müssen die Unterrichts-Methoden in den Universitäten und deren Gettoisierung kritisch betrachtet werden. Das Problem ist real und sehr tiefgehend.

Sie sind also, wie im erwähnten Beitrag, weiter pessimistisch über die Demokratisierung der mexikanischen Kultur?

Ich bin nun sogar vernichtend pessimistisch. Ohne Demokratisierung der Politik kann es keine Demokratisierung der Kultur geben, und ohne Demokratisierung der Kultur gibt es keine Demokratie in der Politik; das ist ein Teufelskreis. In Bezug auf die Regierung gibt es keine Demokratie in Mexiko, doch in der Gesellschaft hat inzwischen ein Demokratisierungsprozeß begonnen. Aber wie gesagt, die Menschen lesen zu wenig, es gibt keine guten Filme im Kino, und es gehen weniger Leute ins Theater. Die Demokratisierung der Kultur kommt so wieder einmal nur einigen wenigen zugute, und von 90 Millionen Einwohnern hat nur eine Million Zugang zu allen Kulturgütern.

Señor Monsivais, Sie haben stets eine Entmystifizierung bzw. Rekonzeptualisierung des in Lateinamerika lange Zeit mit Folklore gleichgesetzten Begriffs der ,cultura popular' gefordert. Wie würden Sie die moderne mexikanische Volkskultur beschreiben?

Sie ist häßlich, machistisch und verroht, aber auch demokratisch, tolerant und säkularisiert, wobei jedes Attribut natürlich genauer erklärt werden müßte. Eine Kultur, die in großem Maß vom Fernsehen geprägt wird, und die zugleich machistisch wie feministisch ist. ,qcultura popular' ist etwas äußerst heterogenes, beinhaltet Kreativität und Resistenz wie Anpassung und Unterordnung - gegenüber Massenmedien und Kulturindustrie, gegenüber den Traditionen, dem falschem Nationalismus wie Internationalismus des Staats. Und die vielleicht einzig legitime Kommunikationszone (,zona de comunicacion') zwischen den Intellektuellen und der Gesellschaft.

Sammeln als Leidenschaft Der Verein für Briefmarkenkunde forscht mit Ernst

RÖDELHEIM. Vor 90 Jahren befiel der "Bazillus Philatelie" sieben Briefmarkensammler, die sich in der damals noch selbständigen Stadt Rödelheim zum Verein für Briefmarkenkunde zusammenschlossen. Heinrich Rohm war der erste Erste Vorsitzende, der Verein feierte jetzt mit einer Briefmarkenwerbeschau in der repräsentativen Empfangshalle der Werbe- agentur "Michael Conrad & Leo Burnett" in der Alexanderstraße seinen 90. Geburtstag.

"Der Virus ist ansteckend und die Krankheit des Sammelns nicht heilbar", so beschrieb Vorsitzender Edwin Uebner die neun Jahrzehnte der Vereinsgeschichte durch "Höhen und Tiefen", die auch die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse widerspiegelt. Es wurde in diesen neun Jahrzehnten "ganz ernsthaft gesammelt und geforscht", sagte Uebner, aber der Humor kam auch nicht zu kurz.

So erinnerte er an den Streich eines Sammlers, der seine Briefmarkenfreunde mit einem Bogen Briefmarken in ganz unbekannten Farben überraschte. Er hatte sie chemisch verfärbt und damit jede Menge Briefe frankiert, die alle ihren Empfänger erreichten.

Die Grüße der hessischen Briefmarkenfreunde überbrachte Landesverbandsvorsitzender Dr. Walter Gundel. Dieter Heinbach von der Oberpostdirektion "Postdienst" hob den besonderen Service der Post für die Sammlerfreunde hervor.

843 000 Sammler im In- und Ausland lassen sich regelmäßig die neuesten "gezackten Wertpapierchen" zuschicken, und sicherten so 200 Arbeitsplätze bei der Post. Ein neues Sammlerfeld wird ab Juli nächsten Jahres die Briefmarkenfreunde "in Streß" bringen, dann nämlich treten die neuen Postleitzahlen in Kraft.

Als Schirmherr der ersten Veranstaltung in den neuen Räumen auf dem ehemaligen Fabrikgelände der Torpedowerke freute sich Reiner Erfert, Geschäftsführer der Werbeagentur, dem Geburtstagskind auf "historischem Rödelheimer Boden" Gastrecht gewähren zu können. Er möchte sein Haus offenhalten für örtliche Organisationen und Vereine. So wie seinerzeit die Torpedowerke das wirtschaftliche Leben der Stadt Rödelheim und des späteren Frankfurter Stadtteils prägten, so möchte er "sein Unternehmen" im Stadtteil integrieren und als kommunikativen Treffpunkt anbieten. Die räumlichen Voraussetzungen dazu seien gegeben. In der Tat bot die in der Charakteristik der früheren Fabrikationsstätten gehaltene Halle geradezu ideale Voraussetzungen für die Ausstellung der Kunstwerke im Miniaturformat.

25 Sammlungen zeigten die Vielfalt und Schönheit der Postwertzeichen in beeindruckender Form und Zusammenstellung. Ganz gleich, ob es sich um die philatelistisch dokumentierte "Post- und Heimatgeschichte Rödelheims", "Christliche Bau- und Kunstwerke", die "Zeppelinpost" oder "Licht und Farben" handelte. Wesentlichen Anteil am Gelingen dieser Ausstellung, die an den beiden Tagen von einigen hundert Interessierten besucht wurde, trug das handwerkliche Können von Werner Diehl bei. In monatelanger Arbeit hatte er Vitrinen und Ausstellungstische im "Torpedostil" gebaut. rw

Verein feiert den 90. Eine Milliarde für einen Brief

RÖDELHEIM. Im Dezember 1902 trafen sich im Städtchen Rödelheim sieben gestandene Männer, um einen "Markensammlerverein" zu gründen. Schon ein Jahr später wurde der Verein mit nunmehr 25 Mitgliedern in Bund "DeutschÖsterreichischer Philatelisten-Vereine" aufgenommen, und die Rödelheimer konnten die erste Briefmarkenausstellung bestaunen.

1907 fand eine Ausstellung der kleinen Wertzeichen im Saal der Turngemeinde große Beachtung. Dann unterbrach der Krieg alle Aktivitäten.

In "gehobener Stimmung", so steht es in den Annalen, feierten die Briefmarkenfreunde, damals eine illustre Gesellschaft, 1922 den 20. Geburtstag mit einer Ausstellung von Schülersammlungen im Vereinslokal "Zum Taunus".

Ein Jahr später kam die Inflation. Es gab zwar eine Fülle von "Briefmarken mit Überdruck", doch für einen Brief mußten am Postschalter "Milliarden" hingeblättert werden. Im Dezember reichten wieder zehn Rentenpfennige.

"Mit Stolz" feierte der Verein 1927 sein 25jähriges Stiftungsfest mit den Vereinsgründern Brieke, Franke und Rohm. Der Zweite Weltkrieg unterbrach das rege Vereinsleben. Erst 1948 erhielten die Briefmarkenfreunde wieder die Genehmigungen, um das Vereinsleben zu reaktivieren. Den 50. Geburtstag feierten die Sammler in der Gaststätte "Zur Stadt Rödelheim" und stellten erstmals die "Heimatsammlung Rödelheim" einer breiten Öffentlichkeit vor.

1978 rief der Verein die Jugendgruppe ins Leben. Zum 60. Geburtstag präsentierte er im Rahmen einer Werbeausstellung die Sammlung "Flugpost an Rhein und Main". Den 70. feierten die Sammler mit einer Ausstellung in der Altentagesstätte in der Alexanderstraße, und zum 80. gab's "auswärts" eine Werbeschau im Volksbildungsheim.

Die Werbeschau zum 90. Geburtstag in der Galerie in Rödelheim auf historischem Boden setzte einen Höhepunkt in den neun Jahrzehnten der Vereinsgeschichte. rw

Petrus wusch die Straße Nach dem Regen wurde beim Oktober-Fest gefeilscht

RÖDELHEIM. Einem orientalischen Basar glich die Straße Alt-Rödelheim am Samstagmittag nach einem "nassen Auftakt". Kaum waren die Stände für den ersten Flohmarkt mit Oktoberfest auf der Zeile zwischen Reichsburg- und Assenheimer Straße aufgebaut, da setzte ein Nieselregen ein, und die bunten Dinge, aus Kellern und Dachboden hervorgekramt, verschwanden unter regenschützenden Planen.

"Der Petrus will nur die Straße für unser Fest waschen", gab sich Anita Kaiser, Chefin des "Bistro Nr. 3" und mit ihrem Team Organisatorin des Straßenfestes, am Bierstand optimistisch. Tatsächlich besserte sich das Wetter schnell. Gefeilscht und gehandelt wurde um Krimskrams und Nützliches. Vielfältig und verlockend war das Angebot, so daß manche Oktoberfest-Besucher, die eigentlich nur mal durch die Straße bummeln wollte, sich für wenig Geld neu einkleideten. Porzellan aus Karlsbad und Gläser aus Omas Haushalt wechselten an 31 Ständen ebenso den Besitzer wie Ohrensessel, Koffer oder Fußballschuhe sowie gehäkelte Topflappen und Eierwärmer.

Multinational wie die Bevölkerung des Stadtteils präsentierte sich das Angebot an Speisen und Getränken. Neben Bier vom Faß und dem Stöffche gab es Wein und allerlei "hausgemachte Spezialitäten" wie Beerenweine und Mixgetränke, Kaffee und Kuchen, Pellkartoffeln mit verschiedenen Soßen und Deftiges vom Grill. Alles natürlich auf umweltfreundlichem Geschirr. Für ein Bierseidel beispielsweise wurden fünf Mark Pfand verlangt. "Die Leute akzeptieren das", freute sich Anita Kaiser. Ein weiterer Vorteil: Am Abend ist die Straße kaum verschmutzt. Für musikalische Oktoberfeststimmung sorgte am frühen Nachmittag Milan mit den "Six Packs". Oldies wechselten mit Rockrhythmen und Jazzeinlagen.

"Sehr zufrieden mit dem Oktoberfest- Flohmarkt zeigte sich Anita Kaiser, "auch wenn das immer eine ganze Menge Arbeit macht". Sie möchte den Stadtteil kulturell beleben. Bei solchen Gelegenheiten kämen die Menschen zusammen und redeten miteinander. Ohne freiwillige und engagierte Helferinnen und Helfer allerdings ließe sich so ein Fest nicht durchführen. Spaß gemacht jedenfalls hat's allen. Das nächste Treffen in Alt- Rödelheim ist bereits in Vorbereitung: ein Weihnachtsmarkt mit Nikolausbesuch. rw

Den Messerstecher in U-Haft geschickt

Ein "Schmetterlingsmesser" hat ein 18jähriger Täter einem 20 Jahre alten Marokkaner in den Rücken gerammt und ist danach zu Fuß geflüchtet. Diese Bluttat - offenbar eine Auseinandersetzung unter Rauschgifthändlern - wurde dem Polizeinotruf am Samstag um 5.35 Uhr von mehreren Zeugen gemeldet.

Eine Funkstreife, die zum Tatort im Bahnhofsgebiet eilte, fand den Schwerverletzten, der an der Ecke Elbe-/Kaiserstraße lag. Der Mann, der in Ortenberg mit Wohnsitz gemeldet ist, und die Zeugen schilderten den Hergang: Demzufolge hatte der Täter sein Opfer mit dem "Schmetterlingsmesser" in den Bereich der linken Niere gestochen. Dann steckte er die Waffe wieder ein und rannte davon. Augenzeugen des Vorfalles berichteten der Polizei, daß dem Stich ein Streit zwischen den beiden vorausgegagen sei.

Der Marokkaner wurde von der Besatzung eines Notarztwagens erstversorgt und in eine Klinik gebracht. Zunächst bestand akute Lebensgefahr, die jedoch durch eine Operation gebannt werden konnte.

Der Tatverdächtige, ein 18jähriger aus dem ehemaligen Jugoslawien - in Deutschland ohne festen Wohnsitz - wurde im Zuge einer Nahbereichsfahndung gegen 9 Uhr im Bahnhofsviertel festgenommen. Zeugen hatten ihn wiedererkannt.

"Sowohl der Messerstecher als auch sein Gegner sind der Dealerszene zuzuordnen", berichtete Polizeisprecher Manfred Feist. Der Beschuldigte wurde am Sonntag abend der Haftrichterin im Polizeipräsidium vorgeführt und wegen Verdachts der schweren Körperverletzung in Untersuchungshaft genommen. ric

Tiefschlaf mitten im Ort der Verwüstung

BAD SODEN. Ein "Bild der Verwüstung" entdeckte die Polizei am Freitag morgen im Parkhaus: 18 Autos waren aufgebrochen. Und in einem lag - schlafend und einen Hammer umklammernd - ein 17jähriger, vermutlich der Täter. Die Beamten vermuten, daß er unter Drogeneinfluß stand, denn erst eine kalte Dusche aus dem Wasserglas konnte ihn wecken.

Die Grammatik der Schwermut Debatte im Palais Jalta über "Melancholie als literarische Form des Widerstands"

FRANKFURT A. M. Wenn fünf Melancholiker im Zeichen des Saturn versammelt sind, will es niemand gewesen sein. Schwermut ist eine Geheimsprache, die im Licht der Öffentlichkeit unleserlich wird oder sich in der Sonne der Aufklärung als Heiterkeit verpuppt. Sie bevorzugt die Mondlandschaften der Wörter oder die Rhetorik des Schweigens. Auskunft erteilt sie nicht. Wer von der Melancholie Selbstreflexion verlangt, verlangt von ihr den Verrat.

Weil das so ist, mußte einer Veranstaltung der Erfolg versagt bleiben, auf der Melancholiker befragt wurden, ob ihre Melancholie im Sozialismus eine Widerstandsform gewesen sei, was sie natürlich war. Denn manchmal ist Schwermut ein Kind der Unfreiheit, die in den Syllogismen der Bitterkeit die Dinge vom Ende her denkt. Wo andere von der Logik der Geschichte sprechen, ahnt sie die Logik des Zerfalls. Damit ist sie per se Todfeind des Sozialismus und anderer Illusionsmaschinen, die ihre Insassen mit den "blühenden Landschaften der Zukunft" über den Tag trösten.

Natürlich, sagte der wunderbare ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai, selber schon die Inkarnation seiner leuchtend traurigen Gestalten, natürlich war die Schwermut im Zeitalter des Sozialismus defensive Renitenz, passive Aktivität, also Widerstand: "Im Nebel der Traurigkeit verschob sich die Achse der Welt und der Mittelpunkt der Dinge." Melancholie vergiftete die falsche Gewißheit der verordneten Wahrheit. Doch als der Sozialismus endete, war die Melancholie nicht am Ziel, sondern wieder am Anfang. Nachdem die neuen Hoffnungen enttäuscht wurden, nimmt sie heute Abschied von "einem Jahrhundert und einer alten Kultur".

Melancholie unter dem Sternzeichen des Sozialismus, sagt auch die rumänische Autorin Carmen Francesca Banciu, war wie Schwarzfahren, Stromklauen oder Schraubendiebstahl: passive Opposition der Ohnmächtigen, individueller Widerstand, weil kollektiver nicht möglich war. Die administrierte Zuversicht setzte die Wörter "Tod" und "Rauch" auf den Index. Sie waren die Allegorien des Unglücks in der Wüste der sozialistischen Utopie.

Diese unheimliche Schwermut, der sich auch László Földenyi (Budapest) nicht entziehen wollte, wurde schließlich Pavel Kohout unheimlich. Kohout möchte sich eine gewisse Sportlichkeit gegen das Schicksal bewahren. Schon das Wort "Widerstand" gehört für ihn zur Semantik des Irrtums. "Es gibt keine Literatur, die kämpft", auch nicht mit den stumpfen Waffen der Melancholie, antwortete er dem etwas einsamen Moderator Werner Söllner, selber ein großer Landvermesser der traurigen Tropen. Nur eine konstruktive Schizophrenie, sagte Kohout, könne eine falsche Ästhetik des Widerstands kurieren: Man möge die Literatur schreiben, die man schreiben wolle und die mit Tagespolitik nichts zu tun hat. Als Bürger könne man sich immer noch in die Opposition begeben. Wer damals der Weltrevolution aufhelfen wollte, starb als Autor. Wer seine Literatur zur Waffe des Widerstands machte, der allerdings auch.

Der Bewohner des Elfenbeinturms soll bleiben, wo er ist, damit er schreiben kann, was er will. "Man schreibt nur für sich allein. Sonst für niemanden. Nur so ist man Autor", assisierte im Stakkato kurzer Sätze Mihkel Mutt aus Tallinn. Die Melancholiker in der Palais-Jalta- Runde leisteten keinen Widerstand, aber widerstanden melancholisch. Krasznahorkai wird keinem die Überzeugung rauben wollen, aber die ihm unterbreitete Definition des in Bürger und Autor gedoppelten Schriftstellers quittiert er mit Nachsicht. Er ist ein Magier, der sich vorab in einer Lesung mit dem Zauberstab seiner Prosa zum Verschwinden gebracht hatte. Während der Mann der Tat den Melancholiker noch auf dem Podium dingfest macht, hat ihn das Massiv der Wörter längst verschluckt. Er hat alle Fragen beantwortet, noch bevor sie gestellt wurden. Wer den Melancholiker noch einmal fragt, ob er melancholisch ist, dem wird künftig Heiterkeit antworten. THOMAS ASSHEUER

Last minute Die Frankfurter Buchmesse im deutschen Herbst

Die Frankfurter Buchmesse ist ein Paradox, das sich selbst verzehrt. Sie ist das Allerwichtigste, aber so wichtig nun auch wieder nicht, und erst wenn sie im Cyberspace der menschenleeren Kommunikation verschwände, wüßte man, was man an ihr gehabt hat. Das Layout der Buchmesse ist ein Löschpapier, das die Gedanken aufsaugt, bevor sie infektiös werden. Als Fest für den Leser parodiert sie die konstitutive Einsamkeit des Lesers. Langsam wird sie zum schönsten Subsystem der Welt, in dem sich die Experten mit dem Narzißmus der kleinsten Differenz in ihren Kulturen verkapseln.

Ungeachtet der Veranstaltungen des Palais Jalta hat diese Messe drei Tage lang ihre Normalität verteidigt, sich hinter Routinen verschanzt und Souveränität markiert. Business as usual in einer fensterlosen Monade. Mit teilnahmsvoller Apathie trübte sie eine Geistesgegenwart ein, die sie selbst vom Leser einklagt. Erst am Tag, als die Wiedervereinigung und der Aufstieg der V2 in Peenemünde zur Feier anstanden, hat eine von der Zeitschrift Listen angestoßene Verlagsinitiative die schnieke Messe mit der umliegenden Realität bekannt gemacht. Man versammelte sich zur Demonstration und gab eine Note zu Protest.

Dies dauerte, denn die Inkubationszeit der Schrecken im Bewußtsein des Publikums nimmt offenbar zu, wenn ein zu Ende gehendes Jahrhundert an seine Anfänge zurückkriecht. Außerdem hat in Sachsenhausen die bewaffnete deutsche Wehrsport-Rechte wahr gemacht, was sie dem Verfassungsschutz seit Jahren schriftlich gibt: Der Weg zum neuen Deutschland "führt über die Trümmer der KZ-Gedenkstätten". Zu Recht hatte die liberale Intelligenz in den siebziger Jahren Entwarnung gegeben und die Aufmerksamkeit demobilisiert. Auch deshalb reagiert sie zeitverzögert, wenn die Gespenster der deutschen Vergangenheit gegen die Symbole der Nachkriegsdemokratie mobilmachen.

Wenn die Koordinaten fehlen, bilden Panik und Idylle die Wechselrahmen der Wahrnehmung. Dann spricht auch der König des Suhrkamp-Verlages lieber über das Reich der Reben und die Bilanzen, als über die "einschnappenden Reflexe" (Bodo Morshäuser), mit denen sich die ostverschobene Republik der Welt vertraut macht. Auch sonst hing die Krise im Goldrahmen. Alles geht seinen Gang. Der Börsenverein führte sich in seiner Wirtschaftspressekonferenz auf wie ein Claquer des Optimismus, der dem Kombinat der Gläubiger den Fünfjahresplan verliest. Wenn Buchhandlungen eingehen, weil sie vom frei schießenden Mietenmarkt erledigt werden, dann tragen sie selbst die Schuld. Sie waren, sagen die Hinterbliebenen im Verband, zu "individualistisch", denn in der Marktwirtschaft siegt bekanntlich das Identische über das Nichtidentische. Auch das Buch ist eine Ware, die im Sonntagskleid davon träumt, Kulturgut zu sein. Dieser Traum verwirklicht sich als Tod der Rendite. Das ist die Wahrheit des Buchhandels, die angeschlossene Verbandsfunktionäre freilich überfordern dürfte.

Daß Kassandra dem Stückgut Belletristik die Karten gelesen hat, war Konsens schon vor der Messe, noch ehe ein Buch die Gnade des Lesers fand. Besonders der Autor, heißt es, sei noch bei Lebzeiten gestorben, und so würden die Geschichten nicht mehr erzählt, die das Leben (nieder)schreibt. Octavio Paz beklagt zudem das Verschwinden der Lyrik am Ende eines katastrophalen Jahrhunderts. Lyrik ist die äußerste Intimität des Subjekts mit der Schrift; wird sie unmöglich, rettet sich der Autor in die Prosa und ringt dort ums Überleben, während das Publikum ihm den großen und ganzen Sein- und Zeitroman abverlangt.

Alle suchten auf der Messe deshalb den Autor, fanden aber nur Autoren. Hubert Winkels, Maxim Biller, Annette Meyhöfer und Thomas Hettche beugten sich auf einer deprimierenden Veranstaltung im S. Fischer Verlag über die junge deutsche Literatur, die bekanntlich blüht, ohne zu gedeihen. Biller glaubt an die Verschwörung der immer noch nachwachsenden Gruppe 47 in den Kasematten des Feuilletons, wo mit dem Schrapnell der Kritik die junge, andere Literatur niedergehalten werde. Hubert Winkels rieb sich, wie wir alle, die Augen. Ihm ist die Schlacht im Tal entgangen, und er sieht nichts als Sprache: Literatur, die nicht mehr das Leitmedium des bürgerlichen Lebens ist, überlebt in der folgenlosen Freiheit solitärer Zeichen.

Vielleicht ist es die Undeutlichkeit und die Gewalt der Verhältnisse, die den Büchern die Sprache verschlägt - so, als ob sich im labyrinthischen Bewußtsein des Autors der Ariadnefaden des Erzählbaren ständig verwirrt. Wer soll all die Stoffmengen bewegen? Fritz J. Raddatz, Hans Joachim Schädlich, Lothar Baier und Jürg Laederach quälten sich, das Publikum und Peter Schneider verschlagene 100 Minuten mit der Frage über die Runden, ob Schneiders Roman Paarungen in zoologischen Details irrt, ohne im politisch Allgemeinen recht zu haben. Dabei stand das Verhör (Moderation: Hajo Steinert) unter dem Titel "Schreiben nach 1989", und nur eine glückliche Aberration des Intellekts stieß die vom Stellungskrieg Ermatteten mit der Nase auf die Prosa der deutschen Verhältnisse. Kurz vor Schluß gelang Jürg Laederach die großartige Formulierung, der "Aufprall des DDR-Trabanten auf die westliche Welt" könne nicht allein die Wellen der Desintegration bewirkt haben, die über der europäischen Zivilgesellschaft zusammenschlagen. Die Probleme der Wiedervereinigung überlagerten nur tiefer liegende Strukturkrisen, und Rechtsradikalismus sei ihre Folge.

Mit ihren "Bordmitteln" (Lothar Baier) hat die Buchmesse in letzter Minute Laut gegeben, aber der Protest wird nichts nützen. "Wir brauchen den Widerstand der Bevölkerung, die Antwort der ganzen demokratischen Gesellschaft, die von rechts ruiniert zu werden droht", sagte Peter Schneider in alter Tonlage. Die Literatur könne das nicht kalt lassen, sie muß die Stoffmassen einer verwirrten Aktualität in Form bringen. Man wird's lesen. Nächstes Jahr in Frankfurt. ass

2. Basketball-Bundesliga Süd, Frauen Deutliche Niederlage im Aufsteigerduell

Bamberg - MTV Kronberg 88:69 (47:36)

Mit der zweiten Saison-Niederlage endete das Gastspiel der Basketballerinnen des MTV Kronberg bei der DJK Bamberg. Im Aufsteiger-Duell unterlagen die Hessen mit 69:88.

Die Kronbergerinnen, die als vordringliches Ziel den Klassenerhalt nennen, hielten bis zur sechsten Minute gut mit, als es gerade 10:8 für die Gastgeberinnen stand. Danach bauten die Franken ihren Vorsprung allerdings bis auf neun Zähler aus, der bis zu Beginn der zweiten Hälfte weitgehend konstant blieb. Ein Einbruch der Hessen ließ Bamberg anschließend auf 66:51 davonziehen. Ab der 18. Minute konnten die Gäste keinen Korb mehr erzielen. Da fiel auch das foulbedingte Ausscheiden von Stefanie Herzog (14), Marianna Klimentova (23) und Kim Salentin nicht mehr ins Gewicht. Auf Bamberger Seite ragte die ehemalige kanadische Nationalspielerin Janet Fowler mit 32 Zählern heraus. "Wir hatten zuviel Respekt vor den Bambergerinnen. Bei uns ist von außen einfach nichts reingefallen", meinte Stefanie Herzog. CWO

Mit Schwermetallen verseuchtes Siedlungsgebiet Sichler beschäftigt weiterhin die Bad Nauheimer Politiker Wer trägt die Schuld und

wer muß dafür zahlen?

Grüne beklagen Informationsdefizite bei Bürgerschaft

BAD NAUHEIM. Der Ortsverband der Bad Nauheimer Grünen hat jetzt den Magistrat aufgefordert, umfassend die Bevölkerung über die vom Neubaugebiet Sichler ausgehenden Gesundheitsgefahren zu informieren. Nach Angaben des Grünen-Stadtverordneten Jürgen Groth dürfe der Magistrat nicht länger die dort gefundenen giftigen Schwermetalle "verharmlosen", sondern müsse "umgehend die Bevölkerung über seine Erkenntnisse informieren". In den neuesten Untersuchungsergebnissen sehen sich die Grünen in ihren seit 1987 geäußerten Befürchtungen bestätigt. Der Ökopartei ist nach wie vor unklar, warum "ohne ausreichende Untersuchungen von Parlament und Magistrat" der Sichler zur Bebauung überhaupt freigegeben werden konnte. Groth: "Jeder alteingesessene Einwohner weiß doch, daß dort bis in die 50er Jahre hinein der Bad Nauheimer Müll deponiert wurde."

Anlaß für die Stellungnahme der Grünen waren die Anfang September vom Magistrat vorgestellten neuesten Untersuchungsergebnisse über das Ausmaß der Schwermetallbelastungen im Neubaugebiet Sichler, über die die FR berichtete. Danach ist nicht nur die ehemalige 27 000 Quadratmeter große Mülldeponie zwischen der Hügelstraße, dem Wilhelm- Jost-Ring und einem Grünzug mit Schwermetallen belastet, sondern auch das umgebende Areal von weiteren 68 000 Quadratmetern, das zwischen der Hügelstraße und der Landesärztekammer liegt.

Während die Altablagerungsfläche mit großer Wahrscheinlichkeit wegen der erheblichen Belastungen mit Arsen und Blei nach Auskunft von Stadtrat Peter Keller nicht bebaut werden kann, soll das Erdreich der weiteren 68 000 Quadratmeter saniert werden, um auszuschließen, daß Kinder die mit Arsen belastete Erde oral aufnehmen.

Auf diesen Flächen wurden Arsenwerte von weit über 30 Milligramm pro Kilogramm Erde ermittelt. Nach Angaben von Toxikologen kann Arsen Krebs auslösen. Bis zu 30 Milligramm pro Kilogramm gelten nach Angaben von Toxikologen als geundheitlich unbedenklich.

Die Stadt will auf der Fläche von 68 000 Quadratmeter den Boden bis zu einer Tiefe von 50 Zentimetern entfernen und die Erde auf dem 27 000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Mülldeponie endlagern und als öffentliche Grünfläche oder als Parkfläche ausweisen. Diese Altablagerungsfläche ist noch nicht zur Altlast erklärt worden, allerdings aus der Sicht des Wasserwirtschaftsamtes und des Gesundheitsamtes wird es als sanierungsbedürftig angesehen.

Die im Bebauungsplan ursprünglich vorgesehenen Grünflächen, die nun wegfallen, will die Stadt den Grundstückseigentümern zur Bebauung überlassen. Das zumindest wird derzeit in der Stadtverwaltung überprüft. Notfalls will Bürgermeister Bernd Rohde den Grundstückseigentümern Baugebiete südlich des Deutergrabens ersatzweise anbieten, das nach seinen Angaben etwa zeitgleich mit dem "Sichler" in wenigen Jahren bebaut werden kann.

Fest steht derzeit, daß die Menschen das Arsen in den Sichler gebracht haben. Als mögliche Kontaminationsquelle werden Reststoffe des Gaswerkbetriebes, Schlämme beziehungsweise Reststoffe der Gradierwerke und Aschen aus der Salzsiederei vermutet. Um die Verursacher - in Frage kommt die Stadt selbst oder das Staatsbad - dingfest zu machen, hat der Magistrat am Dienstag ein weiteres Gutachten für 23 000 Mark in Auftrag gegeben.

Hintergrund: Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß die Stadt Bad Nauheim die Bodenvergiftungen selbst verursacht hat, sind die Ausgaben für den Gutachter gut angelegt. Denn dann kann der Regierungspräsident die betreffenden Gebiete zur kommunalen Altlast erklären, wodurch die Stadt bis zu zwei Drittel der Sanierungskosten erstattet bekommt.

Nach Angaben des hauptamtlichen Bad Nauheimer Ersten Stadtrates Dr. Werner Flach werden noch in diesem Monat alle der rund 90 Grundstückseigentümer im Neubaugebiet Sichler umfassend über die Erkenntnisse des Magistrates informiert. Die Unterlagen bekommen auch jene Immobilienbesitzer im Sichler, deren Grundstücke nicht belastet sind. str/nes

Ein Gutachten soll Rat geben SPD und FWS wollen innerstädtische Umgehung "anplanen"

SELIGENSTADT. Hauptthema einer ansonsten routinemäßigen Stadtverordnetensitzung am Freitag abend war der Bau und die Planung der Umgehungsstraße. SPD und Freie Wähler wollen für den nördlichen Abschnitt eine Alternative durch die Ellenseestraße zumindest "anplanen" lassen. Die CDU ist strikt gegen diese Variante und fordert weiterhin die große Lösung, für die allerdings die Zustimmung der Gemeinde Hainburg nötig ist.

Bevor an die Planung der innerstädtischen Nordumgehung gedacht werden könne, die das Baugebiet Niederfeld von der Innenstadt abzuschneiden droht, solle der Magistrat lieber den ersten Bauabschnitt im Süden der Stadt vorantreiben, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Frank Lortz. Hier sei die Stadt im Zeitverzug.

Jürgen Kraft von den "Freien Wählern Seligenstadt" (FWS) bezeichnete diese Kritik als "unsinniges Geschwätz" und "Panikmache". Es sei keine Zeit verschwendet worden, vielmehr habe es die CDU während ihrer langen Regierungsdauer in Seligenstadt versäumt, den Bau tatsächlich in Angriff zu nehmen.

Kraft warf der CDU "Bauplatzpolitik" vor: Gerade im Niederfeld sei Wohnbebauung bis an die Gemarkungsgrenze gestattet worden, so daß als einzige Alternative zur Nordumgehung die Trasse südlich der Wohnblocks der Berliner Straße möglich sei. Allerdings: Nach dem Willen von SPD und FWS soll für die innerstädtische Umfahrung zunächst einmal ein Planungsauftrag erteilt werden; das sei besser als die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, daß sich in Hainburg die politischen Mehrheiten ändern und dadurch eventuell eine Einigung möglich wird.

Auch die SPD ist "nicht unbedingt ein Liebhaber einer innerstädtischen Nordumgehung", wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dieter Burkard sagte. Die Sozialdemokraten wollen jedoch die Untersuchungen über eine Trasse konsequent fortsetzen lassen, damit im kommenden Jahr auf der Grundlage von Fachgutachten eine endgültige Entscheidung getroffen werden könne. fuh

Die Dankesrede von Friedens- preisträger Amos Oz veröffentlichen wir auf der nachfolgenden Seite. (fr)

Das Wetter

FRANKFURT A. M. 4. Oktober (FR. Nur im Küstengebiet anfangs heiter, später auch hier stark bewölkt und zeitweise leichter Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 10 und 15 Grad, nachts um 9 Grad. Aussichten: keine wesentlichen Änderungen.

(Siehe auch Lokalteil)

Fronten

Es mußte nicht zwingend so kommen, aber es kam so, und es wurde Zeit. Was mancher hierzulande anfangs der unsäglichen Ausschreitungen fanatisierter Jugendlicher gegen Asylbewerberheime an Deutlichkeit vermißt hatte, das wurde an diesem Wochenende nachgeholt: Klare Worte gegen die in rechtsextremistischen Ecken ausgeschwitzten Anschläge auf Fremde, jüdische Friedhöfe und auf Anlagen im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen. Da gab es, ungewöhnlich genug, quer durch die Republik einen wichtigen Gleichklang von Meinungen und Forderungen. Die Bündelung dieser Stimmen beflügelt die Hoffnung, daß wichtige Einzelpersonen und Gruppen immer noch zu aktivieren sind, wenn es um etwas anderes als die eigenen, meist ökonomischen Befindlichkeiten geht.

Den Tag der Deutschen Einheit nutzten in diesem Sinne sowohl Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der beim offiziellen Festakt im Schweriner Staatstheater eindringlich die Bürger aufforderte, ihre Demokratie gegen Gewalttäter zu schützen, als auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt in der Frankfurter Paulskirche. Demonstranten in vielen Städten waren auf der Straße. Frankfurts Oberbürgermeister, Mitglieder des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der am Main von ihnen mit dem Friedenspreis ausgezeichnete israelische Schriftsteller Amos Oz - kein Deutscher, aber ein Legitimierter - mahnten, warnten und riefen am Sonntag dazu auf, jene politisch klein zu halten, die es geschafft haben, in kürzester Zeit böse Erinnerungen zu wecken.

Demokratische Fronten gegen alle Versuche einer Renaissance des Ungeistes, der dem Volk die größte Schande im Verlauf seiner Geschichte eingebracht hat: Wir werden sie in den kommenden Monaten noch öfter brauchen. Niemand sollte den unwissenden Michel mimen, um sich herauszuhalten. rr

Passanten solidarisch mit den Asylbewerbern Mahnwache an der Bockenheimer Warte

BOCKENHEIM. Der Freitag, 2. Oktober, war der Tag des Flüchtlings in der bundesweiten Woche des ausländischen Mitbürgers. Für diesen Tag hatte das Evangelische Dekanat der Stadtteile Bockenheim, Kuhwald, Gallus und Rödelheim zu einer "Mahnwache gegen Ausländerfeindlichkeit" an der Bockenheimer Warte aufgerufen. Zahlreiche Menschen kamen, um ihre Solidarität mit Asylbewerbern zu bekunden.

Die Organisatoren hatten Schilder mit der Aufschrift "Flüchtlinge schützen, Fluchtursachen bekämpfen" angefertigt, die für die Demonstranten bereitlagen - bereits nach kurzer Zeit waren die 25 Schilder vergriffen.

Der Kreis der "Mahnwachenden" wurde rasch größer, denn viele Passanten gesellten sich spontan zu ihnen; nach einer Dreiviertelstunde hatten sich etwa 80 Menschen eingereiht.

Erstaunlicherweise waren kaum Ausländer oder Studenten der nahegelegenen Universität unter den Demonstranten zu finden. Dennoch meinte Pfarrer Busch: "Ich bin überrascht, wieviel Menschen gekommen sind. Wir wollten keine Massenaktion organisieren, sondern einfach nur hier in Bockenheim ein symbolisches Zeichen setzten."

Bestürzt zeigte sich der Pfarrer über die Ereignisse der letzten drei Monate im evangelischen Kindergarten in Bockenheim. Jugendliche Skinheads sind insgesamt viermal in den "multikulturellen Kindergarten" (der Anteil ausländischer Kinder liegt bei 50 Prozent) eingebrochen und haben Hakenkreuze, SS-Runen und Nazi-Sprüche an die Wände geschmiert.

Die Idee zur Mahnwache entstand auf der dritten Versammlung der achten Dekanatssynode Anfang September. Der Präses der evangelischen Synode Martin Siegler erinnert sich: "Wir standen noch ganz unter dem Einfluß der Ausschreitungen in Rostock und beschlossen, etwas zu unternehmen. Erst dachten wir daran, die ausländischen Mitbürger hier zu bewirten, doch das wäre das multikulturelle Fest Nummer 101." Eine Mahnwache ohne Reden, jedoch mit Schildern und einer Erklärung zu den ausländerfeindlichen Ausschreitungen erschien ihnen dann sinnvoller."

Grundsätzlich glaubt Martin Siegler an den "traditionell liberalen Geist der Frankfurter". Er befürchtet hier keine Ausschreitungen. Doch falls es soweit kommen könnte, "sind wir bereit, als Schützende aufzutreten. Wir haben auch eine Telefonkette für den Notfall vorbereitet", erklärte er entschlossen. dil

Kleider-Flohmarkt

lockte die Sparer an

BONAMES. Den Tag der deutschen Einheit hatte sich das Team des Bonifatius-Kindergarten ausgesucht, um die Bonameser zu ihrem Kinderkleider- und Spielzeugflohmarkt zu locken. Der Tag war regnerisch, aber trotzdem wurde ein Umsatz von über 4000 Mark verbucht. Da es bei diesem Flohmarkt keine Standgebühren erhoben wurde, war der Kindergarten auf die Spendenfreudigkeit und die Einnahmen aus Kaffee-, Kuchen- und Waffelverkauf angewiesen. Die Erfahrungen der letzten fünf Basare der Gemeinde am Oberen Kalbacher Weg haben bestätigt, daß jedes Mal zwischen 400 und 500 Mark übrigbleiben.

Das "Extra-Geld" wird gebraucht, um den Kindern auch einmal einen ausgefallenen Wunsch erfüllen zu können. Sie wollen diesmal ein rotes "Kindertaxi" haben (darunter verstehen die Kleinen ein ausgebautes Dreirad).

Im Gemeindesaal waren drei lange Tischreihen aufgebaut, darauf waren die verschiedenen Baby- und Kinderkleidungsstücke streng geordnet. Auf Tisch Nummer eins gab es Lätzchen, auf Nummer sechs und sieben Strampler. Die Spielsachen waren auf der Tribüne ausgelegt. Die Preise der Kleidungsstücke waren vorher schon ausgezeichnet und mit Bons versehen worden, die dann an der Kasse bezahlt wurden. Die Sachen waren ausgesprochen billig, Preise über zehn Mark die Ausnahme. Eine Besucherin war besonders entzückt. "Einen fast neuen Schlafsack habe ich für neun Mark bekommen. Der kostet sonst um die 50 Mark", erzählte sie.

Gegen 16 Uhr dann wurden die Kleider und das Spielzeug abgeräumt und die letzten Waffeln verzehrt. dil

Mit Musik in den Herbst Kulturkreis Westhausen feierte wieder im Bürgertreff

WESTHAUSEN. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Im Bürgertreff Westhausen in der Kollwitzstraße wurde am Tag der deutschen Einheit gefeiert. Aber nicht nur deutsche Einheit, sondern auch das Erntedankfest. Der Kulturkreis, der dazu eingeladen hatte, nannte das Ganze "Herbstfest". Es ging gemütlich zu, die Besucher hatten genug zu essen und zu trinken, und ein Musikant sorgte für gute Stimmung.

Der Kulturkreis ist ein loser Zusammenschluß aus Arbeiterwohlfahrt (AW), SPD, der evangelischen und der katholischen Kirche. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Westhausen und insbesondere im 1990 von der Saalbau GmbH fertiggestellten Bürgertreff für Geselligkeit und Kinderkultur zu sorgen. Einmal im Monat wird etwas für die Kinder angeboten: mal ist es ein Zauberer oder ein Puppenspiel; sogar einen Workshop unter fachmännischer Leitung für afrikanische Trommeln hat es schon gegeben. Die ehrenamtlichen Helfer sorgen auch für den sonntäglichen Altenklub. Jeden ersten und dritten Dienstag ist Stammtisch im Bürgertreff.

In Westhausen ist alles ziemlich klein geraten, der Bezirkskern nördlich der Stephan-Heise-Straße wurde 1930 vom damaligen SPD-Stadtrat May konzipiert. Mittlerweile steht die Siedlung unter Denkmalschutz. Es sind einstöckige Wohnhäuser, in denen jeweils zwei 47 Quadratmeter große Wohnungen untergebracht sind. Links und rechts der Häuser hat jeder Bewohner einen fast 60 Quadratmeter großen Kleingarten. Daran schließt die nächste Grünfläche des Nachbarhauses an. "Das hat der May gemacht, um die Kommunikation unter den Leuten zu fördern, wenn auch nur über den Gartenzaun", erzählte Werner Zimmermann, der als Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt auch dem Kulturkreis angehört.

Die Westhausener mußten lange kämpfen. 15 Jahre dauerte es, bis sie ihren Bürgertreff bekamen, in dem jetzt runde Geburtstage, Hochzeiten und andere rauschende Feste gefeiert werden. "Der Bezirk Westhausen ist schon komisch. Politisch gehören wir zu Praunheim, kirchlich zu Hausen, und zum Einkaufen gehen die Menschen nach Rödelheim", sinnierte Werner Zimmermann.

Die 1500 Haushalte stehen aber jetzt vor einem neuen Problem: Die Jugendlichen - besonders wenn sie noch kleinere Geschwister haben - treibt es aus den kleinen Wohnungen heraus. Aber sie haben keinen Treff und hängen darum oft auf der Straße herum. Der Kulturkreis hat das Problem bereits erkannt und bat die Jugendlichen zu einer Anhörung in den Bürgertreff. Es wurde diskutiert und nach einer Lösung gesucht. Das schnell etwas gefunden werden muß, ist allen klar - aber der Platzmangel im kleinen Westhausen wird wohl wieder sehr viel Ausdauer erfordern. dil

Junge Pianistin spielt beim Symphoniekonzert

WIESBADEN. Moniuszko, Chopin und Lutoslawski - aus diesem "Stoff" ist das zweite Symphoniekonzert des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden gemacht, das am Mittwoch, 14. Oktober, um 20 Uhr im Friedrich-von-Thiersch-Saal beginnt. Als Solistin sitzt Siiri Schütz am Klavier, am Pult steht Agnieszka Kreiner. Der Einführungsvortrag beginnt um 19 Uhr im Dostojewski-Saal. ana

Trotz klarer Führung bleibt Aufsteiger sieglos

Marburg - Eintracht-Amateure 3:3 (1:1)

Der VfB Marburg kann scheinbar nicht gewinnen. Bis zur letzten Spielminute führte der Aufsteiger 3:1, mußte sich am Ende dennoch mit einem Remis begnügen.

In einer mäßigen Partie gingen die Gastgeber durch einen von Laus verwertete Foulelfmeter in Führung, nachdem Brandl den stark spielenden Vollmer gelegt hatte. Kurz vor der Pause enteilte Würzburger seinem ansonsten solide agierenden Bewacher Rasiejewski und markierte den Ausgleich. Schließlich wurde ein Solo Reinhardts von Eintracht- Libero King gestoppt. Zwar erzielte Reinhardt trotz der Behinderung einen Treffer, der Unparteiische gab diesen jedoch nicht, zückte aber die Rote Karte für King.

Diesen Vorteil schienen die druckvollen Marburger auch nutzen zu können. Reinhardt markierte das 2:1, dem Winkler die scheinbare Vorentscheidung folgen ließ. Doch kämpfende Frankfurter und leichtsinnige Marburger ermöglichten noch das Remis. UDO MURAS

Marburg: Marquardt; Ruiz; Faust (77. Backhaus), Rasiejewski, Budde, Röder, Winkler, Laus, Vollmer (72. Heneis), Reinhardt, Brizzi.

Eintracht: Schimek; King; Rubin, Kaymak, Brandl, Schlösser, Komljenovic, Bunzenthal, Balzer, Würzburger, Becker.

Tore: 1:0 Laus (29./FE), 1:1 Würzburger (42.), 2:1 Reinhardt (55.), 3:1 Winkler (76.), 3:2 Komljenovic (90.), 3:3 Würzburger (90.).

Schiedsrichter: Kessler (Birstein).

Zuschauer: 350.

Nicole Uphoff "bereichert" ein Genre Ein früher Lebensrückblick Biographie der Olympiasiegerin erzählt von "harter Arbeit"

Das literarische Genre der Biographie ist gemeinhin älteren Herrschaften vorbehalten. So sind es vornehmlich männliche Politiker und Kulturschaffende, die ihre Lebensgeschichte zu Papier bringen lassen - über erfolgreiche Frauen steht wenig geschrieben. Jüngste Ausnahme von der Regel ist das auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellte Druckwerk "Traumkarriere im Sattel". Der Werdegang von Dressur-Reiterin Nicole Upphoff wird von der Wiege bis zum Olympiasieg in Worte gekleidet und soll dem pferdebegeisterten Leser vor Augen führen, "wie schwer es ist, so jung so viel zu erreichen". Die sicher nicht ganz unberechtigte Annahme, es handele sich hier wieder einmal um einen primär kommerziellen Zwecken dienlichen Erguß, wischt die 25jährige Sattelsportlerin glatt vom Tisch. Mit Hilfe des Buches wolle sie jugendlichen Nachahmern klarmachen, daß "solche Erfolge niemandem in den Schoß fallen" und ein Olympiasieg nur in partnerschaftlichem Einklang mit dem Pferd zu bewerkstelligen sei.

Die in unzähligen Briefen an die Ausnahmereiterin gerichtete Frage "Wie werde ich Olympiasiegerin?" sei von derart abstrusen Vorstellungen begleitet, daß ihr vor lauter Entsetzen "der Hut hochginge". Da werde das Pferd zum bloßen Sportgerät degradiert, und darüber hinaus herrsche die Ansicht, daß Geld und Talent auf dem Weg zum Erfolg schon die halbe Miete seien. Damit derart unrealistische Zerrbilder geradegerückt werden, geht die von der Jugendbuchautorin Elke Müller-Mees aufgezeichnete Biographie bewußt weit über reitsportliche Fachsimpelei hinaus. Aus Interviews mit Eltern, Freundinnen und Trainern bastelte die Mühlheimer Schriftstellerin eine in alle Lebensbereiche der Reiterin hineinreichende Geschichte, die auch vor privaten Einblicken ins Upphoffsche Wohnzimmer nicht haltmacht. Daß das Buch pünktlich zu ihrem zweiten Einzel-Olympiasieg im September auf den Markt kam, erscheint ihr nicht nur aus finanzieller Sicht als bestmöglicher Zeitpunkt.

Obwohl erst Mitte zwanzig, glaubt sie nicht, "noch viel mehr erreichen zu können". Der literarische Lebensrückblick käme von daher genau im richtigen Moment. Die Gefahr, daß das Buch bei ihren Fans gerade jetzt eine Welle der Glorifizierung auslösen könnte, hält sie für abwegig. "Wir wollten schließlich aufzeigen, daß hinter meinen Erfolgen harte Arbeit steckt. Wenn die Leser das nicht erkennen können, dann haben wir was falschgemacht." MARGIT REHN

"Drummer kriegen fast nie Mädchen" Formation "Devil's Dance" feiert seit Jahren am Einheits-Feiertag eigenes Revival

SACHSENHAUSEN. "Wir sind wahrscheinlich die einzige Band, die ihr Revival selbst feiert", feixte Bernd Hörle, Sänger der Rock-'n'-Roll-Combo "Devil's Dance". Seit acht Jahren ist es gute Tradition, daß sich die bekannte Band am Tag der Deutschen Einheit in Originalbesetzung zur Session in der Vereinsgaststätte der FV Germania 94 beim Wirt "Radi" trifft. "Das ist das einzige Mal im Jahr, daß wir uns alle wiedersehen", fuhr der Sänger fort. Denn eigentlich existiert "Devil's Dance" seit drei Jahren nicht mehr. Die meisten Bandmitglieder spielen professionell in anderen Gruppen oder widmen sich dem "bürgerlichen" Beruf.

"Obwohl wir nie ernsthaft geprobt haben, klappt das Zusammenspiel wie in alten Zeiten", freute sich Hörle. "Die Chemie stimmt immer noch." Was der Bandleader mit Chemie meinte, ist purer, traditioneller Rock 'n' Roll der fünziger und sechziger Jahre. Eigene Stücke haben die "Teufelstänzer" nie geschrieben, die Hauptsache war immer, daß "Fun dabei ist" (Hörle). Die Wurzeln der fünf Musiker liegen in Fechenheim. Vor 25 Jahren haben sie dort als Schuljungen angefangen, zusammen zu spielen. Zehn Jahre später waren die "Devils" gegründet. Nach einigen Jahren war die Band nach zahlreichen Auftritten in Frankfurt auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. "Wir haben ohne Übertreibung von Hamburg bis München gespielt und im Monat bis zu zehn Auftritte gehabt", erzählte der Vokalist, "und gleichzeitig noch einen Beruf ausgeübt."

Da sei so manche Erinnerung haften geblieben, schmunzelte Hörle. In einer Schickimickikneipe in Darmstadt war die Band mit ihrem rhythmischen Sound ein gern gesehener Gast. "Da konnten dann die ganzen Szenetypen raus aus dem feinen Zwirn, rein in die Bluejeans und richtig abrocken. Und wir waren die Affen für die", grinste der Bandleader. Wirt "Radi" erinnerte sich: "Anfangs hatte ich meine Kneipe noch in Fechenheim, ,Zum Dreispitz' hieß die damals. Auch da hat die Band schon immer an diesem komischen Feiertag gespielt."

Auch diesmal sorgte das Quintett für gute Stimmung im Vereinsheim der Germania '94. Vom frühen Abend bis gegen Mitternacht heizten die Altrocker den Zuhörern mit Klassikern von Chuck Berry bis Eric Clapton ordentlich ein. Die Tatsache, daß Gäste einen Tisch im voraus reservieren mußten, zeigt, wie beliebt "Devil's Dance" immer noch ist.

"Da haben sich fünfzehn Jahre Üben ja doch gelohnt", rief Hörle nach dem Applaus ins Mikro und verriet, warum er sich fürs Singen entschied: "Ich kann nur Schlagzeug spielen, und die Drummer kriegen fast nie ein Mädchen ab. Da bin ich halt lieber Sänger geworden."

Für Sonntag, 11. Oktober, hat sich die Nachwuchsband "Blues Bube" bei Radi, der ab und zu jungen Bands auftreten läßt, angesagt. hen

,No-name'-Musiker rockten über Bühne Das Fechenheimer Jugendhaus organisierte 4. Festival mit Underground-Gruppen

FECHENHEIM. Schnell, bevor es losgeht, fährt sich "Elviz" von den "Diamond Dogs" noch eine Pizza ein. "Hoffentlich behalte ich die nachher drin", frotzelte der kleine Sänger mit der engen Hose, Modell "Disco '79". Ganz unbegründet war seine Befürchtung nicht, denn als seine Band das 4. Fechenheimer Underground-Festival mit ihrem Auftritt eröffnet, sind einige Verrenkungen von "Elviz" dabei, die an eine Hula-Hoop-Tänzerin erinnern und das Unterste im Magen nach oben kehren. Stilecht muß es halt sein, nicht umsonst haben sich die "Diamond Dogs" dem Erbe von Iggy Pop verschrieben.

Die anderen drei Frankfurter Gruppen legten weniger Wert auf die Bühnenshow und dafür mehr auf handgemachte, unkommerzielle Underground-Musik. "Der Begriff Underground bezieht sich nicht nur auf die Musikrichtung, die hier vertreten ist. Auch die Art, wie das Festival organisiert ist, und in welcher Umgebung die Bands spielen, gehört dazu", klärte Veranstalter Tommy "Gun" Müller auf.

Mit Unterbrechungen gibt es das Festival seit 1986. "Unser Grundsatz war immer, Bands spielen zu lassen, die wir persönlich kennen und die auch in unser Konzept passen. Das heißt: kein Mainstream, keine Gruppen, die schon in der Presse abgefeiert worden sind, und möglichst ohne Keyboard", erläuterte Tommy Müller.

In diesem Jahr standen nach den "Diamond Dogs" die "Revolting Boil" auf der kleinen Bühne. Hervorstechend bei dem Trio aus Offenbach ist der an die Ska- Legende "Specials" erinnernde Gesang von Ralf Becker. Wie im Vorjahr traten dann "Total Recall" an, die mit der punkigen Cover-Version von Smokies "Don't play your Rock 'n' Roll to me" einen Knaller landeten. Krönender Abschluß des Konzertabends, der bis weit nach Mitternacht ging, waren die "Nerds" mit "Pop-Trash-Punk".

Das Jugendzentrum wird selbstverwaltet geführt und erhält lediglich für die angestellten Sozialarbeiter Zuschüsse. Die technische Ausrüstung für das Konzert muß in Eigenregie organisiert werden. Die Bühne beispielsweise stellte dieses Mal der Hessische Rundfunk. "Wir müssen aber jedes Jahr neu improvisieren, da wir auf Leihgaben angewiesen sind", sagte der Veranstalter.

Rund 200 Besucher hörten sich im Industriegebiet Fechenheim die Bands an, die "kurz vor dem Durchbruch, kurz nach dem Durchbruch oder vor dem Blinddarmdurchbruch stehen" ("Elviz" über das Niveau). Der Sound aller Formationen ist durchaus hörenswert, denn sie legten mehr Wert auf abwechslungsreiche Eigenkompositionen als auf auf aggressiven Krach - es war sogar eine Unterhaltung im Konzertraum möglich.

Ob das musikalische Mauerblümchen im Industriegebiet auch im nächsten Jahr wieder blüht, ist nicht gewiß. Mehrere Gehaltskürzungen bei den Sozialarbeitern in den vergangenen Jahren erschweren die Jugendarbeit zunehmend, es wird befürchtet, daß das Jugendzentrum geschlossen werden muß. "Wenn es dazu kommen sollte, wird es in Frankfurt solche Festivals nicht mehr geben", ist sich Tommy Müller sicher. hen

Bernbacher 2:1 gegen Alzenau vor Zweitbundesliga-Kulisse Landesliga Süd: Fast 3000 Zuschauer sorgten für einen Rekord / Klein-Karben trotz eines Unentschiedens neuer Spitzenreiter

Einen Rekord dürfte es am Wochenende in Bernbach gegeben haben. Beinahe 3000 Menschen wollten das Lokalderby gegen den FC Bayern Alzenau miterleben. Eine Zahl, mit der sich manche Vereine der Zweiten Bundesliga schwertun. Mit dem 2:1-Sieg haben die Bernbacher ihre Chancen auf einen vorderen Platz gewahrt. Klein-Karben ist nach dem Unentschieden gegen Bad Homburg neuer Spitzenreiter. Mörlenbach verbesserte sich mit dem Sieg gegen Progres auf Rang zwei. Wolfskehlen siegte gegen Langenselbold mit 3:1. Bei Langenselbold wird die Lage damit langsam kritisch. Die Mannschaft ist immer noch ohne Sieg. Ober-Roden unterlag in Neu-Isenburg mit 0:1 und ist ebenfalls noch ohne doppelten Punktgewinn.

SV Bernbach - FC Bayern Alzenau 2:1 (1:0). Beflügelt von der großen Kulisse zeigten beide Mannschaften ein sehr starkes Spiel mit viel Einsatz und guten spielerischen Szenen. Bernbach hatte leichte Vorteile. Die Freigerichter hatten die besseren Chancen und waren auch kämpferisch etwas überlegen. Viermal verhinderten Latte oder Pfosten eine höhere Führung der Gastgeber. In der flotten Partie hatte auch Alzenau einige sehenswerte Torszenen, doch Bernbachs Torhüter Parizon bot eine glänzende Leistung und vereitelte eine Reihe guter Möglichkeiten. Bereits nach fünf Minuten ging Bernbach durch Lachmann in Führung. Kurz nach dem Seitenwechsel glich Müller für Alzenau aus. Die Entscheidung fiel erst kurz vor Spielschluß, als sich Martin Bangert durchsetzte und den Siegtreffer für Bernbach erzielte.

TSV Wolfskehlen - Spvgg. Langenselbold 3:1 (1:0). Es war ein von beiden Seiten zerfahren geführtes Spiel. In der ersten Hälfte hatten die Gastgeber leichte Vorteile und hätten höher führen müssen. Es reichte jedoch nur zu einem Tor durch Ewald. Nach dem Wechsel hatte Langenselbold mehr vom Spiel. Die Gäste gingen druckvoll zu Werke und konnten durch Löffler nach einer Stunde ausgleichen. Nagel brachte Wolfskehlen einige Minuten später erneut in Führung. Langenselbold warf nun alles nach vorne, war aber zuwenig konstruktiv. Der entscheidende Treffer durch Horst Hamann fiel in der letzten Minute nach einem Konter der Gastgeber.

SG Klein-Krotzenburg - SG Riedrode 1:1 (0:1). Die beiden Mannschaften zeigten keine besonders gelungene Vorstellung. Im ersten Spielabschnitt war Riedrode überlegen und ging durch Thorsten Gottschalk in Führung. Es gab einige weitere Chancen für die Gäste, die aber versäumten, die Tore zu schießen. Kurz nach dem Seitenwechsel erzielte Brenes den Ausgleich für Klein-Krotzenburg. Daraufhin verlor Riedrode den Faden und kam nicht mehr richtig ins Spiel. Den Gastgebern gelang es allerdings ihrerseits nicht, die entscheidenden Akzente zu setzen, so daß die Punkteteilung die logische und gerechte Folge war.

FC Erbach - SV Jügesheim 2:0 (1:0). Beide Mannschaften lieferten sich ein typisches kampfbetontes Kellerderby. Aufgrund der höheren Spielanteile und der besseren Chancen geht der Sieg der Erbacher in Ordnung. Die Gastgeber erarbeiteten sich mehr Möglichkeiten, Jügesheim war zu schwach im Abschluß. Beide Tore gehen auf das Konto von Marco Roth, der in der 32. und 80. Minute jeweils aus vollem Lauf aus der Distanz in das Gehäuse der Jügesheimer traf.

SGK Bad Homburg - KSV Klein-Karben 2:2 (1:0). In der ersten Halbzeit agierte Bad Homburg aus einer sehr sicheren Abwehr heraus und baute seine Angriffe konzentriert auf. Klein-Karben hatte keine größere Torgelegenheit, während die Bad Homburger einige Möglichkeiten hatten. Die Pausenführung besorgte Spielertrainer Frank Diergardt nach gut zwanzig Minuten. Nach dem Seitenwechsel kam Klein-Karben besser ins Spiel und war feldüberlegen, ohne zunächst torgefährlicher zu sein als vor der Pause. Selzer erhöhte nach knapp zwei Minuten des zweiten Spielabschnitts auf 2:0. Thielecke gelang der Anschlußtreffer nach gut einer Stunde Spielzeit. Die Gastgeber hatten einige sehr gute Kontermöglichkeiten, konnten sie aber nicht in Tore umwandeln. Der Ausgleich fiel in der Nachspielzeit, als der Schiedsrichter einen Foulelfmeter für die Gäste gab, den Vetter sicher ausnutzte.

Viktoria Griesheim - Italia Frankfurt 2:2 (0:2). Die knapp 350 Zuschauer sahen ein sehr gutes Spiel von beiden Mannschaften. Es war temporeich mit einem guten technischen Niveau. Der Einsatz stimmte ebenfalls auf beiden Seiten. In der ersten Hälfte hatte Italia die besseren Tormöglichkeiten und ging durch Treffer von Scholl (18.) und Posniak (44.) in Führung. Nach der Pause war Griesheim druckvoller und erspielte sich sehr gute Torchancen. Diehl (54.) und Rettig (63.) sorgten für den Ausgleich. Nach dem Verlauf des Spiels war die Punkteteilung alles in allem gerecht.

Progres Frankfurt - SV Mörlenbach 0:1 (0:0). Progres Frankfurt mußte am Wochenende Lehrgeld bezahlen. Während der größten Zeit des Spiels waren die Gastgeber die überlegene Mannschaft. Progres kontrollierte weitestgehend das Spiel und hatte die besseren Torszenen. Allerdings scheiterten die Gastgeber ein ums andere Mal an der Mörlenbacher Abwehr und konnten ihre Chancen nicht umsetzen. Die Strafe folgte in der letzten Minute des Spiels. Mörlenbach startete einen Konter, nachdem die Gastgeber unaufmerksam waren. Hofmann erzielte den Siegtreffer für die Gäste.

Spvgg. Neu-Isenburg - Germania Ober-Roden 1:0 (1:0). Keine der beiden Mannschaften konnte durch spielerische Glanztaten überzeugen. Die Gäste spielten mit einer Spitze aus einer verstärkten Abwehr. Neu-Isenburg war größtenteils feldüberlegen, aber nicht in der Lage, gefährliche Torchancen herauszuarbeiten. In den letzten Minuten wäre Ober-Roden beinahe noch der Ausgleich gelungen. Das goldene Tor des Tages für Neu-Isenburg erzielte Martin Bürkle in der 25. Minute. -oli-

Das Wetter

Wetterlage Zwischen einem umfangreichen Tief vor Korsika und einer von Rußland über Skandinavien zum Seegebiet südlich von Island reichenden Hochdruckzone wird mit einer starken östlichen Strömung in Bodennähe Kaltluft nach Deutschland geführt. In der Höhe aufgleitende Warmluft führt zu unbeständigem Wetter. Vorhersage bis Dienstag früh Im Küstengebiet anfangs noch aufgeheitert, später auch hier stark bewölkt bis bedeckt und zeitweise leichter Regen. Höchsttemperaturen zwischen 10 und 15 Grad. Tiefstwerte nachts um 9 Grad. Mäßiger bis frischer, zum Teil starker Wind um Nordost. Weitere Aussichten Im Südosten gelegentlich aufgeheitert und wärmer, sonst keine wesentliche Änderung. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

Gewitter 15 Amsterdam

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leicht bewölkt 16 Helsinki

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stark bewölkt 14 Istanbul

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leicht bewölkt 23 Lissabon

leicht bewölkt 19 Locarno

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stark bewölkt 15 Madrid

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leicht bewölkt 23 Mallorca

wolkig 16 Moskau

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Regen 16 Paris

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stark bewölkt 7 Stockholm

stark bewölkt 11 Varna

stark bewölkt 20 Warschau

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stark bewölkt 17 Zürich

bedeckt 13

Deutschland

Berlin

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wolkig 10 Feldberg/Schw.

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wolkig 17 Garmisch

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leicht bewölkt 13 München

stark bewölkt 14 Norderney

leicht bewölkt 14 Rostock

leicht bewölkt 13 Sylt

wolkig 12 Zugspitze

in Wolken -1

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.) Sonnenaufgang 6.32 Uhr Sonnenuntergang 17.55 Uhr Mondaufgang 15.13 Uhr Monduntergang 0.47 Uhr

Blinder Mann Opfer eines Raubüberfalles

Besonders skrupellos verhielt sich ein Straßenräuber, der sich am Samstag an einem Blinden vergriff. Der 76 Jahre alte Rentner aus Niederrad saß gegen 21.30 Uhr auf einer Bank an der Straßenbahnhaltestelle Uni-Klinik und wartete auf die Tram. Der alte Herr war auf einen Blindenstock gestützt, an dem seine Handtasche hing.

Der Räuber, so ermittelte später die Polizei, muß den blinden Mann als wehrloses Opfer betrachtet haben und entriß ihm Stock und Handtasche. Darin befanden sich mehrere Behindertenausweise und eine Brille. Der Geschädigte konnte lediglich feststellen, daß es sich beim Täter um einen Mann handelte. ric

Auf einen Blick

Borussia Dortmund

Anschluß geschafft S. 26

SV Darmstadt 98

Weiß erlitt Wadenbeinbruch S. 28

Oberliga Hessen

Schiedsrichter im Gerede S. 29

Handball

Torflut von Wallau S. 31

Basketball

Langen feiert Sieg S. 31

Eishockey

Hedos und DEG vorne S. 32

Hockey

Rüsselsheimer Frauen im Finale S. 33

Sportpolitik

Gieseler attackiert Hansen S. 36

Tischtennis

Hauskrach hält an S. 36

Uneinheitlich

FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte beendeten die vergangene Woche uneinheitlich. Bewegten sich die Kurse am Freitag vor der Sitzung des Zentralbankrats der Bundesbank kaum, gaben sie danach etwas nach. Doch auch dieser Trend währte nicht lange. Bis zum Handelsende stellten sich wieder Kurserholungen ein.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1478,04 Punkten. Er lag damit zwar 5,99 Zähler unter dem Vortagesniveau, doch zugleich deutlich über seinem Freitags-Tief.

Zum Beschluß der Bundesbank, die Leitzinsen nicht zu senken, hieß es auf dem Frankfurter Parkett, einen solchen Schritt hebe sich das Haus Schlesinger wohl noch etwas auf. Mit ihrem Vorgehen habe die Notenbank ihre Glaubwürdigkeit gestärkt, weil sie sich dem ausländischen Druck nicht beugte.

Aus dem allgemeinen Geschehen bei Aktien, das Kurseinbußen bei einigen Standardwerten bis vier Mark zeigte, ragten Asko-Vorzüge mit einem Plus von 15 Mark heraus. Karstadt legten vier Mark zu. In der Chemie gewannen Bayer 3,50 Mark, während Hoechst 0,40 Mark einbüßten.

Daimler verloren 2,50, Siemens 3,40 und Veba 3,50 Mark. Deutsche Bank gaben um drei Mark nach.

Am Rentenmarkt dominierten bei öffentlichen Anleihen die Kursrücknahmen. Die Durchschnittsrendite stieg von 7,63 auf 7,66 Prozent. Die Bundesbank nahm per Saldo Titel im Nennwert von 36,2 Millionen Mark auf. Mark-Auslandsanleihen zeigten sich behauptet.

Verfolgungsjagd

mit Knalleffekt

Eine wilde Verfolgungsjagd nach einer "Fahrerflucht" durchs nächtliche Frankfurt endete mit einem Zusammenstoß der "Jäger": Ein geschädigter Taxifahrer rammte eine Polizeistreife; zwei Beamte wurden verletzt, der Funkwagen blieb mit Totalschaden auf der Strecke.

Die wilde Hatz nahm in der Nacht zum Sonntag um 1.45 Uhr im Nordend ihren Verlauf, als der 36jährige seine Droschke die "Friedberger Land" stadteinwärts lenkte. Auf der Nebenspur - und unter Alkohol wohl auch neben der Spur - eierte ein 28jähriger aus Chikago mit seinem kleinen Fiat 127 in dieselbe Richtung. In Höhe der Einmündung Koselstraße kam's zum Bumms: Beim Spurwechsel prallte der Kleine seitlich gegen die Mercedes-Taxe. Der US-Amerikaner kurvte unbekümmert weiter, nunmehr verfolgt vom Taxidriver, der aber den Unfallflüchtigen im Bereich Hessendenkmal aus den Augen verlor.

Indes: Die fahndungsrelevanten Daten - so der Polizeibericht - waren schon per Funk im Äther, zeitgleich auf Taxi- und Polizei-Welle durchgegeben. Man hörte da wie dort, daß der Fiat im (wilden) Westend gesichtet worden sei. Nichts wie hin, war die Marschrichtung also fürs gerammte Taxi und die Ordnungshüter vom 3. Revier gleichermaßen klar. Eine - von einigen - Streifen preschte mit Sondersignal in den Kreuzungsbereich Leerbachstraße/Gärtnerweg hinein. Dasselbe tat nicht weniger vehement - von der anderen Seite - der geprellte Taxifahrer, der dabei gleich noch ein "Halt"-Schild überfuhr.

Das Taxi rammte, so der Polizeibericht, mit großer Wucht den Streifenwagen. Bilanz: Ein Taxifahrer (mit Platzwunde am Kopf), ein 22jähriger Streifen-Fahrer (mit Prellungen), ein 26jähriger Polizist (mit leichten Kopfverletzungen) als Geschädigte. Am Taxi, dessen Beifahrertür durch den ersten Unfall leicht eingedellt worden war, addierte sich der Schaden durch den zweiten Rumms um weitere 6000 Mark hoch. Der grün-weiße Opel Vectra aber blieb mit 40 000 Mark als Totalschaden auf der Strecke.

Unterdessen - so nebenbei - konnte eine Streifenwagen-Besatzung vom 4. Revier den unfallflüchtigen "Ami" festnehmen. Er büßte seinen Führerschein ein. Schaden am Fiat: 300 Mark - Kotflügel und Fahrertür leicht beschädigt.

Die Moral von der Geschicht': Nun muß der Hilfssheriff womöglich auch noch vor Gericht. ric

"Frau Rauscher" rudert auf dem Main Sechs neue Boote der Rudergesellschaft Sachsenhausen 1879 erhielten ihre Namen

SACHSENHAUSEN. "Es ist ein gutes Gefühl, wenn man stolze Schiffe vor sich liegen sieht. Es kommt nicht oft vor, daß man so eine Flotte mit Namen versehen kann", sagte der Vereinsvorsitzende der Frankfurter Rudergesellschaft Sachsenhausen 1879, Helmut Meyer, und blickte vergnügt auf sechs nagelneue Boote, die auf dem Rasen vor dem Vereinsheim am Mainwasenweg lagen.

Nach seiner kurzen Ansprache begann der Taufakt: Ein Gig-Doppel-Vierer wurde auf den Namen "Scholar" getauft, ein Einer erhielt den Namen "Madam". Manfred Wagner gab einem weiteren Einer den Namen "Klaane Sachsenhäuser", und zwei Doppel-Zweier heißen jetzt "Matthäus Hettler" und - sehr zünftig - "Frau Rauscher". Dem neuen Renn-Vierer "ohne" gab Petra Roth, CDU-Herausforderin von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, bei der kommenden Kommunalwahl, den Namen "Just for fun". Noch ein wenig ungeübt sprach sie die traditionelle Formel: "Allzeit gute Fahrt, Erfolg und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel." Dann übergoß sie das Boot, dem traditionellen Gebrauch folgend, an Bug und Heck mit einem kräftigen Schluck Apfelwein, den Heinrich Hinnerkopp zuvor aus einem großen Bembel ausgeschenkt hatte.

Immerhin 285 000 Mark hatten die Boote den gut 100 Köpfe zählenden Verein gekostet. Diese Ausgabe konnte sich der Sachsenhäuser Ruderverein nur leisten, weil die "Alten Herren" etwas Geld zugeschossen hatten und die Stadt Frankfurt 50 Prozent der Kosten für "langlebiges Sportgerät" beisteuert. "Wer weiß, wie lange diese Regelung noch gilt", fragte sich Meyer angesichts der Haushaltslage der Stadt nachdenklich.

Mit den neuen Schiffen ersetzt der Verein vor allem einige Verluste des letzten Jahres: Ein Vierer war bei einem dramatischen Unfall mit einem "Dickschiff" der Berufsschiffahrt versenkt worden, und ein Doppel-Zweier ging auf der Internationalen Kölner Regatta irreparabel zu Bruch. "Es ist gottseidank selten, daß wir Schäden haben, aber in diesem Jahr war es ein bißchen dick", seufzte Meyer, bevor die neuen Boote auf dem Main eingefahren wurden.

Bei einer vereinsinternen Regatta hatten die Sportler vor dem Taufakt nochmals ihre Kräfte gemessen: "Wir hatten immerhin zwei Achter auf dem Wasser. Das ist für einen kleinen Verein schon eine ganze Menge", berichtete Vereinsvorsitzender Meyer. Mit diesen Wettfahrten fand die Rudersaison in diesem Jahr ihr offizielles Ende. Zeit, eine sportliche Bilanz zu ziehen: Im Doppel-Vierer in Glasgow sei die Vereinsmannschaft Weltmeister geworden, erzählte Helmut Meyer, und bei der Veteranenregatta in Köln habe es sogar sechs Siege gegeben. "Das war eines der perfektesten Rennen, die ich je gesehen habe. Alle vier Minuten wurde ein Wettlauf gestartet."

Mit dem Start des Wintertrainings muß nun auch der Versammlungssaal im Vereinsheim wieder zur "Folterkammer" umfunktioniert werden. An den Wänden standen schon die Beinpressen und Gewichte, mit denen sich die Sportler im Winter fit halten. Mittwochs in der Zeit von 18 bis 22 Uhr können die Aktiven auch in der Schillerschule trainieren, und montags besuchen sie das Ruderbecken.

Auch wenn im letzten Jahr einige neue Mitglieder aufgenommen wurden, plagen den Verein weiterhin Nachwuchssorgen. Die Kooperation mit der Wöhlerschule habe bislang nicht den gewünschten Erfolg gehabt, erklärte Meyer. "Wir geben uns die größte Mühe, die Schüler stärker an den Verein zu binden, das gelingt uns aber sehr schlecht." kan

Zwei Personen bei Unfall verletzt

USINGEN. Zwei Leichtverletzte forderte ein Unfall, der sich am Sonntag nachmittag in Kransberg ereignete. Wie die Polizei mitteilte, beachtete eine Autofahrerin beim Einbiegen auf die Bundesstraße 275 die Vorfahrt nicht. Sie stieß mit einem anderen Auto zusammen.

Die Frau mußte mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Der andere Autofahrer mußte nur ambulant behandelt werden. Nach Angaben der Polizei beträgt der Schaden rund 10 000 Mark. ca

Training im Rebstockbad Die "Blau-Gelben" schwimmen wieder

FRANKFURT-NORDWEST. Nach vierjähriger Zwangspause schwimmt er wieder - der Post-Sportverein "Blaugelb" Frankfurt. Das Sport- und Badeamt der Stadt Frankfurt hat dem Verein jetzt ab Donnerstag, 15. Oktober für donnerstags (jeweils von 17 bis 19 Uhr) jeweils zwei Stunden Schwimmbadbenutzung im Rebstockbad zugesprochen.

"Gegenüber früher ist das trotzdem eine Einschränkung, die wir leider auf uns nehmen müssen", bedauert dennoch - trotz aller Freude - Abteilungsleiter Günter Fischlin.

Im Rebstockbad stehen den "Blaugelb"- Mitgliedern zwei Schwimmbahnen zur Verfügung, im früheren Nordwestbad war es die gesamte Halle für Wassergymnastik, Gesundheitsschwimmen und für das Training der Aktiven. Inwieweit sich im Rebstockbad der Wettkampfbetrieb des Vereins entwickeln kann, bleibe aber abzuwarten.

Nach der Schließung des Nordwestbades hatten einige Mitglieder den Verein wegen mangelnder Trainingsmöglichkeit verlassen. "Da wir jetzt relativ günstige Zeiten für jugendliche Schwimmer haben, sollte der Neuaufbau einer Wettkampfmannschaft möglich sein", ist Fischlin zuversichtlich. dixi

HOCKEY DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Frauen, Halbfinale: RTHC Leverkusen - Eintracht Frankfurt 2:0 (0:0), Rüsselsheimer RK - Eintracht Braunschweig 1:0 (1:0).

BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SC 1880 Frankfurt - Münchner SC 4:2 (2:1), Dürkheimer HC - Berliner HC 5:0 (3:0), Limburger HC - Rotweiß München 2:1 (0:0), SC SAFO Frankfurt - Rotweiß München 1:3 (0:1), Limburger HC - Münchner SC 1:2 (0:0), Stuttgarter Kickers - Dürkheimer HC 1:2 (1:1), Berliner HC - SC 1880 Frankfurt 5:2 (3:0). - Abschlußtabelle: 1. Dürkheimer HC 42:20, 22:6, 2. Münchner SC 34:17, 18:10, 3. Rotweiß München 30:24, 17:11, 4. Limburger HC 40:15, 16:12, 5. Berliner HC 19:24, 15:13, 6. SC 1880 Frankfurt 25:37, 10:18, 7. Stuttgarter Kickers 16:32, 9:19, 8. SC SAFO Frankfurt 8:45, 1:27. Dürkheimer HC und Münchner SC nehmen an den Halbfinalspielen um die Deutsche Meisterschaft teil. SC SAFO Frankfurt muß in die 2. Bundesliga, Gruppe Süd absteigen.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TG Frankenthal - Rüsselsheimer RK 2:0 (1:0), HC Speyer - Zehlendorfer Wespen 1:5 (1:3), SSV Ulm - TUS Lichterfelde 1:1 (0:0),Cöthener HC - Rüsselsheimer RK 1:4 (0:3), TG Frankenthal - TSV 1846 Mannheim 2:0 (1:0), SSV Ulm - Zehlendorfer Wespen 1:5 (0:4), HC Speyer - TUS Lichterfelde 1:0 (1:0). - Abschlußtabelle: 1. TG Frankenthal 40:17, 25:7, 2. Zehlendorfer Wespen 41:15, 24:8, 3. TUS Lichterfelde 21:14, 21:11, 4. Rüsselsheimer RK 24:16, 18:14, 5. TSV 1846 Mannheim 19:18, 17:15, 6. 1.Hanauer THC 26:25, 16:16, 7. Cöthener HC 23:43, 9:23, 8. HC Speyer 13:31, 8:24, 9. SSV Ulm 18:46, 6:26. TG Frankenthal steigt in die 1. Bundesliga, Gruppe Süd auf. Cöthener HC, HC Speyer und SSV Ulm steigen in die Regionalliga ab.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: UHC Hamburg - Braunschweiger THC 2:4 (1:3), TG Heimfeld - Düsseldorfer HC 1:0 (1:0), SV Lindenau Leipzig - Großflottbeker THGC 5:2, Klipper Hamburg - Marienburger SC 2:2 (0:0). - Abschlußtabelle: 1. UHC Hamburg 35:19, 26:6, 2. Braunschweiger THC 30:12, 25:7, 3. Großflottbeker THGC 31:28, 19:13, 4. Marienburger SC 20:14, 18:14, 5. Bonner THV 19:23, 14:18, 6. Düsselsdorfer HC 17:19, 12:20, 7. Klipper Hamburg 19:29, 12:20, 8. SV Lindenau Leipzig 25:35, 10:22, 9. TG Heimfeld 19:36, 8:24. UHC Hamburg steigt in die 1.Bundesliga, Gruppe Nord auf. Klipper Hamburg, SV Lindenau Leipzig und TG Heimfeld steigen in die Regionalliga ab.

REGIONALLIGA SÜD, Männer, Gruppe West: TSV Schott Mainz - Höchster THC 0:0 (0:0), VfL Bad Kreuznach - Wiesbadener THC 0:1 (0:1), 1.HC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt 0:2 (0:1), TFC Ludwigshafen - TEC Darmstadt 2:1 (0:0). - Tabelle: 1. Höchster THC 30:7, 21:5, 2. Eintracht Frankfurt 29:4, 20:6, 3. TFC Ludwigshafen 20:13, 16:10, 4. TEC Darmstadt 19:12, 14:12, 5. Wiesbadener THC 24:14, 13:13, 6. TSV Schott Mainz 7:15, 11:15, 7. VfL Bad Kreuznach 8:27, 7:19, 8. 1. HC Kaiserslautern 4:49, 2:24.

REGIONALLIGA SÜD, Frauen: TSV Schott Mainz - HC Ludwigsburg 1:1 (1:0), VfL Bad Kreuznach - VfB Stuttgart 5:0 (3:0), TSV Ludwigsburg - HG Nürnberg 3:0 (1:0), HC EI Heidelberg - Rot-Weiß München 0:11 (0:4). - Abschlußtabelle: 1. VfL Bad Kreuznach 47:7, 22:6, 2. HC Ludwigsburg 40:15, 19:9, 3. Rot-Weiß München 27:7, 19:9, 4. VfB Stuttgart 15:14, 14:14, 5. TSV Schott Mainz 18:19, 12:16, 6. TSV Ludwigsburg 17:19, 12:16, 7. HG Nürnberg 12:27, 12:16, 8. HC EI Heidelberg 4:72, 2:26. VfL Bad Kreuznach, HC Ludwigsburg und Rotweiß München nehmen an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga der Frauen teil. HC EI Heidelberg muß in die Oberliga absteigen.

OBERLIGA HESSEN, Männer: SKG Frankfurt - SC 1880 Frankfurt Ib 1:0 (0:0), TSV 1857 Sachsenhausen - HC Bad Homburg 0:0 (0:0), HC Fechenheim - Offenbacher RV 0:4 (0:0), THC Hanau Ib - Rüsselsheimer RK Ib 4:2 (3:1). - Abschlußtabelle: 1. SC 1880 Frankfurt Ib 38:17, 21:7, 2. THC Hanau Ib 31:16, 18:10, 3. HC Bad Homburg 18:12, 16:12, 4. TSV 1857 Sachsenhausen 22:19, 16:12, 5. Offenbacher RV 25:28, 12:16, 6. Rüsselsheimer RK Ib 21:29, 12:16, 7. SKG Frankfurt 16:28, 12:16, 8. HC Fechenheim 6:28, 5:23. HC Bad Homburg steigt in die Regionalliga Süd, Gruppe West auf. HC Fechenheim steigt in die 1. Verbandsliga Hessen ab.

OBERLIGA HESSEN, Frauen: SKG Frankfurt - SC 1880 Frankfurt Ib 0:0 (0:0), Eintracht Frankfurt Ib - FSV Frankfurt 1:1 (0:0), HC Fechenheim - Offenbacher RV 1:1 (1:0), Wiesbadener THC - VfL Marburg 2:0 (0:0). - Abschlußtabelle: 1. Wiesbadener THC 33:4, 23:5, 2. SKG Frankfurt 23:11, 19:9, 3. FSV Frankfurt 19:14, 17:11, 4. Eintracht Frankfurt Ib 13:9, 14:14, 5. Offenbacher RV 19:20, 13:15, 6. SC 1880 Frankfurt Ib 13:20, 11:17, 7. HC Fechenheim 11:16, 10:18, 8. VfL Marburg 5:42, 5:23. Wiesbadener THC nimmt an den Aufstiegsspielen zur Regionalliga Süd teil. VfL Marburg steigt in die 1. Verbandsliga Hessen ab.

VERBANDSLIGA HESSEN; Männer: Offenbacher RV Ib - TG Hanau 0:0 (0:0), TGS Vorwärts Frankfurt - FSV Frankfurt 1:2 (0:0), TSG 1846 Darmstadt - KSV Hessen Kassel 3:1 (0:0), Limburger HC Ib - Eintracht Frankfurt Ib 4:1 (1:0). - Abschlußtabelle: 1. Limburger HC Ib 35:12, 21:3, 2. TG Hanau 21:8, 19:5, 3. FSV Frankfurt 20:15, 15:9, 4. TSG 1846 Darmstadt 17:22, 12:12, 5. KSV Hessen Kassel 21:23, 9:15, 6. Eintracht Frankfurt Ib 12:22, 6:18, 7. TGS Vorwärts Frankfurt 5:29, 2:22, Limburger HC Ib steigt in die Oberliga Hessen auf.

VERBANDSLIGA HESSEN, Frauen: Höchster THC - Rüsselsheimer RK Ib 1:2 (0:0), THC Hanau Ib - DHC Wiesbaden 3:1 (0:0), TSG 1846 Darmstadt - SC SAFO Frankfurt 3:0 (0:0). - Tabelle: 1. TSG 1846 Darmstadt 24:1, 17:1, 2. THC Hanau Ib 17:3, 13:5, 3. Rüsselsheimer RK Ib 18:7, 13:7, 4. DHC Wiesbaden 10:16, 9:11, 5. SC SAFO Frankfurt 5:17, 6:14, 6. Höchster THC 2:32, 0:20. TSG 1846 Darmstadt steigt in die Oberliga Hessen auf. Höchster THC steigt in die 2. Verbandsliga Hessen ab.

FR-Interview mit Bernbachs Trainer Alfred Haas "Auf dem Weg zur Bestform" Von großer Kulisse habe sich keiner nervös machen lassen

Der SV Bernbach wahrte in der Fußball-Landesliga Hessen-Süd seine Meisterschaftschancen. Die Freigerichter "stürzten" im lokalen Derby den Spitzenreiter FC Bayern Alzenau mit 2:1. Damit dürfte auch Trainer Alfred Haas, der nach den Niederlagen gegen Griesheim und in Klein-Karben keinen leichten Stand hatte, endgültig aus der Schußlinie sein. FR-Mitarbeiter Hans Dieter Puth sprach mit Alfred Haas. (Bild: Holm)

Hat der SV Bernbach jetzt seine Topform gefunden?

Haas: "Die erste halbe Stunde spielten wir stark und steigerten uns später nach der Hereinnahme von Kai Krüger noch einmal, hatten die klareren Chancen und befinden uns auf dem Weg zur Bestform.

Geht die Meisterschaft nur über den SV Bernbach?

"Ich denke schon. Meister möchten allerdings der FC Italia Frankfurt, SV Mörlenbach, KSV Klein-Karben und der SV Bernbach werden...".

Welche Spieler haben Sie heute besonders überzeugt?

"Torwart Parizon und Libero Borchers. Auch Seidl hat sauber gespielt, Lachmann brachte eine gute Gesamtleistung, während Bangert und Krüger im Angriff imponierten".

Wie stufen Sie den FC Bayern Alzenau ein?

"Immer noch als starken Kontrahenten, der eine solide Mannschaft vorweist, kämpferisch beeindruckt und durchaus bis zum Schluß ganz oben mitmischen kann".

Wer bleiben dennoch präzise die härtesten Kontrahenten?

"SV Mörlenbach und KSV Klein-Karben".

Hat die riesige Kulisse von rund 3500 Zuschauern Ihr Team positiv beeinflußt?

"Seit Montag habe ich meine Mannschaft heißgemacht. Die Kulisse hat niemanden nervös werden lassen. Besonders unsere Routiniers lassen sich davon nicht negativ beeinflussen, sondern eher stimulieren".

Heben die Bernbacher Spieler jetzt wieder einmal ab?

"Nein. Selbst ein sechsfacher Nationalspieler wie Ronny Borchers hat sich voll konzentriert, die geballte Spannung war in der Kabine zu spüren. Das trifft auch auf Spielmacher Albert Repp und unseren Antreiber Gerhard Lachmann zu".

Was machen die verletzten Spieler Baydar und Löffler?

" Michael Löffler ist in dieser Woche wieder dabei. Baydar kehrt nach erneutem Bänderabriß im Spiel gegen Griesheim frühestens zu Beginn des neuen Jahres zurück".

Katerstimmung trotz Kaiserwetter Festreden, Festnahmen und "Einheiz"-Veranstaltungen am Tag der Deutschen Einheit

Mit seinen spitzwinkligen Türmen, die am Samstagmorgen in einen knallblauen Himmel staken, lag das Schweriner Schloß da wie eines aus dem Märchen.

Auch die restliche Stadt hatte sich für den Tag der Einheit schwer herausgeputzt. Über das gerade frisch gekehrte Kopfsteinpflaster spazierten untergehakte Paare in vorpommerscher Tracht. Auf den Plätzen der Altstadt polierten die Blaskapellenmusiker ihre Instrumente mit kurzer Spucke blank, während die Bühnenbauer noch die letzten Bretter für das in Schwerin schon wegen der zahlreichen Seen und der repräsentativen Ansprüche ausufernde Straßenfest vernagelten.

Eben hatte in der Kirche der Kanzler samt Bonner Ministergefolge, Bundespräsident und sonstigen VIPs aus der politischen Szene Platz genommen. Orgelklänge, die durch die Dommauern drangen, Von Inge Günther (Schwerin) kündeten vom ordnungsgemäßen Fortgang des Gottesdienstes. Ganz Schwerin schien bereit für den großen Tag, an dem das Volk die Vereinigung, die der Staat ihm bescherte, zum zweiten Male feierten.

Doch der Grund der Feier - das nun einig Vaterland - schied schon wieder die Geister. "Wer keine Arbeit hat und kein Geld, sich hier was zu leisten", beschied der Taxifahrer die Frage nach der allgemeinen Festlaune, "dem gefällt so ein Rummel eben nicht."

Die einen blieben weg - andere legten sich an. So besetzten einheimische Autonome die Domtreppen, um Helmut Kohl beim Verlassen des Kirchenportals ihren Protest entgegenzuschleudern. Es kam dann ganz anders, weil der Bundeskanzler über einen Seitenausgang inmitten des üblichen Fotografenpulks zum Staatsakt im Staatstheater pilgerte. Doch das Störbedürfnis jener, die - ob aus Verdrossenheit über nicht erfüllte Politikerversprechen oder aus allgemeiner Ablehnung gegenüber den Regierenden - blieb zunächst bestehen und fand schließlich seine Entsprechung in einem reichlich überzogenen Polizeizugriff.

Das Bad in der Menge, zumindest ihren Jubel, hatten die Bundespolitiker und natürlich der Gastgeber und der Landesvater der Krisenregion Nord-Ost, Berndt Seite, nach den Festreden gesucht. "Helmut-Helmut"-Rufe sowie hingestreckte Hände waren dabei durchaus wahrzunehmen. Unüberhörbar jedoch waren auch die "Nie wieder Deutschland"-Gesänge eines linken Blocks und die leicht verkratzten "Internationale"-Klänge, die eine Anwohnerin der Theaterstraße mittels ins Fenster gestellter Lautsprecherboxen über den Festplatz schallen ließ. Seinen Unmut über den deswegen erneut von den Sicherheitsbeamten empfohlenen Ausweichweg machte Arbeitsminister Norbert Blüm Luft: "Nicht, daß Ihr meint, ich müßte mich hier verstecken."

Solchen Eindruck wollte auch der Kanzler partout vermeiden. Er gab sich auf seinem Schlendergang gewohnt volksnah: "Kommen Sie aus Schwerin?" Für ihre freudige Bestätigung erntete die Familie dann ein aufmunterndes "Na prima" vom Kanzler.

Hatten also doch die braven Bürger, die den Protestierern die Neuauflage des "geht doch nach drüben - nach Polen oder Rumänien" entgegenhielten, die Oberhand? Was so sein soll, auch so sein muß: Der Versuch eines jungen Mannes, Helmut Kohl mit den Händen ruppig zu stoßen - so wollen es jedenfalls Augenzeugen beobachtet haben und so legen es die Fernsehbilder nahe - wird zwei Stunden später von Schwerins Polizei heftigst dementiert. Da sei keine böse Absicht im Spiel gewesen, sondern nur einer versehentlich gestolpert. Und zum Beweise dessen setzt die Polizei den ungeschickten Passanten schon am Tage nach der Festnahme wieder auf freien Fuß.

Weniger zimperlich zeigten sich die Beamten im Umgang mit anderen "Störern". Inmitten Zehntausender Besucher, die - aus nah und fern angereist - entlang der bunten Buden flanieren, macht die Polizei eine "nicht angemeldete Demonstration" von einigen Dutzende Menschen aus. Diese werden umgehend eingekesselt und nicht eben sanft in die "grüne Minna" verfrachtet. Später weist man polizeilicherseits auch noch auf einen hellblauen Farbkleks am Revierwappen, den Demonstranten dort mittels eines Farbeies plaziert hätten sowie angebliche Steine- und Flaschenwürfe hin, um insgesamt 114 Festnahmen zu rechtfertigen. Vom "Tag der Volkspolizei" spricht wiederum ein 25jähriger Schweriner, der sich als Augenzeuge dafür verbürgt, daß ein Polizist die Festgenommenen im Wagen mit einem alten DDR- Holzknüppel verprügelt habe.

Friedlich, um nicht zu sagen unbemerkt verlief dagegen die "Demokratie und Menschenrechts"-Reihe des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Ostufer des Schweriner Pfaffenteiches zum Einheitstage. Mit der Entscheidung, nicht an den offiziellen Festlichkeiten teilzunehmen, versuchte man nun von dort aus mit dem Wunsch "Gute Besserung - Deutschland" Flagge zu zeigen. "Angesichts wachsenden sozialen Unfriedens", so Peter Deutschland, DGB-Chef in Mecklenburg-Vorpommern, verspürten die Gewerkschafter auch gar keine Lust zum Feiern.

Dem großen Publikum wiederum fehlte das Interesse für die zahlreichen Informationsstände über den wirtschaftlichen Niedergang im Osten. Ähnliche Erfahrungen hatten die Gewerkschafter schon am Tag zuvor, bei ihrer zentralen Kundgebung auf dem Berliner "Alex" sammeln können. Viele Betriebsräte und aktive Gewerkschaftler kamen - der erhoffte Massenzuspruch blieb aus. Zu sehr geriet das DGB-Konzept wohl auch zu einer reinen Herbstvariante des 1. Mai.

Unter sich wollte man wiederum bei der PDS am 3. Oktober wohl ganz bewußt bleiben. Nicht in die bieder-romantische Schweriner Innenstadt sondern auf einen zugigen Platz im Neubauviertel am Großen Dreesch hatte die DDR-Nostalgie- Partei Sympathisanten und Mitglieder zum "Einheiz-Markt" geladen. Dort, umringt von drei Plattenbauten, viereckigen Flachgebäuden und hochgezogenen PDS- Wimpeln ließ sich die Eigenidentität mit Hilfe Gregor Gysis ungetrübt pflegen. Den Wunsch nach einer reformierten DDR habe nun einmal "Honecker versiebt", zog der PDS-Chef Bilanz. Auch die Zweistaatlichkeit sei schließlich mißglückt. Doch wenn es nach "den anderen" - also den Wessis, die nur den Anschluß wollten - gegangen wäre, "gäbe es uns gar nicht mehr". Im Jahre zwei der deutschen Einheit ist für die PDS das Überleben somit ein Sieg. "Denn wir", so Gysi, "wissen noch, wo die eigentlichen Widersprüche sitzen."

Ob es nun solches Wissen war, das viel Volk auf den PDS-Markt zog, mag dahingestellt sein. Den "Komitees für Gerechtigkeit", die ebenfalls dem Tag der Einheit eigene Akzente verpassen wollten, machte jedenfalls die Mobilisierung der eigenen Anhänger größere Schwierigkeiten. Von zwei eigens bestellten Bussen war in Berlin nur einer am Morgen abgefahren. Andere "Gerechtigkeitskämpfer" hatten wohl schon zuvor das Ticket für den PDS-Sonderzug gebucht. Wie auch immer: Die Komitees, die sich vor Wochen als breite Bürgerbewegung aufgemacht hatten, fristeten in Schwerin eher ein unbeachtetes Schattendasein, in das Alt-Prominente wie Schriftsteller Stefan Heym oder Liedermacherin Barbara Thalheim - "ich bin eine Ostdeutsche und werde es bleiben" - nur wenig Licht trugen.

Wessen Fest also wurde in Schwerin gefeiert? Trotz Kaiserwetter war allerorten ein wenig Katerstimmung zu spüren. Am wenigsten vielleicht unter jenen, die ein herkömmliches Volksfest mit Bratwurst, Bier und buntgemixtem Unterhaltungsprogramm erwartet hatten. Das immerhin war die Mehrheit. Sie kam, guckte und fand alles ganz "schick", so wie der Hamburger, der morgens mit der Dampflok-Eisenbahn aus der Hansestadt angereist war. Ach ja, und daß in Schwerin, der Hauptstadt des ärmsten Bundeslandes, "nur" Lasershow statt Feuerwerk mit allem Drum und Dran geboten wurde, weil "ja niemand Verständnis dafür hätte, wenn hier Tausende von Mark in den Himmel geschossen würden", wie in der Staatskanzlei formuliert worden war, wurde mit norddeutscher Zurückhaltung als "nu ganz in Ordnung" bewertet. Aber der Himmel, wie gesagt, war ja auch einen Tag lang besonders blau in Schwerin.

Plötzlich blieb es dunkel Das eigenmächtige Kürzen der Stromrechnung wird bestraft

Wie unangenehm es ist, ohne Strom in der Wohnung zu sitzen, möchte FR-Leserin Petra Z. nicht noch einmal erleben. Im September hatten ihr die Stadtwerke kurzerhand den Saft abgedreht - ungerechtfertigt, wie Petra Z. meint. Das Hickhack begann nach ihrer Darstellung mit der August-Rechnung. Der Zählerstand in der Wohnung und die Angaben in der Rechnung hätten weit auseinandergeklafft. "Mehrere hundert Mark Differenz", stellte Petra Z. fest und überwies kurzerhand nur einen Teilbetrag. Außerdem schickte sie einen Brief an die Stadtwerke, in dem sie auf die Differenz aufmerksam machte.

"Das war überhaupt nicht gut", urteilt sie im Rückblick auf die Folgen. Kurz darauf flatterte Petra Z. nämlich eine Mahnung ins Haus, und da sie den geforderten Restbetrag nicht zahlte, stellten die Stadtwerke im September den Strom ab. Zähneknirschend habe sie einen Tag danach die Rechnung beglichen, die sich mittlerweile um die An- und Abstellgebühr in Höhe von 112 Mark erhöht hatte.

Nun gingen zwar wieder die Lichter an, aber die Sache war noch nicht ausgestanden. Anfang Oktober holte Petra Z. ein weiteres Schreiben aus dem Briefkasten, in dem ihr der schon überwiesene Betrag nebst An- und Abstellgebühren noch einmal in Rechnung gestellt wurden. "Ich bin doch nicht Rokkefeller", schimpft Petra Z. über die Stadtwerke.

Dort sieht man den Fall etwas anders. Pressesprecher Peter Ruhr stellt nach Durchsicht der Unterlagen fest, daß die Kundin sich den Ärger hätte ersparen können. Sie habe die Rechnung eigenmächtig gekürzt, "und das", sagt Ruhr, "ist verboten". Umgekehrt wär's richtig gewesen: erst bezahlen, dann reklamieren. Daß die Rechnung zum zweiten Mal losgeschickt wurde, führt Ruhr auf die lange Frist zwischen Überweisung und Buchung durch die Bank zurück.

Mit berufstätigen Kunden wie Petra Z. haben die Stadtwerke im übrigen des öfteren Probleme. "Wenn unsere Mitarbeiter kommen, um den Zähler abzulesen, ist meist niemand zu Hause", erklärt Ruhr. Der Verbrauch müsse dann geschätzt werden, wobei es durchaus zu Differenzen komme. Die Betroffenen sollten sich deshalb mit dem Kundendienst in Verbindung setzen, dessen Telefonnummer auf der Rechnung angegeben sei, und einen Termin zum Ablesen des Zählers vereinbaren. vo

Rekord in der Fußball-Landesliga: 3300 Fans sahen das Derby Bernbach - Bayern Alzenau Kassierer waren dem Ansturm nicht gewachsen Bangert hat den Platz in der Hackordnung gefunden / Am Birkenhainer Weg fühlt er sich wohl

Zuschauerrekord in der Fußball-Landesliga Süd: Insgesamt etwa 3300 Fans, davon knapp 3000 "Zahlende", säumten die Ränge beim Schlagertreffen zwischen dem SV Bernbach und dem FC Bayern Alzenau. Der "Tag der deutschen Einheit", der auch die Fußballfans aus dem hessisch-bayerischen Grenzgebiet am Birkenhainer Weg vereinte, das erste Punktspiel in der Geschichte beider Vereine, aber auch die Tabellensituation führte zu diesem Rekord in der zweithöchsten Amateurklasse. Eine Zahl, die mancher Verein dieser Klasse in allen 16 Heimspielen zusammen nur auf die Beine bringt, die eine Höchstmarke seit rund 20 Jahren bedeutet. Dabei zählt der Freigerichter Ortsteil gerade 1900 Einwohner.

Über 1000 kamen allein aus dem Raum Alzenau respektive aus dem Kahlgrund, ansonsten waren die Fußballfreunde aus dem Kreis Gelnhausen, aber auch aus dem Kreis Hanau in stattlicher Zahl vertreten. Trainer und Spieler aus allen möglichen Klassen, aber auch Schiedsrichter und sonstige Ausweis-Inhaber in großer Anzahl sorgten in der Landesliga für einen Oberliga-Spitzenwert. Die bisherige Höchstmarke in Bernbach (1990 gegen die Spvgg. 1910 Langenselbold erzielt) wurde glatt um 1000 überboten. Damit schraubten die Freigerichter ihr Gesamtvolumen in drei Heimspielen auf 5100 Zuschauer hoch und sind absoluter Krösus dieser Klasse. Daß die Kassierer des SVB vorübergehend für zwei Spiele kassierten, denn einigen Besuchern wurde in der ersten Halbzeit des Vorspiels zwischen dem SV Bernbach II und FC Alemannia Niedermittlau (Punktspiel der Kreisliga A Gelnhausen) insgesamt 10,50 Mark abgenommen, war dem großen Ansturm zuzuschreiben.

Einer strahlte neben dem Kassierer, der rund 20 000 Mark eingenommen haben dürfte, am meisten: Martin Bangert. Der aus Bad Soden/Ahl verpflichtete Stürmer nähert sich mit Meilenschritten seiner Bestform und erzielte in der vorletzten Minute auch den stürmisch gefeierten Siegestreffer. Bangert, der bereits beim 3:1-Sieg gegen Italia Frankfurt zweimal traf, erhöhte sein Konto auf vier Saisontreffer, ist damit hinter Albert Repp (8) die interne Nummer zwei. Im Angriff gilt er längst als erste Wahl, hat Antonio Algieri aus der Mannschaft verdrängt. "In Bad Soden gehörte ich zu den Leistungsträgern, hier mußte ich mich unterordnen", begründet er seinen nicht optimalen Start. " Vom Kopf her spiele ich jetzt befreit auf, zudem hat sich die Mannschaft gefunden, ist die Hackordnung klar", ergänzt der wuchtige Stürmer. "Jeder braucht eine Art Selbstbestätigung, dazu tragen Treffer wie gegen Alzenau besonders stark bei", freute er sich über diesen erneuten Coup des SVB.

Im Vergleich stuft er Italia Frankfurt spielerisch höher als den FC Bayern ein, der jedoch seiner Auffassung nach in puncto Zweikampfstärke und Kompaktheit überzeugte. "Die Heimniederlage gegen Griesheim passierte nicht auf diesem Platz, sondern in Somborn. Die Atmosphäre am Birkenhainer Weg erinnert mich an die Verhältnisse an der Sodener Bornwiese, hier fühlt man sich einfach wohl", setzt er weiter auf den Heimvorteil. Bereits einmal spielte er vor 3000 Zuschauern. Das war in der Oberliga gegen Kickers Offenbach. "Damals war Ronny Borchers noch beim Gegner", setzt Bangert jetzt auf das gute Zusammenspiel mit dem Ex-Nationalspieler, vor allem aber mit Albert Repp, der ihm besonders wertvolle Zubringerdienste leistet. HANS-DIETER PUTH

153 Teilnehmer beim deutschen Jugendfinale im Kart-Slalom Hindernisfahrt für den Formel-1-Nachwuchs Verbindung aus Geschicklichkeit und Geschwindigkeit / Wachsame Eltern sind immer dabei

Torsten von Berg hat einen Honda- Rennmotor im Rücken wie Ayrton Senna. Eben umfuhr er noch im wilden Drift die letzten Pylonen vor dem Ziel, jetzt analysiert er schon die Fahrt. Seine linke Hand deutet dabei die korrekte Linie an, mit der rechten imitiert er die Auf- und Abbewegung, die sein Kart beim Anbremsen der verflixten letzten Links vor dem Ziel gemacht hat. So hat er es im Fernsehen gesehen, wenn Senna oder Schumacher mit den Mechanikern sprechen. Lässig wie ein Profi erkundigt er sich dann nach seiner Zeit und schüttelt den Kopf, als das Kart eines Konkurrenten gerade eine Pylone umwirft.

Torsten ist elf Jahre alt, kommt aus Coburg und ist einer von 153 acht- bis 23jährigen Teilnehmern des deutschen Jugend- Kart-Slalomfinales, das am Sonntag in der Frankfurter Mercedes-Niederlassung Hanauer Landstraße ausgefahren wird. Die Eltern sind immer dabei. Die, die weiter herkommen, übernachten notfalls im Wohnmobil, als es wegen der Buchmesse nicht genügend Zimmer gab. Kart- Slalom ist die Vorstufe zum Rennkartfahren, jene Nachwuchsklasse des Motorsports aus der von Alain Prost bis Michael Schumacher alle Formal-1-Asse hervorgingen.

In einem abgesteckten Kurs muß der Formel-Nachwuchs Hindernisse umkurven, bei jeder geschmissenen Pylone werden zwei Sekunden auf die Fahrzeit dazugerechnet. Die Youngster müssen eine Verbindung aus Geschicklichkeit und Geschwindigkeit finden, um eine optimale Zeit zu erreichen. Die Karts werden von einem mit bleifreien Benzin angetriebenen 144-ccm-Viertaktmotor angetrieben, der fünf PS leistet. Beim Slalom fahren sie eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Ein Rennkart kostet fertig 3500 Mark. "Wir stellen aber die beiden Karts, die hier benutzt werden, zur Verfügung", sagt Ralph Meeh, Kartreferent des Deutschen Motorsportverbandes (DMV), der die Meisterschaft veranstaltet. Michael Schumacher, der deutsche Formel-1-Held löste einen Boom aus, ähnlich dem Effekt, den Boris Becker vor sechs Jahren im Tennis ausgelöst hat. Meeh: "Immer mehr Jugendliche kommen mit ihren ELtern vorbei und erkundigen sich. Dabei fällt immer wieder der Name von Michael Schumacher." In den neuen Bundesländern sei der Zuwachs von jungen Kartfahrern sogar über 200 Prozent, meint Meeh weiter, "die kannten vor der Wende so etwas ja auch gar nicht". Kritische Frager beruhigt der Sportwart gleich: "Kartslalom ist nicht gefährlich. In den sieben Jahren meiner Tätigkeit gab es noch keinen Unfall." Der Motorsportboom müßte noch weitere Früchte tragen. Denn auch der zweite deutsche Formel-1-Pilot begann seine Karriere im Jugendkart: Heinz-Harald Frentzen, ab 1993 im March-Team, drehte als Kid seine Runden auf einer Kartbahn in Mönchengladbach. RALF RAYMOND

TVG-Handball-Trainer Dotzauer nach der Heimniederlage: "Hat es überhaupt noch Sinn?" Noch nie habe Gelnhäuser Mannschaft so schlecht gespielt

Lange Gesichter in Gelnhausen: Fehlende (Auswärts-)Leistung und fehlende Zuschauer. Nach der ersten Heimniederlage stehen jedoch andere Kriterien, als über einen geringen Zuspruch nachzudenken, im Mittelpunkt. Die sportliche Krise ist der Ursprung allen Übels. " Wir wollen die Lage nicht dramatisieren, nach langen Diskussionen muß Ruhe ins Spiel kommen", setzt Manager Hagen Mootz weiterhin auf das jetzige Aufgebot.

Weniger Optimismus versprüht inzwischen Trainer Rainer Dotzauer, dem das Debakel der ersten Halbzeit gegen Pfullingen auf den Magen geschlagen war: "So schlecht habe ich eine Gelnhäuser Mannschaft noch nie spielen sehen", haderte er besonders mit dem Rückraum. Dort gelang Seidel, Maslanka oder Marian fast nichts. Wie geht es beim TVG weiter? Mit Neuverpflichtungen wird es kurzfristig offenbar nichts. "Gute Spieler wachsen nicht auf den Bäumen", kann Mootz des Trainers Wunsch nach einem stärkeren Ausländer nicht nachkommen, Es dürfte vor allem auch eine Frage des (fehlenden) Geldes sein. Ungelöst scheint weiterhin die Torwartfrage, denn sowohl Helge Bretschneider als auch Martin Malik verraten zu wenig Konstanz, gewinnen zu selten ein Spiel. "Wir denken über alles nach", antwortete Trainer Rainer Dotzauer vielsagend nichtssagend auf die Frage nach einer Rückkehr des 41 Jahre alten Uli Schaus, der sofort spielen könnte und bekanntlich auch ohne größeren Trainingseinsatz sofort seinen Mann steht.

Die größeren Probleme bereiten jedoch Spieler wie Dariusz Maslanka oder Gabriel Marian, die in verantwortungsvoller Position schlichtweg versagen. Es war ein Trugschluß zu glauben, daß Marian ohne Spieler wie Klotz oder Kordowiecki für die Mannschaft wertvoller würde. Auch Stefan Seidel schaft es nervlich offenbar nicht, dem hohen Druck beim TVG standzuhalten. Er kommt oft erst auf Touren, wenn die Würfel längst gefallen sind.

Jetzt soll ausgerechnet das Hessenderby am Samstag beim VfL Heppenheim (19.30 Uhr, Starkenburg-Halle) die Wende einleiten. Selbst Dotzauer ist diesbezüglich skeptisch: " Wenn ich an Karl Gaydoul oder an Karl-Ludwig Gaydoul sowie an Vladimir Petrov oder Frank Jöst denke, müssen wir uns etwas einfallen lassen". Leichte Resignation ist herauszuhören und bestätigt des Trainers Feststellung nach dem Spiel gegen Pfullingen: "Hat es überhaupt noch einen Sinn, mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten?" Ungewohnte Töne eines Lebenskünstlers wie Rainer Dotzauer, der sonst mehr zum Optimismus als zum Pessimismus neigt. Jetzt sind die Spieler mit großer Erfahrung am Zuge. Sie müssen sich derzeit von einem Youngster wie Ralph Gyöngyösi von der Einstellung und effektiven Leistung her beschämen lassen. Dieser Neuzugang bereitet den Verantwortlichen und Zuschauern als einziger Riesenfreude. Auch Karsten Krüger, der neue Kapitän, versucht wirklich alles, Martin Coors überzeugt zumindest bei den Heimspielen. Auch die Einstellung des reinen Abwehrspielers Stefan Scholz läßt keine Wünsche offen. Das gleiche gilt für Helge Bretschneider, dem jedoch beim Main-Kinzig-Kreis-Verein das Glück bisher nicht hinterherläuft. dip

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NATO Eingreiftruppe gegründet Seite 2

Leitartikel Liberalität und Macht Seite 3

Deutschland Rechtsradikale agieren Seite 4

CSFR Mühe mit der Teilung Seite 5

Feuilleton Buchmesse-Nachlese Seiten 8/9

Dokumentation Die Rede von Amos Oz Seite 10

Wirtschaft Zeitungsverlage unter Druck Seite 11

Frankfurt Signal gegen Rassismus Seite 13

Kulturspiegel Literatur im Römer Seite 20

Hessen Neue Tierschutzbeauftragte Seite 21

Aus aller Welt Bahn verlor Plumpsklo-Prozeß Seite 24

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SPORTRUNDSCHAU UEFA-Urteil VfB Stuttgart im Glück Seite 25

Borussia Dortmund Anschluß geschafft Seite 26

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Sportpolitik

Gieseler attackiert Hansen Seite 36

17 000 Mark Schaden nach Ausweichmanöver

BIEBERGEMÜND. Rund 17 000 Mark Sachschaden entstand laut Polizeibericht bei einem Unfall, der sich in Nacht zum Samstag um 23.40 Uhr in Biebergemünd ereignet hat. Ein Autofahrer kam dabei auf der B 276 nach rechts von der Fahrbahn ab, übersteuerte sein Fahrzeug und knallte gegen die Leitplanke. Der unverletzt gebliebene Mann erklärte gegenüber der Polizei, er habe einem Reh ausweichen müssen. pom

Radler erlitt schwere Verletzungen am Kopf

Mit schweren Kopfverletzungen mußte ein 49jähriger Radfahrer in die Uni-Klinik gebracht werden. Der Mann ist am Samstag um 18.45 Uhr in Goldstein von einem FVV-Bus erfaßt und zu Boden geworfen worden.

Den polizeilichen Ermittlungen zufolge war der Mann mit seinem unbeleuchteten Rad auf der Straße "Zur Frankenfurt" in östlicher Richtung - entgegen der Einbahnstraße - unterwegs. Der Fahrer des Linienbusses wollte von der Straße "Am Ruhestein" nach links in die "Frankenfurt" abbiegen.

Ein Mercedes-Fahrer, der die vorfahrtsberechtigte "Frankenfurt" in Richtung Westen befuhr, ließ dem Busfahrer durch Lichthupen-Zeichen den Vorrang zum Einbiegen. Dabei kam es zu dem Zusammenstoß mit dem Radler. Die Besatzung eines Notarztwagens versorgte ihn. Da der Radfahrer unter Alkohol stand, veranlaßte die Polizei eine Blutprobe. ric

Im Blickpunkt: Die Gesundheitsreform

Gute Nachbesserung

Die Bonner Koalition zieht ihre beiden Gesetzesentwürfe zur Reform des Gesundheitswesens zurück. Dies ist das Ergebnis viertägiger Gespräche zwischen Experten der Regierungsparteien CDU/CSU und FDP und Vertretern der SPD. Stimmen die Parteien dem Kompromiß zu, soll ein gemeinsamer Gesetzestext erarbeitet werden. Kommt es wie auf der Klausurtagung in Lahnstein besprochen, zahlt sich die starke Position der Sozialdemokraten im Bundesrat für die Mitglieder der gesetzlichen Kassen doppelt aus. Eine umfassende, jedoch erst mittelfristig greifende Strukturreform stopft viele Löcher, in denen jährlich Milliarden Mark wirkungslos verschwinden. Bereits kurzfristig werden sie spüren: Die Selbstbeteiligung und die Ausgrenzung von Leistungen greifen weniger hart als nach dem Seehofer-Entwurf geplant. Daß Minister Seehofer, vor allem aber die Gesundheitspolitiker der FDP zu diesem Zugeständnis bewogen werden konnten, überrascht. Höhere Rezeptgebühren, zeitlich unbefristete Zuzahlungen im Krankenhaus und Ausschluß bestimmter Wahlleistungen beim Zahnersatz hätte die Bonner Regierungsmehrheit auch gegen das Votum des Bundesrates durchsetzen können. Zu dem Einsparvolumen von insgesamt 11,4 Milliarden Mark müssen die Patienten nach Angaben der SPD nur noch rund eine Milliarde Mark - statt zunächst veranschlagter drei Milliarden - beisteuern.

Wichtiger noch als diese kurzfristig den Geldbeutel der Bürger schonenden Beschlüsse sind Strukturveränderungen bei den Krankenkassen. Angestrebt wird nun eine Einebnung der weit auseinanderklaffenden Beitragssätze der verschiedenen Kassenarten. Derzeit reicht die Bandbreite von acht bis 16,8 Prozent. Dies soll erreicht werden durch mehr Freiheit bei der Kassenwahl. Auch Arbeiter erhalten Zugang zu den Ersatzkassen. Nicht erreichen konnte die SPD eine Öffnung der Betriebs- und Innungskrankenkassen. An dem bundesweiten Ausgleich unterschiedlicher Risikostrukturen der jeweiligen Versichertengemeinschaft müssen auch diese beiden - meist sehr preiswerten - Kassentypen sich beteiligen. Konkret bedeutet dies, daß Kassen mit überdurchschnittlich gut verdienender Klientel einen Ausgleich an die Ortskrankenkassen zahlen, deren Mitglieder im Schnitt niedrigere Einkünfte haben und deshalb weniger Beitrag abführen. Begünstigt sind ferner Kassen mit überproportional viel mitversicherten Familienmitgliedern oder Frauen. Dies wird zur Folge haben, daß die Beiträge von Betriebskrankenkassen steigen, die AOK hingegen billiger wird. Entbürokratisiert werden soll die Verwaltung der Kassen.

Beschnitten wird die Zahl der Arzneimittel, die von den Kassen bezahlt wird. Zu diesem Zweck wird ein Arzneimittelinstitut geschaffen, das eine Marktbereinigung vornehmen soll. In einem zweiten Schritt erstellt dann ein gemeinsam von Ärzten und Kassen besetzter Ausschuß Listen mit den erstattungsfähigen Medikamenten. Im Prinzip handelt es sich hierbei um die von der SPD propagierte Positivliste. Für 75 Prozent aller Arzneimittel sind Festbeträge auszuhandeln.

Die Reform im Krankenhaus zielt im Kern auf andere Vergütungsformen. An die Stelle der Erstattung der Selbstkosten tritt eine leistungsorientierte Bezahlung (Stichwort: Fallpauschalen). Scharfe Proteste dürfte der Kompromiß von Lahnstein bei den Zahnärzten auslösen. Degressive Punktwerte sollen bei den sogenannten Vielschleifern die Arbeitswut dämpfen: Je höher der Praxisumsatz, desto niedriger die Vergütung pro Einzelleistung. Die SPD verhinderte ferner die Einführung von Regel- und Wahlleistung beim Zahnersatz. Sie akzeptierte aber zwei Leistungsausgrenzungen: Brücken über vier Zähne hinweg sowie mehr als zwei Teleskopkronen zahlen die Kassen nicht mehr.

PETER ZILLER (Bonn)

10 000 Menschen gingen auf die Straße, damit Fremde keine Angst mehr haben müssen "Signal" gegen den Rassismus Angriffe verurteilt Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Die Demonstration durch die Frankfurter Innenstadt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, an der sich am Tag der deutschen Einheit mehr als 10 000 Menschen beteiligten, ist für Daniel Cohn-Bendit erst "der Anfang": Denn "solange ein Fremder Angst hat, müssen wir bereit sein, auf die Straße zu gehen", forderte der Grüne am Ende der Kundgebung auf dem Römerberg. Dort hatten am Samstag zahlreiche Redner die Angriffe auf Flüchtlinge scharf verurteilt, sich für den Erhalt des Artikels 16 des Grundgesetzes eingesetzt und mit dem iranischen Schriftsteller Bahmann Irumand die Besinnung auf "zivile Tugenden" gefordert. Tags zuvor hatten etwa 400 Gewerkschafter bei einer Kundgebung des hessischen DGB auf dem Paulsplatz gegen Angriffe auf "alles, was die deutschen Gewerkschaften seit 1946 auf sozialem Gebiet aufgebaut haben", protestiert. Sie betonten, "den Sozialabbau" nicht hinnehmen zu wollen. Samstag mittag, Tag der deutschen Einheit. Treffpunkt Opernplatz. Kurz vor 13.30 Uhr, es regnet noch immer und der Protestzug derer, die zu den Angriffen auf Flüchtlinge nicht länger schweigen wollen, setzt sich in Bewegung. Ein breites Bündnis von Grünen und Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und Bürgerinitiativen, Schülern und Hausfrauen auf dem Weg durch die City: Mehr als 10 000 Menschen sind unterwegs in Richtung Römerberg. Seit langem wieder einmal. Daniel Cohn-Bendit an der Spitze des Demonstrationszuges dreht sich um, wirft einen Blick über die Karawane der Menschen in Lederjacken und Friesennerzen. Noch am Freitag, erzählt der ehrenamtliche Stadtrat, sei den Grünen, die die zentrale Demonstration organisiert hatten, bescheinigt worden: Das werde nichts. Schließlich hätten nur wenige Plakate auf den Protestmarsch hingewiesen, die Herbstferien inzwischen begonnen. Wer sollte da auf die Straße kommen? Und jetzt ein nicht endenwollender Zug von Menschen, die dem Rassismus Einhalt gebieten wollen. "Das", sagt Cohn-Bendit, "ist ein klares Signal für die Republik."

Ausgesandt wird es am Samstag vom Römerberg. Dort erinnert der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft "Pro Asyl", Herbert Leuninger, an den Stellenwert des Artikels 16, der sich gerade aus den historischen Erfahrungen der Deutschen ableite: Der Artikel, sagt der Pfarrer, "ist ein Mahnmal gegen Rassismus, Pogrome und Flüchtlingsabwehr". Daher "lassen wir seine Demontage nicht zu". Leuninger warnt vor einer großen Koalition, "die zur Verhinderung des Rechtsrucks nach rechts rückt". Die Debatte um die Änderung des Asylrechts in der SPD sechs Wochen vor ihrem Sonderparteitag führe "an die Substanz der Partei, weil sie an die Substanz der Republik rührt".

Deswegen befürwortet Heidi Wieczorek-Zeul, SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der südhessischen SPD, auch, daß der Asyl-Artikel des Grundge- (Fortsetzung auf Seite 14)

Sturm auf die "Günthersburg"

BORNHEIM. Mit fliegenden Fahnen und Trompetenstößen eroberten kürzlich etwa 100 Ritter, Knappen und Prinzessinnen die "Günthersburg" in der Hartmann-Ibach-Straße. Bei der stürmischen Besetzung floß allerdings kein Tropfen Blut. Im Gegenteil: Die Schüler und Lehrer der Integrierten Gesamtschule (IGS) Nordend waren allesamt in Festlaune. Jetzt können sie in den frisch renovierten Schultrakt "Günthersburg" einziehen.

Als die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen) dem Studiendirektor Klaus Teichler die "Lehensurkunde" überreichte, war ihre Stimme wegen der lauten Schlachtrufe kaum zu hören. Nach dem Marsch in die "Günthersburg" und der anschließenden Beflaggung mit Maikäfer-, Notenschlüssel- und Raketenmotiven hatte Frau Ebeling aber Gelegenheit, alles noch einmal zu erläutern. Unmißverständlich forderte sie die Rittersleut' dazu auf, die Burg zu schonen und gegen alle Angriffe von außen zu verteidigen.

Die Bauarbeiten auf dem gesamten Schulgelände nehmen aber noch lange kein Ende. Auf dem Hof gibt es noch viel zu tun: Ein "Schülertreff" in der Mitte des Schulhofs befindet sich noch im Rohbau. Die Mensa, die sich einmal in dem heutigen Stadtschulamt befinden wird, soll erst später eingerichtet werden. Auch der Comenius-Trakt, aus dem die fünften und sechsten Klassen jetzt ausziehen, muß noch revoviert werden. In ihn sollen während der nächsten Jahre die nachrückenden Klassen der jungen Schule einziehen. Die behindertengerecht ausgebauten Räume, der Aufzug und die Aula im neuen Trakt sind aber schon fertig. Auch in den Lehrerzimmern, Kleingruppen- und Betreuungsräumen für die Ganztagsangebote kann die Arbeit nach den Herbstferien beginnen. gun

Kein Niederurseler Grün für Bauland

In Niederursel wird vorerst keine Grünfläche als neues Bauland für Wohnungen ausgewiesen. In der jüngsten Sitzung des zuständigen Ortsbeirats 8 lehnten SPD und Grüne einen entsprechenden Antrag von CDU und FDP ab. Darin hatten sich die Christdemokraten und der liberale Abgeordnete Theo Dechert für eine Änderung des Flächennutzungsplans ausgesprochen. Der Magistrat sollte dahingehend auf den verantwortlichen Umlandverband Frankfurt einwirken.

"Es gibt in Frankfurt zu wenig Wohnungen, aber genug Grünflächen": Mit dieser Losung unterstützten CDU und FDP ihren Antrag. "Wo sollen denn die vielen neuen Arbeitnehmer wohnen, die künftig in die Stadt kommen?" fragte Hans-Willi Blomen (CDU). Und sein Fraktionsvorsitzender Thomas Rätzke fügte hinzu: "Wir dürfen Frankfurt nicht zum Provinznest verkommen lassen."

Als "widersprüchlich" bezeichnete die SPD-Fraktionsvorsitzende Helga Diehl die Politik der CDU. Wenn der rot-grüne Magistrat "irgendwo dreistöckige Wohnhäuser errichten will, klagt die CDU über zu dichte Bebauung". Zwar sei in der Wohnungspolitik der Stadt nicht alles nach Plan gelaufen, "aber es geht voran".

SPD und Grüne waren sich jedenfalls einig: Die Grünflächen in Niederursel müßten geschützt werden. "Schließlich will das auch die große Koalition im Umlandverband", betonte Ortsvorsteher Helmut Gärtner (SPD).

Unterstützt wurden Sozialdemokraten und Grüne auch von Wolfgang Stark, Landwirt in Niederursel. Gebaut werde im nördlichen Stadtteil ohnehin schon genug: Uni, Zoo und Friedhofserweiterung - insgesamt gingen dabei 180 Hektar verloren. Stark: "Wenn wir die restlichen Freiflächen nicht erhalten, wird bald kein Platz mehr für uns Landwirte da sein." Und: "Wir dürfen die Frischluftschneisen in Niederursel nicht zubauen." cob

Bürstadt schockte FSV,

OFC baut Vorsprung aus

Die Offenbacher Kickers gaben beim 2:2 in Wehen zwar einen Punkt ab, aber für ihre Leistung wurden sie mit reichlich Lob bedacht, und darüber hinaus bauten sie ihren Vorsprung als Tabellenführer trotzdem um einen Punkt aus. Der schärfste Verfolger Fulda verlor nämlich in Walldorf mit 0:2. Dadurch rückte Kassel dank eines äußerst glücklichen 2:1-Erfolgs über Bad Vilbel auf den zweiten Tabellenplatz. Die größte Überraschung des Wochenendes war die 0:1-Niederlage des FSV gegen Bürstadt, womit die gehobenen Ambitionen der Frankfurter einen erheblichen Rückschlag erlitten und die Gäste am Bornheimer Hang wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt sammelten.

Seinen ersten Auswärtssieg in dieser Saison verbuchte Rot-Weiss Frankfurt, und das ausgerechnet mit einem 3:1 beim bis dahin in fünf Begegnungen zu Hause noch unbesiegten Neuling Neukirchen. Die "Roten" holten damit 8:2 Punkte aus den letzten fünf Begegnungen und hoffen wieder auf bessere Zeiten. Im Kellerduell der beiden in der vergangenen Runde an der Spitze etablierten Klubs aus Bad Homburg und Aschaffenburg gab es ein 3:3, womit beide Mannschaften weiterhin auf einem Abstiegsplatz rangieren. Schlußlicht Marburg wartet weiterhin auf seinen ersten Sieg: Der Aufsteiger führte zwar bis kurz vor Schluß gegen die Eintracht-Amateure mit 3:1, mußte dann jedoch noch mit einem 3:3 zufrieden sein.

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Bombendrohung gegen Inder-Fest in Oberrad

Eine anonyme Bombendrohung wurde am Samstag gegen den Bürgertreff "Depot" in Oberrad gerichtet. Dort feierten etwa 150 Inder ihr "Durga Puja-Fest", vergleichbar unserem Neujahr.

Gegen 19.30 Uhr rief ein Mann den Hausverwalter an und sagte: "Um 20 Uhr geht im Depot eine Bombe hoch." Die Polizei ließ das Gebäude räumen und durchsuchte den Saal. Danach konnte die Veranstaltung fortgesetzt werden. ric

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: FC Baunach - Steiner Bayreuth 84:70 (48:35), Lotus München - SV Oberelchingen 107:101 (47:50), TV Lich - TSV Breitengüßbach 107:76 (55:33), TV Langen - Post SV Karlsruhe 86:77 (38:36), Bayern München - BG Offenbach/Neu-Isenburg 90:76 (39:46), DJK Würzburg - TSV Speyer 81:82 (43:41).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: DJK Bamberg - MTV Kronberg 88:69 (47:36), MTSV Schwabing - KuSG Leimen 58:73 (27:37), Eintracht Frankfurt - USC Freiburg 71:54 (36:27), TSV Nördlingen - TVG Trier 87:79 (75:75, 33:41) n.V., DJK Würzburg - Heidenheimer Sb 58:60 (37:35).

Frust nach Croonens Malheur Dörenberg: "Absoluter Tiefpunkt" / FSV - Bürstadt 0:1 (0:1)

Der FSV gab sich diesmal äußerst überraschungsfreudig und steigerte damit den Erlebniswert der Partie für seine Anhänger in negativer Hinsicht. Ausgerechnet der zuletzt überragende FSV-Torwart Croonen stand dabei im Blickpunkt. Eine scharfe, flache Flanke von Hahn konnte er nicht festhalten - das gleichermaßen unerfreuliche wie erstaunliche Mißgeschick, quasi ein Eigentor, entschied somit diese Partie, denn den Ball bekam der Hessenauswahl-Torhüter auch nicht mehr vor der Linie zu fassen.

Ein ähnliches Malheur unterlief auch seinem Bürstädter Kollegen Schäfer. Hier zeitigte es jedoch keine Folgen, da Schäfer die Kugel geschickt unter sich zu begraben wußte. Der Schiedsrichter, dessen Übersicht in diesem Fall stark bezweifelt werden mußte, befand jedenfalls, daß der Schuß von Matthaei die Linie noch nicht überschritten hatte. Eine folgenschwere Entscheidung für den FSV Frankfurt, weil der somit ohne Torerfolg blieb.

Überraschungen der positiven Art ließen dagegen auf sich warten. Die Gäste machten geschickt die Räume eng, die Platzherren schoben sich unbeholfen und ratlos die Kugel zu. Fußballerische Monotonie hielt Einzug, gelungene Szenen blieben rar. Lediglich Spielmacher Duzel versuchte mit dem ein oder anderen Päßchen ansatzweise, dem ungeordneten Gekicke den Garaus zu machen.

Eine Standpauke von FSV-Trainer Dörenberg in der Pause verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Gastgeber schien elf Spieler ausgewechselt zu haben. Von nun an lief es wesentlich besser. Angriff auf Angriff rollte auf das Gästetor. Ein Freistoß von Fischer strich über die Latte, zwei Kopfbälle von Conrad verfehlten ebenso knapp ihr Ziel. Der Wille zum Erfolg war nun vorhanden, aber kein von Erfolg gekrönter Weg mehr. Ernüchtert stellte Dörenberg nach dem Abpfiff fest: "Das war der absolute Tiefpunkt meiner zweijährigen Tätigkeit hier am Bornheimer Hang. Mit diesem Spiel wurde alles auf den Kopf gestellt, was wir uns vorher erarbeitet haben." JÖRG DANIELS

Frankfurt: Croonen; Fischer, Sandt, Conrad, Traupel, Matthaei, Duzel, Jörgensen (45. Lauf), Grau (72. Haupt), Lakies, Duzel, Etebu.

Bürstadt: Schäfer; Vukadinovic, Müller, Franck (61. Becker), Dörrich, Gräf, Ramadani, Hahn, Schlösser, Glaser (65. Foale), Kar.

Tor: 0:1 Hahn (29.).

Schiedsrichter: Wagner (Kriftel).

Zuschauer: 350.

EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, 5. Spieltag: SC Memmingen - SC Riessersee 2:2 (0:0, 0:2, 2:0), SB Rosenheim - EHC Essen-West 4:4 (2:0, 1:3, 1:1), ECD Sauerland - SV Bayreuth 6:2 (1:0, 4:0, 1:2), EC Hannover - Augsburger EV 4:1 (1:0, 0:1, 3:0), EC Kassel - EC Bad Nauheim 13:5 (4:3, 5:0, 4:2).

OBERLIGA, Gruppe Nord: ESC Frankfurt - Grefrather EV 13:5, ESC Wolfsburg - TSV Adendorf 9:5, EC Braunlage - Herforder EG 4:2, Herner EV - Berliner SC 10:5, ETC Timmendorf - ESC Wedemark 10:7, HEC Bonn - Schalker Haie 2:8, EC Wilhelmshaven - REV Bremerhaven 3:2.

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY OBERLIGA NORD: Berliner SC - EC Braunlage 4:8, Grefrather EV - ESC Wolfsburg 0:9, Herforder EG - EC Wilhelmshaven 5:4, REV Bremerhaven - ESC Frankfurt 0:9, ESC Wedemark - Herner EV 4:10, TSV Adendorf - HEC Bonn 4:6, Schalker Haie - ETC Timmendorf verlegt auf Dienstag. Tabelle: 1: ESC Frankfurt, 8:0 Punkte, 2: ETC Timmendorf 6:0. GOLF 18. MANNSCHAFTS-WELTMEISTERSCHAFT der Amateurgolfer: 1. Neuseeland 823 Schläge (205+203+208+207); 2. USA 830 (206+ 205+203+216); 3. Australien 842 (205+207+ 219+211) und Frankreich 842 (204+218+208+ 212); 5. Schweden (Titelverteidiger) 848 (209+213+215+211); 6. Deutschland 849 (213+ 213+217+206); 7. Großbritannien/Irland 850 (206+218+209+217). - Einzelwertung: 1. Tataurangi (Neuseeland) 271 (67+67+68+69); 2. Campbell (Neuseeland) 272 (67+66+70+69); 3. Duval (USA) 273 (68+69+65+71). - Für Deutschland spielten: Eckhardt (St. Eurach) 282 (70+73+72+67); Reiter (Braunschweig) 285 (73+71+74+67); Himmel (Olching) 286 (71+ 72+71+71) und Schapmann (Wuppertal) 291 (71+71+74+75). HANDBALL REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: SV Hermsdorf - TuS Griesheim 21:22, TSG Münster - HSV Apolda 25:16, SV Hermannia Kassel - TSV Eschwege 28:22, HSG Asbach/Modau - TSG Groß-Bieberau 13:15, TV Kirchzell - SSV UT Erfurt 22:18, TuSpo Obernburg - TV Lützellinden 22:21, TV Groß-Umstadt - TV Bürgstadt 21:18. - Tabellenspitze: 1. TSG Groß-Bieberau 6:0 Punkte, 2. TSV Eschwege, 3. SV Hermannia Kassel, 4. TuS Griesheim alle 6:2.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen: HBV Jena - SV Hessen Hersfeld 16:18, TSG Leihgestern - SG Kirchhof 15:17, BSC Urberach - SV 98 Darmstadt 11:9, TV Flörsheim - TuS Eintracht Wiesbaden 18:11, TV Hofheim - TSG Ober-Eschbach 11:14. - Tabellenspitze: 1. TSG Ober-Eschbach, 2. SG Kirchhof, 3. BSC Urberach alle 6:0 Punkte.

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TuS Wiesbaden-Dotzheim - TV Büttelborn 19:21, TV Idstein - TV Flörsheim 19:17, TV Großwallstadt II - TV Wiesbaden-Breckenheim 13:12, SG Anspach - TG Nieder-Roden 14:14, TG Rüsselsheim - TV Wicker 17:17, TSG Sulzbach/Taunus - TuS Holzheim 21: 15. - Tabellenspitze: 1. TG Rüsselsheim 8:2 Punkte, 2. TSG Offenbach-Bürgel 7:1, 3. TV Idstein, 4. TV Großwallstadt II beide 6:2.

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: PSV Grünweiß Frankfurt II - TSG Oberursel 14:10, TuS Eintracht Wiesbaden II - TV Groß-Umstadt 14:18, SU Mühlheim - TGS Walldorf 12:9, SSG Bensheim - PSV Heusenstamm 20:18, TSG Offenbach-Bürgel - TuS Kriftel 17:7, TV Sulzbach/Main - SV Crumstadt 9:11. - Tabellenspitze: 1. SU Mühlheim 8:0 Punkte, 2. TV Groß-Umstadt 6:2 vor 8 weiteren Vereinen mit jeweils 4:4.

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TV Gonzenheim - TSG Frankfurter Berg 22:12, TG Schwanheim - MTV Kronberg 15:14, SG Sossenheim - TV Petterweil II 14:16, TuS Nieder-Eschbach II - TV Bergen-Enkheim 12:13, TSV 57 Sachsenhausen - TSG Nordwest Frankfurt 18:22. - Tabellenspitze: 1. TV Gonzenheim 7:1 Punkte, 2. TV Bad Vilbel, 3. MTV Kronberg beide 6:2.

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TSG Oberursel II - TG 04 Sachsenhausen 10:11, TG Schwanheim - TSG Usingen 10:8. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 8:0 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen, 3. SG 1877 Nied, beide 6:2.

ROLLHOCKEY WELTMEISTERSCHAFT der Frauen in Springe, 5. Spieltag: Italien - Südafrika 10:0, Portugal - USA 3:1, Kanada - Niederlande 6:1. SCHACH NOTATIONEN, 15. Partie zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky, die nach 33 Zügen und vierstündigter Dauer mit einem Remis endete. Eröffnung : Katalanisch, Fischer (Weiß), Spassky (Schwarz): 1. c4, e6. 2. Nf3, Nf6. 3. g3, d5. 4. Bg2, Be7. 5. 0-0, 0-0. 6. d4, Nbd7. 7. Nbd2, b6. 8. cxd5, exd5. 9. Ne5, Bb7. 10. Ndf3, Ne4. 11. Bf4, Ndf6. 12. R 1, c5. 13. dxc5, bxc5. 14. Ng5, Nxg5. 15. Bxg5, Ne4, 16. Bxe7, Qxe7. 17. Bxe4, dxe4. 18. Nc4, e3. 19. f3, Rad8. 20. Qb3, Rfe8. 21. Rc3, Bd5. 22. Rfc1, g6. 23. Qa3, Bxf3. 24. exf3, e2. 25. Re1, Rd1. 26. Kf2, Rxe1. 27. Kxe1, Qd7. 28. Qb3. Qh3. 29. Ne3, Qxh2. 30. g4, Rb8. 31. Qd5, Rxb2. 32. Qd8+. Kg7. 33. Nf5+, gxf5. Remis TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Toulouse (315 000 Dollar), Einzel, erste Runde: Gilbert (USA/Nr.3) - Miniussi (Argentinien) 3:6, 6:4, 6:1, Gilbert (Frankreich) - Kulti (Schweden) 6:3, 6:4, Svensson (Schweden) - Pescosolido (Italien) 6:4, 6:2.

MANNSCHAFTS-WM der Junioren bis 16 Jahre in Castelldefels/Spanien: Finale Junioren: Deutschland - Frankreich 1:2.

Juniorinnen, Belgien - Argentinien 3:0

FRAUENTURNIER in Zürich (350 000 Dollar) Einzel, erste Runde: Probst (Bamberg) - Tschan (Schweiz) 6:2, 6:3, Durie (Großbritanien) - Adams (USA) 6:2, 4:6, 6:4, Zwerewa (Weißrußland) - Erecegovic (Kroatien) 6:1, 6:4.

Doppel, erste Runde: Graf/Novotna - (Brühl/CSFR/Nr. 4) - Gildemeister/Habsudova (Peru/CSFR) 6:3, 6:2.

Gastspiel in der Skatstadt

HANAU/ALTENBURG. Wie eine Vorkriegs-Drucksache mutet das mit einer deftigen Gruppenszene geschmückte "Couvert" an, in dem die FR Post aus den Neuen Bundesländern erreichte. "Herzliche Grüße aus der Geburtsstadt des Skatspiels, der so reizvoll im thüringischen Hügelland gelegenen Skatstadt Altenburg", heißt es in dem Schreiben. "Als Teilnehmer an der 30. Altenburger Skatmeisterschaft grüßt die Mannschaft des Skatclubs Main-Kinzig-Buben."

Die folgenden Informationen sind wieder alltäglich nüchtern gehalten: Die Main-Kinzig-Buben setzen ihre Reihe öffentlicher Skat-Turniere fort. Die nächste Runde findet am Samstag, 10. Oktober ab 15 Uhr in der Hanauer Gaststätte "Hansa-Haus" am Hauptbahnhof statt, die folgende am Samstag, 14. November am selben Ort zur gleichen Zeit.

Unter der Telefonnummer 0 61 87 / 2 45 80 ist von Rudolf Schleich näheres zu erfahren. Ihren Gruß aus Thüringen haben die Main-Kinzig-Buben übrigens unter der - ebenfalls wundersam altmodisch aufgedruckten - Absender-Adresse ihrer Gastgeber geschickt: "Skataktiv der Skatstadt / PF85 / Altenburg / 7400." - Und am gestrigen Montag kamen "die Buben" selbst zurück. pom

VOLLEYBALL CEV-POKAL, Männer, 1. Runde: CV Esmena Gijon - VfB Friedrichshafen 0:3 (5:15, 8:15, 16:17).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SSV Nordhausen - SV Fellbach 3:1, USC Gießen - SV Schwaig 3:1, SV Mendig - Hoechst 3:1, VBC Ludwigshafen - SV Lohof 2:3, VGF Marktredwitz - SSG Etzbach 3:0, Internat Hoeschst - VfL Sindelfingen 3:0, FTM Schwabing - USV TU Dresden 3:1.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TV Creglingen - ESV Ettlingen 3:1, DJK Karbach - SC Leipzig 3:0, VC Wiesbaden - TV Metternich 3:1, TSV Schmiden - TG Rüsselsheim 3:1.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: Eintracht Frankfurt - TV Baumbach 3:1, Orplid Frankfurt - Orplid Darmstadt 3:1, TV Biedenkopf - Blau Gelb Marburg 2:3, TuS Kriftel II - TSV Bleidenstadt 3:0, TG Rüsselsheim - SSC Vellmar 3:0.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TSG Bretzenheim - TSV Bleidenstadt 2:3, TSV Ballersbach - Orplid Darmstadt 0:3, VBD Ludwigshafen - SV Saar 05 Saarbrücken 3:0, Blau Gelb Marburg - TV Hülzweiler 3:0, TG Wehlheiden - TuS Griesheim 0:3.

AMERICAN FOOTBALL DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Finale in Hannover: Munich Cowboys - Düsseldorf Panther 23:24.

Bush dringt auf Flugverbotszone über Bosnien

Am Freitag hatte sich US-Präsident George Bush dafür ausgesprochen, über Bosnien-Herzegowina eine Flugverbotszone für Militärmaschinen einzurichten - ein Vorschlag, der von Bundesaußenminister Klaus Kinkel begrüßt wurde. Die USA würden sich auf Antrag der UN auch an der Durchsetzung des Flugverbots beteiligen, sagte Bush. EG-Vermittler Lord Owen lehnte es jedoch ab, ein solches Verbot sofort militärisch durchzusetzen, die Sicherheit der UN-Soldaten müsse bedacht werden.

Zwei Hubschrauber der UN-Schutztruppe UNPROFOR sind am Freitag beim Anflug auf den Flughafen der kroatischen Hauptstadt Zagreb aus Schnellfeuergewehren beschossen worden. Wie die UNPROFOR mitteilte, war dies der zweite derartige Zwischenfall innerhalb von vier Tagen. Beide UNPROFOR-Hubschrauber seien unbeschadet gelandet.

Der Stabschef der regierungstreuen bosnischen Truppen, Sefer Halilovic, kündigte die Fortsetzung des Krieges gegen die Serben in Bosnien an. "Die wahren Schlachten zur Befreiung Sarajewos und Bosniens stehen erst bevor", zitierte die kroatische Agentur HINA Halilovic.

Serbische Truppen setzten ihre Angriffe in weiten Teilen Bosniens fort. Nach Berichten des bosnischen und auch kroatischen Rundfunks gab es vor allem um Gradacac und Maglaj heftige Gefechte mit vielen Toten, in deren Verlauf serbische Artillerie weitere schwere Zerstörungen in den beiden Städten anrichtete. Allein bei einem Luftangriff auf Gradacac wurden am Samstag nach bosnischen Angaben 16 Menschen getötet. Auch Sarajewo wurde wieder mit Artillerie beschossen.

Nach Informationen der Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker sind Ende August bei Korianske Stiljene etwa 250 bosnisch-muslimische Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, von serbischen Solda- ten und Freischärlern erschossen worden.

In Belgrad nahmen Studenten ihre Proteste gegen die serbische Regierung wieder auf. Zwischen 1000 und 2000 Studenten und Professoren versammelten sich vor dem serbischen Parlament im Stadtzentrum, um symbolisch die freie Universität zu begraben. Die Studenten protestierten auf diese Weise gegen die Bevormundung ihrer Universität durch die serbische Regierung.

(Gastbeitrag auf Seite 7)

FSV-Reserve löst Spvgg. Griesheim an der Tabellenspitze ab Bezirksliga Frankfurt: Heddernheim bis auf einen Minuspunkt am Spitzenduo dran / Punktgewinne für die drei Tabellenletzten

Einen Wechsel an der Tabellenspitze brachte der achte Spieltag der Bezirksliga Frankfurt: Der bisher Führende, Griesheim 02, mußte nach einer 2:3-Niederlage bei den Sportfreunden den "Platz an der Sonne" der FSV-Reserve überlassen. Die allerdings hatte sich am Samstag nachmittag beim 1:1 auf eigenem Platz gegen Aufsteiger Enkheim auch nicht mit Ruhm bekleckert. Lachender Dritter ist Heddernheim, das nach Minuspunkten bis auf einen Zähler an das Spitzenduo herangekommen ist. Freude herrscht auch beim Schlußtrio der Liga: Alle drei Teams konnten punkten.

FSV Frankfurt II - Germania Enkheim 1:1 (0:0). Einen guten Eindruck hinterließ der Aufsteiger aus Enkheim beim redlich verdienten, aber teuer bezahlten Unentschieden beim neuen Spitzenreiter. Dabei fielen die Tore erst in den letzten beiden Minuten. Nach dem Führungstreffer waren die FSV-Spieler noch mit dem Jubeln beschäftigt, da schnappte ihnen Buschbeck - nach Vorarbeit von Roth - mit einem Kopfball den Sieg noch weg.

SV Heddernheim - FC Tempo 3:2 (2:1). Bevor die Heddernheimer zu großer Form aufliefen, benötigten sie erst einmal eine "kalte Dusche". Duljevic brachte Tempo in Front (8.), dann legten die Hausherren los. Göbel mit einem Foulelfmeter (10.), Eisenacher (34.) und Meister (66.) sorgten für klare Verhältnisse. Der Anschlußtreffer durch Tomovic (75.) war ein Schönheitsfehler. Beste Spieler beim SVH waren Meister und Selle.

TSG Niederrad - FC Maroc 1:1 (0:0). In einem fairen Spiel war die TSG den Marokkanern in fast jeder Beziehung überlegen - nur im Toreschießen nicht. Während Jemal für die Gäste in der 80. aus einer der ganz wenigen Möglichkeiten den Ausgleich machte, durften die Niederräder froh sein, daß zumindest Spahn einen Elfmeter (62.) zuvor verwandelt hatte. Ansonsten übertraf sich der Sturm im Auslassen von "Hundertprozentigen".

SV Niederursel - FC Dubrovnic 3:0 (0:0). Wenig Mühe hatte Niederursel mit dem FC Dubrovnic, der das schwächste Spiel der Saison zeigte. Doch so gut die Platzherren auch kombinierten, bis Mitte der zweiten Hälfte war das Tor "wie vernagelt". Dann erlösten Humpel, A. Gansen und Struschka die SV-Anhänger. Die besten Noten bei Niederursel verdienten sich Rudolph, Weber und Humpel.

SC Goldstein - SG Riederwald 1:2 (0:1). Der einzige Auswärtssieg am achten Spieltag gelang der SG Riederwald. Treffer von Moosbauer und - kurz vor Ende - Endris sicherten den Erfolg. Den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Memisoglu markiert. Im bisher besten Saisonspiel überzeugten auf seiten der Riederwälder Baumann, Müller, Rauth, Wendrock und Dinges. Der Goldsteiner Weber sah wegen Meckerns die Rote Karte.

FFV 04 Sportfreunde - Spvgg. 02 Griesheim 3:2 (1:1). Die Überraschung des Tages schafften die "Spoitzer": Sie stürzten den hohen Favoriten und sorgten damit für Bewegung an der Tabellenspitze. Einer ausgeglichenen ersten Hälfte folgte die stärkste Phase der "04er", in der auch die Tore von Lichtner und Hirsch (Foulelfmeter) zum 2:1 fielen. Als die Hausherren jedoch nach dem Ausgleich auch noch eine Zehn-Minuten-Strafe kassierten, schien das Spiel wieder zu kippen. Doch mit Kampf und dem glücklichen Treffer durch Oldendorf (90.) holten sie noch beide Punkte.

FV 09 Eschersheim - Union Niederrad 6:2 (4:1). Der erste doppelte Punktgewinn des Aufsteigers - und dann gleich ein Kantersieg. Brenter (20. und 30.), Schaar (25.) und Bode (42.) trafen vor der Halbzeit für Eschersheim, Allmang nach dem Wechsel. Für die Union, der nach der erneuten Niederlage schwere Zeiten am Tabellenende bevorstehen, konnten nur ihre Besten, Scharkov und Schmidt, ein wenig Ergebniskosmetik betreiben. Union-Spieler Stumpe sah außerdem "Rot".

TSG Frankfurter Berg - SKG Frankfurt 5:4 2:3). Ein Ergebnis wie im Eishockey, doch am Ende hatte die etwas bessere Mannschaft die Nase vorn. Im "Wind-Duell" auf dem staubigen Hartplatz zeigten die Hausherren mehr Moral und Kondition. Den 2:4-Rückstand drehten sie innerhalb einer Halbzeit noch um: Vor dem Wechsel hatten Kupferer (5.) und Benner (15.). getroffen, danach versenkten Hickl (65.), Zechmeister (75.) und Zampach (90.) dreimal den Ball im Tor der SKG. ask

Fußball - Kurz gemeldet

"U-16"-Junioren erreichten Finale Beim Internationalen Turnier für "U-16"-Mannschaften in Genua haben die Junioren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das Finale erreicht. Das von Trainer Fritz Bischof betreute Team konnte sich am Samstag abend in Follo bei Genua im Halbfinale gegen Italien mit 6:5 nach Elfmeterschießen durchsetzen. Bei Ende der regulären Spielzeit hatte es 1:1 gestanden. Für das Führungstor der DFB-Auswahl hatte Sebastian Röttger vom SV Meppen gesorgt. Die DFB-Junioren treffen am Montag im Finale in Genua auf England. Die Briten gewannen 4:2 gegen Schottland. Niederlage für Real Madrid Rückschlag für Fußball-Rekordmeister Real Madrid in der ersten spanischen Liga: Die "Königlichen" verloren nach einer 2:0-Führung das Auswärtsspiel bei Spitzenreiter Deportivo La Coruna 2:3 (2:1). Vor 25.000 Zuschauern sorgten Hierro (21.) und Zamorano (25.) für einen Blitzstart der Madrilenen. Neun Minuten vor der Pause leitete der Brasilianer Bebeto, den Bundesligist Borussia Dortmund auch verpflichten wollte, mit dem Anschlußtreffer die Wende ein. Erneut Bebeto (64.) und ein Eigentor von Rocha in der 80. Minute besiegelten den K. o. von Real. Irland ohne Whelan Ohne Liverpools Star Ronnie Whelan muß die irische Fußball-Nationalelf das Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft 1994 in den USA am 14. Oktober in Kopenhagen gegen Europameister Dänemark bestreiten. Nur wenige Stunden nach seiner Nominierung durch Trainer Jack Charlton am Donnerstag wurde der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler aus dem Merseyside-Krankenhaus in Liverpool entlassen, in dem sich Whelan ohne Wissen Charltons einer Oberschenkeloperation unterzogen hatte. Behme traf für Saragossa Andreas Brehme steuerte seinem Klub Real Saragossa im UEFA Cup-Rückspiel gegen SM Caen einen Treffer zum 2:0 (1:0)-Sieg bei, durch den die Spanier nach der 2:3-Niederlage im Rückspiel die zweite Runde erreichten. Zu überzeugen allerdings wußte der Weltmeister, der schon im Punktspiel am vergangenen Sontag (0:2 gegen La Coruna) mangels Leistung ausgewechselt wurde, erneut nicht. Zudem verschoß er nach seinem Tor in der 23. Minute zum 1:0 einen Elfmeter. Dies allerdings blieb dank Poyet, der in der 64. Minute das 2:0 erzielte, ohne ernsthafte Folgen. Pause für Sammer Voraussichtlich ohne die deutschen Nationalspieler Matthias Sammer und Karlheinz Riedle geht am Sonntag der fünfte Spieltag der italienischen Fußball-Meisterschaft über die Bühne. Der Ex-Stuttgarter fehlt Inter Mailand wegen Erkrankung, Lazio-Stürmer Riedle plagt eine Knöchelverletzung. Bei Sammer haben sich glücklicherweise Herzprobleme nicht bestätigt, er leidet an einer Angina und wird mit Antibiotika behandelt: Trainingspause bis Montag. So steht er beim Heimspiel Inters gegen Atalanta Bergamo nicht zur Verfügung. 56 Fußball-Rowdies festgenommen Bei Schlägereien zwischen Fußballfans von St Pauli und Jena hat die Polizei am Freitag abend in Jena 56 Personen vorläufig festgenommen. Ein Sprecher des Polizeipräsidium Thüringen sagte am Samstag in Erfurt, die Fans seien bereits im Fußballstadion aufeinander losgegangen. Die Polizei habe dort sieben Männer wegen Widerstands gegen Vollstrekkungsbeamte vorläufig festgenommen. Rinus Michels zurück Rinus Michels kehrt als Technischer Berater zum niederländischen Fußball-Verband (KNVB) zurück. Der 64jährige, der nach der Europameisterschaft in Schweden als Nationaltrainer zurückgetreten war, wird dem Vorstand den nächsten zwei Jahren zur Verfügung stehen. Der KNVB betonte ausdrücklich, daß Michels in seiner neuen Tätigkeit keine Verbindungen zur Nationalmannschaft haben werde. Die Position des neuen "Bondscoach" Dick Advovaat sei auch nach zwei Auftaktniederlagen unumstritten.Überraschungen in der Hockey-Bundesliga der Männer Dürkheimer HC im Halbfinale Limburg verlor / SC 1880 auf Rang sechs / SaFo blieb sieglos

Dürkheimer HC gegen Rotweiß Köln und Titelverteidiger Uhlenhorst Mülheim gegen Münchner SC bestreiten am kommenden Wochenende die Halbfinalspiele um die deutsche Hockeymeisterschaft der Männer. Am letzten Spielwochenende hagelte es nur so vor Überraschungen. Während die Bad Dürkheimer in der Südgruppe zu Hause gegen den Berliner HC 5:0 gewannen und in Stuttgart mit 2:1 beide Punkte entführten, leistete sich der Limburger HC nach 2:1 über Rotweiß München am Sonntag eine 1:2-Niederlage zu Hause gegen den Münchner SC und verpaßte dadurch, aufgrund des Abzuges von vier Punkten, die Halbfinalteilnahme.

Der MSC, der noch am Samstag beim SC 1880 Frankfurt 2:4 unterlegen war, rückte dadurch mit 18:10 Punkten vor Rotweiß München (17:11) und Limburg (nach Abzug der Punkte 16:12) auf den Halbfinalplatz. SC 1880 Frankfurt landete nach 2:5 beim Berliner HC auf dem 6. Platz, SaFo Frankfurt blieb auch im letzten Spiel gegen Rotweiß München mit 1:3 weiter sieglos und muß in die 2. Bundesliga absteigen.

"Endlich haben meine Spieler einmal genau meine Anweisungen befolgt", freute sich SC-80-Trainer Klaus Kleiter über den Sieg. Die kämpferische Einstellung der Frankfurter stimmte, taktisch clever ließen sie den MSC, der unbedingt beide Punkte holen mußte, anrennen und konterten ihn dann aus. So nutzte alle Mittelfeldüberlegenheit der Bayern nichts, nach 22 Minuten führten die 1880er durch zwei Eckentore von Stefan Blöcher (11. u. 22.) mit 2:0. Die Münchner verkürzten durch eine Strafecke von Klaus Holzmüller (30.) zwar noch vor der Pause auf 1:2 und schafften durch Gemmering (42.) sogar den Ausgleich, da aber die Frankfurter auch nach dem Seitenwechsel ihre Taktik beibehielten, gelang Stefan Blöcher mit einem Siebenmeter (57., nach Stockfoul) und einem Solo von der Mittellinie aus (66.) noch der Sieg.

SaFo-Hüter Ruschhaupt bewahrte besonders vor der Pause den SC SaFo Frankfurt gegen Rotweiß München vor einem höheren Rückstand als das 0:1, das Tewes mit der 4. Münchner Strafecke in der 14. Minute erzielte. Streckenweise zeigten die Frankfurter nach dem Seitenwechsel sogar ein gefälliges Zusammenspiel, aber erst, nachdem Hermann Waldhauser einen Siebenmeter zum 0:2 (47.) verwandelt hatte, gelang Kummer das Ehrentor (62.). Becker stellte in der 64. Minute den alten Abstand wieder her. "Das war es, ein Jahr Bundesliga-Lehrzeit liegt hinter uns", bilanzierte SaFo- Coach Klaus Lauth. WS

Tödliche Schüsse

durch die Autoscheibe

Auf dem Transport ins Krankenhaus starb am frühen Sonntag morgen ein 36jähriger Mann im Rettungswagen. Zuvor hatte ein Unbekannter dem Afghanen in Griesheim aufgelauert und mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert. Der verheiratete Mann hatte, ergaben die Ermittlungen, um 4.50 Uhr kurz vor der Tat seine Wohnung in der Wilhelmshavener Straße 29 verlassen.

Wie Zeugen aussagten, trat in dem Moment, als der 36jährige seinen Wagen aus dem Parkplatz rangiert hatte, der Täter ans Auto heran und feuerte durch die Scheibe auf sein Opfer. Es handelte sich bei dem Täter um einen schwarzhaarigen, etwa 1,80 Meter großen Mann.

Ein "vermutlich privater Hintergrund" gilt als Motiv dieses Verbrechens, wie Polizeisprecher Manfred Feist sagte. Die Kripo sucht weitere Zeugen, die ab 4.30 Uhr im Bereich Wilhelmshavener Straße verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben. Um Hinweise bittet die Kripo unter Telefon 7 55-40 11 oder -40 40. ric

Autos rasten ineinander, Mann starb auf Autobahn Massenkarambolage auf A 5 hinterließ Trümmerfeld Von unserem Redaktionsmitglied Ric Folz Ein 52jähriger Frankfurter kam ums Leben und fünf weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt: Dies ist die Bilanz eines nächtlichen Serienunfalls auf der A 5, direkt am Nordwestkreuz Frankfurt. Dort glich die Unfallstelle am späten Samstag abend einem Trümmerfeld. Von einigen der beteiligten Wagen, die mit überhöhter Geschwindigkeit ineinander gerast waren, blieben nach der Karambolage nur Blechknäuel übrig, die sich verkeilt übereinander häuften. Wie ein Sprecher der Autobahnpolizei Butzbach schilderte, war um 22.25 Uhr ein Honda aus Homberg/Efze infolge eines Reifenschadens gegen die Mittelleitplanke geprallt und wurde auf die beiden linken Spuren zurückgeschleudert, wo er quer zur Fahrbahn liegenblieb.

Der Frankfurter stieß mit seinem Golf trotz scharfen Bremsens leicht dagegen und blieb ebenfalls quer auf der linken Spur stehen. In ihn raste ein Fahrer aus Groß-Gerau mit seinem Audi und schob den Golf in den Honda. Schließlich erfaßte noch ein Renault-Fahrer aus Nordhausen den Golf. Dessen Fahrer wurde aus dem Wrack geschleudert und erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Der Fahrer des Honda wurde mit schweren Augenverletzungen im Wrack seines Wagens eingeklemmt und mußte von der Feuerwehr befreit werden. Im Groß-Gerauer Pkw wurden der Fahrer und zwei Frauen schwer verletzt. Während der Bergungsarbeiten kam es noch zu einem weiteren Auffahrunfall mit fünf beteiligten Pkw, bei dem der Fahrer eines Peugeot Verletzungen erlitt.

Wie Feuerwehr-Einsatzleiter Alfred Weißleder schilderte, hatte ein ASB-Rettungswagen zufällig den Unfallort passiert und sofort Erste Hilfe geleistet. Auch hätten sich in den zertrümmerten Autos nur die Fahrer befunden, was eine noch größere Katastrophe verhinderte, so der Einsatzleiter.

Weil auch noch hundert Liter Diesel ausgelaufen und die Trümmer weit verstreut waren, dauerten die Bergungsarbeiten bis 4 Uhr an. Die Polizei mußte die Hauptstrecke der A 5 in Fahrtrichtung Süden völlig sperren und leitete den Verkehr über die Einfädelspur der Miquel- Autobahn (A 66) um. Den Gesamtschaden an den Fahrzeugen schätzte ein Polizeisprecher auf weit über 50 000 Mark.

Germania löst Oberrad an Spitze ab Bezirksoberliga Frankfurt-West: "94er" als einziger Verein unbesiegt

Einen Wechsel an der Tabellenspitze gab es am neunten Spieltag der Bezirksoberliga Frankfurt-West. Oberrad büßte die vor Wochenfrist eroberte Tabellenführung durch eine 1:4- Heimniederlage gegen die Rot-Weiß-Reserve ein und fiel auf Platz fünf zurück. An der Tabellenspitze steht durch einen 8:0-Erfolg in Bad Homburg Germania 94 Frankfurt. Die "Germanen" bleiben als einziger Verein ungeschlagen. Mit einem Punkt Abstand folgen dichtauf Bad Vilbel II (3:1 gegen Bischofsheim), Dietzenbach (4:1 gegen Ockstadt) und Hochstadt (3:1 gegen Steinfurth). Im "Kellerduell" besiegte Ober-Erlenbach Tempelsee und hält somit weiter Kontakt an das Tabellenmittelfeld.

1. FC Rödelheim - Spvgg. Fechenheim 0:0. Ein abwechslungsreiches, gutes, aber leider torloses Spiel sahen die Zuschauer in Rödelheim. Torchancen erspielten sich beide Mannschaften, aber weder Pigot noch Hösch und Vojvoda wandelten diese in Tore um. Die Schlußphase mußte der FC ohne Kühn und Stöckl durchstehen, da beide Zeitstrafen absaßen.

FV Bad Vilbel II - FSV Bischofsheim 3:1 (1:0). Ungewohnt kopfballstark zeigten sich die Bad Vilbeler gegen Bischofsheim. Alle drei Treffer fielen per Kopfball. Vor der Pause traf Pfaff (43.), dann Meissner nach einem Freistoß von Lewe (47.). Eine Ecke von Kolarov nutzte Pfaff zu seinem zweiten Treffer (51.). Den Gegentreffer erzielte Vollstädt (62.).

SV Nieder Weisel - Kickers Offenbach II 2:2 (1:1). Zwei Freistoßtreffer unterschiedlicher Art sorgten für den Pausenstand. Sempruch zirkelte aus 18 Metern über die Mauer (0:1, 14.), Otto nutzte einen indirekten Freistoß aus drei Metern zum Torschuß (1:1, 16.). Lenz (51.) brachte dann den Aufsteiger mit einem Abstauber in Führung. Der Ausgleichstreffer von Zekmanoff (56.) war umstritten, da er möglicherweise zuvor foul gespielt hatte.

Gemaa Tempelsee - SG Ober-Erlenbach 2:4 (0:0). In der ersten Hälfte hatte Tempelsee mehrere Chancen, nutzte jedoch keine. Besser die Gäste: Nach dem Elfmeter von Wessoly (50.) traf Zensner zweimal (69./76.) zum 0:3. Rogic (80.) und Zivojinovic (86.) erzielten die Tore für die Gemaa. Wesser (84.) erhöhte zwischendurch auf 1:4. Eine rote Karte erhielt SG-Torhüter Jettler (40.) wegen Reklamierens.

1. FC Hochstadt - SV Steinfurth 3:1 (0:1). Den 0:1-Pausenrückstand verursachte Brüderlein mit einem verunglückten Rückpaß. Kunert (13.) spritzte dazwischen und überwand FC-Keeper Schwäbig. Nach der Pause traf Freistoß-Spezialist Krapf (65.) aus 18 Metern zum 1:1. Schmitt (69.) und Soare (91.) sorgten mit Kopfballtoren für den Endstand. Kesper sah nach einem Foul an Kaska die rote Karte (90.).

SG Rodheim - SV Reichelsheim 5:1 (1:0). Reichelsheim führte zur Pause durch ein Eigentor von Müller (15.). Eine Unachtsamkeit des SV-Torhüters Bommersheim nutzte Müller, um seinen Fehler auszugleichen (1:1, 50.). Die spielerische Überlegenheit der SG münzten dann zweimal Schmidt und die Gebrüder Rainer und Peter Hoffmann zum klaren 5:1-Erfolg der Rodheimer um.

Spvgg. Oberrad - SG Rot-Weiss Frankfurt II 1:4 (1:0). Eine deutliche Leistungssteigerung der "Roten" im zweiten Spielabschnitt brachte den Sieg beim Tabellenführer. Breitwieser (14.) nutzte einen an Sellig verursachten Elfmeter zur Führung für Oberrad. Dann trafen Cabuja (61.), Karlhofen (81.) und Gomez (89./90.) zum 4:1. Die späten Treffer wurden durch das Fehlen der Oberräder Kramer und Schwan begünstigt, die Zeitstrafen abzusitzen hatten.

FC Dietzenbach - Germania Ockstadt 4:1 (3:0). Zwei Kopfballtore von Zwilling (1./25.), der nach Verletzungspause erstmals wieder eingesetzt wurde, führten zur 2:0-Führung. Knecht - nach Vorarbeit von Zwilling - erhöhte auf 3:0 (35.). Seinen ersten Ballkontakt nutzte der eingewechselte Spielertrainer Bernd Firle zum 4:0 (80.). In der letzten Minute erzielte Tröger das 1:4. jpm

Kleine FR

Frauen debattieren südslawische Krise BAD HOMBURG. Über "Hintergründe der südslawischen Krise und mögliche Perspektiven" sprechen die Mitglieder des Deutschen Frauenrings bei ihrer Monatsversammlung am Mittwoch, 7. Oktober, ab 15.30 uhr im Forum im Stadthaus. Referent: Roland Vetter (Wiesbaden). Drei Autotelefone gestohlen KÖNIGSTEIN. Ein Mercedes, ein BMW und ein Jaguar, alle auf der Wiesbadener Straße abgestellt, wurden in derselben Nacht aufgebrochen: Jedes Mal nahmen die Diebe die Autotelefone mit.

Diskussion über Währungsunion BAD HOMBURG. Um die Frage "Welche Lehren kann man aus der deutschen Währungsunion für die europäische ziehen?" geht es der Volkshochschule am Mittwoch, 7. Oktober. Die von Eva Beling geleitete Diskussion beginnt um 10 Uhr.

Ein nicht zu bremsender Lutz Lehmann bei den Aufstiegsrennen zur Rad-Bundesliga Zwei Frankfurter Teams radeln nun oben mit Die RSG war an beiden Tagen der überragende Sieger / Die neu gegründete LG wurde Dritter

Der Frankfurter Radsport ist in der kommenden Saison in der Rad-Bundesliga doppelt vertreten. In Waltershausen in Thüringen fuhr das Team der RSG Frankfurt, das ja im Brügelmann-Cup zweiter geworden war und nur wegen einer Namensänderung an den Aufstiegsrennen teilnehmen mußte, alles in Grund und Boden. Lutz Lehmann, der schon zwei Bundesligarennen gewonnen hatte und in einer inoffiziellen Einzelwertung mit Abstand bester Bundesligafahrer war, gewann sowohl im leichteren Rennen am Samstag wie im schweren Rennen am Sonntag, als das Feld total auseinander splitterte. Beide Male waren weitere RSG-Fahrer weit vorne und sorgten für den überlegenen Mannschaftssieg. Beide Male wurde die RG Hamburg zweiter.

Das aus den Vereinen VC, Sossenheim und Mars-Rotweiß neu gegründete Team der LG Frankfurt hatte es schwerer. Am Samstag belegte es nur den achten Platz unter 13 Bewerbern, am Sonntag aber wurde es dritter. Mit 44 Punkten schaffte die LG den vierten Platz der Gesamtwertung und ist zusammen mit der RSG Frankfurt (60 Punkte), der RG Hamburg (56), der RG Berlin (48), Stützpunkt Büttgen (43), dem RV Worringen (42) und der RG Hameln/Preetz (39) Aufsteiger in die Bundesliga.

Am Samstag hatte sich eine fünfköpfige Spitzengruppe gebildet mit den RSG- Fahrern Lehmann und Andreas Wartenberg. Lehmann sprengte die Gruppe. Nur der Hamburger Werner folgte ihm, hatte aber im Spurt keine Chance.

Eine halbe Minute später wurde Wartenberg dritter vor Beikirch (Büttgen). Im Feld, das eine weitere Minute zurücklag, kamen Reuß auf Platz 13 und Lungershausen auf Platz 15. Die besten LG-Fahrer waren die Sossenheimer Thilo Hild auf Platz 12 und Marco Rivas-May auf Platz 14.

Das Rennen am Sonntag mit dem Inselberg als Mittelpunkt der Strecke war so schwer, daß die ersten zehn Fahrer einzeln zum Ziel kamen. Vorne weg Lutz Lehmann zu seinem 14. Saisonsieg, 34 Sekunden hinter ihm Jens Zemke, der ihm als einziger Widerstand leisten konnte. Schon 2:33 Minuten zurück lag der Hamburger Ullrich, 5:28 Minuten auf Platz vier Andreas Wartenberg. Die besten Fahrer der LG waren diesmal Roland Nestler (Mars-Rotweiß) auf Platz neun mit 13:05 Minuten und Oliver Roth vom VC auf Platz zehn mit 13:59 Minuten Rückstand. Besonders wichtig aber war, daß sich Thilo Hild im Finale noch aus einer Feldgruppe löste und eine Verfolgergruppe erreichte, in der er mit 15:49 Minuten Rückstand Platz 20 belegte. Die drei besten Zeiten jeder Mannschaft werden zusammengezählt. Hild half dadurch mit zum dritten Platz der Tageswertung, der den Aufstieg sicherte, nach dem es am Samstag nicht ausgesehen hatte.

HELMAR BOELSEN

Mittelmäßig, aber sehr korrekt: das Wetter

FRIEDRICHSDORF. Mittelmäßig, aber äußerst korrekt war der September 1992 nach den Kriterien der Wetterstatistik. Mit 47,7 Millimeter pro Quadratmeter regnete es in der privaten Wetterstation von Eleonore Ahrens im Köpperner Tal fast genauso viel wie im Durchschnitt der letzten 20 Jahre (48,3 mm/qm).

Das ersehnte Naß fiel überwiegend am Monatsanfang vom Himmel: Zwei Drittel allen September-Regens registrierte die Amateur-Meteorologin am 1. und 3. des Monats. che

Landwirte helfen mit Kartoffeln 26 Tonnen nach Rußland geschickt

BAD HOMBURG. Zehn Ober-Eschbacher Landwirte und ein Nieder-Eschbacher Kollege haben gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde eine ungewöhnliche Hilfsaktion für die Menschen in Rußland gestartet: Sie haben insgesamt 26 Tonnen Kartoffeln gespendet, die bereits in die designierte Partnerstadt Peterhof bei Sankt Petersburg (früher Leningrad) geschickt wurden.

Dort herrsche Mangel an Kartoffeln, weil die Ernte wegen eines trockenen Sommers nur karg ausgefallen sei. Vor allem Rentnern und Armen drohe erneut ein Winter in Not. Rund um Ober-Eschbach seien hingegen so viele Kartoffeln geerntet worden, daß vereinzelt bereits die Vernichtung eines Teils der Produkte drohe, damit die Preise nicht zu sehr absacken, schreibt Pfarrer Axel Erdmann in einem Begleitbrief an die russischen Empfänger der Kartoffelsäcke.

Die Kirchengemeinde hat die Kosten für den Transport der Kartoffeln in Höhe von rund 4000 Mark vorgelegt. Sie bittet jetzt um Spenden, um das Geld wieder in die Kasse zu bekommen (Konto: Evangelische Kirche Ober-Eschbach, Raiffeisenbank Bad Homburg, Konto-Nr. 602 604, BLZ 500 696 93). che

Bezirksliga Gelnhausen Erste Niederlage

Nicht nur der 10 000. Zuschauer, sondern auch die erste Saison-Niederlage des Tabellenführers Viktoria Lieblos wurde am siebenten Spieltag in der Bezirksliga Gelnhausen registriert. Dabei leistete sich der Bezirksoberliga- Absteiger - im Spitzenspiel ohne Müller, Höfler, Knöll und Heil ohne vier angetreten - eine 0:1-Heimniederlage gegen den SV Neuses und schied aus dem niederlagenfreien Quartett aus. Lediglich die drei Verfolger Neuses, Kassel und Gelnhausen besitzen noch eine weiße Weste. Bereits am Freitag trennten sich im Stadtteil- Derby Gelnhausen und Hailer 1:1. Auch im dritten vorgezogenen Spiel zwischen Neuenhaßlau und Haingründau gab es eine Punkteteilung.

Hailer - Gelnhausen 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Pfannmüller, 1:1 Joachim Göbig. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (H), Torhüter Traxel (G).

Neuenhaßlau - Haingründau 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Röder, 1:1 Wiederspahn. Beste Spieler: Gymlicka, Honigmann (N), Torhüter Reuther, Schlitzer (H).

Lieblos - Neuses 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Hail. Beste Spieler: Weidmann (L), Simon, Jesus, Remmel (N).

Horbach - Pfaffenhausen 0:1 (0:1). Tor: 0:1 Bernd Christ. Beste Spieler: Harth (H), Christ (Pf).

Großenhausen - Meerholz 2:2 (0:1). Tore: 0:1 Raksch, 0:2 Giera, 1:2 Börner, 2:2 Böhm. Beste Spieler: Karber, Kühn (G), Raksch, Torhüter Mickl (M).

Wächtersbach - Eidengesäß 1:0 (1:0). Tor: 1:0 Lars Magnon. Besonderes Vorkommnis: Korn (E) scheitert in der 34. Minute mit Strafstoß an Torhüter Sivieri. Beste Spieler: Lars Magnon, Reiter (W), Herzig (E).

Wirtheim - Rothenbergen 2:0 (2:0). Tore: 1:0 Schwarzkopf, 2:0 Weingärtner. Beste Spieler: Lacker, Giesel (W), Rainer Kling (R).

Hesseldorf - Kassel 2:4 (1:2). Tore: 1:0 Thomas Eiring, 1:1 Back, 1:2 Maiberger, 1:3 Back, 1:4 Back, 2:4 Zimmer. Beste Spieler: Torhüter Heim, Thomas Eiring (H), Back (K). wh

Kleine FR

BUND-Stammtisch FRIEDRICHSDORF. "Regionale Raumplanung - Wie wird die Entwicklung unserer Region weitergehen?" Darüber soll beim Stammtisch des BUND Friedrichsdorf am heutigen Dienstag um 20 Uhr im Bürgerhaus Köppern nachgedacht werden. Galapagos auf der Leinwand BAD HOMBURG. Neue Impressionen von den Galapagos-Inseln präsentiert der Reisefotograf Horst Liebelt am Mittwoch, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im Kino im Schwedenpfad (KiS). Sein Dia-Vortrag ist zugleich der zweite Teil seines Berichts über Ecuador. Kalles Floßfahrt BAD HOMBURG. Das Kindertheater "Känguruh" präsentiert am Mittwoch, 7. Oktober, um 15 Uhr im Jugendtreff E-Werk an der Wallstraße das Stück "Kalles Floßfahrt". Es handelt von der Begegnung mit dem Inselkönig Blubber und einer Reise durch eine zauberhafte Unterwasserwelt. Das Ereignis ist nach Angaben des veranstaltenden Jugendamts geeignet für Kinder von fünf Jahren an.

10 000. Blutspender erwartet

FRIEDRICHSDORF. Knapp 5000 Liter Blut sind bisher beim DRK in Friedrichsdorf zusammengekommen: Den 10 000., der einen halben Liter der roten Flüssigkeit abgibt, erwartet das DRK am Donnerstag, 8. Oktober, im Vereinszentrum Alte Schule in Burgholzhausen. Gespendet werden kann in der Zeit zwischen 18 und 20.30 Uhr.

Spielmobil-Finale mit Grillfest

BAD HOMBURG. Über 3000 Jungen und Mädchen sind in diesem Jahr zum Bad Homburger Spielmobil gekommen. Diese Zahl teilte das Stadtjugendamt jetzt mit.

In dieser Woche steht das Spielmobil noch bis Freitag auf dem Spielplatz Kälberstücksweg in der Gartenfeldsiedlung; am Freitag zwischen 14 und 18 Uhr wird dort das Ende der Sommersaison mit einem Grillfest gefeiert. Im Winter geht das Spielmobil nicht auf Tour. che

Namen + Notizen

ERICH LANDVOGT, ehrenamtlicher Ortsvorsteher des Friedrichsdorfer Stadtteils Seulberg, ist von Landrat Jürgen Banzer als Mitarbeiter der Kreisbildstelle in den Ruhestand verabschiedet worden. Landvogt stand seit 1972 in den Diensten den Hochtaunuskreises und arbeitete seit 1985 in der Bildstelle.

Wer will noch beim Fest mitblasen?

HOCHTAUNUSKREIS. 16 Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzüge haben sich laut Mitteilung von Landrat Jürgen Banzer bisher zum Kreismusikfest angemeldet. Es soll am Sonntag, 18. Oktober, von 10 bis 17 Uhr in der Saalburghalle in Obernhain stattfinden.

Wer noch mitmachen will, braucht dies nur dem Landratsamt in Bad Homburg mitzuteilen. Unter Tel. 06172 / 178 314 nimmt es Anmeldungen entgegen. che

Den neuen Fahrplan gibt es kostenlos

HOCHTAUNUSKREIS. Den neuen Winterfahrplan des Verkehrsverbands Hochtaunus gibt es ab sofort kostenlos im Landratsamt Bad Homburg (Zimmer 206), in den Rathäusern im Kreis und in den Filialen der Taunus-Sparkasse.

Er enthält die Ankunfts- und Abfahrtszeiten aller Linienbusse und -bahnen im Hochtaunuskreis: von den Stadtbussen über S- und U-Bahnen bis zur Frankfurt- Königsteiner Eisenbahn und der Taunus- Bahn. Auch die Züge im Frankfurter Hauptbahnhof sind aufgelistet. che

Erfolgreiche hessische Tänzer

Bei einem Turnier der Hauptklasse C-Standard in Troisdorf bei Köln erzielten die hessischen Paare gute Ergebnisse. Insgesamt waren sechzehn Paare aus ganz Deutschland am Start. Als bestes hessisches Paar kamen Oliver Stör und Kerstin Sann (Schwarz-Silber Frankfurt) auf den zweiten Rang. Mit diesem Ergebnis sind sie in die B-Klasse aufgestiegen. Sie wurden geschlagen von Michael und Vera Vorreyer (Hürth). Auf den dritten Platz kamen Andreas Paschke/Dorothea Stolte (Bonn).

Als zweites Paar aus Hessen erreichten Daniel Jacob und Beate Christoph (Grün-Gold Dreieich) den siebten Platz und verpaßten damit die Finalrunde nur knapp. -oli-

Bezirksliga Hanau Lachender Dritter

Während sich Wachenbuchen und Germania Dörnigheim im Spitzenspiel mit 1:1-Unentschieden trennten, rückte Langendiebach mit einem 5:1-Kantersieg über Oberrodenbach als lachender Dritter an die Tabellenspitze vor. Immer bedrohlicher wird die Lage für die schon als Geheimfavoriten auf den Titel gehandelten Heldenberger Victoria. Nach der 1:5-Niederlage in Ostheim rangiert man jetzt auf einem Abstiegsplatz.

Sportfreunde Ostheim - Victoria Heldenbergen 5:1 (3:1). Tore: 1:0 Cordero, 2:0 Bednarz, 2:1 Groebel, 3:1, 4:1 Bednarz, 5:1 Robledo. Beste Spieler: Schäfer, Bednarz (O), Schön, Halbschmidt (H).

Eintracht Oberissigheim - TSV 1860 Hanau 4:1 (0:1). Tore: 0:1 Frisena, 1:1 Parnow (FE), 2:1, 3:1, 4:1 Ludvicek. Beste Spieler: Kramm, Ludvicek (O), Geschlossene Mannschaftsleistung (H).

Kewa Wachenbuchen - Germania Dörnigheim 1:1 (0:0). Tore: 1:0 S. Arendt, 1:1 Vucenovic. Beste Spieler: Stein, Kaufeld (W), Fruck, Del Rivero (D).

Dörnigheimer SV - KSV Eichen 2:3 (1:1). Tore: 0:1 Nazarenus, 1:1 Maier, 2:1 Wörner, 2:2 Raab, 2:3 Schmidt (FE). Beste Spieler: Dürr, Flajsman (D), Nazarenus, Faulstich (E).

KSV Langen-Bergheim - TSG Niederdorfelden 1:6 (1:1). Tore: 1:0 B. Seitz (FE), 1:1, 1:2 Schäfer, 1:3 Bartenstein, 1:4, 1:5, 1:6 Bühler. Beste Spieler: Kraft, Heckmann (LB), Schäfer, Bühler (N).

Spvgg Roßdorf - SV Kilianstädten 2:0 (0:0). Tore: Traband (2). Beste Spieler: Volz, Stang (R), H. Schmidt, Rastetter (K).

FC Türk Güzü Hanau - TSV Niederissigheim 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Appel, 1:1 Boysan, 2:1 Güngermez. Beste Spieler: Boysan, Varul (H), Appel, Ebert (N).

FC Langendiebach - Eintracht Oberrodenbach 5:1 (1:0). Tore: 1:0 J. Zimpel, 1:1 Rus, 2:1, 3:1 Schürmann. 4:1 J. Zimpel, 5:1 Zimmerling. Beste Spieler; J. Zimpel, Zimmermann (L), Rus, Ruhnau (O). gö

Volleyball-Bundesliga Kriftel mußte in Moers erstes Lehrgeld zahlen

Erstmals Lehrgeld bezahlen mußte in der Volleyball-Bundesliga der Aufsteiger TuS Kriftel. Nach dem 3:1-Auftaktsieg zu Hause gegen den TV Düren waren die Schützlinge des argentinischen Trainers Luis Ferradas als krasse Außenseiter zum Deutschen Meister und Europacupsieger Moerser SC gereist. Am Niederrhein gab es die erwartete 0:3-Niederlage, immerhin wehrte sich der ohne den noch gesperrten Paderborner Neuzugang Arnd Ludwig angereiste Gast beachtliche 80 Minuten, ehe die drei Satzgewinne (15:12,16:14,15:1) feststanden. Moers Angriffstar Georg Groezer, bestens unterstützt von "Schwergewicht" Frank Winkler und dem sprungstarken Universal-As Chang Cheng Liu, diktierten wie erwartet das Geschehen. Gegen die Riesen vom Rhein konnten die Riesen vom kleinen Schwarzbach nicht ganz mithalten. Standen doch über 1000 Länderspielen beim Sieger nur acht "Nobodys", zumindest vom internationalen Standard her gesehen, im von 900 Zuschauern besuchten Sportzentrum am Rheinkamp gegenüber. Mit Waldemar Kasprzak präsentierte der Titelverteidiger einen weiteren Neuzugang von Weltklasseformat, der auf den Außenpositionen immer wieder den Krifteler Abwehrblock auszutricksen verstand.

Primär Chang Cheng Liu machte enormen Druck, aber die Mannen um die beiden argentinischen "Fremdenlegionäre" Elgueta und Romano wehrten sich nach Leibeskräften. jo

Das Vergängliche und das Licht Sarah Schumanns "Frühe Gräber" im Karmeliterkloster

Sarah Schumann arbeitet in Frankfurt und Berlin und hatte ihre erste Einzelausstellung vor fast 40 Jahren in der legendären Frankfurter Zimmergalerie Franck. Jetzt stellt sie im Karmeliterkloster neuere Werke vor, die weder nekromantisch noch sonstwie gespenstisch sind, obwohl sie unter dem Ausstellungstitel "Frühe Gräber" rangieren. Von ihren spannungsvoll vorgetragenen surrealistischen Anspielungen hat sich die Künstlerin hier völlig gelöst und bietet ein pastellenlichtvolles, mitunter kräftig gefärbtes Bild der Ruheräume, die Friedhöfe nun mal sind.

Allerdings: Diese Stätten hat Schumann in Berlin und Prag augesucht, in Potsdam und Frankfurt am Main, und es sind fast ausschließlich die jüdischen Friedhöfe, die die Malerin interessieren. Orte, die - wie Ausschreitungen und Vandalismus immer wieder zeigen - bis heute eben nicht in Ruhe gelassen werden, mit denen manche ihren Frieden keineswegs gemacht haben.

Schumanns Arbeiten sind aber nicht als Entschädigungen für an ihnen begangenes Unrecht zu verstehen, und sie wirken nicht als Sühnezeichen. Sie sind nicht mit Didaktik getränkt, sondern teilen hauptsächlich Impressionen mit. Manchmal mit Hollywood-Note. Da gibt es "Marilyn Monroe" - so sehe ihr "Bild von Weiblichkeit" aus, hat Sarah Schumann gesagt -, und immer wieder eine schöne Frau mit frisch entzündeter Zigarette am geschlossenen Grab.

Es werden jedoch nicht nur Einzelgräber skizziert oder solche von Berühmtheiten, sondern zu sehen sind auch Grabsteinkolonien, die anonym bleiben. Die Malerei ist behutsam, meist eher zeichnerisch schlicht und ohne Anspruch auf Volumen.

Das Vergängliche und das Licht, das pausenlos die Veränderbarkeit allen Seins vor Augen führt, sind Schumanns Themen in dieser breit aufgerollten Bildfolge. Ihre politische Wirksamkeit ist eher gering, aber man muß kein Holzhammer-Artist sein, um einen Stachel in den Speck derer zu treiben, für die die Judenverfolgung ein bloß historisches Phänomen ist. Trotzdem: Wenn Sarah Schumann die Pfade deutscher Vergangenheit entlangschreitet, kann auch ein bloßer Spaziergang durch die Natur daraus werden. Schließlich hat sie verraten: "Ein Leben ohne Kunst stelle ich mir trostlos vor, aber auch eins ohne Bäume", (bis 18. Oktober) DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Schlicht und effektiv Die Heinrich-Schütz-Kantorei in der Alten Nikolaikirche

In der Alten Nikolaikirche am Römerberg gibt es, nach vollendeter Renovierung, auch wieder Kirchenmusik. Mit Georg Friedrich Händels 1739 komponierter "Ode for St. Cecilia's Day" zog die Heinrich-Schütz-Kantorei endlich wieder in ihr angestammtes Haus ein. Ein Chor, der immer wieder klanglich-melodisch mit beachtlicher Schärfe zu musizieren versteht, Virtuosität viel weniger ins Zentrum der Interpretation rückt, als vielmehr am Urtext klar orientierte Gestalten überzeugend, das heißt schlicht und effektiv, vermittelt.

Treibende Kraft ist und bleibt der Dirigent der Singgemeinschaft, der Frankfurter Musikpädagoge Horst Christoph Diehl, der auch die Ode an die Patronin der Kirchenmusiker, Cäcilia, gewissenhaft wie musikantisch ehrlich ausrichtete. Das hielt sich klar, blieb ohne exponierte, künstliche Momente und wollte aufrichtig intendierte Kirchenmusik bleiben, auf gehobenem Niveau und klar, das versteht sich bei Diehl und seinen Sängern von selbst. .

Daneben wurden Figurationen mit Gewinn für die Gesamtlinie ohne jedwedes "Raffinement" integriert. Ein Gewinn auch für die katholische Kirchenmusik in Frankfurt, gewiß, sieht man einmal ab von den sängerisch recht unausgeglichenen Leistungen der beiden Solisten Petra Hoffmann und Axel Hoffmann; sehr professionell klang ihr Gesang an diesem Abend nicht.

Zu Beginn hatte Dietrich von Knebel Händels Orgelkonzert F-Dur, aus op. 4, mit einigem Gewinn gespielt. Das Orchester, ein ad hoc gebildetes Streichemsemble, hat hier, ebenso wie in Händels "Ode", hart stehende Rhythmen lebendig geformt. So konnte Knebel auf sicherer Basis musizieren.

Der einfachen Gestik der Komposition konsequent folgend, verzichtete er auf Ausformung kantabler Momente, spielte direkt in klar abgesetzten Klangfarben: schmucklos und präzis - ein flüssiger Ablauf.

ALEXANDER ULLMANN

SAZ-Rock schon im vierten Spiel hintereinander ungeschlagen Kreisligen A Frankfurt: TSG 51 verschafft sich in der Gruppe Nord etwas Luft / SW Griesheim und Weiß-Blau in Lauerstellung

Auch am sechsten Spieltag konnte die TSG Nieder-Erlenbach in der Kreisliga A Frankfurt, Gruppe Nord, ihre weiße Weste bewahren. Nach dem Auswärtserfolg bei Makkabi steht der Absteiger weiterhin verlustpunktfrei an der Tabellenspitze. Verfolger Preußen gab einen Punkt gegen SAZ-Rock ab, das jetzt schon im vierten Spiel ungeschlagen blieb. Am Tabellenende konnte sich die TSG 51 nach ihrem Sieg bei Gencler Birligi vom Schlußlicht absetzen. Der Abstand beträgt jetzt schon drei Punkte.

FC Gencler Birligi - TSG 1951 1:4 (0:1). Tore: Eigentor TSG 51 für Birligi, Hummel, Jablanowski, Prehl und Schunk (Elfmeter) für TSG 51.

FC Kalbach - SC Eckenheim 1:2 (1:1). Tore: Jakobs für Kalbach, Kalmusz und Wagner für Eckenheim. Beste Spieler: D. Müller bei Kalbach, Keil und Pernet bei Eckenheim.

Concordia Eschersheim - FC Italia II 2:0 (2:0). Tore: Vidal und Hochmuth für Concordia. Beste Spieler bei Concordia: P. und R. Waechter.

Tus Makkabi - TSG Nieder-Erlenbach 1:3 (1:1). Tor für Makkabi: Ibo. Beste Spieler bei Makkabi: Schnabel, Ursealo und Wahl.

Viktoria Preußen - FV SAZ-Rock 2:2 (1:1). Tore: Meier und Bilgic für Preußen, Sakalakoglou und Ercen für SAZ-Rock. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung bei Preußen, Libero Monaco und die gesamte Abwehr bei SAZ-Rock.

Germania 08 Ginnheim - SV Bonames 0:3 (0:2). Tore: Schreiber, Bellini und Meyer für Bonames. Beste Spieler: Dilema bei Ginnheim, Kretschmer und Triefenbach bei Bonames.

FV Berkersheim - TuS Nieder-Eschbach 1:1 (0:0). Tor für Berkersheim durch Klein. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Berkersheim.

Nichts zu holen gab es wieder einmal für die drei Mannschaften am Tabellenende der Gruppe Ost. Bereits am Dienstag unterlag Schwarz- Blau bei Bergen. SV und Borussia Sachsenhausen warten nach ihren Niederlagen vom Sonntag gegen Taras und BSC 19 weiterhin auf den ersten Punkt. Croatia führt nach dem Sieg über den bisherigen Spitzenreiter GSU/Panserreikos nun die Tabelle an. Im Duell der Verfolger setzte sich Ostend gegen Italia Enkheim/ Delfini durch.

Borussia Sachsenhausen - BSC 1919 0:1 (0:1). Tor für den BSC durch Gimbel. Beste Spieler beim BSC: Torhüter Guido Müller, Kaps und Gimbel.

SV Sachsenhausen - TSV Taras 0:3 (0:1). Tore für Taras durch Paschke, von Sydow und Schulze. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Taras.

SSV Heilsberg - FFC Olympia 3:4 (1:0). Tore: Neuperti (2) und Wohlgemuth (Elfmeter) für Heilsberg, Guwer, Meier, Karakus und Glatzer für Olympia. Bester Spieler bei Olympia: Guwer.

JUZ Fechenheim - SG Bornheim GW 1:1 (1:1). Tor für Bornheim durch Haas. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Bornheim.

Spvgg. Ostend 07 - Italia Enkheim/Delfini 4:1 (2:1). Tore: Leonardelli, Böcher, Faulhaber und Hübsch. Geschlossene Mannschaftsleistung bei Ostend.

In der Gruppe West bleibt City nach seinem Sieg über Verfolger Praunheim zwar weiterhin Tabellenführer, aber SW Griesheim und Weiß-Blau halten sich mit jeweils einem Verlustpunkt - und je einem Nachholspiel - in Lauerstellung auf die Führungsposition. Das Schlagerspiel des nächsten Wochenendes wird zweifelsfrei zwischen City und SW Griesheim ausgetragen. Westend und Praunheim bleiben nach ihren Niederlagen noch auf Tuchfühlung. Die SG 28 kam gegen Baris Spor zum ersten Punktgewinn, während Blau-Gold weiter darauf warten muß. Der höchste Tagessieg gelang der Reserve von Progres, die den Tabellen-Nachbarn Hausen mit 7:0 "abfertigte".

SG Praunheim - FC City 0:3 (0:2). Tore: Bilal, Adnan und Neco für City. Bes. Vorkommnisse: Praunheim verschießt Elfmeter, Platzverweis und zwei Zeitstrafen für City.

FSV Hellas - FC 66 1:1 (1:0). Tor für den FC 66 durch Remartinez. Beste Spieler beim FC 66: Torhüter Buddensieg und Uelke. Bes. Vorkommnisse: Buddensieg hält Elfmeter.

SW Griesheim - PSV Grün-Weiß 3:1 (1:1). Tore für Griesheim: Walle und Gebhard (2). Geschlossene Mannschaftsleistung bei Griesheim.

SG 28 - Baris Spor 1:0 (0:0). Tor für die SG 28 durch Grün. Geschlossene Mannschaftsleistung bei der SG 28.

SG Westend - SC Weiß-Blau 0:1 (0:0). Tor für Weiß-Blau durch Wies. Beste Spieler bei Weiß-Blau: Wies und Kassing.

ESV Blau-Gold - SG Bockenheim 2:5 (1:2). Tore für Bockenheim: Koronaios (2), Baumann, Matig und Hahn. Beste Spieler bei Bockenheim: Hassan und Vater. chs

Bezirksliga Friedberg Favorit ist vorne

Durch ein klares 5:1 gegen Bingenheim erkämpfte sich Titelfavorit Friedberg am achten Spieltag erstmals die Tabellenführung. Lange Gesichter gab es hingegen in Nieder-Florstadt, denn der Tabellendritte unterlag Schlußlicht Echzell auf eigenem Platz völlig überraschend mit 0:1.

FSV Kloppenheim - KSV Klein-Karben Reserve 1:6 (1:3). Tore: 0:1 Kobinger, 1:1 Unkelbach, 1:2 Turan, 1:3, 1:4 Kobinger, 1:5 Häusler, 1:6 Bruno. - Beste Spieler: Kobinger, Bruno (KK), Unkelbach (K).

FC Kaichen - VfR Ilbenstadt 4:2 (3:1). Tore: 1:0 Jäger, 2:0 Wörner, 3:0 Bechmann, 3:1 Bär, 3:2 Humpel, 4:2 Noll. Beste Spieler: Kaiser, Strauch (K), Meusel, Palki (I).

SV Ober-Mörlen - SKV Beienheim 0:3 (0:2). Tore: 0:1, 0:2 Reif, 0:3 Pfeifer. - Beste Spieler: Müller, König (OM), Reif, Major (B).

SV Nieder-Wöllstadt - FC Ober-Rosbach 3:2 (0:0). Tore: 1:0 Klein, 1:1 Schütz, 1:2 Jochum, 2:2, 3:2 Köbel. - Beste Spieler: Helget, Zimmermann (NW), Hindelang, Schütz (OR).

VfB Friedberg - KSV Bingenheim 5:1 (1:1). Tore: 1:0 Maier, 1:1 Müller, 2:1 Böcher, 3:1 Büntemeyer, 4:1 Jacobi, 5:1 Mücke. - Beste Spieler: Maier, Böcher (F), Rosenfeld, Stoll (B).

SC Dortelweil - VfR Butzbach 5:3 (2:0). Tore: 1:0 Rachfahl, 2:0 Brück, 3:0 Steul, 4:0 Rachfahl, 4:1 Schulz, 4:2 Vivencio, 4:3 Mader, 5:3 Brück. - Beste Spieler: Neumann, Kinkel (D), Glaum, Steppan (B).

FC Nieder-Florstadt - SV Echzell 0:1 (0:1). Tor: 0:1 Stoll. - Beste Spieler: Zimmer, Deis (NF), Schild, Jockumsen (E).

TuS Rockenberg - SV Hoch-Weisel 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Bingel. - Beste Spieler: Gogel, Baier (R), Frank, Schild (H). bo

Die "Wohnungs-Leiter" ist für Millionen Briten angeknackst Weshalb die Insulaner fast schon hysterisch auf Zinserhöhungen und die "bloody Bundesbank" reagieren

Julia Tinker, Hausfrau in Northampton, rund hundert Kilometer nordwestlich von London, kennt sich mit Wirtschaft nicht aus. Europäisches Währungs-System, Common Market - das sind Begriffe, mit denen die frühere Grundschullehrerin nicht viel anzufangen weiß. Aber die base rate, den Leitzins, kennt die Mutter von zwei kleinen Kindern auswendig. Kein Wunder, denn jede noch so kleine Änderung beeinflußt mit kurzer zeitlicher Verzögerung die Hypothekenzinsen und damit ihre Haushaltskasse. Mrs. Tinker und ihr Lebensgefährte Mark Bannister bilden einen von knapp zehn Millionen britischen Haushalten, die eine mortgage, eine Hypothek, abzahlen müssen und deswegen gebannt und verschreckt auf das stürmische Auf und Ab der Zinsen starren.

Denn mehr als jemals zuvor gilt auf der Insel "My home is my castle" und mein Eigentum dazu. Mehr als zwei Drittel der insgesamt 23 Millionen Wohnhäuser und Wohnungen in Großbritannien gehören nach Angaben des Statistischen Zentralamtes ihren Bewohnern, vor 20 Jahren waren es gerade mal die Hälfte (und in Deutschland sind es weniger als 40 Prozent). Der vermietete Raum schrumpfte auf ein Zehntel, auch wenn durch die Deregulierungen des Housing Act von 1988 am Miet-Markt eine gewisse Wiederbelebung erreicht worden ist.

In den achtziger Jahren trug die Regierung Thatcher mit ihrem weitgehenden Rückzug aus dem sozialen Wohnungsbau und ihrer Idee, aus jedem Briten einen Haus- oder Wohnungseigentümer machen zu wollen, maßgeblich zu der Tendenz bei. Kredite gab es zu günstigsten Konditionen, wesentlich größere Teile der Hypothekenzahlungen als heute konnten steuerlich geltend gemacht werden, und explodierende Preise ließen auf eine gute Anlage schließen - doch zumindest dieser Traum ist ausgeträumt.

Julia und ihr Partner haben sich vor vier Jahren 54 000 Pfund geliehen und in der Colwyn Road ein Haus im viktorianischen Stil mit drei Zimmern gekauft. Zur Zeit zahlen sie rund 570 Pfund monatlich an ihre building society, eine Art Bausparkasse. Mister Bannister, Leiter einer Bildungsstätte für behinderte Kinder, verdient mit etwa 1400 Pfund netto bereits relativ viel, aber nach Abzug der monatlichen Zahlung "ist es immer wieder ein Kampf für uns vier", erzählt seine Lebensgefährtin.

Das Haus ist für Tinker und Bannister eine Investition, mit der sie - wie die Millionen anderen auch - langsam die "housing ladder", die Wohnungs-Leiter, hochklettern wollen. Bedingung sind steigende Preise, damit die Eigentümer nach einiger Zeit in etwas "bigger and better" umziehen können. Ein größeres Haus, eine "bessere Gegend" sind das Ziel.

Im Boom-Jahr 1988 verkauften und kauften 2,1 Millionen Briten ihre Wohnungen und Häuser, 1991 waren es nach Angaben von Sue Anderson vom Council of Mortgage Lenders (der Dachorganisation der Kreditvergeber) lediglich 1,3 Millionen Transaktionen. Die Rezession macht sich bemerkbar, der Wohnungsmarkt liegt darnieder.

Am 16. September, an dem "Schwarzen Mittwoch", sah die Welt auch für die Leute in der Colwyn Road düster aus. Um das Pfund zu retten, setzte Schatzkanzler Norman Lamont die Zinsen am Morgen erst um zwei Punkte hinauf, am Nachmittag kündigte er dann eine weitere Steigerung um drei Punkte an. "Ich hörte es übers Radio und dachte sofort, "jetzt mußt du wieder arbeiten gehen und die Kinder alleine lassen", erzählt Julia Tinker. Denn die mehr als 150 Pfund monatlich zusätzlich hätte ein tiefes Loch in die Haushaltskasse gerissen.

Julia ist der deutschen Sprache nicht mächtig, aber seit den turbulenten Tagen kann sie "Bundesbank" akzentfrei aussprechen. Denn die Frankfurter Währungshüter, so suggerierten Boulevardblätter und Politiker, waren an allem schuld. "Meine Freunde haben immer nur gesagt: ,Bloody Bundesbank'." In Großbritannien war Panik angesagt. Deutlichstes Zeichen: Auf Seite drei des Massenblattes Sun prangten statt baren Busen Tabellen über Hypothekenzinsen.

Das Paar wartet jetzt darauf, daß ihre Bausparkasse endlich, wie viele andere es bereits getan haben, nach Senkung der Leitzinsen mit einer Rücknahme der Hypothekenzinsen folgt. Bei den Marktführern liegen die Zinsen jetzt knapp unter zehn Prozent, was einem Abschlag um 0,75 Punkte verspricht. In den Zeitungen können Julia und Mark nachlesen, was ihnen das spart: etwa 35 Pfund im Monat.

Das ist nicht viel, aber zumindest keine Verschlechterung, die vorher drohte. Der nächste Schritt auf der "Wohnungs-Leiter" wird jedoch auf sich warten lassen. Wie viele Leidensgenossen haben Julia und Mark mit dem Kauf vor vier Jahren Pech gehabt: Weil die Preise seitdem kontinuierlich gefallen sind, ist die Hypothek heute höher als der Marktwert ihres Hauses. Nach einer Untersuchung der Bank von England sind rund eine Million Briten von dieser Entwicklung betroffen; landesweit klafft zwischen den Werten und Hypotheken eine Lücke von sechs Milliarden Pfund. Das macht durchschnittlich 6000 Pfund Verlust pro Betroffenen. Opfer sind vor allem der Südosten Großbritanniens, wo die Preise bis zu einem Drittel in den Keller gestürzt sind, während der Norden relativ stabil blieb. "Das ist alles ein großes Spiel, und im Moment haben wir noch nicht gewonnen", resümiert Julia.

Doch es könnte sie noch härter treffen. Die Zahl der Enteignungen, die vor allem durch enorme Zahlungsrückstände der Kreditnehmer hervorgerufen wird, verfünffachte sich zwischen 1989 und vergangenem Jahr auf gut 75 000. Nachdem einige der building societies die Notbremse in Form von speziellen Hilfen für Eigentümer gezogen haben, zeichnete sich in der ersten Hälfte dieses Jahres eine leichte Entspannung ab. Verstärkt rükken auch Vorschläge in die Diskussion, das Vermieten und Untervermieten des belasteten Hauses oder der Wohnung zu vereinfachen. Schon heute lassen sich viele Eigentümer zumindest Teile ihrer mortgage durch Untermieter bezahlen.

Bei dem Zins-Chaos am Schwarzen Mittwoch erinnerte die gemeinnützige Wohnungsorganisation Shelter an die über 300 000 Briten, die mehr als sechs Monate mit ihren Zahlungen im Verzug seien. Zinssteigerungen sind für diese Betroffenen "der letzte Nagel im Sarg", wie ein Experte in der Daily Mail meinte.

Die wirtschaftliche Misere Großbritanniens aber ist der wichtigste Faktor für den darniederliegenden Immobilienmarkt. Bei 2,8 Millionen Arbeitslosen steht die Job-Sicherheit für potentielle Jungkäufer nach einer im Auftrag der Woolwich Building Society in Auftrag gegebenen Studie an erster Stelle bei ihrer Entscheidung, sich mit einer 25 Jahre laufenden Hypothek zu belasten. Die Höhe der Zinsen folgt erst weiter unten als ein Faktor unter vielen. Kaufwillig sind nach den Ergebnissen der Untersuchung immerhin 83 Prozent der befragten 18- bis 25jährigen Briten.

Eine Erholung des Marktes trotz eines Zinsniveaus, das dem von 1988 entspricht, erwartet vorerst niemand. Sue Anderson vom Council of Mortgages Lenders stellt zwar befriedigt nur noch sehr geringfügige Preissenkungen fest, aber ein Aufwärtstrend sei nicht in Sicht. In der Financial Times rechnen Experten mit Preissteigerungen nicht vor Ende nächsten Jahres, und bevor die eine Million Briten, die unter einer Lücke zwischen Hypothek und Wert leiden, wieder aufatmen könnten, dürfte es demnach noch wesentlich länger dauern.

Doch für die, die bereits verschuldet sind, war eine Abwehr der akuten Gefahr höherer Zinsen erst einmal die wichtigere Aufgabe. Da traten Sorgen über Preisentwicklungen zurück. Von größeren politischen Zielen ganz zu schweigen. "In solchen Momenten denkst du nicht an Europa oder die Zukunft der britischen Wirtschaftspolitik, da interessiert dich nur noch deine eigene Situation", sagt Julia.

Der Austritt aus dem Europäischen Währungs-System aber bietet keine Gewähr für stetig sinkende Zinsen, wie es die Boulevardblätter auf der Insel so gern suggerieren. Schatzkanzler Lamont hat bereits angekündigt, er werde auch weiterhin alle notwendigen Register zur Bekämpfung der Inflation ziehen und notfalls die Zinsen wieder erhöhen. Denn auch bevor Großbritannien dem EWS beitrat, so merkt der liberale Observer an, standen die Leitzinsen bei 15 Prozent, die Kreditnehmer wurden zwischen März und Oktober 1990 mit satten 15,4 Prozent belastet. Das Zittern für zehn Millionen Haushalte im Schatten der Hypothekenzinsen geht also weiter.

RAINER SCHMIDT (London)

Hund im Spülwasser Kein "Stilles Blatt" mehr, aber "100 Lieblinge" von Waechter

Zeichner, vergrabt Eure Federn, streut Euch Tusche aufs Haar. F. K. Waechter ist in der Stadt. Was für Geister mögen sich einst über seine Wiege gebeugt haben, Raffael, madonnenzart, der Blick des Justizassessors & Friedensvogelstifters Matisse nicht minder. Ein paar Metzgermeister, Taubenvergifter, ausrangierte Fahrräder und fiebrige Hühner werden wohl auch schon dabeigewesen sein. Eine frühkindliche Schädigung solcher Art loben wir uns.

Titanic-Kollege Hans Traxler, der weiß Gott auch die Feder zu führen weiß, hatte die richtigen Worte zur Ausstellungseröffnung parat. Neid und Hoffnung lägen im Werk des Waechter: Neid, weil er auch dort fündig werde, wo für die anderen nur öde Wüstenei bliebe. Und die Hoffnung: Waechter werde irgendwann aufhören zu zeichnen.

Trügerischer Boden, denn obwohl Waechter nunmehr als Theaterautor sein Interesse verlagert, bleiben seine Blätter. Sogar in den hauseigenen Schubladen. Nicht einmal bösartige Kollegenlist kann sich mittels Aufkauf & Vernichtung Kühle für das verbrannte Herz zufächeln. Der Schurke trennt sich nicht von seinen Schätzen - und bleibt nur deshalb am Leben.

Immerhin die Zeichnung, "Das Stille Blatt", mit der Waechter Monat für Monat, Jahr für Jahr die "Titanic" an allen Hochglanzkunstmagazinen vorbeikatapultierte, hat er jetzt zur ewigen Ruhe gebettet.

"100 Lieblinge" zeigt die Galerie der Künstler in ihrer 20. Ausstellung, 100 vollendete Kombinationen aus Kunst und einem Humor, der sich irgendwo unter den Strahlen einer theoriefernen Sonne räkelt und trotzdem zum Übervater für die Nachgeborenen wurde.

Denn wer kommt an ihr vorbei, der begnadeten Schönen, deren Tränen in das allerliebst aufgeschlagene Taschentuch strömen, neben der ein Fettkloß mit rotem Kopf und offener Hose sitzt und brüllt: "Ich liebe Dich, ich liebe Dich. Ich kann dieses ewige ,ich liebe Dich' nicht mehr hören."? Wer hat kein Verständnis für den armen Mann, der völlig ausrastet, weil er "immer, immer, immer", wenn er nach Hause kommt, den Hund im Spülwasser vorfindet? Sogar sein Onkel liebt ihn. Obwohl er Onkels Briefmarkensammlung auf dessen Lieblingsbild von Klee geklebt hat. Und sogar verkehrt herum, auf daß fast ein früher Mondrian daraus wurde.

"Mein Onkel liebt mich seitdem noch viel mehr, obwohl ich ihn doch so sehr hasse", lamentiert Waechter neben dem Bild, obwohl jeder, der je einen Klee besaß, doch wohl mehr Verständnis für den Onkel als für den jammernden Neffen aufbringen dürfte.

Die Bilder von F. K. Waechter sind noch bis zum 29. Oktober 1992 in der Galerie der Künstler, Barckhausstraße 1-3, zu sehen. MALTE LINDE

2. Basketball-Bundesliga Süd, Männer Unerklärlicher Einbruch kostete den Sieg

München - Offenbach 90:76 (39:46)

In guter Gesellschaft, aber an schlechtem Ort befindet sich die BG Offenbach/ Neu-Isenburg nach der Niederlage in München. Gemeinsam mit Karlsruhe ziert die neugegründete Basketball-Gemeinschaft das Tabellenende. Besonders ärgerlich ist dies, weil in München ein Sieg für die BG durchaus im Bereich des Möglichen war.

Zur Halbzeit lagen die Gäste noch völlig verdient in Front, und dank ihrer taktisch klugen Leistung sah es nicht nach einem Münchner Erfolg aus. Dann folgte allerdings ein völlig unerklärlicher Einbruch der Hessen nach der 29. Minute, der sie nicht nur einen Sechs-Punkte- Vorsprung, sondern auch den Sieg kostete. Dies lag zum Teil aber auch an der besonderen Belastung Bülters (27), der die ganze Woche wegen Krankheit nicht hatte trainieren können. Zudem klagten die Gäste in vielen Situationen über die Entscheidungen der Schiedsrichter.

Beste Werfer bei Offenbach/Neu-Isenburg waren Bülter (27), Johnson (20), Reißaus (9) und Lenko (8). Der Basketball-Gemeinschaft bleibt nun nur der schwache Trost, trotz der letztendlich verlorenen Spiele bewiesen zu haben, daß der Aufsteiger zumindest zeitweise mit allen Teams mithalten kann. fes

2. Handball-Bundesliga, Süd Erste Niederlage für Eintracht Wiesbaden

Die erste Saisonniederlage in der Zweiten Handball-Bundesliga (Gruppe Süd) mußte der letztjährige Meister Eintracht Wiesbaden hinnehmen. Im Spitzenduell beim Aufstiegsfavoriten TuS Danzenberg unterlagen die Landeshauptstädter vor 1800 Zuschauern mit 16:20 (6:10). Darüber hinaus gab es noch eine weitere Hiobsbotschaft für die nunmehr 5:3 Punkte aufweisenden Wiesbadener, denn Linksaußen Lutz Merten zog sich in der zweiten Halbzeit eine schwere Beinverletzung zu und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Vorentscheidung gegen die Truppe von Trainer Bengs fiel Mitte der ersten Halbzeit, als Danzenberg mit schnellen Überfallangriffen von 5:4 vorentscheidend auf 9:4 davonzog. In der Schlußphase drohte Wiesbaden angesichts eines 11:19-Rückstandes (50.) sogar ein Debakel, doch die Gäste schafften wenigstens noch ein akzeptables Endergebnis.

Überragender Spieler auf dem Parkett war Danzenbergs Torhüter Lavrow, er hielt gleich 15 Wiesbadener Würfe. Bester Werfer bei Wiesbaden war noch der Ex- Wallauer Bannach (8/4), gefolgt vom Russen Maistrenko (3). Für Danzenberg, das auch vom ungleichen Zeitstrafenverhältnis (2:14 Minuten) profitierte, waren Kurt Weber und der Holländer de Hoogen (je 5 Tore) am erfolgreichsten. Jo

Weiskirchen und Höchst abgehängt Bezirksoberliga Frankfurt-Ost: Ober-Seemens wichtiger Sieg

Die Spvgg. Weiskirchen (0:2 in Niederrodenbach) und der TSV Höchst (2:6 beim FC Hanau 93) verlieren in der Bezirksoberliga Frankfurt- Ost mehr und mehr den Anschluß. Bei vier Absteigern (der Fünftletzte muß zudem in die Relegation) fehlen bereits fünf beziehungsweise sechs Punkte. Im Kellertreffen raffte sich die KSG Ober-Seemen zu einem wichtigen 3:1 in Ravolzhausen auf und überflügelte damit die Neuberger. An der Spitze blieb nach Biebers 2:2 bei den Seligenstädter Sportfreunden alles wie gehabt.

Eintracht Windecken - SG Bruchköbel 2:3 (0:2). Im Hanauer Kreisderby entführte die SGB vor 320 Zuschauern (Tagesrekord) überraschend beide Punkte. Bis zur dreiminütigen Nachspielzeit lag Bruchköbel durch Kosch (22.), Betz (29.) und Bode (60.) sicher in Führung, bevor Ex-Profi Schäfer (90./93.) im Schlußakkord für eine Ergebniskorrektur sorgte. Schiedsrichter Müllner (Groß-Karben) stellte Uffelmann (W) in der 61. Minute wegen Foulspiels vom Platz, verhängte zudem drei Zeitstrafen gegen die undiszipliniert auftretenden Weitzel-Schützlinge.

Sportfreunde Seligenstadt - Germania Bieber 2:2 (1:1). Monetti (29.) verwandelte einen von Kittler an Ehlert verursachten Elfmeter und markierte mit einem 18-Meter-Schuß (62.) die erneute Gästeführung. Lindenau (44.) und Ott (73.) glichen jeweils für den direkten Verfolger aus. Das Spitzentreffen konnte vor 260 Zuschauern hochgeschraubte Erwartungen nicht erfüllen. Schiedsrichter Unsleber (Darmstadt) verschaffte sich mit vier Zeitstrafen Respekt.

SG Nieder-Roden - VfB Oberndorf 3:1 (1:0). Roths abgefälschten Freistoß (8.) egalisierte Glassen (46.) sofort nach Wiederanpfiff. Paul (59.) und Dries (83./FE, nach einem Foul von Paulus an Paul) stellten den Sieg der Rodgauer sicher. Beim 3:1 stand Spielertrainer Paulus für Korn (Zeitstrafe) zwischen den Pfosten.

FSV Ravolzhausen - KSG Ober-Seemen 1:3 (0:1). Der FSV war optisch überlegen, traf durch Alavrez und Jammann jeweils das Gebälk, Kipper (31.) gelang jedoch die Führung für den Neuling. Alvarez (65.) köpfte zum Ausgleich ein, bevor wiederum Kipper (79.) sowie Kuvvet (85.) den KSG-Erfolg unter Dach und Fach brachten. Torwart König und Kipper überragten beim Sieger.

Germania Niederrodenbach - Spvgg. Weiskirchen 2:0 (2:0). Die deutlichen Vorteile des FCG drückten sich im ersten Abschnitt in Toren von Cataldo (18.) und Frey (39.) aus. Kirchner scheiterte später zweimal am kurzfristig verpflichteten Torwart Michael Krumbe. Andreas konnte sich beim Gast zweimal gegen Tortwart Orta durchsetzen.

FC Hanau 93 - TSV Höchst 6:2 (4:1). Die "93er" spielten im Stadion am Bahnhof Wilhelmsbad im Eilzugtempo und überrollten damit den hoffnungslos überforderten Aufsteiger. Trageser (2), Jablonski, Alami, Munoz und Hitzel machten das halbe Dutzend voll, Wutzler (zum 3:1) und Waitz (5:2) verkürzten für den Gast.

SV Birstein - FC Teutonia Hausen 1:0 (0:0). Es war nicht der Tag des FCT: Guhlke (51.) bezwang zum einen nach einer Gören-Flanke Torwart Wagner. Torschützenkönig Damir Bognar, der einen Lattentreffer erzielte (79.), handelte sich zudem die rote Karte wegen Nachtretens ein.

FSV Bad Orb - Spvgg. Seligenstadt 0:1 (0:1). Rubin (5.) glänzte mit seinem siebten Saisontreffer. Rachor (6.) scheiterte an Torwart Stadler, Miro und Dambruch vergaben weitere Chancen beim Sieger. Hirchenhains Lattenschuß (56.) bedeutete die beste FSV-Möglichkeit.

SV Melitia Roth - TSV Lämmerspiel 0:0. Beide Abwehrreihen nahmen den Schlußmännern Hufnagel (R) und Schösser (L) viel Arbeit ab. Der TSV wirkte homogener, athletischer. Die beste Gelegenheit ließ jedoch Mustillo (R) in der 75. Minute aus. hdp

Bezirksliga Hochtaunus Schneidhain überrascht

Mit einem 1:0-Erfolg der Spielvereinigung Bad Homburg Reserve beim FSV Friedrichsdorf endete das Spitzenspiel der Bezirksliga Hochtaunus. Für die große Überraschung sorgte die SG Schneidhain-Falkenstein, die bei der TuS Weilnau mit 2:0 siegreich war. Eine gute Leistung bescherte dem FV Stierstadt einen 2:1-Erfolg bei der TG Wernborn. Auch die Usinger TSG gab sich beim klaren 6:0-Erfolg bei der TSG Pfaffenwiesbach keine Blöße.

TG Wernborn - FV Stierstadt 1:2 (0:2). Tore: 0:1 Beutel, 0:2 Henkel, 1:2 Freddie Wanzke (FE). Beste Spieler: Biskup (W), geschlossene Mannschaftsleistung (St).

TuS Weilnau - SG Schneidhain-Falkenstein 0:2 (0:1). Tore: 0:1 Lampert, 0:2 Segner. Beste Spieler: Krimmel, Segner (SF).

FSV Friedrichsdorf - Spielvereinigung Bad Homburg: 0:1 (0:1). Tor: 0:1 Rothermund. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (F), Voigt (BH).

SG Hausen - FC Oberursel 1:5 (1:3). Tore: 0:1 Hohmann, 0:2, 0:3 Remy, 1:3 Hänisch, 1:4, 1:5 Michalik. Beste Spieler: Michalik (O).

SV Seulberg - FC Weißkirchen 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Fey, 1:1 Pleines. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (S), Winkler (W).

FC Inter Oberursel - FCCP Bad Homburg 3:1 (1:0). Tore: 1:0, 2:0 Agostino di Maria, 3:0 Pietro Quaranta, 3:1 Busch (HE). Beste Spieler: Agostino di Maria (Inter), Da Silva (FCCP).

EFC Kronberg - Spielvereinigung Hattstei 3:0 (1:0). Tore: 1:0 Jochmann, 2:0, 3:0 Mondello. Beste Spieler: Mondello (K), Günher (H).

TSG Pfaffenwiesbach - Usinger TSG 0:6 (0:3). Tore: 0:1 Fritz (FE), 0:2 Leyendecker, 0:3 Ammundsen, 0:4 Aiello, 0:5 Favaro, 0:6 Leyendecker. Beste Spieler: Pieprzyk (Pf), geschlossene Mannschaftsleistung (U).

FC Königstein - SG Oberhöchstadt 3:1 (2:1). Tore: 1:0, 2:0 Mertner, 2:1 Jacob, 3:1 Meyer. Beste Spieler: Mertner (K), Petri (OH).

DJK Bad Homburg - Eintracht Oberursel 1:2 (1:2). Tore: 1:0 Holger Port, 1:1 Eickermann, 1:2 Spring. Beste Spieler: Michael Port (BH), geschlossene Mannschaftsleistung (OU). mar

Mörfelden bleibt trotz 0:0 vorne Bezirksoberliga Darmstadt: Bischofsheimer leisteten Schützenhilfe

In der Bezirksoberliga Darmstadt bot die SKV Mörfelden erneut Magerkost: Gegen den Tabellendritten FCA Darmstadt sprang wiederum nur ein torloses Unentschieden heraus. Dennoch blieb Mörfelden, das sich im Laufe der Woche von Trainer Dieter Rudolf getrennt hatte, vorne, denn auch Kontrahent Germania Pfungstadt erzielte das zweite Null zu Null (in Bischofsheim) binnen Wochenfrist.

TSV Trebur - TS Ober-Roden 1:2 (1:1). In einer schwachen und hektischen, von Fehlpässen geprägten Begegnung verstand es Trebur nicht, einen Punkt zu erzielen. Trotz zahlreicher Möglichkeiten kam es nur zu einem Treffer durch Treburs besten Spieler Celik, der in der 13. Minute zum 1:1 ausglich. Neu (5.) und Theißen (50.) hatten Schwächen in der Treburer Abwehr zur knappen Führung genutzt. Unschöne Szene am Rande: Andners verletzungsbedingtes Ausscheiden (gebrochener Unterkiefer) nach Ellenbogencheck von Gregorio (38.). Auch nach dem Wechsel dasselbe Bild: Trebur bestürmte das Gästetor, doch Bauer - kurz zuvor eingewechselt - hatte Pech im Abschluß.

SKV Mörfelden - FCA Darmstadt 0:0. Beide Abwehrreihen überzeugten in der von Einsatz geprägten Begegnung. Leider fehlte es beiderseits an der spielerischen Linie. Erst nach dem Wechsel gelang es dem Tabellenführer, der Partie seinen Stempel aufzudrücken. In dieser starken Mörfelder Phase rettete FCA-Torwart Rückert das Remis. So blieb zwar der Trainerwechsel in Mörfelden ohne Auswirkungen, doch das Fehlen der Spieler Peitzsch und Roosen machte sich im Spielaufbau nachteilig bemerkbar.

SV Bischofsheim - Germania Pfungstadt 0:0. Die Mannschaften trennten sich mit einem leistungsgerechten Resultat. Zwar hatte der technisch versiertere Gast optisch Vorteile, ihm fehlte jedoch im Angriff die Durchschlagskraft.

FSV Riedrode - SV Raunheim 3:0 (1:0). Der Aufsteiger kam in der 25. Minute durch Niederhöfer (Foulefmeter, verschuldet von Donadio) zur Halbzeitführung, die Thomas Haberer (60.) sowie wiederum Niederhöfer (88.) mit einem 25- Meter-Schuß ins obere Torkreuz ausbauten. Der Gast bestimmte großteils das Geschehen, aber Behrendt Machill, Moussaoui und Triantafillidis ließen die besten Möglichkeiten aus. ka.

Bezirksliga Offenbach Susgo hat's erwischt

Am siebenten Spieltag der Bezirksliga Offenbach kassierte Tabellenführer Susgo Offenthal die erste Saisonniederlage, denn mit 1:2 ging die Partie beim BSC 99 Offenbach verloren. Dagegen weiterhin ungeschlagen ist die SG Rosenhöhe. Im Verfolgerduell bei der SG Götzenhain sicherten sich die Offenbacher beim 2:2 einen Punkt. Alemannia Klein-Auheim unterlag in Obertshausen mit 1:3, der FC Offenthal siegte im Derby gegen den SV Dreieichenhain mit 1:0. Im Ostkreisderby gewann der SV Zellhausen bei der Spielvereinigung Hainstadt mit 3:1. Die Spvgg. Dietesheim II schlug den Türk SV Neu-Isenburg mit 2:0. Schlußlicht FV 06 Sprendlingen besiegte die TSG Heusenstamm mit 6:2, und die SSG Langen bezwang Kickers Viktoria Mühlheim mit 2:1.

Kickers Obertshausen - Alemannia Klein- Auheim 3:1 (0:0). Tore: 1:0 Geyer, 2:0 Ries, 2:1 Flasche, 3:1 Kistner. - Beste Spieler: Afflerbach, Bako (O), Cäsari, Reimer (KA).

Spvgg. Hainstadt - SV Zellhausen 0:3 (0:2). Tore: 0:1, 0:2 Hitzel, 0:3 Rachor. - Beste Spieler: Hitzel (Z).

Spvgg. Dietesheim II - Türk SV Neu-Isenburg 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Knecht, 2:0 Kleinhenz. - Beste Spieler: Geschlossene Mannschaftsleistung Dietesheim, Dogan, Oktay (NI).

SG Götzenhain - SG Rosenhöhe 2:2 (1:1). Tore: 0:1 Schnarr, 1:1 Annouri, 1:2 Macziek, 2:2 Annouri. - Beste Spieler: Arnold, Schnarr (R).

BSC 99 Offenbach - Susgo Offenthal 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Läpple (Eigentor), 1:1 Melcanci, 2:1 Lamprecht. - Geschlossene Mannschaftleistung Offenbach, Sommerlad (O).

FV 06 Sprendlingen - TSV Heusenstamm 6:2 (3:1). Tore: 0:1, 0:2 Moller, 1:2, 2:2 Flick, 3:2 Fereira, 4:2 Segeth, 5:2, 6:2 Heine. - Beste Spieler: Geschlossene Mannschaftsleistung Sprendlingen.

SSG Langen - KSV Mühlheim 2:1 (1:1). Tore: 1:0 Salihefendic, 1:1 Kinnel, 2:1 Mandic. - Beste Spieler: Gollets, Sternheimer (L), Weißmantel, Kinnel ((M).

FC Offenthal - SV Dreieichenhain 1:0 (0:0). Tor: Karach. - Beste Spieler: Walzer, Stötzer (O), Bardonner (D). app

Frankenthal ist aufgestiegen

TG Frankenthal heißt der Aufsteiger aus der 2. Hockey-Bundesliga der Männer in der 1. Bundesliga, Gruppe Süd. Mit zwei Siegen (jeweils 2:0) über den Rüsselsheimer RK und 1846 Mannheim sicherten sich die Pfälzer nach zwei Jahren Abwesendheit wieder die Rückkehr ins Oberhaus. Die Zehlendorfer Wespen blieben auf der Strecke. Der Rüsselsheimer RK, in dieser Runde durch die ständige Abstellung seines Torhüters Christopher Reitz zur Nationalmannschaft stark bebeutelt, konnte sich nach der Samstagniederlage durch ein 4:1 in Cöthen noch auf den 4. Platz schieben. Kraft (13., 30.) und Schädel (20., 45.) hatten bereits 4:0 vorgelegt, ehe Dietrichs in der Schlußminute der Ehrentreffer glückte. - In der süddeutschen Regionalliga der Männer behauptete der Höchster THC, trotz eines 0:0 bei Schott Mainz, auch am vorletzten Spieltag die Führung in der Gruppe West vor der Frankfurter Eintracht, die beim Absteiger HC Kaiserslautern klar im Spiel dominierte und durch Lieb und Horn (7m) ein nie gefährdetes 2:0 erreichte. Ob es noch zum Gruppensieg und zum Aufstiegsspiel zur 2. Bundesliga reicht, entscheidet sich am nächsten Sonntag. Der Wiesbadener THC sicherte sich durch einen Treffer von Bergander ein 1:0 beim VfL Bad Kreuznach. TEC Darmstadt verlor mit 1:2 beim TFC Ludwigshafen den 3. Platz an den Sieger. ws

Ein Landkreis handelt, statt zu klagen Gießen hält nichts von "Das Boot ist voll"-Polemik bei der Aufnahme von Asylbewerbern

GIESSEN. Es sind die vielen regionalpolitischen

Scharmützel, Streitigkeiten, bei denen es in erster Linie um die Sicherung eigener Pfründe geht, die Gießens Landrat Rüdiger Veit (SPD) in schöner Regelmäßigkeit auf die Palme bringen. Der 43jährige Jurist (unser Möller-Bild), der im Dezember 1985 von der rot-grünen Mehrheit im Kreistag zum Verwaltungschef des 235 000 Einwohner zählenden Kreises gewählt wurde, pocht permanent auf die Wahrung eines der ureigensten sozialdemokratischen Prinzipien, das der sozialen Gerechtigkeit. Doch in Zeiten, in denen Inhalte von einer populistischen und floskelhaften Sprache abgelöst werden, kann es durchaus mal passieren, daß engagiert gerade für humanitäre Lösungen in der Asylfrage streitende Kommunalpolitiker ins Hintertreffen geraten.

"Gefragt ist, was opportun zu sein scheint", klagt Rüdiger Veit mit dem Blick auf die Befindlichkeit der eigenen Partei. Seit Petersberg hegt nicht nur der Gießener Landrat tiefe Zweifel an der "intellektuellen Redlichkeit" seiner Genossen. Parteien, so moniert der Sozialdemokrat, seien nicht dazu da, latente Strömungen zu verstärken. Genau dies passiere zur Zeit. Veit ist "maßlos enttäuscht" und macht aus seiner Verärgerung keinen Hehl. Er, der auf dem linken Flügel der SPD beheimatet ist, empfindet die jetzige Situation als "unerträglich".

Weil seine Arbeit in der Gießener Behörde inmitten des asylpolitischen Durcheinanders nicht einfacher wird, probt Veit, der eine Änderung des Grundgesetzes kategorisch ablehnt und statt dessen ein europäisch abgestimmtes Einwanderungsrecht mit jährlichen Zuwanderungsquoten fordert, die Flucht nach vorn. Seit Jahren wirbt die Gießener Kreisverwaltung für die Überzeugung, daß Deutschland ein "weltoffenes Land" bleiben müsse. Statt platter Polemik und einer "Das-Boot-ist-voll-Mentalität" das Wort zu reden, argumentiert Veit mit den neuesten Zahlen des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftinstituts, wonach eine jährliche Zuwanderung von mehr als 300 000 Menschen für die Sicherung des Wohlstands in der Republik unabdingbar sei.

Nun sind es freilich auch nicht die ausländischen Bürgerinnen und Bürger (die zum Teil schon in der dritten Generation in der Bundesrepublik leben), im Kreis Gießen sind dies insgesamt rund 18 000 Menschen, gegen die derzeit an allen Ekken und Enden Front gemacht wird - die Unterbringung der Asylbewerber, so der pauschale Vorwurf, die könne auf kommunaler Ebene nicht mehr bewerkstelligt werden. Doch die Änderung des Grundgesetzes als Zauberformel? Für Veit beruht solches Denken auf "mangelnder Einsicht". Der Jurist verweist auf eine Aussage des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD). "Machen wir uns doch nichts vor", hatte der vor wenigen Tagen bei der "Mittelhessen-Konferenz" erklärt, "wir müssen uns darauf einstellen, daß das Flüchtlingsproblem unsere Städte und Gemeinden noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte beschäftigen wird."

Ob der Appell zu mehr Nachdenklichkeit in den hessischen Kommunen führt? Rüdiger Veit hat da seine Zweifel. Denn die Einsicht, sich auf diese Situation einzustellen und entsprechend pragmatisch zu handeln, vermißt er selbst bei vielen seiner sozialdemokratischen Kollegen. Gerade die jüngste Initiative der drei mittelhessischen Bürger- und Oberbürgermeister, die sich in einer Presseerklärung aus wirtschaftlichen Überlegungen gegen eine Belegung von Asylbewerbern in ihren Kasernen aussprachen, ließ den Gießener Landrat innerlich kochen. Die Begründung "Überlastung" will Veit gerade beim Kreis Marburg-Biedenkopf nicht gelten lassen. Schließlich sei der mit einigen hundert Personen im Rückstand.

"Als ich das hörte, bin ich schier geplatzt vor Wut." Die Verärgerung ist verständlich: Als einzige Stadt in Hessen hat Gießen, wie die Landtagsabgeordnete Karin Hagemann (Grüne) jetzt in einem Schreiben an die Wiesbadener Ministerien darlegte, "keinerlei Protest angemeldet, als es darum ging, 500 Asylbewerber im Bereich der River Barracks unterzubringen". Während sich Marburg-Biedenkopf inzwischen in einem gerichtlichen Vergleich verpflichtet hat, den Rückstand bei der Unterbringung von Asylbewerbern abzubauen, setzt Rüdiger Veit weiterhin auf die solidarische Mitarbeit seiner Bürgermeister. Keine Frage, auch in Gießen ist die Suche nach Unterkünften für Asylbewerber "schwierig". Hürden baut zudem die "eigenartige" (Veit) Rechtsprechung des hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) auf, wonach für die Unterbringung von Asylbewerbern in Wohnhäusern eine Nutzungsänderung beantragt werden muß. Immerhin leben in dem mittelhessischen Kreis bislang bereits 3700 Asylsuchende, für dieses Jahr werden insgesamt 878 weitere erwartet. Um so bemerkenswerter, wie pragmatisch man in Gießen an diese Aufgabe herangeht. 60 Plätze, so der Landrat, könnte man heute schon anbieten, in den nächsten Tagen kämen 150 weitere hinzu. "Eine Reihe von Mietverträgen" sei zudem bereits unter Dach und Fach. Der Allendorfer Bürgermeister Michael Kranixfeld (SPD) hat jüngst in einem Schreiben an den Kreisausschuß bereitwillig erklärt, daß seine Gemeinde durchaus "Platz für Flüchtlinge schaffen könne". Fein säuberlich zählte er alle verfügbaren Objekte auf. Der Kommunalpolitiker, der erwägt, aus der SPD auszutreten, sollte diese einer Grundgesetzänderung zustimmen, betonte, daß die Unterbringung von Asylsuchenden in erster Linie eine "Frage des guten Willens" sei.

Genau den vermißt Rüdiger Veit sowohl bei einigen seiner Kollegen ("Bevor Menschen vorübergehend in Zelten oder Dorfgemeinschaftshäusern untergebracht werden, müßte eigentlich jedem klar sein, daß Kasernen für eine menschenwürdige Unterbringung besser geeignet sind") als auch bei den Verantwortlichen im Bonner Innenministerium. Für ihn ist es "nicht nachvollziehbar", warum die 2300 bereits im Januar dieses Jahres ausgeschriebenen Stellen beim Zirndorfer Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge noch immer nicht besetzt sind. Interesse an dieser Tätigkeit hatten auch Fachleute aus seiner Verwaltung. Die Art und Weise freilich, wie die Personen nach dem Absenden ihrer Bewerbungsunterlagen "behandelt" wurden, kritisiert Veit "als administrative Schlamperei". Während drei Oberinspektorinnen außer einer Eingangsbestätigung im Februar keine weitere Nachricht aus Zirndorf erhielten, hätten zwei Amtmänner "aus meiner Verwaltung", die seit über zehn Jahren mit Ausländerangelegenheiten betraut seien, ein "furchtbar peinliches und inkompetentes Vorstellungsgespräch" über sich ergehen lassen müssen. "Das alles", schimpft Veit, "kann Unfähigkeit allein nicht sein."

Mit Macht versucht der Kreis, gegen die fremdenfeindliche Stimmung anzusteuern. So hat die Behörde den ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Werner Döring (SPD) als Ausländerbeauftragten eingesetzt. Eine zusätzliche Arbeitskraft soll sich um die Koordination kümmern und Überzeugungsarbeit vor Ort leisten. Überall dort, wo Unterkünfte für Asylbewerber geschaffen werden, plant der Kreis, Runde Tische einzurichten. "Ständig werden dumpfe Ängste geschürt", sagt der Landrat. Die abzubauen, hat sich der Kreis zur Aufgabe gemacht. Ein Vorhaben freilich, das über die Erledigung der "Hausaufgaben" persönlichen Einsatz erfordert. "Werbend hinausgehen und mit den Leuten reden", sagt Veit, "nur so kann eine Haltung von Tolerenz und Verständnis geweckt werden."

VOLKER TRUNK

Montag, 5. Oktober

Literatur Forum der Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!".Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge / Diskussionen Philanthropin, Hebelstr. 15-19: 20 Uhr, Vortrag "Influencias en la musica mexicana".

Portikus, Schöne Aussicht 2: 20 Uhr, Annemarie & Lucius Burckhardt - Vortrag "Die Würstchenbuden der Imagination".

Titania, Basaltstr. 23: 20 Uhr, Diskussion HWG "Sex ohne Grenzen - Prostitution in Europa".

Katholischer Deutscher Frauenbund: 18 Uhr, Vortrag "Eigenwillige Frauen im Alten Testament, die in Eigeninitiative den Willen Jahwes erfüllten"; Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21.

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 17.30 & 20 Uhr, Diavortrag "Australien" (Multivision).Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Single-Treff Ffm. Bornheim: 20 Uhr, offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Hausfrauen-Bund: Besichtigung der Fa. Merck Darmstadt; 13.10 Uhr, Abfahrt Südbahnhof Bus 972 (Info 62 26 21); 14 Uhr, Bridge Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Kegelnachmittag, Ginnheimer Turnhalle.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Nähen für soziale Zwecke.

Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 6. 10., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Bock-Apotheke, Leipziger Straße 71, Bockenheim, Tel. 77 94 13; Dornbusch-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 240, Tel. 5 60 14 33; Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnégraben 18, Tel. 39 46 19; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Greif-Apotheke, Waldschmidtstraße 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt-Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Lohrberg- Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 6, Tel. 57 02 14; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstraße 50, Tel. 25 23 43.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Ffm. ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Ffm., Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allg. Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztl. Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztl. Vereinigung Hessen, Zahn- ärztehaus Niederrad, Tel. 6607 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierärztin Regina Braun, Alt-Sossenheim 70, Sossenheim, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Bezirksligen Darmstadt Urberach: Punkteteilung

In der Bezirksliga Darmstadt, Gruppe West, zeigte sich FC Langen erholt gegenüber der Vorwoche, unterlag aber dennoch knapp mit 1:2 gegen TSV Nieder-Ramstadt, das damit punktgleich mit dem ebenfalls überzeugenden SV Darmstadt 98 II die Tabelle anführt. Durch den Punktverlust gegen St. Stephan verlor Rotweiß Darmstadt etwas an Boden.

SKG Gräfenhausen - SV Klein-Gerau 0:4 (0:3). Tore: Schmidl (2), Neumann, Langer.

SG Egelsbach - Grünweiß Darmstadt 2:3 (2:1). Tore: 1:0 Dürr, 1:1 Göksal, 2:1 Gaidas, 2:2 W. Kiekbusch, 2:3 Raos.

Eintracht Rüsselsheim - SV Weiterstadt 5:3 (1:0). Tore: 1:0 Scharf, 2:0, 3:0 Nowka, 3:1 Balkmann, 3:2 Iser, 4:2, 5:2 Nowka, 5:3 Möller.

1. FC Langen - TSV Nieder-Ramstadt 1:2 (1:1). Tore: 0:1 Spengler, 1:1 Bartel, 1:2 Förster.

In der Gruppe Ost kam keine der drei führenden Mannschaften über ein Remis hinaus; so blieb an der Spitze alles beim alten. Hassia Dieburg (3:3 in Lengsfeld) bleibt vorne.

Viktoria Urberach - KSV Urberach 2:2 (0:0). Tore: 0:1 U. Kuhl, 1:1 Hudert, 2:1 Thiel, 2:2 B. Kuhl.

TSV Lengfeld - Hassia Dieburg 3:3 (0:3). Tore: 0:1 Liesczyk, 0:2 Gräser, 0:3 Liesczyk, 1:3 Groß, 2:3 Trumpfheller, 3:3 Borkowski (FE).

FSV Spachbrücken - FV Eppertshausen 0:2 (0:1). Tore: Traser (Eigentor), Lempke.

SV Münster - Spvgg Groß-Umstadt 4:1 (2:0). Tore: 1:0 Roßkopf, 2:0, 3:0 Adena, 3:1 Becker, 4:1 Adena.

TG Ober-Roden - Groß-Zimmern 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Schenk, 1:1 Emig, 2:1 Syrowatka. ka.

Höchster Volleyballer verlieren

Wenig Glück hatten die Volleyballer von Internat Höchst zum Start der 2. Bundesliga. In Mendich gab es eine 3:1(15:9, 15:17, 15:10, 16:14)- Niederlage. Wegen der schwierigen Trainingssituation und des verletzungsbedingten Ausscheidens von Christian Bartram im dritten Satz waren die Höchster mit dem Ergebnis aber durchaus zufrieden. Einen guten Eindruck in der Partie hinterließen Kapitän Thomas Hikil und Zuspieler Holger Philippsen. Das erste Heimspiel der neuen Saison stand ebenfalls unter keinem günstigen Stern. Nach 15minütiger Wartezeit auf die Gäste aus Sindelfingen pfiffen die Schiedsrichter die wahrhaft einseitige Partie der Form halber an. Zwanzig Minuten später erschienen die Sindelfinger dann in der Hindemith-Schule, sie hatten an der Ballsporthalle auf den Gegner gewartet. Die Partie konnte nicht mehr gespielt werden, der Volleyball-Verband wird über ihre Wertung entscheiden. fes

Der "Pelz pur" ist im Kommen

Handwerk und Handel zuversichtlich / Saisonstart gelungen

Wenn der Winter so kalt wird, wie der Sommer heiß war, ist die "Zuversicht ohne Überschwang" berechtigt, mit der die deutsche Pelzbranche in den Herbst geht. Denn ohne Pelz - und sei es als Kragen, als Kapuze, als Umschlagtuch oder Schalbesatz - geht gar nichts, wie jetzt schon die herbstlichen Schaufenster zeigen. Und immer mehr ist auch der "Pelz pur" im Kommen. Handwerk und Handel sind zuversichtlich, heißt es beim Deutschen Pelzinstitut, das über Markt und Mode im Frankfurter Parkhotel informierte.

Vorweg gab es ein paar "pelzliche Appetithappen". Long-Blousons und Swinger, Pelz von innen, lieber noch von außen. Auch Kürschner aus den neuen Bundesländern zeigten eine kleine, ansprechende Kollektion aus Swakara mit Kragen aus geschorenem Saga-Nerz. Die lange, taillierte Jacke zum modisch langen, hochgeschlitzten Rock, auch Karakulmäntel in der neuen Länge mit weit schwingendem Saum.

Bevorzugt wird die ganzfellige Verarbeitung. Der Start in die neue Saison gilt als "vielversprechend". Seit der ersten Rohwaren-Auktion im Dezember 1989 in Frankfurt wurden auf acht Auktionen über zwei Millionen Felle hier versteigert. Darunter 1,4 Millionen Swakara-Felle aus Namibia. Und da die nächste Auktion am 9. Oktober fällig ist, bei der 162 000 Felle des namibischen Swakara-Persianers angeboten werden, kam Namibias Minister für Handel und Industrie, Ben Amathila, aus Windhoek auch zur Veranstaltung und sprach über die klein gehaltenen Herden der Karakulschafe; die einzigen, die in der Dürre überleben.

Die "Fur & Fashion Frankfurt", die Nachfolgerin der Internationalen Pelzmesse, hat eine Möglichkeit zur Nachmusterung geschaffen. "Just in Time" heißt die Veranstaltung, bei der am 11. und 12. Oktober 50 Aussteller auf dem Frankfurter Messegelände ein Sofortprogramm mit Lederbekleidung und Pelzen im neuen Trend präsentieren.

Von der bürokratischen Überorganisation Europas, der Hochflut von Verordnungen, zeigt sich die Branche besorgt. Man hofft eher auf eine EG-Harmonisierung, mit dem Ziel gleicher Wettbewerbsbedingungen.

Und dem Deutschen Tierschutzbund wirft das Deutsche Pelz-Institut "blindwütigen Eifer ohne Kenntnis der Fakten und ökologischen Zusammenhänge" vor. E--s

Bezirksliga Büdingen Orleshausen kommt

Dank der drei Treffer von Andreas Kröll gegen Bindsachsen festigte der SV Mittel-/Nieder-Seemen seine Spitzenposition. Der ärgste Verfolger ist nunmehr der SV Orleshausen, der in Hainchen vor 300 Besuchern (Bestmarke) mit 3:0 die Oberhand behielt. Hingegen ließen der FCA Gedern (1:5 in Höchst) und der FC Rommelhausen (0:2 gegen Düdelsheim) Federn. Der TV Kefenrod verschaffte sich mit einem 3:0 über Nidda am Tabellenende wieder etwas Luft.

VfR Hainchen - SV Orleshausen 0:3 (0:0). Tore: 0:1 Frank Trupp, 0:2 und 0:3 Michael Trupp - Beste Spieler: Torwart Finernagel und Hausner (H) sowie Spitzhorn, Karger und Michael Trupp (O) - Besondere Vorkommnisse: Der Hainchener Dillemuth (5.) und Orleshauseners Frank Trupp (50.) trafen das Aluminium.

Sportfreunde Oberau - VfR Ulfa 1:2 (0:0). Tore: 0:1 Hohmeier, 0:2 Müller, 1:2 Scholl - Beste Spieler: Kautz (O) und Hohmeier (U).

SV Mittel-/Nieder-Seemen - SG Bindsachsen 3:0 (1:0). Tore: 1:0, 2:0 und 3:0 Andreas Kröll - Beste Spieler: Andreas Kröll und Thilo Silberling (M) sowie Bartel (B) - Besondere Vorkommnisse: Deckenbach (M) traf den Pfosten (11.) und die Latte (81.).

Blau-Weiß Schotten - SV Rohrbach 1:3 (1:0). Tore: 1:0 Stefan Eberheim, 1:1, 1:2 und 1:3 Reich - Beste Spieler: Hau und Husan Mustafa (Sch) sowie Reich und Schäfer (R).

SG Steinberg/Glashütten - SV Calbach 1:2 (1:1). Tore: 0:1 Scholz, 1:1 Wagner, 1:2 Müller - Beste Spieler: Volker Ritzel (St) und Thorsten Schamma (C).

FC Rommelhausen - SV Phönix Düdelsheim 0:2 (0:1). Tore: 0:1 und 0:2 Sommer - Beste Spieler: Margraf und Handschke (R) sowie Sommer und Gohlke (D) - Besonderes Vorkommnis: Lattenschuß durch Guavino (R) in der 71. Minute.

VfB Höchst - FC Alemannia Gedern 5:1 (0:1). Tore: 0:1 Hau, 1:1 Wrona, 2:1 und 3:1 Eichenauer, 4:1 Link, 5:1 Eichenauer - Beste Spieler: Link und Nazarenus (H) sowie Hau (G).

TV Kefenrod - SC Viktoria Nidda 3:0 (2:0). Tore: 1:0 Peuker, 2:0 Schallenberg, 3:0 Mulfinger - Beste Spieler: Torwart Pazcarkovski, Thorsten Kehm und Mulfinger (K) sowie Schweitzer, Jandl und Lang (N) - Besonderes Vorkommnis: Niddas Lang traf die Latte (44.). ina

Großer Preis von Frankfurt auf der Niederräder Rennbahn Antippen genügte für Allordo Besitzer winken 35 000 Mark / Vier Siege für Schiergen

Jockey Andrasch Starke, der dritte Mann am großen Kölner Stall von Bruno Schütz, pfiff so vergnüglich vor sich hin, als er mit seinem Sieger Allordo zum Absatteln kam, daß man meinen konnte, die beiden kämen von einem Sonntagsausflug. Ob es eine Melodie aus dem "Freischütz" war? Der nach der Weber-Oper benannte Konkurrent und Stallgefährte Allordos galt nämlich als Favorit des Großen Preises von Frankfurt. Starkes ranghöherer Kollege André Best hatte sich für "Freischütz" entschieden und damit aufs falsche Pferd gesetzt. Vielleicht ja, weil diese Prüfung für über lange 3,1 Kilometer die Rennoper im jährlichen Niederräder Galoppfestival ist.

Für Andrasch Starke brachte Allordo den zweiten Sieg nach langer Verletzungspause. Er hielt in einem "komischen Rennen" stets Kontakt mit der Spitze und stieß aus "Lauerstellung" auf der Zielgerade überlegen vor. "Ich hab ihn nur angetippt", so Starke über den Vierjährigen, der noch lange nicht an seiner Leistungsgrenze scheint. Im Neunerfeld drückten zunächst Tashmore und Don Pepe auf die Pace, dann schien es Junior noch schneller zu können.

Doch dessen Reiter Andy Riding verschleppte das Tempo. Als das Feld an der Tribüne vorbei zur letzten Runde bummelte, gab es Pfiffe für die inaktiven Aktiven. Freischütz und Cofavorit Don Pepe kamen mit der Taktik nicht zurecht, statt ihrer waren neben Allordo aber Tempeltanz und Wings Of Lilian da, als es ernst wurde. Hinter dem Sieger, der seinen Besitzern 35 000 Mark eingaloppierte, wurden Tempeltanz, in Frankfurt 1990 Zweiter in der Team Trophy, und Wings of Lilian noch von Auenlust unter Jockey Lutz Hammer-Hansen überlaufen. Das Schützenfest war auch ohne Freischütz komplett: Wilfried Schütz trainiert Auenlust in Hoppegarten. Die 9786 Mark für die Dreierwette belegen, daß mit ihm nicht viele gerechnet hatten.

Peter Schiergen, Jockey bei Trainer Heinz Jentzsch, unterstrich seinen Ruf als Bahnspezialist. Er gewann dreimal für seinen Chef und einmal für Clemens Zeitz mit Miss Eliador, der einzige heimische Erfolg. Zufrieden dürfte auch Trainer Heinz Hesse sein, dessen Zweijähriger Andino gleich beim Debüt als Zweiter dem Jentzsch-Schützling Phantomic auf den Zahn fühlte. Am Samstag zeigte seine Stute Rhode Island als Zweite im Preis der Winterkönigin in Krefeld, daß in Frankfurt vielversprechende Pferde trainiert werden. Der Rennclub meldet 5000 Zuschauer und 866 000 Mark Umsatz. WILFRIED GEIPERT

Landesliga Mitte

Niederlage durch Patzer

In der Landesliga Mitte setzte sich Tabellenführer SG 01 Höchst auch im Derby am Kreisel gegen den enttäuschenden FC Viktoria Sindlingen mit einem haushohen 5:0 durch (siehe Schlagerspiel). Der VfB Unterliederbach unterlag im Verfolgerduell dem SV Burckhardsfelden an der Autobahn mit 1:2.

VfB Unterliederbach - SF Burckhardsfelden 1:2 (1:0). Das Spiel an der Autobahn litt unter dem böigen Wind, wobei die Hausherren in der ersten Hälfte zu wenig aus dessen Unterstützung machten. Nur drei Schüsse auf das Gästetor waren zu wenig. Beim Führungstreffer half noch Keeper Schömann kräftig mit. Andreas Rank hatte keine Mühe, zum 1:0 einzuschießen.

Nach der Pause drehte sich das Blatt, aber bei Kontern der Hausherren standen Charaf und Rank dicht vor dem zweiten Tor. Burckhardsfelden glich durch Ottmar Münch aus und nutzte in der 88. Minute einen Patzer von Holger Pohlenz zum Siegtreffer.

Beim VfB machte sich das Fehlen der verletzten Michael Hochheimer und David Jenkins stark bemerkbar. Vor allem aus dem Mittelfeld kam zu wenig Unterstützung für den starken Andreas Rank. -ll-

Aufgestaut

Es gibt noch Optimisten, die meinen, mit dem Auto komme man in vorberechneter Zeit von A nach B.

Der Bus mit den Schwimmern aus Leipzig blieb Freitag im Stau hängen, ihr Hallenbad- Auftritt fiel ins Wasser, wie an anderer Stelle zu lesen. Ähnlich ergeht es täglich Rednern oder Geschäftsleuten mit fixen Terminen. Staus werden im Funk nurmehr ab fünf Kilometer Länge gemeldet. Ein Schlauer, der die Autobahn gestern vor Würzburg verließ, um über Landstraßen nach Frankfurt zu gelangen, brauchte eine Stunde, die Stadt zu durchqueren, und landete in ländlichen Staus.

Merke: Nur Fliegen ist schöner! Ihr Bastian

Bezirksliga Main-Taunus Erster Punktverlust für Tabellenführer

In der Bezirksliga Main-Taunus mußte der Tabellenführer Viktoria Kelsterbach beim 0:0 gegen des SV Flörsheim den ersten Punktverlust hinnehmen, und Verfolger Kelkheim kassierte mit dem 1:2 in Eddersheim die erste Niederlage. Germ. Okriftel schob sich durch das 4:3 in Fischbach näher an die Spitze heran. Schlußlicht SV Zeilsheim erkämpfte sich in Unterliederbach einen Punkt, und Lorsbach konnte gegen Sulzbach endlich mal wieder gewinnen.

VfB Unterliederbach - SV Zeilsheim 2:2 (2:0). Tore: 1:0 Gouveia, 2:0 Bühner, 2:1 Eichler, 2:2 Pauli. Beste Spieler: TW Becker (Z), Bühner (U).

TuS Hornau - Germ. Wilbach 1:1 (0:0). Tore: 1.0 Rudolph, 1:1 Kleemann. Beste Spieler: Schulz (H), Kleemann (W).

FC Eddersheim - SG Kelkheim 2:1 (2:0). Tore: 1:0 Bentele, 2:0 Brehm, 2:1 Liebeck (FE). Beste Spieler: Bentele, Ptak, Schweitzer (E), Strabel (K).

FC Lorsbach - FC Sulzbach 4:1 (1:0). Tore: 1.0 Perkovic, 2:0 und 3:0 Neumann, 3:1 Schade, 4:1 Maisch. Beste Spieler: L geschlossen.

SV Fischbach - Germ. Okriftel 3:4 (2:2). Tore: 1.0 Georg, 1:1 Duchatsch (HE), 1:2 Lanz, 2:2 Matter, 2:3 Lanz, 2:1 Duchatsch, 3:4 Mauermeyer. Beste Spieler: Janowske (F), Lanz (O).

Vikt. Kelsterbach - SV Flörsbach 0:0. Bes. Vorkommn.: Höntsch (F) trifft einmal Latte und einmal Pfosten.

SC Hattersheim - DJK Zeilsheim 1:1 (0:0). Tore: 1.0 Eigentor Wagner, 1:1 Simonis. Beste Spieler: Schuster, Richter (H), TW Macigo (Z).

Alem. Nied - SV Hofheim 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Menge, 1:1 Haupt. Beste Spieler: Petschik (N), Paul (H). kw

"Ein Signal gegen den Rassismus" - 10 000. . .

(Fortsetzung von Seite 13) setzes "erhalten bleiben muß". Vor allem aber macht sie sich dafür stark, daß der Staat "seinen Sicherheitsapparat einsetzen muß", um gegen "potentielle Mörder" vorzugehen, die Brandsätze auf Asylbewerberheime werfen.

Eine Strategie, die Manfred Such von der Bundesarbeitsgemeinschaft der kritischen Polizisten nicht teilt, denn "wir brauchen nicht mehr Polizei, sondern schon lange eine andere Polizei". Ordnungshüter, "die endlich lernen, daß der Schutz der Schwächsten die polizeiliche Aufgabe ist". Als Polizist schäme er sich für die Polizei, sagt Such, "die nicht in der Lage ist, Gewalttäter in den Griff zu kriegen". Von Politikern dürfe die Polizei nicht "zum Büttel" gemacht werden.

"Die Verzweifelten", fordert der DBG- Kreisvorsitzende Dieter Hooge, die vor ihren Unterkünften mit Steinen beworfen und mit Molotow-Cocktails beworfen werden, "brauchen nicht nur unsere Hilfe, sondern auch die Benennung der Ursache und der Verursacher". Nun müsse die Frage beantwortet werden, ob "der antifaschistische Konsens" unter den Demokraten der Nachkriegszeit "auch trägt, wenn die Konjunktur zurückgeht". Gegen den Rechtsradikalismus müßten nach Ansicht des Vorsitzenden der kommunalen Ausländervertretung, Grigorios Zarcadas, "alle Parteien dabei sein".

Gerade jetzt, betont auch der hessische Umweltminister Joschka Fischer, "verpflichten wir uns, für die Rechte von Minderheiten zu kämpfen". Denn diesen Grundpfeiler der Demokratie zu erhalten, darauf komme es an in Zeiten, in denen "der Stammtisch entfesselt zu sein scheint". Berücksichtigt werden müsse dabei gerade die Rolle der Männer, hebt Alice Schwarzer hervor: 97 Prozent der Gewalttaten, erinnert die Herausgeberin der Zeitschrift "Emma", würden von ihnen verübt. Die "neue Rechte" sei "eine unerhörte Eskalation des Männlichkeitswahns". Wie für Alice Schwarzer "Frauen- und Fremdenhaß die gleiche Wurzel haben", führt für Micha Brumlik von der jüdischen Gemeinde Ausländerhaß "immer auch zu Antisemitismus".

"Gegen praktizierte und tolerierte Ausländerfeindlichkeit" protestierte am Samstag auch die "Initiative der Verlage". 200 Verlage hatten am Rande der Buchmesse zu einer Kundgebung aufgerufen, denn "der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sollte nicht verliehen werden, ohne daß auf den bedrohlichen Unfrieden aufmerksam gemacht wird".

"Ein Unfrieden", der für den hessischen DGB durch den "Sozialabbau" hervorgerufen wird: Einen Tag bevor der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt in der Paulskirche die Fehler beim deutschen Einigungsprozeß skizziert, demonstrieren rund 400 Gewerkschafter vor der Stätte der Demokratie. Ihr Protest richtet sich gegen die Einführung von Karenztagen zur Finanzierung der Pflegeversicherung sowie gegen "die eindeutigen Verstöße gegen das Sozialstaatsprinzip und die verfassungsrechtlich garantierte Tarifautonomie", wie der hessische DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Jungmann sagt. Nun müsse "Nein" gesagt werden "zur ungerechten Lastenverteilung, zu der Enteignung, Ausbeutung und Erniedrigung der Menschen im Osten, zu der Welle an Gewalt, die dabei ist, Freiheit, Leben und die Würde von Menschen zu verletzen".

Schwalbach und Kriftel weiter stark Bezirksoberliga Wiesbaden: Auch Eschborn und Hochheim erfreuen Fans

In der Bezirksoberliga Wiesbaden konnten der FC Schwalbach mit dem 2:0-Derbysieg über den SV Hattersheim und der beim SV Walsdorf mit 3:0 siegende SV 07 Kriftel ihre vorderen Plätze behaupten. Erfreulich auch das 2:1 des FC Eschborn in Frauenstein und die 1:1-Punkteteilung der Spvgg. Hochheim bei der SG Walluf. FC Schwalbach - SV Hattersheim 2:0 (2:0). Die Gäste waren am Limes zwar bemüht, aber ohne den verletzten Jorge Alvarez im Angriff zu harmlos, um die sattelfeste Schwalbacher Abwehr um den umsichtigen Heiko Altmann ernsthaft in Bedrängnis bringen zu können. Sicherlich hat auch der FC Schwalbach schon bessere Spiele geliefert, aber insgesamt reichte das Leistungspotential, um einen dennoch verdienten Sieg zu landen. Er bahnte sich bereits in der fünften Minute an, als sich Jürgen Trümpelmann auf den Weg machte und Bruno Banic das genaue Zuspiel mit dem 1:0 zum Abschluß brachte. Ein fein von Trümpelmann über die Mauer gezirkelter Freistoß fast mit dem Pausenpfiff bedeutete schon die Entscheidung. Jürgen Trümpelmann auf der einen und Spielertrainer Jürgen Weninger auf der anderen Seite waren die stärksten Akteure ihrer Mannschaften. SV Walsdorf - SV 07 Kriftel 0:3 (0:1). Die derzeitigen Besetzungsprobleme machen dem Walsdorfer Tabellenletzten mehr zu schaffen, als ihm lieb ist, und den Gegnern leicht, die Punkte einzufahren. Der SV 07 Kriftel jedenfalls war in Walsdorf mit Ausnahme der ersten Minuten nach der Halbzeit der Souverän auf dem Platz und hätte im Prinzip auch höher als mit 3:0 gewinnen können. Der überragende Kivan Mohdati erzielte dabei nicht nur das 1:0, sondern nach dem Wechsel auch das Krifteler 2:0. Allerletzte Zweifel beseitigte Heiko Pfahl fünf Minuten vor Spielende.

SV Frauenstein - FC Eschborn 1:2 (1:2). Obwohl dem FC Eschborn mit Hans Schnobrich, Hendryk Pietruschke und Gerd Galetzka wichtige Stammkräfte fehlten, verließen die Schützlinge von Trainer Rolf Gehrke als verdiente Sieger den Platz in Frauenstein. Zwei schnelle Tore von Oliver Schrank und Marc Bruchhäuser sicherten dabei dem Gast einen respektablen Vorsprung, der allerdings drei Minuten vor der Pause durch Mernberger seine Einschränkung erfuhr. In Druck gerieten die Eschborner jedoch erst in den letzten 20 Minuten, doch die Abwehr um Torwart Horst Fabrizius, Libero Barysch und Vorstopper Hirschhäuser ließ nichts mehr anbrennen.

SG 01 Höchst II - SG Germ. Wiesbaden 0:3 (0:2). Im Moment scheint die Landesliga-Reserve der SG 01 etwas außer Tritt, die einer im Aufwind befindlichen SG Germania Wiesbaden im Stadtpark mit 0:3 unterlag. Bei eigener nur äußerst mäßiger Leistung hätte die Niederlage noch höher ausfallen können. Mirco Lange erzielte für den Gast das 1:0, Frank Hafner erhöhte noch vor dem Seitenwechsel. Das 3:0 nach der Pause schrieb sich Claus Trapp auf sein Konto.

SG Walluf - Spvgg. Hochheim 1:1 (0:0). Auf dem Hartplatz am Johannisfeld in Walluf entwickelte sich zwischen den Gastgebern und der Spvgg. Hochheim ein verbissener Schlagabtausch, der den zuletzt nicht verwöhnten Gästen immerhin ein zufriedenstellendes Unentschieden bescherte. In der Schlußphase, als die Wallufer Gebhardt und Vollrath Zeitstrafen absaßen, hätten die Weinstädter bei Chancen für Krämer, Schollmayer und dem überragenden Andreas Müller sogar noch gewinnen können. Das 1:0 für die Gäste erzielte Andreas Lux per Kopfball nach Schollmayer-Ecke in der 34. Minute, das 1:1 fiel nach 56 Minuten durch Jetzorek. -ll-

Taunusstein siegte überragend

Wolfgang Bientzle und Katja Homeyer vom TSV Taunusstein/Bleidenstadt sind wieder deutsche Meister im Rhönradturnen. Bei den deutschen Titelkämpfen an diesem Wochenende in Wirges/Westerwald zeigten die beiden erneut, daß ihnen so schnell niemand die deutschen Meistertitel nehmen kann. Die hessischen Teilnehmer bewiesen insgesamt nochmals sportliche Höchstleistungen, Nervenstärke und Routine. Mark Weber, Europameister im Geradeturnen, gewann Bronze bei den Männern. Deutscher Vizejugendmeister wurde Nico Budniok vom Taunussteiner Nachbarverein SV Neuhof. Marko Eckl, jüngster Teilnehmer in der L 9, überholte seinen älteren Vereinskameraden, Holger Schneider, um ein Hundertstel und belegte einen großartigen fünften Rang. Hessenmeisterin Tanja Getto wurde bei den Frauen Sechste. Ihre Taunussteiner Vereinskameradin, Maike Klatte, scheint bei den deutschen Meisterschaften vom Pech verfolgt zu sein. Im Sommer noch zur zweimaligen Europameisterin gekürt, verpaßte sie wie schon im letzten Jahr den Sieg in der Jugendklasse. Mit minimal fünf Hundertstel Rückstand mußte sie sich mit Silber zufriedengeben. Eine Riesenüberraschung war bei diesen Wettkämpfen die phantastische Darbietung der Taunussteinerin Sonja Schäfer, die bei ihrem ersten Start in der L 9 den Sprung auf Rang sechs schaffte und für die Zukunft ein vielversprechendes Talent ist. syh

A-Hanau Laut Urteil des Kreisrechtsausschusses sind wegen eines Verbandsfehlers die Spiele FC Mittelbuchen - Safak Spor Hanau 3:1 vom 16. 8. 92 und SV Wolfgang - FC Mittelbuchen 1:3 vom 23. 8. 92 aus der Wertung zu nehmen. Die neuen Termine stehen noch nicht fest.

Laut Urteil des Verbandsrechtsausschusses werden die Spiele der SG Oberursel gegen SF Friedrichsdorf (2:0), SGK Bad Homburg Res. (3:1) und SG Hundstadt (3:1) aus der Wertung genommen und mit 0:0 Toren und 2:0 Punkten für die Gegner der SG Oberursel gewertet.

Eintracht-Trainer Stepanovic überraschte vor dem Anpfiff damit, daß er Bein auf der Ersatzbank sitzen ließ. Zwar hatte der angeschlagene Mittelfeld-Regisseur nach eigenem Bekunden am Samstagabend mitgeteilt, er sei fit. Doch Stepanovic war das Risiko offensichtlich zu groß. Das war aber nicht der einzige Grund, daß die Stuttgarter zunächst klar dominierend und weitaus gefährlich waren als die Frankfurter.

Die Gäste agierten zweikampfstärker wirkten spielfreudiger, sie störten den Gegner bei seinem Angriffsbemühungen früh im Mittelfeld und suchten selbst die Offensive. Versteckspiel war dem deutschen Meister fremd. Weniger die Stürmer - der von Roth bewachte Walter war am weitesten vorne postiert, der permanent rochierende Gaudino ließ sich im Duell mit Bindewald immer wieder clever zurückfallen - als die Mittelfeld-Akteure der Schwaben waren für die Überlegenheit ausschlaggebend. Kögl und Frontzeck auf der rechten Seite gegen Okocha und Penksa sowie Buck und Strunz gegen Studer und Weber setzten die Akzente und prägten vor den Augen des aus dem Eintracht-Fanblock mit Pfiffen empfangenen Bundestrainers Vogts die Partie in der Eröffnungsphase.

So tauchten die Stuttgarter bis zur 27. Minute viermal höchst gefährlich im gegnerischen Strafraum auf. Erst jagte Walter nach Vorarbeit von Kögl das Leder aus aussichtsreicher Position ans Außennetz, dann parierte Torwart Stein einen Kopfball von Buchwald nach einer Kögl-Ecke im Nachfassen und Gaudino schoß freistehend drüber, schließlich mußte Stein nach einem Dribbling von Kögl wieder sein Können unter Beweis stellen. Die Eintracht hatte bis dahin nur eine nennenswerte Chance. Nach einem Zuspiel von Okocha kam VY

Freie Aussprache

"Ein Gespenst namens Angst" Die Berichterstattung in Form eines Märchens zu einer Aktion im Rahmen der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" (FR vom 17. 9. 92) ist eine Verharmlosung der Realität, die Frauen - leider nicht nur - allnächtlich erleben. Schon der Titel "Ein Gespenst namens Angst" weist auf eine Gute-Nacht-Geschichte hin. Im Stil eines Märchens wird hier von einem Gespenst berichtet, das auch noch Verbündete hat, aber natürlich nur in den Köpfen der Frauen existiert. Tatsächlich wird frau nachts weniger von Gespenstern als von real existierenden Männern belästigt/bedroht, die einem mal eben im Vorbeigehen an den Po greifen; einen fragen, was es denn kosten soll, sich nicht abwimmeln lassen, bis frau endlich entnervt in einem Taxi Zuflucht sucht.

Ihr Märchen suggeriert den Lesern eine heile Welt, die nur in den Köpfen der Frauen Gefahren birgt. Damit werden die bedrohlichen Belästigungen/Gefahren und die berechtigte Angst der Frauen ins Lächerliche gezogen. Sinnvoller wäre es, die Realität so darzustellen, wie Frauen sie erleben, damit sie sich bewußt auf ihre Umwelt einstellen und das Risiko kalkulieren können, statt - laut ihrem Vorschlag - gegen ein imaginäres Gespenst anzukämpfen.

B. Braun, Frankfurt Ungleiche Behandlung Zum Artikel "Festnahmen nach Protest . . .", FR vom 7. 9.:

Wenn ich den Artikel richtig interpretiere, wurden die fünf Gegendemonstranten festgenommen, weil sie "Schlagwerkzeuge trugen", und nicht, weil sie diese benutzten. Im nächsten Absatz wird berichtet, daß bei Leuten, die zum Stand der Rechten gehörten, nicht minder gefährliche Waffen beschlagnahmt wurden. Ich vermisse die Erwähnung der Festnahme dieser Leute.

Der Slogan der Gegner der Rechten: "Deutsche Polizisten schützen die Faschisten!" hat mir immer Unbehagen bereitet, aber irgendwie scheint doch ein Körnchen Wahrheit darin enthalten zu sein, wenn man die ungleiche Behandlung der gleichen Tatbestände betrachtet: Auf der einen Seite nur Beschlagnahme der Waffen, andererseits auch gleich Festnahme der Eigentümer.

Da kann man schon nachdenklich werden. Elke Wally, Frankfurt

"Kein Semester-Ticket" Während sich die FR und die Stadt Frankfurt an der (Selbst-)Darstellung des Deutschen Umwelttages gefallen, wird von eben dieser Stadt und dem FVV der öffentliche Personennahverkehr - in Frankfurt eh und je ein Stiefkind - demontiert. Ich gehöre zu denjenigen Studierenden, die zumeist nicht FVV, sondern Fahrrad fahren, von denen es augenscheinlich in Frankfurt aber zu wenige gibt, so daß es kein Semesterticket geben wird. Darüber hinaus kaufe ich aber im Monat für zirka 35 Mark Einzelfahrscheine - vor allem Tageskarten -, wenn mal größere Wege fällig sind.

Ich werde auch diese Wege ab 1. Januar mit dem Fahrrad oder mit dem Auto(!) zurücklegen müssen. Ich bin es leid - und hoffentlich mit mir viele andere FrankfurterInnen - daß der FVV, wenn er mal ausnahmsweise einen "Renner" unter seinen Fahrscheinen hat, diese Karte in zwei Jahren gleich um 50 Prozent erhöht! Es ist völlig unangemessen, für die Benutzung des ÖPNV im Stadtgebiet, das notfalls auch zu Fuß zu bewältigen wäre, sechs Mark pro Tag zu verlangen. Das Resultat wird sein, daß die Stadt an ihrem eigenen Automief erstickt! Nikolaus Heermann, Ffm.

In der Moselstraße brannte Apartmenthaus

Zehn Menschen wurden am Sonntagabend von der Berufsfeuerwehr aus einem brennenden Apartmenthaus im Bahnhofsviertel gerettet. Bei den Löscharbeiten in der Moselstraße 50 bis 52 erlitt ein Feuerwehrmann leichte Brandverletzungen.

Alarmiert wurde die Wehr um 19.25 Uhr. Aus dem fünften Stock des achtgeschossigen Hauses quoll dichter Rauch. Die Männer zweier Löschzüge hatten das Feuer - es brach in einem Schlafzimmer des überwiegend von Ausländern bewohnten Gebäudes aus - bereits um 19.55 Uhr unter Kontrolle. Die gefährdeten Bewohner waren mit Atemschutzfluchthauben durch das Treppenhaus ins Freie gebracht worden. Einsatzleiter Walter Soff geht davon aus, daß keine Brandstiftung vorliegt. Vielmehr könne es nach einem Schwelbrand in einem Schlafzimmer zu einer Verpuffung gekommen sein.

Weil der Brand auf Nebenräume übergriffen hat, schätzt die Wehr den Schaden auf über 80 000 Mark. Während des Einsatzes warteten die zahlreichen Bewohner auf der Straße, bis sie wieder in ihre Räume zurückkehren konnten. Die Feuerwehr hatte vorsorglich einen Krankenbus und etliche Rettungswagen aufgefahren. ric

Wieder trifft Anthony Yeboah zweimal entscheidend und sorgt für klare Verhältnisse Der VfB findet in der konsequenten Eintracht seinen Meister Wenige Chancen eiskalt genutzt / Stürmer-Duo war nicht zu halten / Studer setzt Schlußpunkt / Frankfurt - Stuttgart 4:0 (1:0) Aus dem Waldstadion berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Die Frankfurter Eintracht hat sich durch einen 4:0 (1:0)-Sieg über den deutschen Meister VfB Stuttgart hinter Spitzenreiter Bayern München auf den zweiten Tabellenplatz geschoben. Der Erfolg vor 25 000 Zuschauern im Waldstadion war am Ende verdient, weil die Frankfurter ihre Chancen konsequent nutzten. Zwei Treffer von Yeboah in der 33. und 61. Minute sowie je ein Tor von Kruse in der 64. Minute und Studer in der 80. sorgten für klare Verhältnisse. Die anfangs forsch aufspielenden Stuttgarter hatten sich die Niederlage selbst zuzuschreiben, weil sie aus ihrer anfänglichen Überlegenheit kein zählbares Kapital schlagen konnten. Die Eintracht agierte zunächst abwartend, um sich dann im entscheidenden Moment spielerisch und kämpferisch in vorzüglicher Verfassung zu zeigen. Vier Tage nach dem 9:0-Triumph im UEFA-Pokal gegen Lodz wurde der Frankfurter Mannschaft nach dem Abpfiff von ihren Anhängern lautstarke Ovationen dargebracht.

Eintracht-Trainer Stepanovic überraschte vor dem Anpfiff damit, daß er Bein, der nach eigenem Bekunden fit war, auf der Ersatzbank sitzen ließ. Doch Stepanovic war das Risiko offensichtlich zu groß. Das war aber nicht der einzige Grund, weshalb die Stuttgarter zunächst klar dominierten und zunächst weitaus gefährlich waren als die Frankfurter.

Die Gäste agierten zweikampfstärker, wirkten spielfreudiger. Sie störten den Gegner bei seinen Angriffsbemühungen früh im Mittelfeld und suchten selbst die Offensive. Weniger die Stürmer - der von Roth bewachte Walter war einzige Spitze, der permanent rochierende Gaudino ließ sich im Duell mit Bindewald immer wieder clever zurückfallen - eher waren die Mittelfeld-Akteure der Schwaben für die Überlegenheit ausschlaggebend. Kögl und Frontzeck auf der linken Seite gegen Okocha und Penksa sowie Buck und Strunz gegen Studer und Weber setzten die Akzente und prägten vor den Augen des mit Pfiffen empfangenen Bundestrainers Berti Vogts die Partie in der Eröffnungsphase.

So tauchten die Stuttgarter bis zur 27. Minute viermal gefährlich im Frankfurter Strafraum auf. Erst jagte Walter nach Vorarbeit von Kögl das Leder aus aussichtsreicher Position ans Außennetz, dann parierte Torwart Stein einen Kopfball von Buchwald nach einer Kögl-Ecke im Nachfassen, und Gaudino schoß freistehend drüber, schließlich mußte Stein nach einem Dribbling von Kögl sein Können unter Beweis stellen.

Die Eintracht hatte bis dahin nur eine nennenswerte Chance: Nach einem Zuspiel von Okocha kam Yeboah zum Schuß, aber der Ball flog knapp am Pfosten vorbei. Auf den Rängen im Waldstadion wurden bereits die ersten "Uwe, Uwe"-Rufe laut, um die Einwechslung von Bein zu forcieren, der sich am Spielfeldrand warmlief.

Aber urplötzlich kippte das Spiel, die Uhr zeigte die 33. Minute. Bei einem Freistoß von Weber war Yeboah um das nötige Quentchen schneller als sein Bewacher Buchwald und erzielte per Kopf die zu diesem Zeitpunkt schmeichelhafte Führung. Fortan spielten die Platzherren dynamischer und drängten den Gegner bis zur Halbzeit in die Defensive. Es wäre freilich zu viel des Guten gewesen, wenn zwei Minuten nach dem ersten Treffer bei einem von Weber abgefälschten Wolf- Schuß das zweite Tor gefallen wäre.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit schickte Trainer Stepanovic den anfangs vermißten Bein für Okocha auf den Rasen. Auf Stuttgarter Seite wurde Knup für Gaudino als zweite Sturmspitze aufgeboten. Das Spiel war nun ausgeglichen. Keine Mannschaft konnte sich entscheidende Vorteile verschaffen, und spektakuläre Möglichkeiten blieben in der ersten Viertelstunde nach dem Wechsel aus. Libero Binz auf der einen und sein Pendant Dubajic auf der anderen Seite beherrschten mit ihren Abwehrreihen die Szenerie.

Doch dann kam die 60. Minute. Ein Doppelschlag von Yeboah und Kruse löste Entzücken in den Eintracht-Reihen aus. Nach einem Flankenlauf von Weber nutzte Yeboah zunächst eine Unsicherheit in der gegnerischen Abwehr zum zweiten Treffer der Gastgeber. Wieder schaltete er bei einem seiner raffinierten Kopfbälle am Cleversten. Kaum hatte sich die Freude gelegt, da gab es erneut Grund zum Jubeln. Diesmal klärte Yeboah mit einem Befreiungsschlag vor dem eigenen Strafraum, der Ball landete bei Uwe Bein, der sofort Kruse bediente, und der stürmte seinem Widersacher Schäfer davon. Mühelos schob Kruse am Ende seines fulminanten Spurts den Ball an Immel vorbei ins Netz.

Die Frankfurter spielten nun beherzt und selbstbewußt auf, die Stuttgarter Initiativen galten einzig einer Resultatsverbesserung. Daraus wurde nichts, Studer markierte mit einem sehenswerten Distanzschuß den 4:0- Endstand.

Frankfurt: Stein - Binz - Roth, Bindewald - Okocha (46. Bein), Penska, Wolf, Weber, Studer - Kruse (83. Reis), Yeboah.

Stuttgart: Immel - Dubajic - Buchwald, Schäfer - Buck (72. Golke), Sverrisson, Strunz, Kögl, Frontzeck - Walter, Gaudino (46. Knup).

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 1:0 Yeboah (33.), 2:0 Yeboah (61.), 3:0 Kruse (64.), 4:0 Studer (80.).

Zuschauer: 25 000.

Gelbe Karten: Kruse - Sverrisson, Schäfer, Strunz.

MTV Kronberg, Zweite Basketball-Bundesliga der Frauen Mit Heidi Globig sollte es bald besser laufen

"Die waren einfach besser", war der sachliche Kommentar von Pressewartin Steffi Herzog, nachdem sie mit ihrem MTV Kronberg im Spiel der Zweiten Basketball-Bundesliga bei Don Bosco Bamberg eine 69:88-Niederlage hingenommen hatte. Nicht gerade die beste Werbung vor dem zweiten Heimspiel der Schützlinge von Yvonne Schäfer (So., 15 Uhr).

Bezeichnenderweise konnten sich lediglich Marianna Klimentova (187 cm/23 Punkte) und Ilka May (184 cm/17 Punkte) entscheidend in Szene setzen. Die herausragende Bambergerin Sowler erzielte 32 Punkte und konnte von den Kronbergerinnen nie gestoppt werden. Als in der Schlußphase auch noch Klimentova, Steffi Herzog und Kim Salentin wegen fünf Fouls vom Feld mußten, lief überhaupt nichts mehr zusammen beim MTV.

Nicht zuletzt auf die Genesung von Heidi Globig (1,81m) hoffen die Kronbergerinnen nun. Die 20jährige Flügelspielerin, von der HTG nach Kronberg gewechselt, hat nach einer Fußoperation mit dem Training beginnen.

MTV KRONBERG: Marion Kühn (2), Marion Friedrich, Claudia Horn (6), Kim Slentin (7), Steffi Herzog (14), Helga Neumann, Marianna Klimentova (23), Ilka May (17). ina

TURF TURF, 1. Rennen: Romak, Martimos, Lost Empire, Sieg: 24, Plätze 11, 13, 14, ZW 83, DW 472. - 2. Rennen: Phantomic, Andino, Alberto, Sieg 13, Plätze 10, 10, 10, ZW 77, DW 183. - 3. Rennen: Club Dancer, Wunschtaler, Colleoni, Wiesenlerche (totes Rennen), Sieg 58, Plätze 17, 17, 9, 7, ZW 149, DW 560, 449. - 4. Rennen: Miss Eliador, Watoo, Lesclavo, Sieg 21, Platz 13, 29, 19, ZW 479, DW 2216. - 5. Rennen: Allordo, Auenstern, Tempeltanz, Sieg 50, Plätze 18, 45, 17, ZW 2131, DW 9786. - 6. Rennen: Vallona, Kristina, Lilac Dance, Sieg 30, Plätze 15, 20, 19, ZW 203, DW 1270. - 7. Rennen: Sancerre, Widukind, Arbolito, Sieg 53, Plätze 22, 31, 48, ZW 454, DW 6992. - 8. Rennen: Villwarrior, Berkeley, Kiss me Kate, Sieg 48, Plätze 16, 15, 16, ZW 313, DW 1275. - 9. Rennen: Simple the Best, Sir, Nuora, Sieg 48, Plätze 15, 15, 18, ZW 142, DW 897. - 10. Rennen: Luxury, Super Jumper, Adventurer, Sieg 68, Plätze 21, 26, 13, ZW 658, DW 4741.

HANDBALL

BEZIRKSLIGA I, FRANKFURT, Männer: BSC Kelsterbach - TGS Niederrodenbach 18:24, TV Altenhaßlau - SG Bruchköbel 19:24, TSG Ober-Eschbach - HSV Götzenhain 16:15, TV Gelnhausen II - TV Petterweil 18:16, TuS Nieder-Eschbach - VfL Goldstein 13:11.

BEZIRKSLIGA II, FRANKFURT, Männer: FTG Frankfurt - HC Friedrichsdorf 11:19, SG Dietzenbach - SV Seulberg 15:9, TG Hanau - TV Langenselbold 15:11, TuS Zeppelinheim - TG Hainhausen 18:18, SG Wehrheim/Obernhain - TV Kesselstadt 19:18.

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietesheim/Mühlheim - HSV Götzenhain 8:9, FTG Frankfurt - FT Dörnigheim 14:12, SG Wehrheim/Obernhain - SG Dietzenbach 9:13, TuS Nieder-Eschbach - TV Niedermittlau 14:17, TSG Neu-Isenburg - SV Dreieichenhain 14:14, Artemis Sport Ffm. - TV Eschersheim 13:8.

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SKG Sprendlingen - SW Griesheim 18:12, SG Hainburg - TV Gelnhausen 15:10, VfL Goldstein - TG Hainhausen 11:7, Spvgg. Bad Homburg - SV Erlensee 16:7.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit schickte dann Trainer Stepanovic zur Freude vieler Frankfurts Fans den anfangs vermißten Bein für Okocha aufs Spielfeld. Bein lief im zentralen Mittelfeld auf, wo sich Sverrisson um ihn kümmerte, und Wolf rückte auf die rechte Seite. Die Stuttgarter nahmen ebenfalls eine Umstellung vor. Für Gaudino wurde Knup als zweite Sturmspitze neben Walter aufgeboten.

Das Spiel war nun ausgeglichen. Keine Mannschaft konnte sich entscheidende Vorteile erobern und spektakuläre Möglichkeiten blieben in der ersten Viertelstunde nach dem Wechsel aus. Libero Binz auf der einen Seite und sein Pendant Dubajic auf der anderen Seite beherrschten mit ihren Abwehrreihen im Endeffekt die Szenerie. Alles schien halbwegs ruhig dahinzuplätschern.

Doch dann kam die 60. Minute und wie schon in der ersten Hälfte kam überraschend Stimmung im Waldstadion auf. Ein Doppelschlag von Yeboah und Kruse löste Entzücken in den Eintracht-Reihen aus. Nach einem Flankenlauf von Weber nutzte Yeboah zunächst eine Unsicherheit in der gegnerischen Abwehr zum zweiten Treffer der Gastgeber. Wieder schaltete er bei einem seiner raffinierten Kopfbälle am cleversten. Kaum hatte sich die Freude gelegt, da gab es erneut Grund zum Jubeln. Diesmal klärte Yeboah mit einem Befreiungsschlag vor dem eigenen Strafaraum, den von ihm eingeleiteten Konter beförderte Bein sofort weiter zu Kruse und der stürmte seinem Widersacher Schäfer davon. Mühelos schob Kruse am Ende seines fulminanten Spurts den Ball an Immel vorbei ins Netz. Die Frankfurter spielt nun beherzt und selbstbewußt auf, die Stuttgarter Initiativen galten nur noch einer Resultatsverbesserung. Daraus wurde aber nichts, statt dessen markierte Studer mit einem shenswerten Distanzschuß den Endstand

Die Frankfurter Eintracht hat sich durch einen 4:0 (1:0)-Sieg über den deutschen Meister VfB Stuttgart hinter Spitzenreiter Bayern München auf den zweiten Tabellenplatz gesetzt. Der Erfolg vor 25000 Zuschauern im Waldstadion war am Ende verdient, weil die Frankfurter in der Chancenauswertung effektiver waren. Zwei Treffer von Yeboah in der 33. und 61. Minute sowie je ein Tor von Kruse in der 64. Minute und Studer sorgten für klare Verhältnisse. Die anfangs forsch aufspielenden Stuttgarter hatten sich die Niederlage selbst zuzuschreiben, weil sie aus ihrer anfänglichen Überlegenheit kein zählbares Kapital schlagen konnten. Die Eintracht agierte zunächst abwartend, um sich dann im entscheidenden spielerisch und kämpferisch in vorzüglicher Verfassung zu zeigen. Vier Tage nach dem 9:0-Triumph im UEFA-Pokal gegen Lodz wurde der Frankfurter Mannschaft nach dem Abpfiff von ihren Anhängern lautstarke Ovatiaonen dargebracht.

In der Auferstehungskirche Erntedank zwischen Überfluß und Hunger

PRAUNHEIM. Ernte "so oder so" - das hieß in der evangelischen Auferstehungsgemeinde: pralle Früchte und farbenprächtige Blumen auf der einen Seite, angefaulte Tomaten, geplatzte Möhren und angestochene Äpfel auf der anderen. Unter diesem Motto hatten die beiden Praunheimer Gärtnereien den Altarraum der barocken Saalkirche in der Praunheimer Graebestraße zum Erntedankfest dekoriert.

Die Gärtner wollten damit demonstrieren, daß "gute Ernten" keineswegs normal sind. Pfarrer Michael Schirrmeister griff im Familiengottesdienst, der von der "Praunheimer Bläserey" unter Bernd Lechla musikalisch begleitet wurde, das Thema auf und zog Vergleiche zwischen dem Leben von Menschen und Bäumen.

Alle zwei Jahre dekorieren die Praunheimer Gärtnereien die 1910 auf historischem Grund errichtete Auferstehungskirche, um so auf das Zusammenwirken zwischen Menschen, Natur und Gott hinzuweisen. rw

Auch Bremerhaven wurde 9:0 abgefertigt

Zu einem lockeren 9:0-Erfolg kam der ESC Frankfurt beim Gastspiel an der Nordseeküste beim REV Bremerhaven. Zwei Drittel lang konnten sich die Bremerhavener austoben, danach machten die Gäste vom Main Ernst. 40 Minuten lang ging Bremerhavens Defensivtaktik auf. Nur 0:3 stand es nach den beiden ersten Durchgängen. Bremerhaven versuchte alles mögliche, konnte aber nicht zu einem Tor kommen. Frankfurter Nickligkeiten, die von den beiden Schiedsrichtern, Schäfer und Franke, geahndet wurden, konnten nicht in Tore umgemünzt werden.

Im letzten Drittel ließen die Kräfte der Gastgeber erheblich nach, Tore fielen wie reife Früchte. Torsteher Gück verhinderte insgesamt eine wesentlich höhere Niederlage seiner Mannschaft, die sich etwas mehr versprochen hatte. Frankfurt spielte seine ganze Cleverness und Überlegenheit aus, mit dem 9:0 waren die Bremerhavener gut bedient. Die Treffer für die "Löwen" erzielten Erhardt (2), Forster, Eckert, Jaufmann (2), Grzesiczek, Wolf Waber. nie

Südhessische Radtourenfahrt Mars-Rotweiss 1902 erwartet 1000 Leute

FRANKFURT A. M. Zur "13. Südhessischen Radtourenfahrt für jedermann" am Sonntag, 11. Oktober, erwartet der Radsportclub "Mars-Rotweiss 1902" Frankfurt mehr als 1000 Teilnehmer. Ideal ist die Strecke rund ums Hessische Ried.

Gestartet wird längst nicht mehr in der Mainmetropole ("wegen der Verkehrsverhältnisse", so RSC-Sprecher Olaf Heilscher), sondern Start und Ziel befinden sich im Gewerbegebiet von Dreieich-Sprendlingen auf dem Gelände von "Wertkauf" (von Neu-Isenburg kommend am Ortsanfang links über die B 3 oder über die Autobahn A 661 Offenbach- Egelsbach, Abfahrt "Dreieich-Sprendlingen"). Die Anfahrt ist gut ausgeschildert.

Zur Auswahl stehen drei Touren mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden: 114, 79 und 43 Kilometer. Angeboten wird außerdem erstmals ein Volksradfahren, eine sogenannte Trekking-Tour (über 26 Kilometer). Schüler bis 16 Jahre zahlen hier vier Mark, Erwachsene fünf Mark und Ehepaare acht Mark. Die Startgebühr für die Tourenfahrten beträgt fünf Mark bei Anrechnung von Wertungspunkten des Bundes Deutscher Radfahrer. Trimmfahrer sind mit sieben Mark dabei, Schüler bis 13 Jahre mit 2,50 Mark.

Gestartet wird zwischen 7.30 und 9.30 Uhr (Volksradfahrer bis 11 Uhr), Kontrollschluß ist um 15 Uhr. dixi

Fetisch der Computerära Galluswarte-Galerie zeigt Arbeiten von Gyjho Frank

GALLUS. So abstrakt die Bilder von Gyjho Frank auch wirken, sie beschäftigen sich konsequent mit einem Gegenstand: dem Computer-Chip. Dieses kleine Metallblättchen ist das Menetekel des vergötterten Fortschritts, angebetet für seine Versprechung, unbegrenzte Welten zu erobern. Nachdem wir Mutter Erde bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet haben, geht der Eroberungsfeldzug hinein in die virtuellen Welten: Totale Manipulation unserer Wahrnehmung, unserer Phantasie, das Abheben aus der Realität.

Was vielen Menschen Angst macht, fasziniert den Maler Gyjho Frank. Die Galerie an der Galluswarte stellt derzeit seine neusten Arbeiten aus. In ihnen sucht er die Schnittstellen modernster Naturwissenschaften und überlieferter Mythen. Haben die aktuellen Erkenntnisprozesse der Forscher nicht schon in alten Kulturen ihre Vorläufer?

Höhlenmalereien und die Piktogramme modernsten Zeitalters vereint der Maler in seinen Collagen. Fetischartige Zeichnungen von ägyptischen Göttern wie Thot oder Seth, oder aus der griechischen Mythologie wie die Göttin Hera, kombiniert er mit zeitgenössischer Bildersprache. Schaltkreise und Leiterbahnen aus der Computersprache überschneiden sich mit antiken Hieroglyphen. Frank wagt einen spannenden Trip durch die Kunstgeschichte. Elemente in seinen Bildern erinnern an die mystischen Zeichnungen von Klee und Penck.

Alle Bilder betitelt der Maler in englischer Sprache: "E-Chip-T", "Inka Chip", "Archaic Megabit". Es ist die komprimierte Sprache einer technisierten Welt. Die Werke erscheinen dem Betrachter wie Satellitenfotos oder verzerrte Videobilder. Gyjho Frank taucht seine Visionen tief in Farbe ein: schreiendes Gelb, dunkles Rot, sattes Grün. Er verwischt die Farben, klebt Plastik und metallische Folien auf die Leinwand.

In den vergangenen Jahren hat Gyjho Frank unter anderem Ausstellungen in Stuttgart, München, Düsseldorf, Zürich, New York und Tokio gehabt. In den siebziger Jahren gründete er mit Freunden in Biberach die Künstlergruppe "Proxima Multimedia". Ihre erste Gemeinschaftsausstellung präsentieren die Künstler 1973 in Oss (Holland). 1976 wurde Frank an der Freien Kunstschule Stuttgart aufgenommen. Das Studium brach er nach zwei Semstern ab. Danach folgten zahlreiche Reisen, die den Künstler nach Indien, Jamaika und Südeuropa führten.

Franks Bilder beschreiben die Atomisierung der Welt: alles kann in kleinste Teilchen zerlegt und zusammenhangslos voneinander betrachtet werden. Der Künstler versteht sich jedoch nicht als Prophet der Wendezeit. Er scheint die Technik als Grundlage neuer Experimente zu begreifen. Dennoch läßt er die Frage zu, ob die technische Reproduktion unserer Wirklichkeit nicht doch nur ein beklagenswerter Fortschritt der Menschheit ist.

Die High-Tech-Bilder von Gyjho Frank können in der Galerie an der Galluswarte (Mainzer Landstraße 269) bis Samstag, 24. September, erforscht werden. Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. CHRISTINE PETERS

Der personelle Schuh drückt beim Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim Ohne Verstärkung ist Abstieg vorprogrammiert Neuer Mittelstürmer wird dringend benötigt / Strafzeitenflut im Spiel gegen den SB Rosenheim

Die sportliche Gegenwart sieht mehr als düster aus, aber immerhin gibt es glaubhaft klingende Durchhalteparolen beim Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim. Nach der sechsten Niederlage in Folge, dem 1:4 (0:2,1:1,0:1) gegen den Zwangs-Erstligaabsteiger Sportbund Rosenheim, erklärte Rechtsanwalt Dauernheim vom Konkursverwalterbüro Reuß: "Wir spielen die Saison garantiert zu Ende. Nur wenn das Stadion abbrennt, gibt es kein Eishockey mehr in Bad Nauheim." Dauernheim strahlte sogar Optimismus in puncto Vertragsunterschrift eines Hauptsponsors aus. "Es laufen konkrete Gespräche für die Werbung auf der Brust."

Angesichts von 0:12 Punkten käme Trainer Rudolf Sindelar jeder noch so kleine finanzielle "Regen" äußerst gelegen, um bei Wiedereröffnung der Transferliste am 1. Dezember den dringend benötigten neuen Mittelstürmer verpflichten zu können. "Wir besitzen mit dem gegen Rosenheim wegen einer Sperre zu allem Überfluß ausfallenden Poddubny nur einen echten Mittelstürmer. Ein weiterer Center ist dringend notwendig, wenn wir einigermaßen mitmischen wollen", meinte Sindelar nach dem erneuten Reinfall gegen die wahrlich nicht berauschend aufspielenden Oberbayern. Derzeit drückt jedoch der personelle Schuh mehr in der Defensive, denn nach Stammkeeper Carsten Greb (Rückenprellung) fällt nun auch der Schwenninger Neuzugang Markus Emminger mit einem Nasenbeimtrümmerbruch und einer Augenverletzung für eine unbestimmte Zeit aus. Ein deutlich sichtbarer Ellenbogen- Check von Rosenheims Verteidiger Heinold wurde von dem schwach pfeifenden Schiedsrichter Brill (Zweibrücken) nicht geahndet. "Brill hat nur die klaren Fouls geahndet, wir haben keine begangen", meinte Rosenheims Trainer Ernst Höfner, der jedoch zumindest in der beschriebenen Szene nicht richtig hingesehen hatte.

Die Strafzeitenflut gegen Nauheim - beim vorentscheidenden 1:3 durch Elters fiel bei drei fast gleichzeitigen EC-Strafzeiten - war jedoch nicht alleine ausschlaggebend für die dritte Heimniederlage. Fast kein Bully wurde gewonnen, die wenigen Schüsse der meistens hoch aufgeschossenen EC-Verteidiger waren viel zu unplaziert. So konnte nur Kühnl einmal den sicheren SBR-Keeper Lange überwinden, der sich als guter Nachfolger von Karl Friesen herausstellte. Ansonsten war jedoch auf beiden Seiten wenig vom einstigen Erstligaglanz erhalten. Da standen sich einst der VfL Bad Nauheim und der EV Rosenheim gegenüber, davon trennen die beiden Vereine nun ganze Eishockey-Welten. Beim EC kann man nur froh darüber sein, daß nach der langen Doppel-Vorrunde (36 Spiele pro Verein) noch einmal die Abstiegsrunde - und nur dort wird der EC spielen - bei Null beginnt. Bis dahin könnte sich das völlig neu formierte Team finden, aber ohne Verstärkungen im Dezember ist der EC zum Abstieg verurteilt. jo

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wegen der Serie von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte ruft das katholische Bezirksamt Main-Taunus am Montag, 9. November, um 19.30 Uhr zur Bezirksversammlung in die Hattersheimer Pfarrei St. Martinus, Schulstraße 6. Unter dem Titel "Wenn ein Fremder unter euch lebt . . ." wollen Kirchenleute mit den Bürgern erörtern, was momentan im Land geschieht; welche Ursachen Flüchtlingsströme haben, warum es Krawalle gibt und was Christen dagegen tun können.

Besonders im letzten Punkt erhoffen sich die Veranstalter konkrete Ideen. Denn ihren eigenen Worten zufolge, gehe es ihnen vor allem darum, konkrete Strategien zu entwickeln, ähnlichen Gewalteskalationen im Main-Taunus-Kreis vorzubeugen. ana

Rathaus-Pinnwand für Kelkheimer Senioren

KELKHEIM. Lust auf eine Partie Bridge, Skat oder Canasta? Kelkheimer Seniorinnen und Senioren müssen ab sofort nicht mehr lange suchen, um spielfreudige Partner zu finden. Ein Blick auf die Pinnwand im Rathaus-Flur vor dem Zimmer 119 im ersten Stock genügt. Dort können alle Spielernaturen "Suche-Biete"-Offerten in Sachen Freizeitgestaltung finden: Partner für einen Theaterbesuch, gemeinsame Wanderungen, Mitfahrgelegenheiten oder die Einladung zum gemeinsamen Schwof.

Spielerbörse nennt sich die Korkwand, sie ist das erste sichtbare Resultat der Seniorenumfrage, bei der die älteren Bürger/innen Kelkheims aufzählen sollten, was ihnen in der Möbelstadt so alles fehlt. Außerdem gibt es die Kontakstelle für Senioren im Rathaus. ana

Fundgrube für Spielzeug und Kinderkleidung

LIEDERBACH. Eine Fundgrube für Spielsachen, Kinderbücher, Baby- und Kinderkleidung ist am Sonntag, 1. November, zwischen 11 und 16 Uhr die Liederbachhalle. Beim großen Kinder-Flohmarkt können Kinder, Eltern, Großeltern, Tanten und Onkels nicht nur manches Schnäppchen für sich und ihre Lieblinge ergattern, sondern gegen eine Standgebühr von zwei Mark auch abgelegte Sachen aus ihren Beständen loswerden.

Wer sich beteiligen will, kann sich ab sofort bei der Gemeindekasse im Rathaus anmelden. Nähere Informationen gibt's unter Tel. 0 69 / 3 00 98 - 40 oder - 30. Dort kann sich auch informieren, wer an der Ski-Börse am Sonntag, 22. November, 11 bis 16 Uhr, in der Liederbachhalle teilnehmen will. Mit fünf Mark sind Verkäufer dabei, die jede Art von Sportkleidung und -ausrüstung feilbieten, um gut über den Winter zu kommen. ana

Das Kind im Erwachsenen Erfahrungs-Seminar der Volkshochschule / Computer-Kursus

MAIN-TAUNUS-KREIS. Den eigenen Horizont erweitern, sich beruflich fortbilden oder mal innehalten, um über sich und seine Umgebung nachzudenken - mit einer Reihe von Seminaren wartet die Volkshochschule des Main-Taunus- Kreises auch im Oktober und November mit einer Palette von Möglichkeiten auf. Für Eltern jüngerer Kinder oder Leute, die beruflich mit Sprößlingen zu tun haben, ist zum Beispiel das Seminar mit dem Titel "In mir lebt das Kind, das ich war", gedacht, das die VHS von Freitag, 27., bis Sonntag, 29. November, im Vogelsberg anbietet.

Im Rückblick auf die eigene Kindheit sollen die Teilnehmer versuchen, ihr heutiges Verhalten gegenüber Kindern besser zu verstehen. Fotos und Anekdoten von früher dienen als Brücke, eigene Prägungen zu erkennen und welche Reaktionen heute wie damals "kindlich" sind. Das Seminar kostet inklusive Übernachtung und Vollpension 128 Mark. Interessenten müssen sich schriftlich bei der VHS, Pfarrgasse 38, Hofheim, anmelden.

Mit dem Hofleben der Stauferzeit beschäftigt sich ein Wochenendkurs am Freitag, 23. Oktober, (19 bis 21.30 Uhr) und Samstag, 24., (9 bis 16 Uhr) in den VHS-Räumen in Hofheim. Wer Interesse hat, muß 24 Mark berappen und sich bis spätestens 16. Oktober anmelden.

Zurück in die Gegenwart führt schließlich der Computerkursus zum Formatieren, Dateien erstellen, drucken, laden, speichern. . . . Worte, die Absolventen des Zwei-Wochenenden-Kurses der Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises schon bald keine Buchstaben ohne Bedeutung mehr sein werden: An den Freitagen und Samstagen 23./24. und 30./31. Oktober, lernen die Kursusbesucher in den Hofheimer VHS-Räumen den Umgang mit dem Textverarbeitungsprogramm "WordPerfect" kennen. MS-DOS- Grundkenntnisse sollten die Teilnehmer mitbringen.

Freitags dauert der Lehrgang jeweils von 18 bis 21.15 Uhr, samstags von 8.30 bis 17.30 Uhr. Die Gebühr beträgt 150 Mark, eine schriftliche Anmeldung sollte bis spätestens 16. Oktober bei der VHS vorliegen. ana

"Eine sehr hohe Pacht. . ." Domicil-Prokurist Blank: Grundstück nicht kostenlos genutzt

LIEDERBACH. Den Vorwurf, die Gemeindeverwaltung überlasse ihr seit neun Jahren kostenlos gemeindeeigenen Grund am Baugebiet "In den Weingärten" für ein Bürogebäude, will die Wohnungsbaugesellschaft "Domicil" nicht unwidersprochen auf sich sitzen lassen. Prokurist Anton Blank erklärte jetzt in einem Schreiben gegenüber der FR: "Bei dem Gesamtgrundstück handelt es sich um einen ehemaligen Feldweg im Eigentum der Gemeinde. Von der Gesamtfläche von 800 Quadratmetern benutzt Domicil 100 Quadratmeter. Diese Feldfläche wurde keinesfalls der Domicil kostenfrei überlassen. Als Gegenleistung wurde die restliche Wegefläche von 700 Quadratmetern als natürliche Blumenwiese angelegt und über die Jahre gepflegt." Für diese Pflege seien in diesem Jahr bereits 855 Mark ausgegeben worden. Die jährlichen Kosten betragen laut Blank derzeit 1600 Mark. Darüber hinaus habe das Unternehmen 6000 Mark für den Umbau eines Einlaufbauwerks gezahlt. Dieser Umbau - im Auftrag der Gemeinde - sei nötig gewesen, da das Einlaufbauwerk außerhalb des Domicil-Baugebiets fortlaufend zu Überschwemmungen der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen geführt habe. Dieses Zahlung sei eine Gegenleistung dafür gewesen, daß die Gemeinde dem Wohnungsbauunternehmen das Grundstück für sein Bauleitungsbüro überlassen habe, betont Blank.

Wenn man alles zusammenrechne, kämen seit 1984 "Domicil"-Leistungen zu Gunsten der Gemeinde von mehr als 20 000 Mark zusammen. "Für die relativ kleine überlassene Fläche ist das eine sehr hohe Pacht, höher als für Baugrundstücke", meint der Prokurist.

Doch der Wert der Gegenleistungen, die auch Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) bereits zur Parlamentssitzung ins Feld geführt hatte, überzeugte die Gemeindevertreter nicht. Sie beschlossen, daß "Domicil" den Fertigbau bis zum 31. Dezember diesen Jahres wegschaffen und das Grundstück rekultivieren soll (Siehe FR vom Samstag, 26. September: "Domicil muß Domizil räumen"). Anton Blank: "Wir werden diesen Termin einhalten."

Zum Vorwurf, das ursprüngliche Provisorium habe sich inzwischen zur "hessischen Niederlassung" des Großunternehmens gemausert, in der auch eine Verwaltungskraft arbeite, obwohl das Büro nicht angemeldet sei, erklärte Blank: "Die in diesem Baubüro tätige Teilzeitkraft ist zur Unterstützung des Bauleiters eingesetzt." (FR)

Krankenkassen loben den Reformkompromiß

OSNABRÜCK, 5. Oktober (AP). Der Kompromiß der Bonner Regierungskoalition und der SPD über die Gesundheitsreform hat beim Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) Beifall gefunden.

AOK-Hauptgeschäftsführer Franz Josef Oldiges wertete das Ergebnis in einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung als "eindeutige Verbesserung des Koalitionsentwurfs und Verhandlungserfolg der SPD". Er begrüßte die Senkung der ursprünglich geplanten Selbstbeteiligung der Patienten und die geplanten Honorarkürzungen für Großlabors.

Positiv wertete Oldiges auch die Einbeziehung der Organisationsreform der Krankenkassen einschließlich eines kassenübergreifenden finanziellen Risikoausgleiches in der Gesundheitsreform. Der AOK-Bundesverband betrachte den Risikostrukturausgleich allerdings nur als Einstieg. Er halte nach wie vor einen kassenübergreifenden regionalen Ausgleich für sinnvoller und besser.

Der Kompromiß sei eindeutig ein Erfolg der SPD, die in entscheidenden Fragen für die Zukunft des Gesundheitswesens hart geblieben sei und wichtige zusätzliche Elemente durchgesetzt habe, sagte Oldiges. Andererseits habe Gesundheitsminister Horst Seehofer sein Ziel erreicht, elf Milliarden Mark einzusparen. Oldiges fügte hinzu, er gehe davon aus, daß dies keine Luftbuchungen seien, sondern der Spareffekt tatsächlich eintrete. Der Konsens bedeute eine echte Strukturreform, wie es sie bisher noch nicht gegeben habe. "Da kommt Norbert Blüm mit seiner Reform von 1989 nicht annähernd mit", meinte er.

Oldiges begrüßte auch, daß mit dem Konsens die gesetzliche Krankenversicherung endlich aus dem politischen Streit herausgehalten werden könne.

Der Kompromiß beinhaltet auch, daß die ostdeutschen Polikliniken nicht ab 1996 schließen müssen. Wie SPD-Verhandlungsführer Rudolf Dreßler dem Mitteleuropäischen Expreß in Halle sagte, ist eine Änderung des Einigungsvertrages beschlossen worden, so daß die Existenz der Polikliniken gesichert ist.

UN verstärken Luftbrücke nach Sarajewo

SARAJEWO, 5. Oktober (AP/Reuter). Die nach einmonatiger Pause wiederaufgenommene Luftbrücke in die bosnische Hauptstadt Sarajewo soll in Kürze nach UN-Angaben verstärkt werden.

Nachdem am Sonntag wegen schlechten Wetters nur vier Maschinen mit Hilfsgütern für die hungernde Bevölkerung hatten landen können, sollen es in den nächsten Tagen mindestens neun Maschinen sein, die Lebensmittel und Medikamente in die umkämpfte Stadt bringen.

Nach Einschätzung der UN sind täglich 16 Flüge notwendig, um die Versorgung Sarajewos mit 200 Tonnen Lebensmitteln zu gewährleisten. Die Versorgung auf dem Landweg gilt wegen der militärischen Überlegenheit der Serben als unsicher und ist zudem vom Wetter abhängig. Regen und Schnee können die Gebirgsstraßen unpassierbar machen. Nach Angaben des Flüchtlingskommissariats der UN (UNHCR) brachten zwei US-amerikanische und zwei kanadische Maschinen am Sonntag 25 000 Fertigmahlzeiten, Tomatenmark, Milchpulver und fünf Tonnen Medikamente in die Stadt. Eine Maschine habe Navigationsinstrumente an Bord gehabt, mit denen in Zukunft auch bei schlechtem Wetter Landungen ermöglicht werden sollen. Drei weitere Flüge hätten wegen schlechten Wetters abgesagt werden müssen.

Wegen Unterbrechungen bei der Stromversorgung waren 80 Prozent der Bevölkerung mehrfach ohne Elektrizität. Die Wasserversorgung kann nur mit Tankwagen aufrecht erhalten werden. Am Sonntag begannen einige Bürger Sarajewos auch damit, Regenwasser aufzufangen. Wie UNHCR-Mitarbeiter Mark Vacon sagte, sind die Lagerhäuser leer. Kraftstoffmangel beeinträchtigte die Verteilung der Hilfsgüter. Die einzige noch arbeitende Bäckerei der Stadt könne nur die Krankenhäuser und die Armee versorgen. Vacon sagte, er wolle sich bemühen, zwei Tanklastwagen in die Stadt zu bringen, um die Versorgung der einzigen noch betriebenen Bäckerei und der Krankenhäuser mit Betriebsstoff für die Notstromaggregate sicherzustellen.

Internationale Hilfsorganisationen haben die Befürchtung geäußert, daß der Bevölkerung der Stadt angesichts des nahenden, in Bosnien meist sehr strengen Winters eine Katastrophe drohe. Außer Lebensmitteln werde auch Heizmaterial und Material zur Ausbesserung beschädigter Wohnungen benötigt. Auch die deutsche Luftwaffe will sich wieder an der Luftbrücke beteiligen und richtet sich dabei auf mögliche militärische Auseinandersetzungen ein. Wie Bundesaußenminister Klaus Kinkel am Wochenende in Bonn mitteilte, werden die in Frage kommenden Maschinen gegenwärtig mit Antiraketen-Systemen ausgerüstet.

Die Kämpfe gingen auch am Montag weiter; es gab mehrere Tote. Die Serben nahmen auch das Holiday Inn, wo sich Journalisten aufhalten, unter Beschuß.

Gleichzeitig haben die bosnischen Serben mit dem Abbruch der Friedensgespräche in Genf gedroht, falls eine Flugverbotszone in Bosnien-Herzegowina geschaffen wird. Sie würden sich sofort aus den Verhandlungen zurückziehen, wenn die UN oder die Europäische Gemeinschaft (EG) einen solchen Vorschlag annähmen, erklärte ihr Führer Radovan Karadzic am Montag. Dieser hatte sich in den vergangenen Tagen in Genf zu den von UN und EG organisierten Gesprächen über eine Beendigung des Konflikts aufgehalten.

Polizei soll BLutbad angerichtet haben

SAO PAULO, 5. Oktober (AP). Nach dem Blutbad in dem Gefängnis von Sao Paulo, bei dem nach offiziellen Angaben 111 Menschen, laut Augenzeugen rund 200 umgekommen sind, haben Menschenrechtler und Angehörige von Häftlingen schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Sie beschuldigten die Sicherheitskräfte, bei der Erstürmung der größten Haftanstalt Lateinamerikas nach einem Aufruhr am Freitag ein Massaker angerichtet zu haben.

Pfarrer William Sheehan, der als Seelsorger in dem mit 7500 Personen überbelegten Gefängnis arbeitet, sagte, es gebe keinen Zweifel, daß es ein Massaker gewesen sei. "Viele wurden ohne jeden Grund erschossen, einige von Hunden getötet. Die Zahl der Toten ist wahrscheinlich noch höher als die 111 Opfer, die die Behörden angeben." Auch Flavio Augusto Saraiva Straus von der Menschenrechtskommission der Anwaltsvereinigung Sao Paulos sprach davon, daß die Polizei "die Gefangenen massakrierte". Straus sagte: "Es ist das Prinzip der Polizei, erst zu schießen und dann zu fragen."

Angehörige, die am Sonntag Insassen besuchten, berichteten von Massenhinrichtungen. In einem von zwei Häftlingen auf eine Serviette geschriebenen Brief, den Besucher aus der Strafanstalt schmuggelten, war ebenfalls von Exekutionen die Rede. Die Polizei habe die Häftlinge an eine Wand gestellt, andere seien gezwungen worden, sich auf den Boden zu legen. Dann seien sie hingerichtet worden. In dem Brief hieß es, die Polizei habe 200 Personen getötet.

Ein Mitarbeiter des städtischen Leichenschauhauses berichtete, er habe mindestens 120 Leichen mit Kopfschüssen und Bißwunden gezählt.

Die Polizeiführung von Sao Paulo wies die Vorwürfe kategorisch zurück. Die 300 Polizisten hätten rein defensiv gehandelt.

(Weiterer Bericht Seite 24)

ANC löst Kampforganisation nicht auf

JOHANNESBURG, 5. Oktober (AP). Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) hat am Montag die Forderung der mit ihm rivalisierenden Zulu-Partei Inkatha abgelehnt, seine Kampforganisation "Speer der Nation" aufzulösen. Der ANC warf der Inkatha vor, sie benutze diese Forderung nur als Vorwand für ihre Weigerung, sich wieder an den Verhandlungen mit ANC und Regierung über die volle politische Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu beteiligen. Der Inkatha-Führer Mangosuthu Buthelezi hatte am Sonntag die Auflösung des bewaffneten Arms des ANC zur Bedingung für die Rückkehr an den Verhandlungstisch gemacht.

Hungertod wütet weiter Nahrungsmittelhilfe für Somalia reicht längst nicht aus

MOGADISCHU, 5. Oktober (AP/dpa). Die Hungerkatastrophe in Somalia hat nach Einschätzung des UN-Sonderbeauftragten Mohamed Sahnoun immer noch nicht ihren Höhepunkt überschritten. Der algerische Diplomat sagte jetzt in einem Interview der Nachrichtenagentur AP, die Nahrungsmittelhilfe des Auslands reiche nicht aus, um das Überleben der 4,5 Millionen bedürftigen Somalier zu sichern. "Jeden Tag sterben weiterhin Hunderte von Menschen", sagte Sahnoun.

Der UN-Beauftragte schätzte die zur Sicherung des Überlebens erforderliche Mindestmenge an Nahrungsmitteln auf 50 000 Tonnen im Monat. "Wir haben zuletzt etwa 20 000 bekommen, hoffen aber, daß wir in den nächsten 100 Tagen 100 000 Tonnen bekommen, das wäre aber immer noch zu wenig." Nach Angaben Sahnouns sind weite Teile des ostafrikanischen Landes von internationaler Hilfe nach wie vor ausgeklammert. Dazu gehören Teile des Südens, die gesamte Zentralregion, der Nordosten und die Nordwestprovinz Hargeisa.

Das zweite Hauptproblem sei die instabile Sicherheitslage, sagte der UN-Diplomat. Es gebe immer noch zu viele Bewaffnete, die für Nahrungsmittel zu kämpfen bereit sind. Die Gesellschaft Somalias sei "in 1000 Teile zerbrochen".

Neben der Nahrungsmittelversorgung sei die Wiederherstellung der im Bürgerkrieg zerstörten Infrastruktur besonders dringlich, erklärte Sahnoun. "Wir brauchen Freiwillige und finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um die Dienstleistungen wieder instand zu setzen." Von den 70 Krankenhäusern im ganzen Land könnten nur zehn bis zwölf arbeiten. Die Wasserversorgung sei fast überall zusammengebrochen. Mit dem Beginn der Regenzeit würden am Rande von Flüssen begrabene Tote in das Wasser gespült, sagte Sahnoun. "Dies wird uns vor sehr ernsthafte Probleme stellen, da die meisten Bewohner des Südens ihr Trinkwasser aus den Flüssen beziehen."

Der UN-Beauftragte äußerte die Hoffnung auf eine rege Beteiligung vieler Staaten an der von den UN organisierten Somalia-Konferenz der Geberländer am 12. Oktober in Genf. Dabei würden die UN ein 100-Tage-Programm vorlegen.

Um den Schwarzmarkt mit gestohlenen Lebensmitteln zu unterbinden, will die Hilfsorganisation CARE jetzt lokale Händler mit Nahrungsmitteln versorgen.

ÖTV will mehr Geld für Schreibkräfte

STUTTGART, 5. Oktober (AP). Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) will höhere Gehälter für die rund 200 000 Angestellten im Schreibdienst des öffentlichen Dienstes durchsetzen. Vor Aufnahme der am morgigen Dienstag in Bonn beginnenden Tarifverhandlungen über einen neuen Eingruppierungsvertrag erklärte die ÖTV, die Bezahlung sei bislang abhängig von der Anzahl der Schreibmaschinen-Anschläge. Qualifikationen im Umgang mit neuen Bürotechniken, Computern und Schreibautomaten blieben unberücksichtigt, bemängelte die Gewerkschaft.

Wallfahrten zum "Wunderkind"

N'DJAMENA, 5. Oktober (AP). Die Geburt eines Mädchens in Tschad, das auf dem linken Unterarm den zweifachen Schriftzug "Mohammed" tragen soll, hat in der Hauptstadt des afrikanischen Landes eine Wallfahrt ausgelöst. Das am Samstag geborene Kind der christlichen Eltern wurde sowohl von Staatspräsident Idriss Deby als auch von Monsignor Charles Vandame, dem römisch-katholischen Erzbischof von N'Djamena, besucht. Auch eine Delegation moslemischer Imame besuchte das Mädchen, das noch keinen Vornamen erhalten hat und in der Presse des Landes nur noch als "Wunderkind" bezeichnet wird. Wegen des Andrangs auch nichtprominenter Besucher wurde die Familie inzwischen in einem Hotel untergebracht.

Erste Paßsperren in den Alpen

MÜNCHEN, 5. Oktober (AP). Nach einem Schneeinbruch in den Alpen sind die ersten Pässe gesperrt worden. Laut Alpenstraßenbericht des Autofahrerklubs ADAC vom Montag wurde in der Schweiz der Große Sankt Bernhard geschlossen. Umbrail und Nufenen waren ganz oder teilweise schneebedeckt. In Norditalien wurden Stilfserjoch, Jaufenpaß und Fedaja gesperrt. Das Timmelsjoch zwischen dem österreichischen Ötztal und dem italienischen Passeiertal sowie andere höher gelegene Dolomitenpässe waren schneebedeckt. In Frankreich wurden Iseran und Galibier geschlossen. In Österreich war die Großglockner-Hochalpenstraße ganz oder teilweise schneebedeckt.Kanaltunnel später offen

LONDON, 5. Oktober (AP). Der Kanaltunnel zwischen Frankreich und England wird frühestens am 15. Dezember 1993 und damit sechs Monate später als geplant eröffnet. Wie der Vorsitzende des britisch-französischen Konsortiums Eurotunnel, Alastair Morton, am Montag in London mitteilte, verzögert sich die volle Aufnahme des Schienenverkehrs wegen Schwierigkeiten beim Bau der hierfür vorgesehenen Züge sogar bis Ende 1994. Nach seinen Angaben sind bislang die beiden 50 Kilometer langen Schienentunnelröhren fertiggestellt, die den südenglischen Hafen Folkestone und das nordfranzösische Calais verbinden. In dem kleineren Wartungstunnel müssen noch Stromleitungen verlegt sowie Gleise und Signalanlagen eingerichtet werden.

Hallenbad wird wieder Kirche

HANNOVER, 5. Oktober (AP). Mit der Reformationsfeier am 31. Oktober wird in der Petrikirche in St. Petersburg zum ersten Mal seit ihrer Schließung Ende der dreißiger Jahre wieder ein Gottesdienst stattfinden. Die Kirche war 1963 in ein Schwimmbad umgebaut worden.

Wie die Evangelische Kirche in Deutschland am Montag in Hannover mitteilte, hat die Stadt Petersburg das Gotteshaus der örtlichen Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rußland wieder zur Verfügung gestellt. Die Kirche, ein weltweit bekanntes Symbol des Luthertums in Rußland, bleibe allerdings weiter im Besitz der staatlichen Denkmalpflegekommission. Sie war nach Angaben der EKD verantwortlich für den Umbau der Kirche in das "schönste Schwimmbecken St. Petersburgs".

Schüler gesteht den Mord Mit Freund Gymnasiastin umgebracht? / Motiv noch unklar

METTMANN, 5. Oktober (AP). Zwölf Tage nach dem Mord an der 18jährigen Gymnasiastin Janine E. in einem Wald im rheinischen Haan hat einer der drei unter dringendem Tatverdacht festgenommenen Schüler ein umfassendes Geständnis abgelegt. Wie die Polizei am Montag in Mettmann mitteilte, gab der in Belgien inhaftierte 18jährige Sascha G. zu, die Tat gemeinsam mit seinem ein Jahr jüngeren Freund Tobias S. begangen zu haben. Die 16jährige Tina Sch. war nach Darstellung der Polizei nicht an der Tötung beteiligt.

Am vergangenen Wochenende waren Mitglieder der Mordkommission nach Belgien gereist, um den dort inhaftierten Schüler zu vernehmen, da über dessen Auslieferung nach Deutschland noch nicht entschieden wurde. Nach seinem Geständnis konnte auch ein mutmaßliches Tatwerkzeug identifiziert und sichergestellt werden. Zum Motiv der Tat machte der Jugendliche allerdings keine Angaben. Schon in der vergangenen Woche hatte Tina Sch. gegenüber der Polizei ihre beiden Freunde des gemeinsamen Mordes beschuldigt.

Die Gymnasiastin war am Mittwoch vorletzter Woche erdrosselt in einem Bachbett bei Haan gefunden worden. Die drei tatverdächtigen Wuppertaler Schüler waren zunächst spurlos verschwunden. Das mit internationalem Haftbefehl gesuchte Trio wurde dann am Dienstag vergangener Woche auf dem Hauptbahnhof der belgischen Stadt Gent verhaftet. Die beiden minderjährigen Schüler Tina und Tobias wurden von den belgischen Behörden an die deutsche Justiz ausgeliefert. Sascha bleibt zunächst in Belgien in Haft. Alle drei haben in Gent einen Raubüberfall verübt, bei dem sie unter Vorhalt einer Schreckschußpistole 5000 Franc erbeuteten.

Warum die aus einem wohlhabenden Elternhaus im Sauerland stammende Janine sterben mußte, ist auch nach dem Geständnis des 18jährigen ein Rätsel. Über ein Motiv herrscht noch Unklarheit.

Britische Adelstitel abgeschafft

CANBERRA, 5. Oktober (AP). In Australien ist am Montag eine 200 Jahre alte Tradition königlich-britischer Adelstitel zu Ende gegangen. Aufgrund einer entsprechenden Vereinbarung zwischen dem Staatsoberhaupt des fünften Kontinents, Königin Elizabeth II., und dem republikanisch gesinnten Ministerpräsidenten Paul Keating wird künftig kein Australier mehr zum Ritter oder zur Dame geschlagen. In der Vergangenheit waren Politiker, Unternehmer, Sportler, Offiziere, Wissenschaftler oder Unterhaltungskünstler auf Vorschlag der australischen Regierung in den Adelsstand erhoben worden. Nun sollen die Australier nur noch Orden und Auszeichnungen ihres eigenen Landes erhalten - es sei denn, die britische Königin verleiht den Titel aus eigener Initiative.

Steuerfahnder melden Rekord

BONN, 5. Oktober (AP). Die Steuerfahndung hat 1991 in den alten Bundesländern über 1,1 Milliarden Mark zusätzliche Steuern für die Staatskasse eingetrieben und damit einen Ermittlungsrekord erzielt. Wie das Bundesfinanzministerium am Montag in Bonn mitteilte, betrug die Steigerung gegenüber dem Vorjahr mehr als 16 Prozent. Für die neuen Bundesländer würden erst 1992 aussagekräftige Zahlen erwartet, weil die Steuerfahndung dort noch im Aufbau sei.

Inwieweit die von den Steuerfahndungsdiensten erzielten Mehrergebnisse auf strafbares oder ordnungswidriges Verhalten der Steuerpflichtigen zurückzuführen sind, könne aus den vorliegenden Ergebnissen nicht ersehen werden, gab das Ministerium an. 1991 wurden 13 378 Steuerfahndungsfälle bearbeitet. Das waren 6,38 Prozent mehr als im Vorjahr.

Neonazis in die Flucht geschlagen Erfolgreiche Gegenwehr von Heimbewohnern / Viele Anschläge

BERLIN, 5. Oktober (AP/dpa). Auch in der Nacht zum Montag sind in Ostdeutschland wieder gewalttätige Rechtsradikale auf Ausländer losgegangen.

In der sächsischen Stadt Eilenburg bei Leipzig verprügelten jedoch die Bewohner eines Aylbewerberheims etwa 40 Skinheads, die rassistische Parolen gebrüllt hatten, mit Stangen und Knüppeln.

Bei einem Angriff von Neonazis auf das Asylbewerberheim Keez in Mecklenburg wurde dagegen ein Bewohner verletzt. Einem 25jährigen Rumänen brachen sie das Nasenbein. Die Polizei nahm drei Tatverdächtige fest. Gegen einen wurde Haftbefehl beantragt.

Nach Angaben des Landespolizeipräsidiums in Dresden warfen Unbekannte am Sonntag abend in Mitteldorf aus einem fahrenden Auto eine Brandflasche durch ein offenes Fenster des Asylbewerberheimes. Niemand sei verletzt worden.

Auch in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) und Bad Brückenau (Nordbayern) wurden Brandanschläge gegen Ausländerunterkünfte verübt. In Wuppertal warfen Rechtsradikale 30 Fenster der griechischen Schule ein. Aus Angst vor einen Angriff von Skinheads räumte die Polizei in Vettelschoß (Westerwald) ein Heim mit 90 Rußlanddeutschen und zehn Kroaten.

Mit den Angriffen werden die Fälle von Gewalt gegen Ausländer in Deutschland immer brutaler. Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln am Montag mitteilte, sind in diesem Jahr bis zum 27. September bereits zehn Ausländer von erwiesenen oder mutmaßlichen Rechtsextremisten getötet worden. 1991 waren es drei.

Auch die Zahl der Brand- und Sprengstoffanschläge hat deutlich zugenom- men. Sie lag im gesamten vergangenen Jahr bei 383, in diesem Jahr bereits bei 405.

"Die Gesamtzahl der Gewalttaten mit erwiesener oder vermuteter rechtsextremistischer Motivation, die 1991 bei 1483 Fällen lag, liegt in diesem Jahr gleich wie im Vorjahr", erklärte das Bundesamt. 87,7 Prozent der Gewalttaten richteten sich gegen Ausländer, der Rest gegen "politische Gegner" wie Obdachlose, Prostituierte und Homosexuelle.

Auf Antrag der SPD wird der Bundestag am Donnerstag über Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit debattieren.Polizei soll 200 Häftlinge in Sao Paulo getötet haben

SAO PAULO, 5. Oktober (AP). Die Polizei soll bei der Niederschlagung der Häftlingsrevolte von Sao Paulo bis zu 200 Gefangene getötet haben, wie es am Montag in Berichten über das Blutbad vom Wochenende hieß. Nicht nur ein Pfarrer erhob schwere Vorwürfe gegen die Beamten und erklärte, viele Menschen seien grundlos erschossen worden. Die Polizeiführung hatte von 111 Toten gesprochen und versichert, die meisten Opfer seien von Mithäftlingen umgebracht worden.

Doch diese offizielle Darstellung wurde in der brasilianischen Millionenstadt bezweifelt. Der Pfarrer William Sheehan, der das Wochenende in dem für 4000 Menschen gebauten und mit 7500 Häftlingen belegten Gefängnis verbrachte, sagte: "Alle, die starben, wurden von der Polizei getötet. Viele wurden ohne jeden Grund erschossen. Einige wurden von Hunden getötet. Die Zahl der Toten ist wahrscheinlich noch höher als die 111 Opfer, die die Behörden angeben." Flavio Straus von der Menschenrechtskommission der Anwälte in Sao Paulos sagte, "die Polizei massakrierte" die Gefangenen.

Celler Kindermörder gefaßt 25jähriger Kinderpflegehelfer schilderte Polizei seine Taten

CELLE, 5. Oktober (AP). Die beiden Kindermorde, die im Frühjahr den Raum Celle aufgeschreckt haben, sind aufgeklärt: Ein 25jähriger Kinderpflegehelfer gestand, den neunjährigen Rudolf Brökkel aus Celle und den sechsjährigen Michael Reinecke aus Sanne in Sachsen- Anhalt sexuell mißbraucht und dann aus Furcht vor Entdeckung erstochen zu haben. Wie die Polizei am Montag in Celle weiter mitteilte, wurde der Mann am Freitag abend in München gefaßt, als er einen siebenjährigen Jungen, den er möglicherweise ebenfalls mißbraucht hat, den Eltern übergeben wollte.

Der Mann, dessen Name mit Thomas E. angegeben wurde, war bereits im Juni von der Celler Polizei überprüft worden, von einer Zeugin aber als Täter weitgehend ausgeschlossen worden. Ermittlungen bei dem Kinderpflegeheim in Mellendorf, bei dem er beschäftigt war, hätten keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten gegenüber den Jungen und Mädchen dort gegeben. Allerdings habe er sich in dem Heim ein Beruhigungsmittel beschaffen können, das bei einem seiner Opfer nachgewiesen wurde.

Der Celler Kripo-Chef Erich Philipp teilte mit, der Täter habe in der bislang einzigen Vernehmung als Hintergrund seiner Taten angegeben, er sei als Kind im Alter von sechs und neun Jahren selbst von einem Erwachsenen sexuell mißbraucht worden. Er habe zudem große Teile seiner Kindheit in Heimen verbracht. Warum er den siebenjährigen Jungen, den er am Freitag in Hof entführte, noch am selben Tag in München dessen Eltern zurückgeben wollte, war noch nicht bekannt. Die Eltern hatten die Polizei informiert. Ob auch das dritte Kind sexuell mißbraucht wurde, steht noch nicht fest.

Die Entführung der Jungen erfolgte nach der Aussage von Thomas E. in allen drei Fälle nach demselben Schema, indem er die Kinder auf der Straße nach dem Weg fragte und sie dabei zu sich ins Auto zog.

Georgien setzt Russen Ultimatum Soldaten sollen zurückziehen / Hubschrauber abgeschossen

TIFLIS, 5. Oktober (AP). Die Auseinandersetzung zwischen Tiflis und Moskau über die in Georgien stationierten russischen Soldaten hat sich am Montag weiter verschärft. Dschaba Iosseliani, Mitglied des regierenden Staatsrates von Georgien, setzte den rund 100 000 russischen Soldaten eine zehntägige Frist, Georgien zu verlassen. Nach Ablauf des Ultimatums am 15. Oktober würden die Truppen, die hauptsächlich in der nach Unabhängigkeit strebenden georgischen Republik Abchasien stationiert sind, als Besatzer betrachtet und ausgewiesen. Sollten sie sich der Anordnung widersetzen, werde Georgien auch Gewalt anwenden, sagte Iosseliani.

Ein georgischer Hubschrauber vom Typ MI 24 wurde über der Stadt Gudauta in Abchasien abgeschossen. Der georgische Staatsrats-Vorsitzende Eduard Schewardnadse machte zwei russische Kampfflugzeuge für den Abschuß verantwortlich. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestritt hingegen, daß der Hubschrauber von russischen Militärs abgeschossen worden sei. Der Hubschrauber von abchasischen Einheiten in der Nähe von Gagra abgeschossen worden, zitierte die Moskauer Agentur Itar- Tass das Ministerium. Über Opfer des Unglücks wurde zunächst nichts bekannt.

Am Samstag hatte der georgische Staatsrat entschieden, die militärische Ausrüstung der in Abchasien stationierten russischen Truppen georgischem Recht zu unterstellen. Der russische Verteidigungsminister Pavel Gratschow nannte diesen Schritt einen Bruch früherer Vereinbarungen, der eine bewaffnete Auseinandersetzung zur Folge haben könne. Er forderte Schewardnadse auf, den Befehl zurückzunehmen und Gespräche über den Status der russischen Truppen in Georgien einzuleiten.

Am 3. September hatten der russische Präsident Boris Jelzin und Schewardnadse mit der Führung der autonomen abchasischen Republik ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, in dem auch der Rückzug georgischer Truppen und südrussischer Kaukasus-Milizen aus Abchasien vereinbart wurde. Schewardnadse warf der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zufolge "reaktionären Kreisen" in Rußland vor, den Konflikt in Abchasien zu schüren. Die Kämpfe zwischen abchasischen Verbänden mit der georgischen Nationalgarde hielten auch am Montag an.

Skinheads gestehen Tötung

WARSCHAU, 6. Oktober (AP/D). Vier der zehn polnischen Skinheads, die der Tötung eines deutschen Lastwagenfahrers verdächtigt werden, haben nach Auskunft der Krakauer Staatsanwaltschaft ein Geständnis abgelegt. Zwei wurden in eine Jugendstrafanstalt überstellt, sechs vorläufig verhaftet und zwei wegen Mangels an Beweisen auf freien Fuß gesetzt, teilte Staatsanwalt Eugeniusz Wolnik mit.

Die Polizei hatte am Freitag, nur wenige Stunden nach dem Überfall auf drei Deutsche im Krakauer Stadtteil Nowa Huta am Donnerstag abend, in einer spektakulären Aktion zehn Skinheads festgenommen. Die Täter müßten mit Gefängnisstrafen zwischen einem und zehn Jahren rechnen, sagte Wolnik. Das Motiv des Überfalls sei Fremdenfeindlichkeit gewesen. Der 35jährige Fernfahrer war am Samstag in einem Krankenhaus seinen Stichverletzungen erlegen.

. . . und außerdem Holstentor ist schief, aber es kippt nicht

Schief ist es fast wie der berühmte "Schiefe Turm" von Pisa in Italien. Doch das Schicksal, eines Tages einfach umzukippen, droht dem bekanntesten und bedeutendsten erhaltenen Stadttor des Spätmittelalters in Deutschland - dem Holstentor in Lübeck - nach Ansicht der Experten nicht. Zwar sank wohl schon während der Bauzeit (1464 bis 1478) der Südturm ab, und das Tor neigt sich seitdem ein wenig nach Westen. Außerdem gab der Boden im Laufe der Jahrhunderte immer weiter nach, so daß die untersten Schießscharten zum Teil schon mehr als einen halben Meter unter der Erdoberfläche liegen.

Doch eine Gefahr für den Bau, der von 1931 bis 1933 durch Stahlbetonanker, Eisenringe um die Türme und Zuganker in den Mauern so befestigt wurde, daß er "seitdem sicher steht", gebe es nicht, betont das Lübecker Hochbauamt. "Dennoch, frei nach dem Motto Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste", so ein Sprecher des Amtes, "haben wir in die Nische des einen Turmes ein Lot gehängt." Dieses werde von Zeit zu Zeit kontrolliert.

Eine "echte" Gefahr für das Tor hatte wohl nur im Jahre 1863 bestanden. Nur mit einer Stimme Mehrheit lehnte damals die Lübecker Bürgerschaft einen Antrag ab, das inzwischen zur Ruine verfallene Holstentor abzureißen. Statt dessen wurde es bis 1871 von Grund auf restauriert, wenn auch nach Auskunft der Lübecker Denkmalpfleger "nicht in allen Teilen historisch exakt".

Der Spitzhacke fiel allerdings damals das nur 15 Meter vor dem Haupttor gelegene prächtige Vortor im Stil der Spätrenaissance, eines der schönsten Bauwerke Norddeutschlands, zum Opfer. Es mußte weichen, um dem Lübecker Bahnhof Platz zu machen. Dennoch zweifeln manche Experten, ob das weithin bekannte Stadttor, das mehr als 30 Jahre den 50- Mark-Schein zierte, Symbol des Deutschen Städtetages, Wahrzeichen der Hansestadt und Markenzeichen Lübecker Marzipan-Hersteller ist, die kommenden Jahrhunderte überdauern wird.

Seine bis zu 3,50 Meter dicken Mauern stehen auf einer sieben Meter hohen Aufschüttung, unter der sich etwa sechs Meter Moor und Torf befanden, die vermutlich unter dem Druck des Bauwerks zu Braunkohle wurden. Das Tor wurde auf eine Balkenrost-Konstruktion gesetzt, die vermutlich auf einer Pfahlgründung ruht. Zudem sind die Ufer des Flusses Trave nur wenige Meter entfernt. Das seien alles Gründe, sagen die Zweifler, die für Befürchtungen Anlaß gäben.

Die in goldenen Lettern gehaltene Inschrift zwischen den beiden Türmen "CONCORDIA DOMI FORIS PAX" (Drinnen Eintracht, draußen Frieden) gibt es erst seit 1863. Sie ist die verkürzte Fassung früherer Inschriften. Die erste lautete in Latein "PULCHRA RES EST PAX FORIS ET DOMI CONCORDIA" (draußen Frieden und drinnen Einigkeit sind eine schöne Sache) und war auf der Stadtseite des Vortores angebracht.

Die heute auf der Stadtseite des Tores angebrachten Buchstaben "S.P.Q.L." sind die Abkürzung der Worte "SENATUS POPULUSQUE LUBECENSIS" - Senat und Volk von Lübeck. Sie wurden 1871 zum Abschluß der großen Restaurierung des Tores im 19. Jahrhundert an diese Stelle gesetzt. Der Volksmund im traditionell von schlechten Straßen geplagten Lübeck hat ihnen längst eine andere Bedeutung gegeben: Schlechtes Pflaster quält Lübeck. PETER MARTELL (dpa)

Parlamentswahlen in Kuwait angelaufen

KUWAIT-STADT, 5. Oktober (dpa). In Kuwait haben am Montag erstmals seit 1985 Parlamentswahlen begonnen. Um die Stimmen der etwa 81 400 männlichen Wahlberechtigten, rund 14 Prozent der über 21jährigen Bürger, bewerben sich für die 50 Sitze 278 Kandidaten. Frauen dürfen weder wählen noch kandidieren. Parteien nach westlichem Muster sind nicht zugelassen. Kuwaitische Oppositionelle haben sich in Zusammenschlüssen organisiert. Das ideologische Spektrum reicht vom islamischen Fundamentalismus bis hin zu liberalen Demokraten.

ÖTV ficht für Schreibkräfte

STUTTGART, 5. Oktober (dpa). Eine Tarifoffensive speziell für Frauen hat die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) angekündigt. Vorrangiges Ziel sei es, für die über 200 000 Angestellten im Schreibdienst des öffentlichen Dienstes eine spürbare Aufbesserung der Gehälter zu erreichen. Im Vorfeld der am heutigen Dienstag in Bonn beginnenden Tarifverhandlungen über einen neuen Eingruppierungstarifvertrag mit den öffentlichen Arbeitgebern von Bund, Ländern und Gemeinden bekräftigte die Gewerkschaft am Montag in Stuttgart ihre Forderung, das 20 Jahre alte Vergütungssystem zu reformieren.

Danach ist die Höhe der Bezahlung für Schreibkräfte in der Regel abhängig von der Anzahl der Schreibmaschinenanschläge, erläuterte die ÖTV. So erhalte etwa eine junge Schreibkraft, die zehn Minuten lang Schriftstücke mit mindestens 290 Anschlägen in der Minute fehlerfrei abschreiben kann, monatlich rund 2690 Mark brutto. Bei der Bezahlung blieben aber berufliche Qualifikationen im Umgang mit neuen Bürotechniken, Computern und Schreibautomaten unberücksichtigt.Friseur gestand 18 Banküberfälle

WIESBADEN, 5. Oktober (dpa). Ein 32jähriger Friseur aus Hanau hat 18 Raubüberfälle auf Banken in Hessen, Ludwigshafen, Göttingen und München gestanden. Dabei erbeutete er insgesamt mehr als 815 000 Mark. Nach Auskunft des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) in Wiesbaden vom Montag wurde der Mann bereits im Juni nach einem Überfall auf eine Bankenfiliale in München festgenommen. In der vergangenen Woche legte er dann bei der Münchener Polizei ein umfassendes Geständnis ab.

Fall im Schwimmbad: Kein Schadenersatz

KOBLENZ, 5. Oktober (dpa). Wer im Schwimmbad auf nassem Boden ausrutscht, hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Urteil des Landgerichts Koblenz hervor. In einem Schwimmbad könnten Fußbodenfeuchtigkeit und die damit verbundene Glätte nicht völlig vermieden werden, der Besucher müsse sich daher entsprechend vorsichtig bewegen, begründeten die Richter ihren Spruch (Az.: 1 O 84/91). Damit wies das Gericht die Klage einer 72jährigen Frau gegen einen Hotelier ab. Sie war im hoteleigenen Thermalbad auf dem Gang zwischen Schwimmbecken und Dusche ausgerutscht.

Vernichtende SPÖ-Niederlage in Salzburg

SALZBURG, 5. Oktober (dpa). Die bislang mit absoluter Mehrheit im Stadtparlament von Salzburg regierenden Sozialdemokraten (SPÖ) haben am Sonntag bei der Gemeinderatswahl in der Festspielstadt eine vernichtende Niederlage erlitten. Die SPÖ rutschte von 49,3 Prozent vor fünf Jahren auf nur noch 28 Prozent der Stimmen ab. Die größten Gewinne verzeichnete die grüne Bürgerliste unter Führung des Schauspielers Herbert Fux, die sich von 10,1 auf 16,5 Prozent verbesserte und zur drittstärksten politischen Kraft in der Mozart- Stadt wurde. Einen leichten Zuwachs erzielte auch die konservative Volkspartei (ÖVP), die auf 24,8 Prozent der Stimmen kam. Die Freiheitliche Partei (FPÖ) des Rechtspopulisten Jörg Haider konnte ihren Siegeszug in Salzburg nicht fortsetzen konnte und mußte bei einem Ergebnis von 14,5 Prozent sogar geringfügige Einbußen hinnehmen.

Südosttürkische Stadt von Armee umzingelt

DIYARBAKIR, 5. Oktober (dpa). Die Stadt Kulp in der südostanatolischen Provinz Diyarbakir ist seit den schweren Kämpfen vom Samstag zwischen türkischen Sicherheitskräften und Guerilleros der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Nach türkischen Korrespondentenberichten vom Montag wird Kulp von starken Einheiten der Armee abgeriegelt. Auch in der Nacht zum Montag seien die Telefonverbindungen sowie die Stromversorgung der Stadt unterbrochen gewesen. Die Entsendung von medizinischen Hilfstrupps nach Kulp mit rund 7000 Einwohnern sei ein Zeichen dafür, daß es viele Tote und Verletzte gebe.

Griechen lassen Läden offen

ATHEN, 5. Oktober (dpa). Ab sofort können in Griechenland Ladenbesitzer frei entscheiden, wie lange sie ihre Geschäfte geöffnet haben. Die konservative Regierung hat beschlossen, die Ladenschlußzeiten ab Montag aufzuheben. Somit können die Geschäfte im ganzen Land 24 Stunden täglich geöffnet sein. Lediglich der Sonntag gilt weiter als unantastbar. Doch auch hier gibt es eine Ausnahme. In Touristenregionen dürfen Kunden auch sonntags bedient werden.

Handelskammern protestieren gegen das Dekret. Sie fürchten, daß Kleinbetriebe und Einzelhändler nun endgültig von den großen Ladenketten geschluckt werden, da sie es sich nicht leisten können, ihre Geschäfte rund um die Uhr geöffnet zu lassen.

Boris Becker jetzt die Nummer sechs

HAMBURG, 5. Oktober (dpa). Die Grand Prix-Turniere in Basel, Brisbane und Palermo haben die Weltrangliste im Herren-Tennis erheblich durcheinander gewirbelt. Neue Nummer eins ist wieder der Amerikaner Jim Courier. Der bisherige Weltranglisten-Erste Stefan Edberg (Schweden) verlor durch seine Turnierpause 232 Punkte und fiel hinter Pete Sampras (USA) auf Rang drei zurück. Durch seinen Turniersieg in Basel kletterte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker um zwei Ränge auf Platz sechs. Der Leimener rangiert hinter Michael Chang (USA) sowie dem Tschechoslowaken Petr Korda, den er am Sonntag im Endspiel von Basel besiegt hatte. Ebenfalls um zwei Plätze verbesserte sich der in der vergangenen Woche pausierende Michael Stich. Der Elmshorner ist jetzt 13. (Siehe Sportteil)

Briten beugen sich Druck der EG Verzicht auf Debatte über Reform des EWS-Währungssystems

LUXEMBURG, 5. Oktober (dpa/AP). Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft (EG) werden bei ihrem Sondergipfel in der nächsten Woche in Birmingham keine ausführliche Debatte über eine Reform des Europäischen Währungssystems (EWS) nach den jüngsten Turbulenzen auf den Devisenmärkten führen. Der britische Premierminister John Major beugte sich damit dem Widerstand aus anderen EG-Ländern. Er teilte seinen Amtskollegen in einem Schreiben mit, die Finanzminister sollten zu dem Gipfeltreffen nicht eingeladen werden, weil sonst die Märkte in Erwartung möglicher Entscheidungen wieder in Unruhe geraten könnten.

In dem vertraulichen Brief Majors, der während des zweitägigen Treffens der EG-Außenminister am Montag in Luxemburg bekannt wurde, unterstreicht Major den Willen seiner Regierung, die Ratifizierung der Maastrichter Unions-Verträge zügig einzuleiten. Er bemühte sich damit, Zweifel am Ratifizierungswillen der Briten nach dem knappen Ja-Votum der Franzosen zu zerstreuen.

Die Außenminister verständigten sichauf eine grundsätzliche Einschränkung der Zentralbefugnisse zugunsten eines größeren Einflusses der Mitgliedstaaten. Sie faßten nach Auskunft von EG-Diplomaten jedoch keinen konkreten Beschluß zur Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips, das die Befürchtungen der EG-Bürger vor einer allmächtigen Zentralverwaltung in Brüssel zerstreuen soll. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) sagte, es müsse ein Instrument gefunden werden, die schwelende Unzufriedenheit ohne Änderungen an den Unionsverträgen aufzufangen. Während die Briten unter anderem anregen, die nationalen Parlamente schon früh an EG-Entscheidungen zu beteiligen, forderte Kinkel, daß die EG-Kommission schon vor der Vorlage neuer Rechtsakte die Meinung der Mitgliedstaaten einholen solle.

Außerdem gaben die Minister das Startsignal für die Aushandelung von Kooperationsverträgen mit den Mitgliedern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)

Bewegung im "Fall Krabbe" Kürzere Sperre ist möglich Vielleicht doch unter zwei Jahren / Viele rechtliche Probleme

Im Doping-Fall der drei Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr bahnt sich eine interessante Wendung an. Das Präsidium des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) wird möglicherweise ein Strafmaß von unter zwei Jahren für das Trio aus Neubrandenburg akzeptieren. "Nach der nationalen Rechtslage ist es klar, daß es maximal eine Sperre von zwei Jahren geben kann. Und da der DLV Vergleichsbereitschaft signalisiert hat, könnte er sich auf ein Strafmaß von vielleicht anderthalb Jahren einlassen", erklärte Wolfgang Schoeppe, kommissarischer Vorsitzender des DLV-Rechtsausschusses am Montag.

Auch vom Rechtsbeistand der Athletinnen, Peter Wössner (Frankfurt), hat Schoeppe erfahren, daß bei Krabbe, Breuer und Derr Vergleichsbereitschaft besteht. Daher wird er wohl im November einen Gütetermin anberaumen, wenn nicht der SC Neubrandenburg mit seinem gegen die Athletinnen eingeleiteten Vereinsausschluß-Verfahren dazwischen- funkt. Sollten Krabbe und Co. ausgeschlossen werden, würde die Verbandsgerichtsbarkeit des DLV ihre Zuständigkeit zunächst verlieren. "Die Athletinnen können sich dann aber freiwillig dem Verbandsrecht unterstellen", sagte Schoeppe.

Daß der DLV bei einem Gütetermin ein Wettkampf-Startverbot für weniger als zwei Jahre annehmen könnte, obwohl der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) für ein erstmaliges Doping-Vergehen eine vierjährige Sperre vorschreibt, stellt DLV-Rechtswart Norbert Laurens im Aussicht: "Es ist ein offenes Rennen. Doch wenn der Rechtsausschuß einen entsprechenden Vorschlag macht, kann ich mir vorstellen, daß wir ihn akzeptieren könnten. Wir müssen uns im Rahmen des nationalen Rechts bewegen, auch wenn es zur Kollision mit der IAAF kommen würde." Andererseits hat das IAAF- Schiedsgericht bereits im ersten "Fall Krabbe" - hier ging es um angebliche Urin-Manipulationen - die Autonomie des nationalen Rechts anerkannt. dpa

Justiz läßt Neonazis unbehelligt Bislang kein Verfahren wegen Aufmarsches in Dresden

DRESDEN, 5. Oktober (dpa/AFP). Nach der Demonstration von Neonazis am Wochenende in Dresden haben die Strafverfolgungsbehörden bislang noch keine Ermittlungsverfahren gegen Beteiligte eingeleitet. Augenzeugen hatten gesehen, wie Rechtsextremisten mehrfach die Hand zum Hitler-Gruß erhoben. Ein Polizeisprecher sagte jedoch am Montag, es gebe keine Hinweise auf "strafrechtlich relevante Handlungen".

Am Samstag waren rund 500 Neonazis, eskortiert von Polizisten, mit Reichskriegsflaggen und unter Rufen ausländerfeindlicher Parolen durch die Dresdner Innenstadt marschiert. Festnahmen gab es nicht. Nach den Paragraphen 86 und 86 a des Strafgesetzbuches kann "das Verbreiten von Propagandamitteln" sowie "das Verwenden von Kennzeichen" mit neonazistischem Inhalt mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.

Der Vorsitzende der oppositionellen Thüringer SPD-Landtagsfraktion, Gerd Schuchhardt, forderte ein entschlosseneres Vorgehen gegen rechtsextreme Straftäter. Er habe kein Verständnis dafür, daß es in Thüringen mittlerweile unter den Augen der Polizei möglich sei, Nazi- Parolen oder den Hitler-Gruß zu präsentieren, ohne strafrechtlich belangt zu werden.

Harte Strafen für rechtsextremistische Gewalttäter und ihr Umfeld verlangte auch der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU). Künftig müsse auch wegen Landfriedensbruches bestraft werden können, wer sich nach polizeilicher Aufforderung nicht aus einer gewalttätigen Menge entferne. Stoiber forderte die Länder auf, das bayerische Modell des "Unterbindungsgewahrsams" zu übernehmen, wonach auf richterliche Anordnung potentielle Gewalttäter "zur Verhinderung schwerwiegender Straftaten" bis zu 14 Tage inhaftiert werden können.

Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern beklagten unterdessen den "unverhältnismäßig harten Polizeieinsatz gegen friedliche Demonstranten" bei den Feiern zum Tag der deutschen Einheit in Schwerin. (Kommentar auf Seite 3)

Zwei Frankfurter im Aufgebot fürs Mexiko-Länderspiel Vogts holt Weber und Kruse Dritter Neuling ist Scholz / Bundestrainer greift Möller an

Für das Fußball-Länderspiel gegen Mexiko am Mittwoch nächster Woche in Dresden nominierte Bundestrainer Berti Vogts erstmals Ralf Weber (23) und Axel Kruse (25) von der Frankfurter Eintracht sowie Heiko Scholz (26) von Bayer Leverkusen für den 22 Spieler umfassenden Kader. Das Trio hatte sich durch gute Leistungen in der Bundesliga und beim Lehrgang der B-Nationalmannschaft in der vergangenen Woche in Duisburg für die Berufung ins A-Team empfohlen.

Vogts gab auf einer Pressekonferenz in Dresden bereits einige Besetzungen für das erste Länderspiel der DFB-Auswahl in einer Stadt der ehemaligen DDR preis. Im Tor spielt erneut der Nürnberger Andreas Köpke statt des Kölners Bodo Illgner. Ins linke Mittelfeld kehrt nach längerer Pause der Dortmunder Knut Reinhardt zurück. "Dahinter steht bereits Ralf Weber. Ihn werde ich in einem der nächsten Spiele testen", sagte Vogts.

Beim Libero hat sich der Bundestrainer noch nicht festgelegt. Jedoch hat der Münchner Olaf Thon gute Chancen, den Stuttgarter Guido Buchwald, der beim 2:1 gegen die Dänen auf diesem Posten debütierte, abzulösen. Klar ist, daß der 32 Jahre alte Völler in seinem 85. und letzten Länderspiel neben Karlheinz Riedle von Beginn an im Sturm spielen soll. Der Leverkusener Andreas Thom soll ins offensive Mittelfeld rücken.

Erstmals nach seiner schweren Verletzung hat Vogts auch Lothar Matthäus von Bayern München wieder berücksichtigt. Doch ob Matthäus, der wegen einer Kreuzbandoperation seit April nicht mehr im DFB-Team spielte, auch eingesetzt wird, ließ der Chefcoach noch offen: "Bei ihm entscheidet die Leistung, nicht der Name."

Dagegen wurden erneut der aus Dresden stammende Matthias Sammer (Inter Mailand) und Andreas Möller (Juventus Turin) nicht ins Nationalteam berufen. Vogts kritisierte den ehemaligen Frankfurter Möller zum wiederholten Mal in scharfer Form. "Mir paßt das ganze Auftreten von Andreas Möller nicht. Wenn mir ein 25jähriger sagt, daß ihm das Geldverdienen bei seinem Verein wichtiger ist als die Nationalmannnschaft, stimmen die Prioritäten nicht. Außerdem hat er in der Nationalmannschaft noch nie etwas geleistet." dpa/sid

Das Aufgebot: Tor: Illgner, Köpke.

Abwehr: Buchwald, Frontzek, Helmer, Kohler, K. Reinhardt, Reuter, Thon, Weber, Wörns.

Mittelfeld und Angriff: Doll, Effenberg, Häßler, Matthäus, Scholz, Kirsten, Thom, Klinsmann, Kruse, Riedle, Völler.

Drogentoten-Zahl noch höher

WIESBADEN, 5. Oktober (dpa). In Deutschland sind von Januar bis Ende September dieses Jahres 1501 Menschen an ihrem Drogenkonsum gestorben. Das sind 70 mehr als in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres, berichtete das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden am Montag auf Anfrage. In den neuen Bundesländern habe es bislang einen Rauschgifttoten gegeben.

ABM-Stellen lebensnotwendig Hans Hansen fordert 60 Millionen Mark für Sport

Als lebensnotwendige Voraussetzung für den Sport im Osten Deutschlands hat Hans Hansen, Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), die Fortführung der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) für die nächsten ein bis zwei Jahre bezeichnet. "Der DSB ist im Gespräch mit der Bundesanstalt für Arbeit, um für den Sport in den neuen Bundesländern eine Ausnahmeregelung zu erwirken", sagte Hansen in einem Interview mit dem "Neuen Deutschland" (Montags-Ausgabe).

Die Landessportbünde und Vereine müßten nach Hansens Auffassung auch in Zukunft durch ABM gestützt werden, weil ein hauptamtliches Gerippe in den neuen Ländern die Voraussetzung dafür ist, daß sich der Breiten- wie Spitzensport weiterentwickele. "Wenn die Bundesregierung immer wieder sagt, daß sie den Spitzensport unterstützt, aber aus verfassungsrechtlichen Gründen den Breitensport nicht fördern kann, weil das gegen das Prinzip der Trennung von Bundes- und Landeshoheit verstoße, so sage ich: Sie widerspricht sich selbst, weil sie andererseits bereit ist, 900 Millionen Mark für kulturelle Zwecke auszugeben." dpa

Chinas ZK-Plenum tagt

PEKING, 5. Oktober (dpa). Am Montag hat in Peking eine Plenarsitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas begonnen. Das ZK-Plenum wird den künftigen Kurs bestimmenden Politischen Bericht von KP-Chef Jiang Zemin abschließend erörtern und verabschieden. Es ist die letzte Plenartagung des alten ZK, da der Parteitag ein neues ZK wählen wird.

Dieses soll von jüngeren Kräften besetzt werden, im Politbüro wird es eine Reihe von Umbesetzungen geben und die bisherige Organisationsform der Beraterkommission soll verändert werden.

Das ZK-Plenum berät ebenfalls über einen Entwurf zur Änderung des Parteistatuts.Lungenkrebs durch Uran-Abbau Mehr als 7000 Kranke in Sachsen und Thüringen registriert

ERFURT, 5. Oktober (dpa). Der rücksichtslose Uran-Abbau nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen und Thüringen hat mehr als 7000 vorwiegend an Lungenkrebs erkrankte Opfer gefordert. Das berichtete der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Bertram Wieczorek (CDU), am Montag zur Eröffnung der 24. Tagung der "European Society for Radiation Biology" in Erfurt.

Die Sanierung der einstigen sowjetisch-deutschen Aktiengesellschaft Wismut - jetzt im Bundesbesitz - sei zwar beherrschbar, "jedoch in dieser Dimension eine Herausforderung, da bisher kaum Erfahrungen vorliegen". Die Menschen dort hätten ein Recht auf Perspektiven für ein sinnerfülltes Leben in ihrer Region, sagte Wieczorek, der Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) vertrat.

Mehr als 300 Strahlenbiologen aus allen europäischen Ländern und Übersee werden bis Donnerstag in der thüringischen Landeshauptstadt über Grundlagen der Strahlenwirkung, über biologisch-medizinische Strahlenrisiken und Probleme der experimentellen Strahlentherapie diskutieren. Breiten Raum auf der Tagung nimmt auch das Radon als natürliche Strahlungsquelle ein. Während Untersuchungen zufolge eine starke Radon-Belastung bei Bergleuten zu einem erhöhten Lungenkrebsrisiko führt, ist bisher unklar, ob und in welcher Höhe Radonaustritte in Häusern einen derartigen Effekt auslösen. Laut Wieczorek ist vor allem im Erzgebirge in Fundamenten von Häusern die zehnfache Menge des Grenzwertes für Radon festgestellt worden, ohne daß die Bewohner an Krebs erkrankt seien.

Unruhen in Mauretanien

RABAT, 5. Oktober (dpa). Die Regierung Mauretaniens hat mit einem nächtlichen Ausgehverbot in der Hauptstadt Nouakschott auf die Unruhen reagiert, die durch die Ankündigung einer starken Abwertung der nationalen Währung Ouguiya ausgelöst worden waren. Dies meldete die marokkanische Nachrichtenagentur MAP am Montag. Die Abwertung, die mit dem Weltwährungsfonds (IWF) und der Weltbank vereinbart worden sei, beträgt nach Angaben der Regierung 27,97 Prozent und nicht 42 Prozent, wie die Regierungszeitung "Chaab" (Das Volk) zunächst gemeldet hatte.

Die Abwertung ließ sofort die Preise für Waren des täglichen Bedarfs hochschnellen, da Mauretanien sehr stark von Importen abhängig ist. Radio Mauretanien berichtete nach Informationen der MAP von "Akten des Banditentums, Plünderungen und Aggressionen" in der Hauptstadt. Die Polizei sei mit Tränengas gegen die Protestierenden vorgegangen.

Linienbus raste in Wohnhaus

GARBSEN, 5. Oktober (dpa). Ein Linienbus ohne Fahrgäste ist am Montag in ein Einfamilienhaus in Garbsen bei Hannover gerast. Die dort lebende vierköpfige Familie erlitt einen Schock. Der Busfahrer gab an, er sei von einem entgegenkommenden Auto geblendet worden. Der Bus prallte gegen einen Lastwagen, schleuderte über die Straße in den Vorgarten und dann gegen die Hauswand, die eingedrückt wurde. Das Fahrzeug fing Feuer und brannte völlig aus. Der Fahrer erlitt Schnittverletzungen im Gesicht, berichtete die Polizei.

Aktiv-Urlaub

HINDELANG, 5. Oktober (dpa). Mit Fehlalarmen hat ein ehemaliger Feuerwehrkommandant aus Mönchengladbach seine Berufskollegen am Urlaubsort auf Trab gehalten. Immer wenn er im Allgäu Urlaub machte, gingen über Notruf Schreckensnachrichten ein, teilte die bayerische Grenzpolizei am Montag mit. Tags wie nachts meldete der Anrufer Großbrände, Bergunglücke oder schwere Verkehrsunfälle, was wiederholt kostspielige Rettungseinsätze auslöste. Der 17. Anruf wurde dem Scherzbold zum Verhängnis. Beamte ertappten ihn auf frischer Tat. Der 49jährige war bis zu seiner Frühpensionierung Leiter der Berufsfeuerwehr von Mönchengladbach.

MiG-25-Verkauf gescheitert

MÜNCHEN, 5. Oktober (dpa). Ein 42jähriger Münchner Angestellter hat versucht, acht MiG-25-Kampfflugzeuge aus der ehemaligen UdSSR nach Nigeria und in den Iran zu verkaufen. Nach Mitteilung des Bayerischen Landeskriminalamtes wurde der mutmaßliche Drahtzieher des illegalen Waffengeschäfts verhaftet. Bei Hausdurchsuchungen wurden bei dem 42jährigen und zwei seiner Brüder aus Sachsen belastende Unterlagen gefunden. An den beiden Wohnsitzen des Angestellten stellten die Beamten eine Maschinenpistole, zwei Gewehre, drei Pistolen, zwei Revolver und 750 Schuß Munition sicher. Sie fanden außerdem umgerechnet rund eine halbe Million Mark. Das Geld stammt vermutlich aus einer illegalen Transaktion mit 490 Tonnen tschechischer Butter, die über eine Scheinfirma abgewickelt wurde. Der Mann gab diesen Deal inzwischen zu, hieß es.

"Focus" für die "Info-Elite" Burdas Nachrichtenmagazin: Konkurrenz für den "Spiegel"

Unter dem Titel "Focus" will die Burda- Verlagsgruppe (Offenburg/München) vom 18. Januar des kommenden Jahres mit einem eigenen Nachrichtenmagazin auf den Markt kommen. Wie der Münchner Verleger Hubert Burda sagte, soll das montags erscheinende Heft zum Preis von vier Mark mit einer Startauflage von 600 000 Exemplaren vor allem in Konkurrenz zum "Spiegel" aus Hamburg (rund 1,1 Millionen Auflage, Preis fünf DM) treten.

Burda sieht durch veränderte Mediengewohnheiten eine Chance für "Focus". Nach dem Geschäftsbericht 1991 der Burda-Gruppe seien die Warnungen, wonach kein Platz für ein zweites deutsches Nachrichtenmagazin sei und kein Verlag ein solches Projekt wirtschaftlich durchstehen könne, einer objektiven Betrachtungsweise gewichen.

Das vierfarbig gestaltete Heft mit rund 100 redaktionellen Seiten und dem Untertitel "Das moderne Nachrichtenmagazin" richte sich vor allem an die "Info-Elite", sagte "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort. Das seien jene Männer und Frauen, die sich durch ihr "aktives Informationsverhalten und insbesondere durch ihre Informationsintensität" auszeichneten. Das neue Magazin - an dem, wie berichtet, bisher unter dem Titel "Zugmieze" gearbeitet wurde - soll Themen "mit anderer Einstellung und Brennweite" darstellen.

Das Medienhaus Burda veranschlagt die Gesamtkosten für das in der Focus Magazin Verlag GmbH (München) erscheinende Projekt auf bis zu 100 Millionen DM.

Helmut Markwort, der auch der Burda- Geschäftsführung angehört, nannte als Themenschwerpunkte die Bereiche Politik, Wirtschaft, Deutschland, Kultur, Technik, Lifestyle, Geldanlage. Über 70 Journalisten seien verpflichtet worden. Mit viel Grafik und Bildern sollen schwierige Zusammenhänge dargestellt werden. Markwort sprach von einer "neuen Vernetzung von Bild und Text". Jedes Ressort soll seine eigene Personalienseite erhalten "mit Informationen, aber kein Klatsch".

Die Abgrenzung zur Illustrierten soll durch die Information erfolgen. Das Magazin sei politisch unabhängig. Markwort: "Es wäre töricht, sich an eine Partei zu binden. Wir stehen für Marktwirtschaft, Leistung, Erfolg und Freude am Leben." dpa

Pfund im freien Fall - Aktien unter Druck

FRANKFURT A. M./LONDON (dpa/ VWD/rtr/FR). An den Devisenmärkten setzte sich der starke Kursverfall des britischen Pfundes und der italienischen Lira zum Wochenbeginn fort. Auch der Dollar gab nach, und die Aktienkurse gerieten sowohl in Europa als auch in den USA erheblich unter Druck.

Das Fixing für das Pfund lautete in Frankfurt auf 2,3690 Mark. Damit verlor die britische Währung gegenüber vergangenem Freitag mehr als acht Pfennig, und seit dem Austritt aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) hat es rund 20 Prozent eingebüßt. Devisenhändler machen die Unsicherheit über die britische Wirtschaftspolitik für den rapiden Sturz verantwortlich. Auf der Lira, deren Mittelkurs sich auf 1,0840 Mark für tausend Lire stellte, lastete unter anderem die Befürchtung vor innenpolitischen Unruhen, nachdem die Gewerkschaften Widerstand gegen den finanzpolitischen Sparkurs Roms signalisiert haben.

Der Dollar rutschte unter die Schwelle von 1,40 Mark und notierte beim Fixing mit 1,3993 Mark. Die anhaltende Konjunkturflaute in den USA und die schlechten Karten von George Bush, als Präsident wiedergewählt zu werden, führen Händler als Gründe an.

Die spanische Notenbank hob am Montag überraschend die vor knapp zwei Wochen verfügten Kapitalverkehrskontrollen wieder auf. Auf dem Höhepunkt der Turbulenzen hatte Madrid damals eine Depotpflicht von 100 Prozent für Auslandsdarlehen und langfristige Fremdwährungskredite verfügt.

Zeichen für eine "Demoralisierung" in Europa und die Mitverantwortung seines Landes an diesem Zustand sieht der britische EG-Kommissar Bruce Millan. Im BBC sagte er, es sei ein Fehler, daß Großbritannien, das bis zum Jahresende die EG-Ratspräsidentschaft innehat, die Themenliste der Europäischen Gemeinschaft zu sehr unter britischen Aspekten betrachtet habe. Die Unklarheit über den Zeitpunkt der Ratifizierung des Vertrags von Maastricht, der EWS-Austritt des Pfundes und der Streit mit Deutschland hätten die Stimmung negativ beeinflußt.

Noch kein Ort festgelegt Leeds will neues Spiel zu Hause austragen

Der Vorstand des englischen Fußballmeisters Leeds United will offensichtlich keine Berufung gegen das Urteil der UEFA zum Regelverstoß durch den VfB Stuttgart im Rückspiel der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister einlegen. Auf einer Pressekonferenz teilte der Verein am Montag allerdings mit, daß Leeds das fällige Entscheidungsspiel im heimischen Stadion an der Elland Road und nicht auf neutralem Boden austragen will. Begründet wurde diese Forderung, die der UEFA per Telefax übermittelt wurde, vor allem damit, daß eine Verlängerung und das Elfmeterschießen bei einem Stand von 3:3 nach zwei Spielen in Leeds stattgefunden hätte. Die Einspruchsfrist in diesem Verfahren läuft noch bis zum Dienstagabend. Die UEFA hatte entschieden, daß das 1:4 des deutschen Meisters im Erstrunden-Rückspiel des Europacup-Wettbewerbs wegen eines Verstoßes gegen die Ausländer-Regel in ein 0:3 umgewandelt wird und somit das 3:0 aus dem Hinspiel egalisiert, wodurch eine dritte Partie notwendig wird.

Bis zum Montag nachmittag konnte die UEFA weder den Ort noch einen Termin für das am Wochenende angestrebte Entscheidungsspiel nennen. dpa

Rußland/Georgien .(Zusammenfassung) Schewardnadse: "Breite Verschwörung" gegen Georgien

Moskau/Tiflis (dpa). Die Kämpfe zwischen abchasischen Verbänden und Freiwilligen aus dem Nordkaukasus mit der georgischen Nationalgarde um die Schwarzmeer-Stadt Gagra haben auch am Montag mit unverminderter Härte angehalten.

Der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse machte "vertrauenszerstörende Angriffe" der abchasischen bewaffneten Formierungen für die Zuspitzung der Lage verantwortlich. In einer Rundfunkansprache sagte er nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsgebiet nach Tiflis, gegen Georgien sei eine "breite Verschwörung" im Gange.

"Die anti-georgischen Kräfte haben ihre Hauptreserven aktiviert: die russischen reaktionären Kreise", sagte Schewdardnadse. Abermals kritisierte er die jüngste Resolution des russischen Parlaments, in der dieser Georgien zum Abzug seiner Truppen aus Abchasien aufgefordert hatte. "Diese reaktionären Kräfte sitzen nicht nur im russischen Parlament, sie haben ihre Vertreter auch in der russischen Armee." Der georgische Staatsrat hatte am Wochenende beschlossen, die russische Militärtechnik in Georgien unter seine Kontrolle zu bringen.

Die Altstadt von Gagra ist durch die andauernden Kampfhandlungen weitgehend zerstört worden. Georgien setzt bei den Kämpfen auch Flugzeuge und Hubschrauber ein. Bei der Eroberung durch die Freischärler Abchasiens und des Nord-Kaukasus hatte die Nationalgarde zwölf Schützenpanzer sowie drei Panzer T 72 und damit fast ihre gesamte bei Gagra eingesetzte Panzertechnik verloren. Augenzeugen berichteten von Plünderungen und Vergewaltigungen nach der Eroberung.

In Suchumi wurden georgische Bürgerwehren aufgestellt, die in der Nacht zum Montag ihre Patrouillen aufnahmen. In der Stadt fehlt es an Brot. Strom und Benzin sind knapp. In Tiflis lief die Einberufung der Reservisten weiter auf vollen Touren.

Der Vorsitzende der Konferenz der kaukasischen Bergvölker, Mussa Schanibow, griff indessen die russische Regierung an. "Wenn die Regierung sich weiterhin auf die militärische Kraft stützt, wird der kaukasische Krieg zu einem allgemeinen russischen Bürgerkrieg anwachsen", sagte er am Sonntag abend im GUS-Fernsehen. dpa hm el ha

Wieder Sperre für Palästinenser

JERUSALEM, 5. Oktober (dpa). Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen wollen die israelischen Behörden die Grenze zu den besetzten arabischen Gebieten für Palästinenser schließen. Anlaß ist der höchste jüdische Feiertag Yom Kippur an diesem Mittwoch.

Von Dienstag früh bis Mittwoch abend dürfen Palästinenser aus dem Westjordanland und aus dem Gaza-Streifen nicht nach Israel einreisen. Begründet wird diese Maßnahme mit der Vorbeugung gegen mögliche Anschläge. Eine derartige Sperre war erst kürzlich zum jüdischen Neujahrsfest verhängt worden.

Am Dienstag soll in den besetzten Gebieten ein Generalstreik stattfinden. Dahinter stehen extreme Palästinenserorganisationen, die den Boykott der Friedensgespräche zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn beziehungsweise den Palästinensern fordern.

Zur Person:

ANDREAS KNIEPERT, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Thüringer Landtag, hat von April bis Oktober 1991 doppelte Bezüge aus dem öffentlichen Dienst erhalten, obwohl dies nicht mit dem Thüringer Abgeordnetengesetz vereinbar ist. Kniepert bestätigte einen entsprechenden Bericht der in Weimar erscheinenden Neuen Thüringer Illustrierten. Neben seiner Grundentschädigung als Abgeordneter habe er die vollen Bezüge aus seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der Weimarer Hochschule für Architektur und Bauwesen (HAB) erhalten. Nach seiner Ansicht hat es bis Anfang 1992 im Thüringer Abgeordnetengesetz "eine juristische Grauzone gegeben". Erst im Sommer 1991 habe ihn der ehemalige Rektor der Hochschule darauf hingewiesen, daß die Bezüge aus seiner Hochschultätigkeit nicht mit dem Abgeordnetengesetz vereinbar seien. Daraufhin habe er die Überprüfung seines Vertrages beim Landtag beantragt. Danach sei er beurlaubt und die Zahlung seiner Hochschulbezüge eingestellt worden. (dpa)

ZDF-Sportstudio wird von Brauerei gesponsert

Das "Aktuelle Sportstudio" im ZDF, eine der traditionsreichsten Sportsendungen im Fernsehen, wird von einer Bremer Brauerei (Beck's-Gruppe) gesponsert. Der Vertrag läuft bis Ende 1993. Über den finanziellen Rahmen vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Der Name des neuen Sponsors tauchte erstmals am vergangenen Samstag vor und nach dem Ende des Sportstudios auf. Das entspricht den Vorschriften über Sponsoring, die im Rundfunk-Staatsvertrag geregelt sind.

"Das Sportstudio soll die einzige regelmäßige ZDF-Sportsendung bleiben, die gesponsert wird. Das schließt nicht aus, daß wir für einzelne Höhepunkte, etwa bei einem Grand Slam-Tennisturnier, andere Sponsoren finden", heißt es im ZDF. Die Nennung des Sponsors falle dabei nicht unter das Werbeverbot, das für öffentlich-rechtliche TV-Anstalten generell ab 20 Uhr gilt, wird auf dem Mainzer Lerchenberg hervorgehoben.

Für eine Erweiterung der Werbezeiten um fünf Minuten nach 20 Uhr hatte sich zuletzt ZDF-Intendant Dieter Stolte ausgesprochen. Mit den zusätzlichen Einnahmen sollen Sport-Übertragungsrechte gesichert werden. Sport-Sponsoring ist seit dem 1. Januar möglich und wurde erstmals von ARD/ZDF bei den Olympischen Winterspielen in Albertville als zusätzliche Einnahmequelle genutzt. dpa

Ex-Außenminister verurteilt

WIEN, 5. Oktober. Der frühere österreichische Außenminister und Parlamentspräsident Leopold Gratz ist am Montag von einem Wiener Gericht für schuldig befunden worden, 1985 vor einem Untersuchungsrichter bei den Erhebungen im Zusammenhang mit dem Untergang des Frachters "Lucona" falsch ausgesagt zu haben. Er wurde zu einer Geldstrafe von umgerechnet 64 000 Mark verurteilt. Der Ex-Minister meldete Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde gegen Schuldspruch und Strafe an. Gratz, der von 1984 bis 1986 das Außenamt leitete, war vorgeworfen worden, dem Untersuchungsrichter die Beschaffung von Entlastungspapieren für seinen Freund Proksch aus Rumänien verschwiegen zu haben. Diese Papiere stellten sich später als Fälschungen heraus.

Klage gegen Gauck-Behörde auf Herausgabe von Akten

BERLIN, 5. Oktober (dpa). Die Berliner Staatsanwaltschaft beim Kammergericht hat Klage gegen die Gauck-Behörde eingelegt, um die Herausgabe von Akten des früheren DDR-Staatssicherheitsdienstes durchzusetzen. Berlins Generalstaatsanwalt Dieter Neumann sagte auf Anfrage am Montag, seine Behörde wolle nicht länger hinnehmen, daß Mitarbeiter der Gauck-Behörde prüfen, ob die angeforderten Stasi-Akten für die Tätigkeit der Staatsanwaltschaft erforderlich seien oder nicht.

Aktiv-Urlauber war nicht Chef

FRANKFURT A. M., 6. Oktober (FR). Die dpa-Meldung in der gestrigen Ausgabe über einen ehemaligen Feuerwehrmann aus Mönchengladbach, der seine Berufskollegen am Urlaubsort durch Fehlalarme in Trab hielt, enthielt einen Fehler. Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) nach Redaktionsschluß mitteilte, war der 49jährige niemals Leiter der Mönchengladbacher Berufsfeuerwehr, sondern nur einfacher Feuerwehrmann gewesen.

Ort noch nicht bekannt Leeds will drittes Spiel zu Hause austragen

Der Vorstand des englischen Fußball- meisters Leeds United will offensichtlich keine Berufung gegen das Urteil der UEFA zum Regelverstoß durch den VfB Stuttgart einlegen. Auf einer Pressekonferenz teilte der Verein am Montag allerdings mit, daß Leeds das fällige Entscheidungsspiel im heimischen Stadion an der Elland Road und nicht auf neutralem Boden austragen will. Mit dieser Frage beschäftigt sich nun die Organisations- Kommission der UEFA; eine Entscheidung wird voraussichtlich am Dienstag vormittag fallen.

Bis zum Montag abend hatten weder Leeds noch der VfB Stuttgart Berufung gegen das Urteil vom Samstag eingelegt. Die Einspruchsfrist läuft allerdings erst am heutigen Dienstag, 24 Uhr, ab. Leeds übermittelte die Forderung, auf eigenem Platz antreten zu wollen, am Montag per Telefax der UEFA. Begründet wurde dies vor allem damit, daß eine Verlängerung bzw. das Elfmeterschießen bei einem Stand von 3:3 in Leeds stattgefunden hätte und daß eine Reise aufs Festland für die Engländer mehr Nachteile hätte.

Wie ein Mitarbeiter der UEFA mitteilte, ist mit einer Entscheidung über Austragungsort und Termin des Entscheidungsspiels am Dienstag zu rechnen. dpa

Studie: ARD und ZDF nicht auf privatem Programmkurs

MAINZ (dpa). Die Kritik, daß die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihr Programm angeblich der privaten Konkurrenz angleichen, ist nicht haltbar. Zu diesem Ergebnis kommt nach Mitteilung von ARD und ZDF eine vergleichende Studie der Programmprofile durch das Kölner Institut für empirische Medienforschung. Die beiden Sender erfüllen nach wie vor ihren "Grundversorgungsauftrag", so die Untersuchung.

Beim ZDF bestehen der Untersuchung zufolge 40 Prozent des gesamten Angebots aus Informations- und Bildungsprogrammen, inklusive Nachrichten; bei der ARD sind es 37 Prozent. Das Sat 1-Programm biete dagegen nur 20 Prozent an Informations- und Bildungsprogrammen, RTL plus lediglich 15 Prozent.

ZDF-Intendant Dieter Stolte wertete die Studie als Bestätigung der ZDF-Programmpolitik: Die öffentlich-rechtlichen Anbieter würden auch in Zukunft nicht von ihrer Programmischung abweichen. Im Gegensatz zu den Privaten böten ARD und ZDF zu allen Tageszeiten eine Mischung aus Information, Bildung und Unterhaltung. Die privaten Programme, so eine Schlußfolgerung aus der Studie laut Stolte, hätten dagegen ihre wenigen Informationsprogramme immer stärker in die "nutzungsschwachen" Tageszeiten gelegt, die Hauptsendezeit dagegen immer mehr mit Unterhaltung gefüllt. dpa

Nach Absturz über 250 Tote befürchtet

AMSTERDAM, 5. Oktober (dpa). Auch einen Tag nach dem Absturz einer israelischen Frachtmaschine vom Typ Boeing 747 auf zwei Hochhäuser in Amsterdam stand die Zahl der Opfer der Katastrophe noch nicht fest. Für 250 Menschen, die am Montag noch unter den Trümmern vermißt wurden, bestand praktisch keine Hoffnung mehr. 14 Menschen wurden bis zum Abend tot geborgen. Die Ursache für das Unglück war noch ungeklärt.

Der Jumbo, der am Sonntag abend wenige Minuten nach dem Start im Vorort Bijlmermeer niederging, nachdem zwei Triebwerke in Brand geraten waren, riß eine 20 Meter tiefe Schneise in zwei zusammenhängende Wohnblocks. Die obersten fünf Etagen der zehnstöckigen Gebäude waren sofort weg.

Die Rettungsarbeiten von fast 600 Feuerwehrleuten waren in der Nacht zum Montag praktisch unmöglich gemacht worden, da vor den Gebäuden eine riesige Feuerwand loderte. Das Kerosin aus den Flugzeugtanks hatte ein Flammenmeer verursacht. Die Aufräumarbeiten am Unglücksort gingen am Montag nur mühsam voran, da die Trümmer Stück für Stück abgetragen werden mußten.

(Weiterer Bericht auf der Seite "Aus aller Welt")

"Bonn soll Auschwitz pflegen"

DÜSSELDORF, 6. Oktober (dpa). Mitglieder des Internationalen Auschwitz- Komitees wollen sich Anfang November auf einer Vollversammlung dafür aussprechen, daß die Bundesregierung den Unterhalt der Gedenkstätte übernimmt. Maurice Goldstein, Präsident der Organisation der Auschwitz-Überlebenden, sagte der in Düsseldorf erscheinenden Westdeutschen Zeitung, Polen sei offenbar nicht mehr in der Lage oder willens, die Unterhaltskosten der Anlage auf dem ehemaligen KZ-Gelände zu tragen. Nach einem Gutachten der US-amerikanischen Lauder-Stiftung sind etwa 40 Millionen Dollar nötig, um die Gedenkstätte in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten.

Asteroid kreuzt Bahn der Erde

WASHINGTON, 7. Oktober (dpa). Der 1989 entdeckte Asteroid "Toutatis" wird am Donnerstag nach vier Jahren wieder die Bahn der Erde kreuzen. Da er sich bis auf 3,54 Millionen Kilometer annähert, wird der Kleinplanet, wie die US-Raumfahrtbehörde NASA in Washington mitteilte, Astronomen eine seltene Gelegenheit zur Beoachtung bieten.

"Toutatis" ist mit einem Durchmesser von etwa 3,2 Kilometern eines der größten Objekte im All, die in regelmäßigen Abständen die Bahn der Erde kreuzen. Er kreuzt sie alle vier Jahre.

"Höhere Landegebühren für veraltete Jets"

BONN, 5. Oktober (dpa). Verkehrsminister Günther Krause (CDU) soll die deutschen Verkehrsflughäfen veranlassen, veraltete und damit die Umwelt mit Lärm und Schadstoffausstoß belastende Jets mit deutlich höheren Landegebühren zu belegen. Eine entsprechende Forderung hat die Deutsche Umwelthilfe am Montag an den Minister gerichtet. Angesichts der vergleichsweise niedrigen Kerosinpreise und des Überangebots bei gebrauchten Maschinen würden augenblicklich Fluggesellschaften belohnt, die ohne Rücksicht auf die Umwelt derartiges Fluggerät einsetzten.

Zur Person:

RICHARD VON WEIZSÄCKER, Bundespräsident, wird in der griechischen Hauptstadt Athen als Ehrenmitglied in die Akademie aufgenommen. Wie das Bundespräsidialamt in Bonn erläuterte, hat die Akademie 50 reguläre sowie fünf Ehrenmitglieder, darunter den früheren französischen Staatspräsidenten Valerie Giscard d'Estaing. (dpa)

Bund schleust Renditen noch weiter nach unten

BONN (dpa/VWD). Nach mehreren Renditekürzungen bleibt bei Bundespapieren erneut weniger hängen. Betroffen sind diesmal Finanzierungsschätze, Bundesobligationen und Schatzbriefe. Bei letzteren ist bei sechs Jahren Laufzeit für den Typ A (1992/11) nur noch eine Endrendite von 7,89 nach 8,17 Prozent vorgesehen und beim Typ B (1992/12) mit sieben Jahren Laufzeit von 8,03 (8,36) Prozent. Attraktiver erscheinen die Finanzierungsschätze. Hier sollen diejenigen mit einjähriger Laufzeit mit einer Rendite von nur noch 8,40 (8,60) Prozent künftig mehr abwerfen als die zweijährigen Papiere mit 8,30 gegenüber bisher 8,75 Prozent. Nach den Anpassungen bei den Verkaufskursen geht die Rendite bei den Bundesobligationen von 7,52 auf 7,50 Prozent von heute an weiter zurück. Dafür werden statt der Acht-Prozent-Obligationen mit einem Kurs von 101,9 Prozent neue 7,5-Prozenter zum Kurs von 100 Prozent verkauft (Serie 102 von 1992/97).

Zur Person:

BERNHARD VOGEL (CDU), thüringischer Ministerpräsident, will für weitere zwei Jahre Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin bei Bonn bleiben. Er werde Ende des Jahres bei der Mitgliederversammlung der Stiftung erneut für dieses Amt kandidieren, wurde jetzt in Bonn bestätigt. Die Mitgliederversammlung wird vermutlich auch über eine Satzungsänderung entscheiden, mit der das Amt eines weiteren stellvertretenden Stiftungsvorsitzenden oder eines geschäftsführenden Vorsitzenden eingerichtet wird. Damit soll Vogel, der seit vier Jahren die Stiftung leitet, von den laufenden Geschäften entlastet werden. (dpa)

Europaschiff auf Kurs halten Wirtschaft verlangt von Politik Klarstellungen zu Maastricht

BONN (dpa/VWD/AP/rtr). Die deutsche Wirtschaft hat die Bundesregierung aufgefordert, am Vertrag von Maastricht festzuhalten und die europäische Einigung entschlossen voranzutreiben. Der Pakt sollte jetzt ratifiziert werden, verlangte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, auf einem EG-Forum. Über weitere Reformen und Korrekturen müsse nach Inkrafttreten gründlich nachgedacht werden. In einer gemeinsamen Erklärung der Spitzenverbände der gewerblichen Wirtschaft heißt es: "Europa steht am Scheideweg. Viele Probleme können wir allein in unseren Nationalstaaten nicht mehr lösen." Die Politik müsse aber auch die mit den Abmachungen einhergehenden Sorgen vieler Menschen ernst nehmen. Die Organisationen der Wirtschaft appellieren an die Staats- und Regierungschefs, auf dem EG-Sondergipfel in der kommenden Woche in Birmingham "verbindliche Klarstellungen" zu Maastricht zu beschließen. Die Politiker sollten die Weichen für mehr Demokratie und mehr Bürgernähe stellen.

Die hiesige Wirtschaft stehe voll hinter der Europapolitik Bonns, erklärten Nekker sowie die Oberen des Handwerks, des Sparkassenverbandes und der Arbeitgeber, Heribert Späth, Helmut Geiger und Klaus Murmann. Necker machte darauf aufmerksam, daß das "Europaschiff nicht zum ersten Mal in stürmische See geraten" sei. Es müsse und könne auf Kurs gehalten werden. "Es gibt in unseren Augen keine Alternative zur schrittweisen Erweiterung der Gemeinschaft." Der Prozeß der europäischen Einigung müsse weitergehen, mahnte auch Späth. Geiger betonte die Bedeutung einer stabilen Einheitswährung. "Bei der Auswahl der Teilnehmer an der Währungsunion muß allein nach ökonomischen Kriterien entschieden werden. Politische Kompromisse dürfen den Erfolg der Währungsunion nicht gefährden", warnte Geiger im Namen der gesamten hiesigen Kreditwirtschaft. Murmann hielt bei der sozialen Ausgestaltung Europas Behutsamkeit gegenüber den gewachsenen nationalen Sozialordnungen und Rücksichtnahme auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Länder für erforderlich. Auf keinen Fall dürfe es eine zentrale europäische Sozialpolitik geben.

In der gemeinsamen Erklärung der Verbände mit dem Titel "Europa voranbringen - Maastricht verwirklichen" heißt es: "Die Politik muß handeln" und "mit den Menschen sprechen". Die Wirtschaft werde in ihrem Engagement für Europa nicht nachlassen. Angemahnt werden unter anderem gemeinsame Regelungen für Asyl und Einwanderung, Umweltschutz und den Kampf gegen die internationale Kriminalität. Auch "ohne eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik bleiben wir handlungsunfähig und gefährden unsere Zukunft".

Die Erklärung bildete den Auftakt für ein EG-Forum über die Wege und Ziele zur Europäischen Wirtschaftsunion. Die Wirtschaft lud dazu auch Bundeskanzler Helmut Kohl, Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann, Finanzminister Theo Waigel, Arbeitsminister Norbert Blüm und EG- Präsident Jacques Delors zu Vorträgen und Diskussion ein. Kohl sprach sich erneut gegen ein Europa mehrerer Geschwindigkeiten aus. Er wolle aber auch keine Ausrichtung am langsamsten Schiff im Geleitzug. Möllemann betonte, die europäischen Währungsturbulenzen dürften nicht vergessen machen, daß die Verwirklichung des Binnenmarktes einen großen Schritt nach vorne bedeute. Dieser Weg werde zu mehr Wachstum und Arbeitsplätzen und zu mehr Wohlstand führen. Waigel bekräftigte, daß es bei der Unabhängigkeit der im Maastricht-Vertrag vorgesehenen Europäischen Zentralbank keine Kompromisse geben werde.

Dem Gemeinschaftsausschuß der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft gehören 15 Spitzenverbände an, darunter der BDI, der Deutsche Industrie- und Handelstag, der Zentralverband des Handwerks und die Banken- und Sparkassenverbände.

FIS bietet Algier Dialog an

BONN, 6. Oktober (dpa). Die in Algerien verfolgte fundamentalistische Islamische Heilsfront (FIS) hat der Führung erstmals einen "Dialog" zur Überwindung der Staatskrise angeboten. Dies teilte FIS-Sprecher Kebir Rabah am Montag in in Bonn mit. Die FIS habe den in Deutschland lebenden Algerier Abdelkader Sahraoui gebeten, mit der Führung in Algier Gespräche aufzunehmen.

Kebir Rabah, der auch Vorsitzender des politischen Ausschusses des FIS- Konsultativrates ist, sagte, die Heilsfront stelle drei Bedingungen: die gegenwärtigen Machthaber müßten bei Aufnahme eines Dialogs den Wahlsieg der FIS vom Dezember letzten Jahres berücksichtigen, alle inhaftierten FIS-Politiker freilassen sowie die Organisation und die Opfer der Militärherrschaft entschädigen.

Das Angebot der FIS kommt nach monatelangen und zunehmend blutigen Zusammenstößen zwischen dem Militär und fundamentalistischen Guerillas.

Matthäus-Maier: Zuviel Staatssekretäre

KÖLN, 5. Oktober (AFP). Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Ingrid Matthäus-Maier, hat Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) aufgefordert, bei der nächsten Kabinettsumbildung die Zahl der Staatssekretäre drastisch zu verringern. "Die Bundesregierung propagiert ständig den Sparkurs, doch wenn's um die Versorgung verdienter Parteifreunde geht, entpuppt sich das Wort Sparen als reines Lippenbekenntnis," sagte Matthäus-Maier dem Kölner Express. Nach Ansicht der SPD-Finanzexpertin könnten bei der heutigen Regierung gut ein Drittel der Staatssekretärs-Posten gestrichen und damit zehn Milliarden Mark eingespart werden.

Verkrachter Student ist reichster Ami

NEW YORK, 5. Oktober (AFP). Der 36jährige Software-Händler Bill Gates ist der reichste Mann der USA und gleichzeitig der jüngste an der Spitze der alljährlichen Hitliste der reichsten US-Bürger im Wirtschaftsmagazins Forbes. Der Gründer des weltgrößten PC-Software- Unternehmens verdrängte den 78jährigen Unterhaltungsmagnaten John Kluge von Platz Nummer eins. Gates hatte sein Studium abgebrochen und die Microsoft Corp. gegründet, mit der er den Grundstein für sein Vermögen legte, das Forbes auf 6,3 Milliarden Dollar (rund 8,8 Milliarden Mark) schätzte.

Reifen geplatzt - Passagiere im Glück

BRAZZAVILLE, 5. Oktober (AFP). Kurz vor dem Abheben vom Flughafen von Brazzaville hat eine Boeing 737 zwei Reifen verloren, zwei weitere platzten. Die 93 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder der Air-Zaire-Maschine überstanden den verpatzten Start unverletzt, wurde aus Militärkreisen in der kongolesischen Hauptstadt am Sonntag abend mitgeteilt. Die Boeing war am Morgen auf dem Flug von Kinshasa nach Libreville in Brazzaville zwischengelandet.

Kirche in Brand gesetzt

SEOUL, 5. Oktober (AFP). Aus Wut über den "religiösen Fanatismus" seiner Ehefrau hat ein Mann in Südkorea während des Sonntagsgottesdienstes der Zeugen Jehovas Feuer in der Kirche gelegt und damit 14 Menschen getötet und 24 weitere verletzt. Dies teilte die Polizei am Montag mit. Die Zahl der Todesopfer werde sich möglicherweise noch erhöhen. Der 35jährige habe am Sonntag Benzin im Eingangsbereich der Kirche in Wonju ausgeschüttet und angezündet, während im zweiten Stockwerk ein Gottesdienst gefeiert wurde. Seine Ehefrau nahm nicht an dem Gottesdienst teil, sondern suchte ihren Mann, mit dem sie zuvor einen Streit gehabt hatte.

Kurden greifen Kurden an Irakische Peschmerga-Kämpfer gegen türkische PKK-Rebellen

ANKARA, 5. Oktober (AFP). Kurdische Peschmerga-Kämpfer haben am Montag einen Angriff gegen die Stützpunkte der türkischen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Norden Iraks eingeleitet. Wie der Sprecher der irakischen Kurdischen Demokratischen Partei (KDP), Safeen Dizayee, in Ankara mitteilte, richtete sich der Angriff gegen PKK-Basen in den Regionen von Hakurk, Haftanin und Basian. Die großangelegte Operation sei am Sonntag auf einer Sitzung des Regionalparlaments in dem von den Kurden kontrollierten Gebiet in Nordirak beschlossen worden, sagte Dizayee. Mit ihr sollten die "von Nordirak aus geführten militärischen Aktivitäten der PKK gegen die Türkei gestoppt" werden.

Vertreter der Front von Kurdistan, eines Zusammenschlusses von acht kurdischen Oppositionsparteien in Irak, hätten die PKK seit April mehrfach ermahnt, ihre Angriffe gegen türkische Grenzposten an der Grenze zu Irak einzustellen, sagte Dizayee. Die PKK habe diese Aufforderungen jedoch mißachtet. Er warf der PKK außerdem vor, geflüchtete irakische Kurden an einer Rückkehr in ihre Dörfer zu hindern.

Dizayee rief die Kurden in der Türkei auf, sich nicht von den Drohungen der PKK einschüchtern zu lassen. Die PKK kämpft seit 1984 in der Türkei für einen unabhängigen kurdischen Staat zwischen der Türkei, Irak, Iran und Syrien. Bei den Auseinandersetzungen in der Osttürkei sind seitdem über 5400 Menschen getötet worden. Am vergangenen Dienstag waren nach offziellen Angaben mindestens 203 Personen bei Kämpfen zwischen der PKK und der türkischen Armee um drei Grenzposten in der Region von Semdinili getötet worden. Die Türkei hatte die Front von Kurdistan mehrfach aufgefordert, die Angriffe der PKK von irakischem Gebiet aus zu verhindern.

Wie Dizayee weiter berichtete, sprach sich das kurdische Regionalparlament am Sonntag in einer Resolution außerdem für einen "Kurdischen Bundesstaat innerhalb Iraks" aus. Die Resolution sei keine "Unabhängigkeitserklärung".

Ärzte drohen Bonn mit Klage Einigung über Gesundheitsreform löst gespaltenes Echo aus

BONN, 5. Oktober (AFP/AP/dpa/Reuter). Die Ärzte erwägen, gegen den Kompromiß bei der Gesundheitsreform Klage beim Bundesverfassungsgericht einzureichen. Die von Koalitionsparteien und SPD am Wochenende erzielte Einigung wird nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) aber vor dem Verfassungsgericht Bestand haben. Dies sagte Seehofer auch mit Blick auf die von den Apothekern angekündigte Verfassungsklage. Scharfe Kritik am Kompromiß äußerten auch die Zahnärzte. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) werteten ihn hingegen als "eindeutige Verbesserung" des bisherigen Koalitionsentwurfs.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, warf den Bonner Gesundheitspolitikern im Saarländischen Rundfunk vor, nur Finanzmassen hin und her zu jonglieren. Die geplanten Einsparungen von elf Milliarden Mark bei den Ausgaben der Kassen seien nur möglich, "wenn man den Patienten Leistungen in dieser Größenordnung vorenthält".

Die Apotheker befürchten "überproportionale Belastungen" für ihren Berufsstand. Der Präsident der Bundesverei- nigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Klaus Stürzbecher, sagte in Berlin, die Apotheker blieben die Hauptleidtragenden der Reform, wenn wie vorgesehen das erlaubte Ausgabenvolumen für Arzneimittel den Wert von 1991 nicht überschreiten darf. Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie sieht in dem Kompromiß einen Schritt in Richtung staatliches Gesundheitssystem.

Der Hauptgeschäftsführer der AOK, Franz Josef Oldiges, begrüßte in der Neuen Osnabrücker Zeitung, daß die ursprünglich geplanten Zuzahlungen der Patienten und die Honorarkürzungen für Großlabors gesenkt würden. Positiv wertete er die Einbeziehung der Organisationsreform der Krankenkassen in den Gesetzesplan.

Auf unterschiedliche Reaktionen stieß der Kompromiß in den Gewerkschaften. Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) brachte scharfe Kritik vor. Das gegliederte System der sozialen Krankenversicherung solle auf dem "Altar politischer Konsensbildung" zwischen den Parteien geopfert werden, sagte DAG- Bundesvorstandsmitglied Lutz Freitag. Dagegen begrüßte die IG Metall den Kompromiß. Dem Regierungsentwurf seien durch die SPD einige Giftzähne gezogen worden, sagte Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner in Frankfurt/Main.

Die ostdeutschen Polikliniken sind nach Darstellung des SPD-Sozialexperten Rudolf Dreßler vorerst gerettet. Bei dem Kompromiß sei beschlossen worden, daß sie nicht Ende 1994 schließen müssen, sagte Dreßler dem Mitteldeutschen Express (Halle): "Wir haben eine Änderung des Einigungsvertrages vereinbart, so daß die Polikliniken in Ostdeutschland weiter bestehen können." Wie lange dies gilt, sei noch nicht geklärt.

(Leitartikel auf Seite 3)

Manila gewährt Landerecht

MANILA, 5. Oktober (AFP). Der philippinische Präsident Fidel Ramos will US- Kriegsschiffen und Kampfflugzeugen auch nach der Übergabe der amerikanischen Militärstützpunkte an die Philippinen weiterhin den Zugang zu Häfen des Landes gewähren. Dies teilte Senatspräsident Nephtali Gonzales am Montag mit. So sollen US-Flotteneinheiten auch in Zukunft den Hafen von Subic Bay anlaufen dürfen. Ebenso erhält die US-Luftwaffe nach Aussagen von Gonzales Landerechte auf dem Stützpunkt Cubi.

Nach Angaben der Regierung in Manila erfolgte die Gewährung von Zugangsrechten an die US-Militäreinheiten auf der Grundlage eines gegenseitigen militärischen Beistandspaktes aus dem Jahre 1951. Der Kündigungsbeschluß über das Stützpunktabkommen werde somit nicht verletzt.

Bonn hilft Teheran bei Abgasen

TEHERAN, 5. Oktober (AFP). Ein Abkommen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung haben Deutschland und Iran am Montag geschlossen. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und der iranische Präsidentenberater Hadi Manafi unterzeichneten in Teheran ein entsprechendes Dokument. Darin wird vereinbart, daß deutsche Umweltexperten in der Zehn-Millionen-Stadt Teheran beim Kampf gegen den Verkehrsinfarkt helfen sollen. Hauptsächlich wegen der Abgase der unzähligen alten und schlecht unterhaltenen Autos gilt die iranische Hauptstadt als eine der meistverschmutzten Städte der Welt. Mit Hilfe der Deutschen sollen in Iran ein Luftkontrollsystem und ein Netz für die technische Überwachung der Autos aufgebaut werden. Ferner wollen Deutschland und Iran den Angaben zufolge beim Schutz von Küstenregionen und Süßwasser zusammenarbeiten.

Töpfer hält sich derzeit in Teheran auf der 18. Internationalen Messe auf, wo Deutschland als der wichtigste Handelspartner Irans groß vertreten ist.

Menschenrechtspreis verliehen

STRASSBURG, 5. Oktober (AFP). Die internationale Ärzteorganisation "Medecins sans Frontieres" ("Ärzte ohne Grenzen") und der österreichische Juraprofessor Felix Ermacora haben am Montag in Straßburg den Menschenrechtspreis 1992 des Europarats erhalten. Der Preis wird seit 1980 alle drei Jahre vergeben.

Der 1923 in Klagenfurt geborene Professor für öffentliches Recht und ehemalige Parlamentsabgeordnete Felix Ermacora gehört seit 1959 der Menschenrechtskommission des Europarates an. Ermacora hat sich als Mitglied mehrerer internationaler Expertenausschüsse - etwa der UN-Arbeitsgruppen über Chile, Südafrika und Afghanistan - um die Menschenrechte verdient gemacht.

"Medecins sans Frontieres" (MSF), der heute 2000 Ärzte aus 45 Ländern angehören, wurde 1971 mit dem Ziel gegründet, rasch medizinische Hilfe in Regionen zu leisten, die von Naturkatastrophen oder Kriegen betroffen sind. Nach eigenen Angaben hat die Ärzte-Organisation bisher in 58 Ländern Einsätze geleistet.

Weniger Übungen versprochen

HANNOVER, 5. Oktober (AFP). Die von der Bevölkerung seit Jahren heftig kritisierten Schießübungen auf den Übungsplätzen Bergen und Münster (Niedersachsen) sollen um ein Viertel reduziert werden. Das sagte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Montag dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) bei seinem Antrittsbesuch in Hannover zu. Für den Bombenabwurfplatz Nordhorn-Range werde ebenfalls eine Reduzierung angestrebt.

Schröder habe bei dem Treffen eine darüber hinausgehende Entlastung der von den Übungsplätzen ausgehenden Lärmbelästigung gefordert, teilte die Landesregierung weiter mit. Vor allem der Luft- und Bodenschießplatz Nordhorn-Range bedeute für die Bevölkerung eine unzumutbare Lärmbelastung. Die Landesregierung tritt deshalb für die Schließung dieses Schießplatzes ein.

Guerilleros in Peru verhaftet

LIMA, 6. Oktober (AFP). Drei führende Mitglieder der peruanischen Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad" sind von einem Militärgericht in der Stadt Arequipa wegen Landesverrats zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Das gaben die peruanischen Behörden am Sonntag bekannt. Das Verfahren zur Aburteilung der drei Guerilleros, die im September festgenommen worden waren, nahm nur zwei Tage in Anspruch.

Unterdessen wurde der von anonymen Militärrichtern geleitete Prozeß gegen den Anführer des "Leuchtenden Pfads", Abimael Guzman, auf der Insel San Lorenzo vor der Bucht von Lima unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt. Guzmans Verteidiger Alfredo Crespo war zur Verhandlung erneut nicht zugelassen. Den Antrag fünf ausländischer Rechtsanwälte, den Prozeß gegen Guzman als Beobachter verfolgen zu dürfen, hatte der peruanische Staatspräsident Alberto Fujimori abgelehnt.

Americas Watch geißelt Mißhandlung von Haitianern

PORT-AU-PRINCE, 5. Oktober (AFP). Die US-Menschenrechtsorganisation Americas Watch hat die "Zwangsarbeit und die Verschleppung" von Haitianern in der Dominikanischen Republik angeprangert. In einem Bericht hieß es, das Ausmaß der Verletzung der Menschenrechte von Haitianern sei zwar zurückgegangen, jedoch sei die dominikanische Regierung für die Zwangsarbeit von haitianischen Arbeitern verantwortlich.

In einigen Zuckerrohrplantagen beschnitten dominikanische Soldaten und bewaffnete Sicherheitskräfte nach wie vor die Bewegungsfreiheit der Haitianer. Diese würden häufig willkürlich eingesperrt, ihres Eigentums beraubt und zur Arbeit als Zuckerrohrschneider gezwungen. Die "massenweise Deportation" von Haitianern oder Dominikanern haitianischer Herkunft im Sommer 1991 wird in dem Bericht als "zynische Antwort" der dominikanischen Regierung auf die internationalen Proteste gegen die Zwangsarbeit auf den staatlichen Zuckerrohrplantagen bezeichnet.

Sarajewos Kinder vor Hungertod UN-Appell an die Welt / Nahrung nur noch bis Ende Oktober

GENF, 5. Oktober (AFP). Wenn die internationale Staatengemeinschaft nicht unverzüglich handelt, werden nach Ansicht des UN-Gesundheitsbeauftragten für das ehemalige Jugoslawien, Donald Acheson, Ende Oktober die ersten Kinder im umkämpften Sarajewo verhungern.

Mindestens 240 Tonnen Lebensmittel müßten pro Tag in die belagerte Stadt geliefert werden, sagte Acheson am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf. Sonst würden nach den Kindern im November auch die Erwachsenen verhungern.

"Im Januar werden wir in einer europäischen Metropole Bilder sehen, wie wir sie sonst nur vom Horn von Afrika kennen", warnte der ehemalige Leiter des britischen Gesundheitsdienstes. Acheson forderte die internationale Gemeinschaft außerdem auf, sofort zwölf Millionen Dollar für Medikamente und medizinische Ausrüstung für Krankenhäuser in der Bürgerkriegsrepublik zur Verfügung zu stellen. Nachdem die Luftbrücke nach Sarajewo für einen Monat ausgesetzt worden war, seien die Lager in der belagerten Stadt leer. Da das schlechte Wetter die Hilfsflüge nach Sarajewo behindere, schlug Acheson vor, die Transportmaschinen des Typs C-130 mit einer Kapazität von 16 Tonnen durch Iljuschin-Maschinen zu ersetzen, die pro Flug 40 Tonnen Hilfsgüter transportieren könnten.

Nach Ansicht von WHO und UNHCR müssen vor allem die Hilfslieferungen über Land verstärkt werden. Ungeachtet zahlreicher Appelle habe das UNHCR bislang nicht das Minimum von 200 Lastwagen erhalten, die dafür notwendig seien, sagte UNHCR-Sprecherin Silvana Foa. Beide UN-Organisationen kritisierten, daß die vom Sicherheitsrat beschlossene Verstärkung der UN-Schutztruppen im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR), die die Hilfskonvois sichern sollen, noch immer nicht eingetroffen seien. (Weiterer Bericht auf Seite 2)

UN-Personal verläßt Herat

ISLAMABAD, 6. Oktober (AFP). Das Personal der Vereinten Nationen ist nach den heftigen Kämpfen vom Wochenende am Montag aus der westafghanischen Stadt Herat evakuiert worden. In Herat war es in den vergangenen Tagen zu heftigen Kämpfen zwischen rivalisierenden Mudschaheddin-Fraktionen gekommen.

Heftige Kämpfe in Mogadischu

NAIROBI, 6. Oktober (AFP). Am Hafen und am Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu sind erneut heftige Kämpfe entbrannt. Wie Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisationen in Nairobi berichteten, konnten deshalb mehrere Maschinen der Luftbrücke nicht in Mogadischu landen. Im Hafen gingen ein nigerianisches und ein saudiarabischen Schiff auf Grund.

Unklarheit bestand darüber, wer die neuerlichen Kämpfe ausgelöst hatte und welche der Bürgerkriegsparteien daran beteiligt waren. Der Flughafen wird vom Hawadle-Clan kontrolliert, der sich im Konflikt zwischen den beiden Hauptrivalen General Mohamded Farah Aidid und Übergangspräsident Ali Mahdi Mohamed für neutral erklärte.

Die 500 UN-Soldaten, die am Flughafen stationiert sind, griffen den Angaben zufolge nicht ein. Die Pakistanis sollen Flughafen und Hafen von Mogadischu bewachen, um die Lieferungen von Lebensmitteln und Medikamenten für die Zivilbevölkerung zu schützen.

815 285 Mark Beute Hanauer gestand 18 Banküberfälle

WIESBADEN. Ein 32jähriger Friseur aus Hanau hat 18 Raubüberfälle auf Banken in Hessen, Rheinland- Pfalz, Niedersachsen und Bayern gestanden. Dabei fiel ihm Bargeld in Höhe von insgesamt mehr als 815 285 Mark in die Hände.

Nach Auskunft des hessischen Landeskriminalamtes (LKA) in Wiesbaden vom Montag wurde der Mann bereits im Juni nach einem Überfall auf eine Bankfiliale in München festgenommen. In der vergangenen Woche legte er dann bei der Münchener Polizei ein umfassendes Geständnis ab.

Zwischen Juni 1990 und November 1991 schlug der Friseur in Hessen zwölfmal zu. Auf sein Konto gingen Überfälle auf Geldinstitute in Seeheim-Jugenheim, Lorsch, Egelsbach, Ginsheim-Gustavsburg, Gießen und Wiesbaden.

Einige Banken wurden mehrfach Opfer des Täters, darunter die Frankfurter Sparkasse in der Münzgasse 10 in Frankfurt, wo am 4. Oktober 1990 30 500 und am 25. Januar 1991 rund 4000 Mark erbeutet wurden. Je zweimal wurden auch Sparkassen in Darmstadt und Kassel von dem Friseur auf Abwegen heimgesucht.

In München verübte der ledige 32jährige vier Überfälle, in Ludwigshafen und Göttingen jeweils einen. Mit dem Geld bestritt der 32jährige nach Auskunft des Landeskriminalamtes seinen Lebensunterhalt. Einen Teil der Beute habe er in Spielsalons und auf zahlreichen Reisen ausgegeben. zg

Asylverfahren nun auch am VG Darmstadt

DARMSTADT. Als fünftes hessisches Verwaltungsgericht ist seit 1. Oktober auch das Verwaltungsgericht Darmstadt zuständig für Asylstreitverfahren. Das Gericht rechnet mit jährlich etwa 1600 Verfahren aus dem südhessischen Raum. Über Asylverfahren entscheiden auch die Verwaltungsgerichte Wiesbaden, Kassel, Gießen und Frankfurt.

Zur Bewältigung der Verfahren sollen beim Verwaltungsgericht in Darmstadt zwei neue Kammern eingerichtet werden. Die vom Wiesbadener Justizministerium vorgesehenen sechs Richterstellen sind allerdings noch nicht besetzt, außer- dem fehlen nach Auskunft des Gerichtssprechers noch Schreibkräfte. Auch können die Büros nach seinen Informationen noch nicht bezogen werden. lhe

Politiker zum Sparen gedrängt

WIESBADEN, 5. Oktober (lhe). Mehr als 50 000 Unterschriften gegen die Selbstbedienung von Politikern und Parteien hat der Bund der Steuerzahler (BdSt) seit Ende April gesammelt. Das gemeinsam mit der FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher gestartete "Bürgerbegehren 92" fordert die Politiker zur Selbstbeschränkung bei Diäten und Versorgungsleistungen auf. Die frühere Staatssekretärin im Auswärtigen Amt sagte am Montag in Wiesbaden, die steigende Zahl von Nichtwählern und Protestwählern beunruhige sie. Die Partienverdrossenheit dürfe nicht weiter um sich greifen.

Die Selbstbedienung bei der Finanzierung von Parteien, Abgeordneten und Stiftungen sei in Zeiten ständiger Sparappelle für immer mehr Bürger ein Ärgernis geworden, sagte Hamm-Brücher. Eine ähnlich üppige Selbstausstattung wie in der Bundesrepublik gebe es in keinem anderen Land der Welt. Parteien müßten zwar finanziert werden, doch sollte dies für jeden Bürger durchsichtig und nachvollziehbar sein. Nur mit einer Erneuerung des Parteien- und Parlamentssystems sei es möglich, den Zulauf zu rechten Gruppierungen zu verhindern.

Signalstörung sorgte bei S-Bahn für Verspätungen

Eine Signalstörung in einem Tunnel am Hauptbahnhof hat am Montag morgen den S-Bahn-Verkehr in der Rhein- Main-Region behindert. Wie die Bundesbahndirektion Frankfurt mitteilte, mußten Fahrgäste auf dem Weg zu ihrer Arbeit bis zu 25 Minuten auf die Züge warten.

Die Störung konnte erst zum Ende des Berufsverkehrs behoben werden. lhe

Fünfmal mehr Übergriffe gegen Ausländer seit Juli

WIESBADEN. Die Zahl der Übergriffe gegen Ausländer und Asylbewerber in Hessen hat sich im September verglichen mit Juli dieses Jahres fast verfünffacht. Das Landesamt für Verfassungsschutz berichtete in Wiesbaden, mit 61 Aktionen habe es im September "eine deutliche Eskalation" gegeben. Im Juli seien 13 Übergriffe verzeichnet worden.

Seit Beginn des Jahres hätten sich von insgesamt 315 "rechtsextremistisch orientierten Ereignissen" 241 gegen Ausländer, Asylbewerber und deren Unterkünfte gerichtet. Der Direktor des Verfassungsschutzes, Heinz Fromm, sprach von einer "neuen Qualität der Bedrohung", bei der es für seine Behörde vor allem darum gehe, "potentielle Opfer zu schützen".

Die Ursachen für die Ausschreitungen könnten nicht allein bei den vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremistischen Gruppen gesucht werden. Nur 10 von 80 festgestellten Personen, die an solchen Aktionen beteiligt gewesen seien, hätten eine "rechtsextremistische Biographie". Mindestens 20 seien der Skinhead- Szene zuzurechnen.

Von den 80 Tatverdächtigen sind nach Angaben des Amtes 50 jünger als 21 Jahre. Die organisierten Rechtsextremisten hielten sich mit direkter Tatbeteiligung derzeit zurück, da sie den Sicherheitsbehörden bekannt seien und deshalb sofort zum Kreis der Verdächtigen gehörten. lhe

ESOC-Kontrollzentrum besteht seit 25 Jahren

DARMSTADT. Mit einem Festakt hat das europäische Weltraum-Kontrollzentrum ESOC am Montag in Darmstadt sein 25jähriges Bestehen gefeiert.

Die Arbeit des "European Space Operation Centers" sei eine "kontinuierliche Übung in europäischer Kooperation", sagte ESOC-Direktor Felix Garcia-Castaner in einer Rede.

Von dem Darmstädter Kontrollzentrum aus, das über 900 Mitarbeiter verfügt, werden derzeit 15 Wetter-, Kommunikations- und Forschungssonden der Europäischen Weltraum-Agentur ESA gesteuert.

Das ESOC ist seit September 1967 in Darmstadt angesiedelt und begann seine Arbeit 1968 mit der Überwachung und Steuerung des Satelliten ESRO-2.

Daneben empfängt und verarbeitet das Kontrollzentrum die von den Sonden gesendeten Daten. Das ESOC verfügt über acht Boden-Empfangsstationen rund um den Erdball.

Eine der spektakulärsten Missionen war 1986 die Erforschung des Kometen Halley mit der Raumsonde Giotto. Damals war es den Technikern der ESOC von Darmstadt aus gelungen, den Satelliten in lediglich rund 600 Kilometer Entfernung an dem Schweifstern vorbeizusteuern. lhe

Braunfels: Chefarzt fristlos entlassen

WETZLAR. "Wegen des dringenden Verdachts medizinisch unvertretbarer Behandlungen" hat der Lahn-Dill-Kreis den Chefarzt der chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses in Braunfels fristlos entlassen.

Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag in Wetzlar bestätigte, wird gegen den 57 Jahre alten Arzt derzeit wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt.

Der Arzt soll ein 15jähriges Mädchen aus Braunfels bei einer Gallensteinoperation im September so schwer verletzt haben, daß der Patientin eine dauerhafte Querschnittslähmung drohe.

Einzelheiten über die am Wochenende vom Lahn-Dill-Kreisausschuß ausgesprochene fristlose Kündigung des seit 1975 an dem Kreiskrankenhaus in Braunfels beschäftigten Mediziners wurden "aus Fürsorgegründen gegenüber dem Arzt" nicht genannt. lhe

Zwei junge Männer gestanden Anschlag

BAD HERSFELD. Zwei 24 und 28 Jahre alte Männer haben einen Anschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Philippsthal-Röhrigshof (Kreis Hersfeld-Rotenburg) Ende September gestanden. Der Haftrichter habe Haftbefehl wegen versuchten Mordes angeordnet, teilte die Polizei am Montag mit. Ein Wehrpflichtiger (24) und ein Autoschlosser (28) seien am Freitag festgenommen worden und hätten ein Geständnis abgelegt.

Die beiden Männer hatten nach Angaben der Polizei mit einer für scharfe Munition umgebauten Schrotflinte auf das Asylbewerberheim geschossen und dabei einen schlafenden Bewohner nur knapp verfehlt. Drei von ihnen geworfene Brandbomben hätten keinen größeren Schaden angerichtet. Zeugen hatten das Fluchtfahrzeug gehört. Deren Aussagen, Ermittlungen der Polizei und der Fund der Tatwaffe hätten die Kripo auf die Spur der Täter geführt.

Mann rettete Kleinkind vor heranrollendem Zug

WEITERSTADT. Ein 46jähriger Mann aus Weiterstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) hat am Montag ein zweieinhalb Jahre altes Mädchen vor einem heranrollenden Zug gerettet.

Nach Angaben der Darmstädter Polizei war das Kind seiner Großmutter weggelaufen und hatte sich auf den Schienen einer vielbefahrenen Bahnstrecke zum Spielen niedergelassen. Eine Minute, bevor ein Zug die Stelle passierte, habe der Mann das Mädchen von den Gleisen gezogen, hieß es im Polizeibericht. lhe

Wetterdienst bald als Privatfirma?

Die Umwandlung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in eine privatrechtliche Gesellschaft oder eine rechtsfähige Anstalt hat die Unternehmensberatung Kienbaum vorgeschlagen.

Nur so könne sich der Wetterdienst im Wettbewerb gegen in- und ausländische Wetterberatungsfirmen behaupten, heißt es in einem am Montag in Offenbach vorgelegten Zwischenbericht der mehr als einjährigen Unternehmens- und Marktuntersuchung. Diese Firmen drängten in einem gemeinsamen Europa auf den deutschen Wettermarkt.

Die Düsseldorfer Unternehmensberater rechneten mit deutlichen Mehreinnahmen für die heutige Behörde, teilte der DWD mit.

Doch werde der Wetterdienst in keinem Fall kostendeckend arbeiten können. Eine große Zahl der von ihm produzierten Leistungen lasse sich nicht vermarkten, habe aber einen hohen gesamtwirtschaftlichen Nutzen oder liege im öffentlichen Interesse. Auch nach einer Umwandlung, so Kienbaum, müßte dem Wetterdienst das Geld dafür aus dem Bundeshaushalt zufließen.

Der Verband der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden im Deutschen Beamtenbund (VBOB) hält nichts von den Kienbaum-Vorschlägen. "Der Wetterdienst hat gesetzliche Aufgaben, die nach unserem Verständnis von einer staatlichen Stelle durchzuführen sind." Eine auf Gewinn orientierte GmbH, "mit der Gewinne privatisiert, aber Verluste sozialisiert werden sollen", lehne der VBOB ab. lhe

HORST JULICH hat als erster Nichtmeteorologe in der 40jährigen Geschichte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf dem Vize-Chefsessel der Offenbacher Behörde Platz genommen. Wetterdienst-Präsident TILLMANN MOHR führte den 55jährigen Leitenden Regierungsdirektor, der aus Kiel stammt, am 1. Oktober in sein Amt ein. Julich soll vor allem die geplante Kommerzialisierung des Dienstes vorbereiten. Er war zuletzt Abteilungsleiter und Vertreter des Präsidenten beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg.

AMSTERDAM, 5. Oktober (Reuter/AFP/dpa). Nur Stunden nach dem katastrophalen Flugzeugabsturz in Amsterdam am Sonntag abend, dem möglicherweise 200 Menschen zum Opfer fielen, tauchten nach Polizeiangaben und Augenzeugenberichten die ersten Plünderer auf. Nahe der Absturzstelle der israelischen El-Al-Frachtmaschine drangen Unbekannte in Supermärkte und Wohnungen des betroffenen Vorortes ein, der als sozialer Brennpunkt gilt.

Ein Radioreporter berichtete, er habe Plünderer durch die verlassenen Wohnungen stürmen sehen, die alles mitgenommen hätten, was sie tragen konnten. Der Stadtteil Bijlmermeer, in den 70er Jahren vor den Toren der Hauptstadt gebaut, gilt als soziales Spannungsgebiet. Vorwiegend sozial Schwache haben sich dort niedergelassen. Die riesige Siedlung gilt heute als architektonische Grausamkeit. Die Kriminalitätsrate ist hoch.

Die Sucharbeiten in den beiden in Flammen aufgegangenen Wohnblöcken sind am Montag morgen wieder aufgenommen worden. Wegen des dichten Rauchs und der drohenden Einsturzgefahr hatten die Notdienste ihre Arbeit während der Nacht eingestellt. In den 80 vollkommen zerstörten Wohnungen waren 239 Personen gemeldet.

Rund 14 Stunden nach dem schwersten Flugzeugunglück in der Geschichte der Niederlande ist immer noch nicht klar, wieviele Menschen ums Leben gekommen sind. Entgegen früherer Meldungen hieß es am Montag morgen um 09.00 Uhr in einer Sondersendung des niederländischen Fernsehens, es seien nicht 14, wie zunächst gemeldet, sondern erst fünf Tote gefunden worden.

Der Amsterdamer Polizeichef Erik Nordholt sagte: "Die ersten Leichen sind aus den Trümmern geborgen." Er nannte aber keine Anzahl der Toten. Es werde sehr schwierig und langwierig sein, weitere Leichen aus den Trümmerbergen herauszuholen. 209 Menschen gelten nach wie vor als vermißt, 19 liegen mit teilweise schweren Verletzungen im Krankenhaus. Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist immer noch nicht zu überschauen. Die Polizei befürchtet, daß in den Flammen und Trümmern bis zu zweihundert Menschen getötet wurden.

Der Bürgermeister von Amsterdam, Ed van Thijn, hingegen sagte am Morgen bei einer Pressekonferenz, die Tatsache, daß sich die Bewohner bisher noch nicht gemeldet hätten, bedeute nicht zwangsläufig, daß sie ums Leben gekommen seien. Einige von ihnen hätten die Nacht möglicherweise in Notunterkünften verbracht. Nach Angaben des Leiters der Amsterdamer Feuerwehr, Hugo Ernst, wiederum sollen bei den Sucharbeiten am Morgen etwa ein Dutzend Tote entdeckt worden sein. Die Bergung und Identifizierung dieser Toten werde ein bis drei oder vier Tage in Anspruch nehmen. Ernst wiederholte, daß es kaum Hoffnung gebe, in den Trümmern Überlebende zu finden.

Der Pilot der Maschine hatte kurz nach dem Start vom Amsterdamer Flughafen Schiphol am Sonntag abend in seinem letzten Funkspruch dem Tower mitgeteilt, zwei der Triebwerke hätten Feuer gefangen. Die Frachtmaschine war auf dem Weg von New York nach Tel Aviv und war in Amsterdam zwischengelandet und aufgetankt worden. Ein Bombenanschlag gilt als ausgeschlossen. Eine israelische Kommission zur Untersuchung der Ursache des Flugzeugunglücks wurde heute vormittag in Amsterdam erwartet.

Die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtete in der Nacht zum Montag unter Berufung auf den Sprecher der israelischen Fluggesellschaft El Al, Nachman Klieman, die Kommission werde aus Experten der israelischen Luftfahrtbehörden und der El Al bestehen. Laut Klieman werden auch die Firma Boeing und der Motorhersteller Pratt und Whitney Untersuchungskommissionen nach Amsterdam entsenden. Nach Angaben Kliemans transportierte die abgestürzte Maschine auf dem Flug Nummer LY 1862 insgesamt 114 Tonnen "kommerzieller Importwaren". Er nannte zudem die Namen der vier Insassen, die beim Absturz ums Leben kamen. Neben Flugkapitän, Ko-Pilot und Bordmechaniker sei eine Sicherheitsbeamtin der Amsterdamer Zweigstelle der El Al ums Leben gekommen.

In Israel rief die Katastrophe Bestürzung hervor, der Rundfunk unterbrach sein normales Programm und brachte Sondersendungen. Staatspräsident Chaim Herzog schickte ein Beileidstelegramm an Königin Beatrix. Ministerpräsident Yitzhak Rabin schrieb an seinen niederländischen Kollegen Ruud Lubbers. Außenminister Schimon Peres sagte: "Das Unglück trifft uns um so mehr, als es ein Land trifft, das wir immer liebten und das uns immer geliebt hat.

Die Außenminister der Europäischen Gemeinschaft (EG) haben ihrem niederländischen Amtskollegen Hans van den Broek Hilfe im Zusammenhang mit dem schweren Flugzeugunglück von Amsterdam angeboten. Die Minister hätten die Nachrichten von dem dramatischen Unglück mit Bestürzung aufgenommen und ihr tiefstes Mitgefühl ausgesprochen, berichtete ein britischer Sprecher zum Auftakt des EG-Außenministerrates am Montag in Luxemburg. "So stelle ich mir Krieg vor"

Das gespenstische Szenario erinnerte viele der fassungslosen Augenzeugen an Krieg. Emil Cedir wiederholt immer wieder verstört: "Sie sind von den Balkonen gesprungen, von der achten Etage." Der Arbeiter aus dem Surinam steht noch Stunden nach dem schrecklichen Absturz der El-Al-Maschine auf zwei Wohnblocks im Amsterdamer Vorort Bijlmermeer unter Schock. Er hatte gerade die Sportschau im Fernsehen gesehen, als die Transportmaschine auf die Hochhäuserblocks Groenveen und Kruidberg stürzte. Cedir, der für die niederländische Fluggesellschaft KLM auf dem nahegelegenen Flughafen Schiphol arbeitet, dachte erst an ein Erdbeben, rannte aus seiner Wohnung und sah nur wenige Meter vor sich einen riesigen Feuerball. Die Häuser gegenüber standen in Flammen. "Und dann sprangen die Menschen von den Balkonen", wiederholt Cedir. Eine Frau sei mit ihrem Baby im Arm von der zweiten Etage aus gesprungen - und so wohl dem sicheren Tod entkommen.

Während Emil Cedir erzählt, haben Feuerwehrmänner und Polizei damit begonnen, weiträumig das Gelände um die zwei Häuser abzusperren. Zwischen den Wohnblocks, die vor wenigen Stunden noch zusammenstanden, klafft jetzt eine riesige Lücke. Über eine Breite von 20 Meter hat das Flugzeug die Häuser gesprengt, von oben bis unten und wohl fast 200 Menschen in den Tod gerissen. "So stelle ich mir Krieg vor", sagt eine junge Frau.

Zaman Faroog, ein 26jähriger Pakistani, beobachtet die herumirrenden Lichter der Taschenlampen der Wehrmänner in den verkohlten Wohnungen aus der Ferne - er hat sechs Jahre lang dort gewohnt, wo jetzt nur noch Rauch aufsteigt. Mit Tränen in den Augen erzählt er von dem Glück, wenige Minuten zuvor mit seiner Familie das Haus verlassen zu haben, um sein in der Nachbarschaft wohnenden Cousin zu besuchen. "Seitlich gekippt", so erzählt der Pakistani, "ist das Flugzeug in die Häuser gerast." Aber warum, so fragt er sich, ist der Kapitän über dieses dichtbesiedelte Gebiet geflogen, wenn er Schwierigkeiten mit dem Transportjumbo hatte. Warum ist er nicht über das freie Land in wenigen Kilometern Entfernung geflogen?

Viele Verletzte, darunter die, die sich mit dem Sprung in die Tiefe in Sicherheit gebracht hatten, sind auf die umliegenden Krankenhäuser verteilt worden. Einige von ihnen fuhren sogar mit dem Taxi ins Hospital, weil so schnell Krankenwagen nicht zur Verfügung standen.

Von den Anwohnern, die das Unglück überlebt haben, will keiner schlafen gehen. "Wenn ich die Augen zu mache, habe ich Angst, sie nicht mehr aufzumachen", sagt einer von ihnen. Die anderen sitzen stumm zusammen und trauern, kannten sich doch irgendwie alle in dieser Gegend.

Emil Cedir blickt starr auf die Lösch- und Aufräumarbeiten. "Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, wie sie gesprungen und auf den Rasen vor dem Haus aufgeschlagen sind." "Beruhige dich", haben ihm die Nachbarn gesagt, "und trink ein Bier." Die leere Bierdose hat Emil noch immer in der Hand. "Obwohl ich doch sonst gar kein Bier trinke", sagt der Mann aus dem Surinam und schüttelt seinen Kopf.

Syrien zeigt sich friedliebend

JERUSALEM, 5. Oktober (Reuter). Syrien ist nach Worten des französischen Außenministers Roland Dumas zu einem umfassenden Frieden mit Israel bereit, falls sich der jüdische Staat aus sämtlichen besetzten arabischen Gebieten zurückzieht. Dies habe er bei seinen Gesprächen mit Präsident Hafes el Assad erfahren, sagte Dumas am Sonntag Journalisten in Israel, wo er im Rahmen seiner Nahost-Beratungen mit Ministerpräsident Yitzhak Rabin und Außenminister Schimon Peres zusammenkam. Israel und Syrien verhandeln derzeit in Washington über einen Nahost-Frieden. Dabei dringt Israel in letzter Zeit auf ein Gipfeltreffen.

Israel war die letzte Station der Nahost-Reise Dumas'. Mehrfach war spekuliert worden, daß er versuchen würde, einen syrisch-israelischen Gipfel zu vermitteln. Doch am Samstag stellte sein syrischer Kollege Faruk el Schara klar, daß ein solches Treffen derzeit nicht in Frage kommt.

Baker soll wieder Außenminister werden

WASHINGTON, 5. Oktober (Reuter). US-Präsident George Bush möchte im Falle seiner Wiederwahl am 3. November, daß James Baker wieder Außenminister wird. Das erklärte er am Sonntag in einem Interview des Fernsehsenders CNN. Baker war vom Außenministerium im August dieses Jahres ins Präsidialamt gewechselt. Von dort aus soll der persönliche Freund Bushs als Stabschef helfen, den Wahlkampf zu leiten.

Kinkel: Recht auf Asyl soll bleiben

BONN, 5. Oktober (Reuter). Die Bremer Parteitagsbeschlüsse der FDP sind nach Ansicht von Bundesaußenminister Klaus Kinkel eine ausreichende Grundlage, um mit dem Koalitionspartner CDU/CSU zu einer Lösung des Asylproblems zu kommen.

In einem Interview des Hamburger Abendblatts bekräftigte Kinkel die ablehnende Haltung der Freien Demokraten zu der in der Union geforderten Streichung des individuellen Asylrechts.

Die FDP werde auch im Rahmen einer europäischen Lösung weder ein Streichen des Verfassungsartikels 16 noch eine "Institutsgarantie" des Asylrechtes mitmachen, sagte der FDP-Politiker.

Der Parteitag hatte am Wochenende einer Neufassung des Asylgrundrechts zugestimmt, aber auf einem Erhalt des Asyl-Individualrechts beharrt. Kinkel sagte dazu in dem Interview, wie schnell ein neues Asylrecht greifen könne, hänge davon ab, wie schnell sich die Parteien einigten. Einerseits warnte er davor, hier schnelle Lösungen zu erwarten, andererseits sagte er, daß es solche Lösungen geben müsse, "damit wir in der Bevölkerung die Akzeptanz für die Ausländer-, Asyl- und Aussiedlerfrage zurückgewinnen". Kinkel merkte an, daß die Änderung des Artikels 16 nicht der "Königsweg" sei. Deshalb habe die FDP auf ihrem Parteitag eine Fülle von Maßnahmen beschlossen, die dazu führen sollten, "daß wir diesen großen Strom von Wirtschaftsflüchtlingen in den Griff bekommen".

Die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher forderte die Parteispitze unterdessen dazu auf, sich strikt an die Beschlüsse des Parteitags zu halten. Wenn sie Unionsforderungen wie der nach Abschaffung des Klagerechts bei Asyl nachgebe, "gibt's wirklich den Aufstand in der FDP", sagte sie.

Fink rügt Weizsäcker-Vorschlag

KÖLN, 5. Oktober (Reuter). Der brandenburgische CDU-Vorsitzende Ulf Fink, hat den Vorschlag von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, für den Aufbau im Osten fünf Jahre lang auf Reallohnzuwächse zu verzichten, als Eingriff in die Tarifautonomie zurückgewiesen. Dem Kölner Express sagte Fink der auch stellvertretender DGB- Vorsitzender ist, einen Beitrag der Arbeitnehmer, die schon jetzt wesentliche Vorleistungen erbracht hätten, komme zu allerletzt in Frage. Fink befürwortete einen Solidarpakt für den Aufbau im Osten, forderte aber zunächst dafür Beiträge von Besserverdienenden und der Wirtschaft.

Bubis zu Ausländerfeindlichkeit "Bonn provoziert Krawalle"

BONN, 5. Oktober (Reuter/AP). Schwere Vorwürfe hat der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, wegen der ausländerfeindlichen Ausschreitungen an Politiker und Bundesregierung gerichtet. Der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen sagte Bubis, manchmal könne der Eindruck entstehen, daß die Regierung die jetzige Situation gewollt provoziert habe. Seit Monaten versäumten Politik und Staatsgewalt, gegen rassistische Gewalttäter vorzugehen. Er warnte, daß Juden aus Deutschland auswandern könnten.

Politik und Staatsgewalt hätten es seit Monaten versäumt, gegen die Gewalttäter vorzugehen, sagte Bubis weiter. Statt dessen habe sich die Politik auf eine Asyldebatte konzentriert, die nichts bringe, außer daß die Gewalttäter das Gefühl bekämen, ihre Taten brächten die Politiker endlich zum Handeln. Es könne zuweilen der Eindruck aufkommen, daß die Regierung die Situation provoziert habe.

Daß jüdische Mitbürger Deutschland bei zunehmendem Antisemitismus den Rücken kehren könnten, "ist für den einen oder anderen nicht auszuschließen", sagte Bubis außerdem. Das gelte insbesondere für solche, die den Holocaust der Nazis überlebt hätten. Durch den Anschlag auf die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen hätten die rassistischen Anschläge eine neue Qualität erhalten. Eine Gedenkstätte und eine Erinnerungsstätte an den tausendfachen Tod sei in Flammen aufgegangen.

Den Stuttgarter Nachrichten sagte Bubis zur Asylfrage, die Politik müsse sich stark genug fühlen, um dem Druck der Straße nicht nachzugeben. Die Stimmung in der Bevölkerung werde angeheizt von einigen tausend Krawallmachern. Diese würden durch den politischen Kurswechsel ermuntert, weiter Druck zu machen.

NEC sieht Ende des PC-Preiskrieges nahen

MÜNCHEN (rtr/FR). Der Elektronikriese NEC erwartet eine Beruhigung der heftigen Konkurrenz am Weltmarkt mit immer billiger werdenden Personalcomputern (PC). "Ich bin davon überzeugt, daß dieser Niedrigpreiswettbewerb nicht mehr von langer Dauer sein kann", gibt sich Yoshi Takayama aus der Führungsriege des Nippon-Konzerns zuversichtlich. Gleichzeitig sagt er das Ausscheiden vieler Firmen aus dem PC-Geschäft voraus. So würden in den USA von derzeit rund 500 Herstellern bald "etwa 450 nicht mehr am Markt vorhanden sein".

Der NEC-Anteil am hiesigen PC-Markt solle von 5,8 Prozent Ende Juni "innerhalb eines Jahres" auf zehn Prozent steigen, tönt der Manager. Der Multi wolle "hochtechnologische, nicht billige Computer anbieten", beschreibt er die Strategie.

Mit Abschluß der PC-Einführung hierzulande läuft übrigens die Zusammenarbeit des Münchner NEC-Ablegers mit Franz Beckenbauer als Imageträger aus. Die neue Werbekampagne steht unter dem Motto "Technik für Menschen".

"Speer der Nation" soll bleiben ANC weist Ruf nach Auflösung seiner Miliz in Südafrika zurück

JOHANNESBURG, 5. Oktober (Reuter/ AFP). Die südafrikanische Schwarzenbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hat die Forderung der rivalisierenden Zulu-Partei Inkatha zurückgewiesen, ihre Miliz aufzulösen. Der ANC werde sich keinem Ultimatum beugen, sagte ANC-Sprecherin Gill Marcus am Montag. Inkatha hatte zuvor die Auflösung der Miliz "Speer der Nation" als Vorbedingung für ihre Rückkehr zu den Verfassungsverhandlungen mit der Regierung und dem ANC verlangt. Marcus sagte, über die Zukunft der ANC-Miliz wolle man nur unter einer demokratischen Regierung verhandeln.

Der ANC wolle zwar, daß Inkatha an den Verhandlungstisch zurückkehre, er sei aber nicht bereit, sich deren Diktat zu beugen. Beide Organisationen müßten ihre bewaffneten Verbände unter die Kontrolle einer aus mehreren Parteien gebildeten Übergangsregierung stellen.

Der ANC und die Regierung von Präsident Frederik Willem de Klerk hatten ihren seit Juni unterbrochenen Dialog vorige Woche wiederaufgenommen. Inkatha hatte danach die weitere Teilnahme an den Verhandlungen aufgekündigt, die aus Südafrika eine Demokratie ohne Rassenschranken machen sollen.

Als "Anlaß zur Hoffnung" bezeichnete der südafrikanische Schwarzenführer Nelson Mandela die bevorstehende Wiederaufnahme der Verhandlungen. Sein Treffen mit de Klerk habe Millionen von Südafrikanern die Hoffnung wiedergegeben, sagte Mandela in Peking.

Mandela war am Samstag zu einem einwöchigen Besuch in China eingetroffen. Ihm wurde von der Peking-Universität die Ehrendoktorwürde verliehen. Diplomaten gehen davon aus, daß sich mit seinem Besuch die chinesisch-südafrikanischen Beziehungen normalisieren werden. Anfang 1992 waren in beiden Ländern bereits nichtstaatliche Vertretungen eröffnet worden. Die Regierung in Peking hatte in diesem Jahr mit Israel und Südkorea diplomatische Beziehungen aufgebaut und wünscht auch einen Austausch mit Pretoria.

Mandela begrüßte die Wahlen in Angola und die Unterzeichnung eines Friedensvertrags für Mosambik in Rom. Der Fortschritt in diesen Ländern sei aber bedroht, solange es keine Demokratie in Südafrika gebe, sagte Mandela.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat von Pretoria die Genehmigung erhalten, Häftlinge in südafrikanischen Polizeistationen aufzusuchen. Damit solle "sobald wie möglich" begonnen werden, sagte der Leiter des IKRK- Büros in Südafrika, Toni Pfanner, am Montag in Johannesburg.

Eurotunnel-Eröffnung 1992 fraglich

LONDON, 5. Oktober (Reuter). Der Kanaltunnel zwischen Großbritannien und Frankreich wird frühestens am 15. Dezember 1992 - sieben Monate später als geplant - eröffnet. Das teilte die Betreiberfirma Eurotunnel am Montag in London mit. Der volle Betrieb werde nicht vor dem ersten Quartal 1994 aufgenommen, hieß es weiter. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, es benötige für 1994 und 1995 zusätzliche Gelder aus "verschiedenen Quellen", einschließlich der Aktionäre, um die derzeitigen Mittel von 8,97 Milliarden Pfund Sterling aufzustocken.

Kurz gemeldet: Norwegen kürzt Verteidigungsbudget

OSLO, 5. Oktober (Reuter). Norwegen will 1993 seine Verteidigungsausgaben um 2,4 Prozent kürzen. Wegen der Ausgabenkürzungen in Höhe von umgerechnet etwa 122 Millionen Mark wollen die Streitkräfte des NATO-Landes 1993 weniger Manöver ausrichten als bisher. Sofia schließt Freundschaft mit Ukraine SOFIA, 5. Oktober (dpa). Bulgariens Staatspräsident Schelju Schelew und sein ukrainischer Amtskollege Leonid Krawtschuk haben einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Er sieht eine Zusammenarbeit in Wirtschaft und Handel sowie im Militär- und Kulturbereich vor. Umweltvertrag mit Türkei unterzeichnet ISTANBUL, 5. Oktober (dpa). Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und sein türkischer Amtskollege Dogancan Akyürek haben in Istanbul ein Rahmenabkommen zur Kooperation im Umweltschutz unterzeichnet. Bush will Baker zurückholen WASHINGTON, 5. Oktober (Reuter). US-Präsident George Bush möchte im Fall seiner Wiederwahl am 3. November, daß James Baker wieder Außenminister wird. Unklar ist, ob Bush auch Finanzminister Nicholas Brady und Etatdirektor Richard Darman erneut berufen wird. 850 000 protestieren gegen Abtreibung YUBA CITY, 5. Oktober (AP). Hunderttausende Abtreibungsgegner haben am Sonntag in den USA gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch demonstriert. Insgesamt beteiligten sich 850 000 Personen in zahlreichen Städten des Landes an Menschenketten.

Serbenführer droht UN mit Gesprächsboykott bei Flugverbot Vance richtet im Gegenzug scharfe Warnung an Karadzic / Deutsche Luftwaffe will Ende Oktober wieder an Luftbrücke teilnehmen

sim GENF, 5. Oktober. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat in einem Schreiben an UN-Generalsekretär Butros Ghali gedroht, die Verhandlungen über das ehemalige Jugoslawien zu boykottieren, falls der Weltsicherheitsrat ein Verbot militärischer Flüge über Bosnien beschließt. Als Antwort darauf sagte UN-Vermittler Cyrus Vance am Montag in Genf, Karadzic solle sich in acht nehmen.

Vance sagte, er habe bei seinen jüngsten Gesprächen in Belgrad festgestellt, daß die Führungen der Republik Serbien und Rest-Jugoslawiens auf Distanz zur radikalen Haltung von Karadzic gegangen seien. Sowohl Serbiens Präsident Slobodan Milosevic wie der jugoslawische Premierminister Milan Panic und Generalstabschef Zivota Panic hätten der Politik der ethnischen Säuberung und der gewaltsamen Gebietserweiterung eine Absage erteilt. Ihre Hauptsorge sei jetzt, wieder in die Völkergemeinschaft aufgenommen zu werden.

In seinem Brief an Ghali behauptet Karadzic, ein militärisches Flugverbot über Bosnien würden den moslemischen und kroatischen Truppen eine strategische Überlegenheit verschaffen. EG- Vermittler Lord Owen verteidigte das geplante Flugverbot. Die UN würden kein totales Flugverbot verhängen. Humanitäre Flüge mit Militärmaschinen bleiben erlaubt. Alle Serben, die Sarajewo verlassen wollten, könnten dies in aller Sicherheit tun. "Libanesische Grenzlinien" werde es aber in Sarajewo nicht geben.

Die EG will sich bei den UN für eine schnelle Umsetzung der Ende August von der Londoner Jugoslawien-Konferenz angekündigten Schritte einsetzen, damit alle militärischen Flüge über Bosnien-Herzegowina eingestellt werden. Das teilten die EG-Außenminister am Montag abend in Luxemburg mit, wie AFP ergänzend meldete. Sie forderten zudem die bereits in London angekündigte Auflösung der Internierungslager noch vor dem Winter.

Schwere Angriffe auf Sarajewo SARAJEWO (Reuter/dpa/AFP). Sarajewo wurde am Montag erneut schwer von Panzern und Maschinengewehren beschossen. Mehrere Gebäude gingen in Flammen auf, mindestens sieben Menschen wurden getötet. Auch das Hotel Holiday Inn wurde getroffen, in dem viele Journalisten wohnen. Zwei französische Reporter wurden leicht verletzt.

Bereits in der Nacht hatte die Innenstadt unter vereinzeltem Granatfeuer gelegen. Beim Beschuß des Moslem-Vorortes Dobrinja in der Nähe des Flughafens kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Aus dem Vorort Stup wurden Straßenkämpfe gemeldet.

Schlechtes Wetter behinderte weiterhin die Hilfsflüge. Nur fünf der geplanten neun Flugzeuge konnten in Sarajewo landen.

Die deutsche Bundesluftwaffe will voraussichtlich Mitte Oktober die ersten fünf von zwölf Transportmaschinen mit Anti-Raketen-Anlagen ausgerüstet haben, die dann vorbehaltlich einer Entscheidung von Verteidigungsminister Volker Rühe an der Luftbrücke teilnehmen können. Ministeriumssprecher Jörg Meyer- Ricks sagte, die Umrüstung aller Transall C-160 solle Anfang November beendet sein. Die Geräte bestehen demnach aus drei Komponenten:

- Ein Warngerät kann das Zielerfassungsradar einer Raketenabschußbasis exakt von anderen Radarstrahlen unterscheiden. - Bei festgestellter Zielerfassung kann das Flugzeug eine Wolke von Stanniolstreifen abschießen, die gegnerisches Radar verwirrt.

- Bei Raketenanflug können Infrarot- Täuschkörper aus einem anderen Gerät vom Ziel ablenken. Die mit großer Hitze abbrennenden Täuschkörper ziehen die auf Wärme reagierenden Raketen an.

Die Stadt Gradacac in Nordbosnien lag nach Rundfunk-Angaben am Montag unter Dauerbeschuß der serbischen Artillerie. In Slavonski Brod wurden zwei Zivilisten getötet, als die Grenzstadt mit schwerer Artillerie beschossen wurde.

"Nur eine Partei in Malawi"

LILONGWE, 5. Oktober (Reuter). Malawis Staatspräsident Kamuzu Banda hat die Einführung eines Mehrparteiensystems in dem südostafrikanischen Land ausgeschlossen. Ein solches System sei unangemessen und führe zu Korruption und Kämpfen, sagte Banda nach einer Meldung der offiziellen malawischen Nachrichtenagentur Mana am Montag in Lilongwe. Pluralistische westliche Systeme könnten nicht ohne weiteres Vorbild für afrikanische Staaten sein, sagte Banda.

Der Präsident auf Lebenszeit hat Oppositionsparteien verboten und regiert das Land seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1964.

Nach Absturz über 250 Tote befürchtet

AMSTERDAM, 5. Oktober (Reuter). Bei dem bislang schwersten Flugzeugunglück in den Niederlanden sind möglicherweise über 250 Menschen ums Leben gekommen. Bis Montag wurden nach amtlichen Angaben fünf Tote aus den Trümmern eines Wohnblocks im Amsterdamer Vorort Bijlmermeer geborgen, wo am Vorabend ein israelisches Transportflugzeug abgestürzt war. Die Boeing 747 der Luftfahrtgesellschaft El Al war kurz zuvor vom Flughafen Shiphol gestartet. Die Unglücksursache war auch am Montag noch immer unklar. Rettungsmannschaften suchten in den Trümmern nach Opfern und Vermißten.

Amsterdams Bürgermeister Ed van Thijn sagte, mehr als 250 Menschen würden vermißt. Er sprach von der größten Katastrophe des Landes seit dem Zweiten Weltkrieg.

Nach Angaben der Rettungsmannschaften wurden bisher sieben weitere Leichen in den Trümmern ausgemacht, 19 Schwerverletzte würden in Kliniken behandelt. Feuerwehr-Einsatzleiter Hugo Ernst sagte, er habe keine Hoffnung, noch Überlebende anzutreffen. Die Identifizierung der Toten werde Tage dauern.

(Weiterer Bericht auf der Seite "Aus aller Welt")

Kunststoffabrik brennt weiter

DÜSSELDORF, 5. Oktober (Reuter). Der Brand in einer Kunststoffabrik im Gewerbegebiet der westfälischen Stadt Lengerich ist am Montag wieder aufgeflackert. Die Bevölkerung wurde wieder vor dem Aufenthalt im Freien gewarnt und aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Eine neue Evakuierung wurde aber nicht als notwendig erachtet. Ausgebrochen war der Brand bereits in der Nacht zum Sonntag. Da sich beim Verbrennen des Kunststoffs eine riesige Giftgaswolke gebildet hatte, waren rund 900 Anwohner evakuiert worden.Truppeneinsatz in Zaire

KINSHASA, 5. Oktober (Reuter). Rund 200 Soldaten und Polizisten sind am Montag vor dem Parlamentsgebäude in der zairischen Hauptstadt Kinshasa aufmarschiert. Augenzeugen berichteten, die Truppen hätten Panzer und gepanzerte Fahrzeuge vor dem Gebäude postiert. Die dem Präsidenten Mobutu Sese Seko ergebenen Soldaten wollten offenbar eine Sitzung von Parlamentsabgeordneten beschützen, die ebenfalls zu den Gefolgsleuten des Staatschefs zählen. Auch vor dem Finanzministerium seien Truppen postiert worden, hieß es weiter. Am Sonntag waren vor der Zentralbank in Kinshasa Panzer in Stellung gegangen.

Hintergrund des Truppeneinsatzes ist der Machtkampf zwischen Mobutu und Ministerpräsident Etienne Tshisekedi. Die mit politischen Reformen betraute Nationalkonferenz hat das Mobutu-treue Parlament aufgelöst, doch wollten Anhänger des Präsidenten am Montag zusammenkommen, um über eine Verfassung zu beraten. Die Ausarbeitung einer neuen Verfassung ist Aufgabe der Nationalkonferenz.Erba meldet Vergleich an Aber keine Konkursgefahr / Rascherer Stellenabbau in Bamberg

ERLANGEN (rtr). Das Textilunternehmen Erba hat beim Amtsgericht Fürth Vergleich angemeldet. Ein Firmensprecher machte dafür die Stadt Bamberg verantwortlich. Diese habe verhindert, daß die Voraussetzungen für eine dringend notwendige Finanzspritze von 35 Millionen Mark durch den Erba-Großaktionär Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) geschaffen wurden. Folge des "Sanierungsvergleichs" wegen Zahlungsunfähigkeit werde nun ein gegenüber den ursprünglichen Plänen forcierter Arbeitsplatzabbau im Werk Bamberg mit seinen 540 Stellen sein.

Konkursgefahr besteht dem Firmensprecher zufolge keine. Da sei er "absolut sicher". Vielmehr werde Erba nun wohl nur beschleunigt die ohnehin angestrebte "schlankere" Form erhalten. Ähnlich hatte sich der Vorstand am vergangenen Freitag geäußert.

Die Vermeidung des Vergleichs wäre dem Sprecher zufolge nur möglich gewesen, wenn die Stadt Bamberg der Umwidmung eines 200 000 Quadratmeter großen Erba-Grundstücks, des größten Vermögenswertes der Firma, zugestimmt hätte. Das habe sie aber nicht getan. Die Umwidmung für eine gemischte Bebauung wäre die Voraussetzung dafür gewesen, daß die LfA das Areal erst einmal als Sicherheit für die benötigten 35 Millionen übernommen hätte.

Erba steckt seit Jahren in einer tiefen Krise, wie auch andere Gesellschaften der deutschen Textilbranche. Derzeit beschäftigt das Unternehmen noch 1600 bis 1700 Menschen.

Der Umsatz aller bei Erba zusammengefaßten Firmen betrug weltweit 1991 rund 381,2 Millionen Mark. Der Verlust belief sich auf 10,7 Millionen Mark nach zuvor 7,8 Millionen.

ÖTV startet "heißen Herbst"

DÜSSELDORF, 5. Oktober (Reuter). Mit einer Protestveranstaltung in Bochum hat die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verlehr (ÖTV) am Montag einen "heißen Herbst" in den Arbeitsämtern Nordrhein-Westfalens eingeleitet. Mit der Aktion wolle die Gewerkschaft auf Mißstände in den Arbeitsämtern aufmerksam machen, vor allem auf Personalmangel und eine zu geringe Bezahlung für die dort Beschäftigten, teilte eine Sprecherin der ÖTV in Bochum mit. An der Veranstaltung in Bochum hätten rund 250 der insgesamt 700 Beschäftigten der Arbeitsämter Bochum und Herne teilgenommen.

Für die kommenden zwei Wochen seien weitere Aktionen in verschiedenen nordrhein-westfälischen Städten geplant.

Stasi-Zeuge entlastet Mielke Keine Beweise für Todesschüsse / "MfS wurde nicht fündig"

BERLIN, 5. Oktober (Reuter). Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) hatte nach Angaben eines Mitarbeiters keine Erkenntnisse über die Beteiligung des Jungkommunisten Erich Mielke am Mord an zwei Polizisten im Jahr 1931. Ein Stasi-Major, der 1987 die Archivarbeiten für eine Festschrift zu Mielkes 80. Geburtstag leitete, sagte am Montag vor dem Berliner Landgericht aus, das MfS habe trotz intensiver Recherchen nichts gefunden, was Mielke belastet hätte. Er glaube nicht, daß der spätere MfS-Chef Mielke bei der "Aktion am Bülowplatz" geschossen habe.

In einer Materialsammlung zu der Festschrift hielt die Archivabteilung damals fest: "Einem Auftrag folgend beteiligte sich Mielke am 9. August 1931 an einer Aktion in der Nähe des Bülowplatzes und mußte, um sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen, in die Sowjetunion emigrieren." Da über 20 Leute an der Aktion beteiligt gewesen seien, habe es einen Auftrag geben müssen, sagte auch der Zeuge. Er könne sich vorstellen, daß Mielke als Junggeselle von der Kommunistischen Partei benannt worden sei, ins Ausland zu gehen, um die Schuld auf sich zu nehmen.

Der Zeuge sagte weiter, das MfS habe damals auf der Grundlage unvollständiger Akten des Prozesses, den die Nationalsozialisten 1934 wegen der Ermordung der beiden Polizeihauptleute Lenck und Anlauf gegen KPD-Mitglieder führten, nach Beteiligten und Dokumenten gesucht, sei aber nicht fündig geworden.

Loblied auf Tendenzschutz Merkel bekennt sich vor Zeitungsverlegern zur Pressefreiheit

BERLIN, 5. Oktober (Reuter). Die Bundesregierung will Einschränkungen der Pressefreiheit im Rahmen von EG- Bestimmungen nicht zustimmen. Das kündigte Frauenministerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin auf der Jahrestagung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) an. Das Grundrecht der Pressefreiheit, die in anderen europäischen Ländern nicht die gleiche Bedeutung wie in Deutschland habe, sei unverzichtbar. Frau Merkel sagte, Bonn werde EG-Bestimmungen nicht zustimmen, die im Gegensatz zu diesem Grundrecht stünden.

Zugleich bekräftigte sie das Festhalten am Tendenzschutzparagraphen des Betriebsverfassungsgesetzes, der Betriebsräten in Presseunternehmen nur eingeschränkte Mitbestimmungsmöglichkeiten einräumt. Die Verleger müßten weiter die Tendenz der Zeitungen bestimmen können. Die Bundesregierung werde darauf achten, daß der Tendenzschutz nicht durch europäische Regelungen ausgehöhlt werde. EG-Bestrebungen für ein Werbeverbot für bestimmte Produkte erteilte sie eine Absage. Der Verbraucherschutz müsse gegen die damit verbundenen Eingriffe in persönliche und wirtschaftliche Rechte abgewogen werden.

Merkel appellierte an die Verleger, die an privaten Fernsehanstalten beteiligt sind, die Gewaltdarstellung auf den Bildschirmen zu verringern. Sie plädiere für eine "Abrüstung auf den Bildschirmen".

Zuvor hatte der BDZV die ostdeutschen Verlegerverbände aufgenommen.

250 Menschen werden unter den Trümmern vermißt Experten rätseln über Absturzursache im Amsterdamer Vorort Bijlmermeer / Vögel im Triebwerk der Boeing 747?

AMSTERDAM, 5. Oktober (Reuter/ AFP/HB/dpa/vs/FR). Die Untersuchung des Absturzes einer israelischen Frachtmaschine in Amsterdam konzentriert sich nach den Worten der niederländischen Verkehrsministerin Hanja Maij- Weggen auf technisches Versagen als Ursache. Sabotage könne aber nicht ausgeschlossen werden, sagte sie am Montag, einen Tag nach dem schwersten Flugzeugunglück, das die Niederlande je erlebten. Erst einmal werde der Flugschreiber der Boeing 747-200F gesucht, die am Vorabend in einen Wohnblock im Amsterdamer Vorort Bijlmermeer gestürzt war. Bei dem Unglück starben möglicherweise über 250 Menschen.

Die Ministerin berichtete, der Pilot des El-Al-Jumbos mit einer Fracht aus Parfum, elektronischen Geräten, Maschinen und Textilien habe wenige Minuten nach dem Start vom Flughafen Schiphol Brände in zwei der vier Triebwerke gemeldet. Er habe bis zuletzt versucht, das Flugzeug unter Kontrolle zu halten. Der Funkspruch "Gehen runter" seien seine letzten Worte gewesen.

Britische Experten vermuten, daß Bruchstücke des zuerst havarierten Triebwerks in das zweite gelangten und auch dieses von der Tragfläche abbrechen ließen. Die beiden Triebwerke der Maschine, die mit drei Besatzungsmitgliedern und einem Passagier nach Israel unterwegs war, wurden rund 15 Kilometer vom Absturzort entfernt in einem See gefunden.

Der ehemalige Jumbo-Pilot Mike Wallis sagte, im Simulator werde der gleichzeitige Ausfall zweier Triebwerke durchgespielt. Doch habe er noch nie erlebt, daß zwei Triebwerke gleichzeitig abrissen. Dies und die Tatsache, daß die israelische Fluggesellschaft El Al bekannt sei für die technische Sicherheit ihrer Maschinen, ließen an einen Sabotageakt glauben. Noch am Montag sollten israelische Experten in Amsterdam eintreffen und den niederländischen Behörden bei der Aufklärung der Absturzursache helfen. Andere Experten erklärten, beim Ausfall von zwei Triebwerken habe die Crew so gut wie keine Möglichkeiten mehr zu einer Notlandung gehabt. Eine Boeing-747 kann zwar im Reiseflug auch beim Ausfall von zwei der vier Triebwerke fast auf gleicher Höhe gehalten werden, aber beim Ausfall von zwei Triebwerken im Steigflug war die rund 320 Tonnen schwere Maschine - sie soll allein 140 Tonnen Fracht geladen haben - zu schwer.

Der Vorsitzende der Internationalen Pilotenföderation, der Niederländer Leen Bakker, der selbst KLM-Flieger ist, schilderte in der Amsterdamer Zeitung De Volkskrant ein mögliches Bild des Vorganges. Er meinte, es könne sehr wohl sein, daß nach dem Start ein Zusammenprall stattgefunden habe. Wenn ein Vogel in die Turbine eindringe, so führte er aus, lösten sich gewisse Teilchen, so daß der Motor kaputtgehe. Es entstehe ein Sperrfeuer solcher Metallteilchen, die quer durch die schützende Motorgondel hindurchschlagen. Der am nächsten erreichbare Motor würde dadurch getroffen und ebenfalls zerstört.

Der bereits öffentlich kritisierte Umstand, daß der El-Al-Jumbo über bewohntes Gebiet geflogen ist und somit die eigentliche Katastrophe heraufbeschworen hat, läßt sich leicht erklären: Im Notfall ist jede Crew verpflichtet, auf dem kürzesten Weg zum nächsten Flughafen zu fliegen beziehungsweise umzukehren.

Rettungsmannschaften suchten derweil nach den Opfern der Katastrophe. Feuerwehr-Einsatzleiter Hugo Ernst sagte, er habe keine Hoffnung, unter den Trümmern des verwüsteten Häuserblocks noch Überlebende zu finden. Laut Amsterdams Bürgermeister Ed van Thijn werden 250 Menschen vermißt. Er sprach von der schwersten Katastrophe des Landes seit dem Krieg. Zwölf Leichen konnten bisher geborgen werden.

Helfer sagten, es könne Tage dauern, bis die Identität der Toten ermittelt werden könne. Manche Leichen seien bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und müßten anhand ihres Gebisses oder von Schmuckstücken identifiziert werden.

Dichte Rauchschwaden hatten in der Nacht die Bekämpfung der Brände erschwert. Außerdem gefährdete nach Angaben der Feuerwehr austretendes Gas die Arbeit der Helfer. Die stehengebliebenen Häuserteile mußten wegen Einsturzgefahr abgestützt werden. Nur Stunden nach dem Absturz tauchten laut Polizei und Augenzeugenberichten die ersten Plünderer auf. Unbekannte drangen in zwei nahegelegene Supermärkte ein. Ein Radioreporter berichtete, er habe Plünderer durch die verlassenen Wohnungen stürmen sehen, die alles mitgenommen hätten, was sie tragen konnten. Bijlmermeer, in den 70er Jahren vor den Toren der Hauptstadt gebaut, gilt als soziales Spannungsgebiet. Vorwiegend sozial Schwache haben sich dort niedergelassen. Die riesige Siedlung gilt heute als architektonische Todsünde. Die Kriminalitätsrate ist hoch.

Über 100 Meter lange acht- bis zwölfstöckige, in sich verkantete Wohnblocks. Rasenflächen ringsum. Ein paar Bäume. Am Sonntag abend hatten sich hier kurz nach 18 Uhr Tausende von Familien auf das Abendessen, vielleicht auf einen gemütlichen Fernsehabend vorbereitet, als das Inferno über sie hereinbrach.

Ein greller Feuerball, so schilderten Überlebende der Katastrophe am Montag die Unglückssekunde, erhellte plötzlich den trüben Abend. Und dann gab es nur noch ein Krachen, Explosionen, Feuer.

Am Montag nachmittag brannte noch immer jener Häuserblock, in den sich die Nase der Boeing gebohrt hatte. Unter dem tiefhängenden grauen Himmel hing beizender Rauch, der von einem leichten Nieselregen auf die Erde geschlagen wurde. Wer nicht täglich die Kriegsgreuel in Sarajewo und anderswo mit eigenen Augen sehen muß, dem stockte der Atem. Als ob die Faust eines Riesen auf ein Spielzeughaus geschlagen hätte, so klaffte eine mindestens 50 Meter lange Lücke in dem Häuserblock. Rechts und links hingen zentnerschwere Betonplatten in ihren Verankerungen. An den beiden Rändern der achtstöckigen Unglücksstelle, dort, wo der Beton gehalten hatte, war brennendes Kerosin wie ein Flammenwerfer durch die Wohnungen gerast. Alles verbrannt.

Mit größter Vorsicht wurde am Nachmittag der Schuttberg, in den das abgestürzte Flugzeug mindestens 50 Wohnungen verwandelt hatte, von den Helfern abgetragen. "Wir sind nicht sehr optimistisch, daß wir noch Überlebende finden", faßte Illy Flora vom Führungsstab der Rettungskräfte die Lage zusammen.

Aber es gibt auch immer wieder Anlaß zu verzweifelter Hoffnung: So trugen gegen 15 Uhr Feuerwehrleute zwei Käfige mit Kanarienvögeln aus den Trümmern. Die Tiere hatten wie durch ein Wunder die Katastrophe überlebt. Was mit ihren Besitzern passiert ist, weiß noch niemand. Die Überlebenden der Siedlung Gooioord beobachteten fassungslos die Unglücksstelle. Viele Menschen lagen sich weinend in den Armen. Andere standen noch immer in stillem Gebet auf den Rasenflächen, konnten es nicht fassen, was hier in einer Sekunde geschehen war, konnten es nicht fassen, daß sie selbst mit dem Leben davongekommen waren.

Neugierige Journalisten, die Überlebende nach ihren Eindrücken befragen wollten, ernteten oft nur ein Kopfschütteln. Auch 20 Stunden nach der Katastrophe fehlten den meisten Menschen noch die Worte. Die, die die Katastrophe überlebt hatten, betrachteten das als Wunder oder, wie es eine farbige Mutter dreier Kinder sagte, als "unverdientes Geschenk Gottes". Aber warum, so fragten sie, starben die anderen.

Die Trümmer des abgestürzten Frachtflugzeuges liegen bis zu einem Kilometer verstreut in der Siedlung herum. Das Unglück war von den Fluglotsen in Schiphol mit bloßen Augen beobachtet worden, da der Kontrollturm des internationalen Flughafens der höchste in ganz Europa ist. Zur Unglückszeit herrschte klare Sicht über Amsterdam. Ein Sprecher der niederländischen Fluggesellschaft KLM berichtete, daß die Fluglotsen einen großen Feuerball gesehen hätten. "Es war dunkel und klare Sicht. Sie konnten genau sehen, wie es passierte", berichtete er. Noch am Sonntag abend riefen die Behörden in Amsterdam die Bevölkerung zu Blutspenden auf, weil die meisten Geretteten schwere Verbrennungen hatten.

Die niederländische Königin Beatrix zeigte sich tief erschüttert über das Unglück. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin äußerte sich schockiert und kündigte an, bei der Untersuchung würden alle Ursachen in Betracht gezogen. Bundeskanzler Helmut Kohl schrieb seinem Amtskollegen Ruud Lubbers, den Niederländern und besonders den Angehörigen der Opfer gelte seine tiefe Anteilnahme.

Die Frachtmaschine, die von Washington kommend auf dem Weg nach Tel Aviv in Amsterdam aufgetankt worden war, hatte vor ihrem Absturz keine bekannten Pannen gehabt. Wie ein Pressesprecher des Herstellers Boeing, Jack Gamble, am Sonntag in Washington mitteilte, hatte die Maschine insgesamt 9873 Landungen und 44 736 Flugstunden bis Ende Juni hinter sich gebracht. Das sei für ein 1979 gebautes Frachtflugzeug "absolut normal".

Neuer Präsident in Estland

TALLINN, 5. Oktober (Reuter/dpa). Das Parlament Estlands hat am Montag den konservativen Politiker Lennart Meri zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Er siegte mit 59 zu 31 Stimmen über den Altkommunisten Arnold Rüütel. Bei der Direktwahl im September hatte Rüütel 41,8 Prozent der Stimmen erhalten und damit die notwendige absolute Mehrheit verpaßt. Meri war damals mit 29,5 Prozent Zweiter geworden.

Der Vorsitzende der Vaterlandsallianz Meris, Mart Laar, begrüßte das Ergebnis der Stichwahl im Parlament als das Ende der sowjetischen Ära.

Der 1929 geborene Meri ist Schriftsteller. Er wurde nach den Parlamentswahlen 1990 Außenminister Estlands. Zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern war er von 1941 bis 1946 nach Sibirien verschleppt worden. Sein Vater war in Moskau inhaftiert. In die im Mai 1992 neu gebildete estnische Regierung von Ministerpräsident Tiits Vähi trat er nicht ein.

Belgrad stützt Embargobrecher

BELGRAD, 6. Oktober (Reuter/epd). Die größte staatliche Ölgesellschaft Serbiens will 90 Tankstellen an Geschäftsleute verpachten, die unter Verletzung des UN-Embargos Benzin beschaffen können. "Wir haben kein Öl, aber es gibt viele Firmen, die Wege dafür gefunden haben", sagte Rade Cvetkovic, Marketing- Chef von Jugopetrol.

An den meisten Zapfsäulen Rest-Jugoslawiens gibt es tagelang kein Benzin, andere sind ganz geschlossen. Das Embargo ist Teil der UN-Sanktionen gegen das noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawien.

Die Internationalen Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs (IPPNW) forderten in Wien eine Aufhebung aller nichtmilitärischen Sanktionen gegen Serbien. Betroffen sei lediglich die einfache Bevölkerung.

Aktien- und Devisenmärkte atmen durch Pfund und Dollar erholen sich / Bundesbank-Vize: Währungsturbulenzen ziehen Schleier weg

FRANKFURT A. M. (rtr/dpa/VWD). Die internationalen Finanzmärkte haben sich gestern nach dem Einbruch am Wochenanfang wieder etwas stabilisiert. Nachdem der Dow-Jones-Index an der Wall Street am Montag von seinem anfänglichen Sturz um mehr als 100 Punkte bis zum Schluß rund 80 Zähler wieder gutmachen konnte, zeigten sich die Titel am Dienstag in Tokio und den meisten europäischen Börsen wieder erholt. In Frankfurt fiel der Deutsche Aktienindex (Dax) leicht um vier Punkte. Am Devisenmarkt zog der Dollar um mehr als zwei Pfennig auf einen Mittelkurs von 1,4211 Mark an. Auch das Pfund wurde am Main mit 2,440 Mark deutlich über dem Rekordtief von 2,369 Mark am Vortag notiert. Dagegen rutschte Italiens Währung weiter ab. Das Fixing lautete auf 1,0653 (1,0840) Mark für tausend Lire.

Nach Darstellung des Bundesbank-Vizepräsidenten Hans Tietmeyer war die deutsche Geldpolitik nicht die eigentliche Ursache für die Krise des Europäischen Währungssystems (EWS). Für entscheidend hält er vielmehr die im Lauf der Zeit zwischen den EWS-Mitgliedern entstandenen ökonomischen Ungleichgewichte. Insofern hätten die jüngsten Vorgänge auch ihr Gutes gehabt. "Sie haben nämlich einen Schleier weggezogen und Realitäten offengelegt." Teilweise habe man sich in Europa so verhalten, als ob man sich de facto bereits in einer Währungsunion befinde. Stabile Wechselkurse könnten aber keinen Ersatz für nationale Stabilisierungspolitik darstellen. Auch in der seriösen Auslandspresse werde inzwischen anerkannt, meint Tietmeyer, daß die Gründe für die Turbulenzen nicht bei der Bundesbank liegen. Sein Haus werde alles ihm Mögliche tun, um zu sachlicher Diskussion und vertrauensvoller Zusammenarbeit der zuständigen Stellen zurückzukehren.

Die Ungleichgewichte seien lange überdeckt gewesen, auch wegen der Lage in Deutschland. Die hiesige Geldpolitik sei beim Versuch, Preisstabilität allein durchzusetzen, teilweise überfordert. Notwendig sei das Zusammenspiel aller wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger. Dauerhafte Disziplin in der staatlichen Ausgabenentwicklung sei hierbei ebenso wichtig wie eine maßvolle Lohnpolitik.

Bei der Auswertung der in den vergangenen Wochen gemachten Erfahrungen sei es das Interesse der deutschen Währungshüter, das EWS mit "seinen bewährten Komponenten voll funktionsfähig" zu erhalten. Eine Aufweichung oder ein Abgehen von der Stabilitätsorientierung sei für ihn kein geeigneter Schritt in Richtung auf eine Europäische Wirtschafts- und Währungsunion, meint Tietmeyer. Weder wäre eine Ausdehnung der Währungsbeistände noch eine Ausweitung der Interventionsverpflichtungen oder ein Pooling der Reserven angemessen. Den Bundesbanker verwundert im übrigen die Diskussion über den Weg zur Europäischen Union in zwei Geschwindigkeiten, da der Vertrag von Maastricht diese Möglichkeit vorsehe.

German Masters der Golfer in Stuttgart Die Zukunft ist völlig ungewiß Herbe Kritik am Zustand der Anlage / Ein Sponsor springt ab

Vordergründig war das German Masters der Golfprofis in Stuttgart-Mönsheim ein Erfolg. Mit 30 000 Besuchern an vier Tagen waren die Veranstalter sehr zufrieden. Doch hinter den Kulissen gab es Ärger. Die Stars rebellierten, da ihrer Meinung nach die Beschaffenheit der Anlage unzureichend war. "Eine Schande", so Ian Woosnam aus Wales. Sogar Mitveranstalter Bernhard Langer schloß sich der Kritik an: "Um die Mängel zu sehen, braucht man kein Spezialist zu sein."

Wegen der zahlreichen Beschwerden ist die Zukunft des Turniers in Mönsheim in Frage gestellt. Es werde Gespräche mit Spielern, Sponsoren, Organisatoren und Vereinen geben, kündigte Langer an. Inzwischen liegen bereits die Bewerbungen von zwei anderen Klubs vor. "In den nächsten vier Wochen fällt die Entscheidung", sagte Erwin Langer, Bruder von Bernhard und Organisator des German Masters. Nach sechs Jahren scheint das Vertrauen zu den Verantwortlichen des ausrichtenden Stuttgarter Golfklubs Solitude zerstört. Bernhard Langer: "Entweder präsentiert sich der Platz künftig in einen besseren Zustand, oder wir schauen uns anderweitig um." Kompromisse will Richard Weidle, Präsident bei Solitude, nur bis zu einem gewissen Grad eingehen. "Die Natur ist uns wichtiger als ein um zehn oder 20 Prozent manikürter Golfplatz wie in den USA", betonte er mit Blick auf die immer strenger werdenden Umweltauflagen.

Die Diskussion um den Standort ist aber nur ein Problem, das die Brüder Langer beschäftigt. Daneben machen auch die Sponsoren Sorgen. Von einem Kreditkarten-Unternehmen liegt bereits eine Absage für 1993 vor, eine Bekleidungsfirma will ihr Engagement noch überdenken. Lediglich Titelsponsor Mercedes will das German Masters weiter im gewohnten Umfang unterstützen. "Wir werden einen zusätzlichen Sponsor suchen müssen", gesteht Erwin Langer. "Von zwei Sponsoren ist dieses Turnier jedenfalls nicht zu tragen." sid

Erfolg auch für den Trainer "Ballklauber" Bresnik begeistert von Becker

"Ob Boris gewinnt oder verliert, er ist für mich immer ein Großer." Österreichs Daviscup-Kapitän Günther Bresnik, der als neuer Trainer mit Turniersieger Boris Becker einen erfolgreichen Einstand in Basel hatte, legt sich in seiner Meinung über den dreimaligen Wimbledon-Champion fest. Die Zusammenarbeit soll in der übernächsten Woche in Tokio möglichst gleich eine gute Fortsetzung finden.

Bresnik lernte in Basel nicht nur Boris besser kennen ("Wir haben viel miteinander geredet und uns in den Gesprächen nicht nur abgetastet, sondern jeder hat voll angegriffen"), sondern auch die deutsche Medienlandschaft. "Schon morgens um sieben Uhr klingelte das Telefon." Mit Geduld habe er diese Arbeit erledigt. Tenor der zahlreichen Anfragen: "Es ist ja zum Totlachen, daß da ein kleiner Österreicher herkommt und den großen Star betreut." Bresnik: "Ich glaube, die warten nur darauf, mir eine Watsch'n geben zu können."

Bresnik glaubt, daß die neue Zusammenarbeit schon in Basel kleine Früchte getragen habe. "Beckers Aufschlag war besser als zuletzt." Was Bresnik bewunderte, war Beckers "unheimliche Lust, Tennis zu spielen. Oft spielt er einfach das Unmögliche. Gerade wenn es knapp wird, kann er sich gut konzentrieren."

Nach dem Turniererfolg stellte Bresnik eines gleich klar: "Einem Boris Becker kann ich natürlich das Tennisspielen nicht beibringen. Was ich kann, ist, seinen momentanen Stand zu verbessern." Sportliche Betreuung heißt aus seiner Sicht: "Ich kann vor allem vor einem Spiel Boris die Stärken und Schwächen seines Gegners mitteilen." Während der Turnierwochen gebe es kaum intensives Training, erst danach ist kontinuierliche Arbeit möglich.

Bresnik hält Becker nicht für einen schwierigen Menschen. "Boris ist sehr belesen, er ist kein Ja-Sager, sondern ein eigenständiger, intelligenter Mann." Ähnliches sagt auch Becker über Bresnik auf die Frage, warum er gerade den Österreicher als Trainer gewählt habe: "Er ist intelligent."

Nach dem Erfolg von Basel konnte sich Bresnik einen (nicht böse gemeinten) Seitenhieb gegen Österreichs Nummer eins, Thomas Muster, nicht verkneifen. Dieser hatte erzählt, daß Bresnik im Trainingszentrum in der Südstadt bei Wien "einst die Bälle neben mir aufgeklaubt" habe. Bresniks Kommentar: "Der Sieg in Basel ist doch für einen Ballklauber nicht so schlecht."

Am gestrigen Montag flog Bresnik weiter nach Toulouse, wo er in dieser Woche den Schweizer Weltklassemann Jakob Hlasek betreut, ehe er mit Becker nach Tokio reist. In der Woche nach Tokio steht Bresnik dann in Lyon wieder Hlasek zur Seite. sid

Der VfL Gummersbachin der Krise Heile Welt ist beim Rekordmeister dahin

Beim VfL Gummersbach knistert es im Gebälk. Nach dem schlechtesten Bundesligastart, dem Sturz ans Tabellenende und dem Kampf ums sportliche Überleben ist die heile Welt beim deutschen Handball-Rekordmeister vorbei.

Im Vorstand des Traditionsvereins, der Titel en masse sammelte und zum erfolgreichsten Klub der Welt avancierte, herrscht angesichts der nicht wegzudiskutierenden Krise Uneinigkeit in der Trainerfrage. Nach 1:7 Punkten wackelt der Stuhl von Coach Hrvoje Horvat bedenklich. Der 46 Jahre alte Kroate wäre nach Herbert Wittchen (1983/84) erst der zweite Sportlehrer, der in 25 Jahren beim VfL vorzeitig entlassen würde.

Doch Abteilungsleiter Ulrich Strombach scheut vor einer Entlassung noch zurück: "Laßt uns die ersten acht Saisonspiele abwarten." Die beiden Vizepräsidenten Albrecht Lenz und Rolf Jaeger indes fordern unisono: "Es muß etwas passieren, so kann es nicht weitergehen." Am Montag abend war eine Präsidiumssitzung anberaumt, doch Geschäftsführer Erhard Bosch nahm im Vorfeld Spekulationen den Wind aus den Segeln: "Es wird keine Ablösung des Trainers geben."

Noch nicht, doch Horvat kennt das Geschäft: "Ich habe mir zwar keine Vorwürfe zu machen. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, ist der Trainer zwangsläufig das schwächste Glied in der Kette. Schließlich kann der Vorstand nicht die ganze Mannschaft austauschen."

Der hervorragende Analytiker und Taktiker, der Defizite in punkto Härte und Einstellung hat und laute Töne nicht mag, hat einen Vertrag bis Juni 1994, der eine Klausel beinhaltet, wonach er mit einer finanziellen Pauschale aufgelöst werden kann. Als Interimstrainer käme Klaus Brand in Frage.

Das Abrutschen in Tabellenregionen, die man in Gummersbach bislang nicht kannte, kam für Experten allerdings nicht unerwartet. Schon in der letzten Saison landeten die Oberbergischen in der zweitgeteilten Bundesliga nur auf Rang sechs, die schlechteste Plazierung, die es je gab.

Trotzdem wurden blauäugige Personalentscheidungen für die neue Saison getroffen. In Alfred Zlattinger (zum TV Eitra) und Ralf Kraft (TSV Dutenhofen) verließen zwei solide Spieler den Verein, die Zugänge Dirk Schuldt (THW Kiel), Cord Manhenke (TBV Lemke) und Uwe Zimmer (TuS Nettelstedt) sitzen meistens auf der Ersatzbank. Wunschkandidaten wie Thomas Knorr (THW Kiel), Kristof Schargy (TUSEM Essen) oder Lars-Henrik Walther (TSV Milbertshofen) konnten aus finanziellen Gründen nicht verpflichtet werden. sid

Zum Eishockey-Auftakt sieben Siege in Serie Meister DEG will neuen Liga-Startrekord Köln vermasselt Hedos die Verfolgerrolle / Rentzsch rettete Preussen / Schnieder im Pech

Titelverteidiger Düsseldorfer EG jagt in der Eishockey-Bundesliga einen neuen Startrekord. Sieben Siege in Folge haben die Cracks von Meistercoach Hans Zach nach dem schwer erkämpften 5:3 gegen den EHC Freiburg bislang zu Buche stehen und damit die seit Einführung des Play-off-Modus (1980/81) bestehende Bestmarke des Mannheimer ERC von 14:0 Punkten egalisiert.

Doch Alpen-Vulkan Zach will trotz des gelungenen Auftakts und eines Drei-Zähler-Vorsprungs nichts von einem Alleingang seiner Truppe wissen. "Von einer Vormachtstellung der DEG, so wie sie von der Konkurrenz befürchtet wird, kann keine Rede sein. Das Spiel gegen Freiburg hat das gezeigt. Das nächste Wochenende mit Spielen in Mannheim und gegen Köln wird zum Wochenende der Wahrheit", verkündete der Tölzer.

Immerhin konnte sich Zach freuen, daß ausgerechnet der rheinische Erzrivale Kölner EC dem schärfsten Düsseldorfer Verfolger EC Hedos München beim 2:2 in der Olympiahalle einen Zähler abnahm und dem Meister damit Schützenhilfe leistete. Sogar ein Sieg der "Haie" gegen das "Bavarian Dream Team" lag im Bereich des Möglichen. Bei Hedos war man stinksauer auf die Kölner, die sich erdreistet hatten, 35 Sekunden vor dem Abpfiff die Schlägerkrümmung von Münchens Kapitän Gerd Truntschka zu reklamieren. Laut Reglement des Weltverbandes IIHF (Paragraph 301) sind nur 1,5 Zentimeter erlaubt. Schiedsrichter Gerhard Müller (Berlin) maß nach und verhängte zwei Strafminuten gegen den Routinier, weil die Krümmung zu stark war.

"Diese Regel ist Blödsinn. Das hat mit Sport nichts zu tun", giftete Hedos-Coach Hardy Nilsson, zuletzt sieben Jahre Trainer in Köln. KEC-Manager Helmut Bauer verteidigte die Maßnahme: "Es war vorher abgesprochen, daß wir ein Vermessen verlangen. Das ist zwar nicht die feine englische Art, aber wenn es Spitz auf Knopf steht, ist der Punktgewinn wichtiger als Gefühlsduselei." Hedos-Torjäger "Didi" Hegen kritisierte den Unparteiischen, der "ein blaues Trikot" der Kölner getragen habe.

Auch Schiedsrichter Peter Radosai aus Landshut wurde kritisiert, nämlich von Krefelds Trainer Mike Zettel ("Wir hätten wohl in schwarz-weiß gestreift spielen müssen") nach der 3:4-Niederlage in Kaufbeuren, womit der KEV nach drei Auftaktsiegen bereits die vierte Schlappe in Reihenfolge kassierte. Die Allgäuer beendeten damit die Negativserie gegen die Rheinländer, nachdem sie in der vergangenen Saison alle vier Saison-Duelle gegen Krefeld verloren hatten.

Als Retter des Berliner SC Preussen im Lokalderby gegen die "Eisbären" betätigte sich als dreifacher Torschütze Verteidiger Marco Rentzsch. Nach einem 1:3- Rückstand traf der Nationalspieler im Schlußabschnitt zweimal. "Abgesehen von der DEG waren die Eisbären unser stärkster Gegner", lobte Preussen-Trainer Craig Sarner den Aufsteiger, der bislang ebenso viele Zähler erreichte - nämlich fünf - wie Meisterschaftsmitfavorit BSC Preussen.

Mit der kämpferischen Einstellung seiner Mannschaft haderte Mannheims Coach Jiri Kochta. Seine Schützlinge, die Kreis, Draisaitl und Kuhl verletzungsbedingt ersetzen mußten, verloren in Landshut 3:4. Kochta: "Das erste Drittel haben wir total verschlafen." Pech hatte Schiedsrichter Bernd Schnieder (Iserlohn), der in 23. Minute ohne Fremdeinwirkung auf den Rücken fiel und mit der Trage vom Eis gebracht werden mußte. Nach 15minütiger Unterbrechung konnte er jedoch die Partie zu Ende führen. sid

Berthold soll gehen Bayern zeigt Interesse an Stürmer Hobsch

Bayern München sucht einen neuen Stürmer und will sich vom früheren Nationalspieler Thomas Berthold trennen. Der Italien-Heimkehrer hat trotz seines bis 1995 laufenden Vertrages keine sportlichen Perspektiven mehr beim Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. "Wenn Jorginho wieder fit ist, glaube ich, daß kein Platz mehr für Berthold in diesem Team ist", hatte Bayern-Vizepräsident Franz Beckenbauer, in dessen Teamchef-Arä Berthold 1990 beim WM-Titelgewinn als Stammspieler der Nationalmannschaft dabei war, unlängst erklärt. Vor dem Spiel gegen Mönchengladbach am Samstag hatten Trainer Erich Ribbeck und Manager Uli Hoeneß laut Berthold bereits gefragt, ob der Ex-Frankfurter zu einem Vereinswechsel bereit sei.

Derweil beobachtete Gerd Müller im Auftrag des Bayern-Trainerstabs am Sonntag den Leipziger Torjäger Bernd Hobsch beim Zweitligaspiel in Freiburg. Für den 24jährigen hatten sich bereits der VfB Stuttgart und Werder Bremen interessiert. Wegen der Verletzung von Mazinho und der Formkrise von Wohlfarth steht Ribbeck zur Zeit in Labbadia nur ein gelernter Stürmer aus dem Profikader zur Verfügung. sid

Positive Olympiabilanz und harsche Kritik am IOC prägten den Sportgipfel 248 Millionen Mark für sauberen Spitzensport Willi Daume: "Reiches IOC muß auch Geld ausgeben" / NOK fühlt sich zu wenig beachtet

Eine positive Olympiabilanz des Bundesministers des Innern und harsche IOC-Kritik durch den Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), Willi Daume, bestimmten am Montag den Sportgipfel in Bonn. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) kündigte an, daß der Spitzensport im Jahre 1993 mit 248 Millionen Mark rechnen kann: "Der Spitzensport kann weiter auf die Fördermittel aus dem BMI zählen." Seiters erinnerte daran, daß mit staatlichen Mitteln aber nur ein dopingfreier Spitzensport gefördert werden könne.

Nach dem Gespräch mit den Präsidenten der Spitzensportverbände, dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB), Hans Hansen, NOK-Präsident Willi Daume und Sporthilfe-Chef Erich Schumann sprach Seiters von einem "intensiven und konstruktiven Dialog". Die Zusammenführung des Spitzensports in den alten und neuen Bundesländern sei besser gelungen als in anderen Bereichen unserer Gesellschaft. Er habe ein "elementares Interesse" daran, daß auch die Sportstätten in den neuen Bundesländern "dem Sport zur Verfügung stehen".

Hans Hansen kündigte für den DSB- Bundestag in Berlin Ende November einen neuen "goldenen Plan Ost" an. Hansen in Bonn: "Wir haben mit dem Bundesinnenminister in wesentlichen Fragen Einigung erzielt."

Nach Ansicht des Bundesinnenministers "kann der Sport einen wichtigen Beitrag leisten, um die Jugend zu gewinnen", gerade in Zeiten zunehmender Gewalttätigkeiten in Ost und West. Seiters: "Niemand darf diesen Ausschreitungen distanziert gegenüberstehen, ich habe an den Sport appelliert, alles in seinen Kräften Stehende dagegen zu tun." Seiters regte an, Fördermaßnahmen in den alten zugunsten der neuen Länder zurückzustellen.

Willi Daume ritt eine scharfe Attacke in Richtung Internationales Komitee (IOC). Daume warf dem IOC vor, die Vorschläge des Deutschen Nationalen Olympischen Komitees nach unangemeldeten Trainingskontrollen in allen Ländern nicht beachtet zu haben. "Wir haben gefordert, daß Länder, die sich diesen Trainingskontrollen nicht anschließen, nicht an Olympischen Spielen teilnehmen können. Im IOC geschieht aber zu wenig. Das reiche IOC muß auch Geld ausgeben für Dinge, die wichtiger sind als alles andere." Wenn es nicht gelinge, weltweite Trainingskontrollen einzuführen, werde die olympische Bewegung Schaden nehmen. Daume appellierte an den Bundesinnenminster, auch in Zukunft die Stiftung Deutsche Sporthilfe finanziell zu unterstützen. "Es ist unsere Pflicht, die Athleten in Ost und West gleichmäßig zu fördern." Daume forderte in Bonn erneut ein klares Wort des Bundeskanzlers zur Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000.

Seiters kündigte den baldigen Beitritt der Bundesregierung in den Aufsichtsrat der Olympia GmbH an. "Wir werden in Kürze unsere Aufsichtsratsmitglieder benennen." Seiters unterstrich die Notwendigkeit eines "runden Tisches" von Politik, Wirtschaft und Sport noch in diesem Jahr. Zudem erneuerten alle Gesprächsteilnehmer ihre Bereitschaft, sich für die Berliner Olympia-Bewerbung für das Jahr 2000 einzusetzen. Daume: "Ich hoffe, Bundeskanzler Kohl ergreift in Kürze eine Gelegenheit beim Schopf, seine Unterstützung für Berlin nochmals auszusprechen." sid/dpa

Rheuma-Liga sorgt für Informationen

FRIEDRICHSDORF. Fragen zum Behindertengesetz werden beim Treffen der Rheuma-Liga, Arbeitsgemeinschaft Hochtaunuskreis, am Donnerstag, 8. Oktober, 18 Uhr in der Altentagesstätte, Friedrich- Ludwig-Jahn-Straße, beantwortet. Referenten sind Mitarbeiter vom Versorgungs- und Sozialamt. Mitfahrgelegenheiten sind über Tel. 06007 / 672 und 06172 / 72596 zu erfahren. s

Salomon Gursky kommt Schriftsteller aus Kanada und Israel lesen

KRONBERG. Mordecai Richler, Kanadas "Autor Nr. 1" liest am heutigen Donnerstag, 8. Oktober, 20 Uhr, im Recepturkeller aus seinem neuen Roman "Salomon Gursky war hier". Nicht weniger als acht Generationen und fünf Kontinente hat Richler, Enkel jüdischer Emigranten aus Rußland, in seinem 616 Seiten langen Roman untergebracht. Russisch-jiddischer und kanadisch-englischer Humor verbindet sich in dem Roman. Richler liest seine Texte im Original, ein Übersetzer ist bei der Veranstaltung ebenfalls dabei.

BAD HOMBURG. Unter dem Motto "Poetisches Israel" steht die vierte und für dieses Jahr letzte Folge der "Bad Homburger Lesungen". Am Donnerstag, 15. Oktober, stellen sich um 20 Uhr im Gotischen Haus die Lyriker Asher Reich und Oded Peled mit ihren Werken vor. Der Berliner Schriftsteller und Schauspieler Wolfgang Heyder liest die Übersetzungen ihrer Texte, der Liedermacher Dany Bober begleitet die Veranstaltung musikalisch.

Vom Erlös der Lesung, die von zwei großen Bad Homburger Firmen gesponsort wird, wird die Gruppe Tel Aviv der Organisation "Peace Child Israel" gefördert. Sie bemüht sich, landesweit israelische und palästinensische Jugendliche zusammenzuführen und mit ihnen gemeinsam an Musicals und Theaterstükken zu arbeiten, um so das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Religion und sozialer Herkunft einzuüben.

s / che

"Cottbus die Häßliche" von ihrer normalen Seite Tag der offenen Tür und kein Interesse: ein Asylbewerberheim in Brandenburg Von Axel Vornbäumen (Cottbus)

Nein, niemand kann ernsthaft behaupten, das Fußballspiel Rumänien - Afrika habe unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattgefunden. Schließlich haben bestimmt zwei Dutzend Zuschauer den 20minütigen Länderkampf auf dem eingezäunten Areal in Cottbus verfolgt, staubschluckend und mit mäßigem Interesse. Nein, sage keiner, nicht ein Deutscher habe sich das Gekicke angeschaut, bei dem angesichts der naturgegebenen Unterscheidungsmöglichkeit via Hautfarbe auf die Ausgabe einheitlicher Trikots verzichtet wurde. Der Schiedsrichter dieses im Programm ausgewiesenen Höhepunktes des "Tags der offenen Tür", der vergangenen Freitag im Asylbewerberheim von Cottbus-Sachsendorf stattfand, war schließlich ein Einheimischer.

Cottbus-Sachsendorf? Da war doch was? Für vier Nächte im August und September reimte sich die Plattenbau-Siedlung in der Lausitz auf ihr architektonisches Pendant Rostock-Lichtenhagen. Es waren vier Nächte des Hasses und der Angst - abhängig vom Standort der Beteiligten, vor oder hinter jenem Maschendrahtzaun, der das ehemalige Kasernengelände der Sowjetstreitkräfte umgibt und den man ursprünglich einmal abreißen lassen wollte. Damals konnte nur ein massiver Polizeieinsatz den Sturm des Heimes verhindern.

Der Zaun steht noch, und auch die mittlerweile abgezogene Polizei ist, wie Heimleiter Klaus Behrendt versichert, "in Größenordnungen in ein paar Minuten hier". Das gibt Sicherheit, nimmt die schlimmsten Bauchschmerzen an diesem "Tag der offenen Tür", zu dem man sich mit gemischten Gefühlen entschlossen hat, um Stimmung zu machen für das Asylbewerberheim in Cottbus.

Wie macht man Stimmung für das Fremde? Man stellt Tischtennisplatten auf und Gulaschkanonen, Maltische und Luftkissen für die Kinder. Doch zwischen den Spielgeräten treffen sich Hilflosigkeit und Vorurteil. Auf gelb- und rosafarbenen Zetteln läßt die Heimleitung an diesem Tag Basisinformation unter die Leute streuen - gewissermaßen, um den gröbsten Stammtischparolen das Wasser abzugraben. Doch außer ein paar Offiziellen, die den Text ohnehin kennen, greift kaum einer die Papiere ab. Und wer sich tatsächlich durch die holprige Sprache der Spiegelstrich-Auflistung kämpft, der wird den Eindruck nicht los, daß hier vornehmlich am Image des armen Teufels, der unter der gestrengen Zucht des deutschen Regelwerks gehalten wird, gestrickt wurde. "Wußten sie schon", heißt es da, "daß die Asylbewerber 90 % des Regelsatzes der Sozialhilfe empfangen und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen." Oder: "daß die Aufenthaltsgestattung ihn zum Aufenthalt im Stadt- und Landkreis Cottbus berechtigt und ihn verpflichtet, sich jeden Abend in der Unterkunft zu melden". Ihn, den Asylbewerber.

Sie wissen es nicht, die Sachsendorfer. Und durch etwaigen Anschauungsunterricht wollen sie sich erst recht nicht ihre vorgefertigte Meinung kaputtmachen lassen. Daß "eine heimeigene Folkloreband bestimmte Veranstaltungen im Heim kulturell umrahmt" und die private Betreiberfirma des Asylbewerberheimes die "dazu notwendigen Musikinstrumente" bereitgestellt hat, interessiert sie schon gar nicht. Es sei denn, die Zigeuner-Combo macht ähnlich viel Krach wie die in alle Welt telefonierenden "Asylanten" vor der einzigen Telefonzelle in der Schopenhauerstraße. Doch das wäre schon wieder ein Grund, sich gebührend zu ärgern.

"Deren Mentalität ist eben so", meint einer, der den sonnigen Oktobermorgen dazu nutzt, vis-à-vis besagter Telefonzelle seinen japanischen Kleinwagen zu wienern. "Mentalität" ist für ihn obendrein das "Wühlen in den Mülltonnen". Der Sammelbegriff "deren" steht in diesem Fall für gegenwärtig 943 Asylbewerber aus 23 Nationen. Der Mann mit dem Lederlappen in der Hand hätte diese Zahlen auf einem der gelben oder rosafarbenen Zettel lesen können. Doch er hat "kein Interesse". An diesem Tag, an dem die Türen offen stehen und keine Horde rechtsgerichteter oder auch nur gelangweilter Jugendlicher sich den Weg ins Heim mit Molotow-Cocktails oder Steinen freizukämpfen versucht, an diesem Tag schaut plötzlich keiner mehr hin. Wochen zuvor, in den Tagen nach Rostock, hatten die braven Bürger von Sachsendorf noch in den Fenstern gelegen oder hatten sich im Schutz ihrer Plattenbauten, den Sohnemann an der Hand, an den Tatort herangetastet.

"Kein Interesse", sagt die Verkäuferin im nahe gelegenen Supermarkt. "Die sollen sich erst einmal benehmen und nicht soviel klauen." "Kein Interesse", sagt die Kundin. Ihr reicht es, seit ihr die Luftpumpe vom Fahrrad gestohlen wurde. Mutmaßlich ein Asylbewerber. "Kein Interesse", sagt eine weitere Sachsendorferin, die kürzlich "die Handwerker" in ihrer Wohnung hatte. Der fleißige Mittelstand hatte auch ein paar Blocks weiter, im Asylbewerberheim, schon herumgewerkelt und in vergleichender Beobachtung festgestellt: "Die haben es besser als Sie." Nun hat es die Frau aus berufenem Munde und sieht keinen Grund, diese bewußtseinsbildende Analyse noch einmal in Zweifel zu ziehen.

Der rührige Heimleiter Behrendt und seine Crew, der "Nationalitätenrat" des Asylbewerberheimes, der Verein "Bunte Welt" und all die lieben Menschen, deren Herz höher schlägt, wenn denn der Roma nur zum Akkordeon greift, erreichen die Masse aus den Plattenbauten nicht mehr. Zwar bugsieren ein paar Erzieherinnen des Kindergartens ihre Kleinen händchenhaltend durch das wuselige Treiben zwischen den Asylbewerberblöcken - "Gegenleistung" für die "gemeinnützige Tätigkeit", die einige der Asylbewerber in der "Kinderkombination Mischka" kürzlich übernommen haben. Zwar läßt die 8. Klasse der 8. Gesamtschule Sachsendorf ihren Deutsch-Unterricht für einen Kurzbesuch sausen. Doch die Kids, die vereinzelt in Springerstiefeln erscheinen, Zukkerwatte abgreifen und sich überzeugen, wie "versifft es unter den Balkons aussieht", ziehen recht schnell wieder ab. Nicht ohne darüber zu räsonieren, daß - Saubermachen vorausgesetzt - die ehemaligen Sowjet-Kasernen auch deutschen Familien ganz gut zu Gesicht ständen. So ist es lediglich eine verschwitzte Bande von Elfjährigen, die den Klassenausflug zur Horizonterweiterung nutzen konnte. Gut gefallen hat's allen, die Lehrerin überlegt, ob demnächst mal Kinder aus dem Asylbewerberheim zu Klassenfeten eingeladen werden, und einer hat sein ganzes Weltbild über den Haufen geworfen: "Ich habe nicht erwartet, daß die so fröhlich sind."

"Politik der kleinen Schritte" nennt man das wohl. Viel mehr ist es auch nicht. Als ob er den Gegenbeweis erzwingen könnte, erzählt Behrendt von seinen Erfahrungen, nachdem er in jener mittlerweile legendären Sachsendorfer Bürgerversammlung, in der Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe seinen Kotau vor dem Führer der rechtsextremen "Deutschen Alternative", Frank Hübner, machte, seine Telefonnummer bekanntgegeben hatte. Viele hätten ihn daraufhin angerufen. "Nicht ein einziges Gespräch war dabei", in dem sein Gegenüber eine ausländerfeindliche Gesinnung preisgegeben hätte. Und eine Frau, freut sich Behrendt, "kommt heute auch vorbei". Immerhin eine.

Wer die Zahl der Randalierer (150 bis 200 in der schlimmsten Krawallnacht) mit der Einwohnerzahl von Sachsendorf (20 000) vergleicht, um zu dem Schluß zu kommen: "Wir Cottbusser sind nicht ausländerfeindlicher als andere" (Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt, CDU), der muß auch den Vergleich Einwohnerzahl zu Besuchern beim "Tag der offenen Tür" zulassen. Die Folgerung lautet dann wohl: Die Cottbusser sind auch nicht ausländerfreundlicher als andere.

Dem OB wäre die Verbreitung dieser Variante deutscher Normalität schon recht. Hauptsache, das Bild "Cottbus, die Häßliche" geht den Leuten schnellstens aus dem Sinn. In jener unendlich langen Fernsehminute, in der die Randalebilder aus Cottbus "um die Welt" gegangen seien, habe das Image der Lausitz-Stadt doch empfindlich gelitten. Das "Schlimmste", sagt der Unionschrist und meint es sehr wahrscheinlich auch so, sei "das brennende Auto" gewesen, das da via Bildschirm in den amerikanischen, französischen oder israelischen Wohnstuben geflackert habe. Kleinschmidt kam danach bei seinen ausländischen Telefonpartnern urplötzlich in Erklärungszwang. Ob man überhaupt noch die für November geplante "Israel-Woche" in Cottbus stattfinden lassen könne, wollte kürzlich etwa der israelische Vize-Konsul wissen. "Gerade jetzt", hat ihm der Oberbürgermeister geantwortet. "Wir wissen ja so wenig von Israel."

So genau weiß auch niemand, warum die Randale vor dem Asylbewerberheim so urplötzlich abgerissen ist. Und ebensowenig gesichert sind Erkenntnisse, wann es denn wieder losgehen könnte. "Jederzeit" ist wohl die passendste Antwort.

Spanische Klänge Meister auf dem Podium / Israel in Kronberg

BAD HOMBURG. Das nächste Konzert in der Schloßkirche wird am Freitag, 16. Oktober, 20 Uhr mit einem Beitrag zur Entdeckung Amerikas stattfinden. Huascar Barrada (Flöte), der in Südamerika zu den führenden Nachwuchsflötisten gehört und Jörg Remy (Gitarre), dem es sogar gelang, das spanische Publikum zu begeistern, werden virtuose US- und Lateinamerikanische Musik vorstellen.

Karten für das Konzert gibt es im Verkehrsamt im Kurhaus (Tel. 1 2 1 3 1 0). An der Abendkasse werden Restkarten ab 19.15 Uhr verkauft.

Bogdan Czapiewski (Klavier) ist Solist beim Meisterkonzert in der Englischen Kirche am Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr. Der Pianist gilt als einer der besten Chopin-Interpreten der Welt. In der Englischen Kirche spielt Czapiewski Nocturnes, ein Rondo, Walzer und eine Polonaise von Chopin, außerdem von Prokofiev die 2. Sonata d-Moll.

Karten gibt es im Musikhaus Löffler, Louisenstraße 21.

KRONBERG. Das "Mirkam-Trio" aus dem mit dem Hochtaunuskreis partnerschaftlich verbundenen israelischen District Gilboa spielt am Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr, im Saal des Altkönigstiftes. Auf dem Programm des Kammerkonzertes, das Kreis- und -ausschuß gemeinsam veranstalten, steht Musik von Beethoven, Michael Glinka, Paul Juon und Brahms. Die Ausführenden sind Uri Ben David (Klarinette), Susan Berman (Cello) und Irai Kremer, Klavier. (nau

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hattersheim. Posthofkeller, Sarceller Straße 1: "Paar-Time - Der große Käsekrieg", Theatrales Musikkabarett (20 Uhr). Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: Walt Disneys "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (16 Uhr); "Toto der Held" (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz: "Batman's Rückkehr" (15 Uhr); "Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück" (20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Boomerang" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" (15 Uhr); "Der Liebhaber" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit Junior" (15, 20.15 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Delikatessen" (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm (15 bis 20 Uhr).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25.10.). Workshop mit F. Eberwein: 5. bis 10.10. 14 Uhr.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic) Sprechstundenzeiten.

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung.

Rathaus, Foyer: "Empfindung und Ausdruck" von Margret Christ und Josep Relats, 9 bis 12 Uhr (bis 11.10.). Vorträge / Kurse Flörsheim. "Flörsheimer Keller", Hauptstr. 43: "Südfrankreich in Mittelalter und Neuzeit" von Bernd Blisch, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr (jeden 1. Mittwoch im Monat offenes Meeting, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.

AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs- Kontakt- und Beratungsstelle: Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl). Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.

Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2, Theaterfoyer: Buchausstellung "Neues von der Buchmesse", 10 bis 12 Uhr.

Nachmittagsfahrt "Altstadt in Frankfurt-Höchst", Abfahrt: 14 Uhr, Rückkehr: 19 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.

Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm, Kirchgasse, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Weilbachhalle: Freizeitnachmittag Gemütlichkeit Weilbach, 15 Uhr.

Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstraße 48: Vorlesestunde für Kinder ab 6 Jahren, "Schmusemaschine", 15 Uhr.

Stadthalle: Clowntheater "Schusseldiwupp" für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr.

Kelkheim. Jugendtreff Mitte: 17 - 21 Uhr. Sonstiges

Hofheim. Baha'i-Gemeinde, Langenhain, Eppsteiner Str. 89, Europäisches Haus der Andacht: "Wir wollen gemeinsam für Frieden in der Welt beten", 20 Uhr.

Kelkheim. Bürgerhaus Fischbach: Fahrt nach Friedberg und Bad Nauheim Hl. Dreifaltigkeit, 13 Uhr.

WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Shy Guys "Harakiri á go go", die aberwitzige Nummern-Revue, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: "Die Liebenden von Pont Neuf" (20.30 Uhr). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechstunden, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.

Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.

Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Beratungs- und Vermittlungsdienst für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 1/7: Sprechzeiten: 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, 13.30 bis 16.30 Uhr, "Treffpunkt", Burgunderweg 2.

Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Otello", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Loriots dramatische Werke", 19.30 Uhr.

Theater, Studio: "Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben" (Premiere), 19.30 Uhr. Filmspiegel Beta im Kinocenter, Moritzstraße 6: "Alien 3" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück" (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr) ab 16 J.

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Rote Laterne" (17.15, 19.45 Uhr) ab 12 J.; "Housesitter" (engl. Orig.), 22.30 Uhr. Ausstellungen Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30.10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Schloßpark Biebrich: "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 9 bis 18 Uhr (bis 11.10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz (bis 31.10.).

Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, 17 bis 19 Uhr.

Großer Saal der IHK: Eröffnung einer Ausstellung mit Werken des Malers Stephan Alexander Friedrichs, 17 Uhr. Vorträge / Kurse Schloßpark Biebrich, im Rahmen "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne": Perfekt ist nicht genug - Zur Konjunktur der Körperbilder, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Sonstiges Rhein-Main-Hallen: "Härterei-Kolloquium" und "European Conference and Exhibition on Multimedia and CD-Rom" (bis 9.10.).

Kurhaus-Kolonnade: Briefmarkenauktion (bis 10.10.)

- ohne Gewähr -

Stadtteil-Fenster

Eine besondere Kaninchenausstellung ist am Wochenende, 10. und 11. Oktober (Beginn ist am Samstag um 15 Uhr), in der Farmanlage des Kleintierzuchtvereins Eschersheim in der verlängerten Straße Im Uhrig zu sehen: eine Spezialschau von Tieren der Frankfurter Preisrichtergruppe. Die Preisrichter sind verpflichtet, selbst zu züchten und ihre Tiere bewerten zu lassen. Deshalb gibt es diesmal besonders strenge Bewertungsmaßstäbe. Der Frankfurter Gruppe gehören Mitglieder aus vielen Bereichen Hessens an. Ursula Metzmacher, die Vorsitzende des gastgebenden Vereins, erwartet daher viel sachkundiges Publikum aus dem gesamten hessischen Raum. li/40

Ein Herbstfest feiert der Altenklub Eschersheim des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe am Montag, 19. Oktober, ab 15.30 Uhr im Klubraum Am Brückengarten 9 a. Alle Senioren sind herzlich eingeladen. li/41

Der Kleingärtnerverein Eschersheim feiert am Samstag, 24. Oktober, 20 Uhr, in seinem Klubhaus an der Nußzeil das Erntedankfest. Auf dem Programm: Ehrung der Jubilare, die Prämierung vorbildlicher Gärten sowie ein buntes Programm mit Musik und Unterhaltung. li/42

Einen Flohmarkt organisiert der Kindergarten der Preungesheimer evangelischen St. Christophorus-Gemeinde (An den Drei Steinen 42) am Samstag, 31. Oktober. Beginn des Marktes, dessen Erlös nach Kroatien und an den Christophorus-Kindergarten geht, ist um 15 Uhr. Nähere Informationen und Anmeldung für einen Stand unter Tel. 5 48 16 53. ak/43

TSG 98 Nordwest: Der Verein bietet ab 24. Oktober Wirbelsäulengymnastik donnerstags (von 17 bis 18 Uhr) und samstags (von 11 bis 12 Uhr) in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12. Schwimmstunden für erwachsene Anfänger sind jeden Mittwoch (von 19.15 bis 20 Uhr) im Lehrschwimmbecken der Ernst-Reuter-Schule. Auskunft gibt Eva-Marika Futas-Bernhardt unter Tel. 76 40 60. nd/40

Kleintierzuchtverein Alt-Eckenheim: Der Verein lädt ein zur traditionellen Lokalschau am Sonntag, 11. Oktober, von 10 bis 16 Uhr auf das Farmgelände, Niederbornstraße ohne Nummer. Gezeigt werden rund 350 Tiere: Groß- und Zwerghühner, Wassergeflügel sowie verschiedene Zuchttaubenrassen. nd/40

Einen Sport-und Spieleabend für jung und alt bietet die Kolpingfamilie Heddernheim an: am Montag, 12. Oktober, ab 20.15 Uhr, in der Habelstraße 30 an. he/40

Brücken und Abgrenzungen: Eine Ausstellung zu diesem Thema wird am Freitag, 9. Oktober, 19.30 Uhr, in der Galerie Peiper-Riegraf (Büdinger Straße 7 c) in Eckenheim eröffnet. Der US-amerikanische Künstler Bob Haozous ist beim Empfang anwesend. he/40

Anife und die Angst vor den "Herren des Morgengrauens" Deutsche Familien und Kirchengemeinden verstecken ein Roma-Mädchen vor dem Zugriff der Behörden

Bedrückt sitzt Anife am Küchentisch der deutschen Familie, die sie seit gut drei Wochen versteckt. "Was wird?", fragt sie mit skeptischem Blick. Tagsüber, wenn die Erwachsenen arbeiten, die Kinder in der Schule sind, langweilt sie sich, hört schon mal Kassetten mit türkischer Musik, läuft durch das Haus, die Treppe rauf, die Treppe runter. Raus, vor die Tür, nein, das darf sie nicht. Jeder Polizist an der Ecke könnte sie verhaften.

So grübelt sie denn Stunden um Stunden darüber nach, wie genau die Telefonnummer ihrer Tante im jugoslawischen Sveti Nicole lautete, die ihr der Vater noch aus der Zelle der Abschiebehaft auf einen Zettel geschrieben hat. Doch der Von Ingrid Müller-Münch (Köln) ging verloren auf einer ihrer Fluchtstationen vom westfälischen Münster über Greven bis hin zu der Familie in Mülheim an der Ruhr. Stundenlang schiebt sie seither, mal in Gedanken, mal auf dem Papier, alle ihr in den Sinn kommenden Telefonnummern hin und her. Doch nie meldete sich jemand, wenn sie glaubte, nun endlich die richtige gefunden zu haben. Deshalb, erklärt sie, habe sie "keine Lust, Spaß zu machen, keine Lust, fröhlich zu sein", weil sie nicht weiß, was aus den Eltern, den Geschwistern geworden ist.

Deren Abschiebung hatte sich Anfang August formal korrekt durch das Schreiben eines Stadtamtmannes der Ausländerbehörde in Münster an die "Sehr geehrte Familie" angekündigt. So, als hieße es, eine Urlaubsreise anzutreten, stand dort: "Für Sie ist am 12. 8. 1992 ein Flug nach Skopje gebucht worden. Ich bitte Sie deswegen, sich . . . mit Gepäck und Reisepässen im Stadthaus . . . Zimmer 139 zu melden . . . Bitte achten Sie auf die Freigepäckgrenze von 20 kg pro Person und ordnungsgemäße Verpackung. Hochachtungsvoll . . ."

Damals hielt sich Familie Ramizi aus Mazedonien schon seit mehreren Wochen in den Räumen einer evangelischen Kirchengemeinde aus Münster verborgen. Es hat ihnen nicht geholfen: "Heute morgen gegen 5.45 ist die Polizei gewaltsam in die Evangelische StudentInnengemeinde eingedrungen und hat die Roma-Familie in Abschiebehaft genommen . . . Diese Stadt kennt keine Gnade mehr", heißt es in einer Presseerklärung des evangelischen Studentenpfarrers Otto Meyer von jenem Tag vor über sechs Wochen.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik hatte Polizei das von Kirchen gewährte Asyl mit Brecheisen und Feuerwehrverstärkung "wie die Herren des Morgengrauens" (so Pastor Meyer) gestürmt, die Versteckten aus dem Schlaf gerissen, Eltern und Kinder getrennt abgeführt und ausgewiesen.

Allein die 17jährige Anife Ramizi konnte entkommen. Seitdem wird sie per Haftbefehl gesucht, versteckt gehalten von Christen im Rheinland und in Westfalen, unter dem Schutz von Kirchenkreisen den Behörden entzogen. Weitergereicht wird sie seit Wochen jedesmal, wenn ihr Zufluchtsort auffliegt. "Solange wir können, geben wir sie nicht preis", versichert der Sozialreferent des evangelischen Kirchenkreises Mülheim an der Ruhr, Ulrich Schreyer, hat doch selbst der Präses der evangelischen Kirche Rheinland, Peter Baier, ihm zugesagt: "Wenn ihr in Mülheim nicht mehr wißt, wohin mit ihr, dann nehme ich sie mit in mein Haus."

Präses Baier, Sozialreferent Schreyer, Studentenpfarrer Meyer und all die vielen Christen und Kirchenmitglieder, die seit Wochen das Roma-Mädchen Anife Ramizi vor dem Zugriff von Ausländerbehörde und Polizei schützen, fühlen sich "nicht nur als Christen gefordert", wie Präses Baier es formuliert: "Wer Mensch ist und kein Lump, der muß da handeln", Wo doch die Gefahr groß ist, "daß dieses Menschenkind beim Zurückkommen in seine Heimat ins offene Messer läuft". Ihre Geschichte und die ihrer Familie hat Anife schon oft erzählt. Immer bewegt sie die Erinnerung, rührt sie das Erlebte auf. Dann unterbricht sie sich, springt auf, zeigt Fotos ihrer in Münster geborenen Tochter Judith, die irgendwo bei einer deutschen Familie lebt. Ob adoptiert oder nur in Pflege? Den Unterschied kennt sie nicht. Nach der Geburt hat sie ein Formular unterschrieben.

Angst hat sie vor allem vor einer Rückkehr nach Mazedonien. Dort wurde sie als gerade 15jährige eines Tages von einer Gruppe Albanern, die ihre Familie schon seit längerem terrorisierte, auf der Straße in ein Auto gezerrt, mit Chloroform betäubt und verschleppt. Eine Woche lang hielten albanische Männer sie gefangen. Anfangs hat sie versucht, die Fesseln mit dem Mund aufzubeißen. Einer der Männer vergewaltigte sie. Nach einer Woche gelang es ihr erst, zu fliehen. Ihr Vater zeigte den Mann, der seine Tochter geschändet hatte, an. Doch auf der Polizei beschimpfte man ihn als Lügner. Auch als Vater Ramiz Ramizi den Vergewaltiger seiner Tochter eines Tages auf der Straße entdeckte, zur Rede stellte und es zu einer Prügelei kam, wurde nicht etwa der Albaner, sondern Anifes Vater festgenommen und auf unbestimmte Zeit ins Gefängnis gesteckt.

Voller Panik, vor allem, als man entdeckte, daß Anife schwanger war, entschloß sich die Mutter mitsamt ihren drei Kindern, nach Deutschland zu fliehen. Der Albaner reklamierte nämlich inzwischen Anife als seine Frau, erhob Besitzansprüche auf das ungeborene Kind und drangsalierte die Roma-Familie weiterhin. Im Frühjahr 1991 kamen die Ramizis in Münster an. Deutschland war der Mutter nicht fremd. Jahre zuvor hatte sie für längere Zeit als Gastarbeiterin hier gearbeitet. Dem Vater gelang es wenig später, bei einem Arbeitseinsatz außerhalb des Gefängnisses zu fliehen und auf Irrwegen über Österreich per Anhalter nach Münster zu kommen.

Die Familie bat um Asyl, bezog sich über ihren Anwalt nicht nur auf ihre persönliche Geschichte, sondern auch auf ihren rechtlosen Status als Roma in Mazedonien, wo ihresgleichen, "permanenter politischer, wirtschaftlicher und sozialer Diskriminierung ausgesetzt" sind, ohne jegliche Rechte, "augenblicklich gehetzt wie Freiwild", so Studentenpfarrer Otto Meyer in einem Schreiben an die Stadtverwaltung Münster.

Doch das Asylgesuch der Ramizis wurde vom Verwaltungsgericht Münster mit der Begründung abgelehnt, sie hätten doch "inländische Fluchtalternativen" gehabt. Das weist das Bonner Büro des UN-Flüchtlingskommissars als unzumutbar zurück, da sich auch in anderen Landesteilen Mazedoniens die Behörden gegenüber Roma bekanntermaßen "schutzunwillig" zeigten. So blieb nur noch ein Ausweg: Anfang April begab sich die Familie unter die Obhut der kirchlichen Studentengemeinden Münster.

Wie die Familie Ramizi haben in jüngster Zeit vermehrt Flüchtlinge und Asylbegehrende an Kirchenpforten geklopft und Einlaß gefunden. Dort wächst die Bereitschaft, Menschen Zuflucht zu geben, ergab eine Recherche der Zeitung kritischer Christen Publik-Forum. Die Gemeinden wissen, daß sie gegen geltendes Recht verstoßen, daß Kirchen keine rechtsfreien Räume sind. Aber man setzt auf die Hemmschwelle, die selbst die Gestapo im Dritten Reich zögern ließ, "aus dem Kirchenraum heraus Verhaftungen vorzunehmen", erinnert Altbischof Kurt Scharf.

Hamburger Christen ist es auf diese Weise gelungen, die Ausweisung einer von ihnen beherbergten Roma-Familie zu verhindern. In Berlin, Salzgitter, Ahaus oder Wuppertal versuchten Christen, durch die Bereitstellung von Schutzräumen für Asylsuchende "Gott mehr zu gehorchen als den Menschen". In Köln hat das Presbyterium einer innerstädtischen Gemeinde gerade beschlossen, drei seit Monaten im Gemeindesaal untergekommenen Roma-Familien unbefristet "Kirchenasyl" zu gewähren.

Pfarrer Rolf Heinrich von der Gelsenkirchener Lukas-Gemeinde hat schon dreimal erfolgreich Menschen in seinem Gotteshaus beschützt. Für ihn hat Kirchenasyl den Sinn, "Zeit zu gewinnen, damit die Behörden nochmal umdenken können". Ihm war dabei klar, daß die Behörden jederzeit seine Schützlinge hätten abholen können. Nur in einen laufenden Gottesdienst - so hatte ihm ein Jurist erklärt - dürfe Polizei nicht eingreifen. "Wir waren darauf vorbereitet: wäre die Polizei gekommen, hätte bei uns sofort ein Gottesdienst stattgefunden", sagt er. "In den Niederlanden", weiß Pastor Heinrich, der sich sachkundig machte, "hat es in letzter Zeit 120 Fälle von Kirchenasyl gegeben, die alle positiv ausgegangen sind." Nur in Münster, da kamen vor gut sechs Wochen Beamte mit Brecheisen und Papieren, um - wie es das alternative Stadtblatt formulierte - "die inhumane Gesinnung, die hinter der formalen Rechtmäßigkeit steht", durchzusetzen.

Übrig geblieben ist dabei Anife. Sie muß nun abwarten, was ihre Betreuer mit den Ämtern für sie aushandeln. "Ich weiß nicht", sagt ratlos Präses Baier, "ob da noch was zu machen ist. Ich weiß nur, daß wir sie, solange sie unter unserem Schutz steht, nicht gehen lassen dürfen." Für ihn ist Anife eine "Minderjährige, die weggelaufen ist aus wirklich großer Angst. Anife geht derweil weiter nicht vor die Tür, sorgt sich, ob wohl der Vater wieder im Gefängnis ist, zermartert sich den Kopf auf der Suche nach der Telefonnummer von Tante und Onkel, über die sie hofft, endlich von ihren Eltern zu hören.

Namen + Notizen

HAIKO NATSCHKE ist tot. Zahlreiche Eckenheimer Vereinsvertreter, Mitglieder der Parteien, des Ortsbeirates sowie Eckenheimer Geschäftsleute erwiesen dem Bäckermeister, der 52jährig tödlich verunglückte, die letzte Ehre. Der Verstorbene war vor allem in Vereinskreisen sehr beliebt und fühlte sich den Eckenheimer "Krätschern" ebenso verbunden wie dem Athletik-Sport-Club "Viktoria" und anderen. Abschied von ihm nahmen auf dem Hauptfriedhof unter anderem Hans Beetz, Peter Martus, Martin Zahn sowie die Karnevalisten Fritz Mosch, Hannelore und Karl Fraund von den "Krätschern". dixi

Podiumsdiskussion über Fehlbelegungsabgabe

HATTERSHEIM. Die Fehlbelegungsabgabe nimmt die Hattersheimer FDP unter die Lupe in einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 8. Oktober. Sie beginnt um 19.30 Uhr im Gasthaus "Zum goldenen Anker" im Stadtteil Okriftel.

Zur Diskussion eingeladen sind neben interessierten Bürgern und Bürgerinnen auch Experten des Hessischen Innenministeriums und Vertreter der Wohnungswirtschaft. kkü

SPD hat für Grüne Priorität Öko-Partei kann sich auch Koalition mit der CDU vorstellen

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Main-Taunus-Grünen wollen ab dem nächsten Jahr im Hofheimer Kreishaus mitregieren. "Unser Ziel ist eine neue Mehrheit", sagte Rolf Keil, Sprecher des Kreisvorstands, am Montag bei der Vorstellung des Programms der Main-Taunus-Grünen für die Kommunalwahl am 7. März 1993.

Bei der Überlegung, wer die möglichen Koalitionspartner sein könnten, gibt es für Keil gleich mehrere Varianten. Sogar eine Zusammenarbeit mit der CDU sei nicht auszuschließen, sagte er. "Erste Priorität haben aber die Sozialdemokraten." Auch ein Dreierbündnis mit SPD/ FDP oder SPD/FWG ist für Keil durchaus realistisch.

"Innerhalb der Union hat es einen Generationswechsel gegeben", begründete der Vorstandssprecher das Angebot an die Christdemokraten. Eine Sensibilisierung für soziale Themen sei da durchaus zu erkennen.

Gleichgültig, wer sich mit den Grünen zusammentut, eins ist sicher: "Das muß sich auch personell auswirken", so Keil. Im Klartext: Die Grünen verlangen einen hauptamtlichen Dezernenten an der Kreisspitze.

Und wie steht's mit den Inhalten? Angesichts der massiven Verschuldung des Kreises seien "keine großen Sprünge möglich". Vielmehr gehe es darum, "das Erreichte abzurunden." Und hinter dieser knappen Formulierung verbirgt sich eine recht lange Wunschliste. Die Palette reicht von mehr Energie- und Wasserspartechnik in öffentlichen Gebäuden bis zu einem besseren Angebot bei Bussen und Bahnen.

Für Rolf Keil steht jedoch das Thema Drogen ganz oben auf der Liste. Durch die Drogenpolitik der Stadt Frankfurt habe sich die Szene teilweise in den Main- Taunus verlagert - vor allem nach Hofheim und Hatterheim. "Dem darf man nicht mit ordnungspolitischen Maßnahmen begegnen." Eine aufsuchende Arbeit sei vonnöten. Keil schlägt vor, in den Kommunen Kontaktläden einzurichten. Dort sollen die Abhängigen Spritzen austauschen können, Waschgelegenheiten und Schlafplätze finden. Eine soziale Betreuung werde auch gebraucht.

An zweiter Stelle steht für Keil die Unterbringung von Asylbewerbern. Der Kreis müsse eine "Flüchtlingshilfe GmbH" gründen, an der sich auch die Kommunen beteiligen können. Im Wetteraukreis sei das schon geschehen. Die GmbH soll dafür sorgen, daß neue Unterkünfte wesentlich effektiver und schneller gebaut werden können. Daneben benötige der Kreis einen Ausländerbeauftragten, der Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung betreiben und den Politikern die Nöte der Flüchtlinge nahebringen soll. Bei aller Offenheit in Richtung der konservativen Parteien, steht für dieMain-Taunus-Grünen jedoch auch klipp und klar fest: Eine Kooperation mit Republikanern, Deutscher Volksunion (DFU) oder anderen rechtsextremen Gruppierungen kommt in keinem Fall in Frage. "Noch nicht mal den Landrat würden wir gemeinsam mit diesen Parteien abwählen", erläuterte Andreas Kammerbauer, Geschäftsführer der Kreistagsfraktion, während einer Pressekonferenz.

Außerdem sei ja noch gar nicht sicher, daß Republikaner oder andere in den Kreistag einziehen. Das hängt nach Kammerbauers Einschätzung vor allem von den etablierten Parteien ab. "Wenn die im Wahlkampf das Thema Asyl zuspitzen, ist die Gefahr relativ groß." fw

Stadtteil-Fenster

Einen Vortrag über Diabetes hält ein Referent am Freitag, 9. Oktober, beim Treffen der SPD-Senioren in Seckbach. Beginn ist um 17 Uhr in der Gaststätte "Zum Atzelberg" am Atzelbergplatz. he/40

Jazz im Nachbarschaftszentrum gibt es am Sonntag, 11. Oktober, um 11 Uhr im Café der Frankfurter Selbsthilfe, Uhlandstraße 50 (Hinterhaus). he/40

Einen Percussion-Kurs bietet die Kulturwerkstatt in der Germaniastraße 89 ab Donnerstag, 8. Oktober, um 19 Uhr an. Anmeldungen unter Tel. 4 69 23 62. he/40

Der Abenteuerspielplatz Riederwald am Riederwälder Forst hat ein umfangreiches Herbstprogramm zu bieten. Am Donnerstag, 8. Oktober, kommt das Luftkissen, einen Tag später werden Trommeln gebastelt. Beginn ist jeweils um 10 Uhr. Am Montag, 12. Oktober, um 14 Uhr steht der Kinofilm "Hook" auf dem Programm. Am Dienstag, 13. Oktober, geht es um 10 Uhr ins Panoramabad Bornheim. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 42 10 50. he/40

Eine Rassegeflügelschau veranstalten die Riederwälder Geflügelzüchter am Samstag, 10., und Sonntag, 11. Oktober, auf ihrer Farmanlage in der verlängerten Motzstraße. Beginn an beiden Tagen ist um 13.30 Uhr. ak/40

BUND-Gesprächsrunde zum Thema Wasser

HOFHEIM. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Hofheim lädt für Donnerstag, 8. Oktober, zu einer lockeren Gesprächsrunde um ein feuchtes Thema ein: Es geht um das Wasser.

Wie das Lebenselexier gespart werden kann - das soll nur einer von vielen Aspekten im Raum 101 des Kellereigebäudes sein. Ab 19.30 Uhr sind Mitglieder ebenso willkommen wie interessierte Bürger. pms

Über die Literatur Lateinamerikas

HOFHEIM. Eine "Einführung in die Lateinamerikanische Literatur" wird der promovierte Slawist Dr. Gerd Zimmermann am Samstag, 17. Oktober, geben. Das Seminar dauert von zehn bis zwölf Uhr im Kleinen Kulturzentrum (Hauptstraße 38) und wird vom Kunstverein und dem Volksbildungsverein Hofheim gemeinsam getragen.

Mitglieder zahlen neun Mark, Nichtmitglieder müssen zwölf Mark Eintritt berappen. pms

Kleine FR

Treffen der Grünen fällt aus NEU-ANSPACH. Das regelmäßige Treffen der Grünen am ersten Mittwoch eines Monats fällt am 7. Oktober aus. Bauausschuß tagt GLASHÜTTEN. Eine Reihe von Bauplänen und Bauanträgen stehen auf der Tagesordnung des Bau- und Siedlungsausschusses, der am Mittwoch, 7. Oktober, tagt. Die Sitzung, die öffentlich ist, beginnt um 19.30 Uhr im Rathaus im Schloßborner Weg. Anmeldung für Flohmarkt GRÄVENWIESBACH. Im Kindergarten Grävenwiesbach findet am Mittwoch, 14. Oktober, ein Flohmarkt statt. Jeder, der Kinderkleider oder Spielzeug verkaufen will, kann sich noch bis zum 12. Oktober einen Tisch reservieren lassen. Die Standgebühr beträgt 12 Mark. Informationen gibt es bei der Gemeinde 06086 / 96110.

Kalbach näher betrachten VHS-Kurs will Vergangenheit und Zukunft vereinen

KALBACH. Immer mehr Bürger zieht es in die nördlichen Stadtteile Frankfurts. Sie wollen aus der hektischen Großstadt hinaus, suchen bezahlbaren Wohnraum. Auch in Kalbach darf gebaut werden. Auf dem Baugebiet Kalbach Süd im Frankfurter Norden sollen in den nächsten Jahren zusätzliche 330 Wohn- und Reihenhäuser entstehen. Man rechnet mit knapp 2000 Neubürgern.

Damit wird auch Kalbach zu einem "Einwanderungsort", beobachtet der Ethnologe und "Einwanderer" Dr. Hanjo Diekmann. Und gerade die Neubürger seien es, die ein besonderes Interesse an der Kalbacher Geschichte zeigen. Deshalb bietet die Volkshochschule (VHS) in ihrem aktuellen Herbstprogramm den Kurs "Kalbach näher betrachtet" an.

Geschichtshungrige Bürger treffen sich donnerstags (außer in den Ferien) um 20 Uhr im Alten Rathaus. Bisher wollen elf Kalbacher ihre Orts- und Geschichtskenntnisse auffrischen. "Weitere Kursteilnehmer sind nach den Herbstferien willkommen", sagte der Kursleiter Diekmann jetzt. Die Gruppe hat sich vor den Ferien erst zweimal zusammengesetzt.

Es ist laut Kursleiter Diekmann kein Problem, beispielsweise am Dienstag, 20. Oktober, in den Kurs einzusteigen. "Dann beginnt nämlich erst die eigentliche Arbeitsphase", erklärte Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilbüros. Die Kursgebühr beträgt 40 Mark.

Hanjo Diekmann hat eine Utopie: "Vielleicht können wir mit unserer Arbeit Altes und Neues zusammenbringen." Daran dachten auch die Vertreter von Kirchen, Kindergarten, Ortsbeirat, Bürgerverein und Volkshochschule, als sie vor ein paar Monaten das Konzept der Arbeitsgruppe besprachen. Ein gemeinsamer Wunsch war rasch formuliert: Die Geschichte Kalbachs seit der Jahrhundertwende soll aufgearbeitet werden. Das hört sich kompliziert an, "ist aber ziemlich einfach", erläuterte der Ethnologe.

Im Kurs soll nach dem Prinzip der "Oral History" gearbeitet werden. Das heißt nichts anderes, als daß ältere Zeitgenossen über Vergangenes befragt und die "mündlichen Geschichten" notiert, geordnet und archiviert werden. Im Rahmen des VHS-Kurses sollen auch Fotos gemacht und Exkursionen unternommen werden. Ein Besuch des Stadtarchivs ist ebenfalls geplant.

Die Kursteilnehmer werden sich hauptsächlich mit der Industrialisierung und Verstädterung Kalbachs beschäftigen. Aber auch die Veränderung des Stadtteils durch das Zusammenleben mit ausländischen Bürgern wird in der "Stadtteilforschung" eine zentrale Rolle spielen. 548 (12,6 Prozent) von insgesamt 4356 Kalbachern sind ausländischer Herkunft. Vor Ort gibt es beispielsweise eine große italienische Gemeinde, "mit der wir uns auch näher beschäftigen werden", stellt sich Diekmann vor.

Damit die Arbeit nicht vergebens ist, soll bis Herbst 1993 eine Broschüre mit allen gesammelten Erzählungen und Arbeitsergebnissen angefertigt werden. Die zweite Utopie des Ethnologen: "Vielleicht kann diese Broschüre sogar den Weg ins Jahr 2000 weisen." tin

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 12 Uhr; Autogenes Training, 16.30 Uhr.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Ev. Krankenpflegeverein: Gesprächskreis "Pflegende Angehörige", Treffen, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Grüner Weg 2.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Trinkkuranlage, 15.30 Uhr.

Bad Vilbel. Alte Mühle: Offenbacher Figurentheater: "Die Fiedelgrille und der Maulwurf", 15 Uhr,

Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 und "Wiener und Berliner Melodien", Sonderkonzert mit der Kurkapelle, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Kurse / Vorträge Bad Nauheim. Dia-Vortrag 3 D "Thüringen", Referent: Olaf Koch, Trinkkuranlage, Konzertsaal, 19.30 Uhr.

"Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser", Parkhotel am Kurhaus, 15.30 Uhr.

Johanniter Unfallhilfe: "Sanitätshelfer-Lehrgang, um 17.30 Uhr; "Erste Hilfe am Kind", Teil 5, 20 Uhr, Rettungswache. Butzbach. Kochkurs für Männer, Kath. Kirchengemeinde, Gemeindehaus, 19.30 Uhr.

Nidda. Vortrag der Verkehrswacht zum Thema "Verhalten im Straßenverkehr", Bürgerhaus Ulfa, 14 Uhr. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.

Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Butzbach. Kleintierzuchtverein Kirch- Göns / Pohl-Göns: Monatsversammlung, Vereinslokal "Maiwald".

Hausfrauenverband: Vortrag, Bürgerhaus, Gruppenraum, 14.30 Uhr.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof. Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Mutter-Kind-Gruppe, 14.30-17.30 Uhr, Räume der Gemeinde.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Nidda. MSC Niddatal: Versammlung, 20 Uhr.

Gedern. Obh. Philatelisten Vereinigung: Tauschabend, Gaststätte "Holzkist'l, 20 Uhr.

Parteien / Parlamente Bad Nauheim. Junge Liberale: Stammtisch, 20.30 Uhr, Willi's Pub.

Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Mörler Grund 3, Steinfurth.

Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Café Hell. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, Kurhaus, Konzertsaal, 19 Uhr.

Bad Vilbel. Jugendpflege: Fahrt zum Erlebnisbergwerk Merkers in Thüringen, Abfahrt: Spiel-Iglu, Heinrich-Heine-Straße, 9 Uhr. Ausstellungen Bad Nauheim. Günther Körner und J. v. Jablonski: Ansichten, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 11. Oktober).

Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr, zusätzlich an allen Kirmestagen, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Niddatal. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. Nov.).

Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wolfsblut (15 Uhr); Boomerang (20.15 Uhr). - Blende: Housesitter (15, 20.15 Uhr). - Studio: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr). - Keller: Erbarmungslos (15, 20 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Keine Vorstellung. - Bambi: Keine Vorstellung.

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: My Girl - meine erste Liebe (16 Uhr); Reihe Glücksfall: Die Liebenden von Pont-Neuf (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Keine Vorstellung. - Princess: Keine Vorstellung.

Schöneck. Sternpalast: Die neue Cannes Rolle (19.45 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Angst essen Seele auf (19.30 Uhr); Der Mann nebenan (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)

"Musik in den Medien"

MÜNCHEN. Während der Medientage München findet diesen Freitag, 9. Oktober, im Carl-Orff-Saal des Gasteig ein eintägiges Symposion über "Musik in den Medien" statt. Thema ab 10 Uhr sind historisch die Zeit des Nationalsozialismus und des realen DDR-Sozialismus sowie musikalisch-praktisch "Soundscapes der Moderne - Musik und technische Medien". Um 19 Uhr ein zusammenfassendes Roundtable-Gespräch. fr

Moslems feiern bald Gottesdienst im Gewerbegebiet "Moscheeverein" kauft ehemaliges Möbellager in der Justus-von-Liebig-Straße / Räume für 200 Gläubige Von unserem Mitarbeiter Dirk Fuhrig DIETZENBACH. Bald haben die Moslems in Dietzenbach ein eigenes Gotteshaus. Nach langer Suche hat der "Moscheeverein" ein Gebäude im Gewerbegebiet I gefunden. Das ehemalige Möbelauslieferungszentrum (MAZ) soll in den nächsten Monaten umgebaut werden. Im ersten Stock entstehen mehrere Gebetsräume mit Platz für bis zu 200 Gottesdienstbesucher. Das Erdgeschoß des großen Anwesens soll an mehrere Gewerbebetriebe verpachtet werden, um durch die Mieteinnahmen die Investitionen für Kauf und Renovierung decken zu können. Die Umgebung scheint nicht besonders geeignet zu sein, um Gottesdienste zu feiern: Im Gewerbegebiet an der Justus- von-Liebig-Straße mit seinen funktionalen Bürohäusern und Lagerhallen wird einem weltlichen "Gott", dem des Geldes, gehuldigt. Doch die Anhänger des Islam in Dietzenbach sind froh, daß sie überhaupt ein ausreichend großes Gebäude gefunden haben. Und sie trösten sich mit einem Vorteil: Wenigstens genügend Parkplätze gibt es hier an der Ecke zur Ober-Rodener Straße.

Auch daß der Moscheeverein die untere Etage vermieten muß, stellt für die Mitglieder keine Beeinträchtigung dar. Einerseits wird Gottesdienst vor allem zum Wochenende hin gehalten, wenn die Händler - wahrscheinlich werden Großhandelsbetriebe mit wenig Publikumsverkehr einziehen - nicht mehr bei der Arbeit sind; andererseits gebe es zum Beispiel auch in der Türkei Moscheen, in die ein Laden integriert ist.

Mehr als 1000 Quadratmeter hat die muslimische Gemeinde in Zukunft zur Verfügung. Bisher muß sie sich auf einem Fünftel dieser Fläche in gemieteten Räumen in einem Haus "In den Speyergärten" in der Altstadt drängen. Die Suche nach einem neuen Domizil war schwierig; "wegen der Vorurteile einiger Deutscher gegenüber den Moslems" ist dem Verein die Lage im Gewerbegebiet nun lieber als mitten in der Stadt.

Auch an der Justus-von-Liebig-Straße wird kein Minarett entstehen, von dem aus der Muezzin zum Gebet aufruft, wie von manchen befürchtet worden war. Deshalb ist auch die Stadt Dietzenbach mit dem Standort einverstanden. Er sei "sozialverträglicher" als in einem Wohngebiet. So hat der Magistrat auch die Veränderungssperre aufgehoben - ein formaler Akt, der bei jeder Nutzungsänderung erforderlich ist.

Einen finanziellen Zuschuß wird es nicht geben - grundsätzlich verteile die Stadt kein Geld für rein religiöse Zwecke, heißt es im Rathaus. Die 2,35 Millionen, die für den Kauf des alten Möbellagers gezahlt werden müssen, will der Moscheeverein über Mitgliederspenden und einen Kredit aufbringen. Für die Umgestaltung rechnet sein Vorsitzender, Necati Hancer, mit 100 000 bis 200 000 Mark. Damit werden vor allem die Materialkosten gedeckt, der Rest soll in Eigenleistung erbracht werden.

Momentan besteht der erste Stock noch aus einer einzigen großen Halle. Mit Zwischenwänden soll sie in den nächsten Monaten aufgeteilt werden, so daß ein etwa 250 Quadratmeter großer Raum für das Gebet der Männer entsteht; für die Frauen ist ein etwas kleinerer Saal vorgesehen. Außerdem sind ein Aufenthaltsraum mit Tee-Ecke und ein Zimmer für Jugendliche vorgesehen. Wichtig auch: Sanitärräume für rituelle Waschungen. Im Frühjahr nächsten Jahres soll die neue Moschee eröffnet werden. Etwa 5000 Anhänger des Islam leben in Dietzenbach. Daß die Moschee auch Gottesdienstbesucher aus anderen Städten im Kreis anziehen könnte, glaubt Necati Hancer nicht. In allen umliegenden Kommunen gebe es Gebetsräume für Moslems, etwa in Langen, Neu-Isenburg oder Heusenstamm, in Offenbach sogar zwei.

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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Housesitter - Lügen haben schöne Beine (17 und 20 Uhr); Ein Fall für TKKG-Drachenauge (15 Uhr).

Panda-Kino: Go Trabi Go II - Das war der wilde Osten (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): ... denn sie wissen nicht, was sie tun (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (18 Uhr).

Stadthallen-Kino II: In einem fernen Land (15.30 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr.

Galerie im Stadthaus: 14. Große Ikonen-Ausstellung der Ikonengalerie Brenske, 11 bis 20 Uhr.

Oberursel. Stadtbücherei am Markt: Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kronberg. Frankfurter Volksbank, Ebertstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr.

Königstein. Luxemburger Schloß: Einzelausstellung des Malers Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Stadthaus-Forum: "Daniel Brendel von Homburg als Erzbischof und Kurfürst von Mainz", Vortrag des Vereins für Geschichte und Landeskunde, 19.45 Uhr.

Oberursel. Stadthalle: "Vogelzug weltweit", Vortrag des Bundes für Vogelschutz, Raum Stierstadt, 19.30 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: "Dolomiten - Südtirol", Dia-Vortrag, 15.30 Uhr.

Rosenhof, Am weißen Berg 7: "Ruanda und Zaire", Dia-Vortrag von Bernhardt Günther, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: schulärztliche Sprechstunde, 9 bis 11 Uhr, Tel. 6 69 66.

Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie Oberstedten, Hauptstr. 52, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 0 61 72 / 3 35 76.

Gymnastik der Osteoporose-Selbsthilfegruppe, Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstr. 25, 9 Uhr.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.

Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 .

Steinbach. Treffen der DRK-Kontaktstelle für Krebsnachsorge, Ev. Gemeindehaus, 17 bis 19 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Not-Telefon im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 23.

Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation Köppern, Dreieichstraße 22 a, 10 bis 12 Uhr.

Stammtisch des BUND zum Thema "Regionale Raumplanung - Wie wird die Entwicklung unserer Region weitergehen?", Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Spielabend des Skatclubs, Bürgerhaus, 19.30 Uhr.

Oberursel. Monatsversammlung des Hausfrauenverbandes, Foyer der Stadthalle, 15 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele von 14.30 bis 15.30 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Atem- und Sitzgymnastik, 9 bis 10 Uhr; Wassergymnastik im Tatjana-Gerdes-Haus, 10 bis 12 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten, 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstraße 13, von 9 bis 10 Uhr.

Singkreis, Altentagesstätte, In den Dorngärten 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik ab 10 Uhr; Beratung für pflegende Anghörige, 10 Uhr.

Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg Gartenfeldsiedlung, 14 bis 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Standort des Spielmobils "Wilde Hilde": Römerhof/Ecke Houiller Platz, 14.30 bis 17 Uhr.

Ev. Gemeindezentrum: Treffen der BUND-Jugend, 20 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Botanische Führung durch den Kurpark: Ausgang Kurhaus Ladengalerie, 15 Uhr.

Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.

Moskauer Staatszirkus, Festplatz am Heuchelbach, 15.30 und 19.30 Uhr.

Absprache zur Sporthallenbelegung im Winterhalbjahr, Landratsamt, großer Sitzungssaal, 18 Uhr.

Ein "Hanauer Tag" für Gäste aus Weißrußland

MAIN-KINZIG-KREIS. Jungen und Mädchen aus Weißrußland besuchten den Kreisverband Hanau des Jugendrotkreuzes (JRK) im Deutschen Roten Kreuz. Für ihre 26 Gäste veranstalteten die JRK'ler einen "Hanauer Tag".

Über die Auslandsaktivitäten des DRK berichtete der Kreisvorsitzende Heinz- Dieter Becker, der die Besucher in Wilhelmsbad begrüßte. Anschließend besichtigten Weißrussen und Deutsche gemeinsam das Hessische Puppenmuseum.

In Schloß Philippsruhe gab Stadtrat Norbert Kress dann einen Überblick über die Geschichte Hanaus. In der Caféteria der Martin-Luther-Anlage kamen die Besucher beim Mittagessen mit älteren Bewohnern zusammen. Nach einer Stadtführung des Verkehrsbüros stand außerdem ein Einkaufsbummel auf dem Programm.

In einer abendlichen Diskussion ging es um den Aufbau der Jugendarbeit. Gäste und Gastgeber konnten sich bei den Gesprächen näher kennenlernen und tauschten zum Abschluß Gastgeschenke aus. mün

Im Gespräch: Werner Schreiber, Kassierer der IG Metall

Anhänger des modernen Managements

In der Hierarchie der größten deutschen Einzelgewerkschaft ist er die Nummer 3. Doch außerhalb der IG Metall kennt kaum jemand seinen Namen. Werner Schreiber, Kassierer einer Organisation mit gut 3,6 Millionen Mitgliedern, ist der jüngste im geschäftführenden Vorstand. Er ist gleichzeitig der einzige, zu dem es im Vorfeld des IG-Metall-Gewerkschaftstages (10. bis 17. Oktober in Hamburg) bislang - offiziell - einen Gegenkandidaten gibt. Er habe Mitte der siebziger Jahre selbst noch erlebt, daß die Gewerkschaftsbeiträge

einkassiert wurden, sagt Schreiber (Bild: Werth). 1977 habe die IG Metall dann mit dem Aufbau einer Datenbank begonnen. 15 Jahre später, Anfang der 90er, redet der Kassierer von "Controlling, Direct Mailing, Cash Management". Er sehe seine Aufgabe darin, sagt er, "eine moderne Finanzverwaltung zu schaffen". Schließlich werde auf seinem Schreibtisch im Jahr die Summe von rund einer Milliarde Mark bewegt. Der Geschäftsbereich erstreckt sich von Bildungsstätten über Gewerkschaftshäuser bis zu Kantinenrechnungen.

Die Mitgliederstruktur der IG Metall entspricht immer noch der Beschäftigtenstruktur der 50er und 60er Jahre. Der Anteil der Organisierten an den Beschäftigten der Metallindustrie ist gesunken. Die Mitgliederzahlen sinken - und damit sinkt auch das Beitragsaufkommen.

Vor diesem Hintergrund präsentiert die Gewerkschaftsspitze beim kommenden Kongreß in Hamburg einen Antrag, der das Verhältnis der 192 Verwaltungsstellen und der Zentrale in Frankfurt/Main neu regeln soll. Schreiber obliegt die Aufgabe, für das Konzept zu werben, mindestens zwei Drittel der nahezu 800 Delegierten zur nötigen Satzungsänderung bei Paragraph 14,6 zu überzeugen.

Der gewerkschaftliche Finanzminister, der von sich selbst sagt, daß er ein "eminent politisches Amt" ausfüllt, verweist im Vorfeld des Hamburger Kongresses auf sein persönliches Credo: gegen Zentralisierung, für dezentrale Entscheidungsstrukturen. Er trete dafür ein, sagt er, "daß die finanzielle Unabhängigkeit der Verwaltungsstellen gefördert wird". Das heißt: Hilfe zur Selbsthilfe, damit auch kleine, in strukturschwachen Regionen liegende Verwaltungsstellen aus sich heraus leben und eigenwirtschaftliche Einheiten sein können. Sie sollen nicht am Tropf der Hauptkasse hängen oder sich "als Kostgänger des Vorstandes" fühlen.

Mit dem "Finanzausgleich" per Satzung kommt der Vorstand einem Auftrag des letzten Gewerkschaftstages nach. Er sichert kleineren Einheiten einen wesentlich höheren Prozentsatz aus ihren Beitragseinnahmen als den großen und macht auch die Werbung von Rentnern, Arbeitslosen und Studenten attraktiv, indem er den Verwaltungsstellen das 1,5fache ihres Ortskassenanteils verheißt.

Als "Mensch der Zentrale" beschreibt sich der 42jährige als einen, der Angebote mit modernen Organisationsmitteln macht und für die Verwaltungsstellen Serviceleistungen zur Verfügung stellt. So habe er mittlerweile ein Finanzmanagement aufgebaut, in dem es Termingelder, Investments oder Rentenpapiere "gepoolt als Angebot" gibt. Die Verwaltungsstellen entscheiden darüber, wie sie ihr Geld anlegen wollen und brauchen nur zuzugreifen. Die Erfahrung zeige, daß seine "Philosophie der Dienstleistung" angenommen worden sei.

Dienstleistung ist für Schreiber auch ein neues Verfahren der Beitragsverwaltung. Es sei geplant, für jedes Mitglied - dezentral vor Ort - "praktisch ein Girokonto" einzurichten. Bis Ende 1993 sollen zudem alle Verwaltungsstellen der IG Metall mit Kleincomputern ausgestattet werden. Ihnen obliege es, Anliegen und Probleme ihrer Mitglieder "fallabschließend" zu bearbeiten. Damit werden Kompetenzen in die Regionen verlagert. "Die Verwaltungsstellen werden autonom handlungsfähig." (ulf/rüg)

Kulturspiegel

Vom 7. bis 13. Oktober

HAINBURG. Das Chiemgauer Volkstheater gastiert am Sonntag, 11. Oktober, um 18 Uhr in der Klein-Krotzenburger Kreuzburghalle mit dem turbulenten Lustspiel "Der Hallodri". Das Stück besteht aus drei Akten. Zu den Mitwirkenden zählen die Volksschausspieler Bernd Helfrich und Hans Stadlbauer.

MÜNSTER. Der Verein für Bildung, Kultur und Arbeit (BKA) Münster lädt für Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr, in seine Räume an der Frankfurter Straße 26 zu einem Rockkonzert mit der Band "Animal New One" ein. fin

Usinger Äpfel im Dienstwagen

USINGEN. Der "Apfel-Expreß" (so Bürgermeister Ortmann) löste in der Bürgerversammlung über Wasser- und Abwassergebühren in der letzten Woche tumultartige Aufregung im Publikum aus. Ein Zuhörer hatte als Begründung für die "Wut der Leute" vorgebracht, daß städtische Bedienstete mit Dienstfahrzeugen "in Urlaub fahren" und "mit Äpfeln durch Usingen". Bürgermeister Detlef Ortmann nahm zum Apfel-Transport eines Bediensteten Stellung: "Im Einzelfall kann ein Mitarbeiter einen Wagen ausleihen. Das sind aber Ausnahmen." Die Benzinkosten würden vom Ausleiher selbstverständlich ersetzt. Der "Apfel-Expreß" fuhr am vorletzten Samstag auch über den Schloßplatz. "Ganz Usingen hat es gesehen", stellte eine Besucherin fest.

Der Einsatz der 15 städtischen Wagen wird über den Bauhof geregelt. Der Leiter des Bauhofes, Gerd Velte, sagte auf Anfrage am Montag, daß "ab und zu, auch samstags, zum Beispiel, wenn Schränke zu transportieren sind, ein Wagen ausgeliehen wird. Das ist bei Firmen auch so üblich." Die Genehmigung - mit der Auflage zu tanken - könne allerdings nur mit einer Begründung erteilt werden: "Wenn der Transport mit dem eigenen Wagen gar nicht geht." Formulare gebe es dafür nicht; die Absprachen würden mündlich getroffen. Usinger Bürger haben keinen Anspruch, einen städtischen Wagen auszuleihen.

Das Fahrzeug könne auch nur für innerörtliche Zwecke benutzt werden. "Es hat damit noch kein städtischer Bediensteter eine Fahrt in Urlaub gemacht", sagte Velte. Der in der Versammlung erhobene Vorwurf habe mit der Verwaltung nichts zu tun. "Der Dienstwagen des Bürgermeisters Eggebrecht war ein anderer Fall." cn

2000 Jahre durchgemacht VHS-Kurs führte von Römerzeit bis May-Siedlung

FRANKFURT-NORDWEST. "Es ist eigentlich völlig unmöglich", warnte der Frankfurter Autor Jürgen Engelhardt das Publikum. Doch schließlich gelang ihm ein kleines Kunststück: Er faßte 2000 Jahre Geschichte in kaum mehr als einer Stunde zusammen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur-Buffet" der Volkshochschule, der Stadtteilbücherei und der Katholischen Familienbildungsstätte machte Engelhardt einen Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Frankfurter Stadtbaukunst. Unter dem Titel "Nidda, Nida, Nordweststadt und das ,Neue Frankfurt'" eilte er mit den Zuhörern durch die Entwicklungsgeschichte der näheren Umgebung.

Am Anfang waren die Römer. Sie besiedelten die Niddalandschaft, machten sie urbar und errichteten die Siedlung Nida. "260 nach Christus verließen sie plötzlich die Gegend", berichtete Engelhardt und bezeichnete es als "ungeklärtes Rätsel der Archäologie", warum nachrückende Völker Nida nie wieder besiedelten. "Vielleicht war die Siedlung für die damalige Zeit zu modern", meinte der Referent und schlug den Bogen zur Neuzeit mit ihren modernen Wohnsiedlungen.

Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Römerstadt und der Nordweststadt spielte Ernst May. Eine Figur, "die bis heute noch umstritten ist". Unter seiner Leitung entstand zwischen 1927 und 1929 die Römerstadt. Um den reibungslosen Ablauf zu sichern, vereinigte er alle wichtigen Ämter unter seiner Führung. Für die einen "die beste Methode, um in Zeiten der Wohnungsnot effektiv zu arbeiten", sagte Engelhardt. Die Kritiker aber warfen dem damaligen Stadtrat vor, "die Demokratie ausgeschaltet zu haben".

Zwei Prinzipien verfolgte May konsequent: Jede Wohnung sollte mindestens ein Zimmer im Süden oder Westen haben, damit "Sonne, Luft und Licht" in den Wohnbereich kommen. Und jedem Wohnungsinhaber sollte ein Stück Land gehören, "um ein Leben im Freien zu ermöglichen", erzählte Engelhardt.

Die Planungen von Ernst May waren seiner Zeit weit voraus: In jeder Wohneinheit gab es einen festinstallierten Radioanschluß. Die Wohnungen wurden vollständig möbliert. May hatte die Römerstadt für untere Einkommensschichten konzipiert: für Familien, die wegen der Altstadtentkernung ihre Wohnungen aufgeben mußten, über wenig Einkommen und Besitz verfügten.

"Die Wohnungen waren eine Sensation", erinnerte Engelhardt. Zum ersten Mal hatten "Kinder eigene Zimmer". Einziger Nachteil: die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen kosteten die damals horrende Summe von 70 Mark. Doppelt so viel wie die meist heruntergekommenen Wohnungen in der Altstadt. Und so zogen, entgegen der eigentlichen Planung, viele Beamtenfamilien in die Römerstadt. Neu war damals auch die relativ kleine Küche: ein minimierter Arbeitsraum, in dem die "Hausarbeit optimal und zeitsparend erledigt werden sollte".

Frankfurter Küche - das war das Stichwort für das zweite Referat des Abends. Beatrice Kustor beschäftigt sich im Rahmen der Arbeitsgruppe "Frauen und Wohnen" mit diesem Thema und bezeichnete die Zehn-Quadratmeter-Küche als "isolierten Bereich" in der Wohnung. Im Gegensatz zur Wohnküche, in der "gearbeitet, gegessen, gelebt wird". Die Frankfurter Küche war Vorbild für die reine Funktionsküche.

In den hessischen Landesrichtlinien des sozialen Wohnungsbaues für 1993 wendet man sich nun von der Arbeitsküche ab: Es soll künftig erlaubt sein, Wohnküchen zu bauen. "Das entspricht den veränderten Lebensformen", sagte die Referentin.

Der Trend geht weg von "der Hierarchie der Wohnräume" (Wohnzimmer, Elternschlafzimmer, Kinderzimmer, Küche) hin zum "multifunktionalen Wohnraum". Das bedeutet: alle Zimmer sind etwa gleich groß, "um sie flexibel nutzen zu können". Der Balkon grenzt nicht mehr an das Wohnzimmer, sondern an die Küche. Kustor: "Die Lebensweisen sind vielfältiger geworden."

Dort leben außer zahlreichen Familien nur 36,5 Prozent der Bürger in Ein-Personen-Haushalten. In der gesamten Stadt gibt es, so Frau Kustor, etwa 50 Prozent von Ein-Personen-Haushalten. 20,7 Prozent der Bewohner sind Alleinerziehende, 90 Prozent davon Frauen.

Überdurchschnittlich viele Frauen seien erwerbstätig. Beatrice Kustor wollte Alternativen im sozialen Wohnungsbau aufführen. Ob diese Ideen ab 1993 auch in bester May-Tradition umgesetzt werden, wird sich zeigen. tin

Neue Telefonnummern für die Rettungsdienste

OFFENBACH. Wer die Feuerwehr, einen Notarztwagen und den Rettungsdienst braucht, wählt weiterhin die Notruf-Nummer 112. Auch der Polizeinotruf 110 verändert sich nicht. Geändert hingegen haben sich die Direktwahl-Nummern zu den einzelnen Abteilungen der Rettungsdienste. Damit die Mitarbeiter in der Notruf-Zentrale mehr Zeit für die Hilfesuchenden haben und nicht mehr zu den einzelnen Dienststellen verbinden müssen, hat die Feuerwehr "durchwahlfähige Telefon-Apparate" angeschafft.

Die zentrale Leitstelle ist nun unter der Nummer 8065-3333 zu erreichen. Die Krankentransport-Leitstelle hat die Nummern 85 20 14 und 85 20 73. Feuerwehr-Chef Heinz Hildebrandt hat die Durchwahl 8065-3345. Der Leiter des Zivil- und Katastrophenschutzes, Helmut Hiepe, meldet sich unter der Nummer 8065-2313.

Hier weitere Durchwahlnummern: Vorbeugender Brandschutz 8065-3341, Brandverhütungsschau 8065-3352, Verwaltung 8065-3347, Organisation und Ausbildung 8065-3342, Technik 8065-3343, Nachrichtenwesen 8065-3344.

Wehrführer Heinz-Bernd Walter von der Freiwilligen Feuerwehr Bieber ist unter der Nummer 89 69 91 zu erreichen, Wehrführer Wolfgang Schuler von der Freiwilligen Feuerwehr Rumpenheim unter 86 22 30, Wehrführer Ulrich Thiele von der Waldheimer Freiwilligen Feuerwehr unter 86 70 72. Unter der Nummer 86 11 45 meldet sich die Jugendfeuerwehr. lz

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sonnen-Apotheke, Bad Homburg, Höhestr. 13.

Oberursel/Steinbach. Dornbach-Apotheke, Oberursel-Oberstedten, Hauptstr. 19, und Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchstr. 9.

Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6, und Sonnen- Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 7. Oktober, bis Dienstag, 13. Oktober

OFFENBACH. Zur Vorlesestunde lädt die Kinder- und Jugendbücherei Mädchen und Jungen im Alter zwischen sechs und neun Jahren für Mittwoch, 7. Oktober, ein. Nach 15 Uhr gibt es in den Räumen, Herrnstraße 59, eine lustige Koboldgeschichte zu hören.

Das Klappmaul-Theater gastiert am Donnerstag, 8. Oktober, um 15 Uhr auf der Studiobühne des Theaters an der Goethestraße. Vorgestellt wird mit "Die Nähmaschine" ein Stück für Kinder von drei Jahren an.

Klassik-, Folk- und Jazzelemente verschmilzt der Gitarrist Jörg Weigand, der am gleichen Abend um 20 Uhr in der Stadtbücherei, Herrnstraße 84, auftritt. Er präsentiert - zusammen mit seiner ständigen Begleiterin, der Hündin Chin - "Klingende Geschichten".

"Paradies" nennt sich das Programm, mit dem Gabi Heleen Bollinger und Wolf Gildi am Freitag, 9. Oktober, auf der Studiobühne des Theaters an der Goethestraße auftreten. Das jiddisch-deutsche Revue-Kabarett beginnt um 20 Uhr.

Zu einer Hard-Rock-Party lädt der Verein "Hard & Heavy" für Samstag, 10. Oktober, ins "F 63" (Frankfurter Straße 63) ein. Für Musik sorgen "Doc Love" und "Mistres".

Werke von Vivaldi, Rossini, Purcell, Corelli und Tschaikowsky spielt das Kammerorchester St. Petersburg am Montag, 12. Oktober, im Büsing-Palais. Veranstalter des Konzertes, das um 20 Uhr anfängt, ist die Polytechnische Gesellschaft Frankfurt.

OBERTSHAUSEN. Aus seinem neuesten Roman "Avenue America" liest der Schweizer Schriftsteller Silvio Blatter am Mittwoch, 7. Oktober, im Pfarrsaal Herz-Jesu, Kirchstraße 2. Das große Vorbild des Autors ist der in Deutschland lebende und schreibende Märchenerzähler Rafik Schami - und so hebt denn auch in Blatters Geschichten der Zauberteppich ab. Veranstalter der Lesung, die um 20 Uhr beginnt, ist der Bücher-Treff Obertshausen.

Mit einem Knüller eröffnet die Stadt am Dienstag, 13. Oktober, ihr erstes Kleinkunst-Programm: mit einem Auftritt des "Knobi-Bonbon-Kabaretts", das vor sieben Jahren von dem Satiriker Sinasi Dikmen und dem Karikaturisten Muhsin Omurca als erstes türkisches Kabarett-Theater in der Bundesrepublik gegründet wurde. Respektlos, witzig und treffend waren seitdem die Programme des Duos, die sich zwei Stunden lang Türken und Deutsche, heilige Kühe und Multikulturelles vornehmen. Der Titel des Auftritts im Bürgerhaus: "Der Beschneider von Ulm". hf

Handball-Oberliga der Männer, Gruppe Süd: Der fünfte Spieltag brachte einige Überraschungen TV Wicker holte nach einem 4:12-Rückstand noch ein Remis Und das ausgerechnet beim Spitzenreiter TG Rüsselsheim / Flörsheimer fühlten sich in Idstein von Schiedsrichtern benachteiligt

Der fünfte Spieltag in der Handball- Oberliga (Gruppe Süd) der Männer barg wieder einige Überraschungen in sich. So mußte der Spitzenreiter TG Rüsselsheim trotz einer 12:4-Führung gegen den erstmals auswärts punktenden TV Wicker einen Zähler beim 17:17 abgeben, fiel der längst entzauberte Meisterschafts-Aspirant TuS Dotzheim erneut zu Hause gegen Büttelborn auf die Nase. Nur mit Hilfe der Schiedsrichter wendete der auf Rang drei hinter der spielfreien TSG Bürgel vorgestoßene TV Idstein eine Heimniederlage gegen den Neuling TV Flörsheim ab. Die Untermainstädter sind das einzige Team ohne Punktegewinn (0:10-Zähler).

Wieder etwas Luft kann im Tabellenkeller die TSG Sulzbach nach dem Heimsieg gegen Holzheim schöpfen. Zum ersten Punktgewinn kam auch Aufsteiger Anspach. Allerdings reichte es nur zum Remis zu Hause gegen die TG Nieder-Roden. Das Überraschungs-Team des TV Breckenheim mußte den zweiten Dämpfer hinnehmen. Beim 12:13 in Großwallstadt schrammte die junge Koch-Truppe (jetzt 6:4-Punkte) knapp an einem Remis vorbei. Am nächsten Wochenende ist Breckenheim im 13er-Feld spielfrei.

Der TV Wicker, offensichtlich im Aufwind, könnte mit dem erwarteten Heimsieg am Samstag (17 Uhr) gegen Dotzheim erstmals in die positiven Zahlen rutschen. Nachbar TV Flörsheim steht vor einem Schlüsselspiel zu Hause (So., 11 Uhr) gegen den einen Punkt besser plazierten Mitaufsteiger und Vorletzten Anspach. Der Verlierer des Kellerduells ist auf dem "besten Wege" zurück in die Bezirksliga. Der TV Büttelborn will seinen Aufschwung mit einem Heimerfolg am Samstag gegen Großwallstadt II unterstreichen. Die TSG Bürgel könnte an die Tabllenspitze klimmen, wenn in Holzheim gewonnen wird. Rüsselsheim ist nämlich spielfrei, die Partie in Breckenheim wurde verlegt. Die TG Nieder-Roden ist bereits wieder als Drittletzter im Tabellenkeller, muß am Sonntag zu Hause gegen die TSG Sulzbach punkten. Ansonsten ist die TGN fest in den hinteren Regionen etabliert.

TG Rüsselsheim - TV Wicker 17:17 (12:4). Ein fast unglaubliches Spiel mit einem halben Happy-End für den Gast aus Wicker. Im Oberliga-Derby zwischen den beiden nur einen Steinwurf voneinander liegenden Klubs sah Spitzenreiter TG Rüsselsheim bereits zur Halbzeit wie der sichere Sieger aus. Mit acht Treffern Vorsprung führten Porz und Co., ehe beim Sensations-Neuling urplötzlich nach dem Wiederanpfiff der Faden riß. Immerhin reichte es für die Opelstädter, die von 400 Zuschauern angefeuert wurden, noch bis vier Minuten vor Schluß zu vier Toren Vorsprung (16:12).

Dann ein Krimi nach dem scheinbar alles entscheidenden 17:12 drei Minuten vor dem Schlußpfiff durch Porz. Wicker steckte jedoch nie auf, kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung. Und das Wunder trat ein. In genau 150 Sekunden markierte der Gast aus dem Weindorf fünf (!) Tore zum im TVW-Lager heftig gefeierten 17:17-Endstand. Dagegen schlichen die TG-Cracks mit hängenden Köpfen vom Parkett der Gerhart-Hauptmann-Schule, während ihr Coach Ulli Theis schimpfte: "Wir haben im zweiten Abschnitt im Angriff viel zu undizipliniert gespielt. Ein kluger Schachzug von Theis Pendanten Norbert Anthes ließ Wicker noch einmal ins Spiel finden. Anthes ließ die Brüder Porz in doppelte Manndeckung nehmen. Da war es um die TG-Herrlichkeit geschehen. "Handball verrückt" konnte Anthes zum Schluß lachen. Für Wicker waren im Spitzenspiel Fritsch (7/4) und Mehler (4/1) die besten Werfer, den Ausgleich markierte drei Sekunden vor Schluß Volk. Für die Opelstädter waren A. Porz (5/3) und I. Porz (4) die effektivsten Angreifer.

TV Idstein - TV Flörsheim 19:17 (9:7). Trotz der fünften Niederlage in Folge neue Hoffnungen für das Schlußlicht TV Flörsheim. Ein Leistungsaufschwung war in Idstein unübersehbar. Nur den oft merkwürdigen Entscheidungen der Schiedsrichter verdankte der Gastgeber die beiden Punkte. "Wir hätten hier noch stundenlang spielen können, ohne zu punkten. Die Schiedsrichter haben eindeutig mit zweierlei Maß gemessen", schimpfte der aufgebrachte TVF-Männerwart Heinrich Eckert noch stundenlang nachdem Spiel.

"Aber nicht immer werden die Referees gegen uns sein. Mit der heute gezeigten Leistung gibts im nächsten Heimspiel gegen Mitaufsteiger Anspach endlich den ersten Sieg", schaute Eckert bereits wieder nach vorne. Ein Sieg, den die TVF-Männer auch für ihren Fördervereins-Boß Manfred Zawarotowski erringen wollen, der derzeit im Rüsselsheimer Krankenhaus liegt. Der Aufschwung war auch dem Wiedereinsatz von Kapitän Thomas Brauße zu verdanken. Der lange verletzte Keeper konnte auf Anhieb gefallen, war aber auch gegen die Flut von Strafwürfen der Idsteiner machtlos. Alleine neun Siebenmeter verhängten die Schiedsrichter gegen die arg gebeutelten Gäste. Die Entscheidungen waren oft an den Haaren herbeigezogen. Und als einmal Brauße abwehren konnte, ließen die Referees prompt wiederholen . . .

Hauzu (6/6) und Rudat (4/2) bedienten sich ausführlich der umstrittenen Entscheidungen. Allerdings vergab Flörsheim, das ständig in Rückstand lag, auch einige hochkarätige Torchancen unkonzentriert. "Wir sind einfach im Kopf nicht frei, benötigen nur ein Erfolgserlebnis. Dann können wir wieder ins Mittelfeld gelangen", meinte Trainer Norbert Schleith nach vier nun knappen Niederlagen. Bei Flörsheim gefiel Thomas Jung (7/4). Es fehlte letztmals Thomas Blaha und der dienstlich verhinderte Keeper Slowik.

SG Anspach - TG Nieder-Roden 14:14 (8:9). Na bitte, der erste Punkt für Aufsteiger SG Anspach. Gegen die TG Nieder-Roden gelang das erste (halbe) Erfolgserlebnis für die Taunusspieler. Erst in der vorletzten Minute gelang Nieder- Roden der Ausgleich. Der Gast mußte den Punktgewinn teuer bezahlen, denn TGN-Spieler Oliver Weiland sah in der 57. Minute die rote Karte. Mit einem Strafwurf hatte Weiland SGA-Keeper Ralf Gottfried voll im Gesicht getroffen.

In der Anfangsphase hatten die etwas cleveren Gäste eindeutig das Geschehen bestimt. Phasenweise führte der Drittletzte Nieder-Roden sogar mit drei Treffern Vorsprung. Es reichte aber nicht zum zweiten Saisonsieg. Dadurch kann Anspach vor dem Kellerduell am Sonntagmorgen zur Frühschoppenzeit in Flörsheim wieder etwas Mut schöpfen. Die meisten Anspacher Treffer gegen das abwehrstarke, aber angriffsschwache Nieder-Roden gingen auf das Konto von Eifert (5/2), Wünsch (4), Kleinschmidt (2).

TuS Dotzheim - TV Büttelborn 19:21 (10:8). Einmal mehr völlig von der Rolle war der selbsternannte Meisterschaftsfavorit TuS Dotzheim. Der Weg der enorm verstärkten Wiesbadener scheint eher in Richtung Bezirksliga als in die angestrebte Regionalliga zu weisen. Nach einer 10:8-Führung zur Halbzeit unterlagen die Gastgeber gegen das kämpferisch starke und von Routinier Nino Bartolovic glänzend gelenkte TV Büttelborn noch. Bereits der zweite Auswärterfolg für Büttelborn, das zum Schluß den Vorsprung clever über die Zeit brachte. Büttelborn kletterte auf Rang zehn (4:6-Punkte), ist erst einmal aus dem Schneider. "Nun müssen wir auch zu Hause einmal punkten", meinte ein TVB-Funktionär, nachdem die Gäste minutenlang auf dem Dotzheimer Parkett ihren Sensationssieg feierten. Für Dotzheim dagegen bereits die zweite Heimpleite.

Kein Wunder, daß TuS-Sprecher Kernchen wie ein Rohrspatz schimpfte: "Unsere Angriffe waren viel zu überhastet und unkonzentriert. So kam Büttelborn kinderleicht zu den Punkten." Bei Dotzheim erreichte kein Akteur Normalform. Die besten Schützen waren noch Nitzke (6/2) und Denart (4) sowie Guse (3).

TV Großwallstadt II - TV Breckenheim 13:12 (6:7). Zuerst einmal gestoppt ist der Höhenflug der jungen Breckenheimer "Adler". Bei der Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt gab es eine unglückliche und vermeidbare 12:13-Niederlage, nachdem Breckenheim noch zum Pausentee mit einem Tor vorne lag. "Das Spiel haben wir eindeutig im Angriff verloren", meinte Trainer Koch nach dem Schlußpfiff. Kurz vor Schluß führte der Gast noch mit 12:11, ehe Tischendorf einen Siebenmeter nur an den Innenpfosten setzte. Der TVG nutzte seine Chance, kam nun in Überzahl noch zu zwei Treffern. Für Breckenheim waren Müller und Marx (je 3) die besten Werfer.

TSG Sulzbach - TuS Holzheim 21:15 (10:9). Eine klare Angelegenheit für die TSG Sulzbach, die gegen Holzheim nur in der ersten Halbzeit in Gefahr geriet. Mit einer doppelten Manndeckung gegen den Holzheimer Leistungsträger Ohl war dem bisher überraschend stark auftrumpfenden Limburger Vorortverein schnell der Zahn gezogen. Die Entscheidung fiel unmittelbar nach dem Wiederanpfiff, als Sulzbach vom 10:10 mit sechs Treffern in Folge auf 16:10 davonzog. Der Rest stellte Formsache dar. Beste Werfer beim angriffsstarken Sulzbach waren Hieronimus (5/3), gefolgt von Rangoonwala und Kleinschmidt (je 4). jo

Stadtplanung ist auch Frauensache Dreieichs Frauenbeauftragte im Gespräch / Widerstand der Männer wird subtiler Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. "Hinhören und sehen lernen": Mit dieser Einstellung hat Karin Siegmann, die erste Frauenbeauftragte von Dreieich, im Dezember 1991 ihre Stelle angetreten. Diesem Motto ist sie treu geblieben, und es hat auch die ersten Monate ihrer Arbeit geprägt: "Welche Themen ich aufgreife, das wird nicht durch das bestimmt, was mich persönlich interessiert, sondern durch das, was ich in der Beratung erfahre." Ein Beispiel: Auf viele Anfragen zur Rentenreform reagierte sie, indem sie eine Rentenexpertin zu einem Vortrag einlud. "Viele kleine Schritte" - so stellt sie sich auch die nächste Zeit vor. Allerdings: In ihrem Kopf wälzt sie gleichzeitig die ersten großen Projekte, die in Dreieich Zeichen setzen könnten. Hinter dem Arbeitstitel "Frauen und Stadtplanung" verbirgt sich für sie ein Weg, die Vision einer frauenfreundlicheren Stadt zu verwirklichen. "Frauenbeauftragte sind Einzelkämpferin. Niemand sonst in der Verwaltung bearbeitet das gleiche Gebiet." Daß sich Karin Siegmann dennoch nicht allein auf weiter Flur sieht, liegt an der guten Zusammenarbeit zwischen den Frauenbeauftragten in Stadt und Kreis Offenbach. Die Kolleginnen sind ihr eine "Stütze". Sie versorgten den Neuling mit guten Ratschlägen, warnten vor Fehlern.

"Eine ihre Warnungen lautete: Der Widerstand der Männer in einer Verwaltung gegen die Arbeit einer Frauenbeauftragten ist subtiler geworden", erinnert sich die junge Frau. Gemeint ist: Abfällige Bemerkungen werden immer seltener, dafür wird diskret die Arbeit behindert, indem beispielsweise Informationen nicht rechtzeitig weitergegeben werden. Deshalb gilt: "Die Frauenbeauftragte muß ihre Ohren überall haben."

Über das eigene Haus hört man von Karin Siegmann kein schlechtes Wort. Natürlich ist sie zur Loyalität verpflichtet. Außerdem hält sie das Arbeitsklima alles in allem für gut.

Was ihr fehlt, sind die Frauen in Führungspositionen. "Es gibt nur eine Amtsleiterin", stellte sie fest. "Da könnte sich was ändern." Außerdem will sie etwas für die "Gleichberechtigung der Frauen in der Sprache" tun. In den Broschüren, die die Verwaltung herausgibt, soll es künftig nicht nur "Ansprechpartner im Rathaus", sondern auch Ansprechpartnerinnen geben. Die Aufgaben, denen sie sich bislang gewidmet hat, ergaben sich vor allem aus den Interessen ihrer ersten Besucherinnen. "Anfangs waren viele Erzieherinnen da, die unter ihren schwierigen Arbeitsbedingungen gelitten haben", sagt sie. Da hieß es vermitteln, denn neue Stellen kann sie nicht schaffen. Sie verbucht als Erfolg: "Die Einstellung der Verwaltung hat sich verändert: Sie hat die Probleme der Erzieherinnen als brisantes Thema begriffen."

Die Gespräche mit ratsuchenden Frauen, die in persönlichen Schwierigkeiten stecken, machen einen großen Teil ihrer Arbeitszeit aus. "Ich bin oft erschrokken über ihre schwierigen Lebensbedingungen", sagt sie. Arbeitslos, ohne Wohnung, ein prügelnder Ehemann: In vielen Einzelschicksalen entdeckt sie die gleichen Probleme.

Die Frauenbeauftragte versucht, individuell zu helfen, aber sie will es dabei nicht bewenden lassen. "Gewalt gegen Frauen ist für mich so ein Thema, das in der Beratung häufig vorkommt und deshalb noch stärker in die Öffentlichkeit muß", meint sie. Mit der Rolle einer Sozialarbeiterin, die Frauen in schwierigen Lebenssituationen an die Hand nimmt, gibt sie sich nicht zufrieden. Außerdem will sie nicht nur Ansprechpartnerin für "Problem-Frauen", sondern "Frauenbeauftragte für alle Frauen" sein.

Die Idee des Projekts "Frauen und Stadtplanung", die in ihr zu reifen beginnt, könnte ein solcher Versuch werden, zusammen mit vielen Frauen etwas für alle Frauen in Dreieich zu bewirken. Wie bei dem Projekt "kindgerechte Stadt", das unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit läuft, würde es darum gehen, den Interessen einer Bevölkerungsgruppe mehr Geltung zu verschaffen.

Daß Frauen bei der Stadtplanung nicht ausreichend berücksichtigt werden, dafür gibt es laut Siegmann viele Beispiele: "In Neubaugebieten werden häufig Bushaltestellen nicht geplant, weil die Planer von Männern ausgehen, die zu ihrer Arbeit mit dem Auto fahren."

Nach den Vorstellungen der Frauenbeauftragten sollten sich Frauen in die Stadtplanung einmischen, so wie es die Frauenbeauftragten bei der Regionalplanung bereits tun. Dabei weiß sie: "Das stellt Männerkompetenz in Frage und kann zu vielen Reibereien führen." Nach einer Pause fügt sie lächelnd hinzu: "Dann wird 's spannend." An der Art, wie sie das sagt, merkt man, daß sie keine Angst vor Konflikten hat.

Einen zweiten Schwerpunkt - "Ich will nicht 50 Dinge auf einmal tun, denn weniger ist oft mehr" - will Karin Siegmann mit dem Projekt "Frauen in die Politik" setzen. "Den Parteien fehlt der Nachwuchs. Diese Lücken könnten Frauen gut schließen", meint sie.

Zur Unterstützung denkt sie an Rhetorikkurse und andere Seminare. "Das wäre keine Alltagsfliege, sondern könnte die Politik in der Stadt verändern", meint sie. Und dabei schwebt ihr ein Parlament vor, in dem Frauen über die Fraktionsgrenzen hinweg gemeinsam Frauenpolitik machen.

Krach innerhalb Gelnhausens Grünen wird lauter In der Asyl-Diskussion wird Rütten und Heck "parteischädigendes Verhalten" vorgeworfen

GELNHAUSEN. Im Grünen-Ortsverband Mittlere Kinzig nimmt der Streit um das Thema Asyl an Schärfe zu. Fraktionschef Manfred Pankerl, Stadtrat Heiner Hartmann und Vorstandsmitglied Marion Weinmann werfen dem Vorständler Dieter Rütten und dem Ex-Stadtverordneten Reinhard Heck parteischädigendes Verhalten vor. Die beiden hätten einseitig den Konsens im Grünen-Ortsverband verlassen.

In der vergangenen Woche ist der seit längerem schwelende Konflikt im Ortsverband offen ausgebrochen. Rütten und Heck gaben im Alleingang eine Stellungnahme ab, in der sie auf die umstrittene Fernsehdiskussion "Stadtgespräch" zum Thema Asyl reagierten. Darin kritisierten sie nicht nur in scharfer Weise "ausländerfeindliche und dem Grundrecht auf Asyl zuwiderlaufende Äußerungen der Gelnhäuser CDU", sondern wollten sich auch deutlich abheben vom Kurs des Fraktionschefs Pankerl. In dessen eine Woche zuvor veröffentlichter Erklärung fanden sie ihre Positionen zu stark "verwässert".

Pankerl behauptet nun in der Entgegnung, den Text gemeinsam mit Heck festgelegt zu haben - ohne jeglichen Dissenz. Er verwahrt sich auch gegen den Vorwurf, er und Hartmann hätten sich bei der Asylproblematik an die CDU-Position angenähert.

Pankerl: "Wir stehen heute mehr denn je hinter der Beschlußlage des Ortsverbandes zur Kasernenbelegung mit Asylbewerbern im Erstaufnahmeverfahren in der Gelnhäuser Coleman-Kaserne und den sozialpolitischen Begleitmaßnahmen."

Rütten weist demgegenüber den Vorwurf der Parteischädigung zurück. Er habe im Gegenteil auf Hecks und seine Stellungnahme viel positive Resonanz erfahren. Es sei wichtig, daß die Bürger erkennen könnten, daß die Grünen kein "Pankerl-Verein" seien. Die Mehrheit der Grünen-Wähler erwarte eine andere Politik, als sie Pankerl darstelle, indem er die rot-grüne Landesregierung dreimal mehr kritisiere als die CDU in Gelnhausen. Pankerls "permanente Meetings mit irgendwelchen CDU-Leuten, das dauernde Kungeln", so Rütten, "erweckt nicht gerade Vertrauen". Pankerl sorge dafür, daß im Ortsverband Kritik an der CDU "nicht durchkommt".

Rütten betont zugleich, nicht die Spaltung des Ortsverbandes im Sinn zu haben, wie es in einem Bericht einer Heimatzeitung erschienen sei. Ziel der Erklärung sei nicht ein Schlagabtausch der Grünen in der Öffentlichkeit gewesen, sondern eben einzig und allein die unverfälschte Darstellung seiner und Hecks Position. lex

Lachen mit den ,Shy Guys': 94 Rollen an einem Abend

HÖCHST. "Vorsicht, sie verlassen den intellektuellen Sektor", warnen die Komödianten der "Shy Guys". Das Team - vier Männer und eine Frau - hat sich nicht dem Kopf, sondern dem Bauch verschrieben, und den sollen sich die Zuschauer vor Lachen halten: Im Neuen Theater in Höchst, wo die Shy Guys vom 7. bis zum 10. Oktober gastieren. Sie zeigen ihr Programm "Best of Shy Guys", für das sie den Internationalen Comedy-Award Boston 1993 bekamen.

Die fünf Komiker schlüpfen in 94 Rollen, tanzen und singen zu Soul, Chanson und Klassik, mischen alles zu einem Cocktail skurriler und alltäglicher Situationen. Fazit: "Lernen Sie Lachen, denn Lachen unterscheidet den Menschen von der Amöbe." (Beginn jeweils 20 Uhr) clk

Amsterdam: Plünderer nutzen die Katastrophe

"Wildwasser" will Mädchen und Frauen helfen Wetterauer Beratungsstelle für Opfer sexueller Gewalt wurde in Friedberg eröffnet

WETTERAUKREIS. Mädchen und Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, können jetzt auch in der Wetterau Unterstützung und Hilfe finden. Der Verein "Wildwasser Wetterau" hat am 1. Oktober in der Hanauer Straße 12 in Friedberg mit seiner Arbeit begonnen. In der Beratungsstelle soll Mädchen, die sexuellen Gewaltangriffen von Vätern, Großvätern, Brüdern oder anderen Männern ausgesetzt sind, geholfen werden. Der Verein garantiert, daß alle Informationen vertraulich behandelt werden. Neben der Beratung bietet "Wildwasser Wetterau" auch Räume für Mädchen an, die sich zu einer Selbsthilfegruppe zusammenschließen. Um einigen Mädchen eine individuelle therapeutische Betreuung anbieten zu können, will der Verein Mitte Oktober noch eine zusätzliche Beraterin einstellen. Bis jetzt ist Gisela Storch noch die einzige Ansprechpartnerin. "Wir haben leider viel zu wenig Geld", klagt Frau Storch. "Eigentlich könnten wir uns eine zweite Beraterin gar nicht leisten, aber wir verzichten dann eben auf Möbel zugunsten des Beratungsangebotes." "Wildwasser Wetterau" ist bis jetzt ausschließlich vom Wetteraukreis finanziert worden. Der Verein ist aber dringend auf private Spenden angewiesen, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Wer den Verein unterstützen will, kann seine Spende auf die Kontonummer 51011848, BLZ: 51850079, bei der Sparkasse Wetterau überweisen.

Die Beratungsstelle in der Hanauer Straße 12 ist zu folgenden Zeiten geöffnet: montags: 10-12 Uhr, dienstags: 14-16 Uhr, donnerstags: 16-18 Uhr und freitags: 10-12 Uhr. Zu diesen Zeiten ist sie auch telefonisch unterder Nummer 0 60 31 / 6 40 00 zu erreichen. "Wildwasser Wetterau" tritt neben den Beratungen auch mit einigen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Claudia Moos informiert am Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Alten Rathaus in Bad Nauheim über das Thema "Sexuelle Gewalt". Die Veranstaltung wird vom Mütter- und Familienzentrum Bad Nauheim mit organisiert.

Am 3. November referiert die Mädchenbeauftragte des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Barbara Dietz, um 20 Uhr in der Stadthalle Friedberg zum neuen Kinder-und Jugendhilfegesetz.

Am 4. Dezember wird das Marburger Schauspiel das Theaterstück "Schreib mich in den Sand" von Inez van Dullemen im Bad Nauheimer Sportheim aufführen. skl

Spaziergang wurde zum Schreckensweg: Gut genährte Ratten tummeln sich im Burgpark "Das kommt vom Füttern der Enten"

BAD VILBEL. Ein Spaziergang entlang der Nidda wurde für eine Bad Vilbelerin am Freitag zu einem "Schreckensweg". Wie die Frau der FR schildert, liefen ihr am hellen Tag in Höhe der Burg etwa 20 gut genährte Ratten entgegen. "Die Leute füttern dort die Enten", weiß die Bad Vilbelerin. Zugleich mit den Enten werden aber die Ratten durch dem Überfluß an klein geschnittenem Weißbrot und Essensresten, die dort von "Tierliebhabern" abgekippt werden, wohl genährt.

Die Wildenten an Nidda und Burggraben müssen gar nicht gefüttert werden, betont die Frau. Brot aus raffiniertem Weizenmehl ist außerdem für das Federvieh sehr ungesund; es kann zu Krankheiten und Gelenkverkrüppelungen führen. Darauf weisen Tierschützer immer wieder hin.

Etwa in Höhe der Litfaßsäule zwischen Burggraben und der Holzbrücke zur Alten Mühle auf der anderen Flußseite verläuft der Durchfluß des Wassers zwischen Burggraben und Nidda. In diesem Bereich beobachtete kürzlich eine andere Frau mit ihrem kleinen Kind eine umfangreiche "Rattenkinderstube".

Auch sie war überzeugt: Weil die Bad Vilbeler die Enten dort im Überfluß füttern, vermehren sich die Ratten "wie verrückt".

Da die "Fütterwiese" aber in einem Bereich liegt, wo viele Bürger spazierengehen und kleine Kinder laufen oder spielen, halten es die Frauen für denkbar unverantwortlich, dort Futter auszustreuen, mit dem zugleich auch die Ratten gemästet werden.

Das Bad Vilbeler Ordnungsamt ist inzwischen informiert. Dort werden "geeignete Schritte" vorbereitet. Am wirkungsvollsten aber wäre sicher, wenn die Bad Vilbeler ihre Tierliebe dadurch bewiesen, daß sie aufhören zu füttern. de

Nach der Silbermedaillle bei den Paralympics will sich die Wiesbadenerin jetzt mehr ihren Hobbys widmen Runden im Hallenbad nur noch "just for fun" Heidi Kopp: Beim Behinderten-Schwimmen Weltspitze Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Ja, gibt Heidi Kopp unumwunden zu, ehrgeizig ist sie schon. Hartes Training und das ständige Bemühen, "immer ein bißchen besser zu sein als die anderen", bestimmten jahrelang ihren Alltag - zumindest "solange ich den Erfolg vor Augen hatte". Und der war ihr reichlich beschieden: Gold, Silber und Bronze hat sie sich im internationalen Wettstreit "erschwommen", zuletzt Mitte September bei den Paralympics in Barcelona.

Paralympics? "Das sind die Olympischen Spiele für Behinderte." Heidi Kopp hatte Kinderlähmung, eine Bewegungsschwäche im linken Bein ist der 31 Jahre alten Wiesbadenerin seither geblieben. Eine Behinderung, mit der sie zu leben lernte.

"Ich bin halt nur ein bißchen langsamer als die anderen." Diese Einschränkung bezieht sich aber nur aufs Gehen. FR-Porträt Von allen Sportarten, mit denen sie versuchte, ihr instabiles Bein zu kräftigen, machte ihr das Schwimmen am meisten Spaß. Seit 20 Jahren ist sie Dauergast in Wiesbadens Hallenbädern, Leistungssport betreibt sie seit 1986, "und von da an ging es peu à peu aufwärts". Bei den Paralympics vor vier Jahren in Seoul holte sie sich drei Gold- und eine Bronzemedaille, auf internationalen Schwimmwettbewerben (etwa im Frühjahr in Argentinien) war sie stets "Weltspitze". Und nun, vor wenigen Wochen, gehörte sie noch einmal bei der Olympiade zu den deutschen Top-Schwimmerinnen: eine Silbermedaille für 100 Meter Brustschwimmen in exakt einer Minute, 49 Sekunden und 85 Hundertstel und Bronze für "200 Meter Lagen" in drei Minuten, 25 Sekunden und 42 Hundertstel. Vor einem "tobenden Publikum" sei sie geschwommen, ganz anders als seinerzeit im "gesetzteren" Seoul. Die temperamentvollen Spanier hätten sie zu Höchstleistungen angefeuert, "das hat mich beflügelt".

4000 Behindertensportler nahmen an den diesjährigen Paralympics teil, 237 kamen aus Deutschland. "Meine letzte Olympiade", sagt Heidi Kopp, gegen die jungen Nachwuchsschwimmerinnen werde sie in vier Jahren nicht mehr ankommen. Der Abschied von der sportlichen Weltbühne fällt ihr nicht sonderlich schwer: Endlich könne sie "ohne Stoppuhr" schwimmen, Hallenbadbesuche "just for fun".

Wenn Heidi Kopp, Angestellte des städtischen Reinigungsamts, Mittagspause hat, trifft man sie häufig im nahe gelegenen ESWE-Bad an. Sie dreht unablässig ihre Runden, keiner der Hallenbadbesucher ahnt ihre Beinlähmung. Locker zieht sie an den übrigen Schwimmern vorbei. Was stört die Leistungssportlerin inmitten planschender Badegäste am meisten? Die Antwort kommt prompt: "Wenn sich die Leute nicht an die Fahrtrichtung halten." In den öffentlichen Badeanstalten gelte nämlich das ungeschriebene Gesetz, "im Kreis linksrum zu schwimmen". Andernfalls komme es zu unliebsamen Kollisionen.

In der Zukunft will sich Heidi Kopp ihrer beruflichen Karriere widmen. Sie bereitet sich auf die "zweite Angestelltenprüfung" vor, um sich dann innerhalb der Stadtverwaltung für einen anderen interessanten Job zu qualifizieren. Ansonsten freut sie sich auf mehr Zeit für ihre Hobbys: Lesen und Stricken. Aber ganz so häuslich ist sie auch wieder nicht: "Ich reise gerne", sagt Heidi Kopp.

CDU mit Fragenkatalog an den Einzelhandel

HANAU. Ziel städtischer Verkehrspolitik in der City muß nach Meinung der Hanauer CDU-Fraktionsvorsitzenden Margret Härtel sein, daß Einzelhandelsgeschäfte erreichbar sind und Anwohner/innen genug Parkraum vorfinden. Verkehrs- und Strukturpolitik dürfe nicht an Einzelhändlern und Kunden vorbeilaufen. Die CDU habe daher einen Fragenkatalog an die Einzelhändler ausgearbeitet. In ihrer Pressemitteilung schreibt Härtel weiter, dem Individualverkehr sei kein absoluter Vorrang einzuräumen. Es seien Konzepte notwendig, die das Belegen öffentlicher Parkplätze durch über 60 000 Pendler "langfristig ausschließen". him

Die Jeep-Familie: Cherokee, Grand Cherokee, Wrangler (Foto: Chrysler/kt.)

Subaru Legacy "Gala" (Werkfoto)

Nissan Terrano 2,7 Turbodiesel (Werkfoto)

Opel Frontera 2,3 D (Werkfoto/li)

Handball-Oberliga der Männer, Gruppe Süd: Überraschungen am fünften Spieltag TG Rüsselsheim reichte 12:4-Führung nicht Gast aus Wicker kam zum 17:17 / Büttelborn überraschte beim Geheimfavoriten Dotzheim

Der fünfte Spieltag in der Handball- Oberliga (Gruppe Süd) der Männer barg wieder einige Überraschungen in sich. So mußte der Spitzenreiter TG Rüsselsheim trotz einer 12:4-Führung gegen den erstmals auswärts punktenden TV Wicker einen Punkt beim 17:17 abgeben, fiel der längst entzauberte Meisterschaftsaspirant TuS Dotzheim erneut zuhause gegen Büttelborn auf die Nase. Nur mit Hilfe der Schiedsrichter wendete der auf Rang drei hinter der spielfreien TSG Bürgel vorgestoßene TV Idstein eine Heimniederlage gegen den Neuling TV Flörsheim ab. Die Untermainstädter sind das einzige Team ohne Punktgewinn (0:10-Zähler).

Wieder etwas Luft kann im Tabellenkeller die TSG Sulzbach nach dem Heimsieg gegen Holzheim schöpfen. Zum ersten Punktegewin kam auch Aufsteiger Anspach. Allerdings reichte es nur zum Remis zuhause gegen die TG Nieder-Roden. Das Überraschungs-Team des TV Breckenheim mußte den zweiten Dämpfer hinnehmen. Beim 12:13 in Großwallstadt schrammte die junge Koch-Truppe (jetzt 6:4-Punkte) knapp an einem Remis vorbei. Am nächsten Wochenende ist Breckenheim im 13er-Feld spielfrei. Der TV Wicker, offensichtlich im Aufwind, könnte mit dem erwarteten Heimsieg am Samstag (17 Uhr) gegen Dotzheim erstmals in die positiven Zahlen rutschen. Nachbar TV Flörsheim steht vor einem Schlüsselspiel zuhause (So., 11 Uhr) gegen den einen Punkt besser plazierten Mitaufsteiger und Vorletzten Anspach. Der Verlierer des Kellerduells ist auf dem "besten Wege" zurück in die Bezirksliga. Der TV Büttelborn will seinen Aufschwung mit einem Heimerfolg am Samstag gegen Großwallstadt II unterstreichen. Die TSG Bürgel könnte an die Tabllenspitze klimmen, wenn in Holzheim gewonnen wird. Rüsselsheim ist nämlich spielfrei. Die Partie in Breckenheim wurde verlegt. Die TG Nieder-Roden ist bereits wieder als Drittletzter im Tabellenkeller, muß am Sonntag zuhause gegen die TSG Sulzbach punkten. Ansonsten ist die TGN fest in den hinteren Regionen etabliert.

TG Rüsselsheim - TV Wicker 17:17 (12:4). Ein fast unglaubliches Spiel mit einem halben Happyend für den Gast aus Wicker. Im Oberliga-Derby zwischen den beiden nur einen Steinwurf voneinander liegenden Klubs sah Spitzenreiter TG Rüsselsheim bereits zur Halbzeit wie der sichere Sieger aus. Mit acht Treffern Vorsprung führten Porz und Co., ehe beim Sensations-Neuling urplötzlich nach dem Wiederanpfiff der Faden riß. Immerhin reichte es für die Opelstädter, die von 400 Zuschauern angefeuert wurden, noch bis vier Minuten vor Schluß zu vier Toren Vorsprung (16:12). Dann ein Krimi nach dem scheinbar alles entscheidenden 17:12 drei Minuten vor dem Schlußpfiff durch Porz. Wicker steckte jedoch nie auf, kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung. Und das Wunder trat ein. In genau 150 Sekunden markierte der Gast aus dem Weindorf fünf (!) Tore zum im TVW-Lager heftig gefeierten 17:17-Endstand. Dagegen schlichen die TG-Cracks mit hängenden Köpfen vom Parkett der Gerhart-Hauptmann-Schule, während ihr Coach Ulli Theis schimpfte: "Wir haben im zweiten Abschnitt im Angriff viel zu undizipliniert gespielt."

Ein kluger Schachzug von Theis' Pendanten Norbert Anthes ließ Wicker noch einmal ins Spiel finden. Anthes ließ die Brüder Porz in doppelte Manndeckung nehmen. Da war es um die TG-Herrlichkeit geschehen. "Handball verrückt", konnte Anthes zum Schluß lachen. Für Wicker waren im Spitzenspiel Fritsch (7/4) und Mehler (4/1) die besten Werfer, den Ausgleich markierte drei Sekunden vor Schluß Volk. Für die Opelstädter waren A. Porz (5/3) und I. Porz (4) die effektivsten Angreifer.

SG Anspach- TG Nieder-Roden 14:14 (8:9). Na bitte, der erste Punkt für Aufsteiger SG Anspach. Gegen die TG Nieder-Roden gelang das erste (halbe) Erfolgserlebnis für die Taunusspieler. Erst in der vorletzten Minute gelang Nieder- Roden der Ausgleich. Der Gast mußte den Punktgewinn teuer bezahlen, denn TGN-Spieler Oliver Weiland sah in der 57. Minute die rote Karte. Mit einem Strafwurf hatte Weiland SGA-Keeper Ralf Gottfried voll im Gesicht getroffen.

In der Anfangsphase hatten die etwas cleveren Gäste eindeutig das Geschehen bestimmt. Phasenweise führte der Drittletzte Nieder-Roden sogar mit drei Treffern Vorsprung. Es reichte aber nicht zum zweiten Saisonsieg. Dadurch kann Anspach vor dem Kellerduell am Sonntagmorgen zur Frühschoppenzeit in Flörsheim wieder etwas Mut schöpfen. Die meisten Anspacher Treffer gegen das abwehrstarke, aber angriffsschwache Nieder-Roden gingen auf das Konto von Eifert (5/2), Wünsch (4), Kleinschmidt (2).

TuS Dotzheim - TV Büttelborn 19:21 (10:8). Einmal mehr völlig von der Rolle war der selbsternannte Meisterschaftsfavorit TuS Dotzheim. Der Weg der enorm verstärkten Wiesbadener scheint eher in Richtung Bezirksliga als in die angestrebte Regionalliga zu weisen. Nach einer 10:8-Führung zur Halbzeit unterlagen die Gastgeber gegen das kämpferisch starke und von Routinier Nino Bartolovic glänzend gelenkte TV Büttelborn noch mit 19:21 (10:8). Bereits der zweite Auswärtserfolg für Büttelborn, das zum Schluß den Vorsprung clever über die Zeit brachte. Büttelborn kletterte auf Rang zehn (4:6 Punkte), ist erst einmal aus dem Schneider. "Nun müssen wir auch zu Hause einmal punkten", meinte ein TVB-Funktionär, nachdem die Gäste minutenlang auf dem Dotzheimer Parkett ihren Sensationssieg feierten. Für Dotzheim dagegen bereits die zweite Heimpleite.

Kein Wunder, daß TuS-Sprecher Kernchen wie ein Rohrspatz schimpfte: "Unsere Angriffe waren viel zu überhastet und unkonzentriert. So kam Büttelborn kinderleicht zu den Punkten". Bei Dotzheim erreichte kein Akteur Normalform. Die besten Schützen waren noch Nitzke (6/2) und Denart (4) sowie Guse (3). jo

Autoknacker schlugen serienweise zu

BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Unbekannte Autoknacker nutzten das Wochenende in den Nachbarstädten, um sich an mindestens 22 Fahrzeugen zu schaffen zu machen. Zweimal schnitten sie sogar das Stoffverdeck auf.

Dennoch machten sie laut Polizei nur geringe Beute. Die Reparaturen werden allerdings einige tausend Mark kosten.

FRIEDRICHSDORF. Das Schaufenster eines Kinderbekleidungsgeschäfts in der Hugenottenstraße zertrümmerten unbekannte Täter in der Nacht zum Samstag. Ehe die von Anwohnern alarmierte Polizei eintraf, konnten die Diebe mit einigen Jacken fliehen.

Elektrische Geräte und Bargeld nahmen Einbrecher aus einem Sportstudio am Houiller Platz mit, das sie in der Nacht zum Sonntag heimsuchten. che

(Foto: Degussa/li)

(Foto: Fiat/li)

(Foto: Linke)

Verantwortlich für die Werbebeilage "Auto-Journal": Beilagenredaktion, Perry Jonas; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU; Anzeigen: Peter Schwalm; Gesamtherstellung: Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH; W-6000 Frankfurt a. M.

Szenen einer Gemeinde Stiller Pfarrer, stumme Orgel und eine volle Kirche

NORDEND. Mit einem großen Gemeinde- und Kinderfest, einem "etwas anderen" Erntedank-Gottesdienst und einem Kinderkleider- und Spielsachen-Flohmarkt zog die evangelische Gethsemane-Gemeinde im Nordend am Erntedank-Sonntag unzählige Mitglieder an. Familien mit Kind und Kegel, Omas und Opas, Freunde und Verwandte - der Andrang ließ den ganzen Tag nicht nach. Überall versuchten die Besucher, noch einen Sitzplatz zu ergattern.

Höhepunkt am Nachmittag: die Aufführung des Theaterstücks "Das große Fest". Helene Kugel hatte das Laienspiel extra für das Gethsemane-Fest geschrieben, und die Theatergruppe studierte es mit viel Geduld und Eifer ein. Das Stück handelt von einer wahren Begebenheit aus dem "Gethsemane-Leben", die sich - mit einem Märchen verquickt - zu einer phantastischen Geschichte entwickelt. Auf der Bühne stellten jung und alt ihr Talent und ihren Enthusiasmus unter Beweis, und sogar Pfarrer Martin Zentgraf ließ sich einen Auftritt nicht nehmen. Obwohl so mancher Schauspieler Probleme hatte, mit seiner Stimme gegen die Geräuschkulisse im Zuschauerraum anzukommen, war das Publikum begeistert und geizte nicht mit Szenenapplaus.

Nicht ganz so viel Zuspruch fanden diesmal die Kinderkleider und Spielsachen, die auf dem Hof zu Flohmarktpreisen verhökert werden sollten. Das Angebot war groß, die Organisation gut - dennoch blieben die Frauen auf den meisten Sachen sitzen. "Vielleicht lag das mangelnde Interesse am schlechten Wetter oder an den Herbstferien - wir wissen es wirklich nicht", rätselte Nicole Müller, die Organisatorin des Secondhand-Basares.

Unverhofft viele Besucher waren zum morgendlichen Gottesdienst gekommen. Zum ersten Mal konnten dort auch Kinder, die noch nicht konfirmiert sind, am Abendmahl teilnehmen. Zusammen mit den Kindern wurde gesungen und Gitarre gespielt, die übliche lange Predigt entfiel. "Wenn der Pfarrer mal nicht so viel redet und die Orgeln schweigen, dann füllt sich sogar die Kirche bis auf den letzten Platz", schmunzelte Dorival Ristoff, der brasilianische Austausch- Pfarrer der Gemeinde. aar

Schüler sollen sich über Müll Gedanken machen

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Das Video, eure Umwelt, der Müll, eure Meinung" - diesen Titel trägt ein Wettbewerb des Umlandverbandes Frankfurt (UVF). Mittmachen können Kinder und Jugendliche der Schulklassen acht bis 13. Sie sollen auf Magnetband bannen, was ihnen zum Thema Müll einfällt.

"Hinschauen, aufzeigen, umsetzen" fordert der UVF die Schüler auf. Ob in der Form eines "Müll-Raps", einer Satire oder eines Theaterstückes, den Ideen seien keine Grenzen gesetzt. Gemeinsames Ziel vielfältiger Ausdrucksformen soll sein, das Bewußtsein für Abfall und Umwelt zu schärfen.

Den Machern der besten Clips winken etliche Preise. Die Gewinner können bei einer Filmproduktion dabei sein oder bei einem Rock-Konzert hinter die Bühne schauen. Die Videos sollen bis zum 15. Dezember beim Umlandverband vorliegen. Dort gibt es unter der Rufnummer 0 69 / 2 57 71 weitere Informationen. kkü

Die Tonne paßte nicht ins Taxi Transportprobleme nach dem Kauf eines Komposters

FR-Leser Michael Schatzschneider findet Müllvermeidung gut. Als umweltbewußter Zeitgenosse hat er deshalb beschlossen, sich für seinen Garten in Bockenheim einen sogenannten Schnellkomposter zuzulegen. Als er bei der Werkstatt Frankfurt, dem städtischen Recyclingzentrum in Fechenheim, Orber Straße 6, anrief, um die Tonne zu ordern, ahnte Schatzschneider, der selbst kein Auto besitzt, noch nicht, daß sich der Transport des Komposters zum Problem auswachsen würde.

In die U-Bahn konnte er den voluminösen Kunstoffbehälter nicht mitnehmen, dafür ist das Ding mit etwa 90 Zentimetern Durchmesser zu unhandlich. Aber auch in den Kofferraum eines normalen Taxis paßte der Behälter laut Schatzschneider nicht hinein. Also bestellte er ein Lasttaxi. Bis Schatzschneider schließlich glücklich in Bockenheim angekommen war, mußte er allerdings noch eine Fahrt im Lastteil des offenen Kombis zurücklegen: Die Heckklappe des Wagens war mit geladener Tonne nicht mehr zu schließen, und Schatzschneider mußte, im Laderaum hokkend, die Last festhalten.

"Eine kleine Enttäuschung war das schon", resümiert Schatzschneider, der es "toll findet", daß die Stadt seit Herbst 1991 die 220 Mark teuren Komposter, von denen seither rund 2400 Stück verkauft wurden, subventioniert. Der Bürger zahlt so nur noch 80 Mark - plus Transport, der den Bockenheimer allerdings "30 Mark und drei Stunden Zeit" kostete.

Daß die Werkstatt Frankfurt die Kunststoffbehälter nicht nach Hause liefert, wundert ihn um so mehr, weil die von ihr reparierten Kühlschränke vom Sperrmüll ganz selbstverständlich zum Käufer gebracht werden.

Dem Amt gehe es natürlich darum, Kosten und Personal zu sparen, begründet Abfallberater Roland Szabo die gegenwärtige Regelung. Daß es mit dem Transport der unhandlichen Dinger jedoch Probleme geben könnte, höre er zum ersten Mal. "Wenn Sie nicht gerade einen Superkleinwagen haben, passen die Tonnen in der Regel in jeden Kofferraum." Allerdings nur, wenn man einen Komposter kaufe, bei dem der Boden schon abgeschraubt sei. Der Rest der Tonne sei dann so elastisch, daß sie in jedes Auto passe. Daß es die Möglichkeit gibt, auch einen unverschraubten Komposter zu kaufen, darauf hat Michael Schatzschneider allerdings niemand aufmerksam gemacht.

Roland Szabo sieht derzeit keinen Handlungsbedarf. Wenn einmal eine ältere Frau Probleme habe, die Tonne nach Hause zu bekommen, "könnte man schon eine Ausnahme machen". Aber so lange keine weiteren Beschwerden kommen "bleibt alles beim alten". fra

ÖDP will in den Bolongaropalast Björn Schneider Spitzenkandidat

WESTLICHE STADTTEILE. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) tritt im kommenden März in den westlichen Stadtteilen zur Kommunalwahl an. Die konservative Umweltpartei schickt vier Bewerber ins Rennen. Spitzenkandidat der ÖDP ist Björn Schneider, Mitglied des ÖDP-Kreisvorstandes und Vorsitzender des Ortsverbandes Schwanheim- Goldstein. Der Zivildienstleistende gehört dem Pfarrgemeinderat von St. Mauritius in Schwanheim an und ist Mitglied im BUND.

Auf Platz zwei der ÖDP-Liste steht Ulrich Keck. Der Unterliederbacher besucht das Friedrich-Dessauer-Gymnasium und ist dort Stufensprecher der Jahrgangstufe 13.

In den Bolongaropalast wollen außerdem der parteilose Florian Ausfelder, Student aus Goldstein, und Mathias Frankenbach einziehen. Auch Frankenbach studiert und ist stellvertretender ÖDP-Vorsitzender in Schwanheim-Goldstein. tos

Für die Händlerschürze oben:

25jähriger gesteht Celler Kindermorde

Karibik für Kleine: Sehreise im Kinderhaus

HÖCHST. Karibik - das klingt nach Sonne, Sommer, Bambusröckchen, Bananenstauden. Das Kinderhaus Höchst möchte Interessierten mehr vermitteln als diese Klischees aus der Eiskremwerbung. Es bietet deshalb eine Sehreise in die Karibik an. Es werden Filme gezeigt, gebastelt, getanzt und gekocht. Außerdem soll ein Besuch im Zoo und im Palmengarten mehr darüber verraten, wo die Bananen für den Milchshake, der Kakao fürs Frühstück und die Baumwolle für die T-Shirts herkommen.

Kinder ab sechs Jahren können sich täglich auf die Spuren von Kolumbus begeben. Die Sehreise dauert die ganzen Herbstferien bis 16. Oktober, täglich von 14 bis 17 Uhr im Kinderhaus in der Adolf-Haeuser-Straße 16-18. clk

LG-Läufer auf und davon

Auch von Wind und Wetter ließen sich die Athletinnen der LG Frankfurt bei den hessischen Straßenlaufmeisterschaften in Schlitz nicht stoppen, die Leichtathletikgemeinschaft heimste alle drei in den weiblichen Klassen vergebenen Titel ein. Die Hauptklasse der Frauen gewann Silke Welt in der Zeit von 58:09 Minuten für die 15 Kilometer, Svenja Tomförde lag bei der Jugend vorn, und zusammen mit Patricia Rudy sicherten sich die beiden auch den Mannschaftstitel. Bei den Männern brachte es Carsten Arndt vom SSC Hanau-Rodenbach auf zwei Meisterschaften, denn er lag sowohl in der Einzelwertung über die 25 Kilometer (1:23,07 Stunden) als auch mit der Mannschaft vorn. Zweimal mit Rang zwei vorlieb nehmen mußte Hans Pfisterer von der LG Frankfurt. Während er im Einzel 59 Sekunden hinter Arndt ins Ziel einkam, lag seine Mannschaft nur 35 Sekunden hinter den Rodenbachern. Dritter wurde das Team des ASC Darmstadt, auf Platz vier landete die zweite Mannschaft der LG. rs

Kinder- und Jugendkeller: Abwechslungsreiches Programm ab heute

MAINTAL. Damit die Herbstferien nicht komplett vor dem Fernsehapparat stattfinden, hat sich der Kinder- und Jugendkeller in Hochstadt ein abwechslungsreiches Programm für die kommenden zwei Wochen ausgedacht.

Heute, Dienstag, können Sechs- bis Achtjährige ab elf Uhr ihrer Fantasie beim Drachenbauen freien Lauf lassen. Um 14 Uhr findet dann ein Tischfußball- und Dartturnier für Neun- bis Zwölfjährige statt.

Geschicklichkeit steht morgen, Mittwoch, ab zehn Uhr ganz oben: Jonglieren für Groß und Klein. Ab 13 Uhr gibt es einen Spielenachmittag für Sechs- bis Achtjährige.

Theaterspielen und ein Billard- und Dartturnier stehen am Donnerstag, 8. Oktober, auf dem Programm. Am Freitag, 9. Oktober, gibt es eine Gemeindehaus- Olympiade für Sechs- bis Achtjährige und eine Stadtrallye.

Auch in der zweiten Ferienwoche wirdim Kinder- und Jugendkeller einiges geboten.

Wer Interesse hat, kann vorbeischauen (Gemeindehaus Hochstadt, Wallgraben 4) oder sich telefonisch über das weitere Programm informieren (Telefonnummer: 06181/431464). gf

Schloßkonzert mit "virtuoser Kammermusik"

LANGENSELBOLD. "Virtuose Kammermusik aus vier Jahrhunderten" lautet das Motto des Schloßkonzerts mit dem "Trio con Brio" am Sonntag, 11. Oktober, im Schloß.

Die Veranstaltung im Stucksaal beginnt um 17 Uhr. Die Gruppe mit der Amerikanerin Peggy Dudley am Fagott, Beate Hassinger aus Mainz am Cembalo sowie der Frankfurterin Angela Krämer an der Blockflöte fand im Frühjahr 1987 zusammen.

Eintrittskarten zum Preis von acht Mark, ermäßigt vier Mark, gibt es nur an der Abendkasse. jur

Kindertheater ohne Intendant Froeses Vertrag noch unklar

Die Irrungen und Wirrungen um das Frankfurter Kindertheater gäben mittlerweile Stoff zu einer Groteske, wären die Konsequenzen für die Betroffenen, für den designierten Intendanten Dirk Froese und seine Mitarbeiter, nicht zu ernst. Der neue Akt in diesem absurden Drama ohne Ende betrifft den künftigen Leiter des Hauses.

Dirk Froese ist bekanntlich von der Stadt zunächst mit einem Werkvertrag verpflichtet worden, das Kindertheater (mit dem Volksbildungsheim als provisorischer Spielstätte) aufzubauen und die Eröffnung des Hauses vorzubereiten, die nach Verschiebungen nun für den 31. Oktober vorgesehen ist. Seit Ende des Jahres 1991 liegt der Vertrag, der Froese angeboten werden soll, zur sogenannten Ämterabstimmung in den Behördenstuben. Die scheint das Papier erst spät - zu spät - verlassen zu haben.

Vergangene Woche nämlich hat Kulturdezernentin Linda Reisch in einem Brief an Froese mitgeteilt, daß er nicht länger im Theater (dabei ist zunächst die Probebühne am Tiergarten 12 gemeint) arbeiten dürfe. Der Grund: Froeses Werkvertrag ist mit dem 30. September abgelaufen. Wenn aber nun der künftige Intendant an seinem künftigen Theater ohne Vertrag weiterarbeitete, wäre unter Umständen ein "Kettenvertrag" erfüllt, der es Froese theoretisch ermöglicht, gegen die Stadt zu klagen - mit dem Ziel einer festen Anstellung. Das aber wollte die Stadt auf jeden Fall vermeiden.

Denn einstweilen wird verhandelt, vor allem über die Laufzeit des Vertrages, die üblicherweise sechs Jahre beträgt. Die Stadt aber hatte - nach dem Willen der Magistratsmehrheit - nicht die Absicht, mit Froese einen Vertrag abzuschließen, der länger als zwei Jahre laufen sollte. Denn das Land Hessen, so war zu hören, will ein südhessisches Kinder- und Jugendtheater ins Leben rufen und hat der Stadt Frankfurt angeboten, in welcher Form auch immer zu kooperieren. Deshalb will sich Frankfurt jetzt nicht auf eine längere Zeit vertraglich binden.

Die Stadt will also einerseits das Kinder- und Jugendtheater, das ohnehin schon eine Geschichte von Hemmnissen und Reduzierungen hinter sich hat, unbedingt vorantreiben, mußte aber andererseits - aus formal-juristischen Gründen, wie gegenüber der Presse versichert wird - dem zukünftigen Intendanten jetzt untersagen, an der Premieren-Vorbereitung zu arbeiten. Zum andern will die Stadt immer noch ein Kinder- und Jugendtheater, obgleich das Land ähnliche Pläne hat und obwohl jetzt schon die Möglichkeit ins Auge gefaßt wird, daß das städtische Theater in der jetzt erarbeiteten Form vielleicht kaum länger als zwei Jahre existieren wird.

Wie zu erfahren war, hat die Stadt jetzt Froese einen neuen, modifizierten Vertrag angeboten, dem der künftige Intendant nun auch zustimmen wird (in erster Linie wohl, um den Premierentermin nicht zu gefährden). Der Vertrag, der jetzt geschrieben wird, soll am 16. Oktober dem Magistrat zur Unterzeichnung vorgelegt werden. Er wird dann schon rückwirkend, vom 1. Oktober 1992 an gelten, damit Froese keine Nachteile irgendwelcher Art entstehen. wp

Wir gratulieren

Frau Gertrud Zimmer, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.

Herrn Friedrich Schanz, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Herrn Georg Bredereck, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Rudolf Chwilla, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Amy Engel, Klein-Karben, zum 86. Geburtstag.

Frau Else Lotz, Klein-Karben, zum 86. Geburtstag.

Frau Else Lotz, Klein-Karben, zum 77. Geburtstag.

Frau Gertrud Kunze, Okarben, zum 71. Geburtstag.

Frau Terezija Himmelreich, Okarben, zum 76. Geburtstag.

Herrn Johann Adam, Rendel, zum 89. Geburtstag.

Frau Maria Schröder, Petterweil, zum 80. Geburtstag.

Herrn Franz Krenn, Assenheim, zum 81. Geburtstag.

Liebeserklärung an Nieder-Erlenbach Beachtliches Konzert der Sängervereinigung 1873/89 zum Tag der deutschen Einheit

NIEDER-ERLENBACH. "Gesang erschalle" stand in großen Lettern über dem Podium. Und darauf mußte das Publikum im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus nicht lange warten: Kurz nach 17 Uhr betraten die Herren der Sängervereinigung 1873/89 die Bühne. Doch kein schmetternder Marsch eröffnete das Konzert am "Tag der deutschen Einheit", sondern Franz Schuberts romantisches "Das Dörfchen" - vielleicht eine kleine Liebeserklärung an das eigene Dorf am Erlenbach.

Nur ein großes Konzert gibt der Männerchor im Jahr. "Mehr ist einfach nicht drin. Statt einmal pro Woche haben wir in den letzten acht Wochen sogar an zwei Tagen geprobt", schilderte Manfred Michel die "heiße Phase" vor dem großen Auftritt. Die Mühe hat sich gelohnt. Was die Nieder-Erlenbacher Sängervereinigung unter Dirigent Wolfgang Gatscher zeigte, verdiente Respekt.

Nach dem Motto "Packen wir's an" ging Gatschers Chor gleich in die vollen: Zum "Einsingen" drei Chorlieder von Franz Schubert. Daß da nicht jedes Tönchen stimmen konnte, war jedem klar. Romantische Chormusik zählt eben zum Schwierigsten der gesamten Literatur.

Eine Frage beschäftigte aber viele Zuhörer: Weshalb braucht ein rund 50 Sänger starker Männerchor die Unterstützung von Mikrophonen? Die stimmgewaltigen Nieder-Erlenbacher Kehlen würden sogar den Großen Saal in der Alten Oper mit Leichtigkeit füllen, vom kleinen Bürgerhaus ganz zu schweigen. Bei Forte-Stellen dröhnte es zwar gewaltig aus den Boxen, der Effekt bei leisen Passagen war aber dahin.

Beinahe hätte der eigene Nachwuchs der Sängervereinigung 1873/89 die Schau gestohlen: "Die Viertakter" nennen sich fünf junge Sänger aus den Reihen des Chors, die sich vor zwei Jahren zum A-capella-Gesang im Stil der Comedian Harmonists zusammengefunden hatten.

Außer ihrem Sprecher und Countertenor Günter Kaiser drücken die "Viertakter" alle noch die Schulbank. Ein Grund, weshalb sie vom professionellen Niveau vergleichbarer Vokalensembles zur Zeit noch weit entfernt sind. Dennoch haben sie schon beachtliche Erfolge in ihrer kurzen Karriere vorzuweisen: Viele Konzerte und jede Menge Auftritte im Hessischen Rundfunk.

Vor der Pause traten die "Viertakter" auf und eroberten die Herzen der Zuhörer im Sturm. Kein Wunder. "Mein kleiner grüner Kaktus"; "Glühwürmchen" und "Lollipop" witzig dargeboten sind Schlager, die den Publikumsgeschmack unfehlbar treffen. Ob sich die Sängervereinigung allerdings mit dem Auftritt der "Viertakter" den besten Dienst erwiesen hatte, durfte bezweifelt werden.

Beschwingt schlürfte mancher seinen Pausensekt und wünschte sich insgeheim, daß es mit den Evergreens aus den Zwanzigern und Dreißigern noch eine Weile so weiter ginge.

Doch dann war wieder der Männerchor an der Reihe. Nach Franz Schubert und Edvard Grieg wurde es volkstümlicher. "La Montanara", "Der Schweinauer Tanz" oder das unvermeidliche "Kalinka". Das Konzert im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus wurde zu einer kleinen musikalischen Weltreise: Venedig, Island, Rußland, Frankreich, Wien, Ungarn. Und zu einem gelungenen Konzert gehört auch ein ordentlicher "Rausschmeißer": Der kernige "Deutschmeister-Regimentsmarsch" war da genau das Richtige.

Ende November gibt die Sängervereinigung 1873/89 auch im Ausland ihre Visitenkarte ab. Die Reise geht ins französische Nancy. Dort werden die Nieder-Erlenbacher eine Messe mitgestalten. "Uns liegt die sakrale Musik sowieso besser", knurrte ein Sänger in der Pause vor sich hin. Doch sein etwas verächtlicher Blick auf das Programm hellte sich gleich wieder auf: "Aber schlecht singen wir das hier doch auch nicht, oder?" Die Antwort gab das Publikum - mit einem donnernden Schlußapplaus. bai

Wunderbarer Charakter Katharinenkirche: Christian Mause spielte Orgel

FRANKFURT A. M. Es soll Leute geben, die nur der Orgel wegen in die Kirche gehen. Sie lieben das unvergleichliche Gefühl, wenn das Instrument dröhnt und braust und die Kirchenfenster beben. Beim Orgelkonzert mit Christian Mause in der Katharinenkirche an der Hauptwache kamen Liebhaber lautstarker Orgelmusik dieser Tage voll auf ihre Kosten: Max Regers "Fantasie und Fuge über B-A-C-H" läßt in punkto Phonstärke keine Wünsche offen.

Christian Mause studiert seit vier Jahren Kirchenmusik an der Musikhochschule und steht kurz vor der A-Prüfung. Sein Orgellehrer ist Martin Lücker, musikalischer "Hausherr" der Katharinenkirche. Was der junge Organist beim Konzert bot, war beachtlich. Buxtehude, Bach, Messiaen und Reger - Mauses Interpretationen überzeugten. Herausragend waren die für den Hörer attraktivsten Stücke: Johann Sebastian Bachs Triosonate C-Dur und die Fantasie und Fuge Max Regers. Das einleitende Allegro in Bachs C-Dur-Sonate (BWV 529) nahm Christian Mause in betont getragenem Tempo. Durch die Staccato-Baßbegleitung bekam das Stück aber einen wunderbar leichten Charakter. Nie hatte der Zuhörer das Gefühl, daß das Tempo etwa zu langsam sein könnte. Auch die nächsten beiden Sätze gestaltete Christian Mause mit leichter Hand, ganz im Gegensatz zu Bachs Choralvorspiel "Kyrie, Gott Heiliger Geist" (BWV 671). Mächtige Klänge donnerten in der Kirche an der Hauptwache, und das getragene Tempo verlieh dem Stück einen beinahe pathetischen Anstrich.

Olivier Messiaens 1960 komponierte "Versette zum Kirchweihfest" beherrschen zwei Elemente: ein Thema aus einem gregorianischen Choral und das Motiv eines Vogels, der Singdrossel. Beide Elemente wechseln sich ständig ab, und es entstehen dabei attraktive Klanggebilde. Dennoch wirkte Messiaens Stück merkwürdig statisch und für den Hörer auf Anhieb kaum verständlich, obwohl die "Versette" sicherlich nicht zu den kompliziertesten Werken des vor wenigen Monaten verstorbenen französischen Komponisten zählt.

Höhepunkt des Orgelkonzerts in der Katharinenkirche war Max Regers "Fantasie und Fuge über B-A-C-H". Die Fantasie hatte fast dramatische Qualität: Die extrem scharf herausgearbeiteten Kontraste in Lautstärke und Register dienten dem Organisten aber nicht als brillante Effekte. Die Dramatik war Teil von Mauses Interpretation und wirkte plausibel und schlüssig. Und auch die komplizierte Fuge mit dem markanten B-A-C-H-Motiv wurde im Ohr des Zuhörers nie zu einem unentwirrbaren Dickicht von sich ständig wiederholenden, bohrenden Sekundschritten. Christian Mause braucht vor seiner nahen Abschlußprüfung wahrlich nicht bange zu sein. ECKART BAIER

Ratlosigkeit im Oberurseler Rathaus: Was tun, wenn Nichtseßhafte partout nicht ins Obdachlosenheim wollen? Zwei Kumpel stoßen an die Grenze der Toleranz Bürgermeister besuchte die Torbogen-Bewohner Von Hans Konanz OBERURSEL. "Die Kälte ist kein Problem", sagt Bernd Wulf und greift zur Bierflasche: "Das wärmt." Vor einigen Wochen schon hat er sein Feldlager hinter dem Torbogen des Historischen Rathauses aufgeschlagen, vor ein paar Tagen hat er Gesellschaft bekommen. Holger Fink teilt mit ihm den Schlafplatz und die Groschen mildtätiger Passanten. Die Kälte ist nicht ihr Problem. Nur der Alkohol und das, was sie dazu gebracht hat. Aber darüber reden sie nicht gerne. Am Montag vormittag brach plötzlich ein weißer BMW in die Clochard-Idylle ein. Ihm entstieg Bürgermeister Thomas Schadow (CDU), in Zeitdruck zwischen zwei Pflichtterminen. Stumm schaute er sich die Szene an: Die beiden Männer zwischen Einkaufstüten, Bier- und Apfelweinflaschen, zerknautschten Schlafsäkken und - Bernd Wulf hat sich häuslich eingerichtet - dem kleinen Tischchen mit der Kerze drauf und dem wuscheligen Stofftier daneben. Als sie ihn um eine Mark anmachten, kamen sie ins Gespräch, Vertreter zweier Welten.

"Das liegt bei uns in der Familie", erzählte Holger Fink über seine Lebensweise, "mein Bruder wohnt drüben an der Frankfurter Landstraße." Ob sie nicht lieber ins Obdachlosenheim an der Lorsbachstraße ziehen wollten? Beide reagieren skeptisch, murmeln etwas davon, daß es dort "gefährlich" sei, da fänden schon mal Männer Unterschlupf, die gewalttätig werden könnten. Ein mühsames, stockendes Gespräch und am Ende ein Machtwort des Rathauschefs: "Wir bringen Sie in die Lorsbachstraße. Und Sie können in unserem Bauhof arbeiten. Wenn Sie mögen." Eine Stunde später ist das Freiluftdomizil geräumt, zurück bleibt ein nachdenklicher Bürgermeister. "Bier am hellen Morgen, das verstehen wir nicht. Aber das ist es nicht allein. Sein Bruder hat das gleiche Schicksal, warum ist das so? Ich habe versucht, Zugang zu finden, aber ich habe die Botschaft nicht begriffen, und das tut weh. Da sind wir zu etabliert, fürchte ich."

Bernd Wulf stammt aus Rostock, saß zehn Jahre im Gefängnis. Seine Karriere als Kick-Boxer scheiterte, der große Schlitten war auch futsch. Holger Fink wuchs in Bad Homburg auf, zog als Schausteller durch die Lande, hatte es angenehm im Wohnwagen, aber der Job war plötzlich weg. Beide haben sich scheinbar arrangiert mit dem Leben, wie sie es führen. Schwärmen von den Oberurselern: "80 Prozent sehr nette Leute, bringen auch mal was vorbei, und wenn wir bei der alten Dame da drüben klingeln, kriegen wir was Warmes und einen Eimer Wasser, damit wir uns waschen können." Bad Homburg, da verdrehen sie die Augen, ist ein übles Pflaster für Angehörige ihrer Gilde.

Daß Oberursel ein guter Platz sei, findet auch der Kollege an der Ecke Kumeliusstraße/Vorstadt. Der mit dem Schäferhund, der seinen treuen Gefährten auch mal kurz allein läßt und dann einen Zettel in den Hut legt, mit der Aufschrift "Bin gleich wieder da". Ältere Frauen halten gerne ein Schwätzchen mit ihm, bringen ihm ein Stück Kuchen vorbei und können nicht verstehen, wenn er immer wieder versichert: "In ein Heim bringt mich keiner."

Doch die "Penner-Romantik" stößt rasch an ihre Grenzen. Ratskeller-Wirt Simon und sein Kollege Heinz Wenzell vom "Schwanen" fürchten um ihre Kundschaft. Simon hat bei Nachbarn Unterschriften gesammelt, zwölf Stück zusammenbekommen und sie im Rathaus abgegeben. "Das geht nicht auf Dauer", sagt er, "wenn der Typ nüchtern ist, ist er ja ganz okay, aber wenn er gesoffen hat und eine Gruppe japanischer Gäste mit ,Heil Hitler' begrüßt, dann hört der Spaß auf." Am Samstag vergangener Woche hätten sich sogar "sieben Stadtstreicher" im Torbogen ausgebreitet.

Des Bürgermeisters Kraftakt vom Montag verpuffte im übrigen. Ein Straßenkehrer hatte gerade die letzten Spuren beseitigt, da war Bernd Wulf schon wieder da, breitete seinen Schlafsack aus und baute sein Tischchen auf. Die Obdachlosenunterkunft sei nichts für ihn, erzählte er allen, die es wissen wollten. Zum "Arbeitsantritt" im Bauhof erschien er gestern morgen, wie erwartet, nicht.

Ratlosigkeit im Rathaus. Stadtrat Peter Schneider, der in dieser Woche Sozialdezernent Gerd Krämer vertritt, zuckt re- signiert die Schultern: "Man kann doch einen Mensch nicht in ein Haus zwingen, wenn er nicht will, oder gar in ein Arbeitslager, Gott sei Dank nicht, möchte ich sagen." Nichtseßhafte habe es in der Geschichte der Menschheit immer gegeben, und wenn einer - wie Bernd Wulf - nirgendwo gemeldet sei, einfach in den Tag hineinlebe und lieber auf einer Baustelle oder unter eine Brücke penne, dann fehle schlicht und einfach die rechtliche Handhabe, etwas dagegen zu tun.

Schneider kennt den Torbogen-Bewohner natürlich: "Neulich ging ich abends vorbei, da torkelte er auf mich zu und sagte: ,Aha, da kommt ein Schlipsträger, entweder du bist ein Bonze oder ein Beamter!'" Kommentar des Stadtrats: "Also, Menschenkenntnis hat er, das muß man ihm lassen."

Dienstag, 6. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 21 Uhr, Vaugh/Knauer - "Der grüne Punkt".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 20.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbstrevue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Die fantastischen Vier.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Inner Circle - Reggae.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Louise Mackintosh.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Runners.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Sevillanas. Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Roland Haines Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Silverfish.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, Independent Music.

Portikus, Schöne Aussicht 2: 20 Uhr, Finissage Galerie der Glücklichen - Käthe Kruse singt zwei Lieder.

Bengali Cultural Association: 20 Uhr, Durga- Puja-Fest mit Gesang, Tanz & Sitar-Spiel; Bürgertreff Depot, Buchrainplatz, Oberrad.

Katharinenkirche, An der Hauptwache: 19.30 Uhr, Russisch-orthodoxe Kirchenmusik.

Arabella Congress Hotel, Lyoner Str. 44-48: 20.30 Uhr, Trio Brillante - Streifzug durch das Wiener Caféhaus. Literatur Café Exzess, Leipziger Str. 91: 19 Uhr, Diavortrag & Lesung "500 Jahre Knast, Repression & Widerstand - politische Gefangene in Europa und Amerika".

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergehn!". Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Comicmachertreff.Museen/Führungen Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 19 Uhr, Werkbericht Deutscher Architekten - von Branca.

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Zur Fotografie im MMK".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 19 im Anzeigenteil. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen "Frauen nehmen sich die Stadt": ca. 19 Uhr, Diaserie "Der Raum gehört uns"; Betriebsgebäude Stadtwerke, Vilbeler Str.

Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: 20 Uhr, Offenes Treffen Mütter-Schul-Gruppe.

Frauen-Verband: 16 Uhr, Nachmittagstreff; "Historix" im Historischen Museum, Saalgasse 19.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, "Winterurlaub oder Überwintern im Süden". Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Handarbeiten in eigener Sache. Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.

Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 9.30 Uhr, Töpferstudio; 14 Uhr, Klubcafé. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig- Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19.

Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

19 bis 23 Uhr Tierärztin Regina Braun, Alt-Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Die Radler leben weiter gefährlich Der Radweg zwischen Wehrheim und Usingen liegt immer noch in weiter Ferne

USINGEN. Seit einem Jahr ruhen sie friedlich, die Pläne für einen Radweg zwischen Wehrheim und Usingen. Geboren wurden sie zwar schon früher, doch genau vor einem Jahr schien es so, als würden sie konkrete Gestalt annehmen. Im Oktober 1991 trafen sich die beiden zuständigen Ausschüsse aus Usingen und Wehrheim, um künftig die leisen Räder rollen zu lassen. Doch passiert ist bis heute nichts.

Die Verbindung zwischen den beiden Taunusorten ist für Schüler aus Wehrheim und Usingen gleichermaßen interessant. Die einen quälen sich die engen Serpentinen im Wald hoch, um ins Wehrheimer Freibad zu fahren. Die anderen rauschen morgens umringt von Autos die kurvige Straße hinab, um rechtzeitig in der Schule zu sein.

Doch bei den Verantwortlichen scheinen die Pläne nicht die gleiche Dringlichkeit zu haben wie bei den Kindern und ihren Eltern. Die helfen sich deshalb solange anders: Um ihre Kinder nicht die gefährliche Strecke zwischen Usingen und Wehrheim mit dem Fahrrad fahren zu lassen, bringen sie sie mit dem Auto in die Schule oder zu den Freizeiteinrichtungen. Mit einem Radweg wäre die Strecke in gerade mal 15 Minuten zu schaffen.

Das schätzt zumindest der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC), der sich schon seit langem um die Verbindung bemüht. Stefan Pohl von der Ortsgruppe Usinger Land hat der Stadt Usingen auch schon konkrete Vorschläge gemacht, wie der Radweg gestaltet und die Kosten gering gehalten werden könnten. Auch die Wehrheimer kennen die Pläne und sind nach den Worten von Bürgermeister Helmut Michel bereit, die Mittel für den Radweg bereitzustellen. "Das ist bei uns ohne großen Aufwand zu machen", sagt Michel, der sich auch der Unterstützung aller Parteien sicher sein kann. In Wehrheim ist man inzwischen über die Parteigrenzen hinweg zu der Überzeugung gelangt, daß die beiden Städte durch einen Radweg verbunden werden sollten.

Das freut besonders Hans-Joachim Steffen-Jesse, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen in Wehrheim, der ansonsten eine Lobby für Radfahrer vermißt. Für ihn besteht darüber, daß der Radweg eingerichtet werden muß, kein Zweifel: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis da was passiert", befürchtet er.

In Usingen dagegen haben derzeit andere Dinge Vorrang. Für Gerhard Liese, den Fraktionsvorsitzenden der CDU, ist die Stadtkasse durch den Neubau des Rathauses erheblich belastet. Die Notwendigkeit für einen Radweg sieht er zwar: "Lebensgefährlich" sei es für Radler, an der Bundesstraße entlang zu fahren. Doch von einem abmarkierten Weg entlang der Straße hält er nichts: Dafür sei es zu eng. Letztlich habe man in Usingen immer auf die Nordumgehung gehofft, um dann die alte Straße als Radweg benutzen zu können.

Mit den Plänen für die Nordumgehung sind aber auch die Pläne für einen Radweg in weite Ferne gerückt. Dem kann auch der kommissarische Bürgermeister von Usingen, Detlef Ortmann, nur wenig entgegenhalten. Die Dringlichkeit sei erkannt, die Probleme bestünden vielmehr in der Umsetzung. Um den Radweg zu bauen, müsse die Stadt mit Eigentümern verhandeln. Außerdem müßte ein Teilstück des Weges durch den Usinger Wald geleitet werden. Usingens Forstamtsleiter, Arnold Krause, hat deshalb allerdings keine Bedenken: "Da findet sich schon eine Regelung. Wir befürworten einen Radweg."

Die Stadt sieht sich aber auch noch durch etwas anderes gebunden. Vor sechs Jahren wurde für Usingen ein Radwegeplan erstellt, der zunächst einmal die Anbindung der Stadtteile vorsieht. Doch auch zwischen den Stadtteilen weist das Netz noch einige Lücken auf. Und bis die nicht gestopft sind, wird ein Radweg zwischen Wehrheim und Usingen gar nicht erst in Angriff genommen.

Neue Hoffnungen setzen die Wehrheimer nun auf eine Arbeitsgruppe, die sich in den nächsten Tagen zusammensetzen will. Je zwei Vertreter aus Usingen und Wehrheim wollen gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden. Sie werden nach Ansicht der Grünen in Usingen vor allem Überzeugungsarbeit zu leisten haben: "Die Usinger meinen, das sei irgendwie für sie nicht attraktiv genug", versucht Steffen-Jesse die Stimmung zu beschreiben. Grüne und SPD zumindest scheren mittlerweile aus der Stadtlinie aus.

Doch die Pläne für den Radweg, das wissen auch sie, werden - mindestens - noch ein weiteres Jahr in der Schublade ruhen. CONSTANZE ANGERMANN

Amsterdam: Plünderer nutzen die Katastrophe

. . . standen zwei Männer vor dem riesigen Bagger, der sich mit seiner Baggerschaufel in die Erde fraß. "Frieher", sagte der eine Mann, "frieher hätte die ferr so e Mordsloch zwanzich Arrweiter mit Schibbe gebraucht!" - "Un jetzt?" - "Jetzt? Ei, jetzt sitzt aaner im Fiehrerhaus un neunzeh gehn stempele!"

. . . sagte der Reisende am Imbißstand: "Ich hätte gern eine Schinkensemmel!" Die junge Verkäuferin schaute ratlos. Die alte, erfahrene Chefin sagte: "Der Herr maant e Brötsche mit Umständ! Awwer merr hawwe im Aacheblick bloß trockene!"Briefe an die Redaktion: "Die Bürger werden auch noch verhöhnt"

Zu den Berichten über die Überprüfung der Standfestigkeit von Grabsteinen auf dem Dortelweiler Friedhof (FR vom 29. September: "75 Kilo hielt kaum einer aus" und vom 1. Oktober: "Grabschändungen sind ein Skandal") erhielten wir die Zuschrift eines FR-Lesers:

"Schlimme Zustände auf dem Dortelweiler Friedhof."

Sie hausten wie die Vandalen. Es waren Friedhofsschänder am Werk. Diese Sätze oder ähnliche konnte man auf dem Dortelweiler Friedhof häufig hören, wenn Angehörige voller Wut oder fassungslos vor den umgelegten Grabsteinen standen.

Was war geschehen? Keine jugendlichen Rowdies haben den Friedhof verwüstet, sondern die Stadt hat eine sogenannte Sicherheitsüberprüfung durchgeführt und dabei mehr als die Hälfte der Grabsteine umgelegt. Nichts gegen Sicherheit, ich glaube, diesmal hat man es übertrieben.

Nachdem so für Sicherheit gesorgt war, werden die Bürger auch noch verhöhnt, man hängt ein Schild an die Friedhofstür, auf der vor Gefahren beim Betreten des Friedhofs gewarnt wird.

So sollten die Verantwortlichen der Stadt nicht mit den Bürgern umgehen.

Ob sich die Bürger dies immer wieder gefallen lassen?

Werner Wagner, Georg-Opper-Str. 24, 6368 Bad Vilbel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Das Projekt wird als "familienfreundlich" charakterisiert Im Ostheimer Gewann "Wolfskaute " entstehen Reihenhäuser /"Von einer Nobel-Wohngegend kann hier nicht die Rede sein"

NIDDERAU. In einem Jahr sollen im Ostheimer Gewann "Wolfskaute" die ersten Wohnungen bezogen werden, die ein privates Investorenduo aus Friedrichsdorf erstellt. So erhofft sich dies jedenfalls Raimund Wurzel, der in ihrem Auftrag vom Hanauer "Aufina"-Büro aus den Verkauf der Wohnungen betreibt. Seit zwei Wochen wird für die Häuser geworben. Mit einem Preis von 368 000 bis 404 000 Mark, glaubt der Agent, liegen die Reihenhäuser in einer für die Kundschaft interessanten Größenordnung.

Die Entwürfe für die vier Blocks mit Eigentumswohnungen sind noch nicht so weit fortgeschritten, daß man sie vertreiben könnte; doch sollen sie wohl zwischen 340 000 und 370 000 Mark kosten. Der Strukturausschuß des Nidderauer Parlaments hat der vorliegenden Vorplanung grundsätzlich zugestimmt.

Bei den Bauträgern läuft das Projekt als "Unter der Mühlweide". Eine städtische Bedingung für die Bebauung des Mühlbergabhangs war, daß vor dem Bezug der ersten Wohnung im Süden ein Lärmschutzwall steht - also zur geplanten Trasse der künftigen Ostheimer Umgehung hin. Es wird sichergestellt, daß der Stadt weder für die Erschließung des kleinen Baugebiets noch für einen eventuellen Kinderspielplatz Kosten entstehen.

Schon vor zwei Jahren hatte der im Norden an das künftige Wohngebiet anschließende Landwirtschaftsbetrieb die Absicherung seiner betrieblichen Existenz eingefordert. In einem Grundbucheintrag ist niedergelegt, daß die künftigen Anwohner(innen) "Geruchsimmissionen" aus dem Bauernhof hinnehmen müssen.

Gleichwohl - darauf weist auch Makler Wurzel hin - wird sich diese in Grenzen halten, ist doch der Hof relativ weit entfernt und Nordwind zudem äußerst selten.

Zum Konzept der Bebauung "Unter der Mühlweide" gehören drei Tiefgaragen mit etwa 75 Stellplätzen, mit denen gesichert sein soll, daß sämtliche Karossen der Anwohnerschaft unter der Erde verstaut werden können. Das trapezförmige Flächenstück in Hanglage wird an seiner westlichen (längeren) Parallelseite durch eine Straße erschlossen, die zugleich für das Nachbargrundstück gedacht ist.

Alle Reihenhäuser sollen Zisternen erhalten. Wurzel zufolge kostet das Stück 2000 Mark extra; er lege dies der Kundschaft in den Verkaufsgesprächen "offensiv" nahe mit dem Hinweis, daß sich die Umweltschutz-Investition auch finanziell auszahle: Man spare durch sie Wassergebühren ein - und die stiegen in den kommenden Jahren voraussichtlich enorm.

Bei den Blocks mit den Eigentumswohnungen ist laut Wurzel noch nicht "zu Ende gedacht", ob Zisternen angeboten werden. Er gibt aber zu verstehen, daß dies eher nicht der Fall sein werde.

Beheizt werden sollen die Wohnungen des Baugebiets später einmal mit Gas. Über einen Gasanschluß müssen die Investoren jedoch erst noch verhandeln; so ist es nach Angaben des Hanauer Verkaufsagenten denkbar, daß vorübergehend Öl als Energieträger verwendet wird.

Zwei Drittel der Wohneinheiten in den vier Häuserblocks werden Zwei- und vor allem Drei-Zimmer-Wohnungen sein. Einige Vier-Zimmer-Wohnungen und ganz wenige Appartements werde es wohl geben. Insgesamt charakterisiert der Verkäufer das Projekt als "familienfreundlich".

Eine Meinung, die auch Erster Stadtrat Heinz Appel zu teilen scheint: Von einer Nobel-Wohngegend kann seiner Ansicht nach hier nicht die Rede sein.

Die Investoren arbeiten mit einem Bodenpreis, der laut Verkaufsbüro niedriger ist als in Neubaugebieten, für die die Stadt Nidderau den Bodenverkauf selbst in die Hand nimmt. Die Bebauungsdichte auf dem knapp 7000 Quadratmeter großen Ackerstück unterschreitet mit 2300 Quadratmetern überbauter Fläche das vom Bebauungsplan zugelassene Maß.

Dafür aber soll eine Leitungstrasse einbezogen werden, die laut dem alten Plan noch hätte freigehalten werden müssen, nun aber nicht mehr benötigt wird.

Für den eingangs genannten Preis wird nach Angaben des Verkaufsbüros ein bezugsfertiges Reihenhaus mit 100 Quadratmetern Wohnraum geboten; hinzu kommen 90 Quadratmeter nicht ausgebauter sonstiger Nutzfläche (Stellplatz, Keller und Dach). Dachausbau und Gauben sind zu bezahlende Extras. Ul

Der BUND kritisiert das Konzept der Bahn

USINGEN. Als "halbherzig" empfindet der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) das Konzept der Taunusbahn. Dieses Konzept habe den Bürgern nur neue Wagen, nicht jedoch bessere Taktzeiten beschert. Es müsse insgesamt umfassender sein. "Da gibt man 750 000 Mark für die Neugestaltung des Schloßplatzes aus", empört sich Ellen Enslin aus Usingen, "und dann ist kein Geld da, etwas für die Bahnhofsgestaltung zu tun".

Die Naturschützer mahnen ein Rahmenkonzept an, das die Bürger auch wirklich dazu ermuntere, das neue Angebot zu nutzen. Sonst bleibe die Taunusbahn auf der Strecke.

Außerdem empfinden sie es, wie Rainhard Sticherling betont, als Mangel, daß die Bahn zwar an den Werktagen fahre, dafür aber am Wochenende stillstehe. "Und so wie die Frankfurter unsere Autos unter der Woche nicht wollen, so wollen wir deren Autos am Wochenende nicht", wirft Ellen Enslin ein. ca

Videowettbewerb zum Thema Abfallvermeidung

Unter dem Motto "Das Video, Eure Umwelt, der Müll, Eure Meinung" fordert der Umlandverband Frankfurt (UVF) Kinder und Jugendliche zur Teilnahme an einem Video-Wettbewerb auf, der im Rahmen der diesjährigen UVF-Aktion "Abfall ist kein Müll" stattfindet. Es geht darum, die jüngere Generation aktiv in die Überlegungen zur Lösung des Müllproblems mit einzubeziehen.

Gefragt ist ein Video-Clip, in dem Kinder und Jugendliche kreativ ihre Sicht der Dinge, ihre Utopien, Visionen und Vorschläge zu Müll(vermeidung) filmisch umsetzen sollen. Ob in Form eines Müll-Raps, als abgefilmtes Theaterstück oder satirisches Gedicht, bleibt den Machern überlassen. Die besten der bis zum 15. Dezember eingesandten Videos können auf verschiedene Preise hoffen.Wer vor den Dreharbeiten noch etwas zum Thema erfahren möchte, kann sich beim UVF den preisgekrönten Film "Vom Aufstieg, vom Abfall und vom Wert der Dinge" anschauen sowie Broschüren abholen.

Nähere Informationen gibt es beim Umlandverband Frankfurt, Am Hauptbahnhof 18, oder unter der Telefonnummer 25 77-254. fra

Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion "Kein Spiel mit dem Feuer"

Nicht einverstanden ist einer der Listenkandidaten der Hanauer CDU mit dem Kommentar zum Aufstellungsparteitags der Christdemokraten in der FR vom 28. September. Er schreibt:

"Leider verkennt der Kommentator die Ziele der Hanauer CDU-Vorsitzenden Härtel. Versäumnisse des Hanauer Magistrates bei der Verwaltung der Unterbringung der Asylbewerber stellten sie klar heraus. Durch entsprechende Organisation unter Beteiligung der Betroffenen sollen deren Unterkunftskosten verringert werden. Die Minderheit der Asylbewerber, die Rechtsmißbrauch betreibt, sei mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen. Da bisherige gesetzliche Maßnahmen nicht reichen, seien Gesetzesänderungen erforderlich.

Es leuchtet ein, daß bei diesen Argumenten von Ausländerfreindlichkeit keine Rede sein kann. Erwähnt sei beispielhaft, daß die Hanauer CDU die Aufnahme von Flüchtlingen aus Bosnien durch eine Spendenaktion unterstützte.

Die Problematik der gesamten Angelegenheit wird jedoch vollständig verkannt, wenn das Bemühen um verunsicherte Bürger als Spiel mit dem Feuer bezeichnet wird. Aufgabe aller demokratischen Parteien ist es aufzuzeigen, daß man die Befürchtungen der verängstigten Mitbürger ernst nimmt, diese aber nur bei Beachtung der Grundsätze und Überzeugungen unserer rechtsstaatlichen Ordnung entkräften und lösen kann."

Ludger Wösthoff, Hanau-Steinheim "Schritt zur Sicherung von Leybolds Zukunft" Der folgende Leser, Leiter der zentralen Exportkontrolle bei Leybold, wertet den Verkauf des Leybold-"Luxusstandorts" Alzenau als Beweis, daß die Firmenleitung bei der Sanierung des Unternehmens nicht nur auf Arbeitsplatzabbau setze (FR vom 25. September):

"Manch ein Häuslerbauer träumt schon mal vom eigenen Baudenkmal - meist bringt ihn sein Geldbeutel oder seine Bank noch vor dem Sündenfall in die rauhe Wirklichkeit zurück. Nicht so simpel war das früher bei der Vakuumfirma Leybold: da wurde der Traum zur 'Vision' hochstilisiert und ein Wasserschloß gebaut, durch das seitdem jährlich ganze Archiktektur-Semester durchgeschleust werden. Ich habe drei Jahre in diesem Traum-Haus gearbeitet, es bestand eine - bedingt durch den unbestrittenen Reiz der Architektur - erhebende Arbeitsatmosphäre, und jeder, vom Chef bis zum Lehrling, durfte auf dem gleichen bequemen 1000-Mark-Sessel sitzen. Der Arbeitsplatz war schön, teuer, und unsicher.

Es gab noch ein paar andere Fehlentwicklungen bei Leybold, die nicht immer auf treffsicheres Managment hinweisen - und all dies muß nun von den Nachfolgern unter großen Schmerzen korrigiert werden. Das Traurige daran ist, daß bei diesen Korrekturmaßnahmen bereits Hunderte von Kollegen ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Nun hat zum Glück nicht jeder Arbeitsplatz-Abbau die gleiche schlimme Wirkung: Leybold verkauft nach wie vor Maschinen in alle Welt, die immer noch in Hanau montiert werden. Durch die Schließung der Teilefertigung werden die Einzelteile nun nicht mehr im eigenen Haus, sondern bei umliegenden Firmen gefertigt. Was allerdings unwiederbringlich Arbeitsplätze kostet, ist die Tatsache, daß deutlich weniger deutsche Anlagen in den Exportmärkten absetzbar sind. Die Rezession in USA und Japan ist uns allen bekannt, der Ostmarkt ist fast ganz zusammengebrochen und in die Schwellenländer darf aufgrund der neuesten deutschen Exportkontroll-Gesetze fast nicht mehr verkauft werden. So darf Siemens das halbfertige Kernkraftwerk Buscher im Iran nicht fertigbauen. Stattdesen liefert jetzt China. Ein rundes Dutzend Länder hat die Bundesregierung auf diese Weise unter ihren besonderen 'Nuklear-Schutz' gestellt - auf Kosten deutscher Arbeitsplätze. Die neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erfordern Neuorientierungen in vielerlei Hinsicht - von der rigorosen Überprüfung von Kostenstrukturen bis hin zur Entwicklung eines neuen Selbstverständnisses im Hinblick auf die eigene Exportethik. Eine deutsche Firma, die diesem geänderten Export-Umfeld nicht Rechnung trägt, wird ganz vom Mark verschwinden. Bei Leybold wird das deshalb nicht passieren, weil man sich wieder nach der eigenen Decke streckt. Die Aufgabe des Luxusstandortes Alzenau ist nur ein weiterer konsequenter Schritt auf dem Weg zur Sicherung von Leybolds Zukunft. Ein Schritt der deutlich macht, daß dem Management beim Stichwort Sanierung nicht nur der Abbau von Arbeitsplätzen einfällt."

Dr. Bernhard Herbert, Karlstein "Hochmotiviert" Mit dem Geschäftsbereichsleiter Displaytechnik meldet sich ein weiterer leitender Leybold-Mitarbeiter zu Wort, der im Namen seiner Mitarbeiter belegen will, daß es in diesem High-Tech-Unternehmen trotz Arbeitsplatzabbau eine "hochmotivierte Mannschaft" gibt:

"Aufgrund der Ereignisse im letzten Jahr und der schwierigen Situation, in der sich Leybold befindet, ist natürlich Besorgnis aus der Belegschaft über die Zukunft von Leybold am Großstandort Hanau zu vernehmen. Dennoch sollte bei den gegenwärtigen Problemen nicht vergessen werden, daß es dem Anlagenbau in Deutschland im allgemeinen nicht besonders gut geht, was mit den unterschiedlichsten Einflüssen infolge der rezessiven Weltwirtschft zu tun hat und Leybold mit seinen etwas 70%ig exportorientierten Produkten besonders hart trifft. Trotz dieser schwierigen Situation investiert die Firma Leybold auch heute erheblich in die Zukunft. So wird der junge Geschäftsbereich Displaytechnik, der mit seinen rund 100 Mitarbeitern in Alzenau verbleiben wird, mit erheblichen finanziellen Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung ausgebaut und als strategisch wichtiger Ansatzpunkt für die Zukunft angesehen. Die Bedeutung dieses Geschäftsfeldes läßt sich daran erkennen, daß sein Volumen im Jahre 2000 bereits höher anzusetzen ist als die heutige Mikroelektronik. Die in diesem Bereich tätigen Mitarbeiter sind eine junge, hochmotivierte und leistungsbereite Mannschaft, die den Ehrgeiz besitzt, sich in einem enorm zukunftsträchtigen Geschäftsfeld einen deutlichen Weltmarktanteil zu erarbeiten, was für Leybold insgesamt von hoher Bedeutung ist. Dies ist nur ein Beispiel dafür, daß die Zukunft Leybold gehört." Dr. S. Pongratz, Alzenau

Frisch gepreßt ins Gerippte Apfelmarkt: Saft und Infos

FLÖRSHEIM. Die Farbe von sattem Braun-Rot, die Konsistenz flüssig und der Geschmack unvergleichlich - so floß er in die Gerippten, der frischgepreßte Süße aus den Lagen der Weilbacher Kiesgruben. Beim Apfelmarkt am Sonntag genoß das Publikum den Naturtrüben in tiefen Zügen.

In Theorie und Praxis gleichermaßen stand er im Mittelpunkt - der Apfel. Das Team des Naturschutzhauses hatte körbeweise gepflückt - zum Betrachten und zum Reinbeißen. Anschauungsunterricht gab es im Lehrgebäude: zahlreiche Apfelsorten waren dort ausgestellt. Wer einen Blick riskierte, erkannte den Unterschied zwischen neugezüchteten und alten Sorten. Die einen machen von der Optik viel her, die anderen aber sind ungespritzt und aromatisch.

Wo die delikaten Äpfel wachsen, erläuterten Mitglieder eines neuen Vereins. "Main-Taunus Streuobst" heißt der jüngste Zusammenschluß der Region. Sein Ziel: Die Streuobstwiesen wirtschaftlich nutzen und so diesen ökologisch wertvollen Typ Landschaft erhalten. Die Besitzer von Grundstücken lauschten den Informationen mit spitzen Ohren.

Auf der Zunge zergehen ließ sich das Publikum den frischgepreßten Süßen. Eine Schüler-Gruppe aus Wiesbaden war mit Gläsern und Presse angerückt, führte vor, was auch zu Hause mit dem Entsafter funktioniert: aus Fallobst wird Saft. Clevere Zeitgenossen waren mit Kanistern angerückt: Sie füllten sich ihren Schoppen ab.

Die Lichter im Naturschutzhaus bleiben fortan an den Wochenenden dunkel. Der nächste offene Sonntag ist erst wieder im Frühjahr. kkü

Wirtschaft in Zahlen: Faltblatt der IHK

DARMSTADT-DIEBURG. Einen aktuellen Überblick über die wirtschaftliche Situation Südhessens gibt das statistische Faltblatt "Kammerbezirk in Zahlen 1992" der Industrie- und Handelskammer Darmstadt. Der Zahlenspiegel ist in der 19. aktualisierten Auflage erschienen. Er enthält, aufgeschlüsselt nach der kreisfreien Stadt Darmstadt sowie den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Bergstraße und Odenwaldkreis die neuesten verfügbaren Angaben über die Bevölkerung, die Beschäftigtenzahlen, die gewerblichen Unternehmen, den Umsatz in den einzelnen Wirtschaftsbereichen und die Industrie. Als Vergleichsmaßstab sind entsprechende Zahlen für Hessen und das Bundesgebiet angegeben.

Das Faltblatt kann kostenlos bei der IHK Darmstadt, Rheinstraße 89, Telefon 0 61 51 / 8 71 - 2 09, angefordert werden. sch.

Wilde Flucht vor US-Militärpolizei

BÜDINGEN. Mit einem Mietwagen aus Mönchengladbach suchte am Freitag ein Büdinger US-Soldat einer Streife der Militärpolizei zu entkommen. Bei seiner wilden Flucht prallte er nach Aussage der Polizei gegen 17 Uhr auf einem Tankstellengelände An der Saline gegen einen geparkten Wagen aus Ortenberg, der durch die Wucht des Aufpralls ein Böschung hinauf gegen einen Zaun gedrückt wurde. Schaden: 14 000 Mark.

Der Soldat vermochte dessen ungeachtet seine Fahrt in Richtung Gelnhausen fortzusetzen. In Höhe der Abfahrt nach Mittelgründau geriet er jedoch mit seinem Auto von der Fahrbahn ab und rasierte zwei frisch gepfanzte Bäume um. Anschließend versuchte er, seine Flucht zu Fuß fortzusetzen, wurde dabei jedoch von Militärpolizisten festgenommen. mu

Krankenhaus ist bald rundum saniert

GROSS-UMSTADT. Im November soll das Kreiskrankenhaus Groß-Umstadt, eine Hessenklinik, saniert sein. Vor etwa sieben Jahren wurde mit den Arbeiten begonnen, um dem Brandschutz gerecht zu werden. Rund zehn Millionen Mark hat der Umbau bislang gekostet.

Feuerfeste Decken und brandsichere Türen wurden eingebaut. Ein Erweiterungsbau hat allein 2,8 Millionen Mark gekostet. Saniert wurden auch die Finanzen. Erwirtschaftete das Krankenhaus vor sieben Jahren noch ein jährliches Defizit von über zwei Millionen Mark, so schließt es seit diesem Jahr mit einem ausgeglichenen Ergebnis ab. sch.

In den Mund geschoben

Höhere Gebühren für Abwasser Anhebung um mehr als 43 Pfennig pro Kubikmeter geplant

HANAU. Hanauer Bürger müssen spätestens bis Ende nächsten Jahres mit höheren Gebühren für die Abwasserbeseitigung rechnen. Dies ist das Ergebnis zur Betriebsabrechnung des vergangenen Jahres. Wie Stadtkämmerer Norbert Kress (CDU) mitteilt, werden die Gebühren um mehr als 43 Pfennig pro Kubikmeter erhöht. Diese Lücke klafft derzeit zwischen Einnahmen und Kosten. Der Ausgleich des Verwaltungshaushaltes wird auch in diesem Jahr den Griff in die Rücklage erfordern, aus der 3,5 Millionen Mark entnommen werden müssen.

Seit 1987 blieben die Gebühren für die Abwasserbeseitigung konstant. Die Kosten stiegen jedoch. Im vergangenen Jahr, so führt Kress aus, erhöhten sie sich um 18 Prozent, bedingt durch höhere Abwasserabgaben, Fuhr- und Deponiekosten sowie Unterhaltungskosten für die Maschinen, die zum Teil seit 15 Jahren im Einsatz sind. Insgesamt ergab sich damit ein Posten von 23 Millionen Mark, dem nur 18,5 Millionen Mark an Einnahmen aus Gebühren gegenüber stehen.

Die Stadt Hanau, betont Oberbürgermeister Hans Martin, habe ohnehin den niedrigsten Satz weit und breit. Dies liege auch daran, daß die Hanauer Kläranlage aufgrund ihrer Größe günstig arbeite. Zudem sei ein Großteil der Rohre, durch die das Abwasser fließt, bezahlt.

Für die Zukunft rechnet Kress mit weiteren Kostensteigerungen. Rund 37 Millionen Mark sollen noch in diesem und nächstem Jahr im Bereich der Abwasserbeseitigung investiert werden. Auch im Verwaltungshaushalt sind zum Teil Ausgabensteigerungen von 6 bis 7 Prozent abzusehen. "Nicht unerhebliche Steigerungen" faßt Kress auch bei den Personal- und Sachkosten ins Auge.

Der genaue Zeitpunkt der Gebührenerhöhung steht noch nicht fest. Nachdem schon vor zwei Jahren ein entsprechender Schritt angekündigt, aber dann nochmals verschoben wurde, soll sie jedoch auf jeden Fall Ende nächsten Jahres erfolgen. Und damit die Gebühren dann wieder für einige Zeit stabil bleiben, will Kress die Höhe so bemessen, daß die geplünderten Rücklagen wieder aufgefüllt werden können.

Ein Kostenargument, das mit der Ankündigung von Gebührenerhöhungen ins Spiel gebracht werden könnte, widerlegt Kress: Private Unternehmer arbeiten zumindest beim Einsatz von Spezialfahrzeugen auch nicht billiger als die öffentliche Hand, betont der CDU-Politiker. Mit dem errechneten Stundensatz von 137 Mark pro Stunde für ein Schlammsaug- und Spülfahrzeug mit zwei Arbeitskräften liegt die Stadt nur knapp über dem derzeit günstigsten Preisangebot eines Unternehmers, der 131 Mark mit nur einem Mann Besatzung berechne. res

Handball-Oberliga der Frauen, Gruppe Süd "Keller-Derby" in Kriftel Tabellenletzter Oberursel kommt zum Vorletzten

Der fünfte Spieltag in der Handball- Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen festigte die Spitzenpositionen der beiden führenden Teams SU Mühlheim (12:9-Derbysieg gegen Walldorf) und dem zwei Punkte zurückliegenden TV Groß-Umstadt (18:14-Sieg bei Eintracht Wiesbaden II). Der PSV Heusenstamm als Drittplazierter hat durch die überraschende Niederlage in Bensheim Boden eingebüßt. Das verlorene Terrain kann der PSV zunächst nicht kompensieren, denn am kommenden Wochenende pausiert Heusenstamm. Nur fünf Spiele stehen auf dem Programm, darunter das Taunus-Derby zwischen Gastgeber TuS Kriftel und der TSG Oberursel. Bei der Sonntagspartie (16.45 Uhr) steht für beide Teams einiges auf dem Spiel. Beide Mannschaften zieren das Tabellenende. Kriftel hat wenigstens zwei Zähler gegenüber dem noch punktlosen Oberursel aufzuweisen. Der Verlierer geht ganz schweren Zeiten entgegen . . .

Von der Regionalliga können dagegen Mühlheim und Groß-Umstadt träumen. Am Samstag (18.30 Uhr) steigt der große Hit zwischen den beiden Titelaspiranten in der sicherlich zu kleinen Groß-Umstädter Sporthalle. Die TGS Walldorf empfängt den TV Sulzbach (Sa., 17.30 Uhr) und die TSG Bürgel könnte mit dem erwarteten Heimerfolg gegen die SSG Bensheim (Sa., 19.30 uhr) Boden zur Spitzengruppe gutmachen.

TSG Bürgel - TuS Kriftel 17:7. Ob Kriftels Trainer Thomas Elter bereits seinen Beschluß bereut hat, doch weiterzumachen? Nach einer Krisensitzung am Dienstag (wir berichteten) und "Treueschwüren" des Teams hatte der engagierte Trainer beim Gastspiel in Bürgel zwar keine Wunderdinge erwartet. Aber eine 7:17-Packung bei den Offenbacherinnen stand nicht im Konzept von Elter, der immerhin seinen Schützlingen (nun Vorletzter mit 2:6-Punkten) gute Moral und Bereitschaft zum Kämpfen attestierte. Zu wenig, um Bürgel ernsthaft paroli bieten zu können. Im TSG-Angriffswirbel ging Kriftel vor 100 Zuschauern in der Bürgeler Sporthalle unter. Laut Elter erlaubten sich die Gäste 28 Fehlversuche gegen die allerdings äußerst stabile TSG-Abwehr. "Nur sieben Tore gegen uns. Das ist Spitze", jubelten die Bürgeler Spielerinnen, die mit einer mannschaftlich geschlossenen Leistung zum Sieg kamen. Fast sämtliche Spielerinnen beteiligten sich am Torsegen. Für Kriftel blieben nur die "Brotsamen" übrig. Für die wenigen Gegentreffer sorgten Marion Blume (4/2), Carola Grübel, Tomke Billas und Brigitte Simons (je 1 Tor).

Eintracht Wiesbaden II - TSG Groß-Umstadt 14:18 (7:7). In der zweiten Halbzeit bestimmte der Zweitplazierte TV Groß-Umstadt in der Landeshauptstadt eindeutig das Geschehen. Die Regionalliga-Reserve der Eintracht kam mit den schnellen Überlaufangriffen der Gäste nicht mehr mit, mußte am Ende die erste Heimniederlage akzeptieren. In einem mäßiges Spiel waren beide Teams anfangs zu verkrampft. Mit einem energischen Zwischenspurt schaffte der TVG zu Beginn der zweiten Halbzeit die Entscheidung, zog vom 7:7 mit vier Treffern in Folge zum 11:7 davon. Zwar kam Wiesbaden noch einmal heran (10:11), doch den längeren Atem besaß Groß-Umstadt. Erneut war Beate Jansen (5), gefolgt von Sigrid Grau (3), die beste Werferin beim Sieger. Im Spitzenspiel gegen das noch verlustpunktfreie Mühlheim bedarf es jedoch einer weiteren Leistungssteigerung von Groß-Umstadt, um wirklich um den Titel mitreden zu können. Für Wiesbaden trafen Kerstin Eifler (6/3) und Dagmar Fritsch (3) am sichersten.

Grün-Weiß Frankfurt II - TSG Oberursel 14:10. Während die Bundesliga-Reserve von Grün-Weiß Frankfurt zum ersten Saisonsieg kam, "ziert" Neuling TSG Oberursel weiterhin das Tabellenende. Vier Spiele, vier Niederlagen. Ob das der Grund ist, daß erneut der FR keine Informationen aus dem Oberurseler Lager zugeschickt wurden? Am Samstag geht es für Oberursel bereits fast um alles im Kellerduell beim Tabellen-Nachbarn und Vorletztem TuS Kriftel. Nur der Sieger kann weiterhin vom Prinzip Hoffnung leben . . . jo

Staatsanwaltschaft und Bundesamt für Materialforschung stellen Gutachten zur Explosion bei Heraeus vor Haarfeiner Riß in einer Schweißnaht Verhängnis durch technische Mängel und Tankalter Von Andreas Zitzmann HANAU. Ein millimetergroßer Riß in einer der Schweißnähte war letztlich die Ursache für das schwere Explosionsunglück auf dem Gelände der Heraeus-Quarzschmelze, das am 5. Oktober 1991 bis heute nicht genau absehbaren Schaden auf dem Firmen-Areal selbst, aber auch in der weiteren Umgebung angerichtet hat. Die Hanauer Staatsanwaltschaft und das Bundesamt für Materialforschung (BAM) in Berlin stellten am gestrigen Montag das Gutachten vor. Auf den Tag genau ein Jahr nach der Katastrophe versuchte Regierungsdirektor Eberhard Behrendt, Diplom-Ingenieur des BAM, sowohl die sehr komplizierten technischen Vorbedingungen als auch den Hergang der Detonation zu erklären. "Ohne äußeren Anlaß" - also zum Beispiel ohne einen direkt vorausgegangenen Bedienungsfehler - war eine der Schweißnähte längs des 16 Meter hohen Tanks aufgerissen. Sein Inhalt, 100 Kubikmeter Wasserstoff, strömte schlagartig aus, verband sich mit Sauerstoff der Luft zu Knallgas und explodierte. Umherfliegende Trümmer richteten in einem Umkreis von einem Kilometer schwere, in einer Entfernung von bis zehn Kilometer leichte Schäden an. Allein außerhalb des Geländes werden sie auf 45,5 Millionen Mark geschätzt.

Derartige Tanks, die es in größerer Zahl und seit vielen Jahren gibt, sind nur auf den ersten Blick tatsächlich zylindrisch und damit vollständig rund. Tatsächlich weisen sie entlang der Schweißnaht einen "Knick" auf, bedingt durch das Herstellen der Bleche bereits im Walzwerk. Deren Enden, die später zusammengeschweißt werden, bleiben beim Rundwalzen auf wenige Zentimeter Länge gerade.

Der "Knick", in der Fachsprache "Aufdachung" genannt, senkte die Lebensdauer des Tanks, da insbesondere beim Befüllen unter hohem Druck Spannungen entstehen. Die Schweißnähte selbst waren dicker als das eigentliche Blech - eine weitere Abweichung von der runden Idealform. Schließlich kamen sogenannte "Einbrandkerben" hinzu: Der Übergang zwischen Schweißnaht und Stahlblech war nicht fließend, sondern eher kantig - im Bereich von 0,25 Millimeter. All' das führte in der Kombination mit dem Alter des Tanks (Baujahr 1976) dazu, daß irgendwann an dieser Schweißnaht haarfeine Risse entstanden, auch verursacht von chemischen Einflüssen des Wasserstoffs auf den Stahl, eine Art Korrosion.

Die Gutachter verschiedenster Abteilungen des BAM konnten nach monatelanger aufwendiger Forschung feststellen, daß einer dieser Risse schließlich 20 der insgesamt 22 Millimeter starken Tankwand durchdrungen hatte. Als an jenem 5. Oktober am frühen Morgen der Stahlbehälter befüllt, damit der Druck schlagartig erhöht und erneut Spannung erzeugt wurde, gab das dem Riß den Rest. Die Wand barst "mit Schallgeschwindigkeit und in einem Funkenmeer" (Behrendt) - über Hanau hagelten Steine und Stahlteile hernieder, die Druckwelle der folgenden Knallgas-Explosion ließ zigtausende Scheiben zersplittern. Schon kurze Zeit nach dem Unglück waren erste Vermutungen über die Ursache angestellt worden. So glaubte das Hessische Landeskriminalamt, ein undichtes Ventil am Boden des Tanks sei verantwortlich für die Explosion gewesen. Dieses Ventil war zwar in der Tat undicht - aber als Folge der Detonation, hatte das BAM später festgestellt. Die Experten konnten ebenfalls ausschließen, daß an irgendeinem anderen Teil der Anlage (Leitungen von und zum Tank beispielsweise) ein Defekt vorlag. Auch gab es keinerlei Hinweise auf einen Bedienungsfehler, etwa beim Befüllen des Behälters kurz zuvor.

Vor diesem Hintergrund gewinnt das BAM-Gutachten erhebliche Bedeutung - nicht zuletzt ablesbar am großen Interesse insbesondere der Industrie und der Genehmigungsbehörden. Das Gutachten geht an sämtliche Sozialministerien und an die Technischen Überwachungsvereine, der "Fachausschuß Druckbehälter-Anlagen" wird ein erst 1989 erschienenes Merkblatt überarbeiten.

Diplom-Ingenieur Behrendt betonte am Montag, daß der Tank seinerzeit "nach den Regeln der Technik" hergestellt worden war - offensichtlich nicht ahnend, welche Konsequenzen die Konstruktion an den Schweißnähten haben kann. Das Heraeus-Unglück sei ein "Novum" gewesen. Ebenso neu werden in Zukunft die Kontrollmechanismen sein müssen. Behrendt stellte klar: Die bisher praktizierten Druckprüfungen mit Wasser reichen nicht aus. Insbesondere die Schweißnähte wird man mit hohem Aufwand untersuchen müssen.

Grundsätzlich bestehe keine Gefahr für die Öffentlichkeit durch derartige Wasserstofftanks. Höhere Sensibilität im Umgang mit dem explosiven Gas sei jedoch angebracht - auch vor dem Hintergrund, daß Wasserstoff im zunehmendem Maße als saubere und preiswerte Alternative zu herkömmlichen Energielieferanten gesehen wird.

Für die Hanauer Staatsanwaltschaft beginnt die Arbeit erst jetzt. Ihr Leiter, Oberstaatsanwalt Albert Farwick, konnte am Montag daher keine Angaben über die strafrechtlichen Konsequenzen machen: "Wir müssen nun prüfen, ob man und wer einen Fehler gemacht hat." Er stellte jedoch heraus, daß nach dem derzeitigen Kenntnisstand "die Firma Heraeus aus dem Schneider ist". Das Unternehmen hatte den Tank von der Frankfurter Firma Messer-Griesheim lediglich geleast. Messer-Griesheim war auch verantwortlich für die Wartung und das Auffüllen. Ein Vertreter der Firma wollte gestern noch keine Stellung nehmen: "Nun benötigen wir erst einmal das Gutachten". Die staatsanwaltlichen Ermittlungen haben auch deswegen große Bedeutung, weil nur ihre Ergebnisse klären können, wer in welcher Form Schadensersatz leisten muß.

(Siehe auch Hessen-Seite und untenstehenden Kasten)

Handwerkskammer für Öffnung der Hochschulen

Mehr Handwerker an die Hochschulen, das fordert der Präsident der Handwerkskammer Rhein-Main, Horst Abt. Nachdem auch Hessens Wirtschaftsminister Ernst Welteke die Öffnung der Hochschulen für qualifizierte Handwerker unterstützt habe, sieht sich die Kammer in ihrer Forderung bestätigt. Bisher gebe es von Politikern allerdings mehr "Sonntagsreden" als Taten, rügt Abt.

Die Kammer sieht es nun als überfällig an, die "Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung" anzuerkennen. Vor allem sei es nötig, die unterschiedliche finanzielle Förderung von Handwerkern und Studenten bei der Berufsausbildung zu ändern. luf

Aus dem Ortsbeirat 12 Protest gegen den Ausbau des Feldwegs

KALBACH. Der Ortsbeirat 12 (Kalbach) lehnt Pläne der Frankfurter Stadtwerke und des FVV ab, den Feldweg in der Verlängerung der Bonifatiusstraße auszubauen. Ortsvorsteher Franz Syha wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums mit den Stimmen aller Fraktionen beauftragt, eine Stellungnahme an die Betreibergesellschaften der Frankfurter Buslinien zu schicken. Darin soll er unterstreichen, daß ein Ausbau des Feldweges zu einer vollwertigen Straße den Interessen des Stadtteils widerspreche. Zudem sei der Ausbau im Hinblick auf die Bauvorbereitungen für die parallel laufende Verbindung der "Querspange Niederursel" nicht zu vertreten.

Durch die Aufwertung des von Spaziergängern und landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzten Betonweges befürchten die Stadtteilpolitiker vor allem eine zusätzliche Belastung des Kalbacher Ortsgebietes durch Kraftfahrer, die zur Autobahn A 661 wollen. Schon heute würden die Fußgänger durch Schleichverkehr empfindlich gestört, erläuterte Wolfgang Diel (Grüne) seinen Antrag.

Anstelle der von den Stadtwerken als "Variante 2" geplanten Verbindung zum Mertonviertel in Heddernheim-Nord setzt sich der Ortsbeirat dafür ein, ausschließlich die "Variante 1" umzusetzen. Danach wird die neue Buslinie 93 über Niederursel geführt. Damit sind nach Ansicht des Ortsbeirates die Vorteile verbunden, einerseits eine zusätzliche Anbindung an einen weiteren Stadtteil zu erreichen und andererseits durch diese Streckenführung auch den gesamten Kalbacher Stadtbereich mitzuversorgen. kan

Kleine FR

Teurer Radweg BAD ORB. Rund 30 000 Mark zusätzlich wird der Ausbau des Rad- und Wirtschaftsweges durch das Autal Richtung Eiserne Hand kosten. Der Grund: der für die Wasserversorgung genutzte Tiefbrunnen erfordert im Bereich des Geigershallenweges besondere Bauauflagen. Danach muß der Weg zwischen dem Hof Noll und der Kläranlage durch eine Lehmschürze sowie Bordsteine und Rinnen gesichert werden, um zu verhindern, daß durch die Landwirtschaft Schadstoffe in die Brunnenfassungszone gelangen. Neue Linde im Kurpark BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine neue Kaiserlinde schmückt den Kurpark von Bad Soden. Anläßlich des Tages der deutschen Einheit griff Bürgermeister Bruno Döring (CDU) am Freitagabend zum Spaten. Rund 50 Bürger und der Musikverein Cäcilia würdigten die Pflanzaktion des Magistrats. Variationsreiche Apfelbäume BIEBERGEMÜND. Heimische Äpfel zeigt die Johann-Heinrich-Cassebeer-Gesellschaft am Sonntag, 11. Oktober, im alten Rathaus in Bieber. Heinrich Mützel und Bernd Samer präsentieren ab 10.30 Uhr rund 100 verschiedene, darunter seltene und kaum bekannte Lokalsorten. Im Rahmen eines Frühschoppens informieren sie über die Bemühungen, die heimischen Obstbaumsorten zu erhalten. Feuerwehr feierte 60jähriges BIRSTEIN. Die Freiwillige Feuerwehr von Obersotzbach konnte jetzt ihr 60jähriges Bestehen feiern. Besondere Aufmerksamkeit galt den Gründungsmitgliedern Christian Jung, Otto Jung, Wilhelm Kauck, Christian Eurich und Karl Kleinschmidt, deren Engagement unter großen Beifall mit Urkunden und Erinnerungsgaben gewürdigt wurde. Spende für Sozialstation BRACHTTAL. Die Jagdgenossenschaft Neuenschmidten/Hellstein hat sich spendabel für einen guten Zweck gezeigt: 1350 Mark machten die Waidmänner für die gemeindliche Sozialstation locker. Dieses Geld komme allen älteren und pflegebedürftigen Bürgern zugute, dankte Bürgermeister Werner Gölz den Jagdgenossen. Richtfest am Gemeindehaus FLÖRSBACHTAL. Die evangelische Kirchengemeinde Lohrhaupten hat das Richtfest des Gemeindehauses gefeiert. Der zweigeschossige Neubau wird durch ein Foyer mit dem alten Pfarrgebäude verbunden. Zusammen mit dem Umbau des Pfarrhauses sind 650 000 Mark für das Projekt veranschlagt. Die Arbeiten sollen im Juni nächsten Jahres abgeschlossen sein. Mehr Platz für Vereine FREIGERICHT. Das erste Obergeschoß der ehemaligen Gaststätte Freigericht in Somborn soll saniert werden. Das Parlament möchte den Vereinen dadurch zusätzliche Räume zur Verfügung stellen. Wann mit dem Bau begonnen werden soll, ist jedoch aufgrund der ungeklärten Zuschußfrage noch offen. Rattenjagd in Gelnhausen GELNHAUSEN. Die Stadtverwaltung hat für Anfang November die Kammerjäger bestellt, um die Ratten zu dezimieren. Rattenvorkommen sollen bis zum 29. Oktober im Rathaus oder bei den Ortsverwaltungen gemeldet werden. Fund-Hund GELNHAUSEN. Im Tierheim wartet seit einigen Tagen ein schwarzer Schnauzer-Mischling auf seinen Besitzer. Die Hündin war im Kleingartengebiet in Rodenbach zugelaufen. Sie trug kein Halsband.Jugendtreff wieder geöffnet GRÜNDAU. Drei Monate haben die Renovierungsarbeiten am Jugendtreff in Breitenborn gedauert. Nun sind die Räume im alten Schulgebäude, die seit über zehn Jahren für Discoabende, Spielrunden und andere Veranstaltungen genutzt werden, wieder geöffnet. Kaffeenachmittag GRÜNDAU. Die Nachbarschaftshilfe Lieblos lädt Senioren für Montag, 12. Oktober, 15 Uhr, zu einem "fröhlichen Kaffeenachmittag" mit Musik ins Bürgerhaus. Wer zu Hause abgeholt werden will, meldet sich unter der Rufnummer 4678 bei Frau Kaufmann. Schönes aus dem Garten HASSELROTH. Obst- und Gartenbauer aus der heimischen Region präsentierten am Wochenende in Niedermittlau ihre schönsten Exemplare. Prominentester Besucher der Kreisobstausstellung in der Schulturnhalle war Landrat Karl Eyerkaufer, der zum verantwortungsvollen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln mahnte.

Sozialstation offiziell eröffnet JOSSGRUND. Mit einem "Tag der offenen Tür" hat der Malteser-Hilfsdienst am Wochenende offiziell die Eröffnung seiner neuen Sozialstation in Oberndorf gefeiert, die mit einem Festgottesdienst eingeweiht wurde. Die drei Räume des ehemaligen Raiffeisenlagers in Oberndorf waren in den vergangenen zwölf Monaten von vielen ehrenamtlichern Helfern in Eigenleistung renoviert worden. Obwohl noch ein Teil der Einrichtung fehlte, hatte die Station schon zum Januar dieses Jahres die Arbeit in den neuen Räumlichkeiten aufgenommen.Linsengricht gründet Seniorenbeirat LINSENGERICHT. Die Interessen älterer Menschen sollen in Linsengericht stärker in den Vordergrund rücken. Einstimmig hat die Gemeindevertretung auf Antrag der SPD beschlossen, einen Seniorenbeirat einzurichten. Zur Mitarbeit sollen alle Institutionen und Gruppen eingeladen werden, die sich um Senioren kümmern.

Die Frage nach der Heimat SCHLÜCHTERN. In der Schlüchterner Innenstadt und in Wallroth sind vom 5. bis 14. Oktober Studenten aus Frankfurt unterwegs, die an eine wissenschaftliche Untersuchung zum Regionalbewußtsein in Hessen arbeiten. Nach dem Zufallsprinzip werden Einwohner per Fragebogen interviewt, welche Erwartungen sie an ihren Lebensraum knüpfen und was ausschlaggebend für den Begriff Heimat ist.

Losholzbedarf anmelden

SINNTAL. Die Forstämter in Sinntal und Schlüchtern haben dazu aufgefordert, den Losholzbedarf für das kommende Jahr anzumelden. Interessenten können sich ab sofort in der Gemeindeverwaltung in Sterbfritz und in der Außenstelle in Altengronau melden. Die Bestellungen müssen spätestens bis zum 1. November erfolgen.

Bäder produzierten Defizit

STEINAU. Auf über 400 000 Mark beläuft sich das Haushaltsdefizit der Stadt im Bereich der Freischwimmbäder in der Innenstadt und in Ulmbach. Trotz guter Besucherzahlen sind die Kosten auch in diesem Jahr gestiegen, unter anderem,weil in Ulmbach für 50 000 Mark eine Pumpstation für die Wasseraufbereitung eingebaut wurde.

Sturz nach Überholmanöver

WÄCHTERSBACH. Relativ glimpflich ist ein 22jähriger aus Wächtersbach bei einem Unfall am Sonntag nachmittag auf der Landesstraße zwischen Waldensberg und Wittgenborn davongekommen. Der Motorradfahrer hatte nach einer Rechtskurve trotz Verbotes zum Überholen angesetzt. Wegen eines entgegenkommenden Fahrzeuges hatte er dann scharf abbremsen müssen. Dabei verlor er die Kontrolle über seine Maschine und stürzte. Während das weiterrutschende Motorrad vom Auto überrollt wurde, erlitt der 22jährige nur leichte Verletzungen. Den Schaden beziffert die Polizei auf 7000 Mark.

Braas will 200 neue Arbeitsplätze schaffen Neubau geplant / Boden möglicherweise verseucht Von Joachim Mohr OBERURSEL. Die Braas GmbH will ihren Verwaltungssitz in der Frankfurter Landstraße wesentlich erweitern. Dafür hat das Unternehmen angrenzend an sein jetziges Gebäude ein 7750 Quadratmeter großes Grundstück gekauft. Ende 1994 soll ein Neubau Raum für 230 Arbeitsplätze bieten. Einzige Unsicherheit bei der Planung: Eine eventuell notwendige Entgiftung des Grundstücks, das früher von der Firma Turner Maschinenbau genutzt wurde. Der Neubau wird, wie die alte Hauptverwaltung auch, von der Oberurseler Architektengruppe Gallwitz, Hoffmann und Partner geplant. Im Dezember 1985 bezog die Firma Braas, die vor allem Dachbaustoffe und Schornsteinsysteme herstellt, ihr zentrales Verwaltungsgebäude in Oberursel. Seitdem hat die Unternehmensgruppe mächtig expandiert: Der Umsatz stieg von 597 Millionen Mark vor sieben Jahren auf einen geschätzten Umsatz von 1,7 Milliarden Mark für das Jahr 1992. Die Anzahl der Mitarbeiter stieg von knapp 3000 auf beinahe 5000. Heute gehören zum Konzern 91 Werke in zehn Ländern Europas.

Die Verwaltungszentrale beim Oberurseler Bahnhof ist ursprünglich für 270 Mitarbeiter ausgelegt worden, zur Zeit sitzen dort jedoch mehr als 300 Beschäftigte an ihren Schreibtischen. In Zukunft sollen zudem zahlreiche Tochterunternehmen wie die Braas Dachsteine GmbH aus Halle in Oberursel verwaltet werden. Ende 1994, so rechnet Geschäftsführer Hubert Leitsch, sollen 450 Angestellte in der Frankfurter Landstraße arbeiten. Für das Platzproblem sieht er nur eine Lösung: "Ein Neubau ist unumgänglich."

Deshalb erwarb Braas die in südwestlicher Richtung an das Firmengelände angrenzende Fläche bis zur U-Bahn-Linie 3. Das Gebiet umfaßt 7750 Quadratmeter und gehörte bisher der Grundstücksverwaltungsgesellschaft Karl Heinz Kopotz & Co. KG in Oberursel. Zum Kaufpreis wollte Hubert Leitsch keine Angaben machen. Der Bauantrag für den Neubau soll noch im November eingereicht werden, der erste Spatenstich ist auf Anfang Mai 1993 terminiert. Der Neubau soll nach 18 Monaten Bauzeit Ende 1994 fertiggestellt werden, so hofft zumindest die Geschäftsführung.

Ob die zeitliche Planung jedoch eingehalten werden kann, hängt davon ab, ob der Boden der erworbenen Fläche möglicherweise verseucht ist und entgiftet werden muß. Das Gelände wurde viele Jahre von der inzwischen in Konkurs gegangenen Maschinenbaufirma Turner genutzt. Nach Aussage von Leitsch hat ein erstes Gutachten nur "übliche Verschmutzung" nachgewiesen, woraus sich keine Einwände gegen den Neubau ergeben hätten. Mit der Vorlage weiterer Gutachten, die vom früheren Besitzer in Auftrag gegeben wurden, sei Ende November zu rechnen. Sollte wider Erwarten eine Entgiftung nötig werden, müßten die Kosten ebenfalls vom Verkäufer des Grundstücks getragen werden.

Wie schon beim Bau der alten Hauptverwaltung wurde der Entwurf des neuen Gebäudes von der Oberurseler Architektengruppe Gallwitz, Hoffmann und Partner konzipiert. Zwei fünfstöckige längliche Gebäude sollen entstehen, die sich äußerlich deutlich von der bisherigen Verwaltung unterscheiden werden. "Es wird keine weitere großflächige Klinkerfassade geben", betont Martin Kütz, leitender Angestellter bei Braas. Kütz spricht von einem "neuen architektonischen Ansatz", der einen "leichten und transparenten Eindruck" erwecken soll. Der kleine Park mit Teich am jetzigen Verwaltungsgebäude soll als verbindendem Element zwischen dem alten und neuen Teil erhalten bleiben.

Zwischen Neubau und U-Bahn-Trasse will Braas 250 Parkplätze schaffen, 80 davon in einer Tiefgarage. Die momentane Parkfläche wird bebaut. Um die zunehmende Verkehrsbelastung für die Anwohner möglichst gering zu halten, setzt sich das Unternehmen für eine Verkehrsberuhigung der Straße Im Setzling ein. Geschäftsführer Leitsch: "Die Straße sollte mit Bäumen und Pflaster anwohnerorientiert gestaltet werden." An den entstehenden Kosten will sich Braas "in angemessener Form" beteiligen.

Kleine Lokalrundschau

Brandbeihilfe beantragen KELSTERBACH. Anträge auf Hausbrand- und Weihnachtsbeihilfe sollen bald bei der Stadt gestellt werden. Ansprechpartner: Sozialamt im Rathaus, Zimmer 3. In den Genuß der Beihilfen kommen Sozialhilfeempfänger und sonstige Hilfesuchende. Berechnungszeitraum ist die Zeit bis zum 31. März 1993. Einladung zur Nachkerb NAUHEIM. Zur Nachkerb laden die Kerweborsch und -mädels am Samstag, 10. Oktober, um 19 Uhr ins Feuerwehrgerätehaus ein. Am Montag, 12. Oktober, geht die Kerb dann endgültig zu Ende, wenn an der Jahnturnhalle um 18 Uhr der Kerwebaum versteigert und später die Kerb begraben wird. Tag der älteren Generation RÜSSELSHEIM. Zum Tag der älteren Generation laden die Altenhilfe des Sozialamtes und der Seniorenbeirat der Stadt für Samstag, 10. Oktober, 14 Uhr, in die Köbelhalle. Dort gibt's ein buntes Programm, Infostände und Ausstellungen. Die Mundartautorin Irmgard Schäfer wird vergnügliche Geschichten erzählen. Zuschuß erhalten BÜTTELBORN. Mit 6000 Mark hat die Flughafen AG der Gemeinde Büttelborn zur Einrichtung einer Streuobstwiese unter die Arme gegriffen.

Kerb in Königstädten RÜSSELSHEIM. Die "Kinsterer Kerb" - Kirchweih im Stadtteil Königstädten - wird vom 10. bis 12. Oktober gefeiert. EDV-Kurs für Word RÜSSELSHEIM. Das Textverarbeitungsprogramm "Word 5.5" steht im Mittelpunkt des EDV-Kurses, den die Volkshochschule ab Dienstag, 20. Oktober, anbietet. Der Kursus geht über zwölf Abende, Anmeldungen bei der VHS, (06142/ 60 04 02 oder 60 04 05). Zukunftswerkstatt für Frauen RÜSSELSHEIM. Welche Utopien können Frauen in ihrem Alltag verwirklichen? Dieser Frage sollen die Teilnehmerinnen einer "Zukunftswerkstatt für Frauen" nachgehen, die von der Rüsselsheimer Volkshochschule angeboten wird. Die Termine: 27. und 28. November. Anmeldungen ab sofort unter 06142 / 600 403. VHS bietet internationalen Frauentreff RÜSSELSHEIM. Wer sich unter Frauen in lockerer Atmosphäre über die jeweiligen Heimatkulturen unterhalten möchte, hat dazu vom kommenden Jahr an Gelegenheit. Am 16. Januar 1993 bietet die Volkshochschule in der Marktstraße 27 erstmals einen monatlich wiederkehrenden internationalen Frauentreff an. Nähere Informationen gibt es unter 06142 / 600 - 402 und -405.

Handball-Regionalliga Südwest, Männer: Die Fans fiebern dem 18. Oktober entgegen Groß-Umstadt erwartet 1000 Zuschauer Derby gegen Groß-Bieberau wird alle Rekorde brechen / Gäste schon an der Tabellenspitze

Sie fiebern bereits jetzt dem 18. Oktober entgegen, denn das erstmals auf der Ebene der Handball-Regionalliga Südwest steigende Nachbarschaftsderby zwischen dem Neuling TV Groß-Umstadt (21:18-Sieger gegen den TV Bürgstadt /4:2 Punkte, fünfter Platz) und der dort alteingessenen TSG Groß-Bieberau (nach ihrem 15:13 in Asbach-Modau trotz des rückständigen Spiels in Groß-Umstadt mit 6:0-Zählern Tabellenführer) dürfte alle Rekorde sprengen. In der Groß-Umstädter Großsporthalle der Ernst-Reuter-Schule dürfte bereits vor dem Anwurf das Schild "ausverkauft" hängen. Zirka 1000 Fans wollen dabeisein. Durch die unerwartet deutliche 22:28-Niederlage des Newcomers TSV Eschwege in Kassel - die beiden Mitbewerber weisen ebenso wie TuS Griesheim (22:21 in Hermsdorf) 6:2-Punkte auf - vollzog Bieberau mit weißer Weste den Sprung auf den nach 26 Spielen erträumten ersten Platz, der zu den Aufstiegsspielen gegen den Süd- Staffel-Ersten in die Zweite Bundesliga berechtigt. Vor der großen Kür muß Groß-Umstadt am Samstag (19.30 Uhr) zum hochgehandelten TV Lützellinden, Groß-Bieberau erwartet in einem weiteren "Pflicht-Derby" den Zweitliga-Absteiger TuS Griesheim (Sonntag, 18 Uhr, Großsporthalle "Im Wesner").

TV Groß-Umstadt - TV Bürgstadt 21:18 (7:11). In der Ernst-Reuter-Schule gab es im ersten Abschnitt vorübergehend für den Gastgeber eine kleine Lehrstunde, denn die Miltenberger setzten sich nach offenem Verlauf bis zur 22. Minute (6:6) zur Pause deutlich um vier Treffer ab. Kapitale Abwehrschwächen und unkonzentrierte Angriffsaktionen wurden konsequent ausgenutzt. Nach zwei Dritteln der Spielzeit (10:15) sah es noch bedenklicher aus. Längst hatte Coach Peter Fischer jedoch reagiert. Nachdem sich Torwart Michael Hahn auf den TVB eingestellt hatte, avancierte der Groß-Umstädter zum Rückhalt. Martin Rauch hatte zuvor seine Abwehraktionen in den Schornstein geblasen, wurde nach 25 Minuten "erlöst". Erst ein überragender Fred Müller, der nach der Pause fünfmal traf, läutete die große Wende ein. Innerhalb von fünf Minuten warfen die Groß-Umstädter fünf Tore in Folge. Bis zum späteren 17:17 boten die Mainfranken Paroli. In der Endphase garantierten jedoch Fred Müller und Jörg Riecke den Erfolg.

TV GROSS-UMSTADT: Martin Rauch (bis 25.), Michael Hahn (Tor); Thomas Müller (2), Jörg Riecke (5), Per Brauneeck, Dietmar Tippe (3), Oliver Kreß, Steffen Frankenberg (2), Joachim Czwikla (4/2), Bernd Hax, Klaus Keller, Fred Müller (5). - Zuschauer: 600.

HSG Asbach/Modau - TSG Groß-Bieberau 13:15 (7:10). Viel Nervenkitzel beim direkten Nachbarschaftstreffen, das 400 Fans in die Ober-Ramstädter Halle lockte. Der Großteil der Fans kam aus Groß- Bieberau. Die TSG dominierte auch stets das Geschehen, geriet in der fairen Auseinandersetzung nie in Verzug. Die erste Viertelstunde nach der Halbzeit war ein reiner Abwehrkampf beziehungsweise ein Fehlwurf-Festival, denn dieser Abschnitt brachte nur 1:2-Tore. Diese Differenz konservierte das Team um Spielertrainer Milan Brestovansky bis zur 55.Minute (11:15), bevor dem Gastgeber noch eine kosmetische Korrektur gelang. Mehr ließ der sichere Rückhalt im Bieberauer Tor, Wolfram Volk, nicht zu. Die Abwehr- Spezialisten Malik, Beißer und Rousselot sowie Spielmacher Maurer zimmerten den standesgemäßen Sieg zurecht. Setterl und Malik verwarfen jeweils einen Siebenmeter.

TSG GROSS-BIEBERAU: Wolfram Volk (Tor); Tobias Maurer (4), Milan Bretovansky (3/2), Stefan Beießer (2), Dirk Wackerfuß (2), Christopher Malik (1), Achim Schnellbächer (1), Bernd Ziegler (1), Oliver Setterl (1), Jens Rousselot, Jens Wackerfuß. - Zuschauer: 400. hdp

Im Spiel lernen, französisch zu reden

BAD HOMBURG. Einen Intensivkurs für Leute, die Französisch-Grundkenntnisse besitzen und die Sprache auch im Beruf anwenden möchten, bietet die Volkshochschule Ende Oktober an. Er findet als Intensivkurs am 24. und 25. sowie am 31. Oktober jeweils von 9 bis 16 Uhr statt. In Rollenspielen werden Telefonate, Konferenzsituationen und Verhandlungen geübt. Die Teilnehmer lernen außerdem, einfache Korrespondenzen zu formulieren. Anmeldung und Auskunft per Telefon 23006. che

FDP: "Überparteiliche" Drogenpolitik nötig

Der Kreisverband der FDP fordert eine "überparteiliche" Drogenpolitik und das gemeinsame Vorgehen der Frankfurter Parteien. Die Drogenpolitik müsse aus dem "Pulverdampf des Wahlkampfs" herausgehalten werden, sagt Hans-Joachim Otto, der Vorsitzende der Frankfurter Liberalen. Nachdem die Freien Demokraten Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in den letzten Monaten noch scharf angegriffen und wirkungsvollere Maßnahmen gegen die Drogenszene gefordert hatten, stellte Otto eine "abrupte Kehrtwendung" in der Drogenpolitik des OB fest, die von seiner Partei unterstützt werde. "Die Richtung stimmt", sagte der Bundestagsabgeordnete.

Otto wiederholte die Forderung nach einer südhessischen "Drogenkonferenz", die von der Mehrheit des Landtags abgelehnt worden ist. In Übereinstimmung mit der rot-grünen Römerkoalition verlangt die FDP mehr Therapieplätze für Drogenkranke und den Ausbau des Methadonprogrammes. Im Gegensatz zu einer Mehrheit der Sozialdemokraten - die eine völlige Zerschlagung der Drogenszene in Bahnhofsviertel für nicht möglich hält, und zu den Grünen, die sich gegen schärfere Polizeimaßnahmen wenden - fordert Otto die Auflösung der Szene. Sie sei unvermeidbar und müsse konsequent durchgesetzt werden. cg

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Sozialrechtliche Frauenberatung FRIEDBERG. In Fragen des Sozialrechts können sich Frauen am Dienstag, 13. Oktober, von 9.30 bis 11.30 Uhr und am Donnerstag, 22. Oktober, von 19 bis 21 Uhr, im Frauenzentrum in der Usagasse 8 beraten lassen. Anmeldungen werden unter Telefon 06031/2511 erbeten. Knochenbrüchigkeit vorbeugen FRIEDBERG. An Frauen ab 40 Jahren wendet sich eine Abendseminarreihe des Frauenzentrums, in der Frauen um die Zeit der Wechseljahre mit Muskeltrainung und anderen Maßnahmen lernen können, der sogenannten Osteoporose vorzubeugen. Die Reihe beginnt am heutigen Mittwoch, 7. Oktober, um 20 Uhr in der Musterschul-Turnhalle in der Augustinergasse 10. Die Teilnehmerinnen werden gebeten, lockere Kleidung, Turnschuhe und ein Handtuch mitzubringen. AOK-Kochkursus für Diabetiker WETTERAUKREIS/FRIEDBERG. Noch freie Plätze stehen im Diabetiker- Kochkurs zur Verfügung, den AOK-Ernährungsberaterin Sieglinde Scholl (Telefon 0 60 42 / 8 41 07) leitet. Der Kurs erstreckt sich über vier Abende und beginnt am Dienstag, 20. Oktober, um 18.30 Uhr in der Friedberger Wingertschule.Italienisch für Schnellentschlossene WETTERAUKREIS/WÖLLSTADT. Einen intensiven Einstieg in die italienische Sprache bietet die Kreisvolkshochschule in ihrer "Italienischen Woche" vom 12. bis 16. Oktober. Der Sprachkursus findet täglich von 9 bis 17 Uhr in der Nieder-Wöllstädter Fritz-Erler-Schule statt. Die Teilnahme kostet 240 Mark und ist auf zwölf Personen begrenzt. Als Alternative bietet die VHS den Intensivkursus auch an den beiden Wochenenden vom 20. bis 22. November und vom 4. bis 6. Dezember, zur gleichen Uhrzeit und am selben Ort an. Interessenten melden sich unter Telefon 0 60 42 / 88 51 92-7. Neue Kochkurse im Oktober WETTERAUKREIS. Kochkurse in verschiedenen Variationen bietet die Evangelische Familienbildungsstätte im Oktober an. Wie man Familienfeste am besten plant, kann man in einem Kursus lernen, der am 19. Oktober in Bad Nauheim beginnt. Am 22. Oktober erfahren Interessierte, wie man schmackhafte und gesunde Brotaufstriche zubereitet. Schnelle Küche für Berufstätige heißt ein Kursus, der einen Tag später, am 23. Oktober, beginnt. Und wer sich für die Zubereitung von Gemüse interessiert, ist im Lehrgang über "Gemüsevariationen" richtig. Er startet am 20. Oktober. Anmeldungen werden unter den Telefonnummern 0 60 32 / 7 12 88 oder 3 33 43 entgegengenommmmen.Wer will Bildungsurlaub machen? WETTERAUKREIS. In den Bildungsurlaubsseminaren, die die Kreisvolkshochschule anbietet, sind noch Plätze frei. Wer sich für Textverarbeitung am Computer, Gärtnern ohne Gift, Datensicherheit und Datenschutz am PC oder Tabellenkalkulation mit Quattro Pro interessiert, kann sich noch anmelden. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 60 31 / 8 38 41. Über Probleme älterer Menschen WETTERAUKREIS. Über Probleme von älteren Menschen hat der Hessische Rundfunk zusammen mit dem Volkshochschulverband eine Sendereihe entwickelt, die in der Zeit zwischen dem 15. Oktober und dem 17. Dezember jeweils donnerstags um 19.30 Uhr in hr2 ausgestrahlt wird. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 0 60 31 / 8 38 40.

Handball-Regionalliga Südwest, Männer Den Teufelskreis durchbrechen TSG Münster in Miltenberg gegen den TV Bürgstadt

Da die TSG Münster bis dato ihren Auswärtsniederlagen stets einen Heimsieg folgen läßt, verzeichnet der Handball-Regionalligist nach vier Begegnungne ein ausgeglichenes Konto. Da der Verein aus dem Kelkheimer Stadtteil jedoch höhere Pläne geschmiedet hat und sich nicht ewig in der Tabellenmitte herumdrücken will, muß dieser Teufelskreis durchbrochen werden. Die Realschulsporthalle Miltenberg soll am Samstag (19.30 Uhr) im Spiel gegen den TV Bürgstadt als Stätte hierzu dienen. Die Mainfranken (2:6-Punkte/18:21 in Groß-Umstadt) rangieren jedoch bereits in der Gefahrenzone. Münster schielt stets zur Spitze, wo die TSG Groß-Bieberau (6:0-Zähler) thront, aber noch am 18. Oktober ihr Nachholspiel in Groß-Umstadt austragen muß. Münster siegte gegen den Absteiger aus der Zweiten Bundesliga, HSV Apolda, unerwartet hoch mit 25:16, wodurch die Thüringer (ebenfalls 4:4) bis auf Platz 10 zurückfielen.

TSG Münster - HSV Apolda 25:16 (11:7). "In Bürgstadt ist ein weiterer Sieg Pflicht", sagt Handball-Chef Karl Heinz Jacob. Eine Wartepflicht gibt es indes im Handball nicht, dennoch wurde sie von der TSG gegen Apolda - in Absprache mit den Schiedsrichtern Strick (Hofgesimar) und Pioro (Felsberg) - auf 30 Minuten festgelegt. Erst zehn Minuten nach der geplanten Anwurfzeit (19 Uhr) kamen die Thüringer in der Halle der Joseph-Eichendorff-Schule in Kelkheim an. Offenbar hatte sich der HSV verfahren. Die Spieler und Verantwortliche verstrickten sich diesbezüglich in widersprüchliche Aussagen. "Einige sprachen von einer Bus-Panne", konnte auch Jacob keine hundertprozentige Klärung herbeiführen.

Trotz geringer Aufwärmzeit spielte der anfangs hochmitivierte HSV bis zur 22. Minute (8:6) vor der unerwartet großen Kulisse (400 Zuschauer) gut mit. Bis zum 18:14 (49.) mußte die Mannschaft von Trainer Jan Kecskemethy plagen, im Finale sackte Apolda ein. Trotz teilweise vollzogener Manndeckung gegen den zehnfachen Schützen Artur Kollek löste sich der neue TSG-Torjäger immer wieder und schwang dann die Keule. Am Kreis imponierte Thomas Egenolf, der fünfmal traf. Im Tor zeigte Uwe Simon steigende Tendenz. Der Feiertag, fehlende Konkurrenz am Pokal-Wochenende im Bezirk, aber auch eine umfangreiche Plakat-Aktion hatte für eine der größten Kulissen des Vereins in der Regionalliga gesorgt.

TSG MÜNSTER: Uwe Simon, Andreas Mohr (40. bis 45. im Tor); Joachim Schreiber (2), Oliver Klump (3/2), Michael Anthes, Rüdiger Finckh (3), Mark Nitschky, Andreas Schreiber (2), Thomas Egenolf (5), Peter Heimburger, Stefan Kirch, Artur Kollek (10/3). - Zuschauer: 400. hdp

Senioren nach Höchst: "Varieté am Sonntag"

MAINTAL. Der Kulturtreff für Senioren hat für Sonntag, 18. Oktober, eine Fahrt zum Neuen Theater Höchst organisiert. Auf dem Programm steht das "Varieté am Sonntag". Karten gibt es bei Herrn Seipp vom Sozialen Dienst, Rathaus Hochstadt, Telefon: 06181/400349.

Für Dienstag, 3. November, ist eine weitere Fahrt geplant. Dann geht es zur "Münchner Lach- und Schießgesellschaft", die im Mozartsaal der Alten Oper in Frankfurt auftritt. gf

Frage nach radioaktiver Belastung der Mitarbeiter

HANAU. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz und die Initiativgruppe Umweltschutz Hanau haben Hessens Umweltminister Joschka Fischer in einem offenen Brief aufgefordert, Auskunft über die radioaktive Belastung der im Brennelementewerk Hanau und in den früheren Atombetrieben Beschäftigten zu geben.

Es sei die Frage zu klären, wieviele Arbeiter - einschließlich Leih- und Fremdarbeiter - in den vergangenen Jahren mit der zulässigen Jahresdosis von fünf rem und der Lebensdosis von 40 rem belastet worden seien.

Fischer solle erklären, wieviele der dort Tätigen wegen kurzer radioaktiver Belastung aus dem Kontrollbereich herausgenommen und anderweitig beschäftigt worden seien. him

Frauen-Handball-Regionalliga Südwest: Bei den Flörsheimerinnen ist der Knoten geplatzt Überragende zweite Halbzeit gegen Wiesbaden entschied Es war aber auch Zeit für den ersten Saisonerfolg / Nur 60 Zuschauer beim Ober-Eschbacher Sieg in Hofheim am Sonntagabend

Der Unterschied zwischen der Tabellenspitze (TSG Ober-Eschbach/6:0- Punkte und 47:33-Tore) sowie dem Tabellenende der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest (TV 1860 Hofheim/0:6-Zähler und 37:51-Tore) beträgt nach dem Vergleich am Wochenende exakt drei Tore. Im Taunus-Derby siegte die TSGO mit 14:11 in der Hofheimer Brühlwiesenhalle, wo sich am ungünstigen Sonntagabend- Termin (warum spielt der TVH nicht am Samstag?) wieder nur 60 Zuschauer einfanden.

Im Nachbarschaftstreffen beziehungsweise Wiesbadener Bezirksderby kanzelte der Flörsheim nach einer wahren Leistungsexplosion Eintracht Wiesbaden mit 18:11 ab. Wiesbadens erste Niederlage und Flörsheims erster Sieg führte die beiden Erzrivalen in der Tabellenmitte zusammen.

Neben Ober-Eschbach weisen die SG Kirchhof (17:15 in Leihgestern) und der BSC Urberach (11:9 gegen Darmstadt 98) eine weiße Weste auf.

Ohne Pluspunkt rangieren Eisenach und Bruchköbel (spielen erst am 24. Oktober gegeneinander, jeweils 0:4) sowie Jena und Hofheim (beide 0:6) im unteren Drittel. Spitzenreiter TSG Ober-Eschbach spielt am Samstag (19.30 Uhr, Massenheimer Weg) gegen Leihgestern, Flörsheim zur selben Zeit in Kirchhof. Am Sonntag (16 Uhr, Elsässer Platz) erwartet Wiesbaden den HBV Jena, Hofheim muß zum Kellertreffen nach Bruchköbel (16.15 Uhr).

TV 1860 Hofheim - TSG Ober-Eschbach 11:14 (6:7). Höheren Ansprüchen wurden lediglich die Torfrauen Ines Madaler (H) sowie Kerstin Reviol (O) gerecht. Auch die Abwehrleistungen entsprachen gutem Regionalliga-Standard. Was jedoch im Angriff respektive Abschluß gezeigt wurde, konnte die Mini-Kulisse an der Brühlwiese selten begeistern. Die Individualfehler waren erschreckend. Davon war auch der Gast nicht ausgenommen. Nach einer Viertelstunde führte das Schlußlicht überraschend mit 5:1. Dann hatte das kleine Achter-Aufgebot an Feldspielerinnen beim TVH bereits ihr Pulver verschossen. Nach langer Durststrecke beim Team von Trainer Wolfgang Riedel setzte sich die TSGO bis zur 42. Minute auf 11:6 ab. In 27 Minuten war dem TVH ein Treffer gelungen. Damit waren Sattler und Co. nicht aus dem Sattel zu heben. Der kleine Endspurt zum 10:13 (55. Minute) gefährdete die Bad Hombergerinnen nicht mehr. Da Wurf-As Kristina van Loyen sowie Caroline König mit drei Treffern bereits erfolgreichste Spielerinnen bei Hofheim waren, blieb die Überraschung aus. Erfreulich war die Fairneß, denn Schiedsrichter Weyhrauch (Butzbach), der ohne seinen verhinderten Partner pfeifen mußte, kam mit einer Strafzeit gegen den Gast sowie insgesamt vier Siebenmetern aus. Da jedoch Kristina van Loyen (28.) beim 6:7 und in der 50. Minute beim 8:12 jeweils scheiterte, fuhr die TSGO die Ernte sicher heim.

TV 1860 HOFHEIM: Ines Madaler (bis 45.), Sabine Claas (Tor); Petra Weestenberger (1), Caroline König (3), Kristina van Loyen (3), Anke Nels (1), Nadja Schott (1), Martina Plankl (2/1), Astrid Bender, Sabine Henninger.

TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (Tor); Carola Schröder, Sybille Arras (2), Susanne Meuer (2), Birgit Specht (1), Angela Jordan (1), Petra Staller (3), Monika Engel (2), Nasaria Makey (1), Katrin Nüchter-Schmidt (2/1), Sabine Zernikow. Zuschauer: 60 (!).

TV 1861 Flörsheim - Eintracht Wiesbaden 18:11 (6:7). In einer furiosen zweiten Halbzeit zeigte der TV Flörsheim endlich einmal, was er drauf hat. Die Wiesbadener Abwehrkünstlerinnen, die vor dem Wechsel erwartet sicher wirkten, gerieten zwar nach der ersten TVF-Führung in der 32. Minute durch Conny Moritz (8:7) nicht vollendes aus dem Konzept, aber das hohe Engagement in dieser Phase, das noch einmal zum 10:9 für die Eintracht (41.) führte, kostete offenbar zu viel Substanz. Binnen sechs Minuten warfen die Spielerinnen von Trainer Stefan Hartmann fünf Tore in Serie und kippten mit dem 14:10-Zwischenstand das Spiel. Das 15:11 wurde in Unterzahl markiert und bedeutete den endgültigen Knockout für Wiesbaden. Während Corinna Fehler und Conny Moritz (je 5) im Angriff eine brillante Vorstellung gaben, zeigte die erfahrene Ursula Thon-Müller nach dem Wechsel im Tor alte Klasse. Sie mußte in 30 Minuten nur noch viermal hinter sich greifen.

Die Wurfqualitäten von Uli Koczyra und Martina Peter hatten nicht gereicht. Ihre Nebenleute boten auf diesem Sektor zu wenig. Nach starker erster Halbzeit zeigte auch Wiesbadens Torfrau Constanze Lendle zu wenig Konstanz, mußte jetzt die doppelte Anzahl an Toren quittieren. 8:6-Strafminuten sowie 7/4:5/2-Siebenmeter zeigten die Brisanz dieses Derbys, aber auch die Konsequenz der Schiedsrichter Schulz und Wagner (Weilburg) auf.

TV 1861 FLÖRSHEIM: Alexia Pfeifer (bis 30.), Ursula Thon-Müller (Tor); Corinna Fehler (5/2), Birgit Wolf (3/2), Diana Knopp (1), Gabi Dietz (1), Jutta Kaufmann (1), Conny Moritz (5), Ulrike Körner (2), Andrea Kretzschmar, Judith Urban, Katja Szünder.

TUS EINTRACHT WIESBADEN: Constanze Lendle, Michaela Kettenbach (nur bei Siebenmetern im Tor); Heike Wallrabenstein, Sabine Eichner, Erika Müller (1), Marianne Lohaus, Martion Jüngst (1), Martina Peter (3), Claudia König, Marianne Sprenger (2/1), Ulrike Koczyra (4/1). - Zuschauer: 110. hdp

Kleine Revolution steht ins Haus Gebäudesystemtechnik auf Elektrotechnik-Messe vorgestellt

sch FRANKFURT A. M. Wenn es draußen dunkel wird, schaltet sich das Licht ein. Knallt die Sonne auf ein Fenster, gehen die Jalousien herunter. Wird es kalt, sorgt die "denkende Heizung" für behagliche Wärme im Haus. Möglich werden soll dies alles und vieles mehr durch die Gebäudesystemtechnik. Sie ist Schwerpunkt der Contact-Fachschau für Elektrotechnik, die von morgen an für drei Tage in Frankfurt ihre Tore öffnet.

Als Vorteile preist Rainer Schilling, zuständiger Geschäftsführer im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, einen geringeren Verkabelungsaufwand bei intelligenter Steuerung der einzelnen Komponenten durch ein europaweit einheitliches System, einfache Installation, leichtes Nachrüsten und Energiesparen an. Erste Referenzanlagen laufen bereits. 1995 soll die junge Technik, die laut Schilling im vorigen Jahr auf ein Produktionsvolumen von sechs Milliarden Mark kam, bereits ein Fünftel der Installationen erreichen, für die fachmännische Planung erforderlich ist. Sie zielt zunächst auf den Wirtschaftsbau ab, soll aber auch im Eigenheim Einzug halten. Die Mehrkosten für Häuslebauer schätzt Karl Friedrich Haas, Ehrenpräsident des Zentralverbandes der Deutschen Elektrohandwerke, anfangs auf nicht wesentlich mehr als 15 bis 20 Prozent.

Die Gebäudesystemtechnik habe "eine kleine Revolution zum Inhalt" meint der hessische Landesinnungsmeister. Er hofft, daß diese und andere Arbeitsfelder mit Zukunft wie Information und Kommunikation oder Sicherheit im Haus insgesamt für einen gewissen Ausgleich für die von ihm erwartete Abkühlung des traditionellen Geschäfts der Elektroinstallateure bringt. Nach einem Plus der Erlöse des Handwerks in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland - dem Einzugsgebiet der Contact-Messe - um 14 Prozent im vergangenen rechnet Haase für dieses Jahr mit einem Wachstum von acht bis neun Prozent. Die verhaltenere Expansion begründet er vor allem damit, daß die Bauwirtschaft in Westdeutschland als wichtiger Kunde der Branche an Fahrt verliere. Die rund 7000 Elektroinstallations-Betriebe in den drei Ländern setzen mit knapp 30 000 Beschäftigten gut vier Milliarden Mark pro anno um.

Messe-Geschäftsführer Wolfgang Kater erwartet, daß diesmal mehr Besucher zu der Messe kommen als 1990 mit 13 000. Die Zahl der beteiligten Unternehmen, Verbände und Institutionen gibt er mit 339 nach 246 Ausstellern an. Fachleute können neben der Gebäude- auch Beleuchtungstechnik, Niederspannungsanlagen, Industriesteuerungen und vieles mehr begutachten. Um Photovoltaik und regenerative Energien geht es auf einem Gemeinschaftsstand von sechs Firmen.

Mit Kanu und Kajak die Nidda abwärts

FRANKFURT A. M. Zur "Funzelfahrt" lädt der Eisenbahner-Sport-Verein (ESV) Blau-Gold für Samstag, 10. Oktober, ein. Mit Laternen und phantasievoll bemalten Kanus und Kajaks werden die erwarteten 100 Teilnehmer die Nidda bei Bad Vilbel hinabrudern.

Start zur Nachtfahrt ist gegen 18 Uhr im Industriegebiet Karben-Kloppenheim, Ankunft gegenüber der Mündung des Erlenbaches etwa um 20 Uhr. Für die am schönsten geschmückten Boote sind Sachpreise ausgelobt.

Am Zielgelände veranstaltet der Verein in einem Garten (Nähe Schützenhaus) ab 16 Uhr ein Fest. Die nicht-paddelnden Gäste können das Gelände wie folgt erreichen: Über die B 3 Richtung Bad Vilbel, auf der Frankfurter Straße in die Stadtmitte. Die erste Abzweigung nach links ist die Wiesengasse, an der nach etwa zwei Kilometern das Gelände liegt.

Wer zur Feier kommt, sollte eigenes Geschirr mitbringen: Der ESV will, wie es in der Einladung heißt, "sich in diesem Jahr aktiv am Umweltschutz beteiligen".

Weitere Informationen - auch zur Teilnahme an der "Funzelfahrt" - gibt Petra Schellhorn unter der Telefonnummer 68 17 84. ak/40

Frauen-Handball-Regionalliga Südwest: Dritter Sieg für Urberach Erfahrener Coach Gotta fand richtige Taktik Aufgestiegene Lilien nach erster Niederlage geknickt / Spiel der vergebenen Möglichkeiten

Typisch BSC 47 Urberach: Die Minimalistinnen aus dem Rödermarker Stadtteil zimmerten mit einem 11:9 gegen den Bezirksrivalen SV Darmstadt 98 ihren dritten Sieg im dritten Saisonspiel der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest zusammen. Drei Siege mit insgesamt 43:39 Treffern zeugen von drei Zitterbegegnungen. Der Zwei-Tore-Vorsprung gegen die am Ende leicht geknickt wirkenden "Lilien" bedeutete vor exakt 111 Zuschauern bereits eine Saisonhöchstmarke für das Team von Claus-Peter Gott(a). Es bedeutete im Spitzenspiel der dritthöchsten Klasse zugleich die erste Niederlage des Aufsteigers vom Böllenfalltor, der sich im Angriff gegen die Abwehrspezailistinnen des BSC nicht wie gewohnt entfalten konnte.

Gegen den erfolglosen Thüringischen SV Eisenach (Samstag, 17.30 Uhr, Sporthalle am Böllenfalltor) soll diese Niederlage kompensiert werden. Der BSC Urberach steht beim ebenfalls kessen Aufsteiger SG Hessen Hersfeld (Sonntag, 17 Uhr, Geistalhalle) mit großer Wahrscheinlichkeit vor seiner bislang schwierigsten Prüfung.

BSC 47 Urberach - SV Darmstadt 98 11:9 (3:4). Es war keineswegs eine göttliche Eingebung von Coach Claus-Peter Gotta, sondern schlichtweg die Erfahrung von über fünfzehnjähriger Trainertätigkeit, die zur erfolgreichen Taktik gegen die Darmstädterinnen führte: Lis Helleboe und Anke Schmitz wurden wechselweise durch Bettina Gotta beziehungsweise Lilo Schilf in "Fraudeckung" genommen, wodurch sich die "98er" nicht entsprechend entfalten konnten. Es blieb 60 Minuten lang ein Spiel der Torfrauen Silvia Löhr (U) und Ina Eberle (D) sowie der beiden kompakten Abwehrreihen. Folglich erfüllten beide Formationen im Angriff selten die Erwartungen. Die routinierte Trainer-Gattin Siggi Gotta avancierte mit drei Treffern zur erfolgreichsten Werferin in beiden Teams.

Einmalig: In der 11. Minute fiel das erste Tor (0:1), nach 25 Minuten führte der BSC 3:2, bevor die Lilien sich unmittelbar nach der Halbzeit auf 3:5 absetzen konnten. Dreimal konterte der Gastgeber zum 6:5, Darmstadt hielt jedoch bis zur 52. Minute (8:8) das Geschehen restlos offen. Die erst 17 Jahre alte Schülerin Ivonne Konrad durfte nach ihrem 9:8(53.) strahlen, Siggi Gotta und Lilo Schilf (bis 58.) lockten die Gäste ins Dickicht. Claudia Wolf markierte in letzter Minute den Endstand zum 11:9. Ein Spiel der vergebenen Möglichkeiten, denn die beiden Nachbarrivalen verwarfen jeweils drei Siebenmeter. Beate Thierolf-Seida (U) war daran sogar zweimal beteiligt. Anette Unsleber setzte sich beim Gast trotz guter Vorstellung im Angriff ebenfalls nicht wie gewöhnlich in Szene, scheiterte ebenfalls mit zwei Strafwürfen an Silvia Löhr, die alle drei Penaltys der Darmstädterinnen abwehren konnte.

BSC 47 URBERACH: Silvia Löhr (Tor); Bettina Gotta (1), Beate Thierolf-Seida, Sabine Thimm (1), Siggi Gotta (3), Ivonne Konrad (1), Kerstin Braunschweig (2), Claudia Rettner (1), Sandra Rinnenburger, Lilo Schilf (2).

SV DARMSTADT 98: Ina Eberle (Tor); Elke Seibert, Anette Unsleber (2/1), Nicole Bassenauer, Claudia Wolf (2), Lis Helleboe (2), Sabina Wallwey, Anke Schmitz (2), Petra Mares (1), Kirsten Heppert, Barbara Schade. hdp

Frauen-Handball-Oberliga, Gruppe Süd: SU Mühlheim festigt Spitzenposition Groß-Umstadt gewann mit Zwischenspurt Am Samstag Duell der beiden Führenden / TSG Bürgel siegte mit zehn Toren Vorsprung

Der fünfte Spieltag in der Handball- Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen festigte die Spitzenpositionen der beiden führenden Teams SU Mühlheim (12:9-Derbysieg gegen Walldorf) und dem zwei Punkte zurückliegenden TV Groß-Umstadt (18:14-Sieg bei Eintracht Wiesbaden II). Der PSV Heusenstamm als Drittplazierter hat durch die überraschende Niederlage in Bensheim Boden eingebüßt. Das verlorene Terrain kann der PSV zunächst nicht kompensieren, denn am kommenden Wochenende pausiert Heusenstamm. Nur fünf Spiele stehen auf dem Programm, darunter das Taunus-Derby zwischen Gastgeber TuS Kriftel und der TSG Oberursel. Bei der Sonntagspartie (16.45 Uhr) steht für beide Teams einiges auf dem Spiel. Beide Mannschaften zieren das Tabellenende, Kriftel hat wenigstens zwei Zähler gegenüber dem noch punktlosen Oberursel aufzuweisen. Der Verlierer geht ganz schweren Zeiten entgegen . . .

Von der Regionalliga können dagegen Mühlheim und Groß-Umstadt träumen. Am Samstag (18.30 Uhr) steigt der große Hit zwischen den beiden Titelaspiranten in der sicherlich zu kleinen Groß-Umstädter Sporthalle. Die TGS Walldorf empfängt den TV Sulzbach (Sa., 17.30 Uhr) und die TSG Bürgel könnte mit dem erwarteten Heimerfolg gegen die SSG Bensheim (Sa., 19.30 Uhr) Boden zur Spitzengruppe gutmachen.

TSG Bürgel - TuS Kriftel 17:7. Ob Kriftels Trainer Thomas Elter bereits seinen Beschluß bereut hat, doch weiterzumachen? Nach einer Krisensitzung am Dienstag (wir berichteten) und "Treueschwüren" des Teams hatte der engagierte Trainer beim Gastspiel in Bürgel zwar keine Wunderdinge erwartet. Aber eine 7:17-Packung bei den Offenbacherinnen stand nicht im Konzept von Elter, der immerhin seinen Schützlingen (nun Vorletzter mit 2:6-Punkten) gute Moral und Bereitschaft zum Kämpfen attestierte. Zu wenig, um Bürgel ernsthaft Paroli bieten zu können. Im TSG-Angriffswirbel ging Kriftel vor 100 Zuschauern in der Bürgeler Sporthalle total unter. Laut Elter erlaubten sich die Gäste 28 Fehlversuche gegen die allerdings äußerst stabile TSG-Abwehr. "Nur sieben Tore gegen uns, das ist Spitze", jubelten die Bürgeler Spielerinnen, die mit einer mannschaftlich geschlossenen Leistung zum Sieg kamen. Fast sämtliche Spielerinnen beteiligten sich am Torsegen. Für Kriftel blieben nur die "Brosamen" übrig, für die wenigen Gegentreffer sorgten Marion Blume (4/2), Carola Grübel, Tomke Billas und Brigitte Simons (je 1 Tor).

Eintracht Wiesbaden II - TSG Groß-Umstadt 14:18 (7:7). In der zweiten Halbzeit bestimmte der Zweitplazierte TV Groß-Umstadt in der Landeshauptstadt eindeutig das Geschehen. Die Regionalliga-Reserve der Eintracht kam mit den schnellen Überlaufangriffen der Gäste nicht mehr mit, mußte am Ende mit dem 14:18 die erste Heimniederlage akzeptieren. In einem mäßiges Spiel waren beide Teams anfangs zu verkrampft. Mit einem energischen Zwischenspurt schaffte der TVG zu Beginn der zweiten Halbzeit die Entscheidung, zog vom 7:7 mit vier Treffern in Folge zum 11:7 davon. Zwar kam Wiesbaden noch einmal heran (10:11), doch den längeren Atem besaß Groß-Umstadt. Er- neut war Beate Jansen (5), gefolgt von Sigrid Grau (3), die beste Werferin beim Sieger. Im Spitzenspiel gegen das noch verlustpunktfreie Mühlheim bedarf es jedoch einer Leistungssteigerung von Groß-Umstadt, um wirklich um den Titel mitreden zu können. Für Wiesbaden trafen Kerstin Eifler (6/3) und Dagmar Fritsch (3) am sichersten.

SU Mühlheim - TSG Walldorf 12:9 (8:3). Bereits in der ersten Hälfte legte Spitzenreiter SU Mühlheim den Grundstein zum Derbysieg gegen den Neuling. Am Ende zehrte der noch verlustpunktfreie Gastgeber von der Fünf-Tore-Wegzehrung (8:3) zur Halbzeit. Walldorf agierte in der zweiten Hälfte in der Abwehr weitaus aggresiver. Die SU ließ sich verwirren, geriet noch einmal beim 8:10 ernsthaft in Gefahr. Walldorf versäumte mit einigen vergebenen Chancen die Sensation, präsentierte sich aber als äußerst starker Aufsteiger mit guten Chancen auf den KLassenerhalt.

Der Sieg blieb dagegen bei den Schützlingen von Ex-Nationalspieler Herbert Wehnert, der bereits mit einem Remis im kommenden "Gipfeltreffen" in Groß-Umstadt "hochzufrieden" wäre. Die meisten Tore für den Tabellenführer markierten Stephanie Haus (5/4), Ingrid Banszerus (4) und Anja Gronostey (2).

SSG Bensheim - PSV Heusenstamm 20:18 (8:8). PSV-Trainer Joachim Rhein mußte urlaubsbedingt auf seine Stammkeeperin Annika Cöllen verzichten. Da es keine Errsatztorfrau gibt, mußte Feldspielerin Martina Wulf zwischen die Pfosten. Das konnte bei allem Bemühen von Wulf nicht gutgehen, am Ende stand eine 18:20-Niederlage bei der SSG Bensheim. Bis zum 8:8 zur Pause konnte der Neuling aus Offenbach noch hoffen, anschließend "verschliefen" die Gäste die ersten zehn Minuten nach dem Wechsel. Das nutzte Bensheim zum 16:10-Vorsprung. Da nutzte es wenig, daß Heusenstamm die Schlußminuten bestimmte, obwohl beim 18:19 noch einmal ein Remis möglich erschien. Ellen Thierolf (6) und Bettina Höfinghoff (5) waren die besten Schützinnen beim Verlierer. jo

Heute abend kurzer Draht zum Bürgermeister

GLASHÜTTEN. Bei Anruf gibt es eine Antwort: Heute, 6. Oktober, steht Bürgermeister Helmut Diehl am Telefon für Fragen der Glashüttener zur Verfügung. Bürger/innen, die ein Anliegen, Fragen oder Wünsche haben oder auch nur Ärger loswerden wollen, können sich in der Zeit von 20 bis 22 Uhr telefonisch an den Bürgermeister wenden. Diehl ist unter den Nummern 06174 / 29220 oder -29221 zu erreichen. ca

Handball-Regionalliga, Frauen Leihgesterns Abwehr ist einfach zu rissig

Der letztjährige Vizemeister TSG Leihgestern ist schlecht gestartet: Der unerwartet deutlichen Niederlage in Wiesbaden (13:17) ließen die Lindenerinnen in eigener Halle eine ebensowenig eingeplante 15:17-Niederlage gegen die SG Kirchhof folgen und fielen mit 2:4 Punkten auf Platz acht zurück. Direkt dahinter rangiert die am vergangenen Wochenende spielfreie SG Bruchköbel (0:4), die erst am 24. Oktober nach Eisenach fahren muß. Am Sonntag folgt zunächst einmal für die SGB das Kellertreffen gegen Schlußlicht TV 1860 Hofheim (16.15 Uhr, Großsporthalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule Nord). Dabei ist der erste Saisonsieg für die Weber-Schützlinge Pflicht. Die TSG Leihgestern spielt bereits am Samstag (19.30 Uhr, Massenheimer Weg) beim Spitzenreiter TSG Ober-Eschbach, der zusammen mit Kirchhof und Urberach (alle 6:0) das Zwölfer-Klassement anführt. Neben Bruchköbel und Eisenach (je 0:4) warten der HBV Jena und Hofheim (je 0:6) auf ihren ersten Zähler.

TSG Leihgestern - SG Kirchhof 15:17 (8:8). Nach 44 Minuten herrschte unter den 150 Zuschauern in der Lindener Stadthalle festliche Stimmung, denn die TSG führte mit 13:9. Nach 55 Minuten herrschte blankes Entsetzen, denn Kirchhof lag nach einem halben Dutzend Toren in Folge mit 15:13 vorne. Das Anschlußtor nährte noch einmal Hoffnungen, aber die Nordhessinnnen setzten gleich noch zwei drauf und fuhren den Sieg sicher nach Hause. Die im Vorjahr "bombensichere" Abwehr zeigte sich wiederum rissig, auch Torfrau Maren van Kessel, die einige Tempogegenstöße erfolgreich initierte, kam über Mittelmaß nicht hinaus. "Wir haben nach dem 13:9 dem Gegner die Bälle förmlich in die Hand gespielt und damit die tödlichen Gegenstöße eingeleitet", ärgerte sich TSG-Trainer Dirk Langsdorf über diese Unzulänglichkeiten. Er führte die vielen Gegentreffer weniger auf ein schwaches Abwehrverhalten als auf die Fehler im Angriff, die zu Ballverlusten und schnellen Gegenstößen führten, zurück. Carla Grösch (8/4), Ilona Török, Birgit Dallmann und Simone Heller (je 3) bedankten sich am meisten bei den TSG-Akteurinnen. Beim Gastgeber überzeugte allenfalls Heike Münch (4), Britta Lenz erwies sich als gute Siebenmeterschützin. Der Ausfall der langzeitverletzten Sandra Bleul (Achillessehnen-Abriß), die bis Jahresende fehlen wird, ist offenbar nicht auszugleichen.

TSG LEIHGESTERN: Maren van Kessel (Tor); Heike Münch (4), Carmen Velten (2), Andrea Utschig (2/1), Britta Lenz (4/3), Pia Schmidt (1), Gisela Klein (1), Anke Wacker (1), Katja Dölz, Sabine Weidmann. - Zuschauer: 150. dip

Gebühren, niedrig und manchem doch ärgerlich S-Bahn-Fahrer kritisiert, daß das Parken am Bahnhof Bad Homburg jetzt Geld kostet

BAD HOMBURG. "Ich bin enttäuscht und verärgert", schimpft FR-Leser Rudolf F. (Oberursel) über die Gebühren, die seit dem 1. Oktober für die Nutzung des Park-and-ride-Platzes südlich des Bad Homburger Bahnhofs zu entrichten sind. Zwei Mark am Tag, vier in der Woche, ganze zehn Mark im Monat oder 100 für das ganze Jahr müssen S-Bahn-Fahrer zahlen, die ihren fahrbaren Untersatz an der Station stehenlassen wollen.

"Das ist wirklich die schlechteste Möglichkeit, die Menschen zum Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen", argumentiert der der zornige Autofahrer. Finanziell schlechter gestellte Leute würden dann vielleicht doch lieber mit dem eigenen Auto fahren, anstatt Geld für Fahrkarte und Parken auszugeben.

Der aufgebrachte S-Bahn-Kunde sieht keinen Grund, plötzlich Gebühren zu erheben. Denn die Stadt habe ihm gegenüber selber zugegeben, daß daran kaum etwas verdient werde. Neben den eigens aufgestellten Parkscheinautomaten müssen auch die erforderlichen regelmäßigen Kontrollen bezahlt werden.

"Das hier ist immer noch billiger als das Parken in Frankfurt", argumentiert Verkehrsdezernent Heinrich Gerhold (FDP) angesichts der dortigen Gebühren. Sinn dieser Regelung sei es, den P + R-Platz für die Fahrgäste der S-Bahn zu reservieren. "Denn wenn das Abstellen umsonst ist, parken da alle möglichen Leute." Wochen-, Monats- und Jahreskarten fürs P + R-System können dagegen nur zusammen mit den S-Bahn-Fahrkarten am Schalter gekauft werden. Bei der tageweisen Benutzung des Parkplatzes ist eine konsequente Kontrolle allerdings nicht möglich, denn die Tageskarten sind am Parkscheinautomaten erhältlich.

Mit der Deutschen Bundesbahn ist vertraglich vereinbart, Gebühren für die Benutzung des auf Bahngelände liegenden Parkplatzes zu erheben, so Gerhold. Andernfalls müßten Zuschüsse, die die Stadt für den Bau erhalten hat, zurückgezahlt werden.

Daß das letzte Wort bei der Parkplatz-Gebührenregelung vielleicht noch nicht gesprochen ist, gibt der Vekehrsdezernent selber zu: "Wir müssen damit erst einmal Erfahrungen sammeln." teb

Hagen Behrens auf Platz 1 SPD Reichelsheim verabschiedet ihr Wahlprogramm

REICHELSHEIM. Fünf Monate vor der Kommunalwahl "stehen" die Kandidatenliste und das Wahlprogramm der Reichelsheimer SPD. Parlamentsvorsteher Hagen Behrens ist Spitzenkandidat, meldete Ortsvereins-Vorsitzender Frank Hüttemann. Sichere Plätze im Stadtparlament bekommen auch Bürgermeister Gerd Wagner, Dr. Wiltrud Risch-Laasch, Erster Stadtrat Erich Kleespieß und der amtierende SPD-Fraktionsvorsitzende Ewald Fey. Die weiteren Kandidaten bis Platz 15 (so viele SPD-Stadtverordnete gibt es derzeit): Gerhard Mies, Otmar Brückmann, Werner Sehl, Armin Rabenau, Wolfgang Peeck, Marion Moll, Werner Kölsch, Peter Wirkner, Karl Buxmann und Frank Hüttemann.

Neun Seiten umfaßt das Arbeitsprogramm der SPD für die nächsten vier Jahre. Alle Stadtteile sollen flächendekkende Bebauungspläne erhalten; Baulükken will die SPD vorrangig geschlossen wissen. Die Stadt soll systematisch Bauerwartungsland ankaufen und "unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten das Leerstehen von Wohnungen und Wohnhäusern verhindern". Neue Gewerbegebiete sollen Reichelsheim, Wekkesheim und Beienheim erhalten.

In Sachen Verkehr nimmt die SPD Tempo 30 in allen abgeschlossenen Wohngebieten aufs Programm. Die Bahnlinie Friedberg-Nidda müsse attraktiver werden. Die Landesregierung solle die L 3186 vom Dorheimer Kreuz bis nach Weckesheim verkehrsgerecht ausbauen. "Hierunter verstehen wir auch, daß neben dieser Straße, wie zwischen Weckesheim und Reichelsheim, ein Radweg errichtet wird. Bei den Planungen werden wir darauf achten, daß an den jeweiligen Ortseinfahrten Geschwindigkeitsverbauungen vorgesehen werden". Die Kreisstraße 178 zwischen Reichelsheim und Florstadt müsse "in einen ordentlichen Zustand gebracht werden, verbunden mit der gleichzeitigen Errichtung eines Radweges". Damit möglichst wenig Autoverkehr entsteht, will die SPD für mehr wohnortnahe Arbeitsplätze werben.

In Sachen Umwelt planen die Sozialdemokraten die Förderung von Zisternen, die Installation eines getrennten Entwässerungssystems, die Planung von Solaranlagen und Blockheizkraftwerken.

Zur SPD-Sozialpolitik gehört die Einrichtung des Kinderhorts im alten Kindergarten. Jedes dreijährige Kind soll künftig einen Kindergartenplatz erhalten. Für die Senioren soll mittelfristig eine Sozialstation mit angegliederter Pflegestation zur Kurzzeitpflege entstehen, ebenso eine Begegnungsstätte. Die Ausländerinnen und Ausländer in Reichelsheim sollen integriert werden. Die SPD spricht sich für einen städtischen Anteil der Flüchtlingshilfe-GmbH aus. nes

Enge Verhältnisse an der Spitze der Frauen-Handball-Oberliga Kirchhain machte es dem Spitzenteam aus Ortenberg schwer Aufsteigende Tendenz nach Torreigen beim TSV Klein-Linden / Gedern und Kassel boten mit Remis attraktiven Oberliga-Handball

Vier Siege mit insgesamt zehn Treffern Differenz zeugen in der Frauen-Handball-Oberliga respektive beim Spitzenklub TV Ortenberg von engen Verhältnissen. Der Büdinger Kreisvertreter wird nur vom TSV Ost-Mosheim (ebenfalls 8:0 Punkte, aber 70:48 Tore) übertroffen. Die Ortenbergerinnen mußten am Wochenende hart kämpfen, um beim TSV Kirchhain (16:14) ihr Terrain zu verteidigen. Der TSV Klein-Linden befindet sich im Aufwärtstrend, denn Regionalliga-Absteiger Hünfelder SV wurde mit 16:10 aus der Gießener Westhalle gefegt. Mit 4:4 Zählern ist der TSV inzwischen Sechster. Direkt dahinter folgt der TV Gedern, der gegen den Rangvierten VfL Kassel (6:2 Punkte) ein 16:16 erzielte. Am fünften Spieltag müssen die drei Klubs dieser Region auswärts Farbe zu bekennen: Bereits am Samstag gastiert der TV Gedern in Hünfeld (19 Uhr), während Ortenberg am Sonntag (16.15 Uhr) nach Melsungen und der TSV Klein-Linden (16.30 Uhr) zum SV Trendelburg (hessisch-niedersächsische Grenze) reisen muß.

TSV Kirchhain - TV Ortenberg 14:16 (7:7). Nach dem 14:15-Anschlußtreffer des TSV wurde es für den Gast unerwartet noch einmal eng, denn nach 50 Minuten schien mit dem 15:9 die Ernte bereits eingefahren zu sein. Erst Torschützenkönigin Heike Mitschola (9) befreite die Mannschaft von Holger Benedikt in der letzten Minute mit dem 16:14 von allen Ängsten. Das Spiel nahm vor 150 Zuschauern einen atypischen Verlauf, denn aus dem Kirchhainer 5:3 machte der TVO ein 5:7 bis zur 27. Minute, bevor der Gastgeber erneut auf 9:7 (35.) wegzog. Dann markierten die Ortenbergerinnen in einer Viertelstunde, in der die Mannschaft wie ein kommender Meister spielte, 8:0 Tore und führte mit 15:9. Dieser Zwischenspurt hatte viel Kraft gekostet, was den Kirchhainerinnen prompt zu einer Fünfer-Serie verhalf. Was wäre passiert, wenn der TSV von seinen elf (!) Siebenmetern mehr als fünf verwandelt hätte? Claudia Lux wehrte allein vier davon ab, zwei zischten neben das Gehäuse.

TV ORTENBERG: Claudia Lux (Tor); Heike Mitschola (9), Katja Preuß (4/1), Nancy Glathe (2), Judith Jobst (1), Annett Kraban, Bettina Lenz, Katja Müller.

TV Gedern - VfL Kassel 16:16 (7:9). Ein spannendes, für den Zuschauer attraktives Oberligaspiel. Beide Angriffsreihen boten überzeugende Leistungen. Nach den Vorteilen des TVG (7:5) handelte der VfL-Coach und ließ Birgit Appel offensiv decken. Das führte sofort zum 7:9-Rückstand. Gederns Coach Bernd Silberling reagierte in der Halbzeit auf die taktische Finesse seines Kontrahenden, stimmte sein Team auf die neue Situation ein. Beim 12:11 durch Silvia Langlitz (42.) sowie später beim 15:13 und endgültig dem 16:15 durch Angela Lachmann (58.) schien der Erfolg perfekt zu sein, aber die Nordhessinnen egalisierten postwendend. In den restlichen 100 Sekunden herrschte Nervenflattern vor, passierte nichts mehr. Sylvia Langlitz überragte am Kreis, erheblich verbessert agierte der Rückraum mit Ina Müller, Birgit Appel und Meike Jackel.

TV GEDEREN: Marion Sittner (Tor); Ina Müller (2), Birgit Appel (4/1), Sylvia Langlitz (6/1), Meike Jackel (1), Angela Lachmann (3), Heike Haas, Ursula Silberling, Katharina Jung, Petra Görn. - Zuschauer: 120.

TSV Klein-Linden - Hünfelder SV 16:10 (10:6). Barbara Gruber, die Außenspielerin aus dem Frankenland, beschloß in der Herderschule den Torreigen gegen die Osthessinnen. Bereits zur Pause waren die Würfel zugunsten der Mannschaft von Ulrike Valentin und Dirk Ortmann gefallen. Das Trainergespann durfte zufrieden sein, zumal die Ex-Lützellindenerin selbst ein halbes Dutzend Treffer bei- steuerte und zusammen mit Heike Breithaupt (5/1) entscheidend zum deutlichen Sieg beitrug. Die 18 Jahre alte Rechtsaußen Christine Volk (2) ließ deutliche Fortschritte erkennen, Torfrau Sabine Engel bot wie gewohnt eine gute Leistung.

TSV KLEIN-LINDEN: Sabine Engel (Tor); Christine Volk (2), Simone Albach, Barbara Gruber (1), Heike Breithaupt (5/1), Caro Strauch (1), Ulrike Valentin (6), Simone Küster (1). - Zuschauer: 66.

Die "Ehe" ist offiziell besiegelt Partnerschaft zwischen Kreis und Masatepe unter Dach und Fach

KREIS GROSS-GERAU. "Das ist für uns ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Tag", wertete José Omar Moncada Laguarta, Verwaltungschef der Region Masatepe und als "Alcalde", eine Art Amtskollege von Landrat Enno Siehr, die am gestrigen Montag per Unterschrift offiziell besiegelte Partnerschaft zwischen seiner nicaraguanischen Heimatregion und dem Kreis Groß-Gerau.

Die junge "Ehe", zu deren Zustandekommen vor allem der seit langen Jahren bestehende Partnerschaftsverein gehörig beigetragen hat, läuft indes schon seit vier Jahren. Seinerzeit hatte der Kreistag beschlossen, eine Partnerschaft mit einem Land in der sogenannten Dritten Welt anzustreben. Die Wahl fiel auf Masatepe. Und die Beziehung funktioniert, obwohl sie 15 000 Kilometer überwinden muß. Doch war allen Beteiligten von vornherein klar, daß die Partnerschaft schon aus Gründen der Entfernung "nicht jene Ausformung und Qualität haben kann, wie dies bei Partnerschaften zwischen europäischen Kommunen der Fall ist", so der Landrat.

Zwar sind durch die von der Kreisvolkshochschule organisierten Reisen nach Masatepe auch auf privater Ebene einige gute Kontakte entstanden, sagt Michael Puhlmann vom Partnerschaftsverein, doch seien Begegnungen schwierig, "wenn zwischen beiden Partnern nicht nur ein Weltmeer liegt, sondern auch all jene Barrieren, die die sogenannte Erste von der sogenannten Dritten Welt trennen", umschrieb Siehr das Problem.

Die Verantwortung der Industrienationen ist denn auch ein Stützpfeiler der Verbindung. Moncada wies darauf hin, daß der Kreis durch die finanzielle Hilfe bei einer Reihe von Projekten zur Verbesserung der Situation in Masatepe beigetragen habe. Indes hoffen alle auch darauf, daß sich jetzt auch die Menschen einbringen, denn die Partnerschaft mache am Ende nur Sinn, wenn sie "von vielen Menschen in beiden Ländern mit Leben gefüllt wird", so Kreistagschef Andreas Hoffmann, der die Unterschriften unter dem Partnerschaftsvertrag als Auftrag für die Zukunft begreift. wal

Stadt gibt wieder kostenlos Laubsäcke ab

HANAU. Ab sofort gibt es wieder kostenlos kompostierbare Laubsäcke. Es ist bereits das vierte Jahr, in dem die Stadt Papiersäcke zur Verfügung stellt. Zwei Sammlungen durch die städtische Müllabfuhr sind vorgesehen. Die erste für die Woche vom 9. bis 13. November, die zweite vom 14. bis 18. Dezember. Die Abfuhr erfolgt straßenweise mit der Leerung der grauen Restmülltonnen. Die Termine sind im Kalender des Abfallratgebers 1992 angegeben. Gebündelte Äste und Zweige werden auch mitgenommen. Die Säcke sollten mit einer Schnur oder verrottbarem Band zugebunden sein.

Die Ausgabe erfolgt bei der Annahmestelle für Sperrmüll des Sadtreinigungs- und Fuhramtes in der Daimlerstraße 5 montags bis freitags von 9 bis 11.30 und von 12.30 bis 14 Uhr, an Samstagen von 9 bis 15 Uhr. Außerdem halten das städtische Verkehrsbüro am Markt und die Verwaltungsstellen in den Stadtteilen Laubsäcke während der üblichen Öffnungszeiten bereit. mün

Mobiliar der Erinnerung Der polnische Künstler Mariusz Kruk im Kunstverein Arnsberg

ARNSBERG. Ein weißgestrichener Schrank, deutlich von der Zeit seiner Benutzung gezeichnet, steht gekippt auf den vorderen Füßen und den Ecken seiner aufgeklappten Türen schräg im Raum. Ein kleiner roter Kinderpullover liegt ausgebreitet mit etwas Abstand vor ihm. Sofort will sich eine Geschichte entspinnen, denn ein Zusammenhang zwischen Pullover und Schrank scheint offensichtlich. Ist der Pullover aus dem Schrank gefallen - worin bestand das auslösende Ereignis? Tatsächlich gibt der polnische Künstler Mariusz Kruk, der mit dieser und einer weiteren Arbeit auf der Documenta 9 vorgestellt wurde, lediglich zwei Pole einer möglichen Geschichte. Es zeigt sich ein ungewöhnlicher und ereignishafter Dingzusammenhang alltäglicher Gegenstände, der in seinem Ausdruckswert weitgehend konstant, in bezug auf seinen erzählerischen Gehalt hingegen variabel - bzw. nicht festgeschrieben - ist: Der Ausdruck von Instabilität, der auf eine bedrohte Lebenssituation hindeutet, ist unabweisbar, obwohl die gegebene Situation nicht durch eine verbindliche Geschichte geklärt werden kann. Dieser Mangel steigert die mögliche Relevanz der Installation für den Betrachter, da ihm die Möglichkeit verstellt ist, das Gesehen in einen von ihm unabhängigen Kontext einzuordnen.

Insbesondere mit dieser Arbeit von 1991 zeigten sich auf der Documenta 9 interessante Grundzüge der Arbeit von Mariusz Kruk, die nun in der Ausstellung im Kunstverein Arnsberg - der ersten institutionellen Einzelpräsentation seiner Werke in Deutschland - eine Vertiefung erfahren: Alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten, die durchweg nicht betitelt sind, bestehen aus Alltagsdingen wie Mobiliar, Kleidung u. ä. Der Eindruck zur Schau gestellter Privatheit wird in der Arnsberger Ausstellung durch die dortigen Räume eines ehemaligen Bürgerhauses noch gesteigert. Die Kleinteiligkeit der Ausstellungsräume harmoniert auf geradezu ideale Weise mit den Werken, die der Künstler hier selbst aufgebaut hat. Der intime Charakter bewirkt allerdings nicht, daß Privatheit als Privatsphäre einer bestimmten Person auftritt, sondern vielmehr als kollektiver Bereich erscheint, in dem Ängste und innere Zwänge verborgen liegen.

Die Mittel, mit denen Kruk jene wohlbekannten Dinge in besondere Bedeutungskontexte stellt oder den Dingen selbst spezifische Bedeutung zuträgt, bestechen durch ihre Klarheit und Einfachheit. So wie in der zu Beginn beschriebenen Arbeit ein hoher Grad an Expressivität in erster Linie durch die ungewöhnliche Aufstellung des Gegenstandes erreicht wird, bauen auch die Installationen in Arnsberg auf klaren formalen Verhältnissen auf, die an den Möglichkeiten des Gegenstandes selbst orientiert sind.

Nachdem der Besucher bereits drei Räume mit je einer Arbeit passiert hat, gelangt er in einem Raum, in dem Vorder- und Rückfront eines Bettes aneinandergerückt stehen und von einem Hanfseil zusammengehalten werden. Die Liegefläche fehlt. Nur ein Kopfkissen quillt zwischen den aneinander gefesselten Teilen des Bettes hervor. Indem das fabrikneue Seil den freien Stand der alten Bett-teile ermöglicht, ist es das konstruktive Mittel der Installationen, welches aber auf der gegenständlichen Ebene ein Fremdkörper ist und auf äußeren Zwang hinweist.

Kruk regt mit seinen Möbelstücken eine Erinnerungsarbeit an, die nicht selten bis in die Kindheit reicht, um Machtverhältnissen und Repressionen an der Nahtstelle unserer persönlichen und kollektiven Entwicklung nachzuspüren. Körperliche und psychische Unterlegenheit gegenüber dem Großen und Erwachsenen offenbaren sich in den erinnerungsträchtigen Gegenständen als verschleppte Traumata moralischer Reglementierungen. Ein Stuhl etwa, der mit einem Bein auf einer roten Kindermütze steht, zeigt sich in einer so offenbaren Machtgeste, daß die Mütze gleichsam zum schutzbedürftigen Protagonisten wird und Parteinahme herausfordert. Auch in Arbeiten, in denen das Kindheitsmotiv nicht so deutlich exponiert wird, ist man geneigt, eine kindliche Perspektive zu entdecken.

In dieser häuslichen Welt, die die Ausstellung sozusagen als Ganze bildet, sind die Gegenstände ihrer Verfügbarkeit entzogen. Die äußere Gegenstandswelt öffnet eine innere, seelische Welt, kehrt sie nach außen und macht sie kommunikabel. Stühle, Tische, Geschirr, wie auch Mäntel und Schuhe zeugen von der Existenz des Menschen; zeigen sich in selbst wesenhafter Gebärde, gleichsam als seine Stellvertreter.

THOMAS JANZEN

(Die Ausstellung geht noch bis zum 14. Oktober 1992.)

Arbeitsamt berät auch in der Zeil-Galerie

In Frankfurts neuem Konsumtempel auf der Zeil sollen künftig auch die fündig werden, die nicht schicke Klamotten, sondern erst einmal einen Job suchen. Jeden Donnerstag werden künftig Arbeitsberater das Angebot des Amtes zwei Stunden lang in der Erlebnisetage der Zeil-Galerie les facettes präsentieren.Flaneure auf Jobsuche können sich beraten lassen und auf Wunsch gleich einen Vermittlungsvorschlag für eine befristete Tätigkeit mit nach Hause nehmen.

Der Zwei-Stunden-Service in der siebten Etage der Zeilgalerie solle die Dienste und Leistungen des Arbeitsamtes noch besser bekannt machen und eine neue Klientel für die Vermittlungen gewinnen, sagt Michael Schott von der Frankfurter Arbeitsverwaltung.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Amt sich entschlossen, "raus aus dem Amt, rein in die Stadt" zu gehen. Seit November hat das Arbeitsamt seine Jobvermittlungsstelle aus der Fischerfeldstraße in die Leipziger Straße 67 verlegt. Mit durchschlagendem Erfolg, bilanziert Schott. Die Zahl der Vermittlungen habe in dieser Zeit nahezu verdoppelt werden.

Konnten in der Sommerzeit sonst gerade 200 Zeitjobs im Monat für Sekretärinnen, Buchhalter oder Handwerker vermittelt werden, liegt die Quote in Bockenheim nun wesentlich höher. Jeweils bis zu 400 befristete Jobs brachten die Berater im Juli und im August an den Mann und die Frau.

Diese Zahlen will das Amt mit der Dependance in der Zeil-Galerie noch weiter steigern. Donnerstags haben die Berater von 12 bis 14 Uhr ihren Stand in der siebten Etage. luf

Porto Im alten Trott

"Wir sind alt genug, um ganz von vorne anzufangen", brüstet sich die gelbe Post derzeit landauf, landab in schönen Farbanzeigen. Mehr als 100 Millionen Mark läßt sich der staatliche Brief- und Paketzusteller - "das einzige Großunternehmen, das fast noch alle seine Kunden persönlich kennt" - die Imagekampagne kosten.

Sehr eng kann der Kontakt der Bonner Vorstandsriege zur privaten und gewerblichen Klientel draußen im Lande freilich nicht sein. Ansonsten würden die Manager wohl nicht zum dritten Mal innerhalb eines Jahres an der Gebührenschraube drehen, ohne daß sich bislang die Leistung des Gelben Riesen irgendwo verbessert hätte.

Kein Zweifel: Die Entrümpelung der anachronistischen Tarifbestimmungen, die inzwischen ein 54 Seiten dickes Heftchen füllen, ist überfällig. Kein Mensch kann mehr nachvollziehen, weshalb derzeit etwa einer Drucksache keine Waren, wohl aber einer Warensendung Drucksachen beigefügt werden dürfen, obwohl beide gleich teuer sind. Auch die unterschiedliche preisliche Behandlung von Fotokopien und EDV-Ausdrucken zeigt, wie dringend das Porto-Dickicht gerodet werden muß.

So gesehen gibt es sicher gute Gründe, die an rein inhaltlichen Kriterien orientierte Einstufung bestimmter Sendungen als Drucksache oder Briefdrucksache aufzugeben. Spart man hier eine Vergünstigung ein, müßte sich dies aber nach normalen kaufmännischen Regeln etwa in einer Verbilligung an anderer Stelle für den Kunden positiv bemerkbar machen. Doch Pustekuchen: Die Anhebung der Drucksachen-Gebühr auf eine Mark bei gleichzeitiger Verteuerung des Postkarten-Portos entlarvt die ganze Aktion als das, was sie tatsächlich ist: Ein schlecht kaschierter neuerlicher Griff in die Taschen der Klientel. So handelt die Post-Behörde - von Umdenken und Neuanfang keine Spur.

Die Untertanen aber, sie sind nicht mehr gehorsam wie ehedem. Manch ein Geschäftsmann wird sich künftig zweimal überlegen, ob er eine kurze Nachricht nicht eher per Telefax als im Umschlag verschickt. Und auch die Urlaubsgrüße aus dem Bayerischen Wald müssen nicht unbedingt als Ansichtskarte übermittelt werden: Ein kurzer Anruf zur Abendstunde ist künftig kaum teurer. So könnte das dauernde Drehen an der Gebührenschraube für die Post zum fatalen Eigentor werden.

Noch aber ist der Tarif ja nicht genehmigt. Schließlich hat Postminister Christian Schwarz-Schilling wiederholt versichert, Porto und Telefon würden nicht teurer. Nun muß der Politiker handeln. Oder hat er nur gemeint, daß die Eine- Mark-Briefmarke auch künftig keinen Pfennig mehr kosten wird? doe

Aus Angst vor Übergriffen feierten Flüchtlinge in der Coleman-Kaserne ein Freundschaftsfest im kleinen Rahmen Zeichen für das Recht auf Asyl

Von Joachim Haas-Feldmann GELNHAUSEN. Ursprünglich war die gesamte Bevölkerung von Gelnhausen zum Freundschaftfest in der Coleman-Kaserne eingeladen, um eigene Schwellenängste zu überwinden, mit den Asylsuchenden dort ins Gespräch zu kommen und deren persönliche Lebenssituation kennenzulernen. Doch weil das veranstaltende "Aktionsbündnis für ein ausländerfreundliches Gelnhausen" keinen unnötigen Zündstoff für rechtsradikale Übergriffe bieten wollte, fand die Begegnung am Sonntag einen schmaleren Rahmen. Alexander Müller (Grüne), neuer zuständiger hessischer Staatssekretär, und Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) werteten das Fest bei ihrem Besuch als ermunterndes Zeichen, das Asylrecht zu verteidigen. Denn, so Müller, "damit verteidigen wir letztlich auch unsere Grundrechte". Er zitierte Wirtschaftsführer, die befürchten, die Ausländerfeindlichkeit schade der exportorientierten deutschen Wirtschaft. Die Politik habe es "geschafft, die Stimmung in diesem Land fast zum Kippen zu bringen". Das Freundschaftsfest dagegen könne ein Versuch sein, in Gelnhausen zur rationalen Asyl-Diskussion zurückzukehren, damit die Stadt einen "neuen Ruf" als ausländerfreundliche gewinne. Auf die bekannten Forderungen von Bündnis-Sprecher Ferdinand Hareter nach Sozialarbeitern, mehr Telefonzellen und Sportmöglichkeiten für die Coleman-Kaserne ging Müller nicht ein.

Landrat Eyerkaufer begrüßte die Asylbewerber mit "liebe Freunde aus verschiedenen Nationen dieser Welt". Er zeigte sich "empört" ob der "gewissen Feindlichkeit" gegen Flüchtlinge im Main-Kinzig-Kreis. Wenn er bisher Kritik geübt habe, habe er sich damit nicht gegen die Asylbewerber gewandt, "sondern zur Verbesserung der Lage". Er dankte den Kirchen, daß sie in der Asylfrage Flagge zeigten "und die Politiker nicht alleine lassen". Er schloß mit dem Bekenntnis: "Ich stehe auf Seiten des Aktionsbündnisses". Das hat inzwischen ein weiteres Stück Sozialarbeit geschafft, indem es eine Nähstube eingerichtet hat. Fünf gespendete Nähmaschinen und ein Regal mit Stoffen und Wolle befinden sich nun dort, wo frühere Matrazen lagerten. Asylbewerberinnen sollen dort die Chance haben, sich zu beschäftigen und untereinander ins Gespräch zu kommen. Die Nähstube grenzt direkt an die Spielstube, damit die Kinder beschäfigt sind, während ihre Mütter nähen, häkeln oder stricken. Weitere Woll- und Stoffspenden sowie Nähzubehör nimmt das Diakonische Werk in Gelnhausen an.

Die Asylbewerber, die beim Aufbau der Nähstube halfen, äußerten auf Nachfragen hin ihre Beschäftigungswünsche. Die Männer wollen vor allem Zeitungen aus aller Welt und Bücher lesen, sich mit Spielen untereinander näherkommen. Der Gang in die Stadt als Zeitvertreib ist immer seltener geworden, wie FR- Nachfragen unter den Flüchtlingen zeigten. Das gilt vor allem abends. Als Grund geben die Asylsuchenden ihre Angst an, daß ihnen womöglich Neonazis auflauerten. Das Aktionsbündnis ist inzwischen auf rund 120 Helfende angewachsen. Durch das "Stadtgespräch" im Fernsehen zum Thema Asylherberge fühlten sich einige aufgefordert, sich anzuschließen.

Bestätigung fand das Bündnis am Sonntag durch einen Antwortbrief des Bundespräsidialamts. Darin wird das Freundschaftsfest als Zeichen angesehen, in einem "vertrauenerweckenden und einladenden Land" zu leben.

Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) sagte dem Aktionsbündnis zwar ab, weil er zum Zeitpunkt des Festes nicht in Gelnhausen weile. Sprecher Hareter sah darin aber Positives: Erstmals habe Michaelis überhaupt geschrieben.

Hareter hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß der vom Aktionsbündnis angestrebte Runde Tisch in der Stadt zustande komme. Als Vorbild könne Hanau dienen, sagte er der FR. Dort setze der Magistrat in Bürgerversammlung ein deutliches Signal für Asylbewerber und gegen rechtsradikale Gewalt.

Verpackungen ab in den gelben Sack . . . Ab 1. 1. wird er regelmäßig an die Haushalte verteilt / "Keine Alternative zu DSD" Von Wolfgang Heininger MAIN-KINZIG-KREIS. Wenn ab 1. Januar des nächsten Jahres regelmäßig ein gelber Sack an die Haushalte verteilt wird, dann ist das nicht etwa einer weiteren Rationalisierungsmaßnahme von Postminister Schwarz- Schilling zu verdanken. Es handelt sich vielmehr um einen lieben Gruß der Firma Duales System Deutschland (DSD). In die Säcke sollen dann die sogenannten Leichtverpackungen aus Aluminium, Kunststoffen und Mischmasch - offiziell: Verbundmaterialien - hinein. Die DSD hat versprochen, diese Stoffe nicht etwa ins Ausland zu verfrachten, sondern zu trennen und wieder zu verwerten. Der Main-Kinzig-Kreis hat nach Angaben des derzeitigen Abfalldezernenten Erich Pipa einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Pipa hofft, daß die Bürger im Kreis "die Grüne-Punkt-Sammlung ebenso gut annehmen wie die bisherigen Getrenntsammlungen" und nicht mehr soviel Material auf den Deponien landet wie bisher. Ab Januar sollen somit Papier und Pappe, Weißblech, Glas, Styropor und alle Verpackungen getrennt gesammelt werden.

Grundlage des sogenannten Dualen Systems ist, so der Vizelandrat, die Verpakkungsverordnung vom Frühjahr 1991. Ihr liege das Bestreben zugrunde, Verpakkungen nicht mehr zu Abfall werden zu lassen. Stufenweise sollten die Verpakkungen von Handel und Herstellern zurückgenommen und "stofflich verwertet" werden.

Für Transport- und Umverpackungen gilt bereits die Rücknahmepflicht. Sobald ein flächendeckendes Erfassungssystem aufgebaut ist, entfällt diese Verpflichtung für die Verkäufer.

Kritiker des Dualen Systems bezweifeln, insbesondere nach dem Müll-Verschiebe-Skandal, als bekannt wurde, daß die zu recycelnden Stoffe auf französischen Deponien landeten, daß die DSD diesen Wechsel auf die Zukunft einlösen kann. Bislang gebe es nicht ansatzweise die Kapazitäten dafür, vor allem Kunststoffe und Mischverpackungen angemessen zu verwerten.

Gleichwohl müßten die Verbraucher schon jetzt für den Grünen Punkt bezahlen. Schließlich werde das Übel, also die unnütze Verpackung selbst, nicht an der Wurzel gepackt.

Dr. Rolf Neidhardt, stellvertretender Bundesvorsitzender des Arbeitskreises Abfallwirtschaft beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), erteilt solchen "Fundamentalisten" allerdings eine Absage. Zwar räumt er ein, daß die Naturschützer sich in dieser Frage zwischen "Scylla und Charybdis" bewegten, warnt aber vor unrealistischen Forderungen.

Im europäischen Rahmen sei es nun einmal nicht möglich, die Verpackungsflut mit Verboten einzudämmen. Also müßten die Möglichkeiten zur Verwertung ausgenutzt werden. "Das Duale System ist vom Prinzip her positiv zu sehen, wenn die Deponien entlastet und keine weiteren Müllverbrennungsanlagen gebaut werden", sagte Neidhardt im Gespräch mit der FR: "Die stoffliche Verwertung ist zwar objektiv noch keine Abfallvermeidung, aber es gibt doch positive Reaktionen der Wirtschaft auf die neue Verordnung."

Als Beispiele nennt er den Trend bei Getränkeherstellern, von der Einweg- und Pfandflaschen umzusteigen oder die geänderte Praxis bei Waschmittelvertreibern, die mittlerweile kleine Kunststoffbeutel als Nachfüllpackung für den eigentlichen Weichspülbehälter anbieten.

Neidhardt geht davon aus, daß die Müllmengen langfristig eingeschränkt werden, schon wegen der Kosten, die für das Recyclen von Kunststoffverpackungen anfallen. Die liegen nach seinem Wissen bei rund 2000 Mark pro Tonne.

Wenn diese Kosten auf das verpackte Produkt draufgeschlagen werden, sei eine Umorientierung bei den Käufern abzusehen. Allerdings müsse dabei den Herstellern bei der Kalkulation auf die Finger gesehen werden.

Es könne nicht angehen, daß die Mehrkosten auf Einweg- und Mehrwegprodukte gleichermaßen verteilt würden. Schließlich, so Neidhardt, komme es auf die Qualität der Verwertung an.

Eine Alternative zu DSD sieht der Hanauer Umweltschützer nicht. Den Kommunen bleibe nach Gesetzeslage gar nichts anderes übrig, als sich mit der Organisation einzulassen. Bis sie über die Kapazitäten verfüge, die angefallenen Stoffe wirklich zu verwerten, müsse das Material eben zwischengelagert werden: "Das müssen wir in der Übergangszeit bis 1995 akzeptieren. Ein Boykott der DSD wäre auf jeden Fall schlechter. Denn damit fördern wir nur die Müllverbrennung."In Niddatal: Trinkwasser wird ab Januar teurer Parlament stimmte zu

NIDDATAL. Auch in Niddatal wird ab kommenden Jahr der Wasserverbrauch teurer. Das Stadtparlament folgte mehrheitlich dem Vorschlag des Magistrates, die Wasserpreise ab nächsten Januar von jetzt 1,25 Mark auf zwei, ab 1994 auf 2,40 und ab 1995 auf 2,60 zu erhöhen.

Die CDU konnte sich der Notwendigkeit zur Gebührenanhebung nicht anschließen. Die Fraktion ließ sich auch nicht umstimmen, als Bürgermeister Wilfried Martin (SPD) erläuterte, daß die Anhebung keineswegs ausschließlich oder überwiegend auf die Grundwasserabgabe des Landes zurückzuführen sei. Vielmehr rechnete der Bürgermeister vor, daß der Gebührenetat durch höhere Preise der Wasserlieferanten und die Ausgleichsabgabe schon ein Defizit von rund 200 000 Mark aufweise. Da mache die Grundwasserabgabe an das Land nur insgesamt 50 000 Mark aus.

Außerdem erinnerte Martin daran, daß der frühere Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) in Baden-Württenberg Vorreiter bei der Einführung der Grundwasserabgabe gewesen sei. Auch berichtete der Bürgermeister, daß er bei einem Besuch in der Partnergemeinde Thamsbrück kürzlich erfahren habe, daß die CDU-geführte Landesregierung Thüringens eine solche Abgabe eingeführt habe.

Doch all dies konnte die CDU-Fraktion nicht umstimmen. Auch nicht der Hinweis, daß in anderen Wetterau-Kommunen schon höhere Gebühren beschlossen wurden. Daher wurde der notwendige Schritt mit den Stimmen von SPD und Grünen verantwortet. de

Motorradfahrer-Treffen Sieben Verletzte bei Messerstecherei

MAINHAUSEN. Nach einer Messerstecherei bei einem Treffen von über 3000 Motorradfahrern auf einem abgelegenen Festplatz bei Zellhausen mußten sieben Männer teilweise mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Nach Angaben der Polizei war es am frühen Samstagmorgen zu einem Streit zwischen Rockergruppen aus Gelsenkirchen und Gelnhausen gekommen. Im Laufe der Auseinandersetzung stachen Teilnehmer dieser sogenannten Präsidenten-Rallye, einer Großveranstaltung, zu der Motorradfahrer aus ganz Europa angereist waren, mit Messern auf ihre Kontrahenten ein. Über die Motive konnte die Offenbacher Kriminalpolizei am Montag noch keine Auskunft geben. Es wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Ein Teilnehmer des Treffens hatte - so die Kripo - die DRK-Funkleitstelle verständigt, die drei Krankenwagen nach Zellhausen schickte. Die Sanitäter alarmierten daraufhin die Polizei.

Wie Bürgermeister Dieter Gröning sagte, habe der in Mainhausen wohnende Vorsitzende des Motorradclubs "Skull Spiders" das Treffen beim örtlichen Ordnungsamt beantragt. Einer Genehmigung habe nichts im Wege gestanden, weil die Gemeindeverwaltung bisher nur gute Erfahrungen mit dem Verein gemacht habe, der im Register des Seligenstädter Amtsgerichts eingetragen ist. Die "Skull Spiders" hatten laut Gröning bereits zweimal eine Beach-Party am Mainflinger Badesee gefeiert und sich dabei vorbildlich verhalten. "Der Platz wurde jeweils in einwandfreiem Zustand verlassen", versicherte der Bürgermeister.

Der Vorsitzende des Clubs war am Montag zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. fin

Schwer verletzt

MÜHLHEIM. Schwere Verletzungen erlitt ein 31jähriger, als er in der Nacht zum Sonntag in der Lämmerspieler Straße auf seinem Fahrrad von einem Personenwagen gestreift und zu Fall gebracht wurde. Der Autofahrer - so die Polizei - beging Unfallflucht. hf

Ruf nach mehr Beteiligung

BAD BOLL, 6. Oktober (epd). Mit dem Entwurf des neuen Mitarbeitervertretungsgesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind die Mitarbeitervertretungen von Diakonie und Kirche in Württemberg nicht einverstanden. Bei der Neuregelung, die für alle kirchlichen und diakonischen Einrichtungen in Deutschland gelten soll, geht es um die Beteiligungsrechte von rund 600 000 Beschäftigten in Kirche und Diakonie in Deutschland. Der Gesetzentwurf soll auf der Tagung der EKD-Synode Anfang November in Suhl (Thüringen) beraten und verabschiedet werden.

Die Akzeptanz dieses Gesetzes bei den kirchlichen und diakonischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hänge, wie es jetzt auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll hieß, davon ab, daß mehrere Forderungen berücksichtigt würden. Genannt werden hierbei eine Verbesserung der Freistellungsregelung für Mitarbeitervertreter. Verbesserungen in der Schlichtungsregelung oder ein Zugangsrecht für Gewerkschaftsvertreter in Mitarbeiterversammlungen.

Streit um Vielfalt, Gebühren und Grundversorgung Auf einer Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung ging es um das duale System und die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

"Wer erfüllt den Auftrag zur Grundversorgung?" Unter dieser Überschrift ließ die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung Anfang vergangener Woche in Mainz die medienpolitisch spannende Frage diskutieren, ob wir in Zukunft die öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten brauchen. Seit dem Aufkommen der Privatsender steht für manche Kritiker der öffentlich- rechtlichen Anstalten die Frage im Raum, warum und wie lange wir Rundfunkgebühren bezahlen müssen, wenn es doch werbefinanzierte Privatprogramme gibt.

Den Hintergrund für das brisante Thema bilden mehrere rundfunkpolitische Grundsatzurteile des Bundesverfassungsgerichts. Darin hatten die Karlsruher Richter den gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sendern den Auftrag erteilt, die Grundversorgung der Bevölkerung mit vielfältigen Hörfunk- und Fernsehprogrammen sicherzustellen. Die obersten Richter begründeten damit 1986, daß es trotz der aufkommenden Privatkonkurrenz weiterhin öffentlich-rechtliche Anstalten geben muß, da nur sie überall empfangbare, umfassende Programmangebote mit den Schwerpunkten Information, Bildung und Kultur bieten können.

Vor allem die Unionsparteien tun sich mit der Grundversorgung und der damit verbundenen Bestands- und Entwicklungsgarantie für die öffentlich-rechtlichen Sender schwer. Zwar denkt unter den Medienpolitikern derzeit niemand daran, die Existenz der Öffentlich-Rechtlichen in Frage zu stellen. Gleichwohl würde die Union ihrem Selbstverständnis als Privatfunk-Protagonist untreu, wenn sie nicht ein Abspecken und Zurückdrängen der öffentlich-rechtlichen Programme fordern würde.

Bernd Neumann, medienpolitischer Sprecher der CDU, ist vor allem die Programmpolitik von ARD und ZDF ein Dorn im Auge. Seiner Ansicht nach haben beide Anstalten ungeachtet ihrer finanziellen Nöte den Grundversorgungsauftrag mit immer neuen Programmen weit überzogen. "Zur Grundversorgung gehört nicht, daß sich die Öffentlich-Rechtlichen immer mehr den Privaten anpassen", meinte Neumann auf dem Kongreß.

Im Blick hat er vor allem die wachsende Zahl an Hörfunkprogrammen, die Satellitenverbreitung der Dritten TV-Programm sowie die Pläne für einen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkanal. Der von ARD und ZDF geforderten Aufhebung des Werbeverbots nach 20 Uhr sowie einer neuen Gebührenerhöhung nach 1995 erteilte er eine deutliche Absage, da ARD und ZDF erstmal sparen und vor allem ihr Personal deutlich reduzieren müßten. Auf die Privaten allein möchte Neumann freilich nicht angewiesen sein; einen der Grundversorgung entsprechenden Auftrag könnten sie trotz mancher Fortschritte noch nicht erfüllen.

Daß solche Forderungen an ARD und ZDF bei den zahlreich versammelten Privatfunkvertretern auf offene Ohren stießen, war kaum überraschend. Georg Kofler, Geschäftsführer des Münchner Privatsenders Pro 7, sprach sich für eine Beibehaltung des dualen Systems aus. Gleichwohl legte er den Öffentlich-Rechtlichen eine tiefgreifende Strukturreform ans Herz, damit sie ihre ausufernden Kosten in den Griff bekämen.

Neben der Zusammenlegung der drei Satellitenkulturkanäle Eins Plus, 3Sat und Arte empfahl Kofler die Schließung kleiner Anstalten wie Radio Bremen und Saarländischer Rundfunk. Ferner stellte er zur Diskussion, künftig nur noch ZDF bundesweit auszustrahlen, die ARD- Landessender dagegen auf die regionale Berichterstattung zu begrenzen. Daß die freiwerdenden Frequenzen dann Privatsendern zugesprochen würden, versteht sich von selbst.

SAT 1-Geschäftsführer Jürgen Doetz forderte "klar definierte Programmauflagen" für die öffentlich-rechtliche Konkurrenz. Mit "strengen Kontrollen" sollten ARD und ZDF auf einen bestimmten Anteil an Unterhaltung, Bildung und Information im Abendprogramm festgelegt werden. An die Adresse der Unionsvertreter gerichtet, machte Doetz zugleich seinem Ärger Luft, daß "unsere Parteifreunde in den Gremien", wie jüngst beim geplanten Nachrichtenkanal des ZDF, immer neuen Programmen zustimmten.

Mit dem dualen Rundfunksystem "noch eine Weile leben" kann auch der Vorsitzende der CSU-Medienkommission, Otto Wiesheu. Seiner Ansicht nach stellt die ARD ihren Gebührenanspruch zunehmend selbst in Frage, wenn sie, wie bei der Harmonisierung des Vorabendprogramms, zunehmend auf regionale Programme verzichte. Einen Grundversorgungsauftrag für Privatsender hält er freilich für problematisch, da die Aufsicht über die Privaten erheblich verstärkt werden müßte. Eine solche Debatte halte er zur Zeit nicht für sinnvoll.

Angesichts der massiven Kritik an ARD und ZDF kam eine sachliche Diskussion über die Ausgestaltung des Grundversorgungsauftrages freilich nicht zustande. ZDF-Justitiar Carl-Eugen Eberle und ARD-Hörfunkkoordinator Manfred Jenke beschränkten sie über weite Strecken mit einer Fundamentalverteidigung der Öffentlich-Rechtlichen. Selbstkritische Töne waren kaum zu vernehmen.

Eberle stützte seine Argumente auf die Urteile des Bundesverfassungsgerichts und begnügte sich mit dem Hinweis, daß es den Privatfunk nur geben könne, weil es die Grundversorgung des öffentlich- rechtlichen Rundfunks gebe. Die Privaten seien, selbst wenn sie es wollten, zur kontinuierlichen Grundversorgung gar nicht in der Lage, da Rentabilitätserfordernisse und häufig wechselnde Gesellschaftsstrukturen immer wieder - siehe Tele 5 - zu abrupten und tiefgreifenden Programmänderungen führten.

Jenke räumte ein, daß sich die ARD- Sender angesichts finanzieller Engpässe über "neue, beweglichere Strukturen" und effektivere Produktionsabläufe Gedanken machen müßten. In der ARD werde deshalb überlegt, mehr Produktionen in Auftrag zu geben sowie verstärkt mit freien Journalisten zu arbeiten. Der ehemalige Chefredakteur der WELT, Manfred Schell, von der Union als Nachfolgekandidat für ARD-Politikkoordinator mit dem Titel "Chefredakteur" Martin Schulze ins Rennen geschickt, gab seine Meinung zum Thema Grundversorgung vorsorglich nicht zu erkennen. Er beschränkte sich auf die Diskussionsleitung.

Neue Erkenntnisse hat die Mainzer Tagung alles in allem nicht zu Tage gefördert. Als Fazit bleibt: Was zur Grundversorgung der Öffentlich-Rechtlichen gehört, ist umstritten und wird je nach Interessenlage unterschiedlich interpretiert. Wahrscheinlich muß das Bundesverfassungsgericht erst ein neues Urteil sprechen, bis es neue Antworten auf diese Frage gibt. Festzuhalten bleibt ferner, daß der Privatfunk selbst nach Ansicht seiner Sympathisanten in der Union bis auf weiteres zur Grundversorgung mit Information, Kultur, Bildung und anspruchsvoller Unterhaltung nicht in der Lage ist. UWE-JENS LINDNER

Dienstag, 6. Oktober

Theater Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 21 Uhr, Vaugh/Knauer - "Der grüne Punkt".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 20 Uhr, Vorstellung.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 20.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbstrevue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Die fantastischen Vier.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Inner Circle - Reggae.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Louise Mackintosh.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, The Runners.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Sevillanas. Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Roland Haines Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Silverfish. Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, Independent Music.

Portikus, Schöne Aussicht 2: 20 Uhr, Finissage Galerie der Glücklichen - Käthe Kruse singt zwei Lieder.

Bengali Cultural Association: 20 Uhr, Durga-Puja-Fest mit Gesang, Tanz & Sitar-Spiel; Bürgertreff Depot, Buchrainplatz, Oberrad.

Katharinenkirche, An der Hauptwache: 19.30 Uhr, russisch-orthodoxe Kirchenmusik. Arabella Congress Hotel, Lyoner Str. 44-48: 20.30 Uhr, Trio Brillante - Streifzug durch das Wiener Caféhaus. Literatur Café Exzess, Leipziger Str. 91: 19 Uhr, Diavortrag & Lesung "500 Jahre Knast, Repression & Widerstand - politische Gefangene in Europa und Amerika".

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergehn!".

Konzert mit Dave Elder in der Metzgerstraße

HANAU. Das Autonome Kulturzentrum Metzgerstraße Hanau (im besetzten Haus) veranstaltet am heutigen Dienstag, 6. Oktober im Nacht-Café ab 23.30 Uhr ein Konzert mit dem Liedermacher Dave Elder aus Berkeley (USA).

Das wöchentliche Nacht-Café beginnt bereits um 23 Uhr, der Eintritt ist frei. Nach Dave Elders Auftritt soll eine Session mit ihm stattfinden, offen für jede und jeden. pom

SPD und Grüne sind für Asylbewerberheim Ortsbeirat 8 blockte CDU-Ablehnung ab

FRANKFURT-NORDWEST. Ob auf dem Niederurseler Hang Unterkünfte für 250 Asylbewerber errichtet werden, steht zwar noch nicht fest, klar aber ist: SPD und Grüne im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) sperren sich nicht gegen die Pläne des Landes Hessen. CDU und FDP wollen hingegen kein Sammellager auf dem ehemaligen VDM-Gelände. Die Christdemokraten legten jetzt dem Ortsbeirat einen entsprechenden Antrag vor, der jedoch von der rot-grünen Mehrheit abgelehnt wurde. Die CDU schlug vor, die Asylbewerber auf den ehemaligen Hubschrauberlandeplätzen in Bonames oder in einer der geräumten US-Kasernen unterzubringen. "Zumindest soll der Magistrat das einmal prüfen", forderte CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Rätzke, "schließlich ist an diesen Orten noch nichts anderes vorgesehen." Auf dem Niederurseler Hang sind langfristig Studentenwohnheime für das benachbarte Chemische Institut der Goethe-Universität geplant. Die sehen CDU und FDP gefährdet, wenn Asylbewerber auf dem Hang untergebracht werden.

Roland Frischkorn, Referent des Sozialdezernenten Martin Berg (SPD), sieht das anders. Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau erklärte er: "Wir wollen mit dem Sammellager nicht die Studentenwohnheime torpedieren", für die es außerdem "überhaupt noch keine konkreten Pläne gibt". Für Frischkorn stellt sich deshalb die Frage, warum der Niederurseler Hang nicht übergangsweise für die Asylbewerber genutzt werden soll.

Hinter den Argumenten von CDU und FDP vermutet der Referent "ohnehin eher die Angst vor Fremden" und eine "Das-Boot-ist-voll-Philosophie". In ihrem Antrag prophezeit die CDU Zustände wie in Slums und Gettos. Sie begründet ihr Nein zu dem Sammellager außerdem mit dem Ausländeranteil in der Frankfurter Bevölkerung. Der sei mit 25 Prozent der höchste aller deutschen Großstädte, behaupten die Konservativen und warnen zudem vor der mangelnden Akzeptanz der Niederurseler Bürger. Bislang allerdings blieben Proteste der Bevölkerung aus. Und die FDP wollte in einer von SPD und Grünen abgelehnten Anfrage wissen, wieviel Ausländer sich in Frankfurt illegal aufhalten.

In einer der nächsten Sitzungen will Roland Frischkorn den Ortsbeirat 8 besuchen, um über das Sammellager zu diskutieren. Denn: "Wir nehmen die Angst der Menschen sehr ernst." Aber der Referent macht auch deutlich: "Es ist widersprüchlich, daß man einerseits die Beschleunigung der Asylverfahren fordert, andererseits nirgends Unterkünfte bauen läßt." Denn "dann darf man sich nicht wundern, daß die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach überfüllt ist".

SPD und Grüne im Ortsbeirat 8 unterstellten der Opposition, nach dem "Sankt-Florians-Prinzip" zu handeln: Asylbwerber ja, aber nicht im eigenen Ortsbezirk. Helga Diehl, SPD-Fraktionsvorsitzende, appelierte an CDU und FDP: "Auch der Ortsbezirk 8 muß seinen Beitrag leisten."

Dennoch: Eine Diskussion unter Politikern und Bürgern der verschiedenen Ortsbezirke scheint vorprogrammiert. In Bonames beispielsweise kam bereits der erste leise Protest gegen mögliche Asylbewerber-Unterkünfte auf dem Hubschrauberlandeplatz auf (die Stadtteil-Rundschau berichtete).

Roland Frischkorn will sich auf solche Diskussionen erst gar nicht einlassen: "Wir werden die Menschen nicht zum Verschiebebahnhof machen." cob

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder-Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 - 17 Uhr, Fahrtage 10., 11. u. 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 8. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 9. & 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: tägl. 11 bis 19 Uhr, Künstler der Galerie der Glücklichen (bis 6. 10.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Stefan Reusse (bis 6. 10.).

Galerie Sequenz, Hohenstaufenstr. 8, Tel. 74 56 74: Mo. bis Fr., 10 bis 15 Uhr, Cornelia Franke (bis 9. 10.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr, Thomas Dahmen - "Bilder & Holzobjekte" (bis 10. 10.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Georg Baselitz - Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Druckgraphik 1964-1988 (bis 10. 10.).

Galerie Schütz, Schöne Aussicht 6, Tel. 28 91 70: Di. bis Fr., 12.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Falkenhagen (bis 10. 10.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18, Sa., 10 bis 14 Uhr, Günther Förg/Meuser (bis 12.10.).

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 494 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Werkschau F.K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr, Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr, Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18, Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr, Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung, Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25.11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl., 10 bis 22 Uhr, Ramon Canet - "Abstrakt" (bis 7. 10.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Gabi Michel (bis 9.10.).

Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr, Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: tägl., 11 bis 19 Uhr, außer So. & Mo., Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl. 9. bis 13 Uhr, Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr, 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr, "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr, VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr, Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1.11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus-Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr, Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr, Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Eintracht Wiesbaden, Handball Kehrt Freisler in das Team zurück?

Qua vadis, Eintracht Wiesbaden? Die Frage nach dem "wohin" ist beim letztjährigen Meister der zweiten Handball- Bundesliga durchaus berechtigt. Bisher konnten die Schützlinge von Trainer Manfred Bengs noch in keinem einzigen Spiel (bisher 5:3-Punkte) an die gute Form der letzten Saison anknüpfen. Nun kommt der Spitzenreiter CSG Erlangen am Samstag (20 Uhr) in die Wiesbadener Sporthalle am Elsässer Platz. "Wir dürfen uns keinen weiteren Heimausrutscher mehr erlauben. Ansonsten eilt uns Erlangen zu weit voraus", meinte ein nachdenklicher Eintracht-Manager Seliger nach der Schlappe in Dansenberg.

Die Probleme liegen primär im Angriff, wo der Abgang des nur noch als sportlicher Leiter tätigen Manfred Freisler bisher nicht kompensiert werden konnte. Der Gegner kann nun in aller Ruhe den Russen Maistrenko in Manndeckung nehmen, während so ein Unterfangen noch zu Freislers Zeiten schier undenkbar war. Dann schlug eben Manfred Freisler oder umgekehrt Alexander Maistrenko zu. Diese Variante ist nun nicht mehr möglich, deswegen hoffen viele Eintracht-Fans auf eine Rückkehr des 111fachen Nationalspielers auf das Parkett. Ausschließen will diese Möglichkeit kein einziger Funktionär im Wiesbadener Umfeld . . .

Gegen Erlangen muß die Eintracht auf Linksaußen Lutz Merten verzichten, der sich in Dansenberg einen Fußbruch zuzog und längere Zeit ausfällt. Pech für den Ex-Wickerer. Sein Ausfall vergrößert noch die Angriffsprobleme der gegen Erlangen (7:1-Punkte) unter Zugzwang stehenden Rothemden. jo

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl., 10 bis 22 Uhr, Ramon Canet - "Abstrakt" (bis 7. 10.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Gabi Michel (bis 9.10.).

Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr, Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: tägl., 11 bis 19 Uhr, außer So. & Mo., Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr, Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl. 9. bis 13 Uhr, Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr, 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr, "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr, VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr, Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1.11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus-Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr, Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr, Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr, Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr, "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr, Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

&blt; Friedenspreisträger Amos Oz liest

Amos Oz, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, liest am heutigen Mittwoch, 7. Oktober, um 20 Uhr im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, aus seinen Werken. &blt; Kokoschka und Alma Mahler Zu der Ausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler - Die Puppe: Epilog einer Passion" im Städel, hält heute Abend um 18.30 Uhr im Firmsaal des Städels, Eingang Holbeinstraße, Dr. Andreas Blühm, Regensburg, einen Vortrag, den er "Pygmalion - Ein Künstlertraum" betitelt.&blt; Wiederaufnahmen im Schauspiel Am Mittwoch, 7. Oktober, um 19.30 Uhr, wird Gerhart Hauptmanns Traumdichtung "Hanneles Himmelfahrt" im Schauspielhaus Frankfurt wieder aufgenommen. Ebenfalls am 7. Oktober, um 19.30 Uhr, wird im Kammerspiel George Taboris Stück "Goldberg-Variationen" in der Inszenierung von Nikolaus Büchel wieder aufgenommen. Weitere Vorstellungen für beide Stücke sind geplant für den 8. & 23. Oktober. Beginn jeweils um 19.30 Uhr. &blt; Filme von Urs Breitenstein Mit einer Werkschau der Filme von Urs Breitenstein am heutigen Mittwoch um 20 Uhr beginnt das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, eine Veranstaltungsreihe seines Film- und Videoarchivs, die einen Bezug zur Sammlung herstellen soll und gleichzeitig Fragen der Gegenwartskunst aufgreifen will. Der Künstler ist bei der Vorführung anwesend.&blt; Lyrik im Telefon Wolfgang Fienhold liest im Oktober im Frankfurter Literaturtelefon des Verbandes deutscher Schriftsteller veröffentlichte und neue Gedichte (Tel. 069 / 7 41 15 73). &blt; Kurse für Jazzgitarre & Saxophon Die Kulturwerkstatt Waggong veranstaltet für Anfänger und Fortgeschrittene verschiedene Workshops, bei denen es um Jazzharmonik, Improvisationen und Geschichte der unterschiedlichen Entwicklung von Stilrichtungen geht. Außerdem findet ein Workshop mit dem Titel "Klassik-Saxophon" statt. Kursbeginn am 10. sowie am 11./12. Oktober. Interessierte können sich anmelden unter Tel. 069 / 46 62 02. &blt; Klavierabend Im Kurhaus Wiesbaden musiziert am heutigen Mittwoch um 20 Uhr der Pianist Richard Henger. &blt; Best of Shy Guys in Höchst Im Neuen Theater Höchst, Emmerich- Josef-Straße 46 a, präsentiert die Gruppe Shy Guys bis zum 10. Oktober eine Zusammenstellung ihrer größten Lachnummern. Vorstellungsbeginn jeweils um 20 Uhr. &blt; Farbkompositionen In der Galerie Arietta, Palmengartenstraße 8, sind bis zum 30. Oktober Bilder der Künstlerin Kerstin Lang zu sehen. Geöffnet ist die Schau montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr. &blt; Stammeskunst aus Nigeria Die Galerie Miller, Braubachstraße 33, zeigt derzeit Kunst der Yoruba. Besichtigen kann man die Schau dienstags bis freitags von 12 bis 18.30 und samstags von 11 bis 14 Uhr. &blt; Installationen "Schwarz & Weiß" Der Künstler Wolfgang Opitz zeigt derzeit in der Galerie Frank Hänel, Braubachstrasse 26, neue Bilder und Installationen. Besichtigen kann man die Arbeiten dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr sowie samstags von 14 bis 18 Uhr. &blt; Arbeiten von Trudi Demut "Einhorn-Hirschchen" ist eine Ausstellung überschrieben, die derzeit in der Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, zu sehen ist. Die Schau zeigt bis zum 14. November Radierungen und Skulpturen der Künstlerin Trudi Demut. Geöffnet ist die Galerie dienstags von 14 bis 18.30 Uhr, mittwochs bis freitags von 11 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr.

Die interessante Sportnotiz

Böbel vorübergehen verhaftet Wie das Oberlandesgericht Nürnberg erst am Dienstag abend mitteilte, ist der ehemalige Schatzmeister des FC Nürnberg, Ingo Böbel, am Montag vorübergehend verhaftet und mit mehreren Unterbrechungen den ganzen Dienstag über von der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue vernommen worden. Am Abend erließ er Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen Böbel, setzte den Vollzug aber mit mehreren Auflagen aus. England gewinnt Badminton-Vergleich Mit einer 1:4-Niederlage endete am Montag das Länderspiel zwischen der deutschen Badminton-Nationalmannschaft und dem europäischen Spitzenteam aus England.

"Nazi-Spiele" 1936 nicht aufgearbeitet Die Teilnehmer einer internationalen Historiker-Tagung hätten sich in Berlin erschrocken darüber gezeigt, daß die Olympia GmbH, die sich um die Ausrichtung der Spiele im Jahr 2000 bemüht, keinen Ansatz zur Aufarbeitung "der Nazi- Spiele von 1936" erkennen lasse. Mit Unverständnis reagierten die Wissenschaftler darauf, daß kriegsverherrlichende Inschriften ebenso wie Sportstätten aus der Zeit des Faschismus anscheinend unkommentiert übernommen werden sollen. Erfolge bei Squash-WM Zwei deutsche Frauen haben die zweite Runde der Squash-WM in Vancouver/Kanada erreicht. Die Deutsche Meisterin Sabine Schöne (Landshut) gewann mit 3:1-Sätzen gegen die Schottin Alison Bowle, Vize-Meisterin Daniela Grizenia (Hagen) besiegte in drei Sätzen die Brasilianerin Adriana Moura. Zehn Spiele Sperre für Köpper Mit einer Sperre von zehn Pflichtspielen ist Michael Köpper vom Zweitligisten Eintracht Braunschweig durch das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes belegt worden. Er hatte wegen einer Tätlichkeit im Spiel bei Hansa Rostock am 25. August die Rote Karte gesehen. Aschaffenburg gegen Wiesbaden Das am 8. September wegen eines Verkehrsstaus ausgefallene Spiel der Fußball-Oberliga Hessen zwischen Viktoria Aschaffenburg und dem SV Wiesbaden wird am 13. Oktober (19.30 Uhr) nachgeholt. Der HFV-Rechtsausschuß hatte die Berufung der Aschaffenburger verworfen, die geltend gemacht hatten, das Wiesbadener Nichterscheinen sei nicht auf "höhere Gewalt" zurückzuführen. Rollhockey-Niederlage gegen Kanada Ohne Chance waren Deutschlands Rollhockey-Frauen in Springe beim 0:6 im WM-Spiel gegen Topfavorit Kanada. Die deutsche Mannschaft, die am Montag abend mit einem 2:2 gegen Spanien zufrieden sein mußte, hat mit 9:7-Punkten kaum noch Chancen auf eine Medaille. Martin Vazquez zurück zu Real Real Madrid hat auf die zweite Saisonniederlage in La Coruna reagiert: Die "Königlichen" holten Rafael Martin Vazquez für umgerechnet rund zehn Millionen Mark von Olympique Marseille zurück. Der 27jährige Nationalspieler, schon von 1983 bis 1990 bei Real, unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag. Vazquez war für 6,5 Millionen Mark vom AC Turin nach Marseille gewechselt. Joyner-Kersee "Sportlerin des Jahres" Fünfkampf-Olympiasiegerin Jackie Joyner-Kersee (USA) wurde zu Amerikas "Amateur-Sportlerin des Jahres" gewählt. Joyner-Kersee gewann diese Auszeichnung, die alljährlich von der amerikanischen Frauensport-Bewegung vergeben wird, nach 1987 und 1988 bereits zum dritten Mal. Sie hatte bereits bei den Olympischen Spielen in Seoul Gold im Fünfkampf geholt hatte, 1991 wurde sie in Tokio Weltmeisterin im Weitsprung. USA gegen Schweiz auf US-Open-Belag Amerikas Tennis-Daviscupteam hat für das Finale gegen die Schweiz (4.-6. Dezember) in Fort Worth/Texas den allen Spielern bestens vertrauten Kunststoff-Bodenbelag der US-Open gewählt. Jim Courier (Vorjahresfinalist), Pete Sampras (Sieger 1990 und Finalist 1992), Andre Agassi (Finalist 1990) und John McEnroe (viermal US-Open-Gewinner) haben dort ihre besten Ergebnisse erzielt. Letztes Saisonrennen für Hundertmark Das Etappenrennen Paris Bourges am Donnerstag und Freitag ist wahrscheinli ch das letzte Saisonrennen des Kelsterbacher Radprofis Kai Hundertmarck. Für die weiteren Herbstrennen in Frankreich und Italien wurde er von seinem bisherigen Rennstall PDM nur als Ersatzmann nominiert.

"Strahlend weiß" und "kuschelweich" schadet allen SPD-Chef und Hausmann Hüttemann lernt richtiges Waschen Von Sabine Klein

WETTERAUKREIS. "Windfrisch", "sonnensauber", "ultrarein", "schäfchenweich" - die Werbung überschüttet uns mit Versprechungen von superweißer Wäsche, spiegelnden Böden und jasminduftenden Kloschüsseln. In jüngster Zeit mehren sich dazu die Werbespots, die auf die Umweltverträglichkeit von Wasch- und Putzmitteln hinweisen: "Biologisch abbaubar", "phosphatfrei", "konzentriert", mit diesen Schlagworten versuchen gewiefte Werbemanager, das schlechte Gewissen der Hausfrauen und -männer zu beruhigen. Strahlend weiße Wäsche ohne Umweltbelastung. Na also, denkt sich Lieschen Müller oder Hänschen Klein und wirft frohen Mutes am Montag morgen die Waschmaschine an: Kochwäsche bei 95 Grad.

15 wißbegierige Frauen und ein ebensolcher Mann wollten am vergangenen Donnerstag den Werbesprüchen aus Funk und Fernsehen auf den Grund gehen. In einem Seminar über umweltfreundliches Waschen, das die SPD Reichelsheim organisiert hatte, informierte Wiltrud Risch-Laasch über umweltfreundliches Waschen und Putzen. Nachdem sie die Chemikalien, die unsere Wäsche so weiß, duftend und weich machen, ausführlich erklärt hatte, war eines klar: Waschmittel könnten mit wesentlich weniger Chemie auskommen und würden so Mensch und Tier weit weniger schaden. Allerdings müßten wir uns damit abfinden, daß das T-Shirt oder der Pulli sich nicht mehr schäfchenweich an die Haut schmiegt. Denn gerade Weichspüler sind extrem giftig für die Fische und können außerdem beim Menschen Hautkrankheiten wie Neurodermitis auslösen.

"Ich benutze schon längst keine Weichspüler mehr", erzählt eine kleine Dunkelhaarige stolz. Die Frauen, die sich für das Seminar interessieren, gehören zu denen, die bereits auf umweltfreundliches Waschen achten. Fast alle benutzen Konzentrate, die deswegen als umweltverträglich gelten, weil sie auf unnötige Füllstoffe verzichten. Weil solche Waschmittel konzentrierter wirken, sollte man auch weniger davon nehmen, erklärt Wiltrud Risch-Laasch. Die versammelten Frauen nicken heftig, natürlich wußten sie das bereits. Der Herr im Anzug macht sich eifrig Notizen.

Über Vollwaschmittel, die Frau Risch-Laasch entschieden verwirft, weil sie die Wäsche mit einer geballten Ladung Chemie traktieren, wendet sich die Diskussion folgerichtig der Kochwäsche zu. An stark verschmutzte Unterwäsche könne man einfach nur mit Vollwaschmittel rangehen, meint eine der Frauen bestimmt. Die anderen widersprechen ihr: "Ich weich' die Unterhosen über Nacht in Lauge ein, dann reicht es auch, wenn ich sie auf 60 Grad wasche", erzählt eine ältere Frau am Kopfende des Tisches und erntet damit das beifällige Nicken der BUND- Expertin.

Überhaupt empfiehlt Frau Risch- Laasch Methoden, mit denen schon unsere Großmütter gescheuert und gewaschen haben: bei Toilettenverstopfungen lieber Reinigungsglocken aus Holzgriff und Plastiksauger statt WC-Reiniger verwenden, Schmierseife benutzen statt Flüssigreiniger ins Putzwasser gießen und beim Waschen nur das in die Maschine geben, was man wirklich zum Waschen braucht.

Bei Wäsche bis zu 60 Grad reicht nach Wiltrud Risch-Laasch ein Öko- Waschmittel, das außer Seife kaum andere Substanzen enthält und auf Enthärter und weitere chemische Keulen verzichtet. Bei höheren Temperaturen könne man dann Enthärter oder Bleichmittel hinzugeben, um die Wäsche sauber zu kriegen, empfiehlt die gelernte Tierärztin.

Die Diskussion wird lebhaft: Die Frauen tauschen Tips und Tricks ihrer langjährigen Wascherfahrung aus. Nur der Mann im Anzug macht sich immer noch Notizen. Manch eine der Frauen mustert ihn verstohlen. Was den wohl hierher getrieben hat? Nun, es handelt sich um Frank Hüttemann, den Vorsitzenden der örtlichen SPD, die die Veranstaltung organisiert hat. Er sei aber nicht nur deswegen hier, beteuert er, sondern weil seine Frau berufstätig sei und er sich auch um die Wäsche kümmern müsse. Die Frauen mustern ihn neugierig. Ein waschender Mann ist eben immer noch ein Kuriosum.

"Aus Rußland spürt man den eisigen Hauch der Einverleibung" Ein Jahr nach der Unabhängigkeit wollen die baltischen Staaten die fremden Truppen nicht mehr im Lande haben

"So skandalöse Gespräche", sagt Janis Dinevics, "habe ich noch nicht oft erlebt." Der lettische Staatsminister ist sichtlich erschüttert. Sein Verhandlungspartner, Sergej Sotow, hat in der jüngsten Runde, die eher ein Schlagabtausch war, alles in Frage gestellt, was mit den drei baltischen Staaten in der Sache schon vereinbart war. Die Sache: Der Abzug der ehemals sowjetischen und jetzt russischen oder "gussischen" Truppen aus Lettland sowie Estland und Litauen. "Ich habe das Pech, diese Verhandlungen zu führen", stöhnt Dinevics.

Freilich war sein Moskauer Widerpart hinterher auch nicht zufrieden. Aus der russischen Hauptstadt meldeten die dortigen Nachrichtenagenturen, Sergej Sotow sei "enttäuscht" gewesen; man stehe wieder ganz am Anfang. Dinevics macht einer Gruppe deutscher Journalistinnen Von Karl Grobe (Riga) und Journalisten in seinem Rigaer Amtszimmer sehr klar, wen er als verantwortlich für die Enttäuschung erkannt hat - die andere, die Moskauer Seite. "Sotow hat den Ton angeschlagen, ich mußte ebenso laut antworten."

Zum erstenmal seit 1989 habe er sich anhören müssen, daß es territoriale Abmachungen im Zusammenhang mit dem Molotow-Ribbentrop-Pakt (oder Hitler-Stalin-Pakt) vom 23. August 1939 gar nicht gegeben habe; ein Rückfall in altsowjetische Positionen der historischen Unwahrheit. Er habe anhören müssen, daß Lettland sich 1940 freiwillig der UdSSR angeschlossen habe und daß die jetzige Unabhängigkeit ein großherziges Moskauer Geschenk sei, sagt Dinevics. Eine Verhärtung auf allen Ebenen der Verhandlungen.

In manchen Gesprächen in den drei baltischen Hauptstädten klingt einige Sorge auf, gekleidet in spekulierende Fragen. Ist "Moskau" im Begriff, alles zu widerrufen, was es seit der Unabhängigkeit, seit dem August vorigen Jahres, unterschrieben hat? Kann sich nicht einmal Vytautas Landsbergis, der zuweilen hitzköpfige litauische Staatschef im Range eines Parlamentspräsidenten, auf die Abmachung verlassen, daß im August 1993 keine fremden Truppen mehr auf seinem Staatsgebiet stehen? Kann Präsident Boris Jelzin sich dem Druck der Nationalisten nicht mehr entziehen? Will er es überhaupt noch?

Bei Verhandlungsbeginn in der letzten Septemberwoche hatte es alles noch anders ausgesehen. Lettland hätte sich auf einen Abzug bis Ende 1993 ein- lassen können; Rußland wollte die Frist bis Ende 1994 festschreiben. "Und jetzt redet Sotow davon, die Soldaten könnten ja auch hier in Lettland demobilisiert werden", Dinevics sagt es mit Nachdruck, "und dann als Zivilisten hier bleiben."

Just dieser Gedanke treibt den wichtigsten außenpolitischen Berater der Rigaer Regierung auf die Palme. Mavriks Vulfsons, ein ungemein engagierter, beredsamer, überzeugungskräftiger lettischer Patriot von 74 Jahren, einer, der einmal aus ebensolcher Überzeugung Kommunist war ("aber heute verstehe ich, daß es nicht einmal mit Rosa Luxemburgs Frage nach der Freiheit der Andersdenkenden geht"), setzt sich im professoralen Gestus in den Kreis der deutschen Journalisten und beschwört sie: "Hier sind 17 000 Offiziere aus der alten Sowjetarmee. Sie sind gut organisiert - wie die deutsche Landeswehr 1919." Aus der sind jene Freikorps hervorgegangen, die 1920 in Berlin geputscht haben unter den Herren Kapp und Lüttwitz. Wenn in Mos- kau . . . - der Gedanke bleibt unformuliert.

"Diese Armee", sagt Vulfsons, "war eine Okkupationsarmee als Nachfolgerin einer Okkupationsarmee. Sie hat sich noch im Januar und im August 1991 wie eine feindliche Kraft verhalten. Wenn es in Moskau zu einem Interregnum kommt, steht hier, in Lettland, eine Lenkungsmacht bereit. Wenn es ein explosives Potential in Europa gibt: Hier im Baltikum ist die Lunte." Der Einsicht der Politiker im Westen traut Vulfsons offensichtlich nicht über den Weg. So wie es eine Gorbimanie gegeben hat - bloß nicht den Sowjet-Präsidenten verprellen, gleich was er tut, er ist ein guter Mensch -, so gebe es auch heute eine Moskau-Fixierung.

Ruhiger, aber nicht weniger akzentuiert kommt in Tallinn, der estnischen Hauptstadt, Toivo Tasa zum selben Ergebnis. "Wenn Rußland bei der Abzugsfrage Bedingungen stellt, dann ist das nicht nur eine bilaterale Frage, sondern es ist international wichtig. Und wenn es einen Putsch gibt, dann seid auch ihr dran." Die Deutschen aber, sie benehmen sich "allzu gewissenhaft. Wir spüren nicht den geringsten Druck", bedauert Tasa. Die außenpolitische Konstellation des Landes bedrückt ihn. Estland, das kaum mehr Einwohner hat als Hamburg, "spürt von Rußland her immer wieder den eisigen Hauch der Einverleibung". Nein, der Molotow-Ribbentrop-Pakt von 1939 war kein Einzelfall. Der großrussische Chauvinismus ist immer da, auch wenn er mal nicht das beherrschende Element ist.

Die russischen Verhandlungsführer verhalten sich oftmals inkorrekt, findet der estnische Außenpolitiker. "Beim letzten Mal haben sie in den Abzugsverhandlungen erst am Ende der Sitzung ihren Zeitplan vorgelegt. Die estnische Seite konnte sich nicht mehr dazu äußern. Aber von der russischen Seite wurde dieser Zeitplan als Einigung verkauft."

Tasa bestätigt, daß die Taktiken der Moskauer Unterhändler von der Position der Stärke bestimmt werden. Scharfer Druck gehört dazu, wie er es einschätzt. Politischer Druck, große Lautstärke; dagegen kommen die kleinen baltischen Staaten nicht an. "Manchmal hören wir unsere eigenen Worte nicht." Tasa, der Realist, hat Verständnis dafür. Die Größenverhältnisse zählen. Die historische Erinnerung hat Gewicht; seit Peter dem Großen, seit 270 Jahren, hat Rußland an der Südküste des Finnischen Meerbusens das Sagen gehabt. Das prägt das Bewußtsein tiefer, als es dem auswärtigen Betrachter scheinen mag.

Die Esten, Letten und Litauer haben dieselbe historische Erfahrung auf andere Weise gemacht. Sie haben, seit 1860, eine verstärkte Russifizierung erlebt, "aber das Zarenreich war sozusagen demokratischer als die Sowjetunion" (Tasa). Der Gipfel der Fremdherrschaft waren die letzten fünfzig Jahre, die Deportationen, denen ein Viertel der erwachsenen Männer etwa in Estland zum Opfer fielen, die uübersehbare Präsenz einer Militärmacht, die eben nicht estnisch war: 80 000 Hektar estnischen Bodens standen den russischen Truppen zur Verfügung, rechnet Toivo Tasa vor, zwei Drittel davon besetzen sie noch heute, auch wenn die Zahl der Uniformierten viel kleiner geworden ist. "Was sie aufgegeben haben, gleicht dem, was sie in der DDR oder in Ungarn hinterlassen haben" (Tasa), es ist ökologisch verwüstet. Und einiges will Rußland, als Nachfolger der Sowjetunion, unbedingt noch behalten.

Vier strategische Punkte hält Rußland derzeit offenbar noch für unverzichtbar: die Satelliten-Funkstation in Ventspils, den Flottenstützpunkt in Liepaja und das Über-Horizont-Radar in Skrunda in Lettland, den Militärhafen Paldiski in Estland. In Ventspils, dem kurländischen Ostseehafen, der auf alten deutschen Landkarten Windau heißt, wird mit militärischen Aufklärungs- und Spionagesatelliten Verbindung gehalten, vermutet man in Lettland. Janis Dinevics, der lettische Unterhändler, äußert sich darüber nicht im Detail. Liepaja, das alte Libau, "ist schon gar nicht mehr strategisch", findet er. Dort sind zwar größere Teile der U-Boot-Flotte und überhaupt der Ostsee-Eskadra stationiert, aber die könnten darauf auch verzichten. "Wir wollen das nicht auf unserem Territorium haben."

Skrunda hingegen gilt auch für Dinevics als strategisches Objekt. Dort, mitten in Lettland, unterhält die GUS ein Raketenfrühwarnsystem. Die Sowjetunion durfte solche Einrichtungen, einschlägigen internationalen Verträgen zufolge, an sieben Stellen "an der Peripherie" des Staates unterhalten. Seit es keine Sowjetunion nicht mehr gibt, gilt das sinngemäß für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Eine derartige Anlage, deren Impulse Kurzwellenhörer mit spechtartigem Gehämmere auf die Nerven gingen, hat es im sibirischen Krasnojarsk gegeben; sie wurde abgebaut, weil sie im Landesinneren und nicht "an der Peripherie" lag. Skrunda aber liegt nicht im Lande und nicht in der GUS (zu der gehören die drei baltischen Staaten nicht), sondern im - von Moskau aus gesehen - "nahen Ausland". Das ist vertragswidrig. Dennoch könnte die lettische Regierung sich darauf verständigen, daß Skrunda noch drei Jahre nach dem Abzug der letzten russischen Truppen in Betrieb bleibt. Es ist ja eine defensive, letztlich friedenserhaltende Einrichtung. "Aber unsere Bedingung ist: Dann müssen sie 1993 raus und dürfen vor allem nicht noch was dazubauen."

Und das estnische Paldiski, das einmal Baltischport hieß? Das, sagt Toivo Tasa in Tallinn, ist immer noch ein strategischer Punkt, obwohl die meisten Soldaten inzwischen weg sind. Dort hat sich etwas befunden, von dem nicht einmal die früheren estnischen Regierungen wußten: Zwei Atomreaktoren, wie sie auf Atom-U-Booten installiert sind, Übungsgerät für die Sowjetmarine, technisch in höchst unsicherem Zustand - und nur dreißig Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Nun muß Estland damit fertig werden. Wie mit der Luftlandetruppe, die in Viljandi steht, nur sieben Minuten vom Tallinner Parlament entfernt.

Das ist ein Druck-Potential. Das könnte Alpträume auslösen. "Das ist ja nicht mit der NATO zu vergleichen" (Vulfsons), es war Besatzung. Ob es nun besser wird? Nachdem Rußlands Präsident Boris Jelzin die Unabhängigkeit der drei baltischen Staaten am 24. August vorigen Jahres anerkannt hat, "kamen sehr lieb die Isländer, die Dänen, nun ja, und auch die anderen. Wir haben fünfzig Jahre gewartet; dann geht es auch noch ein Viertelstündchen" (Tasa). Freunde gibt es. Wie verhalten sie sich im Bedrohungsfall?

Wochenendworkshop für junge Rheumakranke

"Rheuma haben nur alte Leute": Das Vorurteil will der "Gesprächskreis Junge RheumatikerInnen" mit einem landesweiten Workshop unter dem Titel "Körper-Bilder" aus dem Weg räumen und den jungen chronisch Kranken von Freitag, 30. Oktober, bis Sonntag, 1. November, die Gelegenheit geben, sich unter gleichaltrigen Betroffenen auszutauschen. Unter Anleitung zweier Kunstlehrerinnen wird versucht, einen anderen Weg der Schmerzbewältigung und eine neue Form der Auseinandersetzung mit der Krankheit zu finden.

Körperübungen sollen hierbei den Anstoß geben.

Anmeldungen nimmt Martina Denich, Breslauer Ring 34, 6203 Hochheim am Main, entgegen. Telefon 0 61 46-90 01 58 oder 29 65 (von 18 Uhr an). fra

Kleine Lokalrundschau

Gespräch über Umweltschutz HATTERSHEIM. Ökologische Themen stehen im Mittelpunkt eines Gesprächsabends des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Freitag, 9. Oktober, um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in Okriftel, Alte Mainstraße. Oldies im Posthofkeller HATTERHEIM. Rock, Oldies und Blues stimmt "Opsidian" am Samstag, 10. Oktober, im Hattersheimer Posthofkeller an. Das Konzert beginnt um 21 Uhr. Vortrag übers Energiesparen HOCHHEIM. "Umweltschutz - Energiesparen im Haushalt" ist der Titel eines Vortrags, den Dr. Josef Bock am Dienstag, 13. Oktober, um 20 Uhr im Vereinshaus der Kolingfamilie, Wilhelmstraße, hält. Lesestunde in Stadtbücherei HATTERSHEIM. Geschichten von Kindern aus anderen Ländern sind zu hören bei der nächsten Vorlesestunde für Kinder ab acht Jahren am Mittwoch, 14. Oktober, um 15 Uhr in der Stadtbücherei am Markt.

Oktoberfest mit Alpenklängen FLÖRSHEIM. Die "Wildschöner Spatzen" aus Tirol hauen auf die Pauke beim Oktoberfest des Vereins zur Förderung des Handballsports Wicker am Samstag, 10. Oktober, um 20 Uhr in der Goldbornhalle. Fortgesetzt wird das Fest am Sonntag, 10 Uhr, mit einem Frühschoppen und anschließendem Mittagessen.

Volkshochschule im Kreis setzt Signal für Ausländer "Forum zu Asylfragen": Information gegen Vorurteile

HOFHEIM. Informieren statt Vorurteile stärken, aufklären, bevor auch zwischen Hochheim und Eschborn etwas passiert, mit Betroffenen und möglichst vielen Bürgern sprechen und gemeinsam nach Lösungswegen suchen - dies und mehr plant die Volkshochschule (vhs) des Main-Taunus-Kreises für Donnerstag, 12. November. Mit ihrem "Forum zu Asylfragen", sagt vhs-Leiter Dr. Lothar Manker, wolle die Bildungseinrichtung ab 18 Uhr vor dem Hintergrund der wachsenden Ausländerfeindlichkeit aber "auch Flagge für die Ausländer zeigen, die hier sind und hier leben". Dies entspreche dem Anspruch der Volkshochschule als Institution, die Begegnungen mit allen Menschen im Kreis suche.

Nicht nur das Kursangebot bei Fremdsprachen, "sondern sämtliche Seminare der europäischen Geistes- und Kulturgeschichte fordern traditionell die Tugenden der Toleranz und gewaltfreien Konfliktbewältigung sowie eine entschiedene Absage an sämtliche Formen rassistischer Barbarei", heißt es einer Resolution, die alle Kursleiter unterstützen. Auch ihr gesetzlicher Auftrag, erklärt Manker, zwinge die vhs dazu, unabhängig vom laufenden Semesterangebot ein politisches Signal zu setzen, "bevor auch im Main-Taunus-Kreis die erste Unterkunft für Asylsuchende brennt".

In der Satzung der Volkshochschulen steht: "Ihr Bildungsangebot wendet sich an alle Erwachsenen und Heranwachsenenden, die ihr Wissen und ihre Bildung erweitern wollen und durch Weiterlernen eine ständige Auseinandersetzung mit den Veränderungen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens erstreben." Für Ulrich Kallbach, Fachbereichsleiter Pädagogik und Psychologie, ist deshalb wichtig, "daß die Bürger Antworten auf ihre Fragen zum Thema Asyl bekommen".

Angesprochen sind also nicht nur die rund 6000 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer der vhs, sondern alle Menschen im Kreis. Am Veranstaltungsabend, sagt Leiter Manker, werden die normalen Kurse komplett ausfallen - "allein das könnte ein Publikum von 2000 Menschen sein, falls alle kommen". In mehreren Räumen im Erd- und Kellergeschoß der Volkshochschule (Pfarrgasse 38) sollen Ausländer und Deutsche sich informieren können, miteinander und mit Experten sprechen, aber auch ihre Ängste loswerden. Der Auftritt einer Kabarettgruppe - vermutlich des türkischen Kleinkunst- Duos "Knobibonbon" - soll den Abend heiter-nachdenklich beenden.

Das Volkshochschul-Team plant noch Details der Großveranstaltung, ist noch ein wenig unsicher, welche Themen die Menschen besonders interessieren - und daher offen für Vorschläge. So gut wie fest steht zumindest: die Erwachsenen werden in sechs Foren miteinander sprechen, die Kinder unterdessen nicht nur betreut - auch sie beschäftigen sich mit dem "Fremdsein". Kallbach: "Die Jungen und Mädchen werden sich beispielsweise schminken und als jemand anderen erleben, als sie selbst sind."

Volker Möser, Leiter der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach, soll über die rechtliche und soziale Lage von Asylsuchenden berichten. Dabei, wie vhs-Fachbereichsleiterin Gabriele Eßl sagt, werde "mit Vorurteilen aufgeräumt und die tatsächliche Situation der Menschen geschildert, vor allem finanziell".

Seit 1987 bietet die Volkshochschule Kurse für Flüchtlinge an, in denen nicht nur Deutschkenntnisse, sondern auch Orientierungshilfen für den Alltag vermittelt werden. Karl-Hermann Schneider, zuständig für den Sektor "Deutsch als Fremdsprache", nennt Arztbesuche als Beispiel für Hilfen zur Alltagsbewältigung. Ein Kursus dauert zwölf Wochen, "das sind 180 Unterrichtsstunden".

Über die Situation in den Herkunftsländern der Flüchtlinge wird im Forum "Ausländer in Deutschland und die Bedeutung der UN-Menschenrechtskonvention" referiert: Warum die Menschen nach Deutschland kommen, darüber berichten zwei Vertreterinnen der Menschenrechtsorganisation "amnesty international". Die Debatte um den Grundgesetz-Artikel 16 ist Thema eines weiteren Arbeitskreises - dabei soll allerdings nicht politische Auseinandersetzung, sondern Information im Vordergrund stehen.

Welche Rolle spielen die lokalen Medien? Journalistinnen und Journalisten - auch von der Frankfurter Rundschau - werden in dieser Arbeitsgruppe über ihren Umgang mit dem Thema Asyl berichten. "Wie bewältigen hier lebende Ausländer die zunehmend bedrohliche Siuation und welche Wünsche haben sie?" - Bei diesem Forum werden Vertreter des Deutsch-Ausländischen Freundeskreises erwartet; ausländische Mitbürger, die schon lange in Deutschland leben. Ob auch Asylsuchende kommen, hängt nach Auskunft Schneiders davon ab, "ob sie ihre Betreuer begleiten, denn sonst haben sie meistens Angst".

Der Rechtsextremismus-Forscher Rainer Fromm wendet sich einem ganz anderen Themenbereich zu. Gemeinsam mit - möglichst vielen - Interessierten will er über Gründe und Ursachen der rechtsextremistischen Bewegung in Deutschland sprechen. Nicht nur die Kursleiterinnen und -leiter planen: Auch das "Männerforum" der Volkshochschule hat sich spontan bereit erklärt, die Veranstaltung zu unterstützen. In welcher Form die Männer mitwirken, steht allerdings noch nicht fest. pms

Im Blickpunkt: Preisgelder bei Titelkämpfen Zug der Zeit

Mit seinem Einsatz zur Abschaffung des sogenannten Amateurparagraphen hat Willi Daume, der große, alte Mann des deutschen und internationalen Sports, vor einem Jahrzehnt die Weichen in Richtung Professionalisierung gestellt. Im Eilzugtempo ging es los, und nach einem Jahrzehnt hat die olympische Bewegung in Sachen Vermarktung und Kommerzialisierung schon ICE-Geschwindigkeit erreicht. Auf der Reise ins Land der unbegrenzten Geldmöglichkeiten hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) über 200 Millionen Franken Vermögen angehäuft.

Doch wer sitzt eigentlich in dem Zug? Wer ist der Lokführer, wer der Schaffner, wer sind die Fahrgäste? Es ist ein weiteres Verdienst des Weichenstellers Willi Daume, auf die verschobenen Positionen hingewiesen zu haben. Noch in Barcelona, der letzten Olympia-Station, erinnerte er daran, daß die Spiele ohne die Sportler nichts wären und setzte sich öffentlich für einen Anteil der Aktiven an den Millionen-Einnahmen ein.

Die Daume-Worte blieben nicht ungehört. Denn eine ganz ähnliche Forderung stellten nun auch die Leichtathleten, indem sie beim Weltverband IAAF Preisgeld und ein Prämiensystem schon für die Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart mit der Begründung verlangten, die Föderation erhalte allein durch den bis 1996 laufenden Fernsehvertrag mit der EBU 92 Millionen Dollar.

Wie der Daume-Vorstoß, so ist auch das Ansinnen der Leichtathleten überaus berechtigt. Die geforderten Antrittsgelder für die Berufssportler und eine Prämienregelung für Medaillengewinner ist die logische Konsequenz aus der Kommerzialisierung des Sports. Diese Entwicklung muß man nicht gutheißen, weil sie, wie das Dopingproblem zeigt, viele Gefahren in sich birgt. Sie ist aber längst nicht mehr rückgängig zu machen.

Die IAAF wird sich schwertun, auf ihrer Tagung in Prag die Wünsche der Aktiven abschlägig zu bescheiden. Primo Nebiolo war es schließlich höchstselbst, der beim IOC vorstellig wurde mit der Forderung, die internationalen Sportverbände angemessen an den Olympia-Einnahmen zu beteiligen. Und nicht nur dieses Vorstoßes wird sich der Leichathletik-Präsident erinnern müssen. Er wird auch an die kommerzerfahrenen Kollegen vom Tennis denken, die bei ihren "Weltmeisterschaften", wie dem Federation Cup, Siegprämien ausschütten. Dieses tun müssen, um die Teilnahme lukrativ zu machen. Das ist der Zug der Zeit. Auch bei den Leichtathleten, die bei den Sportfesten bis zu sechsstellige Summen verdienen.

REINHARD SOGL

AOK zeigt das "Abnehmen mit Vernunft"

BÜDINGEN/FRIEDBERG. "Abnehmen - aber mit Vernunft" lautet ein Kursus der AOK, der am Mittwoch, 14. Oktober, um 19.30 Uhr in der AOK-Kreisgeschäftsstelle in Büdingen, Gymnasiumstraße 28, und am Donnerstag, 15. Oktober, um 14 Uhr in der Büdinger Tennishalle, An der Kleibscheibe 6, sowie um 19.30 Uhr in der Friedberger AOK-Geschäftsstelle, Im Schützenrain 22, beginnt. Die Kurse dauern jeweils 20 Wochen. Einige Plätze sind noch frei: Tel. 06042/84107. mu

Brautvater landete in der Zelle

FLÖRSHEIM. In einer Ausnüchterungszelle endete für einen Brautvater die Hochzeit seiner Tochter. Wie die Polizei gestern mitteilte, verprügelte der Mann in der Nacht zum Samstag seine Frau und nahm das Mobiliar der Wohnung auseinander. Die letzten Gäste der Hochzeit riefen die Polizei. Die Beamten empfing der Brautvater mit Schimpfworten und drohte mit Schlägen. Als er die Ankündigung wahrmachen wollte, schnappten ihn die Polizisten. Nach einer Blutprobe verbrachte er die Nacht in einer Ausnüchterungszelle. kkü

Staatsanwalt referiert

BAD NAUHEIM. Staatsanwalt Roland Steffek erwartet der Deutsche Frauenring, Ortsring Wetterau, am Donnerstag, 8. Oktober, um 16 Uhr als Referenten bei einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im Kurhaus. Das Thema des Juristen: "Der deutsche Strafprozess - Aufgaben von Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter". mu

Nachrichten-Börse

Bundesbank lobt Schnelltender aus Die Bundesbank hat der inländischen Kreditwirtschaft für zwei Tage über einen Mengentender zu 8,90 Prozent Liquidität offeriert. Zugeteilt wurden 20,1 Milliarden Mark. Kanaltunnel-Bau nimmt kein Ende Der Kanaltunnel zwischen Großbritannien und Frankreich wird frühestens am 15. Dezember und damit sieben Monate später als geplant eröffnet. Der Betrieb in der Röhre unter dem Ärmelkanal dürfte nicht vor dem ersten Quartal 1994 aufgenommen werden. Mineralölabsatz stagniert Der Absatz von Mineralölprodukten in Deutschland stagniert nahezu. Im Zeitraum Januar bis Juli dieses Jahres wurden rund 72,5 Millionen Tonnen losgeschlagen. Das teilt das Bundesamt für Wirtschaft mit. Um fast 13 Prozent auf rund 57,2 Millionen Tonnen kletterten in der Berichtszeit die Rohöl-Importe. Südkoreas Autobauer geben Gas Etwa 1,7 Millionen Fahrzeuge wollen Südkoreas Autohersteller in diesem Jahr produzieren. 1991 liefen im Land der Morgenstille rund 1,5 Millionen Vehikel von den Bändern.

Geld und Sorgen sparen mit "Sharing" Auto fahren Gemeinschaftskarosse setzt sich (noch) nicht durch

WESTLICHE STADTTEILE. Flop oder Fehlstart? Car-Sharing kommt im Frankfurter Westen (noch) nicht vom Fleck. Während sich in Bockenheim, Bornheim, Sachsenhausen und im Nordend bereits jeweils zwölf Leute ein Auto teilen, hat die umweltfreundliche Idee in Höchst und Umgebung noch nicht gezündet. Mit einem Infoabend wollte die Car-Sharing Deutschland Genossenschaft jetzt auch in Höchst Fahrt aufnehmen, verschickte Idee hat nicht gezündet 600 Einladungen. Ins Bikuz kamen gerade mal elf Leute. Denen machte Thomas Grüßing, Ortskoordinator der Genossenschaft in Frankfurt, eine einfache Rechnung auf: "800 bis 1500 Kilogramm Blech täglich lediglich 45 Minuten bewegen und sonst vor der Wohnung ungenutzt rumstehen lassen, das ist nicht rentabel." Da "fährt" man günstiger mit den Genossenschaftswagen.

"Mein Konto sieht jetzt viel besser aus", sagt Hans Niebergall, einer der 66 Genossen und Genossinnen in Frankfurt, die bereits aufs eigene Auto verzichtet haben. Alle haben sie vor allem eine Erfahrung gemacht: "Wer die Kiste nicht vor der Haustür stehen hat, überlegt sich dreimal, ob er denn jetzt wirklich Auto fahren muß." So schonen die Genossenschaftler nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel. Besonders die Wenigfahrer. Wer 8000 Jahreskilometern zurücklegt, spart 2100 Mark im Vergleich zu einem privaten Pkw, rechnet Grüßing vor. Bei 5000 Kilometern sind es sogar 4100 Mark.

Hinters Steuer der Gemeinschafts- Autos kann sich setzen, wer 250 Mark Eintrittsgeld zahlt, zudem elf Genossenschaftsanteile im Gesamtwert von 1100 Mark zeichnet und so Mitglied von Car- Sharing Deutschland wird. Dazu kommt eine gestaffelte Nutzungsgebühr. Für einen Opel Corsa sind zum Beispiel zwischen 8 und 16 Uhr pro Stunde drei Mark fällig. Den Kilometer berechnet die Genossenschaft mit 35 Pfennig. "Bei der zweistündigen Einkaufsfahrt vor 16 Uhr mit insgesamt sieben Kilometern sind wir unschlagbar, da kommt preislich keine Autovermietung mit", sagt Thomas Grüßing. "Teuer wird's für den, der mit einem unserer Wagen übers Wochenende mal schnell nach Hamburg und zurück fährt."

Die bislang vier Wagen der Car-Sharing Genossenschaft stehen in den Stadtteilen jeweils an zentralen Plätzen, in der Nähe einer Bus-Haltestelle. Wer ein Auto braucht, ruft die rund um die Uhr besetzte Telefonzentrale an und bucht die Fahrt. Ist ein Wagen frei, kann der Genosse aus einem Tresor am Parkplatz Schlüssel und Fahrzeugschein entnehmen und starten. Am Ende der Tour ist lediglich ein Fahrtbericht auszufüllen - und der Nutzer ist viele Sorgen los: keine Wagenpflege, keine Inspektions-, Reparatur- und Versicherungskosten, keine Fahrt zum TÜV, keine nervige Parkplatzsuche.

Zwölf Leute, so die ursprüngliche Kalkulation, müssen sich ein Auto teilen. Doch mittlerweile könnten es fast noch mehr sein. Weil die meisten nur noch selten und manche fast gar nicht mehr fahren, stehen die Gemeinschaftsautos oft ungenutzt rum. 150 Kilometer - den betriebswirtschaftlich rentablen Schnitt - bringt jedenfalls kaum jemand monatlich zusammen.

Die 1991 in Sossenheim gegründete Genossenschaft hat mittlerweile bundesweit 240 Mitglieder und auch Autos in Wiesbaden, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden. Langfristig soll in Deutschland ein geschlossenes Car-Sharing-Netz aufgebaut werden. Dann könnte die Frankfurter Genossin zum Beispiel mit dem Zug nach Leipzig fahren und dort in einen Car- Sharing-Wagen umsteigen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Elf "Genossen" werden noch gesucht

Erstmal sucht Car-Sharing Genossinnen und Genossen in den westlichen Stadtteilen. "Wir bekommen bald ein fünftes Auto für Frankfurt und könnten das sofort nach Höchst stellen", verspricht Tomas Grüssing. Dafür braucht's aber noch mindestens elf weitere, die auf die eigene "heilige Kuh der Deutschen" (Grüßing) verzichten und Mitglied werden. Ein Unterliederbacher hat seine Genossenschaftsanteile bereits gekauft und wartet auf Mitfahrer. TOBIAS SCHWAB

Scharlach/Calzado tanzten vor

Bei einem Tanzturnier der Hauptklasse C Standard in Gäufelden bei Stuttgart siegten Ralf Scharlach und Annabel Calzado (Schwarz- Silber Frankfurt) überlegen in allen fünf Tänzen mit 22 von 25 möglichen Bestnoten eins. Mit dieser Plazierung stiegen die beiden in die B-Klasse auf. Zweite wurden Peter und Maria König (Waghäusel) vor Stefan Heimann und Carola Besenbeck (Tübingen). oli

Vielstimmige Entdeckungsreise nach Amerika Paul Claudels "Buch von Christoph Columbus" in der Inszenierung von Willy Praml als szenischer Reigen in der "Harmonie"

Die Schlußapotheose gleicht einem barocken Deckengemälde mit seinem illusionistischen, den Raum erobernden Figurenschmuck. Halbnackte Gestalten, in kraftvoller Pose erstarrt, entschweben als dramatisch verzückte Staffage auf einer als Wolkenersatz dienenden viereckigen Plattform gen (Bühnen-) Himmel. Im Hintergrund der Gekreuzigte, dessen Sühneholz aus einer langen Neonröhre als Joch und einem senkrechten Lichtbalken als Kreuzesstamm besteht.

Doch wessen Himmelfahrt sehen wir eigentlich in diesem kühnen, sich keinem Pathos versagenden Schlußbild? Ist es die des lebenslangen Außenseiters, des am Schluß ebenso verarmten wie eingangs verschuldeten Entdeckers, der auszog, damit die "lange Nacht" für Amerika, dieses Land "aus Gold und Wein", wie es bei Claudel heißt, ein Ende habe? Tod und Verklärung, nicht die in den Rahmen anderer Fünfhundertjahrfeiern passende Abrechnung und Höllenfahrt bilden den Abschluß des von Paul Claudel als Gerichtstag gestalteten Schauspiels: "Das Buch von Christoph Columbus".

Im Mittelpunkt des 1930 mit der Musik von Darius Milhaud uraufgeführten szenischen Oratoriums steht jedenfalls der Mensch, das von nahezu allen Zeitgenossen verkannte Genie. Und nur am Rande trübt die heute aktuelle Problematik der Ausbeutung eines Kontinents das Bild vom Suchenden und Wanderer zwischen Alter und Neuer Welt, der schließlich im Niemandsland einer armseligen Herberge bei Valladolid strandet.

Aus 26 Abschnitten besteht der szenische Reigen, der seine Spannung nicht so sehr aus einer kritischen "Botschaft" bezieht; weit mehr als das religiöse Weltbild Claudels fasziniert die Form des Stücks, das vielstimmige Stakkato einer großen, allgemeinmenschlichen Leidenschaft. Ein hektischer Wirbel zahlloser Stimmen, Choräle und Gebete voll inbrünstiger Gebärden bestimmen den Charakter des Oratoriums, das seiner historischen Thematik zugleich mit den Mitteln des epischen Theaters begegnet, mit Ansagerkommentar, mit Verteidiger und Chor und einer gedoppelten Hauptfigur, die im Rückblick das eigene Handeln reflektiert.

Willy Praml erfaßt mit seiner Inszenierung für ein international besetztes Ensemble die formale Eigenwilligkeit des Werks und bietet für eine adäquate Übersetzung dieser spätexpressionistischen, symbolschwangeren Feierlichkeit ein umfangreiches Repertoire zeitgemäßer theatralischer Ausdrucksformen auf - Neobarock, modernen Schwulst allerdings nicht ausgeschlossen. Columbus' Leben erscheint auf der steil ansteigenden Bühne des "Theaters in der Harmonie" als ein Entwurf, eine Mischung aus Realitätspartikeln und Wunschbild. Es ist offenbar auch die Traumprojektion seiner einzigen Mäzenatin, Isabella von Kastilien, die gleich in drei Personen gegenwärtig ist. Jene drei "Musen" (Claudia Calvier-Primus, Andreina Coatto, Esther Linkenbach) in strengem Kostüm (Sandra Meurer, zugleich verantwortlich für das Bühnenbild) kommentieren zum Teil mit Mikrophonen, schweben dann wieder als leibhaftige Mobilefiguren über dem bis zur Entdeckung dunkel verhüllten Boden der Wirklichkeit.

Überhaupt vollzieht sich eine Auflösung der Individualität zugunsten eines Menschheitstraumes (und Alptraumes) in Sprache und Klang, optisch untermalt durch ein ausgefeiltes Programm zeitlupenhafter Bewegung, mal bestrickend schön und rätselhaft, mal an Leni Riefenstahl erinnernder Monumentalkitsch (Choreographie Tadashi Endo, Kompositionen Christoph Anders).

Wie die dreigeteilte Isabella konstituiert sich auch die Gestalt des Columbus aus einer Vielzahl von Stimmen und Texten, synchron vorgetragen in verschiedenen Sprachen von sechs Darstellern (Reinhold Behling, Harald Koch, Mohamed Mouaffik, Pablo M. Pupiro, Ernesto Soto Karios, Michael Weber). Schleef mit seiner wundersamen Faustvermehrung mag hierfür die Anregung gegeben haben, für die silbenaufsplitternde Sprechweise, die das Verständnis der fremdsprachigen Texte erleichtert, jedoch allemal (Markus Danzeisen als der englische Bote tut sich dabei besonders hervor).

Dennoch eine aufschlußreiche, durchaus interessante Adaption dieses feierlich-monströsen Textes, der durch die Auflösung seiner erzählerischen Substanz in die Form eigentlich erst wiederentdeckt wird. (Weitere Vorstellungen im Kino "Harmonie", Dreieichstraße 54, 7. Oktober, 20.15 Uhr; vom 8. bis 14. Oktober jeweils 22.15 Uhr, am 11. Oktober um 14 Uhr). MICHAEL GRUS

"Fröhliche Weinlese" in Bad Salzhausen

NIDDA/BAD SALZHAUSEN. Zu einem bunten Unterhaltungsabend unter dem Motto "Fröhliche Weinlese" lädt die Kurverwaltung von Bad Salzhausen am Montag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr in den Kursaal ein.

Auf dem Progamm stehen Stimmungs- und Schunkellieder aus deutschen Weingegenden, vorgetragen unter anderem vom "singenden Postboten" Gerhard Fay und den Fernwalder Hofsängern unter der Gesamtleitung von Georg Hilfrich.

Der erste Flohmarkt

MAINTAL. Im Förderstufengebäude der Erich-Kästner-Schule findet am Freitag, 16. Oktober, ab 16 Uhr der erste Flohmarkt des Kinderclubs statt. Verkaufen können Kinder von zehn bis 14 Jahren.

Wer einen Stand haben möchte, sollte sich vorher im Kinderclub von Montag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, anmelden (Telefon 06109/66749). gf

Fußball-Kreispokal Friedberg Dritte Runde ausgelost

Bis auf die Partie SVP Fauerbach - SG Oppershofen, die am 18. November (18.30 Uhr) über die Bühne gehen soll, ist die zweite Runde des Friedberger Fußball-Kreispokals abgeschlossen. Als Mannschaften Nummer 14 und 15 qualifizierten sich der VfB Friedberg und die TSG Wölfersheim für das Achtelfinale.

VfB Friedberg - FSV Kloppenheim 6:1 (2:1): 1:0 (18.) Sturm, 2:1 (20.) Hohmayon, 2:1 (25.) Jacobi, 3:1 (60.) Sturm, 4:1 (72.) Funk, 5:1 (83.) Böcher, 6:1 (86.) Sturm.

VfR Ilbenstadt - TSG Wölfersheim 1:2 (0:0): 0:1 (46.) Fett, 1:1 (53.) Reichardt, 1:2 (58.) Zajonz.

Die Auslosung der dritten Runde erbrachte folgende Paarungen: TSG Wölfersheim - SV Nieder-Weisel (17. November, 19.30 Uhr). Am 18. November spielen: SV Steinfurth - KSV Bingenheim (14 Uhr), SV Nieder-Wöllstadt - Blau-Weiß Espa, TuS Rockenberg - KSV Klein-Karben (beide 13.30 Uhr). Die Begegnungen am 20. Oktober: Türkischer SV Bad Nauheim - VfB Friedberg, SG Rodheim - KSG/20 Groß- Karben (beide 19.30 Uhr), SG Weckesheim/ Dorn-Assenheim - SV Germ. Ockstadt (19 Uhr). Der SV Echzell trifft auf den Sieger der Partie Fauerbach - Oppershofen (Termin noch offen). bo

Bremen ändert Verfassung

hw BREMEN, 5. Oktober. Die bremische Landesverfassung von 1947 wird geändert. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die stets an der Einstimmigkeitsklausel scheiterten, ist jetzt der Parlamentsausschuß "Reform der Landesverfassung" unter dem Vorsitz des SPD-Abgeordneten Manfred Fluß wieder ans Werk gegangen. Die Bremer Verfassung ist älter als das Grundgesetz und enthält überholte Bestimmungen wie etwa Regelungen über die Todesstrafe.

Getilgt werden soll unter allen Umständen das Verfassungsgebot, daß alle Verfassungsänderungen einstimmig von allen hundert Abgeordneten beschlossen werden müssen. Die DVU ist vor einem Jahr in die Bürgerschaft eingezogen, und SPD, CDU, Grüne und FDP wollen ihre Entscheidungen nicht von der rechtsradikalen Fraktion abhängig machen. Künftig soll die Verfassung von einer Zweidrittelmehrheit der Bürgerschaft geändert werden können. Auch die Tatsache, daß sich nach der bisherigen Verfassung der Landtag nicht zwischen den Legislaturperioden auflösen und Neuwahlen ausschreiben kann, hat sich als überholt erwiesen. Falls es dem Landtag nicht gelingt, die vom Ausschuß vorgeschlagenen Änderungen einstimmig, also nach der noch geltenden Verfassung, zu beschließen, soll die Bevölkerung befragt werden.

Muß in Bayern das Privat- Fernsehen abgeschaltet werden? Verwaltungsgerichtshof sorgt in München für Turbulenzen

Medienrechtliche Turbulenzen löst in Bayern die Frage aus, ob die privaten Programme im Freistaat abgeschaltet werden müssen. Handelt die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) verfassungswidrig? Muß gar Paragraph 111a der Bayerischen Verfassung geändert werden, der besagt, daß Rundfunk im Freistaat nur in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft veranstaltet werden darf?

Zwei Eilentscheidungen des 25. Senats des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) führen zu diesen Fragestellungen. Der Tenor: Das Medienmodell in Bayern ist gescheitert. Die Ausstrahlung privater Programme in Bayern sei nicht verfassungskonform, da die BLM ihre Aufgabe, die öffentlich-rechtliche Verantwortung für kommerzielle Anbieter auszuüben, nicht ausreichend wahrnehme. Daher, so der VGH, dürften ihre Lizenzentscheidungen und Anordnungen nicht vollzogen werden. Die Konsequenz: Die BLM müsse entweder die Programmträgerschaft aktiv ausüben oder die verfassungswidrige Situation durch die Einstellung der Programme beenden, wie es im Urteil vom 16. September heißt.

Die BML hat gegen diese Entscheidung Beschwerde beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eingelegt. Über den Eilantrag wird nach Anhörung des zunächst betroffenen Anbieters RTL plus, der Bayerischen Staatsregierung sowie des Innenministeriums baldmöglichst entschieden werden. Solange wird von einer Abschaltung Abstand genommen - die weder im Interesse der BLM noch der Anbieter wäre, aber dem Urteil entsprechen würde. Die jüngsten Entscheidungen des 25. VGH-Senats stehen in einer Reihe von Urteilen gegen die BLM, die gravierende Folgen gehabt hätten, wenn sie nicht vom Verfassungsgerichtshof wieder kassiert worden wären.

Zu den aktuellen Urteilssprüchen gibt es eine doppelte, komplizierte Vorgeschichte: Im ersten Fall geht es um die bayerischen Lokal- und Regionalfenster innerhalb des RTL-plus-Programms, die laut Lizenz von 17.45 bis 18.45 Uhr ausgestrahlt werden müssen. Durch Programmänderungen des Kölner Senders hatte sich im September die Ausstrahlung der Game-Show "Der Preis ist heiß" um 15 Minuten nach hinten auf 17.30 Uhr verschoben, so daß die Umschaltung zu den bayerischen Fenstern plötzlich mitten in der Sendung stattfinden sollte. Eine Verschiebung der regionalen Angebote durch RTL plus wollten bayerische Anbieter und die BLM nicht hinnehmen.

Die Landeszentrale ordnete die Einspeisung zu den vorgesehenen Zeiten an und forderte RTL plus auf, wieder eine "geeignete Schnittstelle" zur Verfügung zu stellen. Dies könne nur Beginn oder Ende einer Sendung sein, so die Auffassung der BLM, während RTL plus auch einen Werbeblock innerhalb von der "Preis ist heiß" als passend ansieht. Dem Zuschauer wird dabei zugemutet, mitten aus einer Sendung herausgerissen zu werden.

Die BLM beruft sich in ihrer Anordnung auf ihre Satzung, die es Anbietern untersagt, Programme einseitig zu ändern, sowie auf den Genehmigungsbescheid für RTL plus, der den nationalen Anbieter zur Zusammenarbeit mit den regionalen Fensterveranstaltern verpflichtet. RTL plus klagte gegen diese Anordnung. Vor dem Münchner Verwaltungsgericht bekam die BLM recht, da ihr Eingriff ins Programm ihrer öffentlich-rechtlichen Trägerschaft entspreche.

Doch der VGH als nächste Instanz kam zu einem völlig anderen Schluß: Die BLM könne kein Interesse am Vollzug ihrer Anordnung haben, da die Veranstaltung privater Programme in Bayern in der jetzigen Form sowieso verfassungswidrig sei. RTL plus wurde daraufhin von der BLM darüber informiert, daß das Programm nach diesem Stand der Dinge eigentlich abgeschaltet werden müsse - das Entsetzen in Köln ist entsprechend groß.

Der zweite Fall: Der Münchner Anbieter Camp TV, der im bayernweiten Fenster von RTL plus sendet, wollte auch für das Münchner Lokalfenster lizenziert werden. Gegen die Ablehnung seines Antrages wurde Klage erhoben. Sie nahm einen ähnlichen Verlauf wie im Falle RTL plus: Das Verwaltungsgericht bestätigte die BLM, der VGH hingegen suspendierte die Lizenzentscheidung für das Münchner Fenster. Camp TV wurde damit zwar kein Anspruch auf Beteiligung zugesprochen, doch als Folge müßte eigentlich das komplette Lokalprogramm, das von RTL plus, dem Gong sowie dem Süddeutschen Verlag gestaltet wird, abgeschaltet werden. Auch in diesem Fall wird der Ausgang der Verfassungsbeschwerde abgewartet.

Wolf-Dieter Ring, Präsident der BLM, äußert sich im laufenden Verfahren nur vorsichtig: "Es geht um den Fortbestand der privaten Programme in Bayern." Da der VGH das gesamte bayerische Mediengesetz prinzipiell in Frage stelle, könne nur der Verfassungsgerichtshof darüber entscheiden. Schließlich werde das Mediengesetz gerade novelliert - und Staatsregierung wie Bayerischer Senat seien zu der Auffassung gelangt, daß die Praxis in Bayern Paragraph 111a Rechnung trage. Nicht gefährdet sieht Ring die Stellung der BLM - schließlich gebe es in allen Bundesländern, auch ohne öffentlich-rechtliche Trägerschaft, Landesmedienanstalten als Lizenz- und Kontrollbehörden. SISSI PITZER

Tagestip: Aushilfetätigkeit Jobs ohne Sozialbeiträge

In der Vorweihnachtszeit nutzen vor allem Hausfrauen die Chance, sich durch Aushilfetätigkeiten, zum Beispiel in Warenhäusern, etwas nebenher zu verdienen. Um für solche Jobs den Abzug von Sozialbeiträgen zu vermeiden, gibt es drei Möglichkeiten:

1. Die Beschäftigung ist von vornherein auf höchstens zwei Monate oder 50 Arbeitstage beschränkt. Auf die Höhe des Verdienstes kommt es dabei nicht an. Allerdings zählen vorherige Jobs aus den vergangenen zwölf Monaten mit.

2. Überschreitet eine Beschäftigung die vorgenannte Geringfügigkeitsgrenze, so kann dennoch Sozialabgaben-Freiheit gelten. Dies ist dann der Fall, wenn der Verdienst 500 Mark im Monat nicht übersteigt. Ferner muß die Wochen-Arbeitszeit weniger als 15 Stunden betragen.

3. Auch ein höheres Entgelt als monatlich 500 Mark, verdient in weniger als 15 Wochenstunden, wird noch als "geringfügig" akzeptiert, wenn es ein Sechstel des Gesamteinkommens nicht überschreitet. So wäre ein Zubrot von 520 Mark sozialabgabenfrei, wenn sich die übrigen Einkünfte auf mindestens 2600 Mark belaufen. (520 und 2600 ergeben 3120 Mark, geteilt durch sechs sind 520 Mark).

Um die Arbeitslosenversicherung herum kommen Aushilfskräfte immer dann, wenn in der Woche weniger als 18 Stunden gearbeitet wird - ungeachtet der Höhe des Verdienstes.

Und noch ein Hinweis zum Steuerrecht: Führt der Arbeitgeber pauschal 15 Prozent an den Fiskus ab, braucht er keine Lohnsteuerkarte. Eine solche Pauschalbesteuerung ist bis zu 520 Mark monatlichem Arbeitsverdienst möglich, ferner bei Beschäftigungen bis zu 18 Tagen und einem täglichen Einkommen bis zu 120 Mark und maximal 18 Mark in der Stunde. bü

Petterweiler Feuerwehr erhält neues Gerätehaus Kleines Grundstück wird nach Abriß der alten Halle besser genutzt / Stellplätze vor dem Haus

KARBEN. "Ich bin sicher, daß wir hier etwas Ansprechendes schaffen und damit zugleich den Ansprüchen der Petterweiler Freiwilligen Feuerwehr Genüge tun", faßt Bürgermeister Detlev Engel (SPD) Planung und Umbau des Feuerwehrgerätehauses in der Schloßstraße zusammen. Längst war das alte Haus für die Fahrzeuge und Geräte der Wehr zu klein geworden. "Das Problem liegt darin, daß die Gebäudegrenzen fast auch die Grundstücksgrenzen bilden", erläutert der Bürgermeister.

Der frühere Bürgermeister Petterweils habe vom Eigentümer des Petterweiler Schlosses bei Bedarf immer mal ein Stückchen zur Erweiterung des Gebäudes neben dem alten Rathaus gekauft. Heute sei es der Stadt aber nicht gelungen, vom Eigentümer einen Abschnitt zur Erweiterung des Gerätehaues zu bekommen. Daher arbeitete das städtische Hochbauamt Pläne aus, wie das Grundstück von 306 Quadratmetern effektiver zu nutzen sei. Siegfried Ottenheber (Hochbauamt) stelle die Pläne während der Abrißarbeiten am Gerätehaus vor. Das neue Gerätehaus soll eine Einheit mit dem nebenstehenden alten Rathaus Petterweils bilden, das denkmalgeschützt ist. Durch die neue Konzeption wird in der Halle für die Wehr mehr Platz geschaffen. Außerdem wird der Bereich der Schloßstraße vor dem Gerätehaus so gestaltet, daß dort auch Fahrzeuge abgestellt werden können und zugleich durch Bäume das Straßenbild ansprechender wird. Dazu wird die Schloßstraße an dieser Stelle schmaler.

Für die Bauzeit von etwa einem Jahr hat die Stadt eine Scheune gemietet, in der die Fahrzeuge der Wehr untergestellt sind, sagte der Bürgermeister in Anwesenheit von Stadtbrandinspektor Günter Scheller und seinem Stellvertreter Axel Hildebrand, sowie Rainer Bingel von der Petterweiler Wehr.

Im Gebäude des alten Rathauses entstehen gleichzeitig ein Büro, ein Raum für die Jugendfeuerwehr und ein Unterrichtsraum. Insgesamt rechnet die Stadt mit Kosten von 725 000 Mark. de

"Umlegung verstößt gegen Friedhofsordnung" Stadtrat Kunath über die Vilbeler Grabstein-Affäre / Stadtrat Frank: Stümperhafte Äußerungen

BAD VILBEL. Das Umlegen von Grabsteinen unter anderem auf dem Friedhof Dortelweil ist nach Auffassung von Stadtrat Waldemar Kunath (SPD) ein Verstoß gegen die Friedhofsordnung gewesen. Nach Paragraph 41 der Friedhofssatzung hätten die "fachlich vertretbaren Sicherungsmaßnahmen" erst dann getroffen werden dürfen, wenn "der ordnungswidrige Zustand trotz vorhergehender schriftlicher Aufforderung der Friedhofsverwaltung innerhalb einer jeweils festzusetzenden Frist nicht beseitigt wurde". Die Kennzeichnung der Grabsteine mit einem roten Aufkleber, die in Dortelweil mit Datum vom 24. September erfolgt waren, genüge nicht.

Der ehrenamtliche Stadtrat Kunath forderte am Montag in einem "offenen Brief" an den Bürgermeister, daß in der Magistratssitzung vom 26. Oktober Anträge von ihm diskutiert werden und zwar auf Schadensersatz bei Eigentumsverletzungen durch die Friedhofsverwaltung, Einsichtnahme der Betroffenen in die Dokumentationen der Stadt per Videos, Sofortbilder und Protokollen.

Kunath fordert außerdem die Überprüfung oder Änderung der Friedhofsordnung. Es müsse künftig gewährleistet sein, daß rechtswidrige Eingriffe in das Eigentum von Bürgern unter Berücksichtigung der öffentlichen Sicherheit unterblieben.

Bürgermeister Günther Biwer solle darüber hinaus den zuständigen Stadtrat Jörg Frank darauf hinweisen, "daß die Rechte der Bürger bei Anordnungen der Verwaltung in angemessener Weise berücksichtigt werden".

Kunaths in der vorigen Woche öffentlich geäußerten Vorschläge für ein behutsameres Vorgehen der Stadt (FR von Donnerstag, 1. Oktober: "Grabschändungen sind ein Skandal") hat Stadtrat Frank inzwischen als "stümperhaft und dilettantisch" zurückgewiesen. Es sei unverantwortlich, so Frank, die Grabsteine stehen zu lassen. Beim Umstürzen eines Steins könnten die Nutzungsberechtigten bei Personenschaden wegen fahrlässiger Körperverletzung durch Unterlassen belangt werden. Abwegig sei auch die Anregung, die Grabsteine mit Gerüsten zu schützen. Hierdurch würden Kosten ohne jeden Sinn entstehen. Der Friedhof würde noch mehr verschandelt werden.

Abwegig sei auch Kunaths Vorschlag, die Verpflichteten zu einer Gebührenzahlung zur Aufstellung von Gerüsten zu verpflichten. Nicht die Verpflichteten, sondern Steinmetze müßten herangezogen werden, weil sie gepfuscht hätten. "Der Rat Kunaths, die Steinmetze sollten sich das nicht gefallen lassen, unterstüzt gerade diejenigen, die gutes Geld für schlechte Arbeit kassiert haben", erklärte Frank. In seiner Eigenschaft als städtischer Wahlbeamter dürfe Kunath nicht die Interessen der Stadt und der Bürger schädigen, meinte Frank. hm

Man muß das Gefühl haben, noch Weichen stellen zu können Der 26. Deutsche Soziologentag über "Lebensverhältnisse und soziale Konflikte im neuen Europa"

DÜSSELDORF. Soziologen sind merkwürdige Leute. Sie untersuchen, was andere tun, Spiele, die andere spielen: die Spiele des Lebens. Aus dieser nichtinvolvierten Involviertheit, die den Forscher vom Handelnden trennt, erwächst eine eigentümlich melancholische Grundhaltung, die, in welchen verdeckten Formen auch immer, zur Innenausstattung der Profession gehört.

Andererseits verlangt der Beruf des Soziologen aber auch eine gewisse Robustheit, ja Kaltschnäuzigkeit. Vom allgemeinen Sozialtratsch darf er sich nicht anstecken lassen, denn er kann seiner Aufgabe, den Sinn sozialen Handelns zu entschlüsseln, nur gerecht werden, wenn er sich gerade nicht mit den Selbstdeutungen der Subjekte zufriedengibt und ihren Sinn transzendiert. "Sie wissen das nicht, aber sie tun es", heißt es bei Marx, und Foucault ergänzt, auch wenn die Menschen wüßten, was sie tun, so wüßten sie doch nicht, was ihr Tun tut. Dies aufzuklären, ist das Geschäft der Soziologie.

Besonders schwierig wird die Balance von Empathie und Distanzierung natürlich dort, wo soziale Ordnung zerbricht, im Extrem: Normalität geradezu pulverisiert wird. Der 26. Deutsche Soziologentag, der in Düsseldorf fast 3000 Teilnehmer bei über 150 Veranstaltungen versammelte, fand in einer Situation und Atmosphäre statt, in der die Erwartung der Gesellschaft an das Fach, das sie studiert, kaum höher hätte sein können. Die Zeichen von Rostock, der Zusammenbruch des Ostblocks, der Sprengstoff der deutschen Vereinigung und der westeuropäischen Integration - all das bedeutete für den Kongreß, der sich selbst das Thema "Lebensverhältnisse und soziale Konflikte im neuen Europa" aufgegeben hatte, eine ungeheure Herausforderung. Eine Bewährungsprobe, bei der das Fach alles in allem nicht so schlecht abgeschnitten hat.

Gewiß, auch die Soziologen sind ratlos. Bündige Rezepte können sie nicht bieten, aber das ist nicht ihre Aufgabe. Die Soziologie hat, wie Lars Clausen es ausdrückte, hier keine Bringschuld, wohl aber eine Holschuld: Sie muß verfügbar machen, was sie weiß, aber nicht alles wissen. Die Erwartung exakter Prognosen ist, wie in der Wetterkunde, ohnehin Unsinn. Soziologische Forschung dient der Explikation der Probleme, der Aufklärung über ihre Mechanik und Grammatik; aber die Probleme verstehen und besser zu durchschauen, bedeutet keineswegs, daß sie sich deshalb verflüchtigten. Daß wir ganz gut wissen, wie Teufelskreise ablaufen, stoppt nicht den Teufelskreis. Zugleich allerdings ist dies dem vernunftgläubigen, quasi-therapeutischen Selbstmißverständnis, das die Disziplin in den letzten Jahrzehnten weithin geprägt hat, heute in aller Schärfe entgegenzuhalten: daß Aufklärung eben auch dort, wo sie gelingt, prinzipiell folgenlos bleiben kann.

Es geht also nicht um Therapie, sondern um Diagnose. Was dies material heißen kann, führte M. Rainer Lepsius in seinem Eröffnungsvortrag eindrucksvoll vor: Parlamentarische Demokratie bedeutet, daß die soziale und politische Auseinandersetzung durch institutionelle Verfahren der Konfliktregulierung auf dem Niveau der Gegnerschaft eingefroren wird und eben dadurch Feindschaft und Gewaltausbrüche im Normalfall verhindert werden können. Wird nun, so Lepsius' Pointe, der nationalstaatliche Rahmen, in dem diese Verfahren erprobt sind und allgemeine Legitimitätsgeltung erlangt haben, durch eine nur unzulänglich demokratisch kontrollierte Errichtung supranationaler Entscheidungszentren "von oben" durchbrochen, so züchtet eine solche Politik eben jenen Nationalismus, den sie vermeiden will und der sie auch praktisch konterkariert. Nichts ist für den Zug nach Europa gefährlicher als das Gefühl der Bevölkerung, keinerlei Weichen mehr stellen zu können.

Die Analyse solcher und ähnlicher Dilemmata tauchte in verschiedenen Vorträgen des Ssoziologentags auf. Birgitta Nedelmann beschrieb die paradoxe Konstellation der "Selbstreformierung reformbedürftiger Demokratien" am Beispiel der tiefen politischen Systemkrise Italiens. Der Ost-Berliner Kulturwissenschaftler Wolfgang Engler verblüffte mit der These, daß die systematisch doppelbödige Gesellschaftsrealität der DDR, die er als Entpolitisierung des Politischen, Entökonomisierung der Ökonomie und Entbürokratisierung des Verwaltungshandelns charakterisierte, einen eigentümlich widerspenstigen Individualismus hervorgebracht habe, der durch die anomischen Wirren der Vereinigung eher verlängert als abgeschafft werde.

Claus Offe schließlich zeigte in einem imponierenden Entwicklungsvergleich zwischen der ehemaligen DDR und ihren osteuropäischen Nachbarstaaten, in welchem Ausmaß der Sonderweg der nationalen Vereinigung der Bevölkerung der früheren DDR zwar einerseits klare ökonomische und politisch-institutionelle Vorteile eingebracht hat, die jedoch andererseits durch das Auswechseln der Maßstäbe des sozialen Vegleichs in sozialpsychologischer Hinsicht gerade als um so stärkere relative Depravierung und erneute Entmündigung erlebt werden. Während die osteuropäischen Länder in objektiv sehr viel größerer Not gezwungen sind, sich aus eigener Kraft erneuern zu müssen und dabei die Vorteile des Nachteils zu suchen, verzweifeln die Ostdeutschen an der ungeheuren Wucht der Nachteile ihres Vorteils.

Wie sehr gerade relative Deprivationen im Verein mit forcierten Ängsten und Statusinkonsistenzen gewaltträchtig sind, wurde in den Plenarveranstaltungen zum Ethnozentrismus bzw. Umgang mit Minderheiten und auch in der Jugendsoziologie deutlich. Hier zeigte sich, daß die Soziologie sozusagen "unterhalb" ihrer "großen Theorien", gleichzeitig aber auch angeleitet durch sie, über eine Vielzahl theoretischer Konzepte und Erklärungsmodelle verfügt, die subjektive Gewaltbereitschaft und die kollektive Dynamik von Eskalationen differenziert zu erfassen vermögen. Die ablaufenden Prozesse sind in ihren Grundzügen durchaus bekannt, und es ist auch nicht so, daß dieses Wissen nicht indirekt praktisch würde. Vor allem im Bereich der Jugendforschung hat sich zudem, freilich unter recht günstigen Ausgangsvoraussetzungen, bereits eine fruchtbare Kooperation zwischen ost- und westdeutschen Forschergruppen entwickelt, die auch für andere empirische Felder Vorbild sein könnte.

Allerdings soll das Bild eines halbwegs konsolidierten Fachs nicht überzeichnet werden. Die zentrifugalen Kräfte der theoretischen und methodischen Spezialisierung, ja Überdifferenzierung sind nach wie vor stark. Die vielen Soziologien arbeiten isoliert und nebeneinander, die erbitterten Kämpfe der Theorielager gehören längst der Vergangenheit an. Gesinnungsethische Betroffenheitsrabulistik beschränkt sich auf Zwischenrufe. Man ist nett, manchmal auch etwas giftig zueinander, aber von sachkontroverser Kollegenschaft und souveräner Konfliktfähigkeit immer noch recht weit entfernt.

Beobachtbar ist hier allerdings auch ein Generationswechsel der Typen von Professionalität: Während für den professionalisierten Alt-68er Soziologie als Beruf auch weiterhin mit Identitätsansprüchen aufgeladen ist, hat die jetzt nachrückende Generation ihr Handwerk weitgehend entlastet von politischen und persönlichen Legitimationszwängen gelernt. Sie ist in Forschungsroutine großgeworden und verlängert nun die Routine. Das hat Vor- und Nachteile zugleich: Der Vorteil ist, weil Theoriefragen keine Glaubensfragen mehr sind, eine große konzeptionelle Offenheit und Flexibilität; der Nachteil ist die rigide methodische Spezialisierung. Weil sie das Instrumentarium beherrschen, beherrscht das Instrumentarium auch sie. Es verhindert ausfransende soziale Neugier und beschränkt das Interesse auf das, was man operationalisieren kann.

Fachkonkresse sind Heerschauen, Präsentationsforen und Kontaktbörse und somit zugleich die sozialen Orte des Aushandelns und Neuaushandelns der normativen Standards des Fachs. Sie zeigen, wer im Zug sitzen und mitfahren darf, wer der Kontrolleur ist und wohin die Reise geht: den Mainstream. Und hier gilt: Düsseldorf liegt eindeutig näher an Köln als an Frankfurt. Helmut Dubiels Trauerarbeit in Sachen "Zivilgesellschaft" zeigte, wie prekär es ist, soziologische Theorienbildung im engen Assoziationshorizont sozialer Bewegungen zu betreiben: Wenn die Bewegung versiegt, bleibt von der Theorie nur noch ein visionärer Torso.

Dennoch wäre es falsch, von hier aus auf eine generelle Entpolitisierung der Disziplin zu schließen. Sie hat im Gegenteil die Politik und die Dynamik politischen Handelns als eigenständiges Forschungsfeld wieder neu entdeckt. So offerierten Sighard Neckel und Helmuth Berking eine schöne Analyse zweier ostdeutscher Politikertypen, des Populisten und des Protestanten, auf die sie im Kontext einer Gemeindestudie zur Herausbildung lokaler politischer Infrastrukturen in den neuen Bundesländern gestoßen waren. Direkte oder indirekte kritische Politikbezüge waren in vielen Beiträgen sichtbar, und auch gegenüber den neuen sozialen Bewegungen läßt sich die Soziologie, wie Rüdiger Lautmann mit einem mutigen Vortrag über die feministische Legierung von Sexualität und Gewalt unter Beweis stellte, nicht länger den Mund verbieten.

Eine politische Soziologie ganz eigener Art präsentierte Ulrich Beck in seiner Abendvorlesung über den "feindlosen Staat". Von begrifflich-analytischen Anstrengungen ungetrübt, überließ er sich dem Prinzip der freien Assoziation. Sein Einfall: Nach dem Einsturz des Ostblocks und dem endgültigen Ende des Kalten Krieges sei erst jetzt das Terrain freigegeben für die end- und uferlose Kreation neuer Feindbilder und Feinde. Feindbilder schaffen Feinde, Feindbildgesellschaft, usw., usf. Dafür erhielt er viel Beifall - und jede Menge despektierliche Seitenbemerkungen des herausströmenden Publikums, zumeist zentriert um das stigmatisierende Etikett "Feuilleton". Womit die Soziologen wieder einmal zeigten, wie dürftig ihre literarischen Ansprüche sind. RAINER PARIS

Volksmusik aus Slowenien

BAD NAUHEIM. Volksmusik-Liebhaber kommen am Donnerstag, 22. Oktober, um 19.30 Uhr im Konzertsaal des Bad Nauheimer Kurhauses auf ihre Kosten: Dort spielen die Original Oberkrainer Musikanten aus Slowenien auf. Der Eintritt zu dem buntgemischten Melodienreigen kostet 16, mit Kurkarte 14 Mark. mu

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MARIA und FRANZ HOFGUTH gehören zu den treuesten Urlaubern in Katholisch-Willenroth. Für den 25. Aufenthalt in dem Ortsteil von Bad Soden-Salmünster erhielt das Kurgast-Ehepaar aus Duisburg-Harn am vergangenen Sonntag von Kurdirektor KARL-HEINZ CHRISTMANN und Ortsvorsteher FRANZ DIETZ ein Präsent. Durch ihre Treue und Mundpropaganda hätten die Hofguths das kleine Dorf im Ruhrgebiet bekanntgemacht.

BERNHARD BECKER aus Biebergemünd-Kassel ist für seine 60. Blutspende vom Deutschen Roten Kreuz ausgezeichnet werden. Auch KARL KREBS, der zum 50. Mal zum Aderlaß erschienen war, wurde von einer DRK-Beauftragten für seine Spendebereitschaft mit einer Ehrennadel und einem Geschenk bedacht.

FRANZ-JOSEF SINSEL aus Biebergemünd-Kassel ist nach seiner Teilnahme an den Paralympics in Barcelona herzlich in der Heimat empfangen worden. Der 43jährige Rollstuhlfahrer hatte als Sportschütze bei der Behinderten-Olympiade für Deutschland zwei gute Plazierungen bei den Schießwettbewerben belegt. Nachdem ihn die Schießsportgemeinschaft Biebergemünd bereits bei der Landung in Frankfurt begrüßte, warteten weitere Fans auf den Rollstuhlfahrer im Heimatort. Im Bürgerhaus würdigte Rathauschef THOMAS DICKERT die Leistungen Sinsels, der Biebergemünd weltweit vertreten habe.

Haus neu, Sparwille erkennbar Hannovers Schauspiel wird mit Kostenspielplänen eröffnet

HANNOVER. Die Fassade aus weißlakkierten Aluminiumblechen erinnert an den Frankfurter Kaufhof. Ganz in Weiß sind auch die Eingangshalle und die Foyers gehalten; nur die Türen der Garderobenschränke und des Behinderten-Aufzugs heben sich knallgelb ab. Ähnlich bescheiden wie bei den Farben zeigt sich Architekt Claude Paillard (Zürich) bei den Formen. Das neue hannoversche Schauspielhaus präsentiert sich seinen Besuchern als ein Zweckbau, in dem, wie Karl-Hermann Schlüter, der Verwaltungsdirektor der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH, knapp und richtig formuliert, "der Sparwille erkennbar" ist.

Wer, um eine der hinteren Parkett-Sitzreihen zu erreichen, vom oberen Foyer aus den Zuschauerraum betritt, kann den Sparwillen sogar schmerzhaft zu spüren bekommen: Wenn er größer als 1,90 Meter ist, muß er sich bücken, um sich den Kopf nicht zu stoßen. So niedrig ist die Decke. Ja, erklärt Schlüter, aus Kostengründen habe man den Architekten veranlassen müssen, das Bauvolumen von 70 000 auf 61 500 Kubikmeter zu reduzieren, deswegen sei manches geschrumpft.

Statt ursprünglich gewünschten 900 Sitzplätzen wurden es nur 630 (500 im Parkett, 130 auf dem Rang). Die Sessel sind mit sanft blauem Stoff bezogen. Die Farbe könnte dem Auge wohltun, wenn nicht die Wände des Zuschauerraums chemiegrün gifteten. Aber das stört nicht, sobald sich die Strahler von den Wänden auf die Bühne richten. Man sitzt bequem und hat von jedem Platz aus gute Sicht.

Nicht gespart haben die Bauherren auf der 16 mal 16 Meter großen, 20 Meter hohen Bühne sowie neben, über, unter und hinter ihr - vor allem nicht an Elektronik. 500 Scheinwerfer, 54 Prospekt- und andere Züge, vier Hubpodien und manches weitere Gerät lassen sich von Schaltpulten aus bedienen. Auf der 300 Quadratmeter großen Seitenbühne kann ein zweites Bühnenbild komplett aufgebaut werden. Das Haus verfügt außerdem über zwei Probebühnen, die annähernd gleich groß sind wie die Hauptbühne.

Bisher war der "Ballhof", ein reizvolles Fachwerkgebäude mitten in der Altstadt, Schauspielstätte der Staatstheater. Bis vor 50 Jahren gingen die Hannoveraner in die "Schauburg" an der Hildesheimer Straße. 1943 brannte sie bei einem Bombenangriff aus. Bald nach dem Krieg entstand das Theater am Aegidientorplatz (kurz Aegi genannt), wo jetzt Tournee-Ensembles gastieren. 1958 beschloß der Stadtrat, am Raschplatz hinter dem Hauptbahnhof ein neues Schauspielhaus für die Staatstheater zu bauen. 1966 wurde ein Projekt als nicht finanzierbar zurückgezogen. Daraufhin gründete sich 1967 eine Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses und begann, Geld zu sammeln. 1968 wurde ein neuer Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Als die Pläne fertig waren, erwiesen sie sich wiederum als zu teuer. Man verschob sie auf unbestimmte Zeit. Einstweilen behalf man sich damit, daß man den Ballhof zum Theater ausbaute. Dafür reichten 7,5 Millionen Mark. Am Ballhof gab und gibt es keinen Schnürboden und keine Unterbühnenmaschinerie. Aber die knapp 40 Schauspieler spielten gern dort.

Das Ensemble ist das Einzige, was beim allmählichen Umzug in den 65-Millionen-Mark-Neubau (es können auch 70 Millionen werden, die Abrechnung steht noch aus) nicht wachsen wird. Die aufwendige Technik mit all ihren vielen Möglichkeiten erfordert dagegen wesentlich mehr Personal. Die jährlichen Betriebskosten werden sich voraussichtlich um sieben Millionen Mark erhöhen.

Aber gerade jetzt, kurz vor der festlichen Eröffnung des Bauwerks, sieht sich Jobst Fiedler (SPD), Oberstadtdirektor der niedersächsischen Landeshauptstadt, zu einem drastischen Sparprogramm gezwungen, womit er viele Menschen beunruhigt. Schon demonstrierten 5000 Stadtbedienstete vor dem Rathaus, weil sie um ihre Arbeitsplätze fürchten. Am ärgsten wird die Kultur gezaust. Sie soll nicht mehr als bisher kosten, sondern weniger.

Einige Stadtteil-Bibliotheken werden geschlossen, das um die Filmkunst verdiente Kommunale Kino wird abgeschafft. Etliche Kommunalpolitiker und vor allem Beamte denken darüber nach, die städtische Beteiligung an der Staatstheater-Gesellschaft auf ein Viertel oder noch weniger zu verringern oder ganz aufzugeben.

Zwei Tage bevor Witt und Schlüter das neue Schauspielhaus der Presse vorstellten, hatte Hannovers Kulturdezernent Karl-Ernst Bungenstab (FDP) die Journalisten zu sich gebeten, um privatwirtschaftliche "Überlebensstrategien" für das Theater zu entwickeln, das nicht nur in den ostdeutschen Bundesländern, sondern in ganz Deutschland existentiell bedroht sei. Den Ballhof konnte sich Hannover leisten - das neue Haus bald nicht mehr? ECKART SPOO

RK Rüsselsheim, Zweite Feldhockey-Bundesliga, Männer Ein neues Talent im Ärmel Berti Rauth ist mit seinen Gedanken schon weit voraus

Einen versöhnlichen Abschluß fand die Feldrunde der Zweiten Bundesliga für die Hockeyspieler des Rüsselsheimer RK. Am abschließenden Doppelspieltag unterlag das Team von Berti Rauth zwar zunächst in Frankenthal dem neuen Meister und Aufsteiger in die Erste Liga mit 0:2, bot jedoch eine gute Leistung. Ohne ihren Trainer, der am Sommerdamm die Frauen ins Finale um die deutsche Meisterschaft führte, sowie ohne die verletzten Fritz Schmidt und Holger Klein, lieferten die Rüsselsheimer dem Spitzenreiter einen heißen Fight, der erst kurz vor dem Ende mit dem zweiten Frankenthaler Treffer entschieden wurde.

Einen bravourösen 4:1-Erfolg feierten die Rüsselsheimer tags darauf in Cöthen zum Saisonabschluß. Und das, obwohl sie am Samstag abend den Sieg der Frauen gegen Braunschweig gefeiert hatten und bereits am Sonntag um fünf Uhr in der Frühe in Richtung Cöthen aufbrachen. Von einem "Kater" war den Rüsselsheimern dort nichts anzumerken. Durch die Treffer von Holger Kraft (2) und Thomas Nikolaus (2) siegten sie hochverdient mit 4:1. "Der vierte Tabellenplatz entspricht unseren Leistungen", resümierte der Coach.

Wichtiger sind für ihn andere Erkenntnisse: "Wir haben in diesem Jahr besseres Hockey gespielt als im vergangenen Jahr, unsere Spielanlage gefestigt."

Einen tollen Einstand feierten in dieser Runde die Nachwuchsspieler Torben Stallmach und Björn Emmerling. "Beide haben die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen", freut sich Berti Rauth. Für die Zukunft hat Berti noch ein weiteres Talent dieses Kalibers im "Ärmel". "Wir dürfen uns auf Oliver Domke freuen, der ab März spielberechtigt sein wird." Der 16jährige Stürmer stieß gerade zum Kader der Junioren-Nationalmannschaft und soll in der Feldrunde 93 erstmals im Zweitliga-Team des RRK zum Einsatz kommen.

Gute Aussichten also für die Männer des RRK, die für die nächste Feldrunde den Aufstieg ins Visier nehmen. Zunächst ist jedoch Regeneration nach einer anstrengenden Saison angesagt. "Zwei Wochen Pause haben sich die Spieler redlich verdient", meint auch der Trainer. Dann jedoch startet schon wieder so langsam die Vorbereitung auf die Hallenrunde, wo das Erreichen der Aufstiegsrunde angepeilt wird.

Völlig unbelastet können die Rüsselsheimer Männer jedoch zunächst am Samstag das Frauenteam um den Meistertitel gegen Leverkusen unterstützen. Und da wünschen sie sich natürlich einen Sieg, zumal sie am Sonntag danach so richtig ausschlafen können . . .

RÜSSELSHEIMER RK: Harald Schmidt - Harald Eisenacher - Klaus Eberts, Glenn Eifert, Patrick Honnef - Volker Schädel, Holger Kraft, Björn Emmerling - Thomas Nikolaus, Torben Stallmach, Holger Klein (Thorsten Althoff). ina

Fortbildung im Osten entlastet Arbeitsmarkt

mak FRANKFURT A. M. Die sogenannten "Maßnahmen zur Anpassungsfortbildung" der Bundesanstalt für Arbeit in Ostdeutschland scheinen sich auszuzahlen; sie sind erfolgreicher als zunächst angenommen wurde. Das ermittelte jedenfalls das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Untersuchung.

Der Analyse zufolge bezogen 85 Prozent der Männer und 72 Prozent der Frauen, die im dritten Quartal des vergangenen Jahres an solchen Fortbildungen teilgenommen hatten, sechs bis neun Monate später weder Arbeitslosengeld noch -hilfe. Pessimisten hätten wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation zwischen Rügen und Suhl mit einer weit höheren Erwerbslosenzahl unter den Absolventen gerechnet, ergänzt die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit.

In der Anpassungsfortbildung werden die beruflichen Kenntnisse der Teilnehmer aufgefrischt und auf den neuesten Stand gebracht. Dazu gehören beispielsweise Schweißerausbildungen, Textverarbeitungskurse oder Verkäufertraining. Im dritten Quartal vergangenen Jahres absolvierten in den neuen Ländern rund 40 000 und auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik etwa 60 000 Menschen solche Programme.

Walter Giller spielt den "Bürger als Edelmann"

BAD NAUHEIM. Walter Giller agiert als Monsier Jorudain in Molières Sitten- und Charakterkomödie "Der Bürger als Edelmann", die das Ensemble des Euro- Studios unter der Regie von Peter Lotschak am Montag, 19. Oktober, um 19.30 Uhr im Bad Nauheimer Kurtheater aufführt.

Monsieur Jourdain heißt der Bürger, der - zu Geld gekommen - gern Edelmann sein möchte und sich dazu alle möglichen Lehrmeister hält, die seinen gesellschaftlichen Aufstieg vorbereiten sollen. Bis jedoch der resoluten Madame Jourdain der Geduldsfaden reißt . . . Der Eintritt kostet 26 bis 45 Mark. mu

Liste der Ex-Landräte für Lenz nur ein Scherz

MAIN-KINZIG-KREIS. Den Bericht über die Absicht der beiden ehemaligen Landräte Martin Woythal (SPD) und Hans Rüger (CDU), bei den nächsten Kommunalwahlen im März '93 gemeinsam mit einer eigenen freien Liste - analog zur geplanten freien Listenverbindung in Hanau - auf Kreisebene anzutreten (FR vom Freitag: "Zwei Ex-Landräte denken an gemeinsame Wahlliste"), hat der CDU-Kreisvorsitzende Aloys Lenz als "vorgezogenen April-Scherz" bezeichnet.

"In Hanau haben sich zwar einige alte Herren zusammengetan, und hier soll wohl das gleiche Muster vorliegen", teilte Christdemokrat Lenz fernmündlich mit. "Aber ich gehe davon aus, daß Hans Rüger so eine törichte Handlung sicher nicht begehen wird. Das ist von der Sache her nicht denkbar." pom

Schlägerei mit Stangen und Rohren

SCHWALBACH. Mit einer Schlägerei endete ein Streit in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU). Ein Türke wurde schwer verletzt.

Vorgestern nacht stritten sich laut Polizei fünf Bewohner. Den Schimpfworten folgte eine handgreifliche Auseinandersetzung. Die fünf Beteiligten nahmen ihre Metallbetten auseinander, schlugen mit Stangen und Rohren aufeinander ein. Dabei erlitt ein Türke einen Schlüsselbeinbruch, eine schwere Kopfverletzung sowie Blutergüsse. Die Polizei nahm die vier anderen Männer fest. kkü

Heute nach Genua in die Schirn

1528 war das Jahr, in dem Andrea Doria sein Amt als Doge in Genua antrat. Im Vorort Fassolo schuf er sich ein repräsentatives Heim, das die Genueser Noblesse bald dazu anregte, ebenfalls in Palastbauten und Kunst zu investieren. Die Frankfurter Schirn hat der "Kunst in der Republik Genua" eine Ausstellung gewidmet. Der Zeitraum umspannt fast drei Jahrhunderte (1528 bis 1815) und zeigt Gemälde, Wandteppiche, Altarverkleidungen, Plastiken und liturgischen Gewänder.

Genua war - anders als Rom und Venedig - kein Kulminationsort origineller künstlerischer Produktion. Orientierungshilfen kamen auch von Nordländern wie Rubens und van Dyck. Beide arbeiteten vorübergehend in Genua. Auch Caravaggio beeindruckte die Genueser Künstler. Sie nahmen zwar den realistischen Ausdruck an, tendierten aber stärker zur barocken Geste. Einer der interessantesten Maler, den die Schirn vorstellt, ist Andrea Magnasco. Zu Lebzeiten war er in seiner Geburtsstadt kaum anerkannt, heute ist er ihr Aushängeschild (bis 8. November). bab

Namen+Notizen

FRIEDRICH WILHELM DURCHDEWALD (Foto), Bestattungsunternehmer

aus Friedberg, ist neuer Vorsitzender des Rotkreuz-Ortsvereins in der Kreisstadt. Er löste HEINZ-JÖRG JUNGBLUT ab, der nach 31 Jahren von seinem Amt zurückgetreten ist. Auch die zweite Vorsitzende MARIA KASCHAK legte ihr Amt nieder. Ihr Nachfolger wurde HERMANN STECHER. Die DRK-Ortsvereinigung stecke in einer unbefriedigenden Situation, sagte der neue Vorsitzende der FR. Sie habe zwar rund 1000 Mitglieder, doch die Zahl der ehrenamtlich aktiven Mitglieder sei von etwa 50 auf derzeit rund 15 gesunken. "Das ist auf Dauer zu wenig", meinte der seit 23 Jahren beim DRK aktive Durchdewald. Er wolle neue Aktive werben und versuchen, ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu reaktivieren. Die Ehrenamtlichen betreiben an der Homburger Straße eine Kleiderkammer für Bedürftige. Sie organisieren Alten-Ausflüge und stellen die Sanitätsbereitschaft bei diversen Festen und Märkten. Der 42jährige Durchdewald selbst fungiert seit 1979 als Katastrophenschutz-Einsatzleiter des Roten Kreuzes. Bei Katastrophen leitet er mit anderen Funktionären im Bunker des Wetteraukreises unter der Kraftfahrzeugzulassungs-Stelle die Einsätze der Rettungsdienste. Außerdem fungiert Durchdewald als Vorsitzender der sechsköpfigen UWG-Fraktion im Friedberger Stadtparlament.

KARL SCHAUB, WILLI SCHMIDT und HEINRICH WEIL erhielten für ihre 60jährige Mitgliedschaft in der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) vergangene Woche eine Ehrennadel. Für 40jährige Mitgliedschaft ehrte Rolf Westfeld von der GdED WILHELM BACHMANN, HERBERT DIMMER, KARL FUCHS, HORST GRILL, HERBERT GRÜNBEIN, GEORG HEERT, OTTO JUNG, WILHELM KAISER, WALTER KOCH, KARL KRETSCHMER, KARL MENSING, HEINRICH MÜLLER, GERHARD RIEMER, WILHELM SCHMIDT, ERWIN STÖRKEL, MARTIN UNTSCH, HANS WAHL, KARL WOSNY und HELMUT ZINN

Unterliederbach: Koenigs plädiert für Gewerbegebiet Landesentwicklungsminister Jordan muß entscheiden

"Für verdrängungsbedrohte kleinere und mittlere Gewerbebetriebe sind neue Flächen notwendig": So verteidigt Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) seine Zustimmung zum geplanten Gewerbegebiet Unterliederbach - dessen 30 Hektar in vollem Umfang in einen Regionalen Grünzug eingreifen würden. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hatte das Projekt, auf das die Wirtschaft in Frankfurt drängt, Ende vergangenen Jahres im Stadtparlament angekündigt.

Am 19. Oktober, in der Sitzung des Planungsausschusses, sollen SPD und Grüne den rot-grünen Magistrat zu Verhandlungen mit Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) ermächtigen - denn Jordan, der sich gegen weitere Versiegelung von Freifläche im Ballungsraum Rhein- Main wendet, lehnt das Vorhaben ab.

Der Magistrat möchte "alle geeigneten Schritte unternehmen, um mit der Landesregierung Einvernehmen über dieses Gewerbegebiet zu erzielen" (Vorlagetext). Als Vorteil hebt die Stadtregierung hervor, daß bereits ein Gleisanschluß vorhanden sei. Das Liederbachtal bleibe als wichtige Frischluftschneise "ungeschmälert erhalten", ebenso der Grünzug.

Umweltdezernent Koenigs weiß dennoch, "daß auch vor Ort SPD und Grüne nicht begeistert sind". Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Römer, Uli Baier, hatte unlängst erklärt, eine Mehrheit der grünen Stadtverordneten werde sich gegen das neue Gewerbegebiet aussprechen - wenn einmal Beratung und Abstimmung in der Fraktion anstünden. Für den Umweltdezernenten ist dieses Thema erledigt: "Der Magistrat hat beschlossen", so Koenigs, und "in der Fraktion ist das zur Sprache gekommen". Carola Scholz, planungspolitische Sprecherin der Rathaus-Grünen, kritisiert prompt die "folgenlose Nachkontrolle" der Fraktion.

Im Rathaus wird darauf verwiesen, daß die 30 Hektar künftiger Gewerbefläche entlang der Schmalkaldener Straße bereits einen Kompromiß darstellten. Ursprünglich habe OB von Schoeler Ende 1991 den Grünen gleich drei Vorschläge für neue Gewerbegebiete präsentiert - mit der Zustimmung der grünen Führungsspitze zu Unterliederbach verschwanden die beiden anderen Projekte angeblich wieder aus der Planung.

"Ob der Eingriff in das Grün für das Klima relevant ist, muß jetzt Minister Jordan prüfen": So sieht es der Umweltdezernent. Die Stadt beantragt, das neue Gewerbegebiet bei der anstehenden Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) zu berücksichtigen - der Plan sieht auf den 30 Hektar in Unterliederbach noch "Regionales Grün" und "landwirtschaftlich wertvolle Flächen" vor. Deshalb muß die Stadt beim Regierungspräsidium Darmstadt ein Abweichungsverfahren beantragen.

Fazit Koenigs': Auch er sei "kein großer Freund von großflächigen Versiegelungen". Und: Es müsse in jedem Fall sichergestellt werden, daß sich an der Schmalkaldener Straße kleinere und mittlere Betriebe zu erschwinglichen Bodenpreisen ansiedeln könnten. Das, so der Umweltdezernent, "läßt sich im Bebauungsplan festschreiben". jg

Gitarrenunterricht für Jazzmusikfans

FRANKFURT A. M. Drei neue Kurse für Freunde der Jazzmusik bietet "Waggong", die Gesellschaft zum Transport von Jugendkultur, im Oktober an. Außer Gitarrenunterricht für Anfänger oder Fortgeschrittene steht auch ein Saxophon-Workshop auf dem Programm in der Germaniastraße 89 (Nordend).

Der Grundkurs Jazzgitarre richtet sich an Spieler, die die ersten Übungen auf dem Instrument schon hinter sich haben. Inhaltlich wird Leiter Jürgen Höbel vor allem auf Harmonik und Rhythmik Wert legen. Kursbeginn für die sechswöchige Reihe ist am Montag, 12. Oktober, um 19 Uhr; Teilnahmegebühr 60 Mark.

Der Kurs "Jazzgitarre für Fortgeschrittene" läuft als Einzel- und Gruppenunterricht am Wochenende des 10. und 11. Oktober. Unter Leitung von Axel Hagen wird auch über Geschichte und Praxis der Jazzgitarre informiert. Die Teilnahme kostet 80 Mark, ermäßigt 60 Mark.

Ebenfalls an diesem Wochenende und zum selben Preis bietet "Waggong" einen Saxophon-Workshop an. Unter Leitung von Bastian Fiebig ist allerdings nur das klassische Spiel Unterrichtsgegenstand. Nähere Informationen und Anmeldung sind unter Telefon 46 62 02 möglich. ak/40

"Monsieur le Général" trug die Post aus Briefträger aus Oberursel und Epinay sind seit 25 Jahren befreundet / Feier im alten Rathaus

OBERURSEL. Bei der Post ging's damals ganz besonders schnell. Kaum war die Städtepartnerschaft zwischen Oberursel und Epinay-sur-Seine in Schwung gekommen, begründeten - 1967 - die Postler beider Städte ihre Jumelage. Nach Darmstadt, Frankfurt, Hamburg und München waren die Oberurseler die fünften in der Bundesrepublik, die eine Partnerschaftssektion ins Leben riefen. Sie waren nicht nur schnell, sie sind auch ausdauernd. Während viele Kontakte zwischen Vereinen sanft entschlafen sind, pflegen die Post-Mitarbeiter beider Städte bis heute eine lebendige Freundschaft.

Auf den Tag genau 25 Jahre nach der Gründung kamen gute alte Bekannte zu Besuch. Allen voran Joseph Ayrault und Marcel Piquet, die damals schon zu den Aktivsten gehörten. Ebenso wie auf deutscher Seite Lothar Büsseler - seit einem Vierteljahrhundert am Stück Vorsitzender der Sektion - und Friedhelm Müller, der ebenfalls mit Leib und Seele ein "Jumeleur" ist.

Die ersten Male war es noch eine kleine Sensation, die auch das Fernsehen anlockte, diesmal geschah es relativ unbemerkt, daß drei französische Beamte gemeinsam mit Oberurseler Kollegen in der Altstadt eine Stunde lang die Post zustellten. Gilbert Cabanné, Micheline Trigauce und Marc Guissard machten ein Viertel der üblichen Tour mit, immer in Begleitung eines Dolmetschers, denn zumindest sprachlich haben die Nachbarn noch ihre Barrieren. Natürlich nicht der Gründervater Büssler, der einen uniformierten französischen Kollegen munter mit "Monsieur le général" begrüßt und manchmal aus Versehen auch mit Postamtsleiter Harald Lusky französisch spricht. Viel geholfen hat von Anfang an Bernhard Steinhauer. Vor 25 Jahren hatte er, als Student, in den Ferien Briefe ausgetragen. Seine Französischkenntnisse kamen der Partnerschaft zugute, seitdem ist er immer dabei, wenn's was zu übersetzen gibt.

Beste Stimmung herrschte im Historischen Rathaus, wo sich Gäste und Gastgeber zu einem kleinen Imbiß trafen, bevor sie alle zusammen zu einem Ausflug in den Taunus starteten. Die Briefträger aus Epinay waren noch immer ganz verblüfft von etwas, was hierzulande ziemlich selbstverständlich ist: "Die Briefkästen sind fast alle mit Namen beschriftet, das ist wunderbar", staunte einer; offensichtlich nehmen es seine Landsleute damit nicht so genau.

Nach 25 Jahren wächst schon die nächste Partnerschaftsgeneration heran. Klaus Sauermann, in der Oberurseler Betriebsleitung des Postamts beschäftigt, ist vor fünf Jahren dazugestoßen und pflegt inzwischen einen regen Austausch mit Freunden in Epinay. Sein Sohn Steffen, 14 Jahre alt, hat dort schon vier Wochen Ferien genossen und große Fortschritte in Französisch gemacht.

Eine aktuelle Sorge plagt deutsche und französische Postler gleichermaßen, wie während des jüngsten Besuchs deutlich wurde: die Privatisierung. In Epinay waren vor ein paar Jahren noch 150 Leute im Briefzustelldienst, heute sind es nur noch 90. Raimund Hartmann, aktiv in der Partnerschaft und in der Postgewerkschaft, befürchtet eine ähnliche Enwicklung in Oberursel: "Hier wird wahrscheinlich bald nur noch ein Stützpunkt der Post sein." hko

Überschlagen, abgehauen und doch zurückgekehrt

FLÖRSHEIM. Seinen Führerschein vorläufig los ist ein 23jähriger Bischofsheimer. Laut Polizei fuhr er Samstag nacht auf der L 3017 in Richtung Flörsheim. Kurz vor der Ortseinfahrt kam der Wagen von der Straße ab, rammte einen Zaun, überschlug sich und landete wieder auf den Rädern. Der Mann fuhr davon, kehrte wenig später aber zum Unfallort zurück. Dort wartete schon die Polizei und nahm ihn zur Blutprobe mit. kkü

Bei der AWO Kassel-Land ist kaum was zu holen Mit zwei Millionen Mark Schulden in die Pleite / Vorwürfe gegen Geschäftsführer und Vorstand

KASSEL. Finanzielle Transaktionen werden üblicherweise vor allem in gemeinnützigen Vereinen mit Argusaugen überwacht. Diese Kontrolle hat beim Kreisverband Kassel-Land der Arbeiterwohlfahrt (AWO) wohl nicht funktioniert. Tatsache ist, daß dieser Verband mit rund zwei Millionen Mark in der Kreide steht und deshalb Konkurs angemeldet hat. Die Gläubiger - neben der Kreissparkasse noch andere Banken und, dem Vernehmen nach, auch Handwerksbetriebe - werden vermutlich zumeist leer ausgehen. Im Klartext: Es gibt nicht viel zu holen bei der AWO Kassel-Land.

Die Schuld an dem finanziellen Desaster wird derzeit in erster Linie dem Geschäftsführer des Kreisverbandes, Hans- Jürgen Brockmeyer, zugewiesen. Aufgrund einer Anzeige des Vorstandes gibt es gegen ihn bereits staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. In die Schußlinie ist freilich inzwischen auch der Vorstand selbst geraten. Ihm wird vorgeworfen, dem Geschäftsführer nicht ausreichend auf die Finger gesehen zu haben.

Daß der Vorstand diesem, um wenig zu sagen, "grenzenloses Vertrauen" entgegenbrachte, sieht auch der Geschäftsführer des nordhessischen Bezirksverbandes, Fritz Horn. Er glaubt indes ebenfalls, daß Brockmeyer es verstanden habe, sich und die finanzielle Situation "glänzend" darzustellen.

Ein wenig blenden lassen hat sich davon wohl auch die Kreissparkasse Kassel. Sie gilt als Hauptgläubigerin des AWO-Kreisverbandes. Man habe, so bestätigt es ein Sprecher der Bank, Kredite "in beachtlicher Größenordnung" bewilligt, "ohne sie hundertprozentig abzusichern".

Ein Teil dieser Kredite war zum Beispiel als Vorfinanzierung, etwa für den Ausbau eines Kindergartens oder von Pflegeeinrichtungen, gedacht. Gerechnet wurde dabei mit öffentlichen Mitteln. Die freilich wurden entweder nicht bewilligt oder versickerten sonstwo.

Auch in anderer Hinsicht sieht sich die Bank getäuscht. Die AWO habe in der Vergangenheit Zahlen und Informationen auf den Tisch gelegt, die vielleicht "nicht in allen Punkten gestimmt" haben, heißt es. Dieser Behauptung dürfte die Staatsanwaltschaft ebenfalls nachgehen.

Das Vertrauen der Geldgeber wurde offensichtlich nicht nur durch möglicherweise "geschönte" Zahlen, sondern auch durch die Tatsache genährt, daß hinter dem AWO-Kreisverband ein Bezirks- und auch noch ein Bundesverband stehen. Daß die übergeordneten Verbände rechtlich nicht verpflichtet sind, im Notfall einzuspringen, wußten zumindest die Banker. Daß diese Organisation gleichwohl zumindest einen finanziellen Zusammenbruch des Kreisverbandes verhindern würde, davon jedoch sind auch die Banker ausgegangen.

Dem wird von der AWO entgegengehalten, daß die Bank "leichtfertig Kredite gegeben hat" (Horn). Fest steht, daß der Bezirksverband (Jahresetat: rund 70 Millionen Mark) nicht einspringen wird. Denn auch bei der AWO gibt es, so formuliert es deren Geschäftsführer Horn, "keinen großen Bruder oder eine reiche Schwester". Ein Defizit von rund zwei Millionen abzudecken, könne sich der Bezirk jedenfalls nicht leisten. Da ein Wohlfahrtsverband keine Gewinne machen dürfe, "kann auch ein solches Loch nicht gestopft werden".

Eine ähnliche Position bezieht der Bundesverband. Die AWO arbeite auf der Basis von zweckgebundenen Mitgliedbeiträgen, Zuschüssen und Spenden. Da sei "kein Spielraum", einen defizitären Verband "aufzufangen", erklärt sein Geschäftsführer Rainer Brückers. Im übrigen sei die AWO kein großer Konzern, sondern bestehe aus einer Vielzahl einzelner, rechtlich und wirtschaftlich selbständiger Gliederungen. In diesem Sinne will er auch die finanziellen Aktivitäten des Kreisverbandes Kassel-Land verstanden wissen: "Dafür kann auch kein anderer die Verantwortung tragen."

Umgekehrt ist die Sache ein wenig anders. Denn die Organisation wird im wesentlichen "von unten" finanziert: Von den Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die in den AWO-Ortsvereinen verbucht werden, müssen 30 Prozent an den Kreisverband, 20 Prozent an den Bezirksverband, und schließlich zehn Prozent an den Bundesverband abgeführt werden. Daß mit Blick auf diese Organisations- und Finanzstruktur auch der ein oder andere Geldgeber alle Bedenken hintanstellte, erscheint nachvollziehbar.

Betroffen vom Konkurs sind nicht nur die Gläubiger der AWO, sondern auch deren Mitarbeiter und "Kunden": Etliche Einrichtungen werden nach derzeitigem Stand geschlossen, von den 30 Mitarbeitern sind inzwischen über zwanzig entlassen worden. Immerhin soll die Altentagesstätte in Baunatal vom Bezirk weiterbetrieben werden, ebenso (vorübergehend) die Ausbildungsstätte für Schneiderinnen in Fuldatal. Und jene Senioren, die bisher "Essen auf Rädern" über den Kreisverband geliefert bekamen, sollen auch künftig versorgt werden.

Die anderen Einrichtungen mag der Bezirk nicht weiterführen, und auch das hat offensichtlich ausschließlich finanzielle Gründe. Denn übernommen werden dann nicht nur die Einrichtungen, sondern fast unausweichlich neben den Mitarbeitern auch die Schulden.

Fazit: Die zumindest waghalsige Finanzpolitik des AWO-Kreisverbandes Kassel-Land hat einige in sehr große Schwierigkeiten gestürzt. Viele haben ihren Arbeitsplatz verloren, rat- und hilflose Helfer stehen auf der Straße, andere können ihr Geld wohl in den Schornstein schreiben. Bleibt abzuwarten, ob dafür am Ende jemand zur Rechenschaft gezogen wird. ari

Gemälde und Skulpturen in der Trinkkuranlage

BAD NAUHEIM. Gemälde von Helga Jäger sowie Skulpturen und Objekte von Christiane Gaubatz sind bis zum 25. Oktober täglich von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr in einer Ausstellung in der Trinkkuranlage zu sehen. Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 18. Oktober, um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei. mu

Mancher Schausteller muß um seinen Platz kämpfen Kalter Markt attraktiv für Besucher und Veranstalter Von Bernd Salzmann ORTENBERG. Weit mehr als 100 000 Besucher erwartet die Stadt Ortenberg zu ihrem 726. Kalten Markt, vorausgesetzt, zwischen dem 23. und 28. Oktober spielt das Wetter einigermaßen mit. Neben dem traditionellen Viehmarkt und der Leistungsschau des Gewerbes soll ein Vergnügungspark Besucher in die Kleinstadt locken. "Breakdance" und "Batflyer" heißen diesmal die neuen Attraktionen der Schausteller. Um Geld zu sparen, überläßt der Magistrat einen Teil der Gestaltung des Unterhaltungsprogramms erstmals einem Festzeltbetreiber. Und noch ein Novum: Es darf nur noch Mehrweggeschirr benutzt werden.

Der Kalte Markt ist beliebt, nicht nur bei den Besuchern, auch bei Schaustellern und Händlern. Zwischen 600 und 700 Marktbeschicker sind diesmal dabei. Wäre es nach den Geschäftsleuten gegangen, Ortenberger würde für sechs Tage einen noch viel größeren Trubel erleben. Marktmeister Erhard Zahn mußte allein 320 Interessenten für den Kram-Markt eine Absage erteilen, den Vergnügungspark hätten gerne 50 weitere Schausteller belebt. Nicht alle übrigens, berichtete Zahn am Montag während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bürgermeister Otto Emrich und Stadtrat Manfred Meuser, nehmen solche negativen Antworten klaglos zur Kenntnisse: Immer wieder komme es vor, daß ein Schausteller mit Hilfe der Justiz sich einen der begehrten Standplätze zu sichern versuche.

Was das Programm anbelangt, bleibt Ortenberg der Tradition treu. "Oberhessens größtes Heimatfest" (Eigenwerbung) ist als Pferde- und Fohlenmarkt bekannt geworden, und daran gilt es auch im Industriezeitalter zu erinnern: Eine Zuchtstuten- und Ponyschau mit Showeinlagen des Pferdezuchtvereins Büdingen/ Main-Kinzig und der Ponyfreunde Wenings steht am Samstag, 24. Oktober, 13.30 Uhr, auf dem Platz an der Nidderbrücke auf dem Programm (mit dabei ist Europameisterin Wiebke Ramdohr).

Einen Tag später werden an derselben Stelle um 13 Uhr Pferde prämiiert, der Pferde- und Fohlenmarkt ist auf Montag, 26. Oktober, 8 Uhr, terminiert worden, der Schweinemarkt auf Dienstag, 27. Oktober, 8 Uhr.

Offiziell eröffnet wird das 726. Markttreiben bereits am Freitag, 23. Oktober: Nach Bieranstich und Platzkonzert auf dem Carl-Fries-Platz um 18 Uhr startet dort gegen 19 Uhr ein Fackelzug. Zu den Mitwirkenden gehören zahlreiche Spielmannszüge, die schätzungsweise 20.30 Uhr im Bürgerhaus ein Unterhaltungs- und Showprogramm bieten werden.

Das Bürgerhaus, in der Vergangenheit Mittelpunkt des geselligen Marktgeschehens, spielt ansonsten im offizellen Programm der Stadt keine Rolle mehr, einmal abgesehen vom Auftritt der im Rhein-Main-Gebiet beinahe schon legendären Barrelhouse Jazzband, am Mittwoch, 28. Oktober, 20 Uhr. Bürgermeister Emrich nannte dafür finanzielle Gründe. Im Unterschied zum Pächter des Bürgerhauses kommt der Festzeltbetreiber selbst für die Kosten des Unterhaltungsprogrammes auf, etwa für die "Orginal Steigerwälder Musikanten", die am Marktmontag beim traditionellen Frühschoppen für Stimmung sorgen wollen. Ortenberg spart so eine fünfstellige Summe. Das Risiko, wie im Vorjahr nach der mies besuchten Las-Vegas-Show 25 000 Mark aus dem Steuersäckel berappen zu müssen, läßt sich so ausschließen. Emrich spricht zu Recht von "gewaltigen Einsparungen". Nicht gespart wird hingegen am Höhenfeuerwerk, das gewöhnlich viele Gäste am Marktmontag in Ortenberg ausharren läßt und um 21 Uhr gezündet werden soll.

Schachfreunde Neuberg Dritter Hessentitel für die A-Jugend

Zum dritten Mal hintereinander gewann die A-Jugend der Schachfreunde Neuberg den Hessentitel. Im Finale in Gernsheim setzten sich die jungen Denksportler gegen die Gastgeber und gegen Hofheim durch. Das vorentscheidende Spiel gegen die Schachspieler aus dem Taunus gewann Neuberg 5:3, gegen Gernsheim reichte daher das angestrebte 4:4 zum Gesamtgewinn.

Stephan Landsiedel (1.5/2), Annegret Weng (1.5/2), Philipp Bischoff (1/2), Markus Wilcezek (1/2); Frank Olbrich (1.5/2); Markus Bilgram (0.5/2); Silke Kurz (1.5/2) am Mädchenbrett und Michael Polt am Schülerbrett erkämpften die Punkte. Neuberg tritt jetzt gegen den Meister aus Thüringen an, um sich Ende Dezember für die deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. prd

Rassegeflügelschau: Prachtvolle Tiere zu sehen

MAINTAL. Enten, Hühner, Zwerghühner und Tauben mit gutem Stammbaum bevölkern am Samstag, 17., und Sonntag, 18. Oktober, das Bürgerhaus Maintal im Dörnigheimer Weg. Bei der 21. Rassegeflügelschau werden prachtvolle Tiere auch prämiert. Die Öffnungszeiten sind am Samstag von 15 bis 17.30 Uhr und am Sonntag von neun bis 17 Uhr. gf

Künftig vollelektronisch MAINTAL. Vollelektronisch wird in Zukunft bei den Maintaler Veranstaltungen das Licht geregelt. Möglich macht das die neue transportable Steuerungsanlage mit rund 20 Scheinwerfern. Den bisherigen Schwierigkeiten bei der Regulierung wurde damit Abhilfe geschaffen.

Hallenbad-Sturz eigenes Pech

KOBLENZ, 5. Oktober (dpa). Wer im Schwimmbad auf nassem Boden ausrutscht, hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Schadenersatz und Schmerzensgeld. Das geht aus einem am Montag veröffentlichten Urteil des Landgerichts Koblenz hervor. In einem Schwimmbad könnten Fußbodenfeuchtigkeit und die damit verbundene Glätte nicht völlig vermieden werden, der Besucher müsse sich daher entsprechend vorsichtig bewegen, begründeten die Richter ihren Spruch (Az.: 1 O 84/91).

Ein höllisches Paradies Die "Harmonie" bringt im Oktober spannende Filme

SACHSENHAUSEN. In diesem Jahr wird die Entdeckung Amerikas gefeiert: Vor 500 Jahren wagte Kapitän Christoph Columbus eine Reise, die ihn eigentlich auf dem westlichen Seeweg in das Wunderland Indien führen sollte, ihn aber zum Entdecker eines neuen Kontinents werden ließ. Um dieses Ereignis auch in die Kinos zu bringen, haben die Produzenten einige Filme herstellen lassen, die jetzt zeitgerecht in die Lichtspielhäuser kommen. Einer davon trägt den Titel "1492". Er ist in Originalfassung ab Donnerstag, 15. Oktober, in der Harmonie, Dreieichstraße 54, im Hauptprogramm um 20.15 Uhr und in der Spätvorstellung um 22.30 Uhr zu sehen. Zum Inhalt: Die Schönheit der Natur Amerikas und die Freundlichkeit der Eingeborenen auf dem neuen Kontinent soll Columbus paradiesisch erschienen sein. Aber vor seinen Augen verwandelte sich dieses Paradies in eine Hölle... Regisseur Rideley Scott hat diesen Film mit Hauptdarsteller Gérard Depardieu, Fernando Rey und Sigourney Weaver - die erst kürzlich mit Alien 3 gute Kritiken einheimsen konnte - in Szene gesetzt. Der Film läuft voraussichtlich bis zum Ende des Monats Oktober.

Sehr amerikanisch geht es auch im kleinen Kino der Harmonie zu: Dort wird ab Donnerstag, 8. Oktober, bis einschließlich Mittwoch, 22. Oktober, der Film "Bob Roberts" zu sehen sein. Die Vorführungen beginnen um 20.15 Uhr. Bob Roberts ist ein junger erfolgreicher Millionär, der zum Idol der konservativen Yuppie-Generation avanciert ist. Er sucht nun den Einstieg in die Politik und inszeniert eine üble Schlammschlacht, um den amtierenden Senator aus dem Amt zu jagen. Roberts hat jedoch selbst viel "Dreck am Stecken", es fallen Schüsse, und ab sofort betreibt der verletzte Roberts seine Kampagne aus dem Rollstuhl... Der Film wurde von Tom Roberts gedreht, der zugleich auch die Hauptrolle in dem 103 Minuten langen Streifen übernommen hat.

Zu später Stunde zeigen die Kinobetreiber von Donnerstag, 8. Oktober, eine Woche lang den Film: Kinder, Kader, Kommandeure. 40 Jahre real existierende DDR-Propaganda wurden zu einem Kinoereignis zusammengeschnitten. So gibt es jeweils um 22.30 Uhr ein Wiedersehen mit Medienpersönlichkeiten wie Walter Ulbricht oder Eduard von Schnitzler, der mit seiner DDR-Serie "Der schwarze Kanal" zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte.

"Die blaue Stunde" wird ab Donnerstag, 15. Oktober, auf den Spielplan gesetzt. Der Film hat den "Preis des saarländischen Ministerpräsidenten" erhalten und das zu Recht, wie einige Kritiker meinen. Jeweils um 17.45 und in der Spätvorführung um 22.30 Uhr können sich die Kinobesucher selbst ein Bild davon machen: Ein Callboy trifft einen alten Bekannten in einer Kneipe und nimmt ihn mit nach Hause. Es folgt die Kopie der Verführung einer Ehefrau: Mit Sprüchen á la "Ich bin verheiratet" oder "Vielleicht sollte ich doch besser gehen" versucht sich der Ehemann aus der Affäre zu ziehen - nur um dem Verführer im nächsten Moment um den Hals zu fallen. Der Film wurde von Marcel Gisler 1991 auf Zelluloid gebannt.

Selbstverständlich haben die Programmacher der Harmonie auch in diesem Monat wieder ein Kinderprogramm zusammengestellt. Jeweils um 16 Uhr laufen die folgenden Filme: Noch bis zum Mittwoch, 14. Oktober, können die Sprößlinge ab sechs Jahren den Detektivfilm "Tommy - der Träumer" anschauen. Der Inhalt: Der zwölfjährige Tommy Doyle führt ein recht beschauliches Leben, bis sein Vater überfallen wird. Die Nachforschungen der Ordnungskräfte erscheinen ihm jedoch unzulänglich, und daher beschließt er, die Ermittlungen auf eigene Faust zu führen. Ab Donnerstag, 15. Oktober, läuft der Comicfilm "Feivel, der Mauswanderer", und dann kommt ein Klassiker in die Harmonie, der ohne Altersbeschränkung von allen Kindern gesehen werden kann: "Peter Pan". Schon 1953 gedreht, nimmt dieser Held auch die Erwachsenen immer wieder mit auf seine Traumreisen.

Da das Programm der Harmonie kurzfristigen Änderungen unterworfen sein kann, empfiehlt sich ein Anruf in dem Programmkino: Die Telefonnummer lautet: 61 35 50. kan

Kurse über Wäschepflege und Küchenkunst

BAD NAUHEIM. "Grundtechniken der Wäschepflege" oder eine "Einführung in die Nahrungszubereitung" stehen im Mittelpunkt eines Hauswirtschaftskurses der Evangelischen Familienbildung.

Beginn ist am Samstag, 24. Oktober, um 10 Uhr in der Frankfurter Straße 34.

Spezialitäten aus Spanien und Portugal werden in einem Kursus zubereitet, der am selben Ort am Mittwoch, 28. Oktober, sowie am 4. November von 18.30 bis 21.30 Uhr stattfindet. Infos Tel. 06032/71288. mu

Keine Liebesgrüße für die gelbe Post Porto-Erhöhung stößt auf Kritik / Vorstand betont Straffung durch Briefkonzept

doe FRANKFURT A. M. Umfassender als bislang durchgesickert dreht die Bundespost zum 1. April 1993 an der Gebührenschraube. Nicht nur Postkarten, Drucksachen und Briefdrucksachen werden teurer. Auch bei großformatigen Sendungen und Massensendungen langt der Gelbe Riese teilweise kräftig zu. "Dieses ist keine Preisanpassung alter Schule", betont jedoch Postdienst-Chef Klaus Zumwinkel. Vielmehr wolle sein Unternehmen das Angebot übersichtlicher gestalten und die Betriebsstruktur straffen. Ohne entsprechende Schritte werde der Briefdienst, der immerhin zwei Drittel zum Gesamtumsatz von rund 25 Milliarden Mark beisteuert, in den nächsten Jahren mit einem Milliarden-Defizit zum "Sanierungsfaß ohne Boden".

Eigentlich hatte der Manager das seit Monaten erwartete Briefkonzept erst im November nach der Billigung durch den Aufsichtsrat und den Postminister präsentieren wollen. Daß er nach ersten Pressemeldungen vom Wochenende (siehe FR von gestern) am Montag in die Offensive ging und die Vorstellungen des Vorstands erläuterte, half ihm wenig. Als "Beutelschneiderei" bezeichnet SPD-Postexperte Peter Paterna die jüngsten Gebührenpläne des Brief- und Paketriesen. Auch der Chef des Postbenutzer-Verbandes, Wilhelm Hübner, spart nicht mit Kritik: Die Erhöhung des Portos, die die Wirtschaft zusätzlich zur Einführung neuer Postleitzahlen belaste, werde den "Trend weg von der Post" verstärken. Erst im Juli hatte die Post die Beförderung von Einschreiben, Eilbriefen und Päckchen verteuert.

Kern des jetzt vorgestellten Programms "Brief 2000", das dem Frachtkonzept des vergangenen Jahres folgt, ist die weitgehende Reduktion der bislang 150 Sendungsformen auf ein System mit den vier Basisprodukten Standard-, Kompakt-, Groß- und Maxibrief, die nach Gewicht und Umfang unterschieden werden (siehe Kasten). Gleichzeitig soll die Briefbearbeitung, die derzeit an 1000 Stellen erfolgt, in 83 neuen Briefzentren konzentriert und zunehmend automatisiert werden. Bereits früher hatte der Postdienst-Vorstand den Abbau von 20 000 Stellen in dieser Sparte bis zur Jahrtausendwende angekündigt.

Für die Modernisierung der Logistik, die in der Ex-DDR laut Zumwinkel "auf dem technischen Standard der sechziger Jahre" stehengeblieben ist, will der Gelbe Riese 3,9 Milliarden Mark Investitionen lockermachen. Umgekehrt erhofft er sich durch straffere Betriebsabläufe jährliche Kosteneinsparungen von 1,8 Milliarden Mark. Die neue Gebührenstruktur soll zudem Mehreinnahmen von 2,6 Milliarden bringen, die allerdings laut Zumwinkel von den durch Tarifabschlüsse hochgetriebenen Personalkosten aufgefressen würden. Die Postgewerkschaft (DPG) wollte sich gestern zu dem Briefkonzept nicht äußern: "Wir müssen uns das erst genau angucken", meinte ein Sprecher.

Auch Postminister Christian Schwarz-Schilling, der die Monopolgebühren genehmigen muß, schweigt vorerst. Man werde die Pläne "im Detail" prüfen, wenn sie vom Postdienst-Aufsichtsrat (wahrscheinlich Ende dieser Woche) abgesegnet seien. CDU-Mann Schwarz-Schilling hatte sich wiederholt aus dem Fenster gelehnt und versichert, 1992 und 1993 würden Telefongebühren und Porto nicht steigen. Diese Aussage habe sich nur auf den Preis des Standardbriefes bezogen, erklärt seine Sprecherin nun. Bei der Verteuerung von Einschreiben um eine auf 3,50 Mark und Eilbriefen um zwei auf sieben Mark im Juli dieses Jahres hatte sich das Ministerium schon mit der Erklärung, hierbei handele es sich lediglich um "Zusatzleistungen", herausgewunden.

Tatsächlich will die gelbe Post den bis zu 20 Gramm schweren Standardbrief im festgelegten Format mit einer Mark Gebühr auch im kommenden April unangetastet lassen. Damit hört die Preiskontinuität jedoch auf: Postkarten sollen demnächst mit 80 statt mit 60 Pfennig frankiert werden müssen. Außerdem streicht der Gelbe Riese Drucksachen (bislang 60 Pfennig) und Briefdrucksachen (80 Pennig) ganz aus dem Angebot, was faktisch einer Verteuerung der 1,7 Milliarden Sendungen dieser Spezies um 67 und 25 Prozent auf jeweils eine Mark gleichkommt.

"Tag der offenen Tür" und Schwimmbad-Disco

MÜHLHEIM. Zu einem "Tag der offenen Tür" laden DLRG, Tauchsportclub und städtische Mitarbeiter für Samstag, 10. Oktober, ins Hallenbad ein. Eröffnet wird das Programm um 9 Uhr mit einem Volksschwimmen, später gibt es Vorführungen, ein Wasserballturnier, lustige Kinderspiele und nach 18 Uhr eine Disco.

Verbunden mit der feuchtfröhlichen Veranstaltung ist ein Spendenaufruf der Lebensretter, die dringend ein neues Einsatzfahrzeug brauchen. Noch fehlen rund 10 000 Mark. Mit dem "Tag der offenen Tür" soll eine Spendenaktion beginnen. Das Ziel: Der Kauf des neuen Autos. hf

Die Baukosten laufen davon Erweiterung der Kläranlage Assenheim erst ab Frühjahr '93

NIDDATAL. Die Baukosten für die Neuordnung und Erweiterung der Kläranlage Assenheim steigen ständig. Daher ist für Bürgermeister Wilfried Martin absehbar, daß im nächsten Jahr erneut über die Höhe der Abwassergebühren zu reden sein wird. Zuletzt hatte das Parlament 1990 höhere Gebühren beschlossen.

Nach Ansicht Martins ist bekannt, daß die Kläranlge des Abwasserverbandes Assenheim-Bruchenbrücken erweitert und neu geordnet wird. 1990 waren die Investitionskosten auf 7,81 Millionen Mark veranschlagt für einen Anschluß von 6400 "Einwohnergleichwerten".

Durch die Entwicklung neuer Baugebiete in Assenheim wurden die Anschlußwerte auf 7000 Einwohnergleichwerte erhöht. Wegen der Preissteigerungen auch im Tiefbausektor und der Erhöhung des Anschlußwertes der Kläranlage seien die gesamten Herstellungskosten nach einer Schätzung im vergangenen Jahr auf rund 9 Millionen Mark veranschlagt worden.

Dann beteiligte sich aber bei der öffentlichen Ausschreibung für den ersten Bauabschnitt im Sommer 1992 kein Bieter. Die folgende beschränkte Ausschreibung mußte wegen der fehlenden Finanzierbarkeit des ersten Bauabschnittes aufgehoben werden. Daher kann nach den Worten Martins nicht vor dem späten Frühjahr 1993 mit den Arbeiten begonnen werden. Es wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet.

Nach Auffassung des vom Verband mit der Planung und Bauleitung beauftragten Ingenieurbüros ist mit einer jährlichen Kostensteigerung von fünf Prozent zu rechnen, berichtete Martin. Hinzu kommt eine erwartete Erhöhung der Mehrwertsteuer. "Dies alles bedeutet, daß sich die Baukosten von 1991 geschätzten rund neun Millionen Mark auf gut zehn Millionen Mark erhöhen", bedauert Martin. Wenn das so eintritt, dann müsse die Stadt Niddatal fast einen doppelt so hohen Kostenanteil leisten, wie ursprünglich bei der Berechnung der Kanalgebühren errechnet.

Eine ähnliche Entwicklung sei bei der bevorstehenden Erweiterung und Neuordnung der Kläranlage des Abwasserverbandes Aubach festzustellen. Dabei würden die Baukosten gegenwärtig auf rund 14,5 Millionen Mark veranschlagt. de

Theaterspielend Deutsch lernen

HÖCHST. "Spielend Deutsch lernen" können Interessierte in der Höchster Volkshochschule (VHS). Und zwar Theater spielend. Der mehrwöchige Kursus richtet sich an Teilnehmer mit guten Vorkenntnissen. Selbst erlebte Alltagssituationen können improvisiert, Verse deklamiert oder Monologe gehalten werden, um so das Verständnis der deutschen Sprache zu verbessern. Und zwar im doppelten Sinne: den Wortschatz erweitern, aber auch Feinheiten zu lernen, um kulturellen Mißverständnissen vorzubeugen.

Wer sich für den Sprachkursus interessiert, kann sich ab sofort im Bikuz anmelden: Tel. 069/3106-5438. Die Gruppe trifft sich jeweils Mittwochs von 18 bis 21 Uhr. Teilnahmegebühr: 80 Mark. Die erste Sitzung ist am 12. Oktober. clk

Buchmesse: Geschäfte gut, aber weniger Besucher

Einen Besucherrückgang hat die 44. Frankfurter Buchmesse zu verzeichnen, 1992 kamen fast 10 000 Menschen weniger als im Vorjahr. Insgesamt wurden bei 8236 Ausstellern aus 103 Ländern 246 000 Besucher gezählt; im Jahr zuvor waren es noch 255 000 Messegäste.

Dennoch sprach die Leitung der Buchmesse von einer "allgemein guten, im deutschen Bereich sogar sehr guten Geschäftsmesse". Die Neuordnung des internationalen Bereichs in den Hallen 3 und 4 hätten breite Zustimmung gefunden, besonders der Ost-West-Treffpunkt in Halle 3.0 habe viel Interesse bei Medien und Publikum gefunden.

Überraschnd gute Lizenzgeschäfte haben nach Mitteilung der Messeleitung Aussteller aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und aus Mittel- und Osteuropa abgeschlossen. Die 45. Frankfurter Buchmesse mit dem Schwerpunkt Flandern und Niederlande wird vom 6. bis 11. Oktober 1993 abgehalten. wp

Citibank baut in Deutschland um Geldhaus reagiert mit Holding auf neue Eigenmittel-Regeln

sch FRANKFURT A. M. Auf die verschärften Eigenmittel-Auflagen für Kreditinstitute bereitet sich der US-Geldkonzern Citibank mit einer Neugliederung seiner hiesigen Bankunternehmen vor. Dazu sollen dem Institut zufolge die bisher über mehrere Gesellschaften in den USA und Deutschland gehaltenen Beteiligungen an der Citibank AG und der Citicorp Kartenservice in Frankfurt von je hundert Prozent sowie an der Citibank Privatkunden AG in Düsseldorf von bisher 98 Prozent in einer Holding zusammengefaßt werden. Diese werde aus dem Institut am Main hervorgehen und vom Samstag an als Citibank Beteiligungen AG firmieren.

Das bisherige Finanzgeschäft der Citibank AG (alt) mit Firmenkunden werde durch die Citibank AG (neu) fortgeführt. Alle Angestellten würden in der neuen Gesellschaft weiterbeschäftigt, heißt es weiter. Aufgelöst wird mit dem Umbau dagegen die Beteiligung des Geldhauses an der Privatkundenbank am Rhein. Dies soll die Kapitalbeschaffung angesichts des stark wachsenden Kreditvolumens der Düsseldorfer und der von 1993 an in der EG geltenden verschärften Eigenmittel-Regeln, die hierzulande in die Novelle des Kreditwesengesetzes (KWG) eingehen, erleichtern. Denn nach der alten Struktur wäre für die Mittelbeschaffung der Privatkundenbank auch bei der Frankfurter Citibank als Mutter eine Erhöhung nötig (der Anteil der alten Citibank am Düsseldorfer Haus zählt laut KWG als Großkredit, der derzeit nicht mehr als 50 Prozent des haftenden Eigenkapitals betragen darf). Als Schwestern unter der neuen Holding, die selbst keine Bankgeschäfte betreibe, entfalle die Beschränkung der Mutter-Tochter-Struktur.

Das Eigenkapital der Citibank Privatkunden wird von 632 Millionen Mark auf mehr als eine Milliarde Mark aufgestockt, wie es heißt. Den rund 3000 freien Aktionären des Instituts werde eine Barabfindung von 1120 Mark je Aktie von nominal 50 Mark oder ein Umtausch in Titel der Citibank Beteiligungen angeboten. Dabei werde für jede Aktie des Düsseldorfer Hauses eine der Citibank Beteiligungen (Nennwert 100 Mark) sowie ein 6/10 Umtauschrecht auf eine weitere Inhaberaktie der Holding offeriert. Rechte auf weniger als eine Aktie werden den Angaben zufolge mit 70 Mark je 1/10 Umtauschrecht bar abgefunden. Die Privatkunden-Titel waren zuletzt mit 995 Mark notiert worden.

Zudem wird den freien Anteilseignern mit der Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung am 17. November über die Eingliederung in die Dachgesellschaft ein freiwilliges Übernahmeangebot von 1150 Mark je Aktie unterbreitet.

Eine Offenbacher Firma bietet das "Parkhaus der Zukunft" an

Der Computer

verstaut die Autos

Praktische Rundbauweise

Das Parkhaus der Zukunft ist rund, vollautomatisch, platzsparend, sicher und kann dank der Rundbauweise von allen Seiten problemlos an das vorhandene Straßennetz angeschlossen werden. So jedenfalls sieht es die auf den Bau von Transportanlagen spezialisierte Offenbacher Metallbaufirma Fredenhagen KG.

Das Unternehmen hat einen Parkturm entwickelt, dessen Elektronik laut Firmensprecher Helmut Meyer neue Maßstäbe setzt: Je nach technischer Ausstattung und nach Anzahl der Etagen würden für den Abtransport beziehungsweise die Bereitstellung des Autos nur 30 bis 60 Sekunden benötigt. Bislang auf dem Markt angebotene "Stapelgaragen" hatten den Nachteil, daß der einzelne Parkvorgang relativ lange dauert.

"Herz" des Fredenhagen-Parkturms ist ein in der Mitte des Turms angeordneter Aufzug, der die Wagen computergeregelt auf die einzelnen Stockwerke verteilt. Die Fahrerin oder der Fahrer steuern den Wagen nur noch in die Einfahrt, steigen aus, stecken einen Ausweis in Kreditkartenformat in den Automaten, und der Pkw wird auf eine der freien Stellflächen gebracht. Die Abholung funktioniert auf dieselbe Weise.

Für den Diplomingenieur Meyer hat die "neue Parkhausgeneration" gegenüber den herkömmlichen Bauweisen für die Nutzer große Vorteile: "Weil es vollautomatisch funktioniert, bietet es absolute Sicherheit gegen Raubüberfälle, Diebstähle, Beschädigungen und Vandalismus und nimmt vielen Autofahren den Streß beim Ein- und Ausparken in den häufig labyrinthähnlichen Parkhäusern."

Da es sich in Baulücken und damit als Quartiersgarage zum Anwohnerparken bestens eigne, will das Offenbacher Unternehmen sein Konzept in Kürze dem Stadtplanungsamt und der städtischen Parkhausbetriebsgesellschaft vorstellen. Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Wentz, hält Stadtteilgaragen vom Grundsatz her für sinnvoll, bezweifelt allerdings, ob sich ein Rundbau in das meist von rechteckigen Grundrissen bestimmte Stadtbild "einpassen läßt".

Wie Häußler meldet auch Helmut Schmitt, Chef der Parkhaus GmbH, Bedenken an, ob sich die Parkzeiten von 30 bis 60 Sekunden tatsächlich einhalten lassen. Nach seinen Angaben sind in den letzten Jahren Stapelgaragen mit unterschiedlichen Konzepten zumeist an den langen Transportzeiten gescheitert. gang

Raubüberfall auf Tankstelle

HOFHEIM. 2200 Mark erbeuteten zwei Männer am Freitag abend bei einem Überfall auf eine Tankstelle in der Sindlinger Straße. Wie die Polizei gestern berichtete, überraschten sie die 25jährige Kassiererin bei der Abrechnung. Während einer der Räuber am Eingang Schmiere stand, zog sein Komplize eine Pistole und forderte: "Scheine her, sonst knall ich dich ab!" Mit dem Geld in einer Tüte floh das Duo Richtung Adolf-Mohr-Anlage.

Beide Täter sollen zwischen 16 und 20 Jahre alt, etwa 1,65 bis 1,80 Meter groß und schmächtig sein. kkü

Rauschgiftopfer Leiche lag in Krankenhaustoilette

HANAU. An den Folgen von Rauschgift ist in der Nacht zum Montag ein bislang unbekannter Mann gestorben, dessen Leiche am Morgen in einer Toilette des Vinzenz-Krankenhauses entdeckt worden war. Die Polizei konnte ihn noch nicht identifizieren.

Er ist 20 bis 30 Jahre alt, 1,80 bis 1,85 Meter groß, kräftig und kurze rotblonde Haare. Außerdem trägt er drei Tätowierungen: auf dem linken Unterarm einen Schmetterling, auf dem linken Unterschenkel einen Katzenkopf und auf dem rechten Schulterblatt einen Frauenkopf. Bekleidet war der Mann mit einer schwarzen Lederjacke der Größe 38/40, einem türkisfarbenen T-Shirt mit schwarzen Querstreifen, Blue Jeans, einem Nietengürtel und schwarzen Stiefeln.

Hinweise erbittet die Kripo unter der Telefonnummer 0 61 81 / 100-470. az

Phantasievolle Bilder und Mobiles aus Wolle

FRIEDBERG. Lebendige, stets veränderbare Bilder und Mobiles für das Kinderzimmer, Krippenfiguren, Püppchen oder Tiere lassen sich aus "Märchenwolle", einer ungesponnenen, pflanzengefärbten Wolle, herstellen. Einen entsprechenden Bastelkursus zum kreativen Gestalten mit Märchenwolle bietet die Evangelische Familienbildung ab Montag, 16. November, sowie am 23. November von 20 bis 22 Uhr in der Kaiserstraße 167 an. Anmeldung Tel. 06031/91976. mu

Tip-Vorschau

Werder Bremen - FSV Mainz 05 1 Bayer Uerdingen - Hannover 96 1 MSV Duisburg - Eintracht Braunschweig 1 SV Meppen - Hertha BSC Berlin 1 FV 08 Bischofswerda - Karlsruher SC 2 VfR Heilbronn - Bayer Leverkusen 2 FSV Salmrohr - FC Homburg 1 Hertha BSC Berlin Amateure - VfB Leipzig 1 Spfr. Ricklingen - Chemnitzer FC 2 Spvgg Plattling - FC Carl Zeiss Jena 2 Rot-Weiß Essen - FC Stahl Eisenhüttenstadt 2 Tips für 6 aus 45 12 - 16 - 21 - 24 - 29 - 40

Provokation ohne Echo Rolf Hochhuth las aus "Wessis in Weimar

"Politisches Theater hat keine Konjunktur", bemerkte der Theaterkritiker Peter Iden angesichts der "kleinen Gemeinschaft", die zur Lesung von Rolf Hochhuth in das Rémond-Theater am Zoo gekommen war. Die wenigen Zuhörer waren zudem recht schweigsam; die Eröffnungs-Szene aus dem Drama "Wessis in Weimar" konnte ihnen nicht mehr als ein "Puh" und ein hörbar tiefes Luftholen entlocken - eine doch erstaunliche Reaktion. Schließlich hatte der vorab veröffentlichte erste Akt des Stücks, in dem Hochhuth den "Wirtschaftsdarwinismus der Treuhand" thematisiert und der mit der Erschießung des Treuhand-Präsidenten, des "nützlichen Idioten von Spekulanten", endet, schon einige Empörung hervorgerufen.

Auch der Dramatiker selbst, der um Licht beim Lesen gebeten hatte, damit er die Gesichter seiner Zuhörer sehen könne, wunderte sich offensichtlich. Seine Anmerkung zum Stück - "die Frage ist doch, ob das wirtschaftlich Vernünftige getan wird" - lief ins Leere. Allem Anschein nach hatte niemand im Publikum den Wunsch, über Stoff und Stück zu diskutieren; der Autor fand weder Zustimmung noch Ablehnung. Die Brisanz verpuffte.

Dafür stieß Hochhuth auf deutlich mehr Resonanz, als er im Sinne des Ausspruchs von Hugo von Hofmannsthal "Nach verlorenen Kriegen soll man Lustspiele schreiben" mit "Notizen zu Lustspielen" weitermachte. Je länger der 61jährige Dramatiker, der nach den Worten Peter Idens stets die Zuspitzung gesucht hat, aus anderen Werken las, desto schneller verblaßte die Erinnerung an die Rohwedder-Szene. "Jeder kämpft mit dem, was er hat", sagt eine der Figuren in Hochhuths Theaterstück "Sommer 1914".

Aber es gab keine Erholung. Hochhuths Text-Auswahl wollte es, daß an diesem Abend dreimal von Menschen berichtet wurde, die eine Pistole gegen sich oder jemanden anderen richteten - beim Publikum war nur eine gewisse Ermüdung festzustellen. Die Wirkung geballt vorgetragener "provozierender Realitäten" kann eben schnell ins Gegenteil umschlagen. SUSANNE BROOS

"Radfahrer mißachten Ampeln und Schilder" Stadtverwaltung: Die Beschwerden häufen sich / Schelte aber auch für die "Temposünder"

MAINTAL. Wenn Straßenverkehr funktionieren soll, müssen die Teilnehmer verantwortungsvoll miteinander umgehen - so die einhellige Meinung der Stadtverwaltung Maintal.

"In letzter Zeit häufen sich die Beschwerden über rasende und in Mißachtung der Verkehrszeichen fahrender Radfahrer", erläuterte Bürgermeister Dr. Walter Unger.

Allerdings würden auch zahlreiche Autofahrer die Bemühungen der Stadt um ein durchgängiges Radwegenetz boykottieren. "Manche parken ihre Karossen schlicht auf dem Radweg", fiel Unger auf.

Wie Dieter Iffland, Leiter des Maintaler Ordnungsamtes, beobachtete, mißachten viele Radfahrer Ampeln und Verkehrsschilder. Besonders häufig sei das im Bereich Beethovenstraße und Backesweg vorgekommen.

Die Hoffnung vieler Radfahrer auf Öffnung der Einbahnstraßen machte Iffland zunichte: "Bei uns wird nicht das Bremer Modell gelten. Wir sehen hier rechtliche Probleme, da Einbahnstraßenschilder nicht mit anderen Schildern kombinierbar sind."

Iffland richtete außerdem einen Appell an die Eltern radfahrender Kinder. Häufig sei den Hilfspolizisten des Ordnungsamtes schon aufgefallen, daß Kinder oft mit nicht verkehrssicheren Fahrrädern unterwegs sind.

In seine Schelte bezog Dieter Iffland auch die "Temposünder" ein. Es sei verantwortungslos, wenn in Tempo-30-Zonen gerade im Bereich von Kindertagesstätten oder Schulen überhöhte Geschwindigkeiten gemessen würden.

"Das Schlimme daran ist, daß die Verkehrssünder oft Eltern sind, die ihre eigenen Kinder in die Tagesstätte oder Schule gebracht haben", monierte der Ordnungsamtsleiter. gf

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 5. Oktober (FR). Meist starke Bewölkung und gelegentlich etwas Regen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 10 und 15 Grad, Tiefstwerte zwischen sechs und 10 Grad. Aussichten: wenig Änderung.

(Siehe auch Lokalteil)

"Es gibt jetzt wieder eine Forderung gegen diese schon totgesagte Kirche" Pfarrer Siebert beging 25. Dienstjubiläum / Pat Garcia sang zu seinen Ehren

MAINTAL. Schon vor zwei Jahren hat sie die Evangelische Kirchengemeinde in Maintal-Bischofsheim beim Erntedank-Gottesdienst begeistert, Pat Garcia (40) aus Hanau-Großauheim, "Sängerin aus Leidenschaft mit starker Stimme", wie Pfarrer Helmut Siebert sie in seinem Oktober-Gemeindebrief charakterisierte.

Jetzt sang Pat Garcia beim jüngsten Erntedank-Gottesdienst nicht nur zur Freude der Gemeinde und zahlreicher Gäste, sondern auch zu Ehren von Helmut Siebert, dessen 25. Dienstjubiläum am Sonntag gefeiert wurde.

Bereits um 9.15 Uhr war in der Kirche kaum noch ein Stitzplatz frei. Vereinsvorstände, Politiker, Gewerbetreibende und Geistliche beider Konfessionen - auch aus benachbarten und ferneren Kommunen - waren zum Festgottesdienst für den beliebten Pfarrer erschienen.

Den Raum rund um den Altar hatte Landwirtin Hilde Schmidt diesmal nicht nur mit Blumen und Früchten aus Feld und Garten geschmückt, sondern auch mit einem "Wunderbaum": An einem Pflaumenbaum hingen Äpfel. . .

Pfarrer Siebert selbst hielt die Festpredigt. Er sprach nicht über ein bestimmtes Gotteswort, sondern "versuchte, dankbar zu sein" für ein Vierteljahrhundert erfüllten Berufslebens in einer Gemeinde, von der er sich getragen fühlt.

Zentraler Schwerpunkt sei für ihn "der Geist der Ökumene" geworden, stellte der Jubilar fest und erzählte dazu unter anderen eine alte Geschichte: Den ökumenischen Geist in Bischofsheim habe er erstmals richtig kennengelernt, als sein katholischer Kollege Josef van Besien ihn vor einem Gottesdienst bat, für ihn zu beten.

Van Besien war im Konflikt gewesen zwischen einem Ruf an die Universität von Brügge und seinem persönlichen Wunsch, in Bischofsheim zu bleiben. Er blieb - und ist bis heute mit Siebert persönlich befreundet. Am Sonntag sprach der inzwischen pensionierte Katholik spontan ein Dankgebet. Protestant Siebert schloß mit einem Kompliment für seine Gemeinde: "Wenn ich heute noch mal was werden würde, würde ich Pfarrer in Bischofsheim."

Stargast Pat Garcia sang solo - am Keyboard begleitet von Armin Muth - Gospels und Spirituels, die sie schon als "Baby Petty" auf dem Rükken ihrer Mutter auf den Baumwollfeldern im US-Südstaat Georgia gehört hat.

Mit ihrem Gesang will sie "Mitmenschen aus der Reserve iheres Alltags locken, Kraft und Hoffnung geben, Freude machen . . .". "Im nächsten Jahr wollen wir ein ganzes Konzert mit Pat veranstalten", kündigte Helmut Siebert im Gespräch mit der FR an.

Nach möglichen "Schlaglichtern" seines Berufslebens gefragt, sagte er: "Ich glaube, daß ich mich ständig verändern muß, und Bischofsheim selbst, ein Ort mit viel Bewegung, hat mir geholfen, flexibel zu sein. Heute sind Pfarrer gefragt, im politischen Raum aktiv zu sein, ohne Parteipolitik. In der Ausländerfrage müssen wir klare Verhältnisse schaffen. Es gibt jetztwieder eine Forderung gegen diese schon totgesagte Kirche."

Als Siebert im April 1967 in Bischofsheim als 28 Jahre junger Pfarrer seine erste Pfarrstelle übernahm, war er das, was man heute einen "typischen 68er" nennen würde, politsch engagiert, kritisch und nach Veränderungen strebend.

"Dazu stehe ich nach wie vor", stellt er heute fest: "Kontinuität in meinem Leben war die ständige Veränderung. Und mich fasziniert in Bischofsheim, daß die Leute zu mir gehalten haben, auch wenn ich mal Mist gemacht habe. Ich weiß nicht viel, man muß gar nicht viel wissen. Aber was ich weiß, will ich auch verständlich machen."

HELMUT POMPLUN

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 7. Oktober, bis Dienstag, 13. Oktober

NEU-ISENBURG. In einem "Zwischenlager für Frühsenioren" treffen sich ein ausgemusterter Ballettmeister, ein abgetakelter NVA-Offizier und ein orientierungsloser Dozent für Marxismus - so bereitet sich die Münchner Lach- und Schießgesellschaft auf "den Sprung in die Kiste" vor. "Reich ins Heim" heißt das Programm der bayrischen Kabarettisten, am Samstag, 10. Oktober, um 20 in der Isenburger Hugenottenhalle.

Wer vom Herbst schon jetzt genug hat, kann sich beim Reggae-Konzert der "Zouk Konekchen' Band" in die Karibik versetzen lassen. Am Samstag, 10. Oktober, um 20 Uhr im "Treffpunkt", Bahnhofstraße 50.

Eher romantisch mutet das Programm des Lieder- und Arienkonzerts an: Stefanie Smits (Sopran), Michael Wissenbach (Baß) und Peter Ahlhorn (Piano) interpretieren Liebeslieder von Schubert, Schumann, Mozart oder Telemann. Am Samstag, 10. Oktober, um 19 Uhr im Haus zum Löwen.

Tief im Keller der Pariser Oper lebt Erik, das Phantom, wegen seines verunstalteten Gesichts dorthin verbannt. Wie er sich in die junge Sängerin Christine verliebt und ihr zu Ruhm verhilft, erzählt das Musical "Phantom of the Opera", das in der amerikanischen Originalversion am Dienstag, 13. Oktober, in der Hugenottenhalle aufgeführt wird.

DREIEICH. Das Sprendlinger Bürgerhaus gibt sich mexikanisch: Zur Eröffnung der Kunstausstellung von Arturo Mojica Delgado bieten Marisa Canales und Ana Maria Tradatti ein Flötenkonzert dar. Es beginnt am Mittwoch, 7. Oktober, um 20 Uhr (die Kunstausstellung wird um 19.30 Uhr eröffnet).

LANGEN. Milan Swoboda ist einer der "zentralen Persönlichkeiten" des Jazz der CSFR, schreibt die Langener Jazzinitiative, die das Milan-Swoboda- Quintett für den Samstag, 10. Oktober, in die "Alte Öhlmühle" eingeladen hat. Das Jazz-Konzert mit dem "Special Guest" Jiri Stivin beginnt um 20.30 Uhr.

Gitarrenkompositionen des 20. Jahrhunderts zählen zu den Schwerpunkten des Repertoires von Helmut Oesterreich, Gitarrist und Dozent in Frankfurt und Heidelberg, und er spielt sie am Sonntag, 11. Oktober, um 20 Uhr in der Stadthalle beim Konzert aus der Reihe "Forum Neue Musik".

Der Gesangverein Frohsinn 1862, der sich den Kulturpreis der Stadt mit dem Künstler Georg Johann Görg teilt, präsentiert sich am Samstag, 10. Oktober, um 19 Uhr, mit einem Chor- Konzert in der Stadthalle.

Den Dunst der großen Prärie kann man sich beim Langener Country- Fest um die Nase wehen lassen. Am Samstag, 10. Oktober, spielen "Blueberry Pancake" und der Langener Tommy Scharf, ab 18 Uhr "An der rechten Wiese". Und die Jugend ist schon um 15 Uhr mit der Disco dabei.

EGELSBACH. "Irre Aussichten" verbreitet das Wiesbadener Hinterhaus Kabarett am Samstag, 10. Oktober, im Eigenheim-Saalbau. Um 20 Uhr geht der Vorhang auf. ac

Autoknacker gab 10 Diebstähle zu

LANGENSELBOLD. Insgesamt zehn Autosdiebstähle gab ein 17 Jahre alter Mann aus Langenselbold zu, den die Polizei am Freitag nachmittag auf der Autobahn A 45 festnahm. Er war dort mit einem gestohlenen Renault Alpine unterwegs.

Bei seiner Vernehmung gab der 17jährige zu, auch das Mercedes Cabrio entwendet zu haben, mit dem er vor einigen Tagen der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd geliefert hatte (die FR berichtete). az

Kleine FR

"Wissenswert" im Bücherturm OFFENBACH. Das gemeinsame Schul- und Bildungsprogramm von HR 2 und SR 2 "Wissenswert" liegt in der Stadtbücherei (im Bücherturm) aus. Interessenten können es sich unentgeltlich in der Herrnstraße 84 abholen. Es gibt insgesamt 60 Exemplare. Sammlung für Blinde MÜHLHEIM. Mädchen und Jungen des Friedrich-Ebert-Gymnasiums sind zur Zeit unterwegs, um für das Blindenhilfswerk Hessen zu sammeln. Sie haben Listen dabei, die den Stempel der Schule und die Unterschrift des Leiters tragen. Flohmarkt in Hausen OBERTSHAUSEN. Im Bürgerhaus Hausen schlagen heute, 10. Oktober, wieder Amateurhändler ihre Stände auf. Flohmarkt ist zwischen 8 und 13 Uhr. "Von Bruegel bis Rubens" OBERTSHAUSEN. Zu der Ausstellung "Von Bruegel bis Rubens - das goldene Zeitalter der flämischen Malerei" in Köln fährt am Samstag, 14. November, das Volksbildungswerk. Infos und Anmeldungen: VBW-Geschäftsstelle im Rathaus Beethovenstraße, Telefon 06104/703-164. Besuch im Archiv MÜHLHEIM. Dem Archiv der Stadtverwaltung statten die Mitglieder des Ausschusses für Kultur, Volksbildung und Sport der Stadtverordnetenversammlung am Dienstag, 13. Oktober, einen Besuch ab. Treffpunkt für die Besichtigung, an der auch interessierte Bürger/innen teilnehmen können, ist um 17.45 Uhr am Rathauseingang, Anton-Dey-Straße. Deutsch als Fremdsprache MÜHLHEIM. Einen Kursus "Deutsch als Fremdsprache" nur für Frauen bietet die Frauenbeauftragte Doris Globig an. Lehrgangsleiterin Nihal Aslan unterrichtet vom 20. Oktober an jeweils dienstags zwischen 19 und 20.30 Uhr im Friedrich- Ebert-Gymnasium; Teilnahme kostenlos. Schnupper-Samstag HEUSENSTAMM. Einen Seidenmal- Schnupperkursus bietet die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt am Samstag, 10. Oktober, und 17. Oktober für Kinder und Erwachsene an. Informiert wird zwischen 15 und 18 Uhr im Sozialzentrum. Anmeldungen: Telefon 06074/ 3694 und -32935.

Basteln und Spielen während der Ferien

ROSBACH. Zum Basteln und Spielen sind fünf- bis zehnjährige Rosbacher während der Ferien in die städtischen Kindergärten eingeladen. Im Kinderhort (Tel. 0 60 03 / 8 22 44) werden am Mittwoch, 7. Oktober, Stempel hergestellt. Im Kindergarten "Alte Apotheke" (Tel. 0 60 07 / 87 87) wird unter dem Motto "Herbstzauber" gespielt, gemalt, Geschichten erzählt und gewerkt. Tassen bemalt werden am Montag, 12. Oktober, im Kindergarten "Taunusblick" (Tel. 0 60 03 / 8 22 39). Im Kindergarten "Hauptstraße" (Tel. 0 60 07 / 72 12) werden T-Shirts gestaltet. Telefonische Anmeldung bei der jeweiligen Einrichtung nötig. Die Treffen beginnen um 14.30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos. mu

Ein Held der inneren Sicherheit Abspann zu Hermann Kant

Die Wahrheit ist konkret oder gar nicht, und manchmal haust sie im Staub einer Akte. Der Vorzug des bürgerlichen Rechtsstaats besteht allerdings darin, daß die Wahrheit nur ein Gerücht bleibt, wenn Beweis und Urteil fehlen.

Hermann Kant, der sich als Schriftsteller der Nachwelt einschreiben wollte, aber schon der Mitwelt nur als Funktionär im Gedächtnis saß, hat jahrelang diese Vorzüge des westdeutschen Rechtsweges beschritten, der den Genossen im DDR-Kombinat versperrt war. Wer immer die konkrete Vermutung zur Sprache brachte, Kant sei nicht nur Agent der schönen Literatur, sondern auch der Staatssicherheit, bekam einen Prozeß an den Hals, den er dann konkret verlor. Kant verklagte Joachim Seyppel, Rainer Kunze, den Spiegel, die FAZ, den S. Fischer Verlag und Karl Corino auf Unterlassung etc. pp. Die Verklagten unterlagen in der Regel ohne Ausnahme.

Der Spiegel, wer sonst, hat jenen Vermutungen auf die Beine geholfen, die in den Prozessen nicht zu beweisen waren. In der Chronik des Skandals, die das Montagsmagazin mit Hilfe der Gauck-Behörde aufblättert, erfährt man vom doppelten Leben des Hermann Kant. Der Literat hat den sozialistischen Realismus dressiert, der Spitzel die realsozialistischen Kollegen observiert; zunächst als "Kontaktperson" (KP), dann als "Geheimer Informator" (GI), dann als "Inoffizieller Mitarbeiter" (IM). Weil der KPGIIM gut in Deutsch war und auch die Spitzelprosa blendend beherrschte, erhielt er 1963 als "Anerkennung für die bisherige Zusammenarbeit mit dem MfS" eine Luftpistole mit Schießscheiben nebst Munition. Als Klaus Höpcke im Neuen Deutschland Wolf Biermann niedermachte, kabelte der Schütze auf bayerisch: "Vermisse erstaunt das Wort Pinscher."

Der große Fabulierer Kant ("IM Martin"), der Rainer Kunze den deutschen Satz nachgerufen hat "Kommt Zeit, vergeht Unrat", hat sich immer über eine böse Welt gewundert, die sich schon lange nicht mehr über ihn wundert. Was der Spiegel ausgegraben hat, ist keine Kleinigkeit, aber einen Unterschied ums Ganze macht es nicht. Die Akten rücken die Zweifel an seiner Integrität in kein neues Licht, sondern verstärken nur das alte.

Der Nationalsozialismus, die Katastrophen seiner Kindheit und Jugend haben Hermann Kant glauben gemacht, der real existierende Sozialismus sei die einzige Antwort auf die faschistische Gewalt. Auch deshalb hat er auf den Zinnen der Partei sein Talent hingerichtet und sich als Vollzugsfunktionär bewährt. Im Kalten Krieg ernannte er die Literatur zum geistige Exekutionsorgan der Wahrheit, und deshalb erstaunt es niemanden, wenn er sich auch außerliterarisch als Agent der Inquisition für das MfS verdient und manchen Dissidenten das Leben zum Fegefeuer gemacht hat.

Allerdings, der juristisch erzwungene, falsche Friede mit der offenbaren Unwahrheit könnte nun ein Ende haben. Wohl niemand wird sich die Chance entgehen lassen, Kant wegen Prozeßbetrugs zu belangen und Revanche zu nehmen. Denn "IM Martin" hatte immer auf Beweisumkehr gedrungen: Das Opfer sollte belegen, daß die Stasi-Notate über das wunderbare Wirken des Hermann Kant tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Der Genugtuung für die Opfer entspricht auch eine Gerechtigkeit für die Sprache, die dieser Schriftsteller in seinen Verlautbarungen verbogen hat wie kaum einer aus seinen Reihen. Nun korrigiert ausgerechnet das Amtsdeutsch der Akten die Lebensprosa des Hermann Kant. ass

HANDBALL

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: SV Hermsdorf - TuS Griesheim 21:22, TSG Münster - HSV Apolda 25:16, SV Hermannia Kassel - TSV Eschwege 28:22, HSG Asbach/Modau - TSG Groß-Bieberau 13:15, TV Kirchzell - SSV UT Erfurt 22:18, TuSpo Obernburg - TV Lützellinden 22:21, TV Groß-Umstadt - TV Bürgstadt 21:18. - Tabellenspitze: 1. TSG Groß-Bieberau 6:0 Punkte, 2. TSV Eschwege, 3. SV Hermannia Kassel, 4. TuS Griesheim alle 6:2.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen: HBV Jena - SV Hessen Hersfeld 16:18, TSG Leihgestern - SG Kirchhof 15:17, BSC Urberach - SV 98 Darmstadt 11:9, TV Flörsheim - TuS Eintracht Wiesbaden 18:11, TV Hofheim - TSG Ober-Eschbach 11:14. - Tabellenspitze: 1. TSG Ober-Eschbach, 2. SG Kirchhof, 3. BSC Urberach alle 6:0 Punkte.

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TuS Wiesbaden-Dotzheim - TV Büttelborn 19:21, TV Idstein - TV Flörsheim 19:17, TV Großwallstadt II - TV Wiesbaden-Breckenheim 13:12, SG Anspach - TG Nieder-Roden 14:14, TG Rüsselsheim - TV Wicker 17:17, TSG Sulzbach/Taunus - TuS Holzheim 21: 15. - Tabellenspitze: 1. TG Rüsselsheim 8:2 Punkte, 2. TSG Offenbach-Bürgel 7:1, 3. TV Idstein, 4. TV Großwallstadt II beide 6:2.

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: PSV Grünweiß Frankfurt II - TSG Oberursel 14:10, TuS Eintracht Wiesbaden II - TV Groß-Umstadt 14:18, SU Mühlheim - TGS Walldorf 12:9, SSG Bensheim - PSV Heusenstamm 20:18, TSG Offenbach-Bürgel - TuS Kriftel 17:7, TV Sulzbach/Main - SV Crumstadt 9:11. - Tabellenspitze: 1. SU Mühlheim 8:0 Punkte, 2. TV Groß-Umstadt 6:2 vor 8 weiteren Vereinen mit jeweils 4:4.

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TV Gonzenheim - TSG Frankfurter Berg 22:12, TG Schwanheim - MTV Kronberg 15:14, SG Sossenheim - TV Petterweil II 14:16, TuS Nieder-Eschbach II - TV Bergen-Enkheim 12:13, TSV 57 Sachsenhausen - TSG Nordwest Frankfurt 18:22. - Tabellenspitze: 1. TV Gonzenheim 7:1 Punkte, 2. TV Bad Vilbel, 3. MTV Kronberg beide 6:2.

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TSG Oberursel II - TG 04 Sachsenhausen 10:11, TG Schwanheim - TSG Usingen 10:8. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 8:0 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen, 3. SG 1877 Nied, beide 6:2.

Riederwald: Anwohner bemerkte Autoknacker

Ein Anwohner war am Sonntag nachmittag Zeuge, wie zwei Männer im Riederwald ein Auto aufbrachen und daraus ein Kassettenradio stahlen.

Als wenig später ein Funkwagen auf Streifenfahrt am Tatort in der Friedrich- List-Straße vorbeikam, zeigte der Beobachter den Diebstahl an und lieferte auch eine Beschreibung von den beiden Einbrechern.

Die Verdächtigen wurden wenig später noch während der Nahbereichsfahndung festgenommen. Es handelte sich um zwei Frankfurter im Alter von 21 und 32 Jahren, die wegen ähnlicher Delikte bereits aktenkundig sind. Das gestohlene Autoradio hatten sie in einem Gebüsch versteckt. habe

Kaffeenachmittage für Senioren

HANAU. Die wöchentlichen Kaffeenachmittage für Senioren im Stadtteil Großauheim beginnen am Mittwoch, 21. Oktober, jeweils um 15 Uhr in der Altentagesstätte in der Alten Langgasse.

Während des Winterhalbjahres von Oktober bis April können sich in der Tagesstätte die älteren Bürger zum gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen treffen.

Einmal im Monat bieten die Veranstalter Filmvorführungen an.

Außerdem stehen Ausflugsfahrten mit dem Bus sowie eine Weihnachts- und eine Faschingsfeier auf dem Programm.

Die Betreuung übernehmen ehrenamtliche Helfer der in Großauheim tätigen Karitativen Verbände, die Kosten trägt das Sozialamt der Stadt Hanau. mün

Nicht für den hellen Tag Das Baseler Od-Theater spielt Eichendorff

BASEL. Die Geschichte handelt von einem Wahnsinnigen. In seinem Kopf sind lauter Stimmen verborgen: Silben und Sätze, Klänge und Melodien. Sie stammen von Vögeln und Jungfrauen, einsam rauschenden Bächen und fernen Waldhörnern. Es ist ein seltsames Konzert, eine Welt aus ungeordneten Tönen, vergangen, aber nicht vergessen, sinntrübend und erheiternd. Etwas so Befremdliches läßt sich nicht mit Gesten und Taten wiedergeben. Man ist ihm hilflos ausgeliefert, darf es erinnern und davon erzählen.

Was ist geschehen? Ein Edelmann liebt die Frau des Freundes. Schnell hat er sie erobert, in seinen Träumen immerhin. Er läßt den Freund von Klippen stürzen, in seiner Einbildung, aber nicht in Wirklichkeit. Seitdem steht für ihn die Zeit still, sind Monate und Jahre zu Tag und Nacht geworden. Rastlos wandert er im dunklen Wald umher, wird älter und ist immer jung dabei.

Für Joseph von Eichendorff war jener Irrlauf eine schnelle Skizze von Jugend und Abschied, Verblühen und Vergehen - nicht mehr als eine "Zauberei im Herbste" eben, Vorbild für sein berühmtes "Marmorbild". H.-Dieter Jendreyko, Direktor und (derzeit einziger) Schauspieler des Baseler Od-Theaters, macht daraus eine tollkühne Verbalübung, dargeboten unter der verwunschenen Glaskuppel eines botanischen Gartens. Er verzichtet auf alle Stammelei, ist immer nüchtern und streng verschieden. Sein Tun und Lassen kommt von innen. Jendreyko ist ein wandelnder Rezitator, ein Stimmenkünstler mit Gedächtnis. Was er sagt, das hat er tief verstanden. Und da er es verstanden hat, muß er sich nicht verhaspeln und gerät auch nie ins Stokken.

Manchmal aber wiederholt er einen Satz auf sonderbare Weise, bleibt plötzlich stehen und hört ganz einfach auf zu sprechen. Dann stehen sie endlich beieinander, verliebter Waldläufer und jene Frau aus seinen Jugendtagen. Inzwischen ist sie "still und mild wie die untergehende Sonne" geworden, "noch einmal in den lieblichen Kindern die eigene versinkende Schönheit abspiegelnd". Der Satz bekommt eine zweite Chance, und man ist ganz erstaunt darüber. So wird die Zauberei zum Denkstück, bemerkt man plötzlich, daß all die Erinnerung ein wenig angestaubt ist und hübsch ausgedacht.

Von solcher Sparsamkeit ist das Spiel. Jede Veränderung darin versetzt Gedankenwelten, läßt wache Sinne in leichtfüßigem Unsinn stranden. Jendreyko ist ein Meister schweigsamer Redekunst. Sie ist für Ohren und Augen gedacht. Helles Tageslicht ist ihr zuwider.

ULRICH HERRMANN

DGB-Forderungen zum Etat '93 Für finanzielle Umschichtungen zugunsten des Wohnungsbaus

WIESBADEN. Der hessische DGB hält weitere finanzielle Umschichtungen im Landesetat 1993 für nötig, damit im kommenden Jahr in der Landespolitik "eindeutig Zeichen" gesetzt werden können. Der DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Jungmann forderte am Montag unter anderem eine Erhöhung der Haushaltsmittel für den Wohnungsbau und für Langzeitarbeitslose. "Mindestens 10 000 Sozialmietwohnungen" müßten auch 1993 in Hessen gebaut werden, meinte Jungmann - nachdem der Etatentwurf der rot-grünen Landesregierung bisher für das kommende Jahr nur rund 8500 sozial geförderte Wohnungen vorsieht.

"Fortgesetzt" werden müsse ferner das Landesprogramm "Arbeit statt Sozialhilfe", für das bislang nur die Weiterfinanzierung der 1992 begonnenen Projekte, aber kein neues Geld vorgesehen ist.

Beim Wohnungsbau forderte der hessische Gewerkschaftsbund auch eine Verstärkung des Baus von Werkswohnungen und die gezielte Vergabe von Bauland an öffentliche Bauträger. Was die Kinderbetreuung angehe, müsse das Land selbst mit "betriebsnahen Betreuungsmodellen" eine Vorreiterfunktion übernehmen. Die rund hundert hessischen Arbeitslosen-Initiativen sollten wieder gefördert werden.

Im Justizvollzug und bei den Berufsfeuerwehren seien (ähnlich wie bisher bei der Polizei) Beförderungen notwendig. Die sogenannte "Stellenpool-Regelung" zur Streichung eines Teils der freiwerdenden Landesstellen lehnen die Gewerkschaften weiter ab. Gestrichen werde hier nach den bisherigen Erfahrungen vornehmlich im unteren und mittleren Einkommensbereich. me

Auch Gelnhausen hilft bei Regenwasser-Nutzung

GELNHAUSEN. Auch in der Barbarossastadt gibt es nun finanzielle Hilfen für den Bau von Anlagen zur Regenwassernutzung. Der Zuschuß beträgt 200 Mark pro Kubikmeter Volumen von Zisternen oder Tanks, jedoch höchstens 800 Mark für die Regenwassernutzung im Haushalt. Wer lediglich seinen Garten mit Regenwasser bewässert, kann nur 100 Mark pro Kubikmeter Speichervolumen und insgesamt höchstens 400 Mark beanspruchen.

Wer in den Genuß der Zuschüsse kommen will, muß für die Einhaltung von Mindestanforderungen sorgen. Mitarbeiter der Stadt prüfen vor der Installation das Konzept und kontrollieren nachher, ob alle Auflagen erfüllt werden. Informationen über Einzelheiten des Programms sind in der Umweltabteilung der Stadtverwaltung zu erhalten. lex

Verrutschte Kantilene Forum Neue Musik im HR-Sendesaal

Der 1905 im italienischen La Spezia geborene Komponist Giacinto Scelsi hat bereits 1930, in Paris seine ersten großen Komponistenerfolge erlebt: Mit "Rotative", einem Stück für gleich drei Klaviere, Bläser und Schlagzeug, demonstrierte er sein Vermögen, sich musikalisch abstrakt zu artikulieren und doch bedeutsame Momente herauszustreichen: Ein Komponist, der eine Vielzahl musikalischer "Slangs" verfügbar macht, enfant terrible und Ästhet in einem. Dazu paßt, daß Scelsi auch als Musikschriftsteller und Lyriker Geltung erlangte - vor allem in seiner italienischen Heimat. Bei uns ist der 1988 gestorbene Komponist mit der prägnanten Sprache wohl nur wenigen bekannt.

Der Hessische Rundfunk bot in seinem "Forum Neue Musik" spätere Werke Scelsis, die seine Reflexion hinduistischer, buddhistischer Gedankenwelten nachvollziehen. Im Großen Sendesaal wurden vier Werke Scelsis, Aion, Hymnos, Anahit und Hurqualia, allesamt den sechziger Jahren entstammend, aufgeführt.

Der Abend begann mit "Hymnos". Das Stück für Orgel (mit dem stets wachen Fritz Walther-Lindquist) und zwei Orchester (das Radio-Sinfonie-Orchester unter Leitung von Jürg Wyttenbach erging sich zunächst - wie es schien - genüßlich in farbig gestelltem Klangschiller; eine einsame Violine intonierte eine verrutschte Kantilene. Das verdichtete sich dann - man hat das gerne in der neuen Musik - zu Klangballungen, die sich eine ganze Anzahl von Takten lang expressiv auslebten. Dabei kam es zu aufrüttelnden Akzenten, harsch in Blechmanövern, zugespitzt bis zum dynamischen Extrem.

Ein Erlebnis um so mehr, als chromatisch immer neu versetzte, irritierende Seitenlinien konsequent und bewußt für genügsam Irritation sorgten. Das alles ebbte dann ab, versandete gewissermaßen, Leere trat erneut ein, immer die gleichen Gedanken kreisten stereotyp umeinander. Verwirrten sich, irrten scheinbar umher, begegneten einander schließlich wieder.

Eine sozusagen kopflastige, betont unvitale, aber nur auf den ersten Blick konstruierte Musik. Der Aufwand ist relativ groß, der Effekt, die "Botschaft" schwer zu entschlüsseln. Eine fahl-violette Bedeutsamkeit eher nur suchende Musik, auch da, wo Schemata wie Leere-Zuspitzung-Rücklauf in ihrer Reihenfolge relativiert, umgruppiert erschienen. A.U.

Internationale Woche statt "Woche der EG"

KREIS OFFENBACH. Mangelndes Fingerspitzengefühl vor dem Hintergrund der Diskussion über die Verträge von Maastricht hat die Kreistagsabgeordnete Irmgard Sondergeld (CDU) dem Kreisausschuß vorgeworfen. Der hatte eine Vorlage zur Abstimmung gestellt, mit der die "Internationale Woche der EG", die die Volkshochschule jährlich veranstaltet, nicht mehr auf Länder der Europäischen Gemeinschaft beschränkt werden sollte; auch der Osten Europas und mit der EG assoziierte Länder wie die Türkei sollten aufgenommen werden können.

Nach Auffassung der CDU-Fraktion ist eine Woche der EG gerade momentan sehr aktuell. Der Name der Veranstaltungsreihe solle beibehalten werden; trotzdem könnten andere Länder ja zusätzlich vorgestellt werden. Ein entsprechend formulierter Änderungsantrag der CDU wurde von der Kreistagsmehrheit aus SPD und Grünen jedoch abgelehnt. Die Veranstaltung heißt künftig "Internationale Woche". fuh

Story, die das Leben schrieb Verlag für "Odyssee eines Fahnenflüchtigen" gesucht

Die wichtigsten Jahre seines Lebens füllen 400 Seiten: Heinrich Wagner ist ein "Frankfurter Bub", den das Schicksal zum Weltbürger gemacht hat. Zur Zeit ist er wieder in Frankfurt. Auf der Suche nach einem Verlag, der seine Autobiographie drucken will. Die "Odyssee eines Fahnenflüchtigen", die jetzt ein kleines Nachspiel hat. Es fällt dem 81jährigen Herrn nicht leicht, Interesse zu finden. Zu viele stehen wie er bei Verlegern vor der Tür, um ihr zu Papier gebrachtes, einmaliges Schicksal als Buch der Nachwelt zu erhalten.

Was Heinrich Wagner zu erzählen hat, ist abenteuerlich. Geboren in Sachsenhausen, Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium (heute Freiherr-von- Stein-Schule), Studium und Niederlassung als Zahnarzt nahe der Konstablerwache. Der überschaubare Lebenslauf kommt durcheinander, als er zur Wehrmacht eingezogen wird. Wagner ist in Finnland stationiert. Heimlich hört er BBC, und als Nachrichten über Judenverfolgung und Konzentrationslager sein Ohr erreichen, beschließt er: "Ohne mich!" Zusammen mit einer finnischen Krankenschwester flieht er im Februar 1944 über den zugefrorenen Bottnischen Meerbusen auf Skiern nach Schweden. Als wichtigstes Gepäck hat er seine alte Tret-Bohrmaschine dabei.

Es folgt die Zeit im Internierungslager, wo er sich mit Herbert Wehner anfreundet. Nach Kriegsende wollen die Schweden den Deutschen loswerden, und der weiß nicht, wohin. Wie wird ihn Deutschland empfangen, das ihn ausgebürgert hat und dessen Richter ihn zum Tode verurteilt haben?

Mit Hilfe der Familie jener Krankenschwester folgt ein abenteuerlicher Weg über England, Aruba, die Dominikanische Republik. Dort heuert er auf einem Frachtschiff unter panamesischer Flagge an, fährt fast zwei Jahre als Matrose von der Karibik nach Kanada und zurück, weiter nach Argentinien. Dort hätte es ihm gefallen, gab es doch keine Scherereien mit den Behörden. Der Nachteil: Für Nazis war es ebenso problemlos, dort eine neue Heimat zu finden.

Als Wagner 1950 erstmals wieder nach Deutschland kommt, fühlt er sich nicht mehr heimisch. Er geht nach Schweden, lebt dort als Zahnarzt und verbringt jetzt sein Alter abwechselnd in Mexiko und Kalifornien.

Stoff für ein Buch? Verleger haben eigene Auswahlkriterien. Zunächst, erläutert Uwe Gruhle vom Eichborn-Verlag, wird überlegt, ob öffentliches Interesse nach dem Stoff vorliegt, ob das Buch "marktfähig" ist. Und es sollte exemplarisch sein. Aber gerade über Emigration und Vertreibung gebe es bereits bedeutende literarische Belege. "Wir bekommen viele solcher Lebensbilder angeboten", bestätigt Gruhle. "Zum Teil sind sie sehr schön, aber wir können nicht jedes einzelne Schicksal berücksichtigen." Jedes stehe ja wiederum für viele andere, die ähnlich verlaufen sind.

Das weiß auch Heinrich Wagner. "Andere haben mehr durchgemacht, aber niemand hat dieses spezielle Schicksal erlebt." In realistischer Einschätzung seiner Chancen endet sein Manuskript mit dem Satz: "Ein Deserteur macht Buchschluß - ein Buch, das niemand lesen will." abi

Kleine FR

BUND diskutiert das Duale System WEHRHEIM. Der Beitritt der Gemeinde zum Dualen System, der Wassernotstand, Pflegegemeinschaften und ÖPNV sind Themen der Mitgliederversammlung des BUND am heutigen Mittwoch. Beginn ist um 20 Uhr im Bürgerhaus. Oktoberfest in Neu-Anspach NEU-ANSPACH. Sein traditionelles "Oktoberfest" feiert der Taunusklub Neu- Anspach am Samstag, 10. Oktober, ab 19 Uhr mit Festbier und bayrischen Spezialitäten im Wanderheim am Steinchen. Stichwort: Dorferneuerung GRÄVENWIESBACH. Wer sich im Rahmen der Dorferneuerung beraten lassen möchte, kann sich an das Büro Ahmet/Lindenmann wenden. Unter der Nummer 0 61 75 / 76 30 werden dort Fragen zu den einzelnen Anwesen beantwortet. Bei der Gemeinde steht Jürgen Kramer unter 0 60 86 / 9 61 10 zur Verfügung.

Unruhe wegen durch Milben verursachte Krätze Bereits rund 20 Fälle in den Praunheimer Werkstätten / Gesundheitsamt kündigt Untersuchung an

In mehreren Einrichtungen der Praunheimer Werkstätten sind in jüngster Zeit zahlreiche Krätze-Fälle registriert worden. Margarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, kündigte für Dienstag eine Reihenuntersuchung an, um "einen Überblick über das Ausmaß des Befalls zu bekommen".

Bei der Krankheit handelt es sich um eine äußerst ansteckende Milbeninfektion, die zu einem Hautausschlag führt. Die Inkubationszeit beträgt drei bis fünf Wochen, über acht Wochen hinweg kann die Krankheit übertragen werden.

Wie weit die Infektion schon um sich gegriffen hat, läßt sich noch nicht abschätzen. Der stellvertretende Leiter der Behinderten-Einrichtung in Fechenheim, Wolfgang Binder, schätzt die Zahl der Fälle auf "um die 20". Das Gesundheitsamt will erst nach Abschluß der Untersuchungen in ein bis zwei Wochen genaue Angaben machen.

Die Krätze-Fälle haben bei den Angehörigen einiger Behinderter für Aufregung gesorgt. So erklärte Helga Schnitzler, deren Sohn bereits in der Uni-Klinik auf Krätze hin untersucht worden ist, daß sie sich selbst und ihre weiteren Kinder nicht wirksam vor Ansteckung schützen könne. Außerdem kämen in den Praunheimer Werkstätten in Fechenheim schon seit über einem Jahr immer wieder solche Fälle vor, ohne daß etwas geschehe. Das Verhalten des Stadtgesundheitsamtes hält Helga Schnitzler für "unverantwortlich".

Diese Vorwürfe weist Amtsleiterin Peters jedoch zurück: "Wir haben seit Anfang des Jahres mit Informationen und Behandlungshinweisen reagiert." Sie räumt allerdings ein, daß die Gesundheitsbehörde erst jetzt, nach einer weiteren Welle von Erkrankungen, "erneut intensiv einsteigt". So sollen die "besonders Gefährdeten" aus den verschiedenen Werkstätten in Fechenheim zusammengefaßt werden. Es sei zwar keine Quarantäne, aber eine "Isolierung" notwendig. Gleichwohl ist nicht daran gedacht, die Behinderten-Werkstatt vorübergehend zu schließen.

Das gehäufte Auftreten der Krätze bringt Margarete Peters mit dem zuweilen sehr engen körperlichen Kontakt der Behinderten untereinander in Verbindung. Dadurch werde die Infektion übertragen. "Es ist eine wahnsinnig langwierige Angelegenheit", urteilt die Amtsleiterin, die sich jetzt anschickt, die unangenehme Erkrankung in der Behinderten-Einrichtung "endgültig in den Griff zu bekommen". Um nicht immer wieder mit neuen Fällen konfrontiert zu werden, sollen auch die Angehörigen der Behinderten zur Mitarbeit motiviert werden. Gedacht ist an Vorsichtsmaßnahmen und ausführliche Ratschläge für die Behandlung von Krätze-Fällen. vo

Mit der VHS auf Entdeckungsreise

HANAU. Eine "Entdeckungsreise zum komischen Element, das in jedem schlummert" gibt es bei einer Wochenendveranstaltung der Volkshochschule (VHS) der Stadt im Bürgerhaus Großauheim. Von Freitag, 23. Oktober, um 19 Uhr bis Sonntag, 25. Oktober, um 15 Uhr können Interessenten ihre Spielfreude wiederentdecken.

Übungen im Körperausdruck, in der Stimme und der Beweglichkeit sollen dabei helfen, das eigene komische Talent zu nutzen. Bequeme Kleidung ist empfehlenswert. Anmeldungen und Informationenen bei der VHS unter Telefon 295-902. mün

Kommentar

Das erste Frauenbüro von Dreieich ist ein winziger Raum von etwa acht Quadratmetern hoch oben unter dem Dach des Rathauses, wo es im Sommer so richtig schön heiß wird. Das ist eine Zumutung - für die Frauenbeauftragte Karin Siegmann selbst und für ihre ratsuchenden Besucherinnen, für die eigentlich gar kein Platz ist. Ihnen zeigt sich der Dienstleistungsbetrieb Rathaus von seiner denkbar schlechtesten Seite.

Wer weiß, daß Rathauschef Bernd Abeln (CDU) kein Anhänger von Frauenbeauftragten ist, könnte auf den Gedanken kommen: So rächt er sich dafür, daß ihm Rot-Grün eine Frauenbeauftragte ins Haus geschleppt hat. Ein Verdacht, den er natürlich weit von sich weist.

Aber: Auch der/die unbefangenste Besucher/in muß den Eindruck bekommen: Die Frauenbeauftragte wird versteckt und darf sich auf keinen Fall breit machen. Ihre Dachkammer ist ihre Abstellkammer.

"Das Rathaus ist hoffnungslos überlastet, auch andere Mitarbeiter sind beengt", sagt Abeln. Mag sein. Dennoch kann es sich die Stadt nicht leisten, eine Frauenbeauftragte einzustellen, um sie dann nicht vernünftig arbeiten zu lassen. Dafür ist sie Abstellkammer schlicht zu teuer. Ganz zu schweigen davon, daß Glaubwürdigkeit verspielt wird: Die Frauen erwarten keine Halbherzigkeiten, sondern ein echtes Angebot der Stadt.

Der fatale Eindruck, daß ihnen das letztlich verweigert wird, kann nur dadurch korrigiert werden, daß der Frauenbeauftragten ein anderer Platz zugewiesen wird. Dazu hat die SPD- Fraktion im Sprendlinger Ortsbeirat den Bürgermeister aufgefordert. Er läßt nun ihren Antrag "prüfen". Eine Gelegenheit zu zeigen, daß er die neue Mitarbeiterin ernst nimmt.

KARIN DALKA

Räuber beim Spaziergang im Bahnhofsviertel

Bei einem Gang durch das Bahnhofsviertel traf ein 20jähriger aus Baden-Württemberg am Sonntag gegen 4 Uhr in der Taunusstraße auf einen Mann, der ihm die Vermittlung einer Prostituierten anbot. Als er die Offerte ablehnte, wurde er von drei Angreifern zu Boden geschlagen und mit Tränengas besprüht.

Dem Wehrlosen wurden 500 Mark und die Euroscheckkarte geraubt. habe

Liberale fordern mehr Personal für Zirndorf

Die Frankfurter FDP will darauf drängen, daß sich die Landes- und Bundespartei für eine unverzügliche personelle Personalaufstockung des Zirndorfer Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge einsetzt. Jedes Bonner Ministerium müsse sofort 20 Beamte abstellen, damit der Berg von über 300 000 Asylanträgen in Zirndorf schneller bearbeitet werden könne. Allein die Ausweitung der Stellenpläne schaffe keine Abhilfe, sagte der Frankfurter FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Hans-Jochim Otto. Otto will die Forderung, die auch von der Landespartei unterstützt wird, in der Bonner Fraktion vorbringen.

Der Kreisvorsitzende äußerte sich einen Tag nach dem Bremer Bundesparteitag der Freien Demokraten, der sich mehrheitlich für eine Änderung des Asylrechtsartikels ausgesprochen hatte. Mit diesem Beschluß habe sich eine Linie durchgesetzt, die auch von der Frankfurter FDP vertreten werde, sagte Otto.

Otto und der stellvertretende Kreisvorsitzende Hans Jürgen Hielscher forderten die raschere Abschiebung ausländischer Straftäter auch in Frankfurt. Im Gegensatz zu Erklärungen des Ordnungsamtschef Rolf Menzer könnten Drogendealer unverzüglich abgeschoben werden, wie das Ausländergesetz es klar formuliere. cg

Die Heizöltanks wurden noch nie kontrolliert Mehrere Behörden versagten beim "Balkan-Grill"

BAD VILBEL. Als bemerkenswertes Versagen mehrerer Behörden entpuppt sich, daß es am Freitag abend im Keller der Gaststätte "Balkan-Grill", Frankfurter Straße 9, überhaupt zu dem verheerenden Heizölbrand kommen konnte. Die Tanks waren im Keller des Hauses schon vor 22 Jahren aufgestellt worden, und niemand hat bemerkt oder offiziell beanstandet, daß sie nicht ordnungsgemäß installiert waren.

So konnte es geschehen, daß (FR von Montag, 5. Oktober: "Heizöl brannte neben Gasleitung: Beinahe-Katastrophe") aus den im unverschlossenen Kellerraum stehenden Kunststofftanks bei dem Brand Öl auslief und daß sich 1200 Liter Heizöl 20 Zentimeter hoch über den gesamten Kellerfußboden ausbreiteten. Eine vorschriftsmäßige Auffangwanne gab es nicht.

Mit Datum vom 7. September 1970 hatte das Kreisbauamt die Lagerung von Heizöl in dem 1907 errichteten Vorderhaus genehmigt. Dem Bauherren wurde nach Angaben von Baudirektor Otmar Lich im Bauschein unter anderem aufgegeben, eine öldichte Wanne bestimmter Größe zu bauen.

Das wurde nicht kontrolliert. Der Baukontrolleur des Kreisbauamts prüft nach Angaben von Lich nur in Stichproben.

Die beiden insgesamt 2000 Liter fassenden ungesicherten Tanks stehen mitten im Heilquellenschutzgebiet und noch dazu auf dem Gelände des Mineralbrunnenunternehmens Jamina-Quelle.

Über diesen Tanks ist vor einigen Jahren eine Erdgasleitung verlegt worden, ohne daß die mit der Installation befaßten städtischen Arbeiter den offensichtlichen Verstoß gegen die üblichen Tanksicherungen irgendwo gemeldet hätten.

Auch der Schornsteinfeger, sollte man meinen, dürfte der Tanks ansichtig geworden sein. Doch den Bezirksschornsteinfegermeister oder seine Beauftragten geht so etwas nichts an.

Allenfalls bei unmittelbarer Lebensgefahr - oder wenn Öl ausläuft - würde der Schornsteinfeger Meldung machen, sagte der Innungsmeister des Schornsteinfegergewerbes, Knut Hildebrand (Florstadt). Seit seine Zunft nicht mehr zu den regelmäßigen Brandverhütungsschauen herangezogen werde, sei die Situation so: "Wenn's uns nix mehr angeht, kümmern wir uns nicht mehr drum".

Die Brandverhütungsschauen sind Sache des Kreisbrandinspektors und seiner Beauftragten, zwar nicht bei privaten Anwesen, aber immerhin bei Häusern, in denen beispielsweise wie hier Gaststätten betrieben werden. Solche Brandverhütungsschauen haben alle fünf Jahre stattzufinden.

Ob in den vergangenen 20 Jahren eine solche Schau im Anwesen Frankfurter Straße 9 stattgefunden hat, vermochte Kreisbrandinspektor Günter Vogt auf Anhieb nicht zu sagen.

Er schloß abernicht aus, daß es eine solche Inspektion in den vergangenen zwei Jahrzehnten gar nicht gegeben haben könnte. Er verwies zur Begründung auf die Größe des Kreises und die zu geringe personelle Ausstattung der Feuerwehr für diese Zwecke.

Welche Gefahr das ausgelaufene Öl nach dem Brandereignis vom Freitag für den Vilbeler Wasserschatz bedeutet, ist für das Wasserwirtschaftsamt Friedberg geklärt. Nach Angaben von Chef Peter Hergen sei nach den Erfahrungen seines Amtes auszuschließen, daß das ausgelaufene Heizöl in der einen Stunde bis zur Beseitigung durch die Feuerwehr in das Erdreich eingedrungen sei. Auf dem Lehmboden des Kellers sind Ziegelsteine verlegt. Hergen bestätigte, daß bei einer Ortsbesichtigung am Samstag morgen nicht tatsächlich nachgeprüft wurde, ob die nur vermutete Nichtbelastung des Untergrundes stimmt. hm

"Pädagogische Betreuung" ein Renner Pilotprojekt an der Heinrich-Böll-Gesamtschule findet viel Resonanz

Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Die "pädagogische Betreuung", ein Pilotprojekt der Heinrich-Böll-Gesamtschule, hat sich bei den Schülern als Renner entwickelt. Etwa die Hälfte der Pennäler nimmt regelmäßig zweimal in der Woche die Angebote am Nachmittag, von der Hausaufgabenbetreuung bis hin zum Rock'n'Roll wahr. Der Erfolg hat die Initiatoren, Schule, Stadt, Kreis und Vereine veranlaßt, das Programm auch im zweiten Halbjahr fortzusetzen. Darüber hinaus wird angestrebt, es zu einer ständigen Einrichtung zu machen, wenn die notwendigen Gelder zur Verfügung gestellt werden. Schule auch als kultureller Mittelpunkt einer Kommune in Verbindung mit allen dort existierenden Organisationen war eines der Anliegen des Pilotprojektes. Hinzu kommen die Aspekte sinnvoller Freizeitgestaltung für die jungen Leute, des praxisbezogenen Lernens über die Möglichkeiten der Lehranstalt hinaus und schließlich eine soziale Komponente. Die Gruppen sind nämlich nicht nach Altersstufen gegliedert. 10jährige müssen mit 15jährigen zurechtkommen und umgekehrt. Kompromisse müssen geschlossen werden.

Umgesetzt wird das Konzept seit August. Zur Auswahl standen den Eleven der sechsten bis zehnten Klasse ursprünglich zwanzig Arbeitsgemeinschaften, darunter verschiedene Sportarten, die am stärksten in Anspruch genommen wurden, Sprachseminare der örtlichen Volkshochschule, die außerdem einen Mittagstisch und einen dazugehörigen Kochkurs organisierte, sowie musische und künstlerische Kommunikationsformen. Wegen des großen Andrangs mußten einige Kurse geteilt werden, andere fielen der mangelnden Nachfrage zum Opfer. Zwei "Schulstunden" montags und donnerstags um 15 Uhr stehen dafür zur Verfügung.

Die Kosten für die Betreuung werden vom Kreis und der Stadt Bruchköbel weitgehend übernommen. Außerdem bewilligte das Land zusätzliche Lehrerstunden. Zuzahlen müssen die Kinder nur in den Bereichen Musik und Tanz. Für das Rock'n'Roll-Training, das von der Tanzschule Lutz verbilligt ausgerichtet wird - übrigens einer der wenigen Kurse "außer Haus" - sind beispielsweise drei Mark pro Nachmittag zu entrichten.

Schulleiter Jürgen Heim und Projektbetreuer Josef Pastor zogen jetzt bei einem Pressegespräch eine Zwischenbilanz. Pastor: "Die Rückmeldungen sind durchweg sehr positiv. Trotz des unterschiedlichen Alters haben wir keine Probleme. Bemerkenswert ist auch, daß es nur ganz wenige Abmeldungen gab."

Von den konkreten Erfahrungen berichtete dann zunächst Tino Lukas von der Schachabteilung der SG Bruchköbel. Er und weitere Caissa-Jünger kümmern sich um 14 Jugendliche. Da alle gerade mal die Grundregeln mehr schlecht als recht beherrschten, mußten die Profis ihnen erst einmal theoretische Kenntnisse vermitteln. Inzwischen sind sie soweit, daß sie die Figuren nicht mehr planlos auf den Feldern herumziehen, sondern den Angriff auf den gegnerischen König gezielt vorbereiten. Nach den Herbstferien sollen die Teilnehmer "Diplome" für die Beherrschung der jeweiligen Figuren erwerben. Zum Jahresende könnte dann ein Vergleichskampf stattfinden.

Beispiel Sporttanz: Der Kurs war eigentlich für Jungen und Mädchen gedacht, berichtet Benno Lutz. Gemeldet haben sich allerdings fast ausschließlich Mädchen, so daß das Angebot für Paare entfiel. Konditionstraining und die gängigen Schrittelemente bilden vorerst die Grundlage. Halbakrobatische Elemente stehen dann für die Fortgeschrittenen im Frühjahr auf dem Programm, außerdem ein Anfängerkurs für den Jazz-Tanz.

Der Leiter der Volkshochschule, Gerhard Kadelbach, stellt die Lernformen, "die auch im Erwachsenenleben gebraucht werden", in den Vordergrund seiner Überlegungen. Die Teilnehmer sind der eigenen Kontrolle und Disziplin unterworfen, sie können und müssen eigenverantwortlich handeln. Aus ihrem Verhalten lernen auch die Betreuer neue Umgangsformen. Die wechselseitigen Erfahrungen sind für Kadelbach Grund genug, dabei zu bleiben und auch im zweiten Halbjahr auf Kursgebühren zu verzichten. Die VHS überlegt dabei, auch Erwachsene zu den Angeboten zuzulassen.

Neben der Bruchköbeler Sportgemeinschaft beteiligt sich auch die TSG Erlensee mit Basketball, Volleyball und Badminton am pädagogischen Konzept. Das hat den Vorteil, daß auch Sportarten, die in Bruchköbel von keinem Verein betrieben werden, wahrgenommen werden können, meint dazu Bürgeremister Helmut Irmen. Er sieht in der Beteiligung der Kommune eine aktive Unterstützung der Vereine, die fast unisono über mangelnden Nachwuchs klagen. Ganz uneigennützig sind die Angebote also nicht. Josef Pastor: "Warum denn auch. Beide Seiten sollen etwas davon haben."

Eine belebte Schule am Nachmittag erlebt der überraschte Beobachter, der "zu seiner Zeit" keine Minute länger als unbedingt notwendig in der Penne verbrachte. Eifrig schwingen die Nachwuchskünstler den Pinsel, vergrößern Postkartenansichten zu meterhohen Wandmalereien, um dem Zweckbau etwas von seinem tristen Erscheinungsbild zu nehmen. Im Erdgeschoß zerbrechen sich die "Schächer" den Kopf, wie sie ihrem Gegner am besten beikommen, ohne daß der es merkt. Vom Gebäude nebenan dringen Klavier- und Keybordklänge herüber. Die Kids üben fleißig, auch zu Hause, weiß Seminarleiter Helmut Reidel. Schließlich sollen sie beim geplanten Weihnachtskonzert ihren ersten großen Auftritt haben.

Hetzschriften in Karben verteilt

KARBEN. Flugblätter rechtskadikalen Inhalts wurden Mitte bis Ende vergangener Woche in zahlreiche Briefkästen in mehreren Karbener Stadtteilen, insbesondere in Kloppenheim und Petterweil verteilt. In den anonymen Pamphleten wird gegen angebliche "Asylbetrüger" und die Politik der demokratischen Parteien gewettert. Parallel zu dieser "Steckaktion" wurden NPD-Aufkleber auf mehreren Ortseingangsschilderung aufgebracht. Die Stadtverwaltung, von empörten Bürgern verständigt, ließ die Aufkleber umgehend entfernen. mu

Methoden der Entspannung HANAU. Methoden der Entspannung vermittelt ein Kursus des Frauenbildungszentrums der Arbeiterwohlfahrt im Schloß Philippsruhe am Freitag, 6. November, von 17 bis 20 Uhr und Samstag, 7. November, von 9 bis 16 Uhr. Interessentinnen können sich unter der Telefonnummer 06181/254428 anmelden.

Parkplätze werden trotz Widerspruchs gebaut Stadt trennte sie baurechtlich von Wohnungen an der Wimsbacher Straße ab / Kritik abgewiesen

FRIEDRICHSDORF. Die 17 Parkplätze für 16 Sozialwohnungen an der Wimsbacher Straße in Seulberg werden gebaut, obwohl ein Nachbar Widerspruch dagegen eingelegt hat und vor dem Verwaltungsgericht auch teilweise Recht bekam. Die Stellplätze sind vom Bauantrag für die Wohnungen abgetrennt worden, wie Erster Stadtrat Günter Bastian sagt. Sie werden jetzt als öffentliche Parkplätze gebaut und haben so baurechtlich nichts mehr mit den Wohnungen zu tun. Der Widerspruch des Nachbarn, der sich gegen die Parkplätze innerhalb des Gesamtprojektes richtete, kann deshalb in der zweiten Instanz des Verwaltungsgerichtes nicht mehr behandelt werden, wie seine Rechtsanwältin Sibylle Müller-Gebel vom Anwaltsbüro Haldenwang in Frankfurt bestätigt.

Daß der Widerstand des Nachbarn gegen Parkplätze direkt neben seinem Gemüsegarten damit nicht automatisch aufhört, damit rechnet auch Bastian: "Das werden wir durchstehen, das kommt auf die Verhandlungen an." Die Wichtigkeit des Wohnungsbaus erfordere zügiges Handeln.

Der Widerspruch gegen die Stellplätze und die ursprüngliche Vermutung, die Stadt wolle eine Ablösung der Plätze gestatten (das heißt, der Bauträger bezahlt an die Stadt Geld, mit dem sie an anderer Stelle Parkplätze baut), hatten im Bauausschuß heftige Kritik des FU-Stadtverordneten Klaus Bernhardt ausgelöst. Er äußerte den Verdacht, daß die Stadt mit zweierlei Maß messe: "Privaten Bauherrn wird die Ablösung von Stellplätzen immer verweigert, das behindert den Wohnungsbau gerade in Altstadtbereichen sehr." Die Sozialwohnungen an der Wimsbacher Straße werden vom Gemeinnützigen Siedlungs-Werk (GSW) mit Zuschüssen vom Land und von der Stadt gebaut. Bernhardts Kritik wies der Erste Stadtrat jetzt mit dem Hinweis auf die geplanten öffentlichen Parkplätze zurück.

Beim Bauprojekt an der Wimsbacher Straße steht aber noch ein anderer Widerspruch ins Haus: Ein zweiter Nachbar, der die Einwilligung gegeben hatte, daß das Wohngebäude auf seiner Grundstücksgrenze errichtet wird, ist nach Ansicht von Anwältin Müller-Gebel von der Stadt "über den Tisch gezogen worden". Er habe die Tragweite seiner Einwilligung gar nicht ermessen können. Deshalb sei auch in diesem Fall Widerspruch eingelegt worden, über den aber noch nicht entschieden ist. Bastian will sich wegen des schwebenden Verfahrens zu dem Fall nicht äußern, nur so viel: "Der Widerspruch hat keine aufschiebende Wirkung." Die Ausschreibungen für das Projekt laufen also weiter. nau

Im Wortlaut: Evangelische Frauen zum Asylrecht Länderlisten verworfen

Anläßlich der "Woche der ausländischen Mitbürger" bekräftigte am Wochenende die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland (EFD) vor dem Hintergrund der politischen Diskussion und den fortwährenden Überfällen auf Asylbewerberheime ihre Beschlüsse von 1991 zum Asylrecht. Die Christinnen verwerfen darin grundsätzlich eine Einschränkung des Grundgesetzartikels 16, der politisch Verfolgten das Recht auf Asyl garantiert. Zugleich verlangen sie, daß Flüchtlingen ein Aufenthaltsrecht in Deutschland während der Dauer ihres Asylverfahrens zugestanden wird. Der Beschluß im Wortlaut: Die EFD tritt ein für

- den uneingeschränkten Erhalt des Artikels 16 des Grundgesetzes. Die Bundesregierung wird aufgefordert, sich zu unserer Verfassung und zur Verantwortung Deutschlands gegenüber Flüchtlingen zu bekennen. Eine Auflistung von Ländern, in denen es garantiert keine Verfolgung gibt, lehnen wir ab; - eine Neudefinition des Flüchtlingsbegriffs angesichts der Herausforderungen unserer Zeit (Klimakatastrophen, Verwüstung etc.); - die Anerkennung geschlechtsspezifischer Verfolgung von Frauen als asylrelevant; - ein faires Asylverfahren, das bedeutet unter anderem: korrekte Übersetzungen, ausgewählte Dolmetscher, den Einsatz von Beamten, die für die Situation von Asylbewerber/innen sensibilisiert sind, keine Einschränkung des Rechtsweges;

- ein Asylverfahren, das der Situation von politisch Verfolgten gerecht wird. Einer Verkürzung des Verfahrens auf 6 Wochen, wie sie derzeit in den Parteien diskutiert wird, können wir nicht zustimmen. Aus der psychosozialen Arbeit mit Flüchtlingen wissen wir, daß Flüchtlingen eine gewisse Zeit zugestanden werden muß, bevor sie in der Lage sind, ihre Fluchtgründe darzulegen; Wir fordern die Unterstützung von Asylbewerbern statt abschreckenden Maßnahmen, d. h. konkret:

- dezentralisierte Unterbringungen und keine Sammellager;

- die besondere Arbeitserlaubnis für Asylbewerber/innen und nicht die allgemeine Arbeitserlaubnis, die in der Regel Arbeitslosigkeit be- deutet; - Asylbewerber/innen sollen sich frei bewegen können wie andere Bürger auch und nicht nur in einem bestimmten Bezirk. Die Mitgliederversammlung kritisiert die Unfrieden stiftende unsachliche Diskussion über Asyl in der Politik. Regierung und Parteien werden aufgefordert, ihre Verantwortung wahrzunehmen und zur Versachlichung der Diskussion beizutragen. Wir appellieren an die Medien, die einseitige Berichterstattung aufzugeben, in der Asylbewerber/innen überwiegend im Zusammenhang mit Straßenkriminalität, Drogenhandel dargestellt werden. Die EFD verpflichtet sich, sich in ihren Mitgliedsorganisationen im Rahmen ihrer Möglichkeiten verstärkt mit Asyl, Rassismus und Gewalt auseinanderzusetzen und ihren Teil dazu beizutragen, Feindbilder abzubauen.

Konfusion um Schwalbengrund Weidende Kühe im Biotop lösen Grundsatz-Diskussion aus

FREIGERICHT. Nach einem alten Sprichwort ist die "Kuh vom Eis", wenn ein Problem gelöst oder eine Gefahr gebannt ist. Im Oberen Schwalbengrund sind die Kühe in jedem Fall aus den Büschen heraus. Dem Biotop am Rande Somborns, das eine Initiative vor der Zerstörung retten möchte, droht derzeit offenbar keine Gefahr mehr. Die Vierbeiner, zum Ärger mancher Bürgerinnen und Bürger vor einiger Zeit zum Weiden in das Gebiet getrieben, haben das Gehölz wieder verlassen.

Gleichwohl ist das rettende Ufer noch nicht ganz erreicht. Während im Freigerichter Rathaus außer Frage steht, daß es dem Unternehmer Karl Gutmann als Besitzer der Fläche auch nach den Bestimmungen des etwa 20 Jahre alten Bauplanes nicht erlaubt ist, das Biotop kleinzumachen, wünscht sich der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises in Gelnhausen, Hans Jürgen Euler, die Mithilfe der Gemeinde bei der Klärung der Frage, als was der Obere Schwalbengrund zu verstehen ist.

Vertreter von Behörden und Institutionen urteilen deshalb unterschiedlich über den rechtlichen Status des 6000 Quadratmeter großen Geländes. Walter Betz, Forstamtmann in der Revierförsterei in Altenmittlau, nennt es "eine zweischneidige Sache". Für den Fachmann im grünen Rock ist der Bestand an Bäumen, Büschen und Hecken im Schwalbengrund lediglich "geduldet".

Vor 25 oder 30 Jahren, erinnert sich Betz, hätte es in den Gebiet nur Weiden gegeben. Durch natürliche Verwilderung des Gebietes sei aber inzwischen ein Gehölz entstanden. "Wenn das heute jemand absägt, kann das ein Eingriff in die Landschaft sein", sagt Betz. Und deshalb sei dieses Vorhaben genehmigungspflichtig. Läge für eine solche Aktion zwischen Oktober und März keine Einwilligung der Kommune und der Unteren Naturschutzbehörde vor, müßten die Mitarbeiter der Revierförsterei eingreifen und die Arbeit von Säge und Axt stoppen.

Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises ist im Oberen Schwalbengrund aber nur dann gefordert, wenn der Artenschutz im Gebiet bedroht ist. Dieser Fall kann eintreten, wenn etwa Kühe auf dem Areal weiden und möglicherweise dort heimische Tierarten gefährdet werden. Nach dem jüngsten Zwischenfall hatte die Behörde nach Auskunft von Euler einen Mitarbeiter nach Somborn geschickt, um sich über die Situation vor Ort zu informieren.

Weil die Vierbeiner das Gelände wieder verlassen hatten und das Gehölz in seiner Struktur nicht gefährdet war, sah die Behörde keinen Grund zum einschreiten. Falls darüber hinaus aber Tiere gefährdet seien, könne die Untere Naturschutzbehörde Anordnungen treffen, um bedrohte Arten zu schützen. Offenbar ist aber nicht zweifelsfrei, wann die Behörde im Oberen Schwalbengrund eingreifen darf und wann nicht. Euler spricht deshalb davon, daß die Gemeinde in dieser Frage gefordert sei.

Im Freigerichter Rathaus mag man Unklarheiten in der Sache nicht erkennen. Seit etwa 20 Jahren besteht zwar ein Bebauungsplan für den Oberen Schwalbengrund; der aber sieht lediglich die Einrichtung eines Spielplatzes auf dem von Obstbäumen bestandenen Gelände vor. Daran aber haben die Planer heute kein Interesse mehr und der Besitzer der Fläche hätte wohl auch keinen Nutzen davon.

Darüber hinaus hat die Gemeindeverwaltung einen neuen Flächennutzungsplan auf den Weg gebracht, der den Oberen Schwalbengrund als landschaftlich zu schützende Fläche ausweist und als Teil des Landschaftsschutzgebietes Vogelsberg / Hessischer Spessart kennzeichnet. In den nächsten Wochen wird der Plan der Öffentlichkeit vorgelegt werden. In einen oder eineinhalb Jahren soll der Entwurf dann rechtskräftig sein. Der Bestand des Biotops wäre dann endgültig gesichert. schu

Rheinland-Pfalz Wenn Bundeswehr-Reservisten zu den Waffen gerufen werden, dann stehen die Rheinland-Pfälzer stramm in der ersten Reihe. Während nach Bonner Zahlen im vergangenen Jahr bundesweit lediglich 5,3 Prozent der rund 2,7 Millionen Reserve-Kämpfer einrücken mußten, in Bayern gar nur 4,1 Prozent, ereilte 10,2 Prozent der "wehrüberwachten Rheinland-Pfälzer" der Befehl: Zurück an die Waffen. Exakt 16 755 Söhne des Landes (von 164 903 "potentiellen Kriegern") waren 1991 eingezogene Bundeswehr-Reserve.

Eine Zahl, die den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Mainzer Landtag verärgert. Kurt Beck entrüstet sich über die "hohe Inanspruchnahme rheinland-pfälzischer Wehrpflichtiger", die sich angeblich aus der "sehr hohen Standortdichte" im Land ergibt. Für Beck ist dies eine "zusätzliche militärische Folgelast" in einem Land, das "überreichlich" unter dem Militär zu leiden habe. Er moniert zugleich die "nicht unerhebliche Verletzung der Wehrgerechtigkeit". Leider unterscheidet die Beck-Statistik nicht nach freiwillig und unfreiwillig einrückenden Reservisten. Bei freiwillig (immer) wiederverwendeten Uniformträgern liegt die Mainzer Landesregierung nämlich einsam an der Spitze. Gleich zwei von acht Ministern (25 Prozent) rükken regelmäßig ein. Justizminister Peter Caesar (FDP) steht dabei allerdings hinter seinem für Europa und Bundesrat zuständigen Kollegen Florian Gerster zurück. Der Sozialdemokrat Gerster treibt als viel verwendeter Oberstleutnant der Reserve, von Volker Rühe höchst persönlich befördert, die rheinland-pfälzische Reservistenstatistik in die Höhe, ganz freiwillig, ohne erkennbar unter der "Folgelast" zu leiden. gra Berlin Die zu den Olympischen Spielen von 1936 erbaute Berliner Waldbühne zählt zu den schönsten Freilichtbühnen Europas. Zwanzig Jahre war sie unbenutzbar gewesen, nachdem Jugendliche 1967 nach einem mißglückten Konzert der Rolling Stones alles kreuz und klein geschlagen hatten. In den vergangenen Jahren ist sie zu neuem Leben erwacht. Die Berliner Philharmoniker traten ebenso auf wie Elton John. Die Musik paarte sich stets mit einem Volksfest von jeweils 20 000 Zuhörern, den ganzen Sommer über. Man brachte Stullen mit, Kühltaschen, Champus und Wunderkerzen zwecks traditioneller Illumination der Arena nach Einbruch der Dunkelheit.

Das alles war einmal. Ab nächstem Jahr sind Wunderkerzen ("gefährliche Wurfgeschosse") nämlich ebenso wie Sektgläser ("Gefahr von Schnittverletzungen") aus Sicherheitsgründen verboten. Da spielt es keine Rolle, daß - von besagtem Konzert der Rolling Stones abgesehen - in der Waldbühne nie etwas passiert ist, weder Verbrennungen durch Wunderkerzen noch Verletzungen durch Glas. Das Ambiente stimmt einfach friedlich. Auch Kühltaschen, in denen die oft stundenlang zuvor anreisenden Zuhörer ihren Proviant mitbringen, werden die Einlaßkontrolle künftig nicht mehr passieren dürfen, weil: Wenn nur jeder 50. eine solche Tasche mitbringe und neben sich stelle, so die Begründung, gingen fünfhundert Sitzplätze verloren.

So wird ein Stück Romantik der Waldbühnen-Veranstaltungen in aller Stille zu Grabe getragen. Ob dies der Sicherheit in dem idyllischen Amphitheater tatsächlich dient, scheint fraglich. Mit Sicherheit dient es dem Geschäft. ojw. Baden-Württemberg Gönnenwein und kein Ende. Nachdem schon vorige Woche an dieser Stelle vom Stuttgarter Generalintendanten die Rede war, weil Claus Peymann ihn auf offener Bühne anbellen ließ, muß jetzt Meldung von einer Art Schweigespirale gemacht werden. Allein die Grünen nämlich, im Verein mit etwelchen Künstlern, haben bisher einen Anlauf gemacht, die für Ende Oktober geplante Verlängerung des Gönnenwein-Vertrages um weitere fünf Jahre zum Thema öffentlicher Auseinandersetzung zu machen. Von den anderen Parteien ist dazu fast keine Silbe zu hören, obwohl gegen den Tausendsassa Gönnenwein, der seine Karriere vom Chorleiter zum (Ex-)Staatsrat insonderheit seinem Förderer Lothar Späth verdankt, allenthalben erhebliche Bedenken bestehen.

Von Münchener Intendantenkollegen zum Beispiel werden vernichtende Urteile über die künstlerische Potenz des Multifunktionärs kolportiert, und Zweifel an Gönnenweins administrativer Kompetenz sind spätestens zur gängigen Ware geworden, seit die sogenannte "Bugwelle" auch ihn selbst umspült - gemeint sind fünf Millionen Mark vom Landeshaushalt nicht gedeckte Verbindlichkeiten, die die Stuttgarter Staatstheater unter seiner Ägide von Etatjahr zu Etatjahr vor sich hergeschoben haben. Wegen der Bugwelle und einiger anderer Dinge ermittelt seit Wochen die Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Gönnenwein - sogar die Diensträume des Stuttgarter Oberbürgermeisters wurden in diesem Zusammenhang durchsucht, aber, laut Bild: "Gott sei Dank! Rommel unschuldig!"

Jedenfalls huldigen die Grünen der altbackenen Vorstellung, Gönnenweins Vertragsverlängerung für den 25 000-Mark- Job könne doch wohl nicht in Frage kommen, ehe die Vorwürfe ausgeräumt sind. Andere sehen das offenbar nicht so eng: Um ein Haar wäre seine urplötzlich auf der Tagesordnung aufgetauchte Neubestellung schon Ende September im zuständigen Verwaltungsrat durchgegangen. he

Ende des Kommunismus, aber Anfang wovon? Die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum Tag der deutschen Einheit in Schwerin

I.

Lieber Hausherr, liebe Landsleute in Schwerin, in Mecklenburg-Vorpommern und in ganz Deutschland, liebe Gäste.

Vor knapp drei Jahren fiel die Mauer. Unsere Freude war überwältigend, und die Welt nahm tiefen Anteil.

Seit zwei Jahren ist Deutschland staatlich wieder vereinigt. Mit unglaublicher Hingabe ungezählter Menschen werden große Fortschritte erzielt. Kein Mensch wünscht sich ernsthaft zurück in die Zeit der Abgrenzung.

Doch lasten im Zuge der Vereinigung auf vielen Mitbürgern Nöte und Sorgen. Sie gehen uns alle an. Aber richten wir uns auch alle danach?

Vor kurzem habe ich einen Besuch in der Stadt Gartz an der Odergrenze gemacht. Auf Schritt und Tritt wird man dort an eine böse Vergangenheit erinnert. Weil jemand noch in den buchstäblich letzten Stunden des Krieges die schon gehißte weiße Fahne auf dem Kirchturm durch des Hakenkreuz ersetzte, wurde Gartz fast völlig zerschossen.

In DDR-Zeiten war die Grenzstadt wirtschaftlich isoliert. Man kämpfte sich durch, so gut es ging. Dabei entstand auch dank zahlloser Helfer im zerstörten Schiff der Kirche ein wunderbares Gemeindezentrum. Nun regt sich neues Leben. Der Markt für Lebensmittel, der nach der Wende weitgehend in westliche Hände geraten war, wird wieder überwiegend aus der eigenen Region versorgt - mit hervorragenden Produkten. Bauwirtschaft, Handwerk und Handel entfalten sich. Neben Bund und Land hilft der Stadt auch die westliche Partnergemeinde Wentorf bei Hamburg. Mit einem grenzüberschreitenden Nationalpark wird ein deutsch-polnischer Brückenschlag entstehen.

Dennoch sind die Probleme gewaltig. In der Landwirtschaft, dem dort bei weitem wichtigsten Erwerbszweig, ist die Zahl der Beschäftigten um drei Viertel zurückgegangen. Arbeitslosigkeit ist die größte Last. Junge Abwanderer und Pendler verändern die Sozialstruktur der Bevölkerung. Die Wohnungsnot ist bedrückend. Zahlreiche Asylbewerber befinden sich in der Nähe.

Wie also ist die Stimmung? Wie sind die Aussichten? Man trifft im Osten auf Dankbarkeit, auf viele Menschen, die sich voll einsetzen, die sich selbst und anderen helfen. Zugleich gibt es Enttäuschung, verletztes Selbstgefühl, Mißtrauen gegen Zusagen, Mangel an Perspektive. Es sind wirtschaftliche, soziale und tiefe menschliche Erfahrungen im Widerstreit. Auch im Westen werden die Auswirkungen der Vereinigung zum Teil zwiespältig empfunden. Wir tun uns schwer, uns wechselseitig in die Lage des anderen zu versetzen, ihn mit seinen Sorgen und Ängsten so wahrzunehmen, wie er sie selbst täglich erlebt.

Zur Zeit ist es überhaupt für niemanden besonders leicht, die Entwicklung klar vorherzusagen. Es hilft nicht weiter, mit Schwarzmalerei oder mit Gesundbeterei zu reagieren. Keines von beiden erzeugt Glaubwürdigkeit. Auch der Rückblick auf Irrtümer und Erfolge der letzten Jahre bringt uns kaum voran.

Was uns zur Bewältigung der Gegenwart vor allem not tut, ist die Orientierung an Zielen der Zukunft. Entscheidend ist, daß die Ziele realistisch sind und daß wir uns die Wahrheit zumuten. Wer die Lage wirklich ernst nimmt, der findet auch die Kraft zu eigener Zuversicht und zur Ermutigung anderer.

II.

Wir Deutschen sind heute in Europa das an Bevölkerung größte und wirtschaftlich wichtigste Land. Was wir in der Geschichte noch nicht erreicht hatten, ist eingetreten: Wir sind vereint im friedlichen Einvernehmen mit allen Seiten. Es gibt keine Ansprüche gegen andere oder gegen uns.

Um so größer sind die Erwartungen. Wie denken wir uns selbst unser Land am Übergang ins neue Jahrhundert? Wie steht es mit der Klarheit über unsere Interessen? Was befürchten, was erhoffen sich andere von uns Deutschen?

Wir sind heute ganz auf die Herstellung unserer inneren Einheit konzentriert. Außerhalb Deutschlands wird dies gelegentlich kritisch registriert. Man sorgt sich, daß wir unsere internationalen Aufgaben vernachlässigen, oder daß wir mit dem Vorrang unserer Vereinigungspolitik fremde Währungen beeinträchtigen. Doch gibt es hier in Wahrheit keine langfristigen Interessengegensätze. Würde uns Deutschen die innere Einheit mißlingen, so wären wir international keine Hilfe, sondern eine Belastung.

Europa erlebt eine geschichtliche Zäsur. Auch hier geht es um realistische Ziele in einer noch undurchsichtigen Lage: Wende, aber wohin? Ende des Kommunismus, aber Anfang wovon? Friedliche Revolutionen im Osten, aber was ändert sich im Westen?

In Westeuropa und in Westdeutschland war der Wunsch nach Fortschreibung des bisherigen Kurses der erste Reflex auf den Umbruch des Jahres 1989. Nie in der Nachkriegsgeschichte war das westliche Modell so unbestritten wie zu dem Zeitpunkt, als die Gegenwelt zusammenbrach. Inzwischen ist mancherorts in Westeuropa einige Unsicherheit zu spüren. Zum ersten Mal seit den fünfziger Jahren kommt es wieder zu neuen europäischen Grundsatzdebatten.

In solchen Zeiten von Unsicherheit bläst da und dort der Instinkt zum Rückzug auf das Gewohnte, das Nationalstaatliche. Es geht dann um die eigene Identität. Man will sich nicht von einer großen, fernen Bürokratie in vertraute kleine Lebensgewohnheiten hineinregieren lassen. Man vermißt die demokratische Kontrolle der europäischen Exekutive. Man sorgt sich um den künftigen Wert der eigenen Wirtschaft und Währung.

Und doch bleibt uns in Westeuropa bewußt, daß es gilt zusammenzugehen. Aus deutscher Sicht wird es drei Ebenen geben: die europäische, die nationale und die regionale. Bei uns ist der Föderalismus tief verankert. Die Bürger sind in ihrer Heimat verwurzelt. Sie verstehen zwar im täglichen Leben sehr gut, daß die wichtigsten Probleme nur grenzüberschreitend gelöst werden können - Umweltschutz, Verkehr, Energieversorgung, Flüchtlingsbewegungen und anderes mehr. Doch sollen alle Maßnahmen den Charakter der Regionen und ihre Mitbestimmung nicht beeinträchtigen. Hier angemessene Wege zu finden, ist kein geringes Kunststück.

Wir sind in Deutschland dabei, unsere Verfassung zu ändern, um die drei Ebenen in ein konstruktives Verhältnis zueinander zu bringen. Niemand will, daß der Föderalismus beschädigt wird. Es würde ihn freilich durchaus nicht stärken, wenn wir unsere Fähigkeit zu gesamtstaatlichem Handeln - zumal bei den besonders schwierigen europäischen Verhandlungen - schwächen würden. Wir wollen ja in Europa auch weiterhin zu den Bewegern gehören, nicht zu den Bremsern.

Die derzeitige Lage in Europa ist geprägt von einer Gleichzeitigkeit entgegengesetzter Tendenzen. Im Westen wollen wir uns enger zusammenschließen, während man im Osten Europas um die Auflösung alter Bindungen ringt. Die dortige Staatenwelt ist von massiven Renationalisierungsprozessen gekennzeichnet.

Deutschland, im Zentrum Europas gelegen, aber ohne seine Zentrale zu sein, will und kann keine Modelle exportieren. Jede Nation hat ihre eigene Tradition. Doch kann unsere föderale Praxis als Angebot dienen. Im Westen gilt es, übertriebenen Zentralismus zu verhindern, ohne den Weg zur Union zu schwächen. Die neu entstandene östliche Staatenwelt kann zu einer Form föderaler Zusammenarbeit finden, die Selbstbestimmung mit der Öffnung zum Nachbarn verknüpft. In der Möglichkeit, Einheit und Vielfalt zu verbinden, liegt die Bewährung des Föderalismus, liegt die Zukunft Europas.

Deutschland wird seiner historischen Aufgabe, zur Überwindung der Teilung Europas beizutragen und die gewachsenen Beziehungen nach Osteuropa aktiv zu nutzen, dann gerecht werden, wenn es selbst fest im Westen, in der Europäischen Gemeinschaft und dabei auch in einer soliden Partnerschaft mit Frankreich verankert ist. Auf sich gestellt, kann es keine Klammer sein zwischen Ost und West. Für Deutschland darf und kann es daher keinen anderen Weg als den der Weiterentwicklung der Römischen Verträge zur Politischen Union geben. Auf diesem Weg wollen wir entschlossen weiter vorangehen.

III.

Dafür müssen wir die Voraussetzung im eigenen Lande schaffen. Für uns geht es jetzt um unsere Bereitschaft zur wirtschaftlichen Selbstdisziplin, zum sozialen Gemeinschaftsdenken, zur demokratischen Mitbeteiligung. Es geht um den menschlichen Zustand unseres Zusammenlebens im Osten und Westen. Und er ist Störungen ausgesetzt.

Wir können unser ganzes demokratisches Gefüge gefährden, wenn wir unser Haus nicht in Ordnung bringen - unser ganzes Haus im Osten und im Westen. Als Beispiel will ich über Wirtschaft und Ausländer, über Gewalt und politische Mitverantwortung sprechen.

Am klarsten meßbar ist die Kluft im Wirtschaftlichen. Das untaugliche sozialistische System ist verschwunden. Zu den Folgen gehörte eine tiefe Strukturkrise.

Noch sind wir in der Talsohle. Trotz größter Anstrengungen werden zur Zeit in Ostdeutschland sieben Prozent des gesamten Bruttosozialprodukts erzeugt. Um eine Angleichung bis zum Jahr 2000 zu erreichen, müßte die Wirtschaft bis dahin pro Jahr real um ca. fünfzehn Prozent wachsen. Das ist bisher aber nirgendwo dauerhaft erreicht worden.

Im Westen waren wir seit Jahrzehnten daran gewöhnt, Zuwächse zu erzielen und sie durch den Staat und die Tarifpartner unter uns verteilen zu können. Darauf beruhte ein wesentlicher Teil der politischen und gesellschaftlichen Legitimation. Jetzt ist das Leistungsgefälle zwischen Ost und West ins Zentrum aller Überlegungen geraten. Auf Jahre hinaus sind gewaltige Finanztransfers unausweichlich. Die Aufbringung der Mittel löst härteste Konflikte aus.

Die westliche Wirtschaft hat an der Vereinigung nicht gerade schlecht verdient. Doch nur wenn sie leistungsfähig bleibt, ist unser Ziel erreichbar. Die Bürger im Westen haben im Wege von Steuer- und Sozialabgaben schon wesentlich zur Vereinigung beigetragen. Dennoch bleibt es vielen im Osten schwer verständlich, daß bei einer niedrigeren Quote der Arbeitslosigkeit in den östlichen Ländern eine westliche Solidaritätsabgabe erhoben wurde, während es jetzt, wo die Quote steigt, mit dieser Form der Solidarität zu Ende sein soll.

Der Neuaufbau in den östlichen Bundesländern ist unsere heutige Aufgabe, nicht diejenige unserer Kinder und Enkelkinder. Nur mit Wechseln auf die Zukunft durch Verschuldung darf und kann der Transfer nicht finanziert werden. Es muß also vor allem gespart werden. Das ist ökonomisch vernünftig, und es ist auch gerecht. Der Bund muß vorangehen, er tut es auch; aber er kann es nicht allein. Länder und Kommunen geben hervorragende Beispiele direkter bilateraler Hilfe; aber den notwendigen Beitrag zur Gesamtfinanzierung haben sie noch nicht erreicht. Nach wie vor folgen die infrastrukturellen Investitionen im Osten und im Westen ganz ungleichen Ansprüchen wirklicher Dringlichkeit. Wer schnallt den Gürtel enger? Ein wahrhafter Prioritätenwechsel fehlt da noch und dort.

Beim Aufbau der Wirtschaft im Osten muß das private Kapital vorangehen. Manche Hindernisse, ökologische Altlasten, Eigentumsansprüche, zähflüssige Verwaltungsarbeit, sind noch groß. Die Lohnstückkosten sind im Osten ungefähr doppelt so hoch wie im Westen. Wenn die Löhne der Produktivität zu weit vorauseilen, wie sollen die Betriebe dann konkurrenz- und beschäftigungsfähig werden? Ein privater Investitionsstrom aus dem Westen bliebe dann aus.

Wir stehen in der Spannung zwischen einer raschen Angleichung der Lebensverhältnisse und der notwendigen ökonomischen Dynamik. Es gibt keine Zauberformel zur Auflösung dieser Spannung. Aber um in ihr zu bestehen, gibt es doch Orientierungspunkte, die wir einhalten sollten, wenn wir nicht das Ganze in Gefahr bringen wollen. Von mir aus nenne ich drei:

- Die Arbeitslosigkeit im Osten lastet schwer, zu unerträglich schwer, als daß wir sie noch fünf Jahre hinnehmen dürften. Wir würden es menschlich und sozial nicht verantworten und nicht ertragen können, wenn wir warten würden, bis sie sich von selbst auflöst.

- Die Spar- und Transferanforderungen an den Westen sind groß, zu groß, als daß wir im Westen während der nächsten fünf Jahre eine über den Inflationsausgleich hinausgehende nennenswerte Realeinkommenssteigerung wirklich erwarten dürften.

- Die Angleichung der Lebensverhältnisse des Ostens an den Westen ist ein großes Ziel, zu groß, als daß glaubwürdig versprochen werden dürfte, es ließe sich schon während der nächsten fünf Jahre wirklich erreichen.

Insgesamt ist es ein harter Weg zu den wirtschaftlichen Zielen. Aber sie sind mit allseitiger Einsicht, mit tatkräftiger Hilfe und Selbsthilfe zu schaffen, davon bin ich überzeugt. Wir wissen außerdem sehr wohl, wieviel schwerer es andere Völker zur Zeit haben.

IV.

Die Fragen, über die ich jetzt sprechen möchte, gehen über die Aufgaben der Vereinigung hinaus. Es sind die entscheidenden Prüfsteine für unsere ganze demokratische Ordnung in Ost und in West. Zunächst unser Verhalten gegenüber dem Zustrom von außen.

Unter uns leben, neben den Aussiedlern mit deutscher Abstammung, zahllose ausländische Arbeitnehmer und Selbständige mit ihren Familien, die wir eingeladen haben zu kommen. Hinzu kommen:- Flüchtlinge aus Kriegsgebieten;

- Personen, die in ihrer Heimat verfolgt wurden;

- Menschen, die arm sind, die der Not zu Hause entrinnen wollen, und die nun mit allen Mitteln in die Wohlstands- regionen hineindrängen.

Wir haben ja schon in den Monaten nach dem Fall der Mauer erfahren, zu welchen Bewegungen es vor der Einführung der Währungseinheit gekommen ist. Und wir wissen, wieviel uns heute das Ziel eines Ausgleichs kostet. Was unsere selbstverständliche Pflicht unter Deutschen ist, das können wir nicht gegenüber allen Völkern leisten. Dennoch müssen wir die Lage erkennen, wie sie wirklich ist. Ein hohes Wohlstandsgefälle herrscht zwischen den Ländern. Aber ihre Grenzen sind offen oder doch durchlässig. Wie immer in der Geschichte sind Völkerwanderungen die Folge. Wir können sie nicht zum Versiegen bringen. Wir können nur beitragen, sie zu kanalisieren und schrittweise zu verringern.

In den blühenden Wirtschaftsregionen der Welt drängen sich immer mehr Menschen. Der Raum für Wohnung und Leben wird enger. Es kommt zu Spannungen, weil im allgemeinen jedes Volk sich selbst das nächste ist. Gerade deshalb, weil nicht jeder gern mit dem Fremden teilen möchte, ist die Anstrengung um Einsicht, um Rechtsstaat und um Humanität so wichtig.

Franz Kafka hat in seinem Roman "Das Schloß" die eisige Kälte beschrieben, die es bedeutet, als Fremder abgelehnt zu sein. Dem von außen gekommenen Landvermesser K. hält eine Einheimische entgegen: "Was sind aber nun Sie? Nicht aus dem Schloß, nicht aus dem Dorf. Sie sind nichts. Leider aber sind Sie doch etwas, ein Fremder . . .". Unsere Verfassung sagt uns in ihrem Artikel 1 unmißverständlich, wofür wir einen Fremden zu halten haben: nicht für schlimmer als nichts, sondern für einen Menschen in seiner unantastbaren Würde, die zu schützen die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist.

Einheimische und Fremde stehen in gleicher Weise unter dem Schutz unserer rechtsstaatlichen Ordnung. Damit ist die Zuwanderung nicht der praktischen Regelung, der vernünftigen Abwägung von Notlagen, der Rücksicht auf Grenzen der Zumutbarkeit für die eigene Bevölkerung entzogen. Zumal dort, wo Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit besonders bedrükkend sind, ist die Frage nach der Belastbarkeit unausweichlich. Auch bleibt es eine Aufforderung an die Fremden, die bei uns wohnen, daß sie unsere Gesetze und unsere Lebensweise achten.

Bei uns sind zur Zeit mehr Asylbewerber als in allen anderen europäischen Ländern zusammengenommen. Wir befinden uns mitten in der praktischen Reform unseres heute so schlecht funktionierenden Asylverfahrens und in der Debatte über die dazugehörige Grundgesetzregelung. Ein Streit auf diesem Weg ist unvermeidlich, Ergebnisse sind dringend

Den Kindern fehlt der Turnraum SPD: Stadt löste Versprechen an Landesjugendamt nicht ein

GELNHAUSEN. Der Meerholzer SPD- Vorstand reklamiert das Fehlen eines Turnraumes für den örtlichen Kindergarten. "Mit Empörung", so Sprecherin Monika Sanner-Jakob, habe das Gremium festgestellt: "Seit eineinhalb Jahren hält die Stadt ihre Zusage nicht ein, das benachbarte Dorfgemeinschaftshaus als Turnraum zur Verfügung zu stellen."

Durch die Erweiterung des Kindergartens sei der für die Bewegung der Kinder vorgesehene Raum weggefallen, so Sanner-Jakob. Das Landesjugendamt habe daher die Genehmigung der dritten Gruppe von der Bereitstellung eines Turnraumes im Dorfgemeinschaftshaus abhängig gemacht. Die Nutzung des Gemeinschaftshauses als Turnraum sei bisher aber unter anderem deshalb nicht möglich, weil an drei Abenden in der Woche eine kommerzielle Tanzschule den Raum belege und der Boden für diesen Zweck behandelt werde.

Die SPD kritisiert die Stadtverwaltung auch deshalb, weil sie in eineinhalb Jahren nicht in der Lage gewesen sei, sicherzustellen, daß Tische und Stühle nach der Nutzung weggeräumt würden und der Saal vormittags durch den Kindergarten genutzt werden könne. "Darüber hinaus", so Sanner-Jakob, "hätte seit langem ein zusätzlicher Ausgang vom Kindergarten zum Dorfgemeinschaftshaus geschaffen werden müssen."

Angesichts des nahen Winters seien die Kleinen auf Bewegungsmöglichkeiten in einem Turnraum angewiesen, da das Freigelände nicht mehr genutzt werden könne. Dieser Zustand könne nicht weiterhingenommen werden. Die Verwaltung müsse umgehend tätig werden, verlangt der SPD-Vorstand. lex

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"Der öffentliche Ankläger" HANAU. Das Kriminalstück "Der öffentliche Ankläger" von Fritz Hochwälder wird am Freitag, 9. Oktober, um 20 Uhr im Ring II bei der Volksbühne in der Hanauer Stadthalle gezeigt. Die Handlung dreht sich um einen Staatsankläger der Französischen Revolution. Nähkursus der Familienbildung HANAU. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet ab Montag, 12. Okt., von 15 bis 18 Uhr einen Nähkursus für Anfängerinnen und Fortgeschrittene an, der sich über zehn Wochen erstreckt. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28 anmelden. Blindenbund gibt Hilfestellung HANAU. "Können Sie sich vorstellen blind zu sein?" Diese Frage stellt der Blindenbund in Hessen, Verein für Blinde und Sehbehinderte. Er möchte über Leben, Arbeitsmöglichkeiten und Hilfsmittel blinder Menschen informieren. Am Tag des weißen Stocks stellt sich der Verein in der Gaststätte Bader vor. Am 15. Oktober um 20 Uhr können Interessenten Betroffene kennenlernen und ihre Fragen stellen. Seniorenprogramm für 1993 HANAU. Zu einem Seniorengespräch lädt das städtische Freizeit- und Sportamt für Montag, 19. Oktober, um 15 Uhr, in die Begegnungsstätte Freigericht in der Alfred-Delp-Straße 10a ein. Dabei will das Amt seine bisherige Programmplanung für 1993 vorstellen. Interessierte haben die Möglichkeit, eigene Vorschläge einzubringen. Um entsprechend vorbereiten zu können, werden sie gebeten, sich telefonisch anzumelden bei Barbara Heddendorp, Telefon 295-292. Erfolgreiche Rehbein-Ruderer HANAU. Beim Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia" in Berlin gewannen die 15- und 16jährigen der Hanauer Karl-Rehbein-Schule im Schüler-Gig-Doppelvierer den Ruder-Bundestitel. Die 17- und 18jährigen errangen im Schüler- Gig-Vierer den vierten Platz, dem Schülerinnen-Doppel-Vierer gelang ein sechster Rang. Für die Finalrennen hatten sich die sechs besten Crews qualifiziert. Frauen und der Streß HANAU. Frauen, die ihren Streß besser bewältigen wollen, können sich am Freitag, 30. Oktober, bei einem Seminar des Frauenbildungszentrums der Arbeiterwohlfahrt Hilfe holen. Unter der Leitung einer Psychologin lernen sie von außen gesetzte Druck- und Streßsituationen zu erkennen und sich ein individuelles Programm im Umgang mit solchen Problemen zu erarbeiten. Anmeldungen unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28. Knappe Wasservorräte HANAU. Die Pauschalregelung für die Hausgartenbewässerung entfällt vom 25. November an. Sie wird wegen der Knappheit der Wasservorräte ersatzlos aus der Gebührenordnung zur Abwassersatzung der Stadt gestrichen. Stadtrat Norbert Kress weist Gartenbesitzer auf die Möglichkeit der Bezuschussung von Regenwasserbehältern durch die Stadtwerke hin. Sexuelle Belästigungen HANAU. Das Frauenbildungszentrum im Schloß bietet ab Montag, 2. November, einen Kursus an, der Strategien gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vermittelt. Rund zwei Drittel aller berufstätigen Frauen klagen über solche Probleme. Der Kursus gibt Tips, wie man aufdringliche Kollegen zurückweist und für ihr Verhalten verantwortlich macht. Interessentinnen können sich unter der Telefonnummer 0 61 81 / 25 44 28 anmelden. Vier neue Beamte HANAU. Vier junge Leute ernannte Oberbürgermeister Hans Martin zu Beamten auf Widerruf. Die drei Frauen und ein Mann haben am 1. Oktober ihre Inspektorenlaufbahn begonnen. Zur gleichen Zeit haben drei Bedienstete ihre Ausbildung abgeschlossen.

Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic spielt Vabanque und hat (auch) das Glück des Tüchtigen Patient hat selbstverschuldete Krise noch nicht überwunden VfB-Präsident Mayer-Vorfelder war als Gesundbeter des Meisters gefragt / Yeboah verdarb den Schwaben die Trotzreaktion

"Jetzt langt's. Wir packen das und lassen uns nicht unterkriegen!" Gerhard Mayer-Vorfelder, der Präsident des VfB Stuttgart, sagte es genervt und doch nicht griesgrämig, schritt durch den Kabinengang des Frankfurter Waldstadions in Richtung Mannschaftsbus und fuhr gemeinsam mit den niedergeschlagenen Spielern nach Hause. Zuvor hatte der durch die Wirren um die Europacup- Ereignisse von Leeds verunsicherte und gestreßte "MV" seine neuesten Erkenntnisse zur Lage des deutschen Meisters abgegeben. "Alle stehen am Krankenbett, als wenn wir in den letzten Zügen liegen würden", verkündete der Mann, der hauptberuflich als Finanzminister in Baden-Württemberg seine Zeit verbringt, mit fachkundiger Miene und hinterließ dabei den Eindruck, er könnte genauso gut als Arzt seine Brötchen verdienen. Oder kam hier der Politiker zum Vorschein, der mit allen Wassern gewaschen ist und für jede Situation das rechte Wort hat? Mal spielt er Poltergeist, mal Gesundbeter und Muntermacher.

Wie dem auch sei: Offizielle und Aktive des deutschen Meisters aus dem "Ländle" waren nach dem 0:4 bei Eintracht Frankfurt angeschlagen, allen voran Christoph Daum, der bei der Pressekonferenz sichtlich zerknirscht auf dem Podium hockte. Und lange vor dem Präsidenten griff der meist für die kessen Töne bekannte Trainer ebenfalls zu einem Vokabular, mit dem man im Alltag in einer diffizilen Situation einen Patienten tröstet und ihm neuen Mut zuspricht, alles geschickt verpackt in einer Art Psychoanalyse. "Die sportliche Leistung des Menschen ist auch ganz stark von seinem seelischen Wohlbefinden abhängig. Wir haben einige ganz schwere Stunden hinter uns, die uns 'runtergeschaukelt haben, und das hatte seinen Einfluß. Wir müssen uns in dieser Woche wieder besinnen, woher wir kommen und was wir wollen", schilderte Daum auch sein eigenes Gefühlsleben in den vergangenen Tagen angesichts des Zitterns vor dem Europacup-Aus am "grünen Tisch". Ein fußballerischer Schwabenstreich der besonderen Art in der an Kapriolen nicht ärmlichen Fußball-Geschichte ließ die Stuttgarter erst aus allen Wolken fallen, dann eng zusammenrücken und insgeheim jubeln über das in dieser Milde nicht zu erwartende UEFA-Urteil. Nun, nach der deftigen Niederlage bei der Eintracht, sackten sie in sich zusammen, ehe Durchhalteparolen, fragwürdige Ausreden und taktische Fachsimpeleien die Runde machten.

Was sich da abspielte, war typisch für die Ungewißheit des Fußball-Metiers. Es hätte nämlich nicht viel gefehlt und der deutsche Meister hätte als strahlender Sieger das Waldstadion verlassen. Von psychischer Stärke und einer Trotzreaktion wäre dann die Rede gewesen. So wie es sich die Spieler eigentlich vor der Partie ausgemalt und den Fans ziemlich wortgewaltig angekündigt hatten.

Warum dann alles anders kam, ist aus Frankfurter Sicht das Verdienst eines Mannes namens Anthony Yeboah. Erst erzielte er das Eintracht-Führungstor, als er seinen Bewacher Buchwald beim Kopfball-Duell abschüttelte und beendete damit urplötzlich einen bis dahin fulminanten Sturmlauf der klar überlegenen Gäste, bei dem sie nur etliche gute Chancen nicht ausnutzten. Dann ließ er bald nach der Pause wiederum per Kopf einen zweiten, praktisch schon entscheidenden Treffer folgen, als der herauslaufende Torwart Immel im entscheidenen Moment beim Zupacken aus unerklärlichen Gründen zögerte. Der Rest war nur noch Formsache. Stuttgarts Präsident Mayer- Vorfelder vertrieb sich den Kummer auf seine Weise und griff sofort nach dem 2:0 zu einem Fläschen Magenbitter in der Manteltasche. Eintracht-Vizepräsident Hölzenbein, sportlicher Vordenker in der Führungsetage des Klubs, konnte statt dessen nach dem 4:0 glückselig die Hände vors Gesicht schlagen und nachher im VIP-Raum in geselliger Runde auf den Erfolg genüßlich anstoßen.

Daß der Sieg der Frankfurter zu hoch ausfiel war, darüber waren sich später alle einig. Und daß Trainer Stepanovic wieder einmal mit seinem Vabanque- Spiel bei der Mannschaftsaufstellung das Glück des Tüchtigen hatte, indem er mit Okocha, Wolf und Penksa drei 19jährige Talente im Mittelfeld auflaufen ließ, während der einsatzwillige Routinier Bein anfangs zu seinem Leidwesen auf der Ersatzbank schmoren mußte, gab einem lukrativen Fußball-Abend das gewisse Etwas. HARALD STENGER

Opelwerk ruft einige Frontera-Modelle zurück

RÜSSELSHEIM. Einen Rückruf für 1140 Frontera-Modelle, die zwischen August 1991 und Juni 1992 produziert wurden, hat jetzt der Automobilkonzern Opel gestartet.

An den Wagen sollen die Stahlräder überprüft werden, weil Untersuchungen ergeben hätten, daß bei einigen Rädern eine Schweißverbindung "nicht den von Opel vorgeschriebenen Spezifikationen entspricht", so eine Mitteilung des Konzerns. wal

Rhythmen und Tänze: Unterricht im Westerwald

RODGAU. Zum Musizieren in den Westerwald fährt eine Gruppe der "Freien Musikschule Rodgau" vom 12. bis 16. Oktober. In der "Gauklermühle" in Willmenrod können Kinder und Jugendliche von sieben bis 16 Jahren gemeinsam auf ihren Instrumenten proben und Rhythmen und Tänze lernen. Information bei der Freien Musikschule in Jügesheim, Rathenaustraße 9, Telefon 06106 / 13451. fuh

Immer mehr Kinder leiden an Allergien Offenbacher Selbsthilfegruppe verlangt konsequenteren Umweltschutz

STADT UND KREIS OFFENBACH. Bärbel Kunkel appelliert an alle Kommunalpolitiker, mit dem Kampf für saubere Luft und klares Wasser endlich auch vor der eigenen Haustür zu beginnen. Die zur Zeit gültigen Reinhaltungs-Richtwerte für Luft und Wasser reichten für Kinder, kranke und alte Menschen noch nicht aus. Mit dem Versprechen auf Unterstützung nahm Umweltdezernent und Bürgermeister Klaus Bodensohn (CDU) gestern im Rathaus eine Resolution der "Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind" (AAK) gegen.

Statt besser, ist es in den letzten Jahren im Rhein-Main-Ballungsgebiet noch schlimmer geworden, klagte die Regionalvorsitzende der Selbsthilfegruppe, Bärbel Kunkel, die selbst zwei allergiekranke Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren hat: Jedes zehnte Kind leidet unter Asthma, elf Prozent haben Heuschnupfen, 20 Prozent leiden unter Hautentzündungen wie Neurodermitis. 50 Prozent der Medikamente, die Ärzte für Kinder ausstellen, werden wegen Erkrankungen der Atemwege verschrieben.

Allergien entstehen auch durch Zusatzstoffe in der Nahrung und in Medikamenten. AAK-Regionalvorsitzende Kunkel forderte deshalb den Bürgermeister auf, stärker die Einhaltung der Deklarationspflicht für diese Zusatzstoffe zu überwachen. Der Bürgermeister versprach es.

Er solidarisierte sich sogar mit den Forderungen der AAK: grundlegende Umstrukturierung des Straßenverkehrs mit dem Ziel einer kindgerechten, familienfreundlichen Verkehrsabwicklung sowie möglichst geringer Schadstoff- Emissssion durch eine allgemeine Einschränkung des Autoverkehrs, durch den vorrangigen Ausbau von sicheren Fuß- und Radwegen, durch die besondere Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und durch ein rechtzeitiges Fahrverbot bei Smog-Wetterlagen. Bärbel Kunkel verlangt zudem weniger Flugzeug-Abgase, weniger Müllverbrennungsanlagen und sauberere Flüsse.

Seit über zehn Jahren gibt es die in Herborn ansässige Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind. Sie hat bundesweit 6500 Mitglieder. In Stadt und Kreis Offenbach ist die AAK seit zwei Jahren aktiv und hat rund 250 Mitgliedsfamilien.

Langzeitkranke Allergiker stehen häufig vor großen medizinischen, sozialen und auch juristischen Problemen, berichtet Bärbel Kunkel. Die AAK will deshalb die Betroffenen und ihre Angehörigen vor allem informieren, Wege zur Hilfe aufzeigen. Der AAK-Jahresbeitrag beträgt 36 Mark. Von der Stadt Offenbach bekommt die Gruppe einen jährlichen Zuschuß von 400 Mark. "Das reicht noch nicht einmal für das Porto", sagt Kunkel.

Die Offenbacher Regionalgruppe trifft sich an jedem ersten Montag im Monat im Zentrum der evangelischen Lauterborn-Gemeinde, Richard-Wagner-Straße 115. Außerdem gibt es Vorträge und Informationen von Experten. Diplom-Biologe Dr. Volker Rusch spricht am 7. Dezember über das Thema "Mensch und Mikrobe als komplettes Netzwerk".

• Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind, Stadt und Kreis Offenbach, Bärbel Kunkel, Telefon 069 / 84 28 32. lz

Die beiden Radler kamen der Polizei verdächtig vor

Als verdächtige Personen stufte ein Sonderkommando der Schutzpolizei bei einem nächtlichen Einsatz zwei Radfahrer in der Vilbeler Straße in der Innenstadt ein.

Wie sich bald heraustellte, war das Mißtrauen berechtigt. Die beiden 20 und 21 Jahre alten Männer gaben nämlich zu, das Montainbike "Cortina" und das Trekkingrad "Jacques Anquetil" auf dem nahegelegenen Petersfriedhof gestohlen zu haben.

Die Besitzer der Räder hatten den Diebstahl bis Montag noch nicht angezeigt. Bei dem älteren der Festgenommenen, die bereits seit längerem der Polizei bekannt sind, wurden drei Gramm Rauschgift gefunden. habe

Magistrat kommt den Landwirten entgegen

HANAU. Die Stadt Hanau hat die im September vergangenen Jahres beschlossene Erhöhung der Pachtzinsen für Äkker und Wiesen wieder weitgehend zurückgenommen. Der Magistrat kam überein, daß künftig für Grünland 25 Pfennig pro Quadratmeter und Jahr statt 40 Pfennig verlangt werden. Bei Äckern wurde der Betrag von 50 Pfennig auf 30 Pfennig pro Quadratmeter und Jahr gesenkt.

Nach der Erhöhung im vergangenen Jahr hatten Landwirte aus den Stadtteilen protestiert. Auch die Bauernverbänder hatten unter Hinweis auf die schlechte wirtschaftliche Situation der Landwirte Bedenken formuliert. Der Magistrat folgte dieser Argumentation. In Verhandlungen einigte man sich dann auf die geringfügige Erhöhung von jeweils fünf Pfennig im Vergleich zu den vorher üblichen Pachtzinsen, die erstmals im Pachtjahr 1992/93 verlangt werden. Insgesamt liegen die Einnahmen der Stadt aus Verpachtung nach den Angaben von Stadtbaurat Jürgen Dressler bei etwa 50 000 Mark. res

"Kultur heute" rund um den Gerstensaft

HOFHEIM. Pils oder Ex, dunkel oder hell, alkoholfrei oder die Malzvariante - beim Bier hat jeder seine Vorlieben. Die Stadt macht den Gerstensaft zum Thema einer Fahrt von "Kultur heute" am Freitag, 30. Oktober. Der Bus startet um 12.45 Uhr in der Kreisstadt, Ziel ist die Henninger Brauerei.

Neben einer Besichtigung im Sudhaus oder Gärkeller stehen auch ein Imbiß und ein Umtrunk auf dem Programm. Karten für 22 Mark gibt's beim Kulturamt in der Elisabethenstraße 3. pms

Hanauer lernen heimische Industrie kennen

HANAU. Eine Fahrt durch das Tümpelgartengebiet und das Industriegebiet Süd-Ost mit dem Hanauer Hafen ist die vorletzte Veranstaltung der Reihe "Hanauer lernen Hanau kennen" des städtischen Verkehrsbüros. Am Mittwoch, 14. Okotber, um 14 Uhr startet der Bus am Marktplatz. Um 14.30 Uhr wird er bei der Firma Schwab Versand im Kinzigheimer Weg eintreffen. Das Unternehmen bietet eine Führung durch seine "hängende Konfektion" an. Karten zu der Rundfahrt gibt es ab sofort für fünf Mark beim städtischen Verkehrsbüro am Marktplatz, Telefon 29 24 00 oder 29 55 80. mün

Köhler folgt Geiger Staatssekretär bereit für Amt des Sparkassen-Präsidenten

cri FRANKFURT A. M. Bundeskanzler Helmut Kohl wird Mitte kommenden Jahres wohl doch seinen "besten Mann" verlieren. Der mit diesem Attribut von vielen Beobachtern der Bonner Szene gewürdigte beamtete Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Horst Köhler (AP-Foto) ist vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) nun offiziell zum Nachfolger des amtierenden Präsidenten der Organisation, Helmut Geiger, ausgeguckt worden. Wie das Bonner Finanzministerium bestätigt, hat Köhler auch seine Bereitschaft zur Übernahme des Postens signalisiert. Er wird bereits seit einigen Monaten als künftiger DSGV-Chef gehandelt. Das Präsidium wird ihn, wie der Verband mitteilt, dem Vorstand und der Mitgliederversammlung vorschlagen, die am 10. Dezember den Nachfolger Geigers wählen soll. Dieser wird Ende Juni 1993 mit Vollendung seines 65. Lebensjahres nach zwei Dekaden Amtszeit in den Ruhestand gehen.

Kohl dürfte der Abschied von Köhler nicht leicht fallen, denn der Bonner Senkrechtstarter gilt als der Vertraute des Kanzlers. Köhler, der seit 1990 beamteter Staatssekretär im Hause Waigel ist, machte sich mit seiner allseits anerkannten fachlichen Kompetenz nicht nur um die Koordination der Hilfe für Osteuropa, die deutsch-deutsche Währungsunion sowie die Vorbereitung diverser Wirtschaftsgipfel der führenden Industrieländer verdient. Der CDU-Politiker nahm auch insofern auf den Inhalt des Vertrags von Maastricht Einfluß, als er bei den Verhandlungen darüber für die Berücksichtigung der Vorstellungen von Bonn und Bundesbank sorgte. Daß Köhler eine derart einflußreiche Position zugunsten des relativ ruhigen Jobs beim DSGV aufgibt, werten Bonner Beobachter als Indiz für die sinkende Motivation, in der Regierung Kohl mitzuwirken.

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 27

Der Supersommer führte in den Bad Homburger und Friedrichsdorfer Freibädern zu einem Rekord-Andrang Bademeister und Sonne strahlten um die Wette Die Stadtkämmerer freuen sich über Mehreinnahmen

BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Dem Rekord an Pannen folgte der Rekord beim Andrang: In Bad Homburgs neu gestyltem Seedammbad wurden im Super-Sommer 1992 so viele Besucher gezählt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nicht anders sah es in der Nachbarstadt Friedrichsdorf aus: 225 000 Badegäste bedeuteten auch dort Rekord, zumindest für die Jahre, über die im Rathaus noch eine Statistik existiert. Und die unerwartet hohe Zahl an Wasserratten ließ naturgemäß auch die Kassen unerwartet oft klingeln. Petrus '92 ließ die Kämmerer nicht im Regen stehen.

Im Bad Homburger Seedammbad, wo Hallen- und Freibad baulich und rechnerisch eine Einheit bilden, war die - gegenüber früheren Jahren schon hohe - Gesamtbesucherzahl von 329 000 aus dem Jahr 1991 schon Ende August 1992 übertroffen. Allein in den Sommermonaten Mai bis September kamen rund 50 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr.

Der kurstädtische Boom ist freilich nicht nur der Gunst des Wetters zu verdanken: Die komplette Liegewiese, das 50-Meter-Becken und das Sprungbecken im Freien stehen erst seit Mai dieses Jahres zur Verfügung, nachdem das inzwischen 65jährige Seedammbad zuvor rechtzeitig zum Eintritt ins Rentenalter für fast 30 Millionen Mark - und begleitet von einer Kette von Pannen - verjüngt worden war.

Seitdem Anfang Mai der letzte Bauabschnitt abgeschlossen ist, strömten rund 240 000 Menschen ins Seedammbad - und zwar überwiegend ins Freie, weil kurz darauf das Hallenbad zum inzwischen vollendeten Großreinemachen geschlossen wurde. An manchen Tagen tummelten sich über 7000 Besucher in den sechs Becken und auf der Wiese, die bis zum Bahndamm ausgedehnt wurde. Die 240 000 entsprechen genau der Besucherzahl, die auch aus dem Jahrhundert-Sommer 1959 überliefert ist.

Im Seedammbad kann übrigens, wer will, auch in den nächsten Wochen noch im Freien baden. Zwar ist das Freibad mittlerweile zu, doch via Open-air-Halle des Hallenbads sind das ganze Jahr über ein Erwachsenenbecken mit einer Wassertemperatur von 28 Grad Celsius und bis zum ersten Frost auch ein Nichtschwimmer-Becken (25 - 26 Grad) unter freiem Himmel zu erreichen.

Während die finanziellen Auswirkungen des Bade-Rekordsommers 1992 in Bad Homburg noch nicht vorliegen, hat Friedrichsdorfs Bürgermeister Schmidt schon 65 000 Mark mehr an Einnahmen verbucht. 225 000 Besucher haben eine Menge Geld zur Kasse getragen; dennoch muß das Bad mit rund 180 000 Mark aus der Stadtkasse subventioniert werden.

Das Friedrichsdorfer Freibad wurde Ende der 80er Jahre verjüngt: Seither sind noch jeden Sommer mehr als 200 000 zum Schwimmen und Sonnen gekommen. Mit dem Ende der Badesaison 1992 hat übrigens auch ein Experiment seine Bewährungsprobe bestanden: Zum ersten Mal wurde das Bad eine komplette Saison lang mit der Wärme beheizt, die in der fast einen Kilometer entfernten Tettauer Glashütte bei der Produktion frei wird und die bisher ungenützt aus dem Schornstein geblasen wurde. "Das System funktioniert und macht Sinn", bilanziert Bastian stolz. 1,6 Millionen Mark wurden für Leitungen, Wärmetauscher und sonstige Technik ausgegeben, um die Energie vom Entstehungs- zum Nutzungsort zu bringen. Jetzt, wo das Bad geschlossen ist, strömt die meiste Wärme in angrenzende städtische Wohnhäuser, in den Kinderhort und in die Altentagesstätte. In den politischen Gremien berät man bereits darüber, auch noch die Philipp-Reis-Schule an die kostenlose Energiequelle Glashütte anzukoppeln.

Einen kleinen Teil dieser Energie wird das Wasser in den leerstehenden Schwimmbecken allerdings auch im Winter aufzehren: Es soll nämlich auf keinen Fall zufrieren. Auf diese Weise, meint Bastian, werde das gesamte Bad sicherer vor Frostschäden geschützt, als wenn man das Wasser abließe. Dann könne nämlich frierendes Grundwasser von unten das Becken beschädigen. che

Wilke: 1993 kommt die überörtliche Prüfung Konsequenz aus Korruptionsaffären rückt näher

WIESBADEN. Die bislang wichtigste Konsequenz aus den Korruptionsaffären in vielen hessischen Kommunalverwaltungen rückt näher: Im Januar 1993 werden sich die Landtagsparteien nach Einschätzung des FDP-Abgeordneten Otto Wilke auf ein gemeinsames Modell für eine "überörtliche Rechnungsprüfung" gegenüber den Kommunen einigen, die es in Hessen bislang nicht gibt. Wilke, Vorsitzender der Landtags-Arbeitsgruppe "überörtliche Rechnungsprüfung", sagte am Montag in Wiesbaden, er rechne jetzt mit einer Einführung der überörtlichen Finanzkontrolle der Kommunen schon im kommenden Jahr.

Strittig ist zwischen den Parteien nur noch, ob künftig der Landesrechnungshof (wie FDP und Grüne es wollen) diese Aufgabe übernimmt, oder ob ein eigener "Prüfverband" gegründet werden soll (so der Vorschlag vor allem der SPD-Kommunalpolitiker). Wilke ließ dabei jetzt die Bereitschaft erkennen, auch einen "Prüfverband" nach SPD-Vorstellungen mitzutragen - wenn bestimmte Bedingungen (vor allem: Unabhängigkeit, Überprüfung auch von Gesellschaften mit kommunalen Mehrheitsanteilen, Berichterstattung der Prüfer gegenüber den Parlamenten) erfüllt seien.

Wilkes Parlaments-Arbeitsgruppe hat "Prüfverbände" in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen besucht und daraus den Schluß gezogen, daß zumindest eines auf diesem Weg erreicht werden könnte, was der Landesrechnungshof so nicht kann: eine stärkere Beratung für die Kommunen in Wirtschaftlichkeits- und Finanzfragen. Allerdings kommen auch bei Gründung eines Prüfverbands (gedacht ist an eine Zwangskörperschaft öffentlichen Rechts, der zumindest alle größeren Kommunen beitreten müßten) Kosten auf das Land zu.

In Baden-Württemberg finanziert das Land rund 40 Prozent des dortigen Verbands (Haushaltsvolumen: rund 20 Millionen Mark); in Bayern trägt der Staat zehn Prozent der Kosten von rund 27 Millionen Mark jährlich. Falls der Landesrechnungshof die Prüfaufgabe auch in Hessen (wie heute schon in Rheinland-Pfalz) übertragen bekommt, müßten dort laut Wilke zwischen 30 und 40 neue Planstellen eingerichtet werden.

Ziel der "überörtlichen Prüfung" soll es sein, daß die Kommunen neben der Überprüfung durch die Rechnungsprüfungsämter der Landkreise "alle drei bis vier Jahre" (Wilke) auch mit einer Prüfung durch die neue Zentralinstanz rechnen müssen. Die Landespolitiker versprechen sich davon mehr Kontrolle und zusätzliche Sperren gegen Korruption.

Während SPD und CDU sich zu Wilkes Pressekonferenz nicht öffentlich äußerten, reagierten die Grünen mit einer Bekräftigung ihrer Forderung, der Rechnungshof solle zuständig werden. Das sei nicht nur "finanziell günstiger", sondern der Rechnungshof könne auch auf langjährige Erfahrung zurückgreifen (er prüft bisher schon die Verwendung von Landesgeld durch die Kommunen), meinte der Grünen-Abgeordnete Horst Burghardt. Ein "Prüfverband" müsse dagegen "bei Null anfangen". Außerdem sei bei einer Verbandslösung "nicht ausreichend garantiert, daß diejenigen, die kontrolliert werden sollen, nicht wieder selbst in den Kontrollgremien sitzen". me

Briefe an die Redaktion

"Konflikte vermeiden" Zu dem Mountainbiker-Bericht vom 25. September schreibt uns ein Leser: Mit großem Interesse las ich Ihren Artikel vom 25. September. Im Sommer erschien ein Artikel mit ähnlichem Grundton, er bezog sich allerdings mehr auf die Sorgen der Wanderfreunde.

Die Zahl der "schwarzen Schafe" ist mit 15 bis 20 Prozent möglicherweise zu hoch angesetzt, doch auch wenige Radler richten leider großen Schaden an. Die Folgen sind nun zum zweiten Male in Ihrer Zeitung zu lesen. Das Bild des Mountain-Bikers ist das eines vermummten Naturschänders und Fußgänger-Jägers, der rücksichtslos die kulturellen Schätze und die Natur zerfräsend Schneisen durch den Taunus schlägt. Mit Ihrem Schlußsatz "wie wenig umweltbewußt sie mit . . ." schließen Sie sich leider dieser Meinung an, statt dem "sie" stünde dort besser ein "einige" oder "viele", denn Sie haben sich ja bereits mit Zahlen auf eine Minderheit bezogen. Mit Pauschalurteilen ist keinem geholfen, und angesichts der noch wachsenden Zahl der Radfahrer tut es gerade Not, Konflikte zu vermeiden und Verständnis für die strapazierte Natur zu fördern. Sportliche Herausforderung genug bieten auch die Wege hinter dem Taunuskamm, die meist weniger genutzt werden und ab und an sogar halb überwuchert sind. Hier sind Konflikte auf ausgeschilderten, einsamen und anstrengenden Wegen fast unmöglich. Unabhängig davon sollten Wanderer und Radfahrer in gemeinsamer Aktion an den großen Parkplätzen Schilder mit Hinweisen zum Verhalten im Wald anbringen. In den USA, wo die Probleme schon größer sind, kursieren bereits die "10 Gebote" der Mountain-Biker (NORBA Off Road Cyclist's Code), und Hersteller fügen ähnliche Hinweise ihren Produkten bei. Doch nicht nur unter den Radfahrern gibt es üble Burschen. Der Taunusklub muß sich auch den Vorwurf gefallen lassen, daß ein markierter Weg zwei Meter neben dem Limes zu dessen Begehung durch Wanderer geradezu einlädt (Bereich Saalburg-Heidenstock).

Da richten die Wanderer genug Schaden an, wenn sie den weichen Limes dem markierten steinigen Weg vorziehen! Es kann auch nicht ein probates Mittel sein, wenn anonyme Rächer nach den Gewitterstürmen vor einigen Wochen neben dem Weg vom Fuchstanz zur Hohemark gestapeltes Bruchholz quer über den Weg legen, um Radfahrzeuge fernzuhalten. So kann man sich seine Feinde auch schaffen und ein Miteinander erschweren. Nebenbei hat die Forstverwaltung die Mehrarbeit. Christoph Leiendecker Dietrich-Bonhoeffer-Straße 55 6380 Bad Homburg

Jügesheim feiert mit Hessens Nationalgetränk

RODGAU. Reichlich Apfelwein fließt am Samstag, 10. Oktober, ab 20 Uhr in Jügesheim. Zum siebten "Giesemer Äppelwoiabend" laden der Radfahrerverein "Germania" und der "AGV-Sängerkranz" in die Radsporthalle ein. "Adam von den Mickys" spielt zum Tanz auf. Mit dabei ist auch die "Bundes-Äppelwoi-Königin" Uschi I. und ihr Mann Manfred aus Hanau-Steinheim. fuh

Jetzt gibt's Karten fürs Märchen der Erzgebirgler

NAUHEIM. Der Erzgebirgische Heimatverein macht darauf aufmerksam, daß der Kartenvorverkauf für die diesjährigen Aufführungen des Märchenspiels angelaufen ist.

Die Erzgebirgler haben sich die Geschichte vom "Aschenputtel" vorgenommen. Nach der Premiere am Samstag, 31. Oktober, sind weitere Aufführungen am Sonntag, 1. November, sowie an den beiden darauffolgenden Wochenenden (7. und 8. November sowie 14. und 15. November) geplant.

Die Vorstellungen im Saalbau Ruhland beginnen jeweils um 16 Uhr.

Die Eintrittskarten gibt es für sieben Mark (Kinder bezahlen 3,50 Mark) bei Erhard Herberger, Telefon 0 61 52 / 6 16 04, Maria Frense-Salder (0 61 42 / 3 47 54) und bei Schreibwaren Schäfer in der Waldstraße. wal

erforderlich. Es ist aber eine ersthafte Auseinandersetzung in der Sache und kein geeignetes Feld für parteitaktischen Terraingewinn. Wir haben ja bei den Landtagswahlen schon genügend gelernt, daß alle Streitenden nur gemeinsam verlieren, wenn sie versuchen, sich auf diesem so empfindlichen Gebiet gegenseitig Beine zu stellen.

Für das Schicksal der Asylsuchenden sind klare Entscheidungen notwendig. Das steht jetzt vornean. Dabei darf aber nicht verschwiegen werden, daß dies nur einen Teil des gesamten Problems umfaßt. Wir brauchen eine die verschiedenen Quellen der Zuwanderung insgesamt umfassende Politik, die den Zustrom von außen berechenbarer macht, die ihm auch Grenzen setzt, so daß wir den Zustrom gesellschaftlich bewältigen und uns zugleich in ihm menschlich bewähren können.

Dazu gehört zunächst Klarheit über die Zahlenverhältnisse. Bei uns leben zur Zeit ungefähr 6 Millionen Ausländer. Über 90 Prozent von ihnen sind keine Asylbewerber. Die allermeisten Ausländer bei uns sind nicht eine Belastung, sondern im Gegenteil eine Stütze unserer Volkswirtschaft und unseres sozialen Generationenvertrages. Die Mehrzahl von ihnen besetzt Arbeitsplätze, die an Deutsche nicht vermittelt werden konnten. Im ganzen gäbe es ohne sie nicht etwa mehr, sondern weniger Arbeitsplätze für deutsche Arbeitnehmer.

Dem positiven Beitrag, den diese Ausländer für unseren Wohlstand leisten, steht derzeit eine Belastung von knapp 61/2 Milliarden DM gegenüber, die pro Jahr für ausländische Flüchtlinge ausgegeben werden. Jede Mark, die wir in den Heimatländern der Flüchtlinge zu ihrem Wohl ausgeben, kann einen weit höheren Wert haben als hier. Der Entwicklungsminister verfügt aber für eine solche Hilfe in etwa hundert Ländern nicht einmal über doppelt soviel wie der Innenminister für die Flüchtlinge bei uns. Eine Verstärkung der Entwicklungspolitik wäre keine Lösung des gesamten Problems, aber doch ein hilfreicher Beitrag auch zur Begrenzung des Zustroms.

Wir brauchen ein realistisches Gesamtbild der Tatsachen. Wenn wir die Wahrheit nicht sagen, machen wir nur immer mehr Mitbürger für böse und falsche Parolen zugänglich. Hier geht es um die Prüfung unserer demokratischen Reife.

Anschläge auf Ausländer und ihre Unterkünfte sind unerträglich. Rassistische antisemitische Angriffe empören uns. Wer vorgibt, im Interesse Deutschlands zu solcher Gewalt zu greifen, der mißbraucht den Namen unserer Nation. Deutschland ist weder Schlagwort noch Schlagstock, um Selbstbehauptung gegen Schwächere zu suchen oder um eigene Wut oder Angst gegen Wehrlose abzureagieren. Eine kompromißlose Durchsetzung von staatlichem Gewaltmonopol, von Rechtsschutz und Strafe tut not.

Aber damit ist es bei weitem nicht getan. Die Gewaltakte gehen jeden an. Es hilft uns gar nichts festzustellen oder bei fairen ausländischen Journalisten nachlesen zu können, daß auch andere Länder mit brutalen Übergriffen gegen Fremde zu ringen haben. Für Unrecht gibt es keinen Gleichheitssatz.

Wehe uns, wenn wir die Bilder immer neuer Anschläge mit dem Gefühl ihrer Unabwendbarkeit hinnehmen, uns daran gewöhnen und abstumpfen. Wir dürfen nicht einfach nach der Polizei rufen und alles Weitere der Obrigkeit überlassen. Wir selbst, jede und jeder von uns, sind aufgerufen, unsere rechtsstaatliche menschenwürdige Demokratie zu schützen. Und wenn Bürger ihrerseits öffentlich Zivilcourage zeigen, so stärken sie damit auch den Rücken der Polizei. Oder soll es bei uns noch einmal dazu kommen, daß wir wegsehen oder gar zusehen, wie hilflose Menschen gejagt werden?

V.

Die Mitverantwortung im demokratischen Staat schließt alle ein. Zunächst diejenigen unter uns, das ist klar, die wir in ein politisches Amt gewählt sind. Daß uns die Bewältigung der heutigen Aufgaben schwerfällt, liegt gewiß auch an den Gewählten, aber eben auch an ihren Wählern, an der ganzen inneren Verfassung unserer Gesellschaft. Die Parteien bleiben die wichtigsten Träger der politischen Willensbildung. Das kann und das soll nicht anders sein. Es gefährdet ihre Glaubwürdigkeit durchaus nicht, wenn sie die Macht ihrer Wahlämter voll ausfüllen und verantwortlich wahrnehmen, wenn sie dort, wo sie Ja sagen, Taten folgen lassen, und wenn sie sich nicht um der Wählerstimmen willen fürchten, dort klar und deutlich Nein zu sagen, wo es nötig ist.

Im Zuge der Vereinigung ist für viele Mitbürger im Osten der politische Betrieb noch Neuland. Vom Erfolg einer demokratischen Mitsprache haben sie bei der Partei, die sie kannten und von der sie beherrscht wurden, bei der SED, nie etwas erlebt. Um so wichtiger ist, daß sie heute positive Erfahrungen machen und daß ihnen jetzt Parteien begegnen, deren Verhalten nicht zu sehr vom Wahlkalkül beherrscht ist. Es gilt, verantwortliche Orientierungen zu geben, nicht Stimmungen nachzulaufen. Neulich wurde in einer großen Zeitung der Ausspruch eines führenden westlichen Parteipolitikers wie folgt wiedergegeben: "Wer die Lufthoheit über den Stammtischen hat, der hat auch die Mehrheit im Land." Solche schönen Leitsätze schaffen kein demokratisches Vertrauen. Sie führen ins Abseits.

Die Freiheit, von der der demokratische Staat lebt, ist nicht nur die Freiheit des Andersdenkenden. Sie ist Freiheit zur Mitverantwortung, sie ist jenes Bündel von Rechten des einzelnen und von seinen Pflichten für das Gemeinwesen, von denen unser Grundgesetz leider kaum etwas sagt. Im Osten ist die ersehnte Befreiung vom Zwang erreicht. Soll sie nun im vereinten Deutschland einmünden in die Befreiung zu einem reinen Individualismus, der sich allzuoft darauf beschränkt, eigene Interessen zu verfolgen, den privaten Status ängstlich und verbissen zu schützen? Wie gewinnen wir mehr Solidarität, ohne persönliche Freiheit zu verlieren? Darin liegt eine entscheidende Aufgabe unserer Zeit.

Es fehlt ja ganz und gar nicht an ungezählten Beispielen der Hilfsbereitschaft. Ich denke an das wahrhaft eindrucksvolle Echo aus der Bevölkerung, wenn es darum geht, den Bosnien-Flüchtlingen zu helfen oder etwas für Russen im Winter oder für die in völlig verzweifelter Lage befindlichen Somalier zu geben. Und viele Einzelne engagieren sich im stillen mit Hingabe für das Gelingen der Vereinigung im eigenen Land. Dennoch ist unser Staatsverständnis in Not.

Der demokratische Staat kann wesentliche Voraussetzungen, von denen er lebt, nicht selbst schaffen. Zu ihm gehört ein Grundbestand an gemeinsamen Überzeugungen und Verhaltensweisen. Der Staat ist mehr als eine Dienstleistungszentrale, die Ansprüche zu erfüllen, Besitzstände abzusichern und im übrigen für Ruhe und Ordnung zu sorgen hat. Der Staat ist nicht der Garant unserer Sättigung und nicht der Adressat unserer Unersättlichkeit. Wir machen keinen guten Staat, sondern wir zerrütten ihn, wenn jeder versucht, mehr mitzunehmen als er einbringt. Der Staat, das sind wir selber. Das sind die Familien, die Lehrer, die Ausbilder, die, wie wir alle, nicht darum herumkommen, die Jugend zu erziehen. Aber was heißt erziehen? Erziehen ist mehr als politische Bildung. Erziehen ist, wie Pestalozzi sagt, Vorbild und Liebe. Junge Menschen suchen nach Befreiung von unzumutbaren Abhängigkeiten, aber sie suchen auch nach menschlichen Bindungen, in denen sie Vertrauen gewinnen können. Helfen wir ihnen zu dieser Bindung. Lassen wir nicht zu, daß von einer jungen verlorenen Generation gesprochen werden könnte, die in der Welt, in die sie hineinwächst, keine Bindungen gefunden hat und nun dagegen aufbegehrt oder aus ihr flüchtet.

Der Staat, das sind auch Medien mit ihren Interessen und Einflüssen, das sind Gruppen und Verbände, die ihren Mitgliedern nur dann verantwortlich nützen, wenn sie das uns alle Verbindende und Verpflichtende nicht in Gegensatz zu ihren Vorteilen bringen. Das sind die geistigen Köpfe und die religiösen Gemeinschaften, deren Beiträge zur Ethik unserer Gesellschaft ganz unverzichtbar, aber oft recht leise sind.

Wenn Politiker von innen oder außen kritisiert werden, so gehört das zu unserer normalen Demokratie. Aber eine Entlastung für die übrige Gesellschaft ist das nicht. Der demokratische Staat ist auf die Mitarbeit seiner Bürger angewiesen. Wenn wir alle mitmachen, können die politischen Amtsträger ihre Pflichten besser erfüllen und die Ordnungshüter ihrer Aufgaben walten. Dann stärken wir unsere demokratische Ordnung, um die Interessen in Einklang zu bringen und jeder Gewalt widerstehen zu können. Dann gleitet uns die Freiheit nicht aus den Händen, dieses kostbare Gut, sondern erfährt ihre Sicherung in übernommener Verantwortung.

Die Einheit unseres Staates haben wir erreicht. Doch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte und die gegenwärtigen Sorgen trennen uns häufig noch. Dabei sind wir nicht aufgeteilt in Gute auf der einen und Schlechte auf der anderen Seite. Es gibt nicht Lehrer dort und Schüler hier. Jeder kann vom Leben des anderen wirklich lernen und dadurch die innere Nähe wachsen lassen, die wir brauchen.

Was das Lied der Deutschen an allererster Stelle nennt, das ist unser Ziel: Einigkeit.FSV Bischofsheim, Fußball Von Trainer Kittan getrennt

Nach der siebten Niederlage in Folge war die Frist für Thomas Kittan abgelaufen. Der FSV Bischofsheim trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Trainer. A-Jugend-Trainer Egon Haubner übernimmt das Training vorerst. prd

Augen zu

Eine Debatte über die Zukunft des Europäischen Währungssystems wird es auf dem EG-Sondergipfel in Birmingham nicht geben, weil sonst neue Spekulationswellen den Wechselkursverbund erschüttern könnten. Daß kleine Kinder die Augen zukneifen, um erstens Unangenehmes nicht zu sehen und weil sie zweitens meinen, sie könnten dadurch dessen reale Existenz aus der Welt schaffen, ist seit altersher bekannt. Daß ausgewachsene Männer, sogar Regierungschefs, die gleichen infantilen Verhaltensweisen an den Tag legen, verwundert ein wenig.

Wer's nicht glaubt, darf die Nachrichtenagenturen nachlesen. Der britische Premierminister John Major, heißt es da, teilte seinen Amtskollegen mit, die Finanzminister sollten nicht eingeladen werden, weil sonst die Märkte in Erwartung möglicher Entscheidungen wieder in Unruhe geraten könnten. Schlußfolgerung für den staunenden Wähler: Auf höchsten Beschluß der zwölf EG-Partner und der Brüsseler Kommission ist es dem EWS untersagt, in einer Krise zu stecken. Das wird die Devisenhändler natürlich mächtig beeindrucken, das britsche Pfund sofort etliche Gramm schwerer machen und zusammen mit der italienischen Lira - husch, husch - zurück ins Ecu-Währungskörbchen bugsieren.

Man mag den Staats- und Regierungschefs noch nachsehen, daß ihnen die seit Wochen andauernden Turbulenzen auf den Geld- und Kapitalmärkten höchst unangenehm sind. Keine Entschuldigung gibt es aber für ein Krisen-Management, das mit dem Begriff dilettantisch noch zurückhaltend klassifiziert ist. jk

Gesetzestreu

Die Muster sind bekannt, die Reflexe so vertraut, daß man verzweifeln möchte. Gewalt zieht durch Deutschland, täglich, vielerorts. Und die wehrhaften Demokraten, die Verantwortungsträger in Bund und Ländern, begegnen ihr wahrhaft entschlossen. Zunächst gedenken Politiker aller Couleur, die Opfer durch Aussperrung zu schützen: Hinweg mit dem Asylrecht; wo kein Ausländer mehr hingelangt, wird er auch nicht geschlagen. Sodann ertönt der Ruf nach schärferen Gesetzen. Natürlich aus Bayern, natürlich von Edmund Stoiber.

Kennen wir doch, die alte Leier, und wir antworten immer noch mit demselben Refrain: Nicht die Gesetze verschärfen, Herr Stoiber, anwenden genügt vollkommen. Dafür sind sie schließlich da, die Paragraphen des Strafgesetzbuches, deren Lektüre auch der Dresdener Polizei zu empfehlen wäre. Die zuschaut, wenn Neonazis durch ihre Stadt ziehen, die Hand zum Hitler-Gruß erhoben, und deren Sprecher darin keine "strafrechtlich relevante Handlung" zu entdecken vermag. Noch einmal zum Mitschreiben: Es ist in Deutschland nicht erlaubt, NS- Propaganda zu verbreiten (86) oder Nazi- Symbole zu tragen (86 a), und wer "zum Haß gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt" (Volksverhetzung laut Paragraph 130), dem droht bis zu fünfjährige Haft.

Das sollte reichen. Und das hat nichts mit "falsch verstandenem Liberalismus" (Stoiber) zu tun: Wir brauchen keinen Polizeistaat. Gesetzestreue Polizisten und Politiker wären uns schon recht. AH

FDP-Landesvorsitzende spricht in Bad Vilbel

BAD VILBEL. Den Landesvorsitzenden der hessischen FDP, Dr. Wolfgang Gerhardt, erwartet Bad Vilbels FDP wenige Tage nach dem Bundesparteitag als Referenten bei einem Diskussionsabend, zu dem die Freidemokraten am Mittwoch, 7. Oktober, um 20 Uhr ins Bürgerhaus Heilsberg (Restaurant-Colleg) einladen. Der Landesvorsitzende werde sicherlich auch auf Themen wie Asyl und Straßengewalt eingehen, kündigt die FDP an. mu

Heute Senioren-Vesper mit vielen Informationen

KRIFTEL. Zur "Senioren-Vesper" laden die Seniorenbeauftragten und der Arbeitskreis "Alte Menschen" der Main-Taunus-SPD für den heutigen Dienstag, 16 Uhr, ins Rat- und Bürgerhaus ein. Unterstützt wird die Veranstaltung von der AOK. Sportwissenschaftlerin Susann Pochanke zeigt Wege auf, wie körperliche Betätigung die Gesundheit unterstützen kann, Beate Schmüser informiert über richtiges Essen. pms

Angebote im Freigericht bleiben Finanzierung der Mitarbeiter im Stadtteilzentrum ist gesichert

HANAU. Engpässe bei der Bezahlung nebenamtlicher Mitarbeiter im Stadtteilzentrum Südost im Freigerichtviertel sollen kurzfristig gelöst werden. Nachdem die für dieses Jahr veranschlagten Mittel von 40 500 Mark zur Neige gehen, kündigte Sozialdezernent Klaus Remer die Beantragung einer außerplanmäßigen Ausgabe von 5500 Mark an.

Im September gab es Gerüchte, daß ein Teil der Gruppenangebote in dem Stadtteilzentrum aufgrund der angespannten Finanzlage in Gefahr sei. Solche Befürchtungen weist Remer zurück. Der Antrag für zusätzliche Mittel an die Kämmerei sei bereits in Arbeit. Mit dem Umzug des Stadtteilzentrums, das vorher an der Barbarossastraße untergebracht war, wurde auch die Gruppenarbeit ausgeweitet. Die Angebote für Frauen, Kinder und Jugendliche leiten überwiegend nebenamtlichen Kräfte wie Studenten oder Pädagogen. Derzeit stehen zwei Räume für die Betreuung der Bürger aus dem Stadtteil, eine Küche und zwei Büroräume zur Verfügung. Geplant ist außerdem seit langem der Ausbau im Erdgeschoß des ehemaligen Weco-Gebäudes. Laut der Nutzungskonzeption des Sozialdezernats soll dort auch eine Cafeteria eingerichtet werden, die die Möglichkeit zu Gesprächen und zwanglosen Kontakten außerhalb der Gruppenarbeit bieten soll. Daß ein solcher Treffpunkt noch immer fehlt, findet auch Remer "nicht sehr befriedigend". Die Mitarbeiter des Stadtteilzentrums müssen sich dennoch auf unbestimmte Zeit mit dieser Situation abfinden. Aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Hanau sei derzeit nicht mit weiteren Umbauten zu rechnen, erklärt der Sozialdezernent: "Ich wage keine Prognose, wann es soweit sein wird." res

Fundgegenstände kommen jetzt unter den Hammer

HANAU. "Unter den Hammer" kommt demnächst Verlorenes, das ehrliche Finfer beim städtischen Fundbüro abgegeben haben. Wer glaubt, daß er rechtmäßiger Besitzer eines Schirmes, einer Tasche oder eines Fahrrades ist, die vielleicht schon seit geraumer Zeit dort lagern, der sollte sich beeilen. Soweit die gesetzliche Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist, werden die Gegenstände am Mittwoch, 28. Oktober, ab 14 Uhr, in der Kantine der Hanauer Straßenbahn AG in der Daimlerstraße 5 versteigert. Bis 26. Oktober können die "Verlierer" ihre Rechte aber noch beim Ordnungs- und Umweltamt in der Krämerstraße 22 in Zimmer 213 geltend machen. mün

Wirtschaft und Kunst als Wechselbeziehung

WIESBADEN. Die Wechselbeziehung zwischen Wirtschaft und Kunst möchte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden mit einer Ausstellung dokumentieren, die vom 8. bis 21. Oktober in den Räumen der IHK, Wilhelmstraße 24-26, gezeigt wird.

Zu sehen sind Bilder des Malers Stephan Alexander Friedrichs, der 1963 in Hamburg geboren wurde und in Amsterdam und in Wien Kunst studierte. Zentrales Thema seiner Arbeiten ist der Mensch - vielsagende und charaktervolle Gesichter, die er auf die Leinwand bannt.

Die Ausstellung wird am Mittwoch, 7. Oktober, um 17 Uhr von IHK-Präsident Gerd Henneveld eröffnet. maf

Drei Tage lang geht es nur um Mädchen

WIESBADEN. "Mädchen Los - Mädchen Macht" heißt das Thema eines Hearings, das vom 21. bis 23. Oktober vom Arbeitskreis Mädchenarbeit und der Wiesbadener Frauenbeauftragten veranstaltet wird und das sich vor allem an jene richtet, die in ihrem beruflichen Alltag mit Mädchen arbeiten. Zum festlichen Einstieg am Mittwoch, 21. Oktober, 19 Uhr, im Pariser Hoftheater mit Musik sind nur Frauen zugelassen, ebenso zu den Workshops am Donnerstag und Freitag, 22. und 23. Oktober. Dort geht es beispielsweise um "Mädchenorte in Wiesbaden", um "Gewalt gegen Mädchen", um "Selbstbehauptung und Selbstverteidigung". Es wird auch eine "Mädchenausstellung" im Rathaus gezeigt.

Das Drei-Tage-Programm beschließt eine Diskussion mit Politikerinnen am Freitag, um 18 Uhr im Rathaus. maf

JU will Schlachthof zum Kulturzentrum machen

WIESBADEN. Der alte Schlachthof sollte als Kultur- und Kommunikationszentrum genutzt werden. Dies empfiehlt die Wiesbadener Junge Union. Mit seinen 50 Räumen biete das "Industriedenkmal" der Landeshauptstadt beste Bedingungen für Übungsstunden von Musikern und für Proben von Theatergruppen. Auch Aktionskünstler fänden dort ideale Arbeitsvoraussetzungen.

Hans-Martin Kessler, stellvertretender JU-Vorsitzender und CDU-Stadtverordneter: "Warum soll Wiesbaden nicht auch sein Image aufpolieren und sich um eine Fernsehsendung "Live aus dem Schlachthof" bemühen?" maf

Designcollagen zur "Kreativitätstheorie"

RÖDERMARK. Mit der "Kreativitätstheorie" macht ein Darmstädter Künstler Albert Einstein Konkurrenz. Martin Fieber zeigt ab 11. Oktober in der Stadtbücherei Designcollagen, in denen er mathematische Zeichen mit graphischen Elementen verknüpft; bis 30. Oktober montags bis freitags, 8 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr, sonntags, 10 bis 12 Uhr. fuh

Kleine FR

Jazzkonzert im "Cicero" Das Babik Reinhardt Quintett spielt am Montag, 12. Oktober, um 20.30 Uhr im Café Cicero, Kirchgasse 50, Jazzmusik. Gerd Panek auf Platz 1 Ortsvorsteher Gerd Panek aus dem Bezirk Südost führt die Kandidatenliste der Sozialdemokraten für den Ortsbeirat an. Ihm folgen auf Platz zwei und drei Ingrid Sham Sher und Günther Gablenz. André Heller im Kurhaus Der Wiener Aktionskünstler André Heller gastiert am Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr mit seinem Variete-Programm "Wintergarten" im Kurhaus. Endsieg des Kapitalismus "Sieben Anstrengungen, den vorläufigen Endsieg des Kapitalismus zu begreifen" heißt das Thema eines Vortrags, den der Marburger Politikwissenschaftler Georg Fülberth am Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerzentrum Adlerstraße halten wird. Veranstalter ist die Initiative "Grand Hotel Abgrund". Silvio Blatter liest Der Schweizer Autor Sivio Blatter liest am Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Café Cicero, Kirchgasse 50, aus seinem Roman "Avenue America". Gesund kochen Über cholesterinarme Ernährung informiert die Evangelische Familien-Bildungsstätte in einem Kochkursus, der am Montag, 12. Oktober, um 18 Uhr in der Emser Straße 3 beginnt. Der Lehrgang umfaßt drei Abende. Anmeldungen werden unter Tel. 52 40 15 erbeten.

Auf dem Sprung nach Rußland Springer will sich an Moskauer Zeitung beteiligen

Der Axel-Springer-Verlag will in den russischen Markt einsteigen. "Wir planen, uns an einer bestehenden Tageszeitung in Moskau zu beteiligen oder ein Joint- venture im Bereich der Frauenzeitschriften einzugehen", sagte der für den Auslandsbereich zuständige Springer-Vorstand Manfred Niewiarra am Montag in Hamburg. Die Verhandlungen laufen; das Projekt soll noch in diesem Jahr angegangen werden.

"Wir werden eine Sacheinlage in Form von Maschinen oder ähnlichem leisten", sagte Niewiarra weiter. Die Zeitung, an der sich der Verlag beteiligen will, habe eine Auflage von rund 700 000 Exemplaren und sei bereits privatisiert. Der Moskauer Markt mit rund zwölf Millionen Einwohnern sei für das Unternehmen interessant, auch wenn die Rahmenbedingungen für Investitionen noch nicht stimmten. "Wir wollen dort möglichst kein Geld verlieren und einen Fuß in der Tür halten."

Auch in Rumänien will sich Springer an einer Tageszeitung beteiligen, während der Einstieg in der CSFR zweimal gescheitert sei und vorläufig nicht mehr verfolgt werde. Bereits mit Gewinn arbeiten die Springer-Beteiligungen in Ungarn, wo der Verlag an neun Regionalzeitungen beteiligt ist, die insgesamt eine Auflage von 430 000 Exemplaren haben. Außerdem gibt der ASV dort mehrere Zeitschriften heraus und unterhält zwei Druckereien. Das Verlagshaus hat in Ungarn bereits 25 Millionen DM investiert und macht dort in diesem Jahr 60 bis 65 Millionen DM Umsatz. "Eine Zeitung für Budapest haben wir bereits in der Schublade; wir werden sie aus den laufenden Forint-Einnahmen finanzieren", sage Niewiarra.

In Österreich plant der Springer-Verlag, wie berichtet, ein neues wöchentliches Nachrichtenmagazin unter dem Titel "news", das in einer Startauflage von 200 000 Exemplaren an die Kioske kommen soll. Die beiden Beteiligungen an den Tageszeitungen "Der Standard" (50 Prozent) und "Tiroler Tageszeitung" (65 Prozent) führen zu hohen Renditen, so daß der österreichische Markt insgesamt "sehr erfreulich" sei. Springer will dort eventuell noch Zeitschriften kaufen; die konkreten Kontakte hätten jedoch noch nicht zu Ergebnissen geführt, erklärte Niewiarra. Auch in Frankreich und Spanien, wo Springer im Zeitschriftenbereich aktiv ist, soll die Marktpräsenz verstärkt werden.

Insgesamt macht der ASV mit ausländischen Objekten und Beteiligungen einen Umsatz von rund 375 Millionen DM. "Unser Ziel ist es, in den nächsten beiden Jahren 500 Millionen DM Umsatz zu erreichen", erklärte Niewiarra. Auch wenn die Springer-Engagements im Ausland nicht immer erfolgreich gewesen seien - eine Anspielung auf die gescheiterte spanische Zeitung "Claro" - wolle man diesen Unternehmensbereich nach erfolgreicher Konsolidierung gezielt ausbauen. Mittelfristig gelte dies vor allem für Zeitschriften. vwd

Hart und zart: Das Oktoberprogramm im Berger Kino Serners "Tigerin" faucht

BORNHEIM. Die Harten und die Zarten treffen sich zum Rendezvous im Berger Kino: Die Liebeleien in Eric Rohmers "Wintermärchen" und die gefährlichen Leidenschaften von Walter Serners "Die Tigerin" setzen die Akzente im Oktober- Programm des Kinos in der Berger Straße 177. Da ist die nächste "Lange Erotic- Nacht" nicht weit. Außerdem zu sehen: Frank Oz' Hollywood-Komödie "Housesitter" und Dietmar Kleins deutsche Real- Satire "Der Erdnußmann".

Mit Shakespeares gleichnamigem Bühnenklassiker hat Rohmers "Wintermärchen" natürlich wenig gemein. Außer, daß auch bei Rohmer Märchen wahr werden können. Nicht gerade wortgewaltig wie Shakespeares Charaktere sind seine Liebenden, aber (wie gewohnt) wortreich und manchmal auch gewitzt. Gerade die Alltäglichkeit und Einfachheit dieser Konversationen ist es freilich, die Rohmers Geschichten märchenhafte Leichtigkeit verleiht. So geht am Ende seines "Wintermärchens" der Traum vom Märchenprinzen natürlich in Erfüllung. Teil zwei von Rohmers "Vier Jahreszeiten"-Filmzyklus bleibt voraussichtlich bis Mitte Oktober im Programm. Im Anschluß daran läuft in Erstaufführung "Die Tigerin". Karin Howard inszenierte den Roman des Schriftstellers Walter Serner in dieser deutschen Produktion. Das Berlin der "wilden zwanziger Jahre" dient als pittoresker Hintergrund für die Geschichte der lebensdurstigen "Tigerin" Pauline. Zwischen billigen Absteigen und dem trügerischen Glanz der großen Casinos entwickelt sich das Drama von Liebe, Eifersucht und Rache. Valentina Vargas und Hannes Jaenicke sind in den Hauptrollen zu sehen.

"Die Tigerin" ist außerdem Anlaß für eine "Lange Nacht" im Berger: Am 16. und 17. Oktober läuft der Film zusammen mit Jean-Jaques Annauds "Der Liebhaber", nach dem Roman von Marguerite Duras, sowie "Der Vierte Mann", Paul Verhoevens früher Versuch eines Erotik-Thrillers, mit zahl- und wahllosen Hitchcock-Zitaten veredelt.

Weiterhin im Berger-Programm: "Zombie and the Ghost Train", die Loser-Ballade von Mika Kaurismäki. Auch hier gibt's eine "Lange Nacht". Am 23. und 24. Oktober zeigt das Berger den Film im Doppel-Pack mit Aki Kaurismäkis Blues- Wunder "Leningrad Cowboys Go America" - die Besetzung ist in beiden Filmen etwa deckungsgleich. two

Im Hintergrund: Kambodscha Wahl mit vielen Unbekannten

In Kambodscha haben die Vereinten Nationen (UN) mit der Registrierung von Wählern begonnen. Im Mai 1993 sollen die Kambodschaner eine neue Regierung wählen. UNTAC, die Interimsverwaltung der UN für Kambodscha, soll dann die souveränen Rechte an die Kambodschaner zurückgeben. Damit, so heißt es jedenfalls im Friedensvertrag von Paris, der im Oktober 1991 unterzeichnet wurde, soll in Kambodscha formal Frieden eingekehrt sein. Die Gruppe der Neugierigen, die sich um die Parteiverlautbarungen am Hauptquartier der Liberal-Demokratischen Partei Kambodschas drängt, ist verwirrt. Und nicht anders ergeht es jenen, die das tägliche Bulletin der FUNCIPEC studieren, der Partei der Anhänger des Vorsitzenden des Nationalrates, Prinz Norodom Sihanouk. Die Kambodschaner, nach fast 20 Jahren autoritärer Herrschaft, sind nicht daran gewöhnt, unter mehr als einer Partei wählen zu können. Für die Wahlen im Mai 1993 buhlen 16 Parteien um die Wählergunst.

UNTAC hat am Montag mit der Registrierung von Wählern begonnen. 4000 Wahlbeamte sollen bis Dezember dieses Jahres alle kambodschanischen Wahlberechtigten erfaßt haben. Wieviele dies sind, weiß niemand so genau zu sagen. Die Wahlberechtigten müssen 18 Jahre alt und ebenso wie ihre Eltern in Kambodscha geboren sein. Die Registrierung der Wähler folgt einem Zeitplan, der im Friedensabkommen von Paris festgelegt worden war. Mit der politischen Wirklichkeit in Kambodscha habe dieser Zeitplan wenig zu tun, müssen selbst Beamte der UNTAC eingestehen. Von den Parteien, die derzeit ihre mehr oder weniger protzigen Villen in der Hauptstadt herausputzen, hat sich nach Auskunft des UNTAC-Sprechers Eric Falt bislang noch keine einzige qualifizieren können. Bedingung ist unter anderem, daß mindestens 5000 Parteimitglieder registriert sind.

Unter den politischen Kräften, die sich um die Regierungsverantwortung nach dem Mai 1993 bewerben, finden sich altbekannte Gesichter. Prinz Norodom Ranariddh, ein Sohn von Prinz Sihanouk, führt die FUNCIPEC an. Son Sann, bisher Präsident der Volksbefreiungsfront der Khmer, KPNLF, hat eine Buddhistische Partei gegründet. Kambodschas Premierminister Hun Sen geht mit seiner regierenden Pracheachon, der Volkspartei, ins Rennen. Der ehemalige KPNLF-General Sak Sutsakhan hat die Liberal-Demokratische Partei gegründet. Er versucht den Eindruck zu verbreiten, der favorisierte Kandidat der USA zu sein.

Die regierende Volkspartei schmückt sich seit kurzem mit Prinz Norodom Chakrapong im Parteivorstand, dem jüngeren Sohn von Prinz Sihanouk. Son Sanns Buddhistische Partei führt Worthülsen wie Demokratie und Menschenrechte im Mund und gibt sich ansonsten radikal antivietnamesisch. Sie will die Intellektuellen ansprechen. FUNCIPEC hat Ung Phan angeworben, einen persönlichen Freund von Premier Hun Sen und bis 1990 dessen Verkehrsminister.

Die große Unbekannte im Buhlen um die Gunst der Kambodschaner ist die Partei des Demokratischen Kambodscha (PDK), der politische Arm der Roten Khmer. Sie hat sich noch nicht um Zulassung bemüht und will ihre Teilnahme am Friedensprozeß vom Abzug aller Vietnamesen aus Kambodscha abhängig machen. Die UNTAC hat wiederholt erklärt, daß es für die Anwesenheit von Vietnamesen im Land keine Beweise gebe.

UN-Beobachter halten die Forderung der PDK für einen Vorwand. Mit ihm begründen die Roten Khmer ihre Weigerung, ihre Truppen entwaffnen zu lassen und der UNTAC ungehinderten Zugang zu den von ihnen kontrollierten Territorien zu geben. Die Roten Khmer, so argwöhnen UN-Repräsentanten in Phnom Penh, beabsichtigen, den freien Wählerwillen mit Waffengewalt zu lenken. "Es war von vorneherein blauäugig, die Roten Khmer in den Friedensprozeß einzubeziehen und zu glauben, daß sie sich demokratischen Spielregeln unterwerfen würden", meint ein UN-Verwalter.

JÜRGEN DAUTH (Singapur)

Cornelia Bolesch mit Medienpreis ausgezeichnet

Die Journalistin Cornelia Bolesch wird mit dem diesjährigen Deutschen Preis für Medienpublizistik ausgezeichnet. Die langjährige verantwortliche Redakteurin der Fernsehseite der "Süddeutschen Zeitung" erhalte die Auszeichnung für ihre "stets unabhängige, kompetente, faire und vielfältige kritische Begleitung" der Medienentwicklung, betonte die Jury am Montag in Marl. Sie berichte in einer erfrischend klaren und präzisen Sprache, die von großer Sachkenntnis geprägt sei.

Überreicht wird der Preis am 29. Oktober im Rahmen der 4. Marler Tage der Medienkultur. Diese vom Adolf-Grimme- Institut ausgerichtete Tagung ist in diesem Jahr der "Kulturvermittlung im Fernsehen" gewidmet. epd

ENDE gut, alles gut: War es tatsächlich das Vertrauen in eine bessere Zukunft oder nur bittere Selbstironie, die das Ensemble "I Macap" 1981 diesen Titel wählen ließ? Gleichviel: Die Produktion des Gallus-Theaters mit jungen Leuten aus dem Stadtteil hatte Erfolg. Über 400mal wurde sie inzwischen auf Bühnen im In- und Ausland aufgeführt. Das Stück markierte für einige der Beteiligten den Start zu einer Theater-Laufbahn. Regisseur Brian Michaels arbeitet heute unter anderem an der Staatsoper in Stuttgart. Jetzt kehrt er nach elf Jahren ins Gallus zurück, um sein "Ende gut, alles gut" noch einmal zu inszenieren (mit dem alten Ensemble). Anlaß: Im Rahmen der Stadtteil-Kulturwochen feiert das Gallus-Zentrum seinen 17. Geburtstag mit dem optimistischen Motto: "Mit 17 hat man noch Träume". Das Programm der Woche Donnerstag, 8. Oktober, 20 Uhr: Premiere für "Ich bin meine beste Freundin", die neue Travestie-Show von und mit dem Frankfurter Chansonnier Reinhard Lila, 20 Uhr, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Harakiri à go go", eine musikalische Revue mit den Stuttgarter Anarcho-Komikern "Shy Guys", im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).

Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr: Reinhard Lilas Lieder im Gallus Theater; die "Shy Guys" in Höchst. 20.30 Uhr: "Extremeties", eine Produktion der Jungen Bühne Frankfurt, im Kellertheater (Mainstraße 2); "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein 'Hui'", eine Lesung mit Texten zur Liebe, zusammen- und vorgetragen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17).

Samstag, 10. Oktober, 15 Uhr: "Herr Sturm und sein Wurm", ein schwedisches Kinderstück (ab drei Jahren), Gastspiel des Kinder- und Jugendtheaters Speyer, im Gallus Theater.

20 Uhr, an gleicher Stelle: "Ich bin meine beste Freundin" mit Reinhard Lila; "Harakiri à go go" im Neuen Theater Höchst. 20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie" - das Freie Schauspiel Ensemble liest aus dem Satz der Wiener Kaffeehaus-Kultur im Philanthropin; "Extremeties" im Kellertheater.

Sonntag, 11. Oktober, 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die neue Produktion des Freien Theaters Höchst mit Artisten, Clowns und Musikern und Conférencier Rainer Bange.

Montag, 12. Oktober, 20 Uhr: The Return of Heinz Becker, alias Gerd Dudenhöffer. Der munter räsonierende "Allerwelts-Philosoph" trägt seine neuesten gesammelten Volksweisheiten im Neuen Theater Höchst vor, mit dem vorbeugenden Titel: "Sie müsse entschuldiche".

Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr: "Ende gut, alles gut", das Haus-Ensemble "I Macap" kehrt mit seiner alten Produktion ans Gallus Theater zurück - für zwei Tage immerhin.

Ebenfalls um 20 Uhr: "Die verkauften Pflastersteine" - der Schriftsteller Thomas Risenlöcher liest aus seinem "Dresdner Wendetagebuch" in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); außerdem: "Sie müsse entschuldiche" im Neuen Theater Höchst.

Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr: Dudenhöffers Schmähreden in Höchst und noch einmal "Ende gut, alles gut" im Gallus. two

Frauen-Stammtisch

KARBEN. Am Mittwoch, 7. Oktober, findet der nächste Stammtisch des Mütterzentrums statt. Interessierte Frauen treffen sich um 20.30 Uhr (ohne Kinder) im Restaurant "Christels Schlemmerstuben" im Bürgerzentrum.

Ruhe durch den Sturm Windiger Bewacher befreite Harheims Kerbeburschen

HARHEIM. Der Kerbelies machte die 559. Harheimer Kerb am meisten zu schaffen. Fest angebunden saß sie in der Krone des Kerbebaums, vom Herbststurm schwer gebeutelt. "Aber sie sitzt noch immer", stellte Vereinsringvorsitzender Robert Janisch am Montag erleichtert fest. Immerhin verhinderte der starke Wind, daß das Kerbemaskottchen geklaut wurde. Zu gefährlich wäre die Kletterpartie auf den geschmückten Baum gewesen. Und so konnten sich die Harheimer Kerbeburschen ruhigen Gewissens ins hektische Treiben stürzen.

Was anderen Kerbeveranstaltern im Frankfurter Norden meist Kopfzerbrechen macht, belastet die Harheimer Vereine überhaupt nicht: Sie haben keinen Nachwuchsmangel. Im Gegenteil. "Dieses Jahr sind so viele Kerbeburschen aktiv wie schon lange nicht mehr", freute sich der Vereinsringvorsitzende.

14 junge Männer stimmten sich wochenlang auf das Dorffest ein: Trinkfestigkeit wurde trainiert, Kerbegesang einstudiert. Dann schlug die Stunde ihres großen Auftrittes. Mit Säge und Leiterwagen ausgerüstet, zogen die Burschen in den Wald, den Kerbebaum zu schlagen und auf dem Festplatz aufzustellen.

Der Musikzug des Katholischen Jugendvereins unterstützte sie musikalisch. Auch diesmal wurde nicht im Festzelt, sondern im Bürgerhaus gefeiert. "Das ist eine saubere Angelegenheit", erklärte Janisch. Die Besucher kommen dann auch bei schlechtem Wetter, und niemand muß sich um Toilettenhäuschen kümmern, die ohnehin nicht gern benutzt werden.

Die Organisation ist ohnehin langwierig genug. Schon Ende August setzten sich Vertreter von 16 ortsansässigen Vereinen zusammen, planten und teilten die Arbeit auf. Da alle Abendveranstaltungen keinen Eintritt kosteten, "müssen wir vor allem über den Verkauf von Getränken und Essen die Kosten decken", so der Vereinsringvorsitzende. An allen drei Abenden lud die Showband "Vis à Vis" zum Tanz ein. Eine tolle Stimmung stellte sich schnell ein. Am Samstag etwa verließen die letzten Gäste das Fest erst in den frühen Morgenstunden.

Mit Kind und Kegel zogen die Harheimer Bürger am Montag zum Frühschoppen. Ab 11 Uhr gab es "Freibier", und der Harheimer Musikverein präsentierte sein aktuelles Kerbeprogramm. Die besten Plätze im Saal ergatterten sich die jüngsten Besucher: Ohne Hemmungen zogen die Kinder mit ihren Stühlen mitten auf das Parkett und beobachteten gebannt das Orchester. Attraktion des letzten Kerbetages war wieder der traditionelle "Gickelschmiß", anschließend kürten die Burschen ihr Kerbemädchen. tin

Sport am Mittwoch

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: BG Max Offenbach/Neu-Isenburg - FC Baunach (20.00, Sporthalle im Sportpark Neu-Isenburg).

Wo hat der "Brater" wohl seinen Namen her? UL-Antrag: Broschüre soll über Flur- und Straßennamen aufklären / Geschichtszeugnisse

SCHWALBACH. "Am Brater" - ein eigentümlicher Name. Mitten im alten Stadtkern von Schwalbach liegt eine kleine Straße, die diesen Namen trägt. Woher kommt er? Wurden dort in grauer Vorzeit vielleicht diverse Leckereien gebraten? Wer das glaubt, liegt weit daneben. Um ähnlichen Mißverständnissen vorzubeugen, hat die UL vorgeschlagen, eine Broschüre herauszugeben, in der die Flur-,Straßen- und Gassennamen der Stadt am Taunus erläutert werden. Der Antrag geht gegenwärtig durch die Ausschüsse des Parlaments. Stadtarchivar und Pressesprecher Siggi Fay findet die Idee gut, gibt allerdings zu bedenken, daß das "ein paar Mark" kosten wird.

Denn mit dem Drucken eines Heftes ist es nicht getan. Der Ursprung der Flur- und Straßennamen muß erstmal untersucht werden. Bei manchen ist das relativ einfach, weil sie in vielen Orten vorkommen und deshalb gut erforscht sind.

Der "Brater" ist so ein Beispiel: Mit Kulinarischem hat der Name rein gar nichts zu tun. Er stammt von dem Dialektausdruck "De Braadisch", was in Hochdeutsch übersetzt "der Breite" heißt. Und das war ein besonders breiter Acker. Den mußten die armen Schwalbacher Bauern bis ins 17. Jahrhundert für ihre Herrschaft, die Vögte von Schwalbach, bearbeiten, ohne einen Taler oder sonst irgendwas dafür zu bekommen.

"Anhand der Namen kann man Ortsgeschichte lebendig machen und weitervermitteln", meint Günter Pabst von der UL. Siggi Fay ergänzt: Die Namen sind häufig die letzten Geschichts-Zeugnisse des Mittelalters und der frühen Neuzeit.

Pabst fordert, die Experten müßten sich möglichst schnell an die Arbeit machen. Denn die Zeit arbeite gegen sie. Viele alte Schwalbacher kennen noch alte, halbvergessene Namen. Sterben sie eines Tages, geht auch ihr Wissen verloren. Hinzu komme, so Siggi Fay, daß die alten Leute noch den richtigen Urdialekt sprechen. Und der sei bei der Erkundung der Namen immens wichtig. Der Brater zeige, wie Namen im Lauf der Zeit durch die Hochsprache völlig entstellt worden seien, wie man ihre Bedeutung nur über den original Schwalbacher Dialekt entschlüsseln könne. Doch so einfach wie bei dem Ex-Acker im alten Ortskern ist es nicht immer. Fay: "Um ein Flur- und Straßennamenkataster zu erstellen, sind aufwendige Recherchen beispielsweise im Wiesbadener Staatsarchiv nötig." Das sei sehr arbeitsintensiv. Außerdem brauche es Leute, die sich in der Geschichte und in der Sprachwissenschaft auskennen. Fay weiß, wovon er spricht: Er hat in einer Arbeitsgruppe des Sulzbacher Geschichtsvereins mitgemacht, die für Schwalbachs Nachbargemeinde das Namen-Kataster erarbeitet hat - fünf Jahre hat das gedauert.

Der Archivar denkt nicht nur an die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart. Und in der ist die Kasse der Stadt ziemlich leer. Deshalb schlägt er vor, schrittweise vorzugehen. "Vielleicht könnte man mit den einfachen Namen beginnen und die Ergebnisse nach und nach veröffentlichen." Günter Pabst schlägt vor, zur Kostenreduzierung den "vor sich hindämmernden" Schwalbacher Geschichtsverein wiederzubeleben und in die Arbeit einzubinden. fw

Statt Schell nun Engert? ARD-Chefredaktion: Entscheidung zunächst vertagt

Die Berufung des ehemaligen "Welt"- Chefredakteurs Manfred Schell zum neuen ARD-Chefredakteur ist derzeit wieder völlig offen. Die ARD-Intendanten, die ursprünglich in der vergangenen Woche über die Besetzung des derzeit von Martin Schulze bekleideten Amtes entscheiden wollten, verschoben ihren Beschluß auf die nächste reguläre ARD- Sitzung am 24./25. November in Köln. Eine Vertagung der Entscheidung hatte der Intendant des Hessischen Rundfunks, Hartwig Kelm, beantragt. Kelm, der auch Mitglied einer entsprechenden Findungskommission ist, tat dies ohne weitere Begründung.

Gegen eine Berufung Schells wenden sich derzeit der HR, der SR, RB und der ORB. Haupteinwand ist, daß der Ex- "Welt"-Chefredakteur zwar über unbestrittene journalistische Qualitäten, nicht jedoch über Fernseherfahrung verfüge. Es sei auch nach außen, so ein weiteres Gegenargument, nur schwer zu vermitteln, wieso die wegen ihrer journalistischen Kompetenz anerkannte und nicht zuletzt sich selbst rühmende ARD keinen Chefredakteur aus den eigenen Reihen aufbieten könne. Dies, so verschiedene Stimmen, könne nur als "Armutszeugnis" gewertet werden und bringe das öffentlich-rechtliche System in Mißkredit.

Sollte sich keine Verschiebung des derzeitigen Stimmenverhältnisses von sieben Pro- und vier Nein-Stimmen hinsichtlich einer Schell-Berufung ergeben, könnte ein nach ungeschriebenem ARD-, Gesetz' erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit auch erreicht werden, indem die Stimme der federführenden ARD-Anstalt, des WDR, doppelt gewichtet wird. Ob hingegen, wegen der damit verbundenen ,unfreundlichen' Mehrheit - die an anderer Stelle Einigungen schwer machen könnte -, zu diesem Mittel gegriffen wird, ist fraglich. Intern gibt es deshalb Vermutungen, daß aufgrund der Verfahrenslage und auch aufgrund der öffentlichen Kritik an der von konservativer Seite favorisierten Schulz-Nachfolge am Ende des Moratoriums doch die Berufung eines ARD-Chefredakteurs und Politik- Koordinators aus einer der Landesrundfunkanstalten stehen könnte. Besondere Chancen werden dabei dem Fernseh- Chefredakteur des SFB, Jürgen Engert, eingeräumt. Engerts Berufung, so lauten Überlegungen, könne auch als ermutigendes Zeichen aufgefaßt werden, daß eine wirkliche Ost-West-Brücke in den Informationsbeziehungen mit besonderem Engagement errichtet und befestigt werden solle. In dieser Hinsicht habe Engert in seiner Berliner Aufgabe Hervorragendes und Vorbildliches geleistet. epd

Konkursverfahren gegen Auto-Kammler eröffnet Verbindlichkeiten in Höhe von 300 Millionen Mark

ESCHBORN. Die knapp 800 Beschäftigten in den Autohäusern der Kammler- Gruppe bangen um ihren Arbeitsplatz. Gegen die Muttergesellschaft der insgesamt neun Betriebe hat das Amtsgericht Frankfurt das Konkursverfahren eröffnet. Die Henning Kammler GmbH in Eschborn soll Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe haben. Konkursverwalter Dr. Wilhelm Schaaf sprach von 300 Millionen Mark.

Heinrich Straschil, Vizepräsident des Amtsgerichtes Frankfurt, bestätigte gestern das laufende Konkursverfahren. Es war am vergangenen Freitag eröffnet worden. Hauptgläubiger ist die Deutsche Bank in Eschborn. Auf Betreiben dieses Geldinstituts soll Kammler auch das Konkursverfahren beantragt haben. Die Deutsche Bank lehnte gestern jede Stellungsnahme ab und verwies auf den Konkursverwalter.

Den hat das Amtsgericht bereits bestellt. Es ist der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar Dr. Wilhelm Schaaf. Ihm obliegt es nun, sich einen Überblick über Vermögen und Verbindlichkeiten des Unternehmens zu verschaffen.

Das Stammkapital der Henning Kammler GmbH beträgt laut Amtsgericht 12,5 Millionen Mark. Das Vermögen setzt sich zusammen aus Anteilen an fünf Autohäusern im Rhein-Main-Gebiet, zweien in Weimar, an einer Handelsfirma für Gebrauchtwagen in Offenbach und einem Karosseriebetrieb in Liederbach. Ziel des Konkursverfahrens ist es laut Amtsgerichts-Vizepräsident Straschil, die einzelnen Betriebe und somit auch die meisten der mehr als 800 Arbeitsplätze zu erhalten. Deshalb werde derzeit ein Verkauf der Tochterunternehmen an Außenstehende geprüft. Mit dem Erlös könnte dann ein Teil der Verbindlichkeiten in Höhe von 300 Millionen Mark gedeckt werden. Laut Schaaf gibt es einige Kauf-Interessenten.

Unklar indes ist die Zukunft der 57 Beschäftigten der Muttergesellschaft. Sie sind durch den Konkurs der Holding direkt betroffen. Löhne und Gehälter für September sind noch gezahlt worden. Schaaf gibt sich jedoch optimistisch: Die meisten arbeiteten indirekt für eines der Tochterunternehmen, bräuchten um ihre Existenz nicht zu bangen.

Gänzlich zurückziehen will sich dem Vernehmen nach Firmenchef Henning Kammler. Laut Schaaf habe er angekündigt, sämtliche Funktionen in seinen Betrieben niederzulegen. Kammler selbst gab jedoch keine Stellungnahme ab.

Die Stunde der Wahrheit soll am 11. November schlagen. Dann kommen um 10.30 Uhr im Amtsgericht Frankfurt die Gläubiger zusammen. Ihnen obliegt es auch, den Konkursverwalter zu bestätigen. Bei einem Prüfungstermin Mitte Dezember werden die Forderungen an die Henning Kammler GmbH erörtert. kkü

Konkursverfahren bei

Autohändler Kammler

Kammler steckt in der Klemme: Das Amtsgericht Frankfurt hat das Konkursverfahren über das Autohandelsunternehmen mit Sitz Eschborn eröffnet. Nach Informationen der FR belaufen sich die Verbindlichkeiten von Kammler auf fast 300 Millionen Mark; das bestätigte auch der Konkursverwalter, Wilhelm Schaaf. Dem Notar obliegt es, sich in den nächsten Tagen einen Überblick über Vermögen und Außenstände des Unternehmens zu verschaffen. Zur Kammler-Gruppe gehören fünf Autohäuser im Rhein-Main- Gebiet sowie zwei in Weimar, außerdem eine Handelsfirma für Gebrauchtwagen in Offenbach und ein Karosseriebaubetrieb in Liederbach. Ingesamt beschäftigt die Gruppe mehr als 800 Mitarbeiter.

Vom Konkursverfahren betroffen ist zunächst die Henning Kammler GmbH in Eschborn mit 57 Beschäftigten - sie fungiert als Holding der neun Gesellschaften. Das Stammkapital beträgt 12,5 Millionen Mark. Laut Schaaf gelte es nun, die einzelnen Betriebe zu verkaufen, um die Forderungen zu decken. Interessenten dafür gebe es. Henning Kammler habe bekundet, sämtliche Funktionen im Unternehmen niederzulegen. kkü

Savimbis Orakel

Das Zauberwort Demokratie, in Angola droht es zur Formel für einen Spuk besonderer Art zu werden. Sicher, die Angolaner haben gewählt, internationale Beobachter haben der Veranstaltung gar das Gütesiegel "fair und frei" aufgedrückt. Aber die Zukunft des Landes hängt nicht vom Wahlsieger und der neuen Regierung in Luanda ab, sondern vom Verlierer. Kaum hatte der Countdown der Wählerstimmen begonnen und schien Jonas Savimbi und seiner Unita statt der erhofften demokratischen Weihen für einen langen Buschkrieg die Niederlage zu bescheren, da drohte der offiziell noch gar nicht Geschlagene schon mit neuem Krieg. Nach dem Motto "Demokratie ist, wenn ich siege" behandelt Savimbi das Wählervotum wie ein von ihm in Auftrag gegebenes Orakel. Fällt der Spruch gegen ihn aus, war böse Magie im Spiel.

Doch, oh Wunder, mit fortschreitender Auszählung holt der in der Wählergunst zurückliegende Rebellenchef von gestern auf. Was, wenn er gar zur Stichwahl gegen Präsident dos Santos und die frühere marxistische Staatspartei MPLA antreten darf? War es dann doch Demokratie statt Schummel?

Savimbi hat nur eines erreicht: Er hat die Demokratie entzaubert und die Angolaner mit der Aussicht geschockt, daß trotz des Urnenganges alles beim alten bleiben könnte. Seine starken Sprüche aber können nicht darüber hinwegtäuschen, daß er für eine Rückkehr auf den Kriegspfad keine Verbündeten mehr finden wird. Eines nämlich haben die Angolaner gewiß nicht gewählt: den Krieg. bk

Gemeinsam kochen

BAD VILBEL. Gemeinsames Kochen und Essen steht am Mittwoch, 7. Oktober, um 11.30 Uhr auf dem Programm der "Bürgeraktive". Um Voranmeldung wird gebeten. Am selben Tag, von 14.30 Uhr bis 17 Uhr, werden Gesellschaftsspiele gespielt. Von 18 bis 19.30 Uhr trifft sich die Mundharmonikagruppe in der Frankfurter Straße 15.

Argwöhnisch blicken die Polen nach Westen

Was in Deutschland bereits zum Nachrichtenalltag gehört, wirkt auf viele Polen noch immer wie ein Schock. Der Überfall der polnischen Skinheads auf die Brummifahrer aus Eisenhüttenstadt, der für eines der drei Opfer tödlich endete, ist seit Jahren das erste nationalistisch motivierte Gewaltverbrechen an Deutschen in Polen. In der Nacht darauf lieferten sich mehr als hundert Skins in der Krakauer Altstadt eine brutale Straßenschlacht mit der Polizei.

Nicht wenige Polen stellen sich die Frage, ob nun - ausgerechnet zum zweiten Jahrestag der deutschen Einheit - die Welle der Gewalt von jenseits der Oder auch auf ihr Land überschwappt? Bisher war die radikale Rechte in Polen eher eine Randerscheinung. Die ersten polnischen Skinheads tauchten zu Beginn der achtziger Jahre in Warschau und Danzig auf. Inzwischen haben sie ihr Zentrum in Krakau. Die meisten der jugendlichen Unzufriedenen kommen aus dem trostlosen Arbeitervorort Nowa Huta, der von den Kommunisten nach dem Krieg aus dem Boden gestampft wurde.

Im Aussehen sind die polnischen Skins von ihren deutschen Kollegen kaum zu unterscheiden: glattrasierte Köpfe, schwarze Lederjacken, enge Hosen mit Hosenträgern, hohe Stiefel und faschistische Symbole, darunter auch das Hakenkreuz. Zur Ausstattung bei Fußballspielen und Rockkonzerten gehören Messer, Ketten und Schlagringe und zum "Gruß" recken sie die geballte Faust. "Polen den Polen" lautet ihre Parole. "Ordnung und Sauberkeit" schätzt diese Gruppe von Jugendlichen am meisten - und der "Dreck", den es "aufzuräumen" gilt, sind Juden, Neger und Araber.

Und natürlich Deutsche. Innerhalb kürzester Zeit sind sie für die polnischen Skins zum Hauptfeind Nummer eins geworden. Unmittelbarer Anlaß für den Überfall in Nowa Huta sollen nach der Aussage eines Krakauer Skinheads Fernsehbilder eines von deutschen Neofaschisten attackierten polnischen Autobusses gewesen sein. Daß es sich bei dem Überfall von Nowa Huta um eine Reaktion auf die Ereignisse in Deutschland handelt, darüber sind sich alle einig: Der Chef des polnischen Interpolsektors, Inspektor Andrzej Koweszko, hat im Laufe der vergangenen zwölf Monate mehr als 60 gegen Polen gerichtete Gewaltakte in Deutschland registriert.

Schützenhilfe erhalten die jugendlichen Protestgruppen von der rechtsextremen "Polnisch-nationalen Gemeinschaft", deren Führer Boleslaw Tejkowski wegen antisemitischer Hetze polizeilich gesucht wird. Tejkowskis Partei organisiert Schulungen nach Pfadfindermuster für die Skinheads, denen - so eine Sprecherin der Partei - "Kirche und Staat noch nicht das Hirn verwässert haben".

Das "Erfolgskonto" der polnischen Rechtsradikalen ist allerdings noch recht schmal: Veranstaltungen wie die Verbrennung der deutschen und der israelischen Flagge vor der deutschen Botschaft in Warschau oder eine antideutsche Demonstration an der Grenze bei Frankfurt an der Oder im April und Mai dieses Jahres konnten nur wenige mobilisieren, und auch unblutige Überfälle auf das Konsulat der Republik Jemen und das Lokal einer kleinen Linkspartei in Krakau fanden kein größeres Echo.

Wie weit Polen noch von deutschen Zuständen entfernt ist, zeigt auch die Reaktion der Bevölkerung auf den Überfall in Nowa Huta: Hunderte Menschen legten inzwischen an der Stelle der Tragödie Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Auch hat die Polizei inzwischen zehn an dem Überfall beteiligte Skinheads festgenommen. Gegen sechs der Festgenommenen soll Anklage erhoben werden, vier von ihnen sind geständig.

Eines steht jedoch fest: Das Deutschenbild in Polen verschlechtert sich derzeit rapide. Sogar die bisher als proeuropäisch geltende Tageszeitung Zycie Warszawy hat am Montag in ihrem Leitartikel die Schuld an dem Überfall in Nowa Huta auf die Politiker geschoben, die auf dem "Weg nach Europa" die polnischen Interessen zu wenig verteidigten. Symbol dieses "abstrakten Europas", schreibt das bislang als deutschfreundlich geltende Blatt, sei der deutsche Geschäftsmann, der polnische Fabriken aufkaufe, um dort Leute zu entlassen. So geben die Ereignisse in Deutschland auch in Polen nationalistischem Gedankengut Auftrieb.

EDITH HELLER (Warschau)

Mobile Toilettenhäuschen einfach so abgestellt

ERLENSEE. Sechs fabrikneue, blau-weiß lackierte Kabäuschen mit "Sitzgelegenheiten für besondere Zwekke" - so die Polizei - suchen ihren Besitzer. Ein Hobbyangler hatte unlängst das halbe Dutzend mobiler Toilettenhäuschen an einem mit einer Schranke gesperrten Zufahrtsweg zum Erlenseer Unterwald entdeckt, einfach so abgestellt.

Der davon informierte Gemeinde-Bauhof konnte bislang den rechtmäßigen Besitzer nicht auftreiben. Die Stahlkästen sind mit der eingestanzten Bezeichnung "HMT" versehen. Hinweise erbittet der Polizeiposten Erlensee unter der Telefonnummer 0 61 83 / 3054. az

Rentnerpaar im eigenen Haus brutal ausgeraubt

STEINBACH. In der Nacht zum Montag überfiel ein bisher unbekannter Täter ein 71 und 88 Jahre altes Ehepaar in ihrem Wohnhaus in der Stettiner Straße und mißhandelte die beiden Eheleute brutal. Gegen 5 Uhr überraschte der Täter die beiden schlafenden Rentner. Er bedrohte sie mit einer Schußwaffe und besprühte sie mit Reizgas. Mit Fußtritten und Schlägen zwang er sie, ihn durch das Haus zu führen. Der Täter raubte Schmuck, Bargeld und Münzen im Wert von mehreren 10 000 Mark. Die Eheleute ließ er gefesselt im Wohnzimmer zurück. Sie konnten sich gegen 7 Uhr befreien.

Der Täter war männlich, 35 bis 40 Jahre alt, ungefähr 1,75 Meter groß, hatte hellblaue Augen und war von schlanker Gestalt. Er sprach Berliner Dialekt. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. jom

Kulturspiegel heute auch auf Seite 32

Sparen im kleinen DLRG bekommt Scheck

Frankfurts passionierte Retter sind "böse auf die Stadt" - ja, "die Stimmung ist richtig katastrophal". Horst W. Maier, Bezirksleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), läßt es nicht fehlen am dramatischen Unterton. Erst kürzlich rückte "eine 25 Mann starke Einsatzgruppe" (DLRG-Öffentlichkeits-Referent Michael Stauder) auf der Maininsel, Höhe Alte Brücke, abgestorbenen Bäumen zu Leibe. Nichts hielt die DLRG mit ihren Kettensägen und Booten auf - nicht einmal die "unangenehme Begleiterscheinung einiger Spaziergänger, welche sich über Lärm, kurzweilige Durchgangsbehinderung und das Arbeiten am Samstag beschwerten" (Stauder).

Ihr so wieder demonstriertes Engagement aber "im Dienste der Stadt Frankfurt" bekommen die Aktiven unter über 3500 DLRG-Mitgliedern in der Stadt nicht recht gedankt - das ist zumindest ihr Eindruck. Denn: Von den 13 000 Mark städtischen Zuschusses, der für das Jahr 1992 vereinbart worden war, "haben wir bisher nur 10 000 Mark bekommen" (Maier).

Gewiß: Es ist Finanznot in der Dienstleistungs-Großstadt Frankfurt - zumindest im kommunalen Säckel. Aber die 1991 bei vielen Gruppen ausgesprochene Kürzung des städtischen Geldes um 20 Prozent ist bei einigen ja 1992 dann wieder aufgehoben worden. Sind die nun gleicher als gleich? Mit besseren Beziehungen? Zum Beispiel "alle Sanitätsorganisationen" (Maier)? Wo doch die SPD-Fraktion im Römer ihren Getreuen von der DLRG "vor einem halben Jahr zugesagt hat, daß das rückgängig gemacht wird". Also von 10 400 wieder auf 13 000 Mark. Karl Pusch, Finanzexperte der SPD, ist sich keiner Schuld bewußt. Die Lebensretter, so glaubt er, haben den Scheck über die volle Summe längst.

Nur Michael Klipp, der Referent von Stadtkämmerer Martin Grüber (SPD), weiß es besser: "In den nächsten Tagen", so sagt er zerknirscht, wird das fehlende Geld überwiesen. Und warum dauerte es so lange? "Das", sagt Klipp weise, "kann 1000 Gründe haben."

Genauso ist es. Sparen ist eben schwierig, grad bei den kleinen Beträgen. Zur Erinnerung: Der rot-grüne Magistrat möchte Stellen, Projekte und Zuschüsse im Umfang von 585 Millionen Mark kürzen oder aufschieben. jg

Das Wetter

Wetterlage Eine kräftige Tiefdruckzone, die sich vom Golf von Genua bis nach Süddeutschland erstreckt, ändert ihre Lage nur wenig und bleibt für Deutschland mit feuchten Luftmassen wetterbestimmend.Vorhersage, gültig bis Mittwoch früh Meist stark bewölkt und gelegentlich etwas Regen. Tageshöchsttemperaturen 10 bis 15 Grad.

Tiefstwerte in der Nacht zum Mittwoch 6 bis 10 Grad. Mäßiger bis frischer und böiger Wind aus Nordost bis Ost. Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Mittwoch: von Norden her Übergang zu teils aufgelockerter, teils starker Bewölkung und weitgehend niederschlagsfrei. Wenig geänderte Temperaturen.

Donnerstag: im Norden noch verbreitet starke Bewölkung, aber niederschlagsfrei. Auffrischender Wind um West.

Im übrigen Deutschland nach Frühnebel wolkig mit Aufheiterungen und trocken. Im Süden sehr mild, sonst wenig geänderte Temperaturen.

Freitag: von Norden nach Süden Durchzug starker Bewölkung, aber nur vereinzelt Regen. Im Norden Temperaturrückgang. Samstag bis Montag: wechselnd, vielfach stark bewölkt, vereinzelt Schauer. Sehr kühl.

Ausland

Ort Wetter Grad

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stark bewölkt 14 Madrid

leicht bewölkt 19 Malaga

leicht bewölkt 25 Mallorca

wolkig 19 Moskau

stark bewölkt 8 Nizza

Regen 14 Paris

bedeckt 10 St. Petersburg

wolkig 10 Stockholm

stark bewölkt 11 Varna

wolkig 24 Warschau

bedeckt 10 Wien

stark bewölkt 17 Zürich

bedeckt 12

Deutschland

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bedeckt 10 Feldberg/Ts.

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stark bewölkt 13 Freiburg

stark bewölkt 16 Garmisch

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bedeckt 11 Köln/Bonn

bedeckt 11 Leipzig

bedeckt 8 München

leicht bewölkt 18 Norderney

Regen 13 Rostock

bedeckt 12 Sylt

wolkig 12 Zugspitze

in Wolken 0

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips - sie gelten unter anderem für Allergiker und für Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 - und die Ozonwerte 06 11-58 12 42.

(Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.33 Uhr

Sonnenuntergang 17.53 Uhr

Mondaufgang 15.35 Uhr

Monduntergang 0.57 Uhr

SG Oberursel, Fußball Sechs Punkte gingen doch flöten

Seit dem 1. Oktober hat die SG Oberursel in der Tabelle der Fußball-Kreisliga A Hochtaunus sechs Punkte weniger auf ihrem Konto. In der Sportschule des Landessportbundes Hessens bestätigte der Verbandsrechtsausschuß des Hessischen Fußball-Verbandes unter der Leitung von Dieter Baumecker (Steinheim) und den Beisitzern Günter Schneider (Okarben) und Ludwig Kalberlah (Pfungstadt) das Urteil des Kreisrechtsausschusses, der die Spiele der SG Oberursel gegen die Sportfreunde Friedrichsdorf (2:0), die Reserve der SGK Bad Homburg (3:1) und die SG Hundstadt (3:1) jeweils mit 0:0-Toren und 2:0-Punkten für die Gegner gewertet hatte, bestätigt. Die SGO hatte mit Torhüter Mirko Bajic in diesen Begegnungen einen Spieler eingesetzt, der nach einem kurzen "Zwischenstop" beim Bezirksliga-Aufsteiger SCCP Bad Homburg noch garnicht wieder für Oberursel spielberechtigt gewesen war. Er hatte am 19. Juli in einem Freundschaftsspiel zwischen SCCP Bad Homburg und den Sportfr. Friedrichsdorf mitgewirkt.

Die Erklärung der SG Oberursel, daß es sich bei jener Begegnung zwischen SCCP und den Sportfeunden um ein Trainingsspiel und kein offizielles Freundschaftsspiel gehandelt habe, akzeptierte Baumecker bei der Berufungsverhandlung ebensowenig wie zuvor bereits der Kreisrechtsausschuß: "Trainingsspiele zwischen zwei Mannschaften gibt es nicht." Im Sinne der HFV-Satzung sind dies eindeutig Freundschaftsspiele. Die SG Oberursel hat sicherlich nicht vorsätzlich gegen die Satzung verstoßen, hätte sich aber durch einen Anruf beim Klassenleiter, Kreisfußballwart oder Kreisrechtswart erkundigen können. gst

gra an Nachrichten/ Sturm auf Aussiedlerheim vereitelt gra VETTELSCHOSS, 5. Oktober. Wegen eines angekündigten Angriffes von rechtsradikalen Skinheads auf ein Aussiedlerwohnheim hat die Polizei in Vettelschoß(Westerwald) am Wochenende 90 Rußlanddeutsche und zehn Familienangehörige von Montagearbeitern aus Kroatien "evakuiert". Durch umfangreiche Kontrollen, bei denen 17 Personen vorübergehend verhaftet worden sind, wurde die geplante Attacke auf das Aussiedler-Durchgangswohnheim der Johanniter vereitelt. Nach Angaben des Linzer Polizeisprechers Gerd Lichtenthäler wollten Skin-Heads ein Volksfest nutzen, um die Unterkunft für 90 Rußlanddeutsche und zwei benachbarte Gebäude, in denen rund 160 Montagearbeiter aus Kroatien untergebracht sind, anzugreifen. Gleichzeitig hatten sich autonome Antifaschisten angekündigt, um die Unterkunft der GUS-Deutschen gegen rechte Übergriffe zu verteidigen. Bei Vorkontrollen auf den Zufahrtsstraßen in der kleinen Ortschaft wurden rund 510 Personen überprüft. Dabei wurden auch Schreckschußwaffen, Messer, Baseballschläger und Brandbeschleuniger sichergestellt. Außerdem wertet die Polizei noch schriftliches Material wie Aufkleber und Flugblätter aus, das bei den überprüfungen gefunden wurde. Bei der Evakuierung hätten die Rußlanddeutschen, die diese Woche wieder das Heim beziehen sollen, teilweise geweint, weil sie gehofft hatten, "nach der Flucht aus Rußland nun eine sichere Bleibe gefunden zu haben." Ursprünglich wollte die Polizei nur Frauen und Kinder zum Verlassen der Unterkunft bewegen. Dann hätten jedoch alle Bewohner sich in Sicherheit begeben wollen.

Werbetrommel für "Aktion Tempo 30"

HANAU. Für die "Aktion Tempo 30" rührt die Stadt kräftig die Werbetrommel. Ein neues Flugblatt zählt die Vorteile der flächendeckenden Einführung von Tempo-30-Zonen im gesamten Stadtgebiet auf.

Besonders weisen Straßenverkehrsbehörde und Ordnungsamt darauf hin, daß die entsprechenden Schilder nur am Beginn und am Ende der Zonen stehen und nicht wiederholt werden.

Auf der Rückseite der Broschüre ist Platz für Anmerkungen der Bürger. Außerdem sind die Ansprechpartner der Stadtverwaltung angegeben, die Fragen beantworten und Auskünfte erteilen.

Zuständig sind von der Verkehrsbehörde Klaus Jäger, Telefon 2 95 - 4 22 und Klaus-Peter Schönhals, Telefon 2 95 - 5 94 sowie Hauptamtsleiter Martin Hoppe, Telefon 2 95 - 4 51. mün

2000 Jahre alte Moorlandschaft Eine Wanderung im hessisch-bayerischen Grenzgebiet

Das knapp 4000 Kilometer lange Spessarter Wegenetz birgt etliche lohnende Touren. Dazu zählt auch die folgende Elf-Kilometer-Runde durch das hessisch-bayerische Grenzgebiet. Denn ihren Verlauf prägen gleich mehrere interessante Anziehungspunkte; allen voran das im Spessart einzigartige Wiesbüttmoor.

Die Wanderung startet im Ferienort Wiesen. Genauer: An der Abzweigung Bad Orb/Aschaffenburg in der Ortsmitte. Dort offeriert eine Wandertafel den roten Querstrich Nr. 46, mit dem man zunächst die Staatsstraße in Richtung Bad Ort entlangspaziert. Allerdings nur bis zum Sportplatz. Dann zweigt die Markierung nach links und strebt ansteigend durch Felder und Wiesen dem Dr.-Kihn-Platz entgegen. Karl Kihn war anfangs des 20. Jahrhunderts lange Jahre Vorsitzender des Spessartbundes; ihm zu Ehren enstand 1932 diese Anlage, garniert mit Schutzhütte und einem Gedenkstein.

Hier oben im Wald hat der rote Querstrich schon seine Schuldigkeit getan. Die Orientierungshilfe geben jetzt das "B" und das "E", die Zeichen für die Birkenhainer Straße und den Eselsweg. Beides sind uralte Spessarter Handelswege, die gemeinsam den Dr.- Kihn-Platz mit dem 30 Gehminuten entfernten Wiesbüttsee verbinden. Die Route verläuft dabei fast eben, gesäumt von reizvollen Mischwaldpassagen.

Der idyllische Wiesbüttsee wurde anno 1765 angelegt. Nicht als Bade- oder Fischteich, sondern als Teil eines frühindustriellen Energieversorgungssystems für die Eisenerzgruben im Biebergrund. Das Wasser für den künstlichen Waldsee lieferte damals wie heute das Wiesbüttmoor, unser nächstes Ziel.

Für diesen kurzen Abstecher engagiert man am besten das "Eichenblatt". Das grüne Zeichen springt am linken Seeufer entlang, knickt an einer Grillhütte nach links und erreicht bereits nach wenigen hundert Metern einen in das Moor hineinragenden Besuchersteg. Die völlig intakte, über 2000 Jahre alte Moorlandschaft bietet wirklich Verblüffendes. Zum Beispiel sechs unterschiedliche Torfmoorsarten. Sie bilden ideale Lebensräume für zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen, wie etwa den insektenfressenden Sonnentau. Damit nicht genug. Mehr Wissenswertes verrät die informative Schautafel direkt am Besuchersteg.

Zurück zum Wiesbüttsee. Am gegenüberliegenden Ufer, an einem Jägerzaun, wartet bereits das rote Rad. Zuvor noch eine Rast gefällig? Hierzu geht es rechts an, dem Jägerzaun entlang, zur nahen Gaststätte (Montags Ruhetag, geöffnet am 11 Uhr). Mit oder ohne Rast - das rote Rad läßt die Wanderer schwitzen. Es zieht sofort im Wald bergan und erreicht nach 15 Gehminuten die Gemarkung "Heeg". An dieser Stelle gibt es einen weiteren Querstrich Nr. 41. In dessen Geleit fällt man nun geradewegs hinab, zunächst auf einem grasnarbigen Forstweg, später über ein Teerband zum Ausgangspunkt nach Wiesen.

Wanderkarte: Naturpark Spessart, Blatt Nordwest, Hess. Landesvermessungsamt, M 1: 50 000.

Anfahrt: Die A 66 (Richtung Fulda) bis Biebergemünd-Wirtheim; danach über Bieber und den Wiesbüttsee nach Wiesen. Alternativ: Die A 3 (Richtung Würzburg) bis zur Anschlußstelle Hösbach, dann die B 26 bis zu den Weiberhöfen, dort links ab (Richt. Bad Orb) nach Wiesen. jl

Rätselhafter Bartträger Zu Balthasar Neumann

Balthasar Neumann (1687-1753), der berühmte Baumeister des Spätbarock, von dem nahe Frankfurt auch die Schloßkirche von Heusenstamm stammt, hat nicht nur prächtige Riesenbauten wie die Würzburger Residenz, die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen oder das Treppenhaus von Schloß Brühl geschaffen, sondern in einem der heute noch stillsten Täler Frankens die achteckige Kuppelkirche des ehemaligen Klosters Holzkirchen bei Würzburg, heute Benediktushof, wo statt enthaltsamer Mönche zahlende Gäste genüßlich Einkehr halten. Seit 775 breiteten sich hier im Tal des flinken Aalbachs Benediktiner mit ihren weitläufigen Kloster- und Wirtschaftsgebäuden bis 1802 aus, bis nach der Auflösung 1803 verschiedene Gebieter zugriffen, so Napoleon und Kaiser Franz I. von Österreich.

Heutige Besucher dieses Ausflugsziels empfängt höchstwahrscheinlich Benni, der alte Junge, der nun schon etwas matter im zotteligen Hirtenhunde-Look in seinem großen Reich herumstreift, um alles schnüffelnd zu inspizieren. In der Mulde zwischen zwei Bergrücken mit einerseits dem Dorf Holzkirchen und eigener barocker Pfarrkirche, andererseits dem Wald erstreckten sich beachtliche Baulichkeiten aus acht Jahrhunderten. Die ältesten aus dem zwölften als Teile des ehemaligen Kreuzgangs noch mit massigen Pfeilern und grazilen, jeweils anders verzierten Säulchen (von Hotel und Restaurant aus zu besichtigen). Immerhin 400 Jahre alt ist der Prälatenbau in kunstvollstem Fachwerk mit turmbedecktem Erker und mehr als 300 der langgestreckte Konventbau mit geschwungenem Giebel.

Für das Kirchenkleinod zum Abschluß des dreiseitigen Klosterkomplexes wäre vielleicht einer der hochrangigen Architektenkollegen aus der Familie Dientzenhofer bei der Bauvergabe zum Zuge gekommen, wäre dessen Entwurf nicht zu kostspielig gewesen. Statt dessen hier Neumanns eher höfisch anmutende Vorwegnahme klassizistischer Baukunst, Pilaster, Säulenportal, zierlicher Säulenaufsatz auf dem Zeltdach seines Achteckbaus. Beim Eintritt reißt die außerordentliche Höhe den Blick zur zart stukkierten Kuppel mit personifizierten Tugenden und Lastern unter Blumen und Bändern. Auch die Wände voller Stuck. Heiligenfiguren dazwischen, ein eher ungelenkes Altarbild der Klosterstiftung, ein rührend volkskünstlerisches Grottengrab Christi, vor allem hochmittelalteriche Reliefsteine der Vorgängerkirche könnten diejenigen beschäftigen, die beim Jagdherrenschmaus des Küchenchefs dem Frankenwein nicht zu reichlich zugesprochen haben.

Ebenso vorzüglich wie rätselhaft ist das Steinbild eines Bartträgers mit Einhorn, in dem die Kirche Gott Vater und im Einhorn, Sinnbild der unbefleckten Empfängnis, den Sohn Gottes sieht, während die Legende die Gründung des Klosters einem Grafen zuschreibt, dessen Sohn hier von solch einem Tier getötet worden sein soll. er

Ein Besuch in Fritzlar: Hier hat die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation begonnen Bonifatius

und Heinrich

der Vogler

Das älteste Rathaus

Von unserem Mitarbeiter Alfred Ritzel

Der heilige Bonifatius fällt hier 723 die Donareiche, das Heiligtum der Chatten. Im Jahre 919 wird während der Reichsversammlung der Sachsenherzog Heinrich "der Vogler" zum König Heinrich I. gewählt; die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beginnt. In den folgenden Jahrhunderten wird Fritzlar zum Schauplatz der Reichspolitik. Im nördlichen Hessenland gelegen, überstand Fritzlar nicht nur die Querelen vergangener Jahrhunderte, sondern auch die beiden Weltkriege. Heute präsentiert sich die Stadt als eine lebensfrohe Fachwerkstadt von einmaliger Geschlossenheit.

Bis zur Christianisierung der Sachsen war das Gebiet um Fritzlar ein politischer Schwerpunkt des fränkischen Reiches. Militärisch gesichert durch die Büraburg auf dem Büraberg. Im Jahre 723 kam der angelsächsische Mönch Winfried, bei uns besser als Bonifatius bekannt, in die Festung, um dort die Missionierung der Chatten fortzusetzen. Noch im selben Jahr fällte Bonifatius die Donareiche. Aus dem Holz des Baumes errichtete er eine kleine Kirche und gründete ein Benediktinerkloster. Fritzlar begann sich zu entwickeln. An Stelle der Holzkirche ließ der Abt Wigbert, der Nachfolger von Bonifatius, im Jahre 732 eine steinerne Basilika errichten. 741/42 gründete Bonifatius in Fritzlar ein Bistum, das aber nur sechs Jahre bestand hatte. 774 kamen die Sachsen und brannten Fritzlar nieder. Ein Jahr später hielt Karl der Große seinen Einzug in Fritzlar und ließ eine Pfalz errichten, die zu einem bevorzugten Aufenthaltsort deutscher Kaiser und Könige wurde.

Bereits im Jahre 1109 wurde erstmals das "praetorium frideslariensis", das Fritzlarer Amtshaus, erwähnt. Damit ist in Fritzlar das älteste Amts- und spätere Rathaus Deutschlands urkundlich belegt. Zu dieser Zeit diente es dem Erzbischof von Mainz und dessen Stellvertreter, dem Vogt, als Verwaltungssitz. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts vernichtete ein Brand das romanische Rathaus. Der vergrößerte Wiederaufbau erfolgte in gotischem Stil.

In den Jahren 1960/64 wurde der mittelalterliche Gebäudekomplex saniert. Über der Freitreppe am Südportal befindet sich ein Sandsteinrelief, das den heiligen Martin zeigt, wie er seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Üblicherweise wird die Mantelteilung mit zwei Personen dargestellt. In Fritzlar sind es jedoch drei. Der Stifter des Reliefs, der damalige Schöffe Johann Kratzmann, hat sich knieend in der linken unteren Hälfte mit abbilden lassen. In der linken oberen Ekke befindet sich das Wappen des Domkapitels zu Mainz; in der rechten oberen Ecke das Wappen des Erzbistums Mainz. Wer sich für die deutschen Kaiser und Könige interessiert, der kann sich im ersten Stock des Rathauses die gekrönten Häupter von 911 bis 1152 anschauen.

Das wohl bedeutendste Bauwerk Fritzlars ist der St.-Petri-Dom, gleichzeitig eine der schönsten romanischen Kirchen Nordhessens. Sein Ursprung ist in der Steinkirche zu sehen, die Bonifatius 732 weihte und deren Grundmauern man bei Umbauarbeiten des Doms im Jahre 1969 zufällig entdeckte.

Repräsentative Fachwerkbauten sind es, die den Marktplatz umgeben, in dessen Mittelpunkt sich der Rolandsbrunnen befindet. Dieses Ensemble zählt zu den schönsten und besterhaltensten in ganz Hessen. Das wohl auffallendste Gebäude in diesem Areal ist das 1470-1489 errichtete Gildehaus der Michaelsbrüder mit seinem schiefergedeckten spitzen Turm. Die Michaelsbruderschaft war eine der ersten deutschen kaufmännischen Vereinigungen, die eine führende Stellung in der Stadt hatte. Die Michaelsbrüder betrieben einst den Groß- und Fernhandel in Fritzlar. In einem anderen Haus am Marktplatz wurden zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert Münzen geprägt, die in ganz Hessen ihre Gültigkeit hatten. Die sehr gepflegten und blumengeschmückten Fachwerkhäuser geben in ihrer vielschichtigen Art Zeugnis einer einst einfallsreichen und blühenden Handwerkerkunst. Für den Betrachter gibt es da eine Menge zu sehen an Verzierungen, angefangen von geraden Linien bis zu den Schreckmasken und Teufelsfratzen.

Wer früher am Marktverkehr teilnehmen wollte, mußte sich einer besonderen Gerichtsbarkeit unterwerfen, Symbol dieses Rechts ist die noch heute auf dem Marktbrunnen stehende Rolandsfigur. Der 1564 im Stil der Renaissance errichtete Brunnen hat einen Durchmesser von Das Hochzeitshaus sieben Metern. Der Roland trägt einen Schild, das den Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zeigt. Fahne und Schwert sind die Zeichen der Gerichtsbarkeit. Vom Marktplatz in westliche Richtung gehend, sind es nur wenige Schritte bis zum Hochzeitshaus. Mit seinen vier Geschossen zählt es zu den größten Fachwerkhäusern in ganz Hessen. Um 1580 errichtet, diente es der Fritzlarer Gesellschaft zum feiern von Hochzeiten und anderer Feste. Danach war das Haus zeitweilig Schule, Lazarett, Kaserne und Wohnhaus. Heute befindet sich darin das Museum für Vor- und Frühgeschichte. Außerdem ist eine umfangreiche Sammlung von gußeisernen Öfen und Dachziegeln zu bewundern.

Es sind noch eine ganze Reihe von Türmen und Teile der Stadtmauer erhalten, die erkennen lassen, daß Fritzlar einst eine gut befestigte Stadt war. So geht der Ursprung der Stadtmauer bis in das Jahr 1120 zurück. Im 14. Jahrhundert erreicht der Mauerring seine größte Ausdehnung von etwa 2,5 Kilometern, die auch heute noch fast erhalten sind. Wie könnte es anders sein, unter den vielen Türmen hat sich einer, der Graue Turm, einen Namen gemacht. Er ist der größte erhaltene Wehrturm Deutschlands und zu besteigen. Wer Treppensteigen nicht scheut, genießt vom obersten Stockwerk aus einen herrlichen Blick über ganz Fritzlar und das Edertal.

Weitere Informationen erteilt das Verkehrsbüro, Postfach 13 41, 3580 Fritzlar, Telefon (0 56 22) 8 03 43.

"Kluft zwischen Ost und West wird erst in 50 Jahren verschwinden" SPD-Kongreß zieht düstere Bilanz nach zwei Jahren deutscher Einheit / Klose schließt große Koalition nicht aus Von unserem Korrespondenten Thomas Wüpper

BERLIN, 5. Oktober. Der langjährige Hamburger Bürgermeister und heutige Aufsichtsrats-Chef der Leipziger Takraf AG, Klaus von Dohnanyi, hat die Auffassung vertreten, daß die Angleichung zwischen Ost und West länger als ein halbes Jahrhundert dauern werde: "Die Kluft in Deutschland wird länger zu sehen und politisch zu spüren sein, als die Besatzung durch die Sowjetunion gedauert hat", sagte Dohnanyi am Montag auf einem von der SPD-Bundestagsfraktion veranstalteten Kongreß zur deutschen Einheit im Berliner Reichstagsgebäude. Er rechne mit mindestens zehn Jahren, bis sich Löhne und Einkommen entsprechen, mit zehn bis 15 Jahren bis zu einem etwa gleichen Beschäftigungsniveau, mit 25 Jahren, bis sich gleiche Lebensbedingungen eingestellt haben, und mit einer noch weit längeren Zeit, bis sich auch die privaten Vermögen entsprechen.

Dohnanyi schlug, damit die ostdeutsche Wirtschaft wieder Aufträge bekommt, unter anderem vor, daß Ostbeauftragte in Westunternehmen dafür sorgen, daß ein Fünftel der Waren zwischen Elbe und Oder eingekauft wird. Die Treuhand müsse mehr Teilprivatisierungen durchführen und damit privaten Investoren einen Teil des Risikos abnehmen.

Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter warnte auf der Veranstaltung vor einem "weltwirtschaftlichen Tief mit krisenhaften Folgen", das zu neuen Blockbildungen und Protektionismus führen könne. In Ost und West fehle das Vertrauen; die Politik stecke in einer tiefen Krise. Die Stunde sei gekommen, "das Thema Vereinigung dem tagespolitischen Streit zu entziehen", meinte Reuter. Eine "Konsensrunde" sei nötig, die nach der Wende "in der Überheblichkeit des parteipolitischen Tagessieges so schnöde vom Tisch gewischt wurde". Sie müsse "flexible Lösungen für Tarife, Subventionen und Steuern" in den neuen Ländern finden. Ordnungspolitische Ideologen gehörten nicht an solch einen Tisch, sondern vor die Tür, sagte Reuter. "Teilen aus der Substanz" statt "Teilen aus dem Zuwachs" sei gefordert.

Von Bonn verlangte der Manager den "Mut, den anderen als mündigen Menschen und nicht als depperten Wahlstimmenlieferanten zu behandeln". Den Menschen östlich der Elbe müsse ungeschminkt erklärt werden, daß erst nach langer Dauer eine vollständige Angleichung zu erreichen sei.

Auch die SPD-Bundestagsfraktion zog eine skeptische Bilanz nach zwei Jahren deutscher Einheit. Fraktionschef Hans- Ulrich Klose hielt der Regierung Kohl zwei Kardinalfehler vor: Erstens habe sie weder in Ost noch in West den Menschen die Wahrheit über die wahren Kosten und Lasten gesagt und statt dessen unhaltbare Versprechungen gemacht. Zweitens habe sie das Angebot der SPD zur Zusammenarbeit gleich dreimal abgelehnt. Die SPD sei daher, so Klose, zum jetzt geforderten "Solidarpakt" nur bereit, "wenn der Kanzler sich endlich vor den Bundestag stellt und eine ehrliche Rede zur Lage der Nation hält". Angesichts des Ernsts der Lage wollte der SPD-Politiker auch eine große Koalition mit der CDU nicht ausschließen, obwohl er derzeit "eher gegen" ein Zusammengehen der beiden großen Parteien sei.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt verlangte abermals eine Umkehr des Prinzips Rückgabe vor Entschädigung und forderte eine Vereinfachung bürokratischer Abläufe "nicht nur in Ost, sondern auch in West". Die Treuhand müsse in sechs regionale Niederlassungen aufgeteilt werden, die mit den neuen Ländern zusammenarbeiten. Die Altschulden der Ostbetriebe müßten gestrichen werden. Vor allem aber dürfe die Regierung ihre Schuldenpolitik nicht länger fortsetzen. Statt dessen müsse, so Schmidt, bei Subventionen gespart werden. Es werde bis weit ins nächste Jahrzehnt dauern, bis Chemnitz die gleiche Produktivität wie Stuttgart und Halle den gleichen Wohlstand wie Dortmund habe.

DGB-Chef Heinz-Werner Meyer wandte sich erneut gegen weitere Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen. Wenn ein Ostbetrieb keine Aufträge habe, helfe ihm auch das Halbieren der Löhne nichts. Ein staatlicher Eingriff in die Tarifautonomie verhindere die Lösung der Sachprobleme, warnte er.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

Namen+Notizen

HILDEGARD STEPHAN-JÜNEMANN, ehemals Konrektorin und seit acht Jahren Lehrerin der Bischofsheimer Grundschule Villa Kunterbunt, ist - wie erst jetzt gemeldet wurde - seit 1. September 1992 Rektorin der Schule.

Görres-Preis für Joachim C. Fest

KOBLENZ. Der für das Feuilleton zuständige Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen", Joachim C. Fest, erhält den mit 30 000 Mark dotierten und aus Anlaß des Zweitausend-Jahr-Jubiläums der Stadt einmalig vergebenen Koblenzer Joseph-Görres-Preis für Publizistik für die "brillante und scharfkantige Analyse" des Zusammenbruchs des Sozialismus in seinem Buch "Der zerstörte Traum". fr

Erdreich wird jetzt abgetragen Entsorgung von dioxinverseuchten Spiel- und Sportplätzen

Eltern schimpfen über die "skandalöse Zögerlichkeit", das Umweltdezernat verweist auf das "komplizierte Verfahren" - anderthalb Jahre nach den erschreckenden Dioxinfunden auf Spiel- und Sportplätzen unternimmt die Stadt am Mittwoch einen weiteren Schritt zur Entsorgung der verseuchten Anlagen. Die Magistratsvergabekommission wird die Aufträge zur Sanierung der Sportanlage Unterliederbach, des Sportplatzes der Friedrich-Fröbel-Schule und der Kindertagesstätte 11 vergeben. Im November, hofft Dagmar Beckmann vom Umweltdezernat der Stadt, könne die Firma, die den Zuschlag erhält, die Arbeiten beginnen.

Als "Probelauf" sieht Beckmann die Sanierung in Unterliederbach. Arbeiter der Spezialfirma müssen dort acht Zentimeter Boden abtragen, das Erdreich in Säkke verpacken und in das Zwischenlager in der Schmickstraße schaffen. Dort hat die Stadt zwei Hallen angemietet, wo die mit Dioxin verseuchte Erde zunächst untergebracht wird. Nach Jahren der Lagerung und einer "thermischen Behandlung" hofft die Stadt, den belasteten Boden einmal auf einer Hausmülldeponie unterbringen zu können.

Mit Kosten von mehr als zwölf Millionen Mark rechnet das Dezernat für Sanierung der 26 verseuchten Anlagen, die sich über Jahre hinziehen wird. In diesem Jahr sind erst eine und 1993 eine halbe Million Mark im Haushalt vorgesehen. Oberste Priorität sollen darum Schulen und Kindertagesstätten haben, unterstreicht Beckmann. So müßten in der KT 11 in Niederrad 25 Zentimeter Erdreich abgetragen werden, am Sportplatz der Fröbel-Schule zehn Zentimeter.

Für die Eltern ist Eile nicht nur deshalb geboten, weil ihre Kinder endlich wieder die Spiel- und Sportplätze nutzen sollen. Weil sich auf den Folien, die das verseuchte Areal abdecken, inzwischen Sand und Erde gesammelt und Pflanzen angesiedelt haben, "weiß niemand, ob die Wurzeln nicht die Folien zerstören", argwöhnt Elternbeirätin Gisela Schröder. luf

CDU: Eisenkrallen gegen Falschfahrer einsetzen

MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Die CDU-Fraktion im Landtag will Einrichtungen prüfen, die das Auffahren auf Autobahnen gegen die Fahrtrichtung verhindern. Derartige Versuche laufen in Belgien bereits. Angesichts der ständigen Bedrohung durch Geisterfahrer sei es unverständlich, so der Maintaler Landtagsabgeordnete Walter Korn, daß "die Landesregierung nicht bereit ist, Tests mit Eisenkrallen an Autobahnauffahrten gegen Falschfahrer zu starten und damit einen Schritt zur Verhinderung von weiteren Unfällen zu ermöglichen". gf

Rezept gefälscht: in Apotheke festgenommen

Wegen Verdachts der Rezeptfälschung hat die Polizei am Freitag morgen einen 29jährigen festgenommen. Die Streife wurde in eine Apotheke in der Mainzer Landstraße gerufen, wo der Mann ein Rezept für 200 Beruhigungstabletten vorlegte. Das Formular hatte er einer Ärztin in Karben aus dem Auto gestohlen. Der Mann gab zu, in Apotheken schon öfters gefälsch- te Rezepte präsentiert zu haben. habe

Preis für Organist Leonhard Amselgruber

Leonhard Amselgruber, ein Student der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (Klasse Edgar Krapp) gewann den ersten Preis des 2. Internationalen Orgelwettbewerbs in Tokio. Der Preis ist mit einer Million Yen (12 000 Mark) dotiert. Insgesamt haben 61 Organisten aus 13 Ländern an diesem Wettbewerb teilgenommen.

Zusätzlich erhielt Amselgruber einen Sonderpreis für die beste Interpretation eines japanischen Orgelwerks, das eigens für diesen Wettbeerb komponiert wurde. Ein zweiter Preis wurde nicht vergeben. Zwei dritte Preise gingen an Frankreich und Italien. Die Teilnahme an dem Wettbewerb wurde durch die Unterstützung des Patronatsvereins der Hochschule ermöglicht.

Der "Prix Special Westgraphy" des diesjährigen Concours International de Musique Française Loire-Atlantique ging an das Offenburger Streichtrio, dessen Primarius Frank Schilli der Violinklasse Edith Peinemanns an der Frankfurter Hochschule angehört. wp

Eindeutiges "Oui" zu Maastrichter Verträgen

HANAU/FRANCHEVILLE. Die französische Partnerstadt des Hanauer Stadtteils Steinheim, Francheville, bekennt sich klar zu den Maastrichter Verträgen. Der dortige Bürgermeister, René Lambert, teilte dies seinem Hanauer Amtskollegen, Oberbürgermeister Hans Martin, dieser Tage in einem Brief mit.

Nach den Angaben von Bürgermeister René Lambert stimmte eine große Mehrheit bei dem Referendum im vergangenen September für die Ratifizierung des Maastrichter Vertrages. 3441 sagten "Oui", 1951 "Non" zu Maastricht. Dazu der "Maire de Francheville": "Das Resultat spiegelt auch den Erfolg unserer Städtpartnerschaft wider." mün

Die neuen Gebühren

Zum 1. April 1993 will der Postdienst - vorbehaltlich der Zustimmung von Aufsichtsrat und Ministerium - sein Preissystem vereinfachen. In der Praxis wird damit das Porto meist teurer: Allein der Standardbrief (bis 20 Gramm) kostet weiterhin eine Mark. Bis zu 50 Gramm schwere Briefe im gleichen Format, die bislang mit 1,70 Mark frankiert werden, heißen künftig Kompaktbrief und sind zwei Mark teuer. Sendungen im Format B4 bis zu 500 Gramm werden derzeit abgestuft mit 1,70 bis vier Mark tarifiert: Für den neuen Großbrief bis zwei Zentimeter Dicke sind einheitlich drei Mark fällig. Ist die Sendung bis zu fünf Zentimeter dick und maximal ein Kilo schwer, heißt sie Maxibrief und wird mit vier Mark (statt 2,40 bis 4,80 Mark) berechnet. Für leichte Sendungen muß also durchweg mehr hingelegt werden.

Deutlich teurer werden auch die Urlaubsgrüße: Eine Postkarte soll künftig mit 80 (statt 60) Pfennig freigemacht werden. Massendrucksachen werden von der Post in Infopost umbenannt, was sich flugs in einem Anstieg der Gebühren von 38 auf 45 Pfennig niederschlägt.

Ganz gestrichen werden Drucksachen (60 Pfennig) und Briefdrucksachen (80 Pfennig) aus dem Programm: Sie laufen künftig als Standardbrief und kosten damit eine Mark. Unverändert bleibt immerhin der Tarif für Briefe innerhalb Europas. Mit einer Mark ist man hier dabei. doe

Fünf Minuten, hausgemacht Probleme mit den Redezeiten im Römer-Plenum

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Karl Pusch ärgert sich über den "idiotischen Fünf-Minuten-Krempel". Lutz Sikorksi, Buschs Kollege bei den Grünen, erkennt "hausgemachte Probleme der beiden großen Parteien". Bernhard Hilpert, Magistratsdirektor bei Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch, spricht vom "Windhundrennen", das beendet werden solle. Die Aussagen gelten der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung für die - wieder mal - eine neue Regelung gefunden werden soll.

Der von fast allen Römerpolitikern kritisierte Fünf-Minuten-Krempel war in Mode gekommen, nachdem mit dem näherrückenden Kommunalwahltermin fast alle Römerpolitiker Gefallen daran gefunden hatten, immer mehr Themen für die monatliche Debatte in der Plenarversammlung anzumelden. Da die Stadtverordneten nicht mehr wie früher bis zur physischen Erschöpfung in langen Nachtsitzungen das Volk vertreten, sondern spätestens Schlag Mitternacht nach Hause gehen oder in den benachbarten Kneipen noch ein Gläschen nehmen, mußten die Redezeiten wegen der inflationären Entwicklung meist auf magere fünf Minuten pro Tagesordnungspunkt und Fraktion beschränkt werden. Da blieb wenig Zeit für das grundsätzliche Wort oder die schlüssig entwickelte Argumentation.

Die beiden großen Rathausparteien sannen auf Abhilfe. Und prompt fanden die Stadtverordneten Raabe (SPD) und Stammler (CDU) auch eine Lösung. Statt der bisher 16 oder 17 sollten künftig nur noch sechs bis acht Themen - "mit vernünftigen, ausreichenden Redezeiten" - zur öffentlichen Debatte stehen. Es müßten wieder Schwerpunkte gesetzt werden, sagten die beiden Politiker in seltener Übereinstimmung. Und anstelle der bisherigen "Windhundrennen", bei denen im Römer nach dem Motto "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" Tagesordnungswünsche angemeldet wurden, solle die Stärke der Fraktionen entscheiden. Womit beispielsweise bei sechs Themen jeweils zwei von SPD und CDU und nur je eines von den Grünen und der NPD benannt werden könnte. Versteht sich, daß die Grünen, die keiner um ihren Rat gebeten hatte, auf den Koalitionspartner SPD sauer sind und Verrat wittern. Lutz Sikorski hat rasch feststellen lassen, daß seine Fraktion seit Beginn der Legislaturperiode exakt 30,1 Stunden der Redezeit in Anspruch nahm, die Sozialdemokraten aber 34,2 und die CDU gar 50,4. Wobei der Grüne wohlweislich nicht davon sprach, wie lange die Stadträte der Koalition - die jederzeit in die Debatten eingreifen können - rot-grüne Standpunkte langatmig vertraten.

"Wir können natürlich nix gegen den Koalitionspartner machen", bedauert Karl Pusch. Und so ist eine Einigung nicht in Sicht. Aber vielleicht setzen die Stadtverordneten die spannende Auseinandersetzung über die Länge der Redezeiten als ersten Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Parlamentssitzung?

Später könnte dann ja auch einmal über den Inhalt der Beiträge geredet werden. cg

Unveröffentlichte Expertise stützt Kritik der Opposition an der geplanten Trassenführung Streit um

den Weg zur

Leunabrücke

Anschluß zum Flughafen?

Die von der rot-grünen Römermehrheit geplante Verbindung der Höchster Leunabrücke mit der Schwanheimer Mainbrücke über die sogenannte Ostrandstraße entlang der Hoechst AG ist nach Darstellung der CDU-Stadtverordnetenfraktion die "schlechteste aller möglichen Lösungen". Die Union stützt ihre Einschätzung auf eine vom Magistrat selbst in Auftrag gegebene und bisher nicht veröffentlichte Expertise des Ingenieurbüros "Kocks Consult GmbH". In dem Gutachten kommen die Experten zu dem Schluß, den höchsten Verkehrswert hätte eine Trassenführung, die beide Brücken auf kürzester Strecke verbinden würde: zunächst parallel zum Main und dann im Zuge des vorhandenen Höchster Weges. Dadurch würden die Ortskerne von Höchst und Nied optimal entlastet. Mit der Ostrandstraße sei die er- wünschte Entlastung nur bedingt zu erreichen.

Als dritte Variante hatte Kocks Consult eine neue Straße von der Leunabrücke zum Kelsterbacher Knoten untersucht. Dies würde über die B 40 a (Südumgehung Höchst) sowohl eine direkte Verbindung zur Schwanheimer Mainbrücke als auch in Richtung Flughafen schaffen. Auch mit dieser Variante, dem "Vollanschluß", sei eine "höhere Entlastung" zu erzielen als mit der von Grünen und SPD favorisierten Ostrandstraße.

Modellrechungen des Ingenieurbüros hatten ergeben, daß eine Entlastung von Alt Nied sowie der Bolongaro- und der Hostatostraße in Höchst nur möglich sei, wenn dort "sehr restriktive Verkehrsberuhigungsmaßnahmen" durchgeführt würden. Dazu reiche es nicht aus, die Straßen mit Tempo 30 auszuschildern; sie müßten baulich "einschneidend" verändert werden. Dies dürfte zu den rund 36 Millionen Mark Baukosten für die Ostrandstraße noch einmal etliche Millionen addieren. Nur dann würden durch Höchst und Nied rund 14 600 Autos am Tag weniger rollen.

Die Trasse über den Höchster Weg würde den Verkehr aber bereits ohne zusätzliche Verkehrsberuhigung um 16 600 Pkw drücken, mit baulichen Maßnahmen sogar um rund 27 000. Für die Variante "Vollanschluß" weist die Modellrechnung ohne flankierende Verkehrsberuhigungsmaßnahmen 11 900 und mit Verkehrsberuhigung immerhin auch 24 900 auf.

Der Magistrat wird dennoch an der Ostrandstraße festhalten. Als Grund nennt Gabi Dehmer, kommissarische Leiterin des Straßenbauamtes, "erheblich weniger ökologische Eingriffe als bei der Variante Höchster Weg". Die Vollanschluß-Lösung scheide aus, weil mit ihr "ein neuer Zubringer von den Taunusgemeinden zum Flughafen geschaffen werde".

Gegen eine solche Strecke habe der hessische Verkehrsminister Einspruch angemeldet. Wiesbaden werde die Verbindung der Leunabrücke mit der Schwanheimer Mainbrücke nur bezuschussen, wenn damit Höchst und Nied entlastet werden, aber kein neuer Flughafenverkehr entstehe. gang

SG Friedrichsdorf, Schießen Mit Vorderlader beim Lahn-Cup gesiegt

Die Mannschaft der Schützengesellschaft von 1885 Friedrichsdorf holte in Gießen den Lahn-Cup im Vorderlader- Schießen. Mit 378 von 400 Ringen belegte sie den ersten Platz. prd

Wie aus Lehm ein Haus entsteht

WIESBADEN. Ein alter Baustoff wird wiederentdeckt: Immer mehr Häuslebauer ziehen die Wände mit einem Lehm- Stroh-Gemisch hoch. Wie solche Leichtlehmblöcke hergestellt und verwendet werden, zeigt noch bis Ende Oktober eine Ausstellung im Umweltladen, Michelsberg 32. Da ist von hervorragender Wärmedämmung und Wärmespeicherung die Rede, von angenehmem und gesundem Raumklima, da gibt es Tips für den Schutz vor Feuchtigkeit und Kostenbeispiele. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. maf

Gruber wehrt sich gegen seine Abwahl DLF-Intendant moniert Formfehler

Edmund Gruber will seine Abwahl als Intendant des Deutschlandfunks wegen angeblicher Formfehler anfechten. Die Entscheidung des Rundfunkrates vom 29. September, mit 21 Stimmen gegen nur eine Nein-Stimme "mit sofortiger Wirkung" auf Grubers "Dienste zu verzichten", sei juristisch unwirksam, erklärte Grubers Anwalt Wolfdieter Küttner in Köln. Entgegen der Geschäftsordnung sei eine geheime Abstimmung nicht gewährleistet gewesen, behauptet Küttner. Die Anhörung des Verwaltungsrates vor der Beschlußfassung des Rundfunkrates sei nicht ordnungsgemäß gelaufen. Der Beschluß des Rundfunkrates sei Gruber "nicht ordnungsgemäß mitgeteilt" worden. Der Sender sei deshalb aufgefordert worden, Gruber "die weitere Ausübung seiner Tätigkeit zu ermöglichen".

Die Vorhaltungen des Anwalts wurden im Umkreis des Vorsitzenden des Rundfunkrats, des bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU), zurückgewiesen. Die angeblichen Verfahrensmängel seien gegenstandslos, hieß es.

Im Anschluß an die außerordentliche Rundfunkratssitzung hatte der Vorsitzende Zehetmair noch am selben Tage beim Bundespräsidenten "die Entlassung des Intendanten" beantragt. Zur Begründung sagte Zehetmair, Ziel des Aufsichtsgremiums sei es gewesen, "die Kommunikationsfähigkeit des Senders nach innen und außen wiederherzustellen und eine kooperative Führung im Sender zu sichern".

Nach dem Bundesrundfunkgesetz ist die endgültige Entlassung Grubers ein vierstufiger Prozeß: Nach dem jetzt erfolgten Verzichtsvotum des Rundfunkrats entscheidet der Bundespräsident über die Entlassung Grubers aus dem Organverhältnis. Sodann berät der Verwaltungsrat über die Auflösung des Dienstvertrags mit dem Intendanten. Hierzu muß viertens die Zustimmung des Rundfunkrats eingeholt werden. Von den zu erwartenden Trennungsverhandlungen sind auch Grubers Versorgungsbezüge in Höhe von 240 000 Mark Grundgehalt jährlich betroffen, die nach dem Bundesrundfunkgesetz zeitlebens gewährt werden müssen, als ob keine Entlassung erfolgt wäre (Paragraph 14 (1)). Derzeit prüfen Juristen im Auftrag des Rundfunkratsvorsitzenden, ob diese Bezüge gekürzt werden können, falls Gruber eine neue Stellung in der Privatwirtschaft annähme. Der Rundfunkrat hatte Gruber bereits am 17. September nach Hinweisen befragt, wonach Gruber mit dem neuen CNN Deutschland über eine Führungsposition verhandele. Gruber hatte dies mehrfach als "Gerücht" dementiert. Aus dem Umkreis von CNN-Präsident Ted Turner soll der Rundfunkratsvorsitzende Zehetmair jedoch Informationen erhalten haben, wonach Gruber mit CNN intensiv verhandelt hat. epd

Rocksängerin O'Conner zerreißt Papstbild

NEW YORK. Hunderte empörte TV- Zuschauer in den USA haben sich am Sonntag über einen Fernsehauftritt der Rock-Sängerin Sinead O'Conner beschwert, bei dem sie ein Foto von Papst Johannes Paul II. zerriß und auf den Boden warf. O'Conner war Gaststar der beliebten Satire- und Talkshow "Saturday Night Life", die samstags um Mitternacht vom US-amerikanischen TV-Sender NBC live ausgestrahlt wird. Die irische Künstlerin zerriß das Bild im Anschluß an einen Vortrag ihres Lieds "War", in dem sie vor Hochmut und der Mißachtung anderer warnt, die häufig zu Kriegen führten. Das Zerreißen des Papstbildes begleitete O'Conner mit den Worten: "Bekämpft den wirklichen Feind."

NBC-Vizepräsident Curt Block erklärte gegenüber der Presse, daß der Sender O'Conners Verhalten nicht entschuldige. Man habe nichts von ihrem "persönlich motivierten" Vorhaben gewußt. Schon bei früheren Gelegenheiten hatte die Sängerin die katholische Kirche vehement kritisiert, unter anderem wegen ihrer Befürwortung eines Abtreibungsverbots. Nach Angaben von NBC gingen nach O'Conners Auftritt 500 Beschwerdeanrufe ein. epd

Wettbewerb nun auch international anerkannt Freude beim Veranstalter / 15 Heißluftballon-Piloten nahmen an Landesmeisterschaft teil

RONNEBURG/MAIN-KINZIG-KREIS. Der Ballon-Club Kinzig e.V. hat am vergangenen Wochenende die Hessische Landesmeisterschaft 1992 für Heißluftballon-Piloten ausgerichtet.

15 Piloten aus Hessen, Österreich und Holland nahmen an dem alle zwei Jahre vom Hessischen Luftsportbund (HLB) veranstalteten Wettbewerb teil.

Gestartet wurde aus dem Stadion unterhalb der Kreis-Jugendherberge in Ronneburg.

Die Veranstaltung hatte, wie berichtet, hierhin "verlegt" werden müssen, nachdem sie in Altenstadt aus Gründen des Naturschutzes untersagt worden war.

"Wir hatten am Freitag großes Glück mit dem Wetter. Wir konnten zwei Fahrten mit insgesamt fünf Aufgaben absolvieren", sagte Ballon-Club-Vorsitzender Klaus-Dieter Bölling gegenüber der FR. "Vorschrift nach dem internationalen Reglement sind mindestens zwei Fahrten mit drei Aufgaben."

Mindestens 15 Piloten müßten teilnehmen, damit die Meisterschaft auch als internationaler Ranglisten-Wettbewerb anerkannt wird.

"Die hatten wir auch, und damit gilt unsere Veranstaltung als Ranglisten- Wettbewerb", kommentierte Bölling erfreut. Am Samstag waren zwei weitere Fahrten geplant mit Starts um 7 beziehungsweise 16 Uhr. Aber morgens regnete es (Bölling: "das tut den Ballons nicht gut"), und mittags um 12 Uhr hatte das Wetteramt in Offenbach "Windwarnung" gegeben. Den Einwand, daß von starkem Wind doch kaum die Rede sein könnte, widerlegte der Club-Vorsitzende mit Verweis auf den Sicherheitsfaktor: "Es war dann später in der Tat vorübergehend wieder gutes Wetter, aber die Leute vom Wetteramt haben einen enormen Luftdruckabfall festgestellt und dringend vom Start abgeraten."

Sieger nach Punkten wurde Willi Pfeiffer aus Hattersheim, Mitglied im Ballon- Club Kinzig, gefolgt von Wolfgang Hultsch aus Gießen.

Den dritten Platz belegte mit Dieter Herbig aus Bruchköbel-Butterstadt ein weiteres Mitglied des ausrichtenden Vereins. pom

Sich gegen Gewalt wehren Selbstverteidigungskurse für Frauen /Übungen und Theorie

KÖNIGSTEIN. Gewalt gegen Frauen kann sich zu Hause, auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Beruf oder im Urlaub ereignen. Um dabei mehr Sicherheit und Reaktionsvermögen zu erlangen, bieten die Kommunen Königstein, Oberursel und Kronberg im Herbst wieder Selbstverteidigungskurse für Frauen an.

Mit Hilfe von praktischen Übungen lernen die Teilnehmerinnen, sich gegen Angreifer körperlich zur Wehr zu setzen. Daneben gibt es Gespräche, wie das Verhalten eines Angreifers beeinflußt und gesteuert werden kann. Potentiell gefährliche Situationen, zum Beispiel in der U- Bahn, sollen bereits im Vorfeld entschärft werden. Besonders sportlich oder kräftig, das wird betont, müssen die Teilnehmerinnen nicht sein.

Der Selbstverteidigungskurs in Königstein findet am Samstag, 31. Oktober, und Sonntag, 1. November, jeweils zwischen 10 und 18.30 Uhr statt. Der Raum, wo er abgehalten wird, ist noch nicht bestimmt. Die Teilnahmegebühr beträgt 70 Mark. Anmeldung und Information bei der Frauenbeauftragten Antonie Krützner, Telefon 0 61 74 / 202-252.

Einen Selbstverteidigungskurs speziell für Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren bietet das Frauenbüro in Oberursel an. Der Kurs beginnt am Donnerstag, 22. Oktober, und findet insgesamt acht mal jeweils donnerstags zwischen 16 und 17.30 Uhr im Trimmraum des Oberurseler Rathauses statt. Die Teilnahme kostet 50 Mark. Information und Anmeldung beim Frauenbüro der Stadt Oberursel, Telefon 0 61 71 / 502-369.

Speziell an ältere Bürgerinnen wendet sich der Kurs in Kronberg. Vom 20. Oktober bis 1. Dezember treffen sich die Frauen jeweils dienstags zwischen 14 und 15.30 Uhr. Die Kosten betragen 70 Mark. Anmeldung bei der Gleichstellungsstelle der Stadt, Telefonnummer 0 61 73 / 703-202. jom

"Individuelles Grundrecht auf Asyl muß bleiben"

SELIGENSTADT. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) spricht sich "gegen eine Einschränkung des individuellen Grundrechts auf Asyl" aus. Die AsF von Seligenstadt - dort war die Unterbringung von Asylbewerbern lange ein brisantes Thema - meint, daß durch Gesetzesänderungen die Zuwanderung in der Bundesrepublik nicht zu stoppen sei. Es sei ein Versagen der Bundesregierung, daß in Zirndorf zirka 400 000 Asylanträge nicht bearbeitet und diese Leute auf die Kommunen verteilt werden. Offensichtlich versuche die Bundesregierung, so politischen Druck zu erzeugen. Die AsF setzt sich für ein Einwanderungsgesetz ein. fin

"Zukunftsvision für HR mit außerordentlicher Sprengkraft" Intendant Kelm stellt Ergebnisse der Unternehmensberater vor

Eine "außerordentliche Veränderungssprengkraft" sieht der Intendant des Hessischen Rundfunks, Hartwig Kelm, in den "Leitlinien für die Zukunft" des Senders, die jetzt von der Bad Homburger Unternehmensberatungsfirma Gruber, Titze und Partner (GTP) vorgelegt wurden. Die Umsetzung dieser sogenannten "Vision" erfordert nach Ansicht der Berater den Aufbau "marktgerechterer Strukturen". Der HR habe sich als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt einer privaten Unternehmensberatung bedient, um "hausgemachte" Finanzprobleme zu lösen, sagte Intendant Kelm vor der Presse. In der Belegschaft löste die sogenannte "Vision" nach Auskunft von Mitarbeitern zunächst einmal Befremden und Verunsicherung aus.

Die GTP-Unternehmensberater hätten 80 Prozent des Hauses "durchleuchtet" und Zielvorstellungen in bezug auf das Programm, die Unternehmenskultur, die Organisationsstrukturen, Finanzen und die Darstellung des Senders in der Öffentlichkeit entwickelt, denen in den nächsten Monaten eine Analyse und Strategieempfehlungen folgen würden, berichtete Kelm. Durch eine Fragebogenaktion, an der sich etwa 25 Prozent der rund 2000 Mitarbeiter beteiligten, und durch Workshops mit 112 Teilnehmern aus den verschiedensten Arbeitsbereichen des HR sollte ein möglichst großer Teil der Belegschaft in die Visions-Entwicklung einbezogen werden. Um die Umsetzung der Zielvorstellungen zu gewährleisten - so Kelm - sei ein "breiter Konsens im Hause" notwendig.

Die "abgerundeten Formulierungen" in dem 13seitigen Thesenpapier zur HR-Vision seine darauf zurückzuführen, daß die Geschäftsleitung und Personalrat sich auf Zielvorstellungen hätten einigen müssen, die von beiden Seiten getragen werden könnten, meinte Kelm. Konsens wurde unter anderem darüber erzielt, den Hessenbezug im Programm, das der Information, Unterhaltung und Bildung diene, zu betonen. Alle vier Hörfunkprogramme sowie das Fernsehen "Hessen Drei" sollten erhalten bleiben. Fusions- und Kooperationsüberlegungen mit anderen Sendern seien "in den Hintergrund getreten". Der Umgangs- und Führungsstil im HR müsse sich ändern, da die "gegenwärtige Informationsvermittlung bei der Belegschaft nicht ankommt". Gefragt seien transparente und nachvollziehbare Entscheidungen.

Von den Mitarbeitern wiederum werde Loyalität und Flexibilität erwartet. Ihre Motivation und ihr Engagement sollten gefördert und honoriert werden. Kelm erläuterte, im Einvernehmen mit der Personalvertretung wolle "leistungsbezogene Besoldungssysteme" einführen. Man müsse von den beamtenähnlichen Tarifforderungen" Gehaltssteigerungen nach Dienstjahren - "runterkommen". Auf die Frage, ob die Sanierung der Lufthansa durch Lohnverzicht auch ein Modell für den HR sein könnte, meinte Kelm, er werde vorschlagen, daß die Mitarbeiter für einige Jahre auf eine Zuschlagszahlung ("14. Monatsgehalt") verzichten. Bezüglich der Altersversorgung seiner Beschäftigten habe der HR seine Verpflichtungen bereits reduziert, indem alle ab Januar 1991 abgeschlossenen Arbeitsverträge mit einem "Vorbehalt" versehen worden seien.

Wesentlicher Punkt bei den vorgesehenen Strukturveränderungen sei eine Zusammenführung der Finanz- und Programmverantwortung. Die Programm- Mitarbeiter müßten "Managementfunktionen übernehmen, weil nur so verantwortlich mit Mitteln umgegangen werden" könne, meinte Kelm. Investitionen für technische Einrichtungen sollten von den Anforderungen ihrer Nutzer abhängig gemacht werden. Wenn es kostengünstiger sei, sollten Produktionsmittel angemietet statt gekauft werden. Das habe auch Folgen für den Vorhaltebetrieb, der möglicherweise abgebaut werde. Einsparungseffekte erwarte sich der HR durch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Hörfunk und Fernsehen - etwa bei Recherchen zu gleich Themen oder Nutzung des Korrespondentennetzes.

GTP-Unternehmensberater Peter Klesse berichtete, während der Visionsphase hätten die Beschäftigten auf der "unteren Ebene vielleicht mehr begriffen als die auf der mittleren Ebene, da diese mehr zu verlieren" hätten. Aus dem Kreise der HR-Mitarbeiter war zu hören, daß die Workshops das "einzig Positive" während der Entwicklung der Vision gewesen seien. Dort habe es "tolle Vorschläge" gegeben, die zum Teil in die GTP-Leitlinien eingegangen und im Sender weitgehend unbekannt geblieben seien.

Die schließlich zusammengestellten Thesen zur Zukunft des Senders, so wird kritisiert, seien wenig aussagekräftig, enthielten Allgemeinplätze, und mit dem "Wir" in den Zielformulierungen werde eine Gemeinsamkeit beschworen, die alle Interessengegensätze "zuschmiere". Viele Klagen der Mitarbeiter fänden sich nur in sehr verschlüsselter Form in der Broschüre wieder, wie etwa die "vernichtende Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit". Ein HR-Mitarbeiter kommentierte das erste zu Papier gebrachte Ergebnis der 750 000 Mark teuren Unternehmensberatung mit dem Satz: "Wieviel Programm hätten wir mit diesem Geld machen können!"

Personalrat und Tarifgemeinschaft des Hessischen Rundfunks wollen sich dagegen wehren, daß "der Intendant das Projekt einer "strategischen Neuausrichtung" des Senders zu einem "Abbruchunternehmen macht, um seinen Kopf zu retten". In einer gemeinsamen Erklärung, die an die Mitarbeiter des -huses verteilt wurde, kritisieren die Personalvertreter die Äußerungen von HR-Intendant Hartwig Kelm bei der Vorstellung der "Leitlinien für die Zukunft" des Senders.

Überrascht sei die HR-Belegschaft über Kelms Ankündigung gewesen, daß in Zukunft "jeder zweite oder dritte Mitarbeiter etwas anderes tun" müsse als bisher, soziale Zusagen "nicht in jedem Fall eingehalten werden" könnten und dafür "eine leistungsgerechte Entlohnung für alle Funkangestellten angestrebt" werde. Was die Mitarbeiter so "in dankenswerter Klarheit erfahren" hätten, passe "nahtlos zu vielem, was in der sogenannten Analyse-Phase des Projektes der strategischen Neuausrichtung zusammenspekuliert" worden sei. Nur eines stimme nicht: Daß dies alles mit den Gewerkschaften und dem Personalrat abgestimmt worden sei.

Überrascht habe die Mitarbeiter auch, daß nach Meinung des Intendanten "das Defizit ausgeglichen werden" müsse. Personalrat und Tarifgemeinschaft hielten dagegen, ihnen gehe es um "die Zukunft des HR als öffentlich-rechtlicher Landesrundfunkanstalt". Die Rundfunkteilnehmer sollten sehen und selbst entscheiden, wieviel Gebühren ihnen das Tun der HR- Mitarbeiter "wert" sei. Diese wollten eine "absolute Kostentransparenz" und einen radikalen Abbau von Hierarchie und Bürokratie, damit eine selbstbestimmte und eigenverantwortliche Programmarbeit möglich werde. epd

Die Azteken tanzten im Gallus Ein buntes Erntedankfest

GALLUS. Zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde die Sondershausenstraße wegen eines Straßenfestes gesperrt. Nicht Autos, sondern Gänse, Enten und Hühner bevölkerten den Asphalt. Ein Kinderkarussell und Jahrmarktbuden wurden aufgebaut. Der Kleingärtnerverein "Ackermann" öffnete seine Pforten für die Kirchengäste. Etwa 2000 Bürger besuchten den "Erntedank-Tag", der im Rahmen der "Kulturwochen" von zahlreichen Vereinen und Initiativen aus dem Gallus mitgestaltet wurde.

Birgit war beeindruckt. Denn so könnte eine Kirche immer aussehen. Von wegen kahle Räume, kaum Schmuck und unendliche Stille im Gotteshaus. Der Saal der Versöhnungsgemeinde (Sondershausenstraße 51) präsentierte sich zum Erntedanktag in ungewöhnlichem Gewand: überall lagen Äpfel und Birnen in Körben, Laub war auf dem Boden verteilt, Stroh rechts und links des Altars aufgehäuft. Kinder krabbelten auf allen Vieren und spielten mit den welken Blättern. Und jeder, der Hunger hatte, durfte nach den Früchten und den selbstgebackenen Brötchen greifen. Die Vielfalt wurde gepriesen, der Reichtum der vielen Kulturen auf der Veranstaltung der "Kulturwochen" als Geschenk gefeiert.

Im Arbeiter- und Immigrantenviertel Gallus leben mittlerweile 28 Nationalitäten auf engem Raum neben- und miteinander. Das geht nicht immer ohne Konflikte, und so sollte am 4. Oktober nicht nur symbolisch die Ernte eingefahren, sondern auch die Versöhnung der Völker geprobt werden. "Es gibt nur eine Erde, und die geht kaputt im Gegeneinander", formulierte Ulrich Wegner im Gottesdienst. Dezent, aber bestimmt schlug er auch Töne gegen die Übergriffe auf Ausländer und Asylanten in der Bundesrepublik an: Die Menschen sollen "als gute Nachbarn" miteinander leben.

Über allem Trubel des Erntedankfestes stand eine Botschaft: Friedliches Zusammenkommen funktioniert und macht Spaß. Egal, ob mittags im Zelt auf dem Hof der Versöhnungsgemeide miteinander gekocht und gegessen wurde oder Künstler aus aller Welt in der Kirche auftraten: Ganz nach dem Geschmack der Besucher waren Essen sowie Kulturprogramm. Und das lief fast wie geplant über die Bühne. Keine extremen Zeitverzögerungen oder technischen Pannen, wie noch am "Tag der internationalen Musik". Übung macht den Meister im Versuch, die "multikulturelle Gesellschaft zu leben".

Im Gemeindesaal entfaltete sich eine bunte Mischung: Schöpfungsgeschichten, Märchen, Tänze und Musik. Die Künstler präsentierten ihre Kulturen. Die sardische Tanzgruppe "Amicos Sardos" bot Folkloretänze und die Aztekentänzer "Matlaltotol" glänzten mit ihren prächti-

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Kurz notiert

Hans Heinrich Peters (46) wird neuer Verwaltungsdirektor des NDR. Er löst am 1. April kommenden Jahres Gunter Huckschlag ab, der nach 19 Jahren in diesem Amt in Ruhestand geht. Der promovierte Jurist Peters ist derzeit Geschäftsführer der Hanseatischen Wertpapierbörse in Hamburg.

Jörgen Koerth (44) leitet jetzt den TV- Bereich im Funkhaus Hannover des NDR. Koerth kommt von Sat 1-Regionalprogramm "Wir in Niedersachsen". Die NDR-Position war nach dem Wechsel von Peter Staisch zum geplanten Nachrichtensender n-tv vakant geworden.

Informationsbörse der Gleichstellungsstelle

HOFHEIM. Die Gleichstellungsstelle des Main-Taunus-Kreises plant für Donnerstag, 12. November, eine Informationsbörse. Die Veranstaltung in der Hofheimer Stadthalle soll sich speziell an Frauen richten, die nach einer Familienphase wieder in den Beruf zurückkehren wollen und nach Möglichkeiten suchen, sich zu qualifizieren.

Gefragt sind Informationen über Umschulungsmaßnahmen, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Erwachsenenbildung. Die Gleichstellungsstelle sucht Bildungsträger und Institutionen, die sich mit einem Infostand an der eintägigen Veranstaltung beteiligen möchten.

Interessenten können sich an Brigitte Hißnauer unter der Rufnummer 0 61 92 / 20 1-7 16 wenden. pms

Georg-August-Zinn-Schule Griesheimer Eltern gegen Ausländerhaß

GRIESHEIM. Die Elternbeiräte der Georg-August-Zinn-Schule haben in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin verurteilen sie die "Zunahme menschenverachtender Gewalt an Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern".

Die Eltern wenden sich zudem gegen die "lebensbedrohliche Eskalation" und weisen auf das friedliche Miteinander in ihrer Schule hin: Im neuen Schuljahr säßen Kinder aus 30 verschiedenen Nationen zusammen, die miteinander im Stadtteil leben und voneinander lernen. Das Zusammentreffen von unterschiedlichen Kulturen und andersartigen Gebräuchen an der Schule "führt bei uns zu keinen Konflikten". Viele Eltern erlebten die Vielfältigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Daß das weiter so bleibt, dafür wollen sich die Elternbeiräte auch in Zukunft einsetzen. mad

Scheune brannte aus, Tiere wurden gerettet

USINGEN. Mit knapper Not sind am Wochenende drei Reitpferde und eine Ziege aus einer Feldscheune am Ortsrand von Michelbach dem Feuertod entronnen. Mit einem Traktor mußte ein Ausgang für in die Panik geratenen Tiere in das Gebäude gerammt werden.

Die Scheune, in der sich auch Heu und Stroh befand, brannte aus. Die Ursache ist bisher ungeklärt. Die Feuerwehr schließt Brandstiftung nicht aus. FR

Anrufbeantworter mit Macken vor Gericht Gericht wies Klage der Käuferin gegen Händler ab

Solange nicht feststeht, daß ein Gerät schon beim Kauf defekt war, ist der Verkäufer nicht verpflichet, es wieder zurückzunehmen und den Kaufpreis zu erstatten, selbst, wenn es kurz nach Inbetriebnahme kaputtgeht. Dies entschied das Frankfurter Amtsgericht in einem am Montag veröffentlichten Urteil (Aktenzeichen: 32 C 3374 / 91-19) und wies die Klage einer Frau ab.

Die Frau hatte das Gerät aufgrund einer Annonce eines High-Tech-Import-und-Exportgeschäftes im Sommer vergangenen Jahres für 250 Mark gekauft. Als sie den Anrufbeantworter zu Hause anschloß, stellte sie kurze Zeit später fest, daß das Gerät zwar tatsächlich dem Anrufer antwortete, dessen auf Band gesprochene Nachricht jedoch nicht aufzeichnete. Nachdem sie es in einem Fachgeschäft hatte überprüfen lassen, war ihr gesagt worden, es sei "irreparabel untauglich". Sie forderte daraufhin den Verkäufer erst telefonisch, dann schriftlich auf, das Gerät zurückzunehmen.

Allein die Tatsache, daß das Gerät "nur wenige Tage nach dem Erwerb und ohne erkennbare Ursache defekt gewesen sei", so die Klägerin, spreche dafür, daß "der Mangel bereits zum Zeitpunkt der Übergabe vorhanden gewesen sei". Demgegenüber behauptet der Verkäufer, der Anrufbeantworter sei bei der Übergabe "fehlerfrei" gewesen, es sei zuvor überprüft worden. Außerdem habe er die Käuferin darauf hingewiesen, daß es sich um ein Exportgerät handele, das für den Betrieb in Deutschland nicht zugelassen ist.

Da sie sich bis heute weigere, ihn das Gerät untersuchen zu lassen, damit er es gegebenenfalls in ein gebrauchstaugliches umtauschen könne, sei der Mangel "vermutlich auf einen Bedienungsfehler zurückzuführen". Auch nach Ansicht des Gerichts hatte die Klägerin nicht beweisen können, daß der Schaden schon beim Kauf vorhanden gewesen war. Zudem, so das Gericht weiter, habe ein Sachverständiger festgestellt, daß der Anrufbeantworter selbst "einwandfrei funktioniert", lediglich das Steckernetzteil defekt sei. Bei einem solchen Billigmassenprodukt könne dies immer schnell passieren.

Um nun aber zu prüfen, ob das Netzsteckerteil schon kaputt war oder erst kaputt ging, hätte er sehr kostenaufwendige Messungen vornehmen müssen. Wegen der Kosten von rund 1200 Mark bei einem Kaufpreis von lediglich 250 Mark hatte der Sachverständige "hiervon jedoch Abstand genommen".

Das Gericht ließ auch nicht unbeachtet, daß die Frau durch den Kauf eines neuen Netzsteckerteils zum Preis von 15 bis 20 Mark ihren Anrufbeantworter wieder in Betrieb hätte nehmen können. "Nach alledem", so das Gericht, "konnte die Klage keinen Erfolg haben." sol

Tanz um ein heißes Thema

BAD HOMBURG. Ein brandheißes Thema greift die Kölner Theatergruppe "Comic On" mit ihrem Stück "Denn sie wissen nicht, was sie tun" auf. Das Rock- Theaterstück über Jugendbanden, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit wird am Freitag, Oktober, um 20 Uhr im Kulturtreff E- Werk in der Wallstraße 24 aufgeführt. Der Eintritt ist frei.

Eddy Buntspecht, Reporter bei "Radio Total Bockdrauf", schleicht sich auf der Suche nach einer Live-Reportage bei der Jugendgang "Six Packs" ein. Die "Six Packs", das sind Paco, der Spanier, Loutsa, die Griechin, sowie Brille und Pommes. Letzterer findet heraus, daß Eddy vom Radio ist.

Währenddessen begeht Brille im Revier der Black Lions, einer anderen Jugendbande, einen Einbruch. Es kommt zu einem Kampf der beiden Gangs. Plötzlich gibt es auch noch Schwierigkeiten mit Loutsa . . .

Das Tanztheater wird begleitet von Film und Dia-Projektionen. Im Anschluß an die Aufführung diskutieren die Schauspieler mit dem Publikum über "Jugend und Gewalt". In der Theatergruppe "Comic On" spielen freie professionelle Schauspieler mit zum Teil langjähriger Bühnen-Erfahrung. teb

Midi-Crash

FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte erlebten zum Wochenauftakt Kurseinbrüche, wofür vor allem die anhaltenden Währungsturbulenzen verantwortlich gemacht wurden. Einen kräftigen Aufschwung verzeichneten hingegen öffentliche Anleihen am Rentenmarkt. Deren Kurse kletterten in der Spitze um fast eine Mark. Dementsprechend knickte die Durchschnittsrendite ein. Sie lautete auf 7,56 nach zuvor 7,66 Prozent. Die Rendite erreichte damit das niedrigste Niveau seit Ende 1989. Damals begann in Deutschland mit dem Zusammenbruch der DDR der Zinsanstieg. Die Bundesbank schleuste zum Ausgleich Titel im Nennwert von 236,7 Millionen Mark in den Rentenmarkt.

So stark bergab wie seit langem nicht mehr ging es mit den Dividendenpapieren. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1424,40 Punkten um 3,6 Prozent niedriger als am Freitag und erreichte ein Jahrestief. Deutliche Verluste mußten vor allem Titel von Firmen hinnehmen, die stark im Geschäft mit dem Ausland engagiert sind, was sich aus trüberen Exportaussichten wegen Dollar- und Pfundschwäche erklärt. Mit die schwersten Einbußen verzeichneten denn auch Autowerte. Daimler waren um 29, BMW um 22 und VW um 16,80 Mark gebremst. Siemens rutschten 19,10 Mark ab. Unter den Finanztiteln fielen Allianz mit einem Minus von 85 Mark, allerdings ex Dividende, auf. Deutsche Bank verloren 16,80 Mark.

Während bei den konsumnahen Werten Karstadt glimpflich davonkamen, büßten Kaufhof 21,50 Mark ein.

Juden machen auch Politiker haftbar Bubis: Rassistische Gewalttäter fühlen sich durch Bonner Asyldebatte ermuntert

BONN, 5. Oktober (Reuter/AFP). Schwere Vorwürfe hat der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, wegen der ausländerfeindlichen Gewalttaten gegen Politiker und Bundesregierung gerichtet. Der Neuen Westfälischen Zeitung (Bielefeld) sagte er, manchmal könne der Eindruck entstehen, daß die Regierung die jetzige Situation gewollt provoziert habe. Seit Monaten versäumten Politik und Staatsgewalt, gegen rassistische Gewalttäter vorzugehen. Bubis warnte davor, daß Juden wieder auswandern müßten.

Statt die Gewalt zu bekämpfen, habe sich die Politik auf eine Asyldebatte konzentriert, die nichts bringe, außer daß die Gewalttäter das Gefühl bekämen, ihre Taten brächten die Politiker endlich zum Handeln, sagte Bubis. Durch den Anschlag auf die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen hätten die rassistischen Taten eine besondere Qualität erhalten. Den Stuttgarter Nachrichten sagte Bubis, die Stimmung in der Bevölkerung werde angeheizt von einigen tausend Krawallmachern. Diese würden durch den politischen Kurswechsel ermuntert, weiter Druck zu machen.

Die Bundesregierung wies am Montag die Vorwürfe von Bubis zurück. Sie brauche sich nicht vorhalten zu lassen, daß sie etwas versäume, sagte Regierungssprecher Dieter Vogel. Bubis habe "eine etwas eigenartige Vorstellung" von den Möglichkeiten, die eine Bundesregierung habe. Sie habe von Anfang an die Gewalttaten scharf verurteilt. Die konkreten Schritte lägen bei den Bundesländern.

Die israelische Erziehungsministerin Schalamit Aloni äußerte gegenüber Bundesjugendministerin Angela Merkel am Montag in Bonn die Sorge ihres Landes über die Welle der Gewalt gegen Ausländer. Beunruhigt sei man in ihrem Land sowohl über die Gewaltaktionen junger Menschen als auch über den Beifall aus breiten Schichten der Bevölkerung, sagte sie nach Angaben des Ministeriums. Vor allem die Schändung jüdischer Gedenkstätten lasse alte Ängste in Israel aufkommen. Frau Merkel verurteilte die Ausschreitungen und antisemitischen Anschläge, die sie wie viele Deutsche beschämten.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Nekker, hat von den Unternehmern eine "Offensive gegen Fremdenfeindlichkeit" verlangt. Gleichzeitig warnte er am Montag in Köln abermals vor verheerenden Auswirkungen von Fremdenfeindlichkeit auf die Wirtschaft. Deutschland drohe eine "wirtschaftliche und politische Isolierung". Die Wirtschaft werde international nicht nur nach der Qualität ihrer Produkte, sondern auch nach dem Umgang mit "unseren Mitbürgern und unseren Problemen" beurteilt.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) befürchtet, daß die "innenpolitisch hochexplosive Gemengelage der Ausländer-, Asyl- und Aussiedlerprobleme" noch lange Zeit anhalten werde. Auf der Jahrestagung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin warnte er jedoch am Montag davor, sich angesichts der Probleme bei der Vereinigung zu sehr nach innen zu wenden. Als Wirtschafts- und Kulturnation müsse Deutschland "weltweit offen bleiben".

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

"Zum Personaleinsparen ist die Feuerwehr ungeeignet" Personalrat diskutiert mit Magistrat über Stellenabbau

Feuerwehrchef Günter Burbaum und sein Vorgänger Ernst Achilles werden ihre Ankündigung, gemeinsam gegen die Personalpolitik des Magistrats zu demonstrieren, vorerst nicht realisieren. Der Personalrat der Branddirektion hat den für diesen Monat angekündigten Protestmarsch verschoben. Die Mitarbeitervertretung hofft nämlich, den geplanten Personalabbau von 100 auf 88 Prozent der Sollstärke noch auf dem Verhandlungswege stoppen zu können.

Zum Wochenanfang erfuhren alle sieben Feuerwachen, die Abteilungen und die Sachgebiete in einem Schreiben des Personalrates, der Druck auf den Magistrat solle zunächst nicht durch öffentliche Aktionen verstärkt werden. Das Gremium stehe nämlich im Dialog mit dem Personaldezernenten und vor Dezember sei mit einer Entscheidung nicht zu rechnen.

Bei Personalversammlungen Anfang September hatten die Mitarbeiter der Branddirektion ihre Vertretung einmütig mit der Organisation einer Demonstration im Oktober betraut. Falls der Magistrat auf seinem Beschluß beharre, auch bei der Branddirektion Stellen zu streichen, sollten auf dem Römerberg die negativen Konsequenzen für die öffentliche Sicherheit deutlich gemacht werden.

Günter Burbaum bekräftigte am Montag gegenüber der FR seinen Standpunkt, daß die Feuerwehr aus Sicherheitsgründen "denkbar ungeeignet" sei, um Personal zu sparen. Der Leitende Branddirektor erinnerte an die ohnehin angespannte Lage auf den Löschzügen, die personell aufgestockt werden müßten, anstatt sie noch weiter auszudünnen.

Auf den Feuerwachen versehen rund 500 von derzeit 950 Brandschützern ihren Dienst. Beim Vorbeugenden Brandschutz und in der technischen Abteilung, so Burbaum ergänzend, gebe es gleichfalls keine personellen Reserven.

Aus dem Büro von Personaldezernent Vandreike verlautete, es sei nicht geplant, die Stellen bei der Branddirektion nach der "Rasenmähermethode zu beseitigen. Eine Situation, die die Brandsicherheit gefährdet, wird es nicht geben", meinte Lothar Schäfer, der Referent des Stadtrats. Wenn eine Ausnahmeregelung für die Branddirektion bejaht werde, dann müsse der Magistrat die betroffenen Stellen im einzelnen genehmigen, denn im Grundsatz gelte sein Sparbeschluß vom Mai für die gesamte Stadtverwaltung. habe

Krupp denkt an Eko-Rückzug Bochumer halten Abkommen für hinfällig / Treuhand: Alles klar

spi BOCHUM. Konfusion wegen der geplanten Übernahme von Eko Stahl in Eisenhüttenstadt durch Krupp: Während die Treuhandanstalt glaubt, ihr Verwaltungsrat werde am 15. Oktober die Privatisierung wie vorgesehen absegnen, haben die Kruppianer offenbar die Freude an diesem Engagement verloren. Die Misere in der Stahlbranche sowie Verluste in dreistelliger Millionenhöhe in der eigenen Profilstahlproduktion scheinen diese Tendenzen zu verstärken. Hinzu kommt die Hängepartie der Konzern-Fusion von Krupp und Hoesch, die für zusätzlichen Kummer sorgt. Das zuständige Registergericht hatte die Verschmelzung aufgrund von Einsprüchen von Kleinaktionären zunächst einmal gestoppt.

Wie in gut informierten Krupp-Kreisen zu hören ist, betrachten die Bochumer das am 27. Februar dieses Jahres paraphierte Eko-Übernahme-Abkommen inzwischen als hinfällig. Begründet wird dies mit ständigen Rückzugsaktionen der Breuel-Behörde. Die Treuhand habe zwei komplett bis zur Unterschriftsreife ausgehandelte Verträge jeweils "eine Minute vor zwölf" wieder gekippt.

Zum letzten Mal sei dies am 16. September geschehen. Da hätten die Berliner überraschend mitgeteilt, das von ihnen selbst erst Mitte August entwickelte Beteiligungsmodell lasse sich aus rechtlichen Gründen doch nicht verwirklichen. Dieser Plan sah vor, daß die Treuhand - und damit der Bund - als Minderheitsgesellschafter direkt bei Eko mit einsteigt. Krupp Stahl verweist darüber hinaus verärgert auch auf die ungewöhnliche Länge des Privatisierungsverfahrens von nunmehr gut einem Jahr.

Gerungen wurde in den vergangenen Monaten vor allem um eine Finanzierungslücke in Höhe von 350 Millionen Mark, die durch Subventionen gestopft werden soll. Mit diesem Geld will Eko eine sogenannte Dünnband-Gießanlage bauen. Dieses neue, großtechnisch aber noch wenig erprobte Verfahren soll zwischen einen neuen Elektro-Schmelzofen und ein Kaltwalzwerk geschaltet werden, um eine moderne Produktion "aus einem Guß" vom Rohstahl bis zum Walzstahl- Fertigerzeugnis zu erhalten. Die Mittel für die insgesamt fälligen Investitionen in Eisenhüttenstadt werden auf 1,1 Milliarden Mark geschätzt.

Nur 400 Millionen davon will Krupp aufbringen. Den Löwenanteil soll wegen der damit verbundenen Risiken die öffentliche Hand übernehmen. Es geht dabei immerhin um die langfristige Sicherung von rund 3500 der jetzt noch 8000 Arbeitsplätze. Die gesamte Region dort ist weitgehend von Stahl abhängig.

Die Treuhand hat nun in der vergangenen Woche überraschend ein neues Angebot unterbreitet, nachdem zuvor Krupp den Abbruch weiterer Verhandlungen signalisiert hatte. Danach soll jetzt der Bundeswirtschaftsminister über die Treuhand mit 300 Millionen Mark einspringen. Weitere 50 Millionen will nun doch das Land Brandenburg zuschießen. Potsdam hatte bislang jedes direkte Eko-Engagement ausgeschlossen.

Offen erscheint gegenwärtig aber immer noch, ob die EG-Kommission die Subventionen in dieser Höhe tatsächlich billigt. Die westdeutsche Stahlindustrie hat sich mehrfach strikt dagegen ausgesprochen. Heinz Kriwet, Vorstandschef von Branchenprimus Thyssen, hat den Standort Eisenhüttenstadt kürzlich sogar "als überflüssig wie einen Kropf" bezeichnet und eine formale Beschwerde in Brüssel angekündigt, wenn Staatsgelder in der geplanten Form fließen. Volkswirtschaftlich, heißt es bei der Wirtschaftsvereinigung Stahl, sei die Eko-Produktion von künftig gut einer Million Tonnen problemlos durch die vorhandenen Kapazitäten im Westen aufzufangen.

Treuhand-Sprecher Wolf Schöde gibt sich weiterhin optimistisch: "Einem Abschluß der Eko-Privatisierung steht aus unserer Sicht nichts mehr im Wege. Die schwierigen Finanzierungsfragen sind gelöst. Die entscheidenden Endverhandlungen sind geführt. Wir gehen davon aus, daß die EG den gefundenen Hilfen zustimmen wird. Wir haben ein Ergebnis, das an Klarheit, Einfachheit und Transparenz jede gewünschte Einsicht bietet."

Vdk-Sprechstunde GROSSKROTZENBURG. Seine Sprechstunden hält der VdK am Mittwoch, 7. Oktober, um 16 Uhr im Theodor Pörtner Haus ab. Des weiteren erinnert die Ortsgruppe an ihren Ausflug in den Steigerwald. Die Abfahrt ist am Donnerstag, 15. Oktober, um 9 Uhr am Rathaus.

Therapie mit Erfolgschancen

Von Peter Ziller (Bonn)

Die Gesundheitspolitiker von Union, FDP und SPD haben gute Arbeit geleistet. Ihr Rezept zur Genesung des an finanzieller Schwindsucht leidenden Gesundheitssystems weckt Hoffnungen. Endlich wird zu Mitteln gegriffen, die fragwürdige Bündnisse von Interessengruppen und Parteien bisher in den Giftschrank verbannt hatten. Die geplante Therapie vertraut auf mehr Anreize und Wettbewerb, wo dies möglich ist. Sie setzt auf Zwang, wo es an Einsicht mangelt.

Erfolg winkt, er ist jedoch keineswegs sicher. Dem durch die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat begünstigten Kompromiß müssen die Fraktionen im Bundestag erst noch zustimmen. Was bei der SPD kein Problem sein dürfte, setzt bei Union und FDP Überzeugungsarbeit voraus. Die FDP hat nur verloren. Lahnstein war Exerzierfeld für eine denkbare große Koalition. Keine gute Konstellation für die Liberalen; ihre Stimmen wurden nicht benötigt.

Die große Sach-Koalition läßt die Sozialdemokraten als gestaltungsfähige, mit sozialem Augenmaß handelnde Reformer dastehen. Von der Tagesordnung verschwunden ist hingegen das zentrale Anliegen der Markt-Liberalen. Sie wollten in der Gesundheitsversorgung das Verhältnis von Solidarität und Subsidiarität (gemeint ist hier die finanzielle Verantwortung des einzelnen) neu bestimmen.

Mit der Absage an gesondert vom Patienten zu bezahlende Wahlleistungen beim Zahnersatz scheiterte der Einstieg in die Zweiklassenmedizin. Die Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Krankenversicherung garantiert weiterhin mehr als nur eine Grundversorgung. Niemand muß eine Zusatzversicherung abschließen, um sich vor happigen Extrarechnungen von Zahnärzten zu schützen.

Dem Einspruch der Sozialdemokraten fiel der größere Teil einer erheblich erweiterten Selbstbeteiligung zum Opfer. Die Zuzahlung beim Krankenhausaufenthalt bleibt auf 14 Tage begrenzt; die Anhebung um eine beziehungsweise zwei Mark fällt moderat aus. Was noch wichtiger ist: Der Selbstbehalt bei den Rezeptkosten wurde auf Druck der Opposition so umgestaltet, daß er leichtfertiges Verordnungsverhalten von Ärzten und skrupellose Marketingstrategien der Pharmaindustrie in erträglichere Bahnen lenkt.

Gesundheitsminister Horst Seehofer gehört dem Arbeitnehmerflügel der Union an. Er kann mit den meisten Korrekturen an seinem Gesetzesentwurf leben. Nach außen muß er freilich für die richtige Optik sorgen. Deshalb betont der CSU-Mann, es bleibe bei einem Opfer der Patienten von gut drei Milliarden Mark, während die SPD deren zusätzliche Belastung mit einer Milliarde angibt. Wer näher an der Wahrheit liegt, kann erst in den kommenden Tagen geprüft werden. Der ausgehandelte Kompromiß ist noch nicht in Mark und Pfennig bilanziert.

Nun besteht die Chance, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen einzudämmen. Arbeitnehmer und Betriebe laufen nicht länger Gefahr, von den Leistungsanbietern im Gesundheitswesen via Kassenbeiträge um ihren Anteil am zusätzlich erwirtschafteten Sozialprodukt gebracht zu werden. Die Sätze der Kassen sind höher denn je, gleichwohl droht im laufenden Jahr ein Defizit von zehn Milliarden Mark. Krankenhäuser, Ärzte und Arzneimittelhersteller langten in den vergangenen Monaten maßlos zu und gönnten sich überwiegend zweistellige Einnahmesteigerungen. Mit zunehmender Morbidität, medizinischem Fortschritt oder ungünstigerer Altersstruktur ist dies nicht zu rechtfertigen. Erneut nutzten vielmehr Leistungsanbieter den kardinalen, dem Gedanken der Solidarität geschuldeten und deshalb hinzunehmenden Mangel des Systems aus. Der Kranke "spürt" die von ihm verursachten Kosten nicht; es zahlt ja die Gemeinschaft der Versicherten.

Die nun verabredete Reform zielt auf Abhilfe ohne unvertretbare Abstriche am Sozialversicherungsprinzip. Eine an der Packungsgröße orientierte Selbstbeteiligung bei Medikamenten ist ein richtiger Ansatz. Die von der Industrie lancierte und von Ärzten vollzogene Verschreibung von Großpackungen, deren Inhalt oft auf dem Müll landet, kann so begrenzt werden. Die kostendämpfende Wirkung angestrebter Positivlisten - die aus politischen Gründen anders heißen - kann so "an der Basis" abgestützt werden.

Überfällig ist die Organisationsreform. Warum sollte Arbeitern der Zugang zu preiswerteren Ersatzkassen verstellt sein? Kassen, die vor allem überdurchschnittlich gut Verdienende und unterdurchschnittlich häufig Erkrankende in ihren Reihen haben wollen, taugen nur aus Sicht ihrer privilegierten Mitglieder. Auch der überregionale Ausgleich unterschiedlicher Risikostrukturen mußte kommen. Er ist Voraussetzung für mehr Wettbewerb unter den Kassen. Auch beschneidet er Standortvorteile im ohnehin reicheren Süddeutschland.

Ohne die große Sach-Koalition wäre der geballte Widerstand der Ärzte, Krankenhäuser, Zahntechniker, der Pharmaindustrie, Krankenkassen und Landespolitiker gegen vernünftige Reformen nicht zu brechen. Seehofer und die Gesundheitspolitiker haben dies erkannt. Bleibt zu hoffen, daß die Parteistrategen die verabredete Radikalkur nicht abbrechen.

Schulgebäude erhält Fenster aus Isolierglas

RODGAU. Die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule für behinderte Kinder wird weiter zügig ausgebaut. Der Kreisausschuß hat ein Fachunternehmen beauftragt, für insgesamt 186 000 Mark Isolierglasfenster mit Holzrahmen in den Neubau sowie auch in teilweise in den alten Trakt einzusetzen.

Die Arbeiten sollen laut Landrat Josef Lach noch vor dem Wintereinbruch abgeschlossen werden. Der weitere Innenausbau könne dann in geschützten Räumen fortgesetzt werden. fin

Stadt verteilt Papiersäcke für Grünabfallsammlung

DIETZENBACH. Das städtische Amt für Umwelt, Tiefbau und Abfallwirtschaft gibt von Montag, 12. Oktober, an kostenlos Papiersäcke für die Sammlung von Grünabfall aus. Die Säcke, von denen jedem Haushalt maximal fünf zustehen, sind im Bauhof an der Max-Planck-Straße, im Amtsgebäude am Theodor-Heuss- Ring sowie am Informationsschalter des Rathauses erhältlich.

Die Sammlung des Gartenabfalls, der kompostiert wird, beginnt am Dienstag, 20. Oktober. Zunächst wird in Steinberg, im Starkenburgring sowie in der Rodgau-, Tal-, Dreieich-, Birken-, Flur- und der Auestraße abgefahren. Am Mittwoch, 21. Oktober, folgen die Frankfurter Straße und das gesamte westliche Wohngebiet bis zur Lindenstraße. Am Donnerstag, 22. Oktober, sind Innenstadt, Lindenstraße und Gewerbegebiet an der Reihe.

In den Wohngebieten Wingertsberg und Hexenberg sowie an den abgelegenen Häusern wird der Gartenabfall am Freitag, 23. Oktober, abgeholt.

Die Gartenbesitzer können Äste und Strauchwerk auch gebündelt an den Straßenrand legen. Grünabfall in Plastiksäkken oder Kisten wird vom Abfuhrunternehmen nicht mitgenommen. fin

Heilige Freizeit

Leute, macht länger Urlaub, Eure innere Uhr wird es Euch danken.

Kommt doch gestern ein Kollege in die Redaktion und fragt mich mit kugelrunden Augen: "Bist Du nicht im Urlaub?" - "Wieso, bist nicht Du im Urlaub?" Das Ende seiner Freizeit sollte mit dem Beginn der meinen zusammenfallen. Des Rätsels - vordergründige - Lösung: Er hatte bereits nach zwei Wochen diese innere Unruhe, am Montag gehe es wieder los.

Nach einigen klärenden Worten wurde klar: Er hatte im Gegenteil noch gar nicht zu jener inneren Ruhe gefunden, deretwegen man mal von der Arbeit Abschied nehmen soll; sogar in Tarifverträgen steht derlei als Begründung, ja nicht fremdzugehen . . Ihr Bastian

Es gibt Knöllchen beim Parken auf Gehweg

DIETZENBACH. Das Ordnungsamt weist darauf hin, daß von nun an alle Autofahrer, die ihren Wagen auf Gehwegen in den beiden Gewerbegebieten parken, mit saftigen Knöllchen rechnen müssen. Die städtischen Hilfspolizisten werden verstärkt auf Kontrollgang sein. In der Regel ist ein Verwarnungsgeld von 30 Mark fällig. Wie der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Rudi Venuleth sagte, habe die Stadt in den Gewerbegebieten - anders als im übrigen Stadtgebiet - ein Auge zugedrückt. Doch damit sei es vorbei. Die Gehwege müßten auch frei bleiben, damit eine Kehrmaschine eingesetzt werden könne. Nach einer Satzungsänderung kassiert die Stadt von den Firmen des Gewerbegebietes dafür Gebühren. fin

Fußball

Eint. Frankfurt - VfB Stuttgart 4:0 (1:0) Frankfurt: Stein - Binz - Roth, Bindewald - Okocha (46. Bein), Penska, Wolf, Weber, Studer - Kruse (83. Reis), Yeboah.

Stuttgart: Immel - Dubajic - Buchwald, Schäfer - Buck (72. Golke), Sverrisson, Strunz, Kögl, Frontzeck - Walter, Gaudino (46. Knup).

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 1:0 Yeboah (33.), 2:0 Yeboah (61.), 3:0 Kruse (64.), 4:0 Studer (80.).

Zuschauer: 25 000.

Gelbe Karten: Kruse - Sverrisson, Schäfer, Strunz.

Dietzenbach verzichtet auf Gebührenerhöhung

DIETZENBACH. Die Gebühren für Müllabfuhr und Abwasserbeseitigung sollen 1993 nicht angehoben werden. Das kündigte Erster Stadtrat Lothar Niemann an. Zwar sei bei der Müllabfuhr mit einem Fehlbetrag von etwa 33 500 Mark zu rechnen, doch der Aufwand, für eine Gebührenerhöhung die Satzung zu ändern, sei zu groß. Ähnlich verhalte es sich bei der Abwasserbeseitigung mit Defiziten von fast 21 000 Mark bei der Gebühr nach Frischwasserverbrauch sowie von fast 118 000 Mark bei der Gebühr nach der bebauten Grundstücksfläche. Aber der Verwaltungsaufwand rechtfertige keine Gebührenänderung. fin

Land beteiligt sich am Parkplatzumbau

SELIGENSTADT. Das Land Hessen beteiligt sich mit einem Zuschuß von 150 000 Mark an der Umgestaltung des Parkplatzes vor dem Seligenstädter Amtsgericht. Weil das Gerichtsgebäude umgebaut und erweitert wird, machte das Regierungspräsidum in Darmstadt zur Auflage, vor dem Komplex neun zusätzliche Stellplätze zu schaffen. Über die Finanzierung der Parkplatzumgestaltung schlossen die Stadt Seligenstadt und das Land Hessen - beide besitzen dort Grundstücke - kürzlich einen Vertrag ab. Die Stadt wird voraussichtlich etwa 280 000 Mark zahlen müssen.

Das Stadtparlament hatte den Magistrat bereits im Sommer vergangenen Jahres beauftragt, einen Plan für eine Parkplatzumgestaltung vorzulegen und die Kosten abzuschätzen. fin

Waldspielplatz

SELIGENSTADT. Der Magistrat hat sich entschieden, einen Waldspielplatz am alten Zellhäuser Weg unweit des Sportgeländes zu errichten; nach Absprache mit dem Forstamt und der Unteren Naturschutzbehörde. Mit diesem Vorhaben wird sich noch der Jugend- und Sozialausschuß beschäftigen. fin

CDU regt eine Betriebskita an

LANGEN. Die CDU-Fraktion bittet den Magistrat zu prüfen, ob eine städtische Betriebs-Kindertagesstätte eingerichtet werden kann.

Dies sollte unter Beteiligung des Amtsgerichts, des Finanzamts, des Arbeitsamts und der Post geschehen. Davon erhoffen sich die Christdemokraten, Engpässe abzubauen. Die Zusammenarbeit mit den Behörden würde dann ihrer Meinung nach Kosten sparen. dac

Neuer Ausbildungsgang mit viel Praxis

GRÜNDAU. Die Firma Möbel Walther hat unter dem Namen "Betriebswirt BA" einen neuen Ausbildungsgang im Unternehmen eingerichtet. Die Bewerberinnen und Bewerber für die neue Qualifikation werden innerbetrieblich geschult und besuchen außerdem die Berufsakademie in Frankfurt am Main. Die Ausbildungsdauer beträgt nach Angaben des Unternehmens drei Jahre und sei vom Lerninhalt vergleichbar mit einem Studium der Wirtschaftswissenschaften an Fachhochschulen und Universitäten.

Der Vorteil gegenüber einem klassischen Studium besteht nach Auskunft eines Firmensprechers im Praxisbezug während der Ausbildung. Nach dem Abschluß könnten die Absolventinnen und Absolventen eine verantwortungsvolle Position im Haus übernehmen. Voraussetzung für die Ausbildung mit Abschluß "Betriebswirt BA" ist das Fachabitur oder die Allgemeine Hochschulreife. schu

Kleine FR

Stillgruppe trifft sich DIETZENBACH. Die Stillgruppe trifft sich wieder am Montag, 12. Oktober, 14.30 Uhr, in den Räumen der Familienbildungsstätte an der Wiesenstraße, danach erst wieder am Montag, 26. Oktober, zur gleichen Zeit. Näheres unter 06074 / 98379. Küche wird modernisiert DIETZENBACH. Die Küche im Restaurant des Bürgerhauses wird Anfang nächsten Jahres modernisiert. Der Fußboden muß abgedichtet und versiegelt werden, weil Feuchtigkeit bis zur darunterliegenden Kegelbahn gelangt. Die Kosten: rund 32 000 Mark. Eine neue Fassade DIETZENBACH. Das Altenwohnheim erhält für rund 72 000 Mark eine neue Fassade, hat der Magistrat beschlossen. Elektro-Installation in Kläranlage DIETZENBACH. Zur Verbesserung der gesamten Elektro-Installation in der Kläranlage werden für 60 000 Mark zwei neue Schaltschränke eingebaut. Umbau der Kindertagesstätte DIETZENBACH. Die Kindertagesstätte am Starkenburgring soll umgebaut werden. Vom Parterre soll eine Innentreppe zum ersten Obergeschoß führen, das bislang nur von außen zu erreichen ist. Der Auftrag für die Arbeiten beläuft sich auf 43 000 Mark. Ausschuß diskutiert über Gebühren MAINHAUSEN. Mit der Änderung der Satzungen für Wasser- und Abwassergebühren beschäftigt sich der Haupt- und Finanzausschuß der Gemeinde am Dienstag, 13. Oktober, 20.30 Uhr, im Rathaus Mainflingen. Natursteinpflaster in der Altstadt SELIGENSTADT. Die Kleine Maingasse und die Römerstraße erhalten ein Natursteinpflaster. Der Magistrat vergab den Auftrag. Die Stadtwerke beteiligen sich mit 98 000 Mark an den Kosten. Aus dem städtischen Etat werden rund 277 000 Mark beigesteuert. Selbstverteidigung - noch Plätze frei DIETZENBACH. Für die am Donnerstag, 22. Oktober, beginnenden Kurse "Wendo - Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen" bietet die Stadt Dietzenbach noch freie Plätze an. Anmeldungen nehmen Frauenbeauftragte Ute Beuster (06074 / 301 240) und Jugendpflegerin Dagmar Dörner (06074 / 31494) entgegen. Bahnen frei beim Minigolf RODGAU. Die beiden Minigolfplätze in Jügesheim Am Wasserturm und in Dudenhofen in der Bleichstraße bleiben mindestens bis zum Ende der Herbstferien geöffnet. Werktags ab 14 Uhr und sonntags ab 10 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit können die Schläger geschwungen werden. Schlemmereien aus Belgien RODGAU. Die Nachfrage nach Spezialitäten aus der belgischen Küche ist so groß, daß das TSV-Restaurant "Kaminstubb" in dieser Woche auf den Ruhetag verzichtet und auch heute, 8. Oktober, geöffnet bleibt. Die beiden Köche aus Dudenhofens Partnerstadt Nieuwpoort brutzeln im Rahmen der "Belgischen Woche" noch bis Freitag, 9. Oktober, jeweils ab 18 Uhr Landestypisches. Geldschein und Fahrräder gefunden RODGAU. Ein schwarz-grünes Fahrrad der Marke "MTB Clipper" wurde in Jügesheim gefunden, ein "Fischer"-Herrenrad in der Werrastraße und zwei rote Damenräder Am Mittelpfad in Weiskirchen. Ein Geldbeutel lag herrenlos am Ostring im Jügesheim und am Bahnhof Dudenhofen - ein einzelner Geldschein; in welcher Höhe, will das Fundbüro im Rathaus nicht verraten.

Mit Drainage wird Friedhof trocken gelegt

SELIGENSTADT. Eine Fachfirma wird im neuen Friedhof der Stadt eine Drainage verlegen. Die Arbeiten sind notwendig, weil sich am südwestlichen Rand des Friedhofs Grundwasser sammelt. Das Wasser wird außerhalb des Gottesackers in eine bereits vorhandene Leitung fließen, die bis zum Main führt. Die Kosten betragen etwa 600 000 Mark, 120 000 Mark mehr als eingeplant. Deshalb muß das Parlament noch gefragt werden. Die Bauzeit schätzt der Magistrat auf etwa drei bis vier Monate. fin

Neue Kontakte zu Tarsus geknüpft

LANGEN. Schüler und Schülerinnen des Dreieich-Gymnasiums haben bei einer Klassenfahrt in die türkische Partnerstadt erste Kontakte mit dem staatlichen Gymnasium "Tarsus Lisesi" geknüpft.

Wie Mehmet Canbolat, Mentor der Städtefreundschaft zwischen Tarsus und Langen, berichtete, ist dabei der Wunsch nach einer Schulpartnerschaft aufgetaucht. Die 16 Jugendlichen waren acht Tage in Tarsus. dac

Kallweit denkt an Wahlkampf FDP verspricht jetzt, Lärm zu bekämpfen

GRIESHEIM. Gegen den "zunehmenden Schwerlastverkehr" im Stadtteil möchte der FDP-Ortsverband Westliche Stadtteile vorgehen. Ihr Vorsitzender, Michael Kallweit, schlägt "ein ganzes Bündel" von Verbesserungen vor, um gerade ältere Menschen und Kinder von dem "unzumutbaren Lärm" zu verschonen. Rot-grüne Ortsbeiräte und Stadtverordnete hätten bei diesem Problem "völlig versagt".

Kallweit fordert für Griesheim eine "lärmschutzdämmende Zone": Am Rand der Siedlung Neufeld im Norden Griesheims soll "schnellstens" die vom Magistrat versprochene Lärmschutzwand entlang der A 5 Frankfurt - Kassel gebaut werden. Weiter wird in der Pressemitteilung vorgeschlagen, den Lärmschutzwall für die Mainzer Landstraße im Bereich zwischen A 5 und Elektronstraße zu erweitern.

Außerdem soll es ein "grundsätzliches Durchfahrtverbot" für Lastwagen über 7,5 Tonnen im südlichen Griesheim und in Alt-Griesheim geben. Eine "umfangreiche internationale Zielbeschilderung" könne die Zufahrt zum Griesheimer Gewerbegebiet regeln. Die aus der City kommenden Brummis würden dann ab der Galluswarte nur noch über die Mainzer Landstraße in die Straße "In der Schildwacht" abbiegen. Lastzüge aus Richtung Kelsterbach oder Schwanheim könnten künftig zu den Werkstoren "über die in Kürze fertiggestellte Anbindung Schwanheimer Brücke / Mainzer Landstraße" gelangen und den westlichen Teil der Lärchenstraße befahren.

Damit der Schwerverkehr das Gewerbegebiet verlassen kann, sieht die FDP nur noch zwei Möglichkeiten vor: "In der Schildwacht" und durch die westliche Lärchenstraße. Kallweit kündigte an, mit der Forderung nach einer "lärmschutzdämmenden Zone" für Griesheim in den Kommunalwahlkampf 1993 zu gehen. mad

Blende '92: Treppauf . . . - die Alte Oper aus der Froschperspektive

Schwimmkursus für Erwachsene in Bad Orb

BAD ORB. Einen Schwimmkursus für Erwachsene bietet die Kurverwaltung Orb an. Er beginnt am 2. November und findet jeweils montags und mittwochs um 19 Uhr statt.

Informationen und Anmeldungen imLeopold-Koch-Bad, telefonische Auskünfte unter 0 60 52 / 8354. jan

Springreiten, Senioren Knecht und Kupf siegten

Bei den Meisterschaften des Hessischen Senioren Springreiter-Clubs in Rüsselsheim-Haßloch gewann Heinz Knecht (Biblis) auf Waldfee die "Kleine Tour" und Heinz Kupf (Waldmichelbach) auf Jessica die "Große Tour". prd

Gegenwehr von Frauen an Fassaden projiziert

Frauen, die sich zur Wehr setzen, werden ab heute im Rahmen der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" überlebensgroß an Häuserfassaden projiziert. Gemeinsam mit dem Verein "Frauen in bewegung" hat die Frankfurter Fotografin Gabriele Dietrich typische Angriffssituationen und die Reaktionen darauf in rund 100 Dias nachgestellt.

Am Dienstag ist die Serie am Betriebsgebäude der Stadtwerke in der Konrad- Adenauer-Straße zu sehen, am Mittwoch, 7. Oktober, und am Freitag, 9. Oktober, dient das Gebäude Kaiserstraße 59 als Projektionsfläche. Am 8. Oktober werden die wehrhaften Frauen in der Walter-Kolb-Straße 9-11, dem Sitz des Frauenreferats, zu sehen sein, Aufführungsbeginn jeweils 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr.

Außderdem lädt im Rahmen der Kampagne die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen für Mittwoch, 7. Oktober, zu einer "informativen Fahrt mit der U-Bahn quer durch Frankfurt" ein. Treffpunkt 20.30 Uhr an der David-und- Goliath-Skulptur an der Hauptwache. ft

Froschhäuser haben den Kanal voll

SELIGENSTADT. Das Kanalnetz in der Wald- und Schulstraße sowie am Sandborn und in der Hanauer Landstraße ist großen Wassermassen nicht mehr gewachsen. Bei den starken Regenfällen im Spätsommer kam es immer wieder zu Rückstaus in diesen Froschhäuser Ortsteilen. Bereits 1991 waren die Leitungen untersucht worden - mit dem Ergebnis, daß die Sanierung des Kanalnetzes etwa 4,9 Millionen Mark kosten würde. Die Stadtwerke, die in diesem Jahr bereits 500 000 Mark für dringend erforderliche Arbeiten investiert haben, wollen 1993 erneut eine Million Mark lockermachen, um die Situation zu verbessern.

Laut Bürgermeister Rolf Wenzel sind zweistellige Millionenbeträge erforderlich, um die Kanäle im gesamten Stadtgebiet zu sanieren. Das sei nicht von heute auf morgen möglich. fin

Zebrastreifen in der Bergstraße gefordert

BAD VILBEL. Der Kinderschutzbund fordert die Einrichtung eines Zebrastreifens über die Bad Vilbeler Bergstraße. In Höhe der Treppe zum Grünen Weg solle so den Mädchen und Jungen, die den evangelischen Kindergarten und die Stadtschule besuchen, das Überqueren der Bergstraße erleichtert werden. Durch diese Straße führt der empfohlene Schulweg für die Kinder aus dem Wohngebiet Niederberg und nicht, wie irrtümlich berichtet, durch den Höhenweg. kop

Bäume mit bremsender Wirkung In Froschhausen soll's verkehrsberuhigter werden

SELIGENSTADT. Bereits an den Ortseinfahrten von Froschhausen sollen an den Straßenrändern Bäume gepflanzt werden. Sie sollen die Autofahrer dazu zwingen, mit dem Fuß vom Gaspedal zu gehen und auf die Bremse zu treten. Nach Ansicht des Magistrats sind entlang der Durchfahrtstraße Radwege notwendig. Zwischen Kirche und Flutgrabenweg soll der Radweg unterbrochen werden. Die Stadtverwaltung will dafür sorgen, daß auf diesem Straßenstück dann Tempo 30 eingeführt wird.

Das Stadtparlament hatte bereits vor geraumer Zeit beschlossen, ein Fachbüro zu beauftragen, zwei Entwürfe zur Gestaltung der Froschhäuser Ortsdurchfahrt zu präsentieren. Diese Pläne wurden inzwischen mit dem Straßenbauamt abgestimmt und in einer Bürgerversammlung vorgestellt. Aufgrund von Anregungen hat sich jetzt der Magistrat entschieden, die Pläne auf einen aktuellen Stand bringen zu lassen. Dabei soll das Fachbüro auch eine Entlastungstraße für das Gewerbegebiet "Am Reitpfad" berücksichtigen. Sie wird in die Offenbacher Landstraße einmünden. Zum Stehnweg soll es keine Verbindungstraße geben. Bürgermeister Rolf Wenzel sagte, es sei vorgesehen, "ein weiteres Baugebiet im Westen von Froschhausen zu erschließen". Eine Anbindung an die Offenbacher Landstraße soll separat geprüft werden.

Die endgültige Entscheidung über die Umgestaltungspläne in Froschhausen liegt jetzt bei der Stadtverordnetenversammlung. Dann müssen die Pläne beim Straßenbauamt eingereicht werden, damit die Arbeiten beginnen können. fin

An der Strippe: Wolfgang Heil, Erster Vorsitzender der Verkehrswacht, über die Ehrung von Autofahrern "Wir können unfallfreies Fahren nicht nachprüfen"

WETTERAUKREIS. Für jahrzehntelanges unfallfreies Fahren wird die Verkehrswacht morgen abend um 20 Uhr in der Friedberger Stadthalle zwölf Wetterauer Bürgerinnen und Bürger ehren. Wie prüft die Verkehrswacht nach, wer so lange unfallfrei gefahren ist? Was heißt überhaupt: unfallfrei? Autofahrer können ja auch unschuldig in einen Unfall verwickelt werden. Diese und andere Fragen zum Thema stellte FR-Mitarbeiterin Sabine Klein dem Ersten Vorsitzenden der Verkehrswacht, Wolfgang Heil.

FR: Wie lange muß man denn unfallfrei fahren, um von Ihnen geehrt zu werden?

Heil: Es geht los bei zehn Jahren und endet bei 50.

FR: Wie prüfen Sie nach, ob die Leute unfallfrei gefahren sind?

Heil: Es geht nicht nur um unfallfreies Fahren. Entscheidend ist, daß die Leute keine Punkte in Flensburg haben. Dort wird man ja nur registriert, wenn man einen Unfall verursacht oder einen Verkehrsverstoß begangen hat.

FR: Es kann ja sein, daß jemand Straftaten begangen hat, zum Beispiel bei Rot über die Ampel fahren, ohne daß er in Flensburg registriert ist.

Heil: Das ist richtig, das können wir aber nicht nachprüfen.

FR: Es gibt auch Leute, die machen ihren Führerschein und rühren danach kaum noch ein Lenkrad an.

Heil: Ja, das stimmt. Das können wir natürlich ebenfalls nicht nachprüfen. Es ist ja so: Die Leute müssen einen Antrag stellen und darin erklären, daß sie keine Verkehrsverstöße begangen haben. Das überprüfe ich in Flensburg. Und dann versichern sie auch, daß sie in der betreffenden Zeit regelmäßig gefahren sind. Ob das richtig oder falsch ist, das kann ich nicht feststellen.

FR: Das heißt also, die Autofahrer müssen von sich aus einen Antrag stellen, sonst werden sie nicht ausgezeichnet?

Heil: Richtig, es gibt ja auch Leute, denen liegt nichts an der Auszeichnung.

FR: Diese Ehrungen sind nicht repräsentativ, und es ist offensichtlich schwierig, die Berechtigung einer solchen Auszeichnung zu überprüfen. Warum nehmen Sie diese Ehrungen noch vor?

Heil: Das Wichtigste an dieser Veranstaltung ist für mich, daß diese Autofahrerinnen und Autofahrer als Vorbilder für die anderen dienen. Das sind eben die Leute, die in der Nähe von Kindergärten und Schulen Schrittgeschwindigkeit fahren. Außerdem ist es ja auch ein Zeichen einer gewissen Charakterstärke, wenn jemand 20, 30 Jahre unfallfrei fährt.

FR: Gab es schon Fälle, wo jemand zu Unrecht ausgezeichnet wurde?

Heil: Na ja, da gab es einen Fall, da hat einer angerufen, als er in der Zeitung gelesen hat, daß sein Nachbar ausgezeichnet wurde, und erzählt, daß dieser kürzlich einen Unfall hatte. Ich habe dann nachgehakt. Der Betreffende hat dann gesagt, er hätte einen kleinen Unfall gehabt, für den er aber nicht bestraft worden sei. Also, diese Ehrung war schon etwas zweifelhaft.

FR: Sie ehren Autofahrer, die 50 Jahre lang unfallfrei gefahren sind. Ist es nicht etwas problematisch, Leute in dem Alter zu ehren und sie dadurch zu ermutigen, weiterhin zu fahren, obwohl man bereits darüber nachdenkt, Autofahrern ab einem gewissen Alter aus Sicherheitsgründen die Fahrerlaubnis zu entziehen?

Heil: Mir persönlich wäre es wesentlich lieber, wenn ich nicht mehr für 50jähriges unfallfreies Fahren ehren müßte. Im Alter läßt ja doch die Reaktionsfähigkeit nach. Wir haben mal den Versuch gemacht, die 50 Jahre abzuschaffen. Aber es gab 'nen Riesenprotest, weil es gerade die Älteren sind, die auf eine solche Ehrung Wert legen.

FR: Glauben Sie denn, daß die Ehrung noch zeitgemäß ist? Immerhin ehrt man ja Leute, die schon sehr lange Auto fahren. Widerspricht das nicht Bestrebungen, mehr Umweltbewußtsein in der Bevölkerung zu wecken?

Heil: Ich gebe zu, daß solche Ehrungen das Umweltbewußtsein nicht gerade fördern. Ich weiß aber nicht, ob das unsere Aufgabe ist. Wir haben uns der Verkehrssicherheit verschrieben. Es ist nicht Aufgabe der Verkehrswacht, zu sagen, der Verkehr muß reduziert werden. Dafür gibt es andere Organisationen.HEUTE LESEN SIE

Rechtsradikalismus Polen geschockt Seite 2

Leitartikel Therapie mit Erfolgschancen Seite 3

Niedersachsen CDU plant Parteireform Seite 4

Feuilleton Deutscher Soziologentag Seite 8

Wirtschaft Kritik an Porto-Erhöhung Seite 9

Sport

VfB Stuttgart angeschlagen Seite 13

Medienrundschau Bayern ohne Privat-TV? Seite 17

Frankfurt Trend weg vom Fleisch Seite 21

Kulturspiegel Interview mit Carlos Monsivais Seite 25

Aus aller Welt Schüler gesteht Mord Seite 28

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 10

Roman Seite 14

Fernsehen und Funk Seite 16

Filmspiegel Seite 19

CDU fordert schärfere Gesetze Parteispitze verabschiedet Erklärung gegen Rechtsextremismus

ff BONN, 5. Oktober. Die CDU-Spitze fordert, die Instrumente von Polizei und Justiz im Kampf gegen den Rechtsextremismus zu überprüfen und "wo nötig" zu verschärfen. Präsidium und Bundesvorstand der Union verabschiedeten am Mon- tag in Bonn unter dem Vorsitz von Helmut Kohl eine entsprechende Erklärung.

Unter anderem ist in dem Papier die "Bitte" an den Bundesinnenminister formuliert, zu prüfen, ob gegen extremistische Organisationen nicht stärker als bisher mit dem Vereinsverbot vorgegangen werden könne. Mit einem neu einzurichtenden Sondermeldedienst "fremdenfeindliche Straftaten" sollten sich die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern gegenseitig informieren. Auch könnte er reisende Mehrfachtäter besser als bisher erfassen.

Die CDU-Spitze setzt sich auch dafür ein, den Straftatbestand des Landfriedensbruchs zu verschärfen. Wer sich trotz audrücklicher Aufforderung der Polizei nicht aus einer Menschenmenge entfernt, aus der Gewalttaten begangen werden, müsse wegen Landfriedensbruch bestraft werden können.

Nach dem Willen der Unionsführung soll auch das Haftrecht verschärft werden. Wer dringend des Landfriedensbruchs verdächtig werde, sei bei Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft zu nehmen und zu halten. Die Christdemokraten plädieren an den Verfassungsschutz, das Augenmerk verstärkt auf rechtsextremistische und gewalttätige ausländerfeindliche Entwicklungen zu richten. Sie fordern, die Aufklärung in den Schulen und Familien zu verbessern.

Die CDU-Spitze sprach sich außerdem dafür aus, mit der FDP noch in dieser Woche einen gemeinsamen Entschließungsantrag zum Thema Asyl zu formulieren. Dieser solle demnächst im Bundestag eingebracht werden. CDU-Generalsekretär Peter Hintze sagte, man habe erfreut zur Kenntnis genommen, daß die Liberalen auf ihrem Parteitag am Wochenende in Bremen beschlossen hätten, eine Änderung des Asylartikels 16 mitzutragen. Man werde sich mit der FDP schnell auf einen gemeinsamen Antrag einigen können.

Hintze lehnte es ab, von einem möglichen Kompromiß zwischen Union und Freidemokraten zu sprechen. Kompromiß bedeute, daß man wesentliche Positionen aufzugeben bereit sei. Die CDU-Führung sei aber entschlossen, an den Vorschlägen von Innenminister Rudolf Seiters für eine Änderung des Asylartikels 16 festzuhalten. Diese sehen eine Streichung des Individualrechts auf Asyl vor.

Nur nicht auf werbende "Drücker" hereinfallen

DREIEICH. Die Arbeitsgruppe "Sicherheit" des Dreieicher Magistrats und die Offenbacher Polizei wollen den "Drükkern" das Leben schwer machen. Unter "Drückern" versteht die Polizei Zeitschriftenwerber, die "auf Mitleidstour" von Haus zu Haus gehen, um neue Abonnementen für Zeitschriften zu gewinnen. Damit diese nicht den älteren Dreieicher Bürgern Abos andrehen, sollen die Dreieicher in einer Video-Vortragsreihe die Tricks und Arbeitsweisen der "Drücker" kennenlernen.

Geplant sind 70minütige Veranstaltungen von Mitte Oktober bis Mitte Dezember. Die Stadt schickt allen Bürgern ab dem 65. Lebensjahr Einladungen und bittet um telefonische Voranmeldung beim Offenbacher Polizeiladen, Telefon 069 /8090-296. ac

"Schlicht akzeptieren, daß es die Einheit noch nicht gibt"

Manchmal läßt sich sogar aus ironischer Verbitterung ein Bonmot zimmern: "Die Bundesrepublik ist ergänzt worden um das Geltungsgebiet der Deutschen Reichsbahn." Es ist Friedrich Schorlemmer, der Pfarrer und Bürgerrechtler aus Wittenberg, der die anwesenden, zur kritischen EinheitsBilanz in den Reichstag abgeordneten Genossen von der SPD an diesem Montag zum Schmunzeln bringt. Doch dem streitbaren Geist aus Ostdeutschland ist es mit seiner Bemerkung genauso ernst wie mit dem Verweis auf jenen vor Westarroganz nur so triefenden Hochglanz-Bildband "Unser schönes Deutschland". Bis zum Mauerfall, sagt Schorlemmer und hält das Buch vom Podium aus hoch, so daß es jeder im Plenarsaal sehen kann, seien darin nur Bilder aus der Bundesrepublik-Alt zu sehen gewesen. Nun habe der Verlag "Unser schönes Deutschland" eben "aktualisiert und ergänzt".

Unachtsamkeit? Mangelnde Sensibilität? Oder schlicht nur übertriebene Ost- Wehleidigkeit, wie sie etwa an gleicher Stelle Helmut Schmidt, der Ex-Kanzler, den mit Dauer-Lamento daherkommenden Neubundesbürgern vorhält? Es gibt sie eben, die Ost- und die West-Sicht - auch und gerade an den Tagen, an denen die "Zwischenbilanz" gezogen werden soll von "Zwei Jahren deutscher Einheit". Die SPD-Bundestagsfraktion hatte dazu, ein bißchen verspätet, aber als Kontrapunkt zu den Feiern von Schwerin allemal geeignet, den "Kreis der Bedenklichen" (der Stasi-Sonderbeauftragte Joachim Gauck) in den Berliner Reichstag geladen.

Schorlemmer ist ein "Bedenklicher". Und er weist darauf hin, daß das Zusammenwachsen der beiden so unterschiedlichen Teilnationen aus ostdeutschem Blickwinkel manchmal eben doch schräge Züge trägt: "Ein Austausch zwischen Ost und West findet wohl statt", beschreibt er die gängige Vereinigungsmasche, "aber mehrheitlich so, daß Fähige, Junge, Dynamische aus dem Osten im Westen ihr Glück suchen. Was in den Osten kommt, ist durchaus durchwachsen." Auch deshalb scheint es dem Wittenberger am "sinnvollsten zu sein, wenn wir schlicht akzeptieren, daß es die Einheit noch nicht gibt". Klare Worte. Hertha Däubler-Gmelin schluckt: Eine Aschermittwochs- und Bußpredigt sei das wohl gewesen, was Schorlemmer da gehalten habe.

Aschermittwoch im Oktober - Aschermittwoch alle Tage. Das Urteil über die Gemütslage der Deutschen fällt allenthalben trist aus. Eine "Identitätskrise mit sozialer Sprengkraft" hat Horst Becker, geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Polis-Instituts, aus zahlreichen Tiefeninterviews mit Ostdeutschen herausdestilliert. Die Klagen über die Abkühlung des sozialen Klimas, die Entsolidarisierung, den Verlust von Geborgenheit, die Zunahme von Streß häufen sich. Der Ärger über Versuche, die DDR-Vergangenheit mit einem Federstrich wegzuwischen wachse an. Immerhin 60 Prozent der "neuen Bundesbürger", gibt Becker zu Bedenken, seien nach Gründung der DDR geboren, seien "Kinder der DDR". Und im Westen, wo man seine Identität 40 Jahre lang aus einer Art "Wohlstandspatriotismus" bezogen habe, bange man um die Pfründe.

Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige. 87 Prozent der Ostdeutschen ist der Aufschwung in ihren Gefilden ein "sehr wichtiges" Anliegen, nur 38 Prozent der Westdeutschen können sich auf diese Sicht einlassen. Da bieten sich Stereotype vom jeweils anderen geradezu an: Wenig schmeichelhaft, haben die Umfrageforscher herausgefunden, sei das Bild des Westlers im Osten: oberflächlich, egoistisch, gefühlskalt. Empfindungen, die auch Herbert Schirmer, dem letzten Kulturminster der DDR in der Regierung de Maizière, nicht fremd sind. Das von westdeutschen Politikern geerntete Lob für seine "Lernfähigkeit" erinnere ihn doch arg an die guten Worte der Mutter, wenn ein Säugling zum "ah" plötzlich noch das "uh" zufüge. Und auch Joachim Gauck kennt das "Ossis, wir haben Euch gern - insbesondere dann, wenn Ihr lernt, wie bei uns die Usancen sind" zur Genüge. Dem auszuweichen, indem man sich blitzschnell mit westlicher Identität versorge, das, so Gauck, gehe nicht. Ebensowenig wie die Proklamierung der Einheit, allenfalls könne man die "Vereinigung proklamieren".

Alles schon mal dagewesen. Zwei Jahre nach der deutschen Einheit habe eine 13jährige Wirtschaftskrise begonnen, der Kulturkampf eingesetzt, habe sich der Antisemitismus in Deutschland organisiert. Der Stuttgarter Historik-Professor Eberhard Jäckel macht dem Auditorium erst nach einer kleinen Pause klar, daß seine Bestandsaufnahme sich auf das Jahr 1871 bezieht.

Jäckel verweist auf die unterschätzten Schwierigkeiten, die man im 19. Jahrhundert mit der deutschen Einheit gehabt habe, auf die Sündenbocksuche. Parallelen zur derzeitgen Situation sieht er nicht. Aber Präzedenzfälle.

AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

DAS WETTER: Morgens aufgeheitert, nachmittags bedeckt, leichter Regen bei starkem Nordostwind. Höchsttemperatur: 18 Grad

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse hat sich der Kurssturz vom Freitag gestern zunächst fortgesetzt. Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte sackte in der ersten Handelsstunde um mehr als zwei Prozent auf rund 3126 Punkte ab.

In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 Top-Aktientitel am Montag um 222,57 auf zuletzt 17 101,50 Zähler.

An: Horst Wolf Von: Birgit Buchner Am: 6.10.92

Lieber Herr Wolf,

wir möchten gern am Montag, 9. November, die Pressesprecher/innen aus Stadt und Kreis Offenbach und Kreis Groß-Gerau (von dort nur unsere Schwerpunkte) zu uns ins Haus einladen; zu einem Erfahrungaustausch. Thema: "Pressekonferenz verkehrt." Die Damen und Herren dürfen uns mal sagen, was sie sich von unserer Arbeit erhoffen.

Beginn 19.30 Uhr, Führung voraus um 18.30 Uhr durch Herrn Steube.

Mit dem Sekretariat von Herrn Mühl ist alles besprochen.

Jetzt erbitte ich Ihre Genehmigung für 1.) Führung; der Herr Steube muß ja bezahlt werden; das läuft wohl über die technische Leitung? 2.) für maximal 20 Gäste und 10 Redakteure (unterm Strich werden es wohl insgesamt 20 Leute sein) hätten wir gern ein paar Happen zum Essen und Getränke (Wasser, Saft, Bier, geht auch Wein?). geht das über Herrn Pabst?

Viele Grüße

Nieder Turner Vizemeister

Die Jugendturner-Mannschaft der SG Nied erreichte am Wochenende in Villingen/ Schwarzwald hinter dem großen Favoriten aus Bielefeld den 2. Platz bei den Deutschen Trampolin-Meisterschaften. Nachdem im letzten Jahr der Titel in der Schülerklasse nach Frankfurt ging, war dies ein gelungener Einstieg in die nächste Altersklasse. Mit einem Durchschnittsalter von 15 Jahren waren Tom Zimmermann, Alex Michel, die Zwillinge Markus und Michael Kubicka das jüngste Team. Gleichzeitig nominierte der DTB Markus Kubicka für die Jugendnationalmannschaft, die in 2 Wochen einen Länderkampf gegen England bestreitet. FR

Flüchtlinge sammelten beim Fest 300 Mark

GRÄVENWIESBACH. Insgesamt 300 Mark konnten die Flüchtlinge im Wohnheim in Grävenwiesbach in der vergangenen Woche für andere Flüchtlinge sammeln. Dies teilte jetzt der Freundeskreis des Wohnheims mit.

Am Freitag, dem Internationalen Tag des Flüchtlings, hatten die Flüchtlinge ein Fest im Wohnheim gefeiert und dabei typische Speisen aus ihrer Heimat zubereitet, um die Besucher aus dem Taunus zu empfangen. Außerdem wurde mit Filmen, Dias und Broschüren über ihre jeweiligen Heimatländer und das Leben dort informiert.

Zuvor hatten sie verabredet, daß das Geld, das bei dem Besuch gespendet werden würde, den Hungernden in Somalia und den Flüchtlingen im ehemaligen Jugoslawien zugute kommen solle. Umso mehr waren die Sozialarbeiter und Flüchtlinge enttäuscht, daß nur wenige Besucher am Freitag ins Wohnheim kamen, um mit ihnen zu feiern.

Zwar konnten die Bewohner des Heims an diesem Tag auch viele neue Besucher begrüßen, doch hatten sie sich insgesamt mehr Echo für die Veranstaltung zum Tag des Flüchtlings - und mehr Spenden - erhofft. ca

Frankfurt, Rhein-Main, Hessen und die angrenzenden Länder

Das Wetter

Wetterlage Eine kräftige Tiefdruckzone, die sich vom Golf von Genua bis Süddeutschland erstreckt, ändert ihre Lage nur wenig und bleibt mit feuchten Luftmassen wetterbestimmend. Vorhersage, gültig bis Mittwoch früh Meist stark bewölkt und gelegentlich etwas Regen. Tageshöchsttemperaturen 10 bis 15 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Mittwoch 6 bis 10 Grad. Mäßiger bis frischer und böiger Wind aus Nordost bis Ost. Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Mittwoch: von Norden her Übergang zu teils aufgelockerter, teils starker Bewölkung und weitgehend niederschlagsfrei. Wenig geänderte Temperaturen.

Donnerstag: im Norden noch verbreitet starke Bewölkung, aber niederschlagsfrei. Auffrischender Wind um West. Im übrigen Deutschland nach Frühnebel wolkig mit Aufheiterungen und trocken. Im Süden sehr mild, sonst wenig geänderte Temperaturen.

Freitag: von Norden nach Süden Durchzug starker Bewölkung, aber nur vereinzelt Regen. Im Norden Temperaturrückgang. Samstag bis Montag: wechselnd, vielfach stark bewölkt, vereinzelt Schauer. Sehr kühl. Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 23 Amsterdam

Regen 10 Barcelona

wolkig 21 Bordeaux

bedeckt 14 Brüssel

bedeckt 8 Budapest

wolkig 21 Helsinki

stark bewölkt 10 Innsbruck

bedeckt 13 Istanbul

wolkig 26 Kairo

leicht bewölkt 33 Las Palmas

wolkig 25 Lissabon

leicht bewölkt 20 Locarno

Regen 14 London

stark bewölkt 14 Madrid

leicht bewölkt 19 Malaga

leicht bewölkt 25 Mallorca

wolkig 19 Moskau

stark bewölkt 8 Nizza

Regen 14 Paris

bedeckt 10 St. Petersburg

wolkig 10 Stockholm

stark bewölkt 11 Varna

wolkig 24 Warschau

bedeckt 10 Wien

stark bewölkt 17 Zürich

bedeckt 12

Deutschland

Berlin

bedeckt 9 Dresden

bedeckt 10 Feldberg/Ts.

in Wolken 6 Feldberg/Schw.

stark bewölkt 7 Frankfurt/M.

stark bewölkt 13 Freiburg

stark bewölkt 16 Garmisch

stark bewölkt 12 Hamburg

bedeckt 11 Köln/Bonn

bedeckt 11 Leipzig

bedeckt 8 München

leicht bewölkt 18 Norderney

Regen 13 Rostock

bedeckt 12 Sylt

wolkig 12 Zugspitze

in Wolken 0

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.33 Uhr Sonnenuntergang 17.53 Uhr Mondaufgang 15.35 Uhr Monduntergang 0.57 Uhr

Im Kahlgrund wird ein Zug überfallen

Für Sonntag, 11. Oktober, haben sich die Dampfbahnfreunde Kahlgrund mit dem Indianerverein "O'Jate Ichiaia Mani" Geiselbach zusammengetan um eine besondere Attraktion zu bieten: Stilecht wird der Zug überfallen, die Well-Fargo-Kasse der Kavallerie ausgeraubt. Am Schienstrang, 200 Meter vor dem Bahnhof Blankenbach, auf einer Wiese ist ein Indianerdorf aufgebaut. Der Aufbau beginnt am Freitag, 9. Oktober. Für die Gäste ist am Samstag und Sonntag ab 10 Uhr stilechtes Indianerleben geboten.

Die "Union-Steam-Kahlgrund" fährt am Sonntag ab Kahl um 10.30 und 14.30, erreicht Schöllkrippen um 12 und 16 Uhr. Rückfahrt ab Schöllkrippen ist um 13 und 17 Uhr. In Blankenbach kann zum Besuch im Indianerdorf ausgestiegen werden.

Fahrkarten verkaufen die Schaffner im Zug, und bei schönem Wetter wird letzmalig der Packwagen zum kostenlosen Fahrradtransport mitgeführt. FR

Zug um Zug dem König auf der Spur

HÖCHST. Bauernkämpfe und Königsdramen - am Samstag, 10. Oktober, spielen sie sich wieder beim Höchster Schachclub ab. Der Verein lädt alle Hobbyspieler zu seinem "offenen Blitzturnier" ein. Eine Partie dauert dem besonderen Reglement entsprechend höchstens zehn Minuten.

Wer sich Zug um Zug dem König des Gegners nähern möchte, sollte sich bei Klaus Kandziorowsky unter der Rufnummer 39 41 82 voranmelden. Aber auch Kurzentschlossene können sich am Samstag noch ans Brett setzen.

Gespielt wird von 15 Uhr an im Unterliederbacher OSC Clubheim, Johannesallee 39. Der Modus wird je nach Teilnehmerzahl festgelegt.

Für die Schachmeister gibt's am Ende natürlich Preise. tos

Keine unangemeldeten Besuche Konsequenzen im Straßenbauamt nach Korruptionsverdacht

Die Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Korruption im städtischen Straßenbauamt haben in der Behörde organisatorische Konsequenzen. Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) ordnete an, daß Vorsprachen privater Firmenvertreter im Amt wegen städtischer Aufträge nur noch mit der kommissarischen Behördenleiterin Gabriele Dehmer vereinbart werden dürfen. Bisherige "unangemeldete Besuche" privater Bieter bei Mitarbeitern in der Behörde selbst oder auf städtischen Bauhöfen verstießen gegen das Hausrecht "und werden verfolgt" (Protzmann).

Amtsleiterin Dehmer sprach erstmals von Ermittlungsverfahren der Justiz gegen insgesamt drei private Unternehmen. Bisher war nur bekannt, daß die Staatsanwälte untersuchen, ob sich ein Hersteller von Aluminiumpollern die Lieferung von 20 000 Exemplaren an die Stadt durch Zahlungen an Amtsmitarbeiter gesichert hat.

Eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft für die Ermittlungen gegen drei Firmen war am Montag nicht zu bekommen. Dehmer beteuerte auf Nachfrage, das neue Kontrollverfahren im Amt beziehe sich nur auf diese drei Unternehmen. Die Mitteilung von Baudezernent Protzmann zum "Besuchsrecht von Dienstgebäuden und Bauhöfen" differenziert so allerdings nicht. Protzmann spricht davon, daß sich Mitarbeiter des Straßenbauamtes "durch die Besuche konkurrierender und unangemeldet akquirierender Bieter auf allen Verwaltungsebenen belästigt und verunsichert" fühlten. Amtsleiterin Dehmer bestätigte der FR, daß in der Vergangenheit "da plötzlich Leute in den Büros standen, ohne daß sie sich angekündigt hatten". Eine vorherige Anmeldung sei aber "eine Frage des normalen Umganges und des guten Stils". Das neue Kontrollverfahren dürfe nicht als Folge von Mißtrauen gegenüber den Bediensteten ausgelegt werden.

Baudezernent Protzmann stellt fest, daß die nicht näher benannten "Vorkommnisse der letzten Tage" unter den Bediensteten des Amtes "erhebliche Unruhe ausgelöst" hätten. Die Mitarbeiter fühlten sich "in ihrer Integrität herabgesetzt". Die neue Besuchsordnung gilt laut Protzmann für das Amtsgebäude Große Friedberger Straße 7-11 und für alle Bauhöfe des Straßenbauamtes. jg

Vermittlungsstelle für Tagesmütter

Die Gewerkschaften waren die ersten Spender für das Sozialdezernat: DGB und DAG überbrachten dem Stadtrat Martin Berg jetzt 2500 Mark. Mehr als 80 000 Mark fehlen aber noch. Mit der Hilfe spendabler Unternehmen und Organisationen will die Stadt "so schnell wie möglich" eine Stelle zur Vermittlung von Tagesmüttern aufbauen. Damit mögliche Tagesmütter und Familien, die solche dringend brauchen, zueinander finden, soll eine Vermittlungsstelle die nötigen Kontakte knüpfen. Als Träger denkt die Stadt an die Evangelische Familienbildung, die bereits mit viel Erfolg eine Babysittervermittlung betreibt.

Die Tagesmüttervermittlung könne ein weiteres "Standbein" im Kindersofortprogramm der Stadt werden, hofft Berg. Bisher fehlt der Stadt allerdings noch das Geld, um das Bein selbst auf die Beine zu stellen. Angesichts der Finanznot seien Umschichtungen im Doppelhaushalt 1992/93 auch schwer zu bewerkstelligen, meint Bergs Referentin Inge Köhler. Darum hatte der Stadtrat Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern im Verwaltungsausschuß des Frankfurter Arbeitsamtes vorgeschlagen, mit Spenden zu helfen, das Projekt zu realisieren.

Gerade bei berufstätigen Eltern sieht Berg einen großen Bedarf nach Tagesmüttern. Als Besonderheit würdigt Berg die "flexibleren Betreuungszeiten". So könnten Tagesmütter auch auf die Kinder aufpassen, wenn die Eltern im Schichtdienst arbeiten oder wenn sie ihre Kinder lieber in einer kleineren Familie als einer staatlichen oder privaten Betreuungseinrichtung aufgehoben sehen.

Die Vermittlungsstelle sollte dann Tagesmütter werben, geeignete Bewerberinnen aussuchen und mit den Familien zusammenbringen. Außerdem wäre sie für Beratung und Fortbildung zuständig. Insgesamt rechnet die Stadt mit Kosten von 100 000 Mark für die Vermittlungsstelle. 15 000 Mark wird das Land Hessen dazugeben. luf

World-Cup der Trampolin-Turner

HÖCHST. 94 Menschen wollen am Samstag, 10. Oktober, in der Ballsporthalle hoch hinaus. Noch vor wenigen Wochen waren sie bei den Weltmeisterschaften in Neuseeland, jetzt ist die Top- Riege der Trampolin-Turnerinnen und -Turner in Höchst zu Gast.

Neben den deutschen Athletinnen und Athleten, die in Neuseeland insgesamt sechs Medaillen gewinnen konnten, werden bei der offiziellen World-Cup-Veranstaltung unter anderem die Weltmeisterinnen aus Rußland und Großbritannien aufs Trampolin steigen.

Die Entscheidungen in luftiger Höhe fallen am Samstag zwischen 15 und 17 Uhr. Karten können unter den Rufnummern 0 61 01 / 45 97 und 45 98 vorbestellt werden. tos

Die Frauen und das Ende des Sozialismus

Welche Bedeutung hat der Zusammenbruch des Sozialismus für die westeuropäische Frauenbewegung? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede kennzeichnen die Frauen aus dem Westen und aus dem Osten Europas, wie könnte eine gesamteuropäische Frauenbewegung aussehen?.

Fragen wie diesen soll auf der Tagung "Frauen in Osteuropa" vom Freitag, 9. Oktober, bis Sonntag, 11. Oktober, nachgegangen werden, die gemeinsam vom "Palais Jalta" und der Landeszentrale für Politische Bildung veranstaltet wird.

Nähere Auskünfte werden unter der Telefonnummer 7 41 14 51 erteilt. ft

Halbe-halbe

Nichts gegen Obst- und Gemüsehändler. Wahrscheinlich haben sie selbst nicht immer Glück beim Einkauf. Und die Verbraucher - na ja, die sehen ja die Ware und können sich aussuchen, was sie haben wollen; zum Beispiel ein Kilo wunderschöne Nektarinen, denen ich neulich auf dem Markt nicht widerstehen konnte.

Zu Hause waren die nackten Pfirsiche noch genauso schön, und beim Hineinbeißen ähnelte ihre Beschaffenheit einer ausgedienten Seegrasmatratze. Die formschönen Naturfaserprodukte durften dann eine Woche die Obstschale bereichern, teurer Schmuck, und kamen schließlich in die Mülltonne.

Nächster Markttag, anderer Händler. Ob die Nektarinen denn auch saftig sind? "Wunderbar saftig, selbstverständlich!" Gekauft, nach Hause, hineingebissen. Nichts ist fasrig, es kracht nur, als handelte es sich um einen unreifen Apfel. Aber Saft, nichts zu meckern, Saft ist drin.

Und dann sind da noch die grünen Böhnchen, die mir der Händler so nett eingetütet hat. Ungefähr die Hälfte ist knackig, die andere ziemlich schlapp. Wieder ein Grund mehr für die Biotonne.

Manchmal frage ich mich, ob man nicht einfach beim Bezahlen ein wenig Falschgeld untermischen sollte. Mal sehen, ob der Verkäufer cleverer ist als sein Kunde und genau aufpaßt, was er da in die Hand gedrückt bekommt.Ihr Bastian

Regelmäßige Razzien gegen Rauschgifthändler Polizei reagiert auf Anlieger-Kritik aus dem Bahnhofsviertel Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Die Polizei läßt den nordafrikanischen Rauschgifthändlern, die sich seit Wochen an der Ecke Weser-/Gutleutstraße konzentrieren, keine Ruhe mehr. Seit letzten Donnerstag sperrt sie den Treff mehrfach am Tag ab, überprüft Personalien und macht Leibesvisitationen. Die regelmäßigen Razzien sind das Ergebnis eines Gesprächs im Römer, bei dem Stadt und Schutzpolizei in der vorigen Woche mit den Beschwerden der Anlieger über die Dealerszene und die von ihr ausgehende Bedrohung konfrontiert wurden. Die Kritik aus Geschäftskreisen gipfelte vor zwei Wochen in der schriftlich an den OB gerichteten Drohung, die Firma Hartmann & Cie werde Frankfurt verlassen, falls die Mitarbeiter auf dem Weg von und zu ihren Büros weiterhin Belästigungen und Bedrohungen durch die bis zu 50 Dealer ausgesetzt seien.

Zuvor war bereits ein halbes Dutzend ähnlicher Briefe an den Magistrat adressiert worden. Der reagierte und lud für letzten Donnerstag zu einem umfassenden Austausch der Standpunkte.

Dabei kündigte Heinrich Bernhard, Chef der Schutzpolizei, jene "energischen" Aktionen an, die noch am selben Tag begonnen haben. Der Leitende Polizeidirektor bat die Anlieger, die Polizei sofort über die Notrufnummer 110 zu informieren, sobald sich die Dealer sammeln. Heribert Nüsser, Geschäftsführer von Hartmann & Cie und Verfasser des Brandbriefes an Andreas von Schoeler, machte letzten Freitag noch gegen 22.30 Uhr mit Erfolg von dem Angebot Gebrauch.

Hauptamtsleiter Ulrich Uebele versicherte, die Stadt habe in dem Gebiet den Sicherheitsdienst des Ordnungsamtes verstärkt. Der Fußgängertunnel unter der Gutleutstraße, wohin sich die Dealer gelegentlich zurückziehen, werde bis Ende des Jahres geschlossen.

In dem Gespräch wurde die Frage erörtert, inwieweit der Sammelpunkt der Dealer in der Weserstraße mit den rigoroseren polizeilichen Kontrollen in der Taunusanlage zusammenhänge. Heinrich Bernhard bestritt einen solchen Verdrängungseffekt und meinte als Erklärung, die Drogenhändler bevorzugten den neuen Treffpunkt, weil hier nur wenige Passanten unterwegs seien.

Stadt und Polizei warben für ihr Konzept zur Auflösung der Drogenszene. Damit solle die Nachfrage reduziert und den Dealern die Basis für ihre Geschäfte entzogen werden.

In den Schachkurs statt auf die Straße Die neue Brüder-Grimm-Schule baut nach und nach den Gymnasialzweig auf Von unserer Mitarbeiterin Susanne Ackermann NEU-ISENBURG. Nach außen hin scheint noch alles beim alten zu sein, doch im Inneren ist der Umbau schon längst in vollem Gang: Seit dem 1. August ist die Brüder-Grimm-Schule zur Gesamtschule aufgestiegen und die Buchenbusch-Schule wird nach und nach in ihr aufgehen. Die Lehrpläne für die neue 7. Gymnasialklasse liegen vor. Auch das Angebot wird erweitert: Neuerdings bekommen Schüler aus sozial schwächeren Familien dort ein Mittagessen. Sollten Schüler nach Schulschluß noch Sport treiben oder Schachspielen wollen, "Schule und Verein" macht's möglich. Schulleiter Volker Dienhart stellte die neue Brüder-Grimm-Schule vor. Drei Aufgaben sind für den Aufbau der Gesamtschule zu bewältigen: Erstens muß der neue Gymnasialzweig eingerichtet werden. Zweitens sind die Lehrpläne genauer als bisher aufeinander abzustimmen, damit die verschiedenen Stufen der neuen Gesamtschule "durchlässig" bleiben und der Wechsel von einer Stufe zur anderen nicht zu schwierig wird. Drittens schließlich stehen einige Umzüge an.

Neue Lehrer hat die Brüder-Grimm- Schule bekommen, was die erste Aufgabe erleichtert. Zwei Gymnasiallehrer unterrichten Mathematik, Physik, Informatik und Musik, drei Realschullehrer die Fächer Musik, Englisch, Chemie und Sport. "Wir wollen noch weitere Gymnasiallehrer an die Schule holen", sagt Dienhart. Denn bislang pendeln etliche Pädagogen zwischen Goethe- und Brüder-Grimm- Schule hin und her, was bei Ausfällen immer wieder Probleme macht.

Wie Schulleiter Dienhart mitteilte, befaßt sich für Aufgabe zwei seit Februar eine "pädagogische Planungsgruppe" damit, die Lehrpläne für alle Fächer aufeinander abzustimmen, damit die verschiedenen Stufen und Schulformen "durchlässig" bleiben. Dem Gremium gehören neun Lehrer der Buchenbusch-, der Brüder-Grimm-Schule, der Goetheschule und der Dreieicher Max-Eyth-Schule an. Gleichzeitig sind für die Klassen fünf und sechs (Förderstufe) neue Förderkurse im Fach Deutsch eingerichtet worden (bisher gab es nur Englisch und Mathematik), an denen auch die Schüler aus der Buchenbusch-Schule teilnehmen können.

Eine zweite Gruppe, ihr gehören die Schulleitungen, der Vorsitzende des Schulelternbeirates, die Vorsitzenden der Personalräte von Brüder-Grimm- und Buchenbusch-Schule und Vertreter der Schulämter an, ist fürs Organisatorische und den Umzug zuständig. Wo noch die Buchenbusch-Schüler unterrichtet werden, soll möglichst bald das Abendgymnasium untergebracht werden und in dessen Gebäude an der Hugenottenallee (das unter Denkmalschutz steht) wird die gesamte Schulleitung der Brüder-Grimm- Schule einziehen, die Schülervertretung und die Beratungen der Schulsozialarbeit, des Arbeitsamtes. Dort sind dann auch die Schulbücherei und eine Cafeteria zu finden.

Für Schulleiter Dienhart ist es mit alldem noch längst nicht getan. Der Pädagoge sorgt sich um die Kinder, die nach Schulschluß nicht nach Hause können, weil die Eltern arbeiten müssen. Um sie vor der Straße zu bewahren, gibt es neuerdings in der Brüder-Grimm-Schule ein Mittagessen. Es kommt aus derselben Fernküche, die auch "Essen auf Rädern" versorgt und kostet 4,50 Mark. In der Vorlaufphase von vier Wochen Dauer haben täglich etwa 20 Schüler in der Schulküche gegessen und drei Mütter haben ehrenamtlich beim Organisieren geholfen.

Und weil Schule mehr sein soll, als einfach nur Schule, hat Dienhart die Aktion "Schule und Verein" ins Leben gerufen. Nach den Nachmittagskursen (Unterricht, Muttersprachliche Kurse, Hausaufgabenbetreuung) können sich die Schüler dann beim Sport austoben: Beim Handball für Mädchen, bei der rhythmischen Sportgymnastik, beim Basketball oder American Football. Wer es ruhiger mag: Auch Schachspielen ist möglich, Flugzeugmodellbau oder Briefmarkensammeln. Die Übungsleiter und das Know-how stellen die Vereine, die Schule ihre Räume. Den Nutzen haben nicht nur Schule und Schüler, sondern auch die Vereine, die beim Nachwuchs Werbung machen können.

Kirchen nahmen Flüchtlinge auf

SCHWALBACH. "Odachlosigkeit konnte gerade noch verhindert werden", erklärte am Dienstag ein Mitarbeiter der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach. Etwa 50 Männer, Frauen und Kinder standen am Montag abend vor dem Tor der Unterkunft. Für einen Teil der Flüchtlinge wurden Notquartiere in den Gemeinschaftsräumen der HGU eingerichtet.

Außerdem erklärten sich die evangelische und die katholische Kirchengemeinde von Eschborn bereit, insgesamt 20 asylsuchende Frauen und Kinder für eine Nacht zu beherbergen. Am Dienstag morgen wurden die Flüchtlinge in der HGU aufgenommen. fw

Rauschgift: Mann starb auf Parkbank

WIESBADEN. An den Folgen einer Überdosis Rauschgift starb am Samstag gegen 23 Uhr auf einer Parkbank in der Beethovenstraße ein junger Mann. Der 21jährige, der in Mainz-Kastel wohnte, ist damit das 14. Drogenopfer dieses Jahres in Wiesbaden.

Am Nachmittag war der Mann von Passanten - regungslos aber noch lebend - in einem Kelleraufgang gefunden worden. Der 21jährige hatte nach kurzer Behandlung im St.-Josephs-Hospital die Klinik wieder auf eigene Verantwortung verlassen. Wenige Stunden später war er tot. gre

Schmackhafte Männlein stehen wieder im Walde Schonendes Abernten empfohlen / Beeren abkochen / Viele Sammler sind unsicher / Saison in diesen Wochen

USINGEN. In diesen Tagen sprießen sie wieder aus dem Boden: Die "kleinen Männlein" mit ihren weißen Mänteln und roten Kappen. Die Saison für Pilze hat begonnen. Arnold Krause, Leiter des Forstamtes in Usingen, hat eine Erklärung: Außer der warmen Witterung, die die Pilze aus dem Boden gelockt hat, sorgen zunehmend auch die Nitrate aus den Düngemitteln für mehr Früchte im Wald. Dieses Phänomen ist an den Bäumen ebenso zu beobachten wie am Boden, wo zwischen Gestrüpp und Blättern Röhrlinge oder Lamellenpilze hervorgucken.

Die Unterscheidung der beiden Pilzarten kann Bauchschmerzen ersparen. Unter Umständen rettet sie dem Pilzsammler das Leben. Bei den Röhrlingen gibt es nach Auskunft von Arnold Krause, der selbst begeisterter Pilzsammler ist, keine stark giftigen Exemplare. Mit einer Einschränkung: der Satansröhrling. Vor diesem Pilz ist der Sammler im Hochtaunus allerdings gefeit. Er wächst nur auf Muschelkalk - und der ist im Taunus nicht vorhanden.

Der Gallenröhrling dagegen streckt dem Sammler auch hier seine Kappe entgegen. Sein Geschmack verdirbt aber jede Pilzmahlzeit. Bleiben unter den Röhrlingen die Maronen, Butterpilze und Steinpilze, die hier alle zu finden und dazu noch eßbar sind. Ganz anders ist es bei den Lamellenpilzen, zu denen - leider - auch Champignons und Pfifferlige gehören. In dieser Gruppe kommt es leicht zu lebensgefährlichen Verwechslungen. Schon oft haben Sammler den hochgiftigen Knollenblätterpilz für einen Champignon gehalten. Auch der Fliegenpilz, der aber leichter erkannt werden kann, und der Pantherpilz zählen zu den giftigen Lamellenpilzen.

Wer trotzdem nicht den Mut verliert und sich ins Unterholz begibt, sollte darauf achten, daß er beim Sammeln keine Schonungen betritt. Nach Auskunft der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald kostet es rund 15 000 Mark, einen Hektar im Wald neu zu bepflanzen. Doch auch für den Umgang mit den Pilzen selbst gibt es Verhaltensregeln: "Die Pilze sollten immer abgeschnitten werden", sagt Krause. Das kleine Unterstück, auf das der Sammler gut verzichten könne, sorgt zum einen dafür, daß dort im nächsten Jahr wieder ein Pilz wächst. Zudem sind die Pilze auch für den Wald unverzichtbar. Das Myzel, kleine wurzelartige Fäden, sorgt für die Stickstoffanreicherung im Boden.

Deshalb legt der Forstamtsleiter jedem Sammler ans Herz, sich vorher pilzkundig zu machen und die Pilze, bei denen er Zweifel hat, im Boden zu lassen. Die vollen Körbe der Pilzesammler, aus denen sich dann gerade ein Pilz als eßbar entpuppt, treiben denn auch manchen Pilzberater zur Verzweiflung.

Viele Pilzberater haben ihre Hilfe deshalb auch eingestellt, um nicht noch mehr Sammler zu ermutigen. Auskunftsfreudig sind nach wie vor die Pilzfreunde Südhessen in Sulzbach.

Der Forstamtsleiter hat gegen die Sammler nichts einzuwenden. "Nur gewerblich dürfen sie das nicht machen", betont er.

Das gilt auch für die Beeren, deren bekannteste Vertreter inzwischen abgeerntet sind. Nach den Him- und Brombeeren hängen nun aber noch die Mehlbeeren und die Beeren der Eberesche an den Sträuchern. Auch die Hagebutten können gepflückt und zu Tee verarbeitet werden. Nach Ansicht von Krause eher "etwas für Spezialisten". Das mag auch für den Holunder gelten, der als Saft bei Erkältungen hilft.

Bei den Beeren immer wieder ein Thema ist der Fuchsbandwurm, der zwar niemanden davon abhält, Himbeeren zu essen, aber Tage später dem Veterinäramt in Usingen aufgeregte Anrufe beschert. Peter Woelfing, stellvertretender Amtsleiter, kann in solchen Fällen die Leute nur beruhigen. "Wenn man sich wirklich infiziert hat, wird's kritisch", sagt er zwar. Doch: Im Hochtaunuskreis, das haben Untersuchungen im vergangenen Jahr ergeben, sind weniger als ein Prozent der Füchse vom Bandwurm befallen, die "Chance", sich zu infizieren, also relativ gering.

Ohnehin macht der Wurm "Reineke Fuchs" weniger zu schaffen als dem Menschen. Der Fuchs scheidet die Eier des Wurmes aus. Diese können mit Beeren aufgenommen werden. Die Fruchtblase, die dann im menschlichen Organismus entsteht, schädigt die Leber. Zwar gibt es Medikamente, doch ist der Bandwurm im Menschen nur schwer auszurotten. Hinzu kommt, daß es zwölf bis 14 Jahre dauern kann, bis sich die Krankheit bemerkbar macht.

Nicht nur aus diesem Grund empfiehlt der Veterinäroberrat, die Beeren erst in einer bestimmten Höhe zu pflücken und Preiselbeeren nur gekocht zu sich zu nehmen.

Wenn dann ein reuiger Himbeersammler anruft und Angst hat, weil er Himbeeren in einem Meter Höhe gepflückt hat, winkt Peter Woelfing ab: "Das müßte dann schon ein langbeiniger Fuchs gewesen sein."

CONSTANZE ANGERMANN

Nicht länger "Grün" an der Eschersheimer Nach dem tödlichen Unfall fordert Verkehrsclub kürzere Wartezeiten für Fußgänger

Der Verkehrsclub von Deutschland (VCD) hat die Straßenverkehrsbehörde aufgefordert, die Wartezeiten an den Fußgängerampeln in der Eschersheimer Landstraße zu halbieren. Damit reagiert der Club jetzt auf den Tod einer 76jährigen Frau, die vor zwei Wochen in Höhe der Malßstraße am Dornbusch von einem U-Bahnzug tödlich verletzt worden war.

Die Rentnerin wollte die Schienen bei Rotlicht überqueren. Für den VCD Frankfurt ist der Unfall eine Folge der langen Rotphasen, die ungeduldige Passanten beim Weg über Fahrbahnen und Gleise immer wieder zu Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung veranlaßten.

Der VCD behauptet in seiner Presseerklärung, für die Strecke von 30 Metern benötigten Fußgänger "bis zu vier Minuten". Diese Rechnung wurde vom Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Igor Vogt, als "stark übertrieben" bezeichnet. Nach Prüfung der Ampelprogramme hielt der Magistratsdirektor dagegen, die reinen Wartezeiten lägen zwischen zweieinhalb Minuten und 61 Sekunden. Seine Behörde habe den Unfall zum Anlaß genommen, um die Schaltphasen an der Eschersheimer Landstraße gründlich zu überprüfen. Derzeit gebe es jedoch keinen Spielraum zugunsten der Fußgänger, weil sonst die Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel, deren Bahnen im Abstand von zweieinhalb Minuten unterwegs seien, Nachteile in Kauf nehmen müßten.

Der Abteilungsleiter erinnerte, die Stadtwerke planten derzeit den Umbau der oberirdischen Stationen auf der Eschersheimer Landstraße. Ziel sei es, die Trennwirkung der Bahnsteige aufzuheben und an jeder Haltestelle zwei oberirdische Fußgängerüberwege zu schaffen.

Im Rahmen dieser Konzeption, die auch noch mit dem Planungsdezernat koordiniert werde, soll die Verkehrsbehörde ein neues Ampelprogramm entwickeln. Das wird, Vogt zufolge, in jedem Fall Vorteile für die Fußgänger bringen. habe

Kleine FR

BUND-Stammtisch FRIEDRICHSDORF. "Regionale Raumplanung - Wie wird die Entwicklung unserer Region weitergehen?" Darüber soll beim Stammtisch des BUND Friedrichsdorf am heutigen Dienstag um 20 Uhr im Bürgerhaus Köppern nachgedacht werden. Galapagos auf der Leinwand BAD HOMBURG. Neue Impressionen von den Galapagos-Inseln präsentiert der Reisefotograf Horst Liebelt am Mittwoch, 7. Oktober, um 19.30 Uhr im Kino im Schwedenpfad (KiS). Kalles Floßfahrt BAD HOMBURG. Das Kindertheater "Känguruh" präsentiert am Mittwoch, 7. Oktober, um 15 Uhr im Jugendtreff E- Werk an der Wallstraße das Stück "Kalles Floßfahrt". Es handelt von der Begegnung mit dem Inselkönig Blubber und einer Reise durch eine zauberhafte Unterwasserwelt.

10 000. Blutspender erwartet FRIEDRICHSDORF. Knapp 5000 Liter Blut sind bisher beim DRK in Friedrichsdorf zusammengekommen: Den 10 000. Spender erwartet das DRK am Donnerstag, 8. Oktober, im Vereinszentrum Alte Schule in Burgholzhausen. Gespendet werden kann in der Zeit zwischen 18 und 20.30 Uhr.

Glückskasten

LOTTO: Gewinnklasse 1: 2 592 759,80 DM; Kl. 2: 1 555 655,90 DM; Kl. 3: 63 756,30 DM; Kl. 4: 5554,30 DM; Kl. 5: 100,60 DM; Kl. 6: 68,30 DM; Kl. 7: 7,30 DM.

ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 8141,90 DM; Kl. 2: 241,50 DM; Kl. 3: 22,60 DM.

AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 586 374,45 DM; Kl. 2: unbesetzt/Jackpot: 61 262,25 DM; Kl. 3: 9672,90 DM; Kl. 4: 172,30 DM; Kl. 5: 14,- DM.

SPIEL 77: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 1 801 332,90 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.

RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 2855,30 DM; Kl. 2: 1038,30 DM; Rennen B: Kl. 1: 122,80 DM; Kl. 2: 17,- DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 123 404,40 DM.

(Ohne Gewähr)

Päpstlicher Orden für Professor Ungeheuer

Papst Johannes Paul II. hat Professor Edgar Ungeheuer zum Komtur des Gregoriusordens mit Stern ernannt. Auch im Namen des Bischofs von Limburg.

Franz Kamphaus, überreichte Weihbischof Walther Kampe die Urkunde der hohen päpstlichen Auszeichnung an Ungeheuer, der schwer erkrankt ist. Der Weihbischof würdigte bei dem Anlaß die herausragenden Leistungen Ungeheuers, der 25 Jahre die Chirurgische Klinik des Nordwestkrankenhauses in Frankfurt leitete. Professor Ungeheuer verdiene diese Auszeichnung aufgrund seiner Persönlichkeit, seines großen Ansehens und seines effizienten Engagements auch für kirchliche Belange, betonte der Weihbischof. Der über Frankfurt hinaus bestehende gute Ruf des Nordwestkrankenhauses sei, so Kampe, vor allem auf das Wirken Ungeheuers zurückzuführen. Er habe die Seelsorge im Krankenhaus tatkräftig unterstützt, so daß der seelsorgliche Dienst im ganzen Haus geschätzt und gefördert wurde. FR

Herbstferien-Aktionen auf der Flughafen-Terrasse

Während der hessischen Herbstferien steht die Besucherterrasse des Frankfurter Flughafens ganz im Zeichen von Ferienaktionen: bunte Spiel- und Unterhaltungsaktionen mit Glücksrad, Hüpfburg, Buttonprägen und Containerbeladen.

Die Ferienaktionen finden an den kommenden zwei Wochenenden samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr statt. Der Eintritt beträgt für Erwachsene sieben und für Jugendliche bis 16 Jahren fünf Mark, Kinder unter sechs Jahren frei.

Mit diesen Ferienaktionen geht eine Serie von fast 20 Veranstaltungen zu Ende, die im Laufe dieses Jahres auf der Besucherterrasse stattfanden. Fast 332 000 Besucher nahmen daran teil. FR

Kurz gemeldet

Türmchenuhr um 1580 bis 1620 Einen Vortrag zum Thema "Türmchenuhr um 1580 bis 1620 - Architektur, Uhrmacherei, Kunsthandwerk" hält am Mittwoch, 7. Oktober, um 18 Uhr Peter-Michael Kegelmann (Frankfurt) im Konferenzraum des Museums für Kunsthandwerk (Schaumainkai 17). Jüdisches Museum geschlossen Das Jüdische Museum (Untermainkai 14/15) bleibt am Mittwoch, 7. Oktober, wegen des Feiertages Jom Kipur geschlossen.

Vollsperrung des Hafentunnels Wegen Reinigungsarbeiten an der Stahlbrücke wird der Hafentunnel bis zum 17. Oktober, 5 Uhr, voll gesperrt.

Werkberichte Deutscher Architekten

Alexander Freiherr von Branca (München) referiert am heutigen Dienstag, 6. Oktober, in der Vortragsreihe "Werkberichte Deutscher Architekten". Die Veranstaltung, die der Architekten- und Ingenieur-Verein und das Deutsche Architektur- Museum gemeinsam anbieten, beginnt um 19 Uhr im Auditorium des Museums (Schaumainkai 43). IHK-Informationsveranstaltung

Die nächste IHK-Informationsveranstaltung für Existenzgründer findet am Mittwoch, 7. Oktober, 9 Uhr, im Raum 422/433 der Kammer, Börsenplatz 4, statt. Fachleute werden die Interessenten ausgiebig beraten. Eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung ist nicht erforderlich.Kampf gegen "Bärentanz" und gegen Versuche: Tierschützer . . .

(Fortsetzung von Seite 21)

sitzer - vom Kampfhund-Komplex bis hin zur perversen Vermenschlichung und Aufwertung als Bettgenosse. Frankfurts Tierwelt ist voll von Geschichten über ausgesetzte Katzen, Hunde oder Goldfische im Ostparkweiher, sobald sie lästig geworden sind. Katzen- und Hundeasyle quellen über. Andererseits weckt es tiefstes menschliches Mitgefühl, wenn wenige Tage alte Kätzchen vor irgendeiner Frankfurter Haustür in einer Plastiktüte abgestellt wurden, oder der treue deutsche Schäferhund nicht vom Grab seines Gebieters weichen will.

Die Tierstation am Frankfurter Flughafen offenbart seit vielen Jahren manches Schicksal, verursacht von brutalen Tierhändlern: Dort kommen exotische Vögel an, in viel zu kleine Kisten verpackt, ein Teil von ihnen verhungert, verdurstet oder wird zerhackt von in Panik geratenen Artgenossen. Jahrelang ließen Fluggesellschaften ihre Jets in Afrika oder Asien mit exotischen Vögeln an Bord nach Europa starten, in dem Wissen, daß deren Artgenossen zu tausenden in den Käfigen tagelang der Hitze ausgesetzt waren und schließlich hungers starben. Das Tier, indessen, ist eine Rechengröße: abzüglich der "Abgänge" ist der Verdienst der Händler an den Durchgekommenen immer noch akzeptabel.

Die Lufthansa verhängte als erste Fluglinie vor zwei Jahren ein Embargo gegen den Transport solcher Vogel-Exoten, andere Gesellschaften folgten. Dennoch ist mancher "Tierfreund" unerschütterlich auf dem Ego-Trip. Es gilt, mit seinem Grau-Papagei, wild gefangen, versteht sich, Party-Gästen zu imponieren.

Tierschutzbeauftragte spüren nach wie vor Tierschmuggler auf mit schändlich in speziell angefertigten Aktenkoffern versteckten Aras. Auch entdecken sie in manchen Zoohandlungen Exemplare, die unter das internationale Artenschutzabkommen fallen und nicht eingeführt werden dürfen.

Fritz Merle, Leiter des Frankfurter Veterinärmtes beobachtet, daß nach wie vor die Exoten auf Rhein-Main ankommen. Weniger in Maschinen der Embargo- Linien, doch dafür in Jets kleinerer Fluggesellschaften, den "Töchtern" der Etablierten. Als Privatmann ächtet Merle beispielsweise das Einsperren jeglicher Vogelrasse, gleich ob wild oder gezogen, in Käfigen.

Kuschelhöhlen, weiche Liegematten, zwei servierte Menüs täglich: Perserkatzen, Kartheuser oder Siamesen - die High Society der samtenen Pfötchen räkelt sich verwöhnt im teuren Interieur. Pekinesen und Pinschern mit erlesenen Ahnentafeln ergeht es nicht anders - sie sind kaum in Gefahr, wie manche stammbaumlose ihrer Spezies eines Tages am Rande einer Autobahn ausgesetzt zu werden.

In Frankfurt tobt, teils öffentlich, teils intern, ein zäher Kampf der Tierschützer um Marktanteile. Opfer oder Profiteur - kein objektiver Beobachter vermag zu sagen, was Katzenvater Haas ist, bayrischer Urtyp, Katzennarr und selbstlos angeblich bis zur leiblichen Selbstaufgabe, wie er drohte, falls man ihm seine Katzen wegnähme. Denn eben dies hatten Frankfurts Tierschützer vor, nachdem sich der Fremdling mit 220 Katzen in der alten Ziegelei am Praunheimer Hohl niedergelassen hatte. Sonst heillos zerstritten, gaben sich die Tierschützer (fast) vereint dem Rufmord hin: Der Mann, so hieß es mit abschließend formulierter Anzeige, rekrutiere seinen Bestand aus dem Tierfang.

In einer beispiellosen Aktion ließ die Nordweststadt-Polizeiwache Besitzer von abhanden gekommenen Katzen anreisen, mit Fotos der verschwundenen, um anschließend vor Ort die Bilder mit den bei Haas' lebenden Tieren zu vergleichen. Es gab nicht eine einzige Übereinstimmung.

Inzwischen hat sich "Katzenvater" Haas in die niederbayrischen Berge zurückgezogen. Zyniker meinen, auch ein Welt-Tierschützerschutztag sei vonnöten.

Dienstag, 6. Oktober

Literatur Café Exzess, Leipziger Str. 91: 19 Uhr, Diavortrag & Lesung "500 Jahre Knast, Repression & Widerstand - politische Gefangene in Europa und Amerika".

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergehn!". Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Comicmachertreff.Museen/Führungen Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 19 Uhr, Werkbericht Deutscher Architekten - von Branca.

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Zur Fotografie im MMK".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 19 im Anzeigenteil. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.).

Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen "Frauen nehmen sich die Stadt": ca. 19 Uhr, Diaserie "Der Raum gehört uns"; Betriebsgebäude Stadtwerke, Vilbeler Str.

Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: 20 Uhr, Offenes Treffen Mütter-Schul-Gruppe.

Frauen-Verband: 16 Uhr, Nachmittagstreff; "Historix" im Historischen Museum, Saalgasse 19.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, "Winterurlaub oder Überwintern im Süden".

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Handarbeiten in eigener Sache.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Offener Abend.

Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 9.30 Uhr, Töpferstudio; 14 Uhr, Klubcafé. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig- Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19.

Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentr. im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierärztin Regina Braun, Alt-Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei Kliniken. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. ohne Gewähr

Nostalgischer Spaß: Ein Bastelbogen mit einem altmodischen Pferdchenkarussell (Bild: SKV-Edition)

Kurz gemeldet

"Neurosenlehre" in der Freitagsrunde In ihrer "Psychoanalytischen Freitagsrunde" befaßt sich die Volkshochschule diesmal mit dem Thema "Entwicklungspsychologie und Neurosenlehre". In sechs Veranstaltungen im Bürgertreff Westend, Ulmenstraße/Ecke Kettenhofweg, die am 9. Oktober beginnen, werden Analytiker zu verschiedenen Problemen des Leitthemas Stellung nehmen. Den Auftakt der Reihe bildet am morgigen Freitag um 20 Uhr ein Vortrag von Professor Hans-Volker Werthmann (Frankfurt) mit dem Thema "Das topographische Modell: Unbewußt - vorbewußt - bewußt, und Bemerkungen zur Metapsychologie". Kelkheim statt "Kehlheim" Im Namen des Magistrats macht die Pressereferentin der Stadt Kelkheim auf einen Druckfehler in unserer gestrigen Ausgabe aufmerksam: Tatsächlich war in der Skizze auf Seite 26 fälschlicherweise "Kehlheim" eingetragen. Empfang zum Weltkongreß Vom 10. bis 12. Oktober richtet der Verband der Serviermeister und Restaurantfachkräfte in Frankfurt den ersten Weltkongreß der "Union Internationale de Maître d' Hotel (U.I.M.H.) aus. Die Stadt gibt aus diesem Anlaß am Montag, 12. Oktober, einen Empfang im Kaisersaal; Stadtrat Professor Erich Arold wird die Gäste begrüßen.

Amerikaner feiern Kolumbus-Tag Das Amerikanische Generalkonsulat und das Amerika-Haus in Frankfurt bleiben am Montag, 12. Oktober (Amerikanischer Kolumbus-Tag), geschlossen. Ramme verursacht nachts Lärm An der Bahnstrecke zwischen Frankfurt/Hbf und Louisa müssen Rammarbeiten für die Oberleitungsanlage ausgeführt werden. Wegen starker Belegung der Strecke müssen die Arbeiten nachts ausgeführt werden; Lärmbelästigung der Anwohner ist laut Bundesbahn nicht vermeiden. Gearbeitet wird voraussichtlich in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober in der Zeit von 23 bis 5 Uhr. EDV-Kurs für Frauen Das Zentrum für Weiterbildung bietet am Freitag, 16., und Samstag, 17. Oktober, wieder einen EDV-Einführungskurs für Frauen in der Elbinger Straße 1 an. Interessierte Frauen können sich unter der Nummer 707 42 61 anmelden. Seltene Sprachen bei der VHS Anfänger und Fortgeschrittene in Norwegisch, Russisch und Türkisch können ab Mitte Oktober Sprachkurse an der Volkshochschule besuchen. Näheres unter Telefon 212 - 383 33, Anmeldung ab sofort im Volksbildungsheim, Eschersheimer Landstraße, montags bis donnerstags von 13 bis 18, freitags von 12 bis 14 Uhr.

Rockwerkstatt zum Einsteigen Eine Rockwerkstatt für Anfängerinnen und Anfänger veranstaltet das Evangelische Stadtjugendpfarramt am Samstag, 24. Oktober, in der evangelischen Bethlehemkirche, Fuchshohl 1. Auf dem Programm stehen Instrumentenunterricht und Bandworkshops, die Teilnahme kostet 25 Mark (Mittagsessen eingeschlossen). Anmeldung und nähere Informationen unter Telefon 55 55 70. IHK zum Europa-Binnenmarkt "Was kommt auf die Unternehmen zu?" lautet der Titel einer Informationsveranstaltung, zu der die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am 15. Oktober um 14.30 Uhr einlädt. Es geht um die wichtigsten Veränderungen im Binnenmarkt. Weitere Informationen bei der Kammer unter Telefon 21 97 - 212.

Nicht die Stadt Travnik

In der FR-Meldung vom 28. 9. 1992 "Beweise für brutale Vertreibungspolitik in Bosnien vorgelegt" heißt es: "Auch die 70 Kilometer nordwestlich von Sarajewo gelegene Stadt Travnik sei von einer solchen Säuberungswelle überrollt worden". Das ist falsch. Die Stadt Travnik nämlich befindet sich von Anbeginn des Krieges unter Kontrolle moslemischer Verbände. Daher kann dabei höchstens von serbischen Flüchtlingen die Rede sein, die aus dieser Stadt vertrieben wurden.

Svetislav Kostic, Hamburg

Nur zwei Frauen vertreten

Der Begriff "Quote" scheint allmählich etwas suspekt zu werden. Deshalb wird er offenbar auch von Frau Füssel in ihrem Bericht über die "Frauenoffensive" des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) peinlichst vermieden (FR vom 7. 9. 1992 "Am Gruppenbild mit Dame hält die Männerriege fest"), obwohl es doch um nichts anderes als die Quote geht, die auch im DGB durchgesetzt werden soll.

Frau Füssel hat eindrucksvolle Zahlen parat, die die offenkundige Unterrepräsentation von Frauen auch im DGB zeigen sollen. Trotz eines weiblichen Mitgliederanteils im DGB von 33 Prozent sind im Bundesvorstand von acht Vorstandsmitgliedern nur zwei Frauen vertreten (das sind immerhin 25 Prozent). Noch schlimmer ist das Verhältnis bei den Kreisvorsitzenden. In 218 DGB-Kreisen gibt es nur 14 Frauen als Kreisvorsitzende (6,4 Prozent). Unter den DGB-Landesvorsitzenden ist gar nur eine Frau zu finden. In den 16 Einzelgewerkschaften sind Frauen ebenso drastisch unterrepräsentiert.

Diese besonders von radikalfeministischer Seite heftig attackierte Tatsache hat aber wohl kaum etwas mit der von willigen Medien so gern in den Vordergrund gerückten Diskriminierung von Frauen zu tun. Der DGB ist schließlich eine demokratische Organisation, bei der Vorstände ebenso wie in anderen demokratischen Organisationen und Institutionen gewählt werden. Das gleiche gilt nach guter demokratischer Sitte auch schon bei der Aufstellung von Kandidaten für die Vorstandswahlen.

Wenn daher Frauen in den DGB-Vorständen trotz eines weiblichen Mitgliederanteils von 33 Prozent deutlich unterrepräsentiert sind, so liegt das daran, daß viele Frauen an Wahlversammlungen gar nicht teilnehmen, weil sie der dort gebotenen rhetorischen Wortgefechte und Selbstdarstellungsübungen noch überdrüssiger als viele Männer sind, und/oder weil sie eben in die Durchsetzungskraft und Sachkenntnis der Männer größeres Vertrauen setzen. Das gleiche gilt auch für demokratische Parteien und andere Organisationen.

Feministinnen mögen das bedauern. Ändern kann man es aber nur, wenn man den Grundsatz der freien und geheimen Wahl aufgibt, der wohl Hauptmerkmal von Demokratie ist. Die Forderung nach, wie auch immer gearteten, Quotenregelungen ist daher eine Forderung auf Abschaffung der Demokratie.

Reginald Rubart, Hannover

Massenflucht der Palästinenser 1948 durch Aufruf

Pünktlich zum "Tag der deutschen Einheit", der (Gott sei Dank!) nicht auf den 9. November gelegt wurde, bietet Herr Simonitsch den Lesern und Leserinnen der FR in der Ausgabe vom 2./3. 10. 1992 ("Und alle Menschen schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes") eine willkommene Entlastung des deutschen Gewissens:

Der "Völkermord der Nazis an den Juden" war keineswegs eine deutsche Erfindung und auch keine Einzelerscheinung, sondern fügt sich unter die Überschrift: "Auch die jüngste Geschichte kennt Rückfälle in die Barbarei."

Als klassisches Vorbild solcher Barbarei wird "die Landnahme der Israeliten zu Kanaan" angeführt, und weil dieser Einfall so genial ist, wurde das Bibelwort, auf das sich der Autor stützt, auch noch zur Überschrift des Artikels erhoben. Das macht sich gut in Deutschland im Herbst des Jahres 1992.

Nur auf die Aufklärung sollte der Autor sich dabei nicht berufen; denn die von ihr ausgehende Bibelwissenschaft bewertet das Bild von der Eroberung Kanaans und der Ausrottung seiner vorisraelitischen Bevölkerung als unhistorische Fiktion. Es ist auch nur in einem Teil der einschlägigen biblischen Berichte enthalten, die von anderen Texten her zu korrigieren sind. Daß das Reich Davids und Salomons ein ethnisch bunt gemischtes Staatswesen war, steht außer Frage. Herr Simonitsch müßte das wissen, wenn er den Begriff der "Landnahme" gebraucht, der in der Bibel nicht vorkommt, sondern von der alttestamentlichen Wissenschaft geprägt wurde, um den im wesentlichen friedlichen Hergang der Einwanderung der Israeliten zu bezeichnen. Aber er kann dieses Wissen für seine rhetorischen Zwecke nicht brauchen; er will ja auch (an späterer Stelle seines Artikels) nichts davon wissen, daß die Massenflucht der Palästinenser aus ihrer Heimat im Jahre 1948 auf einen Aufruf von arabischer Seite hin erfolgte.

Das Mitgefühl des Autors mit Kanaanäern und Palästinensern speist sich wohl aus der Erinnerung an die Vertreibung von Millionen Deutschen aus verschiedenen Gebieten Osteuropas, an die der Artikel mehrfach erinnert.

So verteilt sich deutsche Identität am Tag der deutschen Einheit schön paritätisch auf die Rollen von Tätern und Opfern. Das paßt in die Landschaft, aber eigentlich nicht in die Frankfurter Rundschau. Prof. Dr. Klaus Haacker, Wuppertal

Arbeitsentlohnung für Gefangene anheben

Da mag ein unbedarfter Leser meinen, daß sich (Mitte der 90er Jahre) etwas hinsichtlich Bezahlung für Arbeiten von Gefangenen tue. Für mich und viele andere ist die leichtlippige Aussage der hessischen Justizministerin (FR-Artikel vom 29. 9. 1992 "Statt Lohn gibt's hinter Gittern nur die Vergütung") reine Wahlpropaganda. Seit langen Jahren zeigt sich das Land Hessen wie auch die Bundesregierung sehr hartleibig in bezug auf Verbesserungswünsche von Gefangenen. Und auch sonst tut man sich sehr schwer, einen gewissen Fortschritt die Mauern der Gefängnisse passieren zu lassen. Hunderte und Aberhunderte von Petitionen, Eingaben und Beschwerden aus allen Ländern beweisen, daß bislang kein effektives Umdenken hinsichtlich sozialer Besserstellung von Gefangenen erfolgte. "Kein Land hat derzeit Geld" (FR-Artikel), um z. B. die Arbeitsentlohnung für Gefangene anzuheben, geschweige Gefangene in die Renten- und Krankenversicherung miteinzubeziehen!

Wir wissen alle: in Diätenfragen ist man sich völlig einig und auch sonst wirft man schon seit Jahren mit leichter Hand die Steuergelder zum Fenster raus.

Harald Th. Köchling, Frankfurt am Main

Mehr Verständnis und Toleranz für Behinderte

Der Artikel in der FR vom 29. 9. 1992 ",Ekel' brachte Preisnachlaß" hat mich sehr erschüttert.

Gerade weil es jeden von uns treffen kann, sollte mehr Verständnis und Tolerenz für Behinderte aufgebracht und sie nicht aus unserem täglichen Leben ausgegrenzt werden.

Aber dieser Ansicht ist ein Richter des Flensburger Amtsgerichts keineswegs. Er gab der Klage einer Familie statt, die sich in ihrem Urlaub durch die Anwesenheit von Behinderten gestört fühlte, deren "unausweichlicher Anblick" ihnen "Ekel" verursachte und sie ständig an die Möglichkeiten menschlichen Leides" erinnerte. Daß es egoistische und gleichgültige Mitmenschen gibt, aber auch solche, die aus jeder sich bietenden Gelegenheit Kapital schlagen, ist nichts Neues; daß aber ein Richter dies auch noch unterstützt, gibt zu denken und macht sehr betroffen!Gisela Jacobi, Mörfelden-Walldorf Mit großer Abscheu habe ich den Bericht über Urlauber gelesen, denen durch das Amtsgericht Flensburg zehn Prozent Preisminderung zugesprochen wurde, weil sie durch den Anblick einer Gruppe behinderter Menschen ihr Frühstück nicht unbeschwert einnehmen konnten.

Da frage ich mich erstens, was einen Menschen überhaupt dazu bewegt, mit solchen Anliegen vor Gericht zu ziehen und zweitens, was Amtspersonen dazu treibt, ihnen auch noch Recht zuzusprechen? Elisabeth Kleine-Jäger, Münster

Wieviel Preisnachlaß erhalte ich, wenn ich Leute mit der Einstellung dieses Ehepaares oder dieses Richters jeden Tag zu den Mahlzeiten am Tisch eines Hotels treffe und der Reiseveranstalter auf meine Beschwerde keine Abhilfe schaffen kann oder will? Denn solche Leute erregen meinen Ekel und treten meine Menschenwürde und die behinderten Mitmenschen mit Füßen.

Monika Olbrich, Frankfurt am Main

Widerliche Hetzjagd

Da werden sie jetzt wieder jubeln, die da den Stolpe abschießen wollen: "Hysterische Antragsteller". Da sieht man doch wieder, wie der Mann auf zwei Schultern getragen hat (FR vom 2./3. 10. 1992 "Im Wortlaut: Stolpe-Brief an DDR-Regierung / ,Hysterische Antragsteller'"). Jedoch, man bedenke die Lage 1988 und lese den Text genau:

Wer s. Z. in der DDR einen Ausreiseantrag stellte, wurde in einem Maße diskriminiert, daß ihm schon die Nerven durchgehen konnten. Ob und wann der Antrag genehmigt wurde, das stand in den Sternen. Eine Demo Ausreisewilliger bei einer Rosa-Luxemburg-Feier erregte großes Aufsehen.

Daraufhin schreibt nun Stolpe an den Staatssekretär Gysi von "schlimmen Erlebnissen mit hysterischen Antragstellern", von "Unruhe-Potential" - objektiv gewiß richtig - und "bittet um schnelle Entlassung aus der Staatsbürgerschaft, eine erste Liste wird beigefügt". Ferner schlägt er Fristen für die Bearbeitung von Anträgen vor.

Eben darum ging es: schnelle Ausreise für die dringendsten Fälle und einen Zeitrahmen für die Bearbeitung von Ausreiseanträgen, den es bis dato nicht gab. Hätte er schreiben sollen, daß das alles prima Leute sind, die nur diesen Scheißstaat möglichst schnell verlassen wollen, und daß alle Anträge innerhalb von vier Wochen genehmigt werden sollten? Nein, dieses Schreiben wurde ausgezeichnet formuliert und ist geradezu ein Beispiel für das diplomatische Geschick des Autors.

Hoffentlich hält Manfred Stolpe diese widerliche Hetzjagd weiter durch, ist er doch einer der ganz wenigen profilierten Ostpolitiker. Da bin ich mit den über 80 Prozent der Brandenburger einig.

Dr. Gerd Bährecke, Hattersheim

Kanzler-Runde: Alles aus dem Westen kopieren?

LEIPZIG. Deutschlands Universitäten stecken in einer Klemme. Sie hätten gern mehr Geld. Angesichts überfüllter Hörsäle, lange aufgeschobener Gebäudesanierung, angesichts des anstehenden Generationswechsels bei den Hochschullehrern und der Modernisierung der ostdeutschen Hochschulen. Doch stößt der Wunsch bislang auf wenig Gegenliebe, schon gar nicht bei den Finanzministern von Bund und Ländern.

Die jüngste Jahrestagung der Universitätskanzler und Leitenden Verwaltungsbeamten in Leipzig sollte bei der Geldsuche nach neuen Argumenten und innerbetrieblichen Lösungsansätzen suchen, was sich im Programm vor allem in zwei Tagungspunkten widerspiegelte. Die Herren über einen Etat von insgesamt fast 40 Milliarden DM versuchten sich an einem Konsens über die Stärkung der Finanzautonomie der Hochschulen und wagten sich - weil hier wohl der eigentliche Schlüssel für Einsparungen liegen dürfte - sogar über den Rahmen ihrer Kompetenzen hinaus. "Die Novellierung des Hochschulrahmengesetzes" war im Programm zwar mit einem Fragezeichen versehen, aber allein schon die Wahl des Themas des Eröffnungsvortrages ließ die Richtung ahnen, in die offenkundig einige Querdenker innerhalb der eher konservativen Kanzlerrunde zielen: Soll man im Osten bei der Umstrukturierung der Hochschulen alles aus dem Westen kopieren, oder gab es nicht auch wesentliche Elemente an den Universitäten zwischen Rostock und Jena, die man vielleicht im Westen aufnehmen sollte, um dort Mißstände abzubauen? Das jedenfalls fragte der sächsische Wissenschaftsminister Hans-Joachim Meyer in die Runde. Auch wenn er es mit Geschick immer bei den Fragezeichen beließ, so wurde doch deutlich, daß er es nicht nur rhetorisch meinte. Natürlich sei eine Bevormundung der Hochschulen mit exakten Planvorgaben inakzeptabel, "ein Professor kann keine Absolventen backen, wie ein Bäcker seine Brötchen. Aber die Gesamtverantwortung des Lehrkörpers für den Erfolg des Studienganges, die stärkere Praxisbezogenheit der Lehre, eine didaktisches und systematisches Hilfskorsett vor allem für die ersten Semester und die Bildung von Gruppen samt eines Betreuers", hält Meyer durchaus für die Vorteile aus dem abgewickelten System, das er gerade im Freistaat durch die neue Hochschulstruktur ersetzen mußte. Allein an der gastgebenden Leipziger Universität schrumpft damit die Zahl der Stellen von einst 6200 auf 2500 - wohin dieser Weg führt, liegt auf der Hand. Aber Meyer weiß auch, daß ein Land wie Sachsen 75 Prozent der Mittel aus dem Westen bekommt, und daß man es dort nicht gern sähe, daß mit diesem Geld mehr finanziert wird, als an westdeutschen Hochschulen. "Wir müssen versuchen, den guten Kern unserer Hochschulen zu erhalten und finanzierbar zu machen", sagt er. Und das klingt schon nicht mehr so kämpferisch, sondern seiner schwachen Bittstellerposition im Bunde der Reichen mit den eigenen Sorgen angemessen.

Am Ende der Kanzlertagung jedenfalls ließ man das Thema Strukturreform eher wie eine unanständige Skizze unter dem Tischtuch verschwinden: Das sei ja eigentlich auch nicht so sehr die Aufgabe der Kanzler, wehrte der Sprecher Klaus Volle (Göttingen) ab.

"Um mehr Geld aus den öffentlichen Kassen zu bekommen, müssen wir zunächst den Plausibilitätsnachweis für unsere Wünsche vorlegen", faßte Volle die Aufgabe des Treffens noch einmal zusammen und legte ein Wunsch-Papier eines Arbeitskreises vor: Auf das nächste Haushaltsjahr übertragbare Mittel, die Erlaubnis, die stets zweckgebundenen Gelder bei Bedarf auch auf andere Haushaltstitel übertragen zu können, ausgewählte Hochschulen im Probelauf finanziell wie Unternehmen zu führen und weniger Sonderprogramme. Dafür wollen sich die Kanzler nunmehr in Bonn und in den Landesparlamenten stark machen. Zweifel blieben, zumindest der gastgebende Peter Gutjahr-Löser beklagte noch einmal, daß er sich mit der Unterzeichnung von zweitausend Kündigungen dem anerkannt schlechten Level im Westen habe anpassen müssen. Wie sagte doch in seinem Festvortrag Sachsens Wissenschaftsminister: "Niemand sollte uns zwingen, mit dem Geld aus dem Westen die gleichen Fehler zu machen, die im Westen längst im Kreuzfeuer der Kritik stehen." Nach dieser Kanzler-Runde wird Meyer wieder ein wenig von dieser Illusion eingebüßt haben. MANFRED SCHULZE

wie übertriebene Liebe zum Vierbeiner

"Ach, der junge Kollege ist aber sehr arbeitsam" Die Lehrergewerkschaft GEW befragte in Hamburg neueingestellte Pädagogen

HAMBURG. Etwa seit 1990 werden wieder Lehrer in nennenswerter Anzahl eingestellt. Was sind das für Menschen, die nun als fremde bunte Tupfer oder graue Mäuschen in Kollegien auftauchen, die auf dem besten Weg waren, als geschlossene Gemeinschaft miteinander zu vergreisen. Dazu hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der Hansestadt Hamburg eine kleine, aber bundesweit einmalige Untersuchung angestellt, deren Ergebnisse durchaus überraschen. Von den 400 verschickten Fragebögen an Neueingestellte der Jahre 1990 und 1991 kamen 131 zurück.

Die Altersspanne der im Stadtstaat Eingestellten reicht von 28 bis 50 Jahren. Das Durchschnittsalter liegt mit 34,8 Jahren überraschend hoch und wird den bisherigen Durchschnitt Hamburger Lehrer von 47 Jahren deshalb einstweilen nur unwesentlich beeinflussen. Die Wartezeit bis zur Einstellung betrug im Mittel 4,2 Jahre. Da die meisten Pädagogen in dieser Zeit vielfach über ABM-Maßnahmen andere pädagogische Projekte betreuten oder auch in der Erwachsenenbildung der Volkshochschulen tätig waren, bekommt der Dienstherr gut qualifizierte Arbeitskräfte. Nur wenige unter den 131 Rücksendern verdienten in der Zwischenzeit mit einer vergleichsweise berufsfremden Arbeit ihr Geld: Bürotätigkeit (8), Angestellte in der Privatwirtschaft (7), Taxifahrer und Putzfrauen (je 3).

Interessanter ist noch die Rückmeldung aus dem Schulalltag. Die Neueingestellten wurden gefragt, welches ihre größten Probleme in der ersten Zeit gewesen seien. Fast die Hälfte geben an, wie nicht anders zu erwarten, Disziplinprobleme mit Schüler und Schülerinnen (46,5 %). An zweiter Stelle folgt aber bereits die Kritik an einem "festgefahrenen, überalterten Kollegium" (30 %). In diesem Teil seien die Fragebögen "reine Hilfeschreie", bemerken die Auswerter. Da kommt einiges zusammen. Immer wieder müßten sich die Neuen anhören: "Ach ja, so war ich auch mal", oder aber: "Das wirst Du Dir schon abgewöhnen" oder aber: "Ach, der junge Kollege ist aber sehr arbeitsam."

Doch es bleibt nicht bei Sprüchen. Ältere Kollegen lassen, so die "Verzweiflungsrufe" (GEW) der frisch Eingestellten, die Neuen nicht an ihre Erbhöfe heran. Bestimmte Klassen und bestimmte Fächer seien einfach tabu.Als "erschreckend" empfinden viele Neueinsteiger das "Diskussionsverhalten bei Konferenzen". Sie träfen nach eigenen Angaben auf eine für sie überraschende Unkollegialität ("horten und raffen"), auf Alkoholismus im Kollegium, aber auch, was sicher als generelle Bewertung genommen werden darf, häufig auf ein "mut- und peploses Kollegium", das jede Erneuerung an der Schule ablehnt ("das hatten wir schon").

Wer nicht gleich in den Schuldienst eingestellt wird, hat einen oft unterschätzten Vorteil. Er lernt andere Arbeitsfelder kennen. Dort ist das Arbeiten zumeist effizienter, das persönliche Erfolgserlebnis deshalb um so größer als in den bürokratisierten Schulen, in deren Kollegien sich die unterschiedlichsten pädagogischen Strategien zudem wechselseitig behindern, wenn nicht bereits der Zynismus Platz gegriffen hat und pädagogische Ziele kaum noch existieren. Diese Kluft fällt verständlicherweise den Menschen am meisten auf, die einige Jahre den einen Traum verfolgten, endlich als Lehrer tätig sein zu dürfen und im Augenblick seiner Verwirklichung auf eine Realität von "Chaos, Improvisation und Dilettantismus" stoßen, die "jeden Privatbetrieb in den Konkurs getrieben hätte", wie die Hamburger Auswerter meinen. Wer effizientes Arbeiten kennengelernt hat, dem springen "organisatorische Probleme und materielle Misere" (20 %) besonders ins Auge. Doch auch die GEW wird kritisiert. Auf etlichen Fragebögen wird die Gewerkschaft als unflexibel und dogmatisch beschrieben, weil sie bei Einstellungen in den vergangenen Jahren Dreiviertel-Beschäftigungsverhältnisse strikt abgelehnt hatte.

Jahrelang verlangten die Lehrer-Kollegien nach Neueinstellungen. Nun sind sie da. Und so erwarten die Neuen ganz selbstverständlich, daß ihnen geholfen wird. Am meisten von den Kollegien (60 %) und von der Schulleitung (33 %), aber auch vom Institut für Lehrerfortbildung beispielsweise, der GEW und anderen Institutionen. Meistens kommt es anders. Es halfen, so die Neuen, vor allem einzelne Kollegen (40 %). Die Schulleiter hielten sich sehr zurück (8 %). An nicht wenigen Schulen, so ist der generelle Eindruck, ist die Kluft zwischen Alten und Neuen bereits sehr groß, stehen sich beide Gruppen in bisweilen abwartenden, bisweilen desinteressierten Clans gegenüber, die nur dann miteinander Berührung haben, wenn mal wieder ein Neuer sich unvorsichtigerweise auf den Stuhl eines Ehrwürdigen gesetzt hat. "Die haben sich nicht viel zu sagen, weil sie aufgrund unüberwindlicher Erfahrungs- und Motivationsdiskrepanzen das Gespräch erst gar nicht aufnehmen", weiß Hamburgs GEW-Vorsitzender und Personalrat Hans-Peter de Lorent. Da geht es manchmal um Kleinigkeiten. Eine Neue notiert in ihrem Fragebogen: "Ich sehe kleidungsmäßig aus wie eine Schülerin, damit kommen die Kollegen schlecht zurecht."

Bereits vor zehn Jahren erkannten Pädagogikwissenschaftler den "Praxisschock" beim Eintritt in die Schule. Heutige Einsteiger erleben ihn, auf eine andere Art, ähnlich gravierend. So bleiben die Forderungen die gleichen. Diejenigen, die Disziplinprobleme mit Schülern als ihr größtes Problem herausstellten, fordern folgerichtig, das Referendariat solle stärker auf die Praxis zugeschnitten werden, an den Universitäten seien die pädagogischen und sozialpädagogischen Kompetenzen zu erhöhen. Das Lernen einer "ökonomischen Unterrichtsvorbereitung" sei wertvoller als das periodische Vorführen von "Operettenstunden" zum Wohlgefallen einiger Seminarleiter.

Wie soll es aber nun an den Schulen weitergehen? 25 Prozent der Rücksender befürworten für Neueinsteiger die Einrichtung von "Supervisionsgruppen" in der Lehrerfortbildung. "Durchsetzungsfähigkeit von Lehrern" sollte trainiert werden. Neulehrer suchen "umsetzbare praxisorientierte Seminarhilfe", die nicht arbeitsaufwendig seien. Der neue Pädagoge, darauf deuten auch andere Zeichen hin, ist weniger ein Kind pädagogischer oder gar politischer Berufung, wie viele seiner (teilweise gescheiterten) beruflichen Vorfahren, sondern eher ein nüchterner Pragmatiker, der den Anforderungen seines Berufes gerecht werden will, ohne sich selbst dabei aufzugeben.

Das muß kein Nachteil sein, will aber auch gelernt werden. Einer macht den Vorschlag, "Fachberater für Neueingestellte" freizustellen. Andere sehen dies als wichtige Aufgabe für das Institut für Lehrerfortbildung. In Ermangelung derartiger Angebote startete die Hamburger GEW ein vielversprechendes Politprojekt "Supervision für Neue". Ihr Ausgangsgedanke war durchaus eigennützig. Man wollte neue Mitglieder gewinnen. Doch daraus wurde kurzfristig nichts: "Schon nach einigen Gesprächen stellte sich Ernüchterung ein", resümiert Landesvorsitzender Hans-Peter de Lorent. "Der pädagogische Nachwuchs machte unmißverständlich deutlich, daß er erstmal mit den Problemen des Schullebens fertig werden muß."

Unter diesem Gesichtspunkt buchte die GEW einen Erfolg. Sie engagierte vier Moderatoren (Beratungslehrer und Psychologen), die in zehn dreistündigen Sitzungen mit den Teilnehmern (10 bis 12) Lehrerverhalten und Rollenfindung trainierten, Durchsetzungsfähigkeit und Konfliktlösung schulten sowie Ideenbörse und Markt für Materialien waren. "Motivation und Grad der Teilnehmerverbindlichkeiten waren außerordentlich hoch", heißt es in einer Auswertung. Bereits der Gedanke, eine schwierige pädagogische Situation bei der nächsten Gruppensitzung ansprechen zu können, "beruhigte mich", beschreibt eine Teilnehmerin diese konkrete Hilfe.

Wer ihre Motivation und ihr Engagement nicht nutze, warnt der Hamburger GEW-Vorsitzende, der setze die Chance für eine Erneuerung der Schulen auf's Spiel. Denn schließlich seien die jetzt eingestellten und noch einzustellenden Lehrer das "Innovationspotential für die Schule 2000".

REINER SCHOLZ

"Wo hätten Sie am liebsten einen Lehrstuhl?" Von der "Bundesliga-Tabelle" zum "Stimmungsbarometer" / Wie eine Illustrierte das Hochschulimage testet

BREMEN. Im Dezember 1989 landete das Hamburger Magazin DER SPIEGEL einen journalistischen Coup. Unter dem Titel "Welche Uni ist die beste?" präsentierte es die Ergebnisse einer Umfrage, die 6000 westdeutsche Studenten über die Qualität des Unterrichts an ihrer Hochschule ausgehorcht hatte. Die Ergebnisse dieses Stimmungsbarometers wurden - mit Stellungnahmen von Professoren und Bildungspolitikern "angereichert" - in einem als "SPIEGEL-Rangliste" deklarierten Spezial-Heft im Januar 1990 auf den Markt gebracht. Fazit und Methodik der Untersuchung blieben umstritten. Aber was halfs: Das Hamburger Magazin hatte eine Marktlücke entdeckt: Wo immer in Zukunft von "Ranking" die Rede sein wird, der SPIEGEL bleibt als Vorreiter in Erinnerung.

Dabei wäre es längst an der Zeit gewesen, eine vergleichende Bewertung der Hochschulleistungen von wissenschaftlicher Seite vorzulegen: "Wenn wir es nicht tun", so mahnte schon im Juni 1988 der Gießener Professor Karl Alewell die westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK), dann "laufen wir Gefahr, daß es andere für uns tun werden"; er fürchtete, Journalisten könnten ein Art "Bundesligatabelle" der Universitäten aufstellen. Die Mahnung verwehte in den Tagesgeschäften, und ein Jahr mußte vergehen, bis die WRK das Protokoll ihrer Beratungen zum "Leistungsvergleich im Hochschulbereich" überhaupt öffentlich machte: Eine kompetente Untersuchung über Pro und Contra universitärer Forschung und Lehre in der BRD ist seither nicht in Sicht, obwohl Kanzleramtsminister Anton Pfeifer den Hochschulen erst kürzlich vorhielt, es fehle "ein Bekenntnis zum Wettbewerb, zu Leistungsvergleichen".

Die Zögerlichkeit der verantwortlichen Verwaltungen kommt einer Hamburger Illustrierten entgegen, der der Meisterstreich des SPIEGEL offenbar keine Ruhe gelassen hat: Pünktlich zu Semesterbeginn will der STERN eine "Rangliste" aus Ergebnissen einer eigenen Umfrage zum "Image" westdeutscher Universitäten veröffentlichen.

In einem Brief vom Juni baten STERN- Redakteure um Mithilfe bei der "Image- Überprüfung" und umschmeichelten die Professorenschaft von 15 Hochschulen: "Sie als Professor können sicher am besten beurteilen, wie es um das Ansehen Ihres Fachbereichs an anderen Universitäten bestellt ist. Über andere Hochschulen, so vermutet der STERN, wissen Professoren deswegen am besten Bescheid, "weil Sie selbst dort tätig waren, weil Sie mit Kollegen dort Kontakt haben, weil Sie Kollegen von dort auf Kongressen getroffen haben und weil Ihnen von anderen berichtet wurde".

Dieser Katalog von persönlichen Erfahrungen mit Hochschullehrern anderer Universitäten scheint auf den ersten Blick eine mögliche Grundlage für Urteile über den Zustand des Faches zu sein, so wie er von Kollegen "dort" vertreten wird. Bei näherer Hinsicht aber entpuppt er sich als Instrument eines wüsten Dilettantismus. Denn persönliche Wertschätzung oder abschätziges Werturteil bilden die Basis einer Umfrage, die das vereinzelte, persönliche Bekenntnis ummünzt in eine scheinbar objektive Feststellung, die sich anbgeblich in einer Zahlenskala von 1 bis 10 ausdrücken läßt.

Selbstverständlich kennen sich die Kollegen über persönliche und wissenschaftliche Kontakte, und man hört Gutes und weniger Gutes von anderen Hochschulen. Aber Meinungen, die sich über die Beantwortung von Fragen dieses Katalogs herstellen, sind weniger als wertlos, weil niemand, trotz aller Kontakte, heute noch einen Überblick über die Forschungs- und Lehrleistung eines Faches an einer anderen Universität haben kann. Und diese Kontakte reduzieren sich zudem auf die Bekanntschaft mit den Kollegen des unmittelbaren, engen Forschungsgebietes. Ihre Publikationen nimmt man zur Kenntnis, sie trifft man bei Kongressen, auf denen Barockforscher und Kafka-Philologen, Pragmalinguistiker und Kommunikationstheoretiker unter sich bleiben. Wie also ein Urteil abgeben über ein Fach, etwa die Germanistik, die an den Universitäten Freiburg, Tübingen, Bonn oder Hamburg durch mehr als ein Dutzend Professoren vertreten ist, von denen sich nur 2 oder 3 näher kennen?

Schon aus diesen Gründen ist die Meinung einer Einzelperson über den Zustand eines "Faches" an einer anderen Universität nichts weiter als ein Muster ohne Wert, und die methodische Verantwortungslosigkeit der Betreiber dieser Umfrage wird offenbar, wenn sie im Anschreiben den Professor bitten, er möge doch seine Meinung nicht auf sein "ganz spezielles Fachgebiet" beschränken, sondern sie auf den "gesamten Diplom-/Magister-Studiengang, in dem Sie lehren", ausdehnen. Das ist die unverhohlene Aufforderung an die Befragten, ihre Fähigkeit zur kritischen Rationalität einfach fallenzulassen und an dem Seemannsgarn mitzuspinnen, das der STERN binnen kurzem der erstaunten Öffentlichkeit als wahre Geschichte verkaufen wird.

"Das Ganze ist natürlich keine Erhebung von objektiven Daten und wird auch nicht standardmäßig ausgewertet", sagt der Psychologe und Sozialforscher Professor Jürgen Kriz an der Universität Osnabrück, der für die Auswertung des Fragebogens verantwortlich zeichnet. "Wir glauben aber, daß subjektive Einschätzungen und Phantasien für Karrieremuster relevant sind."

Und die Repräsentanz der Fragebogen-Aktion? Sie ist selbst dann nicht gegeben, wenn die 5 Professoren eines Faches, die jeweils um Auskunft gebeten wurden, sich auch die Zeit nehmen würden, ihre Meinungen und Erinnerungen in Form von Zahlen in entsprechende Kästchen einzutragen. Denn was kann ein "Image" noch sein, wenn es sich auf die Phantasien und Wunschprojektionen der Befragten gründet: "Wenn Sie frei wählen könnten, an welchen 5 Hochschulen hätten Sie am liebsten einen Lehrstuhl? Tragen Sie bitte bei 5 Hochschulen Ziffern von 1 (am allerliebsten) bis 5 (am fünftliebsten) ein." Da sitzen sie dann, die jungen Kollegen, die noch auf einen Ruf hoffen, und die älteren, die bereits ans Ende ihrer Karriere gekommen sind, und phantasieren die Möglichkeit der freien Wahl: Der eine träumt sich nach Freiburg wegen der Bibliothek und des Skilaufens, den anderen locken Berlin oder Köln, Großstädte mit Unterhaltungswert, aber zu teueren Grundstückspreisen, oder doch etwas weniger Strapaziöses, etwa Siegen, zentral gelegen, waldig, etwas langweilig, aber man muß auch an die Familie denken, ach, ich trage doch mal Köln als erstes ein, da habe ich früher schöne Tage verbracht.

Wie gut das Fach in seiner ganzen Breite vertreten ist (Frage 6), läßt sich vielleicht noch am klarsten beantworten, denn dazu reicht der Blick in die Vorlesungsverzeichnisse. Sie zeigen deutlich genug, daß die Neugründungen der 60er und 70er Jahre, jedenfalls was die philosophischen Fakultäten anbelangt, so klein gehalten wurden, daß die philologischen Fächer in ihrem ganzen Umfang nur noch in den seltensten Fällen vertreten sind: Was als Provisorium gedacht war, ist auch eins geblieben.

Für die Qualität einer Universität sind neben ihrer Fächervielfalt natürlich die Zahl der Professoren und die zur Verfügung stehenden Gelder ausschlaggebend. Die Ausstattung aber an Personal- und Sachmitteln eines ihm fremden Fachbereichs kann niemand schätzen, wie es die Frage 7 verlangt. Denn dazu bedürfte es nicht nur sehr genauer Kenntnis des jeweiligen Institutsetats und seiner jährlichen Zuwächse, sondern auch der Bibliotheks- und Raumsituation. Zur Ausstattung gehören heute Computer und Textmaschinen, von Mitarbeiterinnen für Forschungsaufgaben und Geldern für Archiv- und Bibliotheksreisen ganz zu schweigen. Da läßt sich überhaupt nichts schätzen, das müßte man wissen, und die Anwesenheit von Kollegen auf Kongressen läßt keinesfalls den Schluß zu, daß sie dafür auch Gelder von ihrer Universität bekommen haben.

Viel wahrscheinlicher ist, daß die Teilnahme von einer außeruniversitären Institution bezahlt wird, etwa der VW-Stiftung oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Auf das Einwerben dieser sogenannten "Drittmittel" sind manche Universitäten stolz. Das "Ausmaß der eingeworbenen Drittmittel zu schätzen", wie der STERN-Fragebogen fordert (Frage 9), ist unmöglich. Denn nur die wenigsten Forschungsprojekte werden vor der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse im Kollegenkreis bekannt. "Wir wissen, welche Grenzen das Ganze hat, als Image-Untersuchung wird es verkauft, sonst würden wir uns die Pfoten verbrennen", sagt Christoph Fasel, Redakteur des STERN- Büro München. Die Redaktion verhehlt also nicht, daß es ihr nur um das Sammeln einer x-beliebigen Meinung geht.

Niemand kann den Journalisten vom STERN einen Vorwurf daraus machen, sich mit seiner Image-Umfrage an den Erfolg des SPIEGEL anzuhängen. Daß aber eine Illustrierte in den "Qualitätsunterschieden deutscher Hochschulen" überhaupt ein zugkräftiges Thema wittert, ist nur möglich, weil die Hochschulen selbst und ihre Verwaltungen in dieser Frage versagen. Der Gedanke liegt nahe, daß sie eine bundesweite Untersuchung scheuen. Denn manche unter ihnen müßten um ihre Reputation bangen, nicht nur bei den Studenten - was vielleicht das kleinere Übel wäre -, sondern vor allen Dingen bei regionalen Interessenverbänden und Geldgebern, von denen die jüngeren Gründungen und kleineren Hochschulen in besonderem Maße abhängig sind.

Vielleicht ist es auch die Orientierungslosigkeit der Jungakademiker, die die Illustrierte ausbeuten möchte. Schon 1989 meinte der damalige Niedersächsische Wissenschaftsminister Johann-Tönjes Cassens, "der Schrei nach Orientierung" sei bei den Studenten nicht mehr zu überhören. Das stimmt sicherlich für den Wunsch nach Führung und Anleitung in Vorlesung und Seminar, für die Wahl der Hochschule aber ist es fraglich. Denn die Studienanfänger haben gar keine Vorstellung davon, welche Bedingungen sie an welchen Universitäten erwarten und entscheiden sich daher fast zwangsläufig für die nächstgelegene Hochschule. Was könnte den Norddeutschen zu einem Wechsel an eine weitentfernte süddeutsche Universität bewegen, wenn damit Wohnungsnot, Jobsuche und Verlust des Freundeskreises verbunden sind? Gefragt, warum er nach zwei Semestern an der Universität Trier wieder an die regionale Hochschule zurückkäme, sagt der Oldenburger Psychologiestudent Stefan Wichmann kurz und bündig: "Heimatgefühl".

Es ist kein Zufall, daß Ranglisten in dem Augenblick in Schwang kommen, in dem der Sinn universitärer Bildung überhaupt in Frage steht und die Fachhochschulen, die vornehmlich in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollten, als ernsthafte Konkurrenten auf den Plan treten: Der Zusammenhang der Disziplinen, die einst die Bedeutung der Universität ausmachten, ist auseinandergerissen, kritisches Denken wird zum Anhängsel des technologischen Prozesses, der alle Poren der Institution durchsetzt hat. Die Zeiten sind vorbei, wo die Universitäten eine Verbindung mit Wirtschaft und Industrie abgelehnt und Marktprinzipien als ihres Selbstverständnisses unwürdig zurückgewiesen hätten. Die geisteswissenschaftlichen Fächer wurden marginalisiert und haben in den letzten Jahren die Funktion übernommen, als Wartehallen für die desorientierten jugendlichen Massen zu dienen. In dieser Situation kommen Ranglisten natürlich gelegen, weil sie helfen, die Katastrophe zu vertuschen: Ranglisten erwekken den Anschein, die Studentenschaft könne noch zwischen guten und schlechten Fakultäten wählen, obwohl die Bedingungen mittlerweile überall miserabel sind. JOACHIM DYCK

UNITA verläßt die angolanische Armee

LUANDA, 6. Oktober (AP). Die Generale der bei der Parlaments- und Präsidentenwahl in Angola zurückliegenden früheren Guerillaorganisation UNITA haben ihre Soldaten aus der neuen gemeinsamen angolanischen Armee zurückgezogen. Dies erklärte General Arlindo Chenda Pena in Luanda. Die UNITA-Generale verlangten außerdem eine Überprüfung der Wahl.

Der Schritt der Befehlshaber der Rebellen kann nach Ansicht von Beobachtern bedeuten, daß UNITA-Führer Jonas Savimbi die Ergebnisse der ersten Mehrparteienwahlen nicht anerkennen und den im vergangenen Jahr beendeten 16jährigen Bürgerkrieg fortsetzen will.

Chenda Pena hatte erst in der vergangenen Woche den Oberbefehl über die neugebildeten angolanischen Streitkräfte aus 11 000 Kämpfern der UNITA und 28 000 Regierungssoldaten übernommen und die Verschmelzung der Einheiten als "unumkehrbar" bezeichnet. Der General verlangte ferner, die Veröffentlichung weiterer Auszählungsergebnisse der Wahlen zu stoppen, da es Wahlbetrug gegeben habe. Außerdem müsse die der Regierung von Präsident José Eduardo dos Santos unterstehende Bereitschaftspolizei zurückgerufen werden.

Zuvor war in der Hauptstadt bekannt geworden, daß sich bei der Auswertung der Stimmen für die Präsidentenwahl der Abstand zwischen Amtsinhaber dos Santos und seinem Konkurrenten Savimbi erheblich verringert habe. Danach erreichte dos Santos nach den Ergebnissen aus 83 Prozent der Wahllokale einen Anteil von 51,5 Prozent, 38,7 Prozent entfielen auf Savimbi. Erreicht kein Kandidat 50 Prozent der Stimmen, muß eine Stichwahl die Entscheiduung bringen. Bei der Parlamentswahl führt die Regierungspartei MPLA mit 55,6 Prozent vor der UNITA mit 32,8 Prozent.

Die rund 800 internationalen Beobachter sprechen von korrekten Wahlen.

CSU lehnt höhere Benzinsteuer ab

KÖLN, 6. Oktober (AP). Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Dionys Jobst (CSU), hat die von der SPD geforderte Erhöhung der Mineralölsteuer um fünf Pfennig zur Finanzierung von Umweltinvestitionen in Ostdeutschland kategorisch abgelehnt. In einem Interview der Kölner Tageszeitung Express vertrat Jobst die Ansicht, ein solcher Schritt komme nur in Frage, wenn die Mehreinnahmen "verkehrspolitischen Maßnahmen" zugute kämen. "Wenn wir unseren Mitbürgern das Autofahren vermiesen, dann hat es Rückwirkungen auf die Automobilindustrie, und die ist auch ein ganz wichtiger Faktor in unserem wirtschaftlichen Geschehen", warnte Jobst.

Jugend und Rechtsextremismus Völkerkunde als Heilmittel?

BERLIN/OSNABRÜCK, 6. Oktober (AP). Angesichts der anhaltenden Gewalt gegen Ausländer hat sich Bundesfamilienministerin Angela Merkel dafür ausgesprochen, Völkerkunde zum regulären Unterrichtsfach in den Schulen zu machen. Auf diese Weise sollten andere Kulturen für junge Menschen faßbar gemacht werden, sagte die CDU-Politikerin der Berliner Zeitung. Der schleswig-holsteinische CDU-Vorsitzende Ottfried Hennig schlug in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl vor, ein Jugendwerk zu gründen, um den Austausch zwischen Jugendlichen aus alten und neuen Bundesländern zu fördern.

Merkel vertrat die Ansicht, durch Völkerkundeunterricht könnten Vorurteile gegen Ausländer vermieden oder abgebaut werden. Zugleich plädierte sie dafür, eine nationale Jugendkonferenz einzuberufen, um die Sorgen junger Menschen komplex anzugehen. Das Forum müsse klären, wie Deutschland als offene Gesellschaft existieren könne. Sie kündigte an, zunächst den Dialog "im kleinen" - mit Sozialarbeitern, Streetworkern und Jugendpfarrern - zu intensivieren. So solle ein genaues Bild von den Sorgen der Jugendlichen gewonnen werden.

Der CDU-Landesvorsitzende Hennig warnte davor, daß auch Mißstimmung und Mißverständnisse zwischen deutschen Jugendlichen längerfristig schwerwiegende Auswirkungen haben könnten. Aus diesem Grund habe er ein Jugendwerk angeregt, das Schüler und Auszubildende aus den alten und neuen Bundesländern zusammenbringen solle, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung. Das könne über Klassenfahrten, Schüleraustausch und bundesweite Schülerwettbewerbe in Kultur oder Sport geschehen. Das Jugendwerk müsse eigene Veranstaltungen nach dem Vorbild des deutsch-französischen Jugendwerkes anbieten.

Barmer denkt an Beitragserhöhungen

HAGEN/ESSEN, 6. Oktober. (AP). Die Barmer Ersatzkasse schließt nach dem Parteien-Kompromiß zur geplanten Gesundheitsreform weitere Beitragserhöhungen nicht aus. Der Geschäftsführer der größten deutschen Krankenkasse, Alfred Sigl, äußerte in der in Hagen erscheinenden Westfalenpost "erhebliche Zweifel" daran, ob mit der Reform die angepeilten Einsparungen von 11,4 Milliarden Mark jährlich tatsächlich erreichbar seien. Der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler rechnet dagegen mit Beitragssenkungen insbesondere bei den Ortskrankenkassen.

Schwere Kämpfe in Nordirak Kurden im Bruderkrieg

ANKARA, 6. Oktober (AP). Zwischen Kurden aus der Türkei und aus Irak ist ein Bruderkrieg entbrannt, in den auf beiden Seiten Tausende von Kämpfern verwickelt sind. Nach Angaben eines Sprechers der Kurden in Nordirak versuchen 2500 bis 3000 seiner Leute mehr als 6000 Kurden aus der Türkei, die der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) angehören sollen, zu vertreiben. Zwischen beiden Gruppen gibt es Spannungen, seit bei Angriffen der türkischen Luftwaffe gegen die von nordirakischem Gebiet aus operierende PKK auch Zivilisten der nordirakischen Kurden getötet wurden.

Die Gefechte konzentrieren sich nach Angaben von Sprecher Serchil Kassas auf das von der Türkei, Irak und Iran gebildete Dreiländereck. Nach den Worten von Kassas tobt "eine sehr große Schlacht". Angaben über Opfer konnte er jedoch nicht machen. Den Informationen zufolge hatten die irakischen Kurden den in der Arbeiterpartei organisierten Kurden ein Ultimatum gestellt, bis Sonntag abend aus Nordirak abzuziehen. Eine Stunde vor Ablauf der Frist hätten die Kurden aus der Türkei jedoch das Feuer eröffnet.

Ein weiterer Sprecher der irakischen Kurden, Safeen Disaji, sagte, Kämpfe gebe es in der Nähe der Orte Baradust, Haftanin sowie westlich und nördlich von Barsan und bei Basia. Insgesamt nähmen etwa 10 000 Kurden an den bewaffneten Auseinandersetzungen teil. Kamal Fouad, ein Vertreter der Kurden aus Nordirak, sagte: "Wir haben ihnen (den PKK- Kämpfern) mehrfach gesagt, sie sollten das Gebiet verlassen, wenn sie gegen die Türkei kämpfen wollen, oder die Angriffe unterlassen, wenn sie bleiben wollten." Er fügte hinzu, die PKK habe sich mehrfach über die Aufforderungen hinweggesetzt. Nun werde Ernst gemacht, sagte Fouad.

Bundesbank soll Goldreserven verkaufen

HAMBURG, 6. Oktober (AP). Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Stein-Erden, Bruno Köbele, hat die Bundesbank zum Verkauf ihrer Goldreserven aufgefordert, um den wirtschaftlichen Aufbau in Ostdeutschland zu finanzieren. In der Bild-Zeitung sagte Köbele: "In den Tresoren der Bundesbank schlummern viele Tonnen Geld, ein Schatz im Verkaufswert von 53 Milliarden Mark." In der "Stunde der nationalen Not" sei jetzt die Bundesbank gefordert. Sie sollte die Reserven "schrittweise und vorsichtig verkaufen".

"My Girl"-Sänger gestorben

BIRMINGHAM, 6. Oktober (AP/AFP). Eddie Kendricks, Gründungsmitglied und Leadsänger der Band Temptations, ist am Montag in seiner Heimatstadt Birmingham im US-Staat Alabama im Alter von 52 Jahren gestorben. Wie eine Sprecherin des Baptisten-Krankenhauses in Birmingham mitteilte, erlag Kendricks einem Lungenkrebsleiden. Der Sänger, der den Sound des 1961 in Detroit gegründeten Quintetts entscheidend mitprägte, wurde seit dem 25. September stationär behandelt. Die Temptations, die mit "My Girl" 1965 ihren ersten großen Erfolg hatten, avancierten zur erfolgreichsten männlichen Gruppe der auf Soul-Musik spezialisierten Plattenfirma "Motown".

Oscar-Tausch unter Beatles-Fans

NEW YORK, 6. Oktober (AP). Der Oscar von John Lennon, den der Beatle für die Filmmusik "Let it be" des gleichnamigen Streifens aus dem Jahre 1970 erhielt, hat für 110 000 Dollar (150 000 Mark) den Besitzer gewechselt. Der Auktionator sagte, der Mann, der auf der Versteigerung in New York am Montag den Zuschlag erhielt, sowie der Verkäufer wollten anonym bleiben. Letzterer hatte das Stück im Jahre 1976 erworben, vier Jahre bevor Lennon vor seiner Wohnung in Manhattan erschossen wurde. Unter den Hammer kam auch der 16-Millimeter-Streifen. Der Originalfilm brachte 15 400 Dollar ein.

Barbusige Bedienung animiert Biertrinker

ADELAIDE, 6. Oktober (AP). Der Bierumsatz in den bisherigen "Oben-ohne-Bars" im australischen Bundesland South Australia ist gesunken, seit es den Bardamen verboten ist, die Gäste barbusig zu bedienen. In der vergangenen Woche hatte das zuständige Amt auf die Beschwerde einer Gewerkschaft hin ein entsprechendes Verbot verhängt. In der Zeitung Adelaide Advertiser wurde am Dienstag geschätzt, daß in rund 40 Prozent aller Bars und Klubs des Landes "Oben ohne" bedient worden sei.

US-Kongreß weist Bushs Veto zurück

WASHINGTON, 6. Oktober (AP). Der Kongreß der USA hat am Montag mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit das Veto von Präsident George Bush gegen ein Gesetz über die Regulierung von Gebühren für das Kabelfernsehen überstimmt.

Beide Häuser des Parlaments hinderten den Präsidenten auf diese Weise daran, zum 36. Mal in Folge erfolgreich Einspruch gegen eine Gesetzesvorlage zu erheben. Dem Ergebnis wurde besondere Bedeutung zugemessen, da die Präsidentschaftswahl unmittelbar bevorsteht.

Im Senat und Repräsentantenhaus wurde am Abend die erforderliche Mehrheit der Stimmen erreicht. Im Repräsentantenhaus brandete innerhalb der Mehrheitsfraktion der Demokratischen Partei, die in Opposition zu Bush steht, Beifall und Jubel auf, als bei der Stimmabgabe die entscheidende Zahl von 289 immer näherrückte. "Weiter, weiter", riefen Abgeordnete.

Im Senat sagte Robert Dole, der Fraktionsvorsitzende von Bushs Republikanischer Partei, nach der Abstimmung, es habe sich um einen Versuch der Demokraten gehandelt, den Präsidenten "30 Tage vor der Wahl in Verlegenheit zu bringen". Demokratische Abgeordnete versicherten dagegen, es gehe ausschließlich um ein Problem zwischen dem betroffenen Industriezweig und den Verbrauchern im Lande.

Das Gesetz sieht vor allem vor, daß die zuständige Behörde der Bundesregierung feste Sätze für Gebühren in Gebieten vorzuschreiben hat, in denen Kabelfernsehfirmen eine Monopolstellung haben. Wachsender Unmut in der Bevölkerung über rasch steigende Gebühren hatte dafür gesorgt, daß das Gesetz im Kongreß eine klare Mehrheit fand.

Wähler waren nicht registriert Guayaner protestierten / Tote und Verletzte bei Ausschreitungen

GEORGETOWN, 6. Oktober (AP/AFP). Bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen im südamerikanischen Staat Guayana ist es am Montag zu schweren Ausschreitungen gekommen, die drei Todesopfer zur Folge hatten. Mehrere hundert aufgebrachte Wähler, die nicht in die Wahllisten eingetragen waren, protestierten vor dem Zentrum der Wahlkommission in der Hauptstadt Georgetown und riefen: "Wir wollen wählen!" Auf mehrere Wahllokale ging ein Steinhagel nieder, etliche empörte Bürger - meist Schwarze - zogen durch das Einkaufsviertel der Stadt und warfen Scheiben ein.

Präsident Desmond Hoyte setzte die Armee ein, um die Ordnung wiederherzustellen. In einer Rundfunk- und Fernsehansprache sagte Hoyte, er habe Armee und Polizei angewiesen, mit aller notwendigen Härte gegen die Demonstranten vorzugehen. Die Polizei nahm Dutzende Personen fest und konnte die Ruhe innerhalb weniger Stunden herstellen. Ein Ladenbesitzer erschoß einen Plünderer, der eine Matratze aus dem zerstörten Geschäft wegschaffen wollte; zwei Personen wurden von Sicherheitskräften erschossen. Weitere Menschen erlitten Verletzungen.

Hoyte äußerte aber auch Verständnis für den Zorn der nicht registrierten Wähler. Wahlleiter Rudy Collins sagte, er habe, um die Menge zu besänftigen, seine Mitarbeiter in den Wahllokalen angewiesen, all jenen, die eine Registrierung nachweisen konnten, die Wahlunterlagen auszuhändigen.

Die Wahlen wurden von rund 100 internationalen Beobachtern überwacht. Einige von ihnen äußerten, es sei möglicherweise im ganzen Land zu Unregelmäßigkeiten gekommen.

Bei der Parlamentswahl stehen sich als Hauptrivalen der Nationale Volkskongreß von Präsident Hoyte und die oppositionelle marxistische Fortschrittliche Volkspartei von Cheddi Jagan gegenüber. Jagan hat vor allem Wähler asiatischer Herkunft hinter sich, Hoytes Anhänger sind vor allem Nachfahren schwarzer Sklaven.

Jelzin kontrolliert abchasische Eisenbahn

MOSKAU, 6. Oktober (AP). Rußland übernimmt in der abtrünnigen georgischen Region Abchasien die Kontrolle der Eisenbahn und der Schwarzmeerküste, wie Präsident Boris Jelzin am Dienstag in Moskau erklärte. Er betonte jedoch, seine Regierung werde sich nicht militärisch im Konflikt zwischen der georgischen Regierung und den abchasischen Separatisten engagieren. Beobachter äußerten die Befürchtung, daß damit ein offener Konflikt zwischen Rußland und Georgien drohe. Die Beziehungen zwischen beiden Republiken hatten sich in den vergangenen Tagen zunehmend verschlechtert.

130 bei Hochzeit erkrankt

BASEL, 6. Oktober (AP). Eine Salmonellen-Vergiftung in einem ungewöhnlichen Ausmaß ist nach einem türkischen Hochzeitsfest in Basel aufgetreten. Bei über 130 Menschen wurden Symptome der Infektion festgestellt, wie der stellvertretende Kantonsarzt am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Die Metzgerei, aus der das bei dem Fest verzehrte Schaffleisch stammte, wurde von den Behörden geschlossen. Ihm sei kein Fall bekannt, bei dem so viele Menschen von einer Salmonellen-Infektion erfaßt worden seien, sagte der stellvertretende Kantonsarzt Urs Hungerbühler. Es habe sich mit über 500 Teilnehmern allerdings auch um eine außergewöhnlich große Festgemeinde gehandelt.Bonn dringt auf Wolgarepublik

BERLIN, 6. Oktober (AP/AFP). Die Bundesregierung ist nach den Worten von Außenminister Klaus Kinkel (FDP) daran interessiert, daß das Protokoll über die Wiederherstellung der Wolgarepublik rasch umgesetzt wird. Bonn hoffe, daß es so gelinge, die Deutschstämmigen in Rußland und in den anderen GUS-Staaten zum Bleiben zu veranlassen, sagte Kinkel bei seinem ersten offiziellen Besuch in Moskau am Dienstag.

Bei dem Besuch, der die vereinbarten regelmäßigen deutsch-russischen Konsultationen eröffnet, wollte Kinkel auch die Rehabilitierung von Menschen ansprechen, die in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone zu Unrecht verurteilt worden sind.

Zum Auftakt seines Antrittsbesuches in Rußland hatte Kinkel die neue Botschaft in Moskau eröffnet. Das bislang größte deutsche Gebäude im Ausland war seit 1974 geplant worden, die Kosten für den Bau betrugen 177 Millionen Mark.

Sonderausschuß zu Maastricht

BONN, 6. Oktober (AP). Mit der Behandlung des Maastrichter Vertrages und der dazugehörenden Begleitgesetze will die Bonner Koalition nicht den neu geschaffenen Europa-Ausschuß des Parlaments betrauen, sondern einen Sonderausschuß einsetzen. Das beschlossen am Dienstag in Bonn die Spitzenpolitiker der Koalition in einem Gespräch bei Bundeskanzler Helmut Kohl. Der Vorschlag sei von der FDP gekommen, hieß es.

Der Vorsitz in dem Sonderausschuß steht turnusmäßig der SPD zu. In ihm sollen Fachleute des Auswärtigen Ausschusses, des Europa- und Finanzausschusses zusammenwirken. Wie es hieß, wird das Gremium unter großem Zeitdruck arbeiten müssen, da der Maastricht-Vertrag bis zum Jahresende ratifiziert sein soll.

Inspektoren wollen mehr Schutz

BAGDAD, 8. Oktober (AP). Die UN-Inspektoren in Irak haben nach einem tätlichen Angriff auf zwei deutsche Mitarbeiter der Gruppe mehr Polizeischutz verlangt. Die beiden Deutschen waren am Sonntag von irakischen Jugendlichen mit Dieseltreibstoff bespritzt worden, als sie gerade eine Zigarette rauchten. Der Leiter der UN-Sonderkommission in Bagdad, Kevin St. Louis, sagt am Dienstag, er habe sofort nach dem Überfall beim Außenministerium protestiert und stärkeren Polizeischutz verlangt. "Es wurden Steine auf uns geworfen, es gab alle möglichen Arten von Angriffen. Aber der letzte war der bisher schwerste." Nur durch Zufall sei nichts passiert.

Auf dem Ost-Arbeitsmarkt geht's noch weiter abwärts Franke: Talsohle vielleicht Anfang 1993 erreicht / Bonn sollte auf Einschnitte bei den Leistungen verzichten

NÜRNBERG/BONN (AP/FR). Die jüngste Entwicklung der Erwerbslosenzahlen in Deutschland signalisieren der Bundesanstalt für Arbeit (BA), daß die übliche Herbstbelebung in diesem Jahr "stark gedämpft" ausfiel. Präsident Heinrich Franke kann "weder eine konjunkturelle Besserung im Westen noch eine Wende im Osten" erblicken, wie er bei der Vorlage der September-Ergebnisse betonte. In den alten Bundesländern halte die konjunkturelle Abschwächung an. In den neuen habe der Saison-Einfluß für einen leichten Impuls gesorgt. Jedoch zeige der dortige Rückgang der Arbeitslosigkeit keineswegs die "heißersehnte" Umkehr an. Der verlangsamte Abbau von Arbeitsplätzen berechtige allenfalls zu der Hoffnung, daß "wir die unterste Sohle Ende dieses, Anfang nächsten Jahres glauben erreicht haben zu können".

Zu der augenblicklichen Diskussion über den Etat der Nürnberger Behörde sagte Franke, daß der Fehlbetrag, der sich 1991 auf 1,2 Milliarden Mark belaufen hatte, in diesem Jahr bei vier bis sechs Milliarden Mark liegen werde. "Damit müssen wir rechnen." Die wesentlichen Gründe dafür seien die höheren Ausgaben für Arbeitslosengeld, für Fortbildung und die Verlängerung des Altersübergangsgeldes in der ehemaligen DDR bis Ende des Jahres. "Da gibt es keine Hoffnung, daß dies alles günstiger verlaufen wird", fügte er hinzu.

Nach dem kürzlich vom BA-Vorstand verabschiedeten Haushaltsplan steigt das Defizit 1993 auf rund 8,7 Milliarden bei Gesamtausgaben in Höhe von 94,2 Milliarden Mark. Die Bundesregierung hat in ihrem Etat-Entwurf keine Mittel zum Ausgleich dieser Lücke vorgesehen. Sie möchte durch Abstriche beim Arbeitsförderungsgesetz insgesamt sechs Milliarden Mark und darunter etwa 800 Millionen speziell bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), was Franke mit den Worten kommentiert: "Ich würde dazu raten, diese Reduzierungen um ein bis zwei Jahre zu vertagen."

Dessenungeachtet weist er entschieden Spekulationen über eine Arbeitslosenzahl von fünf Millionen im nächsten Jahr zurück. Nach den meist zutreffenden Schätzungen aus Nürnberg wird es 1993 im Westen durchschnittlich 1,9 Millionen Erwerbslose und im Osten zwischen 1,2 und 1,3 Millionen geben.

Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) warnt davor, die hohe und absehbar weiter steigende Arbeitslosigkeit tatenlos hinzunehmen. Unter anderem fordert die stellvertretende DAG- Vorsitzende Ursula Konitzer die Bundesbank "zu einer konsequenten Abkehr von ihrer Hochzinspolitik" auf. Ferner dürfe die Bundesregierung die beschlossenen Streichungen bei den arbeitsmarktpolitischen Leistungen nicht umsetzen. "Kürzungen bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder bei den Mitteln für Umschulung müssen direkt zu noch höherer Arbeitslosigkeit und somit zu steigenden Ausgaben führen."

Ähnlich äußert sich für die SPD-Bundestagsfraktion der Abgeordnete Ottmar Schreiner. Nach seinen Worten handelt die Regierung unverantwortlich, wenn sie jetzt die arbeitsmarktpolitischen Hilfen kürze. Der geringe Rückgang der Erwerbslosigkeit dürfe nicht mit einer Trendwende verwechselt werden.

Attacke gegen SPD-Länder

BONN, 6. Oktober (AP). Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/ CSU-Fraktion im Bundestag, Jürgen Rüttgers, hat den SPD-geführten Bundesländern beim Streit um die Finanzverteilung "blanken Egoismus" vorgehalten. Er sagte am Dienstag: "Die SPD-Landesfinanzminister könnten die Totengräber der inneren Einheit Deutschlands werden."

Der CDU-Politiker betonte, die Weigerung der SPD, einen solidarischen Länderfinanzausgleich zu vereinbaren, und die "unverschämte" Forderung nach zweistelligen Milliardenbeträgen für die wohlhabenden Westländer belasteten nicht nur die Konjunktur, sondern verzögerten auch den Aufbau Ost um Jahre. In der Verfassungskommission, im Vermittlungsausschuß und bei den Finanzgesprächen zwischen Bund und Ländern werde eine Strategie der SPD erkennbar, "die in einem verfassungsrechtlichen und finanzpolitischen Beutezug von Bundesländern auf Kosten des Bundes und der ostdeutschen Länder enden könnte".

Die Verteilung der Finanzlasten erfolgt nach Ansicht der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung "bereits heute gerecht" und bedarf keiner Sonderbelastung der Besserverdienenden.Streit ums Geld verschärft Konflikt um Teilung der CSFR

PRAG, 6. Oktober (AP). Der Streit über die Teilung der Tschechoslowakei wird zunehmend von einem Konflikt um den Staatshaushalt überlagert. Der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar forderte vor einem Krisengipfel mit seinem tschechischen Kollegen Vaclav Klaus am Dienstag in Jihlava, daß beide Republiken für 1993 einen gemeinsamen Haushalt aufstellen sollten. Die Partei von Klaus hatte dies zuvor entschieden zurückgewiesen.

Meciar forderte nach Angaben der Prager Nachrichtenagentur CSTK, aus dem gemeinsamen Haushalt solle unter anderem die noch nicht geteilte Armee finanziert werden. Klaus erklärte dagegen, es sei unmöglich, die Parlamente des noch bestehenden Bundes und der tschechischen Republik zu einem solchen Schritt zu zwingen.

Aufgespießt

"Damit die Kröte zumindest als saurer Apfel verdaubar wird." Überschrift eines Artikels über Zuzahlungen bei Medikamenten im Presseservice Gesundheit des AOK-Bundesverbandes, der in Bonn verteilt wurde.

Boeing warnte schon vor einer Woche vor einem Unglück Bolzen der Triebwerksaufhängung sollen untersucht werden / Ministerium ließ Studie zu Gefahren über Wohngebieten abmildern

FRANKFURT A. M., 6. Oktober (AP/ dpa). Der US-amerikanische Hersteller Boeing hat die Fluggesellschaften schon vor der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam auf Probleme an Triebwerks-Aufhängungen von Jumbo-Jets des Typs Boeing 747 aufmerksam gemacht. Wie ein Sprecher der Swissair am Dienstag dem Lokalradiosender "Radio Z" in Zürich sagte, erhielt die Schweizer Luftfahrtgesellschaft in der vergangenen Woche ein entsprechendes Fernschreiben.

In seiner Mitteilung habe der Flugzeughersteller der Swissair empfohlen, innerhalb von 90 Tagen die Bolzen der Triebwerks-Aufhängungen auf Risse zu kontrollieren, sagte der Swissair-Sprecher Hannes Kummer. Das Telex beziehe sich auf einen Unfall der China Airways in Taiwan vom vergangenen Dezember. Damals habe ein Frachtflugzeug des gleichen Typs wie die am Sonntag in Amsterdam abgestürzte Maschine das rechte Triebwerk Nummer drei verloren, das in der Folge auch das Triebwerk Nummer vier abgeschlagen habe. Die Empfehlung von Boeing sei an sämtliche Fluggesellschaften ergangen, die Flugzeuge des Typs Boeing 747 fliegen, sagte Kummer.

Jumbos des Typs 747-200 werden zwar auch von der Lufthansa geflogen. Doch ist die deutsche Airline nach Angaben eines Sprechers von der weltweiten Boeing-Aktion nicht betroffen, weil sie diese Flugzeuge mit General Electric- Triebwerken einsetzt.

Bei den Triebwerksbolzen handelt es sich um zwei starke Stahlstifte von 2,25 Inch Durchmesser (rund 5,7 Zentimeter) und 4 Inch Länge (rund 10 Zentimeter), die einerseits die Triebwerke an den Pylonen halten und diese Pylone wiederum mit den Tragflächen verbinden. Dieses Verbindungssystem wurde gewählt, damit im Falle eines Abrisses eines Triebwerkes nicht die Tragflächen beschädigt oder zerstört werden, in denen sich die Treibstofftanks befinden. Ausdrücklich wird inzwischen von Boeing-Technikern erklärt, daß sich die vierstrahligen Jumbos normalerweise auch dann in der Luft halten können, wenn zwei der insgesamt vier Triebwerke auf einer Seite ausfallen.

Die niederländische Tageszeitung Trouw rechnete am Dienstag aus, daß die in der Flugschneise des Flughafens Schiphol wohnenden Zwanenburger eine statistische Wahrscheinlichkeit von 1:100 000 haben, durch einen Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen. Gleiches gelte für mehrere hundert Bewohner der Amsterdamer Stadtteile Buitenveldert und Amstelveen sowie des Dorfes Aalsmeer.

Das Blatt beruft sich auf eine vom niederländischen Umweltministerium in Auftrag gegebene Studie des britischen Untersuchungsbüros Technica. Das Ministerium habe Technica jedoch angewiesen, seine Ergebnisse zu korrigieren. Nach neuen Berechnungen müsse davon ausgegangen werden, daß es dem Piloten einer defekten Maschine gelinge, in einem unbewohnten Gebiet niederzugehen, meinte das Ministerium dem Trouw-Bericht zufolge. Unter dieser Voraussetzung sinke die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes auf eins zu einer Million.

Wie falsch diese Einschätzung war, hatte sich am Sonntag abend auf dramatische Weise gezeigt. Mit Entsetzen vernahmen die Amsterdamer am Montag, daß der schwerbeschädigte Flieger vor seinem Absturz zweimal über der Innenstadt der niederländischen Hauptstadt gekreist war, um langsam tiefer zu gehen. Der Fraktionsvorsitzende der sozialdemokratischen Partij van de Arbeid im Haager Parlament, Thijs Wöltgens, nannte diese Entscheidung das Piloten "völlig unverständlich".

Der Fluglotse im Tower von Schiphol, mit dem der Pilot bis zuletzt in Funkkontakt stand, hatte empfohlen, die Notlandung über einem weniger dicht besiedelten Gebiet vorzubereiten. Der Chef des Reichsluftfahrtdienstes nahm den Piloten in einer Fernsehsendung jedoch in Schutz: "Da seine Maschine nur noch Rechtskurven machen konnte, hatte er keine andere Wahl." Der Leiter der Verkehrsleitung von Schiphol, Thijs Croon, meinte, von einem Piloten könne in einer solchen Situation nicht erwartet werden, daß er auch noch aus dem Fenster schaue, um zu sehen, ob er über bewohntes Gebiet fliege. Erst 14 Tote konnten geborgen werden

HB AMSTERDAM. Die Flugzeugkatastrophe im Amsterdamer Stadtteil Bijlmermeer hat vermutlich mehr als 250 Menschenleben gefordert. Bürgermeister Ed van Thijn hat sagte am Dienstag, er habe wenig Hoffnung, daß von den Vermißten noch jemand am Leben sei. Bis Dienstag nachmittag konnten erst 14 Tote geborgen werden.

Die genaue Ursache der Katastrophe ist immer noch unbekannt. Aus einer Rekonstruktion der niederländischen Luftfahrtbehörde geht hervor, daß die Boeing 747-Frachtmaschine der israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al ungefähr eine Minute vor dem Absturz nicht mehr beherrschbar war. Die "Black Box" mit den exakten Flugaufzeichnungen ist noch nicht gefunden worden.

Die Bergung der Opfer wird erschwert durch die Einsturzgefahr der getroffenen Wohnblocks. Die Betonbrocken der eingestürzten Wohnungen müssen Stück für Stück entfernt werden. Von Zeit zu Zeit flammt auch wieder Feuer in den Ruinen auf. Die geborgenen Leichen werden zu einem Hangar auf dem Flughafen Schiphol befördert, wo Sachverständige sich um Identifizierung bemühen, was jedoch in zahlreichen Fällen ausgeschlossen ist. Man rechnet damit, daß die Identifizierung der Opfer viele Tage beanspruchen dürfte. Sie sind oft bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Unterlagen vom Einwohnermeldeamt der Stadt reichen aber keineswegs aus. Unklar ist, wer zum Zeitpunkt der Katastrophe am Sonntag abend zu Hause oder bei wem zu Besuch war. Ein Problem bildet überdies die vermutlich beträchtliche Zahl der "illegalen" Bewohner mit ausländischer Nationalität, die nirgends gemeldet sind, darunter wahrscheinlich 60 illegale Einwanderer aus Ghana. Bürgermeister van Thijn und der Polizeipräsident von Amsterdam, Ernst Nordholt, haben einen Aufruf an diese überlebenden Menschen gerichtet, sich bei den Hilfsinstanzen zu melden, ohne ihre Abschiebung befürchten zu müssen. Der materielle Schaden, der durch den Absturz an den Wohnblocks angerichtet wurde, beläuft sich schätzungsweise auf 20 bis 30 Millionen Mark. Die großen politischen Parteien wünschen, daß die Regierung zusätzliche Geldmittel zugunsten der Opfer freimachen soll. Die Europäische Kommission in Brüssel hat umgerechnet zwei Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Schließung Berliner Flughäfen gefordert

BERLIN (Reuter). Als Konsequenz aus der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam fordern Umweltverbände und Bürgerinitiativen die sofortige Schließung der beiden innerstädtischen Berliner Flughäfen Tegel und Tempelhof. Die Freiheit des Luftverkehrs dürfe nicht zu einer tödlichen Bedrohung hunderttausender Anwohner führen, teilte der Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) am Montag mit.

n den Einflugschneisen von Tegel und Tempelhof lebten 200 000 Menschen. Von Tegel starteten Maschinen mit durchschnittlich 60 Passagieren, von Tempelhof gar nur mit zehn Reisenden.

Greuel an Indianern aufgelistet Appell von amnesty: 500 Jahre politische Gewalt beenden

LONDON, 6. Oktober (AP). Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat 500 Jahre politische Gewalt gegen die amerikanischen Ureinwohner beklagt. Staatliche Sicherheitskräfte verschleppten, folterten, vergewaltigten und töteten Indianerinnen und Indianer, heißt es in einer in London veröffentlichten ai-Erklärung. Diese Verbrechen würden in einigen Ländern Amerikas jedoch fast nie polizeilich verfolgt.

Anlaß der Erklärung ist die Entdekkung Amerikas vor 500 Jahren. Alle Regierungen des Kontinents werden aufgefordert, sofort gründliche Untersuchungen der Verbrechen an den Ureinwohnern einzuleiten, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und die Landkonflikte zu regeln, da diese oft zu Übergriffen gegen Indianer führten. Nach 500 Jahren politischer Gewalt gegen die Ureinwohner sei es an der Zeit, daß die Regierungen endlich aufhörten, die Menschenrechte mit Füßen zu treten.

Die Menschenrechte würden dabei nicht nur von den Regierungen mißachtet, auch die Justizsysteme würden die Indianer im Stich lassen. Die Schwächsten unter ihnen seien oft das bevorzugte Ziel von staatlichen Übergriffen. Kleine Kinder würden ermordet, Frauen von Soldaten vergewaltigt, und von der Außenwelt bisher isolierte Indianerstämme würden von Bergarbeitern und Siedlern getötet, ohne daß die Täter zur Rechenschaft gezogen würden.

Neben den Konflikten um Land und Bodenschätze seien auch oft Drogen- und Bürgerkriege wie in Kolumbien, El Salvador, Guatemala und Peru Ursache für Menschenrechtsverletzungen, meint ai. Anfang der 80er Jahre, als der Bürgerkrieg in Guatemala seinen Höhepunkt erreicht hatte, seien ganze Indianerdörfer zerstört und Tausende Bauern massakriert worden. Übergriffe auf Indios hätten in Ländern wie Brasilien, Chile, Honduras und Venezuela immer dann zugenommen, wenn der Staat oder andere Interessenten Land für Bergbau, Holzwirtschaft, Energie- oder Tourismusprojekte benötigten.

Drei Tote im Schornstein

MEROM, 6. Oktober (AP). Bei einem Explosionsunglück in einem Wärmekraftwerk in Merom im US-Staat Indiana sind drei Arbeiter getötet und 25 verletzt worden. Ein Rettungstrupp barg am Dienstag die Toten in einem 225 Meter hohen Schornstein, in dem diese Beschäftigten auf einer Arbeitsplattform beschäftigt waren. Die Polizei nimmt an, daß am Montag bei Schweißarbeiten ein Brand ausgelöst wurde, der zu der Explosion in dem acht Jahre alten, mit Kohle befeuerten Kraftwerkskomplex führte. Mit Hubschraubern wurden mehrere Menschen gerettet, die sich auf das Dach des 60 Meter hohen Meilers geflüchtet hatten.

Jelzin sagt Verbrechen Kampf an "Krebsgeschwür bedroht Reformen" / Kommission angekündigt

MOSKAU, 6. Oktober (AP). Verbrechen und Korruption bedrohen nach den Worten von Präsident Boris Jelzin die Reformpolitik in Rußland. Er rief die Abgeordneten des russischen Parlaments am Dienstag auf, endlich Entscheidungen zu treffen, "damit dieses Krebsgeschwür nicht die Reformen und die Zukunft des Landes zerstört".

Jelzin kündigte an, er werde zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens in Rußland eine vierköpfige Kommission unter Leitung von Vizepräsident Alexander Rutzkoi ernennen. "Die Menschen sind der Unverschämtheiten der überheblichen Mafia, der Flut der Verbrechen in der Wirtschaft und der Welle der Gewalt auf den Straßen so überdrüssig, daß schon Rufe nach einer starken Hand laut werden", sagte Jelzin. "Rußland braucht aber keine starke Hand, sondern eine feste Ordnung, die auf sicheren Gesetzen basiert."

Jelzin deutete auch die Möglichkeit an, daß die Armee gegen die Mafia vorgehen könnte. Über den Einsatz des Militärs, verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und eine Kontrolle des Waffenverkaufs werde die Rutzkoi-Kommission beraten, sagte Jelzin. Der russische Präsident verteidigte auch sein stark kritisiertes Programm, zur Privatisierung der Staatsbetriebe Gutscheine an die Bevölkerung auszugeben. Seine Kritiker hätten auch keine besseren Vorschläge gehabt, sagte Jelzin. Er habe ein Dekret unterzeichnet, das den Menschen das Recht gebe, mit den Gutscheinen auch Land und Wohnungen zu kaufen. Ein Gesetz über den Kauf und Verkauf von Grund und Boden müsse schnellstens verabschiedet werden.

Jelzin äußerte sich besorgt über den Zustrom fremder Währungen, vor allem des Dollars, nach Rußland. Es müsse endlich deutlich werden, was man unterstützen wolle, den Rubel oder die fremden Währungen, meinte der Präsident: "Wir müssen aufhören, Waren und Dienstleistungen in fremden Währungen zu bezahlen. Der Rubel muß das einzige Zahlungsmittel in Rußland sein." Seit die russische Regierung den festgelegten Wechselkurs der früheren sowjetischen Regierung aufgegeben hat, ist der Kurs des Rubels ständig gefallen. Am Dienstag erreichte er mit 342 Rubel für einen Dollar einen neuen Tiefststand.

Rust trat Haftstrafe nicht an

HAMBURG, 6. Oktober (AP/dpa). Der wegen Messerstichen auf eine Krankenschwesternschülerin verurteilte Kremlflieger Mathias Rust hat am Dienstag seine Haftstrafe in der Vollzugsanstalt Neumünster nicht angetreten. Dem 24jährigen war dafür eine Frist bis Dienstag, 13 Uhr, gesetzt worden. Ein Anstaltssprecher in Neumünster zeigte sich erstaunt darüber, daß Rust nicht termingerecht erschienen sei und daß sein Hamburger Anwalt auch nichts von sich habe hören lassen.

Rust war im April 1991 wegen versuchten Totschlags zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte einer Schwesternschülerin ein Messer in den Bauch gestochen, weil sie ihn nicht küssen wollte. Weltbekannt war er im Mai 1987 geworden, weil er mit einer Cessna auf dem Roten Platz in Moskau gelandet war.

Die Staatsanwaltschaft will Rust vorläufig nicht zur Fahndung ausschreiben, da vor dem Oberlandesgericht eine "sofortige Beschwerde" Rusts gegen die Ladung zum Strafantritt läuft, hieß es.

Student gibt die Bombenanschläge zu Attentat auf Altstadtfest in Hannover geklärt / Stimme von einem Freund erkannt

HANNOVER, 6. Oktober (AP/dpa). Die schweren Bombenanschläge von Hannover sind aufgeklärt: Ein 21jähriger Maschinenbaustudent hat die beiden Attentate gestanden, bei denen im August und September in der Altstadt 23 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. Wie Oberstaatsanwalt Klaus Ramberg am Dienstag erläuterte, wurde bei einer Hausdurchsuchung in Hannover-Badenstedt belastendes Material sichergestellt. Ein Tonband mit der Stimme des Mannes, der gleichzeitig die Stadt versuchte zu erpressen, führte zu ihm.

Der Beschuldigte, der für die Behörden ein "unbeschriebenes Blatt" sei, habe sich der Festnahme nicht widersetzt und ein umfangreiches Geständnis abgelegt, sagte der Staatsanwalt. Der Student Stefan S. bekannte sich nach Angaben Rambergs in den Vernehmungen nicht nur zu den beiden Bombenanschlägen, sondern auch dazu, den Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg, seit zwei Jahren um zehn Millionen Mark erpressen zu wollen.

Weiter hat der junge Mann gestanden, im Oktober 1990 im Hauptbahnhof Hannover eine Bombe installiert zu haben. Bei der Verpuffung dieser Sprengvorrichtung war niemand verletzt worden, zwei weitere Bomben vom Mai 1990 waren nicht explodiert.

Der Oberstaatsanwalt wollte sich nicht zu Fragen nach den Motiven des Festgenommenen äußern und betonte, er wolle eine Vorverurteilung vermeiden. Auch zu den Lebensumständen des Beschuldigten machte die Staatsanwaltschaft nur wenige Angaben. Stefan S. habe von Oktober 1991 bis zum September 1992 seinen Wehrdienst abgeleistet. Er sei offenbar ein Waffennarr. Offenbar ein Waffennarr

Auf die Spur des Studenten waren die Ermittler nach den Angaben durch den Hinweis eines früheren Freundes gekommen, der die Stimme des Täters auf einer eigens eingerichteten telefonischen Ansage erkannt hatte. Insgesamt hätten rund 30 000 Bürger diese telefonische Stimmansage abgehört. Rund 150 Hinweise zu der Stimme gingen bei der Polizei ein. Kripochef Peter Eggerling wandte sich auf der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft gegen Vorwürfe, die Polizei habe das Band mit der Stimme des Täters erst viel zu spät veröffentlicht. Das Band stammt aus dem Jahre 1990, als Stefan S. mit der Erpressung des Oberbürgermeisters begann und telefonischen Kontakt aufgenommen hatte. 1990 hatten die Bombenanschläge nach Angaben des Kripochefs nicht die gleiche Brisanz wie in diesem Jahr gehabt. Man habe dem Erpresser auch vorspielen wollen, daß die Polizei gar nicht eingeschaltet sei. Deshalb sei man damals nicht an die Öffentlichkeit gegangen.

Am 29. August waren auf dem Altstadtfest in Hannover 19 Menschen und am 28. September bei einem weiteren Sprengstoffanschlag vier Menschen verletzt worden. In beiden Fällen war der Sprengsatz in Getränkedosen in Papierkörben vor Gaststätten in der Altstadt versteckt. Angaben zur Zusammensetzung des Sprengstoffes lehnte die Staatsanwaltschaft ab.

Ebenfalls verweigert wurde die Antwort auf die Frage, warum Stefan S. seine Bombenwerkstatt ausgeräumt und das für ihn belastende Material am Rande einer Schrebergartenkolonie in Hannover-Badenstedt versteckt hatte, wo es am vergangenen Freitag von der Polizei sichergestellt wurde.

Protest gegen Sozialabbau

STOCKHOLM, 8. Oktober (AP). In Stockholm haben am Dienstag 40 000 Menschen gegen die von Regierung und Opposition gemeinsam beschlossenen Einschnitte in den Wohlfahrtsstaat protestiert. Die Einsparungen im Staatshaushalt und der Kürzungen der Sozialleistungen zur Sanierung der schwedischen Wirtschaft verteidigte Ministerpräsident Carl Bildt im Parlament: "Wir werden die Umstrukturierung unserer Volkswirtschaft fortsetzen und dabei auch weiterhin mit den anderen Parteien im Parlament zusammenarbeiten."

Die konservative Regierungskoalition hatte in Zusammenarbeit mit der sozialdemokratischen Opposition in den vergangenen Wochen ein drastisches Sparpaket beschlossen, um den Sturz der Krone abzufangen und die Leitzinsen zu senken. Zu den Maßnahmen gehörten unter anderem Steuererhöhungen, eine Reduzierung des Krankengeldes, die Streichung von zwei Urlaubstagen sowie geringere Unterstützungen für Familien mit Kindern.

. . . und außerdem Zwei Pfarrer setzen Signal für Ökumene

Die persönliche Freundschaft zweier Pfarrer hat im tiefkatholischen Niederbayern der Ökumene eine neue Dimension gegeben: Im Kurort Bad Griesbach haben jetzt die evangelische und katholische Kirche für zwölf Millionen Mark erstmals in Bayern gemeinsam ein Gotteshaus und ein Pfarrzentrum gebaut. Auch die Seelsorge für die 3000 Gäste des Kur- und Golfzentrums im Rottal wollen der katholische Ortspfarrer Alois Anetseder und sein evangelischer Kollege Martin Geisler künftig in Teamwork betreiben.

Um die Ökumene in Deutschland, der Zusammenarbeit beider großer Kirchen, ist es in den vergangenen Jahren stiller geworden. Während immer mehr politische Mauern fallen, trennen in vielen ökumenischen Zentren noch immer oft gemauerte, zumindest aber organisatorische Barrieren die Gläubigen beider Konfessionen im gemeinsamen Gebet.

In Bad Griesbach, mit 1,2 Millionen Übernachtungen einer der größten Kurorte Deutschlands, soll jetzt die "Kirche der Zukunft" erprobt werden: Das neue "Kurseelsorgezentrum Emmaus" gehört beiden Kirchen. Die Diözese Passau trug sieben Millionen Mark, die evangelisch- lutherische Landeskirche fünf Millionen Mark der Baukosten. Fünf Jahre dauerte die Realisierung des Projekts, für das eigens eine "Ökumenische Bauherrenschaft zur gemeinsamen Hand" gegründet wurde. Am 11. Oktober wird das Haus offiziell eingeweiht.

Im Altarrraum der Kirche, die 400 Menschen faßt, werden sonntags im zeitlichen Wechsel jeweils zwei evangelische und katholische Gottesdienste stattfinden. "Wir rechnen damit, daß die katholischen und evangelischen Gottesdienste von den Kurgästen unabhängig von ihrer Konfession besucht werden", meint der evangelische Pfarrer Martin Geisler. Auch alle übrigen Einrichtungen des Zentrums, wie der große Veranstaltungssaal, werden gemeinsam genutzt.

Doch die Architekten hatten in Griesbach bei ihren Planungen zunächst mehr Trennung statt Zusammenführung im Sinn. Ursprünglich waren zwei Kirchen unter einem Dach geplant, später ein gemeinsames, durch eine Mauer im Altarraum getrenntes Gotteshaus. "Das wäre ein Skandal gewesen", sagt Pfarrer Anetseder. Beseelt vom Traum einer "Kirche der Zukunft", so Pastor Geisler, und dem Wunsch nach einer "ökumenischen wie ökonomischeren Seelsorge" setzten die beiden Gottesmänner schließlich ihre Vorstellung durch. Ihre Vorgesetzten, der Passauer Bischof Franz-Xaver Eder und der evangelische Landesbischof Johannes Hanselmann, stimmten zu. Die Diözesanleitung zu dem Projekt: "Das Kirchenvolk ist, was die Ökumene betrifft, in seinem Empfinden weiter, als manche Theologen mit ihren Vorbehalten." KARL STAEDELE (dpa)

Mäzen Warburg gestorben

Norwalk. Edward Warburg, Förderer zeitgenössischer Kultur, ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 21. September im Alter von 84 Jahren in Norwalk, Connecticut, gestorben. Der Amerikaner aus einem Zweig der Hamburger Bankiersfamilie Warburg hatte New Yorker Museen zu Lebzeiten wichtige Werke von Klee, Picasso und Barlach vermacht, und als Mäzen das Ballett, besonders George Balanchine, gefördert. Während des Zweiten Weltkriegs verhalf Warburg vom NS-Regime verfolgten Künstlern zur Emigration in die USA. dpa

Bruderkrieg immer heftiger Iraks Kurden begannen Offensive gegen türkische Landsleute

ANKARA, 6. Oktober (dpa/AP/FR). Die Kämpfe zwischen irakischen und türkischen Kurden im Norden Iraks werden offenkundig immer heftiger. Sprecher der irakischen Kurden bekräftigten am Dienstag in Ankara, rund 10 000 Peschmergas - Milizen der irakischen Kurden - versuchten, Einheiten der türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus der kurdischen Region in Nordirak zu vertreiben, unterstützt von der kurdischen Zivilbevölkerung, teilten die Patriotische Union Kurdistans (PUK) und die Demokratische Partei Kurdistans (DPK) mit. Allein im Dreiländereck zwischen Irak, Türkei und Iran seien rund 6000 Peschmergas in heftige Kämpfe mit 2500 bis 3000 PKK-Rebellen verwickelt.

Am Montagabend war das Ultimatum der Kurdistanfront abgelaufen, das der PKK gestellt worden war, um ihre Stützpunkte im Norden Iraks nahe der Grenze zur Türkei zu räumen oder den Guerillakrieg gegen die Türkei von Nordirak aus zu beenden, damit die Bevölkerung wieder in ihre Dörfer zurückkehren könne. Eine Stunde vor Ablauf des Ultimatums hätten die PKK-Kämpfer das Feuer eröffnet, versicherten PUK und DPK.

Auch die türkische Luftwaffe griff in die Kämpfe ein und bombardierte PKK-Stellungen im Dreiländereck. Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete von zwei gefallenen Soldaten. Über kurdische Opfer wurde nichts mitgeteilt.

Das Kurdistan-Komitee in Deutschland, das die PKK unterstützt, teilte unter Berufung auf PKK-Führer mit, daß türkische Offiziere die Offensive der irakischen Kurden leiteten. Unter Gefallenen und Gefangenen habe man mehrere türkische Offiziere identifiziert. Eine Gruppe aus Beauftragten des Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins sowie des Bundesvorstandes der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien bestätigte unter Berufung auf den türkischen Menschenrechtsverein, daß die türkische Armee die Stadt Kulp mit schweren Waffen beschossen habe, darunter solchen, die aus Deutschland geliefert worden seien. Es habe zahlreiche Tote unter der Zivilbevölkerung gegeben.

W A S H I N G T O N / AMSTERDAM, 6. Oktober (dpa / REUTER). Nach der Flugzeug-Katastrophe von Amsterdam hat der US-amerikanische Flugzeugkonzern Boeing allen Fluggesellschaften empfohlen, die Zünder-Bolzen am Triebwerk zu überprüfen.

Wie die Washington Post heute weiter berichtete, hat - ähnlich wie die Frachtmaschine der El Al - bereits vor einem Jahr auch eine Boeing 747 der taiwanesischen Air China auf der rechten Seite ihre beiden Triebwerke verloren.

Experten von Boeing und der amerikanischen Regierung meinten am Montag, daß die Ähnlichkeiten der beiden Abstürze nicht ignoriert werden dürften. Man habe jedoch für beide Unglücke noch keine Ursache finden können. Wie es weiter hieß, habe der Absturz von Amsterdam die Verhandlungen von Boeing und der amerikanischen Luftfahrtsbehörde FAA zur Inspektion der Bolzen beschleunigt. Bereits in der Vergangenheit waren Inspektionen angeordnet worden, weil einige der Bolzen offenbar verrostet waren.

Wie bei der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam waren bei dem Absturz der 747-Frachtmaschine der Air China in Taiwan am 29. Dezember vergangenen Jahres beide Triebwerke auf der rechten Seite ohne jede Vorwarnung abgebrochen. Monatelang wurde danach im Südchinesischen Meer nach Wrackteilen, darunter den Bolzen, gesucht.

Beide Unglücksmaschinen sind Jets vom Typ 747-200 und waren zwölf (Air China) beziehungsweise dreizehn (El Al) Jahre alt. Beide Maschinen waren mit schwerer Ladung kurz nach dem Start abgestürzt und die Piloten hatten nach dem Verlust der beiden Triebwerke die Kontrolle über die Maschine verloren, obwohl die 747-Maschine theoretisch auch mit den zwei übrigen Triebwerken fliegen kann.

Wie die Washington Post weiter berichtete, wird erwartet, daß die FAA die Empfehlungen von Boeing für die gesamte 747-Flotte von Passagier- und Frachtflugzeugen in den USA verbindlich macht.

Bereits vor dem Absturz des israelischen Jumbos über Amsterdam plante die amerikanische Herstellerfirma Boeing nach eigenen Angaben eine Inspektion der Haltestifte für die Triebwerke von Maschinen ihres Typs 747. Ein Sprecher teilte am Montag mit, vor 14 Tagen habe dazu ein Treffen mit Vertretern von Fluggesellschaften stattgefunden.

Die Unglücksmaschine von Amsterdam hatte nach Angaben der betroffenen israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al bei einem Start in New York schon einmal Probleme. El Al-Präsident Rafi Harlev Harlev sagte dem israelischen Fernsehen am Montag, vor drei oder vier Jahren hätten sich während des Starts Schwierigkeiten mit den Vorderrädern ergeben. Durch die Vibrationen sei der Körper der Boeing 747 beschädigt worden.

Der Chef der israelischen Pilotenvereinigung, Gideon Dror, sagte einem lokalen Fernsehsender der Nachrichtenagentur Itim zufolge, ein anderer El Al-Jumbo habe vor zwei Monaten den bereits begonnenen Start auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol abbrechen müssen, weil Vögel in eins seiner Triebwerke geraten seien. Ein Unglück habe verhindert werden können, weil der Pilot die Frachtmaschine am Ende der Rollbahn zum Stehen gebracht habe. Der Vorfall werde noch untersucht.

Spezialeinheiten der niederländischen Polizei und Feuerwehr haben in der Nacht zum Dienstag im Amsterdamer Vorort Bijlmermeer sechs weitere Opfer tot geborgen. Das gab der Amsterdamer Bürgermeister Ed van Thijn heute morgen vor der Presse bekannt. Damit sind nun offiziell zwölf Leichen gefunden worden, darunter drei Frauen, drei Männer und ein Kind. Das Geschlecht der übrigen Toten konnte nicht festgestellt werden.

Außerdem sagte van Thijn, daß sich von den 239 beim Amsterdamer Einwohnermeldeamt eingeschriebenen Menschen, die in den 80 von dem Flugzeug zerstörten Wohnungen lebten, inzwischen 88 gemeldet hätten. Sie überlebten die Flugzeugkatstrophe, da sie nicht zu Hause waren. Dennoch, so van Thijn weiter, müsse man nach wie vor von rund 250 Vermißten ausgehen. Vermutet wird, daß sich in den Wohnungen auch viele illegal in den Niederlanden lebende Menschen befunden haben. Bijlmermeer gilt als sozialer Brennpunkt Amsterdams, in dem vor allem Ausländer wohnen.

Die niederländische Polizei hat nach dem Unglück am Montag Sondereinheiten aufgeboten, um Plünderungen zu verhindern. Nach Angaben der Polzei waren nach Berichten über Plünderungen 60 Beamte im Einsatz.

Nach der Katastrophe in Amsterdam ist die Kritik an Erweiterungsplänen für den Flughafen Schiphol erstarkt. Bürgerinitiativen gegen den Ausbau des Flughafens erklärten am Montag, wegen der Nähe Schiphols zu Wohngebieten sei die Katastrophe unvermeidlich gewesen. Die Regierung habe immer erklärt, daß statistisch gesehen kein Desaster zu befürchten sei, sagte der Sprecher einer der Gruppen. Dagegen halte man, daß - wie seinerzeit bei der Atomkatastrophe in Tschernobyl - eine mögliche Tragödie auch eines Tages eintreten werde.

Der Amsterdamer Bürgermeister Ed van Thijn erklärte, es sei zu früh, um in diese Debatte einzusteigen. Jetzt komme es darauf an, den Opfern des Unglücks vom Sonntag zu helfen.

Der Luftraum über der dichtbesiedelten Trabantenstadt Amsterdams ist bis auf weiteres gesperrt. Das berichtete am Dienstag ein Fluglotse auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol. Allen Fluggesellschaften sei der Beschluß bereits mitgeteilt worden. (Siehe auch letzte Seite)

Kurz gemeldet: Moskau will KP-Blatt verbieten

MOSKAU, 6. Oktober (dpa). Das russische Presseministerium will die kommunistische Moskauer Tageszeitung Sowjetskaja Rossija verbieten. Das Ministerium wirft dem Blatt vor, am 1. Oktober einen Appell der "Front zur nationalen Rettung" veröffentlicht zu haben, in dem angeblich zum Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung aufgerufen wurde. Soldaten beim Waffenreinigen getötet MOSKAU, 6. Oktober (AFP). In der russischen Armee sind im vergangenen Halbjahr 1615 Soldaten ums Leben gekommen, die meisten davon bei Unfällen. Hauptursache der tödlichen Zwischenfälle ist der fehlerhafte Umgang mit Waffen. Chinas KP hat 51 Millionen Mitglieder PEKING, 6. Oktober (AP). Die Kommunistische Partei Chinas, die größte der Welt, hat jetzt die Rekordzahl von gut 51 Millionen Mitglieder. Dies sind 17 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Wieder Beziehungen Nicaragua - Israel WASHINGTON, 6. Oktober (AFP). Nicaragua und Israel haben wieder diplomatische Beziehungen zueinander aufgenommen. Die sandinistische Regierung des früheren Staatspräsidenten Daniel Ortega hatte die diplomatischen Beziehungen zu Israel 1982 abgebrochen. Eine Million Dollar für Guzman-Jäger LIMA, 6. Oktober (AFP). Die 40 Polizisten, die an der Ergreifung des Anführers der peruanischen Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad", Abimael Guzman, beteiligt waren, haben eine Belohnung von einer Million Dollar erhalten.

Nach 1914 will Jack Walker wieder den Meistertitel holen Der Traum eines Millionärs Premier-League-Neuling Blackburn Rovers ist Tabellenführer

"Den Erfolg kann man nicht kaufen", so lautet eine alte Fußballweisheit. Diese These wird allerdings jetzt vom FC Blackburn Rovers eindrücklich widerlegt. Denn der Klub aus Nordengland, erst im Sommer in die "Premier League" aufgestiegen, ist nach elf Runden stolzer Tabellenführer.

Zwei Männer haben an diesem glanzvollen Vormarsch des Neulings in der "Premier League" maßgeblich Anteil: der berühmte Trainer/Manager und schottische Rekord-Nationalspieler Kenny Dalglish und der Geschäftsmann Jack Walker. Der Multimillionär hat bereits 30 Millionen Pfund (90 Millionen Mark) in den Klub gesteckt, davon elf Millionen Pfund (33 Millionen Mark) für neue Spieler und zwölf Millionen Pfund (36 Millionen Mark) für Stadionverbesserungen und Einrichtungen.

Unter den zahlreichen Spielern, die in jüngster Zeit verpflichtet wurden, ragt der junge Nationalstürmer Alan Shearer (22) besonders hervor. Für ihn zahlte Blackburn an den FC Southampton die britische Rekordablöse von 3,6 Millionen Pfund (10,8 Millionen Mark). Die Investition lohnte sich, denn Shearer hat durch seine Treffsicherheit der Mannschaft zum Sprung an die Spitze entscheidend verholfen. Er ist zur Zeit mit 13 Treffern führender Torschütze in der höchsten Spielklasse.

Der Mäzen Walker "machte" sein Geld mit einem Stahlbetrieb, ehe er diesen für 340 Millionen Pfund (1,02 Milliarden Mark) verkaufte. Er behauptet, er habe 40 Millionen Pfund (120 Millionen Mark) beiseite gelegt, um den Provinzklub zur europäischen Spitze zu führen. Walker ist von den Blackburn besessen; er stand schon als Schulbub auf der Stehrampe, um seine vergötterten Rovers zu unterstützen.

Walkers Traum ist es vorerst, mit Blackburn den ersten Meistertitel seit 1914 zu gewinnen. Dem Verein, nach 26 Jahren "in der Wüste" nun wieder im Oberhaus, traut man aufgrund der bisher demonstrierten Leistungen diesen Erfolg durchaus zu. Am Samstag begeisterten die in blauweißen Trikots agierenden Spieler ihre Anhänger, als sie den bisherigen Tabellenführer Norwich City mit 7:1 vom Platz fegten. Jetzt wird Blackburn auch von den Buchmachern ernst genommen und hinter Arsenal und Manchester United schon als dritter Titelanwärter gehandelt. dpa

Barentssee atomare Müllkippe

MOSKAU, 6. Oktober (dpa). Die polare Barentssee um die russische Insel Nowaja Semlja ist nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace die größte nukleare Müllkippe der Welt. Die Gruppe stellte am Dienstag in Moskau eine Studie vor, nach der dort insgesamt 15 Reaktoren und 17 000 Fässer mit Atommüll versenkt worden sind. Zu einer Expedition in das militärische Sperrgebiet Nowaja Semlja lief das Greenpeace- Schiff Solo in den russischen Hafen Murmansk ein. Die Besatzung kritisierte, daß die Behörden ihnen bislang die Weiterfahrt verweigert hätten.

Das Forschungsschiff "Rainbow Warrior" der Umweltschützer untersuchte zur gleichen Zeit die ökologische Situation in der fernöstlichen Küstenregion Rußlands am Pazifik. Nach diesen Angaben ist der Rückgang der Fischbestände durch Überfischung und Luft- und Wasserverschmutzung dort besorgniserregend.

Der Pfennig soll demnächst "Cent" heißen

WIESBADEN, 6. Oktober (dpa). Die kleinste Einheit einer künftigen gesamteuropäischen Währung sollte nach Auffassung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) "Cent" heißen. Zu diesem Ergebnis kam nach einer Mitteilung vom Dienstag die GfdS-Jury in einem Wettbewerb zur Namensgebung unter mehr als 3000 Vorschlägen aus dem In- und Ausland. Damit sind mehr oder weniger ernst gemeinte Vorschläge wie "Dipfel", "Eculi", "Bankrotti", "Kohli" und "Eumel" aus dem Rennen.

Schon 150 Hinweise auf Bombenleger

HANNOVER, 6. Oktober (dpa). Bei der Polizei sind bislang rund 150 Hinweise auf den Bombenleger von Hannover eingegangen, der die niedersächsische Landeshauptstadt seit zwei Jahren um Millionenbeträge zu erpressen versucht. Die Stimme des Erpressers kann rund um die Uhr unter den Telefonnummern 1166 oder 0 11 66 abgehört werden. Dies habe zu einer "großen Resonanz in der Öffentlichkeit" geführt, ohne daß allerdings eine heiße Spur gefunden worden sei, berichtete die Polizei am Dienstag. Der Stimmenanalyse nach ist der Täter zwischen 20 und 30 Jahre alt und stammt aus Hannover. Bei zwei Anschlägen waren über 20 Menschen verletzt worden.

Thomas Berthold gefällt's weiterhin in München "Erfülle meinen Vertrag" Hölzenbein dementiert Tausch des Ex-Frankfurters mit Yeboah

Thomas Berthold wehrt sich gegen seine Ausmusterung bei Fußball-Rekordmeister FC Bayern München. "Ich will meinen Vertrag in München bis 1995 erfüllen. Aus und Basta", sagt der 28 Jahre alte Hesse zu seinen Zukunftsplänen. Die derzeitige Situation beim Rekordmeister, wo er nach 30 Bundesligaeinsätzen in der vorigen Saison auf dem Abstellgleis gelandet ist, sei alles andere als befriedigend, räumt Berthold ein. "Aber meine Familie und ich fühlen uns hier so wohl, daß für mich ein Vereinswechsel nicht in Frage kommt."

Nach einem Gespräch mit Manager Uli Hoeneß und Trainer Erich Ribbeck hat sich Berthold entschieden. "Ich habe mir alles sehr genau überlegt", erzählt der Abwehrspieler, "aber ein Wechsel ist derzeit kein Thema. Die Familie und andere wichtige Dinge spielen dabei eine Rolle." Ums Geld wird es ihm dabei wohl auch gehen. Der FC Bayern sei nun am Zuge, betont Berthold. Aber selbst Hoeneß wird nur schwer einen Verein finden, der die eine Million Mark zahlt, die der Weltmeister jährlich in München verdienen soll. "Ich warte erst einmal ab und hänge mich im Training voll rein", meint Berthold, der sich aber keine Illusionen auf ein Comeback macht: "In eine erfolgreiche Mannschaft reinzukommen, ist verdammt schwer."

Zu Saisonbeginn 1991/92 war Berthold auf Wunsch des damaligen Bayern-Trainers Jupp Heynckes vom AS Rom nach München geholt worden. Die 2,8 Millionen Mark Ablöse stellten sich bereits in seiner ersten Saison als Fehlinvestition heraus. Anstatt das Liberoproblem der Bayern zu lösen, eckte der Hesse mit großen Sprüchen ebenso an wie mit seinem Verhalten auf dem Platz, das ihn als "Bruder Leichtfuß" und pomadigen und arroganten Einzelgänger in die Schlagzeilen brachte.

Die verkorkste Saison erreichte ihren Höhepunkt, als Berthold im Februar 1992 von Ex-Trainer Sören Lerby für drei Wochen auf die Tribüne verbannt wurde. Der 49fache Nationalspieler, dessen internationale Karriere nach dem Platzverweis im Spiel gegen Wales im Juni 1991 jäh beendet war, gelobte daraufhin Besserung. "Ich werde es allen Kritikern und den Verantwortlichen zeigen, was ich wirklich kann", versprach Berthold.

Dazu kam es bisher nicht. Vor Saisonbeginn verletzte sich der ehemalige Frankfurter und erlebte die bisherigen acht Punktspiele nur als Zuschauer. Gerüchte über ein Tauschgeschäft Berthold nach Frankfurt und Anthony Yeboah zu Bayern, die dringend einen Stürmer suchen, tut Eintracht-Vize Bernd Hölzenbein als "totalen Schwachsinn" ab. dpa

Bertelsmann verliert erste Runde Gericht untersagt Beteiligung an "Vox" / Gespräche mit CLT

Das Hamburger Landgericht hat der Klage der RTL plus-Partner CLT, WAZ, FAZ, Burda sowie des Senders selbst gegen den Mitgesellschafter, die Bertelsmann-Tochter ufa, stattgegeben. Nach diesem Urteil ist der ufa aufgrund einer Wettbewerbsklausel im RTL plus-Gesellschaftervertrag die Beteiligung an dem geplanten Informationssender "Vox" in Köln untersagt.

Zwischen den beiden größten RTL plus- Gesellschaftern, der Luxemburger CLT und dem Gütersloher Medienkonzern war um die Beteiligung von Bertelsmann an "Vox" ein heftiger Streit ausgebrochen. Die CTL hatte sich - nach anfänglichem Interesse - nicht an dem geplanten neuen Sender beteiligt und hatte auf eine Bestimmung gepocht, die es den RTL-Gesellschaftern untersagt, sich einzeln an anderen Fernsehprojekten zu beteiligen. Die Bertelsmann-Tochter ufa hatte die Übertragung ihrer Vox-Anteile an eine eigens dafür gegründete Firma der Jahr-Gruppe vorbereitet, die Übertragung dann aber doch nicht vollzogen.

Bertelsmann-Sprecher Helmuth Runde kündigte an, daß sein Unternehmen gegen die Entscheidung des Landgerichts Berufung beim Hanseatischen Oberlandesgericht einlegen werde. Das Urteil berücksichtige die vielfältigen Bemühungen von UFA und CLT, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, nicht, hieß es in einer in Gütersloh verbreiteten Erklärung. Des weiteren habe das Gericht bei seiner Entscheidung auch "zahlreiche kartellrechtliche und medienrechtliche Aspekte, die die Wettbewerbsklausel in einem neuen Licht erscheinen lassen, nicht berücktsichtigt".

Hinter den Kulissen allerdings ist zu erfahren, daß auf höchster Ebene die beiden Hauptkontrahenten weiter nach einer Verständigung suchen. Man gibt sich auch zuversichtlich, in Kürze eine Lösung zu finden. Das Gerichtsurteil mag die Gespräche eher intensivieren, meinen Insider.

Das Nachrichtenfernsehen "Vox", der Westschienen-Kanal, will im Januar 1993 mit einem informationsorientierten Vollprogramm an den Start gehen. Anteilseigner des Nachrichtenkanals sind die ufa mit 24,9 Prozent, die Westdeutsche Medienbeteiligungsgesellschaft mit 25,1 Prozent, die Holtzbrinck-Gruppe und (bis Jahresende) Time Warner mit je 14,5 Prozent, die Alexander-Kluge-Gruppe DCTP mit elf und die Mittelständische Unternehmensbeteiligungsgesellschaft (MUK) mit zehn Prozent. FR / VWD

Protest gegen Porsche-Pläne Beschäftigte machen mobil gegen Abbau von 1850 Stellen

STUTTGART (dpa/VWD). Etwa 3100 Beschäftigte des Sportwagenherstellers Porsche haben gegen den vom Vorstand geplanten Abbau von 1850 Stellen protestiert. Nach Angaben der IG Metall begleiteten 2300 Männer und Frauen in Zuffenhausen, Ludwigsburg und Ossweil sowie 800 im Forschungszentrum Weissach ihre Unterhändler in die Gespräche mit den Arbeitgebern. Die Verhandlungskommission, so ein IG Metall-Sprecher, kündigte gegen den Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen entschiedenen Widerstand an. Porsche beschäftigt derzeit noch knapp 8000 Leute.

Der geplante Stellenabbau ist nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter "sozial völlig unverträglich". Darüber hinaus sei er kein geeigneter Weg, die verbleibenden Arbeitsplätze zu sichern.

Im Gegenteil, so heißt es in einer Erklärung der Metaller bei Porsche: Ein solches Vorhaben gefährde in fahrlässiger Weise den Bestand des Unternehmens. Würden die Pläne verwirklicht, allein im Entwicklungszentrum Weissach 500 Arbeitsplätze zu streichen, sei die Modellpolitik der Firma nicht zu halten. Von neuen und erfolgreichen Fahrzeugen hänge aber die Zukunft von Porsche entscheidend ab.

Die IG Metall meint des weiteren: "Bei einer so hohen Liquidität wie die der Porsche AG, ist es nicht angezeigt, einen Personalabbau in diesem Maße zur Kosteneinsparung zu betreiben."

Der Vorstand der Aktiengesellschaft um den neu gekürten Sprecher Wendelin Wiedeking hatte die Einschnitte zuletzt als unumgänglich bezeichnet, "um - entsprechend dem festen Willen der Familienaktionäre - das Unternehmen dauerhaft als selbständig zu erhalten". Im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende Juli) erzielte der Sportwagenhersteller einen Konzernumsatz von 2,7 Milliarden Mark. Der Absatz knickte um mehr als 15 Prozent auf 22 481 Fahrzeuge ein.

Zur Person:

ANDREAS KNIEPERT, Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion in Thüringen, will unrechtmäßig erhaltene Bezüge aus seiner Tätigkeit als Wissenschaftler zurückzahlen. Sollten entsprechende Forderungen der Weimarer Hochschule für Architektur und Bauwesen an ihn gerichtet werden, werde er das Geld unverzüglich begleichen, sagte Kniepert. Der Politiker hatte von April bis Oktober 1991 neben seiner Grundentschädigung als Landtagsabgeordneter auch Bezüge von fast 2000 Mark netto monatlich als wissenschaftlicher Assistent an der Weimarer Hochschule erhalten. Damit hatte er nach Ansicht der Thüringer Landtagsverwaltung gegen das Abgeordnetengesetz verstoßen, das Doppelverdienste untersagt. (dpa)

Aufrüstung gegen Tamilen

COLOMBO, 6. Oktober (dpa). Im Kampf gegen die tamilische Unabhängigkeitsbewegung ist der Staatshaushalt von Sri Lanka aufgerüstet worden: Das Verteidigungsministerium erhält im kommenden Jahr ein Budget in Höhe von umgerechnet 560 Millionen Mark. In den vergangenen vier Jahren ist der Verteidigungsetat Sri Lankas damit verdoppelt worden.

Ministerpräsident und Finanzminister Dingiri Banda Wijetunga räumte dem Verteidigungsministerium höchste Priorität ein, als er am Dienstag den Haushalt für 1993 mit einer Gesamtsumme von 5,68 Milliarden Mark im Parlament des Inselstaates vorstellte. Für das Erziehungsministerium sind nur 98 Millionen Mark, für das Gesundheitsministerium 163 Millionen Mark vorgesehen.

Erneut Kämpfe in Karabach

MOSKAU, 6. Oktober (dpa). Armenien und Aserbaidschan kämpfen erneut um den Korridor von Latschin, der die staatsrechtlich zu Aserbaidschan gehörende, aber armenisch besiedelte Enklave Berg-Karabach mit dem Mutterland verbindet. Die Agentur Turan aus Baku meldete am Dienstag, einzelne aserbaidschanische Einheiten seien bei ihrer Offensive bereits in den Ort Latschin eingedrungen. Sie kontrollierten einen Teil der Straße von Latschin nach Schuscha in Berg-Karabach, über den die Armenier seit Mai dieses Jahres ihren Nachschub in die umkämpfte Enklave bringen.

Andere Quellen in Baku berichteten von heftigem armenischen Artilleriebeschuß auf Dörfer im Kreis Latschin, die von Einheiten Aserbaidschans zurückerobert worden waren.

"Schneller entscheiden"

STRASSBURG, 8. Oktober (dpa). Die parlamentarische Versammlung des Europarates hat zur Beschleunigung der Verfahren bei Menschenrechtsbeschwerden die Umbildung der zwei Instanzen zu einem einzigen Gerichtshof gefordert. Angesichts der wachsenden Zahl neuer Mitgliedsländer aus Osteuropa sei eine beträchtliche Zunahme der Bürgerbeschwerden in den nächsten Jahren zu erwarten, hieß es in einer am Dienstag in Straßburg verabschiedeten Resolution.

Zur Zeit sind bei der ersten Instanz, der Kommission für Menschenrechte, knapp 2400 Beschwerden anhängig - beim Gerichtshof 67 Beschwerden. 24 der 27 Europaratsländer haben die Menschenrechtskonvention ratifiziert und das individuelle Beschwerderecht anerkannt. Die Urteile des Gerichtshofes betreffen häufig überlange Gerichtsverfahren, Fälle von Unterdrückung der Meinungsfreiheit, Behördenwillkür oder Fragen des Familienrechts.

Empfang für Olympiateilnehmer Kohl ist zurückhaltend bei Berliner Bewerbung

Erneut deutliche Zurückhaltung übte Bundeskanzler Helmut Kohl in Sachen Berliner Olympia-Bewerbung für das Jahr 2000. Der Kanzler forderte abermals anläßlich seines Empfangs für die deutschen Olympia-Teilnehmer von Barcelona und Albertville ein überzeugendes Finanzkonzept der Berliner. Als Fehler bezeichnete Kohl es allerdings, sämtliche Kosten zum Aufbau einer guten Infrastruktur in der Hauptstadt der Berlin-Bewerbung zuzuschlagen. "Berlin muß die notwendigen Anstrengungen unternehmen, daß es seriöse Berechnungen gibt."

Am Vortag hatte Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland ein deutliches Zeichen von Kohl für Berlin gefordert. Nach dem Empfang bei Kohl hatte Bundespräsident Richard von Weizsäcker sämtliche Medaillengewinner von Albertville und Barcelona auf den Petersberg geladen. Dort erhielten 26 Albertville- Teilnehmer und 82 Barcelona-Fahrer aus den Händen des deutschen Staatsoberhauptes für ihren Medaillengewinn das Silberne Lorbeerblatt, die höchste Sportauszeichnung von Deutschland. Allerdings waren nicht alle Olympia-Teilnehmer der Einladung gefolgt, so fehlten Boris Becker und Steffi Graf, die beim Züricher Turnier spielte. dpa

Haft für Ex-Geschäftsführer

MANNHEIM, 6. Oktober (dpa). Zu zwei Jahren Freiheitstrafe ohne Bewährung hat das Landgericht Mannheim am Dienstag den früheren Mitgeschäftsführer der Imhausen-Chemie GmbH (Lahr), Hans-Joachim Renner, verurteilt. Es vertrat die Auffassung, Renner sei mitverantwortlich für die ungenehmigte Ausfuhr von Plänen und eines Teils der Ausrüstungsgüter für die von der Imhausen- Chemie zwischen 1984 und 1988 in Libyen errichtete Giftgasfabrik. Damit habe er gegen Strafbestimmungen des Außenwirtschaftsgesetzes verstoßen.

Das Gericht verfügte auch die Einziehung des größten Teils der Sonderprämien, die Renner für die Beteiligung an dem Projekt von der Imhausen-Chemie erhalten hatte.

Konjunkturflaute lähmt Arbeitsmarkt

NÜRNBERG, 6. Oktober (dpa/FR). Der übliche Herbstaufschwung auf dem Arbeitsmarkt ist in diesem Jahr wegen der Konjunktur-Flaute sehr verhalten gewesen. Wie der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, am Dienstag in Nürnberg mitteilte, ging in Westdeutschland die Zahl der Arbeitslosen von August zu September lediglich um 38 000 auf 1,78 Millionen zurück. Das entspricht einer Quote von 5,8 Prozent.

In Ostdeutschland zählten die Arbeitsämter zuletzt 1,1 Millionen Menschen - fast zu zwei Dritteln Frauen - auf Stellensuche. Das waren nur 58 000 weniger als im Vormonat. Die Erwerbslosenquote im Osten beträgt 13,6 Prozent. Durch arbeitsmarktpolitische Instrumente werden in den fünf neuen Bundesländern derzeit mehr als 1,7 Millionen Bürger nicht von der offiziellen Arbeitslosenstatistik erfaßt. Den größten Anteil daran mit 560 000 stellen diejenigen, die Altersübergangsgeld beziehen. Im Vorruhestand sind 275 000. Rund 490 000 Ostdeutsche bildeten sich Ende vergangenen Monats in Kursen weiter, und 375 000 durchliefen Arbeitsbeschaffungsmaßnamen.

Die Zahl der Kurzarbeiter in Ostdeutschland sank um 35 000 auf 251 500 nach. Die Abnahme ging mit einem Zuwachs der Arbeitslosenmeldungen aus Erwerbstätigkeit einher, was bedeutet, daß Kurzarbeit für die Mehrzahl keine vorübergehende Zwangspause, sondern der erste Schritt zur Arbeitslosigkeit ist.

(Bericht und Kommentar im Wirtschaftsteil, Seite 9)

Prozeß um bisher schwerstes Nordsee-Fährunglück begann

KOPENHAGEN, 6. Oktober (dpa). In Kopenhagen hat am Dienstag der Prozeß gegen die Verantwortlichen des Fährunglücks mit der "Scandinavian Star" begonnen. Der norwegische Kapitän des Schiffes, der dänische Reeder und der Geschäftsführer der Reederei müssen sich wegen gravierender Sicherheitsmängel auf der Fähre vor dem See- und Handelsgericht in der dänischen Hauptstadt verantworten. Alle drei Angeklagten wiesen am Dienstag jede Schuld von sich.

Das unter Bahama-Flagge zwischen Norwegen und Dänemark verkehrende Schiff war in der Nacht zum 7. April 1990 in internationalen Gewässern in Brand geraten. 158 Menschen kamen bei diesem schwersten Fährunglück in der Nordsee ums Leben. Das Ergebnis einer Untersuchungskommission zeigte später, daß das Feuer vermutlich von einem Brandstifter verursacht wurde, der in den Flammen umkam. Das Unglück habe nur wegen der Nichteinhaltung von Sicherheitsvorschriften ein derartiges Ausmaß annehmen können, hieß es.

Belegschaft von Triumph-Adler bangt um Jobs Betriebsrat: Absatz- und Finanzierungsprobleme gefährden das Unternehmen / Hohe Verluste

NÜRNBERG (dpa/VWD/rtr). Die Existenz des Büromaschinenherstellers TA Triumph-Adler in Nürnberg ist nach Auffassung des Betriebsrates massiv gefährdet. Darauf wiesen die Auszehrung des Eigenkapitals durch weitere Grundstücksverkäufe, eine erhebliche Kapitalbindung in Lagern und Materialbeständen sowie verschiedene Einsparungen hin, meint die Arbeitnehmervertretung des zur italienischen Olivetti-Gruppe zählenden Unternehmens. Unter Bezug auf Angaben der Geschäftsleitung nennt das Gremium seit August monatliche Verluste im Konzern von 15 Millionen Mark.

Im Wirtschaftsausschuß der Firma hatte TA-Vorstandschef Giuseppe Giacobbe kürzlich eine Entscheidung des Olivetti-Konzerns über die Zukunft der fränkischen Firma für Mitte Oktober angekündigt. Nach den Worten von Dietmar Scholz, dem Arbeitsdirektor in Nürnberg, lassen sich klare Aussagen über den Kurs erst gegen Ende dieses Monats machen, wenn die konkrete Planung für das nächste Jahr abgeschlossen sei.

Der Betriebsratsvorsitzende Dieter Klaus hält es für möglich, daß die Beschäftigtenzahl in der AG von rund 1300 in absehbarer Zeit auf gerade noch die Hälfte sinken könnte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, "daß Maßnahmen eingeleitet werden, das Ende von Triumph-Adler vorzubereiten". Zur Begründung nennt er mehrere Faktoren: Produktion und Absatz würden weit unter den Planungen und einer wirtschaftlichen Größenordnung liegen, Lagerbestände nicht abgebaut. Von Mitte Oktober bis zum Ultimo solle die Produktion von tragbaren Personalcomputern (Notebooks und Laptops) eingestellt werden.

Nahezu jeder dritte von den 1200 Beschäftigten im Werk Nürnberg arbeitet nach Angaben des Betriebsrates kurz. Gefahr für das Unternehmen sieht Klaus auch in dem von der Unternehmensleitung angeordneten Stopp aller Entwicklungsarbeiten und der in diesem Arbeitsfeld eingeführten Kurzarbeit. Die Verluste aus dem operativen Geschäft im ersten Halbjahr beziffern Mitglieder des Betriebsrates auf rund 70 Millionen Mark, die durch den Bilanzgewinn aus dem Vorjahr auf 40 Millionen Mark hätten reduziert werden können. Auch der Verkauf des Werkes Höfen Ende September mit einem vermuteten Erlös zwischen zehn und elf Millionen Mark reiche bei weitem nicht aus, die monatlich auflaufenden Fehlbeträge auszugleichen.

Triumph-Adler, so die Befürchtung der Belegschaft, werde der Strategie der italienischen Mutter geopfert. Alle Initiativen, wie etwa Kooperationsverhandlungen über Software-Entwicklung mit großen Unternehmen, Anregungen für Kostensenkungen in der Fertigung oder für neue Produkte sowie eine Überarbeitung der Angebotspalette würden vom Management seit dem Frühjahr "vom Tisch gefegt".Schalck-Vertrauter soll zahlen

BERLIN, 6. Oktober (dpa). Das Bundesfinanzministerium hat einen ersten größeren Teilerfolg im Streit um das millionenschwere Vermögen des DDR-Außenhandelsimperiums "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo) erzielt: Das Berliner Landgericht verurteilte den als Vertrauten von Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski geltenden ehemaligen Kaufmann Michael Wischniewski zur Zahlung von 47,6 Millionen Mark an die Bundeskasse.

Darüber hinaus muß nach dem noch nicht rechtskräftigen Urteil, dessen Begründung der dpa seit Dienstag vorliegt, der 71jährige Auskünfte über das Finanzgebahren seiner Firma F. C. Gerlach geben, die mit verschiedenen Waren von Stahl bis zu Schuhen handelte. Die Gelder waren vom Finanzmininisterium im vergangenen Jahr teilweise in Liechtenstein und Israel sichergestellt worden.

Auch die Katholische Kirche der Bundesrepublik soll mit der KoKo Geschäfte abgewickelt haben. Die "Berliner Zeitung" berichtete, der Caritas-Verband habe jährlich Kupfer für etwa 15 Millionen Mark geliefert, um zu erreichen, daß die Katholiken der DDR Geld aus dem Staatshaushalt bekamen.

Stasi-kontaminierte Theaterstücke

DRESDEN. Das Dresdner Staatsschauspiel hat drei Theaterstücke vorläufig vom Spielplan gestrichen, in denen Schauspieler auftreten, die als Inoffizielle Mitarbeiter des früheren DDR-Staatssicherheitsdienstes enttarnt und daraufhin entlassen wurden. dpa

Talfahrt gebremst

FRANKFURT A. M. (FR). Am Frankfurter Aktienmarkt ging es gestern mit den Kursen, wenn auch deutlich weniger steil, weiter abwärts. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß nach Schwankungen zwischen rund 1414 und 1427 mit 1420,3 Zählern um 0,3 Prozent tiefer als am Vortag. Die Talfahrt kam damit nach den massiven Verlusten zu Wochenbeginn zunächst fast zum Stillstand. Händler bezeichneten das Geschäft aber als unsicher und nervös. Die markttechnische Reaktion auf den Kurssturz sei insgesamt enttäuschend ausgefallen. Das Auf und Ab am Devisenmarkt und revidierte Gewinnschätzungen der Unternehmen belasteten die Börse weiter. Der Trend in den "sicheren Renten-Hafen" dürfte daher anhalten, hieß es auf dem Parkett mit Blick auf die Anleihen.

Bei den Finanzwerten zogen Allianz um sieben und Commerzbank um 1,50 Mark an, während Deutsche und Dresdner Bank etwas nachgaben. Größere Verluste mußten erneut Siemens mit einem Abschlag von 7,40 Mark sowie einige Automobiltitel hinnehmen. Dort rollten Daimler um 7,50 und VW um 4,60 Mark zurück. BMW kamen aber um sieben Mark voran. Bei den Großchemie-Aktien stiegen BASF um 3,40, während sich Bayer und Hoechst knapp behaupteten.

Am Frankfurter Rentenmarkt stiegen die Notierungen öffentlicher Anleihen bei einem laut Händlern insgesamt ruhigen Geschäft um bis zu 60 Pfennig. Die Durchschnittsrendite ermäßigte sich weiter von 7,56 auf 7,51 Prozent. Die Bundesbank nahm Titel im Nennwert von 62 Millionen Mark auf.

Bundeswehr nimmt am Samstag Flüge nach Sarajewo wieder auf Erste Transall mit Abwehrsystem ausgerüstet / Italien sieht Sicherheit noch nicht gewährleistet / Schwere Kämpfe in Nordbosnien

SARAJEWO/ZAGREB, 6. Oktober (AP/dpa/Reuter/AFP). Die Bundeswehr wird sich von Samstag an wieder an der Luftbrücke nach Sarajewo beteiligen. Das hat Bundesverteidigungsminister Volker Rühe am Dienstag angeordnet.

Wie das Verteidigungsministerium weiter mitteilte, wird zunächst eine Transportmaschine von Typ C-160 Transall Hilfsgüter nach Sarajewo fliegen. Sie ist als erste von insgesamt zwölf Maschinen dieses Typs mit passiven Anti-Raketen- Systemen ausgerüstet. Eine zweite Maschine wird der Mitteilung zufolge nächste Woche einsatzbereit sein. Anfang November sollen alle zwölf Maschinen entsprechend ausgerüstet sein.

Italien will dagegen seine Hilfsflüge noch nicht wieder aufnehmen. Die Sicherheit der Flugzeuge könne noch nicht gewährleistet werden, sagte Italiens Verteidigungsminister Salvo Ando.

Am Dienstag landeten sieben Hilfsflugzeuge in der bosnischen Hauptstadt. In verschiedenen Stadtteilen, auch in der Nähe des Flughafens, wurde weiter gekämpft. Am Montag waren in Sarajewo mindestens 15 Menschen getötet worden.

Die serbischen Verbände in Bosnien wollen nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug alle Militärflüge in Bosnien-Herzegowina mit sofortiger Wirkung einstellen. Wie Tanjug am Dienstag abend unter Berufung auf den Außenminister der einseitig ausgerufenen Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina, Aleksa Buha, meldete, sei die Entscheidung sofort wirksam.

Serbische Truppen setzten jedoch ihre Offensive zur Eroberung eines Landkorridors durch die Tiefebene der Save im Norden Bosniens fort. Während serbische Medien neue Geländegewinne der Serben in der Umgebung von Gradacac meldeten, sprach der bosnische Rundfunk von der "erfolgreichen Zerschlagung" eines serbischen Angriffs, in deren Verlauf die moslemisch-kroatischen Truppen zwölf und die serbische Seite "mehrere Dutzend" Tote zu beklagen hatte.

Schwere Kämpfe wurden von Radio Sarajewo auch aus der Umgebung von Bihac im Westen Bosniens gemeldet. Dort seien mindestens 150 serbische Soldaten getötet worden. Die ostkroatische Stadt Slavonski Brod wurde nach Angaben des kroatischen Fernsehens erneut von serbischen Truppen mit Artillerie bombardiert. Serbische Einheiten hätten Randbezirke der Stadt erobert, die meisten Einwohner seien geflohen.

Knapp ein Jahr nach ihrem Einfall wollen die Truppen der jugoslawischen Armee jetzt mit dem vereinbarten Abzug ihrer Einheiten von der kroatischen Halbinsel Prevlaka und dem Gebiet südlich von Dubrovnik beginnen. In einer von der Belgrader Agentur Tanjug verbreiteten Erklärung des Hauptquartiers der Kriegsmarine hieß es, daß nunmehr der Abzug gemäß dem in Genf unterzeichneten Abkommen der Präsidenten Franjo Tudjman (Kroatien) und Dobrica Cosic (Jugoslawien) erfolgen soll. Das Gebiet soll zur demilitarisierten Zone unter Aufsicht der UN-Truppen werden.

Über 1000 Kinder aus den Kampfgebieten Bosnien-Herzegowinas werden den Winter bei Gastfamilien in Frankreich verbringen. Das kündigte der Präsident des Hilfswerkes Equilibre, Alain Michel, in Paris an.

Gesetzesweg

Die 13 Gesetzesentwürfe waren gerade im US-Kongreß angenommen worden - schon landeten sie auf dem Müll. Ein Hausmeister hatte den Karton mit den wichtigen Papieren irrtümlich weggeworfen. Nach Presseberichten vom Dienstag machte sich ein hoher Kongreßangestellter im blauen Nadelstreifenanzug mit Helfern auf den Weg zu einer Müllkippe im Südosten der Stadt. Mit Gabelstaplern durchwühlten sie riesige Abfallhaufen - ohne Ergebnis.

"Es war den Versuch wert, aber wir haben nichts gefunden", sagte der Kongreßangestellte. "Inzwischen vermuten wir, daß sie auf der Deponie in Richmond (US-Bundesstaat Virginia) sind."

Einer der vermißten Entwürfe befaßt sich mit Hilfsprogrammen für die Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Normalerweise landen die Papiere im Archiv und dienen als Vorlage für das eigentliche Gesetz. Nun muß sich der Kongreß mit Notizen behelfen. (dpa)

Kortner-Preis für Gert Voss

BERLIN. Der Schauspieler Gert Voss erhält den mit 10 000 Mark dotierten Fritz-Kortner-Preis 1992 der Zeitschrift "Theater heute". dpa

In Santo Domingo begannen 500-Jahr-Feiern

SANTO DOMINGO, 6. Oktober (dpa). Mit der Einweihung eines mehr als 40 Millionen Dollar (56 Millionen Mark) teuren Leuchtturms haben am Dienstag in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, Santo Domingo, die Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus begonnen. Studenten- und Arbeiterorganisationen haben zu Protestaktionen im ganzen Lande aufgerufen, bei denen gegen das Prestige-Objekt des 85jährigen Präsidenten Joaquin Balaguer und gegen die bis zum 12. Oktober geplanten Feierlichkeiten demonstriert werden soll.

Der Leuchtturm ist angesichts der bitteren Armut in dem Karibikstaat weltweit zu einem Stein des Anstoßes geworden. Für den Prachtbau, zu dem Museen und eine Bibliothek gehören, mußten Tausende von Hauptstadtbewohnern umgesiedelt werden. Um Besuchern den Anblick der angrenzenden Slumviertel zu ersparen, wurde eine zwei Meter hohe Mauer um den Platz vor dem Turm errichtet.

Brüsseler Bananen-Plan im Ministerrat abgelehnt

LUXEMBURG/BONN (dpa/VWD). Der Vorschlag der Brüsseler Kommission für eine neue Bananen-Importordnung ist im EG-Ministerrat von Deutschland, Dänemark und den Benelux-Staaten abgelehnt worden. Sie wiesen das komplizierte Regelwerk als unakzeptabel zurück. Die Bonner Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Ursula Seiler-Albring, nannte den Bananen-Plan einen "schweren dirigistischen Eingriff in den EG-Binnenhandel".

Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann betonte in einem Schreiben an deutsche Fruchtimporteure, daß die Bonner Regierung die Beschränkung des Imports strikt ablehne. Die Bananen, so die bisher zollfrei gehandelten sogenannten Dollar-Bananen aus Lateinamerika, sollten nach seiner Ansicht weiterhin preiswert zu kaufen sein.

Die Kommission hatte einen 20prozentigen Einfuhrzoll für ein Kontingent von zwei Millionen Tonnen Bananen aus Lateinamerika vorgeschlagen. Nur wenn der darüber hinaus gehende Verbrauch in der Gemeinschaft (1991: rund 3,6 Millionen Tonnen) nicht von EG-Produzenten - etwa auf Madeira, den Kanarischen Inseln oder in Frankreichs Überseegebieten - sowie durch die Anbauer in Afrika, der Karibik und dem Pazifik (AKP) gedeckt werden kann, sollten weitere Mengen zugestanden werden.

Für den britischen EG-Ratsvorsitzenden Tristan Garel-Jones sind die Meinungsunterschiede klar geworden: "Es gibt keine geraden Bananen und keine geradlinigen Lösungen." Es müsse jetzt nach Kompromissen gesucht werden.

Doch mehr Schäden in Mexiko

MEXIKO-STADT, 6. Oktober (dpa). Die Folgen des Hurrikans "Virgil", der am Sonntag in mehreren mexikanischen Bundesstaaten gewütet hatte, sind offenbar weit schwerwiegender als zunächst angenommen: mindestens sechs Tote, Tausende von Obdachlosen, nach Erdrutschen unpassierbare Straßen und Millionenverluste in der Landwirtschaft. "Virgil" hatte die Küste der Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero und Jalisco am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 150 Stundenkilometern erreicht.

Perot kauft TV-Sendezeiten

WASHINGTON, 8. Oktober (dpa). Der texanische Milliardär Ross Perot hat bei den großen Fernsehgesellschaften für über eine Million Dollar (rund 1,42 Millionen Mark) Sendezeiten gekauft. Damit will der dritte Bewerber um die US-Präsidentschaft seine Pläne zur Sanierung von Wirtschaft und Finanzen des Landes darlegen.

Für die erste halbstündige Sendung am Dienstag abend unmittelbar vor dem zuschauerträchtigen ersten Spiel um die amerikanische Baseball-Meisterschaft zahlte Perot umgerechnet 439 600 Mark an die CBS. ABC kassiert am Freitag abend für die zweite Perot-Werbesendung direkt vor dem beliebten politischen Magazin "20/20" rund 880 400 Mark. NBC hat Perot am späten Freitag abend eine halbe Stunde für 213 000 Mark angeboten.

Gemeinde ist beleidigt

KLAGENFURT, 7. Oktober (dpa). Der DuMont Buchverlag in Köln darf seinen Reiseführer über das österreichische Bundesland Kärnten vorerst nicht weiter verkaufen. Mit dieser einstweiligen Verfügung folgte das Landesgericht Klagenfurt einem Antrag des österreichischen Ferienortes Maria Wörth, berichtete die Nachrichtenagentur APA am Dienstag. Die Gemeinde hatte sich durch eine Passage des von dem Klagenfurter Journalisten Robert Gratzer geschriebenen Taschenbuches verunglimpft gefühlt.

"Heute meidet man Maria Wörth und den Nachbarort Reifnitz, weil die Gemeinde ein Mekka der Golf-GTI-Fahrer und Sammelpunkt von Verkehrsrowdys geworden ist", heißt es dort. So habe die Polizei laut Zeitungsberichten in diesem Jahr nach einem Treffen von Golf-Fans mehr als 11 000 Anzeigen erstattet.

Das wollten die Maria Wörther nicht auf sich sitzen lassen: Die Behauptungen seien falsch und schädigten die wirtschaftlichen Interessen der hauptsächlich vom Tourismus lebenden Gemeinde, hieß es in der Klageschrift. So seien im Zusammenhang mit dem diesjährigen Treffen der GTI-Fans nicht über 11 000, sondern nur 108 Anzeigen erstattet worden.

Die Gemeindeväter von Maria Wörth verklagten den DuMont Verlag und Gratzer auf Unterlassung und Widerruf. Die einstweilige Verfügung gilt für die Dauer des Rechtsstreits. Der Streitwert beträgt 100 000 Mark. Das Land Kärnten, das an anderen Passagen des Reiseführers Anstoß nimmt, prüft laut APA ebenfalls eine Klage.

Tennis-Turniere in Zürich, Athen, Sydney und Toulouse Spaziergang für Steffi Graf in Runde zwei Patrik Kühnen gewann gegen Todd Woodbridge / Steeb und Gollwitzer früh ausgeschieden

Mit einem Zwei-Satz-Sieg spazierte die Weltranglisten-Zweite Steffi Graf am Dienstag beim 350 000-Dollar-Tennis-Turnier von Zürich in die 2. Runde. Die mehrfache Wimbledon-Gewinnerin aus Brühl, als Nummer 1 gesetzt, gewann nach nur 67 Minuten 7:5, 6:1 gegen Karina Habsudova (CSFR) und trifft nun im Achtelfinale auf Wiltrud Probst. Die Bambergerin hatte tags zuvor Natalie Tschan (Schweiz) mit 6:2, 6:3 ausgeschaltet.

Dabei hatte Steffi Graf auf dem schnellen Teppichboden vor allem im ersten Satz mehr Mühe als ihr lieb war. Zwar setzte sich die 23jährige mit 7:5 durch, doch schaute sie sich dabei immer wieder hilfesuchend zu ihrem Trainer Heinz Günthard um. Im zweiten Durchgang hatte die Weltranglisten-42. dann nicht mehr den Hauch einer Chance. Die 19jährige lag schnell 0:3 zurück, erreichte noch ein 1:4, um dann nach 25 Minuten 1:6 zu verlieren. Während Marketa Kochta (München) erst am heutigen Mittwoch in Zürich gegen die als Nummer 3 gesetzte Manuela Malejewa-Fragniere (Schweiz) spielt, ist Claudia Kohde-Kilsch (Saarlouis) mit dem 6:4, 5:7, 6:7 (5:7) gegen Andrea Temesvari (Ungarn) schon in der Auftaktrunde ausgeschieden.

Im Doppel zogen nach Steffi Graf/Jana Novotna (CSFR) nach dem 6:3, 6:2 gegen Laura Gildemeister/Karina Habsudova (Peru/CSFR) auch Wiltrud Probst/Barbara Rittner (Bamberg/Leverkusen) mit dem 6:3, 7:5 gegen Natalia Baudone/Emanuela Zardo (Italien/Schweiz) in die Runde der letzten acht ein.

Der ehemalige Daviscupspieler Patrik Kühnen (Bamberg) steht beim mit 850 000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix-Turnier in Sydney in der dritten Runde. Er bezwang in einem hart umkämpften Match den an Nummer 13 gesetzten Lokalmatador Todd Woodbridge 7:6 (7:5), 6:4. Zuvor hatte der Neusser Bundesligaspieler Patrick Baur sein Erstrundenspiel gegen den US-Amerikaner Patrick McEnroe 6:3, 3:6, 7:6 (7:2) gewonnen.

Für den Stuttgarter Carl-Uwe Steeb und Markus Gollwitzer aus Nürnberg war der Kurztrip zum mit 315.000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix nach Toulouse keine Reise wert. Schon nach der ersten Runde war für die beiden Deutschen die Einzel-Konkurrenz in Frankreich beendet.

Beide setzten sich allerdings erbittert zur Wehr, wobei vor allem der an Nummer fünf gesetzte Steeb viel Pech hatte. Wie bei seinem Erstrunden-K.o. in der letzten Woche in Basel gegen den Franzosen Cedric Pioline ging der deutsche Daviscup-Spieler in Toulouse zwischenzeitlich auch gegen den Niederländer Jan Siemerink auf Siegkurs, mußte sich am Ende eines wahren Tiebreak-Krimis aber 6:7 (5:7), 7:6 (6:8) und 6:7 (2:7) geschlagen geben.

Nur etwas deutlicher verlor der 26jährige Gollwitzer, der sich dem an Nummer sieben gesetzten Ukrainer Andrej Medwedew 2:6, 7:6 (11:9), 4:6 beugen mußte. Ebenfalls zu den Verlierern gehörte der von Boris Beckers Trainer Günter Bresnik betreute Schweizer Daviscup-Finalist Jakob Hlasek nach einer 6:7 (5:7), 2:6-Niederlage gegen den Schweden Christian Bergström.

Bereits nach der ersten Runde des mit 130 000 Dollar dotierten Grand-Prix-Turniers in Athen ist das gestartete deutsche Tennis-Quartett halbiert. Den Sprung in die zweite Runde schafften nur der Mannheimer Markus Naewie und der Neusser Marc-Kevin Göllner, dessen Klubkamerad Lars Koslowski sich dagegen ebenso verabschiedete wie der Amberger David Prinosil. dpa/sid

Protest gegen Sparpläne

HAMBURG, 6. Oktober (dpa). Die Hochschulrektoren-Konferenz (HRK) hat in scharfer Form gegen die Pläne der Bundesregierung protestiert, die Ausgaben für den Hochschulbau im nächsten Jahr auf lediglich 1,6 Milliarden Mark einzufrieren. Der HRK-Senat, der am Dienstag in der Technischen Universität Hamburg-Harburg tagte, forderte den Bund auf, sich an die von ihm selbst mitgetragene Empfehlung der Experten des Wissenschaftsrates zu halten, der nach sorgfältiger Prüfung für 1993 einen Bedarf von mindestens zwei Milliarden Mark für unerläßlich gehalten hatte.

HRK-Präsident Professor Hans-Uwe Erichsen sagte, wenn nicht endlich positive Signale aus der Politik für eine Besserung der Lage zu vernehmen seien, könnten Unruhen an den Hochschulen im Wintersemester nicht mehr ausgeschlossen werden. Stetig sich verschlechternde Lehr- und Lernbedingungen ohne Perspektive auf Besserung seien unerträglich und "mit der Verantwortung für die junge Generation und den Standort Deutschland nicht zu vereinbaren", heißt es in einer Mitteilung der HRK.

Streit über Wehrpflicht

BONN, 6. Oktober (dpa). Für mehr Wehrgerechtigkeit haben sich am Dienstag in Bonn Experten von Parteien und des Deutschen Bundeswehrverbandes (DBWV) ausgesprochen. Es sei ungerecht, daß rund ein Drittel aller wehrpflichtigen Männer weder zum Wehrdienst noch zum Zivildienst herangezogen würden, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Jörg van Essen. Würde ein "allgemeiner Gesellschaftsdienst" statt der Wehrpflicht eingeführt, könnten viele etwa aus gesundheitlichen Gründen ausgemusterte Männer beispielsweise bei der Feuerwehr ihren Dienst ableisten. Die Wahl des Dienstes sollte den jungen Männern in einem solchen Fall freigestellt sein.

Klaus Escher von der Jungen Union plädierte für eine allgemeine Dienstpflicht mit freier Wahlmöglichkeit. Aufgaben gebe es im Umweltschutz oder in der Entwicklungshilfe. Escher warnte davor, so zu tun, als gäbe es keine Alternative zur Wehrpflicht. Rolf Wenzel vom DBWV setzte sich dafür ein, die Wehrpflicht zu erhalten.

Parteien streiten sich über Bekämpfung des Rechtsextremismus SPD wirft CDU/CSU "blinden Aktionismus" vor / Unionspolitiker erneuern Ruf nach deutlicher Verschärfung der Strafgesetze

BONN, 6. Oktober (dpa/AFP). Die Bekämpfung des Extremismus gerät zunehmend in den Parteienstreit. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) warf am Dienstag der CDU "blinden Aktionismus" vor. Er bezog sich dabei im Hessischen Rundfunk auf deren Forderung, die Strafgesetze zu verschärfen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Rüttgers, sprach in Bonn dagegen von einer "Kampagne" der SPD und verschiedener Bundesländer, der Bundesregierung und den Koalitionsparteien die Verantwortung für den Terrorismus von links und rechts zuzuschieben.

Schnoor bezeichnete die von der CDU geplante Einrichtung eines Sondermeldedienstes der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern, die verstärkte Anwendung vorbeugender Festnahmen sowie die angestrebte Verschärfung des Straftatbestands des Landfriedensbruchs als hilflose Geste. Notwendig sei nicht eine Verschärfung bestehender Gesetze, sondern deren korrekte Anwendung.

Dagegen plädierte Rüttgers nicht nur dafür, die Gesetze voll auszuschöpfen, sondern auch dafür, "bestehende Schwachstellen in der Gesetzgebung" abzustellen.

Schärfere Gesetze gegen rechtsextremistische Gewalttäter verlangte auch der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Heiner Geißler. Er verwies im Südwestfunk auf die Diskussion im CDU-Bundesvorstand, in dem eine Verschärfung des Straftatbestands des Landfriedensbruchs und ein Vereinsverbot gegen extremistische Organisationen erwogen wurden. Auch der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Gerster, forderte, die Strafgesetze zu verschärfen.

Der Fraktionsvorstand der CDU/CSU legte der Unionsfraktion am Dienstag ein Konzept zur inneren Sicherheit vor. Darin wird vorgeschlagen, zu prüfen, ob beim Verdacht von Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß eine Telefon- und Postüberwachung angeordnet werden kann. Auch soll geprüft werden, inwieweit der Verfassungsschutz eingesetzt werden kann, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Baden-Württemberg erhöht Zuweisung

STUTTGART (AP/Reuter). Die baden-württembergische CDU/SPD-Landesregierung hat eine massive Erhöhung der Zuweisungsquote für die Unterbringung von Asylbewerbern in den Kommunen beschlossen. Ministerpräsident Erwin Teufel und Innenminister Frieder Birzele teilten am Dienstag in Stuttgart mit, daß die Quote ab sofort von 9,5 Flüchtlingen je tausend Einwohner auf 12,5 erhöht werde. Ihren Angaben zufolge muß in diesem Jahr in Südwestdeutschland mit 60 000 Neuzugängen gegenüber 43 000 im Jahr 1991 gerechnet werden. Bei 45 Prozent der Asylbewerber handele es sich um Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Zahlreiche Bürgermeister erhoben Protest und kündigten an, sie wollten den Verwaltungsgerichtshof anrufen.

Schleswig-Holstein kündigte an, die Landesregierung sei zu Einsparungen bei den Kosten für Asylverfahren bereit. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.

Mit dem Wetterdienst sind alle unzufrieden

Nach Post und Bahn ist auch der Deutsche Wetterdienst in die Diskussion um eine Neuorganisation geraten. Das Verkehrsministerium bestätigte am Dienstag, daß Verkehrsminister Günther Krause (CDU) bis Jahresende über eine Umorganisation mit dem Ziel einer größeren Leistungsfähigkeit der bislang amtlichen "Wetterfrösche" entscheiden will. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (ÖTV) und Beamtenvertreter lehnen eine etwaige Privatisierung jedoch entschieden ab.

Grundlage für die Bonner Überlegungen ist eine im Auftrage Krauses angefertigte Studie der Kienbaum-Unternehmensberatung. Danach könnte der Wetterdienst in eine privatrechtliche Gesellschaft oder in eine Anstalt des öffentlichen Rechts umgestaltet werden.

Die ÖTV lehnt jedoch eine Privatisierung ebenso ab wie Versuche, "lukrative Teile des Dienstes abzuspalten". Die Gewerkschaft plädiert statt dessen für eine mehr denzentralisierte Organisationsform. Auch komme es darauf an, die Einnahmeseite des Wetterdienstes zu stärken. Es sei unverständlich, daß beispielsweise die Flugwetterberatung für Privatflieger kostenlos sei. Dabei mache dies über die Hälfte aller Serviceleistungen in der Beratung aus. Als denkbar bezeichnete die ÖTV in einer in Stuttgart veröffentlichten Erklärung ein Organisationsmodell in Form einer selbständigen Bundesanstalt. dpa

Bonn hakt bei Staudamm nach

BONN, 6. Oktober (dpa). Die Entwicklungspolitik gegenüber der Dritten Welt und Osteuropa sowie das umstrittene Narmada-Staudamm-Projekt in Indien standen im Mittelpunkt politischer Gespräche, die Weltbankpräsident Lewis Thompson Preston am Dienstag in Bonn führte.

Bundeskanzler Helmut Kohl bekräftigte nach Angaben von Regierungssprecher Dieter Vogel, daß die Bundesregierung trotz der enormen finanziellen Belastungen wegen der neuen Bundesländer zu ihrer Verantwortung im Kampf gegen Armut und Hunger, zum Schutz der Umwelt und zur Unterstützung demokratischer und marktwirtschaftlicher Reformen stehe. Preston traf auch mit Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Carl-Dieter Spranger (CSU), zusammen, der mahnte, daß die Hilfe für Osteuropa nicht zu Lasten von Entwicklungsländern gehen dürfe.

Mit Blick auf den von der Weltbank zu 15 Prozent mitfinanzierten Narmada- Staudamm forderte Spranger, die Interessen der 250 000 von Umsiedlung betroffenen Menschen zu berücksichtigen. Der Damm soll die Trinkwasserversorgung für 30 Millionen Menschen sichern, Nutzflächen von zwei Millionen Hektar bewässern sowie Arbeitsplätze schaffen.

USA beruhigen Israel

WASHINGTON, 6. Oktober (AFP). Die USA haben versichert, auch weiterhin alles in ihrer Kraft Stehende zu tun, daß Israel die stärkste militärische Macht im Nahen Osten bleibt. Wie das Außenministerium am Montag in Washington bekanntgab, übermittelte der amtierende US-Außenminister Lawrence Eagleburger einen entsprechenden Brief an Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin. In Israel sowie in Kreisen jüdischer US-Bürger war in den letzten Wochen Unruhe aufgekommen, nachdem Präsident George Bush den Verkauf von F-15 Jagdbombern an Saudi-Arabien angekündigt hatte. Bush, der sich gegenwärtig im Wahlkampf befindet, will damit der US- Rüstungsindustrie helfen, die nach dem Ende des Kalten Krieges schwer angeschlagen ist.

Aids-Medikament zugelassen

WASHINGTON, 6. Oktober (AFP). Die US-Kontrollbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat am Montag ein neues Medikament zur Bekämpfung der tödlichen Immunschwächekrankheit Aids zugelassen. Der Wirkstoff mit Namen "Stavudine" soll versuchsweise bei HIV-Infizierten eingesetzt werden können, die die beiden Medikamente AZT und DDI nicht vertragen, so eine Mitteilung der FDA. Klinische Tests hätten gezeigt, daß Stavudine die Entwicklung des Virus blockiere. Ob es dadurch zu einem verzögerten Ausbruch der Krankheit komme oder das Mittel, das auch den Namen "d4T" trägt, das Leben der Infizierten verlängern kann, sei noch nicht erwiesen. "Stavudine" wird von dem Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb hergestellt.

Russen und Amerikaner zum Mars?

LONDON, 6. Oktober (AFP). Die USA und Rußland haben am Montag ein Abkommen unterzeichnet, das die Zusammenarbeit im Bereich der Raumfahrt regelt. Wie die BBC unter Berufung auf die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, sind insbesondere gemeinsame Flüge von russischen und amerikanischen Kosmonauten sowie die gemeinsame Erforschung des Mars geplant. So soll ein russischer Kosmonaut im Oktober nächsten Jahres an Bord einer US-Raumfähre in den Weltraum fliegen. Im Gegenzug sei geplant, daß ein US-Astronaut 1994 und 1995 an einer Langzeitmission in der russischen Raumstation Mir teilnimmt.

Asthma-Todesfälle in der USA nehmen zu

ATLANTA, 6. Oktober (AFP). In den USA hat die Zahl der Todesfälle durch Asthma in den 80er Jahren erheblich zugenommen. Wie die zuständige Behörde am Montag in Atlanta mitteilte, erlagen am Ende des letzten Jahrzehnts 46 Prozent mehr Asthmakranke ihrem Leiden als zu Beginn der 80er Jahre. Dies sei unerklärlich, meinte die Behörde, da Asthma heilbar sei. Betroffen von dem starken Anstieg seien insbesondere Schwarze und Frauen, was auf soziale Gründe schließen lasse. Eine weitere mögliche Ursache des Anstiegs könne auch in der Umweltverschmutzung liegen.

Viele Todesfälle in der russischen Armee

MOSKAU, 6. Oktober (AFP). In der russischen Armee sind in den vergangenen sechs Monaten 1615 Soldaten ums Leben gekommen, die Mehrzahl davon bei Unfällen. Dies erklärte Sergej Dawidenko, Mitglied im Komitee zur Verringerung dieser Unfälle, am Montag in Moskau. Hauptursache der tödlichen Zwischenfälle sei der fehlerhafte Umgang mit Waffen und Material, so Dawidenko nach Angaben der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass. Mehrere Organisationen zur Wahrung der Rechte der Soldaten erheben demgegenüber immer wieder den Vorwurf, zahlreiche Todesfälle unter den Rekruten würden als Unfälle hingestellt, obwohl es sich um Auswirkungen von Schikanen oder sogar um Morde handelt.

"Temptations"-Sänger starb an Krebs

BIRMINGHAM, 6. Oktober (AFP). Eddie Kendricks, Sänger der US-Soulgruppe "Temptations", ist am Montag im Alter von 52 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Dem langjährigen Raucher war bereits im vergangenen Jahr ein Lungenflügel entfernt worden. Kendricks (Bild: AP), wegen seiner Tenorstimme in der Branche viel gerühmt, hatte zusammen mit vier weiteren Musikern 1961 die "Temptations" gegründet, mit denen ihm mehr als ein Dutzend Hits gelang, darunter "My Girl".

Kuwait: 14 Oppositionelle im Parlament

KUWAIT, 6. Oktober (AFP). Bei den Wahlen in Kuwait haben nach den ersten amtlichen Ergebnissen die oppositionellen Gruppierungen bereits 14 der 50 Parlamentssitze gewonnen. Die Wahlbeteiligung in dem Scheichtum habe bei über 80 Prozent gelegen, meldete das kuwaitische Fernsehen. Nach den ersten Auszählungen sind damit alle Führer der verschiedenen oppositionellen Gruppierungen ins Parlament gewählt worden. Bei den ersten Parlamentswahlen seit der Auflösung der Nationalversammlung 1986 waren von den 650 000 Einwohnern des Scheichtums nur die rund 81 000 männlichen alteingesessenen Kuwaiter über 21 Jahren stimmberechtigt.

Erwartungsgemäß weniger Arbeitslose

NÜRNBERG, 6. Oktober (AFP). Die Zahl der Arbeitslosen ist im September sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland saisonbedingt zurückgegangen. Wie die Bundesanstalt für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte, waren im Westen 1,784 Millionen Menschen beschäftigungslos, 38 000 weniger als im August. Die Arbeitslosenquote sank von 6,0 auf 5,8 Prozent. Im Osten sank die Zahl der Arbeitslosen von 1,169 Millionen auf 1,111 Millionen, die Quote von 14,4 Prozent auf 13,6 Prozent. Damit waren in ganz Deutschland rund 2,89 Millionen Menschen als erwerbslos gemeldet.

Tote trotz UN-Präsenz

PHNOM PENH, 6. Oktober (AFP). Bei Kämpfen mit den Roten Khmer sind in Kambodscha nach Angaben der Regierung in Phnom Penh trotz der Präsenz der Vereinten Nationen von Mai bis August 69 Menschen getötet worden. Dabei handle es sich um 26 Soldaten und 43 Zivilisten, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Regierungsbericht. 48 Soldaten und 67 Zivilisten seien verletzt worden. Trotz des vereinbarten Waffenstillstands horteten die Rebellen der Roten Khmer im Landesinneren Waffen, um nach der Regenzeit eine neue Offensive zu starten, meinte der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen.

Vertreter der UN-Übergangsverwaltung in Kambodscha bezeichneten den Regierungsbericht als übertrieben und unpräzise.

Übergangskabinett vereidigt

BRASILIEN, 6. Oktober (AFP). Acht Minister der neuen brasilianischen Regierung sind am Montag in Brasilia in Anwesenheit des amtierenden Staatspräsidenten Itamar Franco vereidigt worden. Der Übergangsregierung unter Franco gehören Politiker der Partei der Brasilianischen Sozialdemokratie (PSDB), der Partei Liberale Front (PFL), der Demokratischen Arbeitspartei (PDT) sowie parteilose Mitglieder an. Der bisherige Vizepräsident Franco hatte die vorübergehende Nachfolge von Staats- und Regierungschef Fernando Collor de Mello übernommen.

Die brasilianische Presse bemängelte unterdessen, daß die neuen Kabinettsmitglieder international und national über wenig Prestige verfügten. Besonders die Nominierung des weitgehend unbekannten Abgeordneten Gustavo Krause zum Wirtschaftsminister stieß auf Kritik. Der einzige Minister "mit Format" sei der neue Chef des Außenministeriums, Cardoso, hieß es.

Zwei mutmaßliche Mörder kurdischer Politiker gefaßt

KARLSRUHE, 6. Oktober (AFP). Zweieinhalb Wochen nach der Ermordung von vier kurdischen Oppositionspolitikern aus Iran in Berlin hat die Polizei zwei der drei mutmaßlichen Täter verhaftet. Wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Dienstag mitteilte, wurden die zwei, in Deutschland lebende Asylbewerber aus Libanon, bereits am Sonntag im westfälischen Rheine festgenommen. Am Montag abend erließ der Bundesgerichtshof Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen vierfachen Mordes und Mordversuchs.

Generalbundesanwalt Alexander von Stahl nannte sie im ARD-Mittagsmagazin "gedungene Killer". Ihre Auftraggeber seien noch unbekannt. Bei dem Attentat waren der Generalsekretär der Demokratischen Partei Kurdistans, Sadik Scherefkendi, deren Europavertreter Fatah Abduli, ihr Deutschlandchef Homajun Ardalan sowie der Exiliraner Nuri Dehkurdi durch insgesamt 24 Schüsse getötet worden. (Bericht auf Seite 4)

Paris plant Umschuldung

LIBREVILLE, 6. Oktober (AFP). Der französische Premierminister Pierre Bérégovoy hat am Dienstag zu Beginn der 17. Franko-Afrikanischen Gipfelkonferenz in Libreville die Gründung eines Umschuldungsfonds zur Entlastung hochverschuldeter afrikanischer Länder angekündigt. Der Fonds, der eine Verringerung ihrer öffentlichen Schulden gegenüber Frankreich ermöglichen wird, soll mit umgerechnet 1,2 Milliarden Mark dotiert werden und bis Ende des Jahres einsatzbereit sein, sagte Bérégovoy vor den Delegierten der Gipfelkonferenz. Von dem Fonds sollen Kamerun, Kongo, die Elfenbeinküste und das Gastgeberland Gabun profitieren.

Opposition gewinnt in Kuwait Liberale und Fundamentalisten errangen Mehrheit der Mandate

KUWAIT, 6. Oktober (AFP). Bei den ersten kuwaitischen Parlamentswahlen seit der Auflösung der Nationalversammlung 1986 haben die oppositionellen Gruppierungen am Montag 64 Prozent der Parlamentssitze gewonnen. Nach den am Dienstag vom Innenministerium veröffentlichten Ergebnissen gewannen islamische und liberale Kandidaten sowie unabhängige Bewerber 32 der 50 bei den Wahlen zu vergebenden Mandate in der Nationalversammlung. Die liberalen und die unabhängigen Kandidaten gewannen jeweils zehn Mandate, die drei islamischen Bewegungen, zwei sunnitische und eine schiitische, erhielten insgesamt neun Sitze. Die Wahlbeteiligung in dem Scheichtum habe weit über 80 Prozent gelegen, meldete Kuwaits Fernsehen.

Alle Führer der verschiedenen oppositionellen Gruppierungen wurden ins Parlament gewählt. Dazu gehören der frühere Präsident der 1986 aufgelösten Nationalversammlung, Ahmed Saadun, von der Koalition der Abgeordneten, sowie Ahmed El Chatib vom Demokratischen Forum. Bei den Parlamentswahlen waren von den 650 000 Einwohnern des Scheichtums nur die rund 81 000 männlichen alteingesessenen Kuwaiter über 21 Jahren stimmberechtigt. Frauen waren von der Wahl ausgeschlossen. Neben den 50 gewählten Abgeordneten werden 25 weitere von Emir Scheich Dschaber el Ahmed el Sabah nominiert.

Für den heutigen Mittwoch wurde der Rücktritt der bisherigen kuwaitischen Regierung erwartet. Danach sollte Emir Scheich Dschaber Sabah einen Ministerpräsidenten ernennen und mit der Regierungsbildung beauftragen. Kuwait ist nach den Wahlen die einzige der arabischen Golf-Monarchien, in der ein Parlament mit der Gesetzgebung beauftragt ist. 1986 war das Parlament wegen "schlechter demokratischer Praktiken" aufgelöst worden. Während der irakischen Besetzung Kuwaits von August 1990 bis Februar 1991 war die Herrscherfamilie ins Ausland geflohen. Sie hatte im Exil zugesagt, nach der Befreiung Kuwaits Neuwahlen zu organisieren.

Hannover-Attentäter gesteht

HANNOVER, 6. Oktober (AFP). Ein 21jähriger Maschinenbaustudent aus Hannover hat am Dienstag die Erpressung der Stadt sowie die beiden Sprengstoffanschläge gestanden, bei denen 23 Menschen teils schwer verletzt wurden. (Bericht auf "Aus aller Welt")

Tataren stürmten Parlament

MOSKAU, 6. Oktober (AFP). Mehrere tausend Tataren haben am Dienstag das Parlamentsgebäude in Simferopol, der Gebietshauptstadt der Krim, gestürmt. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Interfax wollten die Demonstranten mit dieser Aktion gegen die gewaltsame Räumung eines ihrer Lager durch Sicherheitskräfte protestieren. Wie Interfax unter Berufung auf Augenzeugen weiter meldete, war es den Wachen vor dem Parlament nicht gelungen, den Ansturm aufzuhalten. Bei der Besetzung des Gebäudes sollen mehrere Fensterscheiben zu Bruch gegangen sein.

Rund 200 000 Tataren waren im Verlauf der vergangenen beiden Jahre auf die Krim zurückgekehrt, nachdem ihre Volksgruppe vor 50 Jahren von Stalin nach Zentralasien deportiert worden war.

Boeing warnte drei Tage zuvor

ZÜRICH, 6. Oktober (AFP). Drei Tage vor der Amsterdamer Flugzeugkatastrophe hat der US-Flugzeughersteller Boeing dazu aufgefordert, die Befestigungen der Triebwerke an den Maschinen dieses Typs zu überprüfen. (Berichte im Lokalteil und "Aus aller Welt", Kommentar auf Seite 3)

Demonstration gegen Iliescu

BUKAREST, 6. Oktober (AFP). Mehr als zehntausend Menschen haben am Dienstag in Bukarest gegen den rumänischen Präsidenten Ion Iliescu demonstriert. "Nieder mit Iliescu. Wir wollen keinen bolschewistischen Präsidenten mehr", skandierten die Teilnehmer der Demonstration, die auf Iniative der Studentenliga veranstaltet worden war. Die Demonstranten forderten die Rumänen auf, im zweiten Gang der Präsidentschaftswahlen am Sonntag anstelle von Iliescu seinen Kontrahenten Emil Constantinescu, den Rektor der Universität von Bukarest, zu wählen. Constantinescu appellierte an die auf dem Platz der Revolution Anwesenden, ihn zu wählen. Seiner Meinung nach ist diese Wahl die "letzte Möglichkeit, um in Rumänien etwas zu ändern".

Im ersten Wahlgang hatte Iliescu offiziellen Angaben zufolge 47,34 Prozent der Stimmen erhalten und sein Rivale 31,24 Prozent.

Bei Hauseinsturz Tote und Verletzte

KAIRO, 7. Oktober (AFP). Sechs Personen sind am Dienstag beim Einsturz eines vierstöckigen Hauses in einem Wohnviertel in Kairo ums Leben gekommen. Wie aus Polizeikreisen verlautete, wurden zwölf Menschen verletzt. Durch das Unglück wurden 25 Familien mit insgesamt rund 200 Mitgliedern obdachlos. Das Gebäude war nach Polizeiangaben erst 1986 wieder instandgesetzt worden. Aus Sicherheitsgründen seien drei Nachbarhäuser vorsorglich evakuiert worden. Erst im August waren bei ähnlichen Unglücksfällen in Kairo und in Mehallah el Kobra im Nildelta insgesamt 30 Menschen getötet worden.Schweiz trägt Frauen Rechnung

BERN, 7. Oktober (AFP). Der Schweizer Nationalrat will jetzt nicht-sexistische und weibliche Ausdrücke in den Gesetzestexten des Landes verwenden. Zunächst sollen die deutschen Textversionen angepaßt werden. Der Gebrauch des maskulinen Plurals wie "die Staatsbürger" soll künftig vermieden werden. Alternativ sollen neutrale Begriffe wie "die Bevölkerung" oder Doppelungen wie "die Staatsbürger und Staatsbürgerinnen" eingeführt werden. Zulässig ist auch die Verwendung von weiblichen Berufs- und Amtsbezeichnungen wie "die Chefin", "die Ministerin" oder "die Professorin".

In Französisch und Italienisch sind solche Anpassungen nach Ansicht des Nationalrates weniger praktikabel.

Ein Toter und hoher Schaden bei Unfällen

ECHZELL/WETTERAUKREIS, 6. Oktober (lhe). Ein 38 Jahre alter Autofahrer aus Echzell (Wetteraukreis) ist am Montag abend auf einer Landstraße bei Echzell-Getterau bei einem Unfall aus seinem Wagen geschleudert und getötet worden. Auf 180 000 Mark wird der Sachschaden geschätzt, der in der Nacht zum Dienstag bei einem Unfall auf der Autobahn Kassel-Frankfurt bei Ober-Mörlen (Wetteraukreis) entstand. Ein mit Eisenteilen beladener Lastzug aus Vechta war nach Mitteilung des Regierungspräsidiums aus noch ungeklärter Ursache auf einen vorausfahrenden Lastzug aus Sigmaringen aufgefahren. Menschen wurden bei dem Unfall nicht verletzt.

US-Air-Force eröffnete größtes Militärterminal

Ihr weltweit größtes Fluggast-Terminal haben die US-Luftstreitkräfte auf dem militärischen Teil des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens eröffnet. Das für jährlich 750 000 Passagiere ausgelegte Abfertigungsgebäude sei für umgerechnet rund 17,25 Millionen Mark erweitert worden, teilte die Air Force mit. Derzeit fertigen die US-amerikanischen Streitkräfte pro Jahr rund 400 000 Soldaten und deren Familienangehörige auf der Air Base ab.

Das neugestaltete Terminal verfügt auch über zwei ausfahrbare Passagierbrücken und eine Reihe neuer Einrichtungen zur Versorgung der Fluggäste. lhe

Ein Kilogramm Heroin in Wohncontainer entdeckt

KRONBERG/WIESBADEN. In einem Wohncontainer einer Asylbewerberunterkunft in Kronberg (Hochtaunuskreis) hat die Polizei ein Kilogramm Heroin sichergestellt. Drei türkische Kurden im Alter von 17, 26 und 30 Jahren seien verhaftet worden, berichtete das Landeskriminalamt am Dienstag in Wiesbaden.

Das Trio habe nach eigenen Aussagen keinen festen Wohnsitz und nächtigte auf der Straße oder bei Freunden. Nach Angaben der Polizei sind die drei Türken Asylbewerber. lhe

Hoechst "verbraucht" weniger Versuchstiere

Die Hoechst AG senkt den "Verbrauch von Versuchstieren". Wie der Chemie- und Pharmakonzern berichtete, werden von Oktober an keine Kaninchen mehr für den Test auf entzündungserregende Substanzen in Arzneimitteln benötigt. Die Untersuchung werde mittels eines Reagenzglastests auf der Basis der Körperflüssigkeit des atlantischen Pfeilschwanzkrebses gemacht; der Krebs überlebe die Flüssigkeitsentnahme. 1988 seien für diese Tests noch etwa 2000 Kaninchen erforderlich gewesen.

Auch bei der Überprüfung der Qualität von Insulin werde, so das Unternehmen, nun ganz auf Kaninchen verzichtet, seit die Hochdruckflüssigkeits-Chromatographie als gleichwertige Testmethode anerkannt worden sei. Für die Insulintests wurden 1988 noch 550 Tiere "verbraucht".

Anders als bei Qualitätskontrollen seien Tierversuche in der Forschung auch künftig unverzichtbar, betonte der Konzern. lhe

REINHARD STIEGLITZ leitet nun die Raiffeisen-Warenzentrale Hessenland in Kassel. Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, HELMUT BEHLER, trat Ende September in den Ruhestand. Stieglitz (38) gehört seit 1989 der Geschäftsführung der Warenzentrale an. - Der diplomierte Landwirt Behler hatte seit 1976 den Vorstandsvorsitz der Warenzentrale inne, die - mit einem Umsatz von 900 Millionen Mark im vergangenen Jahr - zu den drei größten Handelsunternehmen der Region zählt.

Kneipenlärm verriet Täter Nach Bombendrohung den Bahnhof geräumt

DARMSTADT. Ihr Dialekt und Kneipenlärm haben zwei Männer verraten, die am Montag abend mit telefonischen Bombendrohungen den Zugverkehr im Darmstädter Hauptbahnhof für eine Viertelstunde unterbrochen und für die Räumung des Gebäudes gesorgt hatten. Die beiden 26 und 31 Jahre alten Männer hatten in mehreren Anrufen Explosionen und Brände im Hauptbahnhof angekündigt, berichtete die Polizei am Dienstag.

Sie hätten außerdem, um ihren Drohungen Nachdruck zu verleihen, in der Nähe des Bahnhofs einen Müllkarton angezündet. Vom Dialekt und dem im Hintergrund zu hörenden Kneipenlärm fühlten sich Polizisten an zwei Männer erinnert, die sie Ende August mit geringen Mengen Haschisch im Bahnhof ertappt hatten. Die Beamten machten sich auf die Suche und stöberten das erheblich angetrunkene Duo in einer im Bahnhofsgebiet gelegenen Gaststätte kurz nach Mitternacht auf. Nach Darstellung der Polizei haben beide die Tat inzwischen gestanden. lhe

"Denkzettel" für schwarze Kasse Drei Frauenhaus-Mitarbeiterinnen müssen je 1500 Mark zahlen

WETZLAR. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren wegen Betrugsverdachts gegen drei ehemalige Vorstandsmitglieder des Frauenhauses in Wetzlar vorläufig eingestellt. Wie Oberstaatsanwalt Hans-Görge Grössel am Dienstag mitteilte, sei der Verdacht gegen die drei Frauen, die Bundesanstalt für Arbeit um rund 26 000 Mark betrogen zu haben, nicht ausgeräumt worden.

Wegen "des großen sozialen Engagements" der Beschuldigten habe die Staatsanwaltschaft jedoch keine Anklage erhoben, sondern Milde walten lassen. Den Frauen war das Führen einer schwarzen Kasse vorgeworfen worden.

Der Einstellungsbeschluß, dem das Wetzlarer Schöffengericht zugestimmt hat, ist laut Grössel mit der Auflage verbunden, daß jede der Beschuldigten 1500 Mark an die Staatskasse zahlt. Dies sei als "Denkzettel" gedacht und als Mahnung, in Zukunft korrekt abzurechnen. Im übrigen stehe der Bundesanstalt für Arbeit ein öffentlich-rechtlicher Erstattungsanspruch auf die angeblich zur Dekkung von Überstunden verwendeten 26 000 Mark zu.

Das Ermittlungsverfahren gegen die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen war im Juli 1991 nach einer Anzeige der Wetzlarer CDU eröffnet worden. Zwei Frauen aus dem Vereinsvorstand sollen angeblich, so die CDU, monatlich einen Teil des Etats zur Finanzierung von zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen abgezweigt und sich damit innerhalb von neun Monaten gemeinsam um 13 500 Mark bereichert haben.

Das Ermittlungsverfahren, das diesen Vorwürfen nachging, hatte zu einer vorübergehenden Haushaltssperre des Lahn-Dill-Kreises für das Frauenhaus geführt.

Bereits im März dieses Jahres war diese Sperre wieder aufgehoben worden. Das Rechnunsprüfungsamt des Kreises hatte dem Frauenhaus-Verein eine ordentliche Buchführung bestätigt. lhe

Naturschutz übergangen Land verklagt die Bundesbahn

WIESBADEN. Das Land Hessen hat vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin eine Klage gegen die Deutsche Bundesbahn (DB) eingereicht, weil die Bahn den Naturschutz nicht ausreichend berücksichtigt.

Die DB habe sich bei der Planung für den Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke Bebra-Herleshausen an der früheren innerdeutschen Grenze geweigert, Eingriffe in Natur und Landschaft mit Neuanpflanzungen auszugleichen, berichtete das Naturschutzministerium am Dienstag in Wiesbaden.

Die Bahn gehe offenbar davon aus, das Bundesbahngesetz gäbe ihr das Privileg, die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes und des hessischen Naturschutzgesetzes nicht beachten zu müssen. Das Unternehmen habe sich geweigert, einen Plan über die Eingriffe in die Landschaft und einen zweiten über vorgesehene Ausgleichsmaßnahmen vorzulegen.

Aus diesem Grunde konnte die Sprecherin des Ministeriums, Constanze Rauert, auch nicht sagen, welche Naturschutzbelange die Bahn tatsächlich nicht berücksichtige. Mit der Klage solle "grundsätzlich geklärt werden, wie weit die angeblichen Privilegien der Bahn gehen". Das hessische Ministerium ist auch bereit, vor dem Bundesverfassungsgericht die Rechtmäßigkeit des Bundesbahngesetzes überprüfen zu lassen.

Staatssekretär Rolf Praml (SPD) sagte, Hessen wolle nicht den Lückenschluß im Bahnnetz zwischen Ost und West verzögern.

Doch wenn sich jeder Bürger an die Bestimmungen der Naturschutzgesetze halten müsse, sei zu fragen, warum die Deutsche Bundesbahn "eine Extrawurst gebraten haben will". Auch die Bahn müsse den von ihr verursachten Schaden wieder beheben. lhe

Gefängnisdirektor suspendiert

SAO PAULO, 6. Oktober (Reuter). Wegen des Blutbades bei einer Meuterei im größten Gefängnis Brasiliens sind dessen Direktor und mehrere Offiziere der Polizei am Montag vom Dienst suspendiert worden. Der Gouverneur des Staates Sao Paulo, Luiz Antonio Fleury, gab diese Entscheidung bekannt, ohne Namen zu nennen. Die Behörden haben eine Untersuchung des Einsatzes der Polizei gegen die Revolte eingeleitet. 111 Insassen der Anstalt Carandiru waren am Freitag umgekommen, wogegen es auf seiten der Polizei nur 22 Verletzte gab. Sie war eingeschritten, nachdem sich rivalisierende Banden Kämpfe mit selbstgebastelten Waffen geliefert hatten.

Die Schwester eines Gefangenen zitierte ihren Brunder nach einem Besuch in der Anstalt mit den Worten, die Beamten hätten blindlings mit Maschinenpistolen umhergeschossen, auf Gefangene eingestochen und Hunde auf sie gehetzt.

CDU will Euro-Quoten für Asylbewerber

HAMBURG, 6. Oktober (Reuter/dpa/ AFP). Eine Quotenregelung zur Verteilung von Asylbewebern auf alle Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) fordert die CDU im Europa-Parlament.

Der Abgeordnete Elmar Brok sagte der Bild-Zeitung (Dienstagausgabe), es gehe nicht an, daß Deutschland fast 70 Prozent, Großbritannien aber nur fünf Prozent aller Asylbewerber und Flüchtlinge aufnehme. Künftig müßten Deutsche, Briten und Franzosen je 20 Prozent unterbringen, Dänemark und die Benelux- Staaten den Rest. Wer die Quote nicht erfülle, "zahlt mehr EG-Beitrag".

Auch Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) befürwortet laut Bild-Euro- Quoten für Asylbewerber, um zu einer gerechten Lastenverteilung zu kommen. Als Hinweis auf die Debatte über eine Änderung des deutschen Asylrechts sagte er aber, die EG-Partner würden hierzu wohl erst bereit sein, wenn die Bundesrepublik "die Probleme im eigenen Haus gelöst" habe.

Der schleswig-holsteinische Sozialminister Günther Jansen hat als erster führender SPD-Politiker konkrete Pläne für die Kürzung der Sozialhilfe von Asylbewerbern vorgelegt. Die Berliner Tageszeitung BZ zitiert in ihrer Dienstagausgabe aus einem Schreiben, in dem Jansen die zeitliche Staffelung der Sozialhilfesätze je nach Dauer des Aufenthaltes anregt. Diesen Vorschlag hat der SPD-Politiker am heutigen Dienstag bei einem Expertengespräch beim bayerischen Sozialministers Gebhard Glück in München unterbreitet.

Zur Senkung der Sozialhilfekosten will Jansen Asylbewerber in drei Gruppen einteilen: In den ersten drei Monaten ("Wartezeit") soll der Antragsteller danach am wenigsten erhalten. Bis zu einer endgültigen Entscheidung ("Verfahrenszeit") seien "je nach Unterbringung und Versorgung unterschiedliche Leistungen" denkbar, und erst nach der Anerkennung sollten die Flüchtlinge "Leistungen nach dem Bundessozialhilfegsetz wie deutsche Leistungsempfänger auch" erhalten. Dieser Satz beträgt den Angaben zufolge zur Zeit 188 Mark. Während der Warte- oder Verfahrenszeit ist dagegen an 60 und 90 Mark gedacht. Die zeitliche Staffelung solle zeitgleich mit dem Beschleunigungsgesetz in Kraft treten. In dem Schreiben fordert der Minister dem Bericht zufolge darüber hinaus, den Bund "erstattungspflichtig für die Sozialhilfekosten zu machen, wenn die Verwaltungsentscheidung des Bundesamtes nicht innerhalb von einem Monat erfolgt ist". Bisher müssen die Kommunen für die Sozialhilfe aufkommen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat die Beschlüsse ihrer Partei zur Änderung des Asylrechts verteidigt. In der Berliner Morgenpost widersprach sie energisch dem Eindruck, auf dem Bremer Parteitag vergangene Woche sei liberales Profil verspielt worden. Der Beschluß trage "eine klare liberale Handschrift", sagte die Ministerin. Die FDP habe deutlich gemacht, daß sie klare Anforderungen an ein Asylverfahren stelle und habe eine "Fülle konkreter Vorschläge" erarbeitet, um die Asylverfahren zu beschleunigen.

Zudem habe ihre Partei sich deutlich von Vorschlägen aus der Union abgegrenzt und bestehe darauf, daß alle Asylbewerber Zugang zum Verfahren haben. "Wir wollen nicht, daß Bewerber an der Grenze ohne eine Anhörung generell abgeschoben werden können. Das ist aber eine Forderung, die von Teilen der Union erhoben wird", so Schnarrenberger.

Die FDP wehre sich auch gegen Vorstellungen aus CDU und CSU, die Genfer Flüchtlingskonvention zur alleinigen Grundlage für Asylverfahren zu machen. Die Justizministerin betonte: "Wir haben andere Maßstäbe. Ich habe in Bremen deutlich gemacht, wo für Liberale das Ende der Fahnenstange ist. Wenn wir dafür als Bremser denunziert werden, müssen wir halt damit leben."

Für eine sofortige Änderung des Asylrechts im Grundgesetz hat sich der Vorsitzende der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat, Rupert Scholz (CDU), ausgesprochen. In dieser Frage sei es bereits "fünf nach zwölf", sagte er Montag abend auf einer CSU-Veranstaltung in Würzburg. Bei offenen Grenzen in Europa werde Deutschland sonst zum Asylland schlechthin. Mit einem unveränderten Artikel 16 Grundgesetz sei Deutschland in Europa nicht integrationsfähig, behauptete Scholz.

UNITA verläßt Angolas Armee Streit um Wahlergebnisse / Angst vor neuem Bürgerkrieg

LUANDA, 6. Oktober (Reuter). Die frühere Rebellenbewegung UNITA hat ihre Einheiten aus der neugebildeten angolanischen Armee zurückgezogen. Als Grund nannte General Arlindo Chenda Pena Betrug bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen von vergangener Woche. Zwar hatten internationale Beobachter die Wahlen als weitgehend fair bezeichnet, doch hatte der offenbar unterlegene UNITA-Chef Jonas Savimbi bereits am Wochenende indirekt damit gedroht, den 16jährigen Bürgerkrieg wieder aufzunehmen, weil die regierende MPLA Wahlbetrug begangen habe. Westliche Diplomaten äußerten sich besorgt.

Wenige Stunden vor der Ankündigung Chenda Penas hatten die USA, die früher die rechtsgerichtete UNITA unterstützt hatten, die Ex-Rebellen aufgerufen, das Ergebnis der Wahlen zu akzeptieren. Nach Auszählung von über 80 Prozent der Stimmen hatte sich zuletzt eine absolute Mehrheit für den Amtsinhaber Jose Eduardo dos Santos bei den Präsidentenwahlen abgezeichnet.

Savimbi käme bei einer Bestätigung des Ergebnisses nur auf 39 Prozent. Auch bei den Parlamentswahlen lag dos Santos' MPLA mit 36 zu 33 Prozent vor der UNITA.

Chenda Pena, der erst vergangene Woche zusammen mit dem MPLA-General Antonio dos Santos Franca als Chef der neuen gemeinsamen Armee der früheren Kriegsgegner vereidigt worden war, stellte Bedingungen für eine Wiedereingliederung der UNITA-Einheiten in die Streitkräfte. So müsse das laufende Wahlverfahren korrigiert oder abgebrochen werden. Es dürften keine weiteren Ergebnisse veröffentlicht werden. Die Regierung müsse den UNITA-Vorwurf, daß Wähler eingeschüchtert worden seien, ernstnehmen. Eine Rückkehr zum Krieg wolle die UNITA nicht, sagte er.

Dieser Schritt sei für viele Angolaner "ein Alptraum", sagte ein westlicher Diplomat. Er könne den gesamten Übergang zur Demokratie gefährden. Ein anderer nannte die Entwicklung sehr ernst. (Weiterer Bericht auf Seite 3)

Gerster denkt an Landfriedensbruch

BONN, 6. Oktober (Reuter). Eine Verschärfung der bestehenden Strafgesetze zur Bekämpfung rechtsextremistischer Gewalt hat der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Johannes Gerster, gefordert. Der Tatbestand des Landfriedensbruchs müsse wieder in Kraft gesetzt werden, sagte Gerster am Dienstag im Deutschlandfunk. Der Staat müsse jetzt sofort handeln und deutlich machen, daß er härter gegen Intoleranz und Gewalttaten gegenüber Ausländern vorgeht.

Major hat vor Parteitag schlechte Karten

LONDON, 6. Oktober (Reuter). Im südenglischen Seebad Brighton begann heute der Parteitag der britischen Konservativen. Was als Jubelfeier für den Erfolg der Partei bei den Unterhauswahlen im April geplant war, steht wegen des Streits in der Regierungspartei über die Finanz- und der Europapolitik von Premierminister John Major unter schlechten Vorzeichen. Jüngste Umfragen bestätigen außerdem den verheerenden Abwärtstrend.

Nicht mal ein Drittel der Briten ist nach einer Meinungsumfrage der Ansicht, daß Premierminister John Major der beste Mann ist, um Großbritannien aus der Wirtschaftskrise zu steuern. Nur 28 Prozent der Befragten stehen nach der am Dienstag vorgelegten Mori-Telefonumfrage zu Major, während 45 Prozent die Bewältigung der Probleme am ehesten seiner Vorgängerin Margaret Thatcher zutrauen. Wie aus der in dem Boulevard-Blatt Sun veröffentlichten Umfrage weiter hervorgeht, sprachen sich 39 Prozent der Befragten für Majors Konservative aus, während 46 Prozent die Labour Partei unterstützen.

In einer anderen Umfrage zeigte sich ebenfalls eine Mehrheit mit Major unzufrieden. Nur 43 Prozent der vom Gallup- Institut Befragten waren der Ansicht, der Premierminister mache einen "guten Job", während 46 Prozent dies verneinten. Nach den im Daily Telegraph veröffentlichten Ergebnissen stehen nur noch 25 Prozent der Befragten hinter Schatzkanzler Norman Lamont. 60 Prozent finden dagegen, er mache seinen Job schlecht.

Kinkel will Moskau den Rücken stärken

BONN, 6. Oktober (Reuter). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) ist am heutigen Dienstag zu zweitägigen Gesprächen nach Moskau geflogen. Zuvor bekräftigte er die Absicht der Bundesregierung, den Reformkurs in Rußland weiter zu unterstützen und die deutsch-russischen Beziehungen zu vertiefen.

Bei seinem zweitägigen Rußland-Besuch wolle er das deutsche Eintreten für weitere multilaterale Zusammenarbeit bei den Wirtschaftsreformen signalisieren, sagte der Minister im Deutschlandfunk. Bei seinen Gesprächen mit der russischen Führung werde er eine Fülle von Themen ansprechen und einen für Dezember geplanten Rußland-Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl vorbereiten.

Unter anderem mit Präsident Boris Jelzin und Ministerpräsident Igor Gaidar will Kinkel die Frage der Rußlanddeutschen erörtern sowie über die Rückführung von Kulturgütern, die Gräber deutscher Soldaten und die Öffnung der ehemals sowjetischen Archive sprechen. Ferner stünden die geplante Chemiewaffen- Konvention, die Lage in den baltischen Staaten und die Krise auf dem Balkan auf der Tagesordnung.

Beim Thema Rußlanddeutsche erwartet Kinkel, der als erster deutscher Außenminister seit dem Zerfall der Sowjetunion nach Rußland reist, positive Ergebnisse. Die Bundesregierung sei daran interessiert, daß die Rußlanddeutschen in ihren jetzigen Siedlungsgebieten blieben und wolle alles tun, um ihre Lage dort zu verbessern.

Kinkel fügte hinzu, einer engeren Verbindung Rußlands mit der Europäischen Gemeinschaft (EG) stehe die Bonner Regierung aufgeschlossen gegenüber. Es könne sich derzeit aber nur um eine "Heranführung" handeln, betonte der Minister.

Der russische Präsident Boris Jelzin sagte der Zeitung Trud, er sehe keine Gefahr eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs seines Landes trotz der Probleme im Zuge des marktorientierten Reformprogramms. Er räumte allerdings ein, die Regierung habe leichte Abstriche an ihrem zunächst radikalen Reformprogramm vorgenommen. "Wir müssen ehrlich zugeben, daß wir zunächst eine zu harte Variante für das Volk, die Industrie und die Landwirtschaft gewählt hatten", sagte Jelzin. Er bekräftige jedoch, daß die Reformstrategie erste Erfolge zeige. Sie werde nicht geändert.

Berliner Kurden-Mord offenbar aufgeklärt

KARLSRUHE, 6. Oktober (Reuter). Der Mord an vier kurdischen Oppositionspolitikern, die am Abend des 17. September in einem Berliner Lokal erschossen worden waren, ist offenbar aufgeklärt. Wie Generalbundesanwalt Alexander von Stahl am Dienstag in Karlsruhe mitteilte, hat der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof am Montag Haftbefehl gegen zwei Asylbewerber aus Libanon erlassen, deren Namen mit Abbas Rhayel (25) und Youssuf Amin (24) angegeben wurden. Sie stünden in dringenden Tatverdacht, den Anschlag verübt zu haben. Nach einem dritten Mann wird gefahndet.

Rhayel ist dringend tatverdächtig, den Generalsekretär der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) in Iran, Sadeq Sharafkandi, mit einer Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer erschossen zu haben. Sharafkandi und die drei anderen kurdischen Oppositionellen aus Iran wurden den Angaben von Stahls zufolge durch 24 Schüsse ermordet. Amin soll vor dem Lokal Schmiere gestanden haben.

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, daß die Festgenommenen für die Tat im Auftrag einer KDP-feindlichen Gruppe gedungen wurden. An der Tatwaffe, die fünf Tage nach dem Anschlag unter einem abgestellten Auto knapp zwei Kilometer vom Tatort entfernt gefunden worden war, habe sich ein Handflächenabdruck Rhayels befunden.

Die beiden Beschuldigten wurden am Sonntag abend in Rheine in Westfalen vorläufig festgenommen, als sie sich um falsche Personalpapiere bemühten, die ihnen zur Flucht aus Deutschland dienen sollten. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft hatten sie 15 000 Mark Bargeld dabei.

Schüsse auf Flucht-Hubschrauber?

PARIS, 6. Oktober (Reuter). Der französische Justizminister Michel Vauzelle will den Gefängniswärtern des Landes erlauben, auf Hubschrauber zu schießen, die für Fluchtversuche benutzt werden. Zur Begründung eines entsprechenden Gesetzentwurfes sagte der Minister am Dienstag, er verspreche sich eine abschreckende Wirkung von dem Vorhaben. Die größte Gefängniswärter-Gewerkschaft kritisierte, der Plan des Ministers bedeute eine zusätzliche Gefährdung Unschuldiger. Seit Juli haben Strafgefangene vier Ausbruchversuche mit Hubschraubern unternommen. Drei Fluchtversuche waren erfolgreich. Erst am Sonntag war ein Ausbruch per Helikopter geglückt.

Zwei Tote bei Bombenattentat

KAIRO, 6. Oktober (Reuter/AFP/dpa). Bei einer Bombenexplosion in einem Zug in Ober-Ägypten sind am Dienstag nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwei Menschen getötet und zehn verletzt worden.

Der Sprengsatz explodierte in einem Abteil, als der Zug im Bahnhof von Dayrut hielt. Die Polizei vermutet, daß einer der beiden Getöteten den Sprengsatz bei sich trug, um ein Attentat auf die Polizeistation von Dayrut zu verüben, die Sprengladung aber versehentlich zu früh explodierte.

Die Bauart des Sprengkörpers weist darauf hin, daß der Anschlag von fundamentalistischen Terroristen verübt wurde. Die Stadt Dayrut war bereits mehrmals Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitskräften und militanten Moslems.

Gatt-Durchbruch angemahnt EG-Minister drängen Brüssel / Möllemann warnt vor Rezession

LUXEMBURG (rtr/dpa). Die EG-Außenhandelsminister haben die Brüsseler Kommission aufgefordert, am kommenden Wochenende bei einem Treffen mit den USA auf einen Durchbruch bei den festgefahrenen Verhandlungen in der Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) hinzuarbeiten. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann sagte nach Beratungen der Zwölf in Luxemburg, "die Zeit der diplomatischen Geplänkel ist vorbei". Es drohe eine weltweite Rezession, die allerdings durch einen erfolgreichen Abschluß der Uruguay-Runde vereitelt werden könnte. Frankreich warnte allerdings erneut vor einem Abschluß "um jeden Preis".

Man könne nicht immer nur wiederholen, daß man ein Ende der Welthandelsgespräche wolle, dann in der Sache aber nichts unternehmen, sagte Möllemann. In den EG-Staaten werde immer mehr gefragt, ob die Gemeinschaft fähig sei, mit den politischen Herausforderungen fertig zu werden. "Irgendwo ist Schluß mit dem Herumgeturne um den Kern der Sache." Auch Bundeskanzler Helmut Kohl habe vor einigen Tagen einen Brief ähnlichen Inhalts an seine EG-Kollegen verschickt.

Aus den USA gebe es "klare Signale", daß die Regierung noch vor den Wahlen am 4. November abschließen wolle. "Günstiger als jetzt würden wir es nicht kriegen", sagte Möllemann. Wenn jetzt der Abschluß versäumt würde, könnte es Jahre dauern, falls dann überhaupt noch eine Einigung möglich sei.

EG-Außenkommissar Frans Andriessen habe nach der klaren Aufforderung durch die Minister mehr Spielraum, sagte der FDP-Politiker. Andriessen trifft am Sonntag in Brüssel die US-Handelsbeauftragte Carla Hills sowie US-Agrarminister Edward Madigan. Ein Sprecher der Kommission sagte, dann werde sich zeigen, wie ernst die Zeichen aus Washington zu nehmen seien. Andriessen soll auf dem EG-Sondergipfel am 16. Oktober in Birmingham über das Ergebnis berichten. Bei einem positiven Verlauf der Gespräche könnten die Staats- und Regierungschefs grünes Licht für den Gatt-Abschluß geben.

Die Mehrheit im Rat sei offenbar bereit zu akzeptieren, daß ein Ergebnis wichtiger sei als die ein oder andere Konzession in Einzelfragen, so die Einschätzung Möllemanns. Andriessen plädiert für Flexibilität und angemessene Zugeständnisse von allen Seiten.

Hingegen stellte Frankreichs Handelsminister Dominique Strauss-Kahn klar, sein Land werde nicht jeden beliebigen Abschluß akzeptieren. Das Land wehrt sich als großer landwirtschaftlicher Produzent vor allem gegen die Forderung der Vereinigten Staaten nach Senkung der Agrarsubventionen in der Europäischen Gemeinschaft.

Gauck-Behörde zieht Bilanz

BERLIN, 6. Oktober (Reuter). Die Gauck-Behörde hat in den zwei Jahren ihres Bestehens 269 165 Anfragen abschließend beanwortet. Der Direktor der Gauck-Behörde, Hansjörg Geiger, sagte am Dienstag in Berlin, allein im September seien 37 880 Anträge abschließend bearbeitet worden. Allerdings gingen monatlich über 70 000 neue Anträge ein, insgesamt seien es seit Bestehen der Behörde 1 420 203 gewesen.

Bei rund zehn Prozent der bislang überprüften Personen seien Hinweise auf eine Tätigkeit für die Stasi gefunden worden. Der Bundesbeauftragte Joachim Gauck erklärte, die Aufarbeitung der Vergangenheit funktioniere. Geiger sagte, im Oktober 1990 habe die Gauck-Behörde 52 Mitarbeiter gehabt, inzwischen zähle sie fast 3000.

Georgische Truppen fliehen Abchasier erobern mehrere Dörfer / Rußland kontrolliert Bahn

MOSKAU, 6. Oktober (Reuter/AP). Bei Kämpfen in der abtrünnigen georgischen Region Abchasien sind Hunderte georgischer Soldaten getötet oder verletzt worden, wie die Moskauer Agentur Interfax am Dienstag meldete. Ein Sprecher Georgiens sagte, die abchasischen Separatisten hätten die letzten von Georgien gehaltenen Dörfer im Westen der Region erobert, nämlich Gantiadi und Leselidse, nachdem bereits letzte Woche die Aufständischen die Stadt Gagra eingenommen hätten. Bei der Attacke seien die georgischen Truppen in die Berge und über die russische Grenze geflohen und hätten ihre Waffen zurückgelassen.

Der georgische Präsident Eduard Schewardnadse hat angekündigt, im Notfall 40 000 Soldaten aufzustellen, um den Aufstand in Abchasien niederzuschlagen. Georgiens Regierung wirft Rußland vor, russische Freischärler würden die Separatisten unterstützen. Am Wochenende hatte sie beschlossen, die Waffen der in Georgien stationierten russischen Truppen zu beschlagnahmen, falls diese nicht abzögen.

Am Dienstag verschärften sich die Spannungen zwischen beiden Republiken, nachdem der russische Präsident Boris Jelzin angekündigt hatte, seine Regierung werde die Kontrolle über die Eisenbahn in Abchasien übernehmen. Militärisch werde Rußland allerdings nicht eingreifen. Am kommenden Dienstag wolle er sich mit Schewardnadse und dem abchasischen Parlamentspräsidenten Wladislaw Ardsindba treffen, um eine Lösung zu suchen. Das Treffen werde in Abchasien stattfinden.

Rund 40 Prozent der Einwohner Abchasiens sind Georgier, nur ein Fünftel Abchasier. Der Rest gehört anderen Nationalitäten an, etwa Russen. Bei den seit sieben Wochen anhaltenden Kämpfen in Abchasien sind bereits mehrere hundert Menschen getötet worden.

(Leitartikel auf Seite 3)

Steuerlöcher sollen geschlossen werden

BONN (rtr). Die Bundesregierung will die von 1. Januar 1993 geltende Zinsbesteuerung auch bei neuen Anlagekonstruktionen durchsetzen, die derzeit dem Zugriff des Fiskus noch entzogen sind. Mit den Ländern seien Gespräche aufgenommen worden, um die Notwendigkeit von Gesetzesänderungen gegen solche Schlupflöcher zu prüfen, erklärte ein Sprecher des Finanzministeriums. Da auch die SPD die Beseitigung von Ausweichmöglichkeiten fordere, werde es über zusätzliche gesetzliche Regeln wohl zu einer Übereinkunft kommen.

Bei den neuen Anlageformen müsse die Scheidelinie zwischen Kapitalerträgen und Vermögenszugängen genau gepüft werden, hieß es in Bonn. Von Kapitaleinkünften wird von 1993 an grundsätzlich ein 30prozentiger Zinsabschlag einbehalten, bei Tafelgeschäften am Bankschalter sind es 35 Prozent. Von der Kreditwirtschaft derzeit angebotene neue Anlageformen wie Kombizins-Anleihen, bestimmte Optionen und Investmentfonds-Konstruktionen sollen statt Zinseinkünften steuerfreie Kursgewinne erzielen. Bei Kombizins-Anleihen fallen in den ersten Jahren der Laufzeit keine Zinsen an. Beim Verkauf der Anleihe in der zinsfreien oder niedrig verzinsten Zeit erzielt der Anleger abgabenfreie Kursgewinne. Hier stelle sich beispielsweise die Frage, ob der durch Veräußerung erzielte Kursgewinn nicht doch ein Kapitalertrag sei und der neuen Steuer unterliege, meinte das Haus Waigel.

98 Kokain-Kondome im Magen

HAMBURG, 6. Oktober (Reuter). 98 mit Kokain gefüllte Kondome fand die Hamburger Polizei am Sonntag im Magendarmtrakt eines Kolumbianers. Wie die Polizei am Dienstag in Hamburg mitteilte, war der Mann mit einer Maschine aus Bogota gelandet und wollte als Tourist einreisen. Bei einer Röntgenuntersuchung wurde dann der Mageninhalt entdeckt. Der 38jährige schied laut Polizei am Nachmittag die mit insgesamt einem Kilogramm Kokain gefüllten Verhütungsmittel aus. Der Kolumbianer sei geständig, habe aber über seine Hintermänner keine Auskunft gegeben.

ANC verzichtet auf Streiks

JOHANNESBURG, 6. Oktober (Reuter). Südafrikas Schwarzenbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hat der Regierung und der Partei Inkatha Konzessionsbereitschaft signalisiert. In Kapstadt kündigte ANC-Sprecher Tony Yengeni am Dienstag an, die Organisation werde auf Streiks zum Auftakt einer Parlamentssitzung in der kommenden Woche verzichten und sich auf eine friedliche Demonstration beschränken. ANC- Sprecher Carl Niehaus sagte, man wünsche so schnell wie möglich ein Gipfeltreffen von ANC-Präsident Nelson Mandela und Inkatha-Chef Mangosuthu Buthelezi. Die Inkatha drohte mit Rückzug aus den Reformgesprächen.

Yengeni sagte, Pläne für Streiks und eine Blockade vor dem Parlament habe man nach Fortschritten bei dem Treffen zwischen ANC-Präsident Mandela und Präsident Frederik Willem de Klerk aufgegeben. Die Kundgebung vor dem Parlament werde sich auf eine friedliche Demonstration von rund 25 000 Menschen beschränken.

Raumsonde "Pioneer" verglüht

SAN FRANCISCO, 7. Oktober (Reuter). Die Raumsonde "Pioneer" hat nach 14 Jahren ihre Mission erfüllt. Die "Pioneer" werde Ende dieser Woche mangels Treibstoff in der Atmosphäre der Venus verglühen, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA mit. "Wir werden es daran merken, daß wir nichts mehr von ihr hören", sagte ein Sprecher des NASA-Forschungszentrums in der Nähe von San Francisco. Der Sprecher bezeichnete die Mission der Sonde als "unglaublich erfolgreich". Die "Pioneer" habe 14 Jahre lang unter anderem Daten von der Venus und vom Halleyschen Kometen geliefert.

Dank "Pioneer" sei es erstmals möglich, eine Karte der Venus zu entwerfen.

Zur Person:

KARLHEINZ HIERSEMANN, langjähriger Oppositionsführer im Bayerischen Landtag, ist mit großer Mehrheit zum zweiten Vizepräsidenten des Parlaments gewählt worden. Für den 48jährigen Hiersemann, der bis vor zwei Wochen SPD-Fraktionschef war, votierten 128 der insgesamt 169 Abgeordneten, die sich an der Abstimmung beteiligten. 21 stimmten mit "Nein". Zuvor war Hiersemanns Parteifreund, der 63jährige HELMUT ROTHEMUND, als Vizepräsident zurückgetreten und hatte den Verzicht auf sein Landtagsmandat erklärt. Rothemund, der seinen Schritt nicht begründete, war schon in den Jahren 1976 bis 1986 als Vorgänger von Hiersemann SPD-Fraktionschef im Landtag und amtierte zwischen 1977 und 1985 als auch Landesvorsitzender der Sozialdemokraten in Bayern. Vizepräsident des Landtages, dem er seit 1962 angehörte, war der Jurist seit 1986. Dem Landtag gehörte Rothemund seit 1962 an. (Reuter)

Freispruch für Totalverweigerer

HAMBURG, 6. Oktober (Reuter). Das Amtsgericht Hamburg hat den Totalverweigerer Christian H. am Dienstag freigesprochen. Nach Angaben der "Hamburger Gruppe totaler Kriegsdienstverweigerer" sind bundesweit nur "eine Handvoll" solcher erstinstanzlicher Freisprüche bekannt. Der 22jährige hatte im Vorfeld des Golf-Krieges seinen zivilen Ersatzdienst abgebrochen, da er sich gegen die zivilmilitärische Verplanung von Ersatzdienstleistenden gewandt hatte.

Fünf Einsätze bei Rallye-WM geplant Schwarz wechselt das Automobil

Der zweimalige deutsche Rallye-Meister Armin Schwarz aus Oberreichenbach wechselt 1993 von Toyota zu Mitsubishi und wird für seinen neuen Arbeitgeber voraussichtlich fünf Weltmeisterschaftsläufe bestreiten. Mit dem in Köln ansässigen "Toyota Team Europe", wo er die letzten beiden Jahre unter Vertrag stand, feierte der 29jährige 1991 bei der Rallye Catalunya seinen bislang einzigen WM-Triumph. Sein bestes Resultat in dieser Saison war ein fünfter Rang auf Korsika. Seinen Einstand mit dem neuen Mitsubishi Lancer wird der deutsche Meister von 1987 und 1988 im Januar bei der Rallye Monte Carlo geben.

"Ich freue mich auf die neue Herausforderung und werde alles tun, damit das neue Auto an der Spitze mitfahren kann", war Schwarz' erster Kommentar nach der Vertragsunterzeichnung bei dem in England beheimateten Team. Ob auch bei Mitsubishi der erfahrene Schwede Arne Hertz sein Beifahrer sein wird, steht noch nicht fest. Teamkollege des Deutschen wird der Schwede Kenneth Eriksson sein.

Schwarz wird voraussichtlich neben der Monte in Portugal, bei der Rallye Akropolis, der 1000-Seen-Rallye in Finnland sowie der RAC-Rallye in England, allesamt hochrangige Veranstaltungen, zum Einsatz kommen. Sollten er und sein Manager Werner Heinz weitere Sponsoren auftreiben, wird das Programm entsprechend erweitert.

"Viele Plätze waren nicht mehr frei. Ich bin froh, daß es geklappt hat", meinte Schwarz, der bei Mitsubishi gegenüber dem amtierenden Weltmeister Juha Kankkunen (Finnland) den Vorzug erhielt. Nach der Rücktrittserklärung von Lancia, das in den vergangenen Jahren die WM fast nach Belieben dominiert hat, sind die Lenkräder für die nächste Saison dünner gesät. Mitentscheidend für den Ausstieg von Schwarz bei Toyota dürfte gewesen sein, daß sich in den letzten Tagen Gerüchte verdichtet hatten, wonach Frankreichs derzeitiger WM- Spitzenreiter (Lancia) bei Toyota bereits für 1993 unterschrieben haben soll. sid

Der Sieger der Schalker Mitgliederversammlung hieß Eichberg Rückendeckung für Udo Lattek Harte Kritik an Fußball-Profis: "Bin mit der Geduld am Ende"

"Auf Schalke" hatten Jahreshauptversammlungen oft den Charakter von "Dallas" oder "Denver". Doch 1992 ging es beim Traditionsklub aus der Fußball- Bundesliga nahezu harmonisch zu. Sieger der dreistündigen Versammlung am Montag abend war Günter Eichberg. Bei nur drei Gegenstimmen der 1500 Mitglieder wurde er als Präsident von der Versammlung entlastet.

Eigentlich hatten Beobachter im Vorfeld mit einem Mißtrauensantrag gegen den Präsidenten gerechnet, dem vorgeworfen wird, er regiere die "Königsblauen" nach Gutsherrenart. Zudem wurde ihm sein "Ausrasten" im alkoholisierten Zustand nach dem Bundesligaspiel gegen Karlsruhe vorgehalten. Aber mit geschickter Rhetorik nahm Eichberg der Versammlung jegliche Brisanz. "Liebe Schalker", sagte Günter Eichberg, "wie Ihr wißt, habe ich in den letzten Wochen privaten Streß gehabt. Diesem Streß war ich nicht gewachsen."

Der 46jährige entschuldigte sich in einer persönlichen Erklärung für sein Fehlverhalten: "Das tut mir alles sehr leid. Ich werde alles tun, daß so etwas nicht mehr vorkommt."

Damit hatte Eichberg bei den Fans gewonnen, zumal auch die finanzielle Bilanz positiv ausfiel. So hat der Bundesligist im Vorjahr laut Eichberg fünf Millionen Mark mehr eingenommen als im Jahr zuvor. Der Präsident ließ die Mitglieder wissen, daß er künftig ein sogenanntes "Rotstift-Gremium" einsetzen wolle.

Kritik mußte sich die Bundesliga- Mannschaft von Mitgliedern und Präsidium gefallen lassen. "Ich bin sauer, daß wir nur auf Platz 14 stehen und im Parkstadion noch sieglos sind", rief Günter Eichberg und kündigte Konsequenzen an: "Zum Saisonende laufen 14 Verträge aus, nach dem jetzigen Stand werden über die Hälfte nicht verlängert."

Besonders enttäuscht ist Eichberg über die Millionen-Einkäufe Bent Christensen - "Langsam ist die Geduld am Ende" - und Uwe Scherr: "Er gehört nicht in die Bundesliga-Mannschaft."

Fest im Sattel sitzt Udo Lattek. "Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft ist hervorragend", brach Eichberg eine Lanze für den 57 Jahre alten Trainer. Langfristig versprach Eichberg den Mitgliedern: "Im Sommer 1994, da bin ich verdammt sicher, spielen wir im UEFA- Pokal." sid

Tennis-Turniere in Sydney, Zürich und Athen Patrik Kühnen in Runde drei Woodbridge niedergehalten / Graf von Sieg zu Sieg geeilt

Der ehemalige Daviscupspieler Patrik Kühnen (Bamberg) steht beim mit 850 000 Dollar dotierten Tennis-Grand- Prix-Turnier in Sydney in der dritten Runde. Er bezwang in einem hart umkämpften Match den an Nummer 13 gesetzten Lokalmatadoren Todd Woodbridge 7:6 (7:5), 6:4. Zuvor hatte der Neusser Bundesligaspieler Patrick Baur sein Erstrundenspiel gegen den US-Amerikaner Patrick McEnroe 6:3, 3:6, 7:6 (7:2) gewonnen.

Nur etwas mehr als 24 Stunden nach ihrem Endspielduell in Leipzig spielten die Siegerin Steffi Graf aus Brühl und ihre unterlegene Kontrahentin Jana Novotna (CSFR) am Montag abend Seite an Seite im Doppel. Zum Auftakt des mit 350 000 Dollar dotierten Frauenturniers in Zürich gewann das an Nummer vier gesetzte Duo gegen Laura Gildemeister (Peru) und Karina Habsudova (CSFR) locker 6:3, 6:2 und steht damit im Viertelfinale. Steffi Graf und Jana Novotna waren erst nach Mitternacht am Montag per Flugzeug aus Leipzig in Zürich eingetroffen.

In der Einzelkonkurrenz erreichte Wiltrud Probst die zweite Runde. Die Bambergerin bezwang zum Auftakt die per Wildcard ins Hauptfeld gerückte Schweizerin Natalie Tschan 6:2, 6:3 und trifft nun möglicherweise auf Steffi Graf.

Claudia Kohde aus Saarlouis ist am Dienstag dagegen in der ersten Runde ausgeschieden. Die 75. der Weltrangliste unterlag der um 34 Plätze schlechter klassierten Ungarin Andrea Temesvari 6:4, 5:7, 6:7 (5:7) nach knapp zwei Stunden eines nur phasenweise gutklassigen Matches. Zuvor hatten Barbara Rittner und Wiltrud Probst mit 6:3, 7:5 gegen Natalia Baudone/Emanuela Zardo die zweite Runde im Doppel erreicht.

Die beiden Neusser Bundesligaspieler Marc Goellner und Markus Naewie stehen in der zweiten Runde des mit 130 000 Dollar dotierten Grand-Prix-Turniers in Athen. Ausgeschieden ist dagegen der Amberger David Prinosil.

Für seinen überraschenden 6:3, 4:6, 6:4-Erfolg über den an Nummer acht gesetzten Marcelo Filippini aus Uruguay benötigte der 22jährige Goellner zwei Stunden. Der gleichaltrige Naewie besiegte Martin Strelba aus der CSFR 6:4 und 6:4. Prinosil unterlag dem Argentinier Martin Jaite 4:6, 3:6. sid/dpa

Golfturnier in Hamburg Bernhard Langer kehrt zu den Wurzeln zurück

Elf Jahre nach seinem ersten großen internationalen Erfolg, dem Gewinn der German Open 1981 in Hamburg, schwingt Deutschlands Vorzeigegolfer Bernhard Langer wieder vor den Toren der Hansestadt den Schläger. Der ehemalige Masters-Sieger ist das Zugpferd eines mit insgesamt 1,4 Millionen Mark dotierten PGA-Turniers, das von Donnerstag bis Sonntag auf Gut Kaden in Alveslohe vor den Toren Hamburgs ausgetragen wird.

Sieganwärter neben dem Weltranglisten-Vierten sind in erster Linie der Schotte Sandy Lyle, Sieger der US-Open 1988, sowie die beiden US-Amerikaner Fred Couples und Payne Stewart. Der Weltranglisten-Zweite Couples gewann in diesem Jahr das Masters-Turnier in Augusta/Georgia, Stewart hingegen war 1992 weniger erfolgreich. Als chancenreicher Außenseiter wird der diesjährige internationale Meister von Deutschland Vijay Singh von den Fidschi-Inseln gehandelt. Weniger das Siegertreppchen als die "Tour Card" für die Saison 1993 haben die restlichen deutschen Teilnehmer im Blick. Am gelassensten kann Torsten Giedeon an dieses Turnier herangehen. Der Hamburger Lokalmatador sammelte schon durch seinen überraschenden dritten Platz bei den Offenen Belgischen Meisterschaften in Knokke wichtige Punkte. sid

Höheres Preisgeld für alpine Skiläufer Gutdotierte Schußfahrten Garmisch zahlt 50 000 Franken / Aktionen gegen "Wildwuchs"

Für Markus Wasmeier war es "schon immer ein wenig schizophren, daß Steffi Graf und Boris Becker bei Olympia mitspielen können, wir Skirennläufer aber wegen diesem Amateurzeugs weiterhin keine Preisgelder verdienen dürfen". Dem Mann wird geholfen. Ab der kommenden Saison (Beginn 28. November in Sestriere/Italien und Park City/USA) gibt es im alpinen Ski-Zirkus höhere Siegprämien. "Super, das macht unseren Sport attraktiver", freut sich Wasmeier.

Mindestens 20 000 Schweizer Franken müssen die Veranstalter von Weltcup- Rennen an die ersten drei Läufer ausschütten, bei Klassikern gibt es noch mehr. Garmisch will pro Rennen 50 000 statt wie bisher 18 000 Schweizer Franken zahlen, Kitzbühel mit seiner Streif angeblich sogar 120 000. Die vom Weltverband FIS beschlossene Lockerung der Werberichtlinien macht's möglich. Heinz Krecek, Wirtschaftsreferent des Deutschen Skiverbandes (DSV): "Die Veranstalter haben mehr Möglichkeiten zur plakativen Werbung entlang der Strecke."

Maßgeblich beteiligt an der neuen Prämienregelung ist der "Club 5", die Veranstalter der fünf "Klassiker" in Val d'Isère, Kitzbühel, Wengen, Gröden und Garmisch. "Wir wollten erreichen, daß die Läufer zufrieden sind, aber andererseits kein Wildwuchs entsteht", erklärt Hubert Ostler, Chef des Kandahar-Rennens in Garmisch. Der "Club 5" will außerdem die Prämie für den "Gesamtsieger" seiner fünf Rennen von 50 000 auf 100 000 Schweizer Franken erhöhen.

Der Ausuferung der Prämien schob die FIS zunächst einen Riegel vor. Vermarktungsriese IMG wollte eine Serie von Einladungsrennen veranstalten. Mit einem Preisgeld von 1,2 Millionen Schweizer Franken pro Rennen sollten die Läufer geködert werden. Die Verbände lehnten ab. "Da hätten wir Probleme, unsere Aktiven zu den Weltcuprennen zu bekommen", erklärt Krecek.

Bis zum 15. Oktober haben die Weltcup-Veranstalter Zeit, der FIS die Höhe der jeweiligen Siegprämien bekanntzugeben. "Bei einigen Organisatoren steht die Höhe der Prämie sicher auf etwas wackeligen Beinen", glaubt Ostler. Auch er habe bislang noch keinen Sponsor, der die 350 000 Schweizer Franken, die Garmisch in seinen sieben Weltcuprennen ausschütten will, abdecken könnte.

Markus Wasmeier kann die Erhöhung der Prämien "nur begrüßen. Das ist ungemein wichtig für unseren Sport. Vor allem mit Blick auf den Nachwuchs. Die Jugend schaut doch heute schon früh, in welchem Sport sie was verdienen kann. Höhere Prämien sind für viele sicher ein Anreiz, beim Skilaufen zu bleiben." sid

Rekordgehalt für Eishockey-Star Mario Lemieux erhält 42 Millionen Dollar

Seit Montag ist der Franco-Kanadier Mario Lemieux der teuerste Spieler in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga (NHL). An seinem 27. Geburtstag unterschrieb der 95 Kilogramm schwere Center der Pittsburgh Penguins einen Sieben-Jahres-Vertrag, der ihm insgesamt 42 Millionen Dollar garantiert.

Er überflügelte damit den 31 Jahre alten Superstar Wayne Gretzky von den Los Angeles Kings gleich um 1,8 Millionen Dollar per Anno. Bislang war Gretzky, der mit 2263 Punkten die ewige Scorerliste der NHL anführt, mit 4,2 Millionen Dollar Jahressalär Topverdiener der Liga. "Mario ist eben der beste Spieler der Welt", erklärte Klubbesitzer Harold Baldwin nach Abschluß des Deals. Baldwin hatte 1991 für die Mehrheitsrechte des Klubs 65 Millionen Dollar bezahlt.

Lemieux, der in den vergangenen zwei Jahren mit den "Pinguinen" den Stanley- Cup gewonnen hatte, erhält fast doppelt so viel Geld, wie Jungstar Eric Lindros von den Phildelphia Flyers (21 Millionen Dollar für fünf Jahre). Lemieux war in der vergangenen Saison Scorerkönig der NHL mit 131 Punkten (44 Tore, 87 Vorlagen), obwohl er 16 Spiele wegen Verletzung pausieren mußte. In acht NHL-Jahren schoß er insgesamt 404 Tore und fütterte seine Mitspieler mit 606 torgerechten Pässen. Pittsburgh spielte zum Saisonauftakt übrigens in Philadelphia. sid

Fußball-Europacup Stuttgart gegen Leeds am Freitag in Barcelona

Bereits am Freitag in Barcelona soll das dritte und entscheidende Spiel um den Einzug ins Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister zwischen dem VfB Stuttgart und Leeds United ausgetragen werden. Diese Vorentscheidung traf die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Dienstag.

Allerdings hatten beide Vereine mit der Frist bis Dienstag 24 Uhr noch die Möglichkeit, Berufung gegen das Urteil der Kontroll- und Disziplinarkommission der UEFA in dem Fall einzulegen. Bis Dienstag nachmittag hatten beide Klubs von dieser Berufungsmöglichkeit nicht Gebrauch gemacht. Der VfB Stuttgart will nur dann Protest gegen das Urteil der ersten Instanz einlegen, wenn Leeds United diesen Weg zuvor beschreiten würde. Offenbar aber sind beide Vereine mit der Chance eines dritten Spiels in Barcelona zufrieden und werden auf einen Einspruch verzichten.

Das Entscheidungsspiel wurde notwendig, weil Stuttgart im Rückspiel in Leeds durch die Einwechselung eines vierten Ausländers einen Regelverstoß beging. Die UEFA ahndete den Verstoß mit der Annullierung des Ergebnisses und wandelte den 4:1-Sieg am "grünen" Tisch in einen 3:0-Sieg der Engländer um. Stuttgart hatte das Hinspiel 3:0 gewonnen. sid

Moderner Fünfkampf Frauen kämpfen bei WM um ihren Sport

Die deutschen Frauen im Modernen Fünfkampf kämpfen bei der 12. Weltmeisterschaft von Donnerstag bis Montag in Budapest um ihren Sport. Nur mit Medaillengewinnen können sie die finanzielle Zukunft einigermaßen sichern. Die Deutsche Sporthilfe (DSH) hatte bisher die gesamte Förderung der nicht-olympischen Frauen übernommen, doch im Zuge der allgemeinen Kürzungen im Jahr nach Olympia wird auch die Förderung für die Fünfkämpferinnen eingestellt.

Mit WM-Medaillen will Hiltrud Reder, Frauen-Wartin im Deutschen Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) bei potentiellen Sponsoren um Förderverträge werben. Beste Aussichten, dieses Ziel in die Tat umzusetzen, hat die Heidenheimerin Sabine Krapf. Das WM-"Gründungsmitglied" - die 28jährige ist seit den ersten Titelkämpfen 1981 wie nur drei weitere Athletinnen dabei - sorgte beim hervoragend besetzten Weltcup in Rom mit dem zweiten Platz für eine gute Plazierung. In der ungarischen Hauptstadt werden vor allem die zweifache dänische Weltmeisterin und Titelverteidigerin Eva Fjellerup sowie die Europameisterin von 1990 Torota Idzi ihre Hauptkonkurrentinnen sein. Im Kampf um Edelmetall in der Mannschaft sind die Polinnen Titelverteidiger und Favorit. sid

Keine Steuererhöhung vor Olympia 1996 Atlanta steht vor Finanzierungsfragen

Die Olympiastadt 1996, Atlanta, hat erste Spannungen zu bewältigen. Nach der wenig gnädigen Aufnahme des unförmigen Maskottchens "Whatizit" bewegt derzeit die Hauptstadt von Georgia die Frage, wer die nötigen Umgestaltungen der Infrastruktur bezahlen soll.

Der Steuerzahler oder die Organisatoren aus ihrem 500-Millionen-Dollar-Topf für Bauten? Im Vordergrund stehen die Neugestaltung der verarmten Schwarzenviertel in der Nähe olympischer Anlagen und der Umbau verfallender Hochstraßen über Eisenbahnstrecken. Die Auseinandersetzung führte zu einem Treffen mit Vertretern des Bundesstaats, Bürgermeister Maynard Jackson - der Steuererhöhungen für Olympia bereits ablehnte - und dem Organisationskomitee mit Billy Payne an der Spitze. Jackson koordiniert die Anstrengungen, das Umfeld der Spiele für die Zukunft der Stadt zu gestalten.

Dabei wird wie in den USA üblich auf privates Engagement gesetzt. Allerdings will die Geschäftswelt von Atlanta, die in den Planungsprozeß einbezogen werden soll, nicht allein für diese Umgestaltung aufkommen, um den Steuerzahler zu entlasten. Vor allem die Renovierung der Viertel in der Nähe der Olympiastätten soll über eine Gemeindepartnerschaft von Atlanta finanziert werden. sid

UEFA hat das notwendige dritte Spiel im Europapokal der Landesmeister festgesetzt Stuttgart gegen Leeds am Freitag in Barcelona Vereine verzichteten bisher auf Einspruch / "Sache nun auf dem Rasen für uns entscheiden"

Schon am Freitag in Barcelona soll und wird das dritte und entscheidende Spiel um den Einzug ins Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister zwischen dem VfB Stuttgart und Leeds United ausgetragen werden. Diese Entscheidung traf die für die Europapokale zuständige Kommission der Europäischen Fußball- Union (UEFA) am Dienstag. Der Sieger des Entscheidungsspiels tritt in der zweiten Runde (21. Oktober und 4. November) zunächst beim schottischen Meister Glasgow Rangers an.

Nach einigem Gerangel mit der UEFA erklärte sich Leeds United, das zunächst vergeblich Heimvorteil für das dritte Match gefordert hatte, am Dienstag mit dem Spieltermin Freitag und dem Spielort Barcelona einverstanden. "Wir haben die Entscheidung der UEFA, am Freitag in Barcelona zu spielen, akzeptiert", erklärte Klubsekretär Nigel Pleasants: "Wir sind der Meinung, daß wir darüber mit der UEFA eine sehr heftige Auseinandersetzung geführt haben, aber nun antreten und die Sache auf dem Rasen für uns entscheiden müssen."

Auch der VfB Stuttgart signalisierte sein Einverständnis. "Wir wären mit jedem anderen Ort als Leeds einverstanden gewesen", erklärte VfB-Manager Dieter Hoeneß: "Ich gehe davon aus, daß man sich bei der UEFA über die Terminansetzung und dem Spielort viele Gedanken gemacht hat. Es war sicher nicht einfach, vor allem wegen der Sicherheitsfrage. Insofern ist Barcelona eine sehr gute Lösung."

Allerdings hatten beide Vereine mit der Frist bis Dienstag 24 Uhr noch immer die Möglichkeit, Berufung gegen das Urteil der Kontroll- und Disziplinar-Kommission der UEFA in dem Fall einzulegen. Bis Dienstag nachmittag 16.00 Uhr hatten beide Klubs von dieser Berufungsmöglichkeit aber nicht Gebrauch gemacht und hatten wohl auch nicht mehr die Absicht, dieses zu tun.

Der VfB Stuttgart jedenfalls wollte nur dann Protest gegen das Urteil der ersten Instanz einlegen, wenn Leeds United diesen Weg zuvor beschreiten würde. Offenbar aber waren beide Vereine mit der neuen Chance eines dritten Spiels in Barcelona zufrieden und werden deswegen auf einen Einspruch verzichten.

"Wir sehen im Moment keine Veranlassung, eine Berufung einzulegen. Wenn sich die Einstellung von Leeds in dieser Angelegenheit aber ändert, gehe ich davon aus, daß wir informiert werden und reagieren", so VfB-Manager Hoeneß.

Selbst für den unwahrscheinlichen Berufungsfall war vorgesorgt. Dann würde die Berufungsinstanz noch am Donnerstag vormittag zusammentreten und den Fall erneut aufrollen und entscheiden. Ein vom Spruch der ersten Instanz abweichendes Urteil ist in der strittigen Angelegenheit aber nicht zu erwarten. Damit bliebe es beim dritten Spiel am Freitag in Barcelona.

Dieses Entscheidungsspiel, das im Stadion "Nou Camp" des FC Barcelona (120 000 Plätze) stattfinden und um 20.15 Uhr angepfiffen werden soll, wurde notwendig, weil der VfB Stuttgart im Rückspiel der ersten Runde am vorigen Mittwoch in Leeds durch die Einwechselung eines vierten Ausländers einen Regelverstoß beging. Die Kontroll- und Disziplinar-Kommission der UEFA ahndete den Verstoß mit der Annullierung des Ergebnisses und wandelte den 4:1-Sieg am "grünen" Tisch in einen 3:0-Sieg der Engländer um. sid

Leichtathletik DLV-Kongreß zum Thema Breitensport in Mainz

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) veranstaltet vom 23. bis 25. Oktober an der Universität Mainz einen Kongreß zum Thema Freizeit- und Breitensport.

In Vorträgen, Referaten, Diskussionen und Aktionen sollen die unterschiedlichtsten Aspekte des Breitensports im Bereich der Leichtathletik dargestellt und erörtert werden.

Unter anderem sollen neue Formen des Breitensports wie "Leichtathletik 'mal anders" oder "Abenteuer-Zehnkampf" vorgestellt werden.

Von diesem Kongreß erwartet DLV- Breitensportwart Franz-Joseph Kemper aus Frankfurt wichtige Impulse für die zukünftige Arbeit im Bereich des Breitensports.

Bislang haben sich über 300 Sportwissenschaftler, Vereins-Mitarbeiter, Übungsleiter und Sportler beim Deutschen Leichtathletik-Verband für die Veranstaltung angemeldet. sid

Die Tempel überlassen die Erben der Mayas getrost den Touristen Mit nostalgischen Bekundungen halten sich Mexikos Indianer nicht auf; sie kämpfen um ihren Platz im 20. Jahrhundert

Die Suche scheint schneller Erfolg zu haben als erwartet. Haben wir sie da nicht schon entdeckt, die leibhaftigen Erben der hoch gebildeten und kunstfertigen Maya-Indianer, die vor fünf Jahrhunderten ihrerseits von den Spaniern "entdeckt" und unterjocht wurden?

Das Bild ist geradezu symbolhaft, das sich hier im Dschungel des südmexikanischen Bundesstaates Chiapas, an einem der schönsten Vorzeigeplätze der Maya- Baukunst bietet. Oben auf einer der Pyramiden von Palenque, auf der einst die Von Stephan Hebel (Palenque) Maya-Fürsten ihren "Tempel der Inschriften" errichten ließen, hat gerade die Führerin einer deutschen Reisegruppe verkündet, noch heute werde Pakal, Herrscher über Palenque im 7. Jahrhundert, von den hiesigen Indianern verehrt. Beeindruckt ("Also ab ins Indianergrab") waren die Urlauber im Inneren der Pyramide verschwunden, um die reich verzierte Deckplatte auf Pakals Grab zu bewundern. Und draußen im strömenden Regen die Indianer: schuftend mit Spitzhacke und Schaufel, um zum Ruhm ihrer Vorfahren und zum Wohle des Tourismus immer mehr Ruinen freizulegen, gekleidet in die Indianer-Tracht des späten 20. Jahrhunderts: abgewetzte Hosen und angegraute Kunststoff-Hemden.

Die fünf bis sechs Millionen Einwohner von Mexiko, Belize und Guatemala, die heute noch zu 22 Sprachgruppen der Maya-Familie zählen, seien "Bewahrer des überlieferten Wissens sowie der Weltsicht und Kultur der Mayas", heißt es im Kurzführer des mexikanischen Instituts für Anthropologie und Geschichte. Doch diejenigen, die als lebende Beispiele für derart schöne Worte dienen könnten, haben damit nichts am Sombrero. Ja, sie sprechen Tzeltal, eine der überlieferten Sprachen aus dem Reich der Maya. Doch was früher war, sagt einer, sei Sache der Anthropologen. Ja, "Original-Mayas" hätten einst Palenque bewohnt. Ob sie, die Bauarbeiter hier, nicht die "Original- Mayas" von heute seien? Die Antwort ist schallendes Gelächter. Nach 500 Jahren aktivem oder passivem Abwehrkampf gegen die Räuber an ihrer Kultur und ihrem Land überlassen die Erben der Mayas die Nostalgie den Tourismus-Managern - so sehr die Anthropologen auch recht haben mit ihren Belegen für die Bewahrung traditioneller Elemente in Sprache und Sitten.

Suchen wir real existierende Indianer des 20. Jahrhunderts also lieber da, wo sie leben, als am Ort ihrer Vorfahren. Schauplatz: Roberto Barrios. Auch Roberto Barrios gehört zu Palenque, jener Gemeinde mit 65 000 mehrheitlich indianischen Einwohnern. Sie besteht nicht nur aus den Maya-Ruinen und einem schäbigen Städtchen mit zwei hitzeflimmernden Einkaufsstraßen, einem Dutzend Hotels und ebenso vielen Sightseeing-Veranstaltern. Sie besteht nicht zuletzt aus rund 150 indianischen Dorfgemeinschaften im Umkreis von ungefähr 45 Kilometern. Roberto Barrios, einst benannt nach einem Politiker, den hier heute keiner mehr kennt, liegt, was die Erreichbarkeit betrifft, im Mittelfeld. Vom Städtchen Palenque ist es nur gut eine Stunde Fahrt auf der Ladefläche eines Kleinlasters oder im Kleinbus auf der Schotterstraße, dazu eine Stunde Fußmarsch plus Durchwaten eines (meistens) recht flachen Flusses. Zu anderen Orten sei der Weg doppelt so lang, heißt es.

An diesem Nachmittag ist besonders viel Verkehr auf dem Trampelpfad durch die Reste des gerodeten Dschungels. In Roberto Barrios beginnt die jährliche Fiesta zu Ehren des Ortspatrons, des heiligen Franziskus. Wer den Fluß hinter sich hat, geht feuchten Fußes auf einer von Holzhütten gesäumten "Hauptstraße" zwischen Truthähnen und Schweinen auf den zentralen Platz mit der vergleichsweise riesigen, aus Stein gebauten Kirche mit Wellblechdach zu. Alle Gäste werden zuerst in eine Gemeinschaftsküche gebeten. Hier wird geboten, was die Küche fast jeden Tag bietet: Schwarze Bohnen, gekocht, dazu Tortillas, die mexikanischen Maisfladen. Zum Trinken: Atole, ein Gebräu aus gekochtem Mais mit etwas Zucker. Alkohol hat die Dorfgemeinschaft ihren rund hundert Familien unter Strafe verboten.

Die Begrüßung durch die Bewohner, auch sie vom Volk der Tzeltales, ist ausgesprochen freundlich. Dann herrscht erst einmal Schweigen, und das reale Elend scheint den für europäische Augen idyllischen Ort mit einem Grauschleier zu überziehen. Die Leute von Roberto Barrios ächzen unter der kräftezehrenden Monotonie ihres Daseins. Aber, so wird sich zeigen, sie nehmen sie nicht mehr einfach hin. Sie kämpfen, nicht um die Rückkehr zum auch nicht gerade süßen Leben ihrer Ahnen, sondern um ihren Platz im 20. Jahrhundert.

"Miseria", Elend - das Wort ist zunächst am häufigsten zu hören, als das Gespräch auf dem Baumstamm neben der Kirche langsam in Gang kommt. Aber die Leute von Roberto Barrios geben dem Elend Namen. Nicht Schicksalskräfte allein machen sie verantwortlich wie etwa die Trockenheit des vergangenen Jahres, die einen Teil der Ernte vernichtete, oder die ebenso schädlichen Regengüsse dieser Tage. Sie nennen Provinzfürsten, Banken, Regierungsorganisationen und Zwischenhändler ihrer Produkte, wenn es um die Schuldfrage geht.

An Beispielen mangelt es nicht: Seit mehr als zehn Jahren, erzählt einer, fordere die Dorfgemeinschaft den Bau einer Straße. Nicht daß die Verwaltung das abgelehnt habe. Nur: Geschehen sei nichts. "Letztens", sagt einer, "haben sie uns erzählt, die Baumaschinen hätten doch dagestanden", um wie üblich in Eigenarbeit benutzt zu werden. "Das ist einfach nicht wahr." Manuel Cruz, wie alle hier Bauer: "Heute war ich wieder wegen der Straße bei der Stadtverwaltung. Sie sagten, die Ingenieure seien nicht da, ich soll am Montag wiederkommen." "Und dann am Mittwoch und so weiter", lacht ein anderer. Manuel: "Und wenn ich einmal nicht hingehe, sagen sie: Sehen Sie, diesmal waren die Ingenieure da, aber Sie sind ja nicht gekommen."

Trinkwasser bezieht Roberto Barrios eimerweise aus dem Fluß, von dem niemand weiß, welchen Dreck er mitschleppt. Elektrizität gibt es seit gut einem Jahr; die Überlandleitung mußten sie selbst bauen und anschließend 70 000 Pesos (rund 35 Mark, hier ein kleines Vermögen) pro Person für den Anschluß bezahlen. Ein Arzt kommt nie, die drei oder vier Cholerakranken dieses Jahres wurden in die Stadt gebracht, bevor es zu spät war. Ihre Schule haben die Dorfbewohner auch selbst gebaut, und wenn die Lehrer kommen, gehen die Kinder auch hin - sechs Jahre lang, dann beginnt die Arbeit auf dem Maisfeld oder in der Kaffee-Plantage.

Im vergangenen Jahr nahmen die Bauern Kredite auf, um Jungvieh zu kaufen. Die Bank gewährte nur 800 000 Pesos (400 Mark) pro Kuh, der Großgrundbesitzer von nebenan verlangte mehr als eine Million für die guten Tiere. "Also kauften wir die schlechten, dann kam die Trockenheit, und sie nahmen nicht richtig zu. Jetzt kommen die Aufkäufer und bieten 500 000 pro Stück", erzählt Eduardo Diaz Perez, einer der Jüngeren, ganz ruhig. Aber die Bank will Ende des Jahres ihr Geld zurück. "Und in der Bank", grinst Eduardo bitter, "sitzen die Söhne und Neffen der Großgrundbesitzer. Da gibt's keine Gnade."

Roberto Barrios ist ein "ejido", eine mexikanische Mischung aus kollektiver und individueller Landwirtschaft. Jeder bearbeitet seine Parzelle, aber das Land (gerade 20 Hektar pro Bauer) war vom Staat als Ganzes der Gemeinschaft zugeteilt. Eine Parzelle konnte nicht verkauft oder verpfändet werden, so regelte es das Gesetz. Jetzt hat Präsident Carlos Salinas de Gortari - ein häufig mit Bitterkeit genannter Name - eine Verfassungsänderung durchgepaukt, derzufolge die Bauern individuell über ihre Parzellen "verfügen" können. Dem Zugriff der Banken oder Großgrundbesitzer, sagen die "ejidatarios", sei damit Tür und Tor eröffnet. "Die wollen mal wieder unser Land erobern."

Die Leute von Roberto Barrios haben gelernt, ihre Lage zu verstehen. Was das bedeutet, wissen sie selbst: "Immerhin hat man uns 500 Jahre lang beigebracht, für unsere Misere sei die Vorsehung verantwortlich", sagt Manuel Cruz. In Chiapas, dem "indianischsten" Bundesstaat Mexikos, gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Bauernorganisationen. In Palenque ist es vor allem das "Komitee zur Verteidigung der Freiheit der Ureinwohner" (CDLI). "Früher haben sie uns in der Gemeindeverwaltung wie Objekte behandelt", erzählt Victor Guzman, Mitglied des Leitungskomitees von CDLI. "Es kam vor, daß sie einen von uns mit Insektenvernichtungsmittel besprühten und sagten: Du stinkst." 1986 entstand das Komitee, als Polizisten einen Indio-Bauern totgeschlagen hatten. Inzwischen hat sie einen Vereinnahmungsversuch durch die allgegenwärtige Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) abgewehrt und zwei PRI-Bürgermeister zu Fall gebracht, einen wegen des erschlagenen Bauern, den zweiten wegen Korruption.

Als das CDLI Ende 1991 mit Demonstrationen unter anderem das Recht der Dorfgemeinschaften forderte, ihre "Landrichter" (für kleinere Streitfälle) nach traditioneller Sitte selbst zu wählen, als es dagegen protestierte, daß Beamte für Hochzeiten und Taufen doppelt kassieren, da nahm die Polizei 109 Bauern fest. Es folgten ein 50tägiger Marsch nach Mexiko-Stadt und 30 Tage Verhandlungen - dann kamen die Gefangenen frei.

Natürlich weiß Victor Guzman, der zweimal pro Woche statt auf dem Feld im CDLI-Büro arbeitet, daß der Durchbruch noch fern ist. Erst 38 von 110 "ejidos" in Palenque arbeiten mit, die PRI-Regierung verfügt über die meisten Medien, evangelische Sekten predigen politische Enthaltsamkeit, Mißhandlungen durch die Polizei gibt es immer noch, und Lethargie ist auch auf den Äckern von Chiapas nicht unbekannt. Aber man spürt an dem gerade 28jährigen Chol-Indianer Guzman und anderen, daß sich da eine neue Elite bildet, "Indianerführer", die zu ihrem kulturellen Erbe stehen, aber ohne Nostalgie gegen die "modernen" Formen der Unterdrückung kämpfen.

In Roberto Barrios wird es dunkel. Bevor alles in die Kirche geht, erzählt Eduardo, daß 70 von 84 katholischen Familien im CDLI mitarbeiten. Sie werden dabeisein, wenn am 12. Oktober, dem 500. Jahrestag der Eroberung Amerikas, in Palenque demonstriert wird. In der Kirche nehmen sieben Brautpaare Aufstellung; Trauungen gibt es nur einmal im Jahr. Drei Stunden lang wird der Gottesdienst dauern. Mit den künftigen Gatten werden sich die Bräute die meist barfüßigen Beine unter den weißen Kleidern in den Bauch stehen, und die Dorfkapelle wird herrlich schmalzige Lieder spielen.

Um vier Uhr früh wird schon wieder gebetet. Um halb sieben machen wir uns auf den Rückweg. Endlich kommt die Sprache auch auf die Ruinen. Manuel kann mit jener Art der Geschichtspflege nicht viel anfangen: "Ich bezahle doch nicht Eintritt", sagt er, "um die Tempel meiner Vorfahren zu sehen."

Ratgeber: Förderung von Wohneigentum Fiskus nimmt jetzt mehr Rücksicht auf die individuellen Verhältnisse

Eine umfassende Darstellung der steuerlichen Vergünstigungen beim Bau oder Erwerb eines Hauses oder eine Wohnung liefert die Allianz in ihrem neuen "Wirtschaftsspiegel". Was sich in den vergangenen zwölf Monaten alles geändert hat und wie sich die verschiedenen Möglichkeiten jetzt am besten ausschöpfen lassen, zeigt der folgende Artikel, den die FR in redaktioneller Überarbeitung veröffentlicht.

Besser und flexibler nutzbar ist die Wohneigentumsförderung heute gegenüber der Zeit vor dem 1. Oktober 1991. Bauherren, die nach dem 30. September 1991 ihren Bauantrag gestellt oder mit dem Bau begonnen haben, können jetzt nach § 10e Einkommensteuergesetz (EStG) in den ersten vier Jahren jeweils sechs statt bisher fünf Prozent der begünstigten Kosten als Sonderausgaben absetzen. In den folgenden vier Jahren bleibt es wie bisher beim Abzug von fünf Prozent pro Jahr. Die 10e-Förderung kann auch für den Erwerb von Neu- und Gebrauchtimmobilien genutzt werden, wenn der notarielle Kaufvertrag nach dem 30. September 1991 abgeschlossen ist.

Neu ist der begrenzte Schuldzinsenabzug für Neubauten von jeweils bis zu 12 000 Mark in den ersten drei Jahren. Der Bauantrag muß nach dem 30. September 1991 gestellt bzw. nach diesem Termin mit dem Bau begonnen worden sein. Außerdem muß die Wohnung spätestens bis Ende 1994 fertiggestellt sein. Auch Erwerber können den Schuldzinsenabzug nutzen. Der notarielle Kaufvertrag muß nach dem 30. September 1991 und spätestens bis Ende 1994 abgeschlossen sein. In jedem Fall muß das Objekt im Jahr der Fertigstellung erworben werden.

Für den Bau oder Erwerb neuer Wohnungen können somit § 10e EStG und der Schuldzinsenabzug genutzt werden. Nach § 10e EStG sind Kosten bis zu 330 000 Mark (Herstellungskosten zu 100 Prozent/Grundstückskosten zu 50 Prozent) begünstigt. In den ersten vier Jahren ergibt sich bei der sechsprozentigen Absetzung ein Betrag von bis zu 19 800 Mark pro anno. In den folgenden vier Jahren sind es bei fünf Prozent bis zu 16 500 Mark jährlich. Inklusive 12 000 Mark Schuldzinsen sind in den ersten drei Jahren jeweils bis zu 31 800 Mark, im vierten Jahr bis zu 19 800 Mark und danach bis zum achten Jahr jeweils maximal 16 500 Mark absetzbar. Dies bedeutet: In den ersten drei Jahren wird fast doppelt soviel pro Jahr abgesetzt wie in den letzten vier Jahren.

Doch auch andere Verteilungen können gewählt werden: So ist die absolute Gleichverteilung mit 22 650 Mark in allen acht Jahren ebenso möglich wie ein per annum um fünf Prozent fallender Betrag mit Ausgangsniveau von 26 918 Mark und 18 797 Mark im achten und letzten Jahr. Dieser gleichmäßig um fünf Prozent fallende Abzugsbetrag stellt einen Kompromiß zwischen den beiden anderen Extremen dar. In jedem Fall sind für die jährliche Absetzung in den ersten drei Jahren zuerst die vollen Schuldzinsen von bis zu 12 000 Mark zugrundezulegen, da es für sie keine Wahlmöglichkeit gibt. Möglich geworden ist die bedarfsgerechte Aufteilung der Absetzungsbeträge nach § 10e EStG erst mit der Neuregelung nach dem Steueränderungsgesetz 1992, die eine Nachholung nicht genutzter Absetzungsbeträge innerhalb der vollen acht Jahre der Förderung vorsieht. Bisher war dies nur innerhalb der ersten vier Jahre möglich.

Auch die Förderung über das Baukindergeld ist flexibler ausgestattet worden. Das Baukindergeld von 1000 Mark pro Kind wird direkt von der Steuerschuld abgezogen. Das heißt: Die sich aufgrund der Bruttoeinkünfte abzüglich aller Werbungskosten, Freibeträge und Sonderausgaben - einschließlich der § 10e-Grundförderung - ergebende Steuerschuld wird um 1000 Mark pro Kind ermäßigt. In Grenzfällen kann es nun vorkommen, daß die Steuerschuld kleiner ist als das mögliche Baukindergeld. Damit der Anspruch auf das restliche Baukindergeld nicht verloren geht, kann der Differenzbetrag jetzt mit der Steuerschuld anderer Jahre verrechnet werden. Wie für die verbesserte Grundförderung nach § 10e EStG muß mit dem Bau nach dem 30. September 1991 begonnen beziehungsweise der notarielle Kaufvertrag nach diesem Termin abgeschlossen worden sein.

Neu ist die Förderung nach § 10h EStG. Danach wird jetzt der Ausbau selbständiger Wohnungen in bestehenden Gebäuden gefördert, wenn die Wohnung nahen Angehörigen kostenlos überlassen wird und der Eigentümer im selben Gebäude lebt. Es kann sich um ein Einfamilienhaus handeln, das zum Zweifamilienhaus ausgebaut wird. Ebenso kann der Dachgeschoßausbau eines Mehrfamilienhauses begünstigt sein. Die neue Förderung gilt bei Ausbaumaßnahmen mit Bauantrag beziehungsweise Baubeginn nach dem 30. September 1991. Absetzbar sind wie beim § 10e EStG Kosten bis zu 330 000 Mark mit sechs Prozent Absetzung in den ersten vier und mit fünf Prozent in den folgenden vier Jahren. Es gelten die gleichen Einkommensgrenzen wie beim § 10e. Allerdings gibt es kein Baukindergeld und keinen begrenzten Schuldzinsenabzug. Wichtig ist: Die Ausbauförderung können auch Hausbesitzer nutzen, die ihre 10e-Option(en) bereits ausgeschöpft haben. Die neue Förderung wird auch bei Ehepaaren nicht als zweite 10e-Option gewertet.

Vom "Ende der Erfolgsstory" der deutschen Gewerkschaften Über den Ost-West-Spagat und das Defizit an Organisationskultur / Eine Analyse von Birgit Mahnkopf

Wer vor zwei Jahren auf die ökonomischen und sozialen Kosten einer abrupten Wirtschafts- und Währungsunion hinwies, galt als Querulant oder setzte sich gar dem Verdacht aus, er wolle insgeheim die Mauer erhalten. Heute indes ist tagtäglich von den enormen Kosten des Vereinigungsprozesses die Rede. Ein Großteil dieser Kosten ist der gewählten "Schocktherapie" geschuldet und nicht dem zweifellos wichtigen Tatbestand, daß mit der Wirtschafts- und Währungsunion eine vormals verdeckte Arbeitslosigkeit zur offenen wurde. Das quantitative Ausmaß des Arbeitsplatzabbaus und der Zerstörung produktiver Kapazitäten haben in Ostdeutschland ein Niveau erreicht, das die bisherigen Struktur- und Beschäftigungskrisen im Westen in den Schatten stellt. Neben den fehlenden Absatzmärkten, den Altschulden, die auf den ostdeutschen Betrieben lasten, und den vielen Standortnachteilen (der kaum entwickelten Infrastruktur, den ökokologischen Altlasten) verhindert vorallem der Mangel an "positiven externen Effekten", daß produktive Investitionen in der nötigen Größenordnung in die neuen Bundesländer fließen: In den von der Treuhand verwalteten Betrieben fehlen kompetente Manager; es gibt noch immer keine funktionsfähige staatliche Verwaltung; mit der Zerschlagung der Kombinatsstrukturen wurde die Vernetzung von Unternehmen, Forschung, Entwicklung und wissenschaftlichen Einrichtungen nachhaltig zerstört.

Hinzukommt, daß ein wesentlicher Standortvorteil ostdeutscher Betriebe, nämlich ihr qualifiziertes Arbeitskräftepotential, mit der Dauer ungleicher Lebensverhältnisse an Bedeutung verliert; denn gerade die jungen, qualifizierten, mobilen, körperlich und psychisch belastbaren Fachkräfte suchen ihr Glück im Westen des Landes.

Wer am Vorabend der Wirtschafts- und Währungsunion die Gefahr beschwor, die ehemalige DDR könnte zum Mezzogiorno der neuen, größeren Bundesrepublik werden, stieß auf breites Unverständnis. Doch im Jahr zwei nach der staatlichen Einheit provoziert ein Vergleich zwischen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den neuen Bundesländern und derjenigen Süditaliens längst nicht mehr derart wie vor und unmittelbar nach der Währungsunion. Wenn es etwas gibt, worauf die Hoffnung gründet, daß die neuen Bundesländer nicht zum "deutschen Mezzogiorno" werden, dann ist es jenes komplexe Netz sozialer Institutionen, die in der Nachkriegsentwicklung der alten Bundesrepublik entstanden sind (. . .). Vor allem aber: Wie realistisch ist die Erwartung, daß insbesondere die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch immer sehr umfassenden, relativ stabilen und nach wie vor recht durchsetzungsfähigen Gewerkschaften unter den veränderten Handlungsbedingungen eine prägende Rolle für die sowohl sozial wie ökologisch vertretbare Modernisierung der bundesrepublikanischen Gesellschaft spielen werden?

Vieles spricht für die eher pessimistische Hypothese, daß mit der deutschen Vereinigung das "Ende der Erfolgsstory" (Armingeon) von den handlungsfähigen deutschen Gewerkschaften näher gerückt ist. Dafür sprechen folgende Tendenzen:

1. Es gibt in den neuen Bundesländern ein Defizit an gewerkschaftlicher Organisationskultur. Diese macht es den Gewerkschaften sehr schwer, im Osten des Landes zumindest denselben Einfluß auf die Regulierung der Arbeitsverhältnisse zu gewinnen wie im Westen.

2. Die durch die Vereinigung erzwungene Konzentration der gewerkschaftlichen Politik auf traditionelle Verteilungsfragen erschwert eine dringend gebotene gewerkschaftliche Reformpolitik in der gesamten Bundesrepublik.

3. Die deutsche Vereinigung wirkt als ein Verstärker für Probleme der Gewerkschaften, die ursächlich nichts mit der Vereinigung zu tun haben, durch diese jedoch eine problematische Zuspitzung erfahren: sie rückt die Mitglieder-, die Legitimations- und die Organisationskrise der Gewerkschaften ins Schlaglicht.

4. Die wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Folgen der Vereinigung werden zum Katalysator für eine Entwicklung, die in anderen europäischen Ländern bereits deutlichere Konturen hat, als es bis vor kurzem in der alten Bundesrepublik der Fall war: Eine Allianz zwischen Bundesregierung, Bundesbank, Sachverständigenrat und westdeutschen Unternehmern - die selbst unter sozialdemokratischen und einigen grünen Politikern Unterstützung findet - ist dabei, die katastrophale Lage ostdeutscher Branchen und Betriebe zum Anlaß zu nehmen, um die Gewerkschaften zur Akzeptanz einer Wiederankopplung der Austauschbeziehungen zwischen Arbeit und Kapital an die ökonomische Leistungsfähigkeit einzelner Unternehmen zu bewegen.

Defizite gewerkschaftlicher Organisationskultur in Ostdeutschland

Vordergründig ist die Welt der Gewerkschaften in den neuen Bundesländern in Ordnung: Die Organisationsbereitschaft ostdeutscher Arbeitnehmer ist beachtlich groß: unter den Angestellten und den Frauen (nicht jedoch bei den Jugendlichen) scheint die Bereitschaft, einer Gewerkschaft beizutreten, sogar größer als in den Alt-Bundesländern. Das Vertrauen der ostdeutschen Mitglieder in die Schutz- und Regelungskompetenz der Einzelgewerkschaften ist (eher unrealistisch) hoch. Die territoriale Ausdehnung westdeutscher Strukturen der betrieblichen Interessenvertretung und der Aufbau lokaler gewerkschaftlicher Organisationsstrukturen scheinen, wenn auch nicht reibungslos, so doch im ganzen recht erfolgreich zu verlaufen.

Doch bei näherer Betrachtung trübt sich das Bild von der gelungenen "Gewerkschaftseinheit": Wer kurz nach der Wende in eine der westdeutshen Einzelgewerkschaften eingetreten ist, tat dies, weil sie in der Vergangenheit substantielle Erfolge erzielt hatten, weil sie komprimierten Sachverstand und Autorität verkörpern und weil der Gewerkschaftseintritt mit "positiven selektiven Anreizen" (insbesondere Streikgeldern und Rechtsberatung) verknüpft ist. Mit dem Gewerkschaftseintritt (oder dem Übertritt aus einer der Ost-Gewerkschaften) war jedoch keineswegs auch eine Entscheidung für die alltägliche gewerkschaftliche Arbeit verbunden. So ist denn auch die Zahl derjenigen Gewerkschaftsmitglieder gering, die eine moralische Bindung an die Organisationen haben, sich mit den Inhalten gewerkschaftlicher Politik identifizieren und zu selbstverantwortlichem und aktivem Handeln bereit sind.

Viele der neuen Mitglieder in Ostdeutschland erwarten von Vertretern der Gewerkschaften noch immer jene umfassende persönliche Betreuung, die sie aus FDGB-Zeiten kennen. Nur widerwillig sehen sie ein, daß es keine "zentralen Instanzen" mehr gibt, an die Beschwerden und Eingaben einfach "durchgestellt" werden können, die also im Falle von Interessenkonflikten und Rechtsansprüchen gleichsam "automatisch", auf einen Anruf oder ein persönliches Gespräch hin, tätig werden. Gewerkschaftsvertreter, die ratsuchende Mitglieder darauf verweisen, daß es nunmehr für sämtliche Belange Verfahrensvorschriften und Verwaltungswege gibt, die eingehalten werden müssen, um Konflikte regeln und Ansprüche durchsetzen zu können, sehen sich nicht selten mit dem Verdacht konfrontiert, sie seien zu Hilfestellungen unwillig oder gar unfähig. Mehr noch als viele westdeutsche Mitglieder sehen die ostdeutschen "ihre" Gewwerkschaften vornehmlich als eine Dienstleistungs- und Versicherungseinrichtung.(. . .)

Auch auf der Ebene der gewerkschaftlichen Betriebspolitik wird es, trotz gleicher Rechtsgrundlagen, noch längere Zeit ein Ost-West-Gefälle geben. Im Verhältnis zwischen ostdeutschen Betriebsräten und Gewerkschaften lassen sich Konstellationen identifizieren, die mehr noch als in Westdeutschland auf eine Stärkung betriebsegoistischer Tendenzen hindeuten: Neben einer kleinen Anzahl von Betrieben mit Betriebsräten, die offensiv gewerkschaftliche Positionen vertreten, gibt es eine wachsende Zahl von Betrieben, die zwar viele Gewerkschaftsmitglieder, doch keinen Betriebsrat haben; ihre Zahl könnte schon bald die der betriebsratsfreien Betriebe in Westdeutschland übersteigen. Davon zu unterscheiden sind Betriebsräte, die zwar eine formal korrekte Beziehung zu den zuständigen Einzelgewerkschaften unterhalten, von diesen aber weder Unterstützung erwarten noch erwünschen. Genau wie jene Gruppe von Betriebsräten, die im vorauseilenden Gehorsam gegenüber den Geschäftsleitungen oder von diesen dazu gedrängt, auf bewußte Distanz zu den Gewerkschaften gehen, agieren sie eher als "Räte des Betriebes" denn als Vertreter der Belegschaft. Sie bemühen sich vor allem darum, von den Geschäftsleitungen als "verläßliche Partner in schweren Zeiten" akzeptiert zu werden und investieren vergleichsweise weniger Mühe darin, das Vertrauen der Belegschaft zu gewinnen.

Hinzukommt, daß viele Betriebsräte ihre Scheu vor konfliktorischer Auseinandersetzung mit dem Verweis auf den formal engen Handlungsspielraum des Betriebsverfassungsgesetzes legitimieren können. Diese Haltung erklärt sich nicht allein aus ihrer mangelnden Kenntnis verbürgter Rechte und aus der noch fehlenden Erfahrung, wie diese Rechte möglichst effektiv zu nutzen sind. Mindestens ebenso wichtig ist, daß eine Rückversicherung auf die "Autorität des Gesetzes" für viele der objektiv und subjektiv überforderten Betriebsräte eine stark handlungsentlastende Funktion erfüllt. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sehen sich viele Betriebsräte in eine ihre Handlungsmöglichkeiten eng beschneidende "Schicksalsgemeinschaft" mit dem lokalen Management gedrängt.

Gerade diese Schicksalsgemeinschaft könnte sich aber als ein entscheidendes Hindernis nicht allein für eine Demokratisierung der betrieblichen Sozialverhältnisse, sondern auch für eine Modernisierung der Arbeits- und Produktionsstrukturen erweisen. Denn sie begünstigt in erster Linie "strukturkonservative", im betriebswirtschaftlichen Sinne allein quantitativ ausgerichtete Sanierungs- und Reorganisationskonzepte. Diese sind auf forcierten Technikeinsatz, nicht aber auf qualifikationserhaltende und qualifikationsfördernde Maßnahmen zur Veränderung der Arbeitsorganisation gerichtet; auf eine wesentliche disziplinierende, nicht aber kooperativ gestaltete betriebliche Leistungspolitik; auf die quantitative Schrumpfung, nicht aber den Umbau betrieblicher Hierarchieebenen; auf eine Vertiefung der gegebenen Arbeitsteilung und Spezialisierung, nicht aber einen flexiblen Personaleinsatz. Dadurch werden aus Modernisierungsrisiken "Abwärtsspiralen", die die ohnehin nicht günstigen Bestandschancen ostdeutscher Industriebetriebe auf das schmale Spektrum nur peripher in westliche Unternehmensnetzwerke eingebundener Zulieferer von technologisch wenig anspruchsvollen Komponenten reduzieren.

Die deutsche Vereinigung - Hindernis für die Modernisierung der Gewerkschaftspolitik?

Gerade weil der Einigungsvertrag nicht als ein langfristig bindender Sozialvertrag zur massiven Umverteilung zwischen armen und reichen Bundesbürgern angelegt war, sehen sich die Gewerkschaften gezwungen, eine eher konservative, an der Verteilungsfrage orientierte Politik zu verfolgen. Damit verbindet sich die Gefahr, daß längst überfällige gewerkschaftliche Reformprojekte bereits in ihren zaghaften Keimen erstickt werden. Gewerkschaftliche Strategien, die beispielsweise auf eine "Ökologisierung der Produktion" zielen und die auf eine Einschränkung privater Verfügungsrechte hinauslaufen, können in Ostdeutschland zunächst auf wenig Unterstützung rechnen. Denn mehr noch als für westdeutsche Arbeitnehmer fallen für die ostdeutschen Wachstums- und Wohlfahrtssteigerung zusammen. Wer auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen ist, daß westliche Investoren ihre Renditeerwartungen bei ostdeutschen Betrieben hoch genug einschätzen, um dort wenigstens verlängerte Werkbänke zu unterhalten, der wird sich der Einsicht verschließen, daß in das Zielsystem von Wirtschaftsunternehmen Steuerungselemente einzubauen wären, die die Repräsentanz von Ressourceninteressen zulassen und kurzfristigen Rentabilitätskalkülen zuwiderlaufen. Auch für gewerkschaftliche Strategien der sozialen Technikgestaltung am Arbeitsplatz und für deren Verankerung in einer qualitativen Tarifpolitik sind aus Ostdeutschland zunächst einmal kaum Impulse zu erwarten. Denn wer Jahrzehnte an veralteten Maschinen arbeiten mußte und einen Großteil seiner Arbeitszeit damit verbrachte, Zuliefererdefizite, Material- und Organisationsmängel durch Improvisionsgeschick auszugleichen, wer dazu noch tagtäglich hören muß, daß der 30-50%ige Produktivitätsrückstand ostdeutscher Betriebe gegenüber der westlichen Industrie einzig durch die breite Einführung neuer Technologien aufzuholen ist, der wird sich um Freisetzungs- und arbeitsintensivierende Effekte moderner Informations- und Kontrolltechnologien vergleichsweise wenig kümmern.(. . .)

Durch die Übertragung der westdeutschen Tarifstrukturen - mit ihren überholten Unterscheidungen zwischen Lohn- und Gehaltsgruppen und ihrer Fixierung auf strikt anforderungsbezogene Arbeitsbewertungssysteme - wird aber auch die längst überfällige Form des Tarifsystems gebremst. Insbesondere dürfte es schwer fallen, unter den ostdeutschen Mitgliedern Unterstützung für die von der IG Metall angestrebten gemeinsamen Eingruppierungskriterien für Arbeiter und Angestellte zu finden. Denn unter den technisch-wissenschaftlichen Angestellten ostdeutscher Betriebe kann mit einem "nachholenden Abgrenzungsbedürfnis" gegenüber den produktiven Bereichen gerechnet werden und mit einem wachsenden Interesse an über den Tarifen liegenden Effektivgehältern.

Ob frauenpolitische Aktivitäten, insbesondere eine das weibliche Geschlecht nicht länger diskriminierende Arbeits- und Sozialpolitik, aus den neuen Bundesländern Auftrieb erhalten werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Zunächst einmal sieht es so aus, als werde die institutionell - durch Arbeitsmarktsegmentation, Aufstiegsbenachteiligung, Lohndiskriminierung und größere Arbeitsplatzunsicherheit - verfestigte Benachteiligung von westdeutschen Frauen auch zur Zukunft der ostdeutschen. Doch könnten die ostdeutschen Frauen, die an "Hausfrauenehen" und diskontinuierlichen Verläufen ihrer Berufstätigkeit bislang nicht gewohnt sind, vielleicht einen Strich durch die patriarchalische Rechnung machen - welche ja vorsieht, die "überschüssige" Erwerbsneigung ostdeutscher Frauen voll in die Arbeitslosigkeit abzudrängen.

Wenn sich als eine (unbeabsichtigte) Folge der deutschen Einheit positive Entwicklungsmöglichkeiten in die Richtung einer modernisierten Gewerkschaftspolitik abzeichnen, so am ehesten im Bereich der beruflichen Qualifizierung. Dafür spricht, daß es heute einen gesellschaftsweiten Konsens über die herausragende Rolle gibt, die Instrumenten aktiver Arbeitsmarktförderung und insbesondere den Maßnahmen zur Umschulung, Fortbildung und Requalifizierung zukommt: bei der Eindämmung von Arbeitslosigkeit, bei der Entstehung funktionsfähiger (inner- und außerbetrieblicher) Arbeitsmärkte, bei der Umstrukturierung der ostdeutschen Wirtschaft insgesamt.

Musevenis afrikanische Variante von Demokratie 30 Jahre nach der Unabhängigkeit gewinnt das krisengeschüttelte Uganda zunehmend an Stabilität / Von Volker Weyel

I. Rüstungsaufwendungen und Demokratisierung: ein Spannungsverhältnis

Das wechselvolle Schicksal eines afrikanischen politischen Führers läßt sich schon anhand einiger Deutschland-Besuche des Yoweri Kaguta Museveni verdeutlichen: Wurde er Mitte 1985 noch als Inhaber eines den strengen Kriterien deutscher Grenzschutzbehörden nicht standhaltenden Passes in Puttgarden festgenommen, so wurde er kein halbes Jahr später - noch als Guerillaführer - in Bonn und Hamburg mit Wohlwollen empfangen. Sechs Jahre nach seinem damaligen Deutschland-Aufenthalt kam er dann, längst Staatspräsident seines Landes, als Vorsitzender der Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) an den Regierungssitz und in die Hauptstadt Deutschlands.

Auch wenn der Besuch des Staatsgastes vom Mai 1991 weniger öffentliche Aufmerksamkeit fand als der des Partisanen im Dezember 1985, so diente er doch der Bestätigung der deutsch-ugandischen Beziehungen. Wie der Regierungssprecher am 15. Mai letzten Jahres mitteilte, begrüßte der Bundeskanzler "die Bemühungen seines Gastes, die Folgen des jahrelangen Bürgerkrieges in Uganda zu bewältigen, insbesondere das Land zu befrieden und die Bevölkerung auszusöhnen, tragfähige politische Strukturen zu schaffen und die wirtschaftlichen Probleme zu überwinden. Er unterstrich die Bereitschaft der Bundesregierung, ihr entwicklungspolitisches Engagement zugunsten Ugandas auf dem bisherigen Niveau fortzusetzen." Diese Aussage des Kanzlers spiegelt die hohe Wertschätzung wider, die der Ugander in konservativen wie progressiven Kreisen des Westens genießt.

Aber auch ernstzunehmende Kritik wird laut: amnesty international (ai) hat im Dezember 1991 einen Bericht über gravierende Verletzungen der Menschenrechte durch die von Museveni geschaffene Armee vorgelegt. Und neuerdings wird Uganda, wiewohl durchaus in der Gunst der "Geber" und internationalen Finanzinstitutionen stehend, als Negativbeispiel wegen seiner hohen Aufwendungen fürs Militär vorgeführt. Dem "Bericht zur menschlichen Entwicklung" des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) vom Mai 1991 zufolge belaufen sich die Militärausgaben des ostafrikanischen Landes auf das Zweieinhalbfache der staatlichen Aufwendungen für Bildung und Gesundheit.

Auch im "Weltentwicklungsbericht" 1991 der Weltbank wurde Uganda als einer jener Staaten angeprangert, die deutlich mehr fürs Militär aufwenden als für das Bildungs- und das Gesundheitswesen zusammen (die anderen ausdrücklich genannten Staaten sind Angola, Irak, Nordkorea, Tschad und Zaire). Zwar war im Haushaltsjahr 1990/91 der Verteidigungsetat im Haushaltsansatz mit einem eher bescheidenen Betrag ausgewiesen; er wurde dann aber nach und nach in einem solchen Umfang überschritten, daß schließlich rund die Hälfte der Staatsausgaben in diesem Sektor verbraucht wurde. Es heißt, daß im Haushaltsjahr 1991/92 eine Reduzierung dieses Satzes um die Hälfte gelungen ist.

Ist es schon schwer, ein zutreffendes Bild von der Höhe der direkten und indirekten Militärausgaben zu gewinnen, so gilt dies erst recht hinsichtlich der Stärke der Armee. Gelegentlich ist von "mehr als 100 000 Mann" die Rede. Das Londoner Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) gibt für 1989 70 000 Mann an, was das Zehnfache der Stärke der ugandischen Armee vor 20 Jahren wäre. Zu den regulären Streitkräften kommen noch die lokalen Milizen, die die Armee bei der Gewährleistung der Sicherheit vor Ort entlasten und ersetzen sollen, in manchen Fällen freilich eher selbst eine Sicherheitsbedrohung darstellen.

Bemerkenswerterweise sind Äußerungen des ugandischen Präsidenten, der für seinen Freimut bekannt ist und der herausragende Zeugnisse afrikanischer Selbstkritik geliefert hat, hinsichtlich der mit Militärausgaben verbundenen Ressourcenverschwendung eher spärlich und allgemein. Doch deuten die Äußerung als OAU-Vorsitzender, daß die "Volkswirtschaft Afrikas es sich nicht leisten kann, ihre mageren Ressourcen von Entwicklungsvorhaben für Kriegszwecke abzuzweigen", und seine fast wortgleichen Bemerkungen als Oberkommandierender der ugandischen Streitkräfte, "Uganda wolle um jeden Preis die Abzweigung von Ressourcen zugunsten militärischer Zwecke vermeiden", darauf hin, daß er sich der Problematik bewußt ist. Anfang Juni 1992 wurde die Absicht bekanntgegeben, den Umfang der Streitkräfte zu verringern. (. . .)

Vorweg sei gesagt, daß das Grundproblem Ugandas nicht die Überzahl an Soldaten oder an Waffen ist, sondern die bislang fehlende gesellschaftliche Verankerung von allseits akzeptierten Mechanismen der friedlichen Konfliktlösung. Dies ist vor dem Hintergrund einer hochkomplizierten historischen Entwicklung, kolonialer Folgelasten, von Weltmarktabhängigkeit und innerugandischen Disparitäten zu sehen - Faktoren, die an dieser Stelle nur angedeutet werden können.

II. Der Auftrag des Militärs in Uganda

1. Das Selbstverständnis der uganschen Streitkräfte

Die ugandische Nationale Widerstandsarmee (National Resistance Army - NRA) bezieht ihre Legitimation aus einem siegreich geführten Guerillakrieg, der nach eigenem Verständnis ein Volkskrieg gegen Diktatur und Ausbeutung war. Sie ist die erste Guerilla in Afrika, die ein postkoloniales repressives Regime im bewaffneten Kampf - nicht durch einen Staatsstreich - bezwungen hat. Diese Tatsache verleiht ihr Selbstbewußtsein und hat ihrem Gründer Yoweri Kaguta Museveni nationales, gesamtafrikanisches und auch internationales Renommee eingetragen, bei den Regierungen mancher Nachbarländer freilich auch Mißtrauen erweckt. Seit 1986 sind die Verbände der NRA die offiziellen Streitkräfte Ugandas. (. . .)

Nach der Befreiung Kampalas im April 1979 wurde Museveni Staatsminister für Verteidigung und dann Verteidigungsminister. Zu den Wahlen im Dezember 1980 trat er als Spitzenkandidat der neugegründeten Ugandischen Patriotenbewegung (UPM) an. Aus diesen ging nicht, wie allgemein erwartet, die christdemokratisch orientierte Demokratische Partei (DP) als Sieger hervor; ihre Ergebnisse wurden vielmehr zugunsten des UPC und somit einer Rückkehr des von Amin 1981 gestürzten Präsidenten Apolo Milton Obote an die Macht verfälscht. Museveni machte seine Ankündigung, im Falle eines Wahlbetrugs werde er "in den Busch" gehen, wahr und eröffnete am 6. Februar 1981 mit einem Überfall auf eine Kaserne in Kabamba den Guerillakrieg gegen die neue, durch das formale Bestehen eines Mehrparteiensystems nur notdürftig verhüllte Diktatur.

Die von Museveni aufgestellte Volkswiderstandsarmee (PRA), die spätere NRA, war nicht die einzige, aber die stärkste Kraft der bewaffneten Opposition. Das hauptsächliche Kampfgebiet, kaum mehr als 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kampala gelegen, erlangte als "Luwero- Dreieck" traurige Berühmtheit. Das Vorgehen der ursprünglich im Zuge der Vertreibung Amins gegründeten Ugandischen Nationalen Befreiungsarmee (UNLA) gegen die Zivilbevölkerung trug genozidähnliche Züge und forderte mehrere Hunderttausend Opfer; die "zivile" Regierung Obote sollte schließlich die Auslöschung von mehr Menschenleben zu verantworten haben als die unverhüllte Militärdiktatur Amins.

Die NRA war in einem geographisch recht begrenzten Gebiet aktiv, und ihre militärische Potenz war begrenzt. Allerdings hatte der Krieg der UNLA so zugesetzt, daß diese, geplagt von inneren Konflikten, Ende Juli 1985 die politische Führung stürzte und General Tito Okello Lutwa für ein halbes Jahr die Präsidentschaft übernahm. Während dieser Zeit brachte die NRA jedoch den gesamten Westen Ugandas unter ihre Kontrolle, errichtete in Ft. Portal eine Interimsverwaltung und führte in Nairobi Friedensverhandlungen mit dem Militärregime.

Das Mitte Dezember 1985 in der kenianischen Hauptstadt abgeschlossene komplizierte Vertragswerk wurde allerdings nie in die Tat umgesetzt; am 25. Januar 1986, auf den Tag genau 15 Jahre nach der Machtergreifung Amins, nahm die NRA Kampala ein. Wenige Tage später wurde Yoweri Kaguta Museveni als Präsident vereidigt und stellte einen grundlegenden Wandel, "nicht bloß eine Wachablösung", in Aussicht. Zwei Monate später war ganz Uganda unter Kontrolle der NRA und der Nationalen Widerstandsbewegung (NRM). (. . .)

2. Die militärische Aufgabe im Innern

Was die innere Sicherheit angeht, so ist das Militär auf absehbare Zeit zur Absicherung der 1986 geschaffenen politischen Struktur und letztlich eines Neubeginns in Uganda unverzichtbar. Bewaffnete Gegner der Regierung sind weiterhin aktiv, und es war zeitweise schwierig, den Norden und Nordwesten Ugandas auf dem Landwege zu erreichen. Unstreitig deckte Musevenis "Regierung auf breiter Grundlage" politisch ein breites Spektrum ab, war aber angesichts des Übergewichts von Baganda und Banyakole - diesem Volk gehört Museveni an - und der geringen Repräsentanz des Nordens ethnisch nicht im Gleichgewicht.

Die geschlagenen politischen Kräfte, Mitwirkende der Obote- oder der Okello-Diktatur, waren nicht allesamt bereit, die neuen Verhältnisse hinzunehmen. Nach nur wenigen Monaten des Landfriedens erklärte sich im August 1986 die "Uganda People's Democratic Movement" (UPDM) zum Herausforderer der NRM- Regierung. Die NRM, die sich ein auf eine Übergangszeit von vier Jahren bis zur Abhaltung freier Wahlen zum ugandischen Parlament befristetes Mandat erteilt hatte - die letzten wirklich freien Wahlen fanden 1962 noch vor der Unabhängigkeit statt, wobei allerdings in Bugganda die Wahl zur Nationalversammlung nur indirekt vorgenommen wurde -, sah sich nun bald in Kämpfe an mehreren Fronten verwickelt. Womöglich mit Unterstützung aus Kenia ging im Osten die Gruppe "Force Obote Back Again" (FOBA) mit eher terroristischen Mitteln vor, im äußersten Westen operierte, möglicherweise vom Gebiet Zaires aus, eine "National Army for the Liberation of Uganda" (NALU) in der Gegend der Ruwenzoriberge. Militärbanditentum, herkömmlicher, aber längst mit modernen Waffen betriebener Viehraub und gewöhnliche Bandenkriminalität ließen sich nur schwer voneinander trennen. (. . .)

Das Jahr 1987 sah den Höhepunkt der Rebellentätigkeit, doch keineswegs ihr Ende. In jüngerer Zeit hat die Regierung insbesondere ihre von Ende März bis Ende Juli 1991 unternommene großangelegte Säuberungsaktion als erfolgreich dargestellt. Ob die Bedrohung im Norden und Osten schon als auf Dauer ausgeräumt gelten kann, erscheint gleichwohl ungewiß. Die aus Resten der HSM hervorgegangene "United Democratic Christian Army" (UDCA) etwa ist wohl noch nicht völlig aufgerieben; selbst in ihren sozusagen besseren Tagen machte sie eher durch spektakuläre Grausamkeit wie die Verschleppung von 43 Schulmädchen, von denen die meisten vergewaltigt wurden, aus Gulu im Juli 1991 oder die Verstümmelung von Zivilisten, denn durch Erfolge im Felde von sich reden.

Militärisch hat keine der verschiedenen Insurrektionen eine ernsthafte Bedrohung der NRM-Regierung bedeutet. Allerdings hat die NRA bei deren Bekämpfung zu den klassischen einschlägigen Mitteln gegriffen: Razzien großen Stils, Vergeltungsmaßnahmen, Konzentration der örtlichen Bevölkerung in Lagern (wovon allein in Teso etwa 150 000 Personen betroffen waren). Und wie rasch sich Befreier in Besatzer verwandeln können, hat im übrigen schon 1979 das tansanische Expeditionskorps unter Beweis gestellt. Festzuhalten ist, daß es im Zuge der militärischen Operationen zu massiven Menschenrechtsverletzungen gekommen ist, etwas was Inhaftierung ohne Rechtsgrundlage angeht. Bekannt wurde der qualvolle Erstickungstod von 69 jungen Männern im Osten Ugandas im Juli 1989, die von NRA-Soldaten zwecks Verbringung zur Überprüfung in einen Eisenbahnwaggon gepfercht worden waren.

Über die Gewährleistung der inneren Sicherheit hinaus hat die Armee auch die politische Funktion, bisher oppositionelle bewaffnete Elemente einzubinden. Wie erwähnt, wurde bereits 1986 entsprechend verfahren; einigen Rebellengruppen wurde auch später bei Friedensvereinbarungen nicht nur Amnestie gewährt, sie wurden zudem in die NRA übernommen. Schließlich kehrten mehrere Hunderttausend Ugander (teils spontan, teils unter Hilfestellung des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen UNHCR) aus Nachbarländern in die Heimat zurück; eine Anzahl von ihnen wurde in die NRA integriert. Daß dergestalt ein Unruhepotential neutralisiert werden soll, leuchtet zwar ein, doch fragt sich, ob dieses Ziel auf solche Weise immer erreicht wird.

Jedenfalls ist die Armee in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung und mit ihrem gegenwärtigen Verhalten ein Stück weit von dem Standard entfernt, den Museveni im August 1981 für die NRA so formuliert hatte: "Wir kämpfen für eine gerechte Sache. Wir kämpfen für die demokratischen Rechte und die Menschenwürde unseres Volkes, auf denen von Obote und seinem einstigen Protegé Amin fast zwei Jahrzehnte lang herumgetrampelt worden ist. Unsere Frauen sollen nicht mehr von Militärbanditen geschändet werden; unsere Bürger sollen nicht an Straßenkontrollpunkten beraubt oder verprügelt werden; niemand, noch nicht einmal ein Landstreicher, soll getötet werden außer nach dem Todesurteil eines Gerichts."

Mitte Juni 1991 etwa haben die katholischen Bischöfe Ugandas der Regierung die Mißhandlung von Gefangenen vorgehalten. Keine Regierung mit Selbstachtung dürfe es zulassen, so die Bischöfe, daß derartiges in ihrem Namen geschehe. Terroristische Handlungen von Gesetzlosen seien niemals eine Rechtfertigung, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Auf Mißhandlungen und außergesetzliche Hinrichtungen durch die NRA hat ai einige Monate später hingewiesen. Die Armee setze sich wie eh und je über die Gesetze des Landes hinweg und betrachte sich "gegenüber der Zivilgesellschaft nicht rechenschaftspflichtig"; beklagt wurde, daß Präsident Museveni selbst das Verhalten der NRA entschuldigt habe.

Bei bekanntgewordenen Verstößen gegen die Menschenrechte wird seitens der Regierung in der Regel versichert, daß Schuldige - sofern festgestellt - zur Rechenschaft gezogen würden. Es besteht aber Anlaß zu der Vermutung, daß zwar Akte "normaler" Disziplinlosigkeit von Soldaten im Einklang mit dem hohen Stellenwert, den Oberkommandierender Museveni der militärischen Manneszucht beimißt, streng bestraft werden und es dabei auch zu standrechtlichen Erschie-

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Grüne Tomaten" (20 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Peter Pan" (15 Uhr); "Boomerang" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Delikatessen" (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm (15 bis 18 Uhr).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25. 10.). Workshop mit F. Eberwein: 5. bis 10. 10., 14 Uhr.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6 a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic), Sprechstundenzeiten.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck, Vernissage 19.30 Uhr.

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung.

Rathaus, Foyer: "Empfindung und Ausdruck" von Margret Christ und Josep Relats, 9 bis 12 Uhr (bis 11. 10.).

Sulzbach. Rathaus: "Bilder aus aller Welt", Gemälde in Öl, Aquarelle und Federzeichnungen von Dusan und Ales Spácil (bis 11. 10.).

Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. Gasthaus "Zum goldenen Anker", Okriftel: "Fehlbelegungsabgabe als Steuerungselement?", Podiumsdiskussion, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).

Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr (jeden 3. Donnerstag im Monat offener Treff).

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.

Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene: AOK, Wilhelmstraße 16, 15 bis 17 Uhr (jeden 1. Donnerstag im Monat).

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Hofheim. Kellereigebäude/Vereinshaus, Raum 101: Gesprächsrunde des BUND "Müssen wir noch Wasser sparen?", 19.30 Uhr.

Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Computer-Kurs, 9.30 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 15 Uhr.

Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Fahrt zur Saalburg für Kinder ab 8 Jahren. Infos und Anmeldung: Kulturbüro Frau Hofmann, Tel. 0 61 90 / 80 82 29. Sonstiges Flörsheim. Kleiner Saal der Stadthalle, Kapellenstr. 1: 20. Sitzung des Kultur-, Jugend-, Sport- und Sozialausschusses, 19 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Shy Guys "Harakiri á go go", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: "Mau Mau" (18.30 Uhr); "Berlin Alexanderplatz (20.30 Uhr), Emmerich-Josef- Straße 46 a. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Caritasverband, Kasinostraße 16: Internationale Jugendberatung, 14 bis 18 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.

Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.

Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Endstation Sehnsucht", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: "Die Marchenprinzen" (Kabarett), 20.30 Uhr.

HinterHaus, Karlstraße 15: Hinterhaus- Kabarett, (bis 9. 10.) 20.30 Uhr.

Filmspiegel Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47: "Tom und Jerry - Der Film" (12.30, 14.30 Uhr); "Fatale Begierde" (16.30, 19, 21.30 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht . . ." (13, 15.15, 18, 21 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter" (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Alien 3" (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Erbarmungslos" (14, 17, 20 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Wintermärchen" (17, 19.45 Uhr); "Hear my Song" (engl. Orig.), 22.30 Uhr. Ausstellungen Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Schloßpark Biebrich: "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 9 bis 18 Uhr (bis 11. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz (bis 31. 10.). Vorträge / Kurse Bürgerzentrum Adlerstraße: Prof. Georg Fülberth referiert zum "vorläufigen Endsieg des Kapitalismus", 20 Uhr. Lesungen Café Cicero, Sonderveranstaltung zur Frankfurter Buchmesse: Silvio Blatter liest aus seinem Roman "Avenue America", 20 Uhr.

Stadtbibliothek, Neugasse: Zeit für Lyrik "Stadtmenschen", Vera Lebert-Hinze, 17.30 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache; 12 bis 14 Uhr, persönliche Beratung ohne telefonische Anmeldung; Frauentelefon, 20 bis 22 Uhr; Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 9 49 43 56.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Pro Familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.

Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.

Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.

Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Rhein-Main-Hallen: "Härterei-Kolloquium" und "European Conference and Exhibition on Multimedia and CD-Rom" (bis 9. 10.).

- ohne Gewähr -

ßungen kommt, daß aber keine vergleichbaren Anstrengungen unternommen werden, Menschenrechtsverletzungen im Kontext der Aufstandsbekämpfung zu ahnden. Jedenfalls besteht hier dringender Aufklärungsbedarf, der aber bislang kaum befriedigt wurde.

3. Sicherung nach außen

Zur Gewährleistung der äußeren Sicherheit, die eigentliche Legitimationsgrundlage des Militärs überhaupt, waren die Streitkräfte Ugandas selten genug gefordert. Nachbarstaaten hatten die territoriale Integrität Ugandas nach Erreichung seiner Unabhängigkeit nicht wirklich verletzt (doch kam es zu grenzüberschreitenden Flüchtlingsströmen aus Rwanda, Kongo/Zaire und Sudan). Unter der Militärdespotie der Jahre 1971-1979 wurde Uganda allerdings zeitweilig selbst zur Bedrohung seiner Nachbarn.

Mit Blick auf die neunziger Jahre wird man Uganda die Notwendigkeit einer militärischen Sicherung seines Territoriums aber zugestehen müssen. Es hat Grenzen mit fünf Nachbarstaaten, von denen vier in unterschiedlichem Maße instabil sind.

Problemlos sind die Beziehungen allein zu Tansania; das Land selbst verfügt über ein stabiles politisches System und trachtet - nachdem es Uganda vom Joch Amins befreit hatte, seiner Befreierrolle aber nicht recht froh werden konnte - nicht nach Einmischung bei seinem Nachbarn. Im jüngster Zeit sind die ugandisch-tansanischen Beziehungen noch deutlich enger geworden.

Gespannt ist das Verhältnis Ugandas zu dem anderen früheren Partner in der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), Kenia, was nicht erst seit dem Machtantritt der NRM gilt. Die EAC war seinerzeit nicht nur wegen der in den drei Mitgliedsländern verfolgten unterschiedlichen Wirtschaftspolitik auseinandergebrochen; die schwächeren Partner Tansania und Uganda hatten auch Grund, die Dominanz der kenianischen Industrie zu fürchten. Die Versorgung des Binnenlandes Uganda mit dringend benötigten Importgütern, insbesondere mit Erdöl, kann Kenia ohne weiteres unterbrechen und hat dieses Druckmittel auch mehrfach angewandt. Die Beziehungen der Präsidenten Moi und Museveni sind belastet, seit das unter der Schirmherrschaft Mois ausgehandelte Friedensabkommen vom Dezember 1985 zwischen dem damaligen Militärregime und der NRA nicht in die Tat umgesetzt wurde. Mit gegenseitigen Besuchen der beiden Präsidenten Ende 1991 und mit Plänen zur Wiederbelebung der regionalen Zusammenarbeit scheint aber ein neuer Anfang gemacht. (. . .)

Der nördliche Nachbar Ugandas, Sudan, befindet sich im Bürgerkrieg. In den Südsudan hatten sich die Reste der geschlagenen Armeen Amins und Okellos zurückgezogen; eine stillschweigende Zusammenarbeit mit der "Sudanese People's Liberation Army" (SPLA) John Garangs, die weite Teile Südsudans kontrollierte, hat die Bedrohung durch dieses Unruhepotential lange in Grenzen gehalten. Die ugandische Regierung ist aber auch um gute Beziehungen zu den Machthabern in Khartum bemüht. Hervorgehoben zu werden verdient, daß Uganda einer der Ausgangspunkte der von den Vereinten Nationen zur Linderung der Not der sudanesischen Bevölkerung ins Leben gerufenen "Überlebensbrücke Sudan" (Operation Lifeline Sudan) war, sowohl auf dem Land- wie auf dem Luftweg; Maschinen der Bundesluftwaffe brachten vom Flughafen Entebbe aus Hilfsgüter in den Sudan.

Wenig Gemeinsamkeiten hat, anders als das Uganda Amins, das Uganda Musevenis mit dem der Gebietsgröße nach fast zehnmal, der Bevölkerungszahl noch doppelt so großen westlichen Nachbarn Zaire, doch scheinen beide Regierungen bestrebt zu sein, Friktionen zu vermeiden. Ob das gegenwärtige politische System Zaires nach der bislang mehr taktischen Öffnung zum Mehrparteienwesen ("Mehrfachmobutuismus") und den jüngsten Erschütterungen längerfristig Bestand haben wird, ist ungewiß; innerzairische Konflikte könnten sich einmal mehr auf Uganda auswirken. Schon sind die ersten Zaire-Flüchtlinge im Bezirk Kasese im Westen Ugandas eingetroffen. Innere Konflikte beim südlichen Nachbarn Rwanda hatten in den letzten drei Jahrzehnten Konsequenzen für Uganda: Zehntausende von Batutsi, Angehörige der ehemaligen herrschenden Klasse des Landes, fanden nach der autochthonen Sozialrevolution der Bahutu Zuflucht in Uganda. Teils lebten sie in vom UNHCR betreuten Lagern im Westen und Südwesten Ugandas, teils gliederten sie sich in die ugandische Gesellschaft ein. Die Frage ihrer Staatsangehörigkeit stand stets zwischen den jeweiligen Regierungen in Kampala und Kigali; beide vertraten nachvollziehbare Standpunkte: Während Uganda sich lediglich als Gastland sah, lehnte Rwanda eine Rückkehr der Flüchtlinge zum einen wegen der ohnehin schon außergewöhnlich hohen Bevölkerungsdichte, zum anderen aus Furcht vor einer Rückkehr zu den alten Verhältnissen ab. Im Oktober 1982 richtete sich organisierter Volkszorn in Südwestuganda nicht zuletzt gegen Rwanda-Flüchtlinge; zahlreiche Batutsi nahmen an der Guerilla Musevenis teil und bekleideten auch später hochrangige Positionen in der NRA. (. . .)

III. Staat und Armee

Ein konstantes Element der ugandischen Innenpolitik der vergangenen Dekaden war die zentrale Rolle des Militärs. Uganda hatte im letzten Jahr ein Jubiläum zu verzeichnen, das mit gutem Grund nicht gefeiert wurde: 25 Jahre De-factoMilitärherrschaft. 1966 hatte der damalige Ministerpräsident Obote das seinerseits nicht dem Gesamtstaat, sondern Partikularinteressen verpflichtete Staatsoberhaupt Ugandas, den König von Buganda, mit Hilfe der aus den Verbänden der Kolonialmacht hervorgegangenen Streitkräfte und des Obersten Amin gestürzt. Die Zivilregierung Obote hatte seither ihre tatsächliche Machtgrundlage in der Armee, bis diese knapp fünf Jahre später (nicht ohne ausländisches Wohlwollen) selbst die Macht übernahm und Amin zum Militärischen Staatsoberhaupt, dann zum Präsidenten und schließlich zum Präsidenten "auf Lebenszeit" ausrief.

Der Sturz Amins erfolgte mit Waffengewalt; die Regierungen der Ugandischen Nationalen Befreiungsfront (UNLF) 1979/80 hatten eigene Vorstellungen eines demokratischen Neubeginns, regierten aber mit von der tansanischen Armee geborgter Macht.

Der Sturz der UNLF im Mai 1980 erfolgte durch ihre Militärkommission, die die Wahlen des Dezember vorbereitete, tatsächlich aber (und ungeachtet der Tatsache, daß Yoweri Museveni formell ihr Stellvertretender Vorsitzender war) der Rückkehr Obotes den Weg ebnete. Es entstand "keine Militärdiktatur, sondern ein auf die Armee und die anderen bewaffneten Organe gestütztes, mit einem gewissen Unterbau in Gestalt der regierenden Partei versehenes Triumvirat, das Staatspräsident, Vizepräsident und Armeechef bilden". Unmittelbare Militärherrschaft folgte von Ende Juli 1985 bis Ende Januar 1986; ihr Sturz erfolgte, wie schon dargelegt, durch eine Guerillaarmee. Seither regiert die NRM - auf Grund des militärischen Sieges der NRA. In der NRM-Regierung hat sich Präsident Museveni das Verteidigungsressort bezeichnenderweise selbst vorbehalten.

1. Rolle der NRA

Die Bedeutung der NRA in der ugandischen Politik wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, daß im Zuge der Umwandlung der Guerillaarmee in eine konventionelle Streitmacht vor einiger Zeit dem Präsidenten und einigen heute als Zivilpolitiker tätigen Veteranen militärische Ränge verliehen wurden. Die NRA ist im Nationalen Widerstandsrat (NRC), dem Parlament, vertreten, und ein neben dem Oberkommando bestehender Armee-Rat verfügt über nicht klar erkennbare, jedoch offensichtlich weitreichende Befugnisse. Im Zuge der gegenwärtig im Gange befindlichen öffentlichen Debatte um eine neue Verfassung Ugandas ist die NRA bestrebt, ihren Einfluß zu sichern.

Der ehemalige Armeechef, Generalmajor Elly Tumwine, präsentierte im letzten Jahr auf einem von der Verfassungskommission einberufenen Seminar in Kampala die Armee als Garanten des Systems der Widerstandsräte und unterbreitete Vorschläge, die beispielsweise die militärische Ausbildung aller Ugander vorsehen. Er plädierte für die Mitwirkung der Soldaten in der nationalen Politik, sie sollten auch nicht aus dem Parlament herausgehalten werden; Tumwine wörtlich: "Selbst wenn die Armee nicht zum Abgeordnetenhaus zugelassen, sondern auf die Kaserne beschränkt wird, kann sie doch jederzeit ihren Weg heraus finden. Es ist also besser, sie dabei zu haben." Ansonsten ist die Rolle der Armee weitgehend der öffentlichen Diskussion entzogen. Kritik an der NRA ist fast tabuisiert, wird jedenfalls leicht als Gefährdung der nationalen Sicherheit deklariert und unterbleibt daher in der Presse; ein gewisses Ventil bieten gelegentliche Berichte über individuelles Fehlverhalten von Soldaten. Die militärischen Säuberungsaktionen, die im Norden und Osten gegen Reste von Insurgentengruppen, gewöhnliche Banditen und Viehdiebe durchgeführt werden, erfolgen unter weitestgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit. Dies beraubt die Regierung freilich auch der Chance, möglicherweise übertriebene oder unzutreffende Berichte über das Verhalten der Armee richtigzustellen. Die fehlende Transparenz erschwert auch jegliche Mutmaßung darüber, inwieweit aus der NRA selbst eine Herausforderung für den Präsidenten hervorgehen könnte. Die Gefahr, daß sich die Armee verselbständigt oder in Anbetracht der beabsichtigten politischen Neugestaltung zur Sicherstellung ihres Einflusses auf die eine oder andere Weise interveniert, ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Zu vermuten steht auch, daß Präsident Museveni etwa hinsichtlich des Umgangs mit der Invasion Rwandas durch vormalige NRA-Angehörige sowie der Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen durch Soldaten in erheblichem Maße Rücksicht auf die Streitkräfte zu nehmen hat.

Generalleutnant Museveni hat am 6. Februar 1991, dem zehnten Jahrestag der Aufnahme des Guerillakriegs, vor der NRA nicht nur deren Fähigkeit hervorgehoben, Uganda gegen jede äußere Bedrohung oder Herausforderung im Innern zu verteidigen, sondern auch rekapituliert, daß die Guerilla nicht des Machtgewinns wegen in den Busch gegangen sei, sondern als "Instrument der Transformation". 2. Rolle der NRM

Noch keiner der bisherigen Präsidenten Ugandas wurde vom Volke gewählt; die letzte wirklich freie Wahl zur Nationalversammlung hat, wie erwähnt, 1962 - ein halbes Jahr vor der Unabhängigkeit - stattgefunden, und auch sie war nicht ganz ohne Schönheitsfehler. Für den Fall einer Volkswahl werden Präsident Museveni beste Chancen für einen überzeugenden Vertrauensbeweis der Bevölkerung zugeschrieben; für die NRM gilt dies nicht ohne weiteres.

Die Parteien - DP, UPC und die monarchistische CP (Conservative Party) - bestehen fort; zumindest theoretisch hat die NRM, in sich bereits eine Koalition unterschiedlicher Interessen, die wiederum mit den Altparteien in der "Regierung auf breiter Grundlage" koaliert, das Monopol der politischen Betätigung. Die vierjährige Übergangsfrist, die sich die NRM-Regierung beim Machtantritt gesetzt hatte, wurde vom NRC im Oktober 1989 mit Wirkung vom 26. Januar 1990 um fünf Jahre verlängert, nachdem im Februar 1989 kurzfristig indirekte Wahlen zum NRC abgehalten worden waren, bei denen der politischen Willensbildung mittels der Parteien kein Raum gegeben wurde und die auch auf Grund der sonstigen Umstände - in den am stärksten von Rebellentätigkeit betroffenen Gebieten konnte die Wahl nicht durchgeführt werden - nicht ohne weiteres als freie Volkswahl zum gesamtugandischen Parlament qualifiziert werden können. Gleichwohl waren diese Wahlen und die vorangegangenen Wahlgänge zu den Widerstandsräten Schritte auf dem Weg zur versprochenen Demokratisierung des politischen Lebens und zur Partizipation des Volkes am politischen Prozeß.

Die Widerstandsräte (RCs) sind von unten nach oben aufgebaut und reichen von der dörflichen Ebene (RC 1) bis zu der des Bezirks (RC 5). Sie sind es, die im Konzept der NRM die umfassende Beteiligung der Bevölkerung gewährleisten sollen. Ausgangspunkt ist die Volkswahl auf der untersten Ebene. Damit können nur Personen, die an ihrer örtlichen Basis Vertrauen genießen, in höhere Gremien aufsteigen - was allerdings auch dazu führt, daß ein je nach Stufe immer kleinerer Kreis über die Vertretung des Volkes auf der nächsthöheren Ebene entscheidet. Neuwahlen für die RCs der Ebenen 1-5 haben von Ende Februar bis Anfang März 1992 stattgefunden; die Wahlbeteiligung war sehr hoch und soll auf der RC-1-Ebene 90 % betragen haben. Dies zeigt die Bereitschaft der Ugander an, die dergestalt gebotene Wahlmöglichkeit auch in Anspruch zu nehmen, selbst wenn die Wahl ohne (offene) Beteiligung der politischen Parteien erfolgt. Auch die nächsten Wahlen zum NRC, die voraussichtlich 1994 abgehalten werden, dürften, wenn keine dramatischen Veränderungen eintreten, auf der Basis der Persönlichkeitswahl im NRM-Rahmen erfolgen. Immer deutlicher wird, daß Museveni und die Führung von NRM wie NRA auf eine längerfristige Festschreibung des seit nunmehr sechseinhalb Jahren bestehenden politischen Systems - RC-Struktur, starke Stellung des Präsidenten, führende Rolle der NRM unter Betonung ihres Charakters als "Bewegung", Unterbindung der politischen Tätigkeit von Parteien - abzielen. "Die liberale Demokratie" (und damit das Mehrparteiensystem) "ist die Ideologie der Mittelklasse", so Museveni, von Haus aus Politikwissenschaftler; diese "industrielle Mittelschicht" fehle in Afrika aber noch. Dementsprechend degenerierte die "afrikanische Mehrhparteiendemokratie der sechziger Jahre . . . zu Sektierertum".

Und nach Auffassung Musevenis und des historischen Kerns der NRM sind die herkömmlichen Parteien Ugandas "sektiererisch", d. h. partikularistisch, an Konfession - so die DP, die als katholische Partei galt, und der UPC, der (freilich in geringerem Maße) die Partei der Protestanten war - oder ethnischer Gruppe (wie die KY Kabaka Yekka der Monarchisten Bugandas) orientiert, zu gesamtugandischer Problemdefinition unfähig. (Diese Sichtweise hat manches für sich, was aber an der tiefen Verwurzelung der "sektiererischen" Einstellungen nichts ändert). Das Mehrparteiensystem soll durch die RCs abgelöst werden, in denen unbelastete Kräfte zum Zuge kommen und mittels derer der Staat von unten nach oben erneuert wird. Da den Mitgliedern der Altparteien eine Kandidatur bei Wahlen vernünftigerweise nicht untersagt wurde, konnten sie sich allerdings oftmals auch innerhalb der RC-Struktur durchsetzen.

Nicht auszuschließen ist freilich, daß sich allerbeste volkspädagogische Absichten, die zudem mit dem Interesse am Machterhalt zusammenfallen, künftig vermehrt mit anderen Vorstellungen von einer Demokratisierung des öffentlichen Lebens stoßen und auch zu einem zunehmenden Einsatz repressiver Mittel führen werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, von außen im Rahmen des Möglichen die Tendenzen zum friedlichen Austrag der Konflikte zu fördern, vorhandene Ansätze zum Ausbau von Institutionen der Zivilgesellschaft zu ermutigen und der Regierung konkrete Hilfe zum Abbau des Militärs anzubieten - etwa durch die Schaffung alternativer Einkommensquellen für Soldaten in Landwirtschaft oder Handwerk.

Gegen diese optimistische Sichtweise spricht jedoch, daß es zahlreiche Hindernisse gibt, die dem Erfolg einer "Qualifizierungsoffensive" in den neuen Bundesländern entgegenstehen: die Betriebsferne vieler beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen; die häufig geringe Qualität der Weiterbildungsmaßnahmen; die fehlende Verknüpfung von Instrumenten aktiver Arbeitsmarktpolitik mit einer Struktur- und Industriepolitik. Vor allem aber könnte sich längerfristig zeigen, daß qualifikationsbezogene Arbeitsmarktprogramme, einschließlich der von den Gewerkschaften so vehement geforderten "Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften", zwar für viele Teilnehmer ihren Zweck erfüllen, doch keineswegs die erwünschten innovativen Effekte für die Entwicklung sich selbst tragender regionaler Wirtschaftsstrukturen mit sich bringen.

Wahrscheinlicher ist, daß die Qualifizierungsoffensive in Ostdeutschland eine aktive Rolle bei der Re-Segmentierung von Arbeitsmärkten spielen wird. Sie wirkt als Selektionsfilter für den "brain drain" von jüngeren und (re-)qualifizierten Fachkräften in den Westen des Landes, für einen Teil der Arbeitnehmer/innen, die nach dem Auslaufen der alimentierten Maßnahmen in ihren Wohnregionen neue Arbeit finden werden - und für jenen großen "Rest", der entweder dauerhaft vom Arbeitsmarkt verdrängt oder zumindest vom primären Arbeitsmarkt ausgeschlossen wird.(. . .)

Die ungelösten Mitglieder-, Legitimations- und Organisationskrisen

An dem Problem einer um Jahrzehnte hinter dem berufs- und beschäftigungsstrukturellen Wandel hinterherhinkenden Mitgliederstruktur der DGB-Gewerkschaften und an den damit verknüpften Problemen ihrer längerfristigen Mobilisierungsfähigkeit wird sich auch durch den Zugewinn von ca. 3 Millionen neuen Gewerkschaftsmitgliedern in Ostdeutschland wenig ändern. Denn schon bald dürften die neuen Mitglieder eine ganz ähnliche Struktur aufweisen wie die alten: Der Anteil der Jugendlichen unter den ostdeutschen Mitgliedern ist ebenso katastrophal niedrig wie im Westen. In mittlerer Frist könnten auch die überproportional von Arbeitslosigkeit betroffenen und in ungeschützte Arbeitsmarktsegmente abgedrängten ostdeutschen Frauen als gewerkschaftliche Mobilisierungsressource ausfallen.

Nur im Hinblick auf die Angestellten sieht die Situation in Ostdeutschland derzeit noch etwas günstiger aus als im Westen. Die Zahl der technisch-wissenschaftlichen Angestellten, die sich in ostdeutschen Betriebsräten engagieren, dürfte sogar um einiges höher liegen als in Westdeutschland. Für die Gewerkschaften indes ist der überproportionale Anteil von Angestellten vor allem unter den betrieblichen Funktionsträgern eine zweischneidige Angelegenheit: Bei der Etablierung betrieblicher Interessenvertretungsstrukturen sind die Gewerkschaften daher auf das Engagement der Angestellten essentiell angewiesen. Andererseits verbinden sich mit der Angestelltendominanz unter den Betriebsräten auch längerfristige Risiken für die Gestaltung betrieblicher Gewerkschaftspolitik. Denn es besteht die Gefahr, daß die gewerblichen Arbeitnehmer diese Dominanz als Fortsetzung alter Verhältnisse wahrnehmen, als Konzentration einer neuen Machtfülle in den Händen einer ihnen zunehmend ferner stehenden Gruppe - und daß sie darauf mit gewerkschaftspolitischer Abstinenz reagieren.

Die Angestellten wiederum, für die die gewerkschaftliche Schulung derzeit eine Art der "Weiterbildung" ist, um die sie viele ostdeutsche Manager beneiden, könnten sich schon bald von der aktiven Gewerkschaftsarbeit zurückziehen und andere, karrieretauglichere Wege beschreiten. Das wird spätestens dann geschehen, wenn technisch-wissenschaftliche Angestellte sowohl materiell wie im Hinblick auf Anweisungsfunktionen deutlicher von den gewerblichen Arbeitnehmern geschieden werden, als dies bislang in den ostdeutschen Betrieben noch der Fall ist.

Mit der "Angestelltenproblematik", die während der 80er Jahre eines der großen Themen der gewerkschaftlichen Zukunftsdebatten war, ist schon angedeutet, daß auch das Legitimationsproblem der Einheitsgewerkschaften durch die territoriale Ausdehnung des bislang so erfolgreichen "deutschen Modells" der Interessenvertretung nicht gelöst wird. Es fiel den DGB-Gewerkschaften schon in den letzten Jahren der alten Bundesrepublik zunehmend schwer, eine auf einheitliche Regelungen für alle Beschäftigten zielende Interessenvertretung zu legitimieren. Angesichts der noch lange Zeit mehrfach gespaltenen Arbeitsmärkte im Osten wie im Westen und der wachsenden Differenzierung und Individualisierung von arbeitsbezogenen Interessen dürfte es ihnen zukünftig aber noch wesentlich schwerer fallen, die Interessen von Arbeitslosen und prekär Beschäftigten, von ausländischen Arbeitskräften und teilzeitarbeitenden Frauen, von Leiharbeitnehmern und qualifizierten (männlichen) Stammbelegschaftsmitgliedern in Einklang zu bringen.

Und schließlich hat auch die Organisationskrise des DGB durch den Vereinigungsprozeß einen kräftigen Schub erhalten. Die Ursachen dieser Krise, die sich seit Mitte der 80er Jahre in zahlreichen Konflikten über die Zuständigkeitsbereiche der verschiedenen Mitgliedsverbände Ausdruck verschaffte, sind bekannt: Mit dem Schrumpfen "alter" Industrien, dem Wachsen des Dienstleistungssektors, der Ausgliederung von produktionsbezogenen Dienstleistungen aus Betrieben des produzierenden Gewerbes, mit dem Einsatz branchenübergreifender Produktionstechnologien, mit dem Trend zur Vernetzung unterschiedlicher Wirtschaftszweige und mit der Privatisierung bislang staatlicher Unternehmen(steile) verflüssigen sich die Branchengrenzen.

Dadurch werden herkömmliche Abgrenzungen der Zuständigkeit von einzelnen Gewerkschaften infrage gestellt. Für Gewerkschaften, die Arbeitnehmer in "alten", schrumpfenden Branchen (wie der Eisen- und Stahlerzeugung, der Leder- und der Holzindustrie oder des Textil- und Bekleidungsgewerbes) vertreten, hat dies existenzbedrohende Folgen, für andere bedeutet es "nur" Mitgliederverluste und damit auch Finanzeinbußen. Eine Verstärkung der Abgrenzungskonflikte im Verlauf der vertretungspolitischen "Landnahme" in den neuen Bundesländern war möglicherweise insofern unvermeidbar, als eine Aufteilung der einzelverbandlichen Zuständigkeiten ja erstmals ausgehandelt werden mußte. Unvermeidlich war freilich nicht, daß Abgrenzungskonflikte zwischen Mitgliedsorganisationen des DGB selbst noch nach Schiedssprüchen umstritten bleiben und der Dachverband dadurch seine Autorität einbüßt. (. . .)

Der gespaltene Arbeitsmarkt in Deutschland - ein willkommener Anlaß zur Verbetrieblichung der Arbeitsbeziehungen.

Bis zu den 70er Jahren gründete die "industrielle Demokratie" der westlichen Industriegesellschaften - über alle nationalspezifischen Besonderheiten hinweg - auf der Institution eines spezialisierten und halbautonomen Regelungssystems: auf dem kollektivertraglich geregelten Status "sozialer und industrieller Bürgerrechte". Dadurch, daß dieses Regelungssystem die Freiheit des individuellen Arbeitsvertrages begrenzte, erlaubte es einerseits eine statusförmige Standardisierung von Arbeitsverträgen und andererseits eine begrenzte Abkoppelung gewerkschaftlicher und betrieblicher Interessenvertretung von der wirtschaftlichen Leistungskraft der Unternehmen.

Mit den seit den 80er Jahren einsetzenden ökonomischen, sozialen und politischen Umbrüchen aber wurde der kollektivvertraglich geregelte Status der industriellen Bürgerrechte in allen europäischen Ländern - wenn auch in unterschiedlich durchgreifender Weise - nachhaltig erschüttert. Maßgeblich dafür sind zwei eng miteinander verkoppelte Prozesse: Es findet eine Verlagerung der Investitions- und Produktionsentscheidungen von der nationalen auf die übernationale Ebene statt. Auf dieser Ebene aber sind soziale und industrielle Bürgerrechte oberhalb gewisser Mindeststandards schwer zu etablieren - das zeigt sich mit aller Deutlichkeit im Prozeß der europäischen Integration. Parallel dazu erleben wir eine Verlagerung produktions- und beschäftigungsbezogener Entscheidungen von den sektoralen und nationalen Ebenen auf die Ebene einzelner Unternehmen. Diese Verlagerung zielt auf eine Wiederankopplung der Beschäftigung an das wirtschaftliche Schicksal von Einzelunternehmen. Was während der vergangenen drei Jahrzehnte des langen Nachkriegsbooms Domäne eines spezialisierten Regelungssystems der Tarifparteien war, wird derzeit in den Bereich integrierter Unternehmensstrategien zurückgeholt. Die Gestaltung von Entgeltformen und Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitregelungen, Qualifizierungsmaßnahmen und Fragen der Stimulierung von Arbeitsmotivationen werden einer standardisierten Regelung entzogen. Sie werden gemäß firmenspezifischer Marktlagen, Produktionsstrategien und technologischer Optionen dezentral, vornehmlich auf der Unternehmensebene geregelt.

Das ist der Hintergrund für jene Debatte über eine stärkere Produktivitätsorientierung der Tarifpolitik, deren Zeugen wir gegenwärtig sind. Das ist auch gemeint, wenn die westdeutschen Arbeitgeber im Frühjahr 1992, argumentativ unterstützt von der Bundesregierung, der Bundesbank, dem Sachverständigenrat und der "Deregulierungskommission", eine "tarifpolitische Wende" herbeiführen wollten - was ihnen vorerst (noch) nicht gelungen ist.

So gesehen ist die ausweglose Situation der ostdeutschen Betriebe und die Arbeitsmarktkrise in den neuen Bundesländern ein willkommener Anlaß, um mittelfristig bisher gültige kollektivvertraglische Regelungsmechanismen infrage zu stellen. Es geht darum, die Situation im Osten für lohnpolitische, arbeitszeitliche und arbeitsvertragliche Deregulierungsmaßnahmen in der gesamten Bundesrepublik zu nutzen. Denn mit den rechtlich noch unerfahrenen Betriebsräten im Osten und mit Belegschaften, die aus Furcht vor Entlassungen oder um eines Lohnvorteils wegen größtmögliche Einsatzflexibilität unter Beweis stellen, lassen sich Arbeitszeitformen und Arbeitsvertragstypen durchsetzen, gegen die sich die Gewerkschaften in der alten Bunderepublik mit zunehmend geringerem Erfolg zu wehren versuchen: unentgeltliche Überstundenarbeit, Nacht- und Wochenendarbeit und die damit verbundene Ausweitung der vollkontinuierlichen Schichtarbeit - und nicht zuletzt der legale und der illegale Verleih von Arbeitskräften.

Doch nicht allein Arbeitszeit- und Arbeitsvertragsmuster sind einem von den neuen Bundesländern ausgehenden (weiteren) Deregulierungsdruck ausgesetzt: Die Löhne und Gehälter sind unter verstärkten Flexibilisierungsdruck geraten. Schon in der Vergangenheit war es ein erklärtes Ziel der westdeutschen Arbeitgeber, durch eine stärkere Gewichtung der ertragsabhängigen Lohnkomponenten eine Flexibilisierung der Löhne durchzusetzen. Angesichts der katastrophalen Arbeitsmarktlage in Ostdeutschland läßt sich die Forderung nach einer stärker differenzierten Lohnentwicklung oder sogar eine Aushebelung von Flächentarifverträgen indes sehr viel leichter durchsetzen als früher.

Ein deutliches Signal in dieser Richtung ist die mittlerweile nicht mehr nur vereinzelte Flucht aus den Arbeitgeberverbänden. Für die Gewerkschaften bedeutet dies, daß sie sich auf ungleich mühseligere Verhandlungen über Firmentarifverträge einzustellen haben. Für die Beschäftigten aber wird eine an der betrieblichen Leistungskraft einzelner Betriebe orientierte Lohnpolitik jedoch bedeuten, daß nur einige Beschäftigungsgruppen in ökonomisch prosperierenden Betrieben von (freiwillig gewährten) übertariflichen Zuschlägen profitieren könnten, derweil vor allem Arbeitnehmer in Betrieben ohne Betriebsrat, von denen es in Ostdeutschland in mittlerer Frist wohl noch mehr geben wird als in Westdeutschland, dabei die Dummen wären.

Durch Zurückhaltung in der Lohnpolitik sind Arbeitsplätze in den neuen Bundesländern nicht zu retten. Denn abgesehen davon, daß aus der Sicht der (potentiellen) Arbeitgeber die Löhne immer "zu hoch" sein werden, sind niedrigere Löhne allein eben kein hinreichendes Motiv für Investitionsentscheidungen. Bedrohlich für die Gewerkschaften in der Bundesrepublik aber ist, daß sich in Ostdeutschland ein Arbeitskräftepotential konzentriert, das - diszipliniert durch Massenarbeitslosigkeit und Existenzunsicherheit - zu jeder Art arbeitszeitlicher und arbeitsvertraglicher Flexibilität bereit ist. Das nämlich wird einschneidende Konsequenzen für das System der Arbeitsbeziehungen in der gesamten Bundesrepublik und für die regulativen Funktionen der Gewerkschaften haben.

Entgegensteuern ließe sich dem nicht zuletzt durch eine Wiederaufnahme des umstrittenen Themas der Arbeitszeitverkürzung. Freilich: Die Gewerkschaften haben die Debatte um eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit für die Dauer dieses Jahrhunderts - aber eben vor der staatlichen Einheit - "auf Eis gelegt", und sie verweisen darauf, daß ihre Mitglieder, vor allem aber die ostdeutschen für eine Arbeitszeitverkürzung nicht mobilisiert werden könnten. Doch war ja auch der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung in den 80er Jahren anfänglich keineswegs Ausdruck eines massiven "Basisbegehrens", sondern er wurde den Mitgliedern - mit Erfolg - plausibel gemacht.

Angesichts der gravierenden Arbeitsmarktprobleme im Gefolge des deutschen Einigungsprozesses und der wohl kaum geringeren der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion würde es zumindest eine "gesamtgewerkschaftliche Vernunft" gebieten, das unliebsame Thema erneut auf die Agenda zu setzen. Für die gesamtgewerkschaftliche Vernunft aber ist laut Satzung der DGB verantwortlich. Wenn denn die Einzelgewerkschaften es ernst meinen mit ihren neuerlichen Bekundungen, "den DGB stärken" zu wollen, so wäre es wohl an der Zeit, dem von alltäglichen Gewerkschaftsgeschäft ein wenig entrückten Dachverband zu einer Arbeitszeitverkürzungsinitiative zu drängen - und diese dann selbstverständlich durch eine darauf abgestimmte, auf Branchen- und Beschäftigungsgruppen bezogene Tarif- und Betriebspolitik nach Kräften zu unterstützen.

Mittwoch, 7. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Hanneles Himmelfahrt"; Nachtfoyer: 21.30 Uhr, "Verlorene Zeit"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Goldberg-Variationen". Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 43 30: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a: 20 Uhr, Shy Guys - "Best of . . ."

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis".

Kinder- & Jugendtheater, Bürgerhs. Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 h "Pippi Langstrumpf".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 20.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Opernplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Rundfunkorchester des Hessischen Rundfunks - "America forever".

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, The House of Love/Catherine Wheel.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Time Out Bluesband.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag Disco - African Music.

Bürgerhaus Nordweststadt, Nidaforum 8: 21 Uhr, Salsa-Disco.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The California Kid.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, River Boys.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Sevillanas.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 h, Love Battery.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, DKK- Combo - Jazz der 40er.

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: 20.30 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Jack Levis am Piano. Literatur Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Lesung Amos Oz - "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels". Forum der Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 h Szenische Lesung ,Frankfort werd nie unnergeh!' Vorträge / Diskussionen Ökozentrum, Schäfergasse 46: 19.30 Uhr, Vortrag "Anemonenfische - Überlebenskünstler im Riff".

Humanistische Union: 20 Uhr, Diskussion "Wohnungseigentümer oder obdachlos? Umwandlung von Mietwohnung in Eigentum"; Presseclub, Römerberg.

Verein für Briefmarkenkunde 1878: 19 Uhr, Diavortrag "Postgeschichte und Philatelie im Herzogtum Nassau"; Philanthropin, Hebelstr. 17. Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung Sonderausstellung "Emil Schumacher - Retrospektive"; 18.30 Uhr, Vortrag "Pygmalion - Ein Künstlertraum" zur Ausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: 11 Uhr, Führung zu "Antikenrezeption im Hochbarock" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Kunsthandwerk - Majolika, Textilien, Möbel".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung "Fotografie im MMK", um 18 Uhr zu "Raum & Zeit in der Gegenwartskunst"; 20 Uhr, Werkschau Filme Urs Breitenstein.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai: 18 Uhr, Führung Ausstellung "Fremdes Geld".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Christoph Daniel Schenk (1633-1691): Kampf des Erzengels Michael mit dem Teufel".

Senckenberg Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag zum Thema "Der Urwald von Messel".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Seite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 36 im Anzeigenteil. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Frauenreferat / -gruppen "Frauen nehmen sich die Stadt": ca. 19 Uhr, Diaprojektion "Der Raum gehört uns", Bürogebäude Walter-Kolb- Str.; 20.30 Uhr, Infofahrt mit der U-Bahn & Diskussion "Veränderungsmöglichkeiten", Treff David & Goliath-Skulptur vor dem Kaufhof.

Hausfrauen-Verband: 13.30 Uhr, Besichtigung Fa. Possmann; Treffpunkt Bf-Rödelheim.

Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Gemeinsamer Nachmittag "Alternative zum Tierversuch"; IC- Restaurant Ffm-Hbf.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Gesellschaft für bedrohte Völker: 20 Uhr, Öffentliches Forum; Casa di Cultura Populare, Adalbertstr. 36 HH.

Evangelische Frauenhilfe, Glauburgstr. 68: 9.30 Uhr, Gespräch "Theologie für Frauen".

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Nichtraucher-Initiative: 18 Uhr, Treffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Apotheke im Hessen-Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Hirsch-Apotheke, Zeil 111, Tel. 28 15 65; Höhen-Apotheke, Berger Straße 97, Tel. 44 68 21; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 46, Tel. 77 63 64; Metro-Apotheke, Kaiserstraße 79, Tel. 23 63 65; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstraße 164, Tel. 52 23 63; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Regina Braun, Alt Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51. - ohne Gewähr -

Film-Reportage über den Rechtsextremismus

GROSS-GERAU. Der Videofilm "Wahrheit macht frei", der am Mittwoch, 14. Oktober, im Kulturcafé gezeigt wird, vermittelt Eindrücke über den Rechtsextremismus in Deutschland. Der Film, gedreht von einem Journalisten, der bei zahlreichen internen Neo-Nazi-Treffen dabei war, gilt als eine der umstrittensten Reportagen dieses Jahres und wird in voller Länge gezeigt. Die Vorführung des Films beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet zwei Mark. wal

Galgenfrist für die Bauwagen-Siedlung

RÜSSELSHEIM. Galgenfrist für die Bewohner der Bauwagen-Siedlung am Mainufer: Ein Jahr haben die Bewohner Zeit, sich neue Unterkünfte zu suchen und die Siedlung aufzulösen, die mittlerweile vom Mainufer in Richtung Stadionbad gewandert ist. Ein mit den Rechtsanwälten der Bauwagensiedler ausgehandelter Vergleich, dem der Magistrat auch zustimmte, macht's möglich. Demnach haben die Bauwagen-Bewohner zugestimmt, im Laufe der einjährigen Frist abzuziehen. Die städtische Pressereferentin Petra Löhr spricht von einem Kompromiß, an dessen Ende die Auflösung der Bauwagen-Siedlung stehen werde. Während der Frist werde auch die Stadt "keine Räumung oder dergleichen" anordnen. wal

Kleine FR

Hermanns bei der Senioren-Union DREIEICH. Der CDU-Landtagsabgeordnete Rüdiger Hermanns ist am Donnerstag, 8. Oktober, 19 Uhr, bei der Senioren-Union zu Gast. In der Gaststätte "Alt Sprendlingen" will er auf die Frage antworten: "Welche Hilfe haben die Bürger der Stadt Dreieich von der rot-grünen Landesregierung derzeit zu erwarten?" Senioren besuchen Staatstheater LANGEN. Am Donnerstag, 8. Oktober, können sich die Seniorinnen und Senioren im Rathaus (Zimmer 318, Rufnummer 203 213) anmelden, die am 8. November zum Staatstheater Wiesbaden fahren wollen. Vorrang haben die, die nicht schon beim letzten Mal dabei waren. Literarischer Rückblick auf den Sommer DREIEICH. Mit Texten von Wilhelm Busch, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz, Kurt Tucholsky und anderen lädt die Leiterin der Stadtbücherei Renate Rauffmann am Samstag, 10. Oktober, 17 Uhr, im Café an der Stadtbücherei zu einem heiteren Blick zurück auf Sommer, Sonne und Urlaub ein: "O Ferienzeit - O kurzer Wahn . . .". Thomas Reißert gestaltet die Dämmerstunde an der Orgel mit. Lärm am Bahnhof LANGEN. Wegen Bauarbeiten am Bahnhof müssen die Anwohner von Samstag, 10. Oktober, bis Dienstag, 13. Oktober, jeweils zwischen 15 und 7 Uhr mit Lärmbelästigungen rechnen. Odenwaldklub macht eine Radtour DREIEICH. Der Odenwaldklub Sprendlingen lädt am Sonntag, 11. Oktober, zu einer Radtour ein. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr der Hooscheboa-Brunnen vor der Alberuskirche.Volkslauf in Sprendlingen DREIEICH. Der Sportverein "A.S. Piè Veloce Dreieich" veranstaltet am Sonntag, 11. Oktober, 10 Uhr, einen Volkslauf. Start und Ziel ist der Spielplatz beim Freibad Sprendlingen. Die Strecken sind zwei und vier Kilometer lang. Wer mitmachen will, meldet sich bei Stefano Decandia an, Rufnummer 2 57 76.

Apollo-Lichtspiele Altenstadt Filme zeigen das Leben großer Künstler

ALTENSTADT. Bedeutende Künstler wie Vincent van Gogh, Max Ernst und Horst Janssen stehen im Mittelpunkt der im Oktober von den Apollo-Lichtspielen in Altenstadt präsentierten Filmreihe "Bildkunstlauf".

Die Reihe wird am 8. Oktober mit dem Film "Van Gogh" mit Jacques Lutroc eröffnet, der für diese Rolle 1992 als "bester Schauspieler des Jahres" ausgezeichnet wurde. Die französische Originalfassung mit deutschem Untertitel behandelt nicht in erster Linie die Kunst van Goghs, sondern stellt sein Leben und die für ihn bedeutungsvollen Personen in den Vordergrund. Der Film wird bis zum 14. Oktober jeweils um 20.30 Uhr vorgeführt.

"Vincent van Gogh - der Weg nach Courrieres" ist ein weiterer Kinofilm, der sich mit der Persönlichkeit des holländischen Malers beschäftigt. Die Regisseure Gabriele Voss und Christoph Hübner haben in ihrem Film den Briefwechsel van Goghs mit seinem Bruder Theo verwendet und damit eine über die typischen Biographien herausragende Darstellung des Künstlers erreicht.

Weitere Filme, deren Aufführungstermine noch nicht feststehen, befassen sich mit den Künstlern Horst Janssen und Max Ernst. job

Bannwald - nur eine Augenwischerei? Der drangsalierte Frankfurter Stadtforst soll besser geschützt werden

ielfach von Straßen und Bahnlinien zerschnitten, zugunsten neuer Wohnviertel und Gewerbegebiete be-

V drängt - das Bild des Frankfurter Stadtwaldes heute. In 45 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging so viel Baumfläche verloren wie in 1000 Jahren zuvor. Die Absicht von Forstminister Jörg Jordan (SPD), den Stadtforst zum unantastbaren Bannwald zu erklären, nehmen Naturschützer deshalb mit Genugtuung zur Kenntnis - und mit Skepsis zugleich. Denn in Wahrheit will das Land von 4500 nur 3700 Hektar unter Schutz stellen. Die vielen Ausnahmen bezeichnen auch eingeplanten Grünverlust der Zukunft - etwa 16,7 Hektar für den zweiten Flughafenbahnhof bis zum Jahr 2000 und eine nicht endgültig definierte Fläche für die Erweiterung von Rhein- Main selbst. Wegen des "sehr, sehr starken" Wachstums-Drucks in der Region sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) beim Thema Bannwald "die Gefahr der politischen Augenauswischerei". Der BUND fordert denn auch eine Beteiligung der Bürger am laufenden Ausweisungsverfahren für den Bannwald - damit die widerstrebenden Interessen etwa von Naturschutz und Wirtschaft öffentlich werden: "Alles, was hinter verschlossenen Türen entsteht, kann auch hinter verschlossenen Türen wieder verändert werden", sagt Thomas Norgall, der Naturschutzreferent des BUND Hessen. Also brauche es eine Novellierung des Hessischen Forstgesetzes, die etwa eine Bürgeranhörung möglich macht.

Und Hans-Joachim Scholz, der Frankfurter Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, fürchtet schon heute, daß "die Politiker nicht konstant zu ihren Entscheidungen stehen beim Bannwald, daß es immer neue Ausnahmen gibt". Die erste, von Minister Jordan eigens erwähnte, hat Scholz bei seinen Spaziergängen vor Augen: Sanierung und Neubau der Mülldeponie Monte Scherbelino, für die 70 000 Bäume fallen sollen - viele davon holzten Arbeiter bereits ab.

"Am liebsten", sagt Manfred Kluge, der Verwaltungsleiter des städtischen Forstamtes, "hätten wir natürlich den gesamten Stadtwald für immer konserviert." Aber die Beurteilung der Forstleute fällt nicht ganz so skeptisch aus wie die der Naturschützer. "Bannwald ist ein enormer Schritt", so Kluge.

Auf Kluges Schreibtisch liegt die Liste der beabsichtigten Ausnahmen vom Bannwald - über die der Förster freilich nicht selbst zu entscheiden hat. Manche Vorgabe kam aus dem Wiesbadener Ministerium und endgültig beschließt der rot- grüne Magistrat über die Stellungnahme der Stadt im Verfahren. Schon jetzt weiß Kluge: "Es sind Tatsachen geschaffen und es müssen Planungen und Beschlüsse berücksichtigt werden."

(Fortsetzung auf Seite 22)

Kammler hat Mandat als Stadtrat niedergelegt Autohändler hat Konkurs angemeldet / Amt umstritten

ESCHBORN. Henning Kammler (CDU) hat sein Mandat als ehrenamtlicher Stadtrat in Eschborn niedergelegt. Nach Angaben von Beate Brendel, Pressesprecherin der Stadt Eschborn, unterrichte der CDU-Politiker bereits vergangenen Donnerstag Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) in einem Brief von seinem Rücktritt. In dem Schreiben sei von persönlichen und beruflichen Gründen die Rede. Der 48jährige war seit 1981 Mitglied des Eschborner Magistrats. "Ich bedauere diesen Schritt", sagte Michael Bauer (FDP), Erster Stadtrat, am Dienstag auf Anfrage der FR. Kammler habe über großen Sachverstand verfügt und ihn zum Nutzen der Stadt eingebracht.

Nicht nur politisch, sondern auch beruflich sorgt Kammler für Schlagzeilen: Vorigen Freitag hat er beim Frankfurter Amtsgericht die Eröffnung eines Konkursverfahrens für die Henning Kammler Autohandelsgesellschaft GmbH, die Muttergesellschaft seiner Firmengruppe beantragt (die FR berichtete).

Zur Kammler-Gruppe gehören fünf Autohäuser im Rhein-Main-Gebiet, zwei in Weimar (Thüringen), eine Handelsfirma für Gebrauchtwagen in Offenbach und ein Karosseriebetrieb in Liederbach. Die neun Betriebe sind Tochtergesellschaften der Eschborner Holding. Die Firmen haben insgesamt etwa 800 Beschäftigte.

Die Muttergesellschaft soll zahlungsunfähig und überschuldet sein. Der Konkursverwalter, Rechtsanwalt Wilhelm A. Schaaf, spricht von Verbindlichkeiten von 300 Millionen Mark. Hauptgläubiger ist die Deutsche Bank Eschborn. Die soll Kammler dazu aufgefordert haben, das Konkursverfahren einzuleiten.

Als Ursache für den Konkurs gilt die Krise auf dem Automarkt. Viele Hersteller klagen über Auftragsrückgänge. Und Gebrauchtwagen sind nach den fetten Jahren 1990 und 1991 nur noch schwer zu verkaufen. Auch Kammler soll auf seinen Personenwagen sitzengeblieben sein. Er hatte vom Bundesvermögensamt einen Teil des ehemaligen Camp Eschborn angemietet, um dort Wagen abzustellen.

Der frühere Bürgermeister und heutige Landrat Jochen Riebel (CDU) hatte Kammler 1981 in den Magistrat geholt. Er war, wie Erster Stadtrat Bauer bestätigt, nie Stadtverordneter, sondern wurde von den Christdemokraten immer nur auf die Magistratswahlliste gesetzt. Sein Mandat war jedoch umstritten: Kammler soll offiziell seinen ersten Wohnsitz in Eschborn haben, tatsächlich aber in Schwalbach wohnen. Er selbst war für die FR gestern nicht zu erreichen.

Der Autohändler spielt auch bei dem viel kritisierten Bürohaus-Projekt in Niederhöchstadt eine zentrale Rolle. Die Bayerische Hausbau GmbH will in der Rudolf-Diesel-Straße ein Gebäude bauen, das nicht vom gültigen Bebauungsplan gedeckt ist. Unter anderem soll das Gebäude fünf Stockwerke hoch werden, obwohl nur vier erlaubt sind. Kammler war der Vorbesitzer des Geländes in der Rudolf-Diesel-Straße. Der Magistrat hatte bereits 1989 einer Bauvoranfrage ihres Mitglieds Kammler zugestimmt, die damals schon das fünfte Geschoß vorsah. Die Bayerische Hausbau hat auf Grundlage dieser Zustimmung einen Bauantrag gestellt. Gegenwärtig überprüft das Regierungspräsidium die Akten. fw

Neue Buslinie zwischen Hochheim und Wiesbaden Ab 28. November fährt die Nummer 48 / Zunächst nur Probebetrieb / Anbindung an S-Bahn

HOCHHEIM. Es tut sich etwas im öffentlichen Nahverkehr: Nach der neuen Linie über den Main Richtung Bischofsheim geht am 28. November ein weiterer Bus auf Tour. Die Stadtwerke Wiesbaden werden dann die ESWE-Linie 48 zwischen Hochheim und der Landeshauptstadt in Betrieb nehmen.

Endlich stehe der Starttermin fest, kommentierte der Hochheimer Magistrat den Abschluß der Verhandlungen. Dabei war es zum Schluß ausschließlich um die Finanzierung gegangen. Etwas mehr als eine Million wird die neue Buslinie kosten. Davon werden die Stadt Wiesbaden auf der einen, Hochheim und die Main- Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV) auf der anderen Seite jeweils 30 Prozent übernehmen. Den Rest soll das Land Hessen zahlen. Hochheims Ordnungsamtsleiter Ernst Willi Hofmann: "Die Mittel des Landes kommen aus dem Finanzausgleichsgesetz."

Begonnen hatten die Verhandlungen auf Betreiben der Stadt Hochheim. Ende April vergangenen Jahres schickte Bürgermeister Harald Schindler (SPD) einen Brief an seinen Wiesbadener Kollegen Achim Exner (SPD). Acht Monate später setzten sich alle Beteiligten erstmals an einen Tisch. Ein Jahr darauf wird die neue Linie auf Tour geschickt - zwei Monate später als ursprünglich geplant.

Hofmann ist dennoch optimistisch, rechnet mit einem guten Auftakt. "Der 28. November ist der erste verkaufsoffene Samstag", hofft der Leiter des Ordnungsamtes vom Weihnachtsgeschäft profitieren zu können. Und auch typische Schlechtwetterfahrgäste könnte man mit diesem Termin erreichen.

Von der neuen Linie sollen Hochheimer und Wiesbadener gleichermaßen profitieren. "Wir rechnen speziell mit Fahrgästen aus den östlichen Vororten", sagt Hofmann. Denen biete die neue Linie 48 eine schnelle Verbindung zum Hochheimer Bahnhof und zur S-Bahn in Richtung Frankfurt. Umgekehrt kämen die Menschen aus der Weinstadt rasch in die Wiesbadener Innenstadt.

Die Busse fahren über Delkenheim, A 66, Berliner Straße und Wilhelmstraße zum Platz der Deutschen Einheit. Endstation in Hochheim ist die S-Bahn. Vom frühen Morgen bis nach Mitternacht fahren die Busse täglich im Abstand von 40 Minuten und einer Stunde.

Dieser Fahrplan kann jedoch jederzeit geändert werden. "Wir müssen da den Fahrgästen Rechnung tragen", sagt Hofmann. So sei es in Spitzenzeiten durchaus möglich, den Takt zu verkürzen, im Gegenzug beispielsweise an Wochenenden auf die eine oder andere Tour zu verzichten. Letztlich aber muß sich die Linie rechnen. Wie die neue Route über den Main nach Bischofsheim läuft die 48 zunächst auf Probe. kkü

ALK stellt Antrag für abgeflachte Bordsteine

KÖNIGSTEIN. An den meisten Straßenecken in der Königsteiner Innenstadt gibt es keine abgeflachten Bürgersteige. Für Eltern mit Kinderwagen und für Behinderte mit Rollstuhl eine unnötige Erschwernis beim Überqueren der Straßen. Häufig sind umständliche Manöver notwendig, um vom hohen Bürgersteig auf die Fahrbahn zu gelangen und auf der anderen Straßenseite die Stufe wieder zu bewältigen. Auch für Kinder, die mit ihren Rädern auf dem Bürgersteig fahren dürfen, sind die Stufen gefährlich.

Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) will "diesem Ärgernis" jetzt ein Ende bereiten und hat deshalb einen entsprechenden Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingereicht. Für jährlich 20 000 Mark sollten in den nächsten Jahren an allen wichtigen Straßenecken der Innenstadt nach und nach die Bordsteine abgeflacht werden, berichtet ALK-Vorsitzender Robert Rohr. Beim Bau neuer Straßen und Zebrasteifen würden die Fehler zwar nicht mehr gemacht, doch gebe es "an vielen Stellen der Stadt genügend Nachholbedarf".

Sollte das Stadtparlament Zweifel an der Notwendigkeit der Maßnahme haben, will die Wählergemeinschaft "eine Kinderwagen-Rally" durch die Stadt veranstalten. Politikern oder Planern ohne Kind im passenden Alter könnten, laut Robert Rohr, Kinderwagen samt Kleinkind leihweise zur Verfügung gestellt werden. jom

Beute bestand aus Zigaretten und Filmen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zigarettenstangen und -schachteln, verschiedene Lebensmittel und Filme im Gesamtwert von etwa 5000 Mark erbeuteten unbekannte Täter.

Die Einbrecher drangen in der Nacht von Sonntag auf Montag in einen Kiosk im Alpenring ein. Nach Mitteilung der Polizeibeamten hatten die Einbrecher die Eingangstür mit Gewalt aufgebrochen und waren so in den Raum des Kiosks gelangt. wal

Die günstige Witterung hat den Bauern bei der Kartoffelernte einen Rekord eingebracht, doch: "Der Markt hier ist total kaputt" Die Lager sind brechend voll, die Preise fallen

HOCHTAUNUSKREIS. Kartoffeln über Kartoffeln: Wegen der günstigen Witterung ist die Ernte dieses Jahr im Kreis außergewöhnlich gut ausgefallen. Um 15 bis 20 Prozent liegt der Ertrag über dem Durchschnitt. Und die Verbraucher können sich freuen: Die Preise werden entsprechend fallen. Die Bauern hingegen betrachten den Rekord mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Viele befürchten, daß sie überhaupt keinen Gewinn mehr machen.

"Der Markt hier ist total kaputt, die Erntekosten kommen nicht mehr rein. Die Kartoffellager sind alle voll, und keiner weiß wohin damit." Diese negative Bilanz zieht der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Bernd Weber, vom außergewöhnlichen Kartoffeljahr 1992. Die Stimmung unter den Landwirten ist alles andere als gut. Man redet von der Vernichtung eines Teils der Ernte, um die Preise zu stützen.

Andererseits überlegt sich schon mancher, sich zum Beispiel einen Lastwagen zu mieten, um seine Produkte selber nach Norddeutschland zu fahren. Der Verband erhielt bereits Anfragen nach Vermarktungspartnern vor Ort. Durch die große Dürre im Sommer fiel die Ernte der norddeutschen Kollegen nur mager aus. Im Hochtaunuskreis setzte hingegen immer rechtzeitig zu den Hauptwachstumsschüben der Knolle der Regen ein.

Eine hilfreiche, wenngleich keine gewinnträchtige Antwort auf die Frage, wohin mit all den Kartoffeln, gaben in diesen Tagen eine Reihe Ober-Eschbacher Landwirte. Sie spendeten 26 Tonnen der Knollen für Peterhof, die designierte russische Partnerstadt Bad Homburgs (die FR berichtete).

Zu den Preisen: Der Verbraucher zahlt derzeit im Einzelhandel für das Zweieinhalb-Kilo-Netz zwischen 1,50 und drei Mark. Die Bauern hingegen bekommen vom Großhandel für einen Zentner (50 Kilo) nur zwischen vier und sechs Mark. Beim Direktverkauf ab Hof können sie dagegen einschließlich Aussortieren und Verpacken immerhin noch Preise zwischen 20 und 24 Mark für den Zentner erzielen. Im vergangen Jahr mußten die Hofkunden dafür meist 30 Mark und mehr ausgeben. Die Zahlen stammen aus dem letzten Marktbericht des Hessischen Landesamtes für Ernährung vom September.

"Bei Kartoffeln schlägt die freie Marktwirtschaft voll durch", erklärt Weber die Entwicklung. Da es keinerlei Preisgarantien wie etwa beim Getreide gibt, bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Im Hochtaunuskreis, wo sich der Kartoffelanbau auf eine Fläche von rund 150 Hektar erstreckt, werden etwa 150 000 Zentner eingefahren.

Die Direktvermarkter, deren Zahl im Kreis steigt, können den Abwärtstrend am besten abfangen. "Wer einen festen Kundenstamm hat, kann noch akzeptable Preise erzielen", meint Weber. Arnold Velte aus Wehrheim gehört zu diesen Bauern. Er macht sich über den Absatz keine Sorgen: "Wir haben eine gute Nachbarschaft und Verwandtschaft." Der Rest ist Eigenverbrauch. Allerdings betreibt Velte den Kartoffelanbau nur im kleinen Stil - auf einem Prozent seiner Flächen. "Das läuft nebenher. Man muß die Sache testen, ob sich hier eine kleine Marktlükke für die Zukunft auftut." Sein Test läuft bereits im dritten Jahr, jedes Jahr pflanzte er etwas mehr an. Für die Zukunft überlegt er sich schon, seine Maschinen zu modernisieren.

Heinz Reinhardt, Direktvermarkter aus Burgholzhausen und Mitglied der Erzeugergemeinschaft "Hessenknolle", ist unzufrieden. "In diesem Jahr werden wir manchmal noch Geld mitbringen müssen, statt daß etwas rauskommt", befürchtet er. Der Kartoffelanbau macht ein Viertel seines Betriebes aus. Für Pflanzengut und Maschinenkosten muß er allein 6000 bis 8000 Mark pro Hektar vorlegen. Immerhin ermöglicht der Zusammenschluß den Landwirten eine günstige, gemeinschaftliche Anschaffung der neuesten Maschinen. Die Erzeugergemeinschaft hat sich darüber hinaus dem kontrollierten Anbau - "mit so wenig Chemie wie möglich" - verschrieben.

"Das verschafft unseren Kartoffeln einen Vorteil vor der importierten Ware", hofft Reinhardt. In den ausländischen Kartoffeln stecke wegen der langen Transportwege mehr Chemie drin. Außerdem schneiden sie seiner Meinung nach im Geschmacksvergleich zu den deutschen Lehmbodenkartoffeln schlechter ab.

Die Frühkartoffeln aus Zypern, Israel oder Ägypten bereiten dem Landwirt neben der Schwemme die größten Sorgen. "Unsere Ware könnte bis zum Mai reichen, wenn uns nicht das Ausland schon im Februar und März einen Strich durch die Rechnung machen würde." Im Schnitt, so Reinhardt, können die Hessenknolle-Landwirte bei den Preisen mithalten - "nur Sonderangebote können wir nicht machen."

CLAUDIA NENNINGER

Zisternen sind in Nidderau Standard

NIDDERAU. Für alle 75 Wohnungen, die in Ostheim "Unter der Mühlweide" gebaut werden sollen, wird es Zisternen geben. Dies stellte Raimund Wurzel richtig, der für den Vertrieb der Häuser zuständig ist.

Nidderaus Erster Stadtrat Heinz Appel hat ihn in Reaktion auf den Artikel in der gestrigen FR darauf aufmerksam gemacht, daß die Stadt Nidderau diesen Standard nicht nur bei den Reihenhäusern verlangt.

Auch übersteigt der Bodenpreis, mit dem das Investorenduo Steffens aus Friedrichsdorf kalkulieren muß (es hat den Acker von einem Ostheimer Grundbesitzer erstanden), inklusive Erschließung sehr wohl den Preis, zu dem die Stadt selbst in anderen Baugebieten Land verkauft. Und zwar "fast um das Doppelte".

Wurzel hatte zunächst davon gesprochen, daß "Unter der Mühlweide" der Bodenpreis niedriger sei. Doch will er damit plötzlich nur den durchschnittlichen Bodenpreis-Anteil je Wohnung gemeint haben.

Der liege wegen der relativ intensiven Nutzung des Geländes dann doch unter dem etwa von "Allee-Süd". Wie das erreicht werde? Nun, einfach, dadurch, daß die Garagen unter die Erde verbannt werden.

Wert legt der Verkaufsagent auch darauf, daß im Gegensatz zu einem ursprünglich dem Strukturausschuß vorgelegten Konzept mehr als einhundert Stellplätze gebaut werden sollen. Sie sollen auf insgesamt vier Tiefgaragen verteilt sein.

Für die Eigentumswohnungen geht Wurzel von einem durchschnittlichen Quadratmeter-Endpreis um 3500 Mark aus. Ul

Gegner der B 455 halten nichts vom Flüsterbelag

OBERURSEL. Das Argument des Bundesverkehrsministeriums, ein "Flüsterbelag" erspare den (wohl unbezahlbaren) Tunnel für den Feldbergzubringer, überzeugt die Aktionsgemeinschaft B 455 nicht. Sprecherin Ellen Stephan-Gleich verweist in Frankfurt, wo Versuche mit dem Flüsterbelag abgebrochen worden seien. Der schallabsorbierende Belag werde abgerieben und könne nur mit relativ hohem Kostenaufwand regelmäßig erneuert werden. So sei der Lärmschutzeffekt rasch dahin. Interessanterweise sei vor zwei Jahren mit eben dieser Begründung ein Antrag der SPD abgelehnt worden, der einen Flüsterbelag für die Kurmainzer Straße gefordert hatte.

Stephan-Gleich: "Der Bau der umstrittenen Straße wird fortgesetzt, aber an Bemühungen für eine Tunnellösung glaubt in Oberstedten niemand mehr. Die Stadt hat damit lediglich Gegner der Straße mehr als zwei Jahre ruhiggestellt, die sonst als Betroffene unbequeme Fragen bereits viel früher gestellt hätten". hko

Einbrecher nutzten Urlaub des Bewohners

RÜSSELSHEIM. Die Abwesenheit des Bewohners nutzten unbekannte Täter, die irgendwann im Verlauf der vergangenen Woche in ein Appartement am Löwenplatz einbrachen.

Wie die Polizei mitteilt, kamen die Täter durch die offene Haustür herein, entfernten den Schließzylinder der Wohnungstür und durchsuchten alle Räume. Was gestohlen wurde, kann die Polizei wegen Abwesenheit des Geschädigten noch nicht sagen. wal

Forstausschuß tagt diesmal im Wald

HOFHEIM. Der Umwelt- und Forstausschuß tagt diesmal nicht hinter verschlossenen Türen, sondern unter freiem Himmel: Am Samstag, 17. Oktober, treffen sich die Ausschußmitglieder mit der Kommission für Forst-, Landwirtschaft und Umwelt am Hofheimer Hallenbad.

Um zehn Uhr starten sie mit dem Bus Richtung Wald. Anlaß des Waldbegangs sind die Forstwirtschaftspläne 1993. pms

Kleine FR

Reifenstecher unterwegs BAD ORB. Zerstörungswut in der Orber Innenstadt: In der Nacht zum Sonntag haben Unbekannte serienweise Autoreifen zerstochen. 16 Fahrzeugbesitzer meldeten sich bei der Polizei. Der Schaden beträgt rund 4000 Mark. Cabriodach aufgeschlitzt BAD SODEN-SALMÜNSTER. Böse Überraschung für den Besitzer eines BMW-Cabrios: Gerade 20 Minuten hatte der Mann am Montag abend seinen Wagen vor dem Sportlerheim in Salmünster abgestellt. Zeit genug für Unbekannte, das Dach aufzuschlitzen und eine Stereoanlage zu rauben. Schaden: 3500 Mark. Das Liebesleben der Spinne BIEBERGEMÜND. Das Balzverhalten der Spinnen ist das Thema eines Dia- Vortrages der Johann Heinrich Cassebeer-Gesellschaft am Samstag, 10. Oktober. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Bürgerhaus Biebergemünd. Spielberger Dorferneuerung BRACHTTAL. Auch in Spielberg macht das Projekt Dorferneuerung Fortschritte. Jetzt soll über die Dorfentwicklungsplanung informiert werden. Das Treffen für alle Interessierten ist für Montag, 19. Oktober, 19 Uhr, im Spielberger Gemeinschaftshaus geplant. Gemeindevertreter tagen FLÖRSBACHTAL. Die Kindergartenerweiterung in Kempfenbrunn und eine neue Abfallsatzung sind Themen, mit denen sich die Gemeindevertreter in ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag, 8. Oktober, beschäftigen werden. Sie beginnt um 20 Uhr im Bürgersaal Lohrhaupten. Im Anschluß findet eine Bürgerversammlung statt.

Bauhof: Neue Öffnungszeiten FREIGERICHT. Seit Anfang Oktober gelten für den Bauhof der Gemeinde neue Öffnungszeiten: montags und dienstags ist die Einrichtung von 8.00 bis 12.00 Uhr geöffnet, donnerstags von 12.30 Uhr bis 16 Uhr. Mittwochs hält der Hof von 8.00 bis 12.00 Uhr und von 12.30 Uhr bis 18.30 Uhr seine Türen offen. Freitags haben die Bürgerinnen und Bürger von 8.00 bis 12.45 Uhr Gelegenheit, Gartenabfälle, Altbatterien, Papier, Pappe, Glas und andere Materialien dort abzugeben. An Samstagen ist die Einrichtung von 10.00 bis 13.00 Uhr offen. Landrätliche Sprechstunde GELNHAUSEN. Wer Fragen, Probleme oder Anregungen mit dem Landrat persönlich besprechen möchte, hat dazu am 9. Oktober Gelegenheit. Karl Eyerkaufer hat im Landratsamt Gelnhausen von 10 bis 13 Uhr Sprechstunde. Der Landrat bittet um telefonische Anmeldung über die Rufnummer 0 60 51 / 8 52 12. Erfolgreicher Seniorennachmittag GRÜNDAU. Zum wiederholten Male hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen einen Seniorennachmittag im Gemeinschaftshaus Rothenbergen veranstaltet. Mehrere Gruppen, unter ihnen Seniorentanzgruppe Christkönig Gründau und die Gymnastikgruppe des SV Breitenborn, unterhielten die Männer und Frauen. Die Ernte war gut HASSELROTH. Reiche und vielfältige Ernteerträge haben Besucherinnen und Besucher der Kreisobstausstellung in der Niedermittlauer Schulturnhalle am Wochenende bewundern können. Bei dieser Gelegenheit warnte Adolf Ruppel als Vertreter des Bürgermeisters bei der Eröffnung der Schau vor verschwenderischem Umgang mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln.Kerbhelfer-Treffen JOSSGRUND. Im Feuerwehrhaus Lettgenbrunn treffen sich am Samstag, 10. Oktober, um 19 Uhr die Kerbhelfer zu einem gemütlichen Abend. Mehr Dankbarkeit erwartet SCHLÜCHTERN. Friedhelm Häßner, Dezernent im Erfurter Landesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, hat bei einer Veranstaltung zur Feierstunde der deutschen Einheit darauf hingewiesen, daß die Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR trotz unterschiedlicher politischer Auffassung für die Einheit dankbar sein müßten. Allerdings falle es vielen Ostdeutschen schwer, objektiv auf den sogenannten real existierenden Sozialimus zurückzublicken.

Weitere Kindergartengruppe SINNTAL. Der Kindergarten in Neuengronau bietet nicht genug Platz, um sämtliche neuangemeldeten Mädchen und Jungen aufzunehmen. Der Gemeindevorstand entschied nun, eine Gruppe mit 25 Kindern im evangelischen Gemeindehaus in Jossa einzurichten. Sie sollen dort vom 1. November an betreut werden. Regentonnen im Sonderangebot WÄCHTERSBACH. Wer Regenwasser nutzen möchte, kann über die Stadtverwaltung zu ermäßigten Preisen Tonnen und Tanks mit bis zu mehreren 1000 Litern Fasssungsvermögen beziehen. Zum Jahresende soll eine Sammelbestellung aufgegeben werden. Wer mitbestellen möchte, erhält weitere Information vom städtischen Umweltamt, Telefon 0 60 53 / 8 02 39.

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Ein Fall für TKKG-Drachenauge (15 Uhr); Housesitter - Lügen haben schöne Beine (17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Go Trabi Go II - Das war der wilde Osten (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (17 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: In einem fernen Land (20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Delikatessen (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: Konzert für Klarinette, Cello und Klavier, 19 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus: 14. Große Ikonenausstellung der Ikonengalerie Brenske, 11 bis 20 Uhr.

Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 14 bis 17.30 Uhr.

Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kronberg. Receptur, Friedrich- Ebert-Str. 6: "Kronberg-Bilder und Taunuslandschaften" von Henning Schrader, 15 bis 18 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Ilse Mock - Ein Leben für die Musik", 18 bis 20 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Galerie im Stadthaus: "Pflege, Konservierung und Restaurierung von Ikonen", Vortrag im Rahmen der Ikonen-Ausstellung, 19.30 Uhr.

Kino im Schwedenpfad (KiS): "Ecuador Teil 2 - Neue Impressionen von den Galapagos-Inseln", Dia-Vortrag von Horst Liebelt, 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Glashütten. Sitzung des Bau- und Siedlungsausschusses, Rathaus, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde des Schularztes, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 11 Uhr, Tel. 17 89 10.

Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.

Dolmetscher-Sprechstunde für Türken, Stadthaus, Zimmmer 129, 16 bis 18 Uhr, Tel. 10 02 28.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Jugend-Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer-Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie im Haus Bommersheim, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.

Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Vereine/Organisationen Bad Homburg. Monatsversammlung des Deutschen Frauenrings mit Vortrag zum Thema "Hintergründe der südslawischen Krise und mögliche Perspektiven", Stadthaus-Forum, 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.

Wehrheim. Mitgliederversammlung des BUND, Bürgerhaus, 20 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.

Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Aquarellkurs und Spiele, 14 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.

Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.

Vereinszentrum Alte Schule Burgholzhausen: Gymnastik 15.30 Uhr und Tanz 16.30 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde, 14.30 Uhr bis 18 Uhr; "Kanada/USA Nationalparks", Reisefilmbericht von Karl Bind, 15 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: "Kalles Floßfahrt", Theater für Kinder ab 5 Jahre, 15 Uhr.

Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg Gartenfeld, 14 bis 18 Uhr.

Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Stadtbücherei: Ferienprogramm für Kinder, 10 bis 12 Uhr.

Standort des Spielmobils "Wilde Hilde": Römerhof/Ecke Houiller Platz, 14.30 bis 17 Uhr.

Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.

Neu-Anspach. Kinder-Bibeltage der Ev. Kirchengemeinde, 14.30 bis 17 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Diskussionsvormittag in der Volkshochschule zum Thema "Welche Lehren kann man aus der deutschen Währungsunion für die europäische ziehen?", Leitung: Dr. Eva Beling, 10 Uhr.

Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, 13.20 Uhr, mit Buslinie 1, Wanderstrecke ca. 11 Kilometer.

Königstein. Absprache zur Sporthallenbelegung im Winterhalbjahr, Bürgerhaus Falkenstein, 18 Uhr.

Briefe an die Redaktion "Appetit von Spekulanten wird angeregt"

Zu den Berichten in der "Frankfurter Rundschau" über den umstrittenen Umbau einer alten Scheune im Vilbeler Ortsteil Massenheim, die sich in Privatbesitz befindet und mit der sich auch die Ämter bereits mehrfach intensiv befassen mußten, erhielten wir unter der Überschrift "Eldorado für Schwarzbauer?" folgenden Leserbrief:

"Falls die illegalen Umbaumaßnahmen an der denkmalgeschützten Scheune der Untermühle in Massenheim einen ,erfolgreichen' Abschluß finden, kann man davon ausgehen, daß der Appetit von weiteren Spekulanten angeregt wird.

Zwar ist besagte Scheune nicht das erste denkmalgeschützte Massenheimer Gebäude, das den wirtschaftlichen Interessen betuchter Bürger geopfert wurde. Seitens der Stadt Bad Vilbel gab es auch einige ,leuchtende' Beispiele zu registrieren.

Aber die Art und Weise, wie Kreisbauamt und Denkmalschutzbehörde heuer vorgeführt werden, läßt Schlimmes ahnen. Wenn sich die Kreisbauaufsicht als "Micky-Maus-Behörde" darstellt und Spekulanten schalten und walten läßt, müssen sich doch alle gesetzestreuen Bauherren verhonepiepelt vorkommen."

Wulfhard Bäumlein Alte Frankfurter Str.23 b 6368 Bad Vilbel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Eichel plädiert für Euro-Armee Bundesrat soll Abbau des Brüsseler EG-Zentralismus erwirken Von unserem Korrespondenten Richard Meng

WIESBADEN, 8. Oktober. Der Bundesrat sollte die Ratifizierung des Maastrichter Vertrags nach Ansicht des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) mit einem "Katalog von Vorschlägen" der Bundesländer verknüpfen, "was an Brüsseler Zentralismus abgebaut werden muß und wo die Grenzen des europäischen Einerleis liegen". Der "ständige Versuch der Gleichmacherei in allen Bereichen" mache den Menschen "mit Recht" Angst, sagte Eichel in einem Interview der Frankfurter Rundschau.

Statt ständig Zuständigkeiten in Brüssel zu konzentrieren, sei jetzt eine neue "Bedarfsprüfung" nötig, meint Eichel. Dabei müßten all diejenigen Kompetenzen "unten" bleiben, die dort besser oder gleich gut ausgeübt werden könnten.

An die "wirklichen Probleme" hätten sich die Europapolitiker bisher aber nicht "herangetraut" - darunter das Militär. Eichel forderte die Abschaffung der nationalen Streitkräfte zugunsten einer europäischen Armee. Auch schlägt er eine europäische Staatsbürgerschaft sowie ein kommunales Wahlrecht für Bürger aus den in der EG assoziierten Staaten und ein eigenes Steuerrecht für das Europaparlament vor.

Büdinger Metallwarenfabrik muß ums Überleben kämpfen Firmenchef Harry König kaufte fremden Betrieb und überhob sich dabei / 240 Beschäftigte fürchten Arbeitsplatzverlust

BÜDINGEN. Die König Metallwarenfabrik in Büdingen, ein Unternehmen mit 240 Beschäftigten, ist in seiner Existenz bedroht. Harry König, Alleingesellschafter und Geschäftsführer, beantragte beim Amtsgericht Büdingen ein Vergleichsverfahren. Dem Unternehmer ist nach dem Kauf einer Firma aus dem Buderus-Konzern die Puste ausgegangen. Ob Konkurs angemeldet werden muß, entscheidet sich Ende des Monats. Unternehmensberater Dirk Pfeil, als Vergleichsverwalter eingesetzt, will den Betrieb retten. Erste Erfolge kann der erfahrene Krisen-Manager bereits verbuchen. Die Kreditversicherer versprachen Freitag voriger Woche, ihn unterstützen zu wollen. Für gestern nachmittag trommelte Pfeil die fünf wichtigsten bundesdeutschen Kunden Königs zusammen, die bislang etwa 80 Prozent des Umsatzes garantierten. Von dem Gespräch erhoffte er sich verbindliche Aussagen über die weitere Zusammenarbeit und einen Vorschuß für künftige Lieferungen (Ergebnisse wurden bis Redaktionsschluß nicht bekannt). Schließlich müssen die Löhne und Gehälter für September noch gezahlt werden, und die Materiallager der Metallwarenfabrik dürfen nicht leer werden. Sein Werk in Büdingen konnte Harry König in der Vergangenheit durchaus vorzeigen. Im Lauf der Jahre hatte er dort ein "recht ordentliches Unternehmen" aufgebaut, daß "auch Erträge abgeworfen hat" (Pfeil). Im Unterschied zu anderen Betrieben in der Metallindustrie durften die Beschäftigten sogar darauf trauen, in einem vergleichsweise krisenfesten Unternehmen tätig zu sein: König liefert in mehrere europäische Länder und kooperiert mit Geschäftspartnern der verschiedensten Branchen - seine Produkte lassen sich ebenso in Rasenmähern und Heizungen wie in Maschinen wiederfinden.

Wirtschaftliche Probleme tauchten erst auf, bestätigt Vergleichsverwalter Pfeil, als König in Dautphetal ein Unternehmen des Buderus-Konzern kaufte, einen Betrieb, der "nicht gerade schwarze Zahlen schrieb". Weil sich die Firma auch unter dem Namen König Maschinenbau nicht wesentlich erholte (mittlerweile ist dort nach Gewerkschaftsangaben ein Liquidationsvergleich angeboten und ein Sozialplan erstellt worden), zog sie das gesunde Büdinger Unternehmen mit in einen gefährlichen Strudel. Dafür sorgten Pfeils Schilderungen zufolge Verträge zwischen König und dortigen Banken, die dem Büdinger Betrieb "mit in die Verantwortung" zwangen: Kapital, das heute in Büdingen fehlt, floß in das angeschlagene Dautphetaler Unternehmen.

Pfeil will diesen Aderlaß stoppen. Nach einer "ersten Prüfung" wagt er zu bezweifeln, daß die Verträge noch mit der neusten Rechtsprechung vereinbar sind. Je schneller er es schafft, die Büdinger aus der Mithaftung zu befreien, desto größer werden die Überlebenschancen der Metallwarenfabrik. "Problematisch" werde es, ließe sich die Angelegenheit nur vor Gericht klären. Der Zeitverlust und die damit verbundene Ungewißheit wären möglicherweise nicht mehr zu verkraften.

Eine Firmenpleite käme für den überwiegenden Teil der Beschäftigten einer Katastrophe gleich. Die Dynamik aus der Wirtschaft sei "raus", sagt der Direktor des Arbeitsamtes Gießen, Wolfgang Dohmen, die Wirtschaftslage in der Metallindustrie habe sich "verdüstert". Entsprechend schlecht seien die Aussichten, rasch einen anderen Arbeitsplatz zu finden. Vor allem für die älteren, "angegrauten" Beschäftigten wären die Chancen "negativ". "Durchaus Möglichkeiten" hätten hingegen Beschäftigte "unter 40".

Immerhin können die Arbeiter und Angestellten darauf hoffen, bald wieder ihr Einkommen überwiesen zu bekommen. Pfeil ist dabei, Geld für die offenen September-Forderungen aufzutreiben, und will über eine Bank, die bislang mit König nichts zu tun hatte, die Oktober-Zahlungen sicherstellen. Die Gläubiger, deren Zahl sich derweil noch nicht beziffern läßt, müssen sich wohl länger gedulden. Für den Fall, das Richter Dr. Johannes Nink dem Vergleichsantrag zum Monatsende zustimmt, dürfen die Gläubiger ein Angebot erwarten, daß ihnen immerhin mehr als ein Drittel ihrer Forderungen sichern würde: 35 Prozent in 12 Monaten oder 38 Prozent in 18 Monaten. Wie er entscheiden wird, läßt Nink zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Er sei "kein Kaufmann" und könne "die Bücher nicht bewerten". Ganz wesentlich sei, was Pfeil in den nächsten Wochen erreiche und in seinem Gutachten formuliere. Der ist, "wie immer in solchen Situationen, gedämpft optimistisch". BERND SALZMANN

Veranstaltung des Hanauer Ausländerbeirats mit Ausstellung und Podiumsdiskussion zur Kolumbus-Eroberung Einblick in die Kultur und Geschichte Spaniens Eine Woche stellt sich das Land in der Kulturhalle vor Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Rot-gelb-rote Flaggen künden schon von weitem, welches Land sich in dieser Woche in der Steinheimer Kulturhalle vorstellt. Spanische Kultur soll nähergebracht werden, aber auch ein Stück Fremdenverkehrswerbung mit Plakaten und Prospekten ist damit verbunden. Wer schließlich nicht nur vom Hörensagen den guten Geschmack spanischen Weins auch aus weniger bekannten Anbaugebieten kennenlernen will und Spaß an handgearbeiteten Figuren und Keramikgegenständen von der iberischen Halbinsel hat, der greift am Stand von Remedios Blanco zum Geldbeutel. Sie betreibt in Steinheim die Bodega "El Cid" und trägt schon allein damit zur kulturellen Bereicherung der Stadt bei.

Daß auch die Deutschen sich aus vielen Landsmannschaften zusammensetzen und somit keineswegs eine kulturelle Einheit sind, darauf wies Hanaus Kulturdezernent Klaus Remer anläßlich der Eröffnung der Spanischen Woche hin. Wer das anerkenne, müsse auch einsehen können, daß es über den deutschen Rahmen hinaus viele ausländische Identitäten gebe, aber letztlich seien alle Menschen. Mit Hinweis auf zunehmende rechtsradikale Ausschreitungen gegen Asylsuchende mahnte Remer, wir alle hätten die Pflicht, uns human zu verhalten und in Frieden und Freundschaft miteinander auszukommen.

Die spanischen Gastarbeiter seien Ende der 50er Jahre die ersten gewesen, die von deutschen Arbeitgebern zum Kommen aufgefordert worden seien. Sie hätten in Deutschland längst ihre zweite Heimat gefunden, genauso wie es bei ausgewanderten Deutschen in Nord- und Südamerika der Fall sei. Solche Prozesse führten zur gegenseitigen kulturellen Befruchtung. Ein Beitrag dazu ist auch die Schüler-Ausstellung zum Gedenken an die Eroberung Lateinamerikas durch die Spanier, beginnend vor 500 Jahren. Die Arbeiten sind im muttersprachlichen Unterricht der siebten bis zehnten Klassen verschiedener Schulen entstanden. Sie sind bis zum kommenden Freitag täglich von 9 bis 18 Uhr zu sehen.

Die Eröffnung war verbunden mit zwei kleinen Schülerstücken auf spanisch und Musik der Gruppe "Xovenes do Hanau 72", die sich wie andere spanische Vereine in Hanau auf den Schautafeln vorstellt - neben einem Bild des spanischen Königspaars. Gestern stand ein spanischsprachiger Diavortrag über die präkolumbianische Kultur im Museo del Oro zu Bogota auf dem Programm. Heute um 19 Uhr beginnt ein Folkloreabend, morgen um 20 Uhr ein Theaterstück des spanischen Elternvereins Frankfurt. Am Freitag geht es ab 20 Uhr in einer Podiumsdiskussion um die Frage, ob die Erinnerung an die Kolumbus-Eroberung Lateinamerikas ein Grund zum Feiern ist oder nicht.

Höhepunkt der Spanischen Woche ist das "Gran Baile" am Samstag ab 19 Uhr. Zum Abschlußfest spielt die spanische Gruppe "Recuerdo". Nur an diesem Abend wird Eintritt erhoben, dieser beträgt sechs Mark.

Um die Musikgruppe, die Tombolasteuer und die Bewirtung zur Eröffnung bezahlen zu können, kommt der veranstaltende Hanauer Ausländerbeirat nicht umhin, auch die Deutsche Touring, eine Busreise-Tochter der Bundesbahn, in der Kulturhalle werben zu lassen. Dieses Unternehmen stiftet drei Reisen für die Tombola, zwei davon nach Spanien.

Ohne genügend Etatmittel wäre das möglicherweise nicht nötig. Insofern ist mit Spannung zu erwarten, ob der seitherige Etatansatz von 20 000 Mark jährlich für den Beirat im Haushaltsentwurf für 1993 erhöht wird. Soll gar weiter gestrichen werden, dürfte eine Spanische Woche wie diese nicht mehr möglich sein.

Bürgerversammlung: Fragen vorher einreichen

HOFHEIM. Wer hat Fragen zum Stadtteil, welchen Marxheimer interessiert vielleicht auch ein Problem, daß die Kernstadt betrifft? - Bis spätestens Freitag, 30. Oktober, sollten alle Fragen schriftlich im Büro der Stadtverordnetenversammlung - im Zimmer 409 des Rathauses am Chinonplatz - eingereicht werden. Das kann auch über Ortsvorsteher Erhard Krüger und Außenstellenleiterin Helga Buch geschehen.

Die Probleme und möglicherweise auch Anregungen haben am Montag, 9. November, ein Forum: Ab 19.30 Uhr ist im Saal der Gaststätte "Bierbrunnen" (Schulstraße 13) in Marxheim Bürgerversammlung. pms

Komische Helden, Travestiten und Zauberer Obertshausen bietet im umgebauten Bürgerhaus erstmals ein Kleinkunst-Programm an

OBERTSHAUSEN. "Qualität und eine kluge Auswahl sind beste Voraussetzungen für einen guten Zuschauerzuspruch", stellt Bürgermeister Josef Seib im Vorwort zum ersten Kleinkunst-Programm der Stadt fest. 45 000 Mark hat sich Obertshausen die zehn Veranstaltungen kosten lassen, mit denen zwischen Oktober und Anfang April die Bürgerinnen und Bürger unterhalten werden sollen. Kabarett und Comedy, Zauberei und ein Vokal-Trio, Clowntheater und Travestie sind Trumpf im Bürgerhaus.

Mit dem Umbau der Räume dort habe die Stadt die besten Voraussetzungen für mehr Kultur geschaffen, meint der Bürgermeister: "Sicher werden sich bei unserem Start auf diesem Gebiet noch nicht alle Wünsche erfüllen lassen. Deshalb sind wir auch offen für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge."

Was angeboten und vom Büro für kommunale Kulturplanung (Nördlingen) zusammengestellt wurde, kann sich sehen lassen. Eröffnet wird das neue Programm am Dienstag, 13. Oktober, durch das türkische "Knobi-Bonbon-Kabarett".

Alle Veranstaltungen beginnen übrigens um 20 Uhr im Bürgerhaus. Karten gibt es jeweils 14 Tage vorher in beiden Rathäusern im Vorverkauf; Jugendliche zahlen zwölf, Erwachsene 16 Mark.

Sechs Mark teurer sind allerdings die Karten für den Auftritt der Schauspielerin und Kabarettistin Lisa Fitz, die mit "Geld macht geil" am 22. Oktober nach Obertshausen kommt. Als "Supernixen" stehen die "Mad Donnas" (sprich Minnie Marx und Patrizia Moresco) am 5. November auf der Bühne: Sie singen, tanzen, musizieren, parlieren in mehreren Sprachen, blödeln - und denken laut.

Auf den Spuren berühmter Gesangsgruppen der zwanziger und dreißiger Jahre wandeln "The Jesters", ein ungewöhnliches Trio aus San Francisco. Sie gastieren am 24. November mit populären Songs.

"Fuß auf der Seife" heißt das neue Programm des belgischen Comedy-Duos "Les Funambules" am 17. Dezember. Joseph Collard und Jean-Louis Danvoye präsentieren ihre Sketchs vor allem als starke Pantomimen. "Komische Helden" bringt am 12. Januar Erwin Grosche auf die Bühne - ein Knirps mit knallroter Knollennase und himmelblauen Kulleraugen, der treffsicher seine Mitmenschen porträtiert.

Keine Kleinkunst ohne Travestie: Am 28. Januar lassen Lorenzo Jordan und Claude Arias als "Les Grisettes" die Rökke flattern. "Wo andere beten - vor uns war die Welt noch in Ordnung" behauptem am 9. Februar die beiden Kabarettisten Pachel und Rating. Michael Quast bringt am 9. März sein politisches Kabarett unter dem Motto "Die Wüste lebt" ins Bürgerhaus, eine Zaubershow mit "Täuschungen, Tricks und Travestie" serviert am 7. April "ChapPeau". hf

Wir gratulieren

Dr. Kurt Krebs, Am Hang 13, Oberursel, zum 95. Geburtstag.

Arbeitslosenquote stieg um knapp einen Prozentpunkt

MAIN-KINZIG-KREIS. Um fast einen Prozentpunkt ist die Arbeitslosenquote im Main-Kinzig-Kreis binnen Jahresfrist gestiegen. Lag sie im September 1991 noch bei 4,4 Prozent, betrug sie zwölf Monate später 5,4 Prozent. Gegenüber August sank der Septemberwert jedoch geringfügig. 9227 Frauen und Männer waren Ende September ohne eine Beschäftigung.

Das Arbeitamt bezeichnet die aktuelle Entwicklung als "saisonüblich" zwischen dem Ende der Sommerferien und dem Beginn der winterlichen Pause in den Außenberufen. Von Arbeitslosigkeit betroffen sind in der Hauptsache Männer in gewerblichen Berufen.

Um fast 13 Prozent sank seit September vergangenen Jahres die Zahl jener, die wieder eine Stelle gefunden haben. Dem Hanauer Arbeitsamt zufolge halten sich die Betriebe "mit ihren Personaldispositionen verhalten". Allerdings steigt das Stellenangebot insgesamt seit etwa einem Vierteljahr.

Trotz der schlechten Wirtschaftslage seien die Bemühungen der Arbeitsämter im Kreis nicht erfolglos. Nur jede vierte der Behörde gemeldete offene Stelle konnte nicht besetzt werden.

Gegenüber August sank die Arbeitslosigkeit nur im Bereich des ehemaligen Kreises Gelnhausen. Die Quote dort beträgt nun 5,6 Prozent, vor einem Jahr waren es noch 4,5 Prozent. Mit 5,7 Prozent konstant blieb dieser Wert im Hanauer Bezirk (4,4 Prozent im September 1991), ebenso im Raum Schlüchtern (5 Prozent gegenüber 4,3 Prozent).

Insgesamt am günstigsten sieht die Situation im Bereich der seit Anfang 1992 bestehenden Außenstelle Maintal, zuständig auch für Schöneck und Niederdorfelden, aus. Dort lag Ende September die Arbeitslosenquote bei 4,3 Prozent. az

Sher geehrter Her nabholz, für den Raum 331 im III OG, (ehemaliger Kopierraum), der zukünftig von der Feuilletonredaktion genutzt werden soll, wird noch das entsprechende Mobilar benötigt. Beigeschlossen sende ich Ihnen die entsprechende Aufstellung und bitte Sie um schnelle weitere Veranlassung. Weiter sind erfordlerlich Bildschirmgerät und Telefonanschluß; entsprechende Mitteilungen liegen Herrn Fräse und Herrn Rexer vor. Mit freundlichen Grüßen

Anlage

Auf einen Blick

Seite II WEHRHEIM/USINGEN. Eine unendliche Geschichte: Der Radweg zwischen den beiden Orten läßt weiter auf sich warten. Seite III KRONBERG. 56 Jahre alter Obdachloser wurde in einem Wohncontainer tot aufgefunden. Seite IV SPORT. Badminton-Oberligist SG Anspach geht als Spitzenreiter in die Herbstpause. Seite V HOCHTAUNUSKREIS. Utopie oder nicht: Der Umlandverband plant eine Magnetbahn durch den Vordertaunus. Seite VI Rhein-Main. Zugnummern: Kühe ersetzen Bauer Schneider den Traktor.

"Die ständige Gleichmacherei macht den Menschen Angst" Interview mit Hessens Ministerpräsident Hans Eichel über die Möglichkeiten Brüssler Zentralismus abzubauen

FR: Herr Eichel, die Bundesländer bleiben nach dem französischen Referendum eher still, während in Bonn nun abstrakt davon geredet wird, man dürfe nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Fehlen letztlich nicht konkrete Vorschläge für eine andere Europapolitik, auch bei den Ländern?

Eichel: Wir in Hessen zumindest arbeiten daran. Ich werde in der Ministerpräsidentenkonferenz vorschlagen, daß wir die Ratifizierung des Maastrichter Vertrags im Bundesrat mit einem Katalog von Vorschlägen verbinden, was an Brüsseler Zentralismus abgebaut werden muß und wo die Grenzen eines europäischen Einerleis liegen.

FR: Wo sollen sie liegen?

Eichel: Ich will Beispiele nennen, sogar aus der Landwirtschaftspolitik - was sicher am schwierigsten ist, weil sie bislang am meisten zentralisiert ist. Ich glaube, daß es vernünftig wäre, in Brüssel nur Mindeststandards für die Qualität von Nahrungsmitteln festzulegen. Das betrifft etwa die Frage, welche Chemikalien bei der Produktion von Nahrungsmitteln verwendet werden dürfen. Den nationalen Regierungen und den Ländern könnten die Details überlassen bleiben. Weil die Interessenlagen und Strukturen in der Landwirtschaft sehr unterschiedlich sind - selbst innerhalb Deutschlands -, müßte hier viel mehr Kompetenz an die Länder zurückgegeben werden . . .

FR: . . . die schon sehr lange über Brüssel schimpfen, ohne in Kompetenzfragen irgend etwas bewegt zu haben . . .

Eichel: Leider. Es gibt in der Landwirtschaft einen ganz starken Lobbyisten, der die Kompetenz in Brüssel halten will - das ist Frankreich. Ich gebe zu, mein Vorschlag ist sehr weitgegriffen, und doch ist er richtig. Ich will andere Beispiele nennen, wo wir erst kürzlich der EG Kompetenzen übertragen haben oder mit Maastricht übertragen und es sehr viel leichter ist. Ich frage mich bei der ganzen Kultur- und Bildungspolitik, was eigentlich überhaupt das Interesse sein soll, etwas in Brüssel zu regeln. Nachdem wir in Deutschland föderale Regelungen haben, das deutsche Bildungssystem weiß Gott jedem Vergleich in Europa standhält und unsere Kultur gerade wegen ihrer Vielgestaltigkeit gerühmt wird: Was eigentlich sollte in Brüssel mehr geregelt werden als allenfalls Anreizprogramme zum Lernen europäischer Fremdsprachen? Warum sollen nicht hier zwölf Jahre zum Abitur reichen und dort 13 Jahre? Hat das bisher irgendwem geschadet, ja, hat es nicht gerade die gewollte Vielfalt in Europa geprägt?

Und in der Kultur: Wir müssen neue Freiräume gerade auf regionaler Ebene schaffen und nicht neue Richtlinien festlegen. Also, Finger weg davon. Selbst in der Energiepolitik muß ich doch fragen, ob zentrale Konzepte Sinn machen, während sich in vielen Regionen gerade Schritte zu einer dezentralen Energiepolitik bewähren.

FR: In der Sozialpolitik verlangen auch die Gewerkschaften letztlich mehr Zentralismus. Wollen Sie da Nein sagen?

Eichel: Ich habe zumindest große Probleme damit. Die europäische Sozialgesetzgebung zu vereinheitlichen wird sehr lange dauern, denn das setzt nun in der Tat voraus, daß relativ weitgehend die Einkommensverhältnisse angeglichen werden. Ob und wann das jemals passiert, weiß ich nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es wünschenswert ist, denn Angleichung der Einkommensverhältnisse setzt dann auch Angleichung der Kostenstrukturen voraus. Wir brauchen Mindeststandards, aber davon muß es dann zum Beispiel auch Abweichungen nach oben geben. Wir müssen auch da ein Stück Unterschiedlichkeit akzeptieren - während wir bei Unternehmensrecht und Mitbestimmung auf der anderen Seite ganz sicher zu einheitlichen Regelungen kommen sollten.

FR: Das klingt nach sehr viel Skepsis gegenüber einem einheitlichen europäischen Staatengebilde, das viele bisher am Ende des Integrationsprozesses angestrebt haben . . .

Eichel: Skepsis nicht. Ich denke nur, daß wir uns bei der Herausbildung eines einigen Europa zum Teil auf die falschen Fragen konzentriert haben. Deswegen: Wirtschafts- und Währungsunion muß sein - aber nicht so, daß wir jetzt einen Zug abfahren lassen, der dann automatisch mit einer vorher festgelegten Geschwindigkeit fährt. Man muß auch zwischendrin überprüfen und neu entscheiden können, ob das Ziel noch stimmt.

FR: Wo sehen Sie Kompetenzen, die in Brüssel bleiben oder dorthin kommen sollten?

Eichel: Nachdem nun die Grenzen weg sind:Das Erlebnis der europäischen Integration könnten wir außerordentlich stärken, wenn wir jetzt mit dem Unfug nationaler Streitkräfte aufhören würden und statt dessen eine integrierte europäische Armee aufbauen. Warum soll ein junger Deutscher seine Wehrpflicht nicht in Barcelona, Antwerpen oder Lyon ableisten und ein junger Franzose hier?Und warum soll jemand seinen Zivildienst nicht in einem anderen europäischen Land leisten? Warum sollen junge Europäer nicht gemeinsam beim Aufbau in der Dritten Welt helfen? Mit Europa haben wir eigentlich doch gewollt, daß es nie mehr Krieg der Nationalstaaten untereinander gibt. Wir brauchen keine nationalen Armeen mehr.

FR: Die werden mit Maastricht gerade nicht abgeschafft. Wenn Sie die Schwerpunkte so neu setzen wollen - können Sie Maastricht dann im Bundesrat überhaupt ratifizieren?

Eichel: Ja. Maastricht regelt einen Teilbereich, die wirtschaftliche Einigung - einen, der geregelt werden muß, auch wenn er ganz so mechanistisch wohl nicht ablaufen kann, wie das in Maastricht gedacht war. Das Problem von Maastricht ist ja gerade, daß andere Fragen bisher nicht angegangen worden sind. Ich fordere den Mut, die Dinge, die die europäische Wirklichkeit für die Menschen erlebbar positiv verändern, endlich zu regeln. Die Abschaffung nationaler Armeen ist dafür ein Beispiel. Ich kann mir auch die europäische Staatsbürgerschaft vorstellen, für die wir im Maastrichter Vertrag mit dem aktiven und passiven Kommunalwahlrecht einen ersten Einstieg haben. Ich frage mich, warum wir nicht den Mut zu einer echten Staatsbürgerschaft mit umfassendem Wahlrecht haben. Und warum dann nicht die Länder einbeziehen, mit denen wir schon Assoziierungsabkommen haben, meinetwegen dort dann nur mit dem Kommunalwahlrecht beginnend? Das würde zum Beispiel auch die lange bei uns lebenden Türken einbeziehen.

Ein weiterer Punkt: Das EG-Parlament sollte das Recht bekommen, eine europäische Steuer - etwa eine Energiesteuer - zur Finanzierung der Gemeinschaft zu erheben. Nicht als zusätzliche Belastung der Bürger, sondern anstelle der nationalen Zuweisungen. Schlagartig hätte das Europaparlament an Bedeutung gewonnen. FR: Wenn sich Europa, wie Sie sagen, auf die falschen Themen konzentriert, ein Stück neben der Wirklichkeit der Menschen agiert hat: Wie erklären Sie das?

Eichel: Europa war zu lange nur eine Entwicklung der Regierungen und nicht der Völker. Die Staatsmänner konnten sich in zentralen Fragen nicht einigen, wie in der Steuer- oder auch in der Einwanderungs- und Asylpolitik. Sie haben sich dann, weil sie sich an die schweren, mit Verzicht auf Kompetenzen des Nationalstaats verbundenen Brocken nicht herangetraut haben, bei Kompetenzen bedient, die in Deutschland bei den Ländern liegen. Da liegt die Schwierigkeit. Daß Europapolitik betrieben als nationale Kabinettspolitik ins Stolpern geraten ist, ist unübersehbar. Die wirklichen Probleme müssen angefaßt werden. Der ständige Versuch der Gleichmacherei in allen Bereichen, der europäische Angleichungsfetischismus, macht den Menschen Angst - mit Recht.

FR: Haben da nicht auch die Landes- und Kommunalpolitiker Europa zu lange ignoriert?

Eichel: Ja, den Vorwurf muß man gelten lassen. Es lag für die Kommunen und Länder ja auch relativ fern, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wir sind gerade noch rechtzeitig aufgewacht. Insofern muß man auch ein knapp negatives Referendum wie das dänische und ein knapp positives Referendum wie das französische vielleicht gar nicht bedauern. Wir müssen Europa so gestalten, daß die Menschen den Weg mitgehen.

FR: Nun steht Maastricht bald im Bundesrat an - und trotz aller neuen offiziellen Nachdenklichkeit über den EG- Zentralismus kann ein Scheitern nun doch niemand mehr riskieren. Sind alle Einwände deshalb wirklich mehr als fromme Wünsche?

Eichel: Der Vertrag sieht die nächsten Regierungskonferenzen ja schon vor, und wenn wir mit Konzepten antreten, gibt es nach den beiden Referenden jetzt auch neue Möglichkeiten. Ich plädiere dafür, daß die deutschen Bundesländer, wenn sie den Vertrag ratifizieren, klar sagen und vielleicht auch in einer Resolution feststellen, was sie in Brüssel nicht geregelt haben wollen. Vielleicht auch - ich weiß nicht, ob wir uns da einig werden -, was wir statt dessen europäisch geregelt wissen wollen. Das Subsidiaritätsprinzip, wie es im Maastrichter Vertrag zugrunde liegt, wird in Europa noch sehr unterschiedlich verstanden.

Für uns kann es nur heißen: Was unten besser oder auch nur gleich gut wie auf der nächsten Stufe geregelt werden kann, das muß unten bleiben. Nur das, was auf der oberen Stufe besser und im Interesse der gesamten Gemeinschaft geregelt werden kann, sollte in Brüssel geregelt werden. Die obere Ebene tritt nur ein, wenn es die untere nicht packt - und nicht umgekehrt: die obere hilft der unteren bei der Erfüllung ihrer Aufgaben . . .

FR: . . . wo immer sie meint, daß sie es besser kann.

Eichel: Auch in der deutschen Verfassungsdiskussion spielt das ja eine Rolle: Wir brauchen eine richtige Bedarfsprüfung für europäische Regelungen. Die deutschen Bundesländer verlangen ähnliches vom Bund gerade im Bund-Länder- Verhältnis, und da haben wir mit dem Bund die größten Schwierigkeiten - eine Bedarfsprüfung übrigens, deren Ergebnis von der Zustimmung der Länder abhängig sein muß, ob denn überhaupt eine bundesstaatliche Regelung nötig ist. So etwas kann ich mir für Europa genauso vorstellen. Eine solche Ausfüllung des Subsidiaritätsprinzips ist mit Maastricht vereinbar. Ich denke, im Sinne eines vitalen, weil vielfältigen Europa müssen wir das auch verlangen.

Über Konsequenzen aus der aktuellen Europa-Diskussion sprach der Wies badener FR-Korrespondent Richard Meng mit dem hessischen Minister präsidenten Hans Eichel (SPD), der bis Ende Oktober Vorsitzender der Konferenz der Länder-Minister präsidenten ist.

Kleine FR

Falsch gespielt FRIEDRICHSDORF. Neun Geldspielautomaten haben unbekannte Täter nachts im Spielsalon am Houiller Platz aufgebrochen. Sie erbeuteten dabei laut Polizeibericht fast 4000 Mark. Herbstausflug BAD HOMBURG. Einen Klosterbesuch plant der Club der Seniorinnen im Frauenring bei seinem Herbstausflug am Montag, 12. Oktober. Er führt zum Prämonstratenserinnenstift Altenberg (Lahn), jetzt Königsberger Diakonissen- Mutterhaus. Der Bus fährt um 14 Uhr an der Triftstraße ab, anschließend beim Roten Kreuz und der Mathilde-Zimmer-Stiftung; Rückkehr gegen 18.30 Uhr. Busausflug nach Oppenheim FRIEDRICHSDORF. Der Seniorenbeirat hat für die älteren Seulberger eine Tagesfahrt nach Oppenheim organisiert. Termin: Donnerstag, 15. Oktober. Weitere Informationen sind montags zwischen 17 und 19 Uhr unter der Rufnummer 72346 (Anschluß Limp) zu bekommen, wo man auch die Anmeldungen entgegennimmt.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familienberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Lebenshilfe Frühförderstelle: offener Spielnachmittag für Eltern mit entwicklungsverzögerten Säuglingen und Kleinkindern, 15-17 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 120 12.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; "Salze regeln unser Leben", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr; offenes Treffen f. Freunde / Angehörige 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 87 134.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Altenstadt. Caritas: Außensprechstunde der Allgemeinen Lebensberatung, 10-11 Uhr, Fritz-Kress-Str. 7.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr; Treffen der Frauen-Filmgruppe Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Vilbel. Alte Mühle: Erwin Grosche: "Zimmer 7 meldet sich nicht mehr", Kabarett, 20.30 Uhr.

Lich. Kino Traumstern: Theater Act, Nürnberg: "Criminale Totale", 20 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Parteien / Parlamente Bad Vilbel. F.D.P.: Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Dr. Wolfgang Gerhardt, Georg-Muth-Haus, Heilsberg, Kolleg des Restaurantes, 20 Uhr. Kurse / Vorträge Friedberg. Frauenzentrumsverein, Usagasse 8: Vortrag zum Thema "Osteoporose-Vorsorge", Referentin: Anne Bach, 20 Uhr.

Karben. Mütternzentrum Karben, Hauptstr. 84: Vortrag "Abnehmen ohne Diät", 20 Uhr. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.

Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr; "Wandkranz einmal anders", 10 bis 12 Uhr, Alte Feuerwache.

Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.

Jugendfeuerwehr: Übung, 18 Uhr; Unterricht, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.

Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Gesellschaftsspiele von 9-90 und Tauschmarkt für Spiele, 14-17 Uhr; Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr; Offener Männertreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. AWO-Begegnungsstätte: Stillgruppe, 15-17 Uhr, Sozialzentrum, Johann-Sebastian-Bach-Str. 26.

Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß-Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Mütterzentrum: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof.

Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Ortenberg. Natur- und Vogelschutzgruppe Gelnh.: Stammtisch, Gasthaus Beck-Mayer, Gelnhaar.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.

Jugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 47 / 27 16. Senioren Butzbach. Kath. Kirchengemeinde St. Gottfried: Seniorentreffen, Gemeindehaus, 15 Uhr.

Karben. Rentner- u. Pensionärsgemeinschaft: Erntedank- u. Oktoberfest, Saal der Gaststätte "Rendeler Hof", 15 Uhr, Abfahrt: Burg-Gräfenrode: 14.30 Uhr; Okarben, 14.35 Uhr; Petterweil, Bürgerhaus, 14.40 Uhr; Kloppenheim, Grundschule, 14.45 Uhr; Groß-Karben, Schloß, 14.50 Uhr; Kl.-Karben, Haltest., 14.55 Uhr.

Seniorenclub: Seniorennachmittag, Angelerheim, 15 Uhr.

Hirzenhain. Seniorenmittag, Bürgerhaus, 14.30 Uhr, Abfahrtszeiten: OT Merkenfritz, Bushaltestelle "Im Obergarten", 14 Uhr; OT Glashütten, Bushaltestelle "Bürgerhaus", 14.05 Uhr. Kinder / Jugendliche Bad Vilbel. Jugendpflege: Fahrt zum Postmuseum nach Frankfurt, Treffpunkt: Spiel-Iglu, Heinrich-Heine-Str., 12 Uhr.

Rosbach. Kinderhort: Herstellen von Stempeln", Anmeldung unter Telefon 0 60 03 / 8 22 44, 14.30 Uhr. Verschiedenes Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen. Vorschau Altenstadt. Sperrmüllannahme: Heegheim, Dorfgemeinschaftshaus, 8.30 bis 9 Uhr; Rodenbach, Unterstr./Trafostation, 9.15 bis 10 Uhr; Oberau, Ende "Lange Straße", 10.15 bis 11 Uhr; Waldsiedlung, Parkplatz "Herrenstr.", 11.15 bis 12 Uhr, am Samstag, 10. Oktober. Ausstellungen Bad Nauheim. Günther Körner und J. v. Jablonski: Ansichten, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 11. Oktober).

Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr, , Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Niddatal. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Wolfsblut (15 Uhr); Boomerang (20.15 Uhr). - Blende: Housesitter (15, 20.15 Uhr). - Studio: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr). - Keller: Erbarmungs- los (15 Uhr), Naked Lunch (20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Keine Vorstellung. - Bambi: Keine Vorstellung.

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: My Girl - meine erste Liebe (16 Uhr); Reihe Glücksfall: Die Liebenden von Pont-Neuf (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Steinzeit Junior (20 Uhr). - Princess: In einem fernen Land (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Die neue Cannes Rolle (19.45 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (22 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Man muß halt einfach achtgeben Mißbrauch der ec-Karte kann für Bestohlene teuer werden

Am einem Samstag, gegen 17 Uhr, stahlen Unbekannte der Bankangestellten Meriem S. die Handtasche aus einem Schließfach im Freibad Eschersheim. In der Tasche befand sich ihre Eurocheque-Karte. "Ich rief sofort bei der zentralen Annahmestelle für die Sperrung von ec-Karten an", erzählt Meriem S., "und habe die Karte sperren lassen." Am folgenden Montag jedoch teilte ihr der Sachbearbeiter ihrer Giroabteilung mit, jemand habe am Samstag um 17.55 Uhr - 15 Minuten, nachdem Meriem S. die Sperrung der Karte beantragt hatte - 400 Mark von ihrem Konto am Geldautomaten abgehoben.

Die Bankangestellte rief sofort die zentrale Annahmestelle für die Sperrung von ec-Karten zurück. "Zu meinem Entsetzen teilte man mir dort mit", erzählt sie, "daß die Sperrung erst am Montag um 6.57 Uhr vollzogen wurde."

Günter Schmidt von dem mit der Sperrung von ec-Karten beauftragten Unternehmen Servodata warnt: "Es ist nicht so, daß sofort nach dem Anruf des Kunden die Karte in der ganzen Bundesrepublik gesperrt wird." Kann sich bei einer am Samstag als gestohlen gemeldeten Karte die Sperrung bis zum Montag verzögern? Schmidt meint: "Theoretisch ja." Eine Mitarbeiterin der Sperrstelle, die anonym bleiben möchte, weist darauf hin, daß bei den Genossenschaftsbanken wie der Sparkasse oder der Volksbank aus übertragungstechnischen Gründen die Sperrung oft schneller vor sich gehe als bei Großbanken.

Solange der Kunde aber die Pin genannte Geheimnummer nirgendwo verzeichnet habe, fährt Schmid fort, sei auch bei einer verzögerten Sperrung keine Abhebung möglich. Nach drei Fehlversuchen behält der Geldautomat die Karte ein. "Und ohne Pin keine Abhebung", sagt Schmid, "alles andere wäre wie ein Sechser im Lotto."

Ist der Dieb dennoch in Besitz der Geheimnummer gekommen, verfahren Banken und Sparkassen bei der Absicherung ihrer Kunden unterschiedlich. Laut Rainer Herrmann, Referent beim Sparkassen- und Giroverband in Bonn,erstatten die Banken den Kunden 90 Prozent der abgehobenen Beträge zurück. Die Sparkassenkunden dagegen seien erst ab dem Zeitpunkt der Verlustmeldung versichert. "Sobald Sie angerufen haben", sagt Herrmann, "sind Sie versichert."

Ab dem ersten Telefonat werden dem Kunden bis zu 400 Mark pro Tag erstattet; abheben aber lassen sich an den Automaten des Geldinstituts, bei dem der Kunde sein Konto hat, täglich bis zu 1000 Mark. 600 Mark Eigenanteil können so auf den Kunden zukommen. "Wir erwarten von unseren Kunden eben", sagt Herrmann, "daß sie auf ihre Karten achtgeben." mku

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Engel- Apotheke, Bad Homburg, Schulberg, 7, und Kapersburg-Apotheke, Köppern, Köpperner Str. 87.

Oberursel/Steinbach. Hohemark-Apotheke, Oberursel, Fischbachstr. 1.

Usinger Land. Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.

Elternseminar über "Gewalt in der Schule"

Mit der "Gewalt in der Schule" beschäftigt sich ein Elternseminar der Katholischen Elternschaft. Mit Fachleuten können Eltern zwei Tage lang über Ursachen der Gewalt diskutieren und nach Wegen suchen, mit den Aggressionen der Kinder und Jugendlichen umzugehen.

Anmeldung und Information bei der Bundesgeschäftsstelle der Katholischen Elternschaft, 5300 Bonn, Baumschulallee 9, Telefon 0228/65 00 52. luf

Im Hofheimer Haus der Jugend proben 30 junge Hauptdarsteller, Chef-Kulissenbauer und Klang-Regisseure Klangvolles Schauspiel im Zauberwald Premiere: Drei Theater-Workshops der Jugendpflege beflügeln Kinder-Phantasie

HOFHEIM. In Fabians Märchenwald huschen nicht nur Trolle und Elfen an Riesenpilzen oder bizarren Bäumen vorbei. Nein, in seiner Phantasie beherrscht nur eine Figur das magische Treiben: der Zauberer. Und den will der neun Jahre alte Junge spielen - zumindest die dämonische Variante.

Gute und böse Zauberer, verwunschene Gnome und das Rätsel des Orakels interessieren nicht alle Teilnehmer des magischen Zirkels. Während die fünf anderen Kinder auf dem blauen Sofa unter dem Dach sitzen und überlegen, wie die Handlung des Theaterstücks packend gestaltet werden könnte, hocken zwei Mädchen stumm in der Ecke. Sie haben sich schon in Kostüme gehüllt, ihre Blicke streifen sehnsüchtig über lange Stangen und Waschkörbe voller Kleider und Stoffe. Bilder im Kopf malen, sich verkleiden oder wegträumen in andere Welten: Theater, Theater.

Ob unter dem Dach, im Café oder der großen Scheune: das Haus der Jugend ist eine große Bühne. Von den 30 Kindern, die bei der dramatischen Workshop- Woche der Jugendpflege mitspielen, ist keines nur Komparse. Die Acht- bis Zwölfjährigen sind Hauptdarsteller, Chef- Kulissenbauer oder Klang-Regisseure. Akteure einer Aufführung, die am Freitag nachmittag Premiere haben wird - und deren dramatischer Faden in Gruppenarbeit gesponnen wird.

Der Garderoben-Fundus ist geduldig. Jacken und Kleider in allen Farben wurden jahrelang für Ferienspiele und andere Aktionen in Hofheim gesammelt, bevor in diesen Herbstferien erstmals ihr künstlerischer Glanz erstrahlt. Während die jungen Mimen neben den alten Klamotten sitzen und mit den Honorarkräften Judith Albrecht und Olli Böhm das Theaterstück dichten, geht's eine Etage tiefer weniger kopflastig zu. Gehärtete Aluminiumrohre werden zersägt, Löcher gebohrt: Handarbeit und Schweiß für klangliche Harmonie.

Uwe Berg und Jörg Strobel leiten den Workshop, in dem die phantastisch aussehenden Instrumente gebaut werden. "Ich mache den Stab kürzer, und dann dröhnt er ganz toll", erklärt der sieben Jahre alte Martin und mißt seine Stange nach. Uwe Berg, Macher von "Yayas Klangtheater" aus Freiburg, erklärt das Prinzip an bereits vollendeten Klangstäben. Die unterschiedlich langen Rohre baumeln an einer Holzleiste, Schläge eines - natürlich selbstgebastelten - Klöppels bringen sie zum Klingen.

Dabei ist die Tonhöhe nicht etwa willkürlich. Auch die Kinder halten sich beim Sägen an Längenangaben einer Tabelle: Ein 50,5 Zentimeter langer Stab bekommt bei 11,4 Zentimetern ein Loch, das 35,6 Zentimeter lange Pendant wird bei 7,7 Zentimetern durchbohrt. "Es entstehen keine Halbtöne, sondern die Grundtöne C-D-E-G-A-C der pentatonischen Tonleiter", sagt Berg und lauscht dem metallisch-warmen Wohlklang nach. "Schön, oder? Das paßt auch gut zum Zauberwald", sagt der musikalische Künstler, der beim vergangenen KreisStadtSommer für die Kinder-Theaterwoche engagiert wurde.

Die Instrumentenbauer werden die Aufführung nicht nur mit ihren Klangstäben untermalen. Als tönende Zauberbäume werden sie auch selbst ein eigenes kleines Schauspiel zeigen, das in das zweite überleiten soll. Wie die drei einzeln arbeitenden Gruppen zu einem großen Ganzen vereint werden können, wollen sich Stadtjugendpflegerin Heike Knippschild und Organisatorin Sabine Riek noch ausdenken. Ab heute wird gemeinsam geprobt, das Lampenfieber allmählich angeheizt.

Kein Spektakel ohne passende Dekoration. Jonas und Patrick bemalen Blätter für den Zauberwald. Rot und gelb auf braunem Karton, daneben liegen grün- gelbe Exemplare zum Trocknen. "Die Rückseite", sagt Jonas, "die kommt später an die Reihe." Farbtöpfe, Buntstifte, Scheren und Klebstoff - das ist das Material, aus dem Kulissen werden sollen. In der Scheune riecht's entsprechend, diskutieren die Jungen und Mädchen lautstark über künstlerische Details.

Matthias Vogelei und Henning Theissen - der gerade einen ausgedienten roten Sonnenschirm zum Fliegenpilz umbaut - leiten den dritten Workshop. Gelbe, orange- und pinkfarbene Kreppapier- Blumen warten schon in einer Ecke auf ihren Auftritt. Nicht alle zwölf Kinder der Gruppe basteln am Theater-Ambiente. Olli, Christoph und Jens sitzen am großen Tisch und malen Einladungen für die Aufführung. Wie der Titel des Stückes heißen wird, das Eltern und einem interessiertem Publikum am Freitag vorgeführt wird, weiß das Trio noch ebensowenig wie die Schauspieler-Truppe unter dem Dach. Die drei Jungen lassen für den Titel einfach ein weißes Loch auf ihren Blättern. Jens sagt: "Das wird auf alle Fälle ein Riesentheater." PETRA MIES

Handball-Bezirksliga Fulda/Männer Großes Derby zwischen Schlüchtern und Steinau

In der Männer-Handball-Bezirksliga Fulda bestimmen die beiden Main- Kinzig-Kreisvertreter SG 1910 Schlüchtern und TV 1897 Steinau mit jeweils 6:0 Punkten den Takt. Vor der großen Derby am 11. Oktober (17.30 Uhr, Großsporthalle Schlüchtern, In den sauren Wiesen) siegte die SG 1910 am Wochenende mit 20:16 bei der SG Hainzell, die kurioserweise auch nach zwei Spieltagen noch keinen einzigen Einsatz zu verzeichnen hatte. Beide Spiele waren verlegt worden. Der TV Steinau hatte am Sonntag in der Großsporthalle ("Am Steines") gegen die SG Petersberg (21:19) ebenfalls mehr Mühe als erwartet. Nach dem spektakulären 25:10 der Schlüchterner gegen die HSG Angersbach und dem souveränen 18:11 der Steinauer in Schlitz war bereits vor acht Tagen damit zu rechnen, daß die beiden Nachbarrivalen mit weißer Weste ins Derby gehen und dann für eine Kulisse von zirka 600 bis 700 Zuschauern garantieren dürften. Selbst gegen Angersbach waren über 300 in der Großsporthalle. Besonders die zweite Halbzeit sorgte für Entzückung unter den Fans, Klaus Herrmann beziehungsweise später Joachim Bug mußten gerade noch dreimal hinter sich greifen.

Der relativ knappe Pausenstand (11:7) wurde rasch auf 16:7 ausgedehnt. Die mit Klaus Herrmann (bis 45.), Joachim Bug (Tor) sowie Bernd Otto (5 Tore), Wolfgang Reith (4), Adolf Rathschlag, Jürgen Drechsler, Jörg Weise, Matthias Kircher (alle 3), Jens Orth (2), Peter Weiß und Peter Sang (je 1) spielende SG-Mannschaft mußte am Sonntag auf Keeper Klaus Herrmann (beruflich verhindert) verzichten. Joachim Bug und Franz Schwab waren die Vertreter.

Der TV Steinau benötigte beim 18:11 (7:4) in Schlitz zwei Haupttorschützen (Stefan Schlottbauer/7 und Mirko Krso/5), um den angriffslahmen Gastgeber in die Schranken zu weisen. In Hainzell schlugen Otto (8 Tore) und Reith (5) den Takt bei der SG Schlüchtern, während die Steinauer gegen Petersberg knapp an einer Niederlage vorbeischlitterten. Krso und Segieth (je 4) sowie Bassermann und Metschan (beide 3) hatten den Hauptanteil an der Wende.

Auch im Bezirkspokal zeigte die Schlüchtern Krallen und setzte sich gegen den TSV Bebra sicher mit 27:20 (15:7) durch. Bereits nach zehn Minuten führte der Gastgeber mit 7:1, hielt sich insgesamt an "die goldene 7", denn Adolf Rathschlag und Bernd Otto (je 7) garantierten mit ihren Trefferserien das Weiterkommen im Bezirk. Jürgen Drechsler, Roland Dittmar (je 3), Günther Orth, Wolfgang Reith (je 2) sowie Jens Orth, Peter Sang und Wolfgang Schmidt (alle 1) komplettierten den Reigen. hdp

Nach Unfall mit hohem Schaden geflohen

GELNHAUSEN. Einen Schaden von 35 000 Mark hat am Montagabend ein unbekannter Fahrzeuglenker auf der Westspange angerichtet. Der Autofahrer war gegen 18.40 Uhr Richtung Freigericht an der Kreuzung mit der Bundesstraße 43 so heftig auf eine Wagenkolonne aufgefahren, daß insgesamt vier Fahrzeuge ineinandergeschoben und ein Fahrer leicht verletzt wurde.

Der Unfallverursacher brauste anschließend unerkannt auf der B 43 Richtung Hailer davon. Bei dem Auto soll es sich vermutlich um einen dunklen Audi handeln. Hinweise nimmt die Polizei in Gelnhausen (Telefon 0 60 51 / 3445) entgegen. jan

SV Orleshausen setzt auf heimische Fußball-Talente Mit Trupp-Brüdern punkten Büdinger Bezirksliga-Knüller gegen Mittel-/Nieder-Seemen

Am heutigen Mittwochabend steigt in der Fußball-Bezirksliga Büdingen der große Knüller zwischen dem augenblicklichen Rangvierten SV Orleshausen (derzeit 11:5 Punkte) und Spitzenreiter SV Mittel-/Nieder-Seemen (14:4). Bereits mit einem Remis wäre der SVO dank der besseren Tordifferenz vor den punktgleichen Mitbewerbern SV Phönix Düdelsheim und VfR Ulfa Zweiter, hätte bei einem Sieg sogar die günstigste Ausgangsposition im 16er-Feld zu verzeichnen. Die vom Wochenende vorgezogene Partie soll bei guten äußeren Bedingungen mehr als 300 Fans anlocken, 250 gelten als absolute Untergrenze.

Hans-Walter Silberling (neun Saisontreffer) oder Frank Trupp (7) - trifft der Torjäger des Spitzenreiters oder das Orlenhausener Jungtalent Frank Trupp besser? Silberling gilt als einer der besten Kicker im gesamten Büdinger Kreis, der gerade erst 18 gewordene Frank Trupp als hoffnungsvolles Stürmertalent. "Wir haben ihn für die erste Mannschaft freigemacht", sagt Vater und 1. Vereins-Vorsitzender Dieter Trupp. Mit Michael Trupp (25 Jahre) geht auch der zweite Sprößling des "Präses" auf Torejagd. 10 der 17 Treffer schossen die Trupp- Brüder. "Bis auf unseren Spielertrainer Arno Kämmer (Niedermittlau) haben wir nur Akteure aus Orleshausen (650 Einwohner) in der Mannschaft", zeigt Dieter Trupp, ein versierter Bankfachmann, die personellen (und wirtschaftlichen) Gepflogenheiten auf. Ganz ohne Spesen und Prämien geht es zwar auch beim SV 1921 nicht, aber eine Fremdenlegionärstruppe wird es unter seiner Regie "Am Herrnhöfchen", der sportlichen Heimstätte des Vereins, mit Sicherheit nicht geben. In der Saison 88/89 spielten die Orleshausener sogar in der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost, sorgten mit einem 300er-Schnitt für üppige Zuschauerzahlen in der kleinen Kommune.

Für die Frauen bietet der SVO ferner die Möglichkeit zur Gymnastik. Gymnastische Übungen hat auch Ausnahme-Kicker Bernd Spitzhorn, der nach seiner Rückkehr aus Wenings maßgeblich am Aufschwung beteiligt ist, nötig. Er kann vermutlich wegen Rückenbeschwerden im heutigen Schlagertreffen nicht spielen. Da auch Spielertrainer Arno Kämmer einen lange geplanten Urlaub nicht verschieben konnte, fallen neben dem dauerverletzten Jose Chercoles zwei wichtige Stammkräfte aus. "Unter diesem Gesichtspunkt wäre ich im Vorfeld mit einem Remis zufrieden", sagt Vorsitzender Dieter Trupp, der großes Vertrauen in den "SVO-Trupp" setzt.

Achim Weiser soll Bernd-Uwe Domes, Jürgen Türck Klaus Deckenbach neutralisieren, während Mittel-/Nieder-Seemens "Goldjuwel" Hans-Walter Silberling in der Gefahrenzone von einer flexiblen Raumdeckung der Platzherren "übernommen werden soll". Wer ist Herr am Herrnhöfchen: die beiden stärksten Abwehrreihen der Klasse oder der beste Angriff? Diesen stellt Mittel-/Nieder-Seemen (25 Treffer). Die Antwort am Mittwochabend könnte aber auch lauten: Trupp (Frank) zum ersten, Trupp (Michael) zum zweiten . . . hdp

Jugendclub hat für jeden Tag etwas Am Wingert-Sportpark in Erlenbach

BAD HOMBURG. Spezielle Angebote für jeden Wochentag unterbreitet der Jugendclub am Wingert-Sportpark im Rahmen seines neuen Herbstprogramms. Montags gibt es einen Einführungskurs in die Video-Digitalisierung. Mit dieser Technik werden Videobilder im Computer gespeichert und später ausgedruckt. Davon können dann in Belichtungsstudios Druckvorlagen angefertigt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, zu den ditialisierten Bildern Schriften und weitere Bilder hinzuzufügen. Eine Anmeldung für diesen Kurs ist allerdings im Club erforderlich (Tel. 49254).

Dienstags können Interessierte in einem Foto-Workshop unter Anleitung lernen, wie man Schwarz-Weiß-Fotos entwickelt. Mittwochs geht es dann sportlich zu: Ein Rap-Workshop lädt ein zu Rap- Musik und Hip-Hop.

Donnerstags ist der Club für die Mädchen reserviert. Sie können sich hier treffen, um Musik zu hören, sich zu unterhalten, zu kochen oder um gemeinsam etwas zu unternehmen. Ein Gespräch mit Pro Familia ist am Freitag, 12. November, im Mädchentreff geplant. Die Mädchen können hier über alles reden, was sie interessiert. Eine Woche vorher ist eine Vorbesprechung dazu.

Der Jugendclub ist montags bis donnerstags von 15.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet; die Aktivitäten laufen jeweils ab 16 Uhr.

Ein Konzert der Gruppe "chasen crime" ist für Freitag, 6. November, geplant, Einlaß ist ab 19 Uhr. Freitag, 4. Dezember, treffen sich die Rapper-Freunde zu einer Party.

In der Veranstaltungsreihe "Phantastic Cinema" wird am 3. November "Gandhi" gezeigt und am 3. Dezember "Die unendliche Geschichte II". Einlaß ist jeweils ab 19 Uhr. teb

Trainerwechsel: Beim Bezirksoberligisten FSV Ravolzhausen löst Karl-Heinz Falk Spielertrainer Julio Alvarez ab Der Neue ist ein alter Bekannter auf der Zentralen Sportanlage Falk trainierte den FSV bereits vier Jahre lang / Den Abstieg kurz vor dem Jubiläumsjahr vermeiden / Alvarez bleibt als Spieler

Trainerwechsel beim Fußball-Bezirksoberligisten FSV 08 Ravolzhausen: Karl- Heinz Falk (Gelnhausen, zuletzt ohne Verein) löste Julio Alvarez ab. Der Spanier, der weiterin als Spieler zur Verfügung steht, unternahm selbst den ersten Schritt und hofft damit, daß die Mannschaft aus dem Tabellenkeller herauskommen wird. In einer Art Krisensitzung stellten die drei Vereinsvorsitzenden Wolfgang Botzum, Michael Alt und Ottmar Lach sowie Spielausschuß-Obmann Gerhard Wünsch und Spielausschuß-Mitglied Harald Margraf zusammen mit dem alten und neuen Trainer am Montagabend die Weichen. Bereits am Dienstagabend leitete Falk, der schon einmal vier Jahre beim FSV das Zepter geschwungen hatte und zuletzt vorzeitig bei den Ostheimer Sportfreunden (91/92) ausgeschieden war, erstmals in der Zentralen Sportanlage Neuberg das Training. Er soll den festgefahrenen Karren beim Traditionsverein wieder flottmachen, notfalls auch nicht vor unpopulären Maßnahmen im Spielerbereich scheuen.

Das 0:5 in Seligenstadt war bereits deprimierend, forderte den Trainer erstmals zum massiven Nachdenken auf, nach der 1:3-Heimniederlage gegen Ober- Seemen mußte etwas passieren", erläutert Vorsitzender Wolfgang Botzum (41 Jahre), der erst seit einem halben Jahr am Regiepult steht, diese Entscheidung. Mit dem Derby am Sonntag (15 Uhr, Am Wald) bei der SG Bruchköbel stehen Falk und seine Mannschaft gleich vor einer brisanten Aufgabe. Pech für ihn: Routinier Thomas Mattner zog sich am Sonntag einen Bänderabriß in der Schulter zu, fällt wiederum für einige Wochen aus. Auch Carsten Lassonczyk (Kieferoperation) muß noch pausieren. Dafür kehrte der langjährige Torjäger Michael Dietz am Sonntag in den letzten 12 Minuten ins Team zurück. Zwölf Treffer in neun Spielen zeigt die Angriffsmisere beim FSV 08 am besten auf. Der bisherige Spielertrainer Julio Alvarez ist mit drei Treffern sogar noch erfolgreichster Schütze. "Wir sind sicher, daß wir mit diesem Kader nicht absteigen, werden uns jedoch weiter nach einer Angriffsverstärkung umsehen", stellt Botzum fest.

Am Kerbsamstag (17. Oktober, 15.30 Uhr, Zentrale Sportanlage) wird sich Falk erstmals dem eigenen Publikum vorstellen. Die Fußball-Kerb (der FSV fungiert als alleiniger Ausrichter), die rund um die Zentrale Sportanlage ausgerichtet wird, soll gleich einen Jahreshöhepunkt bescheren. Die Saisonhöchstmarke von 250 Zuschauern (bisher kamen inklusive Dauerkarten-Inhabern 210 pro Heimspiel) soll dabei fallen. Apropos Feierlichkeiten: Vom 2. bis 5. Juli 1993 soll der 85. Vereinsgeburtstag in der Zentralen Sportanlage mit Pauken und Trompeten (eine große Kapelle aus Haus/Österreich soll wie bereits beim 80. Geburtstag für Stimmung sorgen) gefeiert werden. Ein Abstieg käme daher besonders ungelegen. Zumal auch ein attraktiver Jubiläumsgegner beim Bezirksoberligisten antreten soll und erstmals seit vielen Jahren ein großer Umzug geplant ist.

Eine große Umbesetzung im Vorstand erfuhr der FSV 08 im Frühjahr, als aus privaten und aus Altersgründen alle drei Vorsitzenden abtraten. Seit dem stehen Wolfgang Botzum (41), Michael Alt (35) und Ottmar Lach (38) in der Verantwortung. Ingrid Alt (36) komplettiert als Kassiererin den geschäftsführenden Vorstand, der jetzt gleich mit gravierenden sportlichen Problemen konfrontiert wurde. In der Wechselzeit konnten Torwart Ralf Köhler (1860 Hanau), Dieter Pfannmüller (FSV Hailer) und Hilario del Rivero (Germania Dörnigheim), die sich allesamt unterklassigen Klubs anschlossen, nicht gehalten werden. Oftmals dürften überhöhte Forderungen eine Rolle gespielt haben. Zumal Sponsor Rüttgers beim FSV Ravolzhausen den Hahn völlig zugedreht hat und ein neuer Sponsor (Möbelland) erst nach einiger Zeit gefunden werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt war der Spielermarkt bereits abgegrast. Bis auf Martin Heck, Jürgen Waas (beide vom Bezirksoberliga-Absteiger Sportfreunde Ostheim), Carsten Lassonczyk (Blau-Weiß Berlin) und Torwart Alexander Körner (Waldsiedlung Altenstadt) gab es keine adäquaten Verpflichtungen für die Erste. Durch die jetzigen Imponderabilien im Bereich der 1. Mannschaft rückten andere wichtige Belange (Vereinsheimerweiterung, Jugendarbeit, Bandenwerbung etc.) zwangsweise etwas in den Hintergrund. Erste Priorität genießt der Klassenerhalt. HANS-DIETER PUTH

Aus dem Geschäftsleben Geburtstagsparty mit Gauklern

BAD HOMBURG. Den achten Geburtstag der Einkaufspassagen "Louisen-Arkaden" feiern die dort ansässigen Geschäfte von Donnerstag, 8. Oktober, bis Sonntag, 11. Oktober, mit einem bunten Angebot an Sonderveranstaltungen.

Am Donnerstag stellen um 16 und um 18 Uhr die Bekleidungs-Boutiquen und ein Optiker mit einer Modeschau ihre Herbst- und Winterkollektionen vor. Komödianten, Akrobaten, Clowns und andere Gaukler ziehen am Freitag von 10.30 bis 18.30 Uhr durch die Passagen, um Besucher zu unterhalten. Mit dabei ist laut Ankündigung der Veranstalter unter anderem der aus André Hellers Wintergarten bekannte Geräuschimitator Ezio Bedin. Am langen Samstag werden die Gaukler von 10 bis 18 Uhr unterwegs sein, unter anderem mit dem Duo "Shut up". Kinder finden an allen drei Tagen auf dem Parkplatz an der Kisseleffstraße eine Hüpfburg.

Am Sonntag, wenn die Läden geschlossen bleiben, sind die Gänge der Louisen- Arkaden von 11 bis 17 Uhr Schauplatz eines Antikmarkts. che

Wer verscherbeln will, geht zum Flohmarkt

LANGENSELBOLD. Wer seinen Keller oder Dachboden entrümpeln möchte, kann den Kram am Sonntag, 11. Oktober, bei einem Flohmarkt verscherbeln. Das fünfstündige Handeln in und vor der Herrenscheune beginnt um 12 Uhr. Interessenten sollten sich schleunigst bei Toni Wagner, Rufnummer 0 61 84 / 28 28 (nach 17 Uhr) anmelden. Die Standgebühr beträgt zehn Mark. jur

Am Freitag Märchenspiel auf der Seewiese

FRIEDBERG. "Der Held und die Prinzessin" ist der Titel des Märchens, das am Freitag, 19. Oktober, um 17 Uhr im Skiclubheim auf der Seewiese vom Theater Maskara aufgeführt wird. Mit dieser Veranstaltung, die für alle Altersgruppen geeignet sowie kostenlos ist, möchte sich die mobile Spielplatzbetreuung 1992 (Mobs) und die Mobs-Theaterreihe für dieses Jahr verabschieden. job

Ein Toter und viele Verletzte Horrormeldungen von unseren Straßen

WETTERAUKREIS. Der 27. Unfalltote dieses Jahres im Wetteraukreis ist ein 38jähriger Mann aus Echzell. Er hatte laut Polizeibericht am Montag gegen 19.50 Uhr auf der Landesstraße 3412 vor Gettenau ein anderes Auto überholt. In der langgezogenen Rechtskurve geriet er ins Schleudern. Mehrfach überschlug sich der 20 000 Mark teure Wagen des Echzellers auf dem angrenzenden Acker. Der vermutlich nicht angeschnallte Fahrer wurde herausgeschleudert. Er starb noch an der Unfallstelle.

Um Haaresbreite entgingen zwei Friedberger Autofahrer am Montagmorgen dem Verkehrstod. Kurz nach fünf Uhr früh waren sie mit ihren Wagen auf der Autobahn Kassel - Frankfurt bei Ober- Mörlen gegen einen liegengebliebenen Karlsruher Personenwagen gerast. Sie wurden in den Trümmern ihrer Autos eingeklemmt. Einer erlitt schwere innere Blessuren, der andere Kopfverletzungen. Der Aufräumtrupp sperrte die Autobahn für mehr als zweieinhalb Stunden. Die Autos stauten sich bis zum Gambacher Kreuz zurück. Viele Berufspendler wichen auf die Landesstraßen aus und sorgten auch dort für ein Verkehrschaos.

Am gestrigen Dienstagmorgen fügte die Kollision zweier Lastwagen auf der Autobahn Kassel - Frankfurt (wieder bei Ober-Mörlen) der unendlichen Katastrophenserie auf den Straßen ein weiteres Kapitel hinzu. Ein mit Eisenteilen beladener Lastzug aus Vechta war aus ungeklärter Ursache auf einen vorausfahrenden Lastzug aus Sigmaringen aufgefahren. Tote und Verletzte gab es diesmal nicht, meldete die Autobahnpolizei, aber Sachschaden von 180 000 Mark. nes

Keine Lust zum Mitfahren

FLÖRSHEIM. Das Telefon in der Flörsheimer Verwaltung steht still: Mitfahrgelegenheiten mag niemand anbieten. Die Reaktionen auf den jüngsten Service der Stadt sind bescheiden. Dabei ist die Idee gut: Wer jemanden mit zur Arbeit nehmen will, kann sich im Rathaus melden und in eine Liste eintragen.

"Fehlanzeige" kommentierte Flörsheims Pressesprecher Hans D. Darmstadt das Echo auf den jüngsten Aufruf. Kein Mensch habe eine Mitfahrgelegenheit angeboten. Und auch umgekehrt tut sich nicht viel: Lediglich ein Interessent suche jemanden, der ihn zu Arbeit mitnehmen kann - und zwar nach Hofheim.

Die Listen im Rathaus, Bahnhofstraße 12, sollen allerdings noch einige Zeit liegen bleiben. Wer einen Platz im Auto frei hat, kann sich dort eintragen. Und wer eine Mitfahrgelegenheit sucht, kann sich diese dann unter den Angeboten aussuchen. Die Stadt will sich aus der Vermittlung raushalten. Die interessierten Bürger sollen sich untereinander abstimmen.

Die Resonanz stimmt die Verwaltung ähnlich skeptisch wie vor zehn Jahren: Damals wurde die gleiche Aktion nach einjähriger Laufzeit mangels Interesse eingestellt. kkü

Zur Person:

MAX STREIBL (CSU), Bayerns Ministerpräsident, hat seine umstrittene Äußerung anläßlich des Weltwirtschaftsgipfels

im Juni in München, wonach ein "etwas stärkeres Hinlangen" der Polizei "bayerische Art" sei, zurückgenommen. In einer Sendung des Bayerischen Rundfunks sagte er, dies würde er heute nicht mehr sagen. Seine Äußerungen seien damals "mißverstanden" worden. Er habe damit nur zum Ausdruck bringen wollen, daß in Bayern Recht und Ordnung sowohl nach links wie nach rechts aufrechterhalten würden. (har)

Spritzige Walzer mit Holperer Partnerschaftskonzert Tel Aviv - Frankfurt im Palmengarten

Fast war es wie im Wunschkonzert. Bloß wünschen konnte man sich nichts, beim Partnerschaftskonzert Tel Aviv-Frankfurt im Palmengarten. Vom Bach'schen Chorsatz zur Pizzicato-Polka von Johann Strauß, von jiddischer Folklore bis Mozarts "Ave verum corpus" - für jeden Geschmack war etwas dabei.

Chor und Orchester des Israel Conservatory of Music Tel Aviv waren vor allem für den folkloristischen Teil zuständig, der Sing- und Spielkreis Frankfurt unter Heinz Marx hielt sich eher an abendländisches Kulturgut.

Etwa Guiseppe Verdis exzellent gesungenes "Laudi alla vergine Maria" oder Franz Schuberts "23. Psalm", dem es aber an der Feinabstimmung zwischen Chor und Klavierbegleitung mangelte. Streng, korrekt, doch ziemlich steif war die Stabführung von Heinz Marx. Das genaue Gegenteil bei Anat Morag, der Leiterin des Chors aus Tel Aviv: Es schien, als forme sie die Musik mit ihren Händen. Runde, weit ausholende Bewegungen, die aber in den entscheidenden Momenten prägnant und pointiert waren.

Zwischen 11 und 18 Jahre sind ihre Sängerinnen erst alt. Umso beachtlicher war ihre Stimmkultur. Gelöst und mit frappierender Sicherheit sangen die 40 jungen Schülerinnen Volkslieder, zwei Stücke aus Mozarts Zauberflöte und - gemeinsam mit dem Frankfurter Mädchenchor - Mozarts "Ave verum" und Mendelssohns "Laudate pueri". Nur bei Beethovens "Die Himmel rühmen" schauten die Gäste aus Tel Aviv ziemlich hilflos in die Noten und orientierten sich stark am Gesang ihrer Frankfurter Kolleginnen. Offensichtlich hatten sie die Partitur vor dem Konzert noch nicht allzu oft gesehen.

Der sängerischen Brillanz der Gäste stand der Sing- und Spielkreis in nichts nach. Schließlich zählt das Ensemble zu den besten Mädchenchören Deutschlands. Im Palmengarten begeisterte das Publikum vor allem das schwierige "O, du lieber Augustin" von Wolfgang Ziegler und Petr Ebens "What shall we do".

Fast noch erstaunlicher als die Leistung der Chöre war die des Orchesters aus Tel Aviv. Temperamentvoll musizierten die Konservatoriumschüler zwei Sätze aus Mozarts D-Dur-Divertimento. Und wer glaubte, Dirigent Shlomo Tintpulver hätte mit Tschaikowskys Streicherserenade C-Dur zwei Etagen zu hoch gegriffen, sah sich getäuscht: Der bezaubernde Walzer klang spritzig und kleine Holperer im virtuosen Schlußsatz können auch professionellen Orchestern passieren. Eines hatte das Orchester des Konservatoriums von Tel Aviv mit deutschen Schüler- und Studentenensembles gemeinsam: den Bratschenmangel. Die beiden einzigen Instrumente standen gegen 14 Geigen und sieben Celli auf nahezu verlorenem Posten. ECKART BAIER

Die Wirtschaft will entlassen IHK registriert bei ihrer Firmen-Umfrage Pessimismus

STADT UND KREIS OFFENBACH. Mit einem konjunkturellem Abschwung auch im nächsten Jahr rechnet der überwiegende Teil der heimischen Wirtschaft. Vor allem das Export-Geschäft wird zurückgehen. Es wird weniger investiert und mehr Personal abgebaut. Das geht aus der Herbst-Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) unter ihren Mitgliedsfirmen hervor.

Die Kammer betont: "Besonders stark ist der geplante Personalabbau in den Industriebranchen Straßenfahrzeugbau, Elektrotechnik und der Bekleidungsindustrie. Auch die Bauindustrie, die Chemie, der Maschinenbau, die metallverarbeitende und die Druckindustrie sowie die Lederverarbeitung wollen deutlich weniger Arbeitnehmer beschäftigen."

Während das Dienstleistungsgewerbe und die Bauwirtschaft noch von recht guten Geschäften berichten, klagen vor allem die Investitionsgüter-, die Maschinbau-, die Elektrotechnik- und die Lederwarenindustrie über eine unbefriedigende Auftragslage. Sie erwarten auch keine Besserung.

Noch halbwegs zufrieden sind der Groß- und Einzelhandel.

Die Kammer berichtet, daß lediglich das Dienstleistungsgewerbe optimistisch in die Zukunft blickt. Konjunkturelle Abschwächungen spüren auch der Hoch- und Tiefbau. Negative Stimmen hörte die IHK auch aus dem Transport-Gewerbe, dem Verlagswesen, der Wohnungswirtschaft und der Arbeitnehmerüberlassung (Subunternehmen und Leiharbeiter). lz

Sprechstunde des Versichertenältesten

HANAU. Zwischen 14 und 18 Uhr findet am Donnerstag, 8. Oktober, eine Sprechstunde des BfA-Versichertenältesten in der AOK-Geschäftsstelle, Mühlstraße 2 a, statt. Ein Experte der LVA berät bereits am heutigen Mittwoch, 7. Oktober, zwischen 8.30 und 12 Uhr am gleichen Ort.

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL KORAC-CUP der Männer, zweite Runde, Rückspiel: Hapoel Jerusalem/Israel - Ted Ankara/Türkei 83:102 (39:57). Damit Ankara nach 80:74-Hinspielsieg für die dritte Runde qualifiziert. - Maccabi Rishon/Israel - Micon Markus Koper/Slowenien 100:73 (57:33). Damit ist Rishon nach 126:69 Hinspiel für die dritte Runde qualifiziert.

EUROPAPOKAL der Frauen, zweite Runde, Hinspiel: Dynamo Kiew/Ukraine - Dzu-Ad Stara Zagora/Bulgarien 110:89 (63:47). ROLLHOCKEY 1. WELTMEISTERSCHAFT der Frauen in Springe, siebter Spieltag: Italien - Südafrika 10:0, Italien - Niederlande 0:0, USA - Südafrika 6:1, Portugal - USA 3:1, Kanada - Niederlande 6:1, Kanada - Portugal 8:1, Australien - Indien 19:0, Neuseeland - England 8:3, Deutschland - Spanien 2:2. - Tabellenspitze: 1. Kanada 14:0, 2. Italien 11:3, 3. Niederlande 10:4. TENNIS FRAUEN-TURNIER in Zürich, Einzel, 1. Runde:Graf (Brühl) - Habsudova (CSFR) 7:5, 6:1, Malejewa (Bulgarien) - Schultz (Niederlande) 6:3, 6:3, (USA) - Kroupova (CSFR) 6:0, 6:3.

Doppel, 1. Runde: Probst/Rittner (Bamberg/ Leverkusen) -- Baudone/Zardo (Italien/ Schweiz) 6:3, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER in Sydney (850 000 Dollar), 1. Runde: Baur (Neuss) - McEnroe (USA) 6:3, 3:6, 7:6 (7:2), van Rensburg (Südafrika) - Carlsen (Dänemark) 7:6 (7:5), 6:4, Borwick (Australien) - Bates (Großbritannien) 6:1, 6:4, Steven (Neuseeland) - Stark (USA) 6:7 (5:7), 6:3, 6:2, Morgan (Australien) - Raoux (Frankreich) 6:4, 3:6, 7:6 (7:1), Doyle (Australien) - Muller (Südafrika) 7:5, 6:2, Grabb (USA) - Fitzgerald (Australien) 6:4, 6:4. - 2. Runde: Kühnen (Bamberg) - Woodbridge (Australien/ Nr. 13) 7:6 (7:5), 6:4, Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) - Pozzi (Italien) 6:2, 6:4, Ferreira (Südfrika/ Nr.5) - Fromberg (Australien) 6:3, 6:3, Krajicek (Niederlande/Nr.6) - Antonitsch (Österreich) 6:1, 6:1, Reneberg (USA) - Pale (Südafrika) 6:0, 6:3; J. McEnroe (USA) - Olschowsky (Rußland) 1:6, 6:2, 6:0; Woodforde (Austrlalien) - Martin (USA) 6:7 (1:7), 7:5, 6:3 .

GRAND-PRIX-TURNIER in Toulouse (315 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Gilbert (USA/ Nr. 3) - Miniussi (Argentinien) 3:6, 6:4, 6:1, Mansdorf (Israel/Nr. 4) - Mancini (Argentinien) 6:0, 6:3, Gilbert (Frankreich) - Kulti (Schweden) 6:3, 6:4, Svensson (Schweden) - Pescosolido (Italien) 6:4, 6:2, Boetsch (Frankreich) - Tschesnokow (GUS) 6:3, 6:2, Santoro (Frankreich) - Tarango (USA) 6:3, 7:6 (7:4), Siemerink (Niederlande) - Steeb (Essen) 7:6 (7:5), 6:7 (6:8), 7:6 (7:2), Medwedewa (Ukraine) - Gollwitzer (Nürnberg) 6:2, 6:7 (9:11), 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER in Athen (130 000 Dollar), 1. Runde: Naewie (Neuss) - Strelba (CSFR) 6:4, 6:4, Sanchez (Spanien) - Buchmayer (Österreich) 6:4, 7:5, Bruguera (Spanien) - Bavelas (Griechenland) 6:2, 6:1, la Pena (Argentinien) - Pescariu (Rumänien) 6:2, 6:3, Fontang (Frankreich) - Burrillo (Spanien) 7:5, 6:3, Welew (Bulgarien) - Perez-Roldan (Argentinien) 6:4, 6:3; Furlan (Italien) - Koslowski (Neuss) 6:2, 6:1, Carbonell (Italien) - Roig (Spanien) 6:4, 7:5, Clavet (Spanien) - Corrales (Spanien) 6:1, 6:2 . TISCHTENNIS ETTU-CUP, der Männer, 1. Runde: Libertas Nocera-Inferiore/Italien - Spvgg Steinhagen 1:4 (damit ist Steinhagen in der 2. Runde).

Jumbo-Absturz: Lag es an Triebwerk-Bolzen?

2000 Jahre Städtebau in einer Stunde Von der Römersiedlung über die Frankfurter Küche zum Wohnraum ohne Hierarchie

FRANKFURT-NORDWEST. "Es ist eigentlich völlig unmöglich", warnte der Frankfurter Autor Jürgen Engelhardt das Publikum. Doch schließlich gelang ihm ein kleines Kunststück: Er faßte 2000 Jahre Geschichte in kaum mehr als einer Stunde zusammen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur-Buffet" der Volkshochschule, der Stadtteilbücherei und der Katholischen Familienbildungsstätte machte Engelhardt einen Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Frankfurter Stadtbaukunst. Unter dem Titel "Nidda, Nida, Nordweststadt und das ,Neue Frankfurt'" eilte er mit den Zuhörern durch die Entwicklungsgeschichte der näheren Umgebung.

Am Anfang waren die Römer. Sie besiedelten die Niddalandschaft, machten sie urbar und errichteten die Siedlung Nida. "260 nach Christus verließen sie plötzlich die Gegend", berichtete Engelhardt und bezeichnete es als "ungeklärtes Rätsel der Archäologie", warum nachrückende Völker Nida nie wieder besiedelten. "Vielleicht war die Siedlung für die damalige Zeit zu modern", meinte der Referent und schlug den Bogen zur Neuzeit mit ihren modernen Wohnsiedlungen.

Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Römerstadt und der Nordweststadt spielte Ernst May. Eine Figur, "die bis heute noch umstritten ist". Unter seiner Leitung entstand zwischen 1927 und 1929 die Römerstadt. Um den reibungslosen Ablauf zu sichern, vereinigte er alle wichtigen Ämter unter seiner Führung. Für die einen "die beste Methode, um in Zeiten der Wohnungsnot effektiv zu arbeiten", sagte Engelhardt. Die Kritiker aber warfen dem damaligen Stadtrat vor, "die Demokratie ausgeschaltet zu haben".

Zwei Prinzipien verfolgte May konsequent: Jede Wohnung sollte mindestens ein Zimmer im Süden oder Westen haben, damit "Sonne, Luft und Licht" in den Wohnbereich kommen. Und jedem Wohnungsinhaber sollte ein Stück Land gehören, "um ein Leben im Freien zu ermöglichen", erzählte Engelhardt.

Die Planungen von Ernst May waren seiner Zeit weit voraus: In jeder Wohneinheit gab es einen festinstallierten Radioanschluß. Die Wohnungen wurden vollständig möbliert. May hatte die Römerstadt für untere Einkommensschichten konzipiert: für Familien, die wegen der Altstadtentkernung ihre Wohnungen aufgeben mußten, über wenig Einkommen und Besitz verfügten. "Die Wohnungen waren eine Sensation", erinnerte Engelhardt. Zum ersten Mal hatten "Kinder eigene Zimmer". Einziger Nachteil: die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen kosteten die damals horrende Summe von 70 Mark. Doppelt so viel wie die meist heruntergekommenen Wohnungen in der Altstadt.

Und so zogen, entgegen der eigentlichen Planung, viele Beamtenfamilien in die Römerstadt. Neu war damals auch die relativ kleine Küche: ein minimierter Arbeitsraum, in dem die "Hausarbeit optimal und zeitsparend erledigt werden sollte".

Frankfurter Küche - das war das Stichwort für das zweite Referat des Abends. Beatrice Kustor beschäftigt sich im Rahmen der Arbeitsgruppe "Frauen und Wohnen" mit diesem Thema und bezeichnete die Zehn-Quadratmeter-Küche als "isolierten Bereich" in der Wohnung. Im Gegensatz zur Wohnküche, in der "gearbeitet, gegessen, gelebt wird". Die Frankfurter Küche war Vorbild für die reine Funktionsküche.

In den hessischen Landesrichtlinien des sozialen Wohnungsbaues für 1993 wendet man sich nun von der Arbeitsküche ab: Es soll künftig erlaubt sein, Wohnküchen zu bauen. "Das entspricht den veränderten Lebensformen", sagte die Referentin.

Der Trend geht weg von "der Hierarchie der Wohnräume" (Wohnzimmer, Elternschlafzimmer, Kinderzimmer, Küche) hin zum "multifunktionalen Wohnraum". Das bedeutet: alle Zimmer sind etwa gleich groß, "um sie flexibel nutzen zu können". Der Balkon grenzt nicht mehr an das Wohnzimmer, sondern an die Küche. Kustor: "Die Lebensweisen sind vielfältiger geworden."

Dort leben außer zahlreichen Familien nur 36,5 Prozent der Bürger in Ein-Personen-Haushalten. In der gesamten Stadt gibt es, so Frau Kustor, etwa 50 Prozent von Ein-Personen-Haushalten. 20,7 Prozent der Bewohner sind Alleinerziehende, 90 Prozent davon Frauen.

Überdurchschnittlich viele Frauen seien erwerbstätig. Beatrice Kustor wollte Alternativen im sozialen Wohnungsbau aufführen. Ob diese Ideen ab 1993 auch in bester May-Tradition umgesetzt werden, wird sich zeigen. *tin

Familienweise schnürten die Läuferinnen in Düdelsheim die Jogging-Schuhe Die Hersels gewannen gleich in vier Klassen Oliver Schäfer war der Schnellste des Wetterauer Läufertags / Roman Sebulke trat zweimal an

Ganz in Familie zeigte man sich beim dritten Wetterauer Läufertag. Nicht nur Vater und Mutter hatten in Düdelsheim die Joggingschuhe angezogen, viele nahmen auch gleich Sohnemann und Tochter mit auf die Strecken von zehn beziehungsweise 3,4 Kilometern. Wie zum Beispiel Familie Hersel aus Oberrodenbach, die gleich vier Mitlieder ins Rennen schickte. Mit vier Siegen in den Altersklassen kam das Hersel-Quartett auf eine optimale Familien-Ausbeute. Tochter Irene gewann die Frauen Konkurrenz über zehn Kilometer. Schon nach der zweiten von drei flachen und asphaltierten Runden durch den Ort hatte sich die Läuferin vom SSC Hanau-Rodenbach am gesetzt und gewann sich er in 42:49,0 Minuten vor Inge Schumacher vom TV Nidda (42:54,6 Minuten) und der Goldbacherin Johanna Frauenstein (43:10,4 Minuten). Mutter Ursula Hersel hatte den Kurs nach 50:04,9 Minuten als schnellste der Klasse W 50 umrundet. Sohn Fritjof, ebenfalls SSC-Läufer, siegte nach 36:11,2 Minuten in der Jugendwertung und ließ im Feld der 170 10-Kilometer-Läufer nur elf Männer an sich vorbei. Sein Brunder Lienhard, mit zwölf Jahren Familien- Youngster und beim TV Oberrodenbach angesiedelt, war mit 13:43,5 Minuten bester seines Jahrgangs über 3,4 Kilometer.

Oder Familie Kilb aus Düdelsheim. Vater Udo Kilb ist nicht nur Öko-Bäckermeister, Sponsor und Mitorganisator des Wetterauer Läufertages, er bewegte sich auch als aktiver Läufer gar nicht langsam: mit 38:34,4 Minuten erreichte er als Vierter der Klasse M 40 das Ziel. Rund sieben Minuten später konnte er dort seine Frau Christiane begrüßen, die in 45:59,1 Minuten Platz sechs der Klasse W 30 belegte. Sohn Jonathan, mit acht Jahren einer der Jüngsten am Start, schaffte die 3,4-Kilometer-Runde in 16:05,1 Minuten. Einer, der die familiäre Atmosphäre in Düdelsheim zu schätzen weiß, ist Oliver Schäfer, Volkslauf-Seriensieger aus Stockheim. Auch wenn er ohne Anhang auf die Strecke ging. Nach dem dritten Platz im Vorjahr gewann er diesmal überlegen das Rennen über 10 Kilometer. Bereits nach einem Drittel der Strecke vermochte ihm niemand mehr zu folgen. Oliver Schäfer vergrößerte seinen Vorsprung kontinuierlich und siegte souverän in 33:19,8 Minuten. Zweiter wurde einer, der sich im vergangenen Jahr rar gemacht hat in der heimischen Volkslaufszene. Reinhard Kupillas, ehemaliger polnischer Junioren-Spitzenläufer vom SSC Hanau-Rodenbach verwies in 33:56,0 Minuten den Schottener Andreas Dillemuth (34:43,3 Minuten) auf rang drei. Ein Sonderprogrammm absolvierte der 15jährige Gelnhäuser Schüler Roman Sebulke, der übrigens auch mit Vater und Bruder nach Düdelsheim gekommen war. Dreißig Minuten nach seinen Sieg in der 10-Kilometer-Schülerwertung in 37:03,1 Minuten begab sich der tatendurstige TVG-Athlet erneut auf die Strecke und gewann mit großem Vorsprung den 3,4- Kilometer-Lauf in 12:17,1 Minuten vor Bruder Björn (12:31,7). Auch die Teilnehmerfamilie in Düdelsheim ist größer geworden. Erstmals kamen mehr als 200 Laufsportfreunde. OLAF DOROW

Mann aus den Flammen gerettet 200 000 Mark Schaden am Haus

SOSSENHEIM. Zwei Verletzte und rund 200 000 Mark Schaden sind die Bilanz eines Wohnungsbrandes im Dunantring. Als die von Anwohnern alarmierte Berufsfeuerwehr am Montag kurz nach 17 Uhr mit 29 Mann eintraf, schlugen die Flammen bereits aus allen Fenstern der Wohnung. Den Hausbesitzer vermuteten die Nachbarn zu dieser Zeit noch in dem Haus.

Die Wehr konnte den verletzt in der Küche des zweigeschossigen Hauses liegenden Mann über eine Drehleiter ins Freie retten. Ein Notarztwagen brachte den 56jährigen, der sich eine Rauchvergiftung zugezogen hatte, ins Krankenhaus.

Zuvor hatte sich bereits ein 26jähriger Polizist beim Versuch, eine Glastür einzutreten, am Fuß verletzt. Auch er mußte in den Städtischen Kliniken behandelt werden.

Ursache des Brandes ist nach erstern Erkenntnissen der Feuerwehr eine Verpuffung. Nachbarn berichteten von einem dumpfen Knall.

Die Polizei ließ das Gebäude noch am Montag abend sperren. Verpuffung und Feuer haben tragende Mauern so stark beschädigt, daß die Bauaufsicht jetzt die Statik des Hauses überprüfen muß. Noch am Abend kontrollierten die Maingaswerke die Versorgungsleitungen des Hauses, konnten laut Feuerwehr aber keinen Defekt feststellen. tos

Von Weltekes Äußerung irritiert BUND wollte nur eine Auskunft über eine Lärmschutzwand

OBERURSEL. Irritiert hat der BUND- Ortsverband auf eine Äußerung von Verkehrsminister Ernst Welteke reagiert, daß sich "diese Leute (vom BUND, d. Red.) fragen lassen müßten, ob sie überhaupt noch ernst zu nehmen sind" (FR vom 26. September). Es sei ihm rätselhaft, weshalb Welteke eine Anfrage des BUND so abwerte, sagte jetzt der Ortsverbandssprecher Michael Esch.

Er habe sich in keiner Weise gegen Lärmschutzwände im allgemeinen ausgesprochen, sondern Welteke lediglich um Auskunft gebeten, was geplant sei, um den "wissenschaftlich erwiesenen, extrem hohen Totenfall von Vögeln und Insekten an durchsichtigen Lärmschutzwänden zu verhindern". Eine größtmögliche Schonung der Natur müsse doch auch ein Anliegen des Ministers sein, meint Michael Esch.

Für den BUND hatte die Biologin Gudrun Koeniger in einem Brief an Welteke auf die Problematik der Lärmschutzwand aus Plexiglas hingewiesen, wie sie für die Urselbachtalbrücke vorgesehen ist. Sie könne zu einer tödlichen Vogelfalle werden, da die Tiere durchsichtige Wände nicht wahrnehmen können.

So begrüßenswert es sei, daß man den Autofahrern den Ausblick auf den Wald und den Urselbach nicht blockieren wolle, "doch soll das auch hier wieder auf Kosten der Vöhel, Libellen, Hummeln und Bienen geschehen?" Weltekes Sachbearbeiter Nicolai hat in einem Antwortschreiben auf eine Studie der Universität Siegen verwiesen, wonach "durch eine enge waagrechte Streifung auf durchsichtigen Lärmschutzwänden die Gefahr für Vögel und Insekten minimiert werden kann".

Auch auf der Wand der Urselbachtalbrücke sollen deshalb solche Querstreifen eingeätzt werden. Gudrun Koeniger hat dafür plädiert, daß einer undurchsichtigen Lärmschutzwand der Vorzug gegeben werde. hko

Jetzt geht es um Schadensersatz

DIETZENBACH. In den juristischen Auseinandersetzungen um die einstweilige Verfügung gegen das Verbot einer geplanten Großkundgebung mit dem türkischen Rechtsextremen Alparslan Türkesch und dem nordzypriotischen Präsidenten Rauf Denktasch hat die Stadt Dietzenbach vor dem Oberlandesgericht Frankfurt gesiegt.

Das sagten am Dienstag Bürgermeister Jürgen Heyer und Hauptamtsleiter Wolfgang Weigl.

Zur Geschichte: Die Stadtverwaltung hatte eine für den 15. Februar dieses Jahres geplante Massenveranstaltung zunächst genehmigt. Die Antragsteller - darunter der Türkisch-Deutsche Kulturverein von Dietzenbach - hatten lediglich den Auftritt von Denktasch angekündigt. Nachdem der Magistrat kurzfristig davon erfahren hatte, daß zudem der Rechtsextreme Türkesch, bekannt auch als Gründer der sogenannten "Grauen Wölfe", in Dietzenbach erwartet werde, wurde die Kundgebung erst einen Tag vorher verboten.

Dagegen erwirkten die türkischen Organisationen beim Amtsgericht Offenbach eine einstweilige Verfügung. Die Versammlung hätte stattfinden können. Doch das Zelt auf dem Platz am Waldschwimmbad war bereits auf Anordnung der Stadt hin abgebaut worden. Es gab schließlich eine provisorische Versammlung im Feuerwehrgerätehaus, an der weder Denktasch noch Türkesch teilnahmen. Die teilweise von weither angereisten Teilnehmer zogen wieder ab.

Der Magistrat ging vor dem Landgericht Darmstadt zunächst erfolglos gegen die Verfügung des Amtsgerichts vor. Doch eine in Darmstadt ansässige Kammer des Oberlandesgerichts Frankfurt entschied als nächsthöhere Instanz anders. Nach Angaben des Magistrats, der die schriftliche Urteilsbegründung noch nicht erhalten hat, war die einstweilige Verfügung aufgrund falscher Informationen der Antragsteller zustande gekommen.

Das juristische Nachspiel wird damit noch nicht zu Ende sein. Laut Weigl sind weitere Verfahren absehbar, in denen es um die gegenseitigen Schadensersatzforderungen geht.

Die Stadt hatte dem Zeltverleiher 23 000 Mark erstattet, ein Betrag, den sie sich von dem Türkisch-Deutschen Kulturverein wieder holen will. fin

Für die Händlerschürze:

Berliner Kurden-Mord offenbar aufgeklärt

Pamphlet in Versen: Stadt erstattet Anzeige "Flugblatt kursiert schon an Stammtischen" / Ermittlung wegen Verdachts der Volksverhetzung

DIETZENBACH. Der Magistrat der Stadt Dietzenbach hat bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Volksverhetzung erstattet. Anlaß ist ein Flugblatt mit dem Titel "Ein Asylbetrüger in Deutschland".

Das in Versen formulierte Pamphlet, das in dieser und ähnlicher Form bundesweit verbreitet wird und sich gegen Asylberechtigte und Asylbewerber richtet, tauchte kürzlich auch in Dietzenbach auf. Oberstaatsanwalt Georg Nauth bestätigte am Dienstag, daß ein Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet worden sei. "Es gibt jede Menge Gedichte dieser Art. Es laufen bereits mehrere Verfahren."

Die Ermittlungsbehörden versuchen, die Verfasser im rechtsextremen Lager zu finden. Laut Staatsanwaltschaft ist das nicht einfach. Kopien sollen inzwischen schon an Stammtischen die Runde machen.

Bürgermeister Jürgen Heyer sagte gestern: "Wir wollen mit dieser Anzeige ein Zeichen setzen. Hier sind unserer Ansicht nach die Grenzen des Rechts auf freie Meinungsäußerung weit überschritten worden, insbesondere auch dadurch, daß ein Teil der Pamphlete in der Aufforderung gipfelt: ,Deutsche wehrt Euch'. Hier wird ganz direkt zu Gewalttaten gegen Asylanten, Asylbewerber und Ausländer im allgemeinen aufgerufen."

Der Rathauschef bekräftigte, daß gerade angesichts der gewalttätigen Ausschreitungen gegen Ausländer in den vergangenen Wochen "diese Form der Meinungsäußerung nicht salonfähig werden darf".

Heyer: "Uns ist bewußt, daß diese scheinbar harmlos und witzig in Form einer ,Büttenrede' daherkommende Hetzschrift von weiten Teilen der Bevölkerung mit schmunzelnder Zustimmung und einer gewissen Häme aufgenommen wird und in einem erheblichen Umfang auch weiterverbreitet wird."

Der Magistrat hofft, "daß durch weitere Ermittlungen eventuell Rückschlüsse auf den Täterkreis gezogen werden können beziehungsweise darauf, ob es sich um eine zentral gesteuerte Aktion rechtsradikaler, ausländerfeindlicher Kreise handelt".

Nach Auffassung von Heyer muß deutlich gemacht werden, daß die Herstellung und Verbreitung von Schriften und Parolen, die den Haß in der Bevölkerung schüren, kein "Kavaliersdelikt" ist, sondern einen Straftatbestand darstellt, der von den Behörden als solcher aufgegriffen und verfolgt werden muß. fin

"Bei uns ist nichts zu holen" Schon zweimal Einbrecher im Hattersheimer Tierheim

HATTERSHEIM. Helmut Nadwornicek versteht die Welt nicht mehr: "Ich weiß nicht, was das soll?" schüttelt das Vorstandsmitglied des Hattersheimer Tierschutzvereins den Kopf. Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen haben Unbekannte ins Tierheim eingebrochen. Ihre Beute: lediglich ein paar Mark aus der Futterkasse. Der Schaden indes ist beträchtlich: Zwei kaputte Stahltüren muß der Verein ersetzen lassen - und die Kosten aus eigener Tasche zahlen.

Die Diebe kamen in der Nacht zu Dienstag. Offenbar mit Eisenstangen hebelten sie zwei Stahltüren des Tierheims auf; eine führt in die Isolierstation für neu angekommene Tiere, die andere in die Vereinsräume. Dort ließen die Täter die Kasse mit knapp 100 Mark mitgehen. Nadwornicek vermutet, daß da Ortsfremde am Werk waren. "Die hätten doch durch ein Fenster viel einfacher reinkommen können."

Die Mitglieder des Tierschutzvereins sitzen nun auf der Rechung für die beiden neuen Stahltüren. Die wurden noch gestern montiert. Bereits vor einigen Wochen mußte eine Holztür ersetzt werden. Sie war ebenfalls von Einbrechern demoliert worden.

"Ich verstehe nicht, was die hier wollen. Bei uns gibt es doch nichts zu holen", sagt Nadwornicek. Die Hattersheimer Polizei indes hat keine Hinweise auf die Täter.

Die Kosten für die neuen Türen zehren am Budget des Vereins. Eine Versicherung gibt es nicht. Nadwornicek: "Wir liegen weit abseits vom Ortsrand. Und damit wären die Prämien so hoch, daß wir uns das nicht leisten können." Und auch eine Alarmanlage kommt den Verein zu teuer. "Die 40 000 Mark dafür sind finanziell nicht zu schaffen." kkü

Neben dem Dietzenbacher Bürgerhaus entsteht für 100 Millionen Mark ein Wohn- und Geschäftszentrum Fassaden sollen was fürs Auge bieten Erster Bauabschnitt im Sommer bezugsfertig

DIETZENBACH. Der große Rohbau in unmittelbarer Nachbarschaft des Bürgerhauses fällt schon jetzt ins Auge. Es ist der erste von fünf Bauabschnitten eines Komplexes mit Wohnungen, Praxen und Geschäften. "Insgesamt wird das Projekt rund 100 Millionen Mark kosten", rechnet Heinz Krüger vor. Der Verkaufsleiter der Frankfurter Firma SÜBA, Bauen- und Wohnen-GmbH, schätzt, daß die Anlage in drei oder vier Jahren vollendet werden kann. Sie soll städtebaulich den Platz vor dem Rathaus und dem Bürgerhaus aufwerten.

Zur Gestaltung dieses Areals, das derzeit noch recht trist aussieht, läuft derzeit ein Architektenwettbewerb.

Wie Krüger erklärt, soll der erste Bauabschnitt mit einem Finanzierungsvolumen von etwa 30 Millionen Mark im Sommer 1993 bezogen werden können. Auf einer Fläche von 16 000 Quadratmetern im Parterre können Ladenlokale eingerichtet werden.

Im ersten Obergeschoß mit 14 000 Quadratmetern entstehen Büros und Praxisräume. Im zweiten und dritten Geschoß sowie unterm Dachjuchhe werden insgesamt 51 Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer- Wohnungen ausgebaut.

Ein Großteil dieser Eigentumswohnungen ist laut Krüger bereits verkauft. Ebenso habe die Firma bereits Interessenten für die Geschäftsflächen gefunden. So wird die Sparkasse Langen-Seligenstadt dort eine Filiale eröffnen. Krüger: "Es ziehen ein Optiker und ein Apotheker ein. Ebenso eröffnen dort Geschäfte für den täglichen Bedarf." Es ist von einem Buch-, Mode-, Friseur- und Bäckerladen und von einem Reisebüro die Rede.

Für das erste Geschoß mit seinen 14 000 Quadratmetern sucht das Frankfurter Unternehmen noch Ärzte, die in diesen Räumen "Praxen aufmachen möchten". Größe und Raumaufteilung sind individuell möglich.

In einem zweiten Abschnitt wird ein Trakt mit 40 weiteren Wohnungen hochgezogen. Fast 100 weitere Wohnungen sollen in zwei weiteren Abschnitten gebaut werden. Der Gebäudeteil, der abschließend errichtet wird, soll mit seiner architektonisch aufgelockerten Fassade dem Rathaus zugewandt sein. Auch dort sind Geschäfte geplant.

Optisch wird das gesamte Wohn- und Geschäftszentrum mit vielen gläsernen Erkern aufgewertet. Somit können auch die Appartements mit Wintergärten ausgestattet werden.

Ein riesiger Innenhof, in den das Rat- und das Bürgerhaus zusammen reinpassen würden, wird ebenerdig durch Passagen zu erreichen sein. fin

In Dörnigheim: Postbote wurde niedergeschlagen

MAINTAL. Von bislang unbekannten Tätern, die auch nicht beschrieben werden konnten, ist am Montag mittag in Dörnigheim ein Postbote niedergeschlagen worden.

Die Täter, die den Überfall gegen 13.50 Uhr an der Ecke August-Bebel-Straße/Limesstraße begingen, hatten es offensichtlich auf die Brieftasche abgesehen, die sie jedoch nicht mitnahmen. Die Post stellte später fest, daß auch nichts aus der Tasche gestohlen worden war.

Der Briefträger mußte sich mit leichten Verletzungen behandeln lassen. az

Lawine der Hilfsbereitschaft

NIDDERAU. Wie Privatleute eine Lawine der Hilfsbereitschaft lostreten können, macht ein Ehepaar im ländlichen Nidderau-Ostheim (Main- Kinzig- Kreis) vor. Arzneimittel im Verkaufswert von 300 000 Mark hat der Allgemeinmediziner Helmar Effenberger gestern dem Malteser Hilfsdienst für die unter dem Bürgerkrieg leidende Bevölkerung Bosnien- Herzegowinas übergeben. Aus dem Bekanntenkreis und von den Patienten kamen noch zehn Kubikmeter Kleidung, Bettwäsche und Kinder- Spielzeug hinzu.

Durchaus wahrscheinlich ist, daß noch mehr Hilfsgüter eintreffen; erst die Hälfte der angeschriebenen 152 Pharmabetriebe hat bisher nämlich auf Effenbergers Anschreiben geantwortet.

Zum Handeln getrieben fühlten sich Helmar und Mirjam Effenberger gleich zweifach: Verpflichtet ihn schon Berufsethos zur Hilfe für Kranke und Bedrängte, so schärfte doch vor allem Mirjam Effenbergers kroatische Herkunft das Problembewußtsein. Täglich verfolgt sie über die Satellitenantenne direkt die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet; voriges Jahr waren vorübergehend kroatische Flüchtlinge in ihrem kleinen Fachwerkhaus im Ortskern zu Gast.

Damals beschränkten sich die Effenbergers noch aufs individuelle Helfen, etwa indem sie von Pharmavertretern Arzneimittelproben erbaten und diese nach Kroatien verschickten.

Als der Hilfsbedarf in Bosnien-Herzegowina nun aber größer wurde, entschlossen sie sich zu der systematischeren Vorgehensweise. Und sie hoffen auf Nachahmer. Kontakte zum Krisenstab in Split ergaben eine detaillierte Wunschliste für medizinische Hilfsgüter.

Helmar Effenberger zögerte danach nicht, den angeschriebenen Firmen haarklein aufzuzählen, was er aus ihrem Sortiment in welchen Mengen gut gebrauchen könnte. Und der örtliche Besitzer der Sonnen-Apotheke ließ sich gern als Anlieferungsadresse für die Frachten der Pharmaindustrie einspannen.

In den von einer Praxismitarbeiterin erledigten Briefen bat der Allgemeinmediziner um eine "wirklich großzügige Spende" und machte seine Adressaten auch darauf aufmerksam, sie sollten "auf nicht zu knappe Verfallsdaten" achten.

Die Hälfte der Betriebe hat bisher reagiert, mit 25 Lieferungen und sechs weiteren Zusagen ist die "Trefferquote" schon recht hoch. Absagen enthielten oft die Erklärung, die Firma habe bereits anderweitig geholfen.

Nur von den zwölf angeschriebenen Banken halten die Effenbergers noch keine Zusage in den Händen. Die hatten sie um Geldspenden für eventuelle Transportkosten sowie für medizinische Instrumente zur Wundversorgung gebeten. Auch Antibiotika möchte das Ostheimer Paar noch besorgen (zum Erzeugerpreis, versteht sich, so der Arzt).

Weil diese Hilfsaktion viel Geld kostet, wird um Spenden auf das vom Malteser Hilfsdienst eigens eingerichtete Sonderkonto bei der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden (BLZ 510 500 15) Nummer 100 086 840, Stichwort: Bosnien-Hilfe, ersucht. Weitere Informationen unter Rufnummer 06 187 / 22 099. ULRICH GEHRING

Wir gratulieren

Frau Hertha Schlutter, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Auguste Schwirblies, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.

Frau Frieda Ludewig, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Georg Schilling, Klein-Karben, zum 78. Geburtstag.

Frau Margarete Anton, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.

Frau Hilda Landeck, Ilbenstadt, zum 82. Geburtstag.

Herrn Karl Schulmeier, Ilbenstadt, zum 82. Geburtstag.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater: "Grüne Tomaten" (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel, Alte Mainstraße 10: "Hydrotoxin - die Bombe tickt in dir" (20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Peter Pan" (15 Uhr); "Boomerang" (20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr).

Kelkheim. "In einem fernen Land" (20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Peter Pan" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Mo. bis Fr., 8 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm (15 bis 18 Uhr).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25. 10.). Workshop mit F. Eberwein: 5. bis 10. 10., 14 Uhr.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Brigitte Herzog, Taunusstraße 6a, Okriftel: "Kunst in der Praxis" (Bilder von V. Bakic) Sprechstundenzeiten.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck (bis 18. 10.).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung.

Rathaus, Foyer: "Empfindung und Ausdruck" von Margret Christ und Josep Relats, 9 bis 12 Uhr (bis 11. 10.).

Stadthalle: "Hessische Postwertzeichen- Ausstellung im Rang 2, HEPA '92 (bis 11. 10.)

Sulzbach. Rathaus: "Bilder aus aller Welt", Gemälde in Öl, Aquarelle und Federzeichnungen von Dusan und Ales Spácil (bis 11. 10.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Evang. Gemeindezentrum Okriftel, Alte Mainstr.: Gesprächsabend über Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, Veranstalter: BUND, 19.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: "Schmökerrunde" in der Textilwerkstatt, 10 Uhr; Café, 14.30 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9.30 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 10 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.

Haus der Vereine, Okriftel: Mimentheater "Panoptikum" für Kinder ab 4 J. "Im Land des Traumkönigs", 15 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Marktplatz: Wochenmarkt von 14 bis 18 Uhr.

Hochheim. Hochheimer Hof, Mainzer Straße 22/26: Frauentreff feiert den 5. Geburtstag - Eine Geburtstagsfeier nicht nur für Frauen, 20 Uhr.

Hofheim. Ortsbegehung des Ortsbeirates Diedenbergen mit Herrn Bürgermeister Felix, Treffpunkt: Außenstelle Diedenbergen, 16 Uhr.

Kelkheim. Eintreffen der Feuerwehrmänner aus High Wycombe mit ihrem "Helmi-Bike". WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Shy Guys "Harakiri à gogo", die aberwitzige Nummern-Revue, 20 Uhr.

Justinuskirche, Konzert für Horn und Orgel, 19.30 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm "Peter Pan" (15 Uhr); "Berlin Alexanderplatz" (18.30 Uhr); "Mau Mau" (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Kurse / Vorträge Höchst. Kulturtreff der Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: "Der bleibende Schwerpunkt", Christliche Universelle Gnostische Bewegung - Deutschland e. V., 20 Uhr. Parteien / Parlamente Nied. CDU: Bürgersprechstunde mit Karlheinz Bührmann, Stadtteilbüro, Alt- Nied 28, 17.30 bis 18.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Ev. Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr. Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunrückstraße 11. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Otello", 19.30 Uhr.

Studio: "Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Die Märchenprinzen: "Der Bock bleibt im Schuppen", Kabarett, 20.30 Uhr.

Kurhaus, Christian-Zais-Saal: Klavierabend Richard Henger mit Werken von Liszt und Rachmaninow, 20 Uhr.

Filmspiegel

Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47: "Tom und Jerry - Der Film" 12.30, 14.30 Uhr); "Fatale Begierde" (16.30, 19, 21.30 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20, 23 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht . . ." (13, 15.15, 18, 21, 23.30 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter" (13, 15.30, 18, 20.30, 23 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Alien 3" (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Erbarmungslos" (14, 17, 20, 23 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20, 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Wintermärchen" (17, 19.45 Uhr); "Hear my Song" (engl. Orig.), 22.30 Uhr.

KiKi-Kinderkino: Walt Disneys "Peter Pan" (13 und 15 Uhr).

Schloß Biebrich, Filmbewertungsstelle: Ein Abend mit Pat O'Neill (Los Angeles), u.a. mit den Filmen "Water and Power" und "Saugus Series", Originalversionen, 20 Uhr.

Ausstellungen

Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30. 10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Schloßpark Biebrich: "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 9 bis 18 Uhr (bis 11. 10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz (bis 31. 10.).

Vorträge / Kurse

Hotel Fürstenhof-Esplanade, Sonnenberger Straße 32: "Der bleibende Schwerpunkt", Christliche Universelle Gnostische Bewegung-Deutschland e. V., 20 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Pro Familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 9 49 43 56.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

Landesversicherungsanstalt Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

- ohne Gewähr -

Sicherungssitze für Kinder

HANAU. Kinder in Autos nicht in speziellen Rückhaltesystemen zu sichern, kann für die Minis bei Unfällen tödlich enden. Für jedes Alter gibt es eine Vielzahl von Sicherungssitzen. Darauf weist die Hanauer Verbraucherberatung, Wilhelmstraße 11-13 (Telefon 16605), hin.

Bei der Auswahl des richtiges Sitzes sollten Eltern Kind und Auto am besten mitnehmen und vor dem Kauf einen Probeeinbau mit dem Verkäufer vereinbaren. Manche Kinder fühlen sich beispielsweise durch einen zu großen Fangkörper beengt, so daß das Anschnallen zu einem ständigen Machtkampf werden kann. Es ist unbedingt darauf zu achten, daß die Rückhaltesysteme exakt nach Gebrauchsanleitung im Auto montiert werden. Eine Fehlbedienung kann das gesamte Sicherheitssystem in Frage stellen.

Auch Kindersitze garantieren keinen hundertprozentigen Schutz. Aber sie bieten die beste Chance, die jungen Mitinsassen vor schlimmen Unfallfolgen zu bewahren. Von weiten Reisen mit Kindern im Auto raten die Verbraucherschützer ab, weil sie nicht kindgemäß und außerdem gefährlich seien. him

Wirtschaftsjournal mit vielen Informationen

HANAU. Auf das Wirtschaftsjournal 1992 weist die Stadtverwaltung hin. Unter dem Titel "Hanau - Stadt und Wirtschaft" enthält es auch eine vierseitige Farbillustration über das kulturelle Angebot der Kommune. Einen weiteren Schwerpunkt setzt der Herausgeber, Baudezernent Jürgen Dressler, auf die Freizeitangebote und Naherholung.

Oberbürgermeister Hans Martin fordert in seinem Beitrag eine "regionale Arbeitsteilung", ein Zusammenspiel der Kommunen. Die Zukunft des Stadtteils Lamboy ist in dem Journal ebenso thematisert, wie der Zustand der örtlichen Industrie, des Handels und Handwerks.

Die Broschüre liegt im Verkehrsbüro sowie in den Verwaltungsstellen der Stadtteile aus. Größere Bestellungen nimmt auch das Liegenschaftsamt unter der Telefonnummer 29 53 26 entgegen. jur

Jumbo-Absturz . . .

Neubeginn mit Bistro und Softball-Training Jugendzentrum Lauterborn öffnet wieder seine Türen Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke OFFENBACH. Die beiden Sozialpädagogen Stefan Haid und Claudia Weigmann haben die Ärmel aufgekrempelt: Nachdem das Jugendzentrum Lauterborn ein halbes Jahr lang praktisch geschlossen war, hat seit einigen Tagen der Flachbau am Johann-Strauß-Weg wieder seine Türen geöffnet. Das zweiköpfige Mitarbeiter-Team, das demnächst zum Trio werden soll, offeriert nach einer Durststrecke unter anderem Billardspiel und Musik im Café für Kids und Jugendliche. "Die haben schon darauf gewartet, daß es bei uns wieder losgeht", weiß Stefan Haid. Er möchte zusammen mit seiner Kollegin für Kontinuität sorgen nach Monaten der Unsicherheit.

Das offene Angebot im JUZ Lauterborn war vor den Sommerferien wegen Personalmangel eingestellt worden. Der Grund: Krankheit und Kündigung nach Gewaltandrohung durch jugendliche Besucher. Lediglich ein paar Gruppen trafen sich noch regelmäßig - ansonsten lag das Gebäude verwaist.

Als Stefan Haid im Sommer seinen Job im JUZ begann, stellten Claudia Wegmann und er zunächst ein Konzept auf. Wichtiger Punkt: eine gründliche Renovierung des ziemlich vergammelten Hauses. In den vergangenen Wochen haben die beiden Sozialpädagogen mit den jungen Leuten fleißig gestrichen. Die Holztäfelung bekam ein neues Outfit in Schwarz und Grau, die Fassade wurde von der Graffitigruppe gestylt und inzwischen schon wieder emsig "zugeschrieben" mit den Tags von "wilden" Graffiti-Künstlern. Zur Zeit werkelt das Handwerkerteam im Bistro, wo Theke und Spiegel installiert werden.

Als Wiedereinstieg bietet das Jugendzentrum zunächst den Kindern und Jugendlichen ein Programm an, das im Vergleich zu früheren Jahren erheblich zusammengestrichen wurde. "Wir fangen lieber mit wenig an und steigern uns dann zu mehr", meint Stefan Haid, "als daß wir Angebote wegen zu geringer Nachfrage streichen müssen."

Als das Jugendcafé erstmals in der vergangenen Woche öffnete, drängelten sich immerhin 40 junge Leute in den Räumen. Kids im Alter zwischen neun und 13 Jahren treffen sich dienstags und mittwochs zwischen 14 und 16 Uhr zum Schwätzen und Spielen, auch mal zu einem Gespräch mit den JUZ-Mitarbeitern. Feste Gruppen mit regelmäßigen Terminen gibt es für all jene, die sich mit Fotografie, Musik, Schach, Sport, Werken oder Basteln beschäftigen möchten. Besonderer Beliebtheit bei den Jüngeren erfreut sich neuerdings Softball, eine einfachere Variante von Baseball mit zünftigem Schläger und Fanghandschuh. Trainiert wird donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Das detaillierte Programm liegt im JUZ aus.

Mit einer Riesenfête eröffneten die Jugendlichen am Wochenende ein ungewöhnliches Musik-Projekt. Während der Herbstferien unternehmen vier Rockbands aus Offenbacher und anderen hessischen Jugendzentren eine Tournee durch die Bundesrepublik: Stationen sind Geinsheim, Kassel, Gießen und Berlin. Veranstalter sind die musikpädagogische Initiative des Offenbacher Jugendamtes (OFF-Rock) und das hessische Modellprojekt Rockmobil. Es ist eine Mischung aus Bildungsurlaub und Nachwuchsförderung. "Cool Tour von unten - Kultur für alle" nennt sich die einwöchige Tournee. Claudia Weigmann und Michael Koch vom Lohwald-Jugendclub begleiten zur Zeit die Nachwuchs-Bands, deren Auftritte vom Hessischen Rundfunk aufgenommen werden. Zur Premiere mit "Lucky Strikers" (Lauterborn) und "Third Generation" (Lohwald) kamen 150 Jugendliche ins JUZ.

Risse in der Krankenhaus-Kita Hort geschlossen, 18 Kinder wurden ausquartiert

OFFENBACH. An der Nord- und Westfassade des städtischen Kindergartens am Stadtkrankenhaus, Starkenburgring, sind Risse aufgetaucht. Weil die Gutachter nicht ausschließen, daß die Risse noch breiter werden, hat Gesundheitsdezernent Stefan Grüttner in Absprache mit der Krankenhausleitung die Gruppenräume für die Hort-Gruppe I geschlossen und 18 Kinder in anderen städtischen Einrichtungen untergebracht.

Die Senkungsrisse, so meinen der Bodengutachter und der Statiker übereinstimmend, entstehen durch Austrocknung und Schrumpfung in dem unter der Kita liegenden "Schluffton-Boden."

Vorsichtshalber gehen die Experten und das Bauaufsichtsamt davon aus, daß die Absenkung des Gebäudes noch nicht abgeschlossen ist und deshalb in Teilbereichen Einsturzgefahr besteht.

Magistrat, Stadtkrankenhaus und Experten arbeiten bereits an Sanierungsvorschlägen, berichtet Grüttner: "Bis zur endgültigen Wiederherstellung der Kindertagesstätte werden allerdings voraussichtlich mehrere Monate vergehen." lz

Wir gratulieren

Donnerstag Frau Ottilie Helmreich, Bad Vilbel, zum 92. Geburtstag.

Frau Luise Kopelent, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.

Herrn Otto Faß, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag. Frau Elisabeth Otto, Bad Vilbel, zum 96. Geburtstag.

Frau Augusta Schittenhelm, Klein-Karben, zum 76. Geburtstag.

Herrn Heinrich Mager, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.

Frau Martha Maeding, Okarben, zum 82. Geburtstag.

Herrn Heinrich Krause, Okarben, zum 86. Geburtstag.

Frau Minna Kimpel, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Frau Elisabetha Fünffinger, Ilbenstadt, zum 78. Geburtstag.

Frau Eva Ratzow, Ilbenstadt, zum 78. Geburtstag.

Neuer Kanzler der Fachhochschule ernannt

Der 39 Jahre alte Reiner Frey ist neuer Kanzler der Fachhochschule (FH). Der promovierte Jurist, in den vergangenen zwei Jahren bereits als Justitiar der FH Stellvertreter des Kanzlers, wurde jetzt von der Landesregierung ernannt.

Als seine künftigen Arbeitsschwerpunkte sehe Frey Personalmanagement und wirtschaftliche Verwaltung, heißt es in einer Mitteilung der FH. luf

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Wildwasser Wetterau e.V., Hanauer Str. 12: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Elternkreis Friedberg: SH-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 12 Uhr; "Ernährung bei hohem Cholesterin", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.

Echzell. SH-Gruppe Anonyme Eßsüchtige OA: Treffen, 19.30-21.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Lindenstr. 4, Kontakttelefon: 0 60 08 / 315.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert-Bosch-Straße. Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben. Kulturmix Bad Nauheim. "La Bohemé", Oper von Puccini, Kurtheater, 19.30 Uhr.

Kurkonzert in der Trinkkuranlage, 15.30 und 19.30 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17; Wunschkonzert, 19.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Parteien / Parlamente Altenstadt. Treffen der Grünen, Altenstadthalle, 20 Uhr.

Rosbach. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, Bürgerhaus Rodheim, Kollegraum 3, 20 Uhr. Kurse / Vorträge Friedberg. DGB: Podiumsdiskussion zum Thema "Muß durch die Pflegeversicherung durch einen Karenztag finanziert werden?", Pflegeheim St. Bardo, 15 Uhr.

Bad Nauheim. Deutscher Frauenring, Ortsring Wetterau: Vortrag zum Thema "Der deutsche Strafprozeß - Aufgaben von Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter im Rahmen einer geordneten Strafrechtspflege - Strafrechtliche Verantwortlichkeit und ihre Grenzen", Referent: Staatsanwalt R. Steffek, Kurhaus, 16 Uhr.

Mütter- und Familienzentrum: Vortrag zum Thema "Sexuelle Gewalt", Referentin: Claudia Moos, Wildwasser e.V. Wetterau, Altes Rathaus, Raum 1, 20 Uhr.

Schotten. Diavortrag "Die Galapagosinseln - Ein Paradies in Gefahr", Städt. Altentagesstätte.Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8, (Eingang Judengasse).

VCD: Treffen für Mitglieder und Interessierte, 19 Uhr, Literatur-Café Haagstr.

Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.

Bad Nauheim.Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

VDK: Kaffeefahrt nach Mespelbrunn, Treffpunkt: Bleiche, 13 Uhr.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Bürgeraktive: Offener Gesprächskreis z. Thema: "Gesundheit - Krankheit - Lebensfreude", 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus.

Butzbach Senioren: Herbstfest, Bürgerhaus, Großer Saal, 14.30 Uhr.

Rosbach. Seniorenausflug nach Wilhelmsbad, Abfahrt: 13 Uhr.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Unabhängige Initiativgruppe: Treffen, Kolleg der Gaststätte des Bürgerzentrums, Rathausplatz, 20 Uhr.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus. Verschiedenes Bad Vilbel. Alte Mühle: Theater-Workshop "WUwEI" mit Andreas Wellano und Angelika Siegburg.

Jugendpflege: Ausflug zum Panorama-Park, Kirchhunden im Sauerland, für Kinder ab 9 Jahren, Abfahrt: Spiel-Iglu, Heinrich-Heine-Str., 8 Uhr.

Rosbach.Der geistige Rat der Bahá'i in Friedberg: Festveranstaltung "Leben und Werk des Bahá'u'lláhs - Stifter der Bahá'i Religion", Dorfgemeinschaftshaus Nieder Rosbach, Schulstr. 20, 20 Uhr.

Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen.

Hirzenhain. Mal- und Bastelnachmittag, Feuerwehrgerätehaus, 14 Uhr, Anmeldung unter Tel.3 77. Ausstellungen Bad Nauheim. Günther Körner und J. v. Jablonski: Ansichten, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 11. Oktober).

Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Niddatal. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Tom und Jerry (15 Uhr); Boomerang (20.15, 22.30 Uhr). - Blende: Fatale Begierde (15, 20.15, 22.30 Uhr). - Studio: Grüne Tomaten (15, 20 Uhr); Alien 3 (22.30 Uhr). - Keller: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (15, 20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Wayne's World (Originalfassung, 21.15 Uhr); Basic Instinct (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (20 Uhr). - Bambi: Alien 3 (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Bernhard und Bianca im Kängeruhland (16 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Vicent van Gogh - Der Weg nach Courrieres (18 Uhr), Van Gogh (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Steinzeit Junior (20 Uhr); Der Schlafwandler (22.30 Uhr). - Princess: In einem fernen Land (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Schneewittchen und die sieben Zwerge (16 Uhr); Hearmysong (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Das Jahr der Machete (15.30 Uhr), Black Robe (17.15 Uhr); Die schöne Lili (19.30 Uhr), Crime and Punishment (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)Euro-WährungDer Pfennig

soll künftig

"Cent" heißen

WIESBADEN, 6. Oktober (dpa). Die kleinste Einheit einer künftigen gesamteuropäischen Währung sollte nach Auffassung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) "Cent" heißen.

Zu diesem Ergebnis kam nach einer Mitteilung vom Dienstag die GfdS-Jury in einem Wettbewerb zur Namensgebung unter mehr als 3000 Vorschlägen aus dem In- und Ausland. Damit sind mehr oder weniger ernst gemeinte Vorschläge wie "Dipfel", "Eculi", "Bankrotti", "Kohli" und "Eumel" aus dem Rennen.

Mittlerweile sei nahezu sicher, daß der "ECU" als Bezeichnung der Hauptwährungseinheit keine Chance habe, so die Wiesbadener Sprachforscher.

"Cent" habe nicht nur den Vorteil, daß in einigen Ländern die Kleinmünzen schon seit langem so oder sehr ähnlich genannt würden; Cent sei auch der Esperanto-Ausdruck für "Hundert" und ein gemeinsames europäisches Wort. Als Abkürzung biete sich "c" oder "ct" an.

Ausflug der Hanauer Stadtverordneten nach Waltershausen in Thüringen bot Gelegenheit zum Sich-Begegnen "Mensch, was ist denn aus uns geworden" Erwerbslosenquote wird auf 25 Prozent geschätzt Von Joachim Haas-Feldmann WALTERSHAUSEN/HANAU. Die geschenkte Zeichnung mit einer Goldschmiedehaus-Ansicht wollen Hanaus Stadtverordnetenvorsteher Josef Grimmer und Oberbürgermeister Hans Martin gemeinsam aufhängen. Aber über den rechten Platz dafür an der Wand des Stadtverordneten-Sitzungssaal von Waltershausen wollen zwei einheimische CDU-Stadtverordnete selbst entscheiden. Und der Hauptamtsleiter der gastgebenden Hanauer Patenstadt klopft den eingeschlagenen Nagel lieber noch einmal nach. Eine Szene typisch für das Verhältnis zwischen bestimmenden Westdeutschen und empfangenden Ostdeutschen? Keineswegs. Denn die in den Kreis Gotha gereisten Hanauer Stadtverordneten üben am Jahrestag der Wiedervereinigung Zurückhalten und Zuhören. Die CDU-Stadtverordnete, die den Platz fürs Gastgeschenk mitbestimmt hat, erzählt den derzeit am meisten kursierenden politischen Witz in und um die 14 000-Einwohner-Stadt: "Sitzt ein Ossi allein in der Wüste. Kommt ein Wessi vorbei und fordert ihn auf, ein Stück zu rükken." - Aus vielen Gesprächen geht hervor, daß zumindest die politisch Verantwortlichen in Waltershausen sich soviel Selbstbewußtsein angeeignet haben, daß sie nicht einfach schlucken, was Politik und Wirtschaft ihnen aus den alten Bundesländern vorsetzen. Selbst unter der mehrheitlich regierenden CDU-Fraktion findet der Grundsatz "Rückgabe vor Entschädigung" keinerlei Verständnis. Zu sehr drückt auch die Waltershäuser Kommunalpolitiker/innen das Problem, daß wegen Besitzansprüchen aus dem Westen Baufortschritte kaum möglich sind. Vorwärts geht es allerdings mit dem neuen Gewerbegebiet unmittelbar an der Autobahn zwischen Eisenach und Gotha, in den nächsten Tagen wird der Grundstein für die erste Gummifabrik aus dem niederrheinischen Viersen gelegt.

Dieser Herstellungssektor paßt zur angestammten Gummifabrik, die Phoenix übernommen hat. Daß damit von ehedem 4500 Beschäftigten nur noch tausend übriggeblieben sind, ist deutlichsten Kennzeichen für die Arbeitslosigkeit in der mehr als 900 Jahre alten Arbeiterstadt, die aber auch eine bis ins Mittelalter zurückgehende Handelstradition hat. Die Erwerbslosenquote schätzt Bürgermeister Michael Brychcy (CDU) auf mindestens 25 Prozent - wahrscheinlich mehr. Besonders betroffen seien die Frauen, heißt es immer wieder. "Mensch, was ist denn aus uns geworden", sagten sie, die zu DDR-Zeiten in der Regel gut qualifiziert gewesen seien und nun zuhause hockten - womöglich auch ohne den früher sicheren Kitaplatz.

Der Hauptamtsleiter faßt die Stimmung in der thüringischen Kleinstadt so zusammen: "Materiell geht es uns besser als zu DDR-Zeiten. Aber die frühere Mangelwirtschaft schaffte mehr Zusammenhalt unter den Menschen." Der Betrieb habe früher eine soziale Funktion gehabt, heute aber sei dieser Arbeitsplatz oft weggefallen. Er malt sich ein Szenario für Westdeutsche aus: Wie würden sie wohl mit der neuen Lage fertig, wenn der Sozialismus bei ihnen eingekehrt wäre.

Nicht binnen weniger Jahre "mit Brachialgewalt" in den fünf neuen Ländern das durchsetzen zu können, wozu die alte Bundesrepublik 40 Jahre gebraucht habe - dieses Argument stellt auch Stadtverordnetenvorsteher Jürgen Reinholz (CDU) heraus. Dennoch sind die vornehmlich jungen kommunalpolitischen Entscheidungsträger in Waltershausen stolz auf das bisher Erreichte. Der 30jährige Bürgermeister sagt zur Begrüßung: "Wir haben hier in den letzten zwei Jahren was geschafft, weil wir unabhängig von politischen Parteien zusammengerückt sind." Sachbezogen arbeite die Stadtverordnetenversammlung mit Abgeordneten von der CDU, elf von der SPD, vier von der FDP, drei von der PDS, zwei von einer Freien Wählergemeinschaft und einem vom Demokratischen Aufbruch. Der Parteienfrust unter der Bevölkerung gilt dennoch als groß - in erster Linie aber wegen der Bundespolitik.

Daß es vorangeht, mißt eine aus der Umweltbewegung kommende CDU-Stadtverordnete auch daran, daß sie ihre Wäsche wieder draußen aufhängen kann. Statt mit dreckiger Braunkohle heizen die meisten jetzt mit Erdgas. Und wie ökologisch vorteilhaft ein Neubeginn wie in der Ex-DDR sein kann, beweist modernste Umwelttechnik, die in der Gummifabrik Einzug gehalten habe, um giftige Schadstoffausstöße zu vermeiden.

Ein Emissionsproblem für die Anlieger des schmucken Stadtkerns mit seinen kleinen alten Häusern und farbigen Fassaden, mit dem Klaustor und der architektonisch ausgefallenen Stadtkirche am Marktplatz ist aber die Durchgangsstraße. Protestschilder säumen schon lange diese innerörtliche Kieslaster-Trasse. Eine Umgehung ist in der Diskussion. Doch sie ließe den schönen Thüringer Wald leiden, der zum Wandern einlädt.

Auf dem Tourismussektor rechnen sich die Verantwortlichen von Waltershausen derzeit aber noch keine großen Chancen aus. Sie verfügen mit der Ferienanlage Hermannstein zwar über einige Ferienhäuschen, wo zu DDR-Zeiten Betriebe ihre Beschäftigten hinschickten. Aber die Zukunft auch dieses Areals ist ungewiß, liegt in den Händen der Treuhand. Darüber hinaus gäbe es noch zahlreiche Privatquartiere, die aber westlichen Komfort-Anforderungen derzeit nur in seltenen Fällen genügten, befürchtet der Hauptamtsleiter.

Im Waltershäuser Stadtteil Schnepfenthal ist nicht nur der Ursprung des Schulsports nach Guts Muths zu finden, die Stadt war vor DDR-Zeiten auch weithin bekannt für ihre Puppenproduktion. Und das ist für die Hanauer CDU-Stadtverordnete Gerta Wolf ein Anlaß für Engagement, besteht die inhaltliche Parallele doch zum Puppenmuseum in Wilhelmsbad. "Keine Kaffeefahrt" solle der Stadtverordnetenausflug sein, so die Devise von Hanaus Parlamentsvorsteher Grimmer, sondern Gelegenheit zum Sich-Begegnen. Er bedauert, daß diejenigen politischen Kräfte, die den Umschwung in der DDR herbeigeführt hätten, von den politischen Parteien aus dem Westen "wegrationalisiert" worden seien und sich nun nicht mehr zu Wort meldeten. Westdeutsche hätten Ostdeutschen ein System übergestülpt, ohne vorher zu fragen, ob die Menschen im Osten das wollten.

Der Waltershäuser Hauptamtsleiter teilt diese Auffassung. Allerdings wisse er nicht, wie es anders möglich gewesen wäre.

Kleine FR

Kunstmarkt in der Stadthalle FRIEDBERG. Künstler und Kunsthandwerker aus der gesamten Bundesrepublik geben einen Einblick in ihr Schaffen zum "Künstler-Markt" in der Friedberger Stadthalle am Sonntag, 11. Oktober, von 11 bis 18 Uhr.

Wer will noch Englisch lernen?

FRIEDBERG. Im Englisch-Wochenend- Kompaktkursus der VHS am 23./24. Oktober, 30./31. Oktober und 6./7. November für Interessenten mit geringen oder verschütteten Vorkenntnissen sind noch Plätze frei. Auskünfte sind unter den Telefonnummern 0 60 42 / 88 51 92-1 99 erhältlich.Erdgas wird billiger

WETTERAUKREIS. Die von der Oberhessen-Gas belieferten Erdgas-Kunden in Nidda, Hirzenhain, Gedern und OberMörlen zahlen seit 1. Oktober 40 Pfennig weniger für eine Kilowattstunde. Mit nun 3,90 Mark pro Kilowattstunde gebe das Versorgungsunternehmen die gesunkenen Heizöl- und Gaspreise weiter, teilte der Geschäftsführer Adolf Pröser mit. Das bei den Heizölpreisen auftretende "Sommertief" falle beim Erdgas in die Heizperiode.

Wer will heilfasten?

NIDDA-BORSDORF. Der Frauennotruf an der Borsdorfer Weiherstraße 12 lädt interessierte Frauen zur Teilnahme an einer Heilfastenkur ein. Ein Kennenlern- Treffen findet in den Vereinsräumen am 21. Oktober ab 19 Uhr statt. In der folgenden Woche werden sich die Frauen täglich treffen. Informationen gibt es werktags zwischen 10 und 12 Uhr unter der Rufnummer 0 60 43 / 44 71.

"Kinderhaus" für alle Nationalitäten

FRIEDBERG. Im FR-Bericht über das "Kinderhaus" an der Friedberger Raiffeisenstraße vom 26. September sind kleine Fehler aufgetreten, teilte Andrej Seuß vom Vorstand des Trägervereins mit. Die zehn regulär betreuten Kinder seien nicht alle Deutsche; drei gehörten zu ausländischen Familien. Der Trägerverein sei auf Eltern-Initiative entstanden, habe aber nicht nur Eltern unter den Mitgliedern. Die auf dem FR-Bild abgebildete Christa Möller sei nicht Betreuerin, sondern Vorstandsmitglied des "Kinderhaus"-Vereins.Limeshain nimmt keine Kredite auf

LIMESHAIN. Ohne neue Schulden will die Gemeindeverwaltung finanziell ins neue Jahr kommen. Nach neuesten Berechnungen stehen der Kommune in diesem Jahr rund 13,5 Millionen Mark zur Verfügung, sagte Bürgermeister Klaus Hühn bei der Vorlage des Nachtragshaushaltes. Das Finanzvolumen steigt im Vergleich zur Schätzung am Jahresanfang um rund 1,3 Millionen Mark. Die Rücklage der Gemeinde dürfte allerdings von rund 1,9 Millionen auf 444 000 Mark schrumpfen. Das Geld wird zur Finanzierung diverser Investitionen verwandt.

Zerstörungen im Sportheim

ROCKENBERG. Große Zerstörung richteten Einbrecher in der Sportheimgaststätte des TuS Rockenberg zwischen Sonntag und Dienstag an, wie die Polizei berichtet. Sie nahmen außerdem einen Mikrowellenherd mit, eine Videokamera, Zigaretten, Süßigkeiten und Lebensmittel.Unfall unter Alkohol: Frau schwer verletzt

KÖNIGSTEIN. Schwer verletzt wurde eine Autofahrerin am Sonntag abend kurz nach 20 Uhr auf der Bundesstraße 8 zwischen Königstein und Glashütten. Ein Autofahrer, der aus Richtung Königstein kam, geriet in der sogenannten Leimeister-Kurve auf die Gegenfahrbahn und prallte dort mit dem Fahrzeug der Frau zusammen. Ein aus Glashütten kommender Wagen fuhr anschließend auf das Auto der Frau auf.

Die Fahrerin mußte von der Feuerwehr Königstein mit schweren Verletzungen aus ihrem Wagen geborgen werden. Die beiden anderen Autofahrer wurden ebenfalls verletzt. Im Einsatz waren ein Notarzt- und ein Rettungswagen.

Der Verursacher des Unfalls stand nach Angaben der Polizei vermutlich unter Alkoholeinfluß, er mußte sich einer Blutprobe unterziehen. jom

Stadtschülerrat will im Osten diskutieren

Der Stadtschülerrat will noch dieses Jahr mit dem Bund Deutscher Pfadfinder Jugendzentren in den neuen Bundesländern besuchen, um mit Jugendlichen aus dem Osten über deren Lage zu reden - ein Ergebnis eines Seminars zum Thema "Neue Gewalt gegen Ausländer".

Angesichts von Frustration und "utopischen Regierungsversprechen" sahen Teilnehmer in einem Austausch zur Förderung der Jugendarbeit in beiden Teilen Deutschlands einen wichtigen Beitrag zur Besserung der Lage. luf

Lufthansa kommt nicht hoch Turbulenzen an Devisenmärkten machen schwer zu schaffen

has FRANKFURT A. M. Für die hohe Verluste einfliegende Lufthansa kommt es offenbar noch schlimmer als befürchtet. Das Personal wird jedenfalls auf neue Hiobsbotschaften aus der Chefetage vorbereitet. Hieß die Schlagzeile des Aufmachers in der Mitarbeiter-Zeitung Ende August "Aufbruch in Richtung schwarze Zahlen", werden die Beschäftigten in der Ausgabe von Anfang Oktober auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: "Auslastung völlig unbefriedigend - Bei Ertragsentwicklung noch ein düsteres Bild."

Lufthansa-Sprecher Rolf-Dieter Graß erklärt dazu mit Blick auf das dritte Quartal dieses Jahres, "von den Verkaufszahlen her sehen wir nicht schlecht aus". Die Juli-Daten seien "vielversprechend" gewesen, woraus das Unternehmen mit dem Kranich am Leitwerk den Eindruck ableitet, die "Kostenentwicklung stärker unter Kontrolle" zu haben. Doch der August habe diese Einschätzung "nicht bestätigt", räumt Graß ein. Schwer zu schaffen machten der Lufthansa derzeit die Turbulenzen im Europäischen Währungssystem und der niedrige Dollarkurs. Der Firmensprecher weist zudem explizit auf die Rückgänge der Notierungen des britischen Pfundes und der italienischen Lira hin.

Zahlen zum Ergebnis im dritten Quartal wird die Lufthansa "nicht vor Ende Oktober" veröffentlichen. Vorher lägen sie nicht vor. Doch deutet sich an, daß das Unternehmen für das Jahresviertel einen Verlust ausweisen wird. In der Zeit von Januar bis Mitte September jedenfalls lag der Gesamt-Sitzladefaktor nur bei 62,8 Prozent und damit über sieben Punkte unter der Marke der Auslastung zur Kostendeckung.

Der sich abzeichnende Fehlbetrag für den Zeitraum Juli bis Ende September wiegt um so schwerer, weil das dritte Quartal normalerweise Anlaß für optimistische Töne gibt, so geschehen beispielsweise vor Jahresfrist, als der Lufthansa- Vorstand für diese Periode einen Gewinn vor Steuern von 172 Millionen Mark veröffentlichte. Seither hagelte es freilich Verluste. Für das erste Semester dieses Jahres wies das Unternehmen 542 Millionen Miese aus, was aber nur einem Teil der Wahrheit entsprach. Denn dieses Ergebnis war durch Sonder-Gewinne - 105 Millionen Mark - aus dem Verkauf von Flugzeugen "geschönt".

Ein rentableres Angebot verspricht sich die Firma künftig im übrigen im Europa-Verkehr durch die Tochter Lufthansa Cityline. Diese setzt als erste Airline weltweit mit Beginn des Winterflugplans am 25. Oktober den neuen Canadair Jet ein. Diese zweistrahligen Mini-Maschinen mit ihren 50 Sitzen sollen schon bei einer Auslastung von nur 47 Prozent wegen des geringen Treibstoffverbrauchs, der großen Reichweite und der hohen Geschwindigkeit kostendeckend fliegen.

HOUSTON (rtr/FR). Der Kampf um die Übernahme der unter Gläubigerschutz stehenden US-Fluggesellschaft Continental Airlines, in dem auch die Lufthansa mit einem Partner mitmischt, wird immer heftiger. Die Firma Houston Air hat sich bei ihren Bemühungen um das Unternehmen jetzt mit Scandinavian Airlines System (SAS) zusammengetan, die bereits Aktionär von Continental ist.

Polizei warnt vor Trickdieben Fälle häufen sich / Vielfältige Methoden werden angewandt

HANAU. Mit gebetsmühlenartiger Regelmäßigkeit muß die Polizei vor Trickdieben warnen, die es insbesondere auf Schmuck und Barschaften alter Menschen abgesehen haben. Die Methoden, die die Täter anwenden, sind dabei ebenso vielfältig wie bekannt - zumindest den Ermittlungsbehörden. Der Fall einer 86 Jahre alten Hanauerin, der sich vor wenigen Tagen zutrug, ist typisch dafür.

Vor der Haustür wurde die Rentnerin von einer jungen Frau abgefangen, die ihr die Tasche in die Wohnung trug. Dort wurde der Frau angeblich schlecht. Die Rentnerin kümmerte sich um sie, in der Zwischenzeit stahl eine Komplizin aus einem anderen Raum mehrere 100 Mark und alte Schmuckstücke.

Ein zweiter Fall: "Schwester Maria vom Stadtkrankenhaus" besuchte eine 79 Jahre alte Rentnerin in der Nürnberger Straße in Hanau, forschte unauffällig die Wohnung aus, woraufhin drei Tage später ein falscher Polizist auftauchte und 1700 Mark entwendete. Die Täter geben sich häufig als "Autoritätspersonen" aus, selten bezweifeln die Opfer dies.

Mehr Aufmerksamkeit auch in der Nachbarschaft erscheint daher für die Polizei als eine Möglichkeit, den Trickdieben das Handwerk zu erschweren. Die alten Menschen selbst sind offensichtlich mit Warnungen und Hinweisen nur sehr schwer zu erreichen - immerhin weiß die Polizei von mehr als zwei Dutzend Fällen in den vergangenen Monaten mit einer Gesamtbeute von rund 50 000 Mark. Wobei auch nicht immer nachvollziehbar ist, aus welchem Grund die Opfer häufig sehr hohe Geldbeträge zu Hause haben, zumal sie an Stellen "versteckt" sind, die die Diebe aus dem Effeff kennen. az

Grüne: Resolution zur Fehlbelegungsabgabe

MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Resolution in Sachen Fehlbelegungsabgabe haben die örtlichen Grünen in der jüngsten Mitgliederversammlung verabschiedet. Hintergrund: die auf 1. Juli 1993 verschobene Einführung der Fehlbelegungsabgabe. Die Grünen finden, daß die Verschiebung kein Grund sei, die entsprechenden Bescheide vielleicht erst nach der Wahl im März zu versenden, sondern "verlangen von den politisch Verantwortlichen der Stadt, daß die Bescheide vor der Kommunalwahl den Mietern zugesandt werden", da diese ein Recht darauf hätten zu erfahren, ob und in welcher Höhe sie finanziell belastet würden.

Die Verschiebung räume auch Mörfelden-Walldorf genügend Vorbereitungszeit ein, so die Grünen. Sie finden, daß das, was in einer Stadt wie Frankfurt - dort kriegen die Mieter schon Unterlagen und Infos - möglich sei, auch hier zu schaffen sein müsse. Das beuge Verunsicherungen und Fehlinformationen vor, finden die Grünen, deren Fraktion aufgefordert wurde, einen entsprechenden Antrag im Stadtparlament einzubringen. wal

Rathenauplatz in Flörsheim wird umgestaltet: Der Römerkies soll bleiben Schmuckstück

ist ein Brunnen Treffpunkt auch für Kinder

FLÖRSHEIM. Ein neues Antlitz bekommt derzeit der Rathenauplatz. Bis Ende Oktober sollen nach Auskunft des Magistrats die Bauarbeiten beendet sein. Schmuckstück der neuen Anlage wird ein Brunnen: Er soll künftig in der Mitte des Platzes sprudeln.

Auf 350 000 Mark sind die Kosten für den Umbau veranschlagt. Am Belag des Platzes allerdings wird sich wenig ändern: Die Spaziergänger werden weiterhin auf Römerkies wandeln. Zum Treffpunkt für Anwohner soll sich der Springbrunnen mausern. Drumherum werden die Arbeiter Sitzblöcke aufstellen. Auch nahe der Pfarrer-Münch-Straße wird es Gelegenheit zum Verweilen geben.

Die Gärtner machen sich bis Ende Oktober ebenfalls ans Werk. Blütensträucher und Gehölze werden den Rathenauplatz umgeben. Dort können dann auch die Kinder des Kindergartens St. Michael tollen und toben - und zwar an Spielgeräten, die noch aufgestellt werden sollen.

Ein neues Outfit erhält gleichsam die Bushaltestelle. Und auch die beiden Straßen nördlich und westlich des Platzes werden gestylt: Sie bekommen, wie alle Seitenstraßen in der Altstadt, einen Belag aus Verbundsteinen. Der Bürgersteig entlang der Grabenstraße sollen ebenfalls in diesem Stil gepflastert werden. kkü

"Geistiger Salto mortale" SPD mokiert sich über Kritik der Opposition am Kämmerer

DREIEICH. Die SPD-Fraktion hat die Kritik von CDU und FDP an Stadtkämmerer Werner Müller (SPD) mit dem ironischen Kommentar zurückgewiesen, sie sei "ein besonderes Glanzlicht in der kommunalpolitischen Debatte". Sie gipfle nämlich letztlich in dem Vorwurf, der Kämmerer habe so sparsam gewirtschaftet, daß jetzt mehr Geld in der Kasse ist als vorgesehen, schreibt Rainer Jakobi, "ein wahrlich ,gravierender' Vorwurf".

Rüdiger Hermanns, Stadtverbandsvorsitzender der CDU, und Werner Nickel, Chef der FDP-Fraktion, hatten Müller in einer gemeinsamen Pressemitteilung vorgeworfen, im Haushalt 1992 die Gewerbesteuereinnahmen "offensichtlich" zu niedrig angesetzt zu haben. Auch die Korrekturen durch den vorgelegten Nachtrag seien verfehlt. Sollte sich Rot- Grün ihrem Vorschlag, den Gewerbesteueransatz um acht Millionen Mark zu erhöhen, verschließen, wäre es angezeigt, im kommenden Jahr die in diesem Jahr erhöhte Gewerbesteuer wieder zu senken.

Laut Müller erklären sich dagegen die Mehreinnahmen mit einmaligen Nachzahlungen, die einem guten Ergebnis im "Boomjahr 1990" zu verdanken sind. Sie seien für 1993 nicht zu erwarten.

Diese Haushaltswirtschaft ihres Kämmerers hält die SPD-Fraktion für "solide", die Darstellung der Opposition dagegen für einen "geistigen Salto mortale". Die Opposition habe Schwierigkeiten mit einem erfolgreichen Kämmerer. Er habe während seiner kurzen Amtszeit die Neuverschuldung wieder auf ein Niveau zurückgeführt, wie es der CDU in 13 Jahren Alleinherrschaft nur zweimal gelungen ist.

Im übrigen warnte Jakobi davor, die gute Haushaltslage zum Anlaß zu nehmen, "mit Steuergeschenken Wahlkampf zu machen". dac

FR-Leserin löste Problem mit dem Handgepäck: Koffer reiste als Postpaket

KARBEN. Auf dem Papier klingt das Angebot der Bundesbahn ja ganz gut, sie könne Gepäckstücke von Haus zu Haus zum Pauschalpreis von 25 Mark befördern. In der Praxis gibt es offensichtlich Probleme. Nachdem eine Leserin in der gestrigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau ("Das ist der absolute Wahnsinn") ihre Schwierigkeiten mit dem Haus zu Haus-Angebot geschildert hatte, meldete sich am Dienstag Leserin Lore Simon aus Petterweil zu Wort.

Sie hatte ihre Mutter zu Besuch. In einem Vilbeler Reisebüro kaufte sie die Fahrkarte zu deren Wohnort in Wulfertshausen bei Friedberg nahe Augsburg und auf ihre Bitte, für ein Gepäckstück den Haus zu Haus-Dienst zu organisieren, wurde ihr die Auskunft zuteil, diesen gebe es nicht mehr.

Nach Angaben des Reisebüros habe es diesbezüglich wohl ein Mißverständnis gegeben. Den Haus zu Haus-Dienst gebe es. Doch es habe sich in letzter Zeit einiges geändert. Der Dienst werde mangels Rentabilität nicht mehr - wie ganz früher - von einer Vilbeler Spedition im Auftrag der Bahn betreut und auch nicht mehr - wie zwischenzeitlich - von der Bundespost. Das Reisebüro hat erfahren, daß auch die in einem Prospekt der Bundesbahn angegebene Telefonnummer für die Bestellung des Dienstes in Frankfurt nicht mehr gültig sei, sondern eine Spedition in Friedberg angerufen werden müsse. Das Reisebüro könne wegen seiner Arbeitsbelastung die Gepäckbeförderung nicht abwickeln.

Um Klarheit zu bekommen, bemühte die FR am Dienstag die Pressestelle der Bundesbahndirektion in Frankfurt. Pressesprecher Kurt Stadler hatte dann nicht geringe Schwierigkeiten, sich in dem einschlägigen Prospekt der Bundesbahn zurechtzufinden. Dort sind immerhin die "Depots für Handgepäckverkehr" aufgelistet und zwar nach den ersten drei Ziffern der Postleitzahlen. Die Schwierigkeit für den Bundesbahner bestand darin, daß in der Liste die für den Süden der Wetterau geltende Zahlenreihe 636X nicht auffindbar war. Diese war, wie Stadler nach einiger Mühe herausfand, unter "600X Frankfurt" versteckt. Erleichtert zitierte der Pressesprecher aus dem Prospekt. Der Dienst könne unter der Frankfurter Nummer 0 69 / 265-58 34 bestellt werden. Die Bahn verspreche die flächendeckende Handgepäckbeförderung zu 25 Mark von Haus zu Haus nach dem Muster: heute mit der Spedition telefonieren, morgen wird abgeholt, übermorgen zugestellt. Nur wenn ein Sonntag dazwischenliege, gebe es einen Tag Verzögerung. So erleichtert Kurt Stadler gewesen war, wir mußten seine Freude über die endlich gefundene Auskunft trüben. Inzwischen nämlich wird der Süden der Wetterau nicht mehr von Frankfurt aus betreut, sondern von der Spedition Lemp in Friedberg. Zwar werden Aufträge auch unter der genannten Frankfurter Nummer entgegengenommen, doch rät dort der freundliche Beamte, besser direkt mit der Friedberger Spedition zu telefonieren. Dann sei die Möglichkeit eines Übermittlungsfehlers ausgeschlossen, und außerdem könne man eine genaue Uhrzeit für das Abholen des Gepäckstücks vereinbaren. Hier nun die endgültige Auskunft: Die Spedition in Friedberg meldet sich unter der Telefonnummer 0 60 31 / 39 62.

Leserin Lore Simon hatte sich übrigens auf eine originelle Weise beholfen. Sie war zum Petterweiler Postamt gegangen und hatte den Koffer als Paket aufgegeben. Das kostete bei einem Gewicht von 14 Kilo etwa 27 Mark, war also kaum teurer als die Bahnpauschale von 25 Mark. Die Leserin: "Mit der Post hat das prima geklappt." hm

Premier Major unter Druck Parteitag der britischen Tories in nervöser Atmosphäre eröffnet Von unserem Korrespondenten Peter Nonnenmacher

BRIGHTON, 6. Oktober. Der britische Premierminister John Major hat am Dienstag zur Eröffnung des Parteitages der Konservativen im englischen Brighton an die Delegierten appelliert, "nicht unnötig in Panik zu geraten". Das Tory- Treffen steht ganz im Zeichen der britischen Wirtschafts- und Währungskrise sowie der Spaltung der Regierungspartei hinsichtlich der Europa-Politik. Major räumte ein, daß seine Regierung "schwierige Entscheidungen" zu treffen habe. Seine eigene Popularität ist einer Umfrage zufolge auf dem tiefsten Stand seit seiner Amtsübernahme angekommen.

Der Beginn des Parteitages war von ökonomischen Hiobsbotschaften und Kritik von ungewohnter Seite überschattet. Zu Wochenbeginn erlebten die Aktienkurse an der Londoner Börse den tiefsten Einbruch seit fünf Jahren. Auch das Pfund war weiter abgesackt. In ungewöhnlicher Schärfe attackierte der britische Unternehmerverband die Konservativen. Sein Präsident Howard Davies sagte, die Regierung habe derzeit weder eine eigene Wirtschaftspolitik vorzuweisen noch klare Vorstellungen über die Langzeitplanung für Investitionen und öffentliche Ausgaben. Der Erzbischof von Canterbury und ranghöchste englische Kirchenfürst, George Carey, rüffelte die Sozialpolitik der Regierung. Er warf den Tories vor, Britannien in eine Gesellschaft des "ungezügelten Individualismus'" verwandelt zu haben.

Nervosität herrscht in der Tory-Partei auch wegen drohender Steuererhöhungen. Die Senkung der Steuern war eines der konservativen Wahlversprechen vom April. Zudem sammelten die Maastricht- Gegner zur "Schicksalsschlacht" gegen die Europa-Pläne ihres Premiers. Nach einer äußerst kontrovers geführten Debatte über die Ratifizierung des EG-Vertrages setzten sich aber doch noch die Europa-Befürworter um Major durch. Am Abend stimmten die Delegierten mit großer Mehrheit für einen Antrag, der den Europa-Kurs der Regierung befürwortet.

Tag des Baumes

NIEDERDORFELDEN. Auch in diesem Jahr findet in Niederdorfelden ein "Tag des Baumes" statt. Am Samstag, 7. November, werden kostenlos Obstgehölze, Sträucher und Kletterpflanzen an Gartenbesitzer abgegeben. Bestellscheine gibt's bis Freitag, 9. Oktober, im Rathaus.

Immer häufiger stellen Autofahrer ihre alten Karossen einfach am Straßenrand ab Der Schrott ist teuer 600 Mark Strafe vom RP

MAIN-TAUNUS-KREIS. Eines Morgens stand er da. Einsam und verlassen am Wegesrand, die Nummernschilder abmontiert - ein Fall fürs Ordnungsamt. Oder die Polizei - je nachdem, wer zuerst vorbeikommt, das herrenlose Vehikel registriert und einen roten Aufkleber draufpappt mit dem Hinweis, es binnen vier Wochen wegzuschaffen. Eine Aufforderung, der die Besitzer meist jedoch nicht nachkommen, wie Hariolf Schaub vom Hofheimer Ordnungsamt weiß. Er hat in diesem Jahr - "So schlimm war es noch nie" - schon 30 Fälle von widerrechtlicher Abfallentsorgung registriert, wie es im Behördendeutsch heißt, wenn jemand sich ohne Federlesens seiner Rostlaube entledigt.

Den Umweltsünder ausfindig zu machen, ist manchmal gar nicht so leicht, berichtet Schaub. Denn viele wüßten, worauf die Ordnungshüter schauen, wenn sie kein Kfz-Kennzeichen finden, mit dem sich über das Flensburger Zentralregister schnell der letzte Halter ermitteln läßt: auf die Fahrgestellnummer. "Die wird teilweise unkenntlich gemacht", ärgert sich Schaub. Dann bleibe dem Ordnungsamt meist nichts anderes, als die Polizei einzuschalten, die sich auf die Suche nach dem Halter macht.

Mit einem Röntgenverfahren könne man zwar die Fahrgestellnummer wieder sichtbar machen, sagt Schaub, "doch der Aufwand lohnt sich meist nicht". Oft könnten die Leute auch anders ausfindig gemacht werden. Beispielsweise weil im Auto noch Schriftstücke rumliegen, die Rückschlüsse zulassen. Oder weil sich hinter dem Nummernschild Staub angesammelt hatte. "Wenn es abgeschraubt ist, bleiben auf der Befestigungsplatte oft die Umrisse vom Kennzeichen zurück."

Wehe dem, der erwischt wird: Ihm blüht ein saftiges Bußgeld. Zwischen 100 und 600 Mark schwanken die Summen, die das für Umweltvergehen zuständige Regierungspräsidium in Darmstadt fordert. 600 Mark sind laut RP-Sprecher Gerhard Müller die Regelstrafe. Hinzu kommen Abschleppkosten (zirka 150 Mark), manchmal auch Standgebühren.

Wie in Hofheim hat man auch im Regierungspräsidium festgestellt, daß immer mehr Autobesitzer ihre alte Karre einfach am Straßenrand oder auf Parkplätzen abstellen - in der Hoffnung, sie könnten so Geld sparen. Denn den Wagen verschrotten zu lassen, ist gar nicht so billig. Vorbei sind die Zeiten, da es für den alten Schlitten noch Bares gab. Heute muß man Geld mitbringen. 250 Mark Festpreis kassiert das Abschlepp- und Verwertungsunternehmen Gandyra in Hochheim beispielsweise - und macht dabei noch nicht mal ein nennenswertes Geschäft, wie Ferdinand Gandyra klagt. "Der Rohstoffmarkt ist praktisch tot; für gebrauchte Ersatzteile gibt's auch nicht viel. Wer kann, sieht zu, daß er sein Altfahrzeug möglichst schnell los wird und ein neues mit Katalysator bekommt, das weniger Sprit braucht."

Die Folge: Ein großes Angebot an Schrottautos, die zu verwerten sich aber kaum mehr lohne. "Alleine die Entsorgung von Motor-, Getriebe- und Hinterachsöl, für Bremsflüssigkeit und Frostschutz kostet schon jede Menge", stöhnt Gandyra. Und wenn er das "trockengelegte" und ausgeschlachtete Auto nach Frankfurt zur Shredderanlage bringe, zahle er noch mal hundert Mark.

Alles in allem, meint Gandyra, müsse man wohl 500 bis 1500 Mark rechnen, wenn man ein altes Auto wirklich fachgerecht recyclen wolle. Daß dies eines Tages kommen wird, steht für ihn fest. Bereits jetzt werben einige Autohersteller vor dem Hintergrund einer geplanten Rücknahmeverpflichtung mit der Garantie, den Wagen Jahre später wieder abzunehmen. Gandyra kann sich vorstellen, daß die Hersteller bei der Wiederverwertung auch auf bestehende Unternehmen zurückgreifen, die dann vom Schrotthändler zum Dienstleistungsunternehmen mutieren.

Mit dieser Einschätzung liegt er aus Sicht von Michael Behrle nicht falsch. "Das wird ein ganz neuer Geschäftszweig", sagt Behrle, beim Eigenbetrieb Abfallentsorgung des Main-Taunus-Kreises für Abfallwirtschaft zuständig. Er gibt Ratsuchenden am Telefon auch Tips, wo sie ihre altes Auto loswerden können - beispielsweise bei Walter Trapp in Frankfurt in der Franziusstraße 6. Und für Hinweise wie diesen müssen sie nicht einmal Telefongebühren zahlen, die übernimmt bei der Service-Nummer 0 130 / 85 55 30 der Kreis. ULRIKE BAUER

Abschied vom Quadranten

MAINTAL. Ralf Vandamme und Joachim Bachmann nehmen am Freitag, 9. Oktober, Abschied vom Quadranten.

Bei Gesprächen rund um das Quadrat wird bei ovaler Musik und allerei Kubosophischem bei der Finissage der noch andauernden Ausstellung "Der Quadrant" ein Ende bereitet.

Der Anfang vom Ende ist für 20 Uhr anberaumt. gf

Im Blickpunkt: Estland Durchmarsch nach rechts

Estlands erstes frei gewähltes Parlament seit 50 Jahren hat am Montag mit der Wahl des Staatspräsidenten die ersten Hausaufgaben erledigt. Die Suche nach einer tragfähigen Regierungsmehrheit ist wesentlich schwieriger. Dem Riigikogu fiel die Entscheidung über den Staatspräsidenten zu, weil bei der Direktwahl kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hatte. Der bisherige Außenminister Lennart Meri (63), ein Historiker, Literat und Filmemacher, wurde von 59 Abgeordneten gewählt. Sein einziger übriggebliebener Gegenkandidat, der bisherige Parlamentspräsident Arnold Rüütel, erhielt 31 Stimmen, elf Abgeordnete gaben ungültige Stimmzettel ab. Damit kehrte der Riigikogu das Ergebnis der Volkswahl um: Am 20. September waren auf Rüütel 41,84, auf Meri nur 29,52 Prozent entfallen.

Rüütel wird von der nationalistischen Rechten vorgeworfen, er habe seine politische Karriere bereits zu Leonid Breschnews Zeiten angefangen und sei allzu lange Mitglied des Obersten Sowjets der UdSSR gewesen. Seine Anhänger sehen in seiner Wandlung vom Apparatschik zum gemäßigt-linken Nationalisten ein Symbol für die Wandlung des Landes. Die ihn unterstützende, der politischen Mitte angehörende Wähler- und Parteienvereinigung Kindel Kodu (Sichere Heimat) besteht aus der Bauernunion und der "Koalitionspartei", die ihrerseits ein Wahlbündnis ist.

Rüütel hatte dreimal mehr Stimmen bekommen als die Kindel-Kodu- Liste. Meri war als Kandidat der rechtsstehenden Parteienverbindung Isamaa (Vaterland) hingegen auf deren Stimmenanteil von rund 29 Prozent hängengeblieben. Dafür hatten der Kandidat Volksfront Rahvarinne, der aus den USA heimgekehrte Rein Taagepera, und jene der rechtsnationalistischen Nationalen Unabhängigkeitspartei PNNE, Lagle Parek, ihre Parteien aufgerufen, im Riigikogu auf jeden Fall gegen Rüütel zu stimmen.

Die Wahl des Parlamentspräsidenten Ülo Nugis (Isamaa) und seines Ersten Vertreters Tunne Kelam (PNNE) bekräftigten den Durchmarsch der Rechten; der Alt-Apparatschik Nugis war bis zur Jahresmitte als Rüütel- Anhänger bekannt, wendete sich dann jedoch scharf nach rechts. Die Zuwahl des ehemaligen Regierungschefs Edgar Savisaar (Rahvarinne) mildert diesen Eindruck nicht ab.

Im 101 Abgeordnete zählenden Riigikogu haben die drei rechtsstehenden Blöcke PNNE (10), Isamaa (29) und Gemäßigte (Moodukad) zusammen nur 51 Mandate. Alle drei hatten vor der Wahl ihre Koalitionsbereitschaft bekundet. Die ersten vier Personalentscheidungen zeigen, daß ihnen höchstens acht weitere Abgeordnete gefolgt sind; die auf der extremen Rechten agierende, die faschistisch geprägte Verfassung von 1938 verteidigende Estnische Bürgerpartei hat genau acht Mandate. Für ihre Beteiligung an der Regierung sind jedoch weder Isamaa noch Moodukad zu gewinnen. Isamaa möchte Estland in die NATO führen und so rasch wie möglich "entsowjetisieren". Zur Moodukad gehören die von Marju Lauristin geführten Sozialdemokraten.

Die Volksfront Rahvarinne, die seit 1988 treibende Kraft der Unabhängigkeitsbewegung, könnte mit ihren 15 Mandaten eine sichere Mehrheit beschaffen, doch zeigen sich ihre Führer, besonders Edgar Savisaar, vom Wahlausgang dermaßen enttäuscht, daß sie bis zur Parlamentseröffnung öffentlich für niemanden zu sprechen waren. Die gemäßigte Rechte bemühte sich statt dessen nunmehr um die Unterstützung der links-zentristischen Kindel Kodu - offenbar ohne Erfolg.

Die Mehrheitsfindung wird zudem durch die Überraschungserfolge der extremen Rechten unter dem aggressiven Nationalisten Jüri Toomepuu (Estnische Bürgerpartei, acht Mandate) und der lange Zeit als skurrile Randerscheinung betrachteten Royalisten (Soltumatud Kuningriiklases, acht Mandate) erschwert. Die Royalisten, geführt von dem begabten satirischen Selbstdarsteller Kalle Kulbok, werben für die Einrichtung der Monarchie in Estland, das noch nie ein Königshaus besessen hat. Seit ihrem sensationellen Wahlerfolg sind sie schweigsam und seriös geworden. Der aus der Grünen-Bewegung (nur ein Mandat) hervorgegangene Royalisten- Führer Kulbok, der gern in einem Phantasie-Rittergewand auftritt, soll dieser Tage mit Krawatte gesichtet worden sein. KARL GROBE

Neuer Saal und Tiefgarage Rhein-Main-Halle wird fürs nächste Jahrtausend fit gemacht

WIESBADEN. Die Rhein-Main-Hallen sollen für das Jahr 2000 aufgerüstet werden: Kapazitätserweiterungen und technische Verbesserungen sind geplant. Nach der Konzeption eines Wiesbadener Architektenbüros soll an der Ecke Rhein- und Rheinbahnstraße eine neue Saalkombination entstehen - Platz für maximal 900 Besucher. Diesem Erweiterungsbau müßten die Verwaltungsbüros der Rhein-Main- Hallen und ein anderer Saal weichen. Geplant ist außerdem eine Tiefgarage für 330 Autos.

Abgeschlossen ist mittlerweile die Modernisierung der großen Halle - Schauplatz vieler populärer Top-Veranstaltungen. Hier wurde für 1,4 Millionen Mark eine mehrteilige Hubbühne installiert, Saalteiler ermöglichen eine flexible Hallennutzung.

Eigentümer der RMH ist die Rhein-Main-Hallen-Betriebsgesellschaft, die zu 51 Prozent der Stadt und zu 49 Prozent Gewerbetreibenden gehört.

Die Rhein-Main-Hallen wurden vor 30 Jahren errichtet. Sie gelten als eine der attraktivsten Kongreß- und Ausstellungszentren Europas. maf

Die Azteken tanzten im . . .

Fortsetzung von Seite 1 gen Kostümen. Der aus Federn bestehende Kopfschmuck "bildet eine Verbindung zwischen Mutter Erde und Kosmos", wurde den Zuschauern erläutert. Die aztekischen Kreistänze symbolisieren das Streben des Menschen nach Harmonie, innerer Ruhe und Energie.

Die Tänzerin Adakû sowie die Musiker Annan und Lantéyden zeigten den Erntedank-Tanz "Bambaya". Auch heute noch wird das Ritual in Nord-Ghana vor allem von dem moslemischen Stamm der Moshi gepflegt. Trotz Islamisierung und Europäisierung haben sich viele afrikanische Völker ihre sogenannten "Agrar-Riten" erhalten.

Auf die masirische Band "Isenannen" warteten die vielen marokkanischen Jugendlichen voller Ungeduld. Sie spielten traditionelle Berber-Musik und vertonten das kabylische Märchen "Der erste Anbau der Feldfrüchte". Märchen und Mythen aus Europa, Afrika und Lateinamerika lockerten das anspruchsvolle Kulturprogramm als "kleine Häppchen zwischendurch" auf.

Mit der "Hommage an Kavafis" vertonten der Frankfurter Musiker Alexandros Karozas und die Londoner Opernsängerin Alexandra Grisopoulou Exil-Gedichte von Konstantinos Kavafis: "In ihren Koffern schmuggelten sie die Hoffnung, die sie verkauften samstags auf dem Markt." Ein Kontrastprogramm boten das "Herchenröder Quartett" und der "Chor der Lokbediensteten" - beides Chöre aus dem Gallus.

An die 200 Jugendliche tanzten auf dem "Ernte-Dance-Floor" in den nächsten Tag. Denn im Haus Gallus ließen die senegalesische Band "N'Gewl Saf Sap" und die brasilianische Gruppe "Fernando Cruz" den besinnlichen und fröhlichen Tag mit heißen Rhythmen ausklingen. tin

Schülerin wird seit einer Woche vermißt

OFFENBACH. Die 16jährige Schülerin Kerstin Janz (Bild) verließ am Dienstag, 29. September, die elterliche Wohnung in der Feldstraße und wird seither vermißt. Die Polizei, Telefon 8090-259, vermutet, daß sich Karin noch in Offenbach aufhält und bittet um Hinweise auf ihren Verbleib. Karin ist 1,75 Meter groß und schlank, hat rötlich-blondes, schulterlanges Haar. lz

Symposion zum Thema Stadt: "Capitale Mythen"

"Capitale Mythen" heißt eine Reihe von fünf Symposien, die sich von November an halbjährlich mit dem Themenkreis Stadt und Mythen befaßt. Die internationalen ökonomischen Dimensionen der Stadtentwicklung sollen beim ersten Symposion "Frankfurt: Die Stadt als Kapitalfabrik?" am 14. November von 10 - 19 Uhr (Industrie- und Handelskammer am Börsenplatz) diskutiert werden: Die Entwicklung von Weltstädten, die Folgen der wirtschaftlichen Modernisierung und Probleme des Übergangs von der Arbeits- zur Dienstleistungs-Gesellschaft im Spiegel der Stadt.

Veranstalter ist die Frankfurt Projekte in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Arnoldsheim und der Katholischen Akademie Rabanus Maurus. Vorgesehen sind Vorträge und Podiumsdiskussionen mit zahlreichen international bekannten Experten.

Weitere Themen, der im Rahmen der 1200-Jahr-Feier der Stadt geplanten Symposien sind: Kultur und Urbanität im März 1993, Gesellschaft und Modernität (November 1993), Politik und Liberalität im März 1994 sowie Zukunft und Zentralität (September 1994). gem

Tristesse im Schelmengraben: Weder Graffitiwand noch Skaterbahn / Stadtteilkonferenz will bald helfen Jugendliche wollen raus aus der Betonwüste Nach 18 Uhr bleibt nur die Holzhütte / Einige schlittern in die Obdachlosigkeit Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Der Junge aus dem Schelmengraben freut sich: "Hier entsteht mein neues Wohnzimmer." Mit der Holzhütte, die 30 bis 40 deutsche und ausländische Jugendliche auf dem Spielplatz am Einkaufszentrum gemeinsam gezimmert haben, verwirklichten sie sich den Traum vom "Treffpunkt, der immer geöffnet ist". Denn daran hapert es in der Trabantenstadt bei Dotzheim. 8000 Menschen sind hier in Wohnblocks zusammengepfercht, die meisten von ihnen nicht auf Rosen gebettet, mit hohem Ausländeranteil und vielen jungen Bewohnern, die keine Perspektive sehen. Eine Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus am Rande der distingierten Badestadt.

"Wo sollen wir hin?", fragt beispielsweise die 16 Jahre alte Lizzy, "nach 18 Uhr und an Wochenenden ist hier meistens alles dicht." "Hier": das sind die Räume der evangelischen Kirchengemeinde, die sie tagsüber nutzen dürfen. "Abends drücken wir uns auf dem Parkplatz rum", schildert Michael das Dilemma seiner Altersgenossen aus dem Schelmengraben. Da ist die Hütte Marke Eigenbau einziger Hoffnungsschimmer.

Um den beengten Wohn- und oft auch beklemmenden Familienverhältnissen zu entfliehen, nehmen die Jungen und Mädchen jede Unbequemlichkeit auf sich: Lizzy hat sich beispielsweise in einem Kellerverschlag ihres Wohnblocks häuslich eingerichtet: "Hier kann ich mich mit meinen Freunden treffen und Musik hören, solange ich will." "Raus aus dieser Betonwüste" wünscht sich Andreas. "Alles", sagt der 16jährige, "ist hier trist und grau." Kein Grillplatz, kein Café. Noch nicht einmal ein paar Basketball-Körbe. Ganz zu schweigen von einer Graffitiwand. Zu wenig Bänke, ein demolierter Spielplatz, die Skaterbahn ramponiert und unbrauchbar.

Zum Anwalt ihrer Interessen macht sich seit Jahren die Stadtteilkonferenz - ein Zusammenschluß aller sozialer Institutionen im Schelmengraben, etwa die Kirchengemeinden, die städtische Beratungsstelle, Kindertagesstätten und die Jugendgerichtshilfe. Doch auch die engagierten Helfer stoßen schnell an ihre Grenzen, wenn sie um Verbesserungen der trostlosen Lage kämpfen.

Beispiel: Hüttenbau. Die Sozialarbeiter hatten eine Odyssee durch die Ämter hinter sich, bevor sie endlich einen Financier der Baumaterialien gefunden hatten: das Jugendamt. Fünf Sozialarbeiter gibt es, die sich ausschließlich um die Jugendlichen im Schelmengraben kümmern. "Viel zu wenig", sagt Michael.

Angesichts der sozialen Probleme in vielen Familien, die zum großen Teil auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen ausgetragen werden, ist das kleine Team der Sozialarbeiter in der Tat überfordert. "Was", fragt sich beispielsweise Andrea Dommermuth von der Jugendgerichtshilfe, "sollen wir im Winter mit den obdachlosen Jugendlichen machen?" Mehrmals im Monat suchten Jungen und Mädchen, nach ewigen familiären Auseinandersetzungen aus der elterlichen Wohnung geflohen oder auch verjagt, nach einer Bleibe. "Im Sommer ist das nicht so dramatisch", erzählt Sozialarbeiterin Uta Baldauf: "Da campieren sie schon mal ein paar Nächte im Freien." Aber bei Kälte und Regen? Aus dem Foyer des nahegelegenen Krankenhauses wurden sie bisher schnell verscheucht, so daß einige sogar im Terminal des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens Unterschlupf suchten.

"Notschlafplätze" für diese Jugendlichen seien dringend erforderlich, "vielleicht in einer Zwei- bis Dreizimmerwohnung", meint Ute Baldauf. Denn viele der herumirrenden jungen Menschen wollten ihrer Familie gar nicht ständig den Rükken kehren, kaum jemand sei bereit, eine Heimunterbringung zu riskieren. "Sie wollen nur einmal für ein paar Tage Abstand gewinnen - bis sich die Wogen zu Hause wieder geglättet haben": Urlaub von der Familie. In der Stadtteilkonferenz soll dieses Problem jetzt aufgegriffen werden. Damit es nicht etwa so weit kommt, wie ein junger Mann unlängst ankündigte: "Am besten drehe ich irgend ein Ding, um in den Knast zu kommen. Da habe ich wenigstens einen Schlafplatz."Stammtisch des TV

NIDDERAU. Wie bisher findet an jedem zweiten Donnerstag im Monat der Stammtisch des Turnvereins Windecken statt. Nächster Termin ist am 8. Oktober um 20 Uhr in der Gaststätte zur Post.

EC Bad Nauheim, Eishockey "Rote Teufelchen" mit Verletzungspech

"Jetzt kommt auch noch das Verletzungspech hinzu, das können wir in unserer prekären Situation überhaupt nicht gebrauchen", stöhnte Bad Nauheims Eishockey-Zweitligatrainer Rudolf Sindelar nach der 1:4-Niederlage zu Hause gegen den SB Rosenheim. Noch schlimmer als die sechste Niederlage in Folge wog für das Schlußlicht die schwere Verletzung von Verteidiger Markus Emminger. Der lange Ex-Schwenninger zog sich nach einem nicht geahndeten Ellenbogen- Check des Rosenheimers Heinold - das Foul geschah ohne böse Absicht im Zweikampf - eine Augenverletzung, einen Nasenbeinbruch und schwere Kieferverletzungen zu. Über die Länge des Ausfalles kann derzeit nur spekuliert werden, Emminger wird auf jeden Fall ebenso wie Stammkeeper Carsten Greb (schmerzhafte Rippenprellung) in den beiden Wochenendspielen fehlen. Während Greb in Kürze wieder zwischen die Pfosten zurückkehren dürfte, könnte der langfristige Ausfall von Emminger die sowieso schwache Abwehr in weitere Schwierigkeiten stürzen.

Wie das wohl im ersten Freitags-Heimspiel gegen den Erstligaabsteiger ES Weißwasser aussieht? Ab 19.30 Uhr stehen sich die zwei Traditionsvereine aus West und Ost gegenüber, beide Teams haben schon weitaus bessere Zeiten gesehen. Für die Cracks aus der Lausitz dürfte der Traum vom direkten Wiederaufstieg bereits ausgeträumt sein, dem einstigen DDR-Starclub bleibt nur ein triste Mittelfeldrolle. Und das, obwohl noch einige Nationalspieler in den Reihen des ESW stehen.

Am Sonntag (19 Uhr) muß der EC den schweren Gang zum Essener Westbahnhof antreten. Ein Wiedersehen mit Ex- Trainer Gordon Blumenschein, dem manch einer schon eine Träne in der Badestadt hinterherweinte. Essen wartet noch auf den ersten Heimsieg, war dafür in der Fremde äußerst erfolgreich. Da ist ganz eindeutig die Handschrift von Blumenschein zu erkennen. Auswärts bringt das sture Defensivkonzept Erfolg. Zu Hause fällt es den ebenfalls am finanziellen Abgrund balancierenden Ruhrstädtern schwer, das Spiel selbst zu gestalten. Hierin liegt die Außenseiterchance der "Roten Teufel", die unbedingt zur psychologischen Aufrüstung ein erstes Erfolgserlebnis benötigen. Bleibt nur die Frage, ob die Fans dem ums nackte Überleben kämpfenden Verein die Treue halten? Gefordert sind jedoch nicht nur die Fans, sondern auch der Konkursverwalter. Die höchsten Eintrittspreise der Liga sind nicht länger mit den Leistungen unter einen Hut zu bringen. jo

Ortsbeirat aktuell

Auf der langen Bank liegt ein Antrag der CDU, auf dem städtischen Grundstück zwischen den Liegenschaften Kalbacher Hauptstraße 6 und 6 b Parkplätze einzurichten. Da die CDU prüfen will, ob auf dem Gelände der gegenüberliegenden Kirche Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden können, wurde ein Beschluß über den Antrag zurückgestellt. kan

Mundartabend nun am Samstag, 14. November

NIDDERAU. Für den im September ausgefallenen Mundartabend wurde ein neuer Termin anberaumt. Der Freundeskreis Heimische Mundart hat sich für Samstag, 14. November, entschieden. Unter dem Motto "Aus de Kisch" beginnt die Veranstaltung um 20 Uhr in der Schloßberghalle.

Auf dem Programm stehen heiter und besinnliche Gedichte und Geschichten, die an die Windecker Vergangenheit erinnern. Durch das Programm führt Josef Rosenthal. gf

"Im Inland lohnt der ICE" IHK-Untersuchung vergleicht Auto, Flugzeug und Bahn

Ähnlich wie vor einigen Jahren noch die Entscheidung zwischen CD oder Vinylplatte, gestaltet sich, seit es den ICE gibt, für einige Zeitgenossen die Frage nach dem Verkehrsmittel zur Gretchenfrage. Entscheidungshilfe zur Überlegung, ob die Geschäftsreise nach Hamburg, Dresden, Düsseldorf oder Berlin, auf Schiene, Straße oder in der Luft angetreten werden soll, gibt jetzt eine Untersuchung der Industrie- und Handelskammer, die auf Zahlen des ADAC basiert.

Eine detaillierte Tabelle gibt darüber Auskunft, wieviel Zeit die Reise per Auto, Bahn oder Flugzeug in Anspruch nimmt, und wieviel die Fahrt kostet. Beim Preis der Autofahrt geht die Untersuchung von einem Kilometergeld von 65,6 Pfennigen aus. Als Bahnpreise werden die Kosten für eine einfache Fahrt im ICE in der ersten und zweiten Klasse angegeben. Beim Flieger wurde eine Stunde für An- und Abfahrt zum und vom Flughafen zur Flugzeit hinzugerechnet, angegeben sind die Kosten für eine Reise in der Business Class.

Von Frankfurt nach Berlin ist man, so die Untersuchung, mit dem Auto nur 19 Minuten langsamer als mit dem ICE, der 6 Stunden und 20 Minuten unterwegs ist. Das Flugzeug braucht für die gleiche Strecke nur zweieinviertel Stunden. Der Geldbeutel fährt auf dieser Strecke jedoch mit dem Zug am besten: 203 Mark kostet die Fahrt in der ersten Klasse, während Flugreisende 310 und Autofahrer 360 Mark berappen müssen.

Nur eine Minute schneller als die Bahn, die vier Stunden und 57 Minuten braucht, ist das Auto zwischen Leipzig und Frankfurt, mit dem Flugzeug ist man zwei Stunden und zehn Minuten unterwegs. Auch hier ist die Bahn jedoch erheblich billiger: 110 Mark kostet die Fahrt, während im Auto 259 Mark zu zahlen sind und die Fluggesellschaften 299 Mark verlangen.

Die Kosten-/Nutzenrechnung geht besonders bei den kürzeren Strecken zugunsten der Bahn auf: zwischen Nürnberg und München nehmen sich die drei Verkehrsmittel gegenseitig nur wenige Minuten, auch hier ist jedoch wieder die Bahn mit 88 Mark der billigste Anbieter. Auch zwischen Frankfurt und Stuttgart lohnt es sich, auf den ICE umzusteigen: Er ist auf dieser Strecke nicht nur die billigste, sondern auch die schnellste Variante: mit einer Stunde und 20 Minuten spart er den Geschäftsreisenden eine halbe Stunde gegenüber dem Flugzeug. fra

Junge Familie auf dem Heimweg ausgeraubt

OFFENBACH. Die Polizei sucht nach zwei "ungepflegt und verwahrlost wirkenden" jungen Männern im Alter von etwa 25 Jahren. Sie sollen am Montag gegen 20 Uhr im Büsing-Park eine junge Familie mit ihrem sieben Monate alten Baby auf dem Heimweg von einem Einkaufsbummel überfallen und ausgeraubt haben. Wie die Polizei berichtet, drohten die zwei Männer dem Ehemann, ihn zusammenzuschlagen. Er gab deshalb seine Brieftasche ohne Gegenwehr heraus. Anschließend nahmen ihm die Räuber noch die Armbanduhr mit schwarzem Zifferblatt ab und flüchteten in Richtung Herrnstraße/Kirchgasse. Die Polizei, Telefon 8090-259, bitten um Hinweise. lz

JU für die Genfer Konvention Wetterauer CDU-Nachwuchs sucht Lösung der Asylproblematik

WETTERAUKREIS. Für eine Asylrechts-Lösung auf der Basis der Genfer Konvention spricht sich die Junge Union (JU) Wetterau aus. Die Nachwuchsorganisation hat sich zum Thema Asyl in Fortsetzung der Kreisdelegiertentagung beraten, wie Kreisvorsitzender Marc Hebbel mitteilt. Ziel des Lösungsansatzes der JU sei es, zu erreichen, daß solche Asylbewerber sofort abgeschoben werden, die sowohl nach dem Asylrecht als auch nach der Genfer Flüchtlingskonvention kein Bleiberecht in Deutschland genießen. Nur so sei zu gewährleisten, daß wirklich Verfolgten Schutz gewährt werden könne.

Nach Ansicht der JU könne es nicht angehen, daß die öffentliche Hand jährlich mit einigen Milliarden Mark durch "illegale Einwanderer" belastet werde. Die JU sei über den anhaltenden Mißbrauch des Asylrechts empört, der gegenwärtig - anders als eine Gesetzesmißachtung eines Staatsbürgers - nicht entsprechend geahndet werde. Die Leidtragenden seien letztlich die wirklich politisch Verfolgten.

Daher fordert die JU, das Asylrecht solle künftig auf der Basis der Genfer Flüchtlingskonvention gewährt werden. Hebbel: "Die Bundesrepublik hat die Genfer Konvention unterschrieben, also kann diese auch für das Asylrecht in Deutschland angewendet werden, wenn vorher das Grundgesetz entsprechend ergänzt wird".

Außerdem fordert die Nachwuchsorganisation die sofortige Abschiebung aller Asylbewerber, die nach dem Asylrecht und der Genfer Konvention abgelehnt seien, sowie aller straffällig gewordenen Asylbewerber. Eine gleichmäßige Verteilung aller Asylbewerber auf die EG-Staaten gehört ebenfalls zu den Forderungen, da etwa Zweidrittel aller Asylanträge in Deutschland gestellt würden.

Für die Eingliederung der wirklichen Flüchtlinge schlägt die JU vor, sie in deutscher Sprache zu unterrichten und ihnen die deutsche Kultur und Lebensweise vorzustellen, um ihnen damit die Kontaktaufnahme zu deutschen Mitbürgern zu erleichtern. (Lesen Sie zu diesem Thema auch das Interview mit Andreas Schönborn, Pressesprecher der JU Bad Vilbel, auf dieser Seite.) de

Du Pont-Werkstor wurde blockiert

Demo gegen FCKW-Produktion

BAD HOMBURG. Gegen die Produktion des "Ozon-Killers" Fluorchlorkohlenwasserstoff (FCKW) durch den weltweit tätigen Chemiekonzern Du Pont haben etwa 20 Aktive des Jugendumweltbündnisses Hochtaunus vor dem Werkstor der deutschen Verwaltungszentrale von Du Pont in Ober-Eschbach demonstriert. Eine Einfahrt wurde durch eine Menschenkette und durch Transparente mit der Aufschrift "Angeklagt: Du Pont; Opfer: Menschheit; Urteil: Zerstörung der Ozonschicht - Stoppt die FCKW-Produktion" etwa eine Stunde lang blockiert.

Beschäftigten des Unternehmens und Passanten überreichten die Demonstranten Flugblätter, auf denen sie ihren Protest gegen die FCKW-Herstellung begründeten.

Sie forderten den sofortigen Stopp der "harten" FCKW-Produktion und sprachen sich gegen die von Du Pont angebotenen Ersatzstoffe aus. Diese würden zwar die Ozonsicht weniger stark schädigen, dafür aber den Treibhauseffekt der Atmosphäre verstärken.

Die Reaktion der Beschäftigten, die durch ein zweites Tor behindert zu den Büros gelangten, reichte nach Aussage der Demonstranten von Zitaten wie "Ihr habt doch keine Ahnung, haut ab" bis zu zustimmenden Bemerkungen wie "Ich finde Eure Aktion gut, und ich muß in diesem Schweinestall arbeiten."

Du-Pont-Pressesprecher Rick de Jong stellte sich den Demonstranten zur Diskussion. Du Pont ist weltweit Marktführer in der Herstellung der FCKW. Das Unternehmen hat vor Monaten ein Programm für einen "geordneten" Rückzug aus der FCKW-Produktion angekündigt, demzufolge die Herstellung der besonders schädlichen vollhalogenierten ("harten") FCKW bis Ende 1995 auslaufen soll. Die Umstellung sei bereits in vollem Gang und verlaufe planmäßig, sagte de Jong der FR. Vor Ende 1995 sei der Ausstieg aber nicht möglich, weil sonst in der ganzen Welt unzählige Kühlsysteme und Klimaanlagen ausfallen und damit Lebensmittel-Vorräte verderben würden. Du Pont produziert die FCKW vor allem in den USA und in Japan, nicht in Deutschland. che

Stellenstopp wurde aufgehoben Wieder mehr Mitarbeiter im Kreishaus / Computer helfen sparen

KREIS OFFENBACH. Die Mitarbeiter der Kreisverwaltung können aufatmen: Ab Januar kommenden Jahres wird der Stellenplan für die Beamten und Angestellten wieder voll ausgefüllt. Der Kreisausschuß hat beschlossen, die seit neun Monaten geltende Besetzungssperre für freigewordene Arbeitsplätze in der Verwaltung aufzuheben.

Seit Anfang dieses Jahres hat der Kreis etwa 1,5 Millionen Mark an Personalkosten eingespart. Posten, die wegen Pensionierung, Arbeitsplatzwechsel oder Kündigung frei wurden, hat die Verwaltung sechs Monate lang nicht neu ausgeschrieben. 68 Stellen im Kreishaus waren bis zum 1. Oktober 1992 davon betroffen - verteilt über sämtliche Ämter. Auch wenn der Stopp erst zum Jahresende ausläuft: Mitarbeiter, die jetzt gehen, werden wieder so schnell wie möglich ersetzt. Immerhin dauert es meist mehrere Monate, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Im Haushaltsentwurf für 1993 sind wieder mehr Mittel für das Personal vorgesehen. Im laufenden Jahr hatte die Kürzung teilweise zu erheblichen Schwierigkeiten geführt. Da die Nichtbesetzungsregelung griff, ohne daß die besondere Situation im jeweiligen Arbeitsbereich berücksichtigt werden konnte, war es zu Engpässen gekommen. "Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellte die Stellenbesetzungssperre eine erhebliche Belastung dar, weil die Arbeit ja aufgefangen werden mußte", heißt es im Kreisausschuß. Unproblematisch sei es dort gewesen, wo beispielsweise neun Sachbearbeiter unter sich die Aufgaben eines zehnten verteilen konnten. Bei spezialisierten Tätigkeiten, wie etwa der Suchtberatung im Gesundheitsamt, habe allerdings manches vernachlässigt werden müssen. Gerade bei solchen höher qualifizierten Arbeitsplätzen sei die Fluktuation aber größer als bei einfachen Verwaltungsarbeiten. Als "zweischneidiges Instrument" bezeichnete Landrat Josef Lach daher diesen Versuch, den Haushalt zu sanieren.

Auch wenn die Besetzungssperre aufgehoben ist, heißt das nicht, daß jede in Zukunft freiwerdende Stelle im gleichen Bereich ausgeschrieben wird. Umstrukturierungen sollen möglich sein.

Die Arbeitsabläufe in der Verwaltung will der Kreisausschuß insgesamt optimieren. Computer sollen den Mitarbeitern viele Tätigkeiten abnehmen. Etwa wenn regelmäßige Bescheide verschickt werden müssen. Im Sozial- und Ausländeramt sind Datenverarbeitungssysteme seit einigen Monaten im Einsatz, im Jugendamt und bei der Bauaufsicht werden Computer gerade eingeführt. Nach dem Anbruch des Informatikzeitalters im Hochhaus an der Berliner Straße, durch das dem Personal lästige Routinearbeiten abgenommen werden, soll mehr Zeit für die Beratung der Bürger bleiben.

Derzeit gibt es in der Kreisverwaltung einschließlich der Krankenhäuser und Schulen rund 1 700 Stellen, davon etwa zehn Prozent für Beamte. Im Kreishaus selbst sind gut 200 Beamten- und 560 Angestellten-Plätze. Die tatsächliche Zahl der Mitarbeiter liegt etwas höher, da bei Teilzeitbeschäftigung mehrere Angestellte auf eine Stelle kommen. fuh

Bau will wieder Gastarbeiter Verband: Niedriglohnbeschäftigung sorgt für Unruhe

mak FRANKFURT A. M. Osteuropäische "Niedriglohnarbeitnehmer" auf dem Bau sollten künftig wieder verstärkt als Gastarbeiter nach den Regeln des deutschen Tarifrechts beschäftigt werden. Das schlägt der Vizepräsident und sozialpolitische Sprecher des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Wilhelm Küchler, vor. Inzwischen arbeiteten hierzulande 85 000 Kräfte vor allem aus Polen und der CSFR, 1990 waren es erst 15 000. Auch deshalb sei erstmals seit sieben Jahren die Zahl der Erwerbslosen in der Branche gestiegen. Die Bundesregierung müsse einschreiten, um weitere Wettbewerbsverzerrungen und Unruhe auf den Baustellen zu verhindern.

In die richtige Richtung weisen laut Küchler die Ergebnisse eines Spitzengesprächs von Bauarbeitgebern und -gewerkschaften mit Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. Demnach soll Bonn keine neuen Werkvertragsabkommen mehr abschließen, die Billig-Anbietern vor allem aus Osteuropa den Weg auf deutsche Baustellen geebnet haben. Die Kontingente bestehender Verträge sollen um 7,5 Prozent gesenkt werden und spezielle Ausweise für ausländische Arbeitnehmer den Kampf gegen die illegale Beschäftigtung erleichtern. Blüm habe zudem versprochen zu prüfen, ob die osteuropäischen Billig-Maurer nicht als reguläre Gastarbeiter beschäftigt werden könnten. Doch macht sich Küchler "keine Illusionen, daß vor Ende der Asyldebatte" das Kabinett entsprechende Regelungen verabschiedet.

Der Bauverbandsvize befürchtet, daß zu viele Niedriglohn-Kräfte aus dem Osten "das traditionell gute Verhältnis zwischen deutschen und ausländischen Arbeitnehmern aus Angst um den Arbeitsplatz trüben". Die Werkverträge will Küchler zwar nicht abschaffen, doch sollte die Zahl der Ost-Bauarbeiter auf 20 000, ihr Einsatz auf westdeutsche Ballungszentren wie Frankfurt, Stuttgart oder München beschränkt werden.

Eine Absage erteilt der sozialpolitische Sprecher den Forderungen nach Öffnungsklauseln in Tarifverträgen für den Westen Deutschlands, wie sie der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Tyll Necker, und Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann vorgebracht haben. Küchler, der auch im Präsidium der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände sitzt, sieht darin die Gefahr, daß der Kollektivvertrag als Ordnungsfaktor "total in Frage gestellt" werde. Auch in Ostdeutschland wolle die Bauindustrie auf Öffnungsklauseln verzichten, die Unternehmen Lohnzahlungen unter Tarif erlauben würden. Dies sei freilich von "vernünftigen Tarifabschlüssen" abhängig. Nach dem Willen der Arbeitgeber sollen die Ost-Löhne am Bau zunächst auf dem derzeitigen Niveau von 77 Prozent des West-Entgelts bleiben.

"Hessen im Spiegel der Statistik" Das Faltblatt "Hessen im Spiegel der Statistik" ist jetzt in der 14. aktualisierten Ausgabe erhältlich. Es wird vom Statistischen Landesamt - auch in größeren Stückzahlen - kostenlos abgegeben. Die Behörde bittet von Einzelbestellungen abzusehen. Anforderungen an das Hessische Statistische Landesamt, Pressestelle, Postfach 32 05, 6200 Wiesbaden. Ringpartnerschaft besiegelt Die südenglische Stadt Lichfield ist Dritte im Bund von Limburg und der französischen Kommune St. Foy les Lyon. Bei einem Treffen in der englischen 28 000-Einwohner-Stadt sei eine Ringpartnerschaft zwischen den drei Städten besiegelt worden, teilte die Stadt Limburg mit. Die Partnerschaft von St. Foy und Limburg besteht bereits seit 25 Jahren. Erste Verbindungen zwischen Limburg und Lichfield wurden vor etwa zehn Jahren geknüpft. "Mehr islamischer Religionsunterricht" Der Kasseler Ausländerbeirat hat bei der Landesregierung gefordert, in den Regelschulen islamischen Religionsunterricht einzuführen. Das Gremium übergab Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) in Kassel rund 2300 Unterschriften ausländischer Eltern. Während in der Koalitionsvereinbarung von SPD und Grünen festgelegt ist, daß islamischer Religionsunterricht im Rahmen des muttersprachlichen Unterrichts erteilt werden solle, plädiert der Ausländerbeirat dafür, den Religionsunterricht gesondert in der Stundentafel auszuweisen. Hessen leben von Kartoffel-"Importen" Obwohl die Kartoffelernte in Hessen in diesem Jahr mit 251 500 Tonnen um fast 50 Prozent über dem Vorjahresergebnis liegt, lebt die Bevölkerung "in hohem Maße von Importen aus Bayern und Norddeutschland". Nur auf 1,4 Prozent der Akkerfläche des Landes werde die Knolle angebaut, berichtete das Landwirtschaftsministerium. Mit rund 7080 Hektar sei die Anbaufläche im Vergleich zu 1991 um acht Prozent gestiegen, so daß erstmals seit Jahren die rückläufige Zahl unterbrochen worden sei. Das Ministerium appellierte an die Landwirte, die Kartoffel nicht länger "links liegen zu lassen", da sie als Hackfrucht gut in eine umweltschonende Fruchtfolge passe. Obdachlosen-Beratungsstelle eröffnet Eine Beratungsstelle für alleinstehende wohnungslose Menschen ist in Limburg eröffnet worden. Die vom Caritasverband getragene Anlaufstelle soll Obdachlose in allen Lebensbereichen beraten und begleiten. Neben einer ambulanten Fachberatungsstelle und einer Tagesaufenthaltsstätte bietet die Limburger Caritas wohnungslosen Menschen auch ein Übernachtungs- und Übergangswohnheim sowie betreutes Wohnen an. Messe will umweltschonender arbeiten Die Wiesbadener Rhein-Main-Halle (RMH), größte Messe- und Kongreßhalle der Landeshauptstadt, will künftig mehr für Umweltverträglichkeit tun. Nachdem bereits seit Anfang des Jahres 1992 in den Restaurants der Halle auf Plastikgeschirr grundsätzlich verzichtet wird, soll bei der Ausstattung von Konferenzräumen mit Auslegware künftig nur noch Teppichmaterial verwendet werden, das sich für Recycling eignet. Bei Messen sollen wiederverwendbare Stände aus flexibel nutzbaren Wandelementen zum Einsatz kommen. Das kündigte der Geschäftsführer der RMH-Betriebsgesellschaft, Thomas P. Krohne, an.

Jeweils mittwochs Vollwertkochkurs

NIDDERAU. Der BUND Nidderau und die Umwelt AG der evangelischen Kirche veranstalten vom 24. Oktober bis 25. November jeweils mittwochs ab 19.30 Uhr eine Vollwertkochkurs.

Das Seminar findet im evangelsichen Gemeindehaus Windecken, Eugen-Kaiser-Staße 35, statt. Gekocht wird jedes Mal ein komplettes Menü.

Für Jugendliche ab zwölf Jahren wird am Donnerstag, 5. November, und am Donnerstag, 12. November, jeweils von 17 bis 19.30 Uhr ebenfalls ein Vollwertkochkurs angeboten.

Die Kursgebühr für Jugendliche beträgt zehn Mark.

Anmeldungen bei Familie Baer unter der Nummer 06187/22564. gf

Später Deichbau gegen die Schuldenflut Nach dem Lira-Sturz sucht sich Italien gegen die wirtschaftlichen Stürme zu wappnen

Unwetter toben in diesen Tagen über Italien. Schlamm- und Wassermassen reißen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellt: Scheunen und Ställe, Bäume und Brücken, Mauern und Autos. Ein Spiegelbild der Naturkatastrophe ist die wirtschaftliche Lage des Landes, die nach dem dramatischen Kursverlust der Lira nicht nur die Bürger der Halbinsel, sondern ganz Europa beunruhigt. Forsche Von Horst Schlitter (Rom) Kommentatoren sprechen von einem zweiten Jugoslawien, doch was ist in diesen Tagen noch Übertreibung, in denen Regierung und Parlament nervös über Deiche debattieren, die sich der Schuldenflut entgegenstellen sollen, während die Gewerkschaften halbherzig zu einem halben Generalstreik am 13. Oktober aufrufen?

Jahrelang hat die Italienische Republik ein Staatsdefizit mitgeschleppt, das zuletzt dem jährlichen Bruttosozialprodukt entsprach und es dann überstieg. Um alte Löcher zu stopfen, wurden neue, größere aufgerissen. Das Leben ging fröhlich weiter, und die Wirtschaft florierte. Jetzt sind die sorglosen Zeiten vorbei. Die Produktion dümpelt vor sich hin, die Staatsmaschine stottert, fast alle Gesellschaftsschichten melden Forderungen an. In dieser Situation versucht die Koalitionsregierung des Sozialisten Giuliano Amato, ein rigoroses Sparprogramm durchzusetzen. Täte sie es nicht, die europäischen Partner würden Italien den Eintritt in die Gemeinschaft verweigern, und gerade von der EG erwartet Rom noch immer die Lösung zumindest eines Teils der chronischen Probleme.

Die Lira reagierte auf den brüsken Klimawechsel mit einer heftigen Erkältung. Innerhalb von wenigen Tagen sank die italienische Währung, die monatelang von der Bundesbank über Wasser gehalten worden war, rapide und verlor bisher 20 Prozent ihres Wertes. Niemand kann sagen, ob die Abwärtsbewegung hier endet. Mit Sicherheit aber wird ein Inflationsschub die Folge sein, denn nicht nur Erdöl, sondern auch andere Rohstoffe kosten künftig erheblich mehr. Gewissenlose Händler nutzen die allgemeine Unsicherheit auf ihre Weise: In Rom stiegen die Preise für Obst und Gemüse innerhalb von drei Tagen um zwölf Prozent. Daß italienische Waren nun im Ausland zu günstigeren Bedingungen angeboten werden können, ist für die Konsumenten ein schwacher Trost. Um aus der Misere herauszufinden, müßte die ganze Gesellschaft bereit sein zu sparen. Bisher aber sind für eine solche Haltung nur bescheidene Ansätze zu beobachten.

Amato eröffnete den stürmischen Herbst mit einer Serie von Paukenschlägen: Jeder Haus- und Wohnungsbesitzer soll zwischen zwei und drei Promille vom Grundwert seines Anwesens an den Fiskus abführen. Eine einmalige Gebühr mußten die Bürger für die Stempelmarken in Personalausweis, Führerschein und Jagderlaubnis entrichten. Doch das sind für den Staat nur Trinkgelder. Die beliebte Steuerflucht unter den Freiberuflichen soll durch schärfere Kontrollen gebremst werden. Zu diesem Zweck hat der Finanzminister ein Einschätzungsmuster entworfen, das sich am Lebensaufwand jedes einzelnen orientiert. Wer in seiner Steuererklärung diese Richtzahl um mehr als 25 v. H. unterschreitet, muß mit dem Besuch eines Finanzkontrolleurs rechnen. Seinen Reichtum allzu leichtfertig zur Schau zu stellen, ist künftig gefährlich. Autos mit mehr als 2,5 Liter Hubraum, eigene Flugzeuge oder Hubschrauber oder gar eine Jacht von mehr als 18 Meter Länge kosten den Eigentümer eine saftige Luxusabgabe.

Doch im Grunde erwies sich all dies als unzureichend angesichts des gewaltigen Schuldenabgrunds. Weitere Maßnahmen folgten: Als nächste Kuh will die Regierung das Gesundheitswesen melken. Arzt- und Arzneimittelkosten werden nur noch demjenigen erstattet, der weniger als 40 Millionen Lire (42 000 Mark) im Jahr verdient. Frei bleiben nur noch der Krankenhausaufenthalt und die Behandlung bestimmter, langwieriger Gebrechen. Dem Schnitt der Sparschere fallen hohe Pensionen zum Opfer, damit niedrige Renten aufgestockt werden können. Auf dem Programm steht außerdem die Verschärfung der bisher geltenden Steuerprogression, eine verstärkte Besteuerung von Aktien und Festpapieren sowie die Privatisierung zahlreicher Staatsbetriebe.

Wo der Staat sich anschickt, so kräftig zuzulangen, schießen die Gerüchte ins Kraut. Zu Hunderttausenden lösten die Bürger ihre Sparkonten auf, um einem Schlag des Fiskus zuvorzukommen. In einem verzweifelten Appell bat der Regierungschef seine Landsleute um mehr Vertrauen: "Irrationale Reaktionen, von denen ich hoffe, daß sie der Angst und nicht der Spekulation interessierter Kreise entspringen, haben zu einem Run auf die Banken geführt", klagte Amato. Dann versicherte er den Italienern hoch und heilig, weder Spar- noch Girokonten würden in die Sparkampagne einbezogen.

Doch zunächst einmal muß sich das Parlament von Mitte dieser Woche an bei der Debatte über den neuen Haushaltsplan mit dem Regierungsprogramm befassen. Die Oppositionsparteien haben schon zur Attacke geblasen und Hunderte von Änderungsanträgen gestellt. Schlimmer noch: Die separatistische "Lega Nord" des aus Mailand stammenden Umberto Bossi fordert die Bürger ungeniert zum Steuerstreik auf. CGIL, CISL und UIL, die drei "klassischen" Gewerkschaften des Landes, riefen ihre Mitglieder in dieser Situation für den 13. Oktober zu einem vierstündigen Streik. Nach den Vorschriften des Gesetzes bleiben alle "lebensnotwendigen Dienste" von diesem Ausstand unberührt: Die Krankenhäuser werden weiterarbeiten, die städtischen Busse und die staatlichen Züge weiterrollen. Post, Strom und Gas kommen weiter ins Haus, die Lehrer unterrichten ihre Kinder weiter, und die Müllabfuhr leert weiterhin die Tonnen. Spöttisch sprechen gewerkschaftsfeindliche Gruppen deshalb von einem "halben Streik". Der Industrieverband hält die Arbeitsniederlegung zwar für überflüssig, spricht den "klassischen" Arbeitervertretern jedoch nicht ihr Verantwortungsbewußtsein ab.

Das Gefecht in den beiden Kammern des römischen Parlaments wird ohne Zurückhaltung geführt. Christdemokraten, Sozialisten, Liberale und Sozialdemokraten, die die Regierung unterstützen, müssen zumindest einen Teil des Abgrunds auffüllen, der sich im Staatshaushalt aufgetan hat, wenn Italiens Ansehen in der Welt nicht noch tiefer sinken soll als die Lira in den letzten Tagen. Gelingt es den Regierenden, die Schulden der öffentlichen Hand kräftig zu verringern, dann gewinnt das zerbrechliche Kabinett an Kraft. Das wissen auch die Oppositionsparteien. Im Kammerpräsidenten Giorgio Napolitano (PDS) hat Giuliano Amato einen Verbündeten gefunden. Er rief alle Fraktionsvorsitzenden auf, für eine schnelle Verabschiedung der Regierungsvorschläge zu sorgen und setzte sogar ein Zeitlimit: Ende dieser Woche!

Sollte hingegen das Sparprogramm im Parlament nicht durchgehen, bedeutet das zugleich das Ende der Viererkoalition, die nur über eine hauchdünne Mehrheit verfügt. Allenfalls die erst vor einem Jahr in die Opposition gegangene kleine republikanische Partei ist bereit, Amatos Roßkur bis zu einem gewissen Punkt mitzutragen. Noch ehe es zum Schiffbruch gekommen ist, legten Parteitüfteler schon ein neues Modell auf Kiel, das die Beteiligung von Umberto Bossis "Lega Nord" vorsieht. Mit 80 Abgeordneten in beiden Häusern sind die vor allem auf die Lombardei konzentrierten Regionalisten eine beachtliche Kraft. Aber läßt sich mit Politikern, deren Ziel es ist, Italien in drei Stücke zu zerschlagen, wirklich Staat machen?

Viele verantwortungsvolle Politiker, auch auf dem linken Flügel der politischen Skala, geben der Apennin-Republik pessimistische Prognosen. Während das Schicksal des Landes auf des Messers Schneide steht, erstattete Achille Occhetto, erster Sekretär der KPI-Nachfolgeorganisation "Demokratische Linke" (PDS) Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro einen Besuch ab. Vom Gespräch, das eine geschlagene Stunde dauerte, verlautet nur, die beiden Piemontesen hätten ihre tiefe Besorgnis über die wirtschaftliche Entwicklung geäußert. Und wenn Amatos Rettungsaktion scheitert? Occhetto reagiert schlagfertig: "Wir haben keine Angst vor Neuwahlen."

Zitternde Suche nach einer Kastanien-Furt

Mit dem Rad durch den Herbst ins Büro

ie Werbefritzen übertreiben ja immer ganz schön. Da soll einer schon "Lust aufs Büro" verspüren,

D nur weil da der Kopierer von der richtigen Firma steht. Nein, die Lust aufs Büro kommt erst so richtig auf, wenn man in diesen Tagen mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt.

Ein paar Verwegene sind es noch, die sich von Herbststürmen und glitschigen Straßen, nieselndem Regen und dieselnden Autos nicht davon abhalten lassen, auf ihren zwei Rädern zum Tagwerk zu huschen. Wenn sie dann, bis unter die Nase verpackt, mit feuchten Hosen und klammen Fingern den Regen aus der Kapuze und die Kälte aus der Jacke schütteln, wenn sie die kalten Pfoten auf die Heizkörper legen und den Kollegen ihr Leid von Wind und Wetter klagen können - da macht's Büro dann wirklich Laune.

Natürlich, die Resonanz ist meist gering. "Selbst schuld", heißt es meist lapidar, und Hohn und Spott sind schnell zur Hand, wenn einer bibbernd vom Rad steigt, beanstandet dieser Tage auch die "Interessengemeinschaft sich unverstanden fühlender Fahrradfahrer". Aber wer wollte sich durch solche kleinlichen Kommentare von dem stadttauglichsten aller Verkehrsmittel abhalten lassen?

Wie eine verschworene Gemeinschaft sprinten sie jetzt durch die Gassen, um aus der wasserdichten Windjacke den Moderduft des Kellers zu fegen. Und nur ein Zweifel martert die Gehirne, ob es nicht langsam Zeit wird, die Handschuhe aus der Winterschublade zu kramen.

Allerdings reicht es noch nicht, gut gegen Kälte gewappnet zu sein. Wenn der Wind die Kastanien von den Bäumen trommelt und mit Nüssen nach den Radlern wirft, müssen sie nicht nur Mumm, sondern vor allem Fahrkönnen mitbringen, um ihre sichere Furt durch die stachligen Berge zu finden. Aber richtig spannend wird es natürlich erst, wenn der Herbst das Laub von den Ästen schüttelt. Auf den blattglatten Straßen können sich dann die Erkenntnisse aus dem letzten Schleuderkurs bewähren. luf

Die Gehsteige auf der in Fahrtrichtung gesehenen rechten Seite der Rüsterstraße sind auch nach Abschluß der Bauarbeiten immer noch eine Falle für Fußgänger. Das haben alle Fraktionen im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) auf Antrag der FDP gerügt. Bei Regenwetter und im Winter sei der Gehweg fast unbegehbar. Stadtbezirksvorsteher Helger Wolf will sich ebenfalls dafür einsetzen, daß der Gehsteig wieder in Ordnung gebracht wird. mic

Rockbands aufgerufen

SCHÖNECK. Die Chance rückt näher. Am Samstag, 14. November, können sich Rockbands aus dem Main- Kinzig-Kreis dem Publikum vorstellen. Dann steigt wieder der alljährliche Nachwuchswettbewerb der Abteilung Jugend der Gemeinde und der Stadtjugendpflege Nidderau im Bürgertreff Schöneck-Kilianstädten.

Wer teilnehmen will, sollte sein Demoband bis zum 16. Oktober ins Rathaus Schöneck (Herrnhofstraße 8, 6369 Schöneck 1, Tel.: 06187/480227 oder 8586) oder an das Rathaus Nidderau (Am Steinweg 1, 6369 Nidderau 1, Tel.: 06187/201153) schicken. Zu gewinnen gibt es einen Studiotermin, einen Videoclip oder Gutscheine für die Austattung der Band. Die Teilnehmerzahl ist auf sechs begrenzt.

An diesem Abend werden aber nicht nur "Neulinge" vorgestellt. Auch ein Top Act steht auf dem Programm: Um 21.30 Uhr spielt die Marburger Band "Drive a british car". Außerdem gibt es ein "Info- und Spielcafé", eine Plattenbörse und eine "Who is the best"- Verlosung. gf

Stadtteilbücherei Gallus: "Wir zaubern uns ins tiefe Meer" heißt es am Mittwoch, 14. Oktober, 15 Uhr, in der Idsteiner Straße 65. Kinder können nach der Vorlesestunde gemeinsam ein Bild malen. mad/40

Wild direkt vom Förster Forstamt Usingen verkauft erlegte Rehe und Wildschweine

USINGEN. Während der Jagdsaison, die bis Januar dauert, werden im Usinger Forst Rehe und Wildschweine erlegt, die dem Verbraucher direkt zum Verkauf angeboten werden. Der Abschuß der Tiere erfolgt, um ihre Zahl konstant und die Schäden durch Wildbiß in Grenzen zu halten. Die Förster müssen eingreifen, da den Tieren natürliche Feinde fehlen.

Untersuchungen haben ergeben, daß das Wild, das nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl hoch belastet war, die Höchstwerte im Bereich des Hochtaunus nicht mehr überschreitet. Außerdem ist das vom Usinger Forstamt angebotene Fleisch vom Wild aus freier Wildbahn und damit nicht behandelt.

Der geringe Fettgehalt des Wildes macht es möglich, Rehfleisch zum Beispiel bis zu einem Jahr zu lagern. Darauf weist Arnold Krause, Leiter des Forstamtes in Usingen hin, der festgestellt hat, daß die Nachfrage nach Wild immer vor Weihnachten sprunghaft ansteigt. Das Wild, das man jetzt kaufen könne, sei sehr gut bis Weihnachten zu lagern. Wer interessiert ist, kann sich beim Forstamt melden. Sobald dann ein Reh oder Wildschwein geschossen wurde, wird der Kunde vom Forstamt benachrichtigt.

Das Fleisch wird nur am ganzen Tier verkauft. Auf Wunsch wird es aber von den Mitarbeitern des Forstamtes grob zerlegt. Da auch kleine Tiere wie Frischlinge oder Kitze verkauft werden, kann der Kunde die Menge selbst bestimmen.

Die Preise werden vom Land Hessen festgelegt; derzeit liegen sie zwischen acht und zwölf Mark für ein Kilo. Dem Land wird auch der Erlös zugeführt, das Geld bleibt nicht im Forstamt. Wer frisches Wild kaufen möchte, kann montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16.30 (freitags bis 15 Uhr) seine Bestellung im Forstamt Usingen (Tel. 0 60 81 / 23 21 oder -1 60 95) aufgeben. ca

Immer mehr Kinder unter Waffen 1,5 Millionen getötet / Als Spione und Minensucher eingesetzt

GENF, 6. Oktober (epd). In den vergangenen zehn Jahren sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 1,5 Millionen Kinder bei bewaffneten Konflikten getötet worden. Wie ein Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF am Montag in Genf vor dem Ausschuß der Vereinten Nationen für die Rechte des Kindes sagte, seien weltweit vier Millionen "Kindersoldaten" durch Verwundungen dauerhaft körperbehindert. Fünf Millionen Kinder hätten durch Kriegseinwirkungen ihr Obdach verloren. Der UN-Ausschuß sprach sich dafür aus, daß Jugendliche unter 18 Jahren generell nicht mehr als Soldaten eingesetzt werden dürften.

Ungeachtet aller internationalen Verbote hat die Zahl der "Kindersoldaten" in den vergangenen Jahren stark zugenommen, sagte der UNICEF-Vertreter. Kinder würden in einigen Kriegsgebieten auch zum Aufspüren von Minen und als Spione eingesetzt. Als Folge ihrer Kriegserfahrungen im Kindesalter verhielten sich die "Kindersoldaten" als Erwachsene später häufig "brutalisiert und unmenschlich". Ein Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes sagte, kriegsführende Staaten müßten notfalls dazu gezwungen werden, die Menschenrechte von Kindern auch in Kampfzonen zu respektieren. Auf keinen Fall dürften Kinder als Soldaten eingesetzt werden. Am schlimmsten sei das Los der Kinder derzeit in Somalia und in Sudan, wo sie in einer zerstörten Gesellschaft schutzlos der Gewalt und dem Hunger ausgesetzt seien.

Ein Sprecher des Hohen Flüchtlingskommissariats der UN machte bei der Anhörung in Genf den unkontrollierten internationalen Waffenhandel für die wachsende Gewalt in vielen Teilen der Welt verantwortlich und regte die Schaffung eines UN-Amtes für Rüstungskontrolle an.

Insgesamt 66 Staaten verkauften Waffen im großen Umfang auch an Banden. Der hemmungslose Waffenhandel, von dem auch europäische Staaten profitierten, trage wesentlich zur fortgesetzten Verletzung der Menschenrechte und zur Gefährdung von Kindern in Kriegszonen bei.

Vortrag zum Thema Drogenmißbrauch

WÖLLSTADT. Der Deutsche Guttempler-Orden lädt am 17. November um 20 Uhr zu einem Dia-Vortrag mit dem Thema "Medizinische Probleme von aktiv intravenösen Drogengebrauchern am Beispiel Frankfurt am Main" unter der Leitung von Dr. med. Manfred Mösch, Ärztin der medizinischen Ambulanz des VAE-Kontaktladens, in den Räumen der Gemeinschaft "Neubeginn" Nieder-Wöllstadt, Evangelisches Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31, ein.

Zu Beginn des Vortrages wird Dr. Mösch auf die Geschichte sowie die aktuelle Arbeit des VAE-Kontaktladens eingehen. Anschließend werden die medizinischen Schwerpunkte dargelegt und mit Dias von Fallbeispielen aus der täglichen Sprechstunde erläutert. Voranmeldung ist erforderlich unter der Telefonnummer 0 60 32 / 7 17 61.

100 "Entscheider" für Asylfälle gesucht Land schreibt Planstellen aus / Auch ein erstes Jura-Staatsexamen soll ausreichen

WIESBADEN. In der zweiten Wochenhälfte werden in acht hessischen Tageszeitungen die angekündigten hundert neuen Planstellen für "Asyl-Entscheider" ausgeschrieben, mit denen das Land Hessen zur Beschleunigung der Asylverfahren beitragen will. Bis Anfang November (vier Wochen nach Erscheinen der Annoncen) haben Interessenten dann Zeit, sich zu bewerben. Das Neue an diesen Ausschreibungen: Garantiert wird der Einsatz in Asyl-Sammellagern innerhalb Hessens.

Die hundert Entscheider und Entscheiderinnen, die das Land dem Bund für die Bearbeitung hessischer Asylanträge zur Verfügung stellt, sollen in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis), Gelnhausen (Main- Kinzig-Kreis) oder Gießen sowie möglicherweise jetzt auch Fulda (siehe Kasten) unter anderem nach persönlicher Anhörung der Antragsteller im Rahmen des Verwaltungsverfahrens über Asylanträge votieren.

Die öffentliche Ausschreibung ist auch eine Konsequenz aus schlechten Erfahrungen, die das Land zuletzt mit internen Ausschreibungen für Asyl-Entscheiderstellen gemacht hat. Schon im Sommer waren Bewerber für die 37 Stellen gesucht worden, die Hessen wie alle anderen Länder dem Bund im Rahmen der Beschleunigung der Asylverfahren ab dem 1. April 1993 zur Verfügung stellen soll. Hier werden aus Landesbeamten künftig Bundesbeamte mit (theoretisch) Einsatzmöglichkeiten weit über Hessen hinaus.

Anders bei den jetzt ausgeschriebenen hundert Stellen, mit denen die rot-grüne Landtagskoalition einen zusätzlichen hessischen Beitrag leisten will. Vom Bund wird zwar eine Erstattung der Kosten erwartet, aber darüber soll erst nachrangig verhandelt werden. Laut Wiesbadener Innenministerium hat Bonn inzwischen signalisiert, daß man das hessische Personalangebot annehmen werde, solange das Zirndorfer Asyl-Bundesamt nicht selbst über genug Personal verfügt - was nicht absehbar ist.

Aus hessischer Sicht könnten schon Mitte November die ersten dieser hundert Entscheider eingestellt werden. 50 Stellen stehen sofort zur Verfügung, weitere 50 zum Jahreswechsel. Dem Bund wurde angeboten, die Zirndorfer Außenstellen in den hessischen Erstaufnahmeeinrichtungen Schwalbach, Gelnhausen und Gießen schon "baldmöglichst" und nicht erst ab April einzurichten.

Das Land sucht nun nicht nur in den eigenen Verwaltungen nach Bewerbern. In Betracht kommen einerseits Beamte und Beamtinnen "vergleichbarer Laufbahnen" des gehobenen Dienstes (bezahlt wird wie bundesweit nach der Besoldungsgruppe A 12; Hessen hat im Bundesrat ferner eine Zulage für Asyl-Entscheider beantragt). Außerdem wirbt das Land jetzt aber auch um "Juristen mit abgeschlossenem Hochschulstudium (mindestens erstes Staatsexamen)", für die eine befristete Einstellung im Angestelltenverhältnis angeboten wird (Besoldungsgruppe BAT III).

Unabhängig von diesen hundert Stellen sollen dem Bund zum 1. April 37 Landesbeamte für die neuen Zirndorf-Außenstellen (in Hessen: Schwalbach, Gelnhausen, Gießen) zur Verfügung gestellt werden. Auf Angst vor Versetzungen und auf die Furcht der Verwaltungen, gute Mitarbeiter zu verlieren, führt man dabei in Wiesbaden die geringe Resonanz auf die frühere, rein behördeninterne Ausschreibung für diese Stellen zurück: Nur 18 Bewerbungen von Verwaltungsbeamten und weitere vier von Juristen wurden registriert. Das Auswahlverfahren ist hier noch nicht abgeschlossen. Der Bund stellt nach Beobachtungen des Wiesbadener Innenministeriums "sehr hohe" Anforderungen (zum Beispiel: Erfahrungen im Ausländerbereich) und hat auch "anscheinend kein großes Interesse an einer sofortigen Einstellung" (so ein Ministerialbeamter kürzlich vor dem Landtags-Innenausschuß). In Wiesbaden geht man dennoch davon aus, daß man diese 37 Entscheider bis zum April stellen kann - weil auch Sachbearbeiter, die bisher in der Schwalbacher Unterkunft tätig waren, dem Bund dann durch Abordnung zur Verfügung gestellt werden könnten. RICHARD MENG

Freitag in der FH Postminister spricht über EG-Binnenmarkt

FRIEDBERG. "Der EG-Binnenmarkt aus der Sicht der Bundesregierung" ist Thema eines Vortrages von Bundespostminister Dr. Christian Schwarz-Schilling (CDU) am Freitag, 9. Oktober, um 16.30 Uhr, im Raum 24 der Fachhochschule Friedberg.

Dort hatte kürzlich Professor Dr. Friedrich Karl Feyerabend die öffentliche Vortragsreihe im Wintersemester mit dem Thema: "Europa einigen heißt Frieden stiften" eröffnet.

Der Referent stellte dabei die Entstehungsgeschichte des gemeinsamen europäischen Wirtschaftsraumes dar und dann die angestrebte Wirtschafts- und Währungsunion.

Dr. Schwarz-Schilling dürfte in seinem Vortrag auch auf die vom europäischen Parlament kaum kontrollierte Euro-Bürokratie eingehen. de

Von Ulrike Füssel

Der "Gewerkschaftssekretär" bekleidet ein politisches, wichtiges, aufreibendes Amt. Beim Wort "Gewerkschaftssekretärin" denken Bundesbürger an eine Frau, die Steno aufnimmt und Schreibmaschine schreibt - das Diktat ihres männlichen Chefs selbstverständlich.

"Nicht nur die Hälfte des Himmels" und "viel Power auf Dauer" sind Slogans, die der DGB gegen diese Art von Machtverteilung setzt. "Frau geht vor" ist der Titel einer "Offensive", mit denen die DGB-Spitze sich selbst und die Einzelgewerkschaften zwei Jahre lang in die Pflicht nehmen will. Diktiert wird das neue partnerschaftliche Rollenverhältnis.

Das Echo der Basis blieb bislang aus. Kein Wunder, denn die Gewerkschaften tun sich seit Jahren schwer damit, Frauen auch nur den Gleichschritt mit Männern zu erlauben.

Vor rund fünf Jahren setzte die IG Metall mit einem Frauenförderplan Signal. Frauen sollten verstärkt in den gewerkschaftlichen Gremien vertreten sein, hieß der gute Vorsatz, den auch Männer voranbringen wollten. "Entsprechend ihrem Mitgliederanteil", lautete damals die Zauberformel, von der sich vor allem dieFrauen viel versprachen.

Inzwischen macht sich Ernüchterung breit. Zwar folgten andere Gewerkschaften dem Beispiel: Mittlerweile gibt es Frauenförderpläne bei Großorganisationen wie der ÖTV und der Postgewerkschaft, aber auch bei Goliaths wie der Gewerkschaft Leder.

Die gute Absicht, planmäßig verpackt, hat die Frauen offensichtlich aber nicht den Schritt nach vorn gebracht. Im Frühsommer 1992 zwang die Realität dem ÖTV-Kongreß eine Nachbesserung auf. Vor wenigen Wochen sah sich auch die Postgewerkschaft - satzungsmäßig - zur Kurskorrektur veranlaßt. In Organen und Gremien der ÖTV und DPG "müssen" Frauen künftig entsprechend dem Mitgliederanteil präsent sein. Das bedeutet für die DPG-Männer, daß sie in Westdeutschland mit einer Quote von rund 40 Prozent Frauen leben "müssen", im Osten liegt der Prozentsatz weitaus höher.

Trotzdem braucht Männern in ÖTV und DPG um ihre geltende, Jahrhunderte alte Männerquote von fast 100 Prozent nicht angst und bange werden. Es gibt Hintertürchen für Ausnahmen. Die "Hälfte des Himmels" wollen sich die Gewerkschaftsmänner denn doch nicht wegnehmen lassen.

Auf einen Blick

Die Niedenau wird um 50 Meter verlängert. Der Ortsbeirat hat den Vorschlag des Magistrats abgelehnt, das Teilstück zwischen den Einmündungen der Erlenstraße in die Savignystraße und der Niedenau in die Westendstraße, das heute noch keinen Namen hat, "Richard-Kirn-Straße" zu nennen. Das Straßenstück sei als "Niedenau" bereits ein Begriff, begründete Birgit Puttendörfer (SPD) die Ablehnung. Zudem gebe es in dem Straßenstück keine Hauseingänge, daher sei ein anderer Name nicht notwendig. mic

Wo Leseratten in spannender Lektüre versinken Die Friedrichsdorfer Stadtbücherei hat eine neue Leiterin und viele Ideen für die Ferien

FRIEDRICHSDORF. Die Frage nach ihrem Lieblingsautor kann die neunjährige Christine auf Anhieb beantworten: "Peter Härtling, besonders das Buch ,Ben liebt Anna'". Die Liebesgeschichte für ganz junge Leute ist der Renner bei Kindern, sagt Büchereileiterin Heidi Jost. Sie ist seit Juli im Amt. Derzeit versammeln sich besonders viele Kinder in den gemütlichen Räumen im Institut Garnier: In den Herbstferien ist die Bücherei zusätzlich vormittags von 10 bis 12 geöffnet, außerdem lockt ein Preisrätsel.

Wer mitmacht, hat die Chance, Buchpreise zu gewinnen, die am Freitag, 16. Oktober, 15 Uhr, verteilt werden. Es ist die erste Ferienaktion in der Bücherei, und Heidi Jost hat auch die einbezogen, die noch nicht lesen können: Für Kinder ab vier Jahren gibt es am Freitag, 9. Oktober, 15 Uhr, eine Bastelstunde.

Das Besondere an den Rätseln: Sie können nur in der Bücherei gelöst werden, dort dürfen die Kinder aber auch Bücher als Lösungshilfe benutzen. Kreativität ist ebenfalls gefragt: Die Sechs- bis Neunjährigen müssen eine Hexe malen, die Zehn- bis 13jährigen einen Werbeslogan für die Bücherei erfinden.

Schwer ist das Rätsel nicht, meint Melanie (9), deren Lieblingsbuch zur Zeit das "Große Igelbuch" ist. Sie hat genau wie Yasmin (8), die "Pippi Langstrumpf" liebt, keine Probleme, zu beantworten, aus welchem Märchen die Passage "Knusper, knusper, Knäuschen . . ." stammt. Die beiden Mädchen sind Stammgäste in der Bibliothek; alle 14 Tage tauschen sie ihre Bücherpakete aus. Wie Matteus (7) "vergraben" sie sich gern in spannende Lektüre.

2700 fest eingeschriebene "Kunden" hat die Stadtbücherei. "Das sind zehn Prozent der Bevölkerung", sagt Heidi Jost; "das gilt als optimal in Bibliothekskreisen". Ein Drittel der Bücherei-Benutzer sind Kinder und Jugendliche. Die Bibliothekarin - vorher in Offenbach tätig - fühlt sich in ihrem neuen Wirkungskreis sehr wohl und freut sich vor allem über die 35 000 Mark, die sie im Jahr für Neuanschaffungen zur Verfügung hat. Aus Erfahrung weiß sie, daß in den meisten Städten und Gemeinde die Anzahl der bereits vorhandenen Bücher den Zuschuß bestimmt, pro Buch eine Mark. In Friedrichsdorf stehen etwas mehr als 14 000 Bücher, ist die Lage also deutlich besser.

Um beim Bücherkauf möglichst nah an den Wünschen der Leser zu sein, liegt seit einigen Wochen ein Wunschbuch aus, in das jeder Besucher seine Vorschläge eintragen kann: "Die meisten Bücher kaufen wir dann auch."

Nicht nur das gute finanzielle Polster hat die Bibliothekarin überrascht. Sie staunt auch über das ganz junge Publikum, das sich jeden Mittwochnachmittag um 15 Uhr zur Vorlese-Stunde einfindet: "Die vier- bis sechsjährigen Kinder zeigen eine enorme Konzentrationsfähigkeit. Ich bin es gewohnt, daß nach 20 Minuten Vorlesen die Kinder unruhig werden. Hier heißt es immer ganz laut ,weiterlesen, weiterlesen', wenn ich aufhören will." Und von manchen Geschichten können die zehn oder zwölf kleinen Zuhörer, die regelmäßig dabei sind, gar nicht genug bekommen.

Deshalb wünschen sich Heidi Jost und ihre Mitarbeiterin Rosemarie Müller auch Vorlese-Hilfe: Ältere Jungen und Mädchen, die Spaß daran haben, kleineren Kindern etwas vorzulesen, sollen sich in der Bücherei melden (Tel. 06172 / 78328).

Montags ist die Bücherei geschlossen. Die Öffnungszeiten: dienstags von 16 bis 18 Uhr, mittwochs 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, donnerstags 15 bis 19 Uhr, freitags 16 bis 18 und samstags 10 bis 12 Uhr. Die zusätzliche tägliche Öffnungszeit (außer montags) von 10 bis 12 Uhr gilt nur bis zum Ferienende, Freitag, 16. Oktober. nau

Komitee will Bürger zum Energiesparen motivieren

MAIN-KINZIG-KREIS. In der gesamten Bundesrepublik, darunter auch in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern werden jetzt sogenannte "Energie-Fitneßbögen" verteilt, mit denen Mieter und Hausbesitzer anhand von elf Fragen dazu motiviert werden sollen, sorgsamer mit den angebotenen Energieformen umzugehen und womöglich einzusparen.

Wie das "EnergieWende"-Komitee im Main-Kinzig-Kreis weiter mitteilt, können zusätzliche Informationen zu diesem Thema angefordert werden. Die Einsender bekommen dann noch zwei "Fitneßbögen", die an Bekannte und Nachbarn weitergegeben werden sollen. Mit der Aktion verbunden ist auch ein Gewinnspiel. Unter anderem werden mehrere Ballonfahrten verlost.

Einsendeschluß ist der 31. Dezember diesen Jahres. Fragebögen und Gutscheine für Infomaterial können beim Komitee unter der Telefonnummer 0 61 81 / 5 31 39 angefordert werden. hein

SPD Echzell stellt ihre Wahlliste auf

ECHZELL. Der SPD-Ortsverein Echzell nominiert die Kandidaten und Kandidatinnen für die Liste zur Kommunalwahl am 7. März nächsten Jahres während seiner Mitgiederversammlung am Donnerstag, 15, Oktober, um 20 Uhr im großen Kolleg der Horlofftalhalle in Echzell. Gegenwärtig ist die SPD mit 21 Vertretern/ innen im Gemeindeparlament vertreten, die CDU mit zehn. de

Wir zaubern uns ins tiefe Meer heißt das Motto, unter dem die Griesheimer Stadtteilbücherei von Donnerstag, 8., bis Mittwoch, 14. Oktober, jeweils um 15 Uhr, ins Bürgerhaus (Schwarzerlenweg 57) einlädt. Am Donnerstag wird ein Aquarium gebastelt, am Dienstag, 13. Oktober, ein Wal, und am Mittwoch sollten die Kinder Wollreste mitbringen, um eine Krake herzustellen. mad/40

Bundesanstalt für Flugsicherung: Ein "Fall Amsterdam" ist niemals auszuschließen Banger Blick nach oben Rhein-Main gilt als sicher Von unserem Redaktionsmitglied Hermann Lammert Kann das, was in Amsterdam geschah, auch in Frankfurt passieren? Noch sind die Ursachen des Jumbo-Absturzes auf eine Stadtrandsiedlung der niederländischen Hauptstadt ungeklärt. Ob die Triebwerke durch Explosionen oder aufgeschreckte Vogelschwärme ausfielen - daß daraus ein Inferno wurde, ist überall dort denkbar, wo Großflughäfen in einem dichtbesiedelten Gebiet liegen. Auf dem Rhein-Main-Flughafen werden täglich rund 1000 An- und Abflüge verzeichnet. Wie gefährlich können die Routen, die je nach Wetterlage wechseln, für die Bewohner des Rhein-Main-Gebietes sein? Bisher gemachte Erfahrungen zeigen, daß das Risiko gering ist. Vor anderthalb Jahren brannte ein Triebwerk einer Lockhead-Tristar kurz nach dem Start. Die Maschine konnte rasch wieder zurückgeführt und gelöscht werden. 1962 geriet eine DC-4-Frachtmaschine beim Anflug in die Baumwipfel und stürzte in den Wald. Noch heute bedenkt man in den Cockpits gern das Risiko gefährlicher Fortbewegung mit dem Zitat: "Das gefährlichste am Fliegen ist die Fahrt mit dem Auto zum Flughafen."

Doch trotz solcher Risiko-Einschätzung bleibt die Frage, nach welchen Kriterien die Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) die Routen ausknobelt und welchen Stellenwert dabei Ruhe- und Sicherheitsbedürfnis der Bürger genießen.

Hans Ulrich Ohl, BFS-Sprecher, weiß wie jedermann, daß ein "Fall Amsterdam" niemals auszuschließen ist. Aus Gründen des Lärmschutzes sind vor vielen Jahren vor allem die Abflugrouten sorgsam an Städten und Gemeinden vorbei abgesteckt worden. Ohl: "Wir haben die Flugrouten optimiert." Zu Veränderungen wird auch in Zukunft kein Anlaß bestehen, weil Bauleitplanungen Siedlungsbau in An- und Abflugschneisen untersagen. Kein Zweifel aber, die dichte Besiedlung rund um "Rhein-Main" brachte die Routen-Abstecker in manche Verlegenheit. Bei den Abflügen nach Süden von der Startbahn "18 West" oder bei Ostwetterlage vom Parallelbahnsystem düsen die Jets nahe an Groß-Gerau, Büttelborn oder Darmstadt-Griesheim vorbei. Bewohner des westlichen Dietzenbach oder Gravenbruch leben hart am Abflug bei Ostwind, und nicht zu vergessen: Offenthal.

Oftmals bleibt es nicht bei der Ideallinie. Johann Bruinier, gestandener Flugkapitän und designierter Nachfolger von Wolf Held, dem hessischen Fluglärmbeauftragten, sagt unumwunden, daß in der fliegerischen Praxis "nach links und rechts Streuungen möglich sind". Zwar bekommen die Cockpits codierte Abflugrouten über Radar von den Fluglotsen geliefert, doch fliegen die Kapitäne eigenverantwortlich. Zwar sind Abweichungen von einem Kilometer noch zu tolerieren, doch kommt es vor, daß ein Jet statt seitlich an Hammelburg schnurstracks über Heusenstamm hinweg fliegt. Oder starker Nordostwind zwingt den Piloten, die Linkskehre früher und in geringerer Höhe einzuleiten, wobei sogar Sachsenhausen oder Niederrad überflogen werden.

Brunier sagt, man pflege möglichst gute Kontakte zu den Chefpiloten der Fluggesellschaften, um sie und die Cockpit-Crews zu drängen, die modernen Navigationssysteme präzise zu nutzen. Bruinier aber verweist auch auf mögliche Fehlerquellen in den Computerprogrammen der sogenannten Flight Managements, die für den Piloten Programme verschiedenster Art mit geographischen Informationen erstellen.

Manche Autopiloten, die automatische Steuerung eines Flugzeuges, nehmen bestimmte, durch das Flight Management vorgegebene Kurvenlagen nicht an. Bruinier nennt diese Art von Automatik ein "kompliziertes Geschäft" noch auf lange Zeit.

Navigatorisch präzises Fliegen bei Starts nach Norden, wo die Besiedlungen

(Fortsetzung auf Seite 26)

Kasernen-Bebauung wird Bürgern gezeigt

FRANKFURT-NORD. Die Drake- und die Edwards-Kaserne in Preungesheim stehen im Mittelpunkt der Bürgeranhörung, zu der der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) für Montag, 12. Oktober, einlädt. Beginn in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule, Berkersheimer Weg 26, ist um 19.30 Uhr.

Magistratsvertreter werden über die beiden Bebauungspläne informieren. Anschließend können Bürger ihre Anregungen oder Bedenken zu Protokoll geben.

Außerdem sollen die Ergebnisse des Planungswettbewerbs, der für die beiden Kasernenareale ausgelobt war, vorgestellt werden: die UNtzerlagen liegen bereits ab 19 Uhr zur Einsicht aus. ak

Gestrandete Helden auf der Suche nach Glück Filme aus den Zwanzigern und Neunzigern: Einsamkeit im Großstadtdschungel ist geblieben

HÖCHST. Ein trostloses, betonverschaltes Kaufhaus, eine Bockwurstbude, ein angestaubtes S-Bahn-Schild - so empfängt heute der "Alex" die Besucher. Zu Döblins Zeiten war das anders: Der Berliner Alexanderplatz war das belebte Zentrum der Hauptstadt, wo Zeitungsjungen dreimal täglich die Schlagzeilen der neuesten Ausgaben ausriefen. Alfred Döblin wählte den Platz zum Dreh- und Angelpunkt seines Romans "Berlin Alexanderplatz". Piel Lutzi verfilmte das Werk zwei Jahre später (1931). Er vereinfachte zwar die Romanstruktur, hielt sich aber an den Grundtenor: sozialkritisch und realitätsgetreu. Hauptdarsteller Heinrich George spielt überzeugend den Franz Biberkopf. Er läßt sich nicht unterkriegen, trotz wirtschaftlicher Rezession und persönlichem Unglück. (Donnerstag 20.30 und Freitag 18.30 Uhr)

Sechzig Jahre später widmet sich Regisseur Uwe Schrader demselben Motiv: der einsame Mensch im Dschungel der Großstadt. Die Figuren in seinem Film "Mau Mau" sind auf der Suche nach Liebe und Glück. Das Milieu - schäbige Nachtclubs, der Gestank von Fusel und der Sound der Spielautomaten - erinnern ebenso wie die synthetische Stadt an die Kulissen der 20er Jahre. (Donnerstag und Sonntag 18.30 Uhr sowie Freitag Samstag und Dienstag 20.30 Uhr)

In diesen - eben nicht nur goldenen -Zwanzigern spielt "Die freudlose Gasse". Regisseur G.W. Pabst zeigt in seinem 1925 gedrehten Film das Schicksal einer Familie in der Inflationszeit. Da der Vater das gesamte Vermögen verloren hat, muß sich die Tochter prostituieren. Ein Streifen für Film-Fans: Marlene Dietrich spielte ebenso mit wie Greta Gabor. (Samstag 18.30 und Sonntag 20.30 Uhr). Alle Filme im Neuen Theater Höchst, in der Emmerich-Josef-Straße 46a. clk

Streit um Erweiterung des Friedhofs geht weiter Vilbeler Magistrat und Kirchenvorstand sind uneins

BAD VILBEL. Seit 1988 wird über das Gelände für einen neuen Friedhof in Gronau ergebnislos verhandelt. Die Gespräche zwischen der Stadt, dem Kirchenvorstand Gronau und dem kirchlichen Rentamt Hanau sind inzwischen auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt. Nunmehr sieht Erster Stadtrat Klaus Minkel "als letzte Alternative" nur noch die Enteignung eines Kirchengrundstücks. Die Gronauer Gemeindepfarrerin Christine Kleppe faßt einen entsprechenden Hinweis Minkels als "Drohung", "Nötigung" und als "Einschüchterungsversuch" auf.

Unstrittig ist, daß der alte Gronauer Friedhof in absehbarer Zeit voll belegt ist und daß das Gelände für einen neuen Friedhof gefunden werden muß. Die Stadt begehrt, mittlerweile auch im Einvernehmen mit dem Ortsbeirat, ein zwölf Hektar großes kirchliches Grundstück in der Flur "Hinter der Rosenhelle". Dieses Grundstück liegt südlich der Straße nach Niederdorfelden und der Eisenbahn gegenüber dem Baugebiet Nidderring. Diese 12 Hektar sind an Landwirte verpachtet, und zwar aus Rücksicht auf die Kaufwünsche der Stadt mit Verträgen von nur noch zwei Jahren Laufzeit.

Die Gronauer Kirchengemeinde möchte das sogenannte "Küstergrundstück" hinter der Rosenhelle nicht verkaufen, sondern eintauschen, und zwar - wie das Hanauer Rentamt schon im Juli 1989 erklärte - "nur gegen geeignetes Land in gleicher Größe und Güte". Die Kirchengemeinde wolle die Größe ihrer Ländereien erhalten, hieß es zur Begründung.

Im Herbst 1989 begann der Poker um Ersatzgelände. Immer wenn Grundstücke in Rede kamen, die außerhalb der Fläche zwischen Eisenbahn, der Landesstraße 3008 und der B 521 lagen, machten das Rentamt oder der Kirchenvorstand geltend, daß es sich um schwerer erreichbare, auch minderwertigere Böden handele. In diesem Gebiet wollte die Kirche das Dreifache ihres Grundstücks, also 36 Hektar. Reflektiert wurde offensichtlich auf ein ausreichend großes städtisches Grundstück "Am Hohlgraben", das sich südlich der L 3008 gegenüber der westlichen Ortseinfahrt von Gronau befindet.

Die Stadt betonte, daß sie sparsam mit ihren Flächen umgehen müsse. Am Hohlgraben beispielsweise müsse sie als Ausgleich für das Neubaugebiet Große Gärten Streuobstwiesen anlegen. Erster Stadtrat Minkel rechnete der Kirche vor, in welch hohem Maße die Stadt den Kirchen finanziell unter die Arme greife. Die Stadt trage das Defizit der Friedhofsbewirtschaftung, die kirchlichen Kindergärten würden bis zu 50 Prozent bezuschußt, und auch sonst sei den Kirchengemeinden der Weg zur Stadt gut vertraut.

In der Zwischenzeit wurden verschiedene Auswege diskutiert. Ein anderes Grundstück für den Friedhof lehnte der Ortsbeirat ab. Gegen die Überlassung des Küstergrundstücks an die Stadt in Form von Erbpacht war wiederum der Kirchenvorstand.

Schließlich zeichnete sich ein Kompromiß ab. Die Stadt bot der Kirche acht Hektar in der Flur "Im Soder", unmittelbar südlich des Küstergrundstücks, an und wollte die restliche Fläche von vier Hektar verdreifachen und somit noch zwölf Hektar "Am Hohlgraben" dazugeben. "Im Soder" aber, so stellte der Kirchenvorstand fest, ist eine Wasserleitung der OVAG verlegt. Pfarrerin Kleppe schloß daraus, daß das Grundstück landwirtschaftlich nicht im gewünschten Maß bewirtschaftet werden könne. Die Stadt habe die Existenz der Leitung verschwiegen und das Vertrauen des Kirchenvorstandes mißbraucht. Minkel erwiderte, das Grundstück sei uneingeschränkt zu bewirtschaften. Die Leitung liege schon wegen des Frostschutzes genügend tief. Die Leitung sei im übrigen im Grundbuch eingetragen und daher öffentlich bekannt.

Die Pfarrerin beklagt im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau, "daß uns die Stadt nur die Dreckscheiben als Tauschland anbietet".

Minkel kontert gegenüber der Pfarrerin: "Haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht, wie es auf die Öffentlichkeit wirken muß, wenn zwar die Stadt jedes Jahr die erheblichen Friedhofsdefizite munter tragen soll, während die evangelische Kirche Gronau bei der Landbeschaffung 200 Prozent Profit anstrebt?"

Minkel hat inzwischen die Ankündigung eines Enteignungsverfahrens auf den Fall eingeschränkt, daß die Kirche durchweg einen Geländetausch 1:3 fordere. Ein Kompromiß zeichnet sich insofern ab, als Pfarrerin Kleppe für den Kirchenvorstand signalisiert hat, die acht Hektar Im Soder 1:1 einzutauschen. Es geht also noch um den Ersatz für vier Hektar. Ein Ende des mit harten Bandagen ausgetragenen Grundstückspokers ist dennoch im Moment nicht absehbar.

HANNES MATHIAS

Das war's diese Woche

Viel war nicht diese Woche. Und in Flörsheim tat sich noch weniger. Das Pappmaché-Basteln im Güterschuppen am Bahnhof fiel ins Wasser. Keine einzige Anmeldung lag im Kulturamt vor. Und woran lag's? "Fragen Sie doch mal die Flörsheimer Jugendlichen", kam die Antwort aus den Amtsstuben. Doch nicht nur die jungen Leute geben sich der herbstlichen Lethargie hin: Auch die Erwachsenen lassen den Elan vermissen, selbst wenn's um eine gute Sache geht.

Da ließ die Verwaltung eine alte Idee aufleben: Sie will Mitfahrgelegenheiten vermitteln. Ein einziger Interessent meldete sich im Rathaus. Der Mensch sucht eine Möglichkeit, zur Arbeit nach Hofheim mitgenommen zu werden.

Bereits vor zehn Jahren hatte die Stadt ähnliches versucht. Doch die Aktion mußte mangels Interesse eingestellt werden. Der Neuauflage droht nun dasselbe Schicksal. Woran liegt's? "Da müssen Sie schon die Flörsheimer fragen", lautet die Auskunft. kkü

Die freien Wähler brechen auf zu neuen Ufern. Und dabei haben sie offenbar das Boot überladen. Mit Irmtraud Bottoms und Helmut Stock von der Eschborner Wählergemeinschaft klettern zwei Politiker an Bord, die den Kahn zum Wanken brachten. "Der Kurs ist uns zu links", wetterten die Freien Wähler aus Liederbach und sprangen über die Reling. Mit dem FWG-Dampfer im Kreis wollen sie nichts mehr zu tun haben. Und mit dieser Meinung, sagen die Liederbacher, stünden sie nicht allein. Verlassen also noch mehr Freie Wähler das Schiff? Der 3. November wird's zeigen. Dann tagen die Delegierten. Sie werden über die Kandidatenliste für den Kreistag entscheiden - und auch darüber, ob der Kahn kentert oder den Kurs zu neuen Ufern hält. kkü

Zum Wochenende können ein paar heitere klassische Klänge nicht schaden. Die hört, wer sich im Eppsteiner Rathaus von einem Amt zum anderen verbinden läßt. Mozarts Kleine Nachtmusik plätschert unaufhaltsam dahin. Und das schon seit 1989, als die Firma ". . ." im Verwaltungsdomizil eine neue Telefonanlage installierte. Da fragte irgendwer, welche Musik er für Verbindungspausen unterlegen solle, und bekam von irgendwem die Antwort: "egal." Und das ist es auch heute noch. "Mozarts Kleine Nachtmusik - die kann unser Image auch nicht verschlechtern", kommentiert ganz locker Erster Stadtrat Peter Reus den vielsagenden Titel. ubk

Banküberfall konnte aufgeklärt werden

GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Zu den Akten legen konnte die Rüsselsheimer Kriminalpolizei jetzt einen im März vergangenen Jahres verübten Raubüberfall auf eine Bankfiliale in der Darmstädter Straße in Gustavsburg. Bei dem Überfall wurden damals insgesamt 8500 Mark erbeutete.

Als Täter ermittelte die Polizei jetzt einen 32jährigen Friseur aus Dillenburg, der Anfang Juni nach einem Raubüberfall in München festgenommen worden war.

Im Zuge der Ermittlungen kam jetzt heraus, daß der Mann, dem insgesamt 18 Banküberfälle mit einer Beute von rund 815 000 Mark zur Last gelegt werden, auch die Gustavsburger Filiale beraubt hat. wal

Ein klärendes Wort erwartet Bonner Rußlandreisende werden mit Problemen konfrontiert

Michail Gorbatschow, noch immer ein genauer Beobachter des Verhältnisses zwischen Russen und Deutschen, hatte nach seinen jüngsten Besuchen in Wolfsburg und Berlin orakelt: "Ich fühlte, daß die deutsche Seite nicht ganz zufrieden darüber ist, wie die Dinge mit Rußland laufen." Tags darauf sprach Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) anläßlich einer Tagung des gemeinsamen Ko- Von Dietmar Ostermann (Moskau) operationsrates in Moskau von "konjunkturellen Schwierigkeiten" im Verhältnis beider Länder. Die den Handel drückende Schuldenproblematik wurde bei der Möllemann-Visite gleich gar nicht angesprochen, um wenigstens "geringe Fortschritte" (Wirtschaftsminister Andrej Netschajew) möglich zu machen.

Seit Dienstag ist Außenminister Klaus Kinkel (FDP) in Moskau, um das neue Kanzleigebäude der deutschen Botschaft einzuweihen. Die Bonner Offensive komplettieren demnächst Finanzminister Theo Waigel (CSU) und im Dezember voraussichtlich Helmut Kohl (CDU). Besonders vom Kanzler-Besuch erwartet sich die russische Seite Klarheit darüber, welchen Stellenwert Bonn den Beziehungen zu Moskau künftig beimessen wird.

Rußland befürchtet vor allem eine Verschiebung der Prioritäten zugunsten anderer GUS-Staaten. Schon jetzt, hat etwa Gorbatschow beobachtet, gelte das Augenmerk der deutschen Seite verstärkt den baltischen Staaten, Weißrußland oder Kasachstan. In den Beziehungen mit Rußland hat der frühere Präsident der Sowjetunion hingegen "Enttäuschungen" beim westlichen Partner festgestellt. Auch wenn zu den Kooperationsverhandlungen mehr als 60 Unternehmensvertreter nach Moskau reisten, ist das Interesse deutscher Unternehmer an einem Rußland-Engagement derzeit gedämpft.

Boris Jelzin hat auf die neue Gewichtung beim wichtigsten europäischen Partner in der ihm eigenen Art reagiert. Ein geplantes Treffen mit dem deutschen Vizekanzler sagte er unter Hinweis auf Terminschwierigkeiten kurzfristig ab.

Anders als Möllemann trifft Kinkel mit Jelzin zusammen, wenn auch Parlamentsrede und GUS-Gipfel weiterhin ausstehen. Offenbar erwartet die russische Seite von der deutschen Außenpolitik momentan ein größeres Entgegenkommen als von der deutschen Wirtschaft, deren Schwierigkeiten vor allem in den neuen Bundesländern auch in Moskau mit Sorge reflektiert werden.

Für Beunruhigung sorgte zudem die deutsche Sommer-Randale. Zwar wurden in der russischen Presse die Ereignisse von Rostock zurückhaltend kommentiert. Doch haben Artikel über rechtsextremistische Gewalt in deutschen Städten oder Fotos von grölenden Fremdenhassern vor applaudierendem Publikum den Wert Demokratie nicht eben gewichtiger erscheinen lassen in Rußland, dessen politische Wegsuche noch am Anfang steht.

Bis in die Reihen der selbsterklärten Demokraten, schrieb jüngst ein russisches Journal, gebe es in den nachsowjetischen Ländern ohnehin nur eine vage Ahnung davon, was Demokratie sein könnte: "Und dann sehen wir so etwas." Auch mit Blick auf die Nachrichten aus Rostock mahnte Michail Gorbatschow, Deutschland sei für Rußland "das Hauptfenster nach Europa". So gesehen kann die Verwirrung, die wochenlanges Steineschleudern auf deutsche Asylantenheime zweitausend Kilometer weiter östlich ausgelöst hat, auch durch die emsigste Bonner Reisediplomatie nicht ohne weiteres begradigt werden.

Freilich bleibt der russischen Führung kaum etwas anderes übrig, als großzügig über den Unfrieden im neuen Deutschland hinwegzusehen. Verstärkte Attacken der sich sammelnden Opposition, die bisherige Wirkungslosigkeit der angesetzten Reformhebel sowie die Abhängigkeit von guten Beziehungen zum größten Wirtschaftspartner lassen den Moskauer Gastgebern kaum Spielraum für Fragen nach dem Wohin in Deutschland.

"Hysterie beim Asylrecht ein schlechter Ratgeber" SPD Friedberg befaßte sich mit der Flüchtlingsproblematik / Satzung im Ortsverband geändert

FRIEDBERG. Im Gesamtvorstand des Friedberger SPD-Ortsvereins sollen künftig Frauen und Männer jeweils zu mindestens 40 Prozent vertreten sein. Das bestimmt die Satzung des Ortsvereins, die zur Mitgliederversammlung kürzlich geändert wurde. Wie der Ortsverein mitteilt, sichert die neue Satzung den einzelnen Ortsbezirken der Friedberger SPD außerdem eine angemessene Vertretung im Gesamtvorstand zu.

Die Mitglieder beschlossen auch die Eckpunkte des Wahlprogrammes zur Kommunalwahl 1993. Kernthemen sind: Stadtentwicklung, Kinder und Jugendliche, Frauen, Senioren, Kultur und Sport. Nach der redaktionellen Überarbeitung vom Vorstand sollen die Aussagen bald der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Im Blick hat die SPD die Gestaltung Friedbergs bis zum Jahr 2000.

Der Vorsitzende Hubert Ellerhusen hatte in seiner Rede zu den erschütternden Bildern der rechtsradikalen Gewalttaten unter anderem daran erinnert, wie konsequent der Staat früher "bestimmte Objekte" gegen Demonstranten gesichert habe. Zur Zeit könne man nicht den Eindruck gewinnen, daß mit dem gleichen Eifer der Schutz von Menschen vor Gewalttätern und Randalierern betrieben werde.

Ellerhusen setzte sich auch mit der Asylproblematik auseinander. Seine persönliche Erfahrung als Verwaltungsrichter zeige ihm, daß eine Änderung des Grundrechts auf Asyl allenfalls bei 15 Prozent der Asylsuchenden zur sofortigen Abweisung führe.

Viele Probleme seien eher "hausgemacht": von den vielen 100 000 unerledigter Anträge, den offenen Stellen bei den Entscheidungbehörden, bis hin zur Tatsache, daß oftmals deutsche Behörden den Flüchtlingen anraten, einen Asylantrag zu stellen, um die finanzielle Belastung für den Bund loszuwerden.

Das Ausweichen auf die Genfer Konvention beurteilte er skeptisch. Auch dort werde die Einrichtung einer Beschwerdeinstanz verlangt. Verboten sei ebenfalls eine Abschiebung in Kriegs- oder Krisengebiete. Der Gedanke, das Asylbegehren vom Ausland aus betreiben zu lassen, nannte Ellerhusen geradezu zynisch. "Wir sollten die Dinge in Ruhe betrachten, die Wirksamkeit von beabsichtigten Änderungen genau prüfen und die Konsequenzen daraus bedenken", forderte der Richter. "Hysterie ist ein schlechter Ratgeber", faßte Ellerhusen seine Ausführungen zum Thema Asylrechtsänderung zusammen. de

Land akzeptiert den Doppelbeschluß zur Deponie Ministerium verlangt detailliertere Informationen über Pläne für geplante Straße und Lagerung

MAIN-KINZIG-KREIS. Ein halbes Jahr nach dem Beschluß im Kreistag, für die geplante Deponie "Hohestein / Eckenberg" und die dazugehörige Verkehrsanbindung ein gemeinsames Genehmigungsverfahren durchzuziehen, hat das Land Hessen dem Junktim zugestimmt. Gleichzeitig erneuerte das Ministerium für Landesentwicklung bereits vorgetragene Bedenken, daß bei einem eingleisigen Verfahren für zwei unterschiedliche Projekte zeitliche Verzögerungen auftauchen können, weil für die Straßenplanung noch umfangreiche Datenerhebungen notwendig sind.

Den derzeitigen Abfalldezernenten und Vizelandrat Erich Pipa (SPD) ficht diese Warnung allerdings nicht an: "Wenn wir das Verfahren aufsplitten lassen, haben wir bei der bekannten Straßenbauunlust des grünen Koalitionspartners in Wiesbaden kaum noch eine Chance, zeitgleich das Gesamtprojekt verwirklichen zu können", läßt er als Begründung mitteilen.

Der Doppelbeschluß des Kreises Ende März sollte vor allem dazu dienen, die Kommunen rund um die geplante Deponie zu beruhigen. Langenselbold und Erlensee hatten gefordert, der Bau der Müllkippe in Ronneburg dürfe nicht zu einer Steigerung der Verkehrsbelastung in ihren Gemarkungsgrenzen führen. Andernfalls kündigten sie Widerstand gegen das Projekt an. Für Neuberg und Ronneburg war der Doppelbeschluß von vorneherein irrelevant, weil beide Gemeinden eine Deponie im Fallbachtal kategorisch ablehnen.

In seiner Pressemitteilung läßt derErste Kreisbeigeordnete Pipa verlauten, er sei bei der Antragsstellung davon ausgegangen, daß die Planungsunterlagen vollständig seien. Das Ministerium verlangte aber inzwischen zusätzliche Informationen. Zunächst einmal müßten die Unterlagen für die Umgehungstraßen die gleiche Qualität aufweisen wie das Datenpaket für die Deponie. Außerdem wollen die Beamten mehr über die "überörtlichen Biotopverbundsysteme" in der Umgebung des Deponiestandortes wissen. Schließlich fordert das Ministerium eine Grobbeschreibung der gesamten Anlage.

Letztere hängt nun von den politischen Gremien im Kreis ab. Die müssen darüber entscheiden, wie die Deponie ausgestaltet werden soll. Abgestimmt werden muß beispielsweise über die Abdichtung. Zur Debatte standen dabei in der Vergangeheit die billigere Folienabdeckung des Untergrundes in mehreren Schichten und der Bau des gesamten Sammellagers auf Stelzen. Bei dieser Form wären Lecks leichter zu erkennen und zu kontrollieren. Allerdings würde diese Hochdeponie auch wesentlich mehr Kosten verursachen.

Beschließen müssen die Politiker auch darüber, ob und wie sie den Klärschlamm in der Anlage behandeln oder ob sie ihn, etwa im fünften Block des Kraftwerks Staudinger, verbrennen lassen wollen. Ehe diese Grobbeschreibungen für das Projekt nicht definitiv vorliegen, kann das Ministerium das Genehmigungsverfahren nicht fortsetzen. hein

Puppen - zum Spielen viel zu schade Die Karbenerin Gerda Konczak bastelt auch Teddys nach historischen Vorbildern Von Jörn Koppmann KARBEN. Neugierig blicken sie aus dem Kiefernholzregal: handgroße Puppenbabys mit blauen Glasaugen. Sie liegen im Schoß von etwa 40 Zentimeter hohen Mädchenfiguren mit zarten Porzellangesichtern. Blonder Lockenschopf neben roten Zöpfen. Schmollmünder reihen sich an Stupsnasen. Im Hobbyraum von Gerda Konczak (49) stapeln sich die Puppen. Vor der linken Wand stehen die Porzellanpuppen, nach altem Vorbild gefertigt und von Künstlern entworfen. Gegenüber hokken Puppen mit Stoffgesicht, Teddys und Marionetten. Mittendrin am runden Tisch sitzt die Besitzerin und sagt: "Ich bin keine Teddysammlerin und keine Puppenmutti." Die Karbener Hausfrau bastelt Knuddeltiere, Plüschbären und Porzellanpuppen aus "Spaß am Selbermachen". Ihre Werke, zum Spielen viel zu schade, verkauft sie lieber statt sie zu horten. Gerda Konczak: "Ich freue mich, wenn andere meine Puppen schön finden." Und wenn die Ehefrau und Mutter sonntags ihren Mann und die beiden Töchter, 14 und 18 Jahre alt, allein läßt, um auf Hobbymärkten auszustellen, dann hat sie dabei einen "Hintergedanken": Durch den Verkauf "eine kleine Entschädigung für das zu bekommen, was ich investiert habe". Die Preise für ihre Puppen: 180 bis 600 Mark.

Etwa 30 Stunden dauert es, bis aus flüssigem Porzellan, Stoffbahnen, Farbe und Stopfwolle eine Puppe geworden ist. Vorausgesetzt, das Gesicht soll nicht eigenhändig modelliert, sondern gegossen werden. Mehr als zwei Dutzend gipserne Gießformen, Stückpreis zwischen 100 und 700 Mark, besitzt Gerda Konczak. Eine Sammlung, aus der die Teilnehmerinnen ihrer Bastelkurse sich den schönsten Kopf aussuchen dürfen. Ob Puppen machen oder Teddybären nähen, die Karbenerin vermittelt gerne ihr Können. Aus gutem Grund: "Wenn mir das keiner gezeigt hätte, hätte ich nie so was selbst gemacht." 1984 nahm Gerda Konczak an einem Puppenkursus teil. Dort lernte sie, daß die hohlen Porzellanköpfe beim Brennen um ein Drittel ihres Umfangs schrumpfen. Ihr wurde gezeigt, wie der "Rohling" des Puppenkopfs mit Skalpell und Nylonstrumpf von überstehenden Gießrändern zu befreien ist. Der Fachausdruck: "Versäubern". Und sie bekam den Unterschied zwischen einem Holzgliederkörper und einem mit Watte oder Granulat gefüllten Puppenbauch erklärt.

Außer dem Wissen blieb vom Kursus die Form für das handgroße Puppenbaby übrig. Gerda Konczak: "Das reizte, weiterzumachen." Zunächst verschenkte sie ihre Werke. Erst nach einer Pause weitete sie 1989 ihr Hobby aus: Sie begann, Kurse zu geben und auf Puppenmärkten auszustellen. Das Selbstvertrauen in ihre präzise kopierten Abbilder von Puppen der Jahrhundertwende wuchs allmählich. Doch noch heute meint die Hausfrau: "Ich könnte immer alle anderen Puppen kaufen - nie meine."

"Ich bin vielleicht ein komischer Typ", meint Gerda Konczak lächelnd. Obwohl "mit Herz gebastelt", gäbe sie ihren Puppen und Teddybären keine Eigennamen. Lediglich die Bezeichnung der Gießformen und Schnittmuster verwende sie weiter. So heißt der weiße Teddy in der feuerroten Latzhose "Edward" - wie sein gleichgeschnittenes Vorbild, mit dem Mädchen und Jungen Anfang des Jahrhunderts spielten. Die Knabenpuppe mit dem lausbübischen Porzellangesicht nennt sie "Horst" - nach dem Original. Ausnahme: "Horstine" - eine Mädchenpuppe mit dem Bubengesicht.

Gerda Konczak bietet an zwei Montagen, 19. und 26. Oktober, wieder einen Bastelkursus an. Titel: "Teddybären selbstgemacht". Im Evangelischen Gemeindehaus in Groß-Karben können die Teilnehmer/-innen jeweils von 19 bis 22 Uhr Teddys nähen - nach altem Vorbild mit Gelenken oder einfach zum Knuddeln. Danach richten sich auch die Materialkosten, die zusätzlich zur Teilnahmegebühr von 20 Mark bezahlt werden müssen.

Anmeldung bei Gerda Konczak unter der Telefonnummer 0 60 39 / 78 76.

In Aufenau zeigen die Bewohner großes Interesse an der Erneuerung ihres Dorfes / Erste Hürde überwunden Mit Begeisterung am Pläneschmieden Arbeitskreise diskutierten fast alle Lebensbereiche / Ausstellung zeigt Ergebnisse Von Alexander Polaschek WÄCHTERSBACH. Die "Aufenauer Zeitung" ist nur ein einziges Mal erschienen und sicherlich schon von daher ein Sammlerstück. Für die Bewohner des Wächtersbacher Stadtteils hat das starke Blatt Programmcharakter und wird noch etliche Male zur Hand zu nehmen sein. Auf zwölf Seiten haben Mitarbeiter der Vorbereitungsphase zur Dorferneuerung Bestandsaufnahme gemacht, Stärken und Schwächen des Dorfes heute aufgezeigt und vor allem Wünsche und Ideen für das Aufenau von morgen vorgestellt. Allein die Existenz des von Aufenauer Bürgern gemachten Blattes macht bereits deutlich, daß das Dorferneuerungsprogramm in dem Ort auf überdurchschnittlich fruchtbaren Boden zu fallen scheint. Weil es in der Vergangenheit nicht überall so gut klappte mit dem sinnvollen Ausschütten des Füllhorns Dorferneuerungsprogramm, ist nun vor die Aufnahme als Förderschwerpunkt für immerhin ein Jahrzehnt die Motivationsphase gesetzt. In dieser Zeit soll gründlich und mit möglichst großer Beteiligung der Bewohner untersucht werden, welchen Bedürfnissen die spätere Dorfentwicklungsplanung Rechnung tragen sollte. Erst danach wird entschieden, ob der Ort wie vorgesehen in das Förderprogramm kommt.

In Aufenau ist diese Hürde bereits genommen, kam die Zusage aus Wiesbaden noch vor dem offiziellen Ende der Motivationsphase. Es hatte sich schon frühzeitig herausgestellt, daß die Bürger sich überdurchschnittlich engagieren. Mehr als 100 Aufenauer beteiligten sich während der vergangenen sechs Monate am Pläneschmieden. In sieben Arbeitskreisen, die sich regelmäßig trafen, wurde unter verschiedenen Gesichtspunkten überlegt, wie der Ort für seine 1811 Einwohner noch lebens- und liebenswerter gestaltet werden kann. Die Ergebnisse, die am vergangenen Wochenende auch in einer Ausstellung präsentiert wurden, stehen nun zur Diskussion und dienen als Grundlage für die Arbeit der Planungs-Profis, die im nächsten Jahr beginnen dürfte.

Als ein Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen stellte sich gleich in verschiedenen Arbeitskreisen das Thema Verkehrsberuhigung heraus. Hierbei findet sich im "Straßendorf" Aufenau ein besonderes Problemfeld. Die einstige Bundesstraße, an der sich das Dorf 1,7 Kilometer lang aufreiht, ist auch heute trotz Kinzigtal-Autobahn noch stark frequentiert und wirkt wie eine trennende Barriere. Deshalb stehen fünf zusätzliche Fußgängerüberwege ganz oben auf der Wunschliste. Mit Bäumen und Verkehrsinseln soll ein übriges getan werden, die Autos zu bremsen. Um solche Projekte zu erleichtern, wird die Herunterwidmung der Landesstraße zur Kreisstraße angeregt, wobei man sich im klaren ist, daß der Kreis angesichts der damit verbundenen finanziellen Verpflichtung davon kaum begeistert sein dürfte.

Der Arbeitskreis "Frauen und Senioren" konnte derweil schon vorab eine Idee in die Tat umsetzen. Für den gewünschten Raum für Frauen und Senioren packten der Arbeitskreis gleich selbst an und ging ans Renovieren eines Zimmers im Parterre des alten Pfarrhauses, das die katholische Kirche zur Verfügung stellt. Die offizielle Eröffnung dieses Treffpunktes ist für den kommenden Monat geplant.

Eine andere Forderung der Gruppe wird nicht so leicht zu erfüllen sein: Mehr Arbeitsplätze für Frauen seien in Aufenau vonnöten. An die Stadtverwaltung wird deshalb der Appell gerichtet, bei der Ansiedlung von Gewerbe solche Betriebe vorzuziehen, die besonders viele Arbeitsplätze für Frauen anbieten.

Ein weiterer Arbeitskreis hat ein umfassendes Konzept erdacht, wie Aufenau "ein Dorf für Kinder" sein kann. Viele verschiedenartige Plätze für Kinder und Eltern soll der Ort aufweisen. Diese Plätze sollen durch ein für Kinder überschaubares Verkehrswegenetz verbunden sein.

Ein zentrales Projekt, dessen sich die Dorferneuerung anzunehmen haben wird, ist ein neues Dorfgemeinschaftshaus. Der entsprechende Arbeitskreis, in dem fast alle Aufenauer Vereine vertreten waren, hat sich für einen innerörtlichen Standort entschieden. Direkt angrenzend an das alte Rathaus soll es nach dem Abriß eines alten Raiffeisenlagers errichtet werden. Dank der ehrenamtlichen Mitarbeit eines Profi-Planers liegen schon sehr detaillierte Vorstellungen vor. Auch über Abbruch oder Erhaltung des alten Rathauses diskutierten die Aufenauer. Ergebnis: "Hier sollte die Stadt eine Vorreiterrolle übernehmen und durch eine Sanierung des Gebäudes ein Zeichen für weitere private Sanierungsmaßnahmen setzen."

Eine Fülle weiterer Ideen ist in der Motivationsphase zusammengekommen. Ob es Wanderwege zu lokalen Sehenswürdigkeiten sind, die Wiederherstellung der Dorfbrunnen, eine Kneippanlage oder Teiche und Tümpel zur Wiederansiedlung von Frosch und Molch - den Dorf- erneuerern mangelt es nicht an Aufgaben. Dabei deuten sich bislang kaum Konflikte wegen unterschiedlicher Interressen und Vorstellungen an. Heiko Borhau, ein Mitstreiter in der Motivationsphase, sieht viele Gemeinsamkeiten in den Ergebnissen der einzelnen Arbeitskreise. "Es hat im Grunde genommen alles zusammengepaßt", sagt er. So sieht er denn auch die schwierigste Hürde für die Zukunft darin, die Aufenauer Vorstellungen mit den Betrachtungsweisen höhernorts in Einklang zu bringen, dafür zu sorgen, daß Kreativität und Bürgersinn gegenüber Normen, Richtlinien, Verwaltungsvorschriften, Erlassen und Haushaltsfragen die Oberhand behalten.

Alkoholfreie Pool-Party im Kurbad Königstein

KÖNIGSTEIN. Einen besonderen Disco-Abend präsentieren die AOK Hochtaunus und das Kurbad Königstein für Jugendliche ab 14 Jahre und junggebliebene Erwachsene. Am Donnerstag, 8. Oktober, steigt ab 18.30 Uhr eine "Pool-Party" ohne Alkohol und Nikotin im Kurbad Königstein. Für fünf Mark Eintritt gibt es bis 21.30 Uhr drei Stunden Discomusik non-stop.

Für Musik und gute Atmosphäre sorgen die größte mobile CD-Disco Deutschlands, mehrere Discjockeys, eine Light- Show und künstlicher Nebel. Von einer Videogroßleinwand flimmern Genesis, Westernhaben oder Guns 'n' Roses.

Die Musikpalette reicht von Oldies aus den 60er Jahren bis zu aktuellen Dancefloor-Hits. Außerdem gehören zum Programm jede Menge Spiele und Wettbewerbe im Wasser.

Nicht vergessen sollten die Besucher passende Kleidung. Wer im Hallenbad nicht barfuß gehen möchte, sollte Badeschlappen dabei haben. jom

Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat die rassistischen und antisemitischen Angriffe in Deutschland als empörend und unerträglich verurteilt. Während einer Feierstunde am zweiten Jahrestag der

deutschen Einheit in Schwerin äußerte sich von Weizsäcker auch zur ökonomischen Lage des Landes und mahnte mehr Opferbereitschaft im Westen wie auch im Osten an. Die Bürger im Westen dürften in den nächsten Jahren keine nennenswerten Reallohnsteigerungen einfordern, und die Menschen im Osten könnten die Angleichung der Lebensverhältnisse nicht innerhalb weniger Jahre erwarten. Wir dokumentieren die Rede des Bundespräsidenten im Wortlaut.

Gericht: Studenten müssen für das "Semesterticket" zahlen

adt MÜNSTER, 6. Oktober. "Semestertickets" für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und die Erhebung von Zwangsbeiträgen dafür von allen Studenten sind an den Universitäten grundsätzlich zulässig, wenn der weitaus größte Teil der Studentenschaft davon Vorteile hat. Dies hat am Dienstag das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster entschieden und den Eilantrag eines Studenten an der Universität Dortmund zurückgewiesen. Der Mann hatte das Semesterticket abgelehnt, besonders deshalb, weil der Zwangsbeitrag zum Wintersemester 1992/93 um 85 Mark erhöht worden ist. Das Ticket bietet als Gegenleistung Fahrtmöglichkeiten mit allen Verkehrsmitteln des Verkehrsverbundes Rhein- Ruhr allein auf der Grundlage des Studentenausweises an.

Das OVG sieht in der Einführung des Semestertickets eine Maßnahme, die den wirtschaftlichen und sozialen Belangen einer großen Mehrheit der Studenten zugute komme. Das Recht eines einzelnen müsse deshalb zurückstehen. Je nach den räumlichen Bedingungen des Hochschulortes könne - wie hier in Dortmund - davon ausgegangen werden, daß für viele Studenten die Höhe der Studienkosten weniger durch die Zimmermiete als vielmehr zunehmend durch die Fahrtkosten zur Hochschule beeinflußt werden (Az.: 15 B 3652/92).

Frauenfußball-Spitzenduell in der Oberliga: TSG Wölfersheim erwartet SV Flörsheim Letztjähriger Vizemeister ist echter Prüfstein Wetterauer Überraschungsteam setzt sich nicht unter Druck / Männern längst Rang abgelaufen

Das Frauenfußballteam der TSG Wölfersheim sorgt in der Oberliga Hessen gehörig für Furore und feierte mit 8:0 Punkten und 18:2 Toren als Aufsteiger einen Einstand nach Maß. Keiner der Wölfersheimer Anhänger zweifelt nun daran, daß die TSG-Frauen am Samstag (15 Uhr, Singberg-Sportfeld) auch den etablierten SV Flörsheim "rupfen", der mit 7:1 Zählern und bescheidenen 6:0 Toren Rang zwei einnimmt. Die Begeisterung rund um den Singberg ist groß, so daß die TSG-Frauen einen Rekordbesuch von wenigsten 200 Zuschauern erwarten. "Nach diesem Spiel werden wir wissen, wo wir stehen", meint Trainer Michael Sauer und schätzt den letztjährigen Vizemeister als echten Prüfstein ein. Nach dem Aufstieg des TSV Battenberg in die Bundesliga gilt Flörsheim als "der" Titelfavorit.

Die Wölfersheimerinnen lassen sich von Vorschußlorbeeren nur wenig beeindrucken. Ganz im Gegenteil: Die Außenseiterrolle ist ihnen gerade recht. "Wir gehen völlig unbekümmert ins Spiel, Flörsheim ist Favorit und steht unter Druck", meint Abteilungsleiterin Rosi Stösser. Die Flörsheimerinnen sind für TSG-Trainer Sauer ein unbeschriebenes Blatt, aber "wir stellen uns sowieso nicht großartig auf den Gegner ein, spielen unser Spiel", stellt Rosi Stösser klar. Ein Test gegen Landesliga-Nord-Spitzenreiter VfB Gießen endete 3:2, allerdings ließen die Wölfersheimerinnen den "zweiten Anzug" verstärkt zum Zuge kommen. Und der erste Anzug, "der sitzt". Allerdings fehlt möglicherweise am Samstag mit Jutta Roth ein ganz wichtiger Bestandteil dieser ersten "Garnitur". Mit acht Toren war die kraftvolle Stürmerin bislang erfolgreichste Torschützin der TSG. Rosi Stösser hofft auf ihre rechtzeitige Rückkehr aus dem Urlaub. Ansonsten müssen eben die routinierte und schußstarke Mittelfeldspielerin Carmen Bilkenroth (5 Treffer), Stürmerin Ilka Sämann (3) oder Jungtalent Bianca Feuerbach (1) für die Tore sorgen. Sie haben es allerdings gegen Flörsheim mit der bislang sichersten Abwehr der Liga zu tun, denn die Minimalistinnen des SV kassierten bislang kein Gegentor.

Ein Remis hält Rosi Stösser für wahrscheinlich und auch zufriedenstellend. Dennoch will man auf Sieg spielen, obwohl die Erfolge der Frauen mittlerweile zu einem leichten Kriseln bei der TSG sorgen, deren Männerteam in der A-Klasse auf dem letzten Rang steht... Im Umfeld jedoch wächst die Popularität der Frauen, die mittlerweile einen eigenen Fan-Club (15 Mitglieder) haben und Chancen sehen, den einen oder anderen Sponsor zu aktivieren. Aber das Geld soll weiterhin keine Rolle spielen. "Wir wollen dieser Entwicklung ein Gegengewicht setzen", meint die Abteilungsleiterin. Die "Bombenkameradschaft" und das fast schon familiäre Miteinander sollen auch in der Oberliga im Mittelpunkt stehen. Es ist die Lockerheit, der gemeinsame Spaß an der Sache, die den Erfolg der TSG wohl ausmachen - neben einem beachtlichen spielerischen Potential. Spielerisch schätzt die Abteilungsleiterin die Oberliga nicht viel stärker als die Landesliga Süd ein, was sich in der Antwort auf die Frage nach dem größten Unterschied manifestiert: "Der größte Unterschied sind die Schiedsrichter. In der Oberliga kommen wirklich Super-Schiris, wir sind ganz begeistert." Wenn der Unparteiische am Samstag abend keine Verpflichtungen hat, dann sollte er sich der Wölfersheimer Truppe einmal anschließen. Auch er wird begeistert sein von der Stimmung bei der TSG, besonders natürlich, wenn sie einen Sieg feiern... ina

"Wir stellen unsere Aktionen vorübergehend ein, nicht jedoch unsere Köpfe ab. Wir arbeiten weiter mit Volldampf an einer guten Schulpolitik für die Wetterauer Schüler. Herr Pollmar wird das auch weiterhin spüren." Aus einer Pressemitteilung mit dem Gummibärchen-Symbol der Wetterauer Schüler-Union. Sie kündigt darin eine Pause ihrer politischen Arbeit an, um zunächst "Internes" zu regeln.

Der Tischtennis-Regionalligist TTC Assenheim begeisterte mit Weltklassespielerin 200 Zuschauer Branka Batinic spielte mit Konkurrentinnen "Katz und Maus" Im Eilzug-Tempo in Richtung Zweite Bundesliga / Am Wochenende erwarten die Wetterauerinnen Andernach und Wolfhagen

Eine "Weltklasse-Spielerin", so meinen die Fans und Abteilungsleiter Reiner Drodt, haben sich die Verantwortlichen des TTC Assenheim mit der kroatischen Nationalspielerin Branka Batinic an "Land gezogen". Und spätestens nach den ersten vier Spielen ist klar: Die Tischtennisspielerinnen des TTC Assenheim möchten sich offenbar auch in der Regionalliga Südwest nicht unnötig lange "aufhalten" und führen als Aufsteiger gleich mit 8:0 Punkten die Tabelle an. Vorentscheidend in bezug auf die Frage "rauschen die Assenheimerinnen auch durch die Regionalliga im Eilzugtempo?" waren sicher die beiden Heimerfolge gegen Zellertal (8:3) und Pirmasens (8:2). Am Wochenende erwarten die Assenheimerinnen nun den Rangfünften TB Andernach (Samstag, 17 Uhr, Turnhalle der Geschwister-Scholl-Schule) und den Tabellensiebten TFC Wolfhagen (Sonntag, 10 Uhr). Auch gegen diese Teams will sich das Team um Frauenwart Franz Bohr natürlich keinen Ausrutscher erlauben, schon gar nicht vor eigenem Publikum.

Immerhin 200 Besucher fanden am Samstag den Weg zum Spitzenspiel gegen Zellertal und nahmen auf der eigens installierten Tribüne Platz. Sie sollten ihr Kommen nicht bereuen: Die Assenheimerinnen gingen hochmotiviert in die Partie und verbuchten gleich zwei Doppelsiege durch Branka Batinic/Cornelia Böttcher und Karina Giese/Sandra Bohr. Karina Giese mußte sich dann allerdings ebenso wie Cornelia Böttcher Zellertals Spitzenspielerin Christel Diefenbach beugen. Sandra Bohr gab trotz guten Kampfes nach drei Sätzen ihr Spiel an Silke Forper ab. Doch damit war die Ausbeute der Gäste erschöpft, Branka Batinic spielte mit ihren Gegnerinnen einmal mehr "Katz und Maus". Die Fans waren begeistert, Zwischenrufe wie "Weltklasse" und "Weiter so", standing ovations begleiteten die Spiele der Kroatin. Allerdings kann man dies auch anders sehen, nämlich so wie Frauenwart Franz Bohr: "Branka spielte noch zu sehr für die Zuschauer." Denen gefällt es aber, und von einer Niederlage war die Assenheimer Nummer eins dennoch weit entfernt.

Auch am Sonntag gegen Pirmasens machte Branka Batinic "die Trickkiste auf" und verbuchte zwei Einzel- und einen Doppelsieg. Lediglich das Doppel Giese/Bohr und Cornelia Böttcher quittierten Niederlagen. Erfreulich die Leistungen von Sandra Bohr, der Assenheimer Nummer vier: gegen Bißbort, Nummer zwei bei Pirmasens, gelang ihr ebenso ein Sieg wie gegen Reuth. Ihre Formkurve zeigt deutlich nach oben. Karina Giese war zwar durch eine Knieverletzung leicht gehandicapt, was sie jedoch nicht am Siegen hinderte. In dieser Verfassung wird es für die übrigen Gegner sehr schwierig sein, den Assenheimerinnen irgendwo noch ein Bein zu stellen. ina

Senioren-Fahrten nach Bad Soden-Salmünster

SCHÖNECK. Die Seniorenberatung der Gemeinde bietet künftig jeden zweiten Donnerstag im Monat eine Fahrt zum Thermalbad in Bad Soden-Salmünster an. Aufgrund der großen Nachfrage hat die Seniorenberatung einen Bus organisiert.

Abfahrt ist jeweils um 8.30 Uhr am Rathaus Büdesheim. Die Fahrtkosten betragen zehn Mark. Die restlichen Kosten übernimmt die Gemeinde. Die ersten drei Fahrten sind kostenlos. gf

Neues Studentenwohnheim 1995 Finanzierung durch Land und Stadt ist gesichert

Das erste Studentenwohnheim der "neuen Generation" soll im Frühjahr 1995 bezogen werden. Auf diesen Zeitplan für den Neubau neben der Sportuni habe man sich geeinigt, um so schnell wie möglich die 190 Plätze für Studenten zur Verfügung stellen zu können, sagte der Leiter der Planungsabteilung der Universität, Peter Rost. Die Planungen für das Wohnheim hatten sich verzögert, weil die Stadt noch Gutachten verlangt hatte und das Studentenwerk sich nicht in der Lage sah, als Bauherr für das Wohnheim das nötige Eigenkapital beizusteuern. Nach Ansicht der Frankfurter CDU-Vorsitzenden Petra Roth könnte das Gebäude bei mehr Engagement der Stadt längst im Bau sein.

Das neue Wohnheim an der Ginnheimer Landstraße soll in besonderer Weise die Wohnwünsche von Studenten berücksichtigen. Statt kleiner Buden sollen großzügige Wohnungen für drei bis sechs Personen entstehen. Die vergleichsweise großen Zimmer der Studenten sollen rund um eine geräumige Wohnküche gruppiert werden, die Wege zu Kindergarten, Kneipe und Kiosk im selben Haus nicht weit sein. Mit diesem Konzept einer neuen Generation von Studentenheimen hatte das Darmstädter Büro Voigt und Herzig vor einem Jahr einen Architektenwettbewerb gewonnen.

Die Planungen hatten sich seitdem um "wenige Monate" (Rost) verzögert, weil die Stadt ein Bodengutachten und zunächst auch ein Klimagutachten verlangt hatte. Außerdem galt es erst noch, einen Bauherren zu finden. Das Studentenwerk sah sich mangels finanzieller Masse nicht in der Lage, die Funktion zu übernehmen. "Wir hätten alle unsere Rücklagen aufbrauchen müssen, um den notwendigen Eigenanteil in Höhe von 3,5 Millionen Mark beizubringen", sagte der Geschäftsführer des Studentenwerks, Christian Francke-Weltmann.

Das Land habe inzwischen die GWH, die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Hessen, als Bauherren gefunden, berichtete Rost. Bis Januar 1993 soll die GWH die Bauanträge vorlegen. Die Stadt will die "schnell bearbeiten und zügig genehmigen", betonte der Referent des Planungsdezernenten, Jürgen Häußler. Außerdem werde die Stadt den Bau freiwillig mit der gleichen Summe fördern wie das Land, entgegnete Häußler auf Vorhaltungen von Roth, die Stadt als Teilfinanzier des Projektes halte sich zurück, so daß die Wohnungen später bezugsfertig würden. luf

Moskauer Feldlager

Von Karl Grobe

Der Rubel muß rollen, aber, wenn's irgend geht, nicht immerzu bergab. Ein frommer Wunsch; derzeit rutscht er immer tiefer in die Nähe des Nichts. Am Dienstag wurde die russische Währung so leicht befunden, daß 342 Stück auf einen einzigen Dollar gehen. Es sind in Moskau, St. Petersburg und anderen Zentren des osteuropäischen Großreichs manche Dienstleistungen und sehr viele Waren nur noch gegen "Valuta" zu haben, gegen fremde, dafür harte Währung. Beschreibungen sehr ernster Wirtschaftskrisen fangen mit solchen Tatbeständen an. Sie führen über Klagen, Hyperinflation betreffend, neuerdings zur Patentlösung: Geldmengenpolitik.

In Rußland (wie auch in anderen Staaten, die sich aus der Rubelzone kürzlich verabschiedet haben) scheint die Ansicht verbreitet, die letztere bestehe lediglich in einigermaßen genauer Information darüber, wieviele Geldstükke mit welchem eingeprägten oder aufgedruckten Wert derzeit vorhanden sind und ob man sie nicht von Fall zu Fall einziehen soll. Ehe das Papiergeld und der Kredit erfunden wurden, war das sogar eine plausible Lehre. Daß Präsident Boris Jelzin und Notenbankchef Viktor Geratschenko sich ausschließlich auf diesem Niveau streiten, mag Karikatur sein. Wissen über Geldwirtschaft, Marktbeziehungen, Unternehmensführung, Handel und Konkurrenz fehlt jedoch im heutigen Rußland, das so gern kapitalistisch sein möchte, noch mehr als Handelsware.

So wird das ökonomische Desaster zum Gegenstand der Demagogen. Der eine verspricht Gleichheit: Ein Zehntausender (in Rubeln gerechnet) für jeden, und schon ist Eigentum für alle da. Der andere kontert mit Hinweisen auf die unbestritten wuchernden Mafia-Verflechtungen und setzt, seinen Proudhon im Kopf, Eigentum mit Diebstahl gleich. Der dritte nennt alle Scharlatane, die nicht den Interessen der (militär-)industriellen Lobby folgen. Noch andere malen den Ausverkauf Rußlands sowie seiner heiligsten Güter an die Wand. Dann wieder ist der Weltwährungsfonds allein schuld.

Jedes Stück Demagogie baut auf einem Stück Wahrheit auf; jedes ist aber Mittel zum Zweck. Der Zweck heißt Macht. Wer nicht an ihr teilhat, kann immer noch die Regierung und den Präsidenten demontieren. Als ob da noch viel nötig wäre; denn die papierenen Dekrete Jelzins bleiben papieren, wie es sich in der Endzeit des Gorbatschowismus mit dessen Dekreten eben auch schon verhielt. Parlamentarische Unterstützung einzuwerben, läuft für den Präsidenten aber auf Unmögliches heraus: Seine theoretische Machtfülle verdankt er dem Scheitern des Putsches vor einem Jahr, als er, der Sieger, an sich zog, was er konnte; seine Legitimation stammt aus der einzigen rußlandweiten Wahl, die es seit 1917 gab; das Parlament aber ist immer noch ein postsowjetisches Relikt. In der Kammer, die Ausdruck der Demokratie sein sollte, muß man Demokraten mit der Laterne suchen. Dem wirtschaftlichen Doppel-System von Monopolen sowjetischen Typs und Markt russischer Machart entspricht eine politische Doppelherrschaft.

Machtkampf ist das Resultat; Machtkampf polarisiert. Da Jelzin sich mit Beratern und Exekutoren umgeben hat, die seinem Wagen alle möglichen Knüppel in die Speichen schieben, rührt sich nicht mehr viel auf der Reformstraße. Da wird der Ruf nach der starken Hand laut, und Jelzin hört ihn. Noch vertraut er auf starke Gesetze statt einen starken Staat; die aber die Gesetze hart anwenden sollen, sind seine Freunde nicht. Die Kommission, die nun die Mafia bekämpfen soll, wird von Vizepräsident Alexander Ruzkoi geführt. Den fürchten zum Beispiel die Balten als einen potentiellen Imperialisten; den betrachten manche Sowjet-Konservativen und viele Neo-Nationalisten als ihren Mann im Grunde. Worauf können sich die Bekämpfer des organisierten Verbrechens sonst noch stützen? Jelzin schlägt die Armee vor. Dort geben Personen den Kasernenhof-Ton an, die Markt und Mafia schwer unterscheiden können; auf die Sprache von Pulver, Blei und modernerem Tötungsgerät verstehen sie sich.

Nun sollen sie zunächst in Georgien, das weder zu Rußland gehört noch der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten beigetreten ist, Recht und Ordnung schaffen, zunächst auf der Eisenbahn, dann wohl in ganz Abchasien, dessen eingesessene Bevölkerung aus Angst vor der Georgisierung darauf sogar hofft. Mag sein, daß dies gelingt; wenn aber, wie der altmodische Marx vor 140 Jahren geschrieben hat, "Kaserne und Biwak, Säbel und Muskete, Schnurrbart und Kommißrock" die Gesellschaft erst einmal geretten haben, dann liegt ihnen bald der Gedanke nahe, dies künftig auf eigene Rechnung zu tun.

Die Heeresleitung weiß nicht viel von ziviler Wirtschaft; aber sie hat immerhin Politische Ökonomie studiert (betont wird das Adjektiv). Das legt ihr Schlüsse nahe. Führt sie sie aus, indem sie die Macht vor die Gewehrläufe nimmt, stirbt die Refom zuerst. Es wird angesichts des aktuellen Elends eine Mehrheit geben, die ihr Beifall und Hoffnung entbietet. Darin liegt die Gefahr: Denn den russischen Präsidenten haben sie längst im Zangengriff, aus dem das Parlament ihn nicht befreien wird.

Roths Klage bleibt schleierhaft Vorwürfe der OB-Kandidatin wecken in der Uni Ratlosigkeit

Da hatte die OB-Kandidatin wirklich schweres Geschütz aufgefahren. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler vernachlässige die Universität, verzögere wichtige Projekte des "Hoffnungsträgers" und blockiere sinnvolle Maßnahmen, empörte sich die Frankfurter CDU-Vorsitzende Petra Roth. Das war flugs formuliert, die Pressemitteilung zur Information an "Presse, Funk, Fernsehen" versandt.

Daß die Sozis nichts mit der Wissenschaft am Hut haben, hört sich ja immer gut an. Nur die Frankfurter Universität, um die sich die OB-Kandidatin so besorgt zeigte, reagierte auf die Klageschrift mit Ratlosigkeit. "Völlig schleierhaft" sei es ihr, was Frau Roth eigentlich zu bemängeln habe, wunderte sich Elisabeth Lutz, die Pressesprecherin der Uni.

Und Planungschef Peter Rost, dem nach der Darstellung Petra Roths eigentlich die Haare zu Berge stehen müßten, zuckte die Schultern. "Die Stadt ist kooperativ und stets um rasche Lösungen bemüht." Er sehe keinen Grund, sich zu beklagen. Müßte er aber, wenn es nach Frau Roth geht. "Die Universität könne Bauten nicht errichten, auf die sie für ihren Lehrbetrieb angewiesen sei, weil die Stadt die Planungen viel zu langsam betreibt", heißt es in der Pressemitteilung. Uni-Planer Rost, er es eigentlich wissen müßte, sieht das ganz anders. Die Zusammenarbeit sei prächtig, alle Projekte würden zügig mit der Stadt abgewickelt, er kenne keine Beispiele für Verzögerungen durch die Stadt.

Natürlich zeigt sich eine OB-Kandidatin auch um die Studenten bemüht. "Das angekündigte Studentenwohnheim in der Ginnheimer Landstraße könnte schon im Bau sein." Da staunen die Experten. Schließlich ist der Wettbewerb für das Wohnheim erst vor einem Jahr beendet worden, und bei der Stadt liegt noch nicht einmal ein Bauantrag vor.

"Rumsitzen und Nichtstun ist doch keine Politik", schließt Petra Roth ihre Philippika gegen die Versäumnisse des Magistrats. Mit vollen Backen Nebulöses und Achtelwahrheiten in die Luft zu blasen aber auch nicht. luf

Mutmaßliche Berliner Kurden-Mörder verhaftet Generalbundesanwalt in Karlsruhe vermutet Auftraggeber, kennt aber noch keine Namen Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp

KARLSRUHE, 6. Oktober. Zwei der mutmaßlichen Mörder, die am 17. September in einer Berliner Gaststätte vier iranisch-kurdische Oppositionspolitiker erschossen, sind gefaßt. Wie Generalbundesanwalt Alexander von Stahl am Dienstag in Karlsruhe mitteilte, handelt es sich um zwei libanesische Asylbewerber, die vermutlich im Auftrag handelten.

Die Beschuldigten wurden bereits am Sonntag in Rheine (Westfalen) festgenommen. Am Montag abend erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs auf Antrag des Generalbundesanwalts Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des vierfachen gemeinschaftlichen Mordes und des Mordversuchs. Ein weiterer Täter konnte bisher nicht ermittelt werden. Bei den Verhafteten handelt es sich um den 25jährigen Libanesen Abbas Rhayel, alias Imad Ammash, alias Ragib und seinen 24jährigen Landsmann Youssuf Amin.

Nach dem Haftbefehl wird den Tatverdächtigen zur Last gelegt, am 17. September kurz vor 23 Uhr zusammen mit einem bisher unbekannten Täter das Hinterzimmer der Berliner Gaststätte "Mykonos" betreten zu haben. Während der Beschuldigte Youssuf Amin im Eingangsbereich Schmiere stand, feuerten die beiden Schützen auf die acht versammelten iranischen Kurden, die der "Demokratischen Partei Kurdistan-Iran (DPK-I)" angehörten. Dabei wurde der Generalsekretär Sadegh Charafkandi und drei weitere Oppositionspolitiker getötet, der Wirt des Lokals lebensgefährlich verletzt.

Die beiden Schützen benutzten eine Pistole der Marke "LLama" sowie eine Mischinenpistole "IMI" mit Schalldämpfer. Beide Tatwaffen wurden fünf Tage später in einer Sporttasche unter einem abgestellten Pkw gefunden. Auf der "LLama"-Pistole befand sich der Handabdruck des jetzt verhafteten Rhayel.

Rhayel und Amin wurden festgenommen, als sie sich falsche Papiere besorgen wollten, um aus Deutschland zu fliehen. Bei ihrer Festnahme hatten beide je 15 000 Mark Bargeld bei sich.

Die Auftraggeber der libanesischen Asylbewerber sind der Bundesanwaltschaft bislang noch nicht bekannt. Es besteht aber weiterhin der Verdacht, daß es sich bei den Morden entweder um eine Strafaktion einer iranischen Gruppierung oder um den Angriff einer konkurrierenden kurdischen Organisation handelte. Der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Hans Jürgen Förster, schloß am Dienstag auch die Kurdische Arbeiterpartei PKK als mögliche Auftraggeber nicht aus.

Athen verurteilt Anschlag

öhl ATHEN, 7. Oktober. Die Regierung Griechenlands hat den Angriff von Neonazis auf eine griechische Schule in Wuppertal scharf verurteilt. Regierungssprecher Vassilis Manginas äußerte die Hoffnung, die deutschen Behörden würden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Unbekannte Täter hatten am vergangenen Wochenende etwa 30 Fensterscheiben des Schulgebäudes eingeworfen, Möbel zerstört und auf den Schultafeln Hakenkreuze sowie die Parolen "Deutschland den Deutschen" und "Ausländer raus" geschmiert.

Der Vorgang hat in Griechenland große Betroffenheit und Besorgnis ausgelöst. Für besondere Unruhe sorgt, daß sich die gewalttätigen Aktionen der Neonazis nun offenbar auch gegen EG-Ausländer zu richten beginnen.

Rechtsradikalismus OB schreibt an Ignaz Bubis

HANAU. Oberbürgermeister Hans Martin hat dem neuen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis (Frankfurt), zur Wahl gratuliert und ihm das dreibändige Werk "Hanau im Dritten Reich" geschenkt. Im Begleitbrief heißt es, gerade in der jetzigen Zeit mit deutlichen Anzeichen rechtsradikaler Tendenzen erfordere es den Mut aller freiheitlich demokratischen Kräfte, sich zu wehren und den nach 1945 entwickelten neuen deutschen Staat zu verteidigen. Es sei erschrekkend, wie verblendet, unwissend und verdrängungsbereit viele Deutsche mit ihrer Geschichte und der daraus erwachsenen Verantwortung für die Menschenrechte umgingen.

Der Hanauer Magistrat habe bereits vor zehn Jahren den Auftrag erteilt, die NS-Geschichte in der Stadt mit allen Stärken und Schwächen der damals Handelnden darzustellen. Mit dem daraus entstandenen Werk "Hanau im Dritten Reich" gehöre Hanau zu den wenigen Städten, die diese Zeit umfassend und ehrlich aufzuarbeiten versucht hätten. him

Lehrplan-Entwürfe sollen im August 1993 vorliegen

WIESBADEN. Das Hessische Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung (HIBS) soll bis zum 1. August 1993 die Entwürfe für neue Lehrpläne in der Grund- und Mittelstufe vorlegen. Das teilte Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) am Dienstag mit.

Die neuen Pläne sollen dann zunächst mit Fachleitern und anderen Lehrern (darunter Fachkonferenzen einzelner Schulen) beraten werden, bevor der Minister sie offiziell den Mitbestimmungsgremien (Landeselternbeirat, Schülervertretung) vorlegt.

Unverändert soll laut Holzapfel die "Allgemeine Grundlegung" für die hessischen Rahmenrichtlinien bleiben, die 1978 nach kontroversen öffentlichen Debatten im Auftrag des damaligen Ministerpräsidenten Holger Börner (SPD) vom früheren Kultusminister Erwin Stein entworfen worden war.

Diese "Grundlegung" habe trotz aller "zeitgebundenen Lücken" auch aus heutiger Sicht noch "wesentlichen Anteil an der Konsensbildung" der Lehrplanarbeit.

Für jedes Schulfach solle aufbauend auf der "Grundlegung" künftig zunächst schulformübergreifend ein "Bildungsauftrag" formuliert werden. Orientiert an der Stundentafel und dem jeweiligen Bildungsgang solle danach der "verpflichtende Kern" (höchstens 60 Prozent der Unterrichtszeit umfassend) des Lernstoffs festgelegt werden.

Holzapfel hatte die Debatte über neue Lehrpläne im August mit drei Expertenforen in Wiesbaden begonnen. Sie sollen Ende Oktober in einer Tagung in der evangelischen Akademie Arnoldsheim ausgewertet werden; danach soll das HIBS mit der Neufassung beginnen. me

Hobbykünstler laden zum Markt in Florstadt

FLORSTADT. Malerei, Ton- und Holzarbeiten, Puppen und Schmuck gibt es bei einem Hobbykünstler-Markt zu sehen und zu kaufen, den eine Wetterauer Hobbykünstler-Initiative am Samstag, 10. Oktober, von 14 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 11. Oktober, von 11 bis 17 Uhr, im Bürgerhaus im Ortsteil Nieder-Florstadt ausrichtet.

Zugunsten der MS-Selbsthilfe wird eine Tombola veranstaltet. mu

Pech für Wallau/Massenheim bei der Europacup-Auslosung Die Reise geht nach Craiova Rumänen fast mit Nationalteam identisch / Strapazen erwartet

"Mir ist fast der Hörer aus der Hand gefallen, als ich die Hiobsbotschaft von der Europacup-Auslosung in Basel erfahren habe", stöhnte Wallaus Handball-Manager Bodo Ströhmann nach dem Los Universität Craiova. Im Achtelfinale des Landesmeister-Cups muß Wallau gegen die fast mit der rumänischen Nationalmannschaft identische "Studentenauswahl" antreten. "Alleine die Reisestrapazen können uns Punkte in der Bundesliga kosten, das ist ein absoluter Horrortrip. Da wäre mir sogar ein russischer Verein lieber gewesen, da sind weitaus geringere Strecken mit dem Bus zurückzulegen", erinnerte sich Trainer Heiner Brand noch "mit Grauen an die mehrstündige Busfahrt" mit der Nationalmannschaft vor einigen Jahren.

"Die Halle war die Hölle. Und nun müssen wir auch noch zu allem Überfluß zuerst zu Hause antreten - ein weiteres Handicap", meinte Brand über den prominenten Gegner, der sich bereits mehrmals im Vorderfeld des Europacups etablieren konnte. In der ersten Runde distanzierte Craiova den zyprischen Meister Strovolou mit 31:20 und 34:22. "Wir fordern erst einmal das Spieleraufgebot der Rumänien per Fax an, danach wird gleich über die Termine gesprochen. Das Hinspiel bei uns soll voraussichtlich am 7. Oktober steigen, das Rückspiel eine Woche später", sagte der SG-Manager.

Ströhmann konnte nach einem Blick auf den Bundesliga-Terminplan zumindest leicht aufatmen, denn vom 11. bis zum 25. November pausiert die Liga. So steht zwischen den beiden Europacupspielen "nur" die Heimbegegnung am 11. 11. gegen Dormagen an. "Warum haben die anderen bundesdeutschen Teams nur immer das Glück mit sportlich und reisemäßig günstigen Losen gepachtet. Erst die praktisch komplette österreichische Nationalmannschaft, nun die rumänische Weltklassemannschaft", blickte Ströhmann neidisch nach Leutershausen (zunächst in Sandefjord/Norwegen), Dormagen (gegen Syracusa aus Italien) und Essen (in Stockerau/Österreich). "Uns bleibt nur der Trost, daß die Kasse gegen Craiova stimmen dürfte und Dormagen ebenfalls beim Bundesligamatch gegen uns ein Europacupspiel in den Knochen hat", fand Ströhmann noch eine positive Seite. Zunächst aber steht am heutigen Mittwoch die Bundesligapartie gegen Lemgo (20 Uhr/Walter-Köbel-Halle Rüsselsheim) auf dem Programm. jo.

Von der Miet- zur Eigentumswohnung / In Maintal-Bischofsheim werden 298 weitere Wohnungen verkauft Welle der Umwandlungen rollt munter weiter Vage Auskunft zur Frage nach dem Besitzer Von Helmut Pomplun MAINTAL/MÜNCHEN. Die Welle der Umwandlungen von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen rollt weiter. Das Zauberwort der Wohnungshändler zur Anpreisung der Ware lautet "Park". Während die bayerische Firma Patrizia 224 Wohnungen in Maintal-Dörnigheim als "Johannespark" anbietet, werden die drei Hochhäuser Schillerstraße 2, 4 und 7 in Maintal-Bischofsheim von der Firma IBV Immobilien GmbH für eine (noch unbekannte) Münchner Firma als "Parkwohnanlage Bischofsheim bei Frankfurt a.M." vermarktet. Neben diesen insgesamt 258 Wohnungen verkauft die IBV auch 40 Wohnungen im Bischofsheimer Doppelhaus Goethestraße 82/84. Daß sich das Hochhaus Schillerstraße 7 vor sechs Jahren einseitig um 35 Zentimeter gesenkt hatte und mit großem Aufwand versucht wurde, den Kasten wieder ins Lot zu hieven, setzt die Immobilienfirma als bekannt voraus. Die 258 Wohnungen in den drei Hochhäusern Schillerstraße 2, 4 und 7 werden von IBV per Zeitungsinserat (FR vom 2./3. 10.) als "Preisknüller" (ab 2 785Mark pro Quadratmeter) angepriesen: "Freie und vermietete 2- und 3-Zimmer-Eigentumswohnungen, neu renoviert, Westbalkone, Blick ins Grüne, gut vermietet, 5 km - Frankfurt/Main. . ." So soll beispielsweise eine 3-Zimmer-Wohnung, 65 Quadratmeter, mit Balkon, 181 000 Mark kosten.

Auf dem mittleren Hochhaus (Schillerstraße 2) wird derzeit gerade das Flachdach saniert. Im Erdgeschoß hat die IBV eine Musterwohnung zur Besichtigung. Der hier die Stellung haltende IBV-Mitarbeiter erklärte gestern beim Besuch der FR, 30 Prozent der Wohnungen seien bereits verkauft: "Die Teilung der Wohnungen ist schon seit eineinhalb Jahren perfekt." Zur Frage nach dem Besitzer hieß es vage: "Eine Münchner Firma, da müssen's ins Grundbuch schaun."

Auf "das schiefe Hochhaus" (Schillerstraße 7) angesprochen, sagte der IBV- Mitarbeiter: "Das weiß doch jeder. Das Haus ist um 150 Millimeter gehoben worden, das reicht für 50 Jahre. Es sinkt drei Millimeter pro Jahr mit abnehmender Tendenz. Dazu gibt es ein Gutachten."

Eine Mieterin, die seit zwölf Jahren im Haus Nr. 2 wohnt, hat ihre 3-Zimmer- Wohnung von der IBV schon zweimal zum Kauf angeboten bekommen, wie sie auf Anfrage der FR erklärte, und zwar "im Abstand von einem Jahr zum selben Preis, deshalb gehe man davon aus, daß die Firma die Wohnungen nur schwer loskriegt".

Sie bezahle derzeit "noch unter tausend Mark" Miete. Sie würde gerne ausziehen, fände aber keine andere bezahlbare Wohnung. Beim Gedanken an das schiefstehende Nachbarhaus sei ihr "schon ein bißchen mulmig, aber ich versuche, das abzuschalten. Irgendwo muß ich ja wohnen".

Letzte Besitzerin der drei Hochhäuser war die Gesellschaft "Bayerische Beamten Versicherungen" (BBV) München. Als sie im Sommer 1986 das Haus Nr. 7 mit Millionenaufwand sanieren ließ, stellte sie ausdrücklich klar, "daß die BBV zwar Eigentümer des Anwesens, nicht aber Bauherr ist. Die BBV erwarb dieses Anwesen erst 1980, also elf Jahre nach Fertigstellung. Verkäufer war das Internationale Immobilien Institut (iii) München".

Zum Zeitpunkt des Kaufs sei der BBV "von der damals schon eingetretenen Schrägstellung des Gebäudes nichts bekannt" gewesen. Weder habe die iii darauf hingewiesen noch habe ein besteller Gutachter das festgestellt. Erst bei einer Fassadenrenovierung im Februar 1986 sei die Schrägstellung erkannt worden. . .

Daß sich die BBV inzwischen von den drei Hochhäusern getrennt hat, bestätigte BBV-Pressesprecher Peter Nützel gestern auf Anfrage der FR, ohne Details oder Namen zu nennen. Speziell zum Objekt Schillerstraße 7 kommentierte Nützel. "Ich habe drei Kreuze gemacht, als wir das Ding endlich los waren, und habe es möglichst schnell vergessen."

Wem die Hochhäuser und das Doppelhaus in der Goethestraße derzeit gehören, war bis Redaktionsschluß beim Hanauer Katasteramt nicht zu erfahren.

Namen+Notizen

JOACHIM ARNOLD führt die Kandidatenliste der Wölfersheimer SPD für die Kommunalwahl am 7. März an. Der in einer Hanauer Behörde tätige Sozialdemokrat sitzt für seine Partei bereits im Gemeindevorstand; sein Name fiel vor Ort schon bei Spekulationen um eine mögliche Nachfolge des von Abwahl bedrohten Bürgermeisters HERBERT BOMMERSHEIM. Im künftigen Wölfersheimer Parlament wird der Müllverbrennungs-Befürworter und Kraftwerks-Angestellte RUDI WEINELT fehlen; sein Name steht auf Platz 45 der Liste. Zur Zeit stellt die SPD elf Gemeindevertreter. Auch ARNOLD SEIPP wird das Parlament verlassen, ebenso ALFRED HANIKA (der zur Zeit im Gemeindevorstand sitzt). Neue Parlaments-Aspiranten auf aussichtsreichen Plätzen sind RONALD BOMMERSHEIM (Platz 7), RITA RIESS (9), ANGELIKA PULKERT (13), HORST MAUL (15) und HORST SCHILLER (16).

RENATE NUSCHKE, RALF LOTT, HELGA DOMACK und CHRISTIAN HABERLAND aus dem SPD-Ortsbezirk der Büdinger Kernstadt kandidieren am 7. März für das Stadtparlament. LUTZ HÖRITZSCH soll auf Wunsch der Sozialdemokraten in den Magistrat einziehen. Der SPD-Ortsverein für Büdingen und die Stadtteile wird die komplette Kandidatenliste am 30. Oktober zusammenstellen. Programmatisch forderte der Fraktionsvorsitzende OSWALD EULER vor der Kernstadt-SPD die Sperrung der Altstadt für den Durchgangsverkehr. Die vom Parlament bereits beschlossenen Tempo-30-Zonen müßten zügig eingerichtet werden.

PETER SCHNEIDER (44), Gewerbeprüfer beim Wetteraukreis, beging kürzlich sein 25. Dienstjubiläum. Der Diplom-Verwaltungswirt trat als gelernter Industriekaufmann am 1. Oktober in den Zollgrenzdienst ein. Dort war er überwiegend in der Informationsstelle der Bundesverwaltung in Philippsthal/Werra tätig. Zum 1. Juli 1971 wechselte er in den hessischen Landesdienst und ist seit dieser Zeit in der Allgemeinen Landesverwaltung beschäftigt. Zunächst war er Sachbearbeiter im Ordnungsamt für Ausländerwesen, Waffenrecht und Gewerbewesen und übernahm dann die Aufgaben als Gewerbeprüfer für Teile des Wetteraurkeises. Neben der Gewerbeprüfertätigkeit absolvierte Schneider von 1973 bis 1976 die Ausbildung für den gehobenen Dienst und wurde zum Inspektor ernannt. Nach weiteren Etappen wurde er am 17. Februar 1986 Abteilungsleiter der Verkehrsabteilung, zugleich wurde er zum Amtsrat ernannt.

CDU will Sondersitzung zum Thema Asylbewerber

MÜHLHEIM. Eine Sondersitzung soll Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinz Stier (SPD) unverzüglich einberufen - diesen Antrag haben jetzt zwölf CDU-Stadtverordnete gestellt. Einziger Tagesordnungspunkt: Der CDU-Antrag zum Thema "Asylbewerber", für den in der jüngsten Parlamentssitzung am 7. Oktober die Mehrheit von SPD und Grünen "Nichtbefassung" beschlossen hatte.

Da wichtiger Bestandteil des CDU-Antrags die Beschäftigung mit der Änderung des Grundsetzes ist, hatten SPD- Fraktionsvorsitzender Reinhold Latzke und Hans-Georg Klauer (Grünen) "keine sachliche Zuständigkeit" des Mühlheimer Plenums gesehen. Als der Antrag nicht diskutiert wurde, verließ die CDU-Fraktion unter Protest den Saal.

Reinhold Latzke ist sicher, daß er mit seinem "Nichtbefassungsantrag" richtig entschieden hat. Beim Städte- und Gemeindebund hatte er zuvor eine Rechtsauskunft in dieser Frage eingeholt.

Jetzt muß das Präsidium über den Antrag auf Sondersitzung entscheiden. Es wird ihn wohl ablehnen, weil zur Einberufung einer Sitzung zwar die Unterschriften eines Viertels der Abgeordneten genügen - der Verhandlungsgegenstand zugleich jedoch laut Hessischer Gemeindeordnung "zur Zuständigkeit der Gemeindevertretung" gehören muß. hf

Diebstahl wurde erst im Flugzeug bemerkt

KELSTERBACH. Wie die Polizei erst jetzt mitteilte, wurden zwischen dem 26. und 27. September aus dem Zollager einer Catering-Firma im Langen Kornweg Zigaretten, Geschenkartikel und Parfüm im Gesamtwert von 9000 Mark gestohlen. Die Täter hatten die Zollplomben von den Rollcontainern entfernt und nach getaner Arbeit wieder angelegt, so daß der Diebstahl erst beim Bordverkauf in der Luft bemerkt wurde. wal

Trockentraining fürs Kommen und Gehen der Wellen Geburtsvorbereitung mit Paaren / Der Stricksack dient als Gebärmutter-Modell / Hebamme malt mit Worten Von Petra Mies

KRIFTEL. "Jetzt schmeiß' ich Euch mit den Kindern raus, jetzt sind alle an der Reihe, die ihren Tiger noch im Tank haben." Marlene Haika-Wild macht mitten im Gewusel eine Geste in Richtung Tür. Junge Paare schieben Kinderwagen heraus, Taschen mit Fläschchen und Windeln unterm Arm. Andere gurten die Babies erst vor den Bauch, bevor sie abmarschieren. Der Säuglingspflegekursus im Josef-Wittwer-Haus ist beendet, der Raum aber immer noch voller Menschen. Sieben schwangere Frauen und sechs Männer breiten Decken aus, stellen bunte Namensschilder auf - und blicken auf die 38 Jahre alte Hebamme. Schwangerschaftsgymnastik paarweise, die achte Auflage - noch ein Kursabend, dann naht der Termin, auf den alle neun Monate lang warten mußten. Danach ist noch ein Treffen, zu dem die Teilnehmer zu dritt (oder viert?) kommen sollen.

Die Stimmung ist entspannt. Das Horchen nach innen, dorthin, wo das Baby strampelt, verträgt keine Hektik. Und auch Marlene Haika-Wild, seit 18 Jahren Hebamme und seit neun Jahren auf Kurse in Geburtsvorbereitung oder Rückbildungsgymnastik spezialisiert, strahlt Ruhe aus. Sie spricht leise mit Matthias und Angelika, Isolde und Rainer, Jörg und Beate, Gilbert und Petra, Christine (heute solo), Nanno und Martina, Marlene und Horst - und mit den kleinen Menschen, die noch nicht zu sehen sind und daher alle anderen Sinne beanspruchen.

Eineinhalb Minuten Hecheln, eine schwierige Übung zum Warmwerden. Keine Frau hält länger als zehn Sekunden durch. "Das ist, weil ihr nicht flach atmet", sagt die Leiterin des Kurses, den der Krifteler Bund für Volksbildung anbietet. "Nochmal, und die Männer machen's vor, damit ihr bei der Geburt nicht einfach sagt: Los, hechel mal!" Der zweite Versuch ist erfolgreicher. Nicht nur die Atmung, auch das richtige Liegen ist mit dickem Bauch eine Kunst. Marlene Haika-Wild macht vor, wie sanfter Druck auf die Füße das Kreuz entlasten kann - Gymnastik im Liegen, die auch die werdenden Väter ausprobieren.

Martina legt die Hand auf den Bauch und lächelt. Ob alle von außen ertasten, wieviel Platz das Baby auf seiner Reise in die Welt im Becken hat, mit Luftballons tiefes Pusten trainieren, gemeinsam einen Bildband betrachten oder über ihre Ängste vor dem großen Tag sprechen - die Atmosphäre ist vertrauensvoll, fast intim. Und im Zentrum sitzt die Hebamme wie ein Fels in der Brandung, erzählt vom Kommen und Gehen der Wehen, vom Wellenspiel, auf das sich die Frauen bei der Geburt einlassen sollen: "Sonst überrollen sie Euch."

Meereskunde mit Menschen, die noch nie einen Ozean gesehen haben - das sei die Geburtsvorbereitung mit Müttern, die ihr erstes Kind erwarten. "Das ist alles Theorie, aber wenn ihr im entscheidenden Moment die Signale des Körpers spürt, wißt ihr, was ihr machen müßt - und merkt, wie Euch das Wasser trägt", sagt die Frau, die als Mutter zweier Kinder nicht nur vom professionellen Standpunkt her weiß, wovon sie spricht. "Außerdem steht ihr nicht allein auf einer Klippe und seid Naturgewalten ausgesetzt, Hebamme und Arzt sind ja bei Euch - und natürlich die Männer."

Und die machen begeistert mit, suchen über die Nähe zu den Frauen Nähe zum bevorstehenden Ereignis. Marlene Haika- Wild hockt ebenfalls auf dem Boden, hält einen Stricksack in der Hand, der ein Plastik-Baby umhüllt: "Das ist jetzt mal unsere Gebärmutter." Ein gutes Modell, um Stellungen des Säuglings zu demonstrieren. Anschauliche Theorie über Kopf- und Steißlagen, die vor allem die baldigen Väter fasziniert.

In ihre Detailbeschreibungen streut die 38jährige auch immer wieder Grundsätzliches ein. Sätze wie: "Verschwenderisch wird nicht mit dem Platz im Geburtskanal umgegangen. Deshalb hat man früher auch die Türen geöffnet und Schürzen gelockert, damit das Kind freie Bahn hatte." Oder: "Einfach flach auf dem Rücken zu liegen, hat mal ein Gynäkologe gesagt, ist gleich nach dem Handstand die zweitblödeste Position zum Kinderkriegen."

Und wieder geht's um die Luft. "Stellt Euch vor, Ihr riecht an einer Rose", versucht die Hebamme, die Paare zum tiefen Atmen zu bewegen. "Da unten am Zwerchfell soll sich's regen, spürt Ihr's?" Wie elementar das Ereignis ist, auf das sich alle vorbereiten, belegen nicht nur schöne Sprachbilder, die Marlene Haika- Wild malt. Auch die fast meditative Konzentration zeigt: hier geht's um keine Nebensache. Andere Pädagogen können von solcher Hingabe nur träumen.

Für Marlene Haika-Wild ist sie schon selbstverständlich, wenn auch keine langweilige Routine. Ernst diskutiert sie über Vor- und Nachteile der Seitenlage, des Gebärhockers, der in Holland üblicher als in Deutschland ist, und über die nicht ganz ungefährliche Unterwassergeburt. Ratschläge sind die Ware, die sie begehrt machen. Etwa dieser: "Ein Bad zu nehmen ist eine gute Methode, um herauszufinden, ob Wehen echt sind oder nicht."

Christine findet es wichtig, daß sie als Schwangere keine Kranke ist. Angelika steht zu ihrer Entscheidung für eine Krankenhausgeburt. "Ich hätte sonst Angst, in Notlagen hysterisch zu werden." Die Übungen sind beendet, alle liegen am Boden, lehnen aneinander und sprechen über ihre Gefühle. Und das, sagt die Hebamme, "ist auch ein wichtiger Teil der Geburtsvorbereitung".

Unter Anhänger gerast: Fünf junge Leute verletzt

HOCHHEIM. Schwere Verletzungen erlitten fünf junge Menschen bei einem Verkehrsunfall am Montag abend auf der L 3028 zwischen Hochheim und Delkenheim. Sie rasten mit ihrem Wagen unter den Anhänger eines Lastzuges.

Laut Polizei bog dessen Fahrer von der Bundesstraße 40 auf die L 3028 in Richtung Delkenheim ab. Auf der Gegenspur war der Opel Kadett in Richtung Hochheim unterwegs. Der 19jährige Fahrer erkannte den Sattelschlepper zu spät und fuhr unter den Anhänger.

Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Hochheim mußten die zwei Mädchen und drei jungen Männer im Alter zwischen 15 und 19 Jahren mit Rettungsscheren aus dem Wrack befreien. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Ein Jugendlicher wurde in eine Wiesbadener Spezialklinik geflogen. Die L 3028 war zwei Stunden gesperrt. Die Polizei vermutet als Ursache des Unfalls überhöhte Geschwindigkeit des Kadett-Fahrers. Die Bremsspur war mehr als 50 Meter lang. Die Staatsanwaltschaft ordnete eine Blutprobe bei dem 19jährigen an. Der 29jährige Lastwagenfahrer und sein Beifahrer blieben unverletzt. kkü

Bei den Weltmeisterschaften in Athen waren die Radsport-Junioren erfolgreich wie nie zuvor Frühere Partner bilden auch als Bundestrainer starkes Tandem Der Eschersheimer Robert Lange versorgt den Bockenheimer Wolfgang Oehme seit 13 Jahren mit Talenten auf der Bahn

Sie müßten eigentlich bald Jubiläum feiern. Gut 20 Jahre besteht die "Schicksalsgemeinschaft" zwischen Wolfgang Oehme und Robert Lange, den beiden Frankfurtern, die kräftig mithelfen, daß der Bahnradsport eine Erfolgssportart in deutschen Landen ist. Von Wolfgang Oehme (51), dem dritten Nachfolger des legendären Gustav Kilian, weiß man es ja inzwischen, denn im Jahre 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona und der Weltmeisterschaft in Valencia holten seine Schützlinge drei Gold- und zwei Silbermedaillen, belegten zudem dreimal vierte Plätze.

Doch Robert Lange (43), Bundestrainer der Junioren auf der Bahn, stand ihm nicht nach. Aber das fand mehr im verborgenen statt, was seine Schützlinge Mitte September bei den Junioren- Weltmeisterschaften in Athen zusammenstrampelten: Drei Titel durch Kathrin Freitag (Frankfurt/Oder) im Sprint, Hanka Kupfernagel (Gera) in der Verfolgung und Ina-Yoko Teutenberg (Büttgen) im Punktefahren, Silber für den aus zwei Münchnern, einem Berliner und einem Cottbuser bestehenden Bahnvierer sowie Hanka Kupfernagel im Punktefahren, Bronze für den Pfälzer Michael Scheurer im 1000- Meter-Zeitfahren und Anke Wichmann aus Cottbus im Verfolgungsfahren, dazu ein vierter und zwei fünfte Plätze. So erfolgreich waren die Rad-Junioren noch nie, seit es für sie Weltmeisterschaften gibt, zumal Hanka Kupfernagel auch noch das Straßenrennen gewann.

Ein Jahrzehnt lang war Wolfgang Oehme Junioren-Trainer für Bahn und Straße, und Robert Lange war auch zu jener Zeit als Junioren-Trainer in Hessen sein Zulieferer. Fahrer wie Roland Günther, Robert Werner, Frank Egner, Kai Hundertmarck und Claudia Lommatzsch bildete er aus. Dann folgte er 1989 Oehme als Bundestrainer der Junioren nach, als dieser die erwachsenen Bahnfahrer übernahm. Als Lange aus Athen zurückgekommen war und Oehme die Ergebnisse studiert hatte, meinte der Bockenheimer zum Eschersheimer erstaunt: "Deine fahren ja bald so schnell wie meine." Und der antwortete: "Das kann ja nur gut sein für dich. Da hast du weniger Arbeit." Langes erfolgreiche Schützlinge werden bald Oehmes Schützlinge sein.

Als die Rennfahrer-Karriere des Wolfgang Oehme sich dem Ende zuneigte, war der acht Jahre jüngere Robert Lange sein Partner. Ihm brachte er alle Tricks bei. Lange war ein Allrounder, ebenso dritter beim schweren Straßenrennen "Rund um Frankfurt" wie beim Europa-Cup der Steher, unzählige Male Sieger in Mannschaftsrennen und Rundstreckenrennen, und der Höhepunkt der Karriere war 1977 der Titelgewinn im Omnium, einem Radmehrkampf in der Frankfurter Festhalle. "Eigentlich wollte ich damals schon aufhören. Aber als ich hörte, daß diese Meisterschaft in der Festhalle stattfindet, habe ich ein Jahr drangehängt. Das hat sich gelohnt." Damals war Wolfgang Oehme schon Langes persönlicher Betreuer. Und er belegte wegen dieser Betreuung in Freiburg einen Trainerlehrgang, fuhr Wochenende für Wochenende mit Manfred Brügelmann zusammen dort hin und büffelte Theorie. Praxiserfahrung hatte er genug. "Ich war ja immer ein kleiner Rennfahrer", sagt Oehme über sich selbst, "da mußte ich mir ein paar Tricks einfallen lassen, um trotzdem erfolgreich zu sein. Der Robert war ein besserer Rennfahrer als ich."

Als Robert Lange dann 1979 mit dem Fahren aufhörte, war Oehme schon Junioren-Bundestrainer, und er veranlaßte den jungen Freund, in Frankfurt eine Trainerausbildung mitzumachen. Und dann kümmerte sich der stets optimistische, vitale, charmante Robert Lange um Hessens Nachwuchs. Mit seiner ganzen Art ist er für die- sen Job prädestiniert. Kein Mann, der auf Autorität und Distanz setzt, der aber stets eine richtige Ansprache zu den jungen Leuten findet.

HELMER BOELSEN

Frauenring feiert sein 15jähriges Bestehen

OBERURSEL. Der Ortsring Oberursel des Deutschen Frauenrings feiert am Mittwoch, 7. Oktober, im Rahmen seines allmonatlichen Treffens sein 15jähriges Bestehen. Gisela Brackert, Leiterin des Frauenfunks im HR, hält zum Thema "Frauensolidarität - ein Mythos?" einen Vortrag: Um 15.30 Uhr in der Stadthalle.

Der Museumskreis des Frauenrings besucht am Freitag, 9. Oktober, die Ausstellung "Kunst in der Republik Genua 1528 bis 1815" in der Kunsthalle Schirn. "Das Bio tobt" heißt das Stück, das der Theaterkreis am Dienstag, 27. Oktober, im Mousonturm Frankfurt ansieht.

Mannheim ist das Ziel einer Besichtigungsfahrt am Mittwoch, 28. Oktober. Vorgesehen sind eine Stadtrundfahrt sowie eine Führung durch das Museum für Technik und Arbeit. Der Basar des Frauenrings findet dieses Jahr am Wochenende 7. und 8. November statt. Nähere Informationen über Aktivitäten und Ziele des Frauenrings sind bei Sigrid Ronimi, Telefon 0 61 72 / 3 95 58, zu erhalten. jom

Vilbel will weitere "Hipos" einstellen

BAD VILBEL. Drei Teilzeitkräfte, die die städtische Hilfspolizei entlasten sollen, möchte der Magistrat einstellen. Mit dieser Maßnahme sollen die Verkehrskontrollen verstärkt werden, teilt Zweiter Stadtrat Jörg Frank mit.

Ohne diese Kontrollen, so Frank, sei eine Regulierung des "künftig noch wachsenden Verkehrsaufkommens" nicht mehr durchführbar. An vielen Stellen im Stadtgebiet lägen die Probleme nicht in fehlenden Verkehrszeichen, sondern in fehlenden Überwachungsmaßnahmen. Die Belastbarkeitsgrenze der vorhandenen Hilfspolizeibeamten sei jedoch erreicht, wenn nicht überschritten. Eine Entlastung sei dringend erforderlich.

Die einzustellenden Beamten sollen vor allem an Wochenenden und in den Abendstunden, vorzugsweise zwischen 20 und 24 Uhr, eingesetzt werden. mu

Bären und Seeräuber

BAD HOMBURG. Brummbär und Samtpfote führen ein geruhsames Leben - bis Herr Weißpelz zu Besuch kommt. Wegen seinem schönen weißen Fell wird er von allen verwöhnt. Er beginnt über die anderen Bären zu bestimmen. Doch diese werden unzufrieden. Das Marionettenstück für Kinder ab vier wird am Mittwoch, 14. Oktober, 15 Uhr, im Kulturtreff E-Werk, Wallstraße 24, aufgeführt.

Zwei Wochen später, am 28. Oktober, stehen die aufregenden Geschichten, die der Baron von Münchhausen als Kind erlebt hat, auf dem Programm.

Zum Beispiel die Sache mit dem schwarzen Schulhaus oder der Streich, den er der dicken Carla gespielt hat. . . Die Erzählung wird musikalisch untermalt.

Im Hamsterhaus landet am 11. November der weltreisende Musikus Hugo mit seinem Flugzeug. Die schöne Hamsterballerina Hamsi Tanzsi lädt ihn ein, doch zuvor muß er einige Abenteuer bestehen. Das Liedertheater ist für Kinder ab fünf.

Jeden Morgen weckt Franz von Hahn den Bauernhof. Johnny Mauser und der dicke Waldemar helfen ihm dabei. Danach radeln sie zum Dorfteich. Als sie dort ein Boot entdecken, beschließen sie, Seeräuber zu werden. Die Geschichte der drei Freunde wird am Mittwoch, 25. November, aufgeführt.

Die Theaterstücke im E-Werk in der Wallstraße 24 beginnen jeweils um 15 Uhr und kosten drei Mark Eintritt.

Die Theatertermine sind im neuen "Lakritz" veröffentlicht, die Broschüre erscheint alle zwei Monate und hilft Kindern, sich im Kinderkulturprogramm der Stadt zurechtzufinden. Informiert wird auch über Öffnungszeiten und Programm der Kinderbüchereien. teb

US-Kongreß deckelt Bush

WASHINGTON, 6. Oktober (AP/Reuter). US-Präsident Bush hat am Montag abend vor dem Kongreß in Washington eine Niederlage einstecken müssen. Der Kongreß hatte mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit das Veto des Präsidenten gegen ein Gesetz, das die Gebühren für das Kabelfernsehen reguliert, überstimmt. Beide Häuser des Parlaments hinderten den Präsidenten auf diese Weise daran, zum 36. Mal erfolgreich Einspruch gegen eine Gesetzesvorlage zu erheben .

Wachsender Unmut in der Bevölkerung über rasch steigende Gebühren hatte dafür gesorgt, daß das Gesetz im Kongreß eine klare Mehrheit fand. Dem Abstimmungsergebnis wurde besondere Bedeutung beigemessen, da die Präsidentschaftswahl unmittelbar bevorsteht.

Für den Spitzenkandidaten der US-Demokraten, Bill Clinton, ist das Präsidentenamt nach jüngsten Umfragen in greifbare Nähe gerückt. In zwei Umfragen der Wahlforschungsgruppe ARG lag Clinton mit 46 und 48 Prozent vor dem amtierenden Präsidenten Bush. Der ebenfalls konservative parteilose Kandidat Ross Perot erhielt nach Umfragen sieben Prozent Zustimmung.

In einem stinkenden Fischklumpen steckt das Medikament, das gegen das Virus schützt ,Rumpsteak' für den Fuchs Tollwutimpfung muß sein

USINGEN. Leise raschelt das Laub. Der rotbehaarte Waldbewohner streicht durch das Unterholz, pirscht sich an die Mahlzeit heran, schnappt plötzlich zu. Knirschend zerkaut der Fuchs das kleine Päckchen, labt sich an dem Fischklumpen - und ist geimpft. Gegen die Tollwut, die nicht nur die Füchse, die Hauptträger der Krankheit, sondern auch Haustiere und den Menschen bedroht.

"Für den Fuchs ist das wie ein Rumpsteak", sagt Arnold Krause, Leiter des Usinger Forstamtes. Die vermeintliche Delikatesse entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Medikament. In einem Brei aus Fischmehl wird der Impfstoff gegen die Tollwut so geschickt verpackt, daß der Fuchs, wenn er den Klumpen hinunterschlingt, auch gleich den Impfstoff mit verspeist. Zurück bleibt manchmal das kleine Kästchen, in dem sich der Klumpen vorher befand. Aber oft genug noch nicht mal das.

Der verschwundene Klumpen läßt den Förster aufatmen: Das "Rumpsteak" für den Fuchs erfreut sich bei den Forstbeamten wegen des Geruchs ausgesprochen geringer Beliebtheit: Sobald die kleinen Brocken aus ihrer Verpackung befreit sind, verbreiten sie einen bestialischen Gestank. Natürlich hält das die Förster nicht davon ab, ihre Arbeit zu tun und die Klumpen im Wald auszulegen, aber dabei sind sie argen Anfechtungen ausgesetzt: "Einem ist schon mal schlecht geworden und er hat allergisch reagiert", berichtet Krause über die Arbeit mit dem Impfstoff, der ansonsten für den Menschen nicht gefährlich ist.

Ohnehin verstecken die Förster die Päckchen unter Blättern und achten darauf, daß sie mindestens 50 Meter vom Weg entfernt liegen. Und wenn dann doch mal ein Hund den kleinen Klumpen verschluckt, "dann ist eben der Hund auch geimpft", meint Krause. Im Idealfall aber kann der Hundebesitzer darauf verzichten: Durch die flächendeckende Impfung werden die tollwutträchtigen Füchse "ausgedünnt", wie Peter Woelfing vom Veterinäramt in Usingen erläutert.

Wenn 75 Prozent einer Fuchspopulation durch die Impfung erreicht sind, gehen die Förster davon aus, daß keine Gefahr besteht. Denn dann leben die unter Umständen noch kranken Tiere so weit voneinander entfernt, daß die Chance zur Ansteckung außerordentich gering ist. Denn die Füchse müssen, um sich anzustecken, von einem Kollegen gebissen werden. Und übertragen wiederum das Virus durch Beißen.

Dabei erwischt es Rinder auf der Weide ebenso wie Haustiere, obwohl es im dichten Wald des Hochtaunus eine Weile dauert, bis sich "Reineke Fuchs" einmal in den Vorgarten verirrt. Trotzdem erlebte der Taunus vor einigen Jahre eine Tollwutwelle. Damals war nur an einzelnen Stellen geimpft worden, weil man der Ansicht war, der Tollwut längst Herr geworden zu sein. Schließlich tauchten eine ganze Reihe erkrankter Füchse auf. Bis heute ist nicht klar, ob diese Füchse aus anderen waldreichen Gebieten in den Taunus kamen. Seit wieder zweimal im Jahr flächendeckend geimpft wird, besteht aber keine Gefahr mehr.

Ohnehin hat das Tollwutvirus, soweit sich das überhaupt behaupten läßt, für Peter Woelfing eine "sehr segensreiche" Eigenschaft. Das Virus wird nicht über das Blut übertragen, sondern "krabbelt" an den Nervenbahnen entlang. Zunächst muß also ein Nerv getroffen werden, damit es zur Ansteckung kommt. Diese Chance ist etwa bei einem Biß in die Nase relativ groß. Je nach Körpergröße des Fuchses und Bißstelle kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis sich die Krankheit bemerkbar macht. Und solange ist auch eine Impfung noch möglich. Denn die Symptome tauchen erst auf, wenn das Virus das Gehirn erreicht hat.

Dann hat der Fuchs verzerrte Pupillen, der Speichel fließt aus seinem Mund, weil der Unterkiefer gelähmt ist, und er zieht - im letzten Stadium - das Bein hinterher. Ein friedlicher Fuchs dagegen muß nicht immer gleich ein tollwütiger sein. Die Fuchswelpen, die oft sehr verspielt sind, haben von der Mutter noch ausreichend Schutz gegen die Tollwut mitbekommen. Erst, wenn sie anfangen, sich für den Reviererwerb durchzubeißen, besteht die Gefahr der Ansteckung. Deshalb wird im Herbst geimpft.

Warum sich allerdings das Virus ausgerechnet im Fuchs so wohlfühlt, darauf weiß auch Woelfing keine Antwort. So wie bestimmte Viren nur den Menschen betreffen oder nur Haustierarten befallen, ist der Fuchs der vom Tollwutvirus bevorzugte Wirtsorganismus. Deshalb wird es sich Reineke auch in Zukunft gefallen lassen müssen, daß er kleine, nach Fisch stinkende Klumpen vorgesetzt bekommt. Aber das ist kein Problem: Welcher Fuchs hat schon was gegen "Rumpsteak"? CONSTANZE ANGERMANN

Weltweite Proteste gegen Japans Plutoniumtransport um die Erde Pazifik-Staaten übergeben Petition / Tokio spricht von perfekten Sicherheitsmaßnahmen / Furcht vor Terrorüberfällen Von unserer Korrespondentin Tina Stadlmayer

TOKIO, 6. Oktober. Die Vertreter mehrerer Pazifik-Staaten haben am Dienstag bei der Regierung in Tokio gegen den geplanten Plutoniumtransport von Frankreich nach Japan protestiert. Sie überreichten eine Petition, in der gefordert wird, die Pläne, eine Tonne Plutonium zu verschiffen, aufzugeben. "Falls der Frachter verunglückt, werden wir niemals wieder aus dem Ozean essen können", sagte Lorenzo Guerrero, Regierungschef der nördlichen Marianen, "unsere Inseln wären nur noch Grabsteine in einer toten See." Bernard Dowiyogo, Präsident des kleinen pazifischen Inselstaates Nauru, drohte, er werde dem japanischen Frachter die Fahrt durch seine Gewässer verwehren. Nicht einmal bei einem Notfall dürfe das Giftschiff in den einzigen Hafen seines Landes. Auch Malaysia, Singapur, Indonesien und Südafrika wollen das japanische Schiff nicht in ihre Gewässer lassen.

Inwischen ist es für den japanischen Plutoniumtransporter "Akatsuki-maru" (Morgendämmerung) schwierig geworden, eine Route für den Rückweg nach Japan zu finden. Der Frachter war am 24. August von Yokohama losgefahren, um in Frankreich eine Tonne Plutonium abzuholen. Es wird in wenigen Tagen in Cherbourg an der französischen Nordwestküste erwartet. Dort wurden von der Atomfirma Cogema bereits 133 Fässer mit jeweils knapp zehn Kilogramm Plutonium bereitgestellt. Japan hatte seine abgebrannten Brennstäbe in einer französischen Anlage wiederaufbereiten lassen. Das dabei gewonnene Plutonium soll nun im japanischen Schnellen Brüter "Monju" (Gott der Weisheit) eingesetzt werden. Nachdem Deutschland und Großbritannien ihre Schnellen Brüter aufgegeben haben und auch der französische Brüter abgeschaltet wurde, ist Japan das einzige Industrieland, daß noch auf Plutonium- Technologie setzt. Bis zum Jahr 2010 wollen die Japaner weitere 30 Tonnen von England und Frankreich verschiffen - der Frachter soll seine weite Reise noch viele Male antreten.

Die japanische Regierung behauptet, die Sicherheit des Transports sei gewährleistet. Ein eigens für diese Fahrt gebautes Küstenwachschiff mit drei Geschützen an Bord solle den Transport vor Terroristen schützen. Immerhin reicht die geladene Tonne Plutonium für den Bau von mindestens 120 Atombomben aus. Aus Angst vor einem terroristischen Anschlag versuchen die Japaner, die Route ihres Frachters geheimzuhalten. Fast alle Länder, an deren Küsten das Schiff vorbeifahren könnte, verlangten jedoch inzwischen von der japanischen Regierung genauere Informationen. Regierungssprecher Koichi Kato versuchte sie zu beruhigen: "Wir bereiten perfekte Sicherheitsmaßnahmen vor, deshalb werden wir keinen Hafen für einen Notstopp brauchen - falls das Schlimmste passiert, werden wir uns mit den betroffenen Ländern rechtzeitig in Verbindung setzen."

Eine der möglichen Routen geht um das Kap der Guten Hoffnung. Die südafrikanische Regierung hat jedoch bereits angekündigt, daß sie das Plutoniumschiff nicht um ihr Kap fahren lassen will. Die Alternative heißt Kap Hoorn. Aber auch Chile hat bei der japanischen Regierung vorgesprochen und mehr Informationen über die geplante Reise gefordert. Probleme gibt es auch mit der Straße von Malakka. Dort, vor der Küste Malaysias, stieß erst vor wenigen Wochen ein Öltanker mit einem Frachtschiff zusammen. Nach dieser Erfahrung sagte der malaysische Außenminister, er werde dem japanischen Plutoniumschiff die Durchfahrt nicht erlauben. Auch der indonesische Außenminister sagte, er habe "Japan ausdrücklich gebeten, indonesischen Gewässern fernzubleiben". Unklar ist allerdings, ob die beiden Länder nach internationalem Seerecht den Japanern die Passage verwehren können.

Paul Leventhal, Präsident des Atom- Kontrollinstitutes in Washington, forderte die Vereinten Nationen auf, internationale Sicherheitsstandards für hochgefährliche Transporte zu schaffen. Nach einer von seinem Institut in Auftrag gegebenen Studie entspricht das japanische Schiff den erforderlichen Standards nicht. Bei einem terroristischen Angriff oder einem Unfall - so die Studie - könnten die Plutoniumfässer zerstört werden und das Gift ins Meer gelangen. Leventhal appellierte an Frankreich, dem Plutoniumschiff die Exportlizenz zu verweigern.

Die französische Regierung hat jedoch bereits angekündigt, sie wolle auf das Geschäft mit Japan nicht verzichten. Paul Leventhal forderte auch seine eigene Regierung auf, ihr Veto einzulegen. Die Amerikaner könnten das Projekt verbieten, da das radioaktive Material ursprünglich aus den USA kommt. Das US-Außenministerium teilte jedoch am Montag mit, es habe gegen den Atomtransport nichts einzuwenden.

(Kommentar auf Seite 3)

Erster Blick in das Innere des Kurbetriebes Rüdiger Fuchs hat seine Arbeit als neuer Kurdirektor aufgenommen - begleitet vom "alten"

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Wahrscheinlichkeit, dem Chef über den Weg zu laufen, ist für die 80 Mitarbeiter des Kurbetriebes in den nächsten Monaten mindestens doppelt so groß wie bisher. Denn seit vergangenen Donnerstag hat das Heilbad zwei Kurdirektoren: den seit 13 Jahren amtierenden Karl-Heinz Christmann (64) und den "Neuling" Rüdiger Fuchs (52).

Ein halbes Jahr leistet sich der Badeort den Luxus, die Spitzenposition des städtischen Eigenbetriebes zweifach zu besetzen. Der ältere, der am 1. April nächsten Jahres in Pension geht, wird in dieser Zeit seinen Nachfolger einarbeiten, damit Kontinuität und ein "nahtloser Übergang" (Christmann) gewährleistet ist.

Rüdiger Fuchs, der vor sieben Monaten für das Amt auserkoren wurde, ist auf dem Gebiet ein erfahrener Mann. 14 Jahre arbeitete er als Kurdirektor in Bad Sachsa im Südharz. Erst vor wenigen Tagen hat er dort seinen Schreibtisch geräumt. "Fünf Tage Kurzurlaub im Allgäu" - mehr Abstand ließ sich nach Angaben von Fuchs zwischen altem und neuem Arbeitgeber nicht finden.

Auch in den kommenden Wochen werden sich kaum Verschnaufpausen ergeben. Fuchs, der seit kurzem eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Bad Soden bewohnt, hat einen prall gefüllten Terminkalender. Um die Strukturen des Kurbetriebes richtig kennenzulernen, steht ihm ein gewaltiges Pensum von Sitzungen und Versammlungen bevor, das hat der gelernte Verwaltungsfachmann gleich gespürt. Bisher hat er sich hauptsächlich an der Seite von Bürgermeister Bruno Döring (CDU) und Christmann durch den Ort bewegt. "Nun werde ich in das Innenleben des Betriebes kriechen", erklärte Fuchs, dessen Frau Gabriele derzeit zwischen ihrem Arbeitsplatz im Harz und dem neuen ihres Mannes hin und her pendelt.

Als "pflegeleicht" stellte sich der neue Kurdirektor gestern mittag den Angestellten vor. Immerhin: "Ich habe auch die eine oder andere Macke", ließ er während der kurzen Dienstversammlung wissen, ohne den Beschäftigten allerdings konkreteres über seine Besonderheiten zu verraten.

Vielleicht meine der Neue damit sein Faible für schnelle Autos. Auf stolze 175 PS bringt es sein derzeitiges Gefährt: ein dunkelgrüner Alfa Romeo. "Den kann ich bei Tempo 30 im Kurort bequem im ersten Gang fahren", witzelte der 52jährige, der zudem gerne wandert, vor allem bei einer steifen Brise an der See.

"Wir müssen die kommenden Aufgaben gemeinsam meistern. Jeder sichert sich seinen Arbeitsplatz selbst". Mit wenigen Worten steckte Fuchs die Marschrichtung für die kommende Zeit ab. Für konkretere Aussagen ist es noch zu früh. Das betrifft auch den Bereich, in dem sich der Bürgermeister von dem neuen Kurdirektor "einige Anstöße" verspricht. Er soll mittelfristig eine neue Gesellschaftsform für den Kurbetrieb finden. Vorbild könnte dabei durchaus die von Fuchs konstruierte Kur- und Freizeit GmbH in Bad Sachsa haben.

"Der Kurbetrieb soll von einigen Kosten entlastet, Bereiche, die nicht zu den ureigenen Aufgaben eines Medizinischen Betriebes gehören, ausgegliedert werden", schwebt es Döring vor. Welche Angebote das im einzelnen seien könnten, vermag derzeit noch niemand sagen.

"Wir werden nichts übers Knie brechen", so der neue Kurdirektor. Beruhigt könnten auch die Mitarbeiter seien. Aufgrund des öffentlichen Tarifrechts hätten derartige Überlegungen für sie ohnehin keine Bedeutung. jan

Europfennig namens "Cent"?

WIESBADEN, 6. Oktober (dpa). Die kleinste Einheit einer künftigen gesamteuropäischen Währung sollte nach Auffassung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) "Cent" heißen. Zu diesem Ergebnis kam nach einer Mitteilung vom Dienstag die GfdS-Jury in einem Wettbewerb zur Namensgebung unter mehr als 3000 Vorschlägen aus dem In- und Ausland. Damit sind mehr oder weniger ernst gemeinte Vorschläge wie "Dipfel", "Eculi", "Bankrotti", "Kohli" und "Eumel" aus dem Rennen.

Mittlerweile sei nahezu sicher, daß der "ECU" als Bezeichnung der Hauptwährungseinheit keine Chance habe, so die Wiesbadener Sprachforscher.

"Cent" habe nicht nur den Vorteil, daß in einigen Ländern die Kleinmünzen schon seit langem so oder sehr ähnlich genannt würden; Cent sei auch der Esperanto-Ausdruck für "hundert" und ein gemeinsames europäisches Wort.

Diebin hatte leichtes Spiel beim Bargeldraub

KELSTERBACH. Nicht sehr weit kam die Frau, die eine andere Geschlechtsgenossin um ihr Bargeld beraubte, als diese gerade mit Einkaufen beschäftigt war. Die Diebin stahl der Frau am Montag in der Mörfelder Straße 1080 Mark. Die Bestohlene hatte das Geld leichtsinnig in einer Hüfttasche aufbewahrt, die am Kinderwagen hing. Die Diebin konnte aber inzwischen ermittelt werden, heißt es im Polizeibericht. wal

Die Drachen sind weiter im Aufwind Das Ölpapier aus Großvaters Zeiten ist den bunten Kunststoffen gewichen Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter

uf der Suche nach den Drachen- bändigern von heute: Da ist der Gip- fel des Großen Feldbergs immer ein

A Treffpunkt. Mitte dieser Woche herrschte rauher Wind da oben, dazu dichter Nebel. Keine dreißig Meter Sicht. Eher tastend geht es zum Siegfriedfelsen. Und wirklich: Wie Schemen tauchen zwei junge Männer auf, Clemens und Niko, die gerade ihr dreieckiges Delta-Modell zusammengesteckt haben und nun den Start probieren. Einer hält die beiden Ringe mit den Steuerleinen. Der andere läßt zehn Meter weiter vorn los: Wie von Furien gepeitscht zischt das Ding nach oben, dreht - ein wütender Vogel, der von der Leine will - drei Kreise und schlägt hart ins feuchte Gras. Das geht vier, fünfmal so. Dann hat sich der Drachen allmählich in seine Einzelteile aufgelöst. "More wind!": Der gelbe Aufkleber, immer öfter an Heckscheiben von Drachen-Freaks zu sehen, klingt in diesem Falle wie Hohn. Hier war zuviel Wind im Spiel. Solch wilde Wirbel hält das beste Stück nicht aus. Auch, wenn die neue Generation der Drachenfreunde ansonsten nicht genug von "Rasmus" kriegen kann, dem Gott der Winde, dessen Gunst auch die Segler vor jedem Törn anflehen.

Jetzt, wenn die Stoppelfelder große Freiflächen bieten, sind sie vor allem an den Wochenenden wieder mit ihren bunten Fliegern unterwegs, die Väter und Söhne. Stundenlang genießen sie das besondere Glücksgefühl, ihre zumeist gekauften, manchmal aber auch aus Fertigteilen zusammengesteckten Lenkdrachen bis zu 100 Meter hoch in die Wolken steigen zu lassen.

Gefertigt sind sie aus Spinnackernylon oder Tyvek, versteift mit Ramin-Rundhölzern oder Kohlefaserstäben. Denn Großvaters Drachen, bestehend aus einem Quadratmeter Ölpapier, über ein Leistenkreuz mit Bindfaden geklebt, den bunten, langen Schwanz hintendran: Er ist in die schiere Bedeutungslosigkeit abgestürzt.

Moderne Drachenbändiger haben anno '92 an Stränden und auf Nordseewellen sogar die Möglichkeit, sich von ihrem Windspiel an 490-Kilo-Leinen (was die Belastung meint) mit dem Dreirad- Stunt-Buggy oder gar auf einer Art Wasser-skiern gemächlich ziehen zu lassen. Auch Luftsprünge von 30 Metern mit großen "Flug"-Drachen über Sanddünen sind möglich. Und Reinhold Messmer, Extrem-Kletterer, hat bei seiner letzten Antarktis-Expedition den fußkranken Partner ebenfalls mit einem Zug-Drachen vorangebracht. Heute läßt er sich mit Windkraft auch schon mal auf Rollschuhen ziehen.

Doch hierzulande, rund um den Feldberg oder auf der "Schwalbacher Drachenwiese" (in leichter Hanglage mit Es geht auch gemächlicher Aufwind), geht es noch gemächlicher zu. Obgleich auch hier schon vereinzelt teure Himmelsstürmer mit vier Metern Spannweite zu sehen sind. "Dinger, die einen Hundert-Kilo-Mann leicht über den Akker ziehen", sagt dazu Helmut Neumann von "Larry's Drachenshop" in Höchst, der erst jetzt, Anfang Oktober, an den Deutschen Drachenflugmeisterschaften in Paderborn teilgenommen hat, selbst Modelle entwirft und alles anbietet, was heutzutage von leidenschaftlichen "Bastlern" verlangt wird.

Wer nämlich geschickt ist, eine Nähmaschine hat und nach Plänen Stoffe exakt zuschneiden kann, die an den Enden der Einstecktaschen nochmal verstärkt werden, um dann, mit Kunststoffstäben versehen, in die "Waage" gebracht werden, der kann leicht einen Hunderter sparen.

Einen der hübschen Kastendrachen bekommt man zwar schon für 39 Mark. Oder den alten Viereckdrachen gar zu 24 Mark. Doch dann steigert sichs. Ein Delta-Flügler, an zwei Leinen zu halten, die man wechselweise anzieht oder nachläßt, ermöglichst schon das Figurenfliegen. Andere Lenkdrachen heißen "Skyrace" oder "Win Dart", "Phantom", "Revolution" und "Force 10", der dann schon 900 Mark kostet. Der größte Vogel, der an der Dekke hängt, ist der "End Force" für rund 2000 Mark.

Damit lassen sich Loopings oder Spiralen in den Himmel "malen", auch rasante Sturzflüge mit Abfangen knapp über der Erde gehören zum Repertoire der "Drachen-Piloten". Daß dabei manches gute Stück zu Bruch geht, trotz splitterfesten Materials, belebt das Geschäft der Fachverkäufer. Wer es nicht so sportlich mag, der kann sich eine Windturbine kaufen, sie dreht sich gemächlich um die Längsachse. Oder den "Oktopus": Er hat, zum Preis von 795 Mark, ein Gesicht und acht vier Meter lange Krakenarme, die im Wind baumeln. Aber auch Ketten werden aneinandergereiht: Bis zu 43 Drachen hintereinander, die, wenn Böen aufkommen, von drei Erwachsenen kaum noch zu halten sind.

Die leichten Materialien haben aber auch den umgekehrten Effekt: "Die Entdeckung der Langsamkeit" hat unter den beschaulicher veranlagten Drachenfreunden um sich gegriffen. "Es gibt Modelle", sagt Neumann scherzhaft, "die kann man in der Halle steigen lassen". Was bedeutet, daß sie bereits bei Windstärke eins und weniger zu den Wolken wollen. Da wird es dann schon wieder so romantisch wie zu Großvaters Zeiten.

(Siehe "Drachen - selbst . . ., S. 18)

Den Abschiebestopp verlängern Initiativausschuß setzt sich für die türkischen Kurden ein

WIESBADEN. Der Initiativausschuß "Ausländische Mitbürger in Hessen" hat Innenminister Herbert Günther (SPD) in einem "dringenden Appell" um einen neuen Abschiebestopp für türkische Kurden gebeten. Falls der Bonner Innenminister Rudolf Seiters (CDU) eine erneute hessische Bitte um Verlängerung des bislang geltenden Abschiebestopps ausschlagen sollte, müsse das Land Hessen auf eigene Faust einen neuen Stopp erlassen. Angesichts der aktuellen Lage in der Türkei wäre eine Abschiebung "ganz einfach unmenschlich", meinte der Sprecher des Initiativausschusses, Detlef Lüderwaldt, in einem Brief an Günther.

In der Türkei sei durch eine "dramatische Zuspitzung" des Bürgerkriegs eine neue Lage entstanden. Die türkische Regierung setze ganz offensichtlich nur noch auf die "militärische Karte" und überlasse das Schicksal Kurdistans "völlig den Händen der Generäle". Die kurdische Zivilbevölkerung sei vom Bürgerkrieg immer stärker betroffen; in die Türkei zurückkehrende Kurden würden inzwischen schon an den Flughäfen von "Sicherheitskräften" in Empfang genommen und oft "mehrere Tage unter Schlägen verhört". Die von der Bundesregierung bislang unterstützte These von einer "inländischen Fluchtalternative" (in andere Gebiete der Türkei) sei für Kurden als Angehörige einer "mißachteten Minderheit" in der Praxis nicht mehr haltbar.

Wie die Landesregierung bei einer Ablehnung ihrer Verlängerungsbitte durch Bonn reagieren wird, ist unterdessen weiter offen. Innenminister Günther hatte zuletzt auch in einer Kabinettssitzung angekündigt, es müsse rechtlich zwingend zu Abschiebungen kommen, falls Bonn nicht einlenkt. Er ist bisher nicht bereit, durch Erlaß eines neuen hessischen Abschiebestopps ohne Bonner Zustimmung einen massiven Konflikt mit der Bundesregierung einzugehen - unter Hinweis auf das Ausländergesetz, das jede Verlängerung von einem Bonner Votum abhängig macht. Auch in anderen Bundesländern gibt es laut Innenministerium bislang keine Verbündeten für einen Konflikt mit Bonn.

Vize-Ministerpräsident Joschka Fischer (Grüne) sagte dagegen auf Anfrage, er halte die Abschiebung von Kurden angesichts des eskalierenden Bürgerkriegs für "falsch". Die Wiesbadener Koalition steht nach einer (erwarteten) negativen Bonner Antwort also erneut vor einer politischen Entscheidung.

In diesen Tagen zumindest kann es noch nicht zu Abschiebungen kommen: Das Innenministerium hat die Ausländerbehörden angewiesen, immer dann die "Beteiligung" des Ministeriums zu suchen (das heißt: die Akten nach Wiesbaden weiterzugeben), wenn lokal eine Abschiebung türkischer Kurden unmittelbar bevorsteht. Damit sind Abschiebungen ohne Zustimmung der Landesregierung zunächst ausgeschlossen. me

Obdachloser ermordet Polizei verhört Mitbewohner

KRONBERG. Ein 56 Jahre alter Kronberger ist am Dienstag morgen in einem Container-Wohnheim für Obdachlose an der Sodener Straße tot aufgefunden worden. Sein Körper war von Kopf bis Fuß mit Verletzungen übersät. Die Kripo geht deswegen davon aus, daß der Mann Opfer einer Gewalttat wurde. Zwei Mitbewohner wurden gestern bis Redaktionsschluß von der Polizei verhört. Eine Mitteilung über deren Aussage kündigte die Kripo für heute an.

Der Tote war am Morgen zufällig in der Toilette des Wohnheims von einer Polizeistreife entdeckt worden, die "im Zuge anderer Ermittlungen" dorthin gekommen war. Nach Angaben der Kriminalpolizei lebte der obdachlose Mann, der in Nachbarn hörten nichts Kronberg geboren ist, schon seit längerem in dem Container-Wohnheim.

Blut- und andere Spuren deuten laut Auskunft eines Kripo-Sprechers darauf hin, daß es am Montag abend oder in der Nacht zum Dienstag in einem Wohnraum des Containerheims zu einer Auseinandersetzung kam, der der 56jährige zum Opfer fiel. Schwer verletzt oder bereits tot sei er dann in die Toilette geschleppt worden, wo die Polizei ihn am anderen Morgen entdeckte.

Ob der 56jährige mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen oder mit einem Messer erstochen wurde, sei noch nicht eindeutig erklärt, hieß es gestern. Man müsse das Ergebnis der Obduktion abwarten.

Die Polizei geht bisher davon aus, daß der Tote zusammen mit den beiden gestern verhörten Männern in dem Heim wohnte. Im Rathaus hieß es dagegen gestern, in dem Container-Wohnheim, das vor etwa einem halben Jahr vom Kronberger Bahnhof ins freie Feld nahe der Kläranlage verlegt worden war, seien nur zwei Männer untergebracht gewesen.

Auch in einer nahegelegenen Gärtnerei hat man zuletzt immer nur zwei Männer in dem Heim gesehen. Von einer besonderen Auseinandersetzung am Montag abend oder in der Nacht zum Dienstag hat man dort nichts bemerkt: "Schreiereien gab es da immer mal. Daß jetzt etwas Besonderes los gewesen wäre, ist uns nicht aufgefallen." che

TV Rendel, Leichtathletik Zwei Kreisrekorde

Gleich zwei Kreisrekorde knackten die Leichtathletik-Schüler des TV Rendel. Der 15jährige A-Schüler Hendrik Roberts verbesserte den zwölf Jahre alten Wetterauer Rekord von Jörg Schäfer über 1000 Meter innerhalb von acht Tagen gleich zweimal und hält die neue Bestmarke nun mit 2:40,5 Minuten. Dessen 12jähriger Vereinskamerad Sascha Löffler (B- Schüler) verbesserte den Kreisrekord im Vierkampf mit persönlichen Bestmarken im 50-Meter-Sprint (7,3 Sekunden) und im Hochsprung (1,39 Meter) um 48 Punkte. prd

Helikopter zum Abschuß frei

PARIS, 6. Oktober (Reuter). Der französische Justizminister Michel Vauzelle will den Gefängniswärtern des Landes erlauben, auf Hubschrauber zu schießen, die für Fluchtversuche benutzt werden. Zur Begründung eines entsprechenden Gesetzentwurfes sagte der Minister am Dienstag im Fernsehen, er verspreche sich eine abschreckende Wirkung von dem Vorhaben.

Unbeschwert leben trotz Zucker-Erkrankung

FRIEDBERG. "Mit Diabetes kann man relativ unbeschwert leben, wenn man seine Lebensweise und seine Ernährung entsprechend umstellt", sagt Sieglinde Scholl, Ernährungsberaterin bei der AOK Wetteraukreis. Besonders für die Altersdiabetes rät sie zur abwechslungsreichen Vollwerternährung.

Weitere Informationen und eine Broschüre zum Thema "Diabetes Typ II" hält die AOK Wetteraukreis in ihren Geschäftsstellen bereit.

Außerdem bietet die AOK am 20. Oktober um 18.30 Uhr einen Kochkurs für Diabetiker an, der über vier Abende in der Wingert-Schule läuft.

Anmeldung unter Tel. 06042/84107. de

Von Peter Fahrenholz an Nachrichten/ CSU: Kein Kompromiß bei Asyl

München, 6.Oktober. Die CSU ist bei einer Neuregelung des Asylrechtes nicht kompromißbereit und beharrt weiterhin auf ihrer Mximalforderung, neben dem Asylrechtsartikel 16 auch den Artikel 19, die Rechtswegegarantie, zu ändern. Seine Partei sei "auf keinen Fall bereit", eine Grundgesetzänderung beim Asylrecht mitzutragen, "die von vornherein unzureichend ist", sagte der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, Alois Glück, am Dienstag in München. Bei einer unzulänglichen Lösung werde die Unruhe in der Bevölkerung sonst nur weiter wachsen. "Dann werden die letzten Dinge schlimmer sein als die ersten", sagte Glück unter Hinweis auf die zunehmenden rechtsradikalen Tendenzen.

Eine Änderung nur des Artikels 16 reicht nach Ansicht von Glück "mit Sicherheit nicht aus". "Das wäre ein Scheinmanöver mit bitteren Folgen", sagte der CSU-Politiker. Auch die CSU wolle das Asylrecht "im Kern" erhalten. Es dürfe aber kein Individualrecht mehr sein, sondern müsse in eine institutionellen Garantie umgewandelt werden.

Als "unzulässig" bezeichnete es Glück, die Diskussion um das Asylrecht mit anderen Fragen wie der Schaffung eines Einwanderungsgesetzes oder von Quoten für Armutsflüchtlinge zu verknüpfen. Es sei eine "schlichte Täuschung", das Asylrecht zu verschärfen und gleichzeitig Einwanderungsquoten festzulegen. "Dann kommen die Abgelehnten über die Quote", sagte Glück. Ein eigenes Einwanderungsgesetz ist in den Augen des CSU- Fraktionschefs "überflüssig", weil alles bereits im Ausländerrecht geregelt sei.

"Rechtsstaat ging in die Knie" Türken aus Hamburg rügen Untätigkeit gegen rassistische Gewalt

pl HAMBURG, 6. Oktober. In Hamburg lebende Türken haben den Regierungen von Bund und Ländern vorgeworfen, angesichts des brutalen Terrors gegen Ausländer in Deutschland weitgehend untätig geblieben zu sein. Mit der Räumung von Asyl- und Ausländerunterkünften sei der Rechtsstaat vor Steinewerfern und Brandstiftern in die Knie gegangen, meint das Hamburger Bündnis Türkischer Einwanderer, ein Zusammenschluß von zwanzig türkischen Vereinen und Organisationen. Diese Vorwürfe erhob das Bündnis in einem Brief an die Parteien und Repräsentanten des Staates.

Es entstehe der Eindruck, "als ob mit Hilfe dieses Terrors auf den Straßen nicht nur die Asylfrage gelöst, sondern auch die Vertreibung ,unnützlicher' Ausländer erreicht werden soll". Zum anderen würden Ausländer "pauschal für die ökonomischen und sozialen Schwierigkeiten bei der deutschen Vereinigung zu Sündenböcken gemacht". Zwei Jahre nach der Wiedervereinigung, so heißt es in dem Schreiben weiter, "befinden wir uns atmosphärisch und faktisch in einem völlig veränderten, von Rassismus, Ausländerhaß und Antisemitismus geprägten Deutschland". Man habe sich nicht vorstellen können, "daß sich in Deutschland Pogrome erneut unter dem Jubel der Bevölkerung, dem tatenlosen Zuschauen der Sicherheitskräfte und der Regierenden wiederholen würden".

Die türkische Bevölkerung, die seit mehr als drei Jahrzehnten friedlich in Deutschland lebe, werde Gewalt und Terror "nicht auf Dauer ohne Gegenwehr hinnehmen wollen", befürchtet das Bündnis. Die Türken, "die sich als Bestandteil Deutschlands verstehen", würden nicht länger bereit sein, "sich terrorisieren, demütigen und beschimpfen zu lassen, sowie täglich mit Angst auf die Straße, zur Arbeit oder zur Schule zu gehen".

Das Bündnis fordert, allen in Deutschland geborenen Einwandererkindern "von Amts wegen" die deutsche Staatsbürgerschaft zu gewähren, ohne daß diese Kinder deshalb ihre angestammte Staatsbürgerschaft aufgeben müßten. Außerdem sollte allen in Deutschland "dauerhaft lebenden" Einwanderern nach Erfüllung bestimmter Kriterien ebenfalls die deutsche Staatsbürgerschaft gegeben werden, ohne daß sie ihre erste Staatsbürgerschaft aufgeben müßten. Voraussetzungen könnten zum Beispiel ein acht Jahre währender regelmäßiger Aufenthalt in Deutschland und der Nachweis sein, keine schweren Straftaten begangen zu haben.

Darüber hinaus fordern die Türken Regelungen für Zuwanderer aus wirtschaftlichen Gründen, die Beibehaltung des Grundrechts auf Asyl für politisch Verfolgte sowie ein Antidiskriminierungsgesetz.Wohnen an der Villa in Niederrad Jetzt wurden zwei Investoren gefunden

Der Frankfurter Weinhändler Manskopf hat es sich vor fast hundert Jahren kaum träumen lassen, daß es um seine neue Villa einmal so ein Gerangel im Rathaus geben würde. Wollte der Bürger Manskopf doch nur seinem erworbenen Wohlstand angemessenen Ausdruck verleihen, als er sich 1894 im ruhigen Niederrad eine Villa bauen ließ - mit Anklängen an den Tudor-Stil, wie seinerzeit nicht unüblich.

Seit über einem Jahr steht im Römer die Frage zur Diskussion, was mit der leeren, denkmalgeschützten Villa und dem Grundstück Flughafenstraße 4 - 6 drumherum geschieht. Jetzt ist eine Entscheidung gefallen: Auf Drängen von SPD und Grünen machte Kämmerer Martin Grüber (SPD) Pläne für ein luxuriöses Hotel rückgängig, etwa 200 Wohnungen werden statt dessen gebaut.

Grüber bestätigte am Dienstag, daß er gleich zwei Investoren gefunden hat, die auf dem heute städtischen Gelände Wohnhäuser errichten wollen. Wie der Kämmerer sagte, wird noch in diesem Jahr beschlossen, wer den Zuschlag für ein entsprechendes Erbbaurecht über 60 oder 99 Jahre bekommt. Wichtige Auflage für den künftigen Bauherren: Er muß die Villa Manskopf selbst renovieren - allein das erfordert viele Millionen Mark.

Auch in dem Gründerzeit-Gebäude selbst kann sich der Kämmerer Wohnungen vorstellen - vielleicht für Personal der nahen Universitätskliniken. Im Rathaus erzählt man sich, was geschah, nachdem vor zwei Jahren der bisher letzte Mieter, eine Unternehmensverwaltung, aus der Villa ausgezogen war. Aus bis heute nicht geklärter Ursache entstand in dem Haus, das in die Obhut einer privaten Wachfirma gegeben worden war, ein erheblicher Wasserschaden. Wie es hieß, bezifferte das städtische Hochbauamt die Kosten der Sanierung auf mindestens zwölf, eher aber 20 Millionen Mark.

Diese Ausgaben wollten und konnten Grüber und der rot-grüne Magistrat den Frankfurter Steuerzahlern nicht zumuten. Fortan suchte der Kämmerer nach einem Käufer für das 10 000 Quadratmeter große Grundstück mit Haus und Reitstall - 15 bis 16 Millionen Mark waren der erwünschte Preis.

Als sich im Rathaus schon Interessenten für ein Luxus-Hotel gemeldet hatten, legten sich die Sozialdemokraten und die Grünen quer. Angesichts des Wohnungsmangels in der Stadt, so forderte SPD- Fraktionschef Günter Dürr, dürfe die Angelegenheit "nicht übers Knie gebrochen werden". Die Sozialdemokraten im Ortsbeirat 5 wähnten mit dem geplanten Luxushotel "die Menschen vor Ort übergangen".

Dürr regte an, auch über ein Studentenwohnheim oder eine Schule an dieser Stelle nachzudenken. Daraus wird nun nichts - entstehen werden entweder teure Miet- oder aber Eigentumswohnungen. Noch im Juli hatte Grübers Referent Peter Herrnberger erklärt, allein bei den Sanierungskosten für die Villa sei kein Investor mehr für frei finanzierten Wohnungsbau zu interessieren.

Kämmerer Grüber zieht seine bisherige Vorlage aus dem Geschäftsgang zurück. Gerd Reinschmidt (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, und Carola Scholz, planungspolitische Sprecherin der Grünen, zeigen sich zufrieden mit der jetzt gefundenen Lösung. jg

Helfer "bediente" sich

HÖCHST / SOSSENHEIM. Erst zu Boden gestoßen und dann beraubt: Im Bahnhof Höchst warfen zwei Jugendliche einen Mann zu Boden und verletzten ihn dabei am Kopf. Ein etwa 50jähriger half dem Rentner auf und begleitete ihn nach Hause in den Dunantring. Der 63jährige bot ihm aus Dankbarkeit ein Glas Wein an. Als der Helfer die Wohnung verlassen hatte, fehlten 280 Mark, ein Walkman und die Schlüssel. tos

SPD: Beweise für Politikunfähigkeit

SCHÖNECK. Einen "eindrucksvollen Beweis für Politikunfähigkeit" habennach Ansicht des SPD-Fraktionsvorsitzenden Erich Dettmering die Schönecker Grünen "geliefert", als sie bei der Abstimmung über ihren eigenen Antrag "Grünes Schöneck 2010" gegen dessen Verweisung an den Landwirtschafts- und Umweltausschuß sowie an die Ortsbeiräte votierten (die FR berichtete).

Nur folgerichtig sei es gewesen, den Antrag in die Beratung der Gemeindegremien einzubeziehen, die derzeit mit dem neuen Flächennutzungsplan samt Landschaftsplan befaßt sind.

Immerhin fordere der Grünenantrag eine "radikale Umkehr in der Landschaftspolitik".

Das Abstimmungsverhalten der Grünen "getreu dem Grundsatz ,Hoch lebe die Kompromißlosigkeit'" offenbare eingängig, daß es diesen "nur am Rande um die Sache geht".

Diese Erfahrung habe man schon häufiger machen können. Ul

Wirt bei Raubüberfall lebensgefährlich verletzt

KASSEL. Bei einem Raubüberfall ist in der Nacht zum Dienstag ein 49jähriger Wirt in seinem Lokal lebensgefährlich verletzt worden.

Wie die Polizei mitteilte, hatten Anwohner bei der Einsatzzentrale laute Geräusche in den Gasträumen gemeldet. Eine Streife, die zum Lokal fuhr, fand den Mann mit einer stark blutenden Kopfverletzung. Nach Polizeiangaben war der Wirt von den Räubern mit einem Barhokker niedergeschlagen worden.

In der Gaststätte waren sämtliche Automaten aufgebrochen und das Kleingeld sowie größere Mengen alkoholische Getränke entwendet worden. rvk

Auch Inland enttäuscht Industrie Noch weniger Orders / Schwere Einbußen für Investitionsgüter

doe FRANKFURT A. M. Schon seit März werden die Bestellbücher der westdeutschen Industrie von Monat zu Monat dünner. Daran hat sich auch im August nichts geändert. Hatten sich im Juli zumindest die Inlandsorders noch leicht berappelt, so wies der Trend hier zuletzt mit minus einem halben Prozent im Vergleich zum Vormonat wieder nach unten. Bei weitgehend unveränderter Auslandsnachfrage war die Zurückhaltung der deutschen Kunden auch ausschlaggebend für den insgesamt nach Angaben des Bonner Wirtschaftsministeriums preis- und saisonbereinigt um rund 0,5 Prozent schwächeren Auftragseingang.

Der Zweimonatsvergleich (Juli / August gegenüber Mai / Juni), der kurzfristige Schwankungen glätten soll, sieht mit einem Orderrückgang um 1,5 Prozent kaum erfreulicher aus. Allerdings liegen hier die Gewichte anders: Während aus dem Inland ein Prozent weniger verbucht wurde, schrumpften die Bestellungen von jenseits der Grenzen deutlich um drei Prozent. Das Haus Möllemann erklärt diese Entwicklung erneut mit der allgemein verhaltenen Weltkonjunktur und der Stärke der Mark gegenüber Dollar und Yen. Weitergehende Kommentare verkneift sich das Bonner Ministerium.

Nicht betroffen von den Einbußen waren übrigens die Hersteller von Verbrauchsgütern, die im Zweimonatsvergleich einen Zuwachs von drei Prozent verbuchen konnten. Bei Grundstoffen und Produktionsgütern (minus drei Prozent) wie auch bei Investitionsgütern (minus 2,5 Prozent) ging's dagegen abwärts.

Auch die untenstehende Tabelle, die den Vorjahresvergleich dokumentiert, zeigt unverkennbare Bremsspuren. Ins Auge sticht vor allem der zweistellige Orderrückgang bei den Investitionsgütern. Im Schnitt schrumpften die Bestellungen der westdeutschen Industrie binnen Jahresfrist um 8,2 Prozent.

Olympia-Organisatoren von Barcelona ziehen vorläufige Bilanz Finanzieller Verlust wird ausgeschlossen Debatte über Steuererhöhung hält aber an / Sportstätten sind ausgelastet

An einem Sonntagmorgen auf demn Montjuic acht Wochen nach Ende der Spiele von Barcelona. Leute spazieren die Hänge hinauf. Als wäre es eine Wallfahrt, zieht es sie alle in dieselbe Richtung - das Olympiastadion. Ein Eingang ist offen. Hunderte gucken von einer Plattform in das leere Oval, erleben in Gedanken noch einmal die Stimmung der Wettkämpfe, kaufen ein letztes Olympia-Souvenir und gehen wieder. Viele haben die Spiele und anschließend im September die so erfolgreich verlaufenen Paralympic für Behinderte nur am Fernsehen erlebt und sind gekommen, um den Ort des Geschehens zu sehen und so das Gefühl zu haben, auch "dabeigewesen" zu sein.

Von den Spielen bleiben die Erinnerungen, die Stadien und die Straßen - und die Gewißheit, daß Barcelona vor aller Welt "gut abgeschnitten" hat. Die Stadtverwaltung hat die Organisatoren und anonymen Helfer dafür mit Medaillen belohnt. Olympia-Pressesprecher Pedro Palacios sagt: "Wir haben unsere Aufgabe zufriedenstellend erfüllt."

Am Jahresende werden die meisten der noch 200 Angestellten des Organisationskomitees (COOB) ihre Arbeit beenden, bis zum Februar präsentiert die "Firma" die Bilanz und wird dann aufgelöst. Einige Ausgaben sind niedriger als erwartet gewesen, das COOB rechnet mit einem Überschuß von umgerechnet nahezu sechs Millionen Mark. "Rote Zahlen wird es nicht geben" versichert Palacios.

Und die Stadien? Der Fußball-Klub FC Espanol will nicht ins Olympia-Stadion umziehen, sondern trotz Schulden seine 30 000 bis 40 000 Zuschauer lieber weiter in sein Sarria-Stadion locken. So spielt der bescheidene Zweitligist und Vorortverein Sant Andreu vor wenigen tausend Anhängern in dem Prachtstadion auf dem Hügel. In der Olympia-Halle Sant Jordi spielt der Profi-Baskettballklub FC Barcelona, treten Rockbands wie kürzlich die Dire Straits auf. Auf der Radrennbahn Vall d'Hebron üben regionale Größen, die Tennis- und Schwimmanlagen stellt die Stadt dem breiten Publikum zur Verfügung, die Ankerplätze im olympischen Hafen sind - für umgerechnet 2800 Mark pro Quadratmeter - an Bootsbesitzer verkauft. Barcelona hat die Herausforderung, seine Olympia-Anlagen sinnvoll zu nutzen, mit der Note "recht gut" bestanden. Weniger gut läßt sich der Verkauf der Wohnungen im olympischen Dorf am Strand an. Erst rund die Hälfte der 2000 Wohnugen ist (für Preise zwischen umgerechnet 250 000 und 800 000 Mark) gekauft worden. Wer die Reparaturen für die von Athleten angerichteten Schäden bezahlt, ist noch unklar.

Der einzige Reinfall der Spiele ist das 40stöckige Luxus-Hotel "Les Arts" im Olympiadorf. Zu den Spielen war es nicht fertig geworden, und jetzt sind die Arbeiten eingestellt. Die amerikanischen Besitzer haben sich bös verrechnet: "Les Arts" kostet nicht 350, sondern fast 700 Millionen Mark.

Über die Finanzlage der Stadt herrscht Unklarheit. Bürgermeister Maragall versichert weiter, daß die Bürger 1993 keine Steuererhöhung zur "Verdauung" der Olympischen Spiele zu gewärtigen haben, unter anderem deshalb, weil der Staat und Regionalregierung Kataloniens über 80 Prozent der Infrastruktur-Kosten übernommen haben. Sicher ist, daß die Gesamtschulden zwischen drei und 4,5 Milliarden Mark betragen und die Kosten der Olympia-Bauten weit weniger als die Hälfte davon ausmachen. WERNER HERZOG (Madrid)

Langen ist gegen Ausbau des Flugplatzes Egelsbach

LANGEN / EGELSBACH. Das Parlament hat sich mit großer Mehrheit gegen einen Ausbau des Egelsbacher Flugplatzes ausgesprochen, der eine weitere Steigerung der Verkehrsaufkommens zum Ziel habe. Es forderte den Magistrat auf, in diesem Sinne gegenüber dem Aufsichtsrat der Flugplatz GmbH tätig zu werden. Die Entscheidung kam bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung aus den Reihen der CDU zustande. dac

Junge beim Überqueren der Straße verletzt

FRIEDBERG. Schwer verletzt wurde ein siebenjähriger Junge nach einem Unfall am Montag mittag ins Kreiskrankenhaus gebracht. Wie die Polizei berichtet, hatte der Junge in Fauerbach die Hauptstraße unmittelbar neben einem Überweg überquert und war dabei zwischen zwei US-Lastwagen hindurchgelaufen. Dabei sei er direkt einem entgegenkommenden Autofahrer vor den Wagen gelaufen.

Volkstümliche Melodien

ECHZELL. Die durch viele Auftritte bekannte Trachtenkapelle Strahovanka aus Prag gibt am 9. Oktober um 20 Uhr im großen Saal der Horloftalhalle in Echzell ein Konzert mit volkstümlichen Melodien und Liedern.

Karten sind im Vorverkauf für 8 Mark bei den Zweigstellen der Wetterauer Volksbank sowie der Kreissparkasse in Echzell und für 10 Mark an der Abendkasse erhältlich.

Auf einen Blick

Seite II An der FR-Strippe: Wolfgang Heil, erster Vorsitzender der Verkehrswacht, über die Ehrung von Autofahrern. Seite III Streit um Erweiterung des Friedhofs geht weiter:Vilbeler Magistrat und Kirchenvorstand sind uneins. Seite IV Lokalsport: Mehr als 200 Laufwütige schnürten beim Wetterauer Läufertag in Düdelsheim die Jogging-Schuhe.

Vor der Bank beraubt

ZEILSHEIM. Die Handtasche hat ein Unbekannter einer 36jährigen Frau am Montag vor einer Sparkasse in der Pfaffenwiese entrissen. Die Frau hatte gegen 10 Uhr Geld abgehoben und die Scheine in die Hosentasche gesteckt. Als sie die Sparkasse verlassen hatte, schlug sie der Täter von hinten zu Boden und verschwand mit ihrer Handtasche. Darin waren zwei Scheckkarten, ein Sparbuch, Papiere und ein Führerschein. tos

Lehrer schreiben dem Minister

BRUCHKÖBEL. Die Personalversammlung des Georg-Lichtenberg-Gymnasium hat den hessischen Kultusminister aufgefordert, Bestimmungen über das Angebot von Grund- und Leistungskursen im neuen Schulgesetz nicht in Kraft treten zu lassen. Nach Angaben der Pädagogen würden die betreffenden Passagen zu einer "erheblichen Verschlechterung" im Lernangebot für die Oberstufen an vielen Schulen bringen.

In einem Paragraphen des Gesetzentwurfs werden Richtwerte angegeben, deren Anwendung "zu einer Einschränkung des Leistungskursangebots und zu einer deutlichen Vergrößerung der Teilnehmerzahlen der Grundkurse führen muß. Die Streichung von nicht verpflichtetenden Grundkursen erscheint darüber hinaus unvermeidlich", rügen die Bruchköbeler Lehrer.

Die Folgen eines solchen Gesetzes seien bildungspolitisch und pädagogisch nicht vertretbar. hein

Mehr Arbeitslose als für die Jahreszeit üblich Impulse gehen nach wie vor nur vom Handwerk aus

Mehr Arbeitslose als in dieser Jahreszeit üblich verzeichnet das Arbeitsamt Frankfurt für den Monat September. Während die Arbeitslosenquote im Vorjahr zur selben Zeit noch 4,4 Prozent betrug, reduzierte sie sich im September diesen Jahres nur von 5,1 Prozent auf fünf Prozent. Damit verringerte sich die absolute Zahl der Arbeitslosen nur um 436 auf 28 539.

Im Gewerbe konstatiert das Arbeitsamt die meisten Probleme, da es unter den Arbeitern (8,4 Prozent) deutlich mehr Arbeitslose als unter den Angestellten (3,6 Prozent) gibt. Überdurchschnittlich hoch sei die Zahl der Arbeitslosen außerdem unter den Ungelernten, das gelte für den Dienstleistungsbereich ebenso wie für das verarbeitende Gewerbe. Neu arbeitslos gemeldet haben sich im September 5107 Personen. Erheblich mehr als im Vorjahr kommen von diesen Neuzugängen aus dem Handel, stellt das Amt fest. Mögliche Ursachen für die ungünstige Entwicklung, so das Arbeitsamt, seien der Rückgang des Exports, und daß das Konjunkturhoch im Zuge der Wiedervereinigung seit einiger Zeit abklingt.

Den rund 5000 neu gemeldeten Arbeitslosen stehen nur 3838 neue Stellen gegenüber, die dem Amt im September gemeldet wurden.

Vermittelt wurden 13 608 Arbeitssuchende, davon allerdings nur 2384 in eine Beschäftigung, die länger als sieben Tage andauert. 207 offene Stellen weniger als im Vormonat hat das Amt zum Monatsende anzubieten: nur noch 8932. Daß es im September mit 1153 Kurzarbeitern 171 mehr als im August gibt, erklärt das Amt mit dem Auftragstief in der Elektrotechnik: Rund 60 Prozent der Kurzarbeiter kommen aus dieser Branche.

Eine leichte bis mittlere Zunahme der Arbeitslosigkeit stellt die Behörde bei einigen Angestellten-Berufen fest. Darunter sind neben den Dienstleistungs- und Warenkaufleuten vor allem die Sozial-, Erziehungs- und geisteswissenschaftlichen Berufe.

Gute Aussichten bestehen für VerkäuferInnen, und noch immer kann das Arbeitsamt die große Nachfrage nach Arbeitskräften im Pflege- und Erziehungsbereich nicht erfüllen.

Impulse auf den Arbeitsmarkt gingen im Vormonat immer noch auf Konto des Handwerks, das die meisten Personalanfragen an das Amt stellte. Die Industrie zeigte sich weiterhin zurückhaltend. fra

Kinotag im Filmkeller der Maintalhalle

MAINTAL. Das Maintaler Filmforum und die Stadt Maintal laden morgen, Donnerstag, wieder zu einem Kinotag in den Filmkeller der Maintalhalle ein. Um 15 Uhr gibt es ein Wiedersehen mit dem kleinen Bär und dem kleinen Tiger. Szenen aus "Janoschs Traumstunde" stehen für die Kinder auf dem Programm. Der Eintritt kostet 2,50 Mark.

Das Seniorenkino um 17 Uhr verspricht einen beschwingten Filmnachmittag. Bei einem Gläschen Heidelbeerwein läuft der Klassiker "Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann über die Leinwand.

Wie es zu der Veröffentlichung der Hitlertagesbücher kam, beschreibt die Erfolgskomödie "Schtonk" von "Kir Royal"- Regisseur Helmut Dietl im Filmforum um 20 Uhr.

Mit Uwe Ochsenknecht ("Männer") und "Schimmi" Götz George in den Hauptrollen macht der Film deutlich, wohin Scheckbuch-Journalismus führen kann . . . .. gf

Nein: Klimabündnis und Modellprojekt Verkehr

LANGEN. Allein auf weiter Flur standen die Grünen in der jüngsten Sitzung des Parlaments mit ihren Anträgen, die ein ökologischeres Langen zum Ziel hatten. So forderten sie einen Beitritt der Stadt zum "Klimabündnis", das dem Erhalt der Erdatmosphäre dienen soll. Keine Unterstützung bekamen sie auch für ihren Vorschlag, am Landeswettbewerb "Modellstadt sozialökologischer Verkehr" teilzunehmen. Ohne Aussprache lehnte die Mehrheit schließlich beide Anträge ab. dac

Mehr Arbeit, aber auch mehr Kurzarbeit

WETTERAUKREIS. Frauen in Angestelltenberufen fanden im September verstärkt einen Arbeitsplatz. Dagegen hat die Zahl der arbeitslosen Ausländer und Schwerbehinderten leicht zugenommen, meldet das Arbeitsamt Gießen. Die Arbeitslosenquote verringerte sich insgesamt um 0,2 Prozent von 6,4 auf aktuell 6,2 Prozent. Im Vorjahr betrug sie 5,8 Prozent. In Butzbach macht die Quote 5,8 Prozent aus (1991: 4,5%). Die stärkste Abnahme verzeichnet Lauterbach mit minus 0,4 Prozent auf 5,4 Prozent. Um jeweils 0,1 Punkte vermindert sich die relative Arbeitslosigkeit in Büdingen auf 5,8 Prozent und in Friedberg auf 4,3 Prozent.

Die Kräftenachfrage hat sich um über ein Fünftel gegenüber August im Handel, der Landwirtschaft und Forstwirtschaft erhöht, teilt das Arbeitsamt Gießen mit. Es konnten ein Viertel mehr Bewerber/- innen vermittelt werden; die Zahl der unbesetzten Stellen ging Ende September zurück.

Dagegen mußten doppelt so viele Menschen kurzarbeiten. Über zwei Fünftel der verkürzt arbeitenden Beschäftigten kamen aus dem "Stahl- und Leichtmetallbau". de

Frauen und der "Rausch beim Kleidertausch"

HANAU. Eine Kleidertauschaktion unter dem Motto "Frauen hautnah erleben oder der Rausch beim Kleidertausch" gibt es beim Treff für Jugendliche in Berufsnot. In den Räumen in der Bruchköbeler Landstraße 39a können am kommenden Samstag, 10. Oktober, ab 14.30 ausgemistete Sachen eingetauscht werden. Und zwar alles, was "zu groß, zu klein, zu bunt, zu brav, zu üppig, zu schlicht oder zu sexy" ist.

Die Gruppe junger Frauen, die die Aktion veranstaltet, bietet nach der Tauschaktion noch eine Filmvorführung an. Anliegen an diesem Nachmittag ist es, Frauen kennenzulernen und gemeinsam Spaß zu haben. mün

1017 Menschen auf der Suche nach Arbeit

BAD VILBEL/KARBEN. Unverändert bei 3,6 Prozent (das entspricht 1017 Personen) lag die Arbeitslosenquote im Bereich Bad Vilbel, Karben, Nieder-Erlenbach und Bergen-Enkheim im Monat September.

Wie das Arbeitsamt mitteilt, hat die Nachfrage nach Arbeitskräften deutlich nachgelassen. Rückläufige Tendenzen wurden vor allem in der Elektro- und Metallindustrie registriert. Gesucht werden Arbeitskräfte vor allem in Bau-, Lager- und Transportberufen, aber auch im Handel und im allgemeinen Dienstleistungsbereich. mu

Wismut-Sanierung angemahnt Grüne: Kommunen völlig überfordert / Bundesgesetz gefordert

rei BONN, 6. Oktober. Für die Sanierung der rund 450 Quadratkilometer durch den Uranbergbau verseuchten Böden in Thüringen und Sachsen ist nach Ansicht von Bündnis 90/Grünen im Bundestag ein Gesetz erforderlich, das dem Bund die Verantwortung überträgt. Der umweltpolitische Sprecher des Bündnisses, Klaus- Dieter Feige und Gerhard Schmidt vom Darmstädter Öko-Institut warfen Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) am Dienstag in Bonn vor, er habe bisher nicht einmal ein Sanierungskonzept für die 32 Quadratkilometer Grund und Boden der heutigen Wismut AG vorgelegt. Für die Sanierung der mehr als 400 Quadratkilomter verseuchten Flächen, die den Kommunen gehörten, fühle er sich überhaupt nicht zuständig.

Die Kommunen in Ostdeutschland hätten jedoch weder das Geld noch die technischen Mittel, um diese Aufgabe bewältigen zu können. Die Gemeinden könnten allenfalls die verseuchten Gelände einzäunen. Dadurch sei aber nicht zu verhindern, daß weiterhin Giftstoffe in den Boden versickerten und das Grundwasser verseuchten, sagte Schmidt. Bei der Wismut selbst gebe es zwar vom Bund finanzierte "Aufräumarbeiten", es sei aber bisher versäumt worden, Wasserreinigungsanlagen zu bauen. Weiterhin würden jedes Jahr mehrere Tonnen radioaktives Uran in die Elbe und kleinere Flüsse geleitet.

Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage von Bündnis 90/Grünen hervorgeht, sind die Bäche, in die die Abwässer aus dem Uranbergbau geleitet werden, mit Uran, Radium-226, Blei, Zink, Kupfer, Arsen und Eisen belastet. Insgesamt werden die Kosten für die Wismut-Sanierung auf 13 Milliarden Mark für einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren geschätzt. Es gilt als sicher, daß der von der Sowjetunion nach 1945 rücksichtslos betriebene Uranabbau im Süden der einstigen DDR mehr als die bisher registrierten 7000 Krebsopfer gefordert hat.

Seit zwei Jahren sind jetzt die Lehrlinge aus der Partnerstadt Ballenstedt in Kronberg / Wie geht's ihnen so? Viel Neues und die stillen Gedanken an das Alte Hierbleiben oder zurückgehen: eine schwierige Frage Von Hans Konanz

KRONBERG. Als der Bus damals durch Kronberg rollte, blieben die Leute stehen, so irre kam ihnen der Oldtimer ungarischen Fabrikats vor. 14 Jugendliche aus Ballenstedt entstiegen dem Gefährt und schauten sich unsicher um. Das also war Kronberg, wo sie ihre Lehre machen sollten. Zwei Jahre ist das jetzt schon her. Wie ist es ihnen ergangen, den Azubis aus dem Kreis Quedlinburg?

Einer mußte zum Bund, einer hat die Probezeit nicht überstanden, einer "ist weg, untergetaucht", Näheres weiß keiner. Da waren's nur noch elf. Nach wie vor wohnen sie für 150 Mark pro Nase in Zwei- und Drei-Bett-Zimmern im alten Schönberger Rathaus und in der ehemaligen Oberhöchstädter Schwesternstation neben dem Feuerwehrhaus. Nur Dagmar und Daniela haben sich inzwischen zusammen ein eigenes Zimmer gemietet.

Nach wie vor besuchen alle brav die Berufsschule und ihre Lehrbetriebe. Als die FR kurz nach ihrer Ankunft im Oktober 1990 mit ihnen sprach, waren sich alle 14 einig: Nach der Ausbildung wollten sie auf jeden Fall wieder zurück in die Heimat. Und heute?

Andreas (19) ist "Assistentenanwärter im mittleren nicht-technischen Verwaltungsdienst" und denkt ans Hierbleiben, wenn er im Sommer '93 fertig sein wird. Zur Zeit arbeitet er im Standesamt ("Schreibkram erledigen und so"), findet die Standesbeamtin Regina Hartmann "ganz nett" und sieht gute Zukunftschancen in der Stadtverwaltung. In seiner Freizeit bastelt er am liebsten an seinem Auto rum.

Harald (18) macht seine Lehre beim Installateur Schellenberg, ebenso wie zwei andere junge Ballenstedter. "Etwas mit Metall" gehörte schon immer zu seinen Berufsplänen, dennoch habe sich in Kronberg "die Liebe zum Beruf des Gas- und Wasserinstallateurs erst entwickelt". Harald hat soeben sein Auto abgeschafft und sich ein Fahrrad zugelegt. Das ganze Geld ging drauf für Ersatzteile, und nur dafür zu arbeiten, fand er schließlich absurd. Nach der Lehre? Er weiß es noch nicht, das müsse gründlich abgewogen werden. Hierbleiben und 1000 Mark für eine Wohnung zahlen, das sei nicht recht einzusehen, zumal er zu Hause bei der Familie wohnen könnte. Andererseits "lockt das Geld".

Harald wohnt in Oberhöchstadt. Durch die Fenster der einstigen Schwesternstation dringt am letzten Tag der Kerb die Musik vom Rummelplatz. Gibt es so was auch in Ballenstedt? Nein, Kerb nicht, aber seit ein paar Jahren das Frühlingsfest, und früher, ja da wurde der 7. Oktober gefeiert und der Kampftag der Arbeiterklasse und der Geburtstag der DDR. Es komme ihm vor, als sei das schon ewig her. Wie ist das, wenn er zurückdenkt, Wehmut oder ein Gefühl der Befreiung? "Teils, teils", sagt der wortkarge Junge mit der Wuschelmähne, "irgendwie ist das schon abgehakt." Kronberg finde er okay, er sei nicht nur mit Arbeitskollegen zusammen, habe eigentlich problemlos mit Gleichaltrigen Kontakt bekommen.

Bei Bianka (17) ist das nicht so. Mit Kronberger Jugendlichen gebe es null Kontakt. Meistens würden sie und die anderen Lehrlinge "schief angeguckt". Einmal war sie in der Receptur, aber da hatte sie ein komisches Gefühl: "Da gehen nur reiche Jugendliche hin, jeder dritte trug einen Anzug und Krawatte, da zählen wir uns nicht zu."

Bianka wird Friseurin. Meister Werner Wilke spricht sehr einfühlsam über das Mädchen von drüben: "Also, ganz ehrlich, am Anfang hatte sie Probleme. Das ist ja ein modischer Beruf, ein Kontaktberuf, man muß auf die Kunden zugehen, mit ihnen sprechen, das ist der Bianka schwer gefallen, aber sie hat sich gewandelt." Er weiß auch, daß die 17jährige Heimweh hat und "irgendwie dem Ossi-Wessi-Denken verhaftet ist."

Wenn Bianka von Ballenstedt erzählt, tut sie das mit Liebe. Sie macht sich Sorgen über die Verhältnisse seit der Wende, befürchtet, daß es bald nur noch 8000 Einwohner geben wird; vorher waren es 10 000, so viele sind abgewandert. Sie hatte eine Lehre als "Schmuckgürtlerin" begonnen ("so was ähnliches wie Goldschmiedin"), doch der Betrieb hat sich nach der Vereinigung "nicht gehalten". Ihre halbe Familie war dort beschäftigt und nun plötzlich arbeitslos.

Ihrer Mutter wurde jetzt eine ABM-Stelle als "Alleekehrerin" angeboten. Das empfindet die stille Bianka als Hohn. Und richtig ärgern kann sie sich, wenn über die Arbeitsweise in der DDR gelästert wird: "Nee, nee, gearbeitet wurde drüben genauso wie hier. Meine Mutter mußte eine bestimmte Anzahl Teile am Tag schaffen, sonst bekam sie weniger Lohn. Nee, nee, gegammelt haben die auch nicht".

Daß das Brot früher eine Mark kostete und das Brötchen sieben Pfennig und daß jetzt die Preise und die Mieten rasant steigen und die Arbeitslosigkeit immer schlimmer wird, das sind so Sachen, die Bianka nachdenklich machen. Optimist Andreas wirft an dieser Stelle ein: "Mein Onkel hat sich jetzt einen Mercedes geleistet, es geht langsam aufwärts." "Hoffentlich", murmelt das Mädchen leise. Bianka und Andreas und Harald und außerdem Stefan und Heiko, Katrin und Anke, Thomas und Dominik verdanken in erster Linie Joachim John, daß sie in Kronberg sind. Er ist Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Kronberg-Ballenstedt, hat den Jugendlichen Unterkunft und Lehrstellen vermittelt, kümmert sich täglich um jeden von ihnen und ist "immer ganz happy", wenn er von guten Beurteilungen der Lehrherren hört. Joachim Johns gelebte Überzeugung: "Wenn nur 100 Städte so handeln würden wie wir, ginge es Ostdeutschland besser. Dann würden wir uns auch nicht so auseinanderleben."

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Hymnen vom Glockenturm HANAU. Ludwig Sommer spielt am Samstag, 10. Oktober, von 11 Uhr an auf dem Glockenspiel des Hanauer Rathaus-Turms die Nationalhymnen von Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich und Frankreich.

Kinder schreiben für Kinder BRUCHKÖBEL. Wer Lust am Schreiben hat und seine Gedanken auch noch veröffentlicht haben möchte, kann an der Kinderzeitung mitwirken, an der jeden Mittwoch um 15 Uhr im Jugendzentrum gearbeitet wird.

Nachtrag liegt aus ERLENSEE. Der Nachtragshaushalt der Gemeinde Erlensee liegt in der Zeit vom 8. bis 16. Oktober während der Dienststunden im Rathaus, Zimmer 115, für alle Interessierten zur Einsicht aus.

Gospel-Night in Rüdigheim NEUBERG. Einen Gottesdienst mit moderner christlicher Popmusik der Jugendband veranstaltet die evangelische Kirchengemeinde Rüdigheim am Samstag, 17. Oktober, um 18 Uhr. Bibel-Café NEUBERG. Vom 27. bis 29. Oktober plant die Kirchengemeinde Rüdigheim ein Nachmittags- und Abendprogramm zum Jahr der Bibel. Weitere Informationen werden noch bekanntgegeben. Glory, Hallelujah NEUBERG. Die Golden Gospel Singers aus New York gastieren am Mittwoch, 28. Oktober, um 20 Uhr in der evangelischen Kirche in Ravolzhausen. Eintrittskarten sind im Vorverkauf bei der Raiffeisenbank, dem Schuhhaus "Alte Schmiede" und beim Pfarramt erhältlich. Kommt der City-Bus? BRUCHKÖBEL. Allseits begrüßt wurde in der jüngsten Parlamentssitzung der Prüfantrag der CDU an den Magistrat für das sogenannte City-Bus Projekt, das im unterfränkischen Alzenau bereits mit Erfolg praktiziert wird. Dort fahren derzeit zwei eigene Kleinbusse die sechs Stadtteile an. Der Fahrpreis beträgt unabhängig von der Streckenlänge eine Mark. Die Nachfrage ist so groß, daß die dortigen Stadträte inzwischen beschlossen, das Angebot auszuweiten und zwei große Busse zu kaufen. Camperprobleme bleiben nichtöffentlich BRUCHKÖBEL. Die Grünen sind in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung mit ihrem Vorstoß gescheitert, eine interfraktionelle Arbeitsgruppe zu gründen, die sich mit "den anfallenden Problemen auf dem Campingplatz Bärensee beschäftigt". Die CDU, die die Forderung der Grünen abwies, begründete ihr Nein damit, daß es bereits zwei Gremien, den Magistrat und die Werkskommission, gebe, die sich mit den Anliegen der Camper befaßten. Tempolimit wird herabgesetzt BRUCHKÖBEL. Auf Antrag der Grünen hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Bundesstraße 45 in Höhe der Einmündung zur Geschwister-Scholl-Straße von 80 auf 60 Stundenkilometer zu senken.

Chinas erstes Atomkraftwerk liegt wieder still Kurz nach der vollständigen Inbetriebnahme abgeschaltet / Peking: "Routine-Untersuchung"

heb PEKING, 7. Oktober. Chinas erstes Atomkraftwerk in Qinshan ist nur wenige Wochen nach der vollständigen Inbetriebnahme abgeschaltet worden. Der 130 Kilometer südlich von Shanghai errichtete Reaktor war erst Anfang August mit 100 Prozent Leistung an das Stromnetz gegangen. Die Pekinger Regierung hatte den Vorfall bisher geheim gehalten.

Ein westlicher Atomexperte in China spricht von "ernsten technischen Problemen", die das Abschalten des Reaktors erzwungen hätten. Die chinesische Atomgesellschaft CNNC wies diese Darstellung am Dienstag in Peking zurück. Es handele sich um eine "Routine-Untersuchung". Ein Sprecher räumte jedoch ein, daß der Reaktor früher als urspünglich geplant abgeschaltet worden ist.

"In Qinshan läuft es nicht so glatt, wie die Chinesen es geplant hatten," sagt ein französischer Atom-Ingenieur, der derzeit an Chinas zivilem Nuklearprogramm mitarbeitet und sich auf Gespräche mit chinesischen Ingenieuren in Qinshan beruft. "Sie halten es geheim, aber der Reaktor steht still. Sie mußten ihn vom Netz nehmen, und offenbar gibt es ein ernstes technisches Problem - vermutlich mit dem Druckbehälter."

Ein Sprecher der Pekinger "China National Nuclear Corporation" (CNNC), die für den Betrieb des Atomkraftwerks verantwortlich ist, bestätigte auf Nachfrage das Abschalten des 300-Megawatt-Reaktors. "Ursprünglich wollten wir erst im Oktober für einen gründlichen Test abschalten. Doch weil bei uns die Sicherheit zuerst kommt, haben wir den Reaktor schon Anfang September völlig heruntergefahren," sagte He Jiachen, Chefingenieur bei der CNNC.

Einige Rohre im Sekundär-Kühlkreislauf hätten ausgewechselt werden müssen und im Generator sei etwas Dreck gewesen. "Mit dem Druckbehälter aber gibt es kein Problem, und es ist auch zu keinem Zeitpunkt radioaktive Strahlung ausgetreten," so der Atomfachmann.

Das AKW in Qinshan wird von der Pekinger Regierung als "eigenständige chinesische Konstruktion" gerühmt. Der Druckwasser-Reaktor, dem amerikanischen Westinghouse-Typ nachgebildet, gilt im allgemeinen als sicher. Gleichzeitig baut China an einem Atomkraftwerk in der Daya-Bucht nahe Hongkong.

Westliche Beobachter hatten jedoch schon während der Bauphase in Qinshan Bedenken geäußert, da China alle wesentlichen Teile des Werkes aus mindestens sieben Ländern importiert hatte. So stammt der Druckbehälter aus Japan, die Hauptkühlpumpe des Primärkreislaufes aus Deutschland und ein Teil der Rohrleitungen aus Frankreich.

"Das ist kein Reaktor, das ist ein gemischter Vorspeisenteller (da pinpan)," hatte ein chinesischer Experte Anfang des Jahres im vertraulichen Gespräch gespottet. Zhang Huailin, Generalmanager in Qinshan, streitet ein höheres Risiko durch diese Zusammenstellung ab: "Im Gegenteil, dadurch ist unser Reaktor noch sicherer. Wir haben in jedem Land nur das Beste eingekauft. Den Druckbehälter zum Beispiel in Japan, weil er billig und gut war."

Das Abschalten des Reaktors war von den zuständigen Behörden bisher geheim gehalten worden. Meldungen über einen eventuellen Störfall könnten Pekings ambitioniertes Export-Programm von Atomkraftwerken gefährden. Erst Anfang September hatte die Volksrepublik bekannt gegeben, daß sie einen 300-MW-Reaktor an den Iran liefern wolle. 1992 hatte Peking eine ähnliche Vereinbarung mit Pakistan getroffen, und auch Bangladesch soll Unterstützung bei der Konstruktion eines Atomkraftwerkes erhalten. In einigen dieser Länder vermuten Beobachter auch geheime Atombombenprogramme. Durch einen Lieferstopp für wesentliche Ausrüstungsteile könnten westliche Regierungen jedoch die Fertigstellung dieser Reaktoren verzögern.

Nachdem das Atomkraftwerk in Qinshan Mitte Dezember 1991 zum ersten Mal Strom produziert hatte, war er schon sieben Tage später wieder abgestellt und erst am 18. Januar 1992 probeweise wieder angefahren worden. Erst Anfang August waren die meisten Experimente abgeschlossen und der Reaktor begann, konstant mit 100 Prozent Leistung zu arbeiten. Doch schon Anfang September mußte er erneut abgeschaltet werden.

"Wir waren vorzeitig mit einigen Versuchen fertig geworden," sagt dazu Li Yingxiang, Abteilungsleiter im CNNC. Wann der Reaktor wieder Strom liefern könne, hänge von den jetzt laufenden, umfassenden Überprüfungen ab.

Schluckimpfung ist süß . . .

KREIS OFFENBACH. "Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam" - das alte Motto der Impfkampagne gegen Kinderlähmung ist heute noch aktuell. Die Zahl der Erkrankungen hat in der letzten Zeit wieder zugenommen. Kreisgesundheitsdezernent Frank Kaufmann (Grüne) führt das auf einen gewissen "Schlendrian" zurück. In den 60er Jahren sei das Bewußtsein über die Bedeutung der vorbeugenden Impfung bei den Bürgern stark verankert gewesen. Seit Beginn der 80er Jahre habe sich das jedoch geändert, obwohl Kinderlähmung auch heute noch unheilbar ist.

Vom 2. bis 19. November wird das Kreisgesundheitsamt kostenlos Serum-getränkte Zuckerstückchen an alle Kinder verteilen, die keinen oder keinen ausreichenden Schutz besitzen. Dreimal muß geschluckt werden, bevor der Körper ausreichend resistent gegen die Polioviren ist. Die Schluckimpfung ist nicht nur für Säuglinge und Kleinkinder vom dritten Lebensmonat an empfehlenswert, sondern auch für Jugendliche und Erwachsene, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind: etwa Krankenpfleger oder Menschen, die in Länder reisen, in denen die Zahl der Kinderlähmungs-Erkrankungen besonders hoch ist.

Über die Impfungen berät das Kreisgesundheitsamt unter der Telefonnummer 069 / 8068489. Im Foyer des Kreishauses, Berliner Straße 60, in Offenbach, liegen Informationsbroschüren und Terminpläne aus.

Bei Fieber oder Durchfall sollte auf die Impfung zunächst verzichtet werden. Nach dem Zucker-Schlucken kann es zu leichten Kopfschmerzen oder erhöhter Körpertemperatur kommen. Eine Woche lang sollte der Impfling auf ungewohnte körperliche Anstrengungen verzichten. fuh

Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze Laut Gewerkschaft will Teerbau Grävenwiesbach 30 Arbeitnehmer entlassen / Firma dementiert

GRÄVENWIESBACH. Müssen ehemalige Ohly-Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze bangen? Nach Informationen der Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden will die Firma Teerbau 30 Arbeitnehmer entlassen. Die Gewerkschaft fordert daher für die Betroffenen einen Sozialplan gemäß einer "korrekten Übernahme" nach dem § 613a des BGB. Das Bauunternehmen aus Essen hatte zum 1. August eine Zweigstelle in Grävenwiesbach errichtet und einen Großteil der rund 150 Ohly- Mitarbeiter eingestellt.

Erwin Fleischer, Leiter der Teerbau- Niederlassung Koblenz und zuständig für die Grävenwiesbacher Zweigstelle, widerspricht den Informationen der Gewerkschaft. "Die Teerbau hat weder Änderungskündigungen noch Entlassungen der früheren Mitarbeiter der Firma Ohly ausgesprochen, noch sind sie beabsichtigt. Anderslautende Darstellungen entbehren jeder Grundlage", teilt Fleischer in einer Presseerklärung mit. Ziel der jüngsten Betriebsversammlung, bei der die Gewerkschaft ihre Forderungen vorgebracht hatte, sei es gewesen, "die Mitarbeiter über die Wirtschaftslage zu informieren und eine Arbeitnehmervertretung, die es bei der Firma Ohly nicht gegeben hat, zu konstituieren".

Die Forderungen der Gewerkschaft treffen nach Ansicht Fleischers noch aus einem anderen Grund nicht zu. Eine Übernahme habe es nämlich überhaupt nicht gegeben. "Die Firma Ohly existiert noch und wickelt ihre Geschäfte ab. Teerbau hat in Grävenwiesbach eine völlig neue Bauabteilung aufgebaut", sagt er. Statt einer Übernahme nach § 613a seien die Mitarbeiter neu eingestellt worden, nachdem sie ihre früheren Arbeitsverhältnisse mit Ohly beendet hätten.

Für Klaus Eskuche, Geschäftsführer des Bezirksverbandes Wetterau-Hochtaunus der IG Bau-Steine-Erden, liegt hier der springende Punkt. "Die Firma ist mit ihren Anlagen und Einrichtungen gekauft worden, aber die Arbeitnehmer sind verkauft worden", interpretiert Eskuche die Errichtung von Teerbau-Grävenwiesbach.

Der Gewerkschaft liegt ein Schreiben der Firma an ihre Kraftfahrer vor. Darin teilt Teerbau den "Beschluß" mit, ihre Lastwagen wegen aufgekommener Verluste frühstmöglich abzugeben. Die Fahrer werden aufgefordert, innerhalb von einer Woche eine der vorgeschlagenen Lösungen zu wählen. Die Palette reicht von der Vermittlung zu einem Transportunternehmen, über eine Einstellung als Bauwerker bei geringerem Lohn bis zur Trennung in gegenseitigem Einvernehmen. Für Eskuche ist dies auch ein Ausdruck, "welche schlimmen Zustände wir im Baugewerbe haben".

Fleischer bestätigte das Schreiben nicht. Er spricht in diesem Zusammenhang nur von "innerbetrieblichen Diskussionen" und verweist auf seine Aussage, daß die Arbeitsplätze sicher seien. cn

Gutleutstraße nach Unfall zwei Stunden gesperrt

Ein Lastwagen ist am Montag morgen mit seinem Kranaufleger an der Eisenbahnüberführung in der Gutleutstraße hängengeblieben. Bei dem Unfall wurde der Hydrauliktank aufgerissen, worauf sich 50 Liter der Flüssigkeit auf die Fahrbahn ergossen. Die Feuerwehr streute Bindemittel auf den 100 Quadratmeter großen Ölfleck.

Es dauerte mehr als zwei Stunden, ehe die Gutleutstraße gegen 12.45 Uhr wieder befahrbar war. habe

Polizei überzeugt Höchster

HÖCHST. Mit Verhandlungsgeschick haben eine Polizistin und ihr Kollege einem 35jährigen am Dienstag früh das Leben gerettet. Der wollte sich gegen 1.30 Uhr aus dem fünften Stock eines Hauses in der Adolf-Haeuser-Straße stürzen. Nach einem längeren Gespräch mit den Beamten stieg der Mann, der bereits über die Brüstung geklettert war, in die Wohnung zurück. Die Polizei brachte ihn dann in eine psychiatrische Klinik. tos

"Abgrundtiefe Entgleisung" Massive CDU-Kritik an der Aufmachung in "Schöneck lokal"

SCHÖNECK. Mit "Abscheu" reagierte CDU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Denk auf das von der SPD an die Haushalte verteilte Hochglanz-Faltblatt "Schöneck lokal".

Anstoß, teils auch in der sozialdemokratischen Ortspartei selbst, hat die Publikation durch ihre krasse Aufmachung erregt: ein Archivbild aus dem Dritten Reich, auf dem ein Uniformierter eine Mutter mit Kleinkind erschießt; der Titel fragt "Sind wir wieder soweit?"

Inhaltlich geht es um die Ausländerfeindlichkeit in breiten Bevölkerungsschichten und ihre auch politisch zu verantwortenden sozialen Ursachen. Denk sah in der Verbindung mit dem Bild eine "abgrundtiefe Entgleisung".

"Unter dem Vorwand der Sorge vor Rechtsextremismus", so formulierte Denk in der zurückliegenden Sitzung der Gemeindevertretung, hätten in dem Blättchen die nicht genannten Verantwortlichen "in übelster Weise selbst Extremismus" betrieben.

Den Schönecker Genoss(inn)en hielt Denk die Position führender SPD-Leute entgegen, die öffentlich forderten, den "Asylmißbrauch" einzudämmen.

Die von Denk geforderte Entschuldigung blieb aus. SPD-Fraktionsvorsitzender Erich Dettmering warb vielmehr um Verständnis dafür, daß es in der politischen Auseinandersetzung auch einmal erforderlich ist, sich plakativ und provokativ einzumischen.

Und dies, zumal er unsere Gesellschaft spätestens nach dem Brandanschlag auf die Gedenkstätte Sachsenhausen "an einem Wendepunkt" sieht.

Daß sich auch in der SPD die Geister über die heikle Bebilderung des Heftchens scheiden, verdeutlichte danach gleichwohl SPD-Gemeindevertreter Willi Jüngling.

Er distanziere sich davon und sei auch einer von denen, die sich geweigert hätten, dieses "Schöneck lokal" auszutragen. Von einem Fraktionskollegen mußte er sich später in einer Sitzungspause dafür heftigen Tadel anhören. Ul

Fünfzehn Stunden Stille

Eine Fangschaltung legte das Telefon des Anrufers lahm

LANGEN. Wenn das Telefon mal nicht funktioniert, merkt man erst so richtig, wie sehr man es braucht. So erging es auch FR- Leser Walter M., der allerdings besonderes Pech hatte: Weil er mit einem Telefonanruf in eine Fangschaltung geraten war, sperrte die Post fast 15 Stunden lang sein Telefon.

Daß die Leitung tot war, bemerkte M. gleich nach dem fatalen Anruf. Er hatte nachmittags kurz nach 17 Uhr mit einem Bekannten telefonieren wollen, den er allerdings nicht zu Hause erreichte. Nur der Anrufbeantworter war eingeschaltet. Damit ging die Misere los.

Als der vertraute Signalton nach dem mißglückten Anruf ausblieb, suchte W. seinen Bekannten persönlich auf. Der erklärte ihm, daß er sich verfolgt fühle und deshalb bei der Post eine Fangschaltung beantragt hatte. In diese Falle war M. getappt.

Ein Anruf bei der Störungsstelle - natürlich nicht vom eigenen Apparat aus - ergab, daß sein Anschluß erst am nächsten Morgen wieder freigegeben würde. Warum nicht früher? Die Störungsstelle blieb ihm eine Antwort schuldig. M. fühlte den Ärger in sich wachsen.

"Meine Eltern sind schwerstbehindert, und mein Sohn hatte gerade einen Verkehrsunfall", klagte M. "Ich brauche mein Telefon." Das Mindeste, was er verlangen könne, sei eine Erklärung.

Da gibt ihm Ursula Caillaud, Pressesprecherin beim Fernmeldeamt 2, recht. Allerdings konnte sie den Fall auch nicht sogleich aufklären. "Das ist das erste Mal, daß ich so etwas höre", erklärte sie gegenüber der FR.

Ihre Recherchen brachten des Rätsels Lösung: M. wurde nach der Dienstzeit der Vermittlungsstelle "gefangen", die die Anrufer registriert und ihre Identität feststellt. Weil sie erst am nächsten Morgen ab 7 Uhr wieder besetzt war, mußte M. warten.

"Tagsüber kann eine Leitung sofort wieder freigegeben werden", hatte sich Ursula Caillaud von den Technikern erklären lassen. Aber eben nicht nach Dienstschluß, und der ist um 15.30 Uhr.

"Das ist für den Anrufer eine ärgerliche Sache", räumte sie ein. Telekom habe jedoch auch eine Verpflichtung gegenüber den Kunden, die eine Fangschaltung bestellen und dafür in aller Regel gute Gründe haben.

Eine Fangschaltung ist nach den Worten der Pressesprecherin "eine kostspielige Angelegenheit". Für den ersten Tag bezahlt der Kunde 20 Mark, für den zweiten bis vierten Tag je zehn Mark, bis zum neunten Tag fünf Mark und für alle weiteren Tage eine Mark. "Meistens läuft das Ganze zwischen neun Tagen und zwei Wochen", sagte Caillaud. Beantragen kann die Fangschaltung jeder, der sich belästigt fühlt.

Der Fall des FR-Lesers M. ist für Telekom eine Ausnahme. Außerdem soll so etwas dank der technischen Modernisierung der Vermittlungsstellen in Zukunft völlig ausgeschlossen sein.

"Wir bauen derzeit neue rechnergesteuerte Vermittlungsstellen", sagte Caillaud, "zum Beispiel in Kelsterbach". In diesen Vermittlungsstellen werden Computer die Anrufer sofort speichern und die Leitung wieder freigeben. Für M. ein schwacher Trost. Allerdings hat er wenigstens seine Erklärung bekommen. dac

Keine Problemmüllsammlung

BAD VILBEL. Aufgrund von Entsorgungsengpässen bei der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) findet entgegen bisherigen Ankündigungen der Stadt am 9. Oktober keine Problemabfallsammlung für Gewerbebetriebe statt.

Gederner Parlament berät die Zukunft der Kernstadt

GEDERN. Neue Richtlinien für die Vereinsförderung beraten die Gederner Stadtverordneten am Donnerstag, 8. Oktober, ab 20 Uhr im Weningser Dorfgemeinschaftshaus. In der öffentlichen Parlamentssitzung geht es auch um den Eintritt der Stadt in die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, um die Entwicklung der Kernstadt, um neue Richtlinien für die Sportlerehrung und um einen von der CDU beantragten Malwettbewerb für Kinder. nes

Kassen im Fachhandel klingeln leiser

has FRANKFURT A. M. Der Einzelhandel, der auf flotter laufende Geschäfte im zweiten Halbjahr gehofft hatte, registriert eine ausgeprägte Konsumflaute. Im August mußten die Fachgeschäfte erneut ein beachtliches Umsatzminus hinnehmen, betont der Branchenverband HDE. Nominal sprang in dem Sommermonat ein Minus von drei Prozent im Vergleich zum 91er Zeitraum heraus. Real, also preisbereinigt, belief sich der Rückgang auf mehr als fünf Prozent. An den leiser klingelnden Kassen ändert auch die Tatsache nichts, daß der August diesmal einen Verkaufstag weniger hatte als der Vorjahresmonat.

Deutlich überdurchschnittliche Einbußen verzeichneten Photo-, Textilien- und Musikartikel-Läden. Nominal im Plus lagen im August nur Möbelgeschäfte und der Sortimentsbuchhandel.

Für die ersten acht Monate meldet der Fachhandel einen Umsatzzuwachs von zwei Prozent. Preisbereinigt ergab sich allerdings eine Abnahme um etwa ein Prozent. Die einzelnen Sparten entwikkelten sich dabei wie stets unterschiedlich. Die Extremwerte per Ende August reichen von nominal plus acht Prozent bei Möbeln bis minus sechs Prozent bei Photoartikeln. Ein schlechtes Bild zeigt auch der Radio- und Fernsehhandel.

Im Blickpunkt: Atlanta und andere Olympia-Steuer

Billy Payne hat es immer wieder gesagt, und auch Maynard Jackson ändert seine Meinung nicht. Steuererhöhungen, da sind sich der Organisationschef der XXVI. Olympischen Spiele und der Bürgermeister von Atlanta einig, Steuererhöhungen zur Finanzierung der Sportveranstaltung im Jahre 1996 wird es nicht geben. Speziell in den USA vertreten materiell gesicherte Menschen unerschütterlich den Glaubenssatz, für sein leibliches Wohl sei jeder selbst verantwortlich, weshalb der Staat, da er ja demnach kaum was ausgeben muß, auch nicht viel einzunehmen braucht. Ein Politiker, der ankündigt, eine Abgabenanhebung zu erwägen, schadet seinem Vorwärtskommen erheblich. Sofern im momentanen Präsidentschaftswahlkampf in den Staaten überhaupt über Inhalte debattiert wird, geht es um Steuern.

Auch in Barcelona hält sich offensichtlich die Vermutung, die Bürger hätten wegen der Olympischen Spiele diesen Jahres eine Nachforderung amtlicherseits zu gewärtigen. Dort ist - wie auch in der Südstaaten-Stadt - nämlich die Frage noch nicht schlüssig beantwortet worden, wie die Infrastruktur-Investitionen bezahlt werden. Und der spanische Staat, Katalonien und Barcelona sollen zusammen umgerechnet etwa 6,5 Milliarden Mark für die 92er Spiele ausgegeben haben.

Die Gewinn-und-Verlust-Rechnung von Olympia-Organisatoren bezieht die Kosten für Straßenbau, U-Bahn-Strecken, kosmetische Operationen im Weichbild der Stadt etc. nicht ein; logischerweise nicht, aber es wird auch gerne so getan, als sei die Komitee-Bilanz immer schon die ganze Wahrheit.

Die (vorläufig) 512 Millionen Dollar, die die Mannschaft von Payne für Bauten vorgesehen hat, sollen ausschließlich für Wettkampfstätten und das olympische Dorf ausgegeben werden. Zunächst einmal ist es also Jacksons Problem, wie er sein bis 1996 abzuschließendes Programm "Unsere Stadt soll schöner werden" durchzieht. Und weil Demokrat Jackson seine Wähler nicht mit einer Olympia-Gebühr vergraulen will, sollen nun Geschäftsleute kommunale Investitionen mitfinanzieren.

Die Steuer-Diskussion freilich ist im Grunde im Olympia-Fall unerheblich, denn notwendige (und überflüssige) Erneuerungen und Reparaturen in einer Olympia-Stadt werden allemal mit Mitteln aus öffentlichen Haushalten bezahlt. Ob nun bei normal weiterlaufenden Etats per Sonderabgabe, oder bei zeitweiligen Kürzungen bei den sonstigen Posten, bleibt sich gleich. Vom Himmel fallen die Taler nur im Märchen.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

TG Hanau, Ju-Jutsu Claudia Winter wurde bei erstem Turnier Erste

Beim bundesoffenen Turnier im Ju-Jutsu-Wettkampf in Ludwigshafen, an dem insgesamt 130 Kämpfer teilnahmen, errang die 17jährige Claudia Winter von der TG Hanau den ersten Platz in der Gewichtsklasse bis 64 Kilo. Obwohl dies ihr erster Auftritt auf der Wettkampfmatte war, gewann sie alle drei Kämpfe mit technischer Überlegenheit. "Ein gutes Zeichen für die Ausbildung bei der Turngemeinde", freuten sich ihre Trainer Carsten Farr und Dragomir Markovic.

In der Männer-Klasse bis 75 Kilogramm gelang deren Vereinkameraden Mustafa Kizilay der Sprung auf das oberste Treppchen. Der TGH-Starter dominierte in fast allen seiner Kämpfen klar, lediglich das Finale ging recht knapp für ihn aus. Dieses letzte Quentchen Glück fehlte hingegen Frank Paul, der in der Gewichtsklasse bis 85 Kilo kämpfte. Er mußte sich mit Rang zwei begnügen.

Gleich drei Ju-Jutsu-Kämpfer schickte die TG Hanau bei den Startern über 90 Kilogramm ins Rennen. Hier gewann Jens Gottwald souverän alle vier Kämpfe - drei davor vorzeitig mit technischer Überlegenheit. Markus Marschner landete auf Rang vier und Martin Bach wurde Fünfter. prd

Für junge Leute ist "Europa" keine Frage Somborner Gesamtschüler nahmen erfolgreich an Wettbewerb teil / Interesse wächst

FREIGERICHT. Für Dieter Klein, Lehrer an der Gesamtschule in Somborn "ist das eine sehr positive Sache", und Schulleiter Dr. Willi Müller darf sich über eine Ehrenpreisträgerin in seinem Haus freuen: Beim 39. Europa-Wettbewerb, den die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit dem Europarat und der europäischen Kulturstiftung jährlich ausrichtet, haben gleich zwei Schüler der Somborner Einrichtung Bundespreise erhalten, zwei weitere Landesauszeichnungen gingen ebenfalls nach Somborn.

Während in der Gemeinschaft der Zwölf der Gedanke an die wirtschaftliche Einigung mit einheitlicher Währung zunehmend unter den Folgen der schwächeren Konjunktur leidet und die Skeptiker der Maastrichter Verträge mancherorts Oberwasser bekommen, ist das Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft unter den Jungen und Mädchen an den Schulen nicht nur im Kreis offenbar ungebrochen. Die 18jährige Christine Wiegelmann, die für ihren eingereichten Aufsatz gar den Ehrenpreis des Präsidenten der Kulturministerkonferenz erhielt, mag ein Beispiel für das europäische Bewußtsein der jungen Generation sein.

Sie hatte anhand von Zeitungsausschnitten zum Thema "europäische Einigung" die Probleme dokumentiert und in einem Aufsatz das schwierige Projekt kommentiert. Dieter Klein, der seit zwei Jahren den Wettbewerb für den nationalen Träger, die Europa-Union, in den Altkreisen Schlüchtern und Gelnhausen betreut, lobt die "zukunftsweisenden Gedanken" der Arbeit. Die müssen auch die Jury beeindruckt haben, die der Schülerin aufgrund ihrer Leistung die hohe Auszeichnung zusprach.

Neben Christine Wiegelmann erhielten Tim Schlotthauer von der Somborner Gesamtschule und Fabian Fleck von der Gesamtschule Wächtersbach Bundespreise. Darüber hinaus ehrte das Preisgericht Annette Glatki und Antje Keim von der Gesamtschule Somborn, die seit Frühjahr zu den fünf Europa-Schulen in Hessen zählt.

Daß sich das Preisausschreiben gegen die zahlreiche Konkurrenz von teilweise renommierten Wettbewerben durchsetzen kann und im 40. Jahr des Bestehens immer mehr Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme anregt, ist auch ein Verdienst der Pädagogen an den Schulen. Zugleich gibt die wachsende Teilnahme - im Vergleich zum Vorjahreswettbewerb nahmen knapp 38 Prozent mehr Jungen und Mädchen teil, das sind in Hessen über 8500 Schülerinnen und Schüler - einen Hinweis auf eine andere Jugend, die eine Gemeinschaft der Zwölf begrüßt und Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland als inzwischen selbstverständlichen Teil der Bevölkerung begreift.

Die Bilder, die als Alternative zu den Aufsätzen für das Preisausschreiben eingereicht wurden, dokumentieren dieses Bewußtsein: Häufig prägen Leben und Arbeit ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger die Bilder ebenso wie deutsche.

Die Ausrichtung des Wettbewerbs und die eingereichten Arbeiten haben Dieter Klein nach anfänglicher Skepsis deshalb überzeugt. "Zuerst dachte ich, das sei ein Wettbewerb der sich mit EG-Institutionen in höheren Sphären beschäftigt." Tatsächlich sprechen die von den Organisatoren gestellten Fragen die Lebenswelt der Jungen und Mädchen an, zu der auch zunehmend Asylbewerber gehören. In der Art des Preisausschreibens und in der wachsenden Beteiligung sieht Dieter Klein deshalb eine "ganz große Chance für die Zukunft".

Im Bundesvergleich stand Hessen beim 39. europäischen Wettbewerb nach Teilnahme geordnet auf Platz fünf. Von den über 8500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kommen nach Angaben Kleins 275 Schülerinnen und Schüler aus den Altkreisen Schlüchtern und Gelnhausen.

Inzwischen sind die Unterlagen des 40. europäischen Wettbewerbs unterwegs in die Schulen. In diesem Jahr sollen sich die Jungen und Mädchen mit dem Thema "40 Jahre europäischer Wettbewerb" auseinandersetzen. Nach Worten Kleins werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Preisausschreibens angeregt, sich mit den Lebensverhältnissen vor 40 Jahren im Vergleich zu heute zu beschäftigen. Zwar steht eine gute Beteiligung nach den Erfahrungen für die Organisatoren außer Frage, gleichwohl wünscht sich Klein als Schulbeauftragter des Preisausschreibens mancherorts eine größere Aufmerksamkeit für den Wettbewerb.

Womöglich könnte mit der Vergabe einer Zuständigkeit für den Wettbewerb an den jeweiligen Schulen die Teilnehmerzahl nach deutlich erhöht werden. Denn oft, sagt der Schulbeauftragte, fehle es nur an einer Initialzündung bei Schülerinnen und Schülern, um die Begeisterung für das Preisausschreiben zu wecken. schu

New Yorker Musical Company in Karben

KARBEN. Mit Melodien und Tanzszenen der größten Broadway-Musical-Erfolge gastiert am Samstag, 17. Oktober, zum vierten Mal die Broadway Musical Company aus New York in Karben. Ab 20 Uhr werden im Bürgerzentrum Hits aus "Hair", "West Side Story" oder "Cabaret" erklingen.

Eintrittskarten für das stimmungsvolle Musicalvergnügen sind ab 25 Mark bei der Stadtverwaltung Karben oder bei allen Zweigstellen der Sparkasse Wetterau erhältlich. Plätze können telefonisch unter der Rufnummer 0 60 39 / 4 81 24 reserviert werden. Karten sind auch als Geschenkgutscheine erhältlich. mu

Kreis zieht Stecker raus für Heizungen mit Strom

MAIN-TAUNUS-KREIS. Energie sparen will der Main-Taunus-Kreis. Sechs Schulen, die derzeit noch mit Strom beheizt werden, sollen in Zukunft ihre Wärme aus einer anderen Heizquelle beziehen.

"Das ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem neuen Energiekonzept", teilte Landrat Jochen Riebel (CDU) jetzt mit. Selbiges hatte der Kreistag bereits 1991 angeregt. Unter die Lupe genommen werden sollen folgende Gebäude des Kreises: Graf-Stauffenberg-Schule (Flörsheim), Albert-Schweitzer-Schule (Okriftel), Steinbergschule (Hofheim), Max-von-Gagern-Schule (Kelkheim), Liederbachschule (Liederbach) sowie die Eichwaldschule in Sulzbach.

Eine Fachfirma untersucht, wie von der Stromheizung auf eine ökologisch sinnvollere Energiequelle umgestiegen werden kann. Auch verschiedene Möglichkeiten zum Energiesparen sollen geprüft werden.

Die Kosten für das Gutachten bezifferte Riebel auf 57 000 Mark. Die Hälfte davon erstatte das Land Hessen. Auch an späteren Investitionen beteilige sich das Land. kkü

Falschgeld: Vor dem Heimflug hat die Polizei zugegriffen Schon die Geschenke wurden mit einem falschen Fünfhunderter bezahlt / 27 Monate Haft

Wegen 30 falscher Fünfhundertmarkscheine in seinem Gepäck sah sich ein 36 Jahre alter Türke auf dem Frankfurter Flughafen von der Polizei daran gehindert, zu seiner kranken Mutter zu fliegen. Statt dessen mußte er sich vor dem Frankfurter Landgericht wegen Handels mit gefälschten Banknoten verantworten. Die 29. Große Strafkammer, unter Vorsitz von Richter Heinrich Gehrke, verurteilte den gelernten Automechaniker nun zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten.

Der Angeklagte, der im Zuge einer Familienzusammenführung 1980 nach Deutschland gekommen war, war am 17. September 1991 auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Zuvor hatte er in einem türkischen Kaufhaus in der Mannheimer Straße mehrere elektronische Geräte, Geschenke für türkische Angehörige, mit einem falschen Fünfhunderter bezahlt. Aufgrund der Personenbeschreibung der Verkäufer konnte er anschließend auf dem Flughafen festgenommen werden. In seinem Gepäck fanden die Beamten noch weitere 30 Geldscheine.

Der Angeklagte hatte zunächst angegeben, er habe, ohne zu wissen, daß es sich um Falschgeld handelte, dieses Geld von einem "väterlichen Freund" bekommen, um es für ihn in die Türkei zu bringen. Er habe ihm diesen Freundschaftsdienst auch erwiesen, da er sich gerade Geld für seine Heimreise zur kranken Mutter habe borgen wollen. Er habe dann auch zwei Fünfhundertmarkscheine von seinem "Freund" bekommen.

Doch auch dieser "Kurierlohn", wie der Staatsanwalt vermutete, bestand aus Blüten. Nachdem ihm Vorsitzender Richter Heinrich Gehrke "eindringlich" geraten hatte, endlich die Wahrheit zu sagen, da die Beweislage sehr gegen ihn spräche, rang sich der Angeklagte gegen Ende des Prozesses schließlich zu dem Geständnis durch, er habe sehr wohl von dem Falschgeld gewußt. Ein Türke aus Berlin habe ihn jedoch unter Druck gesetzt, damit er keine Namen verriete. sol

Mittwoch, 7. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Hanneles Himmelfahrt"; Nachtfoyer: 21.30 Uhr, "Verlorene Zeit"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Goldberg-Variationen". Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 43 30: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstsr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a: 20 Uhr, Shy Guys - "Best of . . ."

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis".

Kinder- & Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 20.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Opernplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Rundfunkorchester des Hessischen Rundfunks - "America forever".

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, The House of Love/Catherine Wheel.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Time Out Bluesband.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Stateside Band.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag Disco - African Music.

Bürgerhaus Nordweststadt, Nidaforum 8: 21 Uhr, Salsa-Disco.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The California Kid.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, River Boys.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Sevillanas. Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Love Battery.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, DKK-Combo - Jazz der 40er.

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: 20.30 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Jack Levis am Piano. Literatur Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Lesung Amos Oz - "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels".

Forum der Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 6. Oktober (FR). Anfangs starke Bewölkung und teils Regen, im Norden später Auflokkerungen, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 10 und 15, die Tiefstwerte zwischen 5 und 9 Grad. Aussichten: wenig Änderung. (Siehe auch Lokalteil)

Nach kurzer Zeit wieder eine neue Erzieherin Eltern fühlen sich von Entscheidung überrollt / Alte Kindergarten-Leiterin bleibt nun doch

KELKHEIM. Der Kindergarten der katholischen Kirchengemeinde St. Martin in Hornau ist seit 15. August ohne feste Führung - Pastor Paul Limper und die Leiterin des katholischen Kindergartens St. Franziskus haben die Leitung kommissarisch übernommen, nachdem Gisela Schmitz-Engemann gekündigt hatte. Der Kirchen- Verwaltungsrat präsentierte den Eltern die Lösung des Problems gestern schriftlich. Die alte Leiterin des Kindergartens in der Rotlintallee werde ab 15. Oktober doch weitermachen, außerdem übernehme sie die Gruppe "Maus". Dies sei "nach intensiven Gesprächen mit allen an der Thematik Beteiligten" beschlossen worden.

"Sind wir als Eltern etwa nicht beteiligt?" - FR-Leserin Ulla F. fühlt sich übergangen. "Ich war so froh, daß mein Kind nach den Ferien einen Platz bekommen und sich eingelebt hat", sagt sie. "Und jetzt wird plötzlich die Leitung der Gruppen geändert." Außerdem sei es üblich, daß in den ersten sechs Wochen des Kindergartenjahres ein Elternabend einberufen werde, was aber nicht geschehen sei - trotz wichtiger Veränderungen. Zwar sei im Verwaltungsrat-Schreiben von einem Elternabend die Rede, der Termin sei aber noch offen.

Anlaß zur Aufregung sieht Verwaltungsratsvorsitzender Hansjörg Finkl nicht: "Pfarrer, Verwaltungsrat und Fachstellen des Bistums haben nach der besten Lösung gesucht, die Eltern wurden schriftlich informiert, von den Formalien her ist alles in Ordnung." Mit der Kindergartenleiterin seien die Eltern immer zufrieden gewesen, "es ist gut, daß sie weitermacht", meint Finkl. Im übrigen werde nichts durcheinandergewirbelt, sondern nur die Leitung einer Gruppe geändert.

Auch ein Elternabend sei geplant, "die Entscheidung über die Leitung des Kindergartens ist aber den Gremien der Kirche vorbehalten". pms

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr.

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Stummfilmplakate der Zehner und Zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.); 7. 10. wegen Feiertag Jom Kipur geschlossen. Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags, 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 8. 11.).

Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Emil Schumacher - Retrospektive"; 18.30 Uhr, Vortrag "Pygmalion - Ein Künstlertraum" zur Ausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg:19 Uhr, Führung zum Thema "Kunsthandwerk - Majolika, Textilien, Möbel".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 18 Uhr, Führung zum Thema "Raum & Zeit in der Gegenwartskunst"; 20 Uhr, Werkschau Filme Urs Breitenstein.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Christoph Daniel Schenk (1633-1691): Kampf des Erzengels Michael mit dem Teufel".

Senckenberg Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag zum Thema "Der Urwald von Messel".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Sequenz, Hohenstaufenstr. 8, Tel. 74 56 74: Mo. bis Fr., 10 bis 15 Uhr; Cornelia Franke (bis 9. 10.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Thomas Dahmen - "Bilder & Holzobjekte" (bis 10. 10.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Georg Baselitz - Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Druckgraphik 1964-1988 (bis 10. 10.).

Galerie Schütz, Schöne Aussicht 6, Tel. 28 91 70: Di. bis Fr., 12.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Harald Falkenhagen (bis 10. 10.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18, Sa., 10 bis 14 Uhr; Günther Förg/Meuser (bis 12. 10.).

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 4 94 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F. K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Oktober).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952 bis 1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986 bis 1992" (bis 14. 11.).

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967/68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Oktober).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl., 10 bis 22 Uhr; Ramon Canet - "Abstrakt" (bis 7. 10.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Gabi Michel (bis 9. 10.).

Gallustheater, Kriftler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen; Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr; Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Gemarkungsumgehung wieder auf dem Programm

KÖNIGSTEIN. Der Heimatkundeverein will die Tradition der Gemarkungsumgehung in Königsteins Kernstadt neu beleben. Der erste Gemarkungsgang findet probeweise am Samstag, 17. Oktober, statt. Wenn ein erkennbares Interesse der Bevölkerung da ist, will der Verein die Wanderungen im Jahresturnus wiederholen.

Um 13.30 Uhr fährt ein Bus die Teilnehmer kostenlos vom Busbahnhof/Georg-Pingler-Straße zum Naturfreundehaus. Von dort geht die Umgehung auf Waldwegen talwärts, entlang der westlichen Gemarkungsgrenze bis zum Erdbeerstein.

Jeder Teilnehmer erhält Informationen zur Gemarkung und eine Beschreibung des Weges. Der Heimatverein empfiehlt festes Schuhwerk und gute Kleidung; der Umgang wird bei jedem Wetter unternommen. Von der Bushaltestelle Erbeerstein holt der Bus die Naturfreunde zum Schluß ab und transportiert sie zurück in die Stadt. jom

Wölfersheim: Alles wird teurer Auch der Bürgermeister und Pension für Ex-Bürgermeister

WÖLFERSHEIM. Über die Verwendung von 21,1 Millionen Mark entscheiden demnächst die 29 Wölfersheimer Gemeindevertreter. Es geht um den von Bürgermeister Herbert Bommersheim vorgelegten Nachtragshaushalt für 1992. Obwohl der Verwaltungsbeamte kein Wort darüber verloren hat, verschlechtert sich in diesem Zahlenwerk die finanzielle Lage der einstigen Bergbau-Gemeinde. Aber sie hat noch Reserven: auf 900 000 Mark schätzt Bommersheim die Zinseinnahmen aus Guthaben der Gemeinde. Das ist eine halbe Million mehr als zu Jahresbeginn vorausgesehen.

Andererseits schrumpft das nicht bezifferte Vermögen der 8000-Seelen-Gemeinde um 3,25 Millionen Mark. Geplant war nur eine Rücklagen-Entnahme in Höhe von 1,58 Millionen Mark. Das Geld wird gebraucht, um diverse Kostensteigerungen und Minder-Einnahmen aufzufangen.

Die Gewerbesteuer-Einnahmen sprudeln beispielsweise nicht mehr so kräftig. Mit rund zwei Millionen Mark rechnet die Verwaltung, 400 000 Mark weniger als zu Jahresbeginn erhofft. Die Zuschüsse vom Land Hessen sinken um rund 200 000 auf 1,4 Millionen Mark.

Kostensteigerungen gibt es zuhauf. Die Versorgung der Turnhallen mit Wasser und Heizöl verschlingt beispielsweise 14 000 Mark mehr als geplant. Mit 130 000 Mark extra belastet die neue Flutlichtanlage auf dem Singberg-Sportplatz den Etat. Der Straßenbau schlägt mit 223 000 Mark mehr als ursprünglich geplant zu Buche. 12 000 Mark kostet ein neuer PC- Arbeitsplatz im Rathaus, 2000 Mark ein Sonnenschutz am Erdgeschoß-Fenster des Rathauses. Krankheitsvertretungen und Überstundengelder kosten die Gemeinde mehrere vierstellige Beträge, die vorher nicht eingeplant waren. Die Dienstbezüge des im Gemeindevorstand sitzenden Bürgermeisters wachsen um 12 000 auf 117 000 Mark. Die Versorgungskasse für ehemalige Wölfersheimer Bürgermeister will 52 000 Mark mehr als geplant. Für "Beihilfen, Unterstützungen und dergleichen" fallen im Gemeindevorstand 13 000 Mark an - 5000 mehr als vorgesehen. nes

Sie helfen in der Not: Mobile Dienste für Pflegebedürftige

FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die mobilen Dienste - ob nur vorübergehend oder auch auf Dauer - in Anspruch nehmen wollen. Dazu zählen Hilfe in der Wohnung und beim Einkaufen, ambulante Pflegehilfe und das "Essen auf Rädern".

Die Mitarbeiter der Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste informieren über die Vielzahl der ambulanten Angebote, die Möglichkeiten der einzelnen ambulanten Dienste und helfen, die passende Hilfe zu finden und zu vermitteln. Für die Frankfurter Stadtteile sind die folgenden Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste zuständig:

Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): Hanauer Landstraße 16 a, Telefon 44 20 86 und 44 20 88.

Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl-von-Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;

Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;

Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, Carl- Schurz-Siedlung): Frankfurter Verband, Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;

Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;

Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband, Johanna-Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;

Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;

Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland-Haus in der Wilhelmshöher Straße 34, über Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;

Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, An der Schwarzbachmühle 83 (Goldstein), Telefon 35 60 86.

Höchst (Unterliederbach, Zeilsheim, Sossenheim, Nied): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Windhorststraße 33 I/7, Telefon 30 30 04. jan

Ein konservativer Rebell Tim Robbins' Regiedebüt "Bob Roberts"

FRANKFURT A. M. Aus Bruchstücken, aus einer Legion von Partikeln und Details setzt sich eine Biographie zusammen. Beiläufig fügen sich die Einzelteile zu einer Geschichte. Nüchtern, mit dem Anschein von Sachlichkeit und Objektivität wird das Ganze präsentiert: als Resultat einer journalistischen Recherche. Kein Wunder, daß in Zeiten vorschneller Vergleiche "Bob Roberts" bereits in einem Atemzug mit "Citizen Kane" genannt wird und Tim Robbins manchen schon als der neue Orson Welles gilt.

Gewiß gibt es Parallelen: Auch "Bob Roberts" ist das Regiedebüt eines Schauspielers, der selbst die Titelfigur verkörpert; auch hier wird diese Figur aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet; auch hier bleiben trotz aller Akribie Fragen unbeantwortet. Das letzte große Geheimnis lüftet allein das unbestechliche Auge der Kamera. Dennoch sollte man mit Vergleichen vorsichtig sein: Robbins zum "neuen Welles" zu stempeln, hieße einem Kandidaten die Zweidrittelmehrheit zuzusprechen, der mit einem knappen Vorsprung im ersten Wahlgang zufrieden wäre.

"Bob Roberts" fällt in jenes seltsame Genre, das die Amerikaner fake documentary nennen. Woody Allens "Zelig" und Rob Reiners "This Is Spinal Tap" bilden weitere Beispiele für dieses Zwitter- Kino, das sich der Mittel des Dokumentarfilms bedient, um ein fiktives Sujet so authentisch wie möglich zu präsentieren. Aus dem scheinbaren Widerspruch zwischen "Fälschung" und "Dokument" (schließlich ist jeder Dokumentarfilm ein künstliches Produkt) beziehen diese Filme ihren zumeist subversiven Reiz. Der Wahrheit nähern sie sich über die hemmungslose Lüge.

Tim Robbins hat einen Politiker erfunden, der so unwahrscheinlich ist, daß es ihn längst hätte geben müssen. Bob Roberts ist populärer County-Sänger, knallharter Wall Street-Spekulant und gewiefter Rhetoriker in einem, also der ideale Kandidat für den US-Senat. Im Herbst 1990 geht er im Bundesstaat Pensylvania auf Stimmenfang und gibt dabei dem Begriff Wahlkampftournee eine neue Bedeutung: Jede politische Diskussion funktioniert er zum Musikkonzert um, jeden Bühnenauftritt zum Politspektakel.

Seine Weltanschauung ist so simpel, daß sie problemlos in die Zeilen eines Songs paßt: Gegen die Sozialprogramme der laschen Demokraten, gegen die Faulen, die Linken und die Hippies, die für das Scheitern des amerikanischen Traums verantwortlich seien. Bob Roberts tritt ein für ein anständiges Amerika: Für Sauberkeit und Leistung, für Recht und Ordnung. George Bush wirkt daneben wie ein Waisenknabe.

Ein Filmteam begleitet diesen "konservativen Rebell" während seiner Reise, und wir erleben Roberts stets aus der Perspektive der "dokumentarischen" Kamera - also nur bei seinen öffentlichen Auftritten oder in jenen Momenten, in denen er die Präsenz einer Kamera duldet. Das Geschehen verläuft dabei streng chronologisch, so daß die Illusion einer voranschreitenden Geschichte entsteht. Zugleich kommt "Bob Roberts" daher wie ein abgeschlossener Dokumentarfilm. Die "Handlung" wird immer wieder unterbrochen durch Interviews mit Mitarbeitern, Anhängern und politischen Kontrahenten des Protagonisten. Diese Statements relativieren und korrigieren das Bild, das Roberts von sich selbst zeichnet. Sie sorgen - montiert im Stile eines TV-Features - für eine "ausgewogene" Berichterstattung.

Tim Robbins zelebriert als Regisseur wie als Darsteller einen fröhlichen Zynismus. Der Part des Bob Roberts wirkt wie die diabolische Fortführung von Robert Altmans "The Player", in dem Robbins als aalglatter Filmproduzent brillierte. Robbins hält dem Amerika der Bush-Ära einen Zerrspiegel vor und spart dabei nicht an Spott und Hohn. Mag die Darstellung des politischen Alltags mitunter auch wie eine Karikatur wirken, man hat dennoch nie das Gefühl, es handle sich um pure Übertreibung.

Da ist es auch verzeihlich, daß Wiederholungen - etwa ein zweiter Videoclip, in dem Robbins sich erneut als ausgekochter Politbarde präsentiert - den Film ein wenig aus dem Rhythmus bringen. Verblüffend an "Bob Roberts" ist nicht nur, daß er Ernstes und Erschütterndes mit Leichtigkeit und Komik vorführt, ohne dabei Zusammenhänge ihrer Komplexität zu berauben.

Verblüffend ist vor allem, daß es diesen Film gibt. Da bezieht einer Position, und eine Legion von prominenten Schauspielkollegen begleitet ihn dabei. Es ist schwer vorstellbar, wie der zweite Film von Tim Robbins aussehen könnte. Aber für diesen einen darf man ihm durchaus dankbar sein. - (Eden, Harmonie)

FRANK SCHNELLE

Die Wahl und das Glücksspiel

Die Hauptstraße von Black Hawk schlängelt sich durch das zerklüftete Tal der Rocky Mountains. Doch hinter den wie eine Wildwest-Kulisse anmutenden Häuserfassaden, wo noch vor zwei Jahren die letzten Saloons und Souvenirgeschäfte auf ausbleibende Kunden warteten, ziehen heute Glücksspielmaschinen die Leute zu Tausenden an.

Wenn es in Denver am Fuß der Rockies Abend wird, fährt jetzt so manche Spielernatur in die Berge, um dort in Black Hawk oder Cripple Creek ihr Glück zu versuchen. "Gambling" ist in diesen Bergdörfern nicht nur ein legales Hobby geworden, es ist hier im US-Bundesstaat Colorado auch in aller Munde. Auf die Frage, wofür die Bürger denn im November stimmen werden, erhält der Fremde deswegen überraschende Antworten: "Natürlich für das Glücksspiel", sagt Eric, der Barkeeper im "Gilpin Hotel", der die Drinks ausschenkt. "Gegen das Spielen", sagt die Schallplattenverkäuferin Linda im Nachbarort von Leadville, an dem der Goldrausch des Glückspiels bisher vorbeigegangen ist.

Auf die Idee, daß der Besucher nach ihrem Votum bei den Präsidentschaftswahlen gefragt haben könnte, sind beide erst gar nicht gekommen. Denn hier in den Gebirgstälern des Westens geht es weniger um die Wahl zwischen den fernen Figuren Bush, Clinton und Perot, sondern um das alltägliche Überleben in jener Rezession, gegen die "die in Washington" sowieso nichts zu unternehmen wissen. Da sind konkrete Lösungen, wie die am Wahltag im November ebenfalls zur Abstimmung stehenden Referenda über weitere Glücksspiellizenzen viel interessanter als abstrakte Regierungsprogramme vielversprechender - aber wenig vertrauenswürdiger - Präsidentschaftskandidaten.

"Alle Politik ist Lokalpolitik", so hat es der ehemalige Sprecher des US- Kongresses O'Neill einmal formuliert, und alle Lokalpolitik dreht sich in diesen konjunkturschwachen Zeiten um Arbeitsplätze. Und die wiederum, das kann Eric, der Bartender von Black Hawk, bestätigen, hat das Glücksspiel gebracht. Nur so, mit den Einnahmen aus Lotterien, Pferdewetten und Glücksspielautomaten, glauben viele Gemeinden, verlorengegangene Arbeitsplätze noch ersetzen zu können. Nur so, mit diesem zweifelhaften Gewerbe, glauben viele Bundesstaaten ihre von der Reagan-Regierung geplünderten Budgets wieder ausgleichen zu können. Die in 33 US-Bundesstaaten legalisierten Glücksspiel-Operationen bringen dem Staat jährlich umgerechnet rund 28 Milliarden Mark ein. Dem Roulette Reaganscher Wirtschaftspolitik folgt Blackjack als finanzpolitische Notlösung.

Kein Wunder, daß Präsident George Bush diesmal in dem seit 1968 republikanisch wählenden Colorado um seinen Sieg bangen muß. Hatte er doch 1988 noch Millionen neuer Jobs versprochen, ohne sie liefern zu können. Seit Wochen führt hier in allen Umfragen der demokratische Herausforderer Bill Clinton mit deutlichem Vorsprung, an dem auch der Wiedereintritt des unabhängigen Kandidaten Ross Perot in das Wahlrennen kaum etwas ändern dürfte. Und solange Bush solche "Mountain States" wie Colorado nicht gewinnen kann, stehen seine Aussichten für das Verbleiben im Weißen Haus schlecht.

Dabei war es vor allem der religiös- missionarische Werte-Konservativismus des letzten republikanischen Parteitages, der in Colorado selbst konservative Hinterwäldler verprellt hatte. "Ich laß mir doch von diesen Hohepriestern nicht meine Werte vorschreiben", empört sich Bill Webster. Wen er wählen wird, weiß er, der 1988 noch für Bush gestimmt hat, heute noch nicht. Seine Stimme für die Freigabe des Glücksspiels aber ist beschlossene Sache. ROLF PAASCH (Colorado)

Emnid-Studie: Die Frankfurter sind am wenigsten fremdenfeindlich Umfrage zum regionalen Zusammenhalt zeigt interessante Einzelergebnisse / Wohnungsnot viel bedrückender als Kriminalität

"Nur" elf Prozent der Frankfurter Bürger halten den hohen Ausländeranteil in ihrer Stadt für bedenklich. Dagegen sehen in der Nachbarstadt Offenbach - wo ebenfalls rund ein Viertel der gemeldeten Einwohner keine Deutschen sind - über 31 Prozent in den Ausländern ein Problem. Die Frankfurter bedrücken viel eher Wohnungsnot (54 Prozent), Umweltverschmutzung (46), Verkehr (27) und Kriminalität (23). Ein überraschendes Vergleichsergebnis zeigt, daß die Darmstädter mit 44 Prozent weit mehr Angst vor kriminellen Übergriffen haben, als die Einwohner der "Hauptstadt des Verbrechens", wie Boulevardblätter Frankfurt gern nennen. Dies sind einige von vielen interessanten Einzelergebnissen, die das Bielefelder Sozialforschungsinstitut Emnid im Auftrag der Städte Mainz, Offenbach und Wiesbaden, des Rheingau- Taunus-Kreises sowie des Frankfurter Umlandverbandes (UVF) ermittelt hat.

Der UVF gab gestern den zweiten Teil der Auswertung bekannt, nachdem schon im Juni erste Zahlen aus einem gröberen Raster veröffentlicht worden waren. Befragt wurden insgesamt 1522 Menschen in der Region Rhein-Main, über die sich die Auftraggeber "ein Bild" machen wollten. Weitere 1727 Personen gaben zudem in den alten und 502 in den neuen Bundesländern Antworten zu ihrer "Fernsicht" auf das Rhein-Main-Gebiet.

Zu den Antworten, die vor allem für Politiker, Planer und Soziologen aufschlußreich sind, gehören auch die, nach denen fast die Hälfte der Neubürger aus beruflichen Gründen nach Frankfurt gekommen sind, daß fast ebenso viele Bewohner der Mainmetropole (43 Prozent) lieber in einer anderen Region leben würden und daß 62 Prozent der Frankfurter den Bau von Wohnungen auch dann befürworten, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft Grünflächen geopfert werden müßten. Während diese Zahl in Wiesbaden (60 Prozent) fast erreicht wird, würden nur 32 Prozent der Offenbacher solchen Kompromissen zustimmen.

"Unterstützen Sie das politische Ziel, weitere, zusätzliche Arbeitsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen ?" wollte Emnid unter anderem wissen. Auch hier sind die Frankfurter, die schon die meisten Arbeitsplätze der Region stellen, die stärksten Befürworter: zu 81 Prozent. In Wiesbaden (72), Mainz (73), Darmstadt (69) und Offenbach (47) mochten weit weniger weiterer Ansiedlung von Industrie und Gewerbe zustimmen.

Die Ergebnise der Umfragen machen vor allem deutlich, daß die Großstadt Frankfurt bei den - zum großen Teil aus der Stadtkasse subventionierten - Kultur- und Freizeitangeboten im hohen Maße Leistungen für das Umland bringt. Ein gutes Viertel der befragten Darmstädter beispielsweise besucht regelmäßig in Frankfurt Museen, Ausstellungen, Theater- oder Konzertaufführungen. Selbst aus der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz zieht es 26 Prozent in Frankfurter Sportveranstaltungen und 25 Prozent in die Museen. Nur sieben von 100 Darmstädtern (in Mainz sind es neun) arbeiten dagegen hier.

Die Frankfurter bleiben indessen ihrer Stadt - vor allem wegen des breiten Angebots - beim Einkaufen oder Ausgehen treu. Nur ein geringer Teil zwischen vier und fünf Prozent fährt zum Shopping und Essen in das elegante Wiesbaden.

Wie groß Frankfurts Anziehungskraft ist, zeigt auch ein anderes Beispiel: die Mainzer zeigen eher die Bankencity (49 Prozent) als die eigene Domstadt her (27), wenn sie Besuchern die Attraktionen der Region vorstellen wollen. Einer der Anziehungspunkte ist unterdessen die früher vielgeschmähte Frankfurter Hochhauskulisse geworden.

Die Nachrichtenagenturen verbreiteten gestern vor allem die Erkenntnisse, daß anderen Bundesbürgern zu Frankfurt vor allem Kriminalität, Flughafen, Banken und Messen einfallen. Als "Stärke" würden Weltoffenheit und ein relativ günstiger Arbeitsmarkt genannt. Was nicht berichtet wurde: die Frankfurter haben das ausgeprägteste "Stadtteilgefühl". Dabei war es den Auftraggebern der 150 000- Mark-Umfrage vor allem um Erkenntnisse über den regionalen Zusammenhalt gegangen. Aber nur 17 Prozent der Befragten sind bisher ganz sicher, daß Rhein-Main eine "einheitliche Region" ist. cg

Lastwagen bringt Hilfe für russische Jugendliche

BAD VILBEL. Bereits zum dritten Mal hat das Berufsförderungswerk Frankfurt mit Sitz in Bad Vilbel eine Hilfsmittelsendung zur Polytechnischen Schule von St. Petersburg geschickt. Mit der Schule, in der etwa 300 behinderte Kinder und Jugendliche eine zumeist handwerkliche Ausbildung erhalten, unterhält die Bad Vilbeler Rehabilitationseinrichtung seit 1990 eine Partnerschaft.

Mit Unterstützung des Berufsbildungszentrums für Berufskraftfahrer in Schöffengrund konnte jetzt ein 20-Tonnen- Lastwagen mit Kleidung, Büro- und Unterrichtsausstattung (Rechenmaschinen, Zeichentische) nach Rußland geschickt werden. Mit zur Ladung wurden aufgrund der schlechten Versorgungslage in St. Petersburg Lebensmittel, Vitamintabletten und Süßigkeiten im Gesamtwert von 6300 Mark gegeben.

Die Hilfeleistung soll damit noch nicht beendet sein. Mitarbeiter/-innen und Rehabilitanten/-innen in Bad Vilbel bereiten schon die nächste Aktion vor, teilt die Berufsförderung mit. mu

Politiker ins Spiel gebracht Altenburger Raritäten im Marburger Kulturamt ausgestellt

MARBURG. Als Bankrotterklärung des menschlichen Geistes galt dem in derlei Dingen eher humorlosen Philosophen Arthur Schopenhauer das Kartenspiel. Andere erlauchte Geister sind hingegen bekannt als glühende Anhänger des geselligen Zeitvertreibs, und von Schiller ist gar der Satz überliefert, der Mensch sei "nur da vollkommen Mensch, wo er spielt". Staat und Klerus jedoch waren die bunten Spielkarten von alters her suspekt.

Die erstmalige Erwähnung des Kartenspiels in Europa, 1376 in Florenz, war denn auch gleich ein Verbot. Aber das Volk ließ sich seinen Spaß an den "Gebetbüchern des Teufels" dadurch nicht verderben. Auch immer wieder angeordnete öffentliche Verbrennungen trugen allenfalls zum besseren Umsatz der Kartenmacher bei.

Das thüringische Altenburg ist weltweit bekannt als Stadt der Kartenmacher, wo schon seit dem 16. Jahrhundert Spielkarten hergestellt werden. Zu DDR-Zeiten wurde zuletzt die Hälfte der über zehn Millionen jährlich produzierten Kartenspiele exportiert. Gewissermaßen als eine der letzten Nachwehen der Landesausstellung "Hessen und Thüringen" präsentiert derzeit das Marburger Kulturamt eine kleine Ausstellung mit Exponaten aus dem Altenburger Spielkartenmuseum.

Die Auswahl reicht von Raritäten wie einigen bisher unveröffentlichten seltenen Druckbögen aus dem 19. Jahrhundert bis zu jüngsten Altenburger Produktionen, etwa dem "Politiker-Skat" mit Karikaturen ehemaliger SED-Größen von 1990. Vertreten ist die schöne "Leipziger Messekarte" von 1897 ebenso wie ausgesprochen züchtige Pin-up-Karten aus den sechziger Jahren, die bei Kindern heißgeliebten Tier-Peter-Spiele oder Spielkarten, die als Werbeträger zum Beispiel für Schweinemastfutter, Weinessig oder die Sächsische Feuerversicherung in Zwickau dienten.

Ob nun die alten Perser, Inder oder Chinesen das Kartenspiel "erfunden" haben, darüber grübeln die Gelehrten noch. Sein Siegeszug um die ganze Welt in unzähligen optischen und spieltechnischen Varianten ist indes unbestritten. In Hessen, genauer in Frankfurt, wird 1392 übrigens auch der erste deutsche Kartenmacher urkundlich erwähnt. Die Erfindung von Holzschnitt-Technik (um 1400) und Kupferstich (um 1440) beschleunigte die rasche Ausbreitung der anfangs handgemalten und deshalb teuren Karten beträchtlich. Dem Kartenmacher-Handwerk machte ab 1800 jedoch die Einführung der Lithographie den Garaus. Und heute schließlich plagt sich auch die Altenburger Spielkartenfabrik mit einem Ex-Inhaber aus dem Westen, der sein früheres Eigentum zurückfordert.

Nie waren die Karten nur unterhaltsames Spiel, sondern so manches Mal auch zeitgeschichtliche Dokumente, etwa als nach der Französischen Revolution Dame, Könige und Buben als feudalistische Relikte aus den Kartenspielen verbannt wurden. Auch zum Wissenserwerb werden sie schon lange benutzt, seien es nun Serien über Astronomie, Botanik und Wappenkunde oder die schier unübersehbare Fülle belehrender Spielkarten für Kinder über Märchen, heimisches Gemüse oder "unsterbliche Dichter". Selbstredend prangen auf deren Titelbild die thüringischen Renommierautoren Goethe und Schiller.

Aber selbst für Zeitgenossen ohne Faible für Bildung oder Kartenspiel bieten die bunten Bildchen allerhand Möglichkeiten zum Amüsement: als Sammelobjekte, zum Wahrsagen und Zaubern. Und wer hätte noch kein Kartenhaus gebaut...

Wem der kleine Appetithappen in Marburg nicht ausreicht, der sollte sich gleich auf den Weg ins ostthüringische Altenburg machen, um dort einen Streifzug durch die Kulturgeschichte der Spielkarte zu unternehmen. Auf mehreren hundert Quadratmetern finden sich im Museum der auch als Wiege des Skats bekannten Kartenmacherstadt neben papierenen Exponaten aus aller Welt auch Kuriositäten wie Spielkartenputzmaschinen und Mischapparate. Wer das köstliche Skatblatt "Hurra Deutschland" mit Kanzler Helmut Kohl als König, Genschman, Boris Becker und sonstiger Prominenz ergattern will, muß sich wohl ohnehin nach Altenburg bequemen. "Die sind im Westen kaum zu kriegen", heißt es beim Marburger Kulturamt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Oktober in der Brüder-Grimm-Stube am Marburger Marktplatz zu sehen, Öffnungszeiten: Täglich (außer montags) 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr.

ANDREA TERSTAPPEN

Ein 22jähriger Hanauer jüngstes Rauschgiftopfer

HANAU. Die Polizei hat den Mann identifizieren können, dessen Leiche am Montag morgen in einer Toilette des Vinzenz-Krankenhauses gefunden worden war (die FR berichtete).

Es handelte sich um einen 22 Jahre alten Hanauer, der sich auf Hafturlaub befand und der Polizei als Rauschgift-Konsument bekannt war. Die Obduktion ergab eine Überdosis als Todesursache. az

Empfang im 87. Land Ram Chandra Biswas radelt

"Nigeria, Burundi, Uganda, Kenia, Zaire, Tunesien . . ." Ram Chandra Biswas rattert die letzten Stationen seiner "World Tour for Peace" herunter. "Gut, gut", meint Polizeipräsident Karlheinz Gemmer lachend, "da könnten wir ja den ganzen Nachmittag verbringen." Seit dem 21. April 1982 radelt der 35jährige Inder durch die Welt. Jetzt machte er im Frankfurter Polizeipräsidium Station. 87 Länder hat der kleine drahtige Mann bis jetzt besucht, von der Antarktis bis nach Norwegen und Grönland; weitere 69 Länder hat er noch auf seiner Liste, bis er 1998, nach 16 Jahren im Sattel, nach Indien zurückkehren will. Noch immer reist Biswas auf demselben Fahrrad, nur den Sattel hat er inzwischen mit Fell überzogen.

Polizeipräsident Gemmer überreichte dem Inder eine kleine Urkunde, die ihm seinen Aufenthalt in Frankfurt bestätigen wird. "Normally", meinte Gemmer, habe er für solche Gelegenheit "a thing called Bembel", aber das Apfelweingefäß sei etwas zu schwer für einen Radfahrer.

Mit der Audienz befindet sich die Frankfurter Polizei in bester Gesellschaft: Geir Lundestach, Sekretär des Stockholmer Nobelpreiskomitees, hat den 35jährigen Inder empfangen und die City of New Orleans hat ihn zu ihrem Ehrenbürger gemacht.

Ram Chandra Biswas hat, wie er sagt, "ein Gelübde abgelegt, daß ich mein Leben für Gott, den Weltfrieden und die Liebe opfern will", sagt er. Er radelt gegen Drogen, gegen den Atomkrieg, gegen die Ehescheidung und für Frieden und Liebe. Seine Erfahrungen: "Ich habe nie schlechte Menschen getroffen, bin nie beraubt oder überfallen worden." Wo er auch hingekommen sei, seien die Menschen gastfreundlich gewesen. Ein Polizeibeamter hatte da - hörbar - größte Zweifel . . . mku

VHS bietet Reise in den Nahen Osten an

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Studienreise zu den geschichtlich und kulturhistorisch bedeutenden Stätten Jordaniens, Israels und des Sinai bietet die Kreisvolkshochschule vom 24. Februar bis zum 7. März an. Stationen der Reise sind unter anderem Amman, Jerusalem, Aqaba und Eilat.

Die Route verfolgt auch Spuren der Römer- und Raubritterherrschaft, des Judentums und des Islam.

Im Reisepreis von 2650 Mark sind Flug, Transfers, Reiseleitung und Unterkunft enthalten. Die Teilnehmerzahl ist auf 27 Personen beschränkt.

Anmeldung (letzter Termin am 1. Dezember) und weitere Informationen bei der Kreisvolkshochschule, Rückertstraße 10 in Hanau, Telefon 0 61 81 / 292-239. gf

Wächtersbach, Lieblos und Steinau gaben bei der Pokalrunde des Turngaus Kinzig den Ton an Die Kleinsten hatten die größte Konkurrenz Frauenteam des TV Oberrodenbach wieder einmal alleine / Männliche Jugend schwach besetzt

Während es im Erwachsenen- und A- Jugendbereich im Turngau Kinzig mehr und mehr bröckelt, so haben die Jüngsten bei der Gaupokalrunde doch erfreuliche Zahlen zu verbuchen. Sieben Mannschaften meldeten bei den Jungs in der Altersklasse 1982 und jünger. Und wenn auch nicht alle Mannschaften bis zum Ende, das heißt alle drei Runden, durchstanden, so zeigte sich zumindest, daß jede Menge kleine Turner da sind. Ebensoviele Mannschaften starteten auch bei den Mädchen dieses Alters. Allerdings verteilten die sich auf zwei Wettbewerbe. Bei den Frauen hingegen, in den Leistungsstufen 6 bis 8, turnte wieder einmal ein einsamer TV Oberrodenbach, in der männlichen Jugend A erging es dem TV Wächtersbach genauso. Insgesamt gaben Wächtersbach, Lieblos und Steinau den Ton an.

Bei den Turnerinnen setzten sich die Wächtersbacherinnen gleich dreimal durch, recht deutlich, und werden daher auch mit drei Mannschaften auf Landesebene vertreten sein. In der L4/L5 verwiesen sie mit 190,50 zu 167,95 Punkten den TV Oberrodenbach auf Rang zwei. Herausragend war hier die hessische Siegerin dieser Wettkampfklasse Angela Giesel, die mit 13 Jahren zudem die Jüngste im Siegerteam ist. In den Leistungsstufen 4 und 5 (78 und jünger) hatte mit 157,45 zu 138,85 Punkten der TV Steinau das Nachsehen. Und in den L-Stufe 4 gab es gar einen Wächtersbacher Doppelsieg. Bei den Jüngeren, die ihre beiden Wettkämpfe nur auf Gauebene austragen, dominierte jeweils der Nachwuchs des TV Steinau. Der TV Oberrodenbach sammelte bei den Frauen 203,25 Punkte und will mit der hessischen Einzel-Siegerin dieses Jahres Ute Helmling nun auch den Mannschaftsgewinn auf Landesebene sichern.

Ohne Konkurrenz schlug sich der TV Wächtersbach durch die M-Stufen 4 bis 6 der Jahrgänge 74 und jünger. 245,60 Punkte sammelten die Jugendturner A aus der Messestadt während ihrer drei Auftritte. Auch gegen den TV Lieblos im Sechskampf der B-Jugend (76 und jünger) wollte keiner antreten. Sie verbuchten insgesamt 103,0 Punkte. Wesentlich interessanter war es dann schon für die Schüler im Wettkampf 2 (M3-M5). Vier Teams bekundeten hier ihr Interesse am Gaupokal, der schließlich mit 192,85 Punkten an den TV Lieblos ging. Wächtersbachs Jüngste schließlich setzten sich bei den Zehnjährigen (M1-M3) mit Simon Kaiser als stärksten Einzelturner an die Spitze des Siebenerfeldes. 90,45 Punkte sammelten die Wächtersbacher, Zweite und Dritte wurden die beiden Mannschaften des TV Lieblos. Bei den hessischen Mannschaftswettkämpfen werden die stärksten Einzelturner unter der Flagge der KTV Main-Kinzig starten. ih

Ein "Runder Tisch" für die Streuobstwiesen Gütesiegel könnte die heimischen Äpfel fördern

Als die Stadt vor einigen Monaten die Streuobstwiesen in Frankfurt zu "geschützten Landschaftsbestandteilen" erklärte, glaubten nicht wenige Naturschützer, daß der Niedergang dieser Biotope gestoppt werden könnte. Mittlerweile ist klar: Die Streuobstwiesen bleiben nach wie vor weitgehend sich selbst überlassen.

Auf Initiative verschiedener Umweltverbände hat sich deshalb ein "Runder Tisch" etabliert, der jetzt sein Konzept zum "Biotop-Management" vorstellte. Als Hauptproblem hat der "Runde Tisch", dem neben den Naturschutzverbänden unter anderem das Umweltamt, Apfelweinwirte, Keltereien und Landwirte angehören, den miserablen Marktpreis für Äpfel ausgemacht. Für zur Zeit 16 Mark pro Doppelzentner "macht kein Landwirt den Rücken krumm", sagte Matthias Muncke vom Umweltamt. Zwar stelle die Stadt jetzt pro Jahr 80 000 Mark zur Verfügung, um die Eigentümer zur Pflege ihres Baumbestandes zu motivieren, doch das "reicht bei weitem nicht aus".

Deshalb wird unter anderem über ein "Gütesiegel" für "Apfelwein aus Frankfurter Streuobstwiesen" nachgedacht. Die Stadt oder ein noch zu gründender Trägerverein des "Runden Tisches" könnten diese Siegel vergeben und müßten kontrollieren, daß der Apfelwein tatsächlich

aus Frankfurter Äpfeln gekeltert wird. Der Haken an der Sache: Das neue "Stöffche" müßte deutlich teurer als die gängigen Marken sein, um den Landwirten einen attraktiven Preis für ihre Äpfel anbieten zu können. Die Keltereien und auch Kreislandwirt Walter Cornel sind deswegen skeptisch. "Wir würden das Siegel im Prinzip schon unterstützen", sagte Günter Possmann, "aber ich glaube nicht, daß wir eine ausreichende Menge Äpfel zusammenbekommen."

Vielversprechender scheint daher ein anderes finanzielles Engagement der Keltereien zu sein. Nach Angaben des Umweltamts haben mittlerweile etwa zehn größere Keltereien selbst Streuobstwiesen gepachtet und sorgen dafür, daß das Gras gemäht, wuchernde Büsche gestutzt und die Bäume regelmäßig geschnitten werden. In bislang bescheidenem Umfang machen auch Sponsoren Geld für die Wiesenpflege locker.

Trotzdem liegen noch etliche Flächen brach, etwa in Schwanheim oder im Sossenheimer Feld. Ehrenamtliche Helfer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) oder der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) sind zwar ständig im Einsatz, doch müßte die Bevölkerung nach Ansicht des "Runden Tisches" zum Beispiel über Baumpatenschaften stärker in den Wiesenschutz eingebunden werden.

Hierfür soll auf verschiedenen Wegen geworben werden. Im Gespräch ist unter anderem ein Informationszentrum Streuobstwiesen. vo

Sparvorhaben durch Kommunen Erst ab 1993 wird Geld aus der Grundwasserabgabe bezahlt

WIESBADEN. Erst vom Frühjahr 1993 an werden Gelder aus der "Grundwasserabgabe" bezahlt, die das Land seit Juli zweckgebunden für Grundwasserschutz von den Wasserwerken erhebt. Zunächst wird den Kommunen und Industriefirmen eine Frist bis zum 1. März eingeräumt, um Mittel aus dem bis dahin mehr als 50 Millionen Mark umfassenden "Topf" zu beantragen. Das teilte Umweltminister Joschka Fischer mit.

Bis Ende September waren schon die ersten 22 Millionen Mark aus der Abgabe beim Land eingegangen (zunächst zwischen 20 und 50 Pfennig pro gefördertem Kubikmeter Wasser); 30,1 Millionen sind für 1992 im Haushalt veranschlagt, 1993 dann 110 Millionen Mark.

Weil nur ein kleiner Anteil dieser Summen (rund zehn Prozent) für Maßnahmen auf Landesebene bestimmt ist, der größere Rest aber zu 75 Prozent an Kommunen und zu 25 Prozent an Firmen gehen soll, sieht das Umweltministerium zunächst die Notwendigkeit für ein ausführliches Antragsverfahren.

Kommunen, die einen Antrag auf Gelder aus den Wasserschutzabgaben stellen, sollen dann zunächst einen Sockelbetrag und zusätzlich entsprechend der Einwohner- und Beschäftigtenzahl eine "Pauschale" bekommen können. Daraus sollen sie eigene Vorhaben finanzieren (Anlagen zur Regenwassernutzung, Installation von Brauchwassersystemen und anderen Anlagen zur Senkung des Trinkwasserverbrauchs, finanzielle Anreize für Bürger zum Einbau von Regenwasseranlagen sowie generell Bürgeraufklärung).

Für besonders teure Projekte können daneben auch weitere Zuschüsse (in der Regel 60 bis 80 Prozent der Kosten) beantragt werden. Genaue "Förderrichtlinien" für die Kommunen sollen demnächst im Staatsanzeiger bekanntgemacht werden.

Eigene Richtlinien für Industrie- und Gewerbebetriebe werden vorbereitet, bedürfen aber dann noch der Zustimmung der EG in Brüssel. Das für Privatfirmen vorgesehene Geld soll solange beim Land reserviert bleiben. me

Ein musikalisches Abenteuer für Frauen

BAD VILBEL. Zu einem musikalischen Abenteuer lädt die Kreisvolkshochschule Frauen ein, die Lust haben, sich singend und spielend ihrer musikalischen Wurzeln bewußt zu werden. "Spielen unterm Hollerbusch - Frauen spielen ihre Musik" lautet der Titel des Kurses, der am Samstag und Sonntag, 18. und 19. Oktober, jeweils ab 9 Uhr im Bürgerhaus Heilsberg stattfindet.

In der ganzen Welt habe die Musik bei rituellen Festen zu Ehren von Göttinnen eine wichtige Rolle gespielt, heißt es in der Ankündigung. In diesen alten Traditionen und Bräuchen hätten Frauen ganz selbstverständlich die Position von Musikerinnen eingenommen. Als solche hätten sie die Musik auch immer wieder in enger Verbundenheit mit dem Rhythmus der Natur in den Lebensalltag einbezogen. Heute, so die VHS, fingen Frauen wieder langsam an, sich diese Kraft zurückzuerobern.

Die Teilnahme an dem Kursus kostet 40 Mark. Anmeldungen unter Telefon 0 60 31 / 8 38 40 oder 8 38 41. mu

Im Blickpunkt: Gauck-Behörde Amt zwischen allen Stühlen

"Zwischen den Stühlen" sei wohl "der Ort, wo der Bundesbeauftragte qua Amt zu sitzen hat". Joachim Gaucks lakonische Zusammenfassung seiner nun zweijährigen Tätigkeit als oberster Stasi-Aktenverwalter der Bundesregierung hat durchaus aktuellen Bezug. Die nach ihm benannte Behörde ist mal wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten: Die Berliner Staatsanwaltschaft hat beim Oberverwaltungsgericht der Hauptstadt Klage gegen sein Haus eingereicht, um die Herausgabe von Stasi-Akten zu erzwingen. Und auch Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) wird nicht müde, seine Klage-Androhungen gegen die Behörde fast täglich zu wiederholen. Die Berliner Justiz und die Bundesbehörde liegen seit längerem im Clinch um die Verwendung und Verwertung der Stasi-Akten. Bereits im Sommer hatte die Staatsanwaltschaft beim Berliner Kammergericht einen Antrag auf Durchsuchung der Stasi- Archive gestellt, um so schneller an Materialen zu kommen, die zur Bekämpfung der sogenannten Regierungs- und Vereinigungskriminalität wichtig sind. Der Antrag wurde abgelehnt. Der Streit ging weiter.

Es ist ein Streit um brisantes Material: Bei der in Berlin eingerichteten "Zentralen Ermittlungsstelle Regierungs- und Vereinigungskriminalität" (ZERV) hält man die vorhandenen 202 Kilometer Stasi-Akten nämlich für eine "große Sammlung strafprozessualer Verdachtsmomente und Beweismittel". ZERV-Chef Manfred Kittlaus wies schon im Juli darauf hin, daß seine Ermittler "bei Auswertung dieser zwingend zu nutzenden Erkenntnisquellen (. . .) unter erheblichem zeitlichem Druck" stünden. Ein Druck, der in der mühevollen Arbeit der sich immer noch in Aufbau befindlichen Behörde nicht eben ein Ventil findet. Trotz guten Willens der Gauck-Mitarbeiter, so sagt Kittlaus, seien die Verzögerungen nicht hinzunehmen.

Was für die Öffentlichkeit gelegentlich wie böser Wille aussieht - dafür kann die Gauck-Behörde gute Gründe angeben. Sie sind sämtlich im Stasi- Unterlagengesetz nachzulesen. Schließlich, so argumentiert Gauck, "sind wir doch die Letzten, die verhindern wollen, daß es zu einer juristischen Aufarbeitung kommt". Doch das Stasi-Unterlagengesetz verhindert zunächst einmal die Herausgabe von Originalen - auch deshalb, weil die Stasi-Aufzeichnungen nicht nur von der Justiz, sondern primär zur Rehabilitierung der Opfer genutzt werden sollen. Vor den ausgehändigten Kopien aber sitzen die Strafverfolgungsbehörden oft wie der Uhrmacher, dem man Boxhandschuhe angezogen hat. Um die "überwiegend schutzwürdigen Belange" von Personen zu wahren, die im grenzenlosen Stasi-Beobachtungseifer in die Akten gerutscht sind, sind auf den Kopien sämtliche Namen Dritter geschwärzt. "Das Persönlichkeitsrecht von Opfern und das Dritter" müsse gewahrt bleiben, erläutert Hansjörg Geiger, Direktor der Gauck- Behörde, die oberste Handlungsmaxime des Amtes. Ein Dilemma: Denn die vielen schwarzen Striche in den Akten überzeugen Datenschützer, für die Ermittlungen der ZERVler sind sie allerdings "sehr hemmend".

So sieht man der bereits abgegebenen "Beschleunigungs-Klage" seitens der Berliner Staatsanwaltschaft genauso gelassen entgegen wie den fortwährenden Klage-Androhungen Manfred Stolpes (IM "Sekretär"). Stolpe fühlt sich ungerecht behandelt, weil die Gauck-Behörde immer nur für ihn heikles, nie aber entlastendes Material an den Potsdamer Untersuchungsausschuß verschickt habe. Das freilich, gibt man in der Gauck-Behörde zu bedenken, sei auch nicht der Untersuchungsauftrag gewesen.

Gauck: "Der Auftrag besteht nicht darin, ein Persönlichkeitsbild des Herrn Stolpe anzufertigen." Und auch Stolpes Argumentation, er wolle sich mit juristischen Mitteln Zugang zu eben jenem Entlastungsmaterial verschaffen, kann man seitens der Gauck-Behörde mit gesetzlichen Bestimmungen kontern: Mehr als seine Personalakte darf Stolpe schon wegen der für Inoffizielle Mitarbeiter geltenden Bestimmungen aus dem Stasi-Unterlagengesetz nicht einsehen. Die aber hat er sich schon angeschaut.

Im Hause Gauck will man denn auch nicht so recht daran glauben, daß Stolpe seinen Schritt wahrmacht. Auf die Frage, ob die Klage schon eingegangen sei, antwortete der für seine vorsichtigen Formulierungen bekannte Gauck am Dienstag: "Ich möchte beinahe sagen: Selbstverständlich nicht." AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

Telekom will ihr Soll im Osten übertreffen

doe FRANKFURT A. M. Die Telekom sieht sich in den neuen Bundesländern gut im Rennen: Das für 1992 angepeilte Ziel, 600 000 Telefonanschlüsse in der Ex- DDR einzurichten, werde "mindestens erreicht" werden, sagt Vorstandschef Helmut Ricke. Bis Ende August seien 350 000 Neuanschlüsse realisiert worden.

Der Manager eröffnete gestern das dreitägige Kundenforum des Fernsprechriesen in Dresden. Über die Ost-Aufbauleistung der Telekom schwelt seit Monaten ein Streit zwischen dem Unternehmensvorstand und dem Verband der Postbenutzer, der das Soll des Staatsunternehmens im vergangenen Jahr nicht erfüllt sieht. Nach offiziellen Angaben hat Telekom 1991 in der Ex-DDR 550 000 Anschlüsse geschaltet - dies wären 50 000 mehr als ursprünglich angekündigt. Gleichwohl ist der Bestand nur um 450 000 Einheiten gewachsen, da 100 000 vorhandene Nummern lediglich neu vergeben wurden.

Auch im laufenden Jahr werde die Telekom nur "einen Tropfen auf den heißen Stein" träufeln, unkt Postbenutzer-Verbandschef Wilhelm Hübner: "Die Wartelisten werden immer länger." Auch Vorstandschef Ricke bestreitet nicht, daß die Erfüllung des Traums von einem eigenen Telefon für manchen Ostdeutschen noch eine Weile dauern kann: Bei etwa zwei Millionen Anträgen für Fernsprecher werde der Auftragsberg nur langsam kleiner. Doch wolle sein Haus deutlich vor 1997 jenseits von Elbe und Werra den gleichen Leistungsstand wie in den alten Bundesländern schaffen.

Plutonium-Dämmerung

Je schrecklicher die Realität, um so größer das Bemühen, blumige Worte dafür zu finden. Auch die Japaner sind Meister im Verhüllen. Sie wollen mit ihrem Schiff "Morgendämmerung" insgesamt rund 30 Tonnen Plutonium aus Frankreich zum schnellen Brüter "Gott der Weisheit" bringen. Falls sie durch die internationalen Proteste nicht noch gestoppt werden, wird dies der größte Transport aller Zeiten - mit dem gefährlichsten Material, das das Atomzeitalter aufzubieten hat. Tschernobyl, die Exxon- Ölkatastrophe in Alaska wären Harmlosigkeiten gegen das, was die Welt bei einem Unfall der "Morgendämmerung" zu erwarten hätte.

Plutonium strahlt Jahrtausende und reagiert heftig mit Wasser und Luft. Ein Gramm kann bis zu eine Million Lungenkrebsfälle auslösen. Eine gewaltige Todeszone entstünde weithin um den Unglücksort. Nicht auszudenken auch, was geschähe, wenn das Schiff überfallen würde. Die erste Ladung von einer Tonne Plutonium reicht für 120 Atombomben.

Die Proteste der Staaten entlang der Route scheren Tokio bislang wenig. Es gibt keine Regelung über das Anlaufen von Nothäfen bei einem Unfall. Falls eine solch "unwahrscheinliche" Situation entstehe, werde Tokio sich rechtzeitig mit den betroffenen Regierungen beraten.

Angesichts des dreisten Übergehens aller Warnungen muß die internationale Staatengemeinschaft rasch Wege finden, wie solche Hasardeure gestoppt werden können. Weil Großtechnologien global wirken, dürfen nicht länger einzelne Staaten beschließen, welches Risiko die anderen zu tragen haben. kal

Radler floh nach dem Zusammenprall

ERLENSEE. Radfahren mit Walkman ist verboten, Auto- und Motorradfahren erst recht. Ein etwa 16 Jahre alter Radler wußte das offensichtlich, denn er floh, nachdem er einen Unfall verursacht hatte - obwohl er sich dabei erheblich verletzte.

Der Vorfall trug sich bereits am Mittwoch vergangener Woche zu: In der Rhönstraße in Rückingen rammte der Radfahrer - durch dröhnende Knöpfe in den Ohren vermutlich abgelenkt - ein parkendes Auto und schlug dabei so heftig auf die Windschutzscheibe, daß das Glas zersplitterte und er eine blutende Kopfwunde davontrug.

Während der Autobesitzer, der in dem Wagen gesessen hatte, die Polizei holen wollte, verschwand der junge Mann. Die Polizei bittet unter der Telefonnummer 0 61 81 / 8 10 05 um Hinweise. az

Fünf-Jahres-Plan für eine Verkehrsberuhigung Mehrheit des Bruchköbeler Parlaments plädiert für flächendeckende Einführung von Tempo 30

BRUCHKÖBEL. Mit den Stimmen von CDU und SPD haben die Bruchköbeler Parlamentarier in ihrer jüngsten Sitzung die Fortschreibung des Generalverkehrsplans beschlossen. Die Verwaltung wurde damit beauftragt, ein konkretes Konzept für die nächsten fünf Jahre zu entwerfen. Die darin enthaltenen Prioritäten, die vor allem der Verkehrsberuhigung und der flächendeckenden Einführung von Tempo 30 - abgesehen von den Hauptdurchgangsstraßen - dienen sollen, will die Stadt dann Zug um Zug umsetzen.

Der Erste Stadtrat Ernst Garkisch erklärte dazu in der Diskussion, in den Bereichen, in denen die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert werden soll, seien kaum neue Radwege vorgesehen. Die seien nach Abschluß der Arbeiten auch nicht mehr notwendig, weil die Verkehrsgefährdung für die Radler dann nicht mehr in dem Maße bestehe wie bisher. Die Beruhigung des Verkehrs sei neben der Kernstadt vor allem in Butterstadt, Niederissigheim und mit Abstrichen in Oberissigheim erforderlich.

Die SPD unterstützte das grundsätzliche Vorhaben, die Erkenntnisse aus der Verkehrsuntersuchung nun praktisch umzusetzen. Sie bemängelte allerdings, daß bei den Radwegen kein Fortschritt zu erkennen sei. Außerdem forderte Fraktionschefin Ursula Neeb-Horn Priorität für den öffentlichen Personennahverkehr und brachte die alte Forderung der Genossen nach einer Buslinie bis nach Hanau-Wilhelmsbad wieder in Erinnerung. Vorrangig sei es, den Individualverkehr zu reduzieren. Ihn nur zu lenken, reiche nicht aus.

Die Grünen lehnten das Vorhaben als einzige ab. Manfred Jünemann begründete die Haltung seiner Fraktion damit, daß die Verwaltung immer wieder neue Ausflüchte gefunden habe, die konkrete Umsetzung der Forderungen zur Verkehrsberuhigung zu verzögern. Auch der Auftrag für eine Fünf-Jahres-Planung sei dieser Taktik zuzuordnen. Wie die SPD kritisierte Jünemann, daß die Belange der Fahrradfahrer nicht berücksichtigt seien.

Hinter die Verwaltung stellte sich der CDU-Vorsitzende Karlheinz Dziony. Eine große Kommune wie Bruchköbel brauche nun einmal eine gewisse Zeit für sorgfältige Planungen: "Wenn wir das in fünf Jahren schaffen, können wir stolz darauf sein." hein

Anwaltsbüro muß jetzt eine Wohnung räumen Verwaltungsrichter verwerfen dreistes Vorgehen Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Nur ein paar Tage Zeit läßt die städtische Bauaufsicht einer Anwaltskanzlei zur Räumung einer zweckentfremdeten Wohnung: Bis zum Montag, 12. Oktober, muß die Sozietät Paul, Paul und Schmitt ihre Büros im Erdgeschoß des Hauses Rossertstraße 4 im Westend aufgeben. Wird die Frist nicht eingehalten, will die Stadt die Liegenschaft mit Hilfe der Polizei versiegeln lassen. Die ungewöhnliche Verfügung ist das vorläufige Ende eines aufsehenerregenden Rechtsstreits: Schon am 12. Februar 1992 hatte die Bauaufsicht die Kanzlei geschlossen - der erste Fall in Frankfurt, bei dem Polizei um Unterstützung gebeten worden war. Die Anwälte zogen bis vor den Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel - der gab der Stadt jetzt Recht. Schon im Februar 1992 hatte der rot- grüne Magistrat erklärt, er habe gegen das dreiste Vorgehen vieler Zweckentfremder nicht nur im Westend "ein Zeichen setzen" wollen. Der Fall: Das in der Rossertstraße 8 untergebrachte Anwaltsbüro Paul, Paul und Schmitt wollte seine Büros auf das Nebengebäude Rossertstraße 4 erweitern. Obwohl die städtische Bauaufsicht mehrfach darauf hingewiesen hatte, daß es sich bei dem Gründerzeit-Gebäude um ein Wohnhaus handele, setzten Handwerker die Renovierung fort. Dann begannen Arbeiter Büromöbel, Aktenordner und Computer-Terminals in das Haus zu tragen - in diesem Augenblick schritt die Bauaufsicht gemeinsam mit der Polizei ein.

Bei der ersten Versiegelung sollen die Ordnungshüter und die Vertreter der Stadt von Beschäftigten der Kanzlei massiv beschimpft worden sein. Noch am gleichen Abend erreichte die Anwaltssozietät vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt, daß die Aktion der Stadt für rechtswidrig erklärt wurde. Begründung: Die Kommune habe vor ihrem Einschreiten den Betroffenen keine Anhörungsfrist gewährt.

Dieser Einschätzung widersprach jetzt der Verwaltungsgerichtshof in Kassel. Die Richter des VGH erklärten den sofortigen Vollzug des von der Stadt ausgesprochenen Nutzungsverbotes für die Büros für "rechtmäßig und eilbedürftig". Nach Auskunft des Magistrats vermochten die Kasseler Juristen ein "besonderes Schutzbedürfnis der Anwaltskanzlei nicht zu erkennen".

Die Stadt hatte die Versiegelung vom 12. Februar vor dem VGH mit dem Abschreckungseffekt gegen andere Zweckentfremder begründet: Sie dürften sich nicht ermuntert fühlen, Wohnungen ohne Genehmigung umzunutzen. Die Begründung sah der Verwaltungsgerichtshof als "nachvollziehbar und schlüssig" an.

Der Versuch der FR, von dem betroffenen Anwaltsbüro Paul, Paul und Schmitt eine Auskunft zu dem Fall zu erhalten, schlug am Dienstag fehl. Mit dem wütenden Ausruf "Wir haben nichts dazu zu sagen!" ließ eine Mitarbeiterin der Kanzlei den Telefonhörer wieder in die Gabel fallen. Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), zeigte sich mit der VGH-Entscheidung dagegen "sehr, sehr zufrieden".

Frankfurt nahm in diesem Jahr 698 Asylbewerber auf

In der Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Juli 1992 hat die Stadt Frankfurt 698 Asylbewerber aufgenommen. Die Kommune erfüllte damit fast die vom Land Hessen für diesen Zeitraum vorgeschriebene Quote von 732 Menschen. Die "vorläufige Berechnung" stellte jetzt das hessische Familienministerium an.

Bei der Aufnahme von Asylbewerbern steht Frankfurt damit besser da als die meisten anderen hessischen Kommunen und Kreise. In der Liste des Ministeriums finden sich als besondere Problemfälle der Kreis Marburg-Biedenkopf, der 897 Flüchtlinge weniger unterbrachte als vorgesehen war, und der Schwalm- Eder-Kreis mit einem Rückstand von 603 Menschen. Der Main-Taunus-Kreis nahm bis Ende Juli 307 Personen auf, 395 weniger als geplant. Offenbach bot in der gleichen Zeit 215 Asylbewerbern Obdach und lag somit 115 Menschen über der Quote. jg

Das Wetter

Wetterlage Eine Tiefdruckzone, die sich von Rußland zum Alpenraum erstreckt, schwächt sich langsam ab. Dahinter gewinnt der Keil eines Hochs westlich der britischen Inseln an Einfluß. An seiner Ostflanke wird jedoch kühle Meeresluft nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Donnerstag früh Anfangs starke, im Tagesverlauf auch auflockernde Bewölkung und kaum Regen. Höchsttemperaturen zwischen zwölf und 15 Grad Celsius, Tiefstwerte der Nacht um sieben Grad Celsius, schwacher bis mäßiger Wind aus nördlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Donnerstag Teils nebligtrüb, teils aufgeheitert, wenig Temperaturänderung. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 25 Amsterdam

Sprühregen 12 Barcelona

stark bewölkt 19 Bordeaux

bedeckt 12 Brüssel

Regen 10 Budapest

bedeckt 23 Dublin

wolkig 13 Helsinki

wolkig 10 Innsbruck

stark bewölkt 15 Istanbul

wolkig 26 Kairo

leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 31 Las Palmas

bedeckt 23 Lissabon

leicht bewölkt 20 Locarno

Regen 12 London

stark bewölkt 16 Madrid

wolkig 17 Malaga

leicht bewölkt 25 Mallorca

leicht bewölkt 22 Moskau

leicht bewölkt 10 Nizza

bedeckt 16 Paris

bedeckt 11 Rom

stark bewölkt 21 St. Petersburg

bedeckt 10 Stockholm

stark bewölkt 10 Tunis

leicht bewölkt 29 Varna

wolkig 23 Venedig

wolkig 20 Warschau

bedeckt 14 Wien

leicht bewölkt 22 Zürich

stark bewölkt 14

Deutschland

Berlin

bedeckt 12 Dresden

wolkig 17 Feldberg/Schw.

in Wolken 5 Feldberg/Ts.

in Wolken 6 Frankfurt/M.

Sprühregen 10 Freiburg

bedeckt 14 Garmisch

wolkig 15 Hamburg

Regen 12 Köln/Bonn

Regen 10 Leipzig

bedeckt 13 München

leicht bewölkt 15 Norderney

Regen 12 Rostock

Regen 12 Sylt

bedeckt 9 Zugspitze

stark bewölkt 0

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle) Sonnenaufgang 6.35 Uhr

Sonnenuntergang 17.51 Uhr

Mondaufgang 15.45 Uhr

Monduntergang 2.03 Uhr

Firmen-Telegramm

Danfoss-Teile wandern ab Die Flensburger Niederlassung des dänischen Danfoss-Konzerns verlegt Teile ihrer Produktion nach Crnomeln in Slowenien. Dort soll auch eine Beteiligung an der Firma Rotomatik eingegangen werden. Durch den Abzug von Produktionsteilen fallen in Flensburg 380 Arbeitsplätze weg. Bilfinger baut in Hongkong Der Baukonzern Bilfinger + Berger hat gemeinsam mit zwei japanischen Unternehmen den Auftrag für eine Zubringerstraße zum geplanten neuen Flughafen in Hongkong erhalten. Die Bestellung hat ein Volumen von 250 Millionen Mark. Mestwerdt neuer WestLB-Europa-Chef Reinhold Mestwerdt wird Nachfolger von Hans Peter Peters als Chef der Westdeutschen Landesbank (WestLB) Europa. Mestwerdt leitete zuletzt die Niederlassung London des Düsseldorfer Instituts. Peters scheidet am 15. Oktober aus.

Ein Nadelöhr ist beseitigt In die A 66 bei Wiesbaden 84 Millionen Mark investiert

WIESBADEN. Der Maulwurf mit dem Spaten in der Pfote am Rande der Autobahn 66 von Frankfurt nach Wiesbaden hat Wort gehalten: Am morgigen Freitag soll, wenn das Wetter die notwendigen Markierungsarbeiten zuläßt, das Nadelöhr zwischen Hofheim-Wallau und Wiesbaden-Erbenheim endgültig verschwunden sein. Dann kann der Verkehr in beiden Richtungen auf drei Fahrspuren rollen. Wie hatte doch das possierliche Tierchen auf den Plakaten am Straßenrand seit Februar 1991 verkündet: "Wir erweitern für Sie bis Oktober 1992 die A 66."

Mit sich zufrieden sind denn auch die "Maulwürfe" der Hessischen Straßenbauverwaltung. Schließlich sei die Bauzeit für dieses aufwendige Projekt sehr kurz gewesen. 62 Millionen Mark mußten schließlich für den 4,8 Kilometer langen Abschnitt Hofheim-Wallau (Main-Taunus-Kreis) bis Wiesbaden-Erbenheim berappt werden (rund 22 Millionen Mark hatte das zuvor fertiggestellte 1,7 Kilometer lange Teilstück vom Wiesbadener Kreuz bis zum Anschluß Wallau gekostet).

Neben der eigentlichen Fahrbahnverbreiterung und der erforderlichen Anpassung der Brücken wurden laut Dr.-Ing. Joachim Pös vom Hessischen Landesamt für Straßenbau in Wiesbaden vor allem Maßnahmen für den Umweltschutz verwirklicht: 1300 Meter Lärmschutzwände und 800 Meter Lärmschutzwälle zum Beispiel. Ein Rad- und Gehweg sei angelegt, Anlagen für den Schutz des Grundwassers habe man integriert und die Baustoffe der alten Straßenbefestigung und der Bauwerke zu 100 Prozent wiederverwendet.

Und noch etwas findet Pös erwähnenswert: Für die Fahrbahnmarkierung sei zum ersten Mal in Hessen eine lösungsmittelfreie Farbe eingesetzt worden.

Welchen Nutzen hat diese Verbreiterung für den Verkehr? Daß man nun "besser durchkommt", ist für Pös nur ein Aspekt. Besonders wichtig sei die Erhöhung der Verkehrssicherheit der einstigen "Stau- und Unfallstellen". Und dann sagt er etwas für einen Straußenbau-Mann Bemerkenswertes: "Mit der Verbreiterung der Autobahn auf der Hauptverkehrsachse Wiesbaden-Frankfurt lassen sich die Verkehrsprobleme der Zukunft nicht alleine lösen." Es seien Konzepte gefragt, die alle Verkehrsträger, vor allem im Bereich des öffentlichen Verkehrs, umfassen.

Und da nach der Einheit die Gelder nicht mehr so fließen wie gewünscht, wird die A 66 Frankfurt-Wiesbaden voraussichtlich "erst nach dem Jahr 2000" wieder Baustelle. Der sechsspurige Ausbau weiterer Teilabschnitte ist jedenfalls "in Vorplanung". ekr

IBM-Kunden sollen zum Telefonhörer greifen

sch FRANKFURT A. M. Mit einer Flut neuer Modelle rüstet sich der Informatikkonzern IBM für den "umkämpften und äußerst dynamischen Markt" für Personalcomputer (PC). Die hiesige Tochter des Multis kündigt für das laufende Quartal gleich mehrere Produktlinien (Tischrechner für Höchstleistungen und Standardanwendungen sowie Notebooks für den mobilen Einsatz) zu "attraktiven Preisen" an. Punkte machen wollen die Stuttgarter auch mit längeren Garantiezeiten. Einige der Maschinen bieten sie zudem über einen zusätzlichen Vertriebsweg an: Käufer können per Anruf direkt bei IBM ordern.

Der Konkurrent Dell Computer, der schon lange per Telefon verkauft und sich als Pionier im Direktvertrieb sieht, läßt seine Kunden nach Angaben des Ablegers in Langen von sinkenden Kosten profitieren und verbilligt die gesamte PC- Palette um bis zu 26 Prozent. Es handelt sich um die sechste Preissenkung seit Mitte des vergangenen Jahres.

Pilze sind noch immer strahlenbelastet

Auch sechs Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl weisen Wildpilze aus deutschen Wäldern und Feldern zum Teil noch eine gesundheitsgefährende Strahlenbelastung auf. Darauf macht das Umweltinstitut München aufmerksam, das jetzt Wild- und zur Gegenprobe Zuchtpilze aus dem süddeutschen Raum auf ihre Strahlenbelastung nach der Reaktorkatastrophe hin untersucht hat.

Die radioaktive Verseuchung von Wildpilzen hängt laut Auskunft des Instituts "sehr stark von der regionalen Bodenbelastung" und von der Pilzsorte ab. So haben die Umweltschützer in Maronenröhrlingen eine Spitzenbelastung von bis zu 6500 Becquerel pro Kilogramm gemessen. Der städtische Pilzberater Werner Pohl hält Maronen aus dem Spessart "mit seinem sauren Boden" beispielsweise für "stärker belastet" als solche aus dem Taunus.

Auch vom Verzehr von Steinpilzen und Birkenröhrlingen, die Werte von bis zu 600 Becquerel pro Kilo aufwiesen, raten die Instituts-Mitarbeiter in München "dringend" ab. Sie empfehlen allen Pilzfreunden, stattdessen auf Zuchtpilze umzusteigen. mku

Im Hintergrund: Sondergerichte in Algerien Kreislauf der Gewalt

Der Abbruch der Wahlen zu Jahresbeginn hat in Algerien einen Kreislauf der Gewalt ausgelöst, dem das Land kaum noch entrinnen kann. Die Einsetzung von Militärbrigaden und Sondergerichten zur Bekämpfung des Terrorismus sind der neueste Schritt. Als nächstes wird das Regime vermutlich den Ausnahmezustand verlängern und die Präsidentschaftswahlen verschieben. Algeriens Sondergerichte werden zur Zeit von Militärs geleitet. Sie werden Terroristen mit neuen Gesetzen und ohne die Möglichkeit einer Berufung aburteilen. Die neuen Gesetze verschärfen die Haftstrafen und sehen auch die Todesstrafe vor. Das Haftalter wird von 18 auf 16 Jahre heruntergesetzt, Verdächtige können nicht mehr nur zwei, sondern zwölf Tage von der Polizei festgehalten werden, bevor sie vor den Richter kommen, den militärischen Sondereinheiten zur Bekämpfung des Terrorismus steht General Lammari, ein besonders entschlossener Feind der religiösen Heilsfront (FIS), vor. Nach unbestätigten Berichten üben Soldaten in Italien den Kampf gegen den Terrorismus.

Kreise des Regimes behaupten, daß es "keinen anderen Ausweg" zur Bekämpfung der fundamentalistischen Kampfgruppen gebe. Diese haben seit Ausrufung des Ausnahmezustandes am 9. Februar mit Anschlägen weit über 100 Polizisten und auch Zivilpersonen umgebracht. Vier verhaftete Fundamentalisten gaben im Fernsehen an, das Bombenattentat am Flughafen von Algier gegen die Fernsehgesellschaft Air France geplant zu haben, bei dem am 26. August neun Menschen getötet worden waren. Die Attentäter gehören der "bewaffneten islamischen Bewegung" (MIA) an, die ihrerseits aus dem radikalsten Kern der Heilsfront hervorgegangen ist. Die Polizei stand dem Terrorismus bisher ratlos gegenüber.

Beobachter heben hervor, daß das Regime wenig Anstrengungen unternimmt, um die Korruption in den eigenen Reihen zu bekämpfen. In der Untersuchung über die Ermordung von Ex-Staatschef Boudiaf sind keine Neuigkeiten bekannt. Die Untersuchungskommission hat in ihrem Bericht grobe Fahrlässigkeiten der Armee aufgedeckt - ohne sichtbare Folgen. Anschuldigungen wegen Korruption in der Größenordnung von Milliarden Dollar in der Epoche des abgesetzten Staatschefs Chadli Bendjedid haben zu nichts geführt.

Das Regime versucht, die Sicherheitslage in den Griff zu bekommen und die Wirtschaft langfristig anzukurbeln. Der US-amerikanisch-japanische Kredit über eine Milliarde Dollar zur Modernisierung von Erdgas-Installationen ist eine wesentliche Hilfe dabei. Mit einer Wiederaufnahme des Reformprozesses rechnet in Algier kaum noch jemand. Dem Regime nahestehende Kreise rechnen damit, daß bereits Ende dieses Jahres der Ausnahmezustand verlängert und die Präsidentschaftswahlen verschoben werden, die Ende 1993 versprochen wurden. WERNER HERZOG (Madrid)

Ein Schritt vom Wohnzimmer zum Kunstobjekt Skulpturen standen in diesem Jahr im Mittelpunkt der Dreieicher Kunsttage

Auf den Dreieicher Kunsttagen beziehen Skulpturen Stellung: Sie sprechen von inneren Widersprüchen, dem Reiz des Vielfältigen und von Kontrasten. Im Gegensatz zu den Kunsttagen 1991 wirken hier Zeichnungen und Malerei nur peripher auf den Besucher ein. Die Bilder spielen eine untergeordnete Rolle, indem sie den Entstehungsprozeß der einen oder anderen Plastik näher beleuchten.

Die Veranstaltungen sollen "Niveau haben", aber nicht elitär wirken. So gab es Ausstellungen, Lesungen, Performance, Schüleraktionen und einen dreistündiger Kunstspaziergang durch die Ausstellungen. Auch dieses Jahr standen wieder ortsansässige Künstler Pate für die eingeladenen Kollegen.

Mit 30 000 Mark aus dem städtischen Etat gesponsert - das Geld wird fast komplett für die Werbung benötigt - und mit finanzkräftiger Unterstützung aus Industrie und Wirtschaft probt man in Dreieich und Umgebung Bürgernähe. Der Schritt vom überschaubaren Wohnzimmer zum - vielleicht verwirrenden - Kunstobjekt soll verkürzt und entkrampft werden. Die Besucher sollen nicht mit ehrfürchtigem Blick vor die Plastiken treten, sondern selbstbewußt einen Spaziergang durch die Welt der Schönen Künste wagen.

Starke Kontraste gibt es in der Städtischen Galerie Sprendlingen zu sehen: Skulpturen von Wolfgang Höft und Wandreliefs von Heiner Thiel. Auf den ersten Blick haben die Arbeiten nichts gemeinsam. Höft arbeitet mit Holz, formt aus Tischlerplatten organisch anmutende Figuren. Seine Plastiken sind, wie er schreibt, "Gegenstände, die nichts abbilden wollen, sondern sich selbst genügen". Sie unterliegen keiner Funktionalität und wirken wie "unidentifizierbare fliegende Objekte", die in der Wüste gelandet sind.

Thiels Wandreliefs hingegen sind kalt: dunkles, glattes Stahlblech. Die geometrischen Figuren heben sich erst dann von der Wand ab, wenn der Betrachter vor ihnen auf und ab geht.

Figürliches bietet die Bildhauerin Wanda Pratschke in Besuchern der Volksbank in Sprendlingen. Ihre Frauenkörper in Bronze sind - im herkömmlichen Sinne - nicht schön. Korpulent, vom Leben gezeichnet stehen die großen und kleinen Damen auf ihren Sockeln. Pratschke zeigt auch ihr jüngstes Werk: "Große Venus" aus Gips, noch nicht in Bronze verewigt. Der Körper, so könnte die Einsicht lauten, nimmt die Spuren des Lebens auf wie nasser Sandboden.

Es ist nicht die Laune am Leben, sondern die Lust am Zerstörten, die die zwölf Meter hohe Rauminstallation von Jürgen Wegener kennzeichnet. Holzpfeiler ragen in Richtung Decke der ehemaligen Scheune. Sie brechen urplötzlich in der Mitte ab, winden sich um Balken - zerfetzte Teile schweben im Raum. Leuchtende Farben und zerrissene Schriftbilder heben die bedrohliche Wirkung dieser Konstruktion nur teilweise auf. Hier im Kunstraum Habernoll könnte bald alles zusammenbrechen.

Mit seinem jüngsten Projekt hat sich der Maler Wegener selbst widerlegt. In einem früheren Text behauptete er noch: "Meine Arbeiten sind mehrmals gemalte, zum Teil zerrissene und dann wieder stückhaft aufgeklebte Montage,... die allerdings wegen ihrer Kompliziertheit als reale Raumgebilde nicht machbar sind." Jetzt steht das Symbol für "Einstürzende Neubauten" noch vier Wochen in Dreieich-Götzenhain.

Die Arbeiten von Höft und Thiel sind bis Sonntag, 11. Oktober, die Skulpturen von Pratschke bis Donnerstag, 15. Oktober, zu sehen. Das Arbeitsprojekt "Bilderhauer im Park" (Schloß Philippseich) findet am kommenden Wochenende, 10. und 11. Oktober, seinen Abschluß.

CHRISTINE PETERS

Verbesserungen an der B 3 a-Ausfahrt gewünscht

BAD VILBEL. Die CDU-Fraktion setzt sich für die Verbesserung des Rechtsabbiegens von der B 3 a am Anschluß Bad Vilbel ein. Autos, die aus Richtung Frankfurt kommen, stauen sich an der Ausfahrt der Homburger Straße in Massenheim bereits am frühen Nachmittag, manchmal bis auf die Standspur in Höhe des Berufsförderungswerks.

Die CDU-Fraktion schlägt vor, die Abbiegespur zu verbreitern, so daß Autos in Richtung Innenstadt eine eigene Spur bekommen und ohne Ampelregelung nach rechts auf die Homburger Straße abbiegen. Autos, die nach links in die Homburger Straße einbiegen, sollen weiter auf das Grün der Ampel warten müssen. Wie CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Josef Maetz mitteilt, wollen sich die Fraktion und der Magistrat bei den zuständigen Stellen für die Änderung einsetzen. hm

Termin-Vorschau

Aquarelle von Renate Bartick zeigt eine Ausstellung in der Nordweststadt- Bücherei, Nidaforum 6: dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags jeweils von 10 bis 13 Uhr. im

Eine neue Eltern-Kind-Gruppe soll ab Mittwoch, 21. Oktober, in der Siedlung am Frankfurter Berg entstehen. Treffpunkt wird jeweils mittwochs von 10 bis 11.30 Uhr im Altenclub, Fliederweg 9, sein. Mütter und Väter mit Kindern im Alter bis zu drei Jahren erfahren mehr unter Tel. 21 23 18 14. ak/41

Der Bessunger Forst im Odenwald ist das Ziel einer Jugendfreizeit der Evangelischen Nazarethgemeinde Eckenheim. Anmeldungen: Tel. 48 18 81. fn

Der Verlierer läßt den "Schwarzen Hahn" schimpfen und drohen Nach den Wahlen versetzt Rebellenchef Jonas Savimbi Angolas Hauptstadt wieder in Angst und Schrecken

So als sei ein neuer Krieg schon ausgebrochen, wirkte in Angola die Entscheidung der rechtsgerichteten Rebellenbewegung UNITA, die angolanischen Streitkräfte zu verlassen. Verängstigt blieben die 2,5 Millionen Einwohner der Hauptstadt Luanda am Dienstag morgen zu Hause. Die Polizei errichtete Straßensperren. UNITA-Soldaten mit grimmig entschlossenen Gesichtern, die in dem Von Willi Germund (Luanda) Nobelviertel Miramar die Villa ihres Chefs Jonas Savimbi bewachen, zielten mit ihren Maschinengewehren, Granatwerfern und Bazookas auf die wenigen vorbeifahrenden Autos. UNITA-General Arlindo Chenda Pena hatte Montag nacht seinen Rücktritt vom gemeinsamen Oberkommando der erst vor einer Woche neu gebildeten Streitkräfte Angolas verkündet. Die rechtsgerichtete Rebellenbewegung verlangt, daß die Wahlen annulliert, keine weiteren Wahlergebnisse mehr verkündet und die "UNITA-Forderungen ernst genommen" werden. Die Begründung: Viele Wähler seien "eingeschüchtert" worden, und es habe Unregelmäßigkeiten gegeben.

"Wir wollen keinen Krieg", hieß es in einer Erklärung von Generalsekretär Paulo Aliceres Mango. Doch über den "Schwarzen Hahn", den UNITA-Rundfunksender, macht die Organisation mobil. "Die Wahlen sind ein Betrug", heißt es immer wieder, "wir werden uns wehren." Die angolanische Nachrichtenagentur ANGOP meldet, daß in der UNITA-Hochburg Bie mehrere Fahrzeuge des Nationalen Wahlrats von Anhängern der Organisation verbrannt worden seien. Jonas Savimbi, der autokratische Buschkämpfer an der Spitze der Bewegung, hatte bereits am Samstag unverhüllt mit einem neuen Krieg gedroht: "Wir werden nicht erlauben, daß die regierende MPLA die Macht wieder an sich reißt, wie sie es 1975 schon getan hat."

Damals übernahm die linskgerichtete Befreiungsbewegung MPLA das Zepter in Luanda, Savimbi zog mit seiner UNITA in den Busch und bekämpfte mit südafrikanischer und nordamerikanischer Hilfe die von der Sowjetunion und Kuba unterstützten Marxisten in Luanda. Die Wahlen sollten einen mühsamen Friedensprozeß abschließen, der vor 16 Monaten nach 16jährigem Bürgerkrieg mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstands begonnen hatte. Gebetsmühlenartig verkündeten Diplomaten und UN-Vertreter während der vergangenen Wochen:"Beide Seiten haben sich verpflichtet, das Wahlergebnis zu akzeptieren."

Aber Savimbi wiederholte im Wahlkampf nicht minder beharrlich: "UNITA kann nur durch Wahlbetrug verlieren." Jetzt führt Präsident Eduardo dos Santos mit mehr als 51 Prozent der Stimmen, Jonas Savimbi erreicht nicht einmal die 40- Prozent-Marke. Folgerichtig muß es sich in den Augen des 59jährigen Zöglings evangelischer Missionare um einen Betrug handeln, auch wenn 800 internationale Wahlbeobachter davon keine Spuren entdecken konnten. "Sie dienen vor allem ausländischen Interessen", behauptete der Wahlverlierer, "für uns kommen die Angolaner zuerst."

Die Fremdenfeindlichkeit bekam als erstes die einstige Schutzmacht USA zu spüren. Vergeblich bemühten sich die Washingtoner Diplomaten am Wochenende, sich mit Savimbi persönlich in Verbindung zu setzen. "Wir sind völlig überrascht", brachte eine vor Aufregung zitternde Mitarbeiterin der US-Mission in Luanda gerade noch hervor, nachdem Savimbi mit seiner Rede Angola in Angst und Schrecken versetzt hatte. Präsident Bushs Afrika-Beauftragter Hank Cohen griff schließlich gar zur öffentlichen Maßregelung. Wenn Savimbi Klagen wegen des Wahlprozesses habe, solle er sich an die vorgesehenen Kanäle halten.

Die undiplomatische Ohrfeige dürfte den Grimm Savimbis noch verstärken. Denn während Angolas Präsident dos Santos selbst bei Südafrika und Washington zunehmend Salonfähigkeit gewann, muß der "Presidente", wie der UNITA-Chef sich anreden läßt, erleben, wie er fallengelassen wird. Das Ergebnis schildert eineuropäischer Diplomat: "Er scheint außer Kontrolle geraten zu sein." Die Folge: Savimbi setzt eine vorbereitete Strategie in die Praxis um. UN-Vertreter fanden in den Wochen vor dem Urnengang heraus, daß die Rebellenbewegung Nahrungsmittel für den "Ernstfall" lagerte, die von den UN an rund 20 000 in Lagern lebende UNITA- Soldaten und deren Familien verteilt wurden.

Standhaft weigerte sich UNITA auch, Regierungsvertretern Zugang in weite Teile der Provinz von Kuanto Kubango und bei der Stadt Quilengues zu gewähren. Dort dürfte der größte Teil jener Truppen liegen, die laut Angolas Regierung 20 000 Mann umfassen sollen. Offiziell wurden während der letzten Monaten über 200 000 Soldaten der Regierung und der Rebellen demobilisiert und aus den Resten eine neue Armee gebildet. Aber auch die Regierung hält Truppen für den Ernstfall bereit. "Wir sind nicht so dumm, daß wir für genau diesen Fall nicht vorbereitet wären", erklärte ein Funktionär in Luanda. Allein die als "Anti-Motines" bekannten Polizeieinheiten dürften ebenfalls etwa 20 000 Mann ausmachen. Die offiziell von beiden Seiten gegründeten neuen Streitkräfte, die UNITA jetzt verließ, sind dagegen fast bedeutungslos. Ganze 8800 Mann wurden bisher von ausländischen Ausbildern trainiert. 3000 gehörten zur UNITA und werden nun ebenfalls abgezogen.

Savimbi verschärfte seine Position, seitdem klar ist, daß er den 50jährigen Präsidenten Eduardo dos Santos nicht in eine Stichwahl zwingen kann. "Savimbi ist ein Kriegsherr, aber kein Politiker", urteilte schon vor der Wahl ein Diplomat. Tatsächlich vermochte er es nicht, die UNITA von einer militärischen in eine politische Organisation umzuwandeln. Einst nach chinesichen Richtlinien und maoistischem Vorbild aufgebaut, beließ Savimbi die Strukturen schon 1975, als er umsattelte und sich fortan von Südafrika und den USA unter die Arme greifen ließ.

Seitdem schaltete Savimbi alle Konkurrenten aus, die ihm in der Führung der UNITA hätten gefährlich werden können. Die totale Kontrolle - mit strategischer Postenverteilung an Verwandte untermauert - könnte jetzt fatal für die Organisation werden. Kaum jemand wagt "Presidente Savimbi" zu widersprechen. Dabei dürfte er bei der Wiederaufnahme eines Krieges kaum Chancen haben. Ohne massive ausländische Hilfe wäre UNITA auf eigenes Einkommen in Angola angewiesen. Diamanten und Elfenbein stellten in der Vergangenheit zwar einen attraktiven Nebenverdienst dar, zur Finanzierung eines Krieges dürfte dies nicht reichen. UNITA kann zwar auf eine weitaus diszipliniertere Truppe als die Regierung zurückgreifen, besitzt aber keine Luftwaffe. Und ohne Hilfe aus Nachbarländern wäre die Rebellenbewegung für den Nachschub auf einen Zugang zum Meer angewiesen. Doch an der Küste ist die Regierung militärisch stark.

Computer-Markt

WIESBADEN. Ein Markt für Computerfreaks wird am Sonntag, 11. Oktober, zwischen 11 und 18 Uhr im Kurhaus aufgebaut. Dort gibt es Einzelteile und Zubehör, Monitore, Drucker und Bauteile. Übrigens wird die Software teilweise zu Spottpreisen feilgeboten - zehn Mark sind zum Beispiel für eines der zahlreichen Public-Domain-Programme zu berappen. Experten laden zum Fachsimpeln ein, wer Wissen lieber nach Hause trägt, kann in Fachliteratur stöbern. maf

Wo kommt der Mensch her?

WIESBADEN. Die evangelische und die katholische Erwachsenenbildung veranstaltet ein Studienbegleitzirkel zum Funkkolleg "Der Mensch". Dieses Radio-Seminar dreht sich um die Fragen: Was ist der Mensch, woher kommt er und wie ist er entstanden, welche Fähigkeiten besitzt er, und wo liegen seine natürlichen Grenzen, wie hat er seine Lebensbedingungen verändert, und welche Konsequenzen hat das für seine Umwelt? Das Funkkolleg beleuchtet verschiedene Perspektiven der Natur- und Geisteswissenschaften.

Der Studienbegleitzirkel, der den Lernstoff vertieft, beginnt am Mittwoch, 21. Oktober, um 18 Uhr im Wiesbadener Haus der evangelischen Kirche. Telefonische Anmeldungen werden unter Tel. 0611 / 14 09 22 erbeten. maf

Leser-Forum

Wieder "Funzelfahrt" auf der Nidda

BAD VILBEL. Zum zehntenmal wird eine "Funzelfahrt" auf der Nidda zwischen Dortelweil und dem Freibad veranstaltet. Für Samstag, 10. Oktober, laden Frankfurter Kanu-Sportler Kanuten und Paddler zu der abendlichen Tour flußabwärts ein. Treffpunkt ist um 16 Uhr ein Garten am Ende der Wiesengasse. Die Boote werden bei Einsetzen der Abenddämmerung bis zum Start bei Dortelweil transportiert.

Zur "Funzelfahrt" wird die Tour durch das Entzünden origineller "Beleuchtungskörper", sei es der Kerze in einer ausgehöhlten Zuckerrübe oder durch Anschalten eines Bühnenscheinwerfers. Die Veranstalter bieten vor und nach der Fahrt auf dem Vilbeler Grundstück ein Picknick an. Gegessen werden soll von Geschirr. Das ausgefallenste Geschirr wird prämiert wie auch die originellste "Funzel". Für winterharte Kanuten ist freies Zelten an der Nidda möglich. In einem Frankfurter Bootshaus kann überdies gegen eine Gebühr von fünf Mark auf Luftmatratzen übernachtet werden.

Weitere Auskünfte bei Dietmar und Petra Schellhorn, Telefon 0 69 / 68 17 84. hm

Grüne bieten Karbenern Chance zum Mitreden

KARBEN. Für die kommunalpolitische Mitarbeit in einer unabhängigen Initiativgruppe, die sich für neue Formen einer kulturellen, sozialen und ökologischen Stadtentwicklung einsetzt, werben die Grünen-Stadtverordneten Peter Hofmann und Gerd Rippen. Mit eigenständigen Vorhaben könnte diese Gruppe über die Grünen-Liste auch bei der nächsten Kommunalwahl "ein Wörtchen mitreden".

Die Initiativgruppe trifft sich am Donnerstag, 8. Oktober, um 20 Uhr im Gaststätten-Colleg des Bürgerzentrums. "Wer sich für einzelne kommunale Reformprojekte interessiert, jedoch keine parteipolitischen Verpflichtungen eingehen möchte, ist herzlich eingeladen", so die Initiatoren. mu

Arbeitsmarkt Verschobene Maßstäbe

Zu einem für seine Verhältnisse fast schon kühnen Vorstoß ließ sich Heinrich Franke gestern hinreißen. Bei der Vorlage der September-Zahlen empfahl der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit der Bonner Regierung nachdrücklich, auf die für das nächste Jahr geplanten Einsparungen zu verzichten.

Auch wenn Franke "Partei" ist, sollte sein Appell nicht ungehört verhallen. Einerseits erzwingen die immer leerer werdenden öffentlichen Kassen einen haushälterischen Umgang mit den knappen finanziellen Mitteln; andererseits muß das Sechs-Milliarden-Paket, das die Koalition auf den parlamentarischen Weg gebracht hat und das sie durch Änderungen beim Arbeitsförderungsgesetz von sich wegwälzen will, aber auch auf seine Inhalte hin überprüft werden. Denn ein Großteil dessen, was der Bonner Kassenwart aus seinem Haushalt für 1993 fernzuhalten gedenkt, wird schließlich nicht wirklich eingespart, sondern nur auf andere Schultern gepackt. Dies fängt mit den Leistungen für Aussiedler an, die Finanzminister Theo Waigel liebend gerne den Länder-Kollegen und Kämmerern in den Kommunen aufbürden möchte, und hört mit geplanten Einschnitten bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) nicht auf.

Gerade letztere haben sich als durchaus wirkungsvolles Instrument gegen noch höhere Arbeitslosenzahlen erwiesen. Nach dem Willen Bonns sollen künftig die ABM-Stellen in Ostdeutschland von 400 000 auf 300 000 reduziert werden und die derart Beschäftigten lediglich 80 Prozent der üblichen Wochenstunden - also 32 Stunden - arbeiten dürfen. Selbst unter Berücksichtigung des demnächst im Öffentlichen Dienst steigenden Tarifniveaus hat das zur Folge, daß dann -zigtausende von ABM-Kräften auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen sind und auch einen Anspruch darauf haben.

Auf diese Weise will die Bundesregierung die Nürnberger Anstalt und damit in letzter Konsequenz sich selbst von 800 Millionen Mark entlasten. Erstaunlich, daß sie ein solches Vorhaben im Schilde führt. Denn die Neu-Bundesbürger dürften die Regelung als weiteres Mosaiksteinchen in ihrem Bild werten, daß sie von Kanzler Helmut Kohl und seinen Leuten an der Nase herumgeführt und diskriminiert werden. Schließlich soll die Arbeitszeit-Begrenzung für ABM-Leute allein in Ostdeutschland gelten.

Und angesichts von Luxus-Privatisierungen wie bei der Rostocker WarnowWerft, wo jeder gerettete Arbeitsplatz den Steuerzahler rund eine Million Mark kosten dürfte (jedem einzelnen Betroffenen sei es natürlich gegönnt), fragt sich der Wessi, ob die Maßstäbe eigentlich noch stimmen. jk

In Lengerich Dioxin freigesetzt Gesundheitsgefährdung möglich / "Sevesogift" entstanden? Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

LENGERICH, 6. Oktober. Bei dem Großfeuer in einem Kunststofflager im westfälischen Lengerich sind seit Sonntag "erhebliche Mengen" des hochgiftigen Dioxin entstanden und in einer Qualmfahne über Teile der 22 000 Einwohner zählenden Stadt verteilt worden. Das bestätigte Stadtdirektor Heinz-Thomas Stiegler am Dienstag. Experten fanden bei der Untersuchung der Schwebstaubproben bis zu fünf Nanogramm Dioxine und Furane pro Kubikmeter Luft. Wahrscheinlich befinde sich auch das als "Seveso-Gift" bekannte Dioxin TCDD darunter, hieß es. Der Krisenstab in Lengerich wollte eine Gesundheitsgefährdung der Menschen, die unter der Qualmfahne wohnen, "nicht völlig ausschließen".

Bis die Größe dieser Gefahr durch weitere Untersuchungen der Rauchablagerungen, des Bodens, des Wassers und der Luft realistisch eingeschätzt werden kann, wurden 50 Familien des am meisten betroffenen Stadtteils aufgefordert, "für die nächsten zwei, drei Tage" ihre Wohnungen zu verlassen und in einer Turnhalle zu leben. Das Viertel ist allerdings von der Polizei nicht abgeriegelt worden. Die Bewohner können für kurze Zeit ihre Häuser aufsuchen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Nicht alle Familien sind der Aufforderung gefolgt, Quartier in der Turnhalle zu nehmen. Der Bevölkerung in ganz Lengerich wurde geraten, kein Obst oder Gemüse aus eigenen Gärten zu essen. Kinder sollen nicht im Freien spielen. Das Vieh wurde von den Weiden geholt.

Stiegler räumte ein, daß die jetzt abgebrannte Kunststoffirma wegen zahlreicher Beschwerden aus der Bevölkerung schon seit längerer Zeit argwöhnisch beobachtet und als "dubios" eingestuft worden sei. Die Behörden hätten aber keine Möglichkeiten gesehen, gegen das Unternehmen tätig zu werden.

Ortsbeirat aktuell

Der Bürgersteig auf der nördlichen Seite der Engelthaler Straße zwischen Eckenheimer Landstraße und Steinkleestraße soll bis spätestens November ausgebessert werden, forderte jetzt der Ortsbeirat 10 auf Antrag der CDU-Fraktion. Für Fußgänger stelle dieser Bereich eine Gefahr dar, weil sie sich - vor allem in der Dunkelheit - verletzen könnten. Der Ortsbeirat 10 moniert, daß das Straßenbauamt bisher trotz einer Zusage nichts unternommen habe. jot

Ein Kulturprojekt rund um den Garten

Mit "Many dreams of many gardens" startet ein neues Kulturprojekt, das die Projekte "Goldener Oktober" (1983) und "Res publica" (1985) weiterführt, die in den achtziger Jahren den Garten als Ort ästhetischer Auseinandersetzungen thematisierten. Organisator ist Harald Wittich in Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst, der Oper Frankfurt, dem Deutschen Architekturmuseum, dem Deutschen Filmmuseum und dem Frankfurter Palmengarten.

Den Auftakt bildet der Film "The Garden" des britischen Filmemachers Derek Jarman am Montag, 16. November, um 20 Uhr im Deutschen Filmmuseum. Es folgt der Film "La Ferndinanda" der Regisseurin Rebecca Horn am Freitag, 27. November, 20 Uhr, ebenfalls im Filmmuseum. Nach beiden Filmen ist ein Werkstattgespräch mit den Künstlern Derek Jarman, Tilda Swinton und Rebecca Horn geplant.

Eine Einführung in die ästhetischen Dimensionen des Gartens an Hand der Ausstellung "Theatergarten bestiarium" gibt der Hauptinspektor für plastische Künste am französischen Kulturministerium, Guy Tortosa, am Dienstag, 24. November, um 20 Uhr im Palmengarten.

Der Künstler Ludger Gerdes spricht am Montag, 30. November, über den Garten als "Missing link", ebenfalls im Palmensaal. gem

Eine "Riesenflutwelle" und wenig nachweisbare Schäden Generalverdammung und Generalabsolution: Wie die anonym veröffentlichte Stasi-Namensliste auf die Stadt Halle wirkte

Es hat keinen Mord gegeben, keinen Totschlag. Und wenn es denn zu Körperverletzungen gekommen ist, dann sind sie zumindest nicht bekanntgeworden. Matthias Waschitschka, Stadtverordneter des Neuen Forums in Halle, muß überlegen, um den gewaltigsten Ausschlag zu benennen, der in den vergangenen drei Von Axel Vornbäumen (Halle) Monaten auf dem Hallenser Emotionsbarometer stattgefunden hat. Dem Bürgerbewegten fällt nach längerem Nachdenken "das Schild" ein. Eines Tages hat es am Zaun eines bis dahin als unbescholten geltenden Bürgers gehangen: "Hier wohnt ein Stasi-Spitzel." Anderntags hat man es auf einem Foto in der Lokalpresse betrachten können.

Sonst nichts? Ist die "Riesenflutwelle", von der Waschitschka spricht, tatsächlich über die Saale-Stadt hinweggegangen, ohne Schäden zu verursachen? Hat das einmalige Feldexperiment "Vergangenheitsbewältigung", das ein anonymer Autor mit der Veröffentlichung einer Namensliste von 4500 Inoffiziellen Stasi- Mitarbeitern (IM) Mitte Juli der Stadt Halle aufgezwungen hat, nicht zumindest Spuren hinterlassen? Doch, sagt Waschitschka, und wertet die immense Fleißarbeit jenes bislang unerkannten Computerfreaks als Erfolg: "Das Grundlevel der Sensibilität für das Thema IM wurde angehoben."

Ja, so kann man es wohl nennen: Wie zu längst vergangenen DDR-Zeiten bildeten sich in jenen Tagen ab dem 16. Juli vor dem "Reformhaus" am Hallorenring, dem Sitz der Bürgerbewegungen, noch einmal Schlangen, als bekannt wurde, daß das Neue Forum die Namensliste mit den IM zur öffentlichen Einsichtnahme auslegen werde. Der Andrang im Büro der Bürgerbewegten war phasenweise so stark, daß auf mehrere Wochen hinaus Wartenummern ausgegeben werden mußten. Er ließ erst nach, als die örtliche Bild-Zeitung am 20. Juli damit begann, an acht aufeinanderfolgenden Tagen seitenweise die Namensliste abzudrucken.

Es ist die Zeit, in der die örtlichen Tageszeitungen in ihren Schlagzeilen ohne das Kürzel "IM" nicht mehr auskommen, in der sich die öffentlichen Schuld- und Unschuldsbekenntnisse überschlagen, in der, für einige Wochen, Reue und Verdrängung zu den meistgebrauchten Konstanten des gesellschaftlichen Umgangs werden. Wie ein Gewitter entlädt sich das Thema Stasi über einer ganzen Stadt und legt jene "belastende soziale Atmosphäre" offen, die nach Ansicht des prominenten Hallenser Arztes und Autors Hans- Joachim Maaz überall in der ehemaligen DDR vorhanden ist.

Es ist die Zeit, in der die örtliche Presse täglich die Hallenser Prominenz auf ihre Vergangenheit hin durchleuchtet - und der "einfache Bürger" dies mit seinem Freundes- und Kollegenkreis, seinen Nachbarn und Bekannten tut. Heidi Bohley, Mitglied des Neuen Forums Halle, hat die Szenen, die sich in jenen Tagen im "Reformhaus" abspielten, noch vor Augen. Schweigend seien viele mit einem Zettel in der Hand gekommen und hätten in der Liste nach den aufgeschriebenen Namen gesucht. "Und dann wurde entweder durchgestrichen oder abgehakt." Und dann seien sie wieder gegangen.

Im Rathaus startet die Serie jener Einzelfallprüfungen, mit denen man jenen 80 städtischen Bediensteten eine Erklärungschance geben will, deren Namen man auf der Liste entdeckt hat. Dies sei "ein rechtsstaatliches Gebot", heißt es. Die Gespräche ziehen sich bis Ende August hin. Sie enden mit 55 Auflösungsverträgen zum 31. Dezember diesen Jahres und elf fristlosen Kündigungen. 14 mutmaßliche Stasi-Spitzel wehren sich gegen den drohenden Rausschmiß mit Schweigen. In ihren Fällen läuft ein Überprüfungsverfahren bei der Gauck- Behörde in Berlin. Seit Joachim Gauck bei einem Besuch im Außenarchiv in Halle den Satz hat fallen lassen, daß eine Stichprobe ergeben habe, daß kein Name zu Unrecht auf der Liste sei, gilt auch ihr Schicksal als so gut wie besiegelt. Sie werden wohl gehen müssen.

Von 80 Beschuldigten hätte es dann 80 getroffen. "Die Stadtverwaltung", erläutert Wigmar Bressel, Sprecher des Oberbürgermeisters, die von seinem Chef ausgegebene Linie, "sollte moralisch sauber sein." Motto: Wir paktieren nicht. Der OB hat sich zu dieser Haltung noch damals, in jener Nacht, entschlossen, in der klar war, daß am anderen Morgen die ersten Namen in die Öffentlichkeit dringen würden. Anderntags wird er in der Stadtverordnetenversammlung in seinem "Bericht zur Lage und Situation in der Stadt Halle" sagen, "daß wir uns der Thematik, die auch mit dieser Liste als ein Teil unserer Geschichte aufbricht, stellen müssen und daß wir nicht vertuschen und darüber hinweggehen dürfen". Im Stadtparlament geht diese Linie klar durch. Keiner widerspricht.

Unter den Geächteten von heute sind auch die Geachteten von gestern. Es trifft den Leiter des Steintor-Varietes, den Leiter des Fremdenverkehrsamtes, einen Theaterdirektor. Amtsleiter müssen gehen, und selbst Putzfrauen sind vom Großreinemachen in der Stadtverwaltung betroffen. Die "Riesenflutwelle" kommt. Im Rathaus hat sie Spuren hinterlassen.

Doch anderswo ist sie glatt drüberweggegangen. Im ehemaligen Interhotel "Stadt-Halle" mit seinem "Stasi-Dekkungsgrad von 85 Prozent" habe niemand den Koffer packen müssen, weiß Bressel. Der Geschäftsführer, "ein Wessi", habe ihm im Gespräch mitgeteilt: "Das interessiert mich nicht."

Generalverdammung kontra Generalabsolution. Wie überall tut man sich auch in Halle schwer mit den Grautönen, mit den Differenzierungen, die zur Bewertung des inoffiziellen DDR-Zuträgerwesens notwendig sind. Heidi Bohley verweist darauf, daß wochenlang die Diskussion über die Stasi-Verstrickungen eine ganze Stadt erfaßt habe. Doch ist das bereits der gewünschte Schritt in Richtung "Vergangenheitsaufarbeitung"? Ein Anfang? "Eine Differenzierung", sagt Bohley, "kann nur dann einsetzen, wenn die Leute darüber reden. Und das haben sie zumindest getan." Doch Christiane Berg, Leiterin der Außenstelle des Stasi-Archivs in Halle, verweist auf Fälle wie den jenes Mannes, der den Genossen von der Stasi lediglich einen Unterrichtsraum für konspirative Treffs zur Verfügung gestellt hat. "Der steht jetzt in einer Reihe mit hochgradigen IM." Seine Möglichkeiten, sich des Kainsmals zu entledigen, sind so bescheiden wie mühevoll. Plakativ, sagt Hans-Jörg Geiger, Direktor der Berliner Gauck-Behörde, sei durch die Liste jedem der IM-Vorwurf angehängt worden, "ohne daß man sieht, was dahinter steckt". Mit einem rechtsstaatlichen Verfahren habe das nichts zu tun.

Die Gauck-Behörde selbst hat der anonyme Verfasser der Liste gehörig in die Bredouille gebracht. Zunächst mußten sich die Stasi-Aktenverwalter gegen den Vorwurf zur Wehr setzen, der große Enthüller säße in ihren eigenen Reihen. Doch zu der Sisyphus-Auflistung jener "inoffiziellen Mitarbeiter (IM) und Gesellschaftlichen Mitarbeiter Sicherheit (GMS) der ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit Halle und der Kreisdienststellen Halle und Halle-Neustadt aus den Jahren 1986 bis 89" sei man schon aus technischen Gründen gar nicht in der Lage, versichert Christiane Berg.

Dann durften sich die Stasi-Archivare den mittlerweile obligatorischen Rüffel abholen, sie seien in ihrer Arbeit zu langsam - also müsse man die unerwartete Namensoffenlegung als "Notlösung" akzeptieren, damit sich überhaupt etwas bewege. Und schließlich standen im Außenarchiv der Gauck-Behörde auch noch einige hundert empörte Hallenser vor der Tür, die nun, da ihr Name schon mal auf der Liste aufgetaucht sei, vorrangig Akteneinsicht beantragten. Doch der so plötzlich einsetzende Gefühlsstau der Inoffiziellen kollidiert mit den Regularien der Gauck-Behörde: In puncto Akteneinsicht stehen die Opfer auf der Warteliste ganz oben. Wer als Listen-IM an seine Akten ran will, muß deshalb entweder seine Kündigung oder eine glaubhafte Morddrohung vorlegen. Viel sehen können die ehemaligen Inoffiziellen in den Stasi-Akten ohnehin nicht. Nach den Regeln des Stasi-Unterlagengesetzes ist ihnen lediglich die Einsicht in ihre Personalakte gestattet. Wenn daraus nicht hervorgeht, daß sie sich geweigert haben, für das MfS zu arbeiten, dann nutzen ihre Akten zur Verteidigung ihres guten Rufes auch nicht viel.

Exakt 18 vermeintliche IM haben einen anderen Weg gewählt: den Rechtsweg. Sie ließen per einstweiliger Verfügung den Namen in den vom Neuen Forum ausgelegten Listen schwärzen. 18 von 4500. "18 Leute, die besonders dreist sind", sagt Heidi Bohley. Bei den Bürgerbewegten hat man kürzlich gegen diese Gruppe ein "Klageerzwingungsverfahren" eingeleitet - andernfalls werde man die Namensschwärzungen rückgängig machen. Die Frist läuft noch. Doch bislang liegt dem Neuen Form erst eine einzige Klage auf Unterlassung vor.

Die letzten Ausläufer der "Riesenflutwelle" werden also mutmaßlich durch die Gerichtssäle spülen. Die Wogen haben sich doch weitgehend geglättet. Als dieser Tage Bild, des großen Erfolges wegen, eine Liste von hauptamtlichen Stasi-Mitarbeitern nachlegte, interessierte sich in Halle kein Mensch mehr dafür.

Gemeinschaftsantrag kam nicht zustande Thema: Verkehrsberuhigung an Büdesheims Spielplatz "Hanauer Pfad" / Turbulenter Verlauf

SCHÖNECK. Beruhigen wollten den Verkehr an Büdesheims Spielplatz "Hanauer Pfad" alle Fraktionen quer durchs Parlament. Beratung und Abstimmungen darüber nahmen dennoch einen eher turbulenten Verlauf.

Kein Wunder: Jede Fraktion brachte hierbei eigene Anträge ein, die CDU zwei. Zudem verzählte sich der Parlamentsvorsteher, so daß Abstimmungen zu wiederholen waren.

Konkret wollte die SPD, daß der Kraftverkehr an der breiten Einmündung des Hanauer Pfads in die Bahnhofsstraße etwa durch eine Mittelinsel oder mit Bäumen abgegrenzte Parkplätze bezähmt wird. Vor dem Spielplatz schlugen die Sozialdemokrat(inn)en vor, die Straße mit zwei Schwellen aufzupflastern.

Die Planungen zu beidem solle der Gemeindevorstand sofort in Auftrag geben, umgesetzt werden sollen sie 1993. Nach Abschluß der Arbeiten solle das Wohngebiet zwischen Hanauer Pfad und Sudetenstraße Tempo-30-Zone werden.

Die Grünen wollten den "Hanauer Pfad" in Spielplatznähe auf eine Fahrspur reduzieren. In Planung und Realisierung sollten die Eltern der Kinder einbezogen werden. Alles in allem sollen dadurch die Kosten auf maximal 20 000 Mark verringert und die Bedürfnisse der Kinder besser berücksichtigt werden.

Die CDU-Anträge waren allgemeiner gehalten, überließen es dem Gemeindevorstand, wie er Verkehrsberuhigung und -sicherung im Zuge der Sanierung des Kinderspielplatzes "Hanauer Pfad" erledigt und den Bereich Sudetenstraße / Trübauer Straße verkehrsberuhigend ausbaut.

Der Vorschlag des CDU-Fraktionschefs Gerhard Denk, sämtliche Anträge in den Bauausschuß zu überweisen, scheiterte am überwiegenden Widerstand der SPD, nur einer aus der Fraktion war wie auch die Grünen dafür.

Dasselbe Ergebnis zeitigte Denks Überweisungsantrag an den Ortsbeirat Kilianstädten.

Doch zunächst war Vorsteher Jürgen Hendrian - unbemerkt vom Plenum - der Rechenfehler unterlaufen, nach dem es schien, als sei die Überweisung an den Ortsbeirat angenommen. Als der kleine Schnitzer erkannt und klar war, daß die Gemeindevertretung nun doch gleich endgültig über die Anträge würde entscheiden müssen, versuchte Gerhard Denk, einen Gemeinschaftsantrag durchzusetzen, der die wichtigsten Punkte aus den Anträgen aller Fraktionen berücksichtigte.

Denk scheiterte aber am SPD-Nein, obwohl er fast wörtlich die Formulierung verwandte, mit der zu Beratungsbeginn SPD-Fraktionsvorsitzender Dettmetring schon einmal vergeblich eine Gemeinsamkeit herstellen wollte.

In den Einzelabstimmungen setzten sich letztlich der Antrag der SPD (gegen den Rest des Hauses) und der erste der CDU (mit dem Ja der SPD und bei Enthaltung der Grünen) durch. Ul

Nachrichten-Börse

Baugeld wird billiger . . . Die Talfahrt der Zinsen am Kapitalmarkt läßt auch die Baugeld-Konditionen weiter abbröckeln. Die Allgemeine Hypotheken Bank (AHB) berechnet für ein auf fünf Jahre festgeschriebenes Darlehen nun effektiv 8,83 statt 9,10 Prozent. Nur noch unwesentlich günstiger ist ein Darlehen mit zehnjähriger Bindung bei effektiv 8,73 (8,83) Prozent. Teurer bleibt bei fünfjähriger Laufzeit auch nach der jüngsten Zinssenkung die Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank, die effektiv 9,02 statt 9,19 Prozent für Kredite verlangt. . . . und Rendite noch kleiner Bundesobligationen werfen von heute an noch weniger ab: Nachdem die Rendite in den vergangenen Tagen zunächst auf 7,52 und dann auf 7,50 Prozent gefallen war, springen nun nur noch 7,35 Prozent heraus. Der Verkaufskurs der neuen 7,5-Prozenter wird von 100,0 auf 100,6 Prozent erhöht. Zeitungsverleger unter einem Dach Im Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sind jetzt alle deutschen Verlegerverbände vertreten. Die Delegiertenversammlung hat beschlossen, auch die ostdeutschen Kollegen aufzunehmen. Künftig werden Mecklenburg- Vorpommern mit Schleswig-Holstein und Berlin einen gemeinsamen Landesverband bilden. Thüringen und Sachsen stoßen mit eigenen Organisationen dazu.

Das Ortsgericht im Ortsbezirk 9 (Ginnheim, Eschersheim, Dornbusch) hat neue Sprechzeiten. Ortsgerichtsvorsteher Fritz Goeder und Stellvertreter Hans Jürgen Brand beglaubigen montags von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, Unterschriften und Kopien. Nach Vereinbarung schätzen sie auch Gebäude und Eigentumswohnungen. jd

"Sonn-Talk" der SPD jetzt auch in Rödelheim

Auch die Rödelheimer SPD startet jetzt eine sonntägliche Gesprächsrunde, wie sie der Ortsverein Nieder-Eschbach schon seit längerem etabliert hat. Zum ersten Rödelheimer Sonn-Talk sind unter anderen Jazzmusiker Albert Mangelsdorff, SPD-Bundestagsabgeordneter Karsten Voigt und FFH-Programmchef Hans-Dieter Hillmoth eingeladen.

Dieser erste Sonn-Talk startet am Sonntag, 11. Oktober, um 11 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. mku

Erfolgreicher Spendenappell

NIDDERAU. Zu dem Berg Medizin im Verkaufswert von 288 000 Mark ist am Montagabend noch eine halbe Tonne Desinfektionsmittel hinzugekommen. Am gestrigen Vormittag konnten der in Ostheim praktizierende Arzt Helmar Effenberger und seine aus Kroatien stammende Frau Mirjam einem Transporter des Malteser Hilfsdiensts diese Menge wertvollen Materials, dazu etwa zehn Kubikmeter Kleider und Spielzeug, aufladen. Bestimmt sind die Hilfsgüter für Bosnien-Herzegowina.

Erfolgreich hat das Ehepaar an die Spendierfreudigkeit der Pharmaindustrie appelliert. Zudem ist am Ort für die gute Sache Material gesammelt worden.

(Ausführlicher Bericht auf der Hessenseite) Ul

Geschäftsrisiko?

Als Ursache des Absturz-Infernos von Amsterdam wird ein technischer Schaden an Triebwerkbolzen immer wahrscheinlicher. Fluggäste und nun auch Flughafen-Anrainer überkommt neues Unbehagen. Man erinnert sich an Pannen und Absturzserien Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre. Triebwerke gingen verloren, Bolzen rosteten, Kabel waren falsch angeschlossen, und es gab Tote und Verletzte. Die Konkurrenz der Fluggesellschaften erlaubte keine termingerechten Wartungen mehr.

Wie im jüngsten Fall waren durchweg Boeing-Produktionen die Unglücksmaschinen. Und auch diesmal werden wohl verschlampte Untersuchungen nachgeholt. Wie es heißt, hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA Inspektionen anläßlich des Absturzes der Boeing 747 der Air China veranlaßt, weil verrostete Bolzen entdeckt worden waren.

Inzwischen weiß man auch, daß der Todes-Jet von Amsterdam schon einmal Probleme beim Start in den USA hatte. Die Praktiken der Luftfahrtgesellschaften sowie des jeweiligen Herstellers haben fatale Parallelen. Besorgt um das Image als sicherer Airliner werden Kenntnisse von Materialschwachstellen intern behandelt. Erst durch spektakuläre Unglücksfälle sieht man sich gezwungen, den jeweiligen Flugzeugtyp in die Wartungshallen zu schicken.

Business scheint in der Zivilluftfahrt wieder ein Risiko für Menschen am Boden und in der Luft zu werden. amm

Maskierter Bankräuber erbeutete 40 000 Mark

Ein maskierter Mann hat die Filiale der Commerzbank in der Darmstädter Landstraße überfallen und dabei 40 000 Mark erbeutet. Der Täter betrat die Zweigstelle gegen 9.30 Uhr und richtete einen Trommelrevolver auf den Kassierer. Der Bankangestellte wurde gezwungen, das Geld in eine weiße Plastiktüte zu packen.

Der Flüchtige wird auf 25 Jahre geschätzt. Er ist etwa 1,70 Meter groß. Er trug eine blaue Strickmütze über dem Kopf und war mit einem Jeansanzug bekleidet. Über seinen Fluchtweg wurde zunächst nichts bekannt. habe

Auf der Anklagebank sitzt der reiche Norden Experten sehen in zu großem Konsumwachstum eine Ursache des Elends der südlichen Hemisphäre Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

OSNABRÜCK, 6. Oktober. Entwicklungshilfeexperten, Wirtschafts- und Politikwissenschaftler haben davor gewarnt, die Überbevölkerung als das Hauptproblem der Dritten Welt darzustellen. Auf dem Kongreß "Die 3. Welt und wir" in Osnabrück erklärten Sprecher aus Industrie- und Entwicklungsländern, die Überbewertung dieses Themas lenke in der öffentlichen Diskussion davon ab, daß die Gefahr der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen auf der Erde nicht in der südlichen Hemisphäre mit einem starken Bevölkerungszuwachs entstehe, sondern in der nördlichen Hemisphäre durch zuviel Konsumwachstum.

In einem "Osnabrücker Memorandum", das Diskussionsgrundlage des viertägigen Kongresses ist, heißt es: "Die Industrienationen des Nordens mit einem Fünftel der Weltbevölkerung verbrauchen etwa vier Fünftel der Ressourcen und sie verursachen gleichzeitig zwei Drittel der Treibhaus- und Abgase, die den sauren Regen erzeugen. Sie setzen zu 100 Prozent die Ozonschicht gefährdenden Gase frei und produzieren den größten Teil des Gift- und Nuklearmülls. Dieses Wachstums- und Konsummodell hat selbst für das reiche Fünftel der Weltbevölkerung im Norden längst seine Grenzen erreicht. Erst recht kann es auf den Süden mit vier Fünfteln der Weltbevölkerung nicht übertragen werden. Nur grundlegende Reformen unseres Industrie- und Konsummodelles, verbunden mit einer Veränderung unseres Wertesystems kann zukünftig eine noch gefährlichere Entwicklung stoppen."

Als zukunftsentscheidend forderten die Experten nicht an erster Stelle eine verstärkte Entwicklungshilfe für den Süden, sondern wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen im Norden. Westeuropa und Nordamerika dürften nicht wie bisher auf Kosten des Südens und der nachwachsenden Generationen leben. In dem sie mit ihrem jetzigen Wirtschaftsmodell die Umwelt irreparabel schädigten, verstießen sie gegen die wirtschaftliche Rationalität, die gebiete, vom Ertrag und nicht von der Substanz zu leben.

Langfristig sei es unvermeidlich, weltweit Obergrenzen für die Nutzung der natürlichen Ressourcen wie auch für die Emissionen von Schadstoffen festzusetzen. Die Experten widersprachen der Auffassung, im Nord-Süd-Verhältnis sei der Norden der Geber, der Süden der Nehmer. Durch ungleiche Partnerschaft, durch eingeschränkten Zugang des Süden zu den Weltmärkten und durch Zinszahlungen verliere der Süden rund 500 Milliarden US-Dollar an den Norden. Im Vergleich dazu falle die öffentliche Entwicklungshilfe an den Süden, die insgesamt 50 Milliarden US-Dollar ausmache, kaum ins Gewicht. Die "unfreiwillige Entwicklungshilfe des Südens an den Norden" müsse gestoppt werden. Dazu gehöre auch die Reform vom Norden beherrschter Institutionen wie Weltbank, Internationaler Währungsfonds oder der Zollorganisation GATT.

Angesichts wachsender Kriegsgefahren in der Dritten Welt warnte der Kongreß vor militärischen Interventionen, die untauglich seien, Kriege zu beenden und Frieden zu schaffen. Die Kriege in der Dritten Welt seien hauptsächlich Ergebnis großer Waffenexporte des Nordens.

Professor Franz Nuscheler (Duisburg) wies darauf hin, daß Kriege und Diktaturen als "Schubkräfte von Massenfluchtbewegungen" wirken. Im Normalfall seien es aber vorwiegend nicht die Ärmsten, die ihre Heimat verließen, sondern Angehörige mobiler Mittelschichten, deren Weggang den Herkunftsländern schade.

Die aus Pakistan stammende Publizistin Roshan Dhunjiboyh sagte, die Reichen würden immer reicher, die Armen immer ärmer, und die winzige Herrschaftsschicht in den früheren Kolonialländern erweise sich als unfähig, im Interesse ihrer Völker zu handeln.

Mehr Arbeitslose als im Jahr zuvor

WESTKREIS OFFENBACH. Die Arbeitslosigkeit hat im September in Langen, Dreieich und Egelsbach nur leicht abgenommen. Wie das Arbeitsamt Langen mitteilt, sank die Zahl gegenüber August um 12 auf 1 489 Personen. Der jahreszeitlich bedingte Rückgang sei dieses Mal geringer ausgefallen. Die Quote blieb mit vier Prozent unverändert.

Ein Vergleich zum Vorjahr zeigt, daß sich die Arbeitslosigkeit derzeit auf höherem Niveau befindet. Im September 1991 wurde 187 Arbeitslose weniger gezählt. Die Quote betrug 3,5 Prozent.

Für die Frauen hat sich die Lage verbessert. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitslosen reduzierte sich binnen Jahresfrist um 7,7 Prozent auf 45,5 Prozent. Gute Beschäftigungsmöglichkeiten gab es im Handel und im Dienstleistungsgewerbe. Außerdem erhöhte sich das Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen. Solche Stellen suchen derzeit noch 213 Frauen (32 weniger als im August).

Weniger Arbeitsplätze im Gewerbe heißt mehr arbeitslose Ausländer: plus 54 (insgesamt 330 Personen). Bei den Jugendlichen unter 20 Jahren waren es vier weniger (37 Personen), bei den Schwerbehinderten vier mehr (105).

313 Personen meldeten sich im September neu arbeitslos (August: 284), 325 konnten aus der Kartei gestrichen werden. Der Bedarf an Arbeitskräften hat im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Es gibt nur 474 offene Stellen, im September 1991 waren es 97 mehr. dac

Sein Protest ist stiller geworden: Tom Robinson.

Kurz notiert

"On" heißt die Zeitschrift, die SWF 3 auf den Markt bringt. Die dritte Hörfunkwelle des Baden-Badener Südwestfunks (SWF) bringt damit als erstes einzelnes öffentlich-rechtliches Radioprogramm eine Zeitschrift auf den Markt, um so die Hörer stärker an den Sender zu binden. Chefredakteur Heinz Mohrstadt will damit das SWF 3-Programm "optisch" umsetzen: "Radio zum Sehen, Blättern, Lesen". Das Magazin ist Teil des SWF 3-Club-Projektes, das Anfang September startete. Herausgegeben wird es von der Werbung im Südwestfunk. Auf zunächst 68 Seiten bietet "On" Reportagen, Interviews, Informationen aus der Rock- und Popszene, Comics und Nachrichten über Programm und Macher von SWF 3. Hergestellt wird "on" im Opal-Verlag Offenburg (Burda), der auch die Anzeigenakquisition übernimmt.

Das 15. Herbsttreffen der Medienfrauen findet in diesem Jahr vom 30. Oktober bis 1. November im ZDF in Mainz statt. Bei dieser Arbeitstagung für Frauen in den unterschiedlichen Medienberufen geht es vor allem um die medienpolitische Krisensituation in Deutschland, die Ost-West-Problematik und um die Verleihung der "Sauren Gurke", dem Wanderpreis für die frauenfeindlichste Sendung des Jahres. Auskünfte unter der Telefonnummer: (06103) 70 52 62 oder 70 52 63.

Auf einen Blick

Der Jäger-Verein Frankfurt Nord-Ost trifft sich am Montag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr in der Staatlichen Vogelschutzwarte, Steinauer Straße 44. Die Monatsversammlung und eine Besichtigung der Räume stehen auf dem Programm des Vereins. ck/40

Angst vor der "Kreativität der Eurokraten" Zeitungsverleger beargwöhnen EG-Binnenmarkt / Mehr Reglementierungen befürchtet

"Die EG-Fritzen", raunt ein Verleger am Rande des Zeitungskongresses in Berlin seinem Kollegen zu, "gehen mir auf die Nerven." Was der Unternehmer in harschen Worten lediglich hinter vorgehaltener Hand äußern mag, muß sich Axel Bunz, Vizechef der Vertretung der EG-Kommission in der Bundesrepublik Deutschland, auf dem Podium einen Tag lang anhören.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Sprachrohr und Interessensvertretung von über 330 Tageszeitungen und 15 Wochenzeitungen in deutschen Landen, hat geladen, um zwischen Chancen und Risiken der Einführung des EG-Binnenmarktes abzuwägen.

Bei den Verlegern, das wurde in Berlin deutlich, überwiegt der Pessimismus. Schießlich sei die Presse und ihre Erzeugnisse mit anderen Industriezweigen nicht zu vergleichen, mahnt BDZV-Präsident Wilhelm Sandmann. So werde die Branche etwa aufgrund der Sprachbarrieren kaum vom einheitlichen Markt mit seinen rund 340 Millionen Konsumenten profitieren können. Statt dessen fürchten die Verleger vor allem die Kreativität der "Brüsseler Bürokraten": "Die EG will die Presse in ein Korsett von Richtlinien zwingen", schimpft Sandmann. Es drohe der Verlust der Pressefreiheit.

Der "Katalog des Schreckens" reicht vom geplanten Werbeverbot für Tabak und den Medienkontrollrat über den "Euro-Betriebsrat" mit seinen Mitbestimmungsrechten bis zum Wegfall der bundesdeutschen Tendenzschutzklausel, die - vereinfacht gesagt - die alleinige Verfügungsgewalt und Richtlinienkompetenz des Verlegers über sein Produkt absichern soll. Dies seien allesamt "gefährliche Forderungen", der Medienrat ein "unausgegorenes Pojekt", klagt auch Edgar Kull vom Axel-Springer-Verlag.

Das sieht der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) anders: Der "Tendenzschutz" etwa sei ein "alter Zopf aus der Weimarer Zeit", der überdies - dem muß auch der Chef der Schweizer Zeitungsverleger, Max Rapold, beipflichten - einmalig in Europa sei, erinnert Gustl Glattfelder von der Journalistengewerkschaft. Die Ablehnung der Verleger sei wohl eher auf die Furcht vor wachsendem Einfluß der IG Medien zurückzuführen. Im Falle dieser Sonderklausel befinden sich die deutschen Branchenvertreter europaweit ohnehin in Erklärungszwang: "Es gibt in der Gemeinschaft derzeit keine Mehrheit dafür", meint EG- Vertreter Bunz.

Zudem könne die Presse nicht einerseits auf Vorteile einer künftigen Harmonisierung hoffen, andererseits ihre Sonderrechte beibehalten wollen. Gleichzeitig verwahre sich die EG-Kommission gegen eine "maßlos überzogene Kritik" in Sachen Tabakwerbeverbot. Die Kommission erkenne die besondere Rolle der Presse durchaus an, versichert Bunz. Zweifel an diesem Bekenntnis hegt auch der Präsident des Europäischen Zeitungsverlegerverbandes CAEJ, Alvin Sold. Doch mache er sich hinsichtlich des Einflusses der Presse auf die EG-Bürokratie keinerlei Illusionen: "Unsere Branche rangiert von der wirtschaftlichen Bedeutung im hinteren Mittelfeld und ist damit zu klein für Sonderrechte", weiß Sold.

Das Rezept des Lobbyisten: Man müsse sich eher in das Procedere in Brüssel einschalten und Zugang zu den "40 bis 50 Denkzirkeln" bekommen, wo die Richtlinien entstünden. Geduldiges Schweigen zu Entwürfen der EG, weiß der Luxemburger aus Erfahrung, werde als Zustimmung gewertet. JAN JURCZYK

Kind verletzt und dann Unfallflucht begangen

Die Polizei fahndet seit Montag nachmittag nach einem Mann, der mit seinem grauen Pontiac in der Hansaallee ein Kind angefahren und danach Unfallflucht begangen hat. Das US-Kennzeichen konnte wegen des verschmutzten Nummernschildes nicht abgelesen werden.

Zur Unfallzeit, gegen 16.45 Uhr, war eine Mutter mit ihrem dreijährigen Jungen auf dem Gehweg vor der Hausnummer 142 unterwegs. Plötzlich kam der Pontiac aus dem Hof der amerikanischen Zahnklinik, erfaßte das Kind und schleuderte es über die Motorhaube auf das Pflaster. Der Dreijährige wurde mit schweren Verletzungen in die Kinderklinik gebracht.

Hinweise auf den Fahrer und das Fluchtfahrzeug nimmt der Verkehrsunfalldienst unter der Telefonnummer 2 56 11 entgegen. habe

"Anhörungsstelle" in Fulda? Über Asylanträge von Rumänen soll dort entschieden werden

WIESBADEN. Die bisherige Bundesgrenzschutzkaserne in Fulda ist als eine von bundesweit fünf "Anhörungsstellen" im Gespräch, in denen befristet auf ein halbes Jahr in einem sogenannten "Eilverfahren" über Asylanträge bestimmter Volksgruppen entschieden werden soll.

Wie das hessische Innenministerium am Dienstag auf Anfrage bestätigte, gibt es bei Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) entsprechende Pläne. Am Montag sei die Kaserne in Fulda bereits von Bundesbeamten besichtigt worden.

Die Einrichtung der Anhörungsstellen solle helfen, den Asyl-Antragsstau beim Zirndorfer Bundesamt abzuarbeiten (insgesamt inzwischen rund 400 000 nicht entschiedene Anträge), hieß es im Innenministerium. Für Fulda sei besonders an die Entscheidung über Anträge von Rumänen und Bulgaren gedacht. 35 Entscheider des Zirndorfer Bundesamtes sollten nach Fulda abgeordnet werden und dort täglich 150 Fälle abwickeln (pro Entscheider fünf).

Hessen denke inzwischen auch daran, einen Teil seiner jetzt ausgeschriebenen hundert Entscheider-Stellen dafür zur Verfügung zu stellen. Offiziell sei das Land von Bonn aber noch nicht über die Planungen informiert worden.

Im Wiesbadener Familienministerium rechnet man damit, daß in den neuen Einrichtungen letztlich auch die Anträge von Neuankömmlingen sofort bearbeitet werden. Da sich in Hessen zur Zeit nur "600 bis 700" Asylbewerber aus Rumänien aufhalten, sei außerdem damit zu rechnen, daß in Fulda auch Asylbewerber aus benachbarten Bundesländern angehört werden und ihre Anträge bearbeitet werden sollen, meinte der stellvertretende hessische Regierungssprecher Georg Dick (Grüne).

Der Fuldaer Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger teilte mit, die Anhörungsstelle solle schon im November eingerichtet werden und insgesamt 60 Bedienstete haben.

Auch in Bayern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Berlin seien in Bundesliegenschaften vier ähnliche Einrichtungen geplant. Hamberger meinte, dort könne dann "noch am Tag der Anhörung" über die Asylanträge entschieden werden.

Nach dem Asylrecht steht abgelehnten Asylbewerbern aber auch im Fall derart beschleunigter Verwaltungsentscheidungen in jedem Fall das Klagerecht gegen eine Ablehnung offen. me

Helfen, den Alltag zu meistern AWO-Hilfsdienste haben zwei Altenbetreuerinnen eingestellt

NEU-ISENBURG. Die Mobilen Sozialen Hilfsdienste der Arbeiterwohlfahrt haben zwei hauswirtschaftliche Altenbetreuerinnen eingestellt, die die ambulante Betreuung besonders hilfsbedürftiger Menschen fachkundig unterstützen. Zu den Aufgaben der beiden Pflegerinnen, Isolde Schneider ist Krankenpflegehelferin und Maria Kubsch Hauswirtschafterin und Familienpflegerin, gehören die Organisation des Haushalts und pflegerische Hilfen.

Mit der Einstellung der beiden Altenbetreuerinnen sind die AWO-Hilfsdienste ihrem Ziel ein Stück nähergekommen, die ambulante Betreuung zu professionalisieren. In ihrer "Konzeption einer hauswirtschaftlichen Altenbetreuung" hatten sie dieses Ziel umrissen und dem Neu- Isenburger Magistrat im Frühjahr 1991 vorgestellt. Die Stadtverordnetenversammlung hatte im Juni 1991 dazu ihre Zustimmung gegeben.

Nach den Erkenntnissen der Arbeiterwohlfahrt brauchen die mobilen Hilfsdienste vor allem aus zwei Gründen mehr und mehr qualifiziertes Personal für die ambulante Betreuung: der Anteil an älteren und pflegebedürftigen Menschen in der Bevölkerung wird immer größer. Darüber hinaus seien viele der ambulant betreuten Menschen körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage, ihren Haushalt allein zu führen und das alltägliche Leben zu organisieren.

Bislang hatten ausschließlich Zivildienstleistende die Betreuung übernommen. Der Einsatz von Zivis soll künftig nach dem Konzept der Hilfsdienste die Arbeit der qualifizierten Kräfte nur mehr ergänzen.

Dafür werden in dem Konzept mehrere Gründe angeführt: Die meisten der betreuten Personen seien Frauen, die häufig aus Scham die Hilfe der jungen Männer nur mit Widerstand annähmen oder gar ablehnten. Außerdem verfügten die Zivis nicht über die Erfahrung, mit den manchmal schwierigen Gewohnheiten der zu betreuenden Personen fertigzuwerden. Auch reiche die Qualifikation für den Umgang mit Auffälligkeiten und Krankheiten nicht aus. Und schließlich setze die Betreuung Freiwilligkeit voraus, die beim Zivildienst nicht ungedingt gegeben sei.

Die beiden Altenbetreuerinnen werden den hilfsbedürftigen Menschen helfen, ihren Alltag in den Griff zu kriegen. Mahlzeiten müssen geplant und zubereitet werden. Viele brauchen Hilfe bei der Körperhygiene und spezielle Krankenpflege. Und die Fachkräfte übernehmen den Kontakt mit den Hilfsorganisationen. Und sie sollen auch soziale Unterstützung leisten, motivieren und Mut machen.

Die Zahlen, die die Arbeiterwohlfahrt in Neu-Isenburg nennt, belegen, wie notwendig die ambulante Pflege ist: Pro Jahr erreichen etwa an die 150 Anfragen die Städtische Koordinationsstelle und diese Nachfrage kann bisher noch nicht befriedigt werden. ac

Eilverfahren für Asylanträge

me WIESBADEN, 6. Oktober. In "Eilverfahren" will Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) versuchen, den Bearbeitungsstau von rund 400 000 Asylanträgen beim Zirndorfer Bundesamt abzuarbeiten. In mehreren Bundesländern sind nach Informationen der hessischen Landesregierung - befristet auf ein halbes Jahr - sogenannte "Anhörungszentren" geplant, in denen konzentriert auf bestimmte Herkunftsländer nach Anhörung der betroffenen Flüchtlinge gleich über deren Asylanträge entschieden werden soll. (Bericht auf der Hessenseite)

Im Hintergrund: Klage der Kassenärzte gegen Gesundheitsreform Die Mediziner brauchen gute Argumente

Unmittelbar nach Bekanntwerden der neuen Sparpläne im Gesundheitswesen, auf die sich die vier Parteien CDU/CSU, FDP und SPD einigten, haben die Ärzte den Gang zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe angekündigt. Vor allem die für 1995 vorgesehene Beschränkung der Kassenzulassung für niedergelassene Ärzte und die geplante Altersgrenze von 65 Jahren sind nach ihrer Ansicht verfassungswidrig. Die Ärzte werden mit ihrer Klage jedoch noch einige Hürden zu überwinden haben. Zunächst können Betroffene nur dann ein Gesetz als verfassungswidrig angreifen, wenn sie selbst durch die Norm belastet sind und sich auf eine Verletzung ihres Grundrechts berufen können. Im vorliegenden Fall müßte also niedergelassenen Ärzten die Kassenzulassung verweigert werden. Da die Zulassungsbeschränkung aber frühestens ab 1995 gilt, werden Verfassungsbeschwerden bis zu diesem Zeitpunkt kaum zulässig sein, denn kein Beschwerdeführer kann ja im vorhinein wissen, ob ihm die Kassenzulassung verweigert wird oder nicht. Anders könnte es bei der Altersgrenze sein, die ja für jeden praktizierenden niedergelassenen Kassenarzt Gültigkeit hat. Da diese Maßnahme aber in unmittelbarem Zusammenhang mit der Beschränkung der Kassenärztezahl steht - durch die Altersgrenze sollen ja junge Ärzte zum Zuge kommen - werden die Karlsruher Richter wohl kaum getrennt über diese Teilmaßnahme entscheiden wollen. Schon von den formalen Voraussetzungen her werden die Ärzte in den nächsten Jahren kaum einen Richterspruch herbeiführen können. In der Sache selbst sehen sich die protestierenden Mediziner durch eine frühere Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bestätigt. 1957 hatte der Bonner Gesetzgeber schon einmal versucht, die Zahl der Kassenärzte zu beschränken: Für 500 Versicherte wurde damals nur ein Arzt zugelassen, für Zahnärzte galt sogar ein Schlüssel von 1:900. Die dagegen eingelegten Verfassungsbeschwerden hatten damals Erfolg - allerdings steckt der Teufel im Detail. Die Richter lehnten solche Zulassungshemmnisse nämlich nicht generell ab, stellten vielmehr fest, daß eine vom Bedürfnis abhängige Zulassungsklausel gerechtfertigt wäre, "wenn sie durch besonders wichtige Interessen der Allgemeinheit gefordert wird, die anders nicht geschützt werden können". (Beschluß des Ersten Senats vom 23.3.1960) Im Jahr 1960 konnten die Verfassungsrichter keine Gefahren für die Allgemeinheit erkennen, die die Beschränkung gerechtfertigt hätte. Das könnte bei der heutigen Explosion der Gesundheitskosten jedoch völlig anders beurteilt werden. Trotz der bislang höchsten Beitragssätze droht den Krankenkassen in diesem Jahr ein Defizit von zehn Millarden.

Es wird also darauf ankommen, ob die Behandlungs- und Arzneikosten tatsächlich mit der Zahl der Kassenärzte steigen. Kann der Bonner Gesetzgeber das belegen, müßten sich die protestierenden Ärzte gute Argumente einfallen lassen, warum die Verfassung zwingend verlangt, allen zur Niederlassung entschlossenen Medizinern die Möglichkeit zu geben, auf Kasse abzurechnen.

URSULA KNAPP (Karlsruhe)

Parkplatz vorhanden, Rampe fehlt Die Stadt Bad Homburg hat 2000 Führer für Behinderte drucken lassen

BAD HOMBURG. Danke, dachte sich Fritz M., als er von weitem den freien, mit blauem Hinweisschild eigens reservierten Parkplatz sah, stellte sein Auto ab und kletterte heraus in den mühsam selbst aufgeklappten Rollstuhl. Mit diesem fuhr er zum Eingang des Hauses - und blieb resigniert stehen: Fünf Treppenstufen sind ihm, dem Rollstuhlfahrer, ein unüberwindliches Hindernis.

"Fritz M." ist frei erfunden, der Sachverhalt hingegen nicht. Parkplätze für Behinderte, aber keinen Zugang für Rollstuhlfahrer weisen mehrere Sporthallen, der Jugendclub im Kirdorfer Bürgerhaus, die Spielbank und einige Parkhäuser auf.

Mancherorts ist das Problem immerhin erkannt: Der Jugendclub beispielswiese soll 1993 / 94 einen Behindertenaufzug erhalten. Und nicht überall drängt die paradoxe Situation so arg, wie es auf den ersten Blick ausschaut: "Wir haben doch Pagen, die jederzeit bereit sind, einen Rollstuhlfahrer die wenigen Stufen hinaufzu- tragen," weiß Rüdiger Pfauntsch, Pressesprecher der Spielbank zu berichten, die im neuen "Stadtführer für Behinderte" ebenfalls mit den widersinnigen Prädikaten bedacht wird: Behinderten-Parkplatz: ja; zugänglich für Rollstuhlfahrer: nein. 2000 Exemplare dieser 80 000 Mark teuren und fast 150 Seiten dicken Broschüre hat die Stadt jetzt drucken lassen. Das Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialplädagogik hat die redaktionelle Arbeit besorgt und auf sechs Farben zwischen Hochglanz-Deckelblättern so manche glanzlose Realität dokumentiert.

Viele Zahnärzte beispielsweise und sogar ein Orthopäde sind in ihrer Praxis für Rollstuhlfahrer nur zu erreichen, wenn einer den Patienten trägt. Ein Rollstuhlfahrer, der zum Friseur will, hat demnach in der Kurstadt nur zwischen drei Betrieben die Wahl. Die anderen sind ihm entweder nicht zugänglich oder in der Broschüre nicht aufgeführt. Jene konzentriert sich nämlich zum einen auf die Innenstadt und leidet zum anderen darunter, daß "einige Einrichtungen . . . in diesem Stadtführer für Behinderte nicht genannt werden wollten".

Andere sind immerhin ehrlich: Das Landratsamt beispielsweise ist demnach "für Rollstuhlfahrer unzugänglich". Und wer das Innere des Landgrafenschlosses besichtigen will, benötigt schon mehrere Helfer, die ihn 33 Stufen hinauf und 33 Stufen hinunter tragen. Dennoch: "Bei Voranmeldung" bietet die Schlösser-Verwaltung solche Hilfe an. Und außerdem sind die Gründe in diesem Fall immerhin denkmalschützerischer Art.

Überhaupt ist die Beschreibung des Mangels nicht das Defizit, sondern das Verdienst des Behindertenführers, der auf diese Weise die Aufgabe erfüllt, zu der sich Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP) im Vorwort bekennt: " . . . soll zugleich eine Anregung dafür sein, daß bei weiteren Planungen die Belange der Behinderten stärker berücksichtigt werden."

Dank des Papiers können die Betroffenen immerhin frühzeitig erfahren, welches Amt und welchen Laden, welchen Arzt und welche Kneipe sie per Rollstuhl besuchen können und welche nicht. Sie lesen etwas über Hilfsdienste und Selbsthilfegruppen, und sie finden sogar einen Stadtplan, der ihnen reservierte Parkplätze nennt, die Lage der Behinderten-Toiletten beschreibt und sogar minuziös aufzeichnet, an welchen Kreuzungen die Bordsteine abgesenkt sind.

Nur lesen muß man die fast 150 Seiten jetzt noch. Und abholen: bei den Behinderten-Organisationen, im Stadthaus oder im Verkehrsamt im Kurhaus. Die zumindest sind behindertengerecht zu erreichen. che

Heroin-Dealer gingen in Untersuchungshaft

Beamte des Landeskriminalamtes haben in Kronberg und in Frankfurt drei Türken festgenommen, die einem Ring von Heroindealern im Rhein-Main-Gebiet zugerechnet werden. Bei der Aktion wurde ein Kilogramm Heroin sichergestellt. Die drei Männer sind vom Untersuchungsrichter in Haft geschickt worden.

Nach längerer Observation der drei Tatverdächtigen hatten die Fahnder des LKA Ende letzter Woche in einer Unterkunft für Asylbewerber in Kronberg Erfolg. Dort beobachteten sie, wie ein 17jähriger Türke das Heroin aus einem Depot in einem der Wohncontainer holte und unter einem Gebüsch des benachbarten Schulhofes versteckte. Dort wurde der Dealer festgenommen.

Seine beiden Komplizen stellten die Beamten am gleichen Tag im Frankfurter Bahnhofsviertel. Bei ihnen handelt es sich um Personen ohne festen Wohnsitz. Auch sie haben Asylanträge gestellt.

Das Rauschgiftdezernat der Frankfurter Staatsanwaltschaft verfügt über Erkenntnisse, daß Türken beim Schmuggel großer Heroinmengen in das Rhein-Main-Gebiet eine wichtige Rolle spielen. Die Drogen werden zumeist auf dem Landweg über die Balkanroute aus der Türkei nach Deutschland gebracht. Auch die Niederlande sind als Transitland für die Heroineinfuhr weiter von Bedeutung.

Die hessische Polizei hat in den ersten acht Monaten dieses Jahres 65 Kilo Heroin sichergestellt. Das waren zwölf Kilo weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum wurden dem illegalen Markt 223 Kilogramm Kokain entzogen. Im vergangenen Jahr waren es 237 Kilo.

Trotz der geringeren Sicherstellungen gehen Rauschgiftfahnder davon aus, daß der Drogenhandel mehr denn je floriert und von einer Verknappung keine Rede sein könne. Bezeichnend dafür sei der niedrige Preis für Heroin und Kokain, der pro Gramm derzeit zwischen 60 und 80 Mark liege. habe

Die Army räumte fast 900 Wohnungen in Frankfurt Vereinbarung mit dem Bundesvermögensamt getroffen / Stadt will für ihre Mitarbeiter anmieten

Seit Oktober 1991 hat die US-Armee in Frankfurt genau 864 Wohnungen geräumt. Diese Zahl gab das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Europa dieser Tage in Heidelberg bekannt. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hatte im vergangenen Jahr die Hoffnung geäußert, als Folge des Abzugs von US- Truppen für den Frankfurter Wohnungsmarkt insgesamt 1542 Wohnungen zurückgewinnen zu können. Ulrich Uebele, der Leiter des städtischen Hauptamtes, nannte die 864 von Soldaten der US-Army und ihren Familien freigemachten Unterkünfte am Dienstag "eine erste Rate".

Wie Uebele sagte, hat die Stadt Frankfurt mit dem Bundesvermögensamt inzwischen eine Vereinbarung getroffen: Danach informiert die Behörde die Kommune über alle freiwerdenden Häuser, von denen sie erfährt - früher war das Amt der US-Armee behilflich, diese Wohnungen auf dem freien Markt zu finden. Die Kommune versucht, die Eigentümer der Gebäude jetzt für die Unterbringung kommunaler Bediensteter zu gewinnen - sehr viele neue Mitarbeiter der Stadt haben große Probleme, in Frankfurt überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Gerade erst hat das Bundesvermögensamt Uebele zufolge der Stadt 220 Wohnungen genannt, die gegenwärtig von US-Soldaten verlassen werden. Wie der Amtsleiter sagte, handelt es sich um Gebäude an der Friedberger Landstraße, an der Fuchstanzstraße in Rödelheim und an der Homburger Landstraße.

Hier begannen inzwischen Gespräche zwischen Kommune und Hausbesitzern. In einiger Zeit hofft der Magistrat auch 200 Wohnungen in Maintal-Bischofsheim für Mitarbeiter der Stadt Frankfurt zur Verfügung stellen zu können. Der Besitzer dieser Liegenschaft ist einer Vermietung an städtische Bedienstete nicht abgeneigt, läßt aber die Häuser nach dem Auszug der Amerikaner "erst einmal renovieren" (Uebele).

In ganz Hessen machte die US-Armee dem Heidelberger Hauptquartier zufolge seit Oktober 1991 genau 4473 Wohnungen frei, darunter allein in Hanau 1923, in Gießen 965, in Wiesbaden 505 und in Darmstadt 225.

Vor allem Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern kommen jetzt nach Angaben der Amerikaner wieder auf den Frankfurter Markt. jg

Jagdgenossen setzen den Rucksack auf

STEINAU. Die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Bellings schnüren am Freitag, 20. November, ihr kleines Reisegepäck und machen sich zu einem Tagesausflug auf.

Wer bei der Land- oder Stadtpartie dabeisein möchte, meldet sich bis spätestens 18. Oktober bei Hans-Jürgen Simon an. Der Koordinator gibt Auskunft über Ziel und Abfahrt. Jugendliche unter 16 Jahren dürfen beim Ausflug der Großen nicht mitmachen. schu

Wanderer kraxelten auf höchste Gipfel

STEINAU. Die Frauen und Männer des Heimat- und Wandervereines in Bellings haben kürzlich einen Ausflug nach Zöbern ins Tannheimer Tal gemacht. Im Verlauf ihrer traditonellen Herbst-Wanderung erstiegen die Naturfreunde das Füssener Joch und den knapp 2000 Meter hohen Aggenstein. Tags drauf brachen die Wanderfreunde zu einem achtstündigen Marsch auf, der sich unter anderem auf die über 2000 Meter hohe Schochenspitze führte.

Nach Auskunft von Heinrich Röder wollen die Wanderfreunde auch im nächsten Jahr eine Herbstwanderung organisieren. schu

Geschenke mal ganz anders verpacken

LANGEN. Auf Geschenkpapier zu verzichten: Das würde zwar das Umweltgewissen beruhigen, befriedigt aber Schenkende und Beschenkte nicht, meint das Mütterzentrum. Und bietet einen Weg aus dem Dilemma an. Der Kurs über "alternative Dekorationsverpackungen" ist am Samstag, 17. Oktober, 9.30 bis 16 Uhr. Kinder werden wie üblich betreut.

Mitglieder zahlen 12 Mark, Nichtmitglieder 18 Mark plus Arbeitsmaterial. Anmeldung unter der Rufnummer 45 188. dac

Zum Winter ist die Laus im Vormarsch

Die Verbreitung von Läusen nimmt bei Frankfurter Schulkindern nach Einschätzung des Stadtgesundheitsamtes wieder "beachtliche Ausmaße" an. Aufgeschreckt von einer Berliner Studie, nach der in der Spreemetropole "ständig etwa fünf bis zehn Prozent" aller Grundschüler von Läusen befallen sind, hat jetzt das Gesundheitsamt eine Informationskampagne an Frankfurter Schulen, Kindertagesstätten und in Arztpraxen gestartet, um der Läuseplage zu begegnen.

Margarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, glaubt zwar nicht, daß das Problem mit den Kopfläusen in Frankfurt ähnliche Ausmaße wie in Berlin annehmen könnte. Genaue Zahlen gebe es aber nicht, schränkt die ehemalige Schulärztin ein.

Nach den Erfahrungen der Ärzte nimmt der Lausbefall an Grundschulen während des Winterhalbjahres regelmäßig zu. "Die Kinder tragen Mützen, Anoraks mit Kapuzen, Schals", sagt Peters, "die seltener gewaschen werden." An Grundschulen sei das Problem besonders ausgeprägt, "da die Kinder die Köpfe oft sehr eng zusammenstecken".

Von der Läuseplage sind Unterschichtfamilien nach Auskunft des Gesundheitsamtes stärker als Oberschichtfamilien betroffen. Peters macht für diese Einschätzung die beengten Wohnverhältnisse und ein anderes Hygieneverständnis verantwortlich.

Stellen Eltern bei ihrem Kind Läuse fest, sollten sie laut Peters sofort einen Arzt konsultieren. Mit einem speziellen Haarwasser wird der Kopf gewaschen und anschließend mit Essig gespült. "Nach einer Woche sollte die Behandlung wiederholt werden", empfiehlt Margarete Peters, "denn durch die Lösung werden zwar die Läuse, nicht aber die Nissen abgetötet."

Generell sieht Peters eine Ursache der Lausplage in einem "abnehmenden Hygienebewußtsein" in der Bevölkerung. "Man legt nicht mehr so großen Wert auf Reinlichkeit", sagt die Ärztin. Auch bestimmte Moderichtungen böten den Läuse beste Lebensbedingungen - "lange, zottelige Haare zum Beispiel, die nicht so oft gewaschen werden". mku

150 Mhz mehr: Löcher im Rundfunk-Empfang

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Zur Verbesserung des Dienstleistungsangebotes "Kabelanschluß" im Breitbandverteilernetz der Kurstadt sind nach Angaben eine Telekom-Sprechers technische Änderungen erforderlich. Die bisherige 300-Mhz-Technik wird auf 450 Mhz erweitert.

Die Umrüstungsarbeiten haben am vergangenen Montag begonnen und dauern bis zum 23. Oktober. Die Telekom bittet die Fersehzuchauer und Radiohörer um Verständnis, wenn es tagsüber zu kurzen Unterbrechungen kommen sollte. schu

Makellose Narren in der Kapp.

Leser-Forum

Frankfurter Künstlerin im Langener Museum

LANGEN. Am Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr, wird im Alten Rathaus am Wilhelm- Leuschner-Platz eine Ausstellung der Frankfurter Künstlerin Karin Porath mit dem Titel "Die Geschichte einer Wanderung" eröffnet. Sie zeigt "stille Bildobjekte", eine Installation und Arbeiten auf Leinwand.

Die Ausstellung läuft bis zum 25. Oktober. Sie ist dienstags und mittwochs von 17 bis 20 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. dac

&blt; Jazz in der Schillerpassage

Das "Café Cult" in der Schillerpassage lädt ein zum "Jazzfestival" von Donnerstag, 8. Oktober bis Sonntag, 11. Oktober. DIe Konzerte beginnen jeweils um 2o. 30 Uhr. Zunächst ist das Paolo Tomelleri Quintett zu hören, am Freitag folgen das Sauer-Degen-Duo und anschließend die Jazz-Workshop-Band unter Günter Lenz. Am Samstag kommen Albert Mangelsdorff und das Bülent Ates Quartett; am Sonntag spielt das Siggi Busch Trio. Und zwischen 11 und 14 Uhr gibt es sonntags einen "Musik-Brunch" mit Gustl MayersJazz Stampede im "ARTrium" des Café Cult.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die Aktienkurse in New York haben gestern höher eröffnet. Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte lag nach einer Stunde aber wieder auf dem Schlußstand des Vortages. Am Montag war der "DJ" um 21,61 auf zuletzt 3179,00 Punkte gefallen.

In Tokio stieg der Nikkei-Index erstmals seit sieben Handelstagen. Er schloß mit 17 268,10 um 166,60 Zähler höher.

Ausstellung mit Bildern von Johannes Tittel

STEINAU. Aquarelle und Ölgemälde von Johannes Tittel sind derzeit in den Räumen der Volksbank in Steinau zu sehen. Tittel war bis vor drei Jahren in Zwickau zuhause und lernte dort bei Professor Michel.

Inzwischen wohnt der Ostdeutsche in Gründauer Ortsteil Niedergründau. Obgleich er seiner Liebe zur Malerei treu geblieben ist, nennt sich Tittel selbst einen "Freizeitkünstler". Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Bank zu sehen. schu

Meist Familienarbeit

HOCHTAUNUSKREIS. Die "Kartoffelferien" haben diese Woche begonnen - doch die Kartoffelernte ist schon so gut wie vorbei. Daran sind aber nicht die Ferien schuld, sondern die Kartoffeln. "Die Ernte war früher nicht so hochgezüchtet", begründet Professor Eugen Ernst die veränderten Verhältnisse. Als die Kinder noch mitarbeiten mußten, wurden die Eßkartoffeln erst ab Ende September eingefahren. Der Leiter des Freilichtmuseums Hessenpark, der selber als kleiner Junge in den Kartoffelferien half, erinnert sich noch an das Schönste bei der Ernte: Das Kartoffelfeuer.

"Mit einem Strohwisch haben wir das gedörrte Kartoffelkraut angezündet und die Kartoffeln reingeworfen. Sie wurden verkohlt, aber auch gegart. Besonders schön waren sie nicht, aber interessant." Das Feuer war wichtig, um die Äcker für die Aussaat der Winterfrucht zu säubern.

Seit der Einführung der Knolle in Preußen Ende des 18. Jahrhunderts war die Ernte vor allem Familienarbeit. Meist gingen die Männer vorweg und hackten die Knollen aus der Erde. Frauen und Kinder folgten und lasen die Kartoffeln in drei Körbe: die kleinen für die Schweine, die großen zum Essen und die mittleren wurden zum Teil als Setzkartoffeln aussortiert.

In den 30er Jahren erleichterte der Kartoffelroder den Männern die Arbeit beim Auspflügen. Das Einsammeln erfolgte aber weiter per Hand. Die Heimfahrt war ein kleiner Triumphzug - schließlich sicherten die gefüllten Säcke die Ernährung für das ganze Jahr. Erst die Entwicklung der Vollernter in den 60er Jahren brachte das Ende der mühevollen Handarbeit. cn

Firmeninhaber wird gehört

zum Korruptionsvorwurf

Der unter Korruptionsverdacht geratene Inhaber einer Firma, die seit 15 Jahren Aluminiumpoller an die Stadt verkauft, wird noch in diesem Monat zu dem Bestechungsvorwurf gehört. Der Geschäftsmann war bereits im September vergangenen Jahres von einem Konkurrenten angezeigt worden - die FR berichtete.

Ihm wird in der Anzeige vorgeworfen, er habe sich die Aufträge der Stadt durch die Zahlung von Geldbeträgen an Mitarbeiter des Straßenbauamtes gesichert. Beweise dafür hat der Anzeigende bisher nicht vorgelegt.

Die Leiterin des Amtes, Gabriele Dehmer, bestritt jetzt ihre in der Frankfurter Rundschau vom Dienstag wiedergegebene Aussage, wonach das anhängige Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen drei Firmen laufe. "Die behauptete Äußerung ist von mir nicht gemacht worden", teilte sie der Redaktion schriftlich mit. habe

Das Wetter

Wetterlage Eine Tiefdruckzone, die sich von Rußland zum Alpenraum erstreckt, schwächt sich langsam ab. Dahinter gewinnt der Keil eines Hochs westlich der britischen Inseln an Einfluß. An seiner Ostflanke wird jedoch kühle Meeresluft nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Donnerstag früh Anfangs starke, im Tagesverlauf auch auflockernde Bewölkung und kaum Regen. Höchsttemperaturen zwischen zwölf und 15 Grad Celsius, Tiefstwerte der Nacht um sieben Grad Celsius, schwacher bis mäßiger Wind aus nördlichen Richtungen. Weitere Aussichten für Donnerstag Teils nebligtrüb, teils aufgeheitert, wenig Temperaturänderung. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

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Neuer Zwist in Union über Asyl CSU prescht mit eigenem Gesetzentwurf gegen Grundrecht vor Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan BONN, 6. Oktober. CDU und CSU streiten erneut über den Weg, wie sie den Asylartikel 16 im Grundgesetz ändern wollen. Die Bundestags-Landesgruppe der CSU beschloß am Montag abend einen Gesetzentwurf, wonach der Verfassungsgrundsatz "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht" gestrichen werden soll; ein Hinweis auf die Genfer Flüchtlingskonvention soll unterbleiben. Der Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Schäuble (CDU), wandte dagegen ein, daß dies die Verhandlungen mit der FDP und der SPD gefährden könnte. Nach den Vorstellungen der CSU soll es in dem geänderten Artikel 16 heißen: "Asyl wird gewährleistet. Voraussetzungen, Inhalt und Schranken werden durch Gesetz geregelt." Anders als in den Eckwerten von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) für eine Grundgesetzänderung fehlt im Entwurf der Christsozialen der Hinweis auf die Genfer Flüchtlingskonvention. Vor zwei Wochen hatte die Mehrheit der Unionsfraktion noch den Vorstellungen von Seiters zugestimmt.

Der CSU-Landesgruppenvorsitzende Wolfgang Bötsch hatte in einer Sitzung des Vorstandes der Unionsfraktion am Montag das Vorhaben der CSU mit dem Argument gerechtfertigt, die Union könne nicht ohne klare Vorgaben in Verhandlungen mit FDP und SPD eintreten. Noch immer habe Seiters keinen Gesetzentwurf vorgelegt. Im Ersten Deutschen Fernsehen sagte Bötsch am Dienstag, daß ein Hinweis auf die Genfer Flüchtlingskonvention im Grundgesetz nicht nötig sei, weil die Konvention unabhängig davon Geltung besitze. Der Gesetzentwurf der CSU soll kommende Woche in der Gesamtfraktion diskutiert werden.

Wolfgang Schäuble warnte eindringlich vor einem Alleingang von CDU und CSU, der eine Einigung mit FDP und SPD erschweren könnte. Er warb erneut für eine gemeinsame Bundestagsentschließung von Union und Freidemokraten zur Asylfrage. Bis nächste Woche will eine Arbeitsgruppe von CDU/CSU und FDP den Text für eine solche Entschließung erarbeiten, über die der Bundestag am 15. Oktober abstimmen soll. Die Entschließung hat den Wert einer unverbindlichen Meinungsäußerung.

Die CSU sei bei einer Neuregelung des Asylrechtes nicht kompromißbereit und beharre weiterhin auf ihrer Maximalforderung, auch den Artikel 19, die Rechtswegegarantie, zu ändern, sagte der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, Alois Glück, am Dienstag in München. Seine Partei sei "auf keinen Fall bereit", eine Grundgesetzänderung beim Asylrecht mitzutragen, "die von vornherein unzureichend ist", sagte Glück weiter.

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf Seite 4)

Sorge um die Stimmung gegen die Ausländer

EGELSBACH. "Asyl" lautete das Thema der Informationsveranstaltung, zu der die Jusos Egelsbach/Langen eingeladen hatten. Doch nur etwa 40 Bürger und Bürgerinnen hatten sich im Arresthaus eingefunden, um ihre Sorgen um die Asylbewerber und Flüchtlinge zu äußern, obwohl doch das Thema gegenwärtig zu den meistdiskutierten zählt.

Der evangelische Pfarrer Martin Diehl sagte, nicht die Asylbewerber seien das Problem, sondern der "Ruck nach rechts", und er berichtete, daß er den "Stimmungsumschwung" mittlerweile auch in der Gemeinde bemerke.

Als er mit seinen Schülern über Auschwitz gesprochen und sie gefragt habe, wer heute "dagegen" stehen würde, hätten sie gelacht: "Ein paar Linke und ein paar Pfarrer."

Angst vor einem Umschwung der Stimmung äußerte auch Verone Schöninger von der Christlichen Flüchtlingshilfe. Sie wisse noch nicht, sagte sie, wie sie mit der "eigenen Hilflosigkeit" umgehen solle, und frage sich, ob sie denn mit den Flüchtlingen bald nicht mehr an die Öffentlichkeit gehen könne.

Alle zeigten sich einig, daß die Änderung des Asylrechts im Grundgesetz nichts nütze: "Das Problem bleibt", brachte es Dorothea Ernst von der Flüchtlingshilfe auf den Punkt, und Verone Schöninger erinnerte daran, daß die nicht anerkannten Asylbewerber meistens wegen der internationalen Flüchtlingsabkommen nicht abgewiesen werden dürften. ac

Es gibt mittlerweile umfangreiche Forschung über geschlechtsspezifische Unterschiede in der Berufsorientierung. Diese Untersuchungen belegen relativ eindeutig, daß es durch die familiäre und schulische Sozialisation sehr frühzeitig zu geschlechtsspezifischen Orientierungen kommt. Heutzutage ist es nicht mehr die ausschließliche Beschränkung der Studienanfängerinnen auf die Geistes-, Kultur- und Sprachwissenschaften, sie entscheiden sich vermehrt für ein betriebswirtschaftliches oder juristisches Studium. Nach wie vor bestehen aber ganz starke Vorbehalte gegenüber einem technisch orientierten oder naturwissenschaftlichen Studium.

Welche maßgebliche Rolle die schulische Sozialisation für diese Entscheidung spielt, belegen zwei Beispiele: Als das Studienfach Informatik an den Hochschulen eingerichtet wurde, betrug der Frauenanteil von Beginn an über 30 Prozent. Dieser Frauenanteil ist mittlerweile auf einen den Ingenieurwissenschaften vergleichbaren Anteil von unter 10 Prozent zurückgegangen. Das fällt zeitlich in etwa zusammen mit der Einführung des Informatikunterrichtes in den Schulen. Auch ein anderes Beispiel mag als Beleg dienen: 50 Prozent der Studienanfängerinnen im Fach Physik kommen von reinen Mädchenschulen. (. . .)

Für die Fachhochschule wichtig ist die Frage, inwieweit traditionelle Rollenzuschreibungen hier fortbestehen und verstärkt werden. Wenn Schülerinnen mathematische und technische Fähigkeiten abgesprochen werden, reproduziert sich diese Beschränkung vielleicht auch im Umgang mit Studentinnen. Vorurteile gegenüber den wissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten von Frauen sind meistens unbewußt, werden selten direkt geäußert und sind fast nie nachweisbar. Bei den Betroffenen zeigen sie allemal Wirkung. Eine Maschinenbaustudentin an der FH kann sich recht einzigartigfühlen, da die Chance, eine Kommilitonin zu finden, von 1 zu 41 (Bingen) zu 1 zu 64 (Trier) reicht.

Wünschenswert wäre eine positive Besetzung dieser Sonderrolle, anzunehmen ist allerdings, daß diese relative Isolierung zum Studienhindernis wird.

Wir müssen uns fragen: Treffen Studentinnen an der sehr stark männlich dominierten Fachhochschule auf ein Klima, das sie in ihrer Berufsorientierung eher fördert oder behindert? Es ist nicht mehr so, daß Frauen beim Betreten von Vorlesungssälen und Seminaren mit Füße trampeln und Pfiffen empfangen werden. Aber es liegen Erfahrungsberichte vor, durchaus auch neueren Datums, die Diskriminierungen durch männliche Kommilitonen und Professoren belegen.

In den Bereichen Bauingenieurwesen und Architektur wird den Studentinnen von Dozenten manchmal wohlwollend von einer Berufstätigkeit in diesem Fach abgeraten. Aus der Überzeugung heraus, einen guten Rat zu geben, wird geltend gemacht, daß Frauen auf der Baustelle nicht "ihren Mann" stehen können. Bei allem guten Willen bedeutet eine solche Haltung allerdings auch, Frauen von vornherein die Chance zu nehmen, das Gegenteil zu beweisen.

Aus: Wiebke Koerlin / Maria-Paz Weißhaar "Die Fachhochschule - eine Männergesellschaft?", FH-Journal 2/92 (Rhld.-Pfalz).

Kioskbesitzer überfallen: Nur zehn Mark Beute

BÜDINGEN. Einen Zehn-Mark-Schein erbeutete gestern ein etwa 25jähriger Räuber beim Überfall auf den Kiosk am Büdinger Krankenhaus. Gegen 12.15 Uhr bedrohte der schlanke Mann mit schulterlangem, dunkelblondem Haar den 82jährigen Kioskbetreiber mit einer Schußwaffe. Der Täter, geschätzte Größe 1,75 Meter, verlangte den Inhalt der Kasse. Der 82jährige hatte jedoch nur zehn Mark in der Hosentasche. Der mit dunklem Blouson und Jeans bekleidete unrasierte Räuber gab sich damit zufrieden und flüchtete. Eine Fahndung verlief erfolglos. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 0 60 31 / 60 10 entgegen. kop

Poller sollen an der Ecke Schloßstraße / Hamburger Allee die Kraftfahrzeuge von den Bürgersteigen fernhalten. Das hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) auf Antrag der sozialdemokratischen Fraktion einstimmig gefordert. Die Poller sollen zwischen dem Leitungsmast hinter der Straßenbahnhaltestelle und den Pollern kurz vor dem Zebrastreifen an dem Restaurant "Boccaccio" aufgestellt werden. Der Zebrastreifen wird von Schülern der Bonifatius-Grundschule und Kindern, die zum Türkischen Volkshaus wollen, benutzt. Derzeit wird der Zebrastreifen durch die geparkten Autos teilweise verdeckt. mic

"Wir sind keine Vorschule" Epiphanias-Kindergarten feierte 25jähriges Bestehen

NORDEND. Pfarrer Siegfried Sunnus wollte es genau wissen: "70 Kinder jeweils über drei Jahre, den Schuljahrgang muß man abziehen, also durch drei teilen, das Ganze mal 25 Jahre - ach was . . ., es waren etwa 1000 Kinder." So viele Jungen und Mädchen kennen den Kindergarten der Epiphaniasgemeinde. Sie alle haben ihn irgendwann in den letzten 25 Jahren besucht. Am 17. September 1967 wurde die Eröffnung des Kindergartens in der Cronstettenstraße gefeiert; ein Vierteljahrhundert später feierte die Gemeinde erneut: das Jubiläum.

Im Mittelpunkt des Festes, das die Gemeinde dem Kindergarten "geschenkt" hatte, standen - natürlich - die Kinder. Gekommen waren neben den 71 Jungen und Mädchen, die zur Zeit die Räume in der Cronstettenstraße mit Leben füllen, auch viele Ehemalige. Der Festtag begann mit einem Familiengottesdienst, der dem Anlaß entsprechend höchst ungewöhnlich verlief.

Mit 300 Leuten, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche, war die Kirche "proppenvoll". Der Kindergottesdienst brachte dem "Geburtstagskind" ein Ständchen, Konfirmanden spielten ein Interview mit der Kindergarten-Leiterin vor, und begleitet von einem in der Kirche unüblichen Instrument, der Gitarre, sangen die Kinder zu bekannten Melodien eigene Texte: "Ohne Kinder wär die Erde, wie 'ne Suppe ohne Salz". Für die größte Überraschung sorgte jedoch die Partnergemeinde aus Merseburg: Pfarrer Kindler war mit einer Gruppe von Jugendlichen zum Jubiläum angereist und überreichte den Frankfurtern sieben kleine selbstgebackene "Kekskinder".

Auf den Gottesdienst folgten Spiel und Spaß: Vor und im Saal der Gemeinde konnte sich der Nachwuchs in Geschicklichkeitstests bewähren oder eigene Buttons herstellen. Im Hof der Kirche schmurgelten derweil Bratwürstchen auf dem Grill, Eltern hatten eine Salatbar und eine Kuchentheke aufgebaut.

Der gute Ruf, den der Epiphanias-Kindergarten genießt, hat nach Meinung von Pfarrer Sunnus zwei Gründe: Zum einen lehnen es die Erzieherinnen ab, aus dem Kindergarten eine Vorschule zu machen. Manche Eltern meinten, sagte Siegfried Sunnus, daß der Kindergarten die volle Erziehung der Kinder übernehmen und schon auf die Schule vorbereiten müßte - "das gibt es bei uns nicht", betonte er. Die Kinder sollen sich austoben und spielen können ohne (vor)schulischen Leistungsdruck.

Zum anderen arbeitet hier seit Jahrzehnten ein aufeinander eingespieltes Team: Die Leiterin des Kindergartens, Karin Pleuger, feiert am 1. Oktober nämlich ebenfalls ihr silbernes Dienstjubiläum - sie ist die "Frau der ersten Stunde". Auch ihre Kolleginnen Ursula Müller und Ilse Keck sind bereits seit 21 beziehungsweise 20 Jahren dabei. "Unser Team ist unglaublich stabil", sagt Pfarrer Sunnus stolz.

So kann Ursula Müller inzwischen die zweite Generation aufwachsen sehen - gerade wurde ein Mädchen angemeldet, dessen Mutter ebenfalls schon den Epiphaniaskindergarten besucht hat. rea

Robbenwasser im Zoo: Grün, aber gut

Im Frankfurter Zoo häufen sich die Anfragen, warum Robben und Seehunde seit einigen Wochen in einer "grünen Brühe" schwimmen und kaum mehr zu sehen seien. Wie der Tierpark in einer Pressemitteilung erläutert, wechseln die Zoo-Mitarbeiter inzwischen das Beckenwasser seltener aus, um dem Trinkwassernotstand zu begegnen.

"Seit vielen Jahren ist dem Zoo bewußt, daß mit der bisher betriebenen Robbenhaltung kaum vorstellbare Mengen Trinkwasser regelrecht verschwendet werden", heißt es. Jetzt habe sich bei Untersuchungen herausgestellt, daß das Beckenwasser weit weniger verschmutzt gewesen sei, als die Zoologen jemals angenommen hätten - trotzdem lief das Wasser jahrelang in die Kanalisation. Die Kieselalgen, die das Beckenwasser nun so grün färbten, wirken wie natürliche Mini-Kläranlagen.

Besonders intensiv sparen Tierpfleger und Zoologen am Seehundbecken ein: Früher ließen sie das 250 Kubikmeter fassende Becken einmal in der Woche ab, inzwischen werden die Becken nur noch alle drei Wochen entleert.

Einziger Nachteil dieser wiederentdeckten Selbstreinigungskraft des Wassers: Der Besucher kann die Tiere leider nicht mehr so gut beobachten. mku

Kleine FR

Hallenbad geschlossen STEINBACH. Das Hallenbad in Steinbach bleibt wegen Renovierungsarbeiten bis Sonntag, 11. Oktober, geschlossen. Die Sauna ist jedoch weiterhin geöffnet. Theaterkarten im Angebot STEINBACH. Für die Spielzeit 1992/93 bietet die Stadt Steinbach noch Abonnementkarten der Platzgruppe D an. Die Theaterkarten werden noch bis zum Montag, 12. Oktober, im Kulturamt in der Eschborner Straße 17 verkauft. Seminar für Frauen HOCHTAUNUSKREIS. Die Frauenbeauftragten des Hochtaunuskreises bieten in Zusammenarbeit mit der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein ein Seminar für Frauen unter dem Thema "Zeit für mich". Am Samstag, 24. Oktober, und Sonntag, 25. Oktober, soll es darum gehen, daß die meisten Frauen wenig Zeit für sich selbst haben. Es wird geübt, zeitschluckende und streßfördernde Faktoren zu erkennen und zu verändern. Die Seminargebühr beträgt 110 Mark, Verpflegung und Unterkunft sind darin enthalten. Anmeldungen beim Frauenbüro Oberursel, Tel. 0 61 71 / 502-369. Preisträgerinnen KRONBERG. Im Rahmen der Frauenkulturwoche war eine Fotoausstellung unter dem Titel "Kronbergerinnen bei der Arbeit" zu sehen. Die Besucherinnen und Besucher fungierten als Jury. Die abgegebenen Stimmen wurden jetzt ausgezählt. Mit einem Preis ausgezeichnet wurden Caroline Mauder, Beate Ruskamp und I. Böhlig / R. Weiss. Kleidermarkt der SPD KÖNIGSTEIN. Die SPD-Frauen veranstalten ihren diesjährigen Herbstkleidermarkt am Donnerstag, 22. Oktober, im Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Straße. Ab 14 Uhr können gut erhaltene Kleidungsstücke, Wintersportartikel und Spielsachen angeboten und gekauft werden. Kleiderspenden für Armenien - wenn möglich warme Winterkleidung - nehmen die SPD-Frauen auch entgegen. Kurs zum Entspannen STEINBACH. Ein positives Lebensgefühl entwickeln sollen die Teilnehmer beim Kurs "Atmen - Entspannen - Bewegen" aus dem gemeinsamen Gesundheitsprogramm von AOK und Rotem Kreuz in Steinbach vom 21. Oktober bis zum 16. Dezember. Während der acht Treffen, jeweils mittwochs von 19 bis 20.30 Uhr, soll der Atem "fließen" und dabei körperliche wie auch seelische Spannungen lösen helfen. Die Gebühr für den Kurs beträgt 80 Mark. Telefonische Anmeldung beim Roten Kreuz unter der Rufnummer 0 61 72 / 12 95-35.

Einladung zur Ernte

am Berger Hang

Die Frankfurter Naturschutzverbände und etliche Keltereien laden für den 10. Oktober zum Apfelerntefest auf den Berger Hang im Nordosten Frankfurts ein. Dort kann man sich beim landesüblichen "Stöffche" von Naturschützern über die Pflege von Streuobstwiesen informieren, aber auch selbst Hand anlegen. In jüngerer Zeit geht die Sorge um diese landschaftstypische Pflanzart um.

Wer Lust hat, kann von 11 Uhr an am Berger Hang Äpfel pflücken und seine Ernte am Stand einer Kelterei gegen bare Münze aufwiegen lassen.

Auch die Äpfel von eigenen Bäumen können angeliefert werden. Treffpunkt ist die Einmündung Marktstraße/Landstraße 3209. Dort weisen Schilder den Weg.

Besucher, die mehr Zeit haben, sollten um 10 Uhr den Parkplatz am Enkheimer Schwimmbad ansteuern. Nach einer Ernteaktion werden die Äpfel ab 13 Uhr in der Gaststätte "Zur Krone" zu Saft gepreßt. vo

Medienzentrum im Galluspark Neuer Standort für Betriebe der Kinoindustrie in Sicht

Die pittoresken Fassaden alter Fabrikgebäude haben es den Kulturschaffenden angetan. In den Gemäuern des ehemaligen Hauptgebäudes der Triumph/Adler- Werke, nahe der Galluswarte gelegen, wollen die Initiatoren des geplanten "Medienzentrums" nun ihr Domizil finden. Zuletzt hatte sich der Einzug in die "Boschfabrik" im benachbarten Bockenheim zerschlagen (die FR berichtete).

Die 22 Filmfirmen und -initiativen des "Medienzentrums", darunter auch das "Filmhaus Frankfurt", kamen durch Vermittlung der Wirtschaftsförderungs-GmbH an die Fabrikadresse im Gallus. Im Rahmen des Projekts "Galluspark"soll der kolossale Triumph/Adler- Bau umgebaut werden, um unter anderem Kultur- und Medien-Unternehmen einen Standort zu bieten.

Nach einer ersten Präsentation des geplanten Projekts zeigten sich die Initiatoren des "Medienzentrums" sehr angetan von der Atmosphäre der alten Fabrik. Knapp 80 000 Quadratmeter Fläche stehen den künftigen Mietern, inklusive An- und Neubauten, zur Verfügung; das "Medienzentrum" benötigt davon für seine Büros, Studios und Kinos rund 7500 Quadratmeter.

"Für uns ist es wichtig, daß wir als Einheit innerhalb dieses Komplexes auftauchen und nicht als Sammelsurium von Filmfirmen", sagt Ernst Szebedits, "Filmhaus"-Geschäftsführer.

Diese Anforderungen glauben die Planer des "Gallusparks" erfüllen zu können. Bei der Vebau GmbH, für die Projektentwicklung zuständig, ist man schließlich am Zuzug von Kulturtreibenden interessiert: "Eine Art kreativer Standort für die Kulturszene" könne hier entstehen, sagt Andreas Mai, als Assistent der Geschäftsleitung mit dem Projekt betraut. Auch eine neue Bühne mit 150 Plätzen für das "Gallus Theater" soll hier entstehen. "Das Flair soll erhalten bleiben", verspricht er für den Umbau der Fabrik. Hinter der denkmalgeschützten Fassade sollen "die Innereien auf den neuesten technischen Stand" gebracht werden.

Ein besonderes Interesse von Unternehmen aus der "Kommunikations-Branche" bescheinigt auch das kommunale Amt für Wirtschaftsförderungs. Daher habe man die Filmfirmen gezielt auf die Triumph/Adler-Fabrik hingewiesen - auch, weil man dort das Wirtschaftspotential des Filmgeschäfts offenbar erkannt hat: "Wir würden es begrüßen, wenn sich dieser Bereich in Frankfurt stärker und gesicherter etablieren würde", sagt Werner Junghans, Leiter der Betriebs- und Standortberatung.

Ob das Gallus tatsächlich zum lang ersehnten Standort für die Filmleute wird, dürfte sich in den nächsten vier Wochen klären. Auf Grundlage der Bedarfsplannung des "Medienzentrums" wird die "Vebau" bis dahin ein Raum- und Finanzangebot vorlegen. Der Teufel steckt dabei im Detail: Mietpreise will die "Vebau" noch nicht nennen, die seien von der genauen Lage und dem Ausbau-Standard abhängig; für Szebedits kommt nur eine Preisspanne "zwischen 20 und 25 Mark pro Quadratmeter in Frage".

Auch die Anforderungen der Filmleute an die Größe der Räume werden sich in der Fabrik schwer erfüllen lassen. Bei einer maximalen Deckenhöhe von vier Metern und einer Vielzahl von tragenden Säulen könnte es schwierig werden, Kinosäle und vielleicht sogar Studios unterzubringen. Derweil stößt die Idee eines Frankfurter "Medienzentrums" in der Branche zunehmend auf Interesse. Trotz des unrühmlichen Endes der "Boschfabrik"-Pläne haben sich in den vergangenen Wochen weitere Film-Unternehmen in die Betreibergesellschaft des Zentrums eingeschaltet, berichtet Szebedits. Vielleicht, weil sie einsähen, "daß es nur sinnvoll ist, hier etwas gemeinsam zu machen". Wie lange Frankfurt auf das Filmhaus noch warten darf, bleibt ungewiß. Die "Vebau" hofft, die Fabrik den Kulturarbeitern Ende 1995, Anfang 96 übergeben zu können - das "Filmhaus" wollte eigentlich bereits 1991 in ein eigenes Haus umgezogen sein. Die Geduld ist nun bald erschöpft: "Wenn sich das nicht in nächster Zeit klärt, stellt sich die Frage, ob einige Firmen ganz aus Frankfurt weggehen", sagt Szebedits, "vier Jahre warte ich sicher nicht mehr."

THOMAS A. WOLFF

HEUTE LESEN SIE

Rußland Jelzin geißelt Korruption Seite 2

Leitartikel Moskauer Feldlager Seite 3

Wismut Sanierungs-Gesetz angemahnt Seite 4

Feuilleton Etrusker-Ausstellung in Paris Seite 7

Medienrundschau Vox - Niederlage für Ufa Seite 12

Sport Barcelona nach Olympia Seite 17

Dokumentation R. v. Weizsäckers Mahnungen Seite 24

Frankfurt Angst nach Amsterdam Seite 25

Hessen Hilfsaktion für Bosnien Seite 30

Kulturspiegel Kindertheater ohne Intendant Seite 31

Aus aller Welt Bombenleger gesteht Anschläge Seite 40

Börse Seite 11

Freie Aussprache Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 20

Roman Seite 28

Filmspiegel Seite 36

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"Fairer Interessenausgleich erreicht" Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer über den Umbau der Krankenversicherung

FR: Herr Seehofer, wieviel Jahre bleiben die Beiträge stabil, wenn das - wie Sie sagen - "tiefgreifendste Reformwerk in der Geschichte der gesetzlichen Krankenversicherung" - Bundestag und Bundesrat passiert?

Horst Seehofer: Wir haben damit die Chance, zwei bis drei Legislaturperioden finanzielle Stabilität in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erreichen. Das hängt aber auch vom wirtschaftlichen Wachstum ab, und ich sage auch heute wieder, wir brauchen zusätzlich noch eine dritte Reform-Stufe Mitte der neunziger Jahre. Dann geht es um die Frage, was muß solidarisch abgesichert werden und was kann in Eigenverantwortung getragen werden.

FR: Es hagelt bereits Proteste. Stehen die Fraktionen der Koalition zu dem Kompromiß von Lahnstein?

Seehofer: Die Interessenverbände sind wieder voll aktiv. Ich spüre das jede Minute. Anrufe überhäufen sich, aber bis zu dieser Stunde stehen die Koalitionsfraktionen.

FR: Welche Konsequenzen hätte ein Scheitern des Vorhabens auch für Sie?

Seehofer: Ach, ich gehe nicht davon aus, daß es scheitert. Deshalb habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, was dann wäre.

FR: Wie groß ist das Opfer, das die Gesundheitsreform '93 den Versicherten abverlangt? Sie sprechen von drei Milliarden Mark; die Sozialdemokraten von rund einer Milliarde.

Seehofer: Mit Zuzahlungen und Leistungsausgrenzungen wird es eine Versichertenbelastung von zirka zwei Milliarden geben. Ferner werden die freiwillig versicherten Rentner mit zusätzlichen Beiträgen in der Größenordnung von zirka 700 Millionen belastet.

FR: Wie sehen diese Belastungen im einzelnen aus?

Seehofer: Bei den Arzneimitteln sind dies für das kommende Jahr 1,3 Milliarden; beim Krankenhaus rund 70 Millionen. Dazu kommt eine Ausgrenzung von Zahnersatzleistungen aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenkassen von etwa 650 Millionen.

FR: Die große Sach-Koalition von Lahnstein verlangt beim Zahnersatz Ärzten und Technikern kleinere Opfer ab als zunächst von Union und FDP geplant. Basisjahr der niedriger angesetzten Honorarabschläge ist jetzt 1992 statt 1991. Bekommen Sie das angestrebte Sparvolumen von 11,4 Milliarden Mark noch zusammen.

Seehofer: Bei vorsichtiger Rechnung bin ich überzeugt, daß wir rund elf Milliarden erreichen werden. Ich kann Ihnen die genaue Zahl deshalb nicht sagen, weil im Moment alle unsere Fachleute damit beschäftigt sind, die einzelnen Maßnahmen sehr sorgfältig nachzurechnen.

FR: Im Juni sagten Sie, es gehe langfristig darum, die Baugesetze des Sozialstaates, Solidarität und Subsidiarität, neu zu definieren. Soziale Gerechtigkeit und Eigenverantwortung müßten mit Blick auf den Altersaufbau Deutschlands und den medizinischen Fortschritt in ein neues Gleichgewicht gebracht werden. Gilt dies nach Lahnstein auch noch?

Seehofer: Mit diesem Reformwerk wird der größte Umbau der gesetzlichen Krankenversicherung - ich möchte sagen - seit dem Zweiten Weltkrieg eingeleitet. Wir haben in Lahnstein einen fairen Interessenausgleich erreicht. Das Grundziel, daß wir die Krankenversicherungen für das nächste Jahrhundert wetterfest machen müssen, ist nicht aufgegeben worden. Im Gegenteil, wir erreichen jetzt im Sinne von langfristiger Stabilisierung des Systems mehr als im ursprünglichen Gesetzentwurf. In der Kassenorganisation, im Krankenhaus, beim Risikostrukturausgleich zwischen den Kassen ist jetzt eine tiefgreifendere Strukturreform angesetzt, als dies der erste Entwurf vorsah.

FR: Das heißt, Mitte der neunziger Jahre kommt eine neue Diskussion unter den Stichworten Grundversorgung oder Aufteilung in Regel- und Wahlleistung?

Seehofer: Ich sage in aller Offenheit, damit dies alles auch weit bis in das nächste Jahrhundert hinein trägt, brauchen wir eine dritte Reform-Stufe. Nicht, daß jemand in zwei, drei Jahren sagt: Die Seehofer-Reform ist auch wieder gescheitert. Unabhängig von dem, was wir jetzt machen und was meines Erachtens sehr gut gelungen ist, brauchen wir diese weitere Stufe. Sie muß die Frage beantworten, was wird solidarisch langfristig abgesichert und was ist Eigenverantwortung. Das hat aber nicht zwingend etwas mit der Frage Regel- oder Wahlleistung zu tun. Man könnte es auch so machen wie wir jetzt beim Zahnersatz vorgehen. Dort grenzen wir medizinisch zweifelhafte Leistungen als unwirtschaftlich aus. Wie wir dabei vorgehen, sollen uns Sachverständige in einem Sondergutachten sagen.

FR: In Lahnstein hatten Sie vereinbart, daß Listen verordnungsfähiger Medikamente erstellt weden. Haben die Parteien damit die von der SPD geforderten, bisher aber von der Koalition abgelehnten Positivlisten vereinbart?

Seehofer: Da kann jetzt jeder pokern, ist dies jetzt eine Positivliste oder eine Negativliste. Ich streite nicht um Begriffe. Ich möchte über Inhalte informieren. Es wurde eine Liste verordnungsfähiger Medikamente abgesprochen, und die knüpft an die bestehende Rechtslage an. Regeln zu unwirtschaftlichen, unwirksamen oder therapeutisch zweifelhaften Arzneimitteln haben wir schon. Die sollen zusammengeführt und etwas griffiger gestaltet werden. Und nun kann ich lange darüber streiten, wie ich die Liste nenne. Eine Negativliste ist es, wenn ich die Arzneimittel zeige, die ausgegrenzt werden sollen. Oder ich kann sagen, es ist eine Positivliste, indem ich auf die Arzneimittel zeige, die übrigbleiben, wenn die unwirtschaftlichen Mittel ausgegrenzt sind.

FR: Die vielen Millionen, die sich über solche Listen sparen ließen, sind in den 11,4 Milliarden Mark nicht enthalten?

Seehofer: Nein. Struktureffekte werden bei mir nicht veranschlagt, weil kein Mensch weiß, wie umfangreich die Liste ist und wie sich dann in den Arztpraxen das Verordnungsverhalten konkret entwickelt. Und auf unsicherem Boden möchte ich nicht finanziell kalkulieren.

FR: Die elf Milliarden Mark sind also nächstes Jahr da. Was heißt das für die Beitragssätze im kommenden Jahr?

Seehofer: Das Ziel der Reform ist, kurzfristig Beitragssatzstabilität zu erreichen. Das erreicht man dadurch, daß die Ausgaben nicht stärker steigen als die Einnahmen. Wenn wir die Reform umsetzen, wird dieses Ziel erreicht.

Mit Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) sprach unser Korrespondent Peter Ziller.

Zeichen setzen gegen Ausländerfeindlichkeit

LANGEN. Das Antifaschistische Aktionsbündnis Langen will beim Gedenkmarsch für die Opfer des Faschismus am 9. November Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Neofaschismus setzen. Wie das am besten gelingen kann, soll bei einem Treffen am Montag, 12. Oktober, diskutiert werden. Dazu sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. Die Besprechung ist am kommenden Montag um 20 Uhr im Clubraum der Stadthalle. dac

Seehofer denkt schon an nächste Reform Gesundheitsminister fordert mehr Eigenverantwortung der Patienten Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 6. Oktober. Weitere, über den Kompromiß mit der SPD hinausgehende Abstriche am heutigen Leistungsstandard der gesetzlichen Krankenversicherung sind nach Ansicht von Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) nicht zu vermeiden. Mitte der neunziger Jahre sei eine weitere Reformstufe notwendig, sagte Seehofer am Dienstag der Frankfurter Rundschau in einem Interview. "Dann geht es um die Frage, was muß solidarisch abgesichert werden, und was kann in Eigenverantwortung getragen werden", erläuterte der Minister. Diese Reformschritte betrachtete er als Konsequenz der verlängerten Lebenserwartung und des medizinischen Fortschritts, der zusätzliche Kosten mit sich bringe.

Mit den am Wochenende in Lahnstein zwischen Koalition und SPD verabredeten Reformen sei der "größte Umbau der gesetzlichen Krankenversicherung seit dem Zweiten Weltkrieg eingeleitet", sagte Seehofer. Seiner Einschätzung zufolge eröffnen die Beschlüsse die Chance, daß für "zwei bis drei Legislaturperioden finanzielle Stabilität" bei den Beiträgen herrschen werde.

Das kurzfristige Sparziel von rund elf Milliarden Mark hält der Minister für erreichbar. Rund zwei Milliarden hiervon müßten die Versicherten über Zuzahlungen und Leistungsausgrenzungen aufbringen. Mit rund 700 Millionen will er freiwillig versicherte Rentner belasten.

Im Gegensatz zu Seehofer hält der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler nichts davon, sich jetzt auf einzusparende Milliardenbeträge "draufzusetzen". Die in den verabredeten Strukturveränderungen steckende Einsparsumme wage er nicht zu quantifizieren. Das ursprünglich von der liberal-konservativen Koalition formulierte Sparziel von 11,4 Milliarden Mark hält Dreßler auf längere Sicht für die untere Grenze.

Den Versicherten verlangt das veränderte Konzept Dreßlers Berechnungen zufolge wesentlich weniger Opfer ab. Die erhöhte Zuzahlung im Krankenhaus belaste die Kassenmitglieder mit 150 Millionen Mark. Die Kosten der ab 1994 an der Packungsgröße orientierten Selbstbeteiligung bei den Arzneimitteln veranschlagt er auf 800 Millionen Mark. Die von Dreßler genannten Zahlen weichen damit erheblich von Seehofers Ansätzen ab.

Die Bundestagsfraktionen von Regierungskoalition und SPD-Opposition befürworteten am Dienstag, wie Reuter ergänzend meldet, übereinstimmend das in Lahnstein vereinbarte Kompromißpaket. Damit steht einer Verwirklichung der Reform des Gesundheitswesens nichts mehr im Wege. Das Gesetz soll bereits 1993 in Kraft treten. Die Arbeitgeberverbände kritisierten die zu geringe Patienten- Selbstbeteiligung. Die Krankenhausärzte kündigten an, gegen die geplante Niederlassungssperre in Karlsruhe zu klagen.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

Idee der Sperrung gefiel Ortsbeirat 9 band Planerin von vornherein die Hände

FRANKFURT-NORDWEST. Der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) hat einen Fehler gemacht. Dieser Meinung waren zumindest die 80 Bewohner der Dornbuschsiedlung, denen Pläne zur Verkehrsberuhigung in ihrem Viertel vorgestellt wurden (die FR berichtete.) Die Pläne stammten zwar aus dem Planungsbüro BGS, verantwortlicher Auftraggeber ist dennoch der Ortsbeirat. Und der hatte die Arbeitsmöglichkeiten der Planerin von vorneherein eingeschränkt: Die Verkehrsführung sollte sich nicht ändern.

Ingenieurin Angelika Klein stellte deshalb gleich klar: "Die Möglichkeit des Durchgangsverkehrs bleibt!" Sie schlägt "Kölner Teller", Aufpflasterungen, verengte Fahrbahnen, Schrägparkplätze und erweiterte Bürgersteige vor, damit Autofahrer langsamer und vorsichtiger fahren müssen.

Der Schleichweg, auf dem die Autofahrer der Kreuzung zwischen der Eschersheimer Landstraße und dem Marbachweg ausweichen, bleibt - auch wenn die Siedlung nach den Plänen der Ingenieurin verkehrsberuhigt wird.

Die Planerin sieht in der Fritz-Tarnow- Straße zwei Aufplasterungen vor: eine vor und eine hinter der Kreuzung mit der Carl-Goerdeler-Straße. An beiden Kreuzungen (mit der Carl-Goerdeler-Straße und der Mierendorffstraße) soll die Fahrbahn der Fritz-Tarnow-Straße verengt werden.

Auch in der Carl-Goerdeler-Straße werden zwei Aufpflasterungen die Autofahrer zwingen, auf die Bremse zu treten. Eine Aufplasterung ist hinter der Kreuzung mit der Fritz-Tarnow-Straße, eine zweite in der Mitte der Straße geplant. Entscheidend soll sich die Kreuzung zwischen der Mierendorffstraße und der Carl-Goerdeler-Straße verändern. Damit die derzeit noch 15 Meter breite Fahrbahn schmaler wird, wird der Bürgersteig verbreitert. Außerdem werden Schrägparkplätze abmarkiert; die Fahrbahn wird nur sechs Meter breit.

Die Anwohner sind mit diesen Plänen nicht zufrieden. "Die Vorgabe, die Sie bekommen haben, ist falsch. Sie ist nicht im Interesse der Anwohner", sagte ein Besucher der Anhörung. Er schlug vor, die Fritz-Tarnow-Straße sperren zu lassen. Zwar müßten dann auch die Anwohner einen Umweg in Kauf nehmen, um in die Dornbuschsiedlung zu fahren, doch abzuschrecken schien das niemanden. "Bis zum Alleenring - das sind fünf Minuten mehr", verteidigte ein anderer Bewohner den Vorschlag.

Auf die Antwort der Politiker warteten die Bewohner aber an diesem Abend vergeblich. Sie hatten sich in ihren Sitzungen lediglich mit einer Variante beschäftigt, die inzwischen längst vom Tisch ist. Ihrer Meinung nach sollten die Autofahrer nur noch nach rechts aus der Mierendorffstraße in den Marbachweg einbiegen dürfen. Das würde den Schleichweg für jene unattraktiv machen, die in die Bertramstraße geradeaus weiterfahren wollen. Diese Idee ist allerdings am städtischen Planungsamt gescheitert. Das genehmigte die Schleife in der Straße Am Dornbusch nicht, in der die Autofahrer hätten wenden müssen.

Eine "Überlegung wert" sei der Vorschlag einer gesperrten Fritz-Tarnow-Straße sicherlich, verriet der Fraktionsvorsitzende der CDU, Hans-Günther Müller, nach der Anhörung. Er befürchtet aber schon jetzt, daß die Feuerwehr eine solche Sperre nicht billigen wird. *sen

Künstler stellen für amnesty aus

FRIEDRICHSDORF. Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet haben amnesty international (ai) Bilder zur Verfügung gestellt, die ab Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr, im Rathaus ausgestellt und zugunsten von ai verkauft werden. Am Schlußtag der Ausstellung, Sonntag, 18. Oktober, wird der Schriftsteller Herbert Heckmann die Versteigerung der Bilder leiten.

Der Erlös kommt ausschließlich der Gefangenenbetreuung durch ai zugute. Als "Ausstellung in der Ausstellung" werden vier Frauen aus drei Ländern Arbeiten zum Thema "Gewalt und Menschenrechte" zeigen: Sholeh Kashizadeh und Maryam Sadri Ardekani stammen aus dem Iran, Jasna Matic aus Jugoslawien und Renate Weber aus Deutschland.

Öffnungzeiten im Rathaus sind montags, dienstags, donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr, freitags von 8 bis 12 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. s

Nach Deutschland kommt der französische TGV nicht in Fahrt Regierungsgutachter empfiehlt aus Kostengründen Streichung der Hochgeschwindigkeitslinie Paris-Saarbrücken-Frankfurt

PARIS, 6. Oktober (AFP/ala). Zur Senkung der Kosten der neuen Schnellbahnverbindung von Paris nach Ostfrankreich soll laut einem Expertengutachten eine der beiden vorgesehenen Anbindungen nach Deutschland entfallen. In seinem zweiten Bericht zur Finanzierung des Projekts, der am Montag in Paris veröffentlicht wurde, sprach sich der Gutachter Philippe Essig für die Streichung der nördlichen Abzweigung über Metz und Saarbrücken aus, die über Frankfurt nach Berlin weiterführen sollte. Dagegen soll die Südtrasse über Straßburg und Kehl mit Anbindung nach Stuttgart und München beibehalten werden. Mit der Streichung der Nordtrasse würde auch der am Knotenpunkt zwischen Metz und Nancy geplante Bahnhof entfallen. Insgesamt ergäben sich daraus Kosteneinsparungen von 1,4 Milliarden Franc (rund 420 Millionen Mark).

Auch der Hochgeschwindigkeitszug TGV-Est, der Straßburg mit Paris verbinden soll, kommt nicht in Fahrt: Nach dem jetzt veröffentlichten Bericht des vom französischen Verkehrsministerium eingesetzten Gutachters Philippe Essig ist noch nicht abzusehen, wann mit dem Bau der Bahnstrecke begonnen wird. Wie aus dem Bericht hervorgeht, ist die entscheidende Frage der Finanzierung des insgesamt rund zehn Milliarden Mark teuren Projekts nach wie vor unklar. Allerdings kann man dem erwarteten Bericht entnehmen, daß die einzelnen Regionen noch stärker als bisher bei der Finanzierung der 430 Bahnkilometer mit eingebunden werden sollen. Wie weiter aus dem Essig-Bericht hervorgeht, versucht die französische Bahn SNCF sich möglichst weit aus der Finanzierung des TGV-Est zurückzuziehen.

Die Zukunft der Hochgeschwindigkeitslinie Paris-Straßburg ist auch für die Deutsche Bundesbahn von Bedeutung. Erst im Mai dieses Jahres haben der französische Verkehrsminister Jean- Louis Bianco und sein deutscher Kollege Günther Krause eine Vereinbarung über die Schnellverbindung Deutschland-Frankreich unterzeichnet. Dank des französischen TGV-Est und des deutschen ICE soll die Fahrtzeit zwischen Paris und Stuttgart künftig nur noch 2:45 Stunden (jetzt 6:08 Stunden), zwischen Paris und Frankfurt nur noch 3:10 Stunden (jetzt 5:53 Stunden) betragen.

Das Handikap des TGV-Est, der eigentlich noch in diesem Jahrtausend in Betrieb genommen werden sollte, besteht in seiner nach SNCF-Berechnungen geringen Rentabilität.

Laut Essig-Bericht sollen sich die Regionen an der Finanzierung des TGV-Est mit 6,5 Milliarden Franc (etwa 1,95 Milliarden Mark) beteiligen. Bisher sollten die Regionen 4,5 Milliarden Franc aufbringen. Ebenfalls 6,5 Milliarden Franc soll der französische Staat beisteuern. Von der EG erwartet Essig, der früher einmal selbst SNCF-Chef war, Subventionen in Höhe von 1,3 Milliarden Franc. Die SNCF selbst soll noch 1,8 Milliarden Franc über eine Anleihe beitragen. Den Rest möchte Essig über eine "Gesamtwirtschaftliche Gesellschaft" (SEM) finanzieren, in der Privatunternehmen, die SNCF, der Staat und die Regionen zusammenarbeiten könnten. Inwieweit die Essig-Pläne realistisch sind, ist zur Zeit noch unklar.

Da das Gutachten davon ausgeht, daß der Superschnellzug prinzipiell in den roten Zahlen fahren wird, sollen die Bahnkunden einen Aufpreis von 30 Prozent auf den normalen Fahrpreis zahlen. Darüber soll sich der TGV-Est, der Straßburg auf eine Stunde und 50 Minuten an Paris heranrücken lassen würde, finanzieren.

Im Elsaß reagierten die meisten Politiker enttäuscht auf den Bericht. Hubert Haenel, Vizepräsident des Regionalrates und Senator, sagte: "Einmal mehr muß man feststellen, daß das Elsaß bei den großen Entscheidungen der Raumordnung keine Priorität hat."

Bundesanstalt für Flugsicherung: Ein "Fall Amsterdam" ist niemals auszuschließen

"Dealer stellten sich auf die Razzien ein"

Rund 60 Betroffene haben im Englischen Theater in der Kaiserstraße an einer Diskussion über die Dealerszene im Bahnhofsviertel teilgenommen. Zu der Veranstaltung waren die Geschäftsleute aus der Münchener Straße, aus Weser- und Gutleutstraße über deren Rechtsanwalt eingeladen worden.

Eine breitere Öffentlichkeit, die den gut 200 Personen fassenden Raum hätte füllen können, erfuhr von dem Termin nichts. Auch die Medien waren zu dieser Diskussionsveranstaltung nicht eingeladen. Eine Bewohnerin aus der Gutleutstraße, deren Anwesenheit auf einer "Zufallsinformation" beruhte, berichtete der FR, den Vertretern von Polizei und Stadt sei ein ungeschminktes Bild über die Lage vermittelt worden. Danach hätten sich die Dealer längst auf die seit letzten Donnerstag laufenden Razzien eingestellt. Wenn die Polizei nahe, werde das Rauschgift in Hinterhöfen und in Blumenkästen versteckt. Die Anwohnerin: "Die stellen sich dann breitbei- nig an die Wand und lassen sich durchsuchen." Robert Philippi, stellvertretender Chef der Schutzpolizei, gab denn auch zu, daß die Probleme "mit Kontrolldruck alleine" nicht zu lösen seien. Die Polizei will deshalb auch verdeckte Operationen mit Zivilbeamten starten.

Philippi kritisierte in einem Gespräch mit der FR "die emotionale Seite der Veranstaltung, die eine sachliche Diskussion kaum zugelassen" hätte.

Ordnungsdezernent Achim Vandreike meinte, Erfolge gegen die Drogenhändler seien kurzfristig nicht zu erreichen. Der Stadtrat baut vor allem auf die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Ausländerbehörde. Seit einigen Monaten sitzen Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Polizeipräsidium, um dort ohne ärgerlichen Zeitverlust die Möglichkeiten zu prüfen, festgenommene ausländische Drogenhändler schnell abzuschieben. Auch die Polizei hält dieses Verfahren für erfolgversprechend. habe

Heute Lesung mit Lili Segal im Club Voltaire

Lili Segal liest heute von 20 Uhr an im Club Voltaire aus ihren Lebenserinnerungen "Vom Widerspruch zum Widerstand - Memoiren einer Tochter aus gutem Haus". Lili Segals wurde wegen ihrer Arbeit im französischen Widerstand von der Gestapo verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager verschleppt.

Die Autorin wird ferner Passagen aus einer noch unveröffentlichten Arbeit vortragen, in der es um die Schwierigkeiten geht, die politische Flüchtlinge nach 1933 in der Schweiz hatten. vo

Kultur-Kalender

Gallus im Blick heißt eine Ausstellung (Sulzbacher Straße 16-20). Die Fotos von VHS-Schülerinnen, die zwei Wochen lang fotografierten, sind bis 30. Oktober mittwochs und donnerstags, 10 bis 16 Uhr, dienstags 10 bis 21 Uhr, zu sehen. js/43

Namen + Notizen

HILDE STÖRRING war 25 Jahre lang Sekretärin der Neu-Isenburger Friedrich-Fröbel-Schule und ist jetzt in den Ruhestand verabschiedet worden. Als sie am 1. September 1967 ihre Stelle an der Fröbelschule antrat, hatte die Sonderschule mit dicken Problemen zu kämpfen: Zu wenig Platz, zu wenig Lehrer, verschiedene Außenstellen, die koordiniert werden mußten, zu große Klassen. Hilde Störring setzte sich weit über ihre Arbeitszeit hinaus für die Schule ein und untersützte den Neubau, indem sie in den "Freundeskreis Fröbelschule" eintrat. Zusammen mit dem früheren Rektor der Schule, Karl Menning, hatte sie die Aufbaujahre der Sonderschule begleitet. ac

Bayerische Trümpfe

Wie Kartenspieler ihre Trümpfe auf den Tisch knallen, so hat die CSU jetzt ihren neueste Forderung in Sachen Asyl präsentiert: In einem geänderten Artikel 16 soll sogar der Hinweis auf die Genfer Flüchtlingskonvention fehlen. Damit wollen die Bayern aber nicht nur das Recht auf Asyl für politisch Verfolgte quasi abschaffen. Sie wollen vor allem provozieren: Die SPD, die FDP und nicht zuletzt ihre Schwesterpartei, die CDU.

Innenminister Rudolf Seiters ist dafür, die Genfer Konvention zu erwähnen. Also ist die CSU dagegen. In der Sache macht das nicht viel aus. Mit oder ohne Hinweis im Grundgesetz ist die Konvention geltendes, bindendes Völkerrecht. Allerdings dürfte es SPD und FDP schwerer fallen, der Verfassungsänderung zuzustimmen, wenn dieser Hinweis nicht aufgenommen werden sollte. Das ist der Zweck des Zuges der CSU.

Den Christsozialen widerstrebt es schon seit längerem, daß die Christdemokraten Seiters und Schäuble auf eine Einigung mit Sozialdemokraten und Liberalen hinarbeiten. Eine Einschränkung des Asylgrundrechts soll nach dem Willen der CSU öffentlich als alleiniger Erfolg der Union verkauft werden können und nicht als Gemeinschaftswerk von CDU/CSU, FDP und SPD dastehen. So torpedieren die Bayern fast jeden Versuch einer Einigung. Sie stecken ihre Energien in den Wettkampf darum, wer den Schutz für Flüchtlinge aus aller Welt am schnellsten, stärksten und hemmungslosesten beschneidet. ff (Bonn)

Auf der Messe lassen die Köche nichts anbrennen Internationale Kochkunst und Fachausstellung

Speisen und Getränke, aber auch deren Zubereitung durch Köche und Küchen stehen ganz oben im Angebot der erstmals von der Messe Frankfurt vom 11. bis 15. Oktober angesetzten Fachmesse "Menue & Logis". Hotellerie und Gastronomie sind in erster Linie angesprochen. Bei der parallel dazu laufenden Internationalen Kochkunstausstellung (IKA) mit der "Olympiade der Köche" werden 70 Mannschaften aus 30 Ländern bemüht sein, nichts anbrennen zu lassen.

Nichtfachleute, so wurde betont, werde man nicht aussperren, doch sei man bemüht, ein "fachspezifisches Publikum" dazuhaben. Wilhelm J. Linden, vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, und Wolfgang Kater, Messe Frankfurt, verwiesen auf einen expandierenden Markt, der mit seinen 227 000 Betrieben 1991 rund 87 Milliarden Mark Umsatzvolumen ausweise.

Frankfurt wurde mit der kürzlich eröffneten Schillerpassage und dem "Kauftempel" "les facettes" auf der Zeil als Beispiel für eine zunehmend gefragte "Erlebnisgastronomie" genannt.

Themen wie das "Kernproblem Personalnot", Gewinne und Verlustrechnungen, die starke Fluktuation, Weiterbildung und Nachwuchsförderung werden in Sonderveranstaltungen und auf dem "Marktplatz der Verbände" diskutiert.

Im "Jugendrestaurant" wird ein Wettbewerb der Jugendmannschaften stattfinden, Großverpflegung in Kantinen oder bei den Streitkräften sind ebenfalls ein Thema. Es gibt Seminare und Demonstrationen über Sicherheit (so wird ein Hotelzimmer "brennen") und natürlich eine riesige Produktpalette aus allen Lebensmittelangeboten dieser Welt.

Karin Tietze-Ludwig moderiert am Sonntag, 11. Oktober, 13 Uhr, die Endausscheidung des Nachwuchswettbewerbs "Rezeptionist/in des Jahres", wofür sich 150 Anwärter beworben hatten. Verbunden mit dieser Fachmesse ist der 25. Weltkongreß des Weltbundes der Kochverbände in der Alten Oper.

Die deutsche Kochmannschaft unter Teamchef August Kottmann und Teamkapitän Frank Widmann zeigt am Montag, 12. Oktober, ihre Plattenschau. An deren "warmer Küche" ist am Mittwoch, 14. Oktober, zu schnuppern. Das Menü: Seezungenfächer in der Krebsnase, Safransauce. Lauchgemüse, gefüllte Kartoffel, Schurwälder Rehnuß, Schlehensauce, Marktgemüse, Wirsing-Dinkelschnitte mit Pfifferlingen, Knödelauflauf. Dazu Herbstliches Apfeldessert. -vau

Gedenktafeln für die ehemaligen Synagogen

EGELSBACH. Die Egelsbacher Friedensinitiative bekommt vom Kreis Offenbach einen Zuschuß von 1600 Mark für zwei Gedenktafeln, die an den ehemaligen Synagogen in der Rheinstraße und der Langener Straße aufgestellt werden sollen. Neben der Friedensinitiative hatten sich auch die Volkshochschule und die beiden Kirchengemeinden für die Aufstellung der Gedenktafeln eingesetzt. Die ehemaligen Synagogen sind heute Wohnhäuser und stehen unter Denkmalschutz. ac

In Bonn wird über die Ausgrenzung medizinisch zweifelhafter Leistungen nachgedacht, berichtet Minister Horst Seehofer auf Seite 5.

Kurz gemeldet

Turngemeinde 1860 Bornheim: Ab sofort gibt es Eintrittskarten (zum Preis von zehn und 13 Mark) für das Lerchenherbst-Weinfest des Vereins (Samstag, 24. Oktober) in der Geschäftsstelle, Berger Straße 294 (Tel. 45 34 90), sowie bei Spielwaren-Meder, Berger Straße 198 (Tel. 45 98 32). od/40

Für ein Klassentreffen nach 35 Jahren werden Schülerinnen gesucht, die 1957 die Klasse 8 a bei Frau Kloft an der Comenius-Schule in Bornheim besucht haben. Das Treffen beginnt am Samstag, 17. Oktober, um 16 Uhr, bei der TSG Fechenheim, Pfortenstraße 55. Ansprechpartnerin ist Ursula Thoma, geborene Wolf, Tel. 0 61 81 / 49 45 58. im/40

Freie Wähler fordern heute zum Meckern auf

NEU-ISENBURG. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) macht in ihrem Mekkerschoppen heute, 7. Oktober, sich selbst zum Thema und will wissen, was die Bürger von der FWG erwarten. Wer zur Klärung des Selbstbildes der FWG beitragen will: 19.30 Uhr im Kolleg des Restaurants der Hugenottenhalle. ac

Job-Tickets fordert der Ortsbeirat 2 für zahlreiche Betriebe im Bezirk. Der Magistrat solle Verhandlungen der Unternehmen mit dem FVV anregen. Im Antrag von SPD und Grünen werden folgende Betriebe genannt: Bundesbank, das St.- Markus- und das Elisabethen-Krankenhaus, die Oberpostdirektion, die Messe GmbH und die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Außerdem soll sich die Stadt um alle weiteren Firmen im Bezirk mit mehr als 200 Beschäftigten kümmern. SPD- Fraktionschef Bernd Scherf warnte vor einer Überforderung der Ämter und enthielt sich der Stimme. mic

Zwei der typischen Gesichter von St. Petersburg. (Bilder: Hans-Jörg Anders/STERN)

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Steinmännchen . . .

(Fortsetzung von Seite 1)

Center Parcs bald auch im Hunsrück und bei Köln? Noch haben die künstlichen Ferienparadiese die Gesetzeshürden in Deutschland nicht genommen. (Bild: Veranstalter)

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Wer mitgeschleppt wird, bleibt nach dem zweiten Abend weg

KRIFTEL. Zehn Abende à 1,5 Stunden dauert die Geburtsvorbereitung beim Bund für Volksbildung. 150 Mark zahlen die Paare fürs Mitmachen, wobei die Krankenkasse maximal 108 Mark für die Frauen zuzahlt. Die freie Hebamme Marlene Haika-Wild, die auch Kurse für Rückbildungsgymnastik - "wichtig, damit die Frauen keine Senkungsbeschwerden haben" - und Säuglingspflege anbietet, unterrichtet jedoch nicht nur im Josef-Wittwer- Haus. Sie hat im eigenen Keller einen Raum eingerichtet, in dem sie ebenfalls Kurse gibt: "Obwohl es in fast allen Kommunen des Kreises Angebote gibt, ist der Andrang riesig - in Kriftel beispielsweise bekommen gar nicht alle Schwangeren einen Platz."

Als freie Hebamme arbeitet Marlene Haika-Wild nicht in einer Klinik. Sie hat sich auf die Betreuung der Frauen während der Schwangerschaft und im Wochenbett spezialisiert, ist "im ganzen Umkreis unterwegs". Früher hätten die Frauen zehn Tage nach der Geburt im Krankenhaus verbracht, was auf maximal sechs Tage reduziert wurde. "Da sind meine Besuche wichtig, ich komme bei Bedarf achtmal, bis das Kind acht Wochen alt ist", sagt die 38jährige. "Die Aufgabe einer Hebamme ist eben nicht nur, das Kind aufzufangen - die Arbeit davor und danach ist ebenso wichtig."

Wurden den Hebammen bis Mitte der 80er Jahres Bezirke zugeteilt, dürfen sie sich jetzt niederlassen, wo sie wollen. Und auch die werdenden Mütter können sich ihre Hebamme aussuchen. Schlechte Bezahlung und Dauerbelastung bewirken, daß die Nachfrage größer als das Angebot ist. Marlene Haika- Wild: "Allein in Kriftel kommen 100 Kinder im Jahr zur Welt."

Ideal ist es nach Angaben der Hebamme, wenn der Vorbereitungskursus zwei bis vier Wochen vor dem Geburtstermin endet. "Das müssen die Paare genau planen; wer sich erst im sechsten Monat anmeldet, hat kaum Chancen auf einen Platz." Schlechte Aussichten also für die Hebamme, nur noch halbtags zu arbeiten, was sie schon aufgrund der eigenen beiden Kinder will. "Ständig klingelt das Telefon, auch nachts."

Angefangen hat Marlene Haika-Wild eigentlich als Kinderpflegerin in der Klinik. "Da war ich auch bei Geburten dabei", erzählt sie. Als sie damals eine Hebamme angestoßen habe, "na, wäre das nicht was für Sie?" - da habe sie sich für die zweijährige Ausbildung zur Hebamme entschieden. Inzwischen wurde die Lehre auf drei Jahre verlängert. Plätze sind rar, auf eine Stelle bewerben sich 15 Frauen, Männer fast nie.

Und auch die Fluktuation im Beruf ist groß. "Er läßt sich eben schlecht mit der Familie vereinbaren, der Streß ist immens", begründet Marlene Haika- Wild, warum viele Hebammen aufstekken. Dabei sei die Betreuung der Schwangeren und Mütter enorm wichtig. "Ich merke bei Geburten, wie und von wem die Frauen vorbereitet wurden." Habe früher ausschließlich Gymnastik die Kurse geprägt, "schauen wir heute zusammen in der Gruppe: Was passiert da mit dem Körper?"

Die Kurse in Geburtsvorbereitung werden nicht nur von Hebammen, sondern auch von Krankengymnastinnen angeboten. "Viele machen gute Arbeit, aber problematisch ist, daß es keine Qualitätskontrolle gibt." Bedeutsam sei auch die Beteiligung der Männer. "Sie sollen lernen , um was es geht, meistens machen sie prima mit", sagt die Kriftelerin. "In Kursen merke ich schnell, wer mitgeschleppt wurde, der bleibt oft nach dem zweiten Abend weg."

Hebammen, in denen "das innere Feuer für den Beruf nicht mehr brennt", geben nach Erfahrung von Marlene Haika-Wild besonders schnell auf. "Wenn's erloschen ist, hält man nicht durch." Ständig sei sie mit Grenzereignissen konfrontiert, "schließlich geht's bei der Geburt um das Leben, um einschneidende Veränderungen". Viele Mütter identifizierten sich auch Jahre nach der Geburt noch mit "ihrer" Hebamme: "Insbesondere, wenn sie bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett von einer Frau betreut wurden."

Und sogar das ungeborene Kind, sagt die Hebamme, genieße es sehr, wenn sich bei der Geburtsvorbereitung einen Abend in der Woche alles um es dreht: "Auch im Bauch merkt es genau, ob es seiner Mutter wichtig ist." pms

Kammerorchester kommt aus St. Petersburg

SCHWALBACH. Das Kammerorchester des Rimski-Korsakow Konservatoriums St. Petersburg gastiert am Dienstag, 13. Oktober, auf Einladung des Vereins zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker und der Taunus-Sparkasse im Schwalbacher Bürgerhaus.

Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Auf dem Programm stehen Werke von Vivaldi, Purcell, Rossini, Corelli und Tschaikowsky. Der Eintritt ist frei. fw

Bürgerversammlung im nagelneuen Saal

ESCHBORN. Hans Koch, Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung lädt alle Schwalbacher für Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr zu einer Bürgerversammlung der besonderen Art ein. Die Versammlung ist nämlich die erste Veranstaltung im nagelneunen Stadtverordnetensaal des Eschborner Bürgerhauses.

Als Hauptthema ist das Konzept zur flächendeckenden Verkehrsberuhigung für Eschborn und Niederhöchstadt vorgesehen. fw

Banger Blick nach oben: "Fall Amsterdam" . . .

(Fortsetzung von Seite 25)

nahtlos ineinander übergehen, mindert indessen bei Ostwetterlagen nicht das Absturz-Risiko auf Häuser. Eine Flugstrecke führt geradewegs über Bockenheim, Heddernheim und Bad Homburg hinweg; die zweite über Oberrad, den Kaiserleikreisel, Riederwald, Fechenheim und Bergen-Enkheim. Offenbach schließlich wäre nur bei Anflügen gefährdet.

Ohne Rücksicht auf bewohnte Gebiete werden Flugzeuge, wenn der Pilot in einer entsprechenden Notlage entscheidet, beim Rückflug direkt zum Flughafen geleitet. Ohl: "Dann wird er auf dem kürzesten Wege eingeholt. Slalomfliegen gibt es dann nicht." Auch räumen die Fluglotsen dem Notfall Priorität vor dem anderen Flugverkehr ein, um die Situation so schnell wie möglich zu bereinigen.

Beim Amsterdamer Absturzunglück wurde als Ursache unter anderem auch tückischer Vogelflug in die Triebwerke vermutet. Wegen der Nähe des Meeres und der Möwen ist in der Tat damit zu rechnen. Auf dem Rhein-Main-Flughafen hat es bisher keine Gefahr durch Vögel gegeben. Mit Bedacht hat man zum einen eine vogelfeindliche Bepflanzung auf dem Flugfeld und in der Umgebung gewählt, um Nistbau zu verhindern. Auch wird der Rasen zwischen den Startbahnen und den Rollfeldern kurz gehalten, um die Bodenbrüter abzuhalten. Dazu kommt eine Umgebung, die nahezu frei von Seen und Feuchtbiotopen ist.

(Siehe auch Seite 3)

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Heiße Erde, im doppelten Wortsinn: Jede Kokospalme, jeder Vogel wird zur Quelle des Verdachts. (Bilder: Sabine Sauer/Fotoagentur Lichtblick)

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"Bessere" Nutzung

Bei der Lektüre des Artikels "Die schöne Erinnerungsfeier der Herren der Luftfahrt", in der FR vom 2. 10. 1992, der die kontroverse Bewertung der V 2 zum Thema hat, lese ich folgenden, mir die Sprache verschlagenden Satz:

"Die dem Projekt zugemessene Priorität (. . .) hat wahrscheinlich die Kriegsanstrengungen des Dritten Reiches fehlgeleitet und Ressourcen beansprucht, die militärisch anders besser genutzt worden wären."

Wie darf man sich, bitte schön, eine "bessere" Nutzung von Ressourcen in einem bisher nicht dagewesenen Vernichtungs- und Eroberungskrieg, an dessen Ende die Weltherrschaft Deutschlands stehen sollte, vorstellen?

Man kann doch wohl nicht im Ernst, noch dazu als Friedensforscher, so über einen Krieg schreiben, in dem 50 Milionen Menschen getötet wurden.

Es ist auch die stete Gewöhnung an einen solch unsäglichen Sprachgebrauch (ich unterstelle Ulrich Albrecht, daß er nicht meint, was er schreibt), die zu der gegenwärtigen Tendenz, die jüngste deutsche Geschichte umzuschreiben, beiträgt.

Elisabeth Jackson-Lotze, Schauernheim

Ehemalige KZ-Häftlinge zu Gast in Frankfurt

Eine Gruppe ehemaliger Häftlinge nationalsozialistischer Konzentrationslager aus Polen ist jetzt von Kulturdezernentin Linda Reisch empfangen worden. Die drei Frauen und fünf Männer aus Warschau und Kattowitz halten sich für zwei Wochen auf Einladung der evangelischen Initiative "Zeichen der Hoffnung" in Frankfurt und Umgebung auf und wohnen in einer katholischen Bildungsstätte in Bad Nauheim: "Wir sind glücklich, hier sein zu dürfen unter menschlichen Bedingungen, fühlen uns wohl und frei von jeder Aggression", sagte die Vizepräsidentin der polnischen Vereinigung "Kinder von Auschwitz", Halina Brozowska- Zdunczyk, bei dem Empfang im Römer. Die 60jährige war im Alter von zwölf Jahren nach Auschwitz gebracht worden.

Linda Reisch würdigte in ihrer Ansprache die Initiative "Zeichen der Hoffnung", die seit 15 Jahren Überlebende deutscher Konzentrationslager in Polen materiell unterstützt. Dieser und ähnlichen Organisationen sei zu verdanken, daß die deutsche Sprache für Polen nicht nur "Sprache der Peiniger" sei, sondern auch Sprache unter Freunden sein könne. "Zeichen der Hoffnung" habe wenigstens einen Teil der Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus übernommen, zu der sich Bonn nicht bereit gefunden habe. epd

Kurz gemeldet

"Trommeln nützt was" Mit einem Festprogramm wird die Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen am Samstag, 10. Oktober, 15 bis 24 Uhr, im Ökohaus am Westbahnhof ihr 20jähriges Bestehen feiern. Motto: "Trommeln nützt was". Postbank informiert zu Steuern Die Postbank steht ihren Kunden bei Fragen zur Neuregelung der Zinsbesteuerung telefonisch Rede und Antwort: Sie hat für ihre Kunden mit Sparkonten bei den Postbanken Hamburg und München zwei Service-Rufnummern geschaltet: für Hamburg 0130 80 65 22 und für München 0130 80 65 33. Finanzexperten der Postbank geben hier montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr individuell Auskunft. Bauernmarkt am Zoo Zum Erntedankfest findet am Freitag, 9. Oktober, auf dem Vorplatz des Altenwohnstiftes am Zoo ein Bauernmarkt statt. Von 10 Uhr an werden die Erzeuger auf dem Platz an der Waldschmidtstraße Obst, Gemüse, Wurst, Blumen und Most feilbieten.

Vier Siegel des Buddhismus Lama Gonsar Tulku, der Abt des Klosters Zonkar Chöde, spricht am 11. Oktober, 10 Uhr, über "Die vier Siegel des Buddhismus". Der Vortrag über die Essenz des Buddhismus ist in der Aula der Johann Wolfgang Goethe-Universität. Tips zur Sozialversicherung Eine Broschüre zum Thema "Berufsanfänger und die Sozialversicherung" hat die Landesversicherungsanstalt (LVA) herausgebracht. Sie informiert Berufseinsteiger über Möglichkeiten des Rentenreformgesetzes und Erwerbsunfähigkeit.

Women's Club sucht Norgall-Preisträgerin

Der International Women's Club Frankfurt, mit 500 Mitgliedern aus 45 Nationen, sucht wie alljährlich eine würdige Preisträgerin für den im März 1993 fälligen "Elisabeth Norgall Preis", der zum Andenken und im Sinn der Clubgründerin, der Frankfurter Lehrerin Elisabeth Norgall, verliehen wird.

Für das Jahr 1992 ist eine ausländische Preisträgerin an der Reihe. Sie muß sich für Belange der Frauen gezielt einsetzen und in ihrer Arbeit weder politisch noch professionell gebunden sein.

Letzte Preisträgerin ist die Erfurterin Kerstin Schön, Ärztin für Neurologie und Psychiatrie.

Der Women's Club bittet um Vorschläge bis zum 31. Oktober an Heidi Anglade, Hauptstraße 48, 6239 Eppstein 2. E-S

Mittwoch, 7. Oktober

Literatur Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Lesung Amos Oz - "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels". Forum der Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 h Szenische Lesung ,Frankfort werd nie unnergeh!' Vorträge / Diskussionen Ökozentrum, Schäfergasse 46: 19.30 Uhr, Vortrag "Anemonenfische - Überlebenskünstler im Riff".

Humanistische Union: 20 Uhr, Diskussion "Wohnungseigentümer oder obdachlos? Umwandlung von Mietwohnung in Eigentum"; Presseclub, Römerberg.

Verein für Briefmarkenkunde 1878: 19 Uhr, Diavortrag "Postgeschichte und Philatelie im Herzogtum Nassau"; Philanthropin, Hebelstr. 17. Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung Sonderausstellung "Emil Schumacher - Retrospektive"; 18.30 Uhr, Vortrag "Pygmalion - Ein Künstlertraum" zur Ausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: 11 Uhr, Führung zu "Antikenrezeption im Hochbarock" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Kunsthandwerk - Majolika, Textilien, Möbel".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung "Fotografie im MMK", um 18 Uhr zu "Raum & Zeit in der Gegenwartskunst"; 20 Uhr, Werkschau Filme Urs Breitenstein.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai: 18 Uhr, Führung Ausstellung "Fremdes Geld".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Christoph Daniel Schenk (1633-1691): Kampf des Erzengels Michael mit dem Teufel".

Senckenberg Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag zum Thema "Der Urwald von Messel".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Seite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 36 im Anzeigenteil.

Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Frauenreferat / -gruppen "Frauen nehmen sich die Stadt": ca. 19 Uhr, Diaprojektion "Der Raum gehört uns", Bürogebäude Walter-Kolb- Str.; 20.30 Uhr, Infofahrt mit der U-Bahn & Diskussion "Veränderungsmöglichkeiten", Treff David & Goliath-Skulptur vor dem Kaufhof.

Hausfrauen-Verband: 13.30 Uhr, Besichtigung Fa. Possmann; Treffpunkt Bf-Rödelheim.

Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Gemeinsamer Nachmittag "Alternative zum Tierversuch"; IC- Restaurant Ffm-Hbf.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Gesellschaft für bedrohte Völker: 20 Uhr, Öffentliches Forum; Casa di Cultura Populare, Adalbertstr. 36 HH.

Evangelische Frauenhilfe, Glauburgstr. 68: 9.30 Uhr, Gespräch "Theologie für Frauen".

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Nichtraucher-Initiative: 18 Uhr, Treffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Apotheke im Hessen-Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Hirsch-Apotheke, Zeil 111, Tel. 28 15 65; Höhen-Apotheke, Berger Straße 97, Tel. 44 68 21; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 46, Tel. 77 63 64; Metro-Apotheke, Kaiserstraße 79, Tel. 23 63 65; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstraße 164, Tel. 52 23 63; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Regina Braun, Alt Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51. - ohne Gewähr -

Nur für alte Bundesländer

In der FR-Meldung "Aufschwung Ost im Wohnungsbau" vom 30. 9. 1992 steht, in den neuen Bundesländern seien im ersten Halbjahr 1992 knapp 66 000 neue Wohnungen fertiggestellt worden. Die Zahl an sich ist richtig - allerdings für die alten Bundesländer. Auch alle weiteren Angaben in dem Artikel, wie z. B. die Zahl von Baugenehmigungen, wurden von uns lediglich für das frühere Bundesgebiet bekanntgegeben. Entsprechende Angaben über den Wohnungsbau in den neuen Ländern und Berlin-Ost liegen uns zur Zeit noch nicht vor.

Dr. Appel, Leiterin der Gruppe Presse und Information des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Oktober).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl., 10 bis 22 Uhr; Ramon Canet - "Abstrakt" (bis 7. 10.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Gabi Michel (bis 9. 10.).

Gallustheater, Kriftler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen; Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr; Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Nachholspiel der Eishockey-Bundesliga Von Ustorf zweimal düpiert Erste Heimniederlage der "Haie" / Köln - Kaufbeuren 2:4

Im 27. Heimduell gegen den ESV Kaufbeuren kassierte der Kölner EC in der Eishockey-Bundesliga die erste Niederlage. Vor einer Kulisse von 4500 restlos enttäuschten Zuschauern verloren die Kölner "Haie" gegen die Gäste aus der Allgäu 2:4 (1:0, 0:3, 1:1) und mußten nach drei Saisonerfolgen vor heimischer Kulisse gleichfalls die ersten Punktverluste hinnehmen.

Im Wiederholungsspiel der am 18. September zum Bundesliga-Auftakt wegen Nebels abgebrochenen Partie gingen die Rheinländer durch den Russen Dorochin nach nur 19 Spielsekunden mit 1:0 in Führung. Durch den frühen Erfolg wurden die Gastgeber möglicherweise etwas überheblich, jedenfalls kamen sie kaum noch zu zwingenden Chancen und versäumten es die Führung weiter auszubauen.

Dies sollte sich im zweiten Drittel rächen. Der 18 Jahre alte Jung-Nationalspieler Stefan Ustorf sorgte Mitte des zweiten Spielabschnitts mit zwei Treffern für den Umschwung zugunsten der keck aufspielenden Gäste. Das 2:1-Führungstor für Kaufbeuren erzielte Ustorf gar während eines Kölner Überzahlspiels.

Der Kanadier Purves erhöhte gar auf 3:1, ehe dem Kölner Verteidiger Hohenadl in numerischer Überlegenheit sein erstes Bundesligator und der 2:3-Anschlußtreffer gelang. Doch Lubina beseitigte in der 57. Minute mit dem vierten Treffer für Kaufbeuren alle Zweifel am Gäste-Erfolg.

In den 26 voraufgegangenen Duellen an der Kölner Lentstraße hatte der KEC 24mal gewonnen und zweimal unentschieden gespielt.

Schiedsrichter Stratz aus Freiburg verhängte gegen die Spieler vom Köln EC acht und gegen Kaufbeuren 18 Strafminuten. sid

Kölner EC - ESV Kaufbeuren 2:4 (1:0, 0:3, 1:1). - Tore: 1:0 Dorochin (0:19), 1:1 Ustorf (29:10), 1:2 Ustorf (32:51), 1:3 Purves (37:52), 2:3 Hohenadl (49:47), 2:4 Lubina (56:56). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 4500. - Strafminuten: Köln 8 - Kaufbeuren 18.

Schiefes Lächeln über Kohls Plattheiten

"Er lacht über die, die über ihn lachen", lautete die Überschrift eines Artikels über 10 Jahre Kohl in der FR vom 1. 10. 1992. Über Kohl lachen? Das will mir nicht gelingen; ein schiefes Lächeln vieleicht, wenn Kohl wieder einmal in "ganz ausgezeichnetem Deutsch" Plattheiten von sich gibt.

Als 1982 Helmut Schmidt ging und Helmut Kohl kam, kommentierte einer aus dem englischsprachigen Raum dies wie folgt: a great man goes, a tall man comes.

Glaubt Herr Doktor Kohl tatsächlich, er gehe in die Geschichte ein? Ja, in die Gechichte, in die vielleicht. In was, außer in körperlicher Größe, im Kaltstellen von Rivalen und Kritikern sowie in breiigem Deutsch, hat sich Kohl denn ausgezeichnet? Seine Politik war ganz im Sinne der Tonangebenden in der Wirtschaft ausgerichtet und daher bei dieser Klientel wohl vermerkt.

Dem Rest des Volkes haben die letzten 10 Jahre, außer noch mehr Konsum - und wir hatten bereits 1982 davon nicht wenig - vor allem folgendes gebracht: mehr Streß, Hetze, Umweltverschmutzung in vielerlei Formen sowie härtere Bandagen im Existenzkampf: Lebensqualität auf Talfahrt!

Herr Kohl ist nicht für alles verantwortlich, ich weiß; aber er, Kohl (und nicht Hinz oder Kunz), sitzt an den Schalthebeln, über die sich die Lebensbedingungen von Milionen Menschen tiefgreifend beeinflussen lassen: Wer heute nach 10 Jahren Kohl doppelt soviel Miete fürs Wohnen bezahlen muß wie 1982, darf sich in Bonn bedanken. Kohl ist es, der seinen Verkehrsminister Krause Straßen bauen läßt, die die schon eh geplagte Republik noch mehr mit Lärm und Abgasen überziehen. Kohl ist es, der seit Monaten weiß, daß hierzulande Ausländer bedroht, ge- und erschlagen werden, und der nicht massiv die zuständigen Minister und Beamte unter Druck setzt, endlich gegen die Schläger mit Macht vorzugehen. Statt desen in Sonntagsreden Betroffenheit absondern und abwarten, so geht Kohl diese Schande für unser Land an.

Wenn überhaupt noch jemandes aus dem letzten Jahrhundert gedacht wird, dann nicht Politikern, die über den Tellerrand des morgigen Tages zu blicken glaubten, sondern den eher suspekten Gestalten, Künstlern, also Menschen, mit denen in diesem Jahrhundert CDU-Kanzler zumeist nichts anzufangen wußten. Büchner und Heine und Schubert und Nietzsche und Wilhelm Busch, um nur einige zu nennen, derer wird heutzutage noch gedacht, und nicht irgendwelcher Politiker, die ihre Durchschnittsarbeit und ihre Ego-Pflege zu Lasten anderer für eine "ganz ausgezeichnete Politick" verkaufen wollen.

Manfred Römer, Königstein

Stadtkämmerer Lohwasser hat ein dickes Zahlenwerk vorgelegt: Spielraum im Etatentwurf 1993 schrumpft Koalition will lieber sparen als investieren CDU und FDP im Magistrat gegen weitere Schulden Von Günther Scherf BAD HOMBURG. Zwischen Kommunalwahl und Konjunkturflaute steuert die Stadt Bad Homburg auf Sparkurs. Kämmerer Karl Lohwasser (CDU) will 1993 rund 21 Millionen Mark, also etwa sieben Prozent, weniger ausgeben als in diesem Jahr. So steht es im Etatentwurf des Magistrats für das kommende Jahr. Neue Investitionen sollen demnach weitgehend tabu sein. Ob die Bürger obendrein tiefer in die Tasche greifen müssen, um die Tickets für den Stadtbus und die Gebühren für Beerdigungen zu bezahlen, steht noch nicht fest. Wenn die Prophezeiungen des Stadtkämmerers zutreffen, werden 1993 zehn Millionen Mark weniger an Gewerbesteuer in den Stadtsäckel fließen als in diesem Jahr (65 statt 75 Millionen Mark). Der Grund dafür seien weniger Konjunktureinbrüche als die Verlagerung von Betriebsstätten in die neuen Bundesländer. Wer dort einen neuen Betriebszweig eröffnet, muß dort auch einen Teil der Gewerbesteuer zahlen - und dies betrifft offenbar ausgerechnet einen der größten Steuerzahler der Kurstadt. Auch die höheren Freibeträge, die das Steueränderungsgesetz im nächsten Jahr den Unternehmen zugesteht, machen sich auf der Minus-Seite bemerkbar.

Weil gleichzeitig die Personalkosten - nicht zuletzt wegen der Einrichtung von 23 neuen Stellen in den neuen Kindergärten - um sechs Millionen Mark und die Umlage, die die Stadt an den Kreis bezahlen muß, um über fünf Millionen Mark steigen werden, schrumpft der Überschuß im Stadtsäckel, aus dem die Investitionen bezahlt werden, nach den Berechnungen der Stadtkämmerei von 50 Millionen Mark im Jahr 1990 über 25 Millionen Mark in diesem Jahr auf 13,2 Millionen Mark im Jahr 1993.

Von einer antizyklischen Haushaltspolitik - das hieße: Mehrausgaben, finanziert durch Kredite, um mit den eigenen Investitionen die Konjunktur anzukurbeln - hält die Mehrheit im Magistrat laut Lohwasser nichts: "Das wollen wir nicht." Der Kämmerer warnt im Gegenteil vor Neuverschuldungen, wie sie derzeit von der Bundesregierung praktiziert werden, weil die Belastung durch Zins und Tilgung solcher Kredite in den nächsten Jahren immer erdrückender werde.

So wird denn Bad Homburg, wenn die CDU/FDP-Mehrheit im Stadtparlament den Sparkurs ihres Magistrats erwartungsgemäß bestätigt, im nächsten Jahr Geld nahezu ausschließlich für bereits begonnene Projekte ausgeben. Das meiste wird dabei der Straßenbau mit knapp 13 Millionen Mark verschlingen. Davon sollen Teile des Baus der Ostumgehung Ober-Eschbach und die Erschließung der Neubaugebiete Steeder Weg (bei Gonzenheim) und Gluckensteinweg bezahlt werden. Weitere knapp sieben Millionen Mark sollen verbuddelt werden: für die Kanalrohre zu den Neubaugebieten und für den Fortgang der Sanierung des in die Jahre gekommenen städtischen Kanalnetzes, aus dem längst so mancher Schmutz ins Grundwasser tropft. Mit sechsstelligen Beträgen schlagen auf der Ausgabenseite auch die Einrichtung der drei neuen Kindergärten, die Fortsetzung der Sanierung der Altstadt und der Ortskerne von Ober-Erlenbach und Ober- Eschbach zu Buche. Sogar die umstrittene U-Bahn-Verlängerung in der Innenstadt, von der CDU/FDP-Koalition vorläufig auf Eis gelegt, taucht mit 200 000 Mark Ausgaben im Etat 1993 auf, denn das Stadtparlament hat gerade erst verlangt, weitere Alternativen einer Trassenführung auf Kosten, Verwirklichungschancen und ökologische Folgen untersuchen zu lassen.

Kredite sollen in einer Höhe bis zu 16 Millionen Mark aufgenommen werden können, wobei Lohwasser tatsächlich allerdings mit wesentlich weniger neuen Schulden rechnet, weil im Laufe eines Haushaltsjahrs in der Regel längst nicht alle Vorhaben durchgeführt werden, für die vorher Geld bereitgestellt wurde. Allein in diesem Jahr, für das in Kürze ein Nachtragshaushalt vorgestellt werden soll, wird der Kämmerer mehrere Millionen Mark auf diese Weise "sparen". Damit will er zusätzlich Schulden aus früheren Jahren abtragen.

Alles in allem soll die Stadt nach dem Haushaltsentwurf des Magistrats im nächsten Jahr 295 Millionen Mark einnehmen und ausgeben. Der Entwurf wird Anfang November offiziell dem Stadtparlament zugeleitet. Nach den Beratungen in den Fachausschüssen soll er im Dezember endgültig verabschiedet werden.

Im Hintergrund: Gewerbesteuer Bad Homburg bleibt Oase

BAD HOMBURG. Obwohl die Gewerbesteuereinnahmen im nächsten Jahr voraussichtlich um zehn Millionen Mark sinken und der Magistrat seine Haushaltspolitik auf Sparkurs trimmen will, soll die Kurstadt auch 1993 für Unternehmen "Steueroase" bleiben. Eine Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer ist nach Worten von Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU) bisher "noch nicht diskutiert" worden.

Mit einem Hebesatz von 350 Punkten ist die Gewerbesteuer in Bad Homburg schon seit Jahren erheblich niedriger als in vergleichbaren Städten. Frankfurter Betriebe müssen 490 Prozentpunkte hinblättern, die Sonderstatus-Städte Hanau (430), Gießen (420), Rüsselsheim (400), Marburg (400) und Wetzlar (390) bitten ihre Betriebe allesamt mehr zur Kasse als die begehrte Taunus-Kurstadt in der Nähe von Flughafen, Autobahn-Kreuzen und Main-Metropole. Oberursel hat seine Gewerbesteuer auf 360 Prozentpunkte, Friedrichsdorf auf 320 festgesetzt. Auch die Grundsteuer liegt in Bad Homburg niedriger als in allen anderen Sonderstatus-Städten.

Gewerbesteuer wird wie folgt berechnet: Zugrundegelegt wird ein Meßbetrag in Höhe von zwei Prozent des Gewinns einer Firma. Von diesem Meßbetrag muß das Unternehmen den jeweils vom Parlament festgelegten Prozentsatz (im Fall Bad Homburg also 350 Prozent) als Gewerbesteuer abführen. Beispiel: Macht ein Betrieb zehn Millionen Mark Gewinn, beträgt der Meßbetrag in Höhe von zwei Prozent 200 000 Mark. Von diesen 200 000 Mark müssen 350 Prozent, also 700 000 Mark Gewerbesteuer gezahlt werden.

Mit seiner niedrigen Gewerbesteuer lockte Bad Homburg in den vergangenen Jahren mit Erfolg eine Reihe großer und kleiner Betriebe in seine Mauern. Inzwischen ist die Nachfrage längst viel größer als die Zahl der Grundstücke, die die Stadt Interessenten anbieten kann. Kritiker sehen in dem seit vielen Jahren unveränderten Bad Homburger Hebesatz ein Entgegenkommen ans CDU/FDP-Wählerklientel.

Karl Lohwasser schließt indessen nicht aus, daß die Gewerbesteuer "in einigen Jahren" erhöht werden könnte, schränkt aber ein: "Erst später, wenn der Haushalt anders nicht mehr auszugleichen ist. Jetzt wollen wir erstmal sparen." che

Rotstift kontra Partnerschaft

BAD HOMBURG. Zum haushaltspolitischen Sparkurs der CDU/FDP-Koalition im nächsten Jahr werden dem Etatentwurf des Magistrats zufolge auch eine Reihe von Kürzungen auf dem kulturellen Sektor gehören. So soll der Titel für Begegnungen mit den offiziellen und inoffiziellen Partnerstädten im Osten (Marianske Lazne in der CSFR, Peterhof in Rußland und Greiz in Thüringen) ungeachtet der dortigen Not von 200 000 Mark in diesem Jahr auf 150 000 Mark gestrichen werden. Auch den Haushaltsansatz für die "alten" Partnerschaften mit westeuropäischen Städten will der Magistrat von 100 000 Mark auf 90 000 Mark kürzen.

Sparsamer soll es auch beim Kulturfestival "Homburger Sommer" zugehen (100 000 Mark statt 130 000 Mark). Dafür will der Magistrat allerdings 100 000 Mark für das Kulturprogramm in der Englischen Kirche zulegen. Die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer und damit auch der Ausgaben ist in den Sektoren Soziales und Kultur so gut wie nie berücksichtigt.

Rund fünf Millionen Mark sind im nächsten Jahr für den Bau von Sozialwohnungen vorgesehen, weitere zwei Millionen Mark für die verschiedenen Formen von finanziellen Hilfen für Mieter. che

Bush gibt Geld für Raumstation

WASHINGTON, 7. Oktober (AP). US- Präsident George Bush hat am Dienstag in Washington ein Gesetz über die Bereitstellung von 2,1 Milliarden Dollar für die geplante Raumstation "Freedom" unterzeichnet. Bush nannte das Projekt der Weltraumbehörde NASA einen wichtigen Schritt, um den künftigen Plänen der USA im All näherzukommen. Die Raumstation soll nach Vorstellungen der NASA während einer vierjährigen Bauzeit im Weltall entstehen. Bis zur Jahrtausendwende sollen die ersten Astronauten dort ihren Dienst antreten.

Seiters: Feldwebel für Asylverfahren

HAMBURG, 7. Oktober (AP). Zur Beschleunigung von Asylverfahren will Bundesinnenminister Rudolf Seiters nach Informationen der Bild-Zeitung künftig auch Bundeswehrsoldaten einsetzen. Der CDU- Politiker schlage dem Kabinett vor, 200 Feldwebel für die Anhörung von Asylbewerbern anzuwerben, berichtet das Blatt am Mittwoch. Die Unteroffiziere sollen binnen eines halben Jahres den Stau von 80 000 Anhörungsverfahren vor allem von Menschen aus den Hauptherkunftsländern Rumänien und Bulgarien abarbeiten. Zusätzlich wolle Seiters 1300 Verwaltungsbeamte aus Bonner Ministerien und nachgeordneten Behörden für mindestens ein Jahr zum Bundesamt für die Anerkennung von Flüchtlingen abordnen.

Brasiliens einziges AKW muß schließen

RIO DE JANEIRO, 7. Oktober (AP). Ein Gericht in Rio de Janeiro hat die Schließung des einzigen brasilianischen Atomkraftwerks aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen angeordnet. Richter Jose Ricardo Regueira vom 18. Bezirksgericht der Stadt wies die Betreibergesellschaft Furnas Centrais Eletricas an, den Atommeiler Angra 1, abzuschalten, wie ein Sprecher der Gesellschaft mitteilte. Die Verfügung wurde wegen unsicherer Transportbedingungen und Zugänge zu dem Kraftwerk, wegen der ungelösten Entsorgung des nuklearen Abfalls sowie wegen der schlechten Qualität des Baumaterials des Atommeilers ausgesprochen.

Flugzeugabsturz

Erst 27 Opfer

in Amsterdam

geborgen

AMSTERDAM, 7. Oktober (AP/Reuter/AFP). Die Bergung der Opfer des Flugzeugabsturzes in Amsterdam geht nur schleppend voran. Auch drei Tage nach der Katastrophe waren am Mittwoch erst 27 Leichen geborgen.

Die Hilfskräfte kommen kaum voran. Die Toten konnten zunächst nicht identifiziert werden, da die Personen noch nicht erfaßt sind, die sich während der Katastrophe in den zerstörten Wohnungen befanden. Ein Team von 75 Leuten soll dies bewerkstelligen. Amsterdams Bürgermeister Ed van Thijn setzte eine Frist bis Freitag, dann solle die Bergung aller mutmaßlichen 250 Opfer abgeschlossen sein.

Dennoch war es zweifelhaft, ob alle Opfer gefunden werden können. Van Thijn kündigte außerdem zwei Trauerfeiern für die ums Leben gekomenen Menschen für kommenden Sonntag am Unglücksort an.

Von dem Flugschreiber, der jede Bewegung der Maschine aufzeichnete, fehlte nach wie vor jede Spur.

(Siehe auch "Aus aller Welt)

Sondergesandter der UN nach Georgien

MOSKAU, 7. Oktober (AP). Die Vereinten Nationen (UN) werden einen Sondergesandten nach Georgien schicken, der erkunden soll, wie die UN bei einer Beilegung des Konflikts zwischen Abchasien und der Regierung in Tiflis helfen könnten. Außerdem werden mehrere Militärbeobachter der UN in die Krisenregion am Schwarzen Meer entsandt.

Wie es bei den UN in New York hieß, hatte die Regierung in Tiflis um die Entsendung von zehn bis 15 Militärbeobachtern gebeten. Den Angaben zufolge wird Generalsekretär Butros Ghali den Gesandten und die Beobachter unverzüglich nach Zustimmung des Sicherheitsrates in die frühere Sowjetrepublik schicken.

Der Konflikt mit der nach Unabhängigkeit strebenden Region Abchasien hatte sich vor sechs Wochen zugespitzt, als Georgien Truppen mit der offiziellen Begründung in das Gebiet abkommandierte, gegen Anhänger des gestürzten Präsidenten Swiad Gamsachurdia vorzugehen. Nach Darstellung der abchasischen Seite sollten die Einheiten jedoch die Unabhängigkeitsbestrebungen unterdrücken.

Am Dienstag hatte sich Rußland erneut in den Konflikt eingeschaltet und die Kontrolle der Eisenbahn und der Schwarzmeerküste übernommen. Das georgische Verteidigungsministerium warf Moskau am Dienstag vor, es unterstütze die abchasischen Rebellen. Beobachter sehen die Gefahr, daß damit ein militärischer Konflikt zwischen Rußland und Georgien heraufbeschworen werden könnte, weil die Regierung in Tiflis den russischen Schritt als Verletzung ihrer Souveränität werten werde.

Die Beziehungen zwischen beiden Republiken hatten sich in den vergangenen Tagen zunehmend verschlechtert. Die Eisenbahnstrecke, die entlang der Schwarzmeerküste verläuft, ist die Hauptverbindung von Rußland nach Georgien und Armenien. An der Küste liegen alle größeren Städte Abchasiens.

13 Tote bei Bombenanschlag in Kaschmir

SRINAGAR, 7. Oktober (AP). Bei einem Bombenanschlag auf einen Überlandbus im indischen Staat Jammu-Kaschmir sind am Mittwoch 13 Menschen getötet und 40 zum Teil schwer verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte nach Angaben der Polizei in Digiana, einem Ort wenige Kilometer südlich von Jammu. Er kam aus dem Nachbarort Ramgarh. In Jammu-Kaschmir sind in diesem Jahr bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und separatistischen Moslems mehr als 1500 Menschen ums Leben gekommen. Die Rebellen beschuldigen die indische Regierung, die moslemische Minderheit im Staat wirtschaftlich und kulturell zu diskriminieren, und fordern den Anschluß Jammu-Kaschmirs an Pakistan.

Sicherheitsrat setzt UNITA unter Druck

NEW YORK, 7. Oktober (AP). Der Weltsicherheitsrat hat die angolanische Oppositionspartei UNITA in einer einstimmig angenommenen Entschließung aufgefordert, das Wahlergebnis in dem südwestafrikanischen Staat zu akzeptieren. Das Gremium äußerte Sorge über die Ankündigung der früheren Rebellenorganisation, sich aus der neugeschaffenen Armee zurückzuziehen. Die UN kündigten an, so bald wie möglich eine Delegation in das südwestafrikanische Land zu schikken. In Angola wurde die Auszählung der Stimmen am Dienstag abend vorläufig unterbrochen.

Führerloser Lastwagen tötet Frauen

ERMATINGEN, 7. Oktober (AP). Von einem führerlosen Lastwagen erfaßt und getötet wurden zwei alte Frauen in Ermatingen im Schweizer Kanton Thurgau. Das von seinem Fahrer verlassene Fahrzeug war auf der abschüssigen Straße nicht genügend gesichert worden, wie die Kantonspolizei am Mittwoch mitteilte. Der Lastwagen rollte plötzlich los und streifte zunächst einen entgegenkommenden Pkw. Dann prallte der Anhänger in einer Rechtskurve gegen eine Gartenmauer. Dabei wurden die beiden Frauen im Alter von 76 und 82 Jahren am Straßenrand erfaßt und tödlich verletzt.

Blüm für totales Asbestverbot

BONN, 7. Oktober (AP). In Deutschland soll als erstem Staat der Welt ab Ende 1994 ein umfassendes Import-, Herstellungs- und Verwendungsverbot für Asbest gelten. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm leitete nach Angaben seines Ministeriums vom Mittwoch in Bonn den zu beteiligenden Kreisen einen Entwurf für eine Neufassung der Gefahrstoffverordnung zu, der ein vollständiges Verbot des krebserregenden Stoffes vorsieht.

Die Bundesregierung erhoffe sich durch das Asbestverbot eine Signalwirkung für ganz Europa, erklärte Blüm. "Angesichts des menschlichen Leids, das mit der Verwendung von Asbest verbunden ist, sowie der mittlerweile auf mehrere Milliarden Mark geschätzten Folgekosten für Asbestsanierungsmaßnahmen und Entschädigungsleistungen muß Asbest verbannt werden." Die Bundesregierung werde auch weiterhin alles daran setzen, die anderen EG-Staaten von der Richtigkeit eines europaweiten Asbestverbots zu überzeugen.

Forschung im Osten retten

BONN, 8. Oktober (AP). Ostdeutsche SPD-Abgeordnete des Bundestages, des Europäischen Parlamentes und der Landtage haben zur Rettung der Forschung in den neuen Bundesländern aufgerufen.

Nach einer Analyse der SPD-Parlamentarier sind 80 Prozent der Industrieforschung in den neuen Bundesländern zusammengebrochen. Der Arbeitsplatzabbau in der Forschung liege noch über dem in der Industrie.

In nächster Zeit solle an den Hochschulen aus finanziellen Gründen im Länderdurchschnitt etwa ein Drittel der Stellen gestrichen und der Mittelbau um 60 Prozent reduziert werden. Dies sei hauptsächlich auf die konzeptionslose und kurzsichtige Politik der Bundesregierung zurückzuführen, kritisierten die Sozialdemokraten.Gouverneur wirft Handtuch

MEXIKO-STADT, 8. Oktober (AP). Der Gouverneur des mexikanischen Staates Michoacan, Eduardo Villasenor, hat sich anhaltenden massiven Protesten der Opposition wegen mutmaßlicher Wahlmanipulation gebeugt und ist zurückgetreten. Auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Morelia sagte er: "Ich möchte kein Hindernis oder Vorwand für die Störung der öffentlichen Ordnung in Morelia sein." Unmittelbar darauf ernannte das Parlament des Staates den Abgeordneten Ausencio Chavez Hernandez, wie Villasenor ebenfalls von der in Mexiko-Stadt regierenden Institutionellen Revolutionären Partei (PRI), zum Nachfolger.

Villasenor war gegen den Protest der Anhänger des Kandidaten der linksgerichteten Demokratischen Revolutionären Partei (PRD), Cristobal Arias, zum Sieger der Gouverneurswahl am 12. Juli erklärt worden.

Unruhen im Gaza-Streifen

JERUSALEM, 7. Oktober (AP/AFP). Bei schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften im israelisch besetzten Gaza-Streifen sind am Mittwoch 60 Palästinenser verletzt worden. Offiziellen Angaben zufolge kam es zu Zusammenstößen, als israelische Soldaten in Gaza und im palästinensischen Flüchtlingslager Rafah Gummigeschosse einsetzten, um Demonstrationen aufzulösen. Mit den Protestaktionen hätten die Teilnehmer sich mit Landsleuten solidarisieren wollen, die sich seit 27. September in israelischen Gefängnissen im Hungerstreik befänden, sagten Mitarbeiter der UN-Hilfsorganisation UNRWA.

Die israelischen Militärbehörden bestätigten lediglich, daß es in Gaza und Rafah Unruhen gegeben habe. Arabischen Kreisen zufolge befanden sich am Mittwoch 5000 arabische Gefangene im Hungerstreik für bessere Haftbedingungen.

Der Flugschreiber wurde schwer beschädigt geborgen Erst 30 Opfer der Amsterdamer Katastrophe entdeckt / Jumbo-Jet soll bloß ein Triebwerk verloren haben

AMSTERDAM, 7. Oktober (AP/dpa/ Reuter). Drei Tage nach der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam ist der Flugschreiber der El-Al-Maschine gefunden worden, von dessen Auswertung sich die Experten Aufschlüsse über den genauen Unfallverlauf erhoffen. Wie es zu der Tragödie, die vermutlich 250 Menschen das Leben kostete, kommen konnte, war am Mittwoch noch völlig unklar. So gab es Zweifel an der bisherigen Darstellung der Behörden, daß die Maschine kurz nach dem Start zwei ihrer vier Triebwerke verloren habe.

Ein Sprecher der niederländischen Luftfahrtbehörde, Hans Scholten, sagte, der Flugschreiber sei bei dem Absturz schwer beschädigt worden. "Wir glauben nicht, daß er viele nützliche Informationen liefert", sagte er. Der Flight Data Recorder registriert den Stand der Cockpit-Instrumente während der letzten halben Stunde des Flugs. Die vollbeladene Boeing 747-200 der israelischen Fluggesellschaft war am Sonntag abend wenige Minuten nach dem Start in Schiphol auf einen Wohnkomplex gestürzt. Zunächst hatte es geheißen, die Maschine habe die beiden rechten Triebwerke verloren. Verkehrsministerin Hanja Maij-Weggen erklärte nun aber in einem Brief an das Parlament, es könne auch sein, daß die gefundenen Teile nur zu einem Triebwerk gehörten. Mit Sicherheit stehe bisher nur fest, daß das äußere rechte Triebwerk abgerissen sei.

Nach Informationen der Londoner Zeitung The Independent hat die El Al- Maschine bereits vor zwei Monaten auf dem Flughafen Schiphol einen Triebwerksbrand auf der Steuerbordseite gehabt. Wie das Blatt am Mittwoch unter Berufung auf einen Flughafenarbeiter in Schiphol berichtete, entstand das Feuer, als die El Al-Maschine damals zum Abflug auf die Startbahn zurollte. Der Brand sei durch die automatischen Feuerlöscher der Maschine gelöscht worden.

Die genaue Zahl der Opfer nach der Absturzkatastrophe wird möglicherweise niemals in Erfahrung zu bringen sein. Die niederländischen Behörden äußerten am Mittwoch Zweifel daran, daß alle Toten aus den Trümmern geborgen werden könnten. Bis Mittwoch mittag wurden die sterblichen Überreste von 30 Menschen entdeckt. Sie wurden in einer Halle auf dem Flughafen Schiphol aufgebahrt. Die Polizei erklärte, die meisten seien so verstümmelt, daß eine Identifizierung kaum vorstellbar sei. Bei einigen könne noch nicht einmal das Geschlecht festgestellt werden. Schwierigkeiten bereite den Behörden auch die Tatsache, daß in den 230 Wohnungen des Wohnkomplexes, auf die das Frachtflugzeug gestürzt war, zahlreiche illegal eingereiste Ausländer gelebt hätten, die nicht registriert worden seien. So wisse man gar nicht, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Haus befunden hätten.

Die Bergungsarbeiten gingen auch in der Nacht zum Mittwoch trotz Regens weiter. Am Sonntag sollen zwei Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Katastrophe stattfinden: ein Schweigemarsch am Vormittag in Bijlmermeer und ein Trauergottesdienst in einem nahe gelegenen Ausstellungsgebäude, zu dem 10 000 Menschen erwartet werden.

Die spanische Fluggesellschaft Iberia betrachtet die Befestigungsbolzen für die vier Triebwerke der Boeing 747 seit langem als Problemfälle. Die Bolzen gehörten zu den Teilen der Jumbos, die am stärksten dem Verschleiß ausgesetzt seien und regelmäßig ersetzt werden müßten, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Gesellschaft. Iberia wartet nicht nur die eigenen Boeing-747-Flotte, sondern auch die der Lufthansa, Air France, Sabena und Alitalia. Bolzenbruch wird als Ursache für den Absturz in Amsterdam vermutet.

Die Bolzen sind als Sollbruchstellen gedacht: Bei Bruchlandungen oder zu hartem Aufsetzen sollen sie die Triebwerke freigeben, damit die Tragflächen und die Flächentanks nicht beschädigt werden.

Die Fluggesellschaft Japan Airlines teilte daraufhin am Mittwoch mit, ihre Mechaniker hätten bereits vor der Boeing-Warnung Risse in den Bolzen dreier Jumbos entdeckt.

UNITA lenkt in Angola ein

NEW YORK, 7. Oktober (AP). Im Streit um das Wahlergebnis in Angola will die frühere Rebellenorganisation UNITA, die der Regierung Wahlbetrug vorgeworfen hatte, offenbar einlenken. Zuvor hatte der UN-Weltsicherheitsrat die Partei einstimmig aufgefordert, das Ergebnis der Wahl anzunehmen. Er äußerte ferner Sorge über die Ankündigung der UNITA, sich aus der neugeschaffenen Armee zurückzuziehen. Die UN kündigten an, sie werde so bald wie möglich eine Delegation in das südwestafrikanische Land schicken.

Befangenheitsanträge im Prozeß um versenktes Schiff

KIEL, 7. Oktober (AP/AFP). Der Ende Juli unterbrochene Kieler "Lucona"-Prozeß ist am Mittwoch unter neuen Startschwierigkeiten fortgesetzt worden. Die vier Verteidiger des 57 Jahre alten Angeklagten Peter Daimler beantragten, die drei Richter der Schwurgerichtskammer sowie die zwei Staatsanwälte für befangen zu erklären. Über diesen Antrag muß bis spätestens Mitte kommender Woche eine andere Kammer entscheiden.

In dem Mordprozeß wird Daimler vorgeworfen, zusammen mit dem bereits in Wien wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilten Udo Proksch im Januar 1977 im Indischen Ozean den Frachter "Lucona" durch einen Sprengsatz versenkt zu haben, um eine Versicherungssumme von über 300 Millionen Mark zu erschleichen. Das Schiff war schließlich in einer Tiefe von 4000 Metern gefunden worden. Anstelle einer hochwertigen Uranerz-Aufbereitungsanlage, die für 33 Millionen Mark versichert war, fanden die Ermittler lediglich minderwertiges Material an Bord des Wracks.

Die Befangenheitsanträge wurden am Mittwoch damit begründet, daß bei der Durchsuchung von Daimlers Wohnung am Starnberger See Gegenstände wie Tonbänder und Adreßbücher sichergestellt worden waren, aus denen das Gericht und die Staatsanwälte Kenntnis über Daimlers Verteidigungsstrategie erlangt hätten.

Schlechte Noten für Hochschulen Bildungsminister Ortleb fordert Strukturreform des Studiums

BONN, 7. Oktober (AP). Ohne eine durchgreifende Strukturreform des Studiums wird es nach Darstellung von Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) zu einer für den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährlichen Lähmung des Hochschulwesens kommen. Ortleb sagte am Mittwoch in Bonn, als Nahziel müsse das Studium so organisiert werden, daß ein erster berufsqualifizierender Abschluß an Universitäten grundsätzlich nach acht Semestern erreicht wird.

Laut dem von Ortleb vorgelegten Situationsbericht, den das Kabinett Kohl zustimmend zur Kenntnis nahm, befinden sich die deutschen Hochschulen in einer äußerst kritischen Situation: auf 821 397 Studienplätzen drängelten sich im Wintersemester 1991/92 mehr als 1,78 Millionen Studenten. Während 1977 nur 19,7 Prozent der 19- bis 21jährigen ein Studium aufnahmen, waren es 1990 schon 35,8 Prozent. Die Gesamtzahl der Studierenden stieg von 1977 bis 1991 um über 70 Prozent, die des Hochschulpersonals aber nur um sechs Prozent und die finanziellen Mittel preisbereinigt um 17,7 Prozent. Trotz dieser quantitativen Entwicklung blieb die Struktur des Studienangebotes weitgehend unverändert. Es hat zum Ziel, wissenschaftlichen Nachwuchs heranzubilden und orientiert nicht auf andere Berufe. Ferner bemängelt der Bericht, daß "die Qualität der Lehre zu wünschen übrig läßt". Zahlreiche Professoren gäben der Forschung Vorrang vor der Lehre. Daraus hätten sich funktionsgefährdende Leistungsstörungen in der Lehre ergeben, die zusammen mit der Fehlorientierung der Ausbildung für zahlreiche Studenten zu unverhältnismäßig langen Studienzeiten führten.

Die Bildungspolitiker von Koalition und Opposition forderten die Bundesregierung am Mittwoch auf, mehr Geld für den Hochschulbau als die im Etat für 1993 vorgesehenen 1,6 Milliarden Mark aufzuwenden. Im Bildungsausschuß des Bundestags hieß es, die Mittel reichten nicht aus, dringenden Bedarf zu decken.

In der Unterstadt eine Verteidigungsmauer aus Priamos' Zeiten Neue Erkenntnisse bei den Ausgrabungen dieses Sommers in Troja

TÜBINGEN. Die archäologischen Ausgrabungen in der antiken Ruinenstadt Troja sind für die kommenden drei Jahre finanziell abgesichert. Der Stuttgarter Industriekonzern Daimler- Benz, der die derzeit größte Grabung der Welt in Westanatolien seit 1988 mit 1,3 Millionen Mark gesponsert hatte, sagte der Universität Tübingen bis 1995 eine weitere jährliche Unterstützung in Höhe von 200 000 Mark zu. Daimler war im vergangenen Jahr für sein Engagement in Troja mit einem Preis der UNESCO für die Erhaltung und Wiederherstellung internationaler Kulturgüter geehrt worden.

Als wichtigstes Ergebnis der fünften Grabungskampagne in Troja diesen Sommer nannte der Tübinger Vor- und Frühgeschichtler Manfred Korfmann die Entdeckung einer Verteidigungsmauer in der Unterstadt. Der Grabungsleiter sagte, diese Mauer sei bei geomagnetischen Vermessungen etwa 500 Meter südlich des Burgbergs unter den hellenistischen und römischen Schichten gefunden worden und könne vermutlich der Periode Troja VI zwischen 1700 und 1250 vor Christus zugeordnet werden. Die Aufzeichnungen hätten einen großen Brandkomplex erkennen lassen, der auf eine halbrunde Anlage schließen lasse, bei der es sich um ein Theater oder ein Rathaus handeln könnte. Außerdem seien zum Teil recht große Reste von Stein- und Holzhäusern der Phase Troja VI gefunden worden.

Die Burg Troja ist durch das Homer-Epos "Ilias" weltbekannt geworden. Die Periode Troja VI gilt als die Stadt, in der nach Homer der sagenhafte König Priamos gelebt und der zehnjährige trojanische Krieg getobt haben soll. Die Ruinenstadt war 1870 von dem Deutschen Heinrich Schliemann am Schnittpunkt zwischen Europa und Asien an den Dardanellen entdeckt worden. Nach einer 50jährigen Unterbrechung der Grabungsarbeiten hatte Korfmann 1988 eine an seine Person gebundene Lizenz der türkischen Regierung erhalten.

Korfmann kündigte an, daß die wissenschaftliche Erforschung der Untersiedlung von Troja VI, die in einer Tiefe von zwei bis drei Metern zu finden sei, aber auch die Klärung der Frage nach ihrer möglichen Umwehrung einen Schwerpunkt der Arbeit im kommenden Jahr bilden werde. Speziell in der Unterstadt sei im Gegensatz zur Burganlage, wo zahlreiche alte Gebäude abgetragen wurden, noch viel "Fundsubstanz" vorhanden. Der Archäologe verwarf die These, daß es sich bei Troja um das untergegangene Atlantis handeln könne. Zwar seien bei den Vermessungen Bewässerungskanäle gefunden worden, doch komme schon aus topografischen und geologischen Gründen eine Gleichsetzung beider Metropolen nicht in Betracht. Für die weitere Erforschung Trojas durch sein internationales, aus 75 Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen bestehendes Team, veranschlagte er weitere sieben Jahre.

Nach Angaben Korfmanns haben die bisherigen Untersuchungen ergeben, daß Troja älter ist als bisher vermutet. Bei den diesjährigen Grabungen seien erneut Hinweise auf eine Schicht Troja 0 aufgetaucht, die vor den bislang ältesten Siedlungsresten der Phase Troja I (2950 bis 2500 vor Christus) bestanden habe. Die Vermessung der Unterstadt habe ferner aufgezeigt, daß diese in der Phase Troja VI eine Ausdehnung von rund 80 000 bis 100 000 Quadratmeter gehabt habe und damit fünfmal größer als der Burghügel gewesen sei, der lediglich eine Fläche von 17 000 Quadratmeter umfaßt. Schon im 13. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung hätten schätzungsweise 4000 bis 5000 Menschen in Troja gelebt. Bei den bisher freigelegten Ruinen handle es sich damit nicht um die gesamte Stadt, sondern nur um die Burg zu einer größeren Ansiedlung.

Als wissenschaftlich gesichert gilt inzwischen, daß das Troja des König Priamos nicht wie nach den Schilderungen Homers mit Hilfe des trojanischen Pferdes, sondern von einem Erdbeben zerstört wurde. Die Archäologen gehen jedoch davon aus, daß die "Ilias" einen historischen Kern enthält und daß der Dichter oder seine Informanten die nach der Katastrophe noch immer mächtige Burganlage von Troja VI gekannt haben müssen. AP

Freispruch im Kurdenprozeß

DÜSSELDORF, 7. Oktober (AP). Im Düsseldorfer Prozeß gegen ursprünglich 19 angeklagte Kurden hat es am Mittwoch einen weiteren Freispruch gegeben. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts sah es nach fast dreijähriger Verhandlung nicht als erwiesen an, daß sich der Angeklagte Ekrem Güngöze der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht habe.

Die Bundesanwaltschaft hatte für den Parteifunktionär der kurdischen Arbeiterpartei PKK eine sechsjährige Haftstrafe gefordert. Die Düsseldorfer Richter sprachen dem Mann auch eine Entschädigung für seine anderthalbjährige Untersuchungshaft zu. Der Prozeß gegen vier weitere Kurden wird fortgesetzt.

In dem seit Oktober 1989 laufenden Verfahren wirft die Bundesanwaltschaft einem Teil der Angeklagten Mitgliedschaft und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, vollendeten und versuchten Mord und Freiheitsberaubung vor.

Bei einer Zwillingsgeburt zahlt die Versicherung

WARSCHAU, 7. Oktober (AP). Unter marktwirtschaftlichem Druck kommen auch Versicherungen auf ungewöhnliche Ideen: Ein polnisches Unternehmen bietet ab sofort Frauen an, sie gegen das Risiko einer Zwillingsgeburt zu versichern. Für 500 000 Zloty (etwa 50 Mark) können Frauen bis zur achten Schwangerschaftswoche eine Police kaufen, nach der sie im Fall der Geburt von Zwillingen 60 Millionen Zloty (gut 6000 Mark) und im Fall von Fünflingen sogar 300 Millionen Zloty (etwa 35 000 Mark) erhalten.

"Uns ist aufgefallen, daß angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage bei uns im Land viele Paare Angst haben, sie könnten Zwillinge bekommen", sagt der Direktor der Versicherung Warta, Stanislaw Godlewski. Doch er betonte auch, daß das Angebot aus wirtschaftlichen und nicht aus karitativen Gründen gemacht worden sei. So habe er vorher berechnet, wie groß die Wahrscheinlichkeit von Zwillingsgeburten sei, und danach die Beiträge berechnet.

Die Zwillings-Police liegt in Standesämtern aus, und Schwestern in Frauenarztpraxen sowie gynäkologischen Kliniken sollen als Versicherungsvertreterinnen fungieren. Bisher ist der Rücklauf nach Angaben von Godlewski noch gering, doch sei mit der Werbung auch gerade erst begonnen worden.

Bombenattentäter in Hannover hatte keine politischen Motive

HANNOVER, 7. Oktober (AP). Als Motiv des am Dienstag festgenommenen Bombenlegers und Erpressers von Hannover scheiden nach Angaben der Polizei politische Motive aus. Wie Kripochef Peter Eggerling am Mittwoch erklärte, habe der 21jährige Maschinenbaustudent in den Vernehmungen ausgesagt, daß er den hannoverschen Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg auch nicht aus persönlichem Haß erpreßt habe und daß er keinen Haß gegen Hannover empfinde.

Die Motive des Bombenattentäters und Erpressers bleiben deshalb nach den Worten Eggerlings weiter unklar. Fest stehe lediglich, daß er Geld wollte. Stefan S. hatte seit 1990 in Briefen an den Oberbürgermeister zehn Millionen Mark in Form von Waffen, Diamanten und Geld zu erpressen versucht. Er hatte seine Forderungen bereits 1990 mit mehreren Bombenexplosionen unterstrichen, die jedoch keinen nennenswerten Schaden anrichteten. Er hatte sich auch in einem Telefonanruf an die Stadt gewandt. Das Band dieses Anrufs, das über eine telefonische Ansage abzurufen war, führte zur Identifizierung des Bombenlegers von einem früheren Schulkameraden.

Wieder stürzte Frachtflugzeug auf Wohnhaus - mehrere Tote

BERKELEY SPRINGS, 7. Oktober (AP). Beim Absturz einer Frachtmaschine der amerikanischen Nationalgarde auf ein Wohnhaus nördlich von Berkeley Springs im US-Staat West Virginia sind am Mittwoch nach Mitteilung der Behörden mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Weitere Opfer werden befürchtet, da möglicherweise bis zu sechs Mann Besatzung in dem Großraumflugzeug vom Typ C-130 waren.

Bomben explodierten in London

LONDON, 7. Oktober (AP). In der Londoner Innenstadt sind am Mittwoch zwei Bomben explodiert. Am Morgen detonierte ein Sprengsatz nahe des Picadilly Circus. Fünf Personen wurden verletzt.

Am Abend ging wenig entfernt, im Londoner Theaterviertel, ein zweiter, kleiner Sprengsatz hoch. Nach Polizeiangaben gab es dabei keine ernsthaften Verletzungen, einige Personen seien wegen Schocks behandelt worden.

Jelzin für Autonomie der Rußlanddeutschen

MOSKAU, 8. Oktober (AP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat dem deutschen Außenminister Klaus Kinkel versichert, daß die in Rußland lebenden Deutschen eine eigene autonome Republik erhalten würden.

Kinkel wurde am zweiten und letzten Tag seines Antrittsbesuchs in Moskau von Jelzin empfangen. Die Nachrichtenagentur Itar-Tass zitierte den russischen Präsidenten mit den Worten: "Es ist ein politischer Wille vorhanden, das Problem der deutschen Autonomie zu lösen."

Jelzin versicherte, Rußland werde von der Schaffung spezieller Landkreise für Deutsche zur Einrichtung einer autonomen Republik der Deutschen übergehen. Die gegenwärtigen Probleme seien nicht auf politische, sondern auf wirtschaftliche Schwierigkeiten zurückzuführen. In Rußland werde es keine Diskriminierung der deutschen Bürger geben.

Kinkel traf auch mit drei führenden Vertretern der Deutschen im Bereich der ehemaligen Sowjetunion zusammen. Dabei erklärte er, die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland würden zu einem wesentlichen Teil von der Lösung des Problems der Rußlanddeutschen abhängen.

Kinkel und sein russischer Amtskollege Andrej Kosyrew hatten sich am Mittwoch der Presse gestellt. Dabei bezeichnete Kinkel Rußland als den wichtigsten politischen Faktor in Mittel- und Osteuropa. Er kündigte an, die Bundesrepublik werde Rußland auf politischem, wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiet unterstützen. Kinkels Besuch galt auch der Vorbereitung eines für den 15. und 16. Dezember geplanten Besuchs von Bundeskanzler Helmut Kohl in Moskau.

. . . und außerdem Cannstatter Wasen in der neuen Welt

Wenn ein US-Senator die Lederhosen anzieht, wenn der "Zillertaler Hochzeitsmarsch" und der "Ententanz"-Evergreen zu Tanzbodenhits werden, wenn Saure Kutteln, Spätzle oder Maultaschen Steaks und Hamburger vergessen lassen - dann ist Cannstatter Volksfestzeit in Philadelphia/USA. Zum 120. Male versammelten sich in diesem Herbst die Deutschstämmigen und ihre amerikanischen Freunde aus Philadelphia und Umgebung zu ihrem Volksfest und tanzten um die prächtige, 13 Meter hohe Fruchtsäule.

1682 waren die ersten deutschen Einwanderer nach Philadelphia gekommen, in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts schwappte die letzte Auswandererwelle von Deutschland in die USA. Immerhin können fast 60 Millionen US-Amerikaner auf deutsche Vorfahren zurückblicken. Walter Kraft (56) war mit 20 Jahren aus einem Dorf bei Marbach/Neckar in die Neue Welt aufgebrochen. Heute trinkt er sein Viertele in der "Weinstube zum Neckarstrand", die zwar weder am Nekkar noch überhaupt am Wasser liegt, aber Teil des großen Geländes des Cannstatter Volksfestvereins in Philadelphia ist. Seit zwei Jahren ist Kraft Vorsitzender des 2500 Mitglieder zählenden Vereins.

Zum Cannstatter Volksfest in Philadelphia kommen jedes Jahr über 10 000 Besucher. Viele von ihnen sind Deutsch- Amerikaner, aber beileibe nicht alle Schwaben. Einer der treuesten Volksfest- Besucher ist ein fast 80jähriger, schon in den 30er Jahren ausgewanderter Bremer, der in fescher bayerischer Tracht seine Frau unermüdlich über die Tanzfläche schwingt. Und weil es so schön ist, nimmt er den weiten Weg auf sich und fährt am nächsten Tag nach Warren bei New York, wo der Volksfestverein aus New York ebenfalls mit großem Publikumserfolg sein Cannstatter Fest feiert.

Doch wie fast alle deutschen Vereine - und es gibt noch Hunderte in den USA -, haben die Schwaben in Philadelphia und New York Sorgen. "Von den 30 Vorstandsmitgliedern sind nur drei Mitte 40, die anderen Ende 50 und älter", sagt Walter Kraft, "die Kinder, die hier geboren werden, sind eben Amerikaner." Die New Yorker Schwaben haben ihr Nachwuchsproblem leichter lösen können. Anders als in Philadelphia sind sie ein kleiner elitärer Verein mit 54 Mitgliedern, der zunächst nur Württemberger aufnahm. Nun dürfen auch Badenser hinzukommen und - so genau darf man es heute nicht mehr nehmen - auch andere Deutschstämmige.

Doch die Jugend, wenn sie denn bereit ist, nach Väter- und Müttersitte bei den Volksfesten mitzumachen, wünscht sich anscheinend, daß so mancher alte Zopf abgeschnitten wird. Die zur Kornblumenkönigin 1992 gewählte Marion Chamberlain (21) mußte in diesem Jahr in Philadelphia vehement dafür kämpfen, daß der Rocksaum ihres Festkleides ein bißchem mehr gen Knie rutschen durfte, als es den älteren US-Schwaben eigentlich lieb war. Und überhaupt würde ihr Peter Maffay mehr liegen als Heino oder der Musikverein Pfrondorf (Baden-Württemberg), der beim Cannstatter Volksfest aufspielte.

Die Pfrondorfer sind von "Schwaben International" (SI) in die USA eingeflogen worden, dem Stuttgarter Verein mit seinen 15 000 Mitgliedern, der eine Art Brückenkopffunktion beim deutsch-amerikanischen Austausch einnimmt. Die Schwaben haben eine US-Dependance in New York und unterstützen sehr rührig die deutschen Aktivitäten in den USA. Der neue SI-Geschäftsführer Gerhard Westenberger und SI-Präsident Edwin Schlee, beide zu Gast in Philadelphia, hatten vollstes Verständnis für Marion Chamberlain und ihre Probleme. Deutschtümelei sei ohnehin nicht Sache des Vereins, betonen sie. Vor allem müsse der Schüler- und Jugendaustausch intensiviert werden, denn ohne Jugend habe das Cannstatter Volksfest made in USA keine Zukunft. FRANK HEIDMANN (dpa)

Klose wie auch Engholm für UN-Einsätze

MAGDEBURG, 7. Oktober (dpa). Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Hans-Ulrich Klose, hat bekräftigt, daß er bei den Themen Zuwanderung und UN-Einsätze der Bundeswehr den Kurs von SPD- Chef Björn Engholm stützt. Bei den UN-Einsätzen gehe er mit seiner persönlichen Meinung eher noch ein bißchen weiter, sagte Klose der Magdeburger Volksstimme. Man könne nicht humanitäre Hilfsleistungen bejahen, ohne sie militärisch zu sichern. "Und dabei kommt man natürlich in die Nähe von Kampfeinsätzen. Und die Durchsetzung von Embargo-Maßnahmen - zum Beispiel gegen Irak - erfordert notfalls den Schuß vor den Bug", meinte Klose.

Zahnärzte Behandlung nur privat?

OSNABRÜCK, 7. Oktober (dpa). Der freie Verband deutscher Zahnärzte geht davon aus, daß die meisten Zahnärzte als Folge des Kompromisses über die Gesundheitsreform in Kürze ihre Kassenzulassung zurückgeben und nur noch privat behandeln werden. In einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung kündigte der stellvertretende Vorsitzende Peter Eckert an, daß der Verband der Zahnärzte seine Mitglieder auffordern werde, auf diesem Weg der Politik zu beweisen, daß die Zahnärzte in der Lage seien, ohne gesetzliche Gängelung eine bessere medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten als es nach der parteiübergreifenden Einigung zur Gesundheitsreform möglich sei.

Die Kassenzulassungen würden allerdings erst dann zurückgegeben, wenn sich in der jeweiligen Region mindestens 75 Prozent der Zahnärzte dazu bereiterklärt hätten, sagte Eckert. Dieses Ziel sei in einigen Bereichen bereits erfüllt.

Die Kassenpatienten erhielten dann von ihren Zahnärzten eine Privatrechnung und müßten versuchen, sie von ihrer Kasse ersetzt zu bekommen. Für Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung empfehle sein Verband den Zahnärzten, bei den Honoraren "nicht voll zuzuschlagen", sondern sozial abzuwägen. Das bedeute auch, daß Kassenpatienten nicht so stark wie Privatpatienten belastet werden dürften.

Eckert begründete den möglichen Ausstieg der Zahnärzte aus der Kassenversorgung damit, daß die Situation durch den Kompromiß über die Reform noch schlechter geworden sei, weil die vorgesehene, sinnvolle Aufteilung in Regel- und Wahlleistungen entfallen soll. Umsatzabhängige Honorarkürzungen seien außerdem für die Zahnärzte nicht akzeptabel.

Jakarta setzt auf Atomkraft

JAKARTA, 8. Oktober (dpa). Im Zuge der Industrialisierung setzt Indonesien als das einzige asiatische Mitgliedsland im Erdölkartell OPEC gezielt auf Atomkraft zur Deckung seines Energiebedarfs. Die Presse zitierte am Mittwoch Vizepräsdent Sudharmono: Als einzigen Ausweg aus der sich anbahnenden Energiekrise sehe die Regierung in Jakarta den Bau eines ersten Atomkraftwerks bis zum Jahr 2003.

Der Bau dieser Anlage ist nach den bisherigen Plänen in Zentraljava geplant. Umweltschützer warnen aber vor solchen Nuklearplänen, weil Java erdbebengefährdet ist.

Fremdenhaß war Hauptthema Kinkel wurde in Moskau auf Rechtsradikalismus angesprochen

MOSKAU, 7. Oktober (dpa). Rechtsradikalismus und Ausländerhaß belasten nach Darstellung von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) die deutsche Außenpolitik in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Am zweiten Tag seines Besuches in Moskau sagte er am Mittwoch vor Journalisten: "Das ist ein gewaltiges Problem für uns nach draußen." Bei Gesprächen mit dem russischen Außenamtschef Andrej Kosyrew und Justizminister Nikolai Fjodorow am Dienstag abend seien rechtsradikale Ausschreitungen ein Hauptthema gewesen.

Seit dem Überfall auf Asylbewerber in Rostock in der zweiten Augusthälfte und dem Brandanschlag auf die Gedenkstätte Sachsenhausen habe dieses Thema "eine wirklich andere Qualität" bekommen. Das stelle er seither bei all seinen Auslandsgesprächen fest. Nach dem Pressegespräch fuhr der Minister zu Kranzniederlegungen am deutschen Soldatenfriedhof in Moskau und später am Grabmal des Unbekannten Soldaten.

Kinkel hatte sich mit seinem Amtskollegen Kosyrew auch über den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien unterhalten. Dabei habe er die Russen gebeten, sich besonders bei den Serben für eine Entschärfung der Lage einzusetzen. Zum deutsch-russischen Verhältnis sagte er mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg und den langen Ost-West-Konflikt, es sei erstaunlich, "wie relativ gut es sich in relativ kurzer Zeit entwickelt hat".

Kinkel hofft weiter auf eine Wiedererrichtung der Wolga-Republik. In einem am Mittwoch gesendeten Interview des ARD-Morgenmagazin sagte der Außenminister, nach seinem Eindruck seien Deutsche und Russen gleichermaßen daran interessiert, daß die rund zwei Millionen Deutschstämmigen das Land nicht verlassen. Er verlangte möglichst rasche Rechtssicherheit für die Rußlanddeutschen: "Die Menschen sitzen hier auf ihren Koffern und warten die wirtschaftliche Entwicklung ab. Ich hoffe, daß sie mit und durch unsere Hilfe hier bleiben."

Kein Firmenzwang bei Reparaturen

KOBLENZ, 7. Oktober (dpa). Eine Vereinbarung, nach der ein Mieter Reparaturen nur von einer bestimmten Firma ausführen lassen darf, ist nichtig. Diese Entscheidung traf das Landgericht Koblenz in einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil. Der Mieter sei daher nicht gehindert, den Reparaturauftrag anderweitig zu vergeben oder gar selbst auszuführen, betonte das Gericht. (Akz.: 12 S 275/91).

Dioxin in Lengerich Gefahr noch nicht gebannt

LENGERICH, 7. Oktober (dpa). Die Dioxin-Gefahr in der Stadt Lengerich ist noch nicht gebannt: Die Stadtverwaltung hat bereits einen Notplan für den Fall ausgearbeitet, daß die Wohnungen in der Umgebung des abgebrannten Kunststofflagers mit Dioxin verseucht sein sollten.

Die Stadt Lengerich geht davon aus, daß die Dioxin-Messungen nicht so dramatisch sind wie befürchtet und will das Gebiet nicht zwangsevakuieren lassen.

Besorgten Bürgern, die am heutigen Mittwoch vormittag zu Dutzenden eine als Notquartier und Informationszentrum dienende Sporthalle aufsuchten, sagten Vertreter der Stadt, daß als erster Schritt des Notplans eine Dekontamination der betroffenen Wohnungen durch Spezialfirmen vorgesehen sei. Die Ergebnisse der Dioxin-Messungen werden für heute nachmittag erwartet. In der Luft neben der Brandstelle waren nach dem Brand fünf Nanogramm (Milliardstel Gramm) Dioxin pro Kubikmeter Luft gemessen worden. Die Brandursache ist nach Angaben der Feuerwehr völlig offen.

Trotz der Appelle der Stadt an die 900 gefährdeten Anwohner, bis zur Klärung der tatsächlichen Gefahr ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen, verbrachten die meisten Bewohner die vergangene Nacht erneut in ihren Wohnungen. Die Notquartiere wurden kaum angenommen. Bisher sind nur etwa 100 Anlieger zu Freunden und Verwandten gezogen. Die Mehrheit hat in den Häusern nur die Fenster geschlossen.

Der Kreis Steinfurt bestätigte inzwischen, daß die Kunststoff-Firma keine Betriebsgenehmigung hatte. Der Betriebsratsvorsitzende der Nachbarfirma kündigte an, er werde gegen den "Unglücks-Betrieb" und den Oberkreisdirektor Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung stellen.

Gorbatschow erschien nicht

MOSKAU, 7. Oktober (dpa/Reuter). Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow (Bild: dpa) ist am Mittwoch trotz Strafandrohungen erneut einer Zeugenvorladung des russischen Verfassungsgerichts

nicht gefolgt. Das meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Das Gericht will ihn als Zeugen im Prozeß um das KP- Verbot Präsident Boris Jelzins hören.

Wegen der Weigerung des Ex-Parteichefs, an dem seiner Meinung nach "politischen Prozeß" teilzunehmen, hat das Außenministerium auf Druck des Gerichts seinen Diplomatenpaß einbehalten. Gorbatschow will beim Verfassungsgericht dagegen Beschwerde einlegen.

Die russische Führung versuche "eine Kraftprobe", sagte Gorbatschow der Zeitung Komsomolskaja Prawda. Dies solle ihn davon abhalten, sich zur Lage im Land zu äußern. Man wolle ihn vor Gericht "fertigmachen".

Gorbatschow kritisierte erneut das vom russischen Präsidenten Boris Jelzin nach dem Putschversuch von 1991 verhängte KPdSU-Verbot.

Skinheads schlugen aus "Versehen" zu

KÖTHEN/BERLIN, 7. Oktober (dpa/ Reuter). Aus "Ausländerhaß" haben jugendliche Skinheads in Köthen bei Magdeburg einen Deutschen zusammengeschlagen und mit Messerstichen verletzt, weil sie ihn für einen Ausländer hielten.

Wie das Innenministerium in Sachsen- Anhalt in Magdeburg miteilte, war der 34jährige Köthener gestern abend auf dem Weg zum Stadtzentrum an einer Gruppe von zehn Skinheads vorbeigekommen. Vier von ihnen kamen auf ihn zu, schlugen und traten auf ihn ein, einer von ihnen stach dem Opfer mehrfach mit einem Messer in den Oberschenkel. Die vier Skinheads wurden festgenommen.

Im Ostberliner Stadtteil Hellersdorf sind am Dienstag fünf Vietnamesen wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag festgenommen worden. Wie die Polizei in Berlin sagte, hatten die Männer drei Polizeibeamte angegriffen, die in dem Ausländerwohnheim in Hellersdorf zwei Haftbefehle vollstrecken wollten.

Fünf Monate nach dem gewaltsamen Überfall von etwa 60 Skinheads auf die Magdeburger Gaststätte "Elbterrassen" hat heute vor dem Magdeburger Landgericht der Prozeß gegen fünf Angeklagte begonnen. Sie müssen sich wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und versuchten Totschlags verantworten. Die Skins hatten 25 Punker überfallen und dabei den 23jährigen Torsten Lamprecht erschlagen sowie acht weitere junge Menschen schwer verletzt.

Huber attackiert Weizsäcker

MÜNCHEN, 7. Oktober (dpa). CSU-Generalsekretär Erwin Huber hat die jüngste Parteienschelte von Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) scharf kritisiert. Im Parteiorgan "Bayernkurier" schrieb Huber am Mittwoch: "Wer pauschal Ressentiments gegen die etablierten Parteien weckt, handelt unverantwortlich." Deutschland befinde sich nicht in einer Staats- oder Regierungskrise. Weizsäcker hatte den Parteien unter anderem vorgeworfen, sie förderten durch undemokratische Strukturen die Politikverdrossenheit der Bürger.

ANC sagt geplanten Marsch ab

JOHANNESBURG, 8. Oktober (dpa). Nach massiver Kritik durch Südafrikas Staatspräsident Frederik de Klerk hat die Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) einen für Freitag geplanten Marsch auf das Stammesgebiet Bophuthatswana abgesagt. "Das wird wahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden", sagte ANC-Sprecher Carl Niehaus am Mittwoch.

Vor einem Monat waren bei einem Marsch des ANC auf ein anderes Homeland, die Ciskei, 28 Teilnehmer von Soldaten des Stammesgebiets erschossen worden. Mit dem neuen Marsch auf die Gebietshauptstadt Mmabatho will der ANC gegen die seiner Ansicht nach undemokratischen Zustände in Bophuthatswana protestieren, das nur von Pretoria als unabhängiger Staat anerkannt wird. Im Gegensatz zu anderen Homelands lehnt Bophuthatswana eine Wiedereingliederung nach Südafrika ab.

Der Armee-Chef von Mmabatho, Jack Turner, warnte vor dem ANC-Marsch. "Es wird Verletzte und Tote geben."

Neue Fälle von Kinderlähmung

DEN HAAG, 7. Oktober (dpa). In den Niederlanden gibt es mindestens einen neuen Fall von Kinderlähmung. Wie die Amsterdamer Tageszeitung Telegraaf am Mittwoch berichtet, ist in Utrecht ein sechsjähriger Junge an Polio erkrankt. Ferner sei in das Kreiskrankenhaus von Gorinchem ein 39jähriger Mann mit Lähmungserscheinungen eingeliefert worden. Bei ihm bestehe der Verdacht einer Polio-Infektion. Beide Personen sollen derselben Glaubensgemeinschaft angehören, die sich aus religiösen Gründen prinzipiell nicht impfen läßt.

Jüdische Gräber geschändet

KARLSRUHE/BONN, 7. Oktober (dpa). Zum zweiten Mal binnen weniger Tage sind in Baden-Württemberg jüdische Gräber geschändet worden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, beschmierten Unbekannte auf dem Karlsruher Hauptfriedhof 15 jüdische Gräber mit antisemitischen Parolen. An zwei weiteren Gräbern wurden die Grabtafeln herausgerissen. Erst Ende vergangener Woche waren in Stuttgart auf einem israelitischen Friedhof Grabmale geschändet worden.

Der Berliner SPD-Abgeordnete Gerd Wartenberg hat den Senat aufgefordert, die Angehörigen der Botschaftsaußenstellen in Berlin besser vor ausländerfeindlichen Angriffen zu schützen. Vor allem afrikanische Diplomaten fühlten sich durch Steinwürfe in Fensterscheiben ihrer Missionen bedroht und empfänden eine Versetzung von Bonn nach Berlin als Strafe, sagte er am Mittwoch in Bonn.

Rostocker Diebesbande gefaßt

ROSTOCK, 7. Oktober (dpa). Einer 35köpfigen Diebesbande, die bei mehr als 100 Einbrüchen in ganz Mecklenburg- Vorpommern einen Schaden von mindestens 1,5 Millionen Mark angerichtet hat, hat die Rostocker Kriminalpolizei jetzt das Handwerk gelegt. Die zumeist jugendlichen Täter im Alter von 16 bis 28 Jahren waren in Tankstellen, Kaufhallen, Videotheken und Autohäuser eingebrochen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Acht wurden inhaftiert.

Brandenburg tritt Olympia-GmbH bei Vogel mißfällt Kohls "Gewürge mit dem Jein"

Das Land Brandenburg beteiligt sich mit zehn Prozent der Gesellschafteranteile an der Berliner Olympia 2000 GmbH. Aufsichtsratssitze übernehmen Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Marianne Birthler (Bündnis 90).

Indessen forderte der frühere SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Hans-Jochen Vogel in Bonn Bundeskanzler Helmut Kohl auf, sich klar für oder gegen die Bewerbung Berlins auszusprechen. "Dieses Gewürge mit dem Jein des Kanzlers hilft niemandem", sagte Vogel.

Gegner der Berliner Olympia-Bewerbung haben unterdessen bei einem Brandanschlag auf die Berliner Planungsfirma "Cad-Map" Computer vernichtet, mit denen das Unternehmen im Auftrag der Olympia GmbH unter anderem digitalisierte Zeichnungen für die Architektur der geplanten Olympia-Bauten anfertigt. "Wer mit den Olympischen Ringen spielt, verbrennt sich leicht die Finger. Wir wollen keine Spiele, weder in Berlin noch sonstwo", heißt es in einem Bekennerbrief einer "autonomen Gruppe". Über die Höhe des beträchtlichen Schadens wollte Heiner Giersberg, Pressesprecher der Olympia GmbH, am Mittwoch noch keine Auskunft geben.

Als "kompletten Unfug" wies Giersberg die in der Zeitung Neue Zeit erhobenen Vorwürfe zurück, wonach die Olympia GmbH keine Idee zur Aufarbeitung der "Nazi-Spiele von 1936" habe. "Natürlich gibt es Vorstellungen, wie mit den 36er Spielen umzugehen ist. Aber aus verschiedenen Gründen sind wir damit noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen", sagte Giersberg. "Für ein solches Konzept sind schwierige Abstimmungsprozesse mit vielen Experten aus Kultur, Kunst, Geschichte und Politik nötig." dpa

HANS-DIETRICH GENSCHER, früherer Außenminister, hat zum "Aufstand des europäischen Gewissens" gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus aufgerufen. Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde in der schlesischen Universität in Kattowitz sagte er, die größte Gefahr sei der "neue Nationalismus, der überall auf unserem Kontinent sein Haupt erhebt". Genscher (Bild: AP), der die Auszeichnung für seine Verdienste um das deutsch-polnische Verhältnis erhielt, sagte, der Nationalismus zeige sich unter anderem in der "menschenverachtenden Fratze der Fremdenfeindlichkeit, der Ausländerfeindlichkeit und des Antisemitismus". Daher müsse das Wort gelten: "Wehret den Anfängen". Vielerorts sei es schon überholt, "denn die Täter sind schon da". (dpa)

Mit dem Fall Bosanski Brods sinkt die bosnische Hoffnung

Die Sprengung der Save-Brücke zwischen den Schwesterstädten Bosanski Brod und Slavonski Brod markierte am Mittwoch morgen das Ende des mehrmonatigen Kampfes um die Vorherrschaft in der Tiefebene der Save im Norden Bosniens. Mit den Trümmern der Brücke neben der zerstörten und brennenden Stadt Bosanski Brod sanken auch alle Hoffnungen der bosnischen Führung, dem Eroberungsfeldzug der serbischen Truppen in Bosnien Einhalt zu gebieten.

Zuvor hatten moslemisch-kroatische Einheiten Bosanski Brod der offenbar erdrückenden Übermacht der Serben überlassen und sich an das relativ sichere Ufer auf der kroatischen Seite der Save zurückgezogen. Mehrere tausend verängstigte Zivilisten, die bis zuletzt in ihrer Stadt ausgeharrt hatten, waren schon am Vortag über die Brücke nach Kroatien geflohen, nachdem gepanzerte Einheiten der Serben die letzten Verteidigungsstellungen vor der Stadt überrannt hatten.

Offenbar hatten die Verteidiger danach auch weder den Willen noch genügend Waffen, um sich auf einen verlustreichen Häuserkampf - ähnlich wie in der kroatischen Stadt Vukovar - einzulassen. "Wir haben zwar eine Schlacht, nicht aber den Krieg verloren", lautete die optimistisch gefärbte Erklärung des

Verteidigungsstabes. In Wirklichkeit war die Aufgabe der Stadt aber nach Meinung von Beobachtern ein taktischer Zwang, denn die einzige Nachschublinie über die Save- Brücke bot zu wenig Sicherheit. So begnügte sich der Verteidigungsstab mit der Erklärung, daß die Serben "nur einen Pyrrhus- Sieg" errungen hätten, den sie teuer genug bezahlt hätten. So sollen die Serben in den vergangenen drei Monaten in den Kämpfen um Bosanski Brod mindestens 8000 Soldaten, 160 Panzer, 21 Flugzeuge und zahllose Geschütze

verloren haben. Die Serben "enthüllten" dagegen die Verluste der Gegenseite: "Hunderte von Gefangenen wurden allein am Dienstag gemacht, die Stadt selbst ist mit Hunderten von toten Moslems und Kroaten übersät."

Für die bosnischen Serben ist die Einnahme von Bosanski Brod sowohl ein politischer wie auch militärischer Erfolg. Aus militärischer Sicht war Bosanski Brod der "Schlüssel zur Tiefebene der Save", die jetzt nach Meinung westlicher Diplomaten in Zagreb sturmreif geworden ist.

Die letzten Verteidigungsstellungen der Moslems und Kroaten dürften nach dem Ausfall der Nachschubwege "kein größeres militärisches Problem" für die Serben in ihrem Bestreben darstellen, einen sicheren Landkorridor zwischen dem besetzten Westen Bosniens und auch Kroatiens sowie der "Mutterrepublik" Serbien herzustellen. Zudem könnten jetzt freigewordene Truppen an anderer Stelle in Bosnien eingesetzt werden.

Politisch gesehen haben die Serben ihre Verhandlungspositionen für die Friedensgespräche in Genf gestärkt und Behauptungen aus Sarajewo über die "schwindende Kampfkraft" des Gegners eine Abfuhr erteilt. Beobachter bezweifeln, daß mit diesem Erfolg der Serben ein baldiges Ende der Kämpfe in Bosnien zu erwarten ist.

GÜNTHER CHALUPA (dpa)

Jack Lang: Ich versammle Europas Intellektuelle

PARIS. Mit einem Treffen von Intellektuellen aus allen europäischen Staaten will Frankreich zur "Wiedergeburt einer europäischen Kulturgemeinschaft" beitragen. Er habe Künstler, Schriftsteller, Historiker, Verleger, Schauspieler und Fernsehleute zum 13. und 14. Oktober nach Paris eingeladen, teilte der französische Kulturminister Jack Lang mit. Bereits 1989 hatte er ein gesamteuropäisches Intellektuellentreffen in seiner Heimatstadt Blois organisiert. dpa

Skins in CSFR auf Vormarsch

PRAG, 7. Oktober (dpa). Auch unter tschechoslowakischen Jugendlichen nimmt die Zahl der rechtsextremen Skinheads zu. Die Prager Polizei spricht allein in der CSFR-Hauptstadt von bis zu 2000 Anhängern der Gruppe. Der Fremdenhaß tschechoslowakischer Skinheads richtet sich nach Angaben der Behörden in erster Linie gegen Roma und Vietnamesen. Die CSFR-Presse berichtet regelmäßig von tätlichen Angriffen gegen diese Gruppen. Kenner der Szene gehen von Kontakten zwischen deutschen und tschechischen Skinheads aus.

Deutsche Börse AG in den Startlöchern

FRANKFURT A. M. (dpa/VWD). Im Wettbewerb der internationalen Finanzmärkte macht Deutschland einen Schritt nach vorn. Nach langem Streit geht die die Deutsche Börse AG in die Startlöcher. Das Konzept dazu beriet gestern der Vorstand der Frankfurter Wertpapierbörse. Bei Redaktionsschluß war die Sitzung noch nicht beendet, doch gilt als sicher, daß es künftig in der Bundesrepublik wie in anderen Ländern eine zentrale Börse geben wird, an der sich die regionalen Finanzmärkte beteiligen können.

Parallel dazu strebt Bonn an, noch in dieser Legislaturperiode eine funktionierende Börsenaufsicht zu installieren. Die deutschen Aktien- und Rentenmärkte haben nach einigen Vorfällen, die mutmaßlich zu Lasten von Anlegern und des Fiskus gingen, nicht den besten Ruf. Diesem Negativ-Image soll die ins Auge gefaßte - in Frankfurt bereits im Vorgriff auf die gesetzliche Regelung umgesetzte - schärfere Kontrolle begegnen, womit der Finanzplatz Deutschland auch international aufgewertet würde.

Gegen die Deutsche Börse AG hatten sich lange Zeit die sieben Regionalbörsen gewehrt, weil sie befürchteten, aufs Abstellgleis gedrängt zu werden. Den Weg frei machte ein Kompromißvorschlag der Frankfurter Börse, der den regionalen Finanzplätzen eine zehnprozentige Beteiligung an der AG einräumt. Dem Aufsichtsrat der Gesellschaft soll Rolf-Ernst Breuer, Manager der Deutschen Bank, vorsitzen. Seinen Worten zufolge habe Deutschland durch die Neuordnung die Chance, im Handel mit Staatsanleihen und großen internationalen Standardaktien in der "Europaliga" mitzuspielen.

Alle müssen in die erste Klasse

MANNHEIM, 7. Oktober (dpa). Auch besonders begabte Kinder müssen ihre Schullaufbahn in der ersten Klasse beginnen. Das hat der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in Mannheim in einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil (Az.: 9 S 1801/92) entschieden. Die Eltern eines hochbegabten Kindes aus Ellwangen im Ostalbkreis hatten ihr Kind zum Schuljahr 1992/93 direkt in die zweite Klasse der Grundschule schikken wollen und gegen die Weigerung des Stuttgarter Oberschulamtes geklagt.

Der VGH erklärte, die Eltern hätten erstens von der Möglichkeit einer vorzeitigen Einschulung keinen Gebrauch gemacht. Die zweite Möglichkeit für Hochbegabte zum schnelleren Aufstieg - das Überspringen einer Klassenstufe - setze zunächst die Einschulung in die erste Klasse voraus.

EWS-Krise treibt Währungsreserven hoch

FRANKFURT A. M. (dpa/VWD). Die milliardenschweren Devisenkäufe zur Stabilisierung des Europäischen Währungssystems (EWS) ließen die Währungsreserven der Bundesbank auf ein Rekordvolumen wachsen. In der letzten Septemberwoche stiegen sie noch einmal um 9,6 Milliarden auf 179 Milliarden Mark. Eine Woche zuvor waren die Reserven um 44,3 Milliarden gestiegen.

Das tatsächliche Ausmaß des Zuwachses läßt sich allerdings nur im längerfristigen Vergleich feststellen. Noch vor der Krise im EWS hatte die Notenbank Mitte August lediglich 98 Milliarden Mark in der Hinterhand. Nach Darstellung ihres Chefs wurden in den zurückliegenden Wochen zur Stützung von Pfund, Lira und Franc Devisen im Volumen von 92 Milliarden Mark gekauft. In der Position Währungsreserven der Frankfurter werden die 179 Milliarden jedoch nicht allzu lange stehenbleiben, da die betroffenen EWS-Notenbanken ihre Valuten zurückkaufen müssen. Dieser Prozeß hat schon in der Woche zum 30. September begonnen. Dabei sind die Forderungen an den Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit um 17 auf 47 Milliarden gesunken, die Guthaben bei ausländischen Banken und Geldmarktanlagen im Ausland kletterten jedoch um 26,1 Milliarden.

Ankara droht mit Kriegsrecht

ANKARA, 7. Oktober (dpa). Die Türkei will zur Niederschlagung des Kurdenaufstands unter Führung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) "notfalls das Kriegsrecht" verhängen. Das sagte Ministerpräsident Süleyman Demirel der Zeitung Milliyet. Die Entwicklung in Nordirak, wo irakische gegen türkische Kurden kämpfen, bezeichnete Demirel als ein "großes Unheil für die Türkei". Das Land sei "national und territorial unteilbar".

Nach Angaben des türkischen Staatsfernsehens erstrecken sich die Kämpfe entlang der gesamten Grenze Iraks zur Türkei. Genaue Opferzahlen lagen am Mittwoch nicht vor. Die türkischen Armee-Einheiten wurden auf mehr als 100 000 Mann verstärkt.

(Weiterer Bericht auf Seite 2)

Probleme bei den Atomwaffen

MOSKAU, 7. Oktober (dpa). Wegen russisch-ukrainischer Differenzen haben die Verteidigungsminister der GUS-Staaten am Mittwoch keine Einigung über die ehemaligen sowjetischen strategischen (Atom-)Waffen erzielt. Laut Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax beschlossen die Minister am Mittwoch in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek, diese Frage den Staatschefs bei ihrem Treffen am 9. Oktober vorzulegen.

Der russische Verteidigungsminister kündigte laut Interfax eine "ernsthafte Erklärung" an die Präsidenten der Staaten an, auf deren Territorien strategische Waffen stationiert sind. Als "faktisch verwaist" bezeichnete er die Atomwaffen in der Ukraine, weil sie keine staatliche Zuordnung hätten. Mit Kasachstan seien dagegen alle Fragen, die die strategischen Kernwaffen auf dem Territorium der Republik betreffen, weitgehend gelöst. Nur die Frage, wem die Waffen bis zu ihrem Abzug aus Kasachstan rechtlich unterstellt würden, sei noch nicht klar. Wenn sich aber die Präsidenten einigten, werde es zur "weißrussischen Variante" kommen. Das bedeute die Unterstellung der strategischen Waffen unter die Jurisdiktion Rußlands.

Ufa-Star Margit Symo gestorben

MÜNCHEN. Margit Symo, Star vieler Ufa-Filme und Mutter der Schauspielerin Eva Mattes, ist im Alter von 89 Jahren in München gestorben. dpa

Kurz angekündigt

Die drei neuen geplanten privaten deutschen Fernsehprogramme RTL 2, n- tv und VOX werden auch über das private Satellitensystem Astra ausgestrahlt. Der Generaldirektor der Astra-Betreibergesellschaft Société Européenne des Satellites (SES/Luxemburg), Pierre Meyrat, berichtete am Mittwoch am Rande der Münchner Medientage vom Interesse der drei Sender (Transponder) auf dem neuen, dritten Satelliten Astra 1C zu belegen. Er soll im Mai 1993 im Weltall positioniert werden. Mittlerweile erreichen die von zwei Astra-Satelliten gesendeten Fernseh- und Hörfunkprogramme 37 Millionen Haushalte in Europa, davon über zehn Millionen im Direktempfang oder über gemeinschaftliche Empfangsanlagen. Bis Jahresende wird mit 40 Millionen Astra-Haushalten in Europa gerechnet. dpa

Möllemann fordert mehr Anreize für Ost-Investoren Diskussion über Zukunft der Stahlstandorte / IG Metall und Riva liegen miteinander im Clinch

BRANDENBURG (dpa/vwd). Jürgen Möllemann hält massive Investitionsanreize durch die öffentliche Hand für Ostdeutschland auch in naher Zukunft für unabdingbar. Der Bonner Wirtschaftsminister verlangte in Brandenburg eine Aufstockung der Mittel für die regionale Wirtschaftsförderung sowie die Wiedereinführung der in diesem Jahr ausgelaufenen kommunalen Investitionspauschale. Ferner setzte sich der FDP-Politiker für eine Fortführung der Niedrigsteuer-Regelung in den neuen Bundesländer ein. Auch die Sonderabschreibung und die Befreiung von der Gewerbekapital- und Vermögensteuer sollten über 1994 hinaus verlängert werden.

Darüber hinaus seien erhebliche Hilfen nötig, um industrielle Kerne in Ostdeutschland zu erhalten. Der Kampf um Investoren sei auf dem Weltmarkt "knallhart", sagte Möllemann auf einer Diskussionsveranstaltung zur Neuordnung der Stahlindustrie in Brandenburg, zu der sein Ministerium Vertreter von Arbeitgebern, Gewerkschaften, der Treuhandanstalt und Kommunalpolitiker geladen hatte. Ostdeutschland stehe in dieser Hinsicht in Konkurrenz etwa zu Polen der CSFR oder Portugal.

Der Minister äußerte sich optimistisch über die Privatisierungschancen von Eko Stahl (Eisenhüttenstadt), nachdem Treuhand und das Land zur Finanzierung

einer Dünnbrammen-Gießanlage insgesamt 350 Millionen Mark angeboten hätten. Es gehe jetzt darum, eine wirtschaft-

lich tragfähige Lösung zu finden, die auch mit der Zustimmung der Brüsseler EG-Kommission rechnen könne. Möllemann wies ferner darauf hin, daß weltweite Überkapazitäten auch die westdeutsche Stahlindustrie in Bedrängnis gebracht hätten.

In dem ostdeutschen Bundesland wurden bislang die Kernstücke der Stahlwerke Brandenburg, Hennigsdorf und Oranienburg mit mehr als 2000 Arbeitsplätzen verkauft. Neben Eko ist noch die Privatisierung des Stahl- und Walzwerkes in Eberswalde-Finow offen. Die IG Metall rechnet mit einer Rohstahlproduktion von etwa 2,5 Tonnen in Ostdeutschland in diesem Jahr (nach noch 7,8 Millionen Tonnen 1989) und mit mittelfristig etwa 3000 Beschäftigten.

Der italienischen Riva-Gruppe, die im Frühjahr die Elektrostahlwerke Brandenburg und Hennigsdorf übernommen hatte, warf die Gewerkschaft auf der Veranstaltung vor, Arbeitsplatzgarantien nicht einzuhalten. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der beiden Riva-Stahlwerke, Hans Hinrich Muus, wies dies zurück. In Brandenburg würden derzeit 960 Leute und 25 Kurzarbeiter, in Hennigsdorf 880 und zehn Kurzarbeiter beschäftigt. Damit seien die Vereinbarungen erfüllt.Dritter Rubel-Prozeß endete mit Freispruch

BERLIN (dpa/VWD). Der dritte Transferrubel-Prozeß endete am Mittwoch vor dem Berliner Landgericht mit einem Freispruch für die 52jährige Geschäftsführerin einer noch zu DDR-Zeiten gegründeten Ostberliner Firma. Das Gericht konnte nach Worten des Vorsitzenden Richters, Hans-Peter Komischke, "nicht nachweisen", daß die Angeklagte die Deutsche Außenhandelsbank (DABA) im Zusammenhang mit Transferrubel- Geschäften in Ostblockstaaten in Millionenhöhe getäuscht und so zu Unrecht die Konvertierung von Rubeln in D-Mark durchgesetzt habe. Die Staatsanwaltschaft hatte hingegen eine Haftstrafe von einem Jahr mit Bewährung wegen Betruges beantragt. Staatsanwalt Dieter Jordan kündigte Revision an.

Die Ostberliner Geschäftsfrau hatte die Vorwürfe zu Beginn des Verfahrens im August bestritten. Sie habe der DABA alle erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt. Laut Urteilsbegründung haben Zeugen dies bestätigt. Ein Betriebsprüfer des früheren DDR-Rechnungshofes habe erklärt, den für das Rubelgeschäft erforderlichen Exportvertrag selbst gesehen zu haben. Auch das Ministerium für Finanzen der Ex-DDR sowie die DABA selbst hätten keine Beanstandungen vorgebracht.

Aserbaidschan verläßt GUS

MOSKAU, 7. Oktober (dpa). Aserbaidschan wird aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) austreten. Das beschloß der Nationalrat der kaukasischen Republik mit 43 gegen eine Stimme, meldete die aserbaidschanische Nachrichtenagentur Turan am Mittwoch.

Präsident Abulfas Eltschibej kündigte am Mittwoch vor dem Parlament in Baku an, Aserbaidschan werde nicht alle Kontakte zur GUS abbrechen, die Ende 1991 nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden war. Die Republik werde der euroasiatischen Gemeinschaft als Beobachter oder als assoziiertes Mitglied angehören, sagte er.

Bereits am 12. Oktober werde er mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin ein Abkommen über bilaterale Zusammenarbeit unterzeichnen, sagte Eltschibej weiter. Eine analoge Vereinbarung mit der Ukraine werde folgen.

DLV-Präsident Meyer in Neubrandenburg Krabbe und Co. bleiben Mitglieder im SCN

Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Helmut Meyer, will am 15. Oktober im Doping-Fall der drei Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr Schlichtungsgespräche führen. Das DLV-Präsidium wird möglicherweise ein Strafmaß von unter zwei Jahren für das Neubrandenburger Trio akzeptieren. Ein weiterer Anlaß für den Aufenthalt Meyers in Neubrandenburg ist eine für diesen Tag angesetzte Bauberatung zur künftigen Leichtathletik-Halle.

Die drei Athletinnen haben inzwischen ihren Verein gebeten, sich im Rahmen des gegen sie eröffneten Ausschlußverfahrens bis zum 19. Oktober nicht äußern und auch nicht vor dem Vorstand erscheinen zu müssen. Sie begründeten das mit dem schwebenden Verfahren vor dem DLV-Rechtsausschuß, das es ihnen nicht gestattet, sich vorher zur Sache zu äußern. Der SCN-Vorstand werde diesem Ansinnen, so beurteilt es jedenfalls Geschäftsführer Heiner Jank, sicherlich stattgeben.

Die drei Athletinnen, die die Einnahme des in der Kälbermast eingesetzten Mittels Clenbuterol gestanden haben, werden damit als Mitglieder des SC Neubrandenburg vor dem DLV-Rechtsausschuß erscheinen. Damit wären die Spekulationen hinfällig, wonach das Trio im Falle eines Ausschlusses nicht mehr der Verbandsgerichtsbarkeit unterstehen würden. Ohnehin wäre das laut Darstellung des DLV nicht möglich gewesen, denn im konkreten Fall wurde das Verfahren bekanntlichen von den Athletinnen angestrengt. Unter diesen Voraussetzungen wäre es nicht möglich gewesen, daß sie bei günstiger Konstellation bereits ein Jahr und ein Tag nach dem Vereinsaustritt auf Grund der Verjährung des Verfahrens und unabhängig von der Richtigkeit der Doping-Vorwürfe wieder hätten starten können. Am Donnerstag haben die drei suspendierten Athletinnenn in Berlin ein Gespräch mit ihrem Rechtsanwalt geführt.

Der Klub will den Besuch von Helmut Meyer auch nutzen, um ihn mit der katastrophalen Trainersituation vertraut zu machen und um Hilfe zu bitten. dpa

Dasa streicht 7500 Stellen

MÜNCHEN, 7. Oktober (dpa/VWD). Die Deutsche Aerospace AG (Dasa/Oberpfaffenhofen) will innerhalb der nächsten zwei Jahre ihre Belegschaft um bis zu 7500 Beschäftigte verringern. Der Stellenabbau, der auch Entlassungen einschließen soll, wird mit einer erheblich verschlechterten Auftragssituation des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns begründet.

Derzeit arbeiten bei der Daimler- Benz-Tochterfirma rund 70 000 Leute. Dasa ist das führende Unternehmen beim umstrittenen europäischen Militärflugzeug-Projekt "Jäger 90".

"Bundesbahn tauscht alle Motoren der ICE-Züge aus"

MÜNCHEN, 7. Oktober (dpa/vwd). Die Deutsche Bundesbahn läßt nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" alle 416 Motoren der 52 Hochgeschwindigkeitszüge Inter-City-Express (ICE) austauschen. Die Zeitung berichtet, bei Wartungsarbeiten 16 Monate nach Markteinführung der Züge seien technische Fehler entdeckt worden.

Für die Kosten müßten vorerst die Herstellerfirmen Siemens und AEG aufkommen, da es sich um einen Gewährleistungsschaden handle. Dabei gehe es um einen "nennenswerten Betrag", berichtet die Zeitung mit Berufung auf einen Siemens-Sprecher, ohne eine Summe zu nennen. Der Austausch der Motoren sei bereits seit August im Gange und soll bis Mai 1993 abgeschlossen sein.

Überraschungsbesuch in Israel Kairo will offenbar ein Treffen Rabin - Assad vermitteln

JERUSALEM, 8. Oktober (dpa/Reuter/ AP). Ägyptens Außenminister Amre Mussa ist am Donnerstag zu einem überraschenden Besuch in Israel eingetroffen. Diplomatische Quellen berichteten, er bemühe sich um Absprachen für das vom israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin vorgeschlagene Treffen mit dem syrischen Staatspräsidenten Hafis al-Assad. Für den Abend wurde nach Gesprächen mit Rabin und Israels Außenminister Schimon Peres ein weiteres Gespräch mit Peres angesetzt.

Mussa sagte am Rande der Gespräche, Frieden im Nahen Osten sei nur bei vollständigem Abzug der Israelis aus allen besetzten arabischen Gebieten zu haben. Er forderte Israel auf, "bestimmte Schritte" zu tun. Die Araber hätten durch ihr Friedensangebot bei einem vollständigen israelischen Abzug bereits ihren guten Willen demonstriert. Bisher hat Israel nur einen Teilabzug von den 1967 besetzten Golan-Höhen angeboten. Zuvor müsse Syrien allerdings seine Friedensbereitschaft erklären.

Bei Mussas anschließendem Treffen mit Rabin ging es nach Angaben israelischer Kreise um die bisher zäh verlaufenden Verhandlungen über den zukünftigen Status der Palästinenser. Mussa hatte eine Botschaft des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak für Rabin bei sich, zu deren Inhalt er aber keine Angaben machte. Bisher will Israel mit den Palästinensern nur über eine begrenzte Autonomie unter Beibehaltung der israelischen Besetzung verhandeln. Mussa bekräftigte vor dem Gespräch, die "Land- für-Frieden"-Forderung gelte auch hier.

PLO-Chef Yassir Arafat kündigte unterdessen an, der Aufstand in den israelisch besetzten Gebieten werde bis zur Schaffung eines palästinensischen Staates mit Alt-Jerusalem als Hauptstadt fortgesetzt werden.

Klares Wort Kohls zu Olympia verlangt

BONN, 7. Oktober (dpa). Der frühere SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Hans-Jochen Vogel hat Bundeskanzler Helmut Kohl aufgefordert, sich klar für oder gegen die Bewerbung Berlins um die Olympischen Spiele 2000 zu bekennen. "Dieses Gewürge mit dem Jein des Kanzlers hilft niemandem", sagte Vogel am Mittwoch in Bonn. Auch München hätte bei einer so unentschlossenen Haltung des Kanzlers Ludwig Erhardt keinen Erfolg bei der Bewerbung als Olympiastadt 1972 gehabt, meinte der damalige Münchner Oberbürgermeister und heutige Berliner Bundestagsabgeordnete.

Diplomaten fühlen sich in Berlin bedroht

BONN, 7. Oktober (dpa). Der Berliner SPD-Abgeordnete Gerd Wartenberg hat den Senat aufgefordert, mehr für den Schutz der Botschafts-Außenstellen in der Hauptstadt vor ausländerfeindlichen Angriffen zu tun. Vor allem afrikanische Diplomaten fühlten sich durch Steinwürfe in Fensterscheiben ihrer Missionen bedroht und empfänden eine Versetzung von Bonn nach Berlin als Strafe, sagte Wartenberg am Mittwoch in Bonn. Dies schade auch dem Ansehen Berlins als künftigem Regierungssitz.

Aufgespießt

"Es ist in Deutschland noch nicht so, daß Gesetze der Gegenzeichnung durch die Zahnärzte bedürfen." Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) zu Protesten der Lobby der Zahnärzte gegen die geplante Gesundheitsreform.Waggons für Flüchtlinge?

BONN, 8. Oktober (dpa). Das Notärzte- Komitee "Cap Anamur" will mehr als 500 ausrangierte Eisenbahnwagen der Reichsbahn nach Bosnien-Herzegowina schicken, um dort Tausenden von Flüchtlingen ein provisorisches Dach über dem Kopf zu verschaffen. Angesichts des nahenden Winters und der Not der Menschen müsse jetzt dringend gehandelt werden, sagte der Chef der Organisation, Rupert Neudeck, am Mittwoch in Bonn.

Allerdings gebe es derzeit noch Verhandlungen mit dem Bundesverkehrsministerium und dem Auswärtigen Amt. Das Verkehrsministerium habe erklärt, aus gesetzlichen Gründen könne die Reichsbahn die ausgemusterten 61 Abteil- und Liegewagen sowie 430 Nahverkehrswagen nicht kostenlos abgeben. Sie müsse pro Wagen 3000 Mark verlangen. Neudeck sagte, diese Summe von insgesamt 1,5 Millionen Mark könne "Cap Anamur" nicht bezahlen. Er appellierte an Verkehrsminister Günther Krause (CDU), unbürokratisch zu helfen.

CSU hält die Pflicht hoch

BONN, 8. Oktober (dpa). In der Bonner CSU-Landesgruppe wird über die Einführung einer "allgemeinen Dienstpflicht" für junge Bürger nachgedacht, die weder zum Wehr- noch zum Zivildienst herangezogen werden. Wie der CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch jetzt in Bonn mitteilte, wird die CSU in den nächsten Monaten zu diesem Thema Vorschläge erarbeiten.

Hintergrund ist, daß künftig nur etwa 50 Prozent der jungen Männer im Wehrdienstalter zur Bundeswehr eingezogen werden. Unter Berücksichtigung auch des Zivildienstes erhöht sich diese Zahl auf 70 Prozent eines Jahrgangs. Es bestehe die Gefahr, daß diejenigen, die nicht zu einem Dienst herangezogen werden, daraus materielle Vorteile zögen, meinte Bötsch.

Kabinett verschiebt Verbot von Boykott-Klauseln gegen Israel

BONN, 7. Oktober (dpa/VWD). Das Inkrafttreten der Verordnung, die Boykotterklärungen gegen Israel in Handelsverträgen mit arabischen Staaten verbietet, ist von der Bundesregierung am Mittwoch von November auf den 1. Mai 1993 verschoben worden. Es sei notwendig, den deutschen Unternehmen eine längere Anpassungsfrist einzuräumen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Auch würden außer bereits abgeschlossenen Verträgen auch bindende Angebote von dem Verbot ausgenommen.

Boykotterklärungen gegen Israel werden von zwölf der 20 arabischen Staaten verlangt. Die deutsche Wirtschaft erwartet von dem Verbot Einbußen im Arabien- Handel. Die Klauseln haben auch Israel nach Ansicht der Wirtschaft bisher nie geschadet.

Bremen erhält mehr Geld

BONN, 8. Oktober (dpa). Das Land Bremen erhält im Finanzausgleich 1992 und 1993 jeweils 367,5 Millionen Mark mehr Bundesergänzungszuweisungen (BEZ) als bisher geplant, Nordrhein-Westfalen in beiden Jahren je 15,5 Millionen Mark mehr. Dies sehen die jetzt vom Bundeskabinett beschlossenen Änderungen des Gesetzes über den Bund-Länder-Finanzausgleich vor. Im Vorfeld des gesamtdeutschen Finanzausgleichs ab 1995 werden damit gemäß Urteilen des Bundesverfassungsgerichts vorab Nachteile der beiden Länder für frühere Jahre ausgeglichen.Koalition hält an Mietobergenze fest

BONN (dpa). Die vom bayerischen Innenminister Edmund Stoiber (CSU) erhobene Forderung, die Obergrenze für Mieterhöhungen innerhalb von drei Jahren von jetzt 30 Prozent nicht nur auf 20 Prozent, sondern auf 15 Prozent zu senken, ist von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zurückgewiesen worden. Die Regierung habe die Vorstöße des Bundesrates schon am 11. September "mit den Stimmen aller CSU-Minister im Kabinett" zurückgewiesen. Stoiber sollte "sich nicht als Anwalt der Mieter aufspielen" und täte gut daran, an der neuen Kappungsgrenze von 20 Prozent festzuhalten, empört sich die Ministerin.

Auch im Bauausschuß des Bundestages wurde deutlich, daß sich die Mehrheit der Koalitions-Wohnungsbaupolitiker für die 20-Prozent-Grenze im Rahmen der Mietrechtsänderungen aussprechen wird, auch wenn einige Koalitionsabgeordnete aus Ballungsräumen damit unzufrieden sind. Die Ausschußberatungen über das Mietrechtsänderungsgesetz sollen bis Ende des Monats abgeschlossen sein. Unabhängig davon haben die Wohnungspolitiker der Union "Handlungsbedarf" gegen die erweiterten Möglichkeiten der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen signalisiert.

Keine Änderung von 'Maastricht' Schlüter und Kohl einig / Aber "Ausstiegsklauseln" gewünscht

BONN, 7. Oktober (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl und der dänische Ministerpräsident Poul Schlüter sind sich einig, daß der Europa-Vertrag von Maastricht inhaltlich unverändert von allen zwölf EG-Mitgliedsstaaten ratifiziert werden soll. Dänemark wünscht aber weitgehende und für alle EG-Partner verbindliche Ergänzungen und Klarstellungen zum Vertragstext, die in bestimmte Bereiche wie Währungsunion, Verteidigungspolitik und Soziales bis zu "Ausstiegsklauseln" reichen können. Danach hätte Dänemark die Möglichkeit, an einigen Gemeinschaftsaufgaben nicht teilzunehmen.

Dies erläuterten Schlüter und der dänische Außenminister Uffe Ellemann-Jensen am Mittwoch in Bonn vor Journalisten nach einer zweistündigen Unterredung mit Bundeskanzler Helmut Kohl. Es könne eine Lösung gefunden werden, "damit Dänemark volles Mitglied der Gemeinschaft bleiben kann", sagte Schlüter anschließend. Nach Angaben von Regierungssprecher Dieter Vogel unterstrich Kohl dabei, Politik der Bundesregierung sei es nie gewesen, einzelne Mitgliedsstaaten auszugrenzen oder an den Rand zu drängen. Die Dänen hatten in einer Volksabstimmung das Abkommen zur politischen Union abgelehnt.

Nach den "Klarstellungen" zum Maastricht-Vertrag, über die ein EG-Sondergipfel am 16. Oktober in Birmingham entscheiden wird, soll in Dänemark nach den Worten von Schlüter im kommenden Jahr erneut eine Volksabstimmung stattfinden. "Maastricht steht, man muß aber etwas Besseres schaffen können als der nackte Text von Maastricht", meinte Schlüter. Er war sich mit Kohl insbesondere darin einig, daß in der EG das Subsidiaritätprinzip und damit die Eigenverantwortung der Länder gestärkt werden müsse.

Justizministerin gegen schärfere Gesetze

HANNOVER/BONN, 7. Oktober (AFP/ Reuter). Bundesjustizminister Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hält nichts davon, als Reaktion auf den wachsenden Rechtsextremismus die Gesetze zu verschärfen.

Der Hannoverschen Neuen Presse sagte die Ministerin, es komme jetzt vor allem darauf an, die bestehenden Gesetze konsequent anzuwenden. Denkbar sei auch, die Polizei falls notwendig personell zu verstärken. Sollte die Verhinderung von Gewalt und die angemessene Bestrafung gewalttätiger Ausschreitungen von den zuständigen Stellen konsequent verfolgt werden, sehe sie "nicht die dringende Nowtendigkeit für besondere Maßnahmen", sagte die Ministerin.

Die Ministerin wies gleichzeitig den Vorwurf von Ignaz Bubis, dem neuen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, zurück, die Bundesregierung sei verantwortlich für die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Deutschland. Solche Schuldzuweisungen seien wenig hilfreich, betonte sie.

Der badenwürttembergische Innenminister Frieder Birzele (SPD) hat sich zurückhaltend zu den Forderungen der CDU geäußert, das Strafrecht zur Bekämpfung rechtsradikaler Täter zu verschärfen. Der Kölner Zeitung Express sagte er, es komme erst einmal darauf an, bestehende Gesetze voll auszuschöpfen. So sei heute schon das Tragen von Hakenkreuzfahnen sowie der Hitlergruß verboten. Außerdem müßten Rechtsradikale schneller vor Gericht kommen. Es vergehe bis zu den Verfahren zu viel Zeit.

Auch der Deutsche Anwaltsverein (DAV) hat Bedenken gegen die geplanten Gesetzesverschärfungen angemeldet. Insbesondere die Ausweitung des Straftatbestands des Landfriedensbruchs sei "weder rechtlich noch praktisch in Ordnung", sagte DAV-Vizepräsident Günter Bandisch am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk.

Neuer Regierungschef in Seoul

SEOUL, 8. Oktober (AFP). Der südkoreanische Präsident Roh Tae Woo hat am Mittwoch den Vorsitzenden der Koreanischen Lehrervereinigung, Hyun Soong Jong, zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Das teilte der Sprecher des Präsidenten in Seoul mit. Der 73jährige Juraprofessor wird Nachfolger von Chung Won Shik und soll bis zu den Präsidentschaftswahlen im Dezember den Vorsitz über das "politisch neutrale Kabinett" einnehmen, das Roh am Freitag bilden will. Offiziellen Angaben zufolge hatte am Mittwoch das gesamte Kabinett seinen Rücktritt eingereicht, um es Roh zu ermöglichen, eine "politisch neutrale Regierung" zu ernennen.

CSU legt sich mit Weizsäcker an

MÜNCHEN, 7. Oktober (AFP). Die CSU hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker für die anhaltende Parteienverdrossenheit mitverantwortlich gemacht.

Von Weizsäckers "sonderbare Parteienschelte" habe zu der Mißstimmung in der Bevölkerung beigetragen, schrieb CSU- Generalsekretär Erwin Huber in der neuen Ausgabe des Parteiblatts Bayernkurier. Mit dem "undifferenzierten Schlagwort" von der angeblichen Machtbesessenheit und Machtvergessenheit der Parteien habe das Staatsoberhaupt zwar Aufsehen erregt, jedoch keinen "Beitrag zu mehr politischer Glaubwürdigkeit" geleistet. Wer pauschal Ressentiments gegen die etablierten Parteien wecke, handle unverantwortlich.

Der Bundespräsident selbst verdanke seine Karriere den von ihm kritisierten Parteien, erläuterte Huber in einem Beitrag mit der Überschrift "CSU im Kampf gegen Politikverdrossenheit". Die Parteienverdrossenheit hänge maßgeblich mit "völlig überzogenen Erwartungen" und dem "Abschieben von Verantwortung auf Staat und Politik" durch eine zusehends wohlhabendere Bevölkerung zusammen. Entscheidungsschwächen der Politik etwa bei der Lösung des "massenhaften Asylmißbrauchs" trügen ebenfalls zu einer Parteienmüdigkeit bei.

Huber rügte auch das Bundesverfassungsgericht, das mit seinen Entscheidungen zur Parteienfinanzierung und zu den Diäten der Kritik an den Parteien Vorschub geleistet habe. Einem Teil der Medien warf Huber vor, Positives immer wieder zu verkleinern und Negatives zu vergrößern.

Um der Parteienverdrossenheit entgegenzuwirken, müßten Huber zufolge nicht zuletzt die "hervorragenden Leistungen" der politischen Parteien in der deutschen Demokratie "selbstbewußt und offensiv" vertreten werden.

Bayerischer Landeshaushalt mißachtet Waigels Vorgaben

MÜNCHEN, 7. Oktober (AFP). Der bayerische Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) hat am Mittwoch in München einen Doppelhaushalt für 1993 und 1994 im Landtag eingebracht, der für das kommende Jahr die höchsten Ausgabensteigerungen unter allen alten Bundesländern vorsieht. Nach dem Entwurf sollen die Ausgaben 1993 um 5,9 Prozent auf 53,6 Milliarden Mark steigen, 1994 um 3,9 Prozent. Damit wird die von Bundesfinanzminister und CSU-Chef Theo Waigel geforderte Begrenzung des Ausgabenzuwachses auf höchstens drei Prozent erheblich überschritten.

Waigels Drei-Prozent-Forderung sei kein "Phantom, dem man sich blind unterordnet", sagte Waldenfels. Für die "Güte eines Etats" gebe es auch noch andere Kriterien. So könne Bayern mit der niedrigsten Zinslast unter allen Flächenländern aufwarten, der niedrigsten Pro-Kopf-Verschuldung und der höchsten Investitionsrate. Weil zudem die Ausgaben weniger stark stiegen als das nominale Bruttosozialprodukt im Freistaat, leiste Bayern mit dem Etat durchaus einen "Beitrag für die Begrenzung der Staatsquote".

200 Tote bei Polizeimassaker?

BRASILIA, 8. Oktober (AFP). Brasiliens neuer Justizminister Mauricio Correa verfügt nach eigenen Angaben über Informationen, denen zufolge bei dem Polizeieinsatz im Gefängnis Carandira in Sao Paulo vom vergangenen Freitag mehr als 200 Menschen getötet wurden.

Im Gegensatz zu dem Gefängnisdirektor Ismael Pedrosa und einigen an dem Einsatz beteiligten Polizeioffizieren ist der verantwortliche Sekretär für Öffentliche Sicherheit von Sao Paulo, Pedro Campos Franco, vom Gouverneur des Bundesstaates in seinem Amt belassen worden. Der Sicherheitssekretär bestritt Angaben von Häftlingen, denen zufolge die Polizisten auf die Köpfe der Gefängnisinsassen zielten und Gefangene mit gefesselten Händen erschossen.

Der Rat für die Verteidigung der Menschenrechte in Brasilien gab unterdessen die Bildung einer Kommission zur Untersuchung der Vorfälle in dem Gefängnis bekannt.

Thailands Repräsentantenhaus kippt umstrittene Amnestie

BANGKOK, 8. Oktober (AFP). Das thailändische Repräsentantenhaus hat am Mittwoch die Amnestie für die Beteiligten an der blutigen Niederschlagung der oppositionellen Demonstrationen im Mai für ungültig erklärt, bei der 52 Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden waren. In einer vom Fernsehen übertragenen Sitzung stimmten alle Abgeordneten gegen die umstrittene Verordnung, die am Tag nach den Schüssen der Armee auf Demonstranten in Bangkok erlassen worden war.

Die Amnestie hatte sich sowohl auf die Teilnehmer der Proteste als auch auf die Generäle bezogen, die für das gewaltsame Vorgehen der Armee verantwortlich gemacht werden. Welche juristischen Konsequenzen der Beschluß des Repräsentantenhauses haben wird, war zunächst noch unklar.

Flüchtlinge auf A 6 ausgesetzt

ANSBACH, 7. Oktober (AFP). Eine Gruppe von 21 tamilischen Flüchtlingen ist am Mittwoch morgen von ihren Schleppern auf der Autobahn A 6 Nürnberg - Heilbronn ausgesetzt worden. Dies teilte die Polizei in Ansbach mit. Demnach waren die Flüchtlinge vermutlich in einem türkischen oder rumänischen Kleinlastwagen illegal über die deutsch-österreichische Grenze eingereist. Nahe des Autobahnkreuzes Feuchtwangen - Crailsheim wurden sie von den Fluchthelfern auf die Straße gesetzt. Die Polizei griff die Tamilen auf, als sie auf der Standspur zu Fuß unterwegs waren. Die Flüchtlinge wurden in die Asylunterkunft nach Zirndorf gebracht.

Kuwaits Regierung abgetreten

KUWAIT, 8. Oktober (AFP). Die Regierung in Kuwait hat am Mittwoch ihren Rücktritt erklärt. Emir Scheich Dschaber el Ahmed el Sabah nahm das Gesuch an, teilten offizielle Stellen in Kuwait mit. Scheich Dschaber soll in den kommenden zwei Wochen einen Ministerpräsidenten ernennen und mit der Regierungsbildung beauftragen.

Vor der Bildung der neuen Regierung solle das alte Kabinett die laufenden Amtsgeschäfte übernehmen, hieß es weiter. Das neue kuwaitische Parlament soll am 20. Oktober zum ersten Mal zusammentreten.

Bei den ersten kuwaitischen Parlamentswahlen seit der Auflösung der Nationalversammlung 1986 hatten oppositionelle Gruppierungen 64 Prozent der Parlamentssitze gewonnen. Kuwait ist nach den Wahlen die einzige der arabischen Golf-Monarchien, in der ein Parlament mit der Gesetzgebung beauftragt ist.

Caritas kooperierte mit Koko

BERLIN, 8. Oktober (AFP). Zur Unterstützung der katholischen Gemeinden in der DDR war die Katholische Kirche in Westdeutschland auf das Firmenimperium "Kommerzielle Koordinierung" (Koko) des damaligen DDR-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski angewiesen. Dies berichtete eine Sprecherin vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz jetzt in Bonn. Sie bestätigte damit einen Bericht der Berliner Zeitung, demzufolge die Caritas im Auftrag der Katholischen Kirche umfangreiche Finanztransaktionen mit der Koko abwickelte. "Das war der einzig mögliche Weg, den Gemeinden zu helfen", sagte die Sprecherin.

Als Beispiel führte die Zeitung die jährliche Lieferung von Kupfer im Wert von 15 Millionen Mark vom Caritas-Verband West an die KoKo an. Das Kupfer habe die Koko auf dem Weltmarkt umgehend in harte Devisen umgesetzt. Die Katholische Kirche der DDR habe im Gegenzug lediglich 15 Millionen Ost-Mark aus dem DDR-Staatshaushalt erhalten.

Rechtsanwälte dürfen werben

PARIS, 7. Oktober (AFP). Frankreichs Rechtsanwälte dürfen künftig in der Öffentlichkeit für ihre Kompetenzen werben. Diese kleine Revolution in der Standesethik ist in einer neuen Berufsordnung enthalten, die die Pariser Anwaltskammer nach Angaben ihres Präsidenten Georges Flecheux verabschiedet hat. Mit Blick auf Würde und Gewicht ihrer Aufgabe hatten sich die französischen Rechtsanwälte - wie im übrigen die Ärzte - bisher ein striktes Werbeverbot auferlegt. Es war ihnen lediglich gestattet, bereits gewonnenen, jedoch nicht potentiellen Klienten, eine "notwendige Information" zu erteilen. Mit der wachsenden Bedeutung der "Rechtsberatung" gegenüber der "Verteidigung" sahen sich die französischen Anwälte Flecheux zufolge im eigenen Land mehr und mehr von der Publicity treibenden englischen oder amerikanischen Konkurrenz bedrängt.

Die neue Freiheit bleibt streng reglementiert und kontrolliert. Die Anwaltskammer hält für ihre 10 000 Mitglieder eine Faltbroschüre über die Berater- und Beistandsrolle sowie den Eid des Anwalts bereit. Ihr dürfen künftig ein Text mit Lebenslauf, Kompetenzen und Fachgebieten beigefügt werden. Aggressive Werbung und systematisches Abwerben der Klientel von Kollegen sollen auch weiterhin verboten bleiben.

Gorbatschow gerät unter Druck Jelzin beschlagnahmt Räume seiner Stiftung / Paß eingezogen

MOSKAU, 7. Oktober (AFP/dpa/Reuter). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Mittwoch die Gebäude der Stiftung des früheren Sowjetpräsidenten Michail Gorbatschow beschlagnahmt. Wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete, sollen das Gebäude der früheren Schule der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) für ausländische Kader, in dem die Stiftung für Internationale sozioökonomische und soziale Studien untergebracht ist, sowie ein weiteres Stiftungsgebäude in den Besitz der russischen Finanzakademie übergehen. Gorbatschows Stiftung dürfe dem Dekret Jelzins zufolge höchstens 1000 Quadratmeter des Gebäudes mieten, sagte ein Sprecher des russischen Präsidenten.

Jelzin reagierte damit offenbar auf neue Angriffe Gorbatschows, der Jelzin vorgeworfen hatte, seine Pflichten nicht zu erfüllen. Gorbatschow hatte in einem Interview der Zeitung Komsomolskaja Prawda gesagt, es sei klar, daß Jelzin seinen Aufgaben nicht gerecht werde. "Ich will nicht, daß er verliert. Aber er verliert", erklärte er.

Gorbatschow war am Mittwoch trotz Strafandrohung erneut einer Zeugenvorladung des russischen Verfassungsgerichts nicht gefolgt. Das Gericht will ihn im Prozeß um das von Jelzin verhängte KP-Verbot vernehmen. Wegen der Weigerung, an dem seiner Meinung nach "politischen Prozeß" teilzunehmen, hat das Außenministerium auf Druck des Gerichts seinen Diplomatenpaß einbehalten. Die russische Führung versuche "eine Kraftprobe", sagte Gorbatschow. Dies solle ihn davon abhalten, sich zur Lage im Land zu äußern. Man wolle ihn vor Gericht "fertigmachen".

Mit Kunstverstand gegen den Zerfall Werkstatt der Denkmalpflege

WIESBADEN. Die ärgsten Feinde jedes Kunstwerks sind außer dem Zahn der Zeit, der Luftverschmutzung und dem sauren Regen der Mensch und die Heizung. Zu dieser Erkenntnis ist auch die Leiterin der Restaurierungswerkstatt im Hessischen Landesamt für Denkmalspflege, Uta Reinhold, bei ihren jahrelangen Bemühungen gekommen, wertvolle Kunstschätze vor dem Zerfall zu retten.

"Wenn wir etwa ein von der Zerstörung bedrohtes Altarbild für die Nachwelt retten sollen, müssen nach der Restaurierung Auflagen zu Raumklima und Standort garantiert werden", betont die junge Frau, die mit Pinsel und Pinzette so feinfühlig umgeht wie ein Chirurg mit dem Skalpell.

Die lichtdurchfluteten Räume der im Schloß Biebrich untergebrachten Werkstatt legen ohnehin den Vergleich mit einem Operationssaal nahe. Da gibt es Operationsmikroskope mit schwenkbaren Objektiven, ein "Giftschrank" für gefährliche Chemikalien, feingliedrige Instrumente und Gestelle zum Neigen und Bewegen der Objekte. Videoanlagen, Ultraviolett- und Infrarot-Kamera gehören ebenso dazu wie eine Fülle von Pigmenten, Harzen und Leimsorten.

Die Werkstatt hat sich auf das Konservieren und Wiederherstellen mittelalterlicher Kunstwerke spezialisiert, während der Außendienst Kirchengemeinden, Kloster- und Schloßverwaltungen, Bezirkskonservatoren und Architekten an Ort und Stelle berät. Am Beispiel des ältesten Bildes aus Hessen, eines Altaraufsatzes von 1260 aus Wetter bei Marburg, erläutert Uta Reinhold ihre Arbeit.

"Zunächst stellen wir vor Ort das Ausmaß der Zerstörung fest. Aus den Archiven rekonstruieren wir auch das Schicksal der Kunstwerke, die während der Reformation oft vor Bilderstürmern versteckt wurden und dank falscher Behandlung - dazu gehört auch eine zu gründliche Reinigung - und Lagerung manchmal irreparable Schäden erlitten haben."

Vor dem ersten Pinselstrich am Beginn von fünf- bis achttausend Arbeitsstunden steht allerdings die Verpflichtung des Eigentümers, nach der Restaurierung Feuchtigkeits- und Temperaturmesser aufzustellen, für ein geeignetes Raumklima zu sorgen und auch den Lichteinfall so zu regeln, daß keine neuen Schäden zu erwarten sind. "Bei acht bis zehn Grad fühlen sich die wertvollen Bilder wohl, ein kurzfristiges Aufheizen auf 17 Grad schadet zwar nichts, doch längere Wärmeperioden müssen vermieden werden", sagt die Restauratorin.

In der Werkstatt werden die meist stark verzogenen, gerissenen oder verworfenen Holztafeln zunächst auf schonende Weise eingespannt und plan gezogen. Dazu muß vorher die Holzfaser vorsichtig aufgeweicht und elastisch gemacht werden. Dann geht der Restaurator, der mit den früher verwendeten Untergründen, Farben und Maltechniken vertraut sein muß, daran, gequollene Stellen zu glätten, obere Schichten eventuell abzulösen und nach Behandlung des Untergrundes wieder aufzutragen.

"Zerstörte Gesichtspartien etwa werden nicht ergänzt, da wir nicht nach eigener Phantasie retuschieren wollen. Nur wenn eine sichere Ergänzung möglich ist, rekonstruieren wir die zerstörte Fläche", sagt die Expertin. "Fast alle im Mittelalter verwendeten Materialien stehen uns auch jetzt noch zur Verfügung. Das reicht von wertvollen Farbpigmenten, Blattgold und -silber bis zu Störleim, Hasenleim, allen Arten von Kreiden, Lacken wie Drachenblut und Gummi- Gutti und natürlichen Harzen."

JÖRG-H. BEYER (dpa)

Privates Tun geht Arbeitgeber nichts an

Der Streit eines Flugbegleiters mit seinem Nachbarn um das schrille Krähen eines Hahns geht seinen Arbeitgeber, die Lufthansa, nichts an. Das entschied das Arbeitsgericht Frankfurt in einem dieser Tage veröffentlichten, inzwischen rechtskräftigen Urteil (Az.: 14 Ca 66 / 91). Die Luftlinie mit dem Kranich-Emblem hatte ihrem Steward eine Abmahnung geschickt, nachdem er - vom Kikeriki des nachbarlichen Gockels genervt - das Krähen auf Band aufgenommen und damit das ganze Viertel beschallt hatte.

Nachbarn beschwerten sich über diese Gegenwehr beim Arbeitgeber des Stewards, worauf ihm die Lufthansa in der Abmahnung ihre "äußerste Mißbilligung" aussprach. Dagegen klagte der Flugbegleiter - und erhielt recht: Mit dem außerdienstlichen Verhalten habe der Mann keine arbeitsvertraglichen Verpflichtungen verletzt, urteilte das Arbeitsgericht.

Wie weit er gegen Strafvorschriften verstoßen habe, müßten andere Gerichte klären, so die Arbeitsrichter. Das Landgericht Limburg, dem der Fall inzwischen vorliegt, wird dabei auch über eine zweite Reaktion des lärmgestreßten Stewards befinden müssen: Als ein von der aufgebrachten Nachbarschaft gerufener Polizist den Lärm beenden wollte, verjagte der Steward den Ordnungshüter mit einer Pistole. lhe

Amtsrat "vergaß" Müllgebühren Kommune entgingen 616 000 Mark / Konsequenzen beschlossen

BAD NAUHEIM. Ein Beamter der Stadtverwaltung in Bad Nauheim (Wetteraukreis) hat jahrelang vergessen, die Gebühren für Abfall-Großcontainer einzutreiben. Seit 1986 sei eine Summe von 616 133 Mark aufgelaufen, sagte der Erste Stadtrat von Bad Nauheim, Werner Flach, am Mittwoch. Das Rechnungsprüfungsamt der Stadt hatte den Gebühren- Schlamassel aufgedeckt.

Über Jahre wurde in der Kurstadt der Müll in kleineren Gefäßen gesammelt. Im Laufe der Zeit hatten jedoch größere Müllproduzenten wie Altenheime, Kliniken und Firmen ihren Müll in Großmulden und Preßcontainer gefüllt. Die Großgefäße wurden von einer Privatfirma entsorgt, die die Rechnungen bei der Stadt einreichte. Die Stadt beglich sie, ohne jedoch die Rechnungen von den insgesamt acht betroffenen Kliniken, drei Firmen und einem Altenheim zurückzufordern.

Trotz des Versäumnisses klafft in der Bad Nauheimer Stadtkasse kein Loch, weil die Bürger mitbezahlt haben: Die Gebühren für Müllcontainer in Normalgröße seien stets so gestaltet worden, daß die Kosten für die gesamte Abfallentsorgung gedeckt waren, erklärte Flach. Die Verwaltung will das Geld nachträglich eintreiben und damit die nächste Gebührenerhöhung hinausschieben. Zinsen kann die Stadtverwaltung für ihren Fehler nicht fordern. Forderungen über etwa 20 000 Mark aus den Jahren 1986 und 1987 seien außerdem verjährt, so Flach.

Bürgermeister Bernd Rohde hat Konsequenzen für den Amtsrat (Besoldungsgruppe A 12, Mindestgehalt 5000 Mark brutto) angekündigt, da die Versäumnisse nicht von einer Arbeitsüberlastung herrührten und er die Fehler auf eine "Schlamperei" des Mitarbeiters zurückführt.

Dazu meinte der Erste Stadtrat: "Es ist schon bekannt gewesen, daß er nicht zu den Zuverlässigsten gehört. Immer wenn ein energisches Gespräch kommt, meldet er sich aber erst mal krank." Auch derzeit sei der Mann krankgeschrieben.

Außer dem Disziplinarverfahren, dem ersten seit elf Jahren in der Bad Nauheimer Stadtverwaltung, wie Rohde sagte, will der Bürgermeister kurzfristig das Aufgabengebiet der Abfallwirtschaft auf eine andere Abteilung verlagern, wo sichergestellt sei, daß sich derartige grobe Fehler nicht wiederholten. lhe/str

Eine Tote und vier Schwerverletzte

BREIDENBACH. Eine Tote und vier Schwerverletzte - das ist die schreckliche Bilanz eines Frontalzusammenstoßes zweier Autos bei Breidenbach (Kreis Marburg-Biedenkopf). Wie das Regierungspräsidium Gießen gestern mitteilte, war der Wagen einer 25jährigen aus Biedenkopf-Breidenstein am Dienstag nahe Breidenbach bei Regen in einer Kurve auf die Gegenfahrbahn geraten und dort mit einem Auto zusammengeprallt.

Dabei sei die 25jährige Fahrerin tödlich verletzt worden. Die vier Insassen des anderen Autos, ein aus Bad Laasphe stammendes Ehepaar sowie seine beiden Kinder wurden schwer verletzt. lhe

Heißer Sommer schadete der Getreideernte nicht

KORBACH. Die lange Trockenheit und hohen Temperaturen dieses Sommers haben sich in Hessen nicht negativ auf das Getreideernte-Ergebnis und die Gesamtbilanz der Bauern ausgewirkt. Während im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 1991/92 die Erntemenge im Bundesdurchschnitt um zwölf Prozent abgenommen habe, hätten hessische Landwirte nur ein Minus von einem Prozent zu verzeichnen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hessischen Bauernverbandes, Paul Kuhlmann, in Korbach (Kreis Waldeck-Frankenberg), wo am morgigen Sonntag das Landeserntedankfest stattfindet.

Auf der rund 320 000 Hektar umfassenden hessischen Anbaufläche wurden knapp zwei Millionen Tonnen Getreide geerntet. Die durchschnittlichen Flächenerträge liegen somit laut Kuhlmann bei 60,3 Dezitonnen je Hektar. Einbrüche habe es indes beim Raps gegeben, dessen Anbaufläche reduziert und dessen Reifeprozeß durch die Trockenheit verzögert worden sei. Hagelschlag habe zudem in Nordhessen stellenweise für einen Totalausfall gesorgt.

Kuhlmann berichtete ferner von einer "großen Unsicherheit" der hessischen Bauern, für die Umsetzung und Auswirkungen der EG-Agrarreform noch nicht abzusehen seien. lhe

Andere Länder, andere Sitten

FRANKFURT A. M. Wer plant einen längeren Auslandsaufenthalt? Für ihn (und sie) ist ein Wochenendseminar der sieben hessischen Volkshochschulen gedacht. Darin soll Verständnis für fremde Kulturen geweckt werden. Seminarleiter Kurt Setz möchte den Teilnehmern, die meist zum Studium, Beruf, als Au-pair-Mädchen oder Entwicklungshelfer ins Ausland wollen, zunächst "ganz praktische Sachen", wie etwa rechtliche Vorschriften, nahebringen.

Neu sei bei dem diesjährigen Kursangebot der Versuch, verstärkt Kenntnisse fremder Mentalitäten und Verständnis für die Menschen zu vermitteln, sagte Setz in Frankfurt. "Ein Drittel der Teilnehmer, die ins Ausland wollen, sind nicht ganz frei von den Vorurteilen, wie wir sie in Rostock und Hoyerswerda erlebt haben", urteilte er aus der Erfahrung der Vorjahreskurse. Wissen über andere Lebensbedingungen könne diese Schranken abbauen helfen.

Zu 90 Prozent fühlten sich Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren in den Kursen auf fremde Verhältnissse ein. Zunehmend nutzten auch Unternehmen die Chance, ihre Mitarbeiter etwa vor einer Geschäftseröffnung im Ausland auf diese Art vorzubereiten.

Die Seminare bieten die Volkshochschulen Offenbach/Sprendlingen, Main-Kinzig/Gelnhausen, Gießen, Frankfurt, Limburg, Darmstadt sowie Darmstadt-Dieburg/Pfungstadt von Ende Oktober bis Weihnachten an. lhe

Tanzensemble S.O.A.P. gastiert in Kanada

Das S.O.A.P Dance Theatre, das Tanzensemble des Frankfurter Mousonturms gastiert am kommenden Samstag in Kanada. Die Truppe wird in Montreal ihr neues Stück "Domestic Arrangements" in der Choreographie von Rui Horta vorstellen. Nach der Rückkehr werden die Tänzer wieder im Mousonturm auftreten. Bei einem Festival mit Frankfurter Produktionen vom 19. Oktober an werden dort mehr als 70 verschiedene Arbeiten von 50 Freien Gruppen präsentiert.

Serben erobern Korridor nach Kroatien

SARAJEWO, 7. Oktober (Reuter/AFP/AP). Die bosnischen Serben haben am Dienstag mit der Einnahme der Stadt Bosanski Brod einen Korridor von der Republik Serbien zur serbischen Krajina in Kroatien geschaffen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) beschloß die Schaffung einer Kommission zur Untersuchung von Kriegsverbrechen.

Bosanski Brod liegt am Grenzfluß Sava, gegenüber Slavonski Brod in Kroatien. Sie war die letzte Stadt im Norden der Mehrvölkerrepublik Bosnien, die noch von Kroaten und Moslems gegen die Serben gehalten wurde. Der Verteidigungsrat der Kroaten in Bosnien erklärte, man habe die Zivilisten evakuiert und sich ohne große Verluste über die Sava zurückgezogen. Viele Opfer habe es aber bei den Serben gegeben. Auf kroatischer Seite der Grenze ging man nicht davon aus, daß die Serben nun versuchen würden, den Fluß zur überqueren. Andernfalls sei man aber bereit, Widerstand zu leisten. Laut der Polizei in Slavonski Brod flohen noch 3000 Menschen über die Brücke nach Kroatien. Sie wurde am Mittwoch morgen gesprengt.

In Bosanski Brod hatten im März die ersten bewaffneten Kämpfe des bosnischen Bürgerkriegs stattgefunden, nachdem sich die Serben gegen die Unabhängigkeitserklärung von Kroaten und Moslems erhoben hatten. 8000 Kämpfer hätten die Serben ingesamt bei ihrer Offensive gegen die vorwiegend kroatisch bewohnte Stadt verloren, erklärte der Kroatische Verteidigungsrat. Die Zahl ließ sich aber von unabhängiger Seite nicht bestätigen.

Mit ihrem Sieg verfügen die Serben nun über einen Korridor von der Republik Serbien über Bosnien in die Krajina, einem serbischen Gebiet im heute weitgehend befriedeten Kroatien. Nach Rundfunkmeldungen setzten sie bei der Offensive wieder Kampfflugzeuge ein. Darauf wollen sie künftig nach eigenen Angaben verzichten. Bei den Jugoslawien-Gesprächen in Genf erklärten ihre Vertreter, fortan würden keine Luftangriffe geflogen. Bedingung sei aber, daß die Gegenseite keine Offensiven starte.

In Sarajevo kam es am Mittwoch morgen wieder zu heftigen Kämpfen zwischen Serben und Moslems. Am Dienstag waren trotz schlechten Wetters sieben Flugzeuge mit Hilfsgütern in der Stadt gelandet. Nach Angaben des Sprechers des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Zagreb, Peter Kessler, mußten drei Flüge gestrichen werden. Von Samstag an will sich auch die deutsche Luftwaffe wieder an der Luftbrücke beteiligen.

Der UN-Sicherheitsrat wollte am Mittwoch die Beratungen über eine Flugverbotszone in Bosnien-Herzegowina aufnehmen. Bereits am Dienstag betrat der Rat Neuland, indem er erstmals in der Geschichte der UN die Bildung einer Kommission zur Untersuchung von Kriegsverbrechen beschloß. Die einstimmig angenommene Resolution geht zwar nicht darauf ein, wie Täter bestraft werden könnten. Diplomaten wie Rußlands UN-Botschafter Juli Worontsow stellten aber in Aussicht, daß entsprechende Beschlüsse folgen könnten. Alle Länder sind aufgerufen, Informationen über Menschenrechtsverletzungen auf dem Balkan an die Kommission weiterzuleiten. Die USA haben bereits eine Liste von über 50 Fällen zusammengestellt.

Ebenfalls einstimmig beschloß der Rat eine zweite Resolution für eine verstärkte Rolle der UN-Schutztruppe in Kroatien. Sie soll auch die Demilitarisierung der Adria-Halbinsel Prevlaka überwachen. Die jugoslawische Bundesarmee hat zugesagt, sich von dort zurückzuziehen. Ferner wird in der zweiten Entschließung verlangt, daß serbische und andere paramilitärische Einheiten in Kroatien mit den UN kooperieren. UN- Generalsekretär Butros Ghali hat die Befürchtung geäußert, daß ein Verfall der Ordnung in den kroatischen Serben-Gebieten zum erneuten Ausbruch des Bürgerkriegs dort führen könnte.

Georgien ruft NATO zu Hilfe UN-Sicherheitsrat besorgt über Kämpfe in Abchasien

BRÜSSEL/TIFLIS, 7. Oktober (Reuter/AP/dpa). Der Staatsrat Georgiens hat die NATO und die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) wegen der Kämpfe in der Region Abchasien um Hilfe gebeten. In NATO- Kreisen in Brüssel hieß es, Außenminister Alexander Tschikwaidse werde am heutigen Donnerstag in der NATO-Zentrale erwartet. Der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse habe die NATO und die KSZE ersucht, "alle Möglichkeiten für den Schutz der territorialen Integrität Georgiens und einer friedlichen Lösung des bewaffneten Konflikts" auszuschöpfen. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner sagte, die Lage in Abchasien beunruhige das Bündnis sehr.

Schewardnadse führte nach Angaben seines Sprechers am Mittwoch ein im Ton äußerst scharfes Telefongespräch mit Rußlands Präsident Boris Jelzin. Er hatte bereits am Dienstag gegen die Ankündigung Jelzins protestiert, daß die in Abchasien stationierten Truppen Rußlands die Kontrolle über Eisenbahnlinien und die Küstenregion übernehmen sollten. Der Botschafter der USA in Tiflis, Kent Brown, sagte, sein Land unterstütze die territoriale Integrität Georgiens.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat seine Sorge über die Gewalt in der georgischen Region Abchasien geäußert, wo Separatisten gegen die Regierungstruppen kämpfen. Ratspräsident Jean-Bernard Mérimée verlas in der Nacht zum Mittwoch eine Erklärung des Gremiums, worin die Konfliktparteien aufgerufen wurden, ein Abkommen vom 3. September zu beachten. Darin hatten sie die friedliche Lösung ihres Streits vereinbart. Tiflis hatte eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates erbeten und vorgeschlagen, daß UN-Generalsekretär Butros Ghali einen Sondergesandten sowie zehn bis 15 Beobachter in die Region schicken solle. Aus Kreisen des Rates verlautete, dem Ersuchen werde vermutlich entsprochen. Abchasische Einheiten setzten nach eigenen Angaben die Verfolgung versprengter georgischer Soldaten fort. Am Dienstag hatten die Abchasen die Orte Leselidse und Gantiadi an der Grenze zu Rußland erobert.

USA verteidigen sich mit 360 Milliarden

WASHINGTON, 7. Oktober (Reuter). US-Präsident George Bush hat am Dienstag das Gesetz über den Verteidigungsetat 1993 unterzeichnet, das Ausgaben in Höhe von 254 Milliarden Dollar (rund 360 Milliarden Mark) vorsieht. Der Kongreß hatte am Dienstag die Vorlage verabschiedet, die zwar Abstriche am Programm für eine Raketenabwehr im Weltraum macht, jedoch keine größeren Waffenprojekte stoppt. Mit deutlichem Widerwillen unterschrieb Bush auch ein Gesetz über den Etat des Kongresses selbst. Es sieht 2,3 Milliarden Dollar (rund 3,2 Milliarden Mark) vor. Bush hatte sich für Kürzungen eingesetzt.

Diepgen fürchtet Länder-Konfrontation

BONN, 7. Oktober (Reuter). Berlins regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat Sorge vor einer Konfrontation zwischen den alten und den neuen Bundesländern, sowie einer parteipolitischen Konfrontation geäußert. "Dringend notwendig", sagte Diepgen, seien gegenseitiges Zuhören, aufeinander Zugehen und solidarisches Handeln bei der Verteilung von Ausgaben und Einnahmen. "Begrenztes Verständnis" räumte er für die alten Länder ein. Zusätzlich müßten Investitionshemmnisse im Zusammenhang mit der Eigentumssituation und dem Baurecht beseitigt und die Verhandlungen über den Kreditabwicklungsfonds und die Altlasten abgeschlossen werden.

Verletzte bei Bombenanschlag in London

LONDON , 7. Oktober (Reuter). Bei einer Bombenexplosion in London sind am frühen Mittwoch morgen fünf Personen verletzt worden. Die Polizei teilte mit, der Sprengsatz sei in einem Müllkorb nahe dem Piccadilly Circus deponiert worden. 35 Minuten zuvor sei eine kodierte Warnung telefonisch bei einem Rundfunksender eingegangen. Sicherheitskreisen zufolge trägt der Anschlag die Handschrift der gegen die britische Herrschaft in Nordirland kämpfenden Irisch-Republikanischen Armee (IRA). Anlaß für den Anschlag sei vermutlich der am Dienstag in Brighton eröffnete Parteitag der Konservativen.

Südkorea wird von Uni-Präsident regiert

SEOUL, 7. Oktober (Reuter). Südkoreas Präsident Roh Tae Woo hat am Mittwoch den parteilosen Akademiker Hyun Soong Jong zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Der 73jährige trete die Nachfolge von Regierungschef Chung Won Chik an, teilte ein Sprecher des Präsidenten mit. Zuvor hatte das gesamte Kabinett Chung seinen Rücktritt eingereicht, um Roh die Bildung einer politisch neutralen Regierung vor den Präsidentschaftswahlen im Dezember zu ermöglichen. Der Sprecher sagte, Hyun sei wegen seines akademischen Hintergrundes der geeignete Kandidat, um Rohs Versprechen der Neutralität bei den Wahlen zu erfüllen.

Bosanski Brods Fall schürt Kämpfe Serben eroberten wichtige bosnische Grenzstadt und setzten ihre Offensive fort

SARAJEWO, 7. Oktober (Reuter/ AFP/dpa). Die Serben in Bosnien-Herzegowina haben die Stadt Bosanski Brod an der Grenze zu Kroatien erobert und damit eines ihrer wichtigsten Kriegsziele erreicht. Damit verfügen sie über einen Korridor von Serbien durch den Norden Bosniens in die von ihnen besetzte Krajina in Kroatien. Am Mittwoch begannen die serbischen Truppen kroatischen Berichten zufolge eine Offensive gegen die nordbosnischen Orte Gradacac und Brcko. Auch in Sarajewo wurde gekämpft.

Am Mittwoch standen in Bosanski Brod zahlreiche Gebäude sowie eine große Raffinerie in Flammen. Die letzte erhaltene Brücke über die Save wurde gesprengt, wofür sich Serben und Kroaten gegenseitig verantwortlich machten. Die bosnisch-kroatischen Verteidiger hatten am Dienstag abend bestätigt, daß den Serben die Eroberung der mehrheitlich von Moslems und Kroaten bewohnten Stadt gelungen sei. Die kroatischen Einheiten hätten sich auf kroatisches Gebiet zurückziehen können, nachdem mehrere tausend Zivilisten evakuiert worden seien.

Das Hauptquartier der geflüchteten bosnisch-kroatischen Verbände bezifferte die Zahl der serbischen Todesopfer bei den Kämpfen um Bosanski Brod in den letzten drei Monaten auf 8000; die Serben sprachen von "Hunderten von Toten und mehreren hundert gefangenen Moslems und Kroaten allein am Dienstag".

Der Korrespondent von Radio Zagreb berichtete aus Gradacac, dort seien am Mittwoch "Tausende von Granaten und Raketen" eingeschlagen. Nach Berichten des bosnischen Radios wurde die Stadt "pausenlos" von Kampfflugzeugen der jugoslawischen Luftwaffe angegriffen.

Auch in Sarajewo gab es heftige Kämpfe. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, schlugen vor allem im Süden und im Zentrum der Stadt viele Granaten ein. Die serbischen Verbände begannen offenbar eine Offensive, um das Stadtviertel Hrasno zu erstürmen, das von den bosnischen Verteidigern kontrolliert wird. Aus serbischen Artillerie-Stellungen in Vogosca, Hotonj, Poljnie und Jgomir, rund fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, wurde mit Kanonen, Raketenwerfern und Mörsern auf die Innenstadt gefeuert.

Der bosnische Außenminister Haris Silajdzic warf der internationalen Gemeinschaft in Genf vor, sie sehe dem Völkermord und der völligen Zerstörung seines Landes nahezu tatenlos zu. Schon jetzt seien in Bosnien 100 000 Menschen getötet worden. In Sarajewo seien die ersten Hungertoten zu beklagen.

Alle 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats stimmten der Schaffung einer Kommission zu, die Berichten über Kriegsverbrechen vorwiegend in Bosnien-Herzegowina und Kroatien nachgehen soll. Die Resolution fordert die Staaten und Hilfsorganisationen auf, binnen 30 Tagen Verletzungen der Genfer Konvention über die Behandlung von Zivilisten in Kriegszeiten anzuzeigen. Die Kommission ist ohne Vorbild in der Geschichte der UN.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)

Ford verordnet Teil der Belegschaft Kurzarbeit

KÖLN (rtr). Der Autohersteller Ford wird von 19. Oktober an in seinem Kölner Werk drei Wochen lang kurzarbeiten. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Rainer Strang ist in der ersten Woche sowohl die Fiesta- als auch die Scorpio-Produktion mit insgesamt 5500 der 7200 Beschäftigten betroffen, in der verbleibenden Zeit würden nur noch die 1500 Leute in der Scorpio-Fertigung eingeschränkt arbeiten. Als Gründe werden die anhaltende Rezession in mehreren Ländern, aber auch die abgeschwächte Nachfrage in Deutschland angeführt. Zusätzliche Einschnitte seien nicht geplant. "Propheten sind wir nicht, aber wir glauben, daß wir damit durch sind", sagte er.

Die Fertigung des Scorpio, die für den gesamten europäischen Markt in Köln erstellt wird, soll mit Hilfe der Kurzarbeit im vierten Quartal um rund 3200 auf 15 000 Stück reduziert werden, sagte Strang. Die Fiesta-Produktion werde um 20 000 auf 140 000 Wagen gesenkt. Auch in Spanien und Großbritannien, wo der Fiesta ebenfalls produziert wird, steht Kurzarbeit an.

Weiter Widerstand gegen Major Auf Parteitag der Tories Diskussionen über Europa-Politik

BRIGHTON, 7. Oktober (Reuter/dpa). Der britische Premierminister John Major hat in der Konservativen Partei mit seiner Zustimmung zum EG-Vertrag von Maastricht Erfolg gehabt. Auf dem Parteitag der Konservativen in Brighton stimmten drei Viertel der Delegierten am Dienstag abend der Ratifizierung des Vertrags über die politische, Wirtschafts- und Währungsunion in der EG zu. Doch der Widerstand gegen Majors Europa-Politik ist weiter groß. Und die Debatte wurde auch am Mittwoch kontrovers geführt.

Industrie- und Handelsminister Michael Heseltine verteidigte am Mittwoch das Bekenntnis von Major zum Maastricht-Vertrag in einer kämpferischen Rede. Außenminister Douglas Hurd hatte zuvor vor einer Spaltung der Konservativen Partei in der Europafrage gewarnt. Wenn Großbritannien den Maastrichter Vertrag nicht ratifizierte, würde dies dem Land nur schaden. Der ehemalige Parteigeneralsekretär Lord Tebbitt, ein Verbündeter der früheren Premierministerin Margaret Thatcher, verlangte dagegen die Neuverhandlung des Vertrags: Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Präsident François Mitterrand sprächen nicht mehr für die gesamte EG.

Der Abgeordnete John Carlisle bestärkte die Fraktion der sogenannten Euroskeptiker. Einige dieser Fraktion hatten zuvor angekündigt, sie würden den Fraktionszwang bei der Abstimmung über die Maastricht-Verträge ignorieren und mit "Nein" stimmen.

Der britische Sozialminister Peter Lilley kündigte an, die Sozialausgaben zu kürzen. Die Regierung hatte bereits Einschnitte in den öffentlichen Ausgaben angekündigt. (Weiterer Bericht auf Seite 3)

Kurz gemeldet: Kabinett billigt EG-Abkommen

BONN, 7. Oktober (Reuter). Das Bundeskabinett hat die Assoziierungsabkommen der EG mit Ungarn und Polen gebilligt und entsprechende Gesetzesentwürfe auf den parlamentarischen Weg gebracht. Damit erhalten die beiden Länder Zugang zur EG und werden gleichzeitig auf den Integrationsprozeß vorbereitet. Dubceks Zustand weiter verschlechtert PRAG, 7. Oktober (AP). Einen Tag nach einer neuen Operation hat sich der Gesundheitszustand des tschechoslowakischen Politikers Alexander Dubcek am Mittwoch deutlich verschlechtert. Vor einem Monat hatte Dubcek einen schweren Autounfall südlich von Prag. Iren stimmen über Abtreibung ab DUBLIN, 7. Oktober (Reuter). Die Iren werden Anfang Dezember über das Abtreibungsverbot abstimmen. In Irland sind Schwangerschaftsabbrüche bislang verboten. Die katholische Kirche hat bereits erklärt, sie sei gegen jede Lockerung dieses Verbotes. Neuer Vize-Propagandaminister in China HONGKONG, 7. Oktober (Reuter). Die chinesische Führung hat den als liberal geltenden Vizepräsidenten der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften, Zheng Bijian, zum neuen Vize-Propagandaminister ernannt. Sein Liu Zhongde wurde ins Kulturministerium versetzt. Zwölf Tote nach Bombenanschlag NEU-DELHI, 7. Oktober (dpa). Mindestens zwölf Passagiere eines Reisebusses sind im nordindischen Staat Jammu und Kashmir bei einer Bombenexplosion ums Leben gekommen. Die Urheber des Attentats waren zunächst nicht bekannt.

Zur Person:

ERICH RIEDL, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (CSU), hält die Idee der wegen heftiger öffentlicher Kritik abgesagten Feier zum 50. Jahrestag des ersten erfolgreichen Raketenstarts in den Weltraum nach wie vor für richtig. Wenn die Veranstaltung am 3. Oktober in Peenemünde stattgefunden hätte, gäbe es heute gar keinen Grund mehr für Fragen, sagte er am Mittwoch in einer Fragestunde des Bundestages. Die Feier aus Anlaß des Starts einer A-4-Rakete, einer Vorläuferin der gegen England eingesetzten V-2, war wegen des in- und ausländischen Drucks abgesagt worden. Daraufhin habe er die Schirmherrschaft niedergelegt, weil er sich nicht "wegen einer Initiative, die inhaltlich und methodisch richtig war, durch den Dreck" habe ziehen lassen wollen. Von einer "V-2-Siegesfeier" sei zu keinem Zeitpunkt die Rede gewesen. Er habe fest geplant, den Mißbrauch der Wissenschaft durch die Politik anzusprechen sowie "ganz selbstverständlich" der 20 000 beim Raketenbau umgekommenen Zwangsarbeiter und der 2500 britischen Opfer der V-2-Angriffe zu gedenken. Das internationale negative Echo auf die Feier habe er nicht erwartet. (Reuter)

Kabinett gibt Banken nicht nach

BONN (rtr/dpa/VWD) Die Bundesregierung hat erwartungsgemäß die Änderungsvorschläge des Bundesrates zur vierten Novelle des Kreditwesengesetzes (KWG) zurückgewiesen. In der vom Kabinett abgesegneten Gegenäußerung zum Votum der Länderkammer wird an den über die entsprechende EG-Richtlinie hinausgehenden Eigenkapitalforderungen festgehalten. Die Sorge des Bundesrates, daß dadurch die deutschen Kreditinstitute im internationalen Wettbewerb benachteiligt würden, teilt die Ministerrunde nicht.

Zugleich bekräftigt Bonn seine Absicht, künftig auf Vorschriften für den Sparverkehr zu verzichten. Damit würde das traditionelle Sparbuch mit gesetzlicher Kündigungsfrist von drei Monaten abgeschafft. Nach dem Wegfall der Zinsreglementierung bestehe keine Rechtfertigung mehr für derartige Regelungen. Diese bedeuteten "einen sachlich nicht gebotenen Eingriff in die Vertragsfreiheit".

Die Länder hatten sich zuvor die Argumentation der Kreditinstitute zu eigen gemacht und gemeint, eine Aufhebung der Vorschriften könne sich auch negativ auf die langfristige Geldkapitalbildung auswirken. Allenfalls wollten sie den kündigungsfreien Betrag auf 3000 Mark erhöht wissen.

Zahnärzte rügen Kompromiß

BONN, 7. Oktober (Reuter). Nach dem Parteienkompromiß über eine umfassende Reform des Gesundheitswesens formiert sich weiter Widerstand gegen das Gesetzesvorhaben. Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) kündigte am Mittwoch an, seine Mitglieder wollten die Kassenzulassung zurückgeben und Patienten nur noch privat behandeln.

Nachdem die Bundesärztekammer bereits am Dienstag eine Verfassungsklage angedroht hatte, kündigte der stellvertretende FVDZ-Vorsitzende, Peter Eckert, an, mit der Rückgabe der Kassenzulassungen wolle sich der Verband gegen die Gängelung der Politik wehren.

Kritisch setzte sich die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) mit dem Reformvorhaben auseinander. Vor allem die Neuorganisation im Krankenhausbereich lasse befürchten, daß medizinische und pflegerische Leistungen auf der Strecke blieben, erklärte ÖTV-Vorstandmitglied Ursula Derwein in Düsseldorf.

Lebenslange Haft für Guzman

LIMA, 7. Oktober (AFP/Reuter). Der Chef der peruanischen Untergrundorganisation Leuchtender Pfad, Abimael Guzman, ist am Mittwoch von einem Militärgericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das teilten die peruanischen Behörden mit. Die Urteilsverkündung auf einem Marinestützpunkt auf der Insel San Lorenzo habe unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattgefunden, hatte bereits zuvor Radio Madrid gemeldet. Nach Angaben aus Militärkreisen befand das Gericht den Rebellenchef des Hochverrats für schuldig und machte Guzman für den Tod von 25 000 Menschen bei Gewaltakten der maoistischen Gruppe in den vergangenen zwölf Jahren verantwortlich. Die Richter lasteten ihm auch die Sachschäden des bewaffneten Kampfes des Leuchtenden Pfads in Höhe von umgerechnet über 30 Milliarden Mark an.

Sechs Tote bei Flugzeugabsturz

BERKELEY SPRINGS, 7. Oktober (Reuter). Beim Absturz eines Transportflugzeuges der US-Nationalgarde im Bundesstaat West Virginia sind am Mittwoch alle sechs Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Wie die Nationalgarde weiter mitteillte, wurde beim Aufprall der Maschine vom Typ Hercules C-130E in der Nähe von Berkeley Springs ein Haus zerstört und ein weiteres beschädigt. Von den Bewohnern sei aber niemand verletzt worden.

"Sprung in neues Börsenzeitalter" geschafft Finanzzentrum Frankfurt wird gestärkt / Abschied von einer gebührenerhebenden Anstalt

FRANKFURT A. M. (rtr/dpa/VWD/AP). Aufsichtsrat und Vorstand der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) haben beschlossen, die seit Mitte 1991 geplante Deutsche Börse AG zu realisieren. Wie FWB-Vorstandschef Friedrich von Metzler erläutert, soll eine außerordentliche Hauptversammlung am 11. Dezember über die kapitalrechtlichen Schritte entscheiden. Die Gründung der neuen "Bundesbörse" könnte dann bereits im Januar abgeschlossen sein.

An die Stelle der bisherigen Zersplitterung in acht voneinander unabhängige Regionalmärkte werde eine Börsenlandschaft treten, die über die modernste Organisationsform verfüge und der internationalen Konkurrenz ebenbürtig sei. Von Metzler spricht von einem "Sprung in ein neues Börsenzeitalter".

Die bereits privatisierte Frankfurter Wertpapierbörse, der Leitmarkt hierzulande, wird in Deutsche Börse AG umbenannt. An ihr beteiligen sich die Kreditinstitute zu 80 Prozent, die Makler zu zehn Prozent und die sieben anderen Regionalbörsen über einen Pool ebenfalls zu zehn Prozent. Die Initiatoren setzen in sie die Hoffnung, daß sie eine langfristige integrative Wirkung entfalte und das Rückgrat bilde. Den Worten von Metzlers zufolge erlaubt die neue Organisation, eine strategische Ausrichtung für den gesamten Kapitalmarkt zu formulieren. Geplant sei die behutsame Weiterentwicklung des integrierten Marktes von Parkett und Bildschirm mit direktem, standortunabhängigem Zutritt, flexibler Transparenz und niedrigen Transaktionskosten. Kassa- und Terminmarkt sollen organisatorisch als Einheit behandelt werden, indem unter anderem die technische Plattform für den gesamten Wertpapierhandel bis hin zur Abwicklung vereinheitlicht werde. Schließlich solle die neue Börse von einer gebührenerhebenden Anstalt in eine moderne Institution umgewandelt werden, geführt nach unternehmerischen Grundsätzen.

Nach den jetzigen Beschlüssen geht die Gründung folgendermaßen über die Bühne: Die FWB wird den Aktionären des Deutschen Kassenvereins (DKV) und den Gesellschaftern der Deutschen Terminbörse (DTB) in der kommenden Woche ein Angebot zum Kauf sämtlicher Aktien beziehungsweise Geschäftsanteile unterbreiten. Die Offerte beläuft sich auf jeweils 60 Millionen Mark. Das Geld dafür kommt zu rund 50 Prozent aus einer Kapitalererhöhung und zu rund 35 Prozent aus den Rücklagen der FWB. Der Rest wird mit Krediten finanziert. Darüber hinaus bietet die FWB den Banken und Maklern, die Mitglied einer deutschen Wertpapierbörse, aber nicht FWB-Aktionäre sind, Aktien zur Zeichnung an. Außer der ordentlichen Kapitalerhöhung wird ein genehmigtes Kapital geschaffen, aus dem die von den Regionalbörsen gegründete Poolgesellschaft Deutsche Börsen Beteiligungs GmbH den Anteil von zehn Prozent erhält. Nach diesen Transaktionen belaufen sich die Eigenmittel auf 148 Millionen Mark. Sodann soll der Aufsichtsrat der FWB um fünf Mitglieder erweitert und die FWB anschließend in Deutsche Börse AG umfirmiert werden.

Die ursprünglich als optimal angesehene Holding-Konstruktion, unter deren Dach alle deutschen Börsen vereinigt worden wären, war nach den Angaben von Metzlers mit den regionalen Finanzplätzen nicht zu machen. Diese hätten statt dessen auf einer Beteiligungslösung bestanden. Die Holding sei damit beerdigt. Von Metzler wertet es als ein Zeichen des "neuen Denkens", daß Frankfurt nicht auf der "reinen Lehre" beharrt, sondern die zehnprozentige Beteiligung der anderen Börsen akzeptiert habe. Die Regionalbörsen müßten nun zeigen, daß die unternehmerische Idee, die hinter der Deutsche Börse AG stehe, durch ihre Beteiligung zusätzlichen Schwung erhalte und nicht etwa "börsenpolitische Schlagseite" bekomme.

Sinn und Zweck dieser Reform ist es unter anderem, den Rückstand des Finanzzentrums Frankfurt gegenüber London etwas zu verringern.

Lebenslang für Guerilla-Chef Guzman

LIMA, 8. Oktober (Reuter). Ein peruanisches Militärgericht hat den Chef der Untergrundorganisation Leuchtender Pfad, Abimael Guzman, am Mittwoch zu lebenslanger Haft verurteilt. Wie das staatliche Fernsehen meldete, wurde Guzman von einem Marinerichter auf der Insel San Lorenzo des Hochverrates für schuldig befunden. Das Verfahren fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit nach im vergangenen Monat verabschiedeten Sondergesetzen statt. Wenige Stunden vor der Urteilsverkündigung wurden bei Überfällen des Leuchtenden Pfades fünf Angehörige der peruanischen Sicherheitskräfte getötet.

Ist RU-486 ein Verhütungsmittel?

BOSTON, 8. Oktober (Reuter). Die Einnahme der Abtreibungspille RU-486 kurz nach dem Geschlechtsverkehr verhindert einer neuen Studie zufolge, daß sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter der Frau einnistet. In einem Bericht des New England Journal of Medicine hieß es, das Präparat der französischen Firma Roussel-Uclaf sei damit eine besonders wirkungsvolle "Pille danach". RU-486 könne den US-Behörden möglicherweise nicht als Abtreibungspille, sondern als Verhütungsmittel zur Genehmigung vorgelegt werden.

Zum NHL-Auftakt Pittsburgh gegen Philadelphia 3:3 Jung-Millionär wie Falschgeld Schwaches Debüt des Eishockey-"Wunderknaben" Eric Lindros

Millionen von Fernsehzuschauern waren live dabei, der Civic Center in Pittsburgh zum Bersten gefüllt. Der erste Auftritt von Eishockey-"Wunderkind" Eric Lindros in der National Hockey League (NHL) war ein Spektakel ohnegleichen und eine herbe Enttäuschung für den 19jährigen Großverdiener. Im Auftaktspiel gegen Stanley-Cup-Sieger Pittsburgh Penguins mit Superstar Mario Lemieux kam Lindros beim 3:3 zwar zu einem Tor für seine Philadelphia Flyers, blieb aber dennoch überraschend blaß.

"Ich war nicht gerade spitze", gestand der Junge mit der Nummer "88" nach der Schlußsirene kleinlaut. Gerade zwei Schüsse hatte er bei seinem Debüt abgegeben. Immerhin, mit seinem Treffer 31 Sekunden nach Beginn des Schlußdrittels gab er das Signal zur Aufholjagd - die Flyers lagen 1:3 im Rückstand. Vorausgegangen war ein Fehlpaß von Pittsburghs Jaromir Jagr. "Sehr unglückliche Vorlage", klagte Pittsburghs chancenloser Torwart Tom Barrasso.

"Man konnte sehen, daß er sehr nervös war", sagte Lemieux, der am Montag einen Vertrag über 42 Millionen Dollar unterschrieben hatte und damit Lindros überflügelte, der im Sommer für 21 Millionen bei den Flyers gelandet war. Lemieux hatte nach dem ungleichen Duell Verständnis für den vermeintlich nächsten Superstar der Liga. "Lindros ist in der gleichen Situation wie ich vor acht Jahren. Er steht unter einem gewaltigem Druck. Aber er ist ja erst 19 Jahre alt und muß Geduld haben."

Ein Jahr hatte Lindros die NHL warten lassen, verzichtete auf ein Engagement bei den Quebec Nordiques und wurde schließlich zu den Flyers abgeschoben. In der Vorbereitung war er der überragende Mann, schoß mit acht Toren mehr als die Kollegen. Am Dienstag abend gegen Pittsburgh berührte er kaum einmal den Puck. "Ich glaube, ich muß in Zukunft etwas häufiger an die Scheibe kommen", meinte Lindros selbstkritisch.

Vor seinem ersten Einsatz in der NHL flatterten dem Jungen die Nerven. "Ich habe versucht, ihn zu beruhigen", erzählte Mitspieler Mike Recchi. "Ich wollte, daß er einfach nur Spaß hat." Vergeblich, Lindros fuhr übers Eis wie Falschgeld. Macht nichts, beruhigen die Kollegen. "Dieses eine Spiel sagt gar nichts aus", beschwichtigte Recchi. Und Lemieux prophezeite: "Mit diesem Talent wird er sicher ein ganz Großer." sid

Leeds und Stuttgart mit Barcelona als Spielort einverstanden Ruhe ist erste Bürgerpflicht VfB beschwört Teamgeist und fühlt sich schlecht behandelt

Die Enttäuschung über das eigene Versagen ist in Trotz umgeschlagen. "Ich verspreche: Alle, die mit dem Verein zu tun haben, werden fighten bis zum Umfallen", kündigte Dieter Hoeneß, der Manager des Deutschen Fußballmeisters VfB Stuttgart, an. Vor dem Entscheidungsspiel um den Einzug ins Achtelfinale des Europapokals am Freitag (20.15 Uhr) in Barcelona gegen Englands Titelträger Leeds United herrscht bei den Schwaben Hochspannung. Der VfB mobilisiert alle Kräfte, um den peinlichen Verstoß gegen die Ausländer-Statuten der Europäischen Fußball-Union (UEFA) auf sportliche Weise wieder auszugleichen.

Bereits am Mittwoch vormittag flog die Mannschaft nach Barcelona, um sich in der Anonymität der katalanischen Metropole und Olympiastadt auf das Duell gegen Leeds vorzubereiten. Ruhe ist beim VfB die erste Bürgerpflicht.

Doch der Frust sitzt immer noch tief. Als ein Medienvertreter auf der Pressekonferenz am Dienstag abend die provozierende Frage stellte, ob der VfB in Barcelona gedenke, wieder mit vier Ausländern anzutreten, platzte Hoeneß der Kragen: "Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Wenn ich sehe, wie die englische Presse nach dem Urteil der UEFA für Leeds kämpfte und wie wir in Deutschland als die Glücksritter der Nation abgestempelt werden, fällt mir nichts mehr ein."

Die Nerven beim VfB liegen offenbar blank. In Barcelona geht es für den Verein schließlich um viele Millionen Mark, für Hoeneß und Trainer Daum um ihre Position und persönliche Ehre und für die Spieler um eine große Chance, international eine große Rolle zu spielen. "Wir sind durch Himmel und Hölle gegangen", meint Torhüter Eike Immel, "jetzt stehen wir irgendwo dazwischen." Hoeneß und Daum wollen endlich einen Schlußstrich ziehen: "Wir können nicht ewig im Büßergewand daherkommen."

Der VfB beschwört den Teamgeist. Zumindest in der Öffentlichkeit gibt es keine gegenseitigen Schuldzuweisungen, wohl wissend, daß dies fatale Folgen hätte. Trainer, Manager und Mannschaft rücken vor der "Stunde der Wahrheit" zusammen. "Ohne Christoph Daum wären wir nicht Meister geworden", sagt Kapitän Guido Buchwald.

Doch es ist ein Tanz am Rande des Abgrunds, denn eine Niederlage gegen Leeds könnte die Einheit mit einem Schlag zerstören. "Wir haben eine sportliche Chance bekommen, und diese werden wir nutzen." Die Kritik ist Daum und Hoeneß unter die Haut gegangen. "Unabhängig von unserer Person", meint der Manager, "der VfB hätte es verdient gehabt, besser behandelt zu werden."

Wenigstens personell haben die Schwaben keine Sorgen. Insgesamt 19 Spieler traten die Reise an - auch die vier Ausländer Dubajic, Sverrisson, Knup und Simanic, dessen Einwechslung in Leeds das Unheil perfekt gemacht hatte. sid

Tennis Rittner nach Kampf im Achtelfinale

Einen Tag nach Steffi Graf (sie besiegte Karina Habsudova aus der CSFR mit 7:5, 6:1) hat auch Barbara Rittner aus Leverkusen beim mit 350 000 Dollar dotierten Tennisturnier in Zürich das Achtelfinale erreicht. Die 31. der Weltrangliste bezwang die Amerikanerin Stephanie Rehe 5:7, 6:1, 6:4, mußte für den Erstrundensieg gegen die um 25 Plätze schlechter klassierte Amerikanerin jedoch zwei Stunden und 20 Minuten kämpfen.

Die an Nummer zwei gesetzte neunmalige Wimbledonsiegerin Martina Navratilova (USA), der Rittner in Wimbledon einen Satz abnahm, oder Emanuela Zardo (Schweiz) ist ihre nächste Gegnerin.

Titelverteidiger Stefan Edberg (Schweden) hat den Neusser Patrick Baur beim mit 850 000 Dollar dotierten Tennis- Grand-Prix in Sydney in der zweiten Runde gestoppt. Der Weltranglisten-Dritte hatte beim 7:6 (8:6), 7:5 in der knapp drei Stunden währenden umkämpften Partie jedoch mehr Mühe als erwartet. Nach dem Ausscheiden Baurs steht der ehemalige Daviscupspieler Patrik Kühnen (Bamberg) als einziger Deutscher in der dritten Runde.

Weniger Probleme hatte der an Nummer drei gesetzte und durch ein Grippe geschwächte Wimbledonsieger Andre Agassi aus den USA nach einem Erstrundenfreilos beim 6:4, 6:2 gegen seinen Landsmann Jim Grabb. Ebenfalls angeschlagen überstand der an vier eingestufte Amerikaner Ivan Lendl mit 7:5, 7:5 gegen den Neuseeländer Brett Steven sein Auftaktmatch.

Beim Grand-Prix-Turnier in Toulouse schied der fünfmalige Wimbledon-Sieger Björn Borg bereits in der ersten Runde aus. Der Schwede verlor gegen den Franzosen Lionel Roux mit 0:6 und 4:6. sid

Tischtennis-Europaliga Deutsche Frauen auf leisen Sohlen nach oben

Ziele im Sport sind unter anderem auch dazu da, verworfen zu werden. Zu dieser Erkenntnis gelangte Dirk Schimmelpfennig, der sich als Bundestrainer der deutschen Tischtennis-Frauen spätestens nach dem 4:2-Europaliga-Erfolg über England am Dienstag an jene dünnere Luft gewöhnen muß, die zumeist in höheren Gefilden weht. Angetreten, um den Klassenerhalt zu sichern, haben es die deutschen Spielerinnen nach den Erfolgen über die Niederlande und England nun selbst auf dem Schläger, um den Gruppensieg und den damit verbundenen Einzug ins Europaliga-Finale zu spielen.

"Erst jetzt ist auch der überraschende Sieg über die Niederlande wirklich etwas wert", meinte Schimmelpfennig nach der Leistung seiner Schützlinge im englischen Seebad Scarborough.

Höhepunkte einer spannenden Darbietung waren die beiden Soloauftritte von Olga Nemes gegen Keith Goodall und Englands Spitzenspielerin Lisa Lomas, gegen die sie zuletzt dreimal verloren hatte. Diesmal punktete Nemes gegen die Europameisterschafts-Zweite zum vorentscheidenden 3:2. Christian Praedel vollendete das deutsche Gastspiel zum 4:2. Zuvor hatte die Deutsche Meisterin beim Stand von 1:1 gegen Alison Gordon für die wichtige 2:1-Führung der DTTB-Mannschaft gesorgt. Keinen Anteil am Erfolg hatte Nicole Struse. Die viermalige Meisterin blieb ohne Sieg.

Drei Gruppenspiele warten nun in der Europaliga noch auf die deutschen Frauen. Entscheidende Begegnung um den Gruppensieg könnte die Partie am 18. Dezember in Lampertheim gegen Ex- Europameister Ungarn werden. sid

Ex-Schatzmeister Böbel schweigt Gab's beim "Club" schwarze Kassen?

Der Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg kommt einfach nicht zur Ruhe: Ex- Schatzmeister Ingo Böbel verhaftet, gegen Auflagen freigelassen, Verdacht der Untreue und der Führung einer "schwarzen Kasse". Ingo Böbel wird nun kaum noch damit rechnen können, auf der anstehenden Mitgliederversammlung am 21. Oktober entlastet zu werden. Vereinsrechtlich gesehen bedeutet eine solche Entlastung durch die Mitglieder, daß der Klub gegen das entsprechende Präsidiumsmitglied keine Schadensersatzforderungen stellen wird. Immerhin könnten die Mitglieder nach einer Entlastung Böbels diesen nicht mehr zur Kasse bitten, falls noch Verfehlungen aufgedeckt und nachgewiesen würden.

Spätestens wenn sich der Verdacht der "schwarzen Kasse" bestätigen sollte, wäre die Existenz des fränkischen Vereins ernsthaft bedroht. Nachdem die Nürnberger aufgrund ihrer Tradition und ihres Ansehens beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) bei allen bisherigen auch nicht unerheblichen Verfehlungen immer mit einem "blauen Auge" unerwartet milde davonkamen, werden die DFB-Richter im Falle der tatsächlichen Existenz einer "schwarzen Kasse" die Augen nicht mehr zudrücken können. Von neuen Steuerforderungen und Geldbußen gegen den mit rund 20 Millionen Mark über die Maßen verschuldeten Verein ganz zu schweigen.

"Club"-Präsident Gerhard Voack jagte am Mittwoch von einer Krisensitzung zur anderen. Er wollte ursprünglich erst während der Generalversammlung den Bericht einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf den Tisch legen, der sich mit der Kassenführung von Professor Dr. Dr. Böbel beschäftigt. sid

Fachverbände haben sich auf neuen NOK-Chef festgelegt Einstimmig für Tröger votiert Kirsch zieht Kandidatur für die Daume-Nachfolge zurück

Walther Tröger, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland, ist der Wunschkandidat der olympischen Fachverbände für die Nachfolge von NOK-Präsident Willi Daume. Bei sportpolitischen Gesprächen in Bonn sprachen sich 22 der 27 Fachverbände für den 63jährigen Tröger aus. Die fünf übrigen Verbände waren in Bonn nicht dabei.

Da auch der Deutsche Leichtathletik- Verband (DLV) für Tröger votierte, hat der frühere DLV-Präsident August Kirsch auf die ursprünglich angestrebte Kandidatur als Daume-Nachfolger inzwischen verzichtet. Daume tritt auf der Hauptversammlung am 12. Dezember in Stuttgart vorzeitig zurück.

Neben Tröger bewirbt sich auch Harm Beyer, der frühere Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) und Präsidiums-Mitglied im Schwimm-Weltverband (FINA), um das Erbe Daumes. Nun soll der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes und Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft in Barcelona, Ulrich Feldhoff, Beyer auf die offensichtliche Aussichtslosigkeit seines Unterfangens aufmerksam machen.

Die in Stuttgart vorgesehene Wahl gilt für ein Jahr. Daume ist bis 1993 gewählt, hatte jedoch schon 1989 bei seiner siebten Wiederwahl seit der ersten Berufung 1961 angekündigt, daß er seine Amtsperiode nicht voll ausschöpfen werde.

Mit dem internen Votum von Bonn wollen die Fachverbände offenbar sinnlose Spekulationen im Vorfeld der Stuttgarter Wahlen verhindern. In der mittlerweile 43jährigen Geschichte hat es nur einmal eine Kampfabstimmung gegeben, als 1961 in Wiesbaden Willi Daume seinen Vorgänger Karl Ritter von Halt ablöste. Einen neuen Präsidenten wird es auf der Mitgliederversammlung des NOK am 12. Dezember in Stuttgart auf alle Fälle geben. Gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid) bekräftigte Daume, daß er sein Amt nach 31 Jahren niederlegen werde. Damit sind alle Mutmaßungen hinfällig, er werde noch ein weiteres Jahr präsidieren, weil aus seiner Sicht kein geeigneter Nachfolger bereit stehe. Daume sagte: "Um Gottes Willen. Diese Diskussion ist absolut schädlich. Eine Verlängerung meiner Amtszeit ist überhaupt nicht diskutierbar. Ich würde doch vollständig mein Gesicht verlieren. Ich habe meinen vorzeitigen Rücktritt vor Monaten angekündigt, und es hat niemals eine Änderung meiner Haltung zur Disposition gestanden." sid

Müheloses Weiterkommen beim Tennisturnier in Zürich Steffi Graf im Spaziergang Wiltrud Probst ohne Chance / Auch Rittner eine Runde weiter

Deutsche Gegnerinnen können Steffi Graf nichts anhaben. Die Weltranglisten- Zweite und fünfmalige Titelgewinnerin steht beim mit 350 000 Dollar dotierten Tennisturnier in Zürich nach einem 6:0, 6:2-Erfolg über die Münchner Bundesligaspielerin Wiltrud Probst im Viertelfinale. 47 Minuten dauerte das zweite Einzel der Abonnement-Siegerin vor rund 3000 Zuschauern. Die 23 Jahre alte "Willie" Probst, 50. der Weltrangliste und im Schatten der Ära Graf aufgewachsen, hatte ihr konditionell und technisch auf dem schnellen Boden nichts entgegenzusetzen. Pam Shriver (USA), die ihr in Flushing Meadow einige Mühe bereitete, oder die Österreicherin Judith Wiesner ist Steffi Grafs nächste Gegnerin.

Ganze 22 Minuten war Steffi Graf nur beschäftigt, ehe der erste Satz mit 6:0 auf ihr Konto ging. Wiltrud Probst hatte auch im dritten Aufeinandertreffen nicht den Hauch einer Chance und mußte sich der Weltranglisten-Zweiten wie 1987 in Frankfurt und in diesem Jahr beim Turnier in Key Biscane glatt in zwei Sätzen geschlagen geben. Im zweiten Durchgang konnte Probst wenigstens noch die Höchststrafe zu Null vermeiden und gewann zwei Spiele.

"Ich habe viel besser gespielt als davor gegen Habsudova", meinte Steffi Graf nach dem Match und war sehr zufrieden. "Es war leichter gegen Wiltrud. Ich konnte viel Serve-and-Volley spielen, und das hat gut funktioniert." Zürich, so bekannte die Brühlerin, habe auch deshalb einen besonderen Reiz, weil mit Martina Navratilova eine weitere Weltklassespielerin am Start sei. "Das war in Leipzig anders, denn da war das Feld zu schwach besetzt." Vielleicht etwas erschrocken über ihre spontane Offenheit, korrigierte sich Steffi Graf, in der sächsischen Messestadt Publikumsmagnet und dreifache Serien-Siegerin, aber sofort: "In Leipzig hat vielleicht etwas gefehlt."

Am langen Tag der Dreisatzspiele in Zürich hatte zuvor Barbara Rittner mit 5:7, 6:1, 6:4 gegen die US-Amerikanerin Stephanie Rehe das Achtelfinale erreicht. Die 17 Jahre alte Münchnerin Marketa Kochta, 99. der Weltrangliste, verpaßte beim 1:6, 6:3, 5:7 gegen die an Nummer drei gesetzte Schweizerin Manuela Maleewa-Fragniere (Weltrangliste Nr. 9) um Haaresbreite den größten Erfolg ihrer Karriere. 4:2 führte die Außenseiterin im dritten Satz, als ihr plötzlich die Nerven versagten.

"Ich bin trotzdem zufrieden, denn für das zweite Spiel nach vier Monaten Pause war diese Leistung wirklich nicht schlecht", meinte die gebürtige Tschechoslowakin, die wegen einer Rückenverletzung nicht einmal die Kondition hatte trainieren können.

"Ich würde mich freuen, nochmal gegen Martina zu spielen. In Wimbledon war ich nah dran. Ich glaube, wenn es wieder so eng wird, kann es anders aussehen", gab sich Barbara Rittner vor dem zweiten Kräftemessen mit der neunmaligen Wimbledonsiegerin Martina Navratilova (6:0, 6:0 in 49 Minuten gegen Emanuela Zardo/Schweiz) zuversichtlich. sid

So spielten sie

Hannover - Duisburg 2:1 (1:0)

Hannover: Sievers - Rajkovic - Klütz, Sundermann - Sirocks, Kretzschmar, Daschner, Bicici (46. Schönberg), Groth - Djelmas, Heisig (67. Jursch).

Duisburg: Rollmann - Struckmann (46. Notthoff) - Nijhuis, Gielchen (46. Sailer) - Westerbeek, Steininger, Preetz, Tarnat, Böger - Schmidt, Minkwitz.

Schiedsrichter: Stenzel (Forst).

Tore: 1:0 Heisig (9.), 1:1 Notthoff (60.), 2:1 Daschner (82.).

Zuschauer: 7700.

Beste Spieler: Rajkovic, Sundermann - Rollmann, Notthoff, Sailer.

Gelbe Karten: - Nijhuis, Minkwitz, Schmidt.

Ein Betonmonster soll an Kolumbus erinnern

Seine Erbauer vergleichen ihn mit dem Eiffelturm und der Freiheitsstatue, seine Kritiker wollen jedoch nur ein häßliches Betonmonster sehen und reden ketzerisch von Größenwahn. Der Gegenstand der Kontroverse ist 230 Meter lang, sieben Stockwerke hoch und erhebt sich vor den Toren der dominikanischen Hauptstadt: der Leuchtturm von Kolumbus. Die Mischung aus gigantischem Kreuz und Mausoleum ist Mittelpunkt der Feier zum 500. Jahrestag der Landung Christoph Kolumbus' in der Neuen Welt am 12. Oktober.

Doch so schwierig und umstritten die Reise des kühnen Seefahrers war, der die qualvolle Eroberung Lateinamerikas durch die Spanier einleitete, so problematisch gestaltet sich auch der Versuch der Regierung von Joaquin Balaguer, den Leuchtturm ins richtige Licht zu rücken. Es hagelte Proteste von Baubeginn an. Und auch die offizielle Einweihung vergangenen Dienstag hatte etwas künstlich Aufgesetztes.

Von der Mehrheit der Bevölkerung ignoriert oder unter Protest abgelehnt, wurden die sterblichen Reste Kolumbus' von der Kathedrale zu der neuen Gedenkstätte überführt. Wobei auch weiterhin nicht einwandfrei geklärt ist, ob es sich tatsächlich um dessen Gebeine handelt, denn auch das spanische Sevilla wähnt sie in seinem Besitz.

Vor allem die geheimgehaltenen Baukosten, die angeblich bis zu 70 Millionen Dollar betragen sollen, erregen die Gemüter in einem Land, in dem mehr als die Hälfte der sieben Millionen Einwohner in Armut lebt. Eine Fahrt in die elenden Außenviertel von Santo Domingo, wo stundenlange Stromausfälle an der Tagesordnung sind, Kanalisation ebenso wie Schulen oder Kindergärten fehlen, bestätigt den Unmut der Kritiker. "Balaguer hat sich damit vor allem selbst ein Denkmal gesetzt, und das Tragische ist, er wird es nicht einmal sehen", meint Jose-Antonio Najri, Mitglied der oppositionellen PRD (Partei der demokratischen Revolution). Der greise, 85jährige Präsident, der seit 26 Jahren mit achtjähriger Unterbrechung die Karibikinsel regiert, ist blind.

Auch die Umsiedlung von Tausenden von Dominikanern während der sechsjährigen Bauzeit hitzte die Debatte an. Ihre einfachen Hütten mußten der Außenanlage des Monuments weichen oder wurden kurzerhand hinter einer "Scham-Mauer" versteckt. Zwar betont die Regierung, daß die Vertriebenen in neue Häuser umgesiedelt wurden, aber sie besänftigt damit kaum die Gegner, die bezweifeln, daß der "faro" sich tatsächlich zum Touristenmagnet entwickle. Denn das plumpe Bauwerk, mit 149 Lasern ausgestattet, so böse Zungen, entfalte erst bei Nacht einen gewissen Charme.

Und nicht zuletzt glauben viele Dominikaner sowieso, daß auf allem, was mit Kolumbus zu tun habe, ein Fluch laste. Unvergessen ist das Jahr 1946, als zum 450. Jahrestag der Gründung Santo Domingos die Urne geöffnet wurde. Ein schweres Erdbeben setzte der Feier ein abruptes Ende. Flugzeugunglücke, Stürme und Explosionen werden dem "Admiral der See" aus Genua angelastet, und abergläubische Dominikaner klopfen dreimal auf Holz, fällt sein Name.

Sie sehen sich zu allem Überfluß nun auch erneut bestätigt. Denn nur zwei Tage vor der Überführung der Gebeine Kolumbus' verstarb die Schwester Balaguers, die dem unverheirateten Staatschef den Haushalt führte und als "First Lady" galt. Sie hatte am Wochenende den Leuchtturm besichtigt. Ihr Tod verhinderte, daß Balaguer an der Einweihungsfeier des Leuchtturms teilnahm, seinem Lebenswerk, das in so scharfem Kontrast zu den Realitäten in der Dominikanischen Republik steht.

RITA NEUBAUER (Santo Domingo)

Gemeindeväter werden Eisenbahn-Direktoren Erste Gesetzentwürfe für die Regionalisierung des Schienen-Nahverkehrs sind fertig

Die sogenannte Regionalisierung des Personen-Nahverkehrs auf der Schiene nimmt langsam Formen an. Das Bundesverkehrsministerium hat erste Gesetzentwürfe für die künftige Organisation dieses Zweiges erarbeitet. Für die Nahverkehrszüge sind bislang Bundes- und Reichsbahn zuständig, die dafür auch Geld aus Bonn erhalten; insgesamt etwas mehr als sechs Milliarden Mark pro Jahr. Diese Summe will Bonn künftig den 16 Bundesländern zweckgebunden für den Schienen-Nahverkehr überlassen.

"Über die Verteilung der Mittel entscheidet das Land", heißt es in einem Papier aus dem Haus von Minister Günther Krause. Wie die Gelder für die Kommunen verteilt werden sollen, die künftig die Verantwortung für Organisation und Finanzierung der Nahverkehrszüge tragen, wäre demnach die Sache jedes einzelnen Bundeslandes. Für die zu erwartenden Betriebsdefizite beim "Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr" sind "Ausgleichsleistungen" an Gemeinden respektive Verkehrsunternehmen vorgesehen, die im kommunalen Auftrag oder auf eigene Rechnung den Nahverkehr betreiben. Die Ausgleichsleistungen "können bis zu 90 Prozent" des betrieblichen Fehlbetrages ausmachen. Die restlichen Verluste blieben nach den Bonner Vorstellungen bei den Ländern oder Kommunen hängen.

Doch nicht nur für den laufenden Betrieb will Bonn finanzielle Hilfestellung geben. Zuschüsse sind auch für den Fall vorgesehen, daß kommunale oder private Eisenbahnunternehmen der Bundes- oder Reichsbahn ganze Strecken abkaufen. In solchen Fällen "können Aufwendungen zur Herstellung der Strecke bis zu 90 Prozent gefördert werden", gibt die Vorlage Aufschluß. Der eigentliche Erwerb dürfte in der Regel nichts kosten. So veräußerte die Bundesbahn beispielsweise Ende vergangenen Jahres ein 160 Kilometer langes Streckennetz in Norddeutschland zum symbolischen Preis von einer Mark an eine vom Land Niedersachsen und verschiedenen Kommunen getragene Verkehrsgesellschaft und legte obendrein noch einen Millionenbetrag für notwendige Investitionen drauf.

Nach welchen Kriterien Bonn die Gelder für den Schienen-Nahverkehr unter den Bundesländern verteilen will, läßt sich dem Gesetzentwurf ebenfalls entnehmen. Die eine Hälfte soll "nach der Zahl der Einwohner", die andere Hälfte "nach der Fläche des jeweiligen Bundeslandes" vergeben werden. Auf Hessen entfielen demnach rund 6,5 Prozent des Gesamtbetrages. Bleibt es bei der Summe von jährlich gut sechs Milliarden Mark, die der Bund nach Angaben des Fahrgastverbandes Pro Bahn den Ländern in Aussicht gestellt hat, dann blieben davon knapp 400 Millionen Mark für Hessen übrig. Zum Vergleich: Der Freistaat Bayern käme in den Genuß von mehr als eine Milliarde Mark.

Pro Bahn befürchtet freilich ebenso wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), in dem zahlreiche kommunale Gesellschaften organisiert sind, daß die diskutierten sechs Milliarden Mark vorne und hinten nicht reichen. Damit lasse sich der Schienen-Nahverkehr nicht einmal im jetzigen Umfang aufrecht erhalten, von notwendigen Ausweitungen und Verbesserungen ganz zu schweigen. Der VDV fordert daher zur Finanzierung der Betriebs- und Investitionskosten des Personen-Nahverkehrs eine zweckgebundene Anhebung der Mineralölsteuer um 29 Pfennig pro Liter.

Darüber hinaus empfiehlt der Verband Pro Bahn - eine Art Mini-ADAC von Fahrgästen - den Landräten und Bürgermeistern, sich frühzeitig auf ihre neue Aufgabe als "Eisenbahn-Direktoren" vorzubereiten. Die Kommunalpolitiker sollten schon jetzt nach Betreibern für den Schienenverkehr Ausschau halten. Sonst seien sie es, die als einzige nach der Regionalisierung mit der Bundesbahn verhandeln müßten. Diese hätte es leicht, die Vertragsbedingungen zu diktieren. Verbesserungen seien dann wohl für lange Zeit ausgeschlossen. "Es muß nicht immer die Bundesbahn sein", betont denn auch Burkhard Hüttl vom bayerischen Landesverband Pro Bahn. Es kämen auch Private als Betreiber der Nahverkehrszüge in Betracht.

Ein Unternehmen, die Regental-Bahn, hat inzwischen einer Reihe von Landräten und Bürgermeistern in Bayern, Sachsen und Thüringen ihre Dienste offeriert. "Wir bieten alle Leistungen an, die notwendig sind, um eine Eisenbahnstrecke zu betreiben", wirbt sie mit Blick auf die bevorstehende Regionalisierung bei den Kommunalpolitikern um Aufträge. Die Regental-Bahn, die mehrheitlich vom Freistaat Bayern getragen wird, verkehrt auf Strecken im Bayerischen Wald und unterhält dort sowie im sächsischen Reichenbach eigene Werkstätten für Umbau, Erneuerung und Reparatur von Schienenfahrzeugen. KLAUS OTT

Kopeitko steht auch auf der Kandidatenliste

MÖRFELDEN-WALLDORF. Beim Abdruck der Kandidatenliste, mit der die örtliche SPD zur Kommunalwahl antreten will, hat sich an Position 26 ein Fehler eingeschlichen: Dort rangiert nicht - wie gemeldet - Gisela Coutandin, sondern Hans-Heinz Kopeitko. Coutandin belegt Listenplatz 27, die Plätze 28 bis 32 belegen Jan Krakow, Hans-Joachim Jaquet, Helmut Wicht, René Paddock und Margret Ehlers. wal

Zur "Nachtmusik" ertönt Klavierkonzert

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur "Nachtmusik" bittet Kantor Friederich Haller wieder am Freitag, 9. Oktober, ins evangelische Gemeindezentrum nach Walldorf. Der Konzertabend wird diesmal in erster Linie mit Klaviermusik gefüllt. Interpreten sind Susanne Rentel und Wolfgang Schneider, die beide am Frankfurter Konservatorium studieren. Die Nachtmusik beginnt wie immer um 21.21 Uhr. wal

Die Frauen explodieren

FRIEDRICHSDORF. Drei Sängerinnen und ein Kontrabaß sind "Ladies' Choice": Marion Linß (Sopran), Eva Shelley (Mezzosopran) und Karmen Mikovic (Alt) interpretieren am Freitag, 9. Oktober, 20 Uhr, in Garnier's Keller Swing der 40er Jahre, Jazzballaden und eigene Kompositionen. Szenisch wie musikalisch witzige Persiflagen runden die Bühnenshow ab.

Folk-Rock, Rhythm an Blues und deutsche Lieder singt und spielt Roland Berens am Freitag, 26. Oktober, 20 Uhr, in Garnier's Keller. Der Interpret spielt seit seinem 14. Lebensjahr Gitarre, zunächst allein, später in mehreren Bands. Anfang der 70er Jahre begann seine Karriere als Gitarrist und Sänger, mit 12saitiger Gitarre und Mundharmonika. Die musikalische Mischung, die Berens bietet, ist rhythmisch und ausdrucksvoll, kombiniert mit excellenten Soli auf der Mundharmonika, wie es in der Konzertankündigung heißt.

BAD HOMBURG. "The Sing and Dance Explosion Heike Schoch" powert am Donnerstag, 15. Oktober, 20 Uhr, in der Englischen Kirche. Mit einem Repertoire von Musical bis Pop, einer Choreographie von klassisch bis experiementell bringt die Zwanzigjährige eine Show auf die Bühne, die, so sagen Kritiker, "die andere Interpeten der Songs vergessen läßt".

Heike Schoch ist ausgebildet in den Bereichen Ballett, Musicaltanz und Gesang. Mit einer voluminösen, kraftvollen und zugleich gefühlvollen Stimme legt sie los und überzeugt ihre Zuhörer mit eigenen Interpretationen von berühmten Liedern wie "Somewhere over die Rainbow", "On my own" oder "New York, New York".

Die Münchnener Presse hat sie als Stimm- und Tanzwunder beschrieben und bereits mit Liza Minelli verglichen. s

Briefe an die Redaktion

"Zustand untragbar, da vermeidbar" 117 Anwohner fordern Tempo 30 und andere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen für die Neu-Isenburger Friedensallee (FR vom 1. Oktober 92).

Die "erste Stellungnahme" des Hauptamtsleiters Hunkel zur geforderten Geschwindigkeitsreduzierung in dem "verkehrsberuhigten" Teil der Friedensallee kann nicht unwidersprochen bleiben.

Es mag ja sein, daß die Friedensallee per Parlamentsbeschluß zu den Erschließungsstraßen gehört. Dies hindert jedoch nicht, eine den Verkehrsverhältnissen angepaßte Geschwindigkeitsbegrenzung anzuordnen. Im Gegenteil, spätestens jetzt weiß der Magistrat um die Gefährlichkeit beim Ein- und Ausparken, die Weigerung, dies zur Kenntnis zu nehmen, dürfte die juristisch nicht uninteressante Frage der Mithaftung der Stadt bei Unfällen aufwerfen. Herr Hunkel mag gerne einmal morgens zwischen 7 und 9 Uhr oder im nachmittäglichen Berufsverkehr versuchen, ohne Gefährdung seines eigenen Fahrzeugs sowie des fließenden (und stehenden) Verkehrs ein- und auszuparken.

Grundsätzlich gilt, wer eine Gefahrenlage schafft, hat hierfür einzustehen. Konkret: Wenn die Stadt Neu-Isenburg Parkplätze quer zur Fahrbahn anlegt, ohne zum Beispiel durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und Hinweisschilder eine gefahrlose Benutzung zu ermöglichen, so dürfte dieser Umstand ausreichen, die Stadt in die Haftung zu nehmen.

Was die Messungen von 1989 betrifft: Falls es 1989 tatsächlich so war, wie behauptet, dann hat sich eben in den letzten drei Jahren viel geändert. Wichtig ist der heutige Zustand, und der ist untragbar, da vermeidbar. Dr. Heiner Roetz 6078 Neu-Isenburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Stadtatlas zeigt mehr als Daten und Fakten Neues Heft will werben, informieren und unterhalten

MÖRFELDEN-WALLDORF. Seit über einem Jahr suchte man ihn vergeblich in den Regalen. "Vergriffen", so lautete bisher die Auskunft, wenn man nach dem Stadtatlas fragte. Jetzt ist er wieder da - mit etwas geändertem Outfit, neuen Akzenten und einer Auflage in Höhe von 22 000 Exemplaren.

Daß die 64seitige Broschüre, die jetzt wieder kostenlos zu haben ist, nicht nur aktualisiert, sondern völlig umgekrempelt wurde, war ein Gebot der Zeit. Es habe sich so viel geändert, "daß wir uns überlegt haben, doch gleich ein neues Konzept zu machen", erläutert Inge Auer, die sich um die Realisation kümmerte.

Das Ergebnis wurde am Dienstag druckfrisch der Öffentlichkeit präsentiert. Natürlich mit den üblichen Informationen, doch "es gibt eine Reihe von neuen Ansätzen", sagte Auer. Neue Ansätze, denen sich selbst die Magistratsmitglieder beugten: Statt für ein traditionelles Gruppenfoto zu posieren, haben sich die Häupter der Stadt unter Jungen und Mädchen der Bertha-von-Suttner- Schule gemischt und mal anders ablichten lassen - als Referenz an die künftige Oberstufe.

Neue Akzente gibt's auch beim Inhalt. Es wird zum Beispiel die Jugend mehr ins Zentrum gerückt, Frauenfragen wurden verstärkt zum Thema gemacht, Vereinsglanzlichter aufgenommen und auch einen Blick in die Musiklandschaft der Stadt geworfen. Ebenfalls neu: Ausländer tauchen als solche nicht auf. "Wir haben versucht, den Schwerpunkt auf Internationalität zu legen", erklärt Auer. Folgerichtig finden sich in der Broschüre zwar Angaben über die Anzahl der in der Stadt ansässigen Nationen, doch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird nicht extra herausgehoben, statt dessen ist der Anteil der "Inländer" genannt.

Auch die Historie ist ausführlicher als im alten Heft herausgearbeitet. Endete die Chronik beider Stadtteile bisher mit der Fusion der beiden im Jahre 1977, gibt es jetzt einen Anhang, der die Highlights der jüngsten - gemeinsamen - Vergangenheit noch einmal Revue passieren läßt und bis hin zum Neubau des evangelischen Kindergartens von Mörfelden im vergangenen Jahr reicht.

Doch der Atlas will nicht nur Adressen und Anlaufstellen nennen. Gemäß dem Titel "Einblicke" gibt es Kapitel, die sich mit der städtischen Arbeitswelt befassen, den engeren und weiteren Lebensraum beschreiben sowie verschiedene Formen des Wohnens umreißen. Auch die Partnerschaften mit Vitrolles und Wageningen werden referiert, Umweltthemen aufgegriffen oder soziales Engagement von Gruppen und Vereinen thematisiert.

Man habe versucht, das Ganze so zu gestalten, daß der Atlas auch über die reinen Fakten hinaus noch etwas anzubieten habe, erläuterte Auer. Ein Versuch, den sich die Stadt auch etwas kosten ließ - die Erstellungskosten liegen bei rund 66 500 Mark. Und sie wären wohl noch höher ausgefallen, hätte die Stadt sich nicht dazu entschlossen, Redaktion und Layout zum Großteil in Eigenregie abzuwickeln. Doch es sind Kosten, die Kämmerer Hans-Jürgen Vorndran gern bereitstellt. Denn, so seine Meinung, "die Broschüre ist ja auch eine gute Werbung für unsere Stadt". wal

Ironisch quäkende Triolen Neue Konzertreihe "Kammermusik im Foyer" in der Oper

Interessant war die Begegnung mit gleich zwei lexikalisch nicht erfaßten Komponisten, dem 1906 geborenen Hans Hadamovsky und dem zu Zeiten der Frühklassik schaffenden Johann Wenth. In der neuen musikalischen Reihe "Kammermusik im Foyer" der Oper am Theaterplatz musizierten die Oboisten und Englischhornisten Beate Aanderud, Oliver Gutsch, und Vogislav Miller, der Fagottist Karl Ventulett sowie das Beethoven-Trio für zwei Oboen und Englischhorn, op. 87.

Als sei es selbstverständlich, gingen die Musiker auf die Leggiero-Eleganz dieser belebten Gestalten in geradezu witzig sprudelnder Rhythmusgestaltung zu. Die Bewegungseinheiten waren vorbildlich gegliedert, Phrasierung und Dynamik ausgeglichen, wie aus einem Guß. Das Trio spielte in absoluter "Kongruenz" aller Beteiligten, hochkonzentriert, musikantisch geradezu beflügelt, mitunter auch einfach "frech", so in mancherlei ironisch quäkenden Triolenpassagen im Kopfsatz: ein Beethoven mit Humor, auch das darf es geben.

Ganz anders Hans Hadamovskys wehmütige Lyrik "Thema mit Variationen über ein Volkslied" für zwei Oboen und Englischhorn. Da wurde noch einmal der Rückgriff aufs romantisch vorgegebene Melodie- und Klangmaterial gewagt, hörbar sind Charaktervariationen genau bemessener Dimension und voller Klangdifferenzierungen.

Es gelang zudem den Musikern, die melodischen Einheiten in permanentem Fluß voranzutreiben. Teilweise bleibt er in einer gewissermaßen müden Welt, befreit sich dann wieder in Scherzando-Charakter zu tänzelnd-freier Ausrichtung. Einfach schön ist diese unbekannte Musik, nicht genial aber ansprechend, hin und wieder vielsagend in geglätterter Melancholie.

Schließlich Johann Wenths "Quartetto concertante", das einzige Stück der Matinée, das alle vier Musiker auf den Plan ruft. Ein verspieltes, putzmunter sich in Szene setzendes Etwas: Ein Trillern, Seufzen und dann - hübsch - eine sich aussingende Kantilene auf der Oboe d'amore.

Das ganze gibt sich blitzblank intoniert im klar abschnurrenden Satz. Ein wenig Wehmut im Adagio, das darf sein, um so aufgeräumter präsentiert sich die Szenerie im "Andantino", dem Finale.

ALEXANDER ULLMANN

Riedstadts Grüne treten doch an Kandidaten für Kommunalwahl gekürt / Ziel: Gegenpol bilden

RIEDSTADT. Mit Norbert Schaffner und Doris Rust als Spitzenkandidaten tritt die Grüne Liste Riedstadt (GLR) nun doch wieder zur Kommunalwahl im März 1993 an. Die Entscheidung haben sich die Grünen indes nicht leichtgemacht: Erst nach zweieinhalbstündiger Diskussion gab es vergangene Woche im Wolfskehler Bürgerhaus grünes Licht für die erneute Kandidatur.

Hintergrund: Die GLR-Aktivisten fürchteten, nicht genügend Mitstreiter für eine neue Amtszeit zu finden. Eine durchaus berechtigte Sorge, wie sich während der Versammlung herausstellte: Nur 13 stimmberechtigte Mitglieder waren überhaupt erschienen. Daß man sich dann doch zur Kandidatur entschloß, führt GLR-Pressesprecher Werner Schmidt darauf zurück, daß man "für die vorderen Listenplätze neue Mitstreiter fand". Unter den ersten fünf befindet sich demnach nur noch ein Kandidat, der auch jetzt schon zur Fraktion gehört. Weiterer Grund: "Alle Anwesenden waren unbedingt der Meinung, daß Riedstadt eine ökologische Alternative bei den Kommunalwahlen benötigt."

Insgesamt, so der amtierende Fraktionssprecher Hans-Dieter Bock, sei die Arbeit der GLR in den vergangenen zehn Jahren sehr erfolgreich gewesen. Doch dies den Bürgern nahezubringen, sei das Problem der GLR, die aber trotz allem "einen Gegenpol zu den anderen politischen Kräften in Riedstadt" bilden will.

Die GLR-Liste wird von dem Goddelauer Norbert Schaffner, der die Riedstädter Grünen seit fast acht Jahren als Beigeordneter im Gemeindevorstand vertritt, angeführt. Ihm folgen Doris Rust (Goddelau) und Werner Ludwig Schmidt (Crumstadt). Mit Werner Schmidt (Crumstadt), stellvertretender Gemeindevertretervorsteher, rangiert der erste Vertreter der derzeitgen Fraktion erst auf Platz vier, gefolgt von Thomas Keil (Goddelau) und Hans-Dieter Bock (Erfelden).

Insgesamt sei das eine Mannschaft, die "eine gesunde Mischung aus neuen und erfahrenen Kräften" darstelle, so Norbert Schaffner, der optimistisch ist, daß mit diesem Team das erklärte GLR-Ziel - Verhinderung und Brechen von absoluten Mehrheiten - erreicht werden könne.

Auf die Zeit nach den Wahlen wurden indes die Spekulationen über mögliche Koalitionen vertagt. Statt dessen steht jetzt das Arbeitsprogramm für die nächste Legislaturperiode an, das Anfang Dezember verabschiedet werden soll. wal

"Unsere Regierung könnte bestimmen, in welchem Staat es keine Verfolgung gibt" FR-Gespräch mit Andreas Schönborn, Pressesprecher der Jungen Union Bad Vilbel, über die Änderung des Asyl-Paragraphen und Angst vor Überfremdung

FR: Als ich die Aussagen Ihrer Pressemitteilung las, war ich entsetzt. Was ist das politische Ziel der JU-Erklärung?

Schönborn: Wir wollen Vorschläge entwickeln, wie die Asylproblematik gelöst werden kann. Die Diskussion wird bisher hauptsächlich von Politikern bestimmt, gleichzeitig greifen rechtsradikale Militante zu Molotowcocktails. Mich erschreckt vor allem die Zustimmung von immer mehr Bürgern dazu. Wir wollen jetzt die mitgestaltenden Bürger ansprechen.

FR: Sehen Sie nicht die Gefahr, daß durch Revision des Asylrechts gerade die Rechtsradikalen bestätigt werden?

Schönborn: Ich habe schon vor Jahren im Verband darauf hingewiesen, daß die Asylproblematik gelöst werden muß, weil zunehmende Verdrossenheit zu beobachten war. Wir dürfen das Thema nicht weiter unter den Tisch kehren. Sonst besteht die Gefahr, daß sich bei den Bürgern Resignation breitmacht, weil ihre Interessen als Deutsche im eigenen Land nicht mehr vertreten werden. Das haben ja inzwischen sowohl SPD als auch FDP verstanden und nähern sich der CDU-Forderung an.

FR: Zu Ihrer Erklärung. Nach meinen Recherchen stimmt daran bisher nur die Zahl, daß in Bad Vilbel 86 Asylbewerber leben. Den Satz "Die Auslastung ist damit an ihrer Kapazitätsgrenze fast angelangt" bestätigt der Sprecher des Wetteraukreises nicht. Er sagt, von 3000 Asylbewerbern sind bisher nur 86 in Bad Vilbel (rund 30 000 Einwohner) untergebracht. Die Stadt müßte anteilig noch rund 100 Flüchtlinge aufnehmen. Vor allem Ihre Behauptung, die meisten kämen aus Rumänien und Polen, konnte er nicht bestätigen.

Schönborn: Polen stimmt auch nicht, da ist ein Fehler unterlaufen. Wir haben die Information, daß Rumänen, Jugoslawen, türkische Kurden, Bulgaren, Afghanen, Nigerianer . . .

FR: Sie sagen aber in Ihrer Erklärung, die meisten Flüchtlinge kämen nicht aus Bosnien-Herzegowina (Jugoslawien), sondern aus Rumänien und Polen, wo "anerkanntermaßen keine ethnische und politische Verfolgung" bestehe. Polen stimmt also nicht. In Rumänien werden Sinti und Roma verfolgt, das weiß man inzwischen.

Schönborn: Sehen Sie, das ist nicht klar. Es hat ein Romaführer in einer Talkshow behauptet.

FR: Nach meiner Information gibt es wohl konkrete Hinweise, daß die Dörfer der Roma niedergebrannt werden. Außerdem: Wenn man es feststellen will, ist das sicher kein Problem. Aber weiter: Sie sagen, nur fünf Prozent der Asylbewerber werden anerkannt. Nach meiner Information sind es noch einmal fünf Prozent nach Anrufung der Gerichte, also sind es zehn. Entscheidend aber ist doch, daß auch die restlichen 90 Prozent nach der Genfer Konvention nicht abgeschoben werden dürfen. Oder wollen Sie, daß die Bundesrepublik sich aus der Staatengemeinschaft verabschiedet, die die Genfer Konvention unterschrieben haben?

Schönborn: Das ist Ansichtssache. Natürlich stehen wir zur Genfer Konvention. Aber wenn der deutsche Asylparagraph 16 mit der individuellen Asylgarantie so nicht mehr besteht, hat jeder einzelne Staat die Möglichkeit, zu entscheiden, ob es in einem Land Verfolgung gibt oder nicht.

FR: Das erleben wir bei den Kurden, die mit Hilfe deutscher Panzer gerade in der Osttürkei bekämpft werden. . .

Schönborn: Sehen Sie, das stimmt wohl nicht. Denn die Bundesregierung hat bestimmt, daß die Kurden nicht verfolgt werden.

FR: Es war aber kürzlich im Auslandsjournal zu sehen, wie ein kurdisches Dorf mit Hilfe von ehemaligen NVA-Panzern niedergeschossen wurde. Außerdem hat kürzlich eine Gruppe von Beobachtern von Hilfsorganisationen berichtet, daß die Kurden mit Hilfe auch deutscher Waffen verfolgt werden.

Schönborn: Da weiß man nicht, ob das stimmt. Oft werden auch alte Ereignisse wieder hervorgeholt. Die Bundesregierung hat festgestellt, daß Kurden nicht mehr verfolgt werden.

FR: So einfach ist das also, die Regierung definiert, daß es keine Verfolgung gibt, und die Kurden werden zurückgeschickt? Aber weiter. Sie sprechen von "massenhafter Zweckentfremdung" von öffentlichen und privaten Gebäuden bei der Unterbringung von Asylbewerbern. Wenn dort Füchtlinge wohnen, ist das keine Wohnraumnutzung?

Schönborn: Es ist doch geradezu pervers, wenn der Staat Wohnraum oder Turnhallen mietet, um Flüchtlinge unterzubringen. Normal ist doch, daß jemand selbst eine Wohnung mietet.

FR: Wissen Sie, wo die Juden untergebracht waren, denen 1933 die Flucht aus Deutschland gelungen ist?

Schönborn: Soviel ich weiß, waren die meisten, die flüchten konnten, wohlhabend. Sie konnten sich eine Wohnung mieten oder sind bei Verwandten untergekommen.

FR: Sie stellen dann drei Millionen deutsche Arbeitslose der möglichen Aufhebung des Berufsverbotes der Asylbewerber (in einigen Bundesländern) gegenüber. Was meinen Sie damit?

Schönborn: Der Staat hat zunächst die Verpflichtung, für sein Staatsvolk zu sorgen. Die Asylbewerber sind meist nicht qualifiziert, arbeiten also im Industriebereich. Dort werden wegen Rationalierung viele Arbeitsplätze abgebaut. Es ist also ein Gedankenfehler zu sagen, wenn die Asylbewerber arbeiten, können sie sich ihren Lebensunterhalt verdienen.

FR: Haben Sie schon mal in einer Unterkunft gefragt, wo die Flüchtlinge arbeiten?

Schönborn: In Büdesheim arbeiten sie meist in der Landwirtschaft.

FR: Aha. Gleiches habe ich kürzlich im Berliner Regionalfernsehen gesehen. Dort sagten Bauern, ohne die Kräfte aus dem Osten könnten sie ihre Ernte nicht mehr einbringen. Deutsche wollen diese Arbeiten nicht mehr machen. Ähnlich ist es in der Gastronomie.

Schönborn: Aber die Landwirtschaft muß auch schrumpfen, und irgendwann drängen die Ausländer dann in die knapper werdenden Stellen bei der Industrie. Wir befürchten, daß sie zu einer generellen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt werden. (Vergl. Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung: "Ausländer und Aussiedler fördern Wachstum und Beschäftigung", FR am 8. September)

FR: Aber weiter: Sie behaupten, "anerkanntermaßen ist die Mehrzahl aller Asylbewerber Scheinasylanten". Wir wissen aber, daß 60 Prozent jener, die nach dem Asylparagraphen nicht persönlich verfolgt werden, nach der Genfer Konvention nicht in Krisengebiete zurückgeschickt werden dürfen. . .

Schönborn: Sehen Sie, da streiten wir uns, denn nach einer Asylrechtsänderung könnte die Regierung ja bestimmen, in welchem Staat es keine Verfolgung gibt, und die Leute abschieben.

FR: Es wird also einfach gesagt, es gibt keine Verfolgung. Haben Sie schon mal Kurden in einer Bad Vilbeler Unterkunft gefragt, warum sie geflohen sind?

Schönborn: . . .

FR: Aber weiter, Sie sagen, alle europäischen Staaten müssen ihren Anteil an Asylbewerbern aufnehmen, das leuchtet ein. Dann fordern Sie, vordringlichstes Ziel müsse projektbezogene Entwicklungshilfe in den betroffenen Regionen sein. Das höre ich schon, seit ich in der Oberstufe war, das ist schon etwas länger her. In Wirklichkeit hat sich der Anteil der Entwicklungshilfe in über 20 Jahren nicht verändert. Wollen Sie konkrete Schritte unternehmen, damit sich das ändert?

Schönborn: Ja, wir arbeiten gerade an einer Erklärung dazu, wir wollen auch an die Kreistagsfraktion der CDU appellieren. Es ist wichtig, zum Beispiel in Afrika zunächst einen eigenen Binnenmarkt aufzubauen, damit die Länder dort erst einmal untereinander Handel treiben können.

FR: Das wäre schon viel, aber wird das bei uns wirklich gewollt oder nicht schon wieder als mögliche Konkurrenz gefürchtet?

Schönborn: Sie müssen auch sehen, daß es dort auch viel Vetternwirtschaft, Korruption und Bevölkerungsexplosion zu überwinden gilt.

FR: Am meisten erschüttert aber hat mich Ihr Satz: Der Asylantrag darf nur im Heimatland gestellt werden. Sind Sie sich eigentlich des Zynismus der Aussage bewußt? Wie hätte ein Jude aus dem KZ heraus einen Asylantrag stellen sollen? Haben Sie schon mal überlegt, wie jemand mit einem Maschinengewehr am Kopf von zu Hause einen Asylantrag stellen soll?

Schönborn: Na, ja, wenn Sie das so sehen. Uns geht es doch zunächst darum, die vielen Scheinasylanten abzuhalten . . .

FR: . . . die nach der Genfer Konvention zum größten Teil nicht zurückgeschickt werden dürfen.

Schönborn: Die Bayern sind da flotter mit der Abschiebung. Aber es ist doch klar, wenn jemand als wirklich Verfolgter an unsere Grenzen kommt, daß sein Antrag auf Asyl geprüft wird.

FR: Das ist ja immerhin beruhigend. Aber wie soll das unterschieden werden?

Schönborn: Es geht uns darum, den Strom der unberechtigten Asylbewerber abzuhalten. Es könnten die meisten schon vor der Einreise abgewiesen werden. Es geht doch darum: Wir haben 40 Jahre friedlich mit Ausländern, die zu uns kamen, zusammengelebt, weil die sich integriert haben. Aber jetzt werden es zu schnell zu viele. Die Angst vor Überfremdung nimmt zu. Wie damals dürfen wir heute nur noch so viele Ausländer zu uns kommen lassen, die wir integrieren können. Auch der Aspekt "multikultureller Integration" ist meines Erachtens nur in europäischem Rahmen möglich.

Pyramidal und ehrgeizig Die Linden-Oper gedenkt mit "Cleopatra e Cesare" ihres Vierteljahrtausends

BERLIN. Grundgütig ist der Herrscher, gerecht und streng. Wann immer die Feinde Rache predigen, sich verschwören - Milde strahlt Caesar, Verzeihen, Vernunft; mit "clemenza" will er sie sich unterwerfen. Eine Huldigungsoper ist "Cleopatra e Cesare". Der Gehuldigte huldigte damit sich selbst, Friedrichs II. Hofdichter Bottarelli mußte dem nachmals so genannten großen König ein Corneille-Drama so oft umschreiben, bis der Große sich richtig gespiegelt sah.

Am 7. Dezember 1742 fand die Uraufführung statt. Die Musik stammte von Hofkompositeur Carl Heinrich Graun. Das neue Könggliche Opernhaus am Stadtrand Unter den Linden, das damit geweiht werden sollte, war noch gar nicht fertig. Hofbaumeister von Knobelsdorff mußte sein Werk mit Tüchern zudrapieren. Aber der König hatte es eilig. In Schlesien hatte er eben begonnen, selbst in die Fußstapfen des welten- und herzenerobernden Caesar zu steigen. Das Riesenspielzeug Oper, das er von langer Hand noch in Rheinsberg für die Hauptstadt geplant hatte nach Dresdner Muster, war da die klangvollste Public Relation seiner durch und durch friedfertigen Absichten.

Preußisch blau ist die Bühne der Staatsoper ausgeschlagen. Im hinteren Teil eine barocke Gassenbühne, vorn ein durch eine pyramidenförmige Kurtine abteilbarer abstrakter Raum. Das Orchester ist hochgefahren, eingebettet in den Farbgrundton. Auf einer Erkernase an der Seitenloge sitzt Friedrich, ein Apollo laureatus, lauschend in Denkerpose. Geschenke säumen des einmarschierenden Caesar Weg. Ptolemäus präsentiert ihm, aufgespießt auf spitzen Stangen, das blutüberströmte Haupt seines Erzfeindes Pompejus, von der Witwe Cornelia fortan im Tragetuch dem Imperator portiert als Rachepfand wie ein Laib Brot.

Cleopatra schenkt sich ihm selbst, läßt sich in einem Sack vor den neuen Herrn Ägyptens spedieren. Schlangengleich pellt sie sich aus der Haut, sticht in des Caesar Achillesferse: auch er ist Mensch, nicht gefeit gegen Liebe. Am Ende ist das pyramidale System der Macht wieder im Lot, die Strecke bis zur Elefanten-Hochzeit Ägypten-Rom mit weiteren Beweisen von Caesars Großmut gepflastert.

Wichtigste Bild-Chiffren in Fred Berndts statuarisch gehaltener Inszenierung sind als Zeichen eines absolutistischen Machtanspruchs Pyramide, Obelisk und Spiegel. Betont wird das Schematische dieser Art Oper als Kette von Arien-Perlen mit da-capo-Teil und Kadenz, die, nach vorn gezogen an die Rampe in eine Arien-"Nase", schwelgend in der vermeintlichen Wiederholbarkeit von Geschichte gleitet in die sozusagen De- Kadenz.

Grauns Musik ist anrührend vor allem, wo sie empfindsam die Hingabe der Liebenden ausschmückt, Trauer nachzeichnet. Dunkle Klangfarben dominieren; Trompeten als Zeichen der Imperatorenwürde kommen nicht vor. Ein Juwel aufstachelnden Eros' Cleopatras erste Auftritts-Arie; halsbrecherisch die Koloraturen, mit denen sie ihren abgelegten Liebhaber Arsace abwimmelt. In einer aparten Klangmischung von Flöten und Hörnern wird die düstere Stimmung des unterlegenen Liebhabers ausgedeutet. Feinsinnig die duettierenden Liebesschwüre des hohen Paars. Im Marsch-Rhythmus geht's stantepede zu Bett.

Mit den Musikern des Concerto Köln stehen unter der impulsiven Leitung von René Jacobs Spezialisten zur Verfügung. Auch bei den Sängern hat man an nichts gespart. Eine in jeder Hinsicht ranke Cleopatra ist Janet Williams. Cesare, den spillerigen Alias-König, gibt Debora Beronesi. Der fanatischen Vorliebe Friedrichs für Soprane hat man bei dieser Neuinszenierung zum 250jährigen Jubiläum der Staatsoper nicht in allen Partien gehuldigt. Arsace ist hier mit einem Countertenor, Ralf Popken, besetzt. Dem Tolomeo leiht Curtis Rayam sein biegsames Organ. Mit Jeffrey Francis als des Caeser Berater Lentulo steht ebenfalls ein sehr versierter Koloratur-Tenor zur Verfügung, für die Söhne der Cornelia hat man Tölzer Sängerknaben. Der Cornelia selbst gibt Lynne Dawson kerniges Format.

Mit fast dreieinhalb Stunden reine Spielzeit - dazu gehören dann eigentlich noch drei Balletts - ist das ein etwas üppiger Abend, der sich mit Pausen auf Festspiellänge dehnt. Ein repertoire-fähiges Stück ist "Cleopatra e Cesare" kaum. "Montezuma" - die Oper, zu der Friedrich 1755 das Libretto höchstselbst schrieb, bei den Preußen-Festwochen vor elf Jahren zu sehen gewesen in einer Inszenierung von Herbert Wernicke - ist da musikalisch lohnender.

Indes scheint das Haus endlich wieder Anschluß zu finden an internationale Standards. Die Linden-Oper, schon zu Friedrichs Zeiten gegründet eigentlich als Spätling eines verflossenen italienischen Geschmacks, repetierte meist nur andernorts erfolgreiche Entwicklungen. Lediglich in den zwanziger Jahren - zumal mit der angegliederten Kroll-Oper - spielte man Musiktheater in der ersten Reihe. Dort will das neue Barenboim- Team nun auch mitmischen. Die historisierende Produktion der einstigen Eröffnungsoper des Hauses markiert den pyramidalen Ehrgeiz, wenn auch zunächst mit fast ausschließlich "geborgten" Kräften. Hoffen darf man schon.

GEORG-FRIEDRICH KÜHN

(Weitere Vorstellungen geplant: 15., 17., 21., 23. Okt., 6. Dez.)

Von Omas Kerschemichel bis zum Zucchini-Kuchen: Backbuch wird beim Basar verkauft Neugierige Leckermäuler weckten den Sammeltrieb Hedwig Hagemann stellt die Rezepte zusammen

FLÖRSHEIM. "Manchmal", sagt Hedwig Hagemann, "da frage ich mich schon: Auf was hab' ich mich da eingelassen?" Doch diese Momente verfliegen im Nu. Dann schafft sie flugs Ordnung auf dem Tisch, bündelt die Lose-Blatt-Sammlung, legt sorgsam beschriebene Blätter auf einen Stapel und nimmt sich die Seiten mit der unleserlichen Handschrift vor. Und da läuft ihr mitunter das Wasser im Munde zusammen: Schließlich sammelt Hedwig Hagemann Backrezepte. Die sollen zum Basar des Frauenkreises der evangelischen Kirchengemeinde Weilbach in einem Buch veröffentlicht werden.

Seit 20 Jahren, jeweils am Buß- und Bettag, ist Hochbetrieb im Weilbacher Gemeindehaus. Dort bietet der Frauenkreis feil, was in monatelanger Kleinarbeit gebastelt, geschneidert, gestrickt oder geklebt wurde. "Unser Basar ist in der ganzen Region berühmt", sagt Hedwig Hagemann. Und entsprechend ist der Ansturm, wenn bereits am Nachmittag vor dem Feiertag der Blick auf die Waren erlaubt ist. Verkauft wird allerdings erst am Tag darauf. Der Erlös ist für caritative Zwecke bestimmt. Mehr als 10 000 Mark kamen allein im vergangenen Jahr zusammen.

Dicht umlagert ist stets auch die üppige Kuchentheke. "Wir werden immer wieder von den Besuchern nach Rezepten gefragt", sagt Hedwig Hagemann. Und als vergangenes Jahr wieder einmal wer mit vollem Mund das Gebäck hochlobte und wissen wollte, was denn da alles drinnen ist, da kam ihr die Idee: Laßt uns doch ein Backbuch machen. Die 18 Frauen der Gruppe waren begeistert. Seitdem stapeln sich bei den Hagemanns die Zettel mit Rezepten.

"Ich wollte am liebsten ausgefallene Rezepte, so von der Oma oder der Uroma", sagt Hedwig Hagemann. Eine Reihe davon fand sie bei einem 92jährigen Witwer. Der Mann erinnerte sich ans Haushaltsbuch seiner verstorbenen Frau und rief bei den Hagemanns an. "Da sind tolle Sachen drin." Kartoffelkuchen, Waffeln aus einem Teig von Mehl und Kartoffeln oder der klassische "Kerschemichel", in dem alte Brötchen und Kirschen zum leckeren Gebäck werden - Rezepte aus Zeiten, da kein Geld für teure Zutaten übrig war.

Aber auch die Vollwertküche schlägt sich im Backbuch des Frauenkreises nieder - der Zucchini-Kuchen zum Beispiel. "Der schmeckt phantastisch", sagt Hedwig Hagemann. Kaum hatte sie das Rezept von einer Bekannten bekommen, da packte sie Schüsseln, Rührgerät und Formen aus, schob den Kuchen in die Röhre.

Hat sie jetzt einen neuen Lieblingskuchen? "Nein, den gibt's bei mir nicht. Ich esse eben gerne Süßes." Und sie backt gerne. Folglich hat sie auch etliche Rezepte zum Backbuch beigesteuert.

Doch auch die Weilbacher waren fleißig. 75 Rezepte sind inzwischen gesammelt. "Und eine ganze Reihe ist noch angekündigt." Ende nächster Woche soll allerdings Redaktionsschluß sein. Dann will Hedwig Hagemann die Rezepte sortieren und ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis erstellen und die Seiten in die Druckerei bringen. "Ich arbeite dort stundenweise." Und der Chef hat bereits seine Unterstützung zugesagt. Die Kosten sollen im Rahmen bleiben. Schließlich wird das Buch ja beim Basar am Buß- und Bettag, 18. November, für einen guten Zweck verkauft.

Auf Qualität legt Hedwig Hagemann allerdings wert. "Wir wollen das Buch ordentlich binden." Schließlich ist es zum Nachschlagen gemacht, muß etwas aushalten. Und auch reichlich Raum für Notizen soll es geben: In kommerziellen Back- oder Kochbüchern gibt es dafür kaum Platz. "Wir wollen deshalb jeweils nur eine Seite eines Blattes bedrucken."

Und eines, sagt Hedwig Hagemann, darf nicht vergessen werden: die Jahreszahl. Beim Stöbern in alten Kochbüchern, da hat sie vergeblich nach einem Datum gesucht. Dabei, meint sie, wäre das doch wichtig zu wissen. Also wird im Backbuch des Frauenkreises die "1992" an prominenter Stelle stehen. "Wenn irgendwer in 50 Jahren auf eine ähnliche Idee kommt, unser Buch zu Rate zieht, dann soll er wissen, aus welcher Zeit es stammt." KLAUS KÜHLEWIND

Die Länder wollen einen Fuß in der Europa-Tür haben In Kreuth etablierten die zuständigen Minister ihr Gremium Von Michael Grabenströer (Mainz)

Schon auf den meisten Briefköpfen scheint der Stellenwert ablesbar. Europa taucht auf den offiziellen Ministeriumsschreiben erst an zweiter oder dritter Stelle auf. Unter dem Titel "Minister für Bundesrat und Europa" firmieren fast die Hälfte der Landesminister, die sich in Bonn auch um europäische Fragen kümmern können, meist noch mit einem Büro in bester Lage in Brüssel. In den anderen Bundesländern erledigen Fachminister neben ihren klassischen Ressorts die Europapolitik oft nebenher. Im Saarland ist es zum Beispiel der Wirtschafts-, in

Hessen der Innenminister, der qua Amt mehr oder weniger engagiert Europapolitiker ist. Vieles bleibt auch auf Landesebene undurchsichtiger Euro-Tummelplatz für Fachbeamte.

Die Eurokratie, sie setzt sich in den Landeshauptstädten fort. Während die Umwelt-, die Innen- oder die Kultusminister ihre regelmäßigen Fachkonferenzen auf Bundesebene haben, ihre politische Linie und ihre Interessen dort aufeinander abstimmen, verfügten die Europaminister und -beauftragten der Länder jahrelang über kein vergleichbares Gremium. Das ist nun vorbei. Im bayerischen Kreuth hat sich

die erste Europaministerkonferenz konstituiert. Pragmatischer Hintergrund: Die Länder wollen die EG-Geldtöpfe nicht allein dem Bund überlassen. Ihre Minister wollen sich vorher untereinander verständigen, wenn es ums Geld geht, um nicht zwischen Brüssel und Bonn zerrieben zu werden.

Für den rheinland-pfälzischen Europaminister Florian Gerster (SPD) war das Wochenende in Kreuth ein "notwendiger Emanzipationsprozeß" der zuständigen Minister in der Bundesrepublik. Gerster, für die erste Konferenzperiode zum Vorsitzenden der Ministerkonferenz gewählt, kündigte dem Bundeskanzleramt gleich schriftlich an, daß die Bonner Europolitiker nun mit einer neuen Einrichtung zu rechnen haben. "Wir wollen mitentscheiden", sagt Gerster, der Kanzleramtsminister Bohl gleich dringend um die "Benennung von Ansprechpartnern" in der Bundesregierung gebeten hat.

Denn Europa, das ist auch auf Bundesebene verwirrend. Da entscheiden Außen- und Wirtschaftsminister, beraten die Agrarminister und treffen sich die Regierungschefs. Für Europa, bemängelt Gerster, gebe es ja nicht einmal einen eigenen Staatsminister im Außenministerium. Für den Sozialdemokraten müßte der Europagedanke auf Bundesebene gerade in der jetzigen Phase durch ein Signal gestärkt werden. "Bonn braucht einen Europaminister, jetzt nachdem die grundlegenden Weichen gestellt worden sind. Europa ist damit zur Aufgabe der

Alltagspolitik geworden." Dabei weiß Gerster, wie schwierig die Arbeit in einem Querschnittsressort wie Europa ist, wo alle Ministerien krampfhaft auf ihre eigene Kompetenz achten. In der Landespolitik bedeutet Europakompetenz vielfach, daß ein Ministerium zuerst melden darf, welche EG-Töpfe wieder zum Wohle der Bevölkerung und des jeweiligen Ministers angezapft worden sind. Gerster versteht seine Aufgabe mehr grundsätzlich. Nicht "einzelne operative Vorgänge" seien wichtig, sondern die Vertretung der Gesamtlinie eines Bundeslandes gegenüber Bonn und Brüssel. Deshalb

sei die Kombination Bundesrats- und Europaminister eine "sinnvolle Einrichtung", seien "beide Außenvertretungen eines Bundeslandes logischerweise gebündelt".

Als Sprecher der Europaministerkonferenz will Gerster die Interessen der Länder zusammenführen, bevor in wichtigen gemeinsamen Fragen jeder selbst in Brüssel an die Zuschußtür klopft. "Wenn wir den Regionalausschuß als neues Instrument ausfüllen wollen, dann darf dort nicht ein vielstimmiger Chor auftreten. Wenn wir zusätzliche Fördertatbestände schaffen wollen, dann müssen wir erst die unterschiedlichen Länderinteressen in der Bundesrepublik aufeinander abstimmen." Mit dem Ausschuß hätten die Länder den Fuß in der Europa-Tür. Nun müsse die Länderministerkonferenz an einem Grundkonsens der Länder in wichtigen Fragen arbeiten. Ein Beispiel dafür liefert die rheinland-pfälzische Landespolitik: Mainz möchte auf ein europäisches Konversionsprogramm für die vom Truppenabzug besonders betroffenen Gebiete hinarbeiten. Wenn die EG den Topf der Strukturhilfen nicht vergrößert oder zusätzliche Mittel bereitstellt, dann müssen aus der Mainzer Interessenlage Probleme wie rapide ansteigende Arbeitslosigkeit und Kaufkraftverfall einer Region mit anderen Fördertatbeständen gleichgestellt werden. Jedenfalls für eine Übergangszeit. In solchen Fragen bedürfe es der intensiven Abstimmung zwischen den Bundesländern. Ein Referendum über Maastricht kommt für die bundesdeutschen Europaminister nicht in Frage. Gerster setzt sich für eine Überprüfung der Verträge, wie vorgesehen, ein. Dabei könne der Zeitpunkt auch von 1996 auf 1995 vorgezogen werden. Dann solle jedoch vor allem festgestellt werden, ob das neue europäische Zauberwort "Subsidiarität" seine Wirkung auch in der Bürokratie entfaltet hat. Wenn es denn europaweit so sein soll, "daß die jeweils kleinste Einheit ihre Angelegenheit selbst regelt", dann könnte die EG bestimmte Kompetenzen auch wieder zurückübertragen. Die Ländermitwirkung müsse auch in der neuen deutschen Verfassung verankert werden. Aber auch die parlamentarischen Rechte auf EG-Ebene müßten gestärkt werden. Die Schwäche des Zusammenschlusses von Europa sei eine "schwache Demokratisierung". Aber auch dies rechtfertige keine "verspätete Fundamentalkritik" am europäischen Einigungsprozeß. "Populisten in allen Lagern werden Europa nicht weiterentwickeln", meint Gerster, der sich "mehr Interessenvertreter der europäischen Idee" wünscht.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte Hattersheim. Posthofkeller, Sarceller Straße 1: "Opsidian", Rock, Oldies, Blues, 21 Uhr.

Kelkheim. Stadthalle, Gagernring: 130 Jahre EUTERPE-Chöre, Chor- und Solistenkonzert, Freundschaftssingen mit 30 Chören, 19 Uhr (auch So. 14 Uhr). Lesungen Hofheim. Kleines Kulurzentrum, Hauptstraße 38: Autorenlesung mit Hera Lind "Ein Mann für jede Tonart" und "Frau zu sein bedarf es wenig", 20 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. Reit- und Fahrverein Wikker: Hubertusmesse, Kath. Kirche, 10.30 Uhr; Johanneshof: Fuchsjagd, 13 Uhr

GV Sängerbund: Jubiläumsabend in der Stadthalle, 20 Uhr.

Turnverein Wicker: Oktoberfest in der Goldbornhalle (auch So.).

Hattersheim. Evang. Gemeindezentrum Okriftel, Alte Mainstraße 12: Gesprächsabend über Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, veranstaltet vom BUND, 19.30 Uhr.

Hofheim. Turnverein 1860: "Jubilaren- Ehrung", Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 20 Uhr.

Turn- und Sportgemeinde 1875, Marxheim e.V.: Oktoberfest, Turnhalle Marxheim, 20 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Senioren-Wohnheim Görlitzer Straße 2: Mitgliederversammlung des VdK-Ortsgruppe Kelkheim, 15 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Senioren Eschborn. Bürgerzentrum Niederhöchstadt, Seniorennachmittag: Tanzturnier des Clubs "Schwarz-Silber", 15.30 Uhr. Busdienst ab Eschborn: 14.40 Uhr Rathaus, 14.45 Uhr Eschenplatz. Kinder / Jugendliche Hofheim. Ländcheshalle Wallau, "Disco" der Kerbegesellschaft "Die Krottebachbouwe", 19.30 Uhr.

Sonstiges Eschborn. Katholisches Gemeindezentrum: Gedächtnistag "500 Jahre Eroberung und Widerstand, Unterdrückung und Ausbeutung" in Lateinamerika. Ab 14 Uhr finden diverse Veranstaltungen statt.

Flörsheim. Flohmarkt der GALF am Mainufer, 8 Uhr.

Flörsheimer Keller: Oktoberfest mit den "Or'ginal Riedgreunern", 20 Uhr.

Hofheim. Ortsbegehung des Ortsbeirates Langenhain mit Herrn Bürgermeister Felix, Treffpunkt: Jagdhaus Langenhain, 10 Uhr.

Kelkheim. St. Floriansplatz, Kelkheim Mitte: Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Anschaffung eines Unfalldiagnose-Gerätes für das Krankenhaus High Wycombe, ab 9 Uhr (auch Sonntag). Sonntag

Theater / Konzerte Flörsheim. Musik in St. Gallus, 20 Uhr.

Kelkheim. Stadthalle, Gagernring: 130 Jahre EUTERPE-Chöre, Chor- und Solistenkonzert, Freundschaftssingen mit 30 Chören, 14 Uhr. Vereine / Organisationen Hofheim. Taunusclub Lorsbach, Tageswanderung, Treffpunkt: Turnhalle Lorsbach, 9.30 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. Turnverein Wicker: Oktoberfest in der Goldbornhalle. Sonstiges Flörsheim. Stadthalle: Eisenbahn- und Spielzeugmarkt, 10 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kurtheater: "Ein Fall für TKKG - Drachenauge", Kinderkino (So. 15.15 Uhr); "Grüne Tomaten" (Sa. u. So. 17,20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel, Alte Mainstraße 10: "Feivel der Mauswanderer im wilden Westen" (Sa. u. So. 15 Uhr); "Hydrotoxin - die Bombe tickt in dir" (Sa. u. So. 17.30, 20.15 Uhr).

Hofheim. Kino 1: "Housesitter" (15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kinderkino "Peter Pan" (15 Uhr); "Boomerang" (Sa. u. So. 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 3: "Steinzeit junior" (15 Uhr); "Grüne Tomaten" (Sa. u. So. 17.30, 20.15 Uhr).

Kelkheim. "Schneewittchen und die sieben Zwerge" (Sa. u. So. 15 Uhr); "In einem fernen Land" (Sa. u. So. 17, 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: "Peter Pan" (Sa. u. So. 15 Uhr); "Grüne Tomaten" (Sa. u. So. 17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung mit Skulpturen von Michael Siebel der Sodener Kunstwerkstatt, Sa. So. 11 bis 17 Uhr, Mo. bis Fr. 15 bis 19 Uhr (bis 18.10.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa. u. So. 10 bis 18 Uhr. Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz 1: "Papier Flora" mit Arbeiten des Eschborner Künstlers M. Wilhelm (11 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr).

Katholisches Gemeindezentrum: "Tod des Maismenschen - Guatemalas leidvoller Weg zwischen Verzweiflung und Hoffnung (bis 18.10.).

Flörsheim. Güterschuppen: Ausstellung Franz Eberwein (bis 25.10.). Workshop mit F. Eberwein: 5. bis 10.10. 14 Uhr.

Stadthalle: Kunstausstellung mit Werken von Rico Blass, Jacques Courtade, Odile de Schwilgué und Paul Struck (bis 18.10.).

Hofheim. Kreishaus: Ausstellung "Gerhard Bökel", Öffnungsz. der Verwaltung.(bis 23.10.)

Rathaus, Foyer: "Empfindung und Ausdruck" von Margret Christ und Josep Relats, 9 bis 12 Uhr (bis 11.10.).

Stadthalle: "Hessische Postwertzeichen- Ausstellung im Rang 2, HEPA '92 (bis 11.10.)

Sulzbach. Rathaus: "Bilder aus aller Welt", Gemälde in Öl, Aquarelle und Federzeichnungen von Dusan und Ales Spácil (bis 11.10.). WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Shy Guys "Harakiri á go go" - Die aberwitzige Nummern-Revue, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Vereine / Organisationen Höchst. OSC-Clubheim, Johannesallee 39, Unterliederbach: Offenes Blitzturnier vereinsloser Hobby- und Jugendschachspieler, 15 Uhr. Sonstiges Höchst. Ballsporthalle: Offizielle World- Cup-Veranstaltung der weltbesten TrampolinturnerInnen, 15 Uhr.

Flohmarkt Langobardenweg, 8-13 Uhr.

Flohmarkt in Unterliederbach, Königsteiner Straße 69a, 9 bis 15 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16,20 Uhr.

Justinuskirche, Edgar Krapp spielt im Rahmen seines Bachzyklus: Einzelne Orgelchoräle (I), BWV 579, Canzona d-Moll BWV 588 und Partita BWV 766, 18 Uhr.

Sindlingen. Evang. Kirche Sindlingen- Süd, Gustavsallee: Konzert mit Werken von C. Ph. E. Bach, Gabriel Fauré, Robert Schumann u.a., 17 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Str. 46a: "Die freudlose Gasse" (Sa. 18.30 Uhr); "Mau Mau" (Sa. 20.30 Uhr); Kinderfilm "Peter Pan" (So. 15 Uhr); "Mau Mau" (So. 18.30 Uhr); "Die freudlose Gasse" (So. 20.30 Uhr). Ausstellungen Wochenende

Nied. Heimatmuseum, Beunestraße: Fotodokumentation "Das Leben in Nied von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", So.: 10 bis 12 Uhr und auf Anfrage (bis 31. 10.). WIESBADEN Samstag Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die drei Musketiere", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Die Zeit und das Zimmer" (Wiederaufnahme), 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Die Märchenprinzen "Der Bock bleibt im Schuppen", 20.30 Uhr.

HinterHaus, Karlstraße 15: "X Code X "Laß nach zwölfe laufen", 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: "Total verrückt", Komödie von Sacha Guitry, 20.15 Uhr

Schloßpark Biebrich, im Rahmen "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne": Eis-Klang-Skulptur, 14 Uhr; Erlebnisexkursion "Tiere und Spiele am Mosbach, 15 Uhr. Vorträge / Kurse Evang. Gemeindehaus "Wartburg", Kreuzbergstraße 9, WI-Sonnenberg: Seminartag "Dietrich Bonhoeffer und die Barmer Theologische Erklärung von 1934", 10 Uhr. Sonstiges Internationale Volkswanderung des Volkssportvereins Wiesbaden: Geschwister-Scholl-Schule, Geschwister- Scholl-Str. 2, WI-Klarenthal; Startzeit: 10 km 7-15 Uhr, 20 km 7-13 Uhr (auch So.) Sonntag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Der Barbier von Sevilla", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Eine Mittsommernachts-Sex-Kommödie" (Wiederaufnahme), 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Die Märchenprinzen "Der Bock bleibt im Schuppen" Kabarett, 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: "Total verrückt", Komödie von Sacha Guitry, 15.30 Uhr.

Mauritius-Platz: Straßentheater "Kolumbus lebt", 19 Uhr (bei Regen: Montag, 12.10.).

Kurhaus: Konzert "Zauber der Melodie", 11 Uhr; Concertino "Sonare Quartett", 17 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Vereine / Organisationen Initiativkreis "Männerforum Hessen", Moritzstraße 46 (1. Stock): Männercafé, freier Gedankenaustausch über alles, was Männer betrifft und bewegt, 16 Uhr. Sonstiges Internationale Volkswanderung des Volkssportvereins Wiesbaden, Start und Ziel: Geschwister-Scholl-Schule, Geschwister-Scholl-Str. 2, Startzeit 10 km: 7-15 Uhr, Startzeit 20 km: 7-13 Uhr (auch Sa.).

Kurhaus: Computermarkt, 11 Uhr.

Ringkirche: Christen aus Nicaragua in Wiesbaden, Gottesdienst mit einer peruanischen Musikgruppe, 10 Uhr.

Piushaus, Gutenbergstraße 6: Diözesentag 1992, 10 Uhr.

Filmspiegel

Wochenende Arkaden Cinema 2000 am Ring, Bleichstr. 45/47:"Tom und Jerry - Der Film" 12.30, 14.30 Uhr); "Fatale Begierde" (16.30, 19, 21.30 Uhr).

Thalia Theater, Mauritius Galerie, Kirchgasse: "Grüne Tomaten" (14, 17, 20, Sa. auch 23 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: "Weiblich, ledig, jung sucht..." (13, 15.15, 18, 21, Sa. auch 23.30 Uhr).

Apollo Cinema, Moritzstraße 6: "Boomerang" (14,17,20, 22.45 Uhr).

Atelier im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Housesitter" (13, 15.30, 18, 20.30, Sa. auch 23 Uhr).

Alpha im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Jagd auf einen Unsichtbaren" (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Beta im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Alien 3" (14, 16.45, 19.30 und um 22.15 Uhr).

Gamma im Kino-Center, Moritzstraße 6: "Erbarmungslos" (14,17,20 Sa. auch 23 Uhr).

Bambi Cinema Petit am Mauritiusplatz: "Salz auf unserer Haut" (14, 17, 20, Sa. auch 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: "Wintermärchen" (17, 19.45 Uhr); "Indiana Jones I,II und III" (Samstag 22.30 Uhr); "Allein unter Frauen" (Sonntag 22.30 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Walt Disney's "Peter Pan" (13 und 15 Uhr).

Archivkino Caligari, Marktplatz 9: "Videos von Joe Jones", (Sonntag 20.30 Uhr). Ausstellungen Umweltladen, Michelsberg 32: "Baustoff Lehm - altes Material neu entdeckt", 10 bis 18 Uhr, (bis 30.10.)

CICERO, Kirchgasse 50: Malerei von Doris Jausly und Illustrationen, Zeichnungen und Malerei von Kay Maeritz, 10 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55-57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817-1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).

Schloßpark Biebrich: "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 9 bis 18 Uhr (bis 11.10.).

Büchergilde Gutenberg, Treffpunkt Wiesbaden, Kellergalerie Claudia Geyer: Aquarelle und Zeichnungen von Lieselotte Schwarz (bis 31.10.).

Museum Wiesbaden, Friedrich- Ebert-Allee 2: Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden zurückgeführte Gegenstände (bis 7.2.).

Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, So.: 10 bis 12 Uhr.

- ohne Gewähr -

Norbert Nachtweih und Thomas Lasser freuen sich aufs Wiedersehen "Kommen nicht nach Frankfurt, um zu verlieren" Mannheim ist optimistisch / Zwei Ex-Eintrachtler mit neuem Elan in altbekannter Umgebung

Viele Fußballkenner haben immer eine sprichwortartige Weisheit parat, wenn es darum geht, Situationen und Konstellationen zu beschreiben. Die Partie der dritten DFB-Pokalrunde zwischen der Frankfurter Eintracht und dem SV Waldhof Mannheim am Samstag um 15.30 Uhr läßt gerade die als Außenseiter ins Waldstadion reisenden Gäste auf den Satz hoffen, wonach Pokalspiele ihre eigenen Gesetze haben. Vor dem vermeintlichen Duell "David gegen Goliath", setzt der Zweitligist darüber hinaus auf die Erkenntnis, daß Spieler nach einem Vereinswechsel an ihrer alten Wirkungsstätte mit besonders hoher Motivation zu Werke gehen. Thomas Lasser und Norbert Nachtweih, zwei ehemalige Eintrachtler in den Reihen der Waldhöfer, wollen diese These untermauern.

"Lehrjahre sind keine Herrenjahre", kein fußballtypisches Sprichwort, aber im Fall Lasser sicherlich der Grund für seinen Wechsel vom Main an den Neckar. Der 22jährige Ex-Jugendnationalspieler hatte seine dritte Saison bei der Eintracht absolviert, als er einen weiteren Einjahresvertrag erhielt, jedoch auf eigenen Wunsch nach Mannheim ausgeliehen wurde. "Die Zeit war gekommen, daß Spielen und Wettkampfpraxis wichtiger wurden, als unter Stars nur zu trainieren", begründet Lasser seine Entscheidung. Ein Schritt, den er derzeit manchmal ein wenig bereut, wenn er sieht, daß in Frankfurt die "Jungen" groß aufspielen und Trainer Dragoslav Stepanovic ihnen das nötige Vertrauen entgegenbringt. "Vielleicht hätte auch ich in dieser Saison meine Chance bekommen", so der gebürtige Wiesbadener, der sich über seine fußballerischen Qualitäten voll bewußt ist. Seine Zeit in Frankfurt möchte er dennoch nie missen. "Es ist schon eine Riesensache, mit Spielern wie Uwe Bein, Uli Stein und Andreas Möller in einer Mannschaft gestanden zu haben."

Bei Klaus Toppmöller hat Lasser, der neben dem Fußball noch ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre absolviert, derzeit jedoch keinen einfachen Stand. "Nach drei guten Spielen zu Beginn fiel Thomas in ein leichtes Leistungstief", sagt der Waldhof-Trainer. Die geringe Spielpraxis - Lasser hatte bei der Eintracht zuletzt kein einziges Pflichtspiel mehr absolviert - und die harte Gangart im Bundesliga-Unterhaus machten ihm zu schaffen. Englische Wochen und leichte Verletzungen zehrten an seiner Substanz; hinzu kam, daß Zweikampfstärke nicht gerade als Lassers herausragende Fähigkeit bezeichnet werden kann. "Wenn sich Thomas aber weiter an den Zweitliga-Stil gewöhnt und an sich arbeitet, kann er bald zu einer festen Größe in unserer Mannschaft werden", so schätzt Toppmöller die Zukunft Lassers ein. "Die letzten beiden Spiele hat er gezeigt, daß er vom spielerischen Potential in die Mannschaft gehört." Neben den Leistungen auf dem Platz sind Toppmöller aber auch die menschlichen Qualitäten seines "Neuen" nicht unwichtig: "Thomas ist ein prima Kerl; er paßt als Typ gut in unsere Mannschaft."

Als feste Größe hat sich Norbert Nachtweih bereits in Mannheim etabliert. Als damaliger DDR-Auswahlspieler nach Westdeutschland geflohen, landete er zunächst bei Eintracht Frankfurt, wo er 1980 mit Grabowski, Nickel, Pezzey & Co. den UEFA-Pokal gewann. Über Bayern München und AS Cannes kam er zurück an den Riederwald, ehe er im Laufe der letzten Saison nach einem Streit mit Trainer Stepanovic nach Mannheim übersiedelte. Dank seines guten Drahts zu Eintracht-Vizepräsident Hölzenbein machte Toppmöller den Wechsel des inzwischen 35jährigen perfekt. "Nachtweih ist ein echter Glücksgriff für unsere Mannschaft", so ist sich Toppmöller über die herausragenden Qualitäten des Routiniers bewußt, die da lauten: exzellente Technik, Cleverneß und volles Engagement. Auf der Liberoposition strahlt Nachtweih mit seiner Erfahrung Ruhe auf die noch junge Waldhof-Mannschaft aus, die mit dem unerwartet guten fünften Rang die Tabellenspitze der 2. Bundesliga und damit einen möglichen Wiederaufstieg vor Augen hat.

Doch da das nächste Spiel bekanntermaßen immer das schwerste ist, beschäftigt sich Toppmöller derzeit nur wenig mit dem Tabellenplatz seiner Mannschaft. Sein Blick konzentriert sich auf das anstehende Pokalspiel, und er traut seiner Mannschaft die Sensation zu: "Wir haben in letzter Zeit bewiesen, daß wir starke Teams schlagen können." Nachtweih wird von Anfang an dabeisein; hinter Lassers Einsatz steht noch ein Fragezeichen. "Wir kommen nicht nach Frankfurt, um zu verlieren." Dabei hat Toppmöller noch eine weitere Fußballweisheit im Hinterkopf - die handelt von der Unberechenbarkeit der "launischen Diva vom Main". ROBERT BALAZS

Frauen-Fahrt verschoben

ESCHBORN. Die für den heutigen Donnerstag geplante Fahrt des Frauenforums zur öffentlichen Anhörung zu den Frauenrechten in Bonn muß auf den 5. November verschoben werden. bhe

Briefe an die Redaktion

"Primitivste Hetze über die Asylbewerber"

Flugblätter rechtsradikalen Inhalts wurden vergangene Woche in Karben verteilt, berichtete die FR am 6. Oktober. FR-Leserin Christiane Peters aus Karben schreibt dazu empört:

"In Okarben wurden letzte Woche anonym Briefe in den Hausbriefkästen verteilt mit der Überschrift: 'Der Asylbetrüger in Deutschland'. Der Inhalt ist primitivste Hetze über die Asylbewerber. Jeder Satz ist ganz einfach mit Fakten (Tatsachen) zu widerlegen.

Ganz schlimm finde ich es, daß die Urheber und/oder Verteiler zu feige sind, um mit ihrem Namen zu ihrer menschenverachtenden Meinung zu stehen. Das ist für mich niedrigstes Niveau. Leider scheint es bei vielen Menschen gut anzukommen.

Jeder sollte daran denken, daß es in einem der reichsten Länder der Welt, unserer BRD, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, allen Bürgern besser geht, als dem Großteil aller Bewohner dieser Erde.

Auch wenn mir Nationalstolz sehr fremd ist, war ich bislang damit immer ganz zufrieden, zufälligerweise Bürger der BRD zu sein. Inzwischen schäme ich mich dessen fast."

Christiane Peters Frankfurter Straße 31 6367 Karben 2

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Luis Felipe Lopez erzählt von Nicaragua

RÜSSELSHEIM. Luis Felipe Lopez aus der dem Kreis frischverschwisterten nicaraguanischen Region Masatepe ist am Dienstag, 13. Oktober, in der Stadtbücherei am Treff zu Gast. Lopez, dessen Lebensgeschichte jetzt als Buch erscheint, wird erzählen, was es heißt, in einem armen Land der sogenannten Dritten Welt aufzuwachsen und zu leben, unter einer Diktatur Gewerkschaften zu organisieren, sich bei der Revolution zu engagieren, Freunde durch Folter und Mord zu verlieren und trotz der Spitzel immer wieder neue Kontakte zu knüpfen. Die Veranstaltung, vom DGB-Ortskartell Rüsselsheim, dem Arbeitskreis Arbeit und Leben und dem Groß-Gerauer Partnerschaftsverein Masatepe gemeinsam organisiert, beginnt um 20 Uhr. wal

Verkaufsoffener Samstag: Mit dem Bus in die Stadt

OFFENBACH. Am Samstag, 10. Oktober, einem "langen Samstag", bieten die Stadtwerke (SOG) den Autofahrern "ein Umweltbündnis zur Verbesserung der Innenstadtqualität" und Einkaufsspaß ohne Streß an: An den Parkplätzen am Bieberer Berg und am Nassen Dreieck starten Busse zwischen 9 und 18.34 Uhr im 20-Minuten-Takt direkt in die Innenstadt. lz

Polizei: Betrunkener überschlug sich mit Auto

BAD VILBEL. Ein unter Alkoholeinfluß stehender Autofahrer, der laut Polizei am Dienstag, gegen 12 Uhr, auf der B 3 a von Karben nach Bad Vilbel unterwegs war, kam während eines Überholvorgangs in Höhe Dortelweil ins Schleudern. Der Wagen kam nach rechts von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Der Fahrer, bei dem die Polizei eine Blutuntersuchung anordnete und den Führerschein sicherstellte, zog sich leichte Verletzungen zu. Bei dem Unfall wurde der Wildschutzzaun entlang der B 3 a beschädigt. mu

Bertl Finder aus Götzenhain hat den ersten Preis beim Gartenwettbewerb der Stadt Dreieich gewonnen: eine Augenweide selbst im Herbst Wo die Natur spielen kann Jury honorierte vorbildliches biologisches Gärtnern

LANGEN. Auch um diese eher graue Jahreszeit ist der Garten von Bertl Finder eine wahre Augenweide. Hier scheint alles zu blühen, was im Herbst blühen kann: Ringelblumen, Astern, Rosen, Rittersporn, Kapuzinerkresse und vieles mehr. Es ist nicht zu übersehen, daß eine leidenschaftliche Gartenfreundin am Werk ist.

Das erkannten auch Stadtrat Dr. Walther Schliepe und seine Jury, die im Auftrag der Stadt im Juli insgesamt zehn Gärten begutachtete. Da Bertl Finder außerdem vorbildlich biologisch gärtnert, wurde sie von den Juroren einmütig zur Siegerin des dritten Gartenwettbewerbs der Stadt erklärt.

Die Arbeit im Garten - das ist für Bertl Finder "etwas Bodenständiges" und "Seelennahrung". Geboren im Allgäu, war sie als Kind viel mit dem Vater in der Natur unterwegs und entwickelte früh ein besonderes Verhältnis zu Pflanzen und Tieren. Mit ihrem Mann lebte sie sieben Jahre lang in Frankfurt und sehnte sich danach, "draußen zu wohnen". 1958 zog die Familie nach Götzenhain. Von da an hatte sie ihr Stückchen Land, auf dem sie "etwas aus mir heraus gestalten und die Natur spielen lassen kann". Seit acht Jahren ist die Fremdsprachensekretärin Rentnerin und widmet ihrem Garten noch mehr Zeit.

"Ich vergesse die Uhr, wenn ich in meiner Gartenleidenschaft bin", sagt Bertl Finder. Sie zieht Samen selbst, vermehrt Stecklinge, setzt Brennesseljauche an und häckselt ihre Gartenabfälle.

Das Ergebnis: Im Frühling siedelt sich ein Frosch in ihrem Teich an, und Vögel bauen ihre Nester. Im Sommer kommen die Libellen. Im Herbst bezieht ein Igel seine Wohnung für den Winter unter einem Haufen.

Ihre Kinder und Enkel versorgt die sympathische Dame mit Beeren, Obst und Marmeladen. Bei der Ernte hilft ihr auch ein Enkel. Er hat auch zwei Goldfische "Plump" und "Bianca" in ihren Teich gesetzt und freut sich mit ihr im Frühling an den ersten Blüten.

"Die Arbeit im Garten belebt und beruhigt", meint Bertl Finder. Dennoch ist sie nicht pausenlos beschäftigt, sondern kann genießen: Morgens vor oder nach dem Frühstück schaut sie, ob neue Blumen blühen, abends genießt sie die letzten Sonnenstrahlen.

Die Preise beim diesjährigen Gartenwettbewerb werden am kommenden Dienstag, 13. Oktober, 18 Uhr, im Rathaus Sprendlingen überreicht. Platz 2 belegte Thea Börner, Platz 3 Hans Hermann, Platz 4 Siegfried Sterner und Platz 5 Familie Rupprecht. dac

Lateinamerikanische Musik und Geschichte

ESCHBORN. "500 Jahre Eroberung und Widerstand, Unterdrückung und Ausbeutung" - am Samstag, 10. Oktober, gedenken das katholische Bezirksamt Main-Taunus und die katholische Gemeinde Eschborn unter diesem Motto der Geschichte Lateinamerikas.

Im katholischen Gemeindezentrum stehen von 14 Uhr an Lieder, Referate und Diskussionen auf dem Programm.

Nach einem gemeinsamen Abendessen spielt um 20.15 Uhr die Gruppe "Nahvel" Musik aus den Anden, später werden lateinamerikanische Texte gelesen.

Zum Thema Lateinamerika ist noch bis zum Sonntag, 18. Oktober, im Gemeindezentrum auch die Ausstellung "Tod des Maismenschen - Guatemalas leidvoller Weg zwischen Verzweiflung und Hoffnung" zu sehen. bhe

Alternativer Nobelpreis für mutige Tschernobyl-Enthüllungen Weitere Auszeichnungen gehen an Ausbilder von Laienärzten in Bangladesch und eine guatemaltekische Menschenrechtlerin Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg

STOCKHOLM, 7. Oktober. Für die Enthüllungen des wahren Ausmaßes der Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl erhalten die ukrainische Journalistin Alla Yaroshinskaya und der US-Atomphysiker John Gofman den "Alternativen Nobelpreis". Auch die guatemaltekische Menschenrechtsaktivistin Helen Mack und ein Gesundheitszentrum in Bangladesch werden mit dem mit insgesamt einer Million Kronen (270 000 Mark) dotierten Preis der Stiftung "Right Livelihood" (Richtige Lebensführung) ausgezeichnet. Den Ehrenpreis erhält die finnische Gruppe Kylätoiminta, die "dynamische und lebensfähige Alternativen zur Zentralisierung und Entvölkerung der Landdistrikte" entwickelt habe, heißt es in der Begründung.

Der 1980 vom Deutsch-Schweden Jakob von Uexküll gestiftete Preis will "praktische Lösungen für die schwersten Krisen der heutigen Welt" fördern. Er wird am 9. Dezember, dem Vortag der traditionellen Nobelpreisverleihung, in Stockholm überreicht.

Gofman und Yaroshinskaya mußten in ihrer bahnbrechenden Arbeit massive Vertuschungsversuche von offizieller Seite und irreführende Informationen internationaler wissenschaftlicher Organisationen überwinden, wie die Preisjury betont, die freie Information über die Strahlenbelastung und deren Folgen in den vom Tschernobyl-Unglück betroffenen Gebieten fordert. Die 39jährige Ukrainerin - die erste Preisträgerin aus der Ex- Sowjetunion - enthüllte, daß Bewohner aus stark verstrahlten Dörfern in kaum weniger betroffene Nachbardörfer gebracht wurden, daß ihre ernsthaften Gesundheitsschäden ignoriert und bestritten wurden, und daß sie, um überleben zu können, auf hochradioaktive Nahrung aus den verstrahlten Gebieten angewiesen waren. Obwohl die Artikel der Journalistin anfänglich abgewiesen worden waren, gewann sie die Unterstützung der Bevölkerung und wurde 1988 mit 90 Prozent der Stimmen in den Obersten Sowjet gewählt. Dennoch werde ihre Arbeit weiterhin behindert, auch in der nun selbständigen Ukraine, hieß es.

Der 74jährige Gofman fordert eine internationale Überwachungskommission für die künftige Tschernobyl-Forschung, übt aber gleichzeitig harsche Kritik an der Forschungspolitik der Wiener Atomenergiebehörde (IAEO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf dem Gebiet der radioaktiven Strahlung. Er vertritt die Ansicht, daß das offiziell zulässige Niveau für radioaktive Strahlung zu hoch sei, und daß es kein "sicheres" Strahlungsniveau gebe. Jeder vierte Krebsfall sei auf sogenannte sichere Strahlung zurückzuführen.

Die 39jährige Helen Mack sei in ihrer Heimat Guatemala zum Symbol für den Kampf gegen die von den Behörden gedeckten politischen Verbrecher geworden, erklärte die Preisjury. Nach der Ermordung ihrer Schwester habe sie trotz zahlreicher Versuche, sie zum Schweigen zu bringen, die Strafverfolgung der Mörder durchgesetzt und damit den Anstoß zur Gründung einer landesweiten, von der katholischen Kirche unterstützten Bewegung, gegeben. Mit dem Versuch, Juristen für den Kampf für die Menschenrechte auszubilden, habe Helen Mack der guatemaltekischen Gesellschaft schon ihren Stempel aufgedrückt, meint die Right-Livelihood-Gesellschaft.

Der damals 29jährige Arzt Zafrullah Chowdhury gründete 1971 ein kleines Krankenhaus in Bangladesch. Er baute es zum Volksgesundheitszentrum Gonoshasthaya Kendra aus, das neben seinen ursprünglichen Aufgaben auch auf Gebieten wie Erziehung, Ackerbau, Frauenemanzipation und der Produktion von Basismedizin tätig wurde. Das Zentrum war das erste außerhalb Chinas, das sich ernsthaft um die Ausbildung von Laienärzten bemühte. 160 von ihnen versorgen nun von zehn Subzentren aus eine Bevölkerung von 180 000 Menschen. 1981 wurde von dem Gesundheitszentrum aus die Arzneimittelfabrik Gono aufgebaut, die zu niedrigen Kosten hochwertige Basismedizin herstellt und inzwischen den Arzneibedarf in Bangladesch zu 15 Prozent, in gewissen Bereichen gar zu 80 Prozent deckt. Der Alternative Nobelpreis solle als Ermunterung für Chowdhury und sein Werk angesehen werden, das national und international durch den Einfluß westlicher Medizingesellschaften unter Druck gekommen sei, meint die Preisjury der Right-Livelihood-Gesellschaft.Deutschland Nackt

Es sind Zahlen, die uns fast so erschrecken wie die noch zu bergenden Karteileichen der Gauck-Behörde: die persönlichen Daten und Fotos von rund 50 000 Bürgern/-innen, verlautete aus Köln, schlummern noch in den Ablagen des TV-Senders RTL plus; 50 000 Kandidaten, die darauf brennen, sich vor einem Millionenpublikum zu entblößen, "Tutti Frutti"-Süchtige, die sich selbst auf Obst- Diät setzen wollen, die nach Länderpunkten gieren und nun, mit Einstellung der Strip-Sendung, zur Altlast werden.

Immer mehr Jungmänner, ob Kfz- Schlosser oder Finanzsachbearbeiter, entblößen sich anderenorts: Beim Männerstrip in Diskotheken, noch über den Tanga hinaus. Sie proben eifrig und finden das Gefühl beim Auftritt "geil". Und wer sich nicht buchstäblich entblößt, der/ die sucht den Medienruhm im symbolischen Exhibitionismus. 20 000 junge Mädchen aus aller Welt, lesen wir, buhlten um die Rolle der Scarlett in der gleichnamigen geplanten US-Fernsehserie, die das Epos "Vom Winde verweht" fortschreiben soll. Eine Hamburger Boulevardzeitung, im Verbund mit einer Model-Agentur, wiederum machte sich jüngst anheischig, Schulmädchen in die Fußstapfen von Claudia Schiffer treten zu lassen. In jeder/jedem, könnte man frei nach Joseph Beuys sagen, steckt nicht ein Puma, sondern ein Model.

Deutschland läuft heiß: Nackt bis auf die Knochen, möchte ein jeder vorzeigen, was er hat/ist. Im Land, wo der Vorhang vor der Vergangenheit fallen soll, fallen die Hüllen: Von reiner Gegenwart sprechen die Körper, vom Wunsch nach Ausdruck um seiner selbst willen. "Deutschland Privat" hieß vor Jahren ein Film von Robert van Ackeren, in dem der Regisseur hausgemachte Super Acht-Werke kompilierte, die von der Libido im Reich von Couchtisch und Furniereiche kündeten.

Heute, wo beinahe jeder dritte Haushalt über eine eigene Videokamera verfügt, wo die Welt uns, je nach gewähltem Programm, als Talk- oder Gameshow erscheint, muß es heißen: "Deutschland Nackt". Nicht länger zufrieden mit Glamourbildern (vulgo: Wichsvorlagen) oder Kolportagefetzen aus dem Leben der Stars, mit dem Home Video von Party, Petting & Paarung, drängen die rundum medial Versorgten selber ins Rampenlicht. Daß der Verfall des Privaten, den der Soziologe Richard Sennett konstatierte, zugleich einer der Öffentlichkeit ist, haben sie erkannt: Von einem Trümmergrundstück drängen sie auf das nächste. Auf die Enteignung und Verbannung der Intimität folgt ihre Abschaffung durch Universalisierung.

Die Hüter der Moral, die sich dabei um den Werteverfall sorgen, ahnen nicht, wie sehr ihnen diese Wanderbewegung zugute kommt: Nicht Enthemmung, sondern Verspießerung, nicht Umwertung, sondern Aufwertung aller Werte warten auf uns, weil der kollektive Exhibitionismus nichts will als sich selbst. Oder haben wir sein subversives Potential fahrlässig übersehen? Einmal auf Millionenzahl angewachsen, werden die nackten Rebellen die Medien, die um ihre Aufmerksamkeit werben, womöglich abschaffen, weil sie, gut urkommunistisch, die eherne Trennung zwischen Konsumenten und Produzenten aufheben. Wir werden sein ein einig Volk von nackten Brüdern und Schwestern. PETER KÖRTE

Mit entgegenkommendem Auto zusammengestoßen

KARBEN. Wegen überhöhter Geschwindigkeit geriet nach Angaben der Polizei am Dienstag, gegen 12 Uhr, ein Niddataler Autofahrer auf der B 3 zwischen Kloppenheim und Okarben in einer langgezogenen Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn und stieß dort mit dem Wagen eines ebenfalls aus Niddatal stammenden Fahrers zusammen.

Beide Männer wurden bei dem Unfall leicht verletzt. Den Schaden schätzt die Polizei auf 8500 Mark. mu

Die Bergpredigt im Mittelpunkt Bibelwoche mit fünf Angeboten

BAD HOMBURG. Die Bergpredigt ist thematischer Mittelpunkt der ökumenischen Bibelwoche vom 19. bis 23. Oktober, zu der die evangelische Kirchengemeinde Ober-Eschbach / Ober-Erlenbach im "Jahr mit der Bibel" einlädt. Pfarrer Axel Erdmann möchte damit Menschen über alle konfessionellen Grenzen hinweg ansprechen und ihnen helfen, durch die Bibel Leitlinien für das Leben zu finden. An fünf Abenden (jeweils 19.30 Uhr) werden im Gemeindesaal einzelne Abschnitte der Bergpredigt besprochen.

Pfarrer und Kirchenvorsteher der evangelischen Gemeinde werden meditative, literarische und künstlerische Zugänge zur Bibel vorstellen. Die Bibelwoche beginnt am Montag mit einer Einführung, die musikalisch begleitet wird. Kann man sich an der Bibel heraussuchen, was einem gerade paßt? Der Antwort auf diese Frage will Pfarrer Erdmann am Dienstag unter Mitwirkung des Ober-Eschbacher Gesangvereins Eintrach Liederkranz näherkommen. Am Mittwoch sollen Dias einer Kirche in Kassel, die mit den seltenen Seligpreisungen geschmückt ist, betrachtet werden. Der Kirchenchor wird am Donnerstag dabei sein, und für Freitag ist geplant, sich mit den vier Aposteln zu beschäftigen.

Die diesjährige Bibelwoche wird erstmals für ganz Bad Homburg in Ober- Eschbach durchgeführt. Begleitet wird die Woche von Rainer Zelewske, Geschäftsführer des Entschiedenen Christentums Rhein-Main-Saar, einer Gruppe innerhalb der Landeskirche.

Mit der Aufführung der vertonten Bergpredigt am 7. November im Evangelischen Gemeindehaus in Ober-Erlenbach wird die Frankfurter Musikgruppe "Unisono" die Bibelwoche ergänzen. teb

Zeuge der Vergeudung? Steuerwächter Morell dozierte vor der Frankfurter FDP

Den größten Widerhall im Publikum fand Peter Clemens, Mitglied im Ortsbeirat 2, gleich zu Beginn des Abends. Da wies der FDP-Politiker lautstark auf den Getränke-Wagen im Kleinen Saal des Volksbildungsheimes hin - und eine Bewegung ging durch die 45 Zuhörer, als werde Freibier ausgeschenkt. "Alles Quatsch, man muß selbst bezahlen!" sagte einer der Diskussionsteilnehmer hinterher enttäuscht.

Vielleicht wollte die "Vereinigung der FDP-Ortsbeiräte in Frankfurt" mit sparsamem Beispiel vorangehen - hieß doch ihr seit Wochen ind der Stadt plakatiertes Thema "Wirtschaft und Mißwirtschaft in Politik und Verwaltung der Stadt Frankfurt".

Und einen prominenten Zeugen für ihre These von der rot-grünen Verschwendung hatte sich die FDP auch eingeladen: Paul Morell, Landesvorsitzender des Bundes der Steuerzahler, der mißmutig über spärlich besetzte Reihen blickte. Und sich von den blaugelben Fähnchen allenthalben distanzierte: "Wir sind parteineutral!"

Was er dann zu sagen hatte, enttäuschte doch arg - war Morell doch an der Aufdeckung des Diätenskandals im Hessischen Landtag beteiligt gewesen. Der ehemalige Beamte des Bundesrechnungshofes dozierte über das "Rechtsgebot", die Notwendigkeit von Ausgaben zu belegen: "Politiker setzen sich kühl darüber hinweg, wenn es ihren Machtinteressen nicht paßt." Und er appellierte eindringlich an alle Steuerzahler, "nicht permanent neue Forderungen an den Staat zu richten".

Belegbare Fakten zu Frankfurter Mißwirtschaft präsentierte Morell kaum. Da war zu hören, "daß die überzogene Arbeitspause in der Frankfurter Stadtverwaltung soviel kostet wie jährlich 600 bis 700 Stellen". Beeindrucktes Murmeln im Saal. Oder daß "man zehn Prozent in der Verwaltung einsparen kann, wenn die Arbeitsabläufe richtig organisiert werden". Morell wußte von "300 Stellen im Kulturbetrieb und bei der Bauverwaltung für Zwecke, die nicht nötig sind".

Er kritisierte die Teilung der Theater Frankfurts mit drei Bürokratien: "Verwaltungen aufzubrechen ist nicht einfach." Und dann noch ein "schlimmes Beispiel": Das Gutachten des Frauendezernates zur Dominanz männlicher über weibliche Sprachform.

Urteil und Vorurteil gingen Hand in Hand. Da fragte "FDP-Finanzexpertin" Caritas Escher, warum "45 Jahre nach Kriegsende das Ausgleichsamt noch besteht" und Ortsbeirat Clemens sah als Leistung des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten "nichts weiter als unsägliche Äußerungen von Cohn- Bendit".

Schade. Das Problem hätte angesichts der wahren Lage von Politik und Finanzen in der Stadt seriösere Behandlung verdient. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT

Kleine FR

Autodiebe machten reiche Beute KARBEN. Sechs Autos, vorwiegend Fahrzeuge der Marke VW Golf, sind nach Polizeiangaben am Dienstag im Karbener Stadtgebiet aufgebrochen worden. Neben den ausgebauten Radiogeräten fielen den Dieben auch noch eine Videokamera (Blaupunkt CR 5000), eine schwarze Wildlederjacke (Größe 54) und diverse Ausweispapiere in die Hände. Der Gesamtschaden wird auf rund 12 000 Mark geschätzt. Waldspaziergang verschoben KARBEN. Der BUND Karben hat seinen für den 25. Oktober angekündigten Waldspaziergang mit dem zuständigen Revierförster Fleischhauer auf den 8. November verschoben. Treffpunkt für alle Interessierten an dem Tag ist um 14 Uhr am Trimm-Dich-Pfad. Familienwanderung KARBEN. Zu einer gemeinsamen Wanderung mit dem Vogelsberger Höhenclub (VHC) Friedberg/Bad Nauheim treffen sich Mitglieder und Freunde des VHC-Zweigvereins Karben am Sonntag, 11. Oktober, um 13 Uhr am Friedberger Bahnhof. Gewandert werden soll zum "Steinernen Kranz" und zum "Engelsborn". Die Marschzeit beträgt dreieinhalb Stunden. Gäste sind herzlich willkommen.Gesetzliche Regelung der Organübertragung rückt näher

me WIESBADEN, 7. Oktober. Die hessische Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne), Vorsitzende der deutschen Gesundheitsministerkonferenz, rechnet mit einer Einigung über gesetzliche Regelungen zur Organtransplantation noch in diesem Jahr. Blaul sagte der FR, auf Ebene der Fachbeamten sei ein Musterentwurf für das "Transplantationsgesetz" fertig. Sie strebe nun an, daß die Gesundheitsminister sich bei ihrer nächsten Sitzung Anfang November darauf verständigen, in einem Staatsvertrag zwischen allen Bundesländern die "Eckpunkte" für eine einheitliche Regelung festzulegen. "Transplantationsgesetze" auf Länderebene sowie bundesweite Strafbestimmungen gegen Organhandel sollen dann die juristischen Grauzonen bei der Entnahme und Weiterverwendung von Körperorganen beseitigen.

("Im Blickpunkt", Aus aller Welt, Seite 31)

Neue Dolmetscher-Bezirksstelle in Friedberg eröffnet

FRIEDBERG. Die rund 80 Dolmetscher und Übersetzer zwischen Marburg und Bad Vilbel haben eine neue Mitte. Im Friedberger Benrathweg 34 gibt es für sie neuerdings eine Bezirksstelle des Dolmetscher-Bundesverbandes (BDÜ). Alle zwei- oder mehrsprachigen Interessenten können sich dort über den Beruf informieren, teilt der Bezirksstellenleiter Paul Zarko Fischler mit. Die Nummer des Kontakt-Telefons: 0 60 31 / 27 47.

Das Übersetzen und Dolmetschen kann man laut Fischler in Heidelberg und Gießen studieren. Man kann sich auch einer zweitägigen, "ziemlich harten" staatlichen Prüfung unterziehen. Die Durchfallquote beträgt laut Fischler rund 70 Prozent. Wer das Diplom geschafft habe, könne dem BDÜ beitreten. Das sei sinnvoll, um berufliche Kontakte zu finden. Fischler zufolge verdienen Dolmetscher und Übersetzer ihr Geld meistens auf Konferenzen, bei Gerichtsverhandlungen und Polizeiverhören. Die Honorare seien denen von "Sachverständigen" angeglichen. nes

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Tom und Jerry (15 Uhr); Grüne Tomaten (17.30, 20 Uhr).

Central: Fatale Begierde (15, 17.30, 20 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (14.30, 17, 20).

Kino II: Housesitter (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (15, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Eine Ganz Normal Verrückte Familie (15.15, 17.45 und 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Schneewittchen (16 Uhr); hearmysong (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Maintal. Maintaler Filmforum in der Maintal-Halle: Kinderkino: Janoschs Traumstunde (15 Uhr); Seniorenkino: Die Feuerzangenbowle (17 Uhr), außerdem: Schtonk (20 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Steinzeit Junior (15.30, 19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45).

Zeitlos: Walt Disney's Peter Pan (19.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Steinzeit Junior (20.30 Uhr).

Casino: In einem fernen Land (20.15). Kulturmix Hanau. Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6: Werke von Hildegard Risch und "Schmuck im Plural", Di. bis So. 10 - 12 und 14 - 17 Uhr, bis 1. November. Museum Hanau, Schloß Philippsruhe, Di. bis So., 11 bis 18 Uhr: 40 Jahre Simplicius - Hanauer Kunst der Nachkriegszeit, bis 8. November.

Hessisches Puppenmuseum, Hanau-Wilhelmsbad, Parkpromenade 4: Di. bis So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr: "Japanische Puppen", bis 25. Oktober.

Steinheim, Ludwigstraße: Spanische Woche: Ausstellung von Arbeiten spanischer Schülerinnen und Schüler, täglich 9 bis 18 Uhr, bis 9.10; mondial - spanische Folklore ab 19 Uhr.

Lesung der Bestsellerautorin Rosemarie Burie, Reinhardskirche, 20 Uhr.

Langenselbold. Galerie "Kunstform", Gartenstraße 5: Ausstellung "Stein-Zeichen" von Reneé Pfister, wochentags außer Mi. 10 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 13 Uhr, bis 22. Oktober.

Maintal. QNSD-Galerie der Ateliergemeinschaft Mozartstraße 3, Dörnigheim: "Der Quadrant" - Bilder von Joachim Bachmann und Ralf Vandamm, Di. und So. 17 bis 19 Uhr, Do. 20 bis 21.30 Uhr.

Galerie Katz, Kennedystraße 88: Werke von Alina und Peter Muschalik, Di. bis Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 10.30 bis 13 Uhr. Vorträge Bad Orb. Vorträge in der Lesehalle: "Diabetes mellitus", 16 Uhr; "Hormontherapie in den Wechseljahren", 19.30 Uhr. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4 a: Kunterbunte Ferienküche, 9.30 Uhr; Modellieren mit Ton, 10 Uhr; Eltern und Kinder spielen gemeinsam, 15.30 Uhr.

Familienbildungsstätte der AW, Mittelstr. 23 : Keine Kurse während der Herbstferien.

Maintal. Hobbythekkurse der evangelischen Kirchengemeinde, Berliner Straße 58: Seidenmalerei, 8.45 bis 11.45 Uhr; Aquarellkursus, 17 bis 19.15 Uhr; Zeichnen, 19.30 bis 21.45 Uhr.

Ev. Kirchengemeinde in Hochstadt, Ringstr. 13: Sprachkursus f. Asylbewerber, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Hanau. Selbsthilfe-Kontakt-Tel. 25 55 00, 10 bis 12 Uhr.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Tel. 2 68 67.

Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr, Wachenbucher Straße 17, Tel. 7 23 38.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr ev. Gemeindezentrum, Theodor- Heuß-Str. 1, Großauheim.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Str. 2, Kontakt-Tel. 0 61 83 / 7 33 17.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Tel. 1 58 56.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Am Goldschmiedehaus.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthifegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Am Goldschmiedehaus, Kontakt-Tel. 8 12 31 oder 3 97 26.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, Café Zeitlos, Martin-Luther-Anlage, 19 bis 21 Uhr.

Ökumensiche Nichtseßhaftenilfe im Franziskus-Haus, Breslauer Str. 23: Tagesstätte, 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr.

Sprechstunde der LAWINE-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, Nürnberger Str. 11, 10 bis 12 Uhr, Tel. 25 66 02.

Jugend- und Drogenberatung des diakonischen Werkes, Gustav-Hoch-Str. 10, Tel. 8 20 08, 9 bis 19 Uhr.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, Bruchköbeler Landstr. 39 a, Tel. 8 48 00: 10 bis 13 Uhr, offener Treff; 14 bis 17 Uhr, Beratung.

Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr ev. Gemeindezentrum, Berliner Str. 58, Dörnigheim, Kontakt-Tel. 0 61 81 / 25 10 97.

Nidderau. Stillgruppe und Kinderverein in der Schloßberghalle (im ehemaligen Ordnungsamt), 15.30 Uhr.

Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 15 bis 19 Uhr, Berliner Str. 45, Tel. 0 60 51 / 44 78.

Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uhr, Landratsamt, Tel. 0 60 51 / 8 53 77.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 7 45 77, 16 bis 20 Uhr.

Schlüchtern. Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen "Rosengarten", Weitzelstr. 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14, 9 bis 12 Uhr. Vereine / Organisationen Nidderau. Stammtisch des Turnvereins Windecken, Gaststätte "Zur Post", 20 Uhr. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, altes Bürgerhaus: Theater- und Geschichte(n) gruppe, 16 Uhr.

Spendenwoche der ev. Kreuzkirchengemeinde "Winterkleidung für bosnische Flüchtlinge", Karl-Marx-Str. 43, 15 bis 19 Uhr.

Ev. Kirchenbezirk "am Limes", GZ Marienstr.: KiKel, 14.30 Uhr; Seniorentanz, 15 Uhr; Fan' 70, 17 Uhr; malen und meditieren, 19 Uhr; AA-Treffen, 19.30 Uhr.

Großkrotzenburg. Ev. Kirchenbezirk "am Limes": Mutter-Kind-Treff, 15 Uhr.

Jugendzentrum Schlußstraße: Feriencafé, 11 bis 12.30 Uhr.

Rodenbach. TGS-Seniorengymnastik in der Schulturnhalle, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Gymnastikgruppe für SeniorInnen im DRK-Haus, Ahornweg 3, 15 bis 16 Uhr.

Spieletreff für SeniorInnen in der Bücherei Niederrodenbach, 15 bis 17 Uhr.

Kegeln in der Bürgerhalle, 17.30 bis 19 Uhr.

Langenselbold. Haus Gründautal, Uferstr.: DRK-Handarbeitsgruppe, 14.30 bis 17 Uhr; Seniorensingkreis, 14 bis 16.30 Uhr; Handarbeitsnachmittag für SchülerInnen, 15 bis 17.15 Uhr.

Frauenzentrum Gelnhausen e. V., Kuhgasse 8: Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, ab 15 Uhr; offener Treff, ab 19.30 Uhr.

Bad Orb. Besinnlicher Spaziergang zum Haselweiher, Treffpunkt: Info-Pavillon am Salinenplatz, 15.15 Uhr.

Schrothlertreff im Hotel Weidenau, 14 Uhr.

Gradierwerk: Kartenspiele, 16 Uhr; Hobby-Malen, 16 Uhr.

Maintal. Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13: Ferienprogramm des Jugendkellers im Gemeindehaus, 11 Uhr.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, altes Hofgut Büdesheim: Video-AG, 19 Uhr; offener Treff, 18 bis 21 Uhr.

Bruchköbel. Ev. Kirchengemeinde, Martin-Luther-Str. 2: Spiel- und Bewegungsgruppe, 9 Uhr; Posaunenchor f. Anfänger, 17 Uhr.

Erlensee. Treffen des Lauftreffs am Vogelschutzpark, 18 Uhr.

Mehr Heimat-Bücher von und für Rodgauer

RODGAU. Heimische Schriftsteller kommen in die erste Regal-Reihe. Die Bücher von Autoren aus Rodgau und anderen Städten im Rhein-Main-Gebiet sollen in den Bibliotheken so präsentiert werden, daß die Leser nicht erst lange suchen müssen. Auch bei der Neuanschaffung von Literatur bittet der Magistrat die Büchereileiter, verstärkt Heimatdichter einzukaufen. Zwei neue Autoren sind Manfred Resch, der einen Bildband über das alte Dudenhofen veröffentlicht hat, und Hans Busch aus Weiskirchen mit einem Mundart-Erzählband.

Wenn die Stadt Rodgau die regionalen Autoren herausstellt, will sie nicht nur für deren Verbreitung sorgen. Gleichzeitig sollen die Leser dazu ermutigt werden, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und sich als Rodgauer Schriftsteller zu betätigen. fuh

Langer Donnerstag ist "eingebürgert" / Weitere Ladenschluß-Lockerung wird abgelehnt Einkaufen: Erlebnis statt Versorgung Sturm auf neue Galerie Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel

Ein Palast aus Glas und Stahl, acht Stockwerke hoch. Senkrechtstarter werden mit dem Lift nach oben katapultiert. An den Rolltreppen stehen junge Frauen im Kostüm und helfen bei der Orientierung. Friseur und Cappuccino-Bar, High-Fi-Markt und immer wieder Klamotten. Fachgeschäfte und Restaurants aneinandergereiht, übereinandergestellt: "Der Mix stimmt", freut sich der Hausherr der neuen Zeil-Galerie "les facettes", Jürgen Schneider, und spricht von 70 000 bis über 100 000 Besuchern täglich. Ginge es nach dem Unternehmer Schneider, die Geschäfte würden nicht nur am "langen Donnerstag" abends offen sein, sondern täglich "um 20 Uhr, besser noch um 22 Uhr" schließen. Drei Jahre nach der Einführung des langen Donnerstag spricht sich der Einzelhandelsverband jedoch mit Vehemenz gegen eine weitere Lockerung des Ladenschlußgesetzes aus.

Der Einkaufsbummel am Donnerstagabend ist für viele Frankfurter zur beliebten Freizeitbeschäftigung geworden. Vor allem die Männer, die sich sonst nur an den Samstagen im Kaufhaus sehen lassen, wissen diese Abendstunden zu schätzen. Und die Kaufhäuser haben viel investiert, um den Flaneuren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Eine Verjüngungskur folgte der nächsten, um den Idealen zu entsprechen, die von der Konsumforschung ermittelt wurden: Nicht als notwendiger, gar quälender Akt darf der Einkauf empfunden werden, sondern Spaß muß er machen, als Bereicherung empfunden werden. Bei einer Tasse Kaffee oder einem Gläschen Sekt kann das Für und Wider einer Anschaffung erwogen und Kräfte für weitere "Entdekkungen" gesammelt werden.

"Erlebniskauf" nennt der Handel diese zeitaufwendige Prozedur. Längst hat der "Erlebniskauf" den "Versorgungskauf" früherer Zeiten abgelöst. "Die Schränke sind voll", weiß Erwin Först vom Hessischen Einzelhandelsverband. Andersherum: eigentlich hat jeder, was er braucht. Daß "sich jemand ein Paar Strümpfe kauft, weil die alten kaputt sind", kommt, so Först, nur noch selten vor. Beim "Erlebniskauf", das ist kein Geheimnis, "wird das Gefühl mehr angesprochen, als die Vernunft". "Life-Style" ist käuflich, wer sich mit schönen Dingen umgibt, suggeriert die Werbung, unterstreicht damit seine Persönlichkeit.

Der Kunde "will nicht nur Regale sehen", sagt Unternehmer Schneider. Architektur und Ambiente müssen stimmen, die Ware wird nicht mehr gestapelt, sondern kunstvoll präsentiert, schließlich ist es das Auge, das den Kaufimpuls auslöst. Rund 700 Meter hat der Kunde vor sich, wenn er - erst einmal im obersten Stockwerk der Zeil-Galerie angelangt - über ein gutes Dutzend schiefer Ebenen den Rückweg antritt, eine Strecke fast so lang wie die bekannte Einkaufszone zwischen Hauptwache und Konstablerwache.

Schnurstracks nach unten laufen die wenigsten, nur selten wird der Rückweg zum Rückzug, der Palast aus Glas und Stahl steckt voller Verführungen. Man schlendert. Die einen bleiben vor einem Modegeschäft hängen, die anderen im japanischen Sushi-Restaurant.

Mit einem Andrang von 100 000 Menschen täglich hatte niemand gerechnet. "Das ist unglaublich. Wir dachten 30 000", erklärt Schneider. Viele kommen erst einmal zum Gucken, aber es wird auch kräftig gekauft. "Die Geschäftsleute sind mehr als zufrieden." Nur ganz teure Luxusartikel ließen sich hier schwer an den Mann bringen.

Noch sind von den alteingesessenen Kaufhäusern auf der Zeil keine Klagen über mögliche Umsatzeinbußen zu hören. Ganz im Gegenteil: Der Geschäftsleiter von Hertie, Hans Rochlus, spricht über "les facettes" als "positive Konkurrenz". Er geht davon aus, daß von der Magnetwirkung der Zeil-Galerie die gesamte Einkaufszone profitieren wird.

Der Kuchen, um den es geht, ist groß. Das verfügbare Einkommen der Frankfurter, die sogenannte Kaufkraft, wurde im vergangenen Jahr auf 17,19 Milliarden taxiert. 7,853 Milliarden Mark davon konnte der Einzelhandel für sich verbuchen. Vier Jahre zuvor, 1987, mußten sich die Unternehmen noch mit 6,7 Milliarden Mark zufrieden geben.

Ob der lange Donnerstag zu dieser Umsatzsteigerung beigetragen hat, ist fraglich. Einige Fachleute sprechen lediglich von einer "Verschiebung". Wer sonst am Samstag seinen Einkaufsbummel machte, geht nun am Donnerstag Shopping. Andere, wie der Geschäftsführer des Frankfurter Einzelhandelsverbandes, Horst-Hubert Moritz, sprechen von "kleineren Umsatzzuwächsen", wobei offen (Fortsetzung auf Seite 24)

Wie wünschen sich Bürger den Erholungswald?

KELKHEIM. Grillplätze, Lehrpfade, Wege - Wie muß der Wald gestaltet werden, um den Bürgern in Ballungsräumen Erholung zu bieten? Dieser Frage geht der Ortsverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bei seinem diesjährigen Forstseminar nach. Am 31. Oktober geht es um 10 Uhr am Kelkheimer Rathaus los. bhe

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Alien 3 (17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bokk und Loleks große Reise (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (17.30 Uhr); Kleine Haie (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Delikatessen (20.15 Uhr).

Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandplatz: Flamenco mit dem Duo Macareno, 20 Uhr.

Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 14 bis 19.30 Uhr.

Galerie im Stadthaus: 14. Große Ikonen-Ausstellung, 11 bis 20 Uhr.

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow; Liebfrauenstr. 9: Grafik und Plastiken von Peter und Lieselotte Frieling, 15 bis 19 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, Ausstellungseröffnung: 16 Uhr.

Frankfurter Volksbank, Hainstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Einzelausstellung mit Bildern von Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr.

Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29: Vortrag der Deutschen Rheuma-Liga zu "Fragen zum Behinderten-Gesetz", 18 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Rundfahrten der CDU für alle Bürger, Treffpunkt: Kurhausvorplatz, 14.30 Uhr.

Oberursel. "Roter Stachel", Stammtisch der SPD-Nord, Restaurant Olympia, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechtag des Auskunfts- und Beratungsdienstes der Landesversicherungsanstalt Hessen, Stadthaus, 8.30 bis 12 Uhr.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskrei- ses, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.

Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.

Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30, Tel. 7 34 02.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.

Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.

Behindertenschwimmen im Hallenbad, 18 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Elternschule Taunus: Gymnastik für Frauen, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 19, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Not-Telefon im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik 14 bis 15 Uhr; Tanz 15 bis 16 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.

Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta 15 bis 17 Uhr.

Tanznachmittag in Köppern, Bürgerhaus, 15 Uhr.

Seniorenkegeln in der Gaststätte "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Herbst- und Oktoberfest, 15 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Autogenes Training 10 Uhr, Tanz ab 15.30 Uhr.

Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kälberstücksweg Gartenfeld, 14 bis 18 Uhr.

Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff ab 16 Uhr.

Kneipp-Verein, Kolberger Weg 28: Autogenes Training für Kinder, 17 bis 18 Uhr, Tel. 3 33 78.

Gemeindezentrum St. Marien, Dorotheenstr. 19: Jonglier-Workshop für Kinder von 10 bis 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr.

Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: Autorenlesung mit Regina Maria Kaiser für Kinder ab 9 Jahre, 15 Uhr.

Friedrichsdorf. Standort des Spielmobils "Wilde Hilde": Römerhof/Ecke Houiller Platz, 14.30 bis 17 Uhr.

Jugenzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.

Königstein. AOK-Pool-Party ohne Alkohol und Nikotin für Jugendliche ab 14 Jahre, ab 18.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Blutspendetermin des DRK, Vereinszentrum Alte Schule, Burgholzhausen, 18 bis 20.30 Uhr.

Steinbach. Backhaus: "Die spitze Feder", 20 Uhr.

Kleine FR

Für Spielkreis anmelden NIDDERAU. Anmeldungen zum neuen Spielkreis des Kindervereins Nidderau - er soll ab 20. Oktober zunächst neunmal an Dienstagen stattfinden - nimmt Ellen Bach unter der Rufnummer 2 52 15 entgegen.

Kursus für Computer-Greenhorns

HÖCHST. Ohne elektronische Datenverarbeitung (EDV) geht im Büro (fast) nichts mehr. Die Akademie des Handwerks der Handwerkskammer Rein-Main bietet jetzt einen Grundlagenkurs für alle an, denen die elektronische Datenverarbeitung bisher noch spanisch vorkommt.

Vom 19. Oktober bis zum 9. Dezember sollen montags und mittwochs (17.45 bis 21 Uhr) theoretische und praktische Grundkenntnisse der EDV vermittelt werden. Vorgestellt wird das Betriebssystem MS-DOS sowie ein Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogramm.

Der 60stündige Kursus läuft in der Kranengasse 2 und kostet 450 Mark. Interessenten können sich bei der Handwerkskammer unter Telefon 069 /71 00 01 61 informieren und anmelden. tos

Auf einen Blick

Seite II HOCHTAUNUSKREIS. Rekorde bei der Kartoffelernte - doch die Bauern beklagen fallende Preise. Seite IV KRONBERG. Seit zwei Jahren absolvieren elf junge Ballenstedter bei Kronberger Betrieben ihre Lehre. Seite V BAD HOMBURG. Zeigt Mängel auf, gibt aber auch Hilfen: der Bad Homburger Stadtführer für Behinderte. Seite VI KULTURSPIEGEL TAUNUS. In der Königsteiner Kinderkunstwerkstatt üben Jungen und Mädchen ein richtiges Varieté-Programm ein.

Obdachloser wurde zu Tode geprügelt

KRONBERG. Der 56 Jahre alte Kronberger, der am Dienstag in einem Obdachlosen-Container an der Sodener Straße tot aufgefunden worden war, ist buchstäblich zu Tode geprügelt worden. Dies teilte die Polizei nach der Obduktion der Leiche in der Frankfurter Gerichtsmedizin mit.

Sie geht davon aus, daß die beiden Bewohner des Heims, ein 47 und ein 44 Jahre alter Mann, ihren Besucher im Streit getötet haben. Gegen die beiden wurden gestern in Bad Homburg Haftbefehl erlassen.

Laut Auskunft von Kriminalhauptkommissar Wolfram Kurz geben die beiden zu, den 56jährigen geschlagen zu haben. Wer dem Opfer die letztlich tödlichen Verletzungen zufügte, sei jedoch unklar. Jeder der beiden werfe dem anderen vor, zu heftig hingelangt zu haben.

Fest steht bislang nur, daß mit einem stumpfen Gegenstand solange auf den 56jährigen Obdachlosen eingeprügelt wurde, bis das Opfer am ganzen Körper von Knochenbrüchen und tiefen Platzwunden gezeichnet war.

Die Polizei hat die mutmaßliche Waffe im Wohnheim sichergestellt, macht aber über die Art des Gegenstand keine näheren Angaben, um die Beweisführung nicht zu erschweren.

Warum die beiden vermutlich betrunkenen Männer und ihr Opfer, das "zu Besuch" in dem Container weilte, aneinandergerieten, haben die beiden Verdächtigen laut Kurz nicht sagen können: "Es ist unklar, warum es zum Streit gekommen ist." che

Mittelalterlicher Markt: Erst mal eine lange Pause

BUTZBACH. Die Stadt Butzbach wird frühestens in fünf Jahren wieder einen mittelalterlichen Jahrmarkt organisieren. Das beschloß jetzt der Ausschuß für Markt- und Fremdenverkehr. Der Ausschuß folgte damit den Vorstellungen von Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke, der befürchtet, daß bei einer regelmäßigen Auflage das Interesse an dem kostspieligen Spektakel zu sehr nachläßt. In diesem Jahr waren schätzungsweise 6000 Besucher an den beiden Markttagen nach Butzbach gekommen, bei der ersten Veranstaltung 1989 waren es zwischen 10 000 und 15 000 Menschen.

Auf Anfrage der FR sagte Fricke, daß die heißesten Tage dieses Jahres, die just auf den mittelterlichen Markt fielen, viele Menschen von einem Besuch abgehalten hätten. Fricke: "Dennoch muß ich feststellen, daß bei vergleichbaren Veranstaltungen der mittelalterlichen Marktbeschicker viel mehr Menschen gekommen sind."

Als weiteren Grund für die Pause nennt Fricke die mit dem Spektakel "Kramer Zunft und Kurtzweyl" verbundenen Kosten. Nach seinen Angaben verlangte die Schaustellertruppe für ihr Gastspiel ein "Antrittshonorar von 4500 Mark", das sie bei der ersten Veranstaltung 1989 noch nicht verlangt habe. Hinzu kämen jedoch noch die Leistungen des städtischen Bauhofes und der Verwaltung, die derzeit noch nicht im Detail abgerechnet sind. Fricke: "Insgesamt dürfte das zweitägige Spektakel die Stadt jedoch über 30 000 Mark gekostet haben."

Fricke bezeichnete die Reibungsverluste zwischen der Stadt und den Marktbeschickern als "normal" für solche Großveranstaltungen. Diese hätten die Entscheidung des Magistrates in "keiner Weise" beeinflußt. Das gelte auch für die 42 Stände, die die Marktbeschicker auf eigene Rechnung betrieben hatten. str

RKK-Frauen treffen am Samstag auf Leverkusen Von der Arbeit ins Finale Die fünf Rüsselsheimer Nationalspielerinnen im Terminstreß

Susanne Müller ist in diesen Tagen richtig im Streß. Seit Wochenbeginn muß die 19malige Hockey-Nationalspielerin vom Rüsselsheimer RK nach dem Training täglich noch nach Frankfurt fahren, wo die 20jährige angehende Krankengymnastin ihre neue Wohnung einrichtet. Am Dienstag weilte sie mit den deutschen Olympioniken beim Empfang des Bundeskanzlers in Bonn, wo der Silbermedaillengewinnerin von Barcelona anschließend vom Bundespräsidenten das Silberne Lorbeerblatt überreicht wurde. Am Samstag aber geht der Ernst des Lebens weiter, kommt es um 15 Uhr in Rüsselsheim zum deutschen Feldhockeyfinale der Frauen, wenn der RRK auf das Team von RTHC Bayer Leverkusen trifft. Mit dem viermaligen Meister haben die Rüsselsheimerinnen eine Rechnung offen: 1990 wurde das Halbfinale verloren.

Für Trainer Berti Rauth ein Traumfinale: "Leverkusen ist der attraktivste Gegner, beide Mannschaften gehören auch ins Endspiel. Für die Zuschauer wird's sehr spannend, weil die Entscheidung direkt am Samstag fallen muß." Für den heißen Tanz um den Titel stehen dem Trainer alle Mädchen zur Verfügung. Auch die fünf Nationalspielerinnen haben das Halbfinale gegen Braunschweig (1:0) ohne Blessuren überstanden. Eva Hagenbäumer muß am Samstag noch arbeiten, wird aber, so hofft ihr Trainer, rechtzeitig zum Anpfiff auf dem Sommerdamm eintreffen.

Job und Sport miteinander zu verbinden, ist für die meisten der Rüsselsheimer Hockey-Frauen ein großes Problem. "Ich mußte wegen der vielen Lehrgänge mein Studium für ein halbes Jahr aussetzen", bedauert Abwehr- und Mittelfeldspielerin Tanja Dickenscheid. Die 23jährige Nationalspielerin studiert Biologie im sechsten Semester an der Uni Mainz. Das fröhliche Hockeytalent hat als einzige der Rüsselsheimer Nationalspielerinnen nach den Olympischen Spielen einen Werbevertrag erhalten. Bei einer Bank in ihrer Heimatstadt Gau-Algesheim lächelt sie nun von den Werbefotos. "Ich bin in dieser kleinen Stadt relativ bekannt", sagt die Silbermedaillengewinnerin, deren Leben sich ansonsten nach Barcelona nicht verändert hat.

Nationaltorhüterin Bianca Weiss will sich beruflich weiterentwickeln. "Ich will im kommenden Semester mit dem Studium der Betriebswirtschaft in Mainz beginnen", erzählt sie. Jeden Tag, so die 24jährige, warte sie auf einen Anruf der Hochschule. Und wie beurteilt die Mainzerin die Aussichten im Finale? "Es wird schwer, weil die Leverkusenerinnen sehr hart spielen - für uns ist schon das Erreichen des Endspiels ein Riesenerfolg."

Trainer Rauth hat die Gäste mehrmals beobachtet und sieht dem Endspiel gelassen entgegen: "Wir haben den Heimvorteil und kennen den neuen Kunstrasenplatz besser." Tanja Dickenscheid meint: "Favorit ist Leverkusen, aber unsere Chancen stehen nicht schlecht." Ein Sieg wäre für sie die Krönung dieses Jahres, aber auch bei einer Niederlage würde sie den Verein nicht verlassen: "Ich fühle mich hier wohl, ein Wechsel ist für mich kein Thema." MARTIN PERTSCH

Englische Radler kommen mit Riesen-Helm Feuerwehrmänner sammeln mit Staffelfahrt Geld für Krankenhaus / Großes Benefiz-Fest

KELKHEIM. Erbarmen, die Biker kommen - am Freitag, 9. Oktober, wollen sie mit großem Trara in Kelkheim einrollen. Die Biker, das sind 16 Feuerwehrmänner aus der englischen Partnerstadt High Wycombe, und Erbarmen, das sollten alle haben, die sie sehen, denn die schweißtreibende Staffelfahrt der Engländer dient einem guten Zweck: Sie sammeln Geld, um dem Krankenhaus in High Wycombe den Kauf eines rund eine Million Mark teueren Unfall-Diagnose-Gerätes zu ermöglichen.

Um die nötige Signalwirkung zu erreichen, haben die 16 Wehrleute einen überdimensionalen Feuerwehrhelm gebastelt, der - vier Meter lang, zwei Meter breit und drei Meter hoch - selbst dem Kurzsichtigsten auffallen muß. Den haben sie auf zwei Mountain-Bikes montiert. Und seit vorigen Samstag sind sie nun mit ihrem "Helmi-Bike" unterwegs. Auf der Fahrt wollen sie schon möglichst viel Geld auftreiben.

Angespornt vom Ideenreichtum ihrer englischen Kollegen haben die Kelkheimer Freiwilligen Feuerwehren fürs Wochenende eine große Benefiz- Empfangs-Aktion geplant: Gleich nach dem Frühstück um 9 Uhr schwingen sich die Gäste am Samstag, 9. Oktober, auf ihr Gefährt und ziehen, begleitet vom Musikzug und Angehörigen der Kelkheimer Wehren, mit rasselnden Sammelbüchsen durch die Möbelstadt. Ab 14 Uhr dann wird vor dem Feuerwehrhaus Kelkheim-Mitte, St. Floriansplatz, gefeiert. Mit selbstgebackenem Kuchen und Grillwürsten können die Engländer nach der tretintensiven Strapaze endlich verlorene Kalorien ersetzen.

Zur Unterhaltung haben die Kelkheimer den Country-Sänger Reinhold Riedel engagiert. Die Ballett-Gruppen der TSG Münster, des FCV Fischbach und des AKK Hornau sind mit von der Partie, ebenso der Hornauer Fanfarenzug und das Blasorchester St. Dionysus. Für die jüngeren unter den Besuchern denken sich die Jugendfeuerwehren ein Spielprogramm aus. Der Erlös des Festes fließt voll in die Spendenaktion ein.

Am Abend geht's dann "nahtlos" zum Oktoberfest der Münsterer Feuerwehr über. Wer bis dahin das kuriose Gefährt der Engländer noch nicht gesehen hat, kann es vor dem Feuerwehrhaus bewundern - und einen monetären Beitrag für das Diagnose- Gerät beisteuern. Das ist auch unabhängig von der Aktion am Wochenende möglich auf dem Sonderkonto "High Wycombe" bei der Stadtsparkasse Kelkheim, Konto: 502 52 14 (BLZ: 512 500 00). ana

"Du kannst Dein Leben nicht verlängern . . ."

BAD SODEN. Du kannst Dein Leben nicht verlängern, noch verbreitern, nur vertiefen - unter dieses Motto stellt der Kelkheimer Maler und Grafiker Emil Stoimenoff seine Ausstellung zum Thema Afrikanische Mystik.

Vom 16. Oktober bis zum 6. November sind seine Ölbilder im Foyer der Bad Sodener Volksbank, Am Bahnhof 2, während der Schalterstunden zu sehen. bhe

Wolfgang Schulz ("Schobert und . . .") tot

BERLIN. Der Komponist, Sänger und Liedermacher Wolfgang Schulz, bekannt als Schobert des Duos Schobert und Black, ist, wie jetzt bekannt wurde, Ende September in Berlin gestorben. dpa

Gang in Niederungen des Nahverkehrs gefordert

Pro Bahn lehnt Luftschlösser wie die Magnet-Bahn ab: "Politiker reden am Fahrgast vorbei"

MAIN-KINZIG-KREIS. Wenn es um die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs per Bus und Bahn geht, ergehen sich Politiker viel zu gerne in der Konstruktion von Luftschlössern anstatt sich um Lösungen zu kümmern, die dem Fahrgast tatsächlich dienen. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) werde sträflich vernachlässigt, man müsse gar eine "ÖPNV-Lüge" wittern. Zu diesem Schluß ist der Fahrgastverband "Pro Bahn" Hessen gekommen, sagt sein Sprecher Christian Behrendt (Wächtersbach).

Als Beispiel für die Luftschloß-Architektur, die niemals verwirklicht werde, nennt er die "Ring-Magnet-Bahn" rund um Frankfurt, die seit einiger Zeit diskutiert wird. Sie würde allen ernsthaften Bemühungen entgegenstehen, den ÖPNV attraktiver zu gestalten, weil er dadurch betrieblich und von der Infrastruktur her zersplittert würde.

Die Qualität politischer Aussagen mißt Behrendt daran, daß noch nicht einmal "simpelste Selbstverständlichkeiten gemanagt" würden. Er nennt Beispiele: In Langenselbold gibt es keinen Zubringer zum zwei Kilometer vom Ort entfernten Bahnhof, der Hanauer Hauptbahnhof sei nicht vollwertig in das regionale Busnetz eingebunden, das Hanauer Freigerichtviertel sei abends und wochenends "Linienbus-freie Zone", in Gelnhausen gebe es keinen brauchbaren Stadtbusverkehr unter Einbeziehung der umliegenden Gemeinden, und schließlich sei die Bahnstrecke Gelnhausen-Gießen noch immer nicht modernisiert; auf dieser Verbindung sei wegen des maroden Zustandes sogar mit weiteren Verschlechterungen im Angebot zu rechnen.

Lorbeeren könnten sich politische Entscheidungsträger nur in den Niederungen des Personennahverkehrs verdienen, nicht mit Magnetbahnen und ähnlichem. Machbar sei vieles, meint Behrendt. Pro Bahn favorisiere einen Drei-Stufen-Plan: Modernisierung aller Schienenstrecken im Großraum Rhein-Main, Aufbau eines Busnetzes abseits der Bahnverbindungen mit Spät- und Wochenend-Verkehr, schließlich Vorplanung und Trassensicherung für ein Stadtbahn-Netz rund um das nordöstliche Eck des Rhein-Main-Gebietes, von Maintal bis in den Kahlgrund.

Fazit des Fahrgastverbandes: "Schwarze und rote Politiker reden aneinander, an der Sache und am Fahrgast vorbei." Höchste Zeit sei es, daß "zwischen düsteren Stillegungsplänen und abgehoben-unfinanzierbaren High-Tech-Träumereien" endlich ein pragmatischer Mittelweg Konsens werde. Behrendt: "Die Bürgerinnen und Bürger erwarten Kompetenz und Tatendrang, nicht Geschwätz und Blauäugigkeit." az

Bad Homburger Stadtlauf Wieder schwarz vor weiß Kurt Stenzel versuchte vergebens, Keniaten paroli zu bieten

Der Gesamtsieger des zehnten Bad Homburger Stadtlaufs heißt Walter Abmayer. Der Manager unzähliger Lauf-Talente aus Südostafrika stellte sowohl in der Männer- als auch in der Frauen-Konkurrenz über zehn Kilometer die Nummer eins der Ergebnisliste. Diesmal reichte sein "B-Team", um den deutschen Straßenlaufmeister Kurt Stenzel aus Darmstadt und den deutschen Spitzenläufer Marcus Pingpank aus Braunschweig zu belehren, daß in der Straßenlaufszene hierzulande schwarz vor weiß die gängige Reihenfolge ist.

Nikodemas Ongeri, Naftali Nyangau und Benjamin Simatei - drei Nobodys aus dem kenianischen Hochland und allesamt bei Walter Abmayer unter Vertrag, bestimmten vom Start weg das Renngeschehen auf der kleinen Runde durch den Kurpark. Nur Kurt Stenzel hatte versucht, sich an die Fersen der drei Soldaten aus dem Land der Lauf-Generäle zu heften. Doch nach fünf Kilometern mußte auch er passen. "Die Saison geht allmählich zu Ende. Es läuft nicht mehr so wie gewünscht. Aber immerhin bin ich noch unter 30 Minuten geblieben", meinte der Darmstädter hinterher. Mit 29:59,47 Minuten erreichte er als Vierter das Ziel am Spielkasino.

Dort wartete das Kenia-Trio schon eine Weile. Erst auf der Schlußgeraden war die Entscheidung gefallen. Nikedemas Ongeri besaß die größten Kraftreserven und erspurtete nach 29:16,13 Minuten den Siegerscheck von 10 000 Mark vor Nyangau (29:19,26) und Simatei (29:30,85). "Vielleicht laufen wir nächste Woche am Nürburgring und dann geht es nach Portugal zum Marathon. Dafür war Bad Homburg ein wichtiger Test in der Vorbereitung", erzählt Naftali Nyangau, wie der Sieger Marathon-Spezialist und reiner Straßenläufer. Und so nebenbei relativiert er die Bezeichnung als "Nobody". Immerhin wurde er zu Jahresbeginn kenianischer Meister im Halbmarathon, Benjamin Simatei kam bei den Kenia-Trials, der gnadenlosen Olympia-Ausscheidung der Meisterläufer, als Sechster über 3000 Meter Hindernis ins Ziel.

Schnellster heimischer Läufer war - ein Ausländer. James Mays von der Frankfurt Internationale School in Oberursel schaffte als Neunter 33:52,51 Minuten. Auf Rang 13 landete Stefan Buhr vom Gastgeber HTG Bad Homburg. Der Mittelstreckenspezialist benötigte 35:00,13 Minuten.

Im Wettbewerb der Frauen hätte das nur zu Rang zwei gereicht. Angelina Kanana, 23jährige Postbeamtin aus Kenia und ebenfalls von Walter Abmayer angeworben, legte vom Start weg ein scharfes Tempo vor. Zu scharf für die Gegnerschaft. Triathletin Frieth Von der Merwe aus Südafrika (35:08,32 Minuten) und die Koblenzerin Ingrid Fischer (35:24,91) konzentrierten sich schnell auf den Kampf um Platz zwei. Die Kenianerin, die zum ersten Mal in Europa weilte und selbst bei Experten hierzulande unbekannt ist, zeigte mit 34:32,67 Minuten, welches Potential in ihrer Heimat noch paratsteht.

Um ein Haar hätte die schnelle Postbeamtin allerdings den Start verpaßt. Wie im Vorjahr hatte die Ausschreibung für einige Verwirrung gesorgt. War doch der B-Lauf für Athleten mit Bestzeit über 38 Minuten vorgesehen. Angelina Kanana fühlte sich da nicht angesprochen, aber im B-Rennen sollten auch alle Frauen antreten, egal, mit welchen Referenzen. Im Grunde keine schlechte Idee der Veranstalter um Frank Walton, gingen die Leistungen der Frauen doch sonst im Feld der Männer unter. Doch wie im Vorjahr die Rumänin Luminita Zeituc hatte es auch in diesem Jahr ausgerechnet die beste ausländische Läuferin nicht verstanden. Insgesamt folgten 350 Läuferinnen und Läufer der Einladung der HTG. Da hatte man schon größerer Läuferschaften gesehen in Bad Homburg. odo

Frauen machen eine andere Politik - wenn sie nur könnten In den Macht- und Entscheidungszentren der Kommunalpolitik im Wetteraukreis geben immer noch die Männer den Ton an

FRIEDBERG. Politische Entscheidungen liegen im Wetteraukreis immer noch zu über 80 Prozent in Männerhand. Dieses Ergebnis präsentierte Birgit Simon, Frauenbeauftragte des Wetteraukreises, gestern morgen auf einer Pressekonferenz. Nach Untersuchungen des Frauenamtes des Wetteraukreises sind Frauen in den Magistraten nur zu 9,5 Prozent vertreten, in den Gemeindevorständen lediglich zu 9,3 Prozent. Auch in den Parlamenten liegt der Frauen im Magistrat sind fast exotisch Frauenenanteil sehr niedrig: In den Städten sind Frauen zu 17 Prozent an den Entscheidungen beteiligt, in den Gemeinden nur zu 15 Prozent.

Diese Zahlen geben allerdings nur den Kreisdurchschnitt an. Über die Hälfte der Entscheidungsgremien müssen völlig ohne Frauen auskommen. Das gravierendste Beispiel ist Kefenrod. Dort sind die Männer ganz unter sich: Weder im Gemeindesvorstand noch im Parlament darf eine Frau mitstimmen. Bad Vilbel steht am anderen Ende der Skala. Mit 27 Prozent Frauen verzeichnet die Stadt im Süden des Kreises den höchsten Frauenanteil. Damit ist aber auch Bad Vilbel noch weit entfernt von der angestrebten Parität.

"Es ist schlimm, daß Frauen in der Kommunalpolitik so schwach vertreten sind", meint Birgit Simon vom Frauenamt, "denn hier geht es darum, konkret vor Ort etwas zu ändern." Tatsächlich liegt der Frauenanteil auf kommunaler Ebene weit unter dem Bundes-, Landes- und Kreisdurchschnitt: Der Kreisausschuß ist in der Wetterau mit sieben Frauen und sechs Männern immerhin fast paritätisch besetzt.

Birgit Simon geht es darum, herauszufinden, was die Frauen davon abhält, sich auf kommunaler Ebene politisch zu engagieren.

"Es stimmt nicht, daß Frauen kein Interesse an Kommunalpolitik haben, wie immer wieder unterstellt wird", sagt die Frauenbeauftragte. In einem Seminar, das das Frauenamt zum Thema "Kommunalpolitik ist Frauensache" seit einem Jahr regelmäßig veranstaltet, sind die Teilnehmerinnen zu anderen Ergebnissen gekommen. Es seien die festgefahrenen männlichen Strukturen, die Frauen oft daran hinderten, sich an der Gemeindepolitik aktiv zu beteiligen. "Frauen würden sich wahrscheinlich zu anderen Zeiten treffen als Männer", berichtet Frau Simon, "sie brauchen oft eine Betreuung für die Kinder, für die Zeit, die sie auf die Politik verwenden."

Wenn Frauen in Parlamenten oder Magistraten tätig seien, würden sie oftmals wieder in die typische Hausfrauenrolle gedrängt, beobachtet Birgit Simon. "Sie dürfen Basare bestücken, Kuchen backen oder Familiennachmittage der Parteien organisieren."

Nur selten seien Frauen als Entscheidungsträgerinnen oder Meinungsführerinnen zum Beispiel in den Fraktionsvorständen tätig. Zum Vergleich: Im Wetteraukreis gibt es nur zwei Bürgermeisterinnen: in Hirzenhain und in Ober-Mörlen.

"Wenn Frauen mehr an den Entscheidungen über lokale Probleme beteiligt werden würden, würden sie mit Sicherheit andere Prioritäten setzen", vermutet Birgit Simon.

Beim Freizeitangebot bevorzugten Frauen Gymastikhallen und Schwimmbäder statt Fußball- und Hundeplätze. Anstelle von Bürgerhäusern würden sie eher Teehäuser und Bibliotheken einrichten, erzählt die Frauenbeauftragte. Auch für Kinderbetreuung würden sich Frauen mehr einsetzen als ihre männlichen Kollegen, wenn sie die Entscheidungen wesentlich beeinflussen könnten.

Um Frauen über ihre Möglichkeiten in der Kommunalpolitik zu informieren, referieren im Abstand von drei Monaten Lokalpolitikerinnen über ihre Arbeit im Rahmen des Seminars "Kommunalpolitik ist Frauensache"."Die Veranstaltungen finden immer mehr An- Seminar gibt den Frauen neuen Mut klang", berichtet sie, "beim letzten Mal waren 50 Frauen da." Konkret läßt sich der Erfolg des Seminars daran messen, daß einige der Teilnehmerinnen bei den kommenden Kommunalwahlen im Früh- jahr '93 erstmals für Gemeinde- und Stadtparlamente kandidieren wollen.

Birgit Simon möchte aus dem Seminar eine dauerhafte Einrichtung machen. Frauen, die sich dafür interessieren, können sich unter der Nummer 0 60 31 / 8 38 68 anmelden oder nähere Informationen erhalten. SABINE KLEIN

Viel Wirbel um eine Gedenktafel in Dresden

Werner Schmidt, der Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ist wütend. In zwei Wochen besucht die englische Königin nebst Prinzgemahl Philip die Metropole des Freistaates - und dann platzt so ein Zeitungsartikel in die sächsische Vorfreude. "Ein stinkender Hund", schimpft er. Auch die Sprecherin des Finanzministeriums, Andrea Hessler, ist nicht gut auf das Gerücht anzusprechen: "Wenn die Leute uns für so kleinkariert halten, ist das deren Problem."

Passiert war folgendes: Eine Dresdner Zeitung hatte in Anspielung auf den britischen Royal-Air-Force-Marschall Sir Arthur Harris, der für Dresdens Bombardierung mitverantwortlich war, und dem "Queen Mom" trotz heftiger Proteste aus Deutschland in London im Frühjahr ein Denkmal enthüllte, geschrieben, die Sachsen seien heute "nicht mehr auf Vergeltung aus, schließlich ist Versöhnung angesagt". Der folgende Satz löste dann den Schlamassel aus: "Im Glockenpavillon des Zwingers sollen in Kürze die beiden Sandsteintafeln mit der Historie des Bauwerks unbeschrifteten Platten weichen. Darunter auch der Verweis an die anglo-amerikanische Bombennacht vom 13. Februar." Weiter heißt es, daß der Leiter des Staatlichen Hochbauamtes jeden Zusammenhang zwischen dem Entfernen der Platten und Elizabeths Besuch bestreitet. Der Bericht schließt mit einem Mitarbeiter der Zwingerbauhütte, der "diese Art Geschichtsumgang" nicht mittragen will.

Damit war der Zusammenhang hergestellt. Zwei Tage lang roch es im Freistaat nach Skandal: Um das königliche Auge nicht zu betrüben, wollen die Verantwortlichen die Platte vorher entfernen, wurde gemunkelt. Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen, denen der Zwinger untersteht: "Da wurde der Eindruck erweckt, es gehe hier wie früher zu, wenn der Honecker oder Tito kam."

Kurz und gut: Der Skandal ist keiner, sondern ein "unglückliches Zusammentreffen, wie es sich manchmal nicht vermeiden läßt", meint Ministeriumssprecherin Hessler. Schon 1990 hätten Mitarbeiter der Staatlichen Kunstsammlungen und Denkmalpfleger geplant, die ein Meter mal 1,20 Meter großen Platten zu entfernen. Grund: "Sie sind historisch nicht einwandfrei, außerdem widerspricht ihre aufdringliche Form der Pöppelmannschen Architektur." Der umstrittene Text darauf lautet: "Am 13. Februar 1945 vernichteten anglo-amerikanische Bomberverbände die Innenstadt Dresdens. Auch der Zwinger wurde fast völlig zerstört." Weiter heißt es: "Bereits 1945 begannen auf Beschluß der neuen demokratischen Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der sowjetischen Kommandantur die Vorarbeiten für den Wiederaufbau des Zwingers. 1945-64 wurde unter der Arbeiter- und Bauern-Macht der Zwinger in alter Schönheit wiederhergestellt." Der Text, so Schmidt, sei untragbar, weil "eine Menge Wahrheit" weggelassen worden sei. So habe es 1945 innerhalb der KPD durchaus auch Kräfte gegeben, die den "Feudalschrott" abreißen lassen wollten. "Es fehlt außerdem, daß der Bauernstaat in den letzten 20 Jahren nichts getan hat", ärgert sich der Generaldirektor. Das soll in Zukunft anders werden: Statt der Tafeln planen die Dresdner im Vorsaal des Nymphenbades eine Ausstellung, die ausführlich von der Zerstörung und von der Restaurierung des Zwingers erzählen soll. Schmidt: "Wir wollen doch gar nicht verheimlichen, daß englische Flugzeuge Dresden bombardiert haben, so wie deutsche Flieger englische Städte verwüsteten."

Bis zum Jahresende, so sei es seit Mai geplant, sollen die Platten verschwinden. "Wir brauchen diese aufdringliche Informationsform nicht. In Versailles oder am Kölner Dom sind Geschichtsdaten auch nicht quadratmetergroß eingemeißelt worden."

Wenn die Queen am 22. Oktober kommt, werden die umstrittenen Platten noch im Zwinger-Glockenpavillon hängen. Sie muß sie sich aber gar nicht ansehen, um sich ein Bild davon zu machen, was in der Bombennacht zum 14. Februar 1945 mit der Altstadt passierte. Ihr Rundgang dürfte an der Ruine der Frauenkirche vorbeiführen. Deren verkohlte Trümmer stehen fast genauso da wie vor 47 Jahren, als das Gotteshaus in Flammen aufging.

BERNHARD HONNIGFORT (Dresden)

Wer einmal den Hermann hat . . .

Kennen Sie Hermann? Haben Sie noch nie diesen sagenumwobenen Teig bekommen, dazu dieses geheimnisumwitterte Rezept? Hermann ist ein Kuchen-Mythos, und Hermann schmeckt himmlisch. So gut, daß Hedwig Hagemann gerne das Rezept in das Kochbuch des Weilbacher Frauenkreises aufnehmen möchte. Doch genau diese Anleitung bekommt jeder - eben mit einer Portion Hermann. Nur wie sich dieser Ur-Hermann zusammensetzt, wo er herkommt, das ist offenbar ein Geheimnis.

"Ihn soll's schon ewig geben", zuckt Hedwig Hagemann die Schultern. Und auch eine Umfrage bei einigen Bäkkern ergab außer Kopfschütteln und einigen Spekulationen über die mutmaßliche Zusammensetzung von Hermanns Grundteig wenig Konkretes.

Indes, wer einmal Hermann hat, ist selbst schuld, wenn er abhanden kommt. Denn, der kluge Mensch weiß es, eine Tasse Hermann wird behalten, eine zum Backen genommen und eine wird weitergegeben.

Und wer Hermann bekommt, sollte ihn pfleglich behandeln, ihn mit Mehl, Zucker und Milch füttern, ihn mehrere Tage im Kühlschrank verwahren. Am 10. Tag wird Hermann gebacken. Eier, Mehl, Zimt, Rosinen, Zucker, Nüsse, Schokolade, Orangeate kommen in den Teig, geschmolzene Butter, brauner Zucker und Zimt obendrauf. Und kommt der Kuchen nach 50 Minuten aus dem Backofen, der Duft läßt ahnen, wie er schmeckt. Wer allerdings nicht rechtzeitig eine Portion Ur-Hermann abzwackte, für den wird es ein einmaliger Genuß sein. Dann heißt es warten - bis sich ein Gönner findet, der seinen Hermann teilt. kkü

EAM stellt ihr neues Gebäude und Fahrzeuge vor "Tag der offenen Tür" in Hanau mit Musik und Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten

MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einem "Tag der offenen Tür" wird die Elektrizitäts- Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) am Samstag, 10. Oktober, von 10 bis 18 Uhr ihr neues Betriebsgebäude in Hanau vorstellen. Das EAM-Areal liegt zwischen Hospitalstraße und Eugen-Kaiser-Straße. Mit dem Neubau (Kosten: 14 Millionen Mark) sei die EAM Hanau auch in Zukunft "bestens dafür gerüstet", die von ihr versorgten rund 130 000 Kreisbewohner zuverlässig mit elektrischer Energie zu beliefern, erklärt Betriebsdirektor Wolfgang Hoffmann.

Am 10. Oktober wollen die mehr als 100 Mitarbeiter der Betriebsstelle Hanau über die Stromversorgung in der Region informieren. Zu den Themenbereichen, die angesprochen werden, zählen auch: Netzschutz, Zählerwesen, Tarife, Verträge und Kundenabrechnung. Als "erweitertes Serviceangebot im Hinblick auf den sparsamen Umgang mit Energie" versteht Hoffmann die im Erdgeschoß des Neubaus eingerichtete Beratungsstelle. Am "Tag der offenen Tür" soll es ferner Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten im Unternehmen geben.

Zum Rahmenprogramm gehört eine Fahrzeugschau auf dem Freigelände. Dabei sind Kabelmeßwagen, Kanalinspektionsfahrzeug, Hubsteiger und Elektroauto mit von der Partie. Angekündigt hat sich auch Heinz Hayn, Konstrukteur eines Elektro-Solar-Boots. Das Berufsbildungswerk Großauheim führt ein Elektromobil vor.

Für die Unterhaltung sorgen: eine Dixie-Band, die Musikgruppe vom TSV Höchst, die "Original Langenselbolder", der Spielmanns- und Fanfarenzug Ronneburg und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Niederissigheim. Kinder können sich auf einem Spring-Luftkissen austoben oder Vorführungen des Puppentheaters Kussani besuchen. Natürlich werden auch Speisen und Getränke angeboten. Der Erlös soll der "Selbsthilfe Körperbehinderter Hanau / Gelnhausen e. V." und unverschuldet in Not geratenen Familien zugute kommen. hok

Dank an Taxifahrer

HANAU. Sozialdezernent Klaus Remer hat dem Taxendienst Hanau Stadt und Land für die unentgeltliche Betreuungsfahrt von 157 Menschen aus Hanauer Altenheimen nach Langenselbold gedankt.

Feuerwehrleute rollen zur Übung die Schläuche aus

RÖDERMARK. Zum letzen Mal in diesem Jahr probiert die Freiwillige Feuerwehr Ober-Roden ihre Löschfahrzeuge aus. Übungs-Einsatzort ist die FirmaHuther in der Mainzer Straße. Am Samstag, 10. Oktober, werden dort ab 15 Uhr die Schläuche ausgerollt, um einen fiktiven Brand zu löschen. Am darauffolgenden Sonntag wird um 8 Uhr mit einem Festgottesdienst der Abschluß der Übung gefeiert; anschließend gibt es im Saal des Feuerwehrhauses Manöverkritik; dabei werden auch mehrere Mitglieder geehrt und Jungfeuerwehrmänner in den Einsatzdienst übernommen. fuh

Türken besiedeln Stadt auf Zypern gegen Willen der UN

öhl ATHEN, 7. Oktober. Die Behörden im türkisch besetzten Norden Zyperns haben damit begonnen, die seit 1974 leerstehende Stadt Varoscha an der Westküste der Insel zu besiedeln. Das seit 18 Jahren unbewohnte Varoscha, ein Vorort der Hafenstadt Famagusta, war bis zur türkischen Invasion fast ausschließlich von griechischen Zyprioten bewohnt.

Mit ihren Besiedlungsplänen setzen sich die türkischen Zyprioten nun erneut über die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats hinweg, der während der vergangenen Jahre in mehreren Entschließungen gefordert hatte, Varoscha unter UN-Verwaltung zu stellen.

In der 1984 verabschiedeten Resolution 550 nennt der Sicherheitsrat ausdrücklich jeden Versuch als unzulässig, in Varoscha andere als die ursprünglichen, 1974 vor den türkischen Invasionstruppen geflohenen Bewohner anzusiedeln.

Das Land will Wasseruhren in allen Neubauten vorschreiben Abrechnung nach Verbrauch läßt sich jedoch noch nicht durchsetzen / Hohe Kosten schrecken die Wohnungsgesellschaften

Immer mehr Mieter sind es leid, für den Wasserverbrauch ihrer Nachbarn mit zu zahlen. Gegen den Einbau von Wohnungswasseruhren, die den individuellen Verbrauch exakt erfassen, sperren sich aber die Hauseigentümer - wegen der Kosten. Obwohl sich der Wasserverbrauch durch den Einbau von separaten Zählern deutlich senken läßt, gehen auch die großen Wohnungsunternehmen die Umrüstung mit den Meßgeräten nicht an. Jetzt will das Land Hessen diesen "Anreiz zum Wassersparen" mit mehr Nachdruck verfolgen.

Der Entwurf für die Hessische Bauordnung schreibt den Bauherren künftig die Installation von Wasseruhren für jede Wohnung vor. Nur einen Haken hat die Verordnung noch: Nach dem bundesweit geltenden Mietgesetz können die Eigentümer dann immer noch nicht gezwungen werden, auch nach dem individuellen Verbrauch abzurechnen, bedauert Renate Gunzenhauser, Sprecherin des hessischen Umweltministeriums.

"Unsere Mieter verlangen die Wasseruhren immer wieder", räumt Hubert Schäfer von der Wohnheim GmbH ein. Weil der Einbau aber zu teuer und das Ablesen in den Wohnungen sehr aufwendig sei, schreckte das Unternehmen bisher vor der Umrüstung seiner Wohnungen zurück. Nur in neuen Sozialwohnungen müssen die Wasseruhren jetzt schon sein. Sonst gibt es kein Geld vom Land.

In den mehr als 14 000 Wohnheim-Wohnungen zahlen gerade 300 Mieter für ihren eigenen Wasserverbrauch. Ansonsten blechen die Bewohner für ihre Nachbarn mit - oder lassen sich ihre täglichen Wannenbäder "subventionieren". Bei den Wohnungsgesellschaften zahlen die Mieter ihre Wasserrechnung nach der Größe der Wohnung, obwohl der tatsächliche Verbrauch nach Testergebnissen um mehr als das Achtfache schwanken kann. "Es ist klar, daß die alleinstehende Witwe sich ungerecht behandelt fühlt, wenn sie genauso viel für das Wasser zahlt wie die vierköpfige Familie drüber", sagt Ernst Körner von der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen (ABG).

Die ABG will sich nun daranmachen, "nach und nach" die Sozialwohnungen mit den Wasserzählern auszustatten. Die Voraussetzungen dafür biete die seit Anfang August geltende "2. Berechnungsverordnung". Die erlaubt es den Unternehmen, den Einbau von Wohnungszählern als Modernisierungskosten auf die Miete umzuschlagen. Das könne zwar Mieterhöhungen von fünf bis zehn Mark im Monat bedeuten, bringe aber auch "mehr Verbrauchsgerechtigkeit" und helfe beim Wassersparen, sagt Körner.

Daß Mieter sparsamer mit dem kostbaren Trinkwasser umgehen, wenn sie selbst für ihren Verbrauch aufkommen müssen, zeigt eine Untersuchung aus Hamburg. Die Stadtwerke dort hatten 1400 Wohnungen mit Wasserzählern ausgestattet und zwei Jahre lang den Verbrauch verfolgt. In diesen Mietshäusern rauschte bis zu einem Viertel weniger Wasser durch die Rohre. Im Durchschnitt lag die Einsparung bei 15 Prozent. Trotz der hohen Spareffekte schrecken Wohnungsunternehmen immer noch vor den Wasseruhren zurück. Die Nassauischen Heimstätten, die 43 000 Wohnungen in Südhessen verwalten, haben gerade 90 Wohnungen mit eigenen Wasserzählern. An eine Nachrüstung denkt das Unternehmen nicht. Die zusätzliche Kostenbelastung für die Mieter werde sonst zu groß. Der nachträgliche Einbau koste 500 bis 1000 Mark pro Wohnung. Hinzu kommen Wartungs- und Ablesekosten von 35 Mark pro Wohnung und Jahr, rechnen die Heimstätten vor.

Gleichwohl muß es nicht sein, daß der Hausmeister vergeblich die Wohnungen abklappert, um die Uhren abzulesen, wie Hubert Schäfer klagt. Der Abrechnungsspezialist Techem, der, naturgemäß, separate Wasseruhren fordert, preist sein "Fernablesesystem", das alle Meßgeräte im Haus mit einer Zentraleinheit im Keller verbindet und die Werte "online" in die Zentrale überträgt. luf

FR-Leser klagt: Warum wurde Post zurückgeschickt und nicht nachgesandt? "So blöd das klingt, das war korrekt" OPD-Pressesprecher: Unser "Vertragspartner" ist der Absender, nicht der Empfänger

KARBEN. "So blöd das klingen mag, die Post hat richtig gehandelt" - mit diesen Worten kommentiert Otmar Ebert, Pressesprecher der Oberpostdirektion/Postdienst

(OPD), Frankfurt, einen Vorfall, den Leser Rudolf Dietz aus dem Karbener Tannenweg schilderte. In der Einliegerwohnung des Anwesens der Familie Dietz hatte es einen Mieterwechsel gegeben. Der bisherige Mieter hatte es versäumt, bei der Post einen Nachsendeantrag zu hinterlassen, und so passierte, was passieren muß: In dem Briefkasten häuften sich die Postsendungen. Die Gattin des Lesers nahm jetzt die Briefe und ging zur Post in Groß-Karben. Da sie die neue Adresse des Ex-Mieters hatte, bat sie darum, daß die Briefe an die neue Adresse geschickt werden, und da geschah, was auch "auf den ersten Blick" für den OPD-Sprecher "blöd" aussieht.

Am Schalter sagte man der Karbenerin, so ginge das nicht. Die Post werde vielmehr die Briefe mit dem Vermerk "als unzustellbar zurück" kostenlos an die jeweiligen Absender schicken. Leser Rudolf Dietz stimmt mit OPD-Sprecher Ebert überein, daß auf diese Weise ein deutlich größerer Aufwand für die Post verbunden und dem Empfänger weniger geholfen sei. Die verschiedenen Absender nämlich wüßten nicht, unter welcher neuen Adresse sie den Adressaten erreichen.

Daß die Poststelle in Groß-Karben sich in solch wenig befriedigender Weise verhalten hat, entspricht dennoch den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Bundespost. Wenn die Post einen Brief annimmt, dann hat sie juristisch gesehen einen Vertrag mit dem Absender geschlossen, nicht aber mit dem Empfänger. Wenn sie nicht zustellen kann, dann teilt sie dies ihrem Vertragspartner mit und geht nicht etwa auf eigene Faust auf Empfängersuche - "so korrekt, so blöd", um den Pressesprecher erneut zu zitieren.

Ebert räumt allerdings ein: "Wenn die Frau zu mir gekommen wäre, hätte ich die Briefe wahrscheinlich an den Empfänger geschickt." Nun ist der Karbener Leserin in diesem Fall gewiß nicht zuzumuten, Herrn Ebert in Frankfurt aufzusuchen. So war es auch nicht gemeint. Ebert räumte vielmehr ein, daß ein Postbediensteter im Sinne der Kundenfreundlichkeit einen Ermessensspielraum habe. Es käme auf die Situation an. Wenn er sicher sein könne, daß der von der Kundin geschilderte Sachverhalt stimmt, dann hätte der Bedienstete durchaus die gesammelten Briefe an die neue Empfängeradresse senden können. Um sich rückzuversichern, hätte er vielleicht noch mit dem Empfänger telefonieren können. Wenn dies ein Bediensteter nicht tue, sei dies durchaus verständlich.

Ebert: "Wir haben schon so viel erlebt, auch bei Menschen, die absolut seriös aussehen." hm

Lastwagen geklaut und gegen Baum gefahren

RÜSSELSHEIM. An einem Baum im Ostpark endete am Montag abend gegen 21 Uhr eine "Spritztour" von unbekannten Tätern. Die Räuber hatten zwei Stunden zuvor in der Varkausstraße einen Lastkraftwagen gestohlen.

Nach Auskunft der Polizeidienststelle entstand beim Aufprall gegen den Baum ein Schaden von 60 000 Mark. Von den Dieben fehlt allerdings noch jegliche Spur. leo

Diebe erbeuteten Batterien und Zigaretten

KELSTERBACH. Mehrere Autobatterien und rund 40 Stangen Zigaretten erbeuteten unbekannte Einbrecher in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in den Räumen einer Tankstelle an der Kelsterbacher Straße.

Wie die Polizei mitteilte, waren die Täter erst auf eine Garage geklettert und hatten anschließend von dort aus eine Scheibe der Autowerkstatt eingeschlagen. leo

Gudrun Pausewang liest aus "Die Wolke"

RODENBACH. Irgendwann in den 90er Jahren in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt passiert die Reaktorkatastrophe. Deutschland hat einen Super-GAU.

Die Behörden beschwichtigen, doch die Bevölkerung flieht in Panik. So beginnt das Kinder- und Jugendbuch "Die Wolke" von Gudrun Pausewang.

Sie liest daraus in der Gemeindebücherei Niederrodenbach am Freitag, 9. Oktober, um 19.30 Uhr.

Pausewang zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen in Deutschland. Ihre beiden bekanntesten Bücher schildern die Schicksale von Kindern nach einer Atomkatastrophe.

"Ich hoffe, daß die jungen Leser nach dem ersten Schock zu der Frage finden: ,Was kann ich tun, um mitzuhelfen, daß das, was da als Fiktion geschildert wurde, nie Wirklichkeit wird?'."

Im Anschluß an die Lesung ist ein Gespräch über die Gefahren von Atomkraft geplant. mün

Parteiübergreifend für 0,5 Promille

BERLIN, 7. Oktober (dpa). Verkehrsexperten von CDU/CSU und SPD haben die Bundesregierung aufgefordert, die 0,5-Promille-Grenze in ganz Deutschland einzuführen.

Der Berliner Tageszeitung B. Z. sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Dionys Jobst (CSU): "Ich bin nachhaltig für die Einführung der 0,5-Promille-Grenze in ganz Deutschland." Alkohol am Steuer sei "kein Kavaliersdelikt mehr." Jobst sprach sich für eine "drastische Erhöhung des Bußgeldes bis auf 5000 Mark" aus.

Der CDU-Verkehrsexperte Wolfgang Börnsen begründete sein Eintreten für die 0,5-Promille-Grenze mit dem Maastrichter Vertrag: "Wenn wir uns jetzt nicht rasch auf die Einführung der 0,5-Promille-Grenze einigen, könnte uns die EG bald zu einer Kurskorrektur veranlassen."

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Klaus Daubertshäuser, nannte die Haltung der Bundesregierung eine "durchsichtige Verzögerungstaktik." Seit Monaten lägen Vorschläge für eine Senkung von 0,8 auf 0,5 Promille auf dem Tisch: "Der erste Antrag wurde an die Ausschüsse überwiesen, der zweite wurde von der Koalitionsmehrheit abgebügelt."

Winterpause fürs "Putenrennen" im Kurcafé Haus im Quellenpark brachte herbe Verluste / Verwaltungsratsmitglieder fühlen sich übergangen

BAD SODEN. Von November an wird Bad Soden um eine Attraktion ärmer sein: Die im Volksmund scherzhaft auch "Putenrennen" genannten Tanzveranstaltungen gibt es dann nicht mehr. Das Kurcafé am Quellenpark, wo die Damen beim Donnerstags-Tanztee die Qual der Wahl plagte, wird vorläufig den Betrieb einstellen.

Während der Sommermonate war das Café nach Angaben des Geschäftsführers der Kur GmbH, Peter F. Huppert, endgültig in die Miesen gerutscht: Viele Gäste blieben weg, weil ihnen die Luft buchstäblich zu dick wurde - Anwohner hatten per Gerichtsurteil erwirkt, daß bei Tanzveranstaltungen alle Türen des Cafés geschlossen bleiben müssen. Zwar war die Ruhe in der Nachbarschaft so gesichert, mit der nötigen Kühlung für die heißgetanzten Besucher war es dagegen vorbei. Das Kurcafé hat keine Klimaanlage, sondern lediglich eine Lüftung, mit der die Luft nur umgeblasen, aber nicht gekühlt werden kann.

Das Verlust-Geschäft der Sommermonate ist für Huppert nur der letzte Stein des Anstoßes, um das Konzept des Cafés gründlich zu überdenken: Ein Gewinn sei ohnenhin noch nie drin gewesen, doch als Kurbetrieb sei man eben auch verpflichtet, für die Unterhaltung der Kurgäste zu sorgen.

Daher sei das Café bisher über die Kurabgabe "nachfinanziert" worden: "Aber es kommen eben kaum Kurgäste, sondern fast nur ältere Leute aus dem Umkreis", sagt Huppert. "Nicht, daß ich denen das Vergnügen nicht gönne . . " Trotzdem: Den Zuschußbetrieb habe er nicht mehr vertreten können. "Wir müssen uns jetzt überlegen, wen wir in Zukunft ansprechen wollen." Auch mit Blick auf das Hundertwasserhaus sieht Huppert die Möglichkeit, ein "neues Klientel" anzuziehen: Das Kurcafé könnte dann von der Kur GmbH gemeinsam mit einem anderen Betreiber als "gastronomisches Joint-Venture" aufgezogen werden, überlegt der Kur-Direktor.

Eine "Besinnungs- und Restaurierungspause" sei nun eingelegt worden, sagt auch Bürgermeister Kurt Bender (CDU). Und schiebt gleich hinterher, daß dies keinesfalls das endgültige Aus des Kurcafés bedeute. Die ohnehin umsatzschwachen Wintermonate sollen auch dazu genutzt werden, eine Klimaanlage zu installieren. Alle bereits angekündigten Veranstaltungen würden jedoch "wie geplant laufen". Im Frühjahr sei das Kurcafé bestimmt wieder geöffnet.

Überrumpelt von den Schließungsplänen sah sich indes der Verwaltungsrat der Kur-GmbH. "Überschreitung seiner Kompetenzen" wirft der SPD-Stadtverordnete Karl Thumser Kurdirektor Huppert vor. Er findet es "unglaublich", daß er als Mitglied des Verwaltungsrats erst aus der Presse von den Schließungsplänen der Kur-GmbH erfuhr: "Für den Fall, daß ein Betriebsteil der Kur derart in die roten Zahlen absackt und sich die Frage einer eventuellen Schließung stellt, muß unverzüglich der Verwaltungsrat einberufen werden." Um das Café attraktiver zu machen und dem Gerichtsurteil zur Lärmbelästigung Rechnung zu tragen, schlägt er vor, zu prüfen, ob man nicht die Besucherterrasse "als eine Art Wintergarten" gestalten könne.

Es sei immer leichter, sich um Kompetenzen zu streiten als um die Sache, verteidigt sich Huppert. Sein Handeln versteht er als Gegenreaktion auf die "Bad Sodener Mentalität, immer alles schleifen zu lassen". Keineswegs habe man den Verwaltungsrat vor vollendete Tatsachen stellen wollen: Spätestens auf der regulären Verwaltungsratssitzung am 19. Oktober wäre die Sache zur Sprache gekommen. Die Information "hätte besser laufen können" räumt jedoch auch Kurt Bender ein, der Vorsitzender des Verwaltungsrats ist und sich nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub mit der geplanten Schließung des Kurcafés konfrontiert sah. Trotzdem: "Die Maßnahmen an sich sind nicht unvernünftig." bhe

Alkohol prägte Heimweg: 25 000 Mark Schaden

BAD HOMBURG. Keinen Führerschein, aber eine kräftige Alkoholfahne hatte laut Polizei eine Frau, die in der Nacht zum Mittwoch in der Promenade mit ihrem Auto gegen einen Baum prallte. Zuvor hatte sie bereits einen dort geparkten Wagen mit ihrem Fahrzeug demoliert.

Die Frau kam offensichtlich aus der Tennis-Bar, wo sie bereits beim Ausparken ihres Wagens ein anderes Fahrzeug beschädigt hatte.

Danach war sie aber weitergefahren, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf rund 25 000 Mark. che

Weißes Metall als wetterwendige Wertanlage Platin-Preis ist besonders konjunkturabhängig / Australier mit neuen Münzen auf dem Markt

mak FRANKFURT A. M. Platin als Wertanlage wird nach Ansicht des australischen Münz-Unternehmens Goldcorp in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Der Markt für Edelmetalle sei zwar in den vergangenen zwölf Jahren "deprimierend" gewesen, räumt Firmensprecher Ernst Jurgens ein, doch zeichne sich seit September eine Wende ab: In den von Währungsturbulenzen geschüttelten Ländern Großbritannien und Italien ist für ihn ein Trend zum Edelmetall zu spüren.

Dem Gold wird Platin allerdings kaum den Rang ablaufen können, auch wenn es in den Augen von Jacques Luben von der Internationalen Platin-Gilde in New York alle Eigenschaften einer Wertanlage für Krisenzeiten besitzt: "Es ist selten, teuer, testierfähig, tragbar und eintauschbar." Denn, wie die Edelmetall-Analystin Jessica Jacks in einem Gutachten für Goldcorp feststellt: Der Platinpreis ist besonders konjunkturabhängig.

Das liegt daran, daß 80 Prozent der Weltproduktion des weißen Metalls in der Industrie oder für Schmuck verwendet wird. Größte Abnehmer sind die Hersteller von Auto-Katalysatoren, da Platin wegen seiner chemischen Eigenschaften Abgase entgiften kann. Damit ist nach Ansicht der Expertin zwar eine hohe Nachfrage zunächst gesichert, andererseits könne eine Flaute auf dem Automarkt den Platinpreis drücken. Weiterer Unsicherheitsfaktor sei die Suche nach billigeren Ersatzstoffen. Auch die Schmuckverarbeitung, die wie die Katalysatorproduktion ein rundes Drittel des Platinverbrauchs ausmacht, bietet keinen krisenfesten Absatz. Das habe sich Anfang der neunziger Jahre in Japan gezeigt, als in diesem Hauptabnehmerland das Ende der Hochkonjunktur auch die Nachfrage nach dem teuren Zierrat einbrechen ließ.

Platin ist äußerst selten: Laut Jurgens paßt die gesamte Jahresproduktion vom Volumen her in den Kofferraum eines normalen Pkw. Zusammen mit der Unbeständigkeit des Preises ergeben sich daraus für das Edelmetall zwei Anlagemöglichkeiten, ist Lang überzeugt: große Depots zu schaffen oder auf die Kursschwankungen zu spekulieren.

Das Staatsunternehmen Goldcorp setzt darauf, daß für solche Investoren nicht nur Barren, sondern auch Münzen interessant sind. Deshalb hat die australische Prägeanstalt jetzt die neuen "Super-Koalas" aus Platin in den Gewichtseinheiten zwei und zehn Feinunzen (je 31,1 Gramm) sowie ein Kilogramm auf den Markt gebracht.

Förderkreis lädt zur Feier an neuen Mühlrädern ein

SELIGENSTADT. Der Förderkreis "Historisches Seligenstadt" mit seinem Vorsitzenden Willi Brehm lädt für Samstag, 17. Oktober, 11 Uhr, zu einem Treffen an die alte Klostermühle ein. "Wir möchten mit Ihnen nicht nur die neuen Mühlräder und den renaturierten Bachlauf zeigen - wir möchten auch mit Ihnen feiern", muntert Brehm die Seligenstädter zur Teilnahme auf. fin

Berger Spätlese

Lokalpatrioten, aufgemerkt: Der Ebbelwei braucht Euren Beistand. Vor allem der aus heimischen Gefilden, demnächst womöglich am Gütesiegel zu erkennen: "Apfelwein vom Berger Hang" oder so ähnlich (siehe auch Seite 19).

Aus Liebe zu Frankfurt müßte man natürlich tiefer in die Tasche greifen. Aber dafür gibt's das Original-Stöffche mit dem unverwechselbaren Geschmack. Wenn's denn stimmt, daß in der Flasche drin ist, was das Etikett verheißt. Vielleicht verwässern ja Äpfel aus dem fernen Odenwald das Original-Stöffche.

Müssen jetzt Umweltschützer durchs Gebüsch der heimischen Streuobstwiesen pirschen, um Landwirte bei der Ernte zu beobachten? Schwärmen Experten in die Keltereien aus, um den "Stammbaum" der Äpfel zu überprüfen? Steht uns gar ein Apfelwein-Skandal bevor?

Keiner weiß es, aber vielleicht ist ja alles Kopfzerbrechen vergebens. "Auf unseren Wiesen fällt der Apfel nicht weit vom Stamm", witzelte ein Landwirt über die Stöffche-Pläne, "und da wird er auch weiterhin liegenbleiben." Ihr Bastian

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Max und Moritz Apotheke, Bad Homburg, Urselerstr. 26.

Oberursel/Steinbach. Holzweg-Apotheke, Oberursel, Holzweg 13.

Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b, Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16, Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7, und Rats- Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2.

Goldene Zusammenarbeit mit Handwerk in Gdansk

Die seit sechs Jahren bestehende Partnerschaft der Handwerkskammern Rhein-Main und Gdansk (Danzig) trägt jetzt goldene Früchte.

Denn "vor dem Hintergrund der erfolgreichen Partnerschaft" habe das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit dem Handwerk in Gdansk Fördermittel von 2,1 Millionen Mark zugesagt, teilt die Frankfurter Kammer jetzt mit.

Die Vereinbarung sei im Rahmen eines Partnerschaftstreffens in Gdansk getroffen worden. Die zugesagten finanziellen Mittel seien für Schulungen und für die dazu dringend erforderlichen Räumlichkeiten bestimmt. In der polnischen Hafenstadt arbeiten rund 18 000 Handwerksbetriebe. luf

Schmierige Brühe floß bis ans Tiefbrunnengebiet / Spezialfirma mußte den Boden abtragen Öltank im Wald entsorgt: Trinkwasser war in Gefahr Umweltfrevler verursachte 30 000 Mark Schaden

KELKHEIM. "Das ist nicht kriminell, das ist viel schlimmer", schimpft Horst Thoms. Der stellvertretende Leiter des Forstamtes Hofheim deutet auf einen Heizöltank, der vor ihm auf dem herbstfeuchten Waldboden des hessischen Staatsforstes, "im Abschnitt 103", liegt. Am 19. oder 20. September hat ein bisher unbekannter Täter das rostige 2000- Liter-Gefäß in einer Nacht- und Nebelaktion auf diese Weise auf einem Waldweg an der Landstraße zwischen Ruppertshain und Schloßborn "entsorgt". Um die 40 Liter Öl, die noch in dem Tank waren, hat sich der Täter einen Teufel geschert. Die Hälfte davon - also etwa 20 Liter - flossen auf den Waldboden. Denn der Unbekannte machte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, zwei Einfüllstutzen zu verschließen.

"Ganz, ganz schlimm" findet es Thoms, daß nur etwa 20 Meter von der Stelle entfernt ein Trinkwasserschutzgebiet liegt. Von Kelkheimer Boden aus - das Wasserwerk liegt in der Gemarkung Ruppertshain - gewinnt hier nach Auskunft des Chef-Försters die zu Glashütten zählende Gemeinde Schloßborn ihr Trinkwasser. Unmittelbar an der Stelle, an der das blecherne Ungetüm abgeladen wurde, beginnt ein abgezäuntes Gelände. Dort speichert ein 5000-Kubikmeter-Hochbehälter das Trinkwasser für die Schloßborner. Von da führt der Waldweg abschüssig herunter zum eigentlichen Trinkwasser-Gewinnungsgebiet. "Hier sind mehrere Tiefbrunnen, das Wasser versickert da und wird dann anschließend zum Hochbehälter gepumpt", erzählt der Förster.

Und genau diesen Weg hinunter bis kurz vor das Sicker-Gebiet floß die schwarze Soße aus dem Öltank. Das Schloßborner Trinkwasser war in höchster Gefahr. "Hätten wir, die Stadt Kelkheim und die Polizei nicht so schnell reagiert, wäre das Wasser hinüber gewesen", sagt Thoms. Denn: Ein Liter Öl könne eine Million Liter Trinkwasser verseuchen.

Ein Spezialunternehmen - die Firma Heidenreich aus Wiesbaden-Delkenheim - mußte anrücken und zunächst eine Ölsperre errichten, damit das Heizöl nicht weiter in Richtung der Quellen rinnen konnte. Anschließend trug die Wiesbadener Firma mit einem Klein-Bagger den verseuchten Waldboden ab. Acht Kubikmeter Erde mußten wegtransportiert und verbrannt werden. "Alleine ein Kubikmeter ölverseuchte Erde zu verbrennen kostet 1000 Mark", schätzt Lutz Schulze, Angestellter des Wiesbadener Unternehmens. Zusammen mit enormen Personalkosten hat der unbekannte Wald- und Wasserfrevler einen Schaden von 30 000 Mark angerichtet, so Schulze. Und diese Summe muß nun das Land Hessen an das Wiesbadener Spezialunternehmen überweisen. Denn nach den Gesetzen muß zunächst der Waldeigentümer für Umweltschäden haften.

Eine Spur von dem Täter hat die Kelkheimer Polizei bislang nicht. Sachbearbeiter Hans-Peter Meyer hat lediglich Abschabungen auf der Grasnarbe am Tatort gesehen. Die stammten davon, daß der Heizöl-Tank "vom Laster gefallen worden ist", so Meyer. Schleifspuren, die zum Trinkwasserbehälter führen, hat der Polizeibeamte dann noch entdeckt. Aber weder Reifenabdrücke noch andere Hinweise habe der Täter im Wald hinterlassen.

THOMAS GRETHER

Schmuck, Münzen und Bargeld gestohlen

USINGEN. Schmuck, eine Münzsammlung und Bargeld erbeuteten bislang unbekannte Einbrecher am Dienstagabend zwischen 18 und 19.30 Uhr in einem Haus an der Landrat-Beckmann-Straße. Die Kriminalpolizei schätzt den Schaden auf rund 15 000 Mark.

Verdächtigt werden zwei Männer in Windjacken, die um diese Zeit von einem anderen Mann auf einem kleinen Fußweg an der Bartholomä-Arnoldi-Straße gesehen wurden, der zu seinem Wohnhaus führt. Auch in dieses Haus waren Diebe eingestiegen und hatten sich im Büro umgesehen, aber nichts gestohlen.

NEU-ANSPACH. Ein elektronisches Prüfgerät und mehrere Autoschlüssel haben Einbrecher aus einer Werkstatt an der Saalburgstraße gestohlen. che

Eine Schlappe für SPD-Linke Bundestagsfraktion stärkt Parteichef Engholm den Rücken

hll BONN, 7. Oktober. In der SPD-Bundestagsfraktion kann der Parteivorsitzende Björn Engholm mit seinem asylpolitischen Kurs auf stärkeren Rückhalt setzen als in anderen Gremien der Partei. Bei der Wahl der 24 Delegierten der SPD-Fraktion für den bevorstehenden außerordentlichen Parteitag kamen fast nur Anhänger der Engholm-Linie durch. Diese Delegierten der Fraktion haben zwar kein Stimm-, wohl aber Rederecht auf dem Parteitag und können so die Beschlußfassung beeinflussen.

Während sich in Landesverbänden und Parteibezirken mehr oder weniger deutliche Mehrheiten gegen die Absicht abzeichnen, das Grundrecht auf Asyl zu verändern, sind die Verhältnisse in der Bundestagsfraktion klar: Mindestens 20 der 24 am Dienstag gewählten "beratenden" Delegierten stützen Engholms Kurs, unter ihnen die Abgeordneten Hans de With, Gerd Andres, Jürgen Schmude, Hans Gottfried Bernrath, Gerd Wartenberg, Dieter Wiefelspütz, Willfried Penner und Rolf Schwanitz, von denen zu erwarten ist, daß sie sich beim Parteitag Mitte November in Bonn zu Wort melden.

Nur zwei Abgeordnete, die dem neuen Asylkurs offen widersprechen, reisen für die Fraktion zum Parteitag: Edelgard Bulmahn und Margitta Terborg. Um die begehrten 24 Delegiertensitze hatten sich 52 Abgeordnete beworben.

Auffallend ist, daß bei dieser Wahl fast alle Kandidaten des in Personalfragen nach wie vor einflußreichen "Seeheimer Kreises" mit den höchsten Stimmenzahlen (de With, Andres) durchkamen. Die im "Frankfurter Kreis" versammelten Parteilinken wie Christel Hanewickel, Edith Niehuis und Freimut Duve schnitten durchweg schlechter ab. Albrecht Müller, Barbara Weiler, Ingomar Hauchler, Horst Jungmann und Hans Wallow fielen durch. Ebenfalls nicht gewählt wurden die Parteisprecherin Cornelie Sonntag und der Abgeordnete Andreas von Bülow. Der zur Linken zählende Wartenberg wurde als Befürworter einer Grundgesetzänderung mit Hilfe der "Seeheimer" gewählt.

Frauen-Basketball, Regionalliga Taktik nicht immer befolgt HTG bekam dennoch keine Probleme gegen SV Dreieichenhain

Die personell arg gebeutelte Homburger TG schlägt sich in der Frauen-Basketball-Regionalliga Südwest, Gruppe Nord, weiterhin achtbar: Nach dem deutlichen 62:34 gegen den alten Rivalen SV Dreieichenhain rangieren die Schmidt- Schützlinge mit 4:2-Punkten auf dem vierten Tabellenplatz. Das nächste Auswärtsspiel (18. Oktober, 16 Uhr) beim punktgleichen ACT Kassel wird zeigen, was die bisherigen Erfolge wert sind. Kassel mußte sich zuletzt beim ebenfalls 4:2-Zähler aufweisenden TV Saarlouis mit 59:69-Korbpunkten beugen. Der TV 1860 Hofheim war am Wochenende spielfrei. Das Derby gegen Eintracht Frankfurt war bereits vor Rundenbeginn auf 18. November (20 Uhr) verlegt worden.

Die Spielerinnen von der Brühlwiesenhalle müssen am 18. Oktober (15 Uhr) ihre Visitenkarte bei der BSG Hillscheid/ Montabaur/Höhr-Grenzhausen abgeben. Die Westerwälderinnen, die am dritten Spieltag dem verlustpunktfreien Spitzenreiter TV Oppenheim in dessen Halle mit 43:76 unterlegen waren, wollen ihr bislang leeres Konto gegen den Mitaufsteiger mit zwei Zählern auffüllen. Dahinter rangiert nur noch der SV Dreieichenhain.

Der im Terminplan des Deutschen Basketball-Bundes weiterhin als SG Mainz- Budenheim geführte Regionalligist legt Wert auf die Feststellung, daß die Spielgemeinschaft mit den Sportfreunden Budenheim aufgelöst ist und der Verein "nur" noch ASC Theresianum Mainz heißt.

Homburger TG - SV Dreieichenhain 62:34 (31:17). "Jedes Spiel hat zwei Halbzeiten" lautet ein alter Spruch in den Ballsportarten. Daß es jedoch im Basketball zweimal haargenau das gleiche Ergebnis pro Halbzeit gibt, ist außergewöhnlich. Passiert in der Bad Homburger Hochtaunushalle, wo die HTG eine gelungene Saisonpremiere feierte. Dabei monierte Trainer Ralf Schmidt die "holpernde Vorstellung" vor der Pause und lobte das "flüssige Spiel" nach dem Wechsel. Nun, unter dem Strich kam jeweils das gleiche heraus. Es wird nicht nur an glücklichen Korberfolgen vor der Pause und weniger glücklichem Abschluß nach dem Wechsel gelegen haben. Zumal der schwache Gegner noch schwächer wurde.

Renate Schädlich traf nach der Pause mit 15 "Körben" am besten, streute insgesamt drei "Dreier" (Distanzwürfe) ein. Die etatmäßige Akteurin der zweiten Mannschaft, Bärbel Warmbier, fügte sich ordentlich ein, konnte jedoch keinen zählbaren Erfolg beisteuern. Die Verbesserung von Katrin Bartmann hielt an.

Allerdings war der Coach mit der Abwehr seiner Formation nicht immer einverstanden. Gästespielerin Sabine Betz kam allein auf 17 Punkte. Die taktische Marschroute wurde nicht immer befolgt, was aber bei dem maximal Oberliga-Format aufweisenden Kontrahenten unschädlich war. Dafür garantierte allein Renate Schädlich, die insgesamt 19 Korbpunkte erzielte und zusammen mit Anja Grieb (15) bereits ein Remis gegen die "kleinen Dreieich-Girls" geschafft hätte.

HOMBURGER TG: Renate Schädlich (19 Korbpunkte), Anja Grieb (15), Gisela Normann (11), Tina Kuhn (6), Katrin Bartmann (6), Anna Sieveking (4), Juliane Ludwig (1), Bärbel Warmbier, Conny Glatz. hdp

Frauen-Basketball, Regionalliga und Oberliga TV Langen ersatzgeschwächt Für den SV Dreieichenhain gab es einen weiteren Rückschlag

Dem kleinen Lichtblick gegen Aufsteiger TV 1860 Hofheim ließ Frauen-Basketball-Regionalligist SV Dreieichenhain beim Bezirksrivalen Homburger TG eine wiederum schwache Auswärtsvorstellung (34:62) folgen und ziert weiterhin mit 0:6 Punkten den letzten Tabellenplatz. Allenfalls der Abwehr konnte RegionalligaTauglichkeit attestiert werden. Im Heimspiel gegen den ASC Theresianum Mainz (die Spielgmeinschaft mit den DJK Sportfreunden Budenheim wurde im Mai bereits aufgelöst; die Mannschaftsbezeichnung SG Mainz-Budenheim in den offiziellen Verbandslisten ist falsch, wie der FR seitens des ASC Theresianum Mainz mitgeteilt wurde), das am 18. Oktober (15 Uhr, Weibelfeld-Halle) ausgetragen werden soll, dürfte der Korb für die Dreieichenhainerinnen erneut zu hoch hängen. Allerdings verloren die Mainzerinnen zuletzt ihr Heimspiel gegen Wakker Völklingen mit 64:65, weisen jedoch 4:2 Zähler auf.

Keineswegs wunschgemäß läuft es zudem für die Offenbacher Kreisvertreter in der Oberliga Hessen: Der TV Langen mußte sich Tabellenführer Postsportverein Gießen (50:67) beugen, der EOSC Offenbach ging bei der SG Aschaffenburg/ Mainhausen II mit 38:64 baden. Die "Schwimmerinnen" vom EOSC belegen mit 0:6 Punkten den letzten Rang, Aschaffenburg-Mainhausen II und TV Langen (je 2:4) nehmen die Plätze acht und sieben ein. Am 17. Oktober erwartet der EOSC im Kellertreffen den ebenfalls erfolglosen Aufsteiger Gymnasion Oberursel (19.30 Uhr, Albert-Schweitzer-Schule), während Langen am 18. Oktober beim Nachbar-Rivalen BC Darmstadt (16 Uhr) antreten muß. Tags zuvor muß Mainhausen zudem nach Sulzbach (18 Uhr).

Homburger TG - SV Dreieichenhain 62:34 (31:17). Obgleich sich die Gäste in der ersten Halbzeit energisch gegen die drohende Niederlage stemmten, stellte die HTG mit 31:17 "Points" bereits jetzt die Weichen. Alle taktischen Maßnahmen von Trainer Peter Naus halfen nichts: Auch im zweiten Abschnitt hieß es wiederum 17:31. Ein kurioses Ergebnis, das jedoch die einigermaßen starke Abwehrleistung, aber auch die eklatanten Wurfschwächen des SVD aufzeigt. Nur Sabine Betz (17 Korbpunkte), die damit exakt 50 Prozent aller Dreieichenhainer Punkte erzielte, war dem Gegner beziehungsweise den Regionalliga-Anforderungen gerecht geworden. Susanne Wegler (8) und Anna Adler (5) fielen im kleinen Achter-Aufgebot bereits deutlich ab, waren aber immer noch erfolgreicher als ihre Mitspielerinnen. Enttäuschend die "Null- Diät" von Karen Himmel und Caroline Menzel. Beate Brehm wurde stark vermißt.

SV DREIEICHENHAIN: Sabine Betz (17 Korbpunkte), Susanne Wegeler (8), Anna Adler (5), Kristina Kunovic (2), Behiye Ersoy (2), Karen Himmel, Caroline Menzel.

TV Langen - PSV Gießen 50:67 (26:37). Ohne die nicht freigegebene Ungarin Andrea Steiner sowie die verletzten Nina Gerdes und Heike Dietrich (Nasenoperation) präsentierte sich der TVL in der Sehring-Halle ideenlos, agierte zu statisch, traf von den Außenpositionen nicht und spielte einfach schlecht. Gießen verteidigte seinen 15:5-Vorsprung (9.) bis zur Pause beziehungsweise bis fünf Minuten vor Schluß (45:55) und baute ihn am Ende noch auf 17 "Körbe" aus. Da alle drei Center-Spielerinnen beim TVL fehlten, war trotz zweistelliger Quoten von Katrin Rollwaage, Heike Hoffmann und Silke Heger gegen den Spitzenreiter kein Kraut gewachsen.

TV LANGEN: Katrin Rollwaage (12), Heike Hoffmann (11), Silke Heger (10), Ulli Keim (8), Veronika Tomasevic (5), Nina Heger (4), Yvonne Günther, Britta Walther, Silke Dietrich, Ulli Köhm- Greunke. hdp

Am liebsten hätten die Naturschützer Grasdächer Forderung nach höheren Ausgleichsabgaben bei Neubauvorhaben / Gespräch mit Umweltämtern

OSTKREIS OFFENBACH. Die Abgaben, die landesweit gezahlt werden müssen, wenn für Neubauvorhaben kein ökolischer Ausgleich nachgewiesen werden kann, sind nach Ansicht des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) noch viel zu niedrig. Bei einem Treffen mit dem Leiter des Umweltamtes des Kreises Offenbach, Jörg Nitsch, sagten BUND-Vertreter, daß Bauherren quasi gezwungen werden müßten, beispielsweise Grasdächer - als Ausgleich für den Eingriff in die Natur - auf ihr Haus zu setzen.

In dem Informationsgespräch, zu dem der BUND die Vertreter aller Umweltämter der Städte und Gemeinden sowie der Naturschutzverbände des Ostkreises eingeladen hatte, bekräftigte Nitsch, daß seit Mai dieses Jahres bei Eingriffen in die Landschaft durch Straßen- und Häuserbau Abgaben fällig werden, wenn kein entsprechender ökologischer Ausgleich nachgewiesen werden kann. "Diese Gelder sind dann für Naturschutzmaßnahmen im ,räumlichen Zusammenhang', zum Beispiel an anderer Stelle der Gemeinde, zu verwenden."

Nach Ansicht von Nitsch führt nämlich Naturzerstörung, die kostenlos ist, zu "verschwenderischen Eingriffen". Es sei daher notwendig, durch gesetzliche Maßgaben zu garantieren, daß die Naturzerstörung so gering wie möglich sei. Nach dem Hessischen Naturschutzgesetz sind alle Eingriffe in die Landschaft zu vermeiden, die erheblich sind und sich nachhaltig auf die Umwelt auswirken. "Die Ausgleichsabgabe, die derzeit etwa ein Prozent der Baukosten beträgt, ist dann zu erheben", so Nitsch, "wenn Eingriffe weder vermieden noch vollständig ausgeglichen werden können." Dieser Passus des Hessischen Naturschutzgesetzes sei bereits 1981 in Kraft getreten, aber in den Landkreisen unterschiedlich interpretiert worden. Erst seit einer neuen Richtlinie vom Mai dieses Jahres hätten die Behörden die Möglichkeit, um den Wert von Biotopen und Freiflächen zu bestimmen und danach die Ausgleichsabgabe zu ermitteln.

Die Ausgleichsabgabe wird derzeit ermittelt, wenn ein Bauantrag eingereicht wird. Bereits im Bebauungsplan der Städte und Gemeinden müssen die Eingriffe in die Landschaft und Vorschläge für den ökologischen Ausgleich aufgelistet sein. Das Kreisumweltamt berät alle Bauherren und Architekten. fin

Solidarität allein reicht nicht Dietzenbach und Neuhaus seit zwei Jahren verschwistert

DIETZENBACH. "Ganz besonders schlimm ist die hohe Arbeitslosigkeit, unter anderem dadurch bedingt, daß der größte Betrieb unseres Ortes in die Brüche gegangen ist und momentan nicht zu erkennen ist, daß in absehbarer Zeit die Arbeitslosigkeit wesentlich verringert werden kann", sagte der Bürgermeister von Neuhaus, Bernd Lauche, anläßlich des zweijährigen Bestehens der Städtepartnerschaft mit Dietzenbach.

In der Feier, die im Kulturzentrum der thüringischen Stadt am Rennsteig über die Bühne ging, warnte Lauche davor, in Ostdeutschland den Kopf in den Sand zu stecken. Die Menschen müßten "zuversichtlich nach vorn schauen". Es sei wichtig, die Kontakte zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern zu fördern. "Eine gut funktionierende und dauerhafte Städtepartnerschaft ist ein zwar kleines, aber ganz wichtiges Mosaiksteinchen in diesem langwierigen Prozeß der gegenseitigen Annäherung", meinte er.

Rund 120 Dietzenbacher waren nach Neuhaus gefahren, um zusammen mit den Neuhäusern zu feiern. Im Kulturzentrum traten die Dietzenbacher Musikvereinigung, die Männer- und Frauenchöre des Arbeitergesangvereins "Vorwärts" sowie das Neuhäuser Folkloreensemble auf. Dietzenbachs Bürgermeister Jürgen Heyer freute sich über die familiäre Atmosphäre. Schließlich gibt es zwischen den Dietzenbachern und Neuhäusern schon viele Freundschaften.

Heyer erinnerte daran, daß bereits seit den 50er Jahren private Beziehungen zwischen Dietzenbach und Neuhaus bestehen. Deshalb sei auch schon kurz nach der Wende über eine Städtepartnerschaft nachgedacht worden. Bereits im Oktober 1990 wurde mit einem Festakt in Neuhaus die Partnerschaft besiegelt. "Wir wollten damals unsere Solidarität mit den Landsleuten im Osten beweisen, die vier Jahrzehnte lang Entbehrungen und politische Unterdrückung erleiden mußten", sagte Heyer. "Heute, nach der Erfahrung von zwei Jahren wiedervereinigtem Deutschland, wissen wir, daß es sehr viel mehr bedarf, als nur Solidarität zu demonstrieren." Es gehe auch darum, "die Mauern in den Köpfen der Menschen in Ost und West einzureißen".

Bereits vor der offiziellen Verschwisterung hatten Amtsleiter der Dietzenbacher Stadtverwaltung in Neuhaus Aufbauhilfe geleistet. Derzeit werden zwei junge Leute aus Neuhaus im Dietzenbacher Rathaus ausgebildet, um für die Arbeit in der Neuhäuser Stadtverwaltung fit zu sein.

Die beiden Neuhäuser Maler Franz Murkowitz und Baldur Schönfelder werden in der ersten Novemberhälfte die Möglichkeit bekommen, im Dietzenbacher Rathausfoyer ihre Bilder auszustellen und auch zu verkaufen. Für die kommenden Monate ist zudem ein Schüleraustausch mit einer vierten Klasse der Ersten Staatlichen Grundschule von Neuhaus vorgesehen. Im Juli nächsten Jahres werden Neuhäuser Sportler nach Dietzenbach kommen, um zusammen mit Gruppen aus Dietzenbach und den drei anderen Partnerstädten an einem Spiel ohne Grenzen teilzunehmen.

Dietzenbach rührt auch für den "Urlaubsort" Neuhaus die Werbetrommel. Prospekte sind im Amt für Öffentlichkeitsarbeit erhältlich (0 60 74 / 30 12 60). fin

Basketball-Regionalliga Südwest, Männer Karaffa Kronbergs großer Star Dagegen kommt Wiesbaden die Punktspielpause gelegen

Die Basketballer des MTV Kronberg (6:0 Punkte) sind in der Regionalliga Südwest "Spitze", in puncto Öffentlichkeitsarbeit nimmt der Verein jedoch den letzten Rang dieser Klasse ein. Der BC Wiesbaden (0:6) ist sportlich zusammen mit dem TV Langen II sowie Krofdorf-Gleiberg Letzter, jedoch wesentlich medienfreundlicher. Kronberg siegte im Schlagertreffen bei der TGS Ober-Ramstadt mit 100:91 Korbpunkten und führt nach drei Siegen allein die Tabelle an. Im Heimspiel gegen Kirchheimbolanden (18. Oktober, 17.30 Uhr, Großsporthalle der Altkönigschule, Le-Lavandou-Straße) will der Hochtaunus-Vertreter sein Terrain verteidigen. Für den BC Wiesbaden (80:101 beim TV Saarlouis) brechen offenbar schwere Zeiten an. Gegen Ober-Ramstadt (17. Oktober, 19.45 Uhr, Sporthalle am Lotkeplatz) muß beim BCW mit dem Punktesammeln begonnen werden.

TV Saarlouis - BC Wiesbaden 101:80 (49:34). Trainer Günter Steppich wurde nicht beurlaubt, war aber nach dem kleinen Debakel in Saarlouis urlaubsreif und flog direkt nach dem Spiel auf die Kanarischen Inseln. Drei Spiele, drei Niederlagen - die neue Wiesbadener Formation hat die Orientierung noch nicht gefunden. Der BCW zeigte im Saarland seine bisher schwächste Vorstellung. Die Ballverluste und Fehlwürfe erschreckten selbst den Coach. Die Regenerierungsphase bis 17. Oktober kommt ihm daher besonders gelegen. Gegen den Top-Scorer des TVS, den 2,06 m großen Kroaten Drazan Salavarda (29 Korbpunkte), fanden die Wiesbadener kein probates Mittel. Die 22:21-Führung der Hessen nach elf Minuten wurde bereits bis zur Pause verspielt. Der Gastgeber führte vor begeisterter Kulisse mit 15 Zählern und setzte sich nach nur 24 Minuten auf 62:37, später sogar 82:51 ab. Die Ergebniskorrektur in den letzten zehn Minuten änderte nichts an der klaren Schlappe. Vier starke Werfer (mit insgesamt 61 Korbpunkten) waren zu wenig, das Gefälle im Team zu kraß.

BC WIESBADEN: Wolfgang Mosbacher (20 Korbpunkte), Volker Misok (16), Mirsad Dedovic (14), Steffen Gosenheimer (11), Christian Roth (7), Tilmann Rohrer (6), Helge Jordan (4), Philipp Jessen (2).

TGS Ober-Ramstadt - MTV Kronberg 91:100 (52:48). Das Spitzenspiel erfüllte alle Erwartungen. Die Kronberger hatten am Ende durch ihr diszipliniertes Abwehrverhalten die Nase verdient vorne, denn die Foulbelastung im TGS-Aufgebot bescherte der Mannschaft von Trainer Henner Weis gerade in der Endphase entscheidende Vorteile (und Punkte). Überragend agierte einmal mehr John Karaffa, der über ein Drittel der hundert MTV-Points markierte. Florian Homm und Ronald Knecht (je 18) sowie Peter Hering (13) versalzten der TGS ebenfalls kräftig die Suppe.

Sollte der MTV seinen guten 100er- Schnitt über die Saison bringen, geht die Meisterschaft nur über diese Mannschaft. Das bestätigte selbst der Gastgeber.

MTV KRONBERG: John Karaffa (34 Korbpunkte), Ronald Knecht (18), Florian Homm (18), Peter Hering (13), Roland Lewin (8), Martin Seibold (7), Rolf Weidemann (2), Bernd Kimpel, Alexnader Uhse, Oliver Nahlen. ppa

Putzen und Parken - beides soll gehen Unmut über Knöllchen-Drohung in den beiden Gewerbegebieten Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Die Leute, die in den beiden Dietzenbacher Gewerbegebieten ihre Brötchen verdienen, gehen auf die Barrikaden. Nachdem der Magistrat angekündigt hat, Knöllchen von 30 Mark zu verteilen, wenn Autofahrer ihren Wagen auf den Gehwegen vor den Firmengrundstücken parken, wächst der Unmut über diese Art von Law and Order der Stadtverwaltung. Diese will sich jetzt die Straßenreinigungsatzung nochmals vornehmen. "Ich bin zigmal angesprochen worden, weil diejenigen, die dort arbeiten, nicht wissen, wo sie ihre Wagen abstellen sollen", erzählt Rüdiger Werges, Sprecher der oppositionellen FDP im Stadtparlament. Kurt Rast, Vorsitzender des Gewerbevereins, wundert sich, daß "die vom Ordnungsamt" nichts anderes zu tun haben". Indes will FDP-Mann Werges die "städtische Beutelschneiderei" nicht akzeptieren. Die Freien Demokraten werden einen Antrag in das Stadtparlament einbringen - mit der Forderung, von 6 bis 19 Uhr das Parken auf den Bürgersteigen in den Gewerbegebieten - als Ausnahmeregelung - zu genehmigen.

"Nicht nur, daß die Gewerbegebiete über die Gewerbesteuer kräftig den Dietzenbacher Stadtsäckel finanziell auffüllen, nun sollen auch die Beschäftigten im Industrie- und Gewerbegebiet zur Kasse gebeten werden", schimpft Werges. Das sei nicht zu vertreten. Die Begründung des Magistrats, es könne nicht die Straße gereinigt werden, sei fadenscheinig. Denn, so der Freie Demokrat, "die Straßen wurden schon immer gekehrt". Was hinzukomme, "ist das Kehren der Bürgersteige". Wenn die Autofahrer nun ihre Blechkarossen am Straßenrand abstellten, könne die Gosse nicht gereinigt werden. Werges: "Also, wo sollen Autos hin?" Er plädiert dafür, nach 19 Uhr kehren zu lassen oder nur an einem bestimmten Tag Straße und Gehweg zu reinigen.

Das Parken in den Industrie- und Gewerbegebieten sei kein Dietzenbacher Problem. Überall in den Industrie- und Gewerbeparks "dürfen Autos auf den Bürgersteigen stehen. Sie werden geduldet, oder das Parken dort ist erlaubt, um den starken Lastwagenverkehr nicht zu behindern".

Nach den Erfahrungen von Werges werden gerade im Gewerbegebiet Steinberg die Autos auf den Gehweg gestellt, weil die dicken Brummis sonst nicht vorbeipassen würden.

Bürgermeister Jürgen Heyer versichert hingegen: "Die Straßen sind breit genug, um am Rand parken zu können." Parken auf den Gehwegen verstoße nun mal gegen die Straßenverkehrsordnung. Vielleicht seien Knöllchen von 30 Mark ein bißchen zu saftig. Heyer weiß, daß die neue Straßenreinigungssatzung in den Gewerbegebieten auf Ablehnung stößt. "Es gibt schon Widersprüche dagegen." Nach dieser Satzung läßt der Magistrat in den Gewerbegebieten neben den Straßenrändern auch die Gehwege kehren. Die Grundstückseigentümer müssen das finanzieren. "Über Gebühr", wie der Vorsitzende des Gewerbevereins, Kurt Rast, kritisiert. "Früher sorgten die Betriebe selbst dafür. Es gibt überall Mitarbeiter, die den Hof sauberhalten müssen. Da ist es kein großer Aufwand, auch noch Gehweg und Straßenrinne zu fegen."

Die Stadt Dietzenbach will den betroffenen Unternehmen entgegenkommen. Der Bürgermeister versichert, daß die Straßenreinigungssatzung von der Stadtverwaltung überarbeitet wird.

Basketball-Regionalliga Südwest der Männer TV Langen II Punktelieferant

Der TV Langen II kann offenbar mit dieser Mannschaft in der Regionalliga Südwest nicht bestehen. Auch gegen den PSV Bernkastel-Kues (60:76) konnte eine relativ klare Niederlage in eigener Halle nicht vermieden werden. Nach drei Begegnungen trägt Langen II mit 0:6 Punkten und "nur" 195 Korbpunkten die rote Laterne. Langens nächste Aufgabe beim Rangdritten BBC Horchheim (4:2 Zähler) dürfte nicht für die Wende bei den "kleinen Giraffen" geeignet sein.

TV Langen II - PSV Bernkastel-Kues 60:76 (19:33). Der 2,08 m große Centerspieler Richard Ravenelle erzielte bei den Moselanern allein 30 Korbpunkte. Dem hatte der Gastgeber vor 100 Zuschauern in der Sehring-Halle "nur" 18 durch Ulf Graichen als bestem Werfer entgegenzusetzen. Graichen blieb jedoch ebenso wie Markus Hartmann (14) im Angriff die rühmliche Langener Ausnahme. "Wir brauchen eigentlich Verstärkungen, denn wir haben zu viele kleine und junge Spieler. Die Mischung stimmt nicht", rekapitulierte Trainer Tomasz Kumaszynski. Lob zollte er Hartmann, der unauffällig, solide und zuverlässig agiert, eine Bank in dieser Mannschaft darstellt. Auch Harald Sapper (7) machte wenig Fehler, bestimmt das Tempo und gilt als wichtiger Mann im Gefüge. "Wir haben die einfachen Körbe nicht gemacht, sind an der eigenen Wurfschwäche gescheitert", ergänzte der Trainer. Joe Whitney zog sich in der 13. Minute eine Fußverletzung zu, was ein weiteres Handicap darstellte. Zudem fehlte Boris Beck wegen einer Armverletzung. Am Ende waren es 16 Punkte Unterschied, die praktisch aus dem mißlungenen Auftakt resultierten: 0:15 hieß es nach acht Minuten.

TV LANGEN II: Ulf Graichen (18 Korbpunkte), Markus Hartmann (14), Niki Kühl (7), Harald Sapper (7), Joe Whitney (4), Axel Hottinger (3), Günter Mahler (3), Damian Rinke (2), Cvijan Tomasevic (2), Lars Dittmann. dip

Energieberater sagen, wo gespart werden kann Info-Mobil macht am Montag in Dietzenbach Station / Tips sind für Privatleute kostenlos

DIETZENBACH. Die mobile Energieberatung aus Offenbach macht am Montag, 12. Oktober, von 15.30 bis 18.30 Uhr am Alten Rathaus in der Frankfurter Straße Station. Friedhelm Meyer, Sprecher der Energieberatung, erläutert, daß die Dietzenbacher sich über Energie- und Wassersparen sowie Förderprogramme und staatliche Hilfen informieren können. Der Bus fährt einmal wöchentlich von Offenbach aufs Land. Jede Stadt oder Gemeinde wird etwa dreimal im Jahr angesteuert.

Bei jedem dreistündigen Halt kommen zwischen fünf und 15 Leute zum Mobil. "Die Länge der Beratungsgespräche kann sehr unterschiedlich sein. Kommt jemand mit seinen Plänen an, ein Haus zu bauen, dann vereinbaren wir einen Termin bei uns im Büro. Beratungen für alle Privatleute sind kostenlos." Der Sitz der Energieberater ist in der Offenbacher Andréstraße 71.

Das Motto laute: "Unser Klima braucht Hilfe", sagt Meyer. Denn: "Wissenschaftler gehen von einem weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur als Folge des von uns Menschen verursachten zusätzlichen Treibhauseffektes aus. Das bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas entstehende Kohlendioxyd trägt dazu mit einem Anteil von etwa 40 Prozent bei." Der Verbrauch von Energie müsse deshalb deutlich reduziert werden.

Nach Ansicht der Fachleute, die in der mobilen Energieberatung, einer Einrichtung der südhessischen Versorgungsunternehmen, mitarbeiten, ist es vernünftig, jetzt zu investieren, um zukünftig Gas, Strom und Wasser einzusparen. Der Spielraum, den die derzeit niedrigen Energiepreise böten, müsse genutzt werden.

Die Preise werden laut Energieberatung in den kommenden Jahren sprunghaft steigen. "Der Ressourcen- und Umweltverbrauch wird sich in den Kosten niederschlagen müssen, um das Ziel der Enquetekommission des Deutschen Bundestages ,Schutz des Klimas' zu erreichen: 30 Prozent Reduzierung des Kohlendioxyd-Ausstoßes bis zum Jahr 2005."

Friedhelm Meyer erinnert zudem daran, daß der Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach den Bau von Regenwassernutzungsanlagen fördere. Manche Städte und Gemeinden gewährten ebenfalls Zuschüsse. Das Land Hessen unterstütze den Bau von Solaranlagen. fin

Auch nach 40 Jahren: Bau bleibt illegal Wohnhaus im Außenbereich muß weichen / Schausteller sucht Platz für seine Wagen Von unserem Mitarbeiter Dirk Fuhrig RODGAU. Die Schausteller-Wagen müssen weg. Bauten "im Außenbereich" der Gemarkung sind nicht gestattet. In der Hauptstraße 200 in Rodgau dürfen weder Campingwagen im Winterlager stehen noch Musikgruppen proben. Auch Wohnungen müssen geräumt werden. Die Bauaufsicht beruft sich darauf, daß ehemalige Lagerhallen ohne Genehmigung zu Wohnhäusern umgewandelt wurden; gegen solche "illegalen Bauten" müsse vorgegangen werden. Auch wenn die "Schuppen" schon seit fast vierzig Jahren als Wohnungen dienen. Die Eigentümer wundern sich: Nur gegen sie gehe das Bauamt vor, während rundherum Vereinshäuser sogar neu gebaut werden. Und einen schlimmen Eingriff in die Natur können sie sich auch nicht vorstellen; immerhin grenzt die Rodgauer Kläranlage direkt an ihr Grundstück an.

Ein ziemliches Durcheinander herrscht auf dem 30 000 Quadratmeter großen Areal am Ende der Hauptstraße in Weiskirchen. Überreste ehemaliger Kleingärten sind zu entdecken, aus einem Brennesselfeld ragt der Griff eines Rasenmähers hervor.

Klaus Urban zeigt den Platz, wo seine Wagen stehen. Er ist Schausteller, zieht im Sommer von einer Dippemess' zum nächsten Dorffest, braucht in den Wintermonaten jedoch ein festes Quartier für seine Schießbuden auf Rädern. In einem der Wagen wohnt Urban auch mit seiner Familie, seit drei Jahren jeweils in der kalten Jahreszeit. Durch die Verfügung der Kreisbauaufsicht sieht er sich in seiner Existenz bedroht. Er habe schon bei zahlreichen Bauern in der Umgebung nachgefragt, ob sie keinen Stellplatz für ihn haben. Aber Fehlanzeige: Mit Schaustellern wolle keiner etwas zu tun haben. Meint er.

Klaus Urban ist nicht der einzige, der das Grundstück der Familie Schultes nördlich der Autobahn verlassen soll. Auch 15 Mietern - überwiegend Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, wie Olga Schultes erzählt - mußten die Eigentümer auf Anordnung des Bauamts kündigen. Begründung: Die Schultes haben das Gebäude, in dem die Jugoslawen untergebracht sind, ohne Genehmigung von einer Lagerhalle zu einem Wohngebäude umfunktioniert. Heinrich Krauser, Leiter der Bauaufsicht, hat deshalb bereits vor einigen Jahren Ermittlungen eingeleitet: "Alles, was auf dem Grundstück passiert, ist illegal", sagt der Bauaufsichtschef. Das gilt auch für eine zweite Halle, die die Schultes als Proberaum an verschiedene Musikgruppen vermietet haben.

"Der Kreis will mir die geringen Einnahmen nehmen, die ich aus dem Gelände habe", klagt Georg Schultes. Genauso wie für den Schausteller Urban sei das Grundstück an der Rodau für ihn lebenswichtig. Vor allem kann er nicht verstehen, daß plötzlich illegal sein soll, was bisher nicht beanstandet wurde. Zwar gesteht er zu, daß das Haus kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Lagerhalle gebaut worden sei; von Anfang an, also seit fast 40 Jahren, hätten in dem Gebäude jedoch Menschen gewohnt. Es könne doch nicht angehen, daß bei der momentanen Wohnungsnot das Haus leerstehen soll. Wie ein Schuppen wirkt das Haus tatsächlich nicht: Die Wände sind massiv und sauber verputzt, die Fenster sehen recht neu aus.

Außerdem meinen die Schultes: Wenn ihr Gebäude illegal ist, was ist dann mit dem Tennisheim nebenan, das sogar erst vor kurzer Zeit neu gebaut wurde? Und auf der anderen Seite der Hauptstraße haben Hundefreunde ihr Domizil.

Da sei die Rechtslage ganz klar, meint Henrich Krauser: Für den Bereich östlich der Hauptstraße existiere ein Bebauungsplan, der bestimmte Gebäude erlaube. Das Vereinsheim des Tennisclubs, dessen Gelände wie das Schultes-Grundstück als "landwirtschaftiche Nutzfläche" ausgewiesen ist, sei mit einer Ausnahmegenehmigung errichtet worden. "Zu einer Tennisanlage gehören Umkleideräume", sagt Krauser. Sportvereine seien meistens im Außenbereich angesiedelt; solche "zweckgebundenen" Vereinsheime würden in der Regel genehmigt. Das gleiche gilt für die Kläranlage, die im Norden an das Schultes-Areal angrenzt.

Platz für Tennisumkleiden, aber nicht für Wohnräume und Schaustellerwagen? - Illegal bleibt illegal, meint die Bauaufsicht. Bestandsschutz könne es nur für ursprünglich rechtmäßig errichtete Wohnhäuser geben. Deshalb wartet die Behörde auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Darmstadt; danach will sie ihre Verfügung vollstrecken. Wie in vielen hundert weiteren Fällen im Landkreis, so Heinrich Krauser. Wenn für Gebiete im Außenbereich bis Ende des Jahres von der betreffenden Stadt keine Entscheidung über einen Bebauungsplan getroffen wurde, dann muß alles weg, was nicht genehmigt ist.

Wo Klaus Urban dann mit seinen Wagen hinzieht, das weiß er nicht.

Kleine FR

Zugegriffen BAD HOMBURG. Einen Computer mit Drucker, weitere elektronische Bürogeräte sowie Briefmarken und Bargeld ließen Einbrecher in einem Büro am Schaberweg mitgehen. Ausgeschlachtet BAD HOMBURG. Ein schwarzes Auto entwendeten Diebe am Hohlebrunnen, fuhren es ins freie Feld bei Gonzenheim und bauten dort Räder und Innenausstattung aus. Den Rest ließen sie auf dem Acker zurück, berichtet die Kripo. Mitgenommen BAD HOMBURG. Einen weißen Manta aus dem Kreis Limburg entwendeten Diebe aus dem Parkhaus am Seedammbad. Die Polizei beziffert den Schaden auf 10 000 Mark.

Bezirksoberliga-Tabellenführer SKV Mörfelden entläßt Erfolgstrainer Dieter Rudolf Der Grund: "Dreimal unentschuldigt gefehlt" Mannschaft reagierte bestürzt / Rudolf legt Widerspruch ein / Fehlen sei abgeklärt gewesen

Was passiert in aller Regel mit einem Trainer, der seine Mannschaft an die Tabellenspitze geführt hat? Er wird gefeiert, sein Vertrag oftmals in dieser Euphorie vorzeitig verlängert. Nicht so in Mörfelden: Dort wurde der nicht nur in hessischen Fußballerkreisen populäre Trainer Dieter Rudolf (früher Eintracht Frankfurt, SV Darmstadt 98) fristlos entlassen. Hatte er goldene Löffel geklaut? "Rudolf hat dreimal unentschuldigt im Training gefehlt", lautet der Vorwurf seitens Abteilungsleiter Anton Hörner.

Dem widerspricht der frühere Bundesliga-Torwart: "Der Vorwurf, ich hätte dreimal unentschuldigt gefehlt, stimmt nicht. Ich habe inzwischen per Einschreiben an den Gesamtverein sowie an den Abteilungsleiter Hörner Widerspruch gegen diese fristlose Kündigung eingelegt", stellt der Trainer fest. Er hat seine Dienste weiterhin der SKV Mörfelden angeboten und ist über diese Entwicklung maßlos enttäuscht. "Das ist eigentlich Rufschädigung. Auch die Mannschaft distanziert sich hiervon und fordert ebenso wie ich eine Rücknahme dieser Entscheidung", setzt Rudolf auf den Faktor Zeit.

Bisher ist hierdurch sportlich nichts kaputtgegangen, wenngleich das 1:1 bei der Turnerschaft Ober-Roden (noch unter Rudolf) sowie vor allem das torlose Remis am Sonntag im Spitzenspiel gegen den 1. FCA 04 Darmstadt zuwenig waren. Dennoch führt die SKV Mörfelden die Bezirksoberliga Darmstadt unbesiegt mit 11:3 Punkten vor dem RSV Germania Pfungstadt, 1. FCA 04 Darmstadt und dem FSV Riedrode (alle 11:5) an. Und an diesem Sonntag (15 Uhr) kommt es in Pfungstadt zum nächsten Mörfeldener Gipfeltreffen. Co-Trainer Bernd Schröder, gerade 24 Jahre alt, soll erneut die Verantwortung tragen. Ihm wurde allerdings mit Hans-Jürgen Pfeifer ein früherer Spieler der SKV zur Seite gestellt. "Pfeifer soll Schröder unterstützen", erläutert Hörner diese Entscheidung. Der Chemielaborant Schröder hatte in dem früheren SKV-Coach Manfred Neidig sowie Dieter Rudolf adäquate Lehrmeister, fungiert im dritten Jahr im Waldstadion als Assistent und ist B-Schein-Inhaber. "Das Alter spielt keine Rolle. Entscheidend ist die Akzeptanz durch die Mannschaft", läßt der junge Interims(?)-Coach Selbstbewußtsein durchklingen. "Einen Tag nach Bekanntwerden dieser Maßnahme hatte ich bereits fünf telefonische Bewerbungen", sagt Abteilungsleiter Hörner, der Rudolf über den grünen Klee lobt und dennoch die fristlose Kündigung aussprach.

Das paßt eigentlich nicht zusammen und läßt Raum für Spekulationen. "Rudolf war dreimal geschäftlich verhindert. Ein Vorfall in seiner Abwesenheit war für mich der Auslöser", präzisierte Hörner auf Rückfrage der FR. Danach hat er vor zehn Tagen im Rahmen dieser Trainerentlassung auch Spielern Konsequenzen angedroht.

"Normalerweise erfolgt eine Reaktion des Vereins nach einmal unentschuldigtem Fehlen und nicht nach dreimaligem Fernbleiben", glaubt Rudolf beweisen zu können, auf welch' wackligen Beinen diese Kündigung wegen dieses angeblichen Delikts steht. "Wer soviel Wert auf Disziplin und Pünktlichkeit wie ich legt, den trifft so etwas besonders hart. Mein Co- Trainer Bernd Schröder und auch Abteilungsleiter Anton Hörner wußten bei meiner Verhinderung ebenso wie die Mannschaft stets Bescheid", widerspricht er vollends dem Abteilungsleiter. "Am Dienstag (30. September) fing uns Hörner vor dem Training ab und sprach die fristlose Kündigung gegen Rudolf wegen dreimal unentschuldigtem Fernbleiben vom Training aus", erinnert sich Schröder, der dem Abteilungsleiter ebenfalls widerspricht: "Das stimmt so nicht. Rudolf hat sich immer bei mir abgemeldet, und wir haben zeitig alles abgeklärt." "Die Mannschaft reagierte bestürzt", ergänzt Schröder, der finanziell wie bisher als Co-Trainer entlohnt wird. "Wenn ich diesen Job übernehme, dann will ich auch langfristig arbeiten", kniet er sich voll in die neue Cheftrainer-Position hinein.

Dieter Rudolf pocht indes auf Einhaltung seines Vertrages, der bis 30. Juni 1993 fixiert ist. "Wir wollten darüber hinaus längerfristig zusammenarbeiten, gemeinsam in die Landesliga aufsteigen und auch dort für Furore sorgen", rechnet er mit einem Happy-End. "Ich fühle mich in Mörfelden sehr wohl, kann diese Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen, denn in der Mannschaft stimmt auch alles", beschließt er seine Ausführungen.

Das sieht offenbar Hörner anders: "Die Mäuse tanzten in Rudolfs Abwesenheit auf dem Tisch", scheint er Schröders Autorität nicht sonderlich hoch einzustufen. Die offenen Fragen: Gibt es eine Dauerlösung Schröder/Pfeifer, oder wird doch noch ein neuer Trainer verpflichtet, und was passiert mit Dieter Rudolf? Wer hat im Falle eines Rechtsstreits die besseren Karten in der Hand? Der Verein oder der (ehemals) angestellte Trainer? HANS-DIETER PUTH

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14.7.1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der Zehner und Zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 10., 11. und 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 8. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 9. & 16.10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di. , 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg. Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Genügend Kandidaten für Parlamentssitze

HEUSENSTAMM. Im Gegensatz zu den Grünen in anderen Kommunen haben die Alternativen in Heusenstamm keine Probleme, genügend Stadtverordnetenkandidaten für die Kommunalwahl im März 1993 zu finden. Das wurde bei einer Wochenendtagung in Dreieichenhain deutlich, in deren Mittelpunkt die bevorstehende Wahl stand. Das Programm und die Kandidatenliste sollen bei einer weiteren Sitzung Ende Oktober verabschiedet werden.

Ziel der Grünen ist es, bei der Kommunalwahl ihre Position auszubauen und - wenn möglich - mit mehr als den bisherigen vier Abgeordneten im Parlament vertreten zu sein. Sie wären auch bereit, "Verantwortung zu übernehmen und sich an der Regierung in Heusenstamm zu beteiligen".

Zu Beginn des Seminars hatten die Grünen eine Bilanz ihrer bisherigen Arbeit im Parlament gezogen. Fazit: Die Fraktion machte zwar mit vielen Initiativen und Anträgen von sich reden, umsetzen konnte sie jedoch aufgrund der Mehrheitsverhältnisse nur wenig. "Wenn Grüne-Ideen umgesetzt wurden", meinte Fraktionsvorsitzender Gernot Richter, "dann meist Jahre später, wenn andere Parteien diese Anträge aus der Schublade holten, um sie als eigene Ideen zu verkaufen". Selbst dann seien sie nur halbherzig realisiert worden, wie die Tempo-30-Zonen und die Radwege beispielhaft zeigten.

Schwerpunktthemen der Kommunalwahl sollen Verkehrs- und Müllprobleme, die Stadtentwicklung, soziale und kulturelle Fragen und die Ausländer-/Asylbewerberproblematik sein. In der Fraktion zeichnet sich im übrigen eine Teilrotation ab: Einige der derzeitigen Stadtverordneten wollen ausscheiden, andere - wie der frühere Stadtverordnete Bernd Fischer und Vorstandsmitglied Heiner Wilke-Zimmermann - möchten ins Parlament wechseln. hf

In Uganda gibt es erkennbare Tendenzen zu einer persönlichen Herrschaft des 1986 an die Macht gelangten Präsidenten Yoweri Kaguta Museveni (unser dpa-Foto), aber keine unumschränkte Diktatur eines einzelnen oder einer Clique. Am morgigen Freitag, 9. Oktober, feiert Uganda den 30. Jahrestag seiner Unabhängigkeit. Seit seiner Selbständigkeit hat es in dem afrikanischen Land jedoch noch keinen frei gewählten Präsidenten gegeben. Museveni hat allerdings einen grundlegenden Wandel des Landes und eine afrikanische Variante von Demokratie versprochen. Dr. Volker Weyel hat die Geschichte und Perspektiven Ugandas analysiert. Seinen für die "Stiftung Wissenschaft und Politik" in Ebenhausen angefertigten Bericht dokumentieren wir leicht gekürzt.

Reichsbund sammelt für die Opfer der Kriege

WESTLICHE STADTTEILE. Um Spenden bittet der "Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen" in den kommenden Tagen. Sammler und Sammlerinnen der "Ortsgruppe Höchst, westliche Stadtteile und Main-Taunus-Kreis" sind bis einschließlich 29. November unterwegs und bitten an Haustüren und auf Straßen um Unterstützung.

Mit dem Geld und den Sachspenden soll laut Reichsbund Kriegsbeschädigten, Hinterbliebenen, Behinderten, Waisen und anderen bedürftigen Menschen geholfen werden.

Die Mitglieder des Reichsbundes können sich durch einen von der Stadt abgestempelten Ausweis und Sammellisten ausweisen. Darauf weist der "Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen" hin. tos

Neue Broschüre gibt Tips zum Trinkwasser-Sparen

RÖDERMARK. Regenwasser ist kostbar. Wie das kostenlose Naß von oben in privaten Gebäuden genutzt werden kann, darüber gibt eine Broschüre des Hessischen Umweltministeriums Auskunft, die in den Rathäusern von Ober-Roden und Urberach ausliegt.

Informationen über Möglichkeiten Trnkwasser einzusparen, erteilt auch Hans Gerhold im Rathaus Ober-Roden, Zimmer 202, Telefon 06074 / 911228. Er berät auch über städtische Zuschüsse für den Bau von Zisternen. fuh

Anwohner brauchen viel Geduld Termin für Ausbau der Mönstädter Straße erneut geplatzt

GRÄVENWIESBACH. Der Ausbau der Mönstädter Straße, der schon seit drei Jahren geplant ist, läßt weiter auf sich warten. Der letztgenannte Termin für den Beginn der Arbeiten - die erste Oktoberwoche - ist wieder geplatzt. In der nächsten Woche soll nun in einem Gespräch des Straßenbauamtes mit Elektrizitätswerk und Post ein neuer Termin festgelegt werden. Das teilte die Gemeindeverwaltung auf Anfrage mit.

Die Geduld der Anwohner wird seit Wochen auf eine harte Probe gestellt. Seit dem Abschluß der Kanal- und Wasserarbeiten im August hat die Straße eine Schotterdecke. Die Anlieger sind schon zur Selbsthilfe geschritten, um die Belästigungen einzudämmen: Ein Schild mit der Aufschrift "Schrittfahren, sonst Anzeigen", steht am Straßenrand. Der Beginn der Ausbauarbeiten der Landesstraße hatte sich zuletzt verzögert, weil das Elektrizitätswerk und die Post die Maßnahmen des Straßenbauamtes mit der Verlegung von Strom- und Telefonkabeln verknüpfen wollen. Die Dachständer, die bisher die Versorgung gewährleisten, sollen durch Erdkabel ersetzt werden. Zugleich beschloß die Gemeinde, auch eine neue Staßenbeleuchtung zu installieren. Bürgermeister Hellwig Herber hofft, "daß am Ende der Arbeiten auch die Mönstädter Straße mit den begleitenden Maßnahmen eine erhebliche Verschönerung darstellt."

Der Grund für die jahrelange Verzögerung hing mit der Bereitstellung der Landesmittel zusammen. cn

Vizelandrat schaltet Rechtsanwalt ein Dauerstreit mit Dr. Friedrich erreicht eine neue Qualität Von Wolfgang Heininger MAIN-KINZIG-KREIS. Der Dauerclinch zwischen Vizelandrat Erich Pipa (SPD) und dem Zweiten Kreisbeigeordneten Dr. Harald Friedrich (Grüne) droht jetzt in einen juristischen Streit auszuarten. Der Sozialdemokrat ließ Friedrich von einem Anwaltsbüro ein Verlangen auf Widerruf und Unterlassung zustellen. Demnach müßte der ehemalige Abfalldezernent eine Behauptung zurücknehmen, wonach Pipa einen Bauauftrag in Höhe von 400 000 Mark für eine Sickerwasser-Anlage ohne die notwendige Genehmigung erteilt habe. Friedrich sieht nach eigenen Angaben keine Veranlassung für eine solche Erklärung. Im Gespräch mit der FR sagte er: "Es geht um etwas ganz anderes. Ich kann nichts widerrufen, was ich nicht gesagt habe." Gegenstand der Auseinandersetzung sind die gegenseitigen Vorwürfe der beiden Hauptamtlichen bei der Führung des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft. Erich Pipa hatte im September einen neuerlichen Anlauf unternommen, seinem Vorgänger im Umweltdezernat am Zeug zu flicken. Er sprach von personeller Desorganisation im Eigenbetrieb und finanziellen Unregelmäßigkeiten - einen Vorwurf, den er inzwischen zurückgenommen hat. Der solchermaßen Angegriffene, der sich in der jüngsten Kreistagssitzung nicht dazu äußern durfte, keilte am Rande der Veranstaltung zurück.

Eine der Retourkutschen (FR vom 19. September) liefert jetzt Erich Pipas Anwalt die Munition gegen den Grünen. In dem Artikel hieß es: "Friedrich berichtete im Gegenzug von einem Auftrag in Höhe von 400 000 Mark für die Sickerwasser- Anlage in Hailer, den Pipa an ein Hanauer Architekturbüro vergeben habe, und zwar mündlich." "Mit dieser Behauptung haben Sie, wie Sie sehr genau wissen, Herrn Pipa nicht nur in seiner Eigenschaft als zuständigen Derzernenten und Kreisbeigeordneten eine schwere Amtspflichtverletzung vorgeworfen, sondern auch den schon wiederholt feststellbaren Versuch unternommen, unserem Mandanten eine zweifelhafte Verpflichtung mit einem bestimmten Hanauer Ingenieurbüro (gemeint ist das Büro Lothar Hetterich, die Red.) zu unterstellen", heißt es dazu im Schriftsatz des Anwalts.

Friedrich wird weiter vorgeworfen "daß eine solche Behauptung geeignet ist, die Amtsführung unseres Mandanten und auch dessen persönliche Integrität in der Öffentlichkeit herabzusetzen. Der gewünschte Effekt eines gewünschten Presseechos und einer persönlichen Diffamierung einschließlich einer Verunsicherung der Bürger über die Amtsführung unseres Mandanten wurde in der gewünschten Weise auch zunächst erreicht, zumal die gewählte Art der Präsentation dieser Vorwürfe unmittelbar an die Presse es Herrn Pipa zunächst unmöglich machte, die Unrichtigkeit sofort darzulegen".

Pipas Anwalt wertet Friedrichs Pressegespräch - unmittelbar nachdem ihm im Kreistag Redeverbot erteilt worden war - als "besonders üblen Akt persönlicher und politischer Verleumdung", außerdem als ehrenrührige, bewußt wahrheitswidrige Behauptung. Schließlich sei der angesprochene Auftrag "zur Erstellung einer Genehmigungsplanung für die Sicker- Zehn Tage Frist wasserreinigung mit einem Kostenvolumen von 416 906 Mark" korrekt vergeben worden.

Der Rechtsbeistand des Vizelandrats forderte Friedrich mit Datum vom 28. September "zur Meidung einer gerichtlichen Auseinandersetzung" ultimativ auf, den Vorwurf binnen zehn Tagen "mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückzunehmen und zu erklären, daß die Behauptung nicht weiter aufrechterhalten oder wiederholt werden wird . . . Nach ergebnislosem Fristablauf müßten wir unserem Mandanten die Erhebung einer entsprechenden Zivilklage empfehlen".

Auf Anfrage erklärte Harald Friedrich gegenüber der FR, er sehe zu einem Widerruf keine Veranlassung, zumal die Affäre auf einem Mißverständnis beruhe. Seine Behauptung habe sich nämlich nicht auf die Sickerwasser-Anlage bezogen, sondern auf die Beseitigung eines Sickerwasserstaus in der Hausmülldeponie in Hailer. Dies lasse sich auch dadurch belegen, daß die Sickerwasser-Anlage nicht 400 000 Mark, sondern 18 Millionen Mark gekostet habe.

Ferner sagte der Ex-Abfalldezernent, der Hinweis darauf, daß Pipa diesen Reparaturauftrag für die Deponie ohne Genehmigung des Kreisausschusses erteilt habe, sei nichts Ehrenrühriges gewesen. Er habe lediglich darauf hinweisen wollen, daß nicht nur er - wie ihm vorgeworfen wurde - eine solche Praxis betrieben habe, wenn Not am Mann gewesen sei.

Zum konkreten Fall erläuterte Friedrich gegenüber der FR, bei den Arbeiten an der Abdichtung der Deponie sei eine "Wasserlinse" in 20 Metern Tiefe gefunden worden. Das Darmstädter Regierungspräsidium habe daraufhin die Auflage erteilt, den auftretenden Sickerwasserstau zu beseitigen. Zwar habe der Kreisausschuß dann die Aufträge für die notwendigen Arbeiten erteilt, der Auftrag für das Planungsbüro, das im Vorfeld und unter Pipas Amtsführung tätig war, sei aber, womöglich aufgrund des Zeitdrucks, vergessen worden. Er mache Pipa daraus keinen Vorwurf, betonte Friedrich. Schließlich habe damals schnell gehandelt werden müssen. Er selbst, so erklärte der Zweite Kreisbeigeordnete weiter, sei mit der Sache erst eineinhalb Jahre später konfrontiert worden, als das Büro Hetterich seine Leistungen bezahlt haben wollte. Die einzelnen Rechnungen seien dann im Jahre 1991 abgewickelt worden. Wenn bei dieser Sache ein Vorwurf erhoben werden könne, dann allenfalls gegenüber dem Ingenieurbüro, weil es in dieser Zeit keine schriftliche Auftragsbestätigung angefordert habe.

Betriebs-Gottesdienst in einer Schreinerei

BIEBERGEMÜND. Kirche und Arbeitswelt mehr miteinander verbinden - dieses Motiv steht hinter dem Werkgottesdienst der Katholischen Arbeitnehmer- Bewegung (KAB).

Den diesjährigen Betriebsgottesdienst zelebriert am heutigen Freitag, 9. Oktober, Pfarrer Emil Schwertner ab 19.30 Uhr in der Schreinerei Gerhard Beck in Bieber.

Im Anschluß an den Gottesdienst ist ein gemütliches Beisammensein vorgesehen. Der Erlös von Kollekte und Bewirtschaftung sind für das Weltnotwerk der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung vorgesehen. jan

Donnerstag, 8. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Hanneles Himmelfahrt"; Nachtfoyer: 21.30 Uhr, "Verlorene Zeit"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Goldberg- Variationen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Shy Guys - "Best of".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Achtung! Schnecke läuft Amok!".

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: 20.30 Uhr, Company Vivienne Newport mit "So long" (Tanztheater).

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Kinder- & Jugendtheater Frankfurt, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Zeilgalerie les facettes, Ebene 7: 17 Uhr, Show mit Günther Jauch.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbstrevue. Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 19.30 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, All.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Charly Antolini Jazzpower feat. The English Jazzscene.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Blues Cruisers.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, River Boys.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Salvador Lastra (Gitarre).

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Hank English Trio.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 28 14 18: 21 Uhr, Paolo Tomelleri Quintett & Jazz-Workshop-Band (Leitung Günter Lenz).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Jazz- Session.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 22 Uhr, Blues & Funk Session.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Christoph Neubronner Trio.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, House of Pain. Literatur Krimibuchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstraße 54: um 20 Uhr, Lesung Paco Taibo.

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!".Vorträge / Diskussionen Christuskirche, Beethovenplatz: 20 Uhr, Vortrag "500 Jahre Versklavung und Kolonialisierung Afrikas durch Europa".

Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft: 19.30 Uhr, Diavortrag "Aufforstung im Wettlauf mit Bodenerosion und Versandung"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24. Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie auf Seite 34/35 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung "Architektur und Kunst - ein Spannungsverhältnis".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - ca. 20 Uhr, Diaserie "Der Raum gehört uns"; Bürogebäude Frauenreferat, Walter-Kolb-Str. 9-11.

Schach-Senioren-Gruppe: Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Handarbeiten für soziale Zwecke.

Bockenheimer Treff, Am Weingarten 18-20: 14 Uhr, Oktoberfest mit "Die Hobbys"; 14 Uhr, Treffen des Arbeitskreis Erinnerungspuzzle - Ältere Bürger beurteilen eigene Erfahrungen im historischen Kontext.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Blutspendetermine Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes: 17 bis 20 Uhr, DRK-Heim Gallus, Kostheimer Str. 11-13. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt- Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)

Tierärztin Regina Braun, Alt-Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Volksbildungswerk steuert Rußland an

HOCHHEIM. Gleich mehrmals steuert das Volksbildungswerk Rußland an. Vom 1. bis 8. November ist die russische Hauptstadt das Ziel. Dort sollen Kreml, Kaufhaus Gum sowie andere Sehenswürdigkeiten besichtigt werden.

Im November und Dezember stehen vier Reisen nach St. Petersburg auf dem Programm. Dort werden die Eremitage, das Russische Museum, Isaaks Kathedrale und der Katharinenpalast besucht. Auskunft und Anmeldung bei Hermann Kirsch, Telefon 0 61 46 / 2361. kkü

Welle der Umwandlungen rollt munter weiter In Maintal werden 298 weitere Wohnungen verkauft Von Helmut Pomplun MAINTAL / MAIN-KINZIG-KREIS. Die Welle der Umwandlungen von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen rollt weiter. Das Zauberwort der Wohnungshändler zur Anpreisung der Ware lautet "Park". Während die bayerische Firma Patrizia 224 Wohnungen in Maintal-Dörnigheim als "Johannespark" anbietet, werden die drei Hochhäuser Schillerstraße 2, 4 und 7 in Maintal-Bischofsheim von der Firma IBV Immobilien GmbH für eine Münchner Firma als "Parkwohnanlage Bischofsheim bei Frankfurt a.M." vermarktet. Neben diesen insgesamt 258 Wohnungen verkauft die IBV auch 40 Wohnungen im Bischofsheimer Doppelhaus Goethestraße 82/84. Daß sich das Hochhaus Schillerstraße 7 vor sechs Jahren einseitig um 35 Zentimeter gesenkt hatte und mit großem Aufwand versucht wurde, den Kasten wieder ins Lot zu hieven, setzt die Immobilienfirma als bekannt voraus.

Die 258 Wohnungen in den drei Hochhäusern Schillerstraße 2, 4 und 7 werden von IBV per Zeitungsinserat als "Preisknüller" (ab 2 785Mark pro Quadratmeter) angepriesen: "Freie und vermietete 2- und 3-Zimmer-Eigentumswohnungen, neu renoviert, Westbalkone, Blick ins Grüne, gut vermietet, 5 km - Frankfurt/Main. . ." So soll beispielsweise eine Drei-Zimmer-Wohnung, 65 Quadratmeter, mit Balkon, 181 000 Mark kosten.

Auf dem mittleren Hochhaus (Schillerstraße 2) wird derzeit gerade das Flachdach saniert. Im Erdgeschoß hat die IBV eine Musterwohnung zur Besichtigung. Der hier die Stellung haltende IBV-Mitarbeiter erklärte beim Besuch der FR, 30 Prozent der Wohnungen seien bereits verkauft: "Die Teilung der Wohnungen ist schon seit eineinhalb Jahren perfekt." Zur Frage nach dem Besitzer hieß es vage: "Eine Münchner Firma, da müssen's ins Grundbuch schau'n."

Auf "das schiefe Hochhaus" (Schillerstraße 7) angesprochen, sagte der IBV-Mitarbeiter: "Das weiß doch jeder. Das Haus ist um 150 Millimeter gehoben worden, das reicht für 50 Jahre. Es sinkt drei Millimeter pro Jahr mit abnehmender Tendenz. Dazu gibt es ein Gutachten." Eine Mieterin, die seit zwölf Jahren im Haus Nr. 2 wohnt, hat ihre Drei-Zimmer-Wohnung von der IBV schon zweimal zum Kauf angeboten bekommen, wie sie auf Anfrage der FR erklärte, und zwar "im Abstand von einem Jahr zum selben Preis, deshalb gehe man davon aus, daß die Firma die Wohnungen nur schwer loskriegt".

Sie bezahle derzeit "noch unter tausend Mark" Miete. Sie würde gerne ausziehen, fände aber keine andere bezahlbare Wohnung. Beim Gedanken an das schiefstehende Nachbarhaus sei ihr "schon ein bißchen mulmig, aber ich versuche, das abzuschalten. Irgendwo muß ich ja wohnen".

Letzte Besitzerin der drei Hochhäuser war die Gesellschaft "Bayerische Beamten Versicherungen" (BBV) München. Als sie im Sommer 1986 das Haus Nr. 7 mit Millionenaufwand sanieren ließ, stellte sie ausdrücklich klar, "daß die BBV zwar Eigentümer des Anwesens, nicht aber Bauherrin ist. Die BBV erwarb dieses Anwesen erst 1980, also elf Jahre nach Fertigstellung. Verkäufer war das Internationale Immobilien Institut (iii) München". Zum Zeitpunkt des Kaufs sei der BBV "von der damals schon eingetretenen Schrägstellung des Gebäudes nichts bekannt" gewesen. Weder habe die iii darauf hingewiesen noch habe ein besteller Gutachter das festgestellt. Erst bei einer Fassadenrenovierung im Februar 1986 sei die Schrägstellung erkannt worden.

Daß sich die BBV inzwischen von den drei Hochhäusern getrennt hat, bestätigte BBV-Pressesprecher Peter Nützel gestern auf Anfrage der FR, ohne Details oder Namen zu nennen.

Speziell zum Objekt Schillerstraße 7 kommentierte Nützel. "Ich habe drei Kreuze gemacht, als wir das Ding endlich los waren, und habe es möglichst schnell vergessen."

(Dazu: "Die Besitzer" und "Die Angst der Mieter")

Auf dem Lohrberg sind jetzt wieder die "Winzerinnen und Winzer auf Zeit" im Einsatz Ein edler

Riesling

wird gelesen

Ernte im letzten Weinberg

Auf dem Lohrberg, hoch über der Stadt bei Seckbach, wird die eher graue und eintönige Szenerie im letzten Frankfurter Weinberg durch anfahrende Kleinlastwagen und von einem Dutzend Frauen und Männern unterbrochen, die, in Ostfriesennerze gehüllt, mit Gummistiefeln an den Füßen, in die Rebenreihen stapfen. Die Scheren klicken, jede Traube landet im Eimer. Der ist im Nu voll. Er wird in die Bütt geleert, die kräftige Männer auf dem Rücken tragen. Deren Inhalt wiederum, schweres, köstlich-süß mundendes Erntegut aus überreifen Rieslingtrauben, wird bei den Lastwagen in große Bottiche gekippt.

Die jungen Leute, Winzerinnen und Winzer auf Zeit, sind - neben einigen deutschen Studenten - Polen, die sich jedes Jahr für diesen Dienst verdingen. Bei acht Mark Stundenlohn, dazu Verpflegung und Unterkunft, wo es nötig war. "Viele machen das schon seit zehn Jahren", sagt Walter Danielowski, kommissarischer Leiter des Städtischen Weingutes mit Hauptsitz in Hochheim. Dort wurde schon Ende September gelesen - wir haben berichtet.

"Die Trauben hier haben wir noch etwas stehen lassen, doch jetzt müssen sie ab. Das Wetter bringt nichts mehr, und wenn wir länger warten, platzen die Früchte, verschwindet auch die charakteristische Säure, die unter Kennern diesen Lohrberger Wein auszeichnet", erläutert Winzermeister Axel Eiser.

Es wird einen edlen Riesling geben, etwa zehntausend Liter in diesem Jahr, gegenüber 6000 im letzten Herbst. Auch mit der Qualität sind alle zufrieden. Im Öchsle-Meßgerät, dem Refraktometer, kann selbst der Laie leicht ablesen, was ein Tropfen aufgetragener Saft, durch die Vergrößerung betrachtet, in sich hat: 80 Grad Öchsle im unteren Lohrberger Bereich. Das ergibt einen guten Qualitätswein. Und bei über 84 Grad, etwas weiter oben, wo die Sonne besser einfällt, wird dann sogar eine Rarität daraus: Lohrberger Spätlese.

Den besonderen Charakter erhält dieser Wein durch das Erdreich: Löß, gemischt mit Lehm und Mergel - während in Hochheim die sandigen Böden vorherrschen. Er selbst schätze diesen Lohrberger sehr, sagt Eiser.

Zu kaufen sind alle diese Lagen und Jahrgänge nach wie vor in der Limpurger Gasse am Römer, wo sie in der Weinschenke auch dem Gast kredenzt werden. "Damit die Leute nicht denken, die städtischen Bediensteten trinken alles selbst!", sagt Eiser. Und verweist weiter darauf, daß gegenwärtig dort auch Federweißer verkauft wird, zum Zwiebelkuchen eine herzhafte Köstlichkeit. Wobei man den mattweißen Trunk nicht unterschätzen sollte. Er hat schon die stärksten Männer von den Beinen geholt. -vau

Unfallfrei - was heißt das? Ehrungen der Verkehrswacht: Gespräch mit Wolfgang Heil

WETTERAUKREIS. Die Verkehrswacht ehrt Autofahrer für jahrzehntelanges unfallfreies Fahren. Jüngst waren zwölf Wetterauer Bürgerinnen und Bürger an der Reihe. Wie prüft die Verkehrswacht nach, wer so lange unfallfrei gefahren ist? Was heißt überhaupt: unfallfrei? Autofahrer können ja auch unschuldig in einen Unfall verwickelt werden. FR-Mitarbeiterin Sabine Klein sprach mit dem Ersten Vorsitzenden der Verkehrswacht, Wolfgang Heil.

FR: Wie lange muß man denn unfallfrei fahren, um von Ihnen geehrt zu werden?

Heil: Es geht los bei zehn Jahren und endet bei 50.

FR: Wie prüfen Sie nach, ob die Leute unfallfrei gefahren sind?

Heil: Es geht nicht nur um unfallfreies Fahren. Entscheidend ist, daß die Leute keine Punkte in Flensburg haben. Dort wird man ja nur registriert, wenn man einen Unfall verursacht oder einen Verkehrsverstoß begangen hat.

FR: Es kann ja sein, daß jemand Straftaten begangen hat, zum Beispiel bei Rot über die Ampel gefahren ist, ohne daß er in Flensburg registriert ist.

Heil: Das ist richtig, das können wir aber nicht nachprüfen.

FR: Es gibt auch Leute, die machen ihren Führerschein und rühren danach kaum noch ein Lenkrad an.

Heil: Ja, das stimmt. Das können wir natürlich ebenfalls nicht nachprüfen. Es ist ja so: Die Leute müssen einen Antrag stellen und darin erklären, daß sie keine Verkehrsverstöße begangen haben. Das überprüfe ich in Flensburg. Und dann versichern sie auch, daß sie in der betreffenden Zeit regelmäßig gefahren sind. Ob das richtig oder falsch ist, das kann ich nicht feststellen.

FR: Das heißt also, die Autofahrer müssen von sich aus einen Antrag stellen, sonst werden sie nicht ausgezeichnet? Heil: Richtig, es gibt ja auch Leute, denen liegt nichts an der Auszeichnung. FR: Diese Ehrungen sind nicht repräsentativ, und es ist offensichtlich schwierig, die Berechtigung einer solchen Auszeichnung zu überprüfen. Warum nehmen Sie diese Ehrungen noch vor?

Heil: Das Wichtigste an dieser Veranstaltung ist für mich, daß diese Autofahrerinnen und Autofahrer als Vorbilder für die anderen dienen. Das sind eben die Leute, die in der Nähe von Kindergärten und Schulen Schrittgeschwindigkeit fahren. Außerdem ist es ja auch ein Zeichen einer gewissen Charakterstärke, wenn jemand 20, 30 Jahre unfallfrei fährt.

FR: Gab es schon Fälle, wo jemand zu Unrecht ausgezeichnet wurde?

Heil: Na ja, da gab es einen Fall, da hat einer angerufen, als er in der Zeitung gelesen hat, daß sein Nachbar ausgezeichnet wurde, und erzählt, daß dieser kürzlich einen Unfall hatte. Ich habe dann nachgehakt. Der Betreffende hat dann gesagt, er hätte einen kleinen Unfall gehabt, für den er aber nicht bestraft worden sei. Also, diese Ehrung war schon etwas zweifelhaft.

FR: Sie ehren Autofahrer, die 50 Jahre lang unfallfrei gefahren sind. Ist es nicht etwas problematisch, Leute in dem Alter zu ehren und sie dadurch zu ermutigen, weiterhin zu fahren, obwohl man bereits darüber nachdenkt, Autofahrern ab einem gewissen Alter aus Sicherheitsgründen die Fahrerlaubnis zu entziehen?

Heil: Mir persönlich wäre es wesentlich lieber, wenn ich nicht mehr für 50jähriges unfallfreies Fahren ehren müßte. Im Alter läßt ja doch die Reaktionsfähigkeit nach. Wir haben mal den Versuch gemacht, die 50 Jahre abzuschaffen. Aber es gab 'nen Riesenprotest, weil gerade die Älteren auf eine solche Ehrung Wert legen.

FR: Glauben Sie denn, daß die Ehrung noch zeitgemäß ist? Immerhin ehrt man ja Leute, die schon sehr lange Auto fahren. Widerspricht das nicht Bestrebungen, mehr Umweltbewußtsein zu wecken?

Heil: Ich gebe zu, daß solche Ehrungen das Umweltbewußtsein nicht gerade fördern. Aber wir haben uns der Verkehrssicherheit verschrieben. Es ist nicht Aufgabe der Verkehrswacht, zu sagen, der Verkehr muß reduziert werden. Dafür gibt es andere Organisationen.Namen + Notizen

MANFRED BREITUNG ist vom Verwaltungsrat der Sparkasse Hanau zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands berufen worden. Er war bisher Direktor der Commerzbank-Gebietsfiliale Frankfurt und nimmt seine Tätigkeit in Hanau voraussichtlich am Jahresanfgang 1993 auf. Dem Sparkassenvorstand gehört als Vorsitzender ALFRED MERZ an. Weitere Mitglieder sind UWE JANZEN und EBERHARD HESTERMANN. WALBURGA EDELING-TEVES (Maintal), ANNA und EDUARD HOFMANN (Großkrotzenburg) und DR. FRITZ A. MÜLLER (Schlüchtern) erhalten die Ehrenmedaille des Main-Kinzig-Kreises für Verdienste auf dem Gebiet der Heimatpflege und Geschichtsforschung. Walburga Edeling- Teves hat sich bei der Gründung des Vereins "Heimat-Museum Maintal" Meriten erworben. Die Sammlung von Informationen zur Lokalgeschichte und von historischen Gegenständen, zahlreiche Veröffentlichungen und das Engagement bei der Vorbereitung der Ausstellung "100 Jahre Frauenleben rund um das Kinzigtal" werden vom Kreis lobend erwähnt. Das Ehepaar Hofmann ist wiederum maßgeblich am Aufbau des örtlichen Museums beteiligt. Eduard Hofmann ist Gründungsmitglied des Heimatvereins und war über lange Jahre hinweg dessen Vorsitzender. Als Schreinermeister stellte er auch zahlreiche Modelle antiker Bauwerke her, die heute im Museum zu besichtigen sind. Anna Hofmann machte sich verdient bei der Restaurierung historischer Gegenstände. Außerdem verfaßte sie Mundart-Theaterstücke und betreute die Jugendlichen im Heimatverein. Dr. Fritz Müller schließlich, Mitglied der Kulturkommission der Stadt Schlüchtern und im Vorstand der Kulturgesellschaft vertreten, ist Mitbegründer des Heimat- und Geschichtsvereins. Aus seiner Feder stammen verschiedene heimatgeschichtliche Beiträge. Auch tritt er öfters als Referent zu den unterschiedlichsten orts- und heimatgeschichtlichen Themen auf. Dem Bergwinkelmuseum stellte Müller die alte Apothekeneinrichtung zur Verfügung.

Hat die Rosbacher SPD einen roten Schwarzbau? CDU übt Kritik wegen der neuen Geschäftsstelle

ROSBACH. Hat die SPD mit der neuen Geschäftsstelle in der Friedberger Straße 24 in Ober-Rosbach Wohnraum zweckentfremdet, die städtische Stellplatzsatzung mißachtet und den Brandschutz sträflich vernachlässigt? Für den politischen Mitbewerber der SPD, die Christdemokraten, sind die angesprochenen Themen immerhin die Frage und eine Pressemitteilung wert. CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Paul Kuhlmann meint, nach der Zehnten Hessischen Verordnung über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum dürfe eine Wohnung nicht ohne weiteres in Büroräume verwandelt werden. Die CDU frage sich, ob die Genossen wenigstens Ersatz für den zweckentfremdeten Wohnraum geschaffen hätten. Für Bürogebäude seien außerdem ausreichend Stellplätze nachzuweisen, und bei Räumen mit Publikumsverkehr würden verschärfte Brandschutzbestimmungen gelten. Es sei überdies zu prüfen, ob eine "Ausgleichsabgabe" zu erheben sei.

Was die Sozialdemokraten in dem alten Fachwerkhaus getan haben, interessiert im übrigen auch Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD). Er war von der Nachricht überrascht, daß die SPD sich ein Haus gekauft hat, und darüber verwundert, daß im Rathaus kein Bauantrag vorliegt. Auskunft begehrt Medebach bei dem Eigentümer. Da der SPD-Ortsverein kein Grundstückseigentümer sein darf, ist dies die Vermögensverwaltung der SPD in Bonn.

Hat sich die Rosbacher SPD, die das 1990 erworbene Fachwerkhaus zwei Jahre lang renoviert und im August als Geschäftsstelle eröffnet hat, gar einen "Schwarzbau" geleistet?

SPD-Vorsitzender Reinhard Zeidler wertet schon die Fragestellung der CDU als rein polemisch. Kuhlmann hätte ihn anrufen können, und die Sache wäre vom Tisch. Zu Medebachs Frage nach einem Bauschein erklärt Zeidler, eine Baugenehmigung sei nicht nötig gewesen. Die Genossen hätten in ihrem zweijährigen Arbeitseinsatz lediglich das Innere des Hauses renoviert. Auch daran, daß in dem ehemaligen Bad neue Toiletten installiert worden seien, sei wohl nichts auszusetzen.

Auch Wohnraumzweckentfremdung vermag der SPD-Vorsitzende nicht zu erkennen. Die Doppelhaushälfte sollte Mitte der 80er Jahre abgerissen werden. Es habe eine Abrißverfügung gegeben, gegen die aber der Nachbar wegen der gemeinsamen Brandmauer Widerspruch eingelegt hatte. Die Bewohner des Mitte des 18. Jahrhunderts gebauten Fachwerkhauses hatten auf dem hinteren Teil des Grundstücks neu gebaut und waren dort eingezogen. Seitdem hatte das Fachwerkhaus leergestanden und war dann 1990 von der SPD erworben worden.

Zeidler räumt ein, daß die Frage der Nutzung unter baurechtlichen Gesichtspunkt klärungsbedürftig sei. Die SPD habe eine entsprechende Anfrage an das Kreisbauamt gerichtet. Die beiden über zwei Etagen verteilten Räume von zusammen 70 Quadratmetern würden zwar nicht bewohnt, aber auch nicht als Büroräume genutzt. In dem Haus würden Sitzungen von Ortsvorstand oder Fraktion stattfinden. Es gebe hier kein Telefon und keine Schreibmaschine. Zeidler möchte also von der Fachbehörde wissen, wie solch eine Nutzung nach Baurecht zu werten sei und ob eventuell ein Antrag auf Nutzungsänderung gestellt werden müsse. Die Stellplatzsatzung der Stadt im übrigen datiere erst aus dem Jahr 1992, gelte also nicht für die SPD, die schon zwei Jahre lang Eigentümerin sei. Im übrigen habe der Ortsverein das Haus niemandem weggeschnappt. Zeidler: "Jeder hätte das kaufen können, und wir haben das Haus gerettet." hm

Private Sanierung kommt allmählich in Schwung "Halbzeit" bei der Einfachen Stadtentwicklung in Langenselbold

LANGENSELBOLD. Seit sechs Jahre besteht der Einfache Stadtentwicklungsplan im Oberdorf der Stadt Langenselbold - nun ist Halbzeit. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten und Probleme mit den Anliegern sind Bürgermeister Hans-Peter Ebner, Planer Lothar Gerstner und Jörg Schaller von der Betreuungsgfirma Deutsche Stadtentwicklungsgesellschaft (DSK) mit dem Projekt zufrieden. "Von der Akzeptanz her ist die Situation in Langenselbold mit anderen Städten zu vergleichen", findet Schaller.

Das Sanierungsgebiet umfaßt 70 Anlieger mit rund 180 Wohnungen. Bisher haben 17 Hauseigentümer mit der Stadt Verträge abgeschlossen. Das sei, so sagt Lothar Gerster, eine durchaus zufriedenstellende Zahl. In den ersten beiden Jahren wurde das Angebot so gut wie gar nicht angenommen. "Als dann der erste das Eis gebrochen hat, zogen die anderen nach", erinnert sich Bürgermeister Ebner. Für die nächsten sechs Jahre rechnet Ebner mit einem verstärkten Zulauf.

24 Wohnungen wurden bist jetzt saniert, 22 sind neu entstanden oder wieder bewohnbar gemacht worden. "Das Ziel soll nicht nur die Verschönerung der Stadt sein. Uns geht es auch darum, Wohnungen im Stadtbereich zu schaffen, so daß wir nicht immer auf das Baugebiet am Stadtrand zurückgreifen müssen", erklärt Ebner.

Die Stadt läßt sich das einiges kosten. Für die gesamte Laufzeit von zwölf Jahren wurden sechs Millionen Mark allein für die öffentlichen Bauten im Haushalt eingeplant. 4,5 Millionen Mark hat die Stadt schon ausgegeben. "Wir haben den Großteil unserer Arbeiten - Straßen und Kanal - schon erledigt. In den nächsten Jahren kommt nur noch der Bereich Gründau und Hinsendorfstraße dazu", erläutert der Bürgermeister.

Die privaten Sanierungen, die momentan laufen, summieren sich zu einem Kostenfaktor von insgesamt 4,7 Millionen Mark. Davon wurden 4,4 Millionen Mark als förderungsfähig erklärt. Das Land Hessen hat bisher einen Zuschuß von 1,2 Millionen Mark gewährt. Die Stadt übernimmt einen Anteil von 40 Prozent der Landeszuschüsse. Die Privathaushalte haben bisher insgesamt 2,8 Millionen Mark ausgegeben. An Zuschüssen wurde 750 000 Mark gezahlt.

Die Beschwerden einiger Anlieger, die "statt Verkehrsberuhigung eine Rennstrecke vor ihrer Haustüre sehen", sieht Ebner mit Gelassenheit. Vor kurzem hat er eine Untersuchung in der Oberdorfstraße in die Wege geleitet. "Die Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor, aber wir können mit einiger Sicherheit sagen, daß viele Temposünder selbst Anlieger sind", meint der Bürgermeister. In den meisten Gemeinden habe Pflaster auf den Straßen zur Verkerhsberuhigung beigetragen, "warum soll das in Langenselbold nicht auch so sein?".

Nach Meinung von Lothar Gerstner sollten sich die Fußgänger ruhig einmal auf die Straße wagen. "Was wir in der Oberdorfstraße wollen, ist eine Gleichberechtigung von Autos und Fußgängern", sagt der Planer. gf

Am liebsten würde die Bildhauerin in einer Steinhöhle hausen Dorothee Schäfer wohnt und arbeitet in dem Steinbruch Michelnau / Der Tuffstein regt sie zu phantastischen Formen an

NIDDA / WETTERAUKREIS. "Mit archaischen Werkzeugen arbeiten, das gefällt mir gut." Dorothee Schäfer (28) läßt das Beil in ihrer Hand baumeln.

Die Bildhauerin ist glücklich, wenn sie mit Hammer und Schlageisen den Tuffstein bearbeitet, wenn von ihrer hochgelegenen Werkstatt rote Staubwolken über das Dorf Michelnau wehen: "Ich weiß auch nicht. Mit der Zeit komme ich in so einen Klopf- und Haurhythmus rein." Ob üppige Frauenleiber, Fabelwesen oder karikaturengleiche Fratzen - Dorothee Schäfer zwingt den Lavatuff meist in menschliche Formen. Ihre Erklärung: "Der Stein hat so was Fleischiges."

Am liebsten würde die gebürtige Berlinerin in dem stillgelegten Steinbruch über dem Niddaer Stadtteil in einer Höhle hausen. Seit zweieinhalb Jahren wohnt sie direkt neben dem Felsen, in den ehemaligen Arbeiterwohnungen des Steinbruchs. Von ihrer Werkstatt, einem selbstgebauten Unterstand an den Geleisen der Lore, schaut sie über die roten Ziegeldächer Michelnaus und die sanften Hügel der Wetterau, Ausläufer des einst vulkanisch aktiven Vogelsbergs. "Eine ganz altmodische Landschaft", so der Eindruck der Bildhauerin.

"Der Zufall" habe sie in die Wetterau gebracht, erzählt die 28jährige: In Bochum ging sie zur Schule. Nach dem Abitur zog sie nach München. Dort begann sie Kunstgeschichte zu studieren, habe aber "mehr oder weniger nur rumgelungert".

Nachdem Dorothee Schäfer ihren plötzlichen Wunsch, in einer Eisengießerei zu arbeiten, nicht verwirklichen konnte ("die haben keine Frau genommen"), ließ sie sich in drei Jahren zur Steinmetzin ausbilden. Im ersten halben Jahr mußte sie dem Meister beweisen, daß auch eine Frau Treppenstufen setzen und Fensterbänke schleppen kann. Nebenbei erlernte die Abiturientin die Umgangsformen, die ihr noch heute helfen, die Arbeiter im Steinbruch um einen Gefallen zu bitten. "Da stell' ich 'ne Kiste Bier hin."

Erst durch die Lehre, sagt Dorothee Schäfer, sei sie in die Arbeit mit dem Stein "hineingewachsen". Nach anfänglichen Versuchen im Garten der Eltern habe sie sich von einem Münchner Bildhauer in die "begleitenden Techniken", wie das Anfertigen von Gipsabgüssen und das Modellieren mit Ton, einweisen lassen. Bei der Teilnahme an einem Künstlertreffen in Ettinghausen bei Lich war die junge Bildhauerin dann losgefahren, um in der näheren Umgebung nach geeignetem Material für ihre Arbeit Ausschau zu halten. In Michelnau fand sie den Tuffstein.

Zu Beginn diesen Jahres folgte ihr Ehemann Lutz Other (28) in das Wetterau-Dorf. Seit fünf Monaten ist Sohn Paul auf der Welt.

Dorothee Schäfer blickt an ihrer roten Schürze aus grobem Leinenstoff hinunter auf die abgestoßenen Stahlkappenschuhe. "Jetzt ist alles viel schwieriger", stellt die junge Mutter fest. Der Verkauf ihrer Werke und der von ihrem Mann entworfenen Möbel muß den Lebensunterhalt der Familie sichern. Die Folge: "Ich mache auch Dinge, die gar nicht meinem Geschmack entsprechen." So fertigt die Künstlerin Grabsteine und flickt Treppenstufen von restaurierten Fachwerkhäusern. Reizvoller sei da schon der Auftrag der Stadt Nidda, einen Trinkbrunnen für den Marktplatz zu entwerfen. Von ihren sechs Arbeiten pro Jahr, so Dorothee Schäfer, seien etwa die Hälfte Auftragsarbeiten. Und trotzdem sei der Verkauf jedes Werks . . ., die unkomplizierte 28jährige sucht nach den richtigen Worten, "ein bißchen wie ein Kind wegzugeben." Auch die Preise für ihre bislang etwa 20 Werke richteten sich neben Größe und der aufgewendeten Arbeitszeit danach, wie sehr sie daran hing: zwischen 1500 und 20 000 Mark. Viele Kunden der Bildhauerin wohnen in München - alte Bekannte aus der Studienzeit. In Michelnau steht nur eines ihrer Werke: das lebensgroße Abbild eines buckligen, glatzköpfigen Maurers. Vorbild für die überspitzt verschrobene Gestalt war ein Nachbar. In dessen Garten steht nun die Figur.

"Witzig" sollen Dorothee Schäfers eindeutige und gegenständliche Arbeiten sein und den Betrachter "überraschen". Ideal erscheinen der Künstlerin halbverborgene Standorte hinter Blumen und Büschen: Heimelige Ecken, wie sie sich im verwilderten Steinbruch zuhauf finden. Kein Wunder, daß die 28jährige zufrieden feststellt: "Hier werden die Arbeiten so, wie ich will."

JÖRN KOPPMANN

Bürgerprotest ließ Stadtverordnete zu einer Sondersitzung zum Thema Obdachlosigkeit zusammenkommen Familie ohne Wohnung muß in Container ziehen Initiative: ein Mißverständnis / SPD kam nicht Von Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER. Obdachlosigkeit - eine Schattenseite unserer Wohlstandsgesellschaft, die längst nicht mehr auf die Ballungszentren begrenzt ist. Beispiel Bad Soden-Salmünster: 18 Obdachlose hat das Sozialamt in den vergangenen Jahren in städtische Wohnungen eingewiesen, wozu die Kommune rechtlich verpflichtet ist; Einzelpersonen, aber auch Familien mit Kindern. Der nächste Fall steht vor der Tür. Eine türkische Familie, aufgrund von Mietrückständen aus ihrer Wohnung in Bad Soden zwangsgeräumt, bereitet sich auf den Umzug vor. Die neue Bleibe der Eltern sowie von drei Jungen im Alter von vier bis fünf Jahren liegt in Salmünster - ein Wohncontainer auf einem ehemaligen Firmengelände. Das Schicksal der Familie Y. hat in den vergangenen Wochen eine heftige Diskussion entfacht. Denn erstmals sehen sich die Kommunalpolitiker nach Angaben von Bürgermeister Bruno Döring nicht in der Lage, die fünfköpfige Familie in städtischen Unterkünften unterzubringen. "Unsere Kapazität ist erschöpft, wir müssen anderweitig Wohnraum schaffen", erklärt der Christdemokrat. Kein leichtes Unterfangen, wie sich zeigte.

Denn schon vor einem Jahr, als sich erstmals der Gerichtsvollzieher bei Familie Y., die bereits seit elf Jahren in Bad Soden-Salmünster lebt, ankündigte, hatten die Stadtväter nach einem Quartier Ausschau gehalten. Schon damals ging die Diskussion nicht ohne Emotionen ab. Als ein städtisches Grundstück in der Kettelerstraße als möglicher Standort für Obdachlosenunterkünfte auserkoren wurde, formierte sich im umliegenden Wohngebiet der Widerstand. Die Anwohner zeigten sich empört, auch deshalb, weil ihnen einst dort ein Kinderspielplatz versprochen worden war. Doch es fehlte auch nicht an deftigen Sprüchen, mancher Bürger sah durch die Obdachlosen bereits Leib und Leben bedroht.

Die Protestaktion blieb nicht ohne Erfolg. Nach einigen Dringlichkeitsanträgen verfolgten die unter Druck geratenen Kommunalpolitiker das unpopuläre Thema nicht ernsthaft weiter. Das Problem der Familie Y. blieb ungelöst. Die Aktivitäten bei der Suche nach einer Bleibe in den vergangenen zwölf Monaten faßte der CDU-Fraktionsvorsitzende Winfried Ottmann bei einer Sondersitzung der Stadtverordneten so zusammen: "Aufrufe an das Stadtparlament und über die Medien an die Bürger, entsprechende Wohnräume bereitszustellen, blieben ohne Ergebnis." So sieht die neue Heimat für die Türken, deren drei Kinder allesamt in Bad Soden-Salmünster zur Welt kamen, nun folgendermaßen aus: zwei Schlafcontainer sowie eine seperate sanitäre Anlage. Alles in allem rund 45 Quadratmeter, wie Döring der FR sagte. Das schmucklose Heim, das in den nächsten Tagen bestellt werden soll, kostet die Stadt rund 50 000 Mark.

Doch weniger finanzielle, sondern menschliche Probleme waren es, die die Parlamentarier der Kurstadt am Dienstag zu einer weiteren Sitzung in Sachen Obdachlosigkeit zusammenkommen ließen. Denn nachdem der Magistrat vor knapp einem Monat die entsprechende Wiese ausgeschaut hatte, auf der die Container postiert werden sollten, kam es, so Ottmann, "wie eigentlich nicht anders zu erwarten, zu einem Protest der Bürger - die Initiative der Kettelerstraße läßt grüßen".

Nahezu alle Anwohner der benachbarten Damasus-Fuchs-Siedlung unterschrieben in Windeseile ein Papier, das sie an den Magistrat schickten. Tenor: "Wir finden es unverantwortlich, neben einem Spielplatz und in direkter Nähe der Wohnsiedlung die Unterbringung von Asylanten, Aussiedlern und Obdachlosen zu veranlassen". Ein paar Sätze weiter wird auf die drohende Gefahr hingewiesen: "Durch Berichte aus anderen Städten wie Gelnhausen, Hoyerswerda und Rostock haben wir die Auswirkungen dieser Maßnahmen erkennen können."

Der Bürgermeister registrierte es "mit großem Befremden". Schließlich habe er den Anwohnern den Sachverhalt zuvor deutlich erklärt, daß auf dem Grundstück nur eine türkische Familie untergebracht werden soll und keinesfalls eine Containersiedlung vorgesehen ist. Die CDU zeigte aber auch Verständnis für die Befürchtungen der etwa 250 Bewohner in der Siedlung, der Bürgermeister besonders. Während Fraktionschef Ottmann zumindest die Wortwahl des Briefes, "in dem Aussiedler mit Asylanten und Obdachlosen in einen Topf geworfen werden", suspekt war, kann Döring auch aufgrund der "allgemeinen Verängstigung und Begriffsverwirrung, die sich aus der Asyldiskussion ergeben hat", den Protest nachvollziehen. Und er bemühte sich nach allen Kräften, die selbsternannte "Bürgerinitiative" nicht ins extreme Lager rücken zu lassen. Die Äußerung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Reiner André, der den Anwohnern aufgrund ihrer Reaktion Affinität mit einer rechten Gruppe bescheinigte, ist für Döring eine "ungeheuerliche Behauptung". Die politische Feinfühligkeit des Rathauschefs knapp ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl trug einen wesentlichen Teil zum Zustandekommen der Sondersitzung bei, sollten doch die Stadtverordneten notfalls einen anderen Standort für die Container aussuchen.

Daß ihnen diese unangenehme Entscheidung erspart blieb, verdankten sie der Kurskorrektur innerhalb der Bürgerinitiative. Die ließ nämlich am Montag wissen, das sie nun doch mit der Unterbringung der obdachlosen Familie in ihrer Nähe einverstanden sei. "Das ganze ist ein Mißverständnis gewesen", ließ Sprecher Bruno Müller gestern wissen. Die Unterschriftenaktion sei aufgrund eines Gerüchtes zustande gekommen, dort solle eine Siedlung mit über 200 Containern entstehen. Gegen die türkische Familie habe man selbstverständlich nichts, man sei schließlich nicht ausländerfeindlich. Eine Diskussion über die Obdachlosenfrage entwickelte sich bei der Sondersitzung dennoch. Für den Gesprächsstoff hatten die Sozialdemokraten gesorgt, die der Veranstaltung eine Absage erteilten. Aus Sicht der SPD war die Veranstaltung "so unnötig wie ein Kropf", da die Entscheidung allein in den Kompetenzbereich des Bürgermeisters als oberste Polizeibehörde falle. Die Sondersitzung sei schließlich nur anberaumt worden, weil Döring nach den massiven Protesten kalte Füße bekommen habe.

Die Antwort blieb nicht aus: Die CDU sprach angesichts des Verhaltens der SPD von "Pflichtverweigerung" und der fehlenden Bereitschaft, in unpopulären Dingen Verantwortung zu übernehmen.

(Siehe auch "Zur Sache" und Kommentar)

Chansons und Kaffee beim Seniorennachmittag

BAD VILBEL. Zu einem französischen Nachmittag mit Chansons, Kaffee und Kuchen lädt die Stadt Bad Vilbel bei freiem Eintritt ihre älteren Bürger/-innen am Dienstag, 13. Oktober, um 15 Uhr ins Kurhaus ein.

Catherine Le Ray (Gesang) und Thomas Gratza (Klavier) vom Trio "La France En Chansons" werden sowohl Werke von in Deutschland weniger bekannten Chansoniers als auch unvergeßliche Lieder von Edith Piaf, Yves Montand, Charles Aznavour oder Gilbert Bécaud vortragen.

Ein kostenloser Buszubringer fährt an folgenden Haltepunkten ab:

13.40 Uhr Sparkasse Wetterau, Frankfurter Straße 136; 13.42 Uhr Frankfurter/ Berliner Straße; 13.45 Uhr Alte Frankfurter Straße, Wendehammer; 13.50 Uhr Altenheim Heilsberg; 13.52 Uhr Otto-Frikke-/Paul-Gerhardt-Straße, Hochhaus; 13.55 Uhr Friedensstraße/Schlesienring; 14 Uhr Auf dem Niederberg/Am Webergarten.

Weitere Haltestellen sind: 14.15 Uhr Dortelweiler Bahnhof, Weitzesweg; 14.17 Uhr Dortelweil, Katholische Kirche; 14.25 Uhr Gronau: Berger Straße; 14.35 Uhr Nordbahnhof; 14.40 Uhr Massenheim: Evangelisches Gemeindezentrum; 14.42 Uhr Homburger Straße, Ziegelei. mu

Ein "Platter" ist schon lange kein Problem mehr Kurt-Schumacher-Schüler/-innen in Karben lernen in einer eigenen Werkstatt die Reparatur von Fahrrädern

KARBEN. Einen platten Schlauch zu flicken, ist für viele Schüler/-innen der Kurt-Schumacher-Schule kein Problem mehr. Jeden Mittwoch versammelt Bernd Löffler, Fachbereichsleiter für Polytechnik an der Gesamtschule, Mädchen und Jungen aus zwei Kursen in der "Fahrrad- Werkstatt" um sich. Dort lernen die Schüler/-innen den Umgang mit Velo und Werkzeug.

"In dem Raum des Altbaues war früher die Heizung untergebracht", berichtet der Pädagoge von den Anfängen. Zusammen mit einer Klasse hat er den seit dem Neubau nicht mehr genutzten Raum im vergangenen Schuljahr umgebaut und renoviert, so daß er für den Fachunterricht zu nutzen ist. Mit seinem Kollegen Oskar Kämpf stellte er dann den Antrag, in das Hauptschulförderprogramm des Landes aufgenommen zu werden. "Die Schule wurde berücksichtigt", freut sich Löffler. Für die "Metall- und Fahrradwerkstatt" bekam die Kurt-Schumacher-Schule insgeamt 9000 Mark. Damit konnten eine Werkbank und Werkzeug angeschafft werden. Parallel dazu bekam die Schule im vergangenen Schuljahr von der Landesverkehrswacht Hessen einen Fahrrad-Reparatursatz überreicht.

Dann konnte es richtig losgehen. Die Karbener Mädchen und Buben lernten den Umgang mit den Werkzeugen, verlernten die Scheu, selbst kleine Malheure am Velo anzupacken und zu beseitigen. Das macht zumindest unabhängig von längeren Wartezeiten bei Reparaturwerkstätten und vermittelt das Gefühl, sich selbst helfen zu können.

"Wir haben hier mehrere Standbeine", erläutert Löffler. "Wir sammeln Schrottfahrräder, die wir dann entweder ausschlachten oder wieder herrichten. Außerdem reparieren wir Fahrräder der Schüler." Aus den aufgebauten Schrotträdern wächst langsam ein Bestand an Zweiräder für die Schule. Der ermöglicht zum Beispiel Exkursionen zu Biotopen oder in den Wald.

Die Fahrradwerkstatt wird zur Zeit von Schülern/-innen der neunten Haupt- und Realschulklassen betrieben. Mittwochs kommen die Mädchen und Jungen der beiden Kurse, jeweils 16 Schüler, zum Werkeln zusammen.

Löffler sieht das Projekt nicht zuletzt im Zusammenhang mit der angestrebten Ganztagsbetreuung an der Kurt-Schumacher-Schule. Die war für das laufende Schuljahr zwar abgelehnt worden. Der Antrag soll aber, überarbeitet, neu gestellt werden. "Wir hoffen, daß wir im nächsten Schuljahr die Ganztagsbetreuung anbieten können", erwartet der Pädagoge. Dann soll die Fahrradwerkstatt als "freies Angebot" dabeisein. Denn wenn sich Schüler ganz unabhängig vom Unterricht dafür entscheiden, seien sie mit noch mehr Motivation bei der Sache. GEORG LINDE

Hechler kritisiert Gerecht: Vertraulichkeit gebrochen Rechtmäßigkeit von Veröffentlichungen wird geprüft

KRIFTEL. "In seinen ersten Veröffentlichungen hat er ja noch aus den Prüfungsberichten zitiert, wogegen nichts einzuwenden ist", sagt Karl-Heinrich Hechler (SPD). "Aber dann hat er auch noch aus nichtöffentlichen Sitzungen zitiert und damit die Grenzen der Vertraulichkeit überschritten." Der Vorsitzende des Akteneinsichtsausschusses zur Unterschlagungsaffäre im Rat- und Bürgerhaus erregt sich einmal mehr über das Verhalten von Wolfgang Gerecht. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft (FWG), lautet der jüngste Vorwurf gegen ihn, soll in seinen Beiträgen im amtlichen Mitteilungsorgan der Gemeinde Sachverhalte geschildert haben, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien.

Zum Hintergrund: Nachdem bekannt wurde, daß der verstorbene Amtsrat Peter M. 1,5 Millionen Mark aus der Gemeindekasse veruntreut haben soll, sollte der Skandal von verschiedenen Seiten her beleuchtet werden. Nicht nur die Frankfurter Staatsanwaltschaft, die nach Auskunft von Sprecher Hubert Harth noch "mindestens bis Ende des Jahres" ermitteln wird, ob Peter M. tatsächlich alleiniger Täter gewesen war, untersucht den Fall. Auch ein Sonderausschuß der Gemeindevertretung wurde gebildet, um die drei Prüfungsberichte zu den Unterschlagungen durchzuackern und eine Sondersitzung der Gemeindevertretung vorzubereiten, in der möglicherweise auch politische Konsequenzen gezogen werden: das ist der Akteneinsichtsausschuß. Und der, beschloß eine Mehrheit, sollte nichtöffentlich tagen.

Wolfgang Gerecht wird nun vorgeworfen, sich in Artikeln im Gemeindeblatt nicht an die vereinbarte Vertraulichkeit gehalten zu haben - er habe gar Redebeiträge aus den Sitzungen zitiert. Ausschußvorsitzender Hechler sagt, er habe sich daraufhin an den Gemeindevorstand gewandt: "Ich wollte eine Rechtsauskunft darüber, ob Herr Gerecht das überhaupt darf oder die Vertraulichkeit auch im juristischen Sinne gebrochen hat." Falls seine Vorwürfe gegen Gerecht berechtigt waren, wisse er nicht, wie gegen den FWG-Mann vorzugehen sein. "Das", sagt Hechler, "muß dann der Vorsitzende der Gemeindevertretung entscheiden. Die Palette reicht von Mahnungen und Rüge über den Ausschluß aus bis zu drei Sitzungen bis hin zu einer Geldbuße. Das wäre das allerletzte Mittel."

Da der Akteneinsichtsausschuß am 21. Oktober voraussichtlich das letzte Mal tagt - der Termin der Sondersitzung des Parlaments steht noch nicht genau fest -, hätte eine "Bestrafung" oder gar ein Ausschluß Gerechts demnach keine Folgen mehr für dieses Gremium, sondern würde ihn in seiner Funktion als Gemeindevertreter treffen. Wie geht der Gemeindevorstand konkret gegen ihn vor? "Ich werde auf Empfehlung des Ausschußvorsitzenden voraussichtlich am kommenden Wochenende ein Schreiben an den hessischen Städte- und Gemeindebund schicken, der klären soll, ob die Veröffentlichungen Rechtens waren", sagt Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU).

Dem Rathauschef sind die "Ergüsse des Herrn Gerecht" im übrigen gleichgültig. "Ich habe gar nicht die Muße, sie zu lesen", sagt Börs. "Mich hat Herr Hechler gebeten, die Sache klarstellen zu lassen, und das werde ich mit dem Brief tun." - Ansonsten sei ihm nicht den Sinn danach, "irgendwem Steine in den Weg zu legen. Von mir aus kann Herr Gerecht fast alles tun und lassen, was er will." Der Gemeindevorstand habe nichts zu verschweigen oder zu verharmlosen.

Gerecht selbst, der von Hechler zudem scharf kritisiert worden ist, weil er den Schriftführer des Akteneinsichtsausschusses angegriffen haben soll, sieht sich schuldlos. "Ich habe keine Vertraulichkeiten ausgeplaudert, da werden Aussagen von mir zum gesamten Themenkomplex vermischt", sagt der Freie Wähler. Um seinerseits zurückzuschießen: "Ich halte den Akteneinsichtsausschuß nur für ein Instrument der Verschleierung der ganzen Affäre statt für ein Instrument der Aufklärung. Das ist doch alles eine Täuschung der Öffentlichkeit."

Abgesehen davon, daß die Namen von Firmen und Personen geheimzuhalten seien, sieht Gerecht noch immer keinen akzeptablen Grund dafür, daß die Sitzungen unter Datenschutz gestellt wurden. "Der Sachverhalt interessiert doch eine breite Öffentlichkeit in und um Kriftel." Der einzige Grund, den sich Gerecht für die Nichtöffentlichkeit der Sitzungen vorstellen kann, ist folgender: "Nur Bürgermeister Börs kann Stellungnahmen zu der Affäre abgeben. Nicht die Staatsanwaltschaft, nicht der Landrat, keine Rechnungsprüfer, keine Gemeindevertreter - Börs hält die Fäden in der Hand."

Ob politische Konsequenzen aus der Affäre in der - öffentlichen - Sondersitzung des Parlaments gezogen werden - Gerecht ist skeptisch. "Da wird's wieder ein bißchen hin und her gehen, mehr nicht." Und das sei angesichts der 60 Mark, die jeder Falschparker zu zahlen habe, ein unglaublicher Vorgang. "Da sind 1,5 Millionen Mark unterschlagen worden, zum Teil mit alleiniger Unterschriftenvollmacht, die Erster Beigeordneter Paul Dünte dem Amtsrat unrechtmäßig erteilt hat - aber niemand soll zur Rechenschaft gezogen werden." pms

Mehr Farbe aus Weimar Meyer im "Ambiente"

GELNHAUSEN. Wie die Wende im Osten in den Werken zeitgenössischer Künstler Spuren hinterläßt, läßt sich gegenwärtig in einer Ausstellung in der Galerie Ambiente nachvollziehen. Horst-Peter Meyer, international anerkannter Maler aus Weimar, zeigt bereits zum zweiten Mal eine Auswahl seiner Werke in der Barbarossastadt. Erweckten die abstrakten Gemälde im März letzten Jahres noch eher den Eindruck, daß viel Angst und Bedrükkung die Kompositionen beeinflußten, sind die neuesten Werke etwas heller und farbenfroher geworden.

Wenn Meyer auch bei aller Distanz zum Staat in der ehemaligen DDR nicht schlecht lebte, Auftragsarbeiten ausführen und lehren konnte, wenngleich heute für Künstler in den neuen Ländern vielleicht auch ganz neue Existenzängste auftauchen, könnte seine Bilanz nach dem Umbruch doch am Ende eine positive sein. Denn eines ist jedenfalls vorbei: die "illegale Verbringung von Bildern und Grafiken ins östliche und westliche Ausland", wie es in Meyers Lebenslauf für die Zeit von 1973 bis 1990 verzeichnet ist.

So führt der Vertrieb der Galerie Ambiente, die sich als Künstlervertretung über das Kinzigtal hinaus einen Namen macht, die Werke von Meyer und anderen in alle Welt. Zurück aus New York ist die Meyer-Kollektion in Gelnhausen zu betrachten, bevor sie zur Internationalen Kunstmesse nach Gent in Belgien gebracht werden, um anschließend gleich die "Art Hamburg" zu bereichern.

Meyer wurde 1947 in Weimar geboren und erwarb nach dem Abitur zunächst den Facharbeiterbrief als Tapezierer, bevor er als Theatermaler und Gehilfe eines Grafikrestaurators die künstlerische Laufbahn begann. Von 1968 bis 1973 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, wo er von 1977 bis 1980 nochmals drei Jahre als Meisterschüler von Professor Paul Michaelis verbrachte.

Meyer wurde einige Male für sein künstlerisches Schaffen ausgezeichnet, zuletzt 1990 mit dem Preis der Ausstellung "100 ausgewählte Grafiken der DDR". Mit anderen streitbaren Künstlern und Wissenschaftlern gründete er im Sommer 1990 die Gruppe "D 206 - Thüringer Sezession", deren geschäftsführender Vorsitzender er ist.

Meyer war in seinen Anfängen als Maler fixiert auf Landschaften und Stilleben. Allmählich trat die Abstraktion an die Stelle realitätsgebundener Darstellungen. Dem nur flüchtigen Blick versagen sich Meyers Bilder heute ebenso wie sie dem Versuch trotzen, sie in Worte zu übertragen. Dafür faßt Meyer in Worte, wofür ihm die Bilder fehlen: seine persönliche Kontinuität, zu widersprechen. Motto: "Wer schon wieder schiefliegt, hat später wenigstens für nichts geradezustehen."

Seine Bilder sind in der Galerie Ambiente, Alte Schmidtgasse 1, noch bis zum 31. Oktober zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13.30 Uhr. lex

Leder steht als Erkennungszeichen vor den Kickers HfG-Studenten zeigen im Verkehrsbüro Plakate mit dem Offenbacher Imageträger

OFFENBACH. Wenn man die Bundesbürger fragt, was ihnen zu "Offenbach" einfällt, antworten sie spontan "Leder". Erst danach nennen sie nach einer Emnid-Umfrage die Kickers, die zentrale Lage im Rhein-Main-Gebiet, die Hochschule für Gestaltung, die Olmypiasieger Michael Groß und Cornelia Hanisch und die Druckmaschinenindustrie.

Weil man mit seinen Pfunden wuchern soll, bat Magistrats-Pressesprecher und permanenter OF-Imageverbesserer Matthias Müller Anfang des Jahres Professor Helmut Kraft von der Hochschule für Gestaltung (HfG), seinen Studenten die Aufgabe zu stellen, Plakate und Poster zum Thema "Lederstadt Offenbach" zu entwerfen.

Die Ergebnisse des kreativen Nachdenkens sind jetzt im städtischen Verkehrsbüro, Stadthof, zu besichtigten. Zwischen den Plakaten zeigen das Deutsche Ledermuseum und die Lederwarenhersteller ihre historischen und aktuellen Schmuckstücke. Müller und sein Oberbürgermeister Wolfgang Reuter sind von den Plakaten so begeistert, daß sie von den HfG- Designern weitere Entwürfe erwarten. Geplant sind nun Plakate mit den Themenschwerpunkten "Offenbacher Lederwaren in alle Welt" und "Offenbacher Persönlichkeiten" vor allem aus dem Bereich der Geschichte, des Sports, der Kultur und der Schrift- und Buchkunst".

Reuter sagte bei der Ausstellungseröffnung: "Als Wirtschaftsfaktor ist die Lederindustrie nicht mehr die Nummer eins in Offenbach. Aber der Werkstoff Leder macht Offenbach weit über die Stadtgrenzen hinaus unterscheidbar. Er symbolisiert Tradition und Zukunft gleichermaßen." lz

Kaum weniger als im August ohne Arbeit

HOCHTAUNUSKREIS. Nur geringfügig zurückgegangen ist die Zahl der Arbeitslosen im September, meldet das Arbeitsamt Bad Homburg. Mit 3228 Arbeitslosen sind im Dienststellenbezirk des Amtes (Hochtaunuskreis mit Ausnahme von Königstein, Kronberg und Glashütten) lediglich 32 Personen weniger gemeldet als im August. Die Arbeitslosenquote liegt damit unverändert bei 4,2 Prozent. Vor einem Jahr waren bei einer Quote von 3,6 Prozent nur 2755 Personen arbeitslos.

Die Kurzarbeit blieb im September gering; 242 Arbeitnehmer waren in 17 Betrieben davon betroffen. Das Arbeitsamt führt dies auf die zu Ende gehende Ferienzeit zurück. Im Oktober erwartet die Behörde dagegen eine größere Zahl von Kurzarbeitern. Weniger Angebote für freie Stellen kamen von den Unternehmen, statt 346 im August nur 299.

Gestiegen ist dagegen die Zahl der Arbeitssuchenden (die nicht als Arbeitslose geführt werden). 1437 Menschen schauten nach neuen Tätigkeitsfeldern. Dies ist vor allem auf noch im Arbeitsverhältnis Stehende zurückzuführen, die auf der Suche nach neuen, interessanten Angeboten sind. teb

BHF-Bank in der Defensive Schutzvereinigung gewinnt erste Runde im Bond-Prozeß

jk FRANKFURT A. M. Die erste Runde des Streites über die Prospekthaftung für DM-Auslandsanleihen der zusammengebrochenen australischen Bond-Gruppe ist an die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gegangen. Der Klage gegen die BHF-Bank, die im April 1989 Konsortialführerin bei der Plazierung von insgesamt 325 Millionen Mark Auslandschuldverschreibungen und deren Zulassung an der Frankfurter Börse gewesen war, hat das Landgericht Frankfurt, wie die Düsseldorfer Interessenvertretung von Kapitalanlegern mitteilt, "in vollem Umfang stattgegeben". Damit habe sich die Meinung der DSW bestätigt, daß der Börsenemissionsprospekt für die beiden Bond-Anleihen vom April 1989 falsch war. "Die Verantwortlichen der BHF-Bank hätten dies wissen müssen. Daher ist die Bank zum vollen Schadenersatz gemäß Paragraph 45 Börsengesetz verurteilt worden."

Zwar liegt die schriftliche Urteilsbegründung noch nicht vor, doch ein Sprecher des Kreditinstituts kündigt an, daß sein Haus in die Berufung gehen werde. Er hält es nicht für ausgeschlossen, daß der Fall vor dem Bundesgerichtshof entschieden werden müsse, wenn die Frankfurter Richter neue Maßstäbe für die Erstellung von Börsenprospekten gesetzt hätten. Aber selbst wenn Karlsruhe als letzte Instanz die Auffassung des Landgerichts bestätigen sollte, dürfte die auf die Bank zukommende Ersatzpflicht "keine ins Gewicht fallende Größenordnung erreichen".

Nach dem im Sommer vergangenen Jahres ausgehandelten Vergleich winkt den Gläubigern der Bond-Gruppe und damit auch den Zeichnern der besagten Auslandsanleihen eine Entschädigung von nicht ganz 20 Prozent. Darüber hinaus hat die BHF-Bank einigen Käufern der Papiere einen finanziellen Ausgleich gezahlt. Wieviel das war und an welchen Personenkreis das Geld ging, behandelt das Institut als Bankgeheimnis.

Für unvorstellbar hält es der Sprecher, daß aufgrund des jetzigen Urteils jene Sparer ein Trostpflaster bekommen, die ein Tafelgeschäft gemacht haben - "da findet nämlich keine Beratung statt". Und auch die Gruppe, die Bond-Anleihen vor dem Erscheinen des Prospektes erwarb, gehe leer aus.

Zur Vorgeschichte des spektakulären Falles, der erheblich am Image der BHF- Bank kratzt, schreibt die Schutzvereinigung, daß sie im Oktober 1990 den Emissionsprospekt öffentlich kritisiert und dies damit begründet habe, daß bereits vor dessen Verbreitung viele kritische Stimmen über die Bond-Gruppe in der einschlägigen Wirtschaftspresse Abdruck fanden. Ferner sei schon im Herbst/Winter 1988 öffentlich darüber spekuliert worden, wann die Insolvenz der Bond- Gruppe eintrete. "Vor diesem Hintergrund war es höchst bedenklich, dem Kapitalmarkt diese Anleihen zu offerien, die heute bekanntlich als wertlos gelten."

Die DSW, dessen Präsident FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff ist, wertet das Urteil als "großen Erfolg und einen weiteren Meilenstein bei ihren Aktivitäten gegen fehlerhafte Börsenprsopekte".

Müll und die Wegwerf-Windeln "1992 ein Lehrjahr" / Informationsblatt wird beigefügt

SCHÖNECK. Müll war einmal mehr Thema der Schönecker Gemeindevertretung. Dafür sorgten Anträge der CDU und der Grünen.

Zahlreiche Verbesserungsvorschläge der Oppositionsparteien waren schon bald nach Verabschiedung der neuen Abfallsatzung in diese aufgenommen worden.

Die Christdemokraten wollten nun im alten Jahr auch noch eine weitreichende Rückgabemöglichkeit für die Müllmärkchen einführen. Nur noch zwölf Märkchen hätte die Gemeinde den Bewohner(inn)en danach als Pflichtquantum "aufbrummen" dürfen.

Die Grünen unterstützten die Konservativen dabei.

Die SPD lehnte ab, weil das etattechnisch so spät im Jahr wohl zu schwierig würde und außerdem dem Grundsatz der Gebührenklarheit widerspreche.

Zudem, so Fraktionschef Erich Dettmering, habe man bei der Neuerung auf dem Müllsektor gleich zu Beginn des Jahres eingeräumt, daß 1992 ein "Lehrjahr" auf diesem Sektor sein würde.

Für 1993 werde aber wohl eine Änderung der Gebührenordnung fällig.

Fast einstimmig (bei zwei CDU-Enthaltungen) angenommen wurde die Grünen-Anregung, dem von der Gemeinde überreichten Jugend-Gesundheitspaß für Neugeborene ein Informationsblatt mit Argumenten für den Gebrauch von Wegwerf-Windeln beizufügen.

Der von der neuen Abfallsatzung gewährte Umweltbonus für das Vermeiden von Papierwindeln solle nicht ungenutzt bleiben.

Er wird allen Haushalten mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr auf Antrag gewährt. Ul

Feuer & Flamme für Frankfurt Texte von Adolf Stoltze im Forum

Da ist er doch noch einmal fröhlich auferstanden im Jahr seines 150. Geburtstags: Adolf Stoltze, des großen Friedrich Sohn, aufgewachsen als ein halbes Waisenbübchen und gefordert, sich gegen den Vater zu behaupten. Mit zwei Ausstellungen haben die "Freunde Frankfurts" und die "Vereinigung der Freunde und Förderer des Stoltze Museums" seiner zurückhaltend gedacht.

Zum Abschluß des Gedenkjahres aber trat das Frankfurter Volkstheater auf den Plan und bemächtigte sich in bester Spiellaune einer Textcollage, die Werner Fay geschickt aus Lebensdaten, Jugenderinnerungen, Briefen, Gedichten und Theaterstücken des unermüdlich Schreibenden und dank "Alt-Frankfurt" auch fürderhin weiterwirkenden "Dichters für Frankfurt" zusammengestellt hat.

Es ging den Zuhörern der Premiere wie Liebesgeflüster ins Ohr, das Wort von "Frankfort werd nie unnergehn!" Unter der Regie und mit spielerischem Einsatz von Wolfgang Kaus brachten Liesel Christ und Hans Zürn (auch am Klavier) den ganzen Adolf auf die kleine Bühne im "Forum" der Frankfurter Stadtsparkasse in der Töngesgasse. Die erzählten Ereignisse wurden dramatisch unterlegt, es wurde "Feuer" gekrischen.

Sorgen um die Existenz fanden sich in den Briefen ("Auf Rosen war ich nicht gebettet"), in den Texten kam der heute unverständliche frenetische Jubel beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, die Übereinstimmung mit der Nationalversammmlung zum Ausdruck, wurde an die verschollenen Theaterstücke erinnert. Und der Monolog der Frau Funk aus "Alt-Frankfurt", in der die Hockerin vom Römerberg mit der "gebüld Kaafmannsfamilje" abrechnet, geriet zum Glanzstück von Liesel Christ. Am meisten beeindruckte das Gedicht zum 70. Geburtstag des Vaters, zu dem der Sohn nicht eingeladen war und vor dem Haus im Grüneburgweg steht, als es "Mitternacht vom Parrturm schlug".

Die Frankfurter liebten ihren Adolf Stoltze. Er wurde mit Fahnen und Standarten und alle Ehren begraben. Gut, daß sich noch einmal jene seiner angenommen haben, die den "vertrauenswürdigen Dialekt", die Muddersprach zur Umgangssprache erhoben haben, die Chefin und Ensembles des Volkstheaters (bis 9. Oktober). ERIKA ALBERS

BUND sieht Bonn beim Klimaschutz vor Bankrott Einführung einer Energiesteuer auch ohne EG angemahnt / Kritik an Atom- und Verkehrspolitik

kal FRANKFURT A. M., 7. Oktober. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat die Klimapolitik der Bundesregierung massiv kritisiert. BUND-Vorsitzender Hubert Weinzierl sagte am Mittwoch in Bonn: "Der Beschluß, den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bis zum Jahre 2005 um mindestens 25 Prozent zu senken, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht." Bislang sei aus Bonn nur "heiße Luft" gekommen, die Bundesregierung stehe in dieser Frage "vor dem Bankrott", da sie ihre Beschlüsse zum Klimaschutz kaum noch einhalten könne. Als Antwort legte der BUND ein Klimaschutz-Sofortprogramm vor.

Einer der Hauptfehler, sagte Weinzierl, sei die "grundsätzlich falsche Ausrichtung" der Verkehrspolitik auf das Auto. Durch den Bundesverkehrswegeplan werde der Straßenverkehr - und damit der CO2-Ausstoß - weiter anwachsen. Er forderte deshalb die Bundesregierung nachdrücklich auf, die vorgesehenen Straßenneubaupläne zu streichen und statt dessen den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. Zudem müßten die Städte mehr auf die Bedürfnisse von Fußgängern und Fahrradfahrern eingehen.

Auch bei der Einführung der Energiesteuer habe Bonn versagt, rügte Weinzierl. Wenn auf der Ebene der Europäischen Gemeinschaft keine Lösung zustande komme, dann müsse die Bundesregierung eine nationale Energiesteuer einführen. Der BUND schlug vor, mit einem Betrag von rund 30 Mark Steuer pro Faß Rohöl einzusteigen und ihn langfristig auf rund 280 Mark zu steigern. Die EG strebe nur ein Zehntel dieser Summe an, was sich jedoch, wie Weinzierl vorrechnete, nur mit rund zehn Pfennig pro Liter Benzin niederschlüge. Das aber sei "zu wenig für einen wirkungsvollen Spareffekt", meinte er. Auch das Festhalten an der Atomkraft habe verhängnisvolle Auswirkungen. Wenn die Bundesregierung staatliche Gelder statt in die Atomkraft in Programme zur Förderung von Einsparung und besserer Nutzung der Energie gesteckt hätte, würden nach Angaben des BUND bereits heute schon 490 Millionen Tonnen CO2 weniger in die Luft geblasen; das sind rund 60 Prozent des jährlichen Gesamtausstoßes in Westdeutschland. Weinzierl betonte: "Wer weiter auf Atomstrom baut, aber angeblich kein Geld für ein Markteinführungsprogramm zugunsten erneuerbarer Energien hat, der sollte das Wort Klimaschutz nicht mehr in den Mund nehmen."

Das in Bonn vorgelegte Klimaschutz-Sofortprogramm des BUND sieht unter anderem die sofortige Einführung eines Tempolimits vor sowie grundlegende Änderungen der Strukturen auf dem Energiemarkt durch die Neufassung des aus dem Jahre 1935 stammenden Energiewirtschaftsgesetzes, das von den Nationalsozialisten für die Kriegswirtschaft konzipiert worden war. Weitere Forderungen sind eine gesetzliche Vorrangstellung der Energieeinsparung und effizientere Energienutzung sowie die Verabschiedung einer wirkungsvollen Wärmeschutzverordnung im Baubereich.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) wies die Vorwürfe Weinzierls zurück. Die Umstellung der Energieversorgung in Ostdeutschland führe zu geringerem CO2-Ausstoß. Dem BUND sei auch entgangen, daß im Bundesverkehrswegeplan ausreichende Mittel zur Verlagerung insbesondere des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene zur Verfügung stünden, sagte Töpfer nach Angaben des Umweltministeriums.

Auch die Umweltschutzorganisation Robin Wood bekräftigte ihre Forderung nach einer Umstrukturierung der deutschen Energiewirtschaft. In den Kraftwerken der großen Strom-Monopole werde lediglich ein Drittel der eingesetzten Brennstoffenergie in Strom umgewandelt. Robin Wood forderte die Enteignung der Energiekonzerne sowie die Rückführung von Teilen der Energiewirtschaft an Städte und Gemeinden. Nur so könnten effiziente Umwandlungstechnologien wie die Kraft-Wärme-Kopplung und der breite Einsatz von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse realisiert werden. Kinder leiden unter Umwelt

SAARBRÜCKEN (dpa). Umweltschäden verschlechtern immer mehr die Lebensbedingungen der Kinder in aller Welt. Allein 3,5 Millionen Kinder sterben jährlich weltweit an Erkrankungen der Atemwege, drei Millionen an Durchfallerkrankungen. Darauf wies der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) vor der Jahrestagung der Bundeskonferenz für Erziehungsfragen hin.

Vier neue Bewerber um den Umweltpreis

OBERTSHAUSEN. Vier weitere Bewerber um den Umweltpreis der Stadt, der demnächst erstmals verliehen werden soll, haben sich jetzt bei den Jungsozialisten gemeldet. Die SPD-Arbeitsgemeinschaft, die zu den Initiatoren der Auszeichnung gehört, hat inzwischen die Schreiben an den Verkehrs- und Umweltausschuß der Stadtverordnetenversammlung weitergeleitet. Dort fällt die Entscheidung darüber, wer erster Preisträger wird.

Bis Ende Juni hatten sich zunächst nur zwei Bewerber gemeldet. Mit einem Aufruf und direkten Anschreiben wandten sich dann die Jusos an die Öffentlichkeit und verschiedene Organisationen. Es meldeten sich der Kleingärtnerverein, der Naturschutzbund, der Unterwasser- Sport-Club (USCO) und die Naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft Obertshausen-Mosbach (NAOM).

Die Bewerber stellten in teilweise sehr umfangreichen Schreiben ihr ökologisches Engagement vor. So konnten auch die Kleingärtner und die Taucher zahlreiche Aktivitäten im Umweltschutz nachweisen.

Die Jungsozialisten fordern nun die Mitglieder des Verkehrs- und Umweltausschusses auf, sich in einer der nächsten Sitzungen mit der Vergabe des Preises zu beschäftigen und dabei die Juso-Vorschläge zu berücksichtigen. hf

Theatertod in Thüringen Ein Kreistag setzt das Messer an

EISENACH. Schwere Theater-Turbulenzen in Eisenach. Nach Informationen dieser Zeitung hat der Kreistag am Mittwochabend mit deutlicher Mehrheit (51 zu 17 Stimmen) einer gemeinsamen Vorlage der Schul-, Kultur- und Haushaltsausschüsse zugestimmt, das Schauspiel der dreispartigen Bühne zum Ende dieser Spielzeit, also im Sommer 1993, zu schließen.

Die Finanzierung des Landestheaters basierte nach dem Ende der DDR auf einer komplizierten Konstruktion: Für den Etat in Höhe von rund 14 Millionen Mark bringen das Land Thüringen acht Millionen, der Kreis und die Stadt Eisenach jeweils etwa drei Millionen auf. Schon in diesem Frühjahr hatte der Kreistag den (aus dem Westen engagierten) Intendanten Jürgen Fabritius darauf hingewiesen, daß der Kreis das Theater nur subventionieren werde, wenn die Landesregierung in Erfurt ihren Zuschuß in Höhe von acht Millionen für längere Zeit verbindlich garantieren könne. Diese Zusage konnte nicht erfolgen, weil die Entwicklung des Steueraufkommens des Landes nicht absehbar ist. Darum hatten schon vor Monaten Kräfte im Kreistag dafür plädiert, den Theateretat auf zehn (statt der vom Intendanten kalkulierten fünfzehn) Millionen herabzusetzen - was die Schließung mindestens einer Sparte unausweichlich gemacht hätte.

Es war im Kreistag auch erwogen worden, die finanzielle Verantwortung für das Theater ganz auf die Stadt zu übertragen. Jetzt scheint es, als habe die Stadt sich zu einer Übernahme nur bereit gefunden, wenn der Etat reduziert, also eine Sparte "abgewickelt" würde. Dieser Auflage hat der Kreistag nun offenbar entsprochen. Um den harten Schnitt zu mildern, soll den achtzehn Mitgliedern des Schauspiel-Ensembles (von denen allerdings acht unkündbar sind, demnach auf jeden Fall weiterbezahlt werden müssen) die Möglichkeit angeboten werden, eine "Freie Gruppe" zu gründen, der eingeräumt werden soll, in dem Haus gelegentlich auftreten zu können.

Die Entscheidung zur Schließung des Schauspiels - die im übrigen auf Betreiben der im Kreistag über die Mehrheit verfügenden Koalition von SPD und CDU ohne Anhörung des Intendanten zustandegekommen ist - scheint besonders unter zwei Gsichtspunkten fragwürdig: Zum einen, weil in Eisenach für die Zukunft mit einer gewissen Wohlhabenheit gerechnet werden kann, immerhin haben Opel, Bosch und Mercedes hier Niederlassungen; zum anderen, weil einer Provinzbühne - wenn schon eine Sparte herausfallen muß - durch die Trennung vom Schauspiel in jedem Fall mehr an Attraktivität verlorengeht als durch die Trennung von einem (finanziell auch noch wesentlich aufwendigeren) Opernbetrieb.

Während ihr Intendant Fabritius bei der Landesregierung um Hilfe verhandelt, planen die Schauspieler noch für diese Woche mehrere Veranstaltungen des öffentlichen Protest. In einen größeren Zusammenhang gerückt, belegen die Vorgänge in Eisenach das Versäumnis der Gremien des Deutschen Bühnenvereins wie der Bühnengenossenschaft (der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite an den Theatern), mit einer prospektiven, offensiven Planung die zweifellos notwendige Strukturreform der stark überbesetzten ostdeutschen Theaterszene selbst in die Hand zu nehmen - jetzt bleibt nur die Reaktion auf Beschlüsse der Politiker: nur ein Gestikulieren, das ebenso empört wie wahrscheinlich vergeblich ist. Eisenach wird dazu leider nicht der letzte Anlaß sein. P. I.

Kleine FR

Feuerwehr-Nachwuchs übt BAD HOMBURG. Die Bad Homburger Jugendfeuerwehren treten zu ihrer Jahresabschlußübung am Samstag, 17. Oktober, um 15 Uhr an der Gesamtschule am Gluckenstein an. Auch das Jugendrotkreuz und der Nachwuchs des Technischen Hilfswerks nehmen an dieser Aktion teil. Autogenes Training für Kinder BAD HOMBURG. Autogenes Training für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren bietet der Kneipp-Verein ab 22. Oktober jeweils donnerstags von 16 bis 17 Uhr im Kolberger Weg 28 an (Kontakt: Tel. 3 33 78). Atmen, entspannen, sich wohlfühlen BAD HOMBURG. "Atmen, entspannen, sich wohlfühlen" ist ein Acht-Stunden-Kurs betitelt, den der Kneipp-Verein am 20. Oktober jeweils dienstags von 15 bis 16 Uhr im Kolberger Weg 28 anbietet. (Kontakt: Tel. 3 33 78).

CDU soll behutsam mit Thema Asyl umgehen Eyerkaufer befürchtet beim Wahlkampf weiteres Aufheizen der angespannten Stimmung

MAIN-KINZIG-KREIS. Für Landrat Karl Eyerkaufer deuten "Anzeichen" darauf hin, daß die CDU das Thema Asyl in den Mittelpunkt ihres Kommunalwahlkampfes rücken wird. Dazu erklärt der Chef der Main-Kinzig-Verwaltung: "Ich warne ganz entschieden vor Versuchen, die angespannte Stimmung noch weiter aufzuheizen." Eyerkaufer bittet vielmehr um "behutsamen und verantwortungsbewußten Umgang mit dem Thema". Auch wenn in Bonn jetzt bald Entscheidungen zu erwarten seien, könne in den nächsten Monaten nicht mit einer Entspannung der Situation gerechnet werden. "Unsere Aufgabe vor Ort ist es jedoch, die hier wohnenden Menschen zu schützen und einen friedlichen Umgang miteinander zu gewährleisten", betont der Landrat. Wer diese Verantwortung mißachte, trägt seiner Ansicht nach "Mitverantwortung an den Gewalttätigkeiten gegen Asylbewerber".

Landrat Eyerkaufer sieht keine Notwendigkeit, durch zusätzliche Aktionen und Werbekampagnen Bundesregierung und Bonner Fraktionen auf die Dringlichkeit des Problems aufmerksam zu machen. Die Kritik von Gemeinden und Kreisen an der Verwaltungspraxis im Aufnahmeverfahren sei bei den zuständigen Gremien angekommen. Der Main-Kinzig-Kreis werde auch weiterhin in Wiesbaden vorstellig werden, wenn Kritik angebracht sei. Eyerkaufer: "Das muß aber nicht öffentlich sein." Denn "alles öffentliche Getöse" werde die Stimmung gegen die hier lebenden Menschen weiter anstacheln.

Nach Darstellung des Landrats ist es der Wachsamkeit der Polizei zu verdanken, daß sich im Kreis noch keine folgenschweren Anschläge ereignet hätten. Es sollte aber allen Verantwortliche zu denken geben, "daß auch bei uns Menschen bereit sind, mit Gewalt gegen Asylbewerber vorzugehen". Dabei verweist Eyerkaufer auf den rechtzeitig entdeckten Brandanschlag gegen die Coleman-Kaserne in Gelnhausen.

Ausdrücklich dankt der Landrat nochmals der hessischen Polizeiführung und der Leitung der Polizeidirektion Hanau. "Durch die Bereitstellung von Beamten der Bereitschaftspolizei und durch die hohe Motivation der Polizeibeamten vor Ort haben wir das Mögliche getan, um Sicherheit zu gewährleisten", stellt Eyerkaufer fest. Die Aufgabe, verhängnisvollen gesellschaftlichen Entwicklungen entgegenzutreten, dürfe jedoch keineswegs der Polizei aufgebürdet werden. Deren Arbeit werde noch zusätzlich erschwert, wenn das Thema weiter hochgekocht würde. "Hier ist die Verantwortlichkeit eines jeden Staatsbürgers gefragt", appelliert der Landrat an die Führung des CDU-Kreisverbandes Main-Kinzig. Denn die Asyldiskussion bewege sich "auf dem sehr schmalen Grat zwischen notwendiger politischer Diskussion und verhängnisvoller Stimmungsmache".

Wie berichtet, hatten Bürgermeister im Main-Kinzig-Kreis, die der CDU angehören, eine Petition an Bundeskanzler Helmut Kohl und die Bonner Fraktionschefs von SPD, CDU und FDP geschickt. In dem Brief stellen die Rathauschefs "eine Beschreibung der Bürgermeinung" zum Thema Asyl dar. Darin heißt es wörtlich: "Wir bestätigen Ihnen, daß Sie 80 Prozent der Bevölkerung nicht mehr vertreten, soweit es um Ihre Unfähigkeit geht, mit dem Asylantenstrom fertig zu werden." hok

Maskierter überfiel eine Tankstelle

FLÖRSHEIM. 1050 Mark Beute machte ein maskierter Räuber, der am Dienstag abend die Tankstelle in der Hofheimer Straße im Stadtteil Weilbach überfiel.

Laut Polizei betrat der Mann gegen 23.15 Uhr den Verkaufsraum der Tankstelle in der Hofheimer Straße. Mit einem Messer bedrohte er den 19jährigen Kassierer, forderte ihn auf, die Kasse zu leeren. Die Scheine stopfte er in eine Plastiktasche und floh zu Fuß Richtung Marxheim. Die Polizeifahndung verlief ergebnislos.

Der Räuber soll zwischen 20 und 25 Jahren alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß und schmächtig sein. Zur Tatzeit trug er eine braune Cord-Hose und eine braune Lederjacke. Über den Kopf hatte er sich eine blaue Mütze aus gerippter Baumwolle gestülpt. Hinweise nehmen die Kripo in Hofheim, 0 61 92 / 2 07 90, und jede andere Polizeidienststelle entgegen. kkü

Im Blickpunkt: Kämpfe in Kurdistan PKK zwischen allen Fronten

In den zusehends blutigeren Konflikt zwischen den türkischen Streitkräften und den Rebellen der radikalen kurdischen Arbeiterpartei PKK haben sich jetzt erstmals auch irakisch-kurdische Guerilla-Gruppen eingeschaltet - auf seiten der Türkei. Damit bekommt der Krieg in Kurdistan eine neue Dimension. Seit Beginn dieser Woche kam es in Nordirak zu mehreren Gefechten zwischen irakisch-kurdischen Peschmergas und PKK-Rebellen, die dort eine Reihe von Stützpunkten unterhalten. Bei den Kämpfen, die sich auf die Brados-Bergregion nördlich der Ortschaft Rawanduz im Länderdreieck Türkei-Irak-Iran konzentrierten, soll es auf beiden Seiten etwa zwanzig, nach anderen Berichten sechzig Gefallene gegeben haben. Zu Kämpfen zwischen irakischen Kurden und PKK-Kämpfern kam es auch bei Zakho nahe der Grenze zur Türkei.

Ob es sich bei den Angriffen der irakischen Kurden auf die PKK-Stellungen um eine mit der Türkei koordinierte Aktion handelt, ist nicht klar. Immerhin fliegt die türkische Luftwaffe seit Dienstag wieder Angriffe auf mutmaßliche PKK-Lager in Nordirak und leistet damit den irakisch- kurdischen Guerilleros Schützenhilfe.

Die irakischen Kurdenführer Massud Barsani, Chef der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP), und Dschalal Talabani, Führer der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), wollen nun offenbar ihre Drohung wahrmachen, die Rebellen der radikalen PKK aus Nordirak zu vertreiben. Seit Saddam Hussein die Kontrolle über dieses Gebiet verlor und die Golf- Kriegs-Alliierten hier eine Schutzzone für die irakischen Kurden einrichteten, haben sich in der grenznahen irakischen Bergregion mindestens zehntausend PKK-Kämpfer eingefunden, die von hier aus ihre Angriffe auf türkisches Gebiet organisieren.

Die Anwesenheit der PKK in ihrer Schutzzone empfinden die irakischen Kurden aus mehreren Gründen als Bedrohung. So wird der PKK nachgesagt, daß sie eng mit Saddam Hussein zusammenarbeitet, der die türkisch-kurdischen Rebellen mit Geld und Waffen versorgen soll. Auch provozieren die PKK-Lager immer wieder türkische Luftangriffe auf die Grenzregion, bei denen bereits ungezählte irakisch-kurdische Zivilisten ums Leben gekommen sind.

Und schließlich demonstrierte die PKK im vergangenen Sommer mit einer mehrwöchigen Blockade der türkisch-irakischen Grenze, daß sie sich in dieser Region als die eigentliche Autorität betrachtet. Die Aussicht, daß die PKK den größtenteils aus der Türkei kommenden Lebensmittel-Nachschub für die irakischen Kurden nach Gutdünken stoppen könnte, ist angesichts des nahen Winters für Barsani und Talabani eine bedrohliche Perspektive. Ideologisch verbindet die irakischen Kurdenfraktionen mit der PKK ohnehin so gut wie nichts: Während PKK- Chef Abdullah Öcalan seine Rebellen mit stalinistischem Gedankengut zu motivieren trachtet und für einen unabhängigen marxistischen Kurdenstaat kämpft, streben die irakischen Kurden lediglich eine kulturelle und Verwaltungsautonomie innerhalb Iraks an, ein föderatives Modell also.

Wie aussichtsreich der Versuch ist, die PKK-Rebellen aus der Kurden- Schutzzone Nordiraks hinaus und den türkischen Truppen in Südostanatolien in die Arme zu treiben, läßt sich nicht zuverlässig abschätzen. Am Dienstag wurden bei Gefechten zwischen türkischen Sicherheitskräften und der PKK sechs Kurden getötet.

In den Bergen Nordiraks könnte ein langer und blutiger kurdischer Bruderkrieg bevorstehen. Die irakischen Kurden sind der PKK zahlenmäßig klar überlegen. Barsani und Talabani vereinbarten Ende September, die Peschmergas der KDP und der PUK in eine gemeinsame Armee einzubringen. Die Rede ist von 50 000 Mann, noch einmal soviele sollen zusätzlich aufgeboten werden. Diese Zahl dürfte jedoch bisher nicht erreicht sein. Auch sind die irakisch-kurdischen Guerilleros nicht so gut bewaffnet wie die PKK. GERD HÖHLER

Couture-Kult Mummenschanz mit Promis

Von Judith Rosenbauer haben wir nichts anderes erwartet. Schon immer ahnten wir, daß die Leiterin des English Theaters eigentlich Mannequin sei. Und dem Journal Frankfurt verdanken wir nun den Beweis. Die Rosenbauerin in feurigem Rot, überstrahlt nur vom Weiß ihrer Zähne: "Glamour für Judith". Was sonst?

Die Stadtzeitung bringt Stars der Stadt modisch zur Strecke - wobei der Leser respektive Gucker von den Klamotten, wie in der einschlägigen Reklame üblich, kaum etwas sieht. Immerhin sehen wir nun, wozu die Stadt das Literaturhaus braucht: damit unsere Promis die Mode-Provinz am Main ein wenig aufpäppeln. Das ist doch die halbe Miete! Kulturgrößen als Kleiderständer: "Flausch für Stephen" (Galloway) "Strick für Jean- Christophe", den alten Schlingel, der aber nun wirklich keinen Laufsteg ausläßt. Annemarie (Knaak, Promi- Nachwuchs) schmachtend am Kamin, endlich in einer gelungenen Inszenierung. Und Linda Reisch mit einer jener Zigarren, die ihr dauernd verpaßt werden. Aber vielleicht ist es auch nur ihr Double. Man müßte mal die Visagistin fragen.

Mummenschanz im Lüsterglanz, das hat in Zeiten, da es der Kultur an den Kragen geht, etwas ungeheuer beruhigendes, zumal wir unsere schönsten Vorurteile bestätigt sehen: Dany Cohn-Bendit nämlich, im Seidensakko, schaut aus, als hätte er den Garderobenschrank von Vico Torriani geplündert - der Revoluzzer braucht eben auch im Alter den rostroten Rolli. Venceremos! seg

Die Rostlaube am Straßenrand Immer mehr Autofahrer wollen das Geld fürs Verschrotten sparen

MAIN-TAUNUS-KREIS. Eines Morgens steht er da, die Nummernschilder abmontiert - ein Fall fürs Ordnungsamt; oder die Polizei. Je nachdem, wer zuerst vorbeikommt, das herrenlose Vehikel registriert und einen roten Aufkleber draufpappt mit dem Hinweis, es binnen vier Wochen wegzuschaffen. Was die Besitzer meist jedoch nicht tun, wie Hariolf Schaub vom Hofheimer Ordnungsamt weiß. Er hat in diesem Jahr - "So schlimm war es noch nie" - schon 30 Fälle von widerrechtlicher Abfallentsorgung registriert, wie es im Behördendeutsch heißt, wenn jemand sich ohne Federlesens seiner Rostlaube entledigt.

Den Umweltsünder ausfindig zu machen, ist nicht leicht. Viele wissen, worauf die Ordnungshüter schauen, wenn sie kein Kfz-Kennzeichen finden, mit dem sich über das Flensburger Zentralregister schnell der letzte Halter ermitteln läßt: auf die Fahrgestellnummer. Sie wird unkenntlich gemacht. Dann muß die Polizei auf die Suche nach dem Halter gehen.

Wer erwischt wird, dem blüht ein saftiges Bußgeld. Zwischen 100 und 600 Mark schwanken die Summen, die das zuständige Regierungspräsidium in Darmstadt fordert. Hinzu kommen Abschleppkosten (zirka 150 Mark); und die Kosten, den Wagen verschrotten zu lassen - genau das Geld, das die Fahrzeughalter hatten sparen wollen. Vorbei sind die Zeiten, da es für den alten Schlitten noch Bares gab. Heute muß man Geld mitbringen. 250 Mark Festpreis kassiert das Abschlepp- und Verwertungsunternehmen Gandyra in Hochheim beispielsweise.

Der Main-Taunus-Kreis erleichtert den direkten Weg zum Schrotthändler: Über die Service-Nummer 0 130 / 85 55 30 gibt es Tips, wo man sein altes Auto loswerden kann. ULRIKE BAUER

Auf einen Blick

Seite II Puppen - zum Spielen viel zu schade: Gerda Konczak bastelt auch Teddys nach historischen Vorbildern. Seite III FR-Gespräch mit Andreas Schönborn, Junge Union Bad Vilbel, über die Änderung des Asyl-Paragraphen. Seite VI FR-Reportage über Bad Nauheims thüringische Partnerstadt Bad Langensalza: Aufschwung ist sichtbar. Seite VII Zweimal in der Woche besuchen Erwachsene die Volkshochschule: Sie lernen Lesen und Schreiben. Seite VIII 1996 soll die Flugsicherungs-Regionalstelle Frankfurt in Betrieb genommen werden.

Autos und Baum gerammt: 33 500 Mark Schaden

HATTERSHEIM. Gleich mehrmals hat es am Dienstag in der Mainstraße gekracht. Ein 27jähriger kam laut Polizei gegen 23.30 Uhr in einer Linkskurve mit seinem Auto von der Fahrbahn ab und streifte zunächst einen geparkten Wagen. Das Fahrzeug schleuderte dann gegen einen Baum, rammte ein zweites Auto, rutschte über einen Gehweg und kam an einem eisernen Hoftor zum Stehen.

Der Schaden beläuft sich auf etwa 33 500 Mark. Unfallursache war laut Polizei zu hohe Geschwindigkeit. tos

Karlheinz Blessing kommt

HANAU. SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing ist am Freitag, 16. Oktober, Gast der Hanauer SPD aus Anlaß des 125jährigen Parteibestehens. Um 20 Uhr diskutiert er in der Stadthalle mit SPD-Funktionsträgern über aktuelle politische Probleme.

CSFR wird endgültig geteilt

ug PRAG, 7. Oktober. Die Führer der jeweils stärksten Parteien in der Tschechischen Republik und in der Slowakei haben allen Überlegungen über eine politische Union der beiden Republiken eine Absage erteilt und gleichzeitig bestätigt, daß die CSFR zum Jahresende aufgelöst werde. Der Chef der tschechischen Bürgerlich Demokratischen Partei ODS, Vaclav Klaus, und der Vorsitzende der Bewegung für eine Demokratische Slowakei HZDS, Vladimir Meciar - beide Ministerpräsidenten ihrer Teilrepubliken - teilten am Mittwoch nach Verhandlungen in Jihlava (Iglau) mit, die Zusammenarbeit der beiden Nachfolgestaaten der CSFR solle mit 15 Verträgen geregelt werden. Das Treffen habe auch einen "Weg zum Übergang des Bundesparlaments und anderer Bundesorgane" eröffnet, sagte Klaus.

Nach Ansicht des tschechischen Parlamentspräsidenten Milan Uhde sind damit "ernste Zweifel" zwischen den Mehrheitsparteien ausgeräumt, die sich bereits im August auf ein Konzept zur Teilung der CSFR in zwei selbständige Staaten geeinigt hatten. Zu Spannungen zwischen Prag und Bratislava war es gekommen, nachdem das Bundesparlament vergangene Woche mit Zustimmung mehrerer HZDS-Abgeordneter und gegen die ODS eine Kommission eingesetzt hatte, die die Chancen für eine tschecho-slowakische Union untersuchen soll.

"Große Vielzahl stiller Lasten" Zeuge stellt sich im co op-Prozeß als Befehlsempfänger dar

has FRANKFURT A. M. Im co op-Strafprozeß wurde gestern als Zeuge Dieter Leukel befragt. Der derzeitige Leiter der Abteilung Bilanzen und Steuern der co op-Nachfolgegesellschaft Deutsche SB-Kauf (DSBK) und frühere Bereichsleiter für die Erstellung der Zahlenwerke in dem Handelskonzern erklärte, die tiefgreifende Sanierung der Firma sei Ende der achtziger Jahre "unabdingbar" gewesen. Von Betrug, Untreue oder persönlicher Bereicherung durch ehemalige Manager will Leukel aber nichts gewußt haben. Der Zeuge stellte sich vor Gericht vor allem als Befehlsempfänger seines einstigen Vorgesetzten, des Angeklagten Klaus-Peter Schröder-Reinke, dar.

Leukel sagte, er sei zeitweise als Geschäftsführer oder Prokurist verschiedener Firmen aufgetreten, die zwar gesellschaftsrechtlich nicht zum co op-Konzern gehörten, mit diesem aber finanziell und personell verflochten gewesen seien. Die Ämter schilderte er als "weisungsgebundene Mandate", für die es keine Vergütung gegeben habe. Verschiedene Aktien- Transaktionen, bei denen laut Anklageschrift Millionenbeträge aus dem co op- Vermögen abgezwackt wurden und über verschlungene Wege auf Stiftungskonten von Ex-Managern landeten, seien ihm gegenüber mit dem Hinweis eines Beteiligungserwerbs in der Schweiz begründet worden. Entsprechend habe er dann gebucht. Daß hohe Summen bei Stiftungen angekommen sein sollen, darüber habe er "nie etwas erfahren".

Zu einem komplizierten Aktienverkauf mit Rückerwerb zu einem deutlich höheren Preis meinte Leukel, bei den Verhandlungen sei er nicht dabei gewesen. Er habe "nur die Verträge unterschrieben". Die Differenz bei den Preisen von sechs Millionen Mark fiel ihm freilich auf. Er sei sich bewußt gewesen, daß der Preis beim Rückerwerb "weit überhöht war". Darüber habe er auch mit Schröder-Reinke gesprochen. Verwiesen worden sei auf ein Engagement in der Schweiz, das mit dem Mehrerlös bestritten werden sollte. "Aktien-Kopien" dazu habe er gesehen. "Ich habe aber nie geglaubt, daß die NUG (diese war in die gesamte Aktion involviert, d. Red.) eine wertvolle Beteiligung erwerben sollte." Leukel war auch NUG-Geschäftsführer.

Die Verteidigung des einstigen co op- Aufsichtsratschefs Alfons Lappas hielt Leukel den "Überschuldungsstatus" für das Jahr 1988 mit einem "gigantischen Verlust" von über 2,6 Milliarden Mark vor. Der Zeuge erklärte ihn mit der "großen Vielzahl stiller Lasten" in der co op- Gruppe, etwa bei Auslandsaktivitäten und in der Immobilien-Sparte HIG. Das Nachbohren der Lappas-Verteidigung liegt darin begründet, daß sie glaubt, co op sei nie überschuldet gewesen. Stille Reserven fehlten in dem Status, der zu einem Vergleichsantrag der Firma führte.

79jährige Fußgängerin bei Unfall verletzt

FRIEDBERG. Eine 79jährige Fußgängerin wurde am Dienstag morgen schwer verletzt, als sie dem Polizeibericht zufolge in der Straße Am Burggraben plötzlich hinter einem geparkten Auto hervor auf die Straße gegangen sei.

Trotz sofortigen Ausweichens und Bremsens habe der Fahrer aus Ranstadt einen Unfall nicht mehr verhindern können, heißt es in dem Bericht der Polizisten, die am Unfallort waren. de

Polizist verteilte ausländerfeindlichen Text

HANAU. Wegen Verunglimpfung der Nationalhymne und Aufstachelung zum Rassenhaß hat die Staatsanwaltschaft in Hanau Strafbefehl gegen einen 52 Jahre alten Polizisten beantragt. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Jost-Dietrich Ort gegenüber der FR auf Anfrage.

Der Beamte der Hanauer Bereitschaftspolizei hatte im Oktober 1991 in seiner Dienststelle Kopien eines ausländerfeindlichen Textes verteilt, der in den Reimen und dem Versmaß an das Deutschlandlied angelehnt war. Vorgesetzte hatten den Polizisten daraufhin angezeigt.

Nachdem der 52jährige die Zahlung einer Buße abgelehnt hatte, erging nun der Strafbefehl. Disziplinarische Konsequenzen innerhalb der Polizei sollen nicht getroffen worden sein.

Der Beamte gab an, die Kopien verteilt zu haben, um eine Diskussion über das Thema Ausländerfeindlichkeit anzuregen. Laut Ort ändere diese Einlassung jedoch nichts an dem Straftatbestand. lhe/az

Dem Nachwuchs auf den Fersen Einstellungsberater auch im Bereich der Polizei Usingen aktiv

USINGEN. Auch das Usinger Land kann dazu beitragen, die Nachwuchssorgen der Polizei in Hessen zu lösen. Zu diesem Zweck hat Oberkommissar Werner Dienst in der Polizeistation Usingen Mitte September seine Arbeit aufgenommen. Der Beamte ist "Einstellungsberater", einer von 20 in Hessen. "Wir sind froh, daß wir weiter betreut werden", sagte der Leiter der Station, Edmund Letschert, bei der Vorstellung des neuen Mitarbeiters am Mittwoch.

Dienst hat sich vorgenommen, Schulen und Interessenten zu besuchen, um über den Beruf des Polizeibeamten aufzuklären. Die Beratungsstunde in der Usinger Dienststelle, die unter seinem Vorgänger Hermann Mackauer eingerichtet war, wird es daher nicht mehr geben. Dienst plädiert für die individuelle Beratung, um die Hemmschwelle des Gangs zur Polizei zu brechen. "Wir wollen Bürger unter Bürgern sein", sagt der Beamte, der im Dienst auch stets Zivil trägt.

750 Ausbildungs-Planstellen sind jährlich bei der Polizei in Hessen neu zu besetzen. In diesem Jahr ist das Soll mit 738 Einstellungen schon fast erreicht; das sah jedoch in den vergangenen Jahren ganz anders aus. Die Zahl fiel unter 600. Als Grund nennt Dienst den starken Geburtenrückgang. Die Zahl der 16jährigen habe sich von Mitte der 70er Jahre bis heute um mehr als die Hälfte verringert. Hinzu komme, daß bis zum Jahr 2000 zwischen 4000 und 5000 Beamte (rund 36 Prozent), die in den Ruhestand treten werden, zu ersetzen sind. Die Nachwuchsprobleme blieben nicht ohne Folgen. Seit dem 1. September hat die Polizei Seiteneinsteigern eine Tür geöffnet. Mit Abitur oder Fachabitur können Kommissaranwärter schon nach dreieinhalb Jahren Kommissar werden. Dafür waren bisher elf bis zwölf Jahre von der Pike auf erforderlich. Neu ist auch, daß es künftig nur noch die zweigeteilte Laufbahn des gehobenen und höheren Dienstes gibt. Außerdem wurden die Einstellungsvoraussetzungen gelockert und das Auswahlverfahren den allgemeinen Berufstests angepaßt. Nicht zuletzt werden die Frauen umworben. Ihr Anteil bei Neueinstellungen ist inzwischen auf 42 Prozent gestiegen.

Die Nachwuchsprobleme waren auch ein Auslöser dafür, daß die Polizei 1971 die Beratungsstellen ins Leben rief und mit der Werbung und Imagepflege begann. Polizeioberkommissar Dienst, der seit 20 Jahren als Einstellungsberater tätig ist, betreut außer dem Usinger Land noch elf weitere Diensstellen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis und einigen Frankfurter Vororten. Sein Büro ist in der Hofheimer Station, Zeilsheimer Straße 59. Dort ist er unter der Telefonnummer 06192 / 207 9189 zu erreichen. Interessenten können sich aber auch zuerst an die Usinger Polizei zur Vermittlung wenden. Als erste Information liegen dort auch zwei Broschüren bereit: "Täglich im Einsatz für uns alle" und "Ein Beruf für sie und ihn". cn

Berufstrottel, linksgetüncht

Seine Hermann Kants Stellungnahme zu den Stasi-Vorwürfen beweist es: Er begreift die nun endlich bewiesene Schande als Chance auf dem Buchmarkt. Der Skandal um die Akten aus der Gauck-Behörde reißt Kants gesunkenen Stern noch einmal hoch in den Medienhimmel. Und auf die Geduld solcher linksgetünchten Berufstrottel wie im Feuilleton der Frankfurter Rundschau und auf das Wohlwollen der Süddeutschen Zeitung kann er rechnen. Er drohte denn auch dem Buchhandel bei dieser günstigen Gelegenheit gleich ein neues Buch an. Mit unserer unfreiwilligen Hilfe wird er es gut verkaufen.

Wolf Biermann in der "Frankfurter Allgemeinen" vom 7. Oktober

Gefangenenbefreiung: Zwei Frauen angeklagt

MARBURG. Wegen des "hinreichenden Verdachts" der gemeinschaftlichen Gefangenenbefreiung hat die Staatsanwaltschaft Marburg jetzt zwei Frauen vor dem Schöffengericht im nordhessischen Schwalmstadt angeklagt. Im September 1991 war der in der Schwalmstädter Justizvollzugsanstalt einsitzende Strafgefangene aus einer Arztpraxis getürmt und wurde später in Kassel erschossen.

Die beiden in Frankfurt wohnenden Frauen, darunter die frühere Ehefrau des Häftlings, sollen das Fluchtfahrzeug und Privatkleidung bereitgestellt haben. Bislang konnte nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Jochen Menche nicht geklärt werden, wer die Pistole in der Toilette der Arztpraxis versteckt hat, mit deren Hilfe der bewachte Gefangene die Flucht erzwang. Der Termin der Prozeßeröffnung steht noch nicht fest. tap

Auffahrunfall am Fußgängerüberweg

HANAU. Leichte Verletzungen erlitten die 21 Jahre alte Fahrerin und ihre drei Jahre jüngere Beifahrerin, als ihr Auto von einem nachfolgenden Wagen gerammt wurde.

Die 21jährige hatte am Dienstag abend in der Frankfurter Landstraße an einem Zebrastreifen gehalten, um ein Kind passieren zu lassen. Bei dem Auffahrunfall entstand ein Schaden von rund 8500 Mark. az

Als "erschreckend" empfinden viele Neueinsteiger das "Diskussionsverhalten bei Konferenzen". Sie träfen nach eigenen Angaben auf eine für sie überraschende Unkollegialität ("horten und raffen"), auf Alkoholismus im Kollegium, aber auch häufig auf ein "mut- und peploses Kollegium", das jede Erneuerung an der Schule ablehnt ("das hatten wir schon").

Gestohlenes Auto landet im Graben

HANAU. Im Straßengraben landete am Dienstag abend ein Wagen in der Landstraße zwischen Wilhelmsbad und Mittelbuchen. Dabei überschlug sich das Auto. Nach Darstellung der Polizei entstand ein Schaden von 11 000 Mark.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist nicht bekannt. Die Insassen des Wagens flohen anschließend zu Fuß. Der Opel Kadett war zwei Tage zuvor in Pfungstadt gestohlen worden. az

Das dicke Fell fehlt dem Neuen noch Nach 100 Diensttagen stehen die Prioritäten für Bürgermeister Reuter fest Von Jutta Rippegather

GROSSKROTZENBURG. Was den Arbeitsaufwand betrifft, hatte sich Klaus Reuter bös verschätzt. Bis zu 80 Dienststunden in der Woche sind keine Seltenheit. Darunter leidet selbstverständlich auch das Privatleben. Dennoch hat der 41jährige seine Wahl zum Bürgermeister nicht bereut: "Diese Bewerbung war eine meiner besten Entscheidungen überhaupt, auch wenn es manchmal nervig und hart ist." Die traditionelle Schonfrist von 100 Tagen ist nun vorbei. Eine Zeit, die dem neuen Rathauschef längst nicht ausreichte, um Großes auf die Beine zu stellen, aber um die Mitarbeiter der Gemeinde und die Vertreter wichtiger Gremien kennenzulernen sowie die Probleme auszumachen, die dringend der Lösung bedürfen. "Ich habe große Hoffnung, den richtigen Weg zu einer Teamarbeit gefunden zu haben, die offen und ehrlich ist."

Eine Verbesserung der Atmosphäre im Rathaus glaubt der 41jährige schon erreicht zu haben. Konsequent verfolgt er sein Konzept einer Personalführung, die auf das Miteinander setzt: Alle 14 Tage treffen sich die Abteilungsleiter zum Dienstgespräch in seinem Büro, jeden Monat ist ein Gespräch mit dem Personalrat angesetzt. In Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung will Reuter auch die Konsequenzen aus der Struktur- und Aufgabenanalyse ziehen, die eine Projektgruppe der Verwaltungsfachhochschule Frankfurt für das Großkrotzenburger Rathaus erstellt. Im Frühjahr erwartet er die Ergebnisse. Die Untersuchungen werden die Gemeinde weitaus preisgünstiger kommen, als wenn sie - wie andere Kommunen - eine private Firma beauftragt hätte. Hier nutzte Reuter die Beziehungen zu seinem einstigen Arbeitgeber.

Sparen wo es geht - dies bildet den zweiten Schwerpunkt, den sich Reuter in seinen ersten 100 Tagen gesetzt hat. Gemeinsam mit den Abteilungsleitern verspricht er "peinlich genau" die Mittelanträge für den Haushalt 1993 zu prüfen. "Erheblich" will er die Ausgaben begrenzen und Prioritäten setzen. Ganz oben auf dieser Liste stehen der Kanalausbau zwischen Kirchstraße und Bahnhofstraße; Kostenpunkt für den ersten Bauabschnitt: rund 1,4 Millionen Mark. Der Bau des Kinderhorts erfordert 1,5 Millionen Mark. Der bis 1995 notwenige Umbau der Kläranlage rund vier Millionen Mark.

Wieder propagiert der Rathauschef Offenheit, wenn er ankündigt, noch vor der Kommunalwahl Gebührenerhöhungen für Kanalbenutzung, Kindertagesstätten und das Strandbad in die Diskussion zu bringen. Dies rechtzeitig anzukündigen sei er den Bürgern schuldig.

Nun hat er als Parteiloser ja auch nicht die Konsequenzen unpopulärer Sparschritte zu tragen. Doch die Fraktionen müssen mitziehen. Über deren Köpfe hinweg kann und will Reuter nichts entscheiden. Deshalb trommelt er demnächst ein zweites Mal die Fraktionen zusammen, um an einem runden Tisch Themen größerer Tragweite zu diskutieren.

Auf diese Weise hofft er, die politischen Debatten in Großkrotzenburg zu versachlichen - gewiß kein leichtes Ziel. SPD, FDP, die Grünen und die Freien Wähler, die ihn gewählt haben, unterstützen Reuter in seinen Anliegen. Auch Alfred Euler, der damalige Gegenkandidat der CDU, spielt nicht die beleidigte Leberwurst, dem Reuter ausdrücklich Respekt zollt. Andere Kräfte bei den nun in die Opposition verbannten Christdemokraten dagegen scheinen die Niederlage noch nicht überwunden zu haben. Dies zeigte sich bei der jüngsten Parlamentssitzung, als Fraktionschef Alexander Noll den Neuen unumwunden angriff. Da fehlt Reuter noch das dicke Fell eines erfahrenen Parlamentariers und die notwendige Sicherheit, um sachlich auf derartige Vorwürfe zu reagieren.

Dies räumt der 41jährige ein. Auch daß er sich geirrt hatte, als er jüngst voreilig einen Umzug des Not-Kinderhorts vorschlug. Er steht zu seinen Fehlern, betont seine Offenheit für Kritik. Gerade wenn sie aus den Reihen der Großkrotzenburger kommt, die kein Amt bekleiden. Reuter will ein "Bürgermeister zum Anfassen" sein. Demnächst besucht er das Jugendzentrum, um sich im Gespräch mit den Besuchern ein Bild über deren Probleme machen zu können. In das Bürgerhaus und die Freizeiteinrichtungen der Kommune möchte er "mehr Leben" hineinbringen. Verkehrssicherheit bezeichnet der 41jährige als "obersten Grundsatz". Verstärkt müssen Autofahrer deshalb mit Radarkontrollen im Ort rechnen. Wer rasen will, soll bitte schön die Bundesstraße 8 benutzen, so der Verwaltungschef.

Er muß noch viel lernen und nimmt dankbar Anregungen seiner erfahrenen Kollegen an. Vor allem mit Rodenbachs Bürgermeister Karlheinz Seikel (SPD) verbinden ihn inzwischen freundschaftliche Bande. Demnächst wird Reuter auch eine Wohnung in Großkrotzenburg beziehen können. Seine Zukunftsprognose klingt optimistisch: "Ich bin überzeugt, daß die Gemeinde in ein bis zwei Jahren anders da steht."

Wildhirt: "Ich gehe nicht zur GBO" FDP-Walther hört die Rathaus-Buschtrommeln: Gigantischer Postenpoker Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. SPD-Vorsitzender Stephan Wildhirt soll dementieren, daß er dritter Geschäftsführer der stadteigenen Gemeinnützigen Baugesellschaft (GBO) werden will und wird. Das verlangt der oppositionelle FDP-Fraktionsvorsitzende Ferdi Walther, weil er glaubt, einer gigantische Postenpokerei auf die Spur gekommen zu sein. In einer Presseerklärung hebt er jedenfalls hervor, daß entsprechende Gerüchte über die Rathaus- Buschtrommeln an sein Ohr gedrungen sind. Gegenüber der FR hat Wildhirt gestern prompt dementiert. Walther argumentiert: "Stimmt diese Meldung, wäre dies eine solche Steigerung des Zynismus, eine so platte Bestätigung der schlimmsten Vorurteile über Politklüngel und Postenschacher in der Kommunalpolitik, daß sich niemand zu wundern braucht, wenn sich die Leute angewidert abwenden." Walther erinnert in diesem Zusammenhang an den Kölner Soziologen und Politkritiker Scheuch (CDU), der Parteipolitikern in einem Buch unterstellt, sie schanzten sich mit Vorliebe gutdotierte Versorgungsposten in kommunalen Eigenbetrieben und öffentlich-rechtlichen Gesellschaften zu.

Wildhirt bezeichnet Walthers Vorstoß als "scheinheilig" und sagt: "Die Wahrscheinlichkeit, daß ich dritter GBO-Geschäftsführer werde, ist so groß wie die, daß Walther Nachfolger von Stadtbaurat Kaib als GBO-Aufsichtsratsvorsitzender wird." Es werde auch keinen zweiten Geschäftsführer bei der Stadtwerke GmbH (SOG) geben, weist Wildhirt ein weiteres Gerücht zurück. Sowohl SOG-Geschäftsführer Boris Hammerich (SPD) als auch die beiden GBO-Chefs Winfried Männche (CDU) und Winfried Seip (SPD) erklärten, daß sie keine Verstärkung brauchen.

Die sechsjährigen Amtszeiten von Stadtbaurat Kaib und Schul-/Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul (beide SPD) laufen am 31. Oktober 1992 aus. SPD und CDU haben in ihren Koalitionspapier vereinbart, daß eine dieser Positionen von der CDU besetzt wird, damit Koalitionsparität im hauptamtlichen Magistrat besteht. Seit über einem halben Jahr sind sich die Koalitionäre jedoch nicht darüber einig geworden, welche Partei welches Ressort bekommt.

Sowohl SPD als auch CDU reklamieren den Bereich "Stadtentwicklung und Stadtplanung" für sich. Eine termingerechte Entscheidung über die Wiederwahl der Stelleninhaber unterblieb deshalb. Nach der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) können die Stadträte vom Oberbürgermeister verpflichtet werden, ihre Dezernate weiterhin kommissarisch zu führen. Kaib und Beul sind dazu bereit. Kaib will jedoch nicht auf sechs Jahre wiedergewählt werden, denn er kündigte an, in die "Privatwirtschaft" zu wechseln.

Als erschwerend für eine Einigung in der Koalition kommt hinzu, daß die CDU angesichts der prekären Finanzlage der Stadt an ihrem Vorschlag festhält, den hauptamtlichen Magistrat von sechs auf vier Dezernenten zu verkleinern. Heute abend, Donnerstag, verhandelt die Koalitionsrunde wieder. Denkbares Kompromiß-Ergebnis: Sechs minus zwei ist fünf.

Wildhirt, auch zweiter Nachrücker auf der SPD-Landtagsliste, ist als Referent des Stadtbaurates städtischer Bediensteter. Bislang war es üblich, daß die Referenten - scheidet der Dezernent aus - anderweitig in der Stadtverwaltung beschäftigt werden. Soziologe und Pädagoge Wildhirt, dem nachgesagt wird, selbst gern Stadtbaurat werden zu wollen, kann sich nun vorstellen, daß die Magistrats-Ressorts neu zugeschnitten werden, die SPD dabei den Bereich Stadtentwicklung und Stadtplanung behält. "Es ist noch alles offen und noch nichts entschieden", betont Wildhirt.

Derweilen melden die Buschtrommeln weiter: SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Schneider, Lehrer von Beruf, will gern Schul- und Kulturdezernent werden. CDU-Bürgermeister und Umweltdezernent Klaus Bodensohn will Stadtbaurat werden. Sparkassendirektor Horst Klepzig (CDU) will nächstes Frühjahr in den Ruhestand gehen. Über die Nachfolge bestimmt der Sparkassen-Verwaltungsrat. Vorsitzender ist kraft Gesetzes Oberbürgermeister Wolfgang Reuter (SPD). Das Gerücht, daß nun Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing (SPD), gelernter Bankkaufmann, neuer Sparkassenchef oder sogar SPD-Oberbürgermeister-Kandidat werden will, wird wiederum energisch dementiert. Wahrscheinlich wird Klepzigs Vize, Hans Peter Kloppenburg (SPD), zusammen mit dem dritten Sparkassen-Direktor, Dieter Ollech (FDP), die Leitung übernehmen. Denn nach den Kommunalwahlen im März 1993 stehen die schwierigen Fusionsverhandlungen der Sparkasse mit der Kreisparkasse Seligenstadt/Langen an.

Ein Eigentor beim Taktieren um den Bau einer Kompostierungsanlage des Kreises Nachdem Bruchköbels Parlament das Projekt südlich der Staatsdomäne abgelehnt hat, visiert die Stadt Hanau eine Fläche im eigenen Ortsteil Mittelbuchen an

BRUCHKÖBEL. Ein Eigentor haben Bruchköbels Verantwortliche bei ihrem Taktieren um den Bau einer Kompostierungsanlage des Kreises geschossen. Nachdem die Stadtverordnetenversammlung das Projekt südlich der Staatsdomäne abgelehnt hatte, will die Stadt Hanau eine Fläche dafür hergeben, in unmittelbarer Nähe des inkriminierten Standorts, aber eben auf eigener Mittelbuchener Gemarkung. Den Nachbarn geht damit eine runde Million durch die Lappen, die der Kreis als Belohnung für kommunales Wohlverhalten auszahlt. Zwar hatten die Bruchköbeler Parteien zuletzt eine Annäherung der Standpunkte signalisiert. Doch Hanaus Stadtbaurat Dressler war inzwischen der Geduldsfaden gerissen. Und die Million kommt der hochverschuldeten Grimm-Stadt sowieso gerade recht.

Geärgert hatten sich die christdemokratischen Politiker und Verwaltungsleute darüber, daß die Kompostierungsanlage von Hanau auf Bruchköbeler Territorium geplant wurde. Zwar sollte das Gelände ohnehin bei einem seit über zehn Jahren ausbaldowerten Flächentausch an die Kreisstadt gehen - im Gegenzug sollte das Gebiet "Bärensee" bis hin zur Fischzucht Haas übernommen werden. Aber diese Absicht kann erst dann verwirklicht werden, wenn die Trasse für die neue B 45 endgültig festliegt.

Erst aus der Presse will die Mehrheitspartei CDU erfahren haben, welches Kuckucksei ihr da ins Nest gelegt werden sollte, noch dazu, ohne zu fragen. Ein "dreistes Verhalten", wie ihr Vorsitzender Karlheinz Dziony anmerkte. Während die SPD zunächst mitstimmte, den Grenztausch vorerst nicht mitzumachen, allerdings nicht mit der gleichen Intention wie die CDU, wirft Dziony den Genossen mittlerweile vor, einen erneuten Schwenk vollzogen zu haben. Dziony: "Nach einer Besprechung mit Hanaus Stadtbaurat Dressler und einer Vertreterin der Abfallwirtschaft des Kreises, empfiehlt die SPD jetzt - in vorauseilendem Gehorsam gegenüber der Stadt Hanau, auf dem Domänengelände eine Kompostieranlage zu bauen." Dies sei offenbar noch nicht einmal Beschlußlage der Partei, sondern eine "einsame Entscheidung" der Fraktionsvorsitzenden Neeb-Horn. Die vernachlässige Bruchköbeler Interessen, um sich bei "höherrangigen" Politikern ihrer Partei lieb Kind zu machen.

Die CDU empfiehlt sich dagegen als wohlabwägende Interessensvertreterin der Stadt, stellte aber gleichwohl ihre vorherige ablehnende Haltung mittlerweile zur Disposition, verbrämt durch einige Vorbehalte, etwa der Forderung nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung für den Rotteplatz. Außerdem müßten Fragen nach der eingesetzten Technik und der möglichen Geruchsbelastung geklärt werden.

Bedacht werden müsse aber andererseits, daß eine Anlage an der Straße nach Mittelbuchen näher an Bruchköbel liege, als der Standort auf dem Domänengelände. Natürlich müsse auch "die Prämie" von einer Million Mark in die Überlegung einbezogen werden. Fazit: "All diese Fragen müssen geklärt und beantwortet werden, bevor die CDU zu einer eigenständigen, von niemandem Außenstehenden beeinflußten Entscheidung kommt. Uns interessieren dabei nur die Interessen Bruchköbels und seiner Bürger. Voreilige Hektik und Schnellschüsse à la Neeb- Horn liegen der CDU nicht."

Die CDU-Wende, kaschiert durch die Vorwürfe an die Sozis, brachte nun ihrerseits Ursula Neeb-Horn auf die Palme, die in der Unterstellung, sie verhalte sich liebedienerisch - womöglich noch im doppelten Wortsinn - gegenüber ihren Genossen eine Unverschämtheit sondergleich sieht. Wie die CDU in diesem Fall die Fakten verdrehe, sei frecher noch selten praktiziert worden: "Den Salto rückwärts hat nicht die SPD, sondern die CDU vollzogen. Wir haben uns nie gegen das Domänengelände ausgesprochen, auch wenn das jetzt so dargestellt wird. Es ging uns bei der Abstimmung lediglich darum, die Rechtsunsicherheit vor dem geplanten Geländetausch zu klären. So steht es auch in der entsprechenden Magistratsvorlage."

Als scheinheilig wertet Neeb-Horn die Unions-Darstellung, erst aus der Presse von der Planung Hanaus erfahren zu haben. Schließlich gebe es eine Verwaltungsmitteilung aus dem Jahr 1991, in der über das Vorhaben berichtet worden sei. Den "vorauseilenden Gehorsam" verbittet sich die Fraktionssprecherin ebenso wie Dzionys Behauptung, sie habe die Entscheidung ohne Zustimmung ihrer Partei getroffen.

Wenn die Union jetzt offene Fragen zur Technik und Umweltverträglichkeit anmahnt, die in Wirklichkeit nur als Mäntelchen gedacht seien, um die eigene Kehrtwende zu verbrämen, empfiehlt Neeb-Horn "der CDU als Lektüre das Abfallkonzept des Main-Kinzig-Kreises und den Besuch einer Kompostierungsanlage, die bereits in Betrieb ist".

Der Parteienstreit in Bruchköbel ist inzwischen obsolet. In einem Gespräch mit der FR machte Hanaus Stadtrat Jürgen Dressler nämlich klar, daß die Würfel gefallen sind: "Wir werden die Anlage auf eigener Gemarkung bauen lassen." Er habe das ewige "Rein in die Kartoffeln - raus aus den Kartoffeln" der Bruchköbeler satt. Dabei sei der Geldsegen vom Kreis noch nicht einmal der Hauptgrund: "Wir bauen mit oder ohne die Million."

Was nun aus dem Geländetausch wird, vermag Dressler nicht zu sagen. Zwar stehe die Stadt zu früheren Beschlüssen, doch wäre man in Hanau auch nicht traurig, wenn der Wechsel platzt. Dann nämlich droht Bruchköbel ein zweiter finanzieller Verlust. Bekanntermaßen plant Fischzüchter Haas auf der Fläche, die noch zu Hanau gehört, eine riesige Freizeitanlage und dürfte somit zu einem potenten Steuerzahler werden. hein

Eine Million Mark jährliche Einnahmen NOK fährt ab auf den Deutschen Münzexpress

Das Nationale Olympische Komitee (NOK) hat sich eine weitere Finanzquelle erschlossen. Gestern hat der "Deutsche Münzexpress" seine Fahrt aufgenommen. Als "Zugführer" des neuen Münzgeschenkservices betätigt sich die führende Münzgroßhandlung der Welt, das Unternehmen Hans W. Hercher aus Freiburg. Zusammen mit dem NOK und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) handelt es ab sofort mit edler Währung: Neun Münzen zu Preisen zwischen 19 und 89 Mark werden zum Verkauf angeboten. Das NOK erhält aus allen Umsätzen eine Provision von drei Prozent.

Walther Tröger, Generalsekretär des NOK, rechnet damit, daß "etwa eine Million Mark pro Jahr dem NOK zufließen werden". Ein Drittel davon soll der Deutschen Sporthilfe zugute kommen. Schon seit 1975 bringt der nationale und internationale Münzengroßhandel mit seinem Geschenkservice dem NOK bis zu siebenstelligen Summe per anno ein.

Die erste Münzrunde, weitere folgen im Halbjahreswechsel, richtet sich laut Hercher an "die breite Masse". Das Münzen-Verschenken sei fortan "so einfach wie Blumen schicken, nur daß Münzen Blumen sind, die nie verblühen". Bestellkarten für die Münzen, die unter anderem etwa Steffi Graf als Motiv haben, liegen in allen Postämtern aus.

Erste Besitzer einer Münze sind ein ehemaliger und ein aktueller Goldmedaillengewinner: Georg Thoma, "schnellster Postmann der Welt" und Olympiasieger in der Nordischen Kombination von Squaw Valley 1960, und Thorsten Weidner, Olympiasieger im Mannschaftsflorett in Barcelona, erhielten von Hercher die IOC-Gedenkmünze. dan/sid

Im Kreis werden die Füchse schluckgeimpft

WETTERAUKREIS. In der Zeit vom 14. bis 25. Oktober werden im Wetteraukreis Impfköder ausgelegt, die vier Wochen nach Aufnahme von Füchsen in dem Tierkörper einen Impfstoff gegen Tollwut aufbauen. Um die Impfaktion nicht zu beeinträchtigen, wird die Bevölkerung gebeten, die präparierten Impfköder nicht zu berühren und besonders die Hunde in den Feld- und Waldgemarkungen bis Ende Mai anzuleinen. job

Stadt beteiligt sich an Projekt in Nicaragua

MÖRFELDEN-WALLDORF. Einen Scheck über 12 000 Mark als städtischen Beitrag zu einem Elektrifizierungsprojekt in der Region Masatepe konnte dieser Tage die nicaraguanische Delegation entgegennehmen.

Die Vertreter aus Nicaragua waren aus Anlaß der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen dem Kreis Groß-Gerau und Masatepe nach Deutschland gekommen.

Die Stadt Mörfelden-Walldorf, die seit 1985 insgesamt 42 000 Mark für Entwicklungshilfe aufwandte, hatte schon bisher über den Dietzenbacher Verein Monimbo Projekte in Nicaragua unterstützt. wal

Kleine FR

Mehr Hilfe im Kindergarten BAD ORB. Der neue Martins-Kindergarten erhält eine zusätzliche Hilfskraft. In den nächsten Tagen wird dort für ein Jahr eine Fachschulabsolventin ein einjähriges Vorpraktikum beginnen. Sängerkonzert BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Sängerkreis Mittelwerra musiziert am Freitag, 9. Oktober, in der Konzerthalle. Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: fünf Mark. Musikverein grillt BIEBERGEMÜND. Zum Bratfest lädt der Musikverein Kassel am Sonntag, 11. Oktober, auf die Mühlwiese ein. Der Grill glüht ab 14 Uhr. Energiemobil in Birstein BIRSTEIN. Kostenlose Beratung zum Energiesparen gibt das Team vom Energiemobil des Main-Kinzig-Kreises. Es macht am Donnerstag, 15. Oktober, 9 bis 16.30 Uhr, Station vor dem Birsteiner Rathaus. Briefkästen aufgebrochen BRACHTTAL. Briefkästen von Trauerfamilien sind in Brachttal aufgebrochen worden. Offenbar haben es die Täter auf Geldscheine in den Beileidsbriefen abgesehen. Davor warnt die Gemeindeverwaltung und empfiehlt, Bares persönlich abzugeben oder so einzuwerfen, daß es nicht über Nacht im Briefkasten bleibt. Seniorennachmittag FLÖRSBACHTAL. Bei Kaffee und Kuchen treffen sich die älteren Mitbürger aus Kempfenbrunn, Flörsbach und Mosborn am Mittwoch, 15. Oktober. Der Seniorennachmittag findet ab 15 Uhr in der Gaststätte "Zum Stern" in Flörsbach statt. Regenwasser-Nutzung FREIGERICHT. Wer Regenwasser nutzen möchte, kann sich jetzt eine Informationsbroschüre des Hessischen Umweltministeriums im Freigerichter Rathaus abholen. Über das Zuschußprogramm der Gemeinde für den Einbau von Zisternen gibt es Auskünfte in der Gemeindeverwaltung, Telefon 8 88 36. Begleitkursus zum Funkkolleg GELNHAUSEN. Einen Begleitzirkel zum Funkkolleg "Der Mensch - Anthropologie heute" bietet die Volkshochschule in Gelnhausen an. Unterricht ist donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr in der Grimmelshausenschule, erstmals am 22. Oktober.Bauarbeiter verletzt GRÜNDAU. Prellungen und Quetschungen haben sich zwei Arbeiter am Dienstag im Baustellenbereich der Frankfurter Straße in Rothenbergen bei einem Unfall zugezogen. Sie wurden von einer Metallmeßlatte getroffen, die ein vorbeifahrender Wagen hochgeschleudert hatte. Brennholz zu verkaufen JOSSGRUND. Bei der Gemeinde kann ab sofort zu den gleichen Preisen wie im Vorjahr Brennholz bestellt werden. Telefon: 826 in Oberndorf oder 1422 in Pfaffenhausen.Mehr Geld für Vereine SINNTAL. Für die Pflege ihrer Sportplätze bekommen die elf Vereine künftig mehr Geld. Die Gemeinde hat den jährlichen Zuschuß von 600 auf 800 Mark erhöht.Gartenabfälle werden abgeholt WÄCHTERSBACH. Gartenabfälle werden demnächst in einer Extra-Sammlung abgeholt, am 21. Oktober in der Innenstadt und am 23. Oktober in den Stadtteilen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig, dafür aber der Kauf von Papiersäcken mit Aufdruck "Gartenabfall" im Rathaus für eine Mark das Stück.

Zusammenstoß: Wagen landete im Graben

KELKHEIM. Leichte Verletzungen erlitt eine 25jährige Autofahrerin bei einem Unfall am Dienstag auf der Bundesstraße 519. Wie die Polizei berichtete, fuhr die Frau hinter dem Wagen eines 44jährigen, der Richtung Kelkheim unterwegs war.

Als ihr Vordermann abbremste, um nach links in einen Feldweg abzubiegen, erkannte das die 25jährige offenbar zu spät: Sie rammte den anderen Wagen und schleuderte ihn in den Graben.

Bei dem Zusammenstoß verletzte sich die Frau leicht; sie wurde im Hofheimer Krankenhaus ambulant behandelt. kkü

Ein Tisch ist nicht nur zum Essen da

HÖCHST. Ein Tisch ist ein Tisch ist ein Tisch - so fängt eine Kurzgeschichte von Peter Bichsel an. Daß ein Tisch aber weit mehr sein kann, will Janet Haufler in einer Performance zeigen. Die aus Basel stammende Künstlerin hatte sich in den vergangenen Jahren an Theater-, Film und Fernsehprojekten beteiligt. 1983 erhielt sie den Filmpreis des Kantons Bern. Die Performance mit Tisch, Tassen und anderem beginnt am Freitag um 20.30 Uhr, Höchster Schloßplatz 1. clk

ERIKA LOTZ, stellvertretende hessische DGB-Vorsitzende, wurde vom Vorstand der Landesversicherungsanstalt (LVA Hessen) zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Sie gehört bereits seit einem Jahr dem Vorstand als Versichertenvertreterin an.- HANS-GEORG FRITZ, seit 1980 im Vorstand, hatte sein Ehrenamt als alternierender Vorstandsvorsitzender zum 30. September 1992 zur Verfügung gestellt. Der Vorstand dankte ihm für seine mit großem Engagement geleistete Arbeit. - Der Vorstand der LVA umfaßt zwölf Mitglieder, je sechs aus der Gruppe der Versicherten und der Gruppe der Arbeitgeber. Der Vorstand entscheidet, soweit es sich nicht um laufende, vom Geschäftsführer wahrzunehmende Aufgaben handelt.

KAREN HEEMANN, seit gut einem Jahr Sprecherin der hessischen FDP, wechselt Ende November als Frankfurter Korrespondentin zum neuen Burda-Nachrichtenmagazin Focus. Dort werde sie eine "mindestens ebenso spannende Aufgabe übernehmen", heißt in der Mitteilung des FDP-Landesvorsitzenden Wolfgang Gerhardt über den Personalwechsel. Nebenher wird die Journalistin künftig auch in einer Talkshow des Bayerischen Rundfunks mitwirken.

HERBERT LEUNINGER (60), Sprecher der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge "Pro Asyl", ist von seinem Amt als Ausländerreferent des Bistums Limburg zurückgetreten. Leuninger, der dieses Amt zwanzig Jahre ausgeübt hatte, übernimmt neben seiner Arbeit mit Flüchtlingen die Seelsorge in einem Altenheim. Sein Nachfolger als Ausländerreferent ist GIACOMO GIACOMEL.

WOLFGANG KLAFKI, Marburger Erziehungswissenschaftler, erhielt das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Bei der Überreichung des Ordens würdigte ihn Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) als "bedeutenden Vertreter einer bürgerlich-humanistischen Pädagogik".

Kleine FR

Jalousien für Blauröcke BAD ORB. Damit die Orber Feuerwehr in ihrer Einsatzzentrale auch bei heißem Wetter einen "kühlen Kopf" behält, hat der Magistrat 9000 Mark für eine Sonnenschutzanlage im Bereich der Fenster veranschlagt. Insel oder Zebrastreifen BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine zusätzliche Verkehrsinsel im Bereich der Romsthaler Straße hat der CDU-Stadtverordnete Hartwin Noll angeregt. Nach Angaben von Bürgermeister Bruno Döring ist dort allenfalls ein Fußgängerüberweg möglich. "Dalles" wird schöner BIEBERGEMÜND. Der "Dalles" in Bieber soll neu gestaltet werden. Pflaster, Bänke und Bäume sollen den Platz attraktiver machen, teilte Bürgermeister Thomas Dickert mit. Feuerwehr informiert BIRSTEIN. Zu Tagen der offenen Tür lädt die Freiwillige Feuerwehr Birstein für Samstag, 10., und Sonntag, 11. Oktober, ein. Am Sonntag nachmittag gibt es im Gerätehaus Kaffee und Kuchen. SPD kürt Kandidaten BRACHTTAL. Ihre Kommunalwahlkandidaten wollen Brachttals Sozialdemokraten in den nächsten Tagen nominieren. Alle Mitglieder des SPD-Ortsbezirks Neuenschmidten sind dazu für Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr, ins Feuerwehrgerätehaus eingeladen. Der Ortsbezirk Schlierbach tagt am Montag, 26. Oktober, ab 20 Uhr ebenfalls im Feuerwehrgerätehaus.Kinder müssen zusammenrücken FLÖRSBACHTAL. In den Kindergärten der Gemeinde Flörsbachtal wird es eng. Bürgermeister Horst Sakschewski rechnet damit, daß in drei Jahren mindestens 20 Plätze fehlen. Am liebsten würde der Rathauschef die Betreuungsstätte in Kempfenbrunn erweitern.

Theaterreise nach Meiningen GELNHAUSEN. Der geplante Ausflug der Volkshochschule ins Meininger Theater mußte auf den 29. November verschoben werden. Gegeben wird "Die Zauberflöte" von Mozart. Einige Plätze sind noch frei. Anmeldungen nimmt Reiseleiter Nils Haupt, Telefon 0 60 51 / 1 80 43, entgegen.Information für Diabetiker GELNHAUSEN. Beim Malteser-Hilfsdienst in Gelnhausen - Telefon 0 60 51 / 1 50 16 - können Diabetiker ein Falt- blatt mit Tips und vielen Anregungen zur richtigen Ernährung anfordern. Darin wird nicht nur auf krankheitsbedingte richtige Zusammensetzung hingewiesen, sondern auch auf Geschmack und Abwechslung.Sammlung von Gehölzschnitt GRÜNDAU. Abfälle vom Gehölzschnitt werden in Gründau an folgenden Tagen eingesammelt: 19. Oktober Rothenbergen, 20. Oktober Niedergründau und Mittel-Gründau, 21. Oktober Hain-Gründau, Breitenborn und Gettenbach, 22. Oktober Lieblos. Das Gesträuch und Geäst muß zu Bündeln geschnürt bereitliegen. kfd wird 75 Jahre alt JOSSGRUND. Die katholische Frauengemeinschaft (kfd) in Burgjoß feirert am Sonntag, 11. Oktober, ihr 75jähriges Bestehen. Die Jubiläumsfeierlichkeiten beginnen um 15 Uhr mit einem Festgottesdienst. Um 17 Uhr ist ein Empfang im Bürgerhaus in Oberndorf. SPD-Stammtisch SINNTAL. Der SPD-Ortsbezirk Altengronau trifft sich am heutigen Freitag, 9. Oktober, zum Stammtisch um 20 Uhr in der Gaststätte "Krone". Ortsbeirat Weilers tagt WÄCHTERSBACH. Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Ortsdurchfahrt Neudorfer Straße und in der Udenhainer Straße sind Thema in der nächsten öffentlichen Sitzung des Ortsbeirates Weilers im Gemeinschaftshaus am Dienstag, 13. Oktober, ab 20 Uhr. Weitere Themen sollen Kanalisation und Ausbau der Höhenstraße sowie der Ausbau des Friedhofsweges sein.

Kleine FR

Wasserfreunde sammeln Altpapier BAD ORB. Die Wasserfreunde des Tauchclubs Bad Ord legen sich am heutigen Samstag für die Umwelt ins Zeug: Zwischen 8 und 13 Uhr nehmen die Vereinsmitglieder Altpapier und Pappe am Busbahnhof entgegen. Wer keine Zeit hat, die Wertstoffe abzuliefern, kann unter der Telefonnummer 0 60 52 / 53 37 mit Claus Sieverding einen Termin vereinbaren.In Frack und Ballkleid BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Gewerbe- und der Musikverein der Stadt laden für Samstag, 24. Oktober, zu einer rauschenden Ballnacht in die Stadthalle ein. Dei mondäne Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Von heute an beginnt der Vorverkauf für das Fest. Die Karten kosten zehn Mark und sind bei der Buchhandlung Karl Hill und im Schmuckstudio Forst erhältlich. "Zwischen Vogelsberg und Spessart" BIEBERGEMÜND. Das Jahrbuch "Zwischen Vogelsberg und Spessart" ist kürzlich erschienen. Das beliebte Werk kostet vier Mark und kann unter folgender Adresse erworben werden: Martin Weigand, Biebergemünd-Wirtheim, Frankfurter Straße 38. Vereine sollen Termine mitteilen BIRSTEIN. Bis spätestens 15. Oktober müssen die Vereine ihre Termine für den Veranstaltungskalender 1993 im Rathaus angemeldet haben. Sollten noch nicht alle Daten feststehen, genügt laut Gemeindevorstand zunächst die Mitteilung der Termine des ersten Quartals. Brachttaler CDU auf Wanderschaft BRACHTTAL. Die CDU lädt alle Mitglieder und Freunde für Samstag, 17. Oktober, zum Wandertag ein. Die Tour beginnt um 9 Uhr an der Mehrzweckhalle Neuenschmidten und führt nach Spielberg, Streitberg und wieder zum Ausgangspunkt zurück. Aufbaukursus für Gruppenleiter FREIGERICHT. Unter dem Titel "Integration von Behinderten" lädt die Katholische Junge Gemeinde zu einem Gruppenleiteraufbaukursus am Wochenende des 30. Oktober und 1. November nach Dagobertshausen bei Melsungen ein. Anmeldungen nimmt Wolfgang Dörsam, Telefon 0 60 55 / 8 24 32, entgegen.Öffentlicher Dienst macht dicht GELNHAUSEN. Die Beschäftigten im Gelnhäuser Landratsamt dürfen anläßlich des Schelmenmarktes einen halben Tag blau machen. Am Montag, 12. Oktober, ist die Verwaltungsstelle ab 13 Uhr geschlossen. Das Arbeitsamt Gelnhausen und die Job-Vermittlung Wächtersbach sind aus demselben Anlaß nur bis 12 Uhr geöffnet. Sang, Klang und Erbsensuppe GRÜNDAU. Der Gesangverein Einigkeit 1880 in Lieblos lädt am Kerbmontag, 20. Oktober, große und kleine Gäste in das Sängerheim der Sangesbrüder -schwestern ein, wo alle Bürgerinnen und Bürger "auf ihre Kosten" kommen sollen. Das Haus an der Zeisterstraße ist von 10 Uhr an geöffnet. Neben "Hausmacher Worscht" gibt es zur Mittagszeit - etwa gegen 12 Uhr - die beliebte Erbsensuppe.Konzert mit zehn Vereinen GRÜNDAU. Unter dem Motto "Singen ist die schönste Art, Musik zu machen" organisiert der Männergesangverein Hain-Gründau am Samstag, 24. Oktober, einen Liederabend in der Mehrzweckhalle des Ortsteiles. Nach Angaben der Veranstalter haben zehn Vereine die Teilnahme bereits zugesagt. Unter 100 ist alles drin HASSELROTH. Die Gemeinde veranstaltet am Mittwoch, 14. Oktober, in der Friedrich-Hofacker-Halle eine Seniorenkerb. Teilnehmen darf, wer das jugendliche Alter von 67 Jahren überschritten hat und noch einmal zeigen möchte, daß unter 100 Jahren noch alles möglich ist. Busse bringen die Festgäste in die Halle. Abfahrtszeiten: Gondsroth (Friedhof) 15.20 Uhr, (Bötzweg) 15.25, Neuenhaßlau (Kemper) 15.20 Uhr, (Dreispitz) 15.25 Uhr) und Niedermittlau (Bahnhof) 15.20 Uhr. Baumaschinen statt Autos LINSENGERICHT. Die Hauptstraße in Altenhaßlau ist von Montag an bis mindestens Anfang Dezember zwischen Metzgerstraße und Stadtweg für alle Fahrzeuge gesperrt. Neue Leitungen für Gas und Wasser werden verlegt. Fast echt, nur kleiner SCHLÜCHTERN. Der Modellbauclub "Seeadler" zeigt von heute an in der Stadthalle die "Träume großer Männer" im Miniformat. Außerdem bieten die Veranstalter Informationen, Attraktionen und Aktionen. Heute ist die Schau von 11 bis 17 Uhr geöffnet, am morgigen Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Erntedank zugunsten der Orgel SINNTAL. Die Kirchengemeinde Sannerz feiert heute und morgen im Pfarrheim das Erntdedankfest. Am Sonntag um 10 Uhr findet ein Familiengottesdienst statt. Der Erlös des Festes ist für die Renovierung der Orgel bestimmt. Landfrauen besuchen Elisabethenhof STEINAU. Die Mitglieder des Landfrauenvereines Ulmbach treffen sich heute um 17 Uhr an der Ecke Hofacker /Kirchstraße zu einer Wanderung zum Elisabethenhof. Die Ausflüglerinnen nehmen dort am Erntedankfest teil. Umweltschutz in der Praxis WÄCHTERSBACH. Umweltberater Norbert Prager wird im Rahmen des Main-Kinzig-Forums der Volkshochschule erläutern, wie Umweltschutz praktisch umgesetzt werden kann. Am Beispiel Wächtersbachs will er Konzepte zur Biotopvernetzung, Abfallwirtschaft und Regenwassernutzung vorstellen. Zwei Vorträge, jeweils am Montag, 12. und 19. Oktober im Bürgerhaus von 19.30 bis 21 Uhr und eine Exkursion am Samstag, 24. Oktober, 9 bis 12 Uhr, sind geplant. Die Teilnahme ist kostenlos.

4711 - mit neuem Namen und junger Hülle wieder dabei Kölner Traditionsunternehmen mixt seit 200 Jahren belebende Wässerchen / Management will weg vom Oma-Image

Köln feiert. Nein, nicht Karneval und auch nicht seinen monströsen Dom. Die Jubel-Hymnen gelten diesmal dem dritten Wahrzeichen der Stadt, dem Kölnisch Wasser, genauer gesagt den Ziffern 4711. Die Muelhens KG, Hersteller des weltbekannten Elexiers, begeht heute ihr 200jähriges Bestehen. Um die Nostalgie-Fassade des neugotischen Stammhauses in der Glockengasse haben die Manager des Familienbetriebes eine bordeaux- rote Schleife drapieren lassen. Auf dem Dach wurde eine wenig nostalgische Laserkanone installiert, die das Ereignis weithin sichtbar an den Abendhimmel zeichnet. Und für den heutigen Ehrentag haben die Duft-Hersteller gar die Kölner Philharmonie gemietet.

Dabei wäre die Jahrhundert-Fete für das Duftwässerchen beinahe ausgefallen. Jahrelang hatten sich die Strategen des Unternehmens zuviel auf Tradition und zu wenig auf Innovation verlassen. 1988 rutschte der Betrieb in die roten Zahlen. Der damalige geschäftsführende Gesellschafter Ferdinand Mülhens (Spitzname: "Beau de Cologne") ging von Bord. Übrig blieb die Erkenntnis, daß es genauso schwer ist, ein Markenimage loszuwerden, wie eines aufzubauen.

Die Zahl mit dem goldenen Glöckchen verbreitete nur noch ein Alte-Leute-Flair. Getreu dem Motto: Was kauft jeder für seine Oma, aber keiner für sich selbst? Die Fläschchen und Töpfchen lagen wie Blei in den Regalen. Zu lange seien Produkt- und Firmenname miteinander verquickt worden, meint Dieter Streve-Mülhens. "Das war das Grundübel der früheren Unternehmenspolitik", sagt der jetzige persönlich haftende Gesellschafter.

Zusammen mit dem ehemaligen Colgate-Manager Eckart Winterhoff als Sprecher der Unternehmensleitung verordnete er der Traditions-Firma eine radikale Verjüngungskur. Zunächst strichen sie den umständlichen Firmennamen "Eau de Cologne & Parfümerie-Fabrik Glockengasse No. 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferd. Mülhens" von den Produkten und Briefbögen. Fortan nannten sich die Kölner einfach "Muelhens Cologne. Paris. New York." Dem Hang zum internationalen Flair wurde gar der Familienname geopfert - aus Mülhens wurde Muelhens. Vorbei ist es auch mit dem blassen Blau-Gold als Firmenfarbe, sie ist einem kräftigen Bordeaux-Rot gewichen. Derart durchgestylt will Streve-Mülhens den Jubilar in die Top Ten der Hersteller von Wohlgerüchen hieven. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. In diesem Jahr wird der Umsatz mit 615 Millionen Mark Rekordniveau erreichen. Auch einen "erfreulichen Ertrag" verheißt eine Sprecherin.

Für die gelungene Sanierung haben Winterhoff und Streve-Mülhens jeden Winkel des Unternehmens ausgestaubt: Das gesamte Management wurde gestrafft, die Aufgaben sind neu verteilt. Die Palette von 1200 Produkten wurde auf die Hälfte reduziert. Der Grund: Das Unternehmen machte sich in einzelnen Segmenten selbst Konkurrenz. Neben Kosmetika der Marke Payot bieten die Kölner heute für die betuchte Kundschaft Parfums unter Designer-Namen wie Gucci oder Charles Jourdan an.

Aber auch das mittlere Marktsegment wurde zurückerobert. Mit der Verpflichtung des argentinischen Tennisstars Gabriela Sabatini für ein gleichnamiges Parfüm landete Streve-Mühlens ein As: Der Duft der derzeit Weltranglisten-Dritten lag schon im vergangenen Jahr auf Platz eins der Parfüm-Hitparade. Dicht dahinter folgt ein weiteres Parfüm aus dem Kölner Haus namens Moments.

Trotz neuer Düfte wollen die Kölner ihrem alten Wässerchen treu bleiben - allerdings anders verpackt. Das "Oma-Parfüm" erwirtschaftet auch heute immerhin noch 15 Prozent des Firmenumsatzes. In einer aufwendigen Werbekampagne machen die Manager ihren Kunden klar, daß sie das Wesen des "Wunderwassers" vom Rhein jahrelang verkannt haben. Denn: 4711 sei gar kein Parfüm, sondern ein "Stimulans". aho/mlh

Stadtbücherei bleibt im Oktober geschlossen

STEINBACH. Die Stadtbücherei in Steinbach zieht in den nächsten vier Wochen um in ihre neuen Räume am Pijnacker-Platz. Aus diesem Grund ist die Bücherei in der Zeit bis zum 31. Oktober geschlossen.

In diesen Wochen werden die Mitarbeiter fast 10 000 Bücher und 120 Kassetten in das neue, frisch renovierte Domizil transportieren. Anfang November wird es am Pijnacker-Platz ein großes Eröffnungsfest mit zahlreichen Überraschungen geben. jom

US-Familien sammeln für notleidenden Balkan

BÜDINGEN. Erschüttert durch die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien wollen die Familien in der US-Kaserne von Büdingen ihren Beitrag zur Linderung der Not der Flüchtlinge leisten. Aus einer spontanen Idee wurde eine große Sammlung von Spielzeug und Kinderkleidung. Am Dienstag fuhren der Standortkommandant, Oberstleutnant Philipp Coker, und sein ziviler Stellvertreter Rolf Rabe sowie Oberstleutnant Brian Sperling und die für soziale Angelegenheiten zuständige "Standortbürgermeisterin" Deborah Herman mit einem großen Lastwagen der Armee zum DRK-Haus in Büdingen. Dort übergaben sie Kartons mit den Spenden an die Leiterin der Sozialarbeit, Gerda Petzold, und die Leiterin des Jugendrotkreuzes, Hannelore Hartmann.

Kinderkleidung dürfte für die Flüchtlinge angesichts des bevorstehenden Winters besonders wichtig sein. Außerdem gehörten Spielzeug, Schuhe und einige Fahrräder zu den Spenden. sch/de

Eilig wird eine Demonstration umprogrammiert Sachsen verkündet Rettung seiner Chip-Fabrik / Zwei Banken und Siemens am Ruder

Eigentlich wollten die etwa 400 Männer und Frauen in der Dresdner Innenstadt gegen die drohende Schließung ihrer Firma, des Zentrums Mikroelektronik Dresden (ZMD), demonstrieren. Doch die Protestkundgebung am gestrigen Morgen nahm eine völlig unerwartete Wendung. Kurz nach neun Uhr griff Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) publikumswirksam zum Mikrofon und verkündete den versammelten Beschäftigten eine höchst erfreuliche Neuigkeit: Ihr Unternehmen, zu Honeckers Zeiten die Parade-Chipfabrik der DDR, sei gerettet. "Commerzbank und Dresdner Bank übernehmen je zur Hälfte die Gesellschaftsanteile", der Münchener Elektroriese Siemens werde mit Know-how und Fertigungslizenzen helfen. Damit, so Schommer, seien 580 Jobs gesichert.

Nicht nur für die Beschäftigten kommt die Rettung der sächsischen Halbleiterschmiede einigermaßen überraschend. "Die Veröffentlichung war mit uns nicht abgestimmt", wundert sich auch Siemens-Sprecher Klaus Knapp. Grundsätzlich stimme Schommers Botschaft zwar, "aber die Gespräche laufen noch". Auch Treuhand-Direktor Eckard Gehring "würde" auf Nachfrage die Nachricht zwar "bestätigen", betont aber, daß "noch einiges abzuklären" sei. Bei der Commerzbank war gestern niemand in der Lage, das Engagement zu kommentieren.

Schommers Schnellschuß kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist das ZMD nicht irgendeine Ost-Firma. Im Herbst 1988 hatte der damalige DDR-Staatschef Erich Honecker hier stolz den ersten Ein- Megabit-Chip präsentiert, der allerdings nie in Serie ging. Nach der Vereinigung gerieten sich dann Treuhandanstalt und Bonner Forschungsministerium über die Zukunft des Unternehmens in die Haare: Während die Breuel-Behörde den Zusammenschluß der ZMD mit den Halbleiterwerken in Frankfurt / Oder und Erfurt unter dem Dach der Mikroelektronik und Technologie-GmbH (MTG) betrieb, weil die ostdeutsche Halbleiterbranche so bessere Überlebenschancen habe, befürchtete das Haus Riesenhuber eine Lähmung der ZMD in dem großen Konglomerat.

Spätestens seit diesem Frühjahr ist klar, daß die Verbundlösung keine Überlebenschancen hat: Immerhin 327 Millionen Mark Miese hatte die marode MTG im vergangenen Jahr eingefahren - bei einem Umsatz von 78 Millionen. Auch die drei betroffenen Landesregierungen wollten ihre eigenen High-Tech-Schmieden behalten. Ein Interessent für das Halbleiterwerk Erfurt stand lange fest: Ende August unterzeichnete der kalifornische Chiphersteller LSI Logic die Verträge zum Erwerb von 19,8 Prozent der Anteile.

"Sehr weit gediehen", hatte es damals bei der Treuhand geheißen, seien auch die Verhandlungen mit dem US-Investor VLSI Technology, der in Dresden einsteigen wolle. Doch Anfang dieser Woche platzte der Deal überraschend. Das Haus Breuel und vor allem das Land Sachsen hatten jedoch ohnehin schon zuvor parallel mit einem anderen Interessenten verhandelt: dem Industriegiganten Siemens.

"Wir haben das Angebot unterbreitet, ZMD durch die Abordnung von 15 bis 20 Mitarbeitern Know-how-Starthilfe zu geben", erklärt Firmensprecher Knapp. Das Gehalt dieser Experten müsse allerdings vom Eigentümer der Chip-Fabrik bezahlt werden. Außerdem will Siemens "gegen Lizenzgebühr" die moderne Verfahrenstechnik zur Herstellung von Asics - anwenderspezifischer Schaltungen für die Industrie - zur Verfügung stellen. Ein stärkeres Engagement aber kommt für die Bayern nicht in Frage: "Wir wollen weder in die Geschäftsführung noch in die geschäftliche Verantwortung."

Als Eigentümer sollen deshalb nun zwei Geldhäuser fungieren. Die Dresdner Bank war schon länger als Treuhänder für den Freistaat im Gespräch. Konzepte will Sprecher Volker Northoff jedoch nicht preisgeben. Für Altschulden und Modernisierung stellt die Treuhand nach Angaben von Schommer 125 Millionen Mark zur Verfügung - eine Summe, der von der Breuel-Behörde "nicht widersprochen" wird. Das Land kauft Grundstücke und Gebäude für 40 Millionen und will in den kommenden drei Jahren 20 bis 25 Millionen Mark für Forschung und Entwicklung beisteuern - ein Zugeständnis an Finanzminister Theo Waigel, der ansonsten die Taschen zugehalten hätte.

"Wir betrachten das als Erfolg", freut sich ZMD-Betriebsratschef Christian Neumann über die Privatisierung des zweiten Ost-Mikroelektronik-Standorts. Von den 580 Beschäftigten im Kerngeschäft müsse "zumindest für drei Jahre" niemand um seinen Job bangen. Die restlichen 600 Leute sollen in anderen Firmen Arbeit finden. KARL DOEMENS

Die Fremden aus dem All werden uns (immer) wieder besuchen, auch Däniken Über 300 Personen waren mit dem Schweizer "auf den Spuren der Götter" / Keine neuen Thesen aufgestellt / Irdisch, allzu irdisch wird es manchmal

NIDDERAU. Er scheint Konjunktur zu haben. Mußte sich Erich v. Däniken vor fünf Jahren in der Kreisstadt Hanau noch mit rund 200 Zuschauer(inne) n begnügen müssen, lauschten ihm am Dienstagabend in der Nidderauer Bertha-v. Suttnerschule mindestens 300 Personen jeden Alters, trotz Ferien bemerkenswert.

Unter anderem fast die halbe Stadtverordnetenversammlung, Mitglieder aller Fraktionen, waren mit Däniken "auf den Spuren der Götter". So titelte der vom Kulturring aus Mitteln der Jugendpflege veranstaltete Diavortrag, auch wenn er anders angekündigt war.

Den Fans war es gleich. Schon vor der Veranstaltung rissen sie dem Schweizer Autor (unser Bild) signierte Bücher und Autogrammkärtchen wie warme Weggli aus der Hand. Wen wundert es, daß in Zeiten großer Verunsicherung, nach dem (vorläufigen) Abdanken der Ideologien, angesichts von Werterelativismus und Zivilisationskritik eine "umstrittene Figur" (Däniken über sich selbst) Zulauf findet?

Sie verspricht nicht nur einen unterhaltsamen Abend, sondern bietet sich als Einzelkämpfer gegen die herrschende Lehre dem Unterbewußtsein auch als Identifikationsfigur an. Verwundert ob dieser Fluchtbewegung ins Reich des Nonkonformismus dürfte nur Peter Urban von der Friedensinitiative gewesen sein. Der hatte, kaum drei Wochen ist 's her, sämtliche Parlamentsfraktionen zu einer Veranstaltung über den südslawischen Kriegsherd eingeladen (auch die Schönecker Fraktionen übrigens) und war damit auf keine Resonanz gestoßen. Die Beschäftigung mit den außerirdischen Fremden scheint verlockender als die mit den irdischen.

Doch hurtig, Däniken ist mit uns schon unterwegs. Bei seinem Vortrag stellt er keine neuen Thesen auf, variiert und ergänzt höchstens seine alten. Die einst mit der Pioneer-11-Sonde ins All geschossene Botschaft an intelligente Außerirdische sowie die theoretische Möglichkeit, in absehbarer Zeit selbst "Generationen-Raumschiffe" loszuschicken, nimmt er zum Ausgangspunkt, um uns den Besuch extraterrestrischer Intelligenz plausibel zu machen.

Die Menhire, Tempel in Lateinamerika, von der gängigen Wissenschaft nicht oder unzureichend erklärte Steinsetzungen und Gestaltungen der Erdoberfläche, schließlich Dias mit einer Vielzahl von Steinreliefs rund um den Globus von Wesen, die man als behelmt interpretieren könnte, führt Däniken zum Beleg an: Teils Hinterlassenschaften der Astronautengötter sind es für ihn, teils die kultisch-religiöse Aufarbeitung der vorgeschichtlichen "Kulturkonfrontation" durch unsere Vorfahren sind es für ihn, also - und dies zieht sich als Schlüsselbegriff durch den Vortrag - "mißverstandene Technologien".

Hinzu kommen die - trotz "vorsätzlicher Vernichtung" (Alexandria, Pergamon) übergebliebenen Lehren, welche die freundlichen außerirdischen Pädagogen schriftlich hinterlassen haben, beispielsweise durch die biblischen Propheten und altindischen Schriften.

So gern Däniken die in der Tat nicht immer schlüssigen Interpretationen der gängigen Wissenschaft lächerlich macht (er lästert pauschal über die "-ologen" und wird hier zum ersten Mal durch Beifall unterbrochen), so sehr schmeichelt es ihm, sich hier und da doch auf eine von ihm als annerkannte Autorität eingeführte Größe zu berufen, etwa "den" ehemaligen Nasa-Chefingenieur.

Das "Fahrzeug" in Ezechiel hat der genau rekonstruiert, "klar": ein Landungsfahrzeug, mit Kernreaktorantrieb, Kühler, Kommandostand. Ein anderer habe "unabhängig" davon den vom gleichen Propheten beschriebenen Tempel gezeichnet. Und - wir erwarteten es schon - es war die zugehörige irdische Wartungsanlage.

Irdisch, allzu irdisch wird es da manchmal, wenn der Schweizer Briefmarkensammler, Hobbykoch und Unterstützer der "Autofahrer-Partei" die Möglichkeit übersieht, daß die Außerirdischen vielleicht gar nicht nach menschlichem Ebenbild geschaffen sind. Wenn es sie denn gäbe. Doch Denkfaulheit wirft er lieber anderen vor, deren Kritik an ihm "abtropft wie Jauche von einer Marmorsäule".

Nidderau darf sich freuen, nicht nur die Fremden aus dem All werden uns (immer) wieder besuchen - "sie sind demnächst wieder fällig". Auch ihr Prophet, der Solothurner Bestsellerautor, verspricht, "in drei, vier Jahren" wiederzukommen. Und wie er hofft, dann mit dem "kleinen Beweis" in der Tasche. Er setzt dabei - wiederum sehr menschlich - auf eine fast 200 Meter hohe Oberflächenformation auf dem Mars, die einem Menschengesicht ähnelt und nachweislich aus anderem Material sein soll als ihre Umgebung. Ul

Mirco von Specht soll von der Bühne abtreten Bürgermeister und Kämmerer legen Konzept vor: Stadt soll die Burgfestspiele in eigener Regie fortführen

Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Die Stadt Dreieich will die Festspiele in der Burg Dreieichenhain in eigener Regie übernehmen und die Finanzierung über den eigenen Haushalt abwickeln. Auf dieses Konzept haben sich Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) und der Erste Stadtrat Werner Müller (SPD) geeinigt. Die organisatorische und künstlerische Leitung soll Gustav Halberstadt, Chef des Bürgerhauses Sprendlingen, übernehmen. Damit wäre Konzertdirektor Mirco von Specht, bislang Hauptveranstalter der Festspiele, aus dem Geschäft. Der reagierte auf die Neuigkeit "überrascht und entsetzt". Er erhebt nach eigenen Worten einen "Rechtsanspruch" auf die Festspiele und will sich nicht "ausbooten" lassen. Über die Zukunft der Festspiele, die in diesem Sommer mehrfach auf der Kippe standen, wurde in den vergangenen Wochen viel diskutiert. Denn nach den Zahlungsschwierigkeiten der Konzertdirektion von Specht, die die letzten Vorstellungen am Ende der Saison gefährdet hatten, war für alle Beteiligten klar, daß es nach dem bisherigen Muster nicht weitergehen kann. Die Finanzierung der defizitären Festspiele sollte auf eine neue Basis gestellt werden.

Nach den Vorstellungen von Mirco von Specht, der die Verluste der vergangenen Jahre tragen mußte - die Stadt zahlte nur einen Zuschuß -, sollte es mit Hilfe von Sponsoren weitergehen. Bürgermeister Abeln favorisierte dagegen von Anfang an ein Modell, bei dem die Festspiele über den städtischen Haushalt abgewickelt und finanziert würden. Allerdings war dabei zunächst auch im Gespräch, Mirco von Specht als künstlerischen Leiter zu engagieren.

Der jetzige Antrag, für den Abeln und Müller mit einer Mehrheit im Magistrat und Parlament rechnen, sieht dagegen vor: "Infolge der Schwierigkeiten bei der Abwicklung der diesjährigen Festspiele mit dem Mitveranstalter" wird auf jegliche Mitwirkung des Konzertdirektors verzichtet. Trägerschaft, Finanzierung, Organisation und künstlerische Leitung: alles soll in die Hände der Stadt.

An dem Gerüst für die Festspiele wird sich nach diesen Plänen nicht viel ändern. Schauspiel, Oper, Musical und Ballett werden weiterhin vertreten sein, außerdem Konzerte und Matinées oder Serenaden. Der Spielplan wird vor der Veröffentlichung dem Magistrat vorgelegt.

Um den Altstadt-Bewohnern entgegenzukommen, die in diesem Jahr besonders heftig gegen den "Kulturmarathon" protestiert hatten, wird die Zahl der Spieltage auf 25 begrenzt. Sie verteilen sich auf maximal fünf Wochen. Auch bei den Proben und Bühnenarbeiten soll Rücksicht auf die Ruhebedürfnisse der Nachbarn genommen werden.

Die Kosten für das reduzierte Programm wurden von Bürgerhaus-Chef Halberstadt geschätzt: 1,2 Millionen Mark Ausgaben, 900 000 Mark Einnahmen. Damit müßte die Stadt 300 000 Mark drauflegen. Das sind 180 000 Mark mehr als bislang; der Zuschuß war auf 120 000 Mark begrenzt.

Für den Kämmerer, der wegen der Kosten zunächst Bauchschmerzen hatte, handelt es sich um einen Versuch, der wegen der Bedeutung der Festspiele gerechtfertigt sei. "Wir probieren das. Sollten die Kosten höher liegen, zahlen wir Lehrgeld und müssen spätestens im nächsten Jahr die Konsequenzen ziehen", sagte Werner Müller. Er rechne jedoch damit, daß das Finanzierungskonzept trage.

In den Kosten sind auch die Mittel für "zusätzliche personelle Kapazitäten" enthalten. Ohne die seien die Festspiele nicht zu machen, heißt es im Antrag.

"Mirco von Specht hat weder einen moralischen noch einen rechtlichen Anspruch, als künstlerischer Leiter beschäftigt zu werden", meinte Müller. Er sehe jedenfalls nicht ein, daß der Konzertdirektor ohne finanzielles Risiko weitermachen könne. Für die Alternative: Sponsoring durch die Industrie plus künstlerische Leitung von Specht fehlt dem Kämmerer ein konkretes Konzept. "Von Specht hat immer nur den Wunsch, nie aber ein Konzept präsentiert."

Diesen Vorwurf hält der Konzertdirektor für nicht gerechtfertigt: "Das wurde von mir auch nie verlangt", sagte er auf Nachfrage und kündigte an, ein "Gegenkonzept" vorzulegen.

Von Specht wurde von der Entwicklung der städtischen Überlegungen offensichtlich überrumpelt: "Die Vorgespräche liefen nicht darauf hinaus." Er sei auch nicht persönlich informiert worden. Ein Anruf bei der Stadt habe ergeben, daß Bürgermeister Abeln erst am nächsten Dienstag Zeit für ihn habe.

Solchermaßen kaltgestellt, ist von Specht auf die Stadt nicht besonders gut zu sprechen. Ihr Vorgehen nennt er "hinterhältig" und "dreist". Nachdem er die Festspiele aufgebaut habe, wolle die Stadt "die Früchte ernten", klagte er. Es sei klar, daß sich das Unternehmen "Festspiele" erst nach einigen Jahren rechne.

Mirco von Specht wird nach eigenen Angaben mit Hilfe eines Anwalts seine Möglichkeiten prüfen, die Festspiele fortzuführen. Er suche aber nicht den Konflikt mit der Stadt, betonte er mehrfach. Vielleicht brächten Gespräche ja noch Klärung.

Zurückhaltung aus Angst vor Protest der Bürger Pläne für die Bebauung "Auf dem Berg" liegen im Ausschuß / Druck auf Glashütten wächst

GLASHÜTTEN. Für Dariusch Yassemi (SPD), den Vorsitzenden des Bauausschusses, ist es ein "Skandal": Mal fehlt die Akte, mal läßt sich auf den Sitzungen des Ausschusses kein Mitglied des Gemeindevorstands blicken, obwohl das die Hessische Gemeindeordnung vorschreibt. Die kennt auch der Bürgermeister in Glashütten, Helmut Diehl (CDU). Seine Verweigerung in Sachen Bauausschuß hat eine lange Geschichte. Und ist gekoppelt an die Pläne für die Bebauung der Fläche "Auf dem Berg" im Ortsteil Glashütten.

Auch beim letzten Treffen der Parlamentarier stand das Baugebiet wieder auf der Tagesordnung. Der Kreisbaudirektor, Günter Bündgen, erläuterte, wie auf dem Berg gebaut werden könne. Er wies aber auch darauf hin, daß sich Glashütten nicht mehr vor einer Entscheidung drücken könne und nun die Fläche bebauen müsse, da sonst mit Schadensersatzforderungen zu rechnen sei. Für das Baugebiet gibt es einige Anwärter.

Vor zwei Jahren bereits entwickelte der Gemeindevorstand einen "Vorvorentwurf". Daß es sich dabei nur um eine Vorstufe handelte, ist Helmut Diehl außerordentlich wichtig. Nur auf Druck der Bürger, die auf dem Berg zusätzlich oder neu bauen wollen, habe sich der Gemeindevorstand entschlossen, den Plan zu entwerfen - so seine Darstellung. "Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, wie schwer das in diesem Gebiet ist", meint der Bürgermeister. "Auf dem Berg" stehen bereits Häuser. Ein Bebauungsplan kann dort nur verbliebene Lücken stopfen; große Wohnblocks auf der grünen Wiese können dort nicht mehr hingestellt werden.

Als die Anwohner von den Plänen Wind bekamen, regte sich denn auch Protest: Sie fürchteten eine zu massive Bebauung, mehr Verkehr und außerdem die Aufteilung ihrer Grundstücke. Ohne Bürgerbeteiligung habe die Gemeinde geplant, so der Vorwurf an den Bürgermeister. Der fragt sich, was er denn hätte mehr tun sollen. "Ich habe doch bereits in der Vorstufe eine Bürgerversammlung einberufen", betont er. Die sei seinem Empfinden nach dann auch "sehr, sehr positiv" verlaufen.

Dariusch Yassemi dagegen sieht das anders: "Wir mußten die Bürger erst mal davon überzeugen, daß ein Bebauungsplan für sie auch durchaus positiv sein kann." Der Bauausschuß will nun die Größe der Grundstücke, die Geschoßzahl und die künftige Verkehrsführung festlegen. In Absprache mit den Bürgern, wie Yassemi betont.

Doch das dauert lange. Seit mehr als einem Jahr sitzen die Parlamentarier über den Plänen, weil sie nicht, wie zuvor, Bürgerprotest ernten wollen. "Die machen Aufgaben, wie sie eigentlich in der Verwaltung erledigt werden, und sie tun sich schwer damit", meint der Bürgermeister.

Doch der Gemeindevorstand hält sich seit dem Protest gegen die Pläne bedeckt und damit eben auch in den Ausschüssen zurück, wie der Bürgermeister erklärt. "Wir warten jetzt unseren Auftrag ab", meint er. "Wir hängen uns gar nicht rein." Erst wenn der Bauausschuß die Eckdaten für das Gebiet "Auf dem Berg" erarbeitet hat, wird der Gemeindevorstand nach dessen Vorgaben die Pläne erstellen. Nach Auskunft von Yassemi soll es Ende des Jahres soweit sein. ca

Hanauer Mietverein: Umwandlungsspekulation hat die Stadt Maintal voll erreicht / Die Angst der Mieter "Eine latente Bedrohung des sozialen Gefüges" DGB: Politiker aller Parteien sind gefordert Von Helmut Pomplun MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Der Wohnungsmarkt in der Stadt Maintal spitzt sich dramatisch zu. Als eine der wesentlichen Ursachen nennt der Hanauer Mieterverein "die Umwandlungsspekulation", die die Stadt "voll erreicht" habe, und warnt: "Es drohen dort massive Verdrängungen von Mieterstrukturen, die über mehrere Jahrzehnte gewachsen sind." Die Angst der Mieter sei "eine latente Bedrohung des sozialen Gefüges". Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Ortskartell Maintal, unterstützt den Mieterverein in seiner Forderung, "daß keine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen gegen den Willen der Mieter vorgenommen werden darf". Hier seien Politiker aller Parteien gefordert, meint der DGB. Nach der im Auftrag des Umlandverbandes Frankfurt (UVF), der Städte Mainz, Offenbach, Wiesbaden und des Rheingau-Taunus-Kreises vom Bielefelder Mark-, Meinungs- und Sozialforschungsinstitut "Emnid" erarbeiteten Image-Untersuchung stellt die Wohnungsnot für die Befragten im Rhein- Main-Gebiet "das größte Problem" dar (46 Prozent) - vor der Umweltverschmutzung (44), Verkehr (34) und der Kriminaltiät (17), wie UVF-Pressesprecher Bernd Röttger am 5. Oktober mitteilte. Nur dreizehn Prozent der Bewohner der Region Rhein-Main nannten danach hohen Ausländeranteil als ein Problem, lediglich acht Prozent Drogen.

Der zweite Vorsitzende des Hanauer Mietervereins, Hans-Egon Heinz, der auch Mitglied im Landesvorstand des Hessischen Mieterbundes ist, sieht auf die Mieter im Rhein-Main-Gebiet eine massive Umwandlungswelle zukommen. "Die Umwandlungsspekulation hat zur Zeit die Stadt Maintal voll erreicht", stellt Heinz in einer Stellungnahme zu den aktuellen Geschäften fest.

"Nach den Erfahrungen des Hanauer Mietervereins haben hierbei insbesondere ältere Menschen darunter schwer zu leiden."

Wer etwa dreißig Jahre in einer gewachsenen Wohnstruktur wohne, hier seine sozialen Kontakte habe und im Alter mit dem Verlust seiner gewohnten Umgebung rechnen müsse, "der denkt nun hoffnungslos an die Zukunft", stellt Heinz fest und berichtet auch von jüngeren Frauen mit Kindern, die um juristischen Rat nachsuchten, etwa weil sie eine Eigenbedarfskündigung bekamen.

"Dann kann es einen schon schütteln, wenn man weiß, unter welchen Ängsten diese Frau eine juristische Auseinandersetzung durchstehen muß", kommentiert Heinz und warnt: "Wer ständig in Angst leben muß, der wird für radikale Kräfte ein gefundenes Opfer werden. Hier müssen die etablierten Parteien sich solcher Ängste annehmen, bevor es andere tun!"

Auch die drastischen Mietpreissteigerungen stellen nach Meinung des zweiten Vorsitzenden eine latente Gefahr dar, denn diejenigen, die sich nach einer neuen Wohnung umsehen müßten, seien oft gezwungen, sich ans Wohnungs- beziehungsweise Sozialamt zu wenden.

Zugespitzt hat sich nach Meinung des Maintaler DGB die Wohnsituation in der Stadt "durch die Aufhebung der bisherigen bauordnungsrechtlichen Schranken für die Umwandlung von Altbaumietwohnungen in Eigentumswohnungen".

Inzwischen sei "eine neue Dimension entstanden", stellt Ortskartellvorsitzender Herbert Hept fest und bezieht sich speziell auf die Situation im Johannesweg in Maintal-Dörnigheim: "Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen soll erfolgen, weil die Wohnungsnot besteht. Als Käufer sollen die von der Wohnungsnot Betroffenen gewonnen werden.

Die bisherigen Mieter, die ihre Wohnung behalten wollen, und Wohnungssuchende, die über eine Eigentumswohnung zu einer Wohnung kommen wollen, weil der Wohnungsmarkt Mietwohnungen immer schwerer ermöglicht", argumentiert Hept.

Dieser Eindruck entstehe für den Maintaler DGB, "weil sich zumindest die Wohnungen im Johannesweg kaum als Kapitalanlage rentieren. Dem widerspricht nämlich, daß der Kapitalanleger die Miete eben nicht beliebig anheben kann, sondern den Mietspiegel der Stadt Maintal zu beachten hat".

Zum Zustand der Wohnungen und die ihren Wert bestimmenden Rahmenbedingungen hat der DGB die Mieter befragt und die Informationen in einem Flugblatt zusammengefaßt. "Betroffen sind von der Umwandlung in erster Linie die Arbeitnehmer: Über jahrzehntelange Mietzahlung haben sie die Wohnungen bereits finanziert, die ihnen jetzt zum Kauf angeboten werden", urteilt Hept und fordert: "Dieser Entwicklung ist Einhalt zu gebieten." Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), Stadtgruppe Maintal, fordert in einer Presseerklärung die Stadtverwaltung auf, ihre beabsichtigte Information der von Umwandlung betroffenen Mieter im Johannesweg und in der Zeppelinstraße auch auf die Mieter in der Schiller- und Goethestraße auszuweiten (siehe auch nebenstehenden Kasten).

Vilbel will auswärtige Feuerwehrleute anlocken Zweiter Stadtrat Jörg Frank plant Maklergebühr-Übernahme als Anreiz für fehlende Kräfte

BAD VILBEL. Seit Jahren stimmt der Stadtbrandinspektor in seinen Rechenschaftsberichten das gleiche Klagelied an: Mit viel Aufwand und Engagement ausgebildete Einsatzkräfte kehren der Freiwilligen Feuerwehr schon nach wenigen Jahren den Rücken - dann nämlich, wenn die meist jungen Männer eine Familie gründen und sich nach einer geeigneten Wohnung umschauen. Denn dabei ergeht es ihnen nicht anders als anderen jungen Familien in der Brunnenstadt: Weil dort Wohnraum rar und teuer ist, bleibt meist nur der Ortswechsel.

Blieben der Freiwilligen Feuerwehr die sorgsam geschulten und erfahrenen Einsatzkräfte, die oft schon im Kindesalter in den Verein aufgenommen werden, früher noch über Jahrzehnte erhalten, so ziehen heute viele Löschmänner bereits nach zehn Jahren in eine andere Stadt, wo die Chance, bezahlbaren Wohnraum zu finden, größer ist. Diese Ausdünnung trifft die Wehr um so heftiger, als sie ohnehin schon mit dem Problem mangelnder Einsatzstärke in den Tagesstunden zu kämpfen hat, wenn viele Feuerwehrleute aufgrund ihrer Berufstätigkeit außerhalb Bad Vilbels in der Brunnenstadt nicht zur Verfügung stehen.

Wiederholt hat die Feuerwehr den Magistrat aufgefordert, er möge dem Abwanderungstrend entgegenwirken und im Interesse des Brandschutzes Vilbeler Feuerwehrleuten Wohnraum beschaffen. Wie der neue Brandschutzdezernent Jörg Frank (CDU) mitteilt, hat der Magistrat jetzt reagiert. Mit finanziellen "Vergünstigungen" sollen die Vilbeler Löschmänner bei der Stange gehalten und ihre ehrenamtliche Arbeit gewürdigt werden. Die Stadt, so Frank, werde den Mitgliedern der Einsatzabteilung und solchen, die es (für mindestens drei Jahre) werden wollen, beim Wohnungswechsel die Maklergebühr bezahlen. Für fünf Feuerwehrleute übernimmt die Stadt zudem die Kosten für den Erwerb des Lkw- Führerscheins.

Zur Aufrechterhaltung der Sollstärke will der Magistrat aber auch in fremden Gewässern fischen und dazu dem Parlament vorschlagen, die Feuerwehrsatzung zu ändern. Frank: "Künftig soll maßgebliches Kriterium zur Aufnahme in die Einsatzabteilung der Feuerwehr nicht nur die Bürgereigenschaft sein, sondern allein die schnelle Verfügbarkeit zu werktäglichen Zeiten. Indem Auswärtigen, die in Vilbel arbeiten, auch für ihre Wohnungssuche an einem anderen Ort die Maklergebühren erstattet werden, ist für diese Personen ein tauglicher Anreiz geschaffen worden, die Mitgliedschaft in der Vilbeler Feuerwehr zu beantragen."

Ärger mit den Nachbarkommunen wäre damit freilich vorprogrammiert, bedeutet das Vorhaben des Magistrats doch, daß Einsatzkräfte (und auch potentielle Nachwuchskräfte) von anderen Gemeinden abgeworben würden. Damit aber, so werden in Bad Vilbeler Feuerwehrkreisen die Magistratspläne bewertet, werde das Problem der Vilbeler Personalabwanderung nur auf andere Kommunen verlagert. Problematisch sei auch die Teilnahme der auswärtigen Kollegen an gemeinsamen Übungen und Schulungen, um für die Tageseinsätze ein gleichmäßiges Ausbildungs- und Leistungsniveau zu erzielen. JÖRG MUTHORST

"Ohne diese beiden würde ich heute nicht leben", sagt Mosche, und Tränen der Dankbarkeit rollen ihm über die Wangen. Für Maria Walch ist das eine "Selbstverständlichkeit, wenn man Leben retten kann. Das hätte ich mit jedem gemacht."

Potpourri für Orgel und Horn

HÖCHST. Eine seltene musikalische Kombination bietet die Höchster Kantorei am heutigen Freitag in ihrem Konzert: Auf dem Programm stehen Werke für Orgel und Horn. Der Abend mit Soichiro Ohno (Horn) und Rolf Henry Kunz (Orgel) ist ein Potpourri durch die Jahrhunderte: von Stradellas Sinfonia aus dem 17. Jahrhundert über Rossinis Rendez-vous de chasse bis zu einer zeitgenössischen Choral-Fantasie (1981) von Jan Koetsier. Auch dabei: Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge, die Dorische.

Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr in der Justinuskirche. Der Eintritt ist frei, jedoch freuen sich die Veranstalter wie immer über Spenden. clk

Gekapptes Meldekabel im Brennelementewerk

HANAU. Ein Monteur hat am vergangenen Freitag bei Bauarbeiten im Uranzweig des Siemens-Brennelementewerks versehentlich ein Meldekabel durchtrennt. Daraufhin wurde der Chemie- und Keramikbetrieb für eine Stunde abgeschaltet und geräumt. Wegen anschließender Wartungs- und Inspektionsarbeiten war sowieso ein Produktionsstopp vorgesehen, sagte Werkssprecher Rainer Jend der FR ergänzend.

Nach Siemens-Darstellung ist die Meldezentrale darauf eingerichtet, Funktionsstörungen wie ein durchtrenntes Kabel sofort zu erkennen. Die Überwachung der Lüftungs- und Brandmeldeeinrichtungen sei durch Fachpersonal übernommen worden. Nach rund acht Stunden war der Kabelschaden behoben.

Da es sich beim gekappten Meldekabel um einen Bestandteil des Sicherheitssystems handelt, das ungeplant ausfiel, meldete Siemens den Vorfall als Normal- Ereignis binnen fünf Tagen an das hessische Umweltministerium als Atomaufsichtsbehörde. him

Eltern sorgen sich um Neubau Egelsbach soll ein Grundstück für neue Grundschule stellen

EGELSBACH. Der Schulelternbeirat der Wilhelm-Leuschner-Grundschule will nicht mehr hinnehmen, daß die Kinder "unter nicht mehr zumutbaren Umständen" unterrichtet werden und fordert deshalb die Gemeinde auf, dem Kreis "definitiv" ein Grundstück zur Verfügung zu stellen und dafür den künftigen Bebauungsplan "Im Brühl" schnell in Angriff zu nehmen. Dies schreiben Lothar Brill, der Vorsitzende, und Dr. Valentin Mayer, stellvertretender Vorsitzende des Schulelternbeirats, in einem Brief an die Fraktionen des Gemeindeparlaments.

In dem Schreiben heißt es, die Verhältnisse hätten sich in den vergangenen Jahren "zunehmend verschlechtert". Dafür nennen die Eltern drei Gründe.

Die Klassenzimmer in der Ernst-Reuter-Schule, in die vier Klassen der Grundschule "ausgelagert" seien, könnten nicht mehr genutzt werden, sobald die Reuterschule als Gesamtschule die Räume selbst brauche. An den Pavillons, seit 1973 als Provisorium an der Leuschner- Schule, seien wieder einmal Notreparaturen notwendig, Geld, das für einen Schulneubau besser angelegt wäre, argumentieren Brill und Mayer. Das mittlerweile 80 Jahre alte Gebäude genüge längst nicht mehr heutigen Maßstäben.

Die Beschwerden über den Zustand der Schule sind keinesfalls neu und auch das Parlament und die Gemeinde befassen sich seit längerem damit: Der erste Grundsatzbeschluß dazu fiel schon 1988. 1990 entschied dann die Gemeindevertretung, daß ein Neubau erforderlich sei.

Der Kreis nahm den Neubau einer Grundschule in den Schulentwicklungsplan auf. Im vergangenen Jahr legte der Kreisausschuß ein Raumprogramm vor: Danach soll eine fünfzügige Grundschule errichtet werden, für die ein Grundstück von 10 000 Quadratmetern erforderlich sei, wie es nahe der Dr.-Horst-Schmidt- Halle zu finden ist. Dieses Grundstück muß die Gemeinde dem Kreis zur Verfügung stellen. Insgesamt sind nach dem Schulentwicklungsplan rund sieben Millionen Mark für den Schulbau vorgesehen, davon können 50 000 Mark im kommenden Jahr für Planungskosten verwendet werden.

Die Gemeinde erhielt am 15. September ein Schreiben vom Kreis mit der Aufforderung, ein Gelände vorzuschlagen, auf dem die Schule gebaut werden könnte. Wie Pressesprecher Manfred Kraus mitteilte, werde die Frage im Gemeindevorstand "zügig" beraten.

Bauamtsleiter Rainer Gruhl versicherte, entsprechende Pläne und städtebauliche Beurteilungen lägen vor und würden dem Kreis zugeschickt. Und Gemeindevertreter der CDU und der SPD sagten den Eltern ihre Unterstützung zu. Die Wahlgemeinschaft Egelsbach wollte nicht Stellung nehmen.

Der Elternbeirat jedenfalls will von nun an nicht mehr lockerlassen. Denn man befürchtet, wie Lothar Brill sagte, der Antwortbrief der Gemeinde an den Kreis könne so allgemein formuliert sein, daß er dem Kreis "nicht reichen" wird. ac

Sulzbach hat jetzt insgesamt fünf Wahlbezirke Gestiegene Einwohnerzahl machte neue Aufteilung erforderlich / Urnen in Cretzschmarschule

SULZBACH. Nicht nur die Zahl der Einwohner ist in Sulzbach kräftig gewachsen, auch die der Wahlbezirke: Rechtzeitig zur Kommunalwahl im kommenden März wurde die Gemeinde in fünf anstatt bisher vier Gebiete aufgeteilt. Jedes davon umfaßt etwa 1200 Wahlberechtigte.

Wahlbezirk 1 erstreckt sich künftig über folgende Straßen: Am Gänssteg, Eschborner Straße, Falkensteiner Weg, Haingrabenstraße, Hartmutweg, Im Brühl, Keltenweg, Kronberger Weg, Mühlstraße, Niederhöchstädter Straße, Sossenheimer Weg, Steinbacher Weg, Weingartspfad, Weißkirchener Weg, Wiesenstraße, Taunusstraße.

Die Bewohner der folgenden Straßen geben künftig im Wahlbezirk 2 ihre Stimme ab: Am Holzweg, Am Ilmenbaum, Fronhofstraße, Kirchstraße, Am Lergesberg, Am Main-Taunus-Zentrum, Am Schäfergraben, Am Unisypark, Bahnstraße, Finkenweg, Main-Taunus-Zentrum, Platz an der Linde, Rittergasse, Untere Borngasse, Klosterhofstraße, Hauptstraße bis Nr. 61.

Wahlbezirk 3 umfaßt Altkönigstraße, Cretzschmarstraße, Feldbergstraße, Fuchstanzweg, Hohemarkweg, Hostertstraße, Im Kirschgarten, Jahnstraße, Mittelweg, Neugartenstraße, Oberschultheißereistraße, Rossertstraße, Schwalbacher Straße, Obere Borngasse.

Zum Wahlbezirk 4 zählen die Hauptstraße ab Nr. 62, Auf der Krautweide, Billtalstraße, Untermwaldweg, Waldstraße, Staufenstraße, Am Laubach, Berliner Straße, Am Sportplatz, Im Erlenfeld, Neuenhainer Weg.

Im Wahlbezirk 5 macht künftig sein Kreuzchen, wer in folgenden Straßen wohnt:

Oberliederbacher Weg, Am Klippelgarten, An der Schiedhohl, Bad Sodener Straße, Hornauer Weg, Im Haindell, Im Hohlweg, Kaiser-Konrad-Weg, Kelkheimer Straße, Mainzer Straße, Münsterer Weg, Niederhofheimer Weg, Otto-Volger-Straße, Ritter-Georg-Weg, Antoniter- weg, Kloster-Limburg-Weg und auch Starkerad-Weg.

Eines bleibt jedoch trotz aller Änderungen beim alten: Die Urnen aller fünf Wahlbezirke werden auch bei künftigen Wahlen in der Cretzschmarschule aufgestellt. Dort müssen alle ihre Stimme abgeben, egal in welchem Wahlbezirk sie wohnen. bhe

Alfred Peilstöcker führt UWG-Liste an Nur Männer auf Platz 1 bis 10

FRIEDRICHSDORF. Mit einer reinen Männerriege auf den ersten zehn Plätzen geht die Friedrichsdorfer UWG in die Kommunalwahl 1993. Spitzenkandidat auf der 52 Namen umfassenden Liste derer, die sich um einen Sitz im Stadtparlament bewerben, ist Stadtverordnetenvorsteher Alfred Peilstöcker aus Burgholzhausen. Der inzwischen 57jährige Oberstudiendirektor führte auch vor vier Jahren die Liste der Wählergemeinschaft an.

Auf Platz 2 folgt der Fraktionsvorsitzende Michael Knapp (Köppern) vor dem derzeitigen Friedrichsdorfer Ortsvorsteher Julius Schmidt; der Polizeibeamte dürfte damit erstmals ins Rathaus einziehen. Reinhold Bingenheimer (Seulberg), Ernst Kreissl (Burgholzhausen) und Horst Villioth (Köppern) kandidieren auf den Plätzen 4 bis 6.

Erste Frau ist die derzeitige Stadtverordnete Erika Raab (Seulberg ) auf dem mutmaßlichen Nachrücker-Rang 14.

Der Köpperner Grundschulrektor Paul- Erich Hundhausen wird im neuen Stadtparlament nicht mehr vertreten sein. Er nimmt auf der Kandidatenliste zusammen mit Alt-Bürgermeister Walter Ziess und Ex-Stadtverordnetenvorsteher Franz-Josef Trouvain die Ehrenplätze 50 bis 52 ein.

Die Liste wurde laut Mitteilung des neuen UWG-Vorsitzenden Dieter Breitenbach (Burgholzhausen) in einer Mitgliederversammlung der Wählergemeinschaft einstimmig beschlossen. Die UWG verfügt zur Zeit im Stadtparlament über zehn der 37 Sitze. che

Parkplätze für den Einkaufsrummel

WIESBADEN. Rechtzeitig vor Beginn des vorweihnachtlichen Einkaufsrummels werden am Rand der Wiesbadener Innenstadt weitere Pendler-Parkplätze angelegt. So wird zum Beispiel der Parkplatz "Kahle Mühle" unter der Autobahnbrücke erweitert. Dort konnten bisher 80 Pendler ihre Autos abstellen und an den direkt gegenüber liegenden Haltestellen in den Stadtbus umsteigen. Dieser in der Vergangenheit ständig überbelegte Parkplatz wird nun um knapp 100 Abstellplätze erweitert. Kosten: 94 000 Mark.

Ein weiterer Park-and-ride-Platz entsteht in der Nähe des Hauptbahnhofs in der Gartenfeldstraße auf dem ehemaligen Gelände der Firma Hupfeld und Calmano. Der war bisher Besuchern der Rhein-Main-Hallen vorbehalten und soll nun für Pendler hergerichtet werden. Dort wird dann ebenfalls eine Bushaltestelle installiert werden. Dieser Parkplatz hat 350 Stellplätze und wird von den Stadtwerken betrieben. Die Parkgebühren sollen teilweise auf die Kosten für das Busticket angerechnet werden. maf

"Dettenhausen kann ein Vorbild für uns sein" Florstädter kamen beeindruckt vom Besuch des Altenzentrums bei Stuttgart nach Hause

FLORSTADT. "Dettenhausen kann ein Vorbild für unser Altenzentrum sein." Mit dieser Einschätzung kamen jüngst 30 Mitglieder des "Fördervereins für ambulante und stationäre Pflege und Betreuung in Florstadt" aus der 5000-Einwohner-Gemeinde bei Stuttgart zurück.

Wie Klaus Krum für den Verein berichtet, liegt das dortige Altenzentrum mitten in einem belebten Wohngebiet. Das 1981 für 4,4 Millionen Mark auf einem Gemeindegrundstück errichtete Gebäude bietet zwölf Appartements und eineinhalb Zimmer- und Zweizimmerappartements. Integriert sind eine Krankenpflegestation für Kurz- und Langzeitpflege, ein Warmwasserbewegungsbad sowie Räume für Krankengymnastik, Werken und eine Begegnungsstätte.

In der Pflegestation können kurzzeitig Menschen betreut werden, die üblicherweise zu Hause gepflegt werden für den Fall, daß die Pflegepersonen ihrerseits krank oder durch Urlaub verhindert sind. Seit kurzem ist auch möglich, Personen dauerhaft zu pflegen.

Das vier mal acht Meter große Warmwasserbewegungsbad wird für Therapiezwecke, aber auch für Altenschwimmen, Mutter-und Kind-Schwimmen sowie vom Kindergarten genutzt. In der Begegnungsstätte gibt es einen regelmäßigen Mittagstisch, ein Café und Treffs für Altenclubs, Vereine, die Volkshochschule und für Fachtagungen.

Wie Krum in Dettenhausen erfahren hat, sind für die kleineren Wohnungen monatlich 250 Mark zu bezahlen. Die laufende Unterhaltung werde im wesentlichen aus diesen Mieten finanziert. Die Gemeinde werde lediglich mit einem jährlichen Zuschuß von 180 000 Mark herangezogen. In den laufenden Etat fließe außerdem ein Bundeszuschuß ein. Pflegeleistungen würden über die Krankenkassen abgerechnet.

Träger der Einrichtung in Dettenhausen ist ein Trägerverein, dessen Mitglieder die Gemeinde, die Kirchengemeinden, überregionale Stiftungen und unter anderem auch die Arbeiterwohlfahrt sind. Diese Mitglieder haben zu den Baukosten beigetragen. Vereine hatten mit Veranstaltungen Geld für die Baukosten gesammelt.

Krum zeigte sich beeindruckt davon, daß eine Gemeinde mit 5000 Einwohnern, die also kleiner als Florstadt mit 8000 Einwohnern ist, sich offensichtlich eine solch vorbildliche Einrichtung leisten könne. Auch in Florstadt würden voraussichtlich keine Grundstückskosten in die Kalkulation einer solchen Einrichtung einfließen.

Im geplanten Baugebiet "Schwarzer Berg" gegenüber dem Rathaus Nieder- Florstadt und südlich des Friedhofs Ober- Florstadt wolle die Gemeinde einen Standort ausweisen. Das Grundstück falle der Gemeinde im Rahmen des üblichen Flächenbeitrags in Neubaugebieten zu. hm

Zur Person:

VERENA WOHLLEBEN, Bundestagsabgeordnete aus Lauf bei Nürnberg, ist in den Vorstand der SPD-Fraktion gewählt worden. Die 48jährige rückte für HARALD B. SCHÄFER, der Umweltminister in Baden-Württemberg wurde, in das 41köpfige Gremium nach. Sie bekam 118 von 159 Stimmen. Wohlleben ist von Beruf Bürokauffrau und als Kommunalpolitikerin aktiv. Im Bundestag, dem sie seit 1990 angehört, vertritt sie die SPD in den Ausschüssen für Landwirtschaft und für wirtschaftliche Zusammenarbeit. (hll)

Bödicker richtet Sprechstunde ein

STEINBACH. Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Bödicker (SPD) will in Steinbach "ein Zeichen gegen die immer stärker zu spürende Politikverdrossenheit setzen". Um mit den Bürgern außerhalb des Parlaments mehr ins Gespräch zu kommen, bietet Bödicker ab Oktober regelmäßig Sprechstunden an.

Sie finden meistens einmal im Monat dienstags im 2. Stock des Rathauses zwischen 17 und 18 Uhr statt. Termine in diesem Jahr sind der 27. Oktober, der 17. November und der 15. Dezember. jom

Schwere Jungs machen Klamauk beim Straßenfest

RODGAU. Wieviele Kilos bringen die "Fatzos" gemeinsam auf die Waage? Wer das Gewicht der sechs voluminösen Musiker dieser Band genau schätzen kann, dem winken Preise bei einer Tombola am Samstag, 10. Oktober. Von 10 Uhr bis 13 Uhr wird in Nieder-Roden im Leipziger Ring 178 ein Straßenfest gefeiert. Neben den "Fatzo"-Klamauk-Rockern treten die etwas gemütlicheren - auch wenn der Name anderes verspricht - "Devil's Dance" auf; sie spielen Rock'n'Roll und Rhythm'n'Blues. Der Erlös des Fests, das bis 13 Uhr dauert, soll "Calvins Café", dem Jugendtreff der evangelischen Gemeinde, zukommen. fuh

Rheinland-Pfalz kappt Stellen

gra MAINZ, 7. Oktober. 1100 Stellen will die rheinland-pfälzische SPD/FDP- Landesregierung in den nächsten zwei Jahren einsparen. Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) setzt bei Stellenstreichungen zusammen mit einer sechsmonatigen Wiederbesetzungssperre für freiwerdende Stellen auf einen Einspareffekt von rund 100 Millionen Mark. Von den Streichplänen sind rund 25 000 der 88 000 Landesbediensteten betroffen.

Vom Streichkonzept sind sämtliche Dienstleistungsbereiche ausgenommen. Laut Scharping macht es angesichts steigender Schülerzahlen keinen Sinn, an Schulen Stellen zu streichen. Ausgenommen aus den Streichplänen sind auch die Hochschulen, die Polizei und die Justiz, die Bereiche Umwelt und Natur und die Finanzverwaltung.

Scharping forderte sein Kabinett auf, bis Jahresende Organisationsmodelle vorzulegen, um die "Effizienz und Leistungsstärke der Verwaltung" zu steigern. Dabei könne es auch zum Abbau mehrstufiger Verwaltungen oder zum Verzicht auf Sonderbehörden kommen.

Zu schnell in die Kurve: Laternenmast umgefahren

ZEILSHEIM. Einen Totalschaden "baute" ein 18jähriger mit seinem Auto am Dienstag abend in der Hunsrückstraße. Er kam aus Richtung Autobahn und wollte in die Silostraße abbiegen. Dabei war der 18jährige zu schnell, kam von der Straße ab. Der Wagen rutschte über den Gehweg und knallte gegen einen Laternenmast.

Der Zeilsheimer blieb unverletzt. Der Schaden an Auto und Laterne beträgt 10 000 Mark. tos

Pro Familia lädt ein: Jungen lieben anders

RODGAU. Der Sexualpädagoge Manfred Menzel referiert am Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Sozialzentrum Rodgau/Nieder-Roden über das Thema "Jungen lieben anders - die Entstehung männlicher Sexualität". Pro Familia lädt zu diesem Vortragsabend ein.

Für Verkehrswege müssen riesige Summen fließen

jk FRANKFURT A. M. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) meldet starke Zweifel daran an, daß Länder und Kommunen finanziell in der Lage sein werden, die nötigen Mittel für den Erhalt der in ihrer finanziellen Verantwortung liegenden Straßen und Schienenstrecken aufzubringen. In ihrem jüngsten Wochenbericht beziffern die Berliner Wissenschaftler den bis zum Jahr 2010 erforderlichen Aufwand mit 252 Milliarden Mark (zu Preisen von 1990).

"Daher müssen Bund, Länder und Gemeinden ein gemeinsames Konzept zur Finanzierung des Ersatzbedarfs entwikkeln", schreibt das Institut. Mit dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz liege bereits ein bewährtes Instrument für die Beteiligung des Bundes an Neubauten vor. Dieses könne um die Erhaltung von Verkehrswegen erweitert werden.

Auf den Bund kämen im gleichen Zeitraum für seine Straßen, Schienen und Kanäle rund 256 Milliarden Mark an Erhaltungs- und Modernisierungsaufwand zu. Dieser Betrag gilt als Bestandteil des "indisponiblen Bedarfs" im jüngsten Bundesverkehrswegeplan (BVWP). Außerdem zählen dazu der Überhang aus laufenden Projekten, der noch nicht realisierte Bedarf des BVWP 1985 und die Vorhaben unter der Rubrik Deutsche Einheit mit insgesamt 70 Milliarden Mark.

Schloßborner Grundwasser beinahe verseucht

Unbekannter lud Öltank im Wald ab / 20 Liter flossen bis kurz vor Sickerbrunnen

GLASHÜTTEN / MAIN-TAUNUS- KREIS. "Das ist nicht kriminell, das ist viel schlimmer", schimpft Horst Thoms. Der stellvertretende Amtsleiter des Forstamtes Hofheim deutet auf einen Heizöltank, der vor ihm auf dem herbstfeuchten Waldboden liegt.

Am 19. oder 20. September hat ein bisher unbekannter Täter das rostige 2000-Liter-Gefäß in einer Nacht- und Nebelaktion auf einem Waldweg an der Landstraße zwischen Ruppertshain und Schloßborn "entsorgt". Um die 40 Liter Öl, die noch in dem Tank waren, hat sich der Täter einen Teufel geschert. Die Hälfte davon - also etwa 20 Liter - flossen auf den Waldboden. Denn der Unbekannte hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, zwei Einfüllstutzen zu verschließen.

Nur 20 Meter von der Stelle entfernt liegt ein Trinkwasserschutzgebiet. Von Kelkheimer Boden aus - das Wasserwerk liegt in der Gemarkung Ruppertshain - gewinnt hier nach Auskunft des Chef-Försters die Gemeinde Schloßborn ihr Trinkwasser. Unmittelbar an der Stelle, an der das blecherne Ungetüm abgeladen wurde, fängt ein abgezäuntes Gelände an. Dort speichert ein 5000-Kubikmeter-Hochbehälter das Trinkwasser für die Schloßborner. Von da führt der Waldweg hinunter zum eigentlichen Trinkwasser-Gewinnungsgebiet. "Dort sind mehrere Tiefbrunnen, das Wasser versickert und wird dann zum Hochbehälter gepumpt", erzählt der Förster.

Und genau diesen Weg hinunter bis kurz vor das Sicker-Gebiet floß das Öl. Das Schloßborner Trinkwasser war in höchster Gefahr. "Hätten wir, die Stadt Kelkheim und die Polizei nicht so schnell reagiert, wäre das Wasser futsch gewesen", sagt Thoms. Ein Liter Öl könne eine Million Liter Trinkwasser verseuchen.

Ein Spezialunternehmen aus Wiesbaden mußte anrücken und zunächst eine Ölsperre errichten, damit das Heizöl nicht weiter Richtung Quellen rinnen kann. Dann trug ein Klein-Bagger den verseuchten Waldboden ab. Acht Kubikmeter Erde mußten weggebracht und verbrannt werden. "Einen Kubikmeter ölverseuchte Erde zu verbrennen, kostet 1000 Mark", schätzt Lutz Schulze, Angestellter der Spezialfirma. Zusammen mit enormen Personalkosten hat der unbekannte Frevler einen Schaden von 30 000 Mark angerichtet, so Schulze. Und diese Summe muß nun das Land Hessen an das Spezialunternehmen überweisen, denn laut Gesetz muß zunächst der Waldeigentümer für Umweltschäden haften, und der Besitzer ist das Land Hessen. THOMAS GRETHER

Kleine FR

Skulpturen von Michael Seibel BAD SODEN. Figürliche Plastik aus Stein zeigt die Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt, die heute um 19 Uhr im Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8, eröffnet wird. Bis zum 18. Oktober ist die Schau wochentags von 15 bis 19 Uhr zu sehen, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Winterfahrplan des MTV BAD SODEN. Sämtliche Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs im Main- Taunus-Kreis enthält der Fahrplan für die Wintersaison. Er ist im Rathaus kostenlos erhältlich. Mitgliederversammlung des VdK KELKHEIM. Anmeldungen für die Jahresabschlußfahrt des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) werden am Samstag, 10. Oktober, bei der Mitgliederversammlung angenommen. Beginn ist um 15 Uhr im Seniorenwohnheim, Görlitzer Straße 2. Kaffee-Nachmittag der AWO KELKHEIM. Canasta, Rommé und Bingo werden am Montag, 12. Oktober, beim Unterhaltungsnachmittag des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt gespielt. Außerdem gibt es im Seniorenheim in der Görlitzer Straße von 15 Uhr an Kaffee und Kuchen. Rentenberatung KELKHEIM. In Fragen zur Rente berät die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte am Donnerstag, 15. Oktober, von 17 bis 18.30 in der Seniorenanlage "Sindlinger Wiesen" in der Görlitzer Straße 2. Sondermüll-Sammlung ESCHBORN. Das "Schadstoffmobil" macht am Donnerstag, 15. Oktober, von 15 bis 18 Uhr vor dem Rathaus Station.

Am Samstag, 24. Oktober kann Sondermüll von 9 bis 12 Uhr an der Westerbachanlage abgegeben werden.

Räuber-Duo erbeutete rund 3900 Mark

OFFENBACH. Rund 3900 Mark erbeuteten zwei unbekannte Räuber, die am Dienstag abend in der Großen Marktstraße der Filialleiterin eines Drogeriemarktes die Geldbombe mit den Tageseinnahmen entrissen. Einer der Männer hatte zuvor die Frau von hinten gestoßen, so daß sie hinfiel. hf

Zwei weitere Opfer der Drogensucht

In einer Toilettenkabine des Hauptbahnhofs ist - wie die Polizei jetzt mitteilte - am Dienstag abend das 103. Drogenopfer dieses Jahres in Frankfurt gefunden worden.

Es handelt sich um eine 25 Jahre alte Frau aus Eppstein im Main-Taunus-Kreis. Ihre Leiche wurde von einer Putzfrau entdeckt.

Ein frischer Einstich im Oberarm des Opfers war Indiz dafür, daß sich die Drogensüchtige eine tödliche Dosis Heroin gespritzt hat.

Ein 33jähriger Mann aus Wiesbaden ist in der Zugtoilette eines von Frankfurt nach Kassel fahrenden Eilzugs tot gefunden worden. Wie die Gießener Polizei mitteilte, hatte der Zugführer den Toten am Dienstag abend entdeckt. Der 33jährige, der wegen eines gegen ihn erlassenen Haftbefehls polizeilich gesucht woden sei, habe sich in der Zugtoilette offensichtlich eine Überdosis Heroin gespritzt.

Die Staatsanwaltschaft Gießen habe eine Obduktion beantragt. habe / lhe

Verkehrswacht ehrt am 21. Oktober

WETTERAUKREIS. Für langjähriges un- fallfreies Fahren zeichnet die Verkehrswacht am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr in der Friedberger Stadthalle Wetterauer Bürgerinnen und Bürger aus. Die FR hatte die Veranstaltung versehentlich für Mittwoch, 7. Oktober, angekündigt. skl

Ortsdurchfahrt bis zum April gesperrt

GRÄVENWIESBACH. Bis voraussichtlich April nächsten Jahres ist von nun an die Ortsdurchfahrt Heinzenberg in Grävenwiesbach gesperrt. Der Grund: Die Kanäle in diesem Bereich müssen saniert und erweitert werden.

Mit einer Umleitung kann Heinzenberg umfahren werden: Fahrzeuge bis 18 Tonnen können über Mönstadt und Naunstadt fahren; die schwereren Gefährte müssen den Weg über Rod an der Weil, Neuweilnau und Merzhausen nehmen. ca

Im Blickpunkt: VfB Stuttgart Beleidigte Trotzköpfchen

Die aktiven Mitglieder der Fußballabteilung des VfB Stuttgart haben es zur Zeit wirklich schwer im Leben. Nicht nur, daß sie sich in einer schönen Kombination von Pech, Hektik und Unvermögen um ein Haar aus dem europäischen Meisterpokal katapultiert haben, nein, sie leiden noch zusätzlich unter dem Presse-Echo auf den Spruch der UEFA. Der VfB hätte eine bessere Behandlung verdient, meint Manager Dieter Hoeneß in Anspielung auf die Bewertung des UEFA-Urteils, das die meisten als allzu gnädigen Spruch empfinden. Beispielgebend auch hierzulande, so der erzürnte Hoeneß, solle doch bitte der Kampf der britischen Blätter für Leeds Interessen sein.

Aber da hat Dieter Hoeneß dann offenbar doch einiges mehr als nur schnöde Ausländerzahlen durcheinander gebracht. Denn immerhin hat nicht Leeds United den Regelverstoß begangen, sondern der VfB Stuttgart. Und nicht Leeds wurde durch die fehlerhafte Wechselpolitik bevorteilt, sondern wiederum die Schwaben. Deswegen hat es auch überhaupt nichts mit Vereinsmeierei oder gar Nationalismus zu tun, wenn in Großbritannien ein Ausschluß der Stuttgarter oder doch zumindest die Ansetzung des Entscheidungsspieles in Leeds gefordert wird.

Daß die Stuttgarter dünnhäutig geworden sind, nach dem Versagen des Trainer-Manager-Gespanns in England, daß sie noch empfindlicher wurden, ob der Spötteleien, die sie daraufhin ertragen mußten, all das mag verständlich sein und angehen. Aber nun auch noch die Offensive zu suchen, sich über eine Behandlung zu beklagen, die in den allermeisten Fällen bestenfalls als angemessen bezeichnet werden kann, das geht doch etwas zu weit.

Nur in einer Position wie der des VfB- Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder mag es angehen, der UEFA jegliche Milde bei ihrem Urteil abzusprechen. Der erdreistete sich nicht, vor laufenden TV-Kameras zu behaupten, bei einem Ausschluß der Stuttgarter bliebe im Strafenkatalog nichts mehr übrig, falls ein Verein absichtlich Täuschungen vornehmen würde. Gerade so, als müsse ein geplanter Betrug mit Spieler-Pässen nicht zu weitaus härteren Strafen, sprich dem Ausschluß des betrügenden Vereins für mehrere Jahre aus allen internationalen Wettbewerben führen.

Fahrlässiges Handeln wird zwar weniger schwer als vorsätzliches, aber doch auch bestraft. Statt dies einzusehen und schön stille zu schweigen, gebärden sich die Schwaben wie kleine Trotzköpfchen. Und haben vielleicht gerade deshalb alle vier Ausländer wieder mit nach Barcelona genommen. ARND FESTERLING

Suchhund "Tommy" fand Rauschgift-Versteck

MÜHLHEIM. Der Rauschgift-Spürhund "Tommy" wurde jetzt am Bahnhof fündig: Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten die Beamten zwei Rauschgift-Dealer festgenommen. Der Vierbeiner stöberte umgehend ein Versteck der Männer auf, in dem zwölf Briefchen Kokain, 80 Gramm Haschisch und eine Federzugwaage gefunden wurden. Bei einer Wohnungsdurchsuchung entdeckte die Polizei anschließend abermals 300 Gramm Haschisch. Die beiden Dealer wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt. hf

Hera Lind liest aus ihrem zweiten Buch

MAINTAL. "Frau zu sein bedarf es wenig" - das ist die Fortsetzung des Bestsellers "Ein Mann für jede Tonart" von Hera Lind. Aus ihrem zweiten Buch liest die Autorin am Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr, im Historischen Rathaus in Maintal-Hochstadt. Mit Witz und Ironie, aber auch mit einem Schuß Romantik hat die Sängerin im Rundfunkchor des WDR die Bürden des "Frauseins" literarisch verwertet. gf

Gewerkschaft startet Verkehrsbefragung DGB will Wünsche artikulieren

WIESBADEN. Mit einer Fragebogenaktion schaltet sich der Deutsche Gewerkschaftsbund in die verkehrspolitische Diskussion ein: Die Arbeitnehmer in Wiesbaden werden um Auskunft gebeten, inwieweit sie von Straßensperrungen und Anwohnerparken in der Innenstadt betroffen sind - zum Beispiel auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder beim Einkaufen.

Die Gewerkschafter versprechen sich von der Auswertung der Fragebogen Daten, auf deren Grundlage sie dann die Verkehrspolitik in der Landeshauptstadt mitgestalten wollen, "damit auch die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden". Auch sollen dann weitere DGB- Wünsche formuliert werden: Job-Ticket, Park-and-ride-Plätze, Berufsschnellbusse und eine Verbesserung des Angebots im öffentlichen Nahverkehr.

Arbeitnehmer, die noch keinen DGB- Fragebogen erhalten haben, könnenihn unter der Telefonnummer 0611 / 401051 anfordern. maf

Kunst aus fünf Jahrhunderten Gemäldegalerie bekam 54 Bilder zurück / Sonderausstellung

WIESBADEN. Zwischen 1941 und 1945 wurden 77 Bilder der Wiesbadener Gemäldegalerie quer durch das Kriegsgebiet Deutschland nach Dresden gebracht. Erst 1988 kehrten nach dem deutsch-deutschen Kulturabkommen 63 der "zu ihrem Schutze" ausgelagerten Bilder nach Wiesbaden zurück. 54 dieser Gemälde und drei graphische Arbeiten wurden inzwischen gründlich und aufwendig restauriert und sind - thematisch ergänzt um 35 selten gezeigte Bilder aus dem Bestand der Gemäldegalerie - ab Sonntag, 11. Oktober, in einer Sonderausstellung erstmals wieder im Wiesbadener Museum zu besichtigen.

Schwerpunkt der Bilderschau, die Kunst aus fünf Jahrhunderten dokumentiert, ist die mittelalterliche Malerei. Die Heisterbacher Altartafeln verweisen zum Beispiel auf den episodenhaften Erzählstil christlich motivierter Malerei, die ihr Sujet im übrigen mit Goldgrund und teuren Farbstoffen nicht nur symbolisch aufwertete. Andere Gemälde verdeutlichen den Umbruch von religiös dominierter Kunst zu profaner Thematik. Schließlich werden Porträtgemälde und Landschaftsmalerei gezeigt, und ein Ausblick in die Moderne beschließt den Rundgang durch die Sonderausstellung. Die Ausstellung im Museum, Friedrich-Ebert-Allee, wird durch thematische Führungen und Vorträge vertieft. Sie ist mittwochs bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Berufstätige können dienstags kommen: Da ist von 10 bis 20 Uhr geöffnet. maf

Zur Kommunalwahl soll die Liste lang genug sein Rosbacher Grüne wollen nicht nochmals ohne Nachrücker kandidieren und suchen Mitarbeiter

ROSBACH. Mit den Rosbacher Grünen ist zur Kommualwahl am 7. März nächsten Jahres wieder zu rechnen. Das betont Richard Matusch (49), der schon einmal für die Ökopartei im Parlament saß, dann aber einige Zeit im Ausland arbeitete. Der Ortsverband bereitet gerade ein Flugblatt vor, dessen Ziel es ist, weitere Rosbacher/-innen zur Mitarbeit zu gewinnen.

Vor dem Hintergrund der im vergangenen Jahr abgebröckelten Fraktion bekräftigt Matusch, die Partei werde sich um solche Kandidatinnen und Kandidaten bemühen, die bereit sind, die Parlamentsarbeit konsequent durchzuhalten. Angesichts vieler Neubürger/-innen auch aus Frankfurt rechnen sich die Grünen sowohl ein Wählerpotential als auch Kandidaten/-innen aus. Auch Manfred Bausum, zuletzt für die Grünen im Magistrat, will wieder "in den Ring" steigen.

Matusch geht davon aus, daß die Grünen drei bis vier Vertreter/-innen ins Parlament entsenden können. Immerhin habe Rosbach die Grenze von 10 000 Einwohnern überschritten. Durch eine ausreichend besetzte Liste soll vermieden werden, was die Grünen in der laufenden Legislaturperiode lähmt: Wegen erschöpfter Kandidatenliste konnte niemand mehr nachrücken. Die Plätze der Grünen blieben leer. So fehlte bei der Entscheidung der CDU gegen das Kinderhaus in Rosbach eine entscheidende Stimme. Der Vertreter der Grünen war nicht im Parlament.

Lehren aus der Vergangenheit will der Ortsverband denn auch ziehen. Immerhin so viel will Matusch sagen, es habe wohl unterschiedliche Auffassungen zwischen der Mitgliederversammlung und dem früheren Fraktionsvorsitzenden gegeben. Dieser habe durch verschiedene "Alleingänge" und Taktieren die Basis brüskiert. Das soll künftig anders gehandhabt werden. Die Grünen wollen das Odium der Unzuverlässigkeit loswerden.

Dem Beispiel der Karbener Grünen wollen die Rosbacher nicht folgen. Dort haben die ökologisch orientierten Parlamentarier ihre Liste für Nichtparteimitglieder geöffnet. Doch meint Matusch, die Vertreter von Naturschutzverbänden hätten schon genug zu tun. Mitglieder von Bürgerinitiativen seien meist nur an dem sie betreffenden Thema interessiert. In der Folge bestehe die Gefahr, daß die Leute auf der Liste wieder zerstritten seien. Die Erfahrungen der Karbener wollen die Rosbacher Grünen allerdings genau beobachten.

Zu Ende der Ferien will die Partei ein Flugblatt in Rosbach verteilen, das mit "provozierenden Fragen" die Bürger/- innen ansprechen und auf einige "Knackpunkte" hinweisen will, wie etwa den Sendemast in Rodheim oder die "Bereicherung" durch ein Fast-Food-Restaurant. Über ein Quiz erhoffen sich die Grünen Kontakte zu interessierten Bürgern/-innen. de

Kleine FR

Felix Gabor Spitzenkandidat Die Sozialdemokraten im Ortsbezirk Mitte haben Ortsvorsteher Felix Gabor wieder zum Spitzenkandidaten für die Ortsbeiratswahl im März gewählt. Auf Platz zwei kandidiert der Stadtverordnete Felix Wolf, der Vorsitzender des Sanierungsbeirats für das Bergkirchenviertel ist. Führung durch die Sonderausstellung Dr. Kornelia von Berswordt-Wallrabe gibt am Dienstag, 13. Oktober, um 18.30 Uhr im Wiesbadener Museum, Friedrich- Ebert-Anlage, eine Einführung in die Sonderausstellung mit den Gemälden, die aus Dresden zurückgeführt wurden. Tiere am Mosbach Den kleinen Bachlebewesen auf der Spur sind die Teilnehmer einer Exkursion des Aukamm-Naturerlebnistals an den Mosbach. Dort werden zum Beispiel Würmer beobachtet, die schielen, und Paare, bei denen das Männchen das Weibchen bis zu mehreren Tagen fest im Griff hat. Treffpunkt ist Samstag, 10. Oktober, um 15 Uhr im Biebricher Schloßpark, Eingang Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne. Lupe und Gummistiefel sollten mitgebracht werden. Kolumbus lebt Eine Koproduktion der Wiesbadener Theatergruppen Spectaculum, Baustelle und Eine Welt Zentrum wurde zum 500. Jahrestag der Entdeckung des amerikanischen Kontinents einstudiert: "Kolumbus lebt". Die Uraufführung ist für Sonntag abend, 11. Oktober, 19 Uhr, auf dem Mauritiusplatz geplant. Bei schlechtem Wetter wird sie auf Montag, 12. Oktober, verschoben. Tänze aus Spanien Tänze aus Spanien stehen im Mittelpunkt eines Workshops, zu dem die Medienwerkstatt "Movement", Dambachtal 41, für das kommende Wochenende, 10. und 11. Oktober, einlädt. Einstudiert werden "Sevillanas". Anmeldungen: Telefon 0611 / 520198.

Unbekannter schlug wortlos brutal zu

OFFENBACH. Opfer eines brutalen Schlägers wurde eine 23jährige Offenbacherin, die einen Nasenbein- und Kieferbruch erlitt. Nach Angaben der Polizei kann sich die Frau nicht erklären, weshalb der Unbekannte zuschlug. Er war in der Nacht zum Mittwoch plötzlich aus einem Gebüsch an der Richard-Wagner- Straße auf die Spaziergängerin zugetreten, die dort ihren Hund ausführte. Ohne Vorwarnung und ohne ein Wort zu sagen schlug der Mann sie mit voller Wucht ins Gesicht. Anschließend flüchtete er in Richtung Schumannstraße. hf

Gewerkschaft will die Beamten aktivieren

MAIN-KINZIG-KREIS. Zu einer beamtenpolitischen Arbeitstagung lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) alle Mitglieder der Beamtenausschüsse der Gewerkschaften, die Delegierten und alle am Thema interessierten Beamten ein. Am heutigen Donnerstag um 14 Uhr spricht im DGB-Jugendheim in Hanau Dr. Regina Görner, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes und zuständig für die Abteilung Beamte/Öffentlicher Dienst.

Der Titel des Vortrages ist "Verhandeln statt Verordnen - Mehr Mitgestaltung für Beamte durch einheitliches Dienstrecht". "Die Zeiten des Obrigkeitsstaates sind vorbei", heißt es in der Ankündigung. Der DGB fordert, daß die Beamten aktiv bei der Festlegung der Besoldung und der Gestaltung der Arbeits- und Dienstverhältnisse mitwirken und mitbestimmen können. mün

Verdächtiger schluckte im Gefängnis Glasscherben Ermittlungen bei Vergewaltigungsserie laufen zäh Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Als "mühselige Puzzlearbeit" bezeichnete Oberstaatsanwalt Hans-Josef Blumensatt die Ermittlungen in Sachen Vergewaltigungsserie, die die Wiesbadenerinnen monatelang in Angst und Schrecken versetzt hatte. Denn der 22jährige rumänische Flüchtling, den die Polizei Anfang August unmittelbar nach einem erneuten Versuch, einer Frau Gewalt anzutun, festgenommen hat, schweigt sich nach wie vor aus. In der Untersuchungshaft versuchte er vor wenigen Wochen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er schluckte Glasscherben. Der Mann wurde gerettet und verbrachte einige Zeit in einem Krankenhaus bei Kassel.

Inzwischen sitzt er wieder in einer Frankfurter Haftanstalt. "Er macht überhaupt keine Aussagen", schildert der Anklagevertreter die Schwierigkeit, die Reihe von Gewalttaten aufzuklären, die die Polizei monatelang vor allem im Wiesbadener Westend in höchste Alarmbereitschaft versetzt hatte. Um so mehr sei man auf Indizien angewiesen. Um die möglichst wasserdicht zu machen, werde nun "das ganze Spektrum der kriminaltechnischen Möglichkeiten" genutzt. 14 versuchte oder vollzogene Vergewaltigungen und zweimaliger Raub sollen auf das Konto des 22jährigen gehen, aber nur in vier Fällen konnte bislang ein dringender Tatverdacht nachgewiesen werden - durch Fingerabdrücke, Faserspuren und Gegenüberstellungen mit den Opfern. "Da werden wir in jedem Fall Anklage erheben", kündigte der Oberstaatsanwalt an.

Der übrigen Taten konnte er bisher nicht zweifelsfrei überführt werden. Gerichtsmediziner seien jetzt mit "Feinuntersuchungen" beauftragt - beispielsweise mit der Analyse von Spermaproben. Die Staatsanwaltschaft hatte den Rumänen anfangs noch zwei weiterer Taten beschuldigt - wiederum Vergewaltigung und Raub. Doch damit hat er nachweislich nichts zu tun. Die Opfer schlossen ihn als ihren Peiniger aus.

Dem Mann wird vorgeworfen, seit Februar meistens nachts 14 Frauen überfallen zu haben. Der damals fieberhaft gesuchte Serientäter lauerte seinen Opfern an der Haustür oder im Flur auf, würgte sie von hinten, drängte sie in die Wohnung und verging sich an ihnen. Die Frauen, die er zum Teil brutal mißhandelte, waren zwischen 23 und 77 Jahre alt. Ein psychologisches Gutachten soll Aufschluß darüber geben, ob der Festgenommene überhaupt schuldfähig war - wichtig für das Gericht, das die Strafe bemessen muß. Zwei bis 15 Jahre Haft sieht das Gesetz für Vergewaltigungen vor. Oberstaatsanwalt Blumensatt rechnet damit, daß in der ersten Hälfte nächsten Jahres der Prozeß vor der Strafkammer des Wiesbadener Landgerichts verhandelt wird.

Obdachloser Mann zu Tode geprügelt

KRONBERG. Ein 56 Jahre alter Mann aus Kronberg ist in einem Wohncontainer für Obdachlose in seiner Heimatstadt buchstäblich zu Tode geprügelt worden. Die Polizei beschuldigt die beiden 47 und 44 Jahre alten Bewohner des Heims, ihren "Besucher" erschlagen zu haben. Gegen sie wurden gestern abend Haftbefehl erlassen.

Die beiden gaben, so die Polizei, zu, in der Nacht auf Dienstag mit dem 56jährigen, der ebenfalls obdachlos war, aus noch ungeklärten Gründen in handgreiflichen Streit geraten zu sein. Wer von beiden das Opfer "mit einem stumpfen Werkzeug" schwer verletzte, daß es später starb, ist noch unklar.

Die Polizei nimmt an, daß beide zur Tatzeit betrunken waren. Der Tote war am Dienstag von Polizisten, die aus anderen Gründen in den Wohncontainer am Kronberger Stadtrand gekommen waren, blutüberströmt in der Toilette entdeckt worden. che

Gickelschmiß und Erbsensuppe Am Samstag mittag wird die Steinbacher Kerb eröffnet

STEINBACH. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen, am kommenden Samstag, 10. Oktober, wird sie eröffnet: die Steinbacher Kerb. Der Startschuß fällt um Punkt 12 Uhr. Die Kerbeburschen werden den im Stadtwald geschlagenen Kerbebaum vor dem Bürgerhaus aufstellen und Bürgermeister Edgar Parnet wird mit Faßanstich und Erbsensuppe das Fest offiziell eröffnen. Für die Kinder gibt es einen Luftballonwettbewerb.

Nachmittags um 15 Uhr treffen sich die älteren Steinbacher zum traditionellen Seniorennachmittag. Für Unterhaltung sorgen die Musikkapelle "Take Five" und der Mundartsänger Ossi Trogger. Ab 19.30 Uhr feiern dann alle Einwohner gemeinsam ihre Kerb mit Gickelschmiß im Bürgerhaus. Zum Tanz spielt die Band "Bahamas" auf. Durch die Stadt ziehen die Kerbeburschen am Sonntag um 14 Uhr. Am Montag geht es um 10 Uhr mit dem Kerbefrühschoppen und der Stimmungskapelle "Franken-Express" weiter.

Bis einschließlich Dienstag abend lockt zudem der Kerbeplatz mit Boxautos, Schießständen, Popcorn und gebrannten Mandeln. In den Nächten zwischen Samstag und Dienstag ist wie in jedem Jahr für Kneipen und Gastätten die Sperrstunde aufgehoben.

Bereits am Freitag abend beginnt die Kerb für die Jugendlichen mit einem Rockkonzert. Im Steinbacher Jugendhaus spielt die Gruppe "Kates Kite" Eigenkompositionen aus allen gängigen Stilrichtungen der Rockmusik. Einlaß ist ab 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.

Wer viel feiert, kann nicht arbeiten. Am Kerbemontag bleiben das Rathaus, das Amt für Jugend, Senioren, Sport und Kultur, das Bauamt, Einwohnermeldeamt, Standesamt, Amt für Ordnung und Umweltschutz sowie die Friedhofsverwaltung und die Stadtbücherei geschlossen. Der Wochenmarkt am Samstag wird vom Parkplatz Bürgerhaus auf den Rathausplatz verlegt. jom

Buben "sammelten" nachts 28 Autoembleme

OFFENBACH. Mit einem ganzen Sack voller Autoembleme überraschten Polizeibeamte in der Nacht zum Mittwoch zwei zwölf- und 13jährige Jungen in der Blumenstraße. Die Kinder gaben zu, die insgesamt 28 Markenzeichen von Autos abmontiert zu haben. Die Polizei behielt die Beute und übergab die Buben den Eltern. Nicht alle Besitzer der beschädigten Autos konnten inzwischen ermittelt werden. Sie werden gebeten, sich mit der Zentralen Ermittlungsgruppe der Polizei, Telefon 8090-465 oder -573, in Verbindung zu setzen. hf

Trickdieb wollte nur Wasserrohr kontrollieren

SOSSENHEIM. 800 Mark hat ein Trickdieb am Dienstag aus der Wohnung einer 75jährigen gestohlen. Der Mann klingelte gegen 9.30 Uhr an der Tür, gab sich als Mitarbeiter des Wasserwerkes aus und wollte ein Wasserrohr kontrollieren. Als die Frau die Leitung freiräumte, griff der Mann zu, holte aus einem Wohnzimmerschrank unbemerkt 800 Mark und ein Sparbuch. Anschließend macht sich der etwa 55jährige Täter schnell aus dem Staub. tos

Berber laden ein zum Franziskus-Fest

HANAU. Die Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe (ÖNH) feiert am Dienstag, 20. Oktober, um 18 Uhr im Hanauer Franziskushaus, Breslauer Straße 23, das Franziskus-Fest. Am Anfang steht ein ökumenischer Gottesdienst mit Pfarrer Horst Rühl, anschließend wollen Nichtseßhafte ein Stück Berberkultur von sich zeigen. Die Nachbarn sind zum Fest eingeladen, damit sie sich ein Bild von der Einrichtung machen können.

Am vorherigen Samstag, 17. Oktober, findet bereits ein Fußballturnier statt, das die Berber selbst organisieren. Es beginnt um 12 Uhr auf dem benachbarten Sportfeld an der Gebeschusschule, Friedrich-Engels-Straße. An dem Turnier um den Pokal von Pfarrer Rühl beteiligt sich auch die "Frankfurter Rundschau", außerdem bosnische Jugendliche, das Jugendcafé Woytila aus Freigericht, das Autonome Kulturzentrum Metzgerstraße, die Hanauer Grünen, eine Jugendmannschaft der Hanauer Marienkirchengemeinde, die Mitarbeiter des Franziskus-Hauses und die Berber selbst. him

Von Walen und anderen großen Meerestieren

HÖCHST. Auf die Spuren von Jonas begeben sich die Kinder, die morgen zum Lesezauber in die Stadtteilbücherei, Michael-Stumpf-Straße, kommen. Allerdings betrachten sie die Delphine und Wale nur literarisch. Das gesamte Oktoberprogramm steht unter dem Motto: "Wir zaubern uns ins tiefe Meer", jeweils freitags von 15 bis 16 Uhr. clk

Schneider Böck im Kulturmanagement

Skeptische Beobachter einer bemerkenswerten Begriffskonjunktur haben immer gewußt: Alles was Management berührt, wird selbst Management. Was und Wie werden ununterscheidbar. Insofern ist das jüngste Periodikum zum Modethema Kulturmanagement nicht bloß eine kuriose Sumpfblüte, sondern von gediegener Symptomatik. Freilich: Selten liegt so offen zutage, wie sehr das Medium die Botschaft ist.

"Kulturmanagement. Informationen zu einem Forschungsprojekt" heißt ein im Berliner Verlag für Wissenschaft und Bildung (VWB) erschienenes Werk. Für den Inhalt zeichnet ein Dr. Lutz Schmidt verantwortlich, der das og. Forschungsprojekt zugleich verkörpert. Damit das nicht jeder sieht, hat er sich einer publizistischen Zellteilung unterzogen. Er ist Verleger, Journalist, Wissenschaftler, Politiker und Buchautor. Derart vielstimmig tönt es nun aus dem 16seitigen Informationsbrief. Er enthält, in dieser Reihenfolge: Eine Buchankündigung (S. 1: "Der Berliner Kulturwissenschaftler Lutz Schmidt . . ."); ein Interview ("Kann man Kultur managen?", S. 2f: Frage "Herr Schmidt, (. . .) Welche Gründe hat diese Diskussion?" - Antwort "L. S.: Probleme kulturellen Managements . . ." etc. - Wer die Fragen stellte? Anonymus, Honi soit . . .); ein Schriftenverzeichnis zum Forschungsprojekt, sämtlich verfaßt oder vertrieben von "L. S."; einen Artikel sowie ein Statement desselben, das nur dank unglücklicher Motto-Plazierung so aussieht, als stamme es von Hilmar Hoffmann.

Keine Frage: Hier haben wir den Schneider Böck des Kulturmanagements vor uns, der die Eintönigkeit der Arbeitsklausur durch Selbstgespräche aufzulokkern trachtet: "Wie und wo und was es sei, / Hinten, vorne, einerlei - / Alles macht der Meister Böck, / Denn das ist sein Lebenszweck. - / Drum so hat in der Gemeinde / Jedermann ihn gern zum Freunde." (Wilhelm Busch). Dem wollen auch wir uns nicht verschließen, beginnen aber - fabula docet! - über die Verleihung eines kulturpädagogischen Bügeleisens nachzudenken.

PETER KAMP

Zur Sache: Obdachlosigkeit Immer mehr müssen ihr Zuhause verlassen Kommunen zunehmend unter Druck / Wiedereinweisung als letzte Konsequenz

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die umstrittene Volkszählung 1987 hat es gezeigt: Bundesweit fehlt es an Wohnungen. Opfer der Knappheit sind neuerdings auch junge Familien mit einem Netto-Einkommen von immerhin 3500 Mark monatlich. Werden junge Paare beispielsweise vom Vermieter aus der alten Wohnung hinausgeklagt oder wegen Mietrückständen aus den alten vier Wände hinausgeworfen, suchen die Betroffenen meist vergeblich nach einem neuen Zuhause. Im schlimmsten Fall droht den Wohnungssuchenden die Obdachlosigkeit. Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe waren 1990 in den alten Bundesländern 130 000 Menschen völlig ohne Obdach; weitere 300 000 Männer, Frauen und Kinder waren in Obdachlosenunterkünften untergebracht, 100 000 in sogenannten Billigunterkünften und weitere 100 000 in Heimen und Anstalten. Am schwersten trifft es die Frauen: Allein 88 000 Alleinstehende suchen bundesweit vergeblich eine Bleibe. Diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, laufen nach Beobachtungen von Petra Schulte vom Mieterschutzverein in Frankfurt schnell Gefahr, in einen "Teufelskreis" zu geraten. Fehlt die Wohnung, droht im Überlebenskampf auch bald der Verlust des Arbeitsplatzes, weil ein geregeltes Leben ohne Bleibe nur schwer zu führen ist. "Das hat dann unglaubliche Konsequenzen", sagt die Interessenvertreterin. Dabei nimmt nach den Erfahrungen von Petra Schulte der Anteil jener zu, die trotz geregeltem Einkommen ihr Zuhause nach einer Räumungsklage verlassen müssen. Burkhard Hintzsche, Referent beim Deutschen Städtetag in Köln, bestätigt die Tendenz, wobei der Fachmann zwischen zwei Gruppen unterscheidet: jenen, die eine Wohnung verloren haben und vorübergehend in einem Heim oder Hotel eine neue Unterkunft gefunden haben und jenen, die tatsächlich kein Dach mehr über dem Kopf haben und auf der Straße leben müssen.

Und das, bestätigt auch Günther Belz, Geschäftsführer des Landesverbandes der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, "ist ein ganz schlimmes Phänomen". Die Kommunen sind zwar verpflichtet, Wohnraum für Obdachlose zur Verfügung zu stellen; doch seit Städte und Gemeinden immer öfter Räume und Unterkünfte für Asylbewerber besorgen müssen, fehlt es allenthalben an nötiger Kapazität. Der Gesetzgeber räumt den Kommunen deshalb die Möglichkeit ein, Wohnungraum unter bestimmten Bedingungen nach dem Hessischen Sicherheit- und Ordnungsgesetz (HSOG) zu beschlagnahmen. Darüber hinaus können die Sozialämter der 426 Städte und Gemeinden im Land noch vor einer drohenden Räumung wegen Mietrückstandes die Zahlung des Zinses übernehmen.

Räumungsklagen werden nach Auskunft von Burkhard Hintzsche üblicherweise in den "Mitteilungen der Amtsgerichte in Zivilsachen" bekanntgegeben. Über die Veröffentlichung können die Sozialämter der Städte und Gemeinden auf drohende Wohnungslosigkeit aufmerksam werden. Durch die Regelungen des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) wäre es den Ämtern dann möglich, auf die Familien oder Personen zuzugehen und die Mietzahlungen zu übernehmen.

Ist die Wohnung schon verloren, kann die Kommune im Zuge einer sogenannten "polizeilichen Maßnahme" die Wiedereinweisung verfügen. Die Anordnung, die stark in das Recht des Vermieters oder Eigners eingreift, hat nach Auskunft von Erwin Henkel, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes in Mühlheim, nur dann Erfolg, wenn die Kommune zuvor alle Möglichkeiten prüft, die Obdachlosen unterzubringen.

Sind alle kommunalen Kapazitäten erschöpft, "kann die Stadt die Personen auch gegen den Willen des Wohnungseigentümers einweisen", sagt Henkel. Diese Wiedereinweisungen sind allerdings auf einen Zeitraum von maximal einem halben Jahr begrenzt. In dieser Zeit müssen sich die Verantwortlichen in den zuständigen Ämtern um eine andere Unterbringung bemühen. Scheitern die Versuche, hat die Kommune erneut die Möglichkeit, die Einweisung zu verlängern. Das geschieht häufig nicht zum Schaden des ehemaligen Vermieters, wie Günther Belz vom Landesverband der Haus- und Wohnungseigentümer bestätigt, auch wenn es "eine Belastung für den Eigentümer ist". Zwar sei das ein "Sonderopfer" (Belz) für den Vermieter, aber dafür übernehme die Stadt oder Gemeinde die Zahlung der Miete - allerdings zu ortsüblichem Niveau. Und das liegt in der Regel höher als die alte Miete. Von Übel sei die Zwangseinweisung durch die Gemeinde nur dann, "wenn es zuvor zu Tätlichkeiten gekommen ist".

Bei solchen Wiedereinweisungen ist der Vermieter in der Regel "relativ machtlos", sagt Belz. In der Tat sind 80 bis 85 Prozent aller Einweisungen nach Schätzungen des Geschäftsführers des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, Erwin Henkel, erfolgreich. Daß es nicht notwendig zur Räumungsklage mit allen Imponderabilien kommen muß, zeigt ein Beispiel aus Köln: Dort hat die Stadtverwaltung Ende der 80er Jahre eine Fachgruppe aus Mitarbeitern des Ordnungs-, Sozial- und Wohnungsamtes eingerichtet, die das Problem der drohenden Obdachlosigkeit schnell und effektiv bearbeitet.

JÜRGEN SCHULTHEIS

Im Blickpunkt: Mosambik Hält der Waffenstillstand?

Als am Sonntag über Radio Mosambik endlich die Unterzeichnung des Friedensabkommens von Rom bekannt gegeben wurde, blieb es ruhig in der Hauptstadt Maputo: Schon mehrmals zuvor hatten sich angekündigte Friedensbotschaften als trügerisch erwiesen. Erst als am Dienstag Präsident Joaquim Chissano - ein dickes Exemplar des Vertrages schwenkend - dem Flugzeug aus Rom entstieg, jubelten ihm Tausende zu: Die Hoffnung, daß der seit sechzehn Jahren dauende Bürgerkrieg nun wirklich zu Ende geht, überwiegt allmählich gegenüber der Skepsis. Eine Million Tote haben Kampf und Terror der Renamo-Rebellen gegen die linksgerichtete Frelimo-Regierung gekostet. 3,5 Millionen Menschen, ein Viertel der Einwohner, wurden aus ihren Heimatdörfern vertrieben. Die Euphorie des selbstbestimmten Neubeginns, die in Mosambik 1975 nach der Unabhängigkeit von Portugal aufgekommen war, hat der Bürgerkrieg über die Jahre nachhaltig zerstört. In vielen Landesteilen gibt es keine Schulen und Spitäler mehr. Straßen, Brücken und Eisenbahnen sind zerstört. Mosambik gilt heute als das ärmste Land Afrikas. Und viele Menschen ahnen, daß es, selbst wenn der Waffenstillstand hält, noch viele Jahre dauern kann, bis Mosambik wieder halbwegs auf die Beine kommt.

Auch die aktuellen Ereignisse in Angola, der anderen portugiesischen Ex-Kolonie mit ähnlicher Geschichte, nähren in Mosambik die Zweifel, ob der Friede wirklich von Dauer ist. Der Vertrag von Rom sieht zunächst einen sofortigen Waffenstillstand zwischen Renamo-Rebellen und Regierungsarmee vor; ähnlich wie in Angola, sollen die Bürgerkriegsverbände demobilisiert werden, um aus je 25 000 Bewaffneten beider Gruppen eine neue gemeinsame Nationalarmee zu bilden. Dann müßten auch in Mosambik innerhalb von zwölf Monaten freie Wahlen unter UN-Aufsicht über die politische Zukunft entscheiden.

Besonders schmerzt die Frelimo-Regierung ein Zugeständnis, das sie noch in den letzten Verhandlungstagen in Rom machen mußte: Es erlaubt den Renamo-Rebellen, weiterhin ihr Territorium - etwa 30 bis 40 Prozent des Landes - selbständig zu verwalten. Allein das könnte schon bald Anlaß zu neuem Streit geben, denn die in den siebziger Jahren von Rhodesien- Söldnern gegründete Renamo ("Nationaler Widerstand Mosambiks") konnte zwar mit ihrer militärischen Schrekkensherrschaft weite Teile des Landes überziehen, aber nie eine echte Verankerung in der Bevölkerung finden.

Bis 1984 - dem ersten Friedensabkommen von Nkomati - hat Südafrika die Rebellen zu einer Terrororganisation aufgerüstet, die nur das Ziel hatte, die von der ehemaligen Befreiungsorganisation Frelimo geführte Regierung zu destabilisieren. Erst in letzter Zeit bekam die Renamo auch von unzufriedenen Bürgern Zulauf, die von der Frelimo-Einparteienherrschaft genug hatten. Sein Geld erhält Renamo-Chef Afonso Dhlakama aber immer noch vorwiegend von konservativen bis rechtsradikalen Kreisen aus Südafrika, Deutschland und Amerika. Wird sich die Renamo, und werden sich vor allem deren lokale Kommandanten, an das Abkommen halten? Schon am Mittwoch wurde an der Grenze zu Swasiland schon wieder ein Lastwagen-Konvoi überfallen. Und hat auch die Frelimo noch die Kraft zu einer glaubwürdigen politischen Erneuerung? Die formelle Abkehr vom Marxismus-Leninismus liegt erst zwei Jahre zurück, die ohnehin schwachen politischen Gruppen, die sich seither formiert haben, werden aber von den Behörden immer noch schikaniert. Doch zumindest ein Umstand begünstigt die Aussichten auf einen dauerhaften Frieden: Nach dem Ende des Ost-West-Streits stören keine machtpolitischen Interessen mehr von außen, auch Nachbar Südafrika ist nun eher an einem stabilen Umfeld als an einem zusätzlichen Krisenherd interessiert. Pretorias Außenminister Pik Botha hat bei den Verhandlungen in den letzten Monaten wesentlich dazu beigetragen, daß sich die Renamo letztlich kompromißbereit gab.

Der eigentliche Schlüssel zur zukünftigen Stabilität liegt aber in der materiellen Unterstützung von außen für das Land, das jetzt zusätzlich noch von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht ist: UN-Generalsekretär Butros Ghali hat den Sicherheitsrat und die humanitären Organisationen zu einer Hilfe für Mosambik aufgefordert, der "einen noch größeren Einsatz und noch mehr Mittel" erfordere als die derzeitige UN-Operation in Angola. "Unter dem Strich", fügte der UN-Chef hinzu, "kommt der Frieden immer noch billiger als der Krieg."

HELMUT OPLETAL (Nairobi)

Jetzt genießen die Spanier des Barons Thyssen Gemäldesammlung

MADRID. Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza strahlt die ganze Woche. Der 71jährige vermittelt jedem den Eindruck, daß er mit der Installierung seiner Gemäldesammlung im Villahermosa-Palast gegenüber dem Prado-Museum einen großen Coup gelandet hat. Drei Jahre hat der Weltmann verhandelt, zuerst mit dem Schwager des spanischen Königs, dann mit der Regierung.

Daß Spanien eine Monarchie ist, bedeutet für Thyssen viel, nämlich politische Stabilität und Sicherheit für seine Bilder. Die Regierung hat ihm für seine über 700 Gemälde einen Palast aus dem 18. Jahrhundert renoviert und bezahlt für jedes Jahr seiner zehnjährigen Leihgabe über 100 Millionen Mark.

Die Spanier loben ihn und danken ihm für seine Großherzigkeit - ihn, den Weltbürger mit dem Schweizer Paß, der trotz seiner spanischen Frau noch immer nicht spanisch spricht. Doch das Land ist Thyssen lieb, Deutschland (Bonn und Stuttgart wollten seine Sammlung) schätzt er nicht besonders und besucht es selten. Seinen Eindruck über die Schweiz, wo er 40 Jahre gelebt hat, kennzeichnen folgende Sätze: "Meine Nachbarn wußten nicht einmal, wie mein Name geschrieben wird. Auf der Straße grüßte mich niemand."

Das Resultat: In der Villa Favorita in Lugano sind jetzt nur noch wenige Bilder des 19. und 20. Jahrhunderts zu sehen.

Beinahe noch mehr als der Baron strahlt seine (fünfte) Frau Tita Cervera. Neben dem König und der freundlichen Regierung ist es ihr zu verdanken, daß die Thyssen-Sammlung gegenüber dem Prado-Museum gezeigt wird. Das Gala-Fest mit 800 geladenen Gästen am morgigen Freitag ist ihre Idee.

Tita Cervera - ehemalige Miss World, ehemalige Frau von Tarzan-Darsteller Lex Barker - ist ein Paradiesvogel. Die vitale Frau verwöhnt Thyssen und verkaufte ihm die Idee "Spanien" bestens, sie reißt ihn mit und beeinflußt ihn bis hin zum Bilderkauf.

Im Museum ließ sie gegen den Willen des Stararchitekten Rafael Moneo einen weißen Marmorboden und lachsrote Wände einrichten, das Ergebnis sind Eleganz und ein Luxusgefühl in den 48 Ausstellungsräumen. Auch Kitsch hat Tita eingebracht: Am Eingang des Palasts hängt je ein Porträt des Königspaars und des Ehepaars Thyssen.

Das Publikum darf ab Samstag gegen umgerechnet 8,50 Mark Eintritt die Sammlung sehen. Die reichlich generösen 6000 Quadratmeter Ausstellungsraum sind, will man die Chronologie einhalten, von oben nach unten und im Uhrzeigersinn zu begehen. Porträts und viel Kleinformatiges geben der Sammlung (im Gegensatz zum Prado) einen anheimelnden, intimen Charakter. Stark vertreten sind die Italiener, Flamen und Deutschen des 15. und 16. Jahrhunderts, aber auch die berühmtesten Namen des 20. Jahrhunderts.

Die Thyssen-Sammlung ergänzt den Prado und damit Spaniens Bilderschatz. Konkurrenz zu der Pinakothek gegenüber ist sie nicht eigentlich, Grecos, Velazquez' und Goyas sind bei Thyssen zusammen weniger als ein Dutzend zu sehen.

Trauriger für den Prado, der schätzungsweise noch immer doppelt so viele Besucher haben wird (zwei Millionen pro Jahr) ist, daß der Villahermosa-Palast nicht wie vorgesehen eine Museums-Dependance geworden, sondern an Thyssen gegangen ist. In den Kellern des Prado-Museums liegen weitere 5000 Gemälde und warten darauf, ausgestellt zu werden.

Die Madrider Kultur-Koryphäen konzentrieren sich mehr auf die Frage, wie Thyssens Leihgabe für immer im Lande bleiben könnte. Der Baron und Frau Tita sind dafür, doch entscheiden wird in zehn Jahren dann die Erbengemeinschaft Thyssen-Bornemisza.

Mindestens bis dahin wird Madrid mit dem Museum Reina Sofia, dem Prado und der Sammlung des Barons eine "Gemäldestraße" wie kaum eine andere Hauptstadt der Welt besitzen.

WERNER HERZOG

Tagestip: Arbeitslosengeld Vor Urlaub abmelden

Erwerbslose, die verreisen, sollten ihrem Arbeitsamt schon vor Urlaubsantritt eine Postkarte schicken - und sich dort abmelden. Machen sie ihre Ferien ohne Wissen der Behörde, steht nämlich Ärger ins Haus: Das Arbeitslosengeld oder die -hilfe können vom Zeitpunkt der Abreise an eingestellt werden; zudem droht eine satte Geldbuße. Der Grund für solch erholungsfeindliches Vorgehen: Erwerbslose müssen für die zuständige Arbeitsvermittlung ständig erreichbar sein. Die Aufnahme einer Beschäftigung muß bei Leistungsempfängern "ohne Verzögerung" vonstatten gehen können - sonst geht es ihnen ans Geld.

Das heißt nun freilich nicht, daß Arbeitslose ständig zu Hause hocken müssen. Sie haben Anspruch auf jährlich bis zu drei Wochen Urlaub in der Ferne, wenn das Arbeitsamt dem "Aufenthalt außerhalb des Nahbereichs des Wohnortes" schriftlich zugestimmt hat und überdies während der Reisedauer für den Erwerbslosen keine besondere Vermittlungsmöglichkeit besteht.

Auch wer vorübergehend in eine andere Wohung am Ort zieht, muß dies mitteilen. Erst recht gilt diese Regel bei wirklichen Umzügen, wie das Bundessozialgericht unlängst ausdrücklich bestätigt hat (Az: 7 RAr 4/91).

los/bü

Fußballer fanden neue Freunde 43 Tschechen besuchten den SSV Heilsberg / Feuerwehr half

BAD VILBEL. "Echte Kerle. Mit denen kann man eine Weltreise machen", mit solch überschwenglichen Worten äußerten sich die Gastgeber nach dem Besuch von 43 tschechischen Fußballern am Wochenende. Die Mannen aus Königsgräz und Braunau an der tschechisch-polnisch-österreichischen Grenze waren am vergangenen Freitag einer Einladung von Fußballspielern des SSV Heilsberg gefolgt. Dank tatkräftiger Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr konnte das nötige Drum und Dran des einigermaßen überraschenden Besuchs schnell organisiert werden.

Massenheims ehemaliger Wehrführer Kurt Schneider kochte, ein Zelt am SSV- Sportplatz diente als Schlafstatt, mußte aber kaum genutzt werden. Im Feuerwehrstützpunkt Saalburgstraße dauerten die Feierlichkeiten mit Akkordeonmusik jeweils bis zum Morgengrauen. Daß nur einer der Gäste ein bißchen Deutsch sprach, tat der Verbrüderung und Verständigung keinen Abbruch. Fußballspiele und ein Besuch des Bundesligaspiels Eintracht Frankfurt gegen den VfB Stuttgart im Waldstadion und ein kurzer Stadt- bummel rundeten das Programm ab.

Die frisch geschlossene Freundschaft kann sich übrigens noch in diesem Jahr bewähren. Die Feuerwehr plant im Herbst einen Hilfstransport zu befreundeten Feuerwehrleuten in Kiew. Kinder aus der Hauptstadt der Ukraine hatten im Sommer Vilbel besucht. Und das 700 Kilometer entfernte Braunau liegt genau auf halber Strecke, verheißt also einen willkommenen Etappenstopp. hm

Einziger Reaktor Brasiliens muß schließen

RIO DE JANEIRO, 7. Oktober (AP). Ein Gericht in Rio de Janeiro hat die Schließung des einzigen brasilianischen Atomkraftwerks aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen angeordnet. Richter José Ricardo Regueira vom 18. Bezirksgericht der Stadt wies die Betreibergesellschaft Furnas Centrais Eletricas an, den Atommeiler Angra 1 unverzüglich abzuschalten, weil das Parlament den Betrieb nicht genehmigt hat, wie ein Sprecher der Gesellschaft mitteilte.

Die Verfügung wurde auch wegen unsicherer Transportbedingungen und Zugänge zu dem Kraftwerk, wegen der ungelösten Entsorgung des nuklearen Abfalls sowie wegen der schlechten Qualität des beim Bau des 185 Kilometer südlich von Rio gelegenen Atomkraftwerks verwendeten Materials ausgesprochen. Angra 1 erzeugt rund ein Fünftel des im Bundesstaat Rio de Janeiro verbrauchten Stromes. Gegen die Entscheidung will der Betreiber das oberste Gericht Brasiliens anrufen und den von der US-Firma Westinghouse 1982 errichteten Meiler unterdessen weiter am Netz lassen. Regueira drohte für diesen Fall jedoch harte Strafen an.

Donnerstag, 8. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Hanneles Himmelfahrt"; Nachtfoyer: 21.30 Uhr, "Verlorene Zeit"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Goldberg-Variationen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 242 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Shy Guys - "Best of".

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: 20.30 Uhr, Company Vivienne Newport mit "So long" (Tanztheater).

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Kinder- & Jugendtheater Frankfurt, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: 17 Uhr, Show mit Günther Jauch.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbstrevue.

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 19.30 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, All.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Charly Antolini Jazzpower feat. The English Jazzscene.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Blues Cruisers.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Third Man Lost.

Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, River Boys.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Salvador Lastra (Gitarre).

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Hank English Trio.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 28 14 18: 21 Uhr, Paolo Tomelleri Quintett & Jazz- Workshop-Band (Leitung Günter Lenz).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Jazz-Session.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 22 Uhr, Blues & Funk Session.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Christoph Neubronner Trio.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, House of Pain. Literatur Krimibuchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstr. 54: 20 Uhr, Lesung Paco Taibo.

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!".

KORR/Seite 5 MRE

Dann hält der Wagen doch unvermittelt vor "meinem Hotel", der Alp ist für

ken. Tragisch für ein Land mit einem solchen Reichtum an libidinöser Kraft, wo es doch überall in der Welt einen unstillbaren Hunger nach Liebe gibt.

stungsdruck denn nicht dem Kureffekt abträglich sei, wollte ich wissen. "Anderthalb Bier und kein Mekong", nennt er mir seine Strategie.

Mit 130 Kokainpäckchen

im Bauch geflogen

Dreieinhalb Jahre für kolumbianische Drogenkurierin

Nicht nur, daß sich die Angeklagte mit 130 Kokainpäckchen im Magen-Darm- Trakt in Lebensgefahr begeben hatte, sie muß sich nun auch noch ins Gefängnis begeben. Wegen illegaler Einfuhr und Handels mit Rauschmitteln "in nicht geringer Menge" hat die 29. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts eine 26 Jahre alte Haushaltsgehilfin aus Medellín / Kolumbien dieser Tage zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Kilo "sehr reines" Kokain, das sie einschmuggeln sollte, hätte auf dem Markt zu drei Kilo mit einem Verkaufswert von 600 000 Mark gestreckt werden können.

Dabei war es ein Affenbiß, der die Frau zur Drogenkurierin gemacht hatte. Wie die Angeklagte vor Gericht erzählte, sei ihre Mutter im vergangenen Jahr von einem solchen Tier dreimal in den Arm gebissen worden. Um ihrer Mutter, die seitdem unter großen Schmerzen leide, eine notwendige Operation zu ermöglichen, habe sie das Angebot eines ihr unbekannten Mannes angenommen, "ein paar Dinge für ihn nach Deutschland zu bringen". Dafür seien ihr 1400 US-Dollar versprochen worden.

Die Angeklagte, die in Medellín als Haushaltshilfe arbeitete, gab an, diesen "Herrn Pedro" auf einem Fest kennengelernt zu haben. Man habe sich gut unterhalten, er habe sich erkundigt, was sie so mache und schließlich gefragt, ob sie nicht gern einmal reisen wolle. Als sie die Frage bejaht habe, habe er ihr Deutschland als Reiseziel vorgeschlagen. Wenn sie "ein paar Dinge" mitnähme, sollte sie drei Millionen kolumbianische Pesos erhalten. Aus Not habe sie das Angebot schließlich angenommen.

Daraufhin, so die Angeklagte, "gab er mir 2000 Pesos für Coca Cola". Damit sollte sie die 130 in Kunststoff eingeschweißte Päckchen voll gepreßten Kokains schlucken. Dies sei ihr nur unter großen Schmerzen gelungen, sagte sie. Wie sie zugab, habe sie zwar nicht gewußt, daß es sich um Kokain handelte, wegen des vielen Geldes, das sie dafür erhalten sollte, habe sie es sich aber gedacht.

Dann habe Pedro sie zum Flughafen gefahren und ihr ein Ticket besorgt. Laut Anweisung sollte sie nach Berlin fliegen, sich dort im Hotel "Bogotá" einmieten und auf einen Mann warten. Von ihm wußte sie vor Gericht nur zu berichten, daß er "Sommersprossen" haben solle. Auch über ihren Auftraggeber in Kolumbien konnte sie keine weiteren Angaben zur Identifizierung machen.

Zur Übergabe in Berlin kam es jedoch nicht, da sie bereits bei der Zwischenlandung auf dem Frankfurter Flughafen am 6. März dieses Jahres den Zollfahndern aufgefallen und festgenommen worden war. Dabei hatte Pedro sogar nicht mit einer Warnung gespart. Drei bis vier Jahre müsse sie absitzen, wenn man sie erwischen sollte, hatte er ihr zum Abschied gesagt. sol

Spaziergang durch die Stadtgeschichte

OFFENBACH. Zu einem historischen Spaziergang durch die Stadtgeschichte mit der Kunsthistorikerin Christina Uslular-Thiele lädt die Volkshochschule wieder ein. In diesem Semester stehen Wohnhäuser aus der Zeit um die Jahrhundertwende für die verschiedenen sozialen Gruppen im Mittelpunkt.

Am Samstag, 10. Oktober, gucken sich die Teilnehmer/innen bei einem Rundgang durch Feldstraße, Flutstraße und Eigenheimstraße Gebäude an, in denen um 1900 die Arbeiterfamilien lebten. Treffpunkt mit der Darmstädter Wissenschaftlerin, die bei ihren Führungen fundierte Informationen mit munteren Anekdoten zu verknüpfen weiß, ist um 14 Uhr an der Feld-/Wilhelmstraße. hf

Das Grab der Spinners wird bald hergerichtet

KÖNIGSTEIN. Die letzte Ruhestätte von Alois und Mara Spinner auf dem Friedhof in Schneidhain ist in den Blickpunkt allgemeinen Interesses gerückt, nachdem bekannt wurde, wie großzügig das im Januar verstorbene Ehepaar die Stadt Königstein in seinem Testament bedachte: 200 000 Mark fürs Krankenhaus, die gleiche Summe für die Sozialstation, Schmuck für die Burgfräulein - die FR berichtete.

Das Grab befinde sich in "völlig verwahrlostem Zustand", teilten Anrufer unserer Redaktion mit, "eine Schande, wie das aussieht", schrieb Leserin Erna Wiese. Und auch im Stadtparlament kam das Thema zur Sprache: Die SPD-Fraktion regte an, die Stadt möge doch die Grabpflege übernehmen; der Bürgermeister notierte das wohlwollend.

Doch das ganze Problem ist gar keines. Diakon Bernd Becker von der katholischen Pfarrgemeinde versicherte auf Anfrage, daß sich das Bild in Kürze postiv verändern werde. Das Ehepaar Spinner habe verfügt, daß eine Marmorplatte "mit zwei Engeln drauf" das Grab bedecken solle.

Angefertigt werde sie im italienischen Carrara, die Lieferung sei unterwegs und werde jeden Tag erwartet. hko / FR-Bild Hoyer

Warten auf Mondschein

BAD HOMBURG. Sie waren schon im Fernsehen zu hören und begeisterten in der Rhein-Main-Halle in Wiesbaden ein großes Publikum; am Freitag, 9. Oktober, treten sie ab 20 Uhr im Musicafé Gambrinus auf: "Spilling the Juice", die Band aus Kronberg. Fabian Kuhn, Robin Desens, Dirk Schneider, Arno Sandner, Ingo Renner und Volker Peil haben sich inzwischen aus der Amateurklasse hinauf in den Rock-Himmel geschwungen.

Bei einem Konzert in Kronberg spendierte ein begeisterter Fan den Jungen 3000 Mark. Damit konnten sie ein Studio mieten und sich "austoben", ein Demo- Tape kam dabei heraus, das die Band auf die Reise schickte und im Radio ihre Chance bekam. Im Gambrinus werden sie einmal mehr dazu auffordern: "Haben wir heute Vollmond? Laßt uns eine ,waiting for the moon-party' feiern." s

Aufgespießt

"Viele betroffene Kolleginnen (weniger Kollegen) haben ihren Anspruch auf die Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld während des Erziehungsurlaubs beim Bundesvorstand geltend gemacht. Es gibt hierzu auch unterschiedliche Gerichtsentscheidungen. Der GHV hat sich nun der Meinung jener Gerichtsentscheidungen angeschlossen, die den Anspruch verneinen. Eigentlich schade. Es wäre doch gewerkschaftspolitisch zu werten gewesen, hätte er sich der Meinung der Gerichtsentscheidungen angeschlossen, die den Anspruch für die Betroffenen zuerkennen. Dies bewegt sich nämlich im Rahmen unserer gewerkschaftspolitischen Forderungen." Aus den Mitteilungen Nr. 67 des Gesamtbetriebsrates beim Deutschen Gewerkschaftsbund.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29. 11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1.93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der zehner und zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15. 11.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 10., 11. und 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen 'Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 9. & 16. 10. geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Sequenz, Hohenstaufenstr. 8, Tel. 74 56 74: Mo. bis Fr., 10 bis 15 Uhr; Cornelia Franke (bis 9. 10.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Thomas Dahmen - "Bilder & Holzobjekte" (bis 10. 10.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Georg Baselitz - Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Druckgraphik 1964-1988 (bis 10. 10.).

Galerie Schütz, Schöne Aussicht 6, Tel. 28 91 70: Di. bis Fr., 12.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Harald Falkenhagen (bis 10. 10.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18, Sa., 10 bis 14 Uhr; Günther Förg/Meuser (bis 12. 10.).

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 295 708: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 494 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24. 10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F. K. Waechter (bis 29. 10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31. 10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F. A. C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Okt.).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sam Francis - "Arbeiten von 1952-1992"; Niki de Saint Phalle "Arbeiten von 1986-1992" (bis 14. 11.).

Bündnis 90 gibt nicht klein bei Bürgerrechtler erhalten als einzige keine Abschlagszahlungen

ptz BONN, 7. Oktober. Notfalls vor dem Verfassungsgericht will das Bündnis 90 finanzielle Zuwendungen der Bundesregierung erkämpfen. Im Unterschied zu allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien erhält es nämlich weder Wahlkampfkosten-Abschlagszahlungen für die Bundestagswahl 1994 noch Mittel im Rahmen des sogenannten Chancenausgleichs. Der Grund: Das Referat Parteienfinanzierung des Bundestages stuft das Bündnis 90 nicht als Rechtsnachfolgerin der gleichnamigen Listenverbindung ein, die Ende 1990 ins Bonner Parlament einzog. Dem heutigen Bündnis 90, dem große Teile des Neuen Forums nicht mehr angehören, könne keine konkrete Zahl von Zweitstimmen zugeordnet werden.

Werner Schulz, Bundestagsabgeordneter des Bündnis 90, spricht von einem "absoluten Winkelzug", denn die PDS und die Republikaner würden sehr wohl aus dem Haushalt bedacht. Seine Partei sei in eine existenzbedrohende Lage geraten. Man habe inzwischen einen Nothaushalt beschlossen, um bis zum angestrebten Zusammenschluß mit den Grünen über die Runden zu kommen. Seinen Darstellung zufolge stehen dem Bündnis jährlich rund 700 000 Mark zu.

Der Bundestag wird in der kommenden Woche über einen Antrag der Gruppe beraten, der die Bundesregierung auffordert, das Bündnis 90 gleich wie die anderen Parteien zu behandeln. "Wenn dies abgelehnt wird, gehen wir nach Karlsruhe", versichert Schulz.

In ihrem Antrag weisen die Bürgerrechtler aus der früheren DDR darauf hin, daß Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in einem Rechenschaftsbericht auf die für das Bündnis 90 "zumindest unbefriedigende Situation aufmerksam" gemacht habe.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 7. Oktober (FR). Nach Auflösung von Frühnebelfeldern soll es sonnig und weitgehend niederschlagsfrei werden, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 17 und 11 Grad. Aussichten: kälter.

(Siehe auch Lokalteil)

Am kommenden Wochenende beginnt die Bowling-Saison Junge Wilde bei Nordwest Neun Teams aus Rhein-Main schieben (k)eine ruhige Kugel

Es gibt kaum ein Bundesland, in dem der Bowlingsport im letzten Jahrzehnt eine so rasante Entwicklung genommen hat wie in Hessen. Die Weltmeisterin Martina Beckel (BV 77) stammt ebenso aus Frankfurt wie die deutschen Einzelmeister 1992 Christa Merget (BV Nordwest) und Michael Beck (Inter) oder der erfolgreichste deutsche Turnier-Bowler dieses Jahres, Peter Knopp (I-Bahn BC 34). Was den Hessen fehlt, ist nur ein Mannschaftstitel, und der soll in der am Wochenende in Hildesheim beginnenden Saison 1992/93 geschafft werden.

Das Aufgebot an Teams in der ersten und zweiten Bundesliga war noch nie so groß wie in der kommenden Runde. Bei den Frauen bewerben sich in der ersten Bundesliga der BV 77 Frankfurt und der BV Nordwest Frankfurt (Neuling), bei den Männern der BC 67 Hanau und I- Bahn 34 Frankfurt (Neuling), in der zweiten Klasse bei den Frauen FSV Frankfurt, BC (FTG) Frankfurt und Inter Frankfurt (Neuling) sowie bei den Männern Inter und Condor Steinheim.

Die vorsichtigen Prognosen behandeln kaum das Thema Titelgewinn. Vom guten Abschneiden bis zum Klassenerhalt ist die Rede. Auch bei den Spielerinnen des BV 77. Darum visieren die 77er Frauen den fünften Rang in der Besetzung Martina Beckel, Manuela Herre, inzwischen im deutschen A-Kader, Andrea Mirschel (Vize-Europameisterin mit der Mannschaft) und Corinna Stiepani an.

Als Sensationscrew der jüngsten Vergangenheit stellte sich der Aufsteiger BV Nordwest ein. Von der Hessenliga über die zweite bis in die erste Bundesliga brauchten sie nur zwei Jahre. Die Seele der Mannschaft ist die heutige Hessenmeisterin Uli Kaffenberger. Schon ist der Name Wildwest für Nordwest in Hessens Bowling-Kreisen geprägt worden.

Bei den Männern ist das Janka-Team vom BC 67 Hanau am längsten in den Bundesligen etabliert. Mehr als ein sechster Platz wie im vergangenen Jahr soll herausspringen, denn in der Mannschaft stehen erfahrene Leute mit vielen Titeln. Der Mannschaft des I-Bahn BC 34 könnte man den Titel zutrauen, wenn sich die Männer um Peter Knopp, Frank Altmann, Manfred Zabel, Peter Beckel und Neuzugang Dale Robison vom BV Nordwest keine Formschwankungen leisten.

Die größte Tradition der Zweiten Bundesliga Süd der Frauen besitzt der FSV Frankfurt, der 1984 schon einmal deutscher Vizemeister war. In der kommenden Saison will das unverändert spielende Team um die seit Jahren erfolgreiche Erika Schiemann den Aufstieg in die Erste Bundesliga anpeilen.

Neuling Inter Frankfurt bringt mit Siegrid Schütze, Anneliese Heindl, Gabriele Naumann, Gabriele Sommer und Agnes Reuter neue Namen ins Gespräch. Die Männer von Inter Frankfurt verfehlten den Aufstieg in die erste Klasse im Vorjahr gegenüber I-Bahn 34 knapp und wollen dorthin, wo sie früher waren.

Condor Steinheim hat seine erste Saison in der Zweiten Bundesliga Süd mit dem siebten Rang abgeschlossen. In unveränderter Besetzung soll der Abstieg vermieden werden. BERT MERZ

Niddatal braucht Hipo

NIDDATAL. Die Stelle eines Hilfspolizeibeamten hat die Stadtverwaltung öffentlich ausgeschrieben. Der Mann oder die Frau soll unter anderem den ruhenden Verkehr überwachen. Erwartet wird freundliches Auftreten gegenüber der Bevölkerung.Prag

Ullstein-Reiseführer Prag. Ullstein- Verlag, Frankfurt a. M. - Berlin 1992, 190 Seiten, 16,80 Mark.

Spanien. Ein Porträt. 30 Reportagen. Von Ingrid Seibert und Harald Irnberger, Rasch und Röhring Verlag, Hamburg 1992, 328 Seiten, 39,80 Mark. Klö

und den einen oder anderen Kurzausflug zu unternehmen, wird wohl an dieser Lektüre wenig Gefallen finden.

vollen journalistischen Oeuvre mit den

nie zu belehrenden oder trocken-akademi-

(Bild: Martin Glauert)

Landstraße wird für Brückenmontage gesperrt

SULZBACH. Gedulden müssen sich Autofahrer, die am Mittwoch, 21. Oktober, vormittags auf der L 3266 unterwegs sind.

Weil zwei Brückenteile der neuen Verbindung zwischen Sulzbach und Main-Taunus-Zentrum installiert werden, muß die Straße jeweils für 20 Minuten in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden.

Kurz gemeldet

Einführung in die Schweißtechnik Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 25 Jahren, die Elektro- und Gasschweißen lernen möchten, haben ab Dienstag, 13. Oktober, in der Werkstatt des Internationalen Jugendzentrums (Bleichstraße 8-10) dazu Gelegenheit. Jeweils dienstags und donnerstags zwischen 17 und 19.30 Uhr werden zwölf Wochen lang Grundkenntnisse der Schweißtechnik sowie Sicherheitsbestimmungen vermittelt. Der Kursus kostet für Auszubildende, Schüler und Arbeitslose 40 Mark, für alle anderen 80 Mark. Anmeldung und weitere Informationen im Jugendzentrum, Telefon 212-3 17 68. Ein Wochenende mit Tango Einen vormittäglichen Intensivkurs für Spanischanfänger, ein "weekend" für die Freunde der englischen Sprache und einen Wochenend-Workshop mit den ersten Tangoschritten bietet die Lehrerkooperative in ihrem Programm ab 12. Oktober. Information unter Telefon 77 80 55. Vorbereitung für Kaufleute "Kaufmännisches Grundwissen" vermittelt an 65 Samstagen ein Lehrgang des Berufsfortbildungswerkes, der auf die IHK-Prüfung für Bürokaufleute vorbereitet. Information unter Telefon 23 50 93. Neue Männergruppe: Mann begegnet sich Eine neue Männergruppe mit dem Titel "Mann begegnet sich" bietet die Evangelische Familienbildung an. Mittwochs ab 20 Uhr können Männer im "Haus am weißen Stein" (Eschersheimer Land- straße 565) miteinander ins Gespräch kommen, ihr Rollenverständnis diskutieren. (Erstes Treffen am 28. Oktober). Weitere Informationen unter Telefon 61 03 08.

26jährige gestand die Tat Greisin mit sechzehn Hammerschlägen getötet

KASSEL. Eine 26jährige Frau aus Kassel steht unter dringendem Mordverdacht: Sie soll am Dienstag eine 83jährige Rentnerin in ihrer Wohnung erschlagen und beraubt haben. Wie Sprecher der Staatsanwaltschaft und der Polizei am Mittwoch erklärten, hat die Frau gestanden, die Tat geplant und ausgeführt zu haben. Die Greisin wurde mit "mindestens 16 Hammerschlägen auf den Kopf" getötet.

Nach den bisherigen Erkenntnissen hatte sich die junge Frau gegenüber ihrem späteren Opfer als Altenbetreuerin ausgegeben. Im Gespräch habe die alte Frau dann die 26jährige als jene Diebin wiedererkannt, die ihr vor wenigen Wochen auf dem Friedhof die Handtasche gestohlen hatte. Ihr Versuch, nun die Polizei zu rufen, wurde von der jungen Frau brutal vereitelt: Sie habe mit zwei zusammengebundenen Hämmern auf die Rentnerin eingeschlagen.

Die 83jährige wurde blutüberströmt von Nachbarn gefunden, die sich einen Schlüssel zur Wohnung besorgt hatten, weil sie durch laute Geräusche und einen Schrei alarmiert worden waren. Als die Nachbarn noch vor der Tür standen, konnte die 26jährige mit ihrer Beute - einer Handtasche, in der rund 400 Mark steckten - über den Balkon entkommen.

Der Polizei gelang es, die 26jährige zu ermitteln, weil sie in der Wohnung eine Strickjacke vergessen und bei ihrer Flucht zudem eine Lohnsteuerkarte verloren hatte. "Große finanzielle Probleme" soll sie als Tatmotiv genannt haben. rvk

Sicherheitstraining für Autofahrer

LANGENSELBOLD. Autofahrer leben gefährlich. Oft überschätzen sie ihr Können oder erkennen Gefahren nicht rechtzeitig. Die Stadtverwaltung will helfen, Unfallzahlen zu verringern. In Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) bietet sie ein eintägiges Seminar an.

Am Montag, 9. November, ab 9 Uhr stehen Trockentraining, Gefahrenlehre und praktische Übungen auf dem Stundenplan. Die Teilnehmer lernen Blockier- und Intervallbremsen, richtiges Ausweichen, rechtzeitiges Abfangen eines ausbrechenden Fahrzeuges.

Die bis 16 Uhr dauernde Veranstaltung auf dem Verkehrsübungsplatz in Gründau kostet inklusive Versicherung für das Auto und Mittagessen 50 Mark.

Anmeldungen nimmt Frau Rommel im Rathaus unter der Telefonnummer 0 61 84 / 8 02 26 entgegen. mün

Zur Person:

OTTO KÖNIG, Bevollmächtigter der IG Metall in Hattingen, will auf dem Gewerkschaftstag seiner Organisation für ein Amt im geschäftsführenden Vorstand kandidieren. König werde nächste Woche in Hamburg aus dem Kreis der Delegierten vorgeschlagen, teilte die Verwaltungsstelle Hattingen jetzt mit. Mit seiner Kandidatur verbinde der 47jährige die Forderung nach einschneidenden Reformen in der IG Metall und nach einer Politik, die stärker an den Interessen der Mitglieder orientiert sei, hieß es. Er setze sich für mehr innergewerkschaftliche Demokratie ein. Außerdem wende er sich gegen eine gewerkschaftliche Strategie der Zugeständnisse zu Lasten der Arbeitnehmer in Ost und West. Gewerkschaften dürften nicht für die verfehlte "Bonner Crash-Politik" verantwortlich gemacht werden. (ulf)

Formfehler kostet viel Geld Bonn muß sogar für Kosten eines KoKo-Prozesses aufkommen

hll BONN, 7. Oktober. Wegen eines "peinlichen Formfehlers" in einem Gerichtsverfahren kann die Bundesregierung vorerst rund 150 Millionen Mark nicht kassieren, sondern muß statt dessen hohe Prozeßkosten bezahlen. Im Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestags wurde am Mittwoch bekannt, daß die Bonner Regierungs-Anwälte in ihrem Prozeß gegen den Geschäftsmann Michael Wischniewski, einem Vertrauten des Ex-DDR-Staatssekretärs Alexander Schalck-Golodkowski, versehentlich eine "Abtretungsurkunde" unvollständig ausstellten. Als Folge ging die erste Runde eines Verfahrens gegen Wischniewski, in dem um mehr als 200 Millionen Mark gestritten wird, teilweise verloren.

Zwar verurteilte das Berliner Landgericht Wischniewski zur Zahlung von 47,6 Millionen Mark an die Bundeskasse. Weitere vom Bundesfinanzministerium beanspruchte Guthaben auf Konten verschiedener Wischniewski-Firmen wurden aber zunächst nicht der Bundeskasse zugesprochen, weil das Gericht die Treuhandanstalt und nicht die Bundesregierung als klageberechtigt anerkannte.

Im Bonner Schalck-Ausschuß, der den Verlauf dieses Prozesses mit höchstem Interesse verfolgt, wird erwartet, daß in der nächsten Verhandlungsrunde, nachdem der "Formfehler" bereinigt ist, Wischniewski die gesamte Summe von rund 201 Millionen Mark zahlen muß. Trotzdem wird die jetzige Entscheidung als "peinlich" bewertet, weil "der Fehler vermeidbar" gewesen wäre.

Der 77jährige Wischniewski war Inhaber der zum von Schalck geleiteten Bereich "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo) gehörenden Außenhandelsfirma F.C. Gerlach, die jetzt von Bonn als "Staatsbetrieb" eingestuft wird. Die Erträge wurden an KoKo abgeführt. Nach der Auflösung des Bereichs KoKo hatte Wischniewski die Guthaben auf verschiedene Konten verteilt. Das Berliner Landgericht hält Wischniewski für einen "Strohmann" der Hauptverwaltung Aufklärung, also der Spionageabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit.

Autodieb gab Gas - Besitzer brach Arm

Als "Trittbrettfahrer" hat ein 33jähriger versucht, den Diebstahl seines Geländewagens im Frankfurter Bahnhofsviertel zu verhindern.

Der Hotelkaufmann hatte das Auto gegen 4.30 Uhr in der Kaiserstraße abgestellt und anschließend einen Bummel durch das Rotlichtviertel unternommen. Als er eine halbe Stunde später zurückkehrte, saß ein Mann hinter dem Steuer, der den Wagen bereits kurzgeschlossen hatte.

Der Besitzer sprang auf das Trittbrett und forderte den Dieb auf, das Auto zu verlassen. Doch der gab Gas und bog in die Moselstraße ein, wo der 33jährige in der Kurve auf die Fahrbahn geschleudert wurde. Bei dem Sturz brach er sich den linken Arm.

Der Täter entkam mit dem grauen Suzuki. Der Wagen hat das Kennzeichen BT-T 934. habe

Bundeswehreinsatz gefordert

BONN, 7. Oktober (KNA). Einen "bewaffneten Kampfeinsatz" der Vereinten Nationen (UN) unter deutscher Beteiligung in Somalia hat der Präsident des Notärzte-Komitees "Cap Anamur", Rupert Neudeck, gefordert. Die "verzweifelte Lage" der Bevölkerung, der ein Großteil der angelieferten Hilfsgüter von "bewaffneten Banden" vorenthalten würde, verlange ein militärisches Eingreifen der UN, sagte Neudeck am Mittwoch in Bonn. Die Staatengemeinschaft sei gezwungen, in Somalia zumindest vorübergehend die Regierungsgewalt zu übernehmen.

Die deutsche Teilnahme an einem UN-Kampfeinsatz in Somalia sei auch als Ausgleich für den Verzicht auf einen Einsatz deutscher Soldaten in Jugoslawien denkbar, meinte Neudeck. Allerdings befürchte er, daß die momentane "politische Totalblockade der Bundesregierung" ein Eingreifen Bonns verhindern werde.

Abfallwirtschaft fürchtet keine Brandkatastrophe Giftausstoß wie im westfälischen Lengerich oder in Seveso wird für Frankfurt ausgeschlossen

Seveso ist überall: Das finstere Orakel, nach der Giftgaskatastrophe 1976 in der norditalienischen Kleinstadt von Umweltschützern oft wiederholt, hat seit dem Großbrand am vergangenen Wochenende im westfälischen Lengerich neues Gewicht bekommen.

Bei dem Feuer in einem Kunststoff-Recycling-Betrieb waren, wie amtlicherseits bestätigt, "erhebliche Mengen" an hochgiftigen Furanen und Dioxinen entwichen, darunter möglicherweise auch das als Sevesogas bekannt gewordene Tetra-Chlor-Diphenyl-Dioxin (TCDD). Ist Lengerich überall? Für Frankfurt verneinte jetzt der stellvertretende Leiter des Amtes für Abfallwirtschaft, Heinz Will, die Möglichkeit einer ähnlich folgenreichen Katastrophe.

Auch eine vorsorgliche Kündigung des im Juli geschlossenen Vertrages mit der privaten Wiederverwertungsgesellschaft Duales System Deutschland (DSD), um die Ansammlung großer Mengen Kunststoff zu vermeiden, schloß Will aus. Denn in diesem Abkommen verpflichtet sich die Stadt, von Januar kommenden Jahres an im Auftrag der DSD alle mit einem grünen Punkt gekennzeichneten Verpakkungen, darunter auch Kunststoff-Gebinde, einzusammeln. Vor deren Wiederverwertung durch eine Abnehmerfirma sollen die Kunststoff-Materialen in einer Anlage sortiert werden, über deren Standort derzeit Vertreter von Stadtplanungsamt und Bauaufsicht berieten, wie Will sagt. Die Gefahr einer Brandkatastrophe wie in Lengerich schließt der stellvertretende Amtsleiter für den Betrieb der geplanten Sortieranlage aus, da bei der vertraglich auf maximal eine Woche begrenzten Lagerungszeit von Kunststoffen "Verhältnisse wie in Lengerich bei uns nicht auftreten können". Dort waren 4500 Tonnen Kunstoff, zum Teil PVC-haltig, gelagert.

Geplant sei zudem in Frankfurt, daß im Regelfall die Abfälle noch am Tag der Anlieferung an die Abnehmerfirmen weitertransportiert werden. Die Namen der Betriebe, die künftig Kunsstoffabfälle aus Frankfurter Haushalten zu Granulat verarbeiten, will die DSD nach Wills Worten "in Kürze" bekanntgeben.

Nach Angabe der in Bad Homburg ansässigen "Verwertungsgesellschaft für gebrauchte Kunststoffverpackungen" (VGK), die im Auftrag der Bonner DSD Verträge mit Wiederverwertungsbetrieben schließt, hat im Rhein-Main-Gebiet bislang allein ein Abnehmer Interesse signalisiert. Dabei handele es sich um die in Langen ansässige Firma "Multi Products", mit der die VGK - vorbehaltlich einer Sicherheitsüberprüfung - einen Vorvertrag geschlossen habe.

Auch in der Bonner Geschäftsstelle der DSD wies man darauf hin, daß die Recycling-Firmen, mit denen bislang die VGK Verträge abgeschlossen habe, alle von TÜV-Experten überprüft würden. Dies gelte auch für die Zwischenlager, die vermutlich von 1995 an im Bundesgebiet eingerichtet werden müßten, da von diesem Zeitpunkt an die Kunststoffindustrie einen höheren Prozentsatz der jährlich anfallenden Abfälle der Wiederverwertung zuführen müßte. sar

Streit um Polizeieinsatz

pid GÖTTINGEN, 8. Oktober. Zwischen den Terrorismusfahndern des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) und der Göttinger Polizeiführung gibt es offenbar erhebliche Meinungsverschiedenheiten über den Umgang mit Autonomen in der südniedersächsischen Universitätsstadt. Besonders kraß sind die Differenzen im Vorfeld der Antifaschismus- Demonstration zutage getreten, zu der am vergangenen Freitag die "Autonome Antifa (M)" aufgerufen hatte. Gegen den Widerstand der Terrorismusfahnder, die mehrere Hundertschaften Bereitschaftspolizei nach Göttingen abgeordnet wissen wollten, bot die örtliche Polizeispitze nur 50 Beamte auf. Angesichts der Friedfertigkeit der Demonstranten brauchten sie, wie erhofft, nicht einzugreifen.

Wie jetzt bekannt wurde, war der polizeiinterne Streit vor allem daran entbrannt, daß die LKA-Fahnder den Demonstrationszug mit starken Kräften observieren, fotografieren und filmen wollten. Von den Einwendungen der Göttinger Polizeiführung, die eine Eskalation befürchtete, wollten sich die Terrorfahnder nicht überzeugen lassen. Der Streit, so verlautete aus Polizeikreisen, habe erst auf Staatssekretärsebene in Hannover beigelegt werden können.

Die Optimisten beim Fußball-Landesligisten Spvgg. Langenselbold sind rar geworden "Wenigstens läuft jetzt nicht mehr alles kreuz und quer" Die geringen Fortschritte schützen nicht vor Niederlagen / Anstehendes Spiel gegen Bernbach treibt Angstschweiß auf die Stirn

Wird die Spielvereinigung 1910 Langenselbold nach langen Jahren der Landesligazugehörigkeit am Ende der Saison den Weg in die Bezirksoberliga antreten müssen? Skeptiker prognostizierten dies bereits vor Beginn der Saison. Mittlerweile sind die Optimisten rar geworden, denn 1:15 Punkte und ein Blick auf das Programm der nächsten Wochen sind nicht gerade dazu angetan, die Hoffnungen auf den Klassenerhalt zu nähren. Am Samstag (15 Uhr, Hinser Brühl) erwartet das Team von Bruno Becker den SV Bernbach. Was vor zwei Jahren noch ein Spitzenschlager war, scheint nun eine klare Angelegenheit zu sein - während die "Zehner" den Nachbarn aus dem Freigericht vor zwei Jahren noch besiegten, treibt nun der Name Bernbach so manchem Anhänger den Angstschweiß auf die Stirn. "Ein Punktgewinn wäre schon mehr als überraschend", meint auch Langenselbolds Pressewart Hans-Jürgen Brauer. "Man soll zwar nie nie sagen, aber wir haben nur wenig Chancen." Auch vierstellige Zuschauerzahlen gehören am Brühl der Vergangenheit an. Wenn 600 bis 800 Neugierige kommen, darf der Vereinskassierer schon zufrieden sein.

Trainer Bruno Becker verlangt weiterhin nach einem landesligatauglichen Torwart, einem Mittelfeldspieler und einem Stürmer. Woher nehmen, wenn nicht... ? "Der Vorstand bemüht sich, aber es muß ja auch im finanziellen Rahmen bleiben", gibt Brauer zu bedenken. Eben dieser Rahmen läßt keine großen Sprünge zu, sonst hätten die Zehner-Verantwortlichen wohl schon vor Saisonbeginn etabliertere Spieler an den Brühl geholt. Für die völlig unerfahrene Mannschaft, die zusammengestellt wurde, scheint die Landesliga noch eine Nummer zu groß zu sein, auch wenn sie teilweise gefällig agiert. Die spielerischen Fortschritte beschreibt Brauer wie folgt: "Wenigstens läuft jetzt nicht mehr alles kreuz und quer wie am Anfang." Bruno Becker beklagt unermüdlich das Pech ("Wir sind das Köln der Landesliga") und die mangelnde Chancenverwertung, doch nach sieben Niederlagen in acht Spielen muß er langsam aufpassen, nicht belächelt zu werden. Zumal die Spitzenmannschaften noch kommen, man gegen Mitbewerber um den Klassenerhalt wie Jügesheim (2:3), Ober- Roden (2:2) oder Erbach (2:3) nicht entscheidend punktete. Und auch die Sprecher der Konkurrenten um den Nichtabstieg beklagen in aller Regel den mangelnden Beistand der Glücksgöttin, die sie offenbar nur gegen Langenselbold stets begünstigt. Immerhin darf nun Denis Coleman, vom SV Weiskirchen gekommen und von Becker als "der überragende Mann" bezeichnet, mitwirken, was jedoch das 1:3 in Wolfskehlen auch nicht abwenden konnte.

Für den Samstag hofft Becker auf die Genesung von Keeper Thomas Cuber, denn Panciera machte in Wolfskehlen keine allzu gute Figur. Obwohl er, laut Becker, der einzige Langenselbolder Torwart ohne Gewichtsprobleme ist. Denis Coleman wird sich wohl um Repp oder Bangert kümmern, doch "eigentlich sind es zu viele, die man ausschalten müßte", meint Brauer und warnt, "wenn wir uns herauslocken lassen und zu offensiv werden, dann könnten wir untergehen". Das Heil der Langenselbolder kann gegen die spielstarken Bernbacher nur in bedingungsloser Defensive liegen. Immerhin will man Vorsorge tragen, daß die Gäste, zu denen man nun wieder ein "freundschaftliches Verhältnis" hat, nicht wieder durch makabre Scherze zusätzlich aufgebaut werden. Im Vorjahr wurde der ehemalige Langenselbolder und jetzige Bernbacher Trainer Alfred Haas von der Soma-Abteilung mit einem (echten) toten Hasen am Galgen empfangen. Ähnliches soll auf keinen Fall erneut vorkommen. Zumal man den Hasen ja ohnehin nur mit einem "a" schreibt, nicht? jbp

Anwalt greift Verhörmethoden an Verteidiger der mutmaßlichen Polizistenmörder kritisiert Polizei Von unserem Mitarbeiter Matthias Brunnert

GÖTTINGEN, 7. Oktober. Die Polizei hat bei der Vernehmung von Ludwig Jüschke, dem jüngsten der im Hildesheimer Polizistenmord-Prozeß angeklagten Brüder aus Bredenborn möglicherweise "folterähnliche Methoden" angewendet, um ein Geständnis herbeizuführen. Das hat der Göttinger Rechtsanwalt Steffen Stern, der als einer von zwei Verteidigern Manfred Jüschke vertritt, am Mittwoch gesagt. Stern stützt seinen Verdacht auf Informationen, wonach die Polizei Ludwig Jüschke bei dessen Vernehmung ein Bild seines Bruders Manfred gezeigt haben soll, das diesen mit geöffnetem Brustkorb auf einem Operationstisch liegend zeigt. Dies sei für Ludwig ein schokkierender Anblick gewesen. "Für ein solches Vorgehen der Polizei gab es keinen vernünftigen Grund." Er fühle sich vielmehr "ans finstere Mittelalter" erinnert, sagte Stern. Damals hätten die Folterknechte Gefangenen zuerst die Instrumente gezeigt, "um sie weich zu machen". Ludwig Jüschke habe offenbar - auch unter dem Eindruck dieses schockierenden Bildes - ein Falschgeständnis abgelegt. Wenn sich sein Verdacht bestätige und Ludwig das Foto tatsächlich vorgelegt worden sei, "dann können seine sämtlichen Aussagen nicht mehr verwertet werden", sagte Stern. Dies würde für das Verfahren weitreichende Konsequenzen haben, weil sich die Anklage der Staatsanwaltschaft in großen Teilen auf Ludwig Jüschkes Aussagen stütze.

Manfred Jüschke hatte kurz vor der Festnahme durch die Polizei einen Selbstmordversuch begangen und sich mit vier Messerstichen in Hals und Brust lebensgefährlich verletzt. Er mußte zur Notoperation ins Krankenhaus gebracht werden. Da sich die Fotos, die die Polizei zur Dokumentation im Operationssaal geschossen hat, nicht bei den Prozeßakten befinden, hatte Stern am Montag vor Gericht in einem Beweisantrag eine entsprechende Komplettierung der Akten verlangt. Auch dritten Jungen getötet?

CELLE (dpa). Der nach einer Kindesentführung in München festgenommene 25 Jahre alte Kinderpfleger aus Hambühren bei Celle hat möglicherweise noch ein drittes Kind getötet. Die Kriminalpolizei Celle prüft, ob auch der seit dem 19. August 1990 vermißte sechsjährige Michael Obenauf aus Eickendorf in Sachsen-Anhalt von ihm umgebracht wurde.

Der 25jährige hatte nach seiner Festnahme gestanden, zwei Kinder aus Sanne getötet zu haben, nachdem er beide Jungen sexuell mißbraucht hatte.

"Rettet die Obstwiesen" Naturschützer bieten Bäume an

FLORSTADT / NIDDATAL. Als Teil der Aktion "Rettet die Obstwiesen" bieten die Naturschutzgruppen Niddatal und die aus Florstadt wieder Hochstamm-Obstbäume zum Verkauf an. Zu subventionierten Preisen können die Bürger/-innen aus einer Sortenliste auswählen, die die Naturschützer bereithalten.

Auch in diesem Jahr gibt es wieder Speierlingsbäume, deren Früchte ein optimales "Stöffche" garantieren. Mit der Aktion sollen die Streuobstwiesen, eines der wichtigsten Biotope unserer Kulturlandschaft, vor dem Aussterben bewahrt werden.

Nähere Informationen dazu gibt es in der Umweltwerkstatt Wetterau, Wirtsgasse 1, 6361 Niddatal 1, Telefon 0 60 34 / 61 19, oder bei den örtlichen Naturschutzgruppen. Für Florstadt bei Ralf Eichelmann, Altenstädter Straße 67, 6364 Florstadt 1, Tel. 0 60 35 / 62 62, für Niddatal bei Frank Uwe Pfuhl in der Talstraße 8, Tel. 0 60 34 / 57 47. de

VfB Unterliederbach, Fußball-Landesliga Mitte Jürgen Herborn verneint Fehleinkäufe Doch die Unzulänglichkeiten summieren sich / Bei der SG Höchst morgen nur Außenseiter

"Dieses Jahr ist das Ding für uns gelaufen", lautet die realistische Einschätzung der Lage von Jürgen Herborn, Pressewart und "Macher" des VfB Unterliederbach. Mit 13:7 Punkten liegt der VfB auf dem fünften Rang der Fußball- Landesliga Mitte und doch trennen den Klub bereits "Welten" von der Spitze. Die hat souverän Oberliga-Absteiger und Ortsnachbar SG Höchst inne, mit 20:0- Punkten und 38:3 Toren bislang der "Überflieger" dieser Klasse. Und bei eben jenem "Dream-Team" haben die Unterliederbacher am Samstag (15 Uhr, Sportpark) anzutreten. "Ein Remis wäre schon eine Riesenüberraschung für mich", meint Herborn und betont, keine taktische Tiefstapelerei zu betreiben. "Mit unserer derzeitigen Mannschaft haben wir wahrscheinlich keine Chance gegen Höchst". 700 bis 800 Zuschauer werden sich davon selbst überzeugen wollen oder müssen.

Der derzeitigen VfB-Mannschaft fehlt mit David Jenkins (Zerrung) ein gefährlicher Torschütze (8 Treffer). Die derzeitige Mannschaft leidet darunter, daß Michael Hochheimer und Chakir Charaf nach ihren Verletzungen noch nicht wieder den Anschluß fanden. Und in der aktuellen Mannschaft steht ein Michael Fischer, der "nur 30 Prozent seiner Leistung bringt" und sich "versteckt", anstatt Akzente zu setzen. "Wenn wenigsten Hochheimer und Charaf richtig fit wären, dann hätten wir ja eine kleine Chance", klagt Herborn.

Der Knackpunkt allerdings liegt - und das ist beim VfB nichts Neues - in der Abwehr. "Unsere Hintermannschaft macht gravierende Fehler, im Defensivbereich sind wir nicht landesliga-reif", legt Herborn den Finger auf die Wunde. Neuzugang Thomas Pelayo, zunächst noch vielversprechend, schafft den Sprung wohl doch nicht: "Er ist zwar groß und kräftig, aber trotzdem nicht kopfballstark". Auch Christoph Abel erfüllte Herborns Erwartungen nicht: "Er kann ausschließlich Libero spielen. Wir aber brauchen gute Manndecker".

"Ich habe drei Defensiv-Leute geholt - alle drei haben es nicht geschafft", läßt sich Herborn den Vorwurf verfehlter "Einkaufspolitik" nicht gefallen. Allerdings sind Pelayo, Abel und Güntner von niedrigerklassigen Vereinen geholt worden. Auch von den A-Jugendlichen ist Herborn enttäuscht: "Die ziehen überhaupt nicht mit". Zwar stehen die Unterliederbacher mittlerweile mit drei (Defensiv-)Spielern in Kontakt, doch mit Gewalt wird keiner geholt: "Ich bin nicht bereit, viel Geld auszugeben", stellt Herborn klar, der den Verlust von Michael Reichardt (FC Schwalbach) am stärksten beklagt. "Wenn ich sehe, wie Wehen in der Oberliga herumkrebst, obwohl da Unsummen reingesteckt werden - dazu habe ich keine Lust". Aber ohne Moos ist im Fußball nunmal nix mehr los. Ist der VfB Unterliederbach an seine finanziellen Grenzen gestoßen?

Es klafft zumindest ein Abgrund zwischen Anspruch und Wirklichkeit beim VfB. Der Anspruch an das Team, in der Spitze mitzumischen, kann nicht erfüllt werden, wenn zur Verstärkung der instabilen Defensive nur Spieler aus unteren Klassen geholt werden. Zu größeren Investitionen war der VfB auch vor der Runde nicht bereit. Zum Beispiel im Falle eines Spielers, der jetzt für die SG Höchst kickt: "Den Ludwig hätte ich auch gern gehabt. Aber ich kann nicht bieten, was Höchst bietet - so einfach ist das", klingt Herborn fast schon resignierend.

Der Pressesprecher hat diese Saison offenbar bereits abgehakt, nachdem er vor einigen Wochen noch sehr optimistisch klang. Es war wohl doch nicht alles Gold, was zunächst glänzte. Die Realität hat den VfB Unterliederbach und Jürgen Herborn eingeholt. An seiner Mannschaft liegt es, seine Begeisterung und ihn aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Ein Sensationssieg bei der SG Höchst wäre hierzu sicher besser geeignet als der traditionelle Kuß des Prinzen. Allerdings kommen solche Sensationen meistens nur im Märchen vor . . . ina

Hilfe zur Betreuung von Flüchtlingen

HANAU. Menschen, die bei der Betreuung von Flüchtlingen mitarbeiten wollen, sucht der Helferkreis in der Frankfurter Landstraße. Um ihnen Hilfestellung zu geben, beispielsweise bei der Bildung eines eigenen Helferkreises, gibt die Gruppe einen Fragebogen heraus. Interessenten können ihn unter Telefon 0 61 81 / 8 33 94 anfordern. Die Fragen wurden ausgearbeitet, damit Hilfswillige ihre Angebote bekanntmachen und dann nach den Bedürfnissen der Unterkünfte eingesetzt werden können.

In allen Stadtteilen braucht es noch Hausaufgabenhilfen für die Kinder, die noch nicht gut Deutsch sprechen. Auch sind Leute gesucht, die Sprachkurse in Deutsch anbieten. Außerdem gibt es viele andere Möglichkeiten, die Flüchtlinge zu unterstützen. Die verschiedenen Organisationen und Kirchen arbeiten eng mit den Bürgern zusammen. Sie wollen auch Ansprechpartner und Vermittler für die Ängste in der Bevölkerung sein.

Hilfswillige können sich auch beim nächsten Treffen des Helferkreises der Frankfurter Landstraße informieren. Der Termin ist Montag, 19. Oktober, um 19 Uhr in den Räumen der Adventgemeinde, Frankfurter Landstraße 64. mün

Hedwig Gandecki wird heute 100

Als Tochter des Landwirtes Lorenz Mela und seiner Frau Eleonore wurde Hedwig Gandecki aus der Ganghoferstraße heute vor 100 Jahren, am 8. Oktober 1892, im polnischen Gutkowice geboren. Mit ihren sechs Geschwistern wuchs sie unter der Obhut der Eltern, die Rinder- und Pferdezucht sowie eine Ölmühle betrieben, auf. Um die Düsseldorfer Heimat des Vaters kennenzulernen, reiste die Jubilarin 1914 nach Deutschland. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zwang sie, in der Mark Brandenburg zu bleiben. Nach Kriegsende lernte sie dort Thomas Gandecki kennen, den sie 1920 heiratete.

Die junge Familie, die im brandenburgischen Groß-Räschen lebte, wurde bald durch Tochter Marga ergänzt. Sie löste schließlich auch den Umzug des Ehepaars nach Frankfurt/Main aus, da sie nach Abschluß ihres Studiums in Leipzig, 1950, für vier Jahre interniert wurde und nach ihrer Entlassung nach Frankfurt zog, wo sie sich eine neue Existenz aufbaute. 1958 reisten Hedwig und Thomas Gandecki, ihr gesamtes Eigentum in der DDR zurücklassend, der Tochter in die Mainmetropole nach, wo sie recht schnell "heimisch" wurden. Glücklich ist Hedwig Gandecki, die seit dem Tod ihres Mannes 1975 alleine lebt, darüber, daß sie "die deutsche Wiedervereinigung noch erleben durfte". fra

Fairer Kaffee-Genuß kostet zwei Mark mehr

FRANKFURT A. M. (FR). Der Verein zur Förderung des fairen Handels mit der Dritten Welt strebt mit Kaffee unter dem Gütesiegel Transfair nun verstärkt in den Einzelhandel. Während die Bohnen mit dem Solidaritätszuschlag für Kleinbauern in Entwicklungsländern bereits in Edeka-Läden in Süddeutschland geführt werden, startet Rewe in Hessen und Rheinland-Pfalz in Kürze einen Test mit "fairem Kaffee". Träger von Transfair sind 22 Organisationen, darunter das katholische Hilfswerk Misereor, der evangelische Kirchliche Entwicklungsdienst und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung.

Die Transfair-Träger weisen darauf hin, daß jeder, der "fairen Kaffee" kaufe, persönliche Entwicklungshilfe leiste. Den Kleinbauern solle ein gemessen an ihrer Arbeit gerechteres Einkommen ermöglicht werden. Dies hat seinen Preis: Das Pfund Transfair-Bohnen soll zwei Mark mehr kosten. Hintergrund der Aktion ist der Zusammenbruch des Internationalen Kaffee-Abkommens 1989. Seitdem sind die Preise eingebrochen. Die Folge: Viele Kleinbauern stehen vor dem Ruin.

DTB-Pokal als internationales "Gipfeltreffen" in Höchst Weltspitze auf dem Trampolin Einzige Lokalmatadorin im Feld ist Bafke Spang aus Dillenburg

Nur vier Wochen nach der Weltmeisterschaft in Neuseeland findet sich die Weltspitze der Trampolin-Turner zu einem erneuten "Gipfeltreffen" zusammen. In der Ballsporthalle in Frankfurt-Höchst werden sich am Samstag, 10. Oktober, 94 Athletinnen und Athleten aus 16 Nationen aufs Sprungtuch begeben. Der internationale DTB-Pokal wird dabei zum ersten Mal mit einer World-Cup-Veranstaltung gekoppelt.

Die in dieser Saison neu eingeführte, und aus fünf Wettbewerben sowie einem Endkampf bestehende World-Cup-Serie, soll der wachsenden Beliebtheit des Trampolin-Turnens Rechnung tragen. "Wir hoffen auf 1000 Zuschauer", gab sich Organisations-Chef Werner Mais vorab zuversichtlich.

Beim Synchron-Turnen der Frauen hoffen die Vize-Weltmeisterinnen Tina Ludwig/Hiltrud Roewe am englischen Weltmeisterduo Lorraine Lyon/Andrea Holmes Revanche nehmen zu können. Im Frauen-Einzel wird es ebenfalls zu einer Auseinandersetzung auf höchstem Niveau kommen. Die frischgekürte russische Weltmeisterin Elena Merkulova wird sich den Angriffen von Teamkollegin und Vizeweltmeisterin Tatiana Lushina zu erwehren haben. Aus deutscher Sicht könnte die WM-Vierte Hiltrud Roewe (TV Schafheim) bei der Vergabe der Spitzenplätze ein Wörtchen mitreden.

Bei den Turnern werden im Synchronwettbewerb die dänischen Vize-Weltmeister Anders Christiansen/John Hansen als Favoriten gehandelt. Der einzige Wettbewerb, in dem sich die absoluten Top-Springer rar machen, ist die Männer- Einzelkonkurrenz. Nachdem der momentan als unschlagbar geltende russische Weltmeister Alexander Moskalenko auf eine Teilnahme verzichtete, werden Christof Emmes (MTV Bad Kreuznach) und Christian Kemmer (CJD München) ihre Chance zu nehmen versuchen.

Einzige Lokalmatadorin im illustren Starterfeld ist Bafke Spang vom TV Dillenburg. Das Finale beginnt am Samstag um 15 Uhr. Im Anschluß an die Wettbewerbe werden vier Turner aus verschiedenen Nationen eine "Quadro-Show" aufs Sprungtuch zaubern. reh

Aus dem Tunnel in alle Welt Nun Telefongespräche aus dem ICE-Zug ohne Unterbrechung Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 7. Oktober. Mit hohen Kosten hat die Bundesbahn dafür gesorgt, daß ICE-Reisende nun auch auf den Tunnelstrecken in alle Welt telefonieren können. Auf der Strecke Hannover-Göttingen führte sie am Mittwoch ihr Tunnelfunksystem (TFS) vor, das spätestens bis Ende November auf allen ICE-Neubaustrecken in Betrieb gehen soll. Ein derartiges System, versicherte Helmut Pohl, Präsident der Bundesbahndirektion Hannover, gebe es bisher nirgendwo auf der Welt.

Fast 80 Millionen Mark hat die Bahn den beteiligten Firmen für Entwicklung und Installation des TFS gezahlt. Hinzu kommen die Anschaffungskosten für die speziellen Telefongeräte in den Zügen (3000 Mark je Stück, bestellt sind 600 Stück) oder die nun laufend aufzuwendenden Betriebskosten. "Nach der Rentabilität darf man nicht fragen", meinte dazu Projektleiter Günter Marner. Das TFS sei als Kundendienst zu betrachten.

Auf den insgesamt rund 400 Kilometer langen ICE-Neubaustrecken gibt es 81 Tunnel. Die Zugführer haben per Betriebsfunk die Möglichkeit, sich jederzeit mit anderen Dienststellen der Bundesbahn zu verständigen. Insofern bestand kein Bedarf am TFS. Damit aber auch die Bahnreisenden anrufen oder sich anrufen lassen können, wenn der Zug unterirdisch ein Gebirge duchquert, wurde nun mit komplizierten Datenübertragungsprogrammen der Anschluß an das C-Netz des Telekom-Mobilfunks hergestellt. An dieses Netz, das größer und leistungsfähiger ist als das frühere A- und das B-Netz, sind laut Telekom bereits rund 700 000 Teilnehmer angeschlossen. Das B-Netz, an dem die Zugtelefone in den IC-Zügen hängen, wird 1994 abgeschaltet. Dann werden auch die IC-Züge in das C-Netz einbezogen.

Die Post wird aber 1994 ihr neues D- Netz in Betrieb nehmen. Auf die Frage, warum die Bahn ihren Tunnelfunk nicht für das D-Netz konzipiert habe, antworteten Pohl und Marner, man habe das TFS nicht erst in zwei Jahren einführen wollen. Das TFS ermöglicht auch den Empfang von drei UKW-Hörfunkprogrammen und von "Eurosignal"-Rufen.

Flüchtlingshilfe verurteilt Fremdenfeindlichkeit

NEU-ISENBURG. Die Flüchtlingshilfe Neu-Isenburg protestiert in einer Erklärung gegen die "abweisende oder gar feindliche Haltung" vieler Bürger gegen die Flüchtlinge.

Wie es heißt, sollen die Neu-Isenburger "ein Signal gegen Rassenhaß und Fremdenfeindlichkeit" setzen und Flüchtlingen offen begegnen. Die Flüchtlingshilfe verurteile die "lautststarke Unterstützung" und die "stillschweigende Duldung" von Gewalt. Das individuelle Grundrecht auf Asyl müsse uneingeschränkt beibehalten werden, steht in der Erklärung. ac

Doppelgleisig

Das politisch-militärische Geschehen im ehemaligen Jugoslawien bewegt sich zur Zeit auf zwei anscheinend auseinanderlaufenden Gleisen. Im politischen Bereich gibt es nach dem überraschenden Genfer "Gipfeltreffen" der beiden Präsidenten Rest-Jugoslawiens und Kroatiens, Dobrica Cosic und Franjo Tudjman, wieder einmal vage Hoffnung, die beiden Hauptgegner könnten einen neuen Ansatz für eine politische Lösung gefunden haben. Anlaß für optimistische Erwartungen liefert die vereinbarte Demilitarisierung der Halbinsel Prevlaka südlich von Dubrovnik sowie der erstmals erwähnte freiwillige Bevölkerungsaustausch.

Umgekehrt wurden aber im bosnischen Krieg mit der Eroberung der Savestadt Bosanski Brod neue vollendete Tatsachen geschaffen. Die bosnischen Serben haben den Landkorridor erheblich gefestigt, der die von ihnen beanspruchten Territorien und die benachbarte Krajina von Knin mit Serbien und Neo-Jugoslawien verbindet. Mit der Zerstörung der letzten intakten Savebrücke von Bosanski Brod ist nicht nur ein wichtiger Flucht-, sondern auch Nachschubweg für die bosnisch-kratischen Verteidiger des Savetals verlorengegangen.

Der in Sarajewo geäußerte Verdacht, der Verlust des vorwiegend von kroatischen Truppen gehaltenen Bosanski Brod sei Nebenergebnis der Genfer Deals, überrascht nicht, so wenig er zu belegen ist. Befürchten doch die bosnischen Moslems seit langem, daß sich Serben und Kroaten irgendwann auf ihre Kosten einigen könnten. Die Lage hat sich für sie weiter verschlechtert. yr (Wien)

Ein neuer Satzungs-Kniff im Fall Krabbe Der erwünschte Rausschmiß Doping-Vergehen nach einjähriger Mitgliedspause verjährt

Im "Fall Krabbe" könnte passieren, daß alles Streiten einer trivialen Lösung zugeführt wird. Es könnte passieren, daß Antworten auf die Fragen, ob das Clenbuterol ein anabol wirkendes Muskelmastmittel ist (es ist eines) oder ob eine Vierjahressperre, wie sie droht, sofern sie einem Berufsverbot gleichkäme gegen das deutsche Grundgesetz verstößt, für verbandsrechtliche Verfahren unwichtig werden. Die Chose ist wie ein gordischer Knoten zu lösen - mit einem Hieb -, und die Lösung wird danach so aussehen: Katrin Krabbe und auch die mit ihr in einem Boot sitzenden Mecklenburger Sprinterinnen Grit Breuer und Manuela Derr kommen trotz zugegebenen Clenbuterol-Konsums mit einer Sperre von einem Jahr und einem Tag davon. Ihr Verein, der SC Neubrandenburg, muß sie nur schleunigst ausschließen. Es kommt nämlich der Paragraph 51 "Einstellung des Verfahrens" in der maßgeblichen Broschüre "Satzung und Ordnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes" buchstabengetreu zur Anwendung.

Noch einmal sei daran erinnert, daß das Trio am 11. September vom DLV-Präsidium wegen schwersten Dopingvergehens zu einer Sperre von vier Jahren verurteilt wurde.

Die nämliche Passage lautet: "Das Verfahren ist einzustellen, 3. bei einer in § 2 Nr. 6 genannten Person als Beteiligter, wenn keine Mitgliedschaft in einem Verein mehr besteht." Weiterhin: "(3) Das Verfahren kann von Amts wegen vor dem Rechtsausschuß, der das Verfahren eingestellt hat, wieder aufgenommen werden, wenn innerhalb eines Jahres eine neue Mitgliedschaft begründet . . . wird."

Im Umkehrschluß bedeutet dies, daß das Verfahren nach einem Jahr nicht mehr wiederaufgenommen werden kann. Es ist, im juristischen Terminus, "verjährt". Stellt Katrin Krabbe danach einen neuen Antrag auf Vereinsmitgliedschaft, gilt sie, juristisch, als unbescholtene Person. Bekanntlich wird der SC Neubrandenburg in den nächsten Tagen über ihren und ihrer Kolleginnen Auschluß entscheiden.

"Wir kriegen endlich einmal vorgeführt, wie antiquiert das Vereinsrecht ist", hat jetzt Rüdiger Nickel einigermaßen entgeistert gesagt, der Antidoping-Beauftragte des DLV. "Wer hätte vor Aufstellung der Rechts- und Verfahrensordnung an solche Fälle gedacht." Sie wurden irgendwann un den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren ausgeklügelt. Sperren, die über zwölf Monate hinausreichten, vermochte sich damals, in den seligen Amateurzeiten, niemand vorzustellen.

ROBERT HARTMANN

Die interessante Sportnotiz

Protest gegen "Springbok"-Tournee Die südafrikanische Rugby-Auswahl wird im November gegen die englische Nationalmannnschaft in England spielen. Englische Südafrika-Gruppen protestieren gegen den Auftritt der für die Apartheid stehenden und nur aus Weißen bestehenden "Springboks" und kündigen Demonstrationen an, um die Länderspiele mit den "Springboks" zu verhindern.

Doll verlängert Vertrag mit Lazio Thomas Doll wird beim italienischen Fußball-Erstligisten einen Vertrag unterzeichnen, der bis 1997 läuft und dem Spieler ein Einkommen von umgerechnet 4,5 Millionen Mark garantiert.

Fischer gewinnt sein erstes Spiel Nach einer Niederlage und drei Remis-Partien hintereinander in Belgrad kam der 49jährige Ex-Weltmeister Bobby Fischer (USA) nach 34 Zügen zum ersten Sieg über Boris Spasski (Frankreich) und führt nunmehr 6:3. Fischer hate die schwarzen Steine und wählte erstmals in diesem Duell die Benoni-Verteidigung. Kommt zweites deutsches Rad-Team? Der Belgier Ferdi van den Haute, derzeit noch in der sportlichen Leitung des PDM-Stalles, will im kommenden Jahr eine deutsche Radprofi-Mannschaft auf die Beine stellen. Löhr nominiert auch Wolf und Kientz Ins Aufgebot der deutschen Fußball- Auswahl U 21, die am Dienstag ein Länderspiel gegen die Türkei bestreitet, hat Bundestrainer Hannes Löhr unter anderem Dirk Wolf und Jochen Kientz von der Frankfurter Eintracht berufen. Frauen-Fußball-Bundesliga fällt aus Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen muß ihr Viertelfinal- Hinspiel zur Europameisterschaft gegen die GUS in Moskau bereits am kommenden Sonntag bestreiten. Der europäische Verband legte den früheren Termin fest. Damit fällt der fürs kommende Wochenende geplante Bundesliga-Spieltag aus. Ex-Meister gesteht Anabolika-Konsum Olaf Peters, vierfacher deutscher Meister im Gewichtheben, hat vor Gericht gestanden, während seiner Karriere Anabolika genommen zu haben. Peters ist angeklagt, 1989 mit Tabletten gehandelt zu haben. Schöne bei der Squash-WM weiter Die Landshuterin Sabine Schöne hat bei den Squash-Weltmeisterschaften im kanadischen Vancouver das Achtelfinale erreicht. Daniela Grzenia schied aus. Rollhockey-Team auf Rang fünf Bei der ersten Rollhockey-Weltmeisterschaft für Frauen in Springe liegt die deutsche Mannschaft nach einer 2:3-Niederlage gegen die Niederlande auf Platz fünf. Es führt Kanada ohne Punktverlust. Kirjakow für Rußland am Ball Im Aufgebot der russischen Fußball- Nationalmannschaft, die am 14. Oktober ein WM-Qualifikationsspiel gegen Island bestreitet, stehen zwölf im Ausland tätige Spieler, darunter die Bundesliga-Akteure Sergej Kirjakow (Karlsruher SC), Sergej Gorlukowitsch (Bayer Uerdingen) und Alexander Borodjuk (Schalke 04). Hockenheim-GP am 25. Juli 1993 Der Große Preis von Deutschland in der Formel 1 findet im kommenden Jahr am 25. Juli in Hockenheim statt. Die WM-Serie beginnt am 28. Januar im südafrikanischen Kyalami und endet am 7. November in Adelaide (Australien). Hessens Turnerinnen im Aufschwung Beachtliche Plazierungen erreichten Katja Sturm (TV Neu-Isenburg) und Sabine Lauer (TSV Heusenstamm) beim Kunstturnerinnen-Cup des DTB. Katja Sturm erreichte 31,35 Punkte und vergab nur durch zwei Patzer am Stufenbarren eine bessere Plazierung als den siebten Rang. Sabine Lauer folgte mit 30,75 Punkten auf dem achten Platz. Wagenhaus für acht Spiele gesperrt Der Dresdner Fußball-Profi Andreas Wagenhaus ist vom DFB-Sportgericht zu einer Sperre von acht Pflichtspielen verurteilt worden. Wagenhaus hatte im Pokalspiel gegen den VfB Leipzig (2:3) einen Gegenspieler angespuckt. Hoeneß: "Yeboah kein Thema" Uli Hoeneß, Manger des FC Bayern München, hat die Gerüchte um einen Wechsel des Frankfurter Stürmers Anthony Yeboah dementiert: "Yeboah ist derzeit kein Thema für uns."

Schauspiel verschiebt Schnitzler-Inszenierung

Die für Sonntag, 18. Oktober, im Schauspielhaus angekündigte Premiere von Arthur Schnitzlers Stück "Das weite Land" muß, wie das Schauspiel mitteilt, "aus künstlerischen Gründen" verschoben werden. Als neuer Premierentermin für Jürgen Goschs Inszenierung ist der 28. Oktober vorgesehen.

Als Folge dieser Terminänderung ergibt sich laut Dramaturgie die Notwendigkeit, auch die nächste Premiere, "Antiphon" von Djuna Barnes in der Inszenierung von Peter Eschberg, vom 30. Oktober auf den 4. November zu verschieben. Der übrige Oktober-Spielplan des Schauspiels bis einschließlich 17. Oktober wird von diesen Änderungen nicht tangiert. fr

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL EUROPAPOKAL der Pokalsieger, 2. Runde, Rückspiel: CB Saragossa - TTL Basketball Bamberg 81:51 (43:31); damit ist Bamberg ausgeschieden. KORAC-POKAL, 2. Runde, Rückspiele: BG Stuttgart/Ludwigsburg - Lyon 79:76, Stuttgart weiter, ALBA Berlin - Lech Posen 64:60, Berlin weiter, TVG Trier - Optimiz Postojna/Slowenien 72:71, Trier ausgeschieden, SSV Ulm - Pepinster/Belgien 96:90, Ulm ausgeschieden, Karhun Helsinik - MTV Wolfenbüttel 77:84, Wolfenbüttel weiter.

2. BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: Lotus München - TV Langen 87:105 (46:56).

EISHOCKEY NORDAMERIKANISCHE Profiliga NHL, 1. Spieltag: Pittsburgh Penguins - Philadelphia Flyers 3:3, New York Islanders - New Jersey Devils 3:4, Toronto Maple Leafs - Washington Capitals 5:6, Hartford Whalers - Montreal Canadiens 1:5, Winnipeg Jets - Detroit Red Wings 4:1, St. Louis Blues - Minnesota North Stars 6:4, Edmonton Oilers - Vancouver Canucks 4:5, Calgary Flames - Los Angeles Kings 4:5.

OBERLIGA Nord: Schalker Haie - ETC Timmendorf 2:4 (1:0, 0:3, 1:1).

FUSSBALL Gruppe 6: Schweden - Bulgarien 2:0.

U 21-EM-QUALIFIKATION, Gruppe 6: Schweden - Bulgarien 6:0 (2:0).

BEZIRKSOBERLIGA FFM-OST, FSV Bad Orb - Germ. Niederrodenbach 2:1 (1:1).

FFM-WEST: SG Rodheim - Vatanspor Bad Homburg 2:2. HANDBALL

BUNDESLIGA, Männer: Empor Rostock - TuSEM Essen 21:22 (9:12).

Frauen: Walle Bremen - Wiesbaden 17:14, Buxtehude - Mainzlar 27:22, Minden - Sindelfingen 15:15. ROLLHOCKEY

1. WELTMEISTERSCHAFT der Frauen in Springe, 6. Spieltag: Kanada - Deutschland 6:0, Neuseeland - Niederlande 1:0, USA - Indien 22:0, Spanien - Italien 1:3, England - Südafrika 4:1, Portugal - Australien 3:4, Deutschland - Niederlande 2:3, USA - Neuseeland 0:4, Indien - Kanada 1:15.

TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Sydney (850 000 Dollar), Einzel, 2. Runde: Edberg (Schweden/Nr. 1) - Baur (Neuss) 7:6 (8:6), 7:5, Agassi (USA/Nr. 3) - Grabb (USA) 6:4, 6:2, Lendl (USA/Nr. 4) - Steven (Neuseeland) 7:5, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER in Toulouse (315 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Siemerink (Niederlande) - Steeb (Stuttgart) 7:6 (7:5), 6:7 (6:8), 7:6 (7:2), Medewedew (Ukraine) - Gollwitzer (Nürnberg) 6:2, 6:7 (9:11), 6:4, Roux (Frankreich) - Borg (Schweden) 6:0, 6:4.

2. Runde: Gilbert (USA) - Gilbert (Frankreich) 6:3, 6:4, Svensson (Schweden) - Camporese (Italien) 6:3, 6:4.

FRAUEN-TURNIER in Zürich (350 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Rittner (Leverkusen) - Rehe (USA) 5:7, 6:1, 6:4, Garrison (USA/Nr. 5) - Durie (Großbritannien) 3:6, 6:3, 6:4, Maleewa-Fragniere (Schweiz) - Kochta (München) 6:1, 3:6, 7:5, Navratilova (USA) - Zardo (Schweiz) 6:0, 6:0.

2. Runde: Graf (Brühl) - Probst (Bamberg) 6:0, 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER in Athen (130 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Gustafsson (Schweden) - Naewie (Mannheim) 6:4, 6:3, Bruguera (Spanien) - de la Pena (Argentinien) 6:3, 6:1, Arrese (Spanien) - Skoff (Österreich) 6:2, 6:4.

Kino-Programme

und das Theater

in Rhein-Main

heute auf den

Seiten 34 und 35

Computer-Dias und Fotogramme Das Jugendhaus in Königstein veranstaltet eine Aktionswoche

KÖNIGSTEIN. Entwerfen von Computer-Dias, Herstellen von Fotogrammen und Arbeiten mit Holz - dies alles bietet das Jugendhaus in Königstein in einer Aktionswoche allen Jugendlichen zwischen zehn und 15 Jahren in den Herbstferien von Montag, 12., bis Freitag, 16. Oktober, an. Neben den verschiedenen Arbeitsgemeinschaften steht ein Aktionstag in Frankfurt auf dem Programm.

"Die Jugendlichen sollen sich mehrere Tage mit einem Thema beschäftigen können und ein richtiges Ergebnis am Schluß sehen", erklärt Hermann-Josef Lenerz, der Leiter des Jugend- und Sozialamtes, der an der Planung der Woche beteiligt war. Lern- und Spielerfahrung mit anderen ist das pädagogische Ziel.

Im Holz-Workshop können die Jugendlichen auswählen, was sie machen wollen. Schlüsselbretter, Holzpuzzles, kleinere Garderoben und andere Gebrauchsgegenstände werden gesägt, geleimt und geschnitzt. In der Arbeitsgruppe Computer- Dias werden mit Hilfe des Computers verschiedene ausgefallene Grafiken und Schriften erzeugt, die vom Bildschirm abfotografiert und anschließend auf einer Leinwand vorgeführt werden können. Kreative Bilder stellen die Teilnehmer des Fotogramm-Kurses her. Auf Fotopapier werden vor dem Belichten verschiedene Gegenstände arrangiert. Auf diese Weise lassen sich ohne Fotoapparat effektvolle Bilder mit überraschenden Wirkungen erzielen.

"Wenn die Aktionswoche guten Zuspruch findet, können einzelne Gruppen auch danach im Jugendhaus an ihren Pojekten weiterarbeiten", versichert Hermann-Josef Lenerz. Eine ähnlich Veranstaltung in diesem Sommer einschließlich einer Radtour an der Nidda entlang und einer zweitägigen Kanufahrt sei auf große Resonanz gestoßen. Für die nächsten Sommerferien plane das Jugendhaus bereits eine mehrtägige Fahrt mit Fahrrädern.

Die Arbeitsgruppen jetzt im Oktober treffen sich jeweils für mehrere Stunden am Nachmittag und frühen Abend. Am Donnerstag, 15. Oktober, geht's ab nach Frankfurt zum Schlittschuhlaufen und möglicherweise zu einem Konzert. Genauere Informationen sind im Jugendhaus und im Rathaus zu bekommen. Die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos, für den Aktionstag wird ein Unkostenbeitrag von zehn bis 15 Mark verlangt.

Anmelden müssen sich die Jugendlichen schriftlich bis spätestens Freitag, 9. Oktober, bei der Stadt Königstein, Jugendpflege, Hauptstraße 15. Während der Aktionswoche ist das Jugendhaus für den sonst üblichen allgemeinen Café-Betrieb geschlossen. jom

1600 Einwendungen gegen den Schlachthof abgelehnt Klagen über standardisierte Schreiben der Stadt

Fast 1600 Bürger im Frankfurter Norden haben jetzt Post von der Stadt Frankfurt bekommen: Ihre Einsprüche gegen den Bebauungsplan für den in Nieder-Eschbach geplanten Schlachthof sind durch den rot-grünen Magistrat beschieden worden. Die Bewohner Nieder-Eschbachs und angrenzender Stadtteile hatten ihre Bedenken und Anregungen bei der öffentlichen Bürgeranhörung zu dem umstrittenen Millionen-Projekt im Januar 1992 geltend gemacht. Dirk Zimmermann, Leiter des Stadtplanungsamtes, bestätigte jetzt, daß die Fachleute der Kommune alle vorgebrachten Einwände abgelehnt haben: "Wir haben praktisch immer nein gesagt."

Betroffene Bürger beschwerten sich gegenüber der FR darüber, daß die Stadt in allen Briefen "mit Standardformulierungen" und "Textbausteinen" arbeite, ohne auf die individuellen Argumente überhaupt einzugehen. Amtsleiter Zimmermann beteuerte, daß auch "unendlich viele Einwender die gleichen Vordrucke verwendet" hätten. Tatsächlich taucht in den Antwortbriefen der Stadt immer eine "Zusammenfassung" auf, die aus zwei Sätzen besteht: "Die angesprochenen Gesichtspunkte wurden bereits im bisherigen Bebauungsplanverfahren von der Stadt Frankfurt am Main berücksichtigt. Eine Änderung der Planung ist daher nicht erforderlich."

Inhaltlich gehen die kommunalen Planer unter anderem auf die folgenden Problemkreise ein: Verkehr, Verkehrslärm, Belastung der Luft und des Klimas, Umweltverträglichkeitsprüfung, Gründe für den Neubau eines Schlachthofs in Frankfurt, Auswirkungen der Schlachthallen auf Wasserhaushalt und Abwassersituation, Kosten der Verlagerung. Auch hier wiederholen sich naturgemäß die Argumente.

So gibt die Stadt die künftige Spitze für den Schlachthofverkehr mit "etwa 7 Uhr morgens" an - in dieser Zeit sei mit "circa 150 Kraftfahrzeugen pro Stunde" zu rechnen. Der Lkw-Verkehr komme zu 75 Prozent aus dem nördlichen Frankfurter Umland oder über die Autobahnen aus Mittelhessen und Norddeutschland. Die Planer wiederholen, daß die Wohngebäude am Bügel durch das heutige Parkhaus vom Verkehrslärm abgeschirmt würden - die einzige vorhandene Lücke im nördlichen Teil des Ben-Gurion-Ringes wolle man bis zur Inbetriebnahme des Schlachthofes schließen.

Der Magistrat gibt zu, daß durch den Verkehr "zusätzliche Abgasemissionen" zu erwarten sind, "insbesondere Rußpartikel, Schwefeldioxid, Stickstoffoxide, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid". All dies geschehe aber innerhalb der "Immissionsrichtwerte".

Wie Amtsleiter Zimmermann sagte, wird der Bebauungsplanentwurf der Stadt jetzt am 15. Oktober dem hessischen Innenminister Herbert Günther (SPD) zugeleitet. Das Ministerium hat drei Monate Zeit für etwaige Einwände - geschieht nichts, kann der Bebauungsplan Rechtskraft erlangen. Zimmermann rechnete damit, daß die Stadt Ende November über die Haltung des Ministers informiert ist.

Wenn der Bebauungsplan Rechtskraft besitzt, kann die nächste Runde der Auseinandersetzungen beginnen: Mit Klagen betroffener Bürger vor Gericht wird im Römer gerechnet. jg

Drachen - selbst gebastelt? Fachgeschäfte bieten Material für hochwertige Modelle

Drachen, selbst gebaut, gibt es das überhaupt noch? Und wo kann man das Material dazu kaufen? In einer Reihe von Spielwaren-Spezialgeschäften stehen nur fertige verpackte Drachen in den Boxen. "Den billigen für zehn Mark aus Plastik kann ich gar nicht empfehlen", sagt der Verkäufer ehrlich. Und rät, den zu 24 Mark, aus Stoff und zuammensteckbar, zu nehmen. "Der ist ganz gut und steigt auch bei wenig Wind!"

Die Suche nach Ölpapier wurde erst in einer Buchhandlung von Erfolg gekrönt. "Sowas wird kaum noch gefragt", sagt die Verkäuferin. "Drachen kauft man fertig!" Leisten dazu gibt es keine, nur Klebstoff.

Leisten und Bindfaden oder Nylongarn gibt es im Baumarkt. Indes, die vielen Wege für einen Drachen, das ist mühsam. Also lassen es viele sein.

Ähnlich hat wohl auch Vater Klaus Jubel aus Seckbach gedacht, der mit Söhnchen Jan Philipp (8) und der kleinen Verena Mühlenbeck auf dem Lohrberg die Drachen starten lassen will. "Die sind ebenfalls gekauft und zusammengesteckt. Früher, als Kind, ja, da haben wir uns die selbst gebaut", sagt Jubel; "heute sind die Wünsche der Söhne anders. Der wollte was Flottes. Runde 50 Mark muß man da schon ausgeben." Früher, da hätten die Materialkosten nur ganze drei Mark betragen. Am Ende kommt dennoch keine Freude auf: Die Lohrberg-Wiese bleibt wirklich windstill, da bleibt auch der leichteste Drachen platt auf der Erde. Wer sich dennoch seinen schnellen Himmelsstürmer selbst bauen will, kriegt in den reinen Fachgeschäften wirklich alles zu kaufen. Vor allem wird er dort gründlich beraten, denn die Besitzer haben sich zumeist "emporgedient" und entwerfen teils ihre Modelle selbst.

Ein noch relativ neues Material ist Tyvek aus Polyäthylen. Es ist wesentlich billiger als Seglers Spinnackernylon, kann geklebt werden oder genäht, franst nicht aus und ist wasserfest. Leider gibt es das nur in Weiß. Dafür läßt es sich mit Filzstift, Plaka- oder Acrylfarbe gut bemalen. Bauanleitungen und Zubehör besorgt man sich am besten gleich im Fachgeschäft. Sie gibt es ab zehn Mark; denn einige Maßangaben und Tips, etwa im Umgang mit Leim, Gestänge und Werkzeugen braucht man schon.

Eine Warnung zum Schluß: Mehr als 100 Meter Schnurlänge ist nicht erlaubt. Hochspannungs- oder Telefonleitungen sowie Bundesbahnstrecken und Straßen bitte meiden. Bei größeren Drachen Handschuhe tragen: Muß die Leine schnell geholt werden, kann so eine Schnur scharf sein wie ein Messer. Gar, wenn sie "ausrauscht".

Bei drohendem Gewitter gar nicht erst starten. In der Umgebung von Flugplätzen ist eine mehrere Kilometer breite "Schutzzone" zu meiden. Eine Nylonschnur, die in einen Hubschrauber-Rotor gerät, kann den Piloten gefährlich werden. -vau

Auch wenn zum Januar 1993 in Europa offiziell die Grenzen fallen, bleiben die ovalen Länderkennzeichen am Fahrzeugheck weiterhin Vorschrift. Auf diese Tatsache weist der AvD hin. In manchen europäischen Staaten wird das Fehlen dieses Schildes sogar als Ordnungswidrigkeit mit Buße belegt. Auch für Ausländer in Deutschland ist das kleine ovale Schild weiterhin Vorschrift. Es stellt auch in Anbetracht der Tatsache, daß manche Länder wie Österreich und Polen neue Kennzeichen eingeführt haben, eine nützliche Hilfe dar. avd

Finger weg von kranken Kaninchen im Sportpark

NEU-ISENBURG. Die Kaninchen im Sportpark leiden unter Myxomatose, einer Krankheit, die nur Hasen und Kaninchen befällt und für Menschen nicht ansteckend ist. Die Stadt weist darauf hin, kranke Tiere aus hygienischen Gründen nicht anzufassen. Die Krankheit endet in der Regel tödlich. Deshalb braucht sich aber niemand Sorgen um den Kaninchenbestand zu machen, denn einige resistente Exemplare überleben immer, und "in etwa zwei oder drei Jahren" werde es wieder von Kaninchen wimmeln, heißt es in einer Pressemitteilung. ac

"Die Wanze" im Literaturtelefon

HANAU. "Die Wanze" ist nicht nur ein wenig geliebtes Insekt, sondern auch eine "Zauberkomödie" des Schriftstellers Wladimir Majakowski aus dem Jahr 1929. Auszüge daraus bietet das Hanauer Literaturtelefon seinen Zuhörern vom 9. bis 15. Oktober unter Telefon 2 41 41.

Der sowjetische Dichter stellt im ersten Teil des Bühnenstücks eine russische Kleinstadt dar, deren Bewohner revolutionäre Gesinnung haben. Die Hauptfigur, Bratfisch, früher Arbeiter und Parteimitglied, ist aufgestiegen und hat seine Anfänge vergessen. Er stirbt bei einem Brand. Im zweiten Teil, der 50 Jahre später in der inzwischen zur Metropole gewordenen Stadt spielt, wird er wiederbelebt und erfährt dort eine hochtechnisierte, antiseptische Welt. mün

Gelnhausen hat einen Flüchtlingsbeirat

GELNHAUSEN. Ein Flüchtlingsbeirat soll fortan in Gelnhausen alle Anstrengungungen koordinieren und Fragen behandeln, die der Betreuung der Asylbewerber in der Stadt und dem Zusammenleben der Gelnhäuser Bürger mit den Flüchtlingen gelten. Repräsentanten mehrerer Organisationen und auch der Stadt Gelnhausen haben am Mittwoch den Beirat gegründet.

An der konstituierenden Sitzung beteiligten sich laut Sprecher Helmut Schuster neben der Stadtverwaltung die Aktionsgemeinschaft für ein ausländerfreundliches Gelnhausen, DGB, DRK, Caritas und Diakonisches Werk. Als Vorsitzender wurde der DRK-Geschäftsführer Rolf Rudnik gewählt, als Stellvertreter Dekan Peter Laucht. Angestrebt werde, daß auch Vertreter der Flüchtlinge in der Coleman-Kaserne sowie der an anderen Orten in der Stadt untergebrachten Asylsuchenden mitarbeiten. lex

Tanzshow am Samstag

ESCHBORN. Lateinamerikanische Tänze und ein Turnier des Tanzsportclubs "Schwarz-Silber" sind die Attraktion beim Seniorennachmittag am Samstag, 10. Oktober, 15.30 Uhr, im Bürgerzentrum Niederhöchstadt. bhe

Als Lobby für Kinder Fauerbacher gründen einen Elternverein

FRIEDBERG. Um sich für die Betreuung ihrer Kinder besser einsetzen zu können, haben die Fauerbacher Eltern einen Elternverein gegeründet. "Im Fauerbacher Kindergarten werden die Kinder zwar schon ganztägig betreut", sagt Vorsitzender Dieter Hülpüsch, "aber das ist leider nicht genug." Die Eltern wollen sich dafür einsetzen, daß auch Grundschulkinder vor und nach der Schule betreut werden. "Viele Eltern sind berufstätig, da wäre ein solches Angebot auf jeden Fall notwendig", meint Hülpüsch.

Nach den Vorstellungen der Eltern sollte die Grundschule Fauerbach mindestens 20 bis 25 Kindern zwischen 7.30 Uhr und 13.30 offenstehen. Über die normale Unterrichtszeit hinaus hätten die Kinder die Möglichkeit, unter Aufsicht miteinander zu spielen und sich besser kennenzulernen. Der Elternverein will die Trägerschaft für die "Betreuungsschule" übernehmen. Hülpüsch hofft auf Zuschüsse vom Land Hessen, um die nötigen Betreuungskräfte bezahlen zu können.

Bei seiner Gründungsversammlung am 30. September wählte der Verein Johannes Contag, Doris Enders, Jürgen Häller und Dieter Hülpüsch in den Vorstand. Wer dem Verein beitreten möchte oder an weiteren Informationen interessiert ist, kann sich unter dern Nummer 0 60 31 / 1 49 38 an Dieter Hülpüsch wenden. skl

Ehrbeck: Rückzug aus SPD-Politik

BAD VILBEL. Heiner Ehrbeck (SPD) zieht sich von der SPD-Kommunalpolitik zurück. Der parteiinterne Kontrahent von SPD-Fraktionsvorsitzendem Johannes Frank hat soeben sein Stadtverordnetenmandat niedergelegt. Der frührere ehrenamtliche Stadtrat und SPD-Ortsbezirksvorsitzende Talstadt sieht nach seinen Angaben derzeit keine Möglichkeiten mehr, die von ihm vertretenen politischen Ziele in der Bad Vilbeler SPD umzusetzen. Ehrbeck zur FR: "Ich habe weder in der Partei noch in der Fraktion Rückendeckung."

Dies sei bereits bei der Diskussion um die Betriebshoffinanzierung, aber auch bei anderen Themenbereichen wie der Kinderbetreuung oder bei Bauangelegenheiten deutlich geworden und habe sich nun erneut bei der Diskussion um den städtischen Grundstücksverkauf ("unter Wert") an die SÜBA-Baugesellschaft gezeigt. Ehrbeck: "Weder für den Parteivorstand noch für die Fraktion ist das ein Thema."

Verleidet worden sei ihm die Mitarbeit in der SPD auch durch wiederholte persönliche Angriffe in den Fraktionssitzungen. Ehrbeck: "Ich habe keine Lust mehr, auf der nächsten Kandidatenliste der Partei zu erscheinen. Bis auf weiteres nehme ich Abschied von der Vilbeler SPD-Politik." Für Heiner Ehrbeck ist als Nachrücker Marcus Gräser, parlamentarisch bereits erfahren, vorgesehen. mu

Gericht: Ausstrecken des Mittelfingers ist strafbar

adt HAMM, 7. Oktober. Wenn jemand einem anderen einen Vogel zeigt, so ist das traditionell und gerichtsbekannt das Anzeigen einer Geringschätzung und persönlichen Kränkung. Doch was ist mit Handzeichen moderner Art, deren Aussageinhalt nach herrschender Meinung vieldeutig ist. Das Ausstrecken des Mittelfingers, dies hat das Oberlandesgericht (OLG) Hamm in einem jetzt veröffentlichten Leitsatz entschieden, ist stets ein Angriff auf die Ehre und erfüllt damit den Tatbestand der Beleidigung (Az.: 1 Ss 1288/90)

Das Ausstrecken des Mittelfingers, so lautet die Begründung des 1. Strafsenats, ist eine "unzüchtige Gebärde, deren Aussageinhalt zwar mehrere Erklärungen zuläßt, aber bekanntermaßen stets und immer eindeutig obszöner Natur ist".

Der Kommunikation per Zeichensprache, die zum Strafprozeß geführt hat, war eine Auseinandersetzung zwischen Autofahrern vorausgegangen. Der eine bewegte sein Auto angeblich im Schneckentempo über die Straße, worauf der zweite Autofahrer beim Überholen dies mit dem eindeutigen Fingerzeig quittierte.

Kandidatenmarathon in Litauens Fernsehen vertreibt Publikum Parteiensendungen dominieren das TV-Programm aus Vilnius

Die litauischen Fernsehteilnehmer schauen das eigene Programm kaum mehr an. Es wird vom Wahlkampf für das neue Parlament (Seimas) beherrscht - auf Beschluß des Obersten Rates, der noch aus den Zeiten des Unabhängigkeitskampfes stammt und damals Oberster Sowjet hieß. Fernsehrats-Vorsitzender Laimonas Tapinas hat sich der Entscheidung der Volksvertreter offenbar nur unter Protest gebeugt, wie er vor deutschen Journalisten dieser Tage in der Hauptstadt Vilnius durchblicken ließ.

Den insgesamt 17 kandidierenden Parteien und Listenverbindungen stehen nach Auskunft des Wahlkampfleiters jeweils anderthalb Stunden zu. Jeder der über 600 Kandidaten hat außerdem noch Anspruch auf fünf Minuten Sendezeit. Die Parteien-Werbesendungen werden jeweils in drei Dreißig-Minuten-Portionen live gesendet. Zu strenger Neutralität verpflichtete Fernseh-Journalisten stellen die Fragen und organisieren die Präsentation der Parteien. Die Sendezeiten wurden vor zwei Wochen in einem abendfüllenden Programm öffentlich ausgelost.

Daß ein solches Wahlwerbe-Programm, in dem gerade noch für Nachrichten, Wetterkarte und Kindersendungen Zeit bleibt, wenig attraktiv ist, weiß auch der zehnköpfige Fernsehrat. Ohnehin haben Meinungsumfragen ergeben, daß das litauische Fernsehen hinter dem Satelliten-Kanal, der u.a. RTL und andere deutschsprachige Programme sowie Ausschnitte aus CNN überträgt, hinter dem Moskauer Programm aus dem Sendezentrum Ostankino und dem polnischen Kanal erst an vierter Stelle steht. Dabei war der Sender nach dem Sturm russischer Omon-Spezialeinheiten auf den Sendeturm Vilnius am 13. Januar 1991 zu einem nationalen Symbol geworden. Danach jedoch hatten dem Parlamentspräsidenten Vytautas Landsbergis nahestehende Kräfte (Tapinas: "Die Rechte") versucht, das Programm ganz in den Dienst des radikalen Staatschefs zu stellen. "Einige der ursprünglich 17 Ratsmitglieder sind dem Druck gewichen. Jetzt sind wir nur noch zehn", berichtete Tapinas. In der Redaktion und der Verwaltung überwiegen demokratische Reformer. Die Prokommunisten und KP-Mitglieder haben den Sender bereits 1989 und 1990 verlassen.

Besonders bei kritischen Sendungen sei die Umgebung des Präsidenten, der sich jüngst eine eigene Journalistengesellschaft mit derzeit hundert Mitgliedern (gegenüber 2600 im seit 1922 bestehenden und seit 1988 selbständigen Journalistenverband) geschaffen hat, zu Pressionsversuchen bereit, erläutern Fernsehratsmitglieder. Landsbergis bezeichne im allgemeinen alle nicht von ihm lenkbaren Journalisten als "rote Presse". Es sei aber nicht zu verhehlen, daß autoritätsgläubiges Verhalten ("das sozialistische Denken") noch in vielen Köpfen stecke.

Im Wahlkampf werden vor allem die acht landesweit verbreiteten Tageszeitungen gewinnen, die Anzeigen wohl aller Parteien drucken werden, heißt es im Journalistenverband. Die zwei regierungseigenen Blätter Lietuvos aidas und Echo Litwy ("Litauisches Echo" mit zusammen 120 000 Exemplare täglich) dürften davon ausgenommen bleiben. Die weitverbreiteten kritischen Blätter Respublika (135 000) und Lietuvos rytas ("Litauischer Morgen, 130 000) werden wohl am meisten profitieren. Die auf Niveau haltende Parteizeitung Tiesa ("Wahrheit", Auflage 70 000) werde sicher die Sache der Demokratischen Arbeitspartei des ehemaligen Nationalkommunisten Algirdas Brasauskas vertreten.

Ob ein Übermaß an Wahlwerbung auch das Leserverhalten beeinflußt, wagt in Vilnius niemand vorauszusagen. Politikmüdigkeit sei vor allem unter der jungen Generation zu spüren (Tapinas: "Mit der Politik beschäftigen sich am meisten die Rentner"). An dem Referendum über den Abzug der GUS-Truppen aus Litauen im Sommer hätten sich beispielsweise nur 27 Prozent der Studenten beteiligt. Auch sei die Auflage der politischen Zeitungen gesunken, nicht nur wegen starker Preiserhöhungen von einstmals drei Kopeken bis auch acht Rubel, sondern wegen allgemeiner Politikverdrossenheit und aus zum Teil auch begründeten Mißtrauen in die Zuverlässigkeit der Medien. Nach Ansicht des Journalistenverbandes ist jedoch die Tatsache, daß die unabhängigen, privat verlegten Blätter die höchste Auflage haben, ein Beweis für den demokratischen Reifeprozeß. KARL GROBE

Konzert in Bommersheim

OBERURSEL. Die Restaurierung der Kreuzkapelle auf dem Friedhof Bommerheim ist abgeschlossen. Aus diesem Anlaß lädt die Stadt zu einem Konzert ein, das am Freitag, 9. Oktober, um 20 Uhr in der Kapelle stattfindet. Es spielt das Duo Kathryn und Tim Mientka, auf dem Programm stehen Stücke für Cello und Klavier.Die Bäume in Jerusalems "Allee der Gerechten" tragen die Namen von Nichtjuden, die zur Rettung jüdischen Lebens beigetragen haben. 10 069 Menschen hat der Staat Israel bisher so geehrt, darunter 265 Deutsche.

Der Teufel steckt auch in Stuttgart im Detail

Eine halbe Stunde, so behauptete Erwin Teufel kürzlich, benötigte er, um die Erfolge seiner Regierung aufzuzählen. Nun mag das am Kenntnisreichtum des baden-württembergischen Ministerpräsidenten liegen, der natürlich wie kaum ein anderer Einblick in das hat, was die Große Koalition in den vier Monaten ihres Bestehens alles zustande oder zumindest auf den Weg gebracht hat. So mancher Beobachter allerdings käme bald ins Stocken.

Gerade in diesen Tagen häufen sich die Konflikte, wobei einige Spannungslinien quer durch die Parteien verlaufen. Spektakulärstes Beispiel: das Nein eines SPD-Sonderparteitages zum asylpolitischen Schwenk der Führungsspitzen in Bonn und Stuttgart. Ähnlich wie vom Ergebnis selbst müßte das Führungstandem Dieter Spöri (Wirtschaftsminister) und Uli Maurer (Landes- und Fraktionsvorsitzender) davon betroffen sein, wie wenig es dem Parteitag offenkundig ausmachte, sie im Regen stehen zu lassen. Generäle ohne Truppen, die ihr Heil eher in der Anerkennung verbündeter Armeechefs suchen müssen? Denn auf eins kann man seit Monaten bauen: daß Teufel nicht müde wird, nur das Beste über seinen einstigen Herausforderer Spöri zu sagen (neuerdings bezieht er, ungefragt, auch Maurer in das Lob ein). Und natürlich hat Teufel sogleich versichert, die Koalition sei keineswegs in Gefahr - obwohl der Parteitag fast das Gegenteil von dem beschloß, was die Genossen in der Regierung mit der CDU in eine Bundesratsinitiative hineingeschrieben hatten.

Mächtigen Ärger machen zur Zeit in Baden-Württemberg auch die sogenannten Kindergartenrichtlinien und die Entscheidung einer Kommission, diese alle Träger bindenden Mindeststandards für Größe und personelle Ausstattung auf zwei Jahre auszusetzen - zusammen mit rund zwei Dutzend Vorschriften in anderer Sache, die das Land künftig den Gemeinden nicht mehr machen will, im Vertrauen auf deren Eigenverantwortlichkeit. Deshalb überschwemmen jetzt Protestbriefe die Zeitungen im Südwesten: Es werden solche Schreckensbilder von kapitulierenden Kindergärtnerinnen und verwahrlosten Kindern entworfen, daß der Städtetag schon zu beruhigen versucht hat mit dem Hinweis, das Mittelalter werde in den Kindergärten auch nach Verabschiedung der Kommissionsempfehlungen nicht ausbrechen. Mißtrauen und Protest sind geblieben, ebenso wie der Frust einer unterlegenen Minderheit in der CDU-Fraktion und der Zorn von Sozialdemokraten darüber, daß regierende Genossen wie Innenminister Frieder Birzele das befürchtete Sparen am falschen Platz mittragen.

Der frischeste Zankapfel für die Koalition ist indessen mit Siegfried Rettich verbunden, zur Zeit noch Direktor der Stadtwerke Rottweil und weithin bekannt und anerkannt wegen seiner Verdienste um eine einigermaßen alternative Energieversorgung dieser Stadt. In ihrer Koalitionsvereinbarung hatten sich CDU und SPD nach dem Vorbild anderer Bundesländer auf die Gründung einer Energieagentur verständigt, die Unternehmen im Sinne von Klimaschutz und Energiesparen beraten soll. Der frühere Offenburger SPD-Bundestagsabgeordnete Harald B. Schäfer ist mittlerweile Umweltminister in Stuttgart und möchte den unkonventionellen Rettich ("Sein Name ist für mich Programm") an der Spitze der Agentur sehen. Der aber hat sich neben viel Ehr' auch viel Feind' gemacht, vor allem bei den großen Energieversorgungsunternehmen im Lande, und die CDU, in Gestalt sowohl von Teufel als auch des sonst aufmüpfigeren Fraktionsvorsitzenden Günther Oettinger, pfeifen im Falle Rettich deren Melodie. Also hat Teufel, der sich nach eigenem Bekunden in jeder Kabinettsitzung über Schäfern "ärgern muß", am Dienstag öffentlich personelle Entscheidungen allenfalls in einigen Monaten in Aussicht gestellt - wenig später verkündete sein auf Konfrontationskurs segelnder Umweltminister, Rettich umgehend per Werkvertrag an die Agentur zu binden.

Nicht gerade weltbewegende Begebenheiten, aber immerhin, auch Kleinigkeiten, nicht zuletzt atmosphärische, bestimmen mit über Wohl und Wehe einer Koalition, zu der es gleichwohl im Südwesten derzeit keine Alternative gibt. Im Hintergrund lauern die ökonomischen Strukturprobleme: riesige neue Schuldenaufnahme des Landes von über elf Milliarden Mark in den nächsten beiden Jahren; zugleich ein Sparprogramm, bei dem mit "Heulen und Zähneklappern" unter den Betroffenen gerechnet wird, und das im schlimmsten Falle das von Teufel kürzlich erwähnte Haushaltssicherungsgesetz am Ende doch nicht vermeiden hilft; ein deutlicher Anstieg der Kurzarbeit, die es im nächsten Jahr sogar beim Flaggschiff Daimler-Benz geben kann; Einbrüche schließlich bei den Aufträgen einer stark exportorientierten Industrie.

PETER HENKEL (Stuttgart)

Bad Nauheim treibt Müllgebühren ein

BAD NAUHEIM. Seit 1986 hat die Bad Nauheimer Stadtverwaltung es versäumt, von acht Kliniken, einem Altenheim und drei Firmen Müllgebühren von insgesamt 616 000 Mark zu kassieren (die FR berichtete).

Der Großteil dieser Summe wird nun von der Stadt zurückgefordert. Auf rund 20 000 Mark hat die Stadt wohl keinen Anspruch mehr, weil die aus den Jahren 1986 und 1987 stammenden Müllgebühren verjährt sind, bilanziert eine Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung.

Für den Fehler macht Bürgermeister Rohde einen Beamten verantwortlich, der es versäumt habe, den Firmen und Kliniken die Gebühren in Rechnung zu stellen. Nähere Gründe für das Versagen konnte Rohde noch nicht mitteilen.

(Lesen Sie dazu unseren ausführlichen Bericht heute auf der Hessenseite.) str

Volkswanderung

KARBEN. Am Volkswandertag des Turn- und Sportvereins 1898 Ober-Erlenbach nimmt auch der Turnverein Rendel teil. Die Wanderung wird von den Rendelern am Sonntag, 18. Oktober, wahrgenommen. Sie treffen sich um 10 Uhr an der Turnhalle. Gewandert werden Strekken von sechs oder zwölf Kilometern Länge, die auch für Kinder und Ältere geeignet sind. hm

Büroeinrichter spüren Marktsättigung Hersteller verbuchen nur bescheidenes Wachstum / Viele Stellen werden gestrichen

mlh KÖLN. Das Ende üppiger Wachstumsraten sehen hierzulande nun auch die Büro-Einrichter, von den Möbelbauern bis zu den Computer-Produzenten, gekommen. In Westdeutschland stehe seine Branche vor einer "temporären Marktsättigung", erklärt Franz Vogt, Vorsitzender des Verbandes der Büromöbelindustrie, im Vorfeld der internationalen Büromesse Orgatec in Köln.

Konnten die Produzenten von Schreibtischen oder Drehstühlen seit 1984 die Produktion per annum noch um jeweils zehn bis 15 Prozent steigern, so wird das Plus in der laufenden Periode voraussichtlich nur noch drei Prozent erreichen. Dabei ist dieses Gesamtergebnis nur dem guten ersten Semester zu verdanken: Die Auftragseingänge für die zweite Jahreshälfte sanken um drei Prozent.

Für 1993 erwartet Vogt, daß die Produktion bei einem Wert von rund vier Milliarden Mark stagniert. Die Branche müßte auf die veränderte Marktlage mit dem Abbau von Arbeitsplätzen reagieren. Rund fünf Prozent der 18 000 Arbeitsplätze dürften nach Angaben von Vogt gestrichen werden.

Sinkende Wachstumsraten meldet in Köln auch der Geschäftsführer des Fachverbands Informationstechnik im VDMA und ZVEI, Günther Möller. Außerdem stöhnt er über einen weiterhin rasanten Preisverfall. Personal-Computer mit 386er-Prozessoren und Arbeitsspeichern von vier Mega-Byte Leistung kosteten heute nur noch halb so viel wie vor einem Jahr. Einen ähnlichen Preisverfall gebe es auch bei einigen Bürogeräten. Mancher aufwendige Farbkopierer sei heute ebenfalls um die Hälfte billiger als vor Jahresfrist, so Möller.

Im vergangenen Jahr umfaßte der deutsche Gesamtmarkt für büro-, informations- und kommunikationstechnische Hard- und Software sowie Services 67 Milliarden Mark, 17 Prozent mehr als 1990. Den Löwenanteil von rund 73 Prozent brachte dabei die Hardware ein. Doch deren Umsätze sind nach Angaben des Verbandes seit April dieses Jahres in einem "stetigen Abschwung". Lediglich durch die "guten ersten drei Monate" könnte für das gesamte Jahr ein Plus von vier bis sechs Prozent herausspringen.

Das schlechte Geschäft der Hardware-Produzenten ist nach Ansicht der Kölner Messe-Geschäftsführung auch der entscheidende Grund dafür, daß einige wichtige Hersteller vom 22. bis 27. Oktober nicht in Köln ausstellen. Epson und Toshiba etwa haben ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt.

Kriegerdenkmäler werden aufpoliert

ESCHBORN. Um das "würdige Aussehen" ihrer Kriegerdenkmäler sorgt sich die Stadt Eschborn: Bis Allerheiligen soll es wieder hergestellt sein. Gegen den nagenden Zahn der Zeit wird derzeit an drei Fronten gekämpft: am Denkmal der Toten aus dem Kriege 1870/71 auf dem Friedhof, an der angrenzenden Gedenkstätte und am Steinkreuz an der Ecke Hauptstraße/Katharinenstraße.

Nach der Reinigung werden sie mit Kieselsäure vor Verwitterung geschützt.

FDP für eine stärkere Polizeipräsenz im Kreis FR-Gespräch mit Jörg-Uwe Hahn (MdL)

FRIEDBERG. "Wenn die großen Volksparteien weiter mit dem Asylthema Wahlkampf machen, nützt das nur den Rechtsradikalen." Das sagte der Bad Vilbeler FDP-Landtagsabgeordnete Jörg-Uwe Hahn bei einem Besuch in der Friedberger FR-Redaktion. In ihrer Asyl-Diskussion würden SPD und CDU häufig Wirtschaftsflüchtlinge, Kriegsflüchtlinge und politisch verfolgte Menschen "in einen Topf werfen". Beim Volk entstehe eine ausländerfeindliche Grundstimmung durch die permanenten Wahlreden. Davon profitierten "Republikaner" und die NPD. Denn bei denen halte man die Ausländerfeindlichkeit nicht nur für ein Lippenbekenntnis: "Politik muß endlich eine gemeinsame Lösung finden."

Hahn prophezeite im Gespräch mit der FR mindestens gleichbleibend hohe Ergebnisse für die rechten Parteien bei der Kommunalwahl am 7. März nächsten Jahres. Zur Zeit sitzen die "Republikaner" im Kreistag und im Bad Nauheimer Stadtparlament, die NPD im Wölfersheimer und Münzenberger Parlament.

Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft für Flüchtlinge möchte der FDP-Politiker gleich nach ihrer Gründung aufgelöst wissen. Es sei nicht die Aufgabe des Wetteraukreises, mit Geldern des Sozialen Wohnungsbaus Unterkünfte für Ausländerinnen und Ausländer herzustellen. Nach seinen Vorstellungen gehören die Flüchtlinge zunächst in vier oder fünf über Hessen verstreute Sammellager. Dort müsse innerhalb weniger Wochen geprüft werden, wer gleich abzuschieben und wer als politischer Flüchtling anzuerkennen ist. Kriegsflüchtlinge sollen losgelöst vom Asylverfahren vorübergehenden Schutz genießen und Sozialhilfe erhalten. Hahn mochte nicht sagen, wo solche Sammelunterkünfte für viele tausend Flüchtlinge aus den verschiedensten Ländern angelegt werden könnten.

Die Kommunalwahl werde die Liberalen wieder in den Kreistag bringen, hofft Hahn. Sie würden vor und nach der Wahl für diverse Sparmaßnahmen des hoch verschuldeten Wetteraukreises eintreten. Die mit allem Drumherum jährlich 250 000 Mark teure Planstelle eines Kreisbeigeordneten müsse abgeschafft werden. Persönliche Referenten solle es im Landratsamt nicht mehr geben, meinte Hahn. Abteilungen wie die Kreis-Druckerei und die vom Kreis angestellten Reinemachefrauen gehören nach Hahns Ansicht aufgelöst. Es komme den Kreis billiger, wenn man externe Arbeitskräfte mit deren Tätigkeiten beauftrage.

Von Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD) verlangt Hahn, "für eine entscheidende Erhöhung der Präsenz der Polizei vor Ort im Wetteraukreis zu sorgen". Dazu gehöre es auch, Polizeidienststellen "in bisher nicht ausreichend gedeckten Bereichen" einzurichten. Die Menschen in der Wetterau, begründet er seine Forderung, fühlten sich "subjektiv immer mehr gefährdet", auch habe die "objektive Bedrohung" im Rhein- Main-Gebiet zugenommen. Hahn schlägt vor, das Konzept der "integrierten dezentralen Kriminalitätsbekämpfung", das sich im Rheingau- Taunus-Kreis bewährt habe, für den Wetteraukreis zu übernehmen. Die Anzahl der Fußstreifen sei "drastisch zu erhöhen".

Dem Freidemokraten ist klar, daß dafür "erheblich mehr Polizeibeamte" gebraucht werden. Deshalb müsse auch überlegt werden, wie die Polizei von Aufgaben entlastet werden könne, die ihr von anderen Behörden "aufgedrückt" worden seien. Dazu zähle "das Entstempeln von Fahrzeugen ohne Versicherungsschutz", was hessenweit täglich 100 Polizisten binde, ebenso wie der Gefangenentransport und das Vorführen von Gefangenen.

Viel hält Hahn von einer Wachpolizei unter dem Dach der staatlichen Ordnungsmacht. Deren Mitarbeiter bräuchten nicht umfassend ausgebildet zu sein, könnten die allgemeine Polizei aber insbesondere beim Objektschutz (Kirchen, Konsulate und Asylbewerberheime) bemerkbar entlasten. nes/sal

"Der Großtyrann" im Literaturtelefon

HANAU. "Daß unser Glaube an die menschliche Vollkommenheit eine Einbuße erfahre" ist das Anliegen des Romans "Der Großtyrann und das Gericht". Ein Auszug aus dem 1935 erschienenen Werk von Werner Bergengruen ist in der Woche vom 16. bis 22. Oktober im Hanauer Literaturtelefon unter der Rufnummer 2 41 41 zu hören.

Der Großtyrann stellt darin eine ganze Stadt auf die Probe, indem er im Zusammenhang mit einem Mord Unruhe stiftet, Angst, Verdächtigungen und Übergriffe provoziert.

Am Ende hält er Gericht über die, die sich am meisten schuldig gemacht haben. Doch der Tyrann merkt bald, daß er selbst seine Untertanen in Versuchung geführt hat und darum auch selbst schuldig geworden ist. mün

Das Wetter

Wetterlage Der nach Mitteleuropa gerichtete Keil eines umfangreichen Hochs mit Schwerpunkt bei Irland bestimmt das Wetter in Deutschland.

Dabei sickert in den Norden feuchte Nordseeluft ein, während im Süden Deutschlands gebietsweise trockenere Luft wirksam ist.

Eine über Skandinavien angelangte Kaltfront greift am Freitag wetterbestimmend von Norden auf Deutschland über.

Vorhersage, gültig bis Freitag früh

Nach zum Teil nur zögernder Auflösung von Nebelfeldern bleibt der Himmel wolkig, gebietsweise - vor allem in Südwestdeutschland - dagegen sonnig; weitgehend wird es niederschlagsfrei bleiben.

Tageshöchsttemperaturen 11 bis 15, bei längerem Sonnenschein im Süden örtlich bis 17 Grad.

Die Tiefsttemperaturen werden bei 5 bis 9 Grad liegen. Zunächst ist es schwachwindig, im Nordosten kommt es später zu auffrischendem Nordwestwind.Weitere Aussichten für Freitag

Zunächst im Norden, abends im Süden zeitweise Regen. Zurückgehende Temperaturen.

Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

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wolkig 20 Bordeaux

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wolkig 18 Dublin

bedeckt 12 Helsinki

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leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 32 Las Palmas

leicht bewölkt 23 Lissabon

leicht bewölkt 20 Locarno

stark bewölkt 15 London

stark bewölkt 14 Madrid

leicht bewölkt 18 Malaga

leicht bewölkt 22 Mallorca

wolkig 24 Moskau

Regen 4 Nizza

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wolkig 23 St. Petersburg

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leicht bewölkt 11 Tunis

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leicht bedeckt 28 Venedig

leicht bewölkt 19 Warschau

bedeckt 12 Wien

bedeckt 16 Zürich

bedeckt 12

Deutschland

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in Wolken 8 Feldberg/Schw.

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stark bewölkt 11 Sylt

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in Wolken 1

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.37 Uhr

Sonnenuntergang 17.49 Uhr

Mondaufgang 16.12 Uhr

Monduntergang 3.08 Uhr

Sympathisanten besetzen das peruanische Konsulat

Das peruanische Generalkonsulat im fünften Stock eines Geschäftshauses Am Roßmarkt ist am Mittwoch mittag von 20 türkischen Arbeitern, die allesamt in Frankfurt leben, für eine Stunde besetzt worden. Die Gruppe gehört zu einem Solidaritätskomitee mit der kommunistischen Partei Perus und wollte mit der Aktion die Forderung nach Freilassung des seit 12. September in Lima inhaftierten Abimael Guzmann unterstützen.

Guzmann ist der Führer der Guerrillaorganisation "Leuchtender Pfad", die für zahlreiche Mordanschläge verantwortlich gemacht wird. Ein Sprecher der Besetzer nannte die Darstellung der peruanischen Behörden über den Terror der Untergrundkämpfer "einseitige Propaganda". habe

Abwiegler vom Dienst

Die Stadtvertreter von Lengerich beschwichtigen: So dramatisch würden die Meßergebnisse zum Ultragift Dioxin nach dem Großbrand in einer Kunststoff-Fabrik wohl nicht ausfallen. Die Kreisverwaltung in Steinfurth wiegelt zum "formalen Versehen" ab, daß die Firma keine Baugenehmigung für den Betrieb ihrer Recycling-Anlagen besitzt. Und auch der Regierungspräsident in Münster weiß die Menschen zu beruhigen. Eine Recycling-Firma, so stellt er fest, unterliege doch ohnehin nicht der Störfallverordnung.

Alles in bester Ordnung - oder? Viele der neben dem Brandort wohnenden Menschen schliefen bereits wieder in ihren Häusern. Sie wurden dazu animiert durch die zögernde Haltung der Behörden. Dioxin ist eine der tückischsten Chemikalien. Es entsteht bei der Verbrennung chlorhaltiger organischer Substanzen, beispielsweise dem als Kunststoff so sehr geschätzten PVC. Obwohl es Alternativen gäbe, hält die Industrie an diesem Hauptverursacher von Dioxinen mit bemerkenswerter Zähigkeit fest. Der Grund ist simpel: Das bei anderen chemischen Prozessen anfallende Chlor muß irgendwie untergebracht werden. Die Chemiker lösten diese Aufgabe - nur leider oft mit giftigen Spätfolgen, wie Krebs und Schäden am Embryo.

Statt aber den strengen Empfehlungen des Bundesgesundheitsamtes zu folgen, wird in jüngster Zeit sogar diskutiert, die Werte wieder anzuheben. Niedrige Grenzwerte wären angesichts der bereits flächendeckenden Verseuchung Deutschlands auch kaum noch einzuhalten. Mit dem Grünen Punkt-System, durch das auch PVC-Kunststoffverpackungen verstärkt gesammelt werden, entstehen neue Zeitbomben à la Lengerich. kal

1993 zwei Jubiläen: Zu einem großen Fest vereint

NIEDERDORFELDEN. Zwei Jubiläen faßt die Gemeinde Niederdorfelden im nächsten Jahr zu einem großen Fest zusammen. Am 11. September 1993 wird Niederdorfeldens 1225jähriges Bestehen und die 20 Jahre andauernde Partnerschaft mit Saint Sever gefeiert. Die Gemeinde räumt allerdings ein, daß "schon vorher oder anschließend Veranstaltungen denkbar sind".

Gemeindevorsteher und Bürgermeister haben diesen Termin bereits jetzt bekanntgegeben, damit "die Bevölkerung diesen Tag in ihre Jahresplanung aufnehmen kann".

Die Vorbereitung der Partnerschaftsfeiern übernimmt die Partnerschaftskommission, für das Gemeindejubiläum soll eine Arbeitsgemeinschaft gegründet werden. gf

Einkaufen: Erlebnis statt . . .

(Fortsetzung von Seite 23) sei, ob sie die zusätzlichen Kosten ausglichen. Die beiden Stunden von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr kommen teuer, denn Verkäuferinnen und Verkäufer verdienen dann 55 Prozent mehr Lohn. Außerdem, so Bernd Stöver von der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), werden Überstunden auch durch Freizeit ausgeglichen. Die Verkäuferinnen seien vom langen Donnerstag zwar noch immer nicht begeistert, aber sie würden damit leben. "Er hat sich nun mal eingebürgert." Zur Gewohnheit geworden ist der lange Donnerstag allerdings nur in der Innenstadt und in den Einkaufszentren. "Schon in den Seitenstraßen bröselt es", hat Udo Schweickard von der Industrie- und Handelskammer (IHK) beobachtet. Und in den Vororten ist meist alles dicht. Schweickards Fazit: "Es macht nur ein Bruchteil mit." Obwohl der Einzelhandelsverband beklagt, daß der lange Donnerstag "auf Kosten der Stadtteile" gehe, plädiert Schweikard dafür, daß jeder Geschäftsinhaber solange aufmachen können soll, wie er will.

Ob ein solcher regelfreier Zustand allerdings zu längeren Öffnungszeiten führen würde, ist unklar. Derzeit gleichen viele Geschäfte den langen Donnerstag mit späteren Öffnungszeiten am Morgen aus und schließen die Ladentür erst um 9.30 Uhr oder 10 Uhr auf. Nach dem Gesetz könnten sie dies bereits um 7 Uhr tun.

Die Forderung nach einer weiteren Liberalisierung der Ladenschlußzeiten wird nach wie vor von der Verbraucherzentrale vertreten, auch Planungsdezernent Martin Wentz würde es begrüßen, stünden die Läden jeden Abend offen. "Wenn man später einkaufen könnte, wären auch mehr Menschen in der Stadt", so sein persönlicher Referent, Jürgen Häußler. Der Einkaufsbummel am Abend könnte die Grabesstimmung, die auf der Zeil so häufig herrscht, vertreiben helfen, meint der Referent.

483 Familien auf der Warteliste Zuwenig Sozialwohnungen in Kronberg / "Folge falscher Politik"

KRONBERG. 483 Bürger warten in Kronberg - vergeblich - darauf, daß ihnen eine Sozialwohnung zugeteilt wird. Für Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) ist das eine Folge falscher Politik: "Der soziale Wohnungsbau wurde in den letzten 18 Jahren in Kronberg sträflich vernachlässigt." Der Mangel verschärfe sich noch dadurch, daß immer mehr Sozialwohnungen aus der Preisbindung herausfielen.

Der eigens gegründete städtische Wohnungsbetrieb ("Wohnbau Kronberg") unternimmt laut Kreß große Anstrengungen, um die Lage zu verbessern. 19 Sozialwohnungen baut er mit Landeszuschüssen im Weidengarten in Oberhöchstadt, 32 in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße, 18 in der Immanuel-Kant-Straße; letztere sind sogenannte "Wohnungen im vierten Förderweg", das bedeutet, deren künftige Mieter dürfen die Einkommensgrenze für Sozialwohnungen um 60 Prozent überschreiten. Sehr erfreulich findet der Bürgermeister die Ausgleichsabgabe für jene, die unberechtigt von den staatlich subventionierten Mieten profitieren; in Hessen betrifft das etwa 20 Prozent der 230 000 Sozialwohnungen.

Die Kommunen rechnen mit bis zu 40 Millionen Mark Einnahmen durch die Abgabe, womit sich - aufgestockt durch Zuschüsse - im Jahr landesweit 300 bis 400 neue Wohnungen bauen ließen.

Nach Auskunft von Wilhelm Kreß wird zur Kasse gebeten, wer die Einkommensgrenze des sozialen Wohnungsbaus um mehr als 40 Prozent überschreitet. Die Zahlungspflicht beginnt für den Ein-Personen-Haushalt bei 30 240 Mark, für den Zwei-Personen-Haushalt bei 44 520 Mark (jeweils plus 11 200 Mark für jede weitere Person). Über die Details der Berechnung kann man sich bei der Stadtverwaltung informieren. hko

Hafentunnelausbau

beginnt im Frühjahr

Stadt und Bundesbahn einigten sich / 190 Millionen

Nach über zweijähriger Verzögerung soll mit dem Ausbau des Frankfurter Hafentunnels im Gutleut jetzt im April 1993 begonnen werden. Diesen Termin nannte dieser Tage ein Sprecher der Deutschen Bundesbahn (DB). Stadt und DB bestätigten zugleich, daß die notwendige Verwaltungsvereinbarung über das Millionenprojekt nun von beiden Seiten unterschrieben wurde.

Bis zur Jahresmitte 1999 wollen Stadt und DB für derzeit geschätzte Kosten von 190 Millionen Mark den heruntergekommenen alten Tunnel, durch den sich täglich Tausende von Autos quälen, von zwei auf vier Fahrspuren ausbauen: "Bei einer längeren Verzögerung sind zur Erhaltung der Standsicherheit Maßnahmen am alten Bauwerk nicht auszuschließen", heißt es dazu in einem aktuellen Bericht des Magistrats.

Der praktische Wert des Projekts ist umstritten: Nach langen Querelen einigte sich die rot-grüne Koalition darauf, daß von den künftig vier Fahrspuren auch weiterhin nur zwei für den Individualverkehr genutzt werden dürfen. Die anderen Fahrstreifen sollen Taxis und Bussen vorbehalten bleiben - bis heute gibt es jedoch keine Buslinie im Hafentunnel.

In seinem Bericht erklärt der Magistrat, daß der ursprünglich vorgesehene Baubeginn "wegen unerwarteter Schwierigkeiten im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens" nicht eingehalten werden konnte. Er räumt ein, daß die "Gesamtfinanzierung" des Vorhabens noch nicht sichergestellt ist. Von den 190 Millionen Mark, mit denen auch die Sanierung der DB-Brücke über dem Tunnel bezahlt wird, müssen 70 Prozent die Bundesbahn und 30 Prozent die Stadt aufbringen. Die Kommune wiederum hat beim Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technik einen Antrag über einen Zuschuß nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz

(GVFG) gestellt. Bis zu 60 Prozent des städtischen Anteils könnte gemäß GVFG das Land überweisen - freilich gibt es noch keinen Bescheid aus Wiesbaden.

Noch im Frühsommer hatte Baudezernent Protzmann erklärt, angesichts der Finanzlage der Stadt treibe er das Projekt Hafentunnel "nicht mehr mit höchster Priorität voran". Der Magistrat bemüht sich jetzt auf eine Anfrage der CDU-Opposition hin, diese Äußerung Protzmanns zu relativieren. Die Finanzierung des städtischen Anteils "ist gesichert und stand bisher nicht in Frage".

Erste vorbereitende Arbeiten für den Umbau des Hafentunnels beginnen nach Auskunft der Stadt noch in diesem Jahr. Völlig für den Verkehr sperren will die Bahn die Baustelle Hafentunnel erst im Jahre 1996 - bis dahin kommen vor allem die Sanierung der Brücke und Umbauten außerhalb der Tunnelröhre an die Reihe. jg

Caesium-Schmuggler verstrahlt Pole und Deutscher durch illegalen Handel in Lebensgefahr

me WIESBADEN, 7. Oktober. Ein junger Pole und ein 33jähriger eingebürgerter Deutscher aus dem hessischen Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus-Kreis) haben sich beim Schmuggel von radioaktivem "Caesium 137" lebensbedrohende Strahlenschäden zugezogen. Wie das hessische Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch mitteilte, ermittelt gegen sie und zwei weitere an dem Schmuggel beteiligte Polen die Wiesbadener Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der "schweren Umweltgefährdung". Das Caesium stamme vermutlich aus Vilnius (Litauen) und sei Ende August über Wiesbaden in die Schweiz gebracht worden.

In der Schweiz, wo die vier Männer festgenommen und untersucht worden waren, sei ein Ermittlungsverfahren "nicht zuletzt wegen der gravierenden Selbstschädigung der Tatbeteiligten eingestellt worden". Die drei Polen seien daraufhin in ihr Heimatland zurückgekehrt. Der Deutsche sei aufgefordert worden, eine Strahlenklinik aufzusuchen.

Angeblich hatten die vier bei der schweizerischen Prüfungs- und Forschungsanstalt in Dübendorf eine Probe von nichtstrahlendem "Osmium 187" prüfen lassen wollen, wie es in der Nuklearmedizin eingesetzt werde. Für ein Gramm dieses seltenen Stoffs würden bis zu 100 000 US-Dollar bezahlt. Die Probe, die jedoch aus Caesium bestand, habe sich als hochradioaktiv erwiesen. Sie sei von den vier Männern in einem "völlig ungeeigneten fingerhutgroßen Metallbehälter" transportiert worden.

Das LKA wies darauf hin, daß seit 1991 ein "ansteigender Trend" sogenannter "vagabundierender Strahlenquellen" aus dem ehemaligen Ostblock registriert werde. Schmuggler, die zum Teil als Zwischenhändler benutzt würden und von den Gefahren keine Ahnung hätten, versprächen sich hohe Gewinne.

Kleine Lokalrundschau

Info über "Essen auf Rädern" NEU-ISENBURG. Der Verein Hilfe für ältere Bürger will in einem Info-Essen über "Essen auf Rädern" informieren. Anmeldung ist heute, Freitag, noch möglich: 06102 / 24 12 60. Termin: Montag, 12. Oktober, 13 Uhr, Rathauskantine. Treff im Quartier feiert NEU-ISENBURG. Der Treff im Quartier IV feiert am Sonntag, 11. Oktober, seinen Geburtstag: Um 11 Uhr gibt's ein Frühstücksbüfett; um 15 Uhr eröffnet Bürgermeister Maier die Tanzteesaison. Oktoberfest im Buchenbusch NEU-ISENBURG. Die Siedlergemeinschaft Buchenbusch lädt am Wochenende, 10. und 11. Oktober, zum Oktoberfest in der Sporthalle Buchenbusch ein. Jugendfeuerwehr übt NEU-ISENBURG. Etwa 55 Jugendliche mehrerer Feuerwehren proben am Samstag, 10. Oktober, mit sieben Fahrzeugen den Ernstfall. Beginn: 14 Uhr auf dem Gelände der Firma A. van Kaick. Obst und Gemüse EGELSBACH. Der Obst- und Gartenbauverein zeigt am Wochenende, 10. und 11. Oktober, im Bürgerhaus eine Obst- und Gemüseschau. Geöffnet: Samstag, 14 bis 18 Uhr; Sonntag, 9 bis 18 Uhr. "Körper und Seele" NEU-ISENBURG. Beim Workshop "Körper und Seele" sind noch Plätze frei. Treff: Dienstag, 13. Oktober, im Jugendcafé. Infos: 0 61 02 / 1 74 15 oder 81 88. Lauftreff schon ab 15 Uhr NEU-ISENBURG. Der Samstag-Lauftreff des ITC Neu-Isenburg beginnt im Winterhalbjahr um 15 Uhr. Altpapier wird gesammelt EGELSBACH. Die Jugendfeuerwehr Egelsbach sammelt am Samstag, 10. Oktober, Altpapier. Es ist ab 7 Uhr an der nächsten größeren Straße abzustellen. "Babbelrund" der CDU LANGEN. Der Landtagsabgeordnete Frank Lortz ist bei der "Babbelrund" der Langener CDU am Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr, im Hotel "Deutsches Haus" zu Gast. Er spricht über Asylpolitik. "Holzwürmer" gesucht NEU-ISENBURG. Im Haus Dr. Bäck, Hugenottenallee, trifft sich dienstags, 17 bis 19 Uhr, eine kleine Gruppe, die sich mit Holzschnitzen beschäftigt.

Zukunft der Kerb ist ungewiß Schausteller in Schwalbach reisten früher ab / Wegen Gewalttaten

SCHWALBACH. Die letzte ihrer Art könnte die diesjährige Kerb in der Limesstadt gewesen sein. Hintergrund ist ein Zwischenfall, der sich nach Informationen des Geschäftsführers der Kulturkreis GmbH, Herbert Jost, am Sonntag ereignete: Jugendliche hätten zunächst an den Wagen des Autoscooter die Kästchen für den Münzeinwurf aufgebrochen und später das Kassenhäuschen mit Steinen angriffen. Ein Kind sei dabei leicht verletzt worden. Bereits am Montagvormittag bauten die verärgerten Schausteller daraufhin ihre Buden ab, die eigentlich bis zu Abend geöffnet sein sollten.

Ahnungslos war die Polizei: "Der Vorfall existiert bei uns nicht", teilte sie auf Anfrage der FR mit. Nur wegen einer Schlägerei seien die Beamten zur Kerb gerufen worden, "doch als sie eintrafen, war nichts mehr".

Auf der Magistratssitzung am Dienstagabend wurde der Zwischenfall dagegen zum Thema: Man sei sich darüber einig, daß Bürgermeister Horst Faeser (SPD) mit den Veranstaltern, der Kulturkreis GmbH, beraten müsse, ob es auch künftig eine Kerb geben soll, sagte Sigi Fay, Pressesprecher der Stadt. Neu sei die Frage nach dem Sinn oder Unsinn der Kerb dagegen keineswegs, da sich der Zuspruch der Bürger ohnehin in Grenzen halte: "Eine Kerb gehört ins Dorf. In allen Gemeinden, wo sie auf Festplätzen außerhalb stattfindet, ist sie eigentlich tot."

Außerdem fehle in Schwalbach das dazugehörige Brauchtum: Ursprünglich war die Kerb das Kirchweihfest der katholischen Gemeinde St. Pankratius; die Versteigerung eines Kerbehammels gehörte ebenso dazu wie die Verbrennung der "Kerbeleiche", einer Figur, die den Kerbebaum schmückte. Verantwortlich für den Trubel waren die Kerbeburschen, doch die, so Fay, gibt es schon seit 1940 in Schwalbach nicht mehr.

Auch Jost meint, daß eine Kerb nur interessant sei, wenn sie im "traditionellen Rahmen" eingebunden sei oder besondere Attraktionen biete: "Ein paar Schausteller und ein Bierzelt genügen nicht mehr." Der Vorfall am vergangenen Sonntag zeige deshalb nur einmal mehr, daß man sich grundsätzliche Gedanken über die Kerb machen müsse - unabhängig von dem "Gewaltphänomen, das andere Ursachen hat und sich auch an anderen Ecken entlädt." Ob es im nächsten Jahr eine Kerb geben wird, sei nicht zuletzt deshalb fraglich, weil der Kulturkreis im September eine Jubiläumswoche plane. Da seien es vielleicht zu viele Feste auf einmal, wenn traditionsgemäß am ersten Oktoberwochenende die Kerb abgehalten werde. bhe

SPD fordert Zuschuß für Kirchenrenovierung

MAINHAUSEN. Die SPD-Fraktion plädiert in einem Haushaltsantrag an die Gemeindevertretung dafür, die dringend notwendige und schätzungsweise 265 000 Mark teure Renovierung der Inneneinrichtung der Mainflinger Pfarrkirche zu unterstützen. Der Zuschuß soll 50 Prozent der Kosten abdecken.

Ferner wünschen sich die Sozialdemokraten eine bessere Ausstattung des katholischen Kindergartens in Zellhausen. Gelder sollen noch im Nachtragshaushalt eingeplant werden.

SPD-Sprecher Hans-Christian Falkenberg freut sich indes, daß im Entwurf des Nachtragsetats 60 000 Mark zu finden seien, um neue Schutzanzüge für die Feuerwehr zu kaufen.

Die SPD habe dies bereits im August vergangenen Jahres beantragt. Die CDU- Mehrheit habe sich damit viel Zeit gelassen. fin

Fortbildungswoche für pädagogische Fachkräfte / "Ein Stück berufliche Selbsterfahrung" Die "Problemkinder" verstehen lernen Idee: Die Eltern sollten mit einbezogen werden

MAINTAL. Auf dem Parkettboden beschreiben eine blaue und eine rote Wollschnur zwei Kreise, die sich überschneiden. Im blauen Bereich steht ein Hocker, ein Sportsack lehnt an seinen Beinen, unter ihm liegen Holzspielsachen. Ein Plüschdrache und ein lila Turnschuh befinden sich im roten Kreis. Ein Blumentopf und ein Gummidinosaurier bilden die Schnittmenge. Ein angemalter Gipsarm und zwei Feuerwehrautos liegen auf den Linien. Neben den beiden Kreisen deutet ein orangefarbenes Plakat den tiefenpsychologischen Sinn an, den die Erzieherinnen mit den Gegenständen und ihrer Einteilung meinen. Die Überschrift auf dem Karton lautet "Das Lila- Turnschuh-Mädchen".

In der Kindertagesstätte Berliner Weg in Dörnigheim beschäftigen sich 15 Erzieherinnen mit den Problemfällen ihrer Arbeit, den "schwierigen Kindern". Diesem Thema widmet sich eines der Seminare im Rahmen der Fortbildungswoche für pädagogische Fachkräfte in Maintal. Jede Teilnehmerin hat ein Symbol für eines ihrer Problemkinder mitgebracht.

Im roten Kreis sind die Gegenstände der Schützlinge mit ruhigem und zurückgezogenem Charakter, im blauen Kreis die der aggressiven Fälle. Die Schnittmenge symbolisiert die Kleinen, die sich in einem Zwischenstadium befinden.

Ziel des Seminars ist, durch Diskussion, Rollenspiele und psycholgische Hintergrundsinformationen den Nachwuchs zu verstehen. Losgelöst von Zeitdruck und Alltagsstreß über die Verhaltensweisen des einzelnen Kindes und der eigenen Person nachzudenken. "Was wir hier machen, ist ein Stück berufliche Selbsterfahrung", meint eine Teilnehmerin.

Die Leiterin des Seminars, Elise Weiss-Zimmer, beschreibt den Hintergrund: "Wir wollen im Inneren die Erlebnisse mit den Kindern nachvollziehen. Da dies in einem Seminar geschieht, haben wir auch die Möglichkeit, anzuhalten, zu experimentieren und die Verstrickungen in uns selbst ein wenig aufzulösen."

Die Erzieherinnen bearbeiten in ihrem Seminar Fallbeispiele aus ihren Einrichtungen. Sie nehmen Verhaltensweisen der Kinder unter die Lupe, informieren sich über Empfindungen der jeweiligen Kollegin. "Wichtig dabei ist der Punkt: Wie geht das Kind mit seinen Schwierigkeiten um", erklärt eine Teilnehmerin.

Nicht selten werden ausländische Kinder als schwierige Kinder bezeichnet. Zu diesem Schluß ist Isabella Diem gekommen. Sie leitet das Seminar mit dem Thema "Multikulturelle Arbeit mit Kindern in der Tagesstätte". Dabei will sie genau dieser Stigmatisierung entgegenwirken.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollten sich die Kinder in den Einrichtungen wiederfinden. "Es ist beispielsweise ein großes Manko, daß in Kinderbüchern ausschließlich weiße Kinder mit blonden Haaren und blauen Augen abgebildet sind", erklärt Isabelle Diem. "Ausländische Kinder bekommen so das Gefühl, daß sie anders und nicht erwünscht sind."

In Arbeitsgruppen haben sich die Erzieherinnen und Erzieher Gedanken gemacht, wie sie die multikulturelle Arbeit in den Maintaler Einrichtungen verwirklichen können. Als Themen diskutierten sie unter anderem die Sprache, die Raumgestaltung und die Zusammenarbeit mit den Eltern.

"Wir haben uns überlegt, daß man Anmeldeformulare in verschiedenen Sprachen anfertigen könnte", meint eine Teilnehmerin der Arbeitsgruppe, die sich über die Zusammenarbeit mit den Eltern Gedanken macht. In speziellen Fällen könnten "die so verpönten Hausbesuche wieder ins Leben gerufen werden".

Die Eltern sollten in die pädagogische Arbeit mit einbezogen werden. "Durch den Kontakt mit den Eltern haben wir dann auch Einblick in die Lebenssituation des Kindes", erklärt die Teilnehmerin. Große Dikussion löste die Frage aus, ob Erzieher(innen) im Rahmen ihrer Ausbildung Sprachen lernen sollen. "Unsere Ausbildung ist ohnehin ziemlich kompakt", meint ein Erzieher. "Ich könnte mir das höchstens auf freiwilliger Basis als eine Art Fortbildung vorstellen." 120 Erzieherinnen und Erzieher haben sich in einer Woche mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt. Während dieser Zeit waren alle Maintaler Einrichtungen geschlossen. "Wir haben das mit dem Stadtelternbeirat abgesprochen", erklärt die Beauftragte des Amtes für Jugend, Kultur und Sport, Karin Hahn. "Die Eltern haben sich für diese kollektive Woche ausgesprochen."

Schon am Anfang des Jahres informiert die Stadt die Eltern über den Termin, damit diese sich darauf einstellen können. Probleme gebe es eigentlich nicht, höchstens "bei den Eltern, deren Kinder jetzt neu in den Einrichtungen sind". Doch die meisten seien froh, daß den Pädagogen die Möglichkeit gegeben wird, sich außerhalb der Arbeit mit diesen wichtigen Themen zu beschäftigen.

Die Ergebnisse stellen die Arbeitsgruppen bei einer Abschlußpräsentation ihren Kollegen als Denkanstöße vor. Als Anregung zum Thema Bewegung für Kinder diente beispielsweise das Einrichten einer "Baustelle für Kinder". Gemeint ist damit eine Fläche, wo mobile Spielmöglichkeiten für Kinder wie Reifen, Teppichfliesen oder Schläuche bereitstehen.

Die Teilnehmerinnen dieses Seminars sind zu dem Ergebnis gekommen, daß "die starren Geräte auf den Spielplätzen Kinder in ihrer Kreativität und Bewegung einschränken".

Eine andere Gruppe untersuchte den geschlechtsspezifischen Umgang mit dem Nachwuchs und die entsprechenden Klischees in der Gesellschaft. Die Teilnehmer befragten unter anderem Kinder, mit wem sie gerne spielen wollen.

Ein Junge antwortete: "Ich spiele lieber mit Jungs. Mädchen sagen immer so schlimme Sachen wie ,Arschloch' oder so." In seinem Kopf existiert das Klischee des braven und schüchternen Mädchens wohl noch nicht. gf

Magistrat lädt zur Fahrt durch "Boomtown" ein

DIETZENBACH. Der Magistrat lädt für Samstag, 24. Oktober, 15 Uhr, zu einer Stadtrundfahrt in Bussen ein. Wer teilnehmen möchte - ob Alteingesessene oder Neubürger -, muß sich spätestens bis Donnerstag, 15. Oktober, im Amt für Öffentlichkeitsarbeit anmelden (0 60 74/ 30 12 60 oder 30 13 60). Treffpunkt ist die Alte Schule in der Darmstädter Straße. Nach einem Spaziergang durch Alt-Dietzenbach werden alle Stadtteile abgeklappert. Um 17 Uhr schließt sich ein kleiner Umtrunk in der Gaststätte "Zur Linde" an.

Bürgermeister Jürgen Heyer, Erster Stadtrat Lothar Niemann und einige Amtsleiter werden dabei sein, um Rede und Antwort zu stehen. Die Stadtentwicklung schreitet rasch voran. Dietzenbach ist "Boomtown". Allein in den Baugebieten in unmittelbarer Nähe des Rathauses sollen bis Mitte dieses Jahrzehnts 1400 neue Wohnungen gebaut und bezogen werden. fin

Stadtwerke wollen mehr für den Taxiruf werben

Fragen der Koalition nur zum Teil beantwortet

In Bussen und Bahnen der Stadtwerke werden demnächst auf großflächigen Plakaten die Fahrgäste auf die Möglichkeit hingewiesen, über den Fahrer ein Taxi zu einer beliebigen Haltestelle zu rufen. Diese Werbung soll den Taxiruf populärer machten. Das hat der Magistrat Mitte der Woche in einem Bericht an die Stadtverordneten angekündigt.

In dem Papier antwortet die Stadtregierung auf eine gemeinsame Anfrage der Koalitionsfraktionen zum Thema "Sicherheit von Frauen im FVV". Die Stellungnahme geht lediglich auf drei von sieben Fragen ein. Lutz Sikorski, Geschäftsführer der Grünen im Römer: "Wir nehmen dies nur als Zwischenbericht zur Kenntnis."

Die Stadtverordneten erfahren immerhin, daß die abendliche Präsenz des privaten Sicherheitsdienstes, den Männern mit den blauen Blousons und den Schäferhunden an der Leine, in den unterirdischen "Verkehrsbauwerken durch eine Änderung der Schichtpläne gesteigert" werden konnte.

An der Hauptwache sind bis Betriebsschluß zwei Dienstgruppen auf Patrouille und an der Konstablerwache ist bis 1 Uhr nachts eine Gruppe unterwegs. Die übrigen Stationen, so teilt der Magistrat mit, werden in einem Abstand von einer halben Stunde kontrolliert. Der Ordnungsdienst der Stadtwerke konzentriert sich mittlerweile ausnahmslos auf die Mitfahrt in den U-Bahnen.

Ignoriert hat der Magistrat in seiner Antwort alle Fragen der Koalition, die sich mit den Erfahrungen auf den Nachtbuslinien und den Ausbauplänen für dieses Konzept beschäftigen. Er bleibt auch die Antwort auf die Frage schuldig, ob bei den Stadtwerken und beim FVV Überlegungen angestellt werden, um Nachtbusse durch Kleinbusse oder durch Taxis zu ergänzen.

Wenn der Verkehrsausschuß den Magistratbericht, wie von Lutz Sikorski gewünscht, nur als Zwischenbericht zur Kenntnis nimmt, dann wird der Magistrat die ausstehenden Antworten nachliefern müssen. Derweil schüttelt der Grüne Sikorski den Kopf "über den arroganten Umgang des Magistrats mit den Stadtverordneten". habe

Kulturgesellschaft: Auf in das goldene Prag

DIETZENBACH. Die Kulturgesellschaft Dietzenbach bietet vom 18. bis 22. November eine Busreise nach Prag und ins benachbarte Rakovnik an. Im goldenen Prag haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, bei halbtägigen Stadtführungen alle Sehenswürdigkeiten kennenzulernen.

Vorgesehen sind auch abendliche Kneipenbummel und Varieté- und Konzertbesuche. Es wird um rasche Anmeldung im Dietzenbacher Kulturamt gebeten (06074/ 301333). Der Preis pro Person beträgt 415 Mark. fin

CDU will alten Leuten nette Stunden bereiten

SELIGENSTADT. Die CDU Froschhausen bereitet den traditionellen Altennachmittag vor, der für Mittwoch, 4. November, 14.30 Uhr, im Bürgerhaus geplant ist. Der örtliche Parteivorsitzende, Landtagsabgeordneter Frank Lortz, hofft, "den Seniorinnen und Senioren einige nette gemeinsame Stunden" bieten zu können. Ein buntes Programm soll für viel Abwechslung sorgen. fin

"Verleumdet und vorverurteilt" Ex-Minister Heinemann zeigt kein Unrechtsbewußtsein

vs DÜSSELDORF, 7. Oktober. Der im vergangenen Monat zurückgetretene nordrhein-westfälische Arbeits- und Sozialminister Hermann Heinemann (SPD) hat Papiere, die zu seiner Verteidigung in seinem Ministerium gefertigt worden waren, am Mittwoch vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuß in Düsseldorf als "rechtmäßig" bezeichnet. In seiner ersten Vernehmung nach seinem Rücktritt verteidigte er das zehnseitige "Strategiepapier" und das 136 Seiten umfassende "Drehbuch" als Beiträge zur Wahrheitsfindung. In dem "Drehbuch" war Heinemann von Mitarbeitern seines Ministeriums geraten worden, auf bestimmte Fragen im Untersuchungsausschuß mit "Nichtwissen" zu reagieren.

Heinemann wollte am Mittwoch die Frage nicht beantworten, warum er denn zurückgetreten sei, wenn er sein Verhalten in dieser Affaire noch immer als "rechtmäßig" betrachte. Sein Entschluß zum Rücktritt sei seine "ureigenste persönliche Angelegenheit" gewesen, versicherte der Ex-Minister. Heinemann ließ erkennen, daß er sich schon im Vorfeld des Untersuchungsausschusses, der - unter anderem - untersuchen soll, warum das Heinemann-Ministerium das "Entwicklungs- und Forschungszentrum für Mikrotherapie" in Bochum mit 26 Millionen Mark hatte fördern lassen, als ein Opfer von Verleumdungen und Vorverurteilungen gesehen habe. Um die - so Heinemann - "bösartigen Unterstellungen" zurechtrücken zu können und eine "Chancengleichheit" gegen seine Verleumder zu erreichen, habe er die Verteidigungspapiere in seinem Ministerium anfertigen lassen, erklärte der als Zeuge vernommene Heinemann, der sich von dem Dortmunder Rechtsanwalt Reinhard Rauball begleiten ließ. Warum der ehemalige Minister seine persönlichen Verteidigungspapiere, in denen auch sogenannte "Stützfragen" für seine spätere Vernehmung aufgelistet waren, an zwei sozialdemokratische Mitglieder des Untersuchungsausschusses weitergegeben hatte, vermochte der Zeuge am Mittwoch nicht schlüssig zu beantworten.

Karbener Reiter tagen

KARBEN. Zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung lädt der Reit- und Fahrverein am Freitag, 16. Oktober, ein. Um 20 Uhr in der Reithalle wird ausschließlich über den geplanten Bau einer Stallanlage im Bereich des Ludwigsbrunnens diskutiert. Wie der Verein mitteilt, hat das Kreisbauamt die Bauvoranfrage inzwischen positiv beschieden. Jetzt geht es um die Beratung weiterer Schritte. hm

SPD möchte Bürgern politische Ziele erläutern

DIETZENBACH. Der SPD-Ortsverein beginnt am Montag, 12. Oktober, mit einer Veranstaltungsreihe, um der Öffentlichkeit den Entwurf des Programms für die nächste Legislaturperiode vorzustellen. Von 19.30 Uhr an soll im Gasthof "Zur Linde" über Stadtentwicklung informiert und diskutiert werden. Ebenfalls in diesem Lokal wird am Mittwoch, 14. Oktober, 19.30 Uhr, das Thema "Kultur" beleuchtet. Einen Tag später, am Mittwoch, 15. Oktober, geht's um 15 Uhr im Göpfert-Haus um die Seniorenpolitik in Dietzenbach.

Um den Sport dreht sich alles in einer Runde, ebenfalls am Mittwoch, 15. Oktober, 19 Uhr, im Haus der Tellschützen.

Über kommunale Jugendpolitik möchten die Sozialdemokraten am Mittwoch, 21. Oktober, 19.30 Uhr, in der Gaststätte "Zur Linde" mit den Dietzenbachern sprechen. fin

Diskussion über die Dorferneuerung

BRUCHKÖBEL. Die Dorferneuerung in Oberissigheim geht jetzt in die entscheidende Phase. Nachdem zunächst die Bürger in verschiedenen Arbeitskreisen ihre Ansprüche an das hauptsächlich vom Land Hessen finanzierte Projekt artikulieren konnten, hat die Stadt jetzt die Architektengemeinschaft Heim, Wölk und Werneke mit der konkreten, planerischen Umsetzung beauftragt.

An dieser Umsetzung soll die Bevölkerung beteiligt werden. Daher findet am Donnerstag, 29. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus eine Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Vertretern der Stadt, des Amtes für Landwirtschaft und Landentwicklung sowie der Architektengemeinschaft statt. hein

Details über die Besitzer

MAINTAL. Derzeit werden im Maintaler Stadtgebiet mindestens 522 Altbau-Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt, 224 im Johannesweg (Stadtteil Dörnigheim), 258 in der Schillerstraße und 40 in der Goethestraße (beide im Stadteil Bischofsheim, siehe FR von gestern: "Welle der Umwandlungen rollt munter weiter").

Während die Besitzverhältnisse im Fall Dörnigheim von Anfang an bekannt sind (es handelt sich um die bayerische Patrizia Grundbesitz- GmbH, wie mehrfach berichtet), war die mit dem Verkauf der Bischofsheimer Wohnungen beauftragte IBV- Immobilien-GmbH auf Anfrage der FR nicht auskunftsbereit.

Vom Hanauer Katasteramt war nach mehrmaligem Nachfragen gestern folgendes zu erfahren: Das Hochhaus Schillerstraße 2 gehört der Allgemeinen Immobilien-Treuhandverwaltung GmbH & Co (AIT), Handels- und Investitionsgüter KG in 8000 München 2.

Verwaltet wird die Maintaler Liegenschaft der Münchner von der Grundbesitz-Verwaltungs-GmbH (GV) in Hanau, Bruchköbler Landstraße 6.

Das Hochhaus Schillerstraße 4 gehört der Grundbesitz- und Immobilien-Treuhandverwaltung-GmbH & Co (GBT), Anlage- und Investitionsgüter-KG, 6050 Offenbach. Das einst in Schieflage geratene Hochhaus Schillerstraße 7 gehört der Grundbesitz- und Treuhandverwaltung-GmbH & Co (GTV), Hotelbetriebs-KG, 8000 München. Nr. 4 und 7 werden ebenfalls von der Hanauer GV verwaltet.

Das Doppelhaus Goethestraße 82/84 gehört der erstgenannten Münchner Firma AIT.

Von der ehemaligen Besitzerin der drei baugleichen Hochhäuser in der Schillerstraße, der Münchner Gesellschaft Bayerische Beamten Versicherung (BBV), war auf Anfrage der FR zu erfahren, daß 1989 alle drei Häuser auf einen Schlag an die AIT verkauft worden sind. "Wir haben uns damals von der Gesamtanlage getrennt", bestätigte Alfred Hetzenegger von der Rechtsabteilung der BBV, der seinerzeit die Verhandlungen führte. "Meines Wissens soll später nochmals veräußert worden sein." pom

In Hain-Gründau wird ein neuer Spielplatz gebaut

GRÜNDAU. Die Hain-Gründauer Kinder können sich bald auf einem neuen Spielplatz tummeln. In der Grundstraße hinter dem ehemaligen Rathaus läßt die Gemeinde das Refugium für den Nachwuchs bis zwölf Jahre einrichten. Spielgeräte aus imprägniertem Holz stehen bereits an Ort und Stelle. Alles in allem soll der zweite Hain-Gründauer Spielplatz 47 000 Mark kosten. lex

Welche Frau für die Frauen? Ein monatelanger Streit im Schwalm-Eder-Kreis

HOMBERG. Das Thema Frauenbeauftragte erhitzt seit Monaten die Gemüter im Schwalm-Eder-Kreis - nachdem sich der Kreisausschuß über den Vorschlag der Gleichstellungskommission hinweggesetzt und die SPD-Kreistagsabgeordnete Heide Emrich aus Melsungen auf den Schild gehoben hat. Dieser heftig attackierten Wahl hat nun auch der Personalrat seine Zustimmung versagt. Andere Bewerberinnen, so das Gremium, seien "aufgrund ihrer Qualifikation besser geeignet" als die SPD-Frau.

Mit der Berufung von Frauenbeauftragten hat der Schwalm-Eder-Kreis offensichtlich Probleme: Schon 1988 gab es Ärger, weil der Kreisausschuß den Vorschlag der Gleichstellungskommission ignorierte und sich für eine andere Kandidatin entschied. Diese Kandidatin trat - offensichtlich wegen der Querelen - die Stelle gar nicht erst an. Der Posten mußte ein zweites Mal ausgeschrieben werden. Dörte Ahrens wurde dann (auf Vorschlag der Kommission) als erste Kreisfrauenbeauftragte eingestellt. Als sie im Mai den Job wechselte, wurde die vakante Stelle erneut ausgeschrieben.

24 Frauen und sogar ein Mann bewarben sich daraufhin beim Kreis. Sieben Frauen kamen zum Vorstellungs-Gespräch mit dem Kreisausschuß und der Gleichstellungskommission, die ein Vorschlagsrecht hat. 17 der 24 Mitglieder dieser Kommission sprachen sich für eine Kandidatin aus Göttingen aus: Dagmar Friedrich. Sie habe, so die Begründung der Kommission, neben einer fundierten wissenschaftlichen Ausbildung auch eine Zusatzausbildung als Frauenbeauftragte. Für sie spreche auch eine integrative Fähigkeit, die sich am Abstimmungsergebnis zeige. Denn in der Kommission sind Frauen der Parteien, des DGB, der Landfrauen und der Kirchen vertreten.

Nur sechs votierten bei der Abstimmung für die Kreistagsabgeordnete Emrich. Dennoch fiel die Entscheidung im Kreisausschuß mehrheitlich zu ihren Gunsten: Sie könne auch praktische Erfahrung auf kommunalpolitischem Gebiet vorweisen, hieß es. Formal ist die Entscheidung des Ausschusses nicht angreifbar. Das wissen auch die Mitglieder der Kommission. Kritik kam gleichwohl. Ihr Votum sei, ohne vorheriges Gespräch ignoriert, die Kommission damit in ihrer Funktion degradiert worden. Da entstand dann der Verdacht, die Entscheidung sei eher aufgrund parteiinterner "Versorgungspolitik" als mit Blick auf fachliche Kompetenz getroffen worden.

Vierzehn Frauen der Kommission schlossen sich deshalb über die Parteigrenzen hinweg zusammen, schrieben einen offenen Brief, in dem sie ihrem Ärger Luft machten und starteten eine Unterschriftenaktion. Nun hat sich auch der Personalrat hinter sie gestellt.

Wie der Kreisausschuß nunmehr mit diesem Votum umgehen wird, steht noch dahin: Landrat Jürgen Hasheider weilt derzeit im Urlaub, der Erste Kreisbeigeordnete war gestern nicht erreichbar. Fest steht nur eines: Wenn der Kreisausschuß trotz der verweigerten Zustimmung des Personalrates bei seiner Entscheidung bleibt, muß die Sache dem Gesamtpersonalrat vorgelegt werden. Verweigert auch der seine Zustimmung, muß eine Einigungsstelle entscheiden.

Wer am Ende auf dem (seit Mai unbesetzten) Stuhl der Frauenbeauftragten Platz nehmen wird, ist deshalb noch unklar. Vielleicht wird es auch eine Frau sein, von der heute noch niemand etwas weiß: Grüne, FDP und CDU im Kreistag sowie die Gleichstellungskommission haben aufgrund der Konflikte vorgeschlagen, die Stelle noch einmal neu auszuschreiben. rvk

Freie Aussprache

Metropole, Mobilität Im zurückliegenden Monat veröffentlichte der FVV eine Analyse, nach der der Marktanteil des öffentlichen Nahverkehrs im Berufsverkehr knapp 20 Prozent und im Einkaufsverkehr etwa 9,3 Prozent ausmacht. Ein Monat zuvor kommt das Wirtschaftsmagazin "DM" aufgrund einer Analyse des öffentlichen Verkehrs in sieben deutschen Großstädten zu dem Ergebnis, daß Frankfurt/Main eine Zunahme der Fahrgastzahlen kaum verkraften würde; sie fährt - wie "DM" feststellt - schon jetzt an ihrer Kapazitätsgrenze.

Allein aufgrund dieser veröffentlichten Daten geht es jetzt bei allen verkehrspolitischen Entscheidungen des Magistrats meines Erachtens darum, ob Frankfurt Gartenstadt werden will oder sich zu einer Finanzmetropole entwickeln soll.

Metropolen bedürfen der Mobilität, die durch öffentliche Verkehrsmittel in Frankfurt/Main kurzfristig nicht zu erreichen ist. Sollte sich daher der Magistrat für eine Weiterentwicklung der Stadt in Richtung "Finanzmetropole" entscheiden, ist damit zwangsläufig ein unverzüglicher Stopp weiterer Maßnahmen zur Ver- und Behinderung des Individualverkehrs zu Gunsten eines zügigen Verkehrsflusses durch modernste Verkehrsleitsysteme auch in der Innenstadt verbunden. Dr. Klaus Rehmann, Frankfurt Problem der Stadtreinigung Die Darstellung des Vereins "Lobby", wonach sich obdachlose Frauen und Männer gegenüber Ausländern benachteiligt fühlen, hat mich sehr beeindruckt.

Natürlich wäre es fatal, würde man die eine Gruppe gegen die andere auszuspielen versuchen.

Nach meiner Erfahrung trifft es jedoch zu, daß auf der Ebene der politischen und intellektuellen Eliten kaum jemals über das Unrecht Obdachlosigkeit so leidenschaftlich diskutiert wurde wie über die Schicksale von Asylbewerbern und Flüchtlingen.

Dabei muß man - auch um vor sich selbst glaubwürdig zu bleiben - das eine machen, ohne das andere zu lassen.

Leute, die sich für Menschen aus anderen Ländern bei uns einsetzen, zugleich aber die Augen verschließen vor größter Not im eigenen Volk, die haben wohl ein gespaltenes Verhältnis zu Sozialstaatsgebot, Menschenrechten und zu Humanität. Wenn selbst Joschka Fischer vor einiger Zeit einräumte, daß er bei Obdachlosen bis dato eher an "Penner" gedacht hatte, bestätigt er damit, was ich in "gesellschaftlich und politisch relevanten Kreisen" so alles zu hören bekomme.

Obdachlosigkeit ist dort vielfach ein Problem der Stadtreinigung. Günter Zenk, Frankfurt "Mainfische in der Brühe" Die angebliche Aussage eines im Artikel leider ungenannt gebliebenen "Insiders", daß dem Aquarium extra Sauerstoff zugeführt worden sei, ist falsch.

Die Trübung entstand durch aufgewirbelte Schwebstoffe und Ausscheidungen der Fische. Im Main werden die Partikel von der Strömung fortgetragen; im Aquarium wurden sie beseitigt. Hierzu diente ein Filter, der lediglich aus einer Pumpe und einem Schwamm bestand. Im Schwamm blieben die Partikel hängen und konnten ausgedrückt werden. Weitere Maßnahmen, insbesondere die Zufuhr von Sauerstoff, erfolgten nicht und waren auch nicht erforderlich.

Die Bestimmungen für eine art- und tierschutzgerechte Unterbindung der Fische im Mainwasser wurden uneingeschränkt erfüllt und alle Fische am Sonntagabend lebend in den Main zurückgesetzt. Dipl.-Ing. Rainer Zimmermann, Rodgau 1

"Bestattungen" Immer wieder tauchen in dieser Rubrik Namen auf mit der Adresse "ofW" (ohne festen Wohnsitz). Hat sich einmal irgendein Leser die Mühe gemacht, auf einem der Friedhöfe die Gräber dieser Menschen zu suchen? Mit den billigsten Holzkreuzen, die schon nach kürzester Zeit durchgefault sind, versehen, mit selbstklebenden Namensschildern, die z. T. ganz schnell abfallen, damit wir diese Menschen nicht mehr finden können und ganz schnell vergessen. Verscharrt in einer Ecke des Friedhofs, so eng nebeneinander, daß man schon auf dem Kopf des einen steht, um vor das Grab des anderen zu gelangen.

Und was sind das für Menschen, die sich einen Dreck scheren um hilflose, todkranke Menschen, die abends und nachts auf der Zeil und anderswo herumliegen, zu schwach für dieses Leben, aber noch zu stark zum Sterben. "Penner" nennen wir sie "entwürdigend" und "Säufer", und arbeitsscheu zu sein unterstellen wir ihnen gleichzeitig, damit auch die nötige Distanz gewahrt bleibt.

Und was sind das für Menschen, die da nachts vor Kirchenportalen liegen dürfen, weil sie eben keinen Platz zum Schlafen haben. Warum öffnen wir diesen Menschen nicht die Kirche, vor der sie liegen? Jutta Haustein, Offenbach

Härtere Gesetze abgelehnt Justizministerin: Instrumente gegen Rechtsextreme reichen aus

BONN, 7. Oktober (dpa/ff). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) hat härtere Gesetze für den Kampf gegen ausländerfeindliche Ausschreitungen abgelehnt. Sie widersprach damit Forderungen von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) und der CDU/CSU-Fraktion. Diese hatten unter anderem verlangt, daß der Straftatbestand des Landfriedensbruches verschärft werde, schon die Wiederholungsgefahr bei strafbaren Demonstrationshandlungen als Haftgrund gelte und Polizei sowie Geheimdienste stärker zusammenarbeiten können sollten.

In einem Zeitungsinterview sagte Leutheusser-Schnarrenberger dazu, es komme jetzt vor allem darauf an, die vorhandenen Gesetze konsequent anzuwenden und - wenn notwendig - vor allem im polizeilichen Sektor zu verstärken.

Die am kommenden Freitag in Bonn tagenden Innenminister von Bund und Ländern werden sich voraussichtlich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen gegen den wachsenden gewalttätigen Rechtsextremismus einigen können. Nach Nordrhein-Westfalen lehnte am Mittwoch auch das Saarland die Vorschläge von Bundesinnenminister Rudolf Seiters und Bayerns für eine Bekämpfung des Rechtsextremismus ab. "Die bestehenden Gesetze reichen aus", sagte der Sprecher des saarländischen Innenministeriums, Bernd Rauls, der FR.

Eine der FR vorliegende Beratungsgrundlage der SPD-geführten Länder für die Tagung sieht ebenfalls von Gesetzesverschärfungen ab. Sie setzt vor allem auf aufklärende und pädagogische Arbeit. Allerdings wird auch gefordert, daß die Erkenntnisse über Skinhead-Gruppen aktualisiert und "Übersichten" zu regionalen Aktivitätsschwerpunkten bei fremdenfeindlichen Straftaten erstellt werden. Außerdem sei erforderlich, die Strafverfahren in diesem Bereich zu beschleunigen. Zusätzlich sei zu prüfen, ob der Haftgrund der Wiederholungsgefahr erweitert werden könne. Verbote rechtsextremistischer Vereinigungen müßten zügig geprüft und eventuell erlassen werden.

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gra Mainz, 8. Oktober. Einen Europaminister als eigenständiges Ressort in der Bundesregierung:hat der rheinland-pfälzische Bundesrats- und Europaminister Florian Gerster(SPD) verlangt. Damit könne Bonn deutlich machen, daß Europa ein ganz normaler Vorgang und nicht mehr nur Chefsache sei. Das Europaministerium könne den Rahmen ausfüllen, der bislang von der Europapolitik vorgegeben worden ist. Gerster ist erster Vorsitzender der Konferenz der Europaminister der Bundesländer. Die Fachkonferenz will Europafragen der Länder koordinieren, "nachdem die Länder mit dem Regionalausschuß in Europa den Fuß in der Tür haben". Gerster wandte sich gegen Populisten in allen Parteien, "die versuchen eine diffuse Grundstimmung gegen Europa zu erzeugen."

Der rheinland-pfälzische Europaminister setzt sich für eine Überprüfung der Maastricher Verträge ein, die vom ursprünglich vorgesehen Jahr 1996 auf 1995 vorgezogen werden solle. Die Europaminister hätten ein dringendes Interesse an der "Vergemeinschaftung der Asyl- und Einwanderungspolitik". Beim Flüchtlingsprolbem müsse es einen "Handlungskatalog der Gemeinschaft" geben. Außerdem setzt sich Gerster für eine "Demokratisierung" der europäischen Gemeinschaft und eine "Stärkung der parlamentarischen Rechte innerhalb der EG" ein.

(siehe Seite 6)

Autos im Rückwärtsgang

FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte schlossen zur Wochenmitte fester. Selektives Kaufinteresse machten Händler auf dem Frankfurter Parkett vor allem für Finanz- und Maschinenbautitel aus. Bei Autowerten wurde hingegen der Rückwärtsgang eingelegt. Am Markt kursierten nach wie vor Hoffnungen auf sinkende Zinsen. Davon profitierten vor allem Banken-Aktien.

Der Deutsche Aktienindex (Dax), der sein Tagestief bei 1416,42 Zählern erreichte, schloß mit 1436,05 Punkten und damit 1,1 Prozent höher als tags zuvor.

Berichte von einem weltweiten Absatzrückgang bei Mercedes-Benz und Schätzungen, nach denen VW beim Ertrag besonders schlecht abschneiden soll, drückten Auto-Titel. VW fielen um 5,70 Mark. BMW büßten sogar acht Mark ein. Daimler notierten 3,50 Mark niedriger. Verschont von dieser Entwicklung blieben auch die Zulieferer nicht. Continental rutschten um 2,50 Mark ab.

Ansonsten dominierten aber die Plus- Zeichen auf dem Kurstableau. Die Deutsche Bank führte die Großbanken mit einem Anstieg um 12,50 Mark an. Allianz legten 29 Mark zu. Zweistellige Zuwächse um zehn beziehungsweise elf Mark verbuchten Mannesmann und Karstadt.

Den Rentenmarkt prägte Nachfrage nach Anleihen mit kürzeren Laufzeiten. Die Kursaufschläge reichten bis 0,50 Mark. Die Durchschnittsrendite sank weiter von 7,51 auf 7,48 Prozent. Die Bundesbank nahm Titel im Nennwert von 60,3 Millionen Mark auf.

Uneinheitlich tendierten Mark-Auslandsanleihen.Mehrzweckschalter der Bahn kommen verspätet

Die Bundesbahn hat die Umstellung auf Mehrzweckschalter im Hauptbahnhof verschoben. Ursprünglich sollte die neue Regelung bereits am 1. September eingeführt werden. Jetzt erklärte Kurt Stadler von der Bundesbahndirektion, daß die Änderungen bei den Schaltern "erst Mitte 1993" realisiert werden können.

Als Grund für die Verschiebung nannte Stadler "technische Schwierigkeiten". Verzögerungen gebe es sowohl bei notwendigen Umbauten als auch bei der Ausstattung der Bedienungsplätze.

Nach seiner Darstellung könnten die Bediensteten an der Auskunft theoretisch bereits Fahrkarten ausstellen: "Die Terminals stehen schon da, aber die Kasse fehlt noch. Die Beamten können das Geld ja nicht in die Hosentasche stecken."

Etwas besser sieht es dagegen bei der geplanten Erweiterung der telefonischen Auskunft aus. Obwohl "der Arbeitsmarkt im Prinzip leergefegt ist" (Stadler), konnte die Bundesbahn mittlerweile fünf Mitarbeiter einstellen, die sich zur Zeit in Ausbildung befinden. Sieben weitere Mitarbeiter werden noch gesucht. Die Telefon-Auskunft soll ausgebaut werden, weil im Zuge der Neustrukturierung im Kundenzentrum des Bahnhofs die Informationsschalter wegfallen. Im gesamten Schalterbereich sind laut Stadler noch zehn Stellen offen.

Ab Mitte nächsten Jahres wird es Universalschalter geben, an denen man Tikkets, Platz-, Liege und Bettkarten kaufen kann. Nur für 1.-Klasse-Kunden und eilige Bahnbenutzer offeriert das Kundenzentrum dann noch einige Sonder- und Express-Schalter. Kritiker vermuten, daß Warteschlangen nach der Umstellung noch länger würden. Stadler sieht nicht so schwarz, räumt aber ein, "daß man das Problem nie hundertprozentig in den Griff bekommen wird". vo

Über Niedergründau hängt der Kerbkranz

GRÜNDAU. Kerb feiern die Niedergründauer Bürger am kommenden Wochenende im Gemeinschaftshaus. Das Fest beginnt am Samstag, 10. Oktober, um 18 Uhr mit der Aufstellung des Lampionzuges am Sportplatz. Anschließend errichtet die Feuerwehr den Kerbbaum am Gemeinschaftshaus. Ab 20 Uhr spielt die Kapelle Calypso zum Tanz.

Als Höhepunkt am Kerbsonntag ist eine Mini-Playback-Show mit Jugendlichen bis 14 Jahre ab 15 Uhr im Gemeinschaftshaus angekündigt. Das Programm für Montag: 10 Uhr Frühschoppen, 12 Uhr Mittagessen mit Haspel und Schlachtplatte, 20 Uhr Tanz mit Paradiso. lex

Langer Samstag wird am 10. Oktober nachgeholt

Am kommenden Samstag, 10. Oktober, dürfen die Geschäfte bis 18 Uhr geöffnet bleiben. Damit wird, wie der Einzelhandelsverband mitteilt, der Lange Samstag, der am 3. Oktober wegen des Tages der Deutschen Einheit ausgefallen war, nachgeholt.

Die Regelung, daß am ersten Samstag des Monats, erst um 18 Uhr, nicht wie in den Sommermonaten um 16 Uhr, geschlossen werden muß, gilt bis März nächsten Jahres. ft

Nachrichten-Börse

Mainz schluckt 150 Millionen Liter Wein Mit einem beispiellosen Programm will Rheinland-Pfalz die Weinpreise bei 70 Pfennig je Liter stabilisieren. Ministerpräsident Rudolf Scharping macht 20 Millionen Mark locker, um die Destillation von rund 150 Millionen Liter des edlen Rebensaftes zu Industriealkohol zu fördern. NordLB darf gen Osten ziehen Die Norddeutsche Landesbank (NordLB), die für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zuständig ist, kann vom 1. Januar an auch Landesbank und Sparkassenzentrale von Mecklenburg-Vorpommern werden. Die Landesregierungen in Schwerin und Hannover stimmten dem Staatsvertrag gestern zu. Bundesbank dreht Geldhahn etwas auf Die Bundesbank hat den Geldinstituten bei ihrem ersten Wertpapierpensionsgeschäft mit 14 Tagen Laufzeit 38,7 Milliarden Mark zum Festzinssatz von 8,90 Prozent zugeteilt. Da gleichzeitig 35,9 Milliarden fällig wurden, ergibt sich netto ein Zuwachs der Geldmarkt-Liquidität von 2,8 Milliarden. Nach Angaben der Währungshüter hatten 469 Banken Gebote über 124,4 Milliarden Mark für den Mengentender abgegeben.

Rußlandhilfe bittet erneut um Spendenpakete

WÄCHTERSBACH. Die Arbeitsgruppe der Rußlandhilfe "Troitzk" ruft erneut zu Lebensmittelspenden auf. Hilfswillige haben die Möglichkeit, in folgenden Geschäften fertige Lebensmittelpakete zu erwerben und zur Verfügung zu stellen:

Schlüchtern: HA-WE-GE und HL, Brachttal: Rewe und Edeka, Wittgenborn: Edeka, Wächtersbach: Direkt, Globus und Okay, Birstein: Penny, Edeka und Geka. Weitere Informationen geben folgende Personen, die auch Pakete annehmen: In Wittgenborn bei Löwer (Langgasse 33, Telefon 1418), in Schlüchtern bei Gierschner (Salmünsterer Weg 4, Tel. 1207) und in Birstein bei Matzner (Kreuzbergstraße 4, Tel. 2347) und Götz (Schulweg 1, Tel. 1637). Außerdem können Pakete am Wächtersbacher Güterbahnhof und bei der Vogelsberg-Apotheke in Brachttal abgegeben werden. schu

Empörte Kringel, Rauchzeichen konservativen Widerstandes Tory-Parteitag in Brighton: Die Maastricht-Gegner in der Offensive / Major unter schwerem Beschuß von rechts

Ganz einfach ist sie nicht zu finden, die Rooftop Suite des Norfolk Resort Hotels im herbstlich-grauen Seebad Brighton an der südenglischen Küste. Um ein paar Ecken muß man, in einem klapprigen alten Lift zum fünften Stock hinauf, dann wieder um die Ecke, immer an der geblümten Wand lang. Wo die Wand einen Türrahmen freigibt, aus dem Rauchschwaden quellen, weiß man sich schließlich am richtigen Ort. Hier, in den dichten Nikotin-Nebeln und Gin-Dünsten des kleinen Saales, muß es sein: Hier haben sich jene konservativen Parteigänger versammelt, die als letzte Bastion freiheitlicher Überzeugungen den vorrückenden Truppen eines bürokratischen "Gesundheitsfaschismus" Widerstand zu leisten geschworen haben.

Als "Freiheits-Organisation für das Recht auf die Freude am Tabakrauchen" weist das Parteitags-Programm der Konservativen die Initiatoren dieser Randveranstaltung aus, die in der Rooftop Suite ihre empörten Kringel paffen; Gastredner ist der altgediente Abgeordnete Sir Von Peter Nonnenmacher (Brighton) Rhodes Boyson, ein prominenter Backenbart im Nadelstreifenanzug, der zum Thema "Euro-Nannyismus und Bedrohung der Freiheit" referiert.

Von allen Veranstaltungen dieses Parteitags in Brighton mag diese hier die ausgefallenste sein, und in gewissem Sinne die rührendste. Die grimmige Entschlossenheit, mit der die Tory-Raucher sich hier einqualmen, entspricht ziemlich genau der trutzigen Beschwörung nationalen Sentiments, auf das man alle Nase lang auf diesem Parteitag stößt. Den eisernen Willen der Raucher-Lobby, die Fenster des überhitzten Saals verschlossen zu halten, sieht man allüberall in zorniger, anti-europäischer, isolationistischer Rhetorik reflektiert, die sich dem frischen Lüftchen kühler und differenzierter Argumentation in der schwierigen EG-Frage widersetzt. Angst vor der und Abneigung gegen die "Euro-Nanny" scheint viele Tories in einem Maß ergriffen zu haben, das keine Kompromisse, keine Zugeständnisse an die eigene Regierung in Sachen Maastricht und im Blick auf die EG-Zukunft Britanniens mehr kennt.

Kein konservativer Parteitag der letzten Jahre hat in der Tat einen derart stürmischen Streit unter den Delegierten erlebt, ist derart emotional aufgeladen gewesen wie der diesjährige. Europa ist die Frage, an der sich die Tory-Geister scheiden. Über Maastricht geraten sich der Partei feinbetuchte Patriarchen lautstark in die verbliebenen Haare; broschenbehängte Ladies zischeln von "Verrat" durch die eigene Regierung, und die junge Tory-Garde, "Thatchers Kinder", wie sie sich selbst gern nennen, weiß sich vor Wut über den Pro-Maastricht-Kurs Premier John Majors kaum zu fassen.

Die Entscheidung Majors vorige Woche, am Maastricht-Vertrag festzuhalten und ihn noch zum Jahresende durchs britische Parlament zu bringen, hat gute Tory-Manieren und verbale Selbstdisziplin in Brighton von der Bildfläche gefegt. Auf einer Randveranstaltung, auf der Innenminister Kenneth Clarke am Dienstag die Regierungslinie verteidigte, rief ein Jung-Tory den eigenen Regierungschef einen "politischen Opportunisten" und dessen Politik schlicht "Scheiße" - zum spontanen Beifall einer erstaunlich großen Zahl von Zuhörern, die für die eigene Regierungsriege keinerlei Sympathie mehr aufzubringen scheinen.

War solches Benehmen am Rande des Parteitags schon verwunderlich genug - früher pflegten sich Tories über derartige Turbulenzen bei der Labour Party lustig zu machen -, so mußte den Mitgliedern der Regierung das Herz geradezu in die Hose rutschen, als in der Parteitagshalle selbst, und in der Live-Übertragung der zentralen Europa-Debatte durch die BBC, John Major von einem Parteifürsten frontal angegriffen wurde. Der Ex-Minister und frühere Generalsekretär der Partei, Norman Tebbit, der mittlerweile als Lord Tebbit im Oberhaus sitzt, lastete Major nämlich rundheraus die Schuld für die jüngste Währungskrise im Lande an. Der Beitritt zum Europäischen Währungs-System (EWS), meinte Tebbit, sei ein Fehler gewesen, den in erster Linie der jetzige Regierungschef zu verantworten habe: Und Major sei gut beraten, zumindest jetzt weitere Fehler zu vermeiden und sich nicht über einen Wiedereintritt ins EWS und über die Ratifikation des verhängnisvollen Maastrichter Vertrags nochmals in eine europäische Falle locken zu lassen. Nur mit einer klaren Absage an Maastricht könne Major das Vertrauen der Partei zurückerobern.

Wie vom Blitz gerührt saßen Major und seine Minister droben auf der Parteitags-Plattform, während der Saal in frenetischen Beifall ausbrach. Tebbit hatte den Nerv der Anti-Maastricht-Emotionen in der Partei präzise getroffen; er hatte, ohne alle Rücksicht auf die eigene Führung, den Maastricht-Gegnern und insbesondere den Anti-Europäern unter den Tory-Delegierten aus dem Herzen gesprochen.

"Wollt Ihr Staatsangehörige einer Europäischen Union sein? Wollt Ihr eine einheitliche Währung? Wollt Ihr, daß andere Staaten sich in unsere Angelegenheiten mischen, in unsere Einwanderungskontrollen, in unsere Tarifverhandlungen, in alle Aspekte unseres Lebens?" Ein vielstimmiges "Nein" scholl ihm auf jede dieser Fragen aus dem Saal entgegen. Endlich, gab er zurück, habe sich Britannien aus der "Zwangsjacke der D- Mark" befreit: Von nun an müsse die eigene Nation in der britische Politik "an erster, zweiter und dritter Stelle" gleichzeitig rangieren. Maastricht durchs Parlament zwingen zu wollen, sagte es Tebbit kurz und bündig, sei unter diesen Umständen "bizarr" und "pervers".

Mit Mühe gelang es Außenminister Douglas Hurd, nach Lord Tebbits Auftritt die Gemüter wieder etwas zu kühlen und der Regierung Argumente für ihr Festhalten an Maastricht vorzutragen. Angesichts der Tebbit-Attacke entschloß sich der sonst eher konziliante Hurd zu einer klaren Widerrede: "Lassen wir uns nicht von einer lärmigen Minderheit beeindrucken." Von einem zentralisierten Europa "Superstaat" Europa in der Folge Maastrichts könne keine Rede sein - die Wahrheit sei, daß die Maastricht-Gegner in Kauf nähmen, daß die britische Regierung in Europa ihre Glaubwürdigkeit verliere und Großbritannien ins Seitenaus der europäischen Entwicklung und der europäischen Geschichte gedrängt werde: "Wir aber wollen nicht, daß Britannien draußen vor der Tür steht, wenn über die Sicherheit und den Wohlstand Europas entschieden wird." Das fanden denn doch auch, bei allen Zweifeln an Maastricht, die meisten Delegierten im Saal. Die Mehrheit applaudierte und stimmte, wie zögerlich auch immer, für die Regierungslinie - zur bitteren Enttäuschung des rebellischen Drittels, das seine in Brighton zum Leben erwachte Kampagne mit Vehemenz fortzusetzen gelobte.

"Der Kampf, den wir hier auf dieser Konferenz erlebt haben, wird weiter und weiter getragen", prophezeite der frühere Kabinettsminister John Biffen. Ex-Minister Kenneth Baker, jüngst selbst noch super-loyaler Tory-Generalsekretär, kündigte der Regierung öffentlich die Gefolgschaft auf: Maastricht könne er nicht mittragen. "Unsere Freiheit ist so gut wie verloren", klagte der prominente Abgeordnete Teddy Taylor. "Maastricht wäre das Ende." Die "Zeitbombe" des Maastricht-Vertrags, ließ sich Lord Tebbit drohend vernehmen, werde noch, wenn man sie nicht rechtzeitig entschärfe, "quer durch Europa eine rechtsradikale Lawine auslösen".

Derart unter Beschuß geraten, und in banger Erwartung des heutigen Auftritts Margaret Thatchers auf dem Parteitag, sah sich Majors Mannschaft gezwungen, selbst die Kanonen auszufahren und sich in die innerparteiliche Schlacht um Maastricht zu stürzen. Neben Außenminister Hurd wagte sich dabei vor allem Innenminister Kenneth Clarke aus der Deckung. Clarke entwarf nicht nur ein Gegenbild zum "Schauermärchen vom Superstaat", eine offensiv pro-europäische Vision für Großbritannien ("Man kann keine echte Freihandelszone ohne politische Verknüpfungen schaffen"), sondern attackierte auch scharf Kollegen wie Ken Baker, die "über Nacht" ihre Ansicht über Maastricht geändert hätten. Auch ein weiteres Tory-Schwergewicht, Industrie- und Handelsminister Michael Heseltine, sprang seinem Boss bei und suchte die Stimmung in der Partei gegen Tebbit und gegen dessen "engen Nationalismus" zu wenden.

Am Freitag, bei der traditionellen Ansprache des Parteiführers, wird derweil John Major selbst Gelegenheit haben, dem Parteivolk seine Entschlossenheit zur Ratifizierung zu erläutern. Das Kunststück, das Major dabei vollbringen muß, besteht darin, seinen außenpolitischen Willen deutlich zu machen, ohne die Kluft in der Partei weiter zu vertiefen. Wenn diese Kluft im "Wahnsinn" des gegenwärtigen bitteren Euro-Streits unter den Tories weiter aufbräche, warnte schon Douglas Hurd diese Woche, riskiere die Konservative Partei, sich selbst in Britannien "für zehn bis zwanzig Jahre" aus der Macht zu hebeln.

Nostalgisches Hoffest auf dem Gut Entenfang

BIRSTEIN. Die beschwerliche, aber auch beschauliche Landarbeit von anno dazumal lebt für einen Tag auf dem Birsteiner Hofgut Entenfang auf. Das nostalgische Hoffest bietet sich für Sonntag, 11. Oktober, ab 14 Uhr als Ausflugsziel an.

Hufschmiede werden in einer historischen Schmiede ihr altes Handwerk vorführen, während nebenan mit Flegeln und einer Oldtimer-Dreschmaschine gedroschen wird. Zusätzlich sind in einer Tierschau Pferde, Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe verschiedener Rassen zu besichtigen. Die Gutsschänke tischt derweil Vogelsberger Spezialitäten wie "Beulches" auf. lex

Fixerin tot aufgefunden

WIESBADEN. Den 15. Drogentoten dieses Jahres in Wiesbaden vermeldet die hiesige Polizeistation. Eine 39jährige aus Biebrich wurde am Mittwoch Vormittag tot in ihrer Wohnung gefunden.

Wie die Beamten mitteilen, ist die Frau Opfer ihres langjährigen Drogenkonsums. gre

Kommentar

Knapp eine dreiviertel Stunde diskutierten die Parlamentarier in einer Sondersitzung über die Folgen einer Obdachlosigkeit: eine türkische Familie, darunter vierjährige Zwillinge und ein fünfjähriger Junge die in Bad Soden-Salmünster geboren sind, steht zwei Monate vor Weihnachten der Umzug in neues Heim bevor: Containerkisten, abseits auf einer grünen Wiese, keine 50 Quadrameter für fünf Personen. Eine traurige Perspektive für diese Kinder und ihre weitere Entwicklung.

Wie man ihnen helfen kann, wie lange die Familie dort hausen soll, wo man sie anderweitig noch unterbringen könnte? Auch ohne politischen Entscheidungszwang fanden die Stadtverordneten weder Anlaß noch Zeit, darüber zu reden.

Die SPD-Plätze waren leer geblieben. Eine Fraktion, die noch am Montag in einer Pressemitteilung von sich behauptet hatte, sie mache sich für "soziale Gerechtigkeit, Menschlichkeit und für christliches Verständnis stark".

Auch die CDU verkauft ihre Politik selbstbewußt. "Bürgerfreundlicher, verantwortungsbewußter und demokratischer geht es unserer Meinung nach nicht", resümierte Fraktionschef Nichts als leere Worthülsen Ottmann am Ende einer kläglichen Debatte, die voller Worthülsen steckte und einen schlechten Vorgeschmack für das lieferte, was uns im Wahlkampf noch alles erwartet.

"Ich sehe schon mit Schrecken die nunmehr wiederum einsetzenden Rechtfertigungen der SPD und das Hickhack in der Öffentlichkeit. Genau das ist es, was unsere Bürgerinnen und Bürger so abschreckt." Stimmt, Herr Döring, nur haben sie dabei leider übersehen, daß sie in die gleiche Kerbe hauen.

Daß die Bürger "kopfschüttelnd daneben stehen" und von der Politik die Nase voll haben, liegt daran an der ständigen Phrasendrescherei - egal ob sie von Herrn André oder von Herrn Döring stammt.

Wenn Kommunalpolitiker, wie in diesem Fall, nur Armut verwalten und bei der Diskussion um den Standort einer Elendshütte mit Flurkarten hantieren, dann sind mir noch Stadtverordnete wie Heinz Bös von der Christlichen Bürgerliste lieber, der sich nur einmal zu Wort meldete und dabei erklärte, seine Fraktion werde sich nicht daran beteiligen, dieses Thema zum Wahlkampf auszuschlachten.

JÖRG ANDERSSON

Samstag morgens planschen nur Frauen Personal im Kleinfeldchen sauer: Dienstzeit wurde um zwei Stunden verlängert Von Ellen Kugler

WIESBADEN. Am Samstag, 10. Oktober, ist es soweit: Zwischen zehn und zwölf Uhr am Vormittag gehört das Kleinfeldchen für zwei Stunden lang allein den Frauen. Der Frauenbadetag, eine Forderung aus dem SPD-Arbeitskreis Frauen, getragen von der Frauenbeauftragten Margot Brunner, beschlossen in der Sportkommission und verkündet von Oberbürgermeister Achim Exner, wird trotz aller Streitereien jetzt doch eingeführt. Obwohl zum Ende letzter Woche die entsprechenden Aushänge am Kassenhäuschen des Hallenbades verschwunden waren. Der Grund: Das Personal des Bades meuterte. Und der Personalrat befaßte sich - nachträglich - mit der "mitbestimmungspflichtigen Angelegenheit". Am Dienstag lief ein Gespräch zwischen Personalrat und den Angestellten des Schwimmbades. Und am Mittwoch wurde weiterverhandelt. Ergebnis: Der Frauenbadetag steht.

Als die Entscheidung, einen Frauenbadetag samstags einzurichten, aus den oberen Etagen des Rathauses in das Schwimmbad drang, schlugen die Wogen der Entrüstung ziemlich hoch. Die Mitarbeiter fühlten sich übergangen. Keiner hatte sie gefragt, niemand um ihre Sachkenntnis gebeten. "Wir haben erst aus der Zeitung erfahren, was die da oben ausgeheckt haben", entrüstet sich einer über die "Umgangsform". Manko: Ihre Dienstzeit wird an Samstagen künftig um zwei Stunden auf 19 Uhr verlängert - bei späterem Badebeginn. Das heißt für manche Mitarbeiter: Keine Sportschau mehr am Samstagabend, keine Handballspiele, Streß wenn es ins Theater oder zu Einladungen geht.

Nach dem Kompromiß vom Mittwoch müssen sie jetzt doch in den sauren Apfel beißen und samstags länger Dienst schieben. Weil die Änderung so schnell in die Tat umgesetzt werden, können Frühschwimmer am kommenden Samstag wie gewohnt um 8 Uhr in das Bad kommen. Um 9.30 Uhr müssen sie aber den Frauen weichen. Ab 17. Oktober ist für Männer das Kleinfeldchen erst ab 12 Uhr zu haben. "Ich stehe hundertprozentig hinter einem Frauenbadetag", sagt Michael Gebauer, Betriebsleiter des Kleinfeldchens. Zwar wurde Sinn oder Unsinn in seiner Belegschaft durchaus kontrovers diskutiert, jedoch habe dies nicht den Ausschlag zur Ablehnung gegeben. Grund für die Einschaltung der Personalvertretung war die Veränderung der Dienstzeit. "Das ist mitbestimmungspflichtig", sagt Personalrätin Sibille Wörle. "Lange rumgeeiert, um passende Zeit zu finden" Von den Schwierigkeiten, die verschiedenen Interessen der Vereine, der Frühschwimmer, der Familien und der Frauen unter einen Hut zu bringen, kann der stellvertretende Sportamts-Chef Werner Fulle einen Liedchen singen: "Wir haben lange rumgeeiert, um eine passende Zeit zu finden." All diese Probleme waren ungelöst, als das Rathaus-Edikt im Schwimmbad ankam. Doch mittlerweile haben sich die Wogen wieder geglättet.

Gebauer selbst hat schon 1990 einen Schwimmtag für Frauen vorgeschlagen, denn "Frauen werden im Schwimmbad massiv belästigt, Männern passiert sowas nicht". Lange schon hätten sich reine Damentage in der Sauna etabliert, "warum also auch nicht stundenweise dem weiblichen Geschlecht das Plätschern in den warmen Fluten gestatten?" Zumal, so Gebauer, es neben der direkten "Anmache" und der sexuellen Belästigung auch noch weitere Gründe gibt. Manche Frau wolle ihre Rundungen nicht einem männlichen Publikum vorführen, "vermeintliche Figurprobleme hindern sie am Schwimmbadbesuch", meint Gebauer. Genannt werden auch religiöse Hintergründe, die moslemischen Frauen das Baden nicht im Beisein von Männern gestatten, womöglich auch nicht unter den gestrengen Augen von Schwimmeistern. Bisher gibt es im Kleinfeldchen nur eine Schwimmmeisterin, und sie verfügt noch nicht einmal über eine feste Planstelle. Weil ihr nicht an jedem Samstag die Schicht zugemutet werden kann, wird sie im Wechsel mit ihren männlichen Kollegen Dienst am Beckenrand schieben. Ob moslemische Frauen an diesen Tagen trotzdem kommen, ist fraglich. Margot Brunner: "Das würde uns sehr leid tun, aber wir fangen jetzt trotzdem an."

Als nach der Vergewaltigungsserie im Sommer die Frauen aufgeschreckt wurden und sich wieder eine politische Diskussion über Belästigungen durch Männer in den verschiedenen Gruppen, Vereinen und Zirkeln entspann, gewann die "alte Forderung von uns", so Ingrid Benthaus, stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin und Sprecherin des SPD-Arbeitskreises Frauen, wieder Oberwasser. Auch Margot Brunner spricht mit Blick auf den Frauenbadetag von "einer uralten Forderung von uns".

Viele reklamieren also für sich das jahrelange Streiten für die Frauen. Dennoch floß noch viel Wasser den Rhein hinunter, bis Oberbürgermeister Achim Exner das Heft in die Hand nahm und den Badetag durchdrückte.

Götzin von Berlichingen "Parität in der Kunst"

Die armen Frauen. Was haben sie es auch schwer. Besonders in der Kunst. "Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen?" Fragen wie diese drängen sich angesichts eines männlich dominierten Kunstbetriebes geradezu auf - finden jedenfalls die Jungsozialistinnen. Im Rahmen der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" suchten sie auf ihre Weise eine Antwort zu finden.

15 Frauen trafen sich an der Kunsthalle Schirn, um gemeinsam zu malen und ein "Mitmachkunstwerk" zu schaffen. Und weil von dieser Aktion niemand so recht Notiz nehmen wollte, schickten sie eine Pressemitteilung hinterher mit der Forderung, "mindestens 50 Prozent des städtischen Kulturhaushaltes für Künstlerinnen" zu reservieren.

Es war nur eine Frage der Zeit, endlich hat die Frauenquote auch die Kunst erreicht. Künftig werden alle Orchester paritätisch besetzt, abwechselnd erklingen Kompositionen von Robert und Clara Schumann. Im Theater folgt dem Götz von Berlichingen die Minna von Barnhelm, die nur den einzigen Makel trägt, von einem Mann erdacht zu sein. Da die fieberhafte Suche nach Dramatikerinnen von wenig Erfolg gekrönt ist, schreibt eine Nachwuchs-Schriftstellerin Schillers Räuber um. Aber auch mit den "Räuberinnen" sind die 50 Prozent noch nicht erreicht. Zum Ausgleich darf Eva Demski im Literaturhaus immer wieder freitags, 20 Uhr, aus ihren Werken lesen.

"Provozieren" wollten die Jusosinnen mit ihrer Forderung, doch die ist einfach nur dämlich. Am meisten dürften sich die Künsterlerinnen ärgern. Die wollen schließlich anerkannt werden, weil sie gut sind. Nicht, weil sie als Frau auf die Welt kamen. ft

Schwanen-Wirt kann Gartenlokal behalten

OBERURSEL. Schwanen-Wirt Heinz Wentzell wird nächstes Frühjahr aller Voraussicht noch sein Gartenlokal wie in den letzten Jahren öffnen können. Wie sein Rechtsanwalt Jürgen Ronimi jetzt mitteilte, hat die Stadt Oberursel ihre Entscheidung von Anfang Juli zurückgenommen, daß Wentzell für den Betrieb der Gartenwirtschaft eine Baugenehmigung benötige.

Wie die FR berichtete, wollte die Stadt- verwaltung die Gartenwirtschaft damals aufgrund der fehlenden Genehmigung schließen. Der fragwürdige Hintergrund der Entscheidungen: Keine der Oberurseler Gartenlokale besitzt eine Baugenehmigung. Die damalige städtischen Entscheidung hatten Anwohner des "Schwanen" bewirkt, die sich durch das Lokal belästigt fühlten. Den von der Stadt angeordneten Sofortvollzug hatte bereits im August das Frankfurter Verwaltungsgericht außer Kraft gesetzt.

Ob die Auseinandersetzung zwischen Wentzell und der Stadt noch weitergehen wird, ist ungewiß. Der Wirt beabsichtigt, im hinteren Teil seiner Gartenwirtschaft ebenfalls Tische und Klappstühle aufzustellen. Nach Aussage seines Rechtsanwalts hat die Stadt ihn aufgefordert, für diese Veränderung einen Bauantrag zu stellen. jom

Eko Stahl/Krupp Rückzugswege

Die Privatisierung der Eko Stahlwerke in Eisenhüttenstadt droht eine Pleite zu werden, noch bevor dort die Marktwirtschaftler das Ruder übernommen haben. Kein anderer als Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann hat dies deutlich gemacht. Seine Rede in Brandenburg war zugleich ein Rüffel für die Berliner Treuhand. Feiert diese den Übernahme-Vertrag mit Krupp Stahl in Bochum bereits als perfekt und hält auch runde 700 Millionen Mark Steuergelder als Starthilfe für gesichert, gab sich der Minister weniger euphorisch. Er sprach in Zukunftsform von einer noch zu findenden Lösung, "die wirtschaftlich tragfähig ist" und die Zustimmung aller Beteiligten einschließlich EG-Kommission brauche.

Es geht zudem - so Originalton Möllemann - gar "nicht primär darum, ob Eko privatisiert wird, sondern welchen Weg wir einschlagen, um eine dauerhafte Lösung für den Stahlstandort Eisenhüttenstadt zu erreichen". Frei interpretiert: Notfalls fangen wir mit der Privatisierung noch mal von ganz vorne an. Ob Übernahme-Interessent Krupp Stahl da noch mitspielt, ist entgegen der in Bochum offiziell beteuerten Gesprächsbereitschaft jedoch fraglich. Angesichts der eigenen hohen Verluste und anderer drückender Sorgen haben die Krupp-Leute kaum eine andere Wahl als den Ausstieg - selbst dann, wenn sie das modernisierte Werk in Eisenhüttenstadt vom Staat praktisch geschenkt bekommen. Die Bochumer können Möllemanns Wink daher durchaus auch als Ermunterung verstehen, jetzt ohne Gesichtsverlust den ersehnten geordneten Rückzug aus dem intern ohnehin umstrittenen Engagement einzuleiten. Sie könnten zum Beispiel die Forderungslatte gegenüber Treuhand, Bundesregierung und EG-Kommission so hoch legen, daß keiner sie überwindet.

Die westdeutsche Konkurrenz würde einem Rückzug gerne und eifrig Feuerschutz geben. Sieht sie in Eisenhüttenstadt doch nur eine neu entstehende Überkapazität von Bonner Gnaden. Somit bleibt der Schwarze Peter bei der Treuhand. Sie muß sich jetzt nachsagen lassen, in den vergangenen Monaten zu lasch mit Krupp verhandelt und dadurch die Chance des schnellen Abschlusses verspielt zu haben. Nach allen Informationen und on-dits haben die Berliner bei diesen Gesprächen tatsächlich nicht immer die beste Figur gemacht. Und auch die jüngste, ganze eineinhalb Seiten lange Offerte vom 1. Oktober stellt Krupp offenbar vor mehr neue Fragen als alte beantwortet werden.

Die Konsequenzen aus dieser Sachlage müssen allerdings ganz andere tragen - die Bewohner der Region von Eisenhüttenstadt. Für sie ist "ihr" Stahlwerk eine ungleich wichtigere Existenzgrundlage als etwa die gesamte Montanindustrie für das Ruhrgebiet. spi

Im Blickpunkt: Reform des Gesundheitswesens Die "Opferbilanz"

Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) schlüsselte am Mittwoch auf, wie die von Koalition und SPD verabredete Sparaktion im Gesundheitswesen Versicherte und Leistungsanbieter belastet. 1993 betrage die Entlastung der gesetzlichen Krankenkassen elf Milliarden Mark. Das Opfer der Versicherten gab er mit 2,84 Milliarden, das der Anbieter mit 8,165 Milliarden Mark an. In seine Bilanz seien nur echte Einsparungen, nicht aber erhoffte Folgen von Strukturveränderungen eingeflossen, sagte Seehofer. Die Lasten für die Bürger verteilt er wie folgt: 1,3 Milliarden Mark müssen Kranke im kommenden Jahr für die verstärkte Selbstbeteiligung bei Rezepten aufbringen. 80 Millionen kostet die höhere Zuzahlung im Krankenhaus. Zahnersatzleistungen im Wert von 650 Millionen Mark sparen die Kassen, weil sie fortan keine Brücken zum Ersatz von mehr als vier Zähnen und Kombinationsversorgungen mit mehr als zwei Verbindungselementen bezahlen werden. In der Kieferorthopädie entfallen Hilfen im Wert von 110 Millionen Mark. Nebeneinkünfte freiwillig krankenversicherter Rentner führen von 1993 an zu höheren Beiträgen, was den Kassen 700 Millionen einbringt.

Die "Opferbilanz" der Anbieter von Gesundheitsleistungen enthält folgende Positionen:

&blt; Krankenhaus: Das Selbstkostendeckungsprinzip fällt Anfang 1993. Die Budgets der Hospitäler dürfen nur noch im Gleichschritt mit der für die Einnahmen der Kassen maßgeblichen Summe der (Grund-)Löhne steigen. Die heute üblichen Tagessätze sollen schrittweise durch Sonderentgelte und Fallpauschalen ersetzt werden. So wird eine Blinddarmoperation unabhängig von der Liegezeit mit einem unveränderbaren Festbetrag abgerechnet.&blt; Ärzte: Die Zahl der Kassenärzte wird von 1999 an begrenzt. Dann endet die Kassenzulassung grundsätzlich mit dem 68. - nicht wie bisher geplant - nach dem 65. Lebensjahr. Die Praxis darf weiterbetrieben werden, wenn sie vor weniger als 20 Jahren eröffnet wurde. Es bleibt für 1993 bis 1995 bei der Anbindung der Gesamtvergütung an die Grundlöhne. Dann wird die Einzelleistungshonorierung durch Fallpauschalen abgelöst.

&blt; Stationäre/ambulante Versorgung: Ärzten und Krankenhäusern soll eine, wie Seehofer sagt, "geradezu revolutionäre Verzahnung" rationelleres Wirtschaften erlauben. Hospitäler dürfen künftig vor und nach der Einlieferung befristet an drei beziehungsweise sieben Tagen Patienten betreuen. Seehofer knüpft hieran die Hoffnung, es werde später eingeliefert und früher entlassen. Dies sei die richtige Antwort darauf, daß innerhalb von zehn Jahren die Zahl der Krankenhausfälle um 50 Prozent gestiegen sei. Auch wird die Möglichkeit zum ambulanten Operieren - sowohl in Arztpraxen als auch in Krankenhäusern - ausgeweitet. Entsprechende Einnahmen der Ärzte fallen nicht unter den "Honorardeckel".

&blt; Zahnärzte: Bis 1995 dürfen die Vergütungen nur parallel zu den Löhnen zunehmen. Die für das Honorar maßgeblichen Punktwerte werden gesenkt; es gibt somit weniger Geld für denselben Handgriff. Als Basisjahr für Abstriche bei den Vergütungen wird das Jahr 1992 zugrunde gelegt. Das angepeilte Einsparvolumen soll gleichwohl erreichbar sein. Die oben erwähnte Ausgrenzung beim Zahnersatz von 650 Millionen Mark macht 18 Prozent des bisher über Kassen abgerechneten Zahnersatzvolumens aus. Wer weiterhin entsprechende Leistungen will, muß diese zu 100 Prozent selbst bezahlen. Die Garantie des Zahnarztes auf Füllungen wird auf zwei Jahre ausgedehnt.

&blt; Arzneimittel: Die Pharmaindustrie muß die Preise für bestimmte Präparate befristet auf zwei Jahre um fünf beziehungsweise zwei Prozent senken. Die Ärzte dürfen bei den Verschreibungen bestimmte Höchstbeträge nicht überschreiten. Auf diese Weise sollen 560 Millionen Mark gespart werden. Geht die Rechnung nicht auf, müssen die Ärzte kollektiv über die Kassenärztliche Bundesvereiniung 280 Millionen Mark zuzahlen, für den Rest soll die Pharmaindustrie aufkommen. Über die Ausgestaltung (Empfehlung oder Gebot) der "Liste verordnungsfähiger Arzeimittel" ringen Koalition und SPD noch.

PETER ZILLER (Bonn)

Hamer will Abbau der Zelte bestätigt haben

WEHRHEIM. Der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Hamer fordert von Familienministerin Iris Blaul (Grüne) eine "verbindliche" Erklärung, daß die Zeltstadt für Asylbewerber am Hessenpark vor Einbruch des Winters abgebaut wird.

Die mündliche Erklärung des neuen Staatssekretärs Alexander Müller (Grüne) klärt nach Ansicht Hamers den Widerspruch zu einem früheren Schreiben der Ministerin nicht auf. Darin hatte Blaul mitgeteilt, daß die Zelte "bis spätestens 1. November durch winterfeste Bauten zu ersetzen" sind. cn

Hartmann-Quartett gastiert in Bad Nauheim

BAD NAUHEIM. Das Hartmann-Quartett aus Leipzig gastiert am Sonntag, 11. Oktober, ab 19.30 Uhr im Spiegelsaal des Kurhauses. Geboten werden Werke von Beethoven, Anton Webern, Franz Schubert und Maurice Ravel. Das Quartett wurde im Dezember 1986 aus Konzertmeistern und Mitgliedern des Rundfunksinfonie- Orchesters und des großen Rundfunk-Orchesters Leipzig gegründet. Karten gibt es noch an der Abendkasse. str

Stoiber redet gegen Rechts

fa MÜNCHEN, 7. Oktober. Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) will die rechtsradikalen "Republikaner" wegen möglicher Verbindungen zur gewalttätigen Skinheadszene notfalls wieder auf ihre Verfassungsmäßigkeit prüfen lassen. In einer Debatte des Landtages sagte Stoiber am Mittwoch, die Verbindungen zwischen "Republikanern" und Skinheads würden vom Verfassungsschutz "selbstverständlich" untersucht.

Stoiber verglich das Vokabular Schönhubers mit den "Parolen, die den Nationalsozialisten den Weg zur Macht bahnten". Wer wie Schönhuber Andersdenkende als "Gesinnungslumpen" verunglimpfe, treffe damit alle Demokraten. Die Parole "Ausländer raus" sei "an Dummheit nicht zu überbieten und an moralischer Niedertracht nicht zu unterbieten".

In der Aussprache warf der SPD-Fraktionsvorsitzende Albert Schmid der CSU vor, mit der Angst der Bevölkerung vor einem ungebremsten Ausländerzustrom selber Wahlkämpfe bestritten "und leider auch gewonnen" zu haben.

Die Kuh hat Ruh'

DETMOLD, 7. Oktober (dpa). Der Detmolder Regierungspräsident hat ein anrüchiges Glücksspiel verboten: Das besonders im ostwestfälischen Kreis Minden-Lübbecke bei Festen praktizierte "Kuhfladen-Roulette" darf nicht mehr stattfinden. Es handele sich um eine genehmigungspflichtige Lotterie, hieß es am Mittwoch zur Begründung aus dem Regierungspräsidium. Mit dem Spiel um Geld und Fladen hätten offenbar Dorfvereine ihre Vereinskasse aufgefüllt. Beim "Kuhfladen-Roulette" werden auf einer Weide meist quadratmetergroße Felder "vermietet". Zum Sieger des oft stundenlangen Rituals wird derjenige gekürt, auf dessen Feld die Kuh einen Fladen plaziert.Eltern behinderter Kinder

rügen Gerichtsurteil

"Fassungslos" reagieren Eltern behinderter Kinder in Frankfurt auf das Urteil eines Gerichts in Flensburg, das allen Bemühungen gegen Diskriminierung und Aussonderung behinderter Menschen zuwiderlaufe. Das Gericht hatte Urlaubern einen "Preisnachlaß" gewährt, weil die sich vor Behinderten im Speisesaal ihres Hotels "geekelt" hatten.

In einer Zeit, da sich in Schulen und Kindergärten die gemeinsame Erziehung aller Kinder bewähre, versuche dieses Urteil, eine überwunden geglaubte Diskriminierung "juristisch wieder herzustellen", meint Helga Burgwinkel, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Hessen "Gemeinsam leben, gemeinsam lernen". Die Richter ignorierten, daß "nur durch die Begegnung von nichtbehinderten mit behinderten Menschen gegenseitige Akzeptanz" erreicht werden könne und ein "selbstverständliches Miteinander" möglich werde.

Angesichts einer solchen Rechtsprechung werde es deutlich, daß Deutschland ein Antidiskriminierungsgesetz brauche. luf

Streit um den Recepturkeller

KRONBERG. Die Wiedereröffnung des Recepturkellers an den Freitagabenden ist ungeachtet der Tatsache, daß sich alle darüber freuen, Auslöser eines heftig geführten Parteienstreits geworden. CDU und Junge Union reklamieren den Erfolg für sich und begründen dies mit Aktionen und Anträgen, die von der SPD-/ UBG-/Grünen-Mehrheit stets abgelehnt worden seien.

Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Schulte nennt als Beispiel die Forderung vom Herbst 1991 ("unverzügliche Maßnahmen ergreifen, den Recepturkeller schnellstmöglich am Freitagabend wieder zu öffnen"), die mit allen Stimmen der Koalition abgelehnt worden sei. Schulte mit Triumph: "Nun greift der Recepturbetreuer Specht die Vorschläge und Anträge der CDU und Jungen Union auf, gewinnt Uli Müller- Braun für seine Ideen und zeigt dem Jugend- und Sozialarbeiter Kaiser, was man machen kann, wenn man nur will!"

"Viel Lärm um nichts", sagt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid John zu der ganzen Aufregung. Es sei das Verdienst von Franz-Josef Specht, Müller-Braun und Dieter Kaiser, daß der Keller ab 23. Oktober freitags wieder öffnen wird. Die SPD allerdings habe "die Voraussetzungen dafür geschaffen". Frau John zur Vorgeschichte: "Der Magistrat hatte und hat keine rechtlichen Mittel, Pächter Kaiser zu zwingen, freitags zu öffnen. Die einzige Alternative wäre gewesen, die Pacht zu kündigen. Damit wäre der Mann bestraft, der den Recepturkeller überhaupt erst zum Jugendkeller gemacht hat. Dieser Konsequenz wollte die SPD nicht zustimmen." Im übrigen habe Dieter Kaiser die Existenz des Jugendtreffs mit dessen Schließung im November 1990 langfristig "gerettet". hko

Wohnungsamt-Erfolg vor Verwaltungsgerichtshof

Im Kampf um die Nutzung des Hauses Rossertstraße 4 im Westend hat nach der städtischen Bauaufsichtsbehörde auch das Amt für Wohnungswesen einen Erfolg vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel errungen. Laut Klaus Miehrig, Leiter des Wohnungsamtes, erklärte der VGH die Auffassung der Stadt für rechtens, daß das dritte und vierte Obergeschoß des Hauses für Wohnzwecke genutzt werden muß. Dagegen sei über die erste und zweite Etage noch nicht entschieden.

Bis auf das Erdgeschoß stehen alle Etagen des Gebäudes leer. Wie es hieß, hat der Besitzer des Hauses im dritten und vierten Stockwerk bereits den Umbau für künftige Wohnungen eingeleitet.

Im Erdgeschoß arbeitet derzeit noch eine Anwaltskanzlei. Die Bauaufsicht hat der Sozietät eine Frist bis zum Montag, 12. Oktober, gesetzt, ihre Büros aufzugeben - auch hier soll wieder gewohnt werden. Der VGH hatte entschieden, daß ein Nutzungsverbot für diese Büros und eine Versiegelung durch Beamte der Bauaufsicht am 12. Februar zu Recht erfolgt war. (Aktenzeichen: 4 TH 357 / 92). jg

Freie Plätze in Heimen: Ein telefonischer Informationsdienst

MAIN-KINZIG-KREIS. Einen telefonischen Informationsdienst über freie Plätze in Alten- und Pflegeheimen des Main-Kinzig-Kreises bietet ab sofort die Leitstelle für ältere Bürger(innen) im Kreis an.

Die Auskünfte werden unter Rufnummer 0 66 61 / 8 21 61 erteilt.

20 Heime haben bisher dem Main- Kinzig-Kreis ihre Beteiligung an dem Service zugesagt.

Die Bevölkerung wird gebeten, von diesem Angebot regen Gebrauch zu machen. Ul

Ein Brief aus Paris

das Bistro gehört zu Frankreich wie Paris, und zu Paris gehört das Bistro wie der Louvre oder der Eiffelturm. An jeder dritten Ecke der französischen Hauptstadt lädt eine dieser traditionellen Gastwirtschaften zur Einkehr ein, heißt es in einem Reiseführer aus einem angesehenen Verlagshaus. Das Buch ist vor 20 Jahren erschienen und damit heute leicht überholt. Denn das Bistro, an dessen "Zinc", dem mit einem Zinnblech beschlagenen Schanktisch, sich der Arbeiter im Overall wie der Angestellte in Nadelstreifen in gleicher Weise zu einem "petit noir", einem Kaffee aus der Espressomaschine, oder einem "petit rouge", einem kleinen Glas Rotwein, einfinden - dieser Ort einzigartiger Konvivialität, ist vom Aussterben bedroht.

Die Zahlen über das allmähliche Ende der Bistros seien so trist wie ein Tag, an dem man sich nicht am Zinc angelehnt habe, hieß es dieser Tage in einem Fernsehbericht. Sie sind es in der Tat. 1910 gab es in ganz Frankreich noch 510 000 Schankwirtschaften mit der sogenannten Lizenz IV, der behördlichen Genehmigung, die Bistros, Cafés, Bars oder Brasserien Die Bistros sterben aus zum Alkoholausschank zwischen fünf Uhr morgens bis zwei Uhr in der Nacht berechtigt. Damals kam bei einer Bevölkerung von 38 Millionen eine Kneipe auf je 75 Einwohner. Heute sind es nur noch 160 000, was bei einer auf 58 Millionen gewachsenen Bevölkerung bedeutet, daß sich jetzt 362 Personen mit einem Zinc begnügen müssen. Jahr für Jahr lassen 5000 "limonadiers", Limonadenverkäufer, wie sie im Volksmund heißen, die Rolläden für immer herunter - ob an der verräucherten Kneipe an der Ecke oder am renommierten Etablissement an der teuren Avenue Montaigne, das kürzlich für 18 Millionen Franc einer Modeboutique weichen mußte.

Noch schneller als in der Hauptstadt schreitet das Ende der Bistros in der französischen Provinz voran. Wo einst neben jeder Dorfkirche ein Bistro stand, sucht man heute vergebens nach einem Gasthaus. Wo Bauern ihre Äcker aufgeben müssen und mit der Landwirtschaft verbundene Handwerksberufe kein Auskommen mehr finden, bleiben auch die Gäste aus, die sich früher nach getaner Arbeit bei einem "demi de bière", einem kleinen Glas Bier, stärkten. In manchen Orten haben die Gemeindeväter das von Schließung bedrohte Bistro in kommunale Regie übernommen, um ihrem Dorf einen letzten Rest geselligen Zusammenlebens zu erhalten. Doch auch solche Rettungsversuche können nichts daran ändern, daß der ländliche Zinc am Abend verlassener wirkt als die Kirche am Sonntag.

Auf die Frage nach den Ursachen des Bistrosterbens stößt man sofort auf die wachsende Konkurrenz der Fast-Food-Ketten. Dabei ist der Bistro ja selbst einmal nichts anderes gewesen als eine Art Schnellimbiß. Davon zeugt die Geschichte des "Mère Catherine" auf dem Pariser Montmartre, eines Bistros, welches als das erste und älteste seiner Art gilt. In die von einer gewissen Catherine Lamothe geführten Kneipe sollen sich der Überlieferung nach im März 1814 die Kosaken gestürzt haben, um den Sieg über die Truppen Napoleons zu feiern. Ihr Durst sei so groß gewesen, daß sie bei der Patronne mit unüberhörbaren Rufen "bistro", was so viel wie "schnell" heißt, auf zügiger Bedienung bestanden. Die Kneipe hatte damit ihren Namen weg und mit ihr fortan auch alle anderen, deren Ehrgeiz ein einfacher, rascher Service ist.

So wurde das Bistro zu einer Institution Frankreichs, die nach den Worten des Schriftstellers Léon-Paul Fargue so solide sei, daß sie von keiner politischen Umwälzung, von keiner Revolution erschüttert werden könne. Das hat er 1946 geschrieben. Doch seither ist die französische Gesellschaft eben doch von einer Umwälzung betroffen, die Lafargue sich damals nicht vorstellen konnte. Die Franzosen haben ihre Lebensgewohnheiten geändert. Sie gehen immer weniger auf einen "petit rouge" in den Bistro. Monsieur Dupont trinkt weniger Alkohol, jedenfalls außer Haus. Nur noch 20 Prozent ihres Umsatzes erzielen die Bistrotiers mit alkoholischen Getränken, früher waren es 80 Prozent.

Das ist nicht allein ein Erfolg der Aufklärungskampagnen gegen den Alkoholgenuß. Monsieur Dupont findet auch während des Tages immer weniger Zeit, sich zu einem einfachen, aber genießerischen Essen auf der Terrasse eines Bistros niederzulassen.

Doch auch das Fernsehen ist für den Niedergang des Bistros mitverantwortlich. Statt das Gespräch am Zinc zu suchen, strebt der gestreßte Monsieur Dupont am Abend eilig nach Hause. Dort entspannt er sich bei der "Bébête-Show", der Blödelsendung, in der Frankreichs Politiker vor den Abendnnachrichten durch den Kakao gezogen werden. Daß der Dialog der Bebete-Figuren an einem Zinc als einziger immer wiederkehrender Bühnendekoration spielt, ist ein bezeichnendes Indiz. Laut Umfragen fühlt sich nämlich jeder zweite Franzose vom Bistrosterben nicht berührt.

HANS-HAGEN BREMER

Weiter Angst vor Dioxin nach Brand in Lengerich Firma hatte keine Genehmigung für Recycling-Anlage

LENGERICH, 7. Oktober (AP/dpa/AFP). Für die nach einem Großbrand in einem Chemieunternehmen von Dioxinvergiftungen bedrohte Bevölkerung im westfälischen Lengerich wurde am Mittwoch abend offiziell Entwarnung gegeben. Dennoch herrscht weiter Angst und Unruhe in dem betroffenen Stadtteil. Die Stadtverwaltung hatte vorsorglich einen Notplan für den Fall ausgearbeitet, daß die Wohnungen in der Umgebung des abgebrannten Kunststofflagers mit Dioxin verseucht sein sollten. Die Kreisverwaltung bestätigte, daß die inzwischen geschlossene Firma keine Genehmigung für den Betrieb ihrer Anlagen zum Kunststoff-Recycling gehabt habe.

Der Sprecher der Stadtverwaltung, Werner Hasse, sagte am Abend, die Dioxinbelastung sei weit geringer als zunächst angenommen. Das sei nach der wissenschaftlichen Auswertung von Messungen festgestellt worden. Alle 900 betroffenen Bürger könnten in ihre Wohungen zurückkehren. Hasse erläuterte, daß beispielsweise bei Milch keine erhöhte Dioxinkonzentration festgestellt worden sei. Die Werte lägen im nordrhein-westfälischen Durchschnitt. Das gleiche Ergebnis hätten die Untsuchungen bei Mischproben - beispielsweise im Schmierfilm auf Autoscheiben - ergeben.

Ein Sprecher des Düsseldorfer Umweltministeriums berichtete am Abend, alle Experten seien sich einig: es habe "offenbar weder eine Gefahr bestanden, noch könnten neue Gefahren auftreten". Allerdings müßten den rund 900 Bewohnern der Häuser in unmittelbarer Nähe des Brandortes "Empfehlungen" gegeben werden.

Der Kreis Steinfurt bestätigte, daß die Firma, bei der es gebrannt hat, keine Betriebsgenehmigung hatte. Diese sei allerdings in Kürze zu erwarten gewesen.

Umweltschützer forderten bundesweit strengere Auflagen und den Ausstieg aus der Produktion des Massenkunststoffs PVC, von dem bei Bränden die Dioxingefahr ausgehe.

(Kommentar auf Seite 3)

Das Wetter

Wetterlage Der nach Mitteleuropa gerichtete Keil eines umfangreichen Hochs mit Schwerpunkt bei Irland bestimmt das Wetter in Deutschland. Dabei sickert in den Norden feuchte Nordseeluft ein, während im Süden gebietsweise trockenere Luft wirksam ist. Eine über Skandinavien angelangte Kaltfront greift am Freitag von Norden auf Deutschland über. Vorhersage bis Freitag früh Nach zum Teil nur zögernder Auflösung von Nebelfeldern wolkig, gebietsweise - vor allem in Südwestdeutschland - sonnig und weitgehend niederschlagsfrei. Tageshöchsttemperaturen 11 bis 15, bei längerem Sonnenschein im Süden örtlich bis 17 Grad. Tiefsttemperaturen 5 bis 9 Grad.

Zunächst schwachwindig, im Nordosten später auffrischender Nordwestwind.Weitere Aussichten für Freitag Zunächst im Norden, abends im Süden zeitweise Regen. Zurückgehende Temperaturen.

Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 25 Amsterdam

wolkig 14 Barcelona

wolkig 20 Bordeaux

stark bewölkt 13 Brüssel

Regen 11 Budapest

wolkig 18 Dublin

bedeckt 12 Helsinki

leicht bewölkt 9 Innsbruck

bedeckt 13 Istanbul

wolkenlos 31 Kairo

leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 32 Las Palmas

leicht bewölkt 23 Lissabon

leicht bewölkt 20 Locarno

stark bewölkt 15 London

stark bewölkt 14 Madrid

leicht bewölkt 18 Malaga

leicht bewölkt 22 Mallorca

wolkig 24 Moskau

Regen 4 Nizza

stark bewölkt 17 Paris

bedeckt 12 Rom

wolkig 23 St. Petersburg

wolkig 8 Stockholm

leicht bewölkt 11 Tunis

leicht bewölkt 27 Varna

leicht bedeckt 28 Venedig

leicht bewölkt 19 Warschau

bedeckt 12 Wien

bedeckt 16 Zürich

bedeckt 12

Deutschland

Berlin

bedeckt 12 Dresden

Sprühregen 11 Feldberg/Ts.

in Wolken 8 Feldberg/Schw.

in Wolken 6 Frankfurt/M.

stark bewölkt 13 Freiburg

stark bewölkt 14 Garmisch

bedeckt 11 Hamburg

wolkig 13 Köln/Bonn

Regen 12 Leipzig

Regen 11 München

stark bewölkt 13 Norderney

leicht bedeckt 13 Rostock

stark bewölkt 11 Sylt

leicht bewölkt 11 Zugspitze

in Wolken 1

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.37 Uhr

Sonnenuntergang 17.49 Uhr

Mondaufgang 16.12 Uhr

Monduntergang 3.08 Uhr

Naturheilverein bietet Reise zum Patienten-Tag

BAD NAUHEIM. Im Rahmen der medizinischen Woche Baden-Baden findet am 1. November 1992 ein Arzt-Patienten- Tag unter dem Motto "Macht Fortschritt krank? Wie gesund leben Sie?" statt. Diese Themen werden aufgegriffen: "Elektrosmog", Zellgriff der dritten Dimension - Mikrowellen und ihr Zerstörungspotential - Ist der Katalysator im Auto zu verantworten? - Welche Alternativen sind denkbar? Säure frißt Löcher in unsere Gesundheit und "Was verschmutzt unsere Seele?"

Im Anschluß an die Referate beantworten zwei Mediziner aktuelle Fragen. Den Abschluß der Veranstaltung bildet eine Podiumsdikussion.

Noch gibt es Plätze für eine vom Naturheilverein Bad Nauheim organisierte Reise nach Baden-Baden. Weitere Infos bei M. Malwig, Tel. 0 60 32 / 3 22 70. job

Kleine FR

Autotelefon gestohlen WEILROD. Ein Autotelefon bauten Unbekannte aus einem Wagen aus, der nachts in der Ulrich-von-Hutten-Straße in Mauloff parkte. Schaden: 5000 Mark. Heute Blutspendetermin GLASHÜTTEN. Das DRK organisiert am heutigen Freitag eine Blutspendeaktion: von 18 bis 20.30 Uhr im Bürgerhaus. Über Hecken und Feldgehölze NEU-ANSPACH. Die Vogel- und Naturschutzgruppe Rod am Berg lädt für heute abend zu einem Diavortrag über Hecken und Feldgehölze ein: um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Waldspaziergang mit dem Förster USINGEN. Unter dem Motto "Aufgaben eines Revierförsters" lädt Amtsinhaber Karl-Mathias Groß für heute nachmittag zu einem Waldspaziergang ein. Treffpunkt: 15 Uhr an der Straße von Usingen nach Pfaffenwiesbach, rund 300 Meter oberhalb des Hofes Kötter.

Fragwürdige Verwendung

Schon das Bild beunruhigt: Ein deutscher Feldwebel sitzt dem Flüchtling gegenüber, hört sich an, wieso der seine Heimat verlassen hat und nun in Deutschland Asyl begehrt, macht sich darüber so seine Notizen, die wenig später als Grundlage für die Entscheidung über den Antrag dienen. Allerdings ist das Vorhaben von Innenminister Rudolf Seiters, ehemalige Berufssoldaten für die Beschleunigung der Asylverfahren einzuspannen, auch aus ganz handfesten Gründen fragwürdig.

Weder der Feldwebel noch der Oberstabsfeldwebel sind im Umgang mit Asylbewerbern geschult und sollen praktisch auch nicht geschult werden. Daß sie die Flüchtlinge "nur" anhören, über deren Anliegen nicht befinden sollen, macht die Seiters'sche Idee nicht besser. Die Anhörung ist das Kernstück des Asylverfahrens. Wie sie abläuft, hat großen Einfluß auf die sich anschließende Entscheidung.

Wer den Bewerber unzureichend oder falsch anhört, zerstört unter Umständen dessen Chance auf Schutz vor politischer Verfolgung. Dies gilt um so mehr, als nach dem neuen Asylverfahrensgesetz Gründe nicht nachgereicht werden dürfen. Bringt sie der Betroffene, etwa weil er unter dem Schock der Flucht steht, nicht gleich vor, verfallen sie.

Daß Rudolf Seiters außerdem plötzlich 1300 Verwaltungsbeamte für die Asylverfahren bereitstellt, ist gut - und kommt viel zu spät. Es sollte aber nicht davon ablenken, daß sich der Innenminister mit der Einstellung von Entscheidern, die die Länder vorschlagen, noch immer viel zu viel Zeit läßt. ff (Bonn)

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte am Mittwoch während der ersten Stunde um 7,56 Punkte geklettert. Am Vortag war er geringfügig um 0,81 auf 3178,19 Zähler abgebröckelt.

In Tokio zeigte der Trend gestern nach unten. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel fiel um 156,36 auf 17 111,74 Einheiten.Heizölpreiseziehen an

FRANKFURT A. M. (FR). Am Heizölmarkt zeigt der Preistrend nach oben. Zwar haben sich die Notierungen für große Partien in dieser Woche kaum verändert, doch müssen Kunden bei der Abnahme kleinerer Mengen teils deutlich mehr berappen.

Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 900 l - ( - ) bis 1 500 l - (56,77-58,02) bis 2 500 l 51,87-57,00 (49,82-51,53) bis 3 500 l 49,02-51,30 (48,45-49,02) bis 4 500 l 47,31-48,45 (46,17-47,31) bis 5 500 l 46,74 (45 71-46,74) bis 6 500 l 45,49-46,17 (45,49-45,71) bis 7 500 l 45,26 ( - ) bis 8 500 l 44,92-45,03 ( - ) bis 9 500 l - ( - ) bis 12 500 l 43,89 (43,89-45,03) bis 15 500 l - ( - )

Die am 7. Oktober gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.

"Deutschland - eine Heimat für Fremde?"

SCHMITTEN. "Deutschland - eine Heimat für Fremde?" Unter diesem Titel veranstaltet das Kulturforum der SPD Hochtaunus zusammen mit den Schmittener Parteifreunden am Donnerstag, 22. Oktober, einen Diskussionsabend.

Als Gäste auf dem Podium sind eingeladen: Klaus Frietsch, Landrat a. D. des Main-Taunus-Kreises, Doron Kiesel, Studienleiter der evangelischen Akademie Arnoldshain, und Detlef Lüderwald vom Hessischen Initiativausschuß ausländischer Mitbürger/innen.

Außerdem dabei: Änne Ostermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und Winfried Polte von der Kommission Internationales beim Parteivorstand der SPD in Bonn.

Das Duo "Duell" singt im Verlauf des Abends Lieder, die zum Thema passen. Die Veranstaltung im Bürgerhaus Brombach, an der Straße nach Hunoldstal, beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Mark. cn

Flamenco original

BAD HOMBURG. Die "Compañia Flamenca Alhama", eine Gruppe von spanischen Flameco-Profis, wird am Sonntag, 11. Oktober, 18.30 Uhr im Hotel Maritim auftreten. Zwei Gitarristen , zwei Sänger und drei Tänzerinnen werden den spanischen Tanz in seiner authentischen Form vorführen. Die Compañia präsentiert außerdem einen besonderen Leckerbissen: Javier Baron, die aktuelle Nummer eins im Flamenco-Tanz. Er ist Sieger des diesjährigen Festivals in Sevilla.

Die Truppe hat sich zu hohem künstlerischen Niveau verpflichtet: "Flamenco ist Ausdruck der andalusischen Kultur und soll nicht zweitklassige Carmen-Unterhaltung sein", sagt der künstlerische Leiter der Gruppe, Antonio Andrade. Der Bad Homburger Auftritt der Tänzer und Sänger steht am Beginn ihrer Tournée durch Deutschland. s

Kampf gegen Armut hat Vorrang Spranger legt Konzept für die Entwicklungshilfe-Politik vor

ka BONN, 7. Oktober. Die Armutsbekämpfung soll jetzt ein Prinzip der deutschen Entwicklungspolitik werden. "Angesichts von 1,1 Milliarden Menschen, die in absoluter Armut leben, müssen wir sicherstellen, daß die bereitgestellte Entwicklungshilfe dieses Ziel erreicht", sagte Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU) bei der Vorstellung eines Konzepts zur Armutsbekämpfung.

Künftig müsse bei allen Arbeiten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und bei allen neuen Projekten nach dem Zusammenhang zur Armutsbekämpfung gefragt werden, betonte Spranger. Die bloße Hoffnung, daß bei einem Projekt auch etwas "zu den Armen durchsickern" werde, reiche nicht aus. Künftig müsse der Nutzen für die Armen konkret benannt werden. Das BMZ ziehe damit die Konsequenzen aus 30jähriger Erfahrung. Investitionen in die Infrastruktur würden künftig also nicht mehr per se als förderungswürdig eingestuft. Die Auswirkungen auf die Armen und Ärmsten der betroffenen Bevölkerung müßten zuvor jeweils genau untersucht werden. Ein erstes Konzept zur Armutsbekämpfung war 1990 nach langjährigen Beratungen im BMZ und im entwicklungspolitischen Ausschuß vom Bundestag verabschiedet worden. Seither werden zehn Prozent der deutschen Entwicklungshilfe für kleine Selbsthilfeprojekte zur direkten Armutsbekämpfung ausgegeben. 51 Prozent der bilateralen Entwicklungshilfe fließen in Projekte der Grundbedürfnisbefriedigung. Dieser Ansatz wird mit dem neuen BMZ-Konzept weitergeführt und erweitert. Künftig soll auch bei der Förderung von strukturellen Reformen und beim Einsatz von Regierungsberatern darauf geachtet werden, daß die so geförderte Politik der Armutsbekämpfung dient.

Spranger befürwortete den Abbau von Handelsschranken. Nach Berechnungen der Weltbank gingen der Dritten Welt durch die Handelshemmnisse der Industrieländer jährlich rund 120 Milliarden Mark verloren, während diese gerade 60 Milliarden Entwicklungshilfe leisteten.

Ein traditionelles Frankfurter Handwerksunternehmen besteht jetzt genau 60 Jahre Ein Laden ändert sein Gesicht Von Sachsenhausen zur Konstabler

Der 2. Oktober 1932 war für die meisten Frankfurter ein normaler Tag. SA marschierte und Tausende von Arbeitslosen standen Schlange. An diesem 2. Oktober vor 60 Jahren, in den unsicheren Zeiten der Weltwirtschaftskrise, wagte der Metzgermeister Hermann Josef Kirchenbauer einen großen Schritt. Der drahtige Schwabe eröffnete in der Paradiesgasse 59 in Sachsenhausen sein eigenes Fleischerfachgeschäft. Anderthalb Jahre später verlegte er seine Metzgerei an die Konstablerwache, wo seine Tochter noch heute unter den Hausnummern 60 und 62 Fleisch und Würste feilbietet.

Kirchenbauer schlachtete selbst. Jeden Montag und Donnerstag suchte er auf dem Markt im Schlachthof sein Vieh aus - zunächst nur Schweine, denn vor dem Krieg war die Trennung von Schweine- und Rindermetzgern weit verbreitet.

Wo heute auf Deutschlands umsatzstärkster Einkaufsmeile die D-Mark rollt, versorgten vor dem Krieg zehn Metzger die Innenstadt. Der Laden lag nur wenige Meter vom traditionellen Fleischerviertel mit seinen Schirnen (hölzernen Schutzdächern) entfernt, das Victor Hugo in seiner "Rheinreise" so beschrieb: "Es ist nicht möglich, ältere und schwärzere Häuser sich über üppigere Haufen frischen Fleisches beugen zu sehen. Ich weiß nicht, welch eßlustige Heiterkeit auf diesen sonderbar gedeckten und behauenen Fassaden ruht . . ."

Bei den Luftangriffen im März 1944 kam die Metzgerei Kirchenbauer glimpflich davon. Das Dachgeschoß des Hauses brannte aus; der Chef und Hausbesitzer erlitt eine Rauchvergiftung, eine Bewohnerin rettete den Bewußtlosen aus dem brennenden Haus. Plünderungen der notleidenden Stadtbewohner, 1945 nichts Ungewöhnliches, folgten. Auf 11 017 Reichsmark bezifferte die Metzgerei Kirchenbauer ihre gestohlenen Würste und Fleischwaren.

Kriegsende, Besatzung, Wiederaufbau und Umbau gingen vorüber, zum Firmengeburtstag am 2. Oktober, übernahm die einzig überlebende Tochter der Kirchenbauers die Metzgerei: Seit 1980 leitet Ingeborg Schwarz-Kirchenbauer das Traditionsgeschäft an der Zeil. Nicht nur die Fassade der Metzgerei hat sich verändert. 1965 mußten die beiden Häuser Zeil 60 und 61 auf Druck des Nachbarn Kaufhof hin ihre Gründerzeitfassaden mit Natursteinplatten verkleiden - ein Tribut an die neue Zeit auf der Zeil. mku

Ex-Feldwebel sollen Asylbewerber anhören Bonn will auch Beamte für Verfahren abordnen Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan BONN, 7. Oktober. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) will ehemalige Berufssoldaten befristet einstellen, um von ihnen Asylverfahren bearbeiten zu lassen. Ministeriumssprecher Roland Bachmeier sagte am Mittwoch in Bonn, daß 200 frühpensionierte Feldwebel und Stabsfeldwebel geworben werden sollen, um Asylbewerber aus Rumänien und Bulgarien im Anerkennungsverfahren anzuhören. Außerdem plant Seiters, 1300 Bundesbeamte etwa ein Jahr lang für die Bearbeitung von Asylverfahren zum Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge abzuordnen. Bachmeier sagte, es handle sich bei den Rumänen und Bulgaren in der Regel um "einfach gelagerte, offensichtlich aussichtslose Fälle". Die Anerkennungsquote für Menschen aus diesen Ländern liege bei Null. Zwar seien die Ex-Soldaten für die Asylverfahren nicht einschlägig ausgebildet. Da sie die Asylbewerber anhören, nicht aber über ihre Anträge entscheiden sollten, reiche es, sie "in ein paar wenigen Tagen" einzuarbeiten. Man hoffe, dadurch 80 000 Akten innerhalb eines halben Jahres abbauen zu können.

Bachmeier zufolge unterstützt das Bundeskabinett den Vorschlag Seiters', 500 Beamte des höheren und 800 des mittleren Dienstes als Asyl-"Entscheider" abzuordnen, bis die neuen etwa 3000 Planstellen besetzt sind. Die Abordnungen seien eine Interimslösung.

Die SPD begrüßte die Pläne. Sie zeugten von Lernbereitschaft, sagte Parteisprecherin Cornelie Sonntag-Wolgast. Forderungen der SPD, Bundeswehrangehörige als "Entscheider" anzuwerben, seien zuvor noch auf Ablehnung gestoßen. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Saar-Minister Friedel Läpple (SPD), dagegen rügte den Soldaten-Plan. Soldaten seien für die Aufgabe nicht geeignet.

In der Koalition hielt der Zwist über ein neues Asylrecht an. FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms bezeichnete den Vorstoß der CSU, das individuelle Grundrecht auf Asyl abzuschaffen, als "irrelevant". (Kommentar auf Seite 3)

"Kein Anschluß" beim Fernmeldeamt

Die Fernmeldeämter 2 und 3 am Danziger Platz sind zur Zeit telefonisch praktisch nicht zu erreichen. Wer die Nummer der Zentrale anwählt, bekommt nur ein freundliches "Bitte warten" und eine optimistische Melodie zu hören; die Verbindung kommt jedoch nicht zustande. Der Grund: Am Montag wurde eine vollelektronisch gesteuerte Telefonanlage in Betrieb genommen - seitdem ist der Kontakt zu den Fernmeldeämtern gestört.

"Wir haben große Schwierigkeiten mit der neuen Anlage", kommentierte ein Sprecher der Telekom die momentane Funkstille. Er versprach aber Abhilfe; die Techniker arbeiteten "mit Hochdruck". Mit der neuen Anlage haben die Ämter auch neue Nummern bekommen: 90 92 - 0 (Fernmeldeamt 2) und 90 93 - 0 (Fernmeldeamt 3). Der Telekom-Sprecher empfiehlt den Kunden, direkt den je- weiligen Sachbearbeiter anzurufen, sofern die Durchwahl bekannt ist. Diese Nummern hätten sich nicht geändert, und die Verbindungen kämen in der Regel zustande. vo

HEUTE LESEN SIE

Angola UNITA lenkt ein Seite 2

Leitartikel Schweigt die Linke? Seite 3

Stuttgart Koalition auf dem Prüfstand Seite 4

China Einziges AKW vom Netz Seite 5

Feuilleton Theatertod in Eisenach Seite 8

Wirtschaft Streit über Ekostahl Seite 9

Sport Countdown für Lillehammer Seite 16

Dokumentation Ugandas Weg zur Demokratie Seite 18

Frankfurt Neuer Schulden-Rekord Seite 23

Kulturspiegel Kunsttage in Dreieich Seite 30

Hessen Asyl: Ein Landkreis handelt anders Seite 32

Aus aller Welt Flugschreiber ist beschädigt Seite 38

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 10

Roman Seite 16

Fernsehen und Funk Seite 17

Filmspiegel Seiten 34/35

FWG verlangt von Rudi Rübsamen eine Erklärung

NEU-ANSPACH. Die FWG-Initiativgruppe für gerechte Gebühren hat in einem offenen Brief an den kommissarischen Bürgermeister Rudi Rübsamen gefordert, die "überhöhten Wasser- und Kanalgebühren" zu erklären. Neu-Anspach hat die höchsten Gebühren im Kreis: 9,40 Mark für 1000 Liter Wasser/Abwasser.

"Welche Initiativen hat die Gemeinde bereits ergriffen, um die Kalkulation der Wasser- und Kanalgebühren durch unabhängige Prüfer nachprüfen zu lassen?" fragt die Gruppe den Bürgermeister. Außerdem wollen die Mitglieder wissen, wann die alten Wasserabnahmeverträge überprüft und neu geregelt werden.

Rübsamen soll ferner Licht in eine Aussage des Prüfungsberichtes Seyfang/ Kummer bringen. Darin wird festgestellt, daß bei den Neu-Anspacher Gemeindewerken die "Werte für Materialaufwand höher liegen als bekannte Vergleichswerte". Nicht zuletzt verlangt die Gruppe Antwort auf die Frage, ob die Parteien Spenden von Firmen erhielten, denen die Gemeinde Aufträge vergab. cn

NACHRICHTEN 4

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STANDARD.DFV

TTY

Ostermann an WAZ, bzw. alle

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) ist bei seinem Antrittsbesuch in Moskau ebenso wie sein russischer Amtskollege Andrej Kosyrew Spekulationen entgegengetreten, die Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland hätten sich in jüngster Zeit abgekühlt. "Das ist nichts weiter als eine Ente", sagte Kosyrew. Das Verhältnis der beiden Staaten sei unverändert gut.

Auch Kinkel lobte in seiner Ansprache anläßlich der Übergabe des neuen Kanzleigebäudes der deutschen Botschaft den Stand der Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland. Ein "Akt der Freundschaft" sei schon allein die Teilnahme Andrej Kosyrews an der Einweihung der deutschen Vertretung. Beide Außenminister waren auch um die Demonstration des persönlichen Wohlwollens bemüht: Den ersten Abend verbrachte Kinkel als persönlicher Gast seines russischen Kollegen. Bei dieser Gelegenheit wollte er sich auch beim russischen Justizminister Nikolai Fjodorow für die Rückführung des einstigen DDR-Staatschefs Erich Honecker bedanken.

Trotz der demonstrierten Zufriedenheit drängte die deutsche Delegation in Moskau auch darauf, die Lösung einer Reihe noch ungelöster Probleme zu beschleunigen. An erster Stelle der deutschen Themenliste stand dabei die Frage nach der Wiedererrichtung einer Wolgarepublik für die Rußlanddeutschen. So hatte Kinkel bereits in einer ersten Gesprächsrunde mit Kosyrew am Dienstagnachmittag schnellere Entscheidungen der russischen Seite zur Wiederherstellung der Wolgarepublik gefordert. Die baldige Umsetzung des dazu im Juni unterzeichneten gemeinsamen Protokolls habe durch die in Deutschland entstandene "explosive Lage" an Bedeutung gewonnen, sagte Außenamtssprecher Hans Schumacher. Die deutsche Seite erwarte in dieser Frage Fortschritte bis zum Moskau-Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der für Mitte Dezember geplant ist. Kosyrew habe verständnisvoll reagiert und gebeten, aufgrund technischer Probleme keine Mißstimmung aufkommen zu lassen. Kinkel hat die russischen Behörden außerdem gebeten, ehemalige Sowjet-Archive zu öffnen, die Auskunft über das Schicksal von Kriegsverschollenen geben könnten. Ebenso sollte mit Akten über Opfer des sowjetischen Geheimdienstes in der damaligen Besatzungszone verfahren werden. Auch die Rehabilitierung dieser Opfer sei zu regeln. Der russische Außenminister stellte seinerseits klar, daß für seine Regierung die Lösung dieser Fragen mit dem Problem der Entschädigung von russischen Zwangsarbeitern und Häftlingen der Konzentrationslager durch Deutschland verknüpft sei. Die Bildung einer gemeinsamen Kommission unter Beteiligung der jeweiligen Rot-Kreuz-Gesellschaften wurde vereinbart. Die geringsten Schwierigkeiten bereitet derzeit offenbar die Entwicklung der kulturellen Beziehungen. So weihte Kinkel am Mittwoch das neue Goethe-Institut in Moskau ein. Die Unterzeichnung eines deutsch-russischen Kulturabkommens wurde für den Kanzlerbesuch in Aussicht gestellt.

Am Mittwoch Nachmittag traf Klaus Kinkel auch mit Parlaments-Chef Ruslan Chasbulatow zusammen. Für den Abend war dann noch ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin geplant.

BAD VILBEL. Die Angst, dem Wettbewerb mit zuwandernden Ausländern um die knapperen Arbeitsplätze nicht gewachsen zu sein, und Angst vor "Überfremdung" diagnostiziert Andreas Schönborn, Pressesprecher der Jungen Union Bad Vilbel, gerade bei vielen Gesprächspartnern/-innen an der Frankfurter Universität. Mit Thesen zum Asylrecht, die nach seinen Worten bewußt eine Diskussion provozieren sollen, wendet sich die JU gerade an die "mitgestaltenden Bürger". Nur wenn es gelinge, etwas in Bewegung zu bringen, könne den rechtsradikalen Gewalttätern, aber auch der wachsenden Verunsicherung in großen Teilen der Bevölkerung entgegengewirkt werden. Für die einheimische Bevölkerung werde keine Politik mehr gemacht, so Schönborn. Mit dem Sprecher der JU der Brunnenstadt sprach FR-Redakteur Georg Linde.

Skins prügelten "Falschen"

KÖTHEN/MAGDEBURG, 7. Oktober (dpa). Aus "Ausländerhaß" haben jugendliche Skinheads in Köthen bei Magdeburg einen Deutschen zusammengeschlagen und mit Messerstichen verletzt, weil sie ihn für einen Ausländer hielten. Wie das Innenministerium in Sachsen-Anhalt am Mittwoch in Magdeburg mitteilte, war der 34jährige Köthener am Dienstag abend auf dem Weg zum Stadtzentrum an einer Gruppe von zehn Skinheads vorbeigekommen. Vier von ihnen schlugen und traten auf ihn ein, einer stach dem Opfer mehrfach mit einem Messer in den Oberschenkel. Die vier Skinheads wurden festgenommen.

Hessen-Turnerinnen im Vorderfeld

Beachtliche Plazierungen erreichten Katja Sturm (TV Neu-Isenburg) und Sabine Lauer (TSV Heusenstamm) beim Kunstturnerinnen-Cup des DTB. Katja Sturm erreichte 31,35 Punkte und vergab nur durch zwei Patzer am Stufenbarren eine bessere Plazierung als den siebten Rang. Sabine Lauer folgte mit 30,75 Punkten auf dem achten Platz.

Aus dem Geschäftsleben

Günther Jauch auf Ebene 7 Günther Jauch, Sport-Moderator im ZDF und von "Stern-TV" bei RTL plus präsentiert heute auf Ebene 7 der Zeilgalerie les facettes Gäste, Spiele und Überraschungen. Die Show beginnt um 17 Uhr, der Eintritt ist frei. FR

Weg zu neuen Ufern entzweit die Freien Wähler Liederbacher treten aus Kreisverband aus / Mißmut über Eschborner BGE-Leute auf Kreistagsliste

MAIN-TAUNUS-KREIS. Auf dem Weg der Freien Wähler zu neuen Ufern bleibt zumindest ein Ortsverband auf der Strekke: Die Liederbacher Wählergemeinschaft ist aus dem Kreisverband ausgetreten. Das bestätigte gestern Ludwig Kleber, Fraktionschef der FWG im Gemeindeparlament. Als Grund dafür nannte er einen Kurswechsel auf Kreisebene - und zwar zum linken Flügel hin.

Kleber und seine Liederbacher Kollegen fühlen sich offenbar vom Kreisvorstand überrumpelt. In der Sitzung des Wahlvorbereitungsausschusses am vergangenen Freitag wurden zwei Kandidaten auf die Liste für den Kreistag gesetzt, die noch nicht einmal Mitglied der FWG seien: Irmtraud Bottoms und Helmut Stock von der Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE). Für die Liederbacher Freien Wähler Grund genug, den Bettel hinzuschmeißen. Sie befürchten eine Politik, "mit der wir uns nicht mehr identifizieren können", sagte Kleber. Der Austritt aus dem Kreisverband sei vom örtlichen Vorstand sanktioniert gewesen.

"Nichts Dramatisches" sei an diesem Abend passiert, sagte Ortwin Kloß, Vorsitzender des Wahlvorbereitungsausschusses, stellvertretender Kreisvorsitzender und Chef der Freien Wähler in Kelkheim. In der Sitzung sei es lediglich darum gegangen, Ideen zu sammeln und Empfehlungen abzugeben. Die Liste sei eine Diskussionsgrundlage. Das letzte Wort würden die Delegierten sprechen - und zwar in einer Versammlung am 3. November in Eschborn.

Kloß räumte allerdings ein: "Ich schließe nicht aus, daß der eine oder andere überrascht war." Den Austritt der Liederbacher aus dem Kreisverband wollte er "weder bestätigen noch dementieren". "Wir haben Vertraulichkeit vereinbart. Wer sich nicht daran hält, der disqualifiziert sich selbst." Sich an diese Absprache halten zu wollen, beteuerte Ingrid Bottoms. Sie lehnte gestern jede Stellungnahme ab, bezog sich auf die vereinbarte Geheimhaltung.

Bedeckt gab sich auch Kreisvorsitzende Renate Quitzau. Sie sprach von einer "zusammengewürfelten Gesellschaft", die Kandidaten vorgeschlagen habe. Die Entscheidung obliege den Delegierten. "Und bis dahin kann sich viel ändern."

Die Liederbacher FWG will bei ihrem Kurs bleiben. "Wir werden uns auf Kreisebene zurückziehen." Außerdem werde es keine Wahlwerbung für die Kreis-FWG in der Gemeinde geben. Kleber: "Wir werden unseren Wählern empfehlen, welche Partei sie wählen sollen."

Der Einzug der beiden Eschborner BGE-Politiker auf der Kandidatenliste der FWG ist in Klebers Augen "Scharlatanerie". Gewurmt haben den Liederbacher Äußerungen von Bottoms und Stock in der FR (Ausgabe vom 24. 9.). "Wir haben die Energie und gute Ideen und könnten der FWG mit klaren Standpunkten neues Profil geben", hatte da Irmgard Bottoms gesagt. Und weiter: Sie traue ihrem Kollegen Stock auch den Vorsitz zu.

Kleber argwöhnt nun, nachdem beide Eschborner auf der Liste stehen, ein Abdriften der FWG ins linke Spektrum. Und diese Politik könne er nicht tragen. "Dann marschieren wir eben alleine." Doch offenbar erwartet Kleber dabei Gesellschaft. Andere Ortsverbände wollten dem Liederbacher Beispiel folgen. Und wer? Kleber: "Ich habe da Vertraulichkeit zugesagt." KLAUS KÜHLEWIND

Mehr "Aus aller Welt", Seite 37

Kreiswehrersatzamt wird nach Gelnhausen verlegt Umzug voraussichtlich 1994 / Beschäftigte verunsichert Von Ulrike Bauer

ESCHBORN. "Die Entscheidung steht fest", ist Dieter Walz, Abteilungsleiter in der Wiesbadener Wehrbereichsverwaltung IV, sicher. Das Kreiswehrersatzamt wird verkleinert und voraussichtlich 1994 von Eschborn nach Gelnhausen im Main- Kinzig-Kreis verlegt. Betroffen sind davon 140 Beschäftigte, von denen nach Mitteilung des Amtsleiters Peter Müller etwa die Hälfte im Main-Taunus-Kreis und der näheren Umgebung wohnt - aber natürlich auch Wehrdienstleistende aus dem Großraum Frankfurt und den umliegenden Kreisen, die bisher dort gemustert wurden und jetzt nach Wiesbaden, Darmstadt oder Gelnhausen müssen.

Der Grund für die Verlegung: Personalmangel. "Wir haben seit Jahren Probleme, genügend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden", sagt Dieter Walz. Schon lange müsse die Behörde mit einem "Personalfehl von 15 bis 20 Prozent" arbeiten. "Und damit kann ich die Funktionsfähigkeit des Amtes nicht mehr gewährleisten", betont Walz, als Amtsleiter für das Wehrersatzwesen zuständig.

Den latenten Personal-Engpaß führt er auf den Mangel an Arbeitskräften im Rhein-Main-Gebiet zurück. "Die Konkurrenz ist hier eben sehr groß. Da gibt es beispielsweise das Bundesausfuhramt mit attraktiven Dienstposten für erfahrene Verwaltungsleute, aber auch zahlreiche andere Behörden, bei denen die Gefahr, versetzt zu werden, nicht so groß ist wie beim Kreiswehrersatzamt."

Im Main-Kinzig-Kreis, hofft er, sehe der Arbeitsmarkt besser aus. "In Gelnhausen haben wir begründete Aussichten, Personal zu finden, das zwar kein Fachpersonal ist, das wir aber ausbilden können." Und das sei auch der Grund gewesen, warum das Bundesverteidigungsministerium sich für diesen neuen Standort entschieden habe. Dort sei zudem in der von den Amerikanern geräumten Coleman-Kaserne auch genügend Platz.

Die Sache hat allerdings einen Haken, räumt Walz ein. Das neue Domizil muß erst noch umgebaut werden. Und damit werde man wohl frühestens im nächsten Jahr beginnen können. Wann genau der Umzug von Eschborn nach Gelnhausen ansteht - Walz weiß es nicht. "Und auch Verteidigungsminister Rühe wird das nicht sagen können", betont er. Aber 1994 sei wohl ein realistisches Datum.

Damit haben die Beschäftigten in Eschborn jetzt wenigstens einen Anhaltspunkt, wann sie ihre Zelte abbrechen müssen. "Wir hängen seit Monaten in der Luft", sagt Personalratsvorsitzender Konrad Fath. "Die Beamten wissen alle nicht, was mit ihnen geschieht - und die Angestellten auch nicht." Immer mehr kehrten ihrem Arbeitgeber den Rücken, weil sie nicht weiter mit der Unsicherheit leben wollten, nicht zu wissen, wann und wohin sie genau versetzt werden.

"Die Leute sind alle verunsichert. Das fängt beim Leiter an und hört bei mir nicht auf. Jeder, der was Besseres finden kann, geht weg", stellt Fath fast resigniert fest. Und das verschärfe die Personalmisere noch mehr. "Suchen Sie doch mal jemand, der hier neu anfangen soll und nicht weiß, wo er hinkommt. Das ist unmöglich." Aber vielleicht lasse sich die Entscheidung ja noch kippen, hofft Fath, weiß aber auch nicht so recht, wie das klappen soll.

Sein Vorgesetzter Peter Müller macht ebenfalls keinen Hehl daraus, daß er mit der Verlegung des Kreiswehrersatzamtes nicht einverstanden ist. Und was genau der Grund dafür ist, weiß er auch nicht. "Das ist eine geheime Kommandosache; da hört man jede Woche etwas anderes." Die Begründung von Abteilungsleiter Dieter Walz, in Gelnhausen könnte das Personalproblem gelöst werden, erscheint ihm jedenfalls nicht plausibel. "Bei der schlechten Besoldung gewinnen wir auch da keine Leute."

Müller hat sich bei den Beschäftigten umgehört, wie viele denn überhaupt bereit sind, nach Gelnhausen zu wechseln: "20 bis 25", meint er. Mehr seien es wohl kaum. Und was sagt Walz dazu? "Diejenigen, die jetzt in Eschborn tätig sind, können wir entweder in Gelnhausen oder in Wiesbaden unterbringen. Aber auch in Wetzlar oder Fulda. Eine Weiterbeschäftigung bei einer Bundeswehrbehörde in Frankfurt wird aber nicht möglich sein."

Das alte Domizil im Eschborner Behördenzentrum nahe der Autobahn läßt sich aus Walz' Sicht nach dem Auszug des Kreiswehrersatzamtes bestimmt gut an einen zahlenden Nachfolger vermieten oder gar verkaufen. "Das Gebäude stellt einen hohen Marktwert dar. Aber darüber wird das Finanzministerium entscheiden, an das die Bundeswehr es zurückgeben muß."

Walz weiß bereits, wie künftig die Gebiets-Zuständigkeiten der Kreiswehrersatzämter im Großraum Frankfurt geregelt werden sollen: Wehrdienstleistende und Verweigerer aus dem Main-Taunus- Kreis und Frankfurt müssen nach Wiesbaden, die aus dem Main-Kinzig und Hochtaunus-Kreis nach Gelnhausen und die jungen Männer aus Offenbach Stadt und Landkreis nach Darmstadt.

Weitere Berichte auf Seiten 12 u. 13

Die neue "Opferbilanz" des Ministers

Kaiserstraßen-Kultur Mehr Geld für Judith Rosenbauer und ihr Theater

"Mehrkostenvorlage" ist ein schönes Wort. Wir haben es den Bürokraten zu verdanken, weshalb es vielleicht etwas umständlich klingen mag. Aber die Sache, die es meint, ist eben auch ein besonderer Umstand: Wenn einer ein Geld kriegen soll, das er eigentlich nicht kriegen dürfte, weil es nicht im Haushalt steht, und wenn es auch keinen Nachtragshaushalt gibt, der das Almosen nachträglich legalisiert - dann tritt der Fall der Notwendigkeit einer "Mehrkostenvorlage" in Kraft.

Eigentlich muß ja gespart werden. Nun gilt aber selbst in der Bürokratie, und zumal in der Wahlkampf-Zeit: Keine Regel ohne Ausnahme. Und wer darf sich was herausnehmen? Na klar: der Chef. Also hat der Herr Oberbürgermeister sich etwas herausgenommen. Nämlich rund 150 000 Mark. Aus dem Etat der Kulturdezernentin. Alles nur für die Kultur; selbstverständlich: Andreas von Schoeler hat als Kunstfreund mal seine Liebe zum Theater umgemünzt. In ein Scherflein für Judith Rosenbauer, pardon: für deren "English Theater" natürlich.

Die gute Frau Rosenbauer ist, seit sie von ihrer Hütte in der Hamburger Allee in den Bühnenpalast an der Kaiserstraße umzuziehen genötigt wurde, dauernd vom Geldmangel geplagt. Erst mußte sie, vor zwei Jahren, um ihren bescheidenen Etat von 450 000 Mark kämpfen. Aber "mit diesem Geld ist das Theater nicht zu führen", sagt Frau Rosenbauer. Das haben die Sozialdemokraten ihr offenbar geglaubt, sie erhielt eine "Zusage der Fraktion". So formuliert es jedenfalls Kulturdezernentin Linda Reisch, die bestätigt: "Wir werden einhalten, was wir Frau Rosenbauer zu Jahresbeginn versprochen haben."

Wir erinnern uns: 450 000 Mark stehen im Etat, und wenn es nicht mehr gibt, dann gibt es eben eine "Mehrkostenvorlage".

Es sind ja nur ein paar Mark mehr, aber: Woher nehmen und nicht stehlen. Der Chef wußte woher. "Aus den Resten zusammengekratzt" hat Linda Reisch in ihrem Dezernat das Geld. Leider aber waren die Reste auch schon verteilt. Und deshalb müssen halt ein paar Künstler auf Geld und Projekte verzichten (gut die Hälfte der Summe kommt von Einrichtungen für Neue oder populäre Musik) - alles für die Kultur im "English Theater" natürlich.

Mit einem Satz: Der Oberbürgermeister hat den Etat der Kulturdezernentin etwas ausgenommen. Denn mit dem Obolus an Frau Rosenbauer (pardon, das "English Theater") soll die Kaiserstraße aufgewertet werden. Das ist die einst sündige, heute hingegen sündhaft teure Meile vor dem Hauptbahnhof, wo noch ein paar Junkies, Sexkinos und Andenken-Basare rettungslos ums Überleben kämpfen - bis der Straßenzug sich endgültig zu 100 Prozent in der Hand der Dresdener Bank befindet. Weil aber die Bank mit dem sinkenden Dollar vollauf beschäftigt ist, muß halt die Stadt noch ein wenig an den Fassaden der Straße polieren, die den ersten besten Eindruck von Frankfurt vermitteln soll. Und deshalb, das sieht wohl jeder ein, braucht das "English Theater" Geld.

Und Linda Reischs Dezernat, nein Künstler und Kulturarbeiter erhalten die Rechnung. Dafür darf die Dezernentin die "Mehrkostenvorlage" auch noch ausarbeiten und im Magistrat einbringen. Diesmal wenigstens wird sie den Segen ihres Herrn erlangen.

DALAND SEGLER

Mieterverein berät OBERURSEL. Der Mieterverein hält seine nächste Beratung am Freitag, 9. Oktober, ab: 18.30 bis 20 Uhr im Alten Hospital, Hospitalstraße 9. Hallenfußballturnier OBERURSEL. Die Sport AG Oberursel veranstaltet am 5. Dezember ihr traditionelles Hallenfußballturnier für Freizeitmannschaften. Anmeldung bis spätestens 14. November durch Überweisung des Startgeldes von 60 Mark auf das Konto 25 95 02 79 45 bei der Naspa Oberursel. Näheres bei K.-D. Huber, Telefon 5 51 19.

Schulden der Stadt erreichen neuen Rekord Mit einem weiteren Kredit auf 7,35 Milliarden Mark Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Der 22. Oktober wird den 650 000 Frankfurtern einen neuen Rekord bescheren: Mit einer vertraulichen Vorlage, die Sozialdemokraten und Grüne an diesem Tag im Stadtparlament beschließen wollen, klettert die Schuldenlast der Stadt Frankfurt einschließlich ihrer Eigenbetriebe auf 7,35 Milliarden Mark. Jeder Bürger steht dann rein statistisch gesehen mit 11 300 Mark bei den Banken in der Kreide. An dem neuen Schuldenrekord sind die Betriebe der Kommune wie etwa die Stadtwerke mit knapp über einer Milliarde Mark beteiligt. In dem Papier, das Kämmerer Martin Grüber (SPD) den Stadtverordneten jetzt zukommen ließ, bittet er sie um ihre Zustimmung, 120 Millionen Mark an Krediten aufnehmen zu dürfen. Mit weiteren 240 Millionen Mark, die der Stadtkämmerer bereits im Frühsommer von den Banken lieh, übersteigt die Gesamtsumme der Schulden zum ersten Mal die Schwelle von sieben Milliarden Mark. Grübers Referent Michael Klipp bestätigte jetzt die Zahlen. Wie Klipp sagte, ist damit die Kreditermächtigung des Magistrats für das laufende Haushaltsjahr 1992 nur knapp zur Hälfte ausgeschöpft - der Kämmerer darf, wenn es sich als nötig erweist, bis Ende Dezember sogar knapp eine Milliarde Mark neu aufnehmen.

Ob diese Summe in Anspruch genommen werden muß, vermochte Klipp nicht zu sagen. Zur Begründung des neuen Kredits von 120 Millionen Mark führt der Kämmerer lapidar "die Finanzierung bereits durchgeführter Investitionen" an. Nur für eine Teilsumme von 20 Millionen Mark wird als Verwendungszweck der Vermögensplan der Städtischen Kliniken im Stadtteil Höchst benannt. Hier hatte die Kommune in der jüngsten Vergangenheit erheblich investiert - unter anderem für einen Umbau der Neurologie.

Für den neuesten Kredit muß Grüber Zinsen von knapp acht Prozent bezahlen - wesentlich mehr als die noch vor wenigen Jahren üblichen Sätze, die bei sechs Prozent und darunter gelegen hatten. Die Stadt stößt mit der neuen Rekordmarke auch an Grenzen bei Zins und Tilgung - im nächsten Jahr werden für diese Zwekke täglich 1,7 Millionen Mark fällig. 1990 waren es für jeden Tag noch 1,2 Millionen Mark gewesen.

Die notwendige Gesamtsumme nur für Zins und Tilgung des aufgenommenen Geldes liegt 1993 dann bei 620,5 Millionen Mark. Bei der Vorstellung des Doppelhaushaltes 1992/93 hatte Grüber selbst die hausrechtlich zulässige Grenze mit 636 Millionen Mark beziffert. Der hessische Innenminister Herbert Günther (SPD) hatte als Kommunalaufsicht die Finanzplanung der Stadt im Frühjahr nur mit zahlreichen kritischen "Anmerkungen" genehmigt.

In der Landeshauptstadt heißt es angesichts des neuen Schulden-Rekordes, daß die Fachbeamten des Ministeriums ursprünglich entschlossen gewesen seien, dem rot-grünen Magistrat für seine Haushaltsführung zum ersten Mal überhaupt konkrete Auflagen zu machen. Erst eine Intervention der Stadt in Wiesbaden habe erreicht, daß es dieses Mal noch bei "Anmerkungen" blieb.

Oskar Beetz wurde 75

Oskar Beetz wurde am Mittwoch 75 Jahre alt. Und neben den Kollegen aus dem Beruf und den Genossen aus der Partei war auch der Sport reichlich im Gratulantenkreis in Sachsenhausen vertreten. Schließlich hatte er als SPD-Stadtverordneter vor 40 Jahren viel für den Frankfurter Sport bewegt und den heute noch existierenden Sportausschuß gegründet.

Seine erste Liebe galt der SG Westend, die er lange führte - mit Udo Klug als Trainer (er rief aus Trier an) und Spielern wie Adolf Zimmermann und Peter Pieroth. Nicht minder groß seine Zuneigung zu den Offenbacher Kickers, bei denen er in schweren Zeiten als Schatzmeister und Mitglied des Verwaltungsrates fungierte. Geschäftsführer Klaus Kimpel überbrachte die Glückwünsche des OFC an den Jubilar, der nach Überwindung einer schweren Krankheit nach wie vor voller Tatendrang ist. Für das nächste Heimspiel des Tabellenführers Kickers Offenbach hat er sich vorsorglich schon einmal angesagt. boe

Heute

. . . sagte die Marktfrau zu dem Kunden, der sich an einem Pfirsich in der ersten Reihe vergriff: "Wann Se se dricke, misse Se se aach nemme!" Der Kunde sagte: "Ich hab se net gedrickt, ich hab se höchstens e bissi gedatschelt!" Die Marktfrau sagte: "Trotzdem misse Se se nemme!" Da rief der Mann, der um ein Kilo Cox Orange anstand: "Wat denn, wat denn! Bin ick hier am Obststand oder im Heiratsinstitut!"

. . . saß ein Mann im Bus und las Zeitung. Der Mann hinter ihm beugte sich über die Lehne und las Seite für Seite mit. Nach fünf Stationen faltete der Mann seine Zeitung zusammen, steckte sie in die Tasche und sagte zum Hintermann gewandt: "Dhut merr leid! Ich muß jetzt aussteije!" Der Hintermann sagte: "Nor zu! Steije Se ruhich aus! Die Dodesaazeiche intressiern mich sowieso net!"

. . . fragte die Jungkuh die erfahrene Nachbarin im Stall: "Glaabst du, deß jede von uns die gleiche Schanze hat?" Die erfahrene Nachbarin schüttelte ihren dikken Kopf und sagte: "Naa! Im Läwe net! Die aa werd Lende, die anner werd Gulasch!"

. . . sagte der dicke Mann auf dem Pferd: "Ich waaß net! Ich werd immer schwerer un de Gaul immer dinner!"

Vorpolitisch

Mit erkennbarem Stolz meldete die Heddernheimer CDU gestern, daß sie für die nächsten Ortsbeiratswahlen einen parteilosen Handwerksmeister an die Spitze der Bewerberliste setzen wird, "um der Parteiverdrossenheit der Bevölkerung dadurch entgegenzuwirken, daß sie sich noch stärker dem vorpolitischen Raum öffnet".

Der Kandidat sei im Vorort zu Faschingszeiten als "Stadthalter von Klaa Paris" bestens bekannt, melden die Heddernheimer Christdemokraten weiter. Und als Lehrlingswart sei der CDU-Kandidat bei der Handwerkerinnung "jugendpolitisch" engagiert.

Das wollen wir nicht hoffen. Bisher wurden den Lehrlingen dort nur berufliche Kenntnisse vermittelt. Ihr Bastian

Kreiswehrersatzamt soll nach Gelnhausen

Das Kreiswehrersatzamt Frankfurt mit Sitz in Eschborn soll voraussichtlich 1994 nach Gelnhausen verlegt werden. Betroffen sind davon nicht nur 140 Beschäftigte, sondern vor allem Wehrpflichtige aus Frankfurt. Sie müssen ebenso wie die jungen Männer aus dem Main-Taunus-Kreis dann nach Wiesbaden. Das Amt in Gelnhausen soll für den Main- Kinzig- und den Hochtaunuskreis zuständig sein. Wehrpflichtige aus Stadt und Kreis Offenbach müssen nach Darmstadt.

Das Bundesverteidigungsministerium hat sich laut Dieter Walz von der Wehrbereichsverwaltung IV in Wiesbaden für das neue Domizil in der ehemaligen Coleman-Kaserne in Gelnhausen entschieden, weil es im Main-Kinzig-Kreis leichter sei, Personal zu finden. Dort sei der Konkurrenzkampf mit anderen Behörden um qualifizierte Verwaltungskräfte nicht so hart. Zur Debatte hätten in den vergangen Monaten aber auch Friedberg, Büdingen und Hanau gestanden.

In Eschborn kämpfe man seit Jahren mit einem Personalmangel von 15 bis 20 Prozent - Walz: "Damit kann ich die Funktionsfähigkeit des Amtes nicht mehr gewährleisten." Immer mehr Beschäftigte verlassen die Behörde, so Personalratsvorsitzender Konrad Fath, jetzt aber, weil sie seit Monaten "nicht wissen, was mit ihnen geschieht und verunsichert sind. Wer etwas Besseres findet, geht weg."

Laut Walz können Mitarbeiter, die jetzt in Eschborn sind, in Gelnhausen und Wiesbaden, aber auch in Wetzlar, Fulda und Darmstadt eingesetzt werden. ubk

20.15 Uhr live RTL plus

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 28

Donnerstag, 8. Oktober

Literatur Krimibuchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstr. 54: 20 Uhr, Lesung Paco Taibo.

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Szenische Lesung "Frankfort werd nie unnergeh!".Vorträge / Diskussionen Christuskirche, Beethovenplatz: 20 Uhr, Vortrag "500 Jahre Versklavung und Kolonialisierung Afrikas durch Europa".

Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft: 19.30 Uhr, Diavortrag "Aufforstung im Wettlauf mit Bodenerosion und Versandung"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24. Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie auf Seite 34/35 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung "Architektur und Kunst - ein Spannungsverhältnis".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele (6 bis 14 J.). Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - ca. 20 Uhr, Diaserie "Der Raum gehört uns"; Bürogebäude Frauenreferat, Walter-Kolb-Str. 9-11.

Schach-Senioren-Gruppe: Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Handarbeiten für soziale Zwecke.

Bockenheimer Treff, Am Weingarten 18-20: 14 Uhr, Oktoberfest mit "Die Hobbys"; 14 Uhr, Treffen des Arbeitskreis Erinnerungspuzzle - Ältere Bürger beurteilen eigene Erfahrungen im historischen Kontext.

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Blutspendetermine Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes: 17 bis 20 Uhr, DRK-Heim Gallus, Kostheimer Str. 11-13. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater- Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)

Tierärztin Regina Braun, Alt-Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Duelle der Frustrierten in Egelsbach und bei Rot-Weiss, Kickers schauen zu

Kickers Offenbach kann dem 13. Oberliga-Spieltag mit Ruhe entgegensehen. Der Überraschungs-Spitzenreiter nutzt das punktspielfreie Wochenende zu einem Testspiel heute abend (19.30 Uhr) am Bieberer Berg gegen den Zweitligisten Darmstadt 98. Weniger entspannt stehen dagegen die vor Saisonbeginn als Favoriten gehandelten Klubs in den Startlöchern. Aus vermeintlichen Spitzenpaarungen sind "Duelle der Frustrierten" geworden.

So fährt der FSV Frankfurt am Samstag nach Egelsbach, um der blamablen Niederlage gegen Bürstadt Wiedergutmachung folgen zu lassen. Auch der Gegner verspürt Handlungsbedarf, hechelt man doch vor allem zu Hause seinen ehrgeizigen Ansprüchen erheblich hinterher.

Rot-Weiss Frankfurt, in fünf Spielen hintereinander ungeschlagen, vollzog zwar seinen Weg aus dem Tabellenkeller, ist aber noch weit vom erklärten Ziel entfernt. Am Sonntag gegen Wehen soll die Serie von 8:2 Punkten ausgebaut werden. Dabei fehlen allerdings Rexroth (Schultereckgelenkprellung), Becht (Wadenbeinbruch) und möglicherweise auch Roth (Magenverstimmung). Vor seinem Oberliga-Debüt steht der ruandische Nationalspieler in Diensten der Wehener, Ashraf Munaneza.

Der anfänglichen Frustration abschwören will Aschaffenburg in der Begegnung mit Walldorf. Torhüter Heimen fällt nach einer Knieoperation langfristig aus. Außerdem ist der Einsatz von Matz und Parizon fraglich. Auch der SV Wiesbaden glaubt sich wieder auf richtigem Kurs und verspricht sich vom Spiel gegen eine veränderte Bad Homburger Mannschaft prickelnde Eindrücke.

Vor dem Aufsteigerduell zwischen Bad Vilbel und Neukirchen hoffen die Gastgeber, die Enttäuschung der am vergangenen Wochenende in letzter Sekunde zustande gekommenen Niederlage in Kassel verarbeitet zu haben. Die Gäste können wieder auf Torjäger Wendler zurückgreifen und setzen auf ein Ende der eklatanten Auswärtsschwäche. Im Kampf um die vorderen Plätze in der Tabelle ist außerdem das Gastspiel von Hessen Kassel bei den Eintracht-Amateuren und die Auseinandersetzung der Fuldaer mit Schlußlicht Marburg von Bedeutung. Bürstadt hofft nach dem Auswärts-Coup beim FSV nun auch auf einen Erfolg gegen Haiger und kann den treffsicheren Foale wieder aufs Feld schicken. FR

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Gabi Michel (bis 9. 10.).

Gallustheater, Kriftler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen; Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr; Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di., 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern" - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

Airport Gallery, Flughafen, Abflughalle B, Aufgang A: tägl. 10 bis 18 Uhr; "Schwerelos - Der Traum vom Fliegen in der Kunst der Gegenwart" (bis 8. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: Mo. bis Do., 16.30 bis 22 Uhr; Bernhard Jäger - "Masken - Monotypien"; Barbara Feuerbach - "Tänzer - Acryl auf Papier" (bis 10. 12.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

KULTURPANORAMA 4

Durhammer Galerie, Klingerstr. 8, Tel. 28 92 93: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Norman Dilworth - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 17. 11.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus von 1967 / 68" (bis 25. 11.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Wolfgang Opitz - "Schwarz und Weiß" (bis 28. 11.).

Galerie Neuendorf, Beethovenstr. 71, Tel. 74 80 66: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Georg Karl Pfahler - "Ein Klassiker der abstrakten Malerei" (bis 30. 11.).

Galerie AK, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernhard Härtter, Jochem Hendricks, Karin Hoerler, Udo Koch, Manfred Stumpf (bis 30. 11.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Walter Libuda - Arbeiten auf Papier (bis 4. 12.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr; Volker Blumkowski, Max Ferguson, Peter Handel, Roland Helmus, Oward Kanovitz, Thomas Kitzinger, Jan Peter Tripp, Peter Unsworth, Norbert Wagenbrett, Arno Waldschmidt, Bertil Warnolf - Billard (bis 4. 12.). Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Okt.).

Forum Fraspa, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Gabi Michel (bis 9. 10.).

Gallustheater, Kriftler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen; Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bokkenheimer Landstr. 124: tägl. 11 bis 20 Uhr; Frauen malen Afrika - "Erkundungen" (bis 11. 10.).

Türkisches Kulturzentrum, Höhenstr. 44-48: Di. bis Sa., 11 bis 19 Uhr; Photoausstellung "Anatolien" (bis 14. 10.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Buchhandlung Hugendubel, Steinweg 12: Guillermo Kahlo - Religiöse Monumente Mexikos, Fotografien; Teresa Olabanaga - Plastische Arbeiten (bis 16. 10.).

Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: tägl., 9. bis 13 Uhr; Rodolfo Zagert - "Der Wunsch zu Überleben - Zeichnungen" (bis 17. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Haus der Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; 70 Jahre Bund tätiger Altstadtfreunde (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; "Neuerscheinungen des britischen Buchmarktes" (bis 24. 10.).

Ausstellungsraum, Alte Mainzer Gasse 4-6: Di. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; "Buchhandlung" (bis 25. 10.).

Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).

Funkhaus am Dornbusch, Bertramstr. 8, Foyer: tägl., 9 bis 19 Uhr; Junge Kunst in Hessen (bis 30. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Kulturwochen im Gallus, Sulzbacher Str. 16-20: Mi. & Do., 10 bis 16 Uhr, Di., 10 bis 21 Uhr; VHS-Fotoausstellung - "Gallus im Blick" (30. 10.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.); "Chrysanthemen" (bis 1. 11.); "Eriken im Freiland" (bis 15. 11.).

Titus Thermen, Nordwestzentrum, Walter-Möller-Platz: tägl., 8 bis 23 Uhr; Frankfurter Sportmuseum - "Zwischen Palmen und Gewächshäusern" - Aus den Kinderjahren des Frankfurter Tennis (bis 1. 11.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tägl. 10 bis 22 Uhr; Christiana Crüger u. Stefan S. Schmidt - Junge Kunst in Hessen (bis 5. 11.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Werkstatt Rixdorfer Drucke - "Landschaft mit Gästen" (bis 8. 11.).

(Bild: Martin Glauert)

Fußball am Donnerstag

B-JUGEND, Landesliga Süd: Rot-Weiss Frankfurt - Eintracht Frankfurt (19 Uhr).

Überforderter Gast konnte allenfalls zehn Minuten mithalten Gala nach dem Hosenwechsel SG Wallau/Massenheim schlägt TBV Lemgo 27:16 (13:7)

Der Deutsche Handballmeister SG Wallau/Massenheim hat zu der überragenden Form des vergangenen Jahres zurückgefunden. In der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle besiegte er vor restlos begeisterten 2500 Zuschauern das bis dahin verlustpunktfreie Team des TBV Lemgo deutlich und verdient mit 27:16(13:7)-Toren. Die Gäste wurden nach ihren Siegen in Essen sowie gegen Kiel und Gummersbach unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Ehe es soweit war, vergingen aber einige Minuten bar jeder Spielszene. Denn kaum waren beide Teams aufgelaufen, da konnten die Gastgeber auch schon wieder den Gang in die Kabine antreten. Beide Teams waren in weißblauen Trikots angetreten, die Schiedsrichter unzufrieden mit der farblichen Kombination, und so hieß bei Wallau Hosenwechsel das Gebot der Stunde. Heraus kam eine eher scheußliche Farbkombination der blau- weißen Trikots mit weiß-violetten Ersatz- Hosen.

Sehr viel schöner sah sich dann das Spiel des Deutschen Meisters an. Offenbar ist bei dem überlegenen Europapokalsieg gegen Wien der vielzitierte Knoten im Team geplatzt, jedenfalls erfreuten die Gastgeber ihr Publikum mit schnellem und schönem Kombinationsspiel. Ganze zehn Minuten konnte die Überraschungsmannschaft der Saison aus Lemgo mithalten, dann traf der überragende Schwalb (8/4) zum 5:3 und leitete damit eine Phase deutlicher Wallauer Überlegenheit ein. Im Minutenabstand fielen die Tore für die Heimmannschaft. Wiederum Schwalb, Stoschek (2) und Schoene (4) erhöhten auf einen beruhigenden Fünf-Tore-Vorsprung.

Die Wallauer hatten abgesehen von den ersten Minuten des Spiels zu keiner Zeit der ersten Hälfte Probleme mit der Lemgoer Deckung. Neben den beiden Mittelmännern Mike Bezdicek und Volker Zerbe wirkte der immerhin 2,01 Meter große Neuzugang aus Kiel, Henry Blatter, geradezu klein.

Die Wallauer versuchten gar nicht erst die hohe Deckung zu überspringen, sondern spielten sie elegant aus. In der Pause wechselten die Wallauer dann doch noch ihre häßlichen Hosen, nicht aber ihr Spielkonzept. Gestützt auf den überragenden Torhüter Peter Hofmann vergrößerten sie stetig den Vorsprung, vor allem durch Tempogegenstöße, bei denen sich Olaf Oster (6) sich mit einer hundertprozentigen Chancenverwertung als äußerst treffsicher erwies.

Bei den doch deutlich überforderten Gästen konnte einzig der Ungar Laszlo Marosi (7/2) einigermaßen mithalten. Nationalspieler Volker Zerbe erzielte nur ein Tor in der ersten Hälfte der Partie und wurde nach der Pause von Trainer Lajos Mocsai überhaupt nicht mehr eingesetzt. Er hatte die ganze Woche wegen einer Bänderverletzung aus der Partie gegen Gummersbach nicht trainieren können. ARND FESTERLING

Frankfurt nach der 16:34-Schlappe weiterhin Schlußlicht Erstes Tor nach 15 Minuten Lützellinden erteilt den Grün-Weiß-Frauen Handball-Lehrstunde

Grünweiß Frankfurt bleibt Schlußlicht der Frauenhandball-Bundesliga. Beim amtierenden deutschen Pokalsieger TV Lützellinden unterlagen die Ligges- Schützlinge im Hessenderby deutlich mit 16:34 (6:19) und warten damit weiterhin auf ihren ersten Saisonsieg. Auch Neuling DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden mußte beim deutschen Meister TuS Walle Bremen eine allerdings achtbare 14:17-Niederlage quittieren.

Nach 13 Minuten führte Lützellinden vor 800 Zuschauern in der Gießener Osthalle gegen eine leicht umformierte Frankfurter Mannschaft bereits mit 10:0, Erinnerungen an das 36:9 im Vorjahr wurden wach. Der Auftakt mit der bulgarischen Nationalspielerin Irena Staneva im Rückraum sowie mit Ursula Unvericht (am Kreis) mißriet auch deshalb, weil die Grünweißen mit Pfostenschüssen Pech hatten, Torfrau Geiger bis zur 10. Spielminute keinen einzigen Ball abwehren konnte und sich der TVL in des Gegners Hälfte austoben durfte.

Genau nach einer Viertelstunde erzielte Hanne Koch mit dem 10:1 den ersten Treffer für den Gast. Das 18 Jahre alte Torwarttalent Marion Meyer trug bis zur Halbzeit mit einigen Glanzparaden ebenso wie Liane Voge und die erst vor wenigen Wochen von Lützellinden nach Frankfurt gewechselte Sandra Mielke zu einer gewissen Stabilisierung bei.

Nach der Pause sorgten Irena Staneva (4/1), Heike Goslar (3/2) und Hanne Koch (4) gegen einen in der Abwehr nachlässig agierenden Gastgeber dafür, daß der hohe Pausenrückstand nicht im gleichem Umfang weiter anwuchs. Gegen die Trefferflut der international erfahrenen Eva Kiss (9), Miroslava Ritskiavitchiene und Ciella Elekes (je 6) sowie der deutschen Nationalspielerinnen Katja Kittler, Birgit Wagner und Marlies Waelzer (alle 4) war trotz einer deutlichen Steigerung in der Abwehr dennoch kein Kraut gewachsen.

"Ich habe nach dem knappen Lützellindener Ergebnis in Wiesbaden mit einer Niederlage in dieser Höhe gerechnet", resümierte Trainer Ligges. Er zollte der in dieser Saison oft kritisierten Hanne Koch ein dickes Lob: "Sie spielte sehr diszipliniert und trug maßgeblich zum ansprechenden Ergebnis im zweiten Abschnitt bei. Neben Koch, Staneva und Goslar zeigte Liane Vogel (2), die noch vor der Pause mit einer Knieverletzung ausscheiden mußte, Wurfstärke.

HANS-DIETER PUTH

Der russische Präsident Boris Jelzin will die gegebenen Zusagen für die Schaffung einer Autonomie der Rußlanddeutschen einhalten. Dies sagte Kinkel nach einem Gespräch mit dem Kremlchef zum Abschluß seines zweitägigen Besuches in Moskau. Jelzin habe Schwierigkeiten bei der Verwirklichung einer Autonomen Republik der Rußlanddeutschen an der Wolga eingeräumt, sagte Kinkel. Die dort lebende Bevölkerung tritt massiv gegen eine Wiedererrichtung der im Zweiten Weltkrieg liquidierten Autonomen Republik ein.

Die Arbeitskreise, die sich im Taunus um Flüchtlinge kümmern, haben viele Helfer, können aber noch wachsen Für bedrohte Menschen besonders schwer: Alltag Ehrenamtliche Arbeit für Ausländer in aller Stille Von Günter Scherf

HOCHTAUNUSKREIS. Während vielerorts in der Republik Rechtsradikale prügeln, Feuer legen und dabei sogar Tote in Kauf nehmen, helfen zur gleichen Zeit im Hochtaunuskreis in aller Stille fast 200 Menschen ehrenamtlich den rund 2250 Flüchtlingen aus aller Welt, die zur Zeit im Taunus darauf hoffen, in Deutschland Asyl zu erhalten. Rund um 16 der insgesamt 23 größeren und kleineren Gemeinschaftsunterkünfte haben sie sich zu Arbeitskreisen zusammengefunden, um die bedrohten Ausländer bei der Bewältigung des Alltags zu unterstützen. Einige Gruppen haben sich auch bereits darauf vorbereitet, die Flüchtlinge im Falle eines Anschlags zu schützen.

Beim Friedrichsdorfer "Arbeitskreis Asyl", der laut Auskunft seines Sprechers Lutz Kunze von allen Kirchengemeinden einschließlich der Mormonen, von Dritte- Welt-Gruppen, von der Friedensbewe- Für den Notfall stehen private Unterkünfte bereit gung, von Amnesty International und den "Frauen in Friedrichsdorf" (FiF) getragen wird, existiert beispielsweise eine Liste mit den Namen von sieben deutschen Familien: Sie haben sich bereit erklärt, im Fall eines Anschlags Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen, bis eine andere Unterkunft gefunden ist.

In der vor über 300 Jahren von Hugenotten gegründeten Stadt existiert außerdem ebenso wie in anderen Kommunen eine Telefonkette, damit im Notfall 100 und mehr Menschen schnellstmöglich herbeigerufen werden können, um sich schützend vor die Unterkünfte der Flüchtlinge zu stellen. Vor den Holzzelten am Petterweiler Holzweg hielten Helfer außerdem bereits mehrere Nachtwachen, unter anderem am "Tag der deutschen Einheit".

Die Polizei warnt unterdessen vor Übereifer. Eine Menschenkette vor einem von Gewalttätern bedrohten Heim könne im Ernstfall "für die Polizei einen Haufen von taktischen Problemen" aufwerfen, fürchtet Kripo-Chef Eberhard Bode. In einem internen Gespräch riet ein Polizeifachmann den Helfern kürzlich, im Ernstfall besser zu den Flüchtlingen ins Haus zu gehen, um diese zu beruhigen.

In Friedrichsdorf erhalten die Kinder der Flüchtlingsfamilien am Petterweiler Holzweg dreimal in der Woche nachmittags Besuch: Für anderthalb Stunden kommen Friedrichsdorfer Frauen, um ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen, mit ihnen zum Arzt zu fahren, Briefe und Formulare zu entziffern, die sie oder die Eltern erhalten haben, oder sie auf den bevorstehenden Schulausflug vorzubereiten.

"Deutsch lesen und schreiben haben sie relativ schnell gelernt", erzählt Uta W., Lehrerin und eine der sechs Frauen, die das Projekt Hausaufgabenbetreuung durchführen, aus dem längst Hilfe in allen möglichen Alltagsfragen geworden ist. Eine pensionierte Lektorin eines Schulbuchverlags ist ebenso mit dabei wie Hausfrauen und eine 13 Jahre alte Schülerin.

"Es macht unheimlich Spaß", beschreibt Uta W. ihre eigenen Erfahrungen mit der unbezahlten Hilfe für andere: "Wir lernen eine Menge über fremde Kulturen, aber auch über die Lebensbedingungen in solchen Gemeinschaftsunterkünften."

Die rund 200 - ausschließlich männlichen - Asylbewerber, die mittlerweile in den früheren Werksgebäuden am Steinbruch im Köpperner Tal leben müssen, lädt eine andere Gruppe des mittlerweile auf 30 Aktive angewachsenen Friedrichsdorfer Arbeitskreises jeden Sonntag zum "Café international" ein. Dort werden die individuellen Wünsche besprochen, Zeitungen der Heimatländer besorgt und sonstige Spenden organisiert. Für die vielerorts weitab von den Städten und Gemeinden und deren Busverbindungen einquartierten Flüchtlinge sind oft Fahrräder ganz besonders wertvoll.

Peter Eisner im katholischen Bezirksamt in Bad Homburg ist Geschäftsführer eines kreisweiten Zusammenschlusses der Helfergruppen; er weiß, daß die Flüchtlinge in mindestens 16 Gemeinschaftsunterkünften im Kreis - von Wohnhäusern im Dorfzentrum über Containerdörfer auf der grünen Wiese bis zum ehemaligen Bordell oder den Werksräumen am Steinbruch -, auf diese oder ähnliche Weise von Deutschen ehrenamtlich betreut werden. Und weitere Helfer sind selbstverständlich gesucht.

"Ohne unsere Hilfe würden die meisten Kinder ihre Hausaufgaben nicht schaffen", beurteilt die Lehrerin Uta W. den Nutzen der eigenen Arbeit. "Wichtig ist vor allem auch, daß solche Hilfe nicht nur sporadisch, sondern kontinuierlich erfolgt."

Die Sozialarbeiter der Behörden und der Gesellschaften, die die großen Gemeinschaftsunterkünfte betreiben, pakken es allein nicht.

SG Wallau/Massenheim, Handball-Bundesliga Der Meister will wieder nach oben schielen Voraussetzung dafür ist jedoch morgen ein Sieg beim heimstarken TV Niederwürzbach

Der Stein, der Wallaus Handball-Trainer Heiner Brand nach dem sensationell hohen 27:16-(23:7-)Heimsieg über den bis dato verlustpunktfreien TBV Lemgo vom Herzen fiel, war fast zu hören. "Bei einer Niederlage hätte unser Rückstand bereits fünf Punkte zu Lemgo betragen. So haben wir etwas für uns getan und einen vorläufigen Lemgoer Alleingang verhindert. Nun müssen wir aber unsere bisher glänzende Woche mit den Kantersiegen gegen Wien und Lemgo auch würdig beschließen, aber in Niederwürzbach werden die Karten neu verteilt", erwartet der Ex-Gummersbacher Weltmeister am Samstag (auf 15.45 Uhr wegen der vorgesehenen Übertragung in der "Sportschau" vorgezogen) in der Homburger Sporthalle einen heißen Tanz als Gegner des TV Niederwürzbach. "Wenn wir dort gewinnen, können wir wieder nach oben schielen. Aber Niederwürzbach ist eminent heimstark", zollt Brand der Truppe seines Kollegen Jörn-Uwe Lommel großen Respekt.

Brand wird voraussichtlich mit der gleichen Besetzung beginnen, die gegen Lemgo ab der zehnten Minute teilweise Traum-Handball zelebrierte. Also mit Mike Fuhrig am Kreis. "Dirk Beuchler hat sich bei den Sperren am Kreis nicht gerade geschickt angestellt. Das muß er einfach noch lernen. Der Dirk ist torgefährlicher als Fuhrig, aber der Mike schafft bessere Freiräume", kritisierte Brand erneut den zuletzt etwas verglühenden "Kometen".

Der Gegner aus dem Saarland hat mit Jörg Bohrmann einen Ex-Wallauer im Aufgebot stehen. Das Team mußte sich vor Saisonbeginn einer starken Fluktuation unterziehen. Acht Abgängen (u. a. der Norweger Havang) steht die gleiche Anzahl von Neuzugängen gegenüber. Trotz der gravierenden personellen Veränderungen zeigte sich der TVN in den ersten vier Spielen als durchschlagskräftiges Team (3:5 Punkte). Der neue Star ist der Schwede Staffan Olsson. Der Weltmeister und Silbermedaillen-Gewinner von Barcelona spielte früher beim TV Hüttenberg. Herausragender Torjäger beim dritten Wallauer Auswärtsgegner ist jedoch Nationalspieler Jürgen Hartz, der Sohn des Managers.

Bei der Pressekonferenz nach dem Lemgo-Spiel ergriff Heiner Brand das "Wort in eigener Sache": "Nach dem zweiten Angriff unter der Gürtellinie durch meinen ehemaligen Gummersbacher Mitspieler Hansi Schmidt muß ich einiges klarstellen. Schmidt schießt vehement und unqualifiziert gegen mich. Seine Behauptungen, ich würde nur Klopper- Mannschaften aufs Parkett schicken und hätte die Jugendarbeit in Gummersbach vernachlässigt, entbehrt doch jeder Grundlage. Ich habe unter schwierigen Umständen zwei hervorragende Teams aufgebaut. Schmidt ist dagegen sogar bei unterklassigen Vereinen gescheitert. Über den lacht sich ganz Gummersbach kaputt."

Brand wirft Schmidt eine nicht abgeschlossenen Vergangenheitsbewältigung vor. "Schmidt wollte damals unbedingt seine halblinke Rückraumposition behalten. Da spekulierte aber auch ein gewisser Joachim Deckarm drauf. Als Deckarm drohte, nicht mehr als Linksaußen weiterspielen zu wollen und sich nach einem neuen Verein umschaute, wäre ich ebenfalls mit meinem Freund Deckarm weggegangen. Daraus hat der Verein seine Konsequenzen gezogen und Schmidt war aus der Mannschaft draußen. Das trägt er mir heute anscheinend noch nach. Dabei war er mein großes Vorbild."

Brand spricht Schmidt jegliche Trainerqualifikation ab: "Schmidt hat seit 1976 höchstens zehn Bundesligaspiele besucht. Einmal hat er die Aufzeichnung eines Spiels zwischen Gummersbach und Milbertshofen kommentiert, obwohl er während der Begegnung nachweislich beim Tennisspiel war. Von solchen Leuten lasse ich mir meinen guten Ruf nicht kaputtmachen." Mit Wallau will Brand nun einmal mehr beweisen, daß er zu den besten Trainern in unserem Lande zählt. jo

Neue Studie Krebs nach Passivrauchen

CHICAGO, 8. Oktober (AP). Eine Untersuchung des Lungengewebes von Nichtrauchern in den USA erhärtet den Verdacht, daß Passivrauchen krebsfördernd wirkt. In der Wissenschaftszeitschrift "The Journal of American Medical Association" wurde eine Studie vorgestellt, die anhand von 206 Leichenobduktionen neues Beweismaterial zutage förderte. Wie der Hauptautor der Studie, Dimitrios Trichopoulos, vom Institut für Gesundheitswesen an der Harvard-Universität sagte, eröffnet die Untersuchung Erkenntnisse darüber, was im Zellgewebe von Nichtrauchern passiert, die ständig Zigarettenqualm ausgesetzt sind.

Untersucht wurden hauptsächlich die Leichen griechischer Frauen, deren Ehemänner Raucher waren. Dies ist eine Konstellation, die in Griechenland offenbar häufig vorkommt. Die untersuchten Personen waren über 35 Jahre alt und starben zwischen 1986 und 1990, allerdings weder an Krebs noch an einer Lungenkrankheit. In ihren Lungen wurden aber Vorstadien von Krebszellen festgestellt.

Nach Angaben von Trichopulos ist es das erste Mal, daß der Zusammenhang anhand von Obduktionen erhärtet werden konnte.

Wie ein Wissenschaftler der Amerikanischen Lungenvereinigung, Norman Edelman, weiter sagte, ist die jetzt veröffentlichte Studie deshalb so wichtig, weil sie epidemiologische Daten auf Zellebene bestätigt, die unter Wissenschaftlern schon anerkannt sind.

Den wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge kamen krankhafte Gewebsveränderungen in den Lungen von nichtrauchenden Frauen, die mit Rauchern verheiratet waren, erheblich häufiger vor als bei Nichtraucherinnen, die mit nichtrauchenden Männern verheiratet waren.

Bombenexplosionen mitten in London

LONDON, 8. Oktober (AP). Eine Sprengstoffexplosion mitten im Londoner Theaterviertel hat am Mittwoch abend kurz vor Beginn der meisten Vorstellungen Angst und Schrecken verbreitet, verletzt wurde nach Angaben der Polizei aber niemand. Es war der zweite Sprengstoffanschlag in London in weniger als 24 Stunden: Am Morgen waren fünf Menschen bei einer Bombenexplosion im selben Viertel leicht verletzt worden. Über die Urheber der Anschläge war nichts bekannt.

Wörner: NATO könnte in Bosnien eingreifen

HAMBURG, 8. Oktober (AP/AP/Reuter). NATO-Generalsekretär Manfred Wörner schließt ein militärisches Eingreifen des Nordatlantikpaktes in den Krieg in Bosnien nicht mehr aus. Der Bild-Zeitung sagte er: "Wenn die UNO morgen entscheiden würde, daß dort nur noch militärisches Eingreifen hilft, könnte ich mir nicht vorstellen, daß die NATO-Mitgliedsstaaten sich der UNO gegenüber gleichgültig verhalten könnten."

Das Bündnis verfüge über die "geeigneten Instrumente für militärische Aufgaben jeder Art". Als Voraussetzung für ein Eingreifen der NATO nannte Wörner allerdings die Zustimmung der Mitgliedsstaaten, sagte Wörner.

Das geplante Flugverbot über Bosnien-Herzegowina tritt vermutlich bereits morgen in Kraft. Dies war aus diplomatischen Kreisen am Sitz der Vereinten Nationen in New York zu erfahren. Die USA und die EG-Mitglieder, die einen Sitz im Sicherheitsrat haben, stünden einem entsprechenden Resolutionsentwurf positiv gegenüber. Erst solle jeglicher Flugverkehr im Luftraum Bosniens untersagt werden, ausgenommen die Flüge der UN-Schutztruppen.

Vor einem militärischen Eingreifen der USA in den Konflikt in Bosnien-Herzegowina hat US-Generalstabschef Colin Powell gewarnt. In einem Beitrag für die New York Times schrieb der General, mit Gewalt sich den "verzwickten Problemen" zu nähern, sei nicht immer der richtige Weg, vor allem, wenn es keine klaren militärischen Ziele gebe. In Bosnien müsse die Lösung letztlich politischer Natur sein. Ein militärisches Engagement erfordere große Sorgfalt und Prüfung der möglichen Ergebnisse.

Diese Prüfung finde derzeit statt, schrieb Powell. Dem militärischen Eingreifen der USA im Golf-Krieg und in Panama sei deshalb Erfolg beschieden gewesen, weil der Armee-Einsatz sorgfältig mit den politischen Zielen abgestimmt worden sei.

Zahlreiche bosnische Städte lagen auch am Donnerstag wieder unter schwerem serbischen Beschuß. In der Hauptstadt Sarajewo dagegen flauten die Kämpfe zunächst ab.

. . . und außerdem Lieber Pils- als Pilzvergiftung

"Manchmal wundere ich mich, wie die Leute immer noch so dumm sein können, den Knollenblätterpilz zu sammeln und zu essen." Das sagt der Münchner Facharzt Thomas Zilker, der als der "Pilzpapst" in Deutschland gilt. Jetzt, im Herbst, hat er wieder Hochsaison.

Die Gründe für die Vergiftungswelle: In vielen Teilen Deutschlands hat der warme Sommer ein Superjahr für Pilze gebracht, außerdem vergessen die Sammler langsam die Katastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl 1986. Nach dem Unglück waren die Pilze in Mitteleuropa stark mit radioaktivem Cäsium belastet.

In Berlin hat der Leiter der Giftberatung, Matthias Brockstedt, "den Eindruck, daß Ausländer eher zu den gefährlichen Vergiftungen kommen als Einheimische". Auch Zilker hat die Erfahrung gemacht, "daß viele ausländische Mitbürger" wegen giftiger Pilze zu Schaden kommen. Und Dorita Böttcher von der Zentralstelle für Pilzforschung "hat gehört, daß sich vor allem Aussiedler aus Osteuropa vergiften, weil es dort die hiesigen Giftpilze nicht gibt."

Wer nach einer Pilzmahlzeit Beschwerden hat, sollte sich sofort an einen Giftnotruf oder einen Arzt wenden. Als Erste Hilfe dient ein Glas lauwarmes Salzwasser zum Erbrechen. Von Kopfschmerzmitteln oder anderen selbstverordneten Medikamenten sollte der Vergiftete die Finger lassen, davon wird die Leber nur noch mehr angegriffen.

In Deutschland gibt es nur einen todbringenden Pilz: den Knollenblätterpilz, der oft mit dem Champignon verwechselt wird. Der Unterschied: Die Lamellen des Champignons unter dem Hut sind beige oder grau, beim Knollenblätterpilz sind sie weiß. Sein Gift ist heimtückisch: Versehentlich gesammelt und gegessen schmeckt er nicht schlecht. Die toxische Wirkung setzt erst sechs bis zwölf Stunden nach dem Essen ein, dann ist es oft zu spät. "Wir Ärzte rennen den Auswirkungen nur noch hinterher", beschreibt Zilker die Therapie. Die Giftstoffe, sogenannte Amatoxine, sind schon voll im Blut und haben die Leber angegriffen. Nur noch eine lange und qualvolle Behandlung rettet das Leben, aber nicht immer. In den letzten Jahren hat sich ein Naturheilmittel als große Hilfe erwiesen, der Extrakt der Mariendistel, der die Leberzellen abdichtet und eine Schutzhaut gegen das Gift um die Zellen legt. Zilker: "Die Pilzvergiftung hat von ihrem Schrecken nichts verloren."

Werner Bartsch ist nebenberuflicher Pilzberater in Frankfurt oder Feldmykologe, wie es heißt. Er sieht die Beratung nicht nur als Schutz vor Giftpilzen, sondern auch als Erziehung für ein ökologisches Sammeln. "Früher oder später werden einige Pilzarten unter Naturschutz gestellt werden, schon heute stehen manche Sorten auf der Liste für bedrohte Arten." Bartsch erinnert daran, daß kommerzielles Sammeln verboten ist. Er versucht, die Sammler zu verantwortlichem Umgang mit der Natur zu bringen: "Wer hier ankommt und ein Sammelsurium von gedankenlos abgerissenen Pilzen vorlegt, den schicke ich wieder weg." Wichtig sei, bei der Ernte das Myzel nicht zu beschädigen, den Teil des Pilzes, der im Boden steckt und die Pflanze im nächsten Jahr neu austreiben läßt.

Beim Pilzsammeln ist die Vergiftungsgefahr nicht damit gebannt, daß giftige Exemplare aussortiert werden. Fachleute warnen etwa davor, Wildpilze roh zu essen, da sie von Eiern des Fuchsbandwurmes befallen sein können: Dieser Parasit aus dem Kot der Füchse wandert beim Menschen bis zur Leber, kann sich dort festsetzen und nach Jahren zu lebensbedrohlichen Schäden führen. "Pilze müssen mindestens 25 Minuten gebraten werden", rät Bartsch. Viel größer als bei Pilzen ist die Bandwurmgefahr jedoch bei Waldbeeren.

Auch sonst sind Pilze nicht eben die erste Wahl bei gesundheitsbewußtem Essen: Sie haben die Eigenschaft, Schwermetalle zu speichern, sind auch heute noch stärker radioaktiv belastet als andere Nahrungsmittel.

CLAUS-PETER TIEMANN(AP)

Finanznot der DAG führt zu Stellenabbau

FRANKFURT A. M., 7. Oktober (AP). Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) will ihr hauptamtliches Personal wegen einer angespannten Finanzlage in den beiden kommenden Jahren um rund zwölf Prozent reduzieren. DAG-Sprecher Ingo Schwope bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Insgesamt sollen 137 der derzeit rund 1200 Arbeitsplätze entfallen. Die nicht im DGB organisierte Gewerkschaft hofft, einen Großteil mit Fluktuation einsparen zu können.

Aber auch Entlassungen werden dem Bericht zufolge nicht ausgeschlossen. Ein Einstellungsstopp gelte bereits. Zwischen Gesamtbetriebsrat und DAG-Bundesvorstand werde es Verhandlungen über einen Interessenausgleich geben, kündigte Schwope an.

Hintergrund des Personalabbaus seien steigende Ausgaben bei weitgehend stagnierenden Beitragseinnahmen. Schwope bestritt, daß die DAG akute Geldprobleme habe. Mit den jetzt geplanten Maßnahmen solle die Finanzlage solide weitergeführt werden. Die Gewerkschaft habe schließlich noch genügend Rücklagen,

Eine Hauptursache für die Probleme stellen den Angaben zufolge Ausgaben in Höhe zweistelliger Millionenbeträge zum Aufbau der DAG-Organisation in den neuen Bundesländern dar. Da sie in Ostdeutschland dem Bericht zufolge mit 70 000 Mitgliedern deutlich weniger als erwartet gewinnen konnte, decken die Einnahmen nicht die Kosten für die Infrastruktur. Außerdem sei ein erheblicher Teil der Mitglieder in der Ex-DDR arbeitslos und zahle nur Mindestbeitrag.

Weitere Ursache der Finanzprobleme ist nach Schwopes Angaben die mangelnde Beitragsehrlichkeit der DAG-Mitglieder. Der Beitrag von einem Prozent des Bruttolohnes werde nur von wenigen in voller Höhe abgeführt. Vor allem bei Gehaltserhöhungen würden die Mitglieder nicht, wie in der Satzung vorgesehen, den Gewerkschaftsbeitrag anheben.

Backen im All - statt Brot nur Krümel

CAPE CANAVERAL, 8. Oktober (AP). Das Gebet um "unser täglich Brot" wird im All noch nicht erhört: Ein Backversuch während des jüngsten Fluges der US-Raumfähre "Endeavour" ergab nur ein paar winzige trockene Krümel anstatt des erhofften Brotlaibes. Offenbar seien die Zutaten in dem Back-Kanister nicht richtig gemischt worden, erklärte am Mittwoch die Sprecherin des kanadischen Forschungsprojekts, Diane Chenevert, im Raumfahrtzentrum Cape Canaveral. Bei dem Raumflug im vergangenen Monat verklumpten nach ihren Angaben Mehl und Hefe, als das heiße Wasser in den Back-Kanister geführt wurde. Unbeantwortet blieb damit auch die eigentliche Frage, ob ein Hefeteig auch in der Schwerelosigkeit aufgeht.

AMSTERDAM, 8. Oktober (AP/Reuter/dpa). Die Flugzeugkatastrophe von Amsterdam hat vermutlich erheblich weniger Todesopfer gefordert als bislang angenommen. Bürgermeister Ed van Thijn teilte heute mit, bei der jetzt weitgehend abgeschlossenen Durchsuchung der Gebäudetrümmer seien insgesamt 49 Leichen geborgen worden.

Es sei unwahrscheinlich, daß noch weitere Opfer des Absturzes vom Sonntag abend entdeckt würden. Bisher war die Zahl der Toten auf mehr als 250 geschätzt worden. Die Stadtverwaltung ist der Überzeugung, daß die genaue Zahl der Opfer niemals bestimmt werden kann, da in der von dem Unglück getroffenen Amsterdamer Vorstadt viele illegale Einwanderer leben. Feuerwehrchef Hugo Ernst erklärte, die Leiter der Bergungsarbeiten seien "völlig sicher", daß es in den Kellergeschossen keine Leichen gebe. Spekulationen darüber waren am Donnerstag aufgetaucht.

Polizeikommissar Erik Noordholt nannte als möglichen Grund für die offenbar überzogene Schätzung, daß die Melderegister offenbar nicht auf dem neuesten Stand seien. Die amtlichen Einwohnerdaten bildeten nach seinen Angaben die Grundlage für die Angaben über die Zahl der Vermißten nach dem Absturz der israelischen Frachtmaschine auf das zehngeschossige Wohnhaus. Möglicherweise seien in dem Wohnhaus nicht alle Umzüge angemeldet worden, sagte Noordholt. Nach Angaben der Behörden soll am Freitag eine abschließende Bilanz des Unglücks gezogen werden.

Der Hergang des Jumbo-Absturzes blieb auch bis heute zunächst weiter unklar. Offen ist beispielsweise noch die Frage, wieviele Triebwerke die israelische Maschine verlor, bevor sie abstürzte. Die Behörden hatten am Mittwoch mitgeteilt, es sei nur ein Triebwerk geborgen worden, das keine Spuren eines Brandes aufweise; darüberhinaus sei nicht sicher, ob auch das zweite Triebwerk abgefallen sei.

(Siehe auch letzte Seite: "Aus aller Welt")

Waigel und Kinkel werben für Maastricht

BONN, 8. Oktober (AP). Bundesaußenminister Klaus Kinkel und Finanzminister Theo Waigel haben im Bundestag nachdrücklich für die Annahme des Maastrichter Vertrags plädiert. Zum Auftakt des Ratifizierungsverfahrens im Bonner Parlament forderte Kinkel die Abgeordneten am Donnerstag auf, durch ein klares Ja auch für die noch zögernden EG-Partner ein Signal des Vertrauens in eine gemeinsame europäische Zukunft zu setzen.

Politiker fordern diebstahlsichere Autos

BERLIN, 8. Oktober (AP). Politiker aller Parteien haben der Autoindustrie mit Gesetzesverschärfungen gedroht, falls die Hersteller nicht von sich aus wirksamere Maßnahmen gegen die steigende Zahl von Autodiebstählen ergreifen. In der Berliner Zeitung BZ forderte der Vorsitzende des Bundestagsverkehrsausschusses, der CSU-Politiker Dionys Jobst am Donnerstag: "Die Hersteller müssen jetzt dringend handeln und die Autos einbruchsicherer machen." Der stellvertretende Vorsitzende des Innenausschusses, der FDP-Politiker Wolfgang Lüder, sagte: "Sollte die Industrie nicht bald selbst tätig werden, so wird ihr per Gesetz auferlegt werden müssen, Mittel einzubauen, die den Diebstahl erschweren." Der Vorsitzende des Ausschusses, Hans Gottfried Bernrath, forderte zwei Maßnahmen: "Erstens sind bessere Sicherheitsvorkehrungen in den Autos unumgänglich." Zudem müsse die Personalstärke, Ausstattung und Ausbildung der Polizei verbessert werden, verlangte der SPD-Politiker.

Bei Belästigung Kündigung

BADEN-BADEN, 8. Oktober (AP). Wer sich von einem Kollegen am Arbeitsplatz sexuell belästigt fühlt, soll künftig mit einer arbeitsrechtlichen Beschwerde dessen Versetzung oder gar Kündigung erreichen können. Wie Bundesfrauenministerin Angela Merkel am Donnerstag im Südwestfunk sagte, soll sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als Tatbestand im neuen Gleichberechtigungsgesetz festgeschrieben werden.

Der Gesetzentwurf sehe ein Beschwerderecht des Arbeitnehmers vor, das den Arbeitgeber veranlassen solle, "arbeitsrechtliche Maßnahmen zu treffen", die von der Abmahnung bis zur Kündigung reichten. Nach Angaben der Ministerin soll dabei nicht der objektive Tatbestand ausschlaggebend sein. Vielmehr komme es darauf an, daß die Betroffenen die "Anmache" erkennbar ablehnten. Unter die Definition "sexuelle Belästigung" falle jedes vorsätzliche, sexuell bestimmte Verhalten, das die Würde eines Arbeitnehmers am Arbeitsplatz verletze, erläuterte Merkel. Dazu gehörten neben bereits strafbaren sexuellen Handlungen bis hin zur Vergewaltigung auch "Bemerkungen eindeutig sexuellen Inhalts" sowie das "Zeigen und Anbringen von pornographischen Darstellungen".

AKW Krümmel wird abgeschaltet Brennelement defekt / Auch Überprüfung in Neckarwestheim

HAMBURG/STUTTGART, 8. Oktober (AP). Das acht Jahre alte Atomkraftwerk Krümmel im schleswig-holsteinischen Landkreis Herzogtum Lauenburg muß zum Wochenende abgeschaltet werden. Wie die Hamburgischen Electricitäts- Werke am Donnerstag mitteilten, ist in dem 1260 Megawatt starken Siedewasserreaktor ein Brennelement defekt. Es soll ausgewechselt werden.

Der Schaden an dem nördlich Hamburgs an der Elbe gelegenen Kernkraftwerk war durch erhöhte Radioaktivität im Reaktorwasser bemerkt worden. Die Emissionen lägen aber weit unterhalb der genehmigten Grenzwerte, teilte das Unternehmen mit.

Um Krümmel hat es in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben. Seit 1989 sind auf der niedersächsischen Seite der Elbe sechs Kinder und ein Jugendlicher an Leukämie erkrankt, ebenso zwei Kinder im nahegelegenen Geesthacht. Zwei der Kinder sind bereits gestorben. Eltern und Bürgerinitiativen machen die Atomanlagen für die Erkrankungen verantwortlich.

Auf Anordnung des baden-württembergischen Umweltministers Harald Schäfer (SPD) muß auch Block I des Atomkraftwerks Neckarwestheim abgeschaltet werden. Wie das Ministerium am Donnerstag in Stuttgart mitteilte, handelt es sich um eine Vorsorge bis zur Klärung der Funktionstüchtigkeit elektronischer Baugruppen in der Leittechnik. Die Überprüfungen sollen einige Tage dauern. Dem Ministerium zufolge waren am 10. September an einem Erdkabel im Kraftwerksgelände Störimpulse bemerkt worden, die Fehler in einem Teil des Sicherheitssystems verursachten. Bei Untersuchungen seien defekte elektronische Bauteile gefunden worden.

Nobelpreis/Literatur-1 VORRANG .

V o r r a n g

Literatur-Nobelpreis für Derek Walcott

STOCKHOLM (ap).Den diesjährigen Nobelpreis für Literatur erhält der von der Karibikinsel St. Lucia stammende Lyriker Derek Walcott. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt.

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ap/152/du

Kriegsverbrecher enttarnt? Wiesenthal beschuldigt Grazer Arzt, "Judenkommissar" zu sein

WIEN/GRAZ, 8. Oktober (AP). Der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, hat nach eigenen Angaben den früheren "Judenkommissar" der Nationalsozialisten in Belgrad enttarnt. Wiesenthal sagte am Donnerstag in Wien, dabei handele es sich um den in Graz praktizierenden Arzt Egon Sabukoschek. Sabukoschek soll für eine Massenerschießung und Judendeportationen verantwortlich sein.

Sabukoschek wies die Vorwürfe zurück. Er sei bei seiner Entlassung aus der Wehrmacht Gefreiter gewesen und habe mit den Vorgängen in Belgrad nichts zu tun. Mitglied oder Funktionär nationalsozialistischer Organisationen sei er nicht gewesen.

Wiesenthal gab an, Sabukoschek habe 1941 in Belgrad als "Judenkommissar" 100 Juden für eine Erschießung ausgewählt. In einer in Belgrad gegen ihn erhobenen Anklage werden ihm fünf Morde sowie Deportationen 1942 und 1943 vorgeworfen. Jugoslawien hat nach Angaben der Nachrichtenagentur Tanjug seine Auslieferung beantragt.

Wiesenthal sagte, Sabukoschek sei Ende 1938 oder Anfang 1939 als Medizinstudent von Graz nach Belgrad gekommen und habe sich dort als Regimegegner ausgegeben. Nach dem Überfall Deutschlands auf Jugoslawien im April 1941 hätten sich in Belgrad alle Juden auf einem Platz melden müsen, wo ihnen schwere körperliche Arbeit zugewiesen worden sei. Dabei habe eine Frau Sabukoschek erkannt. Die Zeugin habe Sabukoschek später im Haus der Gestapo aufgesucht, wo er gewohnt habe. Dabei sei es um die Freilassung eines Gefangenen gegangen.

Ein anderer in Belgrad lebender Zeuge berichtete Wiesenthal zufolge, daß Sabukoschek 1941 mit dem Judenreferenten der Gestapo für Serbien 100 Juden für eine Erschießung ausgewählt habe.

Mitglieder der Securitate gelten nicht als Vertriebene

MANNHEIM, 8. Oktober (AP). Wer als deutschstämmiger Rumäne eine herausragende politische Stellung in der früheren Diktatur des Landes ausgefüllt hat, dem steht nach einem Gerichtsurteil nicht der Status eines Vertriebenen zu. Das geht aus einem Urteil des baden- württembergischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) hervor, das am Donnerstag in Mannheim veröffentlicht wurde.

Die Richter begründeten ihre Entscheidung damit, daß diese Personen ebenfalls für den Druck verantwortlich seien, der die Auswanderung mit ausgelöst habe. Dies gelte auch für engere Familienangehörige.

Die Richter bestätigten im konkreten Fall eine Entscheidung des Landratsamts Biberach, das der Ehefrau eines leitenden Offiziers des Staatssicherheitsdienstes Securitate den Vertriebenenausweis wieder abnahm, nachdem die Vergangenheit ihres - inzwischen verstorbenen - Ehemanns bekanntgeworden war. Der war an der Vorbereitung politischer Prozesse gegen Volksdeutsche beteiligt (AZ: 6 S 763/92).

Bombenleger wollte imponieren

HANNOVER, 8. Oktober (AP). Die Bombenanschläge in Hannover hat der Maschinenbaustudent Stefan S. offenbar aus Geltungssucht verübt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, erklärte der 21jährige Bombenleger bei Vernehmungen, wegen seiner Körperfülle brauche er wohl Geld, um Erfolg zu haben.

Kripochef Peter Eggerling schloß nach dem bisherigen Ermittlungsstand aus, daß der Student aus politischen Motiven handelte.

Geraer auf brüchiger Brücke

GERA, 9. Oktober (AP). Mit Hilfe einer Schreckschußpistole haben Bürger in Gera am Donnerstag eine Brückensperrung verhindert, die ein ganzes Viertel vom Stadtzentrum abgeschnitten hätte. Wie die Polizei mitteilte, kam es zu erregten Szenen und Protesten von etwa 80 Bürgern, als ohne Vorankündigung eine Brücke über die Elster abgeriegelt wurde, die die einzige Verbindung zwischen dem Zentrum der thüringischen Stadt und dem Viertel Untermhaus darstellt.

Vor allem Geschäftsleute fürchteten um ihre Existenz und wollten keinen Umweg von etwa 15 Kilometern zwischen ihren Wohn- und Geschäftsräumen in Kauf nehmen, hieß es. Der Magistrat der Stadt habe am Vortag ein Gutachten über den baulichen Zustand der Brücke erhalten und sich genötigt gesehen, sofort zu handeln. Nach dem Bürgerprotest wurde die Brücke für Autos wieder freigegeben.

Deutsche Vorbilder für polnische Skinheads

WARSCHAU, 8. Oktober (dpa). Die Skinheads in Polen sind für Ordnung und die Herrschaft der Stärkeren. Vor allem aber sind sie wie ihre deutschen "Gesinnungsgenossen" ausländerfeindlich, wobei ihr Haß sich vor allem gegen Juden und Deutsche als "Erzfeinde" der Polen richtet.

Der Angriff auf die drei deutschen Fernfahrer in Nowa Huta sollte angeblich eine Rache für die Gewalttaten gegen Polen in Deutschland sein. Die Bilder von randalierenden Skins aus Deutschland und Berichte über Angriffe und Beschimpfungen, denen Polen im Gebiet der ehemaligen DDR ausgesetzt sind, regen in Polen manche frustrierten Jugendlichen zur Nachahmung an. Wieviele gewaltbereite Jugendliche in ihren Bomberjacken und dicken Schuhen mit der rechtsextremen Splitterpartei Polnische Nationale Gemeinschaft und deren Führer Boleslaw Tejkowski (58) sympathisieren, läßt sich nur vermuten. Tejkowski ist seit Monaten untergetaucht, nachdem ein Gericht eine psychiatrische Untersuchung angeordnet hat, der er sich nicht unterziehen will. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Aufforderung zum Rassenhaß.

Man weiß auch nicht, wieviele Skinheads es in Polen gibt. Tejkowski hatte Demonstrationen vor der deutschen Botschaft in Warschau und vor deutschen Konsulaten organisiert, an denen nur jeweils einige Dutzend Jugendliche teilnahmen. Viele junge Männer, die sich wie Skins kleiden und in gewalttätigen Gruppen zusammenrotten, sind einfach nur Halbstarke, die ihren Frust abreagieren.

So haben sich von den neun Jugendlichen, die in Nowa Huta die Fernfahrer aus Eisenhüttenstadt überfielen, nur einige als Skinheads bekannt. Sie stammen alle aus Arbeiterfamilien. Die meisten sind arbeitslos, einige gehen noch zur Schule. Nowa Huta, eine nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Boden gestampfte Arbeiterstadt für die Belegschaft der damaligen Lenin-Hütte, gilt als eine der Hochburgen der Skins. Die Polizei schätzt ihre Zahl auf etwa 140.

Nowa Huta war schon immer eine Problemstadt, in der sich Jugendbanden Kämpfe lieferten. Eine Zeit lang waren es Auseinandersetzungen zwischen Punks und Skins.

Neuerdings klagen ausländische und besonders farbige Studenten über zunehmende Pöbeleien durch kahlgeschorene junge Polen. Todesfälle hatte es jedoch vor dem Überfall auf die Deutschen bisher nicht gegeben.

Nach Angaben des Krakauer Soziologen Miroslaw Peczak, der sich mit der Subkultur von Jugendlichen beschäftigt, begann die Bewegung der Skinheads in Polen 1982 und nahm seit 1989 - also seit der politischen Wende - größeres Ausmaß an. Gruppen von ihnen gibt es in vielen Großstädten.

"Neue Deutsche Literatur" gefährdet

BERLIN. Die weitere Herausgabe der (früheren DDR-)Monatszeitschrift "Neue Deutsche Literatur" (NDL), die beim Berliner Aufbau-Verlag erscheint, ist gefährdet. Mehrheitseigner Lunkewitz hat die Subventionen auf 100 000 Mark jährlich halbiert; diese Summe reicht laut Chefredakteur Liersch nicht aus, die Zeitschrift zu halten. Sie hatte vor der Wiedervereinigung eine Auflage von rund 14 000 Exemplaren, jetzt werden 2500 gedruckt.

dpa

Ruf nach schärferen Gesetzen führt zu Streit

DÜSSELDORF/HAMBURG, 8. Oktober (dpa). Die Möglichkeiten der Sicherungshaft im Zusammenhang mit den Angriffen Rechtsradikaler gegen Asylbewerber-Heime sollten nach Vorstellungen des Parlamentarischen Geschäftsführers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, erweitert werden.

Wer von der Polizei gestellt werde, dürfe keine Haftverschonung mehr bekommen, um sich an neuen Gewalttaten zu beteiligen, sagte Rüttgers der Westdeutschen Zeitung.

Rüttgers hält schnelle gesetzgeberische Maßnahmen gegen radikale Banden für dringend notwendig. Der Landfriedensbruch-Paragraph sei praxisgerecht zu gestalten. Auch die Verwendung von Nazi- Emblemen müsse als strafbare Handlung unnachsichtiger als bisher verfolgt und härter bestraft werden.

Das Verbot radikaler Banden, die sich als Klubs oder Konzertveranstalter tarnen, sei überfällig. Rüttgers: "Die Angriffe gegen Asylbewerber und ausländische Mitbürger sowie die antisemitischen Übergriffe sind eine Kriegserklärung an den inneren Frieden in unserem Land."

Der Rechtsexperte der SPD-Bundestagsfraktion, Wilfried Penner, wandte sich dagegen, die Strafgesetze zu verschärfen, um rechtsradikale Gewalttäter zu bekämpfen. "Die Bekämpfung des rechtsextremistischen Vandalismus ist nicht die Stunde des Gesetzgebers, sondern die der Polizei", sagte er dem Hamburger Abendblatt. Es gebe kein Defizit beim bestehenden Recht, sondern nur bei dessen Durchsetzung.

"Wer Molotowcocktails in Asylantenheime wirft, ist ein Mordbrenner. Wer Menschen grundlos vermöbelt, begeht gefährliche Körperverletzung, und wer Fensterscheiben einschlägt, macht sich der Sachbeschädigung schuldig. Auch das Tragen von Hakenkreuzen steht bereits unter Strafe. Das rechtliche Netz ist dicht genug geknüpft", sagte Penner.

Gesetz gegen Auto-Piraten

WASHINGTON, 8. Oktober (dpa). Der US-Senat hat am Mittwoch ein Gesetz zur Bekämpfung des sogenannten "carjacking" verabschiedet. Die sogenannten Auto-Piraten verstoßen ab sofort gegen ein eigenes Bundesgesetz. Außerdem müssen Autohersteller in Zukunft größere Teile kennzeichnen. Die Werkstätten werden verpflichtet, beim Ankauf von Autoteilen ihre Herkunft durch einen Anruf beim Bundeskriminalamt (FBI) zu klären. Das neue Gesetz war bereits vom Repräsentantenhaus verabschiedet worden und muß jetzt vom Präsidenten unterzeichnet werden.

Carjacking ist eine neue Verbrechensart, die in diesem Jahr in den Metropolen Amerikas aufgekommen ist. Die Autos werden zerlegt und an Händler verkauft. Nach einer am Mittwoch von der Tageszeitung USA Today veröffentlichten Statistik ist Chicago die Hochburg der Fahrzeugpiraterie. Dort sind seit Anfang des Jahres fast 2600 Autos "entführt" worden.

Die Auto-Piraten zwingen Autofahrer zum Teil mit vorgehaltener Pistole, ihr Auto zu verlassen.

Sohn kann nicht lesen - trotzdem versetzt

SANTA ANA, 8. Oktober (dpa). Die Mutter eines zehnjährigen Jungen hat den Schulbezirk von Santa Ana (Kalifornien) verklagt, weil ihr Sohn bis in die fünfte Klasse versetzt wurde, obwohl er die englische Sprache nicht beherrscht und weder lesen noch schreiben kann. Die gebürtige Mexikanerin zeigte die Lehrer der Grundschule an, es in gesetzeswidriger Weise versäumt zu haben, ihren Sohn auszubilden. Dies war bei der Aufnahmeprüfung in einen anderen Schulbezirk aufgefallen, bei der ihr Sohn sang- und klanglos durchfiel.

Luftwaffe greift Kurden massiv an

ISTANBUL, 8. Oktober (dpa). Entgegen offiziellen Erklärungen greift die türkische Luftwaffe nach übereinstimmenden Berichten der Istanbuler Presse vom Donnerstag massiv in das Kampfgeschehen im Norden Iraks ein und bombardiert Stellungen von Rebellen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Den Berichten zufolge werden Kampfflugzeuge der Typen F-4 und F-104 eingesetzt. Am Mittwoch seien vom Luftwaffenstützpunkt Diyarbakir aus PKK-Rebellen bombardiert worden, die vor den Kämpfern (Peschmergas) der irakischen Kurden in Richtung türkische Grenze flohen. Die Kampfhandlungen erstreckten sich über das ganze Gebiet im Norden des Irak entlang der Grenze zur Türkei.

Das türkische Staatsfernsehen TRT berichtete am Donnerstag morgen, die Kampfhandlungen zwischen den irakischen und türkischen Kurden dauerten mit unverminderter Härte an. Über die genauen Opferzahlen lägen jedoch keine Informationen vor.

Der türkische Generalstabschef Dogan Güres sowie Verteidigungsminister Nevzat Ayaz hatten am Mittwoch bekräftigt, die Türkei unterstütze die Entschlossenheit der irakischen Kurdistan-Front, die PKK von der Nähe zur Grenze zu vertreiben. Von dort aus führt sie seit über acht Jahren einen Guerillakrieg gegen die Türkei mit dem Ziel eines unabhängigen kurdischen Staates. Ein direktes Eingreifen der Türkei an der Seite der Peschmergas sei nicht geplant. Auch habe es keine Luftwaffeneinsätze gegeben.

Weiter verlautete aus türkischen diplomatischen Kreisen, es müsse mit einer erneuten Massenflucht der irakischen Kurden wegen der Kämpfe in Richtung Türkei gerechnet werden.

Geldübergabe an Erpresser gescheitert

HAMBURG, 8. Oktober (dpa). Eine geplante Geldübergabe an den Hamburger Kaufhaus-Erpresser ist erneut gescheitert. Der Täter, der seit Juni ein Hamburger Kaufhaus erpreßt, hatte gefordert, daß am Mittwoch eine Tasche mit mehreren hunderttausend Mark aus einem Richtung Berlin fahrenden Zug abgeworfen wird. Obwohl man auf die Forderungen des Täters eingegangen sei und das Geld bereitgehalten habe, habe der Erpresser das angekündigte Abwurfsignal nicht gegeben, berichtete die Hamburger Polizei am Donnerstag. Mitte August war eine geplante Übergabe schon einmal gescheitert.

Tanklaster in Ortschaft verunglückt

LASTRUP, 8. Oktober (dpa). Ein Tanklastzug mit 35 000 Litern Benzin ist in der Nacht zum Donnerstag in der Gemeinde Lastrup (Landkreis Cloppenburg) verunglückt. Nach Mitteilung der Polizei kam der Lastzug nach einer Kurve von der Straße ab, fuhr über einen Gehweg und prallte frontal gegen die Mauer einer Kirche. Nur das aus mehreren Kammern bestehende Schutzsystem des Tankzuges habe ein größeres Unglück verhindert. Es seien "lediglich" 4000 Liter Treibstoff ausgelaufen. Der 52 Jahre alte Fahrer erlitt den Angaben zufolge leichte Verletzungen. Der Sachschaden wird auf rund 500 000 Mark geschätzt. Der Lastzug habe wegen einer teilweisen Sperrung der Bundesstraße durch die Ortschaft fahren müssen, hieß es.

Rußland droht Öllieferungen einzustellen

MOSKAU, 8. Oktober (dpa). Die russische Regierung hat den GUS- Staaten, Georgien und den baltischen Republiken gedroht, die Öllieferungen an sie zu kürzen oder gar einzustellen, wenn sie ihren Zahlungsverpflichtungen nicht bis zum 12. Oktober nachkämen. Darüber informierte der stellvertretende russische Regierungschef Viktor Tschernomyrdin am Mittwoch die Chefs der Erdölbranche, wie die Nachrichtenagentur Interfax in der Nacht zum Donnerstag meldete. Die ehemaligen Sowjetrepubliken sind nach den Worten Tschernomyrdins bei der russischen Ölindustrie hochverschuldet.

Rainer Kunze zweifelt nicht an Kants Stasi-Spitzeldiensten

BERLIN. "Nicht den geringsten Zweifel" hat der Lyriker Rainer Kunze an den Stasi-Spitzeldiensten des einstigen Präsidenten des DDR-Schriftstellerverbands Hermann Kant. Über Kunze, der 1977 in die BRD übersiedelte, nachdem er vorher aus dem ostdeutschen Schriftstellerverband ausgeschlossen worden war, fanden sich im Stasi-Archiv Gera (Thüringen) Akten von insgesamt 3491 Blatt. Auszüge der Spitzel-Protokolle veröffentlichte Kunze in der 1990 erschienenen Dokumentation "Deckname: Lyrik'". Er wisse aus eigenem Erleben: "In den Akten steht die Wahrheit." IM-Berichte seien "meist relativ exakt mit Ausnahme dort, wo mit Lust denunziert und gelogen" werde.

Daß die neue Faktenlage die Rechtsprechung beeindrucken könnte, daran zweifelt Kunze jedoch. Kant hat gegen ihn beim Landgericht Hamburg bisher erfolgreich prozessiert. Die Wiedergabe eines Staatssicherheits-Protokolls, wonach Kant damals empfohlen haben soll, Rainer Kunze auszuweisen, dürfen vorerst nach Gerichtsentscheid vom S. Fischer-Verlag und vom Autor nicht weiter verbreitet werden. Auf Unterlassung hatte Kant auch gegen den Literatur-Redakteur des Hessischen Rundfunks, Karl Corino, geklagt. Er hatte die Stasi-Passage aus "Deckname: Lyrik" zitiert, um sie anderslautenden Stellen in Kants Memoiren "Abspann" gegenüberzustellen. dpa/fr

Patrik Kühnen schlug Andre Agassi

SYDNEY, 8. Oktober (dpa). Der Bamberger Patrik Kühnen hat am Donnerstag durch einen sensationellen Sieg über Wimbledonsieger Andre Agassi (USA) das Viertelfinale des mit einer Million Dollar dotierten Tennisturniers in Sydney erreicht. Kühnen schlug den Weltranglisten-Siebten in nur 72 Minuten mit 6:3, 6:4. Er trifft nun am Freitag auf den Schweden Henrik Holm, der überraschenderweise Wayne Ferreira (Südafrika) ausschaltete.

Frau Major kaufte deutsches Kleid . . .

LONDON, 8. Oktober (dpa). Proteste hagelte es am Donnerstag gegen die Ehefrau des britischen Premierministers John Major, weil sie sich ein deutsches Kleid gekauft hatte. Wie das Massenblatt Daily Mirror berichtete, erstand Norma Major ein schwarz-rosa Kleid des deutschen Modehauses Escada für 550 Pfund (1350 DM). In dem Kleid will sie sich morgen an der Seite ihres Mannes auf dem Parteitag der britischen Konservativen in Brighton zeigen. Vertreter der britischen Modeindustrie und konservative Politiker griffen Frau Major öffentlich an, weil sie nichts "Britisches" gekauft habe.

Mönche überwältigen Geiselnehmer

CASTELLANE, 8. Oktober (dpa). Zwei im Kampfsport geübte Mönche haben am Mittwochabend eine Geiselnahme im Kloster der Sekte "Ritter der Lotusblüte" in der südostfranzösischen Stadt Castellane beendet. Sie überwältigten nach Angaben der Polizei einen mit einer Pistole bewaffneten 35jährigen Moslem, der in dem Kloster drei Geiseln genommen hatte. Der offenbar geistesgestörte Mann hatte gedroht, auf den Sektenführer zu schießen. Der Moslem wollte dadurch feststellen, ob der Mönch wirklich unsterblich sei. Sektenführer Gilbert Bourdin bezeichnet sich als "kosmoplanetären Synthese-Messias", der die Weltreligionen in einer Person vereinige. So sei er "kosmischer Christ, Metreya Buddha der Leidenschaft, Melkitsedek König des Rechts und Friedens für die Juden, oberster Mahma Manaram Imam der Muslime und erwarteter Avatar Kalki der Hindus".

Telekom senkt Preise für mobiles Telefon

BONN, 8. Oktober (dpa/vwd). Die Telekom will die Preise für mobiles Telefonieren zum 1. Januar senken. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte, sollen die Kosten für den typischen Kunden im C-Netz um rund sechs Prozent und im digitalen D1-Netz um etwa zwölf Prozent reduziert werden. Geschäftskunden könnten darüber hinaus die Mehrwertsteuer von den Finanzämtern zurückfordern. Im D1-Netz sollen die Gespräche ohne Mehrwertsteuer künftig pro Minute zu Normalzeiten 1,20 DM und im C-Netz 1,30 DM kosten. Zu Billigzeiten liegen die Minutenpreise dann im D1-Netz bei 0,49 DM und im C-Netz bei 0,60 DM.

Mexikos Fußball steckt derzeit in einer argen Krise Groteskes von der Nationelelf Niederlagen selbst gegen die USA / Menotti in der Kritik

An den Wochenenden sieht man sie überall in Mexiko zu Hunderttausenden: Freizeitfußballer, die auf staubigen Sandplätzen oder auf Nebenstraßen mit oft völlig zerschlissenen Lederbällen ihrem liebsten Hobby nachgehen. Für Millionen von Mexikanern ist FußAnlaß zu höchster Freude oder tiefstem Leid. Zur Zeit eher zu tiefstem Leid, denn im internationalen Vergleich ist das Niveau dürftig.

Die Nationalmannschaft, am nächsten Mittwoch in Dresden Gegner der deutschen Auswahl, wegen ihrer grün- weiß-roten Spielkleidung kurz "Tri"' ("dreifarbig") genannt, hat Schande über das Land gebracht. Ausgerechnet gegen die USA hat es in den beiden letzten Länderspielen - bei einem FIFA-Turnier der Nord- und Mittelamerikazone und bei den Panamerikanischen Spielen - deutliche Niederlagen gegeben. Zumindest in Sachen Fußball hatten die Mexikaner bisher auf ihren sonst so erdrückenden nördlichen Nachbarn herabblicken können. Doch nicht nur das. Bei der letzten Weltmeisterschaft waren die Mexikaner gesperrt, weil sie bei der Junioren-WM zu alte Spieler eingesetzt hatten. Bei den Olympischen Spielen in Barcelona scheiterten sie in der Vorrunde.

Für Abhilfe soll Argentiniens Weltmeister-Trainer Cesar Luis Menotti sorgen, der im August 1991 vom mexikanischen Verband als Trainer bis zur WM in den USA 1994 verpflichtet wurde. Doch Menotti, der in diesen drei Jahren angeblich mit mehr als zwei Millionen Dollar besoldet wird, hat sich schon den Zorn vieler mexikanischer Sportjournalisten zugezogen. Er verdiene zu viel und habe kein Konzept, lauten einige der Vorwürfe.

Doch er hat es auch schwer, denn seine Spieler halten internationalen Vergleichen nicht stand. In den Stadien der ersten Liga spielen sich oft hanebüchene Spielereien ab: Groteske Abwehrfehler wechseln mit stümperhaften Angriffsversuchen. Partien auf hohem spielerischem Niveau sind die große Ausnahme. In der Sportschau einer mexikanischen Fernsehgesellschaft werden jeden Sonntag die abstrusesten Szenen zu einem Fußball-Horrorstück zusammengeschnitten.

Zu den einheimischen Spitzenspielern zählen Luis Garcia, der inzwischen bei Atletico Madrid unter Vertrag steht, Torwart Jorge Campos, die Abwehrspieler Juan Hernandez und Roberto Ruiz, die Mittelfeldspieler Jose Manuel de la Torre und Miguel Espana sowie die Stürmer Luis Roberto Alvez und Carlos Hermosillo. Hugo Sanchez, dessen Tore für Real Madrid die Mexikaner über Jahre hinweg bejubelten, hat Speck angesetzt.

Eines der grundlegenden Probleme war und ist der Hang der Mexikaner zum Individualismus. Sie tun sich noch schwerer als etwa Brasilianer, sich einer Mannschaft unterzuordnen. Dazu kommt nach Meinung einiger Kommentatoren ein Mißverhältnis zwischen Lohn und Leistung. Die Spieler trainierten zu wenig und verdienten zu viel. dpa

Die interessante Sportnotiz

Feuerbachs Trainerin entlassen Die einzige Frau in der Trainergilde der Volleyball-Frauen-Bundesliga ist gescheitert. Die Chinesin Xiao Jun Yang wurde vom CJD Feuerbach trotz der Bilanz von 6:0 Punkten entlassen. Die Ursache für die Trennung ist offenbar in dem ungewohnt und übertrieben autoritären Führungsstil Xiao Jun Yangs zu suchen. Auch Schöne ausgeschieden Die Deutsche Meisterin Sabine Schöne ist als letzte deutsche Spielerin bei den Squash-Weltmeisterschaften in Vancouver ausgeschieden. Im Achtelfinale unterlag die 18jährige der Engländerin Cassandra Jackman glatt in 3:9, 3:9, 3:9. Lada-Team an der Spitze Einen Tag vor Abschluß der 35. und letzten Tour d'Europe verteidigte das russische Lada-Team Sergej Aliasow/Alexandr Levitan die Führung in der Gesamtwertung. In Montpellier hatten die Russen vor dem Start der fünften Etappe 88 Sekunden Vorsprung auf die Brüder Stefan und Michael Uhl aus Solms/Wetzlar.

Kanada bereits Rollhockey-Weltmeister Bei der Weltmeisterschaft der Rollhokkey-Spielerinnen in Springe steht Kanada bereits vor dem letzten Spieltag als Titelträger fest. Nach ihrem 9:0-Sieg über USA sind die Kanadierinnen mit 20:0 Punkten nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen. Die deutsche Nationalmannschaft unterlag im letzten Spiel Italien 0:2 und landete auf Rang acht. Wörns bleibt in Leverkusen Nationalspieler Christian Wörns hat seinen Vertrag beim Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen bis zum 30. Juni 1996 verlängert. Kaiserslautern vorverlegt Das UEFA-Cup-Hinspiel der zweiten Runde zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem englischen Liga-Dritten, Sheffield Wednesday, wird am Dienstag, 20. Oktober, 18.15 Uhr angepfiffen. Strafanzeige gegen Dynamo-Präsidium Gegen das Präsidium des Fußball-Bundesligisten Dynamo Dresden ist bei der Staatsanwaltschaft Dresden eine anonyme Strafanzeige wegen Unterschlagung, Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung eingegangen. Das berichtete die Dresdner Morgenpost. Das Präsidium hat diese Vorwürfe bestritten. Kische kritisiert Hansa-Team Der Präsident des Bundesliga-Absteigers FC Hansa Rostock, Gerd Kische, hat an seiner Mannschaft harte Kritik geübt. Er wirft dem Zweitligisten, der seit 13 Spieltagen unbezwungen ist und derzeit den vierten Tabellenrang einnimmt, mangelnde Einstellung vor. Die Mannschaft habe zu viele Punkte verschenkt.Beck kontert Mazzonis Vorwürfe Bundestrainer Emil Beck hat den Vorwürfen des Italieners Angelo Mazzoni widersprochen, russische Degenfechter hätten beim vorolympischen Weltcup-Turnier in Legnano offensichtlich ohne Gegenwehr gegen deutsche Kontrahenten verloren. Auch Italiener hätten Russen geschlagen, und zudem seien die deutschen Fechter Löffler und Proske nicht aus seinem Verein.

Ringer-Funktionär Hubeler gestorben Heinrich Hubeler, 58 Jahre lang Sportwart des Hessischen Ringer-Verbandes, ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

Piquet-Comeback im Januar Acht Monate nach seinem schweren Unfall im Training will der frühere Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet aus Brasilien im Januar auf die Rennpiste zurückkehren.Baldewein ausgeschieden Nicole Baldewein (Düsseldorf) ist durch eine 0:11, 1:11-Niederlage gegen die Schwedin Lim Xiao Quing bei dem mit 60 000 Dollar Preisgeld dotiertem German-Open im Badminton ausgeschieden. Luwig wird Etappenzweiter Die erste der beiden Etappen des Profi- Straßenrennen Paris - Bourges über 136,9 Kilometer gewann Jann Kisipuu (GUS) in 3:12:25 Stunden. Olaf Ludwig (Gera) wurde Zweiter.

Tennis-Turniere in Sydney und Zürich Kühnen fegt Agassi vom Platz Bamberger spielte 23 Asse / Barbara Rittner ausgeschieden

Solch einen Tag hatte Patrik Kühnen schon lange nicht mehr erlebt: Triumph über Wimbledonsieger Andre Agassi in Sydney, 23 Asse gegen den besten Returnspieler der Welt und mindestens 21 000 Dollar Preisgeld im Sack. Mit 6:3, 6:4 gewann der 26jährige Bamberger auch für ihn selbst überraschend das Match gegen den Weltranglisten-Siebten aus den USA und trifft am Freitag im Viertelfinale des mit 1,075 Millionen Dollar dotierten Tennis-Turniers auf den Schweden Henrik Holm.

"Das war sicher einer meiner größten Siege. Ich bin total überrascht, wie ich heute gespielt habe", freute sich Kühnen und gestand, ein "bißchen gepokert" zu haben. Höchstes Risiko vom ersten bis zum letzten Ball, so lautete seine Devise. Nach 72 Minuten stand sein Sieg vor 5000 verblüfften Zuschauern fest.

Bei 23 gegnerischen Aufschlägen in nur zehn Service-Spielen den Ball überhaupt nicht zu berühren, diese Erfahrung war neu für Agassi - und wenig erfreulich. Kühnen war wie der Blitz gestartet, drei Asse hintereinander im ersten Spiel zeigten die Richtung an. Ein Break im ersten Satz zum 3:1 und zwei im zweiten Durchgang zum 3:2 und 5:2 bewiesen die Stärke des 106. der Weltrangliste. Nur zum Schluß wurde es noch einmal eng, als Agassi auf 4:5 verkürzen und zwei Breakchancen im letzten Spiel nicht verwerten konnte.

Die fünfmalige Siegerin Steffi Graf aus Brühl ist im Viertelfinale des mit 350 000 Dollar dotierten Frauen-Tennisturniers in Zürich wieder einmal die "letzte Mohikanerin" eines ursprünglich fünfköpfigen deutschen Aufgebots. Denn im Achtelfinale schied Barbara Rittner aus Leverkusen aus, die beim 3:6, 0:6 von der neunmaligen Wimbledonsiegerin Martina Navratilova aus den USA deklassiert wurde. Die 35jährige, die erstmals in der Schweizer Geldmetropole am Start ist, benötigte in dem einseitigen Duell nur 52 Minuten, um sich für das Viertelfinale gegen die Bulgarin Magdalena Maleewa zu qualifizieren.

Martina Navratilova ist in Zürich an Nummer zwei hinter Steffi Graf gesetzt, die am Freitag in der Runde der letzten acht auf Judith Wiesner (Nr. 8) trifft. Die Österreicherin schaltete die Turnier-Gewinnerin von 1988, Pam Shriver aus den USA, mit 6:4, 4:6, 6:4 aus.

Die an Nummer vier gesetzten Leipziger Einzel-Finalistinnen Steffi Graf und Jana Novotna schalteten das italienisch- ungarische Duo Laura Golarsa und Andrea Temesvari in einer Stunde Spielzeit 6:1, 7:5 aus. dpa/sid

Großbrand in Lagerhaus

TROSTBERG, 8. Oktober (dpa). Bei einem Großbrand in einem landwirtschaftlichen Lagerhaus im oberbayerischen Trostberg ist in der Nacht zum Donnerstag ein Schaden von fünf Millionen Mark entstanden. 1000 Tonnen Getreide und Mais wurden vernichtet, die oberen Etagen des fünfstöckigen Gebäudes weitgehend zerstört. Ein Ausbreiten der Feuers auf den Keller, in dem rund fünf Tonnen Düngemittel lagerten, konnte die Feuerwehr verhindern. "Sonst wäre es brenzlig geworden", sagte ein Polizeisprecher, denn beim Verbrennen von Kunstdünger entstehen gesundheitsgefährliche Gase.

WOLFGANG KLAIBER, methodistischer Pfarrer, ist neuer Bischof der gesamtdeutschen Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland. Die mit 44 000 Mitgliedern größte Freikirche der Bundesrepublik wählte - nach der Wiedervereinigung ihrer Ost- und West-Regionen - in Berlin das Oberhaupt für das ehemalige Westgebiet in das höchste Amt der evangelischen Gemeinschaft. Der Geistliche aus Frankfurt/Main erhielt 103 von 127 Stimmen der Vertreter einer viertägigen Zentralkonferenz in der Hauptstadt, auf der die geeinte Evangelisch-Methodistische Kirche konstituiert worden war. (dpa)

Ermittlungen um Nazi-Gruß

DRESDEN, 8. Oktober (dpa). Die Dresdner Staatsanwaltschaft hat wegen des Hitler-Grußes von Neonazis bei deren Aufmarsch am vergangenen Wochenende ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Nach Angaben eines Sprechers vom Donnerstag wurde ein Videoband des privaten Fernsehsenders SAT 1 beschlagnahmt, auf dem mehrere Demonstranten den Arm zu dem verbotenen Gruß recken. Die Verwendung des Hitler-Grußes kann mit einer Geldstrafe oder mit einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.

Die Ermittlungen richten sich auch gegen die Verwendung eines ähnlichen Neonazi-Zeichens, dessen Strafbarkeit umstritten ist. Bei diesem, dem Hitler- Gruß ähnlichen Handzeichen werden drei Finger der rechten Hand abgespreizt. Die Dresdner Staatsanwaltschaft geht davon aus, daß die Verwendung dieses Zeichens ebenfalls strafbar ist.

Tschechei ist kompromißbereit

PRAG, 8. Oktober (dpa). Der tschechische Ministerpräsident Vaclav Klaus ist bei der Vermögensteilung zwischen Tschechischer und Slowakischer Republik nach Auflösung der Föderation offenbar zu Kompromissen bereit. Der Streit um das Bundeseigentum war entbrannt, weil der slowakische Regierungschef Vladimir Meciar den Tschechen vorgeworfen hatte, sie wollten sich anhand des von der CSFR-Regierung ausgearbeiteten Gesetzentwurfes Milliardenbeträge auf Kosten der Slowakei aneignen.

Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsanteile ist eine Aufteilung von 2:1 vorgesehen. Laut Presseberichten räumte Klaus ein, daß die slowakische Kritik zum Teil berechtigt ist. Dies gelte vor allem für die "Grauzone" des gemeinsamen Vermögens. (Kommentar Seite 3)

Streit in Angola schwelt weiter

LUANDA, 8. Oktober (dpa). Die Auseinandersetzung um die Rechtmäßigkeit der Wahlen in Angola spitzt sich zu. Die frühere Rebellenbewegung UNITA teilte am Donnerstag in Bonn mit, neben ihr gingen mittlerweile 13 politische Parteien des südwestafrikanischen Landes davon aus, daß es bei der Stimmenauszählung "zahlreiche Regelwidrigkeiten" gegeben habe. Am Mittwoch abend hatte die UNITA schriftliche Dokumente vorgelegt, die den Vorwurf des Wahlbetrugs bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen belegen sollen.

UNITA-Offizier Isais Samacuva präsentierte in der Hauptstadt Luanda angebliche Ergebnisprotokolle der Wahlvorstände von zwei Wahllokalen in Luanda. Nach Angaben des UNITA-Vertreters stimmen die Resultate der Wahlvorstände nicht mit denen überein, die die Nationale Wahlkommission (CNE) veröffentlicht hatte. Der stellvertretende UNITA- Sprecher Norberto de Castro sagte, in der Provinzhauptstadt Lubango seien kurzfristig mehrere zusätzliche Wahllokale eingerichtet worden. Dadurch hätten oppositionelle Wahlbeobachter die Abstimmung nicht kontrollieren können.

Anschlag auf Heim aufgeklärt

BAD BÜRCKENAU, 8. Oktober (dpa). Vier Männer im Alter von 16 bis 23 Jahren haben den Brandanschlag am vergangenen Sonntag auf das Asylbewerberheim in Bad Brückenau (Bayern) gestanden. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, gaben sie als Motiv "Ausländerhaß" an. Drei der Männer wurden wieder auf freien Fuß gesetzt, der mutmaßliche Hauptakteur blieb in polizeilichem Gewahrsam. Die Täter hatten Molotowcocktails gegen das Gebäude geschleudert, in dem 35 Asylbewerber leben. Es entstand ein Feuer, das die Heimbewohner löschen konnten. Verletzt wurde niemand.

Stasi hielt NS-Beweise zurück Fahnder: Aufklärung von Thälmann-Mord wurde verhindert

LUDWIGSBURG, 8. Oktober (dpa). Das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) der früheren DDR hat nach Darstellung der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen bedeutendes Beweismaterial für Verfahren gegen Nazitäter in der Bundesrepublik zurückgehalten.

Die Stasi habe bessere Erkenntnisse als die bundesdeutschen Behörden gehabt. Trotzdem habe die Stasi absichtlich verhindert, daß die Ermordung des Kommunistenführers Ernst Thälmann durch die Nationalsozialisten in der Bundesrepublik gerichtlich aufgeklärt werden konnte, sagte der Leiter der weltweit größten NS-Fahndungsstelle, Oberstaatsanwalt Alfred Streim, am Donnerstag dem baden-württembergischen Justizminister Thomas Schäuble (CDU) in Ludwigsburg.

Der frühere SS-Oberscharführer Wolfgang Otto war 1988 vom Düsseldorfer Landgericht vom Vorwurf der Beihilfe am Mord am Kommunisten Ernst Thälmann im Konzentrationslager Buchenwald mangels Beweisen freigesprochen worden. Wie Streim der dpa in Stuttgart erläuterte, hätten die bundesdeutschen Behörden seinerzeit den als "Befehlsgeber" Ottos verdächtigen "G." nicht in der Bundesrepublik auffinden können.

Dagegen habe die Stasi über DDR-Verwandte des "G." diesen in der Bundesrepublik ausfindig gemacht und ausgespäht. "G." habe in der Bundesrepublik unter falschem Namen gelebt.

Der Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, habe damals jedoch den Befehl gegeben, die Erkenntnisse der Stasi über "G." nicht an die bundesdeutschen Behörden weiterzugeben, sondern zu Agitationszwecken zu nutzen.

Nachdem Mitarbeiter der Zentralen Fahndungsstelle Unterlagen über diese Vorgänge in diesem Jahr in ehemaligen DDR-Archiven gefunden hätten, seien umgehend Ermittlungen aufgenommen worden. Nur wenig später sei "G." aber gestorben, so daß es nicht mehr zur Anklage kommen konnte.

Die Stasi habe teilweise NS-Verfahren nicht weiterbetrieben, um Beschuldigte zur Mitarbeit in ihrer Organisation zu zwingen, sagte Streim.

Tories wollen 1. Mai abschaffen

BRIGHTON, 8. Oktober (dpa). Die konservative britische Regierung will den Tag der Arbeit (1. Mai) abschaffen. Auf dem Parteitag der Konservativen in Brighton sagte Arbeitsministerin Gillian Sheppard am Donnerstag, die Häufung von Feiertagen im Frühjahr sei Unsinn. Als Ersatz wird der Trafalgar-Tag am 21. Oktober vorgeschlagen, an dem Admiral Nelson 1805 die Franzosen in einer Seeschlacht südöstlich von Cadiz (Spanien) besiegte.

Erst in den 70er Jahren hatte die Labour-Partei den Mai-Feiertag eingeführt. Er wird immer am ersten Montag im Mai begangen, um den Briten auch dann einen freien Tag zu gewähren, wenn der 1. Mai auf ein Wochenende fällt.

(Weiter Bericht auf Seite 2)

Zweites Aids-Medikament in Deutschland zugelassen

BERLIN, 8. Oktober (dpa). In der Bundesrepublik ist ein zweites Medikament gegen Aids zugelassen worden. Laut Angaben des Bundesgesundheitsamts handelt sich um den Wirkstoff Dideoxynosin (DDI). Bislang war allein Azidothymidin (AZT) auf dem deutschen Markt. Sowohl DDI als auch AZT können Aids nicht heilen, aber den Verlauf der bislang unheilbaren Immunschwächekrankheit positiv beeinflussen.

Helfer aus Somalia abgezogen

NAIROBI, 8. Oktober (dpa). Mitarbeiter der Vereinten Nationen (UN) sowie von internationalen Hilfsorganisationen sind am Donnerstag aus dem somalischen Ort Bardera abgezogen und ins benachbarte Kenia evakuiert worden. Grund sei eine rapide Verschlechterung der Sicherheitslage, teilte ein Sprecher der UN-Welthungerhilfe (WFP) in Nairobi mit. Es werde ein Angriff von Anhängern des vor eineinhalb Jahren gestürzten Dikators Siad Barre befürchtet. Mehr als 60 000 hungernde Menschen sind in Bardera auf Lebensmittellieferungen angewiesen.

Auch in anderen Teilen Somalias soll die Lage immer gespannter werden. Die US-Luftbrücke nach Belet Huen nahe der äthiopischen Grenze mußte am Donnerstag in andere Gebiete gelegt werden. Die meisten Lager mit Hungernden in Somalia sind über den Landweg nicht erreichbar und auf Hilfe aus der Luft angewiesen. UN-Mitarbeiter sprechen von "katastrophalen Folgen", da die Bevölkerung von Nahrungsmitteln abgeschnitten sei.

BVG gibt Asylbewerbern recht

KARLSRUHE, 8. Oktober (dpa). Auch bei Asylfällen kann der gerichtliche Instanzenweg in laufenden Verfahren ohne eine gesetzliche Übergangsregelung nicht im nachhinein verkürzt werden. Dies entschied der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluß. Die Karlsruher Richter hoben damit zwei Beschlüsse von Oberverwaltungsgerichten in Rheinland-Pfalz und in Hessen auf und verwiesen sie an diese zurück.

Im vorliegenden Fall hatten zwei von Abschiebung bedrohte Asylbewerber mit ihrer Verfassungsbeschwerde Erfolg. Nach dem geänderten Ausländerrecht vom 12. Oktober 1990, das unter anderem die Beschleunigung von Asylverfahren zum Ziel hatte, konnten bei "unbeachtlichen oder offensichtlich unbegründeten" Asylanträgen die Beschwerden gegen Entscheidungen der Verwaltungsgerichte ausgeschlossen werden. Die beiden Gerichte hatten diese Regelung rückwirkend auf laufende Verfahren angewandt.

Nach Ansicht der Verfassungsrichter ist dies mit dem Rechtsstaatsprinzip nicht vereinbar und verstößt gegen das Grundrecht des Persönlichkeitsschutzes. (Aktenzeichen: 2 BvR 1631 und 1728/90).

Haft für Antisemiten

STOCKHOLM, 8. Oktober (dpa). Der Chef des privaten schwedischen Senders Radio Islam, David Janzon, ist am Donnerstag in Stockholm wegen eines antisemitischen Kommentars zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. In einem 1991 von Radio Islam gesendeten Bericht waren der Zionismus und das Judentum als "Krebserkrankung" bezeichnet worden, gegen die die Gesellschaft nicht immun sei. Vor zwei Jahren war bereits Janzons Vorgänger bei Radio Islam wegen antisemitischer Äußerungen für sechs Monate ins Gefängnis gegangen.

Kurden bei Razzia überprüft

HAMBURG, 9. Oktober (dpa). Rund 230 Einsatzkräfte der Hamburger Polizei haben am Donnerstag abend während einer Großrazzia ein Asylbewerberheim im Stadtteil Wilhelmsburg gestürmt. Das Heim, in dem etwa 550 Asylbewerber, vorwiegend kurdische Türken, leben, gilt als einer der Hauptanlaufplätze für Dealer und Konsumenten in Deutschland. Zunächst seien nur geringe Mengen Drogen gefunden worden, erklärte der Hamburger Polizeisprecher Dankmar Lund. "Uns geht es auch um die Abschreckung. Dieses wird nicht die letzte Maßnahme gewesen sein", sagte er.

Die Polizei schlug zu, nachdem sie die Abwicklung mehrerer Drogengeschäfte beobachtet hatte. Die Aktion begann mit der Stürmung der Kantine. Dabei erlitt ein älterer Besucher einen Kreislaufkollaps. Die Beamten durchsuchten mehrere Häuser der Anlage. Dabei wurden sie von Rauschgift- und Schutzhunden begleitet.

Gleichzeitig wurde bei der Aktion überprüft, ob sich Asylbewerber illegal in Hamburg aufhalten und gegen ihre Gebietsbeschränkung verstoßen.

kurz gemeldet Autobombe in London explodiert

LONDON, 8. Oktober (dpa). In der Londoner Innenstadt ist am späten Donnerstag abend die dritte Bombe innerhalb von 48 Stunden explodiert. Nach Angaben der Feuerwehr war der Sprengsatz in einem Auto in der Nähe des Bahnhofs London Bridge versteckt. Eine Person wurde verletzt.

Bundestag stockt Wehrsold auf

BONN, 9. Oktober (dpa). Der Wehrsold der Soldaten soll vom 1. Oktober an um zwei Mark pro Tag erhöht werden. Dafür hat sich der Bundestag am Donnerstag bei der ersten Lesung einer weiteren Änderung des Wehrsoldgesetzes ausgesprochen. Der einfache Soldat bekommt damit künftig monatlich 405 Mark, der Gefreite 450 Mark. Nach dem Gesetzentwurf soll das Weihnachtsgeld für alle Grundwehrdienstleistenden um 60 auf 450 Mark aufgestockt werden. Das Weihnachtsgeld wird nunmehr auch an diejenigen gezahlt, die im November oder Dezember einberufen werden. Wenn die Wehrsolderhöhung Gesetz wird, entstehen dem Bund künftig jährliche Mehrkosten von gut 200 Millionen Mark.

Juristen sollen schneller büffeln

BONN, 9. Oktober (dpa). Der Bundestag hat am Donnerstag eine Straffung der Juristenausbildung beschlossen. Die am Abend mit den Stimmen aller Fraktionen verabschiedete Gesetzesänderung sieht unter anderem eine Konzentration des Studienstoffs auf die juristischen Kernbereiche, Anreize für die möglichst frühe Ablegung der ersten Staatsprüfung sowie die Verkürzung des Vorbereitungsdienstes von zweieinhalb auf zwei Jahre vor. Um die Studenten besser auf die Bedingungen im gemeinsamen europäischen Markt vorzubereiten, soll künftig das Europarecht Teil des Pflichtstudiums werden.

Nahost

Israelis

schossen auf

Palästinenser

JERUSALEM, 8. Oktober (AFP). Bei mehreren Kundgebungen für palästinensische Gefangene im israelisch besetzten Gazastreifen sind gestern 109 Palästinenser von israelischen Soldaten angeschossen worden.

Dies geht aus der jüngsten Bilanz hervor, die am späten Abend von palästinensischer Seite veröffentlicht wurde. Allein in Rafah wurden diesen Angaben zufolge 63 Palästinenser angeschossen. Dort kam es im Anschluß an eine friedliche Kundgebung zu Unruhen, bei der Frauen ihre Solidarität mit 5000 palästinensischen Gefangenen bekundeten, die seit einer Woche im Hungerstreik sind. Aufgebrachte Jugendliche hätten anschließend Steine auf israelische Soldaten geworfen. Diese antworteten den Angaben zufolge mit Tränengas und Plastikgeschossen. Die meist leicht Verletzten wurden in Krankenhäuser eingeliefert.

Die israelische Militärführung im Gazastreifen teilte dagegen mit, bei den Demonstrationen in Rafah und Gaza sei die Polizei nicht gegen die Teilnehmer vorgegangen.Dubcek in "kritischem Zustand"

PRAG, 8. Oktober (AFP). Der tschechoslowakische Reformpolitiker Alexander Dubcek, der am 1. September bei einem Unfall schwer verletzt wurde, befindet sich nach Angaben seines Arztes in einem "kritischem Zustand". Wie sein Arzt Milan Rocen am Mittwoch mitteilte, leidet Dubcek zunehmend an Niereninsuffizienz. Eine Magenoperation am Vortag habe er "gut überstanden". Der 70jährige Dubcek war noch am Tag des Unfalls, bei dem er erhebliche Verletzungen an Wirbelsäule und Brustkorb erlitten hatte, an einem offenen Bruch operiert worden. Nach Angaben seines Arztes traten postoperative Komplikationen auf, die Dubceks Zustand verschlechterten.

Gesundheitsreform AOK warnt die Zahnärzte

HALLE, 8. Oktober (AFP). Der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler hat damit gedroht, daß ausländische Zahnärzte in Deutschland tätig werden könnten, solten deutsche Zahnärzte aus Protest gegen die Gesundheitsreform wirklich ihre Kassenzulassungen zurückgeben. Dem Mitteldeutschen Express sagte Dreßler, die Rückgabe der Zulassungen könnte weitreichende Folgen haben. Kein Zahnarzt, der sich dieser Art des Protests anschließe, brauche "sich einzubilden, daß er sie (seine Zulassung) schnell wiederbekommt, wenn er merkt, daß er herbe Einkommensverluste hat".

Der Sprecher der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK), Udo Barske, kündigte an, die Kassen würden sich nicht erpressen lassen. Vielmehr wolle die AOK Einzelverträge mit kooperationswilligen Zahnärzten abschließen und den Patienten sagen, bei welchen Ärzten sie die Kosten übernehme.

Dem Kölner Express sagte der Hauptgeschäftsführer des AOK-Bundesverbandes, Franz Josef Oldiges, die AOK werde den Patienten keine Privat-Rechnungen erstatten. Sollten tatsächlich Zahnärzte ihre Zulassung zurückgeben, könne die Versorgung der Patienten durch angestellte Dentisten sichergestellt werden. Damit seien in Bayern bereits gute Erfahrungen gemacht worden, als die dortigen Zahnärzte aus der Vorsorge bei Kindern ausgestiegen seien. Auf die Stellenausschreibungen habe es dort "Hunderte Bewerbungen von qualifizierten Zahnärzten" gegeben. Oldiges wies darauf hin, daß 15 000 Zahnmedizin-Studenten auf ihre Kassen-Zulassung warteten.

Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte hatte erklärt, viele Zahnärzte wollten aus Protest gegen die Gesundheitsrefom ihre Kassenzulassung zurückgeben und nur Privatpatienten behandeln.

Mieterbund sieht Haie auf Wohnungsmarkt

STUTTGART, 8. Oktober (AFP). "Immobilienhaie" üben nach Angaben des Deutschen Mieterbundes zunehmend massiven Druck auf Mieter aus, um die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen zu erreichen.

Wie der Direktor des Mieterbundes, Helmut Schlich, den Stuttgarter Nachrichten sagte, werden beispielsweise Sanierungsarbeiten begonnen, um "Mieter mit Preßlufthämmern fertig zu machen oder durch die Sperrung von Wasser und Gas zu zermürben". Bisweilen werde auch mit "regelrecht kriminellen Methoden" vorgegangen.

So seien in einzelnen Fällen "Schlägertrupps engagiert worden, um Mieter einzuschüchtern oder rauszuprügeln", sagte Schlich. Auch Ungeziefer wie Flöhe oder Ratten werde dazu eingesetzt, Mieter aus ihren Wohnungen zu ekeln.

Um diesen Praktiken besser entgegentreten zu können, rate der Mieterbund den Betroffenen, sich zu Hausinitiativen zusammenzuschließen und gemeinsam rechtliche Schritte zu prüfen. Schlich betonte, daß viele Mieter gezwungen seien, sich "bis zum letzten Blutstropfen" zu wehren, da sie keine Ersatzwohnung finden könnten.

Schlich bezeichnete Bundebauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) als "Steigbügelhalterin der Spekulanten". Als Grund für seine Kritik nannte er die Weigerung der Ministerin, ein gesetzliches Umwandlungsverbot zu erlassen.

Immobilienhaie würden durch Wohnungsumwandlungen Gewinne bis zu 50 Prozent verdienen. "Für sie lohnt sich das miese Geschäft, Mieter aus deren Wohnungen zu verdrängen und Luxussanierungen vorzunehmen". Da bis Ende des kommenden Jahres mit 200 000 Wohnungsumwandlungen zu rechnen sei, müsse der Gesetzgeber den Kommunen erlauben, Umwandlungsverbote zu verhängen.RU 468 auch als "Pille danach"

BOSTON, 8. Oktober (AFP). Das als Abtreibungspille bekanntgewordene Medikament RU 468 kann offenbar auch als sogenannte "Pille danach" eingesetzt werden. Dies ergab eine Studie aus Schottland, deren Ergebnisse in der neuen Ausgabe des New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden. Frauen, die ungeschützten Verkehr hatten oder deren Verhütungsmittel versagten und die befürchten, schwanger zu sein, werden bisher hochdosierte Hormone verabreicht, die auch in der Anti-Baby-Pille verwendet werden. Diese Behandlung hat nicht nur starke Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen zur Folge, sie ist außerdem nicht immer erfolgreich, so daß es gelegentlich doch zu einer Schwangerschaft kommt. Die Leiterin der jetzt veröffentlichten Studie, Anna Glaiser, betont in dem Artikel, erste Untersuchungen hätten gezeigt, daß RU 468 leicht einzusetzen und frei von Nebenwirkungen sei.

Bisher ist RU 468 nur in Frankreich, Großbritannien, China und seit Mittwoch auch in Schweden zugelassen.

Stadtrat von Reggio aufgelöst

REGGIO DI CALABRIA, 9. Oktober (AFP). Der Stadtrat der süditalienischen Stadt Reggio di Calabria ist am Donnerstag per Präsidentendekret aufgelöst worden, weil gegen die Hälfte seiner 50 Mitglieder Ermittlungsverfahren in einer Korruptionsaffäre laufen. "Wiederholte Gesetzesverstöße" im Stadtrat stünden seinem Funktionieren im Wege, hieß es in der am Donnerstag veröffentlichten Anordnung.

Bei der Korruptionsaffäre in der 180 000-Einwohner-Stadt geht es vor allem um den Bau eines Verwaltungszentrums in Werte von 120 Milliarden Lire (129 Millionen Mark), bei dem große Summen an Schmiergeldern gezahlt worden sein sollen. Der zurückgetretene frühere Bürgermeister der Stadt, der Christdemokrat Agatino Licandro, hatte sich den Justizbehörden als Zeuge zur Verfügung gestellt und lebt seitdem unter Polizeischutz an einem geheimgehaltenen Ort.

Schweriner Landtag verurteilt Gewalttaten gegen Ausländer

SCHWERIN, 8. Oktober (AFP). Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat am Donnerstag mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von CDU und FDP eine Erklärung zu ausländerfeindlichen Gewalttaten verabschiedet. Darin verurteilte er "auf das schärfste alle Gewalttätigkeiten, die unsere staatliche Ordnung zerstören wollen", Gewalt gegen Schutzbedürftige anwenden oder diese Gewalt dulden oder auch nur hinnehmen.

Die SPD stimmte gegen die Resolution, weil die Koalition die Ergänzung um einen Satz von Ignatz Bubis, dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, ablehnte. "Wenn militante Ausländerfeinde freigelassen und Asylbewerberheime nach Angriffen geräumt werden, ist dies eine Ermunterung für neue Anschläge. Diese unselige Debatte um die sogenannte Asylantenflut und das Schüren von Überfremdungsängsten sind Wasser auf die Mühlen der Brandstifter und ihrer politischen Wortführer." Diese Aussage Bubis' sollte auf Antrag der PDS in die Resolution aufgenommen werden.

Streit um eingefrorene Embryos

TOULOUSE, 8. Oktober (AFP). Maria Pires, eine 38jährige Gastarbeiterin aus Portugal, versucht seit Mittwoch in der südfranzösischen Stadt Toulouse, auf juristischem Weg die Herausgabe von zwei Embryos durchzusetzen, die ihr und ihrem Mann zum Kindersegen verhelfen sollten. Unter Berufung auf einen negativen Bescheid des staatlichen Ausschusses für Ethik will das Krankenhaus die Embryos zerstören, weil der potentielle Vater in der Zwischenzeit verstorben ist.

Der Ethikausschuß steht auf dem Standpunkt, daß durch die "Auflösung" der Ehe das Abkommen mit dem Krankenhaus hinfällig geworden sei und die Geburt eines Waisenkindes verhindert werden müsse.

Literatur-Nobel

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+++Dringend+++

Literaturnobelpreis geht an Derek Walcott aus Santa Lucia

STOCKHOLM, 8. OKTOBER (afp). Der Nobelpreis für Literatur ist in diesem Jahr dem Schriftsteller Derek Walcott aus Santa Lucia zugesprochen worden. Dies teilte die Königliche Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit.

kim/ß AFP

Kassen warnen Zahnärzte Patienten bekommen Privatrechnungen nicht bezahlt

BONN, 8. Oktober (AFP/AP). Die Krankenkassen haben die Zahnärzte am Donnerstag davor gewarnt, aus Protest gegen die geplante Gesundheitsreform ihre Kassenzulassung zurückzugeben und nur noch auf Privatrechnung zu behandeln. Rechnungen von Ärzten, die ihre Zulassung zurückgäben, würden nicht mehr bezahlt, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) und des Arbeiter-Ersatzkassen-Verbandes (AEV), Eckhart Fiedler. Auch die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) wollen Patienten keine Privatrechnungen erstatten.

Die Drohung der Zahnärzte sei ein "Kampfmittel auf dem Rücken der Patienten", meinte Fiedler im Saarländischen Rundfunk. Wenn die Zahnärzte versuchten, auf diese Weise "ohne Qualitätskontrolle mehr Geld zu kassieren", werde dies auf den geschlossenen harten Widerstand aller gesetzlichen Krankenkassen treffen.

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen wollen von ihren Mitgliedern vorgelegte Privatabrechnungen nicht akzeptieren. "Wir können nur unseren Versicherten raten, sich darauf nicht einzulassen", sagte AOK-Hauptgeschäftsführer Franz Josef Oldiges der Kölner Zeitung Express. Sollten tatsächlich Zahnärzte ihre Zulassung zurückgeben, könne die Versorgung der Patienten durch angestellte Ärzte sichergestellt werden.

Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) wies neue Kritik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung an den Reformplänen als unsachlich zurück. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung, Ulrich Oesingmann, hatte beklagt, daß der Handlungsspielraum der Selbstverwaltung beim Abschluß von Verträgen eingeschränkt werde.

Forscher besorgt wegen massiver Aufrüstung im Nahen Osten Experten vom Londoner Strategie-Institut verdächtigen Iran des Strebens nach Atomwaffen / Schlagkraft Iraks unklar

LONDON, 8. Oktober (AFP). Die Armeen der Nahost-Staaten sind dabei, ihre Waffenarsenale kräftig aufzustocken. Zu diesem Ergebnis kommt die am Donnerstag in London veröffentlichte Bilanz 1992/1993 des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) über den Zustand der Streitkräfte in der Welt.

In Iran und Syrien gebe es "ehrgeizige Pläne" für neue Waffenkäufe, schreiben die Londoner Militärexperten. Iran versuche, "viele Kampfflugzeuge und Panzer in Rußland" zu erwerben, während Aufklärungsschiffe und "wahrscheinlich auch Flugkörper" in China geordert würden. Darüber hinaus stehe Iran "stark im Verdacht", ein Atomwaffenprogramm mit Hilfe Chinas zu entwickeln und sein Arsenal mit Unterseebooten zu vervollständigen.

Syrien hat laut dem IISS-Bericht 200 Panzer aus der CSFR erhalten. Es werde "allgemein angenommen", daß außerdem SSM-Raketen mit einer Reichweite von 600 Kilometern in China und die neue Version der Scud-Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern in Nordkorea bestellt worden seien.

Nach dem Golf-Krieg habe allein Saudi-Arabien die Zahl seiner Soldaten um mehr als 40 Prozent auf 157 000 Mann erhöht und die Luftwaffe mit 17 "Tornados" aus Großbritannien sowie 18 F-18-Kampfflugzeugen aus den USA verstärkt. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben demnach 10 000 Soldaten zusätzlich rekrutiert und verfügen nun über eine Armee von 50 000 Mann. Kuwait habe seine Streitkräfte von 3500 auf 12 000 aufgestockt. Mit 410 000 Mann bleibe die ägyptische Armee weiter die stärkste im Nahen Osten.

Das Institut unterstrich, daß es trotz der Aufenthalte von UN-Experten in Irak Probleme gebe, sich über den Zustand der Streitkräfte ein genaues Bild zu machen. Über die Frage, ob Irak noch über versteckte Raketendepots verfüge, könne nur spekuliert werden. Nach der "bestmöglichen Schätzung" seien die Bodenstreitkräfte von Saddam Hussein jetzt 29 Divisionen stark. Über 28 Divisionen hatten sie beim Angriff auf Kuwait verfügt. Die irakische Marine sei für längere Zeit "auf ein Minimum reduziert worden".

Die israelische Armee hat nach dem IISS-Bericht 40 zusätzliche F-15-Jagdbomber und vier Flugabwehrbatterien des Typs "Patriot" gekauft. Israels Streitkräfte stünden unter "starkem wirtschaftlichen Druck". Dennoch hätten sie dem Kauf von Panzern, Kampfhubschraubern und Jagdbombern Vorrang eingeräumt.

Darüber hinaus warnte IISS-Direktor Bo Huldt vor möglicherweise schwerwiegenden Folgen des Jugoslawien-Konflikts. Angesichts der Gefahr einer Ausdehnung müsse die internationale Gemeinschaft verstärkt in den Gebieten auftreten, die noch nicht unter Kontrolle der Bürgerkriegsparteien stünden. Sein Mitarbeiter Oberst Andrew Duncan regte an, den Bosniern Waffen zu liefern, damit sie sich selbst verteidigen könnten.

Das IISS räumte in seinem Bericht Schwierigkeiten ein, genaue Angaben über die Truppenstärken im ehemaligen Jugoslawien zu machen. Sicher sei, daß die nationale jugoslawische Armee de facto loyal zu Serbien stehe. Sie habe sich aus Kroatien, Slowenien und Mazedonien und teilweise aus Bosnien-Herzegowina zurückgezogen, allerdings ihren Soldaten die Möglichkeit eingeräumt, die Armee zu verlassen und sich der örtlichen serbischen Miliz anzuschließen.

Zu den derzeitigen Truppenstärken machte das IISS folgende Angaben:

Jugoslawien (Serbien und Montenegro): 135 000 Soldaten, davon 44 500 Wehrpflichtige, 400 000 Reservisten. Rund 1000 schwere Kampfpanzer, 952 Panzerfahrzeuge. Die Marine hat fünf U-Boote und vier Fregatten, die Luftwaffe 480 Kampfflugzeuge und 136 Kampfhubschrauber.

Slowenien: 15 000 Soldaten und 85 000 Reservisten. 120 Kampfpanzer (Schätzung), 20 Panzerfahrzeuge.

Mazedonien: 20 000 Soldaten und 80 000 Reservisten (angestrebt). Keine schweren Waffen, keine Luftwaffe.

Kroatien: 105 000 Soldaten, 100 000 Reservisten. 200 Kampfpanzer, 200 Panzerwagen (Schätzungen). Keine Kampfflugzeuge, ein U-Boot.

Bosnien-Herzegowina, serbische Miliz: 67 000 Kämpfer, 300 Kampfpanzer, 180 Panzerfahrzeuge, 480 Artilleriegeschütze.

Moslemische Miliz: Zwischen 30 000 und 50 000 Kämpfern.

Kroatische Miliz: 50 000 Kämpfer.

Guyanas Opposition gewann

GEORGETOWN, 8. Oktober (AFP). In Guyana hat die oppositionelle Fortschrittliche Volkspartei (People's Progressive Party) die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gewonnen. Das gab der Leiter der Wahlkommission, Rudy Collins, am Donnerstag in Georgetown bekannt. Nach Auszählung von 76 Prozent der Wahllokale und 95 Prozent der abgegebenen Stimmen habe die PPP 54,6 Prozent der Stimmen erringen können, während der regierende Nationale Volkskongreß (People's National Congress) nur 41,4 Prozent gewann. Beide Parteien haben ihre Basis in verschiedenen ethnischen Gruppen und gehören unterschiedlichen sozialistischen Strömungen an.

Nach den Worten Collins' bliebe die PPP auch dann Siegerin der Wahl, wenn sämtliche noch auszuzählenden Stimmen an den PNC fielen. Präsident Desmond Hoyte vom PNC gestand seine Niederlage ein. Er rief die Bevölkerung dazu auf, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Die Wahlbeteiligung wurde mit etwa 65 Prozent der 384 000 Wahlberechtigten angegeben. Der langjährige Oppositionsführer Cheddi Jagan erklärte sich zum neuen Präsidenten Guyanas.

Grabschändung aufgeklärt

KARLSRUHE, 8. Oktober (AFP). Die Schändung jüdischer Gräber in Karlsruhe vom Mittwoch ist aufgeklärt. Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, gestanden ein 24jähriger Altenpfleger und ein 21jähriger Arbeitsloser die Tat. Gegen sie erging Haftbefehl wegen Fluchtgefahr. Beide seien der gewaltbereiten Skinhead-Szene zuzurechnen und hätten bereits früher "rechtsextremistisch motivierte Straftaten" begangen.

Die beiden Männer hatten in der Nacht zum Mittwoch im jüdischen Teil des Karlsruher Hauptfriedhofes 15 Grabsteine mit antisemitischen Parolen beschmiert und zwei weitere Grabmale aus dem Boden gerissen. In der vergangenen Woche waren bereits jüdische Friedhöfe in Stuttgart, Dortmund und Strausberg (Brandenburg) geschändet worden.

"Atommüll nur eingebuddelt" Greenpeace sieht Verstoß gegen deutsches Gesetz in Frankreich

SALZGITTER, 8. Oktober (AFP). In Frankreich werden nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace Abfälle aus der Wiederaufarbeitung deutschen Atommülls oberflächennah endgelagert. Damit werde das deutsche Atomgesetz eindeutig gebrochen, sagte der Greenpeace-Sachverständige Mycle Schneider am Donnerstag beim Erörterungstermin zum geplanten Atommüll- Endlager Schacht Konrad. Darin sei ausdrücklich eine Entsorgung in Deutschland vorgeschrieben. Angaben der Bundesregierung, wonach alle Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in La Hague (Frankreich) oder Sellafield (Großbritannien) in die Bundesrepublik zurückgebracht werden, stimmten also nicht.

Die Fässer mit dem deutschen Atommüll aus La Hague lägen in zehn Metern Tiefe in den Endlagern Centre de la Manche und Centre de l'Aube. Seit 15 Jahren gebe es ein "stillschweigendes, skandalöses Abkommen" zwischen deutschen Energieversorgungsunternehmen und Behörden auf der einen Seite sowie englischen und französischen Behörden und den Wiederaufarbeitern COGEMA und BNFL auf der anderen Seite. Schon heute wisse niemand mehr, welche Mengen an Abfällen aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield tatsächlich zurückkommen werden.

In der auf mehrere Wochen angesetzten Anhörung in Salzgitter haben Bundesbürger das Recht, Einwände gegen das Endlager vorzubringen. Es liegen rund 290 000 derartige Einwände vor.

Tote bei Unruhen in Indien

NEU-DELHI, 9. Oktober (AFP). Mindestens 18 Menschen sind bei ethnischen Unruhen seit Dienstag in vier Städten Indiens getötet worden. Wie die amtliche indische Nachrichtenagentur PTI am Donnerstag berichtete, wurden außerdem 150 Menschen verletzt und 140 Personen festgenommen. Die Auseinandersetzungen fanden in Sitamarhi und in Riga im östlichen Bundesstaat Bihar, in Shillong, der Hauptstadt Meghalayas an der Grenze zu Bangladesch, sowie in Mattancherry, einem Vorort der Hafenstadt Cochin im südlichsten Staat Kerala statt, hieß es in der Meldung. Anlaß der Ausschreitungen sei der hinduistische Feiertag Dussehra am Mittwoch gewesen.

Ordnungshüter als Schlangenfänger

HANAU. Als Schlangenjäger haben sich Hanauer Polizisten betätigt. Wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte, fingen die Beamten am Montag abend an einem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt ein 90 Zentimeter langes Reptil ein. Ein Experte des Frankfurter Zoos habe das exotische Tier inzwischen als eine ungiftige kalifornische Kettennatter identifiziert. Woher das Tier stammt, weiß man nicht. lhe

Tod nach Zusammenstoß mit Mülltonne

RÜSSELSHEIM, 8. Oktober (lhe). Beim Aufprall auf eine Mülltonne hat ein 29jähriger Motorradfahrer am Mittwoch abend in Rüsselsheim tödliche Verletzungen erlitten. Nach Mitteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt war er mit seiner Maschine in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen, auf dem Gehweg mit der Mülltonne kollidiert und gestürzt. Der 29jährige sei noch an der Unfallstelle gestorben.

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL EUROPAPOKAL der Landesmeister, Frauen, 2. Runde: Lotus München - Pabianice 79:87, München ausgeschieden.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: Lotus München - TV Langen 87:105 (46:56), Steiner Bayreuth - TV Lich 102:76 (61:37), BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg - FC Baunach 85:69 (41:43), Speyer - Bayern München 106:86 (53:42), Post-SV Karlsruhe - DJK Würzburg 67:77 (37:43), SV Oberelchingen. FUSSBALL

WM-QUALIFIKATION, Europa, Gruppe 2: San Marino - Norwegen 0:2 (0:2).

Gruppe 5: Island - Griechenland 0:1 (0:1).

ITALIEN, Pokal, Achtelfinale, Hinspiele: AC Mailand - US Cagliari 3:0 (2:0), AS Rom - AC Florenz 4:2 (1:0), SSC Neapel - SPA Verona 2:1 (0:0), AS Bari - AC Turin 1:1 (0:1), AC Cesena - Lazio Rom 1:1 (1:1), AC Parma - US Venedig 1:0 (1:0), Juventus Turin - FC Genua 1:0 (1:0).

SPANIEN (6. Spieltag): FC Barcelona - Albacete 3:3, Real Oviedo - Atletico Madrid 1:4, Celta Vigo - Espanol Barcelona 0:1, Real Sociedad San Sebastian - CD Logrones 3:0, FC Osasuna - Athletico Bilbao 1:2, Rayo Vallecano - FC Cadiz 1:1, Real Burgos - Sporting Gijon 2:1, FC Sevilla - Real Saragossa 1:0, Teneriffa - Deportivo La Coruna 3:1, Real Madrid - FC Valencia am Donnerstag. - Tabellenspitze: 1. La Coruna 13:7 Tore/10:2 Punkte, 2. FC Barcelona 15:8/9:3, 3. Atletico Madrid 14:9/9:3. GOLF PGA-Turnier in Alveslohe bei Hamburg (1,4 Millionen Dollar/Par 72), Stand nach dem ersten Tag: 1. Malley (USA) und Claydon (England) beide 68 Schläge, 3. Fowler (Australien), Couples (USA) und Langer (Anhausen) je 69. HANDBALL BUNDESLIGA, Frauen: SC Magdeburg - TSC Berlin 17:13 (7:5), Bayer Leverkusen - BFV Frankfurt/Oder ausgefallen, VfL Oldenburg - SC Leipzig 16:21.

SCHACH SCHAUKAMPF zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski (6:3) in Belgrad, Notation der 16. Partie: Weiß (Spassky), Schwarz (Fischer); Eröffnung: King's Indian Defense. - 1. d4,Nf6. 2. c4, c5. 3. d5, d6. 4. Nc3, g6. 5. e4, Bg7. 6. Bg5, h6. 7. Bh4, g5. 8. Bg3, Qa5. 9. Bd3, Nxe1. 10. Bxe4, Bxc3+. 11. Bxc3, Qxc3+. 12. Kf1, f5. 13. Rc1, Qf6. 14. h4, g4. 15. Bd3, f4. 16. Ne2, fxg3. 17. Nxg3, Rf8. 18. Rc2, Nd7. 19. Qxg4, Ne5. 20. Qe4, Bd7. 21. Kg1, O-O-O. 22. Bf1, Rg8. 23. f4, Nxc4. 24. Nh5, Qf7. 25. Qxc4, Qxh5. 26. Rb2, Rg3. 27. Be2, Qf7. 28. Bf3, Rdg8. 29. Qb3, b6. 30. Qe3. Qf6. 31. Re2, Bb5. 32. Rd2, e5. 33. dxe6, Bc6. 34. Kf1, Bfx3, Schwarz gibt auf. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen, in Zürich (350 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Navratilova (USA/Nr. 2) - Rittner (Leverkusen) 6:3, 6:0, Fendick (USA) - Maleeva-Fragniere (Schweiz/Nr. 3) 6:3, 6:3, Novotna (CSFR/Nr. 4) - Zwerewa (Rußland) 7:5, 6:2, Strnadova (CSFR) - Sukova (CSFR/Nr. 5) 7:6, 3:6, 6:3, Maleewa (Bulgarien/Nr. 7) - Temesvari (Ungarn) 6:2, 6:2, Wiesner (Österreich/Nr. 8) - Shriver (USA) 6:4, 4:6, 6:4. - Damit im Viertelfinale: Graf - Wiesner, Novotna - Strnadova, Fendick - Garrison (USA/Nr. 6), Maleewa - Navratilova.

Doppel, Viertelfinale: Graf/Novotna (Brühl/CSFR) - Golarsa/Temesvari (Italien/ Ungarn) 6:1, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Toulouse (315 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Siemerink (Niederlande) - Rosset (Schweiz) 6:4, 4:6, 6:4, Bergstroem (Schweden) - Mansdorf (Israel) 6:1, 6:7 (5:7), 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Athen (130 000 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Göllner (Neuss) - Furlan (Italien) 6:3, 7:6 (7:4).

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Sydney (850 000 Dollar), Einzel, 3. Runde: Edberg (Schweden/Nr. 1) - Reneberg (USA) 6:4, 6:2, Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) - van Rensburg (Südafrika) 6:4, 6:4, Kühnen (Bamberg) - Agassi (USA/Nr. 3) 6:3, 6:4, Lendl (USA/Nr. 4) - Woodforde (Australien) 6:2, 6:4.

Tödliche Schüsse in Notwehr

Angeklagter nur wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt

GIESSEN. Die gezielten Schüsse in einer Bar im Wetteraukreis, die einen 37 Jahre alten Mann getötet und seinen gleichaltrigen Freund schwer verletzt hatten, waren gerechtfertigt. Der wegen Totschlags und versuchten Totschlags angeklagte 35jährige Schütze habe in Notwehr gehandelt, erklärte der Vorsitzende Richter des Landgerichts Gießen am Donnerstag bei der Urteilsverkündung.

Die Schwurgerichtskammer verurteilte den Angeklagten, einen Bürokaufmann aus dem Main-Taunus-Kreis, allerdings wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung und zur Zahlung von 4000 Mark an die Opferhilfeorganisation "Weißer Ring". Der Staatsanwalt hatte eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten gefordert.

Der Bürokaufmann hatte nach einem Kirmesbesuch am 3. November 1991 mit zwei Freunden einen an einer Straßenkreuzung außerhalb von Niddatal im Wetteraukreis gelegenen Barbetrieb aufgesucht. Dort war das Trio - nach Auffassung des Gerichts ohne eigene Schuld - von einer Gruppe von vier Männern, darunter die späteren Opfer, in eine Auseinandersetzung verstrickt worden. Der Streit sei eskaliert; der Bürokaufmann habe daraufhin seine Pistole, für die er keinen Waffenschein hatte, aus seinem im Hof geparkten Auto geholt, um die Angreifer fernzuhalten.

Das aus dem Wetteraukreis stammende Quartett sei ihm in den Hof der Bar gefolgt. Drei Warnschüsse, die er dort abgegeben habe, hätten zumindest drei seiner Angreifer nicht gestoppt. Sie hätten ihn in den engen Flur der Bar verfolgt. Mit Baseballschläger, Eisenstange und Knüppel von den auf ihn eindringenden Angreifern bedroht, "war er berechtigt, zu schießen, denn dies war die erforderliche Verteidigung", sagte der Richter.

Nach den Schüssen war der Bürokaufmann geflüchtet; er hatte sich jedoch einen Tag später der Polizei gestellt. gds

Sogar 14jährige als Brandstifter Anschläge in Geisenheim, Hofbieber und Brückenau aufgeklärt

GEISENHEIM/FULDA. Zum Teil erst vierzehn Jahre alt sind die Jugendlichen, die drei Brandanschläge auf Unterkünfte von Asylbewerbern verübt haben. Die Polizeibehörden haben damit die Übergriffe auf Flüchtlingsheime in Geisenheim, Hofbieber und Bad Brückenau aufgeklärt.

Gegen einen 16jährigen, der vor zwei Wochen einen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Geisenheim (Rheingau-Taunus-Kreis) verübt hatte, erließ das Amtsgericht Rüdesheim Haftbefehl. Dem Jungen werden laut Wiesbadener Staatsanwaltschaft versuchter Mord und schwere Brandstiftung zur Last gelegt.

Als verantwortlich für den Brandanschlag am vergangenen Wochenende auf ein Appartementhaus in Hofbieber (Kreis Fulda), in dem auch 25 Asylbewerber aus Marokko untergebracht sind, wurden acht Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren ermittelt.

Der Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Bad Brückenau (Kreis Bad Kissingen) am vergangenen Sonntag ist ebenfalls aufgeklärt. Als Täter wurden nach Mitteilung der Polizei vom Donnerstag vier Männer im Alter von 16 bis 23 Jahren aus Bad Brückenau und dem Main-Kinzig-Kreis ermittelt.

Sie hätten gestanden, den Anschlag in einer Diskothek verabredet zu haben. Anschließend, so ihre Aussage, hätten sie mehrere Bierflaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt, angezündet und gegen das Gebäude geschleudert, in dem 35 Flüchtlinge leben. Das Feuer konnten die Heimbewohner selbst löschen. Verletzt wurde niemand. Als Motiv gaben die jungen Männer, die zur Tatzeit vermutlich angetrunken waren, "Ausländerhaß" an. Der mutmaßliche Hauptakteur blieb in polizeilichem Gewahrsam. Gegen ihn wird wegen versuchter schwerer Brandstiftung ermittelt. lhe

Wegen Provision Scheck unterschlagen: Geldstrafe

Wegen der eigenwilligen Beschaffung einer außenstehenden Provision ist ein 48 Jahre alter Immobilienkaufmann jetzt zu 21 000 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Das Amtsgericht hatte als erste Instanz wegen Unterschlagung noch auf eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung erkannt.

Stein des Anstoßes war, daß der Immobilienkaufmann 1989 einen auf den Firmeninhaber ausgestellten Scheck von 220 000 Mark auf sein Konto einzahlte. Seine Begründung: Der Chef sei ihm damals rund 400 000 Mark Provision schuldig gewesen. Strafmildernd wirkte sich aus, daß der Angeklagte dem Chef aufgrund einer zivilrechtlichen Einigung inzwischen 45 000 Mark zurückzahlte.

Das Landgericht zog daraus den Schluß, daß die behaupteten Provisionsansprüche mindestens zum Teil berechtigt waren, weil der Firmenchef in der Einigung auf den größeren Teil des unterschlagenen Geldes verzichtete. lhe

Bosnier schoß auf Schuldeneintreiber: Haft

NEU-ISENBURG. Das Schwurgericht Darmstadt hat am Donnerstag einen 33jährigen Bosnier wegen gefährlicher Körperverletzung und illegalen Waffenbesitzes zu 15 Monaten Haft verurteilt. Der Bauarbeiter hatte in Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) am 22. November vergangenen Jahres acht Schüsse auf ein fahrendes Auto abgegeben und dabei den Fahrer leicht verletzt.

Nach den Ermittlungen wollte der Bosnier einen Landsmann mit mehreren "Warnschüssen" veranlassen, ihn wegen vermeintlicher Schulden in Ruhe zu lassen. Dabei war der Landsmann leicht verletzt worden.

Das Gericht folgte der Aussage, der Beschuldigte habe dem Landsmann nur einen Schrecken einjagen wollen und sah von der Anklage des versuchten Totschlags ab. Ob es eine Geldforderung gab und diese zu Recht bestand, konnte in dem Prozeß nicht geklärt werden. lhe

"Kein Dioxin-Fall" in Lengerich

LENGERICH, 8. Oktober (Reuter). Gut eine halbe Woche nach dem Großbrand im westfälischen Lengerich können die Evakuierten in ihre Wohnungen zurückkehren. Lengerich sei "kein Dioxin-Fall", sagte Stadtdirektor Heinz-Thomas Striegler am Mittwoch abend auf einer Versammlung von rund 800 Bürgern in der Stadt. Die von der Gesellschaft für Umweltanalytik in Münster gemessenen Dioxin-Werte seien gering und entsprächen mit etwa 5,6 Nanogramm pro Quadratmeter einer bei einem normalen Wohnungsbrand gemessenen Menge. Die Empfehlung, die Häuser nicht zu betreten, werde für den Großteil der Gebäude wieder zurückgenommen. (Siehe auch Seite 3)

Georgier rüsten sich für die Schlacht

MOSKAU, 8. Oktober (Reuter). Der Konflikt in der georgischen Region Abchasien droht zu eskalieren. Der russische Rundfunk berichtete, daß georgische Regierungstruppen eine breite Offensive gegen die separatistischen Abchasier planten. Ein Sprecher des regierenden Staatsrats in Tiflis bestätigte, daß aus allen Teilen des Landes Verstärkung nach Abchasien gebracht werde. Doch wurde erwartet, daß die Rebellen nach jüngsten Erfolgen versuchen würden, auf die regionale Hauptstadt Suchumi vorzustoßen. Georgiens Staatschef Eduard Schewardnadse bemüht sich unterdessen um die Unterstützung des Auslands. Er schickte Außenminister Alexander Tschikwaidse nach Brüssel zur NATO und schrieb an das westliche Bündnis, es solle alle notwendigen Mittel zur Verhinderung einer Spaltung Georgiens einsetzen.

Senat billigt Rio-Abkommen

WASHINGTON, 8. Oktober (Reuter). Der US-Senat hat am Mittwoch das Klimaschutzabkommen von Rio de Janeiro ratifiziert. Darin verpflichten sich 143 Staaten zur Reduzierung des Ausstoßes solcher Gase, die nach Ansicht von Wissenschaftlern zur Erwärmung der Erdatmosphäre beitragen. Die USA hatten vor dem Umweltgipfel in Rio im Juni erreicht, daß der Text des Abkommens deutlich abgeschwächt wurde. Ursprünglich war vorgesehen, daß Kohlendioxid- Emissionen bis zum Jahre 2000 auf dem Stand von 1990 zu stabilisieren seien. US-Einwände erzwangen schließlich jedoch den Wegfall solcher Zeit- und Mengenvorgaben.Manager kontra Währungsunion Ifo-Umfrage / Tietmeyer: Gesunde Basis erforderlich

MÜNCHEN/FRANKFURT A. M. (rtr/ FR). Westdeutsche Manager zweifeln zunehmend am Sinn einer gemeinsamen europäischen Währung. Zu diesem Ergebnis kam eine Telefonumfrage des Münchner Ifo-Instituts bei 500 Unternehmen. Lediglich 40 Prozent befürworteten eine Währungsunion. Vor drei Jahren hatte die Quote noch bei rund 60 Prozent gelegen. Die Befragung stammt aus dem August, wenige Wochen vor dem Referendum in Frankreich.

Die Wirtschaftsforscher ziehen aus den Resultaten den Schluß, daß es der Politik bisher nicht gelungen sei, eine ausreichende Akzeptanz in der Wirtschaft für eine EG-Währung zu erzeugen. "Noch stärker dürfte die Unsicherheit in der breiten Öffentlichkeit sein, die sich aufgrund der geringen Vertrautheit mit wirtschafts- und währungspolitischen Themen wesentlich schwerer tut, eine eigene fundierte Meinung zu bilden." Sogar 80 Prozent der befragten Manager halten den Maastricht-Vertrag für mangelhaft und plädieren für eine Nachbesserung.

In einer Rede in Berlin bezeichnete Bundesbank-Vizepräsident Hans Tietmeyer das unter starken Spannungen stehende Europäische Währungssystem (EWS) als Zwischenstation und gleichzeitig Test für den Währungsverbund der EG-Mitglieder. Die Ursache für die Krise des EWS liege in den wirtschaftlichen Divergenzen, die sich seit der vorletzten Wechselkursanpassung 1987 zwischen den einzelnen Ländern aufgebaut hätten. Er hoffe, daß man nach den jüngsten Veränderungen bald wieder zu einem funktionierenden EWS zurückfinde. Das dem Vertrag von Maastricht zugrunde liegende Konzept müsse eine gesunde wirtschaftliche und politische Basis bekommen. Ohne eine solche Grundlage könnte sich die Vision von Maastricht als Illusion erweisen.

Tietmeyers Kollege Johann Wilhelm Gaddum betonte in einem Vortrag in Luxemburg, daß die jüngste Senkung der deutschen Leitzinsen und das Hinunterschleusen der Geldmarktsätze kein grundsätzlicher Kurswechsel der Notenbank gewesen sei. "Vor dieser falschen Erwartung ist dringend zu warnen", sagte das Direktoriumsmitglied. Auf die Währungsturbulenzen der vergangenen Wochen eingehend meinte er, die Bundesbank habe zum wiederholten Mal schmerzlich erfahren, "daß unserer geldpolitischen Autonomie durch unsere Interventions- und Beistandsverpflichtungen im Europäischen Währungssystem Grenzen gesetzt sind". Durch die Stützung der Partnerwährungen sei allein in der zweiten Septemberwoche mehr Zentralbankgeld geschaffen worden als sonst in einem ganzen Jahr.

An den Devisenmärkten setzte sich die Entspannung nach den Übertreibungen im September gestern fort. Sowohl das britische Pfund als auch die italienische Lira wurden mit Mittelkursen in Frankfurt von 2,4740 und 1,1275 Mark (für tausend Lire) höher bewertet. Der Dollar legte mehr als vier Pfennig zu und stellte sich auf 1,4688 Mark.

Neun Tote in Südafrika

JOHANNESBURG, 8. Oktober (Reuter). Bei Gewalttaten in südafrikanischen Schwarzensiedlungen sind nach Polizeiangaben am Mittwoch neun Menschen umgekommen. Sechs Menschen starben dem Polizeibericht zufolge in der Siedlung Alexandra am nördlichen Stadtrand von Johannesburg. Zwei Menschen seien umgebracht worden, indem man ihnen brennende Reifen um den Hals gelegt habe. Im Getto Katlehong sei ein Busfahrer erschossen worden. In den vergangenen zehn Tagen sind nach offiziellen Angaben mindestens 50 Menschen getötet worden.

Siemens bestätigt ICE-Panne

MÜNCHEN, 8. Oktober (Reuter). Ein Sprecher der Firma Siemens hat am Donnerstag einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt, die gemeldet hatte, alle 416 Motoren der 52 ICE-Hochgeschwindigkeitszüge der Bundesbahn müßten nur 16 Monate nach deren Inbetriebnahme ausgetauscht werden. Außer Siemens - Bereich Verkehrstechnik - hat auch AEG Motoren für die ICE-Züge gefertigt. Nach Aussage des Siemens- Sprechers ist die von ihm als "ärgerlich" bezeichnete "Rückholaktion" notwendig geworden, weil bei der Routinewartung der ICE-Züge bei einem Motorenteil, dem sogenannten Läufer, mechanische Mängel festgestellt worden seien.

Diese Mängel hätten es als nicht ausgeschlossen erscheinen lassen, daß ICE- Züge "einfach stehenbleiben" und für den Reisenden dadurch "Verspätungen" anfallen könnten. Die ganze Aktion geht als Gewährleistungsschaden zu Lasten der Industrie. Als den "Hauptschaden" und "fürchterlich ärgerlich" bezeichnete der Sprecher den Imageschaden, der der Firma und dem ganzen ICE-System dadurch entstanden sei, gerade auch im Blick auf erhoffte große Aufträge im Ausland. Im Februar soll in Korea die Entscheidung für den Einsatz eines Hochgeschwindigkeitssystems fallen.

Russische Truppen ziehen planmäßig ab

BERLIN, 8. Oktober (Reuter). Der Abzugplan der russischen Truppen für 1992 wird mit einem Rückzug von insgesamt 164 000 Personen vollständig erfüllt werden können. Das teilte die Bundeswehr am Donnerstag in Berlin nach der neunten Sitzung der gemeinsamen Arbeitsgruppe mit, die am Dienstag stattgefunden hatte. Bis zum 30. September seien 144 388 Personen, unter ihnen 92 170 Soldaten abgezogen worden. Dazu kämen 34 585 Einheiten an Technik und Bewaffnung sowie 600 657 Tonnen Material, darunter 181 492 Tonnen Munition. Der Abzug soll bis Ende 1994 abgeschlossen werden.

Haftaufschub für Mathias Rust abgelehnt

HAMBURG, 8. Oktober (Reuter). Der "Kreml"-Flieger Mathias Rust muß seine Haft bis spätestens Freitag 13 Uhr antreten. Nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft vom Donnerstag hat das Oberlandesgericht Rusts Bitte um Haftaufschub abgelehnt. Rust-Anwalt Udo Jacob sei von der Entscheidung des Gerichtes unterrichtet worden. Findet sich Rust innerhalb der ihm bleibenden Frist nicht vor der Strafvollzugsanstalt Neumünster ein, werde ein Vollstreckungshaftbefehl erlassen und Rust in Haft genommen. Der 24jährige hatte am 23. Novemer 1989 in einem Hamburger DRK-Krankenhaus eine Schwesternschülerin mit einem Messer lebensgefährlich verletzt, weil sie ihn nicht küssen wollte.

Gorbatschow: Eher gehe ich in Haft, als daß ich aussage

MOSKAU, 8. Oktober (Reuter/AFP/dpa). Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow hat am Donnerstag scharf gegen die polizeiliche Abriegelung des Gebäudes seiner Moskauer Stiftung protestiert und Klage gegen die Beschlagnahme des Hauses angekündigt.

Vor dem Haupttor der Stiftung sagte Gorbatschow: "Das ist eine Demonstration der Willkür. Miliz hat das Gebäude abgesperrt, als sei es ein Spionagenest." Er schäme sich für die Behörden und hoffe, daß die Polizei ihm keine Handschellen anlege. Es werde derzeit alles getan, um ihn aus dem Land zu treiben, meinte der frühere Sowjetpräsident.

Rußlands Präsident Boris Jelzin hatte am Mittwoch der Stiftung das Gebäude entzogen. Gorbatschow nannte dies einen Akt "politischer Rache" und ein Zeichen, das die autoritären Neigungen Jelzins offenbarte. Der Ex-Generalsekretär der KPdSU blieb bei seiner Weigerung, im Prozeß um Jelzins KP-Verbot als Zeuge aufzutreten. Eher werde er ins Gefängnis gehen, als dort auszusagen, sagte er.

Georgien verstärkt Truppen Massenflucht aus Suchumi nach Berichten über Massaker

SUCHUMI/TIFLIS, 8. Oktober (Reuter/AP). In der georgischen Region Abchasien droht eine Schlacht um die Gebietshauptstadt Suchumi. Am Donnerstag wurden zusätzliche georgische Regierungstruppen eingeflogen, um die Schwarzmeerstadt gegen die vorrückenden Rebellen zu verteidigen.

Auf dem Flughafen von Suchumi landeten und starteten unablässig Transportflugzeuge und -hubschrauber, die Soldaten und Waffen zur Verteidigung der Stadt brachten und Tote, Verletzte und flüchtende Bewohner ausflogen. Nach Schätzungen des Vizepräsidenten des georgischen Roten Kreuzes, Lado Meschi, haben bereits 20 Prozent der 120 000 Einwohner Suchumi verlassen.

Anlaß für die Massenflucht sind Berichte, die Separatisten hätten nach der Einnahme der Stadt Gagra vorige Woche alle dort verbliebenen Georgier niedergemetzelt. Die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete unter Berufung auf den Chef der Stadtverwaltung von Gagra, "Hunderte Leichname seien im Stadion von Gagra verbrannt worden". Eine Sprecherin des abchasischen Regionalparlaments sagte jedoch, die Gerüchte seien völlig aus der Luft gegriffen.

Der Konflikt belastet zunehmend das Verhältnis zwischen Georgien und Rußland. Der georgische Spitzenpolitiker Nodar Notadse bekräftigte den Vorwurf, daß russische Truppen an der Seite der Separatisten kämpften.

Der Chef des Informations- und Sicherheitsdienstes in Tiflis, Irakli Batiaschwili, sagte, es bestehe kein Zweifel, daß die russische Armee mit Schiffen und Flugzeugen Panzer zu Stellungen der abchasischen Milizen transportiere. Die NATO machte Georgien keine konkrete Zusage zur Unterstützung. Im Anschluß an einen Besuch im NATO-Hauptquartier sagte Georgiens Außenminister Alexander Schikwaidse in Brüssel, es sei ihm lediglich zugesagt worden, daß die NATO die Entwicklung in der Krisenregion sorgfältig beobachten werde.

Der russische Präsident Boris Jelzin will nach eigenen Angaben in einem Dringlichkeitstreffen mit dem georgischen Staatsratsvorsitzenden Eduard Schewardnadse die Eskalation des Abchasienkonflikts zu einem "offenen Bruderkrieg" verhindern. Jelzin sagte in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek, die Begegnung solle kommende Woche auf einem vor Suchumi im Schwarzen Meer ankernden Schiff stattfinden. Einen genauen Termin nannte Jelzin nicht.

Das US-Außenministerium bekundete seine Unterstützung für alle Bemühungen, die Krise friedlich beizulegen. In Betracht komme eine Vermittlung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Kämpfe um Karabach-Korridor

MOSKAU (AFP). Aserbaidschanische Streitkräfte haben nach Angaben des armenischen Verteidigungsministeriums am Mittwoch erneut erfolglos versucht, den Latschin-Korridor zwischen der Enklave Berg-Karabach und Armenien zurückzuerobern. Wie die armenische Nachrichtenagentur Snark meldete, konnten die Selbstverteidigungstruppen Berg Karabachs den Angriff zurückschlagen. Über hundert Aserbaidschaner seien dabei getötet worden.

Mieterbund wettert gegen Steuervorteile

BONN (rtr/AP/dpa/FR). Spekulation und Wohnraumvernichtung können nach Auffassung des Deutschen Mieterbundes nur durch umfassende Änderungen im Steuer- und Mietrecht eingedämmt werden. Hartmann Vetter vom Präsidium der Organisation wirft der Bundesregierung vor, durch die umfangreichen steuerlichen Vergünstigungen im Bestand, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen geradezu zu fördern. "Auf dem Rücken der Mieter und zu Lasten der Steuerzahler wird Vermögen umverteilt, ohne daß eine einzige neue Wohnung gebaut wird", kritisiert er.

Rund 100 000 Wohnungen per annum dürften seiner Einschätzung nach in den kommenden Jahren umgewandelt werden. Dadurch ginge vor allem in Ballungsgebieten erschwinglicher Raum verloren, die Obdachlosigkeit drohe deshalb zuzunehmen. Die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten seien die wirtschaftliche Triebfeder für die Umwandlung, meint der Mieterschützer. Dem Staat entgingen innerhalb von zehn Jahren auf diese Weise fünf bis sieben Milliarden Mark. Diese "grandiose Fehlsubventionierung" und "staatlich finanzierte Mietervertreibung" sei angesichts der Wohnungsknappheit nicht vertretbar und müsse abgeschafft werden. Außerdem dürften Umwandlungen in Gebieten mit erhöhtem Wohnraumbedarf generell nicht mehr erlaubt werden.

Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer verteidigte die Steuervergünstigungen, da damit Familien mit mittlerem Einkommen zu einem Eigenheim verholfen werde. Dem Mieterbund warf sie vor, bei seinen Darstellungen in unzulässiger Weise die Schutzvorschriften zu unterschlagen. Im übrigen seien bei vielen Umwandlungen Eigenbedarfskündigungen gar nicht zu erwarten. Den Kommunen rät sie, "ein sehr sorgfältiges Auge" darauf zu werfen, "daß die Vermieter sich nicht nur an die Gesetze, sondern auch an die Regeln des Anstands halten". Dazu erklärt Vetter, die FDP-Politikerin habe von der alltäglichen Praxis keine Ahnung. Nach Auffassung des Hamburger Vereins Mieter helfen Mietern zeigt die fünfjährige Kündigungssperrfrist bei Umwandlungen nur wenig Wirkung. In der Hansestadt etwa lebe schon zwei Jahre nach der Umwidmung nur noch ein Viertel bis ein Zehntel der früheren Mieter in den Wohnungen.

Die Umwandlungswelle kam vor allem nach einem Urteil des Gemeinsamen Senats der Obersten Gerichtshöfe vom Juni ins Rollen. Darin wurden die Anforderungen für die Erteilung einer Abgeschlossenheitsbescheinigung herabgesetzt, womit den Kommunen ein Instrument, Umwandlungen zu verweigern, aus der Hand genommen wurde. Ende September hatten die Oberbürgermeister mehrerer Großstädte Bundeskanzler Kohl in einem Brief aufgefordert, unverzüglich etwas gegen die Umwidmungen zu unternehmen.

Autotitel holen auf

FRANKFURT A. M. (FR). Mit freundlicher Tendenz, jedoch leicht unter dem Tageshoch hat der Frankfurter Aktienmarkt gestern geschlossen. Händler begründeten die positive Stimmung mit der Beruhigung der Wechselkurse, dem festen Dollar und andauernden Zinsphantasien. Nachdem der Deutschen Aktienindex (Dax) zeitweise deutlich gestiegen war, beruhigte sich das Geschäft zum Schluß wieder etwas und ließ das Kursbarometer mit plus 15,07 Punkten aus dem Rennen gehen.

Vor allem die Automobilwerte, die tags zuvor durch revidierte Gewinnschätzungen und sinkende Absatzzahlen stark verloren hatten, konnten sich deutlich erholen. "Die Reaktionen gestern waren wohl etwas übertrieben", kommentierte ein Händler. Von einer Trendwende der Börse könne aber nicht die Rede sein, allenfalls von einer leichten technischen Erholung, hieß es weiter.

Vorwärts rollen konnten Daimler mit plus 6,50 Mark. BMW zogen um 5,50 Mark an, und VW legten 6,40 Mark zu. Auch die Zulieferer Conti und Varta spürten mit einem Anstieg um acht und sechs Mark Rückenwind. Bei den Finanztiteln rückten Deutsche Bank um 4,60 und Dresdner um 2,80 Mark vor. Allianz sprangen um 29 Mark in die Höhe.

Schwächer schloß der Rentenmarkt. Unter Teilnehmern wurde vom Anfang einer Konsolidierungsphase nach den kräftigen Aufschlägen der vergangenen Tage gesprochen. Die Kassakurse öffentlicher Titel gaben um bis zu 35 Pfennig nach. Entsprechend stieg die Durchschnittsrendite von 7,48 auf 7,52 Prozent.

Kurz gemeldet: EG lehnt US-Embargo gegen Kuba ab

BRÜSSEL, 8. Oktober (Reuter). Die EG hat US-Präsident George Bush aufgefordert, sein Veto gegen ein Gesetz über Handelssanktionen gegen Kuba einzulegen. Laut EG verstößt das Gesetz EG- und internationales Recht. NAFTA-Vertrag unterschrieben SAN ANTONIO, 8. Oktober (AP). Die USA, Kanada und Mexiko haben den Vertrag über die Bildung einer Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) paraphiert und damit nach US-Angaben den Grundstein für "den größten und reichsten Markt der Welt" geschaffen. Neuer Korruptionsverdacht in Brasilien BRASILIA, 8. Oktober (AFP). Brasiliens frühere Wirtschaftsministerin Zelia Cardoso de Mello ist von ihrem ehemaligen Kabinettschef der passiven Bestechung beschuldigt worden. Sie soll von dem Unternehmer Paulo Cesar Farias umgerechnet etwa 337 000 Mark erhalten haben. Militärs machen Front gegen Minister MONTEVIDEO, 8. Oktober (dpa). Rund 500 aktive und frühere Offiziere haben in Uruguay den Rücktritt von Verteidigungsminister Mariano Brito gefordert, weil ihnen die Gehälter zu gering sind. 14 Tote bei Feuergefecht mit Rebellen BOGOTA, 8. Oktober (Reuter). Bei Kämpfen linksgerichteter Guerilleros mit der Armee sind in Kolumbien 14 Menschen umgekommen. Soldaten hatten das Feuer auf einen Zivilbus, in denen sich fünf Rebellen aufhielten, eröffnet. Dabei wurden auch neun Passagiere getötet.

Räuber soll ein 12jähriger sein

HAMBURG, 8. Oktober (Reuter). "Auf äußerst brutale Weise" soll ein zwölf Jahre alter Junge zwischen Ende August und Mitte September drei Raubversuche an älteren Frauen begangen haben. Laut Hamburger Polizei vom Donnerstag attackierte das Kind die Opfer im Alter von 78 und 89 Jahren mit Fußtritten, um ihnen ihre Handtaschen zu entreißen. Einer Frau habe er mit einem Messer sogar Schnittverletzungen zugefügt. Wie es hieß, erbeutete der Junge aber kein Geld. Durch Personenbeschreibungen sei das bereits bekannte Kind ermittelt worden.

Dasa-Betriebsrat sieht noch schwärzer

MÜNCHEN (rtr). Der vom Luft- und Raumfahrtunternehmen Deutsche Aerospace (Dasa) angekündigte Abbau von 7500 Stellen (siehe gestrige FR, Seite 1) hat in der Belegschaft Furcht vor noch härteren Einschnitten ausgelöst. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Alois Schwarz, sieht Gefahr für weitere 8000 Arbeitsplätze, falls der Entwicklungsauftrag für den politisch nicht mehr gewollten Jäger 90 gekündigt werde. Ein Dasa- Sprecher räumt ein, daß in den genannten Zahlen ein Aus für den Bau eines Jagdflugzeugs nicht enthalten sei.

Die rund 7500 Stellenstreichungen sollen sich zu 2750 auf die Rüstungs-, zu 3300 auf die Luftfahrt-, zu 1000 auf die Triebwerks- und zu 500 auf die Raumfahrtsparte verteilen. Darüber hinaus seien bei der Deutschen Airbus 880 Leute betroffen. Entlassungen könnten nicht ausgeschlossen werden, sagte der Sprecher der Daimler-Benz-Tochter. Von den Einschnitten würden alle Regionen betroffen. Dagegen betont Schwarz, der Abbau gehe in erster Linie zu Lasten der süddeutschen Standorte. Als Gründe für die Einschnitte nennt der Betriebsrat den globalen Abrüstungsprozeß, die generell schlechte Wirtschaftslage, aber auch Fehler in der Politik und "hausgemachte" Probleme. Ferner beklagt er, daß die Belegschaft wenig auf Unterstützung durch ihre Gewerkschaft, die IG Metall, setzen könne. "Für die sind wir doch nur die wildgewordenen Rüstungsbetriebsräte."

Serben verstärken Angriffe in Bosnien Gradacac unter schwerem Beschuß / UN-Sicherheitsrat bereitet Flugverbot vor

SARAJEWO, 8. Oktober (Reuter/AFP/ AP). Nach der Eroberung der Stadt Bosanski Brod durch serbische Truppen befürchten die moslemisch-kroatischen Kampfeinheiten in Bosnien-Herzegowina, mit Gradacac eine weitere Bastion im Norden der Republik zu verlieren. Die Stadt lag dem bosnischen Rundfunk zufolge auch am Donnerstag unter schwerem Beschuß der Serben.

Radio Sarajewo meldete, serbische Truppen hätten Gradacac mit schwerer Artillerie und Bodentruppen angegriffen. Die Stadt ist der nördlichste den Moslems verbliebene Stützpunkt in Bosnien. Am Mittwoch waren in Gradacac nach bosnischen Angaben zwölf Zivilisten getötet und 50 verletzt worden. Die serbische Luftwaffe bombardierte nach Meldungen Radio Sarajewos die mittelbosnischen Orte Maglaj, Tensanj und Teslic. Dabei sollen sie Napalm- und Splitterbomben eingesetzt haben. Kämpfe wurden auch aus Bihac und Jajce gemeldet.

In Sarajewo gab es am Donnerstag nur vereinzelte Gefechte. Der Kommandeur der Schutztruppe der Vereinten Nationen (UN) in Bosnien, der französische General Philippe Morillon, teilte mit, die serbischen Belagerer der Stadt hätten sich bereiterklärt, angesichts des nahenden Winters zumindest Teile der Hauptstadt wieder mit Gas, Trinkwasser und Strom versorgen zu lassen. Seine Soldaten würden die Reparaturarbeiten bewachen und den Bewohnern zur Hand gehen. Der bosnische Rundfunk meldete, in Sarajewo und anderen umkämpften Regionen gebe es selbst grundlegende Medikamente und sanitäre Artikel nicht mehr. Die bosnischen Behörden appellierten an den Westen, schneller und umfassender zu helfen, "solange es noch nicht zu spät ist".

Eine militärische Beendigung des Krieges in Bosnien ist nach Meinung Morillons nicht möglich. In Belgrad sagte er, die einzige Lösung des Konflikts sei "politischer Natur, und sie wird in Genf gefunden werden". Die 6000 bis 7000 weiteren Blauhelme, die "so bald wie möglich" in Bosnien-Herzegowina stationiert werden sollten, seien ein erster Schritt in diese Richtung, sagte Morillon.

Im UN-Sicherheitsrat wollen die USA, Großbritannien und Frankreich einen Resolutionsentwurf zur Sperrung des bosnischen Luftraums für Militärflugzeuge einbringen. Die UN-Schutztruppe soll Beobachter auf Flugplätzen stationieren, um die Einhaltung zu kontrollieren. Aus dem Entwurf geht hervor, daß vorerst kein Einsatz von Kampfflugzeugen zur Durchsetzung des Verbotes geplant ist. Dafür wäre eine zweite Entschließung nötig. Die Resolution soll am heutigen Freitag oder Anfang nächster Woche beschlossen werden. Die bosnischen Serben verfügen über rund 60 Jagdflugzeuge und Hubschrauber, die ihnen die jugoslawische Armee bei ihrem Abzug im vergangenen Jahr hinterließ.

Asiate getötet - Haftstrafe

BERLIN, 8. Oktober (Reuter). Das Berliner Landgericht hat am Donnerstag einen 22jährigen Maurer wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Die 31. Große Strafkammer befand ihn schuldig, im April 1992 einen Vietnamesen mit einem Messerstich so schwer verletzt zu haben, daß dieser zwei Stunden später verstarb. Aufgrund der Tatumstände könne von Notwehr keine Rede sein. Die Kammer blieb mit ihrem Urteil ein Jahr unter dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft, die auf Totschlag plädiert hatte. Die Verteidigung hatte Freispruch oder eine Bewährungstrafe gefordert.

Das Strafmaß begründete die Kammer damit, daß "wir nicht dulden dürfen, daß auf der Straße Selbstjustiz gegen Ausländer geübt wird". Der Angeklagte habe durch wiederholtes Umstoßen von Kisten eine Auseinandersetzung mit vietnamesischen Händlern in Bezirk Marzahl provoziert.Feuer in Atom-U-Boot

MOSKAU, 9. Oktober (AFP/Reuter). Auf einem in der Barentssee patrouillierenden russischen Atom-U-Boot ist nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Itar-Tass am 1. Oktober ein Feuer ausgebrochen. Wie Itar-Tass unter Berufung auf eine am Donnerstag in der Hafenstadt Murmansk erschienenen Lokalzeitung meldete, mußte der Kommandeur des U-Bootes den Schiffsreaktor abschalten. Das Feuer sei rasch gelöscht worden, hieß es in der Meldung.

Das Greenpeace-Schiff "Solo" lief am Donnerstag von Murmansk aus, um trotz eines Verbotes der russischen Behörden die Strahlenbelastung in der Barentssee zu überprüfen.

Bisherige Interrail-Regelung wurde um ein Jahr verlängert

BRÜSSEL, 9. Oktober (Reuter). Das Interrail-Ticket, mit dem junge Leute unter 26 Jahren preisgünstig einen Monat lang 25 Staaten in Europa bereisen können, bleibt noch bis Ende 1993 in der bisherigen Form bestehen. Dies gab der Verband der Europäischen Eisenbahngesellschaften (CCFE) am Donnerstag bekannt. Nach 1993 werde es das beliebte Ticket in seiner jetzigen Form jedoch voraussichtlich nicht mehr geben. In der Zwischenzeit wolle man ein neues und flexibleres Reisesystem für junge Leute entwickeln. Gedacht sei zum Beispiel an Einzelfahrkarten zu einem Festpreis für jedes Land, die dann miteinander verbunden werden könnten.

In der jüngsten Zeit hatten Frankreich, Spanien, Portugal und Italien damit gedroht, aus dem Verbund auszusteigen. Sie hatten die Masse der Reiselustigen zu verkraften, erhielten jedoch nur einen Bruchteil vom Gewinn des Interrail-Geschäfts.Clinton verteidigt sich gegen Vorwürfe Bushs

WASHINGTON, 9. Oktober (Reuter). Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Bill Clinton hat sich gegen neue Vorwürfe von Präsident George Bush verteidigt, daß er in seiner Studentenzeit in England an Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg teilgenommen habe und nach Moskau gereist sei.

Der Präsident klammere sich an den letzten Strohhalm, sagte Clinton, der in Umfragen klar vorn liegt. Zuvor hatte Bush gesagt, er könne nicht verstehen, wie einer im Ausland Demonstrationen gegen das eigene Land organisieren könne. Außerdem müsse Clinton sagen, was er in Moskau getan habe.

Bush sagte dazu, er habe nur zum Ausdruck gebracht, "was mir auf dem Herzen liegt". Clinton räumte ein, während seines Studiums in Oxford an Protesten gegen den Vietnam-Krieg teilgenommen zu haben. Er bestreitet allerdings, Anti- Kriegs-Aktionen organisiert zu haben. Der Gouverneur von Arkansas bezeichnete die einwöchige Moskau-Reise als reine Urlaubsfahrt, die ihn auch in skandinavische Länder geführt habe. Bush hatte in dem Interview gesagt, Clinton müsse den Wählern genauer erklären, was er 1970 in Moskau gemacht und wen er getroffen habe. Clintons Wahlkampfmannschaft wertete Bushs Vorstoß als Verzweiflungstat des Amtsinhabers.

Clinton erhielt am Donnerstag die Unterstützung von fast 600 Wirtschaftswissenschaftlern, die sein Programm als gute Grundlage für eine Erholung der US- Wirtschaft bezeichneten. Die Organisatoren der Erklärung teilten mit, zu den Unterzeichnern gehörten auch neun Nobelpreisträger.

Kritiker Clintons haben während des Wahlkampfes immer wieder versucht, seine Vergangenheit zu einem Stolperstein für den Demokraten zu machen. Auch knapp vier Wochen vor der Wahl am 3. November liegt Clinton in den Umfragen aber noch immer klar vorn. Am Sonntag wollen Clinton, Bush und der parteilose Kandidat Ross Perot im Fernsehen ein mit Spannung erwartetes Streitgespräch führen.

GROSSBRITANNIEN/ AUKTION/SPOCK .Spock gibt Spitzohren für einen guten Zweck

London (Reuter) - Der Vulkanier Mister Spock vom Raumschiff Enterprise hat sich für einen guten Zweck von seinen Spitzohren getrennt. Ein Satz der bekannten Riesenlauscher aus Gummi fanden auf einer Auktion in London am Donnerstag für umgerechnet rund 1700 Mark einen neuen Besitzer. Der Schauspieler Leonard Nimoy hatte seine Markenzeichen aus dem Fundus der Kult- Fernsehserie "Star Trek", die immer wieder als "Raumschiff Enterprise" über deutsche Bildschirme flimmert, zur Verfügung gestellt. Unter den Hammer kam auch ein Tennisschläger von Steffi Graf, der rund 1000 Mark einbrachte.

Der Erlös der Versteigerung kommt Londoner Knabenheimen zugute.

san

REUTER

Häufiges Meckern führte zum Psychologen Nase voll von Roten Karten Paolo da Palma erhielt gleich acht Platzverweise in vier Jahren

Ein Mann will endlich nicht mehr "Rot" sehen. Nach acht Platzverweisen binnen vier Jahren will Paolo da Palma, Mittelfeldspieler beim Zweitligisten VfL Osnabrück, ein neues (Fußballer)-Leben anfangen. Um seine Aggressivität auf dem Spielfeld in den Griff zu bekommen, hat sich der gebürtige Portugiese in die Gesprächstherapie bei einem Psychologen begeben.

"Da wollte ich früher schon mal hingehen, der Verein hat eigentlich nur den letzten Anstoß geliefert", erklärt der 26jährige seine Beweggründe für diesen außergewöhnlichen Schritt. Ob es etwas bringt, darüber ist sich Paolo da Palma allerdings noch nicht so recht im klaren: "Mein erstes Ziel ist es, mich mit den Gegenspielern nicht mehr auf Reibereien einzulassen und auch keine Diskussionen mit dem Schiedsrichter zu führen."

Denn weniger brutale Fouls, sondern zumeist überflüssige Meckereien sind das Hauptproblem des 1,88 Meter großen Defensivmanns. "Im Grunde genommen ist Paolo ein ganz ruhiger Mensch, aber in ihm ruht ein Vulkan. Er hat noch nie einen Gegner ernsthaft verletzt", beschreibt Hans-Dieter Schmidt, Manager des VfL Osnabrück, sein Sorgenkind. Er kennt da Palma schon seit acht Jahren, seinerzeit kreuzten sich ihre Wege beim niedersächsischen Oberligisten Eintracht Nordhorn.

Seinen bislang letzten Platzverweis mußte da Palma am 22. Juli im Punktspiel beim FC Carl Zeiss Jena einstecken. Nach Ablauf der sich anschließenden sechswöchigen Sperre agierte der Profi, zu Saisonbeginn vom Ligakonkurrenten VfB Oldenburg an die "Bremer Brücke" gewechselt, wohltuend unauffällig. Manager Schmidt: "Jetzt darf er einfach nicht mehr rückfällig werden." Doch selbst wenn da Palma noch einmal die Sicherungen durchbrennen sollten, muß das nicht das Ende seiner Laufbahn bedeuten: "Ich träume manchmal von meiner Heimat Portugal und würde dort gerne einmal in der ersten Liga spielen." sid

"Ironman"-Triathlon auf Hawaii Eisenmänner vor Ultra-Tortur Zäck und Dittrich relaxen: "Nur" drei Stunden Training täglich

Die Sonne brennt, die Wellen des blauen Meeres rauschen sanft, die Palmen blühen. Ein Paradies. Für die meisten Touristen sicherlich, nicht aber für die 1350 Triathleten aus 49 Ländern, die am Samstag zum 14. Mal den "Ironman" ermitteln. Um sieben Uhr Ortszeit fällt der Startschuß, dann beginnt die Tortur: 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und ein Marathon zum Abschluß. Die Schnellsten brauchen zwischen acht und neun Stunden, die Letzten kommen nach Mitternacht ins Ziel.

In der Schar der "Eisernen" befinden sich auch zwei Deutsche. Seit Montag sind Wolfgang Dittrich aus Neuss und der Koblenzer Jürgen Zäck in Kailu-Kona, um sich rechtzeitig auf die außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen einzustellen. Nach sechs Wochen Trainingslager in Kalifornien absolvieren die beiden "nur" noch drei Stunden täglich auf der Strecke, um sich an die Temperaturen bis zu 35 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent zu gewöhnen. "Jetzt gilt es, sich zu akklimatisieren und zu relaxen", erklärt Dittrich.

Zäck, der im Vorjahr 13. wurde, sagt über seine Zielsetzung: "Ich strebe einen Platz unter den ersten Zehn an." Dittert, der 1991 Fünfter wurde, stellt höhere Ansprüche. Topfavorit aber ist der Kalifornier Mark Allen. Der 34jährige kommt als Champion der vergangenen drei Jahre nach Hawaii.

Bei den Frauen gilt die in Kalifornien lebende Afrikanerin Paula Newby-Frazier als nahezu unschlagbar. Ihre Empfehlung: Viermal war sie bereits "Ironwoman" auf Hawaii, zweimal Zweite. sid

Fußball-Europacup Leeds will Stuttgarter sicher "verabschieden"

Leeds United ohne das englische Duo Batty und Dorigo, ohne den Schotten McAllister, ohne den "assimilierten" Waliser Speed und ohne den Franzosen Cantona? "Disgrace!" - "Schande!" lärmte das Massenblatt "Sun". Doch Leeds' Manager Howard Wilkinson bekam schon bald signalisiert, daß die Nationaltrainer von England bis Frankreich keinesfalls auf die Sechstageregel des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) pochen, sondern die fünf Asse vor den WM-Qualifikationsspielen für den "Show-down" in Barcelona freigeben.

So hat Wilkinson im dritten und entscheidenden Europacup-Match gegen den VfB Stuttgart im Stadion "Nou Camp" das stärkste Aufgebot beisammen und ist überzeugt: "Diesmal verabschieden wir Stuttgart, weil wir das bessere Team haben. Dies zeigte sich schon im Sommer, als wir an der Elland Road den Deutschen Meister mit 2:1 besiegten." Und jener Leeds-Akteur, der seinerzeit der beste auf dem Feld war, erhält nach einer Knieverletzung erstmals wieder eine Chance: der 23jährige Stürmer Rod Wallace. Darüber freut sich besonders der 32jährige Torjäger Lee Chapman. "Das ist die beste Nachricht", jubelte der Kopfballspezialist, "denn seine Flanken von rechts sind für mich lebensnotwendig."

Im allgemeinen rechnet man auf der Insel aber damit, daß Leeds mit jener Formation beginnen wird, die Stuttgart im annullierten Rückspiel in Leeds 4:1 bezwang. Gordon Strachan meint: "Wir bezahlten einen hohen Preis für eine schwache halbe Stunde in Stuttgart. Doch das passiert nicht wieder."

Nach der zunächst geharnischten Kritik aus der Chefetage am Urteil der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hört man kurz vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gemäßigte Reaktionen aus Leeds. Präsident Leslie Silver: "Der Gewinn des Europacups ist nach wie vor unser Ziel. Es geht um mehr als sechs Millionen Pfund!" sid

Fußball-Pokal in Italien Sonderlob für Effenberg und Möller

Stefan Effenberg und Andreas Möller befinden sich weiterhin in glänzender Verfassung. Nach den Hinspielen der dritten Runde im italienischen Fußball- Pokal wurden die beiden Deutschen mit Lobeshymnen überschüttet. Gute Noten erhielten auch Thomas Häßler und Jürgen Kohler, während Thomas Doll nur durch einen Platzverweis auffiel. Karlheinz Riedle und Matthias Sammer kamen nicht zum Einsatz. "Effenberg war ohne Zweifel der Beste auf dem Platz", lobte die "Gazzetta dello Sport" den Auftritt des Blondschopfs beim 2:4 gegen Häßlers AS Rom. Effenberg erzielte beide Tore (79. und 82., Elfmeter) für Florenz, wahrte damit für seine Mannschaft die Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale und wurde mit der Traumnote 7,5 bewertet. Auch Häßler konnte gefallen, vor allem durch seine "goldenen Bälle an die Mitspieler" (Corriere dello Sport).

Möller bestätigte sich beim 1:0 von Juventus Turin gegen den FC Genua "als mörderischer Schütze" (Corriere) und rettete die "alte Dame" vor einer Blamage. "Möller funktioniert immer", lobte die "Gazzetta". Sonderlob erhielt auch Kohler, der seinen Gegenspieler Skuhravy ausschaltete. Doll sorgte für den unrühmlichen Höhepunkt in der Partie zwischen Cesena und Lazio Rom. Der Nationalspieler wurde in der 68. Minute vom Platz gestellt, weil er während einer Unterbrechung den am Boden liegenden Abwehrspieler Scucugia getreten hatte. "Es tut mir sehr leid. Ohne meine Aktion hätten wir gewonnen", meinte Doll zerknirscht.

Bei Lazio fehlte weiterhin Riedle, der wieder trainiert und am Freitag zur Vorbereitung auf das Länderspiel gegen Mexiko nach Deutschland fliegt. Überragender Spieler beim 3:0 des AC Mailand gegen Cagliari war Jean-Pierre Papin. Der Franzose erzielte zwei Treffer und stellte Frank Rijkaard und Marco van Basten klar in den Schatten. Pech für Papin: In der Meisterschaft muß er wieder auf die Tribüne, nachdem Gullit vergangenen Sonntag in Florenz eine überragende Partie geboten hatte. sid

Basketball-Europacup - Katerstimmung in Trier Berlin hatte sehr viel Glück Baldi: "Waren schon mausetot" / Wolfenbüttels Frauen weiter

Katerstimmung in Trier, Riesenjubel in Berlin und geteilte Freude in Wolfenbüttel: Am Tag nach den Rückspielen im Basketball-Europapokal steht die Bilanz der deutschen Klubs im internationalen Geschäft bei 50:50. "Sportlich und finanziell ein Minusgeschäft", klagte Willi Rausch von der TVG Trier, nachdem der Bundesligist nicht in der Lage war, den Vierpunkte-Rückstand aus dem Hinspiel gegen das slowenische Team von Optimizem Postojna aufzuholen. Mehr Glück und einen nervenstarken Stephan Baeck hatte Vizemeister ALBA Berlin, der am Ende mit der Winzigkeit eines Korbwurfes Vorsprung gegen KKS Lech-Fina Posen weiterkam.

Neben Trier mußte auch der SSV Ulm die Segel streichen. Immerhin gewannen die Ulmer nach der hohen Hinspielniederlage ihr Heimspiel gegen Go Pass Pepinster aus Belgien, aber das 96:90 (51:40) reichte nicht.

An der Spree feierte man derweil Stephan Baeck. Der 27 Jahre alte Nationalspieler erlebt in Berlin quasi seinen zweiten Frühling, nachdem er bei Rekordmeister Leverkusen jahrelang nur zweite Wahl war. "Eigentlich waren wir schon mausetot, dann kam Stefan", meinte ALBA-Manager Marco Baldi, der die letzte Phase des Spiels "wie in Trance" erlebte. Ganze 1,5 Sekunden vor Schluß behielt Baeck die Nerven, verwandelte zwei Freiwürfe zum 64:60 (35:32), drehte so den Zweipunkte-Rückstand aus dem Hinspiel in Posen um und schoß Berlin in die nächste Runde.

Bei den Frauen blieb nur der MTV Wolfenbüttel im Rennen. Während sich Wolfenbüttel im Liliana-Ronchetti-Cup mit zwei Siegen gegen Helsinki durchsetzte, scheiterte Pokalsieger Barmer TV (75:90 bei Scuola Pitagori Pescara) schon in der ersten Runde. Auch Meister Lotus München stand mit einem 39-Punkte- Rückstand vor dem Rückspiel gegen Wlokniarz am Donnerstag vor dem Aus. sid

Die Scherben vor der eigenen Tür wegkehren

Die Analyse von Lutz Wicke in der FR vom 29. 9. 1992 ("Mit Totalopposition kommt die Umweltbewegung nicht weiter") zum unbefriedigend verlaufenen Umwelttag 1992 in Frankfurt besticht durch gut gewogene Argumente und schonungsloser Aufdeckung der Schwachstellen, die heute bei der Umweltbewegung offensichtlich sind.

Nur was verbirgt sich hinter dem Begriff Umweltbewegung? Dazu gehören Organisationen wie Greenpeace und Robin Wood, die mit spektakulären Aktionen auf Mißstände aufmerksam machen. Dann mitgliederstarke Verbände wie der BUND oder die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die überregional genauso wie vor Ort tätig sind bis hin zu den diversen Bürgerinitiativen, die zumeist bei Umweltproblemen im Ort oder in der Region tätig werden.

Doch welche Rolle spielt die Politik dabei? Bürgerinitiativen und Umweltverbände haben sich nie in "politikfreiem Raum" betätigt. Sie waren und sind stets Barometer für gute oder schlechte Umweltpolitik, wollten und konnten aber nicht das Geschäft übernehmen, das von der Politik gemacht werden muß. Und wenn dieses Geschäft schlendrig geführt wurde, half oft nur Totalopposition.

Die konsequente Anti-Atomkraftbewegung hat zwar den Ausbau der Atomenergie hier genauso wenig verhindern können wie dort das Umweltdesaster von Tschernobyl in der Ukraine.

Die Problematik von Totalopposition in der Umweltbewegung ist also nicht neu. Aber es wurde Druck auch auf Gerichte ausgeübt, die in teilweise sensationeller Art (Whyl) dem Begehren der Bewegung Rechnung trugen oder aber Auflagen machten, die mithalfen, das Menschenmögliche an Sicherheit für Atomanlagen in diesem Land zu schaffen.

Während von Atomanlagen, Flugplätzen und Straßen mehr oder weniger unmittelbar Gefahr und Belästigung ausgeht (oder ausgehen kann), ist das beim Klimaschutz schon nicht mehr direkt greifbar und damit auch schwer verständlich zu machen.

Hier steht ihre Argumentation auch auf schwachen Füßen. Umweltschützer haben stets als engagierte Minderheit den Kampf aufgenommen.Wer kennt heute noch die wenigen, die gegen das Blei im Benzin vor etwa 20 Jahre zu Felde zogen? Doch ihre Argumente waren so eindeutig und klar, daß sogar die Politik einen Kraftakt vollzog und einstimmig das tat, was nötig war: das erste Gesetz zur Reduktion von Blei im Benzin zu verabschieden. Und was haben damals ADAC, die Mineralöl-/Automobilindustrie und Co. aufgeheult und Theater veranstaltet.

Diese Eindeutigkeit fehlt heute. Im Verpackungsbereich war ein Pfandsystem mit gleichzeitiger Förderung der kommunalen Recyclinghöfe mehr als überfällig. Wer aber eine Verpackungsordnung einführt und mit Hilfe von grünen Punkten und gelben Tonnen nur die Transportkapazitäten der ohnehin überlasteten Straßen beanspruchen und neue Zwischenlager schaffen will, der hat schlechte Politik gemacht. Der sollte erst einmal die Scherben vor seiner eigenen Haustür wegkehren, anstatt mit dem Finger auf diejenigen zu zeigen, denen im Angesicht eines solchen Desasters eh nur Resignation übrigbleiben.

Dr. Reinhard Mielke, Essen

Vorschau auf einen Blick · Termine am Wochenende

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: u.a. TV Langen - SV Oberelchingen (Sa., 20.00, Georg-Sehring-Halle), TV Lich - BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg (Sa.).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: u.a. MTV Kronberg - TVG Trier (So., 15.00, Sportzentrum Altkönigschule), Heidenheimer SB - Eintracht Frankfurt (Sa.).

DBB-POKAL, Männer, dritte Runde: Eintracht Frankfurt - SG Braunschweig (So., 18.00, Sporthalle Süd). EISHOCKEY

ZWEITE BUNDESLIGA: EC Bad Nauheim - ES Weißwasser (Fr., 19.30 Uhr, Eissporthalle am Kurpark); EHC Essen-West - EC Bad Nauheim (So., 19 Uhr).

OBERLIGA NORD: Frankfurter ESC - Herforder EG (Fr., Eissporthalle am Ratsweg); Berliner SC - Frankfurter ESC (So., 15 Uhr). FUSSBALL

DFB-POKAL, 3. Hauptrunde: SSV Ulm 46 - Borussia Dortmund (Fr. 16.00), 1. FC Nürnberg - FC Remscheid, VfL Osnabrück - Bor. Mönchengladbach (beide Fr. 20.00), Hertha BSC Berlin Amat. - VfB Leipzig, Bischofswerdaer SV - Karlsruher SC (beide Sa. 14.00), Sportfr. Ricklingen Hannover - Chemnitzer FC, Spvgg. Plattling - FC Carl Zeiss Jena (beide Sa. 14.30), FSV Salmrohr - FC Homburg, VfR Heilbronn - Bayer Leverkusen (beide Sa. 15.00), Bayer Uerdingen - Hannover 96, MSV Duisburg - Eintr. Braunschweig, Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim, Werder Bremen - FSV Mainz 05, Rot-Weiß Essen - Eisenhüttenstädter FC Stahl, Fort. Düsseldorf - FC Hansa Rostock (alle Sa. 15.30), SV Meppen - Hertha BSC Berlin (So. 15.00).

FREUNDSCHAFTSSPIEL: Kickers Offenbach - SV Darmstadt 98 (Fr. 18.30).

OBERLIGA HESSEN: SV Wiesbaden - Spvgg. Bad Homburg, Vikt. Aschaffenburg - Rot-Weiß Walldorf (beide Fr. 19.30), SG Egelsbach - FSV Frankfurt, VfR Bürstadt - Eintracht Haiger, Borussia Fulda - VfB Marburg (alle Sa. 15.00), FV Bad Vilbel - SC Neukirchen, Rot-Weiss Frankfurt - SV Wehen, Eintracht Ffm. Amat. - KSV Hessen Kassel (alle So. 15.00).

OBERLIGA HESSEN, Frauen: TSG Wölfersheim - SV 09 Flörsheim (Sa. 15.00), TSV Münchhausen - TSV Hungen (Sa. 15.30), TSG Schwarzbach - Spvgg. Langenselbold (Sa. 16.30), FSV Schierstein 08 - TSG 51 Frankfurt (Sa. 18.15).

LANDESLIA SÜD: Bayern Alzenau - Vikt. Griesheim, Mörlenbach - Wolfskehlen, Dietesheim - Neu-Isenburg, Langenselbold - Bernbach (alle Sa. 15.00), Italia Frankfurt - Kl.- Krotzenburg, SG Riedrode - SGK Bad Homburg, Germ. Ober-Roden - Erbach, Jügesheim - Proges Frankfurt (alle So. 15.00).

LANDESLIGA MITTE: Höchst - Unterliederbach, Burkhardsfelden - Herborn, Biebrich 02 - Grünberg, Kirchhain - Gießen, Wehen II - Dillenburg, Steinbach - Battenberg, Wetter - Limburg 19, Würges - Vikt. Sindlingen (alle Sa. 15.00), Kastel - Lich (So. 15.00).

LANDESLIGA NORD: Petersberg - Hessen Bad Hersfeld, Willingen - KSV Baunatal, Dillich-Nass.-Tro. - Bad Soden-Ahl, Eintr. Baunatal - Hönebach, Eiterfeld - Gilsa-Jesberg, Lohfelden - KSV Hessen Kassel II (alle Sa. 15.00), Flieden - Wattenbach, Herm. Kassel - Germ. Fulda (beide So. 15.00).

LANDESLIGA SÜD, Frauen: Reichelsheim - Schaafheim (Sa. 15.00), Aschbach - Oberrad (Sa. 16.00), Limburg/Linter - Flörsheim II (Sa. 16.30), Bad Nauheim - FAV II (Sa. 17.00), Limburg 07 - Eschollbrücken, Hofheim - Praunheim II (beide Sa. 17.30).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Kickers Offenbach Res. - FV Bad Vilbel Res. (Sa. 15.00), Rot-Weiss Ffm. Res. - SG Rodheim (So. 13.15), SV Steinfurth - Gemaa Tempelsee (So. 15.00), SV Reicheslheim - 1. FC Hochstadt, SG Ober-Erlenbach - FC Dietzenbach, Germ. Ockstadt - SV Nieder-Weisel, FSV Bischofsheim - 1. FC Rödelheim, Spvgg. Fechenheim - Vatan Spor Bad Homburg, Germania 94 Ffm. - Spvgg. Oberrad (alle So. 15.00).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: SV Weiskirchen - SV Melitia Roth (Sa. 15.30), Spvgg. Seligenstadt - SV Birstein, Teutonia Hausen - FC Hanau 93, TSV Höchst - Germ. Niederrodenbach, TSV Lämmerspiel - Etr.-Spfr. Windecken, SG Bruchköbel - FSV Ravolzhausen, KSG Ober-Seemen - SG Nieder-Roden, VfB Oberndorf - Sportfr. Seligenstadt, Germania Bieber - FSV Bad Orb (alle So. 15.00).

BEZIRKSLIGA FRANKFURT: FC Dubrovnic - TSG Niederrad (Sa. 15.00), SKG Frankfurt - FV Eschersheim 09, Union Niederrad - FSV Res., Germania Enkheim - Sportfreunde, SG Riederwald - SV Niederursel, FC Maroc - SV Heddernheim 07, FC Tempo - TSG Frankfurter Berg (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: Barisspor - SG Praunheim, FC City - SW Griesheim, SG Griesheim - FSV Hellas, FC 66 - SG Westend, SC Weiß-Blau - Progres. Res., FV Hausen - ESV Blau-Gold (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: TSV Taras - SSV Heilsberg, Delfini/Ital. Enkheim - AC Mladost, Kickers 16 - JUZ Fechenheim, SG Bornheim Grünweiß - FSV Bergen, Schwarz-Blau - SV Croatia, GSU/Panserreiskos - Bor. Sachsenhausen, BSC 19 SW - SV Sachsenhausen (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: Italia Res. - Vikt. Preußen (So. 13.15), SV Bonames - Conc. Eschersheim, SAZ Rock - FV Berkersheim, SG Harheim - TuS Makkabi, TSG Nieder-Erlenbach - FC Kalbach, SC Ekkenheim - Gencler Birligi, TSG 51 Ffm. - Germ. Ginnheim (alle So. 15.00).

KREISLIGA B FRANKFURT: Pena Gallega - Azurri del Sud (Sa. 15.00), SV Dahlak - Italia Fechenheim, Birlik Spor - Sportfreunde Süd, US Foggia - Fortuna, Kültürspor - PSV Blau-Gelb, SV Gutleut - Espanola, FC Bügel - Jeta e Re, Eritrea - Özgür Spor, SV Iran - VfR Bockenheim, SC Achilleas - Corum Spor (alle So. 15.00).

A-JUGEND LANDESLIGA SÜD: FV Biebrich 02 - KSV Baunatal (Sa. 17.30), VfB Marburg - Rot-Weiss Frankfurt (So. 10.30), Eintracht Frankfurt - Kickers Offenbach, SG Hoechst - FC Burgsolms, SV Darmstadt 98 - Borussia Fulda (alle So. 11.00), KSV Hessen Kassel - VfB Gießen (So. 13.00).

B-JUGEND LANDESLIGA SÜD: FC Burgsolms - SG Hoechst (Sa. 16.00), Kickers Offenbach - Eintracht Frankfurt, Rot-Weiß Frankfurt - VfB Marburg, SV Darmstadt 98 - Borussia Fulda (alle So. 11.00), FSV Frankfurt - KSV Hessen Kassel, CSC 03 Kassel - RSV Würges (beide So. 13.00). HANDBALL

BUNDDESLIGA, Männer, u.a.: TSV Niederwürzbach - SG Wallau/Masseheim (Sa, 15.45 Uhr), TV Großwallstadt - VFL Fredenbeck (Sa, 20 Uhr, Unterfrankenhalle, Aschaffenburg).

BUNDESLIGA, Frauen, u.a.: Grünweiß Frankfurt - TuS Walle Bremen (Sa, 16 Uhr, Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße), SW Wiesbaden - Eintracht Minden (So, 11 Uhr, Sporthalle Elsässer Platz).

2. BUNDESLIGA Süd, Männer, u.a.: VfL Heppenheim - TV Gelnhausen (Sa, 19.30 Uhr), Eintracht Wiesbaden - CSG Erlangen (Sa, 20 Uhr, Sporthalle Elsässer Platz).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: HSV Apolda - HSG Asbach/Modau (Sa., 16.30 Uhr, Werner-Seelenbinder-Schule), TSV Eschwege - TV Kirchzell (Sa., 17 Uhr, Heuberg Sporthalle), TV Bürgstadt - TSG Münster (Sa., 19.30 Uhr, Realsporthallte in Miltenberg), TV Lützellinden - TV Groß-Umstadt (Sa., 19.30 Uhr, Sporthalle), Sv Hermannia Kassel - SV Hermsdorf (Sa., 19.30 Uhr), SSV UT Erfurt - TuSpo Obernburg (So., 11 Uhr, Groß-Sporthalle Rieht., TSG Groß-Bieberau - TuS Griesheim (So., 18 Uhr, Groß-Sporthalle "Im Wesner").

REGIONALIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen: SV Darmstadt 98 - ThSV Eisenach (Sa., 17.30 Uhr, Sporthalle am Böllenfalltor), TSG Ober-Eschbach - TSG Leihgestern (Sa., 19.30 Uhr, Albin-Göhring-Halle am Massenheimer Weg), SG Kirchhof - TV Flörsheim (Sa., 19.30 Uhr, Stadtsporthalle in Melsungen), TuS Eintracht Wiesbaden - HBV Jena (So., 16 Uhr, Sporthalle am Elsäßer-Platz), SG Bruchköbel - TV Hofheim (So., 16.15 Uhr, Heinrich-Böll- Schule), SV Hessen Hersfeld - BSC Urberach (So., 17 Uhr, Geistal-Halle).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TV Wikker - TuS Wiesbaden-Dotzheim (Sa., 17 Uhr, Sport- und Kultur-Halle in Flörsheim/Weilbach), TV Büttelborn - TV Großwallstadt II (Sa., 19.30 Uhr), TuS Holzheim - TSG Offenbach-Bürgel (Sa., 19.30 Uhr, Sportzentrum Diez/Lahn, Am Katzenstein), TV Flörsheim - SG Anspach (So., 11 Uhr, Stauffenberg-Halle, Bürgermeister-Lauck-Straße), TG Nieder-Roden - TSG Sulzbach/Taunus (So., 18 Uhr, Sporthalle an der Wiesbadener Straße).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: TSG Walldorf - TV Sulzbach/Main (Sa., 17.30 Uhr), TV Groß-Umstadt - SU Mühlheim (Sa., 18.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule, Dresdener Straße), SV Crumstadt - PSV Grünweiß Frankfurt II (Sa., 19.15 Uhr, Fritz-Strauch-Halle, Friedrich- Ebert-Straße), TSG Offenbach-Bürgel - SSG Bensheim (Sa., 19.30 Uhr, Sporthalle an der Jahn-Straße), TuS Kriftel - TSG Oberursel (So., 16.45 Uhr, Schwarzbach-Halle an der Bleich-Straße).

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - TV Bad Vilbel (Sa., 18 Uhr, Nidda-Halle in Nied, Oeser-Straße), TG Schwanheim - SG Sossenheim (Sa., 19 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein, Zur Waldau), TuS Nieder-Eschbach II - MTV Kronberg (So., 18 Uhr, Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg).

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: SG 1887 Nied - SG Riederwald (So., 15 Uhr, Nidda-Halle, Oeser Straße).

BEZIRKSLIGA I, Frankfurt, Männer: VfL Goldstein - TV Gelnhausen II (Sa. 16.30 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule), HSV Götzenhain - SG Nied (Sa. 19.30 Uhr, Im Länger Roth), TG Dörnigheim - TV Altenhaßlau (Sa. 19.30 Uhr, Maintalhalle), TGS Niederrodenbach - TSG Ober-Eschbach (Sa. 19.30 Uhr, Bulau-Halle), SG Bruchköbel - TuS Nieder-Eschbach (So. 18 Uhr, Heinrich-Böll-Schule), TV Petterweil - BSC Kelsterbach (So. 18 Uhr, Sauberbornstr.).

BEZIRKSLIGA II, Frankfurt, Männer: HC Friedrichsdorf - SG Dietzenbach (Sa. 19 Uhr, Landwehrstr., Seulberg), TV Langenselbold - TuS Zeppelinheim (Sa. 19.30 Uhr, Gesamtschule), TV Kesselstadt - TSG Oberursel (So. 17 Uhr, Otto-Hahn-Schule), TG Hainhausen - FTG Frankfurt (So. 18 Uhr, Am Sportfeld), SV Seulberg - SG Wehrheim/Obernhain (So. 19 Uhr, Landwehrstr.), Eintracht Ffm. - TG Hanau (So. 19.30 Uhr, Friedrich-Ebert-Schule, Seckbach).

1. POKALRUNDE im Bezirk Frankfurt, Frauen: SV Zellhausen - TG Hainhausen (Sa. 17 Uhr, Am Bürgerhaus), SV Dreieichenhain - SG Dietzenbach (Sa. 19.15 Uhr, Weibelfeldschule), TG Nieder-Roden - SG Wehrheim/Obernhain (So. 13.15 Uhr, Wiesbadener Str.), TSV Klein-Auheim - Artemis Sport Ffm. (So. 14 Uhr, Fasaneriestr.), TV Gelnhausen - TV Niedermittlau (So. 16.30 Uhr, Kreisrealschule), SG Rosenhöhe - TV Altenhaßlau (So. 16.30 Uhr, Mathildenschule), FSV Frankfurt - SG Hainburg (So. 17 Uhr, Friedrich-Ebert-Schule, Seckbach), Usinger TSG - TV Bad Vilbel (So. 17 Uhr, Buchfinkenhalle), HSV Götzenhain - SG Dietesheim/Mühlheim (So. 17.30 Uhr, Im Länger Roth), SG Riederwald - TuS Nieder-Eschbach (So. 18.30 Uhr, Wächtersbacherstr.). KUNSTTURNEN

BUNDESLIGA, Männer, u.a.: WKTV Stuttgart - Eintracht Frankfurt (Sa.).

HOCKEY DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Frauen, Endspiel: Rüsselsheimer RK - RTHC Leverkusen (Sa., 15.00, Sommerdamm).

REGIONALLIGA SÜD, Männer, Gruppe West: Höchster THC - Wiesbadener THC (Sa., 14.30, Heimchenweg), Eintracht Frankfurt - TEC Darmstadt (Sa., 14.30, Riederwald). DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, männliche A-Jugend, Zwischenrunde: SC 1880 - Carl Zeiss Jena (Sa, 10 Uhr), Münchner SC - Crefelder HTC (Sa 14.30 Uhr), Spiel um Platz drei (So, 9 Uhr), Spiel um Platz eins (So, 11 Uhr, alle Sportanlage des SC Frankfurt 1880, Feldgerichtstraße).LEICHTATHLETIK LANGLAUFABEND für Schüler, Jugendliche, Männer und Frauen (Fr. ab 17.00 Uhr, Frankfurter Waldstadion).

LANGLAUFABEND von Spiridon Frankfurt (Fr., 17.00, Waldstadion).

STADTLAUF des SC Steinberg (So., 10.00, Start und Ziel Sportanlage Limesstraße).

WINTERLAUFSERIE der LG Rüsselsheim (So., 10.00, Start und Ziel an der Albrecht-Dürer-Schule).TISCHTENNIS 2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: Frankfurter TG - TTC Grenzau II (Fr., 20 Uhr), Frankfurter TG - PSV Augsburg (So., 10 Uhr, beide Sporthalle Rebstöcker Weg).

2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen: TV Bergen-Enkheim - RW Klettham-Erding (Sa., 14 Uhr, Turnhalle am Landgraben). TRAMPOLINTURNEN WORLDCUP in Frankfurt (Sa, ab 11 Uhr, Finale ab 15 Uhr, Ballsporthalle Höchst). TURF GALOPPRENNEN (So. 13.00 Uhr, Ffm., Rennbahnstr.). VOLLEYBALL 2. BUNDESLIGA Süd, Männer, u.a.: FTM Schwabing - Volleyballinternat Höchst (Sa).

2. BUNDESLIGA Süd, Frauen, u.a.:TG Rüsselsheim - DJK Karbach (Sa, 19.30 Uhr, Kreissporthalle), TV Dingolfing - 1. VC Wiesbaden (So.).

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Tom und Jerry (15 Uhr); Grüne Tomaten (17.30, 20, 22.30 Uhr).

Central: Fatale Begierde (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (14.30, 17, 20, 22.30 Uhr).

Kino II: Housesitter (14.45, 17.15, 20.15, 22.45 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (15, 17.30, 20.30, 23 Uhr).

Palette: Eine Ganz Normal Verrückte Familie (15.15, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Schneewittchen (16 Uhr); hearmysong (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Steinzeit Junior (15.30, 19 Uhr); Grüne Tomaten (20.45).

Zeitlos: Walt Disney's Peter Pan (15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (22 Uhr).

Rodenbach. Ev. Gemeindezentrum, Kastanienstr. 2: Kinderkino: "Duck Tales - Jäger der verlorenen Lampe" (15 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Steinzeit Junior (20.30 Uhr).

Casino: In einem fernen Land (20.15).

Kulturmix Hanau. Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6: Werke von Hildegard Risch und "Schmuck im Plural", Di. bis So. 10 - 12 und 14 - 17 Uhr, bis 1. November.

Museum Hanau, Schloß Philippsruhe, Di. bis So., 11 bis 18 Uhr: 40 Jahre Simplicius - Hanauer Kunst der Nachkriegszeit, bis 8. November.

Hessisches Puppenmuseum, Hanau- Wilhelmsbad, Parkpromenade 4: Di. bis So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr: "Japanische Puppen", bis 25. Oktober.

Stadthalle, Schloßplatz 1: "Der öffentliche Ankläger" - Kriminalstück, 20 Uhr.

Steinheim, Ludwigstraße: Spanische Woche: Ausstellung von Arbeiten spanischer Schülerinnen und Schüler, täglich 9 bis 18 Uhr, bis 9.10; "500 Jahre Columbus - (k)ein Grund zum Feiern" - Diskussionsveranstaltung in deutscher und spanischer Sprache, 20 Uhr.

Jazzkeller-Hanau, Philippsruher Allee 22: Dave Smith & The Flamingstars - Rock' n Roll, 21 Uhr.

Langenselbold. Galerie "Kunstform", Gartenstraße 5: Ausstellung "Stein-Zeichen" von Reneé Pfister, wochentags außer Mi. 10 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 13 Uhr, bis 22. Oktober.

Rodenbach. Gemeindebücherei Niederrodenbach: Lesung mit Gudrun Pausewang "Die Wolke", 19.30 Uhr.

Bad Soden-Salmünster. Märchenkantate in der Konzerthalle, 19.30 Uhr.

Maintal. QNSD-Galerie der Ateliergemeinschaft Mozartstraße 3, Dörnigheim: "Der Quadrant" - Bilder von Joachim Bachmann und Ralf Vandamm, Abschlußveranstaltung mit Gesprächen rund ums Quadrat, 20 Uhr.

Galerie Katz, Kennedystraße 88: Werke von Alina und Peter Muschalik, Di. bis Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 10.30 bis 13 Uhr.

Schöneck. Live-Music im Star-Club Rhein-Main, "It' s Country Time", 20 Uhr. Kurse Hanau. Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4 a: Keine Kurse.

Familienbildungsstätte der AW, Mittelstr. 23 : Keine Kurse während der Herbstferien.

Rodenbach. Einführung in die Fußreflexzonenmassage für ältere MitbürgerInnen, Rathaus, 16 bis 18 Uhr.

Maintal. Hobbythekkurse der evangelischen Kirchengemeinde, Berliner Straße 58: Aquarellkursus, 9.30 bis 11.45 Uhr.

Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13: Sprachkursus für AsylbewerberInnen im Gemeindehaus, 18.30 Uhr. Parteien / Parlamente Gelnhausen. Bürgersprechstunde des Landrats K. Eyerkaufer, Landratsamt Gelnhausen, 10 bis 13 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia, Vor dem Kanaltor 3, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 18 54.

Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al-Anon-Angehörigen Gruppe, 19.30 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Am Goldschmiedehaus 1, Kontakt-Tel. 7 74 99.

Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch die Guttempler, Pavillon im Schulhof der "Alten Hola", Julius-Leber-Str., Kontakt-Tel. 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe im Franziskus-Haus, Breslauer Str. 23: Tagesstätte, 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr.

Beratung für Frauen und Mädchen, Frauen helfen Frauen e. V., Tel. 2 68 67.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, Tel. 1 58 56, 9.30 bis 12 Uhr.

Jugend- und Drogenberatung des diakonischen Werkes, Gustav-Hoch-Str. 10, 9 bis 12 Uhr.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21, Tel. 1 40 51.

Treffen der Morbus-Crohn-Kranken, 20 Uhr, Olof-Palme-Haus (Haus der Jugend), Pfarrer-Hufnagel-Straße.

Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 14 Uhr, Berliner Str. 45, Tel. 0 60 51 / 44 78.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 0 60 51 / 7 45 77. Vereine Bad Orb. Abendwanderung mit dem Spessartbund, Busparkplatz Kurparkstr., 19.30 Uhr. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, altes Bürgerhaus: Seniorentreff, 14.30 Uhr.

Spendenaktion der ev. Kreuzkirchengemeinde, Karl-Marx-Str. 43 "Winterkleidung für Bosnien", 15 bis 19 Uhr.

Disco im Hans-Böckler-Haus, Sandeldamm 19, ab 18 Uhr.

Ev. Kirchenbezirk "Am Limes", Teehaus Marienstraße, Waldsiedlung: Fan' 70, 17 Uhr; Gemeinschaftsstunde im Bürgerhaus, 20 Uhr.

Großrotzenburg. Ev. Kirchenbezirk "Am Limes", Gemeindezentrum: Jugendtreff, 15 Uhr.

Rodenbach. Spaziertreff für ältere MitbürgerInnen, Treffpunkt: Rathaus, 14 Uhr.

Gelnhausen. Mädchentreff im Frauenzentrum Gelnhausen, Kuhgasse 8, 16 bis 17.30 Uhr.

Bad Orb. Gradierwerk: Kerzen verzieren, 14.30 Uhr.

Bad Soden-Salmünster. Betriebsgottesdienst der KAB, Schreinerei Gerhard Beck, Bieber, Orber Str. 10, 19.30 Uhr.

Maintal. Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstr. 13: Ferienprogramm des Jugendkellers im Gemeindehaus, 10 Uhr.

Bruchköbel. Ev. Kirchengemeinde, Martin-Luther-Str. 2: Jugendgruppe, 17 Uhr.

Völker, Bonzen, Asylanten

Lieber Wolf Biermann! Heldenvölker gibt es nicht. Volk zerfällt unübersehbar in Helden, Lumpen, Krämer, Diebe, Glückskinder und Trauergeister, in Seelen von Menschen und Seelenverkäufer, wobei die Mischform heftig dominiert. Und fast alle eint Opportunismus: die Lust, in der Mehrheit daheim zu sein, Völker sind edel, solange sie Unrecht leiden und ihre Peiniger vertreiben. Nach den Bastillen stürmen sie Destillen - wieder Masse, mehr der Physik gehorchend als ihren einzelnen Herzen. Masse verstärkt alles, Gutes wie Böses. Die SED-Bonzen sind von denselben Ostdeutschen vertrieben worden wie die Asylanten von Rostock-Lichtenhagen.

Christoph Dieckmann in "Die Zeit" vom 9. Oktober.

"Herbstaufschwung" bleibt aus Arbeitsamt: Viele müssen in Südhessen kürzer treten

KREIS GROß-GERAU. Auf dem südhessischen Arbeitsmarkt ist der erwartete "Herbstaufschwung" ausgeblieben. Nach Angaben des Arbeitsamtes in Darmstadt lag die Erwerbslosenquote im September mit 4,2 Prozent deutlich über dem Vergleichsmonat des vorigen Jahres, in dem nur 3,6 Prozent ohne Arbeitsplatz waren.

Die gleiche Tendenz, wenn auch weniger dramatisch, spiegelt sich im Bezirk Groß-Gerau wider: Waren hier im September 1991 noch rund 1240 Menschen - oder 3,0 Prozent - auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, so sind es derzeit etwa 200 mehr, was 3,4 Prozent entspricht.

Die Hauptursache dafür sei, so das Arbeitsamt, die restriktive Personalpolitik vieler Unternehmen, die bereits seit Monaten immer weniger freie Stellen meldeten. Allein im Bezirk Groß-Gerau sank die Zahl der angebotenen Arbeitsplätze von 288 im September 1991 auf 183 im vergangenen Monat.

Der anhaltende Personalabbau in den Betrieben habe auch die Struktur der Arbeitslosen verändert. Im Jahresvergleich seien mehr ältere Arbeitnehmer ohne Beschäftigung. Auf ganz Südhessen bezogen soll sich die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahre von knapp 3100 im Herbst vorigen Jahres auf derzeit mehr als 5200 erhöht haben.

Wie die Darmstädter Behörde weiter mitteilt, stieg auch die Zahl der Kurzarbeiter an. Waren im gesamten Starkenburger Raum im September 1991 rund 1040 Menschen davon betroffen, so mußten im vorigen Monat mit 2437 mehr als doppelt soviel Arbeitnehmer "kürzer treten" und Lohneinbußen hinnehmen. leo

Die Alten wollen nicht nur unter sich bleiben Dreieicher Seniorentage sollen Treff der Generationen werden: Musik, Tanz und Sketche

DREIEICH. Mit einer Mischung aus Musik, Tanz, Sketchen sollen die Besucher der "Dreieicher Seniorentage" im Bürgerhaus Sprendlingen unterhalten werden. Der Titel könnte in die Irre führen. Die Stadt hofft auf ein Treffen der Generationen. Heute, 9. Oktober, ist von 14 bis 18 Uhr ein bunter Nachmittag. Dabei machen mit: die Musikgruppe "Froher Freitag", die Winkelsmühle, der Rentnerclub Offenthal, das Hengstbach-Trio, die Bimmbärem und die Versöhnungsgemeinde. Der Eintritt kostet zwei Mark.

Wer dann noch nicht nach Hause will, bleibt zum "gemütliches Beisammensein bei Musik und Apfelwein" im Foyer des Bürgerhauses.

Am Samstag, 10. Oktober, heißt es von 14 Uhr an "Singen und Tanzen in froher Rund'". Daran beteiligen sich die Seniorentanzgruppe und der Singkreis Winkelsmühle, der Seniorentanzkreis Sprendlingen, die STG- Kindergruppe, die Seniorentanzgruppe Sprendlingen und Offenthal und das Seniorentheater. Eintritt: zwei Mark.

Um 20 Uhr beginnt ein festlicher Tanzabend mit dem Intertontrio. Wer sich mehr aufs Zuschauen versteht, kann dem deutschen Meisterpaar in Standardtänzen und einer Jugendgruppe mit Latein-Formation zusehen. Der Eintritt kostet fünf Mark.

Kostenlos sind die Fahrdienste an beiden Tagen. Vor und nach den Nachmittagsveranstaltungen fährt ein Sonderbus durch alle Stadtteile. Zusätzlich gibt es Kleinbusse, die Gehbehinderte zu Hause abholen und auch nachts noch zurückfahren. dac

Sucht fängt nicht bei Drogen an Rita Schmitt verstärkt Nieder-Rodener "Wildhof"-Team

RODGAU / OSTKREIS OFFENBACH. Sucht? - Heroin, Kokain, Haschisch. Vielleicht noch Alkohol und Medikamente. Oder Zigaretten. Also ist Rita Schmitt Drogenberaterin? Nein. Dagegen wehrt sie sich energisch. Bei der neuen Frau in der Nieder-Rodener Jugend- und Suchtberatungsstelle fängt die Sucht nämlich schon viel früher an. Keineswegs erst bei den Mitteln, die in unserem Kulturkreis allgemein als Drogen bezeichnet werden. Sondern zum Beispiel beim Kaffeetrinken.

"A propos Kaffee, darf ich Ihnen nachschenken?" Sie schraubt die Isolierkanne auf, gießt in die Tasse - "Milch?" - und redet dabei weiter über die Lust an dem schwarzen Gebräu, die sehr schnell zur Sucht werden kann. Sind wir jetzt abhängig, nur weil wir während des Gesprächs schon die zweite Tasse genußvoll ausschlürfen? - Natürlich nicht. Aber: Die Grenze, wo Genuß aufhört und zur Abhängigkeit wird, ist nicht sehr deutlich. Wer täglich zehn Tassen Kaffee trinken muß, um sich im Büro fit zu halten, ist gefährdet. Die Sucht beginnt da, wo jemand von irgend etwas nicht mehr loskommt. Ob das bei Kaffee ist oder bei Heroin. Beim Hungern oder beim Arbeiten. "Viele merken erst, wenn sie aufhören wollen, daß sie nicht mehr können", sagt die Sozialtherapeutin und Diplom-Theologin.

Eine ziemlich allgemeine Definition, doch Rita Schmitt will sich den Begriff nicht einengen lassen. "Es gibt nicht nur Suchtmittel, sondern vor allem süchtiges Verhalten." Das heißt für sie: Allein der Umgang mit einem bestimmten Stoff macht abhängig, aber nicht der Stoff an sich.

Der Verein "Wildhof" hat die 34jährige Bambergerin, die ihre Ausbildung an der Universität Würzburg absolviert hat, für die Nieder-Rodener Beratungsstelle gewonnen. Dort soll sie sich ausschließlich der Vorbeugung widmen. Wie ihre Kollegen ist sie nicht nur für Rodgau, sondern auch für Seligenstadt, Hainburg, Mainhausen und Rödermark zuständig.

Auch hier im Kreis müsse zunächst einmal ein Bewußtsein dafür geschaffen werden, wo "süchtiges Verhalten" überall auftreten kann. Zum Beispiel Magersucht, wo Menschen durch Verzicht auf Essen in einen Rauschzustand geraten. Oder "Workaholics", die auch nach vierzehn Stunden Arbeit nicht aufhören können, Bilanzen zu studieren. "Diese ,Manager-Krankheit' wird keiner so schnell als Sucht bezeichnen, weil Leistung in unserer Gesellschaft sehr anerkannt ist." Damit ist sie beim Umfeld, das Sucht fördert: Um bestimmten Anforderungen zu genügen, flüchten viele Menschen in eine Abhängigkeit. Das fange an beim Rauchen in der Jugendclique. Stichwort: Gruppendruck. Oder wenn Eltern ihr Kind bitten: "Hol' doch mal Bier."

Wie kann sie das Bewußtsein für diese Prozesse schaffen? "Ich will das Thema ins Gespräch bringen, bevor es zum Problem wird." Deshalb richtet sich ihre Arbeit auch nicht an "Problemgruppen", sondern - präventiv eben - an die Bevölkerung allgemein: "Jeder ist potentiell gefährdet", so Rita Schmitts Überzeugung. In Zusammenarbeit mit Erziehern, Lehrerinnen, Frauengruppen - kurz: "Multiplikatoren" in der Jugendarbeit - will sie für Süchte sensibilisieren. Sie plant Gesprächsabende und Seminare; könnte sich auch vorstellen, gemeinsam mit Lehrern Projekttage vorzubereiten. Oder einen Tag lang mit Jugendlichen beim Aufenthalt im Landschulheim zusammenzutreffen. Zunächst geht es für die Neu-Hessin jedoch darum, mit den verschiedenen Gruppen, Schulen, Kindergärten und Einrichtungen in Kontakt zu kommen.

Sind eigentlich mehr Menschen süchtig als früher? "Jede Zeit hat ihre Süchte", sagt Rita Schmitt. Heute werde bestimmtes Verhalten nur eher als Sucht bezeichnet. Allerdings: Die Individualisierung der Gesellschaft, die zunehmende Loslösung aus traditionellen Lebenszusammenhängen, könne Süchte fördern: "Es ist für jeden schwieriger geworden, seine Identität zu finden." (Rita Schmitt ist werktags von 10 bis 12 Uhr unter Tel. 0 61 06 / 7 40 99 zu erreichen.) DIRK FUHRIG

"Der Die Das Fremde" näher kennenlernen Ausstellung der Ausländerbeiräte in Schwalbach wird von Veranstaltungsreihe begleitet

SCHWALBACH. "Der Fremde stößt ab, macht Angst, aber er ist auch faszinierend und anziehend. Die Fremde ist der Ort der Zukunftsträume, des Urlaubs, aber auch das Bedrohliche draußen vor der Tür. Das Fremde ist exotisch, bereichernd, unverzichtbar, aber auch erschreckend und gefährlich." So bringen die Ausländerbeiräte des Main-Taunus- und des Hochtaunus-Kreises die schwierige Abgrenzung zwischen fremd und vertraut auf den Punkt, die sie jetzt in der Ausstellung "Der Die Das Fremde" dokumentieren wollen. Die Geschichte der deutschen Auswanderer nach Amerika, die Exotik im Alltag und die Italiener in Deutschland sind nur drei von vielen Themen der Schau im Schwalbacher Rathaus.

Zur Eröffnung am Montag, dem 19. Oktober, um 19 Uhr, will der Geschichtenerzähler Jusuf Naoum ins Reich der orientalischen Märchen entführen, Fouad Awad singt arabische Lieder.

"Wir sitzen an einem Tisch" heißt das Motto am Freitag, 23. Oktober: Begleitend zur Ausstellung gibt es einen interkulturellen Frauenabend (von 19 Uhr an) mit internationalen Spezialitäten. Um "Interkulturelle Pädagogik" geht es bei einem Seminar am Samstag, 24. Oktober. Von 10 bis 16 Uhr soll es im Gruppenraum 1-2 des Bürgerhauses Schwalbach Gelegenheit zu Diskussion und Erfahrungsaustausch geben.

"Der Die Das Fremde" ist im Schwalbacher Rathaus vom 19. bis 27. Oktober zu sehen, wochentags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs außerdem von 15 bis 19 Uhr, freitags durchgehend von 8 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. bhe

Junger Motorradfahrer starb noch am Unfallort

RÜSSELSHEIM. Noch am Unfallort erlag in der Nacht zum Donnerstag ein 29jähriger den schweren Verletzungen, die er sich bei einem Motorradunfall zugezogen hatte. Der Mann war auf der Rüsselsheimer Straße in Richtung B 486 unterwegs, als er in Höhe der Einmündung Gerstenfeldstraße in einer Rechtskurve nach links abschmierte und auf den Gehweg geriet, wo er gegen eine Mülltonne stieß, stürzte und sich dabei tödlich verletzte. wal

Namen + Notizen

KARL AMENT, Malermeister, ist immer am Werk, wenn es an städtischen Gebäuden etwas zu renovieren gibt, wenn sie einen neuen Anstrich oder Verputz brauchen. Seit 25 Jahren gehört er zu den Bauhof-Mitarbeitern, im Malerhandwerk allerdings ist er schon seit 40 Jahren tätig. Die Stadtverwaltung schätzt auch sein Organisationstalent und sein Engagement in der Ausbildung des Nachwuchses, wie Bürgermeister Schadow während einer kleinen Feier sagte.

Magische Grenze überschritten Höhere Personalkosten / Abwassergebühren steigen leicht

RÖDERMARK. Die "magische 100-Millionen-Grenze" durchbricht der Haushalt der Stadt Rödermark für 1993. Rund 40 Prozent davon sind für Investitionen vorgesehen, der Rest ist für die Verwaltung veranschlagt. Wie Bürgermeister Walter Faust (CDU) in seiner Haushaltsrede erläuterte, sieht die Haushaltssatzung eigentlich nur 84 Millionen Mark vor. Allerdings werden die Abwasserentsorgung und die städtische Wohnungswirtschaft ab 1. Januar 1993 in Eigenbetriebe überführt, für die unabhängige Wirtschaftspläne erstellt wurden. Um einen Vergleich zum Haushalt 1992 zu haben, müssen diese Eigenbetriebe jedoch in die Aufstellung miteinbezogen werden.

Damit der Etat ausgeglichen ist, muß die Stadt fast neun Millionen Mark an Krediten aufnehmen. Die Pro-Kopf-Verschuldung wird bei etwa 770 Mark liegen - "weit unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt", so der Bürgermeister.

Fast zwei Millionen Mark mehr als in diesem Jahr gibt Rödermark 1993 für die städtischen Angestellten aus. Warum diese Steigerung auf 18,5 Millionen? "Folgekosten", sagt Walter Faust. Neben gestiegenen Löhnen nach den Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst fallen die Personalkosten in neu eingerichteten Kindergärten und Horten ins Gewicht. Die Mitarbeiter müssen bezahlt werden. Faust: "Jede zusätzliche Dienstleistung, insbesondere im sozialen Bereich, die wir anbieten, hat ihren Preis."

Für Baumaßnahmen will die Stadt 1993 fast 24 Millionen Mark investieren. Im Haushaltsentwurf sind Mittel bereitgestellt für unter anderem den Neubau der Stützpunktfeuerwache in Ober-Roden, den Kindergarten Liebigstraße, die ersten Investitionen für die Kulturhalle, den Um- und Ausbau der Halle Urberach, Räume für die Urberacher Musikschule und die Straßenerneuerung.

Von Gebührenerhöhungen für städtische Dienste sollen die Rödermärker 1993 noch weitgehend verschont bleiben. Der Bürgermeister kündigte an, daß zusätzliche Kosten bei der Müllabfuhr ganz durch Rücklagen ausgeglichen werden können. Lediglich die Abwassergebühren werden von 2,40 auf 2,68 Mark pro Kubikmeter steigen. Allerdings: In den kommenden Jahren wird es ernst. Wenn die Rücklagen aufgebraucht sind, muß die Gebührenschraube angezogen werden. Die Entsorgungskosten für Müll und Abwasser gehen ständig in die Höhe. fuh

Einbrecher paßten die Abwesenheit ab

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Abwesenheit der Wohnungsinhaber nutzten unbekannte Täter aus, die am Mittwoch abend über eine aufgehebelte Balkontür in ein Wohnhaus im Gärtnerweg eindrangen. Die Einbrecher durchwühlten sämtliche Räume und Behältnisse.

Über Schadenssumme und entwendete Gegenstände kann die Polizei noch keine Angaben machen, da die Wohnungsinhaber von ihrem "ungebetenem Besuch" noch nichts wissen. wal

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.

Wildwasser Wetterau e.V., Hanauer Str. 12: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Mütter- u. Familienzentrum: Offene Stillgruppe, Treffen, 10-11.30 Uhr; Gesprächskreis "Das allergiekranke Kind", 10-11.30 Uhr Alte Feuerwache Johannisstr. 5.

Haus der Gesundheit: Diätberatung, 9.30 bis 11 Uhr; "Honig - plus:minus", Vortrag der Ernährungsberaterin, 15.30 Uhr.

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Friedberg. Märchentheater "Der Held und die Prinzessin", Theater Maskara, Skiclubheim, Seewiese, 17 Uhr.

Bad Nauheim. Kurkonzert in der Trinkkuranlage, 15.30 u. 19.30 Uhr.

Rosenmuseum Steinfurth: Konzert mit Alison Gould "Die Welt der Troubairitz", 19.30 Uhr.

Echzell. Trachtenkapelle Strahovanka, Horloftalhalle, großer Saal, 20 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, Sonderkonzert "Operettenmelodien", 19.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Ortenberg.Fresche Keller: "Fabeln - Geschichten - Miracoli" (Dari Fo) mit Francesca de Martin, 20 Uhr. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eing. Judengasse).

Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.

Erster Kanarienzuchtverein: Monatsversammlung, 20 Uhr, Loreley, Fauerbach. Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Bad Vilbel.Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Bürgeraktive: Offener Kreis, französische Konversation, 9 bis 10.30 Uhr; Offenes Singen, 18 Uhr.

Karben. Kleintierzüchterverein Klein- Karben: Mitgliederversammlung, Halle, Vereinszuchtanlage, 20 Uhr.

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.

Butzbach. Kleintierzuchtverein: Monatsversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus-Gaststätte. Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nichtmitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Rosenmuseum Steinfurth: Vortrag zum Thema "Wirres Zeug und übles Geschwätz" - Christine de Pizans Kritik am Frauenbild des Rosenromans, Referentin: Prof. Dr. Zimmermann, 18 Uhr.

Nidda. Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen. Verschiedenes Friedberg. Städtische Spielmobil, Dorheim, 17 Uhr.

Bad Vilbel. Alte Mühle: WuWei-Theaterworkshop mit Andreas Wellano und Angelika Sieburg.

Ferienspiele des Kinderschutzbundes und der Abenteuerinitiative: 14 bis 16 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Rosbach. Ferienprogramm: Herbstzauber - Geschichten, spielen, werken und malen", "Alte Apotheke".

Reichelsheim. Wiederöffnung des Bürgerhauses, 20 Uhr.

Niddatal. Zentrum für gesundheitliche Medizin und Gesundheitserziehung, Wickstadt: Workshop zum Thema "Märchen, Spiel, Spaß & Therapie", Anmeldung unter Tel.0 60 34 / 34 44

Gedern. Kirchweihfest in Mittel-Seemen, Seementalhalle. Ausstellungen Bad Nauheim. Günther Körner und J. v. Jablonski: Ansichten, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 11. Oktober).

Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi.+Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Tom und Jerry (15 Uhr); Boomerang (20.15, 22.30 Uhr). - Blende: Fatale Begierde (15, 20.15, 22.30 Uhr). - Studio: Grüne Tomaten (15, 20 Uhr); Alien 3 (22.30 Uhr). - Keller: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (15, 20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Wayne's World (Originalfassung, 21.15 Uhr); Basic Instinct (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (20 Uhr). - Bambi: Alien 3 (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Bernhard und Bianca im Kängeruhland (16 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Vincant van Gogh - Der Weg nach Courrieres (18 Uhr); Van Gogh (20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Steinzeit Junior (20 Uhr); Schlafwandler (22.30 Uhr). - Princess: In einem fernen Land (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Schneewittchen und die sieben Zwerge (16 Uhr); Hear my song (19.45 Uhr); Twin Peaks (22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Das Jahr der Machete (15.30 Uhr), Black Robe (17.15 Uhr) Die schöne Lili (19.30 Uhr), Crime and Punishment (21.45 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Hessendamm wieder frei Bordsteine nicht abgesenkt

HATTERSHEIM. Der Ausnahmezustand hat ein Ende: Nach vier Monaten wird der Verkehr in Hattersheim wieder in gewohnten Bahnen fließen. Die Sanierung der Brücke am Hessendamm ist fertig. Die Straße soll heute nachmittag wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Aufatmen werden die Menschen in Eddersheim, wo in den vergangenen Wochen die Straßen dicht waren. Lastwagen aus dem Okrifteler Gewerbegebiet quälten sich durch Bahnhof- und Neckarstraße, brachten Abgase und Lärm. Aber auch die Nachbarn litten unter dem Verkehr: Die Sattelschlepper mußten auf dem Weg zur Autobahn zwangsläufig durch Weilbach fahren.

Nach Auskunft von Stadt und Hessischem Straßenbauamt hat das nun ein Ende. Um 14 Uhr soll heute die Sperrung des Hessendamms aufgehoben werden.

Nötig geworden war die 750 000 Mark teure Sanierung der Brücke wegen erheblicher Schäden am Straßenbelag, sagte Manfred Anders vom Straßenbauamt. Durch Löcher an der Oberfläche wurde auch die Isolierung der Brücke in Mitleidenschaft gezogen: Das Streusalz hatte freie Bahn zum Beton.

Den Weg machte das Straßenbaumt unterdessen für Radler frei. Die Bürgersteige sind jetzt jeweils 50 Zentimeter breiter und sollen künftig ein kombinierter Rad- und Gehweg sein. Obwohl die Arbeiten längst fertig waren, mußten jetzt die Bauarbeiter noch mal ran: Die Bordsteine drohten für Radler zum Stolperstein zu werden: Sie waren nicht abgesenkt. "Ich bin froh, daß das ein Mitarbeiter noch rechtzeitig entdeckt hat", sagte Erster Stadtrat Hans Franssen (SPD).

Das Versäumnis erkannt und dem Straßenbauamt mitgeteilt, mußte die Stadt dennoch einspringen: Die von der Behörde beauftragte Firma war bereits andernorts beschäftigt und konnte keine Arbeiter mehr abstellen. Kurzerhand übernahm Hattersheim das Zepter und gab einem Baubetrieb den Auftrag. Die Kosten wird aber das Straßenbauamt tragen.

"Da ist von keiner Seite etwas vergessen worden", nimmt Manfred Anders Stellung. Detlef Stiller von den Stadtwerken sieht die Stadt Hattersheim frei von jeder Schuld. Die Bauleitung habe das Straßenbaumt. Und dem sei bekannt gewesen, daß ein Radweg geplant war.

Nach einem Schuldigen sucht unterdessen die CDU. Fraktionschef Klaus Lapatki gibt den Schwarzen Peter der Stadt: "Es ist anscheinend übersehen worden, die vom Straßenbauamt vorgelegten Pläne in Augenschein zu nehmen." In denen, so die CDU, seien die Bordsteine an den Kreuzungen ganz normal eingezeichnet worden - also nicht abgesenkt. Nun sei die Frage, wer die Mehrkosten trage. Eine Antwort hat er schon: "In jedem Fall der Steuerzahler." kkü

Kleine FR

Kammermusik aus Gilboa KRONBERG. Ein Wiederhören mit dem Mirkam-Trio aus dem mit dem Hochtaunuskreis partnerschaftlich verbundenen israelischen Distrikt Gilboa ist am Samstag, 10. Oktober, um 20 Uhr im Altkönigstift in der Feldbergstraße 13 möglich. Auf dem Programm des Kammerkonzerts steht Musik von Beethoven, Brahms, Paul Juon und Michael Glinka. Diavortrag zum Baltikum OBERURSEL. "Eine Reise ins Baltikum" heißt ein Diavortrag am Montag, 12. Oktober, um 20 Uhr im Balzer-Haus in Oberursel. Der Verein für Geschichte und Heimatkunde hat Archibald Bajorat eingeladen, der mit seiner Frau durch die baltische Region reiste. Breiten Raum nehmen Schilderungen aus Litauen ein. Babysitter erwünscht? OBERURSEL. Das Mütterzentrum bietet ab sofort eine Babysittervermittlung an. Zunächst werden Interessierte gesucht, die Kinder stunden- oder tageweise betreuen möchten. Auch Mütter, die im Wechsel ihre eigenen Kinder beaufsichtigen möchten, können im Mütterzentrum in der Schulstraße 27 a (Tel. 5 99 05) oder bei Frau Röhrs (5 76 09) anrufen. Glaubensgespräche OBERURSEL. Zu "Glaubensgesprächen zwischen Messe und Markt" lädt die St.-Ursula-Gemeinde alle ein, die am Vormittag eher abkömmlich sind als am Abend. Die Gespräche sind jeweils am ersten Mittwoch im Monat um 9.30 Uhr in der ehemaligen Bücherei in der Marienstraße. "Stark wie der Tod ist die Liebe" soll die Teilnehmer als Grundthema bis zum Jahresende beschäftigen. 68 empfingen die Firmung OBERURSEL. 68 Katholiken von 15 bis 17 Jahren haben in drei Oberurseler Pfarrgemeinden das Sakrament der Firmung empfangen. Darauf hatten sie sich unter Anleitung von Kaplan Johannes Eltz, Gemeindereferentin Angelika Samland und zahlreicher Katechetinnen und Katecheten in einem halbjährigen Glaubenskurs vorbereitet. Das Sakrament spendete Domkapitular Christian Meurer aus Limburg.

Mehr Werbung als Lesung Friedenspreisträger Amos Oz kam im Mousonturm zu kurz

Der Andrang war groß. Amos Oz las am Mittwoch abend im Mousonturm - so war es jedenfalls angekündigt. Der israelische Schriftsteller, seit Sonntag Friedenspreisträger, sorgte für ein volles Haus. Doch statt des Dichters kamen überwiegend andere zu Wort.

Wie der Verleger. Siegfried Unseld fehlten in seiner Einführung aber offensichtlich eigene Worte. Er griff auf eine Ansammlung altbekannter Zitate zurück. Wieviel lieber hätte man da den Schriftsteller selbst gehört. Hatte doch jeder noch die eindrucksvollen Worte seiner Rede anläßlich der Friedenspreisverleihung im Gedächtnis. Doch Amos Oz las aus seinem jüngsten Werk "Der dritte Zustand" nur etwa zehn Minuten lang auf hebräisch. Zwar war es schön, seiner ausdrucksvollen Stimme in der rauhen fremden Sprache zu lauschen, doch hätte er nicht besser die gleiche Passage wie Christian Brückner gelesen?

Der Schauspieler las anschließend aus der deutschen Übersetzung. Und obwohl Christian Brückner, vielen als Synchronstimme von Filmgrößen wie Robert de Niro bekannt, es sehr gut verstand, die Romanfigur Fima zum Leben zu erwecken, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und viele Lacher provozierte, war er ein schwacher Ersatz für Amos Oz. Der saß den Abend über schweigend daneben.

Es folgte auch keine Diskussion. Die Organisatoren vom Hessischen Literaturbüro und der Frankfurter Bücherstube hatten das von vornherein abgebogen. Es seien zu viele Leute gekommen, hieß es gleich zu Beginn. Statt dessen stehe der Autor im Foyer zum Gespräch bereit und werde Bücher signieren.

Die Tische bogen sich, und es fanden sich viele Käufer. Spätestens hier wurde klar, wozu dieser Abend gedacht war. Mit geschickter Tarnung hat der Verleger mit Hilfe der Literaturförderer einen Leseabend zur Werbeveranstaltung umgemünzt. Und die treuen Literaturfreunde haben auch noch zehn Mark Eintritt bezahlt.

GEMMA PÖRZGEN

Hilfstransport rollt per Selzerbrunnen-Laster Familie Rauch aus Kloppenheim sammelte erneut für kroatische Flüchtlinge und Waisen auf Krk

KARBEN. Der vierte von der Familie Rauch organisierte Hilfstransport nach Kroatien "steht". An einem der nächsten Wochenenden werden 3,5 Tonnen Hilfsgüter von Karben bis zur Insel Krk rollen. Mitte September war der dritte Hilfstransport gestartet. Damals stand noch ein Lastzug der Rübenverladegemeinschaft zur Verfügung. Holger Beck aus Rendel und Frank Wattendorf aus Friedberg hatten die 20 Tonnen in Karben und Umgebung gesammelten Hilfsgüter sicher zum Ziel gebracht.

Die Wirtin der Kloppenheimer Ratsschänke, Hilde Rauch, und ihr Sohn begleiteten den Transport mit einem Personenwagen. "Viel Freude, Staunen, aber auch Tränen wurden ausgelöst, als Maria Orlic in Punat die vielen Kartons und Pakete auslud", berichtete die Kloppenheimerin nach der sicheren Heimkehr aus Kroatien.

Auch auf dem großen Lastzug hatten noch nicht alle Kleidungsstücke, Spielsachen und Nahrungsmittel, die seit August gesammelt worden waren, Platz gefunden. 3,5 Tonnen blieben übrig, und das Ehepaar Rauch telefonierte vergeblich herum, um einen Lastwagen aufzutreiben. Die Rübenkampagne hat jetzt begonnen. Noch bis Weihnachten stehen die Rübenlaster für einen Hilfstransport nicht zur Verfügung. Ein Hilferuf über die örtliche Presse hatte zunächst keinen Erfolg.

Am gestrigen Donnerstag kam auf Vermittlung der Frankfurter Rundschau ein Kontakt mit der Hessen-Quelle der Gebrüder Hess zustande. Diese sind auch Gesellschafter des Karbener Selzerbrunnens und waren sofort bereit, einen Lastwagen zur Verfügung zu stellen. Am Freitag, 30. Oktober, noch vor dem Morgengrauen, wird sich das Auto in Bewegung setzen, teilte Hilde Rauch mit.

Bereits am 25. Mai und am 22. Juli waren Hilfsgüter nach Krk zur Unterstützung eines Kinderheims in dem Ort Punat gefahren worden.(FR von Freitag, 14. August: "Es fehlt an Kleidung, Nahrung und Spielzeug").

Anfang August hatte das Pächterehepaar der Ratsschänke die Bevölkerung von Karben und Umgebung erneut per Zeitungsaufruf und Flugblättern zu Sachspenden für Flüchtlinge und Waisenkinder in Kroatien aufgerufen. Hilde Rauch: "Das Echo war überwältigend. Aus allen Ecken rollte die Hilfswelle."

Elke Jung, eine Petterweiler Bekannte der Rauchs, richtete in allen Stadtteilen Sammelstellen ein. Dort stapelten sich in den letzten Wochen die Hilfsgüter. Viele Stunden und viele helfende Hände sortierten die Tüten, Säcke und Kartons, packten und machten die Sendung reisefertig. Besonders gedankt wird den Pfarrern Lotz und Bickelhaupt, dem Apotheker Wach aus Okarben und Frau Hotz in Roggau, den Frauen aus Kloppenheim, die stundenlang beim Packen halfen, und schließlich den Eltern des Pestalozzi-Kindergartens, die besonders fleißig gesammelt hatten.

Der in der Ratsschänke "tagende" After One Club hatte eintausend Mark gesammelt, die zur Bezahlung des Kraftstoffs dringend benötigt wurden. Besondere Spenden kamen nach Angaben von Elke Jung von der Metzgerei Becker und der katholischen Kirchengemeinde Petterweil, der Firma Büro aktuell und von der Wohngemeinschaft Taunusstraße Kloppenheim.

Auch für den nunmehr vierten Transport werden noch Personen gesucht, die sich an den Spritkosten beteiligen. Hilde Rauch ist unter den Telefonnummern 0 60 39 / 24 77 oder 34 48 (Ratsschänke) erreichbar. hm

Im freien Fall zu Jubel, Trubel, Heiterkeit Gelnhausen erwartet viel Gewimmel zum Schelmenmarkt / Wer wird "Schubkärrnsschercher?"

GELNHAUSEN. Viele 1000 Besucher werden zum Schelmenmarkt in Gelnhausen erwartet. Das traditionelle Volksfest, größtes seiner Art im Kinzigtal, bietet von heute an nicht nur Rummel auf drei Marktplätzen in der Altstadt und auf der Müllerwiese im Süden der Innenstadt. Vereine und der Einzelhandel legen sich ins Zeug, auf daß sich die Barbarossastadt ebenso als kulturelles wie als wirtschaftliches Zentrum im Kinzigtal erweisen möge. Auch Sensationelles für Schau- und Abenteuerlustige fehlt nicht: Beim Bungee-Jumping dürfen Waghalsige ihr Mütchen kühlen.

Den freien aber nicht gänzlich ungebremsten Fall aus 60 Meter Höhe finden Interessenten etwas abseits des Markzentrums im Gewerbegebiet West, Am Spitalacker. Die Händler dort, vor allem aus der Kraftfahrzeugbranche, organisieren den kontrollierten Absturz am Samstag und Sonntag, um für ihre Angebote zu werben.

Auch die übrige Geschäftswelt bietet Sonderaktionen, Eröffnungen, Präsentationen und dergleichen, um Gelnhausen als Einkaufzentrum hervorzuheben. Traditionell sind nicht nur die Gelnhäuser Gaststätten zum Schelmenmarkt durchgehend geöffnet, sondern auch die Läden laden am Sonntag von 13 bis 18 Uhr zum Einkaufsbummel ein.

Der Rummel auf den drei Marktplätzen beginnt am heutigen Freitag um 17 Uhr. Um 18 Uhr können Literaturfreunde an einer Dichterlesung im Romanischen Haus mit Erich Fries und Heiner Heyer teilnehmen. Anschließend wird dort eine Ausstellung von Hobbykünstlern eröffnet, die während der Markttage besichtigt werden kann. Im Festzelt auf dem Obermarkt schließt sich ab 20 Uhr der Schelmenmarkt-Eröffnungsabend an, bei dem ein Höhepunkt die Verleihung des Ehrentitels "Schubkärrnsschercher" an eine verdiente Persönlichkeit Gelnhausens sein soll. Auf der Bühne geht es farbenfroh zu: Außer den Lokalmatadoren Gela-Kapelle, Schelmengarde und Fanfarenzug Barbarossa ist eine "Original Indianergruppe" angekündigt.

Die offizielle Markteröffnung mit Bieranstich, Platzkonzert und Luftballonstart steht für Samstag, 11 Uhr, auf dem Terminkalender. Neben der Gelnhäuser Symbolfigur Schelmenbou, diesmal dargestellt von dem elfjährigen Oliver Berends aus Biebergemünd-Wirtheim, ist "Bacchus" aus Bacharach zu Gast bei der Zeremonie. Weitere Programmpunkte am Samstag sind ein Kinderlampionzug, der um 18 Uhr am Haitzer Tor beginnt, Tanz im Festzelt ab 19 Uhr und ab 20 Uhr in der Stadthalle der Handwerkerball.

Am Sonntag beginnt um 11.15 Uhr im Festzelt eine Garde- und Folkloreschau und um 14 Uhr ein Unterhaltungsnachmittag mit Musik. Für Montag, 10.30 Uhr, steht der "Gellhäuser Frühschoppen" mit Musik und Gebabbel im Festzelt auf dem Programm. Um 14 Uhr beginnt ein Kindernachmittag auf der Müllerwiese. Ein Feuerwerk signalisiert den Festausklang ab 21 Uhr. lex (Siehe auch "Für Meisterehren . . . ")

Amsterdam: Zahl der Opfer geringer als befürchtet

Namen + Notizen

KARL-NIKOLAUS ADLER, Anton Dreiseitel und Albin Trunk (alle Gernsheim) sowie Paul Klein (Nauheim) wurden während des Deutschland-Festes der Kreis-CDU für 40jährige Parteimitgliedschaft geehrt. Für 25 Jahre Treue wurden geehrt: Rudolf Guthmann, Hermann Haft, Hermann Kirschner (alle Ginheim-Gustavsburg), Leo Grunau, Winfried Hotz, Eberhard Reis (alle Groß-Gerau), Gerd-Heinz Claus (Trebur), Heinrich Dietzel (Nauheim), Heinz Diefenbach, Josef Geberzahn, Otto Guthmann, Karl Heibel, Kurt Stolz, Reiner Than, Horst Trapp und Klaus Thiessen (alle Rüsselsheim). wal

RICHARD KRAFT, Christdemokrat aus Crumstadt und CDU-Fraktionsvorsitzender im Riedstädter Parlament, führt die Liste an, die der Ortsverband Crumstadt für die Kommunalwahlliste der Union vorgelegt hat. Die weiteren Kandidaten der Crumstädter sind Jürgen Schmidt und Heinz Krug, der als Unionsvertreter für den Gemeindevorstand vorgesehen ist. Die Liste wird vervollständigt durch Doris Senft, Ralf Gengnagel, Heinz Lutz, Helmut Knorr, Bernd Heinz, Ursula Helbock, Günter Blaschke und Claus Magura. wal

HANS-JÖRG STORK, stellvertretender Schulleiter der Groß-Gerauer Carl-von-Ossietzky-Schule, feierte jetzt sein 25jähriges Dienstjubiläum. Stork trat 1967 in Büttelborn in den Schuldienst ein und wechselte 1972 an die neue Gesamtschule. Er gilt als einer derjenigen, die sich am Aufbau der später in Carl von Ossietzky umbenannten Integrierten Gesamtschule maßgeblich beteiligt haben. wal

Umweltschutz beginnt im eigenen Haus Wolfgang-Ernst-Gymnasiasten laden zu Informationstagen mit vielen Aktionen

BÜDINGEN. "Bevor du dich daranmachst, die Welt zu verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus" - diese Erkenntnis haben Schüler und Lehrer dem Programm der ersten Umwelttage am Wolfgang-Ernst-Gymnasium vorangestellt. Nach den Worten der beiden Schüler Karsten Rudolph und Kai Miska drückt der Satz den Grundgedanken der beiden Umwelttage am 26. und 27. Oktober aus: Weniger über allgemeine und ferne Umweltprobleme reden, sondern über das eigene Verhalten nachdenken und Schlußfolgerungen ziehen.

Mit einem Programm geradezu professionellen Ausmaßes brauchen die Umwelt- und Projekttage am Gymnasium den Vergleich mit dem ähnlichen Ereignis in Frankfurt kürzlich nicht zu scheuen, obwohl die Idee keineswegs "abgeguckt" sei. Die Vorbereitungen an der Schule liefen schon seit über einem halben Jahr. Allerdings hätten beim Besuch der Frankfurter Umwelttage noch Aussteller für Büdingen gewonnen werden können, schildert Kai Miska. Das Ereignis ist in einen Informations- und Diskussionstag sowie den zweiten Aktionstag gegliedert. Zu den Aktionen gehören Waldaufforstungen mit 2000 Bäumen, Bachsäuberungen, Bucheckern sammeln und Diskussion mit Geschäftsleuten in Büdingen. Denkbar wären etwa Gespräche über die Umweltverträglichkeit des Sortiments an Schreibwaren, die an der Schule, aber auch in Betrieben in großen Mengen verbraucht werden. Grundsätzlich könnte an die Büdinger (und damit Wetterauer) Geschäftswelt die Frage herangetragen werden, warum die neue Hose oder Bluse statt in Kunststofftüten nicht in Papiertüten verpackt wird, wie das in den USA längst üblich ist.

Damit wird auch erkennbar, daß die Umwelttage schulische Projekttage sind, gleichzeitig die Diskussion aus der Schule in die Stadt tragen wollen. Dazu gehört auch die Tatsache, daß Schirmherr Dr. Christian Schwarz-Schilling sein Kommen zugesagt hat, ebenso wie das Stadtoberhaupt Eberhardt Bauner.

Eine Fülle von Anregungen sind zunächst aus dem umfangreichen Programmangebot des ersten Informationstages zu erwarten. So beteiligen sich die rund 1200 Schüler/-innen in 40 Klassen mit eigenen Projektangeboten zur Umweltthematik. Manche haben sich über Aufbau und empfindliches Gleichgewicht der Atmosphäre schlau gemacht, andere zeigen Schadstoffe und Reinigungsmöglichkeit von Luft oder Wasser auf. Weitere vorbereitete Themen sind: der bedrohte Wald; ökologische Schädlingsbekämpfung; Wie werden wir mit der Müllproblmatik fertig? Wie lange reichen die Rohstoffe zur Energieversorgung? Pro und Kontra der Atomenergie werden diskutiert, das Leben im Verkehrschaos. Wie lassen sich Landwirtschaft und Umweltschutz vereinbaren? Das sind nur einige der von den Klassen vorbereiteten Themen. Zum Teil werden sie mit Mitteln des Theaters ins Bewußtsein gerückt. Weitere befassen sich unter anderem auch mit dem Verhältnis der reichen Industriestaaten zu den immer mehr verarmenden Ländern der sogenannten Dritten Welt (FR von 7. Oktober: "Experten sehen in zu großem Konsumwachstum des reichen Nordens eine Ursache des Elends der südlichen Hemisphäre").

Parallel zu den Klassenprojekten sind ganz verschiedene Aussteller in die Schule eingeladen. Darunter: das Duale System, die Hoechst AG, die Bundeswehr, das hessische Uwmeltministerium, die Bürgerinitiative Borken für Bioenergien, eine Autofirma mit einem Wasserstoff-Auto, eine andere mit einem Elektro-Auto.

Das Programm zum Informationstag wird um 8.15 Uhr von Direktor Manfred Günther eröffnet. Ab 9 Uhr beginnt ein Diskussionsforum im Foyer mit einem Streitgespräch um den umstrittenen "grünen Punkt" zwischen Vertretern von DSD, BUND und der Kreisbeigeordneten Gila Gertz.

Später wird die Erde für den neuen Schulgarten an der relativ jungen Schule umgegraben; Spenden haben das Projekt möglich gemacht. In einer weiteren Diskussion wird ab 11.30 Uhr die Frage aufgeworfen: Steht die Wetterau bald vor dem Wassernotstand? de

Region wächst und wächst: Der Starke verdrängt den Schwachen Regierung erläuterte in Friedberg Kommunalpolitikern die Festsetzungen des Wachstumsplans für das Rhein-Main-Gebiet

WETTERAUKREIS. Sie denken, alles bleibt wie es ist? Weit gefehlt. Keine Hoffnung. Oder: Null Hoffnung, wie Ihr schulpflichtiges Kind sagen würde. Wir leben im Rhein-Main-Gebiet, in der Planungsregion Südhessen, einem dynamischen Fleckchen Erde, das wie ein Magnet Menschen in seinen Bann zieht. Deshalb: Begraben Sie ihre Hoffnung, mit den täglichen Staus auf den Straßen könnte es bald ein Ende haben. Sie werden künftig noch mehr stöhnen. Und überhaupt: Noch vor der Arbeit mal schnell beim Bäcker frische Brötchen holen, vergessen Sie es. Die Schlange vor Ihnen verdirbt glatt den Appetit. Mit dem Kneipenbummel, das wird auch so eine Sache. Seien Sie froh, wenn Sie und Ihr Schatz überhaupt noch einen Platz bekommen - an unterschiedlichen Tischen versteht sich. Während der Radtour an der Nidda kommen Sie sich selbst bei schlechtem Wetter vor, als gehörten Sie zum Hauptfeld bei "Rund um den Henninger- Turm"? Wir wollen doch nicht gleich übertreiben! Und warum macht es Ihnen eigentlich keinen Spaß, selbst unter der Woche in einem Menschenpulk ein Beckmann-Gemälde im Städel zu betrachten? Wenn Sie sich den Eintritt überhaupt noch leisten können - denn die Lebenshaltungskosten steigen weiter, und die Mieten klettern in ungeahnte Höhen. Ans Eigenheim ist sowieso nicht mehr zu denken, bei den Grundstückspreisen!

Alles nur ausgedacht? Nein, lediglich ein bißchen zugespitzt. Südhessen, die Wetterau inbegriffen, verändert bis zum Jahr 2000 sein Gesicht. Das geht aus einem fast 400 Seiten dicken Wälzer hervor, der offiziell als "Raumordnungsgutachten" bezeichnet wird und nach Angaben des Regierungspräsidenten in Darmstadt einen "wichtigen Schritt" hin zu einem erneuerten Regionalen Raumordnungsplan darstellt. Grundidee der Raumordnung: Wo viele Menschen sich auf einem relativ begrenzten Terrain bewegen, muß koordiniert geplant werden, dürfen Städte und Gemeinden nicht eigenbrötlerisch sein. Deshalb gibt es eine Regionale Planungsversammlung, ein Parlament also, das mit einer Zweidrittelmehrheit nach einem langen Anhörungsverfahren Betroffener einen Raumordnungsplan beschließt, der letztlich allerdings noch von der Landesregierung abgesegnet werden muß. In dem Plan steht dann beispielsweise, wo Wohnungen gebaut werden sollen und neue Gewerbegebiete entstehen können. Eine Grundsatzposition im Gutachten: Wachstum vorrangig an den wichtigen Achsen des Schienenverkehrs, im Wetteraukreis also entlang der S-Bahn-Linie.

Allein eine Zahl, von Heinrich von Tiling aus dem Darmstädter Regierungspräsidium am Mittwoch während einer Anhörung im Landratsamt genannt, genügt als Indiz für das, was sich verändern wird: Im Jahr 2000 leben in Südhessen, so die Prognose, 290 000 Menschen mehr als heute. Eine Hochrechnung, die, so korrigierte er bereits, zu niedrig ausgefallen ist: Zwischen 1987, als der aktuelle Raumordnungsplan im Staatsanzeiger verkündet wurde, und heute nahm die Bevölkerung in der Region bereits um 200 000 zu.

Aber nicht nur die Menschen zieht es nach Frankfurt und Umgebung - auch die Firmen suchen die Nähe zu einem der wichtigsten europäischen Dienstleistungszentren. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Friedberg, Heinrich Wassermannn, moniert vor diesem Hintergrund den geringen Vorrat an Gewerbeflächen und warnt, so die europäische Spitzenposition zu riskieren: "Da muß noch sehr viel passieren."

Konkurrenz in jeder Hinsicht. Wer mehr zahlt, gewinnt. Ganz gleich, ob es sich um Wohnraum oder um Gewerbeflächen handelt. Friedbergs Rathauschef Ludwig Fuhr befürchtet eine "soziale Entmischung" in großem Stil. Die Gutverdienenden aus den großen Dienstleistungszentren und Industriebetrieben würden die weniger Zahlungskräftigen nach und nach aus dem teuren Wohnraum der Innenstädte vertreiben, die Großunternehmen den Mittelständler an die Peripherie drängen.

Der Wetterauer Landrat Rolf Gnadl stößt in der Debatte um die Entwicklung der Region immer wieder auf einen zentralen "Widerspruch unserer Zeit" - den zwischen einem schonenden Umgang mit den Ressourcen und dem ökonomischen Wachstum. Zur Behutsamkeit rät er, fragt sich, ob die anvisierte Größenordnung des Zuwachses, mindestens 290 000 Menschen, nicht mehr beeinflußbar, "feststehend", sei. Seine Kollegin Gila Gertz lieferte ein konkretes Beispiel für den Zielkonflikt. Sie wies nur auf den aktuellen Wassernotstand hin. BERND SALZMANN

"Bau-Anarchie in Massenheim stoppen" BUND protestiert in offenem Brief an Kreisbaudezernentin gegen Scheunen-Umbau

BAD VILBEL. "Mit allem Nachdruck" spricht sich der BUND-Ortsverband Bad Vilbel gegen den Umbau der denkmalgeschützten Scheune der ehemaligen Massenheimer Untermühle zu Wohnzwecken aus. In einem offenen Brief an Kreisbaudezernentin Gila Gertz schreiben die Naturschützer, der trotz 1990 verhängten Baustopps von den Eigentümern vorangetriebene "Schwarzbau" verstoße gegen die Vorgaben des Flächennutzungsplanes des Umlandverbandes Frankfurt sowie gegen den Eingemeindungsvertrag zwischen Bad Vilbel und Massenheim, worin der Schutz der Erlenbach-Aue schon vor über 20 Jahren festgeschrieben sei.

Ebenso widerspricht eine Wohnnutzung in unmittelbarer Nähe des Baches nach Auffassung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland den Zielen der Nidda-Konferenz. Aufwendige und teuere Renaturierungsarbeiten stünden am Erlenbach unmittelbar bevor. Ein natürliches Fließgewässer sei aber ohne eine natürliche Aue undenkbar. Der Umbau der Scheune zu einem Wohnhaus stelle jedoch einen neuen Zwangspunkt in der Aue dar. Weitere Hochwasser-Sicherungsmaßnahmen, also ein Ausbau des Gewässers zugunsten des neuen Wohnhauses, seien wahrscheinlich.

Schon das vor 25 Jahren errichtete Wohnhaus oberhalb der Scheune ist nach Ansicht des BUND eine "städteplanerische Fehlentwicklung". Diese damalige "Fehlentscheidung" dürfe heute nicht wiederholt werden. Die Bad Vilbeler BUND-Vorsitzende Monika Mischke: "Einer 'scheibchenweisen Genehmigung' illegal ausgeführter Umbauarbeiten per nachträglich eingereichtem Bauantrag darf nicht zugestimmt werden." Wenn das Kreisbauamt den "Schwarzbau" nachträglich legalisiere, seien weiteren Bauvorhaben in der Aue Tür und Tor geöffnet, befürchten die Naturschützer.

Die Eigentümer des Areals zeigten sich "weiterhin resistent" gegenüber dem Baustopp sowie den angedrohten Zwangsmaßnahmen und ließen die Baubehörde, die bei mehreren Ortsterminen keine Verstöße gegen den Baustopp zu erkennen vermochte, als Popanz" erscheinen. Aufgrund von "entsprechenden Äuße- rungen" des Besitzers werde von Massenheimer Bürgern in Zusammenhang mit dem Kreisbauamt "der schwere Vorwurf der Bestechung" offen ausgesprochen.

Der BUND Bad Vilbel fordert vor diesem Hintergrund das Kreisbauamt beziehungsweise Dezernentin Gila Gertz auf, alle rechtlich zur Verfügung stehenden Maßnahmen voll auszuschöpfen. Dazu gehört nach Ansicht der Naturschutzorganisation der Versuch, bei Gericht eine einstweilige Verfügung auf Versiegelung des Grundstücks sowie den sofortigen Rückbau aller ungenehmigten Umbauten zu erlangen.

"Die Rechnung des Ehepaares Wertsch", schreibt BUND-Vorsitzende Monika Mischke, "durch Schaffen von vollendeten Tatsachen einen Sachzwang herzustellen, darf nicht aufgehen." Der BUND fordert Frau Gertz auf, "schon jetzt eindeutig eine bevorstehende Nutzungsänderung des denkmalgeschützten Scheunengebäudes zu Wohnzwecken auszuschließen". Frau Mischke: "Die Entscheidung für den Schutz der Erlenbach-Aue und gegen eigennütziges Spekulantentum sollte nicht schwerfallen."

In seinem offenen Brief bittet der BUND Frau Gertz "um eine baldige Antwort, in der eine nachvollziehbare Erklärung zu dem Mißverhältnis der ungenehmigten Umbauten und der Aussage der Kreisbauaufsicht: 'Der Baustopp wurde eingehalten' geliefert werden kann" sowie um eine detailierte Aufstellung der Genehmigungen, die in bezug auf den Scheunenbau erteilt wurden. Der BUND- Ortsverband erwarte, daß die "Bau-Anarchie" in Massenheim umgehend gestoppt werde.

Auf Anfrage der FR erklärte die Kreisbaudezernentin, sie teile die Sorge des Bad Vilbeler BUND, daß versucht werde, die Scheune in der Erlenbach-Aue ungenehmigt umzunutzen. Frau Gertz versicherte, daß das Bauamt weiterhin tätig sei. "Wir sind mit besonders wachsamem Auge an dem Fall." Einer Umnutzung zu Wohnzwecken werde ihre Behörde nicht zustimmen. An die Eigentümer sei wegen Verstoßes gegen den Baustopp ein Bußgeldbescheid ergangen. Damit die Vorgänge in Massenheim auch außerhalb der Dienstzeit der Baukontrolleure überwacht werden könnten, habe sie die Bad Vilbeler Polizei um Amtshilfe gebeten, erklärte Frau Gertz. mu

Die Forderung, mit dem "Unfug nationaler Armeen" aufzuhören und eine europäische Armee anzustreben, erhebt Hessens Ministerpräsident Hans Eichel auf Seite 6.

Kleine FR

Country-Livemusik SCHÖNECK. Der "Starclub" Oberdorfelden bietet am heutigen Freitag und morgen, Samstag, jeweils ab 20 Uhr, Country-Livemusik. Eine Disco mit "DJ" SCHÖNECK. Eine Disco mit "DJ" Richard Bendit veranstaltet das Jugendhaus im alten Hofgut Büdesheim am Freitag, 16. Oktober, ab 19 Uhr in seiner "Gruft". Der Eintrittspreis beträgt drei Mark.

Der Hanauer Kulturverein pocht auf ein Versprechen der Stadt Kündigung der Räume im Remisenbau des Schlosses Philippsruhe setzt eine alte Diskussion wieder in Gang

HANAU. Die Kündigungen im Remisenbau des Schlosses Philippsruhe setzten die Diskussion über die Nutzung des Gebäudes wieder in Gang, die seit dem Auszug der Fröbelschule auf Eis liegt. Stadtbaurat Jürgen Dressler hatte Anfang September dem Hanauer Kulturverein und dem Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt mitgeteilt, daß sie aus brandschutzrechtlichen Gründen ihr Domizil räumen müssen. Nach Protesten der Betroffenen und des Hanauer Kulturdezernenten Klaus Remer setzt er die Entscheidung nun jedoch aus, bis Ersatz zur Verfügung steht. "Ich wollte uns alle unter Entscheidungsdruck setzen", begründet der Baudezernent sein bisheriges Vorgehen.

Dem Kündigungsschreiben Dresslers ging bereits eine Diskussion zwischen Kulturverwaltung und den Betroffenen voraus. Nachdem die Fröbelschule zum Jahreswechsel aus dem Schloß ausgezogen war, rief der Hanauer Kulturverein Remer ein altes Versprechen der Stadt in Erinnerung: Der damalige Stadtbaurat Dr. Walter Anderle hatte der Initiative bereits vor sieben Jahren ein Vorrecht bei der Vergabe der Räume im Schloß zugesichert. Dieses Zugeständnis resultierte aus dem Verzicht des Kulturvereins auf die Fotogalerie, die 1985 für den Bedarf des Standesamtes freigemacht worden war. Die zwei kleinen Räume im Turm des Remisengebäudes waren von Anfang an als Provisorium gedacht.

Der Briefwechsel zwischen Remer und dem Kulturverein Anfang dieses Jahres zeugt jedoch davon, daß dieses Versprechen bei der Stadt in Vergessenheit geraten war. Im ersten Schreiben im April wies der Kulturdezernent darauf hin, daß aus "Sachzwängen" inzwischen die Volkshochschule ein Vorrecht auf den Remisenbau habe, weil sie ihre Unterrichtsräume in der Alten Hola für die psychiatrische Abteilung des Stadtkrankenhauses hergeben muß. Dem Kulturverein wurde lediglich ein kleiner Saal angeboten, der "in Absprache mit der VHS" genutzt werden könnte.

Im Juni berief sich Remer dann in einem weiteren Brief auf die Sicherheitsmängel in den derzeitigen Räumen, wie eine Begehung der Feuerwehr ergeben hätte. Er betonte, daß aus brandschutzrechtlichen Gründen "ein striktes Rauchverbot" eingehalten werden müsse und kritisierte, daß Veranstaltungen wie Mitgliederversammlungen stattgefunden hätten. Als Mitglied des Kulturvereins hatte Remer freilich selbst an diesen Zusammenkünften teilgenommen. Zusicherungen, so heißt es in dem Schreiben weiter, könnten nicht gegeben werden. Statt dessen wurde die "große Bedeutung" der "städtischen Pflichteinrichtung" Volkshochschule betont.

Für Kulturvereinsvorsitzende Anette Schulmerich enthält dieses Schreiben denn auch in erster Linie "an den Haaren herbeigezogene Argumente". Sie fordert nach wie vor Ersatz für die Fotogalerie: "Remer ist uns gegenüber in der Pflicht." Zwar sei eine Doppelnutzung des Verantstaltungssaals denkbar, jedoch sollte diese dann unter der Regie des Vereins laufen. Darüber hinaus werden jedoch auch ein kleiner Vereinsraum und ein Proberaum für eine Musikgruppe benötigt, die derzeit im Turm übt. "Wir wollen wieder eine feste Institution werden", erkärt Schulmerich diesen Bedarf. Denn seit der Verein vor sieben Jahren sein Domizil aufgeben mußte, werden Veranstaltungen an wechselnden Orten angeboten. Dies bedeutet einen hohen organisatorischen Aufwand. Außerdem kommen aufgrund des steten Wechsels auch weniger Besucher. Die Kündigung, gegen die Remer bei seinem Kollegen Dressler protestiert hat, scheint ein Umdenken in der Kulturverwaltung bewirkt zu haben. Remer bestreitet nun, daß er von dem Versprechen der Stadt abrücken wollte. "Der Kulturverein bekommt seine Räume", erklärt er. In den Briefen habe er lediglich auf "Probleme" hingewiesen, zu denen auch eine "Zwischenlösung" für die Volkshochschule gehöre. In einem Brief, der Dresslers Vorgehen kritisiert, betont er nun sogar, daß die brandschutztechnischen Auflagen bisher "problemlos" erfüllt werden konnten.

Fazit der Auseinandersetzung ist nun, daß unter öffentlichem Druck über die Nutzung des Remisengebäudes entschieden werden muß. An den Brandschutzbestimmungen, so Dressler, führe kein Weg vorbei. Die "Fürsorge gegenüber den Mietern" zwinge ihn zu den vorerst ausgesetzten Kündigungen. Die Bauverwaltung sei an einer "kurzfristigen Wiederverwendung" des Remisengebäudes interessiert.

Die kostet jedoch Geld. Daher kommt die Diskussion über die Kündigungen gerade rechtzeitig zu den Haushaltsberatungen für das kommende Jahr. Dressler hat 600 000 Mark für Brandschutz im Seitenflügel des Schlosses Philippsruhe beantragt - ein großer Brocken in Zeiten, in denen der Verteilungskampf um das knappe Geld zwischen den Dezernaten härter wird. Ob künftig überhaupt Räume im Schloß Philippsruhe vergeben werden können, wird jedoch im wesentlichen von dem Beschluß über diesen Posten abhängen. res

"Wir sind für alle da, egal woher sie kommen" Sie helfen bei der Bewältigung des deutschen Alltags Von unserer Mitarbeiterin Susanne Ackermann EGELSBACH. Wenn Beratung heißt, hinter dem Schreibtisch zu bleiben und im Gespräch ein Problem zu klären, dann machen die beiden Egelsbacher Hüseyin Özcan und Katarina Deanovic mehr als nur Beratungen. Denn jeden ersten Donnerstag im Monat helfen die Mitglieder des Ausländerkomitees den Egelsbacher Ausländern, den Alltag in den Griff zu kriegen: Wie klärt man einen Schadensersatzfall nach einem Unfall? Wie beantragt man eine Sozialwohnung? Was tun, wenn der Paß verlorengegangen ist? Vor einem Jahr hat das Egelsbacher Ausländerkomitee zusammen mit der Gemeinde die Ausländersprechstunde eingerichtet. So viel sie aber schon erreichen konnten, ganz zufrieden sind die beiden Berater noch nicht: "Wir wollen noch viel mehr Ausländer ansprechen", wünscht sich der 30jährige Ingenieur Hüseyin Özcan. Im Durchschnitt haben sie sich in jeder Beratungsstunde mit zwei oder drei Fällen zu befassen, und die sind vermutlich nicht repräsentativ für Egelsbach: Ausschließlich Türken und Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, viele von ihnen Flüchtlinge, sprechen vor. "Zu den anderen dringen wir nicht durch." Wer die Beratung in Anspruch nehme, habe "zu 90 Prozent" über Mundpropaganda davon erfahren. Viele kennen sich untereinander. Oft häufen sich mehrere Probleme bei einem Fall. Özcan berichtet von dem Ehepaar aus dem ehemaligen Jugoslawien, wo die Heiratsurkunde fehlte (einer der beiden ist in zweiter Ehe verheiratet), das aus der Heimat geholte zehnjährige Kind hatte keine Aufenthaltsgenehmigung, und der Paß der Frau konnte nicht verlängert werden. Nach einigen Gesprächen stellte sich heraus, daß die Frau mit dem Kind nach Hause zurück mußte, um die fehlenden Papiere zu holen. Erst dann ließen sich die Probleme lösen. Eine Wohnung hat die Familie inzwischen auch. Auf solche Geschichten, die gut ausgehen, ist Özcan stolz.

Aber so läuft es nicht immer ab, wie das Beispiel einer Familie aus der Türkei zeigt. Das Paar, der Mann ohne Arbeit, die Frau Hausfrau, sprach eines Tages bei Özcan vor, weil sie Sozialhilfe beantragen wollten. Ihre Kontoauszüge, "im Minus ohne Ende", sagt Özcan, legten sie dem Berater gleich auf den Tisch.

Özcan ging mit den beiden aufs Sozialamt. Doch wichtige Unterlagen fehlten, die der Mann erst herbeischaffen mußte. Özcan erklärte ihm alles und bat ihn, wiederzukommen. Aber es vergingen vier Monate, und der Mann meldete sich nicht. Sozialhilfe beantragte er auch nicht. Plötzlich stand er wieder da, wollte aber diesmal die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Wieder erklärte Özcan alles Nötige, machte dem Mann aber klar, daß seine Aussichten eher schlecht seien. Wieder der Gang aufs Amt, wieder ließ der Mann anschließend nichts mehr von sich hören.

Auch Hausbesuche zählen zur Beratungstätigkeit von Özcan und Katarina Deanovic. Zum Beispiel überzeugte er sich, daß die "vom Boden bis zur Decke" feuchte Wohnung einer Familie nicht zumutbar sei. Die Familie, seit Jahren auf der Warteliste für eine Sozialwohnung, traute sich aber nicht, deshalb bei der Stadt zu fragen. Da arrangierte Özcan ein Gespräch mit Bürgermeister Heinz Eyßen. Die Sozialwohnung ist zwar nicht da, aber ein Stück nähergerückt. Den Bürgermeister wolle er aber wirklich nur in Notfällen heranziehen, erklärt Özcan dazu.

Immer wieder geht es bei der praktischen Lebenshilfe von Hüseyin Özcan und Katarina Deanovic um Sprachprobleme und ihre Folgen: Ob es um Schriftwechsel mit Anwälten geht, mit der Krankenkasse oder um Rente, Formulare ausfüllen, schon für Deutsche nicht immer einfach, schaffen manche ausländische Bürger nicht ohne Hilfe. Und auch der Kontakt mit den Behörden fällt schwer, nicht allein wegen der Sprachprobleme. Für die Mitarbeiter in der Egelsbacher Verwaltung haben die beiden Berater aber nur lobende Worte. "Sie helfen wirklich, wo sie können", berichtet Özcan und wiederholt mehrfach: "Wir sind für alle da, egal woher sie kommen."

Wiesbadener Stadtverwaltung befürchtet "wilde Ansiedlungen am Stadtrand" / Immer mehr Familien können Miete nicht bezahlen Obdachlos: Jährlich 1000 betroffen

Kaum mehr Notquartiere

Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Nennen wir sie Geipel. Irene und Wolfgang Geipel. Er ist Hilfsarbeiter in einer Baufirma, sie Aushilfskraft in einem Supermarkt. Das Ehepaar lebt mit seinen beiden Kindern in einer preisgünstigen Altbauwohnung in Wiesbaden. Die Kinder werden tagsüber von der Oma betreut. Als die für längere Zeit krank wird, muß Irene Geipel ihren Job an den Nagel hängen und zu Hause bleiben. Die Folge: Die Familie kann ihre Miete nicht mehr bezahlen. Nach zwei Monaten flattert die fristlose Kündigung ins Haus, wenig später die Räumungsklage, dann erscheint der Gerichtsvollzieher: Geipels sind obdachlos - eine von tausend Familien, die in Wiesbaden jährlich ohne Dach über dem Kopf nicht wissen wohin und im städtischen Wohnungsamt aufkreuzen.

Früher, als Wiesbaden noch Obdachlosen-Unterkünfte hatte, war es vergleichsweise einfach, die Familien mit Sack und Pack notdürftig unterzubringen. Doch diese Quartiere gibt es nicht mehr. Sie wurden saniert, die ehemaligen Bewohner zogen in die neuen Behausungen - mit Mietverträgen abgesichert. Diese Wohnblocks (Beispiel: Presberger Straße) sind bis auf den letzten Quadratmeter belegt. Neue haben hier keine Chance. Was also tun mit der Familie Geipel? Norbert Preußer von der städtischen Obdachlosenhilfe: "Ein klassischer Fall fürs Hotel." Die Familie übersiedelt vorübergehend in eine Billig-Herberge. Und sucht fortan verzweifelt nach einer neuen Bleibe.

90 Prozent aller Räumungsklagen werden mit Mietrückständen begründet, berichtet Norbert Preußer. "Wenn wir rechtzeitig davon erfahren, können wir meistens das Schlimmste verhüten." Beispielsweise unter der Devise "Zeit gewinnen" die Mietschulden als Darlehen aus der Stadtkasse zahlen. Und hoffen, inzwischen eine preiswerte neue Wohnung zu finden. Oder die Familie per städtische Anordnung in die alte Wohnung "zurückeinweisen" - ebenfalls mit dem Hintergedanken des Zeitgewinns. "Um die automatische Rutsche in den sozialen Abstieg zu blockieren", sagt Norbert Preußer. Schließlich die dritten Möglichkeit: Die Familie wird in einer der Wohnungen einquartiert, für die die Stadt "Belegungsrechte" erworben hat. Privatleute, die Sanierungspläne haben, bieten der Stadt für eine Übergangszeit von zwei bis drei Jahren das alte Domizil an. Auf dem freien Wohnungsmarkt mögen sie die Räume nicht offerieren - aus Furcht, die Mieter vor Renovierungsbeginn nicht wieder loszuwerden. Auf diese Weise verfügt die Landeshauptstadt kurzfristig über etwa 30 Wohnungen: "Ein Tropfen auf dem heißen Stein." Aber immer noch besser als nichts.

Räumungsklagen werden übrigens nicht nur mit Mietschulden begründet. Vermieter machen immer häufiger Eigenbedarf geltend. Oder auf nur kurze Zeit befristete Mietverträge sind abgelaufen. Bewohnern wird "mietwidriges Verhalten" vorgeworfen. Dazu reichen lebhaft herumtobende Kinder...

500 Räumungsklagen gibt es in Wiesbaden pro Jahr. Und noch einmal die gleiche Zahl von Familien, die buchstäblich auf der Straße stehen. Die vorübergehend bei Verwandten Unterschlupf fanden und in der drangvollen Enge nach einiger Zeit nicht länger Gastfreundschaft genießen. Junge Leute, die dabei sind, eine Familie zu gründen und nicht über soviel Geld verfügen, um sich auf Wiesbadens teurem Pflaster häuslich niederzulassen. Ausländer, die hier eine Arbeitsstelle gefunden haben, aber nicht zu den Spitzenverdienern gehören.

6000 Anwärter auf eine Sozialwohnung stehen vor dem Wiesbadener Wohnungsamt Schlange, ein Drittel davon gilt als "dringende Fälle". Und es ist keine Entspannung der Lage in Sicht. Denn die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander. Und die Wohlhabenden verdrängen die sozial Schwachen aus bislang preisgünstigen Domizilen. Altbauten werden zu Luxuswohnungen saniert: "Aufeinander gestapelte Villen mit entsprechenden Preisen", schildert Preußer. Eine Entwicklung, die man im Rheingau-Viertel beobachten konnte. Und im "Schiffchen", jenem Geviert östlich der Langgasse, in dem es früher Einfachbehausungen für "Knopp und Klikker" gab, die inzwischen zu noblen Schikkeria-Appartements umgestaltet wurden.

Hinzu kommt steigender Flächenbedarf Gutsituierter. "Da leistet sich ein alleinstehendes Ehepaar eine Fünf-Zimmer-Wohnung." 40 Quadratmeter beanspruche mittlerweile ein Wiesbadener durchschnittlich an Wohnfläche. Vor 20 Jahren waren es nur 27 Quadratmeter pro Person.

Trübe Aussichten also für Leute mit niedrigem Einkommen? Keineswegs, meint Norbert Preußer. Den Politikern dämmere nämlich mittlerweile, "daß man die Wohnungsversorgung nicht unter rein marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten gewährleisten kann." Der Mieterschutz müsse dringend verbessert werden. Und ebenso wichtig sind Eingriffe in die Vermieterfreiheit. Beispiel: "150 Quadratmeter große Wohnungen dürften nur an Fünf-Personen-Haushalte vermietet werden." Schließlich sei bei Sozialwohnungen kein ständiges Wohnrecht zu gewähren. "Wenn sich der Haushalt verkleinert, muß die Wohnung geräumt werden." Norbert Preußer: "Es wird immer nur über eine Einkommens-Fehlbelegung diskutiert, doch die Flächen-Fehlbelegung ist mindestens genauso gravierend."

Die drängende Wohnungsnot könne nicht länger ignoriert werden, meint der Fachmann in der Stadtverwaltung. Andernfalls riskiere man "wilde Ansiedlungen am Stadtrand". Bretterbuden, Container, Zelte. Eine dieser Varianten finde man bereits im Freudenberger Schloßpark: Die Bauwagen-Kolonie. Sie ist laut Preußer "nichts weiter als eine Reaktion auf den leergefegten Wohnungsmarkt".

Im Feuilleton: Verena Auffermann über Piero della Francesca, Ursula März über Marina Zwetajewa, Aleksandar Tisma über Ivo Andric. Auf der Buchseite werden besprochen: Raul Hilberg Täter, Opfer, Zuschauer (Hans Mommsen), Robert Schneider Schlafes Bruder (Thomas E. Schmidt), Michael Ondaatje Es liegt in der Familie (Wolfram Schütte). fr

Bonn zahlt nicht für Depot-Renaturierung

BAD SODEN-SALMÜNSTER / SCHLÜCHTERN. Bleiben viele der US- Munitionsdepots als Militärruinen in der Landschaft zurück? Diese Befürchtung hat die Bundestagsabgeordnete Barbara Weiler geäußert. Die SPD-Politikerin aus Fulda hatte sich im Hinblick auf geräumte US-Stützpunkte in ihrem Wahlkreis an das Bundesfinanzministerium gewandt, um Informationen über die Rückgabemodalitäten an das Land Hessen zu erhalten. Dabei sei klargeworden, daß der Bund keine Kosten für Renaturierungsmaßnahmen von aufgegebenen Standorten übernehmen wolle. So hieße es in einem Schreiben: "Eine Wiederherstellung des früheren Zustandes der Liegenschaften durch den Bund kann nicht verlangt werden."

Wie Barbara Weiler ergänzt, ist auch für die im kommenden Jahr zur Aufgabe vorgesehenen und abseits von Siedlungen gelegenen Depots bei Gundhelm und Alsberg keine Renaturierung im Gespräch.

Die Haltung des Bundes, der lediglich bei der Beseitigung von Altlasten in der Pflicht ist, wird von der SPD-Politikerin scharf kritisiert: "Erst nimmt die Bundesverwaltung den Wald auf Verlangen der Stationierungstruppen weg, aber nun nach dem Abzug läßt er Gemeinden und Land mit den Folgen und Kosten der kaum nutzbaren Anlagen alleine." jan

Polizei sperrte Schlange ein

HANAU. Als furchtlos oder kenntnisreich - oder beides - erwiesen sich zwei Polizeibeamte, die am Mittwoch nachmittag zu einem Hochhaus in der August-Schärttner-Straße gerufen worden waren. Anwohner hatten dort eine Schlange entdeckt.

Die Polizisten, so Sprecher Wolfgang Walther, "nahmen" das 90 Zentimeter lange Reptil "an sich", sperrten es in den Kofferraum und fuhren es zu einem Aquarienverein im Tümpelgarten. Dort wurde die Schlange als harmlose kalifornische Kettennatter identifiziert. Wem sie gehört, ist bislang unbekannt. az

Automatisches Klo für den ganzen Stadtteil

RÖDERMARK. Auf den neuesten Stand der Technik will die Stadt Rödermark ihre öffentlichen Bedürfnisanstalten bringen. Im Ortsteil von Urberach soll demnächst eine automatische Toilettenanlage aufgebaut werden. Das Super- Klo wird nach jeder Benutzung von selbst gereinigt und desinfiziert. Und auch die sanitäre Gleichberechtigung kommt nicht zu kurz: "Von beiden Geschlechtern gleichermaßen" ist die Kabine zu benutzen, läßt der Magistrat mitteilen, der sich den Toilettenautomaten jährlich fast 35 000 Mark kosten läßt. fuh

Das "verlorene Jahrzehnt"

Das vergangene Jahr bescherte etlichen lateinamerikanischen Ländern erstmals seit längerem wieder ein nennenswertes Wirtschaftswachstum (im Schnitt drei Prozent). Zahlreiche Experten und Politiker erblicken darin bereits das Ende der Krise und sagen dem Kontinent für die neunziger Jahre Wachstumsraten von vier bis fünf Prozent voraus. Vergessen wird allerdings dabei, daß es erst noch einer längeren "Aufholjagd" bedarf, um nur den Lebensstandard und das Produktionsniveau von 1980 wieder zu erreichen. Seit damals ist das reale Pro-Kopf-Einkommen um rund zehn Prozent auf durchschnittlich 1800 Dollar gesunken, bei zugleich noch schieferer Einkommensverteilung. Nicht zuletzt deshalb wird die vergangene Dekade als "verlorenes Jahrzehnt" für die Entwicklung bezeichnet.

Zwei weltwirtschaftliche Gründe waren dafür ausschlaggebend: Der enorme finanzielle Aderlaß durch Schuldendienst und Kapitalflucht sowie der Verfall der Rohstoffpreise. Die "Terms of Trade" Lateinamerikas, das Verhältnis von Export- und Importpreisen, haben sich seit 1980 um 25 Prozent verschlechtert. Sein Anteil am gesamten Welthandel schrumpfte seither von sechs auf vier Prozent.

Jeder der rund 430 Millionen Lateinamerikaner, vom Säugling bis zum Greis, ist gegenwärtig im Schnitt mit 1000 Dollar im Ausland verschuldet. Seit 1988 ist das Niveau der gesamten Verbindlichkeiten nahezu gleich geblieben, wobei sich die Zusammensetzung allerdings veränderte. Der laufende Schuldendienst summiert sich seit 1980 auf den Betrag von 580 Milliarden Dollar. Den Netto-Transfer (Kredite, Direktinvestitionen und Entwicklungshilfe abzüglich Gewinnüberweisungen, Tilgung und Zinsen) seither veranschlagen Experten auf 220 Milliarden Dollar.

Die Folge war nicht nur eine drastische Reduzierung der Sozialausgaben in fast allen Ländern. Auch die Investitionen schrumpften gewaltig: Die Investitionsquote sank seit 1980 von 24 auf 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die dadurch bedingte Deindustrialisierung vernichtete viele Jobs, während zugleich Jahr für Jahr rund zehn Millionen junge Lateinamerikaner zusätzlich auf den Arbeitsmarkt drängen. Für die Mehrheit von ihnen bleibt zum Überleben nur der "informelle Sektor" - jene rasch wachsende Beschäftigungs-Grauzone, die vom nicht registrierten Kleinhandwerker über den halblegalen Straßenhändler bis zu diversen kriminellen Aktivitäten reicht. rb

Heimische Taekwondokas bei Jugend-Europameisterschaften Silber für Francisco Martin-Villa Gelnhäuser Sven Hündersen hatte schweren Kampf erwischt

"Francisco für Deutschland", hallte es auch zwei Dutzend Kehlen. Ort der stimmgewaltigen Unterstützung: das "Stade Pierre de Coubertin" in Paris. Adressat: Francico Martin-Villa, Gürtträger des 1. Gelnhäuser Taekwondo Clubs. Doch alle akustische Anfeuerungen konnten die Niederlage des 16jährigen Realschülers im Bantamgewicht-Finale anläßlich der 8. Jugend-Europameisterschaft auch nicht abwenden. Konnte er den Gold-Entscheid bis zum Schlußdrittel ausgeglichen gestalten, so mußte er in den abschließenden drei Minuten Treffer um Treffer hinnehmen. "Bei Gleichstand hätte Francisco wohl durch Kampfrichterentscheid verloren, weil der Brite Colin Green den 1:0-Rückstand aufholen konnte", erklärte Trainer Hermann Kildau die Flucht nach vorne. "Er hat so angegriffen wie es dem Briten gepaßt hat."

Mit 1:4 zog der Sohn spanischer Eltern den kürzeren. Dennoch: bei seinem ersten internationalen Großauftritt hat der Meerholzer die in ihn gesetzten Erwartungen übertroffen. Gerade in den ersten drei Begegnungen überzeugte Martin-Villa durch taktische Meisterleistungen. "Er hat vor allem nervlich nicht versagt. Zudem hat Francisco technische und taktische Stärke beweisen. Das alles im Zusammenspiel macht einen guten Wettkämpfer aus", meinte Hermann Kildau.

Dagegen mußte der zweite Gelnhäuser Taekwondoka bereits nach dem ersten Fight jegliche Medaillen-Träume begraben. Der 16jährige Sven Hündersen unterlag den Griechen Kontos nach begeisterndem Kampf mehr als unglücklich 5:6. "Ich hatte das Gefühl, daß die Schiedsrichter von der Schnelligkeit des Kampfes überfordert waren", zeigte sich Hermann Kildau lediglich von der Leistung der Kampfrichter enttäuscht. Wie dem auch sei: verloren ist verloren. Eines haben die beiden Gelnhäuser Kampfsportler wieder bewiesen: sie gehören zur europäischen Nachwuchselite. odo

In den Ferien Gedränge im Bus Leser aus Rodenbach ärgert sich über die Fahrplanänderung

RODENBACH. Als wenig gelungen empfindet FR-Leser Werner G. aus Oberrodenbach die Fahrplangestaltung der Busse Richtung Hanau während der Schulferien. Der Hasselrother Busbetrieb "Kraftverkehr Kinzigtal" (KVK) plane an den Fahrgästen vorbei. Das Unternehmen ist anderer Ansicht und sieht auch kaum eine Möglichkeit - oder Notwendigkeit -, die Fahrzeiten der Busse so zu ändern, wie Werner G. es für sinnvoll hält.

Normalerweise treffen allmorgendlich um 8.08 Uhr zwei Busse in Niederrodenbach ein. Der eine kommt aus dem Freigericht, der andere aus Oberrodenbach. Anschließend fahren beide - quasi Stoßstange an Stoßstange - nach Hanau, Ankunft: 8.30 Uhr. Während der Schulferien jedoch, also auch derzeit, endet die Fahrt des Busses aus Oberrodenbach in Niederrodenbach. Fahrgäste nach Hanau müssen in den Bus aus dem Freigericht umsteigen - und der, so Werner G. - ist dann "rappelvoll".

Er kann sich nicht vorstellen, daß um diese Uhrzeit noch viele Schüler unterwegs sind, statt dessen seien zumeist von den Schulferien nicht betroffene Berufstätige auf dem Weg zum Arbeitsplatz. Es gebe also gar keinen Grund, den einen Bus während der Ferien zu streichen. Er schlägt vor, die beiden Kurse Freigericht-Niederrodenbach- Hanau und Oberrodenbach-Niederrodenbach-Hanau zeitlich zu entzerren: "Ist doch Unsinn, daß beide Busse gemeinsam nach Hanau fahren." Besser wäre, einer der beiden fahre etwas früher. Ohnehin sei die Ankunftszeit 8.30 Uhr in Hanau für Berufstätige ungünstig: "Viele müssen um 8.30 Uhr schon in ihrem Büro sein."

Anton Kreß von der KVK sieht kaum Chancen, diese Wünsche und Bedenken zu berücksichtigen. Von "proppenvoll" sei nach Auskunft seiner Fahrer keine Rede: "Mehr als fünf, sechs Fahrgäste müssen nicht stehen." Tatsächlich würden auch viele Schüler diese Busse benutzen, sie fielen während der Ferien als Fahrgäste weg. Den Fahrplan zu entzerren und damit auch die Hanauer Ankunftszeit vorzuziehen sei nicht möglich, weil die KVK sich an Anschlußzeiten anderer, benachbarter Busunternehmen orientieren müsse.

Grundsätzlich zeigt der Fall erneut deutlich, wie wenig großräumig im Main-Kinzig-Kreis der öffentliche Personennahverkehr organisiert ist. Das Desinteresse der politischen Entscheidungsträger hat der Fahrgastverband Pro Bahn erst dieser Tage zum wiederholten Male beklagt (die FR berichtete). Inzwischen geradezu klassisch dafür ist, daß seit Jahren wenigstens ein gemeinsames Fahrplanheft für den gesamten Kreis gefordert wird, jedoch absolut nichts in dieser Richtung geschieht. az

Wertvolle Sammelteller kamen unter den Hammer

RÖDERMARK. Für fast 5000 Mark kamen drei "Sammelteller" unter den Hammer. Die Künstler hatten ihre Objekte für eine Versteigerung im Museum der Firma "Bradford Exchange" zur Verfügung gestellt. 1400 Teilnehmer hatten sich für die Kunst-Teller interessiert. Der Erlös wurde von dem Unternehmen aufgerundet und der "Stiftung Rödermark" übergeben. fuh

"Das Erlebnis der Integration könnten wir stärken, wenn wir jetzt mit dem Unfug nationaler Streitkräfte aufhören würden. Warum soll ein junger Deutscher seine Wehrpflicht nicht in Barcelona, Antwerpen oder Lyon ableisten?"

Hessen-Büro in Brüssel, Eichel (Fotos: Werek)

SPD: Kurverwaltung spart am falschen Ende

BAD ORB. In der Orber Kurverwaltung gibt es personelle Engpässe. Diese Einschätzung hat die SPD bei Gesprächen mit Einheimischen und Gästen gewonnen. An einem Informationsstand der Sozialdemokraten hätten einige Besucher über die Art der Vergabe von Kurmitteln geklagt. So sei die Kurverwaltung wegen des Ausfalls eines Therapeuten nicht in der Lage gewesen, einige Unterwassermassagen zu verabreichen.

Nach Angaben von Wolfgang Bauer werfen derartige Vorgänge ein denkbar schlechtes Bild auf Bad Orb. "Eine Kurstadt kann es sich nicht erlauben, wegen des Ausfalls eines Therapeuten Anwendungen zu streichen", erklärte der SPD- Ortsvereinsvorsitzende. Peinlich sei die Sache auch deshalb, weil die Kurverwaltung in ihrem Prospekt stolz auf diese Leistungen verweist. Wörtlich heißt es dort: "Fast jedoch noch wichtiger ist die Berufserfahrung der Bademeister und Therapeutinnen, die ihnen das Bad bereiten, die Packung anlegen, massieren oder gymnastische Übungen anleiten."

Die Notwendigkeit des Sparens in der Kurverwaltung werde von der SPD zwar eingesehen, doch dürfe darunter nicht die ordnungsgemäße Versorgung leiden. Ansonsten würden Gäste verprellt. "Bad Orb darf sich nicht tot sparen", mahnte Bauer. jan

Ob Zar oder Lenin - ein großrussisches Reich soll es sein Von nationaler Verunsicherung bis zu offenem Faschismus und Antisemitismus reicht Moskaus rechtsextreme Szene Von Dietmar Ostermann (Moskau)

Der dicke Diktator grunzt zufrieden. Die Theaterkulisse hat es dem Verführer der russischen Schwarzhemden angetan: "Gott, Zar, Nation" haben die Dekorateure auf würdiges Tuch gemalt und an den Bühnenhimmel gepinnt. Darunter hängt der zweifach ausspeiende doppelköpfige Adler. Noch etwas tiefer, in warmem Gelb angestrahlt, das Porträt von Zar Nikolai, dem letzten russischen Imperator blauen Blutes. Darunter steht auf rotem Samt ein marmorner Thron. Vorerst aber setzt sich Dmitri Wassiliew, das Koppel im letzten Loch um den Wanst geschnürt, noch bescheiden an den hölzernen Konferenztisch auf der Bühne.

Soeben hat sich der Chef der national- patriotischen Front Pamjat (Gedächtnis) in einem anderthalbstündigen Gebet dem Wohlwollen des Allvaters anempfehlen lassen. "Gott schütze Dmitri und seine Truppe", sang der gemischte Chor ernstgesichtig und wackelte mit den Kerzen. Jetzt eröffnet der Außenseiter unter den russischen Möchtegern-Führern den ersten Kongreß der "rechten Bewegung". Etwa 300 Getreue haben sich in dem ehemaligen Moskauer Theater versammelt. Auf den Fluren patrouillieren Schwarzuniformierte mit Walkie-talkies und wühlen in Damenhandtaschen. Der "Feind des russischen Volkes", wissen sie, hat eine schiefe Nase und abstehende Ohren. Im Saal poltert Wassiliew: "Die Zionisten wollen unsere Bewegung vernichten, wir aber werden uns einen."

Der Mann hat Presse im Saal und bleibt moderat. Das Land sei okkupiert von "Linken und ausländischem Kapital". Die Regierung mache "unmenschliche Experimente mit dem russischen Volk". Pamjat hingegen, die "Bewegung zu Moral und Wiedergeburt", werde verleumdet und verfolgt, das Land zerstückelt und verkauft. "Wie die Zionisten das mutige Serbien blutig zerschlagen, so wollen sie es auch mit Rußland machen." Morgen, in der geschlossenen Sitzung ohne Journaille, werde er per Grundsatzreferat "die ganze Wahrheit" enthüllen.

Pamjat hat sich bereits in der Gorbatschow-Zeit durch allzu nationalistische und offen faschistische Auftritte ins politische Abseits manövriert. Daran haben auch der seit den ersten Auflösungserscheinungen der Sowjetunion an Einfluß gewinnende neue russische Nationalismus und die besonders in der geistigen Führungsschicht des immer noch riesigen Landes wieder modern gewordene Suche nach der russischen Idee nichts geändert.

Der seit 1986 an der Spitze von Pamjat stehende Wassiliew gilt nicht eben als intellektuelle Bereicherung bei dieser Ideensuche. So besitzt der "Bund von Glaube, Waffen und Liebe" im neuen Rußland denn auch eher den Status einer beargwöhnten Legalität. "Ich bin Faschist", diagnostiziert der füllige Mittfünfziger treffend, "wenn Sie so wollen, ein Monarchofaschist".

Drei Tage dauert die Selbstinszenierung des Dmitri Wassiliew in Moskau, Oktober 1992. Behördlich genehmigt und allseits belächelt, wie einst die Bierabende des Weltkriegs-Gefreiten Adolf Hitler im Deutschland der jungen Weimarer Republik. "Der hier", ist sich ein russischer Journalist in der Presse-Loge der Tagungsstätte sicher, "hat nun aber wirklich kein Format." Er nennt Wassiliew den "dicken Diktator" und spöttelt mit dem Bleistift in den Notizblock.

Nur ein paar Straßenecken weiter in Richtung der ehemaligen deutschen Botschaft organisiert sich zur gleichen Zeit ein anderer Trupp. Im Hausflur des früheren Komsomol-Museums lümmeln vier gelangweilte Wachtposten und ein aufmerksamer Gips-Lenin. Wer ungeklopft eintritt, kehrt die Idylle ins Gegenteil: vier aufgescheuchte Wachmänner und ein gelangweilter Lenin. In der leergeräumten Villa residiert seit kurzem der "Führungsstab" der National-Patriotischen Partei Rußlands (NPPR), der nach eigenem Bekunden "rechtesten legalen Partei" im Lande. Das Moskauer Justizministerium sprach im Juli von 5037 Mitgliedern, inzwischen sollen es rund 7000 sein.

Parteichef Nikolai Lyssenko, gerade mit dem Umzug des Hauptquartiers von Petersburg nach Moskau beschäftigt, kann es nicht leiden, mit dem durchgeknallten Wassiliew in Verbindung gebracht zu werden. In der Tat gibt es Unterschiede. Während sich der Pamjat- Chef gern selbst einen Faschisten nennt, machen das bei Lyssenko beispielsweise nur die politischen Gegner. Der wesentliche Unterschied zwischen Pamjat und NPPR: Während erstere weitgehend gemieden und isoliert durch Rußlands bunte Parteienlandschaft marschiert, gilt letztere politisch als hoffähig und ist gern gesehener Partner, wenn es gilt, neue Allianzen zu schmieden.

So durfte Lyssenko kürzlich den Gründungsappell eines sogenannten Organisationskomitees der "Front zur nationalen Rettung" mit unterzeichnen. Diese Front hat für den 24. Oktober zu einem Kongreß aufgerufen, wo zwecks Rettung der Heimat der Sturz der Staatsmacht organisiert werden soll. Auch als sich vor der Herbsttagung des russischen Parlaments Ende September ehemalige Kommunisten und nationalistische Strömungen in einem durchaus ernstzunehmenden Oppositionsblock (im Obersten Sowjet allein rund 200 der über tausend Abgeordneten) zusammenschlossen, zierte Lyssenkos Unterschrift den Aufruf. Niemand machte sich die Mühe zu überprüfen, mit wem man sich da eingelassen hatte.

Auch die NPPR-Ideologie macht vor allem mysteriöse Freimaurer-Orden, die USA sowie den "Weltjudaismus" für den Zerfall des russischen Imperiums verantwortlich. Die Unabhängigkeit der Ukraine und Weißrußlands werde "unter keinen Umständen anerkannt". Größe und Zeitpunkt der Selbständigkeit der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken sollten durch Rußland bestimmt werden, dem gemeinsam mit Deutschland die Führungsrolle in der Welt zugedacht sei. Irgendjemand hat noch ins Parteiprogramm geschrieben, daß "schwere und gesundheitsschädliche Arbeiten in russischen Betrieben von ausländischen Arbeitern mit Zeitverträgen ausgeführt werden sollten".

Im neuen Moskauer Hauptquartier der NPPR nimmt man die Verteidigung der Interessen Rußlands gleich selbst in die Hand. Hier werden Freiwillige für die "Russisch-Nationale Legion" rekrutiert. In zwei Wochen mehr als hundert Leute, dann hat die Stadtverwaltung das Telefon abgeklemmt. In Petersburg soll die paramilitärische Truppe, die laut Statut der Parteileitung unterstellt ist, über 400 Mitglieder haben. "Alles Militärs mit Spezialausbildung", versichert Legions-Chef Sergej Malzew. Der Mann im geheimdienstblauen Anzug ist für die Ordnung im chaotischen Lande da. Das war er früher schon. "Nein", sagt er, "schreiben Sie nicht KGB - schreiben sie Staatssicherheit". Das macht die Sache in der deutschen Übersetzung freilich nicht besser.

Malzews Partei-Order ist denkbar einfach: Er hat mit seinen gut ausgerüsteten Mannen für den Schutz der 25 Millionen Russen zu sorgen, die in den "vom Imperium abgefallenen Gebieten" leben und von der "verbrecherischen Jelzin-Clique" so schmählich im Stich gelassen werden. Kein unpopuläres Vorhaben in einem Land, in dem sich selbst Vizepräsident Alexander Ruzkoi mitunter gegen die demokratischen Zögerlichkeiten und für ein auch gewaltsames Zusammenhalten des russischen Großreichs ausspricht. Die diesbezüglichen Äußerungen des einstigen Afghanistan-Obristen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Bislang sind Malzews "Legionäre" zweimal ausgerückt: Einmal in die moldawische Dnjestr-Republik, wo sie zusammen mit Kosaken-Trupps und Ex- Kämpfern eines Afghanistan-Bataillons die "russischen Brüder von Dubossary" verteidigten und wo ein feindlicher Scharfschütze zwei Legionäre zu Märtyrern schoß. Auch in Süd-Ossetien tummelten sich rund hundert Mann, "als die Ereignisse dort auf dem Höhepunkt waren". In Zchinwali sei der Empfang besonders herzlich gewesen, erinnert sich Malzew. Reihenweise seien die Frauen in Tränen ausgebrochen. "Endlich hat uns Rußland sein Gesicht zugewendet", hätten sie den Legionären zugerufen. "Die Osseten können sich kein Leben ohne Rußland vorstellen", glaubt Malzew. "Außerdem sind sie Vertreter der europäisch-arischen Rasse." Auch die "Zusammenarbeit" mit den in den Krisenregionen stationierten russischen Streitkräften sei "erwähnenswert".

Gegenwärtig ist der nationalistische Stoßtrupp nicht im Einsatz. "Wenn sich die Lage in Moldawien aber wieder zuspitzt", verspricht Kommandeur Malzew, "kann man mit uns rechnen." Kompliziert sei die Situation der Russen auch im Baltikum, besonders in Litauen und Estland. Man wolle zwar nicht provozieren; sollte es jedoch zu einer Bedrohung der dort lebenden Russen oder gar zu Zusammenstößen kommen, dann werde die "Legion" daran teilnehmen: "Also, daran ist doch nichts, was Unrecht wäre."

Den handgreiflichen Nationalismus solch paramilitärischer Trupps nannte ein Petersburger Publizist kürzlich die "bäuerliche Variante der russischen Selbstsuche". Bislang, meinen Beobachter, stellt die mit ehemaligen Kommunisten angereicherte national-patriotische Fundamentalopposition in Rußland denn auch eher einen Störfaktor als eine wirkliche politische Kraft dar.

Der Verlust der alles dominierenden Rolle im zugrunde gegangenen Vielvölker-Reich, so der Osteuropa-Experte Gerhard Wettig in einem Beitrag für das Kölner Institut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, werde jedoch besonders in der Politiker-, Funktionärs- und Intelligenzschicht Rußlands als schmerzlich empfunden. Und diese sei tonangebend bei künftigen Richtungsbestimmungen. Demgegenüber bestehe bei der Bevölkerung eine "ziemliche Gleichgültigkeit gegenüber imperialen Aspirationen". Wettig: "Die Stimmung in großen Teilen der russischen Führungsschicht entspricht weithin der Frustration, die Deutsche, Österreicher und Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg empfanden."

Für die Händlerschürze:

AOK warnt die Zahnärzte

FVV-Kombiticket zum Pokalspiel der Eintracht

Auch für das Pokalspiel Eintracht- Waldhof am morgigen Samstag, 15.30 Uhr, im Waldstadion gilt die Eintrittskarte zugleich als Ticket für das gesamte FVV-Gebiet. Davon profitieren besonders die Fußballbesucher, die sich des Vorverkaufs bedienen und die Karte bereits auf der Hinfahrt als Fahrschein nutzen.

Wegen der größeren Nachfrage erweitert der Verbund sein Linienangebot vor allem auf den S-Bahnstrecken zum Bahnhof Sportfeld. Sonderzüge fahren auch wieder von 14 bis 15 Uhr im Halb-Stunden-Takt zwischen Südbahnhof und Sportfeld. Fahrzeit sieben Minuten. habe

Turnier in Tischfußball

und Electronic Dart

GROSSKROTZENBURG. Eine ungewöhnliche Sportart beherrscht am Wochenende die Großsporthalle: Mehr als 400 Darter und 300 Soccer-Spieler erwarten die Veranstalter des "Frankfurt Open" im Tischfußball und Electronic Dart. Jeder darf mitmischen, wenn sich am Samstag, 10. Oktober, und Sonntag, 11. Oktober, jeweils ab 10 Uhr, Spieler aus In- und Ausland dort messen. Auch die Brüder Vogele aus Augsburg, Deutsche Meister im Soccer, sind angekündigt. Anmeldungen nimmt der Veranstalter an den beiden Tagen jeweils bis 9.30 Uhr entgegen. Der Eintritt ist frei. jur

Einfälle statt Abfälle Umweltwoche: Glasrecycling, Kunstwerke, Kompostierung

RODGAU. Wie Altglas aufbereitet wird, führt die Firma "Knöss & Anthes" in Langen den Rodgauer Bürgern vor. Während der fünften "Umweltwoche", die die Stadt von Montag, 12., bis Samstag, 17. Oktober, veranstaltet, können verschiedene Betriebe in der Stadt und im Kreis besucht werden.

Zur Besichtigung der Glasaufbereitungsanlage fährt am Montag ein Sonderbus von Rodgau nach Langen, der um 14 Uhr bei "Knöss & Anthes" eintrifft. Eine Stunde später ist eine Führung durch eine Kunststoff-Recyclinganlage bei "Multi Produkt", ebenfalls in Langen, vorgesehen. Anmeldung zu der Fahrt beim Umweltamt, Telefon 06106 / 603216.

Gemüse-, Salat-, Küchen- und Brotabfälle - die "frisch" sein müssen - nimmt der Landwirt Anton Wolf in Weiskirchen, Hauptstraße 68, am Dienstag, 13. Oktober, an. Von 16 bis 18 Uhr können die Bürger ihre Reste anliefern.

Wie dieser Müll zu Hause kompostiert werden kann, darüber wird am Mittwoch, 14. Oktober, berichtet. Zwischen 16 und 20 Uhr beginnt jeweils zur vollen Stunde ein Vortrag zu unterschiedlichen Verfahren der Biomüll-Kompostierung im Foyer des Jügesheimer Rathauses.

Um den umstrittenen "Grünen Punkt" auf den Produktverpackungen geht es am Donnerstag, 15. Oktober. Um 20 Uhr fragt Dr. Henning Smolka von der "Umweltkommunikation" in Marburg im Sitzungssal 1 des Rathauses Jügesheim: "Was nun?"

Unentgeltliche Arbeit für den Landesfürsten, das war der Frondienst. Am Freitag, 16. Oktober, soll die Fron in Nieder-Roden am Festplatz / Toom-Markt wiederbelebt werden. Dort ist um 14 Uhr Treffpunkt für eine Säuberungsaktion im Landschaftsschutzgebiet "Farnebüsch".

Mit einem großen Aktionstag wird die Umweltwoche am Samstag, 17. Oktober, abgschlossen. Der Recyclinghof in der Philipp-Reis-Straße in Jügesheim öffnet seine Tore für die "1. Rodgauer Altwarenbörse" (Anmeldung erforderlich, Telefon 06106 / 693269). Von 10 bis 17 Uhr verteilt die Freiwillige Feuerwehr Kaffee und Kuchen, dazu gibt es Abfallberatung für türkische Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Von 10 bis 12.30 Uhr dürfen Kinder sich in einem Spiel mit "Umwelt und Auto" beschäftigen. In einem Workshop zeigt der Künstler Werner Klein von 10 bis 16 Uhr, wie mitgebrachte Abfälle zu Dekorationsgegenständen umgestaltet werden können. Dazu eignen sich kleinere Mengen Glas, Keramik, Styropor und Spraydosen.

Während der Umweltwoche ist auch eine Ausstellung im Rathaus-Foyer zu sehen: "Einfälle statt Abfälle", Tafeln und Exponate, die verschiedene Kinder- und Jugendgruppen bei einem Plakatwettbewerb zusammengestellt haben. Die Arbeiten sind vom 12. bis 15. OKtober täglich von 8.30 bis 12 Uhr zu sehen, am Montag und Dienstag außerdem von 14 bis 16 Uhr, am Mittwoch von 14 bis 18 Uhr. fuh

Wir gratulieren

Herrn Herbert Herrmann und seiner Frau Martha aus Hanau zur Goldenen Hochzeit am Freitag, 9. Oktober.

Frau Maria Lenzenhuber aus Nidderau zum 80. Geburtstag am Freitag, 9. Oktober.Wir gratulieren

Frau Luzie Berger, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Marie Heim, Klein-Karben, zum 81. Geburtstag.

Frau Theresia Krause, Klein-Karben, zum 70. Geburtstag.

Herrn Alois Witzel, Kloppenheim, zum 95. Geburtstag.

Herrn Max Filla, Rendel, zum 73. Geburtstag. Herrn Georg Guth, Petterweil, zum 82. Geburtstag.

Herrn Karl Roth, Assenheim, zum 82. Geburtstag.

Fratzen statt Typen gezeichnet Kabarettist Erwin Grosche konnte nicht überzeugen

BAD VILBEL. Viele kamen zum Kabarettisten Erwin Grosche in die Alte Mühle, die meisten waren begeistert von ihm und johlten bei jedem Gag - nur der Rezensentin verging das Lachen immer mehr. Der Kabarettist Erwin Grosche erdachte sich für sein Programm das Hotel I. Karus, zudem einen Titel, der nach Krimi riecht - "Zimmer 7 meldet sich nicht mehr" -, um mit diesem Kunsttrick Menschentypen unterschiedlicher Art und Handlungen skurrilster Sorte vorstellen zu können. Die Idee ist nicht schlecht, allein der Aufführung fehlte jegliche sprachliche Finesse.

Erwin Grosche verirrte sich im Labyrinth der Korridore. Das philosophierende Neutrum zum Beispiel, das mit Frau Tschaikowsky schwimmen geht, faselt bahnauf, bahnab nur geschraubten Nonsens: "Der Tag erscheint wie ein frisch entwickeltes Foto".

Mit noch abwegigeren Assoziationsgängen begibt sich Grosche in ein Gedankengestrüpp, aus dem er sich zuweilen nur mit einem kleinen Witz am Rande herausbugsieren muß. Das Schlimmste, was ein Witzerzähler einem Publikum zumuten kann, nämlich seine eigenen Witze zu erklären, vermeidet Grosche keineswegs. Dabei witzelt er bloß in dem infantilen Stil von Sprechblasen, die den Charme von Ulkfilmen der siebziger Jahre ausmachte. So sagt der Portier, vermeintlich frech wie Oskar: "Es ist sieben Uhr. Sie wollten um zehn geweckt werden". Plump bleibt auch der Humor des Beatnicks, obwohl seine deftige Ausdrucksweise immer wieder entschuldigt wird.

Die aus bestimmten Blättern bekannten Witze verloren auch nicht durch ihre neue, oft sogar originelle Inszenierung ihren Bart. Vorurteile über gehässige Frauen beim Kaffeeklatsch etwa wärmte Erwin Grosche mit neckischen Versprechern oder kokett eindeutig-zweideutiger Sprache ebenso wieder auf wie die über Prominente, Putzfrauen etc. Typen wollte Erwin Grosche vielleicht zeichnen, eine Parade von Fratzen ist ihm gelungen. SIGRID OLSCHEWSKI

Kurdischer Bruderkrieg eskaliert Ankara greift auf Seite der irakischen Rebellen in Kämpfe ein

ISTANBUL, 8. Oktober (Reuter/dpa). Im kurdischen Bruderkrieg haben Einheiten der irakischen Kurden nach eigenen Angaben in fünftägigen Kämpfen kurdische Separatisten aus der Türkei zurückgeworfen und auf die Grenze zugetrieben. Ein Anführer der irakischen Kurden teilte am Donnerstag mit, bei der Offensive seien mindestens 50 Mann umgekommen. Die irakischen Kurden hatten die Offensive gegen die Kurdische Arbeiterpartei (PKK), die für einen unabhängigen kurdischen Staat in der Türkei kämpft, am Sonntag eingeleitet. Die PKK hatte ein Ultimatum zur Auflösung ihrer Stützpunkte in Nordirak nicht befolgt.

Die kurdische Führung in Irak hat Absprachen mit der türkischen Regierung bislang dementiert. Allerdings hat die türkische Armee die Offensive der irakischen Peschmerga-Rebellen genutzt, ihrerseits die PKK massiv anzugreifen. Türkische Kampfflugzeuge griffen am Donnerstag den dritten Tag hintereinander Stellungen der Separatisten in Irak an. Die türkische Armee teilte am Donnerstag mit, bei Feuergefechten habe sie im Osten des Landes zwölf PKK-Guerilleros erschossen. Der türkische Verteidigungsminister Nevzat Ayaz sagte, sein Land unterstütze die Angriffe der irakischen Kurden auf die PKK, um die Rebellen aus den nordirakischen Regionen zu vertreiben. In einer von der halbamtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu verbreiteten Erklärung bestätigte er Berichte, wonach die türkische Luftwaffe bereits aktiv eingegriffen und Stellungen der PKK nahe der Grenze zur Türkei bombardiert habe.

Einen föderativen kurdischen Staat anstelle der bisherigen autonomen kurdischen Region im Norden Iraks lehne die Türkei als eine Gefahr für die territoriale Einheit Iraks sowie für den Frieden im Nahen Osten ab, sagte Ayaz. Kritik an Bonner Waffenlieferung ff BONN. Der Vorsitzende des Menschenrechtsvereins der kurdisch-türkischen Stadt Diyarbakir, Sevzi Veznedaroglu, hat die Bundesregierung wegen ihrer Türkeipolitik scharf kritisiert. Noch immer würden Kurden mit deutschen Waffen und Panzern bekämpft, sagte Veznedaroglu in Bonn. Er bereist die Bundesrepublik auf Einladung von medico international. Gegen Menschenrechtsverletzungen an den Kurden protestieren nach seiner Beobachtung die deutschen Politiker nur dann, wenn Deutschland - wie etwa im Frühjahr - wegen seiner Waffenlieferungen an die Türkei öffentlich kritisiert werde. Weil der Protest der Bundesregierung offenkundig nicht ernst gemeint sei, würden die Kurden ungestört und immer brutaler weiterverfolgt. Der Vorsitzende des Menschenrechtsvereins sagte, es vergehe kein Tag, an dem nicht kurdische Dörfer bombardiert, Wälder in Brand gesetzt, Fabriken zerstört würden. Er fügte hinzu, "alle Menschenrechte in dieser Region sind außer Kraft gesetzt". Wer sich für die Rechte der Kurden engagiere, riskiere Verhaftungen, Folter und Tod.

Serhat Bucak, Herausgeber der Wochenzeitung Yeni Ülke und Vorstandsmitglied der oppositionellen HEP-Partei, wies darauf hin, daß in den letzten acht Monaten neun kurdische Journalisten ermordet worden sind. Von offizieller Seite heiße es dann immer, "Täter unbekannt. Aber der Täter ist der Staat". Bucak sagte, mit den Morden wolle Ankara verhindern, daß die Öffentlichkeit über den Krieg gegen die Kurden informiert werde.

Namen + Notizen

GISELA MÜLLER-REIBLING, Leiterin des Zentrums für Gemeinschaftshilfe Langen, feiert am Donnerstag, 15. Oktober, ihren 60. Geburtstag. Im Sozialbereich engagiert sie sich seit vielen Jahren. Seit 1986 ist sie erste Vorsitzende der AWO. In dieser Zeit hat sich der Ortsverein nach eigenen Angaben erfreulich entwickelt. Die Dienste wurden ausgebaut und neue Angebote geschaffen. Die Zahl der Mitglieder stieg auf mittlerweile 640 (1985: 390). dac

Lieber Dietmar Ostermann,

Wir haben's versucht, aber es klappt nicht. Bei der Kurzwahl komme ich nicht mal aus Deutschland raus - schon besetzt. Dann habe ich eine Stunde lang immer wieder die ganze Nummer probiert. Einmal drang ich nach Moskau durch - eine Russin am anderen Ende. Wohl ein Schaltfehler, denn die Digitalanzeige hat richtig Ihre Nummer angegeben. Jetzt weiß ich auch nicht mehr, was ich noch tun soll. Mein Mitgefühl haben Sie jedenfalls, denn solche technischen Probleme dürften Sie täglich und schlimmer erfahren.

Gerade ist übrigens die Nationalismus- Geschichte angekommen (gelesen habe ich sie noch nicht). Wenigstens klappt die Combox-Übermittlung.

"Fremdenhaß gibt es für Christen nicht"

GRIESHEIM. Die Arbeitsgemeinschaft der Pfingstkirchengemeinde und der Sankt Hedwigsgemeinde in Griesheim veranstaltete am zweiten Septembersonntag ihr traditionelles Kinderfest. Das Motto lautete "Der Globus quietscht und eiert", das von den Kindern als fröhlicher Hintergrund für Spiele aus allen Erdteilen diente.

ür die Erwachsenen waren die jüngsten Ausbrüche von Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik Anlaß, an eine vom Gemeindearbeitskreis schon vor 16 Jahren formulierte Grundsatzerklärung zu erinnern: "Fremdenhaß kann es für Christen nicht geben."

Zahlreiche alte und junge Besucher waren beim Mittagessen und dem sich anschließenden fröhlichen Treiben bei Spiel und Spaß in der spätsommerlichen Sonne dabei. zol

Griesheimer Eltern gegen Ausländerhaß

GRIESHEIM. Die Elternbeiräte der Georg-August-Zinn-Schule haben in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin verurteilen sie die "Zunahme menschenverachtender Gewalt an Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern".

Die Eltern wenden sich zudem gegen die "lebensbedrohliche Eskalation" und weisen auf das friedliche Miteinander in ihrer Schule hin: Im neuen Schuljahr säßen Kinder aus 30 verschiedenen Nationen zusammen, die miteinander im Stadtteil lebten und voneinander lernten. Das Zusammentreffen von unterschiedlichen Kulturen und andersartigen Gebräuchen an der Schule "führt bei uns zu keinen Konflikten". Viele Eltern erlebten die Vielfältigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Daß das weiter so bleibt, dafür wollen sich die Elternbeiräte auch in Zukunft einsetzen. mad

Flohmarkt für Spielzeug und Kinderkleider

GRÄVENWIESBACH. Der Kindergarten veranstaltet am Mittwoch, 14. Oktober, ab 14.30 Uhr einen Kinderkleider- und Spielzeugmarkt.

Bis Montag, 12. Oktober, kann man sich unter Tel. 0 60 86 / 96 11 40 einen Tisch reservieren lassen. cn

Georg-August-Zinn-Schule Griesheimer Eltern gegen Ausländerhaß

GRIESHEIM. Die Elternbeiräte der Georg-August-Zinn-Schule haben in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig eine Resolution beschlossen. Darin verurteilen sie die "Zunahme menschenverachtender Gewalt an Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern".

Die Eltern wenden sich zudem gegen die "lebensbedrohliche Eskalation" und weisen auf das friedliche Miteinander in ihrer Schule hin: Im neuen Schuljahr säßen Kinder aus 30 verschiedenen Nationen zusammen, die miteinander im Stadtteil leben und voneinander lernen. Das Zusammentreffen von unterschiedlichen Kulturen und andersartigen Gebräuchen an der Schule "führt bei uns zu keinen Konflikten". Viele Eltern erlebten die Vielfältigkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Daß das weiter so bleibt, dafür wollen sich die Elternbeiräte auch in Zukunft einsetzen. mad

"Fremdenhaß gibt es für Christen nicht"

GRIESHEIM. Die Arbeitsgemeinschaft der Pfingstkirchengemeinde und der Sankt Hedwigsgemeinde in Griesheim veranstaltete unlängst ihr traditionelles Kinderfest. Das Motto lautete "Der Globus quietscht und eiert". Dieses Thema wurde von den Kleinen genutzt - sie hatten mit Spielen aus allen Erdteilen einen Riesenspaß.

Für die Erwachsenen waren die jüngsten Ausbrüche von Ausländerfeindlichkeit in der Bundesrepublik Anlaß, an eine vom Gemeindearbeitskreis schon vor 16 Jahren formulierte Grundsatzerklärung zu erinnern: "Fremdenhaß kann es für Christen nicht geben."

Zahlreiche alte und junge Besucher waren dann beim gemeinsamen Mittagessen und dem sich anschließenden fröhlichen Treiben bei Spiel und Spaß in der spätsommerlichen Sonne dabei. zol

Sintis fürchten neue Rolle als Sündenbock

"Für einen, der schon einmal das Inferno erlebt hat, ist es sehr schwer zu sehen, daß sich Ähnliches wieder anbahnt." Ob sich der Kreis im Leben von Otto Rosenberg, deutscher Sinto aus Berlin, am Ende wieder unheilvoll schließt, das will im Kulturhaus Podewil in Berlin Mitte niemand mit Sicherheit ausschließen. Otto Rosenberg berichtet hier über das Inferno, das er im Lager Marzahn, in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald, Dora, Ellrich und Bergen-Belsen zwischen 1936 und 1945 erlebt hat.

Mit einem historischen Abriß über das Lager Marzahn und die administrative und politische Vorbereitung der Vernichtung der Sinti und Roma ergänzt der Leiter des Berliner Forschungszentrums für Antisemitismus, Wolfgang Benz, die Schilderung des Zeitzeugen Otto Rosenberg.

Die Veranstaltung ist Bestandteil des Programms der ersten europäischen Musik- und Kulturtage der Sinti und Roma in Berlin. Mit dem Festival sollten Vorurteile abgebaut, für Toleranz und Menschlichkeit geworben, erinnert werden: an die Ausgrenzung, die Deportationen und den Mord an 500 000 europäischen Sinti und Roma während des Nationalsozialismus.

Kaum einer weiß, daß in Berlin 1936 mit dem Lager Marzahn die erste Stufe auf dem Weg zum Völkermord installiert wurde. Kaum einer kennt den Gedenkstein auf dem Ehrenfriedhof am Rande der Trabantenstadt.

Mitleid seitens der Bevölkerung sei den Sinti und Roma damals in Deutschland noch weniger als den Juden und Slawen entgegengebracht worden, sagt Wolfgang Benz. Die Deportationen der Menschen nach Marzahn seien am Tag geschehen. Schließlich sei man sich des Beifalls der Bevölkerung sicher gewesen. Man werde von einer "Plage" befreit, habe die Presse lauthals gejubelt.

Rückblende: Es ist Sommer 1936, die Olympischen Spiele stehen vor der Tür. Berlin will sich der Weltöffentlichkeit "sauber", von "allen Schandflecken gereinigt" präsentieren. Ohne "Zigeuner", die als "ernste sittliche Gefahr, vor allem für die Jugend" bewertet werden. Aufgrund eines Runderlasses von Reichsinnenminister Wilhelm Frick werden am 16. Juli 1936 von der Berliner Polizei etwa 600 Sinti und Roma von ihren Stellplätzen vertrieben und in der Nähe des damaligen Dorfes Marzahn auf ein Rieselfeld, einen Abladeplatz für Fäkalien deportiert. Die Aktion habe jeglicher Rechtsgrundlage entbehrt, sagt Wolfgang Benz.

Im Lager Marzahn leben zeitweilig bis zu tausend Menschen: manche in ihren Wohnwagen, viele in notdürftigen Baracken, viele müssen im Freien schlafen. Bei nur drei Brunnen und zwei Toiletten herrschen katastrophale hygienische Zustände. Viele Menschen sterben an Infektionskrankheiten. Ähnliche Lager hätten auch andere Städte des NS-Staates eingerichtet, sagt Benz. In den ersten Jahren des "Dritten Reiches" sei dies von Kommunen in Eigenverantwortung organisiert worden.

Otto Rosenberg ist neun Jahre alt, als er 1936 mit seiner Familie in das Lager Marzahn deportiert wird. Sechs Jahre später wird er zu Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie verpflichtet, von dort wegen angeblicher Sabotage verhaftet und im Gefängnis Moabit für vier Monate eingesperrt. Die Rückkehr zu seiner Familie bedeutet für Otto Rosenberg den Transport in das "Zigeunerlager" im KZ Auschwitz-Birkenau. "Z 6084, Häftling in Auschwitz, nicht mehr Otto, nicht mehr Rosenberg", erinnert sich Rosenberg; die Nummer ist auf seinem Arm eingebrannt. Zur Nummer 74 669 wird er im KZ Buchenwald. Erst nach drei weiteren Stationen in der Hölle - Dora, Ellrich, Bergen-Belsen - hat Otto Rosenberg 1945 das Inferno überlebt, als einziger aus seiner Familie.

Für das erlittene Leid erhält Otto Rosenberg von der Bundeserepublik Deutschland 3500 Mark Entschädigung. Die geringen Entschädigungen oder auch deren völlige Ablehnung für die Sinti und Roma, seien unter anderem damit begründet worden, daß sie unter der Verfolgung weniger gelitten hätten als andere Menschen, weil sie von Natur aus unempfindlicher, stumpfer und deshalb zu größeren Leiden fähig seien, berichtet Wolfgang Benz von Entscheidungsbegründungen westdeutscher Nachkriegsbehörden.

1956 habe der Bundesgerichtshof noch von asozialen Eigenschaften der "Zigeuner" gesprochen, die auch schon früher Anlaß gegeben hätten, die Angehörigen dieses Volkes besonderen Beschränkungen zu unterwerfen. Damit sei an die Lesart der Nationalsozialisten angeknüpft worden, sagt Benz.

1970 gründet Otto Rosenberg die Cinti-Union Berlin. Bis heute arbeitet der 65jährige dort im Vorstand, ebenso wie in dem des Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland. Das Gedenken an die Toten gebe ihm die Kraft für diese Arbeit und die Verantwortung, etwas tun zu müssen, damit sich Geschichte nicht wiederhole, sagt er. Schließlich würden Sinti und Roma heute erneut zu Sündenböcken gemacht. "Schauen Sie nicht weg, wenn Sie so etwas sehen", appelliert er im Kulturhaus Podwil. "Schmerzen erleiden wir genauso wie Sie."

UTE FRINGS (Berlin)

Krabbeln, basteln, Spaß haben Awo bietet in Butzbach neue Kurse für Eltern und Kinder an

BUTZBACH. Kurse für Eltern mit Kleinkindern nehmen einen breiten Raum im Kursangebot der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Butzbach ein. Im Eltern-Kind-Spielkreis können Kinder ab zwei Jahren gleichaltrige Spielkameraden finden. Den Eltern bietet der Kursus die Möglichkeit zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch. Er beginnt am 21. Oktober, dauert bis zum 16. Dezember und findet mittwochs von 9.30 bis 11 Uhr statt.

An Eltern mit Kleinkindern ab zehn Monaten wendet sich der Krabbeltreff. Kursleiterin Gisela Conrad gibt Spielanregungen und zeigt Bewegungsübungen für die Kleinen. Der Kursus findet freitags von 9.30 bis 11 Uhr statt. Er beginnt am 23. Oktober und geht bis zum 18. Dezember. Begleitend zu dem Kurs veranstaltet die Awo einen Gesprächsabend, wo Eltern über Entwicklungs- und Erziehungsfragen sprechen können. Im Kursus "Spielgymnastik für Eltern und Kinder" sind ebenfalls noch einige Plätze frei. Er beginnt am 26. Oktober - von 15.30 bis 16.30 Uhr - und wendet sich an Eltern mit Kindern zwischen zwei und drei Jahren. Das spielerische Turnen findet in der Turnhalle der Schrenzerschule in Butzbach statt.

Für alleinerziehende Mütter und Väter bietet die Awo einen Gesprächskreis an. Er trifft sich alle zwei Wochen donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr. In dieser Zeit werden die Kinder der Teilnehmerinnen und Teilnehmer betreut. Der Kursus beginnt am 22. Oktober im Psychosozialen Beratungszentrum Butzbach und kostet 50 Mark.

Der Kursus in Seidenmalerei, den die Awo Butzbach an drei Samstagen (24. und 31. Oktober, 7. November) anbietet, wendet sich an künstlerisch interessierte Männer und Frauen. Zwischen 14.30 und 18 Uhr werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der fachkundigen Leitung von Heike Schuster Broschen, Kissen und Tücher selbst gestalten. Wer sich für den Kurs interessiert, sollte ein altes Hemd oder eine Schürze mitbringen. Gestalterische Neigungen spricht auch der Stoffpuppenkursus an. Brigitte Karl zeigt, wie man Puppen in allen Größen selbst herstellen kann. Teilnahme: 45 Mark. Der Kursus findet ab dem 28. Oktober mittwochs von 19 bis 22 Uhr statt.

Für alle Kurse kann man sich montags bis donnerstags zwischen 9.30 und 12.30 Uhr und dienstags und donnerstags zwischen 15 und 17.30 Uhr unter der Telefonnummer 0 60 33 / 61 50 anmelden. skl

"Münchhausen" der nächste Seniorenfilm

SCHÖNECK. Lügenbaron Münchhausen schlingelt sich, dargestellt von Hans Albers, durch den nächsten Seniorenfilm der Gemeinde.

Am Donnerstag, 15. Oktober, 15 Uhr, wird der im Kilianstädter Programmkino "Sternpalast" dargeboten.

Der Film "Münchhausen" wurde 1943 mit Brigitte Horney, Käthe Haak und Ilse Werner in weiteren Rollen gedreht. Das Drehbuch stamt von Berthold Bürger alias Erich Kästner.

Der Eintritt fürs Seniorenkiono kostet nur zwei Mark. Wie immer bietet die Gemeinde dazu auch einen Bus-Abholdienst für die Älteren aus den anderen Ortsteilen. Abfahrzeiten sind 14.30 Uhr in Büdesheim (Kreissparkasse) und 14.45 Uhr in Oberdorfelden (Hochstädter Straße / Hessenstraße). Rückfahrt ist gegen 16.30 Uhr. Anmeldungen sind nicht erforderlich. Ul

Notdienste · Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.

STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.

MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

LANGENSELBOLD. Dr. Florian Baekke, Friedrichstr. 48, Tel. 35 82.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/ GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/ Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.

GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.

BIEBERGEMÜND. Dr. Hütten, Tel. 0 60 50 / 15 16.

FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MER NES. Iris Schottdorf, Tel. 0 60 57 / 12 80.

BAD ORB. Sa.: Dr. Grüske, Tel. 0 60 52 / 25 11; So.: Dr. Srocke, 0 60 52 / 23 99.

WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT-und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.

KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Stern-Apotheke, Sternstr. 20, Tel. 2 07 20 und Marien-Apotheke, Großauheim, Hauptstr. 11; So.: Ahorn- Apotheke, Salzstr. 11, Tel. 25 21 47; Marien-Apotheke, Großauheim, Hauptstr. 11, Tel. 5 31 88.

ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Erlen-Apotheke, Am Rathaus 1, Erlensee, Tel. 0 61 83 / 12 15.

MAINTAL. Sa.: Apotheke am Kreuzstein, Maintal-Bischofsheim, Goethestr. 1, Tel. 0 61 09 / 6 21 82.So.: Main-Apotheke, Maintal-Dörnigheim, Wilhelmsbader Str. 15, Tel. 0 61 81 / 4 53 68.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Sa.: Brunnen-Apotheke, Oberdorfelder Str. 17 a, Niederdorfelden, Tel. 0 61 01 / 34 26 und Castell-Apotheke, Hauptstr. 30, Marköbel, Tel. 0 61 85 / 6 30. So.: Rosen-Apotheke, Nidderau-Heldenbergen, Windecker Str. 14, Tel. 0 61 87 / 2 28 48.

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Einhorn-Apotheke, Krämergasse 1, Tel. 0 60 51 / 24 52. So.: Falken-Apotheke, Gelnhäuser Str. 15 b, Gründau-Lieblos, Tel. 0 60 51 / 22 37.

BAD ORB. Sa.: Brunnen-Apotheke, Hauptstr. 24, Tel. 0 60 52 / 23 87. So.: Alte Stadtapotheke, Hauptstr. 69, Tel. 0 60 52 / 23 80.

FREIGERICHT. Sonnen-Apotheke, Somborn, Bahnhofstr. 10, Tel. 0 60 55 / 38 08.

WÄCHTERSBACH. Hof-Apotheke, Obertor 1, Tel. 0 60 53 / 16 03.

Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Schwester Klara Müller, Hanauer Str. 4 a, Tel. 25 20.

Tierärzte

HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 0 61 81 / 7 28 08.

STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen.

Telefonseelsorge

HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen.

Hilfe bei Vergiftungen

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Elektro-Notdienst

Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49; im Altkreis Gelnhausen, Telefon 0 16 13 / 60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.

Feilscherei um Möbel und Kleider

UNTERLIEDERBACH. In der Königsteiner Straße 69 a darf am morgigen Samstag "gedealt" werden. Beim Flohmarkt des Ökumenischen Kleider- und Möbeldienstes gibt's Kleidung, Gebrauchtmöbel, Lampen, Bücher, Wäsche, Schallplatten, Geschirr und Bilder zu kaufen. Der Handel kann um 9 Uhr beginnen. Spätestens um 15 Uhr muß die letzte Feilscherei beendet sein. tos

Zirkus Probst gastiert an der Altenstadthalle

ALTENSTADT. Der Zirkus Probst gastiert von Freitag bis Sonntag, 9. bis 11. Oktober, auf dem Festplatz bei der Altenstadthalle. Er gibt täglich um 15 Uhr Vorstellungen, außerdem ist nachmittags die Tierschau mit "Streichelzoo" geöffnet. Probst ist ein Familienunternehmen, das bereits in der dritten Generation besteht. Geboten wird eine Schau mit Seiltänzern, Fakiren, Jongleuren, Pferden und anderen Tieren sowie Clowns. de

Schullandheim-Ferien zu Schleuderpreisen

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine besonders preisgünstige Offerte unterbreitet die Kreisabteilung "Einrichtungen der Jugend und des Sports" für Aufenhalte im Schullandheim Bernau (Hochschwarzwald) in den Monaten November, Dezember und Januar. Fahrt, Unterkunft, Vollpension und Ausflüge mit dem Bus - etwa eine Feldbergrundfahrt oder Touren zur Erdmannshöhle und nach Freiburg - sollen in dieser Zeit 180 Mark pro Person kosten.

Dabei werden folgende Belegungstermine genannt: Vom 2. bis 9., vom 16. bis 23. und vom 23. bis 30. November ist jeweils ein Flur frei. Jeweils vier Flure können vom 7. bis 14. Dezember und vom 11. bis 18. Januar bezogen werden. Zwei Flure sind frei vom 18. bis 25. Januar. Anmeldungen nimmt die Kreisabteilung im Ronneburger Jugendzentrum unter der Telefonnummer 0 60 48 / 14 08 oder 230 entgegen.

Um den Aufenthalt im Schullandheim noch unterhaltsamer zu gestalten, hat der Main-Kinzig-Kreis einiges investiert. So wurde der Clubraum renoviert. Die Bibliothek unter dem Dach ist mittlerweile zur Disco umfunktioniert. Das Kleinspielfeld hat einen Kunststoffbelag erhalten, der nun auch Tennisspielern die Möglichkeit bietet, ihren Sport auszuüben. Weiter wurde ein zweites Tischfußballgerät angeschafft. hok

Freitag, 9. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Reinhard Lila - "ich bin meine beste Freundin".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Shy Guys - "Best of . . .".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Theaterwerkstatt Nied: 20 Uhr, "Was Ihr wollt"; Bürgerhaus Bergen-Enkheim.

Freies Schauspiel Ensemble: 20.30 Uhr, "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein 'Hui'"; Philantropin, Hebelstr. 17.

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: 20.30 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf". Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst- Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt; Hindemith Saal: 20 Uhr, Liederabend - Ingeborg Danz (Alt), Almut Eckelts (Klavier).

Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, The Perc Meets The Hidden Gentlemen.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Blues Cruisers.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Großer Saal: 20 Uhr, Paco Liana & La Mona; Theater im 2. Stock: 20 Uhr, Acoustic Weekend 2.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Game Over.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Mallet.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Friggy Hofmann Quartett.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, five pieces plus one.

Café Cult, Schillerpassage: 20.30 Uhr, Jazzfestival - Sauer Degen Duo.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Lady and the Lads.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: 21 Uhr, Nikolai de Treskow. Literatur Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: 20 Uhr, Tagung "Frauen in Osteuropa" - Eröffnung mit Lesung von Hanna Krall, Warschau.

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, in Zusammenarbeit mit dem Volkstheater - Szenische Lesung aus Adolf Stoltzes "Frankfort werd ne unnergeh!". Vorträge / Diskussionen Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Planet Erde".

Palmengarten, Palmensaal, Siesmayerstr. 63: 10 Uhr, ganztägige Vortragsreihe "Pflanzenwelt Chile".

Bürgertreff Westend, Ulmenstraße: 20 Uhr, "Das topographische Modell: Unbewußt - vorbewußt - bewußt, und Bemerkungen zur Metapsychologie".Filme / Kino Portikus, Schöne Aussicht 2: 18 Uhr, Urs Breitenstein "Tagesfilm".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 29 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Fotoarbeiten".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Kinder/Jugendliche Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele.

Museum für Vor- & Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: 11 bis 15 Uhr, Kinderferienveranstaltung zu "Trachtenschmuck aus der Vorgeschichte", Treff im Erdgeschoß. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frauenreferat / Frauengruppen "Frauen nehmen sich die Stadt": 20 bis 23 Uhr, Diaprojektion "Der Raum gehört uns" auf dem Gebäude Kaiserstraße 55.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Väteraufbruch für Kinder e. V.: 20 Uhr, Treffen; Markusgemeinde, Falkstr. 57.

Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: 20 Uhr, Videoabend, geselliges Zusammensein. Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken

Freitag Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Regina Braun, Alt Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Bauernmarkt in Erbach In Erbach findet von heute, Freitag, bis zum 11. Oktober (jeweils 9 bis 18 Uhr) der "Odenwälder Bauernmarkt" statt. Die Angebotspalette der zwanzig Direktvermarkter reicht von Hausmacher Wurst und Schinken über Obst und Gemüse, Forellen und Honig bis hin zu Schaffellen. Für Kinder gibt's unter anderem Ponyreiten, Streicheltiere und Kutschfahrten.

Augenblicke des Alltags zwischen Traum und Drama Urs Breitenstein zeigt seinen 24 Stunden laufenden "Tagesfilm" im Portikus

24 Stunden dauert der Alltag, läuft die Routine ab und der neue Urs-Breitenstein-Film, der "Tagesfilm", im Portikus auch. Sieben Alltage in neun Minuten zu einem verdichtet. Und dann endlosprojiziert. Drei Tage lang, immerhin, von heute bis Sonntagabend - leider doch nicht durchgehend, sondern zu den Öffnungszeiten der Kunst.

Kommt ein Mann nach Hause. Die Frau grüßt aus dem Fenster. Mofa abgestellt, Benzinhahn zugedreht. Briefkasten-Kontrolle. Haustürschlüssel vergessen? Nee, doch nicht. Mittagspause. Der Mann fährt wieder fort. Pointe? Keine. Es ist das Regelmaß, die unerbittliche Exaktheit der Alltags-Routine, die Breitenstein interessiert.

Aber auch die Abweichungen von der Norm. Die Regelverstöße - die kleinen Ausbrüche aus dem Alltag. "Der graue Alltag - und doch nicht", sagt der Künstler über den "Tagesfilm".

Dekonstruktion als Bau-Prinzip seiner Filme und Dia-Installationen hat Breitenstein zwar beibehalten. Gefundenes, Gesehenes aufnehmen, zergliedern, analysieren, neu ordnen und montieren. "Das Immergleiche und das jedesmal Andere herausarbeiten, verdichten und klären gleichzeitig."

Eine wohlkalkulierte Konstruktionsweise, die in einigen früheren Arbeiten sehr scharfe Aussagen produziert. Aber auch die entsprechende Kälte. Im "Tagesfilm" sind wärmere Zwischentöne spürbar, zwischen den sorgsam gereihten Bildern des Mittagspausen-Rituals.

Der Routine gewinnt Breitenstein hier auch seine anrührenden und komischen Seiten ab. Ohne seine Personen als drollige Versuchs-Hamster im Rad darzustellen, der Künstler ganz als zynischer Wissenschaftler, der beobachtet und Knöpfe drückt.

1982, als er mit den Aufzeichnungen begann, sei es ihm schlecht gegangen, sagt der Künstler. Kein Job, kein Geld, wohin mit der vielen Zeit. Der Anblick des alltäglichen Rituals im Haus gegenüber hatte vielleicht etwas Versicherndes, Beruhigendes. Heute sieht Breitenstein in seinem Film über den Mann, seine Frau und den Alltag "auch eine Art Liebesgeschichte".

Die Projektion, zugleich Mittel und Thema vieler seiner Werke, ist hier zum Inhalt geworden: Was wir auf die graue Wohnhausfassade im Film, die Hintergrundfolie für das Alltags-Drama, projizieren, sind unsere eigenen Vorstellungen und Alltags-Träume. Auf daß "einem die Augen aufgehen für das, was da ist, täglich".

("Tagesfilm" von Urs Breitenstein im Portikus; Freitag, 9. Oktober, von 18 bis 22 Uhr; Samstag und Sonntag, 10./11. Oktober, von 11 bis 18 Uhr, in Anwesenheit des Künstlers).

THOMAS A. WOLFF

Hochheimer Frauentreff feiert heute abend sein fünfjähriges Bestehen / Aus dem Anspruch wurde Programm "Das TIK war quasi ein Abfallprodukt" Angelika Kohl kümmert sich jetzt mehr um Kleinkunst

HOCHHEIM. "Italienische Lieder, schmachtender Blick - das kann ja nur schön werden." Bereits beim Gedanken an das Geburtstagsfest gerät Angelika Kohl in Verzückung. Mit Tanz und Arien wird der Frauentreff heute abend im Hochheimer Hof sein fünfjähriges Bestehen feiern. Doch es soll kein rauschendes Fest werden. Ein bißchen Wehmut ist erlaubt: Denn nach fünf Jahren an der Spitze des Frauentreffs will sich Angelika Kohl zurückziehen. "Ich gebe die Leitung in andere Hände."

In die Hand genommen hat Angelika Kohl das Zepter vor einem halben Jahrzehnt. Versuche, einen Frauentreff ins Leben zu rufen, gab es immer wieder, schildert sie. Das Volksbildungswerk (VBW) bot Gruppen an, doch die fielen binnen kurzer Zeit wieder auseinander. "Das war alles auf dem Rücken der Psychologie angesiedelt." Nach drei Abenden hatte keine Frau mehr Lust am Theoretisieren.

Als dann vor fünf Jahren bei einer Versammlung des VBW noch ein Amt frei war, da erhielt Angelika Kohl den Zuschlag. Um Frauen- und Pressearbeit sollte sie sich kümmern. Sie sagte Ja. Allerdings unter einer Voraussetzung: "Wenn ich das mache, dann so, wie ich es will." Und vor allen Dingen ohne jeden psychologischen Touch.

"Unbeschwerte, beschwingte, harmonische Abende mit Gleichgesinnten" - das sollte der Frauentreff werden. Aus dem Anspruch wurde Programm. Mit Ideen, sagt Angelika Kohl, hatte sie keine Probleme. "Ich hab genug, um mehr als einen Monat zu bestücken" - und das Tag für Tag. Das Überangebot hatte Folgen. Ganz nebenbei entstand das Theater im Keller (TIK).

Seit nunmehr knapp fünf Jahren bringt Angelika Kohl die Kleinkunst in den Hochheimer Hof. Liederabende mit Joana, Klavierkonzerte, Mimenspiel, Literaturlesungen - was sie dem Frauentreff anbot, das wollte sie einem größeren Publikum nicht vorenthalten. "Das TIK war quasi ein Abfallprodukt."

Im Frauentreff indes ging es munter weiter. Etwas unternehmen und die Geselligkeit pflegen - das sind die beiden Säulen. Und offen sollte der Treff sein - Die Männer werden nicht ausgegrenzt nicht nur für Frauen. "Wir haben die Männer nie ausgegrenzt." Und sie kamen, wenn auch nicht in Scharen. Angelika Kohl findet das wichtig: Schließlich sollen die Partner keine Eifersucht entwikkeln, soll die Furcht davor genommen werden, die Frauen kämen aufgedreht und aggressiv nach Hause. "Wir fühlen uns eben nicht als unverstandene Frauen."

Doch auf seichtes Hausfrauengeschwätz legte der Frauentreff keineswegs Wert. "Wir haben versucht, ein gewisses Niveau zu halten. Und das ist uns geglückt." Inzwischen hat sich ein fester Kern gebildet. 35 Frauen zählen zum Stamm. Doch da kommt keine Clique zusammen, die sich nach außen abschottet. Die Treffs sind und bleiben offen. Angesprochen sollen sich Frauen fühlen, die neu nach Hochheim kommen, noch keine Freunde oder Bekannte in der Stadt haben. Aber auch Alteingesessene sind willkommen. Die Frauen sollen nicht in ein Loch fallen, wenn die Kinder aus dem Haus sind, das Leben plötzlich nur noch aus dem Haushalt besteht.

Daß der Treff da nahezu eine Monopol-Stellung hat, Angelika Kohl weiß es. "Junge Frauen mit Kindern haben ihre Krabbelgruppen, ältere ihren Seniorenkreis, doch für das Mittelalter gibt es sonst nichts." Und eben deshalb, ist sich Angelika Kohl sicher, wird ihre Nachfolgerin Ursula Vogler keine Schwierigkeiten haben, den Frauentreff in Schwung zu halten. "Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt." Sie wird sich mehr als zuvor ums Theater im Keller kümmern. Denn das einstige Abfallprodukt erfordert inzwischen einen Vollzeit-Job. kkü

Bahnen und Busse im Vogelsbergkreis

WETTERAU-/VOGELSBERGKREIS. Die Fahrpläne aller im und durch den Vogelsbergkreis verkehrenden Bahn- und Buslinien des öffentlichen Personennahverkehrs sind übersichtlich abzulesen im ersten Kreisfahrplan für den Vogelsbergkreis. Er ist in einer Auflage von 10 000 Exemplaren erschienen und kostenlos erhältlich bei der Verkehrsgemeinschaft Vogelsbergkreis, beim Fremdenverkehrsverband Vogelsberg-Wetterau und an den Bahnhöfen.

Im Fahrplan sind auch die über das Kreisgebiet hinausführenden Verkehrsverbindungen aufgelistet, die zu wichtigen Zielen führen, wie nach Frankfurt, Gießen, Marburg, Kassel, Bebra, Fulda oder Hanau. Ein Liniennetzplan erleichtert den Überblick über die bestehenden Zugverbindungen und Buslinien. de

Fußball-Bezirksoberliga Niederrodenbach brachte sich um zweiten Platz

Der FSV Bad Orb besiegte im Nachholspiel der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost Germania Niederrodenbach mit 2:1 (1:1) und beendete damit eine Negativserie. Mit 10:8 Punkten sind die Orber "nur" Tabellenelfter, aber selbst Spitzenreiter Germania Bieber (13:5) befindet sich noch in greifbarer Nähe. Niederrodenbach (10:8/10.) verpaßte den Sprung auf Rang zwei. Vor 180 Zuschauern sorgte Carsten Frey (5.) mit seinem 12. Saisontor für einen furiosen Auftakt des FCG, der diesen Vorteil jedoch nicht in weitere Treffer ummünzen konnte. Hirchenhain (18.) egalisierte per Kopfball und Unglücksrabe Hagen Neidhardt entschied mit einem Eigentor (68.) die Partie zugunsten der Jessl-Elf, die durch Michael Jessl (85.) noch einen Lattenschuß zu verzeichnen hatte. Michael Kirchner vergab auf der anderen Seite den Ausgleich.

Tore: 0:1 Frey 85.), 1:1 Hirchenhain (18.), 2:1 Neidhardt (Eigentor/68.). - Schiedsrichter: Gärtner (Schweben). - Zuschauer: 180. - Zeitstrafen: Kirch, Frey(N) sowie Meier O). - Reserven: 3:6. hdp

Fußball-Bezirksliga Büdingen Orleshausen besiegte den Tabellenführer

Im vorgezogenen Spitzenspiel der Fußball-Bezirksliga Büdingen besiegte der SV Orleshausen den Tabellenführer SV Mittel-/Nieder-Seemen mit 3:2 (1:0) und rückte bei einem Spiel Rückstand mit 13:5 Punkten hinter Mittel-/Nieder-Seemen (14:6) auf Rang zwei vor. Vor über 300 Zuschauern erwies sich Frank Trupp (14.) mit seinem achten Saisontreffer wiederum als Stürmer mit Torriecher. Er wurde von Klaus Karger (73./87.), der die beiden übrigen SVO-Treffer erzielte, dieses Mal noch übertroffen. Andreas Kröll (47./FE) und Dietmar Reutzel (85.) schossen die Tore für den Tabellenersten, der durch Hans-Walter Silberling (44.) und Volker Schmidt (83.) jeweils noch den Pfosten traf.

Weitere Ergebnisse im Fußballkreis: KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: KSG Usenborn - SG Wolferborn/Michelau 2:2, SV Ol. Bergheim - FSV Glauberg 1:3.

KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SV Merkenfritz - SG Eintracht Ober-Mockstadt 3:7.

KREISPOKAL, 1. Runde (Nachholspiele): TSV 1888 Stockheim - KSV Eschenrod 6:1, FSG 12 Altenstadt - Rohrbacher SV 2:3. - Nachholtermin: SG Wolf/Aulendiebach - SC Viktoria Nidda (21.10., 19 Uhr). ppa

Briefe

Mitgefühle schon lange nicht mehr gefragt Zum Artikel "Lore und Frieda sind absolut verkehrssicher" in unserer Ausgabe vom Mittwoch, 30. September, erreichte uns folgender Leserbrief:

Ein gemütvolles Foto, ein fröhlicher Aufmacher, eine schöne Story über "Lore und Frieda", die beiden Altenhainer Kühe des Landwirts Andreas Schneider, die seit vielen Jahren "brav" ihre Aufgaben erfüllen: als Arbeitstiere, Milchlieferanten, Nachwuchs-Produzenten und "Hessentag"-Stars. Und dann plötzlich ein häßlicher Riß in der schönen Geschichte. Weil die elfjährige Lore nicht mehr kalben kann und Bauer Schneider nicht "sentimental" ist, wird die langjährige Partnerin und Arbeitskollegin "noch in diesem Jahr geschlachtet". Geschäft ist Geschäft. Geld ist Geld und (Mit)Gefühle sind schon lange nicht mehr gefragt. Wo kein Platz für Menschen ist, ist erst recht kein Platz für alte, ausgemusterte Tiere.

Nur eine Kuh - aber auch eine Lebens-Gefährtin, die das Gnadenfutter und nicht die Schlachtbank verdient hätte.

Karin Breiter

Am Holzweg 25,

6231 Sulzbach

500 Kinderärzte tagen in Bad Orb

BAD ORB. Zum 20. Mal tagen vom kommenden Montag, 11. Oktober, an wieder Kinderärzte aus ganz Deutschland in Bad Orb. Zu dem einwöchigen Herbst-Seminar-Kongreß des Verbandes der Kinderärzte werden über 500 Mediziner erwartet. Bei der alljährlichen Fortbildungsveranstaltung in der Kurstadt informieren sich niedergelassene Pädiaten und zunehmend auch Spezialisten aus Kinderkliniken über Behandlungsmethoden, neue Erkenntnisse und Forschungstendenzen im Bereich der Kindermedizin.

Auf dem Programm bis einschließlich Samstag, 17. Oktober, stehen diesmal Vorträge und Seminare über die Wirkung von Arzneimitteln, zur Verwendung von Hormonen und Antibiotika sowie Dickdarm- und Magen- Darmerkrankungen. Ein Diskussionsschwerpunkt wird zudem die Auswirkung der Gesundheitsreform auf die Behandlung von Kindern sowie die Frage, ob bisher zu viele und zu teure Arzneimittel für Kinder und Jugendliche verschrieben wurden.

Der Herbst-Kongreß steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dieter Palitzsch, dem Chef der Kinderklinik in Gelnhausen. jan

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Spvgg. Weiskirchen - SV Mel. Roth (Samstag, 15.30 Uhr), Spvgg. Seligenstadt - SV Birstein, FC Teut. Hausen - FC Hanau 93, TSV Höchst - FC Germ. Niederrodenbach, TSV Lämmerspiel - Eintr.-Sportfr. Windecken, SG Bruchköbel - FSV Ravolzhausen, KSG Ober-Seemen - SG Nieder-Roden, VfB Oberndorf - Sportfr. Seligenstadt, FV Germ. Bieber - FSV Bad Orb (alle So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SV Steinfurth - SV Gemaa Tempelsee Offenbach (Sa., 15 Uhr in Wisselsheim), Kickers Offenbach II - FV Bad Vilbel II (Sa., 15 Uhr), SV Reichelsheim - 1.FC Hochstadt, SV Steinfurth - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, SG Ober-Erlenbach - FC Dietzenbach, SV Germ. Ockstadt - SV Nieder-Weisel, FSV Bischofsheim - 1.FC Rödelheim, Spvgg. Fechenheim - TSV Vatan Spor Bad Homburg, FC Germ. Frankfurt - Spvgg. Oberrad (alle So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU: SV Kiliansttädten - KSV Langenbergheim (Sa., 15.30 Uhr),TSV Niederissigheim - Spvgg. Roßdorf, TSG Niederdorfelden - Dörnigheimer SV, KSV Eichen - 1.FC Langendiebach, FC Eintr. Oberrodenbach - TSV Kewa Wachenbuchen, SG Marköbel - FC Eintr. Oberissigheim, TSV 1860 Hanau - FC Sportfr.Ostheim, SV Vict. Heldenbergen - FC Türk Gücü Hanau (alle So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SV Phönix Düdelsheim - SG Steinberg/Glashütten, SV Calbach - SV Blau-Weiß Schotten, Rohrbacher SV - TV Kefenrod, SC Vikt. Nidda - VfR Hainchen, SG Bindsachsen - Sportfr. Oberau, VfR Ulfa - VfB Höchst, FC Alem. Gedern - FC Rommelhausen (alle So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: FC Kressenbach - SV Mittelkalbach, SG Marborn - SG Freiensteinau, FC Herm. Mottgers - SG Hattenhof, SG Blau-Weiß Rommerz - FC Britannia Eichenzell, TSV Heubach - SG Hohenzell, SV Nieder-Moos - SV Neuhof, TSV Grebenhain - SG Alem. Weiperz, DJK-SG Helvetia Kerzell - SV Germ. Herolz (alle So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. FC Alem. Klein-Auheim - FC Offenthal (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A HANAU: FC Germ. Rückingen - FC Büdesheim, SKG Rüdighheim - VfB Großauheim, FC Rot-Weiß Großauheim - Safak Spor Hanau, FC Hellas Maintal - SV Wolfgang, Hanauer SC - VfR Kesselstadt, FC Ararat Hanau - SV Langenselbold, Spvgg. Langenselbold II - Germ. Großkrotzenburg(alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA A BÜDINGEN: SV Ober-Lais - VfR Wenings, SV Lißberg - TV Vonhausen, SG Wolf/Aulendiebach - FC Wallernhausen, KSV Eschenrod - SC Rotweiß Gelnhaar, 1.FC Lorbach - FSV Waldsiedlung Altenstadt, SSV Lindheim - FSG Altenstadt, FC Vikt. Ober-Widdersheim - TSV Stockheim, SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen - VfB Ober-Schmitten (So., 15 Uhr), SG Büdingen - SV Eintr. Altwiedermus (So., 15.30 Uhr).

KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: SG Alemannia Hutten - TSV Weichersbach ( Fr., 19 Uhr), SG Schlüchtern - SG Germ. Ulmbach, SV Alania Sannerz - SG Rotweiß Veitsteinbach, SG Huttengrund - SG Germ. Sterbfritz, SV Teutonia Wallroth - TSV Oberzell, TSV Frisch Auf Uttrichshausen - ESV Vikt. Elm, SG Jossa - FSV Gundhelm, FV Steinau - TSG Züntersbach (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: u.a. FC Bieber - SV Steinheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: u.a. SG Steinheim - Fair Play Mühlheim, FC Germ. Steinheim - TSV Klein-Auheim, DJK-Sportgem. Heusenstamm - DJK Eintr. Steinheim (alle So., 15 Uhr).

KRIESLIGA B BÜDINGEN-SÜD: SV Olympia Bergheim - SG Himbach, FC Germ. Ortenberg - SSG Vikt. Eckartsborn, KSV Effolderbach - SV Büches, SG Selters/Wippenbach - SG Wolferborn/Michelau, SV Burgbracht/Bösgesäß - TSG Bleichenbach, KSG Usenborn - FSV Glauberg, FSV Heegheim/ Rodenbach - BV Rinderbügen (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SC Teut. Kohden - KSV Bobenhausen (Fr., 19.30 Uhr in Geiß-Nidda), FSV Dauernheim - SG Eintr. Ober-Mockstadt (Sa., 15.30 Uhr), SV Ranstadt - SKG Eintr. Fauerbach, TSV Geiß-Nidda - VfR Hirzenhain, KTSV Borsdorf/Harb - SV Eichelsachsen/Wingershausen, SV Rainrod - SG Unterschmitten, SV Merkenfritz - SC Germ. Nieder-Mockstadt, SV Eichelsdorf - Gencler Birligi Nidda (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: SC Ahl - SG Degenfeld Vollmerz, SV Breitenbach - SV Seidenroth, SG Oberkalbach - SG Bad Soden/Ahl II, SV Marjoß - FV Germ. Bellings, SG Sarrod - TSV Rhönadler Schwarzenfels, SV Niederzell - SG Höf und Haid (alle So., 15 Uhr). hdp

BEZIRSKLIGA GELNHAUSEN: SV Neuses - FV Viktoria Neuenhaßlau, Germ. Rothenbergen - SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf, TSV Kassel - Germ. Wächtersbach, SKG Eidengesäß - FSV Großenhausen, SV Pfaffenhausen - FSV Hailer (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: KSG Hettersroth/Hitzkirchen - FC Vorwärts Udenhain, FSV Niedergründau - SV Hochland Fischborn (beide Sa., 16 Uhr); SV Sotzbach - BSC Spielberg, SV Melitia Aufenau - SKG Mittelgründau, SV Brachttal - SV Salmünster, SG Waldensberg - KSG Wüstwillenroth/Lichenroth (alle So., 15 Uhr)

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: SV Lettgenbrunn - FSV Geislitz, Alemania Niedermittlau - FSV Kempfenbrunn, SV Somborn - SV Altenmittlau, FSV Altenhaßlau - FSV Mernes, SG Haitz - FC Italia Gelnhausen, TSV Lohrhaupten - SV Germ. Bieber (alle So., 15 Uhr) wh

BEZIRSKLIGA FRIEDBERG: VfR Ilbenstadt - SV Ober-Mörlen (Fr., 20 Uhr); SV Echzell - SC Dortelweil (Fr., 20.15 Uhr); SKV Beienheim - FC Nieder-Florstadt, VfR Butzbach - FSV Kloppenheim, KSV Klein-KarbenReserve - TuS Rockenberg, SV Hoch-Weisel - VfB Friedberg, KSV Bingenheim - SV Nieder-Wöllstadt, FC Ober-Rosbach - FC Kaichen (alle So., 15 Uhr)

KREISLIGA A FRIEDBERG: TSG Wölfersheim - SG Stammheim, FSG Burg-Gräfenrode - KSG Bönstadt, FSV Dorheim - FC Nieder-Wöllstadt, FC Hessen Massenheim - KSV Berstadt, SV Philippseck-Fauerbach - KSG/20 Groß-Karben, Türkischer SV Bad Nauheim - SG Weckesheim/Dorn-Assenheim (alle So., 15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: FSG Wisselsheim - TFV Ober-Hörgern, FC Trais-Münzenberg - VfB Södel, FC Gambach - SV Bad Nauheim, Blau-Gelb Friedberg - TuS Rockenberg Reserve, SG Ostend Bad Nauheim - SV Nieder-Weisel Reserve, Blau-Weiß Espa - SV Germ. Schalheim, TSV Ostheim - SG Oppershofen (alle So., 15 Uhr); Türkischer SV Bad Nauheim Reserve - SG Melbach (SO., 13.15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: SV Gronau - SV Teutonia Staden (Fr., 19.30 Uhr); VfB Petterweil - FC Olympia Fauerbach, Türk Gücü Friedberg - SKG Erbstadt, FC Okarben - VfB Friedberg Reserve, SV Oberdorfelden - SV Ossenheim, VfR Ilbenstadt Reserve - SV Assenheim (alle So., 15 Uhr) bo

Frauen OBERLIGA HESSEN: u.a. TSG Wölfersheim - SV Flörsheim (Sa., 15 Uhr), DJK/FSV Schwarzbach - Spvgg. Langenselbold (Sa., 16 Uhr).

LANDESLIGA SÜD: u.a. SV Bad Nauheim - FSV Frankfurt II (Sa., 17 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Hammersbach - Spvgg. Langenselbold II (Sa., 16 Uhr), SG Praunheim III - FC Rotweiß Großauheim (Sa., 16.30 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: SG Hammersbach II - SG Bad Soden/Aufenau(Sa., 17.30 Uhr), SDV Vict. Heldenbergen - SV Altenmittlau (Sa., 18 Uhr), FSV Hailer - KG Wittgenborn, FC Vorw. Udenhain - FC Germ. Wächtersbach (Mo., 19.30 Uhr).

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: Phönix Düdelsheim - SG Eintr.Ober-Mockstadt (Sa., 16 Uhr). hdp

Die Dauerkarte ist klar auf dem Vormarsch Sommersonne bescherte Taunus-Bädern Rekordbesuch

NEU-ANSPACH/WEHRHEIM/ SCHMITTEN. Im Supersommer 1992 purzelten auch im Usinger Land die Rekorde in den Bade-Bilanzen. Die Einnahmen in den unbeheizten Freibädern von Neu-Anspach, Wehrheim und Schmitten überboten alle bisherigen Jahre. Zufriedenheit in den Rathäusern: In Schmitten ist das Defizit geschrumpft; in Wehrheim haben die Mehreinnahmen die zusätzlichen Kosten ausgeglichen. In Neu-Anspach ist die Freude hingegen getrübt: Das Minus ist trotz allem gewachsen.

Das Neu-Anspacher Waldschwimmbad ist das größte Freibad im Hintertaunus. Knapp 88 400 Mark flossen in die Gemeindekasse - 4000 Mark mehr als im letzten Rekordjahr. Das Defizit wuchs hingegen um rund 22 000 auf 147 000 Mark. Der Grund: allgemeine Kostensteigerungen und zusätzliche Personalkosten, sagt Dietmar Mohr von der Gemeindeverwaltung. In der Hochsaison stürzten so viele Badegäste in die kühlen Fluten des Waldschwimmbades, daß ein zweiter Bademeister antreten mußte.

Wieviele Wasserratten insgesamt nach Neu-Anspach strömten, ist jedoch nicht festzustellen, weil das Schwimmbad die Familien- und Dauerkarten-Besucher nicht registriert. Diese günstigen Karten werden immer begehrter: Ihr Verkauf verdoppelte sich in dieser Saison (auf 1100). Einzelkarten wurden 27 000mal - rund 4000mal mehr als 1991 - gelöst.

Auch in Wehrheim waren die Dauerkarten der Renner. 925 Schwimmfreunde, fast doppelt soviele wie im Jahr zuvor, nutzten das Angebot. "Sensationell gut" lautet dazu das Urteil aus dem Rathaus. 15 350 Badegäste wurden durch den Einzelkartenverkauf gezählt. Der neue Einnahmerekord: 77 500 Mark. Das sind rund 1500 Mark mehr als in der letzten Saison - und 27 500 Mark mehr als im Haushaltsplan veranschlagt. Das Plus gleicht die Investitionen für die neue Kassenanlage und neue Fahrradständer des Ludwig-Bender-Bades wieder aus; die Subventionen der Gemeinde bleiben unverändert bei rund 80 000 Mark.

Schmitten kann diese positive Bilanz sogar noch überbieten. 17 000 Mark weniger muß die Gemeinde in diesem Jahr für ihr Schwimmbad zuschießen. Das Defizit schrumpfte auf 93 000 Mark. Allerdings macht Bürgermeister Josef Braun dafür weniger den Besucherandrang verantwortlich als die angehobenen Eintrittspreise. Die Gemeinde führte in diesem Jahr die gleichen Staffelungen wie in Neu-Anspach und Wehrheim ein. 44 200 Mark, so viel wie noch nie, brachten die Besucher zur Kasse, obwohl fast 20 Prozent weniger Einzelkarten (10 214) als im letzten Jahr verkauft wurden.

Der Trend zur Dauerkarte bestätigte sich hingegen auch in der Gemeinde mit dem kleinsten - und kältesten - Bad (in 400 Meter Höhe). Der Verkauf verdoppelte sich wie in den Nachbargemeinden; dagegen verringerte sich der Absatz der 10er Karten um die Hälfte. "Das zeigt, daß die Schmittener unser Konzept akzeptieren", meint Bürgermeister Braun. Das Schwimmbad hatte im vergangenen Jahr einen größeren Besucher-Boom erlebt, nachdem es renoviert worden war. cn

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: RSV Germ. Pfungstadt - SKV 1879 Mörfelden, 1.FCA Darmstadt - TSV Neustadt, SV Groß- Bieberau - TS Ober-Roden, VfR Groß-Gerau - TSV Pfungstadt, FC Ol. Lorsch - FSV Riedrode, SV Raunheim - SGA Darmstadt, SG Ueberau - Spvgg. Bischofsheim (So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Spvgg. Weiskirchen - SV Mel. Roth (Sa., 15.30 Uhr), Spvgg. Seligenstadt - SV Birstein, FC Teut. Hausen - FC Hanau 93, TSV Höchst - FC Germ. Niederrodenbach, TSV Lämmerspiel - SC Eintr.-Sportfreunde Windecken, SG Bruchköbel - FSV Ravolzhausen, KSG Ober- Seemen - SG Nieder-Roden, VfB Oberndorf - Spfr. Seligenstadt, FV Germ. Bieber - FSV Bad Orb (So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SV Steinfurth - SV Gemaa Tempelsee Offenbach (Sa., 15 Uhr in Wisselsheim), Kickers Offenbach II - FV Bad Vilbel II (Sa., 15 Uhr), SV Reichelsheim - 1.FC Hochstadt, SG Ober-Erlenbach - FC Dietzenbach, SV Germ.Ockstadt - SV Nieder-Weisel, FSV Bischofsheim - 1.FC Rödelheim, Spvgg. Fechenheim - TSV Vatan Spor Bad Homburg, FC Germ. Frankfurt - Spvgg. Oberrad (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: SV Dreieichenhain - FV Sprendlingen (Sa., 15 Uhr), SV Zellhausen - SG Götzenhain, SG Rosenhöhe Offenbach - BSC Offenbach, Susgo Offenthal - Spvgg. Dietesheim II, Türkischer SV Neu- Isenburg - SSG Langen, FC Kickers-Viktoria Mühlheim - FC Kickers Obertshausen, FC Alem. Klein-Auheim - FC Offenthal, TSV Heusenstamm - Spvgg. Hainstadt (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-WEST: SG Dietzenbach - TV Dreieichenhain, SKG Sprendlingen - Freie Turner Oberrad, Türkischer FV Dreieich - DJK Eiche Offenbach, TSG Neu-Isenburg - SC Steinberg, VfB Offenbach - Spvgg. Neu-Isenburg II, SV Aris Offenbach - SC Buchschlag, Sprendlinger TG - Rot-Weiß Offenbach, FC Hellas Offenbach - Türk. SC Offenbach (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: SV Zrinski Offenbach - SV Jügesheim II, TSV Dudenhofen - SKG Rumpenheim, TSG Mainflingen - SV Mühlheim, SC Bürgel - SKV Hainhausen, TV Rembrücken - TuS Froschhausen, TGS Jügesheim - TV Hausen, TuS Klein-Welzheim - Türkischer SV Seligenstadt, FC Bieber - SV Steinheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: SG Steinheim - Fair Play Mühlheim, Italsud Offenbach - DJK-SG Heusenstamm, FC Germ. Steinheim - TSV Klein-Auheim, Sportfreunde Heusenstamm - DJK Eintr. Steinheim, FC Maroc Offenbach - TG Weiskirchen, SG Germ. Klein-Krotzenburg II - TGM Jügesheim (So., 15 uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-WEST: Inter-FC Dietzenbach - DJK-SV Sparta Bürgel, HFC Bürgel - FC Wacker Offenbach, PSV Blau-Gelb Offenbach - Türk Gücü Dietzenbach, SGS Don Bosco Neu-Isenburg - SG Wiking Offenbach, Portugues Offenbach - Spfr. Offenbach, TuS Zeppelinheim - Espanol Offenbach (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS: u.a. FC Schloßborn - FC Türk Öncü Kelsterbach (So., 15 Uhr). hdp

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-WEST: GW Darmstadt - SKG Gräfenhausen, SV Weiterstadt - RW Darmstadt, SV Klein-Gerau - SV Darmstadt 98 II, TSV Nieder-Ramstadt - ET Rüsselsheim, Opel Rüsselheim - SV Geinsheim, SKG Ober-Ramstadt - 1. FC Langen, SV St. Stephan - SG Egelsbach II, SKV Büttelborn - SV Erzhausen (So., 15 Uhr)

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: KSV Urberach - SV Münster, Spvgg. Groß-Umstadt - TG Ober-Roden, FSV Groß-Zimmern - Vikt. Aschaffenburg II, VfL Michelstadt - SV Beerfelden, SV Reinheim - FSV Spachbrücken, FV Eppertshausen - TSV Lengfeld, Hassia Dieburg - Vikt. Kleestadt, TSV Höchst - Vikt. Urberach (So., 15 Uhr)

KREISLIGA A DIEBURG: TSV Langstadt - Kickers Hergershausen, TSV Richen - PSV Groß-Umstadt, TV Nieder-Klingen - Vikt. Schaafheim, TV Semd - GSV Gundershausen, FSV Münster - KSG Georgenhausen, Germ. Ober-Roden II - Türk Babenhausen, RW Radheim - FC Raibach (So., 15 Uhr)

KREISLIGA B DIEBURG: SV Dorndiel - FC Niederhausen, FSV Schlierbach - SV Hering, FC Üeberau - BR Babenhausen, TSV Harreshausen - TSV Klein-Umstadt, Vikt. Klein-Zimmern - Türk Dieburg, FC Groß-Umstadt - SV Heubach, TSV Wiebelsbach - FSV Mosbach, Germ. Babenhausen - Vikt. Dieburg (So., 15 Uhr)

KREISLIGA A GROSS-GERAU: Italia Groß-Gerau - SKV Wallerstädten (Sa., 16 Uhr); SKG Walldorf - FC Leeheim, SV Nauheim - SC Astheim, Dersim Rüsselsheim - Olympia Biebesheim, Hellas Rüsselsheim - SKG Erfelden, SG Dorheim - VfR RÜsselsheim, Germ. Gustavsburg - SKG Stockstadt (So., 15 Uhr)

KREISLIGA B GROSS-GERAU: Mainhaie Rüsselsheim - Cihan Rüsselsheim (Sa., 15 Uhr); KSV Biebesheim - VfB Ginsheim, SF Bischofsheim - KSV Biebesheim - SKG Bauschheim, Conc. Gernsheim - SSV Raunheim, Cab. Rüsselsheim - TV Haßloch, TV Crumstadt - B. Bischofsheim, Kickers Mörfelden - TSG Worfelden (So., 15 Uhr)

Frauen LANDESLIGA SÜD: u.a. KSV Reichelsheim - FV Viktoria Schaafheim (Samstag, 15 Uhr), VfR 07 Limburg - TSV Eschollbrücken/Eich (Samstag, 17.30 uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Hammersbach - Spvgg. Langenselbold II (Sa., 16 Uhr), SG Praunheim III - FC RW Großauheim (Sa., 16.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: SC H. Dieburg - SV Kleestadt, TSV N.-Ramstadt - FC Kickers Mörfelden, 1.FCA Darmstadt - TSV Höchst (Sa., 16 Uhr).

BEZIRKSLIGA DARMSTADT: FSG Bensheim - SV Winterkasten (Samstag, 16 Uhr), TGB Darmstadt - Boys Wattenheim (Sa., 17 Uhr). hdp

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: 1. FC Eschborn - SG Walluf (Samstag, 15 Uhr), Spvgg. 07 Hochheim - TuS Ahlbach, TSG Wörsdorf - SV Erbenheim, SG Hünstetten - SG Hausen/Fussingen, Spvgg. 20 Eltville - SV Walsdorf, SV 07 Kriftel - SG 01 Höchst II, SG Germania Wiesbaden - FC Sportfreunde Schwalbach, SV 1910 Hattersheim - SVFrauenstein (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: CCP Bad Homburg - TSG Pfaffenwiesbach, Spvgg. 05 Bad Homburg II - FC Inter Oberursel, Usinger TSG 1846 - SG 05 Hausen, FC Weißkirchen - FSV Friedrichsdorf, 1. FC 04 Oberursel - EFC 1910 Kronberg, SG Oberhöchstadt - SV 1920 Seulberg, Spvgg. Hattstein - TuS Weilnau, SC Eintracht Oberursel - FC Königstein, SG Schneidhain/Falkenstein - TG 02 Wernborn, FSV Steinbach - DJK Helvetia Bad Homburg (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: SV 19 Zeilsheim - SV Fischbach, FC Germania Okriftel - 1.FC Viktoria Kelsterbach, SV 09 Flörsheim - FV Alemannia 08 Nied, SV 09 Hofheim - DJK-SG Hattersheim, DJK-SG Rotweiß Zeilsheim - 1. FC Lorsbach, 1. FC Sulzbach - TuS Hornau, FC Germania Weilbach - FC 31 Eddersheim, SG Kelkheim - VfB Unterliederbach II (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: Tennis-Borussia Rambach - DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden (Samstag, 15.30 Uhr), Freie Turner Wiesbaden - FC Nord Wiesbaden (Sonntag, 11 Uhr), FC 34 Bierstadt - FC Freudenberg, SV Kostheim 12 - FC Biebrich 19, SV Niedernhausen - TuS Nordenstadt, Türkischer SV Wiesbaden - FSV 08 Schierstein, FSV Gräselberg - FC Biebrich 76, 1.FC 08 Naurod - SV Italia Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: Eschbacher Bomber - TuS Eschbach, SG Hundstadt - FC Oberstedten, Sportfreunde Friedrichsdorf - FC 30 Reifenberg, FC Teutonia Köppern - FC Laubach, SG Weilrod - TSG Wehrheim, SG 1862 Anspach - TuS Merzhausen, SV Frisch Auf Emmershausen - SG 1910 Westerfeld, SG Niederlauken - SG Mönstadt, TSV 08 Grävenwiesbach - TV 1893 Burgholzhausen, SG Oberursel - SC Farblos Schneidhain, SV 12 Bommersheim - SGK Bad Homburg II (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: Roter Stern Hofheim - Sportfreunde Schwanheim (Samstag, 18 Uhr), FC Italia Hattersheim - TV Wallau, SG Sossenheim - SG Bad Soden, TuRa Niederhöchstadt - Delfi Kelsterbach, BSC 47 Kelsterbach - DJK Schwarz-Weiß Flörsheim, SG Nassau Diedenbergen - SG Bremthal, 1.FC Mammolshain - BSC Altenhain, BSC Schwalbach - 1. FC Marxheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A WIESBADEN: Spvgg. Amöneburg - TSG 46 Kastel, FV 02 Biebrich II - TV 1890 Breckenheim (beide Sonntag, 11 Uhr), Hellas Schierstein - TuS Dotzheim, 1.SC Kohlheck - Spvgg. Sonnenberg, Spvgg. Igstadt - FV 08 Delkenheim, VfB Westend Wiesbaden - SV 1899 Wiesbaden II, DJK-Sportclub Klarenthal - TuS Kostheim 05, SKG Karadenizz Wiesbaden - Spvgg. Nassau Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 1: Club Reecreativo Höchst - DJK-SC Hochheim (Samstag, 18 Uhr), Germania Schwanheim - Espanol Kriftel, SG Oberliederbach - FG Eichwald Sulzbach, Fortuna Höchst - Viktoria Sindlingen II, FC Rotweiß Sindlingen - 1. FC Blau-Weiß Zeilsheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 2: SV Ruppertshain - Primavera Hofheim, TuS Niederjosbach - FV 08 Neuenhain, 1. FC Schloßborn - Öncü Türk Kelsterbach, SG Wildsachsen - Moskito Hofheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B WIESBADEN: PSV Blau-Gelb Wiesbaden - TV Kloppenheim (Sonntag,11 Uhr), Blau-Weiß Wiesbaden - Fvgg. 06 Kastel II, VfR Wiesbaden - SV 13 Schierstein, FC Rhein-Main Kostheim - Portugiesischer SV Wiesbaden, Mesopotamien Wiesbaden - Espanol Wiesbaden, Grün-Weiß Wiesbaden - TuS Medenbach, FC Maroc Wiesbaden - SC Gräselberg (alle Sonntag, 15 Uhr). hdp Frauen

OBERLIGA HESSEN: u. a. TSG Wölfersheim - SV 09 Flörsheim (Samstag, 15 Uhr), FSV 08 Schierstein - TSG 1951 Frankfurt /(Samstag, 18.15 Uhr).

LANDELSIGA SÜD: u. a. SG Limburg/Linter - SV 09 Flörsheim II (Samstag, 16.30 Uhr), VfR 07 Limburg - TSV Eschollbrücken/Eich, SV 09 Hofheim - SG 08 Praunheim II (beide Samstag, 17.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SV 76 Steckenroth - FSV 08 Schierstein II (Samstag, 15 Uhr), SV 1920 Heftrich - SG Germania Wiesbaden (Samstag, 16.30 Uhr), FC 34 Bierstadt - RSV Weyer (Samstag, 17 Uhr), SG Limburg/Linter II - SG Kelkheim/Schwalbach (Samstag, 18 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - Spvgg. 20 Eltville (Montag, 19 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: SG Haintchen/Münster - SG Nauheim/Selters, SG Hünstetten; SC 1960 Dombach, SV Rot-Weiß Thalheim - SV Steeden (alle Samstag, 16.30 Uhr), VfL Freiendiez - VfR 07 Limburg II (Samstag, 18 Uhr). hdp

Grüne: Schlechte Erfahrungen Thema: Überweisung von Anträgen in die Ausschüsse

SCHÖNECK. Gegen den Eindruck, die Schönecker Grünen wollten "im parlamentarischen Procedere mit dem Kopf durch die Wand", wendet sich deren Gemeindevertreter Andreas Köhler.

Er reagiert damit auf den Artikel "Naturschutz bis ins Jahr 2010" vom 3. Oktober.

Darin wurde unter anderem dargestellt, daß die Grünen-Fraktion gegen die Verweisung ihres umfassenden Antrags zur ökologischen Umgestaltung der Gemarkung an den Landwirtschafts- und Umweltausschuß sowie die Ortsbeiräte war.

Köhler merkt an, der Antrag hatte einen Grundsatzbeschluß zum Ziel, und die Fraktionen von CDU und SPD sollten nach 14tägiger Beratungszeit zwischen Präsidiums- und Parlamentssitzung einen Antrag so bewerten können, daß sie "ja" oder "nein" sagen können.

Vor allem hebt er darauf ab, daß seine Fraktion mit der Überweisung von Anträgen in Ausschüsse schlechte Erfahrungen gemacht habe. "Unser Vorschlag, einen Umweltfonds einzurichten", schreibt er, "wurde ein Jahr überhaupt nicht behandelt, der Antrag auf Einrichtung eines Ausländerbeirats wurde am 26. Februar gestellt.

Er wurde bis heute nicht abschließend im Parlament beraten.

Immer dann, wenn die Mehrheitsfraktion SPD sich um eine Entscheidung drücken will, sucht sie ihr Heil im demokratischen Procedere, um damit die Demokratie auf den Kopf zu stellen."

So wolle die SPD vermeiden, daß ihre inneren Widersprüche aufbrechen. Ul

Schwarz-Weiß Wiesbaden, Erste Handball-Bundesliga Zweiten Goliath "gekitzelt" Nach dem Achtungserfolg von Bremen jetzt gegen Minden

Aufsteiger DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden sorgt in der Frauen-Handball-Bundesliga weiter für Furore: Vier Tage nach dem fast bereits sensationellen 14:16 gegen die europäische Spitzenmannschaft TV Lützellinden verloren die Wiesbadenerinnen beim deutschen Meister und verlustpunktfreien Spitzenreiter TuS Walle Bremen wiederum nur hauchdünn mit 14:17. "Wir haben erneut einen Goliath gekitzelt", kommentierte Spielausschuß-Vorsitzender Rainer Giehl dieses Ergebnis. Beim 13:11 in der 52. Minute hatte der krasse Außenseiter im Sportcentrum Walle die Sensation vor Augen, aber die erneut starke Katrin Mietzner (4 Tore) traf zweimal in Überzahl nur den Pfosten. Am Ende ging der Kelch am Top-Favoriten vorbei, gab es für den Gast noch eine Schrecksekunde, denn Katrin Mietzner zog sich 45 Sekunden vor Schluß eine Oberschenkelverletzung zu. Die körperlich überlegenenen Bremerinnen, die auch in puncto Cleverneß klare Vorteile hatten, schaukelten mit einiger Mühe ihren erwarteten Sieg vor nur 350 Zuschauern nach Hause.

Die beste Wiesbadenerin war erneut Christine Hermann, die sich im Spiel "eins gegen eins" immer wieder behauptete und mit 7/3 Toren erfolgreichste "Schwarz-Weiße" war. Der Pausenrückstand war bis zur 41. Minute (11:10) fast wettgemacht. Beim 12:11 wehrte Claudia Bauer, die bis auf 20 Minuten nach der Halbzeit zwischen den Pfosten stand, einen Siebenmeter ab, konnte aber dennoch später das 13. Bremer Tor nicht vermeiden, bevor Mietzner zweimal das Gebälk anvisierte.

Das kleine Aufgebot von sieben Wiesbadener Feldspielerinnen (ohne die erkrankte Vera Radic und die noch nicht spielberechtigte Edith Hinze) kratzte am Image des mit Weltklasse-Spielerinnen wie Renata Zienkiewicz, Dagmar Stelberg, Silke Fittinger, Klara Orban, Renate Wolf, Marina Basanova, Cordula David und Torfrau Sabine Adamik bestückten Star-Ensembles aus dem Bremer Vorort. Trainer "Beppo" Brehm freute sich über das tolle Engagement seines Teams, das erneut über sich selbst hinausgewachsen war und jetzt am Sonntag (11 Uhr, Sporthalle am Elsässer Platz) gegen die 3:5-Punkte aufweisende Eintracht Minden den Lohn in Form eines Sieges einfahren will. Die Schwarz-Weiß- Mannschaft rangiert jetzt mit 3:7-Zählern auf Rang 10 im 14er-Feld. Schlußlicht ist Erzrivale Grün-Weiß Frankfurt (16:34-Debakel in Lützellinden), der über 1:9-Punkte verfügt.

"Christine Hermann für Deutschland?" In dieser Verfassung dürfte die am Montag 24 Jahre alt gewordene Studentin in den Fächern Mathematik, Sport und Chemie bald auch für den Bundestrainer interessant werden. Aprops feiern: Auf der Heimfahrt wurde ab Mitternacht der 21. Geburtstag von Simone Hegebart entsprechend begossen.

DJK SCHWARZ-WEISS WIESBADEN: Melanie Günther (31. bis 51.), Claudia Bauer (Tor); Christine Hermann (7/3), Katrin Mietzner (4), Nicole Müller, Simone Hegebart, Alexandra Istel (1), Petra Ritter (1), Silvia Kilian (1). - Schiedsrichter: Becker und Schäpsmeier (Minden) - Zuschauer: 350. hdp

Stadt plant Information zur Fehlbelegungsabgabe Hunderte von Ratsuchenden bestürmen Wohnungsamt

Hunderte von ratsuchenden Anrufern täglich bestürmen das Wohnungsamt, seit die Fachleute Anfang der Woche begannen, die Fragebögen zur Fehlbelegungsabgabe an die Mieter von Sozialwohnungen zu verschicken. In über 75 000 Haushalten wird unter anderem nach dem Einkommen gefragt, um zu berechnen, ob auf die Miete vom 1. Juli 1993 an ein Aufschlag erhoben wird. Sozialdezernent Martin Berg (SPD) schätzte jetzt, daß 20 Prozent der über 150 000 Bürger in Sozialwohnungen mit einer höheren Miete rechnen müssen. Mit einer Kette von sechs Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen versucht das Wohnungsamt ab Montag, 12. Oktober, Fragen zu Inhalt, Zweck und Ziel der Fehlbelegungsabgabe zu beantworten.

"Unsere Telefone klingeln permanent", sagte Klaus Miehrig, der Leiter des Amtes für Wohnungswesen. Unter der gemeinsamen Nummer 212 -30 911 hat die Behörde vier Apparate schalten lassen, an denen täglich von 7.30 bis 16 Uhr Auskünfte erteilt werden. Die Bürger können aber auch persönlich im Amt für Wohnungswesen, Adickesallee 67-69, vorsprechen. Im ersten und zweiten Stockwerk des Hochhauses hat die Behörde ein neues Sachgebiet "Wohnungswirtschaft" eingerichtet, an dessen Mitarbeiter sich Ratsuchende wenden können. Hier gelten die im Wohnungsamt üblichen Sprechzeiten: montags, mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr.

Der Sozialdezernent und der Leiter des Wohnungsamtes wissen aber auch, daß in den Frankfurter Wohnsiedlungen gerade viele ältere Mieter, die oft schon Jahrzehnte in ihren Häusern leben, durch die Post aus dem Römer aufgeschreckt werden könnten. Deshalb organisieren die Fachleute vom Amt sechs mehrstündige Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen, in denen es besonders viele Sozialwohnungen gibt - Betroffene können ihren Fragebogen mitbringen.

Den Auftakt bildet am Montag, 12. Oktober, von 14 bis 18 Uhr eine Versammlung in der Siedlung Riederwald, Am Erlenbruch 26. Tags darauf, 13. Oktober, sind die Berater ab 17.30 Uhr in der Nordweststadt, Nidaforum 5, zu finden. Am Mittwoch, 14. Oktober, geben die Experten von 15 bis 19 Uhr in Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 174, Auskunft; der Donnerstag, 15. Oktober, sieht sie von 14 bis 18 Uhr in Nied-Ost, Im Haus Birminghamstraße 20. Am Freitag, 16. Oktober, ist ein Beratungsnachmittag ab 14 Uhr in der Siedlung Am Bügel, Bonames/ Nieder-Eschbach, Ben-Gurion-Ring 20, vorgesehen. Für Freitag, 23. Oktober, plant die Stadt den vorläufig letzten Termin: von 14 bis 18 Uhr in Preungesheim, Jaspertstraße 9-11.

Erst Anfang dieser Woche hatte Amtsleiter Miehrig endlich alle 20 Mitarbeiter begrüßen können, die eigens für die Fehlbelegungsabgabe eingestellt wurden.

Gerhardt rät der FDP von Einladungen an Haider ab Dennoch keine Kritik an Auftritt in Bad Homburg

WIESBADEN. Der hessische FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt rät seiner Partei jetzt von Einladungen an den rechtsgerichteten österreichischen FPÖ- Vorsitzenden Jörg Haider ab, weil dadurch der "Kurs" der FDP "beeinträchtigt" würde. Die FDP müsse gerade wegen der deutschen Geschichte auch "Stimmungen und Emotionen entgegentreten" anstatt wie Haider sie populistisch aufzugreifen, sagte Gerhardt am Donnerstag nach mehrfachen Rückfragen von Journalisten in einer Pressekonferenz in Wiesbaden. Auf ein bestimmtes Publikum müsse sie auf ihren Veranstaltungen dann "lieber verzichten". Gerhardt vermied gleichzeitig aber erneut jede Distanzierung von der Podiumsdiskussion der Bad Homburger FDP am 19. Oktober, bei der auch Haider auftreten wird.

Dieses Veranstaltungskonzept habe "die örtliche Gliederung gemacht", meinte der Landesvorsitzende, und er sei dazu vorher nicht gefragt worden. Wenn er gefragt worden wäre, hätte er "lange überlegt". Für Liberale müsse es aber auch möglich sein, eine solche Podiumsdiskussion mit Haider "auszuhalten" - zumal das Bad Homburger Podium "kontrovers besetzt" und keine "Kundgebung" sei wie bei anderen umstrittenen Auftritten des Österreichers. Wichtig sei ihm aber klarzustellen, daß es sich nicht um eine Veranstaltung handele, die in Hessen "Fortsetzungen findet". Die hessische FDP werde sich zu "flächendeckenden Veranstaltungen mit Haider" nicht hergeben. Ihm seien auch keine weiteren Einladungen an ihn bekannt.

Gerhardt, der als stellvertretender FDP-Bundesvorsitzender zuletzt auch beim Bremer FDP-Bundesparteitag wegen des Haider-Auftritts in Hessen kritisiert worden war, betonte jetzt die programmatischen Unterschiede zur FPÖ. In der Europapolitik und auch "was die Aufnahmefähigkeit von Ausländern anbetrifft" habe die FDP "nicht die Absicht, Mißverständnisse über ihren Kurs aufkommen zu lassen".

Gerhardt bestätigte, daß die beiden hessischen FDP-Abgeordneten Hans-Jürgen Hielscher und Jörg-Uwe Hahn Haider im vergangenen Jahr in Kärnten besucht haben, was jedoch "nicht überhöht" werden dürfe und auch nicht zur jetzigen Einladung geführt habe. Auch einen Versuch, Haider zu einem hessischen FDP- Parteitag einzuladen, habe es nach seiner Kenntnis nicht gegeben.

Dennoch kritisierten SPD und Grüne den FDP-Chef. SPD-Landesgeschäftsführer Norbert Schmitt meinte, Gerhardt habe letztlich eingestanden, daß es der FDP Hochtaunus "lediglich um Populismus" gehe. Nicht mehr mit den liberalen Freiburger Thesen, sondern mit einem "rechtslastigen Demagogen" wolle sie die Säle füllen. Der Grünen-Abgeordnete Horst Burghardt vermißte, daß Gerhardt sich einem "Wiedererstarken des Nationalliberalismus" in seiner Partei deutlich entgegenstellt.

Neben Haider sollen der SPD-Bundestagsabgeordnete Freimut Duve, der Kölner Soziologe Erwin Scheuch und der rheinland-pfälzische FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Hermann Dickvoß unter Leitung des Frankfurter Strafrechts-Professors Peter Albrecht auf dem Bad Homburger Podium sitzen. Die hessische SPD bemüht sich inzwischen, Duve zu einer Absage zu bewegen.

Dickvoß will auch nach einer Absage von Generalbundesanwalt Alexander von Stahl (FDP), für den nun Scheuch einspringt, an seiner Zusage festhalten. Er sagte in Mainz, daß er Sicherheitsbedenken wie Stahl für sich nicht geltend mache. Der Jurist und frühere Verwaltungsrichter Dickvoß weiter: "Ich diskutiere mit jedem und bin noch keiner Diskussion ausgewichen." Außerdem habe er seine Diskussionszusage gegeben, als noch nicht klar gewesen sei, wer alles auf dem Podium sitze. Gegebene Zusagen halte er immer ein, meinte Dickvoß.

Dagegen lehnt der rheinland-pfälzische FDP-Landesvorsitzende Rainer Brüderle jedes Gespräch mit Haider strikt ab. Als Grund nannte Brüderle, der in Mainz auch stellvertretender Regierungschef ist: "Ich schätze Herrn Haider so wenig, daß ich mit ihm nicht diskutieren möchte." Brüderle sagte, daß er eine "entsprechende Einladung nicht angenommen hätte". Er akzeptiere jedoch die Haltung von Dickvoß und traue dem Fraktionschef zu, in der Diskussion mit Haider zu bestehen.

Brüderle wandte sich gegen ein "generelles Diskussionsverbot" mit Haider. Als liberale Partei dürfe man nicht von oben verordnen, mit wem die Gliederungen reden dürften. "Die FDP ist eben keine Kaderpartei", sagte Brüderle.

Die Veranstaltung in Bad Homburg (Thema: "Korruption, Recht und Politik: Palermo auch in Deutschland?") ist inzwischen aus dem Kurzentrum, das maximal 200 Plätze geboten hätte, in das Bürgerhaus Kirdorf verlegt worden, in dem mindestens 400 Menschen Platz finden. Der Vorsitzende der FDP im Hochtaunuskreis, Frank Blechschmidt, begründet die Verlegung einerseits mit Sicherheitsbedenken gegen das von Büschen und Bäumen umgebene Kurzentrum, andererseits aber auch mit der großen Nachfrage nach Eintrittskarten.

Fast 300 Tickets seien bereits abgesetzt, hieß es gestern in der Bad Homburger FDP-Geschäftsstelle, obwohl fünf Mark dafür verlangt würden. Unter anderem habe sich ein Gemeinschaftskunde- Leistungskurs eines Königsteiner Gymnasiums angesagt, der sich gerade mit dem Problem "Politikverdrossenheit" beschäftige.

Aus der Sicht des FDP-Kreisvorsitzenden Blechschmidt zeitigt der Streit im Vorfeld des Disputs mit dem umstrittenen FPÖ-Rechtsausleger Haider positive Folgen. Zum einen habe er dazu geführt, daß das Interesse an dem in den letzten Jahren in Vergessenheit geratenen Karl- Hermann-Flach-Disput sprunghaft angestiegen sei. Zum anderen seien in mehreren Ortsverbänden drohende Personalprobleme bei der Besetzung der Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März 1993 gelöst worden: "In der Partei wird wieder über unterschiedliche Ausprägungen von Liberalismus diskutiert."

me/gra/che

Die Küken kommen mit Bürstenschnitt daher Kronenkraniche haben wieder Nachwuchs

Sie kommen daher wie häßliche Entlein mit einer Punkerfrisur. Das Gefieder, grau in grau, wirkt leicht zerstruppt, und auf dem Kopf tragen sie einen millimeterkurzen Bürstenschnitt. Aber wenn noch eine paar Monate ins Land gehen, wird sich die Bürste langsam zur stattlichen Krone auswachsen, aus dem grauen Gestrüpp wird ein schwarz-braun-ockriges Federkleid, und dann werden die drei jungen Kronenkraniche wohl ebenso majestätisch durch den Frankfurter Zoo stolzieren wie ihre Eltern.

Die Kronenkraniche im Straußenhaus haben Nachwuchs - und die Jungen werden es schon noch lernen, dem Namen Ehre zu machen. Selbstbewußt tragen die erwachsenen Kronenkraniche ihr erhobenes Haupt durchs Gehege, anmutig wippt der goldglänzende Federschmuck auf dem Köpfchen und der Kehllappen leuchtet den Neidern knallrot entgegen.

Ein Bild von einem Mann könnte man den Kronenkranich nennen, wenn nicht auch Madame an Schönheit gleiches zu bieten hätte. Eine immerhin erwähnenswerte Tatsache. Und auch sonst sind die Kraniche um echte Partnerschaft bemüht. Keiner verdrückt sich, wenn die Elternpflichten rufen. Herr Kranich setzt sich ebenso ausdauernd auf die Eier wie seine Frau.

Und weil die Biologen das lange Zeit gar nicht glauben wollten, haben sie in wissenschaftlichen Untersuchungen mit der Stoppuhr festgehalten, daß der Mann keine einzige Minute weniger brütet und nicht fauler beim Insektenfangen ist als die Kranichin, unterstreicht der Zoo-Wissenschaftler Stefan Stadler.

Da ist es auch kein Wunder, daß sich aus solch einer Harmonie "Verbindungen fürs Leben" ergeben, wie Stadler sagt. Haben sich zwei Kronenkraniche erst einmal gefunden, bringt die beiden so schnell nichts mehr auseinander.

Nur wenn die Zeit für die Brut gekommen ist, geht es etwas ruppiger bei Kranichs zu. Dann werde die Jungen aus dem Vorjahr vors Nest gesetzt. Die sollen gefälligst ihre eigenen Wege gehen und die Alten nicht beim Brüten stören. Das ist verzeihlich. Schließlich sei die Brut eine strapaziöse Zeit, betont Stadler. Die Frankfurter Zoologen machen es darum auch nicht anders als Mutter Natur. Zu Beginn der spätsommerlichen Brutzeit bringen sie die jungen Kronenkraniche um die Ecke - ins Nachwuchsgehege.

Weil die Kronenkraniche nimmermüde bei der Fortpflanzung sind - seit 1979 schlüpften 31 junge Kronlinge in Frankfurt -, versorgt der Tiergarten vom Main inzwischen auch andere Zoos. Gerade erst leisteten die Kraniche Aufbauhilfe für die neuen Bundesländer. Sechs jungen Kronenkraniche stolzieren jetzt durch den Osten und bereichern den Tierpark Eberswalde bei Berlin um ihre güldene Kronenpracht. luf

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Kulturmix Bad Nauheim. Hartmann-Quartett, Kurhaus, Spiegelsaal, So. 19.30 Uhr.

Kurkonzert in der Trinkkuranlage, Sa. 10.30 Uhr mit Kurzandacht, 15.30 u. 19.30 Uhr, So. 10.30 u. 15.30 Uhr.

Altenstadt. Kindertheater "Kasperle ist krank" und "Die verzauberte Prinzessin", Hammersbacher Kasperletheater und Pfarrer Klotz-Schmidt an der Gitarre, Apollo-Kino, Sa. 16 Uhr.

Wölfersheim. Christkönigkirche: Konzert mit Rainer Fenchel (Trompete), Peter Fiolka (Tenor) und Thomas Bailly (Orgel/Klavier), So. 17 Uhr.

Rosbach. "Der Märchenspion", Heilbronner Kinder- und Jugendtheater Radelrutsch, Bürgerhaus Rodheim, Sa. 15 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Hirzenhain. Puppentheater "Der Vogelsberger Kaspar", Merkenfritz: "Die Wunderäpfel", So. 15 Uhr.

Ortenberg. Fresche Keller: "Fabeln - Geschichten - Miracoli" (Dario Fo) mit Francesca de Martin, Sa. 20 Uhr.

Schotten. "Die Matzsingers", Konzert, Festhalle, Sa. 20 Uhr. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Marinekameradschaft: Kameradschaftsabend, Sportheim, 20 Uhr.

Butzbach. Geschichtsverein für Butzbach und Umgebung: Wanderung durch Grüningen und der Umgebung mit Limes und "Grüninger Warte", Sa.

MSC Butzbach Wetteral e.V.: Monatsversammlung, Dorfgemeinschaftshaus Ostheim, Sa.

Radfahrverein "Fahr Wohl" Hochweisel: Öffentliches Äpfelkeltern, Lindenberg, Sa. 9 bis 17 Uhr.

Obst- und Gartenbauverein Pohl Göns/ Kirch Göns: Herbstwanderung, So.

Schützenverein Pohl-Göns: Ortspokalschießen, So.

Bad Vilbel. BürgerAktive: Single-Treff: Besuch des Palmengartens, Treffpunkt in Frankfurt: Eingang Siesmayerstr., Sa. 14 Uhr.

Jahrgang 1910/1911: Treffen, Kurhaus Restaurant, Sa. 17 Uhr.

Karben. VHC: Gemeinsame Wanderung mit dem VHC Friedberg/Bad Nauheim, Treffpunkt: Bahnhof Friedberg, So. 13 Uhr.

Gemeinschaftsobstanlage Klein-Karben: Tag der offenen Tür, Obstanlage am Büdesheimer Weg, Sa. ab 14 Uhr, So. ab 10 Uhr.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Nidda. Vogelschutzgruppe Nidda: Mitgliederversammlung, Bürgerhaus Nidda, Sa. 20 Uhr.

Tennis-Club O-Schmitten: Oktoberfest, Tennisanlage O.S., Sa.

Ortenberg. SV Selters/Wippenbach: Oktoberfest, Sportheim Selters, Sa. und So.

Angelsportverein Lißberg: Abangeln, Fischteich Lißberg, So.

Gedern. VHC Gedern: Wanderung, Sa.

Schotten. TTC Eichelsachsen: Wandertage, Treff: Dorfgemeinschaftshaus, Sa. und So.

VHC Zweigverein Schotten: Wanderung nach Stornfels, So.

Natur- und Vogelschutzgruppe Wingershausen: Herbstwanderung, So. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", 8 Uhr.

Evangelische Familienbildungsstätte, Frankfurter Str. 34: Seminar zum Thema "Abschiede - welche Bedeutung haben sie für unser Leben", Sa. 9 bis 18.30 Uhr. Friedberg. DRK, Homburger Str. 26: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", Sa. 8.30 Uhr.

Butzbach. DRK, Wendelstr. 12: "Lebens- rettende Sofortmaßnahmen", Sa. 8.30 Uhr.

Bad Vilbel. Workshop für orientalischen Bauchtanz, Bürgeraktive Bad Vilbel, Alte Mühle, Sa. 14 bis 17 Uhr.

Verschiedenes Bad Nauheim. Ball der Gastronomie, Kurhaus, Sa. 20 Uhr.

Mütter- und Familienzentrum Bad Nauheim, Alte Feuerwache: Flohmarkt für Baby- Kinderkleidung und Spielzeug, So. 14 bis 17 Uhr.

Friedberg. Führung durch die Altstadt, Treffpunkt: Wetterau-Museum, Sa. 14 Uhr.

Künstler-Markt - "Kunst & Handwerk präsentieren sich", Stadthalle, So. 11 bis 18 Uhr.

Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 9 bis 12 Uhr, Frankfurter Straße 85.

Alte Mühle: WuWei Theaterworkshop mit Andreas Wellano und Angelika Sieburg, Sa. und So.

10. Frankfurter Funzel-Fahrt auf der Nidda, Sa.

Florstadt. Hobbykünstlermarkt, Bürgerhaus Nieder-Florstadt, Sa. 14 bis 18 Uhr, So. 11 bis 17 Uhr.

Karben. Oktoberfest, Bürgerzentrum, Saal, Sa. 20 Uhr.

Mütterzentrum Karben e.V., Okarben, Hauptstr. 84: Flohmarkt für Baby- und Kleinkinderbekleidung, Sa., 14 bis 17 Uhr.

Rosbach. Kirchweih Rodheim, Bürgerhaus, Sa. und So.

Nidda. Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.

Büdingen. Seniorenfahrt der SPD Orleshausen, So.

Ortenberg. Altkleidersammlung der DRK, Bereitschaft Ortenberg, Sa. ab 8 Uhr.

Gedern. Kirchweih Mittel-Seemen, Seementalhalle, Sa. und So.

Schotten. Backhausfest des Gesangvereins Frohsinn und Frauenkreis, Betzenrod, Sa. und So. Ausstellungen Bad Nauheim. Günther Körner und J. v. Jablonski: Ansichten, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 11. Oktober).

Karl Sümmerer - "Hessische Perspektiven", Malerei und Grafik, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 15-18 Uhr, Galerie Remise, Mittelstr. 23, Tel. 0 60 32 / 3 15 33 (bis 18. Oktober).

Hashpa - Bilder, Gouachen, Zeichnungen, Öffnungszeiten Mi. + Fr. 15-18 Uhr, Sa. 10-18 Uhr u. nach Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 22 10, Galerie Rademacher, Gutenbergstr. 62 (bis 7. November).

Rosbach Kunstgalerie Rodheim, M. Karowski, An der Mergel 16: Max Beckmann - Zeichnungen und Graphiken, Eröffnung So., 15 Uhr, Öffnungszeiten: täglich von 15 bis 18.30 Uhr, außer Mo. (bis 8.11.).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: 200 Jahre Weber'sche Apotheke Echzell, Öffnungszeiten: So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis 18. Oktober).

Nidda. SK Wetterau: "Kelten in Wetterau und Vogelsberg", zu den Öffnungszeiten der Sparkasse (bis 9. Oktober).

Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12, 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Tom und Jerry (Sa. 15 Uhr, So. 13.45, 16 Uhr); Boomerang (Sa., 20.15, 22.30 Uhr, So. 18, 20.30 Uhr). - Blende: Fatale Begierde (Sa. 15, 20.15, 22.30 Uhr, So. 16, 18, 20.30 Uhr); Liebling ich habe die Kinder geschrumpft (So. 13.45 Uhr). - Studio: Grüne Tomaten (Sa. 15, 20 Uhr, So. 15, 20.15 Uhr); Alien 3 (Sa. 22.30 Uhr, So. 18 Uhr). - Keller: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (Sa. 15, 20.15, 22.30 Uhr, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Wolfsblut (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Wayne's World (Originalfassung, Sa. u. So. 21.15 Uhr); Basic Instinct (Sa. u. So. 19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Brennpunkt L.A. - Die Profis kehren zurück (Sa. u. So. 20 Uhr). - Bambi: Alien 3 (Sa. u. So. 20 Uhr); Die Abenteuer von Pico & Columbus (Sa. u. So. 15 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Kinderfilm: Bernard und Bianca im Kängeruhland (So. 16 Uhr); Reihe Bildkunstlauf: Vincent van Gogh - Der Weg nach Courrieres (Sa. 20.30 Uhr, So. 18 Uhr); Van Gogh (Sa. 18 Uhr, So. 20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Steinzeit Junior (Sa. 20 Uhr, So. 15, 17.15 u. 20 Uhr); Schlafwandler (Sa. 22.30 Uhr). - Princess: In einem fernen Land (Sa., 20, 22.30 Uhr, So. 17.15, 20 Uhr), Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (So. 15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Schneewittchen und die sieben Zwerge (Sa. u. So. 16 Uhr); Hear my song (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Twin Peaks (Sa. und So. 22 Uhr).

Lich. Kino Traumstern: Das Jahr der Machete (Sa. u. So. 15.30 Uhr), Black Robe (Sa. u. So. 17.15 Uhr) Die schöne Lili (Sa. u. So. 19.30 Uhr), Crime and Punishment (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Psycho (Sa. 24 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Unfallbeteiligte: Wir hatten "Grün"

ROSBACH. Leicht verletzt wurden zwei Autofahrer bei einem Unfall auf der B 455 in Rosbach am Mittwoch abend. Wie die Polizei berichtet, wollte ein Rosbacher von der B 455 nach links in die Nieder-Rosbacher Straße abbiegen. Sein Auto stieß dabei mit einem Wagen zusammen, der auf der Bundesstraße entgegenkam.

Beide Fahrer hätten sich gegenseitig beschuldigt, daß die Ampel für sie Grün gezeigt habe, teilte die Polizei mit. Es entstand außerdem ein Schaden von 40 000 Mark. de

Nur echter Trödel darf verkauft werden

UNTERLIEDERBACH. Rund um den Spielplatz am Langobardenweg gibt's am heutigen Samstag allerhand Trödel zu kaufen. Veranstalter des Flohmarktes ist der Stadtteilarbeitskreis Unterliederbach. Und der will, daß nur gebrauchter Krempel angeboten wird. Neuwaren und auch Möbel sind tabu. Kein Stand darf breiter als drei Meter sein. Gefeilscht wird von 8 bis 13 Uhr. tos

"Viva" - Deutsche Popmusik soll ihren Kabelkanal bekommen Drei Videoproduktionsfirmen wollen neuen Sender gründen / Düsseldorf oder Köln als Standort im Gespräch

Wenn Peter Zombik sich durch die Kanäle "zappt", sucht er vergebens nach aktueller Popmusik. "Bundesdeutsche Popmusik findet doch bei den hiesigen Fernsehsendern kaum statt", klagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft in Hamburg. Früher sei das anders gewesen. In den sechziger Jahren gab es etwa den "Beatclub", später folgten "Rockpalast" und "Formel I". Doch die sind inzwischen eingestellt. Heute flimmern Popmusik- Sendungen zu ungünstigen Zeiten über die Mattscheiben oder sind in die dritten Programme der ARD verbannt.

Zombiks Ärger könnte ein Ende haben. Mitte nächsten Jahres soll ein deutscher Musikkanal auf den Bildschirmen erscheinen, Arbeitstitel "Viva". Drei private Videoproduktionsgesellschaften haben sich mit der Pop-Komm GmbH in Wuppertal zusammengefunden - eine Förderinstitution für populäre Musik, die der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister mit jährlich 1,1 Millionen Mark unterstützt. Derzeit buhlen die Initiatoren um mögliche Kapitalgeber für den neuen Fernseh-Kanal. Im Gespräch sind dabei die Medienriesen Bertelsmann und Time- Warner sowie der britische Misch-Konzern Thorn Emi. "Im Laufe des Oktobers dürfte die Gesellschaft unter Dach und Fach sein", verspricht Dieter Gorny, Geschäftsführer der PopKomm. Die Kosten für den Sender schätzt er auf etwa 100 bis 120 Millionen Mark. Mit 80 bis 120 Mitarbeitern will man an den Start gehen, geplanter Sitz soll Köln oder Düsseldorf sein. Das Programm soll über Kabel und Satellit ausgestrahlt werden. Der Standort Nordrhein-Westfalen ist kein Zufall. Schließlich finden sich zwischen Rhein und Ruhr ein Viertel aller bundesdeutschen Kabelhaushalte. Mit einem Schlag hätten die Macher sechs Milionen potentielle Zuschauer. Finanzieren soll sich der Sender vorwiegend aus Werbe-Einnahmen.

Der neue Kanal soll "aber keine reine Abspielstätte für Musik-Videos sein", meint Gorny. Er spielt damit auf den englischsprachigen Musikkanal MTV in London an, der auch hierzulande zu empfangen ist. MTV zeigt den Fans vor allem die neuesten Videos von Madonna, Prince und Michael Jackson, Filmmagazine und Comedyserien.

Gorny und seine Mannschaft planen dagegen "zielgruppenspezifische Programme", wie etwa Schülermagazine. Vorgesehen sind weiter Musiknews und Konzertmitschnitte. Die gezeigte Musik soll die gesamte Bandbreite zeitgenössiger Popmusik umfassen, von Rap, Hip- Hop, Jazz, Blues und Rock. "Nur Ernst Mosch, Roy Black und Howard Carpendale gibt es bei uns nicht", sagte der Pop- Komm-Geschäftsführer. Vor allem aber sollen deutsche Künstler und Produktionen stärker vertreten sein, etwa 40 Prozent des Programms sollen sie bestreiten. Der Rest ist für internationale Interpreten vorgesehen.

Damit könnten die Macher eine Marktlücke bedienen. Denn MTV orientiert sich vor allem an den Stars aus England und den USA: "Bei denen ist es schwieriger das neueste Grönemeyer-Video unterzubringen, als den Streifen einer unbekannten Band aus New York", ärgert sich Winfried Ebert, Promotion Manager der Emi Germany in Köln. Und Wolf-Dieter Gramatke, Präsident des größten europäischen Plattenproduzenten Polygram (Jahresumsatz rund eine Milliarde Mark), ereifert sich darüber, daß Marius Müller-Westernhagen "allenfalls einmal im halben Jahr bei MTV" zu sehen ist. Den Firmen bleibt nur, mit Werbetrailer in dem Sender für ihre Stars zu werben.

Dabei hat MTV - laut Ebert - mit einer technischen Reichweite von 22 Millionen Zuschauern in Deutschland das größte Publikum in Europa. Außerdem ist der bundesdeutsche Popmusik-Markt mit einem Jahresumsatz von etwa 4,1 Milliarden Mark nach USA und Japan der drittgrößte. Etwa ein Drittel des Umsatzes erzielen die Unternehmen mit deutschen Künstlern und Interpreten. "Da müßten doch die Zuschauer für einen Musikkanal hierzulande vorhanden sein", glaubt Peter Zombik.

Vielleicht. Bei Bertelsmann jedenfalls sieht man einer möglichen Beteiligung an dem geplanten Fernseh-Kanal gelassen entgegen. "Das steht nicht oben auf unserer Prioritäten-Liste", meint Helmuth Runde, Pressesprecher des Konzerns. Der Mediengigant aus Gütersloh gibt sich auch aus anderen Gründen zurückhaltend. Die Landesmedienanstalten nehmen seit kurzem die privaten Rundfunkanstalten auf ihre Beteiligungsverhältnisse genauer unter die Lupe. Um eine weitere Konzentration auf dem privaten Fernseh-Markt zu stoppen, haben sie jüngst den geplanten Kanal RTL-2 und die Umwandlung von Tele 5 in einen Sportkanal gestoppt. Immerhin haben sich der Filmhändler Leo Kirch im Süden und die Bertelsmänner im Norden mit ihren vielfältigen Beteiligungen den privaten Fernseh-Markt nahezu unter sich aufgeteilt.

Eine weitere Beteiligung von Bertelsmann an einem neuen Kanal würde die Landesanstalt für Rundfunk (LFR) in Nordrhein-Westfalen genau untersuchen: "Bertelsmann dürfte dabei keinen beherrschenden Einfluß auf das Programm ausüben." ANDREAS HOFFMANN

Autohändler Kammler ein Millionen-Betrüger? Staatsanwalt ermittelt / Arbeitsplätze gefährdet

ESCHBORN. Nachdem das Amtsgericht Frankfurt Ende vergangener Woche das Konkursverfahren gegen die Firma Henning Kammler in Eschborn (MainTaunus-Kreis) eröffnet hat, ermittelt nun auch die Staatsanwaltschaft. Sie verdächtigt den Firmenchef und einen Prokuristen der Bilanzfälschung, des Betrugs und der Untreue. Laut Hubert Harth, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt, geht es um eine Summe zwischen 50 und 100 Millionen Mark.

Anfang der Woche waren Henning Kammler und sein Prokurist den Justizbehören zuvorgekommen: Sie zeigten sich selbst an. Zudem, sagte Harth, hätten zwei Banken Strafanzeige gestellt. Die beiden Verdächtigen sollen mit den Kraftfahrzeugbriefen von Kunden bei Geldinstituten Kredite erschwindelt und anschließend die Bilanz gefälscht haben.

Vorigen Freitag hatte Kammler unter dem Druck der Banken das Konkursverfahren beantragt. Zum Konkursverwalter bestellte das Amtsgericht den Frankfurter Rechtsanwalt und Notar Dr. Wilhelm Schaaf. Die Kreditinstitute waren über Ungereimtheiten in der jüngsten Bilanz des Unternehmens gestolpert. Nach einem ersten Blick über die Zahlen sprach Schaaf von Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 300 Millionen Mark.

Als Ursache für den Konkurs gilt unter anderem die Krise auf dem Automarkt. Gerade im Flottengeschäft soll Kammler draufgelegt haben. Zwar verkaufte er Neuwagen in hohen Stückzahlen an verschiedene Autovermieter, auf deren rücklaufenden Gebrauchtwagen aber sei er sitzen geblieben oder habe sie mit Verlust abstoßen müssen.

Um die Verbindlichkeiten zu decken, prüft Schaaf den Verkauf einzelner Betriebe. Dadurch werde auch der Fortbestand der insgesamt mehr als 800 Arbeitsplätze gesichert. Zur Kammler-Gruppe gehören fünf Autohäuser in Rhein- Main, zwei in Weimar, eine Handelsfirma für Gebrauchtwagen in Offenbach und ein Karosseriebaubetrieb in Liederbach. Diese neun Betriebe sind Tochtergesellschaften der Eschborner Holding.

Undklar indes ist die Zukunft der 57 Beschäftigten der Muttergesellschaft. Sie sind durch den Konkurs direkt betroffen. Löhne und Gehälter für September sind noch gezahlt worden. Schaaf ist optimistisch: Die meisten arbeiteten indirekt für einen der Tochterbetriebe, bräuchten nicht um ihre Existenz zu bangen.

Henning Kammler indes hat laut Schaaf sämtliche Funktionen in seinen Betrieben niedergelegt und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch aus dem politischen Geschäft hat er sich verabschiedet: Bereits am Donnerstag voriger Woche legte er sein Mandat als ehrenamtlicher CDU-Stadtrat in Eschborn nieder. Er saß seit 1981 im Magistrat.

KLAUS KÜHLEWIND

Auf der Baustelle in der Oberurseler Schulstraße bietet sich die Geschichte wie ein offenes Blatt dar Schüsseln und Teller unter der Brandschicht Archäologen sind begeistert / Blick ins Mittelalter Von Hans Konanz

OBERURSEL. An 23 Baustellen in Oberursel hat Klaus-Michael Schmitt schon rumgebuddelt, immer dem Mittelalter auf der Spur, das er Bruchstück um Bruchstück zusammenpuzzelt. Doch diesmal stieß er auf eine kleine archäologische Sensation. "Das ist schon kein Puzzle mehr, das ist ein ganzes Blatt", strahlte er gestern in der Schulstraße 1 und wies auf die Grube mit den Tellern, Schüsseln, Krügen und Schalen. Das Inventar der Küche eines Bürgerhauses um 1600 liegt vor ihm. "Alles museal präsentierbar", freut sich Schmitt, "muß halt nur noch rausgeholt werden."

Zwei Lagen Scherben hat er schon rausgeholt, eine liegt noch unter der Reste eines Kachelofens Brandschicht des Jahres 1645, jenem Schicksalsjahr, als Oberursel bis auf drei Häuser und die Kirche niederbrannte. "Ist ja fast noch heil, die Schüssel da", staunte auch Bürgermeister Thomas Schadow und betrachtete gebannt die Fundstelle: "Die Archäologen sind ganz fasziniert, und ich kann das nachempfinden."

Nicht nur Küchengeschirr hat Klaus-Michael Schmitt aus der Erde gefischt, auch Reste eines bleiglasierten Kachelofens zum Beispiel. Das war kein Luxus damals, erklärt er, gehörte durchaus zum Standard eines Bürgerhauses. Entzückt hält er ein für Laien undefinierbares Metallteil in der Hand: "Das ist ein Spinnwirtel, gehört zum Spinnrad." Der Bürgermeister mustert ratlos ein anderes Fundstück, der Archäologe weiß Bescheid: "Stammt von einem Dreifuß-Kochgefäß, das ist der Griff davon."

"Soziokulturelle Daten" stecken in der Erde. Der Experte versteht ihre Sprache, gewinnt Aufschluß über das Alltagsleben im 17. Jahrhundert, so um die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Experte muß man schon sein, um das Stück angekokelter Masse als Schuhsohle zu identifizieren. "Achtung, organisch", ruft Schmitt erschrocken, als der Bauunternehmer Willi Centgraf neugierig nach der Kostbarkeit greift. So was findet man nicht alle Tage. Möglicherweise finden sich noch mehr Leder- und Holzgegenstände.

Bauunternehmer Centgraf ist an Geschichte interessiert, hat deshalb auch Verständnis für Verzögerungen. Denn Klaus-Michael Schmitts "baubegleitende Notbergung" hemmt schon mal den Fortgang. Vier Sozialwohnungen entstehen an dieser Stelle, Bauherrin ist die Stadt. Architekt Röschke und Bauleiter Fleck sehen in dem Archäologen keinen Störenfried, irgendwie beeindruckt sie der Gedanke, "daß man da einen kleinen Eingriff macht und sofort im Mittelalter ist". Baudezernent Eberhard Häfner geht davon aus, daß im Dezember in der Schulstraße Richtfest gefeiert werden kann: "Und wenn die Erdgeschoßwohnung fertig ist, kann die Frau Lang von nebenan einziehen"; dann wird das alte Häuschen, in dem sie jetzt lebt, abgerissen.

Doch zurück ins Mittelalter. Wenn der Altertumsforscher Schmitt eine Glasbutzenscheibe in Händen hält, formt sich sein Bild von der Küche des Jahres 1600. Er ist überzeugt, daß zum Zeitpunkt der Katastrophe das Küchenregal umstürzte. Mindestens zehn bis 15 Gefäße will er noch bergen, ein ganzes Spektrum mittelalterlichen Hausrats. Rätsel und Geheimnisse werden dennoch bleiben. Was hat das für eine Bewandtnis mit der Feinwaage, deren Schalen - gut erhalten - aus Kupfer bestehen und deren Gestänge aus Messing ist? Sollte hier eine Apotheke gewesen sein? Unwahrscheinlich. Wurden Edelmetalle gewogen oder Gewürze? Schmitt: "Wenn ich jetzt zum Beispiel einen grau-grünen Fleck entdecke und sich herausstellt, daß es Ingwer ist, dann ist klar: Hier wohnte ein Gewürzhändler."

Unklar ist allerdings auch, ob der Archäologe (gemeinsam mit seiner Kollegin Monika Heitsch ist er auch Verfasser des Bommersheim-Buches "Geschichte eines Dorfes") noch Zeit haben wird für seine Forschungen: Im Dezember endet sein zweijähriger ABM-Job. Über eine Fortsetzung ist noch nicht entschieden.

Kleine FR

Alkohol am Steuer? FRIEDBERG. Eine Blutprobe und den Führerschein mußte ein Autofahrer nach einem Unfall auf der B 455 zwischen Wölfersheim und Friedberg abgeben, wie die Polizei berichtet. Der Fahrer aus Reichelsheim sei in einer leichten Linkskurve von der Straße abgekommen und habe eine Garageneinfahrt und eine Hauswand beschädigt, sei dann noch gegen ein geparktes Auto geprallt. Der Schaden wird mit 37 000 Mark angegeben. Neue Abfallsatzung MÜNZENBERG. Die Neufassung der Abfallsatzung steht auf dem Programm des Haupt- und Finanzausschusses, der sich am Dienstag, 27. Oktober, um 20 Uhr im Sitzungsaal der Stadtverwaltung von Gambach trifft. Bummel durch Alt-Friedberg FRIEDBERG. Durch die Altstadt von Friedberg führt Petra Rauch-Weitzel am Samstag, 10. Oktober. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Wetterau-Museum bei der Stadtkirche. Die ist auch Ziel der Führung, wie das Judenbad und die Burg. Alternative Energien FRIEDBERG. Im Kurs über alternative Energien sind noch Plätze frei: Donnerstag, 22., und Freitag, 23. Oktober, in der Burg 11. Eine Voranmeldung für diesen Kompaktkurs ist erwünscht: Tel. 06031/ 83841.

Notdienste · Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Telefon 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.

Sa.: Sprudel-Apotheke, Bad Nauheim, Hauptstr. 2, Tel. 0 60 32 / 23 93; So.: Wetterau-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 128, Tel. 0 60 33 / 99 44.

Bad Vilbel.

Sa.: Nidda-Apotheke, Frankfurter Str. 28, Tel. 0 61 01 / 8 38 52; So.: Park-Apotheke, Frankfurter Str. 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79.

Butzbach.

Sa.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42; So.: Bahnhof-Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88.

Karben/Niddatal.

Sa.: Parcelsus-Apotheke, Petterweil, Sauerbornstr. 15, Tel. 060 39 / 71 00; So.: Apotheke Niederwöllstadt, Wöllstadt, Frankfurter Str. 52, Tel. 0 60 34 / 23 07. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).

Internationales Turnier mit zehn Fußballteams

HANAU. Anknüpfend an das internationale Kulturfest "Grenzenlos feiern" im September beginnt am Samstag 10. Oktober, um 10 Uhr auf dem Jugendsportplatz an der Kreuzung Frankfurter Landstraße / Kastanienallee ein internationales Fußballturnier. Veranstalter sind der Hanauer Kulturverein Matrax und das Autonome Kulturzentrum Metzgerstraße.

Es nehmen zehn Mannschaften teil: ein iranisches und ein gemischtes Flüchtlingsteam, der "Orient-Express" (Türken und Kurden), der Hanauer Berber-Sportverein "Halt drauf", das Somborner Café Woytila, ein Team der Bauwagen-Siedlung Rodenbach und Mannschaften der Veranstalter. Neben dem Spaß am Fußball soll das Turnier dazu beitragen, Grenzen zwischen Gruppen zu überwinden, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, und symbolhaft die Solidarität mit Geflüchteten ausdrücken. him

Radweg endet an der Autobahn Verbindung von Seligenstadt nach Rodgau wird gebaut

RODGAU / SELIGENSTADT. An der Autobahn ist Schluß. Wer von Seligenstadt nach Rodgau radeln will, für den wird es nach der Überquerung der A 3 gefährlich. Der Radweg endet im Nichts, danach sind die Radfahrer ungeschützt dem Gesetz der Straße ausgeliefert.

Das hat auch der Rodgauer Baudezernent Alfred Schüler festgestellt und dem Kreisausschuß des Landkreises Offenbach einen Brief geschrieben. "Der Verkehr auf der Landesstraße 3121", heißt es darin, "ist seit der Fertigstellung des Autobahnanschlusses Seligenstadt so angestiegen, daß es für zahlreiche Radfahrer sehr gefährlich geworden ist. Unter ihnen sind sowohl Schüler, die in Seligenstadt weiterführende Schulen besuchen, als auch Besucher des Kreiskrankenhauses." Der Kreis solle sich dafür einsetzen, daß der Radweg schnell ausgebaut wird.

Der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann hat daraufhin angekündigt, daß im kommenden Jahr mit dem Bau eines Streckenstücks zwischen der Einhardstraße in Rodgau und dem Autobahnanschluß begonnen werden kann. Der Weg soll als kombinierter Fuß-, Rad- und Wirtschaftsweg eingerichtet und mit einer Feinasphaltdecke versehen werden.

Der Radweg konnte nicht früher gebaut werden, da es Probleme gab, entsprechende Ausgleichsflächen - eine Forderung der Unteren Naturschutzbehörde - zur Verfügung zu stellen.

Auch das Straßenbauamt hat angekündigt, daß die Aufträge für den Bau noch in diesem Jahr vergeben werden. Vielleicht können die Radler also bereits in den nächsten Monaten von Rodgau nach Seligenstadt strampeln, ohne Angst um ihr Leben haben zu müssen. fuh

Karten für Flach-Disput mit Haider sind begehrt

BAD HOMBURG. Für den umstrittenen Karl-Hermann-Flach-Disput mit dem rechtsorientierten Vorsitzenden der "Freiheitlichen Partei Österreichs" (FPÖ), Jörg Haider, sind nach Angaben von FDP-Kreisgeschäftsführer Hans Werner Bruchmeier bislang fast 300 Karten verkauft.

Die Diskussion mit dem Titel "Korruption, Recht und Politik: Palermo auch in Deutschland?" findet am Montag, 19. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerhaus Kirdorf statt, das mehr als 400 Zuhörern Platz bietet.

Die Polizei bereitet sich inzwischen auf Demonstrationen vor. (Einen ausführlichen Bericht zu diesem Thema lesen Sie heute auf der Hessen-Seite). che

Schloßborner Wasser war nicht bedroht

GLASHÜTTEN. Das Schloßborner Trinkwasser war durch den ausgelaufenen Öltank, der im Wald zwischen Ruppertshain und Schloßborn gefunden wurde (die FR berichtete gestern), nicht bedroht. Durch die Aussage des stellvertretenden Forstamtsleiters aus Hofheim, Horst Thoms, kam es zu dem Irrtum: Er hatte den Trinkwasserbehälter nahe der Fundstelle den Schloßbornern zugeschlagen.

Das Trinkwassergewinnungsgebiet für Schloßborn liegt jedoch an anderer Stelle, im Wald zwischen den Ortsteilen Glashütten und Schloßborn. Dieses Areal ist von dem Waldstück, wo der Öltank abgeladen wurde, rund vier Kilometer entfernt.

"Kein Tropfen", so betont Bürgermeister Helmut Diehl, werde aus dem Wald zwischen Ruppertshain und Schloßborn gewonnen. Der Wald gehöre auch nicht zur Gemarkung Schloßborn. "Das hat mit uns überhaupt nichts zu tun." ca

Musikkreis Sittig spielt im Refugium

SINDLINGEN. Im Refugium der evangelischen Kirche Sindlingen Süd, Gustavsallee, wird am Sonntag, 11. Oktober, musiziert. Instrumentalisten des Musikkreises Theo Sittig spielen unter anderem Werke von Carl Philipp Emanuel Bach, Gabriel Fauré und Robert Schumann. Zu hören sind Ute Bamberger (Flöte), Ann-Katrin Heimer (Horn), Simone Vondung (Alt), Alexander Michel (Klarinette), Ulrich Krupp, Wolfgang Kilian (beide Klavier) und Oliver Sändig (Violine).

Das Konzert in der evangelischen Kirche beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Musikkreis bittet aber um einen Kostenbeitrag. tos

PVC-Bodenbelag Recycling liegt den Grünen schwer im Magen Besuch des Bau- und Umweltauschusses bei der Firma Dunloplan ist für die Ökopartei "kein guter Einfall" gewesen

MAIN-KINZIG-KREIS. Die jüngste gemeinsame Sitzung von Bau- und Umweltausschuß bei der Firma Dunloplan in Hanau hält die Kreistagsfraktion der Grünen für "keinen guten Einfall". Nach Darstellung von Fraktionssprecher Peter Stahl war es abzusehen, daß diese Zusammenkunft samt Betriebsbesichtigung "wohl eher der PR der Firma Dunloplan denn einer ernsthaften Ausschußsitzung dient".

Befremdet zeigen sich die Grünen darüber, daß dabei sachliche Argumente als "parteipolitische Verblendungen" abgetan worden seien. Für die Grünen ist klar, daß sie als ökologische Partei anders argumentieren als die Vertreter der Geschäftsleitung von Dunloplan und der Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR). Deren Anliegen sei ja die Verkaufsförderung für PVC-Bodenbeläge.

Das von Dunloplan gepriesene System, gebrauchte PVC-Fußbodenbeläge zu verarbeiten, stellt sich den Grünen zufolge als "Vorzeigelösung für einen kleinen Teilbereich der allgemeinen PVC-Verwendung" dar. Es könnten nicht einmal alle PVC-Bodenbeläge wiederverwertet werden, da sich sonst die Qualität zu sehr verschlechtere und der Schadstoffgehalt der Beläge zu hoch werde. Die AgPR habe strenge Annahmebedingungen für verwertbare Alt-PVC-Bodenbeläge eingeführt. Das bedeute aber auch eine starke mengenmäßige Einschränkung. Nach Angaben von Dunloplan - darauf verweiesen die Grünen - werden bei Bodenbelägen aus recyceltem PVC, zumindest für die Oberschicht, 50 Prozent frisches PVC zugegeben, um den Gehalt an Cadmium und weiteren Schadstoffen unter den zulässigen Grenzwerten zu verdünnen.

Die Grünen-Fraktion streicht heraus, daß durch PVC hervorgerufene Umweltprobleme durch dieses Teilrecycling, wie es die AgPR betreibe, "nicht zu lösen" seien. Stahl: "Sofern die Firma Dunloplan wirklich an der Herstellung von umweltverträglichen Produkten interessiert ist, sollte sie ihre Anstrengungen auf die Entwicklung von Bodenbelägen ohne PVC konzentrieren." Auch auf diese Weise könnten Arbeitsplätze - ein Argument für das Teilrecycling - erhalten und gesichert werden.

Als ausgesprochen problematisch wertet es Stahl, wenn sich in der Sitzung abgezeichnet habe, daß sich die Ausschußmitglieder ein vorschnelles Urteil bilden könnten. Der Grünen-Sprecher hat diese nun aufgefordert, sich "nochmals eingehend mit den negativen Umweltauswirkungen von PVC, seiner Ökobilanz und der Problematik der gesamten Chlorchemie auseinanderzusetzen". Dabei bringt er auch die Anhörung von Sachverständigen ins Spiel, die weder an einen PVC-Hersteller noch an eine Partei gebunden seien.

Stahl erwähnt auch, daß die Firma Dunloplan im Januar 1992 Bodenbeläge als PVC-Recyclat in den Klassenräumen der Gesamtschule Freigericht verlegt habe - und zwar in Abstimmung mit dem Hochbauamt des Main-Kinzig-Kreises.

Das eigentlich Pikante daran: Die Firma Dunloplan soll diese Bodenbeläge kostenlos verlegt haben. Stahl sieht darin einen Widerspruch zu einer Verfügung des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa, die mit Schreiben vom 6. Sptember 1990 den Mitgliedern des Bauausschusses bekanntgegeben worden sei.

Für den Grünen-Sprecher verdeutlicht dieser Vorgang, wie notwendig es war, im Kreistag (27. März 1992) den weitgehenden Verzicht auf PVC zu bekräftigen. Vorausgegangen war ein Antrag der Grünen, wonach in Ausschreibungen des Main-Kinzig-Kreises für Bauaufträge verbindlich festzulegen sei, daß auf PVC-haltige Materialien weitmöglichst verzichtet werden sollte. Der Kreistag verabschiedete schließlich eine modifizierte Fassung, wobei der Bereich Kunststoff-Fenster ausgeklammert wurde.

Die Grünen befürchten nun das Aufheben dieses Kreistagsbeschlusses. Ein solcher Beschluß dürfe aber nicht ausschließlich auf PVC-Hersteller und PVC- Verkäuferargumente gegründet sein, betont Stahl. hok

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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: In einem Land vor unserer Zeit (15 Uhr); Alien 3 (17 und 20 Uhr).

Panda Kino: Bokk und Loleks große Reise (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry (15 Uhr); Kleine Haie (17.30, 20 und 22.15 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Grüne Tomaten (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Walt Disney's Peter Pan (15 Uhr); Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Theater/Musik Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Swing und Jazz mit "Ladies' Choice", 20 Uhr.

Oberursel. Kreuzkapelle Bommersheim: Konzertabend mit dem Mientka- Duo, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus: XIV. Große Ikonen-Ausstellung der Ikonen-Galerie Brenske, 11 bis 20 Uhr.

Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Gretel und Hänsel - Bilder der Opernwerkstatt für Kinder", Fotoausstellung von Nicola Kutzmann, 10 bis 12 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: "Künstler für amnesty international", Ausstellung und Versteigerung, Ausstellungseröffnung: 20 Uhr.

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Grafik und Plastiken von Peter und Lieselotte Frieling, 15 bis 19 Uhr.

Stadtbücherei am Markt: Gemeinsame Ausstellung der L'union des Artistes d'Epinay und der Malschule der VHS, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: Arbeiten aus der Werkstatt von Elisabeth Reichert, 9 bis 19 Uhr.

Frankfurter Volksbank, Hainstr. 4: "Unser Kreis", Ölgemälde von Allmuth Gutberlet-Bartz mit Motiven aus dem Hochtaunuskreis, 8 bis 12.30 Uhr und 14 bis 15.30 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Einzelausstellung mit Werken von Gerhard Meyer im Rahmen der Schloßkonzerreihe, 14 bis 16 Uhr. Parteien/Parlamente Wehrheim. Sitzung des Sozialausschusses, Altentagesstätte, Bürgerhaus, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.

Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.

Kaiser-Wilhelms-Bad: Bewegungsübungen bei Osteoporose, 9 Uhr.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: ärztliche Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.

Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.

Information, Beratung und Aufklärung der Guttempler-Gemeinschaft "Obertaunus", Kreuzkirche, 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr.

Schmitten. Treffen des Freitagsclubs im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 20 Uhr.

Oberursel. Spielnachmittag des Bridge- Clubs, Stadthalle, 15 bis 17 Uhr.

Spielabend des Schachvereins, Stadthalle, 20 bis 22 Uhr.

Kronberg. Oktoberfest der SG-Oberhöchstadt, Sportgelände, 19 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seidenmalen 9 bis 11 Uhr, Tischtennis und Billard ab 14 Uhr.

Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30-17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Spielnachmittag ab 14 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Abschieds-Grillfest beim Spielmobil, Kälberstücksweg Gartenfeld, 14 bis 18 Uhr.

Kath. Gemeindezentrum St. Marien, Dorotheenstr. 19: Jonglier-Workshop für Kinder von 10 bis 13 Jahre, 15 bis 18 Uhr.

Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: "Denn sie wissen nicht, was sie tun", Rock-Theaterstück über Jugendliche, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit, 20 Uhr.

Gambrinus im Fürstenbahnhof: Rock- Musik mit der Kronberger Gruppe "Spilling The Juice", 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Standort des Spielmobils "Wilde Hilde": Römerhof/Ecke Houiller Platz, 14.30 bis 17 Uhr.

Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.

Oberursel. Jugendcafé Hohemarkstraße: "Kabarett am Freitag" mit Peter Spielbauer, 20 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.

Gaukler-Markt mit Komödianten, Louisen-Arkaden, 10.30 bis 18.30 Uhr.

Königstein. Schluckimpfung gegen Poliomyelitis (Kinderlähmung), I. Impfdurchgang, Grundschule Jahnstr. 1, 18 bis 19 Uhr.

Glashütten. Blutspendetermin des DRK, Bürgerhaus, 18 bis 20.30 Uhr.

DGB kämpft für Arbeitsschutz Protest gegen Vorschlag, Gewerbeaufsicht in NRW abzuschaffen Von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Füssel

FRANKFURT A. M., 8. Oktober. Als "skandalös" wertet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Vorschläge des nordrhein-westfälischen Finanzministers Heinz Schleußer (SPD), die staatliche Gewerbeaufsicht abzuschaffen. In einem Brief an Schleußer drückt der stellvertretende DGB-Vorsitzende Ulf Fink jetzt sein "Befremden" darüber aus, daß dieser daran denkt, bis zu 1200 Stellen im staatlichen Arbeitsschutz einzusparen und deren Aufgaben an die Berufsgenossenschaften zu verlagern. Der DGB fordert demgegenüber, den staatlichen Arbeitsschutz auszuweiten und seine Defizite zu verringern. Die Kapazitäten reichten bei weitem nicht aus.

Nach Angaben von Reinhold Konstanty, Leiter des DGB-Referates Arbeitsschutz, ist es Aufgabe von insgesamt 3000 Gewerbeaufsichtsbeamten in Deutschland, die Gesundheit der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz zu schützen. Sie überwachen, daß Vorschriften wie Arbeitszeitverordnung, Gefahrstoffverordnung, Chemikaliengesetz eingehalten werden und sind für Ausnahmeregelungen zuständig. Die Berufsgenossenschaften kontrollieren bislang nur die Einhaltung von über 100 Unfallverhütungsvorschriften.

Der DGB mißt dem staatlichen Arbeitsschutz in den Gewerbeaufsichtsämtern vor allem deshalb große Bedeutung bei, weil die Entscheidungsgremien in den Berufsgenossenschaften paritätisch mit Arbeitnehmern und Arbeitgebern besetzt sind. Die Ergebnisse seien "Minimalkompromisse" für die Gesundheit von Arbeitnehmern" und "sozialpartnerschaftliche Mitbestimmung innerbetrieblicher Art", sagt Konstanty. Wenn - wie von Schleußer vorgeschlagen - der Staat sich aus dem Arbeitsschutz zurückziehe, würden die Berufsgenossenschaften "übermächtig", fürchtet der DGB-Funktionär.

Konstanty sieht Schleußers Sparvorschläge vor dem Hintergrund der Diskussion über eine Reform des Arbeitsschutzes. Bonn sei unter Druck, weil es die deutschen Bestimmungen dem EG- Recht angleichen müsse. Das könne aber nicht mit Sparvorschlägen geschehen.

Die Ost-SPD blickt nachdenklich zurück

Was ist das - "zehn Pfarrer, Angelika Barbe und Ibrahim Böhme?" Gelegentlich ist es schon hilfreich, ironisch zu sein, wenn es um die Beschreibung der alten, nun schon länger zurückliegenden Zeiten geht - damals, als man noch ein kleines Häuflein war, noch nicht SDP, noch längst nicht SPD, aber immer mit dem Gedanken im Kopf, den Machtanspruch der SED zu kippen. "Zehn Pfarrer, Angelika Barbe und Ibrahim Böhme" sind der "Gründungsausschuß", die Vorhut jener 43 Oppositionellen, die am 7. Oktober 1989 in Schwante die Wiedergeburt der Sozialdemokratie in der DDR einleiteten. Konspirativ. Von der Stasi beobachtet. Mit Verrätern (mindestens einem: Ibrahim Böhme) in den eigenen Reihen. Aber erfolgreich. Ein Ereignis von historischer Relevanz, zweifellos. Und gerade deshalb tut Ironie ganz gut, um nicht vollends von dem durchaus "notwendigen Gründungsmythos" davongetragen zu werden.

Drei Jahre ist das nun her, eine Revolution liegt hinter ihnen, ein gutes halbes Jahr parlamentarischer Demokratie in einem sich auflösenden Staat, Wochen des "liebenswertem, enthusiasmierten Chaos", und Monate der Ernüchterung in der neuen gesamtdeutschen Demokratie.

Einen Tag lang hat man sich noch einmal Zeit genommen, um im Berliner Reichstag auf Einladung der Friedrich- Ebert-Stiftung die "Gründung der Sozialdemokratie in der DDR" zu beleuchten. Ein bißchen Rück-, ein bißchen Nabelschau - doch die eigentlich spannende Frage ist: Ist etwas "Dauerhaftes" geblieben?

Wenig. Konrad Elmer, Schwante-Mitglied und heute SPD-Bundestagsabgeordneter entdeckt immerhin den "bleibenden Einfluß der ostdeutschen Gründer" . . ."leider weniger im programmatischen, sondern eher im institutionellen Bereich". Elmer hat dafür ins Statut der SPD schauen müssen. Steffen Reiche aber, SPD-Vorsitzender in Brandenburg, kommt zu dem Fazit: "Die Ost-SPD wird für immer etwas anderes bleiben als die West-Partei".

Es ist offenkundig, daß die Vereinigung bei den Sozialdemokraten auch nicht besser funktioniert hat, als die der Deutschen im allgemeinen. Mit gesammelter West-Erkenntnis erklärt ein Redner den verdutzten Ossis an ihrem Jubeltag, warum die Sozialdemokratie im Osten nicht auf die Sprünge komme. Liege es nicht möglicherweise daran, "daß die Pfarrer so viele leitende Positionen haben"? Pfarrer könnten eben nur gut mit Minderheiten.

Da man solche Töne als ostdeutscher Sozialdemokrat öfter hört, liegt die Versuchung nahe, die Flucht aus der nüchternen Gegenwart in eine Vergangenheit anzutreten, über die kritische Fragen nicht mehr gestellt werden dürfen.

Richard Schröder widersteht der Versuchung. Über all die Ideale und "kecken Formulierungen" habe man in diesen Zeiten eben auch viel übersehen, räumt der Chef der damaligen SPD-Volkskammerfraktion ein. Ein Blick in das "Leipziger Programm" vom Februar 90, mit dem man angetreten war, die Macht in den letzten Monaten der demokratischen Deutschen demokratischen Republik zu übernehmen, zeige das. Die Schwierigkeiten mit der Vereinigung, mit der Vergangenheitsbewältigung, die Wirkung des Themas "Stasi" - all das habe man nicht vorausgesehen. "Wir haben gedacht, wir hätten es hinter uns". Erst heute wird klar, um wie vieles gewaltiger die Folgen des gewaltigen Umbruchs waren. Man habe nicht vorausgesehen, so Schröder, daß ein Europa der offenen Grenzen den Rechtsradikalismus nach sich ziehe. Man habe sich nicht vorstellen können, daß der Zusammenbruch des Kommunismus Bürgerkriege auslöse.

Allemal die Zeit, neu nachzudenken. Und Wolfgang Thierse, stellvertretender SPD-Vorsitzender, sieht die Zeit gekommen, in der gerade auch ostdeutsche Sozialdemokraten wieder Fragen stellen müßten - nach der "Logik des Angleichens". Unter der "Dominanz des Westens" hätten die ersten drei Jahre der Vereinigung logischerweise gestanden. Nun aber müsse über die "Richtung des Nachholens" nachgedacht werden, darüber, ob es Sinn mache, den materiellen Standard Westdeutschlands anzustreben. Thierse macht sich über die Schwere der Aufgabe keine Illusionen. Wer heute die "Logik des Verzichts" predige, sei entweder "Idealist oder Zyniker". Vielleicht aber entstehe daraus ja "ein zweiter Mut zu uns selbst".

AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

Edgar Krapp spielt Bach in Justinuskirche

HÖCHST. Edgar Krapp konzertiert wieder an der Orgel der Justinuskirche. Am zwölften Abend seines Bachzyklus stehen am Sonntag, 11. Oktober, folgende Werke des Komponisten auf dem Programm: einzelne Choräle (BWV 690-713), Fantasie G-Dur (BWV 572), Fugen g-Moll (BWV 578), h-Moll (BWV 579), Canzona d-Moll (BWV 588) und Partita (BWV 766).

Der Zyklus, der sämtliche Orgelwerke Johann Sebastian Bachs umfaßt, ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Jahrhunderthalle und des Vereins "Frankfurter Bachkonzerte. Das Konzert beginnt um 18 Uhr. tos

Sie interviewten sogar junge Räuber Bei "Kids TV" beschäftigten sich Neun- bis 13jährige mit dem Thema "Gewalt" Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke OFFENBACH. Gerade 13 Jahre ist der Junge alt, der da vor laufender Kamera von Diebstahl und Raub erzählt. Mit dem Geld deckt er seinen Haschisch-Konsum. Caroline und Myriam stellen ihm die Fragen - junge TV-Reporterinnen in Aktion. Die beiden 13jährigen Mädchen gehören zu einem der Teams, die seit Wochenbeginn für das Jugendprojekt "Kids TV '92" Programmbeiträge drehen. Heute um 15 Uhr werden die Clips und Filme bei der Abschlußfete im Jugendzentrum Nordend über eine Großleinwand flimmern. Caroline, Myriam & Co. zeigen dann ihre Reportage über "Gewalt in Offenbach", Gäste sind willkommen. Pia Gräfin Praschma und Harald Köhler, die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter des JUZ an der Johannes-Morhart- Straße, haben die Aktion "Kinder machen Fernsehen" zum drittenmal während der Herbstferien organisiert. Teilnehmen können daran Neun- bis 13jährige aus dem Stadtgebiet - finanziell und personell wird das Projekt von der Stadt Offenbach und der Evangelischen Jugend getragen. Eine Woche lang arbeiteten die 30 Mädchen und Jungen an sechs Beiträgen, unterstützt durch technisch versierte Jugendliche und Sozialpädagogen.

Mit Feuereifer und viel Spaß waren die Kids an der Arbeit. In Vorgesprächen hatten die Gruppen ein Konzept zu den einzelnen Themen erarbeitet, das dann allerdings im Verlauf der Woche auch mal umgestoßen wurde. So entstand als nicht geplanter Beitrag "Wir über uns", ein Bericht über die TV-Woche in den JUZ-Studios: Schnappschüsse, Beobachtungen am Rande der Dreharbeiten.

Spontan bildete sich außerdem eine Gruppe von "Outlaws", die aus anderen Teams abgewandert waren und sich beim Thema "Gewalt" trafen. Die vier Jungen stellten aus Archivaufnahmen eine Geschichte zusammen, die als "Actionstory" von einer anderen Gruppe so ähnlich gespielt und aufgenommen wurde: Außerirdische beobachten mit Entsetzen von einem anderen Stern aus das Morden, den Krieg, die Aggressionen auf der Erde. Sie beschließen, einzugreifen und den Menschen zu helfen. Tatsächlich gibt es ein Happy-End ohne Gewalt, mit friedlichen Szenen und fröhlicher Musik.

"Die Kinder kennen alle Gewalt, einige wurden damit schon direkt konfrontiert", weiß Pia Gräfin Praschma. Das TV-Projekt gab Gelegenheit, sich mit dem Thema theoretisch und praktisch auseinanderzusetzen - beispielsweise in den Videoszenen des Actionfilms, in denen die Außerirdischen Jagd auf die Menschen machen, oder im Selbstbehauptungstraining für Mädchen, das die Zehn- bis Zwölfjährigen später in Spielszenen einbauten. Selbstbewußt behaupten sich da die Mädchen gegen die Anmache von Jungen und gegen männliche Aggression.

Direkt umgesetzt wurde diese Aggression in einer Jungen-Gruppe, die in einer "Wrestling-Show" Catcher-Tricks festhielt. Eher sanft behandelte dagegen ein anderes Team das Thema "Gewalt": positive und negative Aktionen von Händen - vom Streicheln bis zum Boxhieb.

Geradezu journalistische Talente verlangten die Außenreportagen zum Thema "Gewalt in Offenbach" von Patrick, Caroline, Myriam, Daniela, Tanja, Adi und Nina. Mit Kamera und Mikrophon waren sie auf den Offenbacher Straßen unterwegs und fragten Passanten, was ihnen beim Stichwort "Gewalt" einfiel, ob sie Jugendlich für besonders gewalttätig hielten, oder was nach ihrer Meinung gegen die zunehmende Gewalt zu tun sei. Sie interviewten Gleichaltrige, die eigene Erfahrungen mit Gewalt und Kriminalität als Täter haben (im Film werden die Gesichter unkenntlich gemacht), Polizeibeamte und die Männer der City-Streife.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Marien- Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Str. 67.

Oberursel/Steinbach. Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Ecke Burgstraße. Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Park-Apotheke, Kronberg, hainstr. 2, und Falkenstein- Apotheke, Königstein-Falkenstein, Alt Falkenstein 47.

Informationen über den Schüleraustausch

Schüler und Schülerinnen im Alter von 13 bis 17 Jahren können im kommenden Jahr wieder im Ausland ihre Sprachkenntnisse verbessern und bei Familien das Alltagsleben kennenlernen. Das Frankfurter Schuldezernat organisiert erneut einen Schüleraustausch auf Gegenseitigkeit.

Zwei bis drei Wochen lang fahren die Jungen und Mädchen aus Frankfurt nach Birmingham, Lyon, Mailand, Barcelona oder Dublin - und ebensolange bekommen sie Besuch von Schülern aus der Partnerstadt.

Der Austausch ist jeweils in den Oster- und Sommerferien.

Die Stadt informiert an drei Abenden nach den Herbstferien über den Schüleraustausch: am Mittwoch, 21. Oktober, im Bildungs- und Kulturzentrum in Höchst, Gebeschusstraße 5, am Dienstag, 27. Oktober, in der Ziehenschule, Josephskirchstraße 9, und schließlich am Montag, 2. November, in der Schule am Ried, Barbarossastraße 65.

Informationen außerdem unter Telefonnummern 212-3 48 38 oder -3 48 65. luf

"Frauenleben in Maintal" / Die Soziologin Margret Schulz arbeitet seit Anfang 1992 an einer Dokumentation Sie hat gelernt, sich auch über die kleineren Erfolge zu freuen "Alles ist wichtig" / Im Laufe des Jahres 1993 soll das Buch erscheinen Von Gabriele Fischer MAINTAL. Seit Anfang des Jahres arbeitet die Soziologin Margret Schulz bereits an der Dokumentation "Frauenleben in Maintal". In dieser Zeit hat sie gelernt, sich auch über kleinere Erfolge zu freuen. Sie pickt jeden Krümel auf, der für das Buch, das im Laufe des nächsten Jahres erscheinen soll, interessant sein könnte. Doch eines fehlt ihr immer: Zeit. Als Hauptaufgabe betreut Margret Schulz das Archiv "Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis" in Gelnhausen. Nur nebenbei beschäftigt sie sich mit den Maintalerinnen. Ihr Ziel ist es, "keine Geschichtchen aus der guten, alten Zeit aufzuschreiben, sondern auch wissenschaftliche Belege für das Frauenleben in Maintal zu erhalten". Dafür hat sie viele Stunden in verschiedenen Archiven verbracht. "Bisher sind die Hebammen in Hochstadt allerdings das einzige, wo es etwas nachzuweisen gibt", sagt die Soziologin. Neben den Daten aus den Archiven hat sie ein Hebammentagebuch von Angehörigen bekommen. In den Regalen dieser Familie schlummerte auch noch das Totenbuch eines Leichenbeschauers. "Das muß ich noch auswerten. Sicherlich erhalte auch da einige Auskünfte über Krankheiten von Frauen", freut sich Margret Schulz.

In der letzten Woche hat sie bei ihren Recherchen die Adresse eines Arztes bekommen. Sie will versuchen, ihn für ein Interview zu gewinnen. "Gerade Ärzte kennen die Sorgen und das Leben ihrer Patientinnen ganz gut", begründet sie ihr Vorhaben.

Die Maintalerinnen haben sich kooperativ gezeigt. Bei einer Ausstellung des Archives "Frauenleben im Main- Kinzig-Kreis" 1987 hat die damalige Maintaler Frauenbeauftragte Katharina Gröning eine Liste mit Mandatsträgerinnen in ihrer Stadt angelegt. Mit drei Frauen hat Margret Schulz bereits gesprochen. Sie will die Reihe fortsetzen: "Wenn ich am Stück alle Interviews führen könnte, wäre ich für die nächsten zwei Wochen nur damit beschäftigt."

Trotzdem ist sie dankbar für jede neue Gesprächsmöglichkeit. Margret Schulz ist sich aber der Tatsache bewußt, daß "die Erzählungen der Frauen subjektiv und manchmal verklärt sind".

Bisher hat sie ihre Gesprächspartnerinnen im Schneeballverfahren gefunden. Von offizieller Seite wurde sie auf eine Frau hingewiesen, die wiederum wußte dann noch jemanden. Über das Frauenbüro der Stadt Maintal wurde ein Aufruf gestartet. Frauen, die selbst etwas erzählen können oder eine Gesprächspartnerin kennen, sollten sich melden.

"Erwartungsgemäß kam darauf keine Reaktion", so die Soziologin. "Die meisten Frauen denken, es sei nicht wichtig. Es war ja nur ihr Alltagsleben." Die Antwort, die die Frauen darauf von Margret Schulz erhalten, lautet immer: "Alles ist wichtig."

Wie das Buch strukturiert werden soll, welche Themenschwerpunkte ins Inhaltsverzeichnis aufgenommen werden oder welche Zeitspanne die Dokumentation umfassen wird, ist noch unklar. Bei ihren Gesprächen hat Margret Schulz die Frauen immer wieder auf Verhütung oder Abtreibung angesprochen. Die Reaktion war meist: "So etwas gab es bei uns nicht."

Doch die Soziologin, die sich während ihres Studiums und danach mit Frauen beschäftigt hat, ist sicher: "Zu kaufen gab es zwar nichts, aber irgendetwas haben die Frauen früher auch schon gemacht." Sie hat sich überlegt, diesen Punkt als Extrathema vielleich für eine eigene Veröffentlichung im Kopf zu behalten. "Für solche Gespräche braucht man gerade bei älteren Frauen Zeit, um Vertrauen zu gewinnen."

Bei ihren Recherchen wurde Margret Schulz deutlich, daß sie das Frauenleben in den einzelnen Stadtteilen getrennt betrachten muß: "Allein aus der Ökonomie ergaben sich verschiedene Lebensformen. In Maintal existierte früher überwiegend Landwirtschaft. Da in Dörnigheim der Boden schlechter war, mußten dort die Frauen auch härter arbeiten." Bischofsheim orientierte sich hingegen schon immer mehr nach Frankfurt. Viele Frauen arbeiteten als Dienstmädchen und zeigten durch den Umgang mit ihrer "Herrschaft" andere Verhaltensweisen.

Über die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg hat Margret Schulz bisher nur bruchstückhafte Belege über Maintal gefunden. Das meiste war im Hanauer Stadtarchiv gelagert. Bei der Zerstörung Hanaus wurden alle Dokumente vernichtet. Aufschluß erwartet die Soziologin von den Volkszählungen 1950, 1961 und 1970. Inwieweit sie die Gegenwart mit einbringen will, weiß sie noch nicht. "Zwei Frauen, die jetzt in wirtschaftlichen Führungspositionen arbeiten, will ich aber auf alle Fälle interviewen."

Wir gratulieren

Samstag Frau Berta Engel, Bad Vilbel, zum 92. Geburtstag.

Frau Hedwig Schäfer, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Emil Kaltofen, Klein-Karben, zum 78. Geburtstag.

Frau Annemarie Klooß, Kloppenheim, zum 73. Geburtstag.

Frau Berta Born, Kloppenheim, zum 81. Geburtstag.

Frau Katharine Ullrich, Okarben, zum 86. Geburtstag.

Frau Elise Dillemuth, Rendel, zum 79. Geburtstag.

Herrn Wilhelm Braun, Bönstadt, zum 78. Geburtstag.

Herrn Wilhelm Lang, Bönstadt, zum 70. Geburtstag. Sonntag Frau Margaretha Freisleben, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.

Frau Frieda Becker, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Frieda Herold, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag

Herrn Georg Frank, Groß-Karben, zum 71. Geburtstag.

Frau Helene Maubach, Rendel, zum 72. Geburtstag.

Notdienste

Wochenende

Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Taunus-Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstr. 51.

So.: Nord-Apotheke, Bad Homburg, Gluckensteinweg 91.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.

So.: Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.

Usinger Land. Sa. und So.: Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.

Königstein/Kronberg. Sa.: Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.

So.: Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.

Vom Schlafwagenschaffner zum Antiquar: Höchster hat seit 40 Jahren einen Büchermarkt in der Altstadt Lockvögel ins Fenster - Ladenhüter in die Folie Dietrich Samland bietet sein Geschäft zum Verkauf Von Claudia Kundigraber

HÖCHST. Dietrich Samland geht es wie Hans Jochen Vogel: Er liebt Klarsichthüllen. Allerdings finden sich bei Samland keine Dienstanweisungen, sondern Fix-und-Foxi oder Perry-Rhodan- Heftchen darin. Und Ladenhüter schweißt er ein: "Ich hatte noch nie ein verschimmeltes Buch", verrät Samland und zeigt nach oben: In drei Meter Höhe lagern nur in Folien verpackte Bücher. Als Inventarhilfe hat er kleine Nummern draufgeklebt - wie bei einer Tombola: "Fast alles Romane, die gehen nicht gut."

Bald ist sie der 69jährige vielleicht los. Für Samstag hat er eine Anzeige aufgegeben: "Nachfolger gesucht". 50 000 Mark möchte er für den gesamten Bestand. "Ich hoffe ja, daß sich keiner meldet", sagt Samland. Denn eigentlich gefällt ihm sein Leben im "Vorruhestand" ganz gut: 23 Stunden wöchtenlich ist das Antiquariat in der Bolongarostraße geöffnet. An zwei Tagen steht auch Samlands Frau Eveline hinter dem langen Holztresen, über den früher die gemahlenen Bohnen von Kaisers Kaffee verkauft wurden.

Aus der Zeit stammen auch noch die braun getünchten Regale, in denen sich Buchrücken an Buchrücken drängt. Da steht die "erfolgreiche Bewerbung" neben "Auf der Suche nach der Zauberkugel", Habermas "Theorie und Praxis" lagert über "Playboy" und "Titanic". "Eine Zensur findet nicht statt" ist Samlands Motto.

Am meisten freut er sich über Sammelstücke wie Ringelnatz "Kinder-Verwirrspiel", das er letzte Woche einem Büchernarren aus Garmisch verkauft hat. Seltene Schmöker nimmt Dietrich Samland auch leicht angekratzt. Dann greift er zum Leimtopf oder hilft mit dem Filzstift nach, wie bei dem Lederrücken der "Reisebeschreibungen aus Russland". "Das sieht doch wieder ganz manierlich aus", sagt er über das 1885 erschienene Buch.

Noch fehlt der Preis für das renovierte Stück. "Ich habe es in keiner Liste gefunden", sagt Samland. Auch nicht in dem zehn Zentimeter dicken "Taschenbuch der Auktionspreise alter Bücher".

Als Samland vor vierzig Jahren anfing, hat er viele alte Stücke zu billig verkauft. "Kollegen haben sich damals über mich lustig gemacht, aber das war für mich die beste Werbung", sagt Samland, der eigentlich nur zufällig Antiquar wurde.

Mit seiner kurzen Pfeife im Mund, umrahmt von goldverschnörkelten Ausgaben Schillers oder Wielands, sieht er aus wie der geborene Märchenonkel. "Nach dem Krieg war ich Schlafwagenschaffner, da hatte ich viel Zeit zum Nachdenken." Auf dem Hannover Bahnhof konnte er zusehen, wie ein fahrender Buchhändler erst mit dem Handkarren, später per Lieferwagen kam. So beschloß Samland: "Das mache ich auch."

Obwohl er kein Büchersammler ist. Davor warnt er auch jeden Nachfolger: "Sonst behält man die schönsten Stücke für sich." Samland legt dagegen die "Bonbons" ins Schaufenster. "Das ist wie mit einem guten Glas Wein: Da kommen sofort die Fliegen."

Mit der Lockvogel-Methode hat er die letzten 40 Jahre gut überstanden. "Ich verdiene fast so regelmäßig wie ein Festangestellter", sagt Samland. Richtige Flauten hat er nie erlebt, allenfalls Verschiebungen. Durch das Fernsehen hat sich die Leihbücherei nicht mehr rentiert, die fest zur Bretterbude - seinem ersten Laden in der Emmerich-Josef-Straße - gehörte. Und auch die Videos veränderten die Kundschaft: "Die Leute, die früher mit einem Stapel Westernheftchen ins Wochenende sind, gehen heute zum Videoshop um die Ecke."

Trotz Video und Kabelfernsehen: Die dünnen Arzt- und Bergromane gehen immer noch zigmal über den Ladentisch und wieder zurück, bis Eveline Samland sie ausmistet. "Heftchen an- und verkaufen rentiert sich kaum, aber ich habe es immer angeboten", sagt Samland. Eine Kundin aus Sossenheim ist froh drüber. Drei Heftchen bringt sie zurück, "Mutters Herz", und "Mamis Liebling" möchte sie mitnehmen. Bevor sie ein weiteres aus der Schachtel "Kinderschicksale" auswählt, gibt sie Eveline Samland ihr Portemonnaie: "Schauen sie doch mal nach, ob das Geld noch reicht."

Der australische "Gänsefuß" hat Frankfurt erobert Das Senckenberg-Institut forschte im Auftrag der Stadt und erstellte auf 877 Seiten eine Biotopkartierung

FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut.

Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können.

Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.

Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.

Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden.

So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden. Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten.

Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.

Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen. Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau-Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.

Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia

Für die Vilbeler: Ein Seniorenausflug ins Biebertal

BAD VILBEL. Eine geführte Wanderung zu prähistorischen Wallanlagen im Biebertal steht auf dem Ausflugsprogramm, das die städtische Seniorenbetreuung für Bad Vilbels ältere Bürger/-innen zusammengestellt hat.

Die Fahrt ins Bayerische mit zünftigem Mittagsschmaus (nicht im Fahrpreis von acht Mark enthalten) ist für Donnerstag, 22. Oktober, vorgesehen. Start ist um 9 Uhr, Rückkehr gegen 17 Uhr. Die Teilnehmer/-innen sollten gut zu Fuß sein und festes Schuhwerk tragen, da "recht weite Wege" zurückgelegt werden müssen.

Interessentinnen und Interessenten können sich ab sofort im Rathaus bei Frau Schilder, Zimmer 11, Telefon 60 23 09 oder 60 23 05, anmelden und erhalten dort auch nähere Informationen. mu

Tabbert noch im Vorwärtsgang Wohnwagenbauer zahlt acht Mark Dividende / Kurse im Keller

los FRANKFURT A. M. Die ungebrochene Reiselust der Bundesbürger hat der Tiag Tabbert-Gruppe im Geschäftsjahr 1991/92 eine sonnige Bilanz beschert. Der Frankfurter Konzern, der sein Geld vor allem mit dem Verkauf von Wohnwagen und Wohnmobilen verdient, konnte sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag deutlich zulegen. Die Erlöse kletterten in der Ende Juni abgelaufenen Periode um 15 Prozent auf knapp 240 Millionen Mark, der Bilanzgewinn lag mit fünf Millionen Mark rund drei Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres.

Trotz dieser Zuwächse müssen sich die Aktionäre des hessischen Wohnwagenbauers mit einer unveränderten Dividende von acht Mark begnügen. Sie erhalten jedoch einen Bonus von einer Mark. Eine Million Mark wandern in die Rücklagen des Konzerns. Damit wollen die Firmenmanager der aktuellen Geschäftsentwicklung Rechnung tragen: Zwar entspricht der Auftragseingang derzeit noch den Planzahlen. Rauher Wettbewerb in der Branche, sinkende Exporte und eine gewisse Marktsättigung im Inland verlagern das Geschäft mit Campingfahrzeugen aber zunehmend auf die Kriechspur. Tabbert-Finanzvorstand Willy Krahn erwartet für das laufende Geschäftsjahr denn auch nur "leicht steigende Umsätze bei stagnierendem Gewinn".

Vom übernächsten Jahr an sollen die Erträge jedoch wieder klettern. Um sein Wohnmobil-Standbein zu verstärken, hat der Konzern, dessen Marktanteil bei Campingfahrzeugen bei rund 20 Prozent liegt, vor einem Monat den Geschäftszweig Fahrzeugbau der Karosseriewerke Weinsberg unter seine Fittiche genommen. Weitere Zukäufe schließt Vorstandschef Gerd Sanmann nicht aus.

Sorgen macht den Camping-Managern unterdessen der katastrophale Börsenkurs der Tiag Tabbert-Aktie. Der nämlich lag zuletzt bei 195 Mark und hat sich damit seit der Emission vor zwei Jahren nahezu halbiert - und das trotz durchgehend schwarzer Zahlen in den Büchern des Unternehmens. Den Niedergang ihrer Aktie können sich die Konzernoberen denn auch nicht so recht erklären. Aufsichtsratschef Horst Schümann verweist vage auf die verschlechterte Wirtschaftslage, die "vor allem kleinere Unternehmen an der Börse zu spüren bekommen". Vorwürfe, der Ausgabekurs der Tiag Tabbert-Aktie sei überhöht gewesen, weist Schümann indessen zurück.

Kein Thema ist für den Konzern derzeit die Rücknahme seiner schrottreifen Alt-Fahrzeuge. Krahn verweist auf die "lange Haltbarkeit" der Häuschen auf vier Rädern. "Irgendeine Verwendung für ausgediente Caravans gibt es immer - und sei es als Baubude."

NRW-CDU muß sparen

vs Düsseldorf, 8. Oktober. Aufgrund der Urteile des Bundesverfassungsgerichts über die Parteienfinanzierung im allgemeinen und des Urteils des nordrhein- westfälischen Verfassungsgerichtshofes über die Finanzierung der nordrhein- westfälischen Parteien im besonderen muß die nordrhein-westfälische CDU allein in diesem Jahr rund 3,3 Millionen Mark einsparen. Ihr Generalsekretär Herbert Reul ließ als erster Parteimanager an Rhein und Ruhr nach eigenen Worten erstmals "finanziell die Hosen runter" in der Erkenntnis, daß die Verschleierungstaktik aller Parteien in puncto Finanzen in der Vergangenheit "nichts gebracht habe".

Das 3,3-Millionen-Loch in der CDU- Landeskasse wird nach einem Beschluß der Finanzkommission durch Personaleinsparungen in der Landesgeschäftsstelle, durch erheblich verringerte Zuschüsse an die Vereinigungen und die Kreisverbände der Partei und durch "Sonderspenden" der CDU-Landtags-, Bundestags- und Europa-Abgeordenten gestopft. Die Abgeordneten wurden aufgefordert, je eine halbe Diät extra zu spenden.

Frankfurter Filmtips

Oft abwertend als "klassische" oder "konventionelle Schönheit" bezeichnet, wird sie wegen ihres vielseitigen Talents zugleich unisono anerkannt: Der französischen Schauspielerin Catherine Deneuve, Jahrgang 1943, und seit fast 30 Jahren am Set, hat das Kommunale Kino in diesem Monat sein Schauspieler-Porträt gewidmet. Über ihre Standard-Rolle als "kühle Blonde" hinaus zeigen die Filme am Wochenende den Facettenreichtum der Diva: Über die Leinwand flimmern Roman Polanskis Ekel (1965), François Truffauts Das Geheimnis der falschen Braut (1969) sowie Robert Aldrichs "Straßen der Nacht" (1975). Auch Luis Buñuels Tristana (1970) und Belle de Jour - Schöne des Tages - (1967), sublime Steigerungen des bei ihr oft thematisierten Gegensatzes zwischen äußerer Kühle und innerer Leidenschaft, sind am Schaumainkai zu sehen.

Als Begleit- und Kontrastprogramm zu Uwe Schraders unsentimentalem, im Kino leider nicht sehr erfolgreichen Kiez-Films Mau Mau zeigt das Filmforum Höchst zwei Klassiker des frühen deutschen Films: Zum einen Georg Wilhelm Pabsts Die freudlose Gasse (1925), in dem Asta Nielsen und Greta Garbo sich inmitten dekorierter Tristesse gegenseitig "auszuglänzen" versuchen, zum andern Piel Jutzkis krude Version von Berlin Alexanderplatz (1931), mit Heinrich George und Bernhard Minetti herausragend besetzt.

Im Programm bleiben: Rote Laterne, Housesitter, Wintermärchen, In the Soup, Erbarmungslos, Kafka sowie, nun wieder in der Spätvorstellung, Delikatessen (Orfeo) und Highway 61 (Mal seh'n). oll

Beim Entleihen stimmen die Zahlen in der Bücherei Gelnhausen, nicht aber in der Kasse: Etat drastisch gekürzt Weil die Stadt spart, spart das Land gleich mit Nur noch 300 neue Bücher im Jahr / Doch mehr Geld? Von Jürgen Schultheis GELNHAUSEN. Um die Lesekultur im Land der "Dichter und Denker" soll es schlecht bestellt sein: Immer weniger Jugendliche und junge Erwachsene greifen zum Buch. Während die Verlags-Branche über die Entwicklung zu klagen beginnt, freuen sich die Bibliotheken mancherorts über regen Zuspruch. In der Barbarossastadt etwa leiht jeder Bürger durchschnittlich ein Buch im Jahr aus. Der beispielgebende Erfolg konnte Einsparungen im Etat der Bücherei allerdings nicht verhindern: Wegen knapper Mittel kürzte die Stadt die Gelder um 50 Prozent. Weil nun bestimmte Fördervoraussetzungen nicht mehr erfüllt sind, gibt auch das hessische Ministerium für Kunst und Wissenschaft keine Zuschüsse mehr. Die Stadtbücherei ist damit doppelt getroffen. Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) will nun nach Anfrage der FR über eine überplanmäßige Ausgabe für den Bücherhort nachdenken.

Der Erfolg der Bücherei am Obermarkt hat auch ihre Leiterin, Gerda Jost, überrascht. Nachdem die Einrichtung vor drei Jahren aus der ehemaligen Landwirtschaftsschule nahe der Marienkirche in das neue und schmucke Gebäude auf dem Areal der alten Augustaschule umgezogen ist, stieg die Zahl der Ausleihen "um 50 Prozent", sagt die Bibliotheksleiterin. "Das war unglaublich, und ich hätte nie gedacht, daß so was möglich ist." Inzwischen kann die Leiterin der Einrichtung jährlich etwa 25 000 Entleihungen registrieren. Neben den Bürgerinnen und Bürgern aus Gelnhausen sind es vor allem Leseratten aus dem Vogelsberg, Wächtersbach, Gründau und den Stadtteilen, die relativ häufig die Stadtbücherei besuchen und zu unterschiedlichster Lektüre greifen.

Die Abschaffung der Leihgebühr im Jahr des Umzuges - Erwachsene hatten bis zu diesem Zeitpunkt 50 Pfennig, Schüler lediglich 20 Pfennig je Buch bezahlt - mag eine der Ursachen des plötzlichen Erfolges sein. Hinzu kommt nach Einschätzung von Gerda Jost die hohe Akzeptanz des Gebäudes bei den Nutzern. "Die Leser", sagt die Leiterin, "fühlen sich hier wohl und sie sagen mir auch, daß ihnen die Bibliothek sehr gut gefällt."

Das Publikum, das die Einrichtung besucht, ist nach den Erfahrungen der Fachfrau "ganz gemischt und das hat sich im Vergleich zu früher vollkommen verändert." Während die Ausleiher vor Jahren überwiegend Unterhaltungsliteratur für die Schmökerstunden zuhause bevorzugten, greifen die Jungen und Mädchen, Männer und Frauen heute weitaus öfter zum Sachbuch. "Es ist der Drang der Menschen, sich mit der Realität zu befassen", überlegt die Leiterin. "Wir leben mit soviel Problemen in unserer Zeit, da wollen die Menschen informiert sein über das, was geschieht."

Neben den gemischten Publikum sind es vor allem auch Schülerinnen und Schüler, die das Angebot der Stadtbücherei nutzen, um das Pensum an der Penne zu bewältigen. Zwar führt die Bibliothek der Stadt Gelnhausen nur wenig wissenschaftliche Fachliteratur, die über das Niveau am Gymnasium hinausgeht - einführende und grundlegende Werke, sagt Gerda Jost, würden dennoch eingekauft. Im Extremfall ist schon mal der ganze Bestand an wissenschaftlicher Literatur verliehen, "und zu dieser Zeit sollen die Schüler am Grimmelshausen-Gymnasium ein Super-Abi gemacht haben", erinnert sich Frau, die seit 1978 für den öffentlichen Bücherbestand in der Barbarossastadt verantwortlich ist.

Das mag ein Grund sein, warum das Interesse an der Bücherei seit 1989 nach Beobachtungen der Leiterin ständig zunimmt. Außerdem gebe es "Leute, die lesen in drei Wochen zehn Bücher." Und die Nachfrage nach Lesestoff wird insgesamt immer größer.

Trotz des Erfolges hat der Sparwille der Stadtväter vor dem Etat der Einrichtung nicht halt gemacht. In diesem Jahr stehen zum Ankauf von Druckwerken nur noch 10 000 Mark zur Verfügung. Im Vorjahr konnte Gerda Jost beinahe dreimal soviel ausgeben. Die Kürzung im Haushaltsplan hat die Bücherei nämlich schwer getroffen: Weil die Einrichtung nach den Förderrichtlinien des Hessischen Ministeriums für Kunst und Wissenschaft jetzt nicht mehr ein Mark pro Einwohner für den Kauf von Büchern ausgibt, kann die Stadtbücherei nun keine Fördermittel in Wiesbaden beantragen; und die betrugen immerhin bis zu 10 000 Mark in Jahr. Von insgesamt rund 30 000 Mark hat Gerda Jobst in diesem Jahr nur noch ein Drittel in der Kasse. Und das reicht gerade noch zum Erwerb von etwa 300 Büchern.

Bürgermeister Jürgen Michaelis begründet die Kürzung mit der "allgemeinen Haushaltssperre" und betont, "daß wir schon sehr viel investiert haben". Wegen des Verlustes des Landeszuschusses räumt er aber ein: "Über das Problem muß nachgedacht werden." Die Stadtverwaltung werde die Sache prüfen und der Magistrat "unter Umständen eine überplanmäßige Ausgabe beschließen."

(Siehe auch "Zur Sache")

Duales System soll entlasten Stadt kann auf Erhöhung der Müllgebühren verzichten

SELIGENSTADT. Mit Begeisterung werde sich Seligenstadt nicht am Dualen System beteiligen, sagte Erster Stadtrat Hartmut Wurzel am Donnerstag. Die Verhandlungen mit den Vertretern der Gesellschaft Duales System Deutschland, kurz DSD genannt, seien nicht einfach gewesen.

Laut Wurzel war jedoch der Magistrat der Auffassung, daß es gegenüber der Bevölkerung unverantwortlich wäre, sich nicht an dieses Entsorgungssystem anzuschließen, zumal es von den Verbrauchern finanziert werde, "unabhängig davon, ob sich eine Stadt daran beteiligt oder nicht".

Wurzel erklärte weiter, daß DSD letztlich den Gebührenhaushalt der Stadt Seligenstadt entlasten werde. Die Müllmengen, die zur Verbrennungsanlage gekarrt werden müßten, verringerten sich schließlich und somit auch die Beträge, die der Stadt in Rechnung gestellt würden.

Seligenstadt könne somit im kommenden Jahr auf eine Gebührenerhöhung verzichten.

Die dritte Stufe der bundesweiten Verpackungsverordnung wird im Januar 1993 in Kraft treten. Das bedeutet, daß Handel und Gewerbe auch die Verkaufsverpackungen zurücknehmen müssen.

Anders verhält es sich bei den Produkten, die mit dem Grünen Punkt der DSD gekennzeichnet sind. Der Magistrat empfahl diese Woche dem Stadtparlament, den Beitritt zum Dualen System zu beschließen.

Von Januar an wird es - wie in den anderen Städten und Gemeinden auch - einige Änderungen beim Einsammeln und Erfassen von Abfall und Wertstoffen geben. Zum einen werden zusätzliche Container fürs separate Sammeln von Weiß-, Braun- und Grünglas aufgestellt. Wurzel: "Dazu kommen noch gesonderte Behälter für Konservendosen."

Die Anzahl der Standorte von Containern soll von derzeit 23 auf insgesamt 40 in Seligenstadt und den Stadteilen Froschhausen und Klein-Welzheim erhöht werden.

Im neuen Jahr dürfen dann auch Konservendosen nicht mehr in die grüne Mülltonne geworfen werden, nur noch Altpapier und Kartons. Ferner läßt DSD gelbe Plastiksäcke an alle Haushalte verteilen, in denen die Verpackungen mit dem Grünen Punkt gesammelt und später abgefahren werden. fin

Von Hawking bis Hongkong Zwischen Low Budget und Hollywood-Glamour: Reizvolle Differenzen auf dem "Filmfest '92"

HAMBURG. Vor den Vorhang des Flebbe-Kinos Holi trat jemand von der Filmfest-Organisation und bat um Nachsicht für den völlig verschrammten Zustand der Festivalkopie. "Utz" sei zuvor schon auf so vielen Festivals gelaufen, daß man Besseres nicht verlangen könne. Es verlangte auch niemand etwas Besseres. Zufrieden, überhaupt ins Kino gelangt zu sein, gniggelte und kicherte es den lieben langen Film hindurch, sobald der Star Armin Mueller-Stahl auf der Leinwand zu sehen war.

Zwar hatte dieser in der Chatwin-Verfilmung die durchaus ernsthafte Rolle eines deutschen Juden zu spielen, der seine gartenzwergmäßige Sammlung aus Meißner Porzellan über zwei totalitäre Systeme hinwegzuretten bemüht war; auch hatte die Kritik auf jenen früheren Festivals, wo die Projektoren schrammten, gebührend auf die vergangenheitsbewältigende Relevanz der Mueller-Stahl- Auftritte hingewiesen. In Hamburg aber: wohlige Gluckser. Lag es etwa, so der furchtbare Verdacht, am deutschesten aller deutschen Akzente, mit dem der Hauptdarsteller die Euro-Sprache Englisch darbot? Denn, so muß gesagt werden, nicht nur das typische EG-Produkt "Utz", sondern alle Filme der Hauptreihe "Previews" liefen in der Originalversion, so daß die einzigartige Gelegenheit bestand, Filme unsynchronisiert und unbetitelt, also unbeschädigt zu sehen.

Doch im "Holi" ging es mutmaßlich nicht um das Vergnügen des wahren Cineasten, sondern um das Kino-Vergnügen, das betriebswirtschaftlich Sinn macht. Und so gniggelten und kicherten denn auch die Kinobetreiber über den Publikumszuspruch. Sie waren zufrieden, die vielen Kinos waren voll und Christina Weiß, die Hamburger Kultursenatorin, rief dazu auf, die Kino-Initiativen weiter zu bündeln, dann sei Zuarbeit durch Hamburgs Kulturpolitik gewiß.

Zum ersten Mal waren 1992 die beiden Festivalausrichter der Stadt, das Filmbüro und die Arbeitsgemeinschaft Kino, eine Zwangsehe eingegangen. Low-Budget-Anspruch und Hollywood-Glamour standen ein wenig steif nebeneinander. Das Publikum nahm das eine wie das andere in Anspruch. Lange Schlangen und ausverkaufte Säle für einen Dokumentarfilm, der vorgibt, Stephen Hawkings klassisches Werk "A Brief History of Time" zu verfilmen. Fülle & Jubel auch beim Edel-Hongkong-Produkt "Saviour of the Soul", so exzentrisch und artifiziell es nur sein mag.

Für eine Festspieldauer ist er wieder da, der Glaube an das Kino. Die Euphorie entstand durch und für das Publikum. Dieser schöne Festivaleffekt ist hinlänglich bekannt. Die politische Folgerung kann nur lauten: so viele Festivals wie möglich. Der Rechnungshof in Hamburg ist jedoch anderer Ansicht. In Anwendung der Kosten-Nutzen-Kalkulation setzt er auf Rationalisierung und Zentralisierung, und so werden binnen eines Jahres auch die beiden konkurrierenden oder cohabitierenden Filmförderungen in Hamburg (die kulturelle und die wirtschaftliche) sich einer Einheitsverwaltung erfreuen dürfen.

Spielverderber befürchten, daß die Zentralverwaltung Einheitsprodukte aushekken wird. Drum sei hier festgehalten, daß es grade die Mischprodukte waren, die die Attraktion dieses Kinofestes ausgemacht haben: die Reihe "Focus Brasilien" der brasilianischen Kinemathek, "Das andere Hongkong Kino", die internationalen Debütfilme, die Entdeckung des unabhängigen Amerikaners Gregg Araki oder der erste kurdische Film ("Ein Lied für Beko", das aufwühlende, nahegehende und die Seele öffnende Erstlingswerk des Sängers und Asylanten Nizamettin Aric, großartig fotografiert von Thomas Mauch). Allem Anschein zutrotz, scheinen es grade die Unversöhnlichkeiten und Differenzen zwischen den verschiedenen Filmen zu sein, die dem Festival trotz unfreundlicher Vorpresse zu überraschender Akzeptanz verhalfen.

Direktorin Rosemarie Schatter wird daher gut beraten sein, sich auch fürs nächste Jahr gegen weitere Nivellierungsversuche zu behaupten. Ganz offensichtlich lebt dieses Fest von Gästen, die überhaupt nicht zueinander passen: Von einem Peter Kern mit seinem billigen, ungeförderten, aber auch wahren und ungebremsten Mach-und-Mut-Werk "Ein fetter Film" und dem zutiefst anrührenden, autobiografischen und Spuren lesenden Film über die Geschichte des Max- Ernst-Bildes "Rendezvous des amis" ("Rendezvous der Freunde" von Maria Hemmleb/Christian Bau). Und vom Nebeneinander dieser drei Filmemacher mit den teuren amerikanischen Großproduktionen, die dieses Festival zu nutzen versuchten, um ihren Platz auf den Kinospielplänen Richtung 100 % zu vergrößern.

Auf dem Filmfest war das Interesse für amerikanische und kanadische Filme, die mit dem Bruchteil der Werbekosten, die große Filme aufwenden, produziert wurden, auffällig stark. Es scheint, daß das normale Programm der Abspielstätten, die amerikadominierte Einheitskost, reichlich Appetit und Neugier auf alles abseits des Mainstreams offenläßt. So wünschte man sich den Debütfilm des Kanadiers John Pozer ("The Grocer's Wife"), einen Schwarzweißfilm von der Bilderkraft der großen Stummfilmzeit, ins normale Kinoprogramm. Für 45 000 kanadische Dollar produziert, evoziert er aus dem Stand den Glauben an die Zukunft der Mediengattung Film. Entgegen allem, was in den Produktions- und Förderungsbüros gedacht und entschieden wird, sind es keineswegs immer die Etats, die über die Qualität eines Films entscheiden, wenn auch zuzugeben ist, daß die Quantität des Kopieneinsatzes damit beeinflußt wird.

Ein Filmfest wie das in Hamburg macht Sinn, wenn es darauf beharrt, Filmmacher vorzustellen, die kreativ sind und störrisch genug, das zu zeigen, wovon sie überzeugt sind. Die esten Filme des Kaliforniers Gregg Araki, jeder für karge 5000 Dollar produziert, waren auf dem Festival der große Tip: "Three Bewildered People in the Night" (1987) und "The Long Weekend o' Despair" (1989). Im letzten Film wirft ein Filmstudent André Bazins dreibändiges "What Is Cinema?"-Kompendium in den Müll und schwenkt im trüben Straßenlicht die Kamera auf der Suche nach etwas Lebendigem ab, denn: "Cinema is dead".

Das depressive Statement wird vom Film selbst widerlegt und mehr noch von Arakis neuester Arbeit mit dem sprechenden Titel "The Living End" (1992): In Farbe und mit den relativ stolzen, aber auch nach deutschen Förderungsmaßstäben lächerlich geringen Produktionskonsten von 50 000 Dollar. Statt Bazin werden von Jon, dem filmbesessenen Poeten, jetzt Derek Jarman und Godard zitiert, und die beiden Filmhelden Jon und Luke spielen in einem leicht zurückgenommenen Wahnsinns und nicht ohne parodistische Hintergedanken Oshimas "Reich der Sinne" nach.

Sexualität, Liebe, Gewalt und Tod sind jetzt Gegenstand eines zugegebenermaßen heftigen Flirts. Es ist ein nachspielbares und darum verführerisches Reich. Die Obsession ist machbar, die Mythen des Films wollen gelebt sein, drum, wenn es denn so ist, daß es ein Filmfest braucht, um "The Living End" zu sehen, dann muß es ein Filmfest geben.

DIETRICH KUHLBRODT

Die Liebe im Mittelpunkt Literaturkreis nahm sich des ewig jungen Themas an

NORDEND. "Der Mensch existiert nur für und wegen der Liebe, und seine einzige Daseinsberechtigung ist die Liebe." Mit diesem Satz von Ernesto Cardenal, dem Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, beendete das "Transparente Theater" seine Vorstellung, in deren Mittelpunkt "sie" stand: die Liebe. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Ökumenischen Literaturkreises Frankfurt spielte und las die Schauspieltruppe Szenen und Texte, die sich alle um das ewig junge Thema drehten.

Im Pfarrsaal der Gemeinde St. Bernhard im Nordend verfolgten die annähernd 150 Mitglieder des Literaturkreises begeistert die ungewöhnliche Reise quer durch die Weltliteratur. Ob im Hohen Lied des Königs Salomo, in der Bibel, ob Walther von der Vogelweide, Franz von Assisi oder Thomas von Aquin - überall ist dieses menschliche Phänomen beschrieben. Fast jeder Schriftsteller hat sich mit den verschiedenen Arten der Liebe auseinandergesetzt.

Unter der Leitung von Eva Zeidler, die aus zahlreichen Fernsehserien bekannt ist, verwandelten Roland Krebs, Oliver Behrens, Anette Scharper, Wenke Mayer, Christiane Blumenberg sowie Karl-Heinz Flach und Silke Specht auch Erzählpassagen in kurze Dramen. Oft noch mit dem Text in der Hand improvisierten sie kurze Spielszenen auf der Bühne und machten reine Leseliteratur anschaulich.

Die Wanderung durch die Liebesliteratur der verschiedenen Jahrhunderte führte von Martin Luther, über Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu Bertolt Brecht und bot einen Überblick über die anscheinend unendlichen Variationen des Themas. Musikalisch umrahmt wurden die Stücke von zwei Schülerinnen der Adolf-Reichwein-Schule.

"Texte rund um die Liebe erschienen uns besonders passend für unser Jubiläum", betonte Gabriele von Altrock, die gemeinsam mit zwei anderen Frauen den Literaturkreis leitet. Genaugenommen war's eine verspätete Feier, die Leserunde besteht bereits seit 27 Jahren. Im Jahre 1965 fanden sich evangelische und katholische Frauen zusammen, um gemeinsam nach dem Menschenbild oder der Weltsicht in den Texten bekannter und weniger bekannter Autoren zu fragen.

Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Christentum steht im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Mitglieder des Kreises, die sich einmal im Monat im Dominikanerkloster treffen, beschäftigen sich dabei auch mit Autoren, die das Christentum auch einmal ankratzen, wie Brecht oder Dürrenmatt. In der Auseinandersetzung könne man die eigene Position bestimmen, bei Bedarf den Standort auch korrigieren, betonte Gabriele von Altrock: "Wir verstehen uns als kritisierbare Christen." rea

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Kinos Hanau. Arabella: Tom und Jerry (Sa. und So. 15 Uhr); Grüne Tomaten (Sa. und So. 17.30, 20, Sa. auch 22.30 Uhr).

Central: Fatale Begierde (Sa. und So. 15, 17.30, 20, Sa. auch 22.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Eddie Murphy - Boomerang (Sa. und So. 14.30, 17, 20, Sa. auch 22.30 Uhr).

Kino II: Housesitter (Sa. und So. 14.45, 17.15, 20.15, Sa. auch 22.45 Uhr).

Kino III: Steinzeit Junior (Sa. und So. 15, 17.30, 20.30, Sa. auch 23 Uhr).

Palette: Eine Ganz Normal Verrückte Familie (Sa. und So., 15.15, 17.45, 20.15, Sa. auch 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Schneewittchen (Sa. und So. 16 Uhr); Hear my song (Sa. und So. 19.45 Uhr); Twin Peaks (Sa. und So. 22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Steinzeit Junior (Sa. und So. 15.30, 17.15, 19 Uhr); Grüne Tomaten (Sa. und So. 20.45).

Zeitlos: Walt Disney's Peter Pan (Sa. und So. 15.45 Uhr); Salz auf unserer Haut (Sa. und So. 19.45 Uhr); Die neue Cannes Rolle '91 (Sa. und So. 17.45, 22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Steinzeit Junior (Sa., 20.30 Uhr; So. 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Casino: In einem fernen Land (Sa. und So. 20.15).

Kulturmix Hanau. Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6: Werke von Hildegard Risch und "Schmuck im Plural", Di. bis So. 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, bis 1. November.

Museum Hanau, Schloß Philippsruhe, Di. bis So., 11 bis 18 Uhr: 40 Jahre Simplicius - Hanauer Kunst der Nachkriegszeit, bis 8. November.

Hessisches Puppenmuseum, Hanau- Wilhelmsbad, Parkpromenade 4: Di. bis So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr: "Japanische Puppen", bis 25. Oktober. Außerdem: Videofilm zur Herstellung von Kimekomi-Puppen, Sa. 10.30 Uhr; Gesprächsführung durch das Museum, So. 10.30 Uhr.

Stadthalle, Schloßplatz 1: "Annie get your gun" - mit der American Musical Company of New York, Sa. 19 Uhr; Norma, So. 19 Uhr.

Glockenspiel vom alten Rathaus mit Horst Sommer, Sa. 11 Uhr.

Jazzkeller, Philippsruher Allee 22: Touch of Glass, Sa. 21 Uhr.

Erntedankkonzert in der Adventgemeinde mit der Gruppe "Resonance" in den Räumen der Freien Christengemeinde, Hindemithstraße, 15 Uhr.

Langenselbold. Galerie "Kunstform", Gartenstraße 5: Ausstellung "Stein-Zeichen" von René Pfister, wochentags außer Mi. 10 bis 13 und 14.30 bis 18 Uhr, Sa. 9 bis 13 Uhr, bis 22. Oktober.

Langenselbolder Schloßkonzert mit dem "Trio con Brio", So., 17 Uhr.

Maintal. Galerie Katz, Kennedystraße 88: Werke von Alina und Peter Muschalik, Di. bis Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 10.30 bis 13 Uhr.

Schöneck. Star-Club Rhein-Main, Oberdorfelden, "It' s Country Time" - Live- Music, ab 20 Uhr.

Samstag

Vereine Hanau. Treffen des Skatclubs, Gaststätte "Hansa-Haus" am Hauptbahnhof, 15 Uhr. Vorträge Biebergemünd. Dia-Vortrag der Heinrich Cassebeer-Gesellschaft: "Balzkommunikation der Spinnen", Bürgerhaus Biebergemünd, 19 Uhr. Verschiedenes Hanau. Spendenaktion "Winterkleidung für bosnische Flüchtlinge" in der ev. Kreuzkirchengemeinde Hanau, Karl- Marx-Str. 43, 15 bis 19 Uhr.

"Historische Gärten und Parkanlagen im Main-Kinzig-Kreis": Führung durch den Schloßpark Philippsruhe, 15 Uhr.

Internationales Fußballturnier des Kulturvereins und des autonomen Kulturzentrum Metzgerstraße, Jugendsportplatz von "Hanau 93", 10 Uhr.

Mahnkreis auf dem Marktplatz in Hanau des ev. Kirchenbezirks "am Limes", 11.30 Uhr.

Gelnhausen. Schelmenmarkt: Programm von 10 bis ca. 20 Uhr.

Kindertreff in der Villa Kunterbunt, Romanisches Haus, 10 Uhr.

Radlertreff am Hallenbad, 15 Uhr.

Gründau. Kerb im Gemeinschaftshaus Niedergründau, Beginn um 18 Uhr mit Aufstellung des Lampionszuges.

Sonntag

Vereine / Organisationen Hanau. Skatturnier der Main-Kinzig- Buben, "Hansa-Haus" am Hauptbahnhof, 15 Uhr.

Abschlußtour des ADFC, Treffpunkt: Brüder-Grimm-Denkmal auf dem Marktplatz, 10 Uhr.

Großkrotzenburg. Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr, Anne-Frank- Platz, 10 bis 18 Uhr.

Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde, Treffpunkt: Auf dem Wingerts- Kippel, 9 Uhr. Verschiedenes Hanau. Flohmarkt der Spiel- und Krabbelstube im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten, 14 bis 18 Uhr.

Gebetskreis der Adventgemeinde in der Kattenstr. 22, 19 Uhr.

Biebergemünd. Apfelsortenausstellung der Johann-Heinrich-Cassebeer- Gesellschaft, Altes Rathaus Bieber, 10.30 Uhr.

Langenselbold. Flohmarkt in der Herrenscheune, 12 bis 17 Uhr.

Birstein. Hofgut Entenfang: Traditionelles Dreschen, ab 14 Uhr.

Gelnhausen. Programm des Schelmenmarktes, 10 bis 14 Uhr.

Gründau. Kerb in Niedergründau, Programm, 10 bis 15 Uhr.

Schöneck. Offener Treff im Café Mars, Altes Hofgut, Büdesheim, 13.30 bis 16.30 Uhr.

Doris Blaim auf dem ersten Platz SPD Massenheim stellte ihre Liste für die Ortsbeiratswahl auf

BAD VILBEL. Doris Blaim, Vorsitzende der dreiköpfigen Ortsbeiratsfraktion der Massenheimer Sozialdemokraten, wurde von der Mitgliederversammlung der Partei zur Spitzenkandidatin für die Ortsbeiratswahl im März nächsten Jahres gewählt. Frau Blaim sei Garant für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner, lobt SPD- Ortsbezirksvorsitzender Norbert Kühl die Fraktionsvorsitzende. Ihre "Hilfsbereitschaft und ihr Wille, auch dort zu helfen, wo andere schon resignieren", sei für alle ein Vorbild.

Auf Platz zwei der Kandidatenliste steht Ewald Frick, gefolgt von Silvia Kühl und Dr. Bernd Hielscher. Weiterhin kandidieren Renate Borgwald, Werner Blaim, Annette Hielscher, Bernd Drechsler, Sylvia Harbig, Rüdiger Taucher, Nicole Hlawa, Dieter Richardt, Rolf Moderow und Norbert Kühl.

Als Kandidaten/-innen für das Stadtparlament nominierte die Versammlung Sylvia Harbig, Dieter Richardt, Rolf Moderow und Rüdiger Taucher.

Die Massenheimer SPD verweist stolz auf den Umstand, daß auch diese Wahlliste von einer Frau angeführt wird. In seiner Pressemitteilung bescheinigt Ortsbezirksvorsitzender Kühl seiner Genossin Harbig engagiertes Auftreten, Charme und Einsatzbereitschaft. Massenheims Sozialdemokraten könnten es sich gut vorstellen, daß Frau Harbig die Liste der Bad Vilbeler SPD für die Kommunalwahl 1993 anführt, empfiehlt der Ortsbezirk seine Favoritin der Mitgliederversammlung der Bad Vilbeler Sozialdemokraten am 29. Oktober. mu

Tagestip: Winterreifen Rabatt für frühen Kauf

Autofahrer sparen Geld, wenn sie sich nicht erst auf den letzten Drücker für den Kauf neuer Winterreifen entschließen. Denn noch gibt es die profilstarken Pneus zu günstigeren Vorsaisonpreisen. Bis der erste Schnee fällt, ist etwa beim Branchen-Riesen Gummi-Mayer fünf Prozent Rabatt rauszuschlagen.

Autos mit Reifen in gängigen "Konfektionsgrößen" können vom Wintereinbruch möglicherweise ganz ausgebremst werden. So war im vergangenen Dezember die rutschfeste Version der 195/65/15-Pneus ausverkauft - ein Dutzendmaß, auf dem viele Audi, BMW und Mercedes über den Asphalt rollen. Industrie und Händler wollen sich zwar besser auf die Nachfrage einstellen, dennoch ist mit erneuten Engpässen zu rechnen.

Außer bei ganz alten Wagen lohnt es meist, die Winterreifen auf eigene Felgen aufziehen zu lassen. Denn Austausch und Auswuchten der fertigen Räder ist beim Reifenservice fast um die Hälfte billiger als die Ummontage. Die Ausgaben für neue Felgen (beispielsweise beim VW Golf pro Stück 67 Mark plus Mehrwertsteuer) haben sich nach etwa vier Wintern amortisiert, bei gebrauchten Felgen vom Schrotthändler geht's noch schneller. mak

Arbeiter von Fahrzeug gegen Hauswand gedrückt

BAD HOMBURG. Weil sein Kollege am Lastwagen-Steuer versehentlich mit dem Fuß von der Kupplung rutschte, ist ein Arbeiter auf der Kirdorfer Straße so schwer verletzt worden, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte.

Nach Angaben der Polizei hatte der Fahrer, während er sich von seinem Kollegen verabschiedete, den Motor angelassen. Weil der erste Gang eingelegt war, machte der Lastwagen einen Ruck nach vorne und klemmte das Opfer zwischen Fahrzeug und Hauswand ein. che

Drei Pferde wollten mitten in der Nacht nach Dieburg

RODGAU. Autofahrer betätigten sich als Pferdeknechte: Als in der Nacht zum Donnerstag gegen 3.30 Uhr ein Haflinger, ein Schwarzer und ein Brauner auf der B 45 in Richtung Dieburg galoppierten, hielten mehrere Verkehrsteilnehmer an, drängten die Tiere auf die Landesstraße Dudenhofen-Babenhausen ab und hielten sie in Schach. Wie die Polizei meldet, gelang es mehreren Beamten mit Unterstützung durch Mitglieder der Motorradgruppe "Hell-Dogs" und des in der Gegend gastierenden Zirkus "Hansa", die drei Pferde zur "Hell-Dog-Ranch" zu führen. Dort warten sie auf ihren Besitzer (via Telefon 06104 / 69080, Polizei). fuh

Für Meisterehren Sturz vom Himmel

GELNHAUSEN. Nicht nur die Luftballons vom Weitflugwettbewerb werden zum Schelmenmarkt den Himmel mit bunten Tupfern versehen. Während die gasgefüllten Gummikugeln möglichst weit weg fliegen sollen, versuchen einschwebende Fallschirmspringer ganz nah heranzukommen an einen nur bierdekkelgroßen Landepunkt. Bei dem Zielspringen geht es immerhin um die Hessenmeisterschaft.

Zu dem Springerwettbewerb am Samstag, 10., und Sonntag, 11. Oktober, treffen sich 16 Mannschaften auf dem Flugplatz des Aero-Clubs Gelnhausen. Die Teilnehmer müssen aus 1000 Meter abspringen und am Boden eine Zielscheibe treffen. Bewertet wird der Abstand vom Landepunkt zum Mittelpunkt der Scheibe. Laut Aero-Club handelt es sich bei dem Wettbewerb um eine der klassischen Sportarten im Rahmen des Fallschirmspringens, "die von den Sportlern neben extremer Körperbeherrschung höchste Konzentration erfordert".

Ob der Gelnhäuser Verein wohl Chancen auf Meisterehren hat? Jedenfalls kam der frühere mehrfache Deutsche Meister im Zielspringen, Lothar Rützel, aus den Reihen des Aero-Clubs Gelnhausen.

Eine weitere Attraktion auf dem Flugplatz ist das "Fly-in" des Aero-Clubs, zu dem am Wochenende Freizeitflieger aus allen Himmelsrichtungen erwartet werden. Auch Oldtimer, wie eine 50 Jahre alte britische Maschine des Typs "Tiger- Moth", werden zu besichtigen sein. lex

Auch Telekom macht Autotelefon billiger

doe FRANKFURT A. M. Einen Monat nach dem Wettbewerber Mannesmann senkt auch der staatliche Fernsprechriese Telekom die Gebühren für seine Mobilfunknetze. Die derzeit 738 000 Teilnehmer im analogen C-Netz müssen vom 1. Januar an für die Gesprächsminute tagsüber nur noch 1,38 statt 1,67 Mark (inklusive Mehrwertsteuer) berappen. Im digitalen D 1-Netz fällt der Preis von 1,73 auf 1,50 Mark. Konkurrent Mannesmann verbilligt seine Minutengebühr bei D 2 schon zum 1. Dezember zur Hauptverkehrszeit von 1,65 auf 1,44 Mark.

Beide D-Netze sind erst in den Ballungszentren ausgebaut und zählen jeweils einige tausend Teilnehmer. Doch erwarten die Betreiber im kommenden Jahr einen starken Zustrom mobiler Plauderfreunde, die auch sukzessive vom C-Netz abwandern dürften. Der aggressive Wettbewerb zwischen den drei Netzen wird angeheizt durch fallende Gerätepreise und sogenannte Service Provider (Diensteanbieter), die Funkkapazitäten mit Rabatt einkaufen und günstig an die Endkunden weiterreichen: So verlangt etwa die Neu-Isenburger Unicom für beide D-Netze nur 1,39 Mark je Minute.

Zeitgleich mit der Senkung der Gesprächspreise müssen die Telekom- D 1-Kunden zum Jahreswechsel allerdings erstmals die monatliche Grundgebühr von brutto 80,50 Mark berappen. Bei Mannesmann endet die kostenlose Schnupper-Phase schon im Dezember.

DAG plant Personalabbau

FRANKFURT A. M., 8. Oktober (AP). Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) will ihr hauptamtliches Personal wegen einer angespannten Finanzlage in den beiden kommenden Jahren um rund zwölf Prozent reduzieren. Das bestätigte DAG-Sprecher Ingo Schwope am Donnerstag. Insgesamt sollen 137 der derzeit rund 1200 Arbeitsplätze entfallen.

Entlassungen werden dem Bericht zufolge nicht ausgeschlossen. Ein Einstellungsstopp gelte bereits. Zwischen Gesamtbetriebsrat und DAG-Bundesvorstand werde es Verhandlungen über einen Interessenausgleich geben, kündigte Schwope an. Hintergrund des Personalabbaus seien steigende Ausgaben bei weitgehend stagnierenden Beitragseinnahmen. Schwope bestritt allerdings, daß die DAG akute Geldprobleme habe. Die Gewerkschaft habe genügend Rücklagen.

Eine Hauptursache für die Probleme stellen den Angaben zufolge Ausgaben zum Aufbau der DAG-Organisation in den neuen Bundesländern dar. Da sie im Osten mit 70 000 Mitgliedern weniger als erwartet gewann, decken die Einnahmen nicht die Kosten für die Infrastruktur.

Kinder lernen tanzen und jonglieren

SCHWALBACH. Jonglieren, tanzen, turnen und schauspielern können Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren bei den Kinderkulturtagen der Jugendpflege der Stadt Schwalbach. Geübt wird in der Woche vom 12. bis 16. Oktober täglich von 9.30 bis 12 Uhr in der Friedrich-Ebert- Schule und in der Georg-Kerschensteiner-Schule. Kinder, die mitmachen wollen, treffen sich am Montag, 12. Oktober, um 9.30 an der Friedrich-Ebert-Schule. Dort geht am Freitag, 16. Oktober, um 16.30 Uhr auch die Abschlußvorstellung über die Bühne.

Keulen und Bälle fliegen am selben Ort auch am Mittwoch, 14. Oktober, wenn um 16 Uhr die Gruppe "Keule und Co." ihr Können zeigt. Der Eintritt ist frei. bhe

Im Akustik-Bereich "brummt" das Geschäft Firma Peiker expandiert an allen Fronten / Heute werden die neuen Betriebsgebäude übergeben

FRIEDRICHSDORF. Die Produktionspalette reicht von den Mikrophonen für U-Bahn-Wagen, den Lautsprecheranlagen auf dem Frankfurter Flughafen und im Inter-City-Express bis zu Autotelefonen und deren Attrappen: Die Firmengruppe Peiker ist, wie Geschäftsführer Michael Beitler sagt, "marktführend in der Produktion von akustischem Zubehör für die Funk-Kommunikation". Wobei der Boom für die Autotelefon-Attrappen (schwarz, grau oder im Holz-Design) vorbei ist, nachdem "die Telefone inzwischen auch nicht mehr kosten als ein Autoradio" (Beitler). Das durch steigende Nachfrage nach Original-Akustik expandierende Unternehmen hat das Stammhaus "Peiker acustic GmbH & Co KG" von Bad Homburg (Ober-Eschbach) nach Friedrichsdorf in die Max-Planck-Straße 32 verlegt.

Nach einem Jahr Bauzeit arbeiten jetzt 230 Beschäftigte in modernen Verwaltungs- und Produktionsgebäuden auf 13 000 Quadratmetern Nutzfläche. "Das ist dreimal so groß wie in Ober-Eschbach", vergleicht Beitler. Der neue Gebäudekomplex wird heute offiziell in Betrieb genommen.

Der Neubau hat 25 Millionen Mark gekostet: "Wir erwarten an diesem Standort einen Umsatz von 50 Millionen." Eine räumliche Erweiterung der Firma am alten Standort Ober-Eschbach sei nicht möglich gewesen, sagt der Geschäftsführer: "Wir haben in Bad Homburg ein neues Grundstück gesucht, doch das ist für einen mittelständischen Betrieb nicht mehr zu bezahlen."

Für die 230 Beschäftigten des Unternehmens war der Umzug kein Problem; der neue Einsatzort ist dem bisherigen nah. Für die Zukunft sieht Beitler sogar die Möglichkeit weiterer Arbeitsplätze. Denn das Stammhaus ist auch Sitz der neugegründeten Peiker Services GmbH, die Austauschgeräte und Ersatzteile für Funkgeräte und Telefone der Mobilfunk- Branche fertigt und noch Mitarbeiter benötigt. Eine dritte Firma der Gruppe ist in die bisherigen Räume in Ober-Eschbach gezogen: "Peicom Sound Systems GmbH" bietet Beschallungs-(Lautsprecher-)Anlagen für Büros, Kongreßzentren oder kulturelle Einrichtungen an. Dieser Firmenzweig wurde von der Bosch-Gruppe übernommen. Zu Peiker gehören ebenfalls die Werkzeug- und Formenbau GmbH & Co "Allform", die schon länger in der Otto- Hahn-Straße in Köppern angesiedelt ist, die Communications GmbH "Pei Tel" im ostdeutschen Teltow und die Elektronic- Firma Wenzel in Elmshorn, Fachbetrieb für mobile Beschallungsanlagen (beispielsweise in Zügen). Alles in allem beschäftigt die Peiker-Gruppe 400 Mitarbeiter; der gesamte Jahresumsatz beträgt 90 Millionen Mark.

Im neuen Betriebsgebäude in Friedrichsdorf sind 155 Frauen beschäftigt und "nur" 75 Männer. Die Produktion der Mikrofone, Funk-Telefon-Handapparate und Zubehör für Funkgeräte erfolgt mit hochtechnologischen Fertigungsmitteln. nau

"Angst der Mieter ist eine latente Bedrohung des sozialen Gefüges" Mieterverein: Umwandlungsspekulation hat Maintal voll erreicht / Wohnungsnot ist laut einer Umfrage das größte Problem

MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Der Wohnungsmarkt in der Stadt Maintal spitzt sich dramatisch zu. Als eine der wesentlichen Ursachen nennt der Hanauer Mieterverein "die Umwandlungsspekulation", die die Stadt "voll erreicht" habe, und warnt: "Es drohen dort massive Verdrängungen von Mieterstrukturen, die über mehrere Jahrzehnte gewachsen sind." Die Angst der Mieter sei "eine latente Bedrohung des sozialen Gefüges".

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Ortskartell Maintal, unterstützt den Mieterverein in seiner Forderung, "daß keine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen gegen den Willen der Mieter vorgenommen werden darf". Politiker aller Parteien seien gefordert.

Nach einer Untersuchung des Markt-, Meinungs- und Sozialforschungsinstituts "Emnid" stellt die Wohnungsnot für die Befragten im Rhein-Main-Gebiet "das größte Problem" dar (46 Prozent) - vor der Umweltverschmutzung (44), Verkehr (34) und der Kriminalität (17). Der zweite Vorsitzende des Hanauer Mietervereins, Hans-Egon Heinz, auch Mitglied im Landesvorstand des Hessischen Mieterbundes, sieht auf die Mieter im Rhein-Main- Gebiet eine massive Umwandlungswelle zukommen. Wer etwa dreißig Jahre in einer gewachsenen Wohnstruktur wohne, hier seine sozialen Kontakte habe und im Alter mit dem Verlust seiner gewohnten Umgebung rechnen müsse, "der denkt nun hoffnungslos an die Zukunft", stellt Heinz fest und warnt: "Wer ständig in Angst leben muß, der wird für radikale Kräfte ein gefundenes Opfer werden. Hier müssen die etablierten Parteien sich solcher Ängste annehmen, bevor es andere tun!"

Zugespitzt hat sich nach Meinung des Maintaler DGB die Wohnsituation in der Stadt "durch die Aufhebung der bisherigen bauordnungsrechtlichen Schranken für die Umwandlung von Altbaumietwohnungen in Eigentumswohnungen". pom

Umwandlung von Wohnungen Details über die Besitzer

MAINTAL / MAIN-KINZIG-KREIS. Derzeit werden im Maintaler Stadtgebiet mindestens 522 Altbau-Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt, 224 im Johannesweg (Stadtteil Dörnigheim), 258 in der Schillerstraße und 40 in der Goethestraße (beide im Stadtteil Bischofsheim).

Während die Besitzverhältnisse im Fall Dörnigheim von Anfang an bekannt sind (es handelt sich um die bayerische Patrizia Grundbesitz-GmbH), war die mit dem Verkauf der Bischofsheimer Wohnungen beauftragte IBV-Immobilien-GmbH auf Anfrage der Frankfurter Rundschau nicht auskunftsbereit.

Aber vom Hanauer Katasteramt war nach mehrmaligem Nachfragen dann folgendes zu erfahren:

Das Hochhaus Schillerstraße 2 gehört der Allgemeinen Immobilien-Treuhandverwaltung GmbH & Co (AIT), Handels- und Investitionsgüter KG in 8000 München 2.

Verwaltet wird die Maintaler Liegenschaft der Münchner von der Grundbesitz-Verwaltungs-GmbH (GV) in Hanau, Bruchköbler Landstraße 6.

Das Hochhaus Schillerstraße 4 gehört der Grundbesitz- und Immobilien-Treuhandverwaltung-GmbH & Co (GBT), Anlage- und Investitionsgüter-KG, 6050 Offenbach. Das einst in Schieflage geratene Hochhaus Schillerstraße 7 gehört der Grundbesitz- und Treuhandverwaltung-GmbH & Co (GTV), Hotelbetriebs-KG, 8000 München. Die Häuser Nummer 4 und 7 werden ebenfalls von der Hanauer GV verwaltet. Das Doppelhaus Goethestraße 82/84 gehört der erstgenannten Münchner Firma AIT.

Von der ehemaligen Besitzerin der drei baugleichen Hochhäuser in der Schillerstraße, der Münchner Gesellschaft Bayerische Beamten Versicherung (BBV), war auf Anfrage der FR zu erfahren, daß 1989 alle drei Häuser auf einen Schlag an die Allgemeine Immobilien-Treuhandverwaltung GmbH & Co (AIT) verkauft worden sind. pom

Bad Vilbeler SPD tagt im Kurhaus

BAD VILBEL. Im Zeichen der Kommunalwahl am 7. März nächsten Jahres steht die Mitgliederversammlung der Bad Vilbeler Sozialdemokraten am Donnerstag, 29. Oktober. Ab 19 Uhr im Kurhaussaal soll eine Kandidatenliste aufgestellt und über das Wahlprogramm diskutiert werden.

Ortsvereinsvorsitzender Jens Treuner referiert über "Die Zukunft Bad Vilbels aus sozialdemokratischer Sicht". mu

Bankunternehmen baut auch Büros

BAD VILBEL. Zügig voran kommt der Rohbau auf dem Grundstück Frankfurter Straße 113 in Bad Vilbel. Nach jahrelangem Poker einer Frankfurter Großbank mit den Grundstücksnachbarn ist es zu einem Kompromiß gekommen: Die Nachbarn des früheren Anwesens Lamp hatten zunächst auf den "Lichtrechten" bestanden. Sie haben kleine Fenster in Richtung auf das Grundstück "Lamp", die in der Baugenehmigung abgesichert sind. Die Bank, die am liebsten die gesamte Lücke zubauen wollte, bekam wegen dieser "Lichtrechte" keine Baugenehmigung. Auf der rechten Seite des nunmehrigen Neubaus wird nur eine Garage gebaut, so daß die Fenster im Obergeschoß des Nachbarhauses weiter Licht haben werden.

Auf der linken Seite kann die Lücke geschlossen werden, nachdem dem Grundstückseigner Zusagen zum Ausbau seines Dachs gemacht wurden. Die Frankfurter Bank plant ein Haus, dessen Fassade dem früheren "Hugenottenhaus" der Familie Lamp ähnelt. In Unterschoß wird eine Bankfiliale eröffnet. Außer- dem wird hier Büro- und Wohnraum geschaffen.

Auf dem Grundstück Frankfurter Straße 113 waren ursprünglich noch alte Kellergewölbe vermutet worden. Doch solche Keller fanden sich nicht. Die Reste eines alten Brunnens erschienen der Bodendenkmalpflege nicht mehr schützenswert, so daß eine Baugenehmigung erteilt wurde. hm

Werden Bodo Hauser und Ulrich Kienzle ein Team? ZDF-Personalkarussell: Doppelte Magazin-Spitze und Spekulationen um Voß-Nachfolge

Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle sollen gemeinsam die Leitung des geplanten Politikmagazins des ZDF übernehmen. Die neue Sendung soll, wie berichtet, ab dem kommenden Jahr wöchentlich dienstag voraussichtlich um 21.00 Uhr "kritisch nach allen Seiten" politische Themen aufgreifen. ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser sieht in dem neuen Magazin, das das bisherige (vierzehntägige Studio 1) ablösen wird, ein neues "Aushängeschild" für den Mainzer Sender.

Mit der "doppelten Spitze", wie der konservative Hauser und der als SPD- nah geltende Kienzle (derzeit Leiter der Hauptredaktion Außenpolitik) sie nun offensichtlich bilden sollen, will der ZDF- Chefredakteur die "parteipolitische Polarisierung" überwinden. Bressers Konzeption wird intern eher skeptisch beurteilt. Der Parteienproporz ließe sich damit nicht überwinden: Das sei "Etikettenschwindel", da gäbe es bestenfalls zwei Magazine unter dem Titel von einem, heißt es im Sender. Darüberhinaus soll Bodo Hauser, der bislang mit Studio 1 die Nachfolgesendung von Gerhard Löwenthals berühmt-berüchtigtem ZDF-Magazin geleitet und dabei wenig Profil gewonnen hat, auch den Anspruch auf die Position des stellvertretenden Chefredakteurs angemeldet haben. Durch die Wahl von Peter Voß zum Südwestfunk-Intendanten gewinnt das Personalkarussell auf dem Mainzer Lerchenberg noch zusätzlich an Fahrt. Es gilt schließlich die beiden Positionen, die der CDU-nahe Voß innehatte und die der Union zugerechnet werden, zu besetzen: die Leitung der gewichtigen ZDF-Hauptredaktion Aktuelles und Stellvertretung Klaus Bressers zu regeln.

Als Voß-Nachfolger im Gespräch ist auch Klaus Peter-Siegloch, der 1991 den Sessel des Innenpolitikchefs mit dem Stuhl des Bonner Studioleiters getauscht hatte und damit den bei Kanzler Kohl in Ungnade gefallenen Wolfgang Herles abgelöst hatte. Siegloch gilt in Mainz als durchaus kompetenter Kandidat, doch sein Weggang aus Bonn würde den Sender wiederum in die Bredouille bringen. Als Nachfolgerin in Bonn wäre dann die jetztige Leiterin der Innenpolitik, Barbara Friedrichs, im Gespräch. Ihr Führungsstil gilt als wenig überzeugend.

Als möglicher Joker auf dem Lerchenberg gilt Helmut Reitze. Der frühere Korrespondent in Washington berichtet derzeit für den Mainzer Sender aus Brüssel. Reitze könnte die Leitung der Hauptredaktion Aktuelles übernehmen. Dann, so vermuten Insider, stiegen die Chanchen des (ebenfalls) konservativen Hausers, neben der Co-Leitung des neuen Magazins auch das Amt des stellvertretenden Chefredakteurs zu übernehmen.

Damit wäre die Union bestens bedient - ungeachtet der Tatsache, daß sich in den Ländern die Mehrheitsverhältnisse geändert haben, und ungeachtet der Tatsache, daß ein neues Magazin neue Köpfe braucht. is

Viel Lärm um Tokios Lärmgesetz

Das Stadtparlament von Tokio hat nach monatelangen hitzigen Debatten ein Anti-Lärm-Gesetz beschlossen. Die Polizei darf nun Megaphone und Lautsprecher beschlagnahmen, die aus einer Entfernung von zehn Metern mehr als 85 Dezibel Lärm produzieren. "Das Gesetz verletzt die Meinungsfreiheit" riefen linke und rechte Demonstranten während der Abstimmung. Sie waren mit Transparenten und Fahnen zur Stadtratssitzung gekommen. Saalordner warfen einen Protestierer zu Boden und trugen ihn hinaus. Auch alle anderen Demonstranten mußten den Sitzungssaal verlassen.

Die japanische "Föderation der Anwaltsvereinigungen" hält das Gesetz für verfassungswidrig. Ein sozialdemokratischer Abgeordneter verteidigte die neue Bestimmung: "Sie richtet sich nur gegen die Propaganda-Busse der Rechtsradikalen und wird nicht gegen Bürgergruppen und Gewerkschaften angewendet werden." Ein solches Gesetz sei notwendig geworden, weil ultra-rechte Agitatoren die Tokioter Bürger zunehmend mit ihren Kampfsprüchen belästigten.

Die Busse der rechtsextremen Gruppen gehören zum festen Stadtbild von Tokio.

Eine Bürgerinitiative kämpft seit Jahren gegen den Lärm. Sie wendet sich nicht nur gegen Lautsprecherwagen von Polit-Aktivisten, sondern auch gegen die vielen Händler, die ihre Ware per Lautsprecher anpreisen. "Die Japaner haben keinen Sinn für die Privatsphäre", sagt Bürgerrechtler Tomizo Shobo: "Vom Wagen des Fischhändlers dröhnt Beethovens Neunte, der Gemüsehändler wirbt mit Vivaldi- Musik für seine Tomaten, kurz darauf tönt es aus dem Kleinlaster des Kartoffelmanns: Heiße Kartoffeln!"

Dagegen wird auch das neue Anti-Lärm-Gesetz nichts ausrichten können. Ebensowenig gegen den Aufruf, der jeden Nachmittag durch die Tokioter Straßen schallt: "Es ist fünf Uhr - die Kinder müssen jetzt nach Hause zurückkehren!"

TINA STADLMAYER (Tokio)

Landrat Riebel fordert Polizei-Sonderkommandos Thesenpapier zur Abschiebepraxis an Landesregierung

MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Rechtsordnung bei der Abschiebung abgelehnter Asylsuchender wolle er "wieder Geltung verschaffen", erklärte Landrat Jochen Riebel (CDU) gestern bei einer Pressekonferenz. Anlaß des Papiers, das er der Landesregierung vorlegen will: "Es gilt zu verhindern, daß 80 Millionen Deutsche ihr Vertrauen in den Rechtsstaat verlieren." Er wolle Gründe dafür nennen, warum Asylbewerber, die rechtskräftig abgelehnt worden sind, "dennoch hierbleiben".

Nach Einschätzung des Landrats würden von den abgelehnten Asylsuchenden im Main-Taunus-Kreis maximal 25 Prozent der Flüchtlinge tatsächlich binnen vier Monaten das Land verlassen. Dadurch werde der Wille des Gesetzgebers im großen Stil unterlaufen. Mindestens 50 Prozent der abgelehnten Asylsuchenden im Kreis hätten keinen gültigen Ausweis für ihr Herkunftsland und könnten deshalb nicht abgeschoben werden. Es dauere oft Jahre, bis die Papiere beschafft seien. Riebels Vorschlag: Die Pässe müßten gleich nach der Einreise der Flüchtlinge beantragt werden; außerdem solle die Bundesregierung Druck auf außereuropäische Länder ausüben, um die Ausstellungsverfahren zu beschleunigen.

In jedem dritten "Fall", sagte Riebel, würde "nach erfolglosem Eilverfahren oft noch am selben Tag ein Folgeantrag gestellt". Eine "Masche", auf die sich auch Anwälte spezialisiert hätten. "Oft werden vorgeschobene Nebengründe genannt, ein klarer Rechtsmißbrauch." Und der, so die Empfehlung des Landrats, könne verhindert werden, indem ein Folgeantrag ausgeschlossen werde, wenn das Hauptmotiv des Erst-Antrags nicht anerkannt worden sei. Das gelte insbesondere für Folgeanträge, die gestellt würden, wenn die Betroffenen von Abschiebung bedroht oder von der Polizei aufgegriffen worden seien. Folgeanträge müßten auch zahlenmäßig begrenzt werden, "damit das Verfahren nicht endlos betrieben wird".

Um zu verhindern, das Flüchtlinge, die von Abschiebung bedroht sind, untertauchen, plädiert Riebel dafür, daß Sonderkommandos der Polizei "gezielte Fahndungsmaßnahmen ergreifen" - insbesondere in Großstädten. Ein weiteres Abschiebehindernis seien Duldungserlasse und Beinahe-Duldungserlasse, die 15 bis 20 Prozent der Flüchtlinge weiteren Aufenthalt ermöglichten - "auch massiv kriminellen ehemaligen Asylbewerbern". Und zum Bleiberecht nach "abschiebehemmenden Petitionen" sagt Riebel: "Die Landesregierung soll sich dem Willen des Gesetzgebers beugen und aufgrund von Petitionen kein mehrjähriges Bleiberecht garantieren."

Rund ein Prozent der abgelehnten Asylsuchenden schließen laut Landrat "Scheinehen" - die Gattinnen seien "immer" Sozialhilfeempfängerinnen oder drogenabhängig. Wenn die Garantie auf Aufentenhaltserlaubnis bei der Heirat abschiebebedrohter Flüchtlinge mit Deutschen entfiele, wäre die Ehe nicht mehr attraktiv. Ein Prozent der Asylsuchenden würde überdies die Identität wechseln, meist mit Ersatzpapieren.

Selbst dem "höchsten staatlichen Mittel", der Abschiebehaft, entgingen die Flüchtlinge. Falls sie erklärten, freiwillig auszureisen, werde der Haftantrag abgelehnt. Meist würden sie dann wieder untertauchen. Und in weiteren zehn Prozent aller Fälle sei die Abschiebung auf dem Luftweg problematisch, weil viele Länder nur über Düsseldorf angeflogen würden.

Da die Verfahren bei Familien oft auf einem unterschiedlichen Stand sind, plädiert Riebel dafür, daß das Familienmitglied mit dem längsten Aufenthaltsstatus zum "Fixpunkt" werden soll. Über Familien solle in einem Verfahren entschieden werden, "das muß harmonisiert werden".

Last but not least: Angesichts zweier voller Arbeitstage für eine Abschiebung, "wenn alles gut läuft", sollen nach Riebel die Ausländerbehörden personell verstärkt werden. Der Innenminister müsse deshalb zusätzliche Planstellen im Landeshaushalt schaffen. pms

Lecker: römische Küche

FRIEDBERG. Ein komplettes Menü nach den Rezepten des römischen Gourmets Apicius können die Teilnehmer/-innen eines VHS-Kurses "Römisches Kochen nach Apicius" am Sonntag, 31. Oktober, ab 11 Uhr in der Mittelpunktschule von Büdingen kochen. In dem Tageskurs, den Dr. Vera Rupp leitet, wird außerdem Interessantes über die Antike und die Archäologie vermittelt. Weitere Infos bei der VHS Tel. 06042/885192-199. de

Am kommenden Wochenende beginnen zwei "große" Gewerkschaftskongresse: In Hamburg tagen eine Woche lang die rund 700 Delegierten der Industriegewerkschaft Metall, in Augsburg beginnt der Kongreß der IG Medien. Die Gewerkschaften insgesamt stehen seit der deutschen Vereinigung trotz hoher Mitgliederzuwächse vor großen Problemen, wie die Berliner Sozialwissenschaftlerin Birgit Mahnkopf in der folgenden Analyse aufzeigt. Es ist die gekürzte Fassung ihres Beitrags im Forschungsjournal "Neue soziale Bewegungen" (Schüren-Verlag, 3/92), das sich schwerpunktmäßig mit den "Gewerkschaften zwischen Morgen und Grauen" beschäftigt.

Lebenslange Haft für Guzman

rey LIMA, 8. Oktober. Der oberste Chef der peruanischen Untergrundorganisation "Leuchtender Pfad", Abimael Guzman, und zehn weitere Anführer, darunter die Lebensgefährtin Guzmans, sind von Militärgerichten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Bei Kommandoaktionen der Guerillas und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit peruanischen Soldaten wurden amtlichen Angaben zufolge bisher mehr als 25 000 Menschen getötet. Die seit 1980 angerichteten Sachschäden beziffern die Behörden auf eine Gesamtsumme von umgerechnet rund 30 Milliarden Mark.

Der Prozeß gegen Guzman fand unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen auf dem Marinestützpunkt der Insel San Lorenzo vor Lima statt. Seit Guzmans Festnahme haben die Guerilleros mit einer Reihe von Racheaktionen reagiert, bei denen mindestens 83 Menschen getötet wurden.

Vor 500 Jahren, am 12. Oktober 1492, begann die Invasion Amerikas durch eine Handvoll beutegieriger und skrupelloser Europäer. Viele Historiker und Sozialökonomen wie der Uruguayer Eduardo Galeano ("Die offenen Adern Lateinamerikas") haben seither Parallelen zwischen der kolonialen Ausbeutung früher und der weltwirtschaftlichen Abhängigkeit heute gezogen. Doch während die sogenannten Dependenz-Theoretiker in den siebziger und achtziger Jahren noch die Auswirkungen der spanisch-portugiesischen Conquista auf die aktuellen Strukturen Lateinamerikas untersuchten, setzten die damals herrschenden Militärdiktatoren unter kräftiger Mitwirkung des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewaltsam die Doktrin der neoliberalen Markt-Politik durch. Auch nach der Rückkehr zur Demokratie werden immer mehr Menschen in Lateinamerika ökonomisch und sozial an den Rand gedrängt. Angesichts anhaltender Verelendungstendenzen bei gleichzeitig partiellen Wirtschaftserfolgen scheinen alle gängigen Theorien als politische Strategieanleitung zu versagen. Die FR hat eine Reihe von Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Entwicklungspolitik zu ihrer Einschätzung der Situation des Kontinents befragt. Der beigestellte Kasten erläutert einige zentrale Sozial- und Wirtschaftsdaten.

Frauen spielen die Hauptrolle In der Stadtbücherei geht es um weibliche Kultur

NEU-ISENBURG. Ob es sich um die Fotoausstellung über "Frauen in der Türkei" handelt, die Geschichte einer Kämpferin gegen das Apartheid-Regime Südafrikas oder ein Buch über die "Befreiung weiblichen Begehrens" - gemeinsam ist den verschiedenen Themen, daß Frauen darin die Hauptrolle spielen. Zu den "Frauenkulturtagen" in Neu-Isenburg laden die Frauenbeauftragte Gabriele Loepthien und die Leiterin der Stadtbücherei Jutta Duchmann ein: "Von Frauen, für Frauen, über Frauen" heißt es in der Woche vom 19. bis zum 23. Oktober in der Stadtbücherei.

Hierzulande kaum bekannte Texte arabischer Frauenliteratur präsentiert die Ägypterin Dr. Cherifa Magdi zur Eröffnung am Montag (um 19.30 Uhr). Thema der Fotoausstellung von Christel Göttert über "Frauen in der Türkei" ist das Leben der Frauen im Islam. Die Soziologin Dr. Herrad Schenk liest am Dienstag abend aus ihrem Buch "Die Befreiung weiblichen Begehrens". Anschließend ist Gelegenheit zur Diskussion (um 20 Uhr).

Am Donnerstag, 22. Oktober, wird der Film "Zwei Welten" im Musikraum der Hugenottenhalle gezeigt. Zum Abschluß der Frauenkulturtage spielt am Freitag die Schauspielerin Tommy Völckers das Leben der Schriftstellerin George Sand "in szenischen Bildern". Beide Veranstaltungen von 20 Uhr an. ac

Kloppenheim wieder mit Einsatzabteilung?

KARBEN. Noch in diesem Jahr, so hofft der Magistrat, werde die Freiwillige Feuerwehr in Kloppenheim wieder eine Einsatzabteilung auf die Beine stellen.

Die alte Einsatzabteilung hatte sich nach Auseinandersetzungen mit dem Magistrat und dem Stadtbrandinspektor aufgelöst. Dieser Konflikt, bei dem es vornehmlich um die Vermietung der ehemaligen ASB-Räume im Dachgeschoß des Feuerwehrgerätehauses ging, scheint nach einer Reihe von Gesprächen weitgehend beigelegt zu sein. Die Mieterin der von der Stadt im "Spritzenhaus" eingerichteten Sozialwohnung wurde jetzt in die leerstehende, in Gemeindebesitz befindliche Grundschule in Petterweil umquartiert. Der Magistrat kam damit einer Forderung der Kloppenheimer Feuerwehrleute nach, nachdem es zwischen Mietern und Feuerwehr wiederholt zu Auseinandersetzungen gekommen war.

Nach Auskunft von Erstem Stadtrat Hans Puchtinger sollen die freigewordenen Räumlichkeiten nicht wieder vermietet werden. Der Magistrat lasse durch das Bauamt prüfen, ob unter dem Dach der nach einem Domizil suchende Gesangverein "Sängerlust" untergebracht werden kann. Möglicherweise könnten die Räume von anderen Vereinen, darunter auch die Feuerwehr, genutzt werden. mu

Vorfahrt mißachtet: 18 000 Mark Sachschaden

OBERURSEL. Rund 18 000 Mark Sachschaden entstand bei einem Verkehrsunfall in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. An der Kreuzung vor dem Bahnhof wollte ein Autofahrer nach Angaben der Polizei von der Feldbergstraße in die Nassauer Straße einbiegen. Dabei mißachtete er die Vorfahrt eines Wagens, der auf der Nassauer Straße in Richtung Adenauerallee fuhr. Die beiden Fahrzeuge prallten auf der Kreuzung zusammen, wobei einer der Fahrer leicht verletzt wurde. Die Ampelanlage war zur Zeit des Unfalls - mitten in der Nacht - ausgeschaltet.

Ein Unfall am Mittwoch Morgen wurde einem Autofahrer ohne Führerschein zum Verhängnis. Auf der Karl-Hermann- Flach-Straße mußten zwei Fahrzeuge auf der linken Spur wegen eines Hindernisses anhalten. Beim Versuch an dem Hindernis vorbeizufahren, beschädigte der vordere Wagen das hinter ihm stehende Fahrzeug. Die Polizei stellte bei der Unfallaufnahme fest, daß der Verursacher des Unfalls keinen gültigen Führerschein besaß. Der Sachschaden wird auf 3500 Mark geschätzt. jom

Spanisch "kompakt" - ein Kursus der VHS

WETTERAUKREIS. In Spanisch- Wochenend-Kompaktkursen und für die "Spanische Woche" sind noch Plätze frei, meldet die Kreisvolkshochschule. Die Kompaktkurse haben sich bestens bewährt, 40 Stunden in der Fritz-Erler- Schule von Nieder-Wöllstadt kosten 240 Mark.

Wer die Sprache lernen und sich zunächst über die kulturelle und gesellschaftliche Situation Spaniens informieren möchte, kann das während der Bildungsurlaubsveranstaltung der VHS, der "Spanischen Woche", im März nächsten Jahres in Büdingen tun. 40 Stunden kosten 108 Mark. In allen Sprachkursen, die nach den Herbstferien am 19. Oktober beginnen, sind noch Plätze frei.

Information und Voranmeldung bei der VHS, Tel. 06042/885192-197 de

Teuerungsrate steigt auf 3,6 Prozent

jk FRANKFURT A. M. Der Preisauftrieb in Westdeutschland hat sich im September im Vergleich zu den Vormonaten geringfügig beschleunigt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes kletterte der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte um 0,3 Prozent. Das ergibt eine Teuerungsrate binnen Jahresfrist von 3,6 Prozent (siehe auch FR vom 25. September). Im Juli und August hatten die Abstände zu den jeweiligen Vorjahresmonaten 3,3 und 3,5 Prozent ausgemacht.

Den stärksten dämpfenden Einfluß auf die Lebenshaltungskosten üben derzeit die Nahrungsmittelpreise aus. Sie gaben im breiten Durchschnitt von August auf September um 0,6 Prozent nach und haben damit einen Stand erreicht, der lediglich 1,8 Prozent über dem vor zwölf Monaten liegt. Ferner wirkt die Entwicklung auf den Ölmärkten stabilisierend, die durch die Schwäche des Dollars noch unterstrichen wird. Heizöl konnten Hauseigentümer zuletzt um zwölf Prozent billiger als im Herbst 1991 einkaufen. Die Spritpreise ermäßigten sich um knapp sechs Prozent.

Weiter überdurchschnittlich stark klettern dagegen die Mieten und die Preise für alle möglichen Dienstleistungen. Obwohl die statistische Durchschnittsermittlung die Situation in den Ballungsgebieten nicht richtig widergibt, ist der ausgewiesene Auftrieb der Mietpreise im September mit 0,6 Prozent beträchtlich.

Mit gefälschtem Scheck in die Sparkasse

HÖCHST. Mit einem gefälschten Scheck wollte ein Mann am Mittwoch schnelles Geld machen. Der Unbekannte betrat gegen 14.20 Uhr die Schalterhalle einer Sparkasse in der Hostatostraße und legte einen Euroscheck über 3 900 Mark vor. Dem Angestellten kam das Papier verdächtig vor. Er bat den Mann, noch einen Augenblick zu warten. Doch der wollte den Scheck dann schnell zurück. Weil der Banker nicht darauf einging, machte sich der Betrüger schnell aus dem Staub. tos

Arbeiterwohlfahrt bietet Fahrten an

KELKHEIM. Städte und Wälder in Oberhessen und Haibach-Klingenberg am Main sind die Ziele zweier Fahrten der Arbeiterwohlfahrt Fischbach. Anmeldungen zu den Ausflügen am 25. und 28. Oktober nimmt Willi Hackel unter der Telefonnummer 0 61 95 / 6 38 81 oder 6 19 70 entgegen.

Unter dieser Nummern kann man sich auch ein Plätzchen für den Kaffeenachmittag in Café Goldemann sichern, der am Donnerstag, 15. Oktober, um 15 Uhr beginnt. bhe

Ein Wunderkind verkehrter Zeit & Farbe Derek Walcott erhält den Literatur-Nobelpreis

Nenne mir, Muse, den Mann . . ., heißt es alle Jahre wieder, wenn die Schwedische Akademie der Schönen Künste, deren Mitglieder Jahr um Jahr seit 1901 den Nobelpreis für Literatur verleihen, mit einem ihrer unerforschlichen, wenngleich oft irdisch-fehlbaren Ratschlüsse an die Öffentlichkeit tritt. Im Vorfeld der Vergabe blühen die Spekulationen wie am Aktienmarkt, und wenn der große Tag naht, dann purzeln die Kandidaten aus den Tickern wie die Blätter von den herbstlichen Bäumen, die von Beratern, Spekulanten und anderen Agenten des Literaturbetriebs eifrig geschüttelt werden.

Wie eine Versammlung von Wünschelrutengängern wirkt in dieser Szenerie das achtzehnköpfige Komitee, wenn es nach jenem fahndet, dessen Werk von "hohem literarischen Rang" sein und "dem Wohle der Menschheit" dienen soll.

In diesem Jahr sind die Stockholmer Siebengescheiten freilich auf eine ergiebige karibische Wasserader gestoßen. Mit Derek Walcott, 1930 auf der von Columbus entdeckten Karibikinsel St. Lucia geboren und seit langem in den USA lebend, hat die Akademie einen Lyriker und Dramatiker geehrt, der weder in seiner Heimat noch gar hierzulande als "preisverdächtig" gehandelt wurde, nichtsdestoweniger als eine der wichtigsten Repräsentanten einer wohlverstandenen Weltpoesie gelten muß.

Walcott, dessen opus magnum, das 325- Seiten-Poem "Omerus", bislang nur auf Englisch erschien, verließ wie V. S. Naipaul, Jamaica Kincaid und andere karibische Autoren früh seine Heimat, weil deren materielle Unterentwicklung sich zugleich in einer kulturellen niederschlug. 1950 nahm der Sohn afrikanischer und europäischer Vorfahren ein Studium in Jamaica auf, nachdem man seinem ersten Gedichtband (1948) attestierte, der Autor habe " Küchenschaben und Spinnen im Kopf". Er ging nach Trinidad und Tobago und schlug sich als Kritiker durch, bis er mit dem "Trinidad Theater Workshop" 1959 sein eigenes Theater gründete und seine Fähigkeiten als Dramatiker erprobte. In den sechziger Jahren nach Großbritannien übergesiedelt, erhielt er dort für seinen Gedichtband "The Castawys" ("Die Ausgestoßenen", 1966) namhafte britische Literaturpreise.

Heute kann der Freund Joseph Brodskys auf ein Oeuvre von siebzehn Gedichtbänden, von denen nur einer auf Deutsch vorliegt ("Das Königreich des Sternapfels", C. Hanser Verlag), und auf fünf Sammlungen mit Stücken zurückblicken (1972 wurde "The Dream of Monkey Mountain" an den Münchner Kammerspielen aufgeführt). Und mag Walcott in seiner Eigenschaft als Literaturprofessor an der Boston University auch ein poeta doctus sein, sein lässiger Habitus und seine Lyrik sind gänzlich unakademisch. Die "Odyssee", mit deren Motivik sein "Omerus" spielt, habe er nie ganz gelesen, bekennt Walcott, und über den Produktionsprozeß seiner Gedichte sagt er lapidar: "Ein Gedicht entdeckt sich selbst im Verlauf seiner Entstehung."

Walcotts so bildkräftige wie -mächtige Poesie speist sich aus der rauhen, vulkanischen Felsenlandschaft seiner Heimatinsel wie aus dem Ambiente der Hafenstadt Port of Spain, der Hauptstadt Trinidad und Tobagos, und aus ihren Rhythmen läßt sich der Reggae-Sound eines Bob Marley als eine Melodie heraushören. Wie der Rasta-Man seine Songs in Englisch singt, so schreibt auch Walcott seine Gedichte und Stücke in der Sprache der Eroberer. Das Kreolische taucht nur in Gestalt umgangssprachlicher Einsprengsel auf.

Eine seltsame Spannung zwischen Herkunft und aktueller Lebensweise, zwischen karibischer Kultur und kolonialer Erziehung zieht sich durch das Werk dieses Mannes, der sich selbst einmal "ein Wunderkind verkehrter Zeit und Farbe" nannte. "Wenn ich mich überhaupt schuldig fühle", sagt er über seine räumliche Distanz zu der Welt, von der seine Poesie zehrt & handelt, "dann deshalb, weil zwischen meinem Lebensstil und der Armut in der Karibik eine große Kluft liegt." Aus dieser Spannung hat Walcott jedoch seit seiner Jugend produktive Funken geschlagen. Die Erfahrung des Studenten, dem der Lateinunterricht die Sonne und die Brotfrüchte irreal erscheinen ließ et vice versa, hat sich in seiner Lyrik sedimentiert. "Sich zwischen diesen beiden Dingen zu befinden, bedeutet eine Teilung, doch im selben Moment hat auch eine Fusion stattgefunden."

Es ist dies nicht verwunderlich bei einem Autor, der zwar unbequem ist, sich jedoch nicht als ein militanter Poet versteht.

Der Kolonialismus der Alten Welt ist der Unstern, unter dem das Werk von Derek Walcott steht. "Ich weiß", sagt er, "daß ich von Kindheit an Dichter werden wollte, und wie jedem Kind der Kolonialzeit brachte man mir die englische Literatur als natürliches Erbe bei - mit Ausnahme vielleicht von Schnee und Osterglokken. Die Sprache war mir gegeben worden, und zwar ohne die Möglichkeit einer Wiedergutmachung; ich konnte die Sprache genausowenig zurückgeben, wie jene sie zurückfordern konnten."

Die Erziehung des Herzens und der Sprache ist aber zugleich der Fluch, der die Phantasie überwältigt, noch ehe sie aufsteigt. Denn vor der Semantik der Herkunft gibt es kein Entkommen, die Sprache ist infiziert von den imagines des "Masters". Sie ist das nachwirkende Empire, und selbst wenn sich die Literatur der Neuen Welt ihre Sprache neu erfindet, dann, sagt Walcott, ist der "Apfel ihres zweiten Edens von der Säure der Erfahrung" durchsetzt. Den Kolonisierten blieb die "unbewohnbare Vergangenheit", das "schwerfällige Stöhnen der Kapitulation", die Bekehrung zum guten Nigger, das Elend des Selbstverrats, die "Malaria der Nostalgie", die "marinierte Vergangenheit", die "Delirium der Vergeltung", das Entertainment der Folkore, der "Tanz auf den Glasscherben" für den Touristen, der die Karibik, diesen "abgespulten Film", besucht.

Die Schiffswracks des Robinson Crusoe und der Mannschaft in The Tempest waren das Ende der Alten Welt, aber das einzige, was den "Überlebenden" blieb, waren die romantischen Projektionen, mit der die "müden, scheinheiligen Christen" das Eigene zum Fremden gemacht haben: es blieb der "Mythos" vom edlen Wilden, von dem er sich befreien mußte in der Sprache dessen, der ihn zu diesem blasphemischen Kitschbild erniedrigte. Die Todesstrafe des Weiterlebens, die die Neue der Alten Welt auferlegt hat, bestand in der Sehnsucht nach dem Feind: "Was im Sklaven weiterlebt, ist Nostalgie für imperiale Formen, sei es nun in Europa oder Afrika."

Walcott nennt sich einen "Überlebenden" der Grausamkeit, der nicht den "Wunsch und nicht die Macht hat", zu vergeben. Die Gesichtszüge der Schuld sind anonym und ausgelöscht, und der Dichter, der im Exil die Heimat sucht, muß sich beiden Kontinenten fernhalten: dem seiner zerstörten Tradition und dem der Neuen Welt. "Weißer Geist, schwarzer Geist, wenn ihr beide 'Geschichte' flüstert, dann verfalle ich eurer Auffassung von Geschichte."

In einem wunderbar lyrischen Essay (Zeitschrift akzente 5/91), in dem Walcott seine Metaphorik mit der Reflexion ausgesöhnt hat, nennt er diese Geschichte den Alptraum, aus dem er in der terra incognita einer eigenen Sprache erwachen will. Hier buchstabiert sich die neue "Identität" in der Grammatik einer unerhörten Lyrik, und nicht länger ist sie versklavt von den Sprach-Herren der Alten Welt. Deshalb sei der Zorn der schwarzen Poesie, die pure Geste der Negation, oft genug unfrei und unterwürfig - gebannt von der "Medusa" der Geschichte, die die Zivilisation in die Welt gesetzt hat. Daraus entstehe eine "Literatur der Gegenbeschuldigung und der Verzweiflung, eine Literatur der Rache", der imitierten Exotik und Selbstquälerei, die das Erinnern auf das Leiden der Opfer beschränke, auf die "phonetische Pein" und das "Jammern am fremden Ufer".

Das Opfer, sagt Derek Walcott in einem Ton, als sei es die Poetologie seines Lebens, das Opfer muß die "Sprache des Peinigers meistern", ihre Schönheit in den Dienst nehmen. Der "Lohn" dafür heißt ganz einfach Erkenntnis: Der Dichter begibt sich in das Herz der europäischen Finsternis, um in das "bittere Geheimnis des Apfels" einzudringen. Der Fortschritt, sagt Walcott, ist der rationale Wahnsinn der Alten Welt - der Wahn der Erkenntnis, der Irrtum, "Geschichte als eine geregelte Zeitenfolge und die Zukunft als zu beherrschende anzusehen". Deshalb sollte es die "Neue Welt nicht im geringsten kümmern, wenn die Alte erneut entschlossen ist, sich in die Luft zu jagen, denn das Besessensein vom Fortschritt gehört nicht zur Psyche der unlängst Versklavten".

In seinem Werk sortiert Derek Walcott die "Hieroglyphen des Fortschritts" und ahnt, daß unter der fadenscheinigen Dekke der Zivilisation der Bürgerkrieg tobt: dieser "atavistische Rückschlag des Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts auf seine vor-adamitischen Anfänge, auf die Vorgeschichte". So repetiert die hochmütige Geschichte der Alten Welt ihre Ursprünge: "Der zehnjährige Krieg ist beendet / Helenas Haar, eine graue Wolke / Troja, weiße Aschgrube / an drieselnder See / Mit wolkenweißen Augen ergreift ein Mann den Regen / und zupft die erste Zeile der Odyssee."

Daß er ein "Niemand" sein will, rettet Odysseus in der Höhle des Zyklopen, und auch der Literaturnobelpreisträger Derek Walcott sehnt sich in der Höhle des Fortschritts nach einem Inkognito, wo nur die Sprache die Differenz markiert. Sie ist ein Alles oder ein Nichts: "Ein roter Nigger, der lieben das Meer, / Bin ich, mit echt kolonialem Diplom; Hab Holländisch, Nigger und Englisch in mir, / Bin entweder niemand oder eine Nation." pek / ass

Mit dem Regionalausschuß hätten die Länder den Fuß in der Europa-Tür. Sie wollen die EG-Geldtöpfe nicht allein dem Bund überlassen. Ihre Minister wollen sich verständigen, wenn es ums Geld geht, um nicht zwischen Brüssel und Bonn zerrieben zu werden.

Führten doch Vögel zum Absturz in Amsterdam? Luftwaffe beobachtete Schwärme, die den Weg des israelischen Fracht-Jumbos kreuzten Von unserem Korrespondenten Hermann Bleich

AMSTERDAM, 8. Oktober. 40 Sachverständige beschäftigen sich intensiv mit der Frage nach der Ursache der Flugzeugkatastrophe, die sich am Sonntag beim Absturz einer El-Al-Boeing 747 in dem Amsterdamer Vorort Bijlmermeer ereignete: 15 Mitarbeiter der staatlichen niederländischen Luftfahrtbehörde (RLD, Rijksluchtvaartdienst), unterstützt durch US-amerikanische und israelische Spezialisten sowie Funktionäre von El Al, Boeing und dem Triebwerkfabrikanten Pratt and Whitney.

Mittlerweile wird in mehreren Analysen die Möglichkeit angenommen, daß der Triebwerkausfall auf einen Zusammenstoß mit einem oder mehreren Vögeln zurückzuführen sei. Kurz bevor der Pilot der Unglücksmaschine um 18.28 Uhr das Notsignal wegen Feuers in einem der Triebwerke funkte, durchkreuzten nach Beobachtungen der niederländischen Luftwaffe auf dem Radarschirm zum gleichen Zeitpunkt viele Zugvögel die Route des israelischen Flugzeugs. Eine Dienststelle der niederländischen Luftwaffe in Den Haag beobachtet über Radar ständig die Bewegungen der Zugvögel im Interesse der Sicherheit. Im Zusammenhang mit dem kräftigen Nordostwind, so lauten die Mitteilungen dieser Dienststelle, flogen die Vögel am Sonntag abend höher als normal, während die El-Al-Maschine gerade ein Stück tiefer als gebräuchlich geflogen sei. Die Fluglotsen in Schiphol waren verwundert darüber, daß die Maschine auffallend langsam Höhe gewann. Es wird nicht für ausgeschlossen gehalten, daß einer oder mehrere Zugvögel aufgesogen wurden.

Nach den Radarerkenntnissen der Luftverkehrsleitung auf dem Flughafen Schiphol flog die verunglückte El-Al- Maschine am Sonntag durch das vogelreiche Gebiet auf einer Höhe von ungefähr 1300 Metern. Bald darauf funkte der Pilot das Notsignal wegen eines brennenden Motors. Das zweite Triebwerk fiel fünf Minuten später aus. Man hält es für denkbar, daß dieser Motor durch herumfliegende Teile des zuerst defekten Motors beschädigt worden sein könnte.

Die Bergungsmannschaften haben ihre Arbeit am Donnerstag abend beendet. Sie bargen 50 Leichen aus den Trümmern der Wohnblocks. Amsterdams Bürgermeister Ed van Thijn sagte, man sei "vorsichtig optimistisch", daß die ursprüngliche Schätzung von 250 Toten zu hoch gewesen sei. Nach Angaben eines Gerichtsmediziners wird die genaue Zahl der Toten nie zu ermitteln sein, da viele Menschen regelrecht verglüht seien.

Französischkurse

WÖLLSTADT. Französisch in Kompaktkursen kann man mit der Kreis-VHS an drei Wochenenden ab 30. Oktober in der Fritz-Erler-Schule von Nieder-Wöllstadt lernen. Die Gebühr beträgt 105 Mark für 42 Stunden. Die sogenannte PDL-Methode ermöglicht zur gleichen Zeit den intensiven Einstieg in die Sprache. Die Gebühr kostet 240 Mark. Für beide Kurse ist Voranmeldung erforderlich unter Tel. 06042/885192-197. de

Kleine FR

Konzert der Adventgemeinden HANAU. Anläßlich des Erntedankfestes findet am Samstag, 10. Oktober, um 15 Uhr in der Freien Christengemeinde (Hindemithstraße) ein geistliches Konzert der Gruppe "Resonance" statt. Veranstalter sind die Hanauer Adventgemeinden.Keine Sprechstunde des Ortsgerichts GROSSKROTZENBURG. Die Sprechstunde des Ortsgerichts fällt am Freitag, 9. Oktober, aus. In dringenden Fälle steht Theodor Breidenbach, Oberhaagstraße 4, Rufnummer 0 61 86 / 80 51 zur Verfügung.

Cello-Klavier Recital fällt aus HANAU. Das für Dienstag, 13. Oktober, um 20 Uhr vorgesehene Cello-Klavier Recital in der Reihe "Musikforum Hanau" fällt wegen Erkrankung des Cellisten aus. Dunkle Klamotten gesucht HANAU. Die 22 Amateure des Hist(o)- erischen Theaters, die derzeit an der Inszenierung von Arthur Millers "Hexenjagd" arbeiten, brauchen für die Kostümierung dringend dunkle Anzüge, Jakken, Hosen, Gehröcke und Abendkleider. Wer helfen kann, meldet sich im Olof-Palme-Haus, Telefonnummer 29 56 32.

Jugendliche dürfen fragen

KELKHEIM. Fragen zur Jugendpflege beantworten die Verantwortlichen des Jugendtreffs Münster und Vertreter der Stadt Kelkheim am Samstag, 17. Oktober.

Ab 15 Uhr gibt es im Münsterer Jugendtreff neben Debatten auch Kaffee und Kuchen. bhe

Zusatzgeld für die Bildung kommt vom Herzog Eine alte Stiftung macht's möglich: Erlöse aus dem Wald fließen in Schulen und Universitäten

HOCHTAUNUSKREIS. Der Usinger Wald bringt Geld. Nicht nur dem Land Hessen, dem einige wenige Flächen im Usinger Land gehören. Und den privaten Pächtern. Sondern auch dem Nassauischen Zentralstudienfonds (NZF), der aus seinen (Wald-)Grundstücken im Usinger Land Geld erwirtschaftet. Diese Mittel stehen Studenten und Schülern zur Verfügung.

Wenn die nun aber ins Grübeln kommen, wem sie dafür danken können, wird es schwer: Niemand ist mehr da, dem sie die Hand schütteln können. Ein nassauischer Herzog war es, der auf die Idee kam, daß erstens Nassau eine allgemeine Schule gebrauchen könnte und daß diese zweitens auch finanziell gefördert werden müßte. Bis zu dieser Zeit wurde der Unterricht vorwiegend in Lateinschulen erteilt. Die Lehrkräfte waren Priester und hingen in ihrer Bezahlung von der Gemeinde ab.

Der Herzog wußte, daß das Überleben der Schule nur gewährleistet ist, wenn auch die Bezahlung der Lehrer gesichert ist. Also faßte er zahlreiche Einzelstiftungen zusammen (daher der Name Zentralstudienfonds), um Lehrer zu besolden und Studenten ein Stipendium zu geben.

Damit nun aber die Studenten von heute, die dem Herzog von damals 1000 Mark pro Semester verdanken, nicht ganz im dunkeln tappen müssen: "Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden, souveräner Herzog zu Nassau" war es, der am 29. März 1817 das Schuledikt erließ. In dem einundsiebzigseitigen Werk legte er alle Grundsätze für das neue Schulwesen fest: Außer der Forderung, daß jede Gemeinde eine Schule einrichten mußte, enthielt es auch Lehrpläne; die genaue Stundenzahl wurde festgelegt und die Höhe des Einkommens der Lehrer.

Und warum das Ganze? "In den Volksschulen soll die dem Menschen im Staats-Verhältnis nothwendige allgemeine Bildung erlangt, und derselbe dadurch zum Fortschreiten auf eine höhere Stufe der Entwicklung geschickt gemacht werden", heißt es zur Anwort im ersten Paragraphen des Erlasses.

Wenn auch heute nur noch wenig von diesem Geist durch die Lehranstalten weht: Die Förderung der Schulen im ehemaligen Herzogtum Nassau (das reicht von Dillenburg über Weilburg, Usingen, Wiesbaden und Rüdesheim bis auf 20 Kilometer an Koblenz heran) geht darauf zurück. Heute werden in diesem Gebiet alle Schulen mit gymnasialer Oberstufe unterstützt. Diese Festlegung ergibt sich aus dem Streben des Herzogs nach der höheren Bildung.

Ganz bodenständig dagegen ist die Unterstützung. "Vor allem zusätzliches Unterrichtsmaterial" wird an den Schulen durch den Fonds finanziert, wie Karl- Manfred Schmalz, beim Regierungspräsidium in Darmstadt zuständig für den NZF, erläutert. Über Bücher hinaus, für die der Schulträger zuständig sei, ermöglicht der Fonds den Schulen, Umweltkoffer oder Diaprojektoren anzuschaffen. Jede Schule wird jährlich mit 5000 bis 15 000 Mark unterstützt.

Auch die Studenten können auf Unterstützung hoffen. Allerdings müssen sie im ehemaligen Reich des Herzogs geboren sein. Für das Stipendium, das sie pro Semester erhalten, erwartet die Stiftung aber, wie Schmalz betont, zusätzliche Leistungen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Förderung von Begabten: Daß ein Student der Betriebswirtschaft eine Sprache lernt oder noch einen Kurs in den Rechtswissenschaften absolviert, reicht den Fonds-Verwaltern aus.

Damit aber das Geld ausgeschüttet werden kann, muß es zunächst erwirtschaftet werden. Im Usinger Land ist es das Kloster Thron, das der Stiftung Einnahmen bringt: Der Gutshof ist verpachtet. Mittel lassen sich außerdem aus dem Verkauf von Baugrundstücken und - nicht zuletzt - durch die Bewirtschaftung des Waldes schöpfen. Rund eine Million Mark sind es, die dem Fonds pro Jahr zu Verfügung steht.

Dabei soll es bleiben. Deshalb wird nicht nur das erwirtschaftete Kapital angelegt. Die Stiftung achtet auch darauf, nicht zuviele Flächen zu verkaufen. Vor allem müssen die Verwalter immer wieder einem Irrtum entgegenwirken: Das Land des Fonds ist, wie von vielen vermutet, kein Eigentum des Landes Hessen.

Deshalb stehen auch die Ländereien nicht als zusätzliche Ressourcen zur Verfügung, wenn es etwa um neue Bauprojekte geht. Der Grund und Boden der Stiftung darf nicht veräußert werden, damit auch in Zukunft die Schüler und Studenten - mit Hilfe des Fonds und dank des Herzogs Wilhelm - etwas für ihre höhere Bildung tun können. ca

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Glaubenskursus KARBEN. Einen Glaubenskursus mit dem Evangelischen Gemeindekatechismus bietet das Evangelische Pfarramt Groß-Karben im Rahmen eines Begegnungswochenendes von Freitag, 23. Oktober, bis Sonntag, 25. Oktober, im Gemeindehaus Westliche Ringstraße. Auswärtige Gäste werden privat untergebracht. Die Verpflegung kostet 40 Mark, der Gemeindekatechismus wird für 28 Mark angeboten.Roggauer Jäger treffen sich KARBEN. Die Jagdgenossenschaft Burg-Gräfenrode veranstaltet die Jahreshauptversammlung am Dienstag, 13. Oktober, um 20 Uhr in der Gaststätte Petri, Ilbenstädter Straße 8. Zur Hauptversammlung lädt auch die Jagdgenossenschaft Groß-Karben, und zwar am Freitag, 23. Oktober, um 20 Uhr im "Deutschen Haus". Kursus "Autogenes Training" KARBEN. Einen Aufbaukursus Autogenes Training bietet das Mütterzentrum am Wochenende 17./18. Oktober jeweils von 10 bis 15 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben zu einer Gebühr von 100 Mark (Mitglieder 90 Mark) an. Anmeldungen unter den Telefonnummern 0 61 81 / 2 22 76 oder 0 61 72 / 3 84 15.

Pfarrer Schulz stellt sich vor BAD VILBEL. Als Anwärter für die Pfarrstelle-Nord der Evangelischen Christuskirchengemeinde stellt sich Pfarrer Konrad Schulz am Sonntag, 18. Oktober, um 10 Uhr in einem Gottesdienst vor. Pfarrer Schulz war zuletzt Gemeindepfarrer in Chile. Senioren-Ausflug zum Odenwald BAD VILBEL. Mit mehreren Bussen fährt die Arbeiterwohlfahrt Massenheimer Senioren/Seniorinnen am Mittwoch, 21. Oktober, in den Odenwald. Die Abschlußfahrt dieses Jahres beginnt um 13 Uhr am Gemeindezentrum Hainstraße. Die Rückkehr ist gegen 22 Uhr vorgesehen. Es sind kleinere Spaziergänge geplant. Kaffee und Kuchen wird in Michelstadt getrunken. Eingeladen sind ältere Mitbürger/-innen und ebenso Frührentner/-innen. Anmeldungen mittwochs von 14.30 bis 18 Uhr im Gemeindezentrum.Petterweiler Jäger tagen KARBEN. Die Jagdgenossenschaft Petterweil kündigt ihre Jahreshauptversammlung für den kommenden Donnerstag, 15. Oktober, um 20 Uhr in der Gaststätte Alt-Petterweil an. Im Mittelpunkt dieses Abends steht eine Aussprache über die künftige Verwendung des Pachterlöses.Taunusbuben rufen zum Preisskat

NEU-ANSPACH. Der Skatverein "Die Taunusbuben" richtet am Samstag, 31. Oktober, ein Skatturnier aus. Das Startgeld beträgt 15 Mark. Der Sieger erhält 600 Mark. Der Preisskat beginnt um 14 Uhr in der Taunusstube. Nähere Informationen unter 0 60 81 / 83 42. ca

DFB-Pokal-Achtelfinale: Chapuisat soll sich den Namen Dieter Märkle merken Eintracht will den "tollen Lauf" beibehalten Der SV Waldhof kommt ins Waldstadion / Ausverkaufte Stadien in Ulm und Osnabrück

Der Pokal hat es möglich gemacht. Die halbe Bundesliga hat am Wochenende eine Verschnaufpause, und müßte der VfB Stuttgart aus bekannten Gründen nicht im Europapokal in Barcelona nachsitzen, wären sogar zehn der achtzehn Eliteclubs ohne Pflichtspiel. Das spricht für den Pokal und gegen die Bundesliga. Es sind ja erst zwei Runden gespielt, und nur noch acht Erstkläßler haben Hoffnung auf die Fahrkarte nach Berlin.

Das Los hat es gewollt, daß sie sich diesmal nicht gegenseitig rauswerfen können. Fünf spielen gegen Zweitligisten, davon vier im eigenen Stadion, und drei treten bei Amateuren an. Unter ihnen Borussia Dortmund, das beim Salzburger Wettbüro "Intertops" mit einem Kurs von 45:10 auf Platz eins der Favoritenliste für den DFB- Pokal vor Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen (je 55:10) sowie Werder Bremen (70:10) geführt wird.

Ausgerechnet der Buchmacher-Tip Dortmund aber hat die vielleicht schwierigste Aufgabe zu lösen. Im mit 15 000 Zuschauern ausverkauften Stadion von Ulm empfängt ihn der Tabellenerste der Oberliga Baden-Württemberg, der sich nach sieben Siegen in Folge auf dem Weg in die Zweite Liga wähnt. Paul Sauter ist der erfolgreiche Trainer, Manfred Kastl, beim VfB Stuttgart ausgemusterter Bundesligaprofi, der Star und Torjäger und Polizei-Obermeister Dieter Märkle (30) der Abwehrchef, der sich wünscht: "Ich möchte gegen Chapuisat so gut aussehen, daß er nach dem Spiel auf mich zukommt und mich fragt, wie ich heiße."

Mit der Partie Ulm gegen Dortmund wird am Freitag um 16 Uhr der Reigen der 16 Spiele eröffnet, und schon abends (20 Uhr) findet das zweite Spiel in ausverkauftem Stadion statt, vor 19 000 an der Bremer Brücke in Osnabrück, wo Vorjahresfinalist Borussia Mönchengladbach antritt; Nürnberg empfängt Remscheid.

Auch die Paarungen am Samstag haben es in sich. Weniger die Gastspiele der Bundesligisten Karlsruher SC und Bayer Leverkusen bei den Amateuren FV 08 Bischofswerder und VfR Heilbronn, als vielmehr die drei Treffen zwischen erster und zweiter Bundesliga. Bei Bayer Uerdingen tritt Pokalverteidiger Hannover 96 an, der in diesem Wettbewerb schon Bochum auf dessen Platz ausgeschaltet hat und selbstbewußt nach Krefeld fährt. Und an Selbstbewußtsein mangelt es sicher auch den so überraschend guten Mainzern nicht, die bei Europapokalsieger Werder Bremen antreten müssen, und dem Tabellenfünften SV Waldhof-Mannheim, den die Frankfurter Eintracht erwartet. "Wir wollen den tollen Lauf beibehalten", wünscht sich Trainer Dragoslav Stepanovic, um dann die vor Pokalspielen üblichen Floskeln zu bemühen. "Es wird schwer. Im Pokal gibt es keine Favoriten, darf man niemand überschätzen, niemand unterschätzen, gibt es keine guten und schlechten Mannschaften. Nach den jüngsten Ergebnissen sieht uns jeder als Favorit, aber man muß warnen, zumal auf der anderen Seite zwei Leute von uns spielen, die es uns zeigen wollen."

In seinem Kader hat Uwe Rahn neue Knieprobleme, bekam eine Spritze und mußte drei Tage ruhen. Ralf Falkenmayer bewegt derzeit nur das Fahrrad, hat aber hinterher Kopfschmerzen. "Es dauert wohl länger mit ihm als gedacht." Das gilt auch für Heinz Gründel, während Michael Klein wieder im Training ist, Rudi Bommer bald anfangen wird, Marek Penksa ein Zahn gezogen wurde und bei Uwe Bein keine negativen Reaktionen im verletzten Knöchel auftraten. "Dennoch werde ich ihn nach seiner vierwöchigen Pause noch einmal schonen und auf die Bank setzen, auch wenn ihm das nicht gefällt. Wichtig ist, daß er gegen Leverkusen, Bayern und Galatasaray zur Verfügung steht", kündigt Stepanovic an.

Bonner Ministerium macht sich für Einsatz von Ozonkillern stark Methylbromid soll weiter zur Behandlung von importiertem Eichenholz benutzt werden / Chemikalie auch unter Krebsverdacht Von unserem Mitarbeiter Werner Paczian

MÜNSTER, 9. Oktober. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) macht sich dafür stark, US-amerikanisches Eichenstammholz vor dem Import in die Europäische Gemeinschaft (EG) auch in Zukunft mit Methylbromid zu begasen, obwohl der Stoff unter Chemikern als aggressiver Ozonkiller gilt. Das geht aus einer der FR vorliegenden internen Aktennotiz des Ministeriums hervor, die dort nach einem Gespräch mit einem Vertreter vom "Verein Deutscher Holzeinfuhrhäuser" Anfang September verfaßt wurde.

Anlaß für das Gespräch war die Neuregelung einer seit Jahren bestehenden EG-Richtlinie. Diese verlangt, daß nordamerikanisches Eichenstammholz mit Methylbromid behandelt wird, bevor das Holz in die EG eingeführt wird. Damit will Brüssel verhindern, daß die sogenannte Eichenwelke, eine in Nordamerika auftretende Pilzinfektion, nach Europa eingeschleppt wird. Durch den Einsatz von Methylbromid werden die Krankheitserreger abgetötet.

Von der EG-Vorschrift nicht betroffen waren bisher Großbritannien, Irland, Griechenland und Portugal, weil sie Eichenholz nur in bereits entrindetem Zustand einführen. Dies schließt eine Pilzinfektion aus. Von 1993 an läßt das EG-Recht eine differenzierte Regelung für einzelne Länder nicht mehr zu. Deswegen, so die interne Aktennotiz, will Bonn die bisher unbeteiligten Länder dazu drängen, dem in der EG üblichen Behandlungssystem zuzustimmen.

Der Einsatz von Methylbromid ist auf EG-Ebene umstritten. Auch weltweit gibt es Bestrebungen, den Stoff über das sogenannte "Montrealer Protokoll" international zu ächten. In diesem Fall strebt das Ministerium für den Einsatz von Eichenholz eine Ausnahmegenehmigung an. Ein entsprechender Antrag an die zuständigen Stellen sei bereits gestellt worden, heißt es in der Aktennotiz.

In dem von der Bundesregierung unterzeichneten "Montrealer Protokoll" haben sich bisher über 50 Staaten verpflichtet, Produktion und Verbrauch von fünf klimaschädlichen FCKW bis zum Jahr 2000 vollständig einzustellen. Inzwischen diskutieren die Unterzeichnerstaaten darüber, weitere Ozonkiller in das Abkommen aufzunehmen, darunter bromierte Verbindungen wie das Methylbromid. Laut Aktenvermerk geht auch das Ernährungsministerium davon aus, daß mittelfristig mit einem völligen Verbot der Chemikalie gerechnet werden muß.

Bereits 1990 hatte die Bundestags-Enquête-Kommission "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" festgestellt: "Die Konzentration (in der Troposphäre, d. Red.) bromierter Verbindungen ist zwar im Vergleich zu chlorierten Substanzen deutlich geringer, sie sind jedoch aufgrund ihres sehr hohen Ozonzerstörungspotentials ebenfalls von Bedeutung."

Nach Angaben eines Sprechers vom "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands" muß davon ausgegangen werden, daß die Zerstörungskraft von Methylbromid in der Ozonschicht sogar 30- bis 40mal höher ist als die der klassischen FCKW. Hinzu kommt, daß Methylbromid in der MAK-Liste (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) als Stoff mit begründetem Verdacht eingestuft ist, Krebs erzeugen zu können. Die MAK- Liste wird jedes Jahr von der "Deutschen Forschungsgemeinschaft" erarbeitet.

Die Tatsache, daß sich das Ministerium so vehement für den weiteren Einsatz von Methylbromid einsetzt, hat nach Meinung von Experten offensichtlich wirtschaftliche Gründe. Rund zwei Drittel des in die EG importierten nordamerikanischen Eichenstammholzes geht in die Bundesrepublik. Ein plötzlicher Einfuhrstopp würde zahlreiche deutsche Furnierwerke finanziell hart treffen.

Bei Umweltexperten stößt das ministerielle Engagement für einen einzelnen Wirtschaftszweig, das sich zu Lasten der Ozonschicht auswirkt, auf scharfe Kritik. Margitta Neumann, Mitarbeiterin des "Hamburger Umwelt Instituts", urteilt, es sei "absolut unverständlich, daß ein bundesdeutsches Ministerium die Verwendung von Methylbromid unterstützt, obwohl dessen ozonzerstörende Wirkung auch in Bonn längst bekannt ist". Es stelle sich einmal mehr die Frage, sagte Frau Neumann, wo das vielgepriesene Engagement der Bundesregierung bleibe, ozongefährdende Stoffe nicht einzusetzen.SPD-Ortsvereine heute am "Info-Mobil"

Schon ein knappes halbes Jahr vor dem Kommunalwahltermin im März wollen die beiden SPD-Ortsvereine Nieder-Eschbach und Bonames heute in den Wahlkampf starten.

Die Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch, eine Reihe von Stadtverordneten und Mitglieder des Frankfurter Parteivorstandes werden am heutigen Freitag von 15 bis 18 Uhr am "Info-Mobil" der Frankfurter SPD vor der Ladenpassage am Ben-Gurion-Ring auf Interessierte warten.

"Wir wollen, daß sich die verantwortlichen Römerpolitiker hier vor Ort den Bürgerinnen und Bürgern stellen", erklärte Herbert Gart, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Nieder-Eschbach. Die sozialdemokratischen Parteimitglieder aus dem Stadtteil sähen nicht ein, daß sie "für so manche Entscheidung" den Rükken hinhalten sollten, sagte Gart unter deutlicher Anspielung auf die umstrittenen Schlachthofpläne für Nieder-Eschbach. cg

Ein Stück Frühlingserwachen "Viel Lärmens um nichts" an den Münchner Kammerspielen

MÜNCHEN. Fast über Nacht avancierte der 30jährige Christian Stückl zur neuesten deutschen Regiehoffnung: nach seiner furiosen Uraufführungsinszenierung von Werner Schwabs "Volksvernichtung" im Werkraum der Münchner Kammerspiele kürte ihn die Kritikerjury von Theater heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres 1992. Viel Ehr' und hochgespannte Erwartungen: Stückl kontert sie, nicht gerade bescheiden, mit einem Shakespeare im Großen Haus der Kammerspiele und hielt stand.

Vier Stunden Komödie in der alten, sehr direkten Übersetzung von Heinrich Voß, von der Stückl kaum eine Zeile strich, das ist eine lange Strecke. Stückl füllt sie, erstaunlich unverkrampft und ganz nah am Text bleibend, mit einer Fülle von Phantasie und Spielwitz. "Viel Lärmens um nichts", der altertümliche Titel ist Programm. Stückl vertraut rückhaltlos auf die zeitlose Wahrheit in der Gefühlsarithmetik der Shakespeareschen Liebenden - keine sprachliche Anbiederung an den Jargon von heute, der Abstand bleibt gewahrt und schrumpft doch, je länger man diesen coolen und zarten, unsicheren und auftrumpfenden Jugendlichen zusieht.

Ein praktisches, lichtes Einheitsbühnenbild aus versetzten Sperrholzwänden in zartem Gelb, Grün und Blau ist der Hof von Messina, wie ihn Jürgen Rose sich vorstellt. Ein Podest auf Stelzen dient als Lauschposten und Kerker, trefflich zu bespielen von allen Seiten, von oben und von unten. Heiter-armes, requisitenloses Theater, in dem Roses farbenfrohe, hinreißend verspielte Kostüme aus dem stilistischen Überall zwischen Renaissance und Heute um so prachtvoller funkeln können.

Um Liebe geht es in dieser wie in allen Shakespeare-Komödien: wie sie sich reimt und entsteht aus den Trieben, vom Bauch in den Kopf wandert (oder auch umgekehrt), wie sie sich ihr Objekt sucht und welche betörende, verwirrende, trügerische und klärende Rolle die Sprache in diesem Spiel hat. Der Kampf der Geschlechter ist ein Kampf der Wörter, die reizen und besänftigen, die Gefühle verstecken und zuweilen, aber nie ohne Widerstand, offenbaren. Und sie stehen den Frauen nicht schlechter zu Gebot als den Männern. Die schönsten Shakespeare-Frauen sind immer Ebenbürtige und unbezähmbare Widerspenstige.

Zum Beispiel Beatrice. Mit welcher Lust demütigt sie Benedikt, den einzigen, der ihr an Witz das Wasser reichen kann. Bettina Hauenschild nölt ihm fabelhaft lässig mit ihrer Kinderstimme die Invektiven ins Gesicht; die langen Arme, noch ungelenk, doch bald schon elegant, erproben sich in Gesten abgrundtiefer Verachtung. Hier will sich eine spottend selbst bewahren, denn der Fall aus sich heraus durch die Liebe wird tief sein.

Dann hat es sie erwischt, sie glaubt sich geliebt. Ein langes, blasses Elend, balanciert sie am Rande des Podests, am Rande des Abgrunds. Nicht besser geht es Benedikt, dem erklärten Weiberverächter. Zuerst wölbt sich die Hose noch sehr allgemein, doch wie schnell kommt aus den Trieben die Liebe, als ihm die Freunde in einer fein eingefädelten Intrige Beatrices angebliche Neigung unterjubeln.

Zur Melancholie des Ausdrucks gesellt sich flugs die Fönfrisur. Michael von Au, so lang und dünn wie seine haßgeliebte Beatrice, zeigt sehr genau, wie Liebe auch einsam macht. Die Freundesgang, in der selbst der Prinz (Horst Kotterba) kaum mehr als der coole Oberrocker ist, quartiert sich ungebeten in Leonatos Haus ein, okkupiert splitternackt den Brunnen, unter kichernder Beobachtung der Mädchen des Hauses. Da ist die Männerwelt noch in Ordnung. Die Liebe wird sie gründlich aus dem Lot bringen.

Und ist doch selber auch kein Honigschlecken. Als Beatrice und Benedikt endlich zwischen Hitze und Zagen zum Bekenntnis ihrer Gefühle schreiten, in Sätzen, die wie Wurfgeschosse treffen wollen, egal wie, endet die Szene in einer wilden Rangelei, die soviel Zärtlichkeit in sich birgt wie bitterernste Gewalt. Stückl entdeckt in der alten Komödie sehr plausibel ein Stück Frühlingserwachen, und seinen überwiegend sehr jungen Schauspielern (dem berühmten alten Kammerspielensemble wächst eine bemerkenswerte junge Riege nach!) fällt die Identifikation mit diesen Renaissancejugendlichen wundersam leicht.

Schöne stille Aktionen hat sich Stückl einfallen lassen, um das vom Autor spärlich bedachte, tragisch getönte Liebespaar Hero und Claudio nicht vollends verblassen zu lassen. Stefani Jarke, ungefragt dem (noch etwas in Premierenangst verkrampften) Claudio Sebastian Rudolphs zugeführt, erwärmt sich stumm für den unerwarteten Gatten, als der ihr unbeholfen in den losen Ärmel ihres Kleides hilft.

Eine kleine erotische Anspielung sehr am Rande, die über die Begabung des jungen Regisseurs vielleicht noch mehr verrät als seine Lust an Tempo und Tumult, die im zweiten Teil des stets amüsanten Abends dann doch leichte Schlagseite zum Klamauk und bloßen Gag bekommt. Da schweben die vertrottelten Wachmänner, die die Intrige rein zufällig aufdecken werden, als rettende Engel mit Flügelchen aus dem Schnürboden, da geht der wunderbar senile Richard Bleek mit dem Regenschirm auf die Jungen los, huscht der köstlich komödiantische Rudolf Wessely in der Badehaube über die Bühne - zuviel des Lärmens.

Vier Stunden werden schließlich doch zur zu langen Strecke, und ein paar Striche wären wohlgetan gewesen. Trotzdem: Nach seiner zweiten Inszenierung ist Christian Stückl schon etwas mehr als eine Hoffnung. Des Jubelns wollte kaum ein Ende nehmen.

BARBARA SCHMITZ-BURCKHARDT

(Nächste Vorstellung im Kammerspiel am 27. Oktober; die November-Termine sind noch nicht bekannt.)

Rechungsprüfer klopfen Dressler auf die Finger Revonierung der Schweinehalle ohne gültigen Beschluß? Von Regine Schlett HANAU. Die Kosten für die Nutzung der "Schweinehalle" im ehemaligen Schlachthof als Kulturzentrum liegen mit 85 000 Mark erheblich höher, als Baudezernent Jürgen Dressler (SPD) bisher angegeben hat. Das Rechnungsprüfungsamt hat in einem Bericht nun einen Verstoß gegen das Haushaltsrecht festgestellt. Es wertet die Mittel als Investitionen und fordert einen nachträglichen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung. Dressler weist die Kritik zurück, da er lediglich Reparaturen vorgenommen habe. Der Stadtbaurat wollte mit der Renovierung der Schweinehalle auf unbürokratische Weise ein Kulturzentrum für den "Trägerverein Pumpstation" ermöglichen. Dieses war jedoch von Anfang an als Provisorium ausgelegt, weil längerfristig die Pumpstation weiter im Gespräch bleibt. Das Rechnungsprüfungsamt hat in seinem Bericht nun bemängelt, daß die Gelder ohne eigenen Haushaltstitel ausgegeben wurden. Das heißt, es fehlt nach Ansicht der Prüfer ein Beschluß des Magistrats oder der Stadtverordnetenversammlung. Dressler hatte vor der Eröffnung lediglich den Magistrat informiert, ohne Angaben über die Kosten zu machen. Die Prüfer fordern nun einen nachträglichen Beschluß des Parlaments.

Dressler wiederum weist die Kritik zurück. Er hat die Mittel aus einer Haushaltsstelle entnommen, die 100 000 Mark für Erhaltungsmaßnahmen an städtischen Gebäuden vorsieht. 17 000 Mark fielen für Baustoffe an, die für die Ausbesserung des Bodens und der Wände gebraucht wurden. 22 000 Mark kostete die Beleuchtung der Fluchtwege und Elektroinstallationen. Etwa 24 000 Mark wurden für den Bau von Sanitäranlagen verwendet. 6000 Mark kassierten Dachdecker, 13 000 Mark die Maler.

"Das war keine Investition", widerspricht der Baudezernent der Einschätzung der Rechnungsprüfer. Angesichts der Summen, die an anderer Stelle für Renovierungen ausgegeben werden, findet er auch den derzeitigen Betrag "noch gering". Der Baudezernent räumt gleichzeitig ein, daß er die Sache "etwas euphorisch" angegangen sei. Er habe das "höhere Ziel" ins Auge gefaßt, sagt er mit Blick auf die Dringlichkeit eines freien Kulturzentrums in Hanau.

Noch ist freilich nicht geklärt, wieviel Geld weiter gebraucht wird, um Mängel wie die Akustik und die fehlende Bühne zu beheben. Kulturdezernent Klaus Remer hatte bereits Unterstützung aus dem Kulturetat signalisiert. Abzusehen ist damit, daß die endgültigen Kosten für die "Schweinehalle" bei über 100 000 Mark liegen werden.

Finanzdezernent Norbert Kress (CDU) erklärt zu der Auseinandersetzung über Investitionen oder Reparaturen: "Darüber kann man streiten." Solange keine zusätzlichen Mittel ausgegeben werden, "leuchtet bei mir keine rote Lampe". Er rät jedoch dazu, der Einschätzung des Rechnungsprüfungsamtes zu folgen, zumal er weitere Probleme in der Frage des Mietverhältnisses sieht. Die Stadt ist zwar Eigentümer der Schweinehalle, hat jedoch auch nach der Stillegung des Schlachthofs einen Pachtvertrag mit der Norddeutschen Fleischzentrale, mit deren Duldung die Renovierung vorgenommen wurde. Die Frage der Instandhaltungspflicht sei daher kritisch, gibt Kress zu bedenken. Da die Mittel nun schon ausgegeben wurden, rät der Finanzdezernent dazu, im Rahmen des Nachtragshaushaltes einen Titel für den Schlachthof zu beschließen, im Sinne der "schnellen und zügigen Bereinigung", wie sie auch das Rechnungsprüfungsamt fordert.

Stadtbaurat Dressler will die Sache nun zunächst am Montag im Magistrat besprechen. (Siehe auch Kommentar)

Am Samstag wird der Kulturpreis verliehen

LANGEN. Der Kulturpreis der Stadt Langen wird am Samstag, 10. Oktober, 10 Uhr, im Stadtverordnetensitzungssaal des Rathauses an die Preisträger übergeben. In diesem Jahr sind es der Gesangverein "Frohsinn" und der Maler Johannes Georg Görg.

Der Männerchor gibt am Abend des Ehrentages um 19 Uhr ein Konzert in der Stadthalle. Görg stellt derzeit Zeichnungen, Aquarelle und Studien - überwiegend mit Motiven des historischen Langen - im Rathaus-Foyer aus. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 25. Oktober, zu sehen. dac

"Anmeldungen gingen bisher nur schleppend ein" Stadt gewährt auch 1993 Fahrtkostenzuschüsse für Vereinsreisen in die Partnergemeinden

MAINTAL. Auch im kommenden Jahr wird die Stadt Maintal Fahrtkostenzuschüsse für Vereinsfahrten in die Partnergemeinden Moosburg (Österreich), Luisant (Frankreich) und Esztergom (Ungarn) gewähren.

Die Zuschüsse betragen für Fahrten nach Moosburg und Luisant 60 Mark pro Person und nach Esztergom 90 Mark.

Wie das städtische Hauptamt dazu mitteilte, sind alle Maintaler Vereine und Verbände bereits im August schriftlich gebeten worden, die für 1993 vorgesehenen Partnerschaftsbegegnungen bis zum 15. Oktober dem Hauptamt mitzuteilen.

Die Anmeldungen sind bisher jedoch nur "schleppend eingegangen", moniert das Amt und bittet darum, die Anmeldungen möglichst bald abzugeben, "damit sie der Partnerschaftskommission zur Beratung vorgelegt werden können".

In der Magistratspressekonferenz gab Bürgermeister Dr. Walter Unger noch den Tip, daß auch "lose Gruppen wie Kegelrunden und Kaffeekränzchen" in den Genuß der städtischen Förderungkommen können.

Sie müssen sich eben nur anmelden. Die Entscheidung obliegt schlußendlich - wie in allen Fällen - der Partnerschaftskommission.

Daß auch die ungarische Stadt Esztergom aus der Perspektive der Maintaler Stadtverwaltung schon als Partnerkommune betrachtet wird, ist ein kleiner Vorgriff auf die Zukunft. In den letzten Jahren sind partnerschaftliche Beziehungen verschiedenster Art zwischen den so ungleichen Städten am Main und am Donauknie geknüpft und gepflegt worden, aber die offizielle Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde steht noch aus.

Das ist aber nur noch eine Frage der Zeit. Der Stadtrat der Stadt Esztergom hat am 13. August dieses Jahres beschlossen, mit den Städten Maintal und Ehingen eine offizielle Städtepartnerschaft einzugehen.

Die Maintaler Stadtverordnetenversammlung hatte bereits am 18. September 1989 beschlossen, "partnerschaftliche Kontakte mit der Stadt Esztergom aufzunehmen, und zwar mit dem Ziel einer offiziellen Partnerschaft".

In der jüngsten Parlamentssitzung ist der Prozeß der Annäherung nun mit einem Beschluß gekrönt worden, der an Kürze kaum zu unterbieten sein dürfte: "Mit der Stadt Esztergom (Ungarn) wird eine offizielle Partnerschaft eingegangen."

Die Entscheidung fiel indes durchaus nicht einstimmig, wie zu erwarten wäre, sondern nur mehrheitlich, und wurde zudem von einem merkwürdigen Schlagabtausch überschattet.

CDU-Stadtverordneter Hans Ostermann erklärte für seine Fraktion denkbar knapp, sie sei "dafür". Das war dem SPD-Stadtverordneten Friedrich Raab, der als erster Beziehungen zu Esztergom gehabt und die Partnerschaft sozusagen "in die Gänge gebracht" hat, offenbar nicht genug.

Raab warf der CDU vor, "erst abgelehnt" und sich später "gewendet" zu haben, "als die Grenzen offen waren". Das wiederum wollte CDU-Stadtverordneter Kurt Romeiser so nicht im Raum stehen lassen und konterte: "Das ist absolut unwahr. Wir sind nie dagegen gewesen, und es ist billig, uns hier noch eins auszuwischen."

Daß sich irgend ein Mitglied des Hohen Hauses gefreut hätte über die neue - dritte - Freundschaft der Stadt, davon war nichts zu merken. pom

Mehr Geld für Sozialwohnungen

WESTKREIS OFFENBACH. Die Gemeinden Langen, Neu-Isenburg und Dreieich bekommen mehr Geld vom Land für den sozialen Wohnungsbau als ursprünglich vorgesehen war, wie der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion Matthias Kurth in Langen mitteilte. Insgesamt fördert das Land nach den Angaben des Politikers 1992 im Landkreis Offenbach mit neun Millionen Mark 263 neue Wohnungen. Im Westkreis Offenbach können mit den Landesmitteln 77 neue Wohnungen gebaut werden, erläuterte Kurth. Langen bekommt Geld für 32 Wohnungen im dritten Förderweg und für weitere 20 Wohnungen aus den Mitteln des ersten Förderwegs. Neu-Isenburg erhält aus diesem Topf eine Förderung für 20, Dreieich für 36 Wohnungen. ac

Kann nicht lesen, aber versetzt

SANTA ANA, 8. Oktober (dpa). Die Mutter eines zehnjährigen Jungen hat den Schulbezirk von Santa Ana in Kalifornien verklagt, weil ihr Sohn bis in die fünfte Klasse versetzt wurde, obwohl er die englische Sprache nicht beherrscht und weder lesen noch schreiben kann. In der ungewöhnlichen Anzeige macht die gebürtige Mexikanerin geltend, daß die Lehrer der Glen-Martin-Grundschule es versäumt hätten, ihren Sohn angemessen auszubilden. Dadurch sei dem Jungen schwerer Schaden zugefügt worden.

Die Mutter fordert keine finanzielle Entschädigung, sondern die sofortige Schließung der Schule - ein bisher in den USA einmaliger Vorstoß.

Backen im All endete in Krümel

CAPE CANAVERAL, 8. Oktober (AP). Das Gebet um "unser täglich Brot" wird im All noch nicht erhört: Ein Backversuch während des jüngsten Fluges der US-Raumfähre "Endeavour" ergab nur ein paar winzige trockene Krümel anstatt des erhofften Brotlaibes. Offenbar seien die Zutaten in dem jetzt erwartungsvoll geöffneten automatischen Backkanister nicht richtig gemischt worden, sagte am Mittwoch die Sprecherin des kanadischen Forschungsprojekts, Diane Chenevert, im Raumfahrtzentrum Cape Canaveral.Kritik an der Asyldiskussion Der Publizist Reinhard Mohr spricht im Oberurseler Salon

OBERURSEL. Jeden zweiten Sonntag im Monat wird im "Oberurseler Salon" diskutiert. Am Sonntag, 11. Oktober, dreht sich um 11 Uhr alles um das Thema Asyl. Der Frankfurter Publizist Reinhard Mohr hält unter dem Titel "Prinzipientreue und Pragmatismus - Kritik der Fronten in der Asyldebatte" ein Referat, anschließend können die Besucher über das Thema streiten.

Der "Oberurseler Salon" hat sein Domizil im Haus der Gewerkschaftsjugend in der Königsteiner Straße 29. Die bisherigen Teilnehmer wissen es schon: Die Zeiten der gewerkschaftlichen Kaderschmiede sind vorbei. "Für uns ist Streitkultur keine Phrase, sondern Praxis", formuliert Horst-Dieter Zahl, Leiter des Hauses. Er will, daß die verschiedensten Leute zu den Veranstaltungen kommen: Linke, Liberale, Konservative, Alte und Junge. Sein Leitsatz: "Nur intern zu denken, macht dumm." Zuviele Institutionen und Organisationen beraten seiner Meinung nach immer nur intern.

Die politischen Themen, über die im "Salon" diskutiert wird, sollen in der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzung eine wichtige Rolle spielen, aber nicht nur Insider ansprechen. An den bisherigen Sonntagen wurde über eine deutsche Beteiligung an einer möglichen Weltpolizei genauso geredet wie über den Krieg in Jugoslawien und das Erbe der Stasi in der ehemaligen DDR.

Am Sonntag um 11 Uhr will Reinhard Mohr "die dramatische Unfähigkeit der Gesellschaft" aufzeigen, in der sogenannten Asyldebatte "nicht einmal einen Minimalkonsens der Vernunft durchsetzen zu können". Eine der Thesen Mohrs lautet: "Es gibt in Deutschland ein merkwürdiges Zusammenspiel zwischen einer Linken, die nicht über das Offensichtliche reden will - daß es tatsächlich Grenzen der Zumutbarkeit gibt -, und einer Rechten, für die Zivilcourage ein Fremdwort ist." Reinhard Mohr war früher Kolumnist des eingegangenen Frankfurter Stadtmagazins "Pflasterstrand", arbeitet heute unter anderem für die Berliner Tageszeitung "taz" und schreibt Bücher. jom

Volkswandertag beginnt am Hessenpark

NEU-ANSPACH. Wandern - verbindet Mensch, Kultur und Natur. Unter diesem Motto veranstaltet der Landessportbund Hessen in diesem Jahr den Volkswandertag. Die Auftaktwanderung findet am Samstag, 17. Oktober, in Neu-Anspach statt. Start ist Punkt 9.30 Uhr am Parkplatz beim Hessenpark. Dort können bis 11.30 Uhr Teilnehmerkarten abgeholt werden.

Diejenigen, die auf Schusters Rappen wandern wollen, können zwischen einer längeren Route, sie umfaßt zehn Kilometer, und einer kürzeren Strecke mit nur 5,5 Kilometer wählen. Die kürzere der beiden Strecken ist auch behindertengerecht. Jeder Teilnehmer erhält anschließend den Wandergroschen. Außerdem können die Wanderer bei einer Verlosung mit vielen Preisen mitmachen. Der sportliche Teil der Veranstaltung wird von einem Programm im Hessenpark umrahmt. Der Eintritt in den Park ist für alle, die gewandert sind, frei.

Größere Wandergruppen, die mitlaufen wollen, können sich bei Karl-Heinz Bikkel unter der Telefonnummer 069 / 67 80 11 57 anmelden. ca

Protest gegen Papst-Messe

rgg FRANKFURT A. M., 8. Oktober. Gegen die geplante Messe des Papstes vor dem zu Ehren von Christoph Kolumbus errichteten Leuchtturm in Santo Domingo (Dominikanische Republik) haben christliche Organisationen in Deutschland protestiert. Die Eucharistie-Feier zur Eröffnung der IV. Generalversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe an diesem Ort sei ein "Skandal für die Völker der UreinwohnerInnen und AfroamerikanerInnen, welche die Opfer jener Eroberungsgeschichte wurden, die mit Kolumbus ihren Anfang nahm".

Mit der für den 11. Oktober geplanten Papstmesse werde die Eucharistiefeier "mißbraucht zur Rechtfertigung von Ideologien", heißt es in der Erklärung, die unter anderem von der Christlichen Initiative Romero, dem Bund der Katholischen Jugend sowie mehreren Pax-Christi-Gruppen unterzeichnet wurde. Für den Bau des Leuchtturms seien Tausende umgesiedelt und vertrieben worden.

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Firmen-Telegramm

Stellenabbau bei Compaq Der US-Computerhersteller Compaq will in den nächsten Monaten weltweit 1000 Arbeitsplätze abbauen. 700 Beschäftigte sollen noch im Oktober entlassen werden. "US-Schlitten" für Deutschland Die Opel-Mutter General Motors will stärker den deutschen Markt beackern und hat eine Import- und Verkaufsgesellschaft in Rüsselsheim gegründet. Die GM Import & Distrubution verkauft die Marken Chevrolet, Pontiac, Buick und Cadillac und will bis Ende nächsten Jahres ein 100 Betriebe umfassendes Händlernetz geknüpft haben. Ikea investiert in Chemnitz Mehr als 60 Millionen Mark will Ikea Deutschland bis 1994 in ein Einrichtungshaus in Chemnitz investieren. Damit werden in der Region nach den Angaben des Unternehmens 250 Arbeitsplätze geschaffen.BASF zieht in Mexiko um Die BASF verlagert ihre mexikanische Produktion von Prozeßchemikalien und Dispersionen von Mexiko City nach Altamira an der Karibikküste. Als Grund nennt der Chemie-Riese, daß in der Hauptstadt keine Erweiterungsmöglichkeiten bestünden. Am neuen Standort will BASF 100 Millionen Mark investieren.Klöckner kauft niederländische Firma Das Duisburger Handelshaus Klöckner hat die niederländische Firma Aluminium Verkoop Zuid in Best aufgekauft. Das Unternehmen gilt als Spezialist für Markisen und Rolläden. Bei Qantas heben die Gewinne ab Die staatliche australische Fluggesellschaft Qantas schließt das Geschäftsjahr 1991/92 mit einem Gewinn von umgerechnet 141 Millionen Mark ab. Das Plus ist damit mehr als dreimal so hoch als in der Vorperiode. Sixt und Hilton kooperieren Die Autovermietung Sixt/Budget und die Hotelkette Hilton International haben für Deutschland eine Zusammenarbeit beim Marketing vereinbart. Sachsen bauen Trams für Kalifornien Die sächsische Firma Waggonbau Bautzen liefert bis 1994 insgesamt 86 Straßenbahnwaggons in die USA. 75 Trams sind für die kalifornische Millionenstadt San Diego bestimmt, weitere elf gehen nach Denver/Colorado. BMW stellt neuen Chef-Designer ein Nachfolger von Claus Luthe als Chef- Designer bei BMW ist der 35jährige Christoph Edward Bangle, der bislang das Designzentrum des italienischen Autoherstellers Fiat leitete.

Jetzt schon anmelden für den Weihnachtsmarkt

KELKHEIM. Noch weihnachtet es nicht. Trotzdem sollten sich Vereine, caritiative Verbände oder Einzelhändler schon jetzt ein Plätzchen sichern, wenn sie auf dem Weihnachtsmarkt vom 4. bis 6. Dezember Spielzeug, Gebäck oder Handarbeiten feilbieten wollen.

Anmeldungen nimmt der Magistrat bis Montag, 19. Oktober, an unter Tel. 0 61 95 / 803 602. bhe

Jugendliche machen im Juz einen Trickfilm

DREIEICH. In die flimmernde Welt der Computergrafik sollen die Teilnehmer eines Workshops eintauchen, den das Jugendzentrum Dreieichenhain am Wochenende 17./18. Oktober anbietet. Dazu wird im Juz ein Studio eingerichtet, in dem Anfänger und Fortgeschrittene mit der Technik spielen können.

Ziel des Workshops: Die Jugendlichen sollen zusammen einen kleinen Trickfilm herstellen, der auf Video überspielt wird. Teilnehmergebühr: 25 Mark. Anmeldung unter der Rufnummer 8 59 87. Nach dem Wochenende steht das Studio für eigene Projekte und Ideen zur Verfügung. dac

Politiker sollen sich zu Gentechnik bekennen Chemie geißelt Gesetz als Blockade-Vehikel / Verband spricht von Rezession in der Branche

has FRANKFURT A. M. Ein vernichtendes Urteil fällt die deutsche Chemieindustrie über das von der Bonner Regierung ausgetüftelte Gentechnik-Gesetz. Es sei in der Praxis zu einem "Vehikel für die Blockade" dieser Schlüsseltechnologie verkommen, schimpft Wolfgang Hilger, Präsident des Branchenverbandes VCI und im Hauptjob Chef des Hoechst-Konzerns. Die industrielle Anwendung der Gentechnik werde "massiv behindert"; die Grundlagenwissenschaft verliere immer mehr ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Hilger beobachtet zwar, daß sich "in politischen Kreisen" die Erkenntnis durchzusetzen beginne, wonach eine Änderung des Gesetzes notwendig sei, um getroffene Fehlentscheidungen zu korrigieren. Doch dies allein stellt ihn längst nicht zufrieden. Er verlangt von Bonn eine "umfassende Deregulierung" der Vorschriften. Wenn die Unternehmen "wirklich zur Rückkehr aus dem Ausland veranlaßt" und wenn ausländische Spitzenkräfte für die gentechnische Forschung in Deutschland gewonnen werden sollen, dann reicht dem Verbandsoberen zufolge eine "halbherzige Änderung im Detail" nicht aus.

Hilger schweben in diesem Zusammenhang Bestimmungen wie in Japan und den Vereinigten Staaten vor. Der Manager kapriziert die geforderte Lockerung im übrigen nicht allein auf die deutschen Vorschriften. "Dringend notwendig" sei auch eine Deregulierung der europäischen Richtlinien "im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit Europas gegenüber Japan und den USA".

Eine Änderung der Gesetze zur Gentechnik allein reicht Hilger freilich nicht aus. "Wir fordern auch die Spitzen unseres Staates auf, sich zu dieser Zukunftstechnologie zu bekennen." Und mit Blick auf bürokratische Hürden fügt er hinzu: "Denn wenn sich Politiker aus populistischen Gründen in Unbehagen oder Zurückhaltung üben, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Behörden so verunsichert sind, daß sie in einem intensiven Dienst nach Vorschrift in erster Linie danach trachten, gerichtsfeste Entscheidungen zu fällen und den Spielraum für sachgerechte Entscheidungen nicht nutzen." Kurzum: Es sei höchste Zeit für klare Signale aus der Politik für eine Förderung der Gentechnik.

Die Vehemenz, mit der Hilger die Vorstellungen der Chemieindustrie nicht nur zur Gentechnik, sondern auch zur "äußerst dynamischen Entwicklung" der Kosten für den Umweltschutz, zu den Genehmigungsverfahren zum Bau von Anlagen oder zu den Steuerlasten der Firmen vorträgt, hängt nicht zuletzt mit der wirtschaftlichen Situation in der Branche zusammen. Frank und frei spricht der VCI-Präsident von einer Rezession in dem Zweig. "Rundherum, also bei unseren Kunden", macht er keinerlei Optimismus aus. Entsprechend trübe werden die Perspektiven für die Chemie-Unternehmen eingeschätzt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres stieg die Produktion zwar noch um gut ein Prozent, doch sei die Nachfrage im dritten Quartal so deutlich zurückgegangen, daß Firmen nun verstärkt ihre Fertigung drosseln.

Die Einschätzung, die Geschäfte im September allein seien katastrophal gelaufen, bestätigt Hilger. In diesem Monat schnellte die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten von 800 auf 1700 Leute hoch. Im Durchschnitt der ersten neun Monate standen in der Chemie 588 000 Leute auf den Lohn- und Gehaltslisten, 7000 weniger als in der Vorperiode. Zum weiteren Gang der Dinge sagt Hilger: "Wir müssen davon ausgehen, daß die Personalzahl weiterhin rückläufig sein wird."

"Irritiert" zeigt sich die Chemieindustrie davon, daß in diesem Jahr zum Herbst hin die Geschäfte nicht wie in der Vergangenheit in Schwung kamen. Der VCI-Präsident: "Da tut sich sehr, sehr wenig." Somit ist auch der Spielraum gering, die Gewinnrückgänge zu reduzieren. Laut Hilger ging der "Verfall der Erträge" in diesem Jahr weiter - "und zwar in der Größenordnung von deutlich über 30 Prozent".

Im Blickpunkt: DFB-Pokal Dabeisein ist alles

An jedem Tag, an dem sich Mannschaften gegenüberstehen, die auf dem langen Weg zum Finale einen Schritt vorankommen wollen, ist mindestens einmal irgendwo der Satz zu hören: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Worauf alle, die es vernommen haben, nicken, weil es sich nun mal so verhält; weitere Fragen entfallen zwar, einmal aber doch möchte man erfahren, welche Gesetze im einzelnen unter die Pokal-Regelung fallen. Und schon setzt das Grübeln ein (und bald wieder aus), denn mehr als die Erfahrung, daß mitunter der vermeintlich Schwächere sich vom vermeintlich Stärkeren nicht unterkriegen läßt, gibt die Erinnerung nicht her. Dies wiederum ist kein Pokal- Gesetz, sondern eine alttestamentarische Begebenheit, die sich mit den Namen David und Goliath verbindet.

Ein anderes, aus der Zwerg-Riese-Konstellation abgeleitetes Phänomen bleibt, und das ist auf den ersten Blick erstaunlich. In der Pokalrunde des kommenden Wochenendes erwartet Zweitligist VfL Osnabrück gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach 19 000 Zuschauer, kaum weniger wollen der Begegnung der Oberliga-Amateure des SSV Ulm gegen die erstklassigen Borussen aus Dortmund beiwohnen.

Zu Zeiten, da die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten Kamerateams nur zum Pokal-Finale in Gang setzten, lag es auf der Hand, daß Fans in fußballerisch abgelegenen Gebieten auf heimische Sportplätze drängten, wann immer eine prominente Mannschaft auf Pokal-Besuch kam. Es mochte ein solches Spiel - unabhängig von seinem Ausgang - Dorfgeschichte schreiben, und selbst des Fußballs Unkundige hielt es an diesen Tagen nicht im Haus.

In den fernsehüberfluteten 90er Jahren aber, da wegen der Konkurrenz von mindestens fünf Kanälen um Übertragungsrechte kaum mehr ein Spiel ungefilmt bleibt, und es einem Sender wie RTL plus immer noch sinnvoller scheint, Ulm - Dortmund live in der gesamten Republik auszustrahlen, statt irgendein anderes Programm zu senden, hat offensichtlich das Dabeisein nichts von seinem Reiz eingebüßt.

Dafür spricht gerade auch der erstaunliche Auftrieb in Osnabrück. Dort liegt zwischen Gastgeber und Gast "nur" eine Klasse, ferner ist der VfL nun wahrlich kein Neuling im Profi-Fußball, und schließlich spielt mittlerweile bei Gladbach kaum noch jemand, der eine größere Zahl jugendlicher Autogrammjäger nach sich ziehen könnte.

Und doch gilt: Nur auf dem Platz ist Leben, im Fernsehen ist es bloß live.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Modeforum: Die "Lustkäufe" bleiben aus

OFFENBACH. "Die Konsumenten haben noch genug Geld in der Brieftasche, aber sie halten sich leider mit Spontan- und Lustkäufen zurück, weil viele eine Verschlechterung der allgemeinen Konjunktur befürchten", klagt Klaus Diehl, Geschäftsführer der Internationalen Lederwarenmesse und der Lederwarenverbände. Um so größer seien deshalb die Anstrengungen der Taschen-Hersteller, mit einer neuen attraktiven Mode, mit Highlights zum Kauf einer neuen Tasche zu verführen, versichert Diehl.

Ihre neue Taschenmode für das Frühjahr und den Sommer 1993 zeigen 256 Aussteller, darunter 66 aus dem Ausland, von Samstag, 10., bis Montag, 12. Oktober, auf dem "21. Modeforum" am Mainufer in den Messehallen 1, 2 und 4. Das größte ausländische Kontingent stellen die Italiener mit 43 Ausstellern. Die Messeleitung hofft auf mindestens 3500 Facheinkäufer aus dem In- und Ausland. Unter dem Motto "Trend - aktuell" gibt es um 10, 12 14.30 Uhr eine Modenschau. Modeberaterin Traudel Albrecht-Fuchs beschreibt die neue Mode so: "Sportlich und natürlich, romantisch und exotisch."

Mit Preiserhöhungen für die neue Taschenmode rechnet Diehl angesichts des harten Konkurrenzkampfes nicht, zumal in diesem Jahr die Preise für Lederwaren um 3,3 Prozent angestiegen sind. In der ersten Hälfe dieses Jahres registrierte der Fachhandel Umsatzsteigerungen bis zu fünf Prozent. Diehl wünscht dem Fachhandel ein gutes Weihnachtsgeschäft, damit es in den Regalen viel Platz für die neuen Kollektionen gibt. Problem der Hersteller nämlich ist, daß sie immer kurzfristiger liefern sollen, weil der Fachhandel Lagerkosten senken will. Die Einkäufer verschaffen sich auf der Messe einen Überblick über das breite Angebot, ordern dann aber sehr kurzfristig. Diehl warnt: " Das kann zu Lieferschwierigkeiten führen." lz (Ausführlicher Modebericht in der Stadtrundschau)

Autofahrt endete auf einem Acker

KARBEN. Vermutlich durch überhöhte Geschwindigkeit, so die Polizei, geriet am Mittwoch gegen 6.45 Uhr ein Anspacher Autofahrer auf der Kreisstraße 248 von Okarben in Richtung Selzerbrunnen ins Schleudern. Nach einem Überholvorgang auf gerader Strecke kam der Fahrer mit seinem Wagen in einer scharfen Linkskurve nach rechts von der Fahrbahn ab. Das Auto stieß gegen den Bordstein, schleuderte zurück über die Straße, beschädigte einen Zaun und blieb schließlich auf einem Acker stehen. Der Fahrer, der sich bei dem Vorgang leichte Verletzungen zuzog, entfernte sich von der Unfallstelle, ohne den Unfall der Polizei zu melden. Diese schätzt den Schaden auf 10 000 Mark. mu

Eine Schwester leimt die Bank Ordensleute demonstrierten für Lateinamerika

Demonstrationen gab es schon viele vor den beiden gläsernen Türmen der Deutschen Bank. Auch solche, bei denen Steine flogen. Aber solche Demonstranten? Da zeigen sich dieser Tage ein paar Dutzend Banker, feine Krawatten-Männer, hinterm Haupteingang doch leicht verunsichert: Junge Priester stehen draußen. Ordensfrauen in Schwesterntracht. Sie verteilen fleißig Flugblätter vor den heil'gen Glas-Hallen. Entrollen Plakate mit Forderungen wie: "Schuldenstreichung für die 3. Welt."

In Abständen, damit das Fernsehen auch den O-Ton hat, ist dumpfer Gongschlag zu vernehmen. Singen die Zins-Protestanten Lieder über den Frieden. Und entrollen weitere Losungen: "Alle zwei Minuten verhungern 55 Menschen, fließen 1000 Mark Zinsen in den reichen Norden."

Schwester Adelheide von den Franziskanerinnen diskutiert mit Passanten über die Not Lateinamerikas.

Die Banker selbst und ihre Sekretärinnen, die gerade mit Plastik-Einkaufstütchen vom Mittagsgang zurückkehren, übersehen den Auflauf, lächeln eher mitleidig und verschwinden durch die Drehtür.

Draußen gibt Gregor Böckermann von der "Initiative Ordensleute für den Frieden" Rundfunk- und Fernsehinterviews. Spricht davon, daß man bisher noch nicht "aufs eigentliche Territorium der Deutschen Bank" vorgedrungen sei mit der verbalen Forderung, den Armen endlich die Restschulden zu erlassen. Lateinamerika sei ausgeblutet. Menschen würden an Hunger sterben, denen man letztlich "die Schuldzinsen vom Tisch nimmt". Gold war ausbeutbar, Zucker lieferbar, aber "Geld für Zinsen ist nicht mehr vorhanden!"

Weil das bisher keiner der Verantwortlichen ernst nimmt, probe man nun den "zivilen Ungehorsam". "Wir lassen uns auch von der Polizei wegtragen." Denn die ist auch da. Ein vernünftiger Einsatzleiter redet mit beiden Parteien. War da doch plötzlich von "Hausfriedensbruch" die Rede. Doch man übt sich in Mäßigung. Zu kippen droht der Friede erst, als eine Schwester mit einem Helfer die schönen Glasscheiben einfach mit Leim beschmiert und Plakate draufklebt. Dreimal reißt sie ein Banker im blauen Anzug wieder ab: "Das verletzt doch die Regeln." Worauf einer sarkastisch meint: "Was glauben Sie, welche Regeln anderswo verletzt werden?" Am Ende läßt sich Bank-Pressesprecher Walter Schumacher doch noch zu einem Statement von oben herab: "Wenn alles so einfach wäre!" Man habe schon so oft Verzicht geleistet, Projekte in Madagaskar und Sudan für Kinder und Umweltschutz unterstützt. Nur: "Die Bank verwaltet Geld ihrer Kunden und Aktionäre. Wir sind ihnen verpflichtet." -vau

Friedberger Schachfreunde spielen Remis Fünfstündiges Duell gegen SK Bad Nauheim

Im ersten Wettkampf der Saison 1992/93 der Unterverbandsklasse Frankfurt trennten sich die Schachfreunde von 1910 Friedberg und der SK Bad Nauheim 4:4. Den glücklichen Teilerfolg für die Gastgeber leitete Michael Ranft ein, der unerwartet über einen hessischen Auswahlspieler triumphierte. map

FR-Interview mit dem Trainer des RK Rüsselsheim vor dem morgigen Endspiel am Sommerdamm "Bei einem Sieg wird das Vereinsheim zur Achterbahn" Berti Rauth will es mit "seinen" Frauen im dritten Anlauf wissen / Gehöriger Respekt vor dem Gegner aus Leverkusen

Zum ersten Mal schafften die Hokkey-Spielerinnen des Rüsselsheimer RK den Einzug in das Finale um die deutsche Feldhockey-Meisterschaft. In den beiden Vorjahren waren die Rüsselsheimerinnen jeweils im Halbfinale bereits gescheitert. Nun kann der ganz große Coup erstmals auf dem Feld gelingen. Gegner des RRK ist am Samstag (15 Uhr, Am Sommerdamm), der seine größten Erfolge mit dem deutschen Titel und dem Europapokalsieg stets in der Halle feierte, ist Vorjahres- Vizemeister RHTC Leverkusen, das Team von Bundestrainer Rüdiger Hänel. Vor dem Saisonhöhepunkt sprach FR-Mitarbeiterin Ina Schneider mit Rüsselsheims Trainer Berthold "Berti" Rauth (Bild) über seine Hoffnungen und Ziele.

Berti, steigt in Rüsselsheim am Samstag ein Hockey-Fest?

Rauth: "Ja. Ich denke, wenn das Wetter mitspielt und die nötigen Zuschauer kommen werden. Dann kann eine so tolle Stimmung aufkommen wie in der Halle beim Gewinn des Europacups und der deutschen Meisterschaft."

Wieviele Zuschauer erwarten Sie, und warum kommen in der Regel nur relativ wenig Besucher?

"Ich rechne mit über tausend Zuschauern. Wir haben ordentlich Werbung gemacht, und ich glaube, daß Hokkey-Freunde aus dem ganzen süddeutschen Raum, natürlich auch aus Leverkusen, sich diesen Höhepunkt anschauen werden. Das Rüsselsheimer Publikum mußte von uns an das Feldhockey erst herangeführt werden. Das kennt man nicht so wie das Hallenhockey. Es tritt eine leichte Sättigung ein, aber bei attraktiven Gegnern kommen die Leute."

Muß Ihre Mannschaft sich gegenüber dem Halbfinale noch steigern, um Leverkusen zu bezwingen?

"Ja, ich denke schon. Aber das gilt ebenso für Leverkusen. Die Frankfurter Eintracht hat Leverkusen auch ganz schön zugesetzt. Beide Teams müssen an ihre Leistungsgrenze gehen, wenn sie etwas erreichen wollen."

Sind alle ihre Spielerinnen in Top-Form?

"Ja, mittlerweile sind alle wieder körperlich voll da. Auch Eva Hagenbäumer hat ihren Mageninfekt überstanden. In dieser Hinsicht habe ich keine Bedenken. Wir können volles Tempo gehen."

Worauf wird es am Ende ankommen, wie ist Leverkusen zu bezwingen?

"Wer den Spielrhythmus bestimmen kann, sein Spiel eher findet, seine Lokkerheit behält und nicht verkrampft, der hat die besten Chancen. Es ist immer so eine Sache: Man kann total verkrampfen oder die Euphorie dazu nutzen, alles aus sich herauszuholen. Auf jeden Fall werden wir sehr verbissene Zweikämpfe sehen, wird keine Mannschaft zurückstecken, denn beide Teams haben die athletischen Voraussetzungen."

Wäre es nicht eine herbe Enttäuschung, wenn es auch im dritten Anlauf nicht klappt?

"Wir haben trotz großer Belastungen im Olympiajahr eine Super-Saison gespielt und sind zum ersten Mal in das Finale auf dem Feld eingezogen. Wenn man dann ein Riesenspiel macht und trotzdem verliert, dann sollte man nicht traurig sein. Der Titel wäre natürlich die Krone, der Überflieger. Aber der Druck auf uns ist nicht so groß, eine Niederlage kein Schicksalsschlag. Ich freue mich, daß Leverkusen der Gegner ist. Wir sehen die beiden besten Teams in Deutschland. Wer gewinnt, setzt sich zu Recht die Krone auf."

Wie habt Ihr Euch vorbereitet?

"Im selben Rhythmus wie vergangene Woche. Dreimal Training mit Standardsituationen, taktische Dinge, ein Trainingsspiel. Am Freitag ist noch ein Besprechung, eventuell ein paar taktische Feinheiten, und wir schauen uns noch ein Leverkusen-Video an. Aber wir wollen nicht jeden Tag zusammenhängen. Das wäre zuviel."

Was sagt der Trainer seiner Mannschaft vor dem Spiel?

"Das weiß ich noch nicht. Das muß bei mir aus dem Bauch kommen, mit Gefühl und absolut ehrlich. Ich kann mich da nicht hinstellen und irgendwas ablesen. Bei mir ist das immer eine emotionale Geschichte. Aber mittlerweile kann ich schon etwas ruhiger rangehen. Ich habe volles Vertrauen in meine Mannschaft."

Was liegt am Samstagabend an, wenn ihr gewinnt?

"Es wird sich alles im Klubhaus treffen. Wenn wir gewinnen, dann wird das zur Achterbahn gemacht. Das muß der Verein dann verstehen. Wenn nicht, gehen wir mit den Leverkusenern wahrscheinlich zum Essen. Ich selbst gehe nochmal kurz rüber zum Hessischen Fernsehen. Dort muß ich mich als anständiger Verlierer oder - hoffentlich - als strahlender Sieger präsentieren."

Gibt Berti Rauth einen Tip ab?

"Nö. Ich habe Respekt vor Leverkusen, die haben bestimmt auch Respekt vor uns. Beide Mannschaften können was. Was wir nur noch brauchen, sind Zuschauer, Zuschauer, Zuschauer. Übrigens sind auch viele schöne Mädchen auf dem Platz . . ."

Einen Wunsch zum Abschluß?

"Unbedingt. Wir werden einen Förderkreis ins Leben rufen und suchen Sportpartner für unsere Arbeit. Besonders für unsere Jugendarbeit, denn die ist die Basis unsere Erfolge. Hier wollen wir investieren, nicht Spielerinnen kaufen. Wir haben Spaß an der Leistung und suchen Werbepartner, die das unterstützen. Ich denke da an Trikotwerbung, Bandenwerbung, Ansagen oder auch Autogrammstunden mit unseren Nationalspielerinnen. Ich stehe als Ansprechpartner zur Verfügung. Was könnte ein besserer Augenblick für so eine wichtige Sache sein als das Finale um den deutschen Titel?"

Im Wortlaut: Häußer, Scheuren, Kirch

Am Fronleichnamstag des Jahres 1645 ließ Courval, der französische Kommandant von Mainz, Oberursel in Schutt und Asche legen. Was bei der Brandkatastrophe alles verloren ging, beschreibt ein Zeitdokument unter der Überschrift "Schandtthaten der Barbarischen Frantzosischen Feindts Völcker underm Commando deß Vicomte de Courval" so:

Die schöne Kirch, in welche Courval 3 Wagen voll Stroh tragen undt zum dritten Mahl anstoßen laßen, weil sie anfangs nit brennen wollen;

der Statt und Kirchthurn, worin 3 grose Glocken gehangen und deren die große 84 Centner gewogen, welche alle herund gefallen undt zerschmoltzen;

die Schul, wo eine schöne Capelle geweßen, undt bey der Kirch gestanden; das PfarrHauß, Caplaney Hauß mit 2 Scheuren und Stellen; das Hospitall alt und new sambt den neben Gebewen;

drey große Wacht Thurn, 2 an der Stattmauer undt einer in der Statt;

die Burgh mit aller Zugehör;

ein Mahlmühl mit 2 Gäng, drey Schleiffmühlen, zwo Lohmühlen, ein Weißgerber Mahlmühl;

188 Burgerhäußer, 137 Scheuren, 53 große Stelle ohn die Schwein undt andere kleine Stell.

ammelstelle" nennt Olaf Metzel den

S Raum, den er in der Hamburger "Kunsthalle" eingerichtet hat. Der vierzigjährige Bildhauer, der seit zwei Jahren auch eine Professur an der Münchner Akademie der bildenden Künste wahrnimmt, ist auf einen bestimmten Stil schwer festzulegen: Er versucht, seine Skulpturen und räumlich-szenischen Arrangements auf die Gegebenheiten hin zu entwickeln, die er jeweils vorfindet. Für "Sammelstelle" hat Metzel die Wände in einem Oberlicht-Saal des Museums bis zur halben Höhe mit verzinktem Wellblech verkleidet, an einigen Stellen ist diese Verschalung aufgerissen, demolierte Abfallbehälter aus Aluminium scheinen aus den Wänden zu quellen, einige liegen auch auf dem Boden. Bis man die Aufbrüche entdeckt, wirkt der Raum mit seinem silbrigen Licht seltsam antiseptisch - je länger man sich darin aufhält, wird man sich um so mehr einer Atmosphäre der Be-

Finale um die Hockey-Meisterschaft der Frauen in Rüsselsheim Von Top-Zuschlag abgesehen Gespielt wird unter Umständen bis zum Strafstoßschießen

So viel bekommt man für sechs Mark selten geboten: Acht Silbermedaillen-Gewinnerinnen, den deutschen Bundestrainer, ein hochklassiges Hockeyspiel und eine Entscheidung darüber, wer der neue deutsche Feldhockeymeister der Frauen ist. Wer am Samstag um 15 Uhr zum Sportgelände am Sommerdamm in Rüsselsheim kommt, der erlebt die Entscheidung mit, die ja nur noch in wenigen Sportarten in einem einzigen Spiel herbeigeführt wird. Die Frauen des Rüsselsheimer RK oder des RTHC Leverkusen werden den neuen Kunstrasenplatz am Sommerdamm als deutscher Meister verlassen. Acht der Spielerinnen standen vor einigen Wochen noch im Nationalteam Seite an Seite und erspielten sich die Silbermedaille in Barcelona. Keine Frage, ein Top-Zuschlag wäre berechtigt, doch der RRK sieht davon ab: "Das ist ein Dank an unsere treuen Fans", betont Mannschaftsbetreuer Thomas Blivier. Eine vierstellige Zuschauerzahl soll dem Finale einen würdigen Rahmen geben.

Das "silberne Übergewicht" liegt auf Seiten des RRK: Mit Bianca Weiss, Susanne Müller, Eva Hagenbäumer, Tanja Dickenscheid und Britta Becker stehen fünf Nationalspielerinnen im Team von Berti Rauth. Die Leverkusenerinnen Franziska Hentschel, Tina Peters und Simone Tomaschinski haben ebenfalls eine Medaille in der Vitrine liegen. Zudem heißt der Trainer des RTHC Rüdiger Hänel und ist jener Mann, der die deutschen Hockeyfrauen als Bundestrainer zum Erfolg in Barcelona führte. Die Rüsselsheimerinnen dürfen auch auf ihre Junioren- Europameisterin von 1992, Denise Klekker, verweisen. Man kann getrost behaupten: Die besten Hockeymannschaften Deutschlands treffen aufeinander.

Bis zum "bitteren Ende", bis zur Entscheidung, wird das Spiel dauern. Wenn nötig, muß sogar ein Siebenmeter-Schießen über den deutschen Titel entscheiden.

Die verantwortungsvolle Aufgabe, diesen Saisonhöhepunkt zu leiten, obliegt den Schiedsrichterinnen Carola Heinrichs (Berlin) und Hanne Zöller (Bad Kreuznach). "Beide sind erfahren genug, um diese schwierige Aufgabe zu meistern. Ich habe volles Vertrauen", begrüßt RRK-Trainer Rauth diese Wahl.

Durch ein 2:0 über Titelverteidiger Eintracht Frankfurt gelangte der Erste der Bundesliga Nordgruppe aus Leverkusen ins Finale, durch ein 1:0 über Braunschweig schaffte der RRK die Qualifikation für das Endspiel. Eine Leistungssteigerung ist von beiden Teams noch zu erwarten, zumal in Reihen der Rüsselsheimerinnen vier der fünf Nationalspielerinnen einen Magenvirus aus Tunesien mitgebracht hatten. Durch hervorragende Leistungen der sogenannten "Wasserträgerinnen" konnte dies kompensiert werden. Das Tor von Tanja Dickenscheid reichte zum Sieg. Libera Anja Lersch sprach hernach vom "besten Spiel ihres Lebens". Doch im Endspiel wird sie versuchen, sich noch zu steigern. Und die Nationalspielerinnen sind mittlerweile alle wieder bei Kräften. Berti Rauth, der angespannte Trainer, hat sogar drei Kilogramm zugelegt "vor lauter Streß". Er steht unter Hochspannung und wünscht sich, daß die Zuschauer ihn und sein Team am Samstag unterstützen und zum Titel treiben. Für sechs Mark kann man dabeisein!

RÜSSELSHEIMER RK: Bianca Weiss, Petra Vollhardt, Sybille Beivogel, Angela Müller, Anja Mück, Sabine Lersch, Marja Busch, Nicole Hardt, Marloes Rhebergen, Eva Hagenbäumer, Britta Becker, Susanne Müller, Denise Klecker, Katrin Schmidt, Tanja Dickenscheid, Stefanie Rinderer.

RHTC LEVERKUSEN: Katrin Jacobsen, Christiane Hoffmann, Anika Mänkediek, Franziska Hentschel, Nicole Spekat, Ilheim Merabet, Anja Brandes, Stephanie Rings, Sandra Jurk, Melanie Cremer, Kristina Peters, Anke Billig, Simone Tomaschinski, Marcela Bogani, Stephanie Epp, Bettina Hörstke, Anja Rodenbröker. ina

Zweite Rugby-Bundesliga Münchner beim RKH

In der Zweiten Rugby-Bundesliga empfängt der RK Heusenstamm den starken Aufsteiger Münchner RFC (Sonntag, 14.30 Uhr, Sportzentrum Martinsee) und will mit einem Sieg Anschluß an Spitzenreiter BSC Offenbach halten. Allerdings muß Trainer Terboczi wohl auf die verletzten Stammkräfte Weidlich und Keller verzichten. Der Tabellenführer tritt derweil beim RC Rottweil an. Für Offenbach gilt es dort, die Führung zu verteidigen. jbp

Kleine FR

Sprechstunde bei Chwalek FLÖRSHEIM. Eine Sprechstunde hält CDU-Vorsitzender Günther Chwalek. Von 18 bis 19 Uhr ist er am Montag, 12. Oktober, in der Gallusstraße 63 anzutreffen. Bürgertelefon der FDP HATTERSHEIM. Das Bürgertelefon der FDP ist wieder besetzt. Am Mittwoch, 14. Oktober, stellt sich der Stadtverordnete Wolfgang Deul unter der Rufnummer 0 61 90 / 67 52 von 18 bis 19 Uhr den Fragen der Anrufer. Nähen fürs Baby FLÖRSHEIM. Um Schnittmuster für Kinderkleider geht es in einem Kursus der Stadt Flörsheim. An sechs Abenden lehrt Beate Pfaffe das Nähen von Babysachen. Auftakt ist am Montag, 19. Oktober, 19 Uhr, in der Stauffenberg-Schule. Anmeldung und Auskunft im Kulturamt, Tel. 0 61 45 / 5 03 31. Kursus im Teddy-Basteln KELKHEIM. Teddybären werden in einem Kursus der Elternschule Taunus gebastelt. Das Seminar umfaßt drei Abende und beginnt am Montag, 19. Oktober, um 19 Uhr in der Nähstube der Unterkirche von St. Dionysius in Münster. Anmeldungen und Auskunft unter der Rufnummer 0 61 95 / 46 97. Selbstverteidigung für Frauen HATTERSHEIM. Einen Selbstverteidigungskursus für Frauen bieten der Karate-Club Eddersheim und das Büro für Frauenfragen an. Das erste Training ist am Dienstag, 20. Oktober, um 20 Uhr. Anmeldungen und Auskunft im Frauenbüro, Tel. 0 61 90 / 80 81 37. Gespräch mit Kultusminister HOCHHEIM. Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel ist Gast bei der Hochheimer SPD. Am Donnerstag, 22. Oktober, 19.30 Uhr, beantwortet er im Hochheimer Hof Fragen zur Schulpolitik.

Alte Musik erklingt in der Martinskapelle

KELKHEIM. Freunde alter Musik kommen in den kommenden Wochen in der St. Martinskapelle in Kelkheim-Hornau auf ihre Kosten. Die Veranstaltungsreihe der Kulturgemeinde beginnt am Samstag, 17. Oktober, mit Italienischer Instrumentalmusik zwischen Fontana und Corelli, gespielt vom Berliner Esemble "Arcantar". "Dulcis et Tristis" - süß und traurig - geht es am Samstag, 24. Oktober zu: "La Gamba" aus Freiburg intonieren Barockkantaten und Consortmusik aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

"Ein musikalisches Opfer" zelebriert die Gruppe "Musika Antiqua" aus Köln am Sonntag, 1. November. Flötenmusik aus dem 14. bis 18. Jahrhundert bietet am Samstag, 7. November, das Amsterdamer Flötentrio "La Fontegara". Marienantiphon-Vertonungen aus Spätrenaissance und Frühbarock bilden am Sonntag, 13. Dezember, den Abschluß der "Tage alter Musik". Es spielt das Frankfurter Rennaissance Ensemble, Solisten des Heidelberger Isaak-Ensembles singen.

Alle Musikabende beginnen um 20 Uhr. Karten gibt es für 18 Mark in den Buchhandlungen Herr und Pabst. Schüler und Studenten zahlen 15 Mark. bhe

Kammler-Konkurs: Staatsanwalt ermittelt Vorwurf: Betrug und Untreue

ESCHBORN. Die Affäre um die Kammler GmbH weitet sich aus. Seit Anfang der Woche ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Firmenchef und seinen Prokuristen. Beiden wird Betrug, Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen. Nach Angaben von Hubert Harth, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt, geht es um eine Summe von 50 bis 100 Millionen Mark. Näheres lasse sich jedoch noch nicht sagen: "Die Ermittlungen schleppen sich erfahrungsgemäß über Monate hin."

Am Montag kamen Henning Kammler und sein Prokurist den Justizbehörden zuvor: Sie zeigten sich selbst an. Beide befinden sich derzeit auf freiem Fuß. Harth gestern: "Ein Haftbefehl ist weder beantragt noch erlassen worden." Unterdessen stellten zwei Banken Strafanzeigen gegen Kammler.

Stammgast im Haus der Eschborner Autohandelsgesellschaft (VW und Audi) ist seit einigen Tagen Dr. Wilhelm Schaaf. Der Frankfurter Notar und Rechtsanwalt ist vom Amtsgericht Frankfurt am Freitag zum Konkursverwalter bestellt worden (wir berichteten). Vor zehn Jahren war Schaaf bereits für die marode AEG erfolgreich tätig.

Nach Aussagen des Konkursverwalters belaufen sich die Verbindlichkeiten der Kammler-Gruppe auf etwa 300 Millionen Mark. Um die Forderungen der Geldinstitute zu decken, erwägt Schaaf, die insgesamt sieben Autohäuser und weitere zwei Tochterfirmen zu verkaufen. Interessenten dafür gebe es bereits. Die insgesamt 800 Arbeitsplätze könnten so erhalten werden.

Jeder der neun Betriebe ist eine Tochtergesellschaft der Henning Kammler GmbH; die Anteile hält der Firmenchef. Laut Amtsgericht beträgt das Stammkapital der Holding 12,5 Millionen Mark. Diese Summe setzt sich wiederum aus Anteilen an den Tochtergesellschaften zusammen. Und diese haften laut Schaaf im Verbund. Ziel sei es nun, die verschlungene Rechtskonstruktion zu entflechten. kkü (Siehe auch Hessen-Seite)

Wie aus einer fixen Idee die Fetzzelt-Party wurde Benefizveranstaltung von "1-Horn" für Somalia Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer MÖRFELDEN-WALLDORF. "Es muß einfach klappen", preßt Robert Poth aus sich heraus und sagt noch einmal, "es muß. Wenn wir damit reinfallen, steckt jeder von uns voll in den Miesen." Was dem 23jährigen derzeit den Schlaf raubt, begann als "fixe Idee", wuchs zur Mammutveranstaltung und soll an diesem Wochenende ein 2000-Mann-Zelt füllen. Der Erlös wird hungernden Kindern in Somalia und dem ehemaligen Jugoslawien zugute kommen. Das Besondere dabei: Die Veranstalter der "Fetzzelt-Party", die fünf Aktiven der Gruppe "1-Horn", sind alles andere als Profis in diesem Metier. Gestern abend startete die Party mit einem Rockkonzert dreier Gruppen aus der Region. Heute spielt von 11 Uhr an "Easy Daisy" zum Frühschoppen, bevor um 14 Uhr ein Kinderprogramm mit einem Zauberer beginnt. Richtig rundgehen soll es auf dem Freigelände der Bertha-von-Suttner-Schule dann um 20.15 Uhr, wenn zwei Moderatoren des Hessischen Rundfunks inmitten von Nebelwerfern und Lichterschau ihre "hr-Club-Disco" eröffnen.

Angefangen, erzählt Robert Poth, hatte alles erst Mitte August. Damals unterhielt er sich mit seinem Freund Joachim "Joe" Darga darüber, "daß man eigentlich etwas für hungernde Kinder tun müßte, weil das die Schwächsten der Schwachen sind". Zunächst sollte es nur ein Frühschoppen sein - "mit 20 Leuten, die für einen guten Zweck spenden".

Schnell wurde dem Altenpflegehelfer Poth und dem gelernten Industrie-Designer Darga klar, "daß sich nur ein großes Ding wirklich rechnet". Freunde hörten von der Idee, waren begeistert und machten mit: Poths Arbeitskollegin Anke Zwilling, die Speditionskauffrau Andrea Gewinner und Fernmelde-Elektroniker Stefan Bartsch, alle zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die Geburtsstunde der "Einhörner". Den Namen schlug Robert Poth vor: "Ich liebe diese Fabelwesen, weil sie für positive Dinge stehen." Deshalb habe er sich schon vor Jahren ein Einhorn auf den Arm tätowieren lassen.

Ein geeigneter Platz für das Festzelt war schnell gefunden; der Rektor der Suttner-Gesamtschule stimmte sofort zu. Als weitaus größeres Problem entpuppte sich die Finanzierung. Weil "1-Horn" noch kein Verein ist, mußte jeder der fünf seine eigenen Ersparnisse beisteuern, um das 50 000-Mark-Projekt zu ermöglichen. Auch "Außenstehende" halfen: Der Walldorfer Pfarrer Michael Schwenn war bereit, für die Summe von 7000 Mark zu bürgen.

Plötzlich standen die "Einhörner" vor einem Wust an Aufgaben, die in kurzer Zeit zu erledigen waren: Die Musikgruppen mußten ausgewählt und engagiert, der Getränkeverkauf organisiert und das Festzelt gemietet werden, ebenso Toilettenwagen und Geschirrmobil. Außerdem galt es, 5000 Flugblätter und 1500 Plakate drucken zu lassen und zu verteilen. "Jeder von uns hat schon daran gezweifelt, ob wir all dem gewachsen sind", sagt Stefan Bartsch: "Aber irgendwann ist daraus ein Selbstläufer geworden, der nicht mehr zu bremsen war."

Damit der Traum der jungen Gruppe wahr wird - "wir wollen am Ende zwischen 50 000 und 100 000 Mark spenden" -, muß das Festzelt, so hat Robert Poth ausgerechnet, an beiden Tagen bis auf den letzten Platz gefüllt sein. In jedem Fall sollen für das erwirtschaftete Geld Lebensmittel gekauft werden. Um somalische Kinder damit versorgen zu können, wollen die "Einhörner" die US-Armee auf der Rhein-Main Air-Base bitten, die Fracht nach Afrika zu fliegen. Die Hilfsgüter fürs ehemalige Jugoslawien sollen mit einem Konvoi des Roten Kreuzes dorthin gebracht werden.

Ob mit dem Flugzeug nach Afrika oder mit dem Lastwagen auf den Balkan - die "Einhörner" möchten sich vom Erfolg ihrer Mühen selbst überzeugen. "Einer von uns sollte schon mitfliegen oder mitfahren", sagt Stefan Bartsch und verdreht die Augen, "damit die Nahrungsmittel auf keinen Fall in falsche Hände geraten."

Bleibt das finanzielle Desaster aus, soll die erste "Fetzzelt-Party" nicht die letzte sein. "Wenn wir erst einmal einen guten Ruf haben, springen vielleicht einzelne Firmen als Sponsoren ein", hofft Robert Poth. Dann wird "1-Horn" keine Eintagsfliege gewesen sein.

Neue Babysitterinnen in der Kartei der Awo

DREIEICH. In der Vermittlungskartei der Arbeiterwohlfahrt für Babysitterinnen stehen 19 neue Namen. Die jungen Frauen im Alter zwischen 14 bis 17 Jahren haben unter der Leitung der Kinderkrankenschwester Waltraud Berg-Heil einen Kurs absolviert und den Babysitterführerschein gemacht. Nun sind sie fit, Säuglinge zu pflegen, Erste Hilfe zu leisten und Kinder zu beschäftigen. Die Vermittlung der Helferinnen ist unter Telefon 6 88 07 möglich. dac

Karibischer Lyriker Walcott erhält Literatur-Nobelpreis

STOCKHOLM, 8. Oktober (dpa). Den diesjährigen Literatur-Nobelpreis erhält der von der Karibik-Insel St. Lucia stammende, seit langem in London lebende Lyriker Derek Walcott, 62. Er schreibt in Kreolisch und Englisch und ist auch Autor von Theaterstücken, Fernsehspielen sowie eines Musicals.

(Bericht im Feuilleton, Seite 8)

Heute Vortrag und Konzert im Rosenmuseum

BAD NAUHEIM. Ein Referat und ein Konzert bietet am heutigen Freitag das Steinfurther Rosenmuseum.

Zunächst wird ab 18 Uhr die Berliner Professorin Margarete Zimmermann über die Kritik von Christine des Pizans am Frauenbild des Rosenromans referieren, der das bedeutendste Werk der französischen Dichtung des 13. Jahrhunderts ist.

Im Anschluß wird ab 20 Uhr die englische Sängerin Alison Gould Musik und Lyrik der südfranzösischen Trobairitz und Troubadours vorstellen. Zu der Veranstaltung lädt das Rosenmuseum ein. Der Eintritt beträgt 10 Mark. str

"Füchse impfen" angesagt Vom 14. bis 25. Oktober / Tollwut geht es an den Kragen

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Tollwut geht es an den Kragen: Das Staatliche Veterinäramt will in der Zeit vom 14. bis zum 25. Oktober in weiten Teilen des Kreisgebiets wieder "Füchse impfen". Dabei werden aus Fischmehl und Tierfett bestehende "Fraßköder" ausgelegt, in denen die Impfstoffkapseln enthalten sind.

Im Main-Kinzig-Kreis laufen bereits seit 1988 systematisch Impfaktionen mit einem überaus erfolgreichen Ergebnis. Nach jahrelangem starken Tollwutbefall sei seit dem Januar 1991 keine Erkrankung mehr bekannt geworden, berichtete jetzt das Veterinäramt.

Der Impfstoff ist für Haus- und Wildtiere unschädlich. Die Bevölkerung wird dennoch gebeten, während des Impfzeitraums Hunde nur angeleint auszuführen, um den Impferfolg nicht zu gefährden.

Der Impfstoff wird zwar für den Menschen als "ungefährlich" eingestuft. Dennoch sollte man darauf achten, daß das frische Impfvirus nicht auf Schleimhäute gelangt.

Sollte trotzdem jemand mit dem Köder in Kontakt kommen, ist reichliches Händewaschen geboten. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, einen Arzt zu konsultieren.

Während der Kampagne werden die Köder gleichmäßig im Feld und im Wald ausgelegt - und zwar in einer Zahl von 15 Stück pro Quadratkilometer.

Die einzelnen Gebiete werden mit Hinweisschildern "Achtung, Tollwutimpfgebiet" kenntlich gemacht. Zur gleichen Zeit laufen die Impfaktionen auch in benachbarten Kreisen und Bundesländern.

Für ausführlichere Auskünfte hält sich das Staatliche Veterinäramt unter der Telefonnummer 0 60 51 / 7 20 57 bereit. hok

Die Lengericher können aufatmen Greenpeace warnt aber noch / Bundesgesundheitsamt kritisiert Behörden Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

LENGERICH, 8. Oktober. Im Lengericher Stadtteil Wulfskuhle hat am Donnerstag eine große Reinemachaktion begonnen, nachdem Politiker und Toxikologen am Mittwoch abend auf einer Bürgerversammlung in einer Turnhalle den Dioxin-Alarm abgeblasen hatten. Die Untersuchung des Rußfilms, der sich am Sonntag nach dem Brand in einem kunststoffverarbeitenden Unternehmen in der Nähe der Wulfskuhle über rund 500 Häuser gelegt hatte und in zahlreiche Wohnungen eingedrungen war, enthielt nach diesen Untersuchungen eine geringere Konzentration des gefährlichen Giftes als erste Luftmessungen hatten befürchten lassen. Die Dioxinkonzentration sei "gesundheitlich unbedenklich", faßte der Düsseldorfer Umweltminister Klaus Matthiesen die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen. Es bestehe für die Bewohner der Häuser keine Gefahr und habe für sie auch nie bestanden. Rund die Hälfte der von der Qualmwolke besonders stark eingedeckten 360 Häuser ist allerdings so stark verschmutzt, daß sie nach Ansicht der örtlichen Stadtverwaltung nicht von den Bewohnern selbst, sondern von Spezialisten gereinigt werden sollten.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wertete dagegen die Entwarnung als "unverantwortlich". Greenpeace-Sprecher Manfred Krautter kündigte an, daß seine Organisation nun eigene Untersuchungen machen lassen werde. Der Landtag in Düsseldorf wird sich in der nächsten Woche mit dem Verhalten der Behörden nach dem Brand beschäftigen. Schon am Donnerstag übte das Bundesgesundheitsamt (BGA) in Berlin scharfe Kritik an dem Krisenstab in Lengerich. Die Ratschläge und Entscheidungen der örtlichen Behörden, die erst Alarm geschlagen, dann Entwarnung gegeben hatten, um die Entwarnung dann zurückzuziehen und erneut Alarm zu melden, bis am Mittwoch den Bewohnern endlich erlaubt wurde, ohne Angst in ihre Häuser zurückzukehren, nannte Wolfgang Rotard vom BGA "konfus und widersprüchlich". Den Behörden in Lengerich sei offensichtlich nicht die Empfehlung des BGA bekannt gewesen, den Rußfilm bei Bränden wie dem in Lengerich einfach mit Wasser und Spülmitteln zu entfernen, um die Gefahr einer Vergiftung zu minimieren. Toxikologen hatten schon am Dienstag auf die weitgehend unbekannte Tatsache verwiesen, daß bei vielen "ganz gewöhnlichen Wohnungsbränden" Dioxin in einer Größenordnung freigesetzt wird, die die in der Lengericher Luft gemessenen fünf Nanogramm (Milliardstel Gramm) pro Kubikmeter Luft um den fünffachen Wert übersteigt.

Der Geschäftsführer des abgebrannten Unternehmens, Peter Gribbe, beschuldigte am Mittwoch in der Fernsehsendung "Tagesthemen" pauschal "die Medien", den Brand "unheimlich hochgespielt" zu haben. Meldungen, nach denen er vor den Behörden geflohen sei, bezeichnete Gribbe als "Quatsch" und "rein erfunden".

Die für die Überwachung und Genehmigung von Gribbes Betrieb zuständige Steinfurter Kreisverwaltung räumte am Donnerstag ein, daß es für den Betrieb keine Betriebsgenehmigung gegeben habe. Sie sei aber schon vor längerer Zeit ordnungsgemäß beantragt worden und wäre, "da alle Auflagen erfüllt wurden", auch erteilt worden, wenn nicht noch der in Frage kommende Bebauungsplan hätte geändert werden müssen, hieß es in der Kreisverwaltung.

Die schleppende Informationspolitik der Behörden vor Ort und das nach Ansicht der Bewohner verspätete Auftauchen des Umweltministers vor Ort löste bei den Opfern des stinkenden Brandes noch am Mittwoch abend Wut und Empörung aus. Eine Bürgerin erhielt demonstrativen Beifall in der Turnhalle, als sie laut fragte, warum sich die Politiker vor der Bürgerversammlung stundenlang hinter verschlossenen Türen "verpissen" und sich nicht heraustrauten. Das sei ein "unwürdiges" Verhalten, kritisierte sie. In der Bürgerversammlung kündigte Matthiesen an, daß die Experten noch weitere Untersuchungen des Bodens, des Wassers sowie von Obst und Gemüse auch in der weiteren Umgebung des Brandherdes anstellen würden, "um auf der sicheren Seite zu bleiben". Bis die Ergebnisse dieser Untersuchungen vorliegen, sollen die Bewohner des besonders betroffenen Stadtteils kein Obst und Gemüse aus den eigenen Gärten essen und kein Wasser aus den eigenen Brunnen trinken, riet der Minister.

Völlig ungeklärt ist noch, wer die Kosten der zum Teil sehr aufwendigen Reinigungsarbeiten in der Wulfskuhle bezahlt. Die abgebrannte Firma ist gegen solche Schäden nicht versichert. Noch besteht allerdings auch kein gesetzlicher Zwang zu einer solchen Versicherung.

(Kommentar auf Seite 3)

Die nächtliche Trunkenheitsfahrt endete auf dem Friedhof 6300 Mark Geldstrafe für den Fahrer, der den Zaun durchbrach / Dazu noch eine Straftat vorgetäuscht

Der Auftakt eines Wochenendes endete für einen 31 Jahre alten Mann auf dem Friedhof. Nach vier Liter Bier, einem halben Liter Wein und einigen Schnäpsen im Eschersheimer Musiklokal Batschkapp war der Angeklagte mit 2,6 Promille auf dem Nachhauseweg mit seinem Wagen durch den Zaun des Westhausener Friedhofs gefahren und auf einen Baum geprallt. Der Firmenkombi des nun angeklagten Bauleiters hatte einen Totalschaden, er selbst blieb unverletzt.

Dieser zunächst vergnügliche Freitagabend am 8. Februar dieses Jahres wurde für den Angeklagten schließlich "eine teure Nacht". Nicht nur, daß ihm seine Firma für die Zeit des Führerscheinentzugs das Gehalt um 700 Mark runtersetzte und er 1800 Mark für die Reparatur des Friedhofszaunes hinlegen mußte, die Versicherung verlangt nun auch noch 12 000 Mark für den demolierten Firmenwagen von ihm.

Für Schöffenrichterin Claudia Zeller war dies alles jedoch noch lange kein Grund zur Milde. Im Gegenteil: Mit einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 70 Mark lag das Gericht um fast das Doppelte über dem Antrag der Staatsanwaltschaft von 55 Tagessätzen. Wegen fahrlässiger Straßenverkehrsgefährdung mit vorsätzlicher Trunkenheit, Unfallflucht sowie Vortäuschen einer Straftat muß der Angeklagte nun zusätzlich noch eine Geldstrafe von 6300 Mark zahlen, sein Führerschein bleibt noch für weitere zehn Monate eingezogen.

Schöffenrichterin Claudia Zeller sparte bei der Urteilsverkündung nicht mit moralischen Belehrungen: "Sie können von Glück sagen, daß Sie alles, was Sie angerichtet haben, mit Geld wieder gutmachen können, wir hätten auch x Tote haben können."

Der Angeklagte war nämlich nach der Beobachtung zweier Zeugen auf der Miquelallee in Schlangenlinien von einer Fahrspur auf die andere gewechselt und hatte andere immer wieder zum Bremsen gezwungen. Die beiden Wachmänner auf Streife informierten daraufhin über Funk die Polizei und folgten ihm. Als er an der Abfahrt Rödelheim an einer roten Ampel hielt, stieg einer der Wachmänner aus und ging zu dem Angeklagten. Auf seine Frage, "wollen Sie noch lange so weiterfahren?", erhielt er jedoch keinerlei Antwort. Statt dessen fuhr der Angeklagte einfach weiter.

Im dichten Nebel hätten sie ihn dann aus den Augen verloren, bis er "aus dem Nichts plötzlich wieder vor uns stand". Er sei aber wieder vor ihnen davongefahren und dann in einer Linkskurve geradeaus durch den Zaun auf den Baum geknallt.

Der Angeklagte selbst konnte sich nur schwach erinnern. Nach dem Knall sei er ausgestiegen und umhergeirrt, ohne zu wissen, wo er sich befand, bis ihn die Polizei schließlich einen Kilometer weiter aufgegriffen habe.

Strafverschärfend legte das Gericht ihm allerdings aus, daß er bei der Polizei dann erzählte, überhaupt nicht selbst gefahren zu sein, vielmehr sei ihm sein Wagen gestohlen worden. Diese Schnaps-Aussage, die ihm bei der Polizei von vorneherein nicht geglaubt wurde, wertete das Gericht immerhin als Vortäuschen einer Straftat. sol

Mofafahrer schwer verletzt

KARBEN. Aus bisher ungeklärter Ursache ist am Donnerstag ein Mofafahrer aus Niddatal, der gegen 5.30 Uhr auf der B 521 in Richtung Frankfurt unterwegs war, von einem in gleicher Richtung fahrenden Nidderauer Auto angefahren worden. Der Mann wurde schwer verletzt.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 8. Oktober (FR). In der Südhälfte Deutschlands nach Auflösung von Nebelfeldern heiter bis wolkig, im Norden meist starke Bewölkung und leichter Regen, sagt das Wetteramt vorher. Höchsttemperaturen zwischen 11 und 18, Tiefstwerte zwischen 4 und 8 Grad. Weitere Aussichten: freundlich, im Süden regnerisch.(Siehe auch Lokalteil)

Zur Person:

WILLIBALD BÖCK, ehemaliger Erfurter Innenminister, bleibt als Parteichef der CDU Thüringen einstweilen im Amt. Der CDU- Landesverband rechnet inzwischen nicht mehr damit, daß die satzungsmäßig vorgeschriebene Zahl von zwölf CDU-Kreisverbänden zusammenkommt, um einen CDU- Sonderparteitag mit Neuwahlen durchzusetzen. Nachdem Anfang September ein Kreisverband die Initiative dafür ergriffen hatte, haben sich inzwischen erst vier Kreisverbände - mit teilweise unterschiedlicher Stoßrichtung - angeschlossen. 15 der insgesamt 34 CDU-Kreise lehnten einen Sonderparteitag laut Landesgeschäftsstelle jedoch definitiv ab; 14 befaßten sich gar nicht mit dem Thema. Böck ist im Juni mit knapper Mehrheit für weitere zwei Jahre als CDU-Landesvorsitzender gewählt worden; der nächste ordentliche Parteitag steht (ohne Vorstandswahlen) erst im Juni 1993 an. (me)

Haftentschädigung attackiert Abgeordnete wollen Geld für unrechtmäßige Strafe halbieren

ff BONN, 8. Oktober. Am heutigen Freitag wird sich der Bundestag mit einem Gesetzentwurf befassen, der vorsieht, die Entschädigung für unschuldig in westdeutschen Strafanstalten Inhaftierte zu halbieren. Nach dem von 38 Abgeordneten der FDP, CDU und CSU eingebrachten Entwurf sollen die Betroffenen nur noch 300 statt bisher 600 Mark für jeden Monat erhalten, den sie zu Unrecht im Gefängnis verbracht haben.

Zweck der Initiative ist es, die Entschädigung von Westdeutschen der von Ostdeutschen anzupassen. Nach dem jüngst verabschiedeten "Ersten Unrechtbereinigungsgesetz" bekommt eine große Gruppe von ehemaligen Gefangenen des SED- Regimes nur 300 Mark für jeden zu Unrecht eingesessenen Monat.

Die SPD und das Bündnis 90/Die Grünen wandten sich gegen die Absicht der Politiker. Die Vereinigung der Strafverteidiger rügte das Vorhaben in einem Schreiben an den Bundestag als "Zynismus". Der jetzige Tagessatz sei schon gering und stehe kaum in einem Verhältnis zu dem erlittenen Unrecht. Die Strafverteidiger fordern, statt dessen die Entschädigung für Ostdeutsche zu erhöhen.

Allerdings hat nach Ansicht des CDU-Abgeordneten und Mitglied des Bundestagsinnenausschusses, Heribert Blens, der Entwurf keine allzu großen Chancen, eine Mehrheit zu finden. Es sei zwar bedauerlich, wegen der angespannten Haushaltslage aber unvermeidlich, daß Ostdeutsche derzeit weniger bekämen als ihre Leidensgenossen im Westen, sagte Blens der FR. Diese Ungleichheit rechtfertige jedoch nicht, die Entschädigung für Westdeutsche anzugleichen und zu halbieren.

Freie Aussprache

Kompostieranlage Osthafen Wie ich vom Amt für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung erfuhr, plant die Stadt Frankfurt den Bau einer Kompostieranlage am Osthafen, zur Verwertung organischer Abfälle - Grüne Tonne -, die voraussichtlich 1996 erstellt sein wird. Vorher muß jedoch der "Segen" des zuständigen Regierungspräsidenten eingeholt werden, wohl in der ersten Jahreshälfte 1993.

Wie mir der Abfallberater des Amtes mitteilte, wird die Anlage keine Biogasverwertung einschließen, alternative Energie bleibt somit ungenutzt. Herr Will, stellvertretender Leiter der genannten Behörde, möchte aber Messungen vornehmen lassen, damit bei hohem Methananfall gegebenenfalls eine Biogasanlage angeschlossen werden kann.

Der Mann scheint von Biochemie offensichtlich keine Ahnung zu haben, denn will man verrotten, wird Luft benötigt, während die Biogasgewinnung nur unter Luftabschluß erfolgen kann.

Der Abfallberater sieht das eigentliche Problem in der recht unterschiedlichen Zusammensetzung der organischen Abfälle.

Bedauerlich finde ich auch, daß eine zentrale Großanlage geplant ist, die sicherlich recht kostspielig sein wird. Interessanter wäre wohl der Bau mehrerer Kleinanlagen gewesen, also dezentrale Anlagen. Eine könnte dann in Oberrad ihren Standort haben, wo bekanntlich viel organischer Abfall anfällt (Gemüsegarten). Es fragt sich übrigens auch, ob überhaupt der gesamte Kompost seine Abnehmer finden wird, schließlich sind unsere Felder ohnehin überdüngt.

Horst Becker, Frankfurt

Zweitagesfahrt führt auch zum Aachener Dom

BAD VILBEL. Eine Zweitagesfahrt nach Aachen plant der Verein für Geschichte und Heimatpflege am Wochenende 24./25. Oktober. Geplant ist die Besichtigung des Domes, der Domschatzkammer und des historischen Rathauses. Außerdem ist eine Stadtrundfahrt vorgesehen. Übernachtet wird im Hotel. Auf der Rückfahrt wird die Benediktinerabtei Maria Laach besucht.

Die Teilnahme kostet 140 Mark pro Person im Doppelzimmer, der Einzelzimmerzuschlag 30 Mark, für Kinder müssen 120 Mark bezahlt werden. Karten gibt es im Kur- und Verkehrsbüro im Kurhaus. Abgefahren wird am Samstag, 24. Oktober, um 7 Uhr am Kurhaus. hm

Der Frühbus wird wieder eingesetzt

NIDDERAU. Der Bus für Nidderauer Arbeitnehmer(innen), die um 7 Uhr in Hanau in ihrem Betrieb sein müssen, fährt nun wieder.

In Verhandlungen mit dem Busunternehmen (der Verkehrsgesellschaft Untermain VU) hat die Stadt Nidderau erreicht, daß dieser Frühbus wieder eingesetzt wird.

Statt um 6 Uhr fährt er nun allerdings bereits um 5.50 Uhr in der Eichener Obergasse los. Den Freiheitsplatz in Hanau erreicht er um 6.35 Uhr.

Die VU, so eine städtische Pressemitteilung, wolle die Fahrpläne an den Haltestellen entsprechend ändern.

Bei der Verkehrsgesellschaft, das war von ihrer Hanauer Geschäftsstelle zu hören, hat man schnell erkannt, daß Bedarf an dieser Linie zwischen Montag und Freitag wirklich vorhanden ist. So hat man unverzüglich und relativ unbürokratisch reagiert.

Zu welchem Resultat die Kontakte zwischen Stadt und Verkehrsgesellschaft in einem zweiten Anliegen führen, ist hingegen nach Mitteilung der Stadt noch offen. Es handelt sich dabei um den sogenannten "Krankenhausbus", einer Verbindung, mit der die Nidderauer Bevölkerung an Sonn- und Feiertagen kranke Angehörige in Hanau besuchen können. Nach dem Fahrplanwechsel zu Monatsbeginn verkehrt dieser Bus nur noch ab Heldenbergen. Zuvor war er um 12.52 Uhr ab Eichen unterwegs.

Die Stadt versprach, sich weiter um Wiederherstellung des alten Zustandes zu bemühen. Von der VU war gestern keine abschließende Mitteilung zu erhalten. Doch wie man einer Äußerung aus der Hanauer VU-Geschäftsstelle entnehmen kann, sind die Aussichten nicht ganz düster. Ul

Wieder geöffnet

STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Offenbacher Müllverbrennungsanlage an der Dietzenbacher Straße öffnet nach zweiwöchigen Revisionsarbeiten am Samstag, 10. Oktober, wieder ihre Tore. Annahme von Müll: 6.30 bis 12.30 Uhr. hf

Geschlagen und beraubt

OFFENBACH. Vier "skinhead-ähnliche Typen" haben nach Angaben der Polizei in der Nacht zum Donnerstag einen jungen Mann aus Dreieich beraubt, der in der Innenstadt auf dem Weg von einem Lokal zum Auto war. Die jungen Männer schlugen ihn nieder und raubten die Geldbörse mit 2000 Mark Inhalt. hf

Weinfest beim KSV

KARBEN. Ein Weinfest veranstaltet der KSV Klein-Karben am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr im Vereinshaus am Reutzelsportfeld.

Jugendliche schießen im Sulzbach-Park

SOSSENHEIM. Im Sulzbach-Park veranstalten junge Leute seit einiger Zeit Schießübungen. Wie die Polizei mitteilte, wird vor allem an Wochenenden in den Abendstunden "trainiert". Mehrere Anwohner haben das laut Polizei dem Revier gemeldet. Die Gruppe soll mit Autos anfahren. Einmal sei bereits eine Katze getroffen worden. Der Tierarzt mußte ihr die Kugel herausoperieren.

Wer Hinweise auf die Täter geben kann, soll sich unter den Rufnummer 069 / 30 01 81 bei der Polizei melden. tos

Bonn sieht Post-Chefs als Dienstherren für Beamte Kniffliges Personalrecht bei möglicher Privatisierung / Entscheidung über Reform im November

doe FRANKFURT A. M. Die Überleitung der derzeit rund 330 000 Beamten bei der Post in privatisierte Unternehmen soll nach dem Willen der Bundesregierung durch eine Ergänzung der Verfassung geregelt werden. Ein am Ende des Grundgesetzes eingefügter Artikel könnte die Dienstherrenfähigkeit des Bundes vorübergehend auf die Vorstände der Aktiengesellschaften übertragen, erklärte der Vertreter des Bonner Innenministeriums, Ministerialdirektor Alfred Breier, bei der gestrigen letzten Anhörung der Bundestagskommission zur zweiten Postreform. Experten der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) äußerten "größte Bedenken" gegen ein solches Vorgehen. Sie hoben abermals die Vorzüge ihres Modells einer Anstalt öffentlichen Rechts gegenüber der von Postminister Christian Schwarz-Schilling (CDU) angestrebten Privatisierung hervor.

Nachdem vor einem Monat bereits die finanziellen Aspekte (insbesondere die Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung) einer Änderung des Post-Status beleuchtet worden waren (siehe FR vom 11. September), diskutierten die Abgeordneten von Union, SPD und FDP gestern mit Wissenschaftlern, Ministerialen und Gewerkschaftlern die personalrechtlichen Konsequenzen. Nach Darstellung der DPG wird es unabhängig von der künftigen Rechtsform bei den Postunternehmen noch bis zum Jahr 2024 Beamte geben. Auch die Aktiengesellschaften hätten dementsprechend in zehn Jahren noch 180 000 und in 15 Jahren 104 000 Staatsdiener auf ihren Gehaltslisten.

Das jahrzehntelange Nebeneinander von Tarifkräften und Beamten mit unterschiedlichem gesetzlichen Status sieht auch SPD-Experte Arne Börnsen als eines der Hauptprobleme der Reform. Allerdings seien die Lösungsansätze sowohl in dem ministeriellen Privatisierungs- als auch in dem gewerkschaftlichen Anstalts-Modell "unbefriedigend". Die Ausführungen von Ministerialdirektor Breier, so Börnsen, hätten aber zumindest "wesentliche Bedenken" hinsichtlich der Dienstherrenfunktion "ausgeräumt".

Die Entscheidung, ob die Post-Ableger nun in öffentliche Anstalten oder in Aktiengesellschaften umgewandelt werden sollen, hängt - darin sind sich Börnsen und sein Fraktionskollege Peter Paterna einig - nach Klärung der Sachfragen nun von der Definition der Unternehmenszielsetzung ab. "Für den Wettbewerb", so Paterna, "ist die Aktiengesellschaft prinzipiell adäquater", der Infrastrukturauftrag sei dagegen in einer Anstalt besser zu sichern.

Beide Modelle lassen sich aber nur nach einer Änderung des Grundgesetzartikels 87 verwirklichen, wozu eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erforderlich ist. Ob diese zustandekommt oder das ganze Projekt "Postreform II" platzt, wird sich vor Jahresende herausstellen.

Noch im Oktober möchte der interfraktionelle Ausschuß bei drei weiteren Sitzungen zur "Entscheidungsfindung" kommen. Für die SPD, die von der Postgewerkschaft unter Schmerzen auf das Anstalts-Modell eingeschworen wurde (insbesondere Börnsen hatte vorher eine Teilprivatisierung favorisiert), dürfte auch eine neuerliche Zusammenkunft mit der DPG-Spitze am 26. Oktober von Bedeutung sein. Voraussichtlich in der zweiten Novemberhälfte werden die Abgeordneten ihren Fraktionen dann berichten. Zeichnet sich schließlich bei einem erneuten Treffen der Bundestags- Kommission am 27. November ein gangbarer Kompromiß ab, soll im Dezember mit der Detailarbeit für die Postreform II begonnen werden.

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. Im Wald riecht's nach Fischmehl: Die Füchse im Usinger Land werden zur Zeit gegen Tollwut geimpft. Seite III OBERURSEL. Spektakuläre archäologische Funde unter der Brandmauer von 1645. Seite IV SPORT. Basketball-Zweitligist MTV Kronberg hofft auf den baldigen Einsatz von Heidi Globig.

Rust muß heute Haft antreten

HAMBURG, 8. Oktober (Reuter). Der "Kreml"-Flieger Mathias Rust muß seine Haft bis spätestens am heutigen Freitag, 13 Uhr, antreten. Nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft vom Donnerstag hat das Oberlandesgericht Rusts Bitte um Haftaufschub abgelehnt. Rust- Anwalt Udo Jacob sei von der Entscheidung des Gerichtes unterrichtet worden. Findet sich Rust innerhalb der ihm bleibenden Frist nicht vor der Strafvollzugsanstalt Neumünster ein, werde ein Vollstreckungshaftbefehl erlassen und Rust in Haft genommen. Die Staatsanwaltschaft gehe aber davon aus, daß Rust nunmehr seine Haft antreten werde.

Der 24jährige hatte am 23. Novemer 1989 in einem Hamburger DRK-Krankenhaus eine Schwesternschülerin mit einem Messer lebensgefährlich verletzt, weil sie ihn nicht küssen wollte. Daraufhin wurde Rust zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Bekannt geworden war der junge Mann durch eine Landung mit seiner Cessna auf dem Roten Platz in Moskau.

Das Wetter

Wetterlage Die Kaltfront des Tiefs über Nordwestrußland überquert Deutschland südwärts und verstärkt sich bei Annäherung an die Alpen. Ihr folgt ein Schwall Kaltluft polaren Ursprungs. Vorhersage bis Samstag früh In der Südhälfte nach zum Teil nur zögernder Auflösung von Nebelfeldern heiter bis wolkig und trocken. Höchsttemperaturen 14 bis 18 Grad. In der Nordhälfte vorherrschend stark bewölkt und zeitweise leichter Regen, vor allem am Nordrand der Mittelgebirge. Gegen Abends im Küstenbereich Bewölkungsrückgang. Höchstwerte 11 bis 13 Gad. Nachts im Süden aufkommender Regen, sonst teils wolkig, teils klar. Tiefsttemperaturen im Norden um 4, sonst um 8 Grad. Schwacher bis mäßiger, im Norden zeitweise auffrischender Wind von West auf Nord drehend. Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Samstag: Im Norden Bewölkungsrückgang und trocken. Etwa südlich des Mains vielfach stark bewölkt und zeitweise Regen, südlich der Donau auch länger andauernde Niederschläge. Tageshöchsttemperaturen 9 bis 13 Grad. Nachts im Osten Gefahr von Bodenfrost. Sonntag: Im Nordosten Durchzug starker Bewölkung und etwas Regen, sonst nach Auflösung von Nebelfeldern vielfach sonnig. Kühl. Nachts örtlich geringer Frost.

Montag und Dienstag: Teils nebligtrüb, teils aufgeheitert und niederschlagsfrei. Wenig Temperaturänderung. Stellenweise leichter Nachtfrost.

Mittwoch und Donnerstag: Am Mittwoch im Süden noch wenig Änderung, im Laufe des Donnerstags - wie schon im Norden - unbeständig, dabei vor allem nach Osten hin zeitweise Regen. Temperaturrückgang. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

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Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten,melden wir dies an gesonderter Stelle.)Sonnenaufgang 6.38 Uhr Sonnenuntergang 17.47 Uhr Mondaufgang 16.29 Uhr Monduntergang 4.13 Uhr

Frauen argumentieren

OFFENBACH. "Argumentieren und streiten" ist Thema eines Rhetorik-Wochenendes, zu dem die Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstraße 32-34, für den 23. und 24. Oktober einlädt. Anmeldungen nimmt die Beratungsstelle bis zum 14. Oktober über die Telefonnummer 0 69 / 81 65 57 entgegen. hf

DGB plädiert für Asylrecht

ff BONN, 8. Oktober. Der Bundesausschuß des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat sich dafür ausgesprochen, das Asylrecht in Artikel 16 Grundgesetz uneingeschränkt beizubehalten. Das höchste beschlußfassende Organ zwischen den DGB-Kongressen verlangte bei seiner jüngsten Sitzung in Düsseldorf außerdem gesetzliche Regelungen für Menschen, die nicht vor Verfolgung hierher fliehen, sondern als Einwanderer nach Deutschland kommen.

Die Gewerkschafter betonten, daß auch die vollständige Abschaffung des Asylrechts den Zugang von Flüchtlingen nicht stoppen könnte. Sie appellierten "an alle Demokraten", sich der Gewalt gegen Ausländer entgegenzustellen. Werde diese Gewalt nicht gestoppt, suche sie sich immer neue Opfer, "morgen könnten es jüdische sein, übermorgen vielleicht die Gewerkschaften". "Fremdenfeindlichkeit schadet nicht nur den Fremden, sondern uns allen", erklärt der DGB-Bundesausschuß.Leichtathletik-SchülervergleichMain-Kinzig dominierte

Erfolgreich kehrten Schüler und Schülerinnen des Main-Kinzig-Kreises von ihrer Teilnahme am Leichtathletik-Wettkampf aus Tambach-Dietharz (Thüringen ) zurück. Sowohl Mädchen als auch Jungen gewannen jeweils vor den Schülern aus den Kreisen Limburg-Weilburg und Gotha. Die Schüler des Main-Kinzig- Kreises kamen aus sieben Vereinen, die meisten vom TV Gelnhausen. map

Liberale Wende in Lateinamerika - Mauer zwischen Arm und Reich wächst Experten plädieren für sozialeren Weg zum Weltmarkt / Umverteilung als Mittel zur Wachstumsförderung / Frontstellung der Theorien löst sich auf

Für Arturo Roig ist der 12. Oktober 1992 ein Tag der Erinnerung - nicht an eine glorreiche Entdeckung, erzählt er, sondern an "den Beginn der Invasion" vor 500 Jahren. Zusammen mit anderen Lateinamerikanern wird der Philosophieprofessor aus Argentinien an diesem Tag im Hafen der spanischen Stadt Cadiz eine "Gedenk-Mauer" im Baustil der Inkas enthüllen. Sie solle nicht nur für die Vergangenheit stehen, erläutert er, sondern auch die Gegenwart des Halbkontinents und die immer tiefere Kluft zwischen den kleinen, superreichen Eliten und dem wachsenden Heer der Armen symbolisieren - ähnlich jener drei Meter hohen Mauer zwischen dem noblen Poloclub von Buenos Aires "Los Indios" und dem angrenzenden Elendsviertel "Villa Mitre".

Vor 500 Jahren kam die "Heilslehre", unter deren Zeichen Lateinamerika erobert und verwüstet wurde, aus Rom und dem Vatikan, zieht Roig den historischen Vergleich, heute komme sie dagegen aus Washington (Sitz des IWF) und Chicago (Hort neoklassischer Theorien). Unter seinem Präsidenten Carlos Menem habe sich Argentinien zum neuen Musterland des "capitalismo salvaje", des wilden Frühkapitalismus, entwickelt. Während bereits neun Millionen Menschen dort unterhalb der Armutsgrenze lebten und ein neues Arbeitsgesetz die Gewerkschaften dem Diktat des Weltmarktes unterwerfe, erreiche die Korruption innerhalb der Regierung nie gekannte Ausmaße.

Argentinien gilt seit kurzem in internationalen Finanzkreisen als "Musterknabe" einer rigorosen Sanierungspolitik, allen sozialen Wahlversprechen und populistischen Traditionen der herrschenden Peronisten zum Trotz. So ist die Inflation, die 1989 das Rekordniveau von fast 5000 Prozent erreichte, halbwegs im Griff, die Zölle wurden gesenkt, und die Privatisierung der Staatsunternehmen, an der allerdings einige Regierungsmitglieder kräftig mitverdienen, kommt voran. Gesteuert werde der wirtschaftspolitische Kurs der totalen Weltmarkt-Integration in enger Abstimmung mit dem IWF sowie dem größten Konzern des Landes, Bunge & Born, berichtet Roig: "Derweil breiten sich aber die Slums um die größeren Städte wie ein Flächenbrand aus."

Der "naive Neoliberalismus" der "Chicago-Boys" um den Wirtschaftsprofessor Milton Friedman konnte sich nach Ansicht von Dirk Messner in Lateinamerika vor allem deshalb durchsetzen, "weil es zu ihm keine ernsthaft vorgetragene Alternative gab". Der Experte des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) in Berlin sieht darin Parallelen zur gegenwärtigen Situation in Osteuropa. In beiden Regionen sei der frühere Entwicklungsweg "binnenmarktorientierter Industrialisierung" gescheitert. Hinter hohen Schutzzöllen habe man die Modernisierung verschlafen, meint Messner. "Subventionsmentalität" bei den Unternehmern, Korruption und Kungelei sowie ein permanentes Haushaltsdefizit des Staates seien die Kennzeichen dieses Weges gewesen. Durch die "Schockprogramme" der Grenzöffnungen seien denn auch zunächst reihenweise nicht wettbewerbsfähige Betriebe zusammengebrochen, was "hohe soziale Kosten" zur Folge hatte.

Das erste Land in Lateinamerika, das unter Diktator Augusto Pinochet einen solchen radikalen Kurswechsel in Richtung Weltwirtschaft vollzog, war Chile. Die Reallöhne sanken als Folge zwischen 1973 und 1990 um ein Drittel, die Sozialleistungen wurden zusammengestrichen, die Arbeitslosigkeit stieg dramatisch. Nach dem "schmerzhaften, neoliberalen Kahlschlag" bietet sich nach Ansicht Messners nun für die seit gut zwei Jahren amtierende demokratische Regierung die Chance einer sozialeren und differenzierteren Form der "aktiven Weltmarktintegration". Notwendig - und unter der christdemokratisch-sozialistischen Koalition Chiles zumindest in Ansätzen erkennbar - sei "eine massive Bekämpfung der Armut", etwa durch höhere Bildungsanstrengungen vor allem auf dem Land, staatlichen Wohnungsbau, eine Agrarreform und Einkommensumverteilung zugunsten der unteren Schichten.

Angesichts hoher Einfuhrbarrieren in den Industrieländern erfordere die Suche nach exportfähigen Weltmarkt-Nischen jedoch einen ständigen Lernprozeß und kräftige staatliche Unterstützung, betont Messner. Als hilfreich empfindet er es dabei, daß sich in Chile und anderen Ländern der Region "die unfruchtbare Frontstellung" zwischen absoluten Befürwortern und Gegnern einer marktwirtschaftlichen Neuorientierung "langsam auflöst".

Führte in Zeiten Pinochets der IWF auch in Chile die Feder bei der "Strukturanpassung", stammen die Ratgeber der heutigen Regierung aus der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Lateinamerika (Cepal), mit Sitz in Santiago. Ihr finanzpolitischer Experte ist Juan Carlos Lerda. Für ihn unterscheidet sich das UN-Institut vor allem in einem Punkt von Weltbank und IWF: Diese glaubten, "die richtige Strategie für alle Länder zu kennen". Bei der Cepal dagegen wisse man, "daß es kein Einheitsrezept gibt".

Immerhin gehört der Expertenpool in Santiago zu den eifrigsten Verfechtern einer regionalen Freihandelspolitik Lateinamerikas. Über die gerade neu entstehenden oder wiederbelebten Zollunionen (Nafta, Andenpakt, Mercosur) sollen die lateinamerikanischen Länder sich spezialisieren, um so schrittweise mit einigen wettbewerbsfähigen Industriebranchen den Weg auf den Weltmarkt zu suchen. Großes Vorbild der Cepal-Leute sind die sogenannten "fünf kleinen Tiger" Ostasiens. Sie zu erreichen, bedarf es allerdings noch einer weiten Strecke - allein Taiwan exportiert ebensoviele Industriegüter wie ganz Lateinamerika.

Notwendig ist denn auch für Lerda, daß ein "starker Staat" die Unternehmen auf diesem Weg begleitet - etwa mittels Infrastruktur-Investitionen, Technologieförderung und verstärkter beruflicher Bildung. Ebenso wichtig sei aber auch seine sozialpolitische Funktion, die zumindest eine weitere Verschlechterung der Verteilungssituation vermeiden müsse. Die "hohe Einkommenskonzentration" in Südamerika verhindert nach Ansicht Lerdas "die ökonomische Partizipation der Mehrheit der Bevölkerung" und bremse damit das Wachstum. Anders als der IWF, der die Sanierung der Staatsfinanzen durch Kürzung öffentlicher Ausgaben propagiere, plädiert der Cepal- Experte "für eine Erhöhung der Einnahmen mit Hilfe durchgreifender Steuerreformen". Da viele Länder der Region kaum direkte Einkommen- und Vermögensteuern kennen - im Schnitt liegt ihr Aufkommen gerade bei einem Prozent des Bruttosozialprodukts - würden vor allem die Reichen vom Fiskus geschont.

Zweifel an den politischen Erfolgschancen der Cepal-Strategie einer Weltmarktintegration mit Umverteilung hegt Alexander Schubert. Der Wirtschaftsdozent an der FU Berlin war zuletzt mehrere Jahre Regierungsberater in Bolivien und Ecuador. Dort hat er die Erfahrung gemacht, daß höchstens 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung von der Exportproduktion der modernen Industrie- und Agrarunternehmen profitieren. Die Mehrheit der Kleinbetriebe könne auf den zunehmenden Druck der Importe aus den Industrieländern nur noch "durch ständige Lohnsenkungen reagieren". Ihnen mangele es am nötigen Geld für Investitionen und an ausgebildeten Fachkräften, weiß Schubert, weil beides in hohem Maß von den "kapitalintensiven, multinationalen Unternehmen" aufgesogen werde. Die "enge Verflechtung" zwischen ihnen und den Banken in Lateinamerika sorge für diesen "ständigen Finanztransfer in den kleinen Exportsektor". So müsse der Staat dort zuerst "das Finanzsystem öffnen und transparent machen, damit auch Kleinbetriebe künftig Kredit bekommen".

Schubert ist sich mit den Cepal-Leuten darin einig, daß zunächst der Staat selbst in Lateinamerika reformiert werden muß, bevor dieser eine effiziente Wirtschafts- und Sozialpolitik betreiben könne. Dazu gehöre ein Umbau der Verwaltung, um beispielsweise Struktur- und Wettbewerbspolitik zu ermöglichen. Angesichts einer in den meisten Ländern von wenigen Monopolen dominierten Wirtschaft existiere häufig überhaupt kein funktionierender Markt.

Für Schubert sind miteinander gekoppelte Staats-, Agrar- und Sozialreformen in Lateinamerika mit einer "massiven Einkommensumverteilung" inzwischen auch ökonomische Notwendigkeit: "Es gibt Millionen Menschen, die arbeiten wollen, aber nicht können." Dem stünden jedoch "knallharte Interessen" der mächtigen und miteinander verflochtenen Eliten in Politik und Wirtschaft entgegen. Nur wenn die Bevölkerung direkt an politischen Entscheidungen beteiligt werde, biete sich die Chance einer durchgreifenden Veränderung - "aber Utopien erscheinen derzeit ja antiquiert".

Eine ganz andere Sicht der Dinge hat naturgemäß Jörg Vögeding. Der Abteilungsdirektor für Lateinamerika beim Frankfurter Hoechst-Konzern sieht "unter dem Einfluß der Osteuropa-Reformen" auch in Lateinamerika seit etwa zwei Jahren einen deutlichen Kurswechsel: Wegfall von Restriktionen gegenüber ausländischem Kapital und die Öffnung der Grenzen durch die verschiedenen Freihandelsabkommen der Region. Letzteres habe für ein Unternehmen wie Hoechst wichtige Auswirkungen für die Standorte auf dem Kontinent. So könne man die Produktion nun stärker auf einige Schwerpunktländer konzentrieren "und die Vorteile großer Serien nutzen".

Insgesamt rechnet Vögeding mit einer Zunahme des Handels vor allem zwischen Nord- und Südamerika. Positive Anzeichen einer Wende sieht er in Ländern wie Argentinien und Mexiko, wo das Haushaltsdefizit durch die Privatisierung defizitärer Staatsbetriebe verringert worden sei und "das wachsende Vertrauen" der Investoren dazu geführt habe, daß Fluchtgelder wieder zurückkehrten. Dazu beigetragen habe auch die "größere politische Stabilität auf dem Kontinent" - früher für das Chemieunternehmen durchaus ein Standortfaktor. Allerdings glaubt auch Vögeding, daß "die soziale Komponente ein größeres Gewicht" bekommen müsse, solle diese Stabilität nicht irgendwann in Gefahr geraten.

In Lateinamerika geht es heute nicht mehr "um eine alles erklärende und lösende Theorie", glaubt Bernd Eisenblätter vom Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Berlin, "sondern um viele pragmatische, auf lokalisierte Probleme eingehende Einzelansätze". Lösungsstrategien dürften nicht länger davon ausgehen, "der Markt wird schon alles richten". Das zentrale Problem der Einkommenskonzentration und Massenarmut müsse gleichzeitig und koordiniert "politisch, ökonomisch und sozial gelöst werden".

In einem Brief an die Kollegen vom Berliner DIE beschreibt Eisenblätter eine Reihe notwendiger Reformschritte, die nach seiner Ansicht Voraussetzung einer stärkeren "Beteiligung am Weltmarktgeschehen" sind: Durchsetzung der Rechtsstaatlichkeit und größere politische Transparenz beispielsweise; Entflechtung marktbeherrschender Kartelle und Förderung mittelständischer Unternehmen; Stärkung des Selbsthilfepotentials und Schaffung eines funktionierenden Sozialversicherungssystems. Der Abbau von "Privilegien der kleinen einkommensstarken Schicht" habe aber nur dann eine Chance, wenn die internationale Entwicklungszusammenarbeit für den nötigen Druck sorge. ROLAND BUNZENTHAL

Dritte Fotobörse im Bad Vilbeler Kurhaus

BAD VILBEL. Die dritte, privat organisierte Fotobörse findet am Sonntag, 18. Oktober, von 10 bis 16 Uhr im Kurhaus statt. Alte und neue Kameras, Zusatzgeräte und Zubehör können zum Tausch und zum Kauf angeboten werden. Aussteller/-innen melden sich bei dem Organisator Dr. Peter Zierz unter der Telefonnummer 0 61 01 / 82 77. Das Reservieren von Tischen kostet 40 Mark.

Im vergangenen Jahr waren 90 Aussteller aus dem gesamten Bundesgebiet nach Bad Vilbel gekommen. Dr. Zierz hofft, daß diesmal mehr Fotofans aus Bad Vilbel und der näheren Umgebung die Tauschbörse beschicken. Der Eintritt kostet fünf Mark. hm

Belegschaft stolz auf ihr Schreibmaschinenwerk Aber dennoch Zukunftsangst: Triumph-Adler in Nürnberg hat Schwierigkeiten

"In einem halben Jahr hat die Belegschaft ein Werk aus dem Boden gestampft. Darauf sind wir unheimlich stolz." Die geplante Einweihungsfeier in der Griesheimer Lärchenstraße mußte der Betriebsratsvorsitzende von Triumph-Adler, Lothar Reininger, jedoch bis auf weiteres verschieben: Das TA-Werk in Nürnberg hat mit massiven Schwierigkeiten zu kämpfen. Die dort produzierten Mini-Computer, sogenannte Lap-Tops und Note-Books, finden keinen Absatz. Der erste Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft Metall, Heinz Bierbaum, befürchtet, daß die Schwierigkeiten der Nürnberger auch die Existenz des Frankfurter Werkes gefährden könnten.

Vor einem Jahr war der Frankfurter Traditionsbetrieb im Gallusviertel nur durch das vereinte Engagement von Belegschaft, Betriebsrat, Gewerkschaft und Stadtregierung vor dem "Aus" bewahrt worden. Nach langem Hin und Her hatte der Olivetti-Konzern, zu dem TA gehört, eingewilligt, das Werk an einem anderen Standort und mit halbierter Mannschaft weiter zu betreiben. Das wertvolle Grundstück an der Kleyerstraße wurde verkauft, um Verluste der Muttergesellschaft Olivetti zu decken.

Nach Einschätzung von Bierbaum geht es Olivetti immer noch schlecht. Die Hauptstrategie der Gewerkschaft werde sein, beide TA-Werke zu erhalten. Dies könne gelingen, wenn die Nürnberger Fabrik nach dem Frankfurter Muster umstrukturiert wird. Sollte Olivetti beide Werke dichtmachen wollen, schließt Bierbaum nicht aus, daß die Frankfurter Belegschaft versuchen wird, ihr Werk in eigener Regie zu führen.

Während in Nürnberg die Produktion von Lap-Tops und Note-Books nach Aussage von Reininger vorerst bis zum Jahresende eingestellt wurde, werden in Frankfurt Monat für Monat 25 000 Schreibmaschinen produziert - darunter auch die "Gaby", ein von der Belegschaft entwickeltes Modell, deren Gehäuse aus alten Kassetten von Schreibmaschinenbändern hergestellt wird. Vor einigen Monaten wurde die "Gaby" als erste "Recycling-Schreibmaschine" im Römer vorgestellt. Inzwischen haben die Mitarbeiter ein weiteres umweltfreundliches Produkt entwickelt, über das sich der Betriebsrat noch nicht näher äußern will, da die Patent-Anmeldung noch ausstehe.

Zwar ist der Absatz von Schreibmaschinen im Werk Frankfurt um zehn bis fünfzehn Prozent zurückgegangen, dennoch hätte nach Auffassung des Gewerkschafters Bierbaum auch das Nürnberger Werk von TA eine Überlebenschance, wenn es auf die Produktion von Schreibmaschinen umgestellt würde. "Die Schreibmaschine ist nicht totzukriegen. Manchmal wundere ich mich selbst."

Im Frankfurter Werk, so Betriebsrat Reiniger, werden 1992 trotz des Absatzrückganges wie schon im Vorjahr schwarze Zahlen geschrieben. Daß bis zum Jahresende 20 der derzeit 356 Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren, sei bereits in dem Vertrag festgeschrieben gewesen, den man mit Olivetti über Standortwechsel und Personalabbau geschlossen habe. Mit seinen 80 000 Quadratmetern sei das Werksgelände in Griesheim größer als der Produktionsstandort im Gallus. Insgesamt habe das neue Werk vierzehn Millionen Mark gekostet.

Bis Ende Oktober, schätzt Reininger, wird man im Olivetti-Konzern über das Schicksal von Triumph-Adler entschieden haben. "Für uns geht es nicht um die Frage Ende und zumachen, sondern darum, mit welchen Produkten sichern wir die Zukunft. Das Werk hier lebt." ft

Piloten wollen notfalls streiken

amm FRANKFURT A.M., 9. Oktober. Notfalls durch einen Streik in den Cockpits der Fluggesellschaften aus zwölf europäischen Ländern will die 1990 in Frankfurt gegründete Europäische Cockpit-Vereinigung (ECA) die geplante Neuregelung der Dienst- und Ruhezeiten für europäische Piloten verhindern. Der Vereinigung gehörden 18 000 Piloten und Bordingenieure an. Dies teilten am Donnerstag Mitglieder des Vorstandes nach ihrer Jahrestagung in Frankfurt mit.

Der von der Europäischen Luftfahrtbehörde formulierte Entwurf, so Bernd Kopf, Vorstandsmitglied der Vereinigung Cockpit, gefährde die Sicherheit der Passagiere und Piloten. So sollen auf den Super-Langstrecken mit modernsten Maschinen wie dem Airbus A 340 oder der Boeing 747-400 bei einer Verdoppelung der Mindestbesatzung dann bis zu 21 Stunden ununterbrochenes Fliegen erlaubt sein.

Ein Piloten-Arbeitstag sähe nach Ansicht der ECA-Sprecher dann so aus: morgens Dienstbeginn in München mit Abflug Kuweit; Weiterflug nach einer Stunde Bodenzeit nach Dubai und Rückflug nach Frankfurt. Die Gesamtdienstzeit bestehe aus 26 Stunden und nur fünf Stunden Ruhezeit. Nach der neuen Regelung wäre eine 60-Stunden-Woche zulässig.Kommentar

Stadtbaurat Jürgen Dressler hat vorschnell gehandelt. Keiner dürfte bestreiten, daß er dies im guten Willen tat, den jungen Menschen zu helfen, die mit ihrer Forderung nach einem freien Kulturzentrum in Hanau seit Jahren vertröstet werden. Doch die Summe von mehr als 100 000 Mark, die die "Schweinehalle" nun doch kosten wird, hätte eine breite Diskussion statt eigenmächtigem Handeln gefordert. Das neue Kulturzentrum ist als Provisorium deklariert. Die Frage, ob so viel Geld nicht besser gleich in die Pumpstation hätte fließen sollen, drängt sich auf.

Jetzt sind Fakten geschaffen. Das hat den Vorteil, daß nun endlich ein Raum für freie Kultur in Hanau zur Verfügung steht, dessen Notwendigkeit über alle Parteigrenzen hinweg im Munde geführt wurde. Wenn die Prüfung der rechtlichen Fragen ergibt, daß Dressler dabei gegen Haushaltsrecht verstoßen hat, muß er sich Kritik gefallen lassen. Nicht Moral, sondern Gesetz ist die Handlungsmaxime eines Stadtbaurats, selbst wenn sie nicht der Sache dient. Trotzdem Vorschnell bleibt zu hoffen, daß die politische Diskussion, die sich dann an der Person Dresslers entzünden wird, nicht zum Nachteil der Sache ausgeht. Die "Schweinehalle" ist eröffnet. Jetzt muß sie mit Leben gefüllt werden, auch wenn die Stadt dafür noch einmal bezahlen muß. REGINE SCHLETT

Sachlichkeit statt Polemik CDU und Magistrat sagen Mitarbeit im Flüchtlingsbeirat zu

GELNHAUSEN. Bei den Gelnhäuser Christdemokraten und dem Magistrat deuten sich Versuche an, im Zusammenhang mit der Asylbewerber-Unterkunft den Konfrontationskurs zu verlassen und sich des Themas auf der Ebene sachlicher Gespräche statt polemischer Proklamationen anzunehmen. In einer gemeinsamen Erklärung befürworten Bürgermeister Jürgen Michaelis und der Vorsitzende der CDU Gelnhausen-Mitte, Manfred Hendel, den soeben gegründeten Flüchtlingsbeirat und fordern, daß nun "der Blick nach vorne gerichtet werden" müsse.

Repräsentiert durch den Sozialamtsmitarbeiter Thomas Appl ist die Stadt in dem Beirat vertreten. Hendel und Michaelis betonen, daß die Teilnahme der Stadt Gelnhausen "im Einvernehmen mit der CDU" zugesagt worden sei. Außer dem Roten Kreuz, der Diakonie und der Caritas gehören dem Kreis mit dem Aktionsbündnis für ein ausländerfreundliches Gelnhausen und dem DGB Organisationen an, aus deren Reihen in den vergangenen Monaten die Politik der Stadt offen kritisiert und teils heftig verurteilt wurde. Die Stellungnahme von Michaelis und Hendel, die als Dankadresse an die CDU-Bundestagsabgeordneten Richard Bayha und Alfred Dregger aufgemacht ist, kommt nicht ganz ohne Vorbehalte und Wahlwerbung aus. Ausgangspunkt ist vorsichtiger Optimismus aufgrund des Eindrucks, daß "die willkürlichen Zuweisungen von Asylbewerbern in sogenannte Erstaufnahmelager offensichtlich, jedenfalls zur Zeit, unterbunden sind". Die Unterstützung von Bayha und Dregger sei der ausschlaggebende Faktor gewesen, die drohende weitere Aufstockung der Asylbewerber in der ehemaligen Gelnhäuser Kaserne über die Zahl 1000 hinaus abzuwenden.

Nachdem wenigstens das Schlimmste verhindert worden sei, so die Erklärung des CDU-Stadtverbandes weiter, müßten nun die durch die fehlerhafte Politik des Landes entstandenen Scherben beseitigt werden. Ein möglicher Schritt sei dabei die geplante Gesprächsrunde.

Dabei gelte es sicherzustellen, daß die Gespräche tatsächlich zur Vertrauensbildung und Konfliktminderung beitragen und "nicht von interessierten Kreisen für ihre Feldzüge gegen Gelnhäuser Interessen benutzt werden". Daß der DRK-Vertreter Rolf Rudnik die Leitung übernommen habe, garantiere einen guten überparteilichen Start der Runde im Sinne der Sache.

Die Christdemokraten nehmen offenbar auch Abstand von der Position, daß die Asylunterkunft in der hintersten Ekke des Kasernengebietes die zivile Nutzung des übrigen Areals, das den Löwenanteil ausmacht, blockiert. Michaelis und Hendel finden übereinstimmend, daß es gelte, die Planungen für die städtebauliche Nutzung des restlichen Geländes voranzutreiben und umzusetzen. lex

BGE will FWG nicht beitreten Bottoms reagiert auf Kritik des Liederbacher Ortsverbands

MAIN-TAUNUS-KREIS. Von Bedauern keine Spur: "Es ist gut, daß der Ortsverband der FWG Liederbach von der Kreispolitik zurückgetreten ist", reagierte gestern Irmtraud Bottoms auf das Ausscheren der Freien Wähler. Die Liederbacher hatten an der Kandidatenliste für den Kreistag Anstoß genommen. Mit Bottoms und Helmut Stock von der Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) seien da zwei Politiker vorgeschlagen, die für einen Kurswechsel nach links stünden, sagte Ludwig Kleber (FR von gestern). Und diesen Schwenk wollen die Liederbacher nicht mitmachen. Kleber nahm auch Anstoß daran, daß die beiden BGE- Politiker nominiert wurden, obwohl sie kein Mitglied der FWG seien. Doch davon mag Irmtraud Bottoms nichts wissen: BGE und freie Wähler seien keine Parteien. Ein überörtlicher Zusammenschluß binde an Grundsätze für die Kreispolitik, ein Beitritt aber würde die freie Entscheidung auf Ortsebene einschränken. Die Liederbacher FWG sei offenbar nicht in der Lage, neue Ideen positiv zu bewerten, folgerte Bottoms aus dem Ausscheren. kkü

Volksläufe am Wochenende Steinberg und Rüsselsheim

Am Sonntag, dem 11. Oktober, beginnt um 10 Uhr an der Sportanlage Limesstraße in Steinberg der Stadtlauf des SC Steinberg über 25, 15 und 10 sowie fünf Kilometer. Startberechtigt sind Männer, Frauen und Nachwuchsklassen. Zur gleichen Zeit starten in Rüsselsheim die Laufwütigen zur Lindensee-Volkslaufserie über 10 km. Der Start ist an der Dürer-Schule. Der Schnupperlauf über 5 km beginnt um 9.50 Uhr. Für Frühaufsteher bietet der Veranstalter ein Wanderparcours über zehn Kilometer um 8 Uhr. odo

Auf einen Blick

Seite II Umweltschutz beginnt im eigenen Haus: Wolfgang-Ernst-Gymnasiasten laden zu Informationstagen ein.

Seite III "Bau-Anarchie" in Massenheim stoppen - BUND Bad Vilbel protestiert gegen den Umbau einer Scheune.Seite IV Lokalsport:Großer Knüller in der Frauen-Fußball-Oberliga: Wölfersheim erwartet Flörsheim.

Strahlenschutzamt versagt Siemens Genehmigung

HANAU. Da ein atomrechtliches Gutachten noch aussteht, hat das Bundesamt für Strahlenschutz dem Siemens-Brennelementewerk Hanau zum 1. Oktober keine neue Genehmigung geben können für eine Lagerhalle, in der plutoniumhaltige Abfälle geschreddert, in Fässer einbetoniert und damit endlagerfähig gemacht werden. Infolgedessen hat die Atomfirma die Konditionierung (Endlager-Verpakkung) einstellen, die letzten Transportvorgänge protokollieren und die Lagerhalle schließen müssen. Übereinstimmend mit dem Bundesumweltministerium ordnete die hessische Atomaufsicht an, Ein- und Auslagerungen zu beenden und den bisher geltenden Sicherheitszustand zu gewährleisten.

Trotz Stillegung der Produktion plutoniumhaltiger Brennelemente durch Umweltminister Joschka Fischer am 17. Juni 1991 ging die Abfallkonditionierung auch nachher weiter. Nach Angaben von Werkssprecher Rainer Jend betreibt die Firma Siemens das neue Genehmigungsverfahren seit Mitte des Jahres 1990, ohne daß es das Bundesamt für Strahlenschutz bisher abgeschlossen habe. Die Zwischenlagerung der Fässer in Hanau ist nötig, weil das Endlager Schacht Konrad noch nicht in Betrieb ist oder wegen Sicherheitsmängel nie in Betrieb gehen wird. him (Siehe auch Hessenseite)

Kommentar

Jochen Riebel will mit Zahlen und überzeugen und pocht aufs Gesetz. Der Landrat will Feuerwehrmann sein, das Asylrecht wiederherstellen - gießt aber gleichzeitig Öl ins Feuer der Ausländerfeindlichkeit.

Ein Papier, in dem Prozentzahlen Einzelschicksale zukleistern und in dem Asylsuchende als Menschen beschrieben werden, die jedes Unrechtsmittel zur Verlängerung ihres Aufenthaltes nutzen - das kann gar nicht Populismus zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Es wird neuen Haß auf Ausländer provozieren. Daß Riebel mit solchem Populismus mitten im Wahlkampf die Sympathie jener auf sich zieht, die rechtsextremen Schlägern Beifall zollen, damit muß er rechnen. Und auch damit, daß man ihm dies vorwirft. PETRA MIES

Kursteilnehmerinnen lernen Bauchtanz

NIDDATAL. Ein Kursus "Orientalischer Bauchtanz" beginnt am Freitag, 30. Oktober, um 9.15 Uhr im Praxis-Studio Wickstadt. Gisela Rosing lädt insbesondere Mütter ein, deren Kinder vormittags in der Schule sind. Es sollten Grundkenntnisse im Bauchtanz vorhanden sein.

Um rechtzeitige Anmeldungen wird unter der Telefonnummer 0 60 34 / 32 00 gebeten. hm

Lufthansa will bei Luxair einsteigen

LUXEMBURG (AFP/FR). Die finanziell angeschlagene Lufthansa will noch in diesem Jahr bei der luxemburgischen Fluggesellschaft Luxair einsteigen. Dies teilt die Geschäftsleitung des mehrheitlich von Banken gehaltenen Unternehmens mit, das über ein paar vor allem auf Kurzstrecken verkehrende Flugzeuge verfügt. Im vergangenen Jahr beförderte die Firma eine halbe Million Passagiere und flog einen Gewinn von umgerechnet knapp sechs Millionen Mark ein. Die Lufthansa hingegen schaffte mit 25 Millionen Fluggästen einen Verlust von 444 Millionen Mark. Die Kranich-Gesellschaft ist, wie es heißt, an einem "bedeutenden" Anteil interessiert. Ob damit eine beabsichtigte Mehrheitsübernahme gemeint ist, will ein Lufthansa-Sprecher nicht bestätigen.

Die beiden designierten Partner haben bereits Berührungspunkte über den Fracht-Flieger Cargolux. Während Luxair daran rund 25 Prozent hält, ist die Lufthansa mit 24,5 Prozent dabei. Diese Firma gilt als die bedeutendste europäische Frachtlinie und weltweit als die Nummer vier hinter Federal Express, UPS und Nippon Cargo.

Nach der im Sommer abgeschlossenen Vereinbarung mit Lauda Air sind die Lufthansa-Leute offenbar dabei, über Beteiligungen in Nachbarstaaten mit relativ geringem finanziellen Aufwand ihre Positionen im europäischen und transkontinentalen Wettbewerb zu stärken.

In der Mitte Kultur, drumherum Büros und 500 Wohnungen Wer darf auf dem Schlachthofgelände bauen? / Wettlauf der Investoren / Bei der Jury liegt Investor Walker vor städtischer GBO

OFFENBACH. Vier ganz dicke Fliegen mit einer Klappe will der Magistrat fangen: Mit dem Verkaufserlös des 47 000 Quadratmeter großen Schlachthofgeländes an einen Investor will er den Auflagen des Regierungspräsidenten nachkommen und den städtischen Schuldenberg verkleinern, durch eine attraktive städtebauliche Nutzung des Areals den ökonomischen und ökologischen Umbau in der Stadt vorantreiben, die Sozialstruktur verbessern und den Wohnungsmangel bekämpfen.

Zwischen 25 und 30 Millionen Mark will der Magistrat für das Gelände und das Industriedenkmal haben. "Wer den besten Preis zahlt und das städtebaulich richtige Nutzungskonzept hat, bekommt den Zuschlag. Entscheiden wird aber die Stadtverordnetenversammlung", sagte Stadtbaurat Wilfried Kaib gestern bei der Präsentation der Ergebnisse eines Investoren-Wettbewerbes über die künftige Bebauung des Areals.

18 Investoren hatten zunächst großes Interesse gezeigt, fünf gaben konkrete Bebauungs- und Preisvorstellungen ab. Die Jury, bestehend aus den Experten der städtischen Bauverwaltung, entschied: Der Frankfurter Immobilienkaufmann Ernst Otto Walker und sein Berner Architekt Peter Freund haben den besten Vorschlag gemacht; den zweitbesten die stadteigene Gemeinützige Baugesellschaft (GBO) mit ihrem Hausarchitekten Michael Katz.

Einigt man sich mit diesen beiden Favoriten nicht über Preis und Bebauung, so betont Kaib, werde man sich noch mit einem weiteren Wettbewerbsteilnehmer unterhalten: mit der Frankfurter Investorengruppe Scheich Wohnungsbau, Weber Gewerbebau, Planungsgruppe A. C Walter & und Partner GmbH.

Über eine "vernünftige Nutzung" des Schlachthofareals, in dem neben einem Fleischgroßhandel auch Vereine und Musikgruppen eine befristete Bleibe gefunden haben, wird schon seit einigen Jahren nachgedacht. Kaib und der Magistrat hatten den Wettbewerbsteilnehmern, fußend auf einem Konzept der Pariser Architekten Reichen und Robert, eindeutige Vorgaben gemacht.

Der 1904 eröffnete Schlachthof steht unter Denkmalschutz, ist aber technisch völlig veraltert und kann nicht mehr als Schlachthaus benutzt werden. Schon seit über zwei Jahren benutzen ihn die Metzger nicht mehr. Er soll nun multifunktionell und multikulturell genutzt werden können.

Musik- und Theatergruppen können sich hier präsentieren, Vereine eine Bleibe finden. Auch die Liebhaber der historischen Eisenbahnen bleiben. Im alten Schweine-Schlachthaus stellen künftig die Studenten der Hochschule für Gestaltung ihre Werke aus. Drumherum sollen bis zu 500 Eigentumswohnungen und Dienstleistungsbüros, von vielem Grün umrankt, gebaut werden. Das Investitionsvolumen wird auf über 180 Millionen Mark geschätzt. Die Realisierung dürfte drei bis vier Jahre dauern. Erster Spatenstich könnte in einem Jahr sein, schätzt Stadtbaurat Kaib.

Wer bekommt also den Schlachthof? GBO-Geschäftsführer Winfried Männche sagt: "Wir sind nach wie vor sehr daran interessiert. Wir haben unsere Planung auch schon nachgebessert und werden weiter mit der Stadt verhandeln." Die stadteigene GBO fühlt sich auch finanzkräftig genug, um das Riesenprojekt durchziehen zu können. Sie wird zusammen mit dem Mannheimer Bauträger Syba und einer Bank eine Projekt GmbH gründen. Männche sagt: "Die Syba beschäftigt über 5000 Leute und hat halb Dietzenbach gebaut."

Die Projekt GmbH werde einen Aufsichtsrat konstituieren, in dem auch die Stadt eine gewichtige Stimme, somit auch einen Anteil am erhofften Gewinn erhält. Männche argumentiert: "So behält die Stadt die städtebauliche Kontrolle über das Areal. Außerdem werden wir als GBO die Verwaltung der Immobilie übernehmen." lz

Siemens-Lagerhalle stillgelegt Anordnung der Atomaufsicht / Genehmigung war abgelaufen

WIESBADEN. In der Lagerhalle für in Beton gegossene Plutoniumabfälle im Hanauer Siemens-Brennelementewerk darf einstweilen nicht mehr gearbeitet werden. Nach Ablauf einer befristeten Genehmigung hat das Wiesbadener Umweltministerium weitere Ein- oder Auslagerungen in der Halle jetzt ausdrücklich untersagt.

Die Konsequenzen für eine mögliche Wiederinbetriebnahme der 1991 stillgelegten Plutoniumverarbeitung sind zunächst noch unklar. Siemens-Sprecher Rainer Jend geht davon aus, daß die Genehmigungsprobleme für die Lagerhalle einem Produktionsbeginn nicht entgegenstehen. Offen ist aber, wo sonst aufgearbeitete Plutoniumreste untergebracht werden sollen. Jend meinte, früher habe man auch andere Räume benutzt.

Auch während des mittlerweile 16 Monate dauernden Produktionsstillstands durfte Siemens weiterhin nicht mehr verwendbare plutoniumhaltige Reststoffe "endlagerfähig" verarbeiten. Dabei wurden die Abfälle in Beton gegossen und in der Halle in Fässern abgestellt (inzwischen sind es 2800), bis eines Tages ein Atom-Endlager zur Verfügung steht. Dieses ist im niedersächsischen Schacht "Konrad" geplant.

Die Genehmigung für die Halle war aber bis zum 1. Oktober 1992 befristet. Eine neue, atomrechtliche Genehmigung ist laut geänderter Strahlenschutzverordnung nötig und wurde von Siemens beim Bundesamt für Strahlenschutz schon Mitte 1990 beantragt. Im Rahmen dieses noch andauernden Genehmigungsverfahrens mußte die Halle unter anderem "erdbebensicher" gemacht werden. Diese Vorkehrungen seien fast abgeschlossen, sagte Jend.

Laut Wiesbadener Umweltministerium hatte das Bundesamt für Strahlenschutz erklärt, daß die neue Genehmigung bis zum 2. Oktober nicht erteilt werden könne. Im Einvernehmen mit dem Bonner Umweltminister sei deshalb die Stillegung der Halle angeordnet worden. me

Reizvolle Zerrbilder Plakat-Schau im Filmmuseum

Als Handelsware besitzen alte Filmplakate hohen Wert. Rare Exemplare kosten den Sammler einige tausend Mark. In seinem kulturgeschichtlichen Wert ist das Medium dabei noch kaum gewürdigt. Eine Publikation besonders über die Plakatkunst der Stummfilmzeit steht noch zu erwarten. Mit der Ausstellung von 100 Plakaten - Originaldrucken und Skizzen - gibt das Deutsche Filmmuseum jetzt zumindest einen kleinen Einblick in die schillernde Vielfalt der Massenproduktion zwischen 1907 und 1929. Nicht als Entwicklungsgeschichte des Filmplakats - das gab das Material der Sammlungen, obwohl gut bestückt, nicht her. Sondern als "Ausdruck einer vergangenen Kinokultur": Viele Filme sind verschollen; übrig blieb ihr plakatives Abziehbild.

Noch 1914, kurz vor der Blütezeit des deutschen Stummfilms, waren die Plakatmaler nicht wohl gelitten. Der Kritiker Herbert Tannenbaum schmähte "diese Geschmacklosigkeiten, die an den Eingängen der Lichtbildtheater und den fahrenden Reklamewagen jedes Straßenbild grausam verunstalteten". Ganz im Ton der Volkspädagogen aus dem Bildungsbürgertum beklagte er vor allem den reißerischen Ton der Reklame, "die Roheit der blutigen Sensationsfilme derart steigernd, so daß manchmal das gebildete Publikum von der Betrachtung eines an und für sich sehenswerten Films durch seine Plakate abgehalten wurde".

Wir wissen nicht, worüber der Kritiker die Augenbrauen rümpfte. Die verderbliche Ware der Frühzeit ist im Filmmuseum kaum zu sehen. Man habe Wert auf "grafisch reizvolle" Plakate gelegt, sagt Organisator Hans-Peter Reichmann. Arbeiten mit dezidiert künstlerischem Anspruch, signiert und von der staatlichen Zensur abgesegnet, die ab 1916 die "Erhaltung von Sitte und Ordnung" im verrufenen Kinogeschäft besorgte.

Das förderte zwar eine eigenständige, aber keineswegs einheitliche Plakatkunst. Anleihen bei symbolistischer Malerei sind zu entdecken - für Filme mit Titeln wie "Auf dornigem Pfade" eignete sich das schwülstige Pathos eines Edward Burne-Jones; stilisierte Motive, in denen sich die Filmatmosphäre zu einem einzigen Signet verdichtet, stehen neben eleganten grafischen Collagen, die Szenenausschnitte, Charakterköpfe und Schrift kombinieren - und dennoch stets plakative Fernwirkung erzielen.

Zu den Prachtexemplaren der Schau zählen die Plakate von Josef Fennecker. In seinen Entwürfen findet der Film-Expressionismus seinen konzentrierten, bildhaften Ausdruck. In düsteren Farben, grellen Lichtern und verzerrten Perspektiven zeichnet er die Filmwelt von Regisseuren wie Robert Wiene nach, wie aus den Angeln gehoben, die Menschen haltlos taumelnd.

Die Ökonomie des Kinos, die den deutschen Plakatmalern auf die Beine half, machte die Gilde auch wieder arbeitslos. Seit etwa 20 Jahren hat sich das Plakat mit Szenen-Fotos durchgesetzt. Und doch taucht das gemalte Plakat, selbst bei größeren Produktionen, immer wieder mal auf - allerdings als Standard-Plakat made in USA, weltweit vertrieben. Eine eigenständige, nationale Schule ist längst Filmgeschichte (bis 22. November). two

Briefmarken tauschen und sich informieren

OBERURSEL. Alles dreht sich um die Marken: Den 4. öffentlichen Tauschtag für Briefmarken und Münzen veranstaltet der Verein der Briefmarkenfreunde am Sonntag, 11. Oktober, im Foyer der Oberurseler Stadthalle. Von 9.30 bis 17 Uhr können Sammler ihre Raritäten tauschen und Neulinge sich über das Hobby informieren.

Außerdem besteht die Möglichkeit, Kataloge, Prüflampen und andere Hilfsmittel von den Briefmarkenfreunden in Oberursel kostenlos zu benutzen. jom

Freitag, 9. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Best of Broadway Musical 1986.

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Reinhard Lila - "ich bin meine beste Freundin".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Passion Play".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Shy Guys - "Best of . . .".

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Theaterwerkstatt Nied: 20 Uhr, "Was Ihr wollt"; Bürgerhaus Bergen-Enkheim.

Freies Schauspiel Ensemble: 20.30 Uhr, "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein ,Hui'"; Philantropin, Hebelstr. 17.

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: 20.30 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Glückliche Tage". Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt; Hindemith Saal: 20 Uhr, Liederabend - Ingeborg Danz (Alt), Almut Eckelts (Klavier).

Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, The Perc Meets The Hidden Gentlemen.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Blues Cruisers.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Großer Saal: 20 Uhr, Paco Liana & La Mona; Theater im 2. Stock: 20 Uhr, Acoustic Weekend 2.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Game Over.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Mallet.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco Show.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Friggy Hofmann Quartett.

Café Exzess, Leipziger Str. 91: 18 Uhr, Film "Out of the Blue"; 19.30 Uhr, Raggamuffin Disco; 21 Uhr, Musik & Aktionstheater B.L.A. & Antagon; Videos Studio Wahnsinn; 22.30 Uhr, Neurosis - Punk.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, five pieces plus one.

Café Cult, Schillerpassage: 20.30 Uhr, Jazzfestival - Sauer Degen Duo.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Lady and the Lads.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: 21 Uhr, Nikolai de Treskow. Literatur Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: 20 Uhr, Tagung "Frauen in Osteuropa" - Eröffnung mit Lesung von Hanna Krall, Warschau.

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, in Zusammenarbeit mit dem Volkstheater - Szenische Lesung aus Adolf Stoltzes "Frankfort werd ne unnergeh!"Samstag / Sonntag, 10. / 11. Oktober Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: Sa./So., 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: Sa., 14.30 Uhr, So., 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: Sa./So., 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 und 28 36 76: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Krach in Chiozza".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: Sa./So., 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: Sa., 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin"; Kindertheater: Sa., 15 Uhr, Kinder- u. Jugendtheater Speyer - "Herr Sturm und sein Wurm" (ab 3 J.).

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, Donald Byrd / The Group - "Drastic Cuts".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Sa., 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Shy Guys - "Best of . . ."; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Frankfurter Ensemble, Tel. 65 22 59: Sa., 15.30 Uhr, "Herzspezialist", Bürgerhaus Südbahnhof; So., 15.30 und 20 Uhr, Bürgerhaus Bornheim.

Freies Schauspiel Ensemble, 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: Sa., 22.15 Uhr, So., 14 und 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus". Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Sa., 20.30 Uhr, So., 15 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: Sa./So., 15 & 20 Uhr, Vorstellungen. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, Ballett Frankfurt - "Die Befragung des Robert Scott/New Sleep/Herman Schmerman"; So., 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: Sa., 21 Uhr, Crosby, Stills & Nash (ausverkauft); So., 11 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester (dazu im Hindemith-Saal um 10.15 Uhr ein Einführungsvortrag); So., 21 Uhr, The Neville Brothers.

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Guitar Crushers & The Cadillac Bluesband. Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa./ So., 19.30 Uhr, Fanny Hill.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Yanomani - Brasilianischer Abend; So., 20 Uhr, Mangala Tiwari - Nordindischer Gesang mit Tabla; Theater im 2.Stock: Sa., 20 Uhr, Acoustic Weekend; So., 15 Uhr, Frederik - Jongleur & Zauberer (ab 4 J.).

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Randy & Coleen; So., 15.30 Uhr, Secret Life.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Game Over; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet; So., 15 Uhr, Merlins Fantasy Farm; So., 21 Uhr, Murphy & The Magic Tones.

Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Wheap.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Hermanos Palomos; So., Live Guitarra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Feel Lucky Punk; So., 20 Uhr, Paint Town Red & Johnny Profit.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Cynthia Utterbach; So., 20 Uhr, Jazzmix. Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa., 20.30 Uhr, A. Mangelsdorff u. Bülent Ates Quartett; So., 20.30 Uhr, Siggi Busch Trio; Artrium: So., 11 Uhr, Gustl Meyer Jazz Stampede; Restaurant-Theater: So., 11 Uhr, Kinderprogramm.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: So., 15.30 Uhr, Heiteres aus Oper & Operette.

Cooky's, Am Salzhaus 4: So., 22 Uhr, Blumfeld/Cpt. Kirk.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Cha Cha - Mainstream Rock.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: Sa., 21 Uhr, Bobi rockt "Quer dursch de Gadde".

Cyriakuskirche, Rödelheim, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Orgelvesper.

Justinuskirche Höchst: So., 18 Uhr, Edgar Krapp - Bachzyklus. Literatur Ökumenisches Zentrum, Beethovenplatz: So., 16 Uhr, Verleihung "LiBeraturpreis" Rosario Ferré.

Samstag / Sonntag, 10. / 11. Oktober Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: Sa./So., 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: Sa., 14.30 Uhr, So., 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 44 40 04: Sa./So., 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 und 28 36 76: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Krach in Chiozza".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: Sa./So., 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: Sa., 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin"; Kindertheater: Sa., 15 Uhr, Kinder- u. Jugendtheater Speyer - "Herr Sturm und sein Wurm" (ab 3 J.).

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, Donald Byrd / The Group - "Drastic Cuts".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Sa., 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Shy Guys - "Best of . . ."; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Frankfurter Ensemble, Tel. 65 22 59: Sa., 15.30 Uhr, "Herzspezialist", Bürgerhaus Südbahnhof; So., 15.30 und 20 Uhr, Bürgerhaus Bornheim.

Freies Schauspiel Ensemble, 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: Sa., 22.15 Uhr, So., 14 und 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus". Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Sa., 20.30 Uhr, So., 15 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf".

Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 7 07 73 73: Sa./So., 15 & 20 Uhr, Vorstellungen. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, Ballett Frankfurt - "Die Befragung des Robert Scott/New Sleep/Herman Schmerman"; So., 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: Sa., 21 Uhr, Crosby, Stills & Nash (ausverkauft); So., 11 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester (dazu im Hindemith-Saal um 10.15 Uhr ein Einführungsvortrag); So., 21 Uhr, The Neville Brothers.

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Guitar Crushers & The Cadillac Bluesband. Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa./ So., 19.30 Uhr, Fanny Hill.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Yanomani - Brasilianischer Abend; So., 20 Uhr, Mangala Tiwari - Nordindischer Gesang mit Tabla; Theater im 2. Stock: Sa., 20 Uhr, Acoustic Weekend; So., 15 Uhr, Frederik - Jongleur & Zauberer (ab 4 J.).

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Randy & Coleen; So., 15.30 Uhr, Secret Life.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Game Over; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet; So., 15 Uhr, Merlins Fantasy Farm; So., 21 Uhr, Murphy & The Magic Tones.

Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Wheap.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Hermanos Palomos; So., Live Guitarra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Feel Lucky Punk; So., 20 Uhr, Paint Town Red & Johnny Profit.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Cynthia Utterbach; So., 20 Uhr, Jazzmix. Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa., 20.30 Uhr, A. Mangelsdorff u. Bülent Ates Quartett; So., 20.30 Uhr, Siggi Busch Trio; Artrium: So., 11 Uhr, Gustl Meyer Jazz Stampede; Restaurant-Theater: So., 11 Uhr, Kinderprogramm.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: So., 15.30 Uhr, Heiteres aus Oper & Operette.

Cooky's, Am Salzhaus 4: So., 22 Uhr, Blumfeld/Cpt. Kirk.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Cha Cha - Mainstream Rock.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: Sa., 21 Uhr, Bobi rockt "Quer dursch de Gadde".

Cyriakuskirche, Rödelheim, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Orgelvesper.

Justinuskirche Höchst: So., 18 Uhr, Edgar Krapp - Bachzyklus. Literatur Ökumenisches Zentrum, Beethovenplatz: So., 16 Uhr, Verleihung "LiBeraturpreis" Rosario Ferré.

Kerb: Reichhaltiges Musikprogramm

HAMMERSBACH. Zur "Marköbler Kerb" verspricht die Sportgemeinschaft 1945 vom 16. bis zum 18 Oktober ein reichhaltiges Musikprogramm. Die Veranstaltungsreihe beginnt am Freitag um 20 Uhr mit einem Abend für Oldie-Liebhaber(innen). Es spielen dabei die "Candles" sowie "Modern Sound". Am Samstag zum Kerbtanz spielt erneut die Tanz- und Showband "Modern Sound" auf.

Karten zu den Veranstaltungen sind im Vorverkauf bei Firma Schmidt-May, Langenbergheimer Straße, bei Karl-Heinz Brandt, Burgstraße 10, sowie im Vereinsheim in Marköbel zu erhalten.

Am Sonntag ab 10 Uhr ist Kerb-Frühschoppen mit der Bigband aus Gedern "Stolberger Buwe" und dem Gesangverein "Sängergruß" Marköbel. Der Eintritt hierzu ist frei. Ul

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Emil Schumacher - "Malerei 1936 bis 1991" (bis 10. 1. 93); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung Urs Breitenstein - Dia-Installationen "gehäuft vereinzelt" & "welten" (bis 29. 11.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); "14. 7. 1792. Die Krönung Kaiser Franz II. in Frankfurt am Main im Spiegel von Medaillen, Münzen und Druckgraphik aus dem Bestand des Historischen Museums" (bis 29.11.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinder Hand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 -3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung W. Fiebig - "Plastiken, Schmuck, Bilder" (bis 7. 11.); Sonderausstellung Gendai Kôgei - "Neues Kunsthandwerk aus Japan" (bis 10. 1. 93); Sonderausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 22. 11.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Stummfilmplakate der zehner und zwanziger Jahre (bis 22. 11.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Mikwen. Geschichte und Architektur jüdischer Ritualbäder" (bis 15.11.). Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres). Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb, 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 10., 11. und 25. Oktober.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Joachim Raab - "Zwei- und dreidimensionale Objekte (bis 30. 11.).

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr, und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 9. & 16. 10., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

"Bürokaufmann handelte in Notwehr" Neu-Anspacher Pistolenschütze vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen

NIDDATAL/GIESSEN. Auf Notwehr hat das Schwurgericht Gießen am Donnerstag im Fall Michael Steinmüller aus Neu-Anspach erkannt. Der 35jährige war angeklagt, am Sonntag, 3. November 1991, vor dem Chausseehaus Bönstadt den damals 37jährigen Bediensteten Niddatals Herbert Hirt erschossen und dessen 36jährigen Begleiter durch Schüsse schwer verletzt zu haben. Nach Angaben von dpa wurde der Bürokaufmann von der Anklage des Totschlags und versuchten Totschlags freigesprochen, aber wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einem Jahr Freiheitsentzug auf Bewährung und der Zahlung von 4000 Mark an den "Weißen Ring" verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstraße von zehn Monaten gefordert.

Der Neu-Anspacher hatte in der Nacht zu jenem Sonntag in Begleitung von zwei Freunden das Chausseehaus besucht. "Ohne eigene Schuld" - so das Gericht laut dpa - war das Trio von vier Männern, darunter den späteren Opfern, in eine Auseinandersetzung verstrickt worden. Als der Streit eskalierte, habe Steinmüller eine Pistole, für die er keinen Waffenschein besaß, aus seinem Auto geholt. Im Hof der außenliegenden Anwesens habe er drei Warnschüsse abgegeben. Als ihn drei der Angreifer mit Knüppeln und Stangen bedrohten, sei Steinmüller berechtigt gewesen zu schießen, teilt dpa mit.

Steinmüller war zu Fuß geflüchtet und hatte sich am Montagnachmittag in Begleitung eines Anwalts der Kriminalpolizei Friedberg gestellt und sich bei der Vernehmung durch den Haftrichter auf Notwehr berufen. Es war Haftbefehl erlassen worden. hm

Blende '92: Thema "Freunde und Nachbarn"

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./Do., 19 Uhr; "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" (bis 8. 11.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Sequenz, Hohenstaufenstr. 8, Tel. 74 56 74: Mo. bis Fr., 10 bis 15 Uhr; Cornelia Franke (bis 9. 10.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Thomas Dahmen - "Bilder & Holzobjekte" (bis 10. 10.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Georg Baselitz - Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Druckgraphik 1964-1988 (bis 10. 10.).

Galerie Schütz, Schöne Aussicht 6, Tel. 28 91 70: Di. bis Fr., 12.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Harald Falkenhagen (bis 10. 10.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18, Sa., 10 bis 14 Uhr; Günther Förg/Meuser (bis 12. 10.).

JAL-Galerie, Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Masayoshi Kawa (bis 23. 10.).

Galerie Oevermann, Krögerstr. 6, Tel. 29 57 08: Mo., Di., Do., Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Manfred Kache - Skulptur & Zeichnung (bis 23. 10.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).

Galerie B & A, Berger Str. 168, Tel. 4 94 03 80: Ladenöffnungszeit, Luzia Simons - Fotografie und Plastik (bis 24.10.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Johannes Heisig (bis 24. 10.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Friedmann Hahn - "Neue Arbeiten - Bilder & Aquarelle" (bis 24. 10.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Gyijho Frank "E-Chip-T-Bilder" (bis 24. 10.).

Galerie Jahrhunderthalle Hoechst, Pfaffenwiese: täglich, 11 bis 15 Uhr; Kunst in Frankfurt 1992 - Medium Zeichnung (bis 24. 10.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Mathias Goeritz - Werke und Wirken in Mexiko (bis 25. 10.).

Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Werkschau F.K. Waechter (bis 29.10.).

Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).

Galerie Arietta, Palmengartenstr. 8, Tel. 75 24 86: Mo. bis Fr., 15 bis 18 Uhr; Kerstin Lang - "Farbkompositionen" (bis 30. 10.).

Galerie der laden, Brückenstr. 76, Tel. 62 38 70: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; B. Regenbogen (bis 30. 10.).

Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-4, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Sigurd Rösinger - Bilder, Zeichnungen, Graphik (bis 30. 10.).

Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; "Style forms Function" (bis Ende Okt.).

Galerie IVO, Eschersheimer Landstr. 11, Tell 55 74 65: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Beate Rosebrock - "Schicht/Wechsel" (bis 31. 10.).

Galerie Frank Hänel, Nordendstr. 22, Tel. 55 26 09: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol, Valeriano (bis 31. 10.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18; Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).

Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr; Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).

Galerie Hans Ostertag, Siesmayerstr. 9, Tel. 74 88 08: Eugen Batz - Gemälde & Aquarelle (bis 31. 10.).

Agora Art Gallery, Fahrgasse 23, Tel. 28 33 57: Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr & nach Vereinbarung; Rainer Weingärtner - "Mit Funden wuchern" (bis 31.10.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Rainer Wölzl - "Neue Bilder" (bis 31. 10.).

Westend-Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mario Moronti - Arbeiten auf Leinwand und Papier (bis 31. 10.).

Galerie F.A.C. Prestel, Braubachstr. 30, Tel. 28 47 44: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14, Kunst der Zeit und Klassischen Moderne (bis Ende Oktober).

Galerie Wolfhard Viertel GmbH, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Winfred Gaul - Gemälde & Arbeiten auf Papier 1949-61 (bis 6. 11.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Deutsche Holzdrucke seit 1950 (bis 7. 11.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr; Trudi Demut - Skulpturen (bis 14. 11.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr; Gerhard Altenbourg - "Figuren/Landschaften - Holzschnitte" (bis 14. 11.).

Galerie Hoeppner, Zürich-Haus am Opernplatz, Tel. 72 44 20: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Yoshi Takahashi - Originale, Grafiken (bis 14. 11.). Ausstellungen

Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Oktober).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Ausstellungen Paulskirche, Paulsplatz: Consejo Nacional para la Cultura y las Artes de México - "Zeitgenössische Malerei 1950-1980 (bis Ende Oktober).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Uschi Lüdemann - Bilder & Objekte 1988-1992 (bis 16. 10.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Georg Stenzel - Landschaften und Städtebilder (bis 18. 10.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Mexikanische Druckgrafik des 19. & 20. Jahrhunderts; Sarah Schumann - "Frühe Gräber" (bis 18. 10.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; "Umschlaggestaltung für die Rowohlt Verlage 1908-1991" (bis 30. 10.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; Jüdisches Museum Berlin - "Herbert Sonnenfeld. Ein Jüdischer Fotograf in Berlin. 1933-1938" (bis 31. 10.).

Fotografie Forum, Weckmarkt 17, Leinwandhaus: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa./ So., 11 bis 17 Uhr; Mexikanische Fotografen - "Fotografie als Schrift" (bis 1. 11.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Neue Kindertagesstätten Frankfurt (bis 1. 11.).

Raiffeisenhalle, Oskar-von-Miller-Str. 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Frankfurter Kunstverein - Aktuelle Kunst aus Mexiko (bis 1. 11.).

Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr; Gustavo Eguez - Malerei (bis 11. 11.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Arbeitsgericht sprach mit Spannung erwartetes Urteil Köstner erlitt Niederlage Tischtennis-Talent muß für Grenzau spielen / Heute bei FTG?

Ein in der deutschen Tischtennis-Szene mit Spannung erwartetes Urteil hat das Arbeitsgericht Koblenz gesprochen. Danach muß Sascha Köstner, in Fachkreisen als größtes deutsches Talent seit Jörg Roßkopf gehandelt, weiterhin für den TTC Grenzau spielen. Der 17 Jahre alte Jugend-Nationalspieler, der in Hessen groß wurde und im Sommer 1991 von der Frankfurter TG nach Grenzau wechselte, wollte sich ursprünglich vor dieser Saison dem deutschen Meister Borussia Düsseldorf anschließen. Laut Darstellung Köstners und seiner Eltern waren die Verantwortlichen der Grenzauer ihren - im Zuge eines ab 1990 gültigen Drei-Jahres-Vertrages - eingegangenen Verpflichtungen nicht nachgekommen.

Dieser Argumentation konnte das Arbeitsgericht Koblenz bei einer Verhandlung in Montabaur nicht folgen. Ob Köstner, für den seine Eltern den Prozeß angestrengt hatten, gegen den vorerst rechtsgültigen Spruch in die Berufung geht, steht noch nicht fest. Bis zu einer neuerlichen Klärung müßte Köstner, der im Deutschen Tischtennis-Zentrum Heidelberg lebt, für Grenzau spielen. Für den im Westerwald beheimateten Verein hat er allerdings seit Anfang 1992 kein Spiel mehr ausgetragen, obwohl er immer wieder für die Einsätze in der zweiten Garnitur in der 2. Bundesliga nominiert worden war.

Als Hintergrund des Streits gilt unter anderem, daß sich Köstner - ebenso wie seine Eltern - erhofft hatte, schneller ins Bundesliga-Team der Grenzauer aufzurücken. Dort kam er jedoch nur zu drei Einsätzen in weniger wichtigen Begegnungen. Durch den angestrebten Wechsel nach Düsseldorf hatte sich der in Darmstadt geborene und in Brensbach im Odenwald beheimatete Köstner bessere Bundesliga-Perspektiven ausgerechnet. Köstner gehörte bereits bei der EM im April dieses Jahres in Stuttgart zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft; seine spektakulärsten Erfolge sind bisher der Gewinn der Goldmedaille mit der Mannschaft bei der Jugend-EM 1991, der zweite Rang im Einzel bei der Schüler- EM 1989 und der Einzelsieg bei den deutschen Jugend-Meisterschaften 1990.

Die Zweitliga-Mannschaft der Grenzauer tritt am heutigen Freitag um 20 Uhr bei der Frankfurter TG an. Ob Köstner nach der Niederlage vor dem Arbeitsgericht das Trikot seines Klubs überstreift, war am Donnerstag ungewiß. -ger-

Zur Sache: Wie beliebt sind Büchereien? Guter Platz für Gelnhausen

GELNHAUSEN. Die Zahl der Bibliotheken in Hessen mit hauptamtlichem Personal ist nach einer Statistik des Deutschen Bibliotheksinstituts in Berlin im vergangenen Jahr um sieben Einrichtungen auf 208 Häuser gewachsen. Damit ist das Angebot an öffentlichen Büchereien im Land um knapp 3,5 Prozent erhöht worden. Zugleich wuchs der Bestand an sogenannten "Medieneinheiten" um gut ein Prozent auf 4,78 Millionen.

Obgleich die Städte und Gemeinden das Angebot im Lande vergrößert haben, ging die Zahl der Entleihungen zurück. Griffen die Bürgerinnen und Bürger im Jahre 1990 noch 11,5 Millionen Mal zu Büchern, Kassetten und Schallplatten, sank das Interesse im vergangenen Jahr um über zwei Prozent: 11,3 Millionen Entleihungen hat das Institut in diesem Jahr registriert.

Die Abnahme der Leselust macht sich vor allem in den neuen Bundesländern bemerkbar. In Sachsen und Sachsen-Anhalt sank das Interesse an Büchern aus Bibliotheken um 11,6 und 12,4 Prozent. Im neuen Bundesland Brandenburg ging die Zahl nur um gut vier Prozent zurück.

Die Schwaben sind im Vergleich dazu ausgemachte Bibliotheksbenutzer. Im Musterländle griffen die Menschen im vergangenen Jahr fast 31 Millionen Mal zum Buch aus öffentlichen Beständen. Das waren über sechs Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr.

Das vom Deutschen Bibliotheksinstitut herausgegebene Zahlenwerk listet außerdem den sogenannten Ausleihumsatz auf. Die Zahl gibt darüber Auskunft, wie häufig jedes Buch, jede Kassette oder jede LP im Jahr ausgeliehen wurde. Seit 1988 wurden alle sogenannten Medieneinheiten in den alten Bundesländern einschließlich des ehemaligen West-Berlin durchschnittlich 2,6 Mal ausgeliehen. Geht man davon aus, daß die Entleihungen in den Zentren weit über der Quote auf dem Lande liegen, hält die Stadtbücherei in Gelnhausen mit ihren Entleihungen pro Einwohner einen recht guten Platz. schu

"Wo am lautesten geschrieen wird"

OBERURSEL. Absolut kein Verständnis hat der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Stadtparlament, Dieter Rosentreter, für Bestrebungen, in der Altkönigstraße schneller als geplant Tempo 30 einzuführen. Noch immer zürnt er der OBG-Fraktion, die im Parlament überraschend einen entsprechenden Antrag aus dem Hut zauberte. Seinen Vorwurf, daß in der Altkönigstraße die "Lobbyisten der OBG" wohnten, hat er zurückgenommen ("das war ein bißchen übertrieben"), in der Sache jedoch will Rosentreter hart bleiben.

Er verweist auf eine bisher allgemein akzeptierte Liste der interfraktionellen "Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung", die jene Straßen nennt, die noch nicht für Tempo 30 in Frage kommen. Er sage ja zu einer flächendeckenden Verkehrsberuhigung in Oberursel, dies jedoch müsse nach einem Konzept geschehen und nicht danach, "wo am lautesten geschrieen wird".

Die Interessengemeinschaft Altkönigstraße will hart bleiben. Dort herrschten "Verzweiflung, Wut und Unverständnis darüber, daß eine ruhige Straße wie die Schillerstraße erneut beruhigt, eine ehemals ruhige Straße wie unsere jedoch ständig mehr belastet wird", erklärt Sprecherin Helga Spiekker. (hko/FR-Bild: Grieshaber)

Statt in den Herbstferien zu faulenzen, üben Schülerinnen ernste Bewerbungsgespräche Mädchen planen ihre Zukunft Alte Muster überprüfen

WETTERAUKREIS. Wie schreibe ich eine Bewerbung? Was erwartet mich bei einem Vorstellungsgespräch? Welcher Beruf würde mir überhaupt liegen?

Diese Fragen, mit denen sich jeder Mensch mindestens einmal im Laufe seines Lebens auseinandersetzen muß, beschäftigen auch die fünfzehnjährige Claudia aus Büdingen. Claudia hat wie viele Schülerinnen und Schüler die Erfahrung gemacht, daß die Berufsberatung in den Schulen meist nur oberflächlich ist. Besonders Mädchen, die auf dem Land wohnen, sehen sich oft mit großen Problemen bei ihrer Berufswahl konfrontiert. Weil oftmals öffentliche Verkehrsmittel auf dem Lande fehlen, können sie nur eingeschränkt Praktikumsplätze in Nachbardörfern oder weit entfernten Kreisstädten erreichen. Viele Mädchen erleben einen Konflikt:

Einerseits haben sie genaue Vorstellungen von ihrem Traumberuf, geben diese Idee jedoch schnell auf, da sie ihnen zu schwer realisierbar erscheint. Statt dessen folgen sie dem typischen Rollenbild, das ihnen in ihrer Umgebung vorgelebt wird, oder sie beginnen sogar eine Berufsausbidung, für die sie sich nur zweitrangig interessieren, die sich jedoch aufgrund ihres Standortes oder wegen vorhandener elterlicher Beziehungen anbietet.

Claudia ist eines von 13 Mädchen, das seine Herbstferien dazu nutzt, an einem Berufsorientierungsseminar im Kreisjugendheim bei Butzbach teilzunehmen. Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um ein von der Jugendpflege finanziertes Projekt, das unter dem Schlagwort "Zeitreise" bekannt ist.

Im Vordergrund steht die frühzeitige und zielstrebige Auseinandersetzung der jungen Mädchen mit ihrer Zukunft. Darüber hinaus soll den Mädchen der Stellenwert einer beruflichen Ausbildung und der daraus folgenden Erwerbstätigkeit im Rahmen ihrer Lebensplanung bewußt werden. Außerdem sollen sie auf Situationen, wie zum Beispiel den Verlauf eines Bewerbungsgesprächs, vorbereitet werden. Berufsinformationsseminare wurden zwar schon des öfteren veranstaltet, allerdings handelt es sich in diesem Fall um ein Pilotprojekt mit einem "Planspiel". Das "Planspiel" wurde ursprünglich von der Arbeiterwohlfahrt "Mach mal" in Grünberg entwickelt.

Am ersten Tag des Seminars, das fünf Tage dauert, werden die Mädchen aufgefordert, ein Bild zu malen, auf dem sie ihre aktuelle Situation einschließlich ihrer Zukunftsängste und -erwartungen darstellen sollen. Den zweiten und dritten Tag verbringt die Gruppe entweder in einer Uhrenwerkstatt oder im Berufsinformationszentrum (BIZ). In der Uhrenwerkstatt haben sie die Möglichkeit, selbstständig Uhren herzustellen. Sie sollen so an technische Berufe herangeführt werden, die bisher nur Männern vorbehalten schienen. Im BIZ absolvieren die Mädchen eine Berufsberatung, um einerseits einen Einblick in die Vielschichtigkeit der Berufe sowie die dazu erforderlichen Ausbildungswege zu bekommen. Andererseits sollen sie auf Berufe hingewiesen werden, die ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechen.

Am darauffolgenden Tag beginnt das erwähnte "Planspiel". Hinter ihm steht die Absicht, den Mädchen die häufig abstrakten Vorstellungen von Bewerbungen zu vermitteln und ihnen die Angst vor der Konfrontation mit Fremden etwa während eines Praktikums zu nehmen. Neben den Mädchen beteiligen sich auch die Helferinnen als "Schicksals- oder Arbeitsgruppe" am Spiel.

Zu Beginn des Spiels schreiben die Mädchen ihren "Wunschlebenslauf" bis zum dreißigsten Lebensjahr auf. Die erste Etappe des Spiels findet im Arbeitsamt statt, einem mit entsprechenden Requisiten ausgestattetem Raum. Der Termin muß vorher schriftlich vereinbart werden. Mädchen, die noch keine konkrete Berufsvorstellung haben, werden ihren Neigungen gemäß beraten. Im nächsten Schritt erhalten alle Teilnehmerinnen Informationen und Adressen, die ihnen zur Verwirklichung ihres Traumberufs nützlich sein können. Diese Informationen müssen sie dann selbständig verwerten, indem sie beispielsweise Bewerbungen und Lebensläufe mit Schreibmaschine tippen oder am Telefon ein Auskunftsgepräch führen. Diese Übungen zielen darauf ab, den Mädchen die Angst vor unbekannten Situationen zu nehmem.

Nachdem die Projektteilnehmerinnen einen Ausbildungsgang erarbeitet haben, werden sie in den "Schicksalsraum" geführt. In diesem mit Kerzen beleuchteten und mit Tüchern verhängten Zimmer ziehen die Mädchen individuell auf sie abgestimmte Schicksalskarten. Auf ihnen werden Schicksale mit Bedingungen dargestellt, die typisch für Mädchen auf dem Land sind: fehlende Ausbildungsplätze, lange Wege, Konflikte in der Familie. Mit diesen Karten kehren die Mädchen in die Gruppe zurück, um ihre Schicksale zu diskutieren. Diese Etappe soll das Selbstbewußtsein und die Selbständigkeit der jungen Frauen stärken und sie auf mögliche Hindernisse vorbereiten, ohne gleich aufzugeben. Zum Schluß des Spiels vergleichen die Mädchen die am Anfang geschriebenen "Wunschlebensläufe" mit den "neuen Lebensläufen", die auch die speziellen Schicksale berücksichtigen.

Die Reaktionen der Mädchen auf das Projekt waren sehr positiv:

Carola, der besonders bei dem Gedanken an das bevorstehende Bewerbungsgespräch ganz mulmig wurde, empfand das Spiel als sehr gute Vorbereitung auf die Wirklichkeit. Sie interessiert sich besonders für Arbeits- und Beschäftigungstherapie, weil sie gerne anderen Menschen helfen möchte. Ein beliebter Beruf ist "Schauspielerin". "Weil man in diesem Beruf die größte Abwechslung hat und sich immer in neue unterschiedliche Persönlichkeiten hineinversetzen muß, und er außerdem so ganz anders ist, als die typischen Büroberufe", sagt Kristina nach dem Vortrag einer Schauspielschülerin. In einem Punkt sind sich alle Mädchen einig: Von einer ehelichen Partnerschaft erwarten sie totale Gleichberechtigung und eine Loslösung von der traditionellen Rollenverteilung.

Zum Abschluß ist zusammenzufassen: Nicht nur Claudia, sondern alle Mädchen sind sich darüber einig, daß sich diese Herbstferien für sie gelohnt haben.

JULIETTE OSSENBERG

Der Judoclub Schöneck bietet einen Flohmarkt

SCHÖNECK. Ein Flohmarkt des Judoclubs Schöneck im Bürgertreff Kilianstädten findet am Sonntag, 25. Oktober, ab 10 Uhr statt. Wer finden möchte, was er schon längst sucht, wer losschlagen möchte, was ihr schon längst im Weg herumsteht, sollte die Gelegenheit nutzen. Es gibt dabei auch wieder selbstgebackenen Kuchen.

Die Standmiete pro Anbieter(in) beträgt je Meter fünf Mark. Reservierungen werden unter den Rufnumern 0 61 87 / 74 12 oder 68 47 entgegengenommen. Ul

"Immer aufmerksam sein" Frauen nehmen sich die Stadt - auch mit der U-Bahn

Leichtsinnig sind sie nicht, die Unentwegten, die auch des Nachts unterwegs sein wollen. Sie tragen keinen Schmuck, keine Handtasche, nichts, was einen Räuber reizen könnte und bevorzugen bequemes Schuhwerk - "um mal lossprinten zu können", wie eine der Jüngeren am Mittwoch abend in der B-Ebene am Eschersheimer Turm im Rahmen der Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" berichtete. Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) zur "informativen Fahrt mit der U-Bahn".

"Wenn ich hier aussteigen muß, setze ich mich immer in den ersten Wagen, dann bin ich gleich an der Treppe und bis zum Volksbildungsheim ist es auch nicht mehr weit. Es kommt immer darauf an, daß man sich auskennt." Gertrud Kirsch (76) wohnt im Nordend, liebt das Theater und die Literatur und möchte nicht darauf verzichten. "Man kann ja nicht immer nur Seniorenveranstaltungen besuchen."

Fast jede Teilnehmerin gab zu, daß sie ein mulmiges Gefühl beschleicht, sobald sie die Treppen in die "Unterwelt" hinuntersteigt. Jede hat ihre eigene kleine Strategie entwickelt, die Angst zu besiegen: Hannelore Heckenhauer (63), verfolgt genau, wer hinter ihr ist. U-Bahnfahren bedeutet für sie, immer "aufmerksam sein". Nur Ingeborg von Wilucki beteuerte: "Ich habe keine Angst." Die 74jährige arbeitet nicht nur in der AsF mit, sondern auch in der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Frauenverbände, der über 30 verschiedene Organisationen angehören. Aufgewachsen ist sie in Dresden, in ihrem Elternhaus gingen Vertreterinnen der alten Frauenbewegung wie Gertrud Bäumler und Marie Baum ein und aus. "Das hat mich geprägt." Was sie vom Frauenreferat hält? Die Zusammenarbeit sei gut, der Vorwurf, das Referat kümmere sich nur um Feministinnen und Akademikerinnen, falsch. In einem Punkt, allerdings, da vertrete sie eine andere Meinung: "Wir können nur etwas erreichen, wenn wir mit den Männern zusammenarbeiten."

Die "pauschalen Vorwürfe", so Julia Ostrowicki (24), die vor einem halben Jahr zur Sprecherin der SPD-Frauen gewählt wurde, höre man vornehmlich von solchen Leuten, "die Frauenpolitik ohnehin noch nie ernst genommen haben". Die Vorwürfe dienten nur dazu, das Referat "polemisch niederzumachen". Natürlich könne man nicht mit jeder Veranstaltung jede Frau erreichen.

Daß zur "informativen U-Bahnfahrt" nur ein knappes Dutzend Frauen erschienen waren, führte Ostrowicki außer auf die Herbstferien darauf zurück, daß es sich um eine für die AsF noch ungewohnte Art von Veranstaltung handele. Es sei generell nicht ganz einfach, die Frauen abends aus dem Haus zu locken, bestätigte Ursula Hauptmann (55), die in der Frauenarbeit der evangelischen Kirche engagiert ist. Dabei sei es eigentlich "ganz wichtig", meinte eine andere Genossin, "daß sich die Frauen ein bißchen mehr zeigen und sich zusammentun". ft

"Maggie, come back", fleht so mancher Tory

Dies hatte, auf dem Parteitag der britischen Konservativen in Brighton, der Tag des Schatzkanzlers Norman Lamont sein sollen. In der aktuellen Währungs- und Wirtschaftskrise Großbritanniens wurde Lamonts Rede mit Spannung erwartet. Der ranghöchste Minister des Kabinetts John Majors hatte sich gegen Kritik aus den eigenen Reihen zu verteidigen; er hatte eine neue Wirtschaftspolitik abzustecken und die Finanzwelt der City zu beruhigen; und er hatte seinen Kopf zu retten, vor den Rücktrittsforderungen der Tory-Presse.

Doch Lamont entledigte sich seiner Aufgabe eher schlecht als recht, nervös und mit defensivem Gepolter: Niemand in Brighton war sich sicher, ob es dem angeschlagenen Minister gelungen war, die Märkte oder wenigstens das Parteivolk zu überzeugen. Für viele Tories, die klare Signale für Zinssenkungen und wirtschaftlichen Aufschwung erhofft hatten, war Lamonts Auftritt eine ebenso unbefriedigende Angelegenheit wie die Regierungsaktionen der letzten drei Wochen insgesamt. Der Beifall für den Minister blieb kühl; etliche Delegierte machten deutlich, daß sie, seit Margaret Thatchers Abgang vor zwei Jahren, eine feste Hand in der Finanzpolitik schmerzlich vermißten.

"Maggie, come back", bettelten entsprechend reumütige Parolen in der Konferenzhalle am selben Tag. Ein Delegierter fiel geradezu auf die Knie, in Erinnerung ans Zeitalter seliger Tory-Selbstgewißheit - "Maggie, help", hilf uns, Maggie, lautete das selbstgekritzelte Bittgebet auf seinem Stück Karton. Die Angerufene erschien auch prompt und saß während der Wirtschaftsdebatte droben auf der Plattform, unter der Parteiprominenz, aber in gebührendem Abstand zu Premierminister Major und seinen Ministern. Ihr Erscheinen am Donnerstagmorgen war von etwa der Hälfte der Delegierten stürmisch gefeiert worden, mit tosendem Beifall und wildem Fahnenschwenken.

Die andere Hälfte indes, und das war neu, mochte sich vom Begeisterungssturm nicht mitreißen lassen. Loyalität zu Premier Major und seiner Riege überwog bei diesen Konservativen offensichtlich alle nostalgische Sehnsucht nach der Thatcher-Ära. Daß die Baronin Thatcher just am Vorabend ihres Parteitagsauftrittes in einem Beitrag für das Wochenblatt The European ihren Nachfolger und dessen Europa-Politik in die Pfanne gehauen hatte, wurde ihr von eben diesen Delegierten und Parteikollegen nicht ohne weiteres vergeben.

"Als hätten wir mit Maastricht nicht schon genug Probleme am Hals", zürnten ehemalige Thatcher-Gefolgsleute ihrem früheren Idol. Selbst der Ex-Premierministerin "getreuer Willie", Lord Whitelaw sah sich zu der warnenden Äußerung veranlaßt, sie dürfe nicht den Eindruck erwecken, "ihren Nachfolger untergraben" zu wollen.

"Maggie" hatte in ihrem Zeitungsbeitrag an der Politik John Majors kein gutes Haar gelassen. Sie hatte die Währungspolitik verurteilt und gefordert, die Regierung müsse endlich zurückkehren zu einer "Wirtschaftsstrategie, die mit den Märkten arbeitet, nicht gegen sie". Maastricht hatte sie "die Vision von gestern" genannt, die durch eine neue Vision nationaler Unabhängigkeit abgelöst werden müsse. Sich "die Maastricht-Zwangsjacke" überstülpen zu lassen, werde mit absoluter Sicherheit "im Ruin" enden.

Das waren harte Worte, angesichts des Pro-Maastricht-Engagements der Parteiführung und auf dem Höhepunkt eines Parteitags, der sich in Sachen Europa sowieso unter Krämpfen wand. Mit ihrem gezielten Schuß vor Majors Bug, urteilte ihr eigener früherer Schatzkanzler und Außenminister Lord Howe, habe die ruhelose Lady zu Majors Problemen jedenfalls "noch erheblich beigetragen".

Früher, erinnerte sich die Abgeordnete Edwina Currie, habe Thatcher immer gern auf Loyalität gepocht: "Es wird Zeit, daß sie selbst Loyalität übt."

Im Lager der Parteirechten hingegen, für das die Begriffe Brüssel und Bundesbank das neue Feindbild Großbritanniens heißen, war man stolz auf Thatchers "klare Meinungsäußerung". So wie sie, hieß es, dächten doch viele in der Tory-Partei. Immerhin können die Thatcher-Anhänger auf Umfragen verweisen, denen zufolge in der gegenwärtigen Krise mehr Tories Margaret Thatchers Führungsstil vertrauen würden als den Regierungskünsten Majors. Doch auch ihre treuesten Freunde wissen, daß für ein Comeback ihrer Heldin wenig Hoffnung besteht. Noch mag sie auf spektakuläre Weise mit Blitz und Donner um sich werfen: Je mehr sie sich zur Wehr setzt, desto rapider scheint ihr Einfluß abzunehmen.

PETER NONNENMACHER (Brighton)

Führungen zu Bauplastik und Vesperbildern

Die italienische Skulptur vor Donatello ist Thema der nächsten Sonntagsführung im Liebieghaus am 11. Oktober um 11 Uhr, bei der es vor allem um Werke aus der Toskana des 14. Jahrhunderts geht. Die nächsten Sonntagsführungen gelten der mittelalterlichen Bauplastik: Pfeiler, Kapitelle und Figuren-Reliefs am 18. und figürlicher Schmuck von Säulen, Portalen und Fassaden am 25. Oktober (jeweils 11 Uhr). Bei den nächsten Mittwochsführungen, jeweils 18.30 Uhr, werden Vesperbilder (Maria mit dem toten Christus auf den Knien) des 15. Jahrhunderts behandelt: die Pieta vom Mittelrhein am 14., die Pieta aus Steinberg am 21. und die Pieta aus Burgund am 28. Oktober. wp

"Der Traum vom perfekten Kind"

OFFENBACH. Über "Vorgeburtliche Diagnosen: der Traum vom perfekten Kind" referiert am Dienstag, 20. Oktober, die Theologin Dr. Hildburg Wegener. Ultraschalluntersuchungen und andere Untersuchungsmethoden bei Schwangeren gehören inzwischen zur selbstverständlichen Vorsorge. Die Konflikte, die sich aus den Ergebnissen für die werdende Mutter ergeben, möchte Dr. Wegener aufzeigen.

Veranstalterinnen sind die Evangelische Familien-Bildungsstätte und die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland. Der Vortrag beginnt um 20 Uhr in der Ludo-Mayer-Straße 1.

Anmeldungen nimmt die Familien-Bildungsstätte über die Telefonnummer 069 / 88 51 59 entgegen. hf

"Tag der Seide" im Bürgertreff

SCHÖNECK. "Tag der Seide" ist am Sonntag, 18. Oktober, im Bürgertreff Kilianstädten zwischen 11 und 17 Uhr. Allenthalben greift die Seidenmalerei um sich. Woher aber kommen die Ideen, wie werden sie umgesetzt? Wer dies noch nicht weiß oder wer sich auch über selten ausgeschöpfte Möglichkeiten dieser Maltechnik erkundigen möchte - hier kann er laut Ankündigung der Veranstalterinnen Elisabeth Stüve und Renate Lietz Antworten finden.

Rund 15 Seidenmaler(innen) wollen bei dieser Veranstaltung mit "Workshop-Charakter" ihre Arbeit auch praktisch demonstrieren, aber auch selbst Erfahrungen austauschen - und natürlich ihre Arbeiten ausstellen und verkaufen. Ul

"Stellvertreter" markieren jetzt Tempo-30-Zone Straßenbauamt behob eine "Panne" / Umbau der Fahrbahnen in Sindlingen Nord erst 1993

SINDLINGEN. Jetzt kann's in Sindlingen Nord keiner mehr übersehen. Das Gebiet ist eine Tempo-30-Zone. Die sogenannten "Stellvertreter", sandsteinfarbene Beton-Kegel, markieren die Zufahrten zur verkehrsberuhigten Zone an der Sindlinger Bahnstraße. Eigentlich galt Schrittgeschwindigkeit in der Siedlung bereits seit Oktober vergangenen Jahres. Doch die Erprobungsphase für Tempo 30 begann in Sindlingen laut Straßenbauamtsleiterin Gabriele Dehmer mit einer "Panne". Statt Stellvertreter gab's nur Fahrbahnmarkierungen, die die optischen Einfahrtsbereiche verengten.

Ergebnis: kaum einer hielt sich an Tempo 30. Die optischen Verengungen wurden einfach flott überfahren. Jetzt sollen "Stellvertreter" und die halbkugelförmigen, auf der Fahrbahn angebrachten "Kölner Teller" dafür sorgen, daß Autofahrer auf die Bremse drücken.

Doch auch das sind nur Provisorien. Erst wenn die in der Regel einjährige Probephase beendet ist, können die Straßen in Sindlingen Nord umgebaut werden. Dann werden leichte Wellen aufgepflastert, Fahrbahnen werden schmäler, Einfahrten durch Vorbauten verengt. Doch die Baukolonne wird Gabriele Dehmer zufolge frühestens in der ersten Hälfte nächsten Jahres anrücken.

Vorher gibt es noch eine abschließende Anhörung im Ortsbeirat 6, um zu klären, ob sich die Vorschläge des ausführenden Ingenieurbüros in der Erprobungsphase bewährt haben. "Die mindestens einjährige Prüfung des Konzeptes ist wichtig", sagt die Amtsleiterin. Die Straßen gleich umzubauen wäre zwar billiger und effektiver, wie manche Anwohner immer wieder vorschlagen. Doch ob sich durch eine veränderte Straßengestaltung zum Beispiel neue Unfallschwerpunkte ergeben, zeige sich erst in der Praxis. tos

Was Lengerich lehrt

Was war das nun in Lengerich? Eine Beinahe-Katastrophe, die nur mit viel Dusel glimpflich abging, eine von "den Medien" aufgeblasene Story nach der angstmachenden Formel "Dioxin = Seveso = Tod und Verderben" oder irgend etwas zwischen diesen Extremen? Hätten Feuerwehr, Polizei und Stadtverwaltung gelassener reagieren müssen, als sich die schwarze, stinkend-beißende Rauchwolke aus der brennenden Kunststoff-Verwertungsanlage über 500 Häuser und ihre Bewohner wälzte? Wurde zu spät alarmiert und/oder zu früh entwarnt?

Über diese und ähnliche Fragen werden die Experten in Lengerich, Düsseldorf, Berlin und anderswo noch ausgiebig palavern. Die 900 am ärgsten betroffenen Menschen in Lengerich wird dieser Streit nur am Rande interessieren. Sie müssen versuchen, ihre verdreckten Häuser zu säubern und sich auf die mühsame Suche nach jemandem machen, der zumindest ihre finanziellen Schäden ersetzt. Die Angst, die sie hatten, ist ohnehin nicht mit Geld abzugelten.

Also achselzuckend zur Tagesordnung übergehen? Die Steuerzahler im hochindustrialisierten Deutschland haben einen Anspruch darauf, daß dieser Staat auf allen Entscheidungsebenen Druck auf die Industrie macht, so wenig giftiges Zeug wie irgend möglich zu produzieren. Und wo es sich nicht vermeiden läßt, daß solch Zeug erarbeitet, wiederverarbeitet oder gelagert wird, haben die Menschen Anspruch auf eine Verwaltung, die unnachsichtlich und kompetent darauf achtet, daß strengste Sicherheitsregeln eingehalten werden und Vorsorge - sei sie noch so teuer für den Verursacher - für eventuelle Schäden getroffen wird. Hier, zumindest das lehrt Lengerich, ist noch viel zu tun. vs (Düsseldorf)

Polizei verhaftete den Finanzjongleur aus Kusel Autohändler schuldet 4500 Sinti und Roma 220 Millionen Mark / Erst jetzt Haftbefehl erwirkt Von unserem Korrespondenten Michael Grabenströer

KAISERSLAUTERN, 8. Oktober. Unter dem Verdacht von Millionenbetrügereien ist der Kuseler Unternehmer Karl-Josef Zulier verhaftet worden. Der Autohändler und ehemalige Dachdecker hatte von 4500 Sinti und Roma Millionenbeträge erhalten, die er mit sagenhaften Zinssätzen von 30 und mehr Prozent innerhalb einer Drei-Monats-Frist vermehren wollte. Insgesamt wurden ihm 220 Millionen Mark anvertraut. Mit Zulier wurde am Mittwoch im Saarland auch seine Ehefrau verhaftet. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern, die die Ermittlungen führt, wirft dem Ehepaar auch illegale Bankgeschäfte vor. Gleichzeitig ordnete das Landgericht Kaiserslautern die Beschlagnahme der Geldbeträge an, die bei Zulier sichergestellt werden. Mit der Sicherstellung sollen die Ansprüche der Tausende von Gläubigern gesichert werden.

Die Millionentransaktionen des 43jährigen Geschäftsmannes hatten zu Monatsbeginn die kleine westpfälzische Kreisstadt Kusel in Aufregung gestürzt. 15 000 Sinti und Roma, Gläubiger mit ihren Familienangehörigen, hatten sich angesagt, um ihre Gelder zurückzufordern. Hunderte von Polizisten waren eingesetzt. Die Kreisverwaltung hatte 20 Lagerplätze für die aus ganz Deutschland und Europa anreisenden Sinti und Roma vorbereitet. Auf einem Militärgelände, einem durch Zäune gesicherten freien Feld, sollte die Auszahlung erfolgen. Zulier erklärte sich kurz vor der Auszahlung zahlungsunfähig und vertröstete seine angereisten Gläubiger über Autotelefon auf den nächsten Auszahlungstermin im Dezember.

Die Staatsanwaltschaft hatte, wie der Kaiserslauterer Oberstaatsanwalt Helmut Bleh jetzt bestätigte, schon vor dem Auszahlungstermin versucht, einen Haftbefehl gegen den Millionenjongleur zu erwirken. Am 29. September lehnte das Amtsgericht Kaiserslautern dies aber ab. Auch das Landgericht Kaiserslautern kam dem Antrag der Staatsanwaltschaft einen Tag später nicht nach. Der Haftbefehl wurde nun vor dem Pfälzischen Oberlandesgericht in Zweibrücken auf Beschwerde der Staatsanwaltschaft erwirkt, das sowohl den Betrugsverdacht als auch die Fluchtgefahr bei dem "Leih- Millionär" bejahte.

Zulier wurde bei einem Autohandel im saarländischen Landsweiler verhaftet. Begleitet wurde er von seiner Frau und einem französischen Leibwächter, der keinen Waffenschein für seine Pistole vorweisen konnte. Der Verbleib der Millionen ist weiterhin rätselhaft. Die Verhaftung Zuliers hat zu erheblicher Verunsicherung unter den Gläubigern geführt. Die Staatsanwaltschaft werde mit telefonischen Anfragen überschüttet, heißt es in Kaiserslautern. Darunter sei auch eine Vielzahl von Anrufern, die sich für die Freilassung Zuliers einsetze. Dahinter stehe die Befürchtung, daß eingezahlte Millionbeträge endgültig verloren seien, wenn Zulier weiter in Haft bleibe und seine verwirrenden Geschäfte nicht mehr regeln könne.

Polizei soll Ausländern helfen

KÖLN, 8. Oktober (epd). Sachsen erwägt den Einsatz von Polizisten als Ausländersachbearbeiter. Die Beamten sollten in der Nähe von Heimen eingesetzt werden und sich um die Fremden kümmern, schlug der sächsische Innenminister Heinz Eggert (CDU) an Donnerstag im Deutschlandfunk vor. Zur Bekämpfung von Gewalttaten durch Rechtsradikale regte er auch die Bildung von Jugenddezernenten bei der Polizei an. Diese könnten Einblicke in das Milieu der Gewalttäter ermöglichen.

Eggert verwies auf die positiven Erfahrungen in Sachsen mit einem Runden Tisch, der nach den ausländerfeindlichen Ausschreitungen von Hoyerswerda gebildet wurde. Gewalttäter aus dem rechtsextremen und linksautonomen Milieu, die nicht mehr gesprächsfähig seien, müssen Eggert zufolge unter dauernden "Verfolgungsdruck" gesetzt werden: "Sie müssen wissen, daß es sie persönlich etwas kosten wird, wenn sie in der Bundesrepublik Deutschland die Würde und das Leben anderer Menschen bedrohen."

,Sind Sie Frei?' in Maintal

MAINTAL. Die als "Badesalztheater des Nordens" titulierten Satiriker Kalla Wefel und Claus Dethleff (Turn & Taxis) zeigen am Samstag, 24. Oktober, ihr Stück "Sind Sie Frei?" im Bürgerhaus Hochstadt.

Ein Mischung aus Milieustudie, bissiger Gesellschaftskritik und eingestreuten rockigen Songs erwartet die Zuschauer ab 20 Uhr.

Telefonische Kartenbestellung beim Amt für Jugend, Kultur und Sport, Abteilung Jugendpflege, Tel.: 06181/400716 oder 400704. gf

Gedenkstätte wird erneuert Geld fließt nach Preungesheim

Die Skulptur auf dem Sockel ist verwittert, an der Gedenktafel ranken sich Büsche und Hecken empor, der schmale Fußweg wird vom Gras überwuchert: Die Gedenkstätte für die von den Nationalsozialisten hingerichteten Häftlinge an der Justizvollzugsanstalt Preungesheim ist in einem beklagenswerten Zustand. Und die in großer Zahl verstreuten Zigarettenkippen deuten darauf hin, daß der kleine Platz vor den Gefängnismauern in der Homburger Landstraße anders genutzt wird als ursprünglich gedacht. Er sei zu einem "besseren Hundeklo" verkommen, klagt Alfred Marchand vom "Studienkreis deutscher Widerstand". "Wenn ich mit Schulklassen oder Delegationen dahin gehe, dann schäme ich mich."

Mit dem schlechten Zustand der Gedenkstätte soll es nun ein Ende haben. Mit 1,2 Millionen Mark aus Landesmitteln wird das Areal neu gestaltet. Voraussichtlich noch im Oktober beginnen nach Auskunft des Hessischen Staatsbauamts die Bauarbeiten. Bis auf eine Ausnahme seien alle Aufträge bereits vergeben.

Im Eingangsbereich wird eine Konstruktion aus verzinktem Stahl nebst einem Gitter installiert. Keineswegs "heimelig", sondern "roh" und "karg" soll der Eindruck sein, den die Konstruktion vermittelt. So erläutert der zuständige Sachbearbeiter das Modell, das als weiteres Element einen rund 30 Meter langen "Weg der Besinnung" vorsieht. Er wird an Marmorplatten entlangführen, auf denen Steinmetze die Namen von 100 hingerichteten Häftlingen meißeln. Den Abschluß bildet ein Platz aus dunklem Stein.

Der "Studienkreis deutscher Widerstand" hat die Neugestaltung des Platzes mit viel Engagement vorangetrieben. Um die 300 Namen von ermordeten Häftlingen habe man ermitteln können, sagt die Geschäftsführerin des Studienkreises, Barbara Bromberger: "Vermutlich keine vollständige Liste." Die Gefangenen starben durch die Guillotine und den Strang oder wurden im Vilbeler Wäldchen erschossen. vo

Aus dem Geschäftsleben 80 Autos zeigen sich

FRIEDRICHSDORF. Ihre neuesten Modelle zeigen elf Autohäuser am Samstag, 10. Oktober, von 10 bis 18 Uhr. Auf dem Houiller Platz warten rund 80 Autos auf Besucher. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Auch der musikalische Genuß kommt mit den "Comfort-Rockers" aus Koblenz und Christian Rösberg nicht zu kurz.

Und solange die Eltern sich mit Pferdestärken beschäftigen, können die Kinder auf einer Sprungburg herumtoben. teb

Polizisten haben Puppen "gerettet"

BAD HOMBURG. Mit Hilfe von Übungspuppen haben Bad Homburgs Polizisten ihre Kenntnisse in Erster Hilfe überprüft und verbessert. Sie gehörten damit zu den ersten, die das Übungssystem "Actar" testeten, berichtet das Rote Kreuz. DRK-Ausbilder Thomas Koschwanetz leitete den Lehrgang.

Erste-Hilfe-Kurse für Polizeibeamte sind vor allem deswegen besonders wichtig, weil sie mitunter vor den Sanitätern und Notärzten an Unfallstellen eintreffen und dann in der Lage sein müssen, lebensrettende Sofortmaßnahmen zu ergreifen. "Das wird uns zwar schon der Grundausbildung beigebracht", kommentiert Hauptkommissar Klaus Schröder, "aber Übung macht den Meister." c

Neues vom Stadtpark für Nieder-Eschbach

Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) öffnet seine "Planungswerkstatt": Es geht um den "Stadtpark Nieder-Eschbach", der sich nach der Vorstellung des Stadtrates einmal zwischen der Autobahn A 5 und der Homburger Landstraße sowie dem Harheimer Weg erstrecken soll. In den Augen von Koenigs ist der 150 Hektar große "Stadtpark" ein geeignetes Mittel, um die Bebauung der heute noch vor allem landwirtschaftlich genutzten Fläche zu verhindern. Vor Ort setzt es Protest - nicht nur von Landwirten. Vom 14. bis zum 16. Oktober hat die Stadt Fachleute von acht Landschaftsplanungsbüros zu einem dreitägigen Entwurfseminar in die Otto-Hahn-Schule in Nieder-Eschbach eingeladen - in zwei Arbeitsgruppen sollen sie "konzeptionelle Leitbilder" für den Stadtpark entwickeln. Am Mittwoch, 14. Oktober, will Koenigs außerdem ab 20 Uhr in der Schule interessierten Bürgern die Idee des Stadtparks vorstellen und darüber diskutieren. Am 15. Oktober um 20 Uhr referiert Andreas Kipar, der an der Gestaltung des Landschaftsparks Mailand-Nord beteiligt war, zum Thema "Stadtpark-Geschichte". Für den 26. Oktober schließ- lich ist ein Auswertungsseminar vorgesehen: Die Architekten diskutieren mit Koenigs und Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) sowie Vertretern des Ortsbeirates und "ausgewählten Sachverständigen" über den endgültigen Entwurf des Nieder-Eschbacher Landschaftsparks. jg

Bei Vollmond alles über die Testesser

BAD HOMBURG. Sind Testesser dikker als andere Menschen? Schmeckt ihnen auch eine gewöhnliche Frikadelle? Sind sie in den Restaurants längst bekannt? Auf diese und andere Fragen soll Wolfgang Schmerfeld, Redakteur eines Gourmet-Journals und professioneller Gastronomie-Tester, antworten.

Er ist zu Gast bei der "Vollmond-Soirée" im Steigenberger-Hotel an der Promenade am Sonntag, 11. Oktober, um 21 Uhr. Die Moderation hat Nick Benjamin vom Südwestfunk. c

Bürger sollen im geeinten Europa mehr Mitsprache erhalten Abstimmung in Bundestag und Bundesrat vor Währungsunion zugesagt / Parteien rügen Demokratiedefizite im Maastricht-Vertrag Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 8. Oktober. Die Bürger sollen bei europapolitischen Entscheidungen künftig stärker einbezogen werden. Das sagten Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) am Donnerstag in der siebenstündigen Europadebatte des Bundestages zu. Beide Politiker verteidigten sich gegen die Kritik, der Vertrag von Maastricht sei von den Regierungen "hinter verschlossenen Türen" ausgehandelt worden. Sie versprachen, in Parlament und Länderkammer vor einem endgültigen Beitritt der Bundesrepublik zur Währungsunion abstimmen zu lassen. Die SPD verlangte dazu eine verbindliche Erklärung der Bundesregierung auf dem EG-Sondergipfel nächste Woche. Eine Volksabstimmung über den Vertrag, wie ihn die PDS forderte, lehnte Kinkel ab.

Die Sozialdemokraten wollen ferner ein Rechtstellungsgesetz vorlegen, um sicherzustellen, daß der Bundestag künftig über geplante EG-Gesetze und laufende Beratungen im Ministerrat informiert wird. SPD-Europaexpertin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte eine Verfassung für Europa, die ein "demokratisches, bürgernahes, sozial und ökologisch gestaltetes Europa" schaffe. Ihr Fraktionskollege Günter Verheugen befürwortete die Verankerung der Europäischen Einigung als Staatsziel im Grundgesetz als Absage an den Nationalismus.

Der SPD-Abgeordnete Peter Conradi lehnte den Maastricht-Vertrag im Gegensatz zu seiner Fraktion ab. Er kritisierte das Demokratiedefizit in der EG.

Finanzminister Waigel bemühte sich, Ängste vor der Währungsunion abzubauen. Die Deutsche Mark werde durch die Währungsunion nicht abgeschafft. Auch nach der unwiderruflichen Festlegung der Kurse könnten die Währungen noch nebeneinander bestehen. Erst im nächsten Jahrtausend erfolge eine rein rechnerische Umwstellung auf eine Euro- Mark, die den realen Wert von Löhnen, Gehältern, Renten und Ersparnissen völlig unverändert lasse. "Wir wollen schließlich die Stabilitätstradition des Standorts Frankfurt für die künftige europäische Währung bewahren. Deshalb setzen wir uns mit ganzer Kraft für die Wahl Frankfurts als Sitz der Europäischen Zentralbank ein", sagte der CSU- Vorsitzende.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der keine Rede hielt, sagte den fünf neuen Bundesländern in einer Zwischenfrage zu, er werde sich dafür einsetzen, daß sie nach der nächsten Europawahl im Juni 1994 im Europäischen Parlament angemessen vertreten seien. Der FDP- Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff warf der eigenen Koalitionsregierung vor, nicht genug Information und Aufklärung zu betreiben. Bekenntnisse zu Europa im Bundestag beantworteten nicht die Besorgnisse der Bürger, mahnte Lambsdorff. Er plädierte für Nachbesserungen des Vertrages auf der Ebene von Regierungskonferenzen. So genüge es nicht, daß sich der Bundestag mit der Währungsunion lediglich noch einmal "befasse". Notwendig sei die Zustimmung durch Beschluß. Außerdem gelte es, die Rechte des Europäischen Parlaments und der nationalen Parlamente zu stärken, um das "Demokratiedefizit" zu beseitigen.

Der Parlamentarische Geschäftsführer vom Bündnis 90/Grüne, Werner Schulz, fand es den "denkbar undemokratischsten Weg nach Europa", wenn auf Regierungskonferenzen Verträge ausgehandelt würden, die dann nur noch komplett akzeptiert oder ganz verworfen werden könnten. Hätte die Bundesregierung genauso viel Engagement für Europa aufgebracht wie für die "demagogische Vernebelung der Asyldebatte", müßte sie keine Angst vor einer Volksabstimmung haben, sagte er. Trotzdem gebe es zur europäischen Integration "keine Alternative".Bundestag sagt Ja zum Maastricht-Vertrag

"Akt gegen Fremdenhaß"/Vorbehalt bei Währung Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt BONN, 8. Oktober. Der Bundestag wird dem Maastrichter Vertrag über den Aufbau der Europäischen Union mit großer Mehrheit zustimmen. In der ersten Lesung des Ratifizierungsgesetzes am Donnerstag kritisierten Koalition und Opposition zwar einen Mangel an Demokratie bei der Aushandlung des Vertrages, nannten aber den Prozeß der europäischen Einigung unumkehrbar. SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne forderten, Bundestag und Bundesrat müßten einer gemeinsamen europäischen Währung gesondert zustimmen, bevor deren 1999 vorgesehene Einführung verwirklicht werde. Alle Fraktionen außer der PDS zeigten sich einig, daß sich das vereinigte Deutschland eine Absage an den Maastricht-Vertrag nicht leisten könne. Deutschland sei eine von den Nachbarländern mißtrauisch beobachtete Wirtschaftsmacht im Herzen Europas. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) bezeichnete die Zustimmung als wichtigen Beitrag, "dem Übel des übersteigerten Nationalismus, des Fremdenhasses" einen Riegel vorzuschieben. "Das müssen wir bei uns jetzt mit Entschiedenheit tun, wenn unser Land nicht weiter nach innen und außen Schaden nehmen soll", sagte Kinkel. Er will sich beim EG-Sondergipfel am kommenden Freitag dafür einsetzen, daß die Kritik am Vertrag in einem Protokoll oder einer Erklärung berücksichtigt wird. Änderungen am Text selbst lehnte er ab.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) nannte es eine gemeinsame Aufgabe, "ein Bollwerk der europäischen Demokratien gegen Gewalt" zu schaffen. SPD-Europaexpertin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte die Regierung auf, sich entschiedener vor bedrohte Ausländer zu stellen. Wer dies nicht tue, sei ein schlechter Europäer. Die SPD werde dem Vertrag trotz seiner Mängel zustimmen.

Nur die PDS lehnte die Ratifizierung ab. Sie verlangt eine Volksabstimmung.

(Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte auf Seite 4 und im Wirtschaftsteil)

"Kein Streik gegen Gottes Wort" Neues EKD-Gesetz beschränkt weiterhin Mitarbeiterrechte Von unserem Korrespondeten Eckart Spoo

HANNOVER, 8. Oktober. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will den Mitarbeitern kirchlicher Einrichtungen weiterhin Rechte vorenthalten, die für Arbeitnehmer in privaten und staatlichen Betrieben gelten. Zur Begründung des neuen Mitarbeitervertretungsgesetzes, das Anfang November verabschiedet werden soll, sagte am Donnerstag in Hannover der EKD-Dienstrechtsexperte Detlev Fey, die Kirche habe den Auftrag, das "Wort Gottes" zu verkünden. "Die Bestreikung des Wortes Gottes ist nicht möglich." Vor Sprechern kirchlicher Mitarbeitervertretungen aus Nord- und Ostdeutschland sprach Fey von einer besonderen "Dienstgemeinschaft", die einer theologischen Definition zufolge mit der Institution Ehe vergleichbar sei.

Mitarbeitervertreter antworteten ihm, dann müsse die Kirche ihren Mitarbeitern partnerschaftlich und nicht hoheitlich begegnen. Zum Beispiel könnten die Beschäftigten in der Diakonie - rund 300 000 allein in den alten Bundesländern - nicht einsehen, warum für sie das Betriebsverfassungsgesetz nicht gilt und warum sie im Konfliktfall nicht das Arbeitsgericht anrufen dürfen. Eine besondere "Dienstgemeinschaft" sei nur akzeptabel, wenn die Kirche über staatliches Recht hinausgehe, statt dahinter zurückzubleiben, meinte der Sprecher der Mitarbeitervertretung (MAV) der hannoverschen Landeskirche, Werner Massow.

Heftig umstritten ist ein Paragraph, wonach nur Protestanten in kirchliche Mitarbeitervertretungen gewählt werden dürfen. Ostdeutsche MAV-Sprecher berichteten, in manchen früher staatlichen Krankenhäusern beschäftige die Kirche aber bis zu 90 Prozent Nichtchristen, denen nun die Wählbarkeit abgesprochen werde.

Das neue EKD-Gesetz wird, wie bei der Veranstaltung bekannt wurde, nicht zur beabsichtigten Vereinheitlichung des Rechts in den Landeskirchen führen. Die hannoversche Landeskirche will wenige Tage vor der EKD-Synode im November ein eigenes, in zahlreichen Punkten abweichendes Gesetz beschließen.

Krippen statt Kritik: Ersatz für Fotoschau

RÖDERMARK. Statt sich mit kritischen Bildern zum Massentourismus auseinandersetzen zu müssen, können die Rödermärker im Dezember jetzt eine Krippenausstellung in den Räumen der Stadtbücherei in Ober-Roden bewundern.

Der Erste Stadtrat und Kulturdezernent Alfons Maurer (CDU) will die Entscheidung für das fromme Thema jedoch nicht als "Retourkutsche" verstanden wissen, an der sich Provinzialität oder Prüderie der Stadtverwaltung festmachen lasse.

Maurer hatte vor wenigen Wochen für Aufregung gesorgt, als er anordnete, daß die von der Anderen Liste/Die Grünen in Rödermark vorgesehene Ausstellung "Fotosafari" nicht in der Bibliothek gezeigt werden darf. Die Aufnahmen zeigten die Auswüchse des modernen Reisens: fettleibige Weiße, die sich von barbusigen schwarzen Frauen "verwöhnen" lassen, oder leichtbekleidete Touristinnen, die das religiöse Empfinden der Gastgeber rücksichtslos verletzen.

Maurer hatte die Bibilotheksräume zunächst für die "Fotosafari" geöffnet. Als er einen Katalog zu Gesicht bekam, nahm er seine Zustimmung zurück: Die Bilder seien keine Kunst, sondern besäßen eine politische Aussage. Vor allem Kinder dürften in der Bibliothek nicht mit Bildern von Nackten konfrontiert werden. Die Grünen bezeichneten die Entscheidung, die Ausstellung abzusagen, als Zensur.

Eine Krippenausstellung passe besser in die Adventszeit, meint Alfons Maurer jetzt.

Die Ausstellung ist geplant vom 29. November bis zum 20. Dezember. fuh

Gericht erkannte auf Notwehr Neu-Anspacher von Totschlags-Anklage freigesprochen

NEU-ANSPACH/GIESSEN. Auf Notwehr hat das Schwurgericht Gießen am Donnerstag im Fall eines 35jährigen aus Neu-Anspach erkannt. Der Mann war angeklagt, am 3. November 1991 vor dem "Chausseehaus" Bönstadt den damals 37jährigen Bediensteten der Gemeinde Niddatal, Herbert H., erschossen und dessen 36jährigen Begleiter durch Schüsse schwer verletzt zu haben.

Nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) wurde der Bürokaufmann von der Anklage des Totschlags und versuchten Totschlags freigesprochen, aber wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einem Jahr Freiheitsentzug auf Bewährung und Zahlung von 4000 Mark an den "Weißen Ring" verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten gefordert. Der Neu-Anspacher hatte in der Nacht zu jenem Sonntag in Begleitung von zwei Freunden das "Chausseehaus" besucht. "Ohne eigene Schuld" - so das Gericht laut dpa - sei das Trio von vier Männern, darunter den späteren Opfern, in ei- ne Auseinandersetzung verstrickt worden. Als der Streit eskalierte, habe er eine Pistole, für die er keinen Waffenschein besaß, aus seinem Auto geholt.

Im Hof des Anwesens habe er drei Warnschüsse abgegeben. Als ihn drei der Männer mit Knüppeln und Stangen bedrohten, sei der 35jährige berechtigt gewesen, zu schießen. Der Neu-Anspacher war zu Fuß geflüchtet und hatte sich am Montag nachmittag in Begleitung eines Anwalts der Kriminalpolizei Friedberg gestellt. hm

Parlament einig gegen Gewalt Antisemitismus und Angriffe auf Ausländer scharf verurteilt Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 8. Oktober. Die Fraktionen von CDU/CSU, FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen haben eine gemeinsame Entschließung zur Verurteilung von Gewalttätigkeiten gegen Ausländer und antisemitischen Übergriffen in den Bundestag eingebracht. Sie sollte nach einer Parlamentsdebatte über "Extremismus und Gewalt" am Donnerstag verabschiedet werden, die bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht beendet war.

In dem Text werden die Übergriffe als "Anschlag auf den inneren Frieden und den Rechtsstaat" bezeichnet. Die Deutschen wüßten aus ihrer Geschichte, daß Extremismus, Haß und Gewalt immer ins Unglück führten. Jeder sei aufgerufen, sich nicht nur von der Gewalt zu distanzieren, sondern ihr auch durch gesellschaftliches Engagement den Boden zu entziehen. Ebenso entschieden verurteile der Bundestag alle rechtsextremistischen Aktivitäten. Es gelte "den Anfängen zu wehren". Die Strafverfolgungsbehörden müßten ihre Kraft weiter der entschiedenen Bekämpfung gewalttätiger Rechtsbrecher widmen, um den einzelnen Bürger zu schützen und das staatliche Gewaltmonopol zu bewahren.

Schließlich wird erklärt, Polizei und Gerichte "verdienen unser aller Vertrauen darin, daß sie diese Aufgabe verantwortungsvoll und erfolgreich wahrnehmen". Diesem Absatz wollte die Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen nicht zustimmen. Sie formulierte eine eigene Passage, in der Kritik am bisherigen Vorgehen von Polizei und Justiz gegen rechte Gewalttäter zum Ausdruck kommt und entschiedeneres Handeln verlangt wird.

Die Bundestagsgruppe der PDS/Linke Liste brachte eigene Entschließungsanträge ein. Sie begründete das mit der Umbenennung des Diskussionsthemas. Die SPD habe eine Debatte über "Rechtsradikalismus und Gewalt" beantragt. Nun werde statt dessen über "Extremismus und Gewalt" gesprochen. Dies bedeute, daß nicht klar und eindeutig die Lage der Asylbewerber und Rassismus, sondern "routinemäßig" etwa neue Polizeibefugnisse thematisiert würden.

"Finanzausgleich erfordert Kassensturz" Niedersachsen will zuvor Risiken kennen / Waigel weist Ostforderung zurück

ptz BONN. Die Bundesregierung soll einen Kassensturz vorlegen, der bestehende und absehbare Finanzrisiken berücksichtigt. Nur so kann nach Ansicht von Niedersachsens Finanzminister Hinrich Swieter eine solide Grundlage für die 1995 fällige Neuordnung des Länderfinanzausgleiches geschaffen werden. Der SPD-Politiker hält seinem Bonner Kollegen Theo Waigel zudem vor, sich aus der "gesamtstaatlichen Verantwortung für den Aufbau der neuen Länder davonzustehlen". Mit rund 90 Milliarden Mark veranschlage der Bund seine Leistungen zugunsten der ostdeutschen Länder als viel zu hoch. Hiervon müßten Zahlungen aufgrund allgemein gültiger Verpflichtungen (Wohngeld, Bundesfernstraßenbau) und Ausgaben etwa für Bundeswehr und Grenzschutz abgezogen werden. Dann verbleibe ein "echter Transfer" von etwa 22 Milliarden Mark.

Swieter will nicht ohne Wissen darüber, was noch an finanziellen Risiken auf Länder und Kommunen zukommt, über einen Ausgleich der unterschiedlichen Steuerkraft in den 16 Bundesländern diskutieren. Als Stichworte nennt er die Altschulden der ehemaligen DDR, den Treuhandfonds oder die Absicht, die finanzielle Verantwortung für Bahnnebenstrecken auf Länder zu übertragen.

Durch Waigels Pläne würden die alten Länder mit rund 25 Milliarden Mark belastet, erklärt Swieter. Einen solchen Transfer könnten deren Haushalte nicht

verkraften. Derzeit werden im Rahmen des Länderfinanzausgleiches zwischen West-Ländern gut vier Milliarden Mark bewegt. Die Ostländer, die über den Fonds Deutsche Einheit unterstützt werden, erhalten bisher nichts. Swieter warnt davor, insbesondere relativ "arme" Westländer - wie Niedersachsen oder Bremen - stärker als "reiche" zu belasten. Ein Teil der Mittel für die Länder an Elbe und Oder müsse durch Haushaltskürzungen beim Bund beschafft werden. "Weit überzogen" sei beispielsweise das Fernstraßenneubauprogramm. Mit dem Finanzausgleich will Swieter die Aufgabenverteilung ändern. Er wirbt etwa für den Abbau der Mischfinanzierung durch Bund und Länder und eine Beteiligung Bonns an den dynamisch expandierenden Kosten der Sozialhilfe.

Einen Korb holten sich die finanzschwachen Ostländer am Mittwochabend bei Waigel. Sie müssen offenbar ohne die von ihnen für 1993 geforderten zusätzlichen zwölf Milliarden Mark auskommen. Der Finanzminister von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer, sagte der Deutschen Presse-Agentur, nachdem bei dem Gespräch "fast nichts" herausgekommen sei, gehe er davon aus, daß die Ministerpräsidenten der neuen Länder diese Forderung beim nächsten Kanzlergespräch im Oktober erneut vortragen.

Gehört der nationale Hörfunk zur "Grundversorgung"? Der Staatsvertragsentwurf klammert viele Fragen aus

Die Chefs der Staats- und Senatskanzleien der Länder haben gestern und vorgestern in Kassel erstmals den Referentenentwurf eines Staatsvertrags über den bundesweiten Hörfunk beraten. Wie im Vorfeld der Beratungen verlautete, lag den Staatssekretären auch ein Problemkatalog mit etlichen ungeklärten Fragen vor. Strittig sind dem Vernehmen nach unter anderem der Grundversorgungsauftrag des Hörfunks Deutscher Länder, die Programmgrundsätze, die Art der Zusammenarbeit der beiden Funkhäuser in Berlin und Köln mit den Landesrundfunkanstalten und dem ZDF sowie die Besetzung der Gremien. Ergebnisse der Beratungen waren bis zum Redaktionsschluß nicht zu erhalten.

Der Staatsvertragsentwurf, der der FR vorliegt, läßt offen, ob der bundesweite Hörfunk einen Grundversorgungsvertrag wahrnehmen soll - ein Kompromiß, weil vor allem die Länder Bayern und Baden- Württemberg sich gegen einen Grundversorgungsauftrag gewandt hatten. Dieser hätte eine vorrangige Frequenzzuteilung für den nationalen Hörfunk impliziert, heißt es.

Laut Staatsvertragsentwurf sollen dem "Hörfunk Deutscher Länder (HDL)" (Arbeitstitel), der aus dem Deutschlandfunk (DLF), Rias Berlin und DS Kultur hervorgehen soll, die am 1. Juli 1991 von diesen drei Anstalten genutzten Frequenzen und Satellitenkanäle zustehen. "Weitere Übertragungsmöglichkeiten können nach Maßgabe des Landesrechts zugeordnet werden, ohne daß den Programmen des HDL nach diesem Staatsvertrag ein Vorrang zukommt", heißt es im Entwurf. Demnach bleibt es den Ländern überlassen, ob sie den HDL bei der Frequenzvergabe bevorzugen. Im Medienstaatsvertrag zwischen Berlin und Brandenburg ist das beispielsweise vorgesehen.

Ungeklärt ist ferner noch die Zusammensetzung des 40köpfigen Hörfunkrates. Der Entwurf trifft keine Aussagen darüber, welche 21 gesellschaftlichen Gruppen und Verbände in dem Aufsichtsgremium vertreten sein sollen. Unstrittig scheint dagegen, daß dem Hörfunkrat je ein Vertreter der 16 Länder und drei Bundesvertreter angehören werden. Damit sollen im Hörfunkrat fast ebenso viele Regierungsvertreter wie gesellschaftliche Repräsentanten sitzen. Hiergegen gab es in der ARD bereits Protest.

Der Hörfunkrat - eines der drei Organe neben Verwaltungsrat und Intendant - soll den Intendanten wählen und ihn in Programmfragen beraten. Außerdem soll er laut Vertragsentwurf "im Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat" die Senderichtlinien festlegen. Ferner gehört zu den Aufgaben des Hörfunkrates die Genehmigung des Haushaltsplans sowie die Feststellung des Jahresabschlusses.

Im Verwaltungsrat sollen drei Länder- und ein Bundesvertreter sowie jeweils zwei Vertreter der ARD-Landesrundfunkanstalten sowie des ZDF sitzen. Die Ländervertreter sollen "möglichst einmütig" von den Ministerpräsidenten der Länder berufen werden, der Bundesvertreter von der Regierung. Die Vertreter der Rundfunkanstalten werden von Intendanten benannt. Dem Verwaltungsrat obliegt unter anderem der Abschluß eines Dienstvertrages mit dem Intendanten und die Überwachung seiner Amtsgeschäfte, der Beschluß über die Satzung sowie über den Haushaltsplan.

Keine Einigung konnte auf Referentenebene über die Stellung der beiden Funkhäuser in Berlin und Köln erzielt werden. Laut Vertragsentwurf soll "der Intendant, die dazugehörende Verwaltung und der für den Gerichtsstand maßgebliche Sitz des HDL" in Köln befinden. Ferner heißt es: "Der HDL betreibt programm- und produktionsgerecht gleichwichtige Funkhäuser einschließlich der dazugehörigen jeweiligen Programmdirektionen in Berlin und Köln." Wie verlautete, will insbesondere die Berliner Landesregierung die Eigenständigkeit beider Funkhäuser noch deutlicher betonen sowie die Intendanz und Verwaltung in Köln möglichst klein halten.

Organisationsrechtlich soll der nationale Hörfunk "eine gemeinnützige rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts" sein. Mitglieder der Körperschaft sollen ausschließlich die in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten und das ZDF sein. Beide HDL-Programme sollen "ihre Schwerpunkte in den Bereichen Information und Kultur" haben. Werbung soll nicht erlaubt sein. Ob das Sponsoring zulässig sein soll, ist unter den Ländern noch strittig.

Betont wird im Entwurf, daß der HDL "unter Wahrung seiner journalistischen und redaktionellen Selbständigkeit eng mit seinen Mitgliedern" zusammenarbeitet. Dabei soll der HDL die im Aus- und Inland vorhandenen sachlichen, technischen und personellen Kapazitäten, insbesondere die Studios, von ARD und ZDF nutzen. Als allgemeines Programmziel wird genannt, daß in den Sendungen "ein objektiver Überblick über das Weltgeschehen, insbesondere ein umfassendes Bild der deutschen Wirklichkeit gegeben werden".

Keine Einigung gibt es dem Vernehmen bislang darüber, wie intensiv der HDL auch programmlich mit den ARD-Anstalten und dem ZDF zusammenarbeiten soll. Im Vertragsentwurf heißt es dazu: "Mit seinen Mitgliedern arbeitet der HDL ferner durch die Koproduktion von Programmen und die Übernahme von Wort- und Musikbeiträgen zusammen." Wie verlautete, wünscht insbesondere Schleswig-Holstein einen deutlicher formulierten Auftrag zur Zusammenarbeit. Andere Länder vertreten dagegen die Ansicht, daß sich die angestrebten Synergie-Effekte nicht klar definieren lassen. Ferner wird darauf verwiesen, daß die Gremien des HDL dem Intendanten auch später noch einen deutlicheren Auftrag zur Kooperation erteilen könnten. Laut dem Vertragsentwurf muß der HDL jährlich einen Bericht über die Zusammenarbeit mit ARD und ZDF vorlegen. UWE-JENS LINDNER

Glückskasten

Lotto am Mittwoch

ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 3, 8, 13, 16, 19, 36 - 40); Kl. 1: unbesetzt/Jackpot: 949 943,30 DM; Kl. 2: 39 580,90 DM; Kl. 3: 2590,70 DM; Kl. 4: 46,80 DM; Kl. 5: 3,90 DM.

ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 9, 14, 24, 27, 32, 36 - 3); Kl. 1: 316 647,90 DM; Kl. 2: 23 748,50 DM; Kl. 3: 2553,00 DM; Kl. 4: 48,50 DM; Kl. 5: 4,10 DM.

SPIEL 77: (Gewinnzahl: 2 1 9 4 3 2 7); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 1 129 134,40 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: (Gewinnzahl: 0 1 7 5 0 5); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000.- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)

22jähriger wird seit zwei Wochen vermißt

"Bin nur mal schnell was holen, bis gleich", schrieb Michael Fuchs (siehe Foto) für seine Mitbewohner im Sachsenhäuser Wilhelm-Beer-Weg auf einen Zettel. Das war - vor mehr als zwei Wochen - das letzte Lebenszeichen des 22jährigen. Seit 23. September ist er weder zu Hause noch an seinem Arbeitsplatz in einem Frankfurter Restaurant erschienen. Dabei galt der Koch als überaus pünktlich und zuverlässig.

Der Polizei ist es bislang nicht gelungen, Kontakt mit den Eltern des Vermißten in Ostdeutschland aufzunehmen. Sie sollen seit Jahren keine Verbindung mehr zu ihrem Sohn haben. Auch Überprüfungen im erweiterten Bekanntenkreis und in Stammlokalen sind ohne Ergebnis geblieben. Deshalb hat sich die Polizei mittlerweile entschlossen, die Öffentlichkeit an der Suche nach Fuchs zu beteiligen.

Der 22jährige nahm an jenem Mittwoch morgen Geldbörse und Brieftasche, aber weder Reisetasche noch Koffer mit. Er trug eine weiße Hose und ein weißes T-Shirt, schwarze Jacke und rot-weiße Turnschuhe. Der Vermißte ist 1,76 Meter groß und hat schwarze, kurze Haare sowie braune Augen.

Hinweise auf seinen Aufenthaltsort nimmt jede Polizeidienststelle ent- gegen. habe

Das Wetter

Wetterlage Die Kaltfront des Tiefs über Nordwestrußland überquert Deutschland südwärts und verstärkt sich bei Annäherung an die Alpen. Ihr folgt ein Schwall Kaltluft polaren Ursprungs. Vorhersage bis Samstag früh In der Südhälfte nach zum Teil nur zögernder Auflösung von Nebelfeldern heiter bis wolkig und trocken. Höchsttemperaturen 14 bis 18 Grad. In der Nordhälfte vorherrschend stark bewölkt und zeitweise leichter Regen, vor allem am Nordrand der Mittelgebirge. Gegen Abends im Küstenbereich Bewölkungsrückgang. Höchstwerte 11 bis 13 Gad.

Nachts im Süden aufkommender Regen, sonst teils wolkig, teils klar. Tiefsttemperaturen im Norden um 4, sonst um 8 Grad.

Schwacher bis mäßiger, im Norden zeitweise auffrischender Wind von West auf Nord drehend. Wochenwettertip Der weitere Verlauf des Samstag: Im Norden Bewölkungsrückgang und trokken. Etwa südlich des Mains vielfach stark bewölkt und zeitweise Regen, südlich der Donau auch länger andauernde Niederschläge. Tageshöchsttemperaturen 9 bis 13 Grad. Nachts im Osten Gefahr von Bodenfrost.

Sonntag: Im Nordosten Durchzug starker Bewölkung und etwas Regen, sonst nach Auflösung von Nebelfeldern vielfach sonnig. Kühl. Nachts örtlich geringer Frost.

Montag / Dienstag: Teils nebligtrüb, teils aufgeheitert und niederschlagsfrei. Wenig Temperaturänderung. Stellenweise leichter Nachtfrost.

Mittwoch / Donnerstag: Am Mittwoch im Süden noch wenig Änderung, im Laufe des Donnerstags - wie schon im Norden - unbeständig, dabei vor allem nach Osten hin zeitweise Regen. Temperaturrückgang.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad Algier

wolkig 30 Amsterdam

stark bewölkt 13 Barcelona

Regen 15 Bordeaux

bedeckt 15 Brüssel

wolkig 13 Budapest

wolkig 16 Dublin

bedeckt 10 Helsinki

Regen 10 Innsbruck

leicht bewölkt 17 Istanbul

wolkig 23 Kairo

leicht bewölkt 34 Larnaka

leicht bewölkt 33 Las Palmas

wolkig 24 Lissabon

wolkig 18 Locarno

leicht bewölkt 17 London

stark bewölkt 13 Madrid

wolkig 19 Malaga

Regen bewölkt 19 Mallorca

bedeckt 23 Moskau

bedeckt 5 Nizza

leicht bewölkt 21 Paris

stark bewölkt 15 Rom

leicht bewölkt 24 St. Petersburg

Regenschauer 7 Stockholm

stark bewölkt 15 Tunis

stark bewölkt 26 Varna

wolkig 16 Venedig

leicht bewölkt 18 Warschau

leicht bewölkt 11 Wien

wolkig 15 Zürich

bedeckt 14

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 11 Dresden

bedeckt 12 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 10 Feldberg/Schw.

in Wolken 5 Frankfurt/M.

stark bewölkt 15 Freiburg

stark bewölkt 15 Garmisch

leicht bewölkt 16 Hamburg

stark bewölkt 12 Köln

stark bewölkt 14 Leipzig

wolkig 13 München

wolkig 13 Norderney

bedeckt 13 Rostock

wolkig 12 Sylt

stark bewölkt 13 Zugspitze

leicht bewölkt 1 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.38 Uhr

Sonnenuntergang 17.47 Uhr

Mondaufgang 16.29 Uhr

Monduntergang 4.13 Uhr

Bonn will schärfer gegen Geldwäsche vorgehen

BONN (dpa/FR). Im Kampf gegen die Geldwäsche wollen die Bonner Koalitionsfraktionen eine schärfere Gangart einschlagen. Nach einer Expertenbefragung im Finanzausschuß des Bundestages verständigten sie sich darauf, daß sich Bankkunden bei sogenannten kontenungebundenen Bareinzahlungen nicht erst von Beträgen ab 30 000 Mark, sondern schon ab 20 000 Mark persönlich ausweisen müssen. Der Hintergrund dieser Bestimmung liegt auf der Hand: Bonn will damit alle, die Drogengelder "waschen" wollen, einem erhöhten Risiko der Identifikation aussetzen. Eine kontenungebundene Transaktion liegt beispielsweise vor, wenn jemand, der der Bank nicht persönlich bekannt ist, Bargeld zugunsten eines Dritten einzahlt.

Nicht mehr verändern wollen die Koalitionäre hingegen den im Regierungsentwurf zum Gewinnaufspürungsgesetz vorgesehenen Schwellenwert für die Identifikationspflicht bei Einzahlungen auf Konten. Dieser lautet auf 50 000 Mark. Entgegen den ursprünglichen Plänen sollen von dem Ausweis-Prozedere aber Inhaber und Beschäftigte von Firmen entbunden werden, die regelmäßig Geld bei Banken einzahlen. Dazu gehören etwa Warenhäuser oder Supermärkte, die täglich Millionenbeträge auf ihre Konten überweisen. Zweck dieser Ausnahme: Die Zahl der zu kontrollierenden Fälle - nach Schätzungen etwa sieben Millionen - soll um 40 Prozent verringert werden.

Mit Pistole auf Studenten gezielt

WIESBADEN. Zwei junge Wiesbadener haben am Mittwochabend in der Parkstraße einem Rüsselsheimer Studenten einen gehörigen Schrecken eingejagt. Sie zielten mit einer Faustfeuerwaffe auf ihn und gaben zwei Schüsse ab. Der Student warf sich zu Boden und suchte hinter einem geparkten Auto Deckung. Die Revolverhelden flüchteten in die Paulinenstraße. Bei der Fahndung wurden die beiden wenig später am Warmen Damm aufgegriffen. Sie gestanden den Vorfall, schilderten ihn allerdings wesentlich weniger dramatisch. Mit ihren beiden "Air- Guns" - Schußwaffen, die mit Farbpatronen gefüllt sind - hätten sie lediglich Schießübungen auf ein Verkehrsschild gemacht. Als sie den verängstigten Studenten sahen, hätten sie ihm zugerufen, daß alles in Ordnung sei. Dies hatte der Rüsselsheimer allerdings nicht verstanden. Den beiden kamen dann doch Bedenken, und sie versteckten ihre Waffen in einem Garten. Gegen sie wird jetzt Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz erstattet. maf

TG Rüsselsheim, Volleyball Zweitbundesligist verlor den roten Faden

Die Volleyballerinnen des Zweitbundesligisten TG Rüsselsheim boten gegen den TSV Schmieden im Vergleich zur Vorwoche, als sie zum Saisonauftakt zuhause gegen VC Wiesbaden mit 1:3 im Hessenderby unterlagen, zwar eine bessere Vorstellung, für einen Sieg reichte es dennoch nicht. Nicht mehr so nervös, zeigten sie sich im Angriff durchschlagkräftiger, namen sicherer an und blockten im Laufe der Partie immer solider. Dennoch mußten die Rüsselsheimerinnen sich den körperlich stärkeren Schmiednererinnen mit 1:3 (3:15, 15:7, 8:15, 6:15) geschlagen geben. Nachdem die Turngemeinde im ersten Satz noch nicht ihren Rhythmus fand, griff sie im folgenden vor allem über Außen mit Neuzugang Sabine Dehmel und Linda Dubiel effektiv an. TG- Coach Brunner bedauerte, daß Jolanta Azubuike zu wenig eingesetzt wurde, zumal sie wesentlich bessere Leistungen zeigte als gegen Wiesbaden. "Alle drei Zuspielerinnen hatten jedoch keinen guten Tag erwischt", sagte Brunner.

Nach dem klaren Gewinn des zweiten Durchgangs erhielten sie sich zunächst auch im dritten Abschnitt Siegchancen. Einen 3:8-Rückstand wußten sie beim 8:9 wettzumachen, "doch dann hat der Schiedsrichter zwei Fehlentscheidungen gegen uns geahndet", beklagte Thomas Brunner. Sein Team verlor den roten Faden. Die TG Rüsselsheim hofft am kommenden Samstag um 19.30 Uhr zuhause gegen die DJK Karbach in der Heinemann- Halle auf den ersten Sieg. gw

Bannwald - nur eine . .

(Fortsetzung von Seite 21)

Bannwald - über die der Förster freilich nicht selbst zu entscheiden hat. Manche Vorgabe kam aus dem Wiesbadener Ministerium und endgültig beschließt der rot- grüne Magistrat über die Stellungnahme der Stadt im Verfahren. Schon jetzt weiß Kluge: "Es sind Tatsachen geschaffen und es müssen Planungen und Beschlüsse berücksichtigt werden."

Erstes Beispiel: Bis zum Jahr 2000 will die Deutsche Bundesbahn (DB) zwischen der B 43 und der Autobahn A 3 am Frankfurter Kreuz einen zweiten Flughafenbahnhof errichten, der, so DB-Sprecher Walter Henss, oberirdisch drei Gleise für Fernzüge wie den ICE umfaßt. Die Vermutung des städtischen Försters Kluge, daß schon die ersten der 16,7 Hektar Bäume für dieses Projekt gefallen sind, weist der zuständige DB-Sprecher Klaus Vollmer zurück. Und er betont, daß die Bahn wieder aufforste, was sie rode - freilich dauert es Jahrzehnte, bis die Bäume zu heutiger Größe gewachsen sind und die Aufforstung kann auch "standortfern" sein - irgendwo in der Region. Ein Platz für die Ersatzpflanzung ist noch nicht gefunden.

Zweites Beispiel: Das Wachstum des Rhein-Main-Flughafens. Unklar ist noch, wieviel Stadtwald präzise für diesen Zweck "reserviert" wird. Förster Kluge weiß von einem "Bereich in der Einflugschneise" - ob die umstrittene Fläche innerhalb und außerhalb des südlichen Flughafenzaunes vom Bann ausgenommen wird, bleibt derzeit offen.

Drittes Beispiel: Beginnend im Umfeld des Crest-Hotels an der Isenburger Schneise hat sich die Bundesbahn durch den Wald zwei Trassen für eine potentielle S-Bahn vorhalten lassen. Wie DB-Sprecher Henss sagt, sind dies Seitenzweige der Strecke aus Richtung Neu-Isenburg, die entweder zum Bahnhof Sportfeld oder zum Südbahnhof geführt werden könnten. Zwar denkt niemand derzeit an eine Verwirklichung - aber aufgeben mochte die Bahn das Terrain auch nicht.

Viertes Beispiel: Die Umgebung aller Sportflächen im Stadtforst, etwa des Waldstadions und der Pferderennbahn in Niederrad. Viele weitere Ausnahmen fügen sich an, etwa das Umfeld sämtlicher Waldspielparks von Tannenwald über Louisa bis Scherwald oder die Betriebshöfe der sieben städtischen Förstereien.

Auch wenn am Ende nur 3700 von 4500 Hektar Frankfurter Stadtwald "jeder Umwandlung in eine andere Nutzungsart" (Forstgesetz) entzogen sind, die Bannwald-Fläche in Südhessen würde sich immer noch mehr als verdoppeln. Seit Ende der 80er Jahre das Hessische Forstgesetz die Möglichkeit des Bannwaldes schuf, sind im Regierungsbezirk Darmstadt sieben Areale mit einer Gesamtfläche von 2900 Hektar mit diesem Siegel versehen worden. Gerhardt Müller, Sprecher im Regierungspräsidium (RP), weiß außerdem von 24 Flächen im Umfang von 4611 Hektar, die als "Schutzwald" gelten - eine mindere Stufe der Bewahrung vor Eingriffen des Menschen.

Und daß über einen Bannwald nur hinter verschlossenen Türen beraten wird, läßt die Behörde so nicht gelten. Immerhin, betont Müller, hört das Regierungspräsidium nicht nur Stadt und Umlandverband Frankfurt an, sondern nach dem Gesetz auch die Naturschutzverbände. Dabei dürfte in den kommenden Monaten noch ein Problem zur Sprache kommen: Bann- wie Schutzwald dürfen nach wie vor vom Menschen betreten - und bewirtschaftet werden. Und auch darüber gehen die Meinungen längst auseinander.

Verwaltungschef Kluge im städtischen Forstamt vermag nichts Schlimmes dabei zu finden, daß auch künftig im Bannwald die 104 städtischen Waldarbeiter zu Axt und Säge greifen dürfen - allerdings trägt der Holzverkauf nur noch wenig zum Jahresetat des Forstamtes von elf Millionen Mark bei. Thomas Norgall vom Bund für Umwelt- und Naturschutz wünscht sich hingegen auch "große, unbewirtschaftete Flächen", auf denen der verbliebene Wald im Rhein-Main-Gebiet sich selbst überlassen bleibt. Aber solch "naturgemäße Waldwirtschaft" gerät im Ballungsraum Rhein-Main leicht in Widerspruch zum wichtigen "Erholungswert" (Kluge) des Forstes für die vielfach gestreßten Menschen der Region. Sechs Millionen "Besucher" zählt der Frankfurter Stadtwald im Jahr - "das ist eigentlich viel zu viel", sagt der Förster Kluge. Aber er sagt es nur leise.

CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT

Bannwald - nur eine Augenwischerei . . .

(Fortsetzung von Seite 21) Frankfurter Kreuz einen zweiten Flughafenbahnhof errichten, der, so DB-Sprecher Walter Henss, oberirdisch drei Gleise für Fernzüge wie den ICE umfaßt. Die Vermutung des städtischen Försters Kluge, daß schon die ersten der 16,7 Hektar Bäume für dieses Projekt gefallen sind, weist der zuständige DB-Sprecher Klaus Vollmer zurück. Und er betont, daß die Bahn wieder aufforste, was sie rode - freilich dauert es Jahrzehnte, bis die Bäume zu heutiger Größe gewachsen sind und die Aufforstung kann auch "standortfern" sein - irgendwo in der Region. Ein Platz für die Ersatzpflanzung ist noch nicht gefunden.

Zweites Beispiel: Das Wachstum des Rhein-Main-Flughafens. Unklar ist noch, wieviel Stadtwald präzise für diesen Zweck "reserviert" wird. Förster Kluge weiß von einem "Bereich in der Einflugschneise" - ob die umstrittene Fläche innerhalb und außerhalb des südlichen Flughafenzaunes vom Bann ausgenommen wird, bleibt derzeit offen.

Drittes Beispiel: Beginnend im Umfeld des Crest-Hotels an der Isenburger Schneise hat sich die Bundesbahn durch den Wald zwei Trassen für eine potentielle S-Bahn vorhalten lassen. Wie DB-Sprecher Henss sagt, sind dies Seitenzweige der Strecke aus Richtung Neu-Isenburg, die entweder zum Bahnhof Sportfeld oder zum Südbahnhof geführt werden könnten. Zwar denkt niemand derzeit an eine Verwirklichung - aber aufgeben mochte die Bahn das Terrain auch nicht.

Viertes Beispiel: Die Umgebung aller Sportflächen im Stadtforst, etwa des Waldstadions und der Pferderennbahn in Niederrad. Viele weitere Ausnahmen fügen sich an, etwa das Umfeld sämtlicher Waldspielparks von Tannenwald über Louisa bis Scherwald oder die Betriebshöfe der sieben städtischen Förstereien.

Auch wenn am Ende nur 3700 von 4500 Hektar Frankfurter Stadtwald "jeder Umwandlung in eine andere Nutzungsart" (Forstgesetz) entzogen sind, die Bannwald-Fläche in Südhessen würde sich immer noch mehr als verdoppeln. Seit Ende der 80er Jahre das Hessische Forstgesetz die Möglichkeit des Bannwaldes schuf, sind im Regierungsbezirk Darmstadt sieben Areale mit einer Gesamtfläche von 2900 Hektar mit diesem Siegel versehen worden. Gerhardt Müller, Sprecher im Regierungspräsidium (RP), weiß außerdem von 24 Flächen im Umfang von 4611 Hektar, die als "Schutzwald" gelten - eine mindere Stufe der Bewahrung vor Eingriffen des Menschen.

Und daß über einen Bannwald nur hinter verschlossenen Türen beraten wird, läßt die Behörde so nicht gelten. Immerhin, betont Müller, hört das Regierungspräsidium nicht nur Stadt und Umlandverband Frankfurt an, sondern nach dem Gesetz auch die Naturschutzverbände. Dabei dürfte in den kommenden Monaten noch ein Problem zur Sprache kommen: Bann- wie Schutzwald dürfen nach wie vor vom Menschen betreten - und bewirtschaftet werden. Und auch darüber gehen die Meinungen längst auseinander.

Verwaltungschef Kluge im städtischen Forstamt vermag nichts Schlimmes dabei zu finden, daß auch künftig im Bannwald die 104 städtischen Waldarbeiter zu Axt und Säge greifen dürfen - allerdings trägt der Holzverkauf nur noch wenig zum Jahresetat des Forstamtes von elf Millionen Mark bei. Thomas Norgall vom Bund für Umwelt- und Naturschutz wünscht sich hingegen auch "große, unbewirtschaftete Flächen", auf denen der verbliebene Wald im Rhein-Main-Gebiet sich selbst überlassen bleibt. Aber solch "naturgemäße Waldwirtschaft" gerät im Ballungsraum Rhein-Main leicht in Widerspruch zum wichtigen "Erholungswert" (Kluge) des Forstes für die vielfach gestreßten Menschen der Region. Sechs Millionen "Besucher" zählt der Frankfurter Stadtwald im Jahr - "das ist eigentlich viel zu viel", sagt der Förster Kluge. Aber er sagt es nur leise.

Kündiger wirft Riebel "ganz miese Show" vor

MAIN-TAUNUS-KREIS. Als "ganz miese Show" bezeichnet der Grüne Kreistagsabgeordnete Albrecht Kündiger die Pressekonferenz von Landrat Jochen Riebel (CDU) über "Probleme bei abgelehnten Asylbewerbern". Die Veranstaltung, moniert Kündiger, diene nur dazu, die Stimmung gegen Flüchtlinge weiter anzuheizen: "Und Riebel weiß das auch."

Der Landrat wolle gezielt Punkte im rechten Lager sammeln, sagt der Grüne. "Es geht Riebel offenbar gar nicht um eine seriöse Debatte, wie objektiv vorhandene Defizite bei den Ausländerbehörden beseitigt werden können", moniert Kündiger. Einzelfälle aufzubauschen, sei eigentlich Taktik rechter Rattenfänger: "Wenn ein Landrat so handelt, ist das nicht nur verantwortungslos, sondern direkt gefährlich." pms

Auf den Spuren des Klosters "Rothaha"

RODGAU. "Stand das Kloster ,Rothaha' doch in Nieder-Roden?" Mit dieser Frage beschäftigt sich der Heimatforscher Berthold Keller in einem Vortrag am Montag, 12. Oktober, im Gasthaus "Zum Engel", Ober-Rodener Straße 16. Beginn ist um 20 Uhr. fuh

Bannwald - nur eine . .

(Fortsetzung von Seite 21)

Erstes Beispiel: Bis zum Jahr 2000 will die Deutsche Bundesbahn (DB) zwischen der B 43 und der Autobahn A 3 am Frankfurter Kreuz einen zweiten Flughafenbahnhof errichten, der, so DB-Sprecher Walter Henss, oberirdisch drei Gleise für Fernzüge wie den ICE umfaßt. Die Vermutung des städtischen Försters Kluge, daß schon die ersten der 16,7 Hektar Bäume für dieses Projekt gefallen sind, weist der zuständige DB-Sprecher Klaus Vollmer zurück. Und er betont, daß die Bahn wieder aufforste, was sie rode - freilich dauert es Jahrzehnte, bis die Bäume zu heutiger Größe gewachsen sind und die Aufforstung kann auch "standortfern" sein - irgendwo in der Region. Ein Platz für die Ersatzpflanzung ist noch nicht gefunden.

Zweites Beispiel: Das Wachstum des Rhein-Main-Flughafens. Unklar ist noch, wieviel Stadtwald präzise für diesen Zweck "reserviert" wird. Förster Kluge weiß von einem "Bereich in der Einflugschneise" - ob die umstrittene Fläche innerhalb und außerhalb des südlichen Flughafenzaunes vom Bann ausgenommen wird, bleibt derzeit offen.

Drittes Beispiel: Beginnend im Umfeld des Crest-Hotels an der Isenburger Schneise hat sich die Bundesbahn durch den Wald zwei Trassen für eine potentielle S-Bahn vorhalten lassen. Wie DB-Sprecher Henss sagt, sind dies Seitenzweige der Strecke aus Richtung Neu-Isenburg, die entweder zum Bahnhof Sportfeld oder zum Südbahnhof geführt werden könnten. Zwar denkt niemand derzeit an eine Verwirklichung - aber aufgeben mochte die Bahn das Terrain auch nicht.

Viertes Beispiel: Die Umgebung aller Sportflächen im Stadtforst, etwa des Waldstadions und der Pferderennbahn in Niederrad. Viele weitere Ausnahmen fügen sich an, etwa das Umfeld sämtlicher Waldspielparks von Tannenwald über Louisa bis Scherwald oder die Betriebshöfe der sieben städtischen Förstereien.

Auch wenn am Ende nur 3700 von 4500 Hektar Frankfurter Stadtwald "jeder Umwandlung in eine andere Nutzungsart" (Forstgesetz) entzogen sind, die Bannwald-Fläche in Südhessen würde sich immer noch mehr als verdoppeln.

Und daß über einen Bannwald nur hinter verschlossenen Türen beraten wird, läßt die Behörde so nicht gelten. Immerhin, betont Müller, hört das Regierungspräsidium nicht nur Stadt und Umlandverband Frankfurt an, sondern nach dem Gesetz auch die Naturschutzverbände. Dabei dürfte in den kommenden Monaten noch ein Problem zur Sprache kommen: Bann- wie Schutzwald dürfen nach wie vor vom Menschen betreten - und bewirtschaftet werden. Und auch darüber gehen die Meinungen längst auseinander.

Verwaltungschef Kluge im städtischen Forstamt vermag nichts Schlimmes dabei zu finden, daß auch künftig im Bannwald die 104 städtischen Waldarbeiter zu Axt und Säge greifen dürfen - allerdings trägt der Holzverkauf nur noch wenig zum Jahresetat des Forstamtes von elf Millionen Mark bei. Thomas Norgall vom Bund für Umwelt- und Naturschutz wünscht sich "große, unbewirtschaftete Flächen", auf denen der verbliebene Wald im Rhein-Main-Gebiet sich selbst überlassen bleibt. Aber solch "naturgemäße Waldwirtschaft" gerät im Ballungsraum Rhein-Main leicht in Widerspruch zum wichtigen "Erholungswert" (Kluge) des Forstes für die vielfach gestreßten Menschen der Region. Sechs Millionen "Besucher" zählt der Frankfurter Stadtwald im Jahr - "das ist eigentlich viel zu viel", sagt der Förster Kluge. Aber er sagt es nur leise. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT

Bannwald - nur eine Augenwischerei? Naturschützer hegen Zweifel am künftig besseren Schutz des Stadtforstes Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Vielfach von Straßen und Bahnlinien zerschnitten, zugunsten neuer Wohnviertel und Gewerbegebiete bedrängt - das Bild des Frankfurter Stadtwaldes heute. In 45 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging so viel Baumfläche verloren wie in 1000 Jahren zuvor. Die Absicht von Forstminister Jörg Jordan (SPD), den Stadtforst zum unantastbaren Bannwald zu erklären, nehmen Naturschützer deshalb mit Genugtuung zur Kenntnis - und mit Skepsis. Denn in Wahrheit will das Land von 4500 nur 3700 Hektar unter Schutz stellen. Die vielen Ausnahmen bezeichnen auch eingeplanten Grünverlust der Zukunft - etwa 16,7 Hektar für den zweiten Flughafenbahnhof bis zum Jahr 2000 und eine nicht endgültig definierte Fläche für die Erweiterung von Rhein-Main selbst. Wegen des "sehr, sehr starken" Wachstums-Drucks in der Region sieht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) beim Thema Bannwald "die Gefahr der politischen Augenwischerei". Der BUND fordert denn auch eine Beteiligung der Bürger am laufenden Ausweisungsverfahren für den Bannwald - damit die widerstrebenden Interessen etwa von Naturschutz und Wirtschaft öffentlich werden: "Alles, was hinter verschlossenen Türen entsteht, kann auch hinter verschlossenen Türen wieder verändert werden", sagt Thomas Norgall, der Naturschutzreferent des BUND Hessen. Also brauche es eine Novellierung des Hessischen Forstgesetzes, die etwa eine Bürgeranhörung möglich macht.

Und Hans-Joachim Scholz, der Frankfurter Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, fürchtet schon heute, daß "die Politiker nicht konstant zu ihren Entscheidungen stehen beim Bannwald, daß es immer neue Ausnahmen gibt". Die erste, von Minister Jordan eigens erwähnte, hat Scholz bei seinen Spaziergängen vor Augen: Sanierung und Neubau der Mülldeponie Monte Scherbelino, für die 70 000 Bäume fallen sollen - viele davon holzten Arbeiter bereits ab.

"Am liebsten", sagt Manfred Kluge, der Verwaltungsleiter des städtischen Forstamtes, "hätten wir natürlich den gesamten Stadtwald für immer konserviert." Aber die Beurteilung der Forstleute fällt nicht ganz so skeptisch aus wie die der Naturschützer. "Bannwald ist ein enormer Schritt", so Kluge, der zugleich hofft, "daß jetzt keine Straße mehr gebaut wird" und sich auch keine neuen Gebäude mehr in den Forst fressen. Da hat der Verwaltungsleiter noch gut "die Sportbünde" in Erinnerung, die unter der Ägide des früheren CDU-Magistrats ihre Niederlassung an der Otto-Fleck-Schneise am Waldstadion erweiterten - auch hier setzte man die Säge an viele Bäume.

Auf Kluges Schreibtisch liegt die Liste der beabsichtigten Ausnahmen vom Bannwald - über die der Förster freilich nicht selbst zu entscheiden hat. Manche Vorgabe kam aus dem Wiesbadener Ministerium und endgültig beschließt der rot- grüne Magistrat über die Stellungnahme der Stadt im Verfahren. Schon jetzt weiß Kluge: "Es sind Tatsachen geschaffen und es müssen Planungen und Beschlüsse berücksichtigt werden."

Erstes Beispiel: Bis zum Jahr 2000 will die Deutsche Bundesbahn (DB) zwischen der B 43 und der Autobahn A 3 am (Fortsetzung auf Seite 22)

In der Mittagspause Diebstahl verhindert

SULZBACH. Der Fahrer eines Firmentransporters hielt am Mittwoch beim Mittagessen die Augen offen: Als er in einem Lokal an der Schwalbacher Straße saß, sah er durchs Fenster, wie sich die Schiebetür seines geparkten Wagens bewegte. Mit einem anderen Mann ging er raus und ertappte einen 25jährigen, der das Autotelefon ausbauen wollte. Die Männer hielten ihn fest, bis die Polizei kam. pms

Dialog

"Die Strahlen der Herbstsonne fielen über den Börsenplatz in die Schillerstraße. Die Gäste an den Straßentischen des Bistrots knöpften die Jacken auf und rückten Stühle aus dem Schatten. Vor dem nobel renovierten Gründerzeithaus spielte der Drehorgelmann erst "Alte Kameraden auf dem Siegspfad" und dann "Am Brunnen vor dem Tore". Der kleine alte Mann mit dem sorgfältig gebürsteten grauen Frack und dem hohen Zylinder gehört seit langem zum Frankfurter Straßenbild.

Die Passanten verlangsamten ihre Schritte. Einige blieben ein Weilchen stehen und warfen Münzen in das Körbchen des Orgelspielers. Die Verkäuferin in der Drogerie lächelte durch die Scheibe. Da riß in der ersten Büroetage - wo "Consulting" und "Rechtsanwälte" an den Türen steht - ein dynamisch wirkender Mann im weißen Hemd das Fenster auf und schrie wütend hinunter: "Wir müssen hier arbeiten". Die Fußgänger und Bistrogäste sahen erschreckt hoch - der Drehorgelmann spielte ungerührt weiter. Dann drehte er in würdevoller Geste den Kopf und sagte nach oben: "Isch hab nix degesche".

Da schloß der dynamisch ausehende Mann das Fenster wieder. Er sah irgenwie verwirrt aus. Ihr Bastian

Was sie noch eint

Von Ulrich Glauber (Prag)

Es drängt sich auf, den Trennungsprozeß in der CSFR mit der Echternacher Springprozession zu vergleichen. Da einigen sich die Chefs der Mehrheitsparteien der Tschechen und der Slowaken, ihre in Agonie liegende Föderation bis zum Jahresende aufzulösen - drei Sprünge vor. Das entsprechende Gesetz - zwei zurück - scheitert im Föderalparlament. Da wird - drei vor - die Bildung zweier politisch selbständiger Nachfolgestaaten vereinbart. Eine Parlamentsmehrheit macht jedoch - zwei zurück - die Bildung einer politischen Union mit gemeinsamer Volksvertretung und einem Staatspräsidenten zum Thema. Die Chefs der Mehrheitsparteien erteilen - drei vor - diesem in der herrschenden Konstellation unpraktikablen Modell eine Absage und einigen sich darauf, die künftige Zusammenarbeit ihrer Republiken per Vertrag zwischen den Parlamenten zu regeln - drei vor. In Echternach wäre nun wieder "zwei zurück" an der Reihe. In Prag und Bratislava hoffentlich nicht.

Zur Klärung des Wirrwarrs trägt nicht gerade bei, daß die Gegenspieler im tschechisch-slowakischen Trennungspoker ihre Positionen gegeneinander vertauscht haben. Zur Wahl im Sommer war Vaclav Klaus, Chef des späteren tschechischen Wahlsiegers Bürgerlich Demokratische Partei (ODS) und inzwischen Republikpremier, noch als eiserner Verfechter der Föderation angetreten. Als das mit dem slowakischen Wahlsieger Vladimir Meciar und seiner Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) nicht zu machen war, wechselte er blitzschnell die Rolle. Inzwischen ist es gerade der tschechische Premier, der auf möglichst weitgehende Unabhängigkeit der beiden CSFR-Nachfolgerepubliken dringt.

Der slowakische Premier Meciar hat sich in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Sein Ziel, als Gründer eines souveränen slowakischen Staates in die Geschichte einzugehen, hat er erreicht. Auf Meciar kommen nun ähnliche Probleme zu wie auf den deutschen Einigungskanzler Helmut Kohl. Er muß die Erwartungen seiner Landsleute erfüllen, die er im Bemühen, die eigene historische Rolle herauszustreichen, selbst mit herbeigeredet hat. Die Slowakei, die unter den Folgen der raschen Industrialisierung im zentralistisch- orientierten Kommunismus nun mehr leidet, als davon zu profitieren, dem rauhen Wind der völligen wirtschaftlichen Unabhängigkeit auszusetzen, käme für den slowakischen Premier und seine HZDS angesichts der zu erwartenden Krise wohl politischem Selbstmord gleich. Meciar bremst also inzwischen eher die Bemühungen der Tschechen um weitgehende Eigenständigkeit.

Die Situation wird dadurch kompliziert, daß die Regierungsparteien bei den anstehenden Verfassungsentscheidungen zur Auflösung der CSFR auf Dreifünftel-Mehrheiten und damit auch auf Stimmen aus den Reihen der Opposition angewiesen sind. In der Slowakei hat sich gezeigt, daß Meciar auf dem Emanzipationskurs bei allen Unterschieden in Einzelfragen auf breite Zustimmung rechnen kann. Schwerer hat es da Vaclav Klaus, dem die tschechische Linke nun seine Politik der Kompromißlosigkeit heimzahlt. Auf Dauer wird die Linke den Trennungsprozeß jedoch nicht aufhalten können. Sollte sie in den Verdacht der Obstruktionspolitik geraten, könnte ihr in einer unabhängigen tschechischen Republik auf absehbare Zeit ein Mauerblümchen-Dasein im Schatten der neoliberalen Mehrheit blühen. Auf diese Einsicht scheint Klaus nun zu hoffen.

Anlaß zum Streit wird es im Trennungsprozeß ohnedies noch genug geben. Herrlich einfach wäre es, bei der anstehenden Teilung des gemeinsamen Besitzes nach dem Prinzip zu verfahren, Immobilien der Föderation der Republik zu überlassen, auf deren Gebiet sie liegen, und sämtliches andere Eigentum entsprechend der Bevölkerungszahl im Verhältnis 2:1 zu teilen. Wozu das führen kann, zeigt der Streit um die Armee-Anlagen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus naheliegenden Gründen überwiegend im Westen, also in der Tschechischen Republik, ausgebaut worden waren. Als noch verzwickter wird sich die Ausarbeitung der Verträge erweisen, mit denen die beiden CSFR-Nachfolgerepubliken nach der neuesten Vereinbarung von Klaus und Meciar ihre Beziehungen gestalten wollen.

Zur Hysterie besteht jedoch kein Anlaß. Die Politiker in Prag wie in Bratislava wissen, daß sich beide Republiken bei Strafe des Scheiterns der Reformen nicht aus dem europäischen Integrationsprozeß ausklinken können. Beide Premiers scheinen sich auch darüber im klaren zu sein, daß beide Nachfolgestaaten angesichts der gewachsenen ökonomischen Strukturen noch lange aufeinander angewiesen sein werden. Daß Klaus und Meciar die unterschiedlichen Interessen ihrer Republiken vertreten, ist ihre Aufgabe. Weitere Konflikte kommen sicher, aber sie dürfen nicht überbewertet werden. Bisher haben die beiden Ministerpräsidenten immer wieder zu einer gemeinsamen Sprache gefunden. Daß einer von beiden die Geduld verliert und durchdreht, wie es andernorts geschehen ist, dafür gibt es kein Anzeichen.

Fußball-Termine

Ex-DDR-Anwalt Vogel weist Vorwurf der Bereicherung zurück Anhörung vor Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestages/Für Vermittlung beim Häftlingsfreikauf 360 000-DM-Pauschale Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel

BONN, 8. Oktober. Der Beauftragte der DDR-Regierung für humanitäre Fragen, Wolfgang Vogel, hat alle gegen ihn neuerdings öffentlich erhobenen Vorwürfe - Bereicherung, Honorarschwindel, Erpressung und Stasi-Abhängigkeit - zurückgewiesen. Vor dem Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestags sagte der 66jährige, der als Rechtsanwalt von 1962 bis 1989 als Unterhändler zwischen den beiden deutschen Staaten bei Familienzusammenführungen, Häftlingsfreikäufen und anderen heiklen Fällen mitwirkte, am Donnerstag: "Ich lasse mir weder Honorarwucher noch Geldgier aufdrücken, auch keinen Parteiverrat." Er habe "keinesfalls doppelt beziehungsweise unzulässig abkassiert" und müsse wegen seiner Arbeit "keine Gewissensbisse haben".

In seiner Funktion war Vogel am Zustandekommen von rund 250 000 Übersiedlungen beteiligt und hat den Freikauf von etwa 33 000 Häftlingen vermittelt. In all den Jahren habe er 1250 Busse mit entlassenen Gefangenen auf dem Weg ins Aufnahmelager Gießen begleitet, berichtete Vogel. Hierfür habe er "keinen Pfennig erhalten".

Bei sämtlichen Übersiedlungs- und Freikaufverfahren habe das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR "das eigentliche Sagen" gehabt, erinnerte der Anwalt, der mit den verschiedenen Bundesregierungen zusammenarbeitete und deren volles Vertrauen besaß. "Natürlich" habe er mit der Stasi als "zuständigem Untersuchungsorgan für die politischen Strafverfahren" dauernd zu tun gehabt und dies auch nie verschwiegen. Vogel zitierte aus einer Entscheidung des Berliner Landgerichts, in der es heißt: "Daß der Beklagte (Vogel) Kontakte zu MfS- Dienststellen hatte, liegt in der Natur der Sache." Nur dank dieser Kontakte und seiner Beziehungen zu DDR-Staatschef Erich Honecker und Stasi-Chef Erich Mielke sei "Hilfe für die Verfolgten möglich" gewesen, ergänzte Vogel.

Zu Fragen, ob er selbst in einem Dienstverhältnis zum MfS gestanden habe, gab Vogel, der seinen Beruf als Anwalt nicht mehr ausübt, keine Antworten. Hierzu laufen in Berlin gegen ihn Ermittlungsverfahren, so daß er von seinem Recht auf Auskunftsverweigerung Gebrauch machte. Dem Schalck-Untersuchungsausschuß vorliegende Akten sagen aus, daß Vogel in den 50er Jahren zunächst als "Geheimer Informant" mit dem Decknamen "Eva" und später als "Geheimer Mitarbeiter" mit dem Decknamen "Georg" geführt worden sei und zeitweise einen West-Berliner Rechtsanwalt bespitzelt habe. Sein Führungsoffizier war, wie einigen Akten zu entnehmen ist, der Stasi-Offizier Heinz Volpert, der später in die Spitze des MfS aufstieg und dort mit Vogel die Häftlingsfreikäufe absprach.

Vogel bestritt, er habe sich unrechtmäßig bereichert oder Mandanten, die die DDR verlassen wollten, zum Verkauf ihrer Grundstücke und Häuser erpreßt. "Die Mandanten sind an mich herangetreten, nicht ich an sie." Daß einige nachträglich die früheren Gespräche anders darstellten, erkläre sich aus den nach der Vereinigung gestiegenen Immobilienpreisen. Grundstücksverkäufe seien damals "zwingende Voraussetzungen im Ausreiseverfahren" gewesen, und er sei häufig "geradezu bedrängt worden", dabei zu helfen.

Nur durch Verschwiegenheit hätten oft schwierige Fälle - von Einzelwünschen bis zu Massenfluchten in Botschaften - gelöst werden können, sagte Vogel. Das hätten auch alle Bundesregierungen so gesehen und entsprechend gehandelt. Er habe zuletzt pauschal 360 000 D-Mark im Jahr von der Bundesregierung für seine "humanitären Bemühungen" erhalten, das seien bei 6 000 "Vorgängen" 60 Mark gewesen, "kein westdeutscher Anwalt hätte dafür gearbeitet". Sonderauslagen wie Reisekosten ins Ausland bekam er freilich extra erstattet, und von Mandanten (meistens Familienangehörigen im Westen) bekam er die üblichen Honorare, wovon er jeweils zwei Drittel, allerdings in Ost-Währung, an DDR-Anwälte weiterreichte, die in den jeweiligen Fällen tätig wurden. Gelegentlich erhielt er von Volpert Millionenbeträge in bar für Prozeßkosten, die er nach eigener Aussage "ausgezahlt" hat.

(Kommentar auf Seite 3)

Zeuge störte Männer beim Automatenknacken

ESCHBORN. Der Versuch von drei Männern, den Fahrkartenautomat am S- Bahnhof Eschborn-Süd zu leeren, mißlang: Am Mittwoch beobachtete ein Zeuge gegen 19.15 Uhr das Trio am blauen Kasten, hörte Geld klimpern und verständigte sofort eine Polizeistreife.

Die Beamten nahmen zwei Männer fest, dem dritten gelang jedoch die Flucht. pms

Luftgewehrschüsse auf Passanten

Zwei Jugendliche haben aus einer Wohnung in der Berger Straße in Bornheim mit dem Luftgewehr ihres Vaters auf Passanten geschossen. Zwei Männer wurden von den Projektilen getroffen. Die Polizei hat gegen die beiden Schützen Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen.

Die Brüder holten das Luftgewehr aus dem Wohnzimmerschrank im vierten Stock der Berger Straße und postierten sich damit am Fenster. Laut Geständnis war es "jugendlicher Übermut", der sie veranlaßte, Passanten auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Abstand von 50 Metern ins Visier zu nehmen.

Die Folgen der Schießübungen zwischen Höhen- und Saalburgstraße bekam zunächst ein 55jähriger aus Fechenheim zu spüren, der sich mit einem Steckschuß in der rechten Backe bei der Polizei meldete. Eine andere Luftgewehrkugel verletzte einen 34jährigen aus dem Nordend am Schienbein. Die beiden Jungen, die nach eigenen Angaben wechselseitig noch weitere Schüsse abgegeben haben, wurden von einem Fußgänger mit dem Gewehr am Fenster entdeckt. Kurz danach erschien eine Streife in der Wohnung. habe

Ein guter Anfang

Die Debatte des Bundestages über den Vertrag von Maastricht könnte ein guter Anfang sein. Sie war engagiert und kompetent. Nur darf sich das Interesse der Politik, dem Volk Europa näher zu bringen, nicht auf feurige vormittägliche Bekenntnisse im Bundestag beschränken. Kaum jemand harrte bis zum Ende der Aussprache am Nachmittag aus.

In seltener Einmütigkeit bekannten sich fast alle Volksvertreter zur Europäischen Union. Das ist gut so. Woran es hapert, ist die Konsequenz aus den wohlklingenden Worten. Für die Ängste vor einem übermächtigen, bürokratisch verfilzten Europa mit undurchsichtigen Machtstrukturen und einem Verlust der D-Mark sind die Regierungen in Europa und mit ihnen die Bundesregierung selbst verantwortlich.

Notwendig wäre eine europapolitische Offensive. Sie könnte dazu beitragen, den sich verengenden nationalen Blickwinkel vieler Bürger und Politiker wieder zu erweitern: Die meisten Probleme sind ohne die europäische Einigung überhaupt nicht zu meistern. Dies den Menschen nahezubringen, tragen endlose Diskussionen wie etwa die um eine Einschränkung des Grundrechts auf Asyl nicht eben bei. Europa und vor allem die Bundesrepublik wird der Magnet für Flüchtlinge aus aller Welt bleiben.

Der Traum vom vereinten Europa ist gegen den Willen seiner Bürger nicht zu verwirklichen. Dabei sind deren Anliegen nach demokratischen Maßstäben nicht unbescheiden, sondern selbstverständlich: Sie wollen wissen, was auf sie zukommt, und sie wollen mitgestalten können. Dafür zu sorgen, ist die Pflicht der Bundesregierung. rei (Bonn)

Länderfinanzen Gefährliches Spiel auf Zeit

Die Finanzminister der ostdeutschen Länder mußten wieder einmal mit leeren Händen nach Hause fahren. Zusätzlich zwölf Milliarden Mark für das kommende Jahr wollten sie beim Bonner Kassenwart abholen. Vergeblich. Theo Waigel rückte keinen Pfennig heraus, weil er nichts in der Kasse hat. Zusätzliche Schulden darf er nicht einplanen. So ist die Beschlußlage.

Diese Selbstfesselung der Politik führt zu einem gefährlichen Eiertanz. Weil kein Geld da ist, darf Bonn zusätzliche Ausgabenwünsche - und seien sie noch so vernünftig begründbar - nicht zur Kenntnis nehmen. Gesucht sind Abwehrargumente. Etwa folgende: Den Ostländern fehlt es keineswegs an Geld. Die wollen die Mittel doch nur konsumtiv einsetzen. Die kommen mit den Investitionen gar nicht nach. Die scheuen bloß eine durchaus tragbare Pro-Kopf-Verschuldung.

In jeder dieser Vorhaltungen steckt zumindest ein wahrer Kern. Aber ebensowenig läßt sich abstreiten, daß zwischen Rügen und Suhl die Verschuldung pro Einwohner drastisch steigt, daß Millionen Menschen die Arbeit "ausgegangen" ist und ein gewaltiger Nachholbedarf beim Infrastrukturausbau besteht.

Klarheit kann nur eine schonungslose Bestandsaufnahme schaffen. Bonn will nicht zahlen und bestreitet deshalb die Notwendigkeit von Projekten. Dies provoziert erneut schlimme Unterlassungssünden. Weil die Einheit angeblich aus der Portokasse finanzierbar war, unterblieben vor Jahren kostspielige Weichenstellungen. Die hierdurch zusätzlich aufgehäufte Hypothek wiegt schwer genug.

Bonn spielt auf Zeit. Waigel will seinen Sparkurs beibehalten und sehnt deshalb die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs herbei. Den alten Bundesländern sollen dann Lasten aufgebuckelt werden, um die sich Bonn jetzt herumdrückt.

Das Ergebnis könnte ein häßlicher Verteilungskampf Ost gegen West sein. Nur eine ehrliche Bestandsaufnahme und die Wahrheit über unvermeidbare Steuererhöhungen können verhindern, daß der Riß mitten durch Deutschland nicht noch breiter wird. ptz (Bonn)

Eifrig entziffert Michael die fremden Schriftzeichen Beni Pollak aus Tel Aviv unterrichtet in Bad Nauheim jüdische Kinder in Religion, Geschichte und Hebräisch Von Sabine Klein BAD NAUHEIM. "Guck, Schatzi, von hier muß der Laut kommen." Beni Pollak faßt sich an den Hals und stößt ein heiseres "A" aus. Der kleine Michael versucht es ihm nachzumachen, doch der kehlige Laut will ihm nicht so recht über die Lippen kommen. "Das macht nichts", ermutigt ihn Pollak lächelnd, "wir werden nicht aufgeben, wir kämpfen weiter." Geduld und Ausdauer braucht Beni Pollak aus Tel Aviv für seine neue Aufgabe in Bad Nauheim. Seit zwei Wochen unterrichtet er zwölf jüdische Mädchen und Jungen zwischen sechs und zehn Jahren einmal pro Woche in hebräischer Sprache, jüdischer Religion und Geschichte. Die Idee zu dem wöchentlichen Unterricht stammt vom Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen. Beni Pollak soll dafür sorgen, daß die Kinder der Juden, die noch in Hessen leben, in ihrer Religion, der Sprache und der Geschichte unterwiesen werden. Der sympathische, junge Lehrer hat in Israel Pädagogik und Judaistik studiert, lebt aber schon seit vier Jahren in Deutschland, "weil mich die Aufgabe reizt, den jüdischen Kindern, die hier leben, ihre Kultur nahezubringen", sagt er.

Zunächst unterrichtete er an einer jüdischen Schule in München. Idealismus hat ihn nach Hessen verschlagen. Als er von dem Plan des jüdischen Landesverbandes hörte, in den kleinen Gemeinden Hessens zumindest an einem Tag in der Woche jüdischen Unterricht anzubieten, bewarb er sich für die Aufgabe. "Es schien mir interessanter, hier etwas aufzubauen, als an einem Ort wie München zu arbeiten, wo die jüdische Schule bereits etabliert ist", beschreibt Pollak seine Beweggründe. Und bis jetzt habe er die Entscheidung noch nicht bereut, sagt er überzeugt, obwohl er an jedem Wochentag in einer anderen hessischen Stadt unterrichtet. Neben Bad Nauheim betreut er, ebenfall erst seit wenigen Wochen, die jüdischen Gemeinden in Gießen, Kassel und Offenbach.

Daß ihm die Arbeit Spaß macht, merkt man sofort. Beinahe liebvoll erklärt er an der grauen Schiefertafel die hebräischen Buchstaben. Die Tafel hat die jüdische Gemeinde in Bad Nauheim extra für den Unterricht angeschafft. Sie ist nagelneu, genau wie der Raum im dritten Stockwerk des jüdischen Gemeindehauses. Die Wände sind weiß und zartblau gestrichen, die feinen Fliesen auf dem Boden haben die gleichen Farben: blau-weiß, die Farben Israels. "Die Schüler sollen natürlich in der deutschen Gesellschaft integriert bleiben, aber sie sollen sich andererseits auch darüber bewußt werden, daß sie Juden sind", sagt Beni Pollak. Entsprechend achtet er auf die Traditionen. Michael, David und Jossi, die drei Jungen, die heute trotz Herbstferien in seinen Unterricht gekommen sind, tragen, genau wie Pollak, eine Kipa, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung. Vor Eifer rutscht sie Michael fast vom Kopf, als er versucht, die hebräischen Schriftzeichen zu entziffern.

Dem sechsjährigen Michael fällt es noch schwer, die Buchstaben zusammenzusetzen. Er geht in die erste Klasse und lernt gleichzeitig mit den hebräischen die deutschen Buchstaben kennen. David hat schon mehr Routine. Mit seinen zehn Jahren ist er bereits bei jüdischen Ferienlagern dabeigewesen und hat auf diese Weise Bekanntschaft mit der hebräischen Sprache geschlossen. Nach einer Stunde erlöst Beni Pollak die drei von der grauen Theorie. Im jüdischen Kalender steht das Laubhüttenfest vor der Tür. Es erinnert an den Auszug der Juden aus Ägypten. Während er mit den Kindern bunte Papierketten zum Schmuck für ihr Zuhause bastelt, erzählt der Lehrer den Jungen die Geschichte des Festes.

Michael, Jossi und David werden noch viel Zeit haben, Geschichte und Sprache der Juden zu lernen. In der Schule sind sie vom Religionsunterricht befreit, wenn sie an Beni Pollaks Unterricht teilnehmen. Und das tun alle Kinder der rund 80 Mitglieder umfassenden Jüdischen Gemeinde Bad Nauheims. Mit dreizehn Jahren werden die Jungen dann mit der "Barmitzwa", einem Ritual, vergleichbar mit der evangelischen Konfirmation, als volle Gemeindeglieder ins religiöse Leben entlassen. Bei den Mädchen geschieht das schon ein Jahr früher. Bis dahin müssen die Schülerinnen und Schüler lernen, die Thora (das jüdische Gesetzbuch) und das Alte Testament auf Alt-Hebräisch zu lesen.

Beni Pollak erteilt in Bad Nauheim den ersten jüdischen Unterricht, seit die jüdische Schule 1940 von den Nazis geschlossen wurde. Das große Interesse der jüdischen Gemeinden an seinem Angebot erklärt er sich damit, daß die Juden, die in Deutschland nach dem Holocaust geboren wurden, nach einer Phase der Verdrängung mehr und mehr Interesse an ihren Wurzeln und ihrer Herkunft entwickeln. "Sie wollen, daß ihre Kinder Kontakt zur jüdischen Kultur halten." Und den Kindern macht sein Unterricht offensichtlich Spaß. Diesen Eindruck bestätigen ihm auch die Eltern. "Sie erzählen mir, daß die Kinder schon auf die nächste Stunde warten", sagt er lächelnd, "für mich ist das ein großes Erfolgserlebnis."Festnahme: Drei Autos waren aufgebrochen

ESCHBORN. Am Mittwoch rief um 22.25 Uhr ein Zeuge bei der Polizei an, der beobachtet hatte, wie sich zwei Männer in der Hamburger Straße verdächtig an Autos zu schaffen machten. Eine Streife konnte einen Mann festnehmen, der Cassetten einstecken hatte. Wie sich herausstellte, hatten er und ein geflüchteter Täter drei Autos aufgebrochen. In einem fehlte der Cassettenrecorder. pms

BG Offenbach siegte

Nach drei Niederlagen hintereinander verbuchten die Basketballer der BG Offenbach/Neu-Isenburg ihren ersten Sieg, und das ausgerechnet gegen den bisher ungeschlagenen Zweitliga-Tabellenführer FC Baunach. Von einer "Trotzreaktion der Mannschaft" sprach Trainer Jochen Bezler nach dem 85:69 (41:43) in eigener Halle, zu dem Brandt Johnson (24), Ralf Bülter (21) und Peter Reißaus (11) die meisten Punkte beisteuerten. Die BG verbesserte sich damit auf den neunten Rang in der Klasse, in der nach dem vierten Spieltag keine Mannschaft mehr ohne Punktverlust ist. ah

Unzufriedene Eltern hoffen auf "Entspannung" Stadt soll in den nächsten Jahren 5,5 Millionen Mark in Kindergartenbereich stecken / Umfrage

KELKHEIM. "Fast alle Eltern sind mit der Kindergartensituation unzufrieden" - so faßt die Initiative "Eltern für mehr Kindergartenplätze" das Ergebnis ihrer Umfrage anläßlich des Weltkindertags zusammen. Besonders mit den unflexiblen Öffnungszeiten seien die Eltern unzufrieden. Weniger als der Hälfte von ihnen genüge es, wenn die ihre Kleinen bis 12 Uhr betreut würden. Ein Drittel würde sie gerne erst nach dem Mittagessen abholen; der Rest benötige sogar einen Ganztagsplatz.

Doch die neuesten Pläne des Ausschusses für Jugend und Soziales erscheinen der Elterninitiative vielversprechend: Man hoffe, daß dank der Vorschläge, über die der Magistrat voraussichtlich im November entscheiden wird, "kurzfristig eine deutliche Entspannung eintritt".

Oberste Priorität hat laut Auschußmitglied Erika Bänfer (FWG) der geplante Kindergartenneubau in Kelkheim-Mitte. Drei Kindergartengruppen sollen im Gebäude südlich der Kelkheimer Wiesen Platz finden, denkbar sei zusätzlich auch eine Hortgruppe für die Jungen und Mädchen aus der benachbarten Grundschule.

Weniger dringend erscheine dagegen derzeit der Neubau in Eppenhain, wo der städtische Kindergarten bisher noch in angemieteten Räumen untergebracht ist: "In Eppenhain hat sich die Lage entspannt, weil mehrere Eltern mit kleinen Kindern weggezogen sind", sagt Erika Bänfer. Künftig könnten Eppenheiner Jungen und Mädchen außerdem auch in Ruppertshain unterkommen. In diesem Stadtteil sei der Ausbau des Kindergartens "fast fertig".

Doch es geht nicht nur um Neubauvorhaben, auch die bestehenden Kindergärten sollen größer werden. Städtische Gelder sollen in Umbau und Modernisierung des katholischen Kindergartens St. Georg in Münster fließen. Dort sollen 20 neue Ganztagsplätze entstehen. Andere Münsterer Kinder sollen im geplanten Anbau an den katholischen Kindergarten St. Adelgundis Platz finden. Geld soll die Stadt nach dem Willen des Jugend- und Sozialausschusses auch für die Erweiterung des Ruppertshainer Kindergartens St. Maria lockermachen, der ebenfalls von der katholischen Kirche getragen wird: Dort könne eine zusätzliche Gruppe unterkommen, wenn der Mehrzweckraum in ein ausgebautes Dachzimmer verlegt werde. Beraten wird auch über Finanzspritzen für den katholischen Kindergarten St. Franziskus in Kelkheim- Mitte und den der evangelischen Paulusgemeinde: Dort geht es um neue Möbel und Renovierungsarbeiten.

Insgesamt mehr als 5,5 Millionen Mark soll sich die Stadt die Betreuung ihrer jüngsten Bürger in den nächsten vier Jahren kosten lassen, so der Wille des Auschusses für Jugend und Soziales. "Alle Parteien ziehen dabei an einem Strang", meint Erika Bänfer. "Nachdem das Kindergartenproblem wie in allen Kommunen gründlich verschlafen wurde, sind wir jetzt wachgerüttelt." bhe

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat sich am Donnerstag nach zwei Stunden Geschäftszeit behauptet gezeigt. Der Dow-Jones-Index legte um 2,97 Punkte zu. Am Vortag hatte das Wallstreet-Barometer 25,94 auf 3152,25 Zähler verloren.

In Tokio stieg der Nikkei-Index für 225 führende Werte um 223,77 auf 17 335,51 Punkte.

Trickdiebe erbeuteten Uhren für 50 000 Mark

Trickdiebe, die vermutlich aus Südamerika stammen sollen, haben im Holzgraben einen Koffer mit Uhren im Wert von 50 000 Mark gestohlen.

Die 45 Musterstücke hatte ein 42jähriger Händler aus Bad Homburg zuvor bei einem Kundengespräch in einem Fachgeschäft präsentiert. Danach ging er gemeinsam mit einem 40jährigen Kollegen zu seinem geparkten Wagen, wo er den Koffer abstellte, um den Deckel zum Kofferraum zu öffnen.

In diesem Moment näherten sich ein Mann und eine Frau, die in englischer Sprache mehrere Fragen an die beiden Händler richteten. Als diese sich noch um Verständigung bemühten, rannten die beiden plötzlich davon. Jetzt bemerkte der 42jährige, daß der Koffer verschwunden war. Den hat vermutlich eine dritte Person unbemerkt hinter dem Rücken des Besitzers an sich genommen. habe

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Großbritannien Tories feiern Maggie Seite 2

Leitartikel Tschechoslowakische Trennung Seite 3

Nordrhein-Westfalen DGB kämpft für Arbeitsschutz Seite 4

Feuilleton 250 Jahre Linden-Oper Berlin Seite 8

Wirtschaft Mieterbund schlägt Alarm Seite 9

Sport Kühnen schlägt Agassi Seite 13

Medienrundschau Kabelkanal für Popmusik? Seite 18

Dokumentation Gewerkschaftlicher Spagat Seite 19

Frankfurt Ordensleute demonstrierten Seite 23

Kulturspiegel Historische Filmplakate Seite 26

Hessen Wirbel um Haider-Auftritt Seite 27

Aus aller Welt Kuseler Finanzjongleur in Haft Seite 32

Börse Seite 12

Freie Aussprache Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 16

Roman Seite 18

Filmspiegel Seite 29

Peinliche Fragen

Folgen der deutschen Einheit: Bilder verschwimmen, Tatsachen werden verzerrt, Wahrheiten verklärt. Rechtsanwalt Wolfgang Vogel aus der DDR, schon heute eine legendäre Figur. War er ein humanitärer Engel, wie er sich selbst darstellt, oder ein Werkzeug der teuflischen Stasi, wie ihn manche im Rückblick sehen? War er Wohltäter oder Bösewicht, Menschenfreund oder Mandantenpreller?

Das Bild dieses Mannes, der dazu beitrug, Zigtausende Menschen aus der DDR herauszuholen und dafür nicht nur von den dankbaren Betroffenen, sondern von allen Bundesregierungen jahrelang gepriesen wurde, ist heute vielschichtig geworden. Aktenfunde rücken sein geachtetes Werk ins Zwielicht, er wird anrüchiger Geschäftspraktiken bezichtigt und auf die Anklagebank gesetzt.

Manche tun heute so, als sei Vogels ganze Arbeit, die nur erfolgreich sein konnte, wenn sie diskret abgewickelt wurde, unseriös gewesen, weil er mit der Stasi zusammenwirken mußte, in Warengeschäfte und Menschenhandel verstrickt war und überhaupt einem verbrecherischen System diente. Diese Ankläger vergessen, daß die heiklen Missionen von Familienzusammenführungen bis zu Agentenringtauschs, solange es die DDR gab, nur so und nicht anders zu bewerkstelligen waren. Alle, auch die Politiker in Bonn und die Kirchen und die Geheimdienste, haben gewußt, worauf sie sich einließen. Sie haben mitgemacht und die Augen zugedrückt, wenn krumme Geschäfte gemacht wurden. Wolfgang Vogel muß sich peinliche Fragen gefallen lassen, aber es ist ungerecht, ihm heute alles anzulasten. hll (Bonn)

BI gegen Hochfeld-Unterkünfte Riebel, Mehler und Felix kritisieren die "Stimmungsmacher"

HOFHEIM. Eine neue Bürgerinitiative "Hochfeld" ruft in einem Schreiben insbesondere die Bewohner der angrenzenden Wohngebiete dazu auf, sich bei Bürgermeister Rolf Felix und Landrat Jochen Riebel (beide CDU) dafür einzusetzen, daß maximal 100 Flüchtlinge auf der Drachenwiese untergebracht werden dürfen. Das zweite Ziel, für das die BI laut Flugblatt eintreten will: die hölzernen "Mobile Homes", in denen die Asylsuchenden untergebracht werden sollen, dürften nicht länger als fünf Jahre auf dem Gelände in der Nähe des Kreishauses stehen. Gezeichnet ist der Rundbrief von vier Familien aus der Leipziger, Gleiwitzer und Potsdamer Straße.

Nach neuesten "Informationen", steht in dem Rundbrief, würden 400 bis 500 Asylbewerber auf der Drachenwiese untergebracht. Das erhöhe das Konfliktpotential, führe zu sozialen Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen. "Das Hochfeld muß nun als Sammelbekken für Hunderte von Asylanten herhalten - das machen wir nicht mit." Offensichtlich, spielen die Initiatoren auf die Auseinandersetzung um die Unterbringung von Flüchtlingen in der Kurhausstraße an, "wurden in anderen Wohnvierteln Asylantenunterkünfte durch Bürgerprotest erfolgreich verhindert".

Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD), Landrat Riebel und Bürgermeister Felix beurteilen die Flugblattaktion einvernehmlich als "Stimmungsmache". Felix: "Mehr als 112 Asylsuchende waren nie im Gespräch, aber mit der Zahl 500 lassen sich die Gemüter natürlich leichter aufheizen." Der Landrat unterstreicht, daß fünf Jahre Unterbringungszeitraum ebenfalls nie bestritten worden seien. Alles in allem, ergänzt Mehler, "werden Forderungen aufgestellt, die ohnehin erfüllt werden".

Am Ende des Rundschreibens ist ein Abschnitt abgedruckt, auf dem die Empfänger nicht nur ihre Unterstützung der Initiative, sondern auch ihre Ablehnung bekunden können. Auf letzteres hofft der Rathauschef: "Ich habe erfreulicherweise auch schon Anrufe bekommen, mit denen sich Menschen von der Aktion distanzieren wollten", sagt Felix. pms

Autoknacker nahmen wertvolle Pelze mit

Im Parkhaus Hauptwache sind am Mittwoch aus dem Kofferraum eines VW Golf kostbare Pelzmäntel gestohlen worden. Als die 50jährige Halterin in ihren Wagen steigen wollte, bemerkte sie den Verlust von Zobel und Luchs im Gesamtwert von 135 000 Mark.

Die Pelze wollte die Besitzerin nach dem Einkaufen zum Kürschner bringen. Der Dieb hat auch noch das Radioradio mitgenommen. habe

30 junge Leute besetzen Hinterhaus

WIESBADEN. 30 junge Leute aus Wiesbaden haben gestern nachmittag das Hinterhaus in der Dotzheimer Straße 19 besetzt, "weil wir keine Wohnung haben, und weil hier seit Jahren sieben Wohnungen leerstehen". Kritik üben die Besetzer an der städtischen Wohnungspolitik: "Die Stadt tut alles für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben und kümmert sich wenig darum, breiten Schichten des Volkes angemessenen Wohnraum zu verschaffen."

Die jungen Leute waren zuvor vorübergehend bei Freunden untergekommen oder standen kurz vor der Räumungsklage. Sie verstehen nicht, daß viele Häuser, die der Stadt gehören und renoviert werden sollen, lange leer stehen. Andererseits verpulvere sie Millionen für die Renovierung des Ratskellers und für eine Tiefgarage auf dem Dern'schen Gelände - "Projekte der puren Arroganz". maf

Kleider von gestern bekommen neuen Chic mit Gürtel, Schnalle und Beutel von morgen Das Leder darf ruhig glänzen Taschen ersetzen Schmuck

Man braucht kein neues Kleid, wenn man eine neue Tasche hat. Mit Gürtel, Tüchern, eben Accessoires, kann man Vorhandenes aufwerten und liegt dann richtig im Trend, der modisch nach Romantik und Exotik verlangt. So sieht es Winfried Kralle, Präsident der Messe Offenbach, in der sich das 21. Modeforum vom 10. bis 12. Oktober als "hoffnungsvollen Saisonstart" vorstellt. Gezeigt wird in Fülle die neue Taschenmode Frühjahr/Sommer '93, Kleinlederwaren, Schirme und Handgepäck. Die Messe ist ausgebucht, trotz leicht rückläufiger Ausstellerzahlen. 66 der 256 Aussteller kommen aus dem Ausland. Italien ist an erster, Holland an zweiter Stelle vertreten.

Der deutsche Lederwareneinzelhandel verzeichnet ein Plus von drei Prozent; nach der Sommerpause ist eine leichte Belebung spürbar. Die Preise sind stabil geblieben.

Lust- oder Spontankäufe haben aber nachgelassen; es wird gezielt und überlegt gekauft. Neue Taschenformen und vor allem die Farben bestimmen das modische Bild. Das wadenlange, durchgeknöpfte, etwas biedere Kleid wird durch mittelgroße Kleidertaschen in oft bizarren Formen enorm aufgewertet. Das Kleid kann ruhig von gestern sein, wenn nur Tasche und Gürtel, der Schirm, der Beutel und das übrige Zubehör von morgen sind.

Reptilleder aus Zuchtfarmen ist gefragt. Ebenso überzeugend sind Schlangen- und Wildkatzendrucke. Da stehen Tiger und Leopard oben an, wenn es um die "Dschungel-Safari" in der Großstadt geht. Vereinzelt sieht man zierliche Taschen am Trageriemen, die so besonders leicht zu klauen sind. Der Trend liegt bei den Bügeltaschen, die man fest in der Hand hält, bei den Kelly- und den Mini-Kelly-bags. Das Leder zeigt Perlmutt- und Metallglanz.

Muschel- und Sandtöne sind besonders elegant zu den vielen Brauntönen des kommenden Frühjahrs. Korallen, Muscheln, Seesterne sind als Dekor beliebt. Bast und Leinen vertragen sich mit floralen Mustern. Maritim wird es in Blau, Rot und Weiß. Türkis, Pastellrosa und Lila schmücken ganz ungemein. Immer ist es das Zusammenspiel von Farben, Strukturen und neuen Formen, das die neue Taschenmode attraktiv macht. Zum Abend funkeln die zierlichen Behälter für Lippenstift und Taschentuch, mehr geht kaum rein, von Perlen, Strass und Glassteinen. So eine Tasche ersetzt den ganzen Familienschmuck. E-S

"Die ständige Gleichmacherei macht den Menschen Angst" Interview mit Hessen Ministerpäsident Hans Eichel über die Möglichkeiten, den Brüsseler Zentralismus abzubauen

Kleine FR

Teuren Schmuck erbeutet BAD HOMBURG. Schmuck im Wert von rund 10 000 Mark erbeuteten Diebe bei einem Einbruch in ein Haus in den Haingärten in Ober-Erlenbach. Autofahrerin verletzt BAD HOMBURG. Leicht verletzt wurde eine Autofahrerin bei einem Zusammenstoß auf der Zufahrt von der Pappelallee zum Südring. Den Schaden an den beiden beteiligten Autos schätzt die Polizei auf 10 000 Mark. Geschichtsverein begeht Kirdorfer Feld BAD HOMBURG. Über das Kirdorfer Feld und zu den Trockengräben im Wald oberhalb des Feldes wandert der Verein für Geschichte und Heimatkunde am Samstag, 10. Oktober, von 14 bis 16.30 Uhr. Lothar Lehmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) führt die Teilnehmer, die sich um 14 Uhr am Parkplatz vor dem ersten Sportplatz nordwestlich am Ende des Usinger Weges treffen. "Indian-Summer" BAD HOMBURG. Die herrliche Farbenpracht des kanadischen Herbstes zeigt ein Film am Dienstag, 13. Oktober, im Forum des Stadthauses. Zu der Reise von den Rocky Mountains in die Wald- und Seengebiete im Nordwesten von Ontario lädt der Film- und Videoclub Bad Homburg ein. Babymassage FRIEDRICHSDORF. Ihr Baby durch Massage zu entspannen, lernen Eltern an fünf Vormittagen von 10 bis 11.30 Uhr. Dabei besteht auch die Gelegenheit, über Stillprobleme zu sprechen. Der Kurs in der Altentagesstätte in der Friedrich-Ludwig-Jahnstraße 29 a beginnt am Montag, 19. Oktober.

Verkehrsinitiativen bleiben Kommission fern

Die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen wird ihren vakanten Sitz in der Verkehrskommission des Magistrats nicht mehr einnehmen. Sie erklärte sich mit ihrem bisherigen Vertreter Willi Loose solidarisch, der das Gremium vor zwei Wochen aus Protest gegen die städtische Verkehrspolitik verlassen hatte. Loose erklärte damals, letzter Anlaß für diesen Schritt sei die Präferenz des Planungsdezernenten Wentz für den Bau des Autobahntunnels gewesen.

In einer Presseerklärung der Arbeitsgemeinschaft heißt es, eine Mitarbeit in der Verkehrskommission sei sinnlos, weil diese keinen Einfluß auf die Verkehrspolitik des Magistrats habe. Ihr werde nicht einmal eine "Beratungsfunktion" zugestanden. "Die bisherigen Sitzungen beschränkten sich lediglich auf die Selbstdarstellung des Planungsdezernenten."

In der Kommission sind auch ADAC, ADFC und die IHK vertreten. habe

Landrat: Polizei soll nach Asylsuchenden fahnden

In einem Thesenpapier zur Rechtslage bei der Abschiebung nicht anerkannter Asylbewerber fordert Jochen Riebel (CDU), Landrat des Main-Taunus-Kreises, die Landesregierung auf, besonders in den Großstädten und Ballungsräumen "Sonderkommandos der Polizei" einzurichten. Die sollen gezielt nach Asylsuchenden fahnden, die sich aus Angst vor Abschiebung vor den Behörden verstecken.

Riebel schätzt, daß mindestens 50 Prozent der Asylbewerber untertauchen, bevor sie zurück in ihre Heimatländer geschickt werden könnten. Dies werde dadurch begünstigt, daß die Asylsuchenden oft früher als die zuständigen Ausländerbehörden von der Ablehnung ihres Antrags erführen, sagte Riebel bei einer Pressekonferenz in Hofheim.

Der Main-Taunus-Landrat fordert auch, daß Eheschließungen von bereits abgewiesenen Asylsuchenden mit Deutschen nicht mehr zum Anspruch auf eine Aufenthaltserlaubnis führen dürften. Riebel über solche "Schein- oder Zweckehen": "Die deutschen Ehegattinnen sind immer Sozialhilfeempfängerinnen oder Rauschgiftkonsumentinnen." pms

Frauenzentrum bietet zwei neue Kurse an

BAD HOMBURG. Um Entspannung geht es in einem Kurs, den das Frauenzentrum mittwochs von 9.30 bis 11 Uhr in Ober-Erlenbach in der Fasanenstraße 16 anbietet. Trainiert werden soll dabei die Wahrnehmung des eigenen Körpers. Der Kurs beginnt am 21. Oktober; die Teilnahme kostet 80 Mark.

Lernen, sich selber zu bejahen, ist Gegenstand eines Kurses dienstags um 20 Uhr im Frauenzentrum. Im Mittelpunkt steht dabei der liebevolle Umgang mit der eigenen Person. Der erste Termin am 20. Oktober ist zur Information; Anmeldungen können auch danach noch erfolgen. Die Gebühren liegen bei 60 Mark. teb

Der Fahrer muß einschreiten Kunde braucht Belästigung in der U-Bahn nicht hinzunehmen

Als FR-Leser Thomas-Michael M. dieser Tage am Enkheimer Volkshaus in den letzten Wagen der U 7 stieg, traf er eine Situation an, die ihn an die Pennerszene auf der Zeil erinnerte. Drei junge Burschen tranken Flaschenbier, rauchten Zigaretten und legten die Füße auf die Sitzbänke. Quer im Gang lag ein nicht angeleinter Schäferhund. Während andere Fahrgäste ihr Mißfallen aus Angst lediglich durch Kopfschütteln und Stirnrunzeln äußerten, beschloß M. zu handeln: Er sprach den Fahrer an und schlug diesem vor, den Ordnungsdienst der Stadtwerke zu informieren. Doch nach dem Eindruck des FVV- Kunden reagierte der mit "offensichtlichem Desinteresse". Er könne in diesem Fall auch nichts machen, so ließ er den Beschwerdeführer wissen und setzte das Gespräch mit einem uniformierten Kollegen fort.

M. hat den Stadtwerken seine Erfahrung schriftlich geschildert und in dem Brief die Ansicht vertreten, er habe als Inhaber einer Jahreskarte im öffentlichen Verkehrsmittel Anspruch auf "Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit". Dafür trage auch das Fahrpersonal Verantwortung. Die Stadtwerke haben ihren Mitarbeiter inzwischen mündlich angehört und dabei erfahren, "daß es leider so gewesen ist, wie von dem Fahrgast geschildert" (Pressesprecher Dirk Hess). Der Fahrer sei eindringlich ermahnt worden, künftig seinen Pflichten nachzukommen. Die werden in der für ganz Deutschland geltenden "Dienstanweisung für den Fahrdienst mit Straßenbahnen" klar definiert. Darin heißt es im Paragraphen 56: "Vorfälle, die den Betriebsablauf stören, hat der Fahrer der Leitstelle sofort durch Funk zu melden."

Wenn sich Fahrgäste nicht an die Bestimmungen für die Betriebsordnung Straßenbahnen halten, wie in diesem Fall das Rauch- und Alkoholverbot mißachten, dann muß der Fahrer sogar eine schriftliche Meldung erstatten.

Dirk Hess: "Er hätte den Ordnungsdienst herbeirufen oder die jungen Leute wenigstens per Lautsprecher ermahnen müssen."

Der Stadtwerke-Sprecher bat andererseits um Verständnis für eine gewisse Zurückhaltung des Fahrpersonals: "Mancher hat da schon was aufs Dach bekommen, weil er sich eingemischt hat." habe

Gedanken über Religion und Aufklärung

KÖNIGSTEIN. Nachdenken über Religion und Aufklärung, darum geht es in einem philosophischen Seminar der Ostakademie Königstein am Freitag, 23. Oktober, und Samstag, 24. Oktober.

Information und Anmeldung unter der Telefonnummer 0 61 74 / 40 75. FR

Ihre Gegner sagen: Diese Frau haßt die Religion Israels linksliberale Kulturministerin brachte das orthodoxe Establishment in Rage und die Koalition ins Wanken

Überfüllte Klassenzimmer, weniger Unterrichtsstunden, unterbezahlte und darum oft lustlose und streikfreudige Lehrer - "die kriminelle Qualitäts- und Ausstattungsminderung unseres Bildungswesens ist überall sichtbar", kritisierte die konservative Jerusalem Post die Zeit der Likud-Herrschaft. In wenigen Jahren werde "Israel ein Land mit mehr, aber tumberen Juden" sein. Sieben Prozent des gesamten Staatshaushalts machte der Erziehungsetat aus, der 15 Jahre lang beinahe unverändert blieb. Syrien investiert 10,5, Ägypten zwölf Prozent in Von Armin Wertz (Jerusalem) die Ausbildung der Nachwuchsgenerationen. "Eine Ohrfeige ins Gesicht des angeblich hochgebildeten Volkes des Buchs", kommentierte das Blatt. Der Likud habe die Kontrolle des Erziehungswesens den religiösen Parteien überlassen. Dies habe die Arbeitspartei bei all ihren Fehlern in 29 vorangegangenen Koalitionsjahren nie getan.

Bei seiner Regierungsbildung kehrte Yitzhak Rabin zu dieser Tradition zurück. Für den Preis, daß die rechten und zwei der drei religiösen Parteien seiner Koalition fernblieben, ernannte er die 63jährige Shulamit Aloni des linken Parteienbündnisses Meretz zur neuen Kulturministerin und machte sich damit beinahe das gesamte orthodoxe Establishment zum Gegner. "Diese Frau haßt die Religion", wütete der einflußreiche Rabbi Eliezer Schach. "Sie hat den Sabbat entweiht, illegale Eheschließungen gefördert und kennt nicht einmal den Unterschied zwischen einem Gebetsbuch und den fünf Büchern Moses." Unter ihrer Regie werde es im Lande "Israel bald keine israelische Nation mehr geben, sondern nur eine Nation wie alle anderen".

Dies scheint tatsächlich Alonis Ziel zu sein. Sie wolle "Israel als eine aufgeklärte Gesellschaft und nicht als Dritte-Welt- Land ins 21. Jahrhundert führen", wehrte sie sich und erhob den biblischen Stock zur Gegenattacke. "Ich will die jüdische Kultur weiterentwickeln. Noah hatte drei Kinder. Wir sind Sem, die Semiten. Die Griechen oder Europäer sind die Söhne Japhets. Ich möchte die Schönheit Japhets in die Zelte Sems bringen, um die Schönheit von außen in die Moral- und Wertvorstellungen unserer Kultur zu bringen." Solcher "Hellenismus" hatte schon einmal, vor 2000 Jahren zur Zeit der Makkabäer, zu Spaltung und Bürgerkrieg in der jüdischen Nation geführt. Und noch zu Christi Lebzeiten befehdeten die konservativen Sadduzäer die hellenistisch-liberalen Pharisäer. Zwar konnte die streitbare Altparlamentarierin, der nicht einmal 50 Tage Einarbeitungszeit zugestanden wurden, anfänglich einige Erfolge vorweisen. Sie "fand" in ihrem schmalen Budget (2,5 Milliarden Dollar) tatsächlich die Mittel, um die Zahl der regulären Unterrichtsstunden zu erhöhen und somit die Eltern zu entlasten, die regelmäßig Gebühren entrichteten, um ihren vom Staat vernachlässigten Kindern wenigstens ein paar zusätzliche Unterrichtsstunden zu sichern. Doch dann lehrte sie mit ein paar unbedachten Äußerungen orthodoxe Rabbis wie konservative Sicherheitsapostel das Fürchten und brachte die Koalition in Gefahr.

"Die Religiösen haben nicht das Recht, uns zu erzählen, wie wir unsere Kinder erziehen", sagte sie. "Sie lehnen unseren Staat und den Militärdienst ab, sie stehen am Unabhängigkeitstag zu den Klängen der Nationalhymne nicht auf und akzeptieren unsere Kultur nicht, nicht einmal unsere anerkanntesten Schriftsteller." Jahrelang sei den Kindern auswendig Gelerntes eingetrichtert worden. "Wir müssen unsere Kinder aber erziehen, Fragen zu stellen. Sie sollen neugierig sein." Während die Wissenschaft die Entwicklung der Welt und der Menschheit erforsche, "erzählen wir unseren Kindern immer noch, die Welt sei vor 5000 Jahren in sechs Tagen geschaffen worden".

Kaum hatte sich der Sturm der Entrüstung über diese Häresie gelegt, schlug sie eine Änderung des Yizkor-Gebets für die gefallenen Soldaten vor. "Warum sollte sich Gott der Gefallenen erinnern", verlangte sie Aufklärung, "wir müssen jener gedenken, die für uns ihr Leben gegeben haben." Zwar hatte früher schon der verstorbene Mosche Dayan vorgeschlagen, die Gebetsversion des Zionistenführers Berl Katznelsons, die den Namen Gottes übergeht, bei Staatsakten einzuführen. Doch was dem Kriegshelden erlaubt, ist einer Frauenrechtlerin und Friedensbewegten noch lange nicht gestattet.

Als die gelernte Juristin dann auch noch öffentlich erklärte, die Syrer hätten einen legalen Anspruch auf die Golanhöhen, brachte sie die Koalition ins Wanken. Der religiöse Regierungspartner Shas warnte, er könne nicht in der Regierung verbleiben, wenn Aloni weiterhin derartige Äußerungen zum Besten gäbe. Rabins Parteifreund Avi Yehezkel forderte die sofortige Entlassung der Ministerin, auch wenn das "den Gang zum Präsidenten" bedeute, um eine neue Regierung zu bilden. "Ihre Bemerkungen unterscheiden sich in nichts von jenen ihrer Oppositionszeit", suchte der Meretz-Abgeordnete Avraham Poraz einzulenken. "Sie muß noch lernen, daß sie jetzt Regierungsmitglied ist."

Als ihr Chef Rabin von "närrischen und toren Äußerungen" sprach, "die nichts mit der Realität zu tun haben", entschuldigte sich die Angegriffene bei den religiösen Obrigkeiten der Shas-Partei: "Ich möchte betonen, daß alle israelischen Kinder, auch die nicht-gläubigen, Juden sind. Ohne Verständnis für ihr Erbe sind sie nur leere Schalen." Auf einem Treffen, zu dem Rabin seine Meretz-Minister bestellt hatte, konnte die Koalitionskrise endlich beigelegt werden. "Ich machte ihnen klar, wenn die Sache so weitergeht, sei es unmöglich, die Koalition zu erhalten", sagte Rabin anschließend. Und Aloni versprach, solche "Ausrutscher" in Zukunft vermeiden zu wollen. Doch Einwanderungsminister Yair Tsaban schränkte gleich ein: "Es ist unmöglich Versprechungen zu machen. Das politische Leben ist so dynamisch."

Wenige Tage später nur war er die Zielscheibe rabbinischer Kritik. Eine von Tsaban unter den russischen Einwanderern verteilte Broschüre, in der die jüdischen Feiertage erklärt werden, enthalte pure "Häresie" und "verhöhne" die Gebote der Torah.

Die Behauptung etwa, das Blasen des Schofar und andere Rituale des Laubhüttenfestes seien Bräuche alter Agrargesellschaften und nicht notwendigerweise Gebote Gottes, müsse "jede jüdische Seele schockieren". Tsaban konnte sich herausreden: "Wer diese historischen Erklärungen des Ursprungs der Feiertage ablehnt, muß auch die Hebräische Enzyklopädie und die meisten Schulbücher verwerfen."Aus dem Geschäftsleben

Jazz im Bürgerhaus Am 17. Oktober heißt es wieder Jazz in den Titus Thermen. Ab 20 Uhr jazzen im Theatersaal des Bürgerhauses Nordweststadt das Reimer-von-Essen- und das Heinz-Sauer-Trio.

Karten für das Konzert sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie am Infopoint der Titus Thermen erhältlich (Vorverkauf 15 Mark, Abendkasse 20 Mark). Informationen unter der Telefonnummer 069 / 95 80 50. Papilotten kommen wieder Jede Frau ist eine Diva, gleich auf welcher Bühne sie auftritt. Das entschieden die Meister der französischen Haute Coiffure für den Haarstil der neuen Saison und zeigten in Paris Exklusives auf den Köpfen von kapriziös bis extravagant. Ralph Dieter Hörrmann, Starfriseur aus Stuttgart mit Niederlassung in der Frankfurter Schneckenhofstraße 14, erfand, aus Paris zurück, die deutsche Steigerung "Divina" und zeigte schlichte Köpfchen mit tief gelegter "Wasserwelle", kapriziöse Lockentuffs über der Stirn und klassisch strenge, hochgenommene, mit funkelnden Kämmen gehaltene Seitenpartien im Salon.

Neu erwacht ist die alte Liebe zu den Papilotten, weichen Wattestäbchen, mit denen schon die Urgroßmütter glattes Haar in kaskadenartig fallende Lockenfülle verwandelten. Auf Papilotten gewikkeltes Haar bekommt mehr Fülle und Stand, sagen die Profis, die wieder damit umgehen lernen.

Goldbraun und Kupfer sind die Haarfarben der Saison, ein venezianisches Rot und eher zurückhaltend, ein strahlendes Blond. E-S "American Garden" gefeiert "Tiffany", jene erste New Yorker Adresse für edlen Schmuck, unbezahlbare Lampen und die kostbaren Dinge des Lebens, hat längst eine Filiale in Frankfurts feiner Goethestraße. Der erste Jahrestag im Juni wurde nicht gefeiert; dafür strömten Freunde und Kunden des Hauses zur Premiere jenes Tafelgeschirrs, das den Namen "American Garden" trägt und den schimmernden Glanz amerikanischer Flora auf Limoges-Porzellan zeigt. Die damit gedeckten Tische mit den entsprechenden Blumensträußen und dem passenden Besteck betonten Tafelkultur in Vollendung.

300 angemeldete Gäste konnten Hanne Kaus und Freifrau von Kühlmann- Stumm begrüßen. Wie beim Opernball gab es ein Zelt für die Garderobe der Gäste auf der Goethestraße und die gereichten Häppchen zeigten die gleiche Farbenpracht wie die Blumen auf dem Teller. Nicht nur der Adel, auch Tiffany verpflichtet. E-S

Kinder können jetzt ruhig mal müssen

ESCHBORN. Kinder können auf den Spielplätzen an der Rheinstraße und am Bachgraben künftig ruhig mal müssen: Dort hat die Stadt kindgerechte Toiletten-Häuschen aufgestellt.

Ende des Monats verschwinden die Kabinen jedoch wieder, bis März sind sie im Winterquartier. bhe

Blei im Sportplatz-Boden Bundesgesundheitsamt: Anlage Sauerborn muß saniert werden

BAD SODEN. Der Sportplatz "Sauerborn" muß wegen zu hoher Bleiwerte im Boden saniert werden. Dies empfiehlt Kreis-Umweltdezernent Gerd Mehler (SPD), nachdem das Bundesgesundheitsamt "gesundheitliche Bedenken" geltend gemacht hat. Bleipartikel könnten mit Staub durch die Luft wirbeln. Das jedoch bezweifelt Bürgermeister Kurt Bender (CDU). Wir haben den Boden von Fresenius bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern prüfen lassen. Heraus kam, daß eine Schicht in der Tiefe zwischen sieben und elf Zentimetern belastet ist. Darüber ist eine unbelastete Schicht, darunter eine Lage Ton, die verhindert, daß Grundwasser belastet werden kann."

Eine Sanierung hält Bender für unnötig und zu teuer. "Wenn wir den Boden bis zu einer Tiefe von zwölf Zentimetern austauschen, kostet das 700 000 Mark. Bei mehr als 30 Zentimetern sogar 1,7 Millionen. Die haben wir nicht. Dann müssen wir den Platz schließen."

Mehler, nach dessen Auskunft die obersten acht Zentimeter verseucht sind, will prüfen, ob es reicht, den Boden zu versiegeln - etwa mit Kunstrasen. ubk

Quelle bald fertig

BAD SODEN. Frisch gemauert und verfugt wird jetzt die Sauerbornquelle in Neuenhain. Ab Ende des Jahres kann sich wieder jeder sein Mineralwasser holen, hofft die Stadt und beziffert die Kosten der Sanierung auf 125 000 Mark. bhe

Parlament einig gegen Gewalt Antisemitismus und Angriffe auf Ausländer scharf verurteilt Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 8. Oktober. CDU/CSU, FDP und SPD haben mit einer gemeinsamen Bundestagsentschließung die ausländerfeindlichen und antisemitischen Übergriffe als Anschlag auf den inneren Frieden und den Rechtsstaat verurteilt. Jeder Bürger sei aufgerufen, sich zu distanzieren, heißt es in dem Text. Die Strafverfolgungsbehörden müßten ihre Kraft weiter der entschiedenen Bekämpfung gewalttätiger Rechtsbrecher widmen. Das Bündnis 90/ Die Grünen stimmte der Entschließung in Teilen zu, forderte darüber hinaus aber ein entschiedeneres Vorgehen von Polizei und Justiz. Die PDS votierte für ihre eigenen Anträge, in denen Politiker für ausländerfeindliche Ausschreitungen mitverantwortlich gemacht werden.

In der vorausgehenden Debatte hatte Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) unter anderem neue Strafgesetze gefordert, die ein wirkungsvolleres Vorgehen gegen die Gewalttäter ermöglichen sollen. So trat er dafür ein, den Paragraphen über den Landfriedensbruchs zu verschärfen. Der ehemalige SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Hans-Jochen Vogel bezeichnete die Suche nach neuen strafrechtlichen Instrumenten als "weniger dringlich als den entschlossenen Einsatz der bereits vorhandenen und bewährten Mittel." Weimar sei nicht zugrundegegangen am Mangel an Strafbestimmungen, sondern weil es an Menschen gefehlt habe, die sich für die Demokratie und Verfassung engagiert hätten.

In kritischer Anspielung auf den Asylstreit sagte Vogel, man könne den Rechtsradikalismus nicht dadurch bekämpfen, daß man seine Forderungen übernehme. Er versprach, die SPD werde Rechtsstaat und Demokratie verteidigen, auch indem sie Erfahrungen aus der Zeit einbringe, in der Sozialdemokraten selbst gejagt wurden "und nur überlebten, weil andere Völker ihnen Asyl gewährten".

Konrad Weiß vom Bündnis 90/Die Grünen sagte, er schäme sich in diesen Zeiten, ein Deutscher zu sein. Die Demokratie im Land sei nur durch eine große Koalition der Menschlichkeit vor dem Rückfall in Barbarei zu bewahren.

Heleen Bollinger zum ,Altneuen Antisemitismus'

ESCHBORN. "Paradies" heißt Gabi Heleen Bollinger neues Programm, doch es soll alles andere als eine Idylle zeigen: "Altneuen Anitsemitismus" will die Künstlerin entlarven und den Versuch "deutsche Geschichte durch die Hintertür zu entsorgen.".

Zu hören sind die Anekdoten und Lieder der "jiddischen second hand-Story" am Sonntag, 25. Oktober, 20 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus, Hauptstraße 18. Eintritt: acht und fünf Mark.

Verdienstmedaille für Friedrich Klein

Mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland wird Friedrich Klein am Montag, 12. Oktober, um 15 Uhr in der Wandelhalle des Rathauses Römer von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ausgezeichnet.

Der passionierte Karnevalist Friedrich Klein, der am 2. Januar seinen 80. Geburtstag beging, engagierte sich zeit seines Lebens im Vereinsleben seines Stadtteils und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereinsrings Bornheim, dem er für elf Jahre als 1. Vorsitzender vorstand. Seit 1982 leitet "Fritz" Klein, wie ihn seine Freunde nennen, den Förderkreis Historisches Bornheim und setzte sich für einen neuen Brunnen am Uhrtürmchen ein.

Der Versicherungskaufmann erwarb sich Verdienste als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und Wirtschaftsausschuß der Frankfurter Allianz. FR

Freitag, 9. Oktober

Literatur Palais Jalta, Bockenheimer Landstraße 104: um 20 Uhr, Tagung "Frauen in Osteuropa" - Eröffnung mit Lesung von Hanna Krall, Warschau. Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, in Zusammenarbeit mit dem Volkstheater - Szenische Lesung aus Adolf Stoltzes "Frankfort werd ne unnergeh!". Vorträge / Diskussionen Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Planet Erde".

Palmengarten, Palmensaal, Siesmayerstr. 63: 10 Uhr, ganztägige Vortragsreihe "Pflanzenwelt Chile".

Bürgertreff Westend, Ulmenstraße: 20 Uhr, "Das topographische Modell: Unbewußt - vorbewußt - bewußt, und Bemerkungen zur Metapsychologie".Filme / Kino Portikus, Schöne Aussicht 2: 18 Uhr, Urs Breitenstein "Tagesfilm".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 29 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: um 15.15 Uhr, Führung zu "Fotoar- beiten".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".Kinder/Jugendliche Merian-Spielplatz, Bornheim: 12 bis 17 Uhr, Ferienspiele.

Museum für Vor- & Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: 11 bis 15 Uhr, Kinderferienveranstaltung zu "Trachtenschmuck aus der Vorgeschichte", Treff im Erdgeschoß. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: von 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frauenreferat / Frauengruppen "Frauen nehmen sich die Stadt": 20 bis 23 Uhr, Diaprojektion "Der Raum gehört uns" auf dem Gebäude Kaiserstraße 55.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Väteraufbruch für Kinder e. V.: 20 Uhr, Treffen; Markusgemeinde, Falkstr. 57.

Frauenzentrum Bockenheim, Falkstr. 28: 20 Uhr, Videoabend, geselliges Zusammensein. Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz.

Apotheken

Freitag Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Regina Braun, Alt Sossenheim 70, Höchst, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. - ohne Gewähr -

Kurz gemeldet

Spielzeug-Paradies auf der Messe Walter Neumann, erfolgreicher Veranstalter von Internationalen Puppen-, Steifftier- und Blechspielzeugbörsen, zeigt am Sonntag, 11. Oktober, "Euro Roys and Dolls", das sind Teddybären und Puppen, zum ersten Mal auf der Messe in Frankfurt. In Halle 4, Raum Europa, ist das Spielzeug-Paradies für jedermann von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Seminar zur modernen Kunst

Wissenschaftliche Weiterbildung zur modernen Kunst bietet ein Seminar der Frankfurter Universität, das am Mittwoch, 21. Oktober, beginnt. Von den Teilnehmern werden kunstgeschichtliche Vorkenntnisse, die Bereitschaft zu Referaten und 100 Mark Kursgebühr erwartet. Information mittwochs bis freitags, 9 bis 12 Uhr, unter Telefon 798-38 09. Interkulturelle Frauenbildungsarbeit

An Mitarbeiterinnen von Einrichtungen aus dem Bereich Frauenbildung wendet sich die Fachgruppe Frauen der Evangelischen Familienbildung: Im Seminar "Interkulturelles Denken lernen - Neue Chancen durch die Frauenbildungsarbeit" können Erfahrungen ausgetauscht und auf die jeweilige Arbeitssituation und Institution abgestimmte Konzepte für eine interkulturelle Frauenbildungsarbeit entwickelt werden. Erstes Treffen ist am 21. Oktober und danach immer 14tägig mittwochs von 14 bis 16 Uhr. Für Kinderbetreuung ist im "Haus am weißen Stein" in der Eschersheimer Landstraße 565 gesorgt. Weitere Informationen und Anmeldung unter Telefon 61 03 08.

"Europartenariat Mezzogiorno"

Über das im Dezember in Bari/Italien stattfindende "Europartenariat Mezzogiorno" informiert die Industrie- und Handelskammer Frankfurt in einer Veranstaltung am 19. Oktober um 10 Uhr. Zusammen mit der IHK-Gesellschaft zur Förderung der Außenwirtschaft, Berlin, der EG-Kommission, der italienischen Handelskammer für Deutschland und der Hessischen Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft mbH wird der Zweck und der Ablauf des Europartenariats vorgestellt, das der Vermittlung von Kooperationen mit süditalienischen Unternehmen dient. Außerdem wird über Rahmenbedingungen für Investitionen in Mezzogiorno informiert und ein Katalog von 400 kooperationswilligen italienischen Unternehmen präsentiert, die am Europatenariat teilnehmen. Weitere Auskünfte und Anmeldung unter Telefon (069) 21 97 - 212. Kastanien für die Wildfütterung Das Forstamt kauft in diesem jahr wieder Kastanien für die Wildfütterung an; für das Kilo werden 15 Pfennig bezahlt. Mitarbeiter des Fortamtes werden die gesammelten Kastanien am Dienstag, 20. Oktober, in der Zeit von 16 bis 18 Uhr an drei Sammelstellen entgegennehmen: Försterei Oberrad (Betriebshof Buchreinstraße ohne Nummer/am Waldrand), Försterei Goldstein (Unterschweinstiegschneise 2/gegenüber Waldfriedhof) und Dienstgehöft Mörfelder Landstraße 276. Die Kastanien können nur an den genannten Stellen und während der angegebenen Zeit angenommen werden. Eicheln werden nicht angekauft. Gesprächsgruppe "Entre-Deux" Die Evangelische Familienbildung bietet für ausländische Frauen eine Gesprächsgruppe in französischer Sprache mit dem Titel "Entre-Deux" an. In dem Seminar können sich die Frauen über ihre vielfältigen Erfahrungen in Deutschland und ihr Leben in der Fremde austauschen. Die Gruppe beginnt am 26. Oktober, danach immer montags, um 20 Uhr, in der Darmstädter Landstraße 81. Weitere Informationen und Anmeldung unter der Rufnummer 61 03 08.

Maria Scholz räumt den Stuhl der Vorsteherin Parlamentschefin will in den Magistrat / Weitere prominente CDUler nicht mehr auf der Liste

BAD HOMBURG. Bad Homburgs "erste Bürgerin", Stadtverordnetenvorsteherin Maria Scholz, will nach der Kommunalwahl im März 1993 nicht mehr für das Amt der Parlamentsvorsitzenden kandidieren, das sie seit 16 Jahren innehat. Stattdessen strebt sie, wie sie der FR gestern bestätigte, die Mitgliedschaft im Magistrat an, will also ehrenamtliche Stadträtin werden.

Die 67 Jahre alte pensionierte Lehrerin hatte bei ihrer letzten Wahl zur Parlamentschefin in der CDU-Fraktion nur noch eine knappe Mehrheit hinter sich bringen können. Beobachter sehen darin einen Grund für ihre Absicht, eine andere Aufgabe zu übernehmen.

Die in der Bevölkerung sehr populäre "erste Bürgerin" weist ihrerseits darauf hin, daß 16 Jahre in einem Amt "genug" seien. Sie hofft, im Falle einer Wahl zur ehrenamtlichen Stadträtin ihre Erfahrung und ihre intensiven Kontakte zur Bevölkerung nutzen zu können, "um zwischen Bürger und Verwaltung nutzbringend zu vermitteln".

Im Hintergrund steht dabei auch die Annahme, daß die langjährige Stadträtin Erika Bublitz, die bisher inoffiziell als Lobbyistin der Senioren und der Wohlfahrtsorganisationen wirkte, nicht mehr kandidieren will.

Eine Bestätigung von Erika Bublitz war gestern nicht zu erhalten. Auch eine Reihe weiterer prominenter Namen wird der CDU nach der Kommunalwahl im März 1993 fehlen. Der langjährige Fraktionsvorsitzende Franz Kaunzner hat bereits vor wenigen Wochen sein Mandat niedergelegt hat, weil er vom Siebener- Ausschuß seiner Partei nicht mehr nominiert werden sollte.

Im März wollen auch der langjährige Fraktionsvize Karl Heinz Kromer von Baerle, der Sozialausschußvorsitzende Robert Eul, der Ober-Eschbacher Eftimie Moise, der Ober-Erlenbacher Alfred Wingefeld und Marianne Roth-Profenius aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr antreten. Wer stattdessen die Union künftig im Stadtparlament vertreten soll, muß die Delegiertenversammlung des CDU- Stadtverbands entscheiden.

Der Siebener-Ausschuß, der nach dem Rückzug Kaunzners zuletzt nur noch aus sechs Mitgliedern bestand, hat in dieser Woche seine Vorschlagsliste beschlossen. Sie soll am Montag den Journalisten vorgestellt werden.

Es wird allgemein erwartet, daß der Stadtverbandsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernd Hamer auf Platz 1 kandidiert. Beobachter erwarten allerdings, daß im Wahlkampf Oberbürgermeister Wolfgang Assmann als Hauptzugpferd auftritt. che

Willy Brandt ist tot

78jährig Krebsleiden erlegen Weltweit Trauer und Mitgefühl

Alte Länder "Drückeberger" genannt

HALLE, 9. Oktober (AP). Eine fehlende Sparmoral der westdeutschen Länder hat der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe kritisiert. Dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express sagte der Parlamentarier: "Die alten Länder sind die Drückeberger der deutschen Einheit." Die Regierungen gestalteten ihre Länderetats so, als gebe es die Einheit nicht. Der Finanzminister von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Böhmer, bemängelte, daß die Haushaltssteigerungen in den alten Ländern nur schwer verständlich seien.

Israel: Zugeständnis an Palästinenser

TEL AVIV, 9. Oktober (AP). Israel hat sich am Donnerstag erstmals bereit erklärt, bei den Nahost-Friedensverhandlungen auch Palästinenser von außerhalb der besetzten Gebieten als Gesprächspartner zu akzeptieren.

Der israelische Außenminister Shimon Peres sagte am Abend nach einer Begegnung mit seinem ägyptischen Kollegen Amre Mussa, man habe sich darauf geeinigt, daß sich Palästinenser von außerhalb der besetzten Gebiete an allen fünf Nebenkonferenzen der Nahostrunde beteiligen dürften.

Peres schränkte ein, es dürfe sich dabei aber nicht um Abgeordnete des Palästinensischen Nationalrats (des von der Palästinensischen Befreiungsorganisation organisierten palästinensischen Exilparlaments) oder um Einwohner des (von Israel annektierten) arabischen Ostteils von Jerusalem handeln.

Die Israelis hatten sich bislang gegen jede Beteiligung von Exilpalästinensern an den Nahostgesprächen gewehrt. Sie befürchteten ein Wiederaufkommen der alten Forderungen nach einem Rückkehrrecht für jene Araber, die bei der Gründung des Staates Israel 1948 ihre Heimat verloren hatten.

Peres hatte am Donnerstag mit dem ägyptischen Außenminister verhandelt, der am Morgen überraschend in Israel eingetroffen war. Mussa war auch von Ministerpräsident Yitzhak Rabin empfangen worden. Mussa hatte die Israelis dabei erneut aufgefordert, einen vollständigen Abzug aus den besetzten Gebieten zu akzeptieren, wie dies die arabischen Staaten forderten. Im Gegenzug könne dann ein umfassender Friede vereinbart werden, wie dies Israel wünsche.

Nach seiner Rückkehr äußerte sich Mussa in Kairo zuversichtlich über den Fortgang des Friedensprozesses. Ägypten werde dabei seine Beziehungen zu Israel zum Wohle des Friedens und der Interessen der Araber nutzen. Ägypten hat als bislang einziges arabisches Land einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen. Ein Gipfeltreffen zwischen Syrien und Ägypten sei derzeit kein Thema, sagte Mussa. Man konzentriere sich vor allem auf die Belange der Palästinenser.

Umwelt in Rußland schwer verseucht

MOSKAU, 9. Oktober (AP). Ein Sechstel des russischen Bodens ist verseucht, drei Viertel der Bevölkerung müssen stark verschmutzte Luft einatmen, und die Hälfte des Leitungswassers muß als unhygienisch bezeichnet werden. Dieses düstere Bild über die Umweltsituation in Rußland wird in dem Weißbuch der Regierung gezeichnet, das in dieser Woche veröffentlicht wurde.

"Vielleicht ist es das erste Mal in den vergangenen 70 Jahren - daß wir die bittere Wahrheit hören", erklärte Präsident Boris Jelzin. "Wir informieren jedermann offen über das Ausmaß der ökologischen Katastrophe, die wir von der Vergangenheit geerbt haben, und über den Gesundheitszustand der Bevölkerung." Der Leiter des Staatskomitees für Gesundheitsüberwachung, Jewgeni Belajew, zog aus dem erhobenen Material den Schluß, daß Rußland vor einer "sehr schweren Umweltsituation steht".

Nach dem in Auszügen von der Zeitung Nesawissimaja Gaseta veröffentlichten Weißbuch leben 110 Millionen der 148 Millionen Russen in Gebieten, in denen die Luftschadstoffe die zu tolerierenden Schadstoffwerte um mehr als das Fünffache übertreffen. Nur 15 Prozent der Stadtbewohner lebten in Gebieten mit akzeptabler Luftqualität. Mehr als die Hälfte des über das Leitungsnetz verbreiteten Wassers entspreche nicht den hygienischen Vorschriften. Die Belastung mit Chemikalien und Bakterien steige. Alle großen russischen Flüsse - die Wolga, der Ob und der Dnjepr - seien wegen ihrer hohen Schadstoffkonzentrationen gesundheitsgefährlich.

Allein in Rußland leben dem Weißbuch zufolge 2,3 Millionen Menschen auf einem Land, das durch die Tschernobyl- Katastrophe radioaktiv verseucht ist. In Rußland lagern, wie es weiter heißt, 50 Milliarden Tonnen Industriemüll und 1,6 Milliarden Tonnen hochgiftigen Abfalls. Jährlich wächst der Müllberg um 4,5 Milliarden Tonnen.

Der Bevölkerungswachstum fiel dem Weißbuch zufolge von einer Million 1980 auf 200 000 im vergangenen Jahr zurück. Die Zahl der Regionen, in denen die Sterberate größer als die Geburtsrate ist, stieg demnach von zehn 1989 auf 29 im Jahr 1991. Die Statistiker wiesen noch darauf hin, daß ihr Datenmaterial wegen der jahrelangen Geheimhaltung - etwa über die Industrieabfälle - nicht als zuverlässig gelten könne.

Nachschlag für Thüringen

ERFURT, 9. Oktober (AP). Das Thüringer Kabinett hat in einer Nachtsitzung einen Nachtragshaushalt im Umfang von einer halben Milliarde Mark verabschiedet. Wie Finanzminister Klaus Zeh am Freitag in Erfurt mitteilte, sollen davon die Landesentwicklungsgesellschaft und die Kommunen jeweils 100 Millionen Mark erhalten. Auch für die Landesaufbaubank und für die Denkmalpflege seien erhebliche Zuwendungen vorgesehen, sagte Zeh.

Die Gelder resultierten aus unerwartet hohen Steuereinnahmen, aus einer Steuernachzahlung des Bundes für 1991 sowie aus Einsparungen bei den Personalausgaben und bei der Zinstilgung. Allein von Pendlern, die in Thüringen wohnen und in westlichen Bundesländern arbeiten, seien dem Land 150 Millionen aus Lohnsteuern zugeflossen, sagte Zeh.

USA/Raumsonde . Venussonde "Pioneer 12" sendet keine Funksignale mehr

LOS ANGELES (ap).Die seit 14 Jahren um den Planeten Venus kreisende US-Raumsonde "Pioneer 12" hat den Kontakt mit der Raumfahrtbehörde NASA verloren. Wie der stellvertretende Projektleiter Jack Dyer bekanntgab, empfing die Behörde seit Donnerstag abend 20 Uhr keine Signale mehr von der Sonde. Man müsse davon ausgehen, daß sie beschädigt oder bereits verglüht sei.

Die "Pioneer 12" war 1978 von Cape Canaveral aus ins All geschossen worden, um 243 Tage lang die Atmosphäre der Venus zu erforschen. Sie war die erste Sonde, die die dicke Wolkenschicht um den Planeten mit Radarstrahlen durchdrang und 93 Prozent der Oberfläche aufzeichnete. Mit jeder Ellipse um den zweitnächsten Planeten zur Sonne näherte sich die Sonde der Venus mehr an. Am Mittwoch betrug die Entfernung der "Pioneer 12" zum Planeten laut Dyer nur noch 128 Kilometer.

Ende

AP/379/ck/du

USA/Explosion . Gewaltige Explosion in kalifornischer Ölraffinerie

Utl: 16 Menschen leicht verletzt - 30 Meter hohe Flammen

LOS ANGELES (ap).Eine gewaltige Explosion in einer Ölraffinerie hat in der Nacht zum Freitag die südlichen Stadtteile von Los Angeles erschüttert. Bei dem Unglück erlitten nach Polizeiangaben 16 Menschen leichte Verletzungen. Die Texaco-Anlage in der Vorstadt Wilmington wurde zu einem beträchtlichen Teil in Brand gesetzt, die Flammen loderten bis zu 30 Meter hoch in den Nachthimmel.

Die Wucht der Detonation war so stark, daß in einem Umkreis von drei Kilometern Fensterscheiben zu Bruch gingen. Die Druckwelle wurde noch in einer Entfernung von 15 Kilometern gespürt. Obwohl nach offiziellen Angaben keine giftigen Gase freigesetzt wurden, empfahlen die Behörden den Bewohnern der Umgebung, ihre Häuser zu verlassen. Etwa 500 Menschen verbrachten den Rest der Nacht in öffentlichen Schutzräumen.

Ich wurde regelrecht in die Luft katapultiert und mehr als drei Meter weit weggeschleudert", berichtete der 40jährige Arbeiter Lyndal Mize. Mehrere Gebäude der weiträumigen Fabrikanlage wurden erheblich beschädigt. Die Explosion ereignete sich nach ersten Ermittlungen der Feuerwehr in einem Tank, in dem Öl mit Kohlenwasserstoffen gemischt wird.

Ende

AP/139,dn/pz/du

In Abwesenheit verurteilt

PARIS, 9. Oktober (AP). Ein Pariser Gericht hat am Donnerstag fünf Libanesen für schuldig befunden, an der Welle von Bombenanschlägen in den Jahren 1985/86 beteiligt gewesen zu sein und sie in Abwesenheit zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Die fünf Männer, die als Mitglieder der proiranischen Untergrundorganisation Hisbollah gelten, waren des Mordes und des versuchten Mordes angeklagt.

Bei den Anschlägen in Paris waren 13 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt worden.

Zur Person:

HERMANN JOSEF SPITAL, katholischer Trierer Bischof, hat eine offene Diskussion über die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und über das Zölibat in der katholischen Kirche gefordert. Er plädiere dafür, daß die Kirche auch solche umstrittenen Themen künftig nicht mehr wegdrücke, sagte Spital (dpa-Bild) der Saarbrücker Zeitung. Spital, der die publizistische Kommission der Deutschen Bischofskonferenz leitet, räumte ein, daß er in diesen Punkten "vielleicht nicht der gleichen Meinung" sei wie seine Mitbrüder. Die katholische Kirche müsse jedoch lernen, eine Kirche des Gesprächs zu sein. "Mit Verschweigen dienen wir der Sache des Evangeliums nicht", sagte Spital. Unterdessen wurde bekannt, daß der entlassene katholische Mainzer Pfarrer WOLFGANG EIFLER in Wiesbaden geheiratet hat. Wie der Priester erläuterte, drohte ihm der Mainzer Bischof Karl Lehmann inzwischen schriftlich mit der vollen Härte des Kirchenrechts, falls er eine Ehe eingehe und weiter "öffentliche Aufwiegelung gegen die Disziplin der Kirche" betreibe. (AP)

BKA durchsucht Firma Bayer Ermittlungen gegen Manager wegen giftiger Holzschutzmittel

WIESBADEN, 9. Oktober (AP/dpa). Das Bundeskriminalamt (BKA) ermittelt gegen acht Verantwortliche des Chemiekonzerns Bayer AG wegen Verdachts auf vorsätzliche gefährliche Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Vertrieb von giftigen Holzschutzmitteln. Bei Durchsuchungen der Unternehmens-Gebäude in Leverkusen und Wuppertal wurde nach Angaben des BKA vom Freitag "umfangreiches Beweismaterial sichergestellt und beschlagnahmt".

Wie BKA-Sprecher Leo Hau in Wiesbaden mitteilte, werden die Bayer-Manager beschuldigt, die Zustimmung für die Herstellung und den Vertrieb von Holzschutzmitteln durch die Tochterfirma Desowag erteilt und zu keiner Zeit zurückgenommen zu haben - obwohl ihnen aus Gutachten und Anwendermitteilungen bekannt gewesen sei, daß die giftigen Inhaltsstoffe schwere Gesundheitsschäden verursachen könnten. Gegen die acht Männer werde wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung, der vorsätzlich gefährlichen Körperverletzung sowie der Gefährdung durch Freisetzung von Giften ermittelt.

Das sind die gleichen Straftatbestände, wegen derer derzeit in Frankfurt der ehemalige und der amtierende Geschäftsführer der Düsseldorfer Desowag Materialschutz GmbH vor Gericht stehen. Die Bayer AG war bis 1986 an der Desowag beteiligt. BKA-Sprecher Hau betonte jedoch, daß das Ermittlungsverfahren gegen die Bayer-Verantwortlichen völlig unabhängig von dem Frankfurter Verfahren geführt werde. Bei beiden Verfahren geht es um Holzschutzmittel der Marken Xylamon und Xyladecor mit den giftigen Substanzen Pentachlorphenol (PCP) und Lindan. Sie wurden noch verkauft, obwohl ihre Anwendung innerhalb von Wohnungen schon 1979 für gesundheitlich bedenklich erklärt worden war.

Sabukoschek in U-Haft

WIEN, 9. Oktober (AP). Einen Tag nach seiner Enttarnung ist der Grazer Arzt Egon Sabukoschek als mutmaßlicher "Belgrader Judenkommissar" der Nationalsozialisten in Untersuchungshaft genommen worden. Richter Karl Buchgraber begründete dies am Freitag mit Fluchtgefahr.

Der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, hatte berichtet, dem aus Slowenien stammenden Sabukoschek werde die Erschießung von 100 Juden und 22 Kommunisten angelastet. Außerdem sei er für Judendeportationen verantwortlich. Sabukoschek habe die Massenexekution im Juli 1941 als Vergeltung für den Brandanschlag einer Serbin auf ein Fahrzeug der deutschen Wehrmacht veranlaßt. Der 74jährige Sabukoschek hatte unmittelbar nach den Erklärungen Wiesenthals alle Vorwürfe zurückgewiesen.

Vater eines unehelichen Kindes als Elternsprecher abgelehnt

MANNHEIM, 9. Oktober (AP). Der Vater eines unehelichen Kindes, der mit der Mutter zusammenlebt, kann an baden-württembergischen Schulen nicht Elternsprecher sein. Das Wahlrecht steht nur der sorgeberechtigten Mutter oder Personen zu, die das Erziehungsrecht insgesamt übertragen bekommen haben. Mit diesem Urteil wies der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim am Freitag die Klage eines Karlsruhers zurück, dessen Wahl zum stellvertretenden Elternsprecher vom Schulamt für unwirksam erklärt wurde.

Daß leibliche Väter unehelicher Kinder kein Sorgerecht hätten und "keine Eltern im Sinne der Elternbeiratsverordnung" seien, wie die Schulbehörde argumentierte, hatte der Betroffene nicht hinnehmen wollen. Wenn er das Kind seit Jahren zusammen mit der Mutter, mit der er zusammenlebt, betreue, dann sei auch diese Lebensgemeinschaft grundgesetzlich geschützt.

Das Gericht entschied dagegen, daß ihm laut Gesetz kein Wahlrecht als Elternsprecher zusteht, weil er kein elterliches Sorgerecht hat. Bei nichtehelichen Kindern sei allein die Mutter sorgeberechtigt. Wenn das Schulrecht die Mitwirkung in der Schule auf jene Elternteile beschränke, die "zur Erziehung nach der Rechtsordnung verpflichtet und ausschließlich befugt seien, über die schulische Laufbahn des Kindes zu entscheiden", sei dies nicht zu beanstanden.

Dies bedeute aber nicht, daß der Gesetzgeber nicht eine weitere Ausdehnung der Mitwirkungsbefugnisse hätte vorsehen können (Az.: 9 S 2345/90).

Dealerring zerschlagen

MÖNCHENGLADBACH, 9. Oktober (AP). Die Polizei in Mönchengladbach hat einen bundesweit tätigen Drogenhändlerring zerschlagen und zwölf Dealer festgenommen. Die Behörde teilte am Freitag mit, die Täter hätten seit Anfang 1991 Kokain und amphetaminhaltige Drogen im Gesamtwert von mehreren Millionen Mark vertrieben. Das Rauschgift habe die Bande aus den Niederlanden eingeschmuggelt. Als Hauptverdächtige wurden ein "Vater-Sohn-Gespann" im Kreis Viersen dingfest gemacht.

UN untersuchen Lage in Georgien Sicherheitsrat schickt Beobachter / Jelzin befürchtet Bruderkrieg

GENF/NEW YORK, 9. Oktober (AP/ AFP/dpa). Die neueingesetzten Leiter einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen (UN) zur Lage in Georgien sollen am Montag in der Hauptstadt Tiflis eintreffen. Das teilte ein UN-Sprecher in Genf am Freitag mit. Zwölf Militärberater werden am Freitag kommender Woche in Georgien erwartet. Der UN-Sicherheitsrat hatte Georgier und Abchasen in der Nacht zum Freitag aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen und die Kämpfe zu beenden.

Nach Auskunft des UN-Sprechers Pierre Mehu werden der stellvertretende Generalsekretär der UN-Vertretung in Genf, Antoine Blanca, und der UN-Gesandte Gustave Feissel, der Georgien erst vor einigen Wochen besucht hatte, die Leitung der Kommission übernehmen.

Der russische Präsident Boris Jelzin hatte mitgeteilt, er wolle bei einem Treffen mit dem georgischen Staatsratsvorsitzenden Eduard Schewardnadse die Eskalation des Konflikts zu einem "offenen Bruderkrieg" verhindern. Die Begegnung solle am kommenden Dienstag auf einem vor Suchumi im Schwarzen Meer ankernden Schiff stattfinden.

Ein nahe der abchasischen Stadt Gudauta versammelter "Internationaler Abchasen-Kongreß" forderte die UN auf, der autonomen Republik Abchasien das Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen. Die UN dürften dem Völkermord an den Abchasen nicht länger zusehen. An dem Kongreß nahmen außer Abchasen auch Angehörige der tscherkessischen, tschetschenischen, kabardischen und lesgischen Kaukasus-Völker teil, die auf seiten der Abchasier kämpfen.

In Erwartung eines Angriffs abchasischer Separatisten verstärkte die georgische Regierung ihre Truppen in Suchumi. In der Nacht zum Freitag gab es Gefechte am Fluß Gumista bei Suchumi. Am Sonntag finden in Georgien Parlamentswahlen statt. (Kommentar Seite 3)

Rust trat Haftstrafe an

NEUMÜNSTER, 9. Oktober (AP). Der als "Kremlflieger" bekanntgewordene Mathias Rust hat am Freitag in Neumünster seine zweieinhalbjährige Haftstrafe wegen versuchten Totschlags angetreten. Zuvor waren alle Bemühungen seines Anwalts um Haftaufschub fehlgeschlagen. Rust war im April 1991 wegen versuchten Totschlags zu der Freiheitsstrafe verurteilt worden, weil er während seines Zivildienstes in einem Krankenhaus einer Schwesterschülerin ein Messer in den Bauch gestoßen hatte, weil das junge Mädchen ihn nicht küssen wollte. Weltbekannt war der Hobbyflieger geworden, als er im Mai 1987 mit einem privaten Geschäftsflugzeug auf dem Roten Platz in Moskau gelandet war.

Kompromißloser Kämpfer Kindermann Eine Reizfigur geht in den Ruhestand

Er war eine Reizfigur, an der mancher Volljurist, viele Funktionäre und noch mehr Fußballspieler vor den Schranken der Sportgerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Reibungsverluste hinnehmen mußten. Hans Kindermann war ein kompromißloser Kämpfer um Recht, Ordnung und Sauberkeit im deutschen Profi-Fußball. Fünf Jahre nach seiner Pensionierung als Stuttgarter Strafrichter geht der Vorsitzende des DFB- Kontrollausschusses auf dem Berliner DFB-Bundestag am 24. Oktober nun auch in den ehrenamtlichen Ruhestand. Es geht ein streitbarer Geist für die Gerechtigkeit, die nicht immer nachvollziehbar war für jene, die jetzt aufatmen werden. "Ein Mann muß den Mut haben, sich um einer guten Sache willen gründlich unbeliebt zu machen." Der jetzt 70jährige Sudetendeutsche - nach dem Tod des DFB-Präsidenten Hermann Neuberger dienstältestes Vorstandsmitglied - ließ während seiner fast drei Jahrzehnte dauernden Tätigkeit als "Chefankläger" kaum eine Gelegenheit aus, dieser seiner Lebensmaxime gerecht zu werden. "Es gibt sicher eine Menge Leute, die mir keine Träne nachweinen. Aber das liegt in der Natur der Sache. Harmoniebedürfnis wäre in diesem Amt völlig fehl am Platz gewesen", sagt Kindermann.

Seine Aufgabe hat er stets darin gesehen, "dafür zu sorgen, den Regeln im Rahmen der erlassenen Gesetze zu ihrem Recht zu verhelfen". Der mitunter zum unbequemen Einzelkämpfer gewordene "Staatsanwalt" tat dies mit zuweilen drastischem Vokabular ("kriminell") und rigorosem Aufklärungseifer. Selbst vor einer DFB-Respektsperson wie Franz Beckenbauer machten die Ermittlungen des Gerechtigkeits-Verfechters Kindermann ("Vor dem Gesetz sind alle gleich") nicht halt, als der Teamchef 1986 nach dem mit 1:4 gegen Österreich verlorenen Länderspiel in Wien verbal aus der Rolle fiel.

Seinen durchschlagendsten Erfolg mit dieser - in banaleren Fällen bisweilen an Starrköpfigkeit grenzenden - Beharrlichkeit und unerbittlichen Konsequenz hatte Kindermann mit der nahezu lückenlosen Bewältigung des Bundesliga- Skandals von 1971, dem düstersten Kapitel in der Geschichte des deutschen Fußballs. Eine akribische Leistung, die selbst ertappten Tätern rückblickend Respekt abverlangt. "Kindermann sorgte dafür, daß der Fußball seine Glaubwürdigkeit wiedergewann", sagt heute Mönchengladbachs Manager Rolf Rüssmann, einst als Schalker Spieler einer von weit über 50 von Kindermanns Recherchen Betroffenen. Nicht nur der Schatzmeister und designierte DFB-Präsident Egidius Braun war damals überzeugt, daß "ohne Kindermann die Bundesliga in ihrer heutigen Form nicht mehr existierte".

Seinen Abschied nimmt Kindermann, wie er sagt, "ohne Wehmut". Weh tat dem nimmermüden Streiter, der für einen Spesentagessatz von 30 Mark (plus 52 Pfennig Kilometergeld) seinem "beruflichen Hobby" frönte und bei seiner ehrenamtlichen Pendelei zwischen Stuttgart und Frankfurt alle zwei Jahre ein Auto verschliß, nur das Negativ-Image als bundesweiter "Buhmann". Dies beruht für ihn vor allem auf dem "Irrglauben, daß viele dachten, ich und nicht die Sportrichter hätten die Urteile gefällt".

Kindermann wäre nicht der ewige Mahner (Motto: "wehret den Anfängen"), wenn er nicht noch mit Kassandrarufen ein Bild verrohender Sitten zeichnen würde. Kindermann: "Der Fußball und die Art der Auseinandersetzungen sind in letzter Zeit immer häßlicher, rücksichtsloser und zu einem knallharten wirtschaftlichen Konkurrenzkampf geworden." Schon deshalb werde ihm nichts fehlen, wenn er seinem Bedürfnis folgt, zum bezahlten Fußball nach seinem selbstgewählten Rücktritt auch innerlich auf Distanz zu gehen. Gemäß der "nicht als Resignation zu verstehenden" Devise: "Nach mir die Sintflut." dpa

SPD für "duales System" in Bundeswehr

BERLIN, 9. Oktober (dpa). Die Einführung eines "dualen Systems" bei der Bundeswehr hat der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Walter Kolbow, angeregt. Der Berliner Tageszeitung B.Z. vom Freitag sagte Kolbow, vor dem Hintergrund zunehmender Wehrungerechtigkeit solle es künftig eine Wahlfreiheit geben. "Wer statt des Wehrdienstes lieber Sozial-, Katastrophen- oder Umweltdienst leisten möchte, sollte dies tun können." Die Dauer für beides sollte dann auf sechs Monate herabgesetzt werden. Die Wehrpflicht sollte aber in der Verfassung verankert bleiben.

Forschungssonde Pioneer verglüht

WASHINGTON, 9. Oktober (dpa). Die amerikanische Forschungssonde Pioneer, die seit 1978 die Venus umkreiste, ist am Donnerstag in die Atmosphäre des Planeten eingetaucht und wahrscheinlich verglüht. Die Wissenschaftler hatten am 3. Oktober festgestellt, daß der Raumsonde der Treibstoff ausgegangen war. Nachdem ein Versuch gescheitert war, die Düsen der Sonde zu starten, rechneten sie mit ihrem Verlust. Pioneer hatte bei der Erforschung des Planeten Venus eine wichtige Rolle gespielt und unter anderem Daten geliefert, nach denen die erste Landkarte der Venus erstellt werden konnte.

Schäuble: Westdeutsche müssen teilen

KÖLN, 9. Oktober (dpa). Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, hat am Donnerstag abend in Köln die Bürger in den alten Bundesländern gemahnt, sie sollten nicht glauben, sie könnten das, was sie sich erarbeitet hätten, ganz allein für sich behalten. Es sei nicht möglich, "auf lange Zeit an dem festzuhalten, was wir haben", sagte er auf einem Unternehmerforum der Wirtschaftsvereinigung der CDU in Nordrhein-Westfalen. Die deutsche Teilung sei nur durch Teilen zu überwinden, betonte Schäuble.

"Eine Geste wird unvergeßlich bleiben: der Kniefall in Warschau" SPD gedenkt ihres Ehrenvorsitzenden / Deutsche Politiker würdigen Brandts Verdienste um die Vergangenheitsbewältigung

BONN, 9. Oktober (dpa/AP/AFP/Reuter/ulf). Der verstorbene frühere Bundeskanzler und SPD-Politiker Willy Brandt ist am Freitag im Inland als einer der bedeutendsten Politiker gewürdigt worden.

SPD-Parteivorsitzender Björn Engholm im Namen des SPD-Präsidiums: "Wir trauern um Willy Brandt. Wir danken dem bedeutendsten Vorsitzenden seit August Bebel, der die SPD zu ihren größten Erfolgen geführt hat und dabei unserem Volk Anerkennung und Achtung verschafft hat. Wir danken einem Mann, der vielen Menschen in Europa und darüber hinaus Orientierung und Hoffnung gegeben hat. Er wird vielen fehlen."

Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel: "Mit Willy Brandt ist einer der großen Deutschen dieses Jahrhunderts dahingegangen. Ein Mann, der die Geschichte seines Volkes maßgebend beeinflußt, die europäische Entwicklung vorangebracht und dabei selbst weltweites Ansehen erworben hat. Ein Mann, dem wir es vor anderen verdanken, daß die Worte Frieden und Deutschland in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts immer wieder in einem Atemzug genannt worden sind."

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose: "Für viele von uns wird eine Geste immer unvergeßlich bleiben, der Kniefall in Warschau. Es war, wie wir wissen, eine spontane Geste. Brandt sagte später, es mußte ja etwas geschehen. Diese Geste hat mehr zur Versöhnung zwischen Polen und Deutschen beigetragen als viele feierliche Reden. Diese Geste bedurfte keiner Erklärung, sie wurde auch so verstanden.

Johannes Rau, stellvertretender SPD- Vorsitzender: "Die Freiheit war ihm das Wichtigste, eigentlich noch wichtiger als der Frieden, weil er wußte: Frieden kann nur in Freiheit gedeihen. Mit der Gabe der Freundschaft hat er hausgehalten. Er war da sehr knapp. Es ist ein dankbares Gefühl, daß man zu denen gehört hat, die ihn seit einem Vierteljahrhundert begleiten durften."

Helmut Schmidt (SPD), Brandts Nachfolger als Bundeskanzler: "Willy Brandt hat einen großen Teil der großen Schuld abgetragen, welche Deutsche durch Krieg, Vernichtung und Völkermord angehäuft hatten."

Egon Bahr, SPD-Ostexperte: "Er war der letzte große Mann, der aus den Zeiten von Krieg und Nachkrieg herüberreicht. Er hatte eine rauhe Schale. Doch seine abweisende, zuweilen verkrampfte Haltung verbarg ein empfindliches Inneres."

Ludger Volmer, Bundesvorstand der Grünen: "Willy Brandt symbolisierte die Hoffnung einer ganzen Generation. Er war ein Mensch, dem wir glauben konnten, wenn er sagte, daß sich die Verbrechen Hitler-Deutschlands nie wiederholen dürften. Wir haben einen Politiker und Menschen verloren, den wir in dieser Zeit des wiedererstarkten Rassismus und Antisemitismus noch sehr gebraucht hätten."

Walter Scheel, langjähriger FDP-Außenminister: "Er war eine ganz eigenartige Mischung von Herzenswärme und Distanz. Er gab einem morgens die Hand mit festem Druck, aber mit steif angewinkeltem Arm. Er sah Sie unendlich freundlich an, aber Sie hatten das Gefühl: Er sieht durch Sie hindurch. Er war ein Mann von großer Selbstdisziplin, besonnen und nachdenklich, sehr geduldig und tolerant, auch als Regierungschef."

Rita Süßmuth, Bundestagspräsidentin: "Er war ein Anwalt des Friedens und der Verständigung. Seine zunächst bekämpfte Ostpolitik hat die Welt verändert."

Wolfgang Schäuble, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: "Ein schwieriges Vaterland hat Willy Brandt geprägt und spiegelt sich wider in seinem Leben und Werk. Unsere Geschichte bleibt mit ihm verbunden."

Otto Graf Lambsdorff, FDP-Vorsitzender: "Die Kanzlerschaft des Mannes, der von den Nationalsozialisten verfolgt worden war, setzte einen wichtigen Akzent für den moralischen Wiederaufbau Deutschlands."

Die Jüdische Gemeinde in Berlin: "Mit seinem Tod verläßt uns in Zeiten schwerer moralischer Krise der Mann, der gleichsam zum Symbol der aufrichtigen Aufarbeitung der finsteren Vergangenheit in Deutschland wurde."

Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: "Willy Brandt verkörperte das Streben der Bundesrepublik Deutschland nach Aussöhnung. Er war einer der ersten Politiker, der die Vernichtung von Sinti und Roma im Dritten Reich öffentlich zu Bewußtsein brachte. Die Orientierung am bleibenden Vorbild Willy Brandt ist in Deutschland heute unersetzbar."

Der Deutsche Gewerkschaftsbund: "Das gerechte Teilen in der Welt als Bedingung des Friedens - dafür war der Friedensnobelpreisträger eine Symbolfigur."

Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland: "Wir verlieren einen aufrichtigen Freund. Sein Kniefall vor den Opfern des Warschauer Gettos wird uns allen als Geste stets in Erinnerung bleiben." Gerade in einer Zeit, "in der der Rechtsextremismus wieder erstarkt, ist der Verlust eines engagierten Kämpfers für Demokratie und gegen den Neonazismus besonders schmerzlich".

Beginn der Reformzeit beim amerikanischen NOK Walker neuer USOC-Präsident Sein Vorgänger Helmicks brachte den Verband in Mißkredit

Das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) kämpft um seinen Ruf. Ein Jahr nach dem Rücktritt des entlarvten Robert Helmicks sollen mit der Wahl von Leroy Walker zum neuen USOC-Präsidenten am Wochenende auf der Vorstandssitzung in Miami endlich wieder klare Linie, Stabilität und Glaubwürdigkeit zurückkehren. "Wir haben auf nationaler und internationaler Ebene viel Kredit verloren", sagte Walker, der Interimspräsident William Hybl ablösen wird. "Die neue Aufgabe wird viel Kopfschmerzen mit sich bringen, aber William Hybl hat in der Übergangszeit hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind auf dem richtigen Weg", fügte er hinzu. Helmick hatte seine Position als USOC-Präsident für private Geschäfte mißbraucht, viele seiner Freunde in Schlüsselstellen gesetzt und so etlichen Athleten das Vertrauen in das eigene NOK genommen.

"Es war selbst für viele Fachverbände ein undurchschaubarer Klüngel", sagte der zweimalige 110-m-Hürden-Olympiasieger Roger Kingdom, "wir haben uns oft gefragt, geschieht etwas zum Wohl der Athleten oder der Funktionäre?" Kein Wunder, daß Hybl als eine seiner ersten Amtshandlungen eine Kontrollkommission über die einzelnen Unter-Komitees mit Ex-Außenminister William P. Rogers als Vorsitzendem gründete. "Durch diesen Schritt können unerfreuliche Überraschungen kaum noch passieren", meinte der frühere USOC-Schatzmeister Howard Miller.

Der 74 Jahre alte Walker, der als erster Schwarzer USOC-Präsident werden wird, akzeptierte die Nominierung, weil er sich "verpflichtet fühlt, dem Sport und dem Land etwas zurückzugeben". Walker wuchs als eins von 13 Kindern in Harlem auf und entdeckte früh seine Liebe zur Leichtathletik. Zuerst als Athlet, dann als Trainer. Mehr als 30 Jahre betreute er College-Talente. Er arbeitete in Äthiopien und entdeckte dort den zweimaligen Marathon-Olympiasieger Abebe Bikila und war 1976 für das Olympia-Team der US- Leichtathleten als Chefcoach verantwortlich.

Walker sagt meist, was er denkt - ohne Angst vor Kontroversen. Während der Olympischen Spiele in Barcelona kritisierte er zum Beispiel als US-Chef de Mission das Basketball-Dream-Team, das ein Luxushotel für 1000 Dollar pro Nacht dem Olympischen Dorf vorzog. "Die Funktionäre lehnen sich zurück und sprechen schöne Worte", meinte Superstar Magic Johnson damals, "wenn er nur einmal mit uns unterwegs wäre, würde er so was nicht verlangen." dpa

Fußball

Neun Fans

lebenslang

verbannt

LONDON, 9. Oktober (dpa). Neun Fans des FC Millwall des englischen Erst-Divisionärs, die am Mittwoch nach dem Fußball-Ligapokalspiel gegen den FC Arsenal wegen Ausschreitungen angeklagt waren, sind aus dem Stadion für immer verbannt worden.

Vereinsvorsitzender Reg Burr wartete erst gar nicht auf das Gerichtsverfahren, sondern verhängte die Sperre wenige Minuten nachdem ihm die Namen der Übeltäter bekanntgegeben worden waren.

Das Spiel war vier Minuten alt, als Arsenals Verteidiger Nigel Winterburn von einer Münze am Kopf getroffen wurde. Vor allem die dunkelhäutigen Arsenal- Spieler Ian Wright und Kevin Campbell waren dauernden Beschimpfungen der Fans ausgesetzt.

Die gefaßten Randalierer wurden wegen Schleuderns von Gegenständen, Trunkenheit, Schlägereien und rassischen Beschimpfungen angeklagt. be

Lebensdaten

Höhepunkt der politischen Karriere Brandts war seine Zeit als erster sozialdemokratischer Bundeskanzler nach dem Kriege. Hier die wichtigsten Stationen aus dem Leben und Wirken Brandts: 1913 geboren am 18. Dezember in Lü beck als Herbert Ernst Karl Frahm

1929 tritt mit 16 Jahren in die SPD ein

1932 Abitur

1933 emigriert nach Machtergreifung der NSDAP nach Oslo

1936 ist unter falschem Namen in Ber lin im Untergrund tätig

1937 arbeitet als Pressekorrespondent auf republikanischer Seite in Spa nien

1938 ausgebürgert, nimmt norwegische Staatsbürgerschaft an

1945-1947 arbeitet als Deutschlandbe richterstatter skandinavischer Zei tungen

1947 Rückkehr, wird in Schleswig-Hol stein eingebürgert, nimmt Pseudo nym "Brandt" als Namen an

1949-1957 vertritt Berlin im Bundestag

1957 zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt

1961 tritt als Kanzlerkandidat der SPD an

1964 zum Bundesparteivorsitzenden der SPD gewählt

1966 wird Vizekanzler und Außenmini ster in der Großen Koalition

1969 zum Bundeskanzler gewählt, leitet Ost-Politik ein

1970 Gewaltverzichtsabkommen mit der Sowjetunion (Moskauer Vertrag) und Normalisierungsvertrag mit Polen (Warschauer Vertrag). Die Ostverträge werden am 17. Mai 1972 im Bundestag ratifiziert. Am 19. März 1970: Treffen Brandt/ Stoph in Erfurt

kniet am Mahnmal im Warschauer Getto nieder (7. Dez.)

1971 erhält den Friedensnobelpreis

1972 unterzeichnet Grundlagenvertrag mit der DDR

1973 reist als erster Bundeskanzler nach Israel

1974 tritt als Kanzler nach Guillaume- Spionage-Affäre zurück

1976 zum Präsidenten der Sozialisti schen Internationale gewählt

1977 übernimmt Vorsitz der Nord-Süd- Kommission

1987 Rücktritt als SPD-Chef - Ehrenvor sitzender SPD-Bundesrepublik

1990 Ehrenvorsitzender DDR-SPD

10.10.1991 Darmoperation in Kölner Universitätsklinik

Mai 1992 Neue Operation am Unterleib

8.10.1992 Brandt stirbt in seinem Haus in Unkel (AP/dpa)

Sachsen für schärfere Asylverfahren

DRESDEN, 9. Oktober (dpa). Der sächsische Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) hat sich für eine drastische Verschärfung des Asylverfahrensrechts ausgesprochen. "Wenn die Politiker so feige bleiben, werden sie eines Tages abgewickelt und das geschieht ihnen auch recht", sagte Vaatz, der auch stellvertretender Vorsitzender der Grundwertekommission seiner Partei ist, am Freitag in einem dpa-Gespräch in Dresden. Der Unionspolitiker erneuerte seine Auffassung, er habe "große Angst" vor Begriffen wie "Multikulturelle Gesellschaft". Die alte DDR habe "richtiger gehandelt", als sie darauf achtete, daß ihre Gesetze auch von Ausländern befolgt und kriminell gewordene Ausländer abgeschoben werden. Dies habe bewirkt, daß sich die "hier lebenden Ausländer an die Regeln gehalten" hätten.

Patrik Kühnen ausgeschieden

SYDNEY, 9. Oktober (dpa). Der Bamberger Patrik Kühnen ist als letzter Deutscher beim mit 1,075 Millionen Dollar dotierten Tennis- Turnier in Sydney ausgeschieden. Einen Tag nach seinem überraschenden Triumph gegen Wimbledonsieger Andre Agassi unterlag der ehemalige Daviscup-Spieler im Viertelfinale dem Schweden Henrik Holm glatt mit 3:6, 2:6. In der Vorschlußrunde steht auch Holms Landsmann Stefan Edberg, der John McEnroe (USA) mit 6:3, 6:3 keine Chance ließ, und Goran Ivanisevic. Der Kroate bezwang den Niederländer Paul Haarhuis mit 7:6 (7:1), 6:3.

Raffineriebrand bei Los Angeles Hausdächer wankten

LOS ANGELES, 9. Oktober (dpa/Reuter). Eine Ölraffinerie im Großraum Los Angeles (Kalifornien) ist in der vergangenen Nacht nach einer gewaltigen Explosion in Brand geraten. Dabei wurden nach Angaben der Behörden mindestens 14 Angestellte der zum Texaco-Konzern gehörenden Anlage verletzt. Die Polizei evakuierte sicherheitshalber die Umgebung der Raffinerie im Radius von drei Kilometern, da offenbar die Gefahr bestand, daß durch die Rauchentwicklung giftige Dämpfe freigesetzt werden. Am frühen Morgen waren rund 200 Feuerwehrleute aus Los Angeles und Umgebung sowie die Werksfeuerwehr pausenlos im Einsatz.

Die Explosion, der ein riesiger Feuerball folgte, war so gewaltig, daß sie nach Augenzeugenberichten noch im 160 Kilometer entfernten San Diego wahrgenommen wurde. Viel schlimmer war es in der näheren Umgebung.

"Wir vernahmen plötzlich eine gewaltige Explosion und das Dach begann zu wanken", sagte Robert Patterson aus Cerritos, drei Kilometer vom Unglücksort entfernt. "Es war wie ein Erdbeben." Im drei Kilometer entfernten Long Beach zerstörte die Druckwelle Fensterscheiben. Dicke Qualmwolken wälzten sich kilometerweit im Umkreis des Brandherdes. Wegen der vielen Anfragen besorgter Bürger waren die Leitungen von Feuerwehr und Polizei bis hin zum Zusammenbruch völlig überlastet.

Die Feuerwehr teilte mit, der Brandherd entwickele eine so große Hitze, daß die Feuerwehren noch nicht vorrücken könnten.

Unbestätigten Berichten zufolge soll sich die Explosion in einer Anlage zur Wasserstoffverarbeitung ereignet haben. Die Polizei berichtete von vereinzelten Plünderungen und schickte Sonderstreifen auf die Straße.

Austritte wegen Eintritt Honeckers

DRESDEN, 9. Oktober (dpa). Der Eintritt des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hat zu ersten personellen Konsequenzen in der linken Splitterpartei geführt. Aus Protest gegen die Mitgliedschaft Honeckers sowie gegen den Kurs der etwa 500 Mitglieder starken Partei stellte der bisherige KPD-Vorsitzende Ekkehard Uhlmann aus Chemnitz sein Amt zur Verfügung. Mit ihm traten alle acht Mitglieder der Gebietsorganisation Chemnitz aus der KPD aus, sagte Uhlmann auf dpa-Anfrage am Freitag in Dresden. Die neue KPD wurde am 31. Januar 1990 im damaligen Ost-Berlin wiedergegründet.

Polizisten wegen Totschlags an Algerier hart verurteilt

LYON, 9. Oktober (dpa). Zwei französische Polizisten sind am Donnerstag in Lyon wegen Totschlags an einem Nordafrikaner und Folterung eines anderen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zwei ihrer Kollegen erhielten unter Anrechnung mildernder Umstände Haftstrafen von 16 und 18 Jahren.

Die vier Angeklagten, zur Tatzeit 22 und 23 Jahre alt, wehrten sich gegen den Vorwurf, aus rassistischen Beweggründen gehandelt zu haben. Das Schwurgericht von Lyon befand sie für schuldig, Ende 1989 einen aus Algerien stammenden Arbeitslosen entführt, mißhandelt und sechs Stunden später sterbend am Bahnhof von Lyon zurückgelassen zu haben. Wenige Tage zuvor hatten sie bereits einen anderen Algerier mißhandelt. Die Zuhörer im Gerichtssaal klatschten, als das Urteil verkündet wurde.

Japan/Gesundheit .Überstunden und langer Arbeitsweg machen Japans Männer fit

Tokio (dpa). Überstunden und ein anstrengender Weg zur Arbeit sind nach einer Studie der japanischen Universität von Tsukuba gut für die Gesundheit. Die Forscher berichteten am Freitag, ein Vergleich der aktuellen Fitness-Daten von Angestellten und Arbeitern mit den vor fünf Jahren gemessenen Durchschnittswerten habe vor allem für die Ballungszentren eine deutliche Steigerung ergeben. "Ein ermüdendes Alltagsleben mit den Qualen der Rush hour ist auch ein Teil des Hintergrundes für die verbesserten Werte", mußmaßte Forschungsleiter Yoshiyuki Matsuura.

Die Wissenschaftler verwiesen zum Beleg darauf, daß Japaner aus Großstädten im Schnitt körperlich abgehärteter seien als die vom Lande. Überlange Arbeitszeiten und die oft stundenlange Anfahrt in überfüllten Zügen haben den Japanern bislang vor allem weltweit Mitleid eingetragen. Zahlreiche Todesfälle sind nach Meinung kritischer Mediziner auf Überarbeitung ("Karoshi") zurückzuführen.

Allerdings schränkte das Team um Professor Matsuura seine These von der Abhärtung des gestreßten Büromenschen ein. Die Einführung des arbeitsfreien Samstag, mehr Urlaub und ein Abbau der Überstunden seien natürlich auch nicht ohne Wirkung geblieben. dpa dv gs

Prozesse/ .Bandenchef zu 14 Jahren Haft verurteilt

Kempten (dpa). Zu einer Haftstrafe von 14 Jahren hat das Landgericht Kempten den Chef einer Bande von Rauschgifthändlern verurteilt. Der 30jährige Deutsche wurde am Freitag für schuldig befunden, gemeinsam mit insgesamt 15 mittlerweile abgeurteilten Bandenmitgliedern über 100 Kilogramm Haschisch nach Deutschland geschmuggelt zu haben. Außerdem wurde er wegen eines Banküberfalls mit Geiselnahme verurteilt, bei dem er 316 000 Mark erbeutet hatte. dpa mb/cg gs

Weimar wird 1999 wohl europäische Kulturhauptstadt

SAARBRÜCKEN. Die thüringische Klassiker-Metropole Weimar soll 1999, im Jahr des 250. Goethe-Geburtstages, Kulturhauptstadt Europas werden. Diese Empfehlung haben die Kultusminister der Länder gegeben; auch die Bundesregierung unterstützt die Bewerbung. Damit gilt der Zuschlag durch die Europa- Behörden in Brüssel als sicher. Das bei der Abstimmung unterlegene Nürnberg soll später zum Zuge kommen. dpa

"Eintrittsgelder" für die Presse bei Bundesliga-Spielen Umstrittene Einnahmequelle Unterschiedliches Echo bei den Klubs / Thema nicht vom Tisch

Die Fußball-Bundesliga soll keine geschlossene Gesellschaft werden. Mit Ablehnung und sogar Empörung hat die Mehrzahl der 18 Erstligaklubs auf die Diskussionen um eine Berichterstattungs-Gebühr für die schreibende Presse reagiert. Elf Vereinsvertreter sprachen sich in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) entschieden gegen ein "Eintrittsgeld" aus, mit dem sich etwa Zeitungen und Agenturen das Recht zur Berichterstattung aus den Stadien kaufen müßten.

Dennoch ist die Debatte, die der spanische Erstligaklub Atletico Madrid ins Rollen brachte, nicht vom Tisch. "Begehrlichkeiten wurden geweckt", gab Manager Heribert Bruchhagen vom Hamburger SV zu bedenken. Schalke 04 und Dynamo Dresden begrüßten sogar die Einführung einer zusätzlichen Einnahmequelle.

Das vorerst gescheiterte Madrider Projekt bezeichnete Präsident Klaus Hartmann vom 1. FC Köln als "abwegig, absurd und schlichtweg als Schnapsidee". Ebenso drastisch formulierten sein Nürnberger Kollege Gerhard Voack ("Mittlerer Schwachsinn") und Leverkusens Manager Rainer Calmund ("Idiotische Sache") ihre Ablehnung.

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) gebe es derartige Gedanken nicht, erklärte Pressechef Wolfgang Niersbach. Der DFB sehe in der Zusammenarbeit von Presse und Verein einen Austausch von Leistung und Gegenleistung. Im Weltverband (FIFA) aber gebe es konkrete Überlegungen, für die Weltmeisterschaft 1994 in den USA eine Gebühr von 500 Dollar pro Akkreditierung zu erheben. Daß die Print-Medien einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Vereine übernehmen, haben alle erkannt.

Ganz einheitlich ist das Echo aus der Liga nicht. "Die Sache hat eine gewisse Logik, und man könnte irgendwann darüber nachdenken." Während Manager Dieter Hoeneß (VfB Stuttgart) einen "vorsichtigen Umgang" mit diesem Thema fordert, ist sein Mönchengladbacher Kollege Rolf Rüssmann mit seiner Meinung "noch nicht ganz rund". Schalkes Geschäftsführer Ralf Brinkmann brach das Tabu: "Eine Supersache und clevere Idee. Wir bieten den Journalisten besten Service. Warum sollten sie nicht eine Kleinigkeit dafür bezahlen?" Brinkmann ist nicht allein. "Da auch Fernsehen und Rundfunk zahlen, wäre es für die schreibende Zunft nur legitim. Die Relationen müßten aber vernünftig sein", so Dresdens Manager Reinhard Häfner: "Aus der Welt ist die Sache keinesfalls." dpa

GUS ohne Kooperationsrat Gipfeltreffen erzielt keine Einigung über engere Zusammenarbeit

BISCHKEK, 9. Oktober (dpa/AP). Bemühungen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) um noch engere Zusammenarbeit sind auf dem Gipfeltreffen in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek gescheitert. Die GUS-Staatschefs konnten sich am Freitag nicht auf die Gründung eines zentralen wirtschaftlichen Kooperationsrats mit weitreichenden Vollmachten einigen. Statt dessen beschlossen sie lediglich die Einrichtung eines beratenden Wirtschaftskomitees.

Es habe "sehr ernste Diskussionen" über den Vorschlag des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew gegeben, die Wirtschaftspolitik in der GUS durch einen zentralen Kooperationsrat enger aufeinander abzustimmen, sagte der Sprecher des GUS-Koordinationskomitees, Jewgeni Gorelik. Nach Angaben des Nasarbajew-Sprechers Siitkasy Matajew habe sich vor allem die Ukraine dagegen ausgesprochen. Präsident Leonid Krawtschuk hatte bereits zuvor angekündigt, sein Land werde Veränderungen der GUS über die in der Gründungsurkunde vereinbarten Ziele hinaus ablehnen.

In der Frage des Festhaltens an der Rubel-Zone haben sich mehrere Länder nach Goreliks Worten zwar auf die Einrichtung einer gemeinsamen Zentralbank geeinigt, Aufgaben und Zeitplan für die Einrichtung seien noch nicht festgelegt.

Die Präsidenten beschlossen ferner eine GUS-Friedenstruppe nach Tadschikistan zu entsenden. Zunächst sollen 450 Soldaten aus Kirgisien in die Nachbarrepublik geschickt werden. Dort kämpfen sowohl Anhänger des vor einem Monat gestürzten Präsidenten Rachmon Nabijew als auch islamische Fundamentalisten gegen die Reformen der Regierung.

Rußland und die Ukraine erzielten keine Verständigung über die Kontrolle der strategischen Atomwaffen. Die Ukraine weigerte sich weiterhin, die auf ihrem Territorium gelagerten Atomraketen russischer Kontrolle zu unterstellen.

UN-Sicherheitsrat verhängt Flugverbot über Bosnien Serbische Luftangriffe auf Gradacac / Neue Berichte über gewaltsame Vertreibung von Moslems / 200 000 Menschen bedroht

NEW YORK/SARAJEWO, 9. Oktober (Reuter/dpa/AFP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat am Freitag militärische Flüge über Bosnien-Herzegowina verboten, um die Luftangriffe der Serben zu stoppen. Falls das Verbot verletzt wird, will der Rat über Maßnahmen beraten, die die Einhaltung erzwingen könnten. Noch wenige Stunden vor Verhängung des Flugverbots griffen serbische Kampfflugzeuge dem bosnischen Rundfunk zufolge die Stadt Gradacac an.

Die Resolution wurde im Sicherheitsrat mit den Stimmen von 14 der 15 Mitglieder angenommen. Nur China enthielt sich. Die USA hatten sich zunächst dafür eingesetzt, das Flugverbot sofort durch Luftpatrouillen zu überwachen. Sie konnten sich damit aber nicht gegen Bedenken Großbritanniens und Frankreichs durchsetzen, die Soldaten für die Bodentruppen der UN im früheren Jugoslawien abgestellt haben und um deren Neutralität fürchteten. In der Entschließung wird jedoch festgelegt, daß der Rat bei Verletzungen des Verbots weitere Maßnahmen erörtert, um seine Einhaltung zu erzwingen. Humanitäre Flüge und Flüge der UN sind von dem Flugverbot ausgenommen.

Die UN-Schutztruppe UNPROFOR wird in der Resolution angewiesen, die Einhaltung des Verbots durch die Stationierung von Beobachtern zu überwachen.

Der bosnische Rundfunk meldete, serbische Kampfflugzeuge hätten in mehreren Wellen die Stadt Gradacac in Nordbosnien angegriffen. Bisher seien acht Tote und 30 Verletzte geborgen worden. Erneut beschossen wurde laut Radio Sarajewo auch Maglaj in Mittelbosnien.

Bosniens Präsident Alija Izetbegovic rief Moslems und Kroaten der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug zufolge auf, jetzt im Kampf gegen die Serben zusammenstehen. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic bestritt, daß ein Waffenstillstand zwischen den bosnischen Serben und Kroaten geschlossen worden sei, wie die Serben-Armee in Bosnien zuvor bekanntgegeben hatte. Es habe hierüber zwar Gespräche gegeben, doch sei nichts unterschrieben, sagte Karadzic.

Die von Serben betriebene sogenannte ethnische Säuberung der Region Banja Luka im Nordwesten Bosniens ist nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) "in der letzten Phase". UNHCR-Sprecherin Sylvana Foa berichtete in Genf von einer systematischen Vertreibung und ungeheuerlichen Repression gegen die verbliebenen Minderheiten in der Region. "Fürchterliche Dinge geschehen", sagte sie. Etwa 200 000 Menschen in der Region, überwiegend Moslems, würden noch Opfer der Säuberungsaktion werden.

Das UNHCR hat von einem neuen Internierungslager in Kotorvaros rund 30 Kilometer südlich von Banja Luka erfahren, in dem sich etwa 6500 Menschen hinter Stacheldraht befinden. Sie sollten vermutlich noch in ein anderes Gebiet gebracht werden. In Kljuc sei den 3000 bis 4000 zurückgebliebenen Menschen eine Frist von 24 Stunden gegeben worden, um die Stadt zu verlassen.

Sozialplan für Olympia: 700 Leute ohne Chance

FRANKFURT A. M. (dpa/VWD). Für den endgültigen Ausstieg der AEG aus dem Büromaschinengeschäft haben Betriebsrat und Geschäftsführung der AEG Olympia Office in Wilhelmshaven einen Sozialplan unterzeichnet. Danach sollen etwa 700 Beschäftigten Aufhebungsverträge angeboten werden. Nach Angaben der Frankfurter AEG-Zentrale dürfte sich das Volumen des Sozialplans auf rund 80 Millionen Mark belaufen.

Die ohne Einschaltung einer Einigungsstelle zustande gekommene Regelung sieht vor, daß 600 "Olympianer" in neue Firmen wechseln, die sich mit Unterstützung der AEG auf dem Betriebsgelände im Stadtteil Roffhausen ansiedeln. Weitere 200 Leute sollen zunächst im eigens gegründeten Bildungszentrum Nordwest für eine neue Beschäftigung "weiterqualifiziert" werden.

Nach Darstellung des Geschäftsführers der AEG Olympia Office, Herbert Kohlmann, wird es aufgrund der Vereinbarungen "voraussichtlich keine Massenentlassungen geben". Insgesamt seien "wesentlich mehr" Möglichkeiten für Beschäftigungen erzielt worden, als Anfang 1992 zu erwarten gewesen sei. Die Büromaschinentechnik unter dem Markennamen Olympia hat dem Elektrokonzern AEG, der mittlerweile zu Daimler gehört, insgesamt Verluste von drei Milliarden Mark eingebrockt. Über eine Milliarde davon entfiel auf den Konzernabschluß 1991.

Tennis-Turnier in Sydney Kühnens Höhenflug vom Holm gestoppt

Einen Tag nach seinem sensationellen Sieg über Andre Agassi war Patrik Kühnen wieder auf dem Boden der Realität gelandet. Nur 88 Minuten konnte der Bamberger dem Schweden Henrik Holm widerstehen und verlor das Viertelfinale des mit 1,075 Millionen Dollar dotierten ATP-Turniers von Sydney mit 3:6, 2:6. 21 000 Dollar Preisgeld und die ersehnte Rückkehr in die "Top 100" der Weltrangliste blieben jedoch für den derzeit im ATP-Computer an Nummer 106 geführten Kühnen als verdienter Lohn für seine Reise auf den fünften Kontinent.

Holm trifft in der Vorschlußrunde auf seinen Landsmann Stefan Edberg. Der Titelverteidiger war beim 6:3, 6:3 eine Nummer zu groß für den ehemaligen Weltranglisten-Ersten John McEnroe (USA). Das zweite Halbfinale bestreiten die aufschlagstarken Goran Ivanisevic (Kroatien) und Richard Krajicek (Niederlande). Ivanisevic setzte sich gegen den Niederländer Paul Haarhuis mit 7:6 (7:1), 6:3 durch, Krajicek zwang den durch eine Hüftverletzung behinderten Ivan Lendl (USA) mit 7:6 (7:1), 7:5 in die Knie.

"Es tut mir zwar weh, aber er war heute einfach der bessere Spieler", meinte Kühnen und schätzte damit das Match gegen Holm realistisch ein. Der 24jährige Schwede ließ 15 Asse an dem zwei Jahre älteren Deutschen vorbeizischen. Kühnen schaffte diesmal nur fünf. Er machte sich kurz nach seiner Niederlage auf den Weg zum Turnier nach Tokio - mit gemischten Gefühlen an. Auf der einen Seite war er "sehr zufrieden" mit dem Verlauf des Turniers, "denn wenn mir jemand vorher gesagt hätte, daß ich Agassi schlage und ins Viertelfinale komme, hätte ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt." dpa

Heikler Wahlablauf in Angola

PARIS, 9. Oktober (dpa). Französische Beobachter haben bei den Wahlen in Angola "erhebliche Probleme" festgestellt, die "geeignet sind, den Ablauf des demokratischen Prozesses zu gefährden". Der ehemalige Staatssekretär im Pariser Außenministerium Didier Bariani nannte am Freitag insbesondere "die Nichtbeachtung des Wahlgeheimnisses, Einschüchterungen" und "die Anwesenheit der Polizei in Wahlbüros". In Hochburgen der Oppositionsbewegung UNITA habe es an Wahlunterlagen gemangelt, so daß zahlreiche Wahlbüros erst gegen Mittag hätten öffnen können.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) schickt jetzt eine Kommission nach Angola, um einen neuen Bürgerkrieg zu verhindern.

Bei einer Expolosion auf einem Flugplatz im Osten Angolas sind am Freitag vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Das meldete die angolanische Nachrichtenagentur ANGOP.

IG Bau prangert ÖTV an

STUTTGART, 9. Oktober (dpa). Auf der Baustelle für einen Neubau der Hauptverwaltung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in der Stuttgarter City sollen "Billigarbeiter" aus Osteuropa beschäftigt werden. Das hat die Gewerkschaft IG Bau-Steine- Erden am Freitag scharf kritisiert. Die IG Bau befürchtet, daß durch den Einsatz osteuropäischer Bauarbeiter in Deutschland immer mehr deutsche Kollegen ihren Job verlieren. Da die osteuropäischen Bauarbeiter zu wesentlich geringeren Löhnen als deutsche Arbeitnehmer beschäftigt würden, sprach die IG Bau auch von Dumping-Preisen.

Der Vertrag der ÖTV mit einer Baufirma lasse polnische Werkarbeiter zu, bestätigte die ÖTV in Stuttgart. ÖTV-Sprecher Rainer Hillgärtner sagte, man hoffe jetzt auf eine Verständigung. "Auf der ÖTV-Baustelle soll es keine Dumping- Preise geben." Die ÖTV will Ende 1995 in ihren Neubau umziehen, der 80 Millionen Mark kostet. Die IG Bau schätzt, daß ohne den Einsatz osteuropäischer Bauarbeiter der Neubau um acht Millionen Mark teurer würde. Diese Zahl wurde von der ÖTV nicht bestätigt.

Jazz-Schlagzeuger Ed Blackwell gestorben

New York (dpa). Ed Blackwell, der als einer der bedeutendsten Jazz-Schlagzeuger galt, ist am Mittwoch in Connecticut (USA) an Nierenversagen gestorben. Die "New York Times" schrieb in ihrem Nachruf am Freitag, Blackwell habe eine ganze Generation jüngerer Musiker entscheidend beeinflußt. Am diesem Samstag wäre er 63 Jahre alt geworden.

Blackwell spielte mit vielen wichtigen Gruppen, oft mit Ornette Coleman und Ray Charles. Die Musik des in New Orleans geborenen Schlagzeugers ließ bis zum Schluß den Einfluß von Paraden und Märschen erkennen. Er war aber auch einer der wichtigsten Drummer im Modern Jazz, beeinflußt vor allem von Max Roach. Über viele Jahre studierte er afrikanische und andere ethnisch geprägte Schlagzeug-Techniken.

1951 ging Blackwell nach Los Angeles, spielte dort in einer Vielzahl von Gruppen, bis er 1960 nach New York zog und dort blieb. Im Gegensatz zu anderen Jazz-Stars der 50er und 60er Jahre blieb er anerkannt und geehrt. Er lehrte an der Wesleyan University in Middletown bei New York, gab aber auch regelmäßig Konzerte. Der Musiker, der seit mehr als 20 Jahren Dialyse-Patient war, hinterläßt seine Frau und drei Kinder. dpa zi gs

Tennis-Turniere in Zürich und Sydney Wiesner kann Graf wieder nichts anhaben

Zürich bleibt für Steffi Graf ein gutes Pflaster und Judith Wiesner eine dankbare Gegnerin: Die dreimalige Wimbledonsiegerin aus Brühl zog durch einen 7:5, 6:4-Erfolg über die Österreicherin in das Halbfinale der Veranstaltung ein. Die 23jährige, die noch nie gegen Judith Wiesner verloren hat, überstand nach 75 Minuten auch ihren 28sten Auftritt in Zürich ohne Niederlage. Vorletztes Hindernis auf dem Weg zum sechsten Züricher Turniersieg ist Jana Novotna (CSFR), die sie zuletzt am vergangenen Sonntag im Endspiel in Leipzig besiegt hatte, und mit der sie in Zürich gemeinsam im Doppel spielt.

Überzeugend war Steffi Grafs Auftritt allerdings nicht. Die Brühlerin wirkte unkonzentriert und merkte nach der Partie, die sie mit ihrem fünften Matchball entschied, selbstkritisch an: "Ich habe überhaupt keinen Rhythmus gefunden, war häufig zu spät am Ball und habe mit der Vorhand nur wenig getroffen."

Zunächst schien sie dennoch einem gänzlich ungefährdeten Erfolg zuzusteuern, als sie mit 4:1 in Führung ging. Doch Judith Wiesner konterte mit einem Rebreak und hielt die Begegnung bis zum 5:5 offen. "Ich treffe nichts", schimpfte Steffi Graf auf dem Feld, und: "Ich kriege keinen Ball rein." Dann aber zeigte sie sich nervenstark und besiegelte mit einem Break zum 7:5 den Gewinn des ersten Satzes.

Auch im zweiten Durchgang gelang ihr nach einem Break eine schnelle Führung, und wieder konterte die Österreicherin. Sie wehrte beim Stand von 3:5 zwei Matchbälle ab und verkürzte auf 4:5, ehe Steffi Graf erneut ein Rebreak gelang und damit den Halbfinal-Einzug besiegelte.

Einen Tag nach seinem sensationellen Sieg über Andre Agassi war Patrik Kühnen wieder auf dem Boden der Realität gelandet. Nur 88 Minuten konnte der Bamberger dem Schweden Henrik Holm widerstehen und verlor das Viertelfinale des mit 1,1 Millionen Dollar dotierten ATP-Turniers von Sydney mit 3:6, 2:6. 21 000 Dollar Preisgeld und die ersehnte Rückkehr in die "Top 100" der Weltrangliste blieben jedoch für den derzeit im ATP-Computer an Nummer 106 geführten Kühnen als verdienter Lohn für seine Reise auf den fünften Kontinent.

Holm trifft in der Vorschlußrunde auf seinen Landsmann Stefan Edberg. Der Titelverteidiger war beim 6:3, 6:3 eine Nummer zu groß für den ehemaligen Weltranglisten-Ersten John McEnroe (USA).

Das zweite Halbfinale bestreiten die aufschlagstarken Goran Ivanisevic (Kroatien) und Richard Krajicek (Niederlande). Ivanisevic setzte sich gegen den Niederländer Paul Haarhuis mit 7:6 (7:1), 6:3 durch, Krajicek zwang den durch eine Hüftverletzung behinderten Ivan Lendl (USA) mit 7:6 (7:1), 7:5 in die Knie. dpa

Eishockey-Bundesliga Düsseldorf setzte Siegeszug fort

Die Düsseldorfer EG setzt ihren eindruckvollen Siegeszug in der Eishockey- Bundesliga fort. Mit dem 8:4 beim Mannheimer ERC behauptete der Deutsche Meister am achten Spieltag die Tabellenführung und löschte zudem mit 16:0 Punkten den von Mannheim im Jahre 1982 aufgestellten Startrekord (14:0) aus. Hartnäckigster Verfolger blieb Hedos München mit dem 5:1 über die Berliner Eisbären. Auf Platz drei rückte der Kölner EC mit dem 5:3-Zittersieg über den ERC Schwenningen vor.

Um einen Platz auf Rang sechs verbesserte sich der Krefelder EV mit dem 4:1 beim EHC Freiburg. Der EC Ratingen behielt trotz des 4:1 über den ESV Kaufbeuren die "rote Laterne".

Ein packendes Duell erlebten die 8000 Zuschauer in Mannheim. Lee und Valentine konnten zunächst die zweimalige Führung der Gastgeber durch Heidt und Sebek ausgleichen. Kummer brachte den Titelverteidiger sogar mit 3:2 in Führung, doch Torjäger Lala mit seinen Saisontreffern zehn und elf schoß Mannheim im zweiten Durchgang wieder nach vorne. Ein Doppelschlag der Düsseldorfer brachte die Vorentscheidung.

Kölner EC - Schwenninger ERC 5:3 (1:1, 3:1, 1:1). - Tore: 0:1 Kirchmeier (7:49), 1:1 Hock (13:34), 2:1 Hock (22:29), 3:1 Kwasigroch (24:17), 4:1 Pokorny (28:06), 4:2 Held (30:19), 4:3 Held (49:34), 5:3 Mayr (55:23). - Schiedsrichter: Radosai (Landshut). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Köln 6 - Schwenningen 10.

EHC Freiburg - Krefelder EV 1:4 (0:1, 1:2, 0:1).- Tore: 0:1 Gebel (16:13), 1:1 Reichel (29:58), 1:2 Mayer (36:18), 1:3 Walker (37:15), 1:4 Walker (56:37). - Schiedsrichter: Schneider (Iserlohn). - Zuschauer: 3000. - Strafminuten: Freiburg 14 - Krefeld 14.

Mannheimer ERC - Düsseldorfer EG 4:8 (1:1, 3:2, 0:5).- Tore: 1:0 Heidt (10:33), 1:1 Lee (14:17), 2:1 Sebek (25:08), 2:2 Valentine (30:20), 2:3 Kummer (34:59), 3:3 Lala (36:19), 4:3 Lala (39:13), 4:4 Hölscher (42:07), 4:5 Valentine (42:56), 4:6 Köpf (50:11), 4:7 Lee (53:36), 4:8 Valentine (58:44). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 8500. - Strafminuten: Mannheim 8 - Düsseldorf 8.

Berliner SC Preussen - EV Landshut 3:3 (1:2, 1:0, 1:1). - Tore: 1:0 Malo (3:13), 1:1 Preuss (8:21), 1:2 Hantschke (8:42), 2:2 Malo (27:16), 3:2 Schinko (41:23), 3:3 Handrick (56:18). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 4150. - Strafminuten: Berlin 12 - Landshut 16.

EC Hedos München - EHC Eisbären Berlin 5:1 (2:0, 1:1, 2:0). - Tore: 1:0 Fabian (1:23), 2:0 Truntschka (13:28), 2:1 Kuhnke (23:51), 3:1 Fabian (25:02), 4:1 Hegen (49:43), 5:1 Franz 59:23). - Schiedsrichter: Zelfel (Wilhelmshaven-Stickhausen). - Zuschauer: 5600. - Strafminuten: München 10 - Berlin 12.

EC Ratingen - ESV Kaufbeuren 4:1 (2:0, 0:1, 2:0). - Tore: 1:0 Boris Fuchs (14:34), 2:0 Anatoli Antipow (16:01), 2:1 Ustorf (39:05), 3:1 Swetlow (41:42), 4:1 Antipow (54:21). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 2046. - Strafminuten: Ratingen 22 - Kaufbeuren 22 + 10 Disziplinar (Fous).

FRANKFURT a .M, 9. Oktober (FR). Der Tod des früheren Bundeskanzlers und SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt ist in Deutschland und in aller Welt mit Trauer und Betroffenheit aufgenommen worden. Brandt war im Alter von 78 Jahren am Donnerstag abend in seinem Haus in Unkel bei Bonn an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Der Staatsakt soll kommende Woche in Berlin stattfinden. Einzelheiten sind noch nicht bekannt.

Der Deutsche Bundestag hat zu Beginn seiner Sitzung heute des Verstorbenen gedacht. Die sichtlich bewegte Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth erklärte vor dem Plenum, das sich zum Gedenken an den ehemaligen Bundeskanzler von den Plätzen erhoben hatte, "in Trauer und Achtung nehmen wir Abschied von einem großen Staatsmann".

Brandts Leben, auf dessen Abgeordnetensitz ein weißes Blumengebinde lag, spiegele die wechselvolle Geschichte dieses Jahrhunderts wider. Frau Süssmuth würdigte Brandts Leben als Politiker und Parlamentarier, der dem Bundestag seit 1969 ohne Unterbrechung angehört hat. "Willy Brandt war ein Anwalt des Friedens und der Verständigung", sagte sie. Er habe sein Wirken als Teil einer weltumspannenden Friedenspolitik gesehen. Seine zunächst umkämpfte Ostpolitik habe die Welt verändert. "Willy Brandt hat sich um Deutschland verdient gemacht", so die Bundestagspräsidentin. Im Bonner Regierungsviertel wurden die Fahnen am Morgen auf Halbmast gesetzt.

Bundespräsident Richard von Weizsäkker hat Willy Brandt als einen "großgesinnten Menschen" gewürdigt. Das Beileidschreiben von Weizsäckers an Frau Seebacher-Brandt hat folgenden Wortlaut:

"Neben dem Abschiedsschmerz steht die Dankbarkeit für das Leben von Willy Brandt. Er war ein großgesinnter Mensch. Er erlitt und ertrug Unrecht, er widerstand ihm mit Mut. Doch er sann nicht auf Vergeltung. Vielmehr rang er mit seiner Humanität, seiner visionären Kraft und seinem sicheren Instinkt um den Frieden in Deutschland, um Verständigung mit den ehemaligen Gegnern und um die Wiederherstellung des deutschen Namens.

Der Freiheitswille der Berliner, die Lebendigkeit der Demokratie in Deutschland, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und die Verantwortung des Nordens der Erde für die Überwindung der Not im Süden sind und bleiben mit seinem Namen verbunden.

Zusammen mit ungezählten anderen denke ich an seine mitempfindende und kluge Sensibilität, mit der er Gedanken ausgetauscht und geholfen hat, an seine nimmermüde Menschlichkeit."

Als eine große historische Persönlichkeit hat die SPD-Bundestagsfraktion ihren verstorbenen Ehrenvorsitzenden gewürdigt. In einer Fraktionssitzung sagte Fraktionschef Hans-Ulrich Klose am Freitag, Brandts Lebenswerk bleibe erhalten, "Versöhnung war sein Wort". Brandt werde allen fehlen. Zu den bedeutendsten Gesten des früheren Bundeskanzlers habe der Kniefall in Warschau gehört, der unvergessen bleiben werde. Dieser habe mehr zur Versöhnung zwischen Polen und Deutschen beigetragen als alle Verhandlungen.

Brandt sei ein leidenschaftlicher Mensch gewesen, sagte Klose. Diese Leidenschaft habe der Freiheit und der Gerechtigkeit auch in der Dritten Welt gegolten. "Wir haben an ihn geglaubt, wir, die Sozialdemokraten, aber auch die Deutschen."

Zahlreiche SPD-Abgeordnete verfolgten die Rede Kloses mit Tränen in den Augen. Der Platz Brandts am Vorstandstisch neben Klose war mit einen Gesteck aus roten Rosen geschmückt.

Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel sagte, Brandts Vermächtnis liege in seinen Leistungen. Er sei der wohl bedeutendste Vorsitzende der Sozialdemokraten seit August Bebel gewesen.

Auch SPD-Chef Björn Engholm würdigte Brandt als den bedeutendsten SPD-Vorsitzenden seit August Bebel. Er habe "die Sozialdemokraten zu ihren größten Erfolgen geführt und dabei unserem Volk Anerkennung und Achtung verschafft", erklärte Engholm am Freitag morgen im Namen des Parteipräsidiums.

Als einen "großen Staatsmann", der vor allem durch seine Wärme und Menschlichkeit überzeugt habe, hat der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher den verstorbenen Willy Brandt gewürdigt. Genscher sagte am Freitag im SAT-1-"Frühstücksfernsehen", die geschichtliche Leistung Brandts bestehe darin, daß Deutschland "durch ihn in der Welt das Vertrauen gewann, das nötig war, um sich gegenüber dem Osten zu öffnen, ohne die westlichen Partner zu verprellen".

Der langjährige Weggefährte und Vertraute des verstorbenen SPD-Politikers, Egon Bahr, hat den ehemaligen Berliner Bürgermeister und Bundeskanzler als einen der letzten großen Männer bezeichnet, die aus der Zeit von Krieg und Nachkrieg in Deutschland Politik gestaltet haben. Bahr sagte am Freitag im Morgenmagazin des ARD-Fernsehens, Brandt werde nicht nur der SPD fehlen. Brandt habe den Beweis erbracht, daß Politik den Charakter nicht verderbe.

Bundesarbeitsminister Norbert Blüm nannte Brandt eine der großen Leitfiguren der deutschen Nachkriegsdemokratie. Er sagte im SAT-1-"Frühstücksfernsehen", der Name Brandt bleibe in Erinnerung als Synonym für eine politische Kultur, die sich nicht in den Dienst einer Partei, sondern in den Dienst der Menschen gestellt habe. "Im politischen Leben Willy Brandts spiegeln sich alle historischen Tragödien und Glücksfälle des 20. Jahrhunderts wider: Erst der Faschismus und die politische Verfolgung, dann die Stunde Null, die Mühen des Wiederaufbaus, der Kalte Krieg, die von ihm wesentlich mitgestaltete Entspannung und schließlich der Zusammenbruch des Ostblocks und die Wiedervereinigung", sagte Blüm.

Regierungssprecher Dieter Vogel sagte, die übergroße Mehrheit der Deutschen trauere um Brandt, der das Ansehen Deutschlands in der Welt wie kaum ein anderer gemehrt habe. Auch die Regierungen in Washington und Tokio würdigten den früheren Bundeskanzler als einen der bedeutendsten Politiker der deutschen Nachkriegszeit.

Der langjährige Weggefährte Brandts, Egon Bahr (SPD), sagte, der 78jährige sei "sehr bewußt diesen letzten Weg gegangen". Er sei "klar im Kopf und interessiert an den Dingen gewesen".

Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) erklärte, die Berliner trauerten um ihr früheres Oberhaupt, das "bis zuletzt der Stadt engagierte Treue hielt. Hier wie im ganzen Land werden viele Willy Brandt vermissen, der wie kaum ein Politiker der Nachkriegszeit Klugheit, Würde und Menschlichkeit verkörperte". Als erstes Regierungsmitglied würdigte Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) Brandt als "herausragenden Menschen und großen Staatsmann".

Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Wolfgang Bötsch, hat Willy Brandt als einen " ,homo politicus' aus Leidenschaft" bezeichnet. Bötsch erklärte am Freitag in Bonn zum Tode des SPD-Ehrenvorsitzenden, Brandt habe sich als Regierender Bürgermeister von Berlin oder als erster sozialdemokratischer Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland "stets als streitbarer und leidenschaftlicher Mann" erwiesen.

Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow hat Willy Brandt als "großen Demokraten" gewürdigt. "Deutschland, Europa und die Welt haben einen großen Politiker und Staatsmann der Gegenwart verloren", sagte Gorbatschow in einem am Freitag in Bonn veröffentlichten Interview des SPD-nahen Pressedienstes PPP. Er sei stolz auf die Freundschaft, die ihn mit dem am Donnerstag verstorbenen AltBundeskanzler verbunden habe. Dem gesamten deutschen Volk gelte sein "aufrichtiges Mitgefühl".

Der französische Premierminister Pierre Beregovoy hat Willy Brandt als eine "beispielhafte Figur im heutigen Deutschland" bezeichnet. "Er gehört zu der kleinen Zahl der Verstorbenen, die den Weg der Welt zu mehr Freiheit und Gerechtigkeit erleuchtet haben", hieß es in einer am Freitag morgen in Paris verbreiteten schriftlichen Würdigung.

In einer ersten Reaktion würdigte der US-Senator Edward Kennedy Brandt als "einen der größten Staatsmänner unserer Zeit." Seine Politik in Westberlin zur Zeit des Kalten Krieges sei ein Symbol der Freiheit und zugleich eine Ermutigung für Menschen überall auf der Welt gewesen, erklärte Edward Kennedy, der Bruder des im November 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy. Brandt sei einer der bemerkenswertesten Kanzler Westdeutschlands gewesen und werde wegen seiner Ostpolitik noch lange in Erinnerung bleiben.

Der portugiesische Staatspräsident Mario Soares ist nach eigenen Angaben "tief bewegt" über den Tod von Altbundeskanzler. "Portugal und ich selbst verdanken ihm sehr viel. Es hat uns niemals an seiner Stütze und seiner aktiven Solidarität gefehlt", sagte der Sozialist am Freitag in Lissabon.

Japan hat die geschichtliche Leistung Willy Brandts gewürdigt. Das Außenministerium erklärte am Freitag, der SPD- Vorsitzende habe vor allem durch seine Ostpolitik eine historische Rolle bei der politischen Entwicklung Europas gespielt. Japan spreche dem deutschen Volk sein Beileid aus.

Die norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland hat am Freitag mit Trauer auf den Tod Willy Brandts reagiert. In Oslo, wo Brandt als Emigrant von 1933 bis 1947 gelebt hatte, sagte die Sozialdemokratin: "Einer der wirklich großen Politiker der Nachkriegszeit ist gegangen."

Frau Brundtland erklärte weiter: "Für uns Norweger steht seine Person in einem ganz besonderen Licht. Er kam zu uns als Flüchtling vor dem Nationalsozialismus, schaffte sich Freunde in unserer Partei und bei den Gewerkschaften, wo er aktiv war. Für uns war er der Journalist beim ,Arbeiterblatt', der Korrespondent in Deutschland wurde, dann Bürgermeister in Berlin, deutscher Bundeskanzler und Träger des Friedensnobelpreises. Und er bewahrte sich sein perfektes Norwegisch bis zum Schluß. Wir, seine Freunde, danken, daß er uns so viel gegeben hat."

Der Präsident der Sozialistischen Internationale, der ehemalige französische Ministerpräsident Pierre Mauroy, hat seinen Vorgänger Willy Brandt als "Zierde für die Menschheit" gewürdigt. Mauroy, der vergangenen Monat das Präsidentenamt von Brandt übernommen hatte, sagte am Freitag aus Anlaß des Todes Brandts im französischen Rundfunk, Brandt sei nicht nur ein großer Politiker, sondern auch ein warmherziger und immer großzügiger Mensch gewesen.

(Nachruf und Bilder aus dem Leben Brandts auf den Seiten 6 und 7)

Äußerung über Kohl dementiert

BONN, 9. Oktober (dpa). Das Bundespräsidialamt hat Berichte dementiert, wonach sich Bundespräsident Richard von Weizsäcker seinerzeit in vertraulichen Gesprächen mit führenden Mitgliedern der evangelischen Kirche in der damaligen DDR abfällig über Bundeskanzler Helmut Kohl geäußert haben soll. Weizsäcker-Sprecher Hans- Henning Horstmann sagte am Freitag in Bonn: "Die dem Bundespräsidenten unterstellten Äußerungen entsprechen weder dem gedanklichen Duktus noch nach der Ausdrucksweise der Wahrheit." Nach einem Bericht der Bild-Zeitung, der sich auf Stasi-Akten bezog, hatte Weizsäcker am 23. Mai 1984 in Eisenach zu Kohl erklärt, er sei "zwar schnell euphorisch, aber effektiv am Rande der Unfähigkeit. Laut Bild war einer von Weizsäckers sieben DDR-Gesprächspartnern der heutige SPD-Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe, der unter dem Verdacht der Stasi-Mitarbeit steht.

Härtere Strafen bei Kinderpornos in Sicht

BONN, 9. Oktober (dpa). Der Bundestag hat am Freitag morgen über eine schärfere Bekämpfung der Kinderpornograpie debattiert. Den Abgeordneten lag zur ersten Lesung ein Gesetzentwurf der Bundesregierung vor, der höhere Strafen für die Herstellung und Verbreitung solcher Bilder, Schriften und Videofilme vorsieht. Erstmals soll auch schon der alleinige Besitz von Kinderpornos bestraft werden. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte, Kinderpornographie sei eine besonders verabscheuungswürdige Form des sexuellen Mißbrauchs, der oft von Angehörigen begangen werde. Dieser üblen Erscheinung müsse mit allen Mitteln des Strafrechts zu Leibe gerückt werden.

Bonn will Gen-Gesetz lockern Riesenhuber: Kein Abstrich bei Sicherheit / SPD drängt zur Eile

BONN, 9. Oktober (dpa/AP). Bundesregierung, Koalitions-Fraktionen und SPD sind sich weitgehend darüber einig, das strenge Gentechnikgesetz von 1990 durch eine Novelle zu lockern, ohne daß es Abstriche an der Sicherheit für Umwelt und Gesundheit gibt. Dies machten Forschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) und der forschungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Josef Vosen, am Freitag deutlich.

Vosen warf der Bundesregierung vor, schon zuviel Zeit verloren zu haben. Die SPD habe mit Bedauern die Erklärung der chemischen Industrie zur Kenntnis genommen, daß es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht verantwortet werden könne, in Deutschland in die gentechnische Forschung, Entwicklung und Produktion zu investieren. Das Gentechnik-Gesetz müsse so rasch wie möglich von seinen bürokratischen Hemmnissen entrümpelt werden.

Riesenhuber kündigte vor der Presse an, die Gesetzesnovelle werde mit Sicherheit noch in dieser Legislaturperiode verwirklicht. Sonst drohten Verzögerungen um drei bis vier Jahre. Nach einem von der Koalition für den Bundestag vorgelegten Entschließungsantrag sollen unter anderem die Anmeldepflichten und Wartefristen für gentechnische Experimente vereinfacht und der internationale Austausch gentechnisch veränderter Organismen genehmigungsfrei sein.

Der Forschungsminister versicherte im Blick auf die etwaige Anwendung gentechnischer Methoden beim Menschen, es gehe ausschließlich darum, die Gentherapie zur Überwindung von Krankheiten einzusetzen: "Menschen dürfen nicht gezüchtet werden." Deshalb bleibe es auch bei einem Verbot des Eingriffs in menschliche Keimzellen.

In Deutschland hat es laut Riesenhuber bislang lediglich zwei Freisetzungsexperimente mit gentechnisch veränderten Petunien gegeben. Diese Situation sei unbefriedigend und erfordere energische Schritte, um den Anschluß an das internationale Niveau wiederzugewinnen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Bundesregierung ermutige Wissenschaft und Industrie ausdrücklich, Freisetzungsversuche in Deutschland durchzuführen.

In den letzten zehn Jahren hat das Forschungsministerium nach Angaben Riesenhubers über 100 gentechnische Projekte mit insgesamt etwa 67 Millionen Mark gefördert. Dabei gehe es unter anderem darum, bei Kulturpflanzen wie Gerste, Mais oder Kartoffeln mit Hilfe von Gen-Sonden die für einen wirtschaftlichen Anbau wichtigen Erbinformationen zu ermitteln, um beispielsweise die Widerstandsfähigkeit gegen Kälte, Trokkenheit oder Schädlinge zu verbessern.

Für den erfolgreichen Einsatz der Gentechnik nannte Riesenhuber ein Beispiel aus der Kartoffelzüchtung. Am Genzentrum Berlin sei es gelungen, durch umgekehrtes Einfügen eines Gens in ein Kartoffelchromosom die ausschließliche Produktion von unlöslicher Stärke zu erzwingen, die industriell von großer Bedeutung sei.

Im Wortlaut: Helmut Kohl

Die Würdigungen Willy Brandts durch den ehemaligen SPD-Partei- und Fraktionschef Hans-Jochen Vogel sowie den Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Klose haben in Auszügen folgenden Wortlaut: Vogel sagte unter anderem: "Mit Willy Brandt ist einer der großen Deutschen dieses Jahrhunderts dahingegangen. Ein Mann, der die Geschichte seines Volkes in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts maßgebend beeinflußt, die europäische Entwicklung vorangebracht und dabei selbst weltweites Ansehen erworben hat. Ein Mann, dem wir es vor anderen verdanken, daß die Worte Frieden und Deutschland in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts immer wieder in einem Atemzug genannt worden sind. Der Kniefall vor dem Erinnerungsmal des Warschauer Ghettos hat dem symbolisch Ausdruck gegeben, die Verleihung des Friedensnobelpreises hat es für alle sichtbar anerkannt. ...

Sein Lebensweg war auf besondere Weise ein deutsches Schicksal. Der linke Sozialdemokrat, der vor der NS-Gewaltherrschaft ins Exil flüchten mußte, der Widerstand leistete und der überlebte, weil ihm erst Norwegen und dann Schweden Asyl gewährten. Der von seinen skandinavischen Erfahrungen geprägt in das verwüstete Deutschland zurückkehrte und allen Angriffen und Schmähungen zum Trotz seinem Lande in vielen Funktionen mit all seiner Kraft diente: Als Regierender Bürgermeister von Berlin, als Außenminister, als Bundeskanzler und fast ein Vierteljahrhundert lang als Vorsitzender der deutschen Sozialdemokratie."

Klose meinte: "Jeder von uns wird in diesen Stunden und Tagen an Ereignisse zurückdenken, an persönliche Begegnungen mit Willy Brandt, wird sich an Szenen und Worte erinnern in Reden und an Gesten. Für viele von uns wird eine Geste immer unvergeßlich bleiben, der Kniefall in Warschau. Es war, wie wir wissen, eine spontane Geste. Brandt sagte später, es mußte ja etwas geschehen. Diese Geste hat mehr zur Versöhnung zwischen Polen und Deutschen beigetragen als viele feierliche Reden. Diese Geste bedurfte keiner Erklärung, sie wurde auch so verstanden.

Natürlich gab es bei dieser Geste, wie bei überhaupt fast allem, was Willy Brandt tat, immer auch heftige Kritik. Ja, es gab Menschen, die ihn haßten. Wahrscheinlich, weil Willy Brandt bei aller Distanz, die ihn auch auszeichnete, ein leidenschaftlicher Mensch war. Leidenschaftlich im Umgang mit Menschen, aber auch in der Sache. Seine politische Leidenschaft, das war zuallererst die Freiheit. Sein, wie ich finde, bestes Buch trägt den Titel "Links und frei". Freiheit, Gerechtigkeit, Gerechtigkeit auch mit den Ländern der Dritten Welt, und der Frieden. Er war ein Demokrat, und, daran gibt es keinen Zweifel, er war ein Patriot. ...

Willy Brandt glaubte immer an die Einheit der Deutschen, und er hat mit seiner Ost- und Entspannungspolitik Entscheidendes dafür getan. Aber er wußte immer auch, daß es keine Wiedervereinigung sein würde, sondern daß zusammenwachsen müßte, was zusammengehört. Wachsen heißt: Es wird dauern, und es wird nicht ohne Schmerzen gehen."

Willy Brandt hat nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl zur Versöhnung der Deutschen mit ihrer Geschichte beigetragen. Der Nachruf Kohls hat folgenden Wortlaut: "Mit Willy Brandt verliert Deutschland eine herausragende und prägende Persönlichkeit. Er hat wie nur wenige zum Ansehen unseres Vaterlandes in der Welt beigetragen. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.

Willy Brandts politisches Wirken war geprägt von den Erfahrungen mit zwei totalitären Diktaturen auf deutschem Boden. Diese Erfahrungen waren für ihn Verpflichtung, seine Kraft in den Dienst von Frieden und Freiheit zu stellen.

In diesem Geiste war Willy Brandt stets deutscher Patriot, Europäer und Weltbürger zugleich. So verstand er sich im Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, und so verstand er sich im Kampf gegen das kommunistische Regime als Regierender Bürgermeister im geteilten Berlin. Als Vorsitzender der SPD scheute Willy Brandt nicht die leidenschaftliche politische Auseinandersetzung. Er konnte Menschen begeistern, er konnte aber auch polarisieren. Dies gilt insbesondere für seine Politik der Öffnung nach Osten. Sein Ziel war es, die Interessen des damals geteilten Deutschland im weltweiten Entspannungsprozeß zur Geltung zu bringen.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahre 1971 war auch Ausdruck des hohen Ansehens, das er als Bundeskanzler für das demokratische Deutschland erworben hatte. Die außergewöhnliche Wertschätzung, die Willy Brandt weltweit genoß, beruhte aber auch auf seinem engagierten Eintreten für einen Ausgleich zwischen Nord und Süd. Er hatte sehr früh erkannt, daß dies - neben der Überwindung des Ost-West-Konflikts - eine Schicksalsfrage unserer Zeit ist.

Willy Brandt hat nicht nur in seinen Staatsämtern Politik und politische Kultur in Deutschland mitgestaltet. Sein Wort hatte über Parteigrenzen hinaus Gewicht. Mit seiner Lebenserfahrung und seiner Weisheit hat er viel zur Versöhnung der Deutschen mit ihrer Geschichte beigetragen.

Ich selbst verdanke ihm - vor allem in den letzten Jahren - klugen Rat. Bei der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands konnte ich auf seine Unterstützung zählen. Schon vor dem Fall der Berliner Mauer hatte er erkannt, daß sich die Chance zur Überwindung der Spaltung Deutschlands und Europas bieten und daß sich die Sehnsucht aller Deutschen nach Freiheit und Einheit erfüllen werde.

Seine Worte als Alterspräsident des ersten frei gewählten gesamtdeutschen Bundestages bleiben unvergessen und sind uns Vermächtnis: ,Wir haben die Einheit Deutschlands im Inneren zu vollenden, die Einigung Europas voranzubringen und unserer gewachsenen Mitverantwortung in der Welt gerecht zu werden.'

Willy Brandt hat sich um unser Vaterland verdient gemacht."

"Juden aus GUS großzügiger einwandern lassen"

BONN, 9. Oktober (dpa). Die im Bundestag vertretenen Parteien haben sich dafür ausgesprochen, für die Einwanderung von Juden aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion insbesondere in Einzel- und Härtefällen großzügigere Regelungen zu finden. Redner von CDU, SPD und FDP sprachen sich am Freitag im Parlament jedoch gegen die von Bündnis 90/Grüne und PDS befürwortete unbeschränkte Einwanderung aus. Man sollte "der Einwanderungspolitik Israels nicht ins Gehege kommen", argumentierte Cornelie Sonntag (SPD).

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium Eduard Lintner (CSU) sagte, das von Bund und Ländern vereinbarte Aufnahmeverfahren für die jüdischen Einwanderer habe zur "reibungslosen Einreise" von bisher zwischen 7000 und 10 000 Menschen geführt. Insgesamt seien bislang rund 100 000 solcher Anträge in den deutschen Botschaften gestellt worden. Daraus hätten sich bisher 23 000 Aufnahmezusagen ergeben. Der der Debatte zugrunde liegende Antrag des Bündnis 90 wurde zur weiteren Beratung an die zuständigen Bundestagsausschüsse überwiesen.

Mengele entkam unbeachtet

WASHINGTON, 9. Oktober (AFP). Der Kriegsverbrecher und Nazi-Arzt Josef Mengele hat sein Leben in Freiheit der Unachtsamkeit der US-Behörden zu verdanken. Wie aus einem Bericht hervorgeht, der jetzt in Washington veröffentlicht wurde, entkam Mengele nach Kriegsende den Behörden, weil er im Gegensatz zu seinen SS-Kameraden keine Tätowierung mit seiner Blutgruppe hatte. Dank des mangelnden Eifers der US-Behörden habe er sich dann mehrere Jahre unter falschem Namen auf einem Bauernhof in Deutschland verstecken können, bevor er 1949 unerkannt nach Südamerika reisen konnte. Dort lebte er bis zu seinem Tod 1979.

Rauchverbot über der Erde?

MONTREAL, 9. Oktober (AFP). Das Rauchen auf allen internationalen Flügen könnte möglicherweise bald verboten werden. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), die in Montreal tagt, verabschiedete am Donnerstag einstimmig eine Resolution, die darauf zielt, daß das Rauchen vom 1. Januar 1996 an auf allen internationalen Flügen verboten wird. Zwar hat die ICAO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, keine Weisungsbefugnis für ihre gegenwärtig 173 Mitgliedstaaten. Diese haben in der Vergangenheit jedoch meist die Resolutionen der ICAO in ihre die Zivilluftfahrt betreffenden Gesetze aufgenommen.

Amerikaner an Pest gestorben

ATLANTA, 9. Oktober (AFP). Ein 31jähriger Amerikaner aus Tuscon ist an der Pest gestorben. Das gab das Seuchen-Kontrollzentrum in Atlanta bekannt. Der Mann hatte sich bei einer pestkranken Katze infiziert und war erst sechs Tage nach Auftreten der ersten Symptome, Durchfall und Übelkeit, in ein Krankenhaus gegangen. Dort behandelten ihn die Ärzte irrtümlich wergen Magen-Darm- sowie Lungenentzündung. 24 Stunden nach seiner Einlieferung sei der Mann dann gestorben. Die Pest, eine bakterielle Infektion, die in den vergangenen Jahrhunderten ganze Landstriche entvölkert hatte, ist heute leicht zu heilen. Gelegentliche Todesfälle sind darauf zurückzuführen, daß viele Ärzte irrtümlich glauben, die Krankheit sei ausgerottet.

. . . und außerdem Serbische Händler verdienen glänzend

Von seinem Münchner Lieferanten habe er gerade dreißig Tonnen Kaffee, mehrere tausend Liter Autoöl und zahlreiche Rollen Fax-Papier erhalten, berichtet Milan ohne Umschweife. Die Lieferung sei per Lkw über die ungarisch-jugoslawische Grenze gerollt, mit Begleitpapieren, die als Empfänger eine Scheinfirma mit Sitz in Griechenland aufgeführt hätten. Mehr als vier Monate nach Verhängung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro haben pfiffige Unternehmer dort zahlreiche Wege gefunden, den Warenverkehr aufrechtzuhalten: Strohmänner, falsche Dokumente und Vermittler, die durch hohe Profite "überzeugt" werden.

Milan ist Kleinunternehmer im serbischen Svetozarevo, einem Industriezentrum 120 Kilometer südlich von Sarajevo. Im September habe er Waren im Werte von mehr als 100 000 Dollar von seinem deutschen Geschäftspartner erhalten. "Wir arbeiten seit mehr als fünf Jahren zusammen. Für uns hat das Embargo keine Bedeutung", sagt er. Die staatlichen Läden in der 80 000-Einwohner-Stadt sind derzeit halbleer, Schuhe, Kleider, Geschirr und Elektroartikel in Svetozarevo kaum noch zu bekommen. Die privaten Geschäfte wirken hingegen gut sortiert. Findige Geschäftsleute bieten hier Kaffee halb so teuer an wie in den Staatsläden. Und selbst Autoersatzteile und Haushaltsgeräte sind dort vorrätig.

"Die Lkw halten in unserer Stadt, und für die fehlenden Stempel der griechischen Zöllner sorgen wir schon irgendwie", erklärt Milan mit einem Lächeln. Dafür lasse er seinem Münchner Partner dann Hochprozentiges zukommen, aber auch Obst und Gemüse und sogar Vieh, das ungehindert aus Serbien nach Ungarn getrieben werde. Daß er derzeit finanziell "gut über die Runden kommt", gibt der Serbe offen zu. Auf die Frage nach Steuern und anderen Abgaben antwortet er hingegen ausweichend. "Eine richtige Buchführung mache ich nicht. Wir bezahlen alles bar. Das Embargo verbietet Geldüberweisungen auf dem Bankweg."

Für die jugoslawische Presse ist Milan einer der zahlreichen "Kriegsprofiteure", die den allgemeinen Mangel ausnutzen, um Geld am Staat vorbei anzuhäufen. Er selbst sieht seine Rolle jedoch ganz anders. "Ich und Hunderte andere tun doch nur Gutes", meint er. "Wir verhindern, daß die Wirtschaft hier zugrunde geht."

Mehr Schwierigkeiten, die Handelssanktionen zu umgehen, haben größere Firmen. Doch auch einigen von ihnen gelingt es, weiter zu im- und exportieren. Ein Beispiel hierfür ist das Kabelwerk Industrija Kablova in Svetozarevo. "Wir erhalten nach wie vor Einzelteile aus dem Ausland. Schauen Sie sich doch nur einmal an, wieviele griechische Lastwagen vor den Werkstoren stehen", sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens, der nicht namentlich genannt werden will.

Aufträge erhält die Firma nach seinen Angaben noch aus mehreren Ländern, so zum Beispiel aus der Ukraine, Rußland, Usbekistan und Nigeria. Die Güter würden per Schiff von der Hafenstadt Bar in Montenegro oder per Lkw über Mazedonien und Griechenland umgeschlagen. Und das jeweils mit Hilfe von Mittelsmännern, die hierzu Scheinfirmen gegründet hätten und ein Prozent des jeweiligen Frachtwertes kassierten.

Wenn ausländische Beobachter die Einhaltung des UN-Embargos an den Grenzen überwachen, würden solche Geschäfte allerdings immer schwieriger, heißt es in Belgrad. NICOLAS MILETITCH (AFP)

Zwei Sikhs wegen Mordes hingerichtet

NEU-DELHI, 9. Oktober (AFP). Zwei Sikhs sind heute morgen wegen Mordes an einem ehmaligen indischen Armeekommandanten vor sechs Jahren hingerichtet worden. Dies meldete die indische Nachrichtenagentur PTI. Die beiden Männer wurden bei Morgengrauen im Yeravada-Zentral-Gefängnis in Pune gehängt, nachdem sie sich von ihren Familien verabschiedet hatten, so PTI weiter. Harjinder Singh Jinda und Sukhdev Singh Sukha waren für schuldig befunden worden, 1986 den ehemaligen General Arun Sridhar Vaidya erschossen zu haben. Sie wollten damit Rache nehmen für einen Angriff auf den heiligsten Schrein der Sikhs, den Goldenen Tempel in Punjab.

US-Senat plant neue Steuern

WASHINGTON, 9. Oktober (AFP). Der US-Senat hat am Donnerstag ein neues Steuergesetz verabschiedet, gegen das US-Präsident George Bush jedoch vermutlich sein Veto einlegen wird. Mehrheitlich sprach sich das Oberhaus des Kongresses dafür aus, neue Steuern einzuführen, um die heruntergekommenen Innenstädte der USA wieder aufzubauen.

Bush, der sich im Wahlkampf befindet, hatte auf dem Nominierungskonvent der Republikaner in Houston versprochen, keine Steuern mehr zu erhöhen. Deshalb, so meinte der Fraktionsführer der republikanischen Minderheit im Senat, Bob Dole, sei es wenig wahrscheinlich, daß Bush ein solches Gesetz unterzeichnet.

Japan will UN-Sicherheitsrat erweitern

TOKIO, 9. Oktober (AFP). Japan strebt die Erweiterung des UN-Sicherheitsrates um vier ständige Sitze ohne Vetorecht an. Dies berichtete am heutigen Freitag die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun. Tokio hoffe, selbst einen dieser Sitze zugesprochen zu bekommen. Nach dem Willen Japans soll das Entscheidungsgremium der Vereinten Nationen den Angaben zufolge bis 1995, dem 50. Jahrestag der Organisation, erweitert werden. Unter den Kandidaten seien neben Japan auch Deutschland, Indien, Brasilien, Ägypten und Nigeria. Für die Erweiterung ist die Zustimmung von zwei Dritteln der UN-Mitglieder erforderlich.

Japan verzichtet auf Fingerabdrücke

TOKIO, 9. Oktober (AFP). Die japanische Regierung will im Januar eine umstrittene Regelung abschaffen, die ständig in Japan lebende Ausländer zwingt, ihre Fingerabdrücke speichern zu lassen. Wie von offizieller Seite mitgeteilt wurde, fiel eine entsprechende Entscheidung am Freitag auf einer Kabinettssitzung in Tokio. Die bereits im Mai vorgenommene Änderung des Ausländerregistrierungsgesetzes solle am 8. Januar in Kraft treten. Die Zahl der ständig in Japan lebenden Ausländer beläuft sich offiziellen Angaben zufolge auf 645 000.

Zitate Willy Brandts Demokratie wagen

Willy Brandt hat es verstanden, mit wenigen Worten komplizierte Zusammenhänge knapp aber treffend zu beschreiben. Eine Auswahl seiner Zitate: Volk von Berlin! Wir rufen die Völker der Welt! Das Ergebnis eines schreienden Unrechts kann nicht ein papierner Protest sein. Berlin erwartet mehr als Worte. Berlin erwartet politische Aktion. Der Tag wird kommen, an dem das Brandenburger Tor nicht mehr an der Grenze liegt. 16. August 1961, Berlin, Kundgebung gegen die Mauer.

Wir wollen mehr Demokratie wagen.

1969 in der Regierungserklärung.

Immer wieder bin ich gefragt worden, was es mit dieser Geste auf sich gehabt habe. Ich hatte nichts geplant. Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt. 7. Dezember 1971, Warschau, Kniefall vor dem Denkmal des Juden-Gettos.

Am Abend des 6. Mai habe ich dem Bundespräsidenten meinen Rücktritt erklärt und damit die politische und persönliche Verantwortung für Fahrlässigkeiten im Zusammenhang mit der Agentenaffäre übernommen. Diese Entscheidung konnte mir niemand abnehmen. Mein Rücktritt geschah aus Respekt vor ungeschriebenen Regeln der Demokratie, und auch, um meine persönliche und politische Integrität nicht zerstören zu lassen. 6. Mai 1974, Bonn, Rücktritt nach der Guillaume-Affäre.

Ich verlasse die Brücke, aber ich gehe nicht von Bord. Mit der mir zugewachsenen Erfahrung und in der Offenheit, die mir bald zur Verfügung stehen wird, möchte ich der deutschen und europäischen Sozialdemokratie weiterhin helfen, so gut ich es vermag. 16. Juni 1987, Bonn, Rücktritt als SPD- Vorsitzender.

Da scheinen einige zu meinen, nationale Hauptstädte werde es bald nicht mehr geben. Ich habe da meine Zweifel, was den Zeitraum angeht und rege Wiedervorlage an, wenn die Briten London, die Spanier Madrid etc. abgeschafft haben werden. In Frankreich wäre übrigens niemand auf den Gedanken gekommen, im relativ idyllischen Vichy zu bleiben, als fremde Gewalt der Rückkehr in die Hauptstadt an der Seine nichts mehr im Wege stand. Bei der Debatte über die künftige deutsche Hauptstadt im Juni 1991.

Als junger Mann glaubte ich, Marxist zu sein. Aber ich bin nicht sicher, ob ich genug gearbeitet habe, um es zu werden. Schade. Ich hätte es tun sollen. Denn in der Jugend Marxist zu sein, ist eine gute Vorbereitung, um im Alter ein guter Sozialist zu werden. In einem Interview der Mailänder "L'Europeo" (1973).

Es wird sich als geschichtlicher Irrtum erweisen, daß dem demokratischen Sozialismus zugrunde liegende Ideal - die Zusammenfügung von Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität - als überholt abtun zu wollen ... Manche werden sich noch wundern, als wie abwegig sich ihre Grabgesänge erweisen. In der "Frankfurter Rundschau", September 1991.

Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört. Das gilt für Europa im ganzen. Die Winde der Veränderung, die über Europa ziehen, konnten nicht an Deutschland vorbeiziehen. Keiner von uns weiß in diesem Augenblick genau, wie die nächsten Etappen aussehen. Aber dies ist jedenfalls schon mal ein schöner Tag, weil viele, die von einander getrennt waren, wieder zusammenkommen. 10. November 1989, Berlin, nach dem Fall der Mauer.

Menschen, die mir freundlich gesonnen sind, bemerken dann und wann, der Tag, an dem sich die Deutschen in Freiheit vereinen, müsse die Erfüllung meines politischen Lebens sein. Das ist zu kurz gedacht und zu eng. Ich möchte den Tag sehen, an dem Europa eins geworden ist.

20. Dezember 1990, Berlin, Rede als Alterspräsident im Bundestag.

Wo immer schweres Leid über die Menschen gebracht wird, geht es uns alle an. Vergeßt nicht: Wer Unrecht lange geschehen läßt, bahnt dem nächsten den Weg. 15. September 1992, Berlin, Grußwort an die Sozialistische Internationale.

Das Zusammenwachsen jedenfalls ist ein widerspruchsvoller Prozeß. Damit er gut verläuft, darf man einerseits nicht zulassen, daß der Mantel des Verschweigens über gravierendes Unrecht ausgebreitet wird, auf der anderen Seite aber auch nicht hinnehmen, wenn dem vergangenen System durch grassierende Verdächtigungen und langanhaltende Vergiftung nachträglich Triumphe beschert wird. 1992 in seiner letzten Bundestagsrede.

(AP/AFP/dpa)

Richard von Weizsäcker: Ein Großgesinnter

Bundespräsident Richard von Weizsäcker kondolierte in einem Beileidstelegramm der Witwe von Willy Brandt, Brigitte Seebacher- Brandt. Es lautet: "Neben dem Abschiedsschmerz steht die Dankbarkeit für das Leben von Willy Brandt. Er war ein großgesinnter Mensch. Er erlitt und ertrug Unrecht, er widerstand ihm mit Mut. Doch er sann nicht auf Vergeltung. Vielmehr rang er mit seiner Humanität, seiner visionären Kraft und seinem sicheren Instinkt um den Frieden in Deutschland, um Verständigung mit den ehemaligen Gegnern und um die Wiederherstellung des deutschen Namens.

Der Freiheitswille der Berliner, die Lebendigkeit der Demokratie in Deutschland, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und die Verantwortung des Nordens der Erde für die Überwindung der Not im Süden sind und bleiben mit seinem Namen verbunden.

Zusammen mit ungezählten anderen denke ich an seine mitempfindende und kluge Sensibilität, mit der er Gedanken ausgetauscht und geholfen hat, an seine nimmermüde Menschlichkeit." AFP

Rußland baut Rüstung aus

MOSKAU, 9. Oktober (AFP). Die russische Regierung will ihre Aufträge an die heimische Rüstungsindustrie im kommenden Jahr um zehn Prozent steigern. Dies sagte Ministerpräsident Jegor Gajdar der Militärzeitung Krasnaja Swesda vom Freitag. Ziel sei dabei, die russischen Streitkräfte auf dem neuesten technischen Stand zu halten.

Der für den militärisch-industriellen Komplex zuständige Vize-Ministerpräsident Georgi Chisha kündigte eine noch stärkere Steigerung der Rüstungsausgaben an. Der Nachrichtenagentur Interfax sagte er, das Gesamtvolumen der Staatsaufträge an die Rüstungsindustrie habe 1992 bei 115 Milliarden Rubel gelegen; 1993 solle für insgesamt 160 Milliarden Rubel Kriegsgerät gekauft werden.

"Bußgeld für Schwarzfahrer"

BONN, 9. Oktober (AFP). Beim Schwarzfahren soll nach einem Vorschlag des Landes Rheinland-Pfalz künftig nur noch im Wiederholungsfall eine Strafanzeige drohen. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf brachte die Landesregierung jetzt in den Bundesrat ein. Das erste Mal Schwarzfahren soll künftig nur noch als Ordnungswidrigkeit gelten und bußgeldpflichtig sein.

Zur Begründung heißt es, die Strafrechtsbestimmung zum Schwarzfahren entspreche nicht mehr der Rechtswirklichkeit. Die meisten ertappten Schwarzfahrer könnten sich durch das "erhöhte Beförderungsgeld" von einer Strafanzeige "freikaufen". Die Strafdrohung sei nur noch ein Druckmittel, den Schwarzfahrer zum Zahlen zu bewegen.

Deutsches Schiff mit Waffen nach Liberia unterwegs?

MONROVIA, 9. Oktober (AFP). Die westafrikanische Eingreiftruppe für den Bürgerkriegs-Staat Liberia, ECOMOG, hat das deutsche Schiff "Sea Rose" aufgebracht. Es steht im Verdacht, Waffen an Bord zu haben. Wie der Flottenkommandeur der ECOMOG, S. Kolawole, am Freitag bekanntgab, wurde der Frachter vor dem Hafen Buchanan abgefangen. Der Hafen wird von den kriegführenden Truppen des Rebellenchefs John Taylor kontrolliert. Die Besatzung der "Sea Rose" habe es abgelehnt, ihr Schiff nach Waffen durchsuchen zu lassen. ECOMOG kündigte eine Zwangsdurchsuchung an.

Die ECOMOG hatte kürzlich bekanntgegeben, "alle Schiffe, die in die liberianischen Hoheitsgewässer" fahren, sollten "durchsucht werden, um sicherzustellen, daß keine Waffen und keine Munition ins Land gebracht werden". Diese Warnung sei von der "Sea Rose" mißachtet worden, sagte Kolawole. Die Besatzung habe vielmehr klargemacht, sie wolle den "geheimen Handel" in den von Taylor kontrollierten Gebieten "fortsetzen".

Sechs Autos stießen zusammen: Vier Verletzte

RAUNHEIM. Bei einem Serienunfall auf der Autobahn Wiesbaden-Darmstadt sind in der Nacht zum Freitag bei Raunheim (Kreis Groß-Gerau) sechs Autos zusammengestoßen. Vier Menschen wurden dabei nach Mitteilung des Regierungspräsidiums (RP) verletzt.

Ein Autofahrer aus Wuppertal habe einen vorausfahrenden Wagen zu spät erkannt und sei aufgefahren. Beim Abbremsen und Ausweichen seien vier nachfolgende Wagen zusammengestoßen.

Die Autobahn mußte nach Angaben des RP-Sprechers für eine Stunde gesperrt werden, der Sachschaden werde auf 70 000 Mark geschätzt. lhe

Zur Person:

WOLFGANG EIFLER, vom Dienst suspendierter katholischer Priester, hat in Wiesbaden seine langjährige Lebensgefährtin geheiratet. Im Juli hatte das Bistum Mainz den Klinikpfarrer von seinem Amt enthoben, nachdem er sich öffentlich zur Lebensgemeinschaft mit der Frau bekannt hatte. Bischof Karl Lehmann sprach eine Warnung aus: "Ich bitte und ermahne Sie dringend, diese Eheschließung nicht einzugehen", hieß es in einem Schreiben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. "Wenn Sie in ihrem Entschluß verharren, können Maßnahmen notwendig werden, die über die Suspension hinausreichen." (dpa)

Windeln stoppten Schuß auf einen Wohnwagen

HANAU. Eine Packung Einwegwindeln hat einen Schuß auf den Wohnwagen einer deutschen Familie in Hanau abgefangen und damit möglicherweise Schlimmeres verhindert.

Die vierköpfige Familie sei unverletzt mit dem Schrecken davongekommen, berichtete die Polizei in Hanau am Freitag. Unbekannte hätten am Donnerstag abend mehrere Schüsse auf das Wohnwagenlager abgegeben, von denen einer die Wand des Fahrzeugs durchschlug.

Das Projektil vom Kaliber neun Millimeter sei in dem Windelpaket steckengeblieben, so die Polizei. Nach den Schüssen seien die Täter in einem Auto mit hohem Tempo geflüchtet. Über ihre Motive rätselt die Polizei noch.

Der 21jährige Besitzer des Wohnwagens, seine Lebensgefährtin (23) und deren zwei Jahre und acht Monate alten Kinder, die alle mit festem Wohnsitz in Hanau gemeldet sind, hielten sich zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Wohnwagen auf. lhe

RUTH WAGNER, Landtagsabgeordnete der FDP, hat Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) aufgefordert, für einen ordnungsgemäßen Betrieb in den Fachbereichen Rechtswissenschaft der hessischen Universitäten zu sorgen. Trotz der schon im September großen Zahl der Erstsemester-Studenten für das Fach Jura habe die Ministerin die zu erwartenden Engpässe "bagatellisiert", kritisierte sie. Seit Anfang Oktober und damit noch vor Ende der Einschreibefrist zeichne sich ab, daß die anhaltend hohe Zahl der Immatrikulationen für Jura zum "Kollaps" in diesem Studienbereich führen werde, wenn nicht kurzfristig zusätzliche Lehraufträge, Lehrmaterial und Räumlichkeiten bereitgestellt würden.

Reaktorblock A zur Inspektion abgeschaltet

BIBLIS. Der Block A des Atomkraftwerks Biblis (Kreis Bergstraße) ist am Freitag gegen Mitternacht zur Jahresinspektion abgeschaltet worden. Bei den knapp zwei Monate dauernden Arbeiten werden nach Mitteilung der Kraftwerksleitung auch die Brennelemente ausgetauscht. Anfang Dezember werde Biblis A wieder ans Netz gehen. lhe

Schlachterei schließt 150 Arbeitsplätze werden gestrichen

BESELICH. Die Lohmann-Wesjohann- Gruppe (Rechterfeld/Kreis Vechta) schließt zum Ende des Jahres ihre Geflügelschlachterei im Beselicher Ortsteil Obertiefenbach (Kreis Limburg-Weilburg). Das bedeute das Aus für 150 Arbeitsplätze, bestätigte ein Sprecher der Firma am Freitag.

Als Grund für die Schließung nannte das Unternehmen die europaweit anhaltende Überproduktion von Geflügelprodukten und den damit verbundenen Preisverfall. Die Produktion solle auf weniger Betriebe konzentriert werden, um diese voll auslasten zu können.

Nach Angaben des Unternehmens soll in Obertiefenbach im kommenden Jahr ein Vertriebszentrum für schlachtfrische Geflügelprodukte entstehen, von dem aus unter anderem das Rhein-Main-Gebiet versorgt werden solle.

Für die (von Januar 1993 an) 150 arbeitslosen Mitarbeiter der Schlachterei soll in der kommenden Woche nach Firmenangaben über einen Sozialplan verhandelt werden. lhe

Auch Kasseler Polizei

fahndet mit Tonband

KASSEL. Angesichts des Erfolges ihrer Hannoveraner Kollegen bei der Suche nach einem Bombenleger setzt auch die Kasseler Polizei auf ein Tonband.

Unter der Telefonnummer 0 11 66 ist in den nächsten Tagen bundesweit die Stimme eines Mannes zu hören, der nach Ansicht der Polizei einem 49jährigen Kasseler Gastwirt mit einem Barhocker den Schädel eingeschlagen und ihn lebensgefährlich verletzt hatte.

Vermutlich einer der Täter selbst, so am Freitag ein Polizeisprecher, hatte nach der Tat in der Nacht zum Dienstag bei der Feuerwehr angerufen und gesagt: ". . . Raubüberfall . . . wahrscheinlich ein Toter . . . kommen Sie schnell!"

Der oder die Täter hatten aus der Kasse und aus Münzautomaten Bargeld in unbekannter Höhe geraubt und waren geflüchtet. Der Wirt ist mitterweile außer Lebensgefahr. lhe

Lebenshilfe und LWV kaufen Bäckerei

KORBACH. Mit 1,3 Millionen Mark fördert der Landeswohlfahrtsverband (LWV) Kassel den Kauf einer Bäckerei in Korbach. Dort will die "Lebenshilfe" Arbeitsplätze und Wohnraum für 15 geistig und seelisch behinderte Menschen schaffen. Wie der LWV mitteilte, sollen die Behinderten in "regulären Arbeitsverhältnissen" beschäftigt werden und Vollkornprodukte herstellen, die über Großabnehmer und Einrichtungen der Lebenshilfe vertrieben werden. lhe

Asylbewerber Bald ein neues Lager in Wiesbaden

WIESBADEN. Das Land Hessen will auf einem früher von den US-Streitkräften genutzten Kasernengelände in Wiesbaden ein Erstaufnahmelager für 500 bis 1000 Asylbewerber einrichten. Entsprechende Pläne bestätigte der Chef des Liegenschaftsamts der hessischen Landeshauptstadt, Jörg Bourgett, am Freitag. Die Stadt sei über dieses Projekt zwar "nicht erfreut", werde sich zu den Plänen des Landes aber "sehr kooperativ" verhalten.

Im Interesse des "sozialen Friedens" ist Wiesbaden nach Angaben Bourgetts allerdings nur bereit, höchstens 500 Asylbewerber zusätzlich zu akzeptieren. Außerdem müsse sichergestellt sein, daß die Asylbewerber in der Kaserne menschenwürdig untergebracht werden könnten.

Nach der geplanten Rückgabe des früheren "Camp Pieri" Mitte November wollten Vertreter des zuständigen Familienministeriums, des Regierungspräsidiums und der Stadt zunächst den Zustand der Kaserne begutachten.

Mit der endgültigen Entscheidung über die Verwendung von "Camp Pieri" als Erstaufnahmelager rechnet Bourgett nicht vor Ende November.

In der hessischen Landeshauptstadt sind nach seinen Angaben bereits durchschnittlich 1000 Asylbewerber untergebracht, die von dort auf andere Kommunen verteilt werden. Den monatlichen Neuzugang von Asylbewerbern bezifferte der Dezernent auf rund 150.

Wiesbaden wäre dann das siebte Lager, das Hessen neben der zentralen Aufnahmestelle in Schwalbach (Main-Taunus-Kreis) unterhält. Für die Erstaufnahme von Asylbewerbern (insgesamt rund 9000) wurden ehemalige Kasernen in Gelnhausen, Butzbach, Gießen und Korbach sowie Zeltlager am Hessenpark und Darmstadt bereitgestellt. Auch Frankfurt soll demnächst Flüchtlinge in einer ehemaligen Kaserne und möglicherweise in einem eigenen Hüttendorf aufnehmen. zg

Kriminalität/ .LKA: Gewalttäter Börner im Inland oder in den Benelux-Staaten

Mainz (lrs) - Der flüchtige Gewalttäter Gerhard Börner (45) und seine Ehefrau Jutta werden im Inland oder in den Benelux-Staaten vermutet. Anfang Oktober sei er offenbar im Raum Aachen und danach in Amsterdam gewesen, berichtete das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) am Freitag in Mainz. Börner war am 27. September unter ungeklärten Umständen aus der Landesnervenklinik Andernach (Kreis Mayen-Koblenz) geflohen, wo er wegen vierfachen Totschlags und versuchten Mordes an Frauen untergebracht war.

CDU-Fraktionschef Hans-Otto Wilhelm sprach am Freitag nach einem Besuch in der Nervenklinik von "organisatorischen Mängeln" im Sicherheitssystem. Die Flucht sei nur schwer erklärbar, denn weder an Schlössern noch an Gitterstäben seien Schäden festgestellt worden. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen eingeleitet. Inzwischen sei auch bekanntgeworden, daß der Gewalttäter in seiner Zelle über ein Funktelefon verfügt habe, mit dem er mögliche Helfer habe dirigieren können. Bautrupps und Lieferanten seien an der Pforte nicht kontrolliert worden.

Nach Auskunft von Wilhelm sind in Andernach in diesem Jahr bereits 24 Straftäter entweder geflohen oder nicht nicht aus dem Urlaub zurückgekehrt. Wegen einer Anfrage der SPD wird sich der Landtag kommende Woche mit dem Thema befassen. lrs ku rw ds

"Schicksalstag" für Premierminister Major

BRIGHTON, 9. Oktober (Reuter). Mit Spannung wird die Rede des britischen Premierministers John Major am heutigen Freitag beim Parteitag der Konservativen im südenglischen Seebad Brighton erwartet. Beobachter erklärten, die Rede könnte zur wichtigsten in Majors bisherigen politischen Karriere werden.

Der Premier sieht sich innerhalb der Partei einflußreichen Kritikern seiner Europa-Politik gegenüber. So attackierte seine Vorgängerin Margaret Thatcher in einem Zeitungsbeitrag erneut den Vertrag von Maastricht über eine politische Union in Europa. Major möchte die Haltung seiner Regierung in dieser Frage verteidigen.

Aus Parteikreisen in Brighton verlautete, Major werde in seiner Rede klarstellen, "wer der Chef ist". Die konservative Zeitung "Daily Mail" erklärte den heutigen Freitag zum "Schicksalstag" des Premiers.

Margret Thatcher äußerte sich besorgt über die Machtstellung Deutschlands in Europa. In einem vorab veröffentlichten Interview für das US-Magazin "Forbes" wurde sie mit den Worten zitiert, das vereinigte Deutschland löse Ängste aus. Im 20. Jahrhundert habe sich die Staatengemeinschaft oft bemüht, die Macht Deutschlands zu begrenzen. "Es war eine Sache, als Deutschland geteilt war und in ganz Europa der Kalte Krieg herrschte", sagte Frau Thatcher weiter. "Jetzt ist alles anders."

Die ehemalige Regierungschefin sagte weiter, sie glaube nicht daran, daß Deutschland frei bleibe, wenn sich die Amerikaner ganz aus Europa zurückzögen. Frankreich sei zu einem Junior-Partner im Schlepptau eines "starken und dominanten Deutschland" geworden.

Frau Thatcher bekräftigte ihre Kritik an dem Vertrag von Maastricht über eine politische Union in Europa. Der Vertrag gehe in eine völlig falsche Richtung und bedeute, daß in Zukunft Bürokraten statt demokratisch gewählter Regierungen die Macht besäßen.

Flugverbot auf dem Balkan wahrscheinlich

NEW YORK/SARAJEWO, 9. Oktober (Reuter/AP). UN-Generalsekretär Butros-Ghali hat der geplanten Verhängung eines Flugverbotes für Militärmaschinen über Bosnien-Herzegowina grundsätzlich zugestimmt, zugleich aber Bedenken geäußert.

In einem am Donnerstag zugänglich gemachten Brief Butros-Ghalis an den Präsidenten des Sicherheitsrates hieß es, noch hätten nicht alle Konfliktparteien ein solches Flugverbot gutgeheißen. Der Sicherheitsrat will heute über die Einrichtung einer Flugverbotszone abstimmen. Eine entsprechende Vorlage haben die USA, Großbritannien und Frankreich im Rat eingebracht. Die bosnischen Serben lehnen ein Flugverbot ab.

Butros-Ghali schrieb an den derzeitigen Präsidenten des Sicherheitsrates, den französischen UN-Botschafter Jean- Bernard Merimee, er wende sich nicht gegen die Einrichtung einer Flugverbotszone. Er sorge sich aber um die Folgen für die Truppen der Vereinten Nationen (UN) in Bosnien, wenn das Mandat der UN-Truppe in der Republik auf diese Weise verändert werde. Die bosnischen Serben hätten bislang lediglich erklärt, sie wollten Flüge von Militärmaschinen einstellen, wenn Flugzeuge mit Hilfsgütern den bosnischen Luftraum durchquerten, schrieb der Generalsekretär weiter.

Gerüchte, wonach sich Serben und Kroaten schon weitgehend über eine Aufteilung Bosniens verständigt haben sollen, erhielten am Donnerstag von Äußerungen des Serbenführers Radovan Karadzic neue Nahrung. Die Regierung von Bosnien legte unterdessen bei den UN erstmals formell schriftliche Dokumente über Greueltaten von Serben an Moslems vor.

Für die schnellstmögliche Einrichtung des Flugverbots sprach sich der bosnische UN-Botschafter Muhamed Sacirbey aus. Er bat zugleich die islamischen Staaten um Unterstützung. Nach Angaben der UN wird der Sicherheitsrat am Vormittag zunächst zu vertraulichen Beratungen zusammenkommen, anschließend öffentlich tagen und über den Resolutionsentwurf entscheiden. Wann das Flugverbot in Kraft treten soll, ist nicht bekannt. In der Resolution ist kein genauer Termin genannt.

Eine gewaltsame Durchsetzung des Flugverbots ist vorerst nicht vorgesehen. Dies soll wenn nötig in einer zweiten Resolution beschlossen werden. Ausgenommen von dem Flugverbot sind Flüge der UN-Friedenstruppen, des UN-Personals sowie Hilfsflüge nach Bosnien-Herzegowina. Kroaten und Moslems besitzen in Bosnien keine Luftwaffe. Der Präsident des Sicherheitsrats Merimee, erklärte, das Flugverbot solle in zwei Schritten durchgesetzt werden, um den Unterhändlern im Jugoslawienkonflift, dem UN-Sondergesandten Cyrus Vance und EG-Vermittler David Owen, Gelegenheit zu Gesprächen mit den Konfliktparteien zu geben, um die Kämpfe zu beenden.

In Bosnien-Herzegowina stehen Serben und Kroaten nach Angaben von Karadzic kurz vor einer Waffenruhe. Karadzic widersprach am Donnerstag in Genf aber Berichten, wonach die Eroberung der Stadt Bosanski Brod schon das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen Kroaten und Serben gewesen sei. Die bosnischen Moslems fürchten ein Abkommen zwischen Kroaten und Serben, da das Land damit faktisch aufgeteilt würde, den Moslems aber kaum Lebensraum bliebe. Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic betonte am Donnerstag, er sei für die völlige Gleichbehandlung aller Volksgruppen in Bosnien. "Wir müssen ein neues Land aufbauen, das sich auf der Gleichbehandlung aller Völker ungeachtet ihrer numerischen Stärke gründet", wurde Izetbegovic im kroatischen Fernsehen zitiert.

Neunzig Prozent aller in Bosnien-Herzegowina vorhandenen Waffen befinden sich nach Erkenntnissen des Londoner Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in der Hand der Serben. Bei der Vorstellung des Jahresberichts über das "Militärische Kräfteverhältnis 1992/93" sprach sich der stellvertretende Direktor des Instituts, Michael Dewar, am Donnerstag dafür aus, der bosnischen Regierung Waffen zu liefern, anstatt die Friedenstruppe der Vereinten Nationen zu verstärken.

"Schließlich handelt es sich um einen souveränen Staat mit dem Recht, sich zu verteidigen", sagte Dewar.

Kurz gemeldet: Guzmans Anwalt will Urteil anfechten

LIMA, 9. Oktober (Reuter). Der Anwalt des peruanischen Guerilla-Chefs Abimael Guzman will das Urteil zu lebenslanger Haft wegen Hochverrats anfechten. Das Gericht habe das Urteil veröffentlicht, bevor es Guzman verlesen worden sei. Frauen fragten nach der "Wahrheit" ALGIER, 9. Oktober (AFP). Rund 1500 Demonstranten, zumeist Frauen, haben in Algier "die Wahrheit" über die Ermordung des algerischen Präsidenten Mohamed Boudiaf verlangt und gegen den Terror islamischer Fundamentalisten protestiert.UN planen Neuwahlen in Kambodscha NEW YORK, 9. Oktober (AFP). Die UN wollen auch gegen den Widerstand der marxistischen Roten Khmer bis Mai 1993 Neuwahlen in Kambodscha durchsetzen. Dieses Übereinkommen trafen zehn am Friedensprozeß beteiligte Länder. Japan will Sitz im Sicherheitsrat TOKIO, 9. Oktober (AFP). Japan strebt bis 1995 die Erweiterung des UN-Sicherheitsrats um vier ständige Sitze ohne Vetorecht an. Ebenso wie Bonn will auch Tokio einen dieser Sitze beanspruchen. Verzicht auf Fingerabdrücke TOKIO, 9. Oktober (AFP). Die japanische Regierung will im Januar eine umstrittene Regelung abschaffen, die ständig in Japan lebende Ausländer zwingt, ihre Fingerabdrücke speichern zu lassen. Zwei Sikhs gehenkt NEU-DELHI, 9. Oktober (AFP). Zwei Sikhs sind am Freitag wegen Mordes an einem früheren indischen Armeekommandanten vor sechs Jahren mit dem Strang hingerichtet worden.

Flugzeugabsturz in China Touristen unter den Opfern

PEKING, 9. Oktober (Reuter). In China sind beim Absturz eines Charterflugzeuges 14 Menschen ums Leben gekommen. Die Verwaltung der Provinz Gansu teilte am Freitag mit, die Maschine sowjetischer Produktion mit 35 Menschen an Bord sei am Donnerstag in der Luft zerbrochen und abgestürzt. Unter den Toten seien neun französische Touristen und fünf Besatzungmitglieder, hieß es. Es ist das dritte schwere Unglück, das Chinas veraltete Luftflotte innerhalb von drei Monaten trifft.

Den Behörden zufolge sollte die Maschine von der Provinzhauptstadt Lanzhou nach Xian fliegen. Der Start sei wegen Problemen mit den Propellertriebwerken für über eine Stunde verzögert worden. 40 Minuten nach dem Start habe der Pilot die Rückkehr angekündigt. Die Maschine sei beim Landeanflug plötzlich auseinandergebrochen und rund 100 Kilometer von Lanzhou entfernt am Boden zerschellt. Die Ursache für das Unglück sei noch nicht bekannt.

Alle Passagiere, die im vorderen Teil der Maschine gesessen hätten, seien umgekommen, sagte ein Behördensprecher. An Bord seien 14 Europäer, elf Taiwanesen, drei Chinesen sowie sieben chinesische Besatzungsmitglieder gewesen. Ein Vertreter der Fluggesellschaft Wuhan, die den Charterflug organisiert hatte, sagte, möglicherweise sei das Triebwerk im Flug eingefroren. Das in der Sowjetunion gebaute Propeller-Flugzeug sei Ende der 60er Jahre angeschafft worden, sei aber noch "relativ neu" gewesen, weil es selten benutzt worden sei.

Chinas Luftflotte ist veraltet. Angesichts steigender Touristenzahlen werden alle verfügbaren Maschinen mobilisiert. Im August verunglückte ein Hubschrauber vom sowjetischen Typ MI-8 bei Peking. Ende Juli stürzte eine sowjetische Yak-42 mit 126 Menschen an Bord ab.

Argentinien vor landesweitem Streik

BUENOS AIRES (rtr/FR). Zum Protest gegen die Wirtschaftspolitik des argentinischen Präsidenten Carlos Menem haben führende Gewerkschaften des Landes aufgerufen. Mehr als 100 Delegierte von 67 Organisationen sprachen sich für einen 24stündigen Generalstreik am 23. Oktober aus. Der Generalsekretär des peronistischen Gewerkschafts-Dachverbandes und Anhänger Menems, Oscar Lescano, der an der Versammlung nicht teilgenommen hatte, bezeichnete allerdings die Abstimmung als ungültig. Zugleich warf er anderen Gewerkschaftsfunktionären vor, sich durch den Protest nur persönlich profilieren zu wollen. Sein Vorgänger als Generalsekretär und zugleich Initiator des Aufrufs, Saul Ubaldini, entgegnete, es gehe nicht um einzelne Gewerkschaftsführer, sondern um die Arbeiter und Rentner, die seit drei Jahren unter der verfehlten Wirtschaftspolitik zu leiden hätten. Der Lohn-Anteil am Volkseinkommen sei seit Mitte der achtziger Jahre von 36 auf 24 Prozent gesunken.

Zuvor hatte Argentiniens Wirtschaftsminister Domingo Cavallo angekündigt, Unternehmensteuern senken zu wollen, um Investitionen und Exporte anzuregen.

Bergung der Opfer eingestellt Neue Bilanz der Amsterdamer Katastrophe: Bis zu 120 Tote

AMSTERDAM, 9. Oktober (AP/Reuter/dpa/FR). In Amsterdam haben die Bergungsmannschafen vier Tage nach der Flugzeugkatastrophe ihre Arbeit eingestellt. Die Katastrophe kostete nach Angaben von Oberbürgermeister Ed van Thijn bis zu 120 Menschen das Leben. Die Schätzung basiert, wie Thijn am Freitag abend mitteilte, auf neuen Polizeilisten über Vermißte. Bis Donnerstag waren 50 Tote in den Trümmern des riesigen Hochhauskomplexes im Stadtteil Bijlmermeer gefunden worden.

Der Amsterdamer Polizeipräsident Erik Nordholt rief die Medien auf, insbesondere eine Liste mit den Namen von 63 Personen zu veröffentlichen, deren Verbleib ungeklärt sei. Er rief alle, die ihren Namen auf dieser Liste finden, auf, sich bei der Polizei zu melden. Nordholt veröffentlichte eine weitere Liste mit 48 Namen von Personen, die als vermißt und vermutlich tot gelten.

Die genaue Zahl der Opfer wird wahrscheinlich nie bestimmt werden können. Viele Menschen waren in der Glut der Explosion zu Asche verbrannt oder sogar verdampft. Nur sieben der verstümmelten Leichen wurden bisher identifiziert.

Der Flugschreiber der Unglücksmaschine kann im englischen Farnborough mit der dortigen Technik nicht ausgewertet werden, doch soll die Verkehrssicherheitsbehörde in Washington mit ihren modernen Computern einen neuen Versuch unternehmen, das Gerät zu entziffern. Die Experten erhoffen sich Hinweise darauf, was in den 15 Minuten zwischen Start und Absturz der Boeing 747-200F geschah.

Hunderte von Sensationshungrigen haben in den letzten fünf Tagen die Absturzstelle der israelischen Frachtmaschine im Amsterdamer Stadtteil Bijlmermeer besucht. Für das Wochenende befürchtet die Polizei einen großen Zustrom von Tagesausflüglern. Die Bewohner von Bijlmermeer haben inzwischen überall Plakate aufgehängt mit der Aufschrift: "Katastrophentourismus unerwünscht." Seit diese Schilder jedoch im Fernsehen gezeigt wurden, locken sie zahlreiche Souvenirjäger an.

Wie die Amsterdamer Tageszeitung De Telegraaf am Freitag berichtete, fahren manche Schaulustige zunächst mit dem Aufzug in die obersten Etagen der Wohnblocks, die dem Unglücksort gegenüberliegen. Wenn sie sich von dort aus "sattgesehen" haben, trinken sie im Schatten der zerstörten oder ausgebrannten Wohnungen Bier und hören dabei Musik aus mitgebrachten Radiorekordern.

Bus-Gütesiegel vorgeschlagen

BONN, 9. Oktober (Reuter). Als Reaktion auf mehrere Reisebus-Unfälle in jüngster Zeit hat der Technische Überwachungsverein (TÜV) die Schaffung eines Gütesiegels für seriöse Busunternehmen angeregt. Das Zertifikat solle jene Busunternehmen auszeichnen, deren Fahrer sich an die vorgeschriebenen Ruhezeiten hielten und nicht - wie oft festgestellt - die Fahrzeiten an den Fahrtenschreibern manipulierten, schlug der TÜV-Verband am Freitag in Bonn vor. Die meisten Omnibus-Unfälle würden von übermüdeten und überforderten Fahrern - nicht durch technische Mängel - verursacht.

Reichsbahn verlangt jetzt auch von Vierjährigen eine Fahrkarte

FRANKFURT A.M., 9. Oktober (Reuter/FR). Ab Montag wird das Reisen bei der Reichsbahn für Familien mit dreijährigen und vierjährigen Kindern teurer. Dann gelten bei beiden deutschen Bahnen für Kinder die einheitlichen Altersgrenzen von vier bis elf Jahren. Bei der Reichsbahn zahlten Kinder bisher erst von sechs Jahren an den halben Preis. Da diese Ermäßigung bisher auch für Jugendliche bis 15 Jahren galt, werden die Fahrscheine auch für die Altersgruppe ab elf Jahren teurer, da sie jetzt wie schon bei der Bundesbahn den vollen Fahrpreis entrichten müssen.

Quasi als Härteausgleich können aber Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre mit ständigem Wohnsitz in den neuen Bundesländern und Berlin-Ost bis Ende Dezember 1992 eine ermäßigte Bahncard für zehn Mark erwerben. Bundesbahn und Reichsbahn teilten am Freitag in Frankfurt und Berlin mit, diese Bahncard, mit der Fahrkarten zum halben Preis für die 2. Klasse gekauft werden können, werde nur von der Reichsbahn verkauft.

Bereits gelöste Bahncards im Osten zum Preis von 50 Mark werden mit derselben Geltungsdauer umgetauscht, der Betrag von 40 Mark ohne Abzug zurückbezahlt.Der Besitz von Kinderpornos soll künftig strafbar sein

BONN, 9. Oktober (FR). Die Produzenten und Vertreiber von Pornographie mit Kindern sollen nach dem Willen aller Bundestagsparteien härter bestraft werden. Auch der Besitz von Kinderpornos soll bestraft werden.

(Bericht auf Seite "Aus aller Welt", Kommentar auf Seite 3)

Neue IRA-Anschläge in London

LONDON, 9. Oktober (Reuter). Die Untergrundbewegung Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat in London zwei weitere Bombenanschläge verübt. In der Nacht zum Freitag explodierten zwei Autobomben in der Nähe von U-BahnStationen im Zentrum der britischen Hauptstadt. Eine Person wurde verletzt. Am Mittwoch hatte die IRA im Theaterviertel West End bereits zwei Bomben gezündet. Fünf Menschen waren dabei verletzt worden.

Alle vier Bomben waren relativ schwach. Offensichtlich ziele die IRA auf eine Verunsicherung der Londoner Bevölkerung, nicht aber auf Blutvergießen, hieß es in Sicherheitskreisen.

Zahlreiche U-Bahn-Stationen wurden in den Nachtstunden zeitweise geschlossen und nach weiteren Sprengsätzen durchsucht. Anfang des Jahres hatte die IRA damit gedroht, ihren Bombenterror zu verstärken. Seitdem sind in London zwölf Sprengsätze explodiert.

WILLIBALD GLAS, als "Kirchenrebell" bekanntgewordener Priester im oberbayerischen Arget, ist von der katholischen Kirche des Amts enthoben worden. Kardinal Friedrich Wetter verbot dem 65jährigen Geistlichen nach dessen kirchenkritischen Äußerungen die Priestertätigkeit. Entscheidend für die Amtsenthebung war nach Angaben des Ordinariats das von Glas wiederholt öffentlich herausgestellte eheähnliche Verhältnis zu seiner Haushälterin und die fehlende Bereitschaft, sich darüber mit seinen Vorgesetzten auseinanderzusetzen. (Reuter)

Flugzeug stürzte in China wegen Triebwerkschadens ab

PEKING, 9. Oktober (Reuter). In China ist ein Charterflugzeug mit 35 Menschen an Bord wegen eines Triebwerkdefekts abgestürzt. 14 Menschen, darunter neun französische Touristen, seien umgekommen, teilte die Verwaltung der Provinz Gansu mit. Es war das dritte schwere Unglück, das Chinas veraltete Luftflotte innerhalb von drei Monaten traf. Die zweimotorige Iljuschin-14 sollte am Donnerstag von der Provinzhauptstadt Lanzhou nach Xian fliegen.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, etwa 30 Minuten nach dem Start habe der Pilot den Ausfall eines der Motoren gemeldet und den Rückflug eingeleitet. Zehn Minuten später habe der Tower in Lanzhou den Funkkontakt verloren. Beim Absturz habe sich der Bug der Maschine in den Erdboden gebohrt und sei in zwei Teile zerbrochen, ohne aber zu explodieren.

Ein Sprecher der Fluggesellschaft Wuhan, die den Charterflug organisiert hatte, spekulierte, möglicherweise sei Vereisung die Ursache des Triebwerkversagens gewesen.

Chinas Luftflotte ist weitgehend veraltet. Angesichts steigender Touristenzahlen werden sämtliche verfügbaren Maschinen mobilisiert.

Zhao-Entmachtung bestätigt

PEKING, 9. Oktober (Reuter). Das Zentralkomitee (ZK) der chinesischen Kommunisten hat die Entmachtung des Parteichefs Zhao Ziyang im Juni 1989 bestätigt. Als Ergebnis eines Parteiverfahrens meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag, Zhao habe bei den Unruhen in jenem Jahr Fehler begangen. Das rechtfertige seine Entlassung als Generalsekretär der Partei und Mitglied im Ständigen Ausschuß des Politbüros. Dem Reformer war angelastet worden, der Demokratiebewegung nicht energisch genug entgegengetreten zu sein. Sie wurde am 4. Juni 1989 blutig niedergeschlagen. Drei Wochen später mußte Zhao gehen.

2,4 Millionen Versuchstiere

BONN, 9. Oktober (Reuter). Rund 2,4 Millionen Meerschweinchen, Ratten, Mäuse und andere Wirbeltiere haben 1991 in Deutschland für Versuche ihr Leben gelassen. Wie der Tierschutzbeauftragte im Bundeslandwirtschaftsministerium, Gerhard Baumgartner, am Freitag in Bonn mitteilte, wurde der Großteil - nämlich 2,11 Millionen - in den alten Ländern eingesetzt. Allerdings sei im Westen die Zahl der Versuchstiere um 10,8 Prozent gegenüber noch 2,37 Millionen 1990 zurückgegangen. Unter den Versuchstieren waren auch rund 8400 Hunde und Katzen sowie über 18 000 landwirtschaftliche Nutztiere.

Neben der Erprobung von Arzneien und anderen Stoffen, wo mit bundesweit 1,39 Millionen ein Großteil der Tiere eingesetzt wurde, gewinne der Tierversuch bei der Erkennung von Umweltgefahren an Bedeutung. So würden mehr und mehr Fische zur Überprüfung von Gewässern in den neuen Ländern eingesetzt, sagte Baumgartner.

Großbrand in Ölraffinerie

CARSON, 9. Oktober (Reuter). Eine schwere Explosion hat am Donnerstag abend eine Erdölraffinerie nahe Los Angeles erschüttert. Über dem Gelände des Texaco-Betriebs im US-Bundesstaat Kalifornien stand ein Feuerball, der noch in mehr als 30 Kilometer Entfernung zu sehen war. Die Erschütterungen waren noch in der 24 Kilometer entfernten Hafenstadt San Pedro spürbar. Nach Angaben der Feuerwehr von Los Angeles wurden mindestens 14 Menschen leicht verletzt. Im Umkreis von zwei Kilometern mußten Hunderte Anwohner ihre Häuser verlassen, da befürchtet wurde, die Qualmwolken könnten giftig sein.

Mit den UN kam die Prostitution Frauen beklagen Belästigungen durch Soldaten in Kambodscha

PHNOM PENH, 9. Oktober. Eine der größten Gefahren für die in Kambodscha stationierten UN-Soldaten stellen offenbar Geschlechtskrankheiten dar. Wie am Freitag aus Ärztekreisen der Übergangsverwaltung UNTAC verlautete, tauchen im deutschen Feldlazarett in Phnom Penh am Tag durchschnittlich drei bis vier Soldaten mit Krankheiten auf, die durch Geschlechtsverkehr übertragen wurden. Am häufigsten müssen die Ärzte Tripper, Syphilis und Krätze behandeln. Aids ist bislang in Kambodscha kaum verbreitet. Vor kurzem wurden aber im Prostituiertenviertel der Hauptstadt drei Fälle der Immunschwächekrankheit registriert.

Die UNTAC ist besorgt über das gehäufte Auftreten von Geschlechtskrankheiten unter den 15 000 Soldaten aus 31 Ländern. UNTAC-Vertreter räumen aber ein, daß es sich angesichts Tausender junger Männer, die getrennt von ihren Familien in der Fremde lebten, um eine unvermeidliche Erscheinung handele. Im übrigen müßten sich nicht nur Soldaten wegen Geschlechtskrankheiten behandeln lassen, sondern auch zivile UNTAC- Vertreter, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Auslandskorrespondenten.

Die Prostitution war bereits vor Eintreffen der UN-Truppe in Phnom Penh weit verbreitet, ist aber seit Ankunft der UN-Soldaten und Zivilbeamten auf ein nie dagewesenes Niveau angestiegen. Viele der blutjungen Prostituierten kommen aus dem benachbarten Vietnam.

Kondome sind bei vielen UN-Soldaten offenbar nicht sehr gefragt. Den Ärztekreisen zufolge hatten die deutschen Sanitätssoldaten 50 000 Präservative im Gepäck, die Nachfrage halte sich aber in Grenzen. Am verantwortungsbewußten zeigten sich noch die afrikanischen UN- Soldaten, die in Sachen Aids gut aufgeklärt seien. Die Europäer fragten dagegen nicht so oft nach Kondomen.

175 Frauen haben jetzt in einem offenen Brief gegen sexuelle Belästigungen durch Mitglieder der UNTAC protestiert. In dem am Freitag veröffentlichten Schreiben an UNTAC-Leiter Yasushi Akashi schrieben die Frauen, sie fühlten sich von dem unakzeptablen Verhalten einiger männlicher UNTAC-Mitarbeiter in gewisser Weise vergewaltigt. Parteien sagen Belästigung Kampf an

BONN (Reuter). Vertreter aller Bundestagsparteien haben am Freitag die sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz als ernsthaftes Problem bezeichnet, das es zu bekämpfen gelte. In einer auf Antrag der SPD angesetzten Debatte verlangte die SPD-Abgeordnete Hanna Wolf, die Schutzpflichten der Arbeitgeber müßten ausgeweitet werden. Notwendig sei vor allem ein innerbetriebliches Beschwerdeverfahren, das die Rechte der belästigten Frauen stärke. Die Bundesregierung kündigte an, schon bald wolle sie eine Gesetzesinitiative einbringen. Darin werde sexuelle Belästigung als Dienstvergehen aufgefaßt.

Venus schluckte Sonde

SYDNEY, 9. Oktober (Reuter). Die US- amerikanische Venus-Sonde Pioneer ist in der Nacht zu Freitag beim Eintauchen in die Atmosphäre des Planeten verglüht. Die NASA-Bodenstation im australischen Tidbinbilla bei Canberra teilte mit, die Sonde sei eine Stunde, nachdem man den Kontakt zu ihr verloren habe, aufgegeben worden. Es sei ein "Abschied von einem alten Freund" gewesen, aber die Sonde habe sich mehr als bezahlt gemacht.

Pioneer war vor 14 Jahren ins Weltall befördert worden und hatte bei über 5000 Umrundungen Tausende Bilder von der Venus zur Erde gefunkt, mittels derer erstmals Karten des Planeten angefertigt wurden. Am Mittwoch war der Sonde der Treibstoff ausgegangen, und sie war langsam auf die Venus zugetrudelt.

Pfund und Dollar stabil Zinsen in Europa sinken

FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Der Dollar hat erneut etwas Boden gutgemacht. Am Freitag wurde er in Frankfurt mit 1,4750 Mark gehandelt, nach einem Fixing am Vortag von 1,4688 Mark. Das britische Pfund erholte sich ebenfalls weiter. Sein amtlicher Mittelwert wurde mit 2,5020 Mark nach 2,4870 am Donnerstag festgelegt. Händler sprachen von einer Korrektur der überhöhten Stellung der Mark. Sie erwarten für die nächste Woche eine leichte Abschwächung der Mark gegenüber den anderen Währungen in Europa. Am Freitag notierte sie im EWS allerdings wieder überwiegend fester. Lediglich die Dänenkrone legte 6,5 Pfennig auf 25,92 Mark je 100 Kronen zu.

Derweil halten die Zinssenkungs-Tendenzen in Europa an. So ermäßigte die Bank von Italien den Lombard um einen halben Punkt auf 16 Prozent. An der Mailänder Aktienbörse kletterten daraufhin die Kurse um über vier Prozent. In Schweden verbilligte die Notenbank beim jüngsten Wertpapierpensionsgeschäft ihren Ausleihung von 18 auf 16,5 Prozent, und in Finnland senkte die Zentralbank den Geldmarkt-Tendersatz zum vierten Mal seit Anfang vergangener Woche.

Matthäus plant Einsatz beim Länderspiel Hartes Training für Comeback gegen Mexiko

Den Privatspiel-Trip zu Standard Lüttich unter der Woche (3:1 für die Bayern) hat Lothar Matthäus nicht mitgemacht. Trainieren, trainieren - für das Comeback in der Nationalmannschaft, lautete vielmehr die Devise des Weltmeister- Kapitäns. "Mein Fitneß-Zustand ist jetzt schon viel besser, als er noch vor zwei Wochen gewesen ist, als ich mein erstes Spiel für die Bayern bestritten habe."

Trotzdem: Berti Vogts hat ihm noch keine Zusicherung gegeben, im Länderspiel am Mittwoch in Dresden gegen Mexiko von Beginn an eingesetzt zu werden. Bislang ist der Kapitän der deutschen Nationalelf nach seiner Verletzungspause "nur" einer von 22 Kandidaten.

Aber Lothar Matthäus ist durchaus optimistisch: "Bei den Trainingseinheiten in Dresden werde ich den Bundestrainer davon überzeugen, daß er sich wieder voll und ganz auf mich verlassen kann. Ich gehe davon aus, von Anfang an zu spielen."

Es wäre ein sensationelles Comeback, nur sechs Monate nach einem Kreuzbandriß. Zur Erinnerung: Pierre Littbarski, Paul Steiner (jetzt Sportinvalide) und Raimond Aumann haben nach solch einer Verletzung den Sprung in die Nationalelf nicht mehr geschafft.

Matthäus: "Nach draußen hin habe ich immer verkündet, ich würde mich nicht unter Druck setzen. Aber für mich selber habe ich sehr enge Termine gesetzt. Dieses Spiel in Dresden habe ich mir schon sehr früh als Zeitpunkt für mein internationales Comeback ausgesucht."

Die Eile, die der 31jährige Italien- Heimkehrer an den Tag legt, ist verständlich. Bislang hat Matthäus 93 Länderspiele auf dem Buckel. Sein erklärtes Ziel ist es aber, Rekord-Nationalspieler Franz Beckenbauer (103 Einsätze) abzulösen.

Lothar Matthäus will seine internationale Karriere nach der Weltmeisterschaft 1994 in den USA beenden, danach vermutlich noch ein, zwei Jährchen in Japan spielen. Denn ein japanischer Sponsor finanziert momentan schon einen Teil seines Bayern-Gehaltes. sid

Ein Golfer voller Launen: Paradiesvogel Payne Stewart Markenzeichen Knickerbocker Formschwankungen zeigte er auch beim Turnier in Hamburg

Was Andre Agassi für den Tennissport ist, das ist Payne Stewart für die internationale Golferszene. Der 35 Jahre alte Amerikaner spielt bei den professionellen Schlägerschwingern die Rolle des Paradiesvogels - gut und gern. "Golf is fun", sagt der US-Profi auch beim PGA-Turnier in Alveslohe vor den Toren Hamburgs jedem, der es hören will.

Extravagant und streng schwarz-weiß sein Outfit auf dem schleswig-holsteinischen Gut Kaden. Längst sind Knickerbocker und Schiebermütze das Markenzeichen des 21. der Weltrangliste geworden, der allerdings nur in Europa seinem Modebewußtsein freien Lauf lassen kann. Auf der US-Tour trägt er abwechselnd die Vereinsfarben verschiedener US-Football-Klubs. Gegen ein fürstliches Honorar, versteht sich. "Ich bin zufrieden", läßt sich Stewart zu diesem Thema allerdings lediglich entlocken, die genaue Dotierung bleibt sein Geheimnis.

Fachleute führen es nur auf seinen bisweilen fehlenden Trainingsfleiß zurück, daß der Vater zweier Kinder nicht konstant in der Weltspitze mithalten kann. Großen Triumphen wie den Siegen bei der PGA-Championship 1987 und den US Open 1991 folgen unerklärlich schwache Vorstellungen. Es ist keine Seltenheit, daß Stewart trotz einer Gewinnsumme von rund fünf Millionen Dollar sang- und klanglos am Cut eines durchschnittlich besetzten Turniers scheitert.

Auch in Alveslohe lieferte der Hobby-Koch wieder eine Kostprobe seiner Formschwankungen ab. Beim Pro-Am mit VIP's und Sponsoren stellte er mit 66 Schlägen einen Platzrekord auf, 24 Stunden später brauchte er bei besseren äußeren Bedingungen gleich neun Schläge mehr und fand sich auf Rang 82 wieder. Stewart: "Irgendwie gehört sowas einfach zu mir. Wenn ich immer die gleiche Leistung bringen würde, wäre es doch auch langweilig."

Nur in seiner bisher besten Saison vor vier Jahren konnte der Amerikaner seine Unbeständigkeit für zwölf Monate ablegen. Durch eine Serie guter Plazierungen, aber ohne einen einzigen Turniersieg katapultierte sich der Basketball-Fan an die Spitze der US-Geldrangliste. sid

Staatsanwaltschaft ermittelt bei Dresden Intrigen gegen Chef Wolf-Rüdiger Ziegenbalg

Fußball-Bundesligist 1. FC Dynamo Dresden gerät zum Schulbeispiel für erfolgreiches Intrigieren. Bereits drei Sturzversuche hat der wendige Dynamo- Präsident Wolf-Rüdiger Ziegenbalg in jüngster Vergangenheit unbeschadet überstanden. Doch der bevorstehende vierte könnte dem HiFi-Unternehmer aus Radeberg bei Dresden endgültig zum Verhängnis werden.

Zu massiv sind die Angriffe. Hatte es der 44jährige Ziegenbalg bislang meist mit Neidern aus eher dubiosen Gewerben zu tun, steht dem Dynamo-Boß mittlerweile eine Opposition gegenüber, die von sich behauptet: "Wir sind eine repräsentative Gesellschaft, keine Spekulanten." So jedenfalls charakterisiert Rainer-Lutz Rudolph einen "Freundeskreis Dynamo Dresden", der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Ziegenbalg zu entmachten.

Dabei geht es dem 51 Jahre alten Immobilien-Kaufmann, der als gebürtiger Dresdner zwischen 1960 und 1990 im Rheinland lebte, nicht um die Person Ziegenbalg. Rudolph: "Ziegenbalg würde für den Verein sein letztes Hemd geben. Nur hat er zu viele Fehler gemacht. Deshalb dürfen er und das Präsidium bei der Mitgliederversammlung am 27. Oktober nicht entlastet werden." Mit der anonym gegen Ziegenbalg und vier weitere aktive oder ehemalige Präsidiums-Mitglieder gerichteten und beim Kreisgericht Dresden eingegangenen Strafanzeige wegen Betrugs, Unterschlagung, Untreue und Steuerhinterziehung hat der "Freundeskreis" indes nichts zu tun.

"Solche Sachen schaden nur dem Fußball in Dresden", sagt Rudolph, und gerade das wolle man vermeiden. Da dem derzeitigen Präsidium Schulden und Aufgaben über den Kopf gewachsen seien, fordert Rudolph den "sofortigen Rücktritt" der Ziegenbalg-Crew.

Bislang besteht der "Freundeskreis" aus 50 Mitgliedern, darunter Werder Bremens ehemaliger Anwalt Horst-Michael von Kummer oder Ralph Kaltwasser, ehemaliges Vorstands-Mitglied bei Eintracht Frankfurt. Gemunkelt wird an der Elbe, daß die baldige Zahlungsunfähigkeit des einzigen Ost-Bundesligisten, dessen Schulden auf mittlerweile zehn Millionen Mark geschätzt werden, kaum noch abwendbar sei.

Die Staatsanwaltschaft Dresden unter Leitung von Staatsanwalt Martin Reuter ermittelt seit Freitag gegen das Präsidium des Fußball-Bundesligisten 1. FC Dynamo Dresden. Wie Gunter Spitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf dpa-Anfrage mitteilte, lautet der Vorwurf auf Steuerhinterziehung, Betrug, Unterschlagung und Untreue. Weitere Informationen zu den Ermittlungen, die auf einer anonymen Anzeige vom Donnerstag beruhen und die Präsidiumsmitglieder Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, Hartmut Paul, Dieter Burmester und Georg Schauz sowie den früheren Geschäftsführer Manfred Kluge betreffen, wollte Spitz nicht geben.de. sid/dpa

Deutsche Fußball-Frauen im EM-Viertelfinale Gegen Rußland klarer Favorit Trainer Bisanz: "Wollen schnelles Angriffsspiel durchsetzen"

Deutschlands Fußball-Frauen, Europameisterinnen von 1989 und 1991, flogen voller Selbstvertrauen nach Moskau. Gegen die Vertretung Rußlands sind die Titelverteidigerinnen am Sonntag (14 Uhr) im Viertelfinal-Hinspiel der Damen- Europameisterschaften klarer Favorit.

Die deutschen Damen qualifizierten sich am "grünen" Tisch über Jugoslawien, das wegen des Bürgerkriegs vom Wettbewerb ausgeschlossen wurde. Die Russinnen erreichten das Viertelfinale über Ungarn und Bulgarien.

Der sportlich vermeintlich leichte Gegner bereitete dem Deutschen Fußball- Bund (DFB) einigen Ärger. Die Russen sorgten für organisatorische Hektik, nachdem die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Partie erst am Mittwoch kurzfristig um eine Woche vorzog.

"Wir bereiten uns dennoch ohne Hektik und mit aller Gründlichkeit auf die Aufgabe in Moskau vor", glättete Damen- Bundestrainer Gero Bisanz die Wogen: "Die Probleme, die mit der kurzfristigen Ansetzung für die berufstätigen Spielerinnen verbunden sind, werden wir richten und uns sportlich intensiv vorbereiten."

Bisanz ist gegen die international noch wenig hervorgetretenen Russinnen zuversichtlich: "Wir erwarten einen kampfstarken Gegner, werden aber unseren Stil, das schnelle Angriffsspiel, durchsetzen, um uns ein Polster für das Rückspiel zu schaffen." Das zweite Treffen soll am 14. oder 15. November in Offenbach stattfinden.

Mit dem gleichen Selbstbewußtsein sagt Mannschaftsführerin Martina Voss aus Siegen: "Wir haben gute Aussichten, die Endrunde erneut zu erreichen."

Für Moskau baut Bisanz auf die bewährte Stammformation, die Mischung aus Siegener Mittelfeldspiel (Voss, Neid, Unsleber) und Niederkirchener Angriffskraft (Mohr, Grigoli), die sich in Tests gegen Frankreich und Polen mit elf Treffen in exzellenter Form zeigte. sid Praunheim spielt in Ahrbach

Die SG Praunheim will im einzigen Bundesligaspiel beim Kellerkind TuS Ahrbach auch mal auswärts gewinnen. Kein ganz leichtes Unterfangen, wird die Mannschaft doch von einer Grippewelle heimgesucht. Der Einsatz von Deborah Binco, Lisa Häusler und Torfrau Susanne Becker ist deshalb noch ungewiß. Die Partie des FSV gegen Wacker München ist aufgrund des Frauen-Länderspiels gegen die GUS auf den 18. Oktober verlegt worden.

Verzicht von Harm Beyer Tröger einziger NOK- Präsidentschaftskandidat

Walther Tröger (63), Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland, ist der einzige Kandidat für die Nachfolge des am 12. Dezember auf der NOK-Hauptversammlung in Stuttgart aus seinem Amt scheidenden NOK-Präsidenten Prof. Willi Daume. Als letzter möglicher Gegenkandidat verzichtete der Hamburger Richter Harm Beyer, früherer Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes auf eine Kandidatur.

Nachdem Professor Dr. August Kirsch, Ehrenpräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), seine Bewerbung nach dem fast einstimmigen Votum der Fachverbände pro Tröger Anfang der Woche bei sportpolitischen Gesprächen in Bonn zurückgenommen hatte, nahm am Freitag auch Harm Beyer von seinen ursprünglichen Plänen Abstand. Allerdings, so Kirsch, wolle der DLV dennoch erst am 26. Oktober zu einem Votum in der Frage der Nachfolge kommen.

Das kann nichts mehr an Beyers Entschluß ändern, der das Ergebnis eines Gesprächs mit dem Präsidenten des Deutschen Kanu-Verbandes und Chef de Mission von Barcelona, Ulrich Feldhoff, ist. Die große Mehrheit der Fachverbände hatte Feldhoff gebeten, sich mit Harm Beyer in Verbindung zu setzen. sid

Umstrittene Schiedsrichter-Entscheidung gegen Amateure Borussen mußten kämpfen Dank Zorc eine Runde weiter / Ulm - Dortmund 1:3 (1:1)

Der Einzug ins Achtelfinale war für Borussia Dortmund alles andere als ein Spaziergang. Beim drittklassigen SSV Ulm 1846 kam der Deutsche Vizemeister und Pokalsieger von 1965 und 1989 nur dank seiner Routine zu einem 3:1 (1:1). Das vorentscheidende Tor erzielte Michael Zorc in der 50. Minute nach einem Traumpaß von Michael Rummenigge zum 2:1. Michael Lusch sorgte in der Nachspielzeit für den Endstand. Knut Reinhardt hatte die keineswegs überzeugenden Gäste nach 45 Sekunden in Führung gebracht, Kapitän Dieter Simon zum zwischenzeitlichen 1:1 ausgeglichen (18.).

"Kompliment an Ulm. Die Mannschaft war uns läuferisch und kämpferisch ebenbürtig. Es war ein schwer erkämpfter Sieg", zog BvB-Coach Ottmar Hitzfeld sein nüchternes Fazit.

Die Ulmer, Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg, suchten gegen die feldüberlegenen Borussen ihr Heil im Kontern und waren vor allem bei Standardsituationen gefährlich. Simon, der mit einem fulminanten Freistoß aus 20 m den Ausgleich erzielt hatte, war bei Freistößen stets eine Gefahr für das Gehäuse von Dortmunds Schlußmann Stefan Klos.

"Kompliment für meine Mannschaft, die einen Rückstand durch einen unglücklichen Treffer weggesteckt hat", zollte Trainer Paul Sauter seinem Team ein großes Lob.

Die 15 000 Zuschauer im Ulmer Donaustadion jubelten in der 71. Minute noch ein weiteres Mal: Nachdem Klos einen Freistoß von Simon nur abklatschen konnte, drückte Linksaußen Trkulja das Leder über die Linie. Schiedsrichter Berg (Konz) annullierte den Treffer jedoch wegen angeblichem Foulspiels des Schützen.

Die kampfbetonte Partie hatte mit einem Paukenschlag begonnen: Bereits nach 45 Sekunden fälschte Simon einen 25-m-Schuß von Knut Reinhardt unhaltbar für seinen guten Torhüter Alfred Weh ins eigene Netz ab. sid

Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Povlsen, Zorc, Rummenigge, Franck, Reinhardt - Mill (72. Lusch), Chapuisat.

Schiedsrichter: Berg (Konz).

Tore: 0:1 Reinhardt (1.), 1:1 Simon (18.), 1:2 Zorc (50.), 1:3 Lusch (90.).

Zuschauer: 15 000.

Gelbe Karten: Allgöwer, Grimminger - Kutowski, Mill, Zorc.

Zweitligist schafft die Pokal-Überraschung Wende kam nach der Pause Abwehr-Fehler / Osnabrück - Mönchengladbach 4:1 (0:1)

Der Bundesliga-Vorletzte Borussia Mönchengladbach kann sich ganz auf den Kampf um den Klassenerhalt konzentrieren. Nach einer in der zweiten Halbzeit völlig enttäuschenden Leistung verloren die Westdeutschen beim Zweitligisten VfL Osnabrück 1:4 (1:0) und verpaßten damit verdientermaßen den Sprung ins Achtelfinale des DFB-Pokals.

Vor 19 000 Zuschauern im ausverkauften Stadion "Bremer Brücke" kippte das Spiel nach dem Seitenwechsel total. Die Mannschaft von Trainer Jürgen Gelsdorf, die eigentlich zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt in der 44. Minute durch Steffen in Führung gegangen war, fand in der zweiten Halbzeit überhaupt nicht mehr zu ihrem Spiel. Zudem nutzten die Niedersachsen ihre Torchancen konsequent und kamen durch Karp in der 47. Minute zum schnellen Ausgleich.

Danach häuften sich die Fehler in der Gladbacher Deckung, und Kapitän Wollitz konnte in der 60. Minute einen Foulelfmeter nach unfairer Attacke gegen Meinke verwandeln. Nur drei Minuten später sorgte Meinke, der schon in der Zweiten Liga acht Tore für den VfL erzielt hatte, für die Vorentscheidung. Den Schlußpunkt setzte da Palma in der 88. Minute.

Lediglich in der Anfangsphase konnten die Gäste ihre spielerische Überlegenheit auch zum Tragen bringen. Je länger das Spiel allerdings dauerte, desto energischer nahmen die Osnabrücker das Heft in die Hand und kämpften den höherklassigen Gegner buchstäblich nieder. Erst in der Schlußphase, als die Kräfte beim Zweitliga-Neunten nachließen, kamen die in der Bundesliga seit sechs Spielen sieglosen Borussen wieder stärker auf. sid

Osnabrück: Dreszer - Wijas - Baschetti, Sievers - Karp, Hofmann (69. Greve), da Palma, Grether, Wollitz - Meinke, Balzis (76. Marquardt).

Mönchengladbach: Heyne - Kastenmaier - Neun (69. Max), Eichin - Klinkert, Mölby, Pflipsen, Schneider, Steffen (52. Salou) - Dahlin, Criens.

Schiedsrichter: Scheuerer (München).

Tore: 0:1 Steffen (44.), 1:1 Karp (47.), 2:1 Wollitz (60., Foulelfmeter), 3:1 Meinke (63.), 4:1 da Palma (88.).

Zuschauer: 19 000 (ausverkauft).

Gelbe Karten: Hofmann, Wollitz - Neun, Kastenmaier.Im fast leeren Stadion Nou Camp platzten die Europapokal-Träume Bucks Fehler stürzt Schwaben in Depressionen Eingewechselter Shutt entschied / Golkes Treffer war zu wenig / Stuttgart -Leeds 1:2 (1:1)

Im fast leeren Rund des gigantischen Stadions von Barcelona sind die Träume des VfB Stuttgart endgültig geplatzt: Der Deutsche Fußballmeister verlor das Entscheidungsspiel um den Einzug ins Achtelfinale des Europapokals gegen den englischen Titelträger Leeds United 1:2 (1:1) und verabschiedete sich bereits in der ersten Runde von der internationalen Bühne.

Die dritte Partie auf neutralem Boden war deshalb notwendig geworden, da der sportlich eigentlich qualifizierte VfB im Rückspiel bei Leeds United gegen die Ausländer-Klausel der UEFA verstoßen und vier ausländische Spieler eingesetzt hatte.

Nachdem Gordon Strachan Leeds United mit einem unhaltbaren 20-m-Schuß in Führung gebracht hatte (33.), markierte Andre Golke nach einer Flanke des für Strunz (Knieprellung) eingewechselten Strehmel per Kopfball in der 38. Minute den Ausgleich. Die Entscheidung besorgte der eingewechselte Shutt, der bei seinem Treffer in der 77. Minute noch keine Minute auf dem Platz stand.

Als Schiedsrichter Fabio Baldas aus Italien die beiden Mannschaften auf den Platz führte, herrschte in der 120 000-Mann-Arena des FC Barcelona gähnende Leere. Nur rund 8000 Fans verfolgten das Geschehen. Unter den Augen von Bundestrainer Berti Vogts war den Stuttgartern zunächst die Verunsicherung nach den Unruhen in den letzten Tagen anzumerken.

Dennoch hatte der VfB, bei dem überraschend Golke für Gaudino ins Team kam, in der siebten Minute die erste Chance der Partie, als ein 20-m-Schuß von Walter das Gehäuse von Leeds knapp verfehlte. Der englische Titelträger und aktuelle Tabellenzehnte, der nach 13jähriger Abstinenz erstmals wieder für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert, erarbeitete sich dank seiner Kampfkraft zwar optische Vorteile. Doch das Stuttgarter Tor geriet lange nicht ernst in Gefahr. Im Sturm waren beide Mannschaften zu unentschlossen, so daß die Abwehrreihen fast immer klären konnten.

Brenzlig wurde es für den VfB allerdings in der zwölften Minute, als Strunz nach einem Schuß von Batty im letzten Moment klärte und den Ball zur Ecke schlug. Sowohl Leeds als auch Stuttgart scheuten das letzte Risiko, und die Partie war deshalb lange von vielen Zweikämpfen im Mittelfeld geprägt, die die Engländer meist für sich entschieden. Bei einem Freistoß von McAllister mußte VfB- Schlußmann Immel sein ganzes Können beweisen, um einen Rückstand zu vermeiden (28.).

Erst nach dem Ausgleich legte der VfB seine Hemmungen etwas ab und fand besser ins Spiel, während Leeds einige Zeit benötigte, um sich von dem Schock des Gegentreffers zu erholen. In der Offensive aber agierten die Stuttgarter weiterin nicht zielstrebig genug, so daß Tormöglichkeiten auf beiden Seiten eine Seltenheit waren. Newsome scheiterte für Leeds (62.) und auf der Gegenseite wäre Dorigo in der 65. Minute beinahe ein Eigentor unterlaufen.

Der VfB hatte in Eike Immel und Guido Buchwald, der den englischen Torjäger Chapman fest im Griff hatte, seine besten Spieler. Bei Leeds überzeugten die Mittelfeldstrategen McAllister und Strachan. sid

Stuttgart: Immel - Dubajic - Schäfer, Buchwald - Buck, Sverrisson (80. Knup), Strunz (23. Strehmel), Kögl, Frontzeck - Walter, Golke.

Leeds: Lukic - Batty, Fairclough, Whyte, Dorigo - Newsome, Strachan, McAllister, Speed - Cantona (76. Shutt), Champman.

Schiedsrichter: Baldas (Italien).

Tore: 0:1 Strachan (33.), 1:1 Golke (39.), 1:2 Shutt (77.).

Zuschauer: 8000.

Gelbe Karten: Frontzeck - Dorigo, Batty.

Gastgeber wurden erst spät überlegen Club brauchte Verlängerung Sturm vom Platz / Nürnberg - Remscheid 5:2 (2:2, 2:1). n.V.

Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg mußte "nachsitzen", ehe er zum ersten Mal seit 1982 wieder das Achtelfinale im DFB-Vereinspokal erreicht hatte. In der dritten Runde gewann der gastgebende "Club" gegen den Zweitligisten FC Remscheid erst nach Verlängerung 5:2 (2:2, 2:1). Rösler in der 102., sechs Minuten später Wück und in der 117. Minute Kramny erzielten die Siegtore für die Franken gegen nur noch zehn Remscheider, bei denen in der 80. Minute Sturm wegen einer Gelb-Roten Karte vorzeitig den Platz verlassen mußte.

Der "Club" ging bereits nach vier Minuten durch einen herrlichen Bäurle- Kopfball nach famoser Oechler-Flanke in Führung. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Putz (20.) schaffte der eingewechselte Torjäger Eckstein das 2:1 in der 33. Minute. Putz sorgte mit seinem Treffer in der 89. Minute für die Nachspielzeit.

Die Gastgeber begannen wie die Feuerwehr und hatten auch nach der Führung zahlreiche gute Chancen. Besonders das Kopfballspiel im gegnerischen Strafraum war ausgeprägt. Rösler (18., 45.) hatte dabei die größten Chancen. Doch im Gefühl der sicheren Überlegenheit ließ der Erstligist nach und brachte somit die nun respektlosen Remscheider ins Spiel. Logische Konsequenz nach zwei guten Möglichkeiten für die Gäste war der Ausgleich. "Club"-Trainer Entenmann, der vor dem Spiel Spielmacher Dorfner (Muskelbeschwerden) ersetzen mußte, brachte Eckstein für den angeschlagenen Brunner.

Nach dem Seitenwechsel wogte das Spiel hin und her. Zwei schwache Abwehrreihen beschworen vor beiden Toren gefährliche Situationen herauf. sid

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner (24. Eckstein), Kurz - Oechler, Wolf (56. Bustos), Olivares, Kramny, Bäurle - Rösler, Wück.

Remscheid: Stocki - Tilner - Schiermoch (66. Schmidt), Hausen, Sturm - Putz, Bridaitis, Pröpper, Kröning - Gemein, Sedlacek (84. Glöde)

Schiedsrichter: Witke (Mönchzell).

Tore: 1:0 Bäurle (4.), 1:1 Putz (20.), 2:1 Eckstein (33.), 2:2 Putz (89.), 3:2 Rösler (102.), 4:2 Wück (108.), 5:2 Kramny (117.).

Zuschauer: 11 500.

Gelb-Rote Karte: Sturm wegen wiederholten Foulspiels (80.)

Gelbe Karten: - Bridaitis, Hausen.

"Langen liebt den Blues und Boogie" Die Jazzinitiative Langen (JIL) engagiert sich mit Leib und Seele für ihre Musik Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka LANGEN. Köln, Hamburg, Berlin, Frankfurt: Das sind die Städte, in denen Jazzliebhaber auf ihre Kosten kommen. "Warum nicht auch in Langen?" sagte sich Lilo Strathus vor Jahren, als sie von Hamburg nach Langen zog. Sie wollte auf ihre Musik nicht verzichten, wollte für ein Konzert nicht immer den Weg in eine der benachbarten Großstädte machen müssen. Doch gibt es in einer Kleinstadt jene Minderheit, die für diese Musik ein Ohr hat? Kann sich Langen zwischen Darmstadt und Frankfurt, wo es eine gute Jazzszene gibt, behaupten und sich bei Musikern und Publikum einen Namen machen? Diese Fragen sind längst beantwortet durch die lange Geschichte der Jazzinitiative Langen (JIL): Der Verein besteht seit 13 Jahren. Derzeit freut er sich auf ein Highlight: Heute abend spielt in der Alten Ölmühle Milan Svoboda, Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader. Er ist eine der zentralen Figuren im Jazz der ehemaligen Tschechoslowakei. Zweimal im Monat trifft sich die Jazzgemeinde bei Konzerten in der Alten Ölmühle. Einmal im Jahr geht sie auf Jazzreise zu großen Festivals. An Silvester ist große Jazzparty. Es ließe sich noch mehr aufzählen, was die JIL auf die Beine stellt.

Angefangen hatte es dagegen - wie bei fast jeder Initiative - ganz klein. "Wir saßen mit Freunden im Keller, haben Musik gehört und über die Idee diskutiert, Jazz nach Langen zu holen", erinnert sich Lilo Strathus. Sie ist seit den Anfängen des Vereins seine Vorsitzende, weil sie als nicht-berufstätige Mutter von fünf Kindern die meiste Zeit aufbringt, damit der Laden läuft.

Damals Ende der 70er Jahre dachten die Jazzfreunde zunächst daran, die Stadt für ihre Idee zu gewinnen. "Doch die Kulturabteilung gab das Ganze an uns zurück", sagt Strathus und findet das im nachhinein auch ganz in Ordnung. Daß es eine "Bürger-Initiative" blieb, habe den Vorteil, daß sich die Organisatoren der Konzerte "mit Leib und Seele 'reinschmeißen". Zunächst stand die JIL allerdings vor dem leidigen Raumproblem. "Wir versuchten immer wieder, bei Kneipenwirten ein offenes Ohr zu finden, waren ständig auf Wanderschaft", erzählt Strathus. 1983 kam der Durchbruch: Die JIL wurde sich mit der Familie Dietzig, Eigentümerin der Alten Ölmühle, einig. Das Fachwerkhaus, ein "Schmuckstück in der Altstadt" (Strathus), wurde zu ihrem Domizil.

"Wir machen alles selbst", beschreibt die Vorsitzende die Arbeit des Vereins. Von den 340 Mitgliedern sind zwischen elf und 20 Leute aktiv. Sie besorgen Getränke, bauen die Bühne auf, bewirten die Gäste, kümmern sich um die Technik, "und nach dem Konzert putzen wir auch".

Die "Belohnung" - das sind die guten Konzerte, "bei denen einem das Herz aufgeht", wie Strathus sagt. "Das entschädigt für vieles." Dabei spielen auch die zum Teil freundschaftlichen Kontakte zu den Musikern eine große Rolle.

Von Anfang scheuten sich die Jazzfreunde nicht, andernorts bei Festivals die Künstler anzusprechen und sie nach Langen einzuladen. Vor allem jene, die noch kein großes Publikum haben, ergreifen ihre Chance gern. Aber auch einige der "Großen" wie beispielsweise der Boogie- und Bluespianist Vince Weber kommen gerne nach Langen.

"Unser Vorteil ist Nähe", sagt Lilo Strathus. "Wir bringen das Publikum an die Künstler 'ran und umgekehrt." Musiker, die sonst in großen Clubs spielen, schätzten die "Tuchfühlung", holten sich dadurch erst wieder die richtige Stimmung. Es sei der "private Touch", der allen gut tue.

Das Angebot, das die JIL dem Publikum macht, ist "ein bißchen blues-lastig", sagt Strathus. "Langen liebt Blues und Boogie." Da stimmen nach ihrer Einschätzung Publikum und Organisatoren überein. Die gehen nämlich an die Programmgestaltung mit der Einstellung heran: "Was wir gerne hören, das könnte auch unserem Publikum gefallen" und stellen dann fest, daß sie damit in aller Regel liegen.

Trotz der Vorliebe für die Musik der Afroamerikaner bemüht sich die JIL, eine breite Palette von traditionellem Jazz über Swing und Latin bis Bebop und Modern Jazz anzubieten. "Auch traditioneller Jazz ist gut, wenn die Musik gut ist", meint Strathus, die für das bei Intellektuellen weit verbreitete Naserümpfen über "Bierjazz" nichts übrig hat.

Das Publikum, das in die Alte Ölmühle kommt, ist nach den Beobachtungen der Vorsitzenden "um so jünger, je moderner der Jazz ist". Traditioneller Jazz zieht eher die mittlere Generation an.

Bunt gemischt ist das Publikum bei Blues. Dann wird die Alte Ölmühle, in der Platz für 180 Gäste ist, richtig voll.

Das gilt natürlich auch immer dann, wenn die JIL ihrem Publikum Künstler präsentieren kann, die in der europäischen oder gar internationalen Jazzszene ganz oben stehen. So waren im Mai drei Stars zu Gast: Schlagzeuger Charly Antolini, Organistin Barbara Dennerlein, und Oscar Klein (Trompete, Gitarre, Mundharmonika und Klarinette).

Die Mischung wird natürlich durch den finanziellen Rahmen bestimmt, in dem die JIL wirtschaften muß. Allzu viele kleine Konzerte mit Nachwuchskünstlern, die wenig Publikum ziehen, können sich die Organisatoren nicht leisten. Doch sie gönnen sich gelegentlich den Luxus, denn den Vorrang hat Qualität. Der Verein hat sich die Haltung der Musiker zu eigen gemacht: "Wir machen die Musik nicht für die, die nicht gekommen sind." Was zählt, ist die Frage, ob es denen, die da waren, gefallen hat.

In der Nische - Jazz ist keine Musik für Massen - kommt die JIL deshalb zurecht, weil sie sich beschränkt. "Ein tägliches Programm ist sehr teuer, deshalb haben es Jazz-Clubs schwer, sich zu halten", sagt die Vorsitzende. Eintritt, Mitgliedsbeiträge und ein kleiner Zuschuß der Stadt (7000 Mark pro Jahr) müssen reichen. Und zweimal im Monat Konzert ist Arbeit genug.

"Wir sind attraktiv geblieben, weil wir die Leute nicht überfüttern", sagt Strathus. Allerdings hat man bei ihr den Eindruck, als könne sie vom Jazz nicht genug bekommen. Für sie ist die Musik "Seelenbalsam".

Was sie besonders fasziniert, ist die Vielfalt der Stilrichtungen, die sich immer wieder neu mischen. "Die Einflüsse kommen von überall her. Deshalb stimmen auch die Schubladen wie Modern oder Cool Jazz nicht mehr", meint Strathus. Diese Beweglichkeit verlange auch von den Zuhörern Offenheit: "Jazz erzieht zur Toleranz. Wenn wir uns die Welt ansehen, dann ist das wohl gerade jetzt eines der wichtigsten Dinge."

• Der Prager Pianist Milan Svoboda ist am heutigen Samstag, 10. Oktober, in der Alten Ölmühle, Fahrgasse 5. Als "special guest" bringt er Jiri Stivin mit, der auf Altsaxophon und Flöte zur europäischen Spitzenklasse zählt. Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr. Der Eintritt kostet 20 Mark, ermäßigt 12 Mark.

Streit um Faselmarkt Kein Umzug ins Zentrum?

BUTZBACH. Die Stadtverordnetenfraktion der SPD wird nur dann einer Verlegung des 500. Butzbacher Faselmarktes in die Innenstadt zustimmen, wenn das finanzielle Risiko für die Stadt gering bleibt. Das stellte jetzt deren Fraktionsvorsitzende Vera Dick-Wenzel klar. Die Stadt könne nicht für ein Fest hohe Beträge ausgeben, solange der Bedarf an Kindergarten- und Hortplätzen nicht sichergestellt sei.

Hintergrund: Nach einer Sitzung des Ausschusses für Markt und Fremdenverkehr war ein Streit zwischen dem Bürgerforum Butzbach (BFB) und der SPD entbrannt, weil das BFB glaubte, daß die SPD ihre Vereinbarung, die Märkte von der grünen Wiese in die Innenstadt zurückzuverlegen, brechen wolle.

Davon könne jedoch keine Rede sein, meint Vera Dick-Wenzel, da die SPD schließlich im Ausschuß den Vorstoß des Magistrates gekippt habe. Der hatte seine Ablehnung gegen den 500. Faselmarkt in der Innenstadt damit begründet, daß der Umzug juristisch durch die Klage eines Bürgers verhindert werden könne und der Stadt dann eine Schadensersatzforderung von rund 100 000 Mark drohe. Diese Summe hatte der bisherige Generalpächter des Faselmarktes, der seit Jahren gegen einen entsprechenden Obolus den Markt organisiert, errechnet.

Im Rathaus wird nun der zivilrechtliche Sachverhalt und das Kostenrisiko erneut geprüft. Außerdem soll mit dem Pächter verhandelt werden. Denkbar ist, daß nur kleinere historische Fahrgeschäfte in die Innenstadt verlegt werden, die größeren in die Schloßkaserne. str

Geschmackloser Begriff

Zehn Jahre Kanzlerschaft Helmut Kohl sind gewiß einen Rückblick wert (FR vom 1. 10. 1992 "Er lacht über die, die über ihn lachen"). Dabei darf man die Politik dieser zehn Jahre kritisch betrachten und beurteilen, ja sogar verurteilen. Man darf Kohls Wendepolitik an seinem vielzitierten Satz "wichtig ist, was hinten herauskommt" prüfen. Zugegeben, es wird nicht viel dabei herauskommen; wie auch, wenn dieser Kanzler politische Probleme einfach aussitzt und damit blokkiert. Die Bilanz ist also nicht aufsehenerregend. Muß sie deshalb aber vernichtend ausfallen?

Ich lese unter anderem: "Er schaut aus wie ein riesiges alterndes Baby. In seinem Gesicht hat das Leben keine ausdrucksvollen Spuren hinterlassen." Nanu! Ein Leben - sein ganzes Leben - hinterließ keine Spuren? Einen solchen Satz sollte jeder einmal vorm eigenen Spiegel auskosten. Da wird ein gestandener und erfolgreicher Mann (immerhin 10 Jahre Kanzlerschaft) zum tumben Trottel gemacht. Für wie dumm hält die Autorin ihre Leser eigentlich? Von der FR hätte ich da etwas anderes als den geschmacklosen Griff unter die Gürtellinie erwartet.

Norbert Kapitola, Rheda-Wiedenbrück

Krieg in Kroatien bereits 1991 in vollem Gange

Ich bin immer wieder erstaunt darüber, welche Leserbriefe von der FR zum Thema "Krieg in Jugoslawien" zur Veröffentlichung ausgewählt werden. Nachdem sie, insbesondere durch die Beiträge ihres Belgrader Korrespondenten Harry Schleicher, einem einheitlichen Jugoslawien bis zum bitteren Ende die Stange gehalten und die aufmüpfigen Slowenen und Kroaten als sezessionistisch gescholten hat, ohne sich die Mühe zu machen, deren Unzufriedenheit einmal wirklich unvoreingenommen nachzugehen, scheint ihre nostalgische Einseitigkeit jetzt immer wieder in der Auswahl der von ihr veröffentlichten Leserbriefe durch.

Ein typisches Beispiel dafür ist der Brief von Sergije Bjeloborodov vom 6. 10. 92 "Mehr Waffen heißt auch immer mehr Tod".

Herr B. stellt unter anderem fest, daß die Serben unter "Titos kroatisch-slowenischer Clique relativ zufrieden" gewesen seien, womit er ja wohl ausdrücken will, daß die Serben ausschließlich von Kroaten und Slowenen regiert wurden.

Wie absurd diese Behauptung ist, wird deutlich, wenn man sich die Zusammensetzungen der Regierungen unter Tito anschaut, in der die Serben ohne Zweifel ihrem Anteil gemäß vertreten waren. Von anderen Machtpositionen im Staat einmal ganz abgesehen. Oder will Herr B. etwa andeuten, daß - in einem föderalistischen System, wie es Jugoslawien ja angeblich war - Führungspositionen allein den Serben hätten überlassen bleiben sollen? Dies würde allerdings zu der Aussage passen, daß die Serben in diesem Staat "relativ zufrieden" waren, so, als ob deren "Zufriedenheit" das ausschlaggebende Kriterium für das Funktionieren des Vielvölkerstaates Jugoslawien war.

Wenn Herr B. dann noch behauptet, die "frühe Anerkennung Kroatiens" sei einer der Gründe für diesen Krieg gewesen, sträuben sich mir die Haare. Ist es Herrn B. nicht bekannt, daß der Krieg in Kroatien bereits im Frühsommer 1991 in vollem Gange war und bis zur Anerkennung im April 1992 bereits Tausende von Menschen in Kroatien umgebracht und Zehntausende vertrieben worden waren und ein Drittel des Landes zerstört und besetzt war? Ich frage mich wirklich, welche Informationsquellen Herr B. benutzt.

In einem Punkt muß ich der Logik von Herrn B. jedoch zustimmen. Wären Kroatien und Bosnien-Herzegowina überhaupt nicht in der Lage gewesen, sich irgendwelche Waffen zur Verteidigung zu beschaffen, wäre der Krieg sicherlich schon lange zu Ende. Ob es allerdings weniger Tote auf deren Seiten gegeben hätte, läßt sich - nach den bisherigen Erkenntnissen jedenfalls - bezweifeln.

Heike Majic, Frankfurt am Main

Eine wichtige Ursache

Zweifellos ist Helmut Schmidt zuzustimmen, daß die "Bevölkerungsexplosion" eine Folge der Senkung der Sterberate, also eines humanitären Erfolges, in manchen Ländern Katastrophen auslösen kann (FR-Interview mit Helmut Schmidt in der FR vom 12. 9. 1992 "Immer nur über Geld zu reden, ist oberflächlich"). Von einer Konferenz der asiatischen Staaten zu Fragen der Bevölkerungspolitik und einem Besuch in Indonesien und Bangladesh zurückgekehrt, muß ich aber entschieden widersprechen, wenn festgestellt wird: "Niemand ist hier ein größerer Hemmschuh im Augenblick als der Heilige Stuhl".

Der Vertreter des Heiligen Stuhls hielt eine Ansprache. Man mag dazu Fragen haben und nicht mit allem einverstanden sein. Alle Konferenzteilnehmer aus dem Kontinent, in dem dicht gedrängt der weitaus größte Teil der Weltbevölkerung wohnt und in dem die katholische Kirche, vielleicht mit Ausnahme der Philippinen, keine überragende Rolle spielt, applaudierten dem Heiligen Stuhl, und die Generalsekretärin des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, UNFPA, meinte, daß die Ansprache bei allen verbleibenden Differenzen doch erstaunlich ermutigend und verantwortungsvoll gewesen sei.

In der Tat ist nicht die katholische Kirche, sondern der Lebens- und Konsumstil der fortgeschrittenen Industriegesellschaften, mit steigendem Rohstoffverbrauch und wachsender Belastung der Umwelt, vor allem aber mit einem skandalösen Protektionismus, eine wichtige Ursache dafür, daß vielen Ländern der Dritten Welt Mittel für eine wirksame, die freie Entscheidung der Eheleute und insbesondere der Frauen schützende Bevölkerungspolitik fehlen. Nur durch eine Sicherung der Lebensgrundlagen, qualifizierte Gesundheitsdienste für Mutter und Kind, Aufklärung und Erziehung zu verantwortungsvoller Elternschaft, kann die Bevölkerungskurve abflachen.

Die Erfolge in Ländern wie Indonesien und Bangladesh sind ermutigend, lassen sich aber nur ausweiten, wenn die Sicherung der Grundbedürfnisse und die Versorgung mit öffentlichen Diensten im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich verstärkt werden kann.

Für einige der ärmsten Länder bedeutet das noch für Generationen zurückhaltende, aber kontinuierliche Hilfe, insbesondere für überall aufbrechende Eigeninitiativen der Armen. Auch ohne Einsicht der Industrieländer werden die stärkeren asiatischen Länder ihr Überleben sichern können. Einige befinden sich in rasanter Entwicklung.

Wenn es in anderen Ländern Katastrophen gibt, weil jahrtausendealte Überlebenstechniken durch das Anwachsen der Bevölkerungszahlen im Verbund mit Umweltkatastrophen, an denen die Industrieländer - etwa durch die Erwärmung der Ozeane - beteiligt sind, mit der Problematik nicht mehr fertig werden und Hilfe ausbleibt, dann heißt das nicht, daß diese Länder untergehen werden, sondern eher, daß sehr grausame Anpassungsprozesse möglicherweise ganz plötzlich das Gleichgewicht zwischen Bevölkerung und Lebensmöglichkeiten in einer Weise wiederherstellen, die für unsere westlichen Wertvorstellungen vielleicht empörend, aber wirksam sind.

Winfried Böll, Unkel

Deutsche Reichsgründung von 1871 beruhte auf "kleindeutscher" Lösung

Es ist schon erstaunlich, daß die FR fast eine ganze, 6spaltige Feuilleton-Seite einem politischen Kommentar von Dan Diner ("Die Unbilden der neuen Welt", FR. 2. 10. 92) zur Verfügung stellt. Hat man in der Redaktion nur den Anfang und nicht auch das Ende gelesen, das spätestens ab Spalte 4 beginnt? Noch erstaunlicher ist aber, was Herr Diner dem gutwilligen Leser alles auftischt, um seine Sicht des Jugoslawien-Krieges plausibel zu machen.

Viele Leser sind rückblickend sicher mit Diner einig, daß die rasche Anerkennung des abgefallenen Slowenien und Kroatien möglicherweise ein Fehler war, und daß man sich vor einer militärischen Intervention in Bosnien-Herzegowina hüten sollte. Aber muß man eine so schlichte Erkenntnis mit derart fragwürdigen und ideologischen historischen Interpretationen und Argumenten untermauern, wie das Diner tut, um außerdem nachzuweisen, daß das vereinte Deutschland, seine Außenpolitik und Herr Genscher persönlich die Wegbereiter oder "Vollstrecker" des Nationalismus auf dem Balkan und mitverantwortlich für den Jugoslawien-Krieg sind?

Diners Gegenüberstellung von "westlichen", übernationalen "Willensnationen" und deutschem, "ethnischem" (völkischem) Nationalismus ist abenteuerlich - und gefährlich. Weiß Diner nicht, daß die Erfinder des Nationalstaats in Europa Spanien, England und Frankreich heißen, deren von ihm gerühmter übernationaler "Willensnationalismus" darauf beruht, daß sie Kolonialmächte waren und teilweise noch sind? Weiß er nicht, daß die deutsche Reichsgründung von 1871 auf der (willensmäßigen?) "kleindeutschen" und nicht auf der (ethnischen?) "großdeutschen" Lösung beruhte und immerhin mit der Einführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts verbunden war, daß ethnische Minderheiten im Reichstag vertreten waren, und daß außer den Österreichern auch die ethnisch (?) deutschen Westfriesen/Niederländer und alemannischen Schweizer schon längst nicht mehr dabei waren? Das 2. Kaiserreich war also gerade kein ethnisch reiner, ,saturierter' Nationalstaat, sondern eine politische Gründung, während seine großen westlichen Nachbarn weit mehr als ethnisch reine Nationalstaaten waren. Die Folgen sind bekannt.

Seitdem haben wir gelernt, daß der ethnisch reine Nationalstaat keine politische Lösung darstellt, und daß Diners politische "Willensnationen" Spanien, Frankreich und Großbritannien Probleme mit ihren ethnischen Minderheiten haben, ähnlich wie Alt-Jugoslawien. Das pfiffen seinerzeit die Spatzen von den Dächern, aber hat es Herr Diner wahrgenommen? Weiß er, daß nicht nur Bosnien-Herzegowina, sondern auch Kroatien kein ethnisch reiner Nationalstaat ist, und daß mit ihrer Anerkennung selbstverständlich die Forderung nach Schutz ihrer ethnischen Minderheiten verbunden war? Sie "bedeutete" eben nicht "das barbarische Anrecht auf das Erschlagen des Nachbarn" usw.

Die gegenteiligen Pläne für eine Kantonslösung in Bosnien-Herzegowina lagen längst auf dem Verhandlungstisch, aber hat das Herr Diner wahrgenommen? Und wer konnte für möglich halten, daß die in Serbien herrschenden "Nationalbolschewisten" die Anerkennung abgefallener Teilrepubliken als Freibrief für einen so barbarischen "ethnischen" Bürgerkrieg gegen die Nachbarn, Brüder und Schwestern von gestern auslegen würden, mit denen sie über 40 Jahre in einem "sozialistischen" Staat, Haus an Haus, Wand an Wand zusammengelebt hatten; mit denen sie bis heute verheiratet, verschwägert und verschwistert sind? Außenminister Genscher konnte das nicht wissen, aber Herr Diner konnte das offenbar, obwohl er es, wie wir alle, erst heute weiß. Wer ist denn nun der Verantwortliche: Herr Genscher oder Herr Milosevic? Für Diner sollen es anscheinend wieder mal "die Deutschen" sein.

Kurzum: Das, was Dan Diner im Gewand des gebildeten Intellektuellen post festum in diesem Kommentar verbreitet, halte ich für subtiles ideologisches Gift, das von historischer Unkenntnis strotzt und geeignet ist, neue, unnötige Zwietracht zu sähen, wen immer es trifft. Intellektuelle, die sich selbst dafür halten, sollten vor allem selber verantwortlich schreiben und handeln.

Prof. Dr. R. Reichwein, Münster

Weltweite Trauer um Willy Brandt

Schwierigkeiten in Tokio

Auch wenn die Beobachtungen über die Schwierigkeiten beim Aufsuchen von Adressen in Tokio im großen und ganzen stimmen (falls man ohne Stadtplan herumläuft, was man in Tokio nicht tun sollte), möchte ich doch eines zum "Brief aus Tokio: In Tokio gibt's keine Hausnummern . . ." von Tina Stadlmayer in der FR vom 2./3. 10. 1992) anmerken:

Die Korrespondentin sieht es (wie leider viele andere deutsche Korrespondenten auch) offenbar als ihr selbstverständliches Recht an, in Japan einem Beruf nachzugehen, ohne die Landessprache zu verstehen, d. h. Analphabet zu sein.

Was würde man über einen japanischen Deutschlandkorrespondenten sagen, der sich in einem launigen "Brief aus Bonn" darüber beschwert, daß bei uns die S-Bahn-Schilder nur in Deutsch beschriftet sind?

Jeder normal begabte Mensch kann sich in einem dreimonatigen Intensivkurs vernünftige Basiskenntnisse (in Wort und Schrift) des Japanischen aneignen. Warum zahlen deutsche Zeitungen ihren Korrespondenten nicht solche Kurse? Oder verbirgt sich hinter dieser Haltung nicht vielleicht der Hochmut der Europäer gegenüber Nicht-Europa? Würde eine deutsche Zeitung einen Korrespondenten nach Madrid oder Moskau schikken ohne vernünftige Kenntnisse der Landessprache? Sieht man die nicht-europäischen Länder vielleicht als Kolonie an, die sich gefälligst in europäischen Sprachen zu artikulieren haben?

Und was die S-Bahn-Stationen betrifft: Alle Bahnhofsschilder in ganz Japan sind sowohl in chinesischer Schrift (die sicherlich schwierig ist) als auch in japanischer Silbenschrift beschriftet. Letztere kann man - wenn man wirklich will - in drei Tagen lernen. Er (oder sie) muß nur wollen. Prof. Dr. Wolfgang Schamoni, Japanologisches Seminar, Universität Heidelberg

Klage wird Weiterbau der B 3 a um Jahre verzögern BUND steht zu seinem Beschluß gegen die Straße

BAD NAUHEIM / FRIEDBERG. Der hessische Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält weiterhin an seinem bereits vor Jahren gefaßten Beschluß fest, gegen die vom Straßenbauamt gewünschte Fortführung des Bundesstraße 3 a von Bad Nauheim nach Friedberg zu klagen. Der gesetzlich anerkannte Naturschutzverband sieht derzeit keinerlei Notwendigkeit, von seinem Grundsatzbeschluß abzurücken und auf sein Verbandsklagerecht zu verzichten. Das bekräftigte gestern für den Landesvorstand Gertrud Amrein. Die in Florstadt lebende Wetterauer Kreisvorsitzende des BUND ist zugleich Vorsitzende des Landesbeirates des BUND, dem alle hessischen BUND-Kreisvorsitzenden angehören. Die Klage wird wegen des erwarteten langwierigen Verwaltungsstreitverfahrens mit großer Wahrscheinlichkeit den Weiterbau der B 3 a um Jahre verzögern.

Das Straßenbauamt Gießen will die jetzt beim Bad Nauheimer Feuerwehrstützpunkt endende Bundesstraße 3 a durch die Talaue in Richtung Friedberg führen. Die Kreisstadt soll dann westlich beim ehemaligen Hubschrauberlandeplatz der US-Army vorbei umfahren werden. Die vom Straßenbauamt favorisierte Trasse lehnt der BUND energisch ab, da diese wegen ihrer auenzerstörenden Wirkung ökologisch unverträglich sei und die von Politikern prophezeite entlastende Wirkung erheblich angezweifelt wird. Grundsätzlich hält der BUND-Landesverband die gesamte B 3 a, die von Marburg bis Frankfurt als Entlastungsstrecke parallel zur Autobahn gebaut werden soll, nicht mehr für zeitgemäß. Deshalb lehnt der BUND auch die sogenannte Westtrasse um Friedberg ab.

Der BUND würde jedoch eine Umgehungsstraße östlich um Friedberg akzeptieren, die nach seiner Ansicht durch eine Erweiterung der vorhandenen Straßen ohne größere Eingriffe in den Naturhaushalt erreicht werden könnte. Diesen Vorschlag unterbreitete der BUND bereits dem Straßenbauamt, welches jedoch seine Variante für die bessere hält.

Einigen sich die Behörden und der Naturschutzverband nicht vor dem anstehenden Planfeststellungsbeschluß, wird der BUND mit großer Wahrscheinlichkeit gegen den Beschluß klagen. Die Fortführung der B 3 a dürfte wegen der langwierigen Verfahren in weite Ferne rücken, es sei denn, der hessische Minister für Wirtschaft und Verkehr, Ernst Welteke, wird den Sofortvollzug anordnen. Damit ist jedoch nicht zu rechnen, da die in Hessen regierenden Sozialdemokraten und Grüne den Einsatz dieses juristisches Notinstrumentariums in ihrem Koalitionsvertrag ausgeschlossen haben.

Mit der deutlichen Aussage des hessischen BUND ist auch den im Bad Nauheimer Stadtparlament vertretenen Fraktionen von CDU, SPD, UWG und FDP eine deutliche Absage erteilt worden, die vor Tagen in einer gemeinsamen Erklärung an den BUND appelliert hatten, das bevorstehende Planfeststellungsverfahren für die Fortführung der B 3 a nicht durch eine Verbandsklage zu verzögern. In der gemeinsamen Erklärung hatten die Fraktionen daraufhingewiesen, daß das seit Jahrzehnten geplante Projekt gerade im Hinblick auf den Naturschutz mehrfach entscheidend verbessert wurde, "um den ökologischen Gegebenheiten und Erfordernissen weitgehend gerecht zu werden".

Nach Ansicht der Parlamentsfraktionen könne der BUND durch einen Verzicht seiner Einspruchsrechte die Lebensqualität Tausender von Einwohnern und Kurgästen erhöhen und die durch die Bundesstraße zu entlastenden Bad Nauheimer Straßen besonders für Kinder und ältere Menschen sicherer machen.

Die Fraktionen von CDU, SPD, UWG und FDP halten die Fortführung der B 3 a für "lebenswichtig", um Bad Nauheim vom Verkehr zu entlasten. Aus diesem Grund hätten sich die Fraktionen auch seit den siebziger Jahren für die B 3 a konsequent eingesetzt.

Von der Umgehungsstraße erhoffen sich die Politiker, daß der Durchgangsverkehr aus dem städtischen Kur- und Wohnbereich herausgehalten wird und daß der Ziel- und Quellverkehr über eng gestaffelte Anschlußstellen im Norden, Osten und Süden der Stadt verteilt wird.

REINER STRACK

59 Synagogen nach 1945 bis heute abgerissen

Der FR-Artikel "Synagoge und der Vorwurf der Geschichtsfälschung" vom 18. September 1992, anläßlich des 1. Spatenstichs für den Synagogenwiederaufbau in Gießen, zeigt deutlich, daß ganz grundlegende Strukturen, welche die Organisation der jüdischen Gemeinden betrifft, immer noch nicht klar sind oder nicht wahrgenommen werden wollen.

Im Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen sind nur ein Fünftel der hessischen Juden vertreten. Die größte Gemeinde, die von Frankfurt mit über 5000 Mitgliedern, und die Gießener Gemeinde mit ca. 160 Mitgliedern gehören nicht zum Verband. Es gibt keine Verpflichtung in der Tradition der jüdischen Gemeinden in der Diaspora dahingehend, sich hierarchisch organisieren zu müssen. Die jüdischen Gemeinden sind autonom und stellen die höchste Instanz in ihrer Entscheidung dar.

1983 zog es die Gemeinde Gießen vor, aus dem Landesverband auszutreten, da den Gießenern der Einblick in die Rechnungsbücher verwehrt wurde. Die Gründe hierfür spiegeln sich in der Werner- Nachmann-Affäre wider, die etwas später ans Licht der Öffentlichkeit kommen sollte.

Der Landesverband ist eine nichtreligiöse Interessengemeinschaft und soll als Verteiler der Finanzmittel aus dem 1987 mit der hessischen Regierung abgeschlossenen Staatsvertrag fungieren, wobei diese Gelder auch die nicht im Landesverband organisierten Gemeinden erreichen müssen.

Es kann keine Gründe geben, die gegen die Translozierung einer alten, ehemaligen Synagoge sprechen. Wenn da plötzlich Gründe auftauchen, liegen sie im Widerspruch zur Praxis in der Vergangenheit. Im Lauf der letzten Jahre wurden schon mehr als ein ehemaliges Synagogengebäude transloziert, u. a. sogar nach Israel. Allein 59 Synagogen, die vor 1938 vor der Zerstörung bewahrt blieben, wurden nach 1945 bis heute abgerissen - davon zwei Synagogen noch nach 1988 -, ohne daß sich der Landesverband der Jüdischen Gemeinden dafür eingesetzt hätte.

In dem kleinen Dorf Wohra bei Marburg gibt es keinen einzigen überlebenden Juden mehr. Dort wird die Gedenktafel den ehemaligen Standort des Gebäudes kennzeichnen und daran erinnern, daß es hier einst Juden gab, und daß in Gießen eine neue Jüdische Gemeinde einen optimistischen Versuch unternimmt, heute in Deutschland wieder jüdisches Leben in der ehemaligen Synagoge aus Wohra zu praktizieren. Hiermit wird den Menschen ein Stück Geschichte - vergangene Geschichte in Verbindung mit aktuellen Ereignissen - nahegebracht.

Die hessische Landesregierung ergreift Partei, indem sie sich ausschließlich von den Aussagen des Landesverbandes leiten läßt und in seinem Sinne reagiert oder sich zurückhält. "Wenn von allen Seiten guter Wille da ist, wird schon eine Lösung gefunden", sagte Regierungssprecher Stather. Aber wenn guter Wille bedeutet, daß die Gießener Jüdische Gemeinde auf ihre Synagogentranslozierung verzichten soll, beteiligt sich die Landesregierung an der Ausübung eines Druckes auf die Jüdische Gemeinde Gießen. Ein Druck auf eine finanziell abhängige Gemeinde, die in hierarchische Verbandsstrukturen hineingepreßt werden soll, die es nie in der jüdischen Diaspora gab.

In Deutschland kann der Bau eines jüdischen Gotteshauses nicht als eine "innerjüdische Angelegenheit" angesehen werden. Der konstruktive Aspekt, der dem zugrunde liegt, muß immer auch ein Interesse der Bevölkerung und der Regierung sein.

Silke Berg, Gießen

Der Dämpfer soll zum Ansporn werden Der Frauentreff ist zur Institution geworden, doch dieses Jahr platzten viele Kurse

NEU-ANSPACH. Der "Frauentreff" hat sich im vergangenen Jahr als Institution etabliert. Als Ansprechpartner für Frauenfragen im Usinger Land war der Neu-Anspacher Verein bei Gruppen und Institutionen so gefragt wie noch nie. Doch der Erfolg hat auch ein paar Wermutstropfen. Erstmals platzte fast ein Drittel der Kurse wegen mangelnden Interesses. Der Verein zog bei der Vorstellung seines neuen Jahresprogramms am Donnerstag Bilanz.

Der große Einbruch kam nach der Sommerpause. "Im August haben wir fast keinen Kurs zustande gebracht", stellt Angelika Sievers vom Vorstand fest. In den vergangenen zwei Jahren kamen jeweils nur ein oder zwei Kurse nicht zustande. Die Angebote "Kreativ streiten", "Frauen in ihren Elementen", "Schönheit von Innen und Außen" oder ein Meditationswochenende entpuppten sich als Flop. "Alles Geschichten mit halb esoterischem Anklang", faßt Sievers zusammen und vermutet darin den Grund für die Ablehnung. Auf die Urlaubszeit und Sommersonne mag sie den Dämpfer von der Basis nicht schieben.

Doch die Sache bleibt dem Verein ein Rätsel. "Es gibt hier ein Publikum für Esoterik. Die Leute fahren deswegen nach Frankfurt und fragen uns sogar nach Tarot- und Horoskopdeutung", sagen die Vorstandsfrauen. "Wir sind unsicher, woran's liegt." Das gilt genauso für das geplatzte Seminar für pflegende Angehörige, das der Treff zusammen mit der evangelischen Diakoniestation anbot. Ähnliche Kurse der Krankenkassen sind hingegen immer ausgebucht.

Als möglichen Grund haben die Vereinsfrauen daher auch die "Schwellenangst vorm Feminismus" ausgemacht, die im Usinger Land verbreitet sei. "Wir kommen nicht über unseren Tellerrand hinaus", klagt Sievers. Die Mitgliederzahl hat sich um die 100 eingependelt. "Wenn pro Kurs eine neue Frau kommt, können wir zufrieden sein."

Von einer Krise will der erfolgverwöhnte Verein aber noch nicht reden. Die bewährten Beratungs-, Bildungs- und Kulturangebote waren gut besucht. Das Literaturcafé, der Runde Tisch und die Selbstverteidigungskurse entwickelten sich zu den großen Rennern. Das Risiko, immer wieder Neues auszuprobieren - und möglicherweise zu scheitern, gehört zum Programm. "Wir wollen aus dem Versuchsstadium nicht raus", sagt Gisela Müller. Der Dämpfer wird als "gesunder Ansporn" für die Programmgestaltung aufgefaßt.

Der schwindende Besucherinnenandrang steht im Gegensatz zum Aufstieg des "Frauentreffs" zur Institution. "Wir haben uns bewährt", sagt Helga Hönel. Die Krankenkassen erkannten inzwischen die Angebote des Vereins zur Gesundheitsförderung an. Das bedeutet, daß sie künftig die Kosten zu 50 bis 100 Prozent übernehmen.

Die Anerkennung der vielfältigen Vereinsarbeit spiegelte sich auch in den Zuschüssen wider. Erstmals gab es Gelder vom Land; auch der Kreis schoß etwas zu. Seit zwei Jahren finanziert die Gemeinde die Miete in den Räumen des Ärztehauses. Der Etat wuchs dadurch auf rund 30 000 Mark.

Der Treff veränderte sich außerdem äußerlich. Neue Tische, Stühle, Spielsachen und Pflanzen laden Frauen und Kinder zum gemütlichen Verweilen ein. Nicht zuletzt sind die Räume dienstags und donnerstags auch ein offener Treff, um verschnaufen, sich informieren und Kontakte knüpfen zu können. Am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr lädt der Frauentreff zu seiner Halbjahresversammlung ein. cn

Vom Zarah-Leander-Syndrom Reinhard Lilas beste Freundin im Gallus Theater

Das ist das berühmte "Zarah-Leander- Syndrom": Kaum streift einen ein leichter Luftzug, glaubt man schon, der Wind habe einem ein Lied erzählt. Reinhard Lila hat sich vom Wind eine Menge Lieder zuwehen lassen. Und die Chansons im neuen Programm des Frankfurter Sängers, der im schlauchförmigen Abendkleid auftrat, könnte die legendäre Zarah durchaus einmal gesungen haben. Wohl nicht gerade die zarten Kindermelodien, mit denen er den Abend eröffnete: Geschichten von Hänsel und Gretel und deren pubertären Verwirrungen im dunklen Wald.

Doch die sanften Klänge, mit denen ihn der Pianist Jürgen Streck am Klavier begleitet, täuschen: Reinhard Lila kann aber auch ganz schön böse sein. Etwa wenn er darüber plaudert, wie es zu der Karriere als singende Fummel-Trine gekommen ist: "Angefangen hat alles mit Coco de Paris - einem jungen Mann aus Rödelheim."

Ebenfalls schnippisch gemeint, wenn auch etwas abgedroschen sind die Berichte aus der "bewegten" Homosexuellen-Szene: betroffenes Geschwätz aus dem Schwulen-Zentrum und bedeutsame Diskussionen über "transsexuelle Busfahrer im öffentlichen Personennahverkehr". Auch geht Lila einiges daneben, wenn er es auf der politischen Schiene versucht, bei Einwürfen zur Ausländerfeindlichkeit etwa. Da fehlt ihm der richtige Blick zum scharfen Biß.

Dafür entschädigt er mit vielen Köstlichkeiten: locker dahingeswingte Songs, von "Veronika, der Lenz ist da" bis zu der zurechtgebogenen Rühmann-Schnulze "Ich krieg die Kerle der stolzesten Frau'n". Lila ist zwar weniger schrill als viele seiner Mitstreiterinnen im Fach Travestie - und wechselt nur ein einziges Mal sein Kleid! -, dafür ist sein Stil eine besondere Mischung aus herbem Charme und romantischer, nie larmoyanter Verspieltheit. Sein Pianist, mit dem er erstmals zusammen auftritt, trägt sehr dazu bei, daß die Show ihren fetzigen Rhythmus nicht verliert.

"Ich bin meine beste Freundin", nennt Lila das neue Programm, dessen Höhepunkt in der zweiten Hälfte ein Damen- Kaffeekränzchen im Schnelldurchlauf ist. Und damit scheint er gerade die Frauen im Publikum zu bezaubern: Sie sind es, die den dürren, großen Sänger, der so unvergleichlich das Handgelenk abknicken kann, mit Blumensträußen überschütten. Weitere Aufführungen sind im Frankfurter Gallus Theater (Krifteler Straße 55) am heutigen Samstag, 10. Oktober, und am Dienstag, 20. Oktober, jeweils um 20 Uhr zu sehen.

DIRK FUHRIG

Vorfahrt mißachtet: Frau schwer verletzt

RÜSSELSHEIM. Eine Schwer- und vier Leichtverletzte sowie 23 500 Mark Schaden sind die traurige Bilanz eines Unfalls auf dem Hessenring. Eine 79jährige Autofahrerin, unterwegs in der Virchowstraße in Richtung Hessenring, beachtete beim Einfahren in die Kreuzung nicht die Vorfahrt eines Autofahrers aus Rüsselsheim, der auf dem Hessenring in Richtung B 486 fuhr. Es kam zum Zusammenstoß, wobei die Frau eingeklemmt und per Rettungsschere schwerverletzt geborgen wurde. Ihr Mitfahrer, der zweite Autofahrer und zwei seiner Insassen wurden verletzt. wal

Das Ganze paßt nicht so richtig

In der Dokumentation vom 26. 9. 1992 "Beide Hände aufgeschnitten und Salz und Paprika draufgeschüttet" wurden die "Erinnerungen" eines polnischen Soldniers abgedruckt, der auf der serbischen Seite gekämpft haben wollte. Offenbar handelt es sich hier um eine von langer Hand montierte Lüge mit dem Ziel, das serbische Volk in Bosnien zu desavouieren.

Wie ist es möglich, daß der Anwerbepunkt für eine urserbische Sache ausgerechnet in Bad Ischl seine Zentrale hält? Einem strengkatholischen Land noch dazu, das sonst ganz harmlose Aktivitäten serbischer Mitbürger mit Mißtrauen registriert. Es könnte eher der Fall sein, daß es sich bei dieser famosen Vereinigung in der Tat um einen kroatischen Verband handelt - worauf übrigens schon der Begriff "DRUZBA" schließen läßt.

Das Ganze paßt nicht so richtig in das bekannte "Soldnierbild" dieses Bürgerkrieges: Mit einem Male sollen sich die strengkatholischen Polen im ebenso katholischen Österreich in einem Krieg mit starken religiösen Elementen - gegen erzkatholische Kroaten - engagieren lassen.

Gerade die Medienmacher eines Landes, das selbst vor gar nicht so langer Zeit zwei Eroberungskriege gegen die Serben geführt hat, sollten sich genauer überlegen, bevor sie sich an der Verbreitung derart zweifelhafter antiserbischer Pamphlete beteiligen.

Und dann, ausgerechnet die von Waffen starrenden Serben sollen sich von einem Österreicher mit den Schießeisen "aller Art" gegen die Mangelware - Devisen - beliefern lassen?

Bozidar Petrovic, Hamburg

Brandstiftung aus Affenliebe? Gericht verhandelte eine 23 Jahre zurückliegende Straftat

KASSEL. 23 Jahre liegt jene Straftat zurück, die in dieser Woche vor dem Kasseler Amtsgericht verhandelt wurde: ein "historischer Fall", so meinte auch die Richterin. Angeklagt war ein 47jähriger Zootierpfleger aus Dresden. Versuchte schwere Brandstiftung in einer Kaserne in Fritzlar wurde ihm angelastet. Am Ende des merkwürdigen Prozesses stand ein Freispruch aus Mangel an Beweisen: Keiner der Zeugen konnte - nach über zwei Jahrzehnten - bestätigen, daß tatsächlich ein Teil der Kaserne gebrannt hat.

Nicht nur das Verfahren, sondern auch die Geschichte des Angeklagten mutet recht sonderbar an. Sie beginnt mit der Flucht des damals 21jährigen, der in Heimen aufwuchs, aus der ehemaligen DDR in die Bundesrepublik: Er hatte den Dienst in der Nationalen Volksarmee umgehen wollen. Nach vier Jahren wurde der junge Mann zur Bundeswehr einberufen. Er trat seinen Dienst an und verpflichtete sich sogar für vier Jahre.

Weil er weder Freunde und Angehörige hatte, wurde die Kaserne in Fritzlar sein Zuhause. Dort wurde ihm erstaunlicherweise erlaubt, zwei Affen zu halten. Zu den beiden Affen gesellte sich später ein dritter. Als auch Reptilien und Schlangen folgten, war das Maß dann wohl doch voll: Es kam der Befehl, die Tiere abzuschaffen.

Das war für den Tierliebhaber offensichtlich eine Katastrophe. Ein bevorstehendes Manöver, an dem er, natürlich ohne seine Tiere, teilnehmen sollte, wurde dann zum Auslöser seiner Aktion. Der Rekrut entschloß sich spontan, wieder in die DDR zurückzukehren. "Ich bin wohl durchgedreht", sagte er heute.

Um in der DDR nicht bestraft zu werden, verfiel er auf die Idee, in der Fritzlarer Kaserne Feuer zu legen (das er jedoch später erstickte) und Waffen mit nach drüben zu nehmen.

Er zwang einen Kameraden, ihn in einem Jeep, beladen mit Affen und Waffen, zur Grenze zu fahren. Dort durchbrach er einen Schlagbaum und blieb in einem Graben stecken - immerhin auf DDR-Gebiet. Nach einigen Verhören und Arrest erfüllte sich in Dresden dann sein Lebenstraum: Er absolvierte eine Ausbildung als Tierpfleger im Zoo. Seit 20 Jahren arbeitet er nun dort und hat sich seitdem nie wieder etwas zu Schulden kommen lassen.

Im Februar dieses Jahres holte ihn die Vergangenheit ein: Er wurde wegen seiner über zwei Jahrzehnte zurückliegenden spektakulären Aktion festgenommen und saß sieben Wochen in Untersuchungshaft - obwohl seine Straftaten (Diebstahl von Waffen, Nötigung der Kameraden etc.) schon verjährt waren. Nur die versuchte Brandstiftung blieb als Vorwurf stehen. Von diesem Vorwurf wurde er nun freigesprochen - weil "nicht mit der für eine Verurteilung erforderlichen Sicherheit" festgestellt werden konnte, ob damals wirklich ein Teil des Gebäudes richtig gebrannt hat.

Nachgewiesen werden konnte nur noch, daß ein paar Spiritustabletten, die der damals 24jährige ansteckte, einen gewissen Schaden anrichteten. Das freilich ist, rechtlich gesehen, keine Brandstiftung, sondern Sachbeschädigung. Und auch die ist inzwischen verjährt. Mit einer Verurteilung, so räumte es am Ende dieses sonderbaren Prozesses sogar der Staatsanwalt ein, wäre nur dem Gesetz Genüge getan. Gleichwohl hatte er ein Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung gefordert. ROSE-MARIE VON KRAUSS

FREIE AUSSPRACHE Seite 24 · Frankfurter Rundschau D / R / S · Samstag, 10. Oktober 1992, Nr. 2365

SONDERSEITE Freitag, 9. Oktober 1992, Nr. 235 · S / R / D Frankfurter Rundschau · Seite 7

Nur die Großen verdienen am langen Donnerstag Nach drei Jahren "Dienstleistungs-Abend" Ernüchterung / HBV: Nachwuchsmangel wegen langer Öffnungszeiten

WIESBADEN. "Der lange Donnerstag ist ein Etikettenschwindel", schimpft Michael Kullmann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Wiesbaden. Denn bei der Änderung der Ladenschlußzeiten vor drei Jahren sei auch noch die Rede davon gewesen, daß auch Behörden, Banken und andere Dienstleister wenigstens einmal in der Woche bis in den Abend hinein aufhaben sollten.

In der Tat: Für viele Verbraucher bleibt es ein Traum, auch um sieben Uhr abends den Ausweis am Ordnungsamt abzuholen, das Auto anzumelden oder Bankgeschäfte erledigen zu können. In Deutschland hat sich der Donnerstag lediglich als "verkaufsoffener" Abend durchgesetzt. In Holland heißt er ehrlicherweise dann auch gleich nur "Kaufabend".

Doch wie ist es hier, wird wirklich an dem Abend eingekauft, lohnt sich der Donnerstag für den Einzelhandel in Wiesbaden? Nach der anfänglichen Neugierde sowohl der Kunden als auch der Händler ist das Interesse abgeflacht, immer mehr Geschäfte schließen auch am Donnerstag schon um 18.30 Uhr ihre Pforten.

Das bestätigt auch Michael Kullmann. Während in der reinen Fußgängerzone wie der Kirch- und der Langgasse seiner Einschätzung nach 98 Prozent der Geschäfte aufhaben, nehme die Zahl in den sogenannten 1b- und 1c-Lagen stark ab.

So haben beispielsweise in der Neugasse oder in der Schwalbacherstraße nur noch ganz wenige Läden bis 20.30 Uhr geöffnet. Es lohnt sich einfach nicht, mußte Ladenbesitzer Eberhard Krieger nach einem halben Jahr feststellen. "Manchmal haben wir nur die Stromkosten gezählt", oft habe nach 18.30 Uhr kein einziger Kunde mehr das alteingesessene Geschäft in der Bleichstraße betreten. Nach einem halben Jahr habe er den Versuch abgebrochen und wieder früher geschlossen.

In der Fußgängerzone müssen die Läden schon allein wegen der Konkurrenz geöffnet haben, wenn sie kein Geschäft verpassen wollen. Positiv bewertet Gottfried Gebert, stellvertretender Geschäftsführer von Karstadt, den Kaufabend. Insgesamt könne sein Haus mehr Ware umsetzen als ohne den langen Donnerstag. Er gesteht aber ein, daß die Situation für die kleineren Läden dadurch schwieriger geworden sei. Karstadt kann das benötigte Personal durch einen Zwei-Schichten- Betrieb am Donnerstag rekrutieren. Aushilfskräfte werden dazu nicht benötigt.

Doch das war immer wieder auch Argument für den verkaufsoffenen Abend. Als Beispiel wurde bei Einführung des Donnerstags immer wieder die Mutter genannt, die sich am Abend noch etwas hinzuverdienen kann.

Davon ist heute offenbar nichts mehr geblieben. Die meisten Betriebe decken den Bedarf aus ihrem Stammpersonal, bestätigt auch Bernhard Stöver von der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV). Die Gewerkschaft hatte die Lockerung der Ladenschlußzeiten heftig bekämpft. Nach drei Jahren Praxis, so Stöver, wird deutlich, daß der höhere Umsatz einiger Geschäfte sich zu einem "Pyrrhussieg" für die ganze Branche entwickelt habe. Für den bestehenden Nachwuchsmangel im Einzelhandel macht Stöver dann auch die durch den Donnerstag weiter verschlechterten Arbeitszeiten mit verantwortlich. Eine weitere Lockerung der Öffnungszeiten lehnt er daher ab. Für Berufstätige, die lange arbeiten müssen und nur donnerstags und samstags einkaufen gehen können, ist nur die Fußgängerzone attraktiv. Sie ziehe auch immer mehr Kunden aus dem Rheingau-Taunus-Kreis in die Metropole Wiesbaden, meint Karstadt-Manager Gottfried Gebert. Wer sich einmal die Nummernschilder der Autos anschaut, findet das auch bestätigt.

Leidtragende sind die Geschäfte in den Vororten und den umliegenden Gemeinden. Woher die Kunden tatsächlich kommen, ist Inhalt einer "Kundenfrequenzuntersuchung" im Auftrag des Einzelhandelsverbandes. Deren Ergebnisse werden noch ausgewertet.

Eine weitere Verlängerung der Ladenöffnungszeiten wird derzeit nicht diskutiert. Fragt man Kunden, erscheint sie auch nicht so dringend. Der Wiesbadener Matthias Erler zum Beispiel bummelt zwar gerne am Donnerstag abend, muß aber lange überlegen, ob er auch schon mal etwas gekauft hat. Johanna Schad, nur zu Besuch in Wiesbaden, ist zwar während ihres Kuraufenthalts auch noch abends in der Stadt, zu Hause schaffe sie es aber gut, auch während der normalen Öffnungszeiten einzukaufen.

Einzelhändler Eberhard Krieger schlägt da in die selbe Kerbe: "Die Geschäfte sind von Montag neun Uhr bis Samstag 14 Uhr täglich geöffnet, insgesamt bis zu 65 Stunden. Das muß doch eigentlich reichen." Und: "Nur weil die Läden länger geöffnet haben, können die Leute doch nicht mehr Geld ausgeben."

DIRK ALTBÜRGER

"Bei der Pflegeversicherung hilft nur der Druck von unten" Teilnehmer/-innen einer DGB-Podiumsdiskussion fordern von Politikern Taten statt Worte / "Frauen sind die Leidtragenden"

FRIEDBERG. "Es ist ein Skandal, daß es immer noch keine Pflegeversicherung gibt", rief Horst Neuwert empört aus. Die Wähler werden Bundeskanzler Kohl bei der nächsten Wahl an seinem Versprechen messen: "Im Sommer '92 ist die Pflegeversicherung da." Am Beispiel vieler Nichtwähler aus Protest in Baden- Württenberg zeigte der Florstädter Streiter für eine menschenwürdige Pflegeversorgung in Alter auf, daß sich bei kommenden Wahlen die (wieder mal) enttäuschten Bürger massenhaft der Stimme enthalten werden. Energischer Applaus im Saal des Altenheimes St. Bardo "Finanzierung nicht durch Kranke" an der Seewiese bestätigte hörbar, daß die Senioren des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) seiner Meinung waren. Sie waren auf Einladung des DGB Kreis Wetterau zur Podiumsdiskussion gekommen: "Muß die Pflegeversicherung durch einen Karenztag finanziert werden?"

Diese Frage wurde im übrigen von allen Beteiligten grundweg verneint. Es sei undenkbar, daß Kranke zur Finanzierung der Pflegeversicherung herangezogen werden. Eingangs hatte Gertrud Amrein (Grüne) klargestellt, daß es gerade die Frauen sind, die unter dem Fehlen einer gesetzlichen Pflegeabsicherung zu leiden haben: sowohl in den schlecht bezahlten Pflegeberufen in Heimen und Krankenhäusern, als auch die vielen pfle- genden Frauen zu Hause. Ihnen fehle Einkommen und damit eigener Rentenanspruch. Wenn die häusliche Pflege künftig aus der Versicherung bezahlt wird, können die Frauen selbst abgesichert werden.

Das Kostenargument gegen die Pflegeversicherung stimme nicht, führte Gerhard Becker (MdL und Vorsitzender des SPD-Bezirks Wetterau) an. Denn schon jetzt müßten die meist nicht gedeckten Pflegekosten über die Sozialhilfe, also Steuergelder, von der Gemeinschaft der Bürger aufgebraucht werden. Der Wetteraukreis müsse jährlich 36 Millionen Mark für Sozialhilfe zahlen, Geld, das für anderes dringend gebraucht werde.

Die Folge der ungeregelten Pflegesituation ist für viele ältere Menschen das "Abrutschen in die Sozialhilfe", bestätigte Detlev Engelmann, den Diskussionsleiter Kurt Stapp (Vorsitzender der DGB-Senioren) als Vertretung für die avisiere CDA- Vize Erika Pfreundschuh vorstellte. Engelmann ist Geschäftsführer der CDUArbeitnehmerorganisation in Hessen. Dieses für viele Menschen absehbare Abrutschen zu Almosenempfängern ist nach Engelmann zugleich "ein Angriff auf den Leistungs- und Eigentumsgedanken sowie die Familie". Denn bei Pflegesätzen, die heute schon von der 5000- zur 6000-Mark-Marke eilen, schmelzen Ersparnisse, Haus und Hof dahin "wie Butter unter der Sonne", wie es DGB-Senior Stapp formulierte.

Das übersehen offenbar jene mittelständischen Selbständigen und höheren Beamten, die ihre Vertretung in der FDP sehen. Die "Liberalen" blockieren bekanntlich eine vernünftige Regelung, kritisierten mehrere Redner. Im kleinbürgerlichen Mittelstand herrsche aber (mit der FDP) die "kurzfristige und kurzsichtige" Sehweise vor: Die Kleinunternehmer glaubten, im Alter hätten sie genug Ersparnisse, ein Haus oder das Geschäft, das ihnen Altersversorgung und Pflege sichere. Die Realität sehe leider anders aus. "Binnen kurzem" sei das Vermögen aufgebraucht, rechnete der CDA-Vertreter vor, wenn heute schon locker 60 000 Mark im Jahr für die Pflege einer Person draufgingen. Falls die Ehefrau auch pflegebedürftig werde, sei es doppelt so viel.

Daran knüpfte Frau Amrein an. In den mittelständischen Kreisen herrsche ein entsprechendes Ethos, wonach die Frauen zu Hause seien und auch Angehörige pflegten. Sie und "ihre Herren Gatten" machten sich aber gar nicht klar, wie ungesichert sie im Alter wirklich seien.

"Ein Handwerker rechnet eher kurzfristig, daß er für die Pflegeversicherung seiner sechs Gesellen Geld aufwenden muß", stimme Becker ein. Das eigene Alter sei ja noch fern. Das sei jedoch eine falsche Rechnung, da die Lohnnebenkosten als Aufwendungen ja wieder die Steuer des Unternehmers minderten. Etwa 1,7 oder 1,8 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge sollten als Bemessungsgrenze für die Pflegeversicherung gelten, waren sich die Sprecher/-in auf dem Podium einig.

Überhaupt herrschte grundsätzliche Einigkeit in der Sache zwischen den Vertretern der anwesenden Parteien. FDP oder Arbeitgebervertreter waren nicht dabei, bedauerte Becker, um sich mit deren Gedanken auseinanderzusetzen oder ihnen etwas zu vermitteln.

Bei so viel Einigkeit "ritt" Neuwert vom Zentralverband der Sozialversicherten (ZdS) eine Attacke gegen Parteifreund Becker: Die SPD rühre sich nicht in Bonn, um die Pflegeversicherung anzumahnen. Immerhin, konterte der Ge- "Die SPD könnte sich mit der CDU einigen" scholtene, der Gesetzesentwurf der SPD zur Pflegeversicherung sei bisher der einzige, der wirklich in den Bundestag eingebracht sei. Über den "Entwurf eines Entwurfes" von Minister Blüm lohne es nicht zu reden, bevor er nicht als Gesetz eingebracht sei, stimmte Neuwert zu. Die SPD könne sich leicht mit der CDU über die Versicherung einigen, meinte Becker. Doch die CDU müsse befürchten, daß die Freidemokraten dann die Koalition verlassen.

"Von dieser Koalition ist offenbar die dringend nötige Regelung nicht zu erwarten", meinte ein Senior. Da helfe nur, "Druck von unten" zu machen, ermunterte Neuwert. GEORG LINDE

Für die Händlerschürze unter der Schlagzeile:

Staatsakt in Berlin

Trauer um Willy Brandt

Berufsvorbereitung für Jugendliche

"Jugendliche - weg von der Straße." Unter diesem Motto bietet das Berufsbildungszentrum des Internationalen Bundes für Sozialarbeit Jugendlichen zwischen 17 und 20 einen Berufsvorbereitungslehrgang an. Gedacht ist hierbei an junge Leute, die noch keinen Arbeitsplatz haben oder ihre Schul- oder Berufsausbildung abgebrochen haben.

In dem zwölfmonatigen Lehrgang können die Jugendlichen den Hauptschulabschluß nachholen oder Kenntnisse in verschiedenen Berufen erwerben. Über die Teilnahme entscheidet die Berufsberatung des Arbeitsamtes Frankfurt.

Interessenten können sich mit dem Arbeitsamt (21 71-22 90) oder dem Berufsbildungszentrum (23 23-55-57) in Verbindung setzen. mku

Die Modernisierung der Bizonalen Siedlung bleibt umstritten Bewohner fürchten um die Idylle und den Charakter / Auseinandersetzung entzündet sich an der geplanten Aufstockung

Eigenständiges Wohnen und Idylle der Bizonalen Siedlung in Frankfurt-Griesheim ist nach wie vor nicht nur einer ungewissen Zukunft ausgesetzt. Vielmehr geht es außer der kontroversen Diskussion zwischen der Frankfurter Siedlungsgesellschaft (FSG) und dem Bürgerverein zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung neuerdings auch verschärft um eine weitgehende Modernisierung der vorhandenen Baustruktur, wobei dem Magistrat der Stadt Frankfurt eine Wohnflächenerweiterung vorschwebt. Die Bewohner wehren sich jetzt dagegen mit dem Argument, die Siedlung würde bei diesen Maßnahmen ihren seit Jahrzehnten gewachsenen Charakter verlieren und die Lebensbedingungen vor allem für die älteren Bürgerinnen und Bürger verschlechtern.

Die Römer-CDU hat sich zum Anwalt dieser Sorgen der Siedlungsbewohner gemacht. Sie verweist dabei auf bisherige Veränderungen im Umfeld der Siedlung, die nach Auffassung der Bewohner die Lebensqualität ohnehin schon verschlechtert habe. So werde zur Zeit die Freifläche Nied-Ost, die im Westen unmittelbar an die Bizonale Siedlung angrenzt, für etwa 2000 Menschen bebaut. Auch werde das nördlich der Siedlung liegende frühere Bundesbahn-Ausbesserungswerk an der Oeserstraße mit über 1000 Wohnungen bebaut. Und schließlich, so die Bürger, sei an der südlichen Siedlungsgrenze die Mainzer Landstraße zur Hochleistungsstraße ausgebaut worden, wobei allerdings zum Lärmschutz ein Wall errichtet wurde.

Die Bewohner, meint die CDU, hätten die notwendigen Belastungen bisher ohne Murren und mit Verständnis hingenommen, und auch eine zumutbare Bebauung freier Flächen am Siedlungsrand werde vom Bürgerverein zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung mitgetragen. Die Aufstockung vorhandener Gebäude jedoch werde wegen der zu erwartenden sozialen und ökologischen Eingriffe nicht akzeptiert.

Vom Magistrat ist zu erfahren, daß die Diskussionen zwischen der FSG und dem Wohnbund als Anwaltplaner, der die Interessen beider Seiten koordiniert, bisher noch nicht abgeschlossen seien. Das Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung nehme als Beisitzer an den regelmäßigen Tagungen teil.

Owohl inzwischen die Planungen zur Entwicklung der Bizonalen Siedlung als Modellvorhaben in das Forschungsprogramm "Städtebauliche Qualitäten im Wohnungsbau" aufgenommen wurden, gibt es bis heute keine Annäherung der Gesprächsparteien in der Aufstockungs- Auseinandersetzung. Ungeklärt sei darüber hinaus die Umsetzung der vom Bund bereitgestellten Modernisierungsmittel von etwa drei Millionen Mark, die nur unter den gesetzlichen Bedingungen im Rahmen der Wohnflächenerweiterung zur Verfügung stehen.

Im übrigen sagt der Magistrat unmißverständlich voraus, daß mit einer Änderung des Landschaftsschutzgebietes im Westen der Siedlung zu rechnen sein wird. Dadurch könnten auch Baurechte über einen Bebauungsplan oder über eine Abrundungssatzung geschaffen werden. amm

Seminar zum Thema "Jugend und Gewalt"

Ein deutsch-französisches Seminar zum Thema "Jugend und Gewalt" bereitet das Frankfurter Jugendamt in der Jugendbildungsstätte Dietzenbach vor. Das Seminar dauert vom 15. bis zum 22. November und bietet Mitarbeiter von Jugendeinrichtungen beiderseits des Rheins die Möglichkeit, sich mit dem Phänomen der Jugendgewalt aus deutscher und französischer Perspektive zu beschäftigen.

Der Teilnehmerbeitrag beträgt 160 Mark, die Fahrtkosten werden größtenteils erstattet.

Informationen erteilt das Jugendamt unter der Nummer 21 23-84 66. mku

Verloren oder geklaut: Räder, Uhren und Brillen

KELSTERBACH / GROSS-GERAU. Was vergeßliche Geister liegen ließen oder Langfinger nach getaner Tat loswerden wollten, kann ab sofort in den Fundämtern von Kelsterbach und Gross- Gerau abgeholt werden.

Dort kamen im vergangenen September zehn Fahrräder, etliche Taschen, Schlüssel, Uhren, Brillen, Geldbörsen und die unterschiedlichsten Kleidungsstücke und Schmuckstücke zusammen.

Allerdings - darauf weisen die Ämter hin: Wer sich als Eigentümer ausgibt, muß die Beamten davon auch detailliert überzeugen können. Wo: Im Kelsterbacher Rathaus, Zimmer 204, sowie in dem Raum 0.10 des Stadthauses in Groß- Gerau. leo

Bunte Drachen gegen den Hubschrauberlärm

ERLENSEE. Mit bunten Drachen am Himmel will das Aktionsbündnis gegen den Fliegerhorst Erlensee am Mittwoch, 14. Oktober, vor dem Flugplatz gegen den "tagtäglichen" Lärm der Kampfhubschrauber protestieren.

Wer mitmachen will beim Drachensteigenlassen, möge sich um 16 Uhr auf der Brücke "Auf dem Hessel" einfinden. az

Schwalbacherinnen wollen Frauen in der HGU helfen Diskussion über Krieg und Flucht sollen Taten folgen

SCHWALBACH. "Hätte mir vor drei Jahren jemand gesagt, daß es in Jugoslawien Krieg geben wird, ich hätte ihn für verrückt erklärt." Nada Novogradec kann die Kathastrophe in ihrem Heimatland immer noch nicht fassen. "Krieg und Flüchtlinge, was denken Frauen - was können Frauen tun?" hat die Schwalbacher Fraueninitiative gefragt, und das halbe Dutzend Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien, das zur Gesprächsrunde gekommen ist, will an diesem Abend vor allem informieren: Nachhilfe in Geschichte für deutsche Frauen, die - geschockt von den Fernsehbildern - "endlich das Schweigen brechen wollen".

Serbin oder Kroatin - eine Unterscheidung, die die Frauen nicht machen wollen: Alle leben schon mehr als 15 Jahre in Deutschland und alle hat der Krieg auch hier eingeholt. "Verbal" werde er in den Betrieben ausgetragen, in manchen Schulen dagegen gingen serbische und kroatische Kinder sogar mit Waffen aufeinander los. Besonders Serbinnen fühlen sich in der schweren Situation von der Heimat abgeschnitten: Serbische Zeitungen seien wegen der Sanktionen nicht zu bekommen, und über die deutschen Medien sind sich die Frauen einig: "Einseitig prokroatisch."

"Eine Gegenöffentlichkeit" müsse her, sagt Gundula Lohmann-Pabst von der Schwalbacher Fraueninitiative. Es fällt ihr schwer, das erregte Gespräch zu bremsen und Interesse für zwei Blätter zu wecken, auf die sie - inspiriert von einer Menschrechtskommission "irgendwo im Odenwald" - einen Forderungskatalog notiert hat: Es gelte "die Nationalistische Verzauberung zu lösen", heißt es da unter anderem. Worte, denen am Ende eines langen Abends erste Ideen für Taten folgen: Harald Schuster von der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) erzählt von den Frauen im Sammellager - die Schwalbacher Fraueninitiative will Wege finden, wie "gerade nicht berufstätige Hausfrauen" etwas für alle weiblichen Flüchtlinge tun können; nicht nur für die aus dem ehemaligen Jugoslawien. Nur ein Drittel der Menschen in der HGU seien Frauen, sagt Schuster. Alleinstehende Männer seien in der Mehrzahl. "Die wenigen alleinstehenden Frauen leiden unter der ständigen Anmache" und würden in den "50 bis 80 Meter langen Schlangen bei der Essensausgabe oft abgedrängt".

Männer hätten alle Schwangerschaftshosen an sich gerissen, als sie einmal bei der Kleiderausgabe in der HGU geholfen habe, klagt auch Marianne Adamek: "Obwohl ich immer ,Nix Mann, nur Frau' gesagt habe." Trotzdem: Die Befürchtung, daß ein Angebot speziell für Frauen in der HGU eines "Leibwächters" bedürfe, teilt Harald Schuster nicht: "In afrikanischen oder islamischen Ländern ist es oft sogar üblich, daß Frauen einen eigenen Bereich haben." Anknüpfungspunkte zu den Frauen gebe es viele: Für die meisten sei zum Beispiel das Kochen in der Heimat sehr wichtig gewesen. In der HGU hätten sie keinen Herd, auch Gaskocher seien verboten. "Sie könnten uns vielleicht Rezepte beibringen", überlegt eine Schwalbacherin, doch die Bedürfnisse der Frauen könne man sicher erst im persönlichen Kontakt erkennen. "Viele Frauen verlassen das Lager nie", sagt Schuster. Und als Unklarheiten über die rechtliche Lage beseitig sind - "dürfen die einfach so raus?" -, sprudeln die Ideen: eine Spazierfahrt in den Taunus oder eine Teestube . . . Nur regelmäßig müsse der Kontakt gepflegt werden, sagt Schuster. Eine Teestube alle vier Wochen sei zu wenig, da die Fluktuation hoch sei und "im Lagerleben der Lebensrhythmus untergeht". Die Aktionen müßten von vielen Schwalbacherinnen getragen werden, betont Uschi Dorf von der Fraueninitiative: "Ich hätte schon Bedenken, alleine hinzufahren und mir einfach ein Frau auszusuchen." BARBARA HELFRICH

Franzose im Hauptamt Städtische Mitarbeiter werden ausgetauscht

MÜHLHEIM. Sprachkenntnisse zu verbessern und Erfahrungen zu sammeln - das ist das Ziel eines Austausches von Auszubildenden und städtischen Mitarbeitern zwischen Mühlheim und der französischen Partnerstadt St. Priest. Beim Besuch einer Delegation aus Frankreich legten die beiden Bürgermeister Bruno Polga und Karl-Christian Schelzke fest, daß voraussichtlich im Frühjahr ein Franzose für zwei Wochen im Hauptamt hospitiert.

Im Gespräch sind außerdem Kontakte zwischen Gewerbetreibenden aus beiden Städten. Interesse haben Unternehmen der Automobilbranche und aus der Gastronomie angemeldet.

Die Pflege des Austausches war ein Schwerpunkt in den Gesprächen zwischen Bürgermeister Polga und seinem Mühlheimer Kollegen. Sie waren sich einig, daß im Zeichen eines vereinten Europas auch bei den Partnerstädten mehr geschehen müsse als gemeinsame kulturelle Veranstaltungen. Der Austausch soll ein Schritt in diese Richtung sein.

Ein weiteres Thema der Unterredungen: die Einrichtung eines Präventionsrates, der sich mit Vorbeugungsmaßnahmen bei Kriminalität beschäftigt und vor allem Jugendliche rechtzeitig über Gefährdungen aufklären soll. Eine solche Einrichtung ist laut Bürgermeister Schelzke demnächst in Mühlheim geplant - in Frankreich existiert sie bereits seit längerem in den Kommunen und arbeitet mit beträchtlichem Erfolg.

Dem Präventionsrat gehören Kirchenvertreter, Lehrer, Jugendpfleger, Sozialarbeiter und andere Fachleute an. Karl- Christian Schelzke ist bereits Mitglied in einem solchen Gremium auf Landesebene. In Mühlheim, so versicherte er, gebe es zur Zeit keine aktuellen Probleme mit der Kriminalität - dennoch schätze er die aufklärende Arbeit als sinnvoll ein.

Zu den gemeinsamen Aktionen der Partnerstädte gehört ein Dritte-Welt-Projekt in Peru. In einer neuen Vereinbarung, die bei dem Besuch in Mühlheim unterzeichnet wurde, verpflichten sich die beiden Kommunen, die Errichtung von Gemeinschaftsküchen in Lima mit jeweils 30 000 Mark zu unterstützen.

Der Terminplan für das allgemeine Austauschprogramm der Vereine wird bis Ende November vorliegen. Wenn alle Vorhaben realisiert werden, fahren mit rund 400 Bürgern/innen so viele Mühlheimer/innen wie noch nie nach St. Priest. hf

SPD-Landtagsfraktion stellt sich Bürgerfragen

HANAU. Mitglieder der hessischen SPD-Landtagsfraktion mit dem Vorsitzenden Lothar Klemm (Neuberg) an der Spitze stellen sich am Dienstag, dem 13. Oktober, von 16 bis 18 Uhr im Hanauer Rathaus-Foyer den Fragen von Hanaus Bürgerinnen und Bürgern. Auch Hanauer SPD-Kommunalpolitiker sind anwesend.

Die Landespolitiker beschäftigen sich vorher mit dem Wohnungs- und Städtebau in Steinheim, mit dem Modellprojekt Familienarbeit in der Alice-Salomon-Kindertagesstätte und dem Hanauer Stadtkrankenhaus. him

Der Schlachthof lag auf einmal mitten in der Stadt Das seit den achtziger Jahren leerstehende Gebäude soll abgerissen werden / Zunächst Parkplatz Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. "Der Schlachthof paßte schon damals nicht mehr ins Stadtbild", erinnert sich Alt-Bürgermeister Willi Brehm an die frühen 80er Jahre, "als der Laden geschlossen wurde". Seit dieser Zeit stand das Gebäude quasi leer. "Die Stadt stellte dort nur noch Gerümpel unter, etwa alte Fahrräder, die im Fundbüro abgegeben wurden." Jetzt sollen die Hallen abgebrochen werden. Der Magistrat hat in dieser Woche ein örtliches Unternehmen damit beauftragt, den gesamten Komplex dem Erdboden gleichzumachen. Die Firma muß außerdem das Gelände ausbaggern und anschließend mit Schotter und Feinsplitt auffüllen. Das Grundstück soll dann zunächst als provisorischer Parkplatz genutzt werden. Die Kosten für die Arbeiten, die Ende 1992 abgeschlossen werden sollen, betragen nach Angaben des Ersten Stadtrats Hartmut Wurzel rund 240 000 Mark.

"Als ich ein Bub war, stand der Schlachthof schon", plaudert Willi Brehm. "Ich schätze, daß er um die Jahrhundertwende gebaut worden ist." Als Seligenstadt noch ein kleines Städtchen gewesen sei, habe der Schlachthof in der Steinheimer Straße unweit des Steinheimer Tores noch am Ortsrand gelegen.

"Doch", so weiß Brehm noch gut, "Seligenstadt wurde größer und größer, und schließlich war der Schlachthof mitten in der Stadt. Und da paßte er irgendwann überhaupt nicht mehr hin." Brehm, der von sich sagt, "in Seligenstadt jede Ecke zu kennen", berichtet von großen Geräuschbelästigungen. "Da wurden oft samstags die Tiere angeliefert. Das Vieh hat meistens geschrien. Und die Metzger waren nicht immer gerade die zartesten Burschen."

"Kurz und gut", so fährt Brehm fort, "es wurde schon vor einigen Jahrzehnten überlegt, was anstelle des Schlachthauses dort errichtet werden könnte." Zudem hatte sich die städtische Einrichtung - wie die Main-Fähre auch - in den frühen 80er Jahren zu einem Zuschußbetrieb entwickelt. Brehm: "Viele Metzger waren bereits in den Frankfurter Schlachthof abgewandert." Es soll auch Streit und Ärger zwischen den Fleischern gegeben haben, "wer morgens früh der erste im Seligenstädter Schlachthaus war".

Bereits um 1970 hatte ein Fachbüro, das sich mit der Seligenstädter Altstadtsanierung beschäftigte, einen Plan vorgelegt, auf dem Terrain ein Parkhaus hochzuziehen. Doch etwa in der gleichen Zeit wurde noch vom Parlament beschlossen, den Schlachthof für rund 206 000 Mark zu renovieren. Laut Brehm mußte viel investiert werden, um die Auflagen der Fachbehörden erfüllen zu können.

Um den Schlachthof wurde manche hitzige Debatte im Stadtparlament geführt. Wie der Alt-Bürgermeister erwähnt, "gab es die unterschiedlichsten Vorschläge, wie das Gelände genutzt werden sollte, etwa für einen Sparkassenbau". Außerdem sei angeregt worden, das wertvolle Grundstück zu tauschen.

Gisela Spitznagel, Mitarbeiterin im Landschaftsmuseum Seligenstadt, erzählt, "daß wir hier bei uns nichts über den Schlachthof archiviert haben". Denn: "Das Gebäude ist historisch völlig bedeutungslos."Ergebnis-TelegrammBADMINTON GERMAN OPEN in Leverkusen, Männer, Einzel, Achtelfinale: Pongratz (Langenfeld) - Liljequist (Finnland) 3:15, 15:5, 15:11, Nielsen (England) - Poste (Brauweiler) 15:11, 18:16, Kusuma (Indoniesen/Nr. 1) - Knowles (England) 15:2, 12:15, 15:4, Koch (Österreich) - Jorgensen (Dänemark) 15:3, 13:15, 15:6. BASKETBALL EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Männer, 2. Runde, Rückspiele:Pully (Schweiz) - Pantterit Espoo (Finnland) 112:105, Pully weiter; Saragossa - TTL Bamberg 81:51), Saragossa weiter; Den Bosch (Niederlande) - Samara (Russland) 95:81, Den Bosch weiter; Budapest - Nikolaew (Ukraine) 94:96, Budapest weiter; Ovar (Portugal) - Nisas Izmit (Türkei) 102:93, Ovar weiter; Saloniki - RTI Minsk 107:70, Saloniki weiter; Cholet(Frankreich) - Dudelingen (Luxemburg) 92:45, Cholet weiter; Hapoel Galil Elion (Isr.) - Atl. Kaunas (Litauen) 98:95, Hapoel weiter.

BUNDESLIGA, Männer, 7. Spieltag: Brandt Hagen - MTV Gießen 93:114 (43:52). EISHOCKEY NHL: Boston Bruins - Hartford Whalers 3:2, Buffalo Sabres - Quebec Nordiques 4:5, Ottawa Senators - Montreal Canadiens 5:3, Pittsburgh Penguins - New York Islanders 7:3, Minnesota North Stars - St. Louis Blues 5:2, Calgary Flames - Edmonton Oilers 7:2, Los Angeles Kings - Detroit Red Wings 3:5, San Jose Sharks - Winnipeg Jets 4:3 nach Verl. FUSSBALL WM-QUALIFIKATION, Afrika-Zone, Gruppe A: Algerien - Burundi 3:1 (1:0). GOLF PGA-Turnier in Alveslohe bei Hamburg (1,4 Millionen Dollar/Par 72), Stand nach dem zweiten Tag: 1. Langer (Anhausen) 134 Schläge (69+65/Platzrekord), 2. Chapman (England) 137 (72+65/Platzrekord), 3. Malley (USA) 138 (68+70), 4. Couples (USA) 139 (69+70) und Brand (Schottland) 139 (70+69). HANDBALL OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Nord: SVH Kassel - TV Großen-Linden 19:14, HSG Böddiger/Deute - SG Lollar 16:22, HSG Gensungen - SG Pohlheim 25:12, SG Langgöns - TV Holzheim 14:10, HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II - TV Dipperz 21:11, VfB Kassel - TSF Heuchelheim 30:22, TV Eitra II - SSV Großenlüder

ROLLHOCKEY WELTMEISTERSCHAFT der Frauen in Springe/Niedersachsen, 8. und letzter Spieltag: Deutschland - Italien 0:2, Südafrika - Neuseeland 0:3, Australien - Niederlande 1:3, England - Kanada 1:17, Portugal - Indien 14:0, USA - Spanien 1:4. - Abschlußtabelle: 1. Kanada 91:9 Tore/22:0 Punkte, 2. Italien 60:10/19:3, 3. Neuseeland 51:11/17:5, 4. Niederlande 56:17/16:6, 5. Portugal 46:25/12:10, 6. Australien 51:31/12:10, 7. Spanien 51:22/11:11, 8. Deutschland 43:24/9:13, 9. USA 40:36/8:14, 10. England 28:73/4:18, 11. Südafrika 7:76/2:20, 12. Indien 4:195/0:22. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Zürich (350 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Graf (Brühl/Nr. 1) - Wiesner (Österreich/Nr. 8) 7:5, 6:4, Navratilova (USA/Nr. 2) - Maleewa (Bulgarien/Nr. 7) 6:2, 6:3, Novotna (CSFR/Nr. 4) - Strnadova (CSFR) 6:4, 6:0, Fendick (USA) - Garrison (USA/Nr. 6) 6:0, 6:2 (damit im Halbfinale: Graf - Novotna, Navratilova - Fendick).

GRAND-PRIX-TURNIER in Sydney (850 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Holm (Schweden/Nr. 12) - Kühnen (Bamberg) 6:3, 6:2, Edberg (Schweden/Nr. 1/TV) - McEnroe (USA/ Nr. 7) 6:3, 6:3, Ivanisevic (Kroatien/Nr. 2) - Haarhuis (Niederlande/Nr. 9) 7:6 (7:1), 6:3, Krajicek (Niederlande/Nr. 6) - Lendl (USA/Nr. 4) 7:6 (7:1), 7:5. - Damit im Halbfinale: Edberg - Holm, Ivanisevic - Krajicek

GRAND-PRIX-TURNIER in Athen (130 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Clavet (Spanien/Nr. 2) - Göllner (Neuss) 6:2, 6:2, Bruguera (Spanien/Nr. 1) - Gustafsson (Schweden) 6:2 Aufgabe Gustafsson, Arrese (Spanien/Nr. 3) - Jaite (Argentinien) 6:3, 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER in Toulouse (315 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Siemerink (Niederlande) - Gilbert (USA/Nr. 3) 6:4, 7:6 (7:5), Boetsch (Frankreich) - Bergstroem (Schweden) 6:3, 6:2. TISCHTENNIS

ETTU-POKAL, 1. Runde, Männer: TTC Jülich - Sparta Barnaul 4:0, VfB Lübeck - Nord-Donetsk/Ukraine 4:0.

Frauen: Betzingen - Topolcany 4:1.

EUROPAPOKAL, Frauen, 2. Runde: SpVg. Steinhagen - AO Telamon Salaminas/Griechenland 4:0 VOLLEYBALL CEV-POKAL der Frauen, Qualifikationsrunde: Tübingen - Sporting Lissabon 3:0 (15:5, 15:2, 15:12).

Aus dem Geschäftsleben: "Tag der offenen Tür" im Autohaus Herrmann

HANAU. Das Autohaus Herrmann in der Martin-Luther-King-Straße in Hanau lädt für heute, Samstag, 10. Oktober, zu einem "Tag der offenen Tür" ein. Interessenten können von 9 bis 18 Uhr kommen.

Die Firma bietet Spiele und Bewirtung an. Der Erlös der Veranstaltung kommt dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Hanau zugute. res

Zur Sache: Raufen verboten

Für den städtischen Schlachthof mußte - so schrieb es die Hessische Gemeindesordnung vor - eine ellenlange Satzung und eine ebenso umfangreiche Gebührenordnung erlassen werden. So hakte die Stadtverordnetenversammlung am 10. Juli 1964 eine dicke Sitzungsvorlage ab. Die bürokratische Sprache dieser Satzung wirkt teilweise wie Satire.

Im Paragraphen 7 geht's um die "Störungen", die auf dem Schlachthofgelände verboten seien. "Insbesondere ist untersagt: 1. das Lärmen, Streiten, Raufen und die Behinderung dritter Personen an der sachgemäßen Benutzung der Einrichtungen; 2. die Verunreinigung der Anlagen, das Einbringen und Ablagern von Abfällen und betriebsfremden Gegenständen (. . .); 5. das Fotografieren und die Herstellung von Ton- und Tonbandaufnahmen ohne vorherige Erlaubnis des Magistrats; 6. der Verbrauch von Wasser, Licht, Strom, Wärme und Kälte über den jeweiligen üblichen Bedarf hinaus; 7. die Ablage und Verwahrung von Kleidungsstücken und Schuhwerk außerhalb der hierfür vorhandenen Räume . . ."

Und zur "Zweckbestimmung" des Schlachthauses heißt es: "Es dient der öffentlichen Gesundheitsvorsorge durch die Gewinnung gesundheitlich einwandfreien Fleisches für den Bedarf der Bevölkerung . . ."

Daß es in dem Gebäude nicht drunter und drüber ging, wurde unter anderem im Paragraph "Schlachthallen" festgelegt: "Aufgeregte oder bösartige Großtiere - insbesondere Bullen - sind vor der Betäubung mit einer Halskette an den dafür vorgesehenen Vorrichtungen ausbruchsicher zu befestigen."

Außerdem war "die Mitnahme von Magen- und Darminhalt aus dem Schlachthaus verboten".

Ebenso konnten die Seligenstädter alte Hunde und Katzen in der kommunalen Einrichtung töten und zum Abdecken abtransportieren lassen: "Die Tötungsgebühr für einen Hund 5 Mark, für eine Katze 3 Mark." Für das Schlachten von Vieh mußten je nach Art und Größe zwischen 3,30 und 19,05 Mark bezahlt werden. Der Zweck des angrenzenden Kühlraums: Er "dient der schnellen Durchkühlung". fin

Zahlen belegen den Trend: Es werden wieder mehr Kinder geboren. Allein im Bad Sodener Kreiskrankenhaus kommen in diesem Jahr voraussichtlich 1300 Jungen und Mädchen zur Welt. 1986 waren es 600. Auch wenn von einem Baby-Boom nicht die Rede sein kann: Geburtsvorbereitungskurse sind ausgebucht, Hebammen eilen von Wochenbett zu Wochenbett, und auf der Wöchnerinnenstation wird's eng. Kinderkriegen, stillen, Windeln waschen - FR- Redakteurin Petra Mies hat sich im Kreißsaal, bei Hebammen und jungen Eltern umgesehen und Stoff für eine ganze Reportagen- Serie gesammelt.

Die interessante Sportnotiz

Meyer kandidiert nicht für DLV-Amt Helmut Meyer wird beim Verbandstag des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Ende März 1993 in Duisburg nicht mehr für das Amt des Präsidenten kandidieren. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus DLV-Kreisen. Meyer, der 1989 zum Präsidenten gewählt worden war, wollte seinen Verzicht gegenüber dpa weder bestätigen noch dementieren.Judoka Koser wurde Weltmeister Der Leverkusener Ralf Koser wurde bei den Judo-Weltmeisterschaften der Junioren in Buenos Aires Titelträger im Schwergewicht über 95 Kilogramm. Er besiegte im Finale den Franzosen Jerome Lorenzini durch einstimmigen Kampfrichter-Entscheid. Bei den Frauen verlor die Reutlingerin Alexa von Schwichow in der Klasse bis 52 Kilogramm die Begegnung um Bronze gegen die Britin Peel. Kein Schlichtungs-Gespräch mit Krabbe Helmut Meyer wird bei seinem Besuch am 15. Oktober in Neubrandenburg keine "Schlichtungsgespräche" mit den drei suspendierten Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr führen. Das teilte der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) am Freitag mit. Ancona-Chef im Kittchen Sowohl der Präsident als auch der Mehrheitsaktionär des italienischen Fußball-Erstligisten Ancona Calcio sind unter dem Vorwurf der Fälschung und des Betruges verhaftet worden. Der 1. FC Nürnberg bekommt noch 4,4 Millionen Mark Ablösesumme aus Ancona für den Argentinier Sergio Zarate. Langer zur Halbzeit vorn Nach der zweiten Runde des Golf-Turniers im norddeutschen Alveslohe hat sich Bernhard Langer an die Spitze des Feldes gesetzt. Er liegt mit drei Schlägen vor dem Briten Roger Chapman und mit vier vor dem US-Amerikaner Bill Malley.

Um Hobsch wird noch gehandelt Bernd Hobsch vom VfB Leipzig ist noch nicht bei Werder Bremen. Die Norddeutschen ließen verlauten, sie würden nicht "um jeden Preis" den Torjäger aus Sachsen verpflichten. Gutman zog schneller Deutscher Schnellschachmeister wurde in Bad Blankenburg GroßmeisterLev Gutman (Hermania Kassel). Er lag um einen halben Punkt vor Rainer Knaak (Porz) und Rainer Tomczak (Berlin). Kindermann klagt nicht mehr an Auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 24. Oktober legt Hans Kindermann sein Amt als Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses nieder. Kindermann vertrat fast drei Jahrzehnte den Verband als Kläger in der Sportgerichtsbarkeit.

Däne wird Badminton-Bundestrainer Der Däne Flemming Wiberg Johansen wird mit Beginn des kommenden Jahres Badminton-Bundestrainer. Johansen, der zuletzt die dänische Nationalmannschaft tranierte, löst den Chinesen Xu Quangheng ab.

Der Giro auf Elba Der Giro d'Italia, das zweitwichtigste Rad-Etappenrennen der Welt, beginnt im kommenden Jahr erstmals auf der italienischen Mittelmeer-Insel Elba. Pongratz im Viertelfinale Oliver Pongratz (Langenfeld) hat bei den German Open im Badminton in Leverkusen mit einem Sieg über den Finnen Liljequist das Viertelfinale erreicht. Lorbeerblatt für auch Behinderte Das Präsidium des Deutschen Sportbundes verabschiedete auf einer Sitzung die Empfehlung, wie die Medaillen-Gewinner der Olympischen Spiele auch die der Paralympics mit dem Silbernen Lobeerblatt, der höchsten Sport-Auszeichnung Deutschlands, zu ehren.

Der Basketball springt wieder Aktionsbündnis holte nach, was Bund und Land versäumten

GELNHAUSEN. Zum ersten Mal seit dem Abzug der US-Soldaten aus Gelnhausen ist am Donnerstag abend auf dem Basketballfeld in der Coleman- Kaserne wieder gepunktet worden. Das Aktionsbündnis für ein ausländerfreundliches Gelnhausen öffnete das Sportgelände eigenmächtig, nachdem entsprechende Bitten an die Landesregierung nichts gefruchtet hatten.

Ein Problem in der Sammelunterkunft ist nach wie vor das knapp bemessene und meist hangartige Freigelände um die drei Wohnblocks. Während 800 Menschen sich drei Tischtennisplatten teilen, blieb das Sportgelände mit Basketballfeld und Turnhalle gleich nebenan bisher ungenutzt. Übermannshohe Zäune, teilweise mit Stacheldrahtkrone bewehrt, versperrten den Zugang. Die Einrichtungen lagen brach, weil die Bundesrepublik dem Land Hessen nur einen eng umrissenen Teil des Kasernengeländes für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung gestellt hat. Die Freigabe zu erreichen ist ein Problem der Abstimmung zwischen Bundes- und Landesbehörden.

Zumal die Flüchtlinge in beengten Verhältnissen leben und nicht arbeiten dürfen, hat das Bündnis in den vergangenen Monaten auf die Öffnung wenigstens des Basketballfeldes gedrängt. Da sich nichts tat, vereinbarten die Bündnismitglieder einmütig, zur Selbsthilfe zu greifen. Ein gutes Dutzend Frauen und Männer - unter anderem Vertreter von Kirchen, DGB, amnesty international und Grünen - packten am Donnerstag ein Segment des provisorischen Stahlgitterzaunes und hievten es beiseite, so daß ein Eingang zum Sportgelände entstand. Mit einem Basketball probierten sie die ersten Würfe auf die Körbe, und nach und nach fanden sich die ersten Flüchtlingskinder und solidarische Zuschauer wie der Gelnhäuser Dekan Peter Laucht ein.

Bündnis-Sprecher Ferdinand Hareter begründete die Aktion damit, daß seit mindestens Juli der Landesregierung und dem zuständigen Ministerium das Problem des verschlossenen Sportgeländes bekannt sei. "Es ist immer wieder gesagt worden, es werde schnell Abhilfe geschaffen", kritisierte Hareter, "aber bis heute ist nichts geschehen." Mit der Vorab-Öffnung sollten die Verantwortlichen an ihre Versprechen erinnert werden. Das Bündnis hoffe, daß der Basketballplatz nun bald auch offiziell geöffnet werde. Betätigungsmöglichkeiten in der Kaserne seien für die Flüchtlinge dringend notwendig, so Hareter, auch, "damit sie nicht auf die Stadt ausweichen müssen". lex

Außenhandel ohne Schwung Export stützt Konjunktur nicht / Dennoch höherer Überschuß

has FRANKFURT A. M. Ihre Hoffnungen, daß der Export in diesem Jahr zunehmend die Konjunktur hierzulande ankurbeln wird, müssen viele Manager so langsam aufgeben. Denn nicht nur Berichte aus wichtigen Branchen wie beispielsweise der Chemie und dem Maschinenbau zeigen weiterhin Schwächen im Geschäft mit dem Ausland, die nach den Währungsturbulenzen an den Devisenmärkten noch verstärkt sein dürften. Auch die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Außenhandel im August weisen auf eine eher flaue Ausfuhr hin.

Demnach wanderten in dem Ferienmonat Waren im Wert von rund 48,7 Milliarden Mark in den Export. Das waren immerhin 5,7 Prozent weniger als im August des Vorjahres. Deutlich schrumpften auch die Importe. Nach Deutschland herein kamen Produkte für ziemlich genau 43 Milliarden Mark, womit ein Minus von elf Prozent registriert wurde.

Aus diesen Zahlen errechnet sich ein Ausfuhrüberschuß für August von 5,7 Milliarden Mark. Zur Erinnerung: Im Vergleichsmonat von 1991 hatte er 3,1 Milliarden betragen.

Der Anstieg sollte aber nicht zu dem Schluß verleiten, daß der Exportmotor angesprungen ist. Der höhere Aktivsaldo rührt vielmehr aus der Tatsache her, daß die Einfuhren in absoluten Werten gerechnet merklich stärker abgenommen haben als die Ausfuhren. Nach acht Monaten dieses Jahres summiert sich der Exportüberschuß im übrigen jetzt auf 19,7 Milliarden Mark.

Wie nicht anders wegen der Ferienzeit zu erwarten, klaffte im August in der Leistungsbilanz wieder ein beachtliches Loch. Hatte der Passivsaldo vor Jahresfrist 3,3 Milliarden Mark ausgemacht, stellte er sich heuer auf zwei Milliarden. Ausschlaggebend für die roten Zahlen waren nicht zuletzt die Ausgaben der Deutschen jenseits der Grenzen, so daß das Minus im Dienstleistungsverkehr 3,8 Milliarden betrug. Bei den sogenannten unentgeltlichen Leistungen - dahinter verbergen sich hauptsächlich Bonner Zahlungen an internationale Organisationen, wobei die EG der Hauptbrocken ist - erreichte der Negativsaldo 3,9 Milliarden Mark im August. In der Leistungsbilanz addieren sich die tiefroten Zahlen somit für den Zeitraum Januar bis Ende August auf 28,4 Milliarden Mark.

Nach acht Monaten dieses Jahres stehen den geringfügig um 1,5 Prozent gestiegenen Exporten von zusammen 445 Milliarden Mark Einfuhren in Höhe von 425,3 Milliarden gegenüber. Bei letzteren blieb somit ein Minus von nicht ganz ein Prozent hängen.

Tempo 30 nun auch in Mittelbuchen

HANAU. Mittelbuchen ist der nächste Stadtteil, in dem flächendeckend Tempo- 30-Zonen eingerichtet werden. Von der kommenden Woche an wird die neue Regelung in fast allen Straßen gelten. Ausgenommen sind lediglich die Wachenbuchener, die Kesselstädter, die Kilianstädter und die Lützelbuchener Straße.

Die verkehrsberuhigten Bereiche sind nur jeweils am Anfang und am Ende durch Schilder markiert. mün

Kleine FR

Schloßgarten ist geöffnet HANAU. Nach langen Auseinandersetzungen zwischen Naturschutzbei- rat, für den Umbau verantwortli- chem Planungsbüro und Bauverwaltung ist der Steinheimer Schloßgarten ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich. Die noch ausstehenden Pflanzarbeiten, so Stadtbaurat Jürgen Dressler, sollen "zwischen Herbst und Frühjahr" folgen. Feuerwehr öffnet Türen GROSSKROTZENBURG. Ihren "Tag der offenen Tür" veranstaltet die freiwillige Feuerwehr am Sonntag, 11. Oktober, in ihrem Gerätehaus am Anne-Frank-Platz. Zwischen 10 bis 18 Uhr präsentieren die Blauröcke ihre Ausrüstung. Der musikalische Frühschoppen beginnt gegen 10 Uhr. Ab 14 Uhr spielt der Musikzug des TV 1884 beim Kaffeenachmittag auf. Meisterschaft der Hundesportler HANAU. Der Verein für Schutz- und Gebrauchshunde lädt zur Herbstmeisterschaft im Turnierhundesport ein am Sonntag, 11. Oktober, ab 9 Uhr auf dem Gelände am Köppelweg. Treffen der Stillgruppe GROSSKROTZENBURG. Die Stillgruppe trifft sich am Dienstag, 13. Oktober, um 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in der Schulstraße. Abschlußtour des Fahrradclubs HANAU. Die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs startet am Sonntag, 11. Oktober, um 10 Uhr am Brüder-Grimm-Denkmal ihre Abschlußtour durch den Spessart über Forst-, Wald- und Radwege. Bei geeignetem Wetter sind Picknicksachen mitzubringen, andernfalls kehrt die Radlerschar ein. Säuglingspflegekurs vom DRK HANAU. Das DRK bietet ab Samstag, 7. November, an drei Samstagnachmittagen von 14 bis 18 Uhr im Steinheimer Rotkreuz-Haus, Molitorstraße 14, Säuglingspflegekurse an. Anmeldung und Auskunft telefonisch beim DRL-Kreisverband unter 0 61 81 / 1 06 15. Sperrmüll in Langenselbold LANGENSELBOLD. Sperrmüll fährt die Stadt vom 26. bis 29. Oktober ab. Interessenten müssen sich bis Montag, 12. Oktober, anmelden.

Unterdrückung im Sudan an vielen Beispielen verdeutlicht Pater Armia Anba Bishoy: Bei Rückkehr Gefängnis und Folter sicher / Gottesdienst und Gesprächsabend in Windecken

NIDDERAU. Im Januar wollen die Nidderauer Sudanes(inn)en noch einmal eine Veranstaltung organisieren, dann mit längerer Vorlaufzeit. Dennoch packten die Menschen in der Windecker Unterkunft gleich die Gelegenheit am Schopf: Der einzige in der Bundesrepublik lebende koptische Priester aus dem Sudan war vorige Woche in Süddeutschland unterwegs. Sie luden den in Hamburg beheimateten noch während seiner Pastoralreise ein. Ein Gottesdienst und ein Gesprächsabend in der evangelischen Stiftskirche Windecken wurden improvisiert.

Immerhin sechzig Landsleute aus dem Rhein-Main-Raum waren voriges Wochenende zu dem Gottesdienst zusammengekommen. Der begann zwar nicht mit der Pünktlichkeit, die hiesige Kirchengemeinden sich selbst abverlangen, sondern erst, als die Gemeinde vollständig war.

Dafür dauerte der orthodoxe Ritus einschließlich drei Kindstaufen auch mehr als drei Stunden. Danach war in den Räumen der methodistischen Gemeinde ein großes Mittagessen, zu dessen Vorbereitung alle nach Kräften beigetragen hatten.

Abends schließlich wandte man sich auch an die deutsche Bevölkerung, von der sich mangels geeigneter Ankündigung allerdings nicht allzu viele sehen ließen. Unter ihnen Gemeindeangehörige und beinahe die gesamte Friedensinitiative Schöneck / Nidderau. Warum die Sudanes(inn)en in der Bundesrepublik und vielen anderen Ländern um Asyl bitten, erläuterte dabei Pater Armia Anba Bishoy, dem nicht nur die Seelsorge für die 135 sudanesischen Familien in der Bundesrepublik, sondern darüber hinaus die für alle koptischen Christ(inn)en in Hamburg und Norddeutschland aufgetragen ist.

Bekanntlich herrscht im Sudan Bürgerkrieg, und das mit Unterbrechung seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1956. Er ist vor neun Jahren mit einer Rebellion des vor allem von Christen und Gläubigen der Naturreligionen bewohnten Südens gegen den verschärften fundamentalistischen Druck des Nordens erneut entbrannt.

Die Bevölkerung im Süden wendet sich gegen ihre Degradierung zu Menschen dritten Ranges (nach den muslimischen Männern und Frauen), wie es Armia in Windecken formulierte. Durch die straffe Anwendung des Rechtssystems Scharia seitens der Zentralregierung fühlten sich speziell auch die praktizierenden Kopt(inn)en verfolgt.

Vor allem seit der Machtübernahme durch eine neue Militärjunta in Karthum hat sich ihre Lage verschlimmert. Seit vier Jahren suchen sie in aller Welt Asyl. 260 Familien etwa leben derzeit in England, einige auch in Schweden, der Schweiz, den Niederlanden und Nordamerika. Würden sie zurückkehren, so Armia, seien ihnen Gefängnis und Folter sicher, wohl auch der Tod.

Der Seelsorger schilderte die Unterdrückung an vielen Beispielen, unter anderem sei auch er selbst in der westlichen Bergregion Al-Nuba mit dem Tod bedroht worden und habe seine priesterliche Arbeit nur unter dem Schutz von Glaubensbrüdern verrichten können.

Bei den Menschen, die auf der Flucht vor religiös motivierter Verfolgung in den Westen kommen, handele es sich überwiegend um gut ausgebildete Leute, die sich häufig in ihrer Heimat auch ein relativ gutes Leben leisten konnten. In ihrem Namen forderte Armia für den Sudan ein laiizistisches Staatsgebilde; die Anwendung islamischer Gesetze gefährde die nationale Einheit. (Inzwischen denken allerdings die - untereinander auch zerstrittenen - Rebellen aus dem christlich- animistischen Süden daran, notfalls eine Teilung des Landes zu akzeptieren; dann, wenn der Norden auf der Errichtung eines "arabisch-islamischen" Staats besteht, d. Red.) Ul

Übergang Martinusstraße wird nun durch Barrieren gesichert, aber der Bestand der Kleinbahn bleibt ungewiß In drei Jahren könnten die Schranken überflüssig sein Betreiber sieht keine Vorteile gegenüber Busverkehr Von Jörg Andersson BAD ORB. Zehn Monate ruhte der Zugverkehr zwischen Wächtersbach und Bad Orb. Gestern morgen rollte erstmals wieder eine Lok auf dem 6,5 Kilometer langen Schienenstrang in die Kurstadt. Die Tour fand allerdings noch ohne Fahrgäste statt. Die "Bimmel", wie sie auch genannt wird, transportierte Material an die Kreuzung in der Martinusstraße. Dort haben die Bauarbeiten für die Installierung der Schranken begonnen. Sobald der Übergang gesichert ist, wird der Bahnbetrieb auch offiziell wieder aufgenommen. Ein Unfall, bei dem ein siebenjähriges Mädchen unter den Zug geraten war und dabei beide Beine verloren hatte, löste im März 1991 eine Diskussion um die Sicherheit an dem unbeschrankten Bahnübergang aus. Nach dem der Versuch scheiterte, den neuralgischen Verkehrsknotenpunkt, wo sich mehrere Straßen und ein Fußgängerweg mit den Bahngleisen kreuzen, durch Beschilderung und Geschwindigkeitsdrosselung des Zuges zu entschärfen, wurde die Bahn bis zum Bau von Schranken aufs Abstellgleis geschoben. Die lange Zwangspause der Bahn ist auf ein langwieriges und umständliches Genehmigungsverfahren zurückzuführen. Erst ein Jahr nach dem Unglück signalisierte das Verkehrsministerium grünes Licht für die rotweißen Barrieren.

Zwei Halbschranken für den Autoverkehr sowie zwei Fußgängergitter sollen künftig für mehr Sicherheit sorgen. Der Einbau ist zwischen dem 26. Oktober und dem 5. November vorgesehen. In dieser Zeit wird die Kreuzung vermutlich gesperrt sein. Bereits abgebaut sind die 30 Jahre alten Warnblinklichter, die durch neuere ersetzt werden. "36 Sekunden bevor der Zug den Übergang erreicht, blinkt die Anlage erstmals", erklärt Reinhold Samer, Werkstattleiter der Kreiswerke Gelnhausen (KWG).

Rund 400 000 Mark erfordert die zusätzliche Sicherung des Bahnübergangs nach Angaben des Geschäftsführers der Kreiswerke, Ewald Pfeifer - Kosten, die sich Land, Kreis und Stadt gleichmäßig teilen werden. Zusätzlich sind vom Bahnbetreiber in den vergangenen Monaten Fuhrpark und Gleise überarbeitet worden. Neben einigen Ausbesserungen wurden Lok und Wagen auch neu lackiert.

Während der Betriebspause der Kleinbahn pendeln, wie zuvor schon in verkehrsschwachen Zeiten und an Sonntagen, Busse zwischen Bad Orb und Wächtersbach, eine Lösung, die von den Kreiswerken schon seit Jahren favorisiert wird. Denn die Kleinbahn beschert dem Stromversorgungs- und Verkehrsbetrieb seit Jahren ein Defizit von über einer Million Mark per anno. Alleine ein Konzessionsvertrag mit der Kurstadt, der das Stromgeschäft mit dem Kleinbahnverkehr koppelt, bewahrte die "Bimmel" bisher vor dem Aus. Der Kontrakt endet am 31. Dezember 1995.

Nachteile bringt der Busverkehr für die Pendler, unter denen sich viele Schüler befinden, aus Sicht der Kreiswerke nicht. "Ich habe nicht den Eindruck, daß die Bahn bisher vermißt worden ist", glaubt Pfeifer. Profitiert vom Busverkehr haben in den vergangenen Monaten die Bewohner von Aufenau. Wenn die Kleinbahn wieder rollt, müssen sie auf die tägliche Busverbindung nach Bad Orb wieder verzichten.

Wieweit die Verschnaufpause der Bahn die Kreiswerke finanziell entlastet hat, vermochte der Geschäftsführer nicht zu sagen. Zum einen fehlten noch die entsprechenden Zahlen, zum anderen müßte man mit derartigen Aussagen aufgrund der politischen Brisanz dieses Themas vorsichtig sein.

Das Datum 31. Dezember 1995 wird die Kleinbahn aus der Position der Kreiswerke nur dann überleben, wenn sich die Stadt Bad Orb an Modernisierungs- und laufenden Kosten beteiligt. Rund sechs Millionen Mark, so die Schätzungen, müßten in den maroden Bahnbetrieb investiert werden. Neben einer Erneuerung der zum Teil noch aus dem Eröffnungsjahr 1901 stammenden Gleise müßte auch ein komplett neuer Fuhrpark angeschafft werden. Die derzeitigen Dieselloks haben 34 Jahre auf dem Bukkel.

Nachdem die Gespräche über eine Zukunft der Bahn im vergangenen Jahr gescheitert waren, rechnet Pfeifer im kommenden Jahr mit einer neuen Diskussionsrunde. Der Fahrgastverband "Pro Bahn" sieht für die umweltfreundliche Kleinbahn durchaus eine Zukunft. Durch einen moderneren Zug und bessere Verbindung ließen sich der rückläufige Trend bei den Fahrgastzahlen stoppen und die heruntergewirtschaftete Privatstrecke wesentlich kostengünstiger betreiben.

Einbruch während der Beerdigung

ERLENSEE. Während sich die Bewohner auf einer Beerdigung aufhielten, sind Unbekannte am Donnerstag zwischen 13 und 16 Uhr in ein Haus in der August-Bebel-Straße eingebrochen. Die Diebe entwendeten insgesamt 2000 Mark, 1500 Mark allein aus Kondolenzpost. Ob der oder die Täter gezielt dieses Haus aussuchten, steht nicht fest. Die Polizei erinnert sich jedoch an eine ganze Serie von Einbrüchen vor einigen Jahren, bei denen die Täter zuvor die Todesanzeigen in Zeitungen studiert hatten. az

BI Trog lädt zur Bürgerversammlung

OFFENBACH. Zu einer Bürgerversammlung lädt die "Bürgerinitiative für die Troglösung" (BI Trog) am Montag, 12. Oktober, um 19.30 Uhr in das katholische Pfarrheim Bieber, Pfarrgasse, ein. BI- Sprecher Paul Saupe kündigt an: "Wir wollen Zeichen setzen gegen den Wahn der Bahn, an den Bürgern vorbei eine völlig unsinnige Mauer durch Bieber zu ziehen, die Bieber zerschneidet und die Anwohner stört." Die Bürgerinitiative verlangt, daß die große Koalition und die Bahn ihre Pläne aufgeben, die S-Bahn mittels Schlupflösung lediglich aus Kostenersparnis über die Seligenstädter Straße in Richtung Rodgau zu führen. lz

Schüsse auf einen Wohnwagen

HANAU. Unverletzt blieb eine vierköpfige Familie, in deren Wohnwagen am Donnerstag abend eine Kugel einschlug. Unbekannte Täter hatten gegen 21.50 Uhr insgesamt vier Schüsse in Richtung des Platzes nahe der Fasaneriezufahrt in Klein-Auheim abgegeben, auf dem derzeit mehrere mobile Unterkünfte stehen.

Der Wagen der Familie - ein 21 Jahre alter Mann, seine zwei Jahre ältere Lebensgefährtin sowie zwei Kinder im Alter von acht Monaten und zwei Jahren - stand etwa 50 Meter von der nahen Kreisstraße entfernt. Eine Kugel, die aus einer Waffe des Kalibers neun Millimeter stammte, durchschlug die Wand des Wagens und blieb in einem Stapel Einwegwindeln stecken.

Der oder die Täter fuhren anschließend vermutlich in Richtung Bundesstraße 43 a davon. Über ein Motiv liegen der Polizei noch keine Erkenntnisse vor. Sie bittet um mögliche Zeugenhinweise, die unter der Telefonnummer 0 61 81 / 100 - 470 entgegengenommen werden. az

Kabarett wegen Tod Willy Brandts abgesagt

EGELSBACH. Aus Anlaß des Todes von Willy Brandt sagt die Egelsbacher SPD ihre für heute, Samstag, vorgesehene Veranstaltung mit dem Wiesbadener Hinterhaus-Kabarett ab. Wer schon Karten hat, bekommt heute abend ab 19.30 Uhr am Saalbau-Eigenheim sein Geld zurück oder kann sich in der kommenden Woche an Rudi Moritz wenden, Telefon 0 61 03 / 4 45 45. ac

Naturschutzverbände beziehen Position zur Schnellbahntrasse Klaraberg-Variante wird entschieden abgelehnt / Zustimmung zur Mönchhoftrasse, sofern einige Forderungen erfüllt werden

KELSTERBACH. Entschiedene Ablehnung der Variante "Klaraberg", aber dafür ein Ja zur Mönchhoftrasse, falls einige Forderungen erfüllt werden - so lautet die Stellungnahme, die Naturschutzbund (DBV), BUND und Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) in Sachen Raumordnungsverfahren zur geplanten Schnellbahntrasse Frankfurt-Köln inzwischen beim Regierungspräsidium in Darmstadt eingereicht haben. Unterzeichner der mehrseitigen Stellungnahme: der BUND- Beauftragte des Kreises, Rüdiger Stiebing, und Hans J. Sander, DBV-Kreisvorsitzender und HGON-Beauftragter des Kreises.

Ihr Ja zur Mönchhoftrasse machen die Naturschutzverbände davon abhängig, daß die Schienen zwischen Kilometer 164 und 168,5 so dicht als möglich an die Autobahn herangeführt und ab Kilometer 164,3 in Richtung Flughafen anstelle des Einschnittes in gedeckelter Version ausgeführt werden.

Weitere Bedingungen: das Festschreiben von Ersatzaufforstungen, die wie auch alle anderen Ausgleichsmaßnahmen in den Gemarkungen von Kelsterbach und Raunheim auszuführen sind. Dabei soll der Kelsterbacher Wald als Bannwald unter gesetzlichen Schutz gestellt werden.

Die Okrifteler Straße soll vom Airportring bis zur B 43, die Stockstraße komplett zurückgebaut werden. Das derzeit als Industrieflächen-Zuwachs ausgewiesene Gebiet "Wald der Höchst AG" und das Gelände östlich der Caltex sollen als Wald- und Grünfläche umgewidmet werden, mithin ihre ursprüngliche Funktion wiedererlangen. Auf einen weiteren Ausbau der A 3 zwischen Mönchhof und Frankfurter Flughafen wird generell verzichtet, und die "Option Südumgehung" der Stadt Kelsterbach soll nach dem Willen der Naturschützer ersatzlos gestrichen werden.

Auf den Walderhalt legen die Naturschutzverbände ganz besonderen Wert, denn der habe für die Kelsterbacher Bevölkerung eine "vitale Bedeutung", sei die Stadt doch hochgradig belastet, gelte als Smoggebiet und rangiere ganz oben im Immissionskataster Luft und Wald. Andererseits fehle es aber an der Sicherstellung intakter Naturräume zur Filterung und Pufferung dieser Belastungen. Sander und Stiebing: "Mit aller Deutlichkeit weisen wir auf die Tatsache hin, daß es sich bei der Waldrodung für die Mönchwaldtrasse in der Größenordnung von 54,1 Hektar um immerhin 13,5 Prozent des Gesamtgebietes des Kelsterbacher Stadtwaldes handelt." Ein Punkt, der auch zu Bedenken gegen die Umweltverträglichkeitsprüfung führte, da "in dieser mit keinem Wort auf eine mögliche Grenze der Inanspruchnahme von Naturraum in diesem hochbelasteten und verdichteten Gebiet eingegangen wird".

Für die Naturschützer stellt sich da die Frage, was es nutze, "wenn der Naturraum durch immer nur Auswählen der besseren Variante letztendlich auf eine solche Minimalgröße zusammenschrumpft, daß man mit gutem Gewissen eigentlich nicht mehr von einem Ökosystem sprechen kann", so der Text in der Stellungnahme. wal

Zum Schluß gibt es hübsche Seidentücher

RODGAU. Wie man Seidentücher und -kissen bemalt, läßt sich bei Andrea Otto lernen. Sie hält im Alten Rathaus in Nieder-Roden einen entsprechenden Kurs. Die Veranstaltung beginnt am Dienstag, 13. Oktober, und geht über vier Abende, jeweils von 20 bis 22 Uhr. Anmeldung unter Telefon 06074 / 3694. Veranstalterin ist die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt. fuh

Finanzriese AMB will nicht nur das Sorgenkind BfG loswerden Vier Holding-Vorstände müssen um Posten bangen / Verkauf der Bank wahrscheinlich noch im Oktober / Staatsanwalt ermittelt

doe FRANKFURT A. M. Äußerlich ist es ruhig geworden um die Finanzholding Aachener und Münchener Beteiligungs- AG (AMB). Doch der Schein trügt: Mit Hochdruck laufen die Verhandlungen über den Verkauf der problembeladenen Tochter BfG Bank, die noch in diesem Monat abgeschlossen werden sollen. Der Neuausrichtung der AMB nach dem Einstieg des Großaktionärs Assurances Générales de France (AGF) werden nach FR-Informationen zudem vier AMB-Vorstände zum Opfer fallen. Dem Top-Management dürften künftig nur noch Primus Wolfgang Kaske sowie je ein Vertreter der Anteilseigner Dresdner Bank und AGF angehören. Beobachter spekulieren zudem über das weitere Schicksal des inzwischen in Salzburg residierenden einstigen "Kaisers von Aachen", AMB-Chefaufseher Helmut Gies.

Noch liegen die Vorstellungen von AMB und der mit der AGF befreundeten französischen Großbank Crédit Lyonnais (CL) über den Wert der BfG weit auseinander. Während die derzeitigen Eigentümer (die AMB hält 50 Prozent und eine Aktie, der Rest liegt bei der Gewerkschaftsholding BGAG) das Frankfurter Finanzhaus angeblich auf 3,5 Milliarden Mark taxieren, setzen die Franzosen den Wert unter Berücksichtigung der Ostblock-Länderrisiken und einer erforderlichen Kapitalerhöhung auf nur rund eine Milliarde an. Diese Summe liegt 1,5 Milliarden unter dem derzeitigen Buchwert.

Trotz der enormen Differenz im Preispoker wird allgemein von einer Einigung noch im Oktober ausgegangen. Sowohl Käufer als auch Verkäufer stehen unter Zeitdruck: Im März 1993 wird in Frankreich gewählt. CL-Boß Jean Yves Haberer, dessen Geschäfte derzeit ohnehin nicht so glänzend laufen, müßte bei einem möglichen Regierungswechsel um seinen Job bei der Staatsbank fürchten, falls seine Expansionspolitik gen Osten scheitert. Doch auch AMB und BGAG möchten den Klotz am Bein aus bilanziellen Gründen vor dem Ende des Geschäftsjahres loswerden. Damit Aktionäre und Aufsichtsgremien dem Deal noch zustimmen können, müßte er in den nächsten Wochen über die Bühne gehen.

Die Trennung von dem Sorgenkind BfG ist jedoch nur Teil eines "Gesundungsprogramms", das die AMB nach dem Ende der Abwehrschlacht gegen die französische Versicherung AGF durchläuft. Schon länger wird darüber spekuliert, daß nach Ex-Vorstandschef Wolf- Dieter ("Tricky") Baumgartl auch Finanzchef Wilfried Boysen und Vertriebsmann Norbert Winter den Hut nehmen müssen. Offenbar plant der Aufsichtsrat jedoch, das Leitungsgremium von fünf auf drei Köpfe zu verkleinern. Nur der von der Volksfürsorge im Sommer an die Aachener Spitze gewechselte Kaske dürfte bei der Aufsichtsratsitzung am 17. November seinen Job behalten.

Die alte AMB-Führungsriege ist nicht nur durch ihre Verwicklung in die antifranzösische Front Baumgartls belastet: Die Aachener Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Management wie auch gegen Aufsichtsratboß Helmut Gies wegen der merkwürdigen Umstände im Zusammenhang mit der AMB-Kapitalerhöhung im Sommer 1990. Die Aachener Versicherungstöchter hatten damals 170 Millionen Mark für mickrig verzinste Optionsanleihen der italienischen Partner- Gesellschaft La Fondiaria gelöhnt - möglichereweise, um dieser den Erwerb überteuerter AMB-Aktien zu versüßen.

Die staatsanwaltschaftliche Untersuchung war im Frühjahr von einem Beauftragten der AGF angestoßen worden. Nachdem die Franzosen inzwischen Einigung über die Eintragung ihres gut 25prozentigen Anteilspaketes in das Aachener Aktienbuch erzielt haben, sind sie offensichtlich an einer weiteren gerichtlichen Verfolgung der Vorwürfe des Betrugs, der Untreue und der Urkundenunterdrückung nicht mehr interessiert. Da jedoch sogenannte Offizialdelikte im Raum stehen, muß der Staatsanwalt von sich aus der Sache weiter nachgehen.

Allzu große Eile legt er dabei freilich nicht an den Tag. Zunächst einmal wurde ein Gutachten bestellt. Die für AMB-Aufseher Gies - den eigentlichen Verantwortlichen des BfG-Debakels - schicksalhafte Entscheidung, ob Anklage erhoben wird, dürfte kaum mehr in diesem Jahr fallen, heißt es beim Landgericht.

Koalitionsrunde vertagt sich ohne Ergebnis

OFFENBACH. Es bleibt weiter offen, wie viele hauptamtliche Dezernenten der Magistrat künftig haben soll, ob und wie lange Stadtbaurat Wilfried Kaib und Kulturdezernentin Dr. Ursula Beul (beide SPD) ihre Dezernate kommissarisch weiterführen. Die sechsjährigen Amtszeiten der beiden Sozialdemokraten laufen zum 31. Oktober aus. SPD-Parteivorsitzender Stephan Wildhirt und CDU-Vorsitzender Hermann Schoppe berichten übereinstimmend, daß sich die Koalitionsrunde ohne Einigung und Ergebnis nach zweistündigem Gespräch am Donnerstag abend auf Dienstag vertagt hat.

Nach der rot-schwarzen Koalitionsvereinbarung steht der CDU ein Ressort zu. SPD und CDU möchten jedoch beide den Stadtplanungsbereich. Außerdem will die CDU aus Sparsamkeitsgründen den hauptamtlichen Magistrat von sechs auf vier Positionen verringern.

Inzwischen verlangt die Fraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG) in einem Antrag an die Stadtverordnetenversammlung, die Amtszeiten von Kaib und Beul nicht zu verlängern. FWG-Sprecher Bayer plädiert für eine Viererlösung im Magistrat: "Jetzt sind alle Fristen verstrichen, Wiederwahl oder nahtlose Besetzung der Ämter ist nicht mehr möglich. Spätestens jetzt wird deutlich, welche verheerenden Folgen der Postenschacher der großen Koalition hat." lz

KDV bietet speziellen Info- und Beratungsabend

MAINTAL. Das Beratungsteam für Kriegsdienstverweigerer (KDV) in Maintal-Hochstadt veranstaltet am Mittwoch, 14. Oktober, 19.30 Uhr, im Colleg des Bürgerhauses Hochstadt einen speziellen Informations- und Beratungsabend.

Inhaltlich geht es um neue Einberufungsrichtlinien, die im Juli nächsten Jahres in Kraft treten sollen, und um eine möglichst frühzeitige Planung des Zivildienstes. Zudem wird die Lichtbilderserie "Sag ja zum Leben" gezeigt.

Unter der Telefonnummer 0 61 81 / 44 13 68 gibt es weitere Informationen. Das Team bittet Interessenten, sich zu der Veranstaltung anzumelden. pom

Nachrichten-Börse

Hypothekenzinsen sinken Die Bayerische Landesbank bietet Baukredite günstiger an. Bei fünf Jahren Bindung und voller Auszahlung sind nun effektiv 8,74 statt 8,95 Prozent Zinsen fällig. Für zehnjährige Vereinbarungen sind nun 8,63 (8,74) Prozent zu berappen. Marx stürzt Thälmann Der Namensgeber des Schwermaschinenkombinats Ernst Thälmann (Sket) muß weichen. Karl-Wilhelm Marx, neuer Chef des Magdeburger Maschinen- und Anlagenbauers, setzte durch, daß das Monumentaldenkmal des einstigen KPD- Chefs Thälmann vor dem Haupteingang des Unternehmens abmontiert wird. GUS beschließt gemeinsame Bank Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) hat sich auf die Gründung einer gemeinsamen Bank zur Kontrolle der Geldmenge in der Rubel-Zone verständigt. Wann das Institut seine Arbeit aufnehmen wird, steht allerdings noch nicht fest. Währungsfonds will Albanien helfen Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Albanien einen Kredit über eine halbe Milliarde Dollar in Aussicht gestellt. Voraussetzung sei jedoch, daß das Land der Bekämpfung der Inflation - sie beträgt schätzungsweise 500 Prozent - Vorrang einräume.

"Gartenkunst" im Rathaus

OFFENBACH. Im Kreis der hessischen Städte und Gemeinden, die sich mit Barockgärten oder englischen Parks schmücken, kann sich Offenbach durchaus sehen lassen. Nachzuprüfen ist diese Behauptung bis zum 15. Oktober im Rathaus-Foyer, wo die Hessischen Staatsarchive die Wanderausstellung "Gartenkunst und Gartenlust - historische Parks und Gärten in Hessen" zeigen.

Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel hat aus seinem Fundus genügend Beispiele zusammengetragen, die zeigen, daß sich das Offenbacher Grün neben prominenteren Vorbildern nicht verstecken muß.

Auf zahlreichen Bildern und Plänen wird in der Ausstellung gezeigt, wie sich aus den schlichten Kräuter- und Burggärten des Mittelalters die üppigen Anlagen der barocken Parks mit ihren symmetrischen Blumenrabatten, beschnittenen Buchsbaumhecken und Wasserspielen entwickelten. Die englischen Gärten mit der kunstvoll arrangierten Natürlichkeit von Wiese, Baum und Busch lassen sich heute noch in Darmstadt oder Dieburg bewundern.

Im Rumpenheimer Schloßpark hat sich aus einem "verschlampten" Barockpark inzwischen ein Landschaftsgarten entwickelt. Er wird in der Bilderschau im Rathaus ebenso vorgestellt wie der Büsingpark, der in den zwanziger Jahren entstand, oder der kleine Lilipark mit dem Metzlerschen Badetempel, der erst 1958 für Spaziergänger geöffnet wurde.

"Gartenkunst und Gartenlust" ist montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr im Rathaus-Foyer zu sehen. hf

Back to the roots: Hunderttausende von Nachkommen deutscher Einwanderer in Amerika bemühen sich, ihre Familiengeschichte zu rekonstruieren. Die Quellen, die sie benutzen, sind die Namen und Ortsangaben auf den Passagierlisten. Die Mikrofilme der National Archives sind nur in wenigen US-Bibibliotheken verfügbar. So greifen viele "Germans", die in dieser Woche in den Staaten ihren "German Day" feierten, zu den gedruckten Listen, die in bisher 21 Bänden von Ira A. Glazier und P. William Filby herausgegeben worden sind. Professor Antonius Holtmann von der Foschungsstelle für niedersächsische Auswanderer in den USA (Universität Oldenburg) warnt im folgenden Beitrag vor diesen Quellen. Es handelt sich um einen überarbeiteten Vortrag, den Holtmann vor der Society for German Studies in Lawrence / Kansas gehalten hat.

Mit der Sonnenblume ist kein Staat zu machen Ernüchternde Bilanz des Kreislandwirts zur Ernte des Jahres 1992

MAIN-KINZIG-KREIS. "Von der Sonne verwöhnt - von den Stürmen geschüttelt." Dieses Fazit zieht Kreislandwirt Friedhelm Schneider, wenn er die Ernte '92 Revue passieren läßt. Bei den Erntedankfeiern in der Region wies er auch darauf hin, daß die Erträge bei Getreidesorten wie Weizen, Wintergerste, Roggen und Hafer "im langjährigen Durchschnitt" gelegen hätten. Fehlende Niederschläge haben mancherorts allerdings zu erheblichen Einbußen geführt.

Die Braugerste, die in der Region "eine gewisse Bedeutung" erreicht hat, wartete in diesem Jahr mit niedrigen Erträgen und mangelhafter Qualität auf. Schneider zufolge haben die Dürreperioden im Norden Deutschlands mit ihren verheerenden Ernteausfällen bewirkt, daß kräftige Bewegung in die Preise kam. Bei Ackerfrüchten wie Rüben und Kartoffeln rechnet Schneider mit "annehmbaren Erträgen". Registriert wird im Main-Kinzig- Kreis ein vermehrter Kartoffelanbau, was wiederum dazu führt, daß die Preise stark abbröckeln. Für den Kreislandwirt ist dabei entscheidend, ob Direktvermarktung betrieben oder dem Handel und der Genossenschaft die Ware nur angedient wird.

Die "Exoten" im Kreis sind laut Schneider "vielleicht auch unsere Hoffnungsträger im Anbau". Da sind Sonnenblume und Raps zu nennen. Aber gerade diese Pflanzen haben 1992 dazu beigetragen, daß mancher Bauer schier am Verzweifeln war. Wegen Trockenheit hatte der Raps schon während der Saat im vorigen Jahr größte Schwierigkeiten "aufzulaufen". Eine "sehr verhaltene Bestockung" trug schließlich dazu bei, daß landes- und bundesweit nur miserable Erträge erzielt werden konnten. Das bedeutet letztlich für den Bauer: Die Einnahmen decken die Ausgaben nicht.

Die leuchtende Sonnenblume zog es wiederum vor, nach hervorragender Entwicklung im Frühjahr vielfach regelrecht in die Knie zu gehen. Sie war den heftigen Sturmböen einfach nicht gewachsen. Gehören die gelben Farbtupfer in der Main-Kinzig-Landschaft bald der Vergangenheit an? Dem Kreislandwirt fällt ein ernüchterndes Urteil: "Unsere Region taugt nicht für Sonnenblumen. Hier kann nicht geerntet werden, mehrere hundert Hektar liegen am Boden und werden eingearbeitet, dienen den Vögeln als Winterfutter und haben bei den Landwirten Furchen im Gesicht hinterlassen." hok

Protest am Spitzenweg hat gefruchtet Stadt will auf Zinsen für Umlegung der Lärmschutzwand-Kosten verzichten Von Regine Schlett HANAU. Die Stadt Hanau kommt den Anwohnern des Baugebiets Spitzenweg bei den Lärmschutzkosten ein kleines Stück entgegen: Der Haupt- und Finanzausschuß der Stadtverordnetenversammlung folgt der Empfehlung des Ortsbeirats, die Zinsen, die seit Fertigstellung 1988 anfielen, bei der Umlegung zu erlassen. Wie die FR berichtet hatte, sträuben sich die Grundstücksbesitzer gegen den hohen Erschließungsbetrag, den sie zum Teil der Stadt anlasten. Die Umlegung der Kosten von insgesamt 760 000 Mark hatte sich aufgrund eines neuen Abrechnungsmodus verzögert, den das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil von 1988 vorschreibt.

An diesem Urteil entzündet sich die Diskussion über den Spitzenweg. Die Richter hatten bei Lärmschutz eine "vorteilsgerechte" Umlegung des Erschließungsaufwands gefordert. Das heißt: Wer direkt hinter der Wand wohnt, profitiert stärker, weil er den meisten Schallschutz in Anspruch nimmt. Dabei spielt es keine Rolle, daß der Geräuschpegel auf seinem Grundstück trotzdem höher als auf den weiter entfernt liegenden Anwesen ist.

Um die unterschiedlichen Vorteile zu ermitteln, mußte die Stadt Hanau ein Gutachten in Auftrag geben, das verschiedene Lärmzonen berechnete. Da die Grenzen mit Hilfe der Mathematik und nicht durch Messungen festgelegt wurden, kann es passieren, daß ein Anwohner mehr bezahlen muß, obwohl die Lärmbelastung subjektiv genauso groß wie beim Nachbarn ist.

Diese Situation ist mit ein Grund, warum die Anwohner gegen die Umlegung protestieren. Eigenheimbesitzer Walter Gunkel gab bei der bewegten Diskussion im Ausschuß zu bedenken, daß solche Ungerechtigkeiten zu einer Flut von Prozessen führen könnten. Streit gibt es auch über die Frage, ob ein Stück Lärmschutzwand, das sich an den Wall anschließt, noch zum Baugebiet gehört.

Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) wies darauf hin, daß sich die Stadt bei der Abrechnung an die "höchstrichterliche Rechtsprechung" halten müsse. Daß die Ermittlung der Erschließungskosten so lange dauerte, erklärte er auch mit dem aufwendigen Gutachten. Der Grünen-Stadtverordnete Edwin Jessl war anderer Ansicht: Wenn das Urteil umstritten sei, könne die Stadt doch weiterhin nach altem Modus abrechnen und sich den Prozessen stellen, die ohnehin zu erwarten seien. Auch CDU-Stadtverordneter Hans Schwab bezweifelte, ob die neue Erschließungssatzung wirklich "formal und rechtlich einwandfrei" sei. SPD-Stadtverordneter Claus Kaminsky plädierte dagegen für deren Beschluß, empfahl jedoch, die Zinsen für drei Jahre zu erlassen. Damit ergebe sich eine Reduzierung der umzulegenden Summe von rund 85 000 Mark.

Hotels spüren die Rezession

Statistik weist Rückgang der Übernachtungszahlen aus

"Wir haben eine Rezession, das spürt man", sagte Hermann Jäger am Freitag. Der Geschäftsführer der Hotel- und Gaststättenvereinigung Frankfurt kommentierte Zahlen, die das Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen gestern vorlegte. Danach übernachteten in den ersten sechs Monaten des Jahres 1992 etwa 5200 Besucher weniger in Frankfurter Hotels, Pensionen und Gaststätten als im Vergleichszeitraum 1991. Jäger ergänzte aus einer Erhebung bei den Mitgliedsbetrieben, daß von Januar bis Ende August 1992 im Vergleich zum Vorjahr sogar 85 000 Übernachtungen fehlten. Die städtischen Statistiker sprachen von 1,6 Millionen Übernachtungen im ersten Halbjahr 1992: "Das bedeutet einen Rückgang von fünf Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres".

Wie Jäger sagte, wirke sich aus, daß viele Geschäftsreisende wegen der angespannten finanziellen Lage ihrer Unternehmen nicht mehr so viel Geld wie früher ausgeben könnten: "Da ist jetzt Zurückhaltung fühlbar." Frankfurt stehe aber im Vergleich zu anderen bundesdeutschen Großstädten noch "äußerst günstig" da. Im Jahre 1990 hatte die Vereinigung noch 3,49 Millionen Übernachtungen in Frankfurt gezählt, im Jahre 1991 gab es einen geringfügigen Rückgang auf 3,44 Millionen.

Die Situation wird sich nach Einschätzung Jägers "in den nächsten Jahren weiter verschlechtern". Neben der wirtschaftlichen Lage wirke sich aus, daß im Umfeld von Frankfurt allein bis 1994 neue Hotels mit 5800 Betten entstünden. Als Beispiele nannte der Geschäftsführer die Gemeinden Raunheim, Langen und Kelsterbach. Diese Herbergen zählten vor allem zur Zwei-Sterne-Kategorie in der Preisspanne von 110 bis 160 Mark für eine Übernachtung. Damit wachse die Konkurrenz für Frankfurter Betriebe: Gerade internationalen Geschäftsreisenden sei es egal, ob sie im Rhein-Main-Gebiet innerhalb oder außerhalb der Frankfurter Stadtgrenzen übernachteten.

Als negatives Signal wertet es die Branche, daß die Zahl der Hotels in Frankfurt zum ersten Mal seit langer Zeit sinkt. 1990 gab es laut Jäger 167 Hotels in Frankfurt, 1991 waren es 160 und in diesem Jahr gibt es noch 148. Dies gilt, obwohl immer noch neue Häuser entstehen. So wächst an der Hanauer Landstraße nach Jägers Worten bald ein Apart- Hotel mit 360 Zimmern. Und der Hilton- Konzern plane ein Haus am künftigen Terminal Ost des Flughafens.

Aber gerade kleine und mittelständische Häuser sind dem Konkurrenzdruck der großen Konzerne nach Einschätzung der Fachleute nicht mehr gewachsen und müssen schließen. Jäger: "Viele können zum Beispiel die Renovierungskosten nicht mehr bezahlen."

Indessen hat der Luftverkehr auf dem Rhein-Main-Flughafen, der viele Gäste auch für die Stadt bringt, wieder zugenommen. Die Experten registrierten 166 805 Starts und Landungen im ersten Halbjahr 1992 - etwa 14 000 mehr als in den ersten sechs Monaten 1991. jg

Sperrmüll wird geholt

IN RÖDERMARK wird Sperrmüll gesammelt: am Montag, 12. Oktober, im Bezirk I, das ist der Ortskern von Ober-Roden östlich und nördlich der Bahnlinie nach Urberach. In Breidert, Plattenhecke, dem Industriegebiet Ober-Roden und den Straßen südlich der Bahn kommen die Müllwagen am Dienstag, 13. Oktober. Am Tag darauf ist Urberach südlich der Bahnlinie dran, am Donnerstag, 15. Oktober Messenhausen und Waldacker sowie Urberach nördlich der Bahnstrecke.

Zum Sperrmüll gehören alte Möbel, Matratzen, Teppichreste. Kleinmaterialien in Säcken oder Kisten werden nicht mitgenommen, ebensowenig Autoreifen, Bauschutt, Öltanks - und Autowracks, worauf die Stadt Rödermark besonders hinweist. fuh

Stolpe wirbt für Brandenburg

hhb PARIS, 9. Oktober. Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat sich in Paris für eine stärkere kulturelle und wirtschaftliche Präsenz Frankreichs in seinem Bundesland eingesetzt. In Gesprächen mit Staatspräsident François Mitterrand, auf dessen Einladung Stolpe in die französische Hauptstadt gekommen war, sowie mit Außenminister Roland Dumas und Kulturminister Jack Lang warb Stolpe für die Einrichtung eines französischen Kulturinstituts in Brandenburg und setzte sich dafür ein, daß Frankreich beim Ausbau des Französischunterrichts an den brandenburgischen Schulen mithelfe.

Vor Vertretern französischer Unternehmen, die bisher schon mit Investitionen von 1,5 Milliarden Mark an der Spitze der ausländischen Investoren stehen, wies Stolpe darauf hin, daß der Standort Brandenburg seiner Ansicht nach am Ende des Jahrhunderts zu den wachstumsstärksten Regionen der EG gehören werde.Liebe Frau Weiss, davon ausgehend, daß Sie einen schönen Urlaub hatten, einen guten Morgen!

Wie Sie wissen, bin ich diese Woche in Dresden, an Dienstag einen Tag im Berliner Büro. Dort können Sie mich ab Mittag erreichen.

Folgendes bitte ich Sie, zu beachten: 1. SPIEGEL Bei irgendwelchen Zweifelsfragen - das Prinzip ist Ihnen ja bestens bekannt - bitte mit Herrn Siemens abklären (Reifenrath ist in Urlaub). Das gilt insbesondere für die Verteilung von Zusatzplatz NAC bzw. POL. Bitte nicht vergessen, den richtigenSeitenkopf ion den Spiegel zu schreiben, also Berichte oder Nachrichten/ Berichte etc.

Besondere Platzanforderungen liegen mir nicht vor.

Soweit es sich von der Platzmenge her anbietet, Freie Aussprache unter die Börse. Keine Bücherseiten(überzogener Etat) anbieten, Wertkauf mit FR-Füller als Platzhalter.

2. FERNSEHPROGRAMM Das ist schon wieder um ein Programm - SFB - erweitert worden, Herr Morgenstern ist wieder da und kann Rückfragen beantworten.

3. LAPTOPS Frau Füssel und Herr Hebel haben derzeit Geräte, bitte bei Rückgabe einschließen, Frau Roitsch hat das Tonbandgerät. 4. PFLANZEN bitte nicht zu gießen vergessen5. ZURÜCK bin ich voraussichtlich am Sonntag, 18. Oktober kurz nach Mittag (falls kein Nebel) 6. EINFALLEN tut mir im Moment nichts mehr, das kommt erst wenn ich unterwegs bin, deshalb 7. GUTEN START und auf Wiedersehen am Montag, 19. Oktober.

Wir gratulieren

Frau Ida Düllmann aus Nidderau- Windecken zum 80. Geburtstag am Samstag, 10. Oktober.

Frau Emilie Schneider aus Nidderau- Windecken zum 80. Geburtstag am Sonntag, 11. Oktober.

Darmstadt hält Kontakt zum All "Klein-Houston" 25 Jahre alt / ESOC steuert 30 Satelliten

DARMSTADT. In diesen Tagen wird in den nüchternen High-Tech-Büros von "Klein-Houston" in Darmstadts Robert- Bosch-Straße eine gesunde Portion Selbstbewußtsein zur Schau getragen: Kein Wunder, wenn man gerade 25 Jahre alt geworden ist und weit über 30 Satelliten und Sonden zu Forschungszwecken, für Fernmeldeverbindungen und zur Wetterbeobachtung über Tausende von Kilometer Entfernung elektronisch ans Händchen genommen, manchmal gar mit spektakulären Manövern vor dem unkontrollierten endgültigen Abdriften in die Unendlichkeit bewahrt hat. Und unten im lichtdurchfluteten Foyer des Neubaus mit dem pinkfarben abgesetzten dreieckigen Glasvordach geizen die "Raumfluglotsen" des hier beheimateten Europäischen Weltraumoperationszentrums ESOC keineswegs mit dem Hervorheben ihrer Erfolge. Ausgestellt ist etwa ein Modell des Astronauten-Lob Ende Juli für eine achtmonatige Reise ins All katapultierten Satelliten Eureca mit seinem aufgeklappten Solarzellen- Paddel.

Dickes Lob für die "hervorragende" Mitarbeit des "talentierten" Darmstädter Teams kam zudem von den sieben Astronauten der US-Raumfähre Atlantis, die Eureca sanft aus dem Space Shuttle bugsiert hatten. Sie hatten der ESOC diese Woche ihre Aufwartung gemacht und dabei einige während ihrer Weltraummission geschossenen aufregenden Bilder vom abgeholzten Regenwald am Amazonas und von immer noch dichten Rußwolken über den einst brennenden kuwaitischen Ölfeldern gezeigt.

Auf 900 Männer und Frauen ist die Darmstädter Crew mittlerweile gewachsen - ein Ableger der Europäischen Weltraumagentur ESA mit Sitz in Paris, in der sich 13 europäische Staaten zusammengeschlossen haben, um bei der Nutzung und Erforschung des Kosmos' politisch im Gleichschritt zu marschieren.

Somit ist ESOC, in Darmstadt angesiedelt wegen der Nähe zur Flughafen-Drehscheibe Frankfurt und zum einstigen "Deutschen Rechenzentrum", längst Treffpunkt von Experten aus vieler Herren Länder geworden - auf den Fluren fachsimpelt oder plaudert man mit einem Mischmasch aus deutscher, englischer und französischer Sprache. Ein Beispiel "funktionierender europäischer Integration", wie ESOC-Sprecherin Jocelyne Landeau meint, wenngleich die Kontaktstelle zum All von der nahen Außenwelt und Darmstädter Bezügen ziemlich abgeschottet ist.

Vor fast aller Augen ist ESOC aufgrund der täglichen Fernseh-Wetterkarte, weil der von den Ingenieuren überwachte Satellit Meteosat im Halbstundentakt aus einer Höhe von 36 000 Kilometer und auf einer geosynchronen Bahn über dem Äquator, auf der er alle 24 Stunden die Erde umrundet, Bilder und Daten über Windverhältnisse und Temperaturen an die ESOC-Bodenstation bei Michelstadt im Odenwald funkt. Die 15 Meter große Parabolantenne fängt die verschlüsselten Informationen auf und leitet sie nach Darmstadt weiter, wo sie mit Hilfe von komplizierten Rechner-Programmen zu Filmen zusammengesetzt werden. Übrigens im Auftrag und auf Rechnung der 1986 gegründeten Europäischen Organisation für die Nutzung von Wettersatelliten (Eumetsat), die in Darmstadt sozusagen gleich um die Ecke residiert.

In Darmstadt wird nicht nur Regie geführt, um teure Himmelskörper per Fernsteuerung auf den vorgesehenen Orbit zu setzen. Derzeit werden 16 Satelliten parallel rund um die Uhr so kontrolliert, daß ihre Winkellage zur Erde oder Sonne stimmt; und es wird zum Beispiel geprüft, ob sich die Bordbatterien einschalten, wenn die Sonde in den Erdschatten eintritt und die Solarzellen nicht mehr als Energie-Pakete funktionieren.

Aber ohne das weltumspannende Netz von neun dem ESOC angeschlossenen Bodenstationen - von Malinda in Kenia bis Perth in Australien - gäbe es keinen Kontakt für den Empfang von Signalen und das Senden von Steuerbefehlen an Satelliten und Sonden.

ESOC-Spezialisten wie der Schweizer Guy Janin, studierter Physiker und jetzt "Missions analyst", tüfteln an idealen Umlaufbahnen für künftige Satelliten, an der optimalen Ausstattung der Bodenstationen mit genügend großen Antennen- "Ohren", um "Datenpakete" in bester Übertragungsqualität empfangen zu können. Eureca etwa liefert seine codierten Informationen an die Stationen Maspalomas in Spanien und Kourou in Französisch-Guayana.

Und um so etwas wie Umweltschutz und Müll-Beseitigung kümmert man sich im ESOC gezwungenermaßen: Auf erdnahen Bahnen zwischen 300 und 2000 Kilometer schwebt inzwischen viel Weltraumschrott: alte Raketenantriebsstufen, aber auch winzige Teile wie Lacksplitter. Und so einer, erzählt Janin, prallte vor neun Jahren mit rund 15 000 Stundenkilometer Geschwindigkeit auf die Frontscheibe einer Raumfähre und hinterließ einen dicken Kratzer. Zusammenstöße von Kosmos-Müll mit Satelliten seien "nicht unwahrscheinlich".

7000 solcher Raumfahrt-Reste, die größer als zehn Zentimeter sind, wurden in den USA - einst in militärischer Absicht - bisher beobachtet, numeriert und Umlaufbahnen zugeordnet. Ein Weg, um der Karambolage-Gefahr zu entgehen: Die ausgemusterten Satelliten mit letzter Schubkraft in einen sogenannten "graveyard-orbit", nicht genutzte "Friedhofsbahnen", zu befördern. Auf diese Weise schickte ESOC bereits Meteosat 2 und Geos 2 ins Jenseits.

Auf Gängen, ausgelegt mit blitzblankem PVC-Boden, vorbei an Büros, wo in Vitrinen hinter Glas der gesamte Berufs- Stolz in Form von Miniaturnachbildungen von Satelliten und Versionen der Trägerrakete Ariane versammelt ist oder ein NASA-Shuttle als Foto-Tapete den Raum ziert, gelangt man zum Herzstück des Fensters zum All: Der mit dunkelbraunem Holz getäfelte Kontrollraum, in dem es bei Raketenstarts zugeht wie in einem Bienenhaus (und sich, als etwa der Eureca-Bordcomputer zunächst nicht ansprach, dramatische Szenen abspielten) - am Donnerstag war er wie ausgestorben, in gedämpftes Licht getaucht und von leisem Summen durchdrungen. Nur zwei Ingenieure überwachten die High- Tech-Schützlinge im All.

Sehr wichtig ist auch der benachbarte "Briefing-Room", der einen reichlich antiquierten Charme der Gründerzeit verbreitet, von dem aber "Missions Operations Manager" Michael McKay voller Ehrfurcht berichtet: Hier simuliert die Experten-Konferenz lange vor dem Tag X immer und immer wieder "wie in einem Spiel, aus dem schnell Ernst wird" alle möglichen Störvarianten - Vorbereitung also auf den "Ernstfall" wie das zwei Monate dauernde Rettungsmanöver des im Mai 1991 ins Trudeln geratenen Fernmeldesatelliten Olympus. "Da kriegt man Ideale Umlaufbahnen schon feuchte Hände", sagt der Ire McKay, Leiter der Arbeitsgruppe, die den voriges Jahr ins All entsandten Umwelt-Satelliten ERS-1 betreut.

In dem kleinen Kontrollraum ist auf einer bunten Video-Bildleinwand zu sehen, wo sich der ERS-1 gerade über dem Pazifischen Ozean herumtreibt. Seine hochentwickelte Radartechnik ermöglicht Tag und Nacht hochauflösende Allwetterbilder aus 800 Kilometer Höhe, Aufschluß über Küstenregionen, Landmassen und Polareisregionen, Fortschritte in der Klimaforschung, Detaildaten über Windgeschwindigkeiten und -richtung oder Wellengang. Wenn etwa ein Schiff illegal Öl in die See pumpt, könnte mit Hilfe von ERS-1-Fotos der Umweltsünder ertappt werden.

Das wäre vielleicht eine kleine Erfolgs- Story aus dem 1,6-Milliarden-Mark-Projekt wert - aber an eine wahrlich große Sternstunde erinnert der unscheinbare Aufkleber ("I love Giotto" mit rotem Herz) auf einem der halbkreisförmig angeordneten Computer-Bildschirmkonsolen im großen Regie- und Kontrollraum: Denn am 7. Mai dieses Jahres um 16 Uhr schafften es die ESOC-Ingenieure, der Kometensonde Giotto wieder Leben einzuhauchen. Nach dem spektakulären Rendezvouz mit dem Halleyschen Kometen im März 1986 und anschließendem "Winterschlaf" reagierte Giotto wieder auf Steuerbefehle.

Offensichtlich hatte die Sonde während der Begegnung dem Sturmhagel von Staubteilchen - die mit 50facher Geschwindigkeit einer Gewehrkugel aufgeprallt waren - standgehalten und verfügte noch über kleine Treibstoffvorräte an Hydrazin. Wegen der unglaublichen Entfernung von 219 Millionen Kilometer zur Erde nutzte man die NASA-Riesenantenne bei Madrid und deren starken Sender für Steuerbefehle.

Erst registrierte ESOC nur "Flüstern", die Techniker operierten tagelang "blind" und sendeten Kommandosignale ins "Leere". Schließlich waren Giottos Sensoren erfolgreich Richtung Erde ausgerichtet - die Sonde schoß wie geplant am 10. Juli nahe am Kometen Grigg-Skellerup vorbei. Im Blick hat ESOC zwar die Doppel-Erfolgs-Sonde noch, aber für eine weitere Mission reichen die Kräfte an Bord nicht mehr.

Über mangelnde Kontroll-Arbeit (anvisiert sind bis zum Jahr 2000 zehn weitere Satelliten-Starts) beklagt sich das räumlich weiter expandierende ESOC-Zentrum nicht, das aus dem fünf Milliarden- Mark umfassenden ESA-Jahres-Budget der 13 Staaten (deren Obolus in die jeweilige heimische Raumfahrtindustrie zurückfließt) rund 380 Millionen Mark bekommt.

Und allzu laute Kritik an Deutschlands vorsichtigem Rückzieher aus der bemannten europäischen Raumfahrt und dem Raumgleiter Hermes mag hier keiner äußern - manch einer im ESOC hat sowieso Zweifel an Sinn und Nutzen der Projektreihe. JÖRG FEUCK

"Strategie gegen die Rassismuswelle"

Die Grünen im Nordend wollen mit einer Veranstaltung "Strategien gegen die Rassismuswelle" auf die Klagen der Ausländervertretung über "zunehmende Anrempeleien und Belästigungen" von Ausländern in Frankfurt reagieren. An dem Forum beteiligen sich auch der Verein "SOS Rassismus" und José del Pozo von der Kommunalen Ausländervertretung.

Das Forum beginnt am 14. Oktober um 20 Uhr im Haus an der Eckenheimer Landstraße 93. mku

Kirche mit Zelt auf dem Hochheimer Markt

HOCHHEIM. Die evangelische Kirchengemeinde ist auch in diesem Jahr auf dem Hochheimer Markt vertreten - diesmal sogar mit einem Zelt. Im Gemeindebüro laufen unterdessen die Vorbereitungen. Standdienste werden eingeteilt, Ankündigungen von Kuchenspenden gesammelt. Wer mithelfen will, kann sich unter Tel. 23 50 melden.

Zur Besprechung treffen sich die Helfer am Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Gemeindezentrum, Burgeffstraße. kkü

Pferderennen in Niederrad Erstmals um den Preis der Stadt Bensheim

Erstmals gelang es dem Renn-Klub Frankfurt, die Weinregion Bergstraße für die Übernahme eines Renntages (Sonntag, ab 13 Uhr) zu gewinnen. Um den Preis der Stadt Bensheim (Gesamtdotierung 20 000 Mark) bewerben sich zwölf dreijährige und ältere Pferde. map Turf-Voraussagen

1. Rennen: Romak - Colleoni - On Time. 2. Rennen: Amalaswintha - Malaspina - Benetta. 3. Rennen: Antyllos - Don Harry - Tabaluga. 4. Rennen: Mondo, Star Elect - Alvaro. 5. Rennen: Lavaderos - Arrancada - Mansura. 6. Rennen: Bunbury - Fenton Lake - Riviere des Indes. 7. Rennen: Trust - Escorte - Radscha. 8. Rennen: Invator - Siribel- Tongo. 9. Rennen: Chang - Pearl Girl - Morgano.

Treffen der Altsportler-Vereinigung Tröger: "Funktionäre geben ihr Bestes"

"Hat diese Veranstaltung eigentlich noch den Namen Olympische Spiele verdient?" fragte Heinz Ulzheimer, der vor 40 Jahren in Helsinki zwei Bronzemedaillen gewonnen hatte, provokativ zum Beginn der Diskussion beim 177. Altsportler-Abend im Kanonesteppel in Sachsenhausen. "Was wäre die Alternative?" fragte Walther Tröger, der NOK-Generalsekretär und Kandidat für das Amt des NOK-Präsidenten zurück.

Er hatte als Ehrengast dieses vierteljährlichen Treffens über die Spiele 1992 referiert, seine Gedanken offengelegt über die seiner Meinung nach zu große Mannschaft, ihre erfreuliche Harmonie, Erfolge und Mißerfolge, hatte die Kommerzialisierung angesprochen: "Wir brauchen das Geld, aber nicht zu Bedingungen, die nicht akzeptabel sind." Das Thema Leistungssteigerung durch Doping: "Es gibt keinen Bereich in dieser Gesellschaft, in dem es absolute Sauberkeit gibt. Die sich ausweitende Funktionärsschelte: "Für alle Positionen in dieser Welt, ob Papst, Staatspräsident, Wirtschaftsmanager, gibt es vielleicht bessere Kandidaten. Die ehrenamtlichen Sportfunktionäre haben sich gut geschlagen und ihr Bestes gegeben."

Der Kreis alter Sportler, die zwischen 15 und mehr als 20 Olympiaden durchlebt haben (der älteste Gast des Abends war 97 Jahre alt), hat seine Vorbehalte gegen die Kommerzialisierung, den Gigantismus, die Zulassung der Großverdiener des Sports zu den einst Amateuren reservierten Spielen, die ständige Ausweitung des Programms, der Bruch mit guten Traditionen, und daraus entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, in der Walther Tröger keine Antwort schuldig blieb.

Außer Heinz Ulzheimer war von früheren Medaillengewinnern Erwin Blask da, der 1936 Silber im Hammerwerfen gewonnen hatte, und als Neuling Wolfgang Oehme, der Bundestrainer der Bahnradfahrer, die in Barcelona dreimal Gold und zweimal Silber gewonnen hatten. boe

Neubau: noch nicht begonnen, doch ausgebucht Landvolk-Hochschule wird erweitert / Weiterbildung aber auch für Genossenschaftsmitglieder

FRIEDRICHSDORF. Am 31. Mai nächsten Jahres ist der Erweiterungsbau der Hessischen Landvolk-Hochschule am Lochmühlenweg 3 fertig; davon ist Schulleiter Gisbert Müller überzeugt, obwohl der Grundstein des Gebäudes erst am Freitag, 16. Oktober, eingemauert wird: "Ab 15. Juni sind die neuen Räume nämlich schon ausgebucht, zu diesem Zeitpunkt beginnt die Spadaka-Genossenschaftsbank hier mit Kursen für ihre Auszubildenden."

40 Einzelzimmer und vier Lehrsäle entstehen im neuen Trakt der Hochschule. Der Bau kostet rund sechs Millionen Mark. Finanziert wird er, so Müller, vom Hessischen Bauernverband und seinen "Töchtern", ohne öffentliche Zuschüsse ("Auf diesen Hinweis legen wir großen Wert").

Zu den "Töchtern" gehören unter anderem die Genossenschaftsverbände (Raiffeisen, Volksbank, Spar- und Darlehenskasse), die "Schulungsbedarf" (Müller) für ihre Mitarbeiter haben und auf diese Weise mit dafür sorgen, daß die Friedrichsdorfer Hochschule ausgelastet ist. Durch gute Belegungszahlen hofft man, so Müller, daß sich die Millioneninvestitionen des Neubaus in 10 bis 15 Jahren rentiert haben.

Die Raumkapazität wird durch den Neubau verdoppelt. Für die eigenen Veranstaltungen hätte die Landvolk-Hochschule sie nicht benötigt. Sie wird getragen vom "Verein für Landvolkbildung e.V.", dem mehr als 40 Organisationen angehören, unter anderen 35 Kreisbauernverbände, aber auch das Land, die Kirchen und die Genossenschaften.

Die 50 Veranstaltungen, die alljährlich stattfinden, dienen der Weiterbildung der Landwirte. Müller: "Es stimmt zwar, daß es immer weniger Landwirte gibt, aber für die ist es notwendig, sich ständig weiterzubilden." Die Schule bietet keine produktionstechnischen Kurse an, sondern Veranstaltungen, bei denen sich die Landwirte theoretisch weiterbilden können: "Das reicht vom Computerkurs bis zu Informationen über Kommunalpolitik." Wichtig und gefragt sind vor allem die Kurse, mit denen sich Landwirte und Landwirtinnen auf die Meisterprüfungen vorbereiten. Die Teilnehmer sind im Durchschnitt 25 bis 30 Jahre alt, und unterrichtet werden sie durch Honorarkräfte: "Wir haben 80 Honorarreferenten, wir holen uns die Spezialisten - beispielsweise auch Friedrichsdorfs Bürgermeister Gerd Schmidt, wenn es um kommunalpolitische Fragen geht."

Die Friedrichsdorfer Einrichtung ist eins von zwei Bildungszentren in freier Trägerschaft für Landwirte; die zweite Schule steht in der Nähe von Fulda. Im Gebäude der Landvolk-Hochschule in Friedrichsdorf hat auch der Landfrauenverband seine Büros. nau

Jugendkulturtage: Heute Glaulympics und Reggae-Musik

WETTERAUKREIS. Für immer mehr junge Wetterauer bedeutet "Kultur" nicht mehr fern Überhöhtes, vielmehr das gemeinsame Gestalten des täglichen Lebens, der Arbeit, des Wohnens und die Entwicklung der eigenen Möglichkeiten. Dies möchte der Kreisjugendring Wetterau mit den sechsten Jugendkulturtagen unterstützen.

Die Erlebnisreihe beginnt am heutigen Samstag ab 14 Uhr mit den "Glaulympics '92" auf dem Sportplatz Glauberg. Am Freitag, 16. Oktober, können Jungs und Mädchen bei "Reggae life" im Bürgerhaus Friedberg-Dorheim um 21 Uhr die Hüften schwingen. Freitag, 30. Oktober, steht im Zeichen des "Independent Rock" im Bürgerhaus Lindheim (20.30 Uhr). Am gleichen Tag (30. Oktober) gibt es einen besonderen Leckerbissen: Die jungen "Matzsingers" schmettern um 19.30 Uhr im Bürgerhaus (Nidda) Ober-Widdersheim A-Capella-Musik.

Die Jugendkulturtage des Wetteraukreises werden am Donnerstag, 12. November, in Echzell mit der Kinderfilmschau: "Peterchens Mondfahrt" (16 Uhr) fortgesetzt. Von 26. bis 29. November wird in Echzell, Nidda-Schwickartshausen, Nidda und Hirzenhain um 19.30 Uhr in den evangelischen Gemeindehäusern der Jugendfilm "Nordsee ist Mordsee" gezeigt.

Ein Kinderfest schließt die Jugendkulturtage am Sonntag, 29. November (1. Advent), im Gemeindezentrum der katholischen Gemeinde Altenstadt ab. de

126 Aussteller aus Deutschland und den Beneluxländern zeigen ihre gezackten Schätze Philatelisten wollen mehr als nur sammeln Briefmarken mit vielen Themen und Motiven

HOFHEIM. Da hängen sie nun hinter Glas. Lauter kleine Kostbarkeiten, mit Stempel versehen, schon aufgeklebt oder nackt. Lange Reihen mit Schaukästen, der ganze Stolz von 126 Ausstellern aus Deutschland und den Beneluxländern. Doch die 3000 Besucher, die zur Hessischen Postwertzeichen-Ausstellung 1992 (HEPA '92) in der Stadthalle erwartet werden, sollen sich nicht nur die Exponate anderer Philatelisten ansehen. Im Foyer der Hofheimer Stadthalle können auch Briefmarken bei Fachhändlern gekauft und Ratschläge eingeholt werden. Beim Sonderpostamt in der Halle kann sich jeder seine Post abstempeln lassen und sie auch gleich einwerfen - auf dem Chinonplatz zeigen Polizei, DRK und Feuerwehr bei der Sonderschau "Hilfe, Schutz und Sicherheit" Fahrzeuge und beantworten Fragen zur Sicherheit.

Alles andere als ein langweiliges Hobby - das ist das Briefmarkensammeln aus Sicht von Dr. Heinz-Jürgen Ferlemann. Und dabei mag der Organisator vom Philatelisten-Verein Hofheim und der Landesgruppe Hessen der Deutschen Motivsammler-Gemeinschaft - die Ausrichter der Großveranstaltung - das Wort Sammler nicht. "Wir stecken keine Marken in Alben, sondern beschäftigen uns mit Zusammenhängen, suchen Spuren, machen mehr aus den Wertzeichen."

Die Ergebnisse solcher Leidenschaft sind beachtlich. Aufgeteilt in die sechs Klassen Thematik, Literatur, Ländersachen, Ganzsachen, Postgeschichte und Luftpost ringen die Aussteller mit ihren Stücken um Medaillen. Heute abend werden die Gold-, Gold/Silber-, versilberten Bronze- und Bronze-Auszeichnungen vergeben. Die Sieger werden ab 19.30 Uhr beim Festabend ausgezeichnet. Außerdem sind am Wochenende Fachtagungen geplant. Geöffnet ist die Schau am Samstag und Sonntag jeweils von neun bis 17 Uhr.

Der Hattersheimer Ferlemann hat sich auf den Bereich Thematik spezialisiert. "Dabei muß Material zu einem bestimmten Themenbereich zusammengestellt werden", erläutert er vor einem seiner Kästen auf der Bühne des großen Saales. Thema seiner kleinen Schau ist das Rote Kreuz von der "Entstehung einer humantitären Organisation" bis zum "Internationalen Komitee". Ein Glaskasten voller Briefmarken und Erläuterungen, gestempelten Umschlägen ("ganze Stücke") und Belegen. Das älteste Exponat, sagt der 41jährige nicht ohne Stolz, stamme aus dem Jahre 1860. Da der Kasten im "Ehrenhof" aufgestellt ist, sind die Exponate außer Konkurrenz - alles, was auf der Bühne steht, hat sich schon für Wettbewerbe auf höherem Niveau qualifiziert.

Über den Wert ihrer Sammlungen sprechen Philatelisten ungern. "Geld spielt die zweite Rolle", sagt Ferlemann. In erster Linie fasziniere ihn die Beschäftigung mit oft unbekanntem Terrain, mit neuen Aspekten eines Themas und die Freude an der Suche. Stöbern, in Büchern nachlesen und sich auf die oft schillernd bunten Marken konzentrieren - das und mehr mache die Philatelie für ihn so schön. pms

Untugend-Terror Frank Castorf kühlt sein Mütchen am "Lear"

BERLIN. Castroff, vielfach zum Protagonisten der neunziger Jahre ausgerufen, darf nun die Volksbühne als Intendant nach seinem Geschmack regieren, zu volkstümlichen Preisen; er legt sich ins Zeug: "König Lear" zum ersten, 135 Minuten ohne Pause. Der kürzeste Shakespeare seit langem - und doch elend langwierig. Die Geschichte eine königlichen Verblendung, was kümmert sie ihn, er erzählt sie nicht, setzt sie vielmehr als bekannt voraus und verliert schon bald den Faden. Denn auf der Bühne eine Geschichte zu erzählen ist altmodisch, Castorf ist (post-)modern.

Zunächst einmal sorgt er für ein paar Lacher: die Königstöchter treten als Putzfrauen auf, wischen den Boden, was das Zeug hält, dazu spielt eine junge Dame Akkordeon. Die Reichsverteilung: eine entspannte Kleinbürgeraffaire, unter Leuten im Sakko; daß Lear Cordelien unter die Röcke geht, daß er sie noch im Arm hält, nachdem er sie schon verstoßen hat: der Irrtum eines geilen alten Mannes.

Danach beweist der Regisseur ausführlich, daß seine frühkindliche Reinlichkeitserziehung eine Katastrophe gewesen sein muß. Cordelia pieselt geräuschverstärkt mehrfach in einen Eimer und Frankreichs König, der sie auch ohne Erbschaft nimmt, trinkt die Brühe. Dann treten die "sieben Samurai" auf, in Ritterrüstungen, Lears Restgefolge. Da man den gekrähten, gebrüllten, gestotterten, geflüsterten Text meist nicht versteht, wird der Fortgang der Handlung bald gleichgültig.

Was sich auf Hartmut Meyers großer, heller Bühnenschräge abspielt, kann dies und jenes bedeuten, nichts Kenntliches jedenfalls. Muner wird's nur, wenn Gewalt ins Spiel kommt, immer wiede einmal gibts im Männerensemble den einen oder anderen, den es nach Weiberfleisch gelüstet. Theaterblut spritzt, Gewitter grollen - und die Musik spielt dazu, die vom Akkordeon und die aus dem Lautsprecher, Hardrock von der gröbsten Sorte. Das Publikum, offenbar masochistisch gestimmt, läßt es ebenso über dich ergehen wie den Scheinwerfer, der ihm die Augen blendet. Zuweilen, offenbar versehentlich, entstehen ein paar suggestive Bilder, lösen sich folgenlos auf. Manches wird mehrfach zitiert, das meiste einfach weggelassen, Anricherungen aus anderem Textmaterial sind obligat.

Nur eines versagt uns dieser Regisseur, nämlich den leisesten Hinweis darauf, was er außer knäbischen Hochmut, der alles anders machen will, im Schilde führen könnte. Des Rätsels Lösung: er reproduziert besinnungslos längst obsolet gewordene Skandalmuster der siebziger Jahre. Aber was bei Zadek, bei Neuenfels Sinn und Verstand hatte, ist bei ihm zum Spielmaterial eines ungezogenen Raufbolds verkommen. Dem wären auch gute Schauspieler nicht gewachsen, wieviel wenige schwache, die sich seinem Drill, seinen sprunghaften Einfällen, seinen wohlfeilen Assoziationen beugen, weil ihnen garnichts anderes übrig bleibt - sie sind engagiert.

Provozierend an dieser Inszenierung ist nur ihre Koketterie mit der Unbildung, ist das terroristische Gehabe, mit dem Übermut zur ästhetischen Maxime erklärt und das Theater seiner totalen Leere überführt wird. Es mag ja sein, daß er es eigentlich abschaffen will, aber warum inszeniert er dann noch? Am Ende rezitiert der Narr etwas Gereimtes von einem Deutschland, das in sieben Jahren als "Germania" zu neuer Welteroberung aufbrechen wird, dann gehen alle ab, nur Lear und Glostter bleiben zurück, zwei traurige Clowns im falschen Stück.

Im Programmheft werden auf den linken Seiten alle möglichen gescheiten Texte abgedruckt, und rechts steht immer nur "Stoppt die Pogrome!" Soll man wirklich annehmen, dies Theater verstünde sich als politisch, wolle nur das Chaos widerspiegeln, das Castorf offenbar in der Welt walten sieht? Seine Volksbühne als Erziehungsinstitut? Doch dies Chaos ist längst aufgebracht, nur hohles Gerücht, wohlfeile Entschuldigung für Klamauk.

Wenn dies wirklich das Theater der neunziger Jahre sein sollte, ein Theater besinnungsloser Effekte und schütterer Fragmente, und Castorf sein Prophet, wenn diese Videoclip-Ästhetik die Bühne erobert, dann werden sich des Regisseurs Gefolgsleute bald beknirschen müssen. Castorf, begabt und rüde, führt sie an der Nase herum und hat seinen Spaß dabei. Vermutlich bleibt er dabei ziemlich allein. Der billige Jakob ist nicht abendfüllend, nicht einmal, wenn er sich als Fortschritts-Rocker verkleidet.

ROLAND H. WIEGENSTEIN

Deutsche Titelkämpfe Gutman ist neuer Schnell-Schachmeister

Als neuer Deutscher Schnellschachmeister verabschiedete sich der Hessische Schachtrainer Großmeister Lev Gutman in Bad Blankenburg vom neunundzwanzig Teilnehmer starken DM-Turnier. Der von der FTG nach Hermannia Kassel gewechselte Gutman gewann das elfrundige Punktesammeln bei den Titelkämpfen gegen seinen Großmeisterkollegen Rainer Knaak von Köln-Porz, der, zusammen mit Rainer Tomczak (Berlin Tegel), einen halben Punkt hinter Gutman zurückblieb.

Die beiden weiteren Hessen, Erik Zude vom SV Hofheim und Lothar Schmitzspan (SC Erzhausen) erreichten mit 6:5 Punkten die Endplatzierungen neun und fünfzehn. zey

"Geschirrmobil statt Plastik" BUND: Heusenstammer Entscheidung ist ein Anachronismus

HEUSENSTAMM. "Umweltschädliches Verhalten" wirft der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Stadt und Kreis Offenbach dem Heusenstammer Bürgermeister Josef Eckstein (CDU) vor. Beim Nikolausmarkt - so hat kürzlich der Magistrat entschieden - sollen Plastikbecher und -teller aus Polysterol gegen eine Pfandgebühr ausgegeben und anschließend recycelt werden.

Kommentar der Umweltschützer: "Warum überhaupt erst Abfall erzeugen und recyceln, wenn es ganz einfach ist, ihn zu vermeiden?"

Der BUND verweist auf Geschirrmobile, die inzwischen landauf, landab in Gebrauch sind. Ein Weihnachtsmarkt, der auf der Verwendung von Plastikgeschirr aufbaue, sei ein "Anachronismus". Der Verband appelliert deshalb an den Magistrat, seine Entscheidung zu revidieren.

Im vergangenen Jahr waren beim Nikolausmarkt Pappbecher ausgegeben worden, die nach der Benutzung verbrannt wurden. Diesmal zahlen die Marktbesucher jeweils eine Mark für Teller und Becher als Pfand. Die Vereine sammeln das schmutzige Geschirr ein. Es wird dann von einer Mainzer Firma abgeholt und recycelt.

Der BUND ist sauer: "Diese Entscheidung als umweltfreundliche Maßnahme darzustellen, wie durch Bürgermeister Eckstein geschehen, ist geradezu grotesk. Der grundsätzlich gute Gedanke des Recyclings wird hier wieder einmal auf ein völlig unpassendes Beispiel angewendet."

Der Verband plädiert dafür, lieber den Abfall ganz zu vermeiden und Beispielen wie Offenbach oder Dietzenbach zu folgen, wo für Straßenfeste Geschirrmobile angeschafft und günstig an die Vereine vermietet werden.

Beim Offenbacher Weihnachtsmarkt verlangt die Stadt von allen Standbeschickern die Verwendung von normalem Geschirr.

"Der Mehraufwand für abwaschbares Geschirr, das nach kurzer Reinigung in der Spülmaschine sofort wiederverwendet wird - ohne aufwendiges ,Recycling' -, ist doch gering, wenn man bedenkt, daß in Heusenstamm auch das Plastikgeschirr mit Pfand versehen wird und zurückgenommen werden muß, um das ,Recycling' zu gewährleisten", argumentiert der BUND. Eine Reinigung des Plastikgeschirrs sei schließlich auch noch nötig.

Schlußfolgerung der Umweltschützer: "Auch Recycling belastet die Umwelt mit Schadstoffen. Es sollte nur für Produkte in Frage kommen, für die es keine zumutbare Alternative gibt. Das ist hier keineswegs der Fall." hf

Parken im Gewerbegebiet Heyer: Status quo wird beibehalten

DIETZENBACH. Bürgermeister Jürgen Heyer hat das Ordnungsamt angewiesen, an Autofahrer, die ihre Wagen auf den Gehwegen in den beiden Gewerbegebieten parken, vorerst keine Knöllchen zu verteilen. Bis die seit Anfang des Jahres gültige Straßenreinigungssatzung überarbeitet sei, solle "der Status quo beibehalten werden", sagte der Verwaltungschef am Freitag.

Die Ankündigung des Magistrats, die Parker mit einer Geldbuße von 30 Mark zu verwarnen, hatte für Wirbel gesorgt. Beschäftigte in den Industrieparks waren auf die Barrikaden gegangen. Es gebe keine Möglichkeit, die Autos anders abzustellen. Die FDP-Fraktion nahm dies zum Anlaß, in einem Antrag an das Stadtparlament eine Ausnahmeregelung zu fordern.

Der Magistrat hatte zuvor die Auffassung vertreten, daß die Bürgersteige freibleiben müßten, damit sie - wie in der Straßenreinigungssatzung für die Gewerbegebiete vorgesehen - von der Stadt gekehrt werden könnten. Doch weil die ansässigen Firmen keine zusätzlichen Gebühren zahlen, lieber selbst den Gehweg sauberhalten wollen, hat sich die Rathausregierung entschieden, die umstrittene Satzung noch einmal gründlich zu überprüfen und zu überarbeiten.

Heyer erklärte, daß der Magistrat überlege, ob es nicht sinnvoller sei, es wieder den Betrieben zu überlassen, ihre Gehwege zu fegen: "Wir hoffen, daß wir eine Regelung finden, die alle Betroffenen zufriedenstellt."

Wenn sich keine Notwendigkeit ergeben sollte, die Gehwege von parkenden Fahrzeugen freizuhalten, werde im Gegenzug erwogen, in Gewerbegebieten Parken auf Gehwegen zu gestatten. fin

"Regenwasser tut's auch" Gemeinde Florstadt bezuschußt Regenwassersammelanlagen

FLORSTADT. Die Gemeinde Florstadt fördert ab sofort den Bau von Regenwassersammelanlagen. Die Kommune zahlt den Antragstellern/-innen bis zu 30 Prozent der förderfähigen Kosten, höchstens jedoch 1800 Mark für zwei Wohneinheiten. Für jede weitere Wohnung gibt es maximal 900 Mark Zuschuß.

Der ausgerufene Wassernotstand zeige, wie notwendig der sparsame Umgang mit unserem Wasser sei, so Bürgermeister Heinz Trupp.

Um die Trinkwasserreserven zu schonen, habe die Gemeindevertretung Richtlinien für die Förderung der Regenwassernutzung in den Privathaushalten beschlossen. Dort bräuchten Toilettenspülung, Waschmaschine und Garten nicht mit Trinkwasser versorgt zu werden, erläutert Alfred Schlosser, Umweltberater der Gemeinde, die Fördermaßnahme: "Regenwasser tut's auch." Die Nutzung von Regenwasser spare Wassergebühren und entlaste die Umwelt.

Bis zu 50 Prozent Trinkwasser lasse sich durch eine Sammelanlage einsparen. Für einen Vier-Personen-Haushalt bedeute das eine Verringerung des jährlichen Trinkwasserverbrauchs um 30 000 bis 50 000 Liter, was eine Ersparnis von 200 bis 300 Mark an Wasser- und Abwassergebühren bedeute.

Erforderlich ist nach der Darstellung Schlossers ein Sammelbehälter, in den das vom Dach über ein Fallrohr abfließende Wasser geleitet wird, und eine Pumpanlage, die es dann zur Waschmaschine, zur Toilette oder zum Zapfhahn im Garten befördert.

Einschließlich Leitungsnetz und Installation durch einen Fachbetrieb veranschlagt der Umweltberater die Kosten für die gesamte Anlage auf 5300 Mark - abzüglich der Fördergelder der Gemeinde.

Voraussetzung für die Bezuschussung ist der Anschluß von mindestens einer Toilette oder einer Waschmaschine sowie eine Mindestgröße der Zisterne von zwei Kubikmetern.

Die detaillierten Förderungsrichtlinien sowie eine Informationsbroschüre des Hessischen Umweltministeriums zur "Nutzung von Regenwasser" sind bei Umweltberater Alfred Schlosser im Rathaus, Nieder-Florstadt, Zimmer 16, Telefon 50 51 - 4, erhältlich. mu

Stadt bietet Umzugsprämien an Singles sollen große Wohnungen für Familien freimachen

OFFENBACH. Wer seine große Wohnung für eine große Familie freimacht und in eine kleinere Wohnung zieht, bekommt vom 1. November 1992 an von der Stadt eine Umzugsprämie. Diese errechnet sich aus der Flächendifferenz zwischen freigemachter und neuer Wohnung. Pro "eingespartem" Quadratmeter gibt es fünfzig Mark. Zieht also ein Single aus einer 120-Quadratmeter-Wohnung in ein 40-Quadratmeter-Appartement, bekommt er 4000 Mark. Gegen Nachweis werden zudem die Umzugskosten bis zu einer Höhe von 1000 Mark erstattet.

Das schlägt der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung vor. Angesichts des Mangels an familienfreundlichen und bezahlbaren Wohnungen, beschloß die Stadtverordnetenversammlung bereits vor vier Jahren eine solche Umzugsprämie. Weil bislang jedoch kaum jemand davon Gebrauch gemacht hat, arbeitete der Offenbacher Magistrat jetzt neue Richtlinien aus.

Danach ist "eine Wohnung unterbelegt, wenn die Anzahl der Wohnräume größer ist als die Anzahl der darin wohnenden Personen". Die Prämie wird für öffentlich geförderte, steuerbegünstigte und freifinanzierte Wohnungen gewährt, wenn die Wohnung mindestens drei Wohnräume zuzüglich Küche hat und mit Bad/ Dusche/WC ausgestattet ist. Einen Rechtsanspruch auf eine solche Prämie gibt es nicht.

Anträge nimmt das Bauverwaltungsamt, Abteilung Wohnungswirtschaft, im Technischen Rathaus, Stadthof, entgegen. Bei der Antragstellung müssen die Kopien der Mietverträge, die Einverständniserklärungen der beiden Vermieter, die amtliche Bestätigung der Ummeldung und der Nachweis der Umzugskosten vorgelegt werden.

Der Eigentümer der neuen Wohnung muß zudem eine "Selbstverpflichtungserklärung" abgeben, daß er nicht mehr als eine 20 Prozent übersteigende ortsüblichen Vergleichsmiete verlangen wird, denn die Miete für die freigemachte Wohnung darf die Obergrenze der ortsüblichen Vergleichsmiete nicht um mehr als 20 Prozent übersteigen. Der Eigentümer muß mit den Mietertausch einverstanden sein und Familien mit Kinder akzeptieren.

Die Umzusgprämie wird nur gezahlt, wenn die freigemachte und die Ersatzwohnung in der Stadt Offenbach sind.

Die Prämie wird nicht gezahlt, wenn jemand in Wohnungseigentum und in ein Alten- und Pflegeheim zieht. Prämie gibt es auch nicht, wenn einer bei Auflösung seines Arbeitsverhältnisses seine Werks- oder Dienstwohung freimacht. lz

Auch Deutsche Bank ist auf Chips programmiert

mak FRANKFURT A. M. Die Deutsche Bank denkt an ein Engagement beim ostdeutschen Mikroelektronik-Unternehmen Halbleiterwerk Frankfurt/Oder. Ein Sprecher des Konzerns bestätigt entsprechende Verhandlungen mit der Treuhandanstalt. Die Bank prüfe eine Beteiligung, deren Zustandekommen oder Umfang aber noch unklar sei. Dagegen meldet dpa unter Berufung auf das Brandenburger Wirtschaftsministerium, daß "eine deutsche Großbank" 49 Prozent des Halbleiterwerks übernehmen wolle.

Die Chip-Fabrik in Frankfurt/Oder steht als letzter Standort der ostdeutschen Mikroelektronik und Technologie Gesellschaft (MTG) zum Verkauf. Bei den anderen beiden MTG-Ablegern haben sich die investierenden Banken jeweils einen Partner aus der Industrie gesichert. In Erfurt ist die kalifornische LSI Logic mit 19,8 Prozent eingestiegen; die restlichen Anteile hält einstweilen die Hessisch-Thüringische Landesbank. Und beim Zentrum Mikroelektronik Dresden (ZMD), das Commerzbank und Dresdner Bank je zur Hälfte übernehmen wollen, soll der Münchner Elektroriese Siemens Know-how und Fertigungslizenzen beisteuern.

Ob die Deutsche Bank diesem Beispiel folgen wird und sich für den eventuellen Einstieg ins Chip-Geschäft ebenfalls einen Technologiekonzern als Partner angeln will, wollte der Sprecher des Geldhauses nicht mitteilen.

Radelnder Junge von einem Auto angefahren

ROSBACH. Schwer verletzt wurde ein Kind am Donnerstag nachmittag, ein weiteres Opfer des Straßenverkehrs.

Wie die Polizei berichtet, wollte der siebenjährige Junge mit dem Fahrrad auf einem Feldweg die Bundesstraße 455 in Richtung Ober-Rosbach überqueren. Ein Rosbacher Autofahrer hielt an, um den Jungen überqueren zu lassen. "Ohne nach rechts zu sehen", habe der Radler nicht einen von Friedberg herannahenden Wagen eines US-Soldaten beachtet, berichtet die Polizei, so daß es zum Zusammenstoß kam.

Das schwer verletzte Kind wurde ins Kreiskrankenhaus von Friedberg gebracht. de

Austritte wegen Honecker

DRESDEN, 9. Oktober (dpa). Der Eintritt des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hat zu ersten personellen Konsequenzen in der linken Splitterpartei geführt. Aus Protest gegen die Mitgliedschaft Honeckers sowie gegen den Kurs der etwa 500 Mitglieder starken Partei stellte der bisherige KPD-Vorsitzende Ekkehard Uhlmann aus Chemnitz sein Amt zur Verfügung. Mit ihm seien alle acht Mitglieder der Gebietsorganisation Chemnitz aus der KPD ausgetreten, sagte Uhlmann auf dpa-Anfrage am Freitag in Dresden. Die neue KPD wurde am 31. Januar 1990 im damaligen Ost-Berlin wiedergegründet.

Brutale Überfälle in Kronberg Fahndung verlief bisher erfolglos

KRONBERG. Zwei brutale Raubüberfälle auf offener Straße verübten bislang unbekannte Täter am Donnerstag in Kronberg.

Gegen 16.15 Uhr wurde eine 78 Jahre alte Frau Opfer zweier Krimineller. Die Frau hatte in einer Bank in der Frankfurter Straße Geld abgehoben und einen Teil ihres Schmuckes aus dem dortigen Safe entnommen. Anschließend kaufte sie in einem benachbarten Geschäft ein. Auf dem Weg nach Hause wurde sie nach Angaben der Polizei von zwei Männern zu Fuß überholt, wobei einer ihr die Einkaufstasche von der Schulter riß.

Dies geschah so gewaltsam, daß die Frau zu Boden stürzte, sich vermutlich den Arm brach und in das Bad Homburger Kreiskrankenhaus eingeliefert werden mußte. In der Einkaufstasche befanden sich das abgehobene Geld und der wertvolle Schmuck. Die Kriminalpolizei gibt den Schaden mit rund 10 000 Mark an.

Der Haupttäter, der in Richtung Königsteiner Straße flüchtete, soll ungefähr 18 Jahre alt und 1,75 Meter groß gewesen sein. Er hatte dunkles langes Haar und war mit einem dunklen, wahrscheinlich blauen Blouson bekleidet. Sein Mittäter soll jünger gewesen sein und nur ungefähr 1,65 Meter groß, mit kürzeren Haaren. Er lief in Richtung Hainstraße davon.

Um kurz nach 19 Uhr wurde dann eine Kassiererin in der Bleichstraße überfallen. Die 43 Jahre alte Frau verließ gegen 19 Uhr ihr Geschäft und wollte zu Fuß nach Hause gehen. Dabei trug sie eine Plastiktüte, in der sich jedoch nur Lebensmittel befanden. Auf Höhe der Sparkasse kam von hinten ein Unbekannter an sie heran, entriß ihr die Tüte und rannte in Richtung Park davon. Der Täter dachte wahrscheinlich, daß sich in der Plastiktüte die Tageseinnahmen des Geschäfts befänden, die in der Bank deponiert werden sollten. Die Tüte wurde später mit vollständigem Inhalt in einem Mülleimer im Park gefunden.

Der Straßenräuber soll nach Angaben der Polizei ungefähr 25 bis 30 Jahre alt und 1,80 Meter groß gewesen sein. Er hatte blonde Haare und war mit einem weißen T-Shirt mit gelben Streifen bekleidet. Bei dem Überfall war höchstwahrscheinlich ein weiterer Täter beteiligt, der in der Höhe der Bank stand, wie die Polizei berichtet. Er soll ebenfalls ungefähr 25 bis 30 Jahre alt und 1,80 Meter groß gewesen sein. Er hatte lange blonde gelockte Haare und trug eine Jeanshose und einen weinroten Pullover. Die Frau wurde bei dem Überfall nicht verletzt. jom

Arbeiterwohlfahrt: Selbst ist die Frau

DREIEICH. "Selbst ist die Frau" heißt ein Kurs der Arbeiterwohlfahrt in Sprendlingen, Eisenbahnstraße 9, der am Montag, 19. Oktober, 19.30 Uhr beginnt. Dort lernen Frauen an vier Abenden unter der Anleitung der Hauswirtschaftsmeisterin Annegret Biermann, wie man Wasserhähne und elektrische Leitungen repariert oder Holzregale anbringt. Die Gebühr beträgt 40 Mark. Anmeldungen nimmt die AWO-Familienbildungsstätte in Dietzenbach entgegen, Telefon 0 60 74 / 36 94 oder 3 29 35. dac

Verein "Sdarowje" zieht erste Bilanz

KREIS GROSS-GERAU. Die Bilanz der Aktivitäten, die im Gründungsjahr schon gelaufen sind, stehen im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung, zu der der Verein "Sdarowje - Menschen im Kreis Groß-Gerau helfen Kindern in Skidel/Belorußland" am Freitag, 16. Oktober, in die Stadthalle Rüsselsheim einlädt. Es soll auch nach vorne geguckt und die Planung fürs nächste Jahr in Angriff genommen werden. Denn, so die Vereinsmitglieder, nach wie vor herrsche in der Region Grodno - Ziel eines Hilfstransportes im Sommer diesen Jahres - Knappheit auf fast allen Gebieten vor. Vor allem "die Versorgung mit Medikamenten und medizinischem Gerät geschieht nur noch mangelhaft und muß dringend von uns unterstützt werden". wal

Umlandverband eingeschaltet Fragen wegen des Scheunen-Umbaus

BAD VILBEL. Mit drei Fragen hat sich Dr. Herbert Spitz, ein Bad Vilbeler Vertreter im Umlandverband Frankfurt (UVF), an den Ersten Beigeordneten des Verbandes, Dr. Alexander von Hesler, gewandt. Dr. Spitz thematisiert den Umbau der denkmalgeschützten Mühlen-Scheune in der Erlenbach-Aue. Der BUND habe darauf verwiesen, daß der fortgeschrittene Umbau gegen die Festsetzungen des Flächennutzungsplanes verstoße.

Der Abgeordnete will nun vom Ersten Beigeordneten wissen: Ob aus dem Flächennutzungsplan eindeutig der Schutz dieser alten Scheune mit anschließendem Pferdestall hervorgeht? Ob der Flächennutzungsplan eindeutig einen Aus- und Umbau dieser Scheune in ein Wohngebäude vor allem wegen des Standortes in der Erlenbach-Aue verbiete? Was der UVF zu unternehmen gedenke, falls der Schutz zutrifft.

Dr. von Heseler weilt zur Zeit im Urlaub, war beim UVF zu erfahren, er konnte den Brief noch nicht beantworten. Der Verband prüft nun, ob der Schutz der Erlenbach-Aue in Massenheim planerisch festgelegt ist. Wie berichtet war er bei der Eingemeindung Massenheims nach Bad Vilbel zwischen den Kommunen vertraglich beschlossen worden. Falls auch der UVF dort eine geschützte Aue ausweist, ist im Fall einer Veränderung der Scheune eine Änderung des Flächennutzungsplanes nötig, so die vorläufige Auskunft. de

Stadt sieht den "Kölner Teller" nicht in Gefahr Igor Vogt gibt Klage gegen Alu-Scheiben keine Chance

Für den Leiter der Straßenverkehrsbehörde ist die Diskussion über die strafrechtliche Relevanz der Kölner Teller vom Tisch. Igor Vogt bezog sich am gestrigen Freitag auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichtes Frankfurt, wonach die gewölbten Aluminiumscheiben "keinen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr" darstellen. Das Bauelement sorge vielmehr für eine "größere Sicherheit". Vogt gibt deshalb der aktuellen "Teller"-Klage eines Frankfurter Rechtsanwalts keine Erfolgschance.

Der beim Oberlandesgericht Frankfurt zugelassene Bockenheimer Anwalt Peter Finger hatte die Verantwortlichen im Straßenbauamt in einer Anzeige beschuldigt, die sechs Zentimeter hohen Aluminiumscheiben seien "gefährliche Hindernisse", deren Errichtung im Straßenverkehr unter Strafe stehe.

In dieser Woche legte der Rechtsanwalt bei der Staatsanwaltschaft noch einmal nach und versuchte seine Argumentation zu untermauern. In dem Schriftsatz bezog er sich auf Aussagen von Rettungssanitätern, wonach die Patienten beim Überfahren der Hubbel "durchgeschüttelt werden".

Die Kölner Teller waren vom Sachverständigenrat für die Tempo-30-Zonen als Gestaltungsmerkmal für die Einfahrten in die Quartiere vorgeschlagen und von den Stadtverordneten akzeptiert worden. Tatsächlich hatten Feuerwehr und Polizei Bedenken geäußert, weil sie Probleme bei Einsatzfahrten voraussahen.

Der Anwalt gibt in seinem Schriftsatz an die Strafverfolgungsbehörde die Äußerung eines "Polizisten aus einem Revier im Frankfurter Norden" wieder, wonach dort "immer wieder Unfälle aufgenommen werden", die durch die Teller verursacht wurden. In der Verkehrsabteilung der Polizei ist darüber nichts bekannt.

Nach Auskunft des Deutschen Städtetages in Köln werden die Teller seit Jahren in einer ganzen Reihe von deutschen Kommunen als wirkungsvolle Tempobremse bei der Einfahrt in verkehrsberuhigte Zonen verwendet. Die Polizei betont ausdrücklich, daß diese Elemente wegen der besseren Erkennbarkeit den grauen Asphaltschwellen vorzuziehen sind. Im Planungsamt wird hervorgehoben, die Aluminiumscheiben ließen sich problemlos an den Stellen beseitigen, wo sie unnötig odr störend seien.

Mit der Rechtmäßigkeit der Scheiben hat sich das Frankfurter Oberlandesgericht bereits im April letzten Jahres befaßt. Damals landete die Klage einer Radfahrerin vor den Oberrichtern, die in einer hessischen Stadt auf einem Teller die Balance verloren hatte und auf die Fahrbahn gestürzt war. Igor Vogt hat die Entscheidung in der Neuen Zeitschrift für Verkehrsrecht gefunden.

Der Magistratsdirektor bezieht sich auf den - wie er sagt - "Leitsatz" des OLG-Beschlusses, wonach die Teller geeignet sind, um Tempo 30 durchzusetzen. Von einem Hindernis, das den Straßenverkehr gefährlich mache, könne keine Rede sein. Vogt betont, gerade den Interessen der Radfahrer werde dadurch Rechnung getragen, daß zwischen der Tellerreihe und dem Fahrbahnrand ein Streifen von einem Meter freigelassen werde.

Vogt ergänzte, die Straßenverkehrsbehörde habe dem Votum der Sachverständigen für die Tempo-30-Gebiete ausdrücklich zugestimmt und die Kölner Teller als geeignetes Mittel zur Verkehrsberuhigung bezeichnet. habe

Fusion mit der IG Bau?

ulf FRANKFURT A. M., 9. Oktober. Der Vorstand der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (GGLF) hat zugestimmt, daß die GGLF mit der IG Bau-Steine-Erden Verhandlungen über eine engere Zusammenarbeit führt. Ziel sei es, die Interessenvertretung für die Gewerkschaftsmitglieder "effektiver" zu gestalten, sagte ein GGLF-Sprecher am Freitag der FR auf Anfrage. In den Gesprächen soll geklärt werden, ob es sinnvoll ist, wenn die Gewerkschaften fusionieren.

Meldungen über erste Gespräche zwischen beiden Gewerkschaften hätten unter den GGLF-Mitgliedern Unruhe ausgelöst, sagte der Sprecher weiter. Mit seinem Beschluß habe nun der Hauptvorstand Klarheit geschaffen und weitere Kontakte ermöglicht. Nun könne ein Kooperationsabkommen ausgearbeitet werden. Besonders im Bereich Umwelt sieht die GGLF mit der IG Bau Gemeinsamkeiten. Die GGLF gehört mit einem Mitgliederbestand von 135 000 Personen zu den kleinen Gewerkschaften, die IG Bau mit 777 000 zu den großen.

Bankräuber mußten ohne Beute abziehen

GLASHÜTTEN. Die knappe Bemerkung des Filialleiters "Gibt nix!" und der geistesgegenwärtige Druck auf den Alarmknopf haben am Donnerstag um 17.57 Uhr ein Bankräuberduo in der Raiffeisenbank-Filiale in Schloßborn in die Flucht geschlagen.

Die Maskierten (sie trugen Motorradhelm-Unterziehhauben) betraten um 17.56 Uhr die Bank, wo der Filialleiter allein arbeitete, berichtet die Kripo. Einer der Täter drückte eine Schußwaffe gegen die Panzerglasscheibe des Schalters und soll sinngemäß gesagt haben "Gib Geld raus, sonst schieße ich durch die Scheibe." Nach der beherzten Reaktion des Filialleiters rannten beide hinaus.

Zur Flucht benutzten sie vermutlich einen roten Opel Vectra mit dem Kennzeichen LEV - CV 106. Der Wagen hatte zur Tatzeit vor der Bankfiliale in der Weiherstraße gestanden. Das Auto war am 20. September am Frankfurter Flughafen gestohlen worden.

Der Mann, der den Filialleiter bedrohte, wird als 25jähriger mit sportlicher, kräftiger Figur beschrieben. Beide Täter trugen grüne Bomberjacken. nau

Euro-Minister gefordert

gra MAINZ, 9. Oktober. Ein Europaministerium als eigenständiges Ressort in der Bundesregierung hat der rheinland-pfälzische Bundesrats- und Europaminister Florian Gerster (SPD) gefordert. Damit könne Bonn deutlich machen, daß Europa ein ganz normaler Vorgang ist und nicht mehr nur Chefsache sei. Das Europaministerium könne den Rahmen ausfüllen, der bislang von der Europapolitik vorgegeben worden ist. Ein Bonner Europaminister müsse eng mit den Europaministern der Bundesländer zusammenarbeiten, "da Europa auch eine Aufgabe der Länderpolitik ist".

Gerster ist erster Vorsitzender der Konferenz der Europaminister der Bundesländer. Die Fachkonferenz will Europafragen der Länder koordinieren, "nachdem die Länder mit dem Regionalausschuß in Europa den Fuß in der Tür haben".

Möllemann schilt EG-Partner Offenere Märkte für Importe aus Osteuropa gefordert

ptz BERLIN. Kritik übt Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann an den EG-Mitgliedsstaaten, die sich weigerten, ihre Grenzen für Importe aus den osteuropäischen Reformländern "weitgehend" zu öffnen. Dadurch verhinderten sie, daß Osteuropa die dringend benötigten Devisen selbst erwirtschafte. Er werde sich daher weiterhin für eine substantielle Marktöffnung auch auf den sensiblen Gebieten Agrar und Textil, Kohle und Stahl einsetzen, sagte der FDP-Politiker bei einer Feierstunde anläßlich des 40. Gründungstages des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft.

In einem freien Osthandel sieht Möllemann die einzige Chance, um endgültig von Kompensationen - also Ware gegen Ware - wegzukommen. Im Augenblick seien sie wegen der Zahlungsprobleme der UdSSR-Nachfolgestaaten "noch unverzichtbar". Wie berichtet, hat Bonn beschlossen, künftig auch solche Geschäfte über Ausfallbürgschaften zu flankieren, indem es die östliche Gegenlieferung finanziell absichert.

Der Osthandel dürfe keine Einbahnstraße sein. "Letztlich können wir unsere Produkte, insbesondere auch die aus den neuen Bundesländern, nur dann erfolgreich auf den Ostmärkten absetzen, wenn dort genügend Devisen zur Verfügung stehen", betonte der Minister und beklagte, daß der Handel mit der alten Sowjetunion in der Krise steckt. Die dortigen Reformansätze zeigten noch keine greifbaren Erfolge. Die Bundesrepublik bekomme dies zu spüren. Insbesondere ostdeutsche Exporteure seien durch das Wegbrechen traditioneller Märkte teilweise sogar in ihrer Existenz bedroht.

Laut Möllemann ist der Bürgschaftsrahmen, den Bonn in diesem Jahr für Ausfuhren in den Osten bereitstellt, inzwischen belegt. Insgesamt sind fünf Milliarden zugesagt. Bislang liegen aber noch keine Informationen vor, wie die Russen derzeit Importe aus Deutschland behandeln. Möllemann war bei Gesprächen in der vergangenen Woche in Moskau eine erhebliche Erleichterung in Aussicht gestellt worden. Danach sollte das russische Parlament über eine verringerte Hinterlegung von Rubeln bei Importen entscheiden. Bislang müssen die dortigen Unternehmen für jede Mark importierten Warenwerts mehr als 200 Rubel bei der Außenhandelsbank deponieren. Dies übersteigt die Liquidität der Firmen bei weitem. Aus diesem Grund wurden die bereits zugesagten Bürgschaften nur zu einem sehr geringen Teil in Anspruch genommen. Die russische Regierung hatte angekündigt, die Rubel- Depotpflicht werde auf 15 bis 20 Prozent reduziert.

Vollwertig, vegetarisch und lecker kochen

BAD NAUHEIM. "Leckere vegetarische Vollwertgerichte" nennt Christa Pouwels den Kursus, den sie ab 21. Oktober an vier Abenden in Bad Nauheim in der Küche der Stadtschule an der Wilhelmskirche anbietet. Die Gebühr beträgt 60 Mark. Informationen und Anmeldung unter Tel. 0 60 31 / 6 29 20.

Einen Tag später, am Donnerstag, 22. Oktober, ab 19 Uhr, bietet Gesundheitsberaterin Ute Starck einen weiteren Vollwertkurs in der Friedberger Wingert- Schule an. Sie bietet "vitalstoffreiche Vollwerternährung". Dieser Kurs läuft anstelle des für den 24. September vorgesehenen Kurses, an dem einige Angemeldete verhindert waren. Neuanmeldung ist erforderlich. Auskunft unter der Nummer 0 60 31 / 1 23 34.

Wer nicht kochen, sondern sich im Kreis von Gleichgesinnten austauschen möchte, ist am Mittwoch, 21. Oktober, in der Selbsthilfegruppe "Besser essen" herzlich willkommen. Die Gruppe trifft sich um 19.30 Uhr in den Räumen der Familienbildungsstätte, Frankfurter Straße 34 in Bad Nauheim. Nähere Informationen bei Siegrid Bourdin unter der Rufnummer 0 60 35 / 27 69. de

Besetzer haben sich verzogen 30 junge Leute verteilten Flugblätter und demonstrierten

WIESBADEN. Die Besetzer haben sich verzogen, das Haus in der Dotzheimer Straße 19 steht weiterhin leer. Wie Polizeisprecher Werner Rolke auf Anfrage mitteilte, habe es dort keine Hausbesetzung gegeben. Am Donnerstag abend hatte eine Gruppe von 30 jungen Leuten angekündigt, sich in dem Gebäude einquartieren zu wollen. Die sieben Wohnungen im Hinterhaus stünden seit Jahren leer. Und "weil Wohnraum immer knapper wird, wird Besetzen zur Notwendigkeit", formulierten sie in einem Papier.

Die Gruppe beließ es offenbar bei lauten Worten. Nach Angaben der Polizei stellten sie vor dem Haus einen Tisch auf und verteilten Flugblätter an Passanten. Außerdem hätten sie per Megaphon auf die Wohnraum-Misere aufmerksam gemacht. Kurz darauf seien die jungen Leute abgezogen, hätten anschließend in der Innenstadt weitere Flugblätter verteilt.

Gestern morgen bekam Gunther Michler, Referent von Oberbürgermeister Exner, Besuch von den potentiellen Besetzern. Die jungen Leute suchen eine Bleibe. Michler sagte zu, sich mit ihnen in der nächsten Woche über das Problem zu unterhalten.

In ihren Flugblättern kritisiert die Gruppe die städtische Wohnungspolitik. Die Stadt tue alles, um Gewerbe anzusiedeln. Sie kümmere sich aber wenig darum, "breiten Schichten des Volkes angemessenen Wohnraum zu verschaffen". Außerdem verstünden sie nicht, daß die Stadt viele ihrer Häuser leer stehen lasse und nicht renoviere. Andererseits würden Millionen verpulvert. kkü

Karben wächst und Bad Vilbel schrumpft Darmstädter Regionalplaner stellen ihre Prognosen zur Diskussion Von Hannes Mathias BAD VILBEL. Sensationelle Veränderungen sind im Süden der Wetterau bis zur Jahrtausendwende nicht zu erwarten. In der Prognose und den Planungsvorstellungen, die der Regierungspräsident Darmstadt über die künftige Entwicklung des Regierungsbezirks vorgelegt hat, scheint die Stadt Karben auf der Gewinnerseite zu liegen, während Blütenträume in Bad Vilbel und Rosbach nicht reifen dürften. Karben wird an Einwohnern kräftig zulegen, Bad Vilbel an Einwohnern verlieren. Rosbach kann nicht hoffen, vom bloßen Kleinzentrum nicht wenigstens in ein Unterzentrum aufgewertet zu werden. Ein Trost für die Rosbacher: der S-Bahnanschluß an der Strecke Friedberg-Friedrichsdorf wird in dem Raumordnungsgutachten befürwortet. Der gesamte Wetteraukreis wird nach der Darmstädter Prognose nur bescheiden an dem für das Jahr 2000 erwarteten Einwohnerzuwachs im Rhein-Main- Raum teilhaben. Die Bevölkerungszahl des Kreises steigt von rund 265 000 auf 279 000 im Jahr 2000 und sinkt dann bis 2010 wieder auf 275 000. Die Einwohnerzuwächse verteilen sich auf Städte wie Friedberg oder Butzbach im Nordwesten und im Süden vor allem auf Karben. Diese Stadt werde bis zum Jahr 2010 von 20 000 auf über 23 000 Einwohner anwachsen, während Bad Vilbels Einwohnerschaft von heute knapp über 25 000 auf 24 820 Einwohner im Jahr 2010 kleiner wird. Rosbach soll in diesem Zeitraum von 10 000 auf 11 340 Einwohner anwachsen. In Florstadt, Niddatal und Wöllstadt wird sich nach dieser Prognose kaum etwas verändern.

In der Weiterentwicklung der Infrastruktur sind keine großen Veränderungen vorgesehen. Bad Vilbel bleibt als ein "Mittelzentrum im Verdichtungsraum mit Teilausstattung" eingestuft - wie bisher. Das Prädikat "Teilausstattung" bekommt die Stadt insbesondere deshalb, weil sie über kein eigenes Krankenhaus mehr verfügt. Karben wird als "sehr gut ausgestattetes Unterzentrum" qualifiziert. Die übrigen südlichen Gemeinden sind "Kleinzentren", die sich nach der Definition der Regionalplanung lediglich durch den Sitz einer Gemeindeverwaltung auszeichnen, während schon den Unterzentren "gehobene überörtliche Grundversorgung" zuerkannt wird.

Priorität in der Regionalplanung genießen die zu fördernden "Achsen" des Nahverkehrs. Die Strecken Friedberg-Bad Vilbel-Frankfurt werden in Bezug auf den Verdichtungskern Frankfurt als Nahverkehrsachse gewürdigt ebenso wie die Niddertalbahn von Nidderau über Bad Vilbel nach Frankfurt. Die Strecke Friedberg-Rosbach-Friedrichsdorf wird als Nahverkehrsachse berücksichtigt, da diese Strecke im Moment im Verhältnis zum Bedarf zu wenig bedient wird. Die Regionalplaner sind der Auffassung, daß auf mögliche Siedlungsflächen in Nähe eines S-Bahnhaltepunkte (das könnte die Feldpreul in Ober-Rosbach sein) Wohnungen gebaut werden sollten.

Ein Schwerpunkt des Raumordnungsgutachtens ist die Planung der künftigen Gewerbe- und Wohnflächen. Schwerpunkt der Siedlungsentwicklung soll dabei die Bahnstrecke zwischen Butzbach und Bad Vilbel sein. In Karben und Bad Vilbel seien Reserven für Wohnbebauung vorhanden. Bei der Gewerbeansiedlung schlägt das Gutachten vor, "annähernd zu einem ausgewogenen Verhältnis von Wohnen und Arbeiten zu kommen" und zwar ebenfalls entlang der Achse Butzbach-Bad Vilbel. Dort wird ein Potential an Gewerbeflächen von 20 Hektar in Rosbach und 15 Hektar in Karben aufgelistet. "Diese Städte bieten sich als Gewerbestandorte für Neuansiedlungen an", heißt es im Gutachten.

Bad Vilbels Entwicklungsflächen in der Krebsschere in einer Größenordnung von 18 Hektar soll für den Dienstleistungssektor reserviert bleiben. Keine Fabriken also, sondern Verwaltungsgebäude mit bis zu 5800 Arbeitsplätzen.

Bad Vilbel wird dem Verdichtungsraum Frankfurt zugeordnet, wo nach den Grundsätzen der Planer möglichst überhaupt keine Betriebe neu angesiedelt werden sollen. Es wird einer politischen Entscheidung vorbehalten, ausnahmsweise wenigstens Dienstleistungsunternehmen in der Krebsschere anzusiedeln.

In der Projektion des Bedarfs an Wohnbauflächen im Jahr 2000 "schießt" Karben unter allen Wetterauer Kommunen mit 51 Hektar den Vogel ab. Es wird nur von Friedberg (71 Hektar Baulandbedarf) übertroffen. In Rosbach wird ein Bedarf von 24 Hektar vorhergesagt, die hier mit Ausnahme aller anderen Gemeinden noch nicht in der Flächennutzungsplanung ausgewiesen sind. Wohnungsbaureserven, die in Niddatal und Wöllstadt vorhanden sind, wollen die Planer nicht entwickeln.

Die auf 400 Schreibmaschinenseiten niedergelegten Vorstellungen der Darmstädter Planer werden jetzt in den Gemeinden beraten. Die Stellungnahmen müssen bereits bis Ende Oktober abgegeben sein. Man muß kein Wahrsager sein, um vorherzusehen, daß sich zumindest in Rosbach und Bad Vilbel Kritik an den Planungsvorstellungen regen wird.

Die Agonie der Tories

Von Peter Nonnenmacher (London)

Wo steht die britische Regierung und Regierungspartei nach ihrem Parteitag in Brighton? Sie ist zumindest um ein paar Einsichten reicher. Premierminister John Major weiß nun, welche Wogen des Mißtrauens die jüngste Währungskrise und der Vertrag von Maastricht an der Parteibasis ausgelöst haben. Die Parteibasis weiß, daß ihre Führung Maastricht durchzuzwingen beabsichtigt, über diese Absicht hinaus aber (noch) nicht viel politische Perspektive entwickelt hat. Und alle Tories zusammen wissen, daß sie in einen Abgrund blicken.

Der Streit um Europa droht die Partei in zwei verfeindete Lager zu spalten und sie, wie Außenminister Douglas Hurd schon warnte, ihrer dominierenden Stellung in der britischen Politik möglicherweise auf lange Zeit zu berauben. Noch selten hat ein Tory-Parteitag ein solches Bild kompletter Verunsicherung abgegeben wie dieser. Diesmal ging es nicht nur um ideologische Differenzen, um fraktionelle Grabenkämpfe. Die Schärfe der Auseinandersetzung, bis hin zur offenen Attacke auf den Parteichef im Parteitags- Plenum, reflektierte eine Betroffenheit fundamentalerer Art.

Verstört waren die Delegierten angereist, nachdem ihre marktorientierte Regierung von den Märkten selbst außer Gefecht gesetzt worden war: Wie konnten sie Vertrauen in eine Regierung haben, deren Wirtschaftsstrategie auf so spektakuläre Art gescheitert war? Verbittert reisten viele ab, weil sie sich mittels Maastricht in eine europäische Zukunft katapultiert wähnen, die ihnen zutiefst zuwider ist: Major, war ein weithin zu hörender Vorwurf, wolle trotz gegenteiliger Beteuerungen den britischen Zug auf europäisch-föderative Geleise schieben.

Zweifel am konservativen Wirtschafts- Management hier, Angst um den Verlust britischer Identität dort - wo es um Zentralwerte wie Kapitalismus und nationale Souveränität geht, läßt ein rechter Tory nicht mit sich spaßen. Entsprechend drastisch äußerte sich der Unmut über das offensichtliche Unvermögen der Regierung, der ökonomischen Krise Herr zu werden, und über den vermeintlichen "Ausverkauf" Britanniens an die Brüsseler Bürokratie.

Die Masse der Parteitags-Delegierten schien im Labyrinth dieser Prozesse schlicht verloren. Ihr Unbehagen verband sich mit dem Aufstand jener unverbesserlichen Nostalgiker, Altimperialisten und Xenophoben der Tory-Rechten, die am liebsten eine Mauer um ihre Insel- Küste zögen. Mauerspechte hatten es unter diesen Umständen schwer. Die Loyalität zur Parteiführung, eine traditionelle Stärke der Konservativen, wurde einer harten Prüfung unterzogen. Die Rechten, auf Attacke gestimmt, gaben den Ton an. Die Regierung schwamm, so gut sie konnte, gegen den Strom.

Dabei stand und steht durchaus die Lautstärke der Tory-Rebellen in umgekehrtem Verhältnis zu ihrem Einfluß auf die Politik in London. Seit Margaret - nunmehr Baronin - Thatcher samt ihren Getreuen vor zwei Jahren in die Wüste geschickt wurde, haben die Tory-Nationalisten ihre Machtpositionen durch die Bank weg eingebüßt.

Die prominentesten Sprecher der Anti-Maastricht-Bewegung sitzen heute, ihrer kostbaren Abgeordneten-Stimme beraubt, im Oberhaus: Lord Tebbit, Lord Parkinson, Lord Ridley haben ebenso wenig Einfluß auf den Gang der Dinge wie ihre eiserne Ex-Führerin selbst. In der Unterhaus-Fraktion wiederum fehlt es an profilierten Anführern vom Schlage Thatchers, die einer Rebellion gegen Maastricht und Major zum Erfolg verhelfen könnten; und die paar ausgesprochenen "Euro-Skeptiker" im Kabinett sind in die Kollektivpflicht eingebunden.

Um so tiefer sitzt bei vielen Ex-Thatcheristen der Groll gegen einen Premierminister, den sie einst für einen der ihren hielten, der sich aber längst weiterentwickelt hat und nun entschlossen ist, den Weg nach Europa via Maastricht offenzuhalten. John Major, dies wurde in Brighton deutlich, hat mit der alten Garde nicht mehr viel gemein. Unter dem Feuer der Rechten schloß er mit seinen Generälen von der Tory-Linken, mit Michael Heseltine und Kenneth Clarke, die Reihen. Auch das Foreign Office, mit Douglas Hurd an der Spitze, kann sich der Rükkendeckung Downing Streets in dieser Schlacht um Maastricht sicher sein.

So seine EG-Partner ihm nächste Woche in Birmingham entgegenkommen, und so ihn die Opposition bei der Ratifizierung nicht im Stich läßt, wird Major den Vertrag durchs Parlament bringen. Was danach kommt, weiß allerdings kein Mensch. Ohne Rückkehr ins Europäische Währungs-System, ohne spätere Entscheidung für die Währungseinheit wäre Maastricht nur ein wertloses Papier: Doch diese simple Wahrheit wagt die Tory-Führung sich und ihren Truppen noch nicht einzugestehen.

Die weiteren Entscheidungen, im Blick auf Londons Teinahme an der europäischen Integration, sind einstweilen nur vertagt. John Major wird ihnen nicht ausweichen können - so wenig er dem weiteren bitteren Streit in seiner Partei ausweichen kann, für den Maastricht bloß eine Zwischenetappe markiert.

Zur Sache: Verbandsklage ist rechtlich abgesichert

WETTERAUKREIS. Die vom BUND angekündigte Verbandsklage gegen die Fortführung der B 3 a westlich um Friedberg wird die erste ihrer Art im Wetteraukreis sein. Die rechtliche Grundlage für das Klagerecht bilden der Paragraph 29 des Bundesnaturschutzgesetzes und der Paragraph 36 des hessischen Naturschutzgesetzes.

Die Vorschriften räumen acht bundesweit anerkannten Naturschutzverbänden unter anderem das Recht ein, gegen Planfeststellungsbeschlüsse zu klagen.

Diese juristische Möglichkeit hatte der Gesetzgeber bislang nur Bürgern eingeräumt, die ihre Rechte, beispielsweise als Grundstückseigentümer, durch geplante Maßnahmen beeinträchtigt sehen. Durch die erweiterte Klagemöglichkeit will der Gesetzgeber die Belange des Natur- und Umweltschutzes besser wahren.

Das Klagerecht steht lediglich den Landesverbänden des Bundes für Umwelt- und Naturschutzbund Deutschland (BUND), dem Schutzverband Deutscher Wald (SDW), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Botanischen Vereinigung für Naturschutz (BVNH), der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), den Deutschen Gebirgs- und Wandervereinen (DGWV), dem Jagdverband und dem Sportfischerverband zu. str

Workshop kann noch einige Plätze anbieten

MAIN-KINZIG-KREIS. Für den Workshop "Radierung und andere Drucktechniken" mit dem Maintaler Künstler Helmut Hellmessen kann die "Kunstwerkstatt" noch einige wenige Plätze anbieten. Am Wochenende 24./25. Oktober findet er in Hellmessens Atelier statt, und zwar Samstag von 10 bis 18 Uhr (anschließend gemeinsames Abendessen) und Sonntag von 10 bis 16 Uhr.

Die Teilnahmekosten für Nichtmitglieder der "Kunstwerkstatt" betragen 150 Mark, Materialien und Maschinennutzung inklusive.

Der Workshop wendet sich sowohl an Leute, die zeichnen können und sich an Druckgrafik versuchen wollen, als auch an solche, die aus Interesse an der Kunst einfach die verschiedenen Druckverfahren kennen- und unterscheiden lernen wollen.

Bei der relativ kleinen Zahl der teilnehmenden Personen wird es auch möglich sein, auf individuelle Sonderwünsche einzugehen.

Telefonisch erteilt Barbara Rao-Karg von der "Kunstwerkstatt" unter der Nummer 0 61 87 / 2 30 66 weitere Auskunft; sie nimmt auch die Anmeldungen entgegen. Ul

Steinkohlenbergbau bangt um den Hüttenvertrag Klöckner-Werke wollen per Schiedsverfahren den Kokspreis drücken / Attacke von drei Seiten

spi DUISBURG. Dem deutschen Steinkohlenbergbau droht ein neuer Schlag. Die um ihre Ertragslage besorgten westdeutschen Stahlkonzerne nehmen den Hüttenvertrag aus dem Jahr 1985 aufs Korn. Damit ist ein Absatzvolumen von 15 bis 18 Millionen Tonnen pro anno in Gefahr - rund ein Drittel der Gesamtförderung.

Geritten wird die Attacke von den Klöckner-Werken. Sie haben gegen die Essener Ruhrkohle ein Schiedsverfahren eingeleitet, das klären soll, ob der für die Hütte Bremen und Georgsmarienhütte bei Osnabrück ausschließlich von der Einheitsgesellschaft bezogene Hochofenkoks nicht zu teuer ist. Klöckner will der Ruhrkohle für jährlich knapp 1,2 Millionen Tonnen 80 bis 90 Millionen Mark weniger als bisher überweisen. Die Preise auf dem Weltmarkt seien bei inzwischen reichlichem Angebot mit etwa 180 Mark je Tonne frei Hafen Bremen um etwa 70 bis 80 Mark niedriger als die an der Ruhr. Würde Klöckner Stahl seinen Bedarf zu Weltmarkt-Notierungen decken, bedeutete dies nach den Worten von Vorstandschef Christoph von Rohr eine Erhöhung der Rendite um drei bis vier Prozent. Angesichts der 180 Millionen Mark an Stahlverlusten im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr ist das eine beachtliche Größenordnung.

Zwar bestreiten die Duisburger, die Vorreiterrolle für einen allgemeinen Angriff der Branche auf den zwischen Bundesregierung, Kohle-Ländern, Bergbau und Stahlindustrie bis zum Jahre 2005 geschlossenen Hüttenvertrag zu übernehmen. Unstreitig jedoch ist, daß der Ausgang des Verfahrens für die Zechen schwerwiegende Folgen haben kann. Auch die Brüsseler EG-Kommission wird sich sehr für den Fall interessieren. Denn die jetzige Kokskohle-Beihilfe ist nur bis Ende 1993 genehmigt.

Der Kernpunkt der Hütten-Vereinbarung von 1985 ist, daß den heimischen Stahlkochern die Versorgung mit Koks zu Weltmarkt-Konditionen garantiert wird. Die Differenz zu den wesentlich höheren Preisen aus den heimischen Flözen muß der Steuerzahler tragen - respektive der Bund, der zwei Drittel übernimmt und die Bergbau-Bundesländer, die mit dem restlichen Drittel dabei sind. Rund 3,5 Milliarden Mark sind dafür im Jahr eingeplant. Als Gegenleistung verpflichteten sich die Stahlunternehmen, ihren Koks ausschließlich an Ruhr und Saar zu decken.

Die Duisburger Klöckner-Werke stellen sich jetzt aber auf den Standpunkt, daß die damaligen Verhältnisse nicht mehr gelten und die Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr gewährleistet ist. 1985 sei auf dem Weltmarkt so gut wie kein Hochofenkoks angeboten worden. Die Ruhrkohle und der Saarbergbau hätten somit ein Monopol gehabt. Inzwischen sei es jedoch kein Problem mehr, sich die Kohle aus Übersee - zum Beipiel in Japan - zu besorgen. Die ausländische Ware sei in der Qualität dem Ruhrkoks teilweise sogar überlegen.

Und noch etwas führen die Klöckner- Leute ins Feld: Ihr Werk in Bremen habe als einzige deutsche Hütte keine eigene Kokerei im Produktionsverbund. Anders als die Konkurrenz könne sie daher das bei der Kokserzeugung anfallende Gas nicht nutzen. In Bremen sei es auch nicht möglich, nachträglich eine solche Anlage zu bauen und rentabel zu betreiben. Die Wettbewerber mit eigenen Kokereien hätten lediglich einen Nachteil gegenüber Importen von zehn bis 20 Mark je Tonne.

Mit diesem Angriff ist der westdeutsche Steinkohlenbergbau nun in einen Drei-Fronten-Krieg verstrickt. Denn auch der Absatz und die Subventionierung von etwa 35 Millionen Tonnen Kesselkohle für die Elektrizitätserzeugung ist nur noch bis 1995 gesichert. Ferner hat die EG-Kommission im Sommer plötzlich signalisiert, daß sie nicht mehr bereit sei, den bisherigen Beihilfen ihre Zustimmung zu erteilen. Damit ist das gesamte im vergangenen November mühsam ausgehandelte Kohlekonzept gefährdet, das dem Bergbau bis zum Jahre 2005 eine Perspektive zu geben schien.

Samstag / Sonntag,

10. / 11. Oktober

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa./So., 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: Sa., 14.30 Uhr, So., 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 44 40 04: Sa./So., 20 Uhr, "Autobus S".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.

Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 und 28 36 76: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Krach in Chiozza".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: Sa./So., 20.30 Uhr, "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Reinhard Lila - "Ich bin meine beste Freundin"; Kindertheater: Sa., 15 Uhr, Kinder- u. Jugendtheater Speyer - "Herr Sturm und sein Wurm" (ab 3 J.).

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Extremities".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "Passion Play".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, Donald Byrd / The Group - "Drastic Cuts".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: Sa., 20 Uhr, "Narrative Landscape".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Shy Guys - "Best of..."; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Frankfurter Ensemble, Tel. 65 22 59: Sa., 15.30 Uhr, "Herzspezialist", Bürgerhaus Südbahnhof; So., 15.30 und 20 Uhr, Bürgerhaus Bornheim.

Freies Schauspiel Ensemble, 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Theater in der Harmonie, Dreieichstr. 54, Tel. 61 35 50: Sa., 22.15 Uhr, So., 14 und 22.15 Uhr, "Das Buch von Christoph Columbus".

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Glückliche Tage".

Theaterkreis Bockenheim: Sa., 20 Uhr, So., 15 Uhr, Aufführung "Die Glasmenagerie", Titania, Basaltstraße 23.

Frankfurter Ensemble: Sa., 15.30 Uhr, Aufführung "Der Herzspezialist", Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz.

Kommunikationsfabrik, Schmidtstr. 12: Sa., 20.30 Uhr, So., 15 Uhr, Company Vivienne Newport - "So long".

Kinder- u. Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Pippi Langstrumpf". Circus Roncalli, Bockenheimer Warte, Tel. 707 73 73: Sa./So., 15 & 20 Uhr, Vorstellungen.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, Ballett Frankfurt - "Die Befragung des Robert Scott/New Sleep/Herman Schmerman"; So., 19.30 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 21 Uhr, Crosby, Stills & Nash (ausverkauft); So., 11 Uhr, Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchester (dazu im Hindemith-Saal um 10.15 Uhr ein Einführungsvortrag); So., 21 Uhr, The Neville Brothers.

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Guitar Crushers & The Cadillac Bluesband.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Flip Gehring Trio.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa./ So., 19.30 Uhr, Fanny Hill.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Yanomani - Brasilianischer Abend; So., 20 Uhr, Mangala Tiwari - Nordindischer Gesang mit Tabla; Theater im 2. Stock: Sa., 20 Uhr, Acoustic Weekend; So., 15 Uhr, Frederik - Jongleur & Zauberer (ab 4 J.).

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Randy & Coleen; So., 15.30 Uhr, Secret Life.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Game Over; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet; So., 15 Uhr, Merlins Fantasy Farm; So., 21 Uhr, Murphy & The Magic Tones.

Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Wheap.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Hermanos Palomos; So., Live Guitarra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Feel Lucky Punk; So., 20 Uhr, Paint Town Red & Johnny Profit.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Cynthia Utterbach; So., 20 Uhr, Jazzmix.

Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa., 20.30 Uhr, A. Mangelsdorff u. Bülent Ates Quartett; So., 20.30 Uhr, Siggi Busch Trio; Artrium: So., 11 Uhr, Gustl Meyer Jazz Stampede; Restaurant-Theater: So., 11 Uhr, Kinderprogramm. Palmengarten, Siesmayerstr. 63: So., 15.30 Uhr, Heiteres aus Oper & Operette.

Cooky's, Am Salzhaus 4: So., 22 Uhr, Blumfeld/Cpt. Kirk.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20.30 Uhr, Cha Cha - Mainstream Rock.

Altes Bierhaus, Gr. Rittergasse 69-71: Sa., 21 Uhr, Bobi rockt "Quer dursch de Gadde".

Cyriakuskirche, Rödelheim, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Orgelvesper.

Justinuskirche Höchst: So., 18 Uhr, Edgar Krapp - Bachzyklus. Vorträge / Diskussionen Symposium "Frauen in Osteuropa": Sa., 9.30 Uhr, "Selbstbilder osteuropäischer Frauen", 15 Uhr, "Gibt es eine weibliche Stalinismuskritik", 20.30 Uhr, Film "Die orangenen Westen"; So., 9.30 Uhr, "Verschüttete weibliche Traditionen", 15 Uhr, "Frauen im Ost-West-Streit"; Philipp-Jakob-Spener Haus, Dominikanergasse 5 .

"der hof", Alt-Niederursel 51: Sa., 17 Uhr, Diavortrag "Estland".

Von Recklinghausen-Gesellschaft: Sa., 14.30 Uhr, Vortrag "Neurofibromatose - Tumorenentfernung durch Lasertherapie"; Bürgertreff Bokkenheim, Kurfürstenplatz.

Zentralstelle für Personen- & Familiengeschichte: Sa., 15 Uhr, Diavortrag "Das Hofgut in Kelkheim-Hornau und die Freiherren v. Gaggern"; Bolongaropalast, Bolongarostr. 109.

Alte Oper, Opernplatz: Sa., 19 Uhr, Diavortrag Erich von Däniken - "Die Spuren der Außerirdischen".Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr, 2: Sa., 11 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie zum Thema "Die Bildkomposition bei Max Beckmann" sowie Sa., 15 Uhr & So., 11 & 15 Uhr, Führungen in der Sonderausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler"; So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Emil Schumacher".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Zeit schichten - Die Installation von Urs Breitenstein"; Sa., 18 Uhr, Werkschau "Filme von Urs Breitenstein".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Italienische Skulptur vor Donatello".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai: So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fokus 4, Wilfried Fiebig - Meister des Milden Stils".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Synagoge und Kirche im Mittelalter".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: So., 10.30 Uhr, Allgemeine Führung durch die Schausammlung.

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino

Portikus, Schöne Aussicht 2: Sa./So., 11 bis 18 Uhr, Tagesfilm Urs Breitenstein in Endlosprojektion. JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Flashback - Das schöne Ende dieser Welt".

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: Sa., 20 Uhr, "Die Romanze von Buch und Schwert".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil auf Seite A 4. Wanderungen / Stadtrundgänge Deutscher Alpenverein: So., 8 Uhr, Wanderung "Limesweg"; Treffpunkt Paulsplatz (Info 49 44 69).

Stadtwald Verein: Sa., Wanderung Niederurseler Hang; 13.44 Uhr, Abfahrt Südbahnhof.

Schwäbischer Albverein: So., 7.30 Uhr, Wanderung Westerwald; Treffpunkt Stadtbad Mitte.

Kulturothek Frankfurt: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Theaterleben"; Treffpunkt Brunnen vor der Alten Oper. Feste Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a: Sa./So., 10 bis 17 Uhr, Feldbahnfest mit Fahrzeugparade.

Kultur- und Geselligkeitsverein Nordweststadt: Sa. und So., ab 15 Uhr, Oktoberfest auf dem Schwarzen Platz (Nordwestzentrum).

Neuapostolische Gemeinde: Sa., 14 bis 18 Uhr, Fest zur Einweihung der neuen Kirche, Nürburgstraße 7 (Schwanheim).

Kleingartenverein Oberrad: Sa., ab 20 Uhr, Oktoberfest, Anlage Burglandschneise. Sportliches Behindertensportverein: Sa., 13 bis 17 Uhr, Sitzballturnier, Turnhalle Wilhelm-Merton-Schule (Zufahrt nur über Raimundstraße). Sonstiges 500 Jahre Gruppen / Asta Uni Ffm: Sa., 12 Uhr, Demo "500 Jahre Kolonialismus & Widerstand"; Treffpunkt Nibelungenplatz, Spanisches Konsulat.

Aktionsgruppe Umweltschutz: Sa., 10 Uhr, Fahrrad-Tour de Müll; Treffpunkt Westbahnhof Nordseite.

Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - So., 12 Uhr, Frühstücksbuffet; Frauenkulturhaus, Industriehof 7-9.

Bürgerhaus Nordweststadt, Nordwest-Zentrum: Sa., 10 bis 23 Uhr, So., 10 bis 18 Uhr, Spielerlei - Turniere, Ausstellung, Sammelbörse.

Verein der Briefmarkenfreunde Goldstein: So., 9 bis 13 Uhr, Tauschtag im Bürgerhaus, Goldsteinstraße 314.

Pudelklub Frankfurt: Sa., ab 14 Uhr, So., ab 9 Uhr, Leistungsprüfung, Gelände am Grundweg (Harheim).

Kleintierzuchtverein Sachsenhausen: Sa., ab 14 Uhr, So., ab 9 Uhr, Lokalschau, Speckweg 2 (Oberrad).

Kleintierzuchtverein Griesheim: Sa., ab 14.30 Uhr, So., ab 10 Uhr, Lokalschau, Mainzer Landstraße 715 (erreichbar nur über Bahnübergang Lärchenstraße).

Verein zur Unterstützung berufstätiger Eltern: Sa., 16 Uhr, Eröffnung der neuen Krabbelstube, Alt-Rödelheim 11.

Rassegeflügelzuchtverein Riederwald: Sa., ab 13.30 Uhr, So., ab 10 Uhr, Zuchtschau, Farmanlage in der verlängerten Motzstraße.

Kleintierzuchtverein "Volkswohl" Niederrad: Sa., 14 bis 18 Uhr, So., 9 bis 17 Uhr, Lokalschau, Anlage Im Mainfeld.

Kleintierzuchtverein 1898 Heddernheim: Sa., ab 14 Uhr, So., ab 9 Uhr, Lokal- und Leistungsschau, Farmanlage Zeilweg.

Kleintierzuchtverein Eschersheim: Sa., ab 15 Uhr, Kaninchenausstellung, Farmanlage Im Uhrig.

Kleintierzuchtverein Eckenheim: So., 10 bis 16 Uhr, Lokalschau, Farmgelände Niederbornstraße. SHG Sklerodermie: Sa., 14 Uhr, Offenes Treffen; Griesheim, Alte Falterstr. 4 a.

Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen.

Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff, Saalburgstr. 17. Märkte / Basare Nordwest-Zentrum: So., Antikmarkt.

Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken

Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Boulevard-Apotheke, Münchener Straße 8, Tel. 23 43 56; Malteser-Apotheke, Berger Straße 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg- Apotheke, Preungesheim, Kreuzstraße 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstraße 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann- Apotheke, Schumannstraße 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)

Dr. Berthold Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

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Frau Maria Hess zum 85. Geburtstag am 10. Oktober.

Wir gratulieren

Herrn Adolf Bär zum 80. Geburtstag am 11. Oktober.Ein Wechsel, der keiner ist Ingeborg Dittler wurde Leiterin des Dreieich-Museums

DREIEICH. Eigentlich ist der Wechsel kein richtiger Wechsel. Ingeborg Dittler hat bisher das Dreieich- Museum zwar nicht offiziell geleitet, aber ihr Einfluß als Ausstellungsmacherin war schon seit mehreren Jahren zu spüren. Sie löst den in Rente gegangenen Klaus Ulrich ab, der nicht nur Museumschef in Dreieich war, sondern sich als Kreisbodendenkmalpfleger um Ausgrabungen in der Region gekümmert hat.

Seit mehr als zehn Jahren gehört Ingeborg Ditter zum Dreieich-Museum. Als "Autodidaktin" hat sie damals angefangen. 1987 wurde sie als Ausstellungsleiterin fest angestellt. Seitdem hat sie nicht nur Teile des Museums umgestaltet, sondern vor allem Sonderausstellungen organisiert: über Nachttöpfe, Bügeleisen, Puppen oder Krippen. Nebenher hat sie noch das Vertriebenenmuseum in Seligenstadt mit aufgebaut. Nach dem Ausscheiden von Klaus Ulrich ist Dittler zusammen mit einer Verwaltungsangestellten die einzige feste Mitarbeiterin. Unterstützt wird sie jedoch von mehreren freiwilligen Helfern.

Momentan bildet sich die 50jährige fort: Nachdem sie an der Frankfurter Universität Vorlesungen in Ethnologie und Kulturanthropologie besucht hat, ist sie nun an der Fachhochschule in Leipzig eingeschrieben; in einem Fernstudium wird sie dort den Titel einer "Diplom-Museologin" erwerben.

Wichtig ist für Ingeborg Dittler der Kontakt mit den Bürgern. Die 20 000 Besucher, die 1991 in das Dreieich-Museum gekommen sind, sollen nicht nur passiv in den Räumen herumschlendern, sondern auch an der weiteren Ausgestaltung mitarbeiten dürfen. Sie möchte die Dreieicher dazu ermuntern, selbst Vorschläge zu machen: "Da kommt zum Beispiel einer schüchtern an und sagt: ,Ich hab' da so 'ne alte Uhr; meinen Sie, das wär' was?' Und dann stellt sich heraus, daß er eine tolle Uhrensammlung zu Hause liegen hat." Dann müsse der allerdings immer noch davon überzeugt werden, daß seine Exponate es tatsächlich wert sind, einmal öffentlich gezeigt zu werden.

Die nächste Sonderausstellung beschäftigt sich allerdings mit einer Zeit, als es noch keine Taschenuhren gab: "Die Werkstatt des Harnischmachers" wird im Museum aufgebaut, mit Ritterrüstungen und der Nachbildung der Hand Götz von Berlichingens. "Schüler, die uns besuchen, fragen immer: ,Das ist hier doch eine Burg. Warum habt ihr dann keine Rüstungen?'" Um gerade diese Ausstellungsstücke auch überzeugend präsentieren zu können, legt Ingeborg Dittler selbst Hand an: Sie wird den Beruf des "Plattners" erlernen, der das Metall für die Harnische bearbeitet, eben "geplättet" hat. fuh

"Mehrzahl der Frankfurter Zahnärzte ist vernünftig" Keine Zulassungsrückgabe aus Protest erwartet

Die Frankfurter Zahnärzte werden nach Einschätzung des stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Ulf Utech, ihre Zulassung nicht zurückgeben. Auch Ulrich Blondin von der Barmer Ersatzkasse "glaubt nicht daran". Der Leiter der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK), Hans-Georg Kraushaar, äußerte sich skeptischer. Schließlich werde das "Korb-Modell" des Freien Verbandes der Zahnärzte auch in Frankfurt propagiert.

Aus Verärgerung über den Entwurf von Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) zur Reformierung des Gesundheitswesens hatte der Verband bundesweit dazu aufgerufen, den Antrag auf Niederlegung der Kassenzulassung solange beim Notar zu hinterlegen, bis drei Viertel aller Zahnärzte ebensolche Anträge eingereicht haben. Erst dann sollen sie an die Zulassungsausschüsse der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen geschickt werden. "Ob der Korb sich füllt, das wissen wir nicht", sagte Kraushaar.

Um am 1. April 1993 wirksam werden zu können, muß eine Kündigung noch in diesem Jahr erfolgen. Sich von einem Zahnarzt ohne Kassenzulassung behandeln zu lassen, bedeutet für die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen, daß sie die Rechnung aus der eigenen Tasche begleichen müssen. Die Krankenkassen haben bereits deutlich gemacht, daß sie Privatrechnungen nicht übernehmen werden.

Derzeit wird bei der Barmer und der AOK überlegt, wie die Versorgung der Versicherten für den "Fall X" gewährleistet werden kann. Sollten tatsächlich drei Viertel aller Zahnärzte ihre Kassenzulassungen zurückgeben, würde es kurzfristig zu Engpässen kommen, erklärte Ulrich Blondin von der Barmer.

Mittelfristig könnte die Barmer eigene Zahnärzte anstellen und Kliniken einrichten, in denen sowohl eine ambulante als auch eine stationäre Behandlung möglich wäre.

Blondin geht jedoch davon aus, daß "die Mehrzahl der Zahnärzte vernünftig ist." Zumal mit der neuen Gesundheitsreform auch das Behandeln von Privatpatienten weit weniger lukrativ werde als bisher. Es sei vorgesehen, daß die Rechnungen von Privatpatienten künftig nur noch genauso hoch ausfallen dürfen wie die der Kassenpatienten.

Die Reform, so Blondin weiter, bringe deutliche Einkommenseinbußen für die Zahnärzte mit sich.

"Die Stimmung sei noch nie so mies gewesen", beschrieb der stellvertretende Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Ulf Utech, die Reaktionen auf die geplante Reform. "Die zehn Prozent Honorarabschlag bei Zahnersatz und Kieferorthopädie bezogen auf 1991 - das sind de facto 15 Prozent." Daß die Krankenkassen 1993 für Zahnersatz und Zahnbehandlung nur soviel ausgeben sollen wie 1991, führe dazu, "daß zum Beispiel im Oktober diese Gesamtsumme erreicht wird und daß dann kostenlos gearbeitet wird."

Mehr noch als über die Honorarkürzungen seien die Zahnärzte über die Ausgrenzung bestimmter Leistungen bestürzt. Daß es keinen Zuschuß für festsitzende Brücken geben soll, wenn mehr als vier Zähne fehlen, hält Utech für verfassungsrechtlich ebensowenig tragbar wie die Regelung, daß die Kassen die üblichen 60 Prozent bei Prothesen nur noch dann zahlen dürfen, wenn der Zahnersatz mit zwei Verbindungsstücken versehen ist.

Wenn die Prothese an drei Zähnen befestigt werde, entfalle der Zuschuß. Dies widerspreche dem zahnärztlichen Bemühen, soviel Zähne als möglich zu erhalten.

In Hessen gibt es laut Utech derzeit rund 3300 Zahnärzte. Das verfügbare Durchschnittseinkommen nach Steuern liege zwischen 80 000 und 85 000 Mark. ft

Wir gratulieren

Herrn Walter und Frau Luise Schumann zur goldenen Hochzeit am 10. Oktober.Forscher Überholer erzwang Ausweichen

BAD HOMBURG. Weil er einem auf seiner Spur entgegenkommenden Auto ausweichen mußte, landete ein Fahrer am Freitag morgen mit seinem Wagen im Graben der Landstraße zwischen Seulberg und Gonzenheim. Dabei zog er sich Prellungen und andere Verletzungen im Nacken zu.

Der Autofahrer, der nach Ansicht der Polizei den Unfall durch ein riskantes Überholmanöver versacht hatte, fuhr weiter.

Er hinterließ lediglich eine 37 Meter lange Bremsspur, als er seinen Wagen voll abbremste, um den drohenden Zusammenstoß vermeiden. che

Redaktion: Ulrich Cramer

Matratze und Planke in Brand gesteckt 40 000 Mark Schaden in Sindlingen

SINDLINGEN. Gleich zweimal hintereinander wurde in einem Keller in der Küferstraße 31-33 ein Brand gelegt. Um 1.30 Uhr benachrichtigten Bewohner die Feuerwehr. Zunächst entdeckten die Männer eine brennende Matratze. Etwa eine Stunde später fanden die Männer noch eine brennende Holzplanke, als sie den Keller nach Menschen absuchten.

Das Holzstück wurde vermutlich erst in Brand gesteckt, als die Feuerwehr bereits vor Ort war. Der Schaden beträgt 40 000 Mark. clk

Mechanik statt Mystik Siegfried Wagner inszeniert, beflügelt von Schwester Nike, "Tristan und Isolde"

ESSEN. Die Reise führt fast bewegungslos vom Tag in die Nacht, vom Hellen ins Dunkel. Wenn sich nach dem von Wolf-Dieter Hauschild extrem langsam genommenen Vorspiel der Vorhang öffnet, tut er das zunächst nur zur Hälfte. Während er die rechte Bühnenhälfte abdeckt, sehen wir links die weiße Außenwand eines modernen Luxusliners, vor der Isolde und Brangäne auf einer langgezogenen Art-Déco-Bank wartend sitzen. Doch das blendende Weiß ist trügerisch. Durch einige der Bullaugen scheint von draußen das Meer über der Überfahrt von Irland nach Cornwall als graue Fläche herein, drei Bullaugen aber weisen links in ein schwarzes Nichts. Und dieses Nichts breitet sich allmählich aus.

Während zunächst die rechte Vorhanghälfte sich ganz nach außen zieht und die Bordwand in ihrer vollen Ausdehnung zeigt, wandert diese mit einer zeitlichen Verzögerung auch langsam nach rechts: links das schattenhafte Vordeck mit Tristan und Kurwenal in die Szene ziehend. Wir sehen schon: zum Raum wird hier die Zeit, und Tristan, ein Sorgenkind des Lebens, frißt sich mit seiner noch lange nicht ausgesprochenen Tristesse in Isoldes Lebensbereich hinein.

Essens Aalto-Oper, die den auffälligen Kulturaufschwung der Ruhrstadt in der letzten Spielzeit mit einer hochrangigen "Parsifal"-Aufführung unter ihrem GMD Wolf-Dieter Hauschild bekräftigt hatte, startet nun in die erste Intendanten-Saison des Dirigenten wieder mit Wagner - und greift damit in die hochgespielte Bayreuth-Nachfolge des inzwischen 73jährigen Wagner-Enkels Wolfgang ein. Während sich dessen Sohn Gottfried (45) mit Vorträgen zur zweifelhaften Wirkungsgeschichte Wagners zu profilieren versucht und vom Grünen Hügel der Frankenstadt nichts als Gegenwind zu spüren bekommt, präsentiert sich Wieland Wagners Sohn Wolf Siegfried (49) - deutungspublizistisch unterstützt von seiner jüngeren Schwester Nike - als künstlerischer Sachwalter des Wagner-Erbes. Nachdem er bislang nur an kleineren Häusern sein Regiegeschick beweisen durfte, kann er nun erstmals an einem großen Haus in die vollen greifen.

Die Ausstattung für Wolf Siegfried Wagners Inszenierung hat der dritte Wolf im Bunde besorgt: Wolf Münzner. Seine Schwarz-Weiß-Abstraktion greift der Regisseur auf und läßt die inzwischen völlig vom Dunkel umschatteten Titelfiguren selbst nach dem Genuß des Liebestranks in einer Langsamkeit und räumlichen Distanziertheit à la Robert Wilson agieren: von Ekstase keine Spur, die gestreckte Raum-Zeitlichkeit von Wagners Musikverläufen - in Essen kommt die Aufführung trotz eines Strichs in der Liebesmusik des zweiten Akts auf gut fünfeinhalb Stunden Spieldauer - läßt Psychologie überdimensional in Mystik hinüberwachsen. Doch diese Mystik ist bedroht von Mechanik. Den ironisch jubelnden C- Dur-Lichteinfall im Finale I: die Ankuft der inzwischen traumhaft Liebenden an Land, sehen wir als bildhaft klappernden Aufzug mittelalterlich gepanzerter Ritter- Puppen in einem sich öffnenden Schacht oberhalb der Hinterbühne, während Männer- und Fanfarenchor aus den obersten Rangecken donnern. Die Gesellschaft, die Tristan und Isolde aufnimmt, besteht allem lustigen Lärmen zum Trotz aus erstarrten Figuren, die ihre Gefühle längst eingepanzert haben: ein sinnfälliger Aktschluß in Übereinstimmung mit der Musik. Nun verstehen wir auch, warum die Mannen um König Marke - Frauen sind selbstverständlich ausgeschlossen aus dieser längst zeugungsunfähig gewordenen Gesellschaft - des Nachts jagen: es sind Zombies. Erschöpft lagern sie im zweiten Akt hinter den Ständern, auf die sie ihre Rüstung geschnallt haben, und schlafen. Erst langsam erwachen sie, während Isolde und Tristan sich ihrer körperlos inszenierten Liebesmystik in einem schwarzen Kasten, der Studierstube aus Wolf Münzners Wuppertaler "Faust"-Ausstattung, hingeben: mit strekkenweise beseeltem Gesang der textunverständlichen Lisbeth Balslev und des im dritten Akt mit erstaunlichen Kraftreserven imponierenden, gleichwohl manchmal auch schwankenden Wolfgang Fassler.

Bis der zweite Ruf Brangänes ertönt (Eva Maria Tersson mit haarscharf unter der notierten Höhe bleibenden Spitzentönen), hat sich diese Zombie-Gesellschaft im Zeitlupentempo hochgerüstet: Jetzt zerschlägt sie die schwarze Liebeslaube. Da kann Tristan nur das Schwert des Melot (vorzüglich: Michael Nelle) ergreifen und es sich durch den Leib bohren. Auch die balsamischen Klagetöne König Markes (geradezu eine Entdekkung: Franz-Josef Selig) lassen ihn an den Sinn eines Kampfs wie einer Versöhnung mit der Gesellschaft nicht mehr glauben.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Aufführung trotz einer leicht schnieken Ausrichtung Konsequenz und Überzeugungskraft: nicht zuletzt dank der fabelhaft spielenden Essener Philharmoniker. Doch dem dritten Akt kann der Regisseur gegen die sich verselbständigende Bühnenmechanik seines Ausstatters keine Kohärenz geben. Tristan liegt in einem schwarz ausgeschnittenen Rhombus inmitten einer riesigen weißen Schräge. Die wird im Verlauf des Akts planiert, während ein über der Bühne schwebender Riesendeckel sich mehrfach absenkt, um dadurch das Blaulicht des Horizonts - an dem sogar Wölkchen segeln - in jenes Schwarz zu verwandeln, aus dem Isolde am Ende zum konzertanten Vortrag ihres Liebestods - Marke und Brangäne werden weggedunkelt - an die Rampe tritt. Die erstarrte Gegenwelt war in Rüstungen auf Laufbändern in die Szene geschoben, auf einem wird auch die Leiche Kurwenals (etwas steif, aber stimmlich zuverlässig: Karl Heinz Offermann) herausgefahren - da hat die Seelenmechanik der Tageswelt, in der Maschinen so wenig wie Prospekte geschont werden, längst die Inszenatoren ergriffen: von Gefühlsmystik keine Spur.

Entsprechend im allgemeinen Jubel die Buhs für eine Aufführung, die szenisch von ihrem eigenen Grundeinfall verschlungen wird. Kaum neue Perspektiven in Sachen Wagner. ULRICH SCHREIBER Weitere Aufführungen geplant für den heutigen Samstag sowie den 24. Oktober, 14. November und 12. Dezember).

Station für Asylbewerber: Treutel bangt um sozialen Frieden

KELSTERBACH. Als "Tropfen auf den heißen Stein" bewertet Kelsterbachs Bürgermeister Friedrich Treutel (SPD) den Plan des Landes Hessen, auf dem Frankfurter Flughafen eine abgeschlossene Auffangstation für Asylbewerber einzurichten. "Das ändert aber nichts daran, daß in unserer Stadt der soziale Frieden weiterhin hochgradig gefährdet ist", sagte der Verwaltungschef.

Es sei zu befürchten, so Treutel, daß die Bürger nicht mehr länger zwischen den immer zahlreicheren "Wirtschaftsflüchtlingen" im Containerdorf am Südpark und jenen Ausländern unterschieden, die in Kelsterbach bereits seit Jahrzehnten, "ohne aufzufallen", lebten und arbeiteten. Trotz des hohen Ausländeranteils von rund 30 Prozent seien Italiener, Spanier, Türken, Jugoslawen und Griechen "hervorragend" integriert worden.

"Dann werde ich mich an die Spitze einer Bürgerbewegung setzen und protestieren", kündigte Treutel für den Fall an, daß Björn Engholm recht behalte. Nach Auffassung des SPD-Bundesvorsitzenden müssen bereits im kommenden Frühjahr Asylbewerber zwangsweise, also unabhängig von der Zustimmung der Hausbesitzer, in Privatwohnungen untergebracht werden. Dazu Friedrich Treutel: "Undenkbar, dann kann ich mein Bündel packen hier in Kelsterbach."

Schon bereits vor drei Jahren habe er öffentlich darauf hingewiesen, daß die Bundesrepublik kein Einwanderungsland sei. Die einzige Lösung des Problems sieht er darin, "die Schleusen zu schließen" und die Asylverfahren drastisch zu verkürzen. leo

Als "Entwicklungshelfer" in Ostdeutschland / Aber jetzt freut er sich wieder auf den Westen - in Frankfurt Anton Witzel kam nicht als Besserwessi nach Erfurt Höchster Polizeichef ist nach 18 Monaten wieder zurück

HÖCHST. "Jetzt hab' ich Sie lange belöffelt", sagt Anton Witzel am Ende des Gesprächs und gibt wiedermal eine Kostprobe seines thüringischen Wortschatzes. "Belöffeln" sagen die Erfurter, wenn sie "quasseln" meinen. Wer eine Reise macht, hat viel zu erzählen - wer auf Dienstreise war, manchmal noch mehr.

Nach eineinhalb Jahren ist der Polizeihauptkommissar jetzt aus Erfurt in den Bolongaropalast zurückgekehrt. Ursprünglich sollten es nur sechs Monate werden. Der Polizeipräsident suchte bewährte Leute, um dem Innenministerium in Thüringen beim Aufbau der Polizei zu helfen. Der Höchster Revierchef fragte seine Frau, die sagte "mach' das mal", und Witzel packte die Koffer.

"Seit zehn Jahren wird uns hier in Höchst ein neues Revier versprochen. Ich war es einfach leid, länger zu warten, also bin ich gegangen", witzelt der 58jährige. Tatsächlich hat ihn vor allem die große Herausforderung gereizt, in einem neuen Bundesland "Entwicklungshilfe" zu leisten. Eine heikle Mission. Denn heute weiß Witzel: "Die Leute dort können sehr gut unterscheiden, ob einer als Besserwessi kommt und nur die Buschzulage abkassieren will oder es ernst mit den Menschen meint."

Zu Beginn seiner Erfurter Zeit konnte Witzel in einem der traumatischen DDR-Geschichtskapitel blättern. "Zwei Monate hab' ich nur Personalakten gewälzt." Um herauszufinden, ob ehemalige Volkspolizisten in Machenschaften der Staatssicherheit verstrickt waren. Vorarbeit für eine Kommission, die dann entschied, wer in den Polizeidienst übernommen werden kann. Kein leichter Job, "wenn Sie dabei die Menschlichkeit nicht vergessen wollen", sagt Witzel.

Später hat der 58jährige für die Polizeidirektion Erfurt die Aus- und Weiterbildung koordiniert und Polizei- und Prozeßrecht unterrichtet. Denn die ehemaligen Vopos mußten fast von vorne anfangen, noch einmal gründlich die Schulbank drücken. "Die haben zu DDR-Zeiten gerade mal den Verkehr gewunken, für die kleinste Anzeige war schon die Kripo oder gleich das MfS zuständig", erzählt Witzel.

Heute hat die Schutzpolizei alle Hände voll zu tun. Kriminaliät und Gewaltbereitschaft seien erschreckend hoch. "Da werden Zuhälterkriege sogar mit Handgranaten aus Beständen der Sowjet- Armee geführt." Mit eigenen Augen konnte Witzel den sich auch in Thüringen ausbreitenden Rechtsradikalismus beobachten. "Das müssen wir viel ernster nehmen", mahnt der ehemalige CDU- Stadtverordnete.

Die Enttäuschung so vieler Menschen in den neuen Bundesländern kann Anton Witzel "sogar nachvollziehen". "Als ich nach Erfurt kam, hab ich für die Zwei- Zimmer-Wohnung 79,50 Mark gezahlt, am Ende kostete die Miete 638 Mark." Bei 60 Prozent West-Gehalt sei das für die meisten kaum finanzierbar. "Da müssen beide Ehepartner arbeiten gehen, sonst bleibt nur das Sozialamt."

Aber auch Hoffnungszeichen hat Witzel aus Erfurt mitgebracht. "Die Stadt macht Riesenfortschritte, da wird im Eiltempo gebaut und renoviert." Und die Polizeidienststellen seien zum Beispiel alle bereits mit Faxgeräten ausgerüstet. "Wovon wir hier nur träumen können."

Jetzt freut sich Witzel wieder auf "sein" Höchster Revier, zu dem er von Erfurt aus immer Kontakt gehalten hat. Zwei Jahre noch wird er im Frankfurter Westen "Dienst machen, wie sich das gehört".

Das eher spartanisch eingerichtete Büro im Bolongaropalast hat er sich neu streichen lassen. Bilder und Blumen schmücken den Raum, in dem er bereits 16 Jahre Höchster Polizeichef war. Im Schrank stecken die Mitbringsel, die ihn an seine Erfurter Zeit erinnern: Eine DDR-Fahne und ein großes Foto von Erich Honecker. Er hat sie vor dem Sperrmüll gerettet. Witzel: "Ich bin über jeden Verdacht erhaben und kann mir das erlauben." TOBIAS SCHWAB

Wiegenlieder sind wichtig für Körper und Seele

FRIEDBERG. Wiegenlieder können junge Mütter in einem Kursus der evangelischen Frauenhilfe lernen. In lauten und hektischen Zeiten brauchen Babys umso mehr einen Raum von Geborgenheit. Rhythmisches Singen und Wiegen schaffe Behaglichkeit und Harmonie in Seele und Körper. Die Wiegenlieder seien wichtig für die Entwicklung des Kindes.

Der Kurs beginnt am Dienstag, 27. Oktober, um 20 Uhr, Kaiserstraße 167 in Friedberg. Anmeldungen unter Tel. 06031/91976. de

Ergebnis

MANNSCHAFTSMEISTERSCHAFTEN im Hessischen Schachverband, 1. Runde: Hessenliga: Lahn Limburg - SC Steinbach 3:5, TEC Darmstadt - SK Kassel 3:5, SV Oberursel - SV Fechenheim 3,5:4,5; TuS Dotzheim - SV Griesheim 3,5:3,5 (1), SK Marburg II - SV Biebrich 4,5:3,5, FTG II - SV Hofheim III 5:3. - Landesklasse Ost: Sfr. Seligenstadt - Grünweiß Frankfurt 6:2, Sfr. Frankfurt - VSG Offenbach II 5:2 (1), SK Bad Homburg - KSV Klein-Karben 6,5:1,5, BvK Frankfurt - SV Maintal 4:4, KS Groß-Auheim - Sfr. Schöneck II 1,5:6,5. - Landesklasse Süd: Sfr. Heppenheim - König Nied Frankfurt 4,5:3,5, SC Frankfurt-West - SC Lorsch 4:4, SC Erzhausen - SV Hofheim IV 5:2 (1), TEC Darmstadt II - SK Fürth 4:4, GW Darmstadt I - GW Darmstadt II 4,5:3,5. - Landesklasse West: SV Wiesbaden - SK Niederbrechen 7,5:0,5, Turm Idstein - SK Stadtallendorf 4:4, Sfr. Atzbach - Turm Dehrn 3,5:4,5, SK Gießen II - SK Gießen III 6,5:1,5, Wetzlar - Erbach 5,5:2,5. zey

Freie Aussprache

Zwangsarbeiterlager Zu "Zwangsarbeiterlager in Frankfurt" vom 30. 9. 1992:

Ich wundere mich schon lange, daß in all den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg an dem ehemaligen Zwangsarbeiterlager der Kriegsgefangenen in Frankfurt, zwischen Eschersheimer Landstraße und dem Ende der oberen Hansaallee gelegen, noch kein Hinweisschild bzw. Gedenktafel angebracht worden ist - und das nach über einem Vierteljahrhundert! Dabei ist noch ganz gut zu erkennen, daß hinter dem Wellblechzaun mit den typischen oben gebogenen Eisenpfosten mit Stacheldraht in mehreren Reihen übereinander sich nicht "irgendein" Grundstück verbirgt. Sogar einer der Wachtürme war noch vor 2 bis 3 Jahren an einer Ecke der Walter-vom-Rath-Straße hinter dem Zaun deutlich zu erkennen. Jetzt ist das Ganze eine amerikanische Militäranlage, wie auf einem Schild am Zaun zu lesen ist. Da wir in der Nähe dieses Kriegsgefangenenlagers wohnten (und noch wohnen - es war vor dem Krieg ein großer Tennisplatz, der, soviel ich mich erinnere "Bonnie" genannt wurde) konnte ich oft als Kind beobachten, wie, selbst im Winter, manche Kriegsgefangenen, völlig unzureichend gekleidet, teilweise ohne Schuhe, am Zaun standen und die vorübergehenden Deutschen hilfeflehend anschauten.

Es war der deutschen Bevölkerung unter Androhung schwerster Strafen untersagt, den "Fremdarbeitern" irgend etwas durch den Zaun zu reichen oder auch nur mit ihnen zu reden. Trotzdem konnte ich einige Male beobachten, wie ein paar beherzte Frauen im Vorübergehen, so unauffällig wie nur möglich, den armen Menschen etwas zu essen, ein Stück Brot oder Kartoffeln, durch eine Zaunlücke reichten oder notfalls über den Zaun warfen. Noch heute kann ich an dieser Umzäunung nicht vorbeigehen ohne an die armen Menschen zu denken, die im Krieg dort, bleich und ausgemergelt, ihr armseliges Dasein fristen mußten. Sicher sind nicht alle lebend aus dieser Misere davongekommen. M. Bierbach, Frankfurt "Lächerlich gemacht" Zum Artikel über das Radfahren unter herbstlichen Bedingungen ("Zitternde Suche nach einer Kastanien-Furt", FR vom 7. 10. 92).

Als Radfahrer dieser Stadt fühlen wir uns durch diesen Artikel in unerträglicher Weise lächerlich gemacht. Nicht die Zweifel über das Tragen von Handschuhen "martert die Gehirne", sondern die bestehende tägliche Katastrophe verpesteter Luft und ständiger Lebensgefahr, der wir gemeinsam mit Fußgängern ausgesetzt sind.

"Ein paar Verwegene sind es noch", leider, doch indem man den Spott auf diese wenigen wirklich umweltbewußt handelnden Menschen zieht, fördert man nicht zuletzt auch die Nicht-Akzeptanz von Radfahrern und mangelnde Rücksichtnahme der uns alle gefährdenden Menschen, die sich nicht ohne eine Tonne Blech um sie herum fortgewegen können.

Berichte über die wirklichen Probleme von Radfahrern sind gefragt.

Carsten Joost, AStA FH Teures Richtfest Zur Berichterstattung über das Richtfest des Flughafengebäudes am 5. 10. 1992: Es verblüfft mich, mit welcher Leichtfertigkeit und Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit Abertausende für Feierlichkeiten ausgegeben werden und die "kritische" Presse durch entsprechende Hofberichte jede Distanz vermissen läßt. Auf den ersten Blick erscheinen die Ausführungen eines FAG-Sprechers in sich schlüssig.

750 000 Mark oder 0,03 Prozent der Baukosten des Flughafengebäudes werden für ein Richtfest ausgegeben. Ein privater Bauherr gibt in etwa den gleichen prozentualen Anteil für ein Richtfest seines Neubaus aus. Bei einer angenommenen Neubausumme von DM 500 000 für ein kleines Einfamilienhaus in Frankfurt kostet das Richtfest DM 150 = 0,03 Prozent. Leider kann niemand mit diesem Betrag die Feier bestreiten. Die Summe von DM 500 ist da schon angemessener, um ca. 20 Leute zu bewirten. Das wären schon 0,1 Prozent. Was nun die Angemessenheit der Summer für das Flughafenrichtfest angeht, müssen strenge Richtlinien angelegt werden. Hier wird gespart. So sind 2500 Gäste geladen, für die nur DM 750 000 benötigt werden. Hier reichen 0,05 Prozent der Baukosten glücklicherweise aus.

Wenn in der Zahl der geladenen Gäste die Bauarbeiter enthalten sind (aus dem Bericht geht das nicht klar hervor), werden pro Kopf DM 300 für die Bewirtung angesetzt. Wenn nun die Bauarbeiter gesondert gezählt werden, sind weitere 1800 zu bewirten. Es verbleibt dann immer noch ein Betrag von DM 174 pro Person. Jeder soll für sich selbst einmal überlegen, wieviel und weas er für den oben genannten Betrag verzehren kann.

In der jetzigen Situation, in der ein Partner der FAG, die Lufthansa, hohe Verluste einfliegt und über Entlassungen, Abfindungen, Lohnkürzungen usw. diskutiert, die öffentliche Hand Einsparungen in sozialen Bereichen vornimmt, sind Ausgaben dieser Art unvertretbar. Von der Frankfurter Rundschau hätte ich mir eine kritischere Berichterstattung gewünscht. Joachim Roth, Langenselbold

"Man denkt an den Deutschen, der die Ostpolitik erfand" Politiker aus aller Welt kondolieren zum Tode Brandts / Als historische Persönlichkeit und Mann des Friedens gewürdigt

BONN, 9. Oktober (dpa/AP/AFP/Reuter). Im Ausland ist der Tod Willy Brandts weltweit mit Trauer und Betroffenheit kommentiert worden.

Brandts Nachfolger als Vorsitzender der Sozialistischen Internationale (SI), der frühere französische Premierminister Pierre Mauroy, im französischen Rundfunksender "Europe-1": "Man denkt an den Bürgermeister Berlins, der er war, als wir alle Berliner waren und als die Stadt belagert war. Man denkt an den Deutschen, der die Ostpolitik erfand, das heißt die Öffnung zum Osten, die Öffnung zu Europa. Man denkt an den, der in Warschau niederkniete, um im Namen Deutschlands um Vergebung zu bitten."

Frankreichs Premierminister Pierre Bérégovoy: "Er gehört zu der kleinen Zahl der Verstorbenen, die den Weg der Welt zu mehr Freiheit und Gerechtigkeit erleuchtet haben."

Der französische Staatspräsident François Mitterrand: "Wir verlieren einen der hervorragendsten Zeitgenossen und gleichzeitig einen Mann der Gerechtigkeit und des Friedens."

Der britische Premierminister John Major: "Willy Brandt war ein mutiger Mann und ein Verfechter der Freiheit. Millionen werden sich daran erinnern, wie er sich als Bürgermeister von Berlin den Einschüchterungsversuchen der Sowjets widersetzte. Er hat den Eisernen Vorhang, der Ost und West trennte, aufgebrochen."

Der britische Labour-Chef John Smith: "Sein ganzes Leben lang war er der Sache des demokratischen Sozialismus in Deutschland, Europa und der ganzen Welt stark verpflichtet."

Der Präsident der EG-Kommission, Jacques Delors: "Wir sind alle aufgerufen, das Werk Willy Brandts fortzusetzen. Es ist für uns Ansporn und Herausforderung."

Die norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland: "Für uns Norweger steht seine Person in einem ganz besonderen Licht. Er kam zu uns als Flüchtling vor dem Nationalsozialismus, schaffte sich Freunde in unserer Partei und bei den Gewerkschaften, wo er aktiv war. Für uns war er der Journalist beim Arbeiterblatt, der Korrespondent in Deutschland wurde, dann Bürgermeister in Berlin, deutscher Bundeskanzler und Träger des Friedensnobelpreises. Und er bewahrte sich sein perfektes Norwegisch bis zum Schluß. Wir, seine Freunde, danken, daß er uns so viel gegeben hat."

Spaniens Regierungschef Felipe Gonzalez: "Ein Freund, mit dem ich viele Jahre in verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet habe und der für mich immer ein Beispiel für scharfen Verstand und Redlichkeit war."

Hanna Suchocka, Ministerpräsidentin Polens, würdigt die "große Rolle, die Brandt bei der Überwindung der moralischen Barrieren zwischen dem deutschen und polnischen Volk gespielt hat. Ein Mensch von großem Edelmut."

Israels Außenminister Schimon Peres sprach von einem "großen Charakter" und: "Er war jemand, der recht hatte."

Ein Sprecher von US-Präsident George Bush: "Willy Brandt war eine historische Persönlichkeit und ein europäischer Führer. Er wurde in den USA sehr respektiert."

Der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow: "Deutschland, Europa und die Welt haben einen großen Politiker und Staatsmann der Gegenwart verloren. Ich bin stolz, daß mich Beziehungen einer wahren Freundschaft mit diesem Menschen verbanden, den man zu Recht als einen großen Demokraten bezeichnet hat."

Italiens Ministerpräsident Giuliano Amato sagte, mit Brandt sei "ein Symbol unserer Zeit gestorben, ein Mann, der ein unauslöschliches Zeichen in der Geschichte Deutschlands und Europas gesetzt hat". Er sei "eine der größten Persönlichkeiten, die Deutschland Europa und der Welt gegeben hat".

Österreichs Bundespräsident Thomas Klestil schrieb in seinem Beileidstelegramm, Brandt habe "nicht nur die Geschicke seines Landes, sondern ganz Europas und der Welt in entscheidender Weise mitgeprägt". Bundeskanzler Franz Vranitzky sagte, Brandt habe die Entwicklung der sozialdemokratischen Bewegung durch seine Solidarität mit der Dritten Welt maßgeblich mitgestaltet. Mit seiner Ostpolitik habe er "den Weg geöffnet für einen europäischen Friedens- und Entspannungsprozeß, der von den deutschen Ostverträgen über Helsinki bis zum Fall der Berliner Mauer führte".

"Die Kathedrale von Chartres"

BAD VILBEL. Über "Das Mysterium der Kathedrale von Chartres", der ersten, in nur 20 Jahren fertiggestellten Kathedrale im gotischen Baustil, hält am Mittwoch, 14. Oktober, um 19.30 Uhr Friedrich Karl Herrmann einen Lichtbildervortrag im Festsaal des Heilsberger Altenheims, Pestalozzistraße 10. "Diese Kirche verbirgt mehr, als der Bewunderer der Glasfenster aus dem 12. und 13. Jahrhundert vermutet", schreiben die Veranstalter, der Kulturkreis Heilsberg, in ihrer Ankündigung. Die Kathedrale von Chartres werde daher auch "Die Unzugängliche" genannt.

Israel kommt Arabern entgegen Palästinenser von außerhalb der besetzten Gebiete mit am Tisch

TEL AVIV, 9. Oktober (AP/Reuter/ AFP). Israel hat sich erstmals bereit erklärt, bei den Nahost-Friedensverhandlungen auch Palästinenser von außerhalb der besetzten Gebiete als Gesprächspartner zu akzeptieren. Außenminister Schimon Peres sagte am Donnerstag abend nach einer Begegnung mit seinem ägyptischen Kollegen Amre Mussa, man habe sich darauf geeinigt, daß sich Palästinenser von außerhalb der besetzten Gebiete an allen fünf Nebenkonferenzen der Nahostrunde beteiligen dürften. An der Begegnung hatte auch Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin teilgenommen.

Peres schränkte ein, es dürfe sich aber nicht um Abgeordnete des Palästinensischen Nationalrats (des von der Palästinensischen Befreiungsorganisation organisierten palästinensischen Exilparlaments) oder um Einwohner des (von Israel annektierten) arabischen Ostteils von Jerusalem handeln.

Nach seiner Rückkehr nach Kairo äußerte sich Mussa zuversichtlich über den Fortgang des Friedensprozesses. Ein Gipfeltreffen zwischen Syrien und Israel sei aber derzeit kein Thema, sagte Mussa. Man konzentriere sich vor allem auf die Belange der Palästinenser.

Die Sprecherin der palästinensischen Nahostdelegation, Hanan Aschrawi, begrüßte das Angebot Israels. Die Präsenz von Palästinensern aus der Diaspora sei äußerst wichtig.

Der Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, äußerte bei einem Treffen mit den Chefs anderer Palästinensergruppen seine Enttäuschung über deren Widerstand gegen weitere Friedensverhandlungen mit Israel. Hamas, die Volksfront für die Befreiung Palästinas und acht weitere Gruppen sind gegen die Verhandlungen.

Nach einem Wiederaufflammen von Gewalttätigkeiten in den besetzten arabischen Gebieten entsandte Israel unterdessen erneut Hunderte von Soldaten nach Westjordanland und den Gazastreifen.Namen+Notizen

DR. ANNEGRET HOY, Professorin an der Fachhochschule Gießen-Friedberg, hat mit Beginn des Wintersemesters 1992/1993 ihre wissenschaftliche Arbeit aufgenommen. Sie lehrt Datenverarbeitung und Mathematik am Friedberger Fachbereich. Sie schloß ihr Studium an der Martin-LutherUniversität Halle als Diplom-Mathematikerin ab. 1985 promovierte sie dort mit einer Dissertation auf dem Gebiet der numerischen Mathematik. Nach einer vierjährigen Assistenzzeit war sie von 1988 bis 1992 in der Projektionsabteilung der Leuna-Werke in Sachsen-Anhalt für die mathematische Modellierung verfahrenstechnischer Probleme verantwortlich. Mit ihrer Habilitation an der Universität Halle erwarb sie 1991 die Lehrbefugnis im Fachgebiet numerische Mathematik.Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: In einem Land vor unserer Zeit (für Kinder), 15 Uhr; Alien 3 (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bolek und Loleks große Reise (Sa. und So.: 15 Uhr); Salz auf unserer Haut (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tom und Jerry - Der Film (Sa. und So.: 15 Uhr); Kleine Hexe, (Sa.: 17.30, 20 und 22.15 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Grüne Tomaten (Sa.: 20 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Wie heiratet man einen König? (Sa. und So.: 14.30); Brennpunkt L.A. (Sa. und So.: 17 und 20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I und II: geschlossen.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Peter Pan (Sa. und So.: 15 Uhr); Grüne Tomaten (Sa. und So.: 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Stadtbibliothek: "Gretel und Hänsel", Bilder der Opernwerkstatt für Kinder von Nicola Kutzmann.

Friedrichsdorf. amnesty international: Ausstellung gespendeter Gemälde, Rathaus, 11 bis 18 Uhr (auch am Sonntag).

Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Die Burg Bommersheim" und "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma (Sa.: 10 bis 16 Uhr; So.: 10 bis 13 Uhr; um 11 Uhr Führung mit Marianne Broeker-Liss).

Stadtbücherei am Markt: Herbstausstellung des Kulturkreises (10 bis 13 Uhr).

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Ilse Mock - Ein Leben für die Musik" (Sa. 10 bis 12 Uhr).

Kronberg. Kronberg-Bilder von Henning Schrader. Receptur, 15 bis 18 Uhr (So. von 11 bis 18 Uhr).

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Malerei und Grafik von Wolfgang Defant (Sa.: 10 bis 13 Uhr). Samstag

Theater/Musik Bad Homburg. Konzert des belgischen Nationalorchesters, Kurtheater, 20 Uhr (Abonnement A).

Klavierkonzert mit Bogdan Czapiewski, Englische Kirche, 20 Uhr.

Kronberg. Kammerkonzert mit dem Mir- kam-Trio aus Israel, Altkönigstift, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Schmitten. SPD-Bildungsgemeinschaft: Seminar "Demokratischer Sozialismus", BFO, Alter Königsteiner Weg 1, 9 bis 17 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Verein für Geschichte und Landeskunde: Historische Führung durch das Kirdorfer Feld; Treffpunkt: am ersten Sportplatz des Nordwestzentrums, Usinger Weg, 14 Uhr.

Filmclub Taunus: Non-Stop-Kino zum 25jährigen Bestehen, Stadthaus, 10 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Oktoberfest des Taunusklubs, Wanderheim am Steinchen. 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Gaukler-Markt in den Louisen-Arkaden, 10 bis 18 Uhr.

Flohmarkt auf dem Alten Marktplatz ab 9 Uhr.

Friedrichsdorf. Autoausstellung auf dem Houiller Platz, 10 bis 18 Uhr.

Steinbach. Kerbe-Nachmittag, Bürgerhaus, 15 Uhr.

Sonntag

Ausstellungen Königstein. "Wir suchen alle Visionen", Bilder von Ann Reichert, Kurhaus, 11 bis 17 Uhr.

(Weitere Ausstellungen siehe Samstag). Theater/Musik Bad Homburg. Orgelkonzert in der evangelischen Kirche Gonzenheim, 20 Uhr.

Flamenco-Tanz mit der Compania Flamenca Alhama, Maritim-Hotel, 18.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Gastspiel der Gruppe "Liederjan". Rathaus, 11 Uhr. Vereine/Organisationen Oberursel. Verein der Briefmarken-Freunde: Briefmarken-Tauschtag, Stadthalle, 9.30 bis 17 Uhr.

Dampfbahn-Club: Abdampfen zum Saisonschluß, Gelände an der Mainstraße, 10 bis 17 Uhr.

Marinekameradschaft: Frühschoppen, "Haus Passat", Tabaksmühlenweg 26, 10.30 - 12.30 Uhr.

Taunusklub: Treffen zur gemeinsamen Wanderung, Bahnhof, 10 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. "Sterne, Mützen und Medaillen": Talk-Show mit dem Gastronomie-Tester Wolfgang Schmerfeld, Steigenberger-Hotel, 21 Uhr.

Steinbach. Kerbe-Frühschoppen, Bürgerhaus, 11 Uhr.

Oberursel. Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald": Andacht mit Pfarrer Katzenbach. Franzoseneck (Ravensteinhütte), 12.30 Uhr.

Tschernobyl bleibt Zeitbombe Brandexperte Achilles fordert bessere Sicherung der Atomruine Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Fischer

FRANKFURT A. M., 9. Oktober. Mehr als sechs Jahre nach der Atom-Katastrophe von Tschernobyl besteht immer noch die Gefahr eines Super-GAUs in dem Unglücksreaktor. Der Betonmantel um die Reaktorruine ist beschädigt, der mehr als 2000 Tonnen schwere Deckel des "Sarkophags" droht einzustürzen und 35 Tonnen radioaktiv verseuchten Staub freizugeben. Dies berichtete der frühere Frankfurter Feuerwehrchef und Brandschutzexperte Ernst Achilles am Freitag. Als Quellen nannte er Chef- und Sicherheitsingenieure des Atomkraftwerks in der Ukraine, die ihn in den letzten Tagen über die Lage informiert hätten.

Der Reaktor in Tschernobyl sei eine tickende Zeitbombe. "Es muß sofort etwas zur weiteren Sicherung unternommen werden", forderte Achilles. Sehr besorgt zeigte sich der Brandschutzexperte, weil zwei der vier Reaktorblöcke in Kürze wieder ans Netz gehen sollten. Im Auftrag der Europäischen Gemeinschaft wird Achilles demnächst in die Ukraine fahren, um Maßnahmen für den Brandschutz zu empfehlen.

Achilles unterstrich, daß die Folgen des Reaktorunglücks von den Behörden immer noch "verschwiegen und verschleiert" würden. Ihm sei von vielen Feuerwehrkollegen und Katastrophenhelfern bekannt, die bald nach ihrem Einsatz in Tschernobyl gestorben seien. Als Todesursache werde aber nur "Herzversagen" und "Nierenversagen" angegeben.

Über die dramatischen Folgen des Strahlenunglücks berichtete auch der Frankfurter Oberarzt Valentin Gerein vom Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl". In der Hunderte Kilometer von Tschernobyl entfernten Region der weißrussischen Hauptstadt Minsk hätten manche Krebserkrankungen "um das Zehn- bis Zwanzigfache zugenommen". In einem Symposium sei vor kurzem geschildert worden, daß häufig auch mehrere Geschwister an Leukämie erkrankten, was hierzulande "ganz unwahrscheinlich" sei. (Weiterer Bericht im Lokalteil)

"Probleme in Rostock wachsen" Jugendsenator befürchtet noch verstärkte Gewaltbereitschaft

mat FRANKFURT A. M., 9. Oktober. Der Rostocker Jugend- und Sozialsenator Wolfgang Zöllick (CDU) befürchtet, daß die sozialen Probleme und die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen in der Hansestadt weiter anwachsen. "Die Zahl der gewalttätigen Jugend-Gangs nimmt immer mehr zu", sagte Zöllick am Freitag vor dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge in Frankfurt. Eine "steigende Tendenz" drohe auch beim Drogenkonsum, beim politischen Extremismus und bei der Jugendprostitution.

Zöllick wehrte sich dagegen, die Verantwortung für die ausländerfeindlichen Krawalle in Rostock nur bei der Kommune zu suchen: "Wir haben gerade zwei Jahre Zeit gehabt, um eine funktionierende Verwaltung aufzubauen." Immerhin sei es in dieser Zeit gelungen, eine "flächendeckende Randgruppenbetreuung" einzurichten. 25 Sozialarbeiter suchten als "Streetworker" den Kontakt zu gewaltbereiten Rostocker Jugendlichen. Weitere Projekte seien geplant, das Land habe dafür bereits Zuschüsse zugesagt.

Es aber schwierig, mit gewaltbereiten jungen Leuten in Kontakt zu kommen.

Als Ursachen für die Aggression der Jugendlichen "nicht nur in Rostock, sondern in allen Kommunen der neuen Länder", nannte der Sozialsenator unter anderem "große Zukunftsängste" und "Perspektivlosigkeit". Armut und Arbeitslosigkeit wüchsen in Rostock stetig an. In Kürze wird es nach Schätzung Zöllicks in der 250 000-Einwohner-Stadt mehr als 20 000 Sozialhilfeempfänger geben.

Er hat Mut gemacht Willy Brandt und die Künstler

Er ist unter den Repräsentanten der westdeutschen Nachkriegspolitik derjenige gewesen, der zur Kunst und zu den Künstlern, den Schriftstellern und Malern vor allem, eine ihm selbstverständliche Bindung hatte: Willy Brandt mußte sich, selten unter Politikern, zu einem Interesse an der Kultur niemals zwingen, er empfand Lust am Denken, am Wort, am Bild, das gehörte zu seinem Leben.

Er konnte Mut machen, zur Kritik, zum Einspruch, zum Wagnis der Demokratie auch innerhalb der kulturellen Institutionen. Damit hatte er für den Prozeß des Mündigwerdens der Künstler, ihrer Emanzipation gegenüber den Herrschaftstrukturen der Gesellschaft eine nicht hoch genug einzuschätzende Bedeutung. Die in dem anderen politischen Lager so manchem als "Pinscher" galten, hat er als Partner des öffentlichen Diskurses angenommen. Das in Deutschland notorisch gestörte Verhältnis von Geist und Macht war, solange er darauf Einfluß nehmen konnte, weniger gestört (eine nur vorübergehende Entkrampfung, wie wir inzwischen wissen).

Aus der unruhigen, kritisch-aufgeklärten Kulturszene der sechziger und siebziger Jahre ist Brandt große Anerkennung und darüber hinaus auch Zuneigung entgegengebracht worden. Nicht nur als er in der Funktion des Kanzlerkandidaten während der Wahlkämpfe 1961 und 1965 auch die Stimmen der Kulturarbeiter wollte, hat er sich ganz konkret mit der Situation, den praktischen Arbeits- und Lebensbedingungen von Dichtern, Malern, Theaterleuten befaßt, sich immer wieder eingelassen auf Fragen, welche die Künstler und ihre Funktionäre ihm vortrugen.

Als er 1969, einem Schlüsseljahr in der Geschichte der westdeutschen Gesellschaft, Bundeskanzler wurde, ist das von den Künstlern, vielleicht mehr als von irgendeiner anderen Gruppe, geradezu emphatisch als Chance einer Veränderung begriffen worden. An den Universitäten zumal, aber auch in der Literatur und nicht zuletzt an den Theatern war ein Umbruch gewollt und vorbereitet worden, ein neuer demokratischer Aufbruch - Brandt war der Hoffnungsträger einer ganzen Generation, der viele von den Vorgaben der restaurativen Phase der Republik nicht länger genügten.

Er ist auch im Ausland so gesehen worden. Während der Jahre von Brandt als Außenminister und dann als Kanzler wurde draußen viel von der Skepsis abgebaut, mit der Kunst aus Deutschland lange eingeschätzt worden war: Man begegnete deutschen Künstlern international nun mit einer neuen Aufmerksamkeit, sogar mit Sympathie. Es ist Brandt während seiner Regierungszeit nicht gelungen, wie er es wollte, die reaktionären Kräfte in den Kulturabteilungen der deutschen Botschaften in dem Maß auszuwechseln, in dem das nötig gewesen wäre (so ist, bis heute, vielerorts vieles im argen geblieben) - aber es ist dennoch draußen nachwirkend spürbar geworden, daß der Kunstbegriff der Deutschen sich wandelte.

Die besondere Resonanz, die Willy Brandt bei Intellektuellen und Künstlern fand, gründete in der Erwartung, er werde die politische Moralität, wesentliches Kriterium der Beurteilung jeder Kultur, in der Republik zur Geltung bringen können, die Integrität, die sein Lebensweg und seine Haltung bezeugten. Auch mit seinem Sinn für die im öffentlichen Raum notwendige symbolische Geste hat er diesen Erwartungen gelegentlich glaubhaft entsprochen: Der Kniefall vor dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus in Polen war ein solches Zeichen von höchstem Symbolwert. Der Mann konnte der Hoffnung Grund geben, es werde fortan ein anderer Geist herrschen in Deutschland.

Wer angesichts jüngster Vorgänge daran zweifelt, kann sich auch auf Brandt berufen für den Widerstand, der jetzt nottut: gegen die neue Rechte, den Fremdenhaß und die Gewalt. "Unser Willy" - nicht nur Parteifreunde, sondern auch die Kulturszene der sechziger und frühen siebziger Jahre nannte ihn so, vertraulich und achtungsvoll zugleich. Jetzt kann die Erinnerung an ihn, Willy Brandt, uns wachhalten für das, was heute zu tun ist.

PETER IDEN

Okärber Spielmanns- und Fanfarenzug feiert Jubiläum

KARBEN. Sein 40jähriges Bestehen feiert der 1952 gegründete Spielmanns- und Fanfarenzug Okarben bei seinem Oktoberfest am Samstag, 17. Oktober, um 19 Uhr im örtlichen Bürgerhaus.

Als Gäste erwarten die Okärber Spielleute ihre thüringischen Freunde aus der Partnerstadt Luisenthal sowie Musikzüge aus Dorheim und von der Freiwilligen Feuerwehr Harheim. Zum Tanz spielt die Gruppe "Concordia" auf. mu

Auf DGB-Chef warten Proteste Gewerkschaftstag der IG Medien soll Meyers Rücktritt fordern

aga FRANKFURT A. M., 9. Oktober. Eine massive Konfrontation wegen seiner umstrittenen Befürwortung von Kampfeinsätzen der Bundeswehr unter Führung der Vereinten Nationen erwartet den DGB-Vorsitzenden Heinz-Werner Meyer, wenn er am Sonntag in Augsburg als Gastredner zu den Delegierten des des 2. Ordentlichen Gewerkschaftstages der IG Medien sprechen wird. Der Landesbezirk Hessen hat nicht nur lautstarke Proteste angekündigt, sondern auch einen Initiativantrag eingebracht, der den Hauptvorstand der IG Medien auffordert, beim Bundesausschuß des DGB die Abberufung Meyers zu fordern. Dabei gehen hessische Delegierte davon aus, daß der Antrag nachdrückliche Unterstützung auch von Delegierten aus anderen Landesbezirken finden wird.

In der Antragsbegründung heißt es unter anderem, mit seiner in einem Interview der Bild-Zeitung am 2. August erhobenen Forderung, auch die Bundeswehr müsse sich notfalls an Kampfeinsätzen beteiligen, wenn die UN solche anordneten, "bringt sich der DGB-Vorsitzende in Gegensatz zu allen bestehenden Beschlüssen des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften. Die IG Medien ist nicht bereit, ihre bisherigen friedenspolitischen Positionen per Interview zur Disposition stellen zu lassen". Dieser Antrag habe nichts mit einem "Denk- oder Sprachverbot" zu tun, sondern ergebe sich aus der Verpflichtung des obersten Repräsentanten der Gewerkschaften, in der Öffentlichkeit auf die persönliche Meinung zu verzichten, wenn sie "von der eindeutigen Beschlußlage abweicht".

In einem Antwortschreiben an den Betriebsrat des Frankfurter Unternehmens Derndruck GmbH, der dem DGB-Chef "wilhelminische Denkkategorien von 1914" vorgeworfen hatte, rechtfertigte Meyer seine Äußerungen. Im Mai 1990, als der DGB-Bundeskongreß seine sicherheitspolitischen Beschlüsse gefaßt habe, sei die folgende Entwicklung nicht vorhersehbar gewesen. Als DGB-Vorsitzender halte er es für seine Aufgabe, "Diskussionen auch zu schwierigen Problemlagen anzuregen".

Der Hauptvorstand der IG Medien hatte bereits am 3. August Meyers "Alleingang" scharf kritisiert. Der Antrag des Landesbezirksvorstandes Hessen, ihn auf dem Gewerkschaftstag zu veranlassen, seine Äußerungen zurückzunehmen und den Delegierten Rede und Antwort zu stehen, wurde dagegen abgelehnt. Dennoch wird Meyer, so die Überzeugung hessischer Delegierter, nicht umhin können, seine Äußerungen zu erläutern.

Im Mittelpunkt des einwöchigen Gewerkschaftstages steht die Neuwahl des geschäftsführenden Vorstands sowie die künftige Tarifpolitik. Mit einem Leitantrag soll die weitere Senkung der Wochenarbeitszeit unter 35 Stunden als Ziel festgeschrieben werden. Die Lohnrunde 1993 wird aber nach den Worten des designierten Vorsitzenden Detlef Hensche eine reine Lohnrunde werden. Hensche löst Erwin Ferlemann ab, der sechs Jahre lang Vorsitzender war.

Kirchenaustrittswelle in NRW

adt DÜSSELDORF, 9. Oktober. Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Land Nordrhein-Westfalen dramatisch angestiegen und hat 1992 für die Kirchen einen historischen Höhepunkt erreicht. Erstmals überhaupt haben weit mehr als 100 000 Gläubige die Katholische und Evangelische Kirche verlassen. Die exakte Zahl der Austritte beläuft sich nach der neuesten Statistik des Landesjustizministeriums nach Auswertung der Austrittserklärungen bei allen nordrhein- westfälschen Amtsgerichten auf 117 052. Gegenüber dem Jahr 1991 hat sich damit die Zahl der Austritte fast verdoppelt.

Altbewährtes und Neues Das Programm 1992/93 des "Frauentreffs" ist fertig

NEU-ANSPACH. Das Programm 1992/93 des "Frauentreffs" ist eine bunte Mischung aus Altbewährtem und Neuem. Der Umfang an Kursen, Workshops, Gesprächskreisen, Selbsthilfegruppen und Veranstaltungen hat um ein Drittel zugenommen; die Gebühren sind zum Teil teurer geworden, um den Leiterinnen eine angemessene Bezahlung zu gewährleisten.

Zum Progamm: Der Schwerpunkt des Runden Tisches ist diesmal den ausländischen Frauen gewidmet, die übrigens bisher nicht im Verein zu finden sind. Frauen um die 50 haben eine neue Selbsthilfegruppe "Die Lebensmitte und danach" gegründet.

Die Mädchen können außer Selbstverteidigung das Nähen von Sweatshirtjacken oder in der Seidenwerkstatt das Herstellen von Broschen, Tüchern und Bildern erlernen. Zudem ist ein Masken-Workshop geplant. Das bevorstehende Weihnachtsfest bereichert die Kreativkurse um die Möglichkeiten, Adventsgestecke, Weihnachtsgrüße, Geschenke und Schmuck selber zu machen.

Neu ist außerdem Kleinkinder-Turnen zusammen mit Vater, Mutter, Oma oder Opa und Bauchtanzen. Eine Reihe von Ausstellungen ist zu besichtigen, darunter in Zusammenarbeit mit der Kreisfrauenbeauftragten eine Dokumentation über die jahrhundertelange Geringschätzung von Mädchen- und Frauenarbeit mit dem Titel "Märchen und Mühsal". Als Kabarettangebot ist eine Fahrt zum "Electric- Cabaret" nach Frankfurt geplant.

Die Rechtsberatung für Frauen, die in einer Notlage sind, und die psychosoziale Erstberatung sind weiterhin kostenlos. Das neue Programm liegt ab sofort im Frauentreff und öffentlichen Einrichtungen aus. cn

Brandsatz nicht gezündet, aber geworfen

BUTZBACH. Eine mit brennbarer Flüssigkeit gefüllte Flasche ist in der Nacht zum Freitag auf den Eingang der Asylbewerberunterkunft in der Schloßkaserne Butzbach geschleudert worden. Eine an der Flasche angebrachte Lunte war nach Ermittlungen der Polizei von dem Täter offenbar jedoch nicht angezündet worden. So brach kein Feuer aus.

Die Flasche zerbarst auf einem Wohnwagen, der dem Wachpersonal als Unterkunft dient.

Warum die Lunte nicht angezündet worden war, ist für die Polizei "nicht ersichtlich". Möglicherweise habe es sich um eine "Warnung gehandelt", hieß es zur Erklärung. sal

Blaue Reisepässe da: Langes Warten für Vietnamesen vorbei

SCHÖNECK. Endlich können sie sich nach Arbeit und Wohnraum umtun. Die beiden vietnamesischen Familien in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft Büdesheim haben seit drei Tagen ihre blauen Reisepässe, auf die sie seit dem Frühjahr vergeblich gewartet haben (FR vom 29. Juli).

Nun haben sie als Kontingentflüchtlinge die gleichen Rechte wie deutsche Bürger(innen). Sie konnten zuvor noch nicht einmal vom Arbeitsamt geförderte Deutschkurse in Anspruch nehmen.

Daß die Familien ihre Pässe nicht wie früher innerhalb weniger Wochen in Empfang nehmen konnten, hängt mit einem Erlaß des Regierungspräsidenten zusammen, der im Sommer 1991 anordnete: Die Erteilung des Passes komme nur in Betracht, wenn Ausländern in Einzelfällen eine Übernahmeerklärung gegeben worden sei.

Die Schönecker Vietnames(inn)en verfügten offenbar über eine solche; nach Darstellung von Kreis-Pressesprecher Heinrich Sülzer haben die Leute die Verzögerung selbst verschuldet. Sie hätten ein Papier von der deutschen Botschaft in Hanoi nicht vorgelegt, welches ihnen bescheinigt, daß sie als Kontingentflüchtlinge aufzunehmen sind.

Die Vietnamesen hatten statt dessen ihre heimatlichen Pässe vorgelegt, in die die Botschaft ihnen den Vermerk "Aufenthaltsgenehmigung drei Monate nach Einreise" sowie "Hessenquote" eingestempelt hatte.

Der für das Schönecker Flüchtlingswohnheim tätige Dolmetscher Tran Huu Ai hält dem entgegen: Die Behörde habe nie dieses Papier angefordert. Im übrigen ist er aber froh, daß die Sache nun ein gutes Ende genommen hat. Ul

Im Wortlaut: Hans-Jochen Vogel vor dem Bundestag Rechtsradikale kompromißlos bekämpfen

Als Schmach und Schande hat der früherere Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD, Hans-Jochen Vogel, am Donnerstag vor dem Bundestag in Bonn die fortwährende Gewalt gegen Ausländer und Juden in Deutschland bezeichnet. Er verlangte kompromißlosen Widerstand gegen den Rechtsradikalismus. Nachstehend die Rede in Auszügen: 1. Über unserem Lande entlädt sich seit geraumer Zeit eine Welle der Gewalt. Ihr Ausmaß ist erschreckend. Sechs Menschen haben allein in diesem Jahr bei diesen terroristischen Aktivitäten ihr Leben verloren. Mehr als 400mal sind Menschen angegriffen, Mahnmale beschädigt oder zerstört oder Friedhöfe geschändet worden. Das ist für sich allein schon bedrückend und beschämend. Bedrükkender noch ist, daß die Gewalt vor allem von jungen Menschen ausgeht und sich fast ausschließlich gegen Ausländer richtet. Und daß die Gewalt auch vor jüdischen Einrichtungen nicht halt macht - das kann auf dem Hintergrund dessen, was von Deutschen in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts dem jüdischen Volk angetan worden ist, nur als Schande, nein als Schmach bezeichnet werden.( . . .)

2. Für uns Ältere werden da böse Erinnerungen wach. Nicht - noch nicht - an die Pogromnacht des Jahres 1938, aber an die 30er Jahre, in denen Menschen gejagt wurden; ( . . .)

Es ist sicher falsch, die Herausforderung, mit der wir es zu tun haben, zu dramatisieren. Noch gefährlicher ist es aber, sie zu bagatellisieren. Sagen wir es klar heraus: Unsere Republik, unser Gemeinwesen steht in einer ernsten Bewährungsprobe. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, wie sehr die Ereignisse der letzten Wochen unserem Ansehen in Europa und der Welt schaden.( . . .). Aber für mich ist das nicht das Primäre. Entscheidend ist für mich, daß wir vor uns selbst, daß wir vor den Wertmaßstäben bestehen können, auf die wir uns unter dem Eindruck der Katastrophe der 30er und 40er Jahre verständigt haben. Und das heißt: daß sich alle Menschen, die sich in unserem Lande aufhalten, sicher fühlen können, ohne Rücksicht auf ihre Nationalität, ihre Hautfarbe, ihren Glauben oder ausländerrechtlichen Status.

Darum kann es auf die Welle der Gewalt nur eine Antwort geben, nämlich das entschiedene Nein aller Demokraten. Und die gesellschaftliche Ächtung der Gewalt, ihrer Hintermänner und Drahtzieher. Aber auch ihrer Sympathisanten - einerlei, ob sie ihre Symphatie offen oder klammheimlich zeigen.( . . .)

3. Das heißt auch: Der Staat muß sein Gewaltmonopol verteidigen. Er muß alle seine rechtsstaatlichen Machtmittel einsetzen. ( . . .) Dabei erscheint mit die Suche nach neuen Instrumenten und zusätzlichen Regelungen weniger dringlich als der entschlossene Einsatz der bereits vorhandenen und bewährten Mittel. ( . . .)

4. Ebenso deutlich und klar wie das Nein gegen jegliche Gewaltanwendung muß eine weitere Absage sein: nämlich die Absage an alle rechtsradikalen Parteien, Gruppierungen und Aktivitäten. Wenn irgendwo, gilt es hier, den Anfängen zu wehren und sich unserer jüngeren Geschichte zu erinnern; etwa daran, daß schon einmal das Unheil damit begonnen hat, daß Menschen - damals waren es die Juden - ausgegrenzt, verteufelt und zu Objekten des Hasses gemacht wurden. Eine andere Lehre aus jener Zeit lautet übrigens: Man kann den Rechtsradikalismus nicht durch Nachgiebigkeit oder dadurch bekämpfen, daß man seine Forderungen übernimmt. Man wird seiner nur Herr, indem man kompromißlos Widerstand leistet.

5. ( . . .) Vergessen wir nicht: Weimar ist nicht zugrundegegangen am Mangel an Vorschriften oder Strafbestimmungen. Daran hat es nicht gefehlt. Gemangelt hat es zuletzt an Demokraten, an Menschen, die sich für die Demokratie und ihre Verfassung engagiert haben.

Sage keiner, auf ihn komme es nicht an; er könne nichts tun. Jeder kann den Angegriffenen und Bedrohten seine Solidarität bekunden und den Angreifern seine Verachtung.( . . .)

6. Ich sprach davon, daß sich an den Ausschreitungen vor allem junge Menschen beteiligt haben; in den neuen Bundesländern zumal. Wir müssen den Gründen nachgehen, warum das so ist. Warum soviele von ihnen rechtsradikalen Parolen Gehör schenken. ( . . .)

7. ( . . .) Als einer, der seiner Partei ein Leben lang in vielen Funktionen gedient hat, sage ich: Jetzt ist nicht das Wichtigste, daß die eigene Partei in Meinungsumfragen ein paar Prozente gewinnt und die andere Partei ein paar Prozente verliert. Das Wichtigste ist, daß wir unser Gemeinwesen vor Schaden bewahren. Daß wir seine demokratische und rechtsstaatliche Substanz verteidigen. Die deutsche Sozialdemokratie wird dazu die Erfahrungen ihrer 130jährigen Geschichte einbringen. Gerade auch die Erfahrungen aus der Zeit, in der Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen selbst gejagt und verfolgt wurden, und nicht wenige nur deshalb überlebten, weil andere Völker ihnen Asyl gewährten und sie vor Gewalt schützten.

Bedarf für die Schweinehalle "unumstritten" Stadtbaurat Dressler rechtfertigt Mittelverwendung für kulturelle Nutzung

HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) will einen Teil der Mittel von rund 85 000 Mark, die für die kulturelle Nutzung der "Schweinehalle" im ehemaligen Schlachthof ausgegeben wurden, als außerplanmäßige Ausgaben vom Magistrat beschließen lassen. Wie berichtet, hat ihm das Rechnungsprüfungsamt vorgeworfen, die Gelder ohne Beschluß des Magistrats oder der Stadtverordnetenversammlung verwendet zu haben.

Dressler erklärt dazu nun, daß 36 000 Mark, die für die Reparaturen von Dach, Fußboden und Elektroinstallation ausgegeben wurden, für eine weitere Verwendung der Halle unabhängig von der kulturellen Nutzung anfielen. Weil nach der Stillegung des Schlachthofs eine eigene Haushaltsstelle entfallen sei, habe er die "Gebäudesicherungsmaßnahmen" aus dem Titel "Vermögenswirksame Erhaltungsmaßnahmen und Abbruchkosten" finanzieren müssen. Die Beanstandungen des Rechnungsprüfungsamtes könnten sich daher nur auf die Kosten von 48 500 Mark beziehen, die sich durch die kulturelle Nutzung ergaben. Sie umfassen den Einbau von zwei Toilettenanlagen, Brandschutz, Elektroarbeiten und Fluchtwegmarkierung. Der Magistrat, erklärt Dressler, werde diese nun als außerplanmäßige Mittel beschließen, die aus der Haushaltsstelle für Reparaturkosten entnommen werden. Die Arbeiten der städtischen Regiekolonne könnten nicht gerechnet werden, da sie "seit eh und je" bei vielfältigen Aufgaben tätig sei, ohne daß die Rechnungsprüfer das beanstandet hätten, meint der Stadtbaurat.

Durch jede andere Nutzung der Schlachthofräume wären zusätzliche Kosten entstanden, gibt Dressler zu bedenken. Er fände es daher bedauerlich, "den unumstrittenen Bedarf der Schweinehalle als kulturellen Veranstaltungsort für junge Menschen mit einer Diskussion zu befrachten, die an den Fakten vorbeiführt". res

Stadt akzeptiert 500 Flüchtlinge im US-Camp

Wann die ersten Asylbewerber einziehen, ist ungewiß

WIESBADEN. Die Stadt Wiesbaden wird sich nicht gegen die Errichtung eines Erstaufnahmelagers für Asylbwerber auf dem Gelände des US-Camps Pieri wehren. Das sagte gestern Liegenschaftsdezernent Jörg Bourgett in Vertretung von Oberbürgermeister Exner. Während das Land plane, bis zu 1000 Asylbewerber in der ehemaligen Kaserne auf dem Freudenberg einzuquartieren, wäre die Stadt mit höchstens 500 Flüchtlingen dort einverstanden. Möglich sei das, so Bourgett, indem die Stadt nicht alle Gebäude auf dem Gelände zum Wohnen freigeben muß. Da das Land keine baurechtliche Kompetenz habe, hätte die Stadt so die Möglichkeit, Einfluß auf die Zahl der Asylbwerber zu nehmen. Zur Zeit leben nach Angaben des Dezernenten etwas mehr als tausend Asylbewerber in der Landeshauptstadt. Wiesbaden erfülle damit ihre von der Landesregierung festgelegte Quote.

Gegen Kommunen, die diese Quote nicht erfüllten, müßte das Land härter vorgehen, damit Wohnraum zur Verfügung gestellt wird, sagte der Liegenschaftsdezernent. Wann und für wieviele Asylbewerber das Erstaufnahmelager in der Freudenbergstraße letztendlich eingerichtet werden kann, ist noch unklar. Die Landesregierung hofft aber offenbar laut Bourgett auf einen Termin gegen Ende November. Zuvor jedoch sei eine Begehung des Geländes nötig. Der Errichtung des Lagers, so Bourgett, habe die Stadt zugestimmt, weil man mit sich mit der Landesregierung darüber einig sei, daß die Asylbewerber besser in Häusern als in Zeltlagern und Containerstädten untergebracht seien.

Ungewißheit herrscht bei allen Beteiligten zur Zeit noch darüber, wann das Lager endgültig von den Amerikanern geräumt wird. Bourgett: "Ich weiß nicht, ob der Bundesvermögensverwaltung der genaue Termin des Abzugs bekannt ist, ich kenne ihn jedenfalls nicht."

Für Horst Klee, Kreisvorsitzender der CDU Wiesbaden, wird nun auch die Landeshauptstadt "von der Asylantenflut" eingeholt. Er habe kein Verständnis dafür, daß Lager in Großstädten eingerichtet werden, die genügend eigene Problemgruppen hätten. abü

Seminar über Haushalt und Umweltschutz

MAIN-TAUNUS-KREIS. Über "Umweltschutz im Haushalt" informiert ein Seminar des Hausfrauenbundes und der Landeszentrale für politische Bildung am Donnerstag, 23. Oktober, bis Freitag, 24. Oktober, in Treysa-Schwalmstadt.

Inklusive Übernachtung und Verpflegung müssen umweltinteressierte Frauen für das Seminar 50 Mark bezahlen.

Infos gibt es bei der Gleichstellungsstelle unter Tel. 0 61 92 / 201 716. bhe

Richterrat stellt sich hinter Wolfgang Stammler

Der Richterrat des Verwaltungsgerichts (VG) Frankfurt hat den Vorsitzenden der Zweiten Kammer dieses Gerichts, Wolfgang Stammler, gegen den Verdacht einer Rechtsbeugung in Schutz genommen.

Stammler, stellvertretender CDU-Fraktionschef im Römer, hatte am 21. September gemeinsam mit zwei Richterkollegen einen Beschluß gefaßt, der Aufsehen erregte: Das Land muß 50 000 Mark für jeden Tag zahlen, an dem die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber (HGU) in Schwalbach mit mehr als 500 Personen belegt ist.

Da Stammler als engagierter Kritiker der rot-grünen Asylpolitik in Wiesbaden bekannt ist, will das Land in der nächsten Stufe des Rechtsstreits auch prüfen lassen, ob der Richter nicht befangen war.

Der Richterrat des VG weist nun darauf hin, daß am 21. September drei Berufsrichter gemeinsam entschieden hätten. Dem Kammervorsitzenden komme dabei "keine ausschlaggebende Relevanz" zu. Der Richterrat geht freilich nicht darauf ein, daß Stammler bei der Entscheidung der Zweiten Kammer als Berichterstatter auftrat - er schlug seinen Kollegen also vor, wie der Urteilstenor ausfallen sollte.

Der Richterrat beteuert, die Zweite Kammer habe seinerzeit das Land Hessen auch auf die Möglichkeit hingewiesen, die Vollstreckung des Entscheids mit einer Abwehrklage anzufechten. jg

Helmut Kohl: Stets auch Patriot

Der Nachruf von Bundeskanzler Helmut Kohl hat folgenden Wortlaut: "Mit Willy Brandt verliert Deutschland eine herausragende und prägende Persönlichkeit. Er hat wie nur wenige zum Ansehen unseres Vaterlandes in der Welt beigetragen. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.

Willy Brandts politisches Wirken war geprägt von den Erfahrungen mit zwei totalitären Diktaturen auf deutschem Boden. Diese Erfahrungen waren für ihn Verpflichtung, seine Kraft in den Dienst von Frieden und Freiheit zu stellen.

In diesem Geiste war Willy Brandt stets deutscher Patriot, Europäer und Weltbürger zugleich. So verstand er sich im Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft, und so verstand er sich im Kampf gegen das kommunistische Regime als Regierender Bürgermeister im geteilten Berlin.

Als Vorsitzender der SPD scheute Willy Brandt nicht die leidenschaftliche politische Auseinandersetzung. Er konnte Menschen begeistern, er konnte aber auch polarisieren. Dies gilt insbesondere für seine Politik der Öffnung nach Osten. Sein Ziel war es, die Interessen des damals geteilten Deutschland im weltweiten Entspannungsprozeß zur Geltung zu bringen.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahre 1971 war auch Ausdruck des hohen Ansehens, das er als Bundeskanzler für das demokratische Deutschland erworben hatte. Die außergewöhnliche Wertschätzung, die Willy Brandt weltweit genoß, beruhte aber auch auf seinem engagierten Eintreten für einen Ausgleich zwischen Nord und Süd. Er hatte sehr früh erkannt, daß dies - neben der Überwindung des Ost-West-Konflikts - eine Schicksalsfrage unserer Zeit ist.

Willy Brandt hat nicht nur in seinen Staatsämtern Politik und politische Kultur in Deutschland mitgestaltet. Sein Wort hatte über Parteigrenzen hinaus Gewicht. Mit seiner Lebenserfahrung und seiner Weisheit hat er viel zur Versöhnung der Deutschen mit ihrer Geschichte beigetragen.

Ich selbst verdanke ihm - vor allem in den letzten Jahren - klugen Rat. Bei der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands konnte ich auf seine Unterstützung zählen. Schon vor dem Fall der Berliner Mauer hatte er erkannt, daß sich die Chance zur Überwindung der Spaltung Deutschlands und Europas bieten und daß sich die Sehnsucht aller Deutschen nach Freiheit und Einheit erfüllen werde.

Seine Worte als Alterspräsident des ersten frei gewählten gesamtdeutschen Bundestages bleiben unvergessen und sind uns Vermächtnis: ,Wir haben die Einheit Deutschlands im Inneren zu vollenden, die Einigung Europas voranzubringen und unserer gewachsenen Mitverantwortung in der Welt gerecht zu werden.'

Willy Brandt hat sich um unser Vaterland verdient gemacht." dpa

Selbst Austritt aus EG möglich Dänemark lehnt in Weißbuch Zwei-Klassen-Gemeinschaft ab

gam KOPENHAGEN, 9. Oktober. Eine Europäische Gemeinschaft, in der einige Länder das Maastricht-Abkommen verwirklichen, während andere auf der Grundlage der Römischen Verträge stehenbleiben, ist weder praktisch noch rechtlich durchführbar. Zu diesem Schluß kommt das am Freitag vorgelegte "Weißbuch" der dänischen Regierung, in dem untersucht wird, welche Lösungen für Dänemarks Beziehung zur EG nach dem Nein der Bevölkerungsmehrheit beim Referendum vom 2. Juni möglich sind.

Die Modelle spannen sich dabei von einem Austritt Dänemarks aus der EG bis zu einem zeitbegrenzten Beitritt Dänemarks zum Maastrichter Vertrag, der dem Land ein Rückzugsrecht gäbe, falls sich die Europäische Union entgegen dänischen Vorstellungen entwickeln sollte.

Das Weißbuch enthält sich klarer Empfehlungen, welches Modell vorzuziehen sei. Dies soll auf dem EG-Sondergipfel in Birmingham am 16. Oktober und dann von den dänischen Parteien diskutiert werden, um auf einem weiteren Gipfel im Dezember einen Lösungsvorschlag unterbreiten zu können. Über das Ergebnis der dann folgenden Verhandlungen sollen die Dänen in einem neuen Referendum Mitte nächsten Jahres abstimmen. Ein Beibehalten des derzeitigen Status' Dänemarks, während die übrigen Länder den EG-Integrationsprozeß fortsetzen, wird in dem 251 Seiten dicken Weißbuch ausgeschlossen. Grenzüberschreitende Prinzipien wie Umweltschutz oder das Subsidiaritätsprinzip seien ohne einheitliche Rechtslage undenkbar, heißt es in dem Beamtenbericht: "Es ist nicht durchführbar, daß ein Vorschlag nach den Verträgen von Rom Einstimmigkeit, nach dem Maastricht-Abkommen aber qualifizierte Mehrheit erfordert."

Eine Aufgabe des Maastrichter Vertrages durch alle EG-Staaten würde zwar das dänische Problem beseitigen; dann aber wären 45 Jahre wirtschaftlicher und politischer Integration in Europa in Frage gestellt, heißt es in dem Weißbuch.

Bildungsurlaub zur Datenverarbeitung

MAIN-KINZIG-KREIS. Ein Seminar, das in die elektronische Datenverarbeitung einführt, bietet die Kreisvolkshochschule als einwöchigen Bildungsurlaub an. Die Teilnahme an dem Kursus in der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein kostet 460 Mark inklusive Unterkunft und Verpflegung. Termin: 7. bis 11. Dezember. Anmeldungen nimmt ab sofort die Kreisvolkshochschule Hanau, Rückerstraße 10, entgegen.

Das Seminar verbindet Übungen an Personalcomputern mit Kennenlernen der häufigsten EDV-Tätigkeiten im Büro. Zusätzlich werden Chancen und Gefahren der EDV am Arbeitsplatz erörtert. Weitere Themen: Konzepte der betrieblichen EDV-Einführung, ergonomische und arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse, technische Entwicklungen und ihre Bedeutung für Arbeitnehmer. hok

Obdachlose brauchen mehr als nur Container Lebens- und Konfliktberatung: Kündigung wegen Eigenbedarf oft Grund für Obdachlosigkeit

NEU-ISENBURG. Die städtische Lebens- und Konfliktberatung, die im April 1991 erstmals eine Stelle für die Beratung von Obdachlosen eingerichtet hat, legt ihren Erfahrungsbericht vor und kommt darin zu dem Fazit, daß die städtische Wohnanlage in der St.-Florian-Straße "keine Dauerlösung" sein könne.

Darüber hinaus könne Obdachlosigkeit in vielen Fällen nur dann dauerhaft verhindert werden, wenn die Betroffenen, die oft seit Jahren aus der Gesellschaft herausgefallen seien, in einer stationären Einrichtung unter pädagogischer Betreuung lernten, wieder eigenverantwortlich zu leben.

Die umstrittene Obachlosenunterkunft in der St.-Florian-Straße war im Frühjahr diesen Jahres nach mehr als einem Jahr Verspätung fertig geworden. Vorausgegangen waren heftige Proteste der Anwohner, die einen "sozialen Brennpunkt" fürchten.

In dem Bericht empfiehlt die Beratung der Stadt, die Obdachlosen möglichst "dezentral" unterzubringen, um der Entstehung einer sozialen Brennpunktes vorzubeugen.

Die städtische Beratung bemüht sich, Obdachlosigkeit zu verhindern. Die meisten Menschen verlieren ihr Dach überm Kopf, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können. Sind Personen von der Zwangsräumung bedroht, machen die Mitarbeiter Hausbesuche und übernehmen die Mietschulden. Die Beratung konnte seit Einrichtung der Stelle in 37 Fällen eine Zwangsräumung verhindern. Immer häufiger sind nach den Angaben der Beratung auch Eigenbedarfskündigungen der Grund für Obdachlosigkeit. Allerdings sei in diesem Fall die Hilfe der Stadt "nur begrenzt möglich", heißt es in dem Bericht.

Allerdings könne Obdachlosigkeit auf Dauer auch durch Übernahme der Mietschulden nicht verhindert werden, denn meist seien die Betroffenen schon seit Jahren aus dem "gesellschaftlichen Kontext" herausgefallen. Sie betäubten ihre Verzweiflung darüber mit Alkohol oder Medikamenten, hätten verlernt, ihren Alltag zu gestalten und für sich selbst verantwortlich zu sein. Deshalb könne Obdachlosigkeit nur verhindert werden, wenn die Betroffenen vorübergehend in einer stationären Einrichtung umfassend pädagogisch betreut würden, um all das wieder zu lernen, was für ein eigenständiges Leben notwendig sei. ac

Keine Feier mehr ohne Mehrweggeschirr

KARBEN. Seit 1. Oktober wird - in Übereinstimmung mit dem Wetteraukreis - auch in Karben der Verzicht auf Einweggeschirr zur Auflage bei gaststättenrechtlichen Erlaubnissen für Straßenfeste, Vereins- oder Verbandsfeiern gemacht. Darauf weist der Magistrat hin. Geschirr für bis zu 550 Personen könne bei der Stadtverwaltung gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. Dort sind nach Mitteilung des Magistrats auch die Adressen von Geschirrmobil-Verleihern erhältlich. mu

Wer vermißt seine Collie-Mischlinge?

KARBEN. Eine Collie-Mischlingshündin ist am 1. Oktober in Klein-Karben zugelaufen, teilt die Stadtverwaltung mit, die unter Telefon 0 60 39 / 4 81 32 oder 4 54 29 nähere Auskünfte erteilt. Das Tier ist etwa drei bis vier Jahre alt und sehr zutraulich. Es trägt kein Halsband und ist in den Farben schwarz und braun gezeichnet. Ein weiterer Collie-Mischling, der am 4. Oktober in Petterweil zugelaufen war, ist im Tierheim Wetterau abzuholen. Es handelt sich um einen drei- bis vierjährigen Rüden mit gelb-schwarz- weißem Fell. Der Hund wird als zutraulich beschrieben und trägt ein breites Kettenhalsband. Auskünfte gibt das Tierheim, Telefon 0 60 32 / 63 35. mu

EVO will bald Fernkälte produzieren Keller strebt Gesellschaft mit Maingas-Werken an / Säumige Zahler "sind dran"

STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Energieversorgung Offenbach (EVO) und die Maingas AG wollen zusammen Geschäfte machen. EVO-Vorstandssprecher Dr. Friedrich Keller berichtete vor Journalisten, daß zur Zeit über die Bildung einer Gesellschaft verhandelt wird, um künftig in der Region die Verteilung von Gas und Fernwärme einträchtig und gemeinsam betreiben zu können. Keller äußerte sich optimistisch, daß die Verhandlungen in den nächsten Monaten erfolgreich abgeschlossen werden können.

Eine neuerliche Umgründung der EVO, einen Ausbau der Partnerschaften und Beteiligungen sowie die Erweiterung der Produktpalette schloß er dabei nicht aus. Die EVO prüfe, ob sie künftig auch Fernkälte anbieten wird. Fernkälte - das ist sechs bis acht Grad warmes Wasser - wird in Klimaanlagen von großen Häusern, wie sie beispielsweise im Kaiserlei geplant sind, gebraucht.

Hintergrund der EVO-Verhandlungen mit den Maingas-Werken: Die Konzessionsverträge, mit denen die Stadt Offenbach gegen Gewinnbeteiligung den Maingas-Werken gestattet, ihre Leitungen über das Gemarkungsgebiet zu führen, laufen am 31. Dezember 1994 aus.

Keller bezeichnete es als einen Fehler, daß die Stadt vor über zehn Jahren im Zuge der Haushaltssanierung und der Umgründung ihres kommunalen Eigenbetriebes Stadtwerke in zwei privatrechliche Gesellschaften ihr Maingas-Aktien- Paket im Wert von 20 Millionen Mark verkaufte. Gerade im Bereich der Fernwärme und des Heizgases biete sich eine kostensparende Zusammenarbeit, beim Zählerablesen, in der Datenverarbeitung, der Rechnungslegung an.

Neue Besen kehren gut? Dr. Friedrich Keller, früher Landrat des Kreises Offenbach, ist seit hundert Tagen EVO-Vorstandssprecher. "Wir wollen nicht jeden Tag das Rad neu erfinden", sagte Keller und ließ in seiner Bilanz dezente Kritik an seinen Vorgängern anklingen: Sie hätten das Unternehmen zuwenig nach außen repräsentiert. Er habe deshalb nicht nur die Kontakte zu den überregionalen Energie-Dachverbänden poliert, sondern vor allem die Beziehungen zu den Bürgermeistern und Stadtverordneten im EVO-Verbreitungsgebiet neu geknüpft.

Keller sagte: "Ich setzte auf ein harmonisches Miteinander." Der EVO gehe es nicht nur darum, ihren Absatzmarkt zu sichern, sondern auch gemeinsam mit den Kommunen der Region umweltfreundliche Konzepte zur Energieversorgung zu entwickeln.

Dazu rechnet Keller auch die Umrüstung PCB-haltiger Kühlsysteme in mehreren hundert Trafostationen. Weiter intensivieren will Keller die Verbraucher- und Energieberatung, betriebsintern die Datenverarbeitung reformieren. Nur 60 Prozent der 160 000 EVO-Kunden zahlen ihre Stromrechnung im Bankeinzugsverfahren. "Wir wollen, daß es mindestens 75 Prozent werden", sagt Keller. Im vergangenen Jahr verkaufte die EVO für 330 Millionen Mark Strom.

Für Keller ist dennoch ärgerlich, daß eine ganze Menge Kleinkunden wie Gewerbetreibende und Gastwirte ihre Stromrechnung nicht bezahlen. Diese Außenstände in Höhe von 800 000 Mark sollen jetzt mit härteren Bandagen eingetrieben werden. lz

Lebenshilfe - niemals am Ziel Broschüre zum Jubiläum dokumentiert Hilfen für Behinderte

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Wir sind niemals am Ziel - wir sind immer auf dem Weg" - unter diesem Motto hat sich die Lebenshilfe im Main-Taunus-Kreis viel vorgenommen in ihrem Jubiläumsjahr: Seit 25 Jahren kümmert sich der Verein um behinderte Kinder. Um ihre Arbeit der Öffentlichkeit vorzustellen, läßt die Lebenshilfe in einer Broschüre das erste Vierteljahrundert ihres Wirkens Revue passieren.

1977 taten sich die Eltern von behinderten Kindern zusammen. "Wir wollten nicht nur in Selbsthilfe etwas tun, wir wollten Hilfe von Fachleuten, wollte einen richtigen Kindergarten, eine richtige Schule", schildert Initiatorin Marie Luise Trappen die Anfänge. Am 28. Oktober 1967 wurde die Lebenshilfe ins Vereinsregister eingetragen, zählte 32 Mitglieder. Die Zahl hat sich inzwischen vervielfacht. 500 Männer und Frauen gehören dem Verein an, haben den steinigen Weg bis ins Jubiläumsjahr zurückgelegt.

Auf dieser Strecke ist einiges bewirkt worden. Bereits ein Jahr nach Gründung der Lebenshilfe wurde im September 1968 die Schule für praktisch Bildbare in Hofheim eröffnet. Sein erstes Büro bezog der Verein 1972 im DRK-Haus in Kelkheim, inzwischen ist der Sitz in Hochheim. In der Geschäftsstelle, Altkönigstraße 12, Tel. 0 61 46 / 30 34, kann die Broschüre bestellt werden. kkü

Fahrt der Landjugend führt nach Thüringen

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Herbstfahrt der Landjugend des Main- Kinzig-Kreises führt am Sonntag, 25. Oktober, nach Kölleda in Thüringen. Wie der Vorsitzende der Vereinigung, Gerald Helfrich, weiter mitteilt, ist dort die Besichtigung der örtlichen Agrargenossenschaft vorgesehen.

Nach dem Mittagessen ist eine Besichtigung der Stadt Erfurt geplant. Daran schließt sich dann ein gemeinsames Abendessen an.

Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Dr. Hermann Michel, weist darauf hin, daß noch einige Plätze frei sind. An der Fahrt könnten auch ältere Interessenten teilnehmen.

Anmeldungen nimmt die Geschäftstelle des Kreisbauernverbandes in Wächtersbach unter der Telefonnummer 0 60 53 / 30 75 entgegen. hok

Der Kämmerer schickt seine Aufpasser in alle Stadtämter Knapp 90 "Haushaltsbeauftragte" sollen Alarm schlagen, bevor gegen "Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit" verstoßen wird

Die schlechte Finanzlage der Stadt provoziert ungewöhnliche Aktionen: Am Freitag beriet der rot-grüne Magistrat über die Ernennung von "Haushaltsbeauftragten" für sämtliche knapp 90 Ämter und Referate der Kommune. Die Männer und Frauen sollen bei der Stadtkämmerei Alarm schlagen, wenn nur "erkennbar wird" (Vorlage-Text), daß in der Verwaltung gegen "Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit" verstoßen wird. "Abweichungen" vom Haushaltsplan haben die Beauftragten unverzüglich dem Kämmerer zu melden. Die Kontrolleure müssen über alle "Verhandlungen und Besprechungen" in der 27 000 Köpfe starken Verwaltung informiert werden, die in der Folge Geld kosten können.

Kommentar von Kämmerer Martin Grüber (SPD): "Wir wollen das Haushalts-Geschehen etwas transparenter machen." Die CDU-Opposition sah nicht weniger als eine "Teil-Entmachtung der anderen Magistratsmitglieder" (Fraktionschef Horst Hemzal), mit der "die ganze Dramatik der Finanz-Situation" deutlich werde. Grüber wies weit von sich, seine Magistrats-Kollegen deckeln zu wollen: "Es geht nur darum, daß der Rat des Kämmerers rechtzeitig eingeholt wird."

Tatsächlich gibt es zwischen Grüber und anderen Dezernenten seit geraumer Zeit scharfe Auseinandersetzungen um das schwindende Geld im Stadtsäckel. Wieviel Millionen Mark im Jahr die Frankfurter Steuerzahler begleichen müssen, weil Mehrkosten von Stadträten nicht rechtzeitig erkannt oder zugegeben wurden, wollte im Römer niemand schätzen. Daß die "Haushaltsbeauftragten" im Magistrat zunächst auf zähe Abwehr stießen, könnte eine Zeitspanne verraten: Schon seit April ist Grübers Vorlage im Geschäftsgang - am kommenden Freitag soll der Beschluß gefaßt werden.

Seit Frühjahr erlebte das brisante Papier mehrere Fassungen - immer ging es um die Frage, welche Kompetenzen die "Haushaltsbeauftragten" haben werden. So sollen sie auch darauf achten, daß die Einnahmen der Stadt "rechtzeitig und vollständig" kassiert werden. Wenn einer der Kontrolleure künftig Bedenken gegen eine Ausgabe oder ein Projekt anmeldet, so bedarf es einer ausdrücklichen "Weisung" des jeweiligen Dezernenten, um sich darüber hinwegzusetzen. Kann die Entscheidung des Stadtrates "nicht ohne Nachteil für die Stadt abgewartet werden", so darf nur der zuständige Amtsleiter schriftlich Weisung erteilen.

Der Zweck dieser Vorschriften ist eindeutig: Künftig soll die politische und persönliche Verantwortung der einzelnen Stadträte und Behördenchefs für teure Mehrkosten deutlich werden. Zu oft haben die Politiker in der Vergangenheit beteuert, die Vorgeschichte eines teuren Fehlers lasse sich nicht nachverfolgen.

Daß der Magistrat allen Anlaß hat, die "Haushaltsbeauftragten" zu ernennen, weiß man auch in der Landeshauptstadt Wiesbaden: Die Fachleute des hessischen Innenministers Herbert Günther (SPD) denken gerade darüber nach, ob sie den von Grüber eingereichten Nachtragshaushalt 1992 genehmigen sollen. Wilhelm Jordan, Leiter der Abteilung Kommunale Finanzen im Ministerium, bestätigte am Freitag erstmals offiziell, daß der Kämmerer Anfang 1992 nach Wiesbaden reisen mußte, um die Erlaubnis für den Doppelhaushalt 1992/93 einzuholen. Es sei bei dem Gespräch im Ministerium damals darum gegangen, "einige Probleme auszuräumen und Dinge klarzustellen". Nach der Unterredung beließ es der Innenminister noch einmal bei "Anmerkungen" zum städtischen Etat, formelle Auflagen gab es nicht. jg

Großer Erfolg dank kleiner Schilder Die Unfallkommission war erfolgreich: 86 Prozent weniger Zusammenstöße

HÖCHST. Einige rote Dreiecke "Vorfahrt beachten" hat der Höchster Bauhof im vergangenen Jahr gebraucht. Und viel weiße Farbe: Haltelinien wurden an Rechts-vor Links-Kreuzungen aufgepinselt und Richtungspfeile geändert. Alles, um gefährliche Stellen zu entschärfen: Unfallschwerpunkte, wie sie im Fachjargon heißen.

48 solcher Stellen hat die "Kommission zur Erfassung und Beseitigung von Unfallschwerpunkten (KEBU)" im gesamten Frankfurter Stadtgebiet aufgelistet, elf davon in Höchst. Hier führt Kunibert Gottschalk für die KEBU Buch: "Wenn zum Beispiel dreimal hintereinander an einer Kreuzung bei Dunkelheit und Nässe ein Unfall passiert, melde ich es der Schutzpolizei." Bei ihr laufen die Schadensmeldungen aus allen Stadtteilen zusammen.

Das sind nicht nur "typengleiche Unfälle" - das heißt gleiche Witterung oder Tageszeit - wie sie Gottschalk erwähnte. Die Verkehrsunfälle mit unterschiedlichen Umständen melden die Außenstellen aber erst, wenn es mindestens zwölfmal innerhalb eines Jahres gekracht hat. Es sei denn, Menschen wurden verletzt oder getötet: Dann reichen drei typengleiche Unfälle innerhalb von drei Jahren, damit aus einer Kreuzung oder einem Kurvenbereich ein Unfallschwerpunkt wird. Die Statistik ist keine bloße Erbsenzählerei. Wenn Gottschalk einen Unfallschwerpunkt an die KEBU meldet, macht er auch gleich einen Gegenvorschlag, wie die Stelle entschärft werden könnte. Die Schutzpolizei prüft die Eingaben und gibt sie dann unmittelbar an den Magistrat weiter. Der entscheidet, was getan wird.

"Wenn nur eine Abbiegespur - wie an der Ecke Kasino / Bolongaro oder Ludwig-Scriba / Bolongarostraße wegfällt - geht es meistens ganz schnell", weiß Gottschalk aus Erfahrung. Schwieriger, weil teurer wird es, wenn die Verkehrsplaner die Ampelanlagen neu schalten müssen, wie auf der Kreuzung Königsteiner / Gebeschuß- / Hospitalstraße. Oder wenn die Fahrbahn eingeengt wird, wie in der Antoniterstraße.

Allerdings haben auch die kleinen Änderungen viel Erfolg: "Wir hatten 1990 genau 14 Unfälle auf der Gotenstraße", sagt Gottschalk. Im Bericht aus dem Jahr 91/92 ist die Gotenstraße gar nicht mehr erwähnt: dank Hinweisen auf Tempo 30. Auch beim Einbiegen in die Bolongarostraße gibt es keine "seitlichen Berührungsunfälle" mehr, seit die Autos von der Kasinostraße nur noch von einer Spur abbiegen dürfen.

Ein 100prozentiger Erfolg wie hier ist selten. Insgesamt sind die Unfälle an den Schwerpunkten aber um 86 Prozent zurückgegangen, nachdem der Bauhof neue Schilder aufgestellt oder Hinweise auf die Straße gepinselt hat. clk

"Sich stets für Freiheit und Gleichheit eingesetzt" Trauer um Willy Brandt auch in Frankfurt Von unserem Redaktionsmitglied Claus Gellersen "Wir alle haben Willy Brandt geliebt." Heidemarie Wieczorek-Zeul, die Vorsitzende der südhessischen SPD, brachte am Freitag die Trauer zum Ausdruck, die auch die Sozialdemokraten in Frankfurt nach dem Tod des früheren Bundeskanzlers und Parteivorsitzenden empfinden. Obwohl die Nachricht vom Tod des schwerkranken Politikers nicht unerwartet kam, reagierten viele Menschen bestürzt. Sieghard Pawlik, der Frankfurter SPD- Vorsitzende, würdigte Brandt als Politiker, der sich ein Leben lang für die Verwirklichung der Grundwerte Freiheit, Gleichheit und Solidarität eingesetzt habe. Am heutigen Samstag von neun bis 14 Uhr und in der kommenden Woche jeweils von neun bis 19 Uhr wird im Parteihaus an der Fischerfeldstraße ein Kondolenzbuch ausliegen. "Willy Brandt hat unsere Partei viele Jahre lang mit seinen Ideen geprägt", sagte Pawlik, der den politischen Weg des Verstorbenen noch einmal nachzeichnete. Heidemarie Wiczorek-Zeul erinnerte vor allem an den Kniefall des damaligen Kanzlers im Warschauer Getto, "den wir immer vor Augen haben werden". Brandt habe die Sozialdemokratie Ende der 60er Jahre der aufbegehrenden Generation geöffnet.

In Frankfurt ist Willy Brandt oft als Wahlkämpfer aufgetreten. Zuletzt im Januar des vergangenen Jahres zur hessischen Landtagswahl. Wenige Stunden nach der Erklärung des Golf-Krieges trug er unter dem Beifall der Zuschauer in der Festhalle seinen beschwörenden Friedensappell vor, bat Saddam Hussein, die irakischen Truppen aus Kuwait abzuziehen und forderte Präsident George Bush auf, keinen Einsatzbefehl für die US-Einheiten am Golf zu geben. Doris Michel- Himstedt, der Geschäftsführerin der Frankfurter SPD, steht die Szene noch vor dem geistigen Auge: Während Brandt in der Festhalle seinen vergeblichen Appell formulierte - er wurde wenig später über die Nachrichtenagenturen verbreitet - zogen draußen die Frankfurter Demonstranten gegen den Golf-Krieg vorbei. Ein symbolisches Bild für den großen Mahner.

So wie Brandt Anfang des vergangenen Jahres den heutigen Ministerpräsidenten Hans Eichel unterstützte, hat er vor Wahlentscheidungen häufig auch Frankfurter Sozialdemokraten unterstützt. Die Genossen erinnern sich an Auftritte beim Wäldchestag nach Pfingsten, wo der Kanzler vom Podium unter den Bäumen sprach.

"Was aus Frankfurt wird, hat rasch bundespolitische Bedeutung" und "Eure Stadt ist mehr als eine Messe wert" hatte der Altbundeskanzler unter dem stolzen Jubel der SPD-Delegierten im Herbst 1989 im Volksbildungsheim in den Saal gerufen. Die Frankfurter SPD hatte gerade Volker Hauff als OB-Kandidat auf den Schild gehoben. Arm in Arm mit dem jugendlich wirkenden Hoffnungsträger sprach der große alte Mann der SPD den Frankfurter Genossen Mut zu.

Es gibt eine andere, negative Beziehung Willy Brandts zu Frankfurt: Der "Kanzleramtsspion" Günter Guillaume erwarb sich in der Frankfurter SPD, wo er es erst mit großem Fleiß und berechnender Anpassung zum Geschäftsführer der Rathausfraktion gebracht hatte, das Vertrauen einflußreicher Sozialdemokraten, die ihn später für seine Aufgabe in Bonn empfahlen.

"Wir trauern um Willy Brandt", wird schlicht auf den Plakaten stehen, die die Frankfurter SPD gestern in Druckauftrag gegeben hat.

(Siehe auch Seite 18: "Eine Identifikationsfigur")

Schuldenerlaß gefordert

BONN, 9. Oktober (KNA). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat einen Schuldenerlaß für die Länder Lateinamerikas gefordert. Eine solche Lösung der Schuldenkrise wäre kein "reines Geschenk der Barmherzigkeit", da auch die Kreditgeber durch "leichtfertige Kreditvergabe, zum Teil sogar an undemokratische Militärregierungen, schwerwiegende Fehler" gemacht hätten, heißt es in einer am Freitag in Bonn veröffentlichten Erklärung der ZdK-Präsidentin Rita Waschbüsch. Es fehle aber entschlossenes politisches Handeln. Frau Waschbüsch, die sich anläßlich des 500. Jahrestages der "europäischen Entdekkung Amerikas" am kommenden Montag äußerte, plädiert zugleich dafür, die Kirche müsse ihre Einheit zunehmend als "eine Einheit in der Vielfalt unterschiedlicher Kulturen" verstehen.

Chancen für Tschernobyl-Kinder Frankfurter Hilfe zur Selbsthilfe hat sich bewährt

Die Kinder aus Tschernobyl können wieder hoffen. Mehr als sechs Jahre nach der Atom-Katastrophe in der Ukraine haben strahlengeschädigte Kinder durch Hilfe aus dem Westen nun wieder bessere Überlebenschancen. Inzwischen könnten die Ärzte im Kinderkrebszentrum der weißrussischen Hauptstadt Minsk bis zu 85 Prozent der krebskranken Jungen und Mädchen heilen. Noch vor wenigen Jahren lagen die Chancen gerade bei fünf Prozent, sagte der Frankfurter Oberarzt Valentin Gerein vom Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl" am Freitag.

Die ersten Erfolge bei den mehr als 400 Patienten der Kinderklinik zeigten, daß es richtig gewesen sei, "Hilfe zur Selbsthilfe" zu leisten, betonte der Arzt der Uni- Kinderklinik. Der Verein war entscheidend daran beteiligt, das Kinderkrebszentrum in Minsk aufzubauen und durch Geld, Materialien und praktische Ratschläge die Arbeit zu unterstützen. "In ein, zwei Jahren kommen die Ärzte in Minsk aus eigener Kraft weiter", sagte Gerein.

In der weißrussischen Stadt arbeitet ein Team von 18 Medizinern, die sich in Frankfurt weiterbilden konnten.

Den Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl" hatten Frankfurter vor zwei Jahren gegründet, um den strahlengeschädigten Kindern in Weißrußland und der Ukraine besser helfen zu können. Damals waren gerade Viktor und Valentina, die ersten krebskranken Kinder aus Minsk, zur Behandlung nach Frankfurt gekommen.

Zunächst bemühten sich die Frankfurter Mediziner um Soforthilfe, auf längere Sicht wollten sie helfen, in Minsk ein Krebszentrum aufzubauen. Das Projekt ist inzwischen gut vorangekommen. Mit 20 Betten in einem abbruchreifen Haus hatten die Kollegen in Weißrußland angefangen. Jetzt haben sie schon hundert Betten und konnten mittlerweile mehr als 400 Patienten versorgen.

Minsk sei inzwischen zum Modell für die GUS-Staaten geworden, so Gerein. Kollegen aus den anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion informierten sich in der Klinik, und nach dem Vorbild Minsk seien zwölf weitere Krebszentren im Aufbau.

Die Starthilfe für das Projekt hatte der Frankfurter Verein mit mehr als 1,5 Millionen Mark Spendengeldern gegeben. Aber es seien noch erhebliche Summen erforderlich, um ein geplantes Krebszentrum für 32 Millionen Mark zu bauen.

Gerein betonte, es sei richtig gewesen, vor Ort zu helfen. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern des Westens seien begrenzt, und hier sei eine umfassende Hilfe für die Kinder aus Tschernobyl gar nicht zu bezahlen. So habe er bei seinem Besuch in den letzten Tagen zehn Kinder aus dem 40 Kilometer von Tschernobyl entfernten Slawutitsch untersucht.

In Deutschland würde die Behandlung für jedes der Kinder bis 150 000 Mark kosten, in Minsk hätten sie für ein Zehntel des Betrags gute Überlebenschancen. Nur eines der zehn Kinder sei wegen einer komplizierten Infektion nach Deutschland zu überweisen, den anderen könnten Ärzte in Weißrußland helfen.

Spenden für den Verein "Hilfe für Kinder aus Tschernobyl" an die Frankfurter Sparkasse (Bankleitzahl 500 502 01) Kontonummer 297 666. luf

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Frauentreff: neues Programm, Aufstieg zur Institution, Rückgang bei den Besucherinnen. Seite III OBERURSEL. Vor 100 Jahren wurde die Motorenfabrik gegründet - ein Rückblick in die Firmengeschichte. Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Rund um die Flüchtlingsunterkünfte helfen Bürger den bedrohten Ausländern.

"Glasgow alive" - lebendiges Glasgow. Mit diesem touristischen schlachtruf-ähnlichem Slogan wirbt zur Zeit die schottische Kulturmetropole mit ihrem Selbstverständnis um internationale Beachtung auch im künftigen Vereinigten Europa. Glasgows Stadtväter und Werbemnager jedenfalls glauben, nachdrücklich der Welt in Erinnerung rufen zu sollen, 1990 den Status "Kulturhauptstadt Europas" zugesprochen bekommen zu haben. Denn die Glasgower sind stolz auf diese Reputation, die sie vor zwei Jahren zugesprochen bekamen. Schließlich, so meinen sie, sucht man in der Welt vergeblich eine Stadt, die sich mit Verve aus einem fast verkommenen Industriestandort am Clyde-Fluß zu einem properen Gemeinwesen gemausert hat.

Glasgows Vita ist von faszinierender Wandlungsfähigkeit. Daniel Defoe beschrieb noch zu seiner Zeit die im Mittelalter gegründete Stadt mit ihrer einigartigen und prägenden viktorianischen Architektur als die "sauberste und schönste in Großbritannien - außer London". Solcher Ruhm indessen verblaßte zusehends in der postindustriellen Aera, nachdem die Glasgower mit ihrem Schiffsbau, der metallverarbeitenden Industrie und nicht zuletzt dank James Watt mit seiner weltweiten Dampfmaschinen- Revolution zu wirtschaftlihem Wohlstand gelangte. Watt sinniert heute, überlebensgroß in Stein gehauen, auf dem schön gestalteten Princess Square über den Wandel Glasgower Zeiten. Ein Zeitgeist schrieb damals mit dem den Schotten zueigenem Selbstbewußtsein, ohne Glasgow wäre Schottland ein "unbedeutendes rückständiges Agrarland am Rande Europas" geblieben. Jedenfalls gestaltete sich das Gesicht der Stadt durch die Prosperität des 19. Jahrhunderts, innerhalb der man nicht die Brennereien des vorzüglichen Malt-Whiskys unerwähnt lassen sollte. Im Gefolge solchen wirtschaftlichen Booms entstanden gründerzeitliche Prachtbauten des Großbürgertums ebenso wie häßliche Industriebauten und öde Arbeitersiedlungen mit riesigen unverputzten Steinquadern am Stadtrand, "Gorbals" genannt.

Glasgow verkam nach dem Zweiten Weltkrieg: geschlossene Werften und rapide wachsende Arbeitslosenzahlen. Arbeiterviertel gerieten zu Slums, Hunderttausende ohne Zukunftsperspektive verließen die Stadt. Von einstmals über einer Million Einwohnern blieben 700 000 übrig.

Eine Art Glasgower Wirtschaftswunder begann am Anfang der fünfziger Jahre mit dem Anschluß an die europäische Wirtschaftsentwicklung. Mit schottischer Beharrlichkeit begannen die bürger mit einem energischen "Hausputz", indem sie die rußigen Fassaden abschrubbten und die Produktion von Ruß aus Verbrennungsvorgängen kurzerhand verboten. Glasgows PR-Leute gestehen zwar unumwunden, Fremde empfänden die Stadt nicht als "Liebe auf den ersten Blick", denn zu sehr irritiere das Nebeneinander aus verschiedenen Stilepochen und Häuserblocks mit immer noch heruntergekommenen Hinterhöfen.

Der Fremde in der Stadt aber entwikkelt mit der Zeit einen Blick und Gespür für das Stadtbild mit großzügigen Grünanlagen, attraktiven Fußgängerzonen und sorgfältig gestalteten Plätzen mit Erholungswert. Der Flaneur findet zudem heute ganze Straßenzüge mit beeindrukkenden viktorianischen Häuserfassaden und von Hand gefertigten Dekorationen wie beispielsweise die Glasgow Cathedral aus dem 12. Jahrhundert. Oder die Bauten im Nouveau-Stil von Charles Rennie Mackintosh, einem von den Glasgowern ausnahmslos verehrter Baumeister und Designer - eine Art Glasgower Gropius. Der Meister (1868-1928) gilt heute noch als einer der führenden Vertreter des europäischen Jugendstils. Er beeinflußte maßgeblich die Entwicklung der modernen Architektur und auch Wohnkultur mit funktionalen, aber ausgesprochen ästhetischen Entwürfen für Gebäude mit dazugehörigem Interieur.

Die Glasgower haben an ihrer kulturellen Renaissance mit Penibilität und Power gearbeitet. In der Scottish Opera und im innovativen Cityzen Theatre gastieren international berühmte Ensembles, und im Sommer ziehen internationale Festivals wie das Mayfest oder Streetbiz Gäste aus dem Empire und Ausland an. Straßenkünstler, Clubs und Pups erfüllten den Slogan "Glasgow alive" in der Tat mit Leben.

Weltberühmt geworden ist Glasgow darüberhinaus als Zentrum für bildende Künste. Der Reisende findet eine erstaunliche Vielzahl verschiedenster Galerien, an der Spitze die wohl weltweit bekannteste Burrell-Kollektion, die Sir William Burrell, der seine ausßergewöhnlichen Exemplare als Reeder in aller Welt erstand, im Jahre 1944 der Stadt zum Geschenk machte. Die Ausstellungsstätte liegt im gepflegten 144 Hektar großen Pllok Country-Park. Die einzigartige Sammlung besteht aus über 8000 Ausstellungsstücken aus der Antike, der orientalischen Kunst, Gemälden berühmter Künstler, Möbel, Keramik und Buntglas.

Im Eastwood Butterfly Kingdom, einer tropischen Gartenanlage, fiegen Schmetterlinge aus allen Regionen der Welt, und ene seltsame Faszination geht von der Glasgow University aus im viktorianisch-gotischer Architektur. Fürs Shopping hat man die Wahl zwischen in typischen alten Warenhäusern und hypermodernen Centren wie das überdachte St. Enoch-Shopping und Entertainment-Center. Das Third Eye-Centre in der Sauchiehall Street gilt als wichtigstes Zentrum für die Kunst- und Kulturszene Glasgows mit ständigen Theater-, Musik-, Literatur- und Ausstellungsprogrammen.

Die Glasgower haben neben ihrem Fable für Kultur und Golf, wofür über 90 hervorragend angelegtre Plätze zur Verfügung stehen, sowie ihrer Fußballbegeisterung, gespalten in Celtic- und Ranger-Fans, auch ihre wirtschaftliche Weiterentwicklung im Kalkül. Wie man hört, sind die Japaner angesichts eines bevorstehenden Vereinten Europas am Glasgower Wirtschaftsraum und als Standpunkt für europäische Aktivitäten stark interessiert. Und prompt hat die Lufthansa reagiert, indem sie seit einigen Wochen die Linie Frankfurt-Glasgow direkt mit ihren Jets bedient, also ohne Zwischenstop wie bisher über London. amm

Kleine FR

Kondolenzbuch zum Tode Brandts HANAU. Anläßlich des Todes des ehemaligen Bundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers Willi Brandt liegt im Hanauer Rathaus am Marktplatz eine öffentliche Kondolenzliste aus. Bis zum Tag der Beisetzung besteht die Möglicheit, sich einzutragen. Bastelkurs für Kinder HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte lädt für Dienstag, 13. Oktober, bis Donnerstag, 15. Oktober, zu einem Bastelkurs für Kinder ab acht Jahren ein. Interessenten können täglich von 9.30 Uhr bis 11 UIhr in die Familienbildungsstätte im Bangert kommen. Anmeldungen unter der Telefonnummer 0 61 81 /2 23 12. Ball des Hanauer Handwerks MAIN-KINZIG-KREIS. Der traditionelle "Gold + Silber-Ball" des Hanauer Handwerks findet am Samstag, 7. November (Beginn: 20 Uhr), in der Hanauer Stadthalle statt.

Suchtgefahr und Prävention Infoabend der Kolpingfamilie

KELKHEIM. "Die Suchtgefahr beschränkt sich nicht auf harte Drogen, wie viele meinen. Sie besteht auch in ganz anderen Bereichen. Selbst Flipperspielen kann zur Sucht werden", sagt Helmut Oschwald von der Kelkheimer Kolpingfamilie. Nicht nur über Heroin und Haschisch, Alkohol- und Tablettensucht will der Verein deshalb bei einem Informationsabend zum Thema "Suchtgefährdung und Prävention in der Schule" am Dienstag, 27. Oktober, um 20 Uhr im Pfarrzentrum St. Franziskus in der Feldbergstraße informieren: Auch Magersucht, Freßsucht, übermäßiger Fernsehkonsum und "harmlose" Tabletten als chemische Problemlöser sollen zur Sprache kommen.

Eine Mitarbeiterin der Drogenberatung des staatlichen Frankfurter Schulamtes wird die Ursachen der Sucht beleuchten und erläutern, wie Eltern und Lehrer dagegen angehen können. Oft seien es familiäre Probleme, die manche Kinder anfälliger gegen Sucht machten als andere, meint Oschwald. Es gehe deshalb nicht nur darum, über die Wirkung der Rauschmittel Bescheid zu wissen: Die Vorbildfunktion der Eltern sei ebenso wichtig wie der Wunsch der Kinder, sich während der Pubertät zu lösen.

Ein Elternabend in der Schule in den Sindlinger Wiesen habe gezeigt, daß viele Eltern mehr über das Thema Sucht wissen möchten: "Nun wollen wir eine breitere Öffentlichkeit erreichen". Niemand solle ausgegrenzt werden, gerade auch Kinder und Jugendliche seien angesprochen. Auch kleinere Kinder können mit den Eltern mitkommen: "Wer keinen Babysitter für sein Sechsjähriges findet, muß nicht zu Hause bleiben." bhe

Klarer Punktsieg für VEW Dortmunder Stromversorgung künftig unter Holding-Dach

uh DORTMUND. Im Dortmunder Strompoker liegen die Karten auf dem Tisch. Nach langem Hickhack hat der Rat der Stadt auf Antrag von SPD und CDU beschlossen, von 1995 an die Konzession für die Stromversorgung an zwei Unternehmen zu vergeben - an die kommunalen Stadtwerke DSW und die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW), die bislang allein die Steckdosen beliefern. Damit orientierte sich der Rat im wesentlichen an dem von den VEW favorisierten Holding-Modell (FR vom 23. Juni). Beide Unternehmen finden sich in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammen, an der die DSW mit 55,5 und die VEW mit 44,5 Prozent beteiligt sein werden. Gas, Wasser, Fernwärme und Strom sind somit unter einem Dach. Die Hochspannungs-(110 kV-)Anlagen wird der Stromriese jedoch behalten. Die defizitären Verkehrsbetriebe dagegen, die als Holding der gemeinsamen Versorgungsfirma vorgesehen sind, bleiben Eigentum der Stadtwerke. Deren Verluste muß weiterhin die öffentliche Hand tragen.

CDU-Fraktionschef Hans-Georg Hovermann fand in der Magistratsitzung lobende Worte für das Konzept. Sogar Oberstadtdirektor Hans-Gerhard Koch, der empfohlen hatte, die Konzession an die DSW zu vergeben, erhielt seine Streicheleinheiten: "Es ist durchaus nicht selbstverständlich, daß sich die Verwaltung solche Mühe macht", meinte Hovermann - auch wenn sie letztlich umsonst war.

Horst Zeidler, Vorsitzender der SPD-Mehrheitsfraktion, weiß gleich "sieben gute Gründe", die für eine Holding sprechen; insbesondere aber: "Sie ist allen anderen Modellen wirtschaftlich überlegen, und die Stadtwerke müssen ihr Geld nicht für den Kauf des Stromnetzes ausgeben." Außerdem sei die Überleitung der Beschäftigten in eine gemeinsame Gesellschaft wesentlich einfacher möglich, als wenn sich die Stadtwerke allein um die Versorgung kümmern müßten. Nicht zuletzt würden die "Kräfte gebunden" - soll heißen: Die gesamte Versorgung ist unter einem Dach.

Kurt Berlo vom Energiewende-Komitee meint allerdings: "Wenn die Stadtwerke die Konzession bekommen hätten, wäre auch alles in einer, und zwar in der öffentlichen Hand." So aber sei die Möglichkeit einer ökologisch orientierten Energieversorgung endgültig verspielt: "Die von den Stadtwerken geplanten Blockheizkraftwerke werden nach diesem Beschluß keine Chance haben." Auch mit einer Reduzierung der Nachtspeicherheizungen sei nun nicht mehr zu rechnen. "Hoffentlich nehmen sich andere Städte an dieser Entscheidung kein Beispiel." Sebastian Müller, Professor für Raumplanung und Fraktionsmitglied der Grünen, warf SPD und CDU vor, vom Energiekonzern gekauft worden zu sein. Die VEW hatten für den Fall einer "einvernehmlichen Lösung" Geld für kommunale Investitionen versprochen.

Neue Schilder für die B 3 Lkw-Nachtfahrverbot: Polizei kann wieder kontrollieren

KASSEL/HOMBERG. Mit Begeisterung wurde das Nachtfahrverbot für Brummis auf der B 3, das am 1. Juli in Kraft trat, von den Anwohnern aufgenommen: In den Dörfern zwischen Borken (Schwalm-Eder-Kreis) und Cölbe (Kreis Marburg-Biedenkopf) dürfen Lastwagen seither zwischen 20 Uhr und 6 Uhr morgens nicht mehr durchbrausen. Die lange ersehnte nächtliche Ruhe kehrte ein - bis die Polizei vor wenigen Wochen ihre Kontrollen einstellte. Die Beschilderung war unvollständig: Der Hinweis, das Be- und Entlader im Schwalm-Eder-Kreis und im Kreis Marburg-Biedenkopf vom Verbot ausgenommen sind, fehlte. Das gab Ärger - und Rechtsunsicherheiten.

Die Angelegenheit soll in der nächsten Woche durch neue Schilder in Ordnung gebracht werden, versichert Stefan Steinmetz, Verkehrsdezernent beim Regierungspräsidium Kassel. Die Anwohner sind wieder beruhigt. Sie hatten schon befürchtet, daß es wieder so werden würde wie vor dem Nachtfahrverbot. Damals donnerten, wie eine Kerstenhäuser Bürgerinitiative zählte, Nacht für Nacht rund fünfhundert Brummis über die B 3.

Bereits in der ersten Woche nach dem Nachtfahrverbot registrierte die Initiative nur noch etwa 50 Lastwagen. Der jahrelange Bürgerprotest hatte sich ausgezahlt, die nächtliche Ruhe schien gerettet. Gesichert wurde sie durch ständige Kontrollen der Homberger Polizei, die jene Chauffeure zurückschickte, die entweder keine Ausnahmegenehmigung vorweisen konnten, oder nicht aus der Region (Brummis mit Homberger oder Marburger Kennzeichen) stammten.

Dann mußte die Polizei vor wenigen Wochen ihre Überprüfungen einstellen: Weil der besagte Hinweis auf die Ausnahmen fehlte, hatten sich fremde Lastwagenchauffeure beschwert. Mit Blick auf die Tatsache, daß die einheimischen Kollegen fahren durften, monierten sie eine Ungleichbehandlung. Das führte nicht nur zu rechtlichen Unsicherheiten, sondern auch zu handfesten Problemen: Verkehrssünder konnten zwar ermittelt, aber wegen der fehlerhaften Beschilderung nicht belangt werden.

Das, so argwöhnt Norbert Heller, Vorsitzender der Kerstenhäuser Bürgerinitiative, habe sich schnell herumgesprochen. Über Funk, so glaubt er, hätten sich die Trucker untereinander verständigt. Jüngst stellten sich Anwohner deshalb noch einmal nachts an die Straße und zählten. Immerhin seien da schon wieder "mehr als 120 Brummis registriert worden", sagt Heller. Damit sich die Zahl nicht noch weiter erhöht, forderte die Bürgerinitiative neue Schilder - und auch wieder Kontrollen.

Verkehrsdezernent Steinmetz kann den Unmut unter den Bürgern verstehen. Er erklärt die "Panne" mit einem Mißverständnis zwischen den beteiligten Behörden: dem Regierungspräsidium und dem hessischen Straßenbauamt. Daß die Schilder erst in der kommenden Woche nachgebessert werden, das habe, so Steinmetz, daran gelegen, daß die Firmen nicht so schnell liefern konnten.

In wenigen Tagen, nach rund drei Wochen ohne Überwachung, müssen Lkw-Fahrer dann wieder damit rechnen, von uniformierten Ordnungshütern angehalten zu werden: "Die Kontrollen sind bereits im Dienstplan eingetragen". rvk

Heimel kam am besten an Flörsheimer Ideenwettbewerb

FLÖRSHEIM. Die Jury hat getagt, der Sieger steht fest: Hans Georg Heimel, Frankfurter Architekt, gewann den Wettbewerb für das neue Gesicht der Flörsheimer Innenstadt. 28 Planer hatten ihren Ideen eingericht, wollten dem Zentrum der Stadt mehr Flair geben. Noch ist der Blick auf die Entwürfe allerdings versperrt: Sie sollen am 26. Oktober den Bürgern vorgestellt werden.

Die Innenstadt in ein neues Gewand zu stecken, sie zum Zentrum zu machen, dazu hat die Stadt in den vergangenen Jahren Grundstücke zwischen Bahnhof- und Erzbergerstraße gekauft. Zusammen mit dem Rathausareal verfügt die Kommune über 8000 Quadratmeter Grund. Nach dem Willen von Magistrat und Parlament soll dort die Verwaltung unter einem Dach angesiedelt werden. Aber auch für Wohnungen, Praxen, Geschäfte und ein Hotel soll Platz sein. Um möglichst viele Ideen zu sammeln, lobten die Stadtverordneten einen Wettbewerb aus, der in Hessen und in der Region Mainz ausgeschrieben wurde. Ingesamt 28 Architekten gaben ihre Entwürfe ab.

Dem Preisgericht unter Vorsitz von Professor Klaus Borchard (Bonn) gefiel die Idee des Frankfurter Architekten Hans Georg Heimel am besten. Die Wahl der Jury will Borchard nun begründen: Am Montag, 26. Oktober, 20 Uhr, stellt er zusammen mit Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) die Entwürfe aller Teilnehmer in der Stadthalle vor. kkü

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 9. Oktober (FR). In der Nordhälfte heiter bis wolkig und trocken, im Süden überwiegend starke Bewölkung oder neblig- trüb, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 8 und 12 Grad, die Tiefstwerte in der Nacht zwischen 2 und 6 Grad. Aussichten: kühler. (Siehe auch Lokalteil)

Jugendliche können ihre eigene Duftnote mischen

RODGAU. Parfüm selbstgebraut: Mitarbeiter des Dudenhöfer Jugendhauses zeigen, wie das geht, am Dienstag, 13. Oktober, von 18 bis 20 Uhr in der Freiherr-vom-Stein-Straße 8. Parallel findet ein Kreativabend statt; beide Angebote richten sich an Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. Nur für Mädchen gibt es jeden Freitag von 14 bis 18 Uhr einen Treff im Jugendhaus. Außerdem ist für den 16. und 17. Oktober ein Mädchenwochenende geplant (Anmeldung unter Telefon 0 61 06 / 2 44 11). fuh

&blt; The Neville Brothers

Noch wenige Karten gibt es für das Gastspiel der Neville Brothers am Sonntag um 21 Uhr, in der Alten Oper. Im Mittelpunkt des Abends stehen die Songs des neuen Albums. Als Vorgruppe sind Amy Ray und Emily Saliers "Indigo Girls" zu hören. &blt; Matinée zur Kunst in Genua Am Sonntag um 11 Uhr findet im Schirn-Café ein "Frühschoppen" zur derzeit laufenden Ausstellung "Kunst in der Republik Genua 1528-1815" statt. Die Veranstaltung soll Gelegenheit zur zwanglosen Diskussion über das Thema "Genuesische Kunst im Vergleich" bieten. &blt; Orgelzyklus Edgar Krapps Der Organist Edgar Krapp spielt am Sonntag , um 18 Uhr, im Rahmen seines Bachzyklus in der Justinuskirche Höchst. &blt; Gemälde aus Dresden "Die Wiesbadener Sammlung: Aus Dresden zurückgeführte Gemälde" ist der Titel einer Ausstellung, die vom 11. Oktober bis zum 7. Februar im Museum Wiesbaden gezeigt wird. Die Schau kann dienstags von 10 bis 20 Uhr sowie mittwochs bis sonntags von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. &blt; Videos von Joe Jones Im Rahmen des Fluxus-Jubiläums präsentiert das Blue Box-Videoforum am Sonntag, um 20.30 Uhr, Videos von Joe Jones im Wiesbadener Archivkino Caligari, Marktplatz 9. Jones ist bekannt durch seine ungewöhnlichen Musikmaschinen, die derzeit im ehemaligen "Wienerwald", Wilhelmstraße 14 ausgestellt sind. &blt; Jazz aus der CSFR Die Jazzinitiative hat am Samstag um 20.30 Uhr den Pianisten, Komponisten, Arrangeur und Bandleader Milan Svoboda aus Prag zu Gast. Mit von der Partie sind der tschechische Musiker Jiri Stivin sowie Michael Gera, Alexej Charvat, Jaromir Helesic. Der Eintritt in der "Alten Olmühle", Fahrgasse 5, kostet 20 Mark. &blt; Skulpturen von Michael Siebel Skulpturen des Frankfurter Bildhauers Michael Siebel werden bis zum 18. Oktober im Haus Dr. Reiss (Zum Quellenpark 8 in Bad Soden) ausgestellt. Öffnungszeiten: am Wochenende 11-17 Uhr sowie Montag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr. &blt; Amerikanisches Tanzensemble Als Deutsche Erstaufführung ist am Wochenende im Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) das Tanzensemble Donald Byre/The Group zu sehen. Sie zeigen im Theatersaal jeweils um 20 Uhr ihr aktuelles Programm "Drastic cuts". &blt; Spuren der Außerirdischen Der Autor Erich von Dänicken hält am Samstag um 19 Uhr einen Lichtbildervortrag "Die Spuren der Außerirdischen" im Hindemith Saal der Alten Oper. &blt; Film fällt aus Der Film "Dritte Kleinbürgerstraße", der am Samstagabend auf dem Programm im Frauenkulturhaus (Am Industriehof 7-9) stand, fällt aus. Stattdessen wird um 20 Uhr der Film "Die Romanze von Buch und Schwert" der Regisseurin Ann Hui gezeigt. &blt; Die Glasmenagerie Auf der Frankfurter Amateurbühne Bockenheimer Theaterkreis hat "Die Glasmenagerie" in einer Inszenierung von Herbert W. Ring Premiere. Die Vorstellungen sind am Samstag, Sonntag und Montag, jeweils um 20 Uhr im Titania (Basaltstraße 23). &blt; Sturm und Wurm Das Kinder- und Jugendtheater Speyer zeigt am Samstag um 15 Uhr für Kinder ab 3 Jahren "Herr Sturm und sein Wurm" im Gallustheater (Krifteler Straße 55) &blt; Gitarrenkonzert Gitarrenkompositionen des 20. Jahrhunderts stehen am Sonntag, 11. Oktober, 20 Uhr in der Stadthalle Langen (Südliche Ringstraße 80) auf dem Programm. In der Reihe "Forum Neue Musik" spielt der Gitarrist und Musikpädagoge Helmut Oesterreich. Der Eintritt kostet 8 Mark.

"Eine Identifikationsfigur" Viele erfuhren von Brandts Tod erst aus der Zeitung

An den Schaukästen des Rundschau- Hauses drängen sich die Menschen vor der ersten Seite. Willy Brandt ist tot. Manche erfahren es erst aus der Zeitung. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, als die ersten Agenturmeldungen in den Redaktionen eintrafen, waren viele schon zu Bett gegangen.

"Eine Gänsehaut" läuft der Werbetexterin Cornelia Buss bei der Zeitungslektüre über den Rücken. Zu Willy Brandts Kanzlerschaft, als sie "13 oder 14 Jahre alt" war, hatte sie gerade angefangen, sich "für Politik zu interessieren". Für sie sei der Sozialdemokrat aus Lübeck eine Identifikationsfigur gewesen. Das Zeichen einer Zeitenwende sieht Cornelia Buss in Brandts Tod freilich nicht. "Die Zeitenwende hat schon stattgefunden." Der Rentner Alfons Gutmann hatte schon in den 60er Jahren für Brandt gestimmt. Er vergißt dem Emigranten, dem Widerstandskämpfer und dem Friedensnobelpreisträger, nicht, "was er mit der Ostpolitik für das Ansehen Deutschlands in der Welt getan hat". Immer wieder kommen die Bürger auf dieses "Ansehen Deutschlands in der Welt" zu sprechen, um das sich Brandt so verdient gemacht habe, wie Gerhard Becker sagt.

Die Sekretärin Christel Ilka-Küttner glaubt sogar, die Geschichte werde den vaterlos aufgewachsenen Mann aus Lübeck dereinst über den Alten vom Rhein stellen. "Seine Aufgabe war schwieriger als die von Adenauer", meint sie, "es war leichter, sich mit dem Westen auszusöhnen als mit dem Osten - sein Tod ist ein Verlust für Deutschland".

Die Stationen von Brandts Kanzlerschaft sind den älteren Bürgern ein Begriff: Ostpolitik, Friedensnobelpreis, Kniefall von Warschau . . . Aber wie steht es um den Menschen Brandt? "Ausgeglichen, nicht impulsiv, überlegt", beschreibt ihn Alfons Guttmann. "Eigenwillig, temperamentvoll, ein sehr motivierender Politiker", nennt Christel Ilka-Küttner den, der so oft als distanziert beschrieben worden ist. "Das war ein Politiker", meint Gerhard Becker, "wo man noch ein bißchen Leidenschaft gespürt hat." Der habe Politik nicht als Job gesehen wie so viele heute. Der 24jährigen Frau in der schwarzen Nietenlederjacke fällt zu Willy Brandt vor allem die Stimme, "diese dunkle Stimme" ein. Sie interessiere sich nicht sehr für Politik, sagt sie, "aber besser als die heute war er schon".

Willy Brandt - eine Identifikationsfigur für die junge Republik. Aber war er auch eine Vaterfigur? Nein, eine Vaterfigur sei er nicht gewesen, meint die Werbetexterin Cornelia Buss. "Er war Willy Brandt." mku

4000 Schuß Munition im Wald vergessen

GRÜNDAU. Ein Pilzsucher machte im Wald bei Gettenbach einen reichen, wenn auch nicht eßbaren Fund: Auf seinem Weg durchs Unterholz entdeckte er 21 Munitionskästen mit insgesamt 4000 Schuß Gewehrmunition aus US-Beständen.

Die Militärpolizei nahm sich des brisanten Fundes an. Möglicherweise ist die NATO-Munition von US-Soldaten während einer Übung im Waldboden vergraben worden. Allerdings war nicht sicher in Erfahrung zu bringen, ob es sich bei dem Fund um Übungsmunition oder scharfe Patronen handelt. lex

Wir gratulieren

Frau Maria Schach, Falkensteiner Straße 9, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag am heutigen Samstag.

Herrn Oskar Klanert, Kolberger Straße 1-3, Friedrichsdorf, zum 90. Geburtstag am Sonntag.

Protest für Gorbatschow

PARIS, 9. Oktober (Reuter). Die französische Regierung hat sich in Moskau wegen der Behandlung des früheren sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow beschwert. Das Außenministerium in Paris teilte am Freitag mit, Präsident François Mitterrand und Außenminister Roland Dumas hätten Gorbatschow zudem eine aufmunternde Botschaft übermitteln lassen. Die russische Regierung hatte das Gebäude beschlagnahmt, in dem die Gorbatschow-Stiftung ein Forschungsinstitut unterhält. Ein Sprecher der Stiftung sagte, bei Verhandlungen mit den Behörden sei erreicht worden, daß die Stiftung 1000 Quadratmeter weiter nutzen könne.

Böse Sieben

Der siebente Gipfel hat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) kein Glück gebracht. Er wird, Ehrlichkeit der Betrachtung unterstellt, in der Rückschau einmal als Wegzeichen des Scheiterns gelten. Wie den in Bischkek versammelten höchsten Repräsentanten der GUS-Republiken, die derzeit aufgeboten werden können, immer neue Aufgaben zugeteilt wurden und dann alles in immer neue Kommissionen verschoben und auf immer neue Termine vertagt wurde, war lehrreich, aber nicht sehr amüsant.

Die Crux ist die Wirtschaft. Der russischen Zentralbank verweigert die Ukraine den währungspolitischen Gehorsam. Nicht wenige der anderen GUS-Partner täten dies auch gern, so sie nur die ökonomische Kraft dazu hätten. Wenn nämlich ein fremder Staat, und sei er noch so befreundet, die Geldpolitk vorschreibt und keine Kontrolle duldet, ist eigene Wirtschaftspolitik nicht mehr möglich. Das ist dann das Ende der frischgewonnenen Souveränität.

Auf Verzicht, auch nur auf taktische Rückzüge läßt sich indes auch Rußland nicht ein. Präsident Jelzin kann es nicht; seine Machtbasis ist fast schon so schmal wie die des weiland Gorbatschow, den er mit billiger (wenngleich nicht grundloser) Verfolgung überzieht. Er läßt russische Kriegsbeteiligung in Georgien zu - machtlos gegen die eigenen Scharfmacher? Er kann dem Übergang in eine "GUS der zwei Geschwindigkeiten" nicht wehren - kraftlos wie die eigenen Reformer? Daß der Bischkek-Gipfel zur bösen Sieben wurde, hängt gewiß damit zusammen. gro

Weitere Informationen zur Fehlbelegungsabgabe

Wegen des großen Interesses bei den Bürgern plant die Stadt weitere sieben öffentliche Informationsveranstaltungen zum Thema Fehlbelegungsabgabe für Sozialwohnungen. Das Amt für Wohnungswesen gab am Freitag bekannt, daß die städtischen Fachleute dabei folgende Stadtteile aufsuchen wollen: Praunheim, Sossenheim, Goldstein, Seckbach, Frankfurter Berg, Griesheim und Sindlingen. Konkrete Termine werden noch genannt.

Am Donnerstag hatte die Stadt eine erste Folge von sechs Veranstaltungen angekündigt. Inzwischen hat sich in einem Fall das Datum geändert: Die Berater kommen nicht am Donnerstag, 15. Oktober, sondern erst am Dienstag, 20. Oktober, nach Nied-Ost. Es bleibt bei Ort und Zeit der Veranstaltung im Haus Birminghamstraße 20 von 14 bis 18 Uhr. jg

Ladendieb schlug zu und konnte entkommen

LINSENGERICHT. Rabiat geworden ist ein ertappter Ladendieb in Altenhaßlau. Laut Polizei konnte er entkommen, nachdem er zwei Frauen, die ihn festhalten wollten, mit Schlägen auf Arme und Körper traktiert hatte.

Der Mann hatte in einem Lebensmittelmarkt drei Flaschen Whisky unbezahlt an der Kasse vorbeigeschleust, war dabei aber aufgefallen. Die Geschäftsführerin und eine Kollegin setzen ihm nach, mußten ihn aber nach kurzem Handgemenge laufen lassen. Die Tasche mit den drei Flaschen Schnaps blieb am Tatort. Für die beiden Frauen ging die Sache glimpflich aus. Laut Polizei hatten sie sich nicht in ärztliche Behandlung begeben müssen. lex

Im Blickpunkt: Traditionsklubs Konsequente Bestrafung tut not

Daß die Fußball-Bundesliga längst ein Wirtschafts-Unternehmen ist, gehört nicht zu den neuesten Erkenntnissen. Sicherlich steht der sportliche Erfolg im Blickpunkt, aber neben den gleichermaßen bekannten wie reizvollen Unwägbarkeiten bei der Jagd nach dem runden Leder hängt vieles nicht zuletzt davon ab, was vor jeder Saison als finanziell machbar eingeschätzt wird. Da können sich viele "arme Schlucker" noch so abstrampeln, ihre Perspektiven auf einen Platz an der Sonne werden stets bescheiden bleiben, weil sie einfach dazu nicht die Voraussetzungen haben. Andererseits ist es fast selbstverständlich, daß die etablierten und besser betuchten Klubs im Normalfall über einen längeren Zeitraum hinweg ihre Vormachtstellung halten können, sich höchstens dann selbst in tiefere Tabellengefilde befördern, wenn ihnen gravierende Management-Fehler unterlaufen.

Dieser Teufelskreis ist schwer zu durchbrechen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß gerade Traditionsklubs mit schweren Turbulenzen zu kämpfen haben, wenn es bei ihnen bergab geht. Je schwieriger die Situation, desto dünnhäutiger wird da oft reagiert. Die jüngsten Diskussionen in Sachen Trainer-Entlassung beim Hamburger SV und dem 1. FC Köln sind ein Beispiel dafür.

Traurige Fälle von ganz anderer Kategorie sind die in dieser Woche bekanntgewordenen Vorfälle beim 1. FC Nürnberg und nun auch bei Dynamo Dresden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den "Club" wegen Führung einer illegalen Kasse und hat handfestes Material vorliegen, weil ihr das "schwarze Buch" anonym zugestellt wurde. Seit kurzem sind außerdem fünf Dynamo-Präsidiums-Mitglieder wegen Betrugs, Unterschlagung, Untreue und Steuerhinterziehung angezeigt.

Sicherlich ging es den Nürnbergern und Dresdnern sportlich schon schlechter als augenblicklich, doch im Grunde genommen repräsentieren sie nur Mittelmaß, und es drängt sich der Verdacht auf, daß dieses Niveau dem eigenen Anspruch nicht genügt. Es könnte eine logische Konsequenz sein, durch mehr oder weniger elegante Machenschaften dem eigenen Glück nachzuhelfen. Allen voran beim "Club", der bei Spielerkäufen die ihm gemachten DFB-Auflagen nicht einhielt und durch versuchte Schiedsrichter-Bestechung auffiel, wäre das ja nicht so ungewöhnlich. Hier ist nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch der DFB gefordert. Dessen Satzungswerk läßt als härteste Maßnahme den Lizenz- Entzug zu - bei so vielen Verfehlungen innerhalb kürzester Zeit ein angemessenes Strafmaß. HARALD STENGER

Auch der Besitz von Kinderpornos soll strafbar sein Bundestag beriet über härtere Strafen und stärkere Kontrollen / "Markt für diese scheußlichen Produkte austrocknen" Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 9. Oktober. Der Mißbrauch von Kindern für pornographische Darstellungen soll durch härtere Strafen und stärkere Kontrollen der Behörden erheblich erschwert werden. Nach dem Gesetzentwurf der Bundesregierung, der am Freitag im Bundestag in erster Lesung beraten wurde, sind Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren für Herstellung und Vertrieb kinderpornographischer Produkte, in gewerbsmäßigen Fällen bis zu fünf Jahren vorgesehen. Anders als bisher kann künftig auch der Besitz von Kinderpornographie strafrechtlich verfolgt werden. Eine längere Verjährung, die derzeit ab Ende der Tat läuft und je nach Schwere des Vergehens fünf oder zehn Jahre beträgt, soll den Opfern ermöglichen, noch im Erwachsenenalter Anzeige zu erstatten.

Kinderpornographische Produkte müssen künftig in jedem Fall eingezogen werden, um deren weitere Verbreitung zu verhindern. Bei sexuellem Mißbrauch von Kindern, der regelmäßig mit der Herstellung von Pornographie einhergeht, können bereits jetzt Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren, bei Vergewaltigung bis zu 15 Jahren verhängt werden. Hersteller von Kinderpornographie werden als Anstifter genauso bestraft wie der Täter. Dieselben Strafen will die SPD auch für jene, die Kinderpornographie "nur" ansehen, weil sie mit ihrer Nachfrage überhaupt erst den Markt schaffen. Die Besitzer kinderpornographischer Produkte sollen nach dem Regierungsentwurf mit Geldstrafe oder höchstens einem Jahr Freiheitsentzug davonkommen.

In einem eigenen Gesetzentwurf verlangt die SPD ferner, die Verjährungsfristen erst ab dem 18. Lebensjahr des Opfers laufen zu lassen statt, wie es die Koalition in ihrem Entwurf vorsieht, ab dem 14. Lebensjahr.

Der Strafrechtler Jürgen Meyer (SPD) verlangte eine Erhöhung der Mindeststrafen, um "übermäßiger gerichtlicher Milde" einen Riegel vorzuschieben. Sofern es überhaupt zu einer Anzeige komme - von 20 Mißbrauchsfällen werde nur einer bekannt - blieben die Strafen meist im unteren Bereich. Nach Schätzungen des Bundeskriminalamtes werden bis zu 25 Prozent aller Mädchen in der Bundesrepublik sexuell mißbraucht. Zu 80 Prozent sind es die eigenen Väter oder andere nahe Familienangehörige, die sich sexuell an Kindern, zu Dreiviertel an Mädchen, vergehen.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte zu, eine weitere Verlängerung der Verjährungsfrist zu prüfen. Ziel aller Maßnahmen müsse sein, "den Markt für diese scheußlichen Produkte auszutrocknen". An die Bundesländer appellierte sie, einschlägige Anzeigen über Bildschirmtext zu unterbinden. Ferner verlangte sie längere Verjährungszeiten in den Landespressegesetzen und eine Verpflichtung des Zolls, pornographische Erzeugnisse den Strafverfolgungsbehörden weiterzuleiten. Mit weiteren gesetzlichen Verschärfungen solle außerdem verhindert werden, daß die Täter verstärkt ins Ausland ausweichen, um dort Kinder zu mißbrauchen.

Bundespostminister Christian Schwarz- Schilling (CDU) zog sich heftige Schelte der SPD-Abgeordneten Erika Simm zu, weil er nichts gegen eindeutige Btx-Anzeigen unter der Rubrik "Lolita-Kontakt" mit Schlagworten wie "Mona, ganz lieb! Konfektionsgröße 134" oder "Blonde Schmusepuppe ... zierlich, unbehaart" unternehme. Mit seiner Untätigkeit mache sich der Postminister mitschuldig, sagte Simm.

Ghanaer stürzte sich vor einen Zug

SCHLÜCHTERN. Nur 150 Meter vom Schlüchterner Bahnhof hat sich gestern morgen ein 34 Jahre alter Mann aus Ghana vor den Zug gestürzt. Nach Angaben der Polizei lassen Angaben aus dem Umfeld des Afrikaners einen Selbstmord vermuten. Der Asylbewerber war in Steinau untergebracht, hatte jedoch zuletzt mehrfach bei Bekannten in Schlüchtern übernachtet.

Laut Polizeibericht hatte der Bahnhofsvorsteher die Polizei um 4.41 Uhr verständigt. jan

FR-Interview mit dem verletzten Olympiasieger des RK Rüsselsheim, Torhüter Christopher Reitz Kurz war der Weg vom Glückskind zum Pechvogel Wassernotstand mitverantwortlich für Knieoperation / Kritik an Verband: "Vermarktung des Olympia-Goldes stümperhaft"

Der Weg vom Glückskind zum Pechvogel ist manchmal nicht weit. Dies mußte auch Hockey- Nationaltorwart Christopher Reitz (19, Bild) vom Rüsselsheimer RK erfahren. Als "Goldjunge" kam er stolz aus Barcelona zurück, wo er nach seiner kurzfristigen Nominierung sogar mit einem Einsatz aktiv eingriff und Anteil am Olympiasieg hatte. Dann sicherte er sich auch noch mit der Junioren-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel. Kaum zurückgekehrt, verletzte sich der junge Keeper jedoch im Punktspiel gegen Speyer. Eine Meniskus-Operation zwingt ihn nun zu einer längeren Pause, die FR-Mitarbeiterin Ina Schneider zu einem Interview mit Christopher Reitz nutzte.

FR: Ausgerechnet nach dem Olympiatriumph hat sich Christopher Reitz verletzt. Wie ist das passiert?

Reitz: "Es geschah vor etwa vier Wochen im Spiel gegen Speyer. Das Problem war die Wassernotstands-Verordnung. Unser Platz war nur oberflächlich naß. Ich blieb im Rasen hängen und verdrehte mir das Knie. In einer recht komplizierten Operation mußte ein Drittel des Meniskus entfernt werden. Das Knie war sehr dick und mußte dreimal punktiert werden. Mein Arzt, Professor Runzheimer, meinte, daß der Meniskus vorgeschädigt war und ich Glück hatte, daß es nicht vor Olympia schon passiert ist."

Stellt das einen Rückschlag in der Nationalmannschafts-Karriere dar?

"Nein, das ist zu diesem Zeitpunkt nicht so tragisch. Schade ist es eher in bezug auf den RRK, denn wir hatten noch Chancen auf den Aufstieg. Auf die Nationalkarriere hat das keinen Einfluß. Es war ein relativ günstiger Moment."

Wie lange wird die Zwangspause noch dauern?

"Ich rechne noch mit zwei Wochen, bis ich wieder richtig trainieren kann. Gerade in der Halle ist ja die Belastung groß. Ich bin lieber vorsichtig. Zur Zeit mach' ich sechs Stunden täglich Aufbautraining und Therapie im Olympiastützpunkt in Frankfurt am Main. Der rechte Oberschenkel ist schon wieder genauso kräftig wie der linke."

Wie wurde die Pause genutzt?

"Das war gar nicht so schlecht, denn die letzten neun Monate waren sehr stressig. So konnte ich einmal Abstand gewinnen. Ich habe das Bein hochgelegt, relaxt, gelesen. Seit 1. Oktober bin ich bei der Bundeswehr. Noch bin ich krankgeschrieben, aber wenn ich zur Grundausbildung nach Ulmen in die Eifel muß, wird es schwierig. Ich werde versuchen, die Grundausbildung zu halbieren. Ab 1. Januar bin ich dann in der Sportfördergruppe in Mainz."

Sind Sie enttäuscht vom Abschneiden des RRK in der Feldrunde?

"Ach nee, eigentlich nicht. Mir war wichtig, die Zweite Liga zu halten. Wir haben uns spielerisch weiterentwickelt, haben einige sehr gute Spiele geboten. In Anbetracht der Situation ist das eine gute Entwicklung. Nächstes Jahr wollen wir den Aufstieg in Angriff nehmen. Ich glaube, wir haben Chancen."

Was ist ihr Ziel mit dem RRK in der Hallenrunde?

"Auf jeden Fall die Endrunde zum Aufstieg. Es müßte eigentlich schon klappen. Das wäre dann das dritte Mal und aller guten Dinge sind drei. Wir haben mit Torben Stallmach und Björn Emmerling ja noch zwei gute Nachwuchsleute dazubekommen."

Wie lauten die nächsten Aufgaben im Nationalteam?

"Ich weiß, daß für den A-Kader im März ein Zentral-Lehrgang stattfindet. Auch im kommenden Jahr ist die Champions-Trophy in Kuala Lumpur in Malaysia. Es wird eher ein ruhiges Jahr, der Beginn eines Neuaufbaus. Jeder muß sich jetzt neu beweisen. Mit dem Junioren-Nationalteam geht es im September zur Weltmeisterschaft nach Teraffa bei Barcelona und es ist eine Asienreise geplant."

Wo hängt eigentlich ihre Goldmedaille? Ist die Erinnerung an Barcelona noch präsent?

"Die Goldmedaille liegt in einem Safe. Die ist mir viel zu viel wert, um sie ins Zimmer zu hängen. Sie hat sowieso schon einige Schrammen von den vielen Feiern. Bei irgendwelchen Anlässen oder wenn ich sie mal anschauen will, wird sie aus dem Safe geholt. Die Erinnerung ist natürlich immer da, auch wenn es mit den Junioren gleich weiterging und daher schwierig war. Aber danach kam es wieder hoch. Meine Eltern haben auch alles auf Video aufgezeichnet. Geärgert habe ich mich, daß von den entscheidenden Hockeyspielen nur kurze Zusammenschnitte gebracht wurden." Ist es richtig, daß Christopher Reitz als Torwart des RRK und Stammkeeper der Nationalmannschaft im Jahr 1996 in Atlanta eine weitere Goldmedaille gewinnen wird?

"Das ist sicherlich momentan mein Ziel. Wenn es so ausgeht, dann wäre das optimal. Wenn es in Rüsselsheim so weitergeht mit dem Ziel, in die Erste Liga aufzusteigen, dann ist auch hier keine Veränderung nötig."

Noch einen Wunsch für die Zukunft?

"Ja, das möchte ich gerne einmal sagen: Wenn ich beim Deutschen Hokkey-Bund wäre, dann würde ich mal gehörig bei den TV-Anstalten anklopfen und rühren. Aber was vom Verband geleistet wird, ist momentan nicht sehr professionell. Wir haben Befürchtungen, daß unsere Goldmedaille nicht entsprechend zur Werbung für den Hockeysport genutzt wird. Zum Beispiel habe ich nach Olympia stapelweise Autogrammwünsche bekommen. Tja, ich habe bis heute vom Verband keine Autogrammkarten erhalten, obwohl ich sie mehrmals angefordert habe. Jetzt habe ich in Eigeninitiative einen Sponsor für die Karten gesucht, damit ich die Wünsche erfüllen kann. Aber vom Hockey- Bund hätte ich mir wirklich eine professionellere Vermarktung unserer Goldmedaille gewünscht."

"Farben - meine Noten"

MÜHLHEIM. "Die Farben - mein Alphabet, meine Noten" nennt der Offenbacher Reinhold Schuster seine Ausstellung, die am Samstag, 17. Oktober, um 17 Uhr im Stadtmuseum eröffnet wird. Die Ausstellung ist bis zum 7. November im Museum zu sehen. Die Öffnungszeiten: mittwochs von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 16 Uhr. hf

Wir müssen den Frieden machen, im wahrsten Sinne des Wortes Auszüge aus der Rede Willy Brandts bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises 1971 in Oslo

Meine Grundsätze will ich gerade jetzt deutlich unterstreichen: Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein. Es geht darum, Kriege abzuschaffen, nicht nur, sie zu begrenzen. Kein nationales Interesse läßt sich heute noch von der Gesamtverantwortung für den Frieden trennen. Jede Außenpolitik muß dieser Einsicht dienen. Als Mittel einer europäischen und weltweiten Sicherheitspolitik hat sie Spannungen abzubauen und die Kommunikation über die Grenzen hinweg zu fördern. . .

Krieg führen - Frieden halten; unser Sprachgebrauch zeigt an, welche Heraus- forderung der Frieden ist, sobald wir ihn als eine permanente Aufgabe begreifen.

Wie man dem Krieg wehren kann, ist eine Frage, die zur europäischen Tradition gehört - Europa hat stets Grund genug gehabt, danach zu fragen. Der Politiker, der im täglichen Widerstreit der Interessen der Sache eines gerechten Friedens zu dienen sucht, zehrt von den ideellen Kräften, die die Generationen vor ihm ausgeformt haben. Bewußt oder unbewußt wird er von ihnen geleitet.

Unsere ethischen und sozialen Begriffe sind durch zwei Jahrtausende Christentum vor- und mitgeprägt. Und das heißt - trotz vieler Verirrungen unter dem Feldzeichen des bellum justum, des "gerechten Krieges" - immer wieder neue Versuche und Anstrengungen, um zum Frieden auch auf dieser Welt zu gelangen. . .

Krieg ist nicht mehr die ultima ratio, sondern die ultima irratio. Auch wenn das noch nicht allgemeine Einsicht ist: Ich begreife eine Politik für den Frieden als wahre Realpolitik dieser Epoche. . .

Die Bundesrepublik kennt die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Mit dieser Einsicht verbunden ist das Bewußtsein, daß sie durchaus auch Macht hat und eine Macht ist - sie versteht sich mit allen ihren Kräften als eine Friedensmacht. Der Übergang von der klassischen Machtpolitik zur sachlichen Friedenspolitik, die wir verfolgen, muß als der Ziel- und Methodenwechsel von der Durchsetzung zum Ausgleich der Interessen begriffen werden. Dies erfordert Selbstüberwindung, Sachlichkeit und keine weniger sichere Einschätzung politischer Kräfte und Möglichkeiten, als sie die klassische Machtpolitik verlangt. Vom geheiligten Egoismus der Nation soll sie zu einer europäischen und globalen Innenpolitik führen, die sich für ein menschenwürdiges Dasein aller verantwortlich fühlt.

Wenn ich mich nun einigen Elementen eines möglichen europäischen Friedenspakts zuwende, so halte ich mich nicht bei institutionellen Vorstellungen auf, die sich auf kürzere Sicht doch nicht verwirklichen lassen. Aber ich bekenne mich nachdrücklich zu den universellen Prinzipien des allgemeinen Völkerrechts, so oft sie auch mißachtet werden. Sie haben in den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen ihren verbindlichen Ausdruck gefunden: Souveränität - territoriale Integrität - Gewaltlosigkeit - Selbstbestimmungsrecht der Völker - Menschenrechte. . .

Die Punkte, die ich skizziere, gehen realistisch davon aus, daß wir die Welt mit ihren Ordnungen und Gedankenkräften zunächst so nehmen müssen, wie sie heute ist. Wohl wissend, mit wieviel Unvollkommenem wir es zu tun haben, muß trotzdem der Versuch gemacht werden, ein Gebäude des Friedens zu errichten, das gegenüber alten Systemen und Egoismen Bestand haben kann und das sich ausbauen läßt.

Erstens heißt dies: Unsere gesamteuropäische Politik kann über die jahrhundertealten Identitäten von Nationen und Staaten nicht hinweggehen. Wir müssen vielmehr ein Gleichgewicht zwischen den Staaten und Staatengruppen schaffen und wahren, in dem die Identität und die Sicherheit eines jeden von ihnen geborgen sein kann. Ein solches Gleichgewicht muß aber mehr sein als nur ein ausgewogenes System militärischer Machtmittel.

Zweitens: Wir müssen der Gewalt und der Androhung von Gewalt im Verkehr der Staaten entsagen, endgültig und ohne Ausnahme. Das schließt die Unverletzlichkeit bestehender Grenzen notwendig ein. Unantastbarkeit der Grenzen kann jedoch nicht heißen, sie als feindliche Barrieren zu zementieren.

Drittens: Über den allgemeinen Gewaltverzicht - sei er bilateral oder multilateral ausgesprochen - hinaus können wir mehr Sicherheit erreichen durch gleichberechtigte europäische Teilnahme an speziellen Vereinbarungen über Rüstungsbegrenzung und Rüstungskontrolle. Über den ausgewogenen Abbau von Truppenstärken in der Mitte Europas muß konkret verhandelt werden.

Viertens: Das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Verhältnisse anderer Staaten muß respektiert werden, aber Nichteinmischung ist nicht genug. Ein Europa des Friedens braucht die Bereitschaft zum Hinhören auf die Argumente des anderen, denn das Ringen der Überzeugungen und Interessen wird weitergehen. Europa braucht Toleranz. Nicht moralische Gleichgültigkeit, sondern Gedankenfreiheit.

Fünftens: Die Zeit ist reif, neue Formen der wirtschaftlichen und technisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu entwickeln und eine gesamteuropäische Infrastruktur auszubauen. Und vor allem auch dies: Europa ist als Kulturgemeinschaft gewachsen; es sollte wieder werden, was es war.

Sechstens: Soziale Gerechtigkeit gehört zu den Grundlagen eines dauerhaften Friedens. Materielle Not ist konkrete Unfreiheit. Sie muß, jedenfalls in Europa, durch Evolution überwunden werden.

Siebtens: Europa muß seiner weltweiten Verantwortung gerecht werden. Dies ist Mitverantwortung für den Weltfrieden. Dies hat auch Mitverantwortung für Gerechtigkeit nach außen zu bedeuten, um Hunger und Elend in der Welt zu überwinden. Friede ist mehr als Abwesenheit von Krieg, obwohl es Völker gibt, die hierfür heute schon dankbar wären. Eine dauerhafte und gerechte Friedensordnung erfordert gleichwertige Entwicklungschancen für alle Völker . . .

Der Organisierung des Friedens stehen starke Kräfte entgegen. Wir haben erfahren, in welche Barbarei der Mensch zurückfallen kann. Keine Religion, keine Ideologie, keine glanzvolle Entfaltung der Kultur schließt mit Sicherheit aus, daß aus den seelischen Tiefenschichten der Menschen Haß hervorbrechen und Völker ins Unheil reißen kann. Der Frieden ist so wenig wie die Freiheit ein Urzustand, den wir vorfinden: wir müssen ihn machen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Dazu müssen wir noch mehr wissen über den Ursprung des Unfriedens. Auch hier liegen große Aufgaben für die Friedens- und Konfliktforschung. Ich meine: neben vernünftiger Politik ist Lernen in unserer Welt die eigentlich glaubhafte Alternative zur Gewalt. . .

Ich kann nicht aufhören, ohne Sie und mich an die zu erinnern, die in diesem Augenblick im Krieg leben und leiden, vor allem auf dem indischen Subkontinent und in Vietnam. Ich beziehe die Menschen im Nahen Osten und in anderen Krisengebieten mit ein. Mir ist nicht nach dem lauten Appell zumute. Es ist leicht, von anderen Maß, Vernunft, Bescheidung zu fordern. Aber diese Bitte kommt mir aus dem Herzen: Alle, die Macht haben, Krieg zu führen, möchten der Vernunft mächtig sein und Frieden halten.

Versuch über die Kellerbar von Manfred Riepe

Sie ist der Ort, an dem heimliches Genießen und anheimelnde Gemütlichkeit sich treffen. Sie ist der Ort, an dem "Mann" unter den Tisch getrunken wird, an dem auch der blaue Likör fließt. Sie ist Paarungsstätte von rustikalen Utopien urdeutscher Gemütlichkeit mit stilisiertem Suchtverhalten. Sie ist der Ort, an dem ein Wort das andere gibt, an dem die Zote ihren Ursprung nimmt: Die Kellerbar, ein Kopfschmerz in Fichte. Agonie und schier unendliche Kotzbereitschaft verschwistern sich im sozialen Delir.

Den Archäologen, der sich für diese Räumlichkeit interessiert, erschlagen beim Zutritt mit Ewigkeitskleber befestigte Styropor-Deckenplatten mit aufgeprägten Kunststoff-Holzimitaten sowie eine finster-depressive Rundum-Holzverschalung. Kein Blickwinkel, der nicht in Nut und Feder übergehen würde. An den Wänden hängen Zinnteller mit eingeprägten Sinnsprüchen: "Im Himmel gibt's kein Bier, 'drum trinken wir es hier". Unpraktisch angebrachte Regale sind mit Laubsägearbeiten und Salzteigbrezeln bestückt. Allerlei Nippes bedrängt das Gesichtsfeld, läßt die Sinne schwinden. Babylonische Ansammlung von Kitsch jeglicher Art. Die Überfülle der maschinell gefertigten Kleinode verrät Zwanghaftigkeit. Entfernt an Karrikaturen erinnernde Plakate mit systematischen Aufzählungen von Verfehlungen - "Wer fremd geht, ist ein Dreckschwein" bis "Wer nicht fremd geht, ist ein armes Schwein" - signalisieren einen sterilisierten Wunsch nach Ausschweifung.

Es wird Alkohol getrunken, so scheint es. Doch die wenigen verstaubten Flaschen im unpraktisch angebrachten Regal hinter dem unbequemen Tresen sind allsamt ungeöffnet. Farben dominieren vor dem Inhalt der Alkoholika. Blauer Likör, Eierlikör und Campari verdecken eine staubverkrustete Flasche Cointreau, von der allein die Putzfrau nascht.

Wie der Archaologe im Feldversuch eruieren konnte, beschränkt sich der Aufenthalt in der Kellerbar in der Regel auf eine nur wenige Minuten währende Stipvisite. Ein immergleiches Ritual geht dem einher: Die "Herren" gehen voran. Als müßte er unwillkürlich der erschlagenden Überfülle an Trophäen des Geschmacklosen etwas entgegensetzen, erzählt der in die Kellerbar geführte Gast wie auf Knopfdruck eine anzügliche Geschichte von seiner letzten Geschäftsreise. Obwohl sie beim Eintreten lachend und lüstern mit den Augen fixiert wird, überhört die inzwischen gefolgte Dame des Hauses den sexistischen Unterton der lautstark vorgetragenen Anekdote.

Sie wiegelt ab, indem sie blauen Likör anbietet, ist schon im Begriff ein Glas zu ergreifen. Mit einer die Grenze der Beleidigung streifenden Vehemenz lehnt jedoch der Besucher ab. Als ob er Gift hätte saufen sollen. Während die Dame des Hauses darauf verstohlen den Wäschekorb, der auf Nichtbenutzung des Raumes schließen läßt, in den angrenzenden Heizungskeller befördert, öffnet der Hausherr mit einer keinen Widerspruch duldenden Freizügigkeit eine Flasche Bier. Das Signal.

Der Gastgeber gefällt sich in einem kurzen Diskurs über seine handwerkliche Geschicklichkeit. Und plötzlich sind alle Augen auf mich, den Archäologen, gerichtet. Wie mir denn seine Kellerbar gefallen würde, präzisiert er unverhohlen seine Frage. Ich ziehe mich leidlich aus der Affaire, indem ich bemerke, daß alkoholhaltige Getränke ich lieber auf ebener Erde zu mir nehmen würde. Ein fensterloser Raum verstärke nur jene Bedrükkung, die mit dem Genuß von Alkohol ich ja gerade zu überwinden trachte.

Wieso ich denn so NEGATIV sei, fragt jetzt der Begleiter des Gastgebers mich. Der operative Gebrauch des Wortes "negativ" wurde ihm im Rahmen eines Managertrainings zuteil, einer heruntergekochten Version jener Selbsterfahrungs- Encounter, die Ende der 70er Jahre Sternreporter und überdrüssige Kinder neureicher Firmengründer nach Poona zu Bhagwan gelockt hat - jetzt aber gestreßte Seelen einfältiger Rund-um-die- Uhr-Arbeiter zu noch höherer Produktivität anheizen sollen.

Warum ich so negativ bin, antwortete ich sogleich, sei eine leicht zu beantwortende Frage. Ich habe noch keinen Alkohol zu mir genommen. Glücklicherweise folgt keine Diskussion über biodynamische Nahrungsmittel und Birkenstockschuhe, und die Situation löst sich auf. Als hätte sie auf ihr Stichwort gewartet, greift die Dame des Hauses wieder zum Likörglas und läßt sich nur durch höfliche aber bestimmte Hinweise an ihren Vorhaben hindern, mir ein Glas mit klebrig-bläulicher Flüssigkeit zu füllen.

Das auf Außenstehende wenig einladend wirkende Zeremoniel in der Kellerbar erinnert an die Karrikatur einer verrauchten Bierkneipe, deren infantiles Imitat die vor allem in den 60er und 70er Jahren die Keller-Architektur von Einfamilnehäusern bestimmende Trinknische darstellt. Die Kellerbar steht symptomatisch für den Jetzt-lasse-ich-es-mir-gut-gehen-Gedanken: Heute hau'n wir auf die Pauke; wir machen durch bis morgen früh...

Aber heute gibt es die Kellerbar nicht mehr, da man aufgrund des ökologischen Gesundheitsbewußtseins nur noch geistesabwesend vor dem Fernseher oder heimlich Alkohol trinkt. Ein weiterer Grund für das Verschwinden der Kellerbar ist die televisionäre Polarisierung der Kommunikation hin auf das Moment des passiven Rezipierens. Sieht man von rassistischen, ausländerfeindlichen Tiraden ab, die wie Endlosschleifen vorwiegend in Hinterhöfen zwischen Kleingruppen aubgespult werden, so ist die Gepflogenheit des sinnhaft Miteinander-Sprechens ein überkommenes Relikt. Da die Kellerbar trotz ihres Overkills an Geschmacksverletzung eine Schutzzone geselligen Dialogs darstellen soll, ist offensichtlich, daß sie im Zeitalter der Nicht-Kommunikation überflüssig geworden ist - ja Unbehagen verbreitet, da man dem Streß des Miteinander-reden-müssens hilflos ausgeliefert ist wie der Straßebverkehrsordnung bei der ersten Fahrprüfung.

Um also die durch sytematisches Aneinander-Vorbeireden obwaltende Sprachlosigkeit zu überspielen, werden schließlich die "Tests" durchgeführt. Die dazu erforderlichen Fragebögen liegen griffbereit neben dem obligaten Gästebuch, in dem jeder Besucher einen Spruch zu notieren angehalten wird, der garantiert langweiliger ist als jede Klo- Inschrift.

Der "Test" richtet eine Reihe von Forderungen an den Besucher der Kellerbar, angefangen von der schriftlichen Nötigung, auf den Stuhl zu steigen, über die Nötigung, sich einen Teil seiner Garderobe zu entledigen bis hin zur letzten Aufforderung, alle vorangegangenen zu ignorieren. Die Heiterkeit nach der Absolvierung erfolgt reflexhaft und immer an der falschen Stelle. Daß die Dame des Hauses die Pointe gleich zu Beginn verrät, bleibt infolge des allgemeinen Mangels an kommunikativem Handeln unbemerkt.

Auftritt jetzt die Ehefrau des Besuchers, die mangels Widerstand zum Konsum eines blauen Likörs genötigt wird, den sie sich übers Kleid schüttet. Die Dames des Hauses und die Ehefrau des Besuchers verlassen die Kellerbar auf der Suche nach Fleckenteufel. Die allein gelassenen Herren reden weiter übers Geschäft. Wobei sie an eine bereits erprobte Gesprächspassage anknüpfen.

Die 3-Kanal-Lichtorgel flackert indes asynchron zum ebenfalls eingeschalteten Lauflicht. Eine schier kubistisches Beleuchtung fällt auf die Ansichtskarten vom Kleinwalzertal und die Autogrammkarte vom Nabtal-Duo. Die fiese, vergilbte Gardine mit dem bayerisch-rustikalen Blumendruck und der Bembel mit der Bauernmalerei schrauben sich mit Wucht in mein Gesichtsfeld.

Der Krug mit dem angestaubten Strohblumenstrauß grinst wie ein Totenschädel. Die gedrechselten Barhocker, auf denen wir sitzen, wackeln. Ich schaue nach schräg hinter mich und erblicke die abgelaufenen, quadratischen Teppichfliesen im bedruckten Jim-Beam-Spiegel. Die 5- Liter-große Asbachflasche, zu einem Drittel mit Ein- und Zweipfennigstücken gefüllt, schwankt. Ich rede zu den an einem Pfosten genagelten Plastikblumen. Der Kalender einer Werkzeugfirma bildet eine barbusige Frau ab, die mit einer Bohrmaschine in den Raum deutet.

Auch wenn ich die Augen schließe, sehe ich durch die geschlossenen Lider das ausgestopfte Krokodil von den kanarischen Inseln, ferner einen Flaschenöffner mit Kupferstich-Beprägung und einen weiteren Stich mit den Motiven eines röhrenden Hirschs, eines Ochsenkarrens sowie eines Pferdekopfs...

Wollen Sie noch einen blauen Likör?

Schlachthof Büdingen Metzger und Bauern wollen nicht aufgeben

WETTERAUKREIS. Der Kreisbauernverband versucht den Widerstand gegen die Schließung des Büdinger Schlachthofes zu koordinieren. Nach einem Gespräch mit Vertretern der Schlachthausgenossenschaft, des Schweinekontrollrings und dem Kreislandwirt berichtet Heinz Christian Bär, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, daß nun Gespräche der Betroffenen mit Politikern und Ministerialbeamten angestrebt werden.

Sollte der Schlachthof - wie berichtet - aufgrund einer neuen EG-Richtlinie geschlossen werden müssen, brächte das nach den Worten von Bär auch für den Verbraucher beträchtliche Nachteile. Beispielsweise wäre das Herkunftszeichen "Qualität und Frische aus dem Wetteraukreis" künftig nicht zu erhalten, da es nur von Metzgereien verwendet werden dürfe, die ihre Ware direkt vom Landwirt bezögen. Falls die Metzger nicht mehr selbst schlachten dürften und ihr Fleisch über einen Großhändler beziehen müßten, dürften sie das Herkunftszeichen nicht mehr verwenden.

Mit dem Schicksal des Schlachthofes ist weiteren Angaben zufolge auch in vielfacher Hinsicht das Schicksal hiesiger Landwirte verbunden, da sie als Lieferanten eng mit den Metzgern zusammenarbeiten würden. Obendrein mache die Kooperation in der Region nur kurze Transportwege erforderlich. Bär: "Die Umweltbelastung ist gering, die Entsorgung der Schlachtabfälle problemlos und eine größere Abwasserverschmutzung entfällt." sal

Schützengesellschaft Neu-Isenburg, Stadtmeisterschaften Frauen auf dem Vormarsch Mit Susanne Grünewald stellten sie sogar eine Siegerin

Über einen Monat lang trafen sich alle Neu-Isenburger Hobby-Schützen an den Wochenenden, um die besten Neu-Isenburger Gewehrschützen herauszufinden. Die Stadtmeisterschaften standen natürlich wie immer unter fachmännischer Anleitung der Schützengesellschaft Neu- Isenburg. Die politische Prominenz und einige Neu-Isenburger Geschäftsleute ließen sich nicht lumpen und stellten zahlreiche Siegerpokale zur Verfügung. Nachdem die Neu-Isenburger zum ersten Wettkampf-Wochenende nicht allzu zahlreich erschienen waren, steigerten sich die Teilnehmerzahlen in der Folge enorm. Mit der Gesamtzahl von fast 300 Hobbyschützen waren die Veranstalter am Ende sehr zufrieden.

Eine aufsteigende Tendenz stellte Gerhard G. Gräber, Pressewart der Schützengesellschaft, besonders bei den Frauen fest. Etwa ein Fünftel aller Beteiligten gehörten dem vermeintlich "zarten" Geschlecht an. Erstmals gewann mit Susanne Grünewald eine Frau den Preis der jugendlichen Luftgewehrschützen. Sie verwies Markus Maumann und Christoph Peisker auf die Plätze.

Es wurde zwar kein neuer "Stern am Schützenhimmel" gesichtet, aber die gebotenen Leistungen der "Laien" waren doch beeindruckend. In einigen Wettbewerben wurde ein Stechen nötig, so daß Landrat Josef Lach am Abschlußtag erst mit einiger Verspätung seinen Pokal überreichen konnte. Zumal die Hobbyschützen oft auf ein bestimmtes Gewehr bestanden, obwohl, wie Gerhard G. Gräber betont, alle Gewehr die gleichen guten Ergebnisse möglich machen. Mit dem Kleinkaliber-Gewehr siegte Hans-Jürgen Jacobi vor Michael Wolfraum und Michael Husa. Er erhielt den Pokal von Bürgermeister Robert Maier. Im Mannschaftswettbewerb mit dem Kleinkaliber- Gewehr sicherten sich die "Haag-Schützen" den Pokal von Landrat Josef Lach. Zweiter wurde das Team Blattschuß II vor den "Sie und Er Keglern", die zum Bürgerschießen ihre Kugel vertauschten. Die Familie Haag sicherte sich auch den Sieg im Familien-Wettbewerb.

Einige "Wachablösungen" gab es in der Wertung der 50er-Meister, jener Schützen, welche die meisten 50er-Serien erzielt hatten. Tanja Nitzsche siegte mit dem Kleinkaliber-Gewehr bei den Frauen, Josef Rind gewann bei den Männern und erhielt den Pokal von Ministerpräsident Hans Eichel. In der zweiten Männerkonkurrenz gewann Adolf Frank, und bei der Jugend setzte sich Markus Naumann durch, der ja im Einzelschießen noch an Susanne Grünewald gescheitert war. Spaß gemacht hat das Bürgerschießen einmal mehr nicht nur den Siegern. Die Veranstalter waren mit der Resonanz sehr zufrieden. Weniger zufrieden konnten die Neu-Isenburger mit den jüngsten Ergebnissen in den Rundenkämpfen sein: die Erste Mannschaft in der Kreisklasse Luftpistole unterlag Tell Dietzenbach mit 1426 zu 1453 Ringen. Thomas Weiner, Herbert Jecht, Annemarie Jecht und Emil Machhart konnten die Tell-Schützen nicht bezwingen. Auch Alois Becker, Horst Haas, Wolfgang Distler und Heinrich Hartstang, das Team Neu-Isenburg II, hatte in der Zweiten Grundklasse kein Glück. Sie unterlagen der SG Hainstadt denkbar knapp mit 1389 zu 1392 Ringen. jbp

Erst mehrere Instrumente testen, dann entscheiden

RODGAU. Welches Instrument ist das richtige für mich? Um diese Frage beantworten zu können, bietet die Musikschule Rodgau ein "Orientierungsmodell" an. Zwei Wochen lang dürfen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit verschiedenen Instrumenten üben; danach entscheiden sie sich für zwei davon. Der Kurs beginnt am Dienstag, 20. Oktober, um 15 Uhr und dauert bis März kommenden Jahres. Anmeldung bei der Freien Musikschule Rodgau, Rathenaustraße 9, Telefon 0 61 06 / 1 34 51. fuh

RK Heusenstamm, internationales Rugby-Turnier Alles drehte sich ums Ei Mehr als 330 Nachwuchsspieler auf sechs Kleinfeldern aktiv

Es war mächtig was los im Sportzentrum Martinsee, denn der RK Heusenstamm hatte über 330 junge Rugbyspieler zu Gast. Alles drehte sich um das Ei. Auf sechs Kleinfeldern gingen 35 Mannschaften an den Start, und auch 400 Zuschauer fanden den Weg in die Anlage. Heusenstamms Jugentrainer Mark Niedziella und Jugendwart Klaus Endlich waren begeistert darüber, daß ihre Idee so großen Anklang fand.

Sogar Teams aus dem Ausland fanden den Weg nach Heusenstamm, 90 der Gäste mußte man über Nacht unterbringen. Die Organisatoren bestanden die Probe und sorgten für einen reibungslosen und harmonischen Ablauf des Jugendturnieres. Besonders beeindruckt waren die Gastgeber von den Auftritten der Teams aus Ricany bei Prag. Die jungen Tschechen pflegen bereits eine hervorragende Spielweise und begeisterten mit ihren schnellen, überraschenden Aktionen die Zuschauer. Bei der Jugend und den Schülern A war der Rugby-Nachwuchs aus Ricany der Konkurrenz klar überlegen. Einen Sieg konnten die Teams des RK Heusenstamm zwar nicht verbuchen, aber das macht man ja auch nicht - als Gastgeber. Dennoch müssen sich die Heusenstammer ihrer Youngsters nicht schämen: Die von Michael Schuster betreuten Junioren scheiterten erst in der Verlängerung am BSC Offenbach. Die Jugendlichen erreichten den vierten Platz, womit Peter Knaak mehr als zufrieden sein darf.

In der Altersgruppe A-Schüler ging ein gemeinsames Team des RK und der Rugby Union Marburg an den Start und schaffte den dritten Rang. Marco Krapscha freute sich darüber. Nicht so erfreut war Mark Niedzella über den fünften Platz seiner B-Schüler. Die C-Schüler von Heiko Krebs sorgten jedoch für eine weitere "Bronzemedaille". Mit einem "mittleren Chaos" hatte Susanne Wodarz gerechnet, die mit ihren D-Schülern erstmals antrat.

Doch die Heusenstammer Nesthäkchen freuten sich über ihre ersten Punktgewinne, auch wenn sie am Ende keinen Sieg verbuchen konnten. Für ihre sportliche Einstellung wurden sie von der Trainerin natürlich mit einem Eis belohnt. Das gab es in der Gaststätte Martinsee, wo die Verpflegung für die vielen jungen Spieler nie zur Neige ging. Die Organisatoren hatten wirklich an alles gedacht und wurden von vielen freiwilligen Helfern unterstützt.

Kein Wunder, daß die Heusenstammer eine Wiederholung dieses gelungenen Treffens planen. Zumal die Turnierform einige Vorteile für die Mannschaften und ihre Betreuer birgt. Innerhalb kurzer Zeit können ohne große Fahrtstrecken viele nationale und internationale Teams kennengelernt werden. Niederlagen sind bei einem umfangreichen Spielplan schnell vergessen, und aus den alten Fehlern kann man gleich im nächsten Spiel wieder lernen.

Außerdem ist es natürlich für die jungen Sportler ein Riesenspaß, ein ganzes Wochenende miteinander verbringen zu können. Die Gäste aus Ricany bedankten sich übrigens auf besonders schöne Weise bei ihren Gastgebern: Sie sprachen gleich die Gegeneinladung zu ihren internationalen Turnieren aus. Mit Begeisterung werden die Heusenstammer sicher zu ihren neuen Freunden fahren.

SIEGER DES HEUSENSTAMMER RUGBYTURNIERES: Schüler D: TSV Heidelberg, Schüler C: TSV Heidelberg, Schüler B: RG Heidelberg, Schüler A: Ricany, Jugend B: Ricany, Junioren: BSC Offenbach. INA SCHNEIDER/jbp

Junger Räuber schlug Frau ins Gesicht

Ein bewaffneter Räuber hat am Donnerstag innerhalb von zweieinhalb Stunden zwei Geschäfte im Nordend überfallen und dabei 1000 Mark erbeutet. Der Mann trug einen Pullover mit Rautenmuster.

Gegen 13.30 Uhr stand der Mann vor einem Kiosk im Oeder Weg, in dem eine 48jährige Frau bediente. Dort zog er plötzlich seinen grauen Pullover über das Gesicht, zog einen Revolver und warf der Frau eine grüne Plastiktüte zu. Dann forderte er sie auf: "Los Kasse auf und Geld rein!"

Das Opfer öffnete zwar die Schublade, erklärte jedoch, sie habe kein Geld. Daraufhin griff der Räuber in die Kasse und mußte dabei feststellen, daß diese lediglich Hartgeld enthielt. Er zog es vor, ohne Beute zu verschwinden. Die 48jährige war durch den Überfall derart geschockt, daß sie die Polizei erst eine Viertelstunde später alarmieren konnte.

Gegen 16 Uhr überfiel der auf 18 Jahre geschätzte Mann ein Lottogeschäft in der Koselstraße. Er zog den Revolver aus dem Hosenbund und verlangte von der 64jährigen Eigentümerin die Herausgabe der Tageseinnahmen. Die Frau versuchte, in einen Nebenraum zu flüchten, worauf der Täter über die Theke hechtete und ihr mit der Faust ins Gesicht schlug.

Dann leerte der Räuber die Kasse, in der sich 1000 Mark befanden. Während der Mann in unbekannte Richtung entkam, rief die Frau einen Rettungswagen herbei, der sie in ein Krankenhaus fuhr. Dort wurde sie ambulant an Gesichtsprellungen behandelt.

Der Täter wird als etwa 1,65 Meter groß beschrieben. Er ist schlank und hat einen dunklen Teint. Die Haare sind schwarz und gelockt. Er soll auffallend lange Finger haben.

Hinweise auf den Gesuchten nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. habe

Wer spendet für Basar?

OBERTSHAUSEN. Gut erhaltene Kinderkleidung, Spielsachen und Bücher sucht noch die Initiativgruppe "terre des hommes" für den Herbstbasar am 16. und 17. Oktober im Rathaus Beethovenstraße. Die Spenden werden von Dorothea Himmel, Telefon 0 61 04 / 4 25 92, und Barbara Welnowski, Telefon 0 61 04 / 4 13 90, auf Wunsch abgeholt. Der Erlös des Basars kommt notleidenden Kindern in Ländern der Dritten Welt zugute. hf

Vogelschützer klagen wieder über Vandalen Unbekannte brachen Obstbäume ab

GLASHÜTTEN. Acht junge Obstbäume auf der Wiese an der ehemaligen Kläranlage sind von Unbekannten "in Kronenhöhe mit großer Gewalt einfach abgebrochen worden", berichtet Karl-Heinz Lauth und schildert den Frust der 51 jungen Vogelschützer, die vor vier Jahren die Streuobstwiese anlegten: "Wir verstehen einfach nicht, wer so etwas macht."

Es ist nicht das erste Mal, daß die Glashüttener Jugendgruppe der Vogelschützer (im "Naturschutzbund Deutschland") Vandalismus auf den Grundstücken erlebt, die sie betreut. "Fast in jedem Frühjahr oder Herbst sehen wir auch auf der Wiese in Oberems nahe dem Segel-Flugplatz, daß die jungen Bäume ausgerissen werden, die wir gepflanzt haben." Anzeigen bei der Polizei "gegen Unbekannt" haben nichts gebracht; diesmal setzt die Gruppe eine Belohnung von 1000 Mark für die Ergreifung der Täter aus. "Erwachsene Naturschützer haben das Geld gespendet", sagt Lauth.

Die Jugendlichen zwischen acht und 18 Jahren betrachten die Zerstörung als Affront gegen ihre Arbeit, den sie sich nicht erklären können und der sie traurig macht. 42 Bäume hatten sie vor vier Jahren auf der von einem Landwirt gepachteten Wiese an der Kläranlage gepflanzt, einmal zur Wiederbelebung der Streuobstwiesen, zum anderen aber auch, um selbstgebaute Nistkästen aufzuhängen und den Vögeln eine Brutstätte zu geben.

Otto Bosau, ein Umweltfachmann, der Kontrollgänge durch die Neuanpflanzungen macht, hat die Hiobsbotschaft über die abgebrochenen Bäume überbracht. Die Stützpfähle sind ebenso verschwunden wie die Hinweisschilder. "Die Bäume waren gerade soweit, daß sie im nächsten Jahr Früchte tragen", sagt Lauth; "für die Kinder ist das immer der spannendste Moment bei der Beobachtung der Bäume, die sie gepflanzt haben, darauf warten sie jahrelang." Er fürchtet, daß das Engagement der Jungen und Mädchen schwindet, wenn ihre Arbeit immer wieder zerstört wird. Die Jugendgruppe der Vogelschützer hat in der Vergangenheit wichtige Umweltschutzpreise gewonnen. Das Geld, das es dabei gab, haben sie wieder für Pflanzaktionen verwandt. Nicht nur für Obstwiesen: "Wir haben auf dem Friedhof neue Bäume gepflanzt und sie mit 8500 Mark finanziert." nau

SKICLUB FRIEDBERG, VOLLEYBALL LANDESLIGA

Sektor3/6

Die vergangene Saison verlief für die Volleyballer des Skiclubs Friedberg wunschgemäß: Als Aufsteiger in die Landesliga sicherten sie sich auf Anhieb den vierten Platz. Für die neue Saison standen die Vorzeichen nicht ganz so gut: Vier Abgängen steht nur ein Neuzugang entgegen, die Personaldecke ist reichlich dünn geworden. Der "Neue" ist auch gleich der Trainer. Werner Speda, der zuletzt für Eintracht Frankfurt in der Zweiten Bundesliga aktiv war, ist ein guter Trainer und stellt auch auf dem Spielfeld eine echte Verstärkung dar. "Mit Werner sind wir schon länger befreundet, jetzt hat es geklappt", freut sich Pressewart Hendrik Schröder.

Hendrik Schröder ist einer der vier Akteure, die sich aus dem Kreis der Mannschaft zurückziehen. Aus beruflichen und privaten Gründen müssen er und sein Bruder Sigurd ihr sportliches Engagement stark reduzieren. Die Leistungsträger Alexander Schmidt und Peter Tischler werden dem Team überhaupt nicht mehr zur Verfügung stehen. Beide wollen sich sportlich verbessern und wechselten zu höherklassigen Klubs. Doch obwohl am Anfang Bedenken vorhanden waren, scheinen die Friedberger Volleyballer mit dem ungewöhnlichen Vereinsnamen auch in diesem Spieljahr eine gute Rolle spielen zu können. Nach drei Spieltagen rangieren sie gemeinsam mit der TG Hanau an der Tabellenspitze. Bereits am ersten Spieltag stellten sie in eigener Halle die Weichen nach oben. Die Vorjahreskonkurrenten Blau-Gelb Frankfurt (3:2) und DJK Großenlüder (3:0) mußten mit leeren Händen die Heimreise antreten. Gegen Balu-Gelb holten die Gastgeber einen 0:2-Rückstand noch auf und wehrte vier Matchbälle ab. Etwas sicherer war der Sieg gegen Großenlüder.

Die erste Reise führte den SCF dann zum TV Salmünster, wo die Gäste ohne Mathias Dittmann (beruflich unterwegs), Bernd Wieg (krank) und Björn Frenkel auskommen mußte. Originell ist der Grund seines Fehlens: Frenkel gehört einer Glaubensgemeinschaft an, die ihm verbietet Sonntags Sport zu treiben. Doch auch ohne diese drei siegte das Team, das immmer noch von der mannschaftlichen Geschlossenheit lebt, sicher mit 3:1. "Unsere Stärke ist eine wahnsinnige Freundschaft. Wir sind ein gewachsenes Team, gemeinsam von der B-Klasse in die Landesliga eingezogen", erklärt Hendrik Schröder, wie die Spielerausfälle kompensiert werden. Das nächste Spiel führt den Skiclub nach Büdingen, wo sie gute Aussichten haben. Als Favoriten auf den Titel sieht Schröder die TG Hanau, Bommersheim und den BSC Offenbach. Der nächste Heimspieltag am 15. November (14 Uhr) bringt den Friedbergern das Team der TG Hanau in die Halle . . .

DIE TABELLE: 1. Skiclub Friedberg und TG Hanau je 6:0-Punkte/9:3-Sätze, 3. BSC Offenbach 4:2/7:4, 4. TV Oberrodenbach 4:2/6:6, 5. VBC Büdingen 2:2/5:3, 6. TSG Erlensee 2:2/4:3, 7. DJK Großenlüder 2:2/3:4, 8. TV Bommersheim 2:4/7:7, 9. SG Rodheim II 2:4/5:8, 10 TV Salmünster 2:4/4:8, 11. DJK Freigericht-Neuses 0:4/1:6, 12. Blau-Gelb Frankfurt 0:6/4:9. ina

380 Millionen für Sozialhilfe

Ausgaben der Stadt Frankfurt in sieben Jahren verdoppelt

In nur sieben Jahren haben sich die Ausgaben der Stadt Frankfurt für Sozialhilfe mehr als verdoppelt - von 187,9 Millionen Mark im Jahre 1984 auf 380,4 Millionen im vergangenen Jahr. Diese Zahlen finden sich in der jüngsten Ausgabe der "Frankfurter Statistischen Berichte" des städtischen Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen.

Jährlich wuchs die Summe, in der sich die Armut in der Dienstleistungsgroßstadt Frankfurt widerspiegelt, damit um 10,7 Prozent.

Am Freitag gab das Sozialamt zusätzlich Auskunft über die Entwicklung bei den Sozialhilfeempfängern: Bezogen 1984 37 073 Menschen in der Stadt diese Unterstützung, so waren es im Jahre 1991 bereits 49 895.

Zusammen mit dem Geld, das überörtliche Träger ausgaben, kostete die Sozialhilfe im vergangenen Jahr in Frankfurt sogar 396,4 Millionen Mark. Die Statistiker weisen darauf hin, daß in dieser Summe nur Geld- und Sachleistungen zusammenfließen. Nicht erfaßt werden die Aufwendungen für umfangreiche Beratungen, Zuschüsse, Kosten für die Schaffung und Erhaltung sozialer Einrichtungen sowie der gesamte Verwaltungsaufwand.

In den vergangenen sieben Jahren ergab sich der größte Anstieg der Sozialhilfe von 1985 auf das Jahr 1986 mit 15,4 Prozent. Die absolute Zahl der Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, wuchs am stärksten im Jahr 1987 mit 44 978 Personen gegenüber lediglich 41 854 im Jahr 1986.

Dieser Sprung, so sagte am Freitag ein Fachmann im Sozialamt, ergab sich damals unter anderem durch den Zustrom von asylsuchenden Menschen nach Frankfurt.

Die Statistiker ermittelten dann, wieviel Geld pro Einwohner hessische Städte für die Sozialhilfe aufwenden müssen. Hier liegt Frankfurt an dritter Stelle mit 587,71 Mark im Jahr hinter Offenbach (708,98 Mark) und Kassel mit 635,97 Mark. Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden folgt ganz dicht hinter der Stadt Frankfurt mit 569,21 Mark.

Die Zahlen stützen aus der Sicht des Amtes die einleuchtende These, daß "gesellschaftliche Entwicklungen, die zum Sozialhilfebezug führen, vornehmlich in den Städten, insbesondere in den Ballungsräumen anzutreffen sind". Nur Darmstadt fällt aus diesem allgemeinen Trend heraus, ohne daß die Statistiker dafür einen Grund nennen können - die Kommune muß nur 245,50 Mark pro Kopf ihrer Einwohner jährlich für Sozialhilfe zahlen.

Ganz deutlich ergibt sich der Unterschied zu den 21 hessischen Landkreisen: Sie gaben im Durchschnitt lediglich 232,38 Mark pro Bewohner für ihre Sozialhilfe aus.

Sechs Landkreise übertrafen den Wert der Stadt Darmstadt, blieben aber immer noch unter der Grenzmarke von 300 Mark. jg

Treffen für Frauen: Wie sicher ist meine Rente?

BAD NAUHEIM. Die Frauenbeauftragte des Wetteraukreises, Susanne Hild, informiert am Mittwoch, 14. Oktober, zwischen 10 und 12 Uhr in der alten Feuerwache in Bad Nauheim über die Rentenneuregelung und deren Auswirkung für Frauen. Die Frauenbeauftragte will die wichtigsten Änderungen vorstellen und Möglichkeiten der gesetzlichen Sozialversicherung und die der privaten Versicherungen aufzeigen.

Die Neuregelung der Renten scheint für viele Frauen ein unüberschaubares Gebiet zu sein, das Fragen zur Anerkennung der Kindererziehungszeiten, Berücksichtigungszeiten für Kindererziehung und der Pflege offenläßt.

Besonders interessant dürfte der Vortrag für Frauen sein, die wegen ihrer Kindererziehung zu Hause bleiben, und für Frauen, die ehrenamtlich, freiberuflich tätig sind und befürchten, daß ihre Alterssicherung unter Umständen nicht ausreichend ist. str

Handball-Jugend Sichtungsspiele des Landesverbandes

Ob die jugendlichen Bezirksauswahlspieler(innen) schon den großen Stars nacheifern wollen? Jedenfalls treffen sie sich am Samstag, den 31. Oktober, in der Sporthalle am Elsässer Platz. Jener Halle, die ansonsten vom Frauen-Bundesligateam DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden und vom Männer-Zweitliga-Team der TuS Eintracht Wiesbaden für ihre Heimspiele genutzt wird. Na, wenn da die jungen Handballer(innen) nicht tolle Leistungen bieten.

Die männliche und weibliche C-Jugend des Bezirks Darmstadt trifft in Wiesbaden auf weitere Bezirksauswahl-Teams. Es handelt sich hierbei um Sichtungsspiele des Hessischen Handball-Verbandes. Die Jungs und Mädchen können sich also für höhere Aufgaben empfehlen. Selbstverständlich fällt dies viel leichter, wenn eine stattliche Anzahl Zuschauer für die entsprechende Stimmung in der Halle sorgt.

Im Mädchen-Team ist besonders der SV Erbach stark vertreten, der gleich vier der Auswahlspielerinnen stellt. Insgesamt geht eine wirklich gut gemischte Truppe ins Rennen mit den anderen Bezirks-Eliten. Bei den Jungs stellt der TV Groß-Zimmern mit drei Spielern die größte Delegation. Betreut werden die Spieler(innen) von den zuständigen Lehrwarten Bernd Beetz und Gerald Fischer. Diese beiden nominierten auch die Aufgebote, die sich wie folgt zusammensetzen:

BEZIRKSAUSWAHL DARMSTADT, WEIBLICHE JUGEND C: Martina Hauptmann, Kerstin Trunk (beide TV Kirchzell), Tanja Polster, Nina Schmidt (beide SV Crumstadt), Marita Bauer (TV Reinheim), Katrin Reichert (Tuspo Obernburg), Anne Maurer, Christiane Emig, Isabell Antes, Petra Fassoth (alle SV Erbach), Melanie Sauer (TV Fränkisch- Crumbach), Katrin Durschang (TV Sulzbach), Katrin Essinger (TSV Gadernheim), Virgina Schmidt (BSC Urberach).

BEZIRKSAUSWAHL DARMSTADT, MÄNNLICHE JUGEND C: Christoph Angermeier, Eric Schulz, Matthias Dietrich (alle TV Groß-Zimmern), Stefan Schüßler, Johannes Kretzer (beide TV Bürgstadt), Maik Zimmermann (TV Trebur), Sebastian Ettling (TSV Auerbach), Thorsten Ohl (TV Groß-Umstadt), Sascha Gleißner (TuS Griesheim), Marcel Klein, Timo Heß (beide Tuspo Obernburg), Christian Weigand (TV Schaafheim), Christian Bönig (DJK Leidersbach), Normen Jöckel (TV Fränkisch-Crumbach). ina

In der Hobbythek beginnen neue Kurse

BAD ORB. In der Orber Hobbythek beginnen in Kürze wieder neue Kurse. Wer Spaß an Seidenmalen, Tiffany und Glastechnik hat oder Entspannung für Geist und Körper sucht, sollte sich umgehend zwecks genauerer Information und Anmeldung mit der Stadtverwaltung (Telefon 0 60 52 / 86 25) in Verbindung setzen.

Die Kurse beginnen zwischen dem 17. und 21. Oktober. jan

Teure Yamaha weg

BAD VILBEL. Vom Parkplatz des Berufsförderungswerkes an der Huizener Straße wurde ein schwarzes Motorrad Marke Yamaha, Baujahr 1991, mit dem Kennzeichen HU-V 811 im Wert von 11 500 Mark gestohlen.

Chemietitel unter Druck

FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte verabschiedeten sich mit niedrigeren Notierungen ins Wochenende. Die Stimmung hatten vor allem die schlechten Nachrichten aus der Chemieindustrie gedrückt. Die Branche berichtete von Ertragseinbrüchen in einer Größenordnung von deutlich über 30 Prozent (siehe FR vom Freitag). Des weiteren drückten negative Prognosen für die Autoindustrie wie schon an den Tagen zuvor die Kurse.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) stand beim Ertönen der Schlußglocke auf dem Frankfurter Parkett bei 1439,66 Punkten. Das Kursbarometer schloß damit 11,46 Zähler niedriger als am Donnerstag.

In der Chemie reichten die Kursabschläge bis 5,50 Mark (Bayer). Hoechst büßten 2,90 Mark ein.

Gebremst präsentierten sich auch Autoaktien. Besonders betroffen waren Daimler mit einem Minus von 13 Mark. VW gaben 3,70 Mark nach.

Aus dem allgemeinen Geschehen ragten diesmal die Titel des Baukonzerns Hochtief heraus. Sie fielen mit einem Anstieg von 30 Mark auf. Holzmann gewannen zehn Mark.

Finanzwerte lagen in der Regel behauptet. Uneinheitlich ging es am Rentenmarkt zu. Die Durchschnittsrendite verharrte bei 7,52 Prozent. Die kursregulierenden Stellen schleusten Titel im Nennwert von 19,1 Millionen Mark in den Markt. Tags zuvor hatten sie 207,2 Millionen aufgenommen. Ebenfalls ohne klare Tendenz zeigten sich Mark-Auslandsanleihen.

Streit der Post-Schwestern kocht noch höher Gutachten gibt Briefriesen mit Milliardenforderung recht / Minister will sich zu Wort melden

doe FRANKFURT A. M. Der seit gut einem Jahr schwelende Familienkrach bei der Post über die Bezahlung des Schalterdienstes treibt seinem Höhepunkt entgegen. Ein von Postminister Christian Schwarz-Schilling bestelltes Expertengutachten gibt dem Postdienst mit seinen Forderungen an die Schwester Postbank weitgehend recht. Demnach müßte das "blaue" Geldhaus für die Nutzung der 25 000 Ämter jährlich 1,9 Milliarden Mark bezahlen - eine Summe, die Postbank-Finanzchef Bernhard Zurhorst als "existenzbedrohend" bezeichnet hatte. Barbara Schagen, die Sprecherin der Postministeriums, betont jedoch, daß es sich bei dem Papier nur um einen Vorschlag handele: Der CDU- Minister werde "alsbald" einen eigenen Kompromißplan vorlegen.

Trotz dieser Beschwichtigung schlugen nach Bekanntwerden des Kommissionsberichtes gestern die Wellen hoch. Die Titelgeschichte der Stuttgarter Zeitung mit der Überschrift "Der Postbank droht das Aus" versetzte die Kundschaft in der Schwabenmetropole in helle Aufregung. Zahlreiche Sparer wollten ihre Konten kündigen. "Da ist dicke Unruhe draußen", berichtete Postbank-Sprecher Werner Merkes. Die - später zurückgezogene - Behauptung einer Nachrichtenagentur, die "gelbe Post" wolle in den nächsten zehn Jahren 15 800 Ämter schließen, sorgte dann für völlige Verwirrung.

Tatsächlich warten Postbank und Postdienst, die seit der Reform von 1989 zwei getrennte Unternehmen sind und sich Leistungen daher gegenseitig in Rechnung stellen, schon seit Monaten auf das Gutachten zu ihrem Finanz-Streit (die FR berichtete am 16. September). Während der Brief- und Paketriese für die Mitnutzung seiner Verkaufsstellen von der Geldschwester jährlich zwei Milliarden Mark verlangt, will diese nur eine Milliarde löhnen. Die Bank akzeptiert lediglich für 1200 Standorte die Vollkosten, bei dem Rest will sie entsprechend dem Verkehrsaufkommen bezahlen.

Postdienst-Sprecher Gert Schukies und sein Bank-Kollege Werner Merkes bestätigen übereinstimmend, daß ihnen das Gutachten noch nicht vorliege. Zu dessen Inhalten könne daher nicht Stellung genommen werden. "Wir sind für den Verbund mit der Schwester, die Präsenz in der Fläche und die Erstattung der Vollkosten", faßt Schukies die Position seines Hauses zusammen. "Die Verhandlungen sind hart", räumt Merkes ein. Man warte auf die Erklärung des Ministers.

"Der Minister wird einige Dinge des Experten-Konzeptes übernehmen, sich aber nicht in allen Punkten daran halten", erklärt dessen Sprecherin Schagen. Das 50seitige Papier der Kommission unter Leitung des Erlangener Professors Manfred Neumann liege seit dem ersten September vor. Keineswegs habe Schwarz-Schilling die Bombe absichtlich zurückgehalten: "Wir mußten das erst einmal lesen und uns ein Bild machen". Offenbar in Kürze will der CDU-Politiker dem Direktorium der Chefs von Telekom, Postdienst und -bank seinen Vorschlag unterbreiten. Dann hätten die Manager einen Monat Zeit, eine Lösung zu finden.

Unabhängig von dem aktuellen Streit zwischen den Schwestern werden die rund 25 000 Postschalter in Gesamtdeutschland von den Experten als "unheimlicher" Kostenfaktor bezeichnet. Das weitverzweigte Netz ist eine "Altlast", über deren Notwendigkeit sich der Postdienst selbst schon lange Gedanken macht. Auch Alternativlösungen wie das Ausweichen in Agenturen - etwa bei Einzelhändlern oder Tankstellen - werden diskutiert. Die Postbank auf der anderen Seite denkt offen darüber nach, eigene "blaue" Schalter aufzumachen. Berichte allerdings, der Gelbe Riese wolle in den nächsten zehn Jahren 15 800 seiner 17 000 Filialen im Westen schließen, seien "blanker Unsinn", erklärt Postdienst-Sprecher Gert Schukies. Hier sei aus "Uraltpapieren" willkürlich zitiert worden.

Verwaltungsstellen sind jetzt wieder geöffnet

KÖNIGSTEIN. Seit letzter Woche hält die Stadtverwaltung auch in Falkenstein und Schneidhain wieder Sprechstunden ab. Dienstags von 8 bis 10 Uhr ist die Verwaltungsstelle Falkenstein (Altes Rathaus) geöffnet, donnerstags zur gleichen Zeit die Schneidhainer (Am Hohlberg).

Zum Beispiel werden Renten- oder Wohngeldanträge, Anträge auf Hausbrand- und Weihnachtsbeihilfe oder auf Rundfunkgebührenbefreiung entgegengenommen, aber auch Meldebescheinigungen ausgegeben. hko

Am 14.: "Der Trauschein"

MAINTAL. Eine Vorstellung, die die Lachmuskeln strapaziert, bietet die Maintaler Volksbühne am Mittwoch, 14. Oktober, 20 Uhr: Ephraim Kishons Stück "Der Trauschein" steht auf dem Spielplan. Herbert Bötticher und Doris Gallert interpretieren die Hauptrollen in dieser Komödie. gf

MAN Roland druckt zweistelligen Fehlbetrag

cri FRANKFURT A. M. Der Druckmaschinen-Hersteller MAN Roland erwartet in diesem Jahr keine konjunkturelle Erholung mehr. Mit einem Anziehen der Nachfrage vor allem auf den für das Unternehmen wichtigen Auslandsmärkten rechnet der Vorstand nun "frühestens im Verlauf 1993". Eine Auffassung, die der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau kürzlich auch für die gesamte Branche vertreten hatte. MAN Roland will trotz der schwächeren Geschäfte geplante Investitionen jedoch wie geplant durchziehen.

Aufgrund des Konjunktureinbruchs verunziert im Geschäftsjahr 1991/92 , das am 30. Juni endete, ein Fehlbetrag in Höhe von 29,7 Millionen Mark die Bilanz des zum Münchner MAN-Konzern gehörenden hessischen Unternehmens. Im Stammhaus stehen sogar 32,6 Millionen Miese zu Buche. Das Minus deckt die Mutter in Bayern ab. In der Vorperiode war bei Roland insgesamt noch ein Überschuß in Höhe von 53,3 Millionen erwirtschaftet worden.

Der Umsatz verringerte sich zuletzt um nahezu acht Prozent auf 2,4 Milliarden Mark. Gut 70 Prozent steuerte dazu das Ausland bei. Der Exportanteil hat sich allerdings im Vergleich zur Vorperiode nochmals um sieben Punkte verringert. Früher hatte er einmal 85 Prozent betragen. Die Bestellungen schrumpften um nahezu ein Viertel auf rund 1,8 Milliarden Mark. Gut 59 Prozent der Aufträge gingen von Kunden außerhalb Deutschlands ein.

Preisschub bei Wohnungseigentum

Eigentumswohnungen und Grundstükke im Frankfurter Stadtgebiet sind 1991 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich teurer geworden. Die Statistiker beobachten zwar keine sensationellen Veränderungen auf dem Markt, registrieren aber einen erheblichen Preisschub, der den Trend der vergangenen Jahre bestätigt.

Wie aus einem Bericht des Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen hervorgeht, sind die kleinsten Eigentumswohnungen am teuersten. Für eine 20 bis 50 Quadratmeter große Wohnung in einem Altbau mußten 1991 im Schnitt 4100 Mark pro Quadratmeter gezahlt werden. Der Preisindex für diese Kaufobjekte hat sich damit seit 1985 fast verdoppelt. Auch in Neubauten, die zwischen 1981 und 1991 entstanden, erreichen Wohnungen dieser Größenordnung den Spitzenwert in der Statistik: 6200 Mark pro Quadratmeter wurden verlangt und von finanzstarken Singles auch bezahlt. Zum Vergleich: Für Eigentumswohnungen mit 71 bis 90 Quadratmetern waren in Altbauten durchschnittlich 4000 Mark, in Neubauten 5200 Mark fällig.

Aus dem Preisspiegel geht auch hervor, daß die eigenen vier Wände nicht nur in Innenstadtlage (Westend, Sachsenhausen, Nordend, Bockenheim) horrende Summen kosten. Eigentumswohnungen in Altbauten sind in Hausen oder Nieder- und Oberrad teilweise kaum noch billiger. Und in den nach 1948 entstandenen Gebäuden wurde in Seckbach und Eschersheim im Durchschnitt schon mehr verlangt als in der City.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den unbebauten Grundstücken. Der Bodenpreisindex stieg zwischen Januar 1990 und Januar 1992 für Wohnbauflächen um 140 Punkte, für den Handel um 400 Punkte und für Büros in Spitzenlage um 500 Punkte. Bauland in guten Lagen von Eigenheimgebieten weist der Bericht mit einem Quadratmeterpreis von 1010 Mark aus. Die Bodenpreise für Geschäftslagen sind je nach Standort auf 1200 bis 2600 Mark geklettert. Die höchsten Erlöse sind mit Grundstücken für Büros in Spitzenlagen der City zu erzielen: Für durchschnittlich 11 500 Mark ist der Quadratmeter zu haben. vo

Auf einen Blick

Seite II Der BUND Hessen will gegen die Friedberger Umgehung klagen: Eine weitere Verzögerung ist sicher.

Seite III Karben wächst und Bad Vilbel schrumpft: Regionalplaner stellen ihre Prognosen zur Diskussion.

Seite IV Junge Mädchen vom Lande lernen, ihre Zukunftspläne zu erarbeiten und trotz Widerstände durchzusetzen.

Eltern lernen Erste Hilfe für Kleinkinder

BAD NAUHEIM. Insgesamt fünf Doppelstunden umfaßt ein Kursus Erste Hilfe für Säuglinge und Kleinkinder, der am Donnerstag, 22. Oktober, im Haus des Bad Nauheimer Deutschen Roten Kreuzes in der Jahnstraße 1 beginnt.

Neben praktischen Hilfen wird über Atemstörungen, zum Beispiel Asthma, Pseudokrupp und Verschlucken von Fremdkörpern gesprochen.

Weitere Themen sind Verbrennungen, Vergiftungen, die Versorgung von Wunden beim Nachwuchs und die Behandlung von Schocks. Erlernt werden soll auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Im Anschluß an den letzten Kursustag wird der praktische Arzt Dr. Burkowski spezielle Fragen zu Kinderkrankheiten behandeln.

Pro Teilnehmer wird ein Beitrag von 25 Mark erhoben, Paare zahlen 40 Mark.

Der Kursus beginnt am Donnerstag, 22. Oktober, und wird dann an den folgenden vier Donnerstagen jeweils zwischen 10 und 12 Uhr fortgesetzt. Die Veranstaltung mit dem Arzt ist für den 20. November terminiert. str

Signal gegen Haß und Gewalt

gra SAARBRÜCKEN, 9. Oktober. Eine Erklärung für "Toleranz und Solidarität" hat die im Saarland tagende Kultusministerkonferenz beschlossen. Auf Initiative des bildungspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion im saaländischen Landtag, Jürgen Schreier, die von den CDU-regierten Bundesländern unterstützt wurde, setzen die Kultusminister ein "Signal gegen Haß und Gewalt". Die gemeinsame Erklärung sieht unter anderem die Entwicklung einer fächerübergreifenden Unterrichtseinheit für Toleranz und Solidarität vor.

Für wichtig erachten die Kultusminister auch den Aufbau einer praktizierten schulischen Nachbarschaftshilfe für ausländische Mitbürger sowie Schul- und Klassenfeste, bei denen ein besonderer Schwerpunkt auf die Kultur der ausländischen Mitschüler gelegt werde.

Union neuerdings an Jugendclub interessiert

NEU-ISENBURG. Der Isenburger Jugendclub Voltaire erhält für die Lösung seiner Raum- und Lärmprobleme Unterstützung von unerwarteter Seite: Die CDU, die den Club seit seinem Bestehen (im Februar 1993 sind es 20 Jahre) ignoriert und deren Fraktion Anträge für mehr Geld im Stadtparlament regelmäßig abgeschmettert hatte, will nach eigenem Bekunden "neue Wege gehen". Und so besuchte CDU-Vorsitzender Oliver Schilling den Club und sah sich alles an Ort und Stelle genau an.

Wie Schilling nach dem Treffen sagte, werde er sich bei der Stadt dafür einsetzen, daß der Clubraum eine gute Lärmisolierung bekommt. Wolfgang Seliger vom Club Voltaire berichtete, auch die Isenburger SPD habe sich aufgrund eines Artikels in der Frankfurter Rundschau im Februar über die Schwierigkeiten des Clubs zu einem Gespräch dort eingefunden. ac

62jähriger wurde bei Streit schwer verletzt

Bei einem Streit vor dem Haus Ben-Gurion-Ring 52 ist ein 62jähriger am späten Donnerstag abend lebensgefährlich verletzt worden. Zeugen berichteten der Polizei, der Mann sei im Verlauf eines heftigen Wortwechsels von seinem Widersacher zu Boden gestoßen worden und mit dem Kopf auf das Pflaster geprallt. Der Täter konnte flüchten. Er wird als 40 bis 50 Jahre alt beschrieben. Er trug eine braune Lederjacke und führte einen hellbraunen Schäferhundmischling an der Leine. habe

Das Wetter

Wetterlage Der Süden Deutschlands wird anfangs noch von einem Mittelmeertief beeinflußt.

Im weiteren Verlauf gelangt an der Ostflanke eines Hochs über dem Nordatlantik Polarluft nach Mitteleuropa.Vorhersage bis Montag früh Samstag: In der Nordhälfte heiter bis wolkig und trocken. Im Süden überwiegend starke Bewölkung oder neblig-trüb, im Alpenvorland sowie in Sachsen zeitweise etwas Regen.

Höchsttemperatur 8 bis 12 Grad, Tiefstwerte nachts 2 bis 6 Grad, mäßiger bis frischer Wind aus Nord bis Nordwest.

Sonntag: Im Süden anfangs neblig-trüb, sonst teils starke, teils aufgelockerte Bewölkung, jedoch trocken. Im Tagesverlauf von Norden her bedeckt und gelegentlich Regen. Wenig Temperaturänderung.Weitere Aussichten für Montag Wechselnd wolkig mit Aufheiterungen, kaum Niederschlag. Etwas kühler und im Norden nachts leichter Frost. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkenlos 24 Amsterdam

wolkig 12 Barcelona

wolkig 19 Bordeaux

Regen 12 Brüssel

bedeckt 13 Budapest

stark bewölkt 17 Dublin

stark bewölkt 11 Helsinki

wolkig 6 Innsbruck

leicht bewölkt 18 Istanbul

leicht bewölkt 18 Kairo

leicht bewölkt 31 Larnaka

leicht bewölkt 28 Las Palmas

wolkig 24 Lissabon

wolkig 19 London

stark bewölkt 13 Madrid

stark bewölkt 16 Malaga

stark bewölkt 16 Mallorca

stark bewölkt 20 Moskau

Regen 9 Nizza

Gewitter 17 Paris

bedeckt 14 Rom

wolkig 25 St. Petersburg

Regenschauer 9 Stockholm

leicht bewölkt 8 Tunis

leicht bewölkt 30 Varna

leicht bewölkt 19 Venedig

leicht bewölkt 18 Warschau

bedeckt 11 Wien

bedeckt 13 Zürich

bedeckt 11

Deutschland

Berlin

Sprühregen 11 Dresden

stark bewölkt 12 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 7 Feldberg/Schw.

wolkig 10 Frankfurt/M.

bedeckt 12 Freiburg

bedeckt 11 Garmisch

stark bewölkt 17 Hamburg

wolkig 14 Köln/Bonn

stark bewölkt 12 Leipzig

bedeckt 12 München

wolkig 15 Norderney

wolkig 12 Rostock

wolkig 12 Sylt

leicht bewölkt 12 Zugspitze

wolkig 1

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.40 Uhr

Sonnenuntergang 17.44 Uhr

Mondaufgang 16.48 Uhr

Monduntergang 5.19 Uhr

265 Baugenehmigungen in Oberursel erteilt

OBERURSEL. Im ersten Halbjahr hat die Bauaufsicht der Stadt Oberursel 265 Baugenehmigungen erteilt. Hinter dieser Zahl stecken Bauvorhaben mit einem Investitionsvolumen von 67,8 Millionen Mark. Den größten Anteil hat nach Auskunft des Ersten Stadtrats Eberhard Häfner der Wohnungsbau mit 145 Anträgen.

Ein Genehmigungsverfahren dauere ungefähr drei bis vier Monate. Längere Zeit bräuchten Gewerbebauprojekte, weil dazu mehrere Fachbehörden zu hören seien. hko

Ein Tag, an dem "die Welt sich etwas langsamer drehte" Der Tod Willy Brandts - Trauer in Bonn, aber auch ein peinliches Medienspektakel Von Helmut Lölhöffel (Bonn)

Pausenlos klingelte bei Bild-Redakteur Ulrich Rosenbaum zu mitternächtlicher Stunde das Telefon. Die Anrufer, unter ihnen höchste Bonner Prominenz, wollten wissen, ob es denn stimme, daß Willy Brandt tot ist.

Aber der vielgefragte Reporter war unterwegs. Mutterseelenallein kurvte er im Auto durch den verschlafenen Weinort Unkel am Rhein, wo der SPD-Ehrenvorsitzende mit seiner Frau in einem zweigeschossigen Einfamilienhaus wohnte - auf der Suche nach einem unwiderlegbaren Beweis für die Todesnachricht, die in den Bild-Druckhäusern zu dieser Stunde schon durch die Rotationen lief.

Am späten Donnerstagabend waren Gerüchte über Brandts Tod nach Bonn gedrungen. Verzweifelt versuchten Redakteure von Nachrichtenagenturen, die ungewisse Meldung zu erhärten, was ihnen aber stundenlang nicht glückte. Selbst SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag war bis gegen 1 Uhr am Freitagmorgen nicht in der Lage, Brandts Tod zu bestätigen. Sie konnte weder anfragende Journalisten noch ihren Chef Björn Engholm aus erster Hand ins Bild setzen. Selbst Hans-Jochen Vogel, Brandts Nachfolger und Engholms Vorgänger als Parteivorsitzender, telefonierte irritiert herum, ohne Gewißheit zu erhalten.

Darum versuchten mehrere Anrufer, Rosenbaum aufzutreiben, den einzigen Menschen in Bonn, von dem mitten in der Nacht zu erwarten war, daß er vielleicht etwas wissen könnte. Er war es, der im vorigen Jahr aus der Kölner Uniklinik über den Verlauf von Brandts Darmoperation berichtete, dann in diesem Jahr die Krankengeschichte schilderte und schließlich exklusive Geschmacklosigkeiten verbreitete wie jene, daß Brandt "mit schwarzem Filzstift, auf großen weißen Bogen sein politisches Vermächtnis" schreibe und "vor seinem Fenster die ersten Blätter von den Bäumen fallen". Noch vor neun Tagen titelte Bild, der auf dem Sterbebett Liegende bekomme "2 x Morphium am Tag". Das Leiden des großen alten Sozialdemokraten wurde als rührselige Fortsetzungsstory vermarktet, was einen führenden Sozialdemokraten erboste: "Mich kotzt das an."

Als Brandt am Donnerstag - vermutlich am späten Nachmittag - starb, dauerte es ungewöhnlich lange, bis die Medien davon etwas erfuhren. Seine Frau Brigitte Seebacher-Brandt hatte schon seit etlichen Tagen niemanden mehr zu ihm gelassen, sogar dem vor der Tür stehenden Michail Gorbatschow nicht geöffnet und Anrufer abgewimmelt. Selbst engste Gefährten wie Johannes Rau oder Egon Bahr machten keine Versuche mehr, durchzukommen - wohl wissend, daß sich Brandts Zustand von Tag zu Tag verschlechterte. Bei seinem letzten Besuch hatte Bahr seinen Freund "klar im Kopf und interessiert an den Dingen" erlebt.

Der Leiter des Bonner Brandt-Büros, Klaus Lindenberg, klingelte am späten Donnerstagabend vergeblich an Brandts Tür und sah nur, wie der Tote mit einem Leichenwagen fortgefahren wurde, während die in der Straße Auf dem Rheinbüchel postierten Bild-Fotografen emsig knipsten. Der Inhaber des Bestattungsunternehmens klagte, daß er noch bis spät in die Nacht von Journalisten belästigt worden sei.

Als erster brachte in den 1-Uhr-Nachrichten der Kölner Deutschlandfunk die Todesnachricht, die dann von den Nachrichtenagenturen verbreitet wurde. Um 1.36 Uhr strahlte der Deutschlandfunk schon einen vorbereiteten drei Minuten langen Nachruf aus, um 1.54 Uhr spulte die heute-Nachrichtensendung des ZDF einen bereitliegenden Vier-Minuten-Film ab, der mit der höchst aktuellen Mahnung Brandts zur deutschen Einheit ausklang: "Laßt das bitte, bitte nicht im Chaos enden!"

In dieser Stunde änderten Zeitungen ihre Aufmacher oder rückten "letzte Meldungen" auf die Titelseiten. Manchen gelang es noch, die vorgefertigten Brandt- würdigungen zu plazieren, die in den Schubladen aller Redaktionen lagerten. Es gehört, was manche als pietätlos empfinden mögen, zur keineswegs erfreulichen Pflicht der Journalisten, für alle Fälle schon zu Lebzeiten Prominenter deren Nachrufe zu verfassen.

Auch in den Bonner Ministerien und Parteizentralen war alles auf den Tag vorbereitet, an dem Brandt sterben würde. So spuckten die Telex- und Telefaxgeräte am frühen Morgen Stellungnahmen wie vom Fließband aus. Regierungssprecher Dieter Vogel wurde morgens um 4 Uhr wachgeklingelt und sprach den ersten Satz: "Die Regierung trauert." Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der in früheren Jahren wenig Gemeinsamkeiten mit dem 18 Jahre älteren Brandt hatte, fand in jüngster Zeit Zugang zu ihm, und es entwickelte sich mit der deutschen Vereinigung allmählich sogar ein "anständiger" Umgang, wie Vogel die Beziehung der beiden Staatsmänner beschrieb. Kohl selbst bekannte, er habe sich bei Brandt "vor allem in den letzten Jahren klugen Rat" geholt.

Im Frühstücksfernsehen und in den Morgenmagazinen der Rundfunksender wurden Zeitzeugen von Egon Bahr bis Johannes Rau, von Rainer Barzel bis Hans- Dietrich Genscher nach ihren Gedanken zu Brandts Tod ausgefragt, während Udo Philipp, Leiter des Bonner SAT-1-Studios, schon im Morgengrauen Nachbarn und Passanten in Unkel aufstöberte, um ihnen vor Kamera und Mikrofon irgndwelche Aussagen zu entlocken. Brandts Tod ist auch ein Medienspektakel mit allen peinlichen Begleiterscheinungen. Gut zwei Dutzend Fotografen und Kameraleute lagen am Haus des Toten auf der Lauer, um die am Freitagvormittag eintreffenden Familienmitglieder aufzunehmen. Weil die führenden SPD-Leute nicht unmittelbar informiert wurden, sondern sich auf fremde Wahrnehmungen stützen mußten, wurde in der Bonner SPD-Zentrale - nicht offen, aber hörbar - das Verhalten von Brigitte Seebacher-Brandt kritisiert. Die 46jährige frühere Mitarbeiterin in der Pressestelle des Hauses wollte angeblich die Meldung bis Freitagfrüh zurückhalten, was aber mißlang, weil Nachbarn beim Eintreffen des Leichenwagens die Bild-Zeitung verständigten.

Einer, den solche Begebenheiten stören, dessen Routine ihn aber vor Fehlreaktionen bewahrt, ist Hans-Jochen Vogel. Er nannte Brandt "einen der großen Deutschen dieses Jahrhunderts" und schlüpft immer stärker in die Rolle des "guten Gewissens der SPD", wie sich an seiner gradlinigen Haltung zur Asylpolitik und zuletzt mit seiner flammenden Bundestagsrede zum Rechtsextremismus erwies: "Man wird seiner nur Herr, wenn man kompromißlos Widerstand leistet." Kompromißlos, sagte Vogel, der früher gelegentlich als "Meister der Kompromißakrobatik" verspottetet wurde.

Auch der von einer schweren Krankheit genesende Rau - der wie Bahr und Vogel sowie Kohl und der spanische Ministerpräsident Felipe González zu Brandts letzten Besuchern gehörte - fühlt sich verpflichtet, das Erbe des Ehrenvorsitzenden weiterzutragen. Er stellte Brandts Eintreten für Freiheit und Frieden heraus und erwähnte, daß er "Hoffnungsträger einer ganzen Generation" war. Eine aus dieser Generation, SPD-Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul, rühmte Brandt mit liebevollen Worten: "Er war stark, weil er nicht autoritär war, sondern auch Schwäche zugestehen konnte. Er war das ersichtliche Gegenteil des starken Mannes, dessen Bild die Deutschen früher allzu lange liebten."

Zu den bemerkenswerten Äußerungen an diesem Freitagmorgen gehörte auch die Ansprache von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth im Parlament, wo auf Brandts Stammplatz in der ersten Reihe ein Strauß weißer Herbstblumen lag. Sie sagte, Brandt habe "die Welt verändert". Vorher hatte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Hans-Ulrich Klose zu den trauernden sozialdemokratischen Abgeordneten gesprochen. Viele waren bewegt und wischten Tränen ab, als Klose an Brandts Leidenschaft und an seine Gesten erinnerte. Ein SPD-Parlarmentarier machte seiner Traurigkeit mit dem Satz Luft: "Heute dreht sich die Welt etwas langsamer."

Kanzler Kohl konnte am Beginn der Bundestagssitzung nicht teilnehmen, weil er gerade im Flugzeug aus Berlin kam. SPD-Chef Engholm mußte gar aus Ungarn nach Bonn zurückeilen, wo er sich am Nachmittag als erster in das im Erich-Ollenhauer-Haus ausliegende Kondolenzbuch eintrug und eine kurze Rede hielt. Am Abend machten sich Tausende auf den Weg zur SPD-Zentrale, um mit einem Fackelzug Brandt zu ehren.

Die Drachen sind weiter im Aufwind . . .

(Fortsetzung von Seite 17) 795 Mark, ein Gesicht und acht vier Meter lange Krakenarme, die im Wind baumeln. Aber auch Ketten werden aneinandergereiht: Bis zu 43 Drachen hintereinander, die, wenn Böen aufkommen, von drei Erwachsenen kaum noch zu halten sind.

In Frankfurt-Nied hat sich einer der größten Drachen-Läden der Republik etabliert: Harald Schlitzer und Thomas Erfurth sind längst "Profis vor Ort". Erfurth wurde zweimal Europameister im Lenkdrachenfliegen. Beide Freunde entwickelten auch den wendigen "Speedwing".

Die leichten Materialien haben aber auch den umgekehrten Effekt: "Die Entdeckung der Langsamkeit" hat unter den beschaulicher veranlagten Drachenfreunden um sich gegriffen. "Es gibt Modelle", sagt Neumann scherzhaft, "die kann man in der Halle steigen lassen". Was bedeutet, daß sie bereits bei Windstärke eins und weniger zu den Wolken wollen. Da wird es dann schon wieder so romantisch wie zu Großvaters Zeiten.

(Lesen sie dazu den Beitrag rechts: "Drachen - selbst gebastelt")

Rußland erbte vom Sowjetregime Milliarden Tonnen giftiger Abfälle Atom-Strahlung und verseuchte Böden bedrohen Millionen Menschen / Regierung legt katastrophale ökologische Bilanz vor Von unserem Korrespondenten Dietmar Ostermann

MOSKAU, 9. Oktober. In Rußland leben rund 110 Millionen Menschen in einer stark verschmutzten Umwelt. In 84 Städten mit insgesamt mindestens 50 Millionen Einwohnern sind die ökologischen Grenzwerte um mehr als das Zehnfache überschritten.

Weitere 60 Millionen Russen leben mit einer Schadstoffkonzentration, die dem Fünffachen der vorgeschriebenen Werte entspricht. Lediglich 15 Prozent der Städter in Rußland atmen eine den Vorgaben entsprechende Luft. Dies geht aus einem Bericht hervor, den der russische Umweltminister Viktor Danilow-Danijan in dieser Woche in Moskau vorgelegt hat. Dieses "Weißbuch" ist die erste umfassende Studie über die katastrophale ökologische Situation in Rußland.

Dem Umwelt-Report zufolge wurden in den russischen Atomkraftwerken im vergangenen Jahr 165 Störungen registriert. In zwei Fällen sei es zu "schweren Unfällen" gekommen, heißt es. So habe es in Smolensk eine nicht näher erläuterte Störung des technischen Ablaufs gegeben. Der zweite schwere Unfall habe sich im Atommeiler "Bilibinskaja" beim Transport von radioaktiven Abfällen ereignet. Außerdem werden in der Statistik zwei "mittelschwere Unfälle" aufgeführt.

Durch den Atomunfall im ukrainischen Tschernobyl wurden bis heute 1 336 742 Menschen mit strahlenbedingten Gesundheitsschäden in medizinischen Statistiken erfaßt. Als Folge der Katastrophe von 1985 gelten noch immer 15 Regionen Rußlands als radioaktiv belastet. Nach Angaben des russischen Umweltministeriums befinden sich dort rund 7700 Städte und Dörfer, in denen insgesamt etwa 2,7 Millionen Menschen leben. In den Gebieten Brjansk, Kaluga, Tula und Orel besitzen allein 440 000 Menschen wegen der starken radioaktiven Verseuchung "das Recht auf Umsiedlung".

Ebenfalls als radioaktiv belastet gilt dem Bericht zufolge die an Kasachstan grenzende Süd-Ural-Region. Gründe für die Verseuchung werden nicht genannt. In den 50er und 60er Jahren seien am Tetscha-Fluß 965 Fälle von Strahlenkrankheit registriert worden, heißt es lediglich. Die Zahl der Menschen, die durch die Kernwaffentests im kasachischen Semipalatinsk Gesundheitsschäden erlitten haben, wird mit 1,5 Millionen angegeben.

Für mehr als 15 Prozent des russischen Territoriums wird der Zustand der Umwelt in der Studie allgemein als "ungünstig" beschrieben. In 13 weiteren Gebieten sei die Situation "kritisch". Fast jeder fünfte Betrieb in Rußland, so das Ergebnis einer in 267 080 Unternehmen durchgeführten Kontrolle, verletzt die gesetzlichen Normen für Schadstoffemissionen.

Große Probleme gebe es auch bei der Beseitigung von giftigen Abfällen. Der Anteil Rußlands am Erbe der von der aufgelösten Sowjetunion hinterlassenen toxischen Abfälle wird mit 70 Prozent angegeben. Dies entspreche etwa 1,6 Milliarden Tonnen an giftigem Material. Am stärksten belastet sind dem Bericht zufolge die Gebiete von Murmansk, Orenburg, Tjumen, Tscheljabinsk und Krasnojarsk.

Ökologische Risiken würden sich vielfach auch beim Transport von Industriegütern ergeben. So verweist der Report für das Jahr 1991 auf 432 Eisenbahnunfälle mit gefährlichen Lasten, von denen allein 280 zu einer akuten Verschmutzung der Umwelt geführt haben.

Insgesamt wird der russische Abfallberg auf 50 Milliarden Tonnen geschätzt. Laut einer Prognose des russischen Umweltministeriums kommen jährlich etwa 4,5 Milliarden Tonnen hinzu. Eine Statistik über den Industriemüll gebe es jedoch nicht. Die durch verkippte Abfälle belastete Fläche wird mit 250 000 Hektar angegeben. Demgegenüber sei in Rußland derzeit kein Betrieb dazu in der Lage, die Entsorgung dieser Abfälle entsprechend den gesetzlichen Anforderungen durchzuführen.

Töne und Klänge spielerisch üben Neue Musizierkreise der Musik-Volkshochschule beginnen

OBERURSEL. Die Musik-VHS startet nach den Herbstferien neue Musizierkreise in Oberursel und Weißkirchen. Die Grundlagen der Musik - Töne, Klänge, Geräusche, Rhythmen - werden in diesen Kreisen spielerisch eingeübt. Sie sind für Kinder ab fünf Jahren konzipiert.

Erweitert wird das Blockflötenangebot der Musikvolkshochschule. Hier steht die Entwicklung der Musikalität im Vordergrund. Lernziele sind die Schulung am Instrument, Notenlehre, Sensibilisierung für Tonhöhe, Lautstärke und Klang. Neu eingerichtet werden Gitarrenkurse für Erwachsene und Jugendliche ab zehn Jahren.

Information und Anmeldung zu allen Angeboten in der Geschäftsstelle der VHS, Oberhöchstadter Straße 7, Telefon 5 20 78. hko

Zwei Versager

Der sexuelle Mißbrauch von Kindern ist Mord auf Raten. Die Opfer bezahlen zweimal: Als Kind mit Grauen und Schmerzen während der Tat, als Erwachsene mit Alpträumen, Bindungsunfähigkeit, sexuellen Problemen. Sie tragen an den Folgen des an ihnen begangenen Verbrechens ihr Leben lang. Einem anderen Menschen zu vertrauen wird ihnen vielleicht niemals mehr möglich sein. Oft war ja der Peiniger der eigene Vater, den das Kind geliebt und geachtet hat. Wieviele der Opfer im Selbstmord den einzigen Ausweg sehen, läßt sich nur erahnen.

Daran gemessen reicht der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Bekämpfung von Kinderpornographie nicht aus. Die Täter - das sind auch jene, die sich an kinderpornographischen Darstellungen aufgeilen - kommen zu glimpflich davon. Wer je solche Perversitäten angesehen hat, weiß, daß Kinderpornographie und sexueller Mißbrauch nicht von einander zu trennen sind. Auf diese Weise die Persönlichkeit eines Menschen zu zerstören, ist eine Art Mord und muß deshalb als solcher behandelt werden. Ebenso wie bei Mord sollte schwerer sexueller Mißbrauch von Kindern nicht verjähren. Der Täter darf sich niemals vor einer möglichen Strafverfolgung sicher wähnen.

Ein Skandal ist es, daß sich Bundespostminister Schwarz-Schilling nicht in der Lage sieht, die Verbreitung von Kinderpornographie über BTX zu verhindern. Familienministerin Rönsch verteidigte ihn in ihrem verzichtbaren Redebeitrag auch noch. Zwei unfähige Minister, die in keinem Kabinett etwas verloren haben. rei (Bonn)

Aus rein wirtschaftlichen Gründen Brunner löst Strack in Aschaffenburg ab

Viktoria Aschaffenburg hat am Freitagabend nach dem Spiel gegen Walldorf per Presse-Erklärung mitgeteilt, daß Trainer Jürgen Strack mit sofortiger Wirkung von Manfred Brunner abgelöst wird. Für das kommissarische Führungsgremium des Klubs, der seit Monaten mit erheblichen Finanzproblemen kämpft, waren ausschließlich wirtschaftliche und keinerlei fachliche Gründe für die Entlassung ausschlaggebend.

Gleichzeitig wurde bekanntgegeben, daß Verhandlungen mit den Spielern über die Reduzierung ihrer laufenden Bezüge geführt werden und unter dieser Voraussetzung ein Freundeskreis die in den nächsten Tagen geplante Verpflichtung von drei ehemaligen Erstliga-Spielern finanziert. Im Zuge der bis Mitte November angestrebten Konsolidierung der Finanzlage des Vereins übernimmt Brunner, langjähriger Viktoria-Trainer und Spieler, bis zum Saisonende kostenlos die Betreuung der Oberliga-Mannschaft.

Es ist davon auszugehen, daß Strack nach seiner Entlassung mit Unterstützung der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) sein Gehalt einklagen wird. Seinen Vertrag hatte er mit dem zurückgetretenen Präsidenten Neumeyer ausgehandelt. -ger

Zweiter Konvoi nach Kaliningrad Medizinisches Gerät und vieles andere geht morgen auf den Weg

KRIFTEL. Am morgigen Sonntag sollen sie starten: zehn Lastwagen, Sattelschlepper, Transporter und zwei Begleitfahrzeuge. Schwer beladen mit 40 Tonnen Hilfsgütern, die für die Menschen im russischen Kaliningrad - einst Königsberg - bestimmt sind.

Wie berichtet, haben Helga und Eugen Butschan die Hilfsaktion initiiert, zu Spenden aufgerufen und waren vom Erfolg begeistert.

Am Sonntag um neun Uhr brausen die zehn Brummis im Hof der Krifteler Firma "ispo" los, rollt der zweite Krifteler Konvoi nach Königsberg.

Was wird nach Rußland gebracht? - Unter anderem zwei komplette Dialysegeräte zur Blutreinigung bei Nierenkranken, Operationstische, Operationslampen, ein Narkosegerät, 60 Klinikbetten und zahllose andere medizinische Geräte wie Spritzen. Auch 1000 Kleiderpakete und Medikamente, Kindernahrung und eine ganze Palette voller Lebensmittel sollen auf die Reise geschickt werden.

Nicht nur Krifteler, Hofheimer und Hattersheimer Bürger waren spendenfreudig, "wir haben phantastische Unterstützung aus der ganzen Umgebung bekommen", freuen sich die Organisatoren der Hilfsaktion. Und bedanken sich bei den unzähligen Menschen, die für den Konvoi gespendet haben oder beim Sortieren, Registrieren und Verpacken der Güter kräftig mit zupackten.

Johannes Schröder, Direktor der Weingartenschule, die Firma Bär-Brot und die Familie Theis haben Lagerräume zur Verfügung gestellt, die Familie Mitternacht und der Verein der Kleintierzüchter haben geholfen - und ohne Fritz Schwab von der Vereinigung Krifteler Selbständiger hätte wohl kaum ein Sattelaufleger für ein Schlepperfahrzeug beschafft werden können.

Daß die gut verpackten Hilfsgüter nach der "Reise des guten Willens" auch tatsächlich zu den Bedürftigen gelangen, die sie brauchen, dafür garantieren die Butschans. Außerdem fahren auch noch 24 ehrenamtliche Helfer mit nach Kaliningrad. pms

Werbegeschenke von den Scheckfälschern

Im Rhein-Main-Gebiet agiert eine Gruppe italienischer Scheckbetrüger, die bereits einen Schaden von rund 200 000 Mark angerichtet hat. In Frankfurt, Wiesbaden und Mainz haben sich 45 Inhaber von Geschäften gemeldet, die den Ganoven auf den Leim gegangen sind. Die Polizei vermutet, daß der Kreis der Geschädigten noch weit größer ist.

Die letzten Opfer waren der Besitzer eines Bekleidungsgeschäftes in der Frankfurter City und ein Buchhändler aus Höchst. Die Masche, die von den Tätern in diesen Fällen angewendet wurde, ist exemplarisch für ihre kriminelle Arbeitsweise.

Die Italiener stellten sich als Vertreter eines Weinhandels aus ihrem Heimatland vor. Sie offerierten eine Packung mit sechs Flaschen als "Werbegeschenk", das lediglich zehn Mark kosten sollte. Voraussetzung für den Abschluß des Handels sei allerdings, daß die Abnehmer mit einem Eurocheque bezahlten. Den benötige man als Nachweis für die Kundenwerbung. Die Geschäftsleute haben dies akzeptiert.

Tatsächlich bestanden die Betrüger auf der bargeldlosen Zahlungsweise, weil sie es von Anfang an auf Fälschungen der Schecks angelegt hatten. Die Frankfurter Geschäftsleute wissen mittlerweile, daß die bei ihren Banken umgehend eingelösten Euroschecks jeweils auf einen Betrag von 3900 Mark lauteten. Die Polizei erklärte, die Schecks seien professionell gefälscht worden.

Bei den Tätern handelt es sich um Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, die einen gepflegten Eindruck machten. Sie fuhren einen blauen Ford Transit mit italienischem Kennzeichen.

Hinweise nimmt die Kripo in Frankfurt unter den Telefonnummern 755-41 33 (Fachkommissariat) und -40 40 (Dauerdienst) entgegen. habe

Im Herkunftsland gesucht - im Traumland unerwünscht Ein Bericht des Kölner Rechtsanwalts Klaus Riekenbrauk über eine (letzte) Zufluchtstätte für drogenabhängige Deutsche

Der Abzeß am Arm von Petra sieht gefährlich aus. Heinz, ihr Freund, versucht, die eiternde Wunde notdürftig zu verbinden. Charly, Elke und Ulli, am gleichen Tisch sitzend, schauen gelangweilt zu, dösen vor sich hin. Sie alle wirken erschöpft. Fred sieht schlechter aus, als bei meinem letzten Besuch vor zwei Monaten. Seine Augenhöhlen sind tief eingefallen. Nur mühsam bewegt er sich zum Flur, wo gerade zwei Frauen einen Korb gebrauchter Kleidungsstücke aussortieren.

Es bietet sich mir - wie fast immer - beim Betreten der Teestube von AMOC das gleiche trostlose Bild. Alle zwei Monate komme ich in dieses Haus mit seiner schmalen, steilen Treppe, mitten in Amsterdam an der Weteringschanz gelegen, direkt gegenüber der Brauerei Heinecken. Hier finden Deutsche, die aus ihrer Heimat illegal über die Grenze geflohen sind, eine Anlaufstelle. Zumeist sind es Drogenabhängige. Ihre Namen finden sich in den Fahndungsbüchern deutscher Strafverfolgungsbehörden. Per Haftbefehl werden sie zu Hause gesucht. Eine Rückkehr in die Bundesrepublik bedeutet für sie entweder den direkten Weg ins Gefängnis oder den Beginn einer stationären Therapie. Viele bleiben in Amsterdam, weil sie beides fürchten oder ablehnen. Für die meisten bedeutet AMOC eine letzte Verbindungsstelle zwischen dem Fluchtort Amsterdam und Deutschland. Ich, der deutsche Rechtsanwalt, berate sie auf Wunsch.

1978 wurde auf Betreiben kirchlicher Einrichtungen die Stiftung "Amsterdamer ökumenisches Zentrum" (AMOC) als Ergänzung zu dem bereits seit 1883 bestehenden "Deutschen Hilfsverein" (DHV) ins Leben gerufen. Aufgabe dieser Einrichtungen war und ist es, Deutsche, die in den Niederlanden in Not geraten, Hilfe und Betreuung anzubieten. Dies wurde notwendig, nachdem in den siebziger Jahren die Drogenproblematik in den meisten Ländern Mitteleuropas zu meist repressiver staatlicher Reaktion führte, während allein die Niederlande sich auf praktische Hilfe und einer Begegnung mit dem Drogengebraucher einstellte.

Amsterdam wurde zum Traumziel vieler Kiffer und Fixer. Dort waren Drogen billiger und einfacher zu erwerben. Die Polizei hielt sich zurück. In den besetzten Häusern der Amsterdamer Innenstadt war genug Platz, um sich für einige Zeit ganz dem Rausch hinzugeben.

"Konstant begegnen wir Menschen, die meist in einer Kurzschlußreaktion ihre Heimat verlassen und alle Brücken hinter sich verbrannt haben, die jetzt in einer wildfremden Stadt einer neuen Kultur für die ganz andere Überlebensmechanismen gelten, gegenüberstehen", beschreibt der ehemalige AMOC-Koordinator Dirk Korf diese Junkie-Gruppe in einem der damaligen Jahresberichte: "Als Einzelner in der Masse, als Deutscher, also als Ausländer, schwimmend oder (fast) ertrinkend in der Toleranz des ,Drogenparadieses'. Mit einem ungeheuren Haß auf ,euren Staat', aber ohne Muttis Beistand in einem wirklich fremden Land, das überhaupt nicht mit dem, was zu Hause so erzählt wird, übereinstimmt. Auch nicht das ,Junkieparadies', von dem man auf der Szene oder im Gefängnis von den Mitabhängigen gehört hat. Für deutsche Abhängige bedeutet Amsterdam: Freiheit. Aber niemals und von Niemandem haben sie gelernt, mit einer anderen Freiheit umzugehen, und aller Wahrscheinlichkeit nach werden sie die Chance, es zu erlernen, nicht erhalten. Im Herkunftsland gesucht und verfolgt - im Traumland unerwünscht."

Jahr für Jahr halten sich nach Schätzungen des Amsterdamer Drogenbeauftragten ständig etwa 2000 deutsche Junkies in der niederländischen Metropole auf. Sie bilden den größten Teil der Klientel die AMOC/DHV aufsuchen, um praktische Alltags- und Überlebenshilfe in Anspruch zu nehmen oder Unterstützung für eine Rückkehr in die Bundesrepublik zu suchen. Seit gut zehn Jahren dient die einmal monatlich an einem Freitagnachmittag stattfindende Rechtsberatung in den Räumen von AMOC/ DHV dazu, die rechtlichen Probleme dieser Deutschen zu erörtern und Lösungen zu suchen. Ich bin einer der beiden Rechtsanwälte, die hierzu regelmäßig aus Deutschland anreisen. Dabei stoße ich durchweg auf juristische Schwierigkeiten, die diese Menschen in der Bundesrepublik aufgrund der hiesigen eher auf Repression basierenden Drogenpolitik haben.

Fast alle, die uns Anwälte zu Rate ziehen, haben sich in der Vergangenheit wegen Verstoßes gegen die Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes (BTM) oder wegen sogenannter Beschaffungsdelikte strafbar gemacht. Zumeist wurden sie zu Freiheitsstrafen verurteilt, weil sie als Süchtige Drogen erworben oder manchmal auch weiterverkauft haben, oder weil sie zur Finanzierung ihrer Sucht Eigentums- beziehungsweise Vermögensdelikte begingen. Aus Angst vor der Vollstrekkung der hieraus resultierenden Freiheitsstrafen, oder weil sie befürchteten, zunächst gewährte Bewährungen könnten widerrufen werden, sind sie in die Niederlande geflohen. Manchmal reicht auch die bloße Vermutung, sie seien durch Aussagen Anderer belastet worden, ebenso wie die polizeiliche oder gerichtliche Ladung zu einer Vernehmung, um Panik und damit die Flucht auszulösen.

Schließlich ist es möglicherweise auch der langersehnte erste Hafturlaub, aus dem man nicht zurückkehrte. Häufig wird die Flucht in die Niederlande aber auch einer als Zwang empfundenen Therapieauflage vorgezogen, die zunächst nur deshalb als das kleinere Übel hingenommen wurde, weil man unbedingt aus der Haft entlassen werden wollte. Gemäß § 35 BTMG kann unter bestimmten Voraussetzungen nämlich die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe zurückgestellt werden, wenn der Drogenabhängige sich zur Therapie bereiterklärt. Bei Abbruch einer solchen Maßnahme, und das ist bei 50 bis 60 Prozent aller Betroffenen der Fall, droht wiederum der Erlaß eines Haftbefehls und anschließend die Inhaftierung.

Der Weg in die Rechtsberatung wird von dem Zwang bestimmt, sich nach einer Zeit des Abwartens, Verdrängens und Vergessens entscheiden zu müssen: Entweder nach Deutschland zurückzukehren oder in Holland zu bleiben. Bei einer Rückkehr müßte man bereit sein, den Drogengebrauch radikal zu beenden. Ist man das nicht, will man unbedingt weiter Drogen kosumieren, spricht alles für einen Verbleib im Nachbarland. In beiden Fällen soll jedoch dem Wunsch des Ratsuchenden gemäß eine Veränderung der jetzigen Lebenssituation erreicht werden. Die meisten Deutschen haben es nämlich selbst in Amsterdam nicht geschafft, einen gesellschaftlich akzeptierten Platz für ein "normales Leben" (ohne Drogen) zu finden.

Dirk Korf berichtet hierzu aus seiner Erfahrung: "Deutsche Heroinabhängige sind die Parias der Amsterdamer Drogenszene. Verachtet als ,fiese Hippies', die zuviel Heroin schießen und die fast niemals ,normal' diese Droge rauchen, schnupfen oder chinesen, wie es die meisten niederländischen Gebraucher gewohnt sind. Sie tragen das Image, von allem (Tabletten, Kokain, Alkohol) zuviel zu nehmen und selbst schon ,für 'nen Zwanziger mit jedem Freier mitzugehen'. Aggressionen und Vorurteile treffen unsere Clienten von allen Seiten. Aber auch, wenn man die deutschen Heroinabhängigen hier in Amsterdam aus einiger Distanz betrachtet, muß man feststellen, daß es einen Großteil dieser Gruppe im Vergleich zu beispielsweise den niederländischen Abhängigen sehr schlecht geht. Unter ihnen trifft man verhältnismäßig viele ,extrem-problematische' Heroingebraucher an. Es scheint, daß viele Deutsche das sogenannte Endstadium - für das niederländische Heroingebraucher 10 bis 15 Jahre benötigen - in nur wenigen Jahren erreichen."

Diese Beobachtungen stammen aus einer Zeit, in der die niederländische Drogenpolitik, insbesondere in Amsterdam, von dem Paradigma der Akzeptanz und der praktischen Hilfe auch für ausländische Drogengebraucher geprägt war. Damals, Anfang bis Mitte der 80er Jahre, war die kontrollierte Vergabe des Ersatzstoffes Methadon an Abhängige selbstverständlich. Ohne Probleme konnten auch Deutsche an dem Methadonprogramm teilnehmen. Trotz des strafrechtlich sanktionierten Verbotes von Erwerb und Besitz der Drogen Haschisch bis Heroin, ließ die holländische Polizei Junkies, gleich welcher Nationalität, grundsätzlich in Ruhe. Die Szene traf sich ungestört am Amsterdamer Zeedeyk.

Inzwischen hat sich die niederländische Drogenpolitik auf Druck einer in- wie ausländischen Öffentlichkeit (nicht zuletzt aus der Bundesrepublik Deutschland) verändert. Die strafrechtliche Verfolgung der Drogenszene nimmt rapide zu. Das Methadonprogramm sowie andere niederländische Hilfseinrichtungen sind deutschen Junkies fast gänzlich verschlossen. Nur in akuten, lebensbedrohlichen Fällen, wird ihnen noch ärztliche Hilfe zuteil. Fast jede Inhaftierung hat eine konsequente Abschiebung beziehungweise die formlos praktizierte Übergabe an die deutschen Zollbehörden zur Folge. In Holland registrierte Straftaten werden im Rahmen polizeilichen Datenaustausches den deutschen Strafverfolgungsbehörden bekanntgegeben.

In einer im Kriminologischen Journal 2/89 veröffentlichen kritischen Auseinandersetzung mit der niederländischen Drogenpolitik kommt ein kompetenter Beobachter der Situation, das Mitglied der Amsterdamer Interessenvertretung der Drogenkonsumenten (MDHG), Franz Trautmann, zu dem Ergebnis: "Von akzeptierender Drogenarbeit im breiten Rahmen kann in den Niederlanden heute eigentlich kaum noch die Rede sein. Gerade die letzten Jahre sind gekennzeichnet durch eine Etablierungs- und Restaurierungstendenz. Im Grunde genommen findet man eine akzeptierende Drogenarbeit nur noch bei ein paar verstreuten Überbleibseln des großen Elans von vor zehn Jahren."

Diese neue Politik der sogenannten Ontmoediging (Entmutigung), die sich schwerpunktmäßig das Herausdrängen ausländischer Drogenabhängiger zum Ziel gesetzt hat, trägt zu einer erheblichen Verelendung der in den Niederlanden lebenden Deutschen bei. Im Jahresbericht 1987 von AMOC werden die Folgen für die Klienten wie folgt bechrieben: "Mißtrauen und Angst vor Verfolgung führen zum Untertauchen. Dies führt zu einer hektischen Existenz, zu einer größeren psychischen und körperlichen Verwahrlosung, risikovollerem Drogengebrauch und einem gefährlicherem Arbeiten in der Prostitution. Sie werden für medizinische und soziale Hilfen schwieriger erreichbar." Das unter diesen erbärmlichen Bedingungen viele schwer erkrankten, versteht sich von selbst. Es erstaunt auch nicht, daß in den Jahren 1986, 1987 und 1989 in Amsterdam mehr Deutsche als Niederländer in der makabren Statistik der Drogentoten registriert waren. Überdurchschnittlich viele deutsche Junkies sind heute HIV-positiv oder bereits an Aids erkrankt.

Nur allzu verständlich erscheint es daher, daß viele, längst seelisch und körperlich am Ende, nach Auswegen suchen. Doch die führen ausschließlich durch die schmale Pforte der Legalisierung, über die allein deutsche Richter und Staatsanwälte zu befinden haben. Diese, für viele bittere Erkenntnis, gilt auch für jene, die in den Niederlanden bleiben wollen, sich um Wohnung und Arbeit bemühen und eine Aufenthaltserlaubnis anstreben. Sie verfügen zumeist seit längerem über keine gültigen Ausweispapiere. Ihre Versuche, sich mit neuen Papieren aus der Illegalität zu befreien, enden häufig mit der deprimierenden Auskunft deutscher Konsulate: Da der Antragssteller noch immer in den Fahndungsbüchern registiert sei, könne kein Paß ausgestellt werden.

Das hölzerne Naturdenkmal vorm Schloß wankt Trotz Sauerstoffkur und Tiefendüngung: Pilz schwächt alte Stieleiche schon seit 20 Jahren

HÖCHST. "Eine Idylle bietet der vor dem Schloß gelegene Platz, der alljährlich Tausende von Besuchern anlockt. Von alten Häusern umgegeben und dem historischen Rathaus im Hintergrund, zieht auf dem botanischen Spaziergang eine prachtvolle Stieleiche die Blicke auf sich. Sie ist von einer Sitzgelegenheit umgeben und spendet zur hochsommerlichen Jahreszeit reichlich Schatten." Heribert von Esebeck beschreibt in seinem botanischen Führer "Höchster Stadtgrün" ein Bild, das schon bald Geschichte sein könnte.

Das hölzerne Naturdenkmal auf dem Schloßplatz "wankt". Die mächtige Eiche kränkelt seit fast zwanzig Jahren, sagt der stellvertretende Gartenamtsleiter Walter Löw. "Die ist eines unserer besonderen Pflegekinder."

Der mittlerweile in die Jahre gekommene Patient ist von einem Pilz befallen. Immer wieder versuchten es die Stadtgärtner mit Tiefendüngung und Sauerstofftherapie, legten Rohre in den Boden, um die Wurzeln zu belüften. Doch seit der Pilz in die Saftbahnen des Baumes vorgedrungen ist, kriegt die Schloßplatzeiche nur noch schwer Luft. Ergebnis: Die Blätter rollen sich, werden gelblich, der Zuwachs bleibt aus.

Die Tage der Eiche sind nach Meinung von Walter Löw gezählt. "Eine erneuter Versuch, den Bau zu sanieren, würde das Ende nur hinauszögern." Gartenamt, Untere Naturschutzbehörde und Ortsbeirat sollen deshalb jetzt entscheiden, ob doch noch ein letzter Rettungsversuch unternommen wird. Ganz billig wird das nicht werden. Auf 10 000 bis 20 000 Mark schätzt Löw die Kosten.

Für das Überleben des Schloßplatz- Gewächses will SPD-Ortsbeirat Norbert Wildhirt kämpfen. "Es gibt Eichen, die sind 100 Jahre alt, innen hohl und stehen immer noch."

In einem Vogelschutzgebiet sei das gut möglich, entgegnet Walter Löw vom Gartenamt. Da werde der Baum dann zum Paradies für Höhlenbrüter und Spechte. "Wenn auf dem Schloßplatz aber einem Bürger ein Ast auf den Kopf knallt, haben wir den Staatsanwalt im Haus."

Wird der Eiche das Todesurteil gesprochen, soll der Schloßplatz nicht "nackt" bleiben. "Wir werden auf jeden Fall für einen Ausgleich sorgen, damit das Ensemble wiederhergestellt wird." Löw zufolge könnte dann eine Baum mit bereits 20 Zentimeter dickem Stamm eingepflanzt werden. tos

Die Drachen sind weiter im Aufwind Das Ölpapier aus Großvaters Zeiten ist den bunten Kunststoffen gewichen Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter

uf der Suche nach den Drachenbändi- gern von heute: Da ist der Gipfel des Großen Feldbergs immer ein Treff-

A punkt. Da oben herrscht rauher Wind, dazu dichter Nebel. Keine dreißig Meter Sicht. Eher tastend geht es zum Siegfriedfelsen. Und wirklich: Wie Schemen tauchen zwei junge Männer auf, Clemens und Niko, die gerade ihr dreieckiges Delta-Modell zusammengesteckt haben und nun den Start probieren. Einer hält die beiden Ringe mit den Steuerleinen. Der andere läßt zehn Meter weiter vorn den Drachen los: Wie von Furien gepeitscht zischt das Ding nach oben, dreht - ein wütender Vogel, der von der Leine will - drei Kreise und schlägt hart ins feuchte Gras. Das geht vier, fünfmal so. Dann hat sich der Drachen allmählich in seine Einzelteile aufgelöst.

"More wind!": Der gelbe Aufkleber, immer öfter an Heckscheiben von Drachen-Freaks zu sehen, klingt im Falle dieser gar nicht so seltenen Szene eher wie Hohn; hier war zuviel Wind im Spiel. Solch wilde Wirbel hält das beste Stück nicht aus. Auch, wenn die neue Generation der Drachenfreunde ansonsten nicht genug von "Rasmus" kriegen kann, dem Gott der Winde, dessen Gunst auch die Segler vor jedem Törn anflehen.

Jetzt, wenn die Stoppelfelder große Freiflächen bieten, sind sie vor allem an den Wochenenden wieder mit ihren bunten Fliegern unterwegs, die Väter und Söhne. Stundenlang genießen sie das besondere Glücksgefühl, ihre zumeist gekauften, manchmal aber auch aus Fertigteilen zusammengesteckten Lenkdrachen bis zu 100 Meter hoch in die Wolken steigen zu lassen.

Gefertigt sind sie aus Spinnackernylon oder Tyvek, versteift mit Ramin-Rundhölzern oder Kohlefaserstäben. Denn Großvaters Drachen, bestehend aus einem Quadratmeter Ölpapier, über ein Leistenkreuz mit Bindfaden geklebt, den bunten, langen Schwanz hintendran: Er ist in die schiere Bedeutungslosigkeit abgestürzt.

Moderne Drachenbändiger haben heute an Stränden und auf Nordseewellen sogar die Möglichkeit, sich von ihrem "Windspiel" an 490-Kilo-Leinen (was die Belastung meint) mit dem Dreirad- Stunt-Buggy oder gar auf einer Art Wasser-skiern gemächlich ziehen zu lassen. Auch Luftsprünge von 30 Metern mit großen "Flug"-Drachen über Sanddünen sind möglich. Und Reinhold Messmer, Extrem-Kletterer, hat bei seiner letzten Antarktis-Expedition den fußkranken Partner ebenfalls mit einem Zug-Drachen vorangebracht. Heute läßt er sich mit Windkraft auch schon mal auf Rollschuhen ziehen.

Doch hierzulande, unterhalb vom Feldberggipfel oder auf der "Schwalbacher Drachenwiese" (in leichter Hanglage mit Aufwind), geht es noch gemächlicher zu. Obgleich auch hier schon vereinzelt teure Himmelsstürmer mit vier Metern Spannweite zu sehen sind. "Dinger, die einen Hundert-Kilo-Mann leicht über den Akker ziehen", sagt dazu Helmut Neumann von "Larry's Drachenshop" in Höchst, der erst jetzt, Anfang Oktober, an den Deutschen Drachenflugmeisterschaften in Paderborn teilgenommen hat, selbst Modelle entwirft und alles anbietet, was heutzutage von leidenschaftlichen "Bastlern" verlangt wird.

Wer nämlich geschickt ist, eine Nähmaschine hat und nach Plänen Stoffe exakt zuschneiden kann, die an den Enden der Einstecktaschen nochmal verstärkt werden, die dann, mit Kunststoffstäben versehen, in die "Waage" gebracht werden, der kann leicht einen Hunderter sparen.

Einen der hübschen Kastendrachen bekommt man schon für 39 Mark. Oder den alten Viereckdrachen gar zu 24 Mark. Doch dann steigert sich's. Ein Delta-Flügler, an zwei Leinen zu halten, die man wechselweise anzieht oder nachläßt, ermöglicht schon das Figurenfliegen. Andere Lenkdrachen heißen "Skyrace" oder "Win Dart", "Phantom", "Revolution" und "Force 10", der dann schon 900 Mark kostet. Der größte Vogel, der in einem der Fachgeschäfte an der Decke hängt, ist der "End Force" für rund 2000 Mark.

Damit lassen sich Loopings oder Spiralen in den Himmel "malen", auch rasante Sturzflüge mit Abfangen knapp über der Erde gehören zum Repertoire der "Drachen-Piloten". Daß dabei manches gute Stück zu Bruch geht, trotz splitterfesten Materials, belebt das Geschäft der Fachverkäufer.

Wer es nicht so sportlich mag, der kann sich eine Windturbine kaufen, sie dreht sich gemächlich um die Längsachse. Oder den "Oktopus": Er hat, zum Preis von (Fortsetzung auf Seite 18)

Major beharrt auf Maastricht Premier will Deutschen nicht Gestaltung Europas überlassen Von unserem Korrespondenten Peter Nonnenmacher

BRIGHTON, 9. Oktober. Der britische Premierminister John Major hat feierlich seine Absicht bekräftigt, den Vertrag von Maastricht durchs Londoner Parlament zu bringen. In seiner Ansprache zum Abschluß des Konservativen Parteitags in Brighton sagte Major, viele Ängste im Blick auf Maastricht seien Teil eines "Mythos", der sich um den Vertrag ranke. Ein klarer Blick und eine kühle Kalkulation britischen Interesses rechtfertigten die Ratifizierung des Vertrags. Sich aus der Vereinbarung von Maastricht zu stehlen, würde Britannien "seiner europäischen Zukunft berauben". Es würde bedeuten, daß die Briten den Franzosen und Deutschen die künftige Gestaltung Europas überließen: "Und das wäre ein Fehler von historischem Ausmaß."

Mit dem klaren Signal Majors ist, nach mehreren Wochen der Ungewißheit, der Weg für die Ratifizierung Maastrichts in Großbritannien geebnet. Außer der Mehrheit der Tory-Parlamentarier bejahen auch die meisten Oppositions-Abgeordneten den Vertrag.

Der Premier versicherte zugleich besorgten Tories, daß seine Regierung "niemals einem zentralisierten Europa zustimmen" würde: "Ich werde niemals zulassen, daß unsere britische Identität in einem Bundesstaat Europa verloren geht." Mit einem solchen Bundesstaat freilich habe Maastricht nichts zu tun. Deutlich setzte sich Major in diesem Zusammenhang von den Maastricht-Gegnern in seiner Partei ab: "Wir können nicht die Zugbrücke hochziehen und vorgeben, in einer privaten Welt zu leben."

Insgesamt war der Parteitag von einer scharfen Spaltung in Sachen Europa und von weitgehender Ratlosigkeit in der Frage der weiteren Wirtschafts- und Währungspolitik der Regierung gekennzeichnet. In letzterer Frage war es Schatzkanzler Norman Lamont am Vortag nicht gelungen, den Parteitag davon zu überzeugen, daß seine Strategie der hohen Zinssätze und niedrigen Inflation dem Pfundverfall wehren und die britische Rezession beenden werde.

Innenpolitisch will die Regierung Major weiter einem relativ radikalen Privatisierungskurs folgen und mit Strukturreformen größere Effizienz im Gesundheits- und Schulwesen erzwingen. Geplant ist außerdem die Abschaffung des Maifeiertags in Britannien.

CDU gegen Abschaffung nationaler Streitkräfte

WIESBADEN. Als eine "Luftnummer à la Eichel" hat die hessische CDU die Forderung von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) nach Abschaffung nationaler Streitkräfte in Europa bezeichnet, die dieser in einem Interview der Frankfurter Rundschau in der Freitagausgabe geäußert hatte.

Es sei das große Verdienst Helmut Kohls, so CDU-Pressesprecher Dirk Metz, die deutsche Einheit erreicht zu haben, ohne daß die Grundpfeiler der nationalen Sicherheit - die Bundeswehr und die feste Verankerung in der NATO - angetastet worden seien.

Mit Blick darauf, daß auf dieser Basis jahrzehntelange Sicherheit und wichtige Abrüstungsschritte erreicht worden seien, während woanders Krieg geführt werde, sei es geradezu dümmlich, wenn Eichel in der FR vom "Unfug nationaler Streitkräfte schwadroniere". zg

FDP will FPÖ-Chef Haider nicht einladen

Die Frankfurter FDP wird den rechtsgerichteten FPÖ-Vorsitzenden Österreichs, Jörg Haider, nicht zu einer Diskussion laden, sagte der stellvertretende Frankfurter FDP-Vorsitzende, Hans-Jürgen Hielscher am Freitag. Gleichzeitig plädierte er für mehr "innere Gelassenheit", wenn ein "Rechtsaußen wie Haider seine Positionen zur Diskussion stellt". In den letzten Tagen hatte es heftige Kritik an der FDP gegeben, weil die Bad Homburger Freidemokraten Haider zu einer Podiumsdiskussion geladen haben. Haider ist unter anderem wegen seiner lobenden Äußerungen über den Nationalsozialismus umstritten.

Zugleich wies Hielscher Kritik an seinem eigenen Besuch in Kärnten zurück. Gemeinsam mit dem FDP-Landtagskollegen Jörg-Uwe Hahn war Hielscher im Frühjahr 1991 bei Haider in Kärnten gewesen. "Ich bin nicht hingefahren, um Haider kennenzulernen." Vielmehr habe es sich um einen Besuch der FPÖ-Landtagsfraktion in Kärnten gehandelt, um sich über "Parteiaufbau und Fraktionsmanagement" zu informieren.

Bei diesem Besuch habe er sich auch zwei Stunden mit Haider unterhalten, aber keine "politische inhaltliche Nähe" zur hessischen FDP entdecken können. "Interessante Ansätze" bescheinigte Hielscher dem umstrittenen FPÖ-Chef dagegen in der Umweltpolitik. luf

Etat-Entwurf für '93 wird Ende Oktober eingebracht

NIDDERAU. Der Etat für das Jahr 1993 ist im Nidderauer Magistrat inzwischen festgestellt worden, Ende Oktober bringt Bürgermeister Otfried Betz diesen Entwurf ins Parlament ein. Er verspricht schon jetzt, weiterhin den "Konsolidierungspfad" zu beschreiten.

Auch mit dem von den Stadtverordneten verabschiedeten Nachtragsetat 1992 befindet sich die Kommune nach Auffassung des Bürgermeisters auf diesem Weg. Obwohl sich durch ihn das Gesamtvolumen des Nidderauer Stadthaushalts um drei auf 55 Millionen Mark erhöht hat, könne die bereits zu Beginn des Jahres vorgesehene Sondertilgung auf nunmehr rund 4,3 Millionen Mark verdoppelt werden. Es wird damit ein Schuldenstand von etwas über 25 Millionen Mark erreicht.

Mehreinnahmen gab es vor allem durch Baulandverkäufe, so Betz. Mit 300 000 Mark in diesem Jahr will die Stadt den sozialen Wohnungsbau "kräftig ankurbeln". 1993 sollen diese Ausgaben noch "wesentlich erhöht" werden. Ul

Volkshochschule lehrt jetzt auch Flötentöne Nach den Herbstferien ein Schwung neuer Kurse

Obwohl das Herbstsemester der Frankfurter Volkshochschule bereits seit mehreren Wochen läuft und die Teilnehmer der meisten Kurse schon dabei sind, fremde Sprachen, die Geheimnisse des Computers oder der Seidenmalerei zu erforschen, beginnt nach den Herbstferien noch ein Schwung neuer Kurse. Frankfurter können mit der Volkshochschule Tango oder Syrtaki lernen, den Stadtteil Oberrad erkunden oder sich die Flötentöne beibringen lassen.

So werden viele der mehr als hundert Angebote des Stadtteilzentrums Süd erst im Oktober oder November beginnen. Am Samstag, 24. Oktober, startet die VHS mit ihrer Reihe "Samstags um 12 im Südbahnhof".

Gemeinsam mit der Saalbau GmbH will die Volkshochschule an diesem Termin Unterhaltendes, Kulturelles und Soziales aus dem Stadtteil präsentieren. Bereits ab 16. Oktober beschäftigt sich ein Kursus mit dem Thema "Älter werden, klüger werden".

Frauenbilder in den Medien nehmen sich die Teilnehmerinnen eines Kurses ab 19. Oktober vor. Andere Angebote untersuchen das Rollenverhalten im "heimlichen Drehbuch unserer Beziehungen" oder vermitteln Kochkenntnisse speziell an Jugendliche, Singles oder die Liebhaber der persischen Küche.

Informationen für die Kurse des VHS- Stadtteilzentrums Sachsenhausen gibt es unter der Nummer 212-3 85 97. Anmeldung am Montag, 19. Oktober, 18 bis 20 Uhr, und am Donnerstag, 22. Oktober, 15 bis 17 Uhr, in der Bezirksbücherei am Lokalbahnhof, Dreieichstraße 59.

Die Oberräder können sich am Montag, 19. Oktober, von 18 bis 20 Uhr in der Gruneliusschule, Wiener Straße 13, anmelden.

Die Flötentöne können die Frankfurter ab 21. Oktober bei der Volkshochschule lernen. Für Anfänger, Fortgeschrittene und Ensemblespieler wird die VHS eigene Kurse anbieten. Die Flöte - ob Sopran-, Alt-, Tenor- oder Baßblockflöte - gehöre schließlich zu den Orchesterinstrumenten, die auch für Laien leicht zu lernen seien, macht die Erwachsenenbildungsstätte auch den musikalisch weniger Versierten Mut.

Anmeldung: montags bis donnerstags 13 bis 18 Uhr, freitags 12 bis 14 Uhr in der VHS-Geschäftsstelle, Eschersheimer Landstraße 2. luf

Zieht der Mini den kürzeren? Maxi auf dem Vormarsch

Seit Jahren heißt es, der Saum fällt. Aber nichts da, der Mini überstand alle Anfeindungen und rutschte keck nach oben. In den Sechzigern häufig noch als Provokation empfunden, hat er sich längst im Kleiderschrank etabliert. Egal, was die Modemacher auch predigten, die Frauen mißachteten das Diktat und blieben ihrem Mini treu.

In diesem Herbst ist plötzlich alles anders. Jetzt heißt es wieder Maxi, wird von der neuen "langen, schmalen Linie" gesprochen. Die Röcke, die erst an der Wade enden, "werden mir förmlich aus der Hand gerissen", berichtet eine Verkäuferin. "Die Kundschaft ist sofort drauf angesprungen."

Erst sei sie ja unsicher gewesen, ob sich die neuen Röcke durchsetzen würden. "Ich dachte, das sei nur etwas für junge Mädchen". Doch auch ältere Frauen verlangten danach. "Vor allem große Frauen, denen keine Minis stehen, waren total dankbar." Und die "mit kräftigem Knie".

Ein Geschäft weiter. Auch da zieht der Mini den kürzeren: "Wir haben diese Woche mehr lang" verkauft. "Mir persönlich gefällt das überhaupt nicht", sagt Verkäuferin Irmfriede S. "Höchstens mit Stiefeln." So richtig gut würden die neuen Röcke nur großen, schlanken Frauen stehen. Doch auch die müssen mit Prostest rechnen. Denn: "Die Männerwelt ist damit gar nicht zufrieden. Wahrscheinlich, weil sie kein Bein mehr sehen." Ein Mitfünfziger, typisch, fühlte sich angesichts der schlichten grauen Kleidungsstücke an "Betschwestern" erinnert. Ihm zum Trost: Nicht alle Frauenbeine werden verschwinden. Kurze Faltenröcke, vor allem aber Shorts aus winterfestem Material bleiben im Angebot, gelten allerdings unter Experten als schon nicht mehr ganz zeitgemäß. Barbara Lutz von der Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode: "In Paris gab es nichts mehr in Kurz."

Geschlitzt oder geknüpft und damit vor allem auch bequem, werde sich "die neue Linie" auch hierzulande durchsetzen, prophezeite sie kürzlich.

Wir werden sehen. Frankfurt ist nicht Paris, und noch führt im Straßenbild Mini meilenweit vor Maxi. ft

TG Rüsselsheim, Volleyball-Männer Im Eiltempo zum 3:0 gegen SSC Villmar

Daran wird sich der Volleyball-Fan in dieser Saison gewöhnen müssen: Wie in der vergangenen Woche beim klaren 3:0 beim TSV Bleidenstadt benötigten die Volleyballer der TG Rüsselsheim auch am zweiten Regionalliga-Spieltag nur eine Stunde, um als Titelaspirant gegen den SSC Vellmar zu Hause klar mit 3:0 (15:8, 15:4, 15:7) zu gewinnen.

Außenseiter Vellmar war hochmotiviert, bot vor allem in der Defensive Gegenwehr und fischte so manchen harten Schlag der TG heraus. Dennoch hatte der Gast nie eine Chance auf einen Satzgewinn. Der SSC-Block kam gegen die im Durchschnitt über 1,90 Meter langen Rüsselsheimer im Angriff nur selten durch, der TG-Block stand stets sicher und sorgte des öfteren mit kompromißlosen, steil nach unten geblockten Bällen für spektakuläre Aktionen.

Die Turngemeinde hätte noch klarer und schneller gewinnen können, doch einige Netzfehler verdeutlichten Konzentrationsschwächen, und phasenweise machte sich unnötige Hektik breit.

Bei den homogen besetzten Rüsselsheimern spielten alle neun Akteure solide und stark, auch der nun doch bei Rüsselsheim gelandete mehrfache Ex-Nationalspieler Hauke Braack ragte nicht sonderlich heraus. Er wird von Trainer Michael Herold vor allem für den Außenangriff und die Annahme favorisiert.

Besonders sehenswert waren neben dem Block die harten Schnellangriffe von Dennis Werner und die gewohnt starken Rückraumschläge von Jürgen Kropp - aber auch die Gäste erhielten bei ihren Abwehrszenen Applaus von den - nur rund 50 - Zuschauern.

Am nächsten Spieltag, der erst am Wochenende des 24. / 25. Oktober über die Bühne geht, erwartet die TG Rüsselsheim dann Orplid Frankfurt. gw

MAN Roland meldet erhebliche Verluste

OFFENBACH. Die MAN Roland Druckmaschinenfabrik AG hat im Geschäftsjahr 1991/92 mit Verlust gearbeitet. Der Aufsichtsrat stellte gestern in seiner Bilanz-Sitzung für seine Werke in Offenbach und Augsburg ein Minus von 32,6 Millionen Mark fest. Aufsichtsrat und Vorstand begründen dies mit der weltweit "anhaltenden Nachfrageschwäche nach Druckereiausrüstungen". Der Export-Anteil von einst über 80 Prozent sank auf 68 Prozent.

Das Unternehmen berichtet von Auftragsrückgängen um 24 Prozent sowohl in der AG auf 1,5 Milliarden Mark als auch im Teilkonzern (dazu zählen auch noch die in- und ausländischen Tochtergesellschaften) auf 1,8 Milliarden Mark.

Für das Geschäftsjahr 1991/92 bilanziert das Unternehmen für die Offenbach/Augsburg AG noch einen Umsatz von zwei Millarden Mark (minus 173 Millionen Mark oder acht Prozent), für den Teilkonzern von 2,4 Milliarden Mark (minus sieben Prozent). In der AG waren 7500 und im Teilkonzern 10 800 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen versichert, daß "trotz des drastischen Konjunktur-Einbruches" der Ausbau- und Umbau der Offenbacher Werke wie geplant weitergeht. Es hofft nach Kurzarbeit und Personalabbau auf bessere Zeiten: "Eine Konjunkturbelebung wichtiger Weltmarktregionen wird allerdings frühestens im Verlauf 1993 erwartet." lz

Vorträge und Gedenkfeier

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wie zeigt sich Chagalls jüdischer Glaube in seinen Bildern? Antwort auf diese Frage will die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in einem Vortrag geben. Er beginnt am Montag, 2. November, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Bad Soden-Neuenhain, Herrngasse 7.

Um die Rolle Chagalls als Bibelillustrator geht es am Dienstag, 3. November, bei einem Vortrag, ebenfalls um 20 Uhr, im Haus der katholischen Bonifatiusgemeinde im Hofheimer Stadtteil Marxheim, Hermann-Löns-Straße 26.

Der Opfer der sogenannten "Reichskristallnacht" soll am Sonntag, 8. November, auf dem Jüdischen Friedhof in Flörsheim gedacht werden. Von der Flörsheimer Straße aus ist er über eine Ausfahrt in der Nähe der Reithalle zu erreichen. Die Gedenkfeier beginnt um 11.30 Uhr. bhe

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse sank der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte am Freitag während der ersten Stunde des Handels um 14,86 Punkte. Am Vortag war der Index um 23,78 auf 3176,03 Zähler geklettert.

In Tokio zeigte der Trend abwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel ist gestern um 275,73 auf 17 059,78 Punkte gefallen.

Welt würdigt Brandts Arbeit für Frieden Trauer um den verstorbenen Altbundeskanzler / Staatsakt in Berlin Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel BONN, 9. Oktober. Politiker aller Parteien im In- und Ausland haben am Freitag die Verdienste des ehemaligen Bundeskanzlers und SPD-Ehrenvorsitzenden Willy Brandt gewürdigt, der am Donnerstag abend im Alter von 78 Jahren in seinem Wohnort Unkel bei Bonn gestorben war. Sie erinnerten an Brandts Einsatz für Frieden und Freiheit, Versöhnung und Verständigung und an seine visionäre Kraft, mit der er zur deutschen Einheit beigetragen habe. Brandt, der 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, soll am 17. Oktober in Berlin mit einem Staatsakt geehrt und beigesetzt werden. Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm nannte Brandt "den bedeutendsten Vorsitzenden seit August Bebel, der die SPD zu ihren größten Erfolgen geführt" habe. Bundespräsident Richard von Weizsäcker hob Brandts Verdienste um die "Lebendigkeit der Demokratie in Deutschland" hervor. Brandts Tod war in der Nacht zum Freitag bekanntgeworden. Der frühere Kanzler litt an einer Darmgeschwulst, die nicht heilbar war. Im vergangenen Jahr war er operiert worden, in diesem Frühjahr nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt nach Hause entlassen worden. Seitdem war er öffentlich nicht mehr aufgetreten. Seine letzte Bundestagsrede hatte er im März über "Folgen der Spaltung Deutschlands und Nachwirkungen des SED-Regimes" gehalten.

Bundespräsident Richard von Weizsäkker schrieb in einem Beileidstelegramm an die Witwe Brigitte Seebacher-Brandt: "Der Freiheitswille der Berliner, die Lebendigkeit der Demokratie in Deutschland, Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und die Verantwortung des Nordens der Erde für die Überwindung der Not im Süden sind und bleiben mit seinem Namen verbunden."

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) sagte zu Beginn der Parlamentssitzung am Freitag morgen, Brandt sei "Anwalt des Friedens und der Verständigung" gewesen und habe sein Wirken als "Teil einer weltumspannenden Friedenspolitik" verstanden. Mit seiner Ostpolitik habe er "die Welt verändert".

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) betonte im Fernsehen, Brandt sei "stets deutscher Patriot, Europäer und Weltbürger zugleich" gewesen. Er habe zwei totalitäre Diktaturen auf deutschem Boden, die nationalsozialistische und die kommunistische, bekämpft.

Im Berliner Rathaus und im Rathaus Schöneberg wurden Kondolenzlisten ausgelegt. Dem Aufruf des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen zu einem Trauerzug folgten am Abend mehrere tausend Menschen. Sie zogen vom Rathaus Schöneberg zum Brandenburger Tor. Vor der SPD-Parteizentrale in Bonn nahmen rund 300 Menschen an einer Trauerfeier teil.

Der Staatsakt für Brandt findet am kommenden Samstag um 11 Uhr im Berliner Reichstag statt. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums werden bei der Gedenkstunde Bundespräsident von Weizsäcker, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Bundeskanzler Helmut Kohl, Berlins Regierender Bürgermeister Diepgen und je ein Vertreter der SPD und der Sozialistischen Internationale sprechen.

Anschließend wird Brandt mit einem militärischen Zeremoniell vor dem Reichstagsgebäude geehrt. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf erfolgen.

Berichte zum Tode Willy Brandts:

Bonn und die Todesnachricht Seite 3

Trauer in aller Welt Seite 4

Bilder aus dem Leben Seite 6

Nachruf Seite 7

Brandt und die Künstler Seite 10

Für Freiheit gekämpft Seite 17

Eine Identifikationsfigur Seite 18

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Aus der Sicht des KSV Langen waren die diesjährigen Landesmeisterschaften im Bankdrücken in Oberursel ein großer Erfolg. Der Verein schickte vier Athleten - am Ende standen ausnahmslos obere Ränge und zahlreich persönliche Bestleistungen zu Buche.

So konnte zum Beispiel Salvatore Costa in der Klasse bis 75,0 Kilogramm seinen Rekord auf 135,0 Kilogramm verbessern. Am Ende wurde er Zweiter.

In der Klasse bis 100 kg wurde Udo Köhler ebenfalls mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 170,0 kg Dritter.

Im Schwergewicht, der Klasse bis 110,0 Kilogramm, wurde Eric Hähnel vom KSV Dritter. Er bewältigte 180,0 kg und wurde lediglich vom zweifachen Weltmeister Arno Meiser (FCL Rüsselsheim, 205,0 kg) und Rüdiger Boin (KFC Erbach, 197,5 kg) geschlagen.

Auch Reinhard Füll, der Senior und Sportwart des KSV, konnte sich verbessern. In seiner Klasse stemmte er 95 kg und wurde hinter Heinz Kovara (Blau Gelb Fulda, 112,5 kg) Zweiter.(zs)

Unfall in Ranstadt

RANSTADT. Durch einen Verkehrsunfall in der Ortsmitte von Ranstadt ist am gestrigen Nachmittag ein Autofahrer schwer verletzt worden. Nach ersten Angaben der Polizei mußte der Mann mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden.

Auf dem VS-Kongreß 1970: Schriftsteller und Politik Von Willy Brandt

Geist und Macht, das angeblich strenge Gegensatzpaar, üben oft und gerne Rollentausch. Denn so mächtig der Einfluß der Politik sein mag, längst hat sie ihre Macht teilen müssen: gerade Sie als Schriftsteller sollten Ihren Einfluß nicht unterschätzen ( . . ) Es ist notwendig daran zu erinnern, daß Diktatoren immer wieder die Freiheiten der Schriftsteller einschränken. Ich scheue mich nicht, die Zustände in Griechenland beim Namen zu nennen. Ebensowenig scheue ich mich, mit Ihnen das bedrückende Schicksal einiger Ihrer Kollegen in kommunistisch regierten Ländern zu beklagen ( . . .)

Heute brauchen wir keine selbstquälerische Angst vor einigen trüb-cholerischen Geistern zu haben, die uns Vergangenheit als Gegenwart auftischen wollen. Heute brauchen wir furchtlos aktives Engagement für den Bestand und die Erneuerung einer deutschen Demokratie ( . . .) Gute Politik braucht die Literatur als sprachliches Korrektiv. Je enger der Kontakt zwischen Literatur und Politik, um so besser ist das Sprachbewußtsein. Oft vermag der Schriftsteller, gesellschaftliche Entwicklung für die Zukunft aufzuzeigen, bevor sich der Politiker aus den Verstrickungen der Gegenwart lösen kann. ( . . .) In meinen Augen ist der Schriftsteller vor allem der Interpret des Menschen. Er hat gerade auch in dieser Welt der zunehmenden Spezialisierung noch immer die einzigartige Chance, ein Bild vom realen, vom heute lebenden, vom ganzen Menschen erscheinen zu lassen ( . . .) Ich möchte Sie bitten, zu verstehen, daß wir alle Hände voll zu tun haben mit dem, was die meisten von Ihnen mittragen: das generelle und das konkrete Bemühen um einen gesicherten Frieden. Das fängt wiederum zu Hause an, beim Kampf gegen den Nationalismus.

CDU ist sprechbereit

BAD HOMBURG. Die Stadtverordnetenfraktion der CDU wird künftig jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat von 10 bis 12 Uhr im Fraktionsbüro (Stadthaus) eine Sprechstunde abhalten.

Am 21. Oktober wird die Fraktionsvorsitzende Gudrun Hofmann Fragen beantworten."Pflanzengeographische Übersicht" macht den Palmengarten zum botanischen Seminar Alles über Bäume - in drei Teilen Ausstellung zum Erwandern

Rauschgifthund "Charly" wurde im Koffer fündig

Bei Gepäckkontrollen haben Beamte der Zollfahndung auf dem Rhein- Main-Flughafen zwölf Kilogrammm Kokain sichergestellt. Der Koffer gehörte einem 31jährigen Passagier, der von Rio de Janeiro eingereist war. Wie bei Flügen aus Südamerika üblich, hatte der Zoll das Gepäck einer Stichprobe unterzogen und dabei den Rauschgift-Spürhund "Charly" eingesetzt.

In einer Presseerklärung teilt der Zoll mit, der Vierbeiner habe bei seinem Schnüffeleinsatz zunächst "verhalten gekläfft" und sich "dann auf den Koffer gestürzt". Beim Öffnen stießen die Beamten zunächst lediglich auf einige Waschestükke. Doch darunter lagen sieben Päckchen mit hochprozentigem Kokain.

Wäre das Rauschgift auf das Zehnfache gestreckt worden, dann hätten die Dealer auf dem schwarzen Markt weit mehr als eine halbe Million Mark erzielen können. habe

Das Wetter

Wetterlage Der Süden Deutschlands wird anfangs noch von einem Mittelmeertief beeinflußt. Im weiteren Verlauf gelangt an der Ostflanke eines Hochs über dem Nordatlantik Polarluft nach Mitteleuropa.Vorhersage bis Montag früh Samstag: In der Nordhälfte heiter bis wolkig und trocken. Im Süden überwiegend starke Bewölkung oder neblig- trüb, im Alpenvorland sowie in Sachsen zeitweise etwas Regen. Höchsttemperatur 8 bis 12 Grad, Tiefstwerte nachts 2 bis 6 Grad, mäßiger bis frischer Wind aus Nord bis Nordwest.

Sonntag: Im Süden anfangs neblig-trüb, sonst teils starke, teils aufgelockerte Be- wölkung, jedoch trocken. Im Tagesverlauf von Norden her bedeckt und gelegentlich Regen. Wenig Temperaturänderung.

Weitere Aussichten für Montag

Wechselnd wolkig mit Aufheiterungen, kaum Niederschlag. Etwas kühler und im Norden nachts leichter Frost. Temperaturen vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkenlos 24 Amsterdam

wolkig 12 Barcelona

wolkig 19 Bordeaux

Regen 12 Brüssel

bedeckt 13 Budapest

stark bewölkt 17 Dublin

stark bewölkt 11 Helsinki

wolkig 6 Innsbruck

leicht bewölkt 18 Istanbul

leicht bewölkt 18 Kairo

leicht bewölkt 31 Larnaka

leicht bewölkt 28 Las Palmas

wolkig 24 Lissabon

wolkig 19 London

stark bewölkt 13 Madrid

stark bewölkt 16 Malaga

stark bewölkt 16 Mallorca

stark bewölkt 20 Moskau

Regen 9 Nizza

Gewitter 17 Paris

bedeckt 14 Rom

wolkig 25 St. Petersburg

Regenschauer 9 Stockholm

leicht bewölkt 8 Tunis

leicht bewölkt 30 Varna

leicht bewölkt 19 Venedig

leicht bewölkt 18 Warschau

bedeckt 11 Wien

bedeckt 13 Zürich

bedeckt 11

Deutschland

Berlin

Sprühregen 11 Dresden

stark bewölkt 12 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 7 Feldberg/Schw.

wolkig 10 Frankfurt/M.

bedeckt 12 Freiburg

bedeckt 11 Garmisch

stark bewölkt 17 Hamburg

wolkig 14 Köln/Bonn

stark bewölkt 12 Leipzig

bedeckt 12 München

wolkig 15 Norderney

wolkig 12 Rostock

wolkig 12 Sylt

leicht bewölkt 12 Zugspitze

wolkig 1

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.40 Uhr

Sonnenuntergang 17.44 Uhr

Mondaufgang 16.48 Uhr

Monduntergang 5.19 Uhr

"Politisch war Willy schon wat Besonderet"

Vor dem Brandenburger Tor dominiert auch an diesem Freitag das übliche Touristen-Gewusel um die Bauchläden der türkischen Verkäufer russischer Militaria. Gegenüber, am Reichstag, hängt die deutsche Fahne auf Halbmast. Vier Worte reichen selbst den ausländischen Besuchern als Erklärung für die Trauer-Beflaggung. "Ach, Willy Brandt ist tot", wiederholt ein älterer Holländer betroffen die Antwort auf seine Frage.

Der Name ist allen hier bekannt wie ein Markenzeichen. Nur liegt für viele das, was sie mit ihm verbinden, in der Ablage des Gedächtnisses. "Ist alles ein bißchen lange her", sagt der Polizist, der als Posten am Brandenburger Tor den nun freien Ost-West-Verkehr kontrollieren soll. "Das mit Willy war vor meiner Zeit, na denn, schönen Tag noch." Ein 17jähriger Junge, der hier Werbezettel unters vereinte Volk streut, schürft an vagen Erinnerungen. "Ja, der war in der Politik tätig. Reichstag und so. Auch mal Bundeskanzler." "Jedenfalls", fügt er bestimmter hinzu, "ist der ganz sympathisch gewesen."

Nur die älteren Berliner, sie empfinden den Tod ihres früheren Regierenden Bürgermeisters, mit dem sie der Schmerz über den Mauerbau verband, als unmittelbaren Verlust. Wie er die Radio-Meldung heute morgen empfunden habe? "Schlimm", erwidert ein Herr und dreht sich ab, weil ihm die Tränen kommen. Im Tante-Emma-Lädchen in der Luisenstraße sagt die "erste Verkäuferin": "Für 'n Osten hat er doch einfach viel getan". Daß er ehrlich war, habe allen imponiert. "Der hat nicht nur Worte gemacht, sondern sich wirklich gekümmert." Mit dem Namen Brandt verbinden sie nicht unmittelbar den Begründer der neuen Ostpolitik oder den Grundlagenvertrag zwischen Bundesrepublik und DDR, sondern vielmehr Vertrauen in eine politische Persönlichkeit. "Ich hätte beinahe geweint heute morgen." Die Kundin packt die Waren in die Tasche. "Das hat er doch nicht verdient, gerade Krebs. Kiekt euch Honekker an. Die falschen leben immer noch."

Am Tresen der kleinen Ostberliner Bierschenke geben die Stammgäste "Willy" mit einem Umtrunk die letzte Ehre. "Politisch war er schon wat Besonderet", wirft der Wirt in die Runde. "Ein großer Mann, der zweetbeste nach Adenauer", pflichtet ein Gast bei. "Janz Berlin, auch der Osten, hat et bedauert, daß er damals als Bürgermeister wegjegangen ist." "So ein Nobelpreis kriegt man ja auch nicht umsonst", stimmt ein weiterer zu.

Ihre Rührung ist kaum hinterm Berg zu halten. Nur der Brezelverkäufer draußen auf der Straße hat sich gegen so etwas parteipolitisch gewappnet. "Ick will mich da jarnischt zu äußern, weil ick ja auch eher christdemokratisch denke." Und die beiden Kriminalbeamten, die gerade aus dem Gebäude der Staatsanwaltschaft beim Kammergericht eilen, haben schon von Berufs wegen nicht viel für Emotionen übrig. Aber auf eines wollen sie doch noch hinweisen. "Der Brandt", sagen sie, "hat dem Helmut Kohl, wenn auch spät gezeigt, daß er mit den Ostverträgen doch recht hatte." INGE GÜNTHER (Berlin)

Blende '92: "Treppauf - treppab" an der Werkshallen-Fassade brachte einen Preis

Arbeitsamt-Neuerungen tragen Früchte

Die Entbürokratisierung der Stellenvermittlung trägt bei den Arbeitsämtern der Frankfurter Region erste Früchte: Bis Ende Oktober werden Unternehmen und Verwaltungen im Rhein-Main-Gebiet über 10 000mal die drei Rufnummern der "zentralen Auftragsentgegennahme" der Arbeitsämter in der Fischerfeldstraße, in Höchst und in Bad Homburg angerufen haben.

Auch die Umstellung der Stellenvermittlung auf elektronische Datenverarbeitung zeigt Erfolge.

Der vor einem Jahr eingeführte Service, womit Arbeitgeber ihre Personalwünsche direkt an die Arbeitsämter melden können, ohne Wartefristen oder Zuständigkeiten beachten zu müssen, hat sich nach Ansicht des Arbeitsamtes als "Volltreffer" erwiesen.

Eine weitere Neuerung, die das Arbeitsamt seit einem halben Jahr bereithält, ist der Stellen-Informations-Service. Gewissermaßen im Selbstbedienungsverfahren informieren sich Woche für Woche etwa 1000 arbeitssuchende Besucher an 22 Terminals in der Fischerfeldstraße über den Stellenmarkt im Rhein- Main-Gebiet.

Inzwischen melden laut Auskunft des Arbeitsamts die Unternehmen bereits 89 Prozent ihrer freien Stellen mit Telefonnummern und einer Beschreibung des Tätigkeitsfeldes für die Computer-Bildschirme. mku

"TREPPAUF - TREPPAB" hieß das Thema im Fotowettbewerb "Blende '92", zu dem Peter Jaeger aus Wiesbaden-Sonnenberg dieses Bild aus der Arbeitswelt einsandte. Der FR-Leser kam damit auf einen der ersten 20 Plätze; sein Foto nimmt nun an der bundesweiten Endausscheidung teil. b-i

Leiche auf Bahndamm gefunden Außer dem Wäschezeichen blieb nichts zur Identifizierung

HÖCHST. Wäschezeichen mit der Aufschrift "Winter 9.1" sind der einzige Anhaltspunkt, den die Polizei hat, um einen Überfahrenen zu identifizieren. Der Unbekannte war bereits am Freitag vor einer Woche am Höchster Bahnhof von der S 2 überfahren worden. Nach Angaben des Zugfahrers dürfte es sich um einen Unglücksfall handeln. Der Tote - den die Polizei für einen Obdachlosen hält - hat vermutlich die Gleise betreten, ohne die heranfahrende S-Bahn zu bemerken. Der Zug verließ den Bahnhof in Richtung Nied. Auch über die Fingerabdrücke konnte der Tote nicht identifiziert werden, das Bundeskriminalamt hatte keinen Eintrag. Bleibt als Anhaltspunkt nur die Kleidung des Toten: eine blau-grau-karierte Stoffhose (Größe 52), eine hellblaue Windjacke (Größe 50), ein gelbgemustertes kurzärmliges Hemd und braun-schwarze Halbschuhe. Alle Kleidungsstücke sind mit der selben Aufschrift markiert. clk

Innenminister finden keine Einigung Länderressortchefs zerstritten über Vorgehen gegen Gewalt von rechts Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 9. Oktober. Die Innen- und Justizminister von Bund und Ländern haben sich bei ihrer Sondersitzung am Freitag in Bonn nicht auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Gewalt von rechts einigen können. Die unionsgeführten Länder und Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) weigerten sich, eine gemeinsame Erklärung zu verabschieden, in der keine Gesetzesverschärfungen und auch keine Änderung des Asylartikels 16 des Grundgesetzes gefordert werden.

Vor Journalisten erhoben die Teilnehmer anschließend schwere Vorwürfe gegeneinander. Friedel Läpple (SPD), saarländischer Innenminister und Vorsitzender der Konferenz, sagte, es sei bedauerlich, daß CDU und CSU "in einer so schlimmen Situation wie der jetzigen" versucht hätten, die SPD über den Tisch zu ziehen. Heidi Alm-Merk (SPD), Vorsitzende der Justizministerkonferenz aus Niedersachsen, vermutete, "die Union hat von Anfang an gezielt darauf hingewirkt, daß es zu keiner Einigung kommt". Noch während man sich um eine Übereinstimmung bemüht habe, sei der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) vor den Sitzungssaal hinausgetreten, um das Scheitern der Konferenz zu verkünden.

Alm-Merk sagte, man hätte sich auf eine gemeinsame Verurteilung der Gewalt von rechts und viele andere Punkte einigen können. Dafür wäre es lediglich nötig gewesen, die Gemeinsamkeiten zu betonen und die strittigen Punkte auszuklammern. Da CDU und CSU aber darauf beharrt hätten, ihre Forderungen nach Gesetzesverschärfungen und einer Änderung des Grundgesetzartikels 16 zum Asylrecht in die Erklärung aufzunehmen, habe dies eine Einigung verhindert. Die Justizministerin begründete die Haltung der SPD-Länder damit, daß die geltenden Strafgesetze ausreichten und die Sozialdemokraten ihre Position zum Asylartikel erst auf einem Sonderparteitag Mitte November festlegen könnten.

Stoiber widersprach der Darstellung von Alm-Merk und Läpple. Es hätte keinen Sinn gehabt, sich auf eine "formelhafte" Verurteilung der Exzesse zu beschränken. Man müsse die unterschiedlichen Positionen darstellen können, sonst würden "die Dinge unter den Teppich gekehrt". Der "Mißbrauch des Asylrechts" hätte in die Erklärung gehört. Auch hätte man sich darauf einigen müssen, daß der Verfassungsschutz nicht abgebaut, der Landfriedensbruch-Paragraph ausgeweitet und das Haftrecht verschärft werden.

Stoiber unterstellte der SPD, sie sehe wohl auch die Bedrohungslage anders als die Union, daher sei "klar, daß man sich dann auch nicht einigen kann". Bundesinnenminister Rudolf Seiters argumentierte wie Stoiber. Läpple wies den Vorwurf zurück, die SPD sehe die Bedrohungslage anders und weniger scharf als CDU und CSU. (Kommentar auf Seite 3)

FDP: Kulturausschuß soll über Festspiele beraten

DREIEICH. Der Vorschlag von Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) und Kämmerer Werner Müller (SPD), die Stadt solle die Festspiele in eigene Regie übernehmen, ist nach Ansicht der FDP "heiß gestrickt". Ingeborg Hiemisch kritisierte, die Diskussion sei am Ausschuß für Kultur "vorbeigelaufen". Auch das Amt für Sport und Kultur sei nicht gefragt worden.

Deshalb forderte die liberale Stadtverordnete, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Ausschußsitzung am Dienstag, 20. Oktober, zu setzen. Sollte das nicht möglich sein, verlange die FDP eine Sondersitzung. Auf alle Fälle sollte auch der bisherige Hauptveranstalter Mirco von Specht dabei sein, um zu klären, ob er einen Rechtsanspruch auf die Festspiele habe.

Die FDP setzt sich für eine einjährige "Denkpause" ein, um die Festspiele auf eine "sichere Grundlage" zu stellen. dac

Heute Grenzgang durch die Schwalbacher Flur

SCHWALBACH. Alles hat seine Grenzen - auch die Gemarkung der Stadt Schwalbach: Wer mehr über Grenzsteine und Flurnamen des nord-östlichen Teils wissen will, hat dazu am heutigen Samstag Gelegenheit. Treffpunkt für den Grenzgang ist um 14.30 Uhr an der Ecke Niederhöchstädter Pfad/Bahnstraße. bhe

HEUTE LESEN SIE

Großbritannien Major ringt um Maastricht Seite 2

Leitartikel Die Agonie der Tories Seite 3

Berlin Sinti erinnern an NS-Zeit Seite 5

Feuilleton Castorfs Berliner "Lear" Seite 9

Wirtschaft Tiefe Kluft in Lateinamerika Seite 11

Sport Stuttgart ausgeschieden Seite 14

Kulturspiegel Pläne des Filmmuseums Seite 22

Hessen Kontaktstelle zum All Seite 23

Aus aller Welt Mit den UN kam die Syphilis Seite 26

Börse Seite 12

Freie Aussprache Seiten 12+24

Filmspiegel Seite A 4

MAGAZIN

Herbstwanderung in Südtirol M 1

Elektro-Autos auf Rügen M 11

ZEIT UND BILD

Verbotene Inseln in der Südsee ZB 1

Feuilleton / Literatur ZB 2-ZB 4

Frau und Gesellschaft ZB 5

Moderne Zeiten ZB 6

DER ANZEIGENTEIL

Tiermarkt A 1

Automarkt A 5-A 15

Wohnungen / Immobilien A 16-A 42

Gewerbe-Räume A 43+A 47

Stellenanzeigen A 48-A 104

Geschäftsverbindungen A 47

Geschäfte A 47

Reise und Erholung M 1-M 5

Heirat / Bekanntschaften M 6+M 7

Verkäufe A 2+A 3

Kaufgesuche A 3

Veranstaltungen A 4

Verschiedenes A 4

Unterricht A 104

TSC 71 Egelsbach, Tanzen Zum Abschluß wurde der Traum Wirklichkeit

Als Neulinge gestartet, hat die TSC 71 Egelsbach die Oberliga als Spitzenformation beendet. Trainerin Tanja, "Tatti", Trackl jedenfalls ist "happy" über den Erfolg ihrer Formation in der Oberliga Süd im Jazz & Modern-Dance.

"Ich wußte, daß die Mädels etliches drauf haben, daß sie sich aber so gut schlagen würden habe ich nicht erwartet. Das Ergebnis entspricht unserem Musikthema Der ,Traum und die Wirklichkeit'", meinte Tatti glücklich.

Beim Turnier in Klein-Gerau belegte die TSC-Formation den zweiten Platz hinter den Damen aus Mörfelden. Beim Abschlußturnier in Hofgeismar dominierten die beiden Teams aus Egelsbach und Mörfelden die Konkurrenz, diesmal aber mit umgekehrten Vorzeichen: 1-1-1-1-2 siegten die jungen Egelsbacherinnen vor den Mädchen aus Mörfelden.

"Man darf bei der Sache nicht außer acht lassen, daß unsere ,Poison-Mädels' die absolut jüngsten Teilnehmerinnen waren", äußerte sich der mitgereiste Vorsitzende Rudi Moritz.

Bei den Turnieren tanzten: Anna Mravik, Jasmin Zink, Sabrina Nehring, Nadine Strauß, Sina Kehm, Martina Werny, Fekadu Bokrezion, Marlena Kvesic, Berna Bargu, Yvonne Perner, Constanze Hertel, Marie Brylla, Claudia Kaden und Andrea Burant. map

"Pflanzengeographische Übersicht" macht den Palmengarten zum botanischen Seminar Alles über Bäume aus Amerika

Ausstellung zum Erwandern

Der Palmengarten, dessen stolze Chrysanthemen-Ausstellung bis zum 1. November und dessen im Freiland blühende Eriken bis 15. November zu sehen sind, wurde zum botanischen Seminar, in dem Natur- und vor allem Baumfreunde alles über "seine" Parkbäume aus Nordamerika erfahren können.

Professor K. U. Leistikow vom Botanischen Institut der Universität zeichnet für die didaktische Lehrschau als "pflanzengeographische Übersicht" gestaltet, verantwortlich; die Gehölze werden teils in natura gezeigt wie Hamamelis, Zaubernuß, Sumpfzypressen, zu denen die Mammutbäume gehören, die Lebensbäume und der Sassafraß, ein Lorbeergewächs.

Die Ausstellung soll im Jubiläumsjahr der "Entdeckung Amerikas" die pflanzenverwandtschaftlichen Beziehungen zwischen der Alten Welt und dem nordamerikanischen Subkontinent aufzeigen. In reizvollem Gegensatz steht dazu die Ausstellung in der Galerie West, die der Pflanzenwelt Chiles und deren subtropischer Fremde gewidmet ist.

Was der in drei Teile gegliederten Ausstellung, die man nicht nur erlesen, auch erwandern muß, mit Sicherheit gelingt, ist Interesse und Achtung vor den heimatlichen wie vor den Bäumen aus der Fremde zu wecken. Die Begriffe Bäume, Park und Nordamerika werden definiert und wissenschaftlich untermauert. Die "Riesen" und "Uralten" des Pflanzenreiches, in kostbaren Zeichnungen vorgestellt, die Geschichte von Thuja occidentalis, dem Lebensbaum, der Robinie, dem Baum aus Amerika schlechthin, wird ausführlich erörtert.

Im Begleitheft erfährt man die abenteuerliche Geschichte vom "Douglas der Wälder", Gärtner von Beruf, der die Ausbeute seiner Reisen in kanadischen und kalifornischen Wäldern, Tannen, Ahorn, Kiefern und die Douglasie in seiner Heimat England einführte.

Der dritte Teil der Ausstellung beweist, daß die amerikanischen Fremdlinge so fremd ja gar nicht sind. Schon vor der Eiszeit gab es am unteren Main die Weymmouth's Kiefer, den Tulpenbaum, die Butternuß, amerikanische Buche und den Rotahorn.

Der schönste Teil der Ausstellung ist im Palmengarten selbst zu finden. An die 100 Bäume, Gäste aus Nordamerika, sind über den Garten verstreut. Sie tragen eine gut sichtbare, rote Visitenkarte die von Nam' und Art kündet, und es ist reizvoll, im Frankfurter Herbst auf Baumentdeckungsfahrt zu gehen. Sagt es doch der Professor Leistikow ganz deutlich: "Bäume und Menschen sind miteinander verwachsen. Die Bäume werden hoffentlich noch ohne uns, wir aber wahrscheinlich nicht mehr ohne sie überleben." E-S

Als Freizeitstadt kriegt Frankfurt schlechte Noten

Ins Rhein-Main-Gebiet, insbesondere aber in die Mainmetropole Frankfurt, zieht man nur, wenn man muß, sprich: um zu arbeiten. Diesen Schluß läßt zumindest eine Untersuchung zu, die das Geographische Institut der Universität Mannheim im Auftrag des Amtes für Touristik in Stuttgart machte. Fragebögen zum Image der 15 größten deutschen Städte wurden bundesweit an 5000 Haushalte in 37 Städten geschickt. 35,6 Prozent der Fragebögen, also 1747 Stück, wurden ausgefüllt zurückgeschickt.

Danach liegt Frankfurt, wenn es um seine Beliebtheit als Freizeitstadt oder "Stadt zum Wohnen" geht, auf den Plätzen zehn oder elf hinter München, Berlin, Hamburg, Nürnberg, Stuttgart, Köln, Dresden, Düsseldorf und Bremen beziehungsweise Hannover. Viel besser schneidet die Stadt am Main jedoch ab, wenn es um die Arbeit geht. Bundesweit wurden in Sachen Job nur München, Berlin, Hamburg und Stuttgart besser eingestuft.

Das Image der Mainmetropole an sich ist bundesweit folgerichtig auch nicht das beste: Bei der Benotung der 15 Städte liegt Frankfurt, so die Untersuchung, ebenfalls auf Platz zehn, hinter München, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Nürnberg, Köln, Düsseldorf, Bremen, Hannover. fra

Vortragsreihe zum Thema Antisemitismus

Angesichts der jüngsten Brandanschläge auf jüdische Gedenkstätten macht die Evangelische Kirche in Frankfurt den Antisemitismus zum zentralen Thema ihrer Mittwochsgottesdienste im ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz.

Am 21. Oktober führt Pfarrer Dieter Trauwein die Fragestellung: "Wie überwinden wir alten und neuen Antisemitismus?" ein. Am 28. Oktober setzt Erich Rohan die Reihe mit einem Vortrag über Antijudaismus in der Kirchengeschichte fort; es folgt am 4. November der Frankfurter Universitätstheologe Christoph Raisig über Antijudaismus in der heutigen Kirche. "Antijudaismus im Neuen Testament?" heißt die Frage, der Professor Dieter Georgi am 11. November nachgeht. Die Reihe schließt am 18. November mit einem Vortrag von Wolfgang Wirth über den "Zionismus aus Sicht der arabischen Kirchen".

Alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr. mku

Empfang für Mitglieder des Atlantik Clubs

Der Atlantik Club, eine gemeinnützige Vereinigung innerhalb der Atlantik- Brücke e. V., veranstaltet das zweite diesjährige Jahrestreffen bis zum 11. Oktober in Frankfurt.

Die Stadt gibt aus diesem Anlaß am heutigen Samstag den Teilnehmern einen Empfang im Römer.

Mitglieder des Atlantik Club sind vor allem frühere Teilnehmer an den deutsch-amerikanischen "Young Leaders" - Konferenzen der Atlantik-Brücke, die aktives Interesse an der konstruktiven Weiterentwicklung der partnerschaftlichen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten haben. pia

Anstiftung

Wenn an diesem Wochenende wieder Sprengkörper auf Flüchtlingsheime fliegen, wenn Ausländer geschlagen und angezündet und jüdische Gräber geschändet werden, dann können die Betroffenen mehr noch als sonst anklagend auf Bonn zeigen. Was CDU und CSU sich bei der Innenministerkonferenz am Freitag geleistet haben, ist nicht mehr nur Beihilfe zu diesen Schandtaten gegen die Menschlichkeit. Es ist Anstiftung.

Die Innenminister der Union haben eine gemeinsame Verurteilung der rechtsextremistischen Gewalttätigkeiten gezielt verhindert. Sie wußten, daß ihre Kollegen von der SPD sich - aus guten Gründen überdies - weigern würden, in einer gemeinsamen Erklärung schärfere Strafgesetze oder die Einschränkung des Asylartikels 16 zu fordern. Obwohl das sonst durchaus üblich ist, haben CDU und CSU darauf verzichtet, Gemeinsamkeiten zu betonen und Unterschiede auszuklammern. Es war ihnen wichtiger, ihre Kollegen von der SPD als handlungsunfähig vorzuführen, als ein Zeichen gegen den wachsenden militanten Rassisimus und Antisemitismus zu setzen.

Die Gewalttäter und ihre vielen Sympathisanten wird das bestärken: In dem Glauben, daß man gar nicht wirklich gegen sie vorgehen will. In der Überzeugung, daß sie schon irgenwie recht haben. In der Gewißheit, daß die Politik unfähig ist und das Gesetz des Handelns künftig auf der Straße geschrieben werden sollte.

ff (Bonn)

Viel Leerlauf um ein Auto vor Gericht Porschefahrer unzufrieden

"Warum sitzen wir überhaupt hier und verhandeln das?" Der Schöffe, als Laienrichter schließlich der gerichtliche Vertreter des gesunden Menschenverstandes, traf mit seiner unschuldigen Frage den Nagel auf den Kopf. "Beschäftigungstherapie für das Gericht", lautete die desillusionierende Antwort von Schöffenrichter Dietrich Scheimann.

Und das alles nur, weil ein Mann mit seinem Porsche nicht zufrieden war, ihn aufmotzen ließ, damit auch nicht zufrieden war und dann den Tuning-Experten des Betruges anklagte. "Die BMW fahren mir schon davon, das ist doch peinlich", mit diesen Worten, so der angeklagte Porschespezialist, habe der Kunde bei ihm nach "mehr Power" unter der Haube verlangt. Ist ja auch wahr, "nur" 180 PS unter der Motorhaube . . .

Mit einer Hubraumerweiterung und - weil's einfach hübscher ist - mit hochglanzpolierten Saugrohren konnte dem Manne geholfen werden. Dies verschaffte ihm eine satte Potenzsteigerung um 30 PS.

Angesichts dieser frischen 210 Pferdestärken, sei nun das unauffällige Äußere seines Wagens jedoch keineswegs mehr angemessen, sprach der Kunde und verlangte eine neue Lakkierung "im Turbo-Look" sowie breitere Kotflügel, hinten sogar mit Lüftungsschlitzen, wie für einen echten Rennwagen. "Nutzlos zwar für einen Straßenwagen, aber gut anzuschauen", so der Kommentar des Angeklagten.

Als sich beim aufgemotzten Porsche für 33 500 Mark jedoch Kaltstartschwierigkeiten einstellten, war es mit den jovialen Tönen vorbei. Statt den "kleinen Mangel" vom Angeklagten beheben zu lassen, habe sich der Kunde, um Geld zu sparen, hinter seinem Rücken an eine Autowerkstatt gewandt, die zwar, so das Urteil des Angeklagten, "ganz gute Autoschrauber sind, von Tuning aber keine Ahnung haben". Hier sei dann der aufgeputschte Motor viel "zu mager eingestellt worden", was schließlich zur Überhitzung und zum Bruch der Kolbenringe geführt habe.

Dies legte der Kunde nun aber dem Maschinenbauer "wegen unsachgemäßen Umbaus" zur Last. Die Anklage wegen Betruges: Er habe sich als Porschespezialist ausgegeben, obwohl er dazu nicht in der Lage sei, und sich dadurch bereichert.

Nach Beweislage und der Aussage des Angeklagten sah das Gericht dies jedoch anders und sprach den Angeklagten frei. Die versprochenen Leistungen seien vom Angeklagten erbracht, dann jedoch vom Zeugen selbst hintertrieben worden. Den Schaden von zusätzlich gut 20 000 Mark habe er sich selbst zuzuschreiben, nach dem Motto, so Richter Scheimann, "viele Köche verderben den Brei". sol

Beim Sportball werden auch die Stillen geehrt

SCHWALBACH. Der Sportball 1992 geht am Samstag, 7. November, über die Bühne. Nicht nur die erfolgreichsten Sportler und Sportlerinnen des Jahres sollen dabei geehrt werden, sondern auch die "Stillen des Sports, die hinter den Kulissen wirken": Trainer, Helfer aund alle anderen, deren Namen nie in den Schlagzeilen auftauchen.

Karten für das "sportliche Ereignis des Jahres" gibt es für zwölf Mark an der Rathauspforte, bei der Buchhandlung Riege im Limes-Ladenzentrum und bei der Buchhandlung Münzenberg am Historischen Rathaus. An der Abendkasse kosten sie 15 Mark. bhe

"Parteiunabhängige" Hilfe für Petra Roth

"Zur Unterstützung der Spitzenkandidatin der CDU für das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters, Petra Roth, hat sich eine parteiunabhängige Bürgerinitiative gegründet". Es haben sich Menschen zusammengefunden, "die in der Stadt leben oder arbeiten und die den aktuellen Stillstand der rot-grünen Magistratsmehrheit beenden wollen".

Die Bürgerinnen und Bürger sollen zum Mitmachen eingeladen werden. Die über die kommunalpolitische Entwicklung tiefbesorgten Initiatoren wollen mit Anzeigen und "Zielgruppenveranstaltungen" der CDU-Kandidatin "den Weg in den Römer ebnen". Auf dem Briefbogen ist eine Kontonummer angegeben.

Verantwortlich für die uneigenützige, völlig parteiunabhängige Aktion ist Volker Hoff, einst Landesvorsitzender der Junge Union, unterdessen CDU-Abgeordneter im hessischen Landtag . . . cg

Wegen ,asiatischem Gesicht' mit dem Messer verletzt

WIESBADEN. Sein "asiatisches Gesicht" sei offensichtlich der Grund gewesen, warum er völlig grundlos von zwei etwa 17- bis 19jährigen Jugendlichen mit Tritten und einem Messer angegriffen worden sei.

Dies gab ein 17jähriger Schüler gegenüber der Polizei an. Als "Scheiß Ausländer" hätten die beiden Täter ihn zunächst beschimpft. Er sei ihnen begegnet, als er am Montag um die Mittagszeit auf dem Fußweg zwischen Rathaus und Bauzaun unterwegs gewesen sei. Dann habe einer der beiden ihm von hinten einen Tritt gegen das Bein versetzt, der andere habe ihn ein Messer in den linken Arm gestochen. Daraufhin seien die Angreifer geflüchtet: Einer zu Fuß in Richtung Karl- Glässing-Straße, der andere sei auf einem Mountainbike in Richtung Schloßplatz davongefahren.

Der Schüler mußte ärztlich behandelt werden. Obwohl die Polizei sofort die Fahndung nach den Tätern einleitete, konnte sie die beiden noch nicht fassen.

bhe

"Menue & Logis"-Messe wird heute eröffnet

"Menue & Logis", die Internationale Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie, verbunden mit der Olympiade der Köche, die bis zum 15. Oktober ihre Sieger ermittelt, eröffnet am heutigen Samstag, 10.Oktober, 17 Uhr, mit dem "Einmarsch der Nationen".

Ab Sonntag ist sie dann in den Hallen 8 und 9 ein einziges großes Schaufenster für Einkäufer aus aller Welt. Vertreten sind die großen Getränkeproduzenten und Lebensmittelhersteller ebenso wie die einschlägige Industrie für Küche und Keller. Hotelreinrichtungen gehören genauso dazu wie Sonderschauen, Workshops und Kongresse.

Erneut wurde bei einem ersten Rundgang am Freitag betont, daß man zwar in erster Linie Fachpublikum haben will, aber niemandem den Zutritt verwehrt, der sich für eine Tageskarte zum Preis von 34 Mark umsehen will.

Das dürfte vor allem nächste Woche interessant werden, wenn die Kochteams aus aller Herren Ländern ihre Plattenschauen zeigen: 2000 Quadratmeter "gedeckter Tisch" täglich - der aber aus hygienischen Gründen weder verkauft noch verschenkt werden darf, sondern im Abfall landet. -vau

"Dat er'n Juter war, det is sicher"

Die meisten tragen Trauerflor, viele auch leuchtende Buttons am Revers mit der Aufschrift: "Danke, Willy." Es ist ein verhältnismäßig kleiner Trauermarsch, der sich - geprägt von einem seltsam schleppenden Schritt der Teilnehmer - in der regennassen Nacht dem hellerleuchteten Brandenburger Tor nähert.

Der Trauermarsch hat Verspätung. Das liegt daran, daß sich die Berliner und Berlinerinnen am späten Nachmittag nur zögernd dem Ausgangspunkt der Demonstration genähert haben: dem John-F.-Kennedy-Platz vor dem Schöneberger Rathaus, jenem politisch so bedeutungsschweren Platz, auf dem Willy Brandt nach dem 13. August 1961 gegen die Mauer angeredet, auf dem er mit dem US-Präsidenten zwei Jahre später den Freiheitswillen der Berliner beschworen hat. Nicht wenige haben während der Wartezeit bis zum Beginn des Trauermarsches verstohlen hinaufgeblickt zum linken Eckzimmer des Rathauses, das ohne Licht ist an diesem Abend und von dem aus Brandt als Regierender Bürgermeister neun Jahre lang das Schicksal der Stadt mitgeprägt hat, manche mit Tränen in den Augen, die sie nicht wegwischen.

Es sind vor allem die Älteren, die hinter den früheren Regierenden Bürgermeisters Hans-Jochen Vogel und Walter Momper sowie dem derzeitigen Amtsinhaber Eberhard Diepgen den Zug zum Brandenburger Tor mitmachen. Eine nicht gerade überwältigende Anzahl von Teilnehmern angesichts einer Sozialdemokratie, die allein im Westteil der Stadt noch immer 25 000 Mitglieder hat. Es scheint, als hätten sich die Reste des alten Proletariats noch einmal zusammengefunden. Zögernd den kleinen schwarzen Tisch mit der Kondolenzliste umkreisend, der im Foyer des Rathauses aufgestellt ist, haben sie in der Wartezeit bis zum Beginn des Marsches ihre Namen eingetragen, viele mit Adressen aus den alten Arbeitervierteln Wedding und Neukölln.

Mit ihren Grauköpfen prägen sie nun den Zug auf seinem Weg über den Potsdamer Platz: "Den habe ich schon gekannt, als er 30 war", hört man, "der war für uns immer noch da, als er schon längst in Bonn war", oder: "Seinem Sohn Peter habe ich damals meine Wohnung gegeben." Überraschend sieht man aber auch Jugendliche, dem Augen- und "Ohrenschein" nach nicht unbedingt gelernte Jungsozialisten, sondern heranwachsende Jung-Berliner, die offen bekunden: "Wat der genau gemacht hat, weeß' ick' nich.' Aba dat er'n Juter war, det is' sicher."

Ein paar tausend - in der Dunkelzeit schwer zu schätzen - sind es schließlich wohl doch, die sich der provisorischen Rednertribüne in Berlins Mitte nähern. Es ist, so scheint es, ein Trauerzug in die Vergangenheit, mit nostalgisch dichter Ausstrahlung. Die Nach- Brandt-Ära hat auch in Berlin längst begonnen, spätestens mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989. Eine Frau, die dort, wo diese Mauer bis vor drei Jahren die Stadt teilte, auf den Trauerzug wartet, meint nachdenklich: "Es muß uns eigentlich alle freuen, daß er das noch erlebt hat."

OTTO-JÖRG WEIS (Berlin

Pfannkuch und Brauchle neu im Team Kickers für "Lilien" eine Nummer zu groß

Offenbach - SV Darmstadt 2:0 (1:0)

Zweitligist Darmstadt 98 schien in dem Testspiel bei Oberligaspitzenreiter Offenbach nicht mehr als eine Art Bewegungstherapie zu sehen. Dagegen nutzte der OFC die Gelegenheit, eindrucksvoll die derzeitige Verfassung zu offenbaren.

Dabei hatte Darmstadts Trainer Mandziara zwei Kicker zur eingehenden Prüfung geladen: Libero Pfannkuch, zuletzt für den französischen Zweitligisten Olympique Lyon am Ball, und den US- Amerikaner Brauchle, der von den Tampa Bay Rowdies zum Vorspielen kam. Doch die beiden konnten ihre Künste selten demonstrieren, ließen ihre Kollegen das nötige Engagement vermissen und setzte doch der Oberligist eindeutig Akzente. Seine läuferische und technische Überlegenheit schlug sich aber nur in Zekmanovs Treffer nieder.

Nach der Pause setzte der überragende Figas den Glanzpunkt, als er aus 25 Metern in den Winkel traf. Während der Gast durch Fouls auffiel und jeglichen Spielaufbau vermissen ließ, mußte der OFC erkennen, daß diese "Lilien" kein Maßstab sein konnten. fro

Tore:1:0 Zecklmanov (24.), 2:0 Figas (52.)

Zuschauer: 800.

Torleute erkannten nicht alles Deutliche Sichtprobleme im neuen Flutlicht

Aschaffenburg - Walldorf 3:2 (1:1)

Im ersten Flutlichtspiel auf dem Sportgelände Damm leuchtete die Viktoria den Rotweißen nach überlegend geführtem Spiel mit 3:2 heim. Nach einem kapitalen Fehlpaß von Libero Borkenhagen erzielte Richter die frühe Führung der Rotweißen, die sich daraufhin sofort in ihre eigene Hälfte zurückzogen. Der Dauerbeschuß von Parizon, Klosska und Borkenhagen brachte Torwart Gemeri nicht in Verlegenheit, dafür zeigte er bei Borkenhagens Freistoß aus fast 30 Metern keine Reaktion. Nicht nur der Gästekeaper hatte Probleme mit dem funzligen Flutlicht, sondern auch sein Gegenüber Weiß, der bei Meszaros Schuß aus 20 Metern ebenfalls nicht reagierte. Das 1:2 leitete eine starke Gästephase ein. Der in der Offensive gut aufgelegte Borkenhagen sowie Kilian drehten jeweils mit Kopfballtoren in der Endphase den Spieß noch herum. hdp

Aschaffenburg: Weiß, Borkenhagen, Kaschta, Dalkilic, Zürlein, Gesslein (80. Staab), Rickert, Zahn, Kilian, Parizon, Kloss.

Walldorf: Gemeri, Zwilling, Plagentz, Zimmer, Drageser, Richter, Ferreiro, Mihalic, Meixner (96. Heindl), Suele (34. Hormel).

Schiedsrichter: Griebel (Rumpenheim).

Zuschauer: 450.

Tore: 0:1 Richter (6.), 1:1 Borkenhagen (23.), 1:2 Meszarov(52.), 2:2 Borkenhagen (81.), 3:2 Kilian (90.).

SVW weiter auf dem Weg nach oben Richardson und Mudeyi wirbelten im Angriff

Wiesbaden - Bad Homburg 3:1 (0:1)

Der Tabellenplatz der Kontrahenten hatte keine Aussagekraft. Beide Vereine suchten und fanden den offenen Schlagabtausch. Wiesbaden wirbelte mit Richardson und Mudeyi im Angriff, der überraschend selbstbewußte Gast besaß seine Stärken im zielstrebig vorgetragenen Konterspiel.

Nur in puncto Torausbeute war der SV trotz des ausgezeichneten Gästetorhüters Mühlbach erfolgreicher. Richardson sorgte per Volleyschuß für den Ausgleich, Weidner köpfte nach FLanke von Mudeyi zum Führungstreffer ein. Erst ein Distanzschuß des ausgezeichneten Richardson brachte die endgültige Entscheidung.

Der Gast war zwar durch einen Abstauber von Liebe, nachdem SV-Torsteher Ingendae einen Schuß von Guht hatte nicht festhalten können, in Führung gegangen, versäumte es in der Folgezeit aber, aus seinen zahlreichen Chancen weiteres Kapital zu schlagen. dan

Wiesbaden: Ingendae; D. Scherrer, Wolfgang, Bohr, Klinkhammer, Dembowski, Weimer, Kirn (68. Garcia), Richardson, Weidner, Mudeyi.

Bad Homburg: Mühlbach; Pasqualotto, Ossenbrink, Kall, Liebe, Stoll, Gorges, Röder, Sassenroth, Dzihic (68. Haub), Guth.

Tore: 0:1 Liebe (10.), 1:1 Richardson (72.), 2:1 Weidner (77.), 3:1 Richardson (83.).

Schiedsrichter: Jahn (Mühltal).

Zuschauer: 250.

Eishockey-Oberliga "Löwen" konnten ihre Fans nicht überzeugen

Frankfurt - Herford 5:3 (1:1, 2:1, 2:1) Ein grundlegende Umbesetzung der einzelnen Blöcke sollte den Frankfurter "Löwen" zu größerer spielerischer Harmonie verhelfen. Doch der Plan von Teamchef Toni Forster ging zunächst nicht auf. Zwar gewann der Favorit der Eishockey-Oberliga Nord am Freitagabend auch sein fünftes Spiel, aber er konnte beim 5:3 (1:1, 2:1, 2:1) gegen die Herforder EG kaum einen der 7000 Besucher in der wiederum fast ausverkauften Halle am Bornheimer Hang überzeugen. Warum sich Forster ausgerechnet nach einem 9:0-Sieg in Bremerhaven zu der personellen Radikalkur veranlaßt sah, hatte er vor dem Spiel so begründet: "Wir mußten uns unsere Siege bisher noch zu sehr erkämpfen."

Das mußten die Frankfurter allerdings erst recht gegen Herford, denn spielerisch lief in dieser müden Partie gegen einen wenig überzeugenden Tabellenzehnten so gut wie nichts beim Spitzenreiter. Bezeichnend, daß das erste Stürmertor der Löwen durch Nicholas bis zur 25. Minute auf sich warten ließ und auch danach meist wenig los war vor dem Gästetor. Die weiteren Treffer zum letztlich doch ungefährdeten Erfolg erzielten Thom, Thornbury, Wolf und Zimlich, was bei vielen Zuschauern Mißfallenskundgebungen nicht unterdrücken konnte. Sim

Zweite Eishockey-Bundesliga Bad Nauheimer holten den ersten Punkt

zu seinem ersten Punktgewinn im siebten Meisterschaftsspiel kam Eishockeyzweitligist EC Bad Nauheim mit dem 2:2 (0:0, 1:1, 1:1) gegen den Erstligaabsteiger ES Weißwasser. Vor 1000 Zuschauern bot sich ein Duell zwischen "Not und Elend", in technischer Hinsicht hatte die Partie teilweise nicht einmal Oberligaformat. Unzählige Stockfehler auf beiden Seiten wurden nur durch unbändigen kämpferischen Einsatz kompensiert, und hier verdiente sich der EC eine Bestnote.

Die Nauheimer jubelten über den Punktgewinn wie über den ersten Sieg, mußten die "Roten Teufel" doch mit Emminger (Nasenbeinbruch), Torwart Greb, dem grippekranken Paschek und dem nach nur 53 Sekunden nach einem unglücklichen Schuß ins Gesicht mit einem Nasenbeinbruch ausscheidenden Verteidiger Lindenzweig gleich auf vier wichtige Stammspieler verzichten. Grebs Vertreter im Tor, Frank Riede, verhinderte mit einigen guten Reflexen den Sieg der Lausitzer. Der Wunsch von EC-Trainer Sindelar, endlich einmal im siebten Spiel erstmals in Führung zu gehen, ging allerdings nicht in Erfüllung. Immerhin langte der 2:2-Ausgleichstreffer seines Sohnes Roman Sindelar zum ersten Punktgewinn, das 1:1 hatte Poddubny im Mitteldrittel erzielt. jo

MAIN-KINZIG-KREIS VIII

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